Duane Magnani


Rund ums Thema Zeugen Jehovas

Geschrieben von O. N. am 14. September 2001 17:49:19:

Als Antwort auf: Re: geschrieben von Drahbeck am 26. August 2001 06:28:31:

Blick in die USA
Duane Magnani
In einem auch in Deutschland verbreiteten Vortrag berichtete Magnani, dass er seit circa 1986 als Gutachter bei Sorgerechtsfällen vor Gericht auftritt. Weitere Texte von Magnani über Kids. e. V. Leverkusen. Sein Wirken beschreibt er mit der Selbstdarstellung:


Bis heute habe ich schätzungsweise 2.000 Personen über ihr Leben als Kinder bei den Zeugen befragt. Ich war Berater in über 125 Sorgerechtsfällen. In einigen Fällen wurde ich beigezogen, wo es um Bluttransfusionen in Krankenhäusern ging, und auch in ein paar Fällen von Gewaltanwendung und Mord. Und ich habe in 17 Sorgerechtsprozessen eine Aussage gemacht.


Die Justiz ist nicht an religiösen Fragen interessiert, sie muss jedoch auf die sozialen Fragen achtgeben. Eines der Schlüsselthemen bei allen Prozessen ist die so genannte "soziale Isolation". Alle Zeugenkinder werden gelehrt, dass es abträglich ist, mit Menschen, die keine Zeugen Jehovas sind, Kontakt zu haben. Nichtzeugen werden als "Weltmenschen" bezeichnet.
Also ist die Gemeinschaft mit Personen, die keine Zeugen Jehovas sind, verboten. Das beinhaltet Tätigkeiten nach der Schule außerhalb des Stundenplanes, Hobbys, Sport mit Kindern, die keine Zeugen sind; und nicht einmal mit ungläubigen Verwandten soll man Gemeinschaft haben.

Für das Gericht von Interesse ist, dass Zeugenkinder keine Nationalfeiertage begehen dürfen. Alle Geburtstagsfeiern, Weihnachten, Ostern, Muttertag werden als Teil der Welt Satans verurteilt. Für das Gericht ist auch von Interesse, dass den Kindern generell von einem Studium an einer Universität abgeraten wird. Es gibt da jedoch eine Ausnahme: In neuerer Zeit hat die Wachtturm-Organisation erkannt, dass es ohne jede Berufsausbildung nicht möglich ist, genug für den Lebensunterhalt zu verdienen. Alle Zeugenkinder werden dazu ermuntert, den Vollzeitdienst aufzunehmen und an die Türen zu klopfen. Das bedeutet, dass etwas Ausbildung reicht, damit sie ihre Rechnungen bezahlen können, während sie an die Türen klopfen.

Das Gericht interessieren auch die Tätigkeiten eines Zeugen Jehovas, die nicht Bürgerpflicht sind. Patriotismus oder seiner Bürgerpflicht nachkommen wird von einem Zeugen Jehovas als etwas Gottloses angesehen. Daher gehen Jehovas Zeugen generell nicht zur Wahl, sie weigern sich, die Nationalfahne zu grüßen; alle staatlichen Behörden werden als unter Satans Kontrolle stehend betrachtet. Wenn ein Land, in dem ein Zeuge Jehovas lebt, angegriffen wird, wird sich dieser weigern, es zu verteidigen.

Das Gericht ist sehr an dem körperlichen Wohlergehen eines Kindes interessiert. Zusammen mit den seelischen Problemen, die sich aus den von mir erwähnten Tatsachen ergeben, steht ein Zeugenkind immer vor dem Problem, dass es eine Bluttransfusion brauchen könnte und diese ablehnen muss. In einem medizinischen Notfall wird der Elternteil des Kindes, der Zeuge ist, die Bluttransfusion ablehnen. In einem Notfall beantragt das Krankenhaus eine gerichtliche Verfügung, die die Transfusion für das Kind erlaubt. Das Problem dabei ist, wenn das Kind das Blut schnell braucht, dauert es, bis die medizinische Hilfe gegeben werden kann. Und wenn die Eltern geschieden sind und der Elternteil, der Zeuge ist, ist anwesend, und der Teil, der kein Zeuge ist, ist nicht anwesend, dann kann man kaum erwarten, dass der Zeugen-Elternteil den anderen über den Notfall benachrichtigt.

