Kommentarserie 1958 zusammengefasst

Einige Stichworte in diesem Jahrgang (in Auswahl)

Gilead, Militär-Industrielle Komplex, Jahrbuch, Naluc (Nachdenkliches aus Leben und Christentum), Swedenborg, Nadelöhr, Albert Schweitzer, Evolution, Präventivkrieg, Voltaire, Nörgler, Tagesanbruch von der „Aussicht" übersetzt, 1910, Pillichody, Gustav Baumann, Dominikanische Republik, Zionismus, „Fischer und Jäger", John Hagee, Otto v. Zech, Esoterik, Freimaurer, Benzinpreise, Weltraumfahrt, Bahai, Hassprediger, Ost-CDU, Peter Heinrich, Satan, Geldfransfers, 2300, Celsus,

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Geschrieben von Drahbeck am 01. Januar 2008 05:57:55:

Als Antwort auf: Re: "Erwachet" 22. 12. 1957 (Vor fünfzig Jahren) geschrieben von Drahbeck am 22. Dezember 2007 10:31:36:

Das Thema der Katakomben in Rom, hat es dem „Wachtturm" vom 1. 1. 1958 (unter anderem) angetan. In seiner Ausdeutung der Katakomben-Geschichte liest man auch:

„Die hervorragende Einheit im Denken der Christen des ersten Jahrhunderts schwand nach dem Tode der Apostel allmählich dahin, und viele begannen ihre Ohren von der Wahrheit abzuwenden."

Schon bei diesem Satz ist eine kritische Rückfrage angezeigt. Die Unterstellung einer „hervorragenden Einheit im Denken", dürfte doch wohl weitgehend dem Bereich des Wunschdenkens zuortbar sein. Aber richtig ist sicherlich. Damals war man weitgehend auf ein Ziel hin orientiert. Selbiges ist mit einem Wort zusammenfassbar: Endzeit-Naherwartung.

Indes verlief die Geschichte eben nicht so, wie es vorgenanntes Wunschdenken suggerierte. Und schon war es aus, mit der vermeintlich „wunderbaren Einheit."

Weiter geht es mit dem Satz:

„Aus der Einrichtung, wonach christliche Aufseher in der Versammlung als Diener amten sollten, wurde nach und nach eine Priesterherrschaft."

Man sehe sich doch mal im Lichte dieses Satzes, die Antreiber in der WTG-Organisation näher an. Diener nannten sie sich - in grauer Vorzeit inzwischen - auch mal. Aus „Diener" wurden dann „Aufseher". Nicht selten in der Praxis solche vom härtesten Antreibertypus. Sicherlich Wortkosmetik beherrschen sie alle mehr oder weniger. Ist man jedoch in der Lage durch sie hindurch zu sehen, offenbart sich nur eine Fratze. Die des herrschsüchtigen Priesters. Insofern wiederholt sich auch hier Geschichte nur.

Ab Konstantin dem Großen habe dieser Weg „raschere Fortschritte" aufzuweisen, weis auch der „Wachtturm" zu berichten. Ein neuerer „Konstantin der Grosse" hört dann wohl auf den Namen „Körperschaft des öffentlichen Rechts". Die nimmt doch vor allem eine Aufgabe war. Die Interessen (nicht zuletzt auch die materiellen), der jeweiligen Priesterklasse zu stärken.

Sicherlich, das Prozedere, um denn zu dieser Priesterkaste dazu zu gehören, weist noch Unterschiede auf. Andernorts läßt man „hoffnungsvolle Jugend" dazu auf entsprechenden Seminaren ausbilden. Die Möglichkeiten für „Quereinsteiger" sind dort eher eingeschränkt. Das wiederum ist wohl auch nur eine „Frage der Zeit". „Quereinsteiger" für die Priesterkaste haben vielleicht bei den Zeugen derzeit noch die (relativ) größeren Chancen. Indes sehe man sich doch mal die näher an, die da bei den Zeugen die Vergleichsweise „Priesterposten" faktisch besetzen. Zunehmend solche der zweiten und dritten Generation. Also schon ZJ-Elternhäusern entstammend. Und so etwas wie „Seminarausbildung" für diese Kaste (wenn auch noch nicht auf dem Niveau wie andernorts) gibt es ja auch schon. Man denke nur an die speziellen Schulkurse für „Älteste", „Dienstamtgehilfen", „Pioniere" usw. Ihre Weiterentwicklung ist dann wohl auch nur eine Frage der Zeit.

Und wenn es denn einer geschafft hat, seine „Priesterlaufbahn" als sogenannter „Pionier" zu beginnen. Wenn er dann vielleicht eine erfolgreicher Verkäufer sowohl in Ideologie als auch WTG-Schrifttum ist, lässt die nächste Stufe „Sonderpionier" dann wohl nicht lange auf sich warten. Manchen von denen kann man ja durchaus bescheinigen, fallweise es im weltlichen Leben zu Managerqualitäten auch bringen zu können.

Auch das kennt man bereits von der „klassischen Priesterausbildung" andernorts. Die Marktlage ist eben durchaus nicht so, dass alle dann auch wirklich als tatsächliche Priester amten können. Und siehe da, bei den gesuchten und gefundenen „Ausweichposten", begegnet man jenen die dem Managerkriterium entsprechen, in überproportionalem Maße.
In sofern kann man sogar jenem Bibelspruch zustimmen. Er gäbe nichts Neues unter der Sonne!

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Geschrieben von Drahbeck am 15. Januar 2008 07:16:16:

Als Antwort auf: Re: "Erwachet!" 8. 1. 1958 (Vor fünfzig Jahren) geschrieben von Drahbeck am 08. Januar 2008 06:46:21:

Die alljährliche „Heerschau", der Jahrbuchstatistiken, so auch die des Jahres 1958, findet man im „Wachtturm" vom 15. 1. 1958 wiedergegeben. Was wäre eine Armee ohne eine zünftige Kommandoparole? Wohl nicht allzuviel. Und so titelt denn auch der WT in dieser Ausgabe:
„Durch Ausharren Lauterkeit beweisen".

Und damit denn auch niemand missverstehe, was denn so gemeint sei, liest man in dieser WT-Ausgabe unter anderem die Sätze:
„Tausende und aber Tausende von Zeugen Jehovas sind durch einen solchen Läuterungsprozeß gegangen ...Kannst du eine Hitze ertragen wie jene Personen, die unter der kommunistischen Totalherrschaft ... Verfolgung erleiden?"
Genannt werden im gleichen Kontext dann noch die Dominikanische Republik, aber auch (etwas früher) die nazistisch beherrschten Länder.

Jenen, denen das Schicksal in der vorbenannten Art dann näher tritt, weis der WT zu verkünden:
„Das große Wunder der Befreiung wird in der Schlacht von Harmagedon geschehen."
A ja. Die einen predigten in „die Schützengräben hinein" „für Gott und Vaterland", und die anderen eben für das imaginäre „Harmagedon".
Viel Unterschied ist da wohl nicht.

Mag man den „in die Schützengräben-Predigern" vorhalten. Sie selbst aber hielten sich in der Etappe. So wiederholt sich das aber offenbar.

Es ist natürlich bequem Kriegsparolen zu verkünden, wie es denn auch der WT auf seine „unnachahmliche" Art tut. Weniger bequem indes ist es, auch die Suppe auszulöffeln, welche die WTG-Schreibtischtäter da so zu kredenzen pflegen.

