Annotationen zu den Zeugen Jehovas

Ein Wachtturmartikel und seine Kommentierung in der CV (Nr. 74)

(Wachtturm 15. 4. 1975)

Vorab erst mal der fragliche Artikel:
Wenn Jugendliche fragen: „Warum christliche Zusammenkünfte besuchen?"

„ICH habe ein Problem." So begann der Brief einer Sechzehnjährigen aus Georgia (USA).

Ihre Mutter besuchte regelmäßig die Zusammenkünfte im Königreichssaal der Zeugen Jehovas und verlangte, daß sie mitging. Doch die Tochter wollte sich nicht „zwingen" lassen. Sie schrieb: „Ich finde, ich bin alt genug, um selbst zu entscheiden, mit welcher Religion ich mich befassen will, wenn überhaupt mit einer." Sie fragte deshalb: „Warum soll ich diese Zusammenkünfte besuchen?"

Wie stehst du — ganz gleich, ob du dich in einer ähnlichen Lage befindest oder nicht — zu der Frage „Warum christliche Zusammenkünfte im Königreichssaal besuchen?"?

DER DRANG NACH UNABHÄNGIGKEIT

Die Sechzehnjährige aus Georgia bemerkte dazu: „Ich finde, ich bin zu alt, um noch an Mutters Schürzenzipfel zu hängen." Stimmt das aber?

Ein Teenager mag sich zwar wie ein Erwachsener vorkommen, und nach dem Gesetz mag er auch gewisse Rechte haben, zum Beispiel das Recht, den Führerschein zu machen. In manchen Ländern wird man aber erst mit einundzwanzig Jahren volljährig. Warum das? Die Erfahrungen von Millionen Jugendlichen im Verlauf vieler Generationen haben gezeigt, daß es für die Jugendlichen selbst und auch für die Gesellschaft im allgemeinen immer noch am besten ist, wenn sie sich der elterlichen Gewalt unterstellen. Wäre es also nicht vernünftig und angebracht, wenn man, solange man minderjährig ist, das in Betracht ziehen würde, was die Erfahrungen von Millionen Jugendlichen gezeigt haben? Und könntest nicht auch du noch aus den Erfahrungen und Ratschlägen deiner Eltern lernen, die nach dem Gesetz des Landes ja die Erziehungspflicht haben?

Weißt du auch, was für Folgen unter Umständen entstehen können, wenn Eltern ein Kind unbeaufsichtigt zu Hause lassen? Sie können wegen Vernachlässigung vor Gericht kommen, und das Kind mag in einer Anstalt untergebracht werden.

Hast du aber auch bemerkt, warum das Mädchen aus Georgia nicht mehr „an Mutters Schürzenzipfel hängen" möchte? Verrät diese Einstellung nicht den Drang nach Unabhängigkeit, der heute unter den Teenagern im allgemeinen zu beobachten ist? Daß junge Menschen diesen Drang haben, ist bis zu einem gewissen Grad verständlich, denn wenn sie erwachsen sind, erwartet man von ihnen letzten Endes, daß sie auf eigenen Füßen stehen. Das gehört schließlich zu einem Erwachsenen. Frage dich aber einmal: „Ist ein Mensch jemals vollständig unabhängig?" Wir sind doch zum Beispiel abhängig von der Luft, die wir atmen. Wer hat sie erschaffen? Jehova, der auch die Sonne scheinen und es regnen läßt, damit die Pflanzen wachsen können, die wir zur Nahrung benötigen (Apg. 14:16, 17). Wäre es vernünftig, wenn wir uns von unserem Drang nach Unabhängigkeit dazu verleiten ließen, die Luft, die Sonne und die Nahrung, die wir von Gott erhalten, zu meiden? Würdest du einem Freund, der sich vorgenommen hat, nichts mehr zu essen, nicht einen Liebesdienst erweisen, wenn du ihn anspornen würdest, genügend zu essen, um am Leben zu bleiben?

Der Schöpfer all der Dinge, die wir zum Leben benötigen, geht sogar noch weiter. Er zeigt uns, wie wir das höchste Glück erlangen können. Und wer von uns möchte nicht glücklich sein? Er läßt uns zum Beispiel wissen, daß Trunkenheit, Hurerei oder Homosexualität nicht wirklich glücklich macht (Spr. 23:29, 30; 1. Kor. 6:9). Vielleicht hast du aufgrund eigener Beobachtungen bereits festgestellt, wie weise diese Ratschläge sind. Doch der Schöpfer gibt uns noch auf anderen Gebieten weisen Rat. Sein Wort enthält die besten Lebensregeln, die je niedergeschrieben worden sind; sie beziehen sich auf „die ganze Bahn des Guten" (Spr. 2:9). Manche Männer und Frauen, die sich dessen nicht bewußt sind, studieren jahrelang an Hochschulen oder reisen um die ganze Erde, um sich Weisheit und Kenntnisse anzueignen, die sie angeblich glücklich machen sollen. Wäre es somit nicht vernünftig, wenn ein Jugendlicher, dessen Eltern ihm aufgrund eines sorgfältigen Studiums versichern, daß er diese begehrenswerte Weisheit und Erkenntnis im Königreichssaal findet, der Sache auf den Grund gehen würde?