Würde der Zeugen-Elternteil den anderen benachrichtigen, dann würde das so betrachtet, als helfe er Satan in seiner Vorgehensweise. Und um die Sache noch komplizierter zu machen: Jehovas Zeugen wird geraten, ihre Kinder nicht in Krankenhäuser zu geben, die vielleicht Bluttransfusionen vornehmen.

Die Wachtturm-Gesellschaft hat veröffentlicht, welche Verpflichtung ein Zeuge Jehovas in einer solchen Situation hat. Ich werde Ihnen das jetzt vorlesen:

"Auch heute müssen Christen standhaft sein, fest entschlossen, das göttliche Gesetz nicht zu übertreten, selbst wenn ihnen dadurch von seiten des Staates Gefahr droht."

Dann wird ein Beispiel von einem Kind angeführt, dass sich in einer solchen Situation befindet. Das Kind ist ein junges Mädchen. In dem Artikel heißt es:

"Die Zwölfjährige ließ keinen Zweifel darüber aufkommen, dass sie sich mit aller ihr zu Gebote stehenden Kraft gegen eine gerichtlich angeordnete Bluttransfusion zur Wehr setzen würde. Desgleichen würde es ein Christ, falls es aller Wahrscheinlichkeit nach zu einer gerichtlich angeordneten Transfusion kommt, so einrichten, dass etwa eine derartige Übertretung des Gesetzes Gottes nicht erreichbar wäre. Wenn sich ein Christ äußerst energisch bemüht, Gottes Gesetz über das Blut nicht zu übertreten, könnte es sein, dass er von der Obrigkeit als Gesetzesbrecher betrachtet oder strafrechtlich verfolgt wird. Sofern es zu einer Bestrafung käme, könnte der Christ die Sache so ansehen, als leide er um der Gerechtigkeit willen."

Entsprechend dieser, 1991 herausgekommenen Forderung ist das gesamte Rechtssystem seiner Möglichkeiten beraubt, gerichtliche Verfügungen auch durchzusetzen. Meiner Erfahrung nach neigen Gerichte dazu, zu glauben, dass sie die Macht haben, Verfügungen gegen Jehovas Zeugen durchzusetzen. Und wahrscheinlich sind die Gerichte außerhalb der Fälle, mit denen ich zu tun hatte, nicht vertraut mit dieser Forderung, von der wir gerade gelesen haben. Ich finde es interessant, dass die meisten Gerichte verwirrt sind über die hartnäckigen Bemühungen der Wachtturm-Gesellschaft, Gerichtsverfügungen aus dem Weg zu gehen. Sie sind einfach nicht mit dieser besonderen Aktivitäten der Zeugen Jehovas vertraut.

In meinem allerersten Gerichtsfall traf ein Richter eine interessante Erklärung. Ich fasse das jetzt einfach für Sie zusammen. Er fand, dass er das erste Mal in fünfundzwanzig Jahren die am meisten geschlagenen und missbrauchten Kinder vor sich hatte, die er je in einem Gerichtssaal sah. Er beschrieb die Zeugenkinder, die er vor sich sah. Er sagte, es sei nicht nur Kindesmissbrauch, Kinder zu schlagen, auch nicht nur, Kinder sexuell zu liebkosen oder sie auf unrechte Weise auszuschimpfen. Er sagte vielmehr:
Jemandem die Chance zu verweigern, im Leben voranzukommen, ist auch systematischer Missbrauch.

Nun möchte ich Ihnen gerne erzählen, wie Gerichte in Sorgerechtsfällen zu einem Urteil kommen. Die Gerichte sind per Gesetz verpflichtet, das Kindeswohl zu beachten. Und sie sollen das Kindeswohl aufgrund des Glaubens und der Glaubensausübung der Eltern beachten. Wenn dieser Glaube und seine Ausübung das Kind schädigen, spielt dieser Gedanke bei Sorgerechtfällen eine Rolle. Man kann etwas glauben, aber wenn die Ausübung dieses Glaubens das Kind schädigt, dann ist das etwas, das das Gericht interessiert. Ein Gericht wird sich also nicht in die Glaubensausübung des Elternteils einmischen, so lange es sich um Religion handelt und das Kind nicht schädigt. Und Gerichte sollen untersuchen, ob diese Glaubenspraxis tatsächlich dem Kind schadet oder künftig Schaden zufügen kann. All das muss sich auf Beweise und Zeugenaussagen stützen. In Fällen, mit denen ich zu tun hatte, haben die Gerichte die religiöse Erziehung des Kindes durch den Elternteil, der Zeuge ist, beschnitten.