Selbige wissen sogar kluge Ratschläge zu geben. Zum Beispiel solche, wie man sich denn auf eine Verhaftung vorbereiten könne.
Man kann eigentlich gar nicht so viel essen, wie man angesichts dessen kotzen müsste!

WTG Verhaftungsparolen
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Geschrieben von Drahbeck am 22. Januar 2008 08:42:44:

Als Antwort auf: Re: "Wachtturm" 15. 1. 1958 (Vor fünfzig Jahren) geschrieben von Drahbeck am 15. Januar 2008 07:16:16:

„In Gilead wird Unterricht in folgenden Fächern erteilt:
Theokratische Aufzeichnungen und Arithmetik, Missionardienst, Biblische Wahrheiten, Öffentliches Sprechen, Bibelforschung, Bibelkunde, Sprachen, Geschichte der Gottesanbetung, Königreichsprophezeiungen, Göttliches Recht, Biblische Themen"
; weis „Erwachet!" in seiner Ausgabe vom 22. 1. 1958 mitzuteilen.

Abgesehen vom Sprachunterricht, und dem Zweckbestimmten „Öffentlichen Sprechen" ist doch solch ein Programm eher dem Bereich typischer Sektenindoktrinierung zuzuordnen.
Gleichwohl versäumt es „Erwachet!" nicht, bekannte gewordene Jubel-Arien andernorts, genüsslich zu zitieren.

Nun, wenn denn andere Kirchen ähnliche Indoktrinierungsanstalten unterhalten, ist es wohl naheliegend, zumindest aus der Sicht ihrer jeweiligen Macher, die Angebote der Konkurrenz in der Wortwahl, eher neutral zu beschreiben. Zudem dürfte „Erwachet!" ausgesprochene Zerrisse der eigenen Praxis, so es sie denn geben sollte und bekannt geworden sind, wohl kaum an die eigene Leserschaft weiter geben.

Was denn „Erwachet!" da offeriert, liest sich folgerichtig, über weite Strecken, wie die von einer PR-Agentur formulierte Werbung für ein Waschmittel, „das so weiß wäscht, dass es weißer nicht mehr gehen soll."

Eher in beiläufiger Verpackung liest man in diesem Bericht auch den Satz:
„Es gibt Studenten, die sagen, daß sie mehr durch das praktische Gemeinschaftsleben als durch die verschiedenen Kurse lernen", erklärte Karl Adams. ein ... Unterweiser, dem Reporter."

Nun wenn besagte „Studenten" das so sehen, dann geben sie damit ja unzweifelhaft ihre Gefühlslage zum besten. Ob diese Aussage indes ein wirklich stichhaltiges Argument für die „Qualität" der dort vermittelten Bildung ist, erscheint doch ziemlich zweifelhaft.

Und noch was erscheint zweifelhaft. Bildungsgänge an anerkannten Universitäten, sind in der Regel auch mit der intensiven Nutzung der angeschlossenen Universitätsbibliotheken verbunden. Dortige Studenten, die es zu etwas bringen möchten, betreiben nicht selten auch intensive eigene Forschungen, ohne dass sie von ihren Professoren da bis in die Einzelheiten „dirigiert" würden. So mancher dieser Professoren schätzt es sogar, selbst via seiner Studentschar, neue Erkenntnisse und Eindrücke zu gewinnen.
Das wäre schon mal in „Gilead" undenkbar, mit der dortigen Roboterhaften Programmierung, auf das Wiederkäuen und Wiederholen von Aussagen, die bereits in der WTG-Literatur vorhanden sind. Die jeweilige „Kunst" des „Studenten" besteht dann wohl darin, nicht zur falschen Zeit, die „Wahrheiten" von gestern, als noch heute gültig zu erklären!

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Geschrieben von Drahbeck am 01. Februar 2008 06:46:40:

Als Antwort auf: Re: "Erwachet!" 22. 1. 1958 (Vor fünfzig Jahren) geschrieben von Drahbeck am 22. Januar 2008 08:42:44:

Einer nicht untypischen Zirkelschluss-Logik kann man auch in der „Wachtturm"-Ausgabe vom 1. 2. 1958 begegnen. Selbige weis zu postulieren:

„Um aus der Herrschaft des Messias vollen Nutzen zu ziehen, müssen wir auch anerkennen, was er zu sein beansprucht, nämlich der Sohn Gottes im ausschließlichen Sinne, der schon vor seiner Menschwerdung existiert hatte, ferner die Tatsache, daß er für unsere Sünden eines Opfertodes starb und daß sich seine Prophezeiung, nach der er von den Toten auferstehen werde, wirklich erfüllte.

Atheisten, Agnostiker, Deisten, Modernisten unter den Geistlichen, Juden und Moslems, die vorgeben mögen, Jesus als einen großen Lehrer und Menschenfreund anzuerkennen, während sie sich weigern, das anzuerkennen, was er zu sein beanspruchte, sind inkonsequent. Entweder entspricht das, was er zu sein beansprucht, den Tatsachen, oder er war ein Schwindler oder ein Narr, der sich selbst etwas vormachte."

Versteht man diese WT-Ausssage richtig, wird der ihr zugrunde liegende Disput in den Rang eines Entweder - oder erhoben.

Mir ist eigentlich die Zeit zu schade, dem WT bezüglich des Entweder - oder zu widersprechen. Und weil ich ihm diesbezüglich nicht widerspreche, wird es wohl so sein, mit dem Entweder - oder.

Allenfalls wäre noch anzumerken. Von diesem Disput pflegt ja Religion generell zu leben, schon seit Jahrhunderten, und keinesfalls erst heute. Lediglich einen Akzent würde ich (für meine Person) doch etwas anders setzen. Und zwar dergestalt, dass ich meinerseits dieses „Entweder - oder" als Ausdruck des Wunschdenkens bewerte und bezeichne. Was man sich denn wünscht wird als „Tatsache" interpretiert. Und dies aller Wahrscheinlichkeit solange, wie es soziale Spannungen innerhalb von politischen Gesellschaftsordnungen gibt.

Da erweist sich der Griff nach dem Strohhalm des Wunschdenkens eben auch als ein Angebot. Wobei es deren aber durchaus mehrere gibt. Unter anderem, dass des Lotteriespieles und verwandtes.

Oder auch die Selbssuggestion, spätestens seit Goebbels 1943er Sportpalastrede deutlich. Nur im „Rudel" sei man wer. Nur im „Rudel" könne man überleben. Der Angebote diesbezüglich sind in der Tat viele. Herausragend dabei unter anderem auch die Innovation „Kettenspiel für Doofe".

Dann gibt es auch noch die „Übersatten", die da Not nie echt kennengelernt. Und wenn doch, dann ist es sehr lange her. Auch die sind keineswegs „monolithisch". Einige treibt vor allem die eine Sorge um. Wie sie es denn am besten bewerkstelligen würden, in eine Steuerschlupfland oder ähnliches umzuziehen. Da sie sich aber selbst sagen. Für das Unterfangen nicht mehr jung genug zu sein, haben sie halt auch ihre Sorgen, die sie „Tag und Nacht quälen".

Andere indes, ähnlichem Milieus setzen eher andere Akzente. Die gehen tatsächlich in Richtung Religion. Beiden zugleich eigen ist aber, doch nicht so recht mit ihrem Leben zufrieden zu sein. Die streben halt eben nach mehr. Nach „übersinnlichen Erkenntnissen" beispielsweise (Rudolf Steiner lässt grüßen).
Aber ein monolithischer Block sind auch die Übersatten nicht. Da geht es auch hott und hüh zu. Wäre es anders, hätten Bhagwan oder Scientology nie ihre Kundschaft an Land ziehen können. Man weis aber. Auch sie haben ihre Kundschaft, die auf sie schwört.

