Kindererziehung und Totalitär

Auch andernorts, dass ist unbestritten, gibt es nicht nur die "heile Welt". Warum sollte es also bei Jehovas Zeugen anders sein, mag man rückfragen. Abgesehen davon, dass letztere gerne den Eindruck zu erwecken versuchen, als hätten sie in Erziehungsfragen das "Patentrezept" für eine "heile Welt", muss man meines Erachtens die Frage noch etwas anders stellen.

Was ist, wenn Problemfälle zu den Zeugen Jehovas konvertieren? Verringern sich die Probleme dann, oder potenzieren sie sich noch gar?

Ein etwas makabres Veranschaulichungsbeispiel liefert auch der Fall des 1972 geborenenen Vjekoslav Marinic, der am 23. 5. 2000 auch in einer Biolek Talkshow im ARD Fernsehen auftrat. Kurze Zeit danach beging er Selbstmord. Dazu wäre es höchstwahrscheinlich auch gekommen, wäre er nicht Fernsehgast geworden. Seine Bereitschaft dort aufzutreten muss auch als Ausdruck seiner Verzweiflung gewertet werden.

Überdies, Kriitiker bescheinigen Fernsehsendungen generell, dass sie nur an der Oberfläche herumkratzen. Zu den Tiefen einer Problematik stoßen sie nur in den allerseltensten Fällen vor. Schlagzeilen sind in Fernsehsendungen gefragt. Schlagzeilen wurden auch nur in dieser Sendung geliefert.

Wer diese Sendung gesehen hat, der weiss, dass Marinic da doch eher den Eindruck erweckte, als hätte er seine Probleme nun halbwegs im Griff und die anderen Talkgäste bestätigten ihn denn auch in dieser frommen Selbstillusion. Das er seine Probleme eben nicht im Griff hatte, wurde dann ja durch sein späteres Handeln noch bestätigt.

Marinic hat nicht nur diesen Fernseh-Hilfeschrei hinterlaßen. Er hinterließ, sozusagen als sein Vermächtnis auch andernorts, in gedruckter Form, seine Anklage.

Im Internet beispielsweise nachlesbar unter:

http://www.sektenausstieg.net/sekten/leben/21-vjekoslav-marinic-beging-selbstmord.html

In gedruckter Form auch in der Zeitschrift "Brücke zum Menschen" Nr. 143 (2000).

Folgt man seinem Bericht, war er kein Wunschkind. Seine leiblichen Eltern ließen ihn, vorerst bevor sie von Jugoslawien nach Deutschland übersiedelten, bei seiner Oma, wo er dann aufwuchs. Kurz vor 1975 lernten seine leiblichen Eltern in Deutschland den Glauben der Zeugen Jehovas kennen. Ihr Ansprechpartner auf seiten der Zeugen Jehovas war sogar ein Sonderpionier-Ehepaar (also schon die etwas "gehobenere" Gattung letzterer). Und auch bemerkenswert. Nur drei Monate dauerte ihre Konvertierung zu den Zeugen, dokumentiert durch die Taufe. Andere benötigen da in der Regel mindestens eine in Jahre zu bemeßende Frist. Drei Monate nur, dass ist wirklich extrem kurz.

Nun trat das Verhängnis dergestalt ein, dass sie Gewissensbisse bekamen, ihr leibliches Kind in Jugoslawien zurückgelassen zu haben. Das könnte man ja positiv werten, sollte man meinen. Wenn da nicht das berühmte Wörtchen aber .... wäre.

Marinic lernte dann auch noch dieses Sonderpionier-Ehepaar selbst kennen. Rückblickend bedenkt er diese ZJ-Werber mit der Einschätzung:

"Das Ehepaar, das mit meinen Eltern die Wachtturmschriften studierte, Zdenka und Dario S..., waren Sonderpioniere, wie Sondervollzeitverkündiger genannt wurden. In ihrem Fanatismus erwarteten sie Harmagedon, das Jüngste Gericht, tatsächlich im Jahre 1975. Später bekamen sie Kinder, die sie als Hindernis für ihren Gottesdienst betrachteten. Einen der Söhne, Daniel, behandelte die Mutter besonders schlecht und nannte ihn, seiner Lebendigkeit und Quirligkeit wegen, „Teufel". Daniel, in der erfahrenen Ablehnung seiner Person, ist heute ein Krimineller und war schon wiederholt im Gefängnis u.a. wegen Banküberfalls. Die Ehe von Dario und Zdenka scheiterte. So viel zum Thema Wirksamkeit der Wachtturmlehre."

