Roth, Christine Katrin

Kindererziehung in Erwartung des Weltuntergangs am Beispiel der Neuapostolischen Kirche und der Zeugen Jehovas

Wissenschaftliche Prüfungsarbeit ... für das Lehramt an Grund- und Hauptschulen

Universität Koblenz-Landau, Abteilung Landau Fach: Psychologie; Mai 2001

106 Seiten + Anhang (nicht nummeriert)

Wieder liegt eine vergleichende Studie zwischen der Neuapostolischen Kirche und den Zeugen Jehovas vor. "Die beiden Gemeinschaften weisen hinsichtlich Entstehung, Lehre, Organisation und Glaubensleben gravierende Unterschiede auf. Die wesentlichen Gemeinsamkeiten besteht im starken Endzeitgedanken, dem in beiden Fällen extremen Elitebewusstsein und einer strikten Ausgrenzung zur Außenwelt. Vielleicht gerade aufgrund dieser beiden Gemeinsamkeiten zeigten sich im Bereich der Kindererziehung sehr viele Ähnlichkeiten." (S. 97)

Einleitend fragt Frau Roth: "Wie steht es um die Kindererziehung in autoritären Gemeinschaften, die dem Zeitgeist nicht nachlaufen und ein festes Menschen- und Gottesbild haben?" (S. 5)

Wer nun mutmaßt, hier würde ein Schwarz-in-schwarz-Gemälde dargeboten, wird bei der Lektüre eines besseren belehrt. Auch Frau Roth meint "positive Aspekte" entdecken zu können. Sie fasst diese dahingehend zusammen:

"Es gibt durchaus Vorteile einer totalitären Gemeinschaft, die auch für die Kinder von Bedeutung sind

Das Kind wächst in einem Milieu auf, in dem es Sicherheit, Zugehörigkeit und Anerkennung erleben kann.

Die Kinder werden vor Einflüssen unserer heutigen Gesellschaft bewahrt, von denen wir mit Sicherheit wissen, dass sie schädlich sind.

Sie bekommen eindeutige Antworten auf Fragen und wachsen in einem beständigen Wertesystem auf." (S. 101)

Allerdings, auch das fügt sie im gleichen Zusammenhang noch an:

"Das größte Problem sehe ich hingegen darin, dass die Kinder keine Wahl haben, ob sie sich dem System anschließen wollen oder nicht. Sie müssen das Leben als Zeuge Jehovas oder als neuapostolischer Christ leben, mit all seinen Zwängen und Regeln."

Mit Unterstützung einer Selbsthilfegruppe, namentlich im Neuapostolischen Bereich, führte die Verfasserin entsprechende Fragegbogenaktionen durch. Die Resultate, die verallgemeinbar auch auf die Zeugen Jehovas übertragbar sind, fasst sie in die Worte zusammen:

"Das Leben der Neuapostolischen Christen ist sehr stark reglementiert. Es wird erwartet, dass sie ihren Lebensstil nach den Glaubensvorstellungen der NAK ausrichten. Es gibt zwar keine konkreten Vorschriften und es wird immer wieder betont, dass alle Richtlinien nur als Empfehlungen und Ratschläge anzusehen sind, jedoch werden sie von den meisten Mitgliedern streng befolgt.

Zusammenfassend lässt sich folgendes sagen: Die Entwicklung einer eigenen Identität ist in der NAK äußerst schwierig. Durch das Fernhalten von allen weltlichen Stätten und Andersgläubigen werden den Kindern wichtige Sozialisationsinstanzen ... und andere informelle Gruppen (z. B. Sportverein) vorenthalten.

Versuche, das eigene Unbehagen über die massive Bevormundung und Einengung durch das religiöse System zu äußern, werden mit Phrasen, Plattitüden, Belehrungen und subtilen Drohungen erstickt.

Kritik ist für die Führung der NAK ein rotes Tuch.

Das Ziel der NAK ist die Erziehung zu einem kritikunfähigen, angepassten, unterwürfigen, abhängigen und systemkonformen Menschen. (S. 54, 55)

Zusammenfassend lässt es sich mit den Worten von Eimuth sagen: "Sekten-Kinder dürfen sich nicht zu autonomen Persönlichkeiten entwickeln. Sie werden behindert, manipuliert und kontrolliert. Dieses System ist als 'Psychische Kindesmisshandlung' zu bezeichnen." (S. 99)

In ihrem Literaturverzeichnis wird auch auf die Webseite von InfoLink hingewiesen.

Diplomarbeiten zum Thema Zeugen Jehovas

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