Dann soll es ja gelegentlich auch noch Übersatte geben, die Werbebesuche von Zeugen Jehovas erhielten. Und siehe da, da sie ohnehin auf dem „Suche-Tripp" waren, und da man den Zeugen unterstellen kann, psychologisch geschickt zu agieren; landen dann auch ein paar von dieser Spezies auch bei den Zeugen.

Karriere bei den Zeugen, für selbige nicht selten vorprogrammiert. Es sei denn, es gibt für den einen oder anderen dieser „ersten ZJ-Generation" früher oder später mal ein Damaskuserlebnis. Dann kann es sogar passieren, dass aus selbigen sogar nochmal „Ex-ZJ" werden.

Wie der Pardel indes seine Flecken nicht ändert, was denn wohl schon die Bibel, dem Vernehmen nach zu berichten weis, so hält sie ihre eigentliche Haupteigenschaft - das Wunschdenken - nur noch weiter aufrecht. Man müsste in der Tat schlimmstes befürchten, sollte diese ihre Haupteigenschaft einen gefährlichen Knacks eines Tages erfahren. Und so schließt sich der Kreis.
Religion reproduziert sich halt immer wieder aufs neue selbst.

Ach ja, und dann gibt es auch noch die. Mit Religion haben sie nicht mehr viel am Hut (für sich persönlich). Da sie aber früher mal in Sachen Religion durchaus eine andere Auffassung hatten, heißt einer ihrer „Pardelflecken", weiter „Missionierung". Nur das eben die Substanz der „Mission" sich da verändert hat. Ausgerechnet das schwächste Glied der Atheisten (weniger der Agnostiker) haben sie sich zum Missionsgegenstand erkoren. Ausgerechnet die Evolutionstheorie hat für sie den Rang der „Glaubensgewissheit".
Nun kann man ja verstehen, es wäre ja zu schon um wahr zu sein, wenn denn die Evolutionstheorie auch für Agnostiker völlig „gesichertes" „Wissen" wäre. Der feine, aber wesentliche Unterschied dabei ist eben. Agnostiker kommt diese „Vollmundigkeit" eher weniger über die Lippen. Agnostiker räumen immer noch ein. Es kann so oder auch anders gewesen sein. Man war ja nicht selbst dabei, bei den betreffenden Vorgängen. Man kennt halt nur die Überlieferung der Meinungen, die zu diesem Thema bestehen.

Wenn da eine Giordano Bruno Stiftung, maßgeblich von einem Industriellen finanziert, weniger von Mitgliedsbeiträgen „kleiner Leute", just in der Evolutionstheoriefrage eine „Siegesgewissheit" verbreitet, und gar schon einen militanten Vertreter selbiger mit einem „Karlheinz Deschner Preis" auszeichnete, dann mag das zwar ihrem subjektivem Wohlbefinden nützlich sein. Indes in der Grundsatz-Auseinandersetzung mit der Religion, ist dieser Aspekt eher kontraproduktiv.

Die Grundsatz-Auseinandersetzung mit der Religion, dürfte meines Erachtens nicht auf die Schiene Evolutionstheorie - ja oder nein, verengt werden.

Die Grundsatz-Auseinandersetzung mit der Religion besteht meines Erachtens in der Thematisierung, dass nur das „Jenseits" (und verwandtes) im Sinne der Religion es richten soll.
Nicht diejenigen, die da meinen, sie können die Evolutionstheorie nur ablehnen, finden meine Kritik.
Kritik findet vor allem, und zu allererst, jene die das „Jenseits" als Hauptwesensfrage hinstellen. Die auf dieser Basis, auch ihr ganz persönliches Funktionärssüppchen kochen. Jene die vom „Jenseits" schon im „Diesseits" faktische Nutznießer sind.
Die würde ich - ginge es - liebend gerne „auf den Mond befördern". Ist ja wohl auch eine Form des von selbigen so heißgeliebten "Jenseits" für das sie sogar wagen zu fordern. Man solle für selbiges das "gegenwärtige" Leben als nichts erachten
.

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Geschrieben von Drahbeck am 08. Februar 2008 08:49:00:

Als Antwort auf: Re: "Wachtturm" 1. 2. 1958 (Vor fünfzig Jahren) geschrieben von Drahbeck am 01. Februar 2008 06:46:40:

Da schaukelt sich der militärisch-industrielle Komplex gegenseitig hoch, mag man nur als Kommentar zu jener Meldung aus „Erwachet!" vom 8. 2. 1958 vermerken.
Und noch etwas wird man sagen müssen:
Mit Meldungen der Art wird Politik gemacht. „Erwachet!" zitiert zwar formal kommentarlos. Allein aber die Auswahl der in Rede stehenden Meldung für „Erwachet!" stellt eine faktische Begünstigung der USA-Falken dar.

Selbiges verwundert ja nun überhaupt nicht mehr. Aber es ist schon bemerkenswert, wie „Erwachet!" sich selbst als „Wallstreet-Religion" outet!

In genannter „Erwachet!"-Ausgabe liest man:
„Die USA auf dem Weg zur zweitrangigen Macht?
Die 'Washington Post' berichtete, daß eine Studiengruppe prominenter amerikanischer Persönlichkeiten in ihrem Bericht an den Nationalen Sicherheitsrat und an das Amt für Verteidigungsmobilisierung zu dem Schluß gekommen sei, daß die Vereinigten Staaten sich gegenwärtig in der schwersten Gefahr ihrer Geschichte befänden. Die Studiengruppe habe im Laufe der letzten sechs Monate ermittelt, daß die USA sich mit beängstigender Geschwindigkeit dem Status einer zweitrangigen Macht näherten und einer fast unmittelbar bevorstehenden Bedrohung durch die raketenstarrende Sowjetunion preisgegeben seien. Zur Verhinderung einer Katastrophe soll der Bericht dringend erhöhte Militärausgaben bis zum Jahre 1970 und zahlreiche andere kostspielige radikale Maßnahmen Fordern. Für die Jahre 1960 und 1961 soll der Bericht Verteidigungsausgaben von etwa acht Milliarden Dollar pro Jahr fordern. Weiter sollen für ein Luftschutzprogramm jährlich fünf Milliarden Dollar ausgegeben werden. Der 'Washington Post' zufolge sind diese Empfehlungen Präsident Eisenhower vier Tage nach dem Start des zweiten Sputnik unterbreitet worden und hätten einen Wechsel in der Denkungsweise Eisenhowers bewirkt. Der Präsident hege jedoch die Befürchtung, daß das amerikanische Volk sich weigern könne, derart hohe Kosten zu tragen."

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geschrieben von: Drahbeck
Datum: 15. Februar 2008 07:10

„Wachtturm" vom 15. 2. 1958
Von 1952 bis einschließlich 1961, erschien das „Jahrbuch der Zeugen Jehovas" nicht in einer deutschen Ausgabe. Und dies wohl auch aus dem Grunde, weil Mister Money Maker (N. H. Knorr) nach dem Wegbrechen der Bezieher selbigen auf dem Territorium der damaligen DDR (Verbotsfolge) befand. Nun rechnet es sich wirtschaftlich nicht mehr so recht. Ergo wurde die deutschsprachige Jahrbuch-Ausgabe eingestellt.
Während dieser Zeit gab es dafür im „Wachtturm" einige Zusammenfassungen vermeintlicher Höhepunkte aus dem englischen Jahrbuch. So auch in der deutschen „Wachtturm"-Ausgabe vom 15. 2. 1958.
Was da ausgewählt wurde, liegt ziemlich offen zutage. Alles das, was nützlich in WTG-Sicht erscheint, Euphorie weiter zu befördern.

