Geschrieben von Rebekkah P.... am 24. Juli 2003 09:37:05:

Als Antwort auf: Religions-Lügen geschrieben von Hans Werner am 23. Juli 2003 09:35:41:

Die Frage die gestellt wird, kann sich wohl jeder denken, wenn ein Volk geknechtet wird, geht es um Machtanspruch.

Rebekkah
infolge Anlage
Geschichte einer Entfremdung

Zuneigung, Verständnis, Gesprächs- und Hilfsbereitschaft waren einmal kennzeichnend für unsere Familie.

Bis das Schicksal in Gestalt der Zeugen Jehovas zuschlug.

Es fing eigentlich ganz harmlos an. Unsere erwachsene Tochter liess sich überreden, mit einer Zeugin Jehovas ein sogenanntes "Bibelstudium" zu machen. Sie fing an, in die Versammlungen im Königreichssaal zu gehen und war fasziniert von der grossen Freundlichkeit und dem Interesse an ihrer Person - ganz anders als sie es von Kirchenbesuchen her gewöhnt war. Wie hätte sie wissen können, dass die Freundlichkeit und das Interesse das Ergebnis eines minutiös einstudierten Verhaltens sind und dass es auf Dauer nur denjenigen zuteil wird, die sich genau an die strengen Regeln und Vorschriften der Organisation halten. Wie auch hätte sie ahnen können, dass sie im Grunde an perfekt geschulte Verkäufer geraten ist, Verkäufer, die sich mit den Firmenzielen (d.h. dem Vertrieb von Druckwaren, die man vorher durch Spenden auch noch selbst bezahlt hat), identifiziert haben.

Die Veränderung begann ganz langsam. Es gab Phasen, da war unsere Tochter so wie immer, offen und mitteilsam und interessiert am Familiengeschehen. Schleichend wurde eine eigentümliche Entfremdung spürbar. Es fing z.B. damit an, dass sie sich an Geburtstagsfeiern nicht mehr beteiligen wollte, ebenso ging es mit Weihnachten, Ostern. Die Kontakte zur Schwester schliefen ein wie auch zu Eltern, Grosseltern und den anderen Verwandten und Bekannten.

Als unsere Tochter ihren Jugendfreund heiratete, der kein Zeuge Jehovas war, verstärkte sich der Druck der Organisation. Das Verhältnis der Ehepartner wurde von den Zeugen Jehovas systematisch untergraben. u.a. dadurch, dass auch die Kinder, die teilweise schon als Kleinkinder in die Versammlung geschleppt werden mussten, konsequent gegen ihren Vater, den Nicht-Zeugen eingestimmt wurden. Sie verkehrte praktisch nur noch mit Zeugen Jehovas. Die Kinder wurden von der Familie, Freunden und Nachbarn ferngehalten

Für die Kinder war es zusätzlich schwer, weil sie in den Versammlungen diszipliniert und zum Stillsitzen gezwungen wurden. Nachdem das kleine Kinder nicht so leicht schaffen, wurden sie eben mit Schlägen gefügig gemacht.

Unsere Tochter, die anfangs ihre Kinder äusserst liebevoll behandelte, änderte vollkommen ihr Verhalten. Nicht mehr die mütterliche Zuneigung stand im Vordergrund, sondern die alttestamentarisch begründeten, strengen Regeln der Zeugen Jehovas.

Zur Verdeutlichung hier einige Originalzitate aus der Wachtturmliteratur.

"Wenn Eltern ihre Kinder in Zucht nehmen, auch wenn das körperliche Züchtigung oder den Entzug von Vorrechten einschliessen mag, ist das ein Beweis dafür, dass sie ihre Kinder lieben" (Paradiesbuch, s. 245)

"Schläge können einem Kind das Leben retten, denn in Gottes Wort heisst es: enthalte doch dem der noch ein Knabe ist, die Zucht nicht vor. Falls du ihn mit der Rute schlägst, wird er nicht sterben. Mit der Rute solltest du selbst ihn schlagen... "

"Ein Kind das sehr empfindsam ist, braucht nicht jedes Mal geschlagen zu werden. Bei einem anderen Kind mögen Schläge wirkungsvoll sein." (aus: Das Familienleben glücklich gestalten - Der Wert einer liebevollen Erziehung)

Auch heute noch kann es keiner, der unsere Tochter von früher kennt, fassen, dass es den Zeugen Jehovas gelungen ist, sie dazu zu bringen, Dinge zu tun, die sie früher nie getan, ja nicht einmal bei anderen geduldet hätte.

Und doch ist es geschehen und geschieht noch.

Die Ehe wurde unter tätiger Mithilfe der Zeugen Jehovas zerstört und letztlich geschieden. Die Kinder, die durch die Trennung ohnehin stark leiden, pendeln nun nicht nur zwischen Vater und Mutter, sondern zwischen zwei Welten: hier die ständige Androhung des nahenden Untergangs der "Weltmenschen" (dazu zählen der eigene Vater, die Grosseltern, Verwandten und alle Menschen die keine Zeugen Jehovas sind ), Angst vor Dämonen und dem Satan, die überall lauern, besonders unter den "Weltmenschen" und dort die Freiheit beim Vater, die sie aber nicht wirklich ausleben können, weil sie wissen, dass es ihnen beim nächsten Kontakt mit der Sekte wieder als etwas Böses vorgeworfen wird. Schon die Zuneigung zu einem "Weltmenschen", auch zu dem eigenen Vater, ist ja schlecht. Es liegt auf der Hand, dass Kinder einen solchen Zwiespalt kaum ohne Schaden an Geist und Seele ertragen können. Wer könnte das überhaupt?

Erst bei den Treffen der Initiative AUS/STIEG haben wir festgestellt, dass unsere Erfahrung kein Einzelfall ist. Zerstörung von Familien, wenn der Ehepartner oder Angehörige sich der Sekte gegenüber ablehnend verhalten, wird systematisch und planvoll vorangetrieben, eigene Anwälte geben ihren Anhängern Rat.

Es geht bei Zeugen Jehovas unserer Meinung nach überhaupt nicht um Religion, sondern um Wahrung von Macht, Geld und Einfluss eines milliardenschweren Konzerns, der sogenannten Wachtturmgesellschaft, der auf stetigem Expansionskurs kaltblütig und menschenverachtend die Gutgläubigkeit Einzelner ausnützt

Geschrieben von Drahbeck am 24. Juli 2003 20:30:37:

Als Antwort auf: Re: Religions-Lügen, Frage beantwortet geschrieben von Rebekkah P.... am 24. Juli 2003 09:37:05:

Wie die Bilder sich doch gleichen.
Auch in einem verhältnismäßig frühen Text bezüglich der "Neuapostolischen Kirche", begegnet man dem Faktum:
Familiäre Entfremdungen - im Namen der Religion inszeniert.
Man kann da wahrhaftig von einer Art Machtkampf sprechen.
Und die vermeintlichen "Gottesvertreter" haben keine Gewissensskrupel, wenn es ihnen wegen ihrer egoistischen Ziele wieder einmal gelungen ist, eine Familie auf die Zerstörungsbahn abzudrängen.
Auch bei etlichen seinerseit wenig sachgemäß als "Jugendsekten" bezeichneten Gruppen konnte man das registrieren. Und eben - nicht zuletzt - auch bei den Zeugen Jehovas.

Kraft

Geschrieben von Pumuckl am 29. Juli 2003 08:32:02:

Als Antwort auf: Re: Familienzerstörung im Namen der Religion geschrieben von Drahbeck am 24. Juli 2003 20:30:37:

Auch ich habe meine Familie verloren, weil ich der Lüge e9nfacah nicht mehr f0lgen konnte.

Mutter, Geschwister, Kinder und auch Frau - aus ihren Augen lodert die Angst, die Lüge erkennen zu müssen, manchmal ist es auch der blanke Hass, von der WGT angefacht und beständig geschürt.

Geschrieben von D. am 29. Juli 2003 09:56:56:

Als Antwort auf: Re: Familienzerstörung im Namen der Religion geschrieben von Pumuckl am 29. Juli 2003 08:32:02:

Es ist wahrhaftig ein Trauerspiel was sich da offenbart. Und noch schlimmer leider keine "Einzelfälle".
Ein "Wolkenkuckuchsheim" predigen auch andere. Der wesentliche Unterschied zu den WTG-Zeugen ist aber doch wohl der. Wer andernorts abstruse Thesen nicht mehr verkraften kann, dem wird in der Tat nicht solch ein Inferno bereit wie im Falle WTG.
"Leben und leben lassen". Von dieser notwendigen Liberalität für ein halbwegs erträgliches Miteinander-Umgehen, auch wenn man die Positionen des anderen nicht zu teilen vermag. D a v o n ist die WTG-Organisation
L i c h t j a h r e entfernt.
Selbst die ja wahrlich auch nicht "liberale" Catholica ist da unterm Strich noch liberaler.

Geschrieben von Pumuckl am 29. Juli 2003 10:40:11:

Als Antwort auf: Re: Familienzerstörung im Namen der Religion geschrieben von D. am 29. Juli 2003 09:56:56:

>> Wer andernorts abstruse Thesen nicht mehr verkraften kann, dem wird in der Tat nicht solch ein Inferno bereit wie im Falle WTG.

*** So ist es - es gibt keinen ehrenvollen Ausstieg. Wer geht, wird ein Objekt des Hasses, man will ihn völlig isolieren/"abschneiden", um alles (Freunde/Verwandte) bringen oder auf die Kniee zwingen.

Wenn einer solchen totalitären und systembedingt verlogenen Organisation die Rechte einer KdÖR zugestanden werden und darauf wird es wohl hinauslaufen, ist das ein Skandal und ein weiterer Beleg für die Schwäche unserer Demokratie. Freche, anmassende und verlogene Gruppen wir die ZJ oder auch die NAK oder die Scientology und andere bekommen damit einen Freibrief für ihr weiteres Tun, den sie noch triumphierend als Segen von oben misssdeuten. Und ihr Griff nach innen wird noch unbarmherziger werden.

Geschrieben von D. am 24. Juli 2003 09:47:14:

Als Antwort auf: Re: Religions-Lügen, Frage beantwortet geschrieben von Rebekkah P.... am 24. Juli 2003 09:37:05:

" Es geht bei Zeugen Jehovas unserer Meinung nach überhaupt nicht um Religion, sondern um Wahrung von Macht, Geld und Einfluss eines milliardenschweren Konzerns, der sogenannten Wachtturmgesellschaft, der auf stetigem Expansionskurs kaltblütig und menschenverachtend die Gutgläubigkeit Einzelner ausnützt."

Leider, muss man diesen Sachverhalt nur zu oft bestätigen.

Geschrieben von Ottonio am 23. Juli 2003 13:16:28:

Als Antwort auf: Religions-Lügen geschrieben von Hans Werner am 23. Juli 2003 09:35:41:

>Nicht nur die WTG *muß lügen.
Weshalb ***müssen Großreligionen und deren Nachzügler (Organisationen und Trittbrettfahrer)lügen?

Weil es ReLÜGionen sind?
;-))

Grüsse.

Geschrieben von D. am 25. Juli 2003 15:20:36:

Im Rahmen der "Stasi-Studientexte" wurden jetzt auch die wesentlichen Ausführungen einer Stasi-Diplomarbeit eines Major Schulze, aufgearbeiet. Schon früher wurde auf diesen Text hingewiesen und auch aus ihm zitiert.
Im Gegensatz zu anderen "Stasi-Studientexten" behandelt er nicht die Zeugen Jehovas, sondern es dreht sich vorrangig um die Evangelische Kirche. In diesem Fall darum, wie es die Stasi bewerkstelligen wollte, die Führungspositionen in dieser Kirche mit ihren Leuten zu infiltrieren. Es ist offenkundig, dass ihr dies nicht "nur" auf der Kirchenjuristen-Ebene in einem gewissen Umfang gelang. Und im laufe weiterer Jahre (die dem DDR-Staat allerdings nicht vergönnt waren) weiter gelungen wäre.
Man muss dabei keineswegs nur solche Namen wie Wolfgang Schnur, Detlev Hammer oder den Gefängnispfarrer Eckart Giebeler und etliche andere in den Mund nehmen. Auch auf Pfarrersebene spielte sich ähnliches ab.
Formal hat dieser Text nichts mit den Zeugen Jehovas zu tun. Das wurde schon gesagt. Wer ihn indes aufmerksam liest, wird auch darin viele parallele Einzelheiten entdecken, die sich auch auf dem Sektor Zeugen Jehovas und Stasi, nachweisen lassen.

Geschrieben von JägerSammler am 26. Juli 2003 10:48:20:

Mir sind einige Exemplare der Schriftreihe christen von Werner Vetter in die Hände gefallen. Die einzigen Bezugnahmen, die ich gefunden habe:
CV83
CV76

Weiß jemand, wie viele Ausgaben es gab und was aus der Bewegung geworden ist?

Geschrieben von Drahbeck am 26. Juli 2003 13:25:44:

Als Antwort auf: Werner Vetter - christen geschrieben von JägerSammler am 26. Juli 2003 10:48:20:

Die CV 76 (November 1975) notierte:
"christen" - eine neue Zeitschrift für die Zeugen in der BRD
Herausgegeben von Br. Werner Vetter, D 7081 Lauchheim, BRD, erscheint im WTG-Endzeitbankrottjahr 1975 für Jehovas Zeugen eine neue Zeitschrift. Ihr Titel ist "christen". Das erste Thema in der ersten Ausgabe befaßt sich mit dem Namen "Jehovas Zeugen". Es wird nachgewiesen, daß dieser Name völlig unchristlich ist. Zum Beweis dafür wird hingewiesen auf Apg. 11:26, Apg. 4:12, Apg. 26:28, 1, Per. 4:14-16, Markus 13:13, Markus 13:9 und Apg. 1:8. - Zu "1975" wird in einem anderen Beitrag gesagt: "Jehovas Zeugen haben immer noch keine positiven Schlüsse aus ihrer hektischen "Es ist später als du denkst-Verkündigung" gezogen. Fast zwei Millionen ihrer Glieder wurden mit spektakulären Nahzeiterwartungen aufgeheizt. Alle ihre bisher .weltweit verbreiteten Angaben, was in den Jahren 1799, 1874, 1878, 1914, 1915, 1918, 1925, 1975 und 2975 geschehen sei oder noch geschehen werde, erwiesen sich in der Tat und Wahrheit als reine Hinhalteparolen einer geschickt um die Existenz kämpfenden Religionsorganisation."