In einem Sorgerechtfall gibt es ein Elternteil, der Zeuge Jehovas ist, und einen, der kein Zeuge ist. Und das Gericht erkennt, dass ein Kind nicht in beiden Systemen aufwachsen kann. Das Gericht muss also so oder so eine Entscheidung über den Lebensstil treffen. Das Gericht interessiert es auch, wie die Eltern miteinander zurecht kommen. Ein negativer Faktor bei Sorgerechtsfällen ist die Art, wie der Zeuge Jehovas den Partner, der kein Zeuge ist, betrachtet. Und wenn ein Elternteil willens ist, ein Gerichtsurteil zu missachten, dann fällt das natürlich schwer ins Gewicht.

Nachdem wir zwei oder drei Jahre lang schon in Gerichtsprozessen ausgesagt hatten und die Wachtturm-Organisation dadurch negativ berührt wurde, beschloss sie, ein Strategiehandbuch herauszubringen, das Jehovas Zeugen darin schulen sollte, wie sie aussagen sollten. Dieses Strategiehandbuch trägt den Titel "Preparing for Child Custody Cases" [Vorbereitung auf
Sorgerechtsfälle]. Es gibt davon mehrere Ausgaben. In einem Fall im Jahre 1991 fand ich heraus, dass das Handbuch direkt gegen mich gerichtet war. Deshalb schrieb ich "Refutation of Preparing für Child Custody Cases" [Widerlegung des Buches …].
Sie ist ein bisschen umfangreicher als das andere.

Das Handbuch "Preparing for Child Custody Cases" lehrt Jehovas Zeugen im Grunde genommen, wie sie unter Eid lügen sollen. Ich glaube, Jehovas Zeugen wissen, dass sie Sorgerechtsprozesse nicht gewinnen können, wenn die Wahrheit über ihren Lebenswandel bekannt wird. Ich könnte als Christ noch hinzufügen: ich sehe das Justizsystem als eine Möglichkeit an, die Wahrheit ans Licht zu bringen.

Ebenfalls in den 1980-er Jahren begann ich, einige Bücher über Kinder, die Zeugen Jehovas sind, zu schreiben. Ich glaube, wenn die allgemeine Öffentlichkeit versteht, wie Zeugenkinder behandelt werden, dann ist das einer der größten Schläge, die dieser Sekte versetzt werden. Als ich also begann, diese Bücher über Zeugenkinder zu schreiben -- und das sind dicke Bücher --, habe ich in meiner ersten Ansprache gesagt: "Ohne die jungen Leute stirbt der Wachtturm aus. Ich möchte diese Kinder erreichen, und zwar über das Fernsehen." Kurz danach entschied eine Anzahl von Prozessparteien in meinen Sorgerechtsfällen sich dafür, an die Öffentlichkeit, in die Medien, zu gehen. Das führte zu einer Sendung in dem US-Programm "Sixty Minutes". Das ist die größte Nachrichtensendung der Welt. Und jede Ausstrahlung erreicht vierzig Millionen Menschen. Wir konnten mehrere meiner Fälle im Fernsehen vorstellen.

Es freut mich zu sagen, dass die Zeugen Jehovas seit 1992 in den Vereinigten Staaten nicht an Zahl zugenommen haben. Ich will nun nicht sagen, dass das mein Verdienst ist, aber ich glaube wirklich, wenn man vierzig Millionen Menschen zur selben Zeit erreicht und dann die Sendung noch einmal wiederholt wird, in der der negative Lebenswandel der Zeugen Jehovas dargestellt wird, dann muss das schon Auswirkungen haben.

Ich glaube, für jeden Zeugen Jehovas, dem Sie aus der Organisation heraushelfen können, können Sie Tausende davon abzuhalten, zu der Sekte zu gehen....