Als einen Aspekt diesbezüglich erfährt man, dass Mister Knorr am 29. und 30. November in Wiesbaden verweilte.

http://www.manfred-gebhard.de/Zitat.gif
„Der Besuch diente ausschließlich dem Zweck, die Voraussetzungen für einen 64 Meter langen Neubau zu schaffen."

Man kennt ja die heutigen Schwarzarbeiterkolonnen der Zeugen Jehovas zur Genüge, welche sich da „Bauregionen" und ähnlich verharmlosender Vokabeln bedienen.
Man höre sich doch nochmals so an, welche Instruktionen solchen Schwarzarbeitern da so mit auf den Weg gegeben werden.
http://www.manfred-gebhard.de/Jeff.gif
Parsimony.23110
(Dort der Link am unteren Ende des Beitrages).

Das war schon in den fünfziger Jahren so. Nur, das dies alles jetzt viel ausgefeilter praktiziert wird.

Ostdeutschland, ein weiteres beliebtes Thema für das Jahrbuch. Beliebt auch deshalb, weil vermeintliches Märtyertum sich nicht selten als nützlich fürs WTG-Geschäft erweist.
Wohl kaum für den Einzelnen, der da so seine Haut zu Markte trägt; sehr wohl aber für die WTG. Und da erwies sich Ostdeutschland in der Tat als ein ergiebiges Thema.

Nun weis die WTG dabei etwas erstaunliches zu berichten. Der Ostdeutsche Staatssicherheitsdienst würde damit prahlen, von ihm redigierte „Wachtturm-Literatur" in Umlauf zu bringen.

Was ist dazu zu sagen?
Zum einen, es gab schon seit unmittelbar nach 1945 zurückreichend, auch von der WTG separierte Gruppen, vornehmlich im Raum Dresden - Leipzig. Nicht selten waren deren führende Persönlichkeiten, frühere WTG-Funktionäre. Unter anderem die Herren Balzereit und Dollinger. Wer denn ihren Part in der WTG-Geschichte kennt, staunt ja nicht schlecht (bei erster oberflächlicher Betrachtung), dass die nun auch zur WTG-Opposition gehörten.

Aber auch das muss ausdrücklich gesagt werden. Die DDR-Kirchenpolitik um 1950, wurde von - extrem unsensiblen - kommunistischen Dogmatikern bestimmt. Wenn selbige vorgaben, etwa die Marx'sche Religionstheorie „verstanden" zu haben, mutiert ein solcher Anspruch zur Lachnummer hoch zehn aus. Das einzigste was diese Herren „verstanden" hatten, war ihr Machtanspruch, und dessen Durchsetzung im Alltag.
Aber Lichtjahre entfernt von irgendwelcher Sensibilität.

Nun ja, das kennt man ja schon von ihren braungefärbten Vorgängern. Auch die „rotgefärbten" machten die gleiche „Evolution" durch. Erst besonders krass auf dem „der Herr sind wir"-Klavier spielend. Und wie dann selbst noch um 1943, ein Heinrich Himmler seine Zeugen Jehovas-Politik grundlegend änderte. So kann man diese Evolution auch bei den „Rotgefärbten" beobachten. Was für Himmler's Politik das Jahr 1943 war, das war im übertragenem Sinne bei den „Rotgefärbten" das Jahr 1958.

Warum? Nun in bekannter Rasenmähermanier, hatten die Verbotsauswirkungen um 1950 der Zeugen Jehovas, auch die Splittergruppen um Balzereit/Dollinger und andere, mit kalt erwischt. Differenzierungen waren offenbar nicht das „Bier" der zeitgenössisch Rotgefärbten, was man ja wiederum bereits von den Braungefärbten kennt.

Nun um 1958, begann es allmählich diesen Herrschaften zu dämmern, dass ihre Zeugen Jehovas-Politik, alle Elemente einer klassischen Sackgasse aufwies. Und in dieser Katerstimmung entdeckte man. Man könne ja die historischen Gruppen um Balzereit und Co vielleicht auch in der ZJ-Sache instrumentalisieren.

Und siehe da. Es war Balzereit just in Folge dieses „Wetterumschlages" wieder möglich, erstmals eine eigene Zeitschrift in der DDR herausgeben zu können. „Nachdenkliches aus Leben und Christentum" (abgekürzt NALUC) ihr Titel.

Und nun machte sich allerdings die bekannte Inkonsequenz der Rotgefärbten wieder bemerkbar. Die erfuhr eine so ungeheuer niedrige Auflagen"höhe", und wurde faktisch als „geheime Verschlussache" behandelt, dass selbst bis heute, die Deutschen Bücherei Leipzig, die gemäß ihrem Sammlungsauftrag, Anspruch auf Pflichtexemplare hat, davon nichts in ihrem Bestand hat. Man hätte sich dieses Blatt (später abgelöst durch die „Christliche Verantwortung") eigentlich auch sparen können. Wer nicht bereit ist zu „klotzen", sondern allenfalls nur zu „kleckern", der braucht sich denn auch nicht zu wundern, dass eben das von ihm erhoffte Ergebnis in Richtung auf Null tendiert.

Genau so ist es denn auch abgelaufen. Aber natürlich bekam auch die WTG Wind von dieser neuen DDR-"Innovation". Und in maßloser Verkennung der tatsächlichen Bedeutung, qualifiziert letztere dann gar diese Blätter als „kommunistischen Wachtturm".

In der Verkennung der tatsächlichen Sachlage, können sich die Rotlackierten, und die Lackierten in Brooklyn, eigentlich die Hände reichen!
Inhaltlich „umwerfend", war diese Balzereit-Schrift sicherlich nicht.
http://www.manfred-gebhard.de/Naluc1.jpg

„Artig", die DDR-Interessen keineswegs vergessend, begegnet man schon in der Fragenbeantwortung solchen wie, ob es denn „Sünde" wäre, an politischen Wahlen teilzunehmen.
Ohne den Text dazu gelesen zu haben, kann man schon im Vorfeld erahnen, wie denn die Antwort auf diese Frage ausfiel.
Und siehe da, der Text bestätigt diese Einschätzung.
Das wiederum hat allerdings am allerwenigsten etwas mit einem etwaigem „siebenten Sinn" zu tun.


http://www.manfred-gebhard.de/Naluc2.jpg

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geschrieben von: Drahbeck
Datum: 22. Februar 2008 06:39

Erwachet! 22. 2. 1958

„Erwachet!" fühlt sich berufen seine Ausgabe vom 22. Februar 1958, auch mit zwei eher merkwürdigen Anekdoten zu füllen.

Zur Anekdote Nummer eins:
Sicherlich ist es ein menschliches Grundbedürfnis, mal wieder lachen zu wollen. Der Alltag der Zeugen Jehovas ist ja kaum geeignet, dieses Bedürfnis zu erfüllen. Viel zu „lachen" hat der kleine Zeuge da sicherlich nicht.