Auch er selbst beklagt für sich, dass er die faktische Erziehung zum Außenseitertum, auch in seinem Fall als besonders problemverstärkend wertete. Probleme hatte er ohnehin schon.

a) die noch nicht beherrschte deutsche Sprache (anfangs).

b) Dann eben der Kulturwechsel von Jugoslawien nach Deutschland, zu Eltern, die keine echte Elternliebe zeigten.

c) Jene Eltern nun aber von den Zeugen indoktriniert wurden. Ob diese Indoktrination wirklich positiv war, mag man mehr bezweifeln als bejahen.

Die soziale Situation der Familie beschreibt Marinic dahingehend, dass der Vater beruflich als Kellner arbeitete, die Mutter aber Hausfrau blieb.Und jetzt nämlich potenzieren sich die Probleme. Sie, die da in einem Schnellkurs von nur drei Monaten zu den ZJ konvertierten, setzen voraus, dass ihre Kinder bitte schön den gleichen Weg einzuschlagen haben. Und bestärkt werden sie in dieser Zielstellung unweigerlich durch den Gruppendruck innerhalb der Zeugen Jehovas.

Beleg dafür ist auch, wenn Marinic bezüglich seiner Mutter schrieb:

"Sie verbrachte ihre ganze Freizeit im 'Predigtdienst', wie Wachtturm-Anhänger ihren Dienst nennen. Sie zerrte mich tagaus, tagein von früh bis spät von Haus zu Haus. Meine Bedürfnisse wurden verleugnet, und ich wurde völlig überfordert: ständige Gehirnwäsche durch unverständliche Wachtturmdoktrin, der Zwang, erwachsen, 'geistig gesinnt' und ernst sein zu müssen; den ganzen Tag ruhig sitzen, keine Ruhepausen, kein Spielen, keine Gemeinschaft mit Kindern!

Die wöchentlichen Zusammenkünfte waren eine Qual. Doch jeglicher Widerstand war zwecklos.

(Man) mußte einem langweiligen Stoff lauschen, der auch noch trocken und ohne Begeisterung vermittelt wurde. Wenn ich unartig war, wurden meine Eltern sofort von den Ordnern ermahnt. Meistens reagierte meine Mutter eh gleich und schleppte mich auf die Toilette, um mich zu 'züchtigen'. Das bedeutete in der Praxis Drohungen, Ohrfeigen oder Hintern versohlen. Bezeichnend ist die Geschichte von einem kleinen Jungen, der von seiner Mutter auf das WC gebracht wird und während seines Gangs durch den Versammlungssaal zur Belustigung der Anwesenden laut aufschreit: "Jehova, hilf mir!"

Offenbar waren dies keine "Einzelfälle". Der aufmerksame Beobachter Marinic berichtet über weitere Fälle aus seiner örtlichen Zeugen Jehovas-Versammlung. Über die Kinder eines anderen Ehepaares berichtet er:

"Für jede kleine Verfehlung, für jedes minimale nicht den Anforderungen Vasas genügen wurde Goran schwer bestraft. Er wurde ständig geschlagen. Ich habe noch lebhaft Gorans Gesicht vor mir, wie er mit verbissenen Lippen die Schläge seines Vaters über sich ergehen ließ und mit aller Kraft gegen die Tränen und Schmerzausrufe ankämpfte. Aus seinen Augen quoll Verbitterung und Haß. Jeder Hieb lief wie ein kalter Schauer über meinen Rücken und ein quälendes Ohnmachtgefühl überflutete mich. Niemand von den mächtigen Erwachsenen zeigte sich solidarisch mit uns Kindern. Die Liebe Christi wurde gepredigt, aber in deren Namen Haß und Aggressionen an uns Kindern ausgelebt und noch als Liebestat erklärt.