Wir glauben auch, dass die beste Art und Weise, Menschen bei Sorgerechtsfällen zu erreichen, darin besteht, Informationen auf Videoband herzustellen. So brachten wir in den frühen 1990-er Jahren "Battling over the Children" [Der Kampf um die Kinder] heraus … weil es genau zu den Leuten gelangt, die es brauchen, meistenteils Anwälte. Ich habe ganz allgemein festgestellt, dass Anwälte kaum etwas über den Lebenswandel der Zeugen Jehovas wissen.

Meine Arbeit besteht darin, Strategien für Gerichtsfälle zu entwickeln. Typischerweise werde ich in Anspruch genommen, um einem Anwalt zu helfen, Fragen für Gerichtsverhandlungen aufzusetzen. Eine meiner Tätigkeiten sind eidesstattliche Erklärungen außerhalb des Gerichts. Eine solche Erklärung ist die Aussage eines Zeugen, in diesem Fall eines Zeugen Jehovas. Die Aussage wird unter Eid vorgenommen, aber ehe der eigentliche Prozess beginnt. Manchmal wird das auch als Offenlegung bezeichnet; hier haben beide Parteien, der Zeuge Jehovas und der Nicht-Zeuge, die Gelegenheit, herauszufinden, was die andere Seite vor Gericht sagen wird. An diesem Punkt setzte ich so ab fünfzig bis mehrere hundert Fragen an den Zeugen Jehovas auf. Und diese Fragen haben damit zu tun, wie Eltern, die Zeugen Jehovas sind, die Kindererziehung sehen.

Wenn Sie sich die Situation vor Augen halten können, wäre das hilfreich. Stellen Sie sich vor, Sie seien als Elternteil ein Zeuge Jehovas. Und Sie sitzen in einem kleinen Raum mit einem Tisch, der nicht größer ist als der, an dem Sie gerade sitzen. In dem Raum sind ein Gerichtsschreiber, Anwälte beider Parteien und ich. Ich bin ein Abtrünniger, ein Ex-Zeuge Jehovas. Der Zeuge Jehovas hasst mich. Der Zeuge Jehovas fühlt sich mit mir, der ich ihm genau gegenübersitze, sehr ungemütlich. Und stellen Sie sich vor: Sie sind ein Zeuge Jehovas und wissen, dass alle Fragen, die der Anwalt Ihnen stellt, von mir geschrieben worden sind -- und das alles müssen Sie zehn, zwölf Stunden lang aushalten, Sie müssen Wachtturm-Dokumente lesen und werden zum Beispiel gefragt, ob Sie Ihr Kind in einem medizinischen Notfall sterben lassen würden, ob Sie mit dem übereinstimmen, was der Wachtturm Ihnen vorschreibt, ob Sie damit übereinstimmen, dass der Wachtturm das Ende der Welt vorhergesagt hat, und ob Sie Ihren Kindern das Zusammensein mit Kindern, die keine Zeugen sind, erlauben. Und alle diese Fragen, die ich dann stelle, sind in ganz kurze Sätze gefasst, so dass Sie nicht anders können, als richtig zu antworten. Aber unserer Seite ist es gleichgültig, was der Zeuge Jehovas antwortet, denn wenn er in Bezug auf seinen Lebensstil lügt, dann ist da der Gerichtsschreiber, der alles aufnimmt. Und wenn es dann vor Gericht verhandelt wird, würde der Richter schon sehen, dass der Zeuge Jehovas gelogen hat. Und der Richter wird sich fragen, warum der wohl gelogen hat. Was hat er zu verbergen? Ich glaube also, wenn der Richter ehrlich ist, ihm das Kindeswohl am Herzen liegt, dann werden wir uns im Gerichtssaal gut schlagen. Wir gewinnen ungefähr 90 % unserer Fälle.

Nun ist das Buch "Preparing for Child Custody Cases" ein Handbuch, das, wie ich sagte, Jehovas Zeugen praktisch lehrt, wie man vor Gericht lügt. Und dafür möchte ich ein Beispiel geben.

Auf Seite 43 des Handbuchs steht ein Abschnitt, der "Beweisführung durch Jugendliche" heißt. Und ehe ich daraus vorlese, möchte ich Ihnen die Strategie dahinter erklären.