WARUM DIE ELTERN MÖCHTEN, DASS DU ZUGEGEN BIST

Als junger Mensch hast du ein natürliches Verlangen, glücklich zu sein. Und meinst du nicht, daß deine Eltern dich ebenfalls glücklich sehen möchten? Denke einmal zurück! Wie manche schlaflose Nacht hat wohl deine Mutter an deinem Bett verbracht, wenn du krank warst? (1. Thess. 2:7). Hat dein Vater nicht all die Jahre hindurch hart gearbeitet, um die Familie mit Nahrung und Kleidung zu versorgen? Bestimmt bist du für diese Liebe dankbar. Könnte es also nicht auch ein Ausdruck der Liebe deiner Eltern sein, wenn sie dich dazu anhalten, sie jede Woche ein paarmal zu christlichen Zusammenkünften zu begleiten? Sie haben das Leben und den Sinn des Lebens während vieler Jahre kennengelernt und wissen, welch wichtige Rolle Gott und sein Wort in unserem Leben spielen. Hast du also nicht allen Grund, sie zu unterstützen, wenn sie sich bemühen, dir zu helfen, die göttliche Weisheit anzuerkennen und danach zu handeln, da sie wissen, daß dies für dich von bleibendem Nutzen ist?

Jugendliche sollten auch folgendes bedenken: Aus der Bibel geht hervor, daß Gott Kindern gebietet, den Eltern zu gehorchen und die Gebote des Vaters und der Mutter zu halten (Eph. 6:1; Spr. 6:20-22). Deine Eltern könnten dir also einfach befehlen, zu den Zusammenkünften im Königreichssaal zu gehen. Tun sie das? Du kennst vielleicht viele Eltern, die von ihren Kindern verlangen, daß sie den Kindergottesdienst oder die Sonntagsschule besuchen, während sie selbst zu Hause herumsitzen. Ist das aber bei dir der Fall? Verlangen deine Mutter und dein Vater etwas von dir, was sie selbst nicht tun? Nein. Obwohl sie manchmal müde oder beschäftigt sein mögen, raffen sie sich, zum Besuch der Zusammenkünfte im Königreichssaal auf, da sie wissen, welch großen Nutzen sie daraus ziehen. Sie verlangen von dir also nichts, was sie nicht selbst tun. Nein, sie spornen dich an mitzugehen, damit du mit ihnen daraus Nutzen ziehen kannst.

Im Königreichssaal bist du mit Menschen zusammen, die dich weder zu betrügen noch dich auszunutzen suchen. Im Gegenteil, die Glieder der Versammlung freuen sich, wenn du zugegen bist. Du kannst das Buch, das viele Professoren als das größte literarische Meisterwerk bezeichnet haben, die Bibel, kennenlernen. Möchtest du lernen, deine Gedanken oder Vorstellungen so wiederzugeben, daß du verstanden wirst? Jugendliche, die die Theokratische Predigtdienstschule im Königreichssaal besuchen, erhalten in dieser Hinsicht vortreffliche Hilfe. Wenn du sie ebenfalls besuchst, wirst du mit der Zeit erkennen, daß die biblische Verheißung, die den Dienern Gottes ewiges Leben im Paradies in Aussicht stellt, wahr ist, und du kannst aus dem Besuch der Zusammenkünfte für alle Ewigkeit Nutzen ziehen.

Es gibt also eine ganze Anzahl stichhaltiger Gründe, weshalb du die Zusammenkünfte im Königreichssaal besuchen solltest. Wenn du dies erkennst und entsprechend handelst, kannst du sowohl zu einer friedlichen Atmosphäre in der Familie beitragen als auch selbst Zufriedenheit finden.

Dazu der Kommentar der CV:

Fünf Zusammenkünfte in der Woche ist eine Auslastung bis an die Grenze des Zumutbaren. Immer weniger Jugendliche haben offenbar Angst, das zu kritisieren. Die WTG reagiert hier mit "Zuckerbrot und Peitsche". Alles "Gute" wird aufgezählt was die Zusammenkünfte bieten würden. Zwischendurch knallt die Peitsche. Die Eltern könnten "wegen Vernachlässigung vor Gericht kommen, und das Kind mag in einer Anstalt untergebracht werden", wenn es unbeaufsichtigt zu Hause gelassen werde. Wegen Nichtbesuch von Zusammenkünften vor Gericht oder in eine Anstalt? Also Zwangserziehung? "Deine Eltern könnten dir also einfach befehlen, zu den Zusammenkünften zu gehen", folgert der WT. Natürlich ist das nur Peitschengeknall, leere Drohung. Kein Gericht macht da mit. Doch sind diese WT-Äußerungen auf die Silbe abgewogene scheinjuristische Formulierungen, die Jugendliche in ihrer Unerfahrenheit verängstigen können, zwingen können. Was die WTG gegebenenfalls will, wie diese Äußerungen beweisen. Doch wovon überzeugt das?

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