Das war der Beginn meiner schizophrenen Persönlichkeitsspaltung. Zwei einander widersprüchliche Strömungen spalteten mich: Ich musste das mein Empfinden von erlebtem Haß gewaltsam unterdrücken und verleugnen, aber unter Zwang als erfahrene Liebe erklären.

Goran Topal ist heute ein Obdachloser.

Eine weitere Folge einer lieblosen, lebensverachtenden Behandlung durch Zeugen Jehovas, resultierte im Fall des ältesten Bruders von Judith Wolschner damit, dass auch er heute ein heimloser Stadtstreicher ist."

Was das Endergebnis all dessen war, wurde schon gesagt.

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In der Rubrik "Fragen von Lesern" des "Wachtturms" vom 1. 10. 1954 zeigte die WTG ihre wahre Fratze. Die abgedruckte Frage lautet:
"Die Wachtturm-Gesellschaft sagt, man solle Kinder mit in die Zusammenkünfte nehmen. Was aber tut man, wenn sie zu klein sind, um zu verstehen? Wie verhält man sich, wenn jene Kinder, die alt genug sind, nicht mitgehen wollen?"
In ihrer Antwort macht die WTG deutlich, dass sie kein Pardon, kein wenn und aber in dieser Frage zu tolerieren gewillt ist. Die Frage kleiner Kinder, die das dargebotene noch nicht verstehen, beantwortet sie dahingehend: Die Eltern könnten das ja im Nachhinein ihren Kindern noch erklären. Damit ist für sie der Fall "abgehakt".
Ihre Grundsatzposition kommt auch in der Aussage zum Vorschein:

"Solange Kinder im Elternhaus und unter elterlicher Aufsicht sind, sollten sie dem Familienoberhaupt gehorchen. Kinder müssen lernen, dass es nicht immer nach ihrem Kopfe gehen kann, sondern dass sie ein Haupt über sich haben, genauso wie dies bei der Frau, dem Mann, der Kirche und dem Christus der Fall ist."
Man kann diese geschraubte Redeweise auch kürzer fassen: Es wird bestimmt - basta.
Und an die Adresse der "unsicheren Kantonisten" äußert der WT dann noch:

"Einige Eltern, die in der Wahrheit sind, verfallen in den Fehler, eine weltliche Einstellung über den Besuch der Zusammenkünfte einzunehmen. Sie entschuldigen es, wenn ein Kind nicht in den Königreichssaal gehen möchte, besonders wenn es noch klein ist. Oder sie lassen es als Entschuldigung gelten, indem sie sagen, es habe nichts von einer Zusammenkunft, wenn es zum Besuch gezwungen wird, oder es störe nur."
Sinnigerweise bringt der WT dann noch den Vergleich mit dem Schulbesuch, der ja für Kinder auch ein obligates muss sei. Damit ist für die WTG der Fall ausgestanden.
Eines indes sucht man in dieser Antwort vergebens. Ratschläge zum Beispiel in der Richtung, wie Kinder der Besuch solcher Zusammenkünfte attraktiver gemacht werden könnte. Oder auch: alternativ speziell auf Kinder und ihre Bedürfnisse ausgerichtete Veranstaltungsformen. Da herrscht bei der WTG das große Schweigen; denn Angebote in dieser Richtung hat sie ja nicht! Und das sagt dann ja wohl alles aus!