In der CV 83 (Juni 1976) konnte man lesen:
Eine neue Flugschrift unter den Zeugen Jehovas in der BRD:
DAS FALSCHEVANGELIUM DER SICH SELBSTBENANNTEN ZEUGEN JEHOVAS
Eine neue Flugschrift unter den Zeugen Jehovas in der BRD:
Der Verfasser dieser Schrift war selbst volle 27 Jahre aktives Glied der Wachtturm-Gesellschaft. Noch harten inneren Kämpfen trennte er sich, dem Gewissen, der Wahrheit und dem Ruf Christi folgend, von dieser Organisation. Er ist heute Herausgeber der Heftserie "christen" mit Abhandlungen urchristlichen Glaubensgutes, zur Vertiefung eines ausgewogenen Bibelverständnisses, im Interesse der Wiederherstellung und Verteidigung wahren Christentums.

Jehovas Zeugen lehren:
- Christi Wiederkunft ist eine Sache der Vergangenheit, sie erfolgte bereits im Jahre 1914 unsichtbar.
- Christus wurde im Jahre 1914 auf den Thron zur Rechten Gottes erhoben.
- Christus trat im Jahre 1914 seine Königsmacht an.
- Gottes Königreich gelangte 1914 im Himmel zur Aufrichtung.
- Das Ende der Heidenherrschaft, der Ablauf der Zeiten der Nationen erfolgte im Jahre 1914.
- Die Auferstehung der Toten (erste Auferstehung) begann im Jahre 1918.
(Entnommen aus dem Buch der Wachtturm-Gesellschaft "Gottes tausendjähriges Königreich hat sich genaht",
Herausgabe in englisch und deutsch 1973, S. 211, 303, 306, 307) und aus dem "Wachtturm" vom 1. Mai 1965, S. 266).
Die weltweite Verkündigung dieses Falschevangeliums bezeichnen Jehovas Zeugen in ihrem Buch als eine "bemerkenswerte Leistung" (S. 307, Abs. 34).

Die Bibel lehrt:
- Christi Wiederkunft ist zukünftig. (Mt. 24:32,33)
- Christi Wiederkunft kann nicht spekulativ errechnet werden (Mt. 24:36, Mk. 13:32)
- Christi Wiederkunft erfolgt sichtbar in Herrlichkeit. (Mt. 24:30, Apg. 1 : 11, Offb. 1 :7, 1. Thess. 1 10, Hebr. 1 :6, 9:28)
- Christus wurde bereits noch seiner Himmelfahrt auf den Thron zur Rechten Gottes erhoben (Kol. 3:1, Hebr. 8:1, 12:2).
- Christi Machtantritt zur Wiederherstellung aller Dinge kann nicht errechnet werden (Apg. 1:6,7, 5. Mose 29:29).
- Gottes Königreich wird nicht im Himmel, sondern auf der Erde aufgerichtet (Jes. 65:17-25, Ps. 37:11, Mt. 5:5, Apg. 3:20,21, Lk. 22:28-30, Mk. 14:25, Offb. 5:10, 20:4, 21 :l-4)
- Die Zeiten der Nationenherrschaft enden erst dann, wenn Jerusalem nicht mehr zertreten wird (Lk. 21 :24)
- Die erste Auferstehung hat noch nicht stattgefunden. (2. Tim. 2:18)

Die Bibel warnt:
Paulus schreibt den Galatern: "Ich muß mich darüber wundern, daß ihr so schnell wieder abfallt (euch abbringen laßt) von dem, der euch durch die Gnade Christi berufen hat, und euch einer anderen Heilsbotschaft zuwendet, während es
noch keine andere (Heilsbotschaft) gibt, nur, daß gewisse Leute da sind, die euch verwirren und die Heilsbotschaft Christi (von Christus) verkehren (verfälschen) möchten. Aber wenn wir selbst oder ein Engel aus dem Himmel euch eine andere Heilsbotschaft verkündigten als die, welche wir euch verkündigt haben: - Fluch über ihn!" (Gal. 1 :6-9
Menge).
Verfasser: Werner Vetter, Im Fischgarten 22, BRD 7081 Lauchheim/Württ. -
CV-Anmerkung: Diese Schrift findet inzwischen weite Verbreitung. Br. Werner Vetter dürfte vielen persönlich und namentlich bekannt sein.

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Im Impressum einer weiter vorliegenden Ausgabe, die offenbar schwer konkret zu terminieren ist, da kein Erscheinungsdatum genannt wird, konnte man unter anderem lesen:
"Heftserie "christen" und Traktate
Unsere nicht periodisch erscheinenden Hefte der Serie "christen" und Traktate dürfen kostenlos bestellt werden.
… Verfasser der Schrift
Werner Vetter, Hesseweg 3, D-7089 Lauchheim/Ostalb ...
… Da wir keine unserer Druckschriften auf die Stufe einer Handelsware erniedrigen möchten, werden diese grundsätzlich kostenlos weitergereicht … Wir schätzen darum jeden Spendenbeitrag zum Druck weiterer Schriften …

Also, es sind schon mal zwei Anschriften erhalten. Möglicherweise ist die letztgenannte noch seine heutige.
Vetter hoffte offenbar, auf Spendenbasis genügend Mittel zu erhalten, um sein Vorhaben weiter fortsetzen zu können. Ich fürchte, seine Hoffnung hat sich nicht erfüllt, und damit ist auch das "einschlafen" seiner Initiative anzunehmen.

Er ist auch stark (ich sage das mal glashart) der Illusion verfallen, in der Nach-WTG-Zeit sich auf die Position eines "reinen" oder "Urchristentum" zurückziehen zu können. Schon das tatsächliche Urchristentum überlebte nur deshalb, weil es verweltlichte. Was nicht ausschloß, dass gegen die Verweltlichung auch immer wieder neue Protestgruppierungen aus den eigenen Reihen aufstanden. Sie wirkten dann eine gewisse Zeit. Aber der Historiker hat rückblickend festzustellen. Auf Dauer haben nur die "Verweltlicher" als Organisation überlebt.

Man kennt auch den Fall des Erich Brüning (Exodus) der mir übrigens ähnlich gelagert wie der Fall Vetter zu liegen scheint.
Brüning konnte wenigstens noch zwei Bücher auf dem Markt absetzen. Vetter hat es nur zu einigen Traktatschriften gebracht. Bei Exodus ist wohl eine Annäherung an freikirchliche Kreise zu konstatieren. Und damit die endgültige Aufgabe einer wirklich eigenständigen Identität. Was aus Vetter und seiner Initiative wurde, entzieht sich meiner näheren Kenntnis.
Wesentlich anders als den Fall Brüning würde ich ihn aber auch nicht sehen.

In beiden Teilen Deutschlands gab es eigentlich nur zwei nennenswerte Initiativen in der Vor-Internetzeit in Sachen ZJ.
Einmal der "Bruderdienst" des Herrn Twisselmann. Der sagt klar. Wer die Zeitschrift ("Brücke zum Menschen") lesen will, hat einen üblichen Abonnementsbeitrag zu zählen. Auf das Risiko "nur" von Spenden zu existieren, hat Twisselmann sich nie eingelassen (im Gegensatz zu Vetter). Und damit auch eine längere Existenzdauer erreicht.
Zweite Initiative. Die DDR-staatlich gesponserte "CV". Hätte es dieses Sponsoring nicht gegeben, wäre auch ihr die relativ lange Lebensdauer nicht beschieden gewesen.

Eine neue Situation ist mit dem Anbruch der Internetzeit angebrochen. Eine Internetseite kann man für einen Bruchteil der Kosten ins Netz stellen, die für Druckausgaben erforderlich sind. Auch hier die Klage der Akteure. Mit der "Unterstützung" sieht es mal mau aus. Aber dieweil wirtschaftlich nicht so teuer, besteht schon eine grundsätzlich anders zu bewertende Ausgangssituation. Der Fall Vetter blieb ein Versuch, eine Randnotiz im laufe des Geschehens.

Geschrieben von D. am 27. Juli 2003 17:18:34:

Im alten Bechhaus-Forum (derzeit kaum noch beachtet, weil das neue Bechhaus-Forum parallel läuft), gab es mal kürzlich so eine Art Schlagabtausch.
Großspurig pries sich da ein ZJ an (ich gebe das mal jetzt mit meinen Worten wieder - nicht den dortigen). Großspurig pries sich da ein Zeuge Jehovas an, wen jemand von den Ausgeschlossenen usw., bereit wäre auf Zahnfleisch zu kriechen und das Hinterteil der WTG zu beschnuppern, wolle er sich dafür verwenden, dass der Betreffende eventuell wieder aufgenommen werden k ö n n t e, selbstredend zu WTG-Bedingungen.

Und man staune - es fand sich doch tatsächlich einer, der zumindest verbal auf dieses Angebot einzugehen schien. Ob daraus tatsächlich mal "Nagel mit Köpfen" werden? Ich habe da so meine Zweifel.
Immerhin war zu registrieren, dass ellenlange Postings in der Sache abgesetzt wurden.
Aus ihnen konnte man entnehmen, dass da einer 1984 getauft wurde und dann cirka 2001 der Ausschluss auf eine Art und Weise ereilte, die er offenbar selbst nicht verstanden hat und der ihm bis heute noch offenbar emotional schwer zu schaffen macht.

Zitat:
"Dieses Sondergut der "ZJ", stellte sich bis jetzt auf wackeligen Beinen dar… = aber sei es drum! …
Ich war bei einem Ältesten mit seiner Frau und noch einem anderen Br. dabei, um das Daniel-Buch fürs Buchstudium vorzustudieren.
Wir kamen auf gew. chronologische Zusammenhänge zu sprechen, und ich sagte der Schw., dass ich darüber eine Aufstellung gemacht hätte, die ich ihr nächstes mal mitbringen könnte…
Gesagt – getan! Da ich aber darin paar Bemerkungen und Erklärungen drinnen hatte, weshalb manche Daten anders sind als von der WT-Lehre her gewohnt, war diese Schw. darüber sehr empört… Schade! Eine Pionierschwester, die fleißig und gerne andere Menschen aufklärt! … Bei der nächsten Begegnung in der Versammlung, teilte mir ihr Mann (Ältester) mit, dass es besser wäre, dass ich nicht mehr zu ihnen komme.
No ja, kein Problem!… Doch nach weiterer Woche, kam der andere Br. zu mir und fragte, warum ich nicht mehr komme? Ich sagte ihn den Grund, dass ich Zweifel an der WT-Chronologie hätte, und man mich ausgeladen hat. Das war's!
Weitere zwei/drei Wochen später, hatte ausgerechnet diese Schwester eine Aufgabe in der TPDS, wo sie zu der Chronologie ihre Aufgabe hatte… Gleich nach der Vers. kam wieder der Br. zu mir und fragte, ob jetzt mir alles darin klar sei? Ich sagte, dass ich dennoch mit dem nicht einverstanden war!
Er (ohne mir was weiter zu sagen – wo ich dachte, dies war's) gingt dann zu der Schw. und sagte ihr das von mir. Sie gleich zu ihren Mann… (Nun sind schon "zwei Zeugen" da!). Rest kann man sich ausmalen! …

Ich wurde (für mich eigentlich überraschend) vors Komitee bestellt, ohne (nach der Bekanntgabe des Termines), dass man mit mir noch darüber was besprechen wollte. (etc., etc.). Man wollte es nicht!
Ich wurde ausgeschlossen, weil ich die Dinge nicht für mich behalten habe (mit Ausnahme von wenigen [!] Ältesten), sondern in der Versammlung Unruhe stifte!!! ? = (Nur weil ich zwei Personen was nebenbei gesagt hatte!?)…"

So, da hatte einer bloß gefragt. Und postwendend sprang die Exkommunizierungsmaschinerie an. Das hat den Betreffenden offenbar schwer getroffen, denn in etlichen Phasen seines Seins, sieht er sich immer noch als Zeuge Jehovas.
Seine "Schwäche" war, dass in ihm aufkommende Zweifel er nicht unterdrücken könnte; sie nicht einfach ohne Antwort einfach "heruntergeschluckt" hat.

Aufzug Nummer zwei des Trauerspiels
"Anderer K(reis)A(ufseher), erneuter Anlauf… Ich wurde wieder aufgenommen, weil ich mich bereit erklärte, die anderen Geschwister nicht mit meinen Sachen zu "belasten"…
= Und die Tatsache, dass ich wieder aufgenommen wurde zeigt, dass da doch was war, was den Ausschluss begründete = Darüber mit anderen zu reden!

O.K., ich habe "bereut" und war wieder drin!
Dann kam der nächste Fall, wie ich ihn schon mal … geschildert hatte. = Also quasi erneut, dass ich die Sachen nicht für mich behalten habe! … (?)
Erneut die gleiche (diesmal wieder beim inzw. anderem KA) Prozedur! …Wieder raus, weil ich nicht uneingeschränkt glauben will, dass Gott durch Seinen Hl. Geist, NUR durch die WT-Organisation handelt (nicht auch mit einzelnen), und dass nur der t.u.v.S.
diese gegenw. Wahrheit austeilt, die er von Gott zur richtigen Zeit kommt."

… Darüber hinaus, seit ca. 1,5 Jahren, hatte man mir Saalverbot erteilt (wo ich unter Androhung der Polizei, nicht mehr reingehen darf!), weil ich vor ca. 1,5 Jahren beim Kongress, meine Fragen schriftlich (da ich sonst mit ihnen nicht reden darf!) an andere reifere Zeugen ausgeteilt hatte!

Und an anderer Stelle äußert der Betreffende noch:
"Und was meine sog. "Kritik" an der Organisation betrifft, so werden im heutigen Tagestext bestimmte Lehren der Großkirchen kritisiert, und die Schuld an dem, wird speziell der Geistlichkeit der Christenheit zu lasten gelegt…
= Warum darf die WTO andere Kirchen kritisieren oder bloßstellen, wobei sie was dagegen hat, wenn man sie kritisiert oder in manchen Punkten bloßstellt!? (Spr 20:10)."

Meine Meinung zu diesem Fall lässt sich mit einem Vergleich wieder geben. Als Stalin noch der große Führer der Kommunisten war, gab es einen Hofschreiberling in diesem Gefilden, der da mit einem besonders "frommen" Lied von sich reden machte.
Die Partei, die Partei hat immer recht … wusste er seinem Glaubenspublikum zu erzählen.

Die WTG-Organisation ist offenbar noch heute auf dem erzstalinististischen, erzhitlerfaschistischen, erzkatholisch-inquisitorischem Niveau, wie es negativ kaum mehr überboten werden kann.

Geschrieben von Drahbeck am 29. Juli 2003 20:27:11:

Als Antwort auf: Re: Detlef G. geschrieben von D. am 19. April 2003 09:56:37:

Neues von B. und Co.

Im November 2000 gab es unter den Auspizien des damaligen Theologieprofessors B. in Heidelberg (jetzt "Totalitarismusforscher" in Dresden) eine Tagung zum Thema Zeugen Jehovas. Unter den dort versammelten Referenten fand sich die überwiegende Mehrheit jener ein, die für die WTG "Rang und Namen" haben. Lediglich Frau Y. gehörte wohl nicht zu den Mit-Eingeladenen. Vielleicht wollte man sich dort wohl nicht wegen ihrer Scientology und Moonkontakte mit ihr in einem Namenszug genannt wissen. Das könnte wohl auch für Herrn B. nicht sonderlich "reputationsfördernd" sein. Denn seriös wollte man schon sein, bei dieser Tagung.