Oft lässt der Wachtturm-Anwalt einen fünfzehn-, sechzehnjährigen Jugendlichen im Gerichtssaal über den Lebensstil aussagen, wie er als Jehovas Zeuge aufgewachsen ist. Und das wird natürlich gemacht, um dem Richter klarzumachen, dass das Kind normal ist. Was ich Ihnen nun vorlesen möchte, ist, wie ein Kind für die Zeugenaussage präpariert wird. Es heißt hier:

"Diese Beweisführung kann eingesetzt werden, um zu zeigen, dass sie ganz normal sind. Suche und befrage Jugendliche aus Ortsversammlungen, die als Zeugen Jehovas aufgewachsen und in den Augen des vorsitzführenden Aufsehers -- das ist der führende Älteste der Versammlung -- geistig gesinnt sind, sich aber auch der normalen, gesunden Dinge erfreuen, die Jugendliche tun."

Hier möchte ich sagen, dass der Grund, warum sie sich darüber Sorgen machen, der ist, dass Zeugenkinder in den Augen der Gesamtgesellschaft nicht als normal angesehen werden. Es heißt weiter:

"Sie müssen nicht an Wettkämpfen teilnehmen, um Freude an Sport zu haben."

Der Grund dafür ist: Zeugenkinder dürfen nicht an Sportwettkämpfen teilnehmen. Denn wenn man an Wettkämpfen teilnimmt, muss man einem Sportverein angehören. Und das verbietet die Organisation. Was das Zeugenkind also wirklich tut, um an Sport Freude zu haben, ist, mit anderen Zeugenkindern zu spielen. Aber das wird wahrscheinlich vor Gericht nicht hervorgehoben. Dann heißt es:

"Sei darauf bedacht, dass sie nicht den Eindruck vermitteln, sie befänden sich in einer Demonstration bei einem Kreiskongress, wo sie zeigen, dass das Wichtigste im Leben ist, in den Dienst und in den Königreichssaal zu gehen."

In meiner Gegenschrift zu Preparing for Child Custody Cases zeigen wir Dokumente, in denen es heißt, das Wichtigste im Leben sei eben der Dienst, und in den Königreichssaal zu gehen. Der Anwalt, der den Jugendlichen präpariert, muss sicherstellen, dass der Jugendliche erkennt, dass er vor Gericht steht. Wenn er nämlich vor den Zeugen Jehovas etwas sagen würde, würde er voll Stolz sagen, dass für ihn das Wichtigste im Leben ist, an die Türen zu klopfen und zu den Zusammenkünften zu gehen. Wir haben also Unterlagen, die zeigen, dass sehr wohl das Wichtigste der Dienst und die Zusammenkünfte sind. Man kann sich daher vorstellen, wie verwirrt ein Zeugenkind ist, wenn es vor Gericht etwas aussagt, von dem es selbst weiß, dass es nicht wahr ist. Es heißt dann weiter:

"Zeige Hobbys, handwerkliche Geschicklichkeiten, soziale Tätigkeiten, Sport und insbesondere Pläne für die Zukunft."

Es heißt: "Sei darauf bedacht, dass sie nicht alle sagen, sie wollten Pionier werden."

Lassen Sie mich bitte erklären, was ein Pionier ist. Ein Pionier ist jemand, der im Vollzeitdienst an Türen klopft. In meiner Gegenschrift zu "Preparing for Child Custody Cases" haben wir Nachweis auf Nachweis, die sagen, sie sollten alle Pionier sein.
Da ist also ein Jugendlicher, ein Teenager, der darauf präpariert wird, vor Gericht unter Eid zu lügen. Es wird ihm gesagt, er soll nicht vor Gericht aussagen, was er künftig tun sollte. Statt dessen soll er das sagen, was in diesem Buch "Preparing for Child Custody Cases" steht. Und da steht:

"Pläne können sein: Berufe, zu heiraten, Kinder zu bekommen, Journalismus und alles mögliche andere."

Nun, wir wollen zuerst über das Heiraten sprechen. Werden Zeugenkinder ermuntert, zu heiraten? Die Dokumentation in Refutation of Preparing for Child Custody Cases zeigt, dass den Kindern gesagt wird, sie sollten das Heiraten bis nach Harmagedon aufschieben, weil das Ende so nahe sei.

Wie steht es mit einer Karriere als Journalist? Die Wahrheit ist, dass Jehovas-Zeugen-Kinder von solchen Tätigkeiten abgeraten wird. Und das habe ich belegt.