Ergo sagte sich die „Erwachet!"-Redaktion. Da sei ihr doch eine Meldung zu Gesicht gekommen, über die man (als Nichtbetroffener) sicherlich lachen kann. Und da die „Erwachet!"-Redaktion wohl nicht so recht wusste, wie sie denn diese „Erwachet!"-Ausgabe voll bekommen soll, wurde flugs entschieden. Diese Meldung drucken wir nach!
Was sie denn mit dem Thema Zeugen Jehovas zu tun hat, ist zwar nicht so richtig einsichtig. Aber sicherlich kann man bestätigen. Diese Meldung bietet Anlass zum Schmunzeln.
Da teilt also „Erwachet!" seinen Lesern auch das nachfolgende „weltbewegende" Ereignis mit:


„Vor kurzen erschien in der englischen Zeitung 'Manchester Guardian' folgender Brief, den ein Mann - offensichtlich ein Maurer - auf Barbados an seine Firma geschrieben hatte:

'Sehr geehrter Herr, als ich zum Bau zurückkehrte, stellte ich fest, daß der Hurrikan einige Ziegelsteine heruntergeworfen hatte. Ich stellte daher oben auf dem Bau einen Balken mit einem Aufzug auf und zog zwei Eimer voll Mauersteine hoch. Als ich den Schaden behoben hatte, waren noch viele Steine übrig. Ich zog den Eimer wider hinauf und band das Seil unten fest. Dann ging ich wider hoch und füllte den Eimer mit den restlichen Mauersteinen. Darauf ging ich wieder nach unten und löste das Seil.
Unglücklicherweise war der Eimer mit den Mauersteinen schwerer als ich, und ehe ich mich's versah, kam der Eimer herunter und riß mich in die Höhe. Ich beschloß, mich am Seil festzuhalten. Etwa in der Mitte stieß ich mit dem herabkommenden Eimer zusammen und erhielt ein paar schmerzhafte Stöße an der Schulter. Dann wurde ich weitergerissen. Als ich oben ankam, stieß ich mit dem Kopf gegen den Balken und klemmte meine Finger im Aufzug ein. Als der Eimer auf dem Boden aufschlug, barst sein Boden, und alle Steine fielen heraus. Ich war jetzt schwerer als der Eimer und fiel mit rasender Schnelligkeit abwärts. Auf halbem Wege stieß ich wieder mit dem von unten kommenden Eimer zusammen und wurde dabei am Schienbein verletzt. Als ich unten ankam, landete ich auf den Steinen und verletzte mich ziemlich stark an deren scharfen Kanten. Darauf muß ich das Bewußtsein verloren haben, denn ich ließ das Seil los. Der Eimer kam heruntergesaust und traf mich am Kopf, was mich in das Krankenhaus brachte. Ich bitte Sie höflich, mich wegen Krankheit entschuldigen zu wollen."


Anekdote Nummer zwei.
Unter der Überschrift „Ein Katholik fragt" berichtet „Erwachet!":


„Nachdem römisch-katholische Kreise erreicht hatten, daß eine Fernsehstation in Chikago den Film 'Martin Luther' aus ihrem Programm strich, schrieb ein Katholik an die Zeitschrift 'Time' einen Brief, der in der Ausgabe vom 21. Januar 1957 veröffentlicht wurde. Der Brief lautet:
'Ich bin einer der, wie ich hoffe, vielen Katholiken, die empört sind über das kleinliche Denken unserer Chikagoer Brüder, die durch ihren Protest gegen die Vorführung des Filmes 'Martin Luther' im Fernsehfunk einen Druck ausübten. Wenn wir Katholiken die Wahrheit besitzen, warum verhalten sich dann gewisse katholische Kreise so unduldsam, daß etwas verboten wird, was sie von Anfang an als unwahr erachten. Wir können die geschichtliche Tatsache nicht leugnen, daß Luther gelebt und die protestantische Kirche gegründet hat. Fürchten sich die Katholiken vor den geschichtlichen Tatsachen?"


Nun wird man vorstehende Kritik sicherlich nachvollziehen können, bis zu ausdrücklicher Zustimmung zu selbiger. Dennoch stellt sich die Frage; ob denn „Erwachet!", ob denn die WTG, ausgerechnet die, der geeignete Ankläger dabei ist.

Vielen will dabei nur eine Gedankenassoziation aufkommen.
Auch die WTG hat riesige Berge analogen Schuttes, vor der eigenen Haustür zu liegen!

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Re: Vor fünfzig Jahren
geschrieben von: Drahbeck
Datum: 01. März 2008 03:38

"Wachtturm" 1. 3. 1958

„Die Geisterwelt inspirierte Swedenborg" titelt der „Wachtturm" in seiner Ausgabe vom 1. 3. 1958. Swedenborg ist auch unter dem Aspekt „beachtlich", auch mit einem eigenen Endzeitdatum (1757) in die Geschichte eingegangen zu sein. In WTG-Sicht handelt es sich bei Swedenborg um religiöse Konkurrenz aus dem Lager der „Spiritisten". Das die WTG nichts für die religiöse Konkurrenz übrig hat, ist offenkundig. Folgerichtig bemüht sie sich nach Kräften in vorgenannten Artikel, diesen Swedenborg madig zu machen. Und so wähnt sie denn am Ende ihres Artikels sagen zu können:

„Die Ansichten Swedenborgs mögen gewisse Leute faszinieren, den aber, der Gott liebt, interessieren sie weiter nicht."

Immerhin widmet diese „Wachtturm"-Ausgabe dreieinhalb Druckseiten diesem Swedenborg, was doch wohl eher ungewöhnlich zu nennen ist. Religiöse Konkurrenz hat die WTG ja viele. Aber nur wenige davon bringen es zu der „Ehre", auf dreieinhalb Druckseiten im WTG-Schrifttum „abgekanzelt" zu werden.

Man vergleiche zum Thema auch:
Parsimony.15681

Auf das Thema „Nadelöhr" wurde verschiedentlich schon eingegangen
Man vergleiche dazu:
Wie das Nadelöhr sich wandelte

Parsimony.7554

Parsimony.7555

Nun also wird dieses Thema in der „Wachtturm"-Ausgabe vom 1. 3. 1958 erneut hervorgeholt in der Form einer Fragenbeantwortung. Ohne inhaltliche Bewertung, sei letztere in einigen Passagen vorgestellt.
Da fragt also ein Leser an:


„In Matthäus 19: 23, 24 sagte Jesus zu seinen Jüngern: „Wahrlich, ich sage euch, daß es schwerhalten wird für einen Reichen, in das Königreich der Himmel einzugehen. Wiederum sage ich euch: 'Es ist leichter für ein Kamel, durch ein Nadelöhr hindurchzugehen." (NW) Muß diese Übersetzung nicht als unzulänglich bezeichnet werden, wenn man den kurzen Artikel in Betracht zieht, der in der Zeitschrift 'The American Mercury' unter dem Titel „Wie es der Übersetzer ansieht" erschien ist."

Und dann wird der erwähnte Artikel zitiert. Letzterer führt aus:
„Es ist leichter für ein Kamel, durch ein Nadelöhr zu gehen, als für einen Reichen, in das Königreich Gottes einzugehen. Dieses Bibelwort ist schon millionenmal wiederholt worden, aber es handelt sich dabei um eine falsche Übersetzung des griechischen Urtextes. Der Gedanke, daß ein Kamel durch ein Nadelöhr hindurchgehen könnte, war verblüffend. Im griechischen Urtext des Evangeliums heißt es jedoch lediglich, daß es schwerhalte, ein Ankertau oder Seil durch ein Nadelöhr zu ziehen. Das griechische Wort für 'Seil' ist ka'milos, für Kamel dagegen wird ein anderer griechischer Ausdruck verwendet, nämlich ka'melos. Der Übersetzer, der das Evangelium ins Lateinische übersetzte, verwechselte die beiden Wörter, und sein Fehler wurde dann aus der latenischen Übersetzung in alle anderssprachigen Übersetzungen übernommen."