Ein weiterer dort nicht vertretener Name der des Hubert R-. Aber der liegt in der Tat etwas anders als der von Frau Y.. Hatte doch R. gar auf einer Zeugen Jehovas-"Standhaft"-Veranstaltung aus den Gestapo-Akten des Konrad Franke zitiert. Und seine Zitate machten deutlich. Auch R. lässt Franke nicht im "Heldenlicht" erscheinen. Die einzige Verbeugung, die er seinen Gastgebern gegenüber machte war die, eine Pseudonym für den Klarnamen Franke zu verwenden. Das war aber so durchsichtig, dass jeder halbwegs mit der Materie vertraute, sehr wohl erkannte. Er meint Franke!
Vielleicht passte daher auch R. nicht so recht in den "erlauchten" Kreis, den Gastgeber B. da um sich zu versammeln beliebte.

Es wurde schon damals vorangekündigt, dass die dort gehaltenen Referate auch später noch in der Form eines über den Buchhandel erhältlichen Tagungsbandes veröffentlicht werden sollten. Es hat bis zum Jahre 2003 gedauert. Jetzt liegt dieser Band vor, herausgegeben von den Herren Gerhard B. und Clemens Vollnhals unter dem Titel:
"Repression und Selbstbehauptung. Die Zeugen Jehovas unter der NS- und der SED-Diktatur".

Beginnen möchte ich da gleich als erstes mit dem dort abgedruckten Beitrag von Detlef G., der mir von allen, die sich dort artikulierten, wie mir scheint, noch die gehaltvollsten Ausführungen machte.

Detlef G.; den Namen kann ich nicht in den Mund nehmen, ohne gleichzeitig "hin und hergerissen zu sein". Einerseits ist unbestritten, dass G. mit seinem "Zwischen Widerstand und Martyrium" ein Standardwerk zum Thema vorgelegt hat, um das keiner (der ernst genommen werden möchte) herumkommt. Die Details daraus sollen hier jetzt nicht im Vordergrund stehen. Nur soviel. Mir erschien eines evident zu sein. G. versucht sich darin auch von den Vorgängerstudien von Friedrich Zipfel und Michael Kater "abzusetzen". Unterschreibe ich vieles aus "Zwischen Widerstand und Martyrium" auch, so jedoch nicht das G.'sche Selbstverständnis, als hätte er G.; sowohl Zipfel und Kater "überflüssig" gemacht, auf das man ihrer nicht mehr gedenken möge und nur noch singe: "Hosianna - G."

Das was G. Zipfel und Kater meint als "Schwächen" glaubt vorhalten zu können, hat mich - in der Sache - (von unbedeutenden Kleinigkeiten abgesehen) in keinem einzigen Falle überzeugt!
Grundtenor der G.'schen Kritik an den Vorgenannten ist doch wohl der, dass die Genannten in der Sicht G.'s zu "distanziert" zu ihrem Untersuchungsgegenstand ständen. Und hier ist in der Tat ein wesentlicher Unterschied zu sehen.
Weder Zipfel noch Kater, haben sich je als de facto Hauptdarsteller für ein von der WTG gedrehtes und vertriebenes Video zur Verfügung gestellt. G. sehr wohl. G. (und noch einige andere) haben es auch genossen, auf diversen WTG-Veranstaltungen weiter "herumgereicht" zu werden. Er, G., hat somit auch sein ganz persönliches "Geschäftchen" mit der WTG abgewickelt.

Das ist, was ich G. ankreide und wo ich mir Zipfel und Kater lobe, die sowohl relativ sachgerecht den von ihnen behandelten Gegenstand dargestellt haben; zugleich sich aber nicht von der WTG für deren Interessen haben vereinnahmen lassen.
G.'s Buch erschien vor rund einem Jahrzehnt, und wird von minimalen Korrekturen abgesehen, im Prinzip heute noch unverändert, mit vorgenannten "Macken" vertrieben. Sein genanntes Buch repräsentiert somit mehr oder weniger den "frühen" G.. Nun soll man niemandem die Fähigkeit absprechen, auch noch dazu zu lernen. Auch G. nicht.

Ein Dokument des "späten" G. indes erscheint mir auch schon sein Referat auf der Heidelberger Tagung vom November 2000 zu sein, aus der jetzt mal einige Sätze zitiert werden sollen. Sätze, denen ich in der Sache nur beipflichten kann.

So erwähnt er bezugnehmend auf die KZ's:
"Zum Beispiel lehnten Bibelforscherinnen im KZ Ravensbrück den Einsatz in der Angora-Kaninchenzucht trotz schwerster Strafen ab (da das Fell für die Fütterung von Fliegerjacken genutzt wurde, sahen sie darin biblisch verbotene "Kriegsarbeit"), während im Männer-KZ Neuengamme drei Jahre lang 15 bis 20 Zeugen Jehovas im dortigen "Angora-Kommando" arbeiteten, wo sie die relativ guten Bedingungen für die Beschaffung lebensnotwendiger Zusatzverpflegung, für heimliche Zusammenkünfte und für das Verstecken biblischer Schriften zu nutzen verstanden.

Weiter konstatiert er:
"Zugleich gab es unter den Bibelforscher-Häftlingen aber auch Zerwürfnisse, die so heftig sein konnten, daß sie zu Spaltungen und Ausschlüssen, dem sog. Gemeinschaftsentzug, führten. Ein Konfliktpunkt war z. B. die Frage, wo die Grenzziehung bei der Ablehnung von "Kriegsdiensten" jeweils genau zu verlaufen habe. Für die "Gemäßigteren" galt nur die direkte Mitwirkung an der Herstellung von zur Tötung bestimmten Kriegsgerät als Arbeit für den Krieg, während die "Radikaleren" neben der Waffenproduktion etwa auch die Herstellung von Uniformjacken in der Ravensbrücker Schneiderei oder die Produktion von Wehrmachtskiern in der Buchenwalder Tischlerei als Verstoß gegen die biblischen Gebote galt."

Kritisieren tut er auch:
"In den Veröffentlichungen der letzten Jahre bleiben diejenigen Gruppen der Bibelforscherbewegung, die sich in den zwanziger und dreißiger Jahren von der Watch Tower Society getrennt hatten, nahezu gänzlich ausgespart, obgleich auch die "Freie Bibelforscher-Vereinigung" und die "Menschenfreundliche Versammlung (Engel Jehovas)" im November 1933 bzw. im Januar 1934 verboten wurden und auch Angehörige dieser Gruppen in den Konzentrationslagern unter dem "lilaWinkel" der Bibelforscher geführt wurden.

Die Politik der WTG in der "Vor-G.-Zeit" kommentiert er mit den Worten:
"Dabei haben die Zeugen Jehovas lange Zeit selbst dazu beigetragen, daß eine Aufarbeitung ihres Verfolgungsschicksals unterblieb. Der exklusive Anspruch dieser umstrittenen Glaubensgemeinschaft, deren "Leitende Körperschaft" alleinige Wahrheit beansprucht und sich als einzig wahre und authentische Vertreterin des göttlichen Willens sieht, und ihre - insbesondere für Bibelunkundige - in rationalen Kategorien nur schwer faßbare Glaubenslehre dürften ebenso zu dem langanhaltenden Desinteresse der Geschichtswissenschaft beigetragen haben wie die Abschließung der Gruppe nach außen. Forschungsbemühungen - so es sie denn gab - trafen lange Zeit bei der Wachtturm-Gesellschaft auf Vorbehalte. Zu ihren Archiven erlangten Außenstehende keinen Zugang. Ängste und schlechte Erfahrungen, insbesondere mit Journalisten, denen in erster Linie an zweifelhaften "Enthüllungsstories" gelegen war, aber auch der Wunsch nach einem Deutungsmonopol in Fragen der eigenen Geschichte werden die nichtkooperative Haltung bestimmt haben."

Auch beachtlich seine Anmerkung:
"Für das Engagement der Zeugen Jehovas in Sachen Geschichtsaufarbeitung ist noch auf einen weiteren Gesichtspunkt zu verweisen, nämlich eine 1995 im "Wachtturm" verkündete Modifikation in der Glaubenslehre bezüglich der Naherwartung.
Vgl. die Veränderung im Impressum der Halbmonatsschrift Erwachet!; die alte Fassung mit dem Verweis auf die Generation von 1914 wurde letztmalig in der Ausgabe vom 22. 10. 1995 abgedruckt (vgl. auch die flankierenden Artikel im Wachtturm vom 1. 11. 1995)."

Voll unterstreichen kann ich auch seine Einschätzung:
"Bedauerlicherweise hat sich die Wachtturm-Gesellschaft trotz ihrer Öffnung in Fragen der Geschichtsaufarbeitung bislang noch nicht zu einer Distanzierung von dem Anpassungskurs des Jahres 1933 entschließen können. Zwar wird die Erklärung vom 25. Juni 1933 heute nicht mehr als "vehementer Protest gegen die Hitler-Regierung" verklärt, aber die Tatsache, daß in Zeiten der Bedrängnis 1933 gewisse Zugeständnisse erfolgten, wird weiterhin nicht eingestanden. Allerdings wurde 1998 in einer "Erwachet!"-Ausgabe der auch innerhalb der Glaubensgemeinschaft geäußerte Wunsch nach einer Passage zu den "Handelsjuden des Britisch-Amerikanischen Weltreiches" als Ausdruck einer vermeintlichen Judenfeindschaft "mißverstanden worden" sei und deshalb "Anstoß erregt" habe. Aber zu dem Eingeständnis, daß die "sichtbare Organisation Jehovas" - wie andere auch - in den Anfangsmonaten des "Dritten Reiches" zur Existenzwahrung einen Weg der Anpassung und Verständigung suchte, zeitweilig die Gläubigen zur Einstellung aller Missionsaktivitäten aufrief und somit anfangs nicht mit der Entschiedenheit agierte, die später das Handeln der Zeugen Jehovas unter der nationalsozialistischen Herrschaft auszeichnete, kann sich die Wachtturm-Geellschaft nicht entschließen, wohl weil hier die Autorität der Leitenden Körperschaft in Brooklyn und ihr Anspruch "unter der Eingebung und mit der Vollmacht des Höchsten" zu handeln, zur Diskussion steht."

Und in einer Fußnote merkt er dazu noch an:
"In der Frage der von den Gläubigen geforderten Gehorsamspflicht sind noch keine Anzeichen einer Öffnung erkennbar. Die Zeugen Jehovas werden immer noch auf eine unbedingte und unhinterfragte Loyalität gegenüber der Leitenden Körperschaft verpflichtet. Dies gilt auch für Fälle, in denen etwas im Augenblick nicht verständlich erscheint oder in denen man nicht mit der Leitung übereinstimmt. Für diese Fälle empfiehlt der Wachtturm: 'Loyalität schließt somit ein, die Veröffentlichungen von weiterem Verständnis durch den treuen und verständigen Sklaven geduldig abzuwarten.' Wachtturm vom 15. 3. 1996, 15f.)

Meine Unterstützung findet er auch für die Aussage:
"Für jene, die an einer Aufklärung über die und einer Diskussion mit den Zeugen Jehovas interessiert sind, sind meines Erachtens im Blick auf die Jahre 1933 bis 1945 vielmehr Erörterungen darüber weiterführend, weshalb die Zeugen Jehovas in Konflikt mit dem Nationalsozialismus gerieten und wofür sie stritten. Hier sind das Verhältnis der Zeugen Jehovas zur Welt, ihr Staatsverständnis, die Zuschreibung der eigenen Organisation zu den theokratischen Autoritäten, die unbedingte Loyalitäts- und Gehorsamspflicht der Gläubigen gegenüber der Wachtturm-Gesellschaft und andere Fragen zu thematisieren, die durchaus einer kritischen Erörterung bedürfen.

Wer das opferreiche Martyrium der Zeugen Jehovas im "Dritten Reich" aus geschichtswissenschaftlicher Perspektive betrachtet, kommt deshalb nicht an der Feststellung vorbei: Widerstand gegen die Diktatur leisteten Jehovas Zeugen nicht. Sie stritten im Konflikt mit dem Regime für ihre (eigene) Organisations- und Glaubensfreiheit, nicht aber für die Freiheit (aller) in einem umfassenderen und politischen Sinne. In diesem Zusammenhang gilt es auch, darauf hinzuweisen, daß die Zeugen Jehovas sich nicht nur gegenüber der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft verweigerten."

Bravo, für diese Aussage aus dem Munde auch von G.!
Unterstrichen sei auch noch abschließend seine Einschätzung:
"Die couragierte Haltung der Zeugen Jehovas im "Dritten Reich" kann zwar Respekt und Würdigung für sich beanspruchen, als Leitbild in einer demokratisch verfaßten Gesellschaft eignet sie sich jedoch nur bedingt. Ihr Handlungsmotiv war die Loyalität zur Theokratie, nicht die Wiedererlangung von Freiheit und Demokratie. Eine Vorbildfunktion im pädagogischen Sinne kommt ihnen deshalb nicht zu. Dieser Platz sollte Dietrich Bonhoeffer, Mildred und Arvid Harnack, Helmuth Hübener, Julius Leber, Max Josef Metzger, Carl von Ossietzky, Sophie und Hans Scholl und ähnlichen Persönlichkeiten vorbehalten bleiben."

Bei einem in diesem Band mit enthaltenen Beitrag des Schweizer WTG-Mitarbeiters Max Wörnhard, fallen besonders zwei Aspekte ins Auge.
So vermerkt er in seiner ersten Fußnote schon:
"Zum ersten Mal sollen spezifisch schweizerische Forschungsergebnisse in ansehnlicher Breite vorgelegt werden in: Hubert Roser (Hg.), "Vergessene Opfer" - Jehovas Zeugen, der Nationalsozialismus und die Schweiz (in Vorbereitung für 2002)."

Dazu ist festzustellen. Genanntes wurde in der Tat schon einmal im Verzeichnis "lieferbarer" Bücher vorangekündigt. Eine ISBN dafür existierte auch schon. Ebenfalls das Titelbild-Cover und die Verlagsangabe. Dann wurde es "still" um dieses Buch. Aus dem "Verzeichnis lieferbarer Bücher" verschwand es wieder und auch keine wissenschaftliche Bibliothek die Pflichtexemplarberechtigt ist, weist es nach.

Eine gezielte Nachfrage bei dem mal vorgesehenen Verlag ergab. Das Projekt ist dort "gestorben". Mit Sicherheit ist es jedenfalls nicht im Jahre 2002 erschienen. Ob es denn überhaupt noch mal erscheinen wird, steht (ausgehend vom gegenwärtigen Stand) "in den Sternen".
Der Verweis auf ein nie erschienenes Buch noch im Jahre 2003, erweist sich somit als unseriös.

