Annotationen zu den Zeugen Jehovas
Totalitarismusvergleich

Im Infolink-Forum gelesen:
Von Spezi am Donnerstag, den 29. November, 2001 - 08:10:
... Zur katholischen Erziehung:

Viele der "jüngeren" Forumsschreiber können sich das vielleicht nicht vorstellen.
Als ich als ZJ im Predigtdienst unterwegs war, habe ich von vielen Katholiken die Klage gehört, dass die Familie von einem despotischen Vater tyrannisiert wurde.
Die Frau musste kuschen und hatte nichts zu sagen, die Kinder mussten parieren, andernfalls setzte es Schläge.

Ich bin als Kind einige Jahre in einem katholischen Dorf in Unterfranken aufgewachsen.

Die Art, wie Katholiken mit Andersgläubigen (Protestanten), und Fremden umgingen, hat eine frappierende Ähnlichkeit mit der Vorgehensweise der ZJ heute.
Die Kirche zu verlassen, war ein fast todeswürdiges Verbrechen und kam deshalb so gut wie nicht vor.
Auch die Bespitzelung, wer was tut, wer in die Kirche geht oder nicht und wie das Privatleben aussieht, hat sich in nichts unterschieden.

Im übrigen gehörte das Schlagen von Kindern zum Alltag, auch zum Schulalltag und manche Lehrer konnten ihren sadistischen Neigungen freien Lauf lassen, was ich in besonders krasser Form später im Gymnasium (in einer Schule in Österreich) erlebt habe.

Wenn sich heute in der katholischen (und evangelischen) Kirche ein anderes Bild bietet, dann hauptsächlich deshalb, weil die Mehrheit nur aus Tradition in der Kirche ist, aber deren Glaubensbild nicht mehr mit trägt.

Der harte Kern hat sich auch nicht wesentlich geändert und ich habe oft genug Klagen von "Katholiken" über die Kirchgänger unter den Katholiken gehört.

Würde die katholische (und evangelische)Kirche genauso rigoros alle hinauswerfen, die nicht in der Lehre übereinstimmen, wie die ZJ es tun, wären diese Kirchen von der Mitgliederzahl her gesehen, auch nur eine Sekte unter vielen.

Um beim Thema zu bleiben - die Wurzel allen Übels liegt am Missbrauch der Bibel.

Die Zeugen wie die Kirchen haben das Schlagen der Kinder mit "der Rute der Zucht" begründet, von der es in der Bibel sogar heisst, dass das Kind "daran nicht sterben wird."

"Die Frau sei dem Manne untertan und unterwürfig" wird von den Kirchen genauso schamlos wie von den Zeugen einseitig ausgelegt, wobei ich den Zeugen noch zugute halte, dass sie wenigstens noch oft betonen, dass der Mann seine Frau genauso lieben soll , wie sein eigenes Fleisch, was die Katholiken, die ich früher kennen lernte, offensichtlich nicht kannten.

Wenn man die Entwicklung der Kirchen in die heutige Gesellschaft betrachtet, kann man nur zu dem Schluss kommen, dass die Toleranz nur Überlebensstrategie ist.

Den Zeugen Jehovas bzw. der Wachtturm-Gesellschaft wird wahrscheinlich nichts anderes übrigbleiben, als ähnlich zu verfahren, um zu überleben.
Die faulen Kompromisse der letzten Zeit und die Anbiederung an den Staat mit dem krampfhaften Bestreben um Anerkennung sprechen eine deutliche Sprache.

Fazit:

Religion ist das Übel.

Sie versklavt die Menschen und grenzt sie künstlich voneinander ab.

Mit dem "Willen Gottes (Allahs)" kann man alles begründen - Kinder schlagen, Menschen erschlagen, Menschen ächten, Menschen ausbeuten, Menschen ihrer Identität berauben, Massen mobilisieren, Krieg führen usw..

"Jede Religion hat recht", dabei sind ALLE falsch.

Eigentlich wollte ich nur die erste Zeile schreiben, aber es ist etwas mehr geworden, leider.

Grüsse Spezi.
 

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  Von Stephan E. am Donnerstag, den 29. November, 2001 - 10:20:
>Religion ist das Übel.

Du sprichst mir aus der Seele, Spezi. Es kann einfach nicht gut gehen, wenn man den Inhalt eines Buches zu seiner Leitschnur macht, in dem Sexismus, Rassismus und Sklaverei genauso selbstverständlich dargestellt werden wie Gewalt und Krieg bis hin zum Völkermord.

Die Bibel wurde zu einer Zeit geschrieben, in der eine Frau genauso als Eigentum angesehen wurde wie ein Pferd oder ein Esel. Daraus Sprüche zu zitieren und als "moralische Grundsätze" zu bezeichnen ist mehr als zweifelhaft.

Aber Religion hat eben seit jeher dazu gedient, Menschen zu versklaven, gefügig zu machen und auszubeuten.

Auch wenn die Gläubigen hier im Forum (die ich damit nicht angreifen möchte) das sicherlich anders sehen.
 

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  Von LuckyX am Donnerstag, den 29. November, 2001 - 10:33:
Ich sehe das durchaus nicht anders, aber das ist ja bekannt. Organisierte Religion - und mancher, der sie verlassen hat, hat ihr Denken zutiefst verinnerlicht und pflegt es dann auf seine Art weiter - ist ein Übel, das nicht nur wegen der erforderlichen intellektuellen Opfer den Menschen von sich und der Realität entfremdet.

Als Alternative wird dann immer das Szenario beschworen, dann gäbe es ja keinen Bezugspunkt für Recht, Ordnung und Moral, aber das sehe ich anders. Ich brauche keine Fiktion, um Moral zu verankern. Da wäre es um diese auch schlecht bestellt. Die Menschenrechte werden seit der Französischen Revolution aus dem Naturrecht abgeleitet und sind größere Errungenschaften als die (heute anachronistischen) biblischen Codices, für die der arme liebe Gott auch noch gerade stehen soll.

Religion ist OUT, aber die Fragen bleiben - somit ist Spiritualität IN, wenngleich dies bei weitem mehr auf individueller Ebene geschieht und natürlich auch so manche Falltür in sich birgt - für das Milliardenheer derer, die des eigenverantwortlichen Denkens gerne entraten, die es fürchten, denen es mühsam ist und die statt dessen Führung benötigen und auch wirklich ersehnen :-)

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