Als Kommentar dazu, merkt die WTG ihrerseits an:
„Dieser Artikel stützt sich zweifellos auf die englische Übersetzung von George M. Lamsa, die im Jahre 1940 unter dem Titel „Das Neue Testament nach dem östlichen Text, übersetzt aus aramäischen Originalquellen", veröffentlicht wurde. Nach dieser Übersetzung lautet Matthäus 19:24 wie folgt:
„Wiederum sage ich euch: 'Es ist leichter für ein Seil, durch ein Nadelöhr zu gehen, als für einen Reichen, in das Königreich Gottes einzugehen."
Eine Fußnote zu dem Worte „Seil" lautet;
„Das aramäische Wort gamila bedeutet Seil und Kamel."
(Siehe auch die Fußnote zu dem erwähnten Text in der 'Aschaffenburger Bibel')
Lamsas Wahl zwischen den beiden Wörtern Seil und Kamel fiel auf „Seil". Es gibt aber andere englische Übersetzungen, die aus dem Syrischen, das mit dem Aramäischen eng verwandte ist, übertragen wurden.
Wie geben diese den Text von Matthäus 19:24 wieder?
Die 1933 erschienene englische Übersetzung von Charles Gutler Torrey, betitelt „Die vier Evangelien", lautet:
„Wiederum sage ich: Es ist leichter, daß ein Kamel durch ein Nadelöhr gehe, als daß ein Reicher in das Königreich Gottes eingehe."

Die im Jahre 1893 veröffentlichte englische Übersetzung von Dr. James Murdock, betitelt „Das Neue Testament - Eine buchstäbliche Übersetzung", gibt diese Stelle wie folgt wieder:
„Und wiederum sage ich euch: Es ist leichter für ein Kamel, durch die Öffnung einer Nadel zu gehen, als für einen Reichen, in das Königreich Gottes einzugehen."

Hier haben wir also zwei moderne Übersetzungen, die die Bedeutung von „Kamel" derjenigen von „Seil" vorziehen. Der Artikel, in der Zeitschrift 'The American Mercury' möchte uns glauben machen, daß die griechischen Wörter ka'milos und ka'melos verwechselt worden seien.
Wenden wir uns daher einmal einem griechisch-englischen Wörterbuch zu, und zwar demjenigen von Liddell and Scott, Neuausgabe vom Jahre 1948 von H. S. Jones und Roderick McKenzie. Wenn wir unter dem griechischen Wort ka'milos nachschlagen, so stellen wir fest, daß dort dieses Wort wohl mit „Seil" definiert wird, daß man aber dazu noch bemerkt, das Wort ka'milos sei „vielleicht im Interesse einer verbesserten Wiedergabe des Ausspruchs: 'Es ist leichter für ein Kamel, durch ein Nadelöhr hindurchzugehen, als für einen Reichen, in das Königreich Gottes einzugehen', erfunden wurden. - Matthäus 19:24."

Die ältesten vorhandenen griechischen Handschriften des Matthäus-Evangeliums sind das Sinaitische Manuskript, das Vatikanische Manuskript Nr. 1209 und das Alexandrinische Manuskript. In allen drei Manuskripten findet sich das griechische Wort ka'melos, das „Kamel" bedeutet, und nicht ka'milos, das „Seil" bedeutet. Es wird angenommen, daß der Apostel Matthäus seinen Bericht über das Leben Jesu zuerst in Hebräisch oder Aramäisch verfaßte und ihn dann selbst ins Griechische übersetzte ..."


„Es wird angenommen ..."
Aber lassen wir mal diesem Aspekt jetzt beiseite. Wie man auch ohne diese umständliche Erörterung schon im voraus erahnen konnte, besteht denn das Schlußresümee der WTG in der Aussage, dass ihre Übersetzungsvariante, beim Thema, halt die einzig richtige wäre.

Bemerkenswert auch der Umstand, dass mit keiner Silbe darauf eingegangen wird, was einst C. T. Russell zum Thema ausführte. Damals wollte Russell noch gewusst haben, in den Stadttoren Jerusalems (welche zur Nachtzeit verschlossen waren), soll es noch ein kleineres Tor gegeben haben, dass wegen seiner Kleinheit eben „Nadelöhr" genannt wurde. Durch diese kleine Tor hätten dann eben gebeugt, auch noch Kamele mit Ach und Krach hindurchgeschoben werden können.
Von dieser abenteuerlichen Auslegung - welche für Russell eine ausgemachte Sache war - liest man indes in diesen neueren WTG-Ausführungen, Null komma nichts.

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Re: Vor fünfzig Jahren
geschrieben von: Drahbeck
Datum: 08. März 2008 07:24

„Russischer Satellit über Australien" titelt „Erwachet!" in seiner Ausgabe vom 8. 3. 1958.
Und weiter im „Erwachet!"-Text:


„Der erfolgreiche Abschuß eines künstlichen Erdsatelliten durch die UdSSR war für die Nationen der nichtkommunistischen Welt ein Schock.... Die Tatsache, daß die Russen die ersten waren, denen dies gelang, und zwar gerade zu der Zeit, da die Amerikaner anscheinend auf Schwierigkeiten im Raketenantrieb gestoßen waren, rief große Beunruhigung hervor, besonders in den Vereinigten Staaten."

Offenbar war es möglich - unter günstigen Konstellationen - besagtem Satellit mit bloßem Auge über Australien (zeitweise) wahrzunehmen. Das ist das Gerippe, welches den „Erwachet!"-Ausführungen zugrunde liegt.

Und dieser Artikel klingt dann mit der Zitierung aus:

„Rußlands 'Mond' bedeutet Leben oder Tod für uns - Freiheit oder Ausrottung der Zivilisation", sagte Professor H. Messel, Professor der Physik an der Universität in Sydney. „Die Russen haben westliche Welt in wissenschaftlicher und technologischer Hinsicht überholt. Dies macht mir wirklich große Sorge. Es ist eine großartige wissenschaftliche Leistung, aber ich habe das schreckliche Gefühl, daß wir uns dem Ende nähern."

Und mit letzterem Stichwort, sieht sich denn auch „Erwachet!" bestätigt, und gedenkt prompt selbiges auch als Wasser auf die eigenen Mühlen zu lenken.

Damit ist aber diese Thematik in dieser „Erwachet!"-Ausgabe noch nicht abgeschlossen.
In einer weiteren Notiz in dergleichen Ausgabe liest man auch:


„Am Ende des zweiten Weltkrieges fielen wichtige Maschinen- und Konstruktionspläne zur Herstellung der deutschen V-2-Raktete in sowjetische Hände, als das Raketenlager in Nordhausen (Thüringen) von amerikanischen Truppen den Sowjets übergeben wurde."

Und weiter:
„Die Pläne der internationalen Raketen, die die Deutschen zu dieser Zeit gerade entwickelten, hätten den Sowjets bis zu 15 oder 20 Prozent bei der Konstruktion der Sputniks geholfen."