Zweite Anmerkung zu Wörnhard.
"Gekonnt" umschifft er eine Klippe durch Nichterwähnen. Und zwar die Schweizer Wehrdiensterklärung von 1943. Da liegt einiger "Zündstoff" drin. Das ist wohl auch Wörnhard klar. Jedoch muss man ihm das als nicht "verzeihlich" ankreiden. Das von B./Vollnhals herausgegebene Buch tritt ja gerade mit dem Anspruch auf, beide deutsche Totalitarismen im Blickfeld zu haben. Man weiss, dass Thema Wehrdienst ist eines, was darin, keinesfalls an "letzter" Stelle mit hineinspielt. Umso mehr ist das Wörnhard'sche Schweigen dazu (da er ja von der Sache berufen wäre, sich dazu zu äußern), zu verurteilen.

Zu den mit in diesem Sammelband vertretenen Autoren gehört auch der Waldemar H.. H. offeriert nur das, was er an anderer Stelle bereits früher ausgeführt hatte; und nach wie vor ist festzustellen. Nicht immer ist seine Argumentation besonders "schlüssig".
Das soll an einem Einzelbeispiel einmal verdeutlicht werden.

H. entrüstet sich in seinen Ausführungen auch über die "Sektenkundlichen Mitteilungen". Dabei handelte es sich um eine Publikation der Evangelischen Kirche in der DDR, die im Verfielfältigungsverfahren hergestellt wurde. Also "Marke Caro Billig". Das soll jetzt nicht abwertend verstanden werden, sondern lediglich zur Veranschaulichung dienen.
Heutige Kopiertechnik stand der Kirche damals offenbar noch nicht zur Verfügung. Und so sind denn die einzelnen Blätter im Schreibmaschinenpapierformat auch lediglich durch eine simple Heftklammer zusammengehalten gewesen pro Ausgabe.
Auch fand sich in jedem Impressumsvermerk noch die Angabe "Nur zum kirchlichen Dienstgebrauch".

Über diese seit 1968 etwa alle 4 Monate erscheinende Publikation (drei Ausgaben pro Jahr) entrüstet sich nun H. mit den Worten:
"Zu dieser kirchlichen Stelle nahm Willy Müller als Herausgeber der CV Kontakt auf.
Bereits in der zweiten Ausgabe der Sektenkundlichen Mitteilungen wurde die Zeitschrift CV als aufklärendes Informationsblatt über Jehovas Zeugen vorgestellt. In annähernd jeder weiteren Ausgabe wurden die über Jehovas Zeugen enthaltenen Berichte einfach aus der CV entnommen. Ohne Überprüfung des Wahrheitsgehaltes, lediglich mit Nennung von CV als Quelle

In den Sektenkundlichen Mitteilungen waren etwa 85 bis 90 Prozent der enthaltenen Aussagen über Jehovas Zeugen der Zeitschrift CV entnommen. Ein tatsächlicher Skandal, denn es ist nur zu offensichtlich, daß Dr. Pietz … zumindest ahnen mußte, wer hinter CV stand."

Was ist dazu zu sagen? Zum einen. Wer kann es dem CV-Herausgeber Müller verargen, dass es Kontakte aufnahm? Was machten denn die Zeugen Jehovas mit ihren "Standhaft"-Veranstaltungen? Da wurden doch auch Kontakte zu Außenstehenden gepflegt. Nicht mehr und nicht weniger tat auch Müller. Und wer das als "Straftatbestand" werten will, dem muss man schon mal auf den Kopf zu die Frage stellen; ob er sich sicher ist, wirklich noch "richtig zu ticken?"

Weiter. Pietz zitierte via Sektenkundliche Miteilungen in der Regel kommentarlos. Ist das ein Verbrechen? Oder noch anders gesagt. Er tat gleiches auch bezüglich der Siebenten-Tags-Adventisten, der Neuapostolischen Kirche, der Evangelisch-Johannischen Kirche und noch einiger anderer; sofern ihm diesbezüglich zitierenswertes vorlag. Die Zeugen Jehovas-Thematik war dabei den gleichen Kriterien ausgeliefert. Über keine Gruppe finden sich irgendwelche echte "Kommentierungen". Über alle nur "Zitierungen".

Natürlich nahm Dr. Pietz dergestalt Einfluss, dass er auswählte. Er allein entschied; was er als zitierenswert ansah und was er "unter den Tisch fallen ließ".
Wenn H. Dr. Pietz einen echten Vorwurf machen wollte, dann hätte er ausführen müssen. "Diesen Text hat Pietz zitiert". Dann müsste er den inkriminierten Text näher vorstellen und hinzufügen was er an ihm zu beanstanden habe und aus welchen Gründen. Genau diesen Weg hat aber H. nicht beschritten. Er bietet nur eine billige Stimmungsmache.

"Würdig" dem Herrn H. zur Seite steht in diesem Band auch der "kalte Krieger" Gerhard B.. Er abhandelt insbesondere das Thema "Christliche Verantwortung". Das der zu acht Jahren Zuchthaus vom DDR-Staat verurteilte Dieter Pape, davon "nur" vier Jahre absitzen musste und eine DDR-konforme Entwicklung einschlug, ist für die kalten Krieger Made B., die es immer noch nicht verkraften können, dass sie es nicht schon zu Adenauers Zeiten geschafft haben, dass die DDR aufhörte zu bestehen, ein "Sakrileg", für das sie aus ihrer Interessenlage keine "Verständnis" haben.

Seine Antipathien bringt er denn mehr als reichlich auch in seinen Ausführungen immer wieder mit ein.
Wie sehr B. parteiisch ist, macht er meines Erachtens auch deutlich, wenn er der Meinung ist bezüglich des Uraniabuches, es sei von dem Dr. Pietz in den Sektenkundlichen Mitteilungen "sehr günstig besprochen" worden.
Dieser Auffassung vermag ich nicht zu folgen. Daher mal ein paar Sätze aus dieser "günstigen" Besprechung via meiner Ausführungen dazu aus der "Geschichte der Zeugen Jehovas" S. 499f.
"1970 erschien dann in der DDR im Uraniaverlag Leipzig [71] ein Buch über die Zeugen Jehovas. Als Herausgeber wurde darin genannt Manfred Gebhard. [72] Im "Materialdienst der evangelischen Zentralstelle für Weltanschauungsfragen" kennzeichnete Reimer dieses Buch 1972 als eine Propagandaschrift. Als die Antwort der DDR auf die "Wühlarbeit" der Zeugen Jehovas. [73]
Der seinerzeitige Präsident der EKU-Kirchenkanzlei in der DDR wählte dazu die Vokabel vom "Steckbrief einer Religionsgemeinschaft" und das diese "Dokumentation", sofern sie denn eine solche sei, wachsam zu benutzen sei. [74]
Demgegenüber wirkt es doch etwas merkwürdig, wenn die in Freiburg/Br. erscheinende katholische Zeitschrift "Lebendige Seelsorge" im Jahre 1971 nur relativ moderate Vokabeln über diese Buch verwandte. Pietz lebte in der DDR und musste darauf achten, dass bei dem was er sagte, ihm das DDR-Regime nicht daraus einen Strick drehte. [75] Die "Lebendige Seelsorge" hingegen erschien in der freiheitlichen Bundesrepublik Deutschland. Es hätte durchaus in ihrer redaktionellen Freiheit gelegen, einen totalen Zerriss dazu zu publizieren. Statt dessen schrieb man nur:
"Die 'Zeugen Jehovas' wecken immer wieder durch die Kompromisslosigkeit, mit der sie diktatorischen Regimen gegenübertreten, Bewunderung; dennoch fällt es schwer, an dieser Sekte sympathische Züge zu entdecken."
Das Uraniabuch enthält dann für die "Lebendige Seelsorge" "unvergleichlich mehr Material als bisher irgendwo über diese Sekte zu finden war." Die Kritik an der Gesamtkonzeption erschöpft sich in der Feststellung: "Man muss den Leser aber darauf aufmerksam machen, dass es sich nicht um eine tendenzfreie Darstellung handelt. Auch steht nicht so sehr die religiöse Seite im Blickpunkt. … Nicht gerecht wird vermutlich der Herausgeber den Zeugen Jehovas bei der Darstellung ihres Verhältnisses zum Hitlerfaschismus." [76] "

Aus einem Aufsatz des WTG-Funktionärs Slupina in diesem Band, kann man auch einige statistische Zahlen über das Wachstum der Zeugen Jehovas in Deutschland in den Jahren 1946 - 1950 entnehmen.
Danach gab es per 1. 5. 1946 in Ostdeutschland 3328 Bericht abgebende Zeugen Jehovas.
Westdeutschland registrierte zur gleichen Zeit 5237.
Bis zum 1950er DDR-Verbot wuchs die Zahl der ostdeutschen Zeugen Jehovas auf 23.000 an.
Zur gleichen Zeit gab es in Westdeutschland rund 30.000 Zeugen Jehovas.

Zu diesen "abstrakten" Zahlen muss man noch das jeweilige Bevölkerungspotential in die Betrachtung mit einbeziehen. Und das ostdeutsche wurde wohl um die 17 Millionen beziffert. Westdeutschland war aber zur gleichen Zeit auch bevölkerungspolitisch erheblich größer.
Dies in die Betrachtung mit einbeziehend, kann man ohne Zweifel sagen. Das Wachstum der Zeugen Jehovas in Ostdeutschland vor 1950, war ohne Zweifel erheblich größer als zur gleichen Zeit in Westdeutschland.

Ein Symptom dafür, dass in trostlosen Zeiten "Heilsverkünder" einen fruchtbaren Boden vorfinden. Je mehr sich diese Verhältnisse zum besseren ändern, um so weniger fruchtbarer wird es für die (Un)"Heilsverkünder".

Aus dem in diesem Band noch mit enthaltenen Beitrag von Bernd Schäfer sei noch zitiert; und damit soll die Betrachtung ihr Ende finden:
Schäfer kommt auf Polen zu sprechen. Jenes Land aus dem Ostblock, wo die Zeugen Jehovas schon ab den 1980er Jahren eigene Kongresse öffentlich abhalten durften; bzw. In westliche Länder zu deren Besuch ausreisen durften. Dazu Schäfer:

"Bemerkenswert ist auch die Rolle der Zeugen Jehovas in Polen in den achtziger Jahren, als die regierende Polnische Vereinigte Arbeiterpartei auf der Suche nach kirchlichen Gegengewichten zur übermächtigen katholischen Kirche nicht nur bei den staatsloyalen Protestanten fündig wurde, sondern bei den teillegalisierten ZJ, die als anti-katholische (und damit als gegen die Massenbewegung "Solidarnosc" und Streiks) eingestellt wahrgenommen wurden. Das MfS der DDR war über solche Politik gegenüber den ZJ wenig erbaut und warnte entsprechend die polnischen Kollegen von der aus Brooklyn und Selters gesteuerten "Infiltration", konnte sie allerdings nicht von ihrer Strategie abbringen."

Und seine Ausführungen kommentiert er dann noch mit dem Satz:
"So haben sich letztere (die Zeugen Jehovas) beispielsweise durch offenkundig falsifizierte Weltuntergangsprognosen für das Jahr 1975 vorübergehend mehr geschadet als es die Zersetzungsarbeit der Staatssicherheit vermochte."

Geschrieben von D. am 04. August 2003 10:22:15:

Als Antwort auf: Re: Neues von B. und Co geschrieben von Drahbeck am 29. Juli 2003 20:27:11:

In dem neuen von B./Vollnhals herausgegebenen Buch mit den Referaten der Heidelberger Tagung vom November 2000, reizt insbesondere auch der dort abgedruckte Beitrag des Herrn H. zum Widerspruch. Dies ist ja im Falle H. wahrhaftig nichts "neues". Spätestens seit seiner Erich Frost-Apologie weiß man was man von ihm zu halten, oder besser nicht zu halten hat. H. hatte schon in einem Beitrag des Y.'schen "Visier" Buches, auch den Herausgeber der seinerzeitigen Publikation "Sektenkundliche Mitteilungen" mit unqualifizierten Vorwürfen bedacht, die er in der Sache auch bei B./Vollnhals wiederholt, wodurch sie allerdings auch nicht mehr an "Wahrheitsgehalt" gewinnen. Gerade diesem Aspekt geht eine diesbezügliche jetzt erstellte Zusammenfassung einmal im Detail nach.

Mitteilungen

Geschrieben von Drahbeck am 30. Juli 2003 17:44:08:

Als Antwort auf: Re: Neues von B. und Co geschrieben von Drahbeck am 29. Juli 2003 20:27:11:

Neben seiner mageren Webseite, die er vorsichtshalber auch nur als "Visítenkarte" betitelt, ist der WTG-Funktionär Johannes W. (Geschichtsarchiv der WTG) jetzt auch mit einer weiteren Webseite im Netz. Er stellt sich zwar namentlich dort nicht vor, aber die Abfrage bei Denic ergibt eindeutig. Betreiber von "Standfirm.de" ist Herr W..
Da gab es ja schon eine Webseite, die nannte sich "Standhaft.org". Schon seit Jahren nicht mehr aktualisiert.
Die stuft W. wie auch die zu nennende Webseite des Carlo Vegelahn, die alle v o r W. schon im Netz waren, als "private Webseiten" ein.
Offenbar nutzt er das gerade herausgekommene Buch von B./Vollnhals als willkommenen Aufhänger, um seinerseits eine Linksammlung zum Thema zu offerieren.
Selbredend parteiisch ausgestaltet. Eindeutige Kritiker bleiben bei W. außen vor.

www.standfirm.de/

Geschrieben von ED am 03. August 2003 17:52:14:

Den Trick mit der Heilung eines zu kurzen Beines habe ich vor Jahren in einer Pfingstgemeinde (Bomlitz-Uetzingen (Lüneburger Heide), bei Walsrode) mit eigenen Augen miterlebt. Der Wunderheiler, der aus Hildesheim angereist kam, erklärte, dass fast jedes Leiden (z. B. Kopf- oder Magenschmerzen) darauf zurückzuführen sei, dass eine Verkürzung einer Extremität vorliege. Was für enorme anatomische und physiologische Kenntnisse solch ein Wunderheiler hat ;-).

Als ein Zuschauer einen solchen Scharlatan wegen seines Betruges zur Rede stellte, stritt dieser gar nichts ab, sondern erklärte lapidar, er würde diesen Trick anwenden, um Glauben bei den Menschen zu erwecken, und wenn einmal Glauben genug aufgebaut sei, würden auch echte Wunder geschehen. Da fällt einem nichts mehr dazu ein, stimmt's?