In der nächsten Zeile heißt es: "Vielleicht könnt ihr ein Interesse an Kunst und Theater zeigen."

Tatsächlich aber wird Zeugenkindern nach unseren Belegen von einem Interesse an Kunst und Theater abgeraten. Und dann wird hier am Ende der Grund für alle diese Lügen genannt. Es heißt:

"Sie müssen rein, aufrichtig, moralisch einwandfrei sein, aber ein Interesse an Dingen zeigen, das man auch von anderen Jugendlichen erwarten würde."

Mit anderen Worten: Die Wachtturm-Organisation glaubt nicht, dass sie einen Fall gewinnen kann, wenn das Zeugenkind dem Gericht als Zeugenkind präsentiert wird. Ich sollte auch noch hinzufügen: Die Zeugen Jehovas glauben nicht, dass es eine Sünde sei, vor Gericht zu lügen. Schließlich ist ein Gericht ja ein Vertreter des Teufels. Manchmal wird das "Theokratische Kriegführung" genannt.

Ein weiteres Beispiel ist hilfreich, und das hat mit Bluttransfusionen zu tun, weil das Gericht glaubt, es könne dieses besondere Thema in gewisser Weise verstehen. Deshalb wird das vor Gericht ein äußerst heikler Punkt. Ich möchte Ihnen vorlesen, wie die Strategie für ein Elternteil, der Zeuge Jehovas ist, in Bezug auf diesen Punkt aussieht. Es heißt:

"Statt nur deine Hoffnung auf die Auferstehung deines Kindes in Gottes neuer Welt zu erklären und die Wichtigkeit des Lebens deines Kindes in diesem System anzuzweifeln, zeige eine ausgeglichene Sicht und erkläre in positiven Worten, welche medizinischen Schritte du ergreifen würdest, um sicherzustellen, dass das Kind die bestmögliche medizinische Betreuung erhält. Du willst nicht den Eindruck erwecken, dass deine Religion von dir verlangt, dass du dein Kind sterben lassen würdest, wenn ein medizinischer Notfall aufträte."

Das Problem bei dieser besonderen Strategie ist, dass Zeugeneltern mit dem konfrontiert sind, was die Literatur ihnen für solch eine Situation vorschreibt. Jehovas-Zeugen-Eltern werden in ihrer Literatur belehrt, wenn das Kind Blut erhält, wird es vielleicht nicht auferstehen und mit den Eltern im Paradies leben. Und der Elternteil, der Zeuge Jehovas ist, wird belehrt, das gegenwärtige Leben des Kindes zu erhalten, könne die Möglichkeit gefährden, dass das Kind im Paradies auferweckt wird. Das ist natürlich das, was die Literatur sagt. Aber "Preparing for Child Custody Cases" möchte nicht, dass das Gericht das erfährt.

Ich möchte Ihnen als Beispiel einen meiner Fälle vorstellen, bei dem es um Bluttransfusion ging. Wir hatten mit einem bestimmten Richter vor Gericht große Probleme. Er wollte in diesem Fall wirklich nicht die religiösen Punkte zur Sprache bringen. Und wir waren an dem Punkt, wo wir anfingen, zu verzweifeln. Wir kamen zu dem Thema Bluttransfusionen, und der Richter dachte, er wüsste etwas darüber. Bis zu diesem Punkt hatte das Gericht uns nicht erlaubt, eine bestimmte Art von Fragen zu stellen. Aber als wir zu den Bluttransfusionen kamen, dachte der Richter, das sei ein wichtiges Thema. Die Mutter, eine Zeugin Jehovas, wollte die Fragen nicht beantworten. Sie war schon bei mir zu einer Aufnahme einer eidesstattlichen Erklärung, die drei Tage dauerte. Und ich hatte ihr schon jede Menge Fragen zu Bluttransfusionen gestellt. Und sie wusste, wenn sie einmal beginnen würde, die Fragen zu beantworten, dann würden wir das, was sie sagte, mit dem vergleichen, was wir
sie bereits gefragt hatten.

Als sie sich also weigern wollte, die Fragen zu beantworten, wurde der Richter wütend. Und er sagte: "Gnädige Frau, vielleicht wollen Sie sich noch einmal überlegen, was Sie jetzt tun. Warum gehen Sie nicht mit Ihrem Anwalt nach draußen und entscheiden, ob Sie Ihr Kind behalten wollen? Wenn ja, dann können Sie zurückkommen und die Fragen beantworten."

Zu diesem Zeitpunkt ging meine Hoffnung, den Fall zu gewinnen, steil nach oben. Sie kam zurück und wir begannen, ihr ein paar wichtige Fragen zu stellen.

Ich bat den Anwalt, sie zu einem hypothetischen Fall zu befragen. Angenommen, Sie würden mit Ihrem Kind in eine Ihnen unbekannte Gegend reisen. Und ein Lastwagen rammt Ihr Auto. Ihr Kind wird bewusstlos und blutet aus dem Mund. Sie bringen Ihr Kind ins nächste Krankenhaus. Und nachdem der behandelnde Arzt Ihr Kind untersucht hat, sagt er: 'Ihr Kind braucht sofort Blut.' Was würden Sie nun tun?

Sie sagte: "Ich würde einen zweiten Rat einholen." Der behandelnde Arzt wirft seine Hände in die Luft und sagt: 'Ihr Kind kann in der nächsten halben Stunde sterben! Und sie möchten einen zweiten Rat einholen?' Und sie sagte: "Ich werde das Kind in ein anderes Krankenhaus bringen." 'Aber Ihr Kind kann auf dem Weg dorthin sterben! Würden Sie nun bitte die Erlaubnis geben, dass das Kind das Blut erhält?'

Sie sagte: "Nein." Da sagt er: 'Nun, dann besorgen wir uns eine gerichtliche Verfügung.' Aber da war nicht viel Zeit. Das Kind kann in dieser Zeit sterben. Und sie sagte: "Ich möchte die Ältesten anrufen."

Nun, als sie das alles sagte, wurde der Richter immer ärgerlicher. Aber dann sagte sie das Eigentliche: Sie begann, über die Auferstehung ihres Kindes zu reden.

Verstehen Sie bitte: Es ging um ein gesundes Kind. Es hatte keine Krankheiten. Und die Mutter redete über ein gesundes Kind in einer hypothetischen Situation, in der das Kind Blut brauchen würde, und sie würde das nicht zulassen und es eher sterben lassen.

Das war mir etwas unangenehm, weil sie an diesem Punkt in Tränen ausbrach. Einige dieser Fälle können sehr ans Gemüt gehen. Aber das Gericht musste eine Entscheidung treffen, bei welchem Elternteil das Kindeswohl am besten gewahrt sei. Und das war nun eine leichte Entscheidung. Wir gewannen den Fall.

Fast alle Fälle, bei denen es um Jehovas Zeugen und um Nichtzeugen geht, laufen nicht mit dieser Strategie ab. Meiner Meinung nach werden fast alle Fälle, bei denen es um Zeugenkinder geht, von Jehovas Zeugen gewonnen -- hauptsächlich, weil das Gericht den wirklichen Lebensstil der Zeugen nicht kennt. "Preparing for Child Custody Cases" ist sehr wirkungsvoll.

Wiederum ist ein Gericht ein sehr sichtbarer Ort, wo der Lebensstil der Zeugen Jehovas aufgedeckt wird. Es ist wahrscheinlich der beste Ort, um die Wahrheit über den wirklichen Kult der Zeugen Jehovas ans Licht zu bringen. Daher finde ich dieses Zitat des zweiten Präsidenten der Zeugen Jehovas höchst interessant. Richter J. F. Rutherford sagte:

"Wenn die Botschaft, die Jehovas Zeugen den Menschen überbringen, wahr ist, dann ist sie für die Menschheit von größter Wichtigkeit. Wenn sie aber falsch ist, dann ist es die Pflicht der Geistlichen und anderer, die sie unterstützen, unerschrocken vorzutreten und den Menschen deutlich zu sagen, worin die Botschaft falsch ist."

Das ist alles, was ich tue. Ich sehe also nicht, warum sie das, was wir tun, so sehr kritisieren. Schließlich war Herr Rutherford ja angeblich ein Mitteilungskanal von Gott selbst. Also, ich denke, er wäre glücklich über meine Widerlegungsschrift von "Preparing for Child Custody Cases".


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