Annotationen zu den Zeugen Jehovas
Wie war das noch mal mit den Klassensprecherwahlen?

Die kreidefressenden Herrschaften in Selters/Taunus; bzw. in Berlin-Grünau (Bezirk Berlin-Treptow-Köpenick) belieben seit einiger Zeit zu verlautbaren, dass dies die "persönliche" Gewissensentscheidung des einzelnen sei, der mit ihrer Organisation verbunden ist. Dieser Fakt veranlasste auch die seinerzeitige Spiessburger-Webseite einmal, sich dieser Angelegenheit anzunehmen. Nachstehend der dortige Text:

Ab sofort dürfen JZ wählen!

wie bereits im Februar 1998 in der Frankfurter Zeitung berichtet wurde dürfen nun Jehovas Zeugen an nichtpolitischen Wahlen teilnehmen. Als Beispiel wurden die Klassensprecherwahl, die Wahl zum Elternvertreter und die Betriebsratswahl genannt. Ob der einzelne Zeuge Jehova an einer solchen Wahl teilnimmt oder sich als Kandidat für eine nichtpolitische Wahl aufstellen läßt, bleibt seinem eigenen Gewissen überlassen.

Viele Zeugen haben nun keine Kinder mehr in der Schule und sie Arbeiten auch nicht in einem Betrieb der eine Arbeitnehmervertretung hat. Dennoch wollen sie einmal an einer nichtpolitischen Wahl teilnehmen. Wir wissen nicht wie sich die Mehrzahl der Zeugen entscheiden wird aber die Spiessburgerseite hat beschlossen:

wir wählen mit!

Nun ist die Spiessburger-Seite für ihre gewollte Satire bekannt. Die Sachlage lässt sich an anderer Stelle etwas näher verdeutlichen. Seitens der Wachtturmgesellschaft werden für ihre Vortragsredner auch sogenannte Vortragsdispositionen veröffentlicht, an die der jeweilige Redner sich zu halten hat. Eine solche Disposition Nr. 11 (5/1991) trug den Titel "Nachahmer Christi sind 'kein Teil der Welt'" In ihr wurden klare "Empfehlungen" gegeben, und das dazu noch in der Öffentlichkeit, wie es aus der Sicht der "gewissensbildenden WTG" in ihrer Anhängerschaft diesbezüglich zu praktizieren sei. Nachstehend noch zur eigenen Meinungsbildung, der diesbezügliche Passus:

Die meisten von uns würden sich ohne weiteres dazu bekennen, neutral zu sein, wenn es um eine direkte Beteiligung an politischen und militärischen Aktivitäten geht; wir vertreten den gleichen Standpunkt wie unsere Brüder in Malawi und in anderen Ländern.

Wir könnten aber leicht durch eine heimtückerische Verwicklung in Angelegenheiten politischer Art ein Teil der Welt werden.
Ein junger Christ mag in der Schule zum Klassensprecher gewählt werden.
Ein Ziel dieser Einrichtung ist es, junge Menschen politisch zu bilden
Werdet ihr Jugendlichen weiterhin als Nachahmer Christi "kein Teil der Welt" sein?
In ähnlicher Weise mag ein Christ an seiner Arbeitsstelle dazu gedrängt werden, ein offizieller Vertreter von Arbeitern zu werden.
Wirst du neutral bleiben und dich von dieser Form politischer Betätigung fernhalten?
Kein Teil der Welt zu sein schließt ein, nicht mit irgendeiner politischen Gruppe zu sympathisieren.
Sympathie führt leicht zu Aktivismus, zu unterstützenden Worten oder Taten
Es erfordert echte Selbstdisziplin, nur für das Königreich einzutreten und kein Teil der Welt zu sein.

 

Bezüglich politischer Wahlen kommentierte am 7. 3. 2001 Micha Zitzewitz aus eigenem Erleben in einem Forum:

Ich war vor Jahren als öffentlich Bediensteter von meinem Arbeitgeber genötigt, bei einer Wahl als administrative Kraft im Wahllokal anwesend zu sein. Auflage: keine Parteizeichen tragen, keine Wahlempfehlung geben - reine Listenführung und Kontrolle ob Wähler auch berechtigt waren.
Dafür wurde ich von der Ältestenschaft gemaßregelt. "Unsere Brüder im 3. Reich wären nie in die Wählkabine gegangen" . ...
Also, alle Vorrechte gingen mir damals futsch und jene ZJ die heute noch im Rathaus arbeiten, genießen weiter ihre Privilegien.
Was lernst du aus der Situation: nix is beständiger als der Wandel. Was heute recht ist, ist morgen unrecht und umgekehrt.
Das eigene Gewissen sitzt in Selters oder Brooklyn und ändert sich je nach Sonnenstand und Speiseplan. Zu diesem Schluß muß man kommen, wenn man ernsthaft über diese Diskrepanz nachdenkt.
Wenn heute ein Russell kommen würde - aus den Reihen des Fußvolkes, würde er morgen als Abtrünniger gehen müssen - so schätze ich die Situation ein. ...
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