Das gleiche geschieht oft bei "Rollstuhlheilungen" bei den großen Heilungsevangelisten, wenn angeblich Gelähmte auf der Bühne den Rollstuhl verlassen. Die Zuschauer vergessen dabei eines: die meisten Rollstuhlfahrer sind nicht gelähmt, sondern nur gehbehindert, d. h. sie können sich auch ohne Rollstuhl mehr oder weniger mühevoll fortbewegen. Ich weiß von zwei Frauen, die in Hamburg bei solch einer Verantstaltung in ihrem Rollstuhl auf die Bühne geschoben wurden, um dort auf das Kommando des Wunderheilers "Im Namen JESU stehe auf!" als geheilt den Rollstuhl zu verlassen. Sie taten es und die ganze Halle tobte vor Begeisterung. Daß sie sich aber zu Hause in ihrer Wohnung auch ohne Rollstuhl fortbewegen können, wagten sie auf der Bühne natürlich nicht zu sagen. Sie vertrauten sich aber nachher einem Bekannten an. Welch ein Betrug! Wie ein Vampir immer wieder frisches Blut zum Überleben braucht, so brauchen bestimmte Missionswerke ständig neue Sensationsberichte über Heilungen, um weiterexistieren zu können. Und so wird mach ein "gesalbter Prediger" zum Trickbetrüger und Scharlatan. Es ist allerdings nur eine Frage der Zeit, bis solche Lügengebäude zusammenbrechen und der Prediger öffentlich zuschanden wird. Leider ist in solch einem Fall nicht nur der Prediger betroffen, sondern der Name JEHOVAS wird dadurch in den Schmutz gezogen. Der Schaden, der dadurch angerichtet wird, ist fast nicht mehr gutzumachen. Diverse Beispiele aus den USA bestätigen diese Ansicht.

Auffallend still ist es allerdings um das "Umfallen im Geist" geworden. Nun, Benny Hinn wäre beinahe böse hereingefallen. Er mußte sich nämlich wegen der Umfallereien vor Gericht verantworten, weil eine Frau in seiner Versammlung wie üblich auf den Rücken fiel, sich aber - laut einem Bericht - dabei eine schwere Schädelverletzung zuzog. Zu Hilfe Eilende seien zurückgewiesen worden mit der Bemerkung, sie sollten die Frau im Geiste ruhen lassen. Was für ein Geist das war, zeigte sich schnell: die Frau starb im Krankenhaus an ihrer Verletzung! Die Wachtturmzentrale bestätigte, daß gegen Benny Hinn ein Gerichtsverfahren in dieser Sache eingeleitet worden war, das am Ende dann doch mit einem Freispruch endete wegen mangelnder Beweise. Für die "Wunderheiler" aber war es ein Schuß vor den Bug; denn was sich da alles abspielt, ist wirklich oft gerichtsreif.

In der Biographie von Ray McCauley heißt es: "Als Ray ihr die Hände auflegte, wurde sie nach hinten geschleudert und schlug mit dem Kopf an der Kante des Marmortisches auf.... Ray und einige eilten zu ihr. Als sie ihren Kopf anhoben, entdeckten sie einen großen Blutfleck auf dem Teppich.... Wir richteten sie auf und brachten sie ins Badezimmer, wo wir ihren Kopf über das Waschbecken hielten" (R. Steele).

Eine Frau berichtete über ihre schlimmen Erfahrungen beim "Fest zur Ehre Gottes" 1986 in Fürth (Nehemia-Team): "Damals betete dieser Dr. Joy Severatnam aus Malaysia für mich. Kaum hatte er meine Stirn berührt, fiel ich nach hinten und veletzte mir den linken Ellenbogen. Ich konnte den Arm nicht mehr bewegen. Trotzdem, weil er mir das nicht glaubte, bog er mir diesen hin und her, so daß ich vor Schmerz schrie. Da sagte er, daß ich von einem Dämon besessen sei. Im Krankenhaus wurde aber laut Röntgenaufnahme bewiesen, daß der Arm angesplittert war."

Wir möchten explizit betonen, dass wir an Krankenheilung durch Jehovas Kraft glauben. Aber wo mit Lügen, Halbwahrheiten oder Tricks gearbeitet wird und eine nichtvorhandene Vollmacht vorgetäuscht wird, da ist der Vater der Lüge am Werk.

mfg
ED

Geschrieben von Ewald am 04. August 2003 21:26:58:

Als Antwort auf: Rollstuhlheilungen-Umfallen im Geist geschrieben von ED am 03. August 2003 17:52:14:

Hallo ED,

danke für den Bericht.

>Die Wachtturmzentrale bestätigte, daß gegen Benny Hinn ein Gerichtsverfahren in dieser Sache eingeleitet worden war,

wo hat sie das denn bestätigt? Steht das irgendwo oder hast du persönlich dort angefragt?

Ewald

Geschrieben von Stephan am 17. August 2003 19:10:36:

Als Antwort auf: Lüge, Betrug, Ehebruch, Hurerei, Homosexualität und Inzest strengstens verboten geschrieben von Erkenntnis am 05. August 2003 08:14:30:

ich war Zeuge Jehova. Warum siehe unten.
In der Versammlung gibt es einen Ältesten der seit Jahren eine außereheliche Beziehung unterhält.
Diese wird aber abgestritten vom Bruder (na klar)und von anderen Ältesten die die Sache angeblich untersucht haben.
Nun sind hier aber Tagebuchaufzeichnungen der Geliebten aufgetaucht, aber unternommen wird nichts.
Ich habe den Eindruck da der Älteste schon lange dabei ist, wird nichts unternommen.
Es wird immer gesagt Sie ist eine Arbeitskollegin und da muss man schon enger zusammenarbeiten.
Nur wundert es mich wenn er bei der "Kollegin" zu Hause arbeitet, stellt er das Auto nicht vor der Tür ab.
Die "Kollegin" fährt Ihn dann zum Auto.
Das ist nicht das einzige was mir in der Versammlung auffällt, aber dies hat das Fass zum überlaufen gebracht.
Es gib aber wegen dieser Sache schon einige Unruhe in der Versammlung.

Gruß Stephan

Geschrieben von D. am 05. August 2003 14:51:37:

Eine Meinungsäußerung
Gelesen in der CV 128.
Hier etwas gekürzt wiedergeben. In der Sache drehte es sich um eine der Zeugen Jehovas üblichen Schulungsveranstaltungen und um die Kommentierung des dabei gesagten:

Zur "theokratischen Schule 1980"
… Anweisungen - dies ist das erste Wort in dem 1980-Schule-Papier". Damit wird von vornherein schon jede Diskussion abgeschnitten, wo etwa jemand seiner Verwunderung darüber Ausdruck gibt, wie munter in die Zukunft geplant wird, wo doch 1975 alles längst zu Ende sein sollte.

Denn Anweisungen - das duldet keine Kritik. Man wird angewiesen, wie eine Schar Befehlsempfänger. Hier spricht nicht - "ein Diener aller" - wie es Jesus in Matth. 20: 26 verlangt. Hier spricht jemand, der seine Brüder anweist, der keinen Widerspruch duldet. Die "Anweisung" lautet: "Im Zeitraum vom 31. März 1980 bis zum Ende der Woche vom 25. Mai 1981 sollte die theokratische Schule wie folgt durchgeführt werden." Es folgt dann: "Lehrbücher, Aufgabe 1, Höhepunkte…, Aufgabe 2, Zuteilungen, Bemerkungen, Rat, Wiederholungen, Programm.""… falls die Zeit es erlaubt."

Unter "Aufgabe 1" ist die Weisung bemerkenswert: " ..wobei sowohl die Fragen verwendet werden sollten, die am Ende eines jeden Kapitels stehen, als auch die angeführten Schrifttexte, falls die Zeit es erlaubt." Mindestens hier sollten die "Lehrer", (Jak. 3:1), zum erstenmal stutzig werden, wenn sie sich über die Weiterverschiebung seit 1975 nun schon durch bis 1981 noch keine Gedanken machen.

Denn es wird hier die Grundlinie der WTG sichtbar, daß ihre Schriften und Bücher vor der Bibel kommen, über der Bibel stehen, daß ihre Erklärungen von der Bibel zu bestätigen seien, was auch immer erklärt wird, heute dieses oder morgen das Gegenteil davon, wie z.B. mit 1975.
Erst kommen die Bücher der WTG, danach dann auch die Bibel, "....falls die Zeit es erlaubt." Und wenn es die Zeit nicht mehr erlaubt ?

Die Schwestern unchristlich diskriminiert
Unter "Zuteilungen" lautet die "Anweisung": "Wo es ratsam erscheint, können Schwestern die Ansprache übernehmen, die sie dann einer anderen Schwester vortragen." Das heißt, sie haben sich zu hüten, ihre Ansprache an Brüder zu richten. Sie haben unter sich zu bleiben, untergeordnet, zweitklassig. Dem entspricht völlig die Redeweise der Organisation von der "Gemeinschaft der Brüder", während die Organisation zu einem derartigen Teil aus Schwestern besteht, daß diese Redeweise in vielen Versammlungen schon an patriarchalischen und selbstgefälligen Selbstbetrug grenzt. Ist das doch schon für jeden Zuschauenden längst eine offensichtliche Verfälschung der Wirklichkeit. Merken das die Brüder nicht, die nur lauter Schwestern vor sich haben!

Die Organisation folgt hier dem von Christus aufgehobenen israelitischen Gesetzesdenken, nur um die in ihrer Mehrheit aus Frauen bzw. Schwestern bestehende Organisation unter Hörigkeit zu halten. Denn wenn Frauen ein Unrecht empfinden, kann es den Unrechttuenden furchtbar gehen. So muß zu ihrer Beherrschung ein Doppeltes an Unterdrückung erfolgen. So werden sie nach dem für Christen ungültigen mosaischen Gesetz förmlich zur Nichtperson oder Unperson in den Versammlungen erklärt. Bekanntlich reihte das mosaische Gesetz die Frauen als männliches Besitztum unter die Tiere ein, wie wir es in 2. Mose 20:17 lesen. Christus hat bekanntlich mit diesem Gesetz Schluss gemacht. Er hat Christen vom "Fluch des Gesetzes" erlöst. (Gal. 3:13) In Christus gibt es den Unterschied zwischen "Mann und Weib" nicht mehr, sie sind alles eins, in der Versammlung gleichwertig. (Gal. 3:27,28) Das allerdings könnte die WT-Organisation aus den Angeln heben angesichts der überwiegenden Mehrheit der Frauen.

So werden sie in ihrer doch schöpfungsbedingten weiblichen Eigenschaft in der Versammlung zur Unperson erklärt und als Frauen erst gar nicht zur Kenntnis genommen, als ob nur Brüder oder Männer da seien, aber als Frauen gar nichts gelten. Ihre Diskriminierung als Frauen soll ihnen nicht erst zum Bewußtsein kommen. Das wäre in der Tat ein Sprengstoff.

Geschrieben von gecko62 am 05. August 2003 21:28:50:

ich hab mal kurz in "missbraucht, benutzt und weggeworfen" von m. huber gelesen, und gleich kriegt man wieder das gefühl der ohnmacht. kann es schlimmeres geben als diese perversen MENSCHENZERSTÖRUNGEN? was menschen jahre und jahrzehnte aushalten müssen! NEIN NEIN NEIN, sowas hat gott nie gewollt, auch nicht für eines seiner inzwischen über 6 milliarden menschenkinder!!!!!!!!!!! gibt es - und wenn es nur eine spur von hoffnung wäre - hoffnung, das dieses tun der zj, in absehbarer zeit aufhört? verflixt, es muss doch aufhören!!!!!!!!!! ich will, wenngleich ohne illusion, einstweilen immer dafür beten. ---- da ich nicht auf dem aktuellen stand bin: wie steht es eigentlich in der sache "körperschaft d. ö. R.?"

Geschrieben von Shirib am 15. August 2003 22:24:30:

Als Antwort auf: wann verflixt hören die zj damit auf? was die tun, ist das letzte, was die welt geschrieben von gecko62 am 05. August 2003 21:28:50:

es fehlt dem autor der oben aufgeworfenen frage wohl an verstand. ist nicht zu fassen, wie sehr sich manche menschen doch mühe geben, jehovas zeugen schlecht zu machen. dabei sind diese ganzen horror-stories wahrscheinlich nur von ex-zjs erfunden worden. ich sag immer wieder: Besuch mal eine Zusammenkunft der Zeugen Jehovas und mach dir selbst einen EIGENEN Eindruck, ich glaub nicht dass du durch eine solche Homepage wie diese Vorurteile abbauen kannst, eher das Gegenteil.

Geschrieben von D. am 16. August 2003 08:01:08:

Als Antwort auf: es gibt eine antwort.... geschrieben von Shirib am 15. August 2003 22:24:30:

"dabei sind diese ganzen horror-stories wahrscheinlich nur von ex-zjs erfunden worden."
Mit der Behauptung vom "erfinden" macht man es sich doch wohl etwas zu leicht.

"Besuch mal eine Zusammenkunft der Zeugen Jehovas und mach dir selbst einen EIGENEN Eindruck"

Nun, es ist nicht mit dem Besuch einer einzelnen Versammlung abgetan. Es stellt sich auch die Frage, was kommt danach, lässt man sich darauf ein den Köder vermeintlichen "Lovbombing" zu schlucken. Es liegen vielerlei Erfahrungsberichte diesbezüglich vor. Auch der nachstehende ist einer dieser Art.

Sprung

Geschrieben von D. am 06. August 2003 02:47:05:

Als Antwort auf: wann verflixt hören die zj damit auf? was die tun, ist das letzte, was die welt geschrieben von gecko62 am 05. August 2003 21:28:50:

KdöR-Frage.
Schwierige Frage derzeit. Steht vor dem Gericht zur Verhandlung in Berlin an. Auch Gerichtsentscheidungen in anderen Sachen ziehen sich nicht selten sehr in die Länge.
Es gab eine (Kurznotiz) in der "taz" war das wohl; dass noch in diesem Jahr eine Entscheidung gefällt wird. Offenbar geht auch die WTG davon aus; wie das auch die Mobilisierung ihrer Hifstruppen deutlich macht.
Auch beispielweise in einem einschläigen Poppenberg-Video mit B. als "Hauptstar". Kann man nur so werten, dass auch auf diesem Wege entsprechender Beeinflußungsdruck ausgeübt werden soll.

Geschrieben von Drahbeck am 08. August 2003 06:30:07:

Als Antwort auf: Re: Detlef G. geschrieben von D. am 19. April 2003 09:56:37:

Zuletzt hatte der Verlag C. H. Beck das zweite G.-Buch, nach mehrmaligen Verschiebungen, für "Frühjahr 2003" angekündigt.
Jetzt hat genannter Verlag auf seiner Webseite diese Angabe erneut korrigiert. Jetzt für "Frühjahr 2004" vorangekündigt. nt.