Man vergleiche ergänzend auch dazu: Kein freier Wille

Bei Wind und Wetter

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Die juristische Zeitschrift "Familie und Recht" zitierte 1997 einmal aus einem Sorgerechtsurteil mit Bezug zu den Zeugen Jehovas:
Dem hier offerierten Artikel aus "Familie und Recht" liegt eine Revisionsverhandlung zugrunde, bei der das Sorgerecht dem nicht zu den Zeugen Jehovas gehörenden Vater zugesprochen wurde. In der juristischen Zeitschrift FamRZ Heft 14/1994 ist der Fall dokumentiert (S. 920, 921). Das Berufungsgericht führte bezüglich der faktischen Außenseitererziehung der Zeugen Jehovas aus: "Aber wenn dies langfristig zur Ghettoisierung der Kinder führt, hat der Senat hierfür kein Verständnis mehr."
Bezüglich der Harmagedon-Lehre bemerkte das Gericht: "Es ist nicht mehr hinnehmbar, wenn schon jungen Menschen entsprechende Ängste eingeflößt werden. Es mag dahinstehen, ob in dieser Feststellung inzidenter eine unzulässige Religionskritik liegt. Das Verhalten der Mutter kann aber nicht deshalb tabuisiert sein, weil es sich auf eine religiöse Überzeugung stützt, während man einer anderen Mutter ihren repressiven Erziehungsstil vorhalten dürfte, nur weil er auf einem anderen Argumentationsmuster basiert."
Sorgerechtsübertragung auf einen Zeugen Jehovas

Erziehungs-Ergebnisbewertungen

Sarah Ruth Pohl - EZW-Texte 218

 

Abgerichtet Kindheit in einer Sekte

Kalte Krieger in Sachen Gemeinschaftsentzug

Zeugen Jehovas aus der Sicht eines Psychologen

Luise Mandau

Jehovas Zeugen und die Schule

Ein internes Schreiben und sein Hintergrund

Jehovas Zeugen und das Kindeswohl im Sorgerecht

Sorgerechts-Gerichtsfälle

Sorgerechtsfälle in den USA

Die Sonntagsrede des Herrn Armin P.; seines Zeichens Rechtsanwalt. Tätig vorzugsweise für die Interessen der Zeugen Jehovas und ihrer organisatorischen Gliederungen, in einer Fernsehsendung vom 04. 02. 2001:
 

"Ich bedaure das sehr, wenn ich von solchen Problemen hör, von Jugendlichen, wie sie eben in dem Beitrag geschildert wurden. Das zeigt, dass es in der Erziehung auch in Verbindung mit einer starken Glaubensüberzeugung, Probleme geben kann, die die Jugendlichen durchaus erheblich belasten. Ich möchte aber zum Ausdruck bringen, dass das Verständnis der Religionsgemeinschaft ist, dass jede Herrschaft oder jede Machtausübung durch Liebe legitimiert sein muß, und das gilt besonders im Verhältnis der Eltern zu ihren Kindern. Und so verstehen wir auch den Begriff der Rute der Zucht, dass es eine liebevolle Anleitung ist, die Eltern ihren Kindern geben, dass sie ihnen wirklich den Rücken stärken und ihnen helfen mit den Problemen des Lebens auf diese Weise fertig zu werden...."Man vergleiche dazu auch: M.Bibleres Kommentar zum Thema Kindererziehung

  Trotz der salbungsvollen Worten des Herrn P., liegen die Ursachen weit tiefer, als er zu glauben gewillt ist. Auch in den nachfolgenden Link's kann man sich darüber näher informieren:

Diskussion Kinderpaedagogik bei Jehovas Zeugen

Zeugen Jehovas - Talkrunde Kann Glauben krank machen (extern)

Wachtturmgesellschaft empfiehlt Zeugen Jehovas die Prügelstrafe (extern)

Dieter Obele Rigide Erziehungsmethoden

Handlungsanleitung aus dem "Wachtturm" vom 1. 11. 1963 (S. 657)

Zitat aus dem dazugehörigem Text (S. 658): "Was wird den Eltern all diese Schande, diesen Ärger, diesen Kummer und dieses Herzeleid ersparen? Die Zucht Jehovas. Da aus einem Kind, das alles machen kann, was es will, zwangsläufig nichts Gutes werden kann, sind 'Rute und Zucht' notwendig. Um den Eltern Kummer und Schmerzen zu ersparen, muß das Kind Schmerzen in Kauf nehmen. 'Züchtige deinen Sohn, so wird er dir Ruhe verschaffen und Wonne gewähren deiner Seele', 'Wer seine Rute spart, haßt seinen Sohn; aber wer ihn lieb hat, sucht ihn früh heim mit Züchtigung.' 'Züchtige deinen Sohn, solange Hoffnung da ist.' (Spr. 29:17; 13:24; 19:18 Lu). Manchmal zögern die Eltern in dieser 'Sprache' mit ihren Kindern zu reden, sie sind aber vor Gott verpflichtet, ihre Kinder nach seinen Richtlinien in Zucht zu nehmen."

