Annotationen zu den Zeugen Jehovas

Benedikt Pohnke: Jugendliche bei den Zeugen Jehovas

Seine "Jugendliche bei den Zeugen Jehovas - Schwierigkeiten bei der Identitätsbildung und Ablösung vom Elternhaus" überschriebene Hausarbeit aus dem Jahre 2002 im Fach Soziologie, lässt der Autor Benedikt Pohnke mit den Worten ausklingen;

"Die Frage über das staatliche Eingreifen in die Religionsfreiheit eines Menschen oder einer Gemeinschaft ist aufgrund der deutschen Geschichte eine sehr heikle. Jedoch ist der Artikel 4 des G(rund) G(esetz) meiner Auffassung nach nicht unantastbar und stößt irgendwann an seine Grenzen. Spätestens dann, wenn andere Grundrechte - wie etwa die freie Entfaltung der Persönlichkeit, körperliche Unversehrtheit, Menschenwürde - verletzt werden, muß der Staat eingreifen. Und dann können sich weder Richter noch Sekten in (Sorgerechts-) Prozessen im Schutz dieses 4. Artikels wiegen, wenn es um die Urteilsverkündigung bzw. um die Legitimation der ideologisch bedingten Erziehungsvorstellung geht.

Wer denkt hierbei schließlich noch daran, daß Kindern und Jugendlichen dieses Recht auf  Glaubens- und Gewissensfreiheit ebenfalls zusteht?"

Vor diesem Urteil hatte er die Erziehungspraxis der Zeugen Jehovas analysiert und dabei auch festgestellt, dass zwar in einigen "Hochglanzbroschüren" der WTG ein geschöntes Bild gezeichnet wird. Das aber diese Erziehungspraxis keineswegs einer gesunden Entwicklung zum reifen Erwachsenen förderlich ist. Seitens der Zeugen Jehovas findet nur eine "Zweck-Erziehung" statt. Sie umreißt Pohnke etwa mit den Worten:

"Nach der intensiven Beschäftigung mit dieser Sekte und der Auswertung von sowohl Sekundär- als auch Primärliteratur, konnte ich den Inhalt dieser Norm bei den ZJ in der Erziehung und „Förderung" ihrer Jugendlichen nicht verwirklicht finden. Ferner mußte ich feststellen, daß die WTG mit den von ihr propagierten - physische wie psychische Gewalt beinhaltenden - Erziehungsvorstellungen einen klaren Verstoß gegen (das) Gesetz begeht, daß Kinder und Jugendliche schützen soll und muß"

Und: "in der weltlichen Schule (wird das Zeugen Jehovas-Kind) zwangsläufig in eine Außenseiterposition gedrängt, in der er permanent sein „Anderssein" erlebt. Zudem verspürt er eine ständige Zerrissenheit zwischen zwei Welten. Zumal es ja durchaus sein kann, daß er trotz aller Strenge und psychischer Einschüchterung der ZJ Gefallen findet am Kontakt mit den Weltmenschen und deren „schädlichen" Einflüssen. Und gerade das soll mit dem Mittel der Isolierung vermieden werden. Diese beeinträchtigt massiv die Entwicklung zu einer autonomen Persönlichkeit. Vielmehr wird dabei Abhängigkeit geschaffen, welche die völlige Identifikation mit der WTG bewirken soll- und damit die komplette Lebensausführung auf die Organisation als Ziel beinhaltet. Dieser beschriebene Sachverhalt soll meiner Meinung nach ganz bewußt eine Integration in die Gesellschaft verhindern."

..."Die normale, und für die Persönlichkeitsentwicklung wichtige, Außenorientierung während der Pubertät kann der Jugendliche nur schwer realisieren - sowohl vom quantitativen Umfang, als auch von der qualitativen Intensität. ... Daraus ergibt sich, daß die Eltern lediglich den Erziehungsauftrag der WTG erfüllen, der da lautet: „Eifrige Eltern erziehen ihre Kinder zu Missionaren". ... Das Ziel der Erziehung wird folglich nicht von der einzelnen Familie, sondern von der Glaubensgemeinschaft und deren Ansprüche an ihre Mitglieder definiert. Angesichts der Tragweite des bevorstehenden Endgerichtes müssen solche individuellen Bedürfnisse wie das Recht des Kindes zu angemessener Entwicklung zurückstehen" Und gerade dieser Endzeitdruck kann auch u.U. als psychisch belastendes Sanktionsmittel in der Erziehungsmethodik der Eltern und der gesamten WTG angewandt werden."

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