Geschrieben von D. am 31. Oktober 2002 05:33:07:

Beispiel
Geschrieben von D. am 10. März 2003 12:13:04:
Als eines der wenigen "Feigenblätter" in dem ZJ-Hesse-Buch war es dem katholischen Referenten im Bistum Limburg, Lutz Lemhöfer, gestattet auch ein paar kritische Anmerkungen in Richtung Zeugen Jehovas zu formulieren.
Lemhöfer hat sich desweiteren auch schon mal von dem katholischen Sektenverlag "Pro Fide Catholica", der die unseligen de Ruiter-Ergüsse unters Volk bringt, distanziert. Dies ist auch für katholische Kreise keineswegs "selbstverständlich". Immerhin erklärt es schon einiges, wenn man als weitere Berufsangabe zu Lemhöfer auch liest, er sei auch Politologe. Würde eine derart gebildete Person zu diesem "Pro fide catholica" auch schweigen, wie etliche andere seiner Kirche, wäre das in der Tat ein weiterer Skandal. Zur Ehrenrettung von Lemhöfer muss gesagt werden. Er hat eben nicht geschwiegen. Sollte eigentlich eine Selbstverständlichkeit sein, ist es aber für eine Kirche die auch ein Opus Dei in ihren Mauern willkommen heisst, (leider) nicht.

Jetzt macht Lemhöfer erneut von sich reden. Er formulierte auch ein deutliches Wort an gewisse Evangelikale aus dem Bereich der Evangelischen Kirche. Es geht in der Sache um das "Reizwort Israel" und seine theologische Verklärung.
Die Zeitschrift der EZW (Materialdienst) druckte Lemhöfers Text in ihrer Ausgabe März 2003 mit ab. Nachstehend einiges daraus:

Im vergangenen Jahr fanden in mehreren Städten Kundgebungen statt mit dem Titel "Israel du bist nicht allein". Als Veranstalter firmierte "Eine Initiative von Christen die Israel lieben". Auffallend war, dass die Veranstalter fast ausschließlich aus dem evangelikalen und pfingstlich-charismatischen Flügel der Christenheit stammen …
Beschäftigt man sich freilich etwas näher mit den Veranstaltern, so stößt man auf Positionen, die sehr viel weniger konsensfähig sein dürften. Nehmen wir etwa die Koordinatoren des Ganzen, die "Christlichen Freunde Israels e.V." aus Altensteig. Auf deren Homepage' kommt eine ebenso eindeutige wie einseitige Sicht des gegenwärtigen Nahost-Konflikts zum Ausdruck, die theologisch wie politisch fragwürdig erscheint. So heißt es auf die Frage, warum Christen Freunde Israels sein sollten, unter anderem:
Weil das jüdische Volk in Erfüllung der Prophezeiungen der Bibel in sein Land zurückgekehrt ist und dort Wiederherstellung erlebt (Hes. 36,24).
Weil der wieder entstehende jüdische Staat mit Jerusalem als Hauptstadt der Sitz der Regierung des Messias bei seiner Wiederkehr sein wird Jes. 2,3-4

Die endzeitlichen Verheißungen der Bibel werden also unmittelbar auf die gesellschaftlich-politische Konfliktlage der Gegenwart angewandt. Die Grenzziehung im Nahen Osten ist aus dieser Sicht durch göttliches Wort auf ewig festgelegt - die Bibel als Grundbuch sozusagen - und keinesfalls mehr menschlicher Verhandlung anheim gegeben....
Die Palästinenser sind gemäß der Bibel "Fremdlinge im Land", die gut und gastfreundlich zu behandeln sind, die aber Fremdlinge sind.

Um jedes Missverständnis auszuschließen, wird hervorgehoben, dass gerade die heute so umstrittene "West-Bank", das Westjordanland, als "Judäa und Samaria" biblisches Kernland und "Israel auf ewig gegeben" sei. Deshalb wird vorbehaltlose Solidarität mit den Siedlern gepredigt. Ein selbstständiger Palastinenserstaat auf diesem Gebiet wäre
darum ein Sakrileg … Es überrascht daher kaum, dass die Politik des LIKUD-Blocks, also Begins, Netanjahus und Sharons, von Seiten dieses evangelikal-charismatischen Lagers massive Unterstützung erfährt. …
Jeder Versuch der Verständigung mit den Palästinensern wurde als Verrat, als verurteilenswerter und zugleich illusionärer und "säkularer Humanismus" gegeißelt. Politiker wie Peres oder Rabin wurden wegen ihrer Kompromissbereitschaft scharf kritisiert. Das gipfelte 1995 im Rundbrief 3/95 der charismatischen Bewegung "Fürbitte für Deutschland" in kaum verhüllten Beifall für den Mord an Rabin, der bekanntlich von einem jüdischen Fundamentalisten verübt worden war: "Es könnte sein, dass Rabin geistlich ein Usija war, ein König, der viele Siege mit dem Herrn errang und dessen Herz treulos wurde, so dass der Herr ihn wegnehmen musste"....

Woher kommt nun diese christliche Begeisterung für ein Groß-Israel? Sie ist gespeist aus eigenen Endzeiterwartungen. Die besagen zweierlei: Die Wiedererrichtung des biblischen Israel ist ein Zeichen und Voraussetzung der Endzeit Der Messias kann erst wiederkommen, wenn er in ein jüdisches Jerusalem zurückkehrt. Aber der Messias ist natürlich der neutestamentliche Jesus, zu dem sich auch die Juden letztlich bekennen und
bekehren müssen.... Die Ausweglosigkeit dieses Konzepts zeigt sich gegenwärtig dramatischer denn je. Um so erstaunlicher ist, wie bruchlos diese apokalyptische Sicht des Nahost-Konfliktes heute fortgeschrieben wird. Mein Fazit: Dieser Schulterschluss von jüdischem und christlichem Fundamentalismus ist für seriöse christlich-jüdische Zusammenarbeit keine Hoffnung, sondern ein Hindernis.

Beispiel Nr. Drei:
Geschrieben von Drahbeck am 06. April 2003 11:57:50:
Die Pharisäer die sich da auf den Standpunkt stellen, "nur" die Zeugen Jehovas seien wüste Endzeitspekulanten, irren grundsätzlich. Dasselbe gibt es unter anderem Firmenschild auch andernorts. Besonders beliebt dabei der Staat Israel als vermeintliches Gotteszeichen. Markant zum Ausdruck kommend auch in einem in der evangelikalen Zeitschrift IDEA veröffentlichten Leserbrief im Jahre 1999. Liest man den nachfolgenden Text könnte man in der Tat den Eindruck haben, die Zeugen Jehovas haben da Pate gestanden. Ist aber in direkter Form nicht der Fall. Indes eine gewisse Geistesverwandschaft ist nicht zu übersehen. Der Spekulant, Scharlatan den genannte Zeitschrift das Wort gab äußerte:

"Israel ist in der Tat der Zeiger an der Weltenuhr Gottes! Über 40 Prophezeiungen der Rückkehr der Juden nach Israel im AT sprechen eine deutliche Sprache! Die Wiederherstellung des Staates Israel im Jahre 1948 ist das .Zeichen der (End)Zeit«! Denn 1948 sind die »7 Zeiten der Nationen« (Dan 4/ Luk 21,22), die »Heidenzeiten«, die 609 v.Chr. mit dem Toddes letzten unabhängigen Königs Josia 12 bei der Schlacht von Megiddo (Harmagedon) begonnen haben, abgelaufen. Diese 7 Zeiten dauerten 2.557 Jahre, denn nach Hes 4,6 gilt 1 Tag = 1 Jahr; 7 Zeiten sind also 7 x 365,2422 Jahre (genaue astronomische Jahreslänge) = 2.557 Jahre. 609 v.Chr. verlor Israel seine staatliche Souveränität und Unabhängigkeit, seitdem hatten fremde Herrscher die Oberhoheit über Israel (2. Kön 23,33-35 + 24,1/2. Chr 36,3f + 10). Erst nach 2.557 Jahren wurde Israel am 14. Mai 1948 wieder neu geboren, womit sich alle Vorhersagen des AT bzgl. Israel (= der Feigenbaum lt. Luk 21,29f) erfüllten! (z.B. Jes 66,8/ Hes 37,12 -14; 21) Auch Jerusalems Befreiung am 7. Juni 1967 passierte 2.557 Jahre nach der Belagerung Nebukadnezars im Jahre 590 v.Chr. Damit steht fest: Mit der Staatsgründung Israels 1948 begann die eigentliche Endzeit!!! Wie lange sollte die »letzte Zeit« vor dein Kommen Jesu sein? Der Herr gibt dazu selbst in Luk 21,32 die Antwort: »Dies Geschlecht/diese Generation wird nicht vergehen, bis das alles geschieht.« 1 Generation ist 1 Menschenalter und dürfte wohl zwischen 70-80 Jahre (gem. ist Psalm 90,1) dauern. Die Generation, die Jesus gemeint hat, ist die, welche die Wiedererstehung Israels erlebte! Somit steht fest: Unser Herr kommt bald!"

Hier hat man ein exemplarisches Beispiel wie bis in die Unendlichkeit weiter spekuliert wird. Weltgeschichtliche Ereignisse wird es auch weiterhin geben; und die Spekulanten-Scharlatane der vor zitierten Art werden es nicht versäumen sie in das Prokrustesbett ihres Wunschdenkens einzuordnen. Und vor allem. Die derzeitigen Zeugen Jehovas lassen ihren Endzeitkalender bei 1914 beginnen. Hier aber sagt man 1948. Man hat also erst mal Zeit gewonnen fürs weitere spekulieren. Selbstverständlich immer so, als träfe alles nur für die eigene Generation zu.

Ist die Generation dann "vergangen", veranstalten nachfolgende dass wieder für die ihrige.
Und wenn sie nicht gestorben sind, dann spekulieren sie noch übermorgen!

Geschrieben von D. am 21. August 2003 19:11:18:

Als Antwort auf: Re: Theokratischer Internetservice findet Zuspruch in Selters geschrieben von Drahbeck am 09. August 2003 12:12:22:

Unter dem Vorbehalt, dass ich im Jahre 1980 schon etliche Jahre nicht mit der "Christlichen Verantwortung" zusammengearbeitet hatte. Demzufolge auch für nachstehende Aussage nicht einstehen kann. Andererseits aber durchaus nicht den Eindruck habe, als wäre sie "aus der Luft gegriffen". Unter diesem Vorbehalt sei einmal aus der CV 131 zitiert. Darin ein Art Tagungsbericht des engeren CV-Kreises aus dem Jahre 1980. Unter anderem soll dort ein Potsdamer CV-Mitarbeiter die nachfolgende Episode zum besten gegeben haben. Wenn man an die Anpreiser einschlägiger "Blockierlisten" von eigenen Gnaden im Internet in der Gegenwart denkt, spricht schon einiges für den Bericht. Indes auch dass sei gesagt. Sowohl damals als heute erweisen sich solche Praktiken als "Schlag ins Wasser".
Die genannte CV-Ausgabe will wissen:

"Unser Mitverbundener, noch Zeuge Jehovas damals erhielt von der Organisation die Auflage, in Potsdam diese Bücher (Uraniabuch über die Zeugen Jehovas) aufzukaufen und ungelesen zu verbrennen bzw. zu vernichten. Immerhin kostete eine solche Dokumentation 11,50 M. Natürlich brauchte er das nicht persönlich zu bezahlen, wer weiß wieviele Bücher das werden würden. Egal, was es kostet, das Geld bekommt er, es werde von der G(uten) H(offnungskasse) genommen. Allerdings lief die Sache nicht so, wie sie sollte.
Es steht außer Frage, daß hier Organisationsweisungen von höchster Stelle vorlagen. Wie die Inquisition einst die Ketzerschriften verfolgte und auf Scheiterhaufen brachte, sollte gegen dieses 'Blaubuch' vorgegangen werden. Aber damit beweist die WTG nur, wie ernst sie diese Dokumentation nimmt, wie wahr sie ist, wie wirksam!

Wenn das so ist, sagte sich unser Mitverbundener damals, dann muß doch etwas daran sein! So wurde die ganze Geschichte am Ende zu einem Bumerang. Es ist so, wer einen Allein-Wahrheits-Anspruch erhebt wie die WTG, muß zum Inquisitor werden.
Die 'Scherflein der Witwe' wurden von der Organisation ohnehin nie für wirklich Bedürftige verwendet, wie es andere Christen, in diakonischen und caritativen Werken tun. Hier sollten sie sogar buchstäblich zu der Vernichtung einer Wahrheit verwendet werden, weil man sie nicht widerlegen kann! Zur Vernichtung der Wahrheit über die WTG."

Geschrieben von Drahbeck am 12. August 2003 06:37:51:

Eckhard von Süsskind, der in seiner ZJ-Zeit einmal im Jahre 1971 die WTG-Missionarsschule "Gilead" absolviert hatte, zitierte einmal in seiner Buchveröffentlichung ("Zeugen Jehovas. Anspruch und Wirklichkeit der Wachtturmgesellschaft") den Band drei der Russell'schen Schriftstudien in der (heute sehr seltenen) Version der 1914 gedruckten Ausgabe. Und er kommentierte zu seinem Zitat:
"Überraschenderweise findet sich ein Zitat von C. T. Russell das einen ganz anderen Sachverhalt zeigt, das Jahr 1894 ist das Jahr, in dem 'die Zeiten der Nationen' ihr Ende finden sollen."
Das Zitat lautet nach der Wiedergabe bei Süsskind:

"Nun rufe dir die Schritte ins Gedächtnis zurück, die in dem festen prophetischen Wort so wohl gegründet uns zu dieser herzerfrischenden und geisteserfrischenden Erkenntnis geleitet haben. Hinter uns sind all die prophetischen Marksteine, die auf diese Zeit als die wunderbare Periode der ganzen Weltgeschichte hinweisen. Sie haben uns gezeigt ..., daß der Lohn der Herrschaft der Heiden, 'Die Zeiten der Nationen', mit dem Jahr 1894 ausläuft." (S. 296f.)

In der heute weit leichter zugänglichen Version des Bandes drei (Ausgabe 1926) indes lautet der fragliche Text:
"Nun rufe dir die Schritte ins Gedächtnis zurück, die, in dem 'festen prophetischen Worte' so wohl gegründet sind, und zu dieser herzerhebenden und geisterfrischenden Erkenntnis geleitet haben. Hinter uns sind all die prophetischen Marksteine, die auf die Zeit als die wunderbarste Periode der ganzen Weltgeschichte hinweisen. Sie haben uns gezeigt, ... daß das Lehen der Herrschaft der Heiden, 'die Zeiten der Nationen', mit dem Jahre 1914 ausläuft."

Also die Ausgabe 1914 wollte noch den Begriff "Zeiten der Heiden" als in der Vergangenheit bereits erfüllt darstellen, um so die eigentlichen 1914-Erwartungen noch zusätzlich zu unterstreichen. Spätere Auflagen haben dann diesen Fakt wegretuschiert und stillschweigend eine Verschiebung um zwanzig Jahre vorgenommen.