Damit wäre dann wohl die „Buhmann-Frage" für die nichtgeliebte Situation geklärt, zumindest für „Erwachet!" geklärt.
Für den USA-amerikanischen Mainstream ist das Thema damit aber noch nicht abgehakt. Und „Folgerichtig" kommt selbiger auch noch mit zwei weiteren Meldungen in dieser „Erwachet!"-Ausgabe zu Wort. In der einen erfährt man:


„In seinem Jahresbericht an den Kongreß kündigte Eisenhower eine grundlegende Reorganisierung der amerikanischen Streitkräfte an, ... wies der Präsident darauf hin, daß durch die militärische Stärke der Sowjetunion die Bedrohung des Westens täglich wachse. Eisenhower entwarf ein acht Punkte umfassendes Programm zur Sicherung des „totalen Friedens". Hierzu gehören neue Rüstungsanstrengungen, durch die die USA auf dem Gebiete der Raketen wieder die Überlegenheit über die Sowjetunion gewinnen sollen...."

Die zweite thematische Meldung berichtet, im Haushaltsjahr 1959, seien nunmehr 54 Prozent der Staatsausgaben für Verteidigungszwecke vorgesehen.

Es ist offenkundig, dass ein so aufgeblähter Rüstungsetat, zwangsläufig zu Lasten anderer Positionen selbigen geht. Da nicht jeder über solcherart von Prioritärensetzung glücklich ist, wird entsprechende Beeinflussung durch die Medien - in diesem Falle auch die der Zeugen Jehovas - vorgenommen. Opposition gegenüber dieser USA-Politik wird jedenfalls von letzteren nicht artikuliert. Worauf festzustellen wäre:

Sage mir, in wessen Horn Du mit einstimmst - und ich sage Dir, wer du bist!

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Re: Vor fünfzig Jahren
geschrieben von: Drahbeck
Datum: 15. März 2008 07:19

Der „Wachtturm" vom 15. 3. 1958 zitiert:
„Schon vor dem zweiten Weltkrieg schrieb der Missionar und Arzt Dr. Albert Schweitzer in seinem Buch 'Das Christentum und die Weltreligionen':
'Schwere Demütigung wartet unser aller, die wir draußen das Evangelium predigen.
'Wo ist denn eure ethische Religion?' fragen sie uns, ob es Primitive des Urwaldes sind oder Gebildete des fernen Ostens [und Afrikas]. Was das Christentum als Religion der Liebe geleistet hat, gilt als ausgelöscht dadurch, daß es nicht stark genug war, die christlichen Nationen zur Friedfertigkeit zu erziehen, und daß es im Kriege selber sich noch mit so viel weltlicher und häßlicher Gesinnung vergesellschaftete, ja keine noch sich noch nicht von ihr losgerissen hat. In grausiger Weise ist es dem Geiste Jesu untreu geworden ... Wir sind so tief gefallen, weil wir es uns zu leicht vorstellten, den Geist Jesu zu besitzen."


Nun kann man wohl niemand daran hindern, andernorts entlehnte Zitate zu bemühen. Das gilt dann wohl auch in diesem Falle. Dennoch muss die Frage gestattet sein, ob denn der Zitierer, in diesem Falle die WTG, ein besonderes Recht hätte, sich auf Albert Schweitzer zu berufen?

Kurze aber klare Antwort: Dieses Recht sehe ich in moralischer Wertung, als nicht gegeben an!

Warum? Schon aus dem Grunde, dieweil Albert Schweitzer in vielfacher Hinsicht, ein Gegenpol zur WTG ist.

Warum? Nun Schweitzer wollte ursprünglich Theologe werden, vielleicht sogar Universitätstheologe, der weiteren theologischen Nachwuchs ausbildet. Dieser Zielstellung gemäß begann er einschlägige Studien, mit der erreichten Zielstellung, eine Dissertation zum Erwerb des Doktorgrades zu schreiben.

Nun trat aber etwas ein, was er vor Beginn vorgenannter Laufbahn, sich selbst nicht hätte erträumen lassen. Im Verlauf seiner Studien wurde es ihm immer mehr klar. Das Christentum hat noch ein Versäumnis. Es hat noch nicht seinen Offenbarungseid, seinen ideologischen Bankrott erklärt. Das alles kann man in seinem sehr empfehlenswerten Buch zur „Geschichte der Leben Jesu Forschung" nachlesen. Insbesondere arbeitet er darin den eschatologischen Grundcharakter des Urchristentums, und dessen Scheitern mit heraus.

Von Erziehung und Herkommen war aber Schweitzer durchaus im konventionellen Sinne „religiös" geprägt. In Erkenntnis seiner eigenen Einsichten, stand er vor einer Weggabelung. Soll er nun mit wehenden Fahnen sich zum Atheisten erklären?

Diese Konsequenz schloss Schweitzer für sich selbst ausdrücklich aus. Er meinte insbesondere die „christliche Ethik" („Religion der Liebe" - in der Theorie), weiter hochhalten zu sollen und zu können. Allerdings nahm er dann noch eine Zäsur in seinem weiteren Lebensweg vor. Obwohl bereits gestandener Theologe, mit einem theologischen Doktortitel, begann er noch ein zweites, ebenfalls erfolgreich beendetes Studium, als Arzt. Arzt hingegen wollte er nicht im medizinisch (relativ) gut versorgten Europa sein. Nein, besonders dort, wo die diesbezügliche Not am grössten. Also (unter anderem) in Afrika.

Schweitzers Weg erzwingt durchaus Hochachtung. Wenn schon - wegen seiner theologischen Einsichten - eine weitere Universitätslaufbahn ihm verwehrt war. Für's reguläre Pfarramt (und sei es notfalls auch nur als Dorfpfarrer), hätte es allemale gereicht. Eine wirklich existenziell zwingende Notwendigkeit zu diesem zweiten Arztstudium bestand so nicht. Es war seine freie Entscheidung dies zu tun. Wesentlich motiviert eben von der vermeintlich „christlichen Ethik".

Was hingegen tut und postuliert die WTG. Bis zum Erbrechen ist ja ihre Parole bekannt: Predigen, predigen und nochmals predigen.

Eingene karitative Tätigkeit? Fehlanzeige. Das geht dann so weit, dass in einem ihrer „Königreichsdienste" von Anfang 2008, in gewundenen Worten ihrer Anhängerschaft auch zugestanden wird, notwendigen Krankenhausaufenthalt, oder Aufnahme in ein Altenheim, auch unter der Konstellation zu akzeptieren, das der Träger solcher Einrichtungen eine „babylonische" Kirche sei. Zwar nicht gern gesehen, und von der Abwägung aller Umstände im Einzelfall abhängig gemacht. Aber doch nicht expressis verbis mit einem Totalverbot belegt.

Nun stehen wohl auch andere Bevölkerungsschichten fallweise vor einem ähnlichem Dilemma. Fühlt sich eine Organisation stark genug, kann man es nicht selten erleben, dass sie versucht, Krankenhäuser, Altenheime, Kindergärten, Schulen usw. in eigener Regie zu betreiben, um so der eigenen Klientel wenigstens ansatzweise ein den eigenen Vorstellungen entsprechendes Angebot zu machen.

Nicht so die WTG. Die schluckt aus Kostenersparnis, selbst relativ ungeliebte „Kröten"

Auch unter diesem Aspekt erweist sich Albert Schweitzer als vielleicht „der" Gegenpol zur WTG-Religion.