Erwachet! 22. 9. 1961

Ungehorsame Kinder in den Holzschuppen

Erwachet! 22. 10. 1957

Wachtturm 15. 3. 1954

Es hat sich erwiesen, dass ein wesentlicher Grund obiger Problematik, angesichts des fehlens einer kindgemäßen Pädagogik bei den Zeugen Jehovas, auch darin zu sehen ist, dass Stillsitzen der Kinder bei den Zusammenkünften erzwingen zu wollen, mit den daraus resultierenden Negativerscheinungen. Gerade dieser Gruppenzwang berücksichtigt aber in keiner Weise die kindliche Motorik.

 Zur seelischen Gesundheit

Familienzerstörung im Namen der Religion; siehe: ForumsarchivA44

Weihnachtsmarkt

Kommentar zur Sorgerechtsbroschüre, extern

http://web.archive.org/web/20060305005426/http://geocities.com/wtcleanup/02Internes/12SorgRechtBroschKomm.htm

Bill Bowen

Peitschengeknall

Auf Kriegsfuss mit der Geselligkeit

Aufforderung zur Frühehe

WTG und Bildung

Doppelleben

Wie war das nochmal mit den Klassensprecherwahlen

Zur Kindererziehung äußert Kjell  Totland; besonders die Pubertitätsphase betreffend:

"Ein gewisses Maß an 'Aufruhr' gegen die Eltern im Alter von 14 - 16 ist in der Tat notwendig, um eine gesunde und reife Identität zu entwickeln. Für diese Art von 'Aufruhr' gibt es keinen Platz, wenn man bei den ZJ ist." Dort erhält ein Kind den höchsten Status, wenn es sich zu einem '"Pionier" entwickelt. Die Organisationsinteressen stehen somit im Vordergrund. Weiter:

"Kinder bei den ZJ haben den Vorteil, dass sie lernen können, innerhalb ihres eigenen Wertesystems zu funktionieren, aber sie erhalten wenig oder keine Hilfe, innerhalb alternativer Systeme zu funktionieren. Sie erhalten wenig Lebenserfahrung, um mit andersdenkenden Menschen auf gleichwertiger Weise umzugehen. Sollten sie sich später als Erwachsene dazu entschließen, den 'Dienst' zu verlassen, so betreten sie ein soziales Vakuum. Wenn wie Glück haben, finden sie eine andere Zugehörigkeit, wo sie eine neue Identität etablieren können. Haben sie kein Glück, dann bleiben sie isoliert ... kämpfen mit manchmal großen psychischen Problemen."

http://www.kids-lev.com/sorgerecht/007.html (extern)

Sport und Jehovas Zeugen

Jugendbücher zum Thema Zeugen Jehovas

Hans Meiser

Marko Martin

Jehovas Jugend

Kindheit in religiösen Gruppierungen

Benedikt Pohnke Jugendliche bei den Zeugen Jehovas

Calarita Caporale ...

C. K. Roth Kindererziehung in Erwartung des Weltuntergangs

Haiko Behrens Sekte als Ursache von Familienkrisen am Beispiel der Zeugen Jehovas

Marita Grönlund Die Komplexität kritischer Lebensereignisse am Beispiel des Sektenausstieges

Birgit Zscheile Der Einfluss von Sekten - insbesondere auf Kinder und Jugendliche - am Beispiel Zeugen Jehovas in den neuen Bundesländern

Lucia Gross Die Zeugen Jehovas. Religionsethnologische Darstellung einer Sekte

Esther Rettberg Erziehung im Umfeld einer Religionsgemeinschaft
 
 

Der Text von Jerry A. Bergman "Zur seelischen Gesundheit der Zeugen Jehovas" linkmäßig nachgewiesen in: Online-Texte und Links

Aufschrei der Getroffenen

Homepage der GSK Gesellschaft gegen Sekten- und Kultgefahren (extern)

Markus Meyer Bindungseffekte in 'gierigen Organisationen'

Reinhild Möller - Jutta Schirm Bedeutung und Auswirkungen einer Sektenzugehörigkeit am Beispiel ehemaliger Angehöriger der Neuapostolischen Kirche und der Zeugen Jehovas

Gary L. Albrecht Die Zeugen Jehovas. Die Physiognomie einer Sekte und ihr Schriftverständniss

Renate Tide Problematik und Folgewirkungen der Zugehörigkeit zu den Zeugen Jehovas und der Ablösung von ihnen (dargestellt mit Hilfe von Fallbeispielen)

Esther Gabriel Littkeman Probleme, pädagogische Möglichkeiten

Zensur Made in Pikl und Co

Wie Zeugen Jehovas diskutieren

Totalitarismusvergleich

Horst Kuehn Wie mich die Wachtturmgesellschaft zugrunde richtete

Gerhard Peters 12 Jahre meines Lebens

Das wirkliche Leben sieht bei Jehovas Zeugen anders aus

Rechtlos

Impressionen zum Königreichssaalbau

Hilferuf

Im Tausch gegen ein Linsengericht

Suizid und Mord

Von Datensenke am Sonntag, den 15. Juni, 2003 - 10:50: Vielleicht habe ich meine eigene Verbitterung zu sehr gespürt.

Ich habe tatsächlich noch nie ein Buch von ehemaligen JZ gelesen. Das hielt ich immer für überflüssig – mich muß doch keiner mehr überzeugen, daß es sich um einen kompletten Unfug handelt! Ich wollte alles vergessen – z.b. weiss bis heute keiner meiner Kollegen von meiner dunklen Jugendzeit. Leider aber bleiben einem die Jahre, die Erinnerungen, die verlorene Zeit.

Es war schwer genug, sich an das Normalleben zu gewöhnen. Kennst du das Gefühl, wenn du das erste Mal deinen eigenen Geburtstag bewusst feierst - und daran denkst, wie du die ganzen Jahre der Aussenseiter warst, der nie mitgemacht hat bei den Geschenkesammlungen in der Schule, den Feiern, bei Schulausflügen, im Ethikunterricht, keine Freunde nach Hause eingeladen hat, "der Kindergarten ist eine heidnische Institution" und all das, und statt dessen diese tolle "heilige Feier" und die ganzen Kongresse? Wenn du Weihnachten das erste Mal zu Bekannten fährst, die ganze Harmlosigkeit und Bedeutungslosigkeit spürst – und an all den Balast denkst, den man dir eingeredet hat, von wegen heidnisches Fest usw?

Wenn ich heute an die ZJ denke, erscheint es mir so *offensichtlich* falsch – ich wüsste nicht, was da zu diskutieren wäre! Und zwar auf beiden Ebenen: auf der Ebene der Theorie, und der der Praxis.

Theorie: Da gibt es beispielsweise diesen Gott, angeblich Herr über alles und Erschaffer von allem, der für eine von ihm folglich selbst geschaffene Schuldtheorie seinen von ihm selbst geschaffenen Sohn opfert, aber nicht wirklich opfert, nein er wird ja wieder zum Leben erweckt, und damit ist er in einer nur als verquer zu bezeichnenden Logik für uns gestorben, aber nicht für alle, sondern nur für die, die ihn anflehen, also z.B. nicht für die Milliarden Chinesen oder Inder, und selbst bei uns nicht für alle, sondern nur für die die ihn genauso und zwar exakt genauso anflehen wie eine amerikanische Sekte, die als einzige auf der Welt den Draht zu ihm hat? Da gibt es 144.000 Auserwählte von 1914 – aber hey, Zahlenmystik, wir doch nicht! Da gibt dir der liebende gütige Vater die Wahl zwischen Leben oder Tod – wenn ein Diktator eine Wahl abhält und dir den Tod androhst, falls du für die Opposition deine Stimme abgibst - sprichst du da von einer Wahl? Da gibt es doch nichts zu diskutieren!

Praxis: Da gab es die "Rute der Zucht" - ein Spruch, den ich so oft gehört und leider auch gespürt habe, er könnte ein ZJ-Kongressmotto sein. Da gab es "Wen Gott liebt, den züchtigt er" und all das. Da gab es die Intrigen zwischen den Ältesten in der Versammlung, diese Unwichte, die sich gegenseitig ausgespielt haben, die in ihrem Leben ausser der ZJ-Literatur kein einziges Buch gelesen haben, sich aber unheimlich wichtig vorkamen. Da gab es diese Geistesfeindlichkeit - das abraten vom Studium etwa mit den Worten "geh lieber ein, zwei Jahre in den Vollzeitpredigdienst und sieh dann, ob du das noch willst". Seelig die geistig Armen, daß ich nicht lache. Da gab es diesen feisten, jovalen Ältesten, immer ein (wie du dir sicher vorstellen kannst, extrem lustiger) "Scherz" auf den Lippen, der seine Frau und seine Tochter regelmäßig schlug – allen bekannt, trotzdem war er beliebt, weil er so gute Vorträge hielt. Da gab es meine Stiefmutter, die mich – 13 oder 14 Jahre alt, vor den Ältesten anklagte, ich sei dämonisch – untersucht wurde nicht ihr geistiger Wahn, sondern ob ich tatsächlich dämonisch sei? Da gibt es doch nichts zu diskutieren!

Ich habe 1990, das Jahr in dem ich (mit 19) endgültig mich befreit habe, den kompletten Nietzsche gelesen – von den Unzeitgemäßen bis zu den Nachgelassenen Schriften. Ich weiß noch, wie zwei Brüder, "Älteste" mich besuchen kamen, nachdem ich wochenlang nicht mehr in die Versammlung gekommen war – der eine hat Nietzsche nicht gekannt, der andere hat die Sache gleich aufgegeben, wie er das gesehen hat. ...

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Dem seinerzeitigen Standardwerk von Kurt Hutten (Auflage von 1960. Es gibt verschiedene Auflagen davon), ist ein Foto bezüglich der Neuapostolischen Kirche entnommen. Es macht deutlich, dass man sich dort sehr wohl ernsthafte Gedanken bezüglich unruhig werdender Kinder in Gottesdienstveranstaltungen macht.

Hutten1.jpg (47991 Byte)

Nun ist mit Sicherheit die Frage unruhiger Kinder, nicht nur auf die Neuapostolen beschränkt. Sie trifft auch im Falle Zeugen Jehovas zu. Der Unterschied ist allerdings der, dass letztere in der Frage zu ganz anderen Entscheidungen gelangten. Darüber kann man einiges in der „Wachtturm"-Ausgabe vom 1. 2. 1953 in der Rubrik „Fragen von Lesern" lesen. Dort wurde angefragt:

„Ist es erwünscht, Königreichssäle mit einem schalldichten Raum auszustatten, in dem störende Kinder gebracht und in dem Vater oder Mutter hören und vielleicht auch die Programmteile sehen können und dennoch daß Kind die Versammlung nicht stören kann?"

In Antwort darauf, meint der „Wachtturm" dazu ausführen zu sollen:

„Kinder sollten mit ihren Eltern in der Versammlung anwesend sein, und die Kinder sollten sich gut betragen. Die Eltern sollten ihre Kinder so erziehen, daß sie sich gut betragen werden. Eine Art 'Kinder'- oder 'Spektakelstube' für widerspenstige Kinder einzurichten, scheint uns ein Zugeständnis für Lärm zu sein. Es entzieht den Kindern die Erziehung, die ihnen als Belehrung gegeben werden sollte: Zu gewissen Zeiten müssen Kinder stillsitzen und anderen zuhören, wenn sie nicht der Mittelpunkt der Aufmerksamkeit sind. Wenn ein Kind schreit oder anders die Versammlung stört, kann es für die jeweils notwendige Zeit aus dem Saal genommen, beruhigt und dann zurückgebracht werden. Aber wenn Vorkehrung für einen besonderen Raum getroffen ist, werden einige Eltern diesen mißbrauchen, indem sie dorthin gehen und ihre Aufmerksamkeit zwischen ihren Kindern und dem, was über den Lautsprecher kommt, teilen. Das Ergebnis ist: Sie geben weder ihren Kindern noch den Versammlungen die nötige Aufmerksamkeit. Es ist besser für Eltern und Kinder, in der Versammlung zu sein, und wenn nötig, kann der Vater oder die Mutter das Kind herausnehmen und dem Kind ungeteilte Aufmerksamkeit schenken und zurückkehren, nachdem das Problem erledigt ist. Eltern können so handeln, wenn sie mit ihren Kindern zusammensitzen wollen, und können das tun, ohne daß andere viel gestört werden, wenn sie im Hintergrund und an den Seiten der Sitzreihen Platz nehmen.

Wir glauben fest: Wo störende Kinder zu einem Problem werden, liegt die Lösung bei den Eltern und nicht in der Vorkehrung eines schalldichten Raumes. Ohne jeden Zweifel sind einige Eltern nachlässig, auf ihre Kinder zu achten und sie zum guten Benehmen während Versammlungen zu erziehen. Es ist beobachtet worden, daß in zivilisierten Ländern, wie in den Vereinigten Staaten, Kinder am unordentlichsten, ungehorsamsten und widerspenstigsten sind. Die Verantwortung, dies zu verbessern, liegt einfach bei den Eltern. In vielen Ländern der Erde, wo Kinder in größerer Anzahl Versammlungen besuchen, gibt es viel weniger Störungen als in den Vereinigten Staaten und einigen anderen Ländern, die gewöhnlich zu den zivilisiertesten gerechnet werden. Kinder müssen erzogen und nicht verzogen werden. Wir sind überzeugt, daß das Problem beiseite geschoben und nicht gelöst wird, wenn den unachtsame Eltern und deren lärmendem Nachwuchs ein getrennter Raum oder eine 'Isolierwache' geschaffen wird. Solch ein Raum hilft der elterlichen Nachlässigkeit und der Unordnung von Kindern."

Das es bei den Zeugen Jehovas nur so vor faktischen Verboten strotzt; muss selbst (wenn auch wiederwillig) die WTG zugeben. Ein beliebtes Mittel ihrerseits dabei ist, solche Themen auch in der Form von Drama-Vorführungen, auf ihren Kongressen mit anzusprechen. In einem solchen Drama aus dem Jahre 1983, dessen Textvariante den Zeugen in der Regel nicht zur Verfügung steht. Sie sollen das nur mündlich auf sich einwirken lassen, findet man denn auch solche Sätze wie die:

... Ich kann einfach nicht verstehen, warum ich so vieles nicht tun darf, was ich gern tun möchte, und warum mir so wenig von dem, was ich tun soll, Spaß macht

... Ich verstehe. Kannst du denn einmal einiges aufzählen, was du nicht tun darfst?

... Natürlich. Ich darf nicht in einem Fußballklub eintreten. Ich darf noch nicht mal zu Sportveranstaltungen der Schule oder gar zum Tanzen … Ich darf keine Freundin haben … Ich darf zum Teil noch nicht einmal die Musik hören, die mir gefällt, oder mir bestimmte Fernsehsendungen oder Filme ansehen. Ich darf mich nicht so kleiden wie einige meiner Schulkameraden oder mir mein Haar so frisieren, wie ich will.

... Das sind eine ganze Menge Verbote. Da hast du schon recht....

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Vom "Stamme nimm" und als "Zugabe" noch insistierende Fragen:

Die Dissertation zum Thema Kindererziehung von Anja Vellmer

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