Ähnlich die Sachlage bei der Russell'schen Pyramideneuphorie. Laut "Schriftstudien" Band drei (Ausgabe 1913), behauptete Russell:
"So bezeugt die Pyramide, daß der Schluß des Jahres 1874 der chronologische Anfang der Zeit der Trübsal war, dergleichen nicht gewesen, seitdem eine Nation besteht, nein, noch auch je sein wird" (S. 327).

In der Schriftstudien-Version von 1926 indes liest man an der gleichen Stelle:
"So bezeugt die Pyramide, daß der Schluß des Jahres 1914 der CHRONOLOGISCHE Anfang der Zeit der Drangsal war, dergleichen nicht gewesen ist, seitdem eine Nation besteht, nein, noch auch je sein wird" (S. 330).
Auch hier wiederum, eine willkürliche nachträgliche Text-Retusche. Sarkastisch stellt Süsskind dazu die Frage:
"Hatten sich die Maße der Pyramide inzwischen verändert?"

Ein weiteres Detail in diesem Zusammenhang. Um aus der Pyramide Daten wie etwa 1874 (1914) herauslesen zu können, sieht sich Russell genötigt mit allerlei mathematischen Daten herumzujonglieren. Insbesondere wimmelt es bei ihm dabei mit Angaben die in Zoll berechnet wurden.
So schreibt Russell in Band drei der "Schriftstudien" (Ausgabe 1914):
"Da das Böse von seinem Thron gestoßen sein wird, erfahren wir, daß es 3416 Zoll beträgt, welche 3416 Jahre symbolisieren von dem obigem Datum, 1542 v. Chr. an. Diese Berechnung zeigt das Jahr 1874 n. Chr. an, als den Anfang der Periode der Trübsal markierend; denn 1542 v. Chr. plus 1874 n. Chr. macht 3416 Jahre. So bezeugt die Pyramide, daß der Schluß des Jahres 1874 der chronologische Anfang der Zeit des Endes war" (S. 327).

Der gleiche Passus indes lautet in der "Schriftstudien"-Version von 1926:
"Da das Böse von seinem Throne gestoßen sein wird, erfahren wir, daß es 3457 Zoll beträgt, welche 3457 Jahre symbolisieren, von dem obigen Datum, 1542 v. Chr. an. Diese Berechnung zeigt das Jahr 1915 n. Chr., als den Anfang der Zeit der Drangsal bezeichnend, an; denn 1542 v. Chr. und 1915 n. Chr. geben 3457 Jahre. So bezeugt die Pyramide, daß der Schluß des Jahres 1914 der CHRONOLOGISCHE Anfang der Zeit der Drangsal war" (S. 330)

Vergleicht man beide Ausgaben, registriert man. Das Ausgangsdatum 1542 v. Chr. ist beide mal vorhanden. Aber die Zoll-Angabe differiert. Einmal waren es 3416 Zoll; aus den später dann 3457 Zoll wurden; um so eine Datumsverschiebung um 41 Jahre "plausibel" zu machen (aus 1874 wurde so umgestaltet 1915).

Aus 1914 wird 1918
Ein weiteres von Süsskind genanntes Beispiel stellt jenes Zitat aus dem zweiten Band der "Schriftstudien" dar, wo in der Ausgabe 1913 (auch in der Ausgabe 1916) zu lesen ist:
"Die Erntezeit wird zu ihrer Ausführung vierzig Jahre in Anspruch nehmen und mit dem Jahre 1914 enden." (S. 146)

In der Schriftstudien-Ausgabe von 1926 hingegen lautet der gleiche Passus:
"Die Erntearbeit wird zu ihrer Ausführung vierzig Jahre in Anspruch nehmen und mit dem Jahre 1918 enden" (S. 145).

Auch hier wurde einfach stillschweigend eine Datums-Retusche vorgenommen.

Ein weiteres Retuschierungs-Beispiel:
"Schriftstudien" Band drei, (Ausgabe 1914) behauptet:
"Daß die Befreiung der Heiligen etwas vor 1914 stattfinden wird ... Wie lange gerade vor 1914 die letzten lebenden Glieder des Leibes Christi werden verherrlicht werden, ist uns nicht direkt gesagt" (S. 214).

In der Version von 1926 lautet die gleiche Stelle:
"Daß die Befreiung der Heiligen sehr bald nach Schluß der Ernte stattfinden wird ... Wie lange gerade nach Schluß der Ernte die letzten lebenden Glieder des Leibes Christi werden verherrlicht werden, ist uns nicht direkt gesagt" S. 216).

Also auch hier ist festzustellen, eine ursprünglich ziemlich konkrete Aussage, wurde nachträglich bewusst ins Nebulöse umformuliert.

Eindeutig auch der Vergleich.
"Schriftstudien" Band zwei. In der Ausgabe 1914 (auch Ausgabe 1916) liest man:
"Die 'Zeiten der Nationen' beweisen, daß die gegenwärtigen Regierungen alle vor dem Schluß des Jahres 1914 gestürzt sein müssen" (S. 234).

1926 lautet der gleiche Passus:
"Die 'Zeiten der Nationen' beweisen, daß die gegenwärtigen Regierungen alle von dem Jahre 1914 an gestürzt werden müssen" (S. 232)

Auch hier wurde mittels Retusche der Sinn gravierend verändert. Ursprünglich "Sturz der gegenwärtigen Regierungen vor dem Schluß des Jahres 1914".
"Nach Tisch" dann so ausgedeutet ab 1914.

Noch ein Beispiel in diesem Kontext nennt Süsskind aus Band zwei der "Schriftstudien".
In der Version von 1914 (auch Ausgabe 1916) las man:
"Daß der Herr gegenwärtig sein und sein Königreich aufrichten und seine große Macht gebrauchen muß, um die Nationen, wie eines Töpfer Gefäß, vor 1914 zu zerschlagen ist also deutlich festgestellt; denn es ist 'in den Tagen dieser Könige' - vor ihrem Sturz - d. i. vor 1914 - daß der König vom Himmel sein Königreich aufrichten wird." (S. 165).

In der Version von 1926 lautet derselbe Abschnitt:
"Daß der Herr gegenwärtig sein und sein Königreich aufrichten und seine große Macht gebrauchen muß, um die Nationen wie ein Töpfergefäß zu zerschlagen, ist also deutlich festgestellt, denn es ist 'in den Tagen dieser Könige', vor ihrem Sturze, daß der König vom Himmel sein Königreich aufrichten wird" (S. 165)

Dazu wurde zurecht festgestellt:
"Im letzten Zitat wurde die Jahresangabe nur entfernt, nicht durch eine neue ersetzt - so einfach ist das."

Ein ähnliches Zitat aus "Schriftstudien" Band 3
Süsskind zitiert zuerst aus der Ausgabe von 1914 in der zu lesen war:

"Und mit dem Ende des Jahres 1914 wird, was Gott Babylon nennt, und was die Menschen Christentum nennen, verschwunden sein, wie schon aus der Weissagung gezeigt wurde" (S. 146)

In der Ausgabe von 1926 indes lautet die Formulierung:
"Und mit dem Ende des Jahres 1914 wird Gott zu Babylon, von den Menschen Christentum genannt, ein deutliches Wehe sprechen, wie schon aus der Weissagung gezeigt wurde." (S. 141).

Auch hier eine deutliche Abschwächung ursprünglich vollmundiger Aussagen. "Babylon" sollte "verschwunden" sein. "Nach Tisch" blos noch "ein deutliches Wehe sprechen" gegen Babylon.

Auch mit dem Band sieben der "Schriftstudien" hatte sich genannter Autor auseinandergesetzt. Hierbei stützte er sich besonders auf die englischsprachige Ausgabe und setzte im Vergleich zu ihr, wie sich das in der deutschsprachigen Ausgabe ausdrückte. Ich hätte mir gewünscht, dass er dabei auch die zensierten Stellen des Band sieben, besonders ins Blickfeld genommen hätte. Bekanntlich lies Rutherford darin kriegsgegnerische Passagen abdrucken. Die WTG musste um ihr Werk im ersten Weltkrieg zu retten, dann besonders inkriminierte Stellen daraus entfernen. Meines Wissens sind die zensierten Stellen auch nicht in die deutsche Übersetzung von Band sieben mit übernommen worden.
Leider hat diese Aufgabe Süsskind nicht wahrgenommen. Sein vorrangiges Blickfeld war doch wohl auf die Abschwächung der ursprünglichen Endzeitaussagen gerichtet. Auch bei der Bewertung von Band Sieben.

Ein Beispiel dafür was er da als registrierenswert notierte, nachstehend. So schreibt er etwa auf den Seiten 41, 42:
"Die englischsprachigen Schriften der WTG nennen das Jahr 1920 als das Datum, an dem die Arbeiterbewegung ihr Ende finden soll:
"As the fleshly-minded apostates from Christianity, siding with the radicals and revolutionaries, will rejoice at the inheritance of desolation that will be Christendom's after 1918, so will God do to the succesful revollutionary movement; it shall be utterly desolated, 'even all of it'. Not one vestige of it shall survive the revages of world-wide allembracing anarchy, in the fall of 1920" (The Finished Mystery, S. 542).

Im deutschen Schrifttum der WTG dagegen sucht man das Datum 1920 vergebens. Hier lautet das obige Zitat so:
"Wie die fleischlich gesinnten Abtrünnigen der Christenheit, die für die Radikalen und Revolutionären Partei ergreifen werden, sich freuen werden über das Erbe der Verwüstung, das nach 1918 über die Christenheit kommen wird, so wird Gott mit der erfolgreichen revolutionären Bewegung verfahren: sie wird gänzlich vernichtet werden, 'insgesamt'. Keine einzige Spur von ihr soll die Verwüstungen der weltenweiten, allumfassenden Anarchie voraussichtlich um das Jahr 1921 herum überdauern" (Das vollendete Geheimnis, S. 268).

Unklar bei diesem Zitat ist mir allerdings, aus welcher deutschen Ausgabe von Band sieben, hier Süsskind zitiert. An einer Stelle gibt er an, die deutsche Ausgabe von 1922 zu zitieren. Die liegt mir nicht vor. In der mir vorliegenden Ausgabe von 1925 konnte ich an der angegebenen Seite die fragliche Stelle nicht ermitteln. Da von Band sieben aber auch nur die Ausgabe von 1925 Online zugänglich ist (auf der Webseite von Oliver M.). Sonst aber keine andere Auflage davon in Deutsch, ist der Seitennachweis kompliziert. Aber aufgrund der anderen von Süsskind genannten (und überprüften) Stellen, besteht keinerlei Anlass, seine Aussage in Zweifel zu ziehen.

Aus der Schrift von Süsskind sei vielleicht abschließend noch jene Passage zitiert (S. 57)
"Ein persönliches Erlebnis des Verfassers zu diesem Thema sei hier wiedergegeben. Der Verfasser absolvierte 1971 die Missionarschule 'Gilead' der ZJ, die sich in der Hauptzentrale der WTG in Brooklyn/New York befindet. Während dieser Zeit fand weltweit ein 'Kreiskongreß' der ZJ statt, dessen Hauptvortrag den bezeichnenden Titel trug: 'Wer wird in den 1970er Jahren die Welt besiegen?' Einen Tag nach Beendigung dieses Kongresses eilte ein Lehrer der Schule in unser Klassenzimmer und rief begeistert: 'Jetzt hat alles Spekulieren ein Ende. Endlich Klarheit! Die 'Gesellschaft' hat sich festgelegt - zwar nicht auf 1975, aber auf dieses Jahrzehnt!"

Geschrieben von D. am 13. August 2003 06:21:51:

Als Antwort auf: Geschichtsfälscher geschrieben von Drahbeck am 12. August 2003 06:37:51:

Es wurde auch des Aspekt mit angesprochen. Die kriegsgegnerischen Passagen in Band 7 der "Schriftstudien". Einige Ergänzungen dazu in nachfolgendem Link.

Schriftstudienhinweis

Geschrieben von Gerd am 12. August 2003 11:52:30:

Als Antwort auf: Geschichtsfälscher geschrieben von Drahbeck am 12. August 2003 06:37:51:

>>Unklar bei diesem Zitat ist mir allerdings, aus welcher deutschen Ausgabe von Band sieben, hier Süsskind zitiert.

Hallo lieber Gebhard!

Ich habe das Original-Manuskript Eckhardts vor mir liegen, er sandte das vor Drucklegung an einige Ex-ZJ zur Korrektur. Das sind 247 A4-Seiten, und was das Msk. besonders wertvoll macht, ist die Tatsache, dass alle Zitate aus der WTG-Literatur Faksimile sind. Also Fälschung ausgeschlossen! Süsskind erwartete damals, dass die Zitate vom Verlag auch direkt übernommen werden. So wurde aber nicht nur das Ergebnis seiner gigantischen Sucharbeit stark gekürzt, sondern kein Zitat wurde als Faksimile-Original gedruckt übernommen. Bei der Sucharbeit half ihm besonders Joachim Wiechocsek aus Hamburg.

Zum oben angeführten Punkt, steht in seinem Msk. auf S. 152: "In sämtlichen deutschen Ausgaben des Buches 'Das vollendete Geheimnis', die dem Verfasser zur Verfügung standen, fehlt die Zeitangabe 'Herbst 1920'"

Somit hatte er mehrere Ausgaben. Wer von den Mitlesern irgend einen Punkt in der Originalliteratur anzweifelt, dem könnte ich die betreffende Seite per Fax zusenden.

Mit Gruß!
Gerd

Geschrieben von D. am 12. August 2003 17:33:26:

Als Antwort auf: Re: Geschichtsfälscher geschrieben von Gerd am 12. August 2003 11:52:30:

Es wurde ja bereits gesagt, dass meinerseits keine Zweifel an der Authentizität der Zitate besteht. Der allergrößte Teil wurde nachgeprüft. Das "unglückliche" beim Nachprüfen der "Schriftstudien"-Bände ist eben nur, dass die unterschiedlichen Auflagen in ihrer Seitenzählung eben zum Teil nicht unerheblich differieren. Das gilt auch für Band sieben. Aus Bibliotheksbeständen habe ich auch etliche der unterschiedlichen Auflagen eingesehen und entsprechende Exzerpte davon vorzuliegen. Band sieben habe ich auch als Privatexemplar in der Auflage von 1925 vorzuliegen. Die gleiche Auflage hat auch Oliver M. bei der Einscannung auf seiner Webseite benutzt.

Die CD-ROM von Herbert Raab enthält bekanntlich nur die Bände 1 bis 6.
Elektronische Dateien haben ja zudem den Vorteil, dass man sie nach bestimmten Stichwörtern gezielt durchsuchen kann, die einem beim "durchblättern" doch eher entgehen.
Aber bei Band sieben ist man doch aufs vergleichen manueller Art angewiesen.
Das Buch von Süsskind ist ja nur noch (eventuell) antiquarisch auftreibbar. Eine Neuauflage ist nicht in Sicht. Gerade aber seine Dokumentierung der WTG-Geschichtsfälschungen schon in der Frühzeit, erscheint mir auch heute noch bedeutsam.

Das sein Verlag nicht auf den Autorenwunsch eingegangen ist, mittels Faksimiles die Zitate zu belegen, ist zwar einerseits bedauerlich. Andererseits hatte sein Verlag die Schrift als "Serientitel" eingeordnet. Das ist so die Verlagspraxis bei Büchern, die Verlage nicht als überragend, oder besonders bedeutsam bewerten. Ohne Faksimiles ist die Herstellung natürlich auch billiger gewesen. Und Geld spielte nicht erst seit "heute", auch schon in den Jahren davor, eine wesentliche Rolle.
Erinnert sei nur an das immer noch nicht abgeschlossene Trauerspiel zweites G.-Buch. Schon über zwei Jahre vorangekündigt und immer noch nicht erschienen.

Geschrieben von Gerd am 12. August 2003 17:53:38:

Als Antwort auf: Re: Geschichtsfälscher geschrieben von D. am 12. August 2003 17:33:26:

Aus den Süsskindschen Manuskript ist mir auch eine Passage von Russells Meinung besonders aufgefallen, die, glaube ich, im Buch nicht abgedruckt wurde:

(Buch: "Dein Königreich komme", Verlagsrecht 1904, S. 173)

Einleitend stellt Russell fest, daß "jedermann der sich irgendeiner dieser menschlichen Organisationen anschließt" dann auch deren Glaubensbekenntnis als das seine annimmt. Damit beginnen diese Anhänger eine "freiwillige Knechtschaft" auf sich zu nehmen, lassen andere für sich denken. Wenn sie all das nicht tun wollen, dann müssen sie aus der Sekte austreten. Das erfordert jedoch "Gnade und kostet einige Anstrengungen" und die in der Sekte sagen dann von diesem er sei ein Verräter oder Unbeständiger. Dann folgen von ihm wörtlich noch diese Sätze:

"Wenn man sich einer Sekte anschließt, so wird erwartet, daß man sich der Sekte gänzlich ergibt und nicht mehr sich selbst gehört. Die Sekte unterscheidet nun für ihn, was Wahrheit und was Irrtum sei; und er muß, um ein wahres, zuverlässiges, treues Glied der Sekte zu sein, deren spätere wie frühere Entscheidungen über alle religiösen Fragen annehmen, seine eigene Meinung übersehen und persönliche Nachforschungen vermeiden, da er sonst an Erkenntnis wachsen und als Glied der Sekte verloren gehen könnte. Diese Sklaverei einer Sekte und einem Glaubensbekenntnis gegenüber wird oft mit soundsovielen Worten bezeichnet, wenn man sagt, daß ein solcher zu einer Sekte gehört..."

Russell geht dann noch ins Detail und spricht von Fesseln und Ketten der sich das Sektentum bedient. Wie würde Russell heute seine eigenen Schriften und die seiner Nachfolger beurteilen? Dort wurde und wird doch völlige Anpassung an die Richtlinien und Ansichten sowie den "Eingebungen" einer "leitenden Körperschaft" nicht nur erwartet, sondern auch gefordert. Wer dies bedingungslos tut, genießt in der Organisation eine Ausnahmestellung, ist "einzigartig". Wie sagt es doch der WT:

w92 15. 1. 24 Versammelt mit denen, die die von Gott kommende Freiheit lieben
JEHOVAS ZEUGEN sind in vielerlei Hinsicht einzigartig. Nur sie sprechen die "reine Sprache" (Zephanja 3:9). Nur sie bilden eine Einheit und weisen das Unterscheidungsmerkmal auf, das Jesus Christus beschrieb: die Liebe (Johannes 13:35). Und nur sie genießen die Freiheit, die gemäß den in Johannes 8:32 aufgezeichneten Worten Jesu Christi die Wahrheit mit sich bringt.<

Freiheit ??

Geschrieben von Drahbeck am 15. August 2003 06:19:13:

Sein Berufsweg hat ihn zum Archivar werden lassen. Man kennt ähnliches auch schon von Elke Imberger, die meines Wissens auch nie zu den WTG veranstalteten "Standhaft"-Veranstaltungen mit eingeladen wurde. Der Grund scheint ziemlich offenkundig zu sein. Ihre aufgrund umfassenden Aktenstudiums gewonnenen Thesen "passen" der WTG nicht so recht ins Konzept. Man vergleiche dazu mal beispielsweise:
Baer

Auch Lahrtz bescheinigt der Studie von Elke Imberger "besonders interessante Ergebnisse" (S. 20).

Nun also hat der 1963 geborene Jens-Uwe Lahrtz auch seine Dissertation zugleich als Buchhandelsausgabe vorgelegt unter dem Titel:
"Nationalsozialistische Sondergerichtsbarkeit in Sachsen.
Das Beispiel der Verfolgung der Zeugen Jehovas in den Jahren von 1933 bis 1940"
Peter Lang Verlag, Frankfurt/M. 2003. 50,10 Euro.
Zu Lahrtz kann man auch vergleichen:
Lahrtz

Es ist bekannt, dass in Vergangenheit und Gegenwart, Sachsen mit eine der regionalen Hochburgen der Zeugen Jehovas darstellt. Das regional dafür im Naziregime zuständige Gericht befand sich in Freiberg (ab 1940 dann in Dresden). Es verwundert auch überhaupt nicht, dass aufgrund dieses Hochburg-Charakters besonders viele Zeugen Jehovas spezifische Akten, eben im Fundus jenes Freiberger Gerichtes vorhanden sind. Lahrtz redet davon, dass dort rund 2000 Zeugen Jehovas-Fälle, aktenmäßig erfasst sind. Worüber man sich allerdings "wundern" kann oder auch nicht, ist der Umstand, dass die angeblich ach so "antifaschistische" "DDR" es nicht geschafft hat, jenen Bestand einmal zu erschließen. Wäre die politische Wende von 1989 nicht eingetreten, so wurde das möglicherweise noch heute "geheime Verschlusssache" sein. Folgt man Lahrtz, so lagerten die Akten lange Jahre im nicht öffentlichen Archiv der Stasi in Berlin in der Freienwalderstr. Erst im Zuge der politischen Wende gelangten sie im März 1990 nach Dresden, als derzeitigem Standort zurück.

Mein eigenes Aktenstudium in der Freienwalderstr. (zur Zeit seiner Trägerschaft durch das Bundesarchiv) datierte vom Januar 1991. Diese beiden Daten machen deutlich, dass da die "Freiberg-Akten" schon nicht mehr vorhanden waren. Die Resultate meiner Studien aus den Aktenbestand der Freienwalderstr. befinden sich auch in der "Geschichte der Zeugen Jehovas. Mit Schwerpunkt der deutschen Geschichte".

Lahrtz hat aufgrund dieser Aktenlage und ihrer erstmaligen Auswertung in größerem Rahmen, sicherlich eine interessante Ausgangsbasis.
Auch Lahrtz musste erfahren, wie schon andere vor ihm. Von der WTG gibt es in der Vor-G.-Zeit k e i n e Unterstützung.
Das liest sich dann bei Lahrtz so (S. 17, 18):
"Die Leitung der Zeugen Jehovas selbst hat die wissenschaftliche Forschung durch Außenstehende zu diesem Thema lange Zeit nicht befördert. Man verwies beispielsweise den Autor im Juni 1991 aufgrund einer entsprechenden Anfrage mit Bitte um Einsicht in Quellenmaterial in einem unterschriftslosen Antwortschreiben mit dem Bemerken 'Sie [die Zeugen Jehovas J.-U.L.] möchten den Eindruck vermeiden, sich als Märtyrer darzustellen oder irgendwelche Personen oder Umstände der Vergangenheit zur Rechenschaft zu ziehen oder anzuklagen' … Erst im April 1997, also rund sechs Jahre später, war dann für den Autor eine Besichtigung des Archivs der Zeugen Jehovas in Selters/Lahn möglich."

Lahrtz seinerseits, seine Berufsbezeichnung wurde bereits genannt, war es, der die Freiberg-Akten in Dresden neu erfasste (dieweil die Stasi-"Findbücher" dazu, sofern es solche überhaupt gab) äußerst mangelhaft waren. Es versteht sich, dass in diesen Gerichtsakten nicht "nur" die Zeugen Jehovas vorkamen. Lahrtz vermerkt weiter, dass er sich von dem Berliner Zeugen Jehovas-Sprecher Peter Meyer, im Jahre 1993 erst einmal in einige geschichtliche Daten bezüglich der Zeugen Jehovas habe einführen lassen. Verständlich, Lahrtz war nie selbst Zeuge Jehovas. Aufgrund dieser seiner Biographie ist ihm meines Erachtens auch ein sachlicher Fehler unterlaufen.

Auf Seite 98 kommt er auch auf jene Verhandlungen zwischen WTG-Funktionären und der Gestapo im Jahre 1935 zu sprechen. Den Fehler den er dabei macht ist meines Erachtens der, dass er behauptet "Anton Koerber" habe jene fraglichen Verhandlungen geführt. Hier ist meines Erachtens Lahrtz einem Fehlschluss erlegen. Nach allem, was aus Aktenmaterial sowohl aus dem Bundesarchiv Koblenz (seinerzeit) Freienwalderstr. usw. auch mir bekannt ist, handelt es sich bei jenem Verhandlungsführer um M. C. Harbeck. Sollte Lahrtz anderer Meinung sein, ist er aufgefordert, dass dokumentarisch auch zu belegen.
Man vergleiche dazu auch: 19372Harbeck

In seinem Resümee vertritt Lahrtz die Meinung (S. 297f.):
"Die Auswertung dieses umfangreichen Materials am Beispiel der Ermittlungs- und Strafverfahren gegen Anhänger der Zeugen Jehovas hat ergeben, daß es einerseits sowohl Beispiele für ein wohlwollendes Ermahnen von jüngeren Angeklagten oder auch offensichtliche Zurückhaltung bei der Vergabe von hohen Strafen gegen ältere oder gebrechliche Angeklagte gegeben hat, wie es andererseits eben auch, und zwar mehrheitlich, Beispiele für ein breites, zum Teil umfassendes Ausschöpfen der möglichen Strafmaße als 'unbelehrbar', als 'Funktionär' oder etwa als Wiederholungstäter gab."

Na ja, so kann man es vielleicht auch sehen. Dennoch ist meines Erachtens diese Sicht etwas "schief". Zunehmend war es doch so - etwa über das Instrumentarium der sogenannten Schutzhaft - dass die Gestapo sich doch als der eigentliche Herr des Verfahrens erwies. In den sieben Jahren 1933-40 konnte die Gestapo die traditionell gewachsene Justiz noch nicht völlig kaltstellen. Als "überflüssig" hat sie letztere wohl schon damals angesehen, und sie zunehmend in die Rolle bloßer Statisten gedrängt. Was nutzen da milde Gerichtsurteile, wenn im Anschluss daran, die unbegrenzte "Schutzhaft" folgte?

Sicherlich hat es auch Zeugen Jehovas gegeben, die aufgrund milder Gerichtsurteile mit einem blauen Auge davonkamen. Für die in Gestapo-Sicht "Funktionäre" und "Unbelehrbare" galt das mit Sicherheit nicht.

Etwas verwundert nimmt man auch sein Literaturverzeichnis im Buch-Anhang zur Kenntnis.
Von dem Autor Detlef G. erwähnt er dort nur zwei kleinere Arbeiten, nicht aber dessen "Zwischen Widerstand und Martyrium". Immerhin taucht letzteres Buch noch in einigen Fußnoten bei ihm mit auf. Der Autor Gebhard existiert für Lahrtz auch nur in der Form des Uraniabuches. Das Buch des Hans Jonak v. Freyenwald aus dem Jahre 1936 verzeichnet er zwar auch; ebenfalls den Lahrtz-eigenen Aufsatz in den "Beiträgen zur Geschichte der Arbeiterbewegung". Jedoch das in der gleichen Zeitschrift auch ein Aufsatz über Jonak erschien, hält er schon wieder für nicht registrierenswert.
Die WTG wird es ihm danken. "Die 'Guten' ins Körbchen - die 'Schlechten' ins Kröpfchen." Zu den Nicht-Nutzern des Internet's scheint Lahrtz übrigens auch zu gehören. Noch wird man ja wohl die Nichtnutzung des Internet's nicht als offiziellen Disqualifizierungsgrund benennen dürfen. Noch ...
Ob man das in einigen Jahren auch noch so hält, scheint mir so sicher nicht zu sein.

Geschrieben von Drahbeck am 30. August 2003 19:34:36:

Als Antwort auf: Jens-Uwe Lahrtz geschrieben von Drahbeck am 15. August 2003 06:19:13:

In der Besprechung des Buches von Jens-Uwe Lahrtz, habe ich jetzt eine inhaltliche Korrektur vorgenommen.
Der überarbeitete Abschnitt lautet jetzt:
"Auf Seite 98 kommt er auch auf jene Verhandlungen zwischen WTG-Funktionären und der Gestapo im Jahre 1935 zu sprechen. Dabei erwähnt er auch den Anton Koerber mit der Anmerkung, dass Koerber im WTG-Auftrag mit den faschistischen Behörden Verhandlungen geführt habe. Dieser Fakt war mir vorher so nicht bewusst. Mir war lediglich bekannt, dass auch der in der Schweiz stationierte WTG-Funktionär Harbeck ein gleiches Tat. Aber die Nachprüfung hat jetzt ergeben. Lahrtz hat recht. Die WTG hat a u c h den Koerber aus den USA nach Hitlerdeutschland gesandt! Man vergleiche dazu auch: 19372Harbeck

Im "Wachtturm" 1968 (S. 507, 508) liest sich der entsprechende Koerber bezügliche Passus so:
"Im Jahre 1935 wurde er nach Deutschland gesandt, um zu versuchen, die Rotationsmaschinen im Zweigbüro der Watch Tower Society in Magdeburg, die Hitler hatte beschlagnahmen lassen, herauszubekommen und sie nach Russland zu befördern, in der Hoffnung dort ein Zweigbüro eröffnen zu können.
Das war eine äußerst schwierige Aufgabe, denn er wurde ständig von Agenten der Nationalsozialisten oder der Kommunisten beobachtet "
Die WTG räumt ein, das mit den Transfer nach Russland klappte nicht. Immerhin bezeichnend aber, welche Überlegungen da versucht wurde in die Tat umzusetzen."

Soweit die Korrektur.
Ergänzend ergibt sich daraus auch noch, dass die Ausführungen in dem Artikel "Also doch", damit zusätzliches Gewicht bekommen.

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