Einige Aspekte aus dem Leben des Albert Schweitzer

Einige Auszüge aus dem Theologischen Werk Albert Schweitzers noch:

Pikant auch, sich das von der WTG zitierte Buch „Das Christentum und die Weltreligionen" einmal näher anzusehen.
Einleitend berichtet Schweitzer darin. Die Entstehung jener Schrift hatte die Ursache, auf Einladung der Quäker („Religiöse Gesellschaft der Freunde") einen Vortrag vor ihnen zu halten.
Auch hier wiederum das Charakteristikum. Die Quäker, welche besonderen Wert auf eine uneigennützige „Religion der Tat" legen (beispielsweise ihre in die Geschichtsbücher eingegangenen „Quäkerspeisungen" nach dem ersten Weltkrieg und anderes mehr). Auch sie erweisen sich als diametraler Gegenpol zur WTG-Religion.

Dann referiert er im weiteren Text, solche Religionskritiker wie Bruno Bauer und Arthur Drews. Nicht um über sie einen „Zerriß" zu formulieren, sondern um den ehrlichen Versuch zu unternehmen, selbige zu verstehen. Auch hierbei ein himmelweiter Unterschied zur Wallstreet-Religion aus Brooklyn/Patterson.

Er leitet dann zu den großen Nichtchristlichen Religionen über. Auch hierbei wiederum charakteristisch sein Bemühen, selbige zu „verstehen". Nicht aber die der WTG zu unterstellende Tendenz. Wenn sie denn schon mal religiöse Konkurrenz zitiert, dann doch wohl nur um selbige „madig" zu machen, auf das man - vermeintlicherweise - im „strahlenden Lichte" bei den Unbedarften erscheinen möge.

Auch solche Schweitzer'sche Sätze darin, wie der nachfolgende, würde die WTG ihrerseits wohl kaum formulieren; wenn Schweitzer da äußert:

„Mit den logischen Religionen des Ostens verglichen ist das Evangelium Jesu unlogisch."

Nun anerkenne ich sehr wohl die Verdienste Albert Schweitzers. Andererseits muss ich mich aber auch von ihm absetzen. Er bewältigt den Christentumsbankrott dergestalt, dass er sich versucht auf eine Art „mystische Linie" zurückzuziehen. Und wenn andere Religionen Mystik predigen, warum nicht auch das Christentum, so sein Tenor.

Symptomatisch dafür ist auch seine nachfolgende Aussage, ebenfalls dem von der WTG zitierten Schweitzer'schen Buche entnommen:


„Wenn Sie das Evangelium verkündigen, hüten Sie sich, es als Religion zu predigen, die alles erklärt. Es wird bei Ihnen in England sein wie bei uns auf dem Festland, daß nämlich die Menschen zu Tausenden und Tausenden an dem Christentum irre geworden sind, weil sie die Greuel des Krieges gesehen und erlebt haben. Vor diesem Unerklärlichen ist die Religion, in der sie Erklärung für alles zu besitzen glaubten, zusammengebrochen.

Zehn Jahre lang habe ich, vor meinem Weggang nach Afrika, den Knaben der Kirche zu St. Nicolai in Straßburg Konfirmandenunterricht erteilt. Nach dem Kriege kamen welche zu mir und dankten mir, daß ich sie so bestimmt gelehrt hätte, daß Religion nicht etwas sei, das alles erkläre. Dadurch seien sie davor bewahrt worden, im Schützengraben, wie so viele, die auf das Unerklärliche nicht vorbereitet waren, das Christentum von sich zu werfen. Wenn Sie predigen, führen Sie die Menschen aus dem Alles-erkennen-Wollen zu dem einen, was not tut, zu dem Wollen des Seins in Gott, durch das wir anders als die Welt und , als aus der Welt Erlöste über allen Rätseln stehen."


Zu diesem „Gewäsch" würde allerdings, und er hat es bereits getan, ebenfalls ein Pfarrerssohn, namens Friedrich Nietzsche kommentieren, weshalb er denn nun das Christentum ablehne.
„Erlöster müssten sie (die Christen) erscheinen" - dieweil sie denn in der Praxis diesen Eindruck keineswegs erwecken (sinngemäß zitiert).

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Re: Vor fünfzig Jahren
geschrieben von: Drahbeck
Datum: 22. März 2008 07:58

Aus der Sicht der zeitgenössischen Ostdeutschen Kommunisten, welche ja bekanntermaßen über das „Wohl" und Wehe auch der Zeugen Jehovas in ihrem Machtbereich entschieden, trieft die „Erwachet!"-Ausgabe vom 22. 3. 1958, wieder einmal nur so vom Antikommunismus.

Das fängt schon mit der darin abgedruckten Reklame für das WTG-Buch „Was hat die Religion der Menschheit gebracht" an, welche die sinnige Überschrift trägt: „Russlands rote Religion". Der dazugehörige Text meint zu wissen:


„Wieso kann man von dem Bolschewismus sagen, daß er eine Religion sei? Die russischen Kommunisten bezeichnen doch Religion, gleichwie der deutsche Sozialist Karl Marx, als „Opium für das Volk" Neuerdings lebt die antireligiöse Propaganda in Rußland wieder besonders auf, wie es die Presseberichte verlauten lassen. Da das Wort „Religion" jedoch einen umfassenden Sinn hat, wird man beim Studium bald erkennen, daß das politische System in der Sowjetunion, das die Anbetung von seinen Untertanen fordert, selbst eine Rote Religion ist."

Gemäss dieser Logik wären dann wohl auch die Nazis eine „braune Religion" gewesen. Ob denn solcherlei Argumentation sonderlich sachgerecht ist, mag man wohl anzweifeln. „Spinnt" man den Faden weiter, wären dann ja wohl Besucher eines Fußballspiels und dessen Akteure und ähnliches, auch Ausüber von „Religion". In allen Fällen geht der Vergleich wohl etwas zu weit.

Und noch etwas ist zu sagen. „Rote Religion" war im Gemenge der Gesamtlage, eine ausgesprochene politische Kampfparole, die nicht so sehr auf die „Ratio"; sehr wohl aber auf die die „Emotionen" abzielte. Und dann mache man mal den Vergleich.

Sicherlich wurde von den Zeugen Jehovas der Nazismus zeitgenössisch mit angegriffen; dieweil auch Anlass dazu bestand. Der Nazismus wurde auch von anderen zeitgenössisch angegriffen. In Paris in der „Edition Carrefour" erschien zeitgenössisch (1935) etwa ein Buch mit dem Titel „Das braune Netz". Dergleiche Verlag verlegte auch solche deutschsprachigen Bücher wie „Weissbuch über die Erschiessungen des 30. Juni", Paris 1934 und „Christ und Antichrist im Dritten Reich", Paris 1936.
Seitens der Zeugen Jehovas muss man da insbesondere das „Zürcher"(Harbeck)-Buch „Kreuzzug gegen das Christentum" nennen. Dennoch ging seitens der Zeugen Jehovas, die damalige Argumentation nicht soweit, den Nazismus, expressis verbis als „braune Religion" zu stigmatisieren, und dies trotz des Umstandes, dass es sehr wohl im säkularen Bereich, wie das 1935 in Paris (in Deutsch) erschienene Buch belegt, es entsprechende „Vorlagen" gab.

Damals stigmatisierte man den Nazismus in Schlagzeilenform, nicht als „braune Religion". In Sachen des Kommunismus hingegen, hat man da keine Skrupel. Auch das belegt die eingetretene Verschärfung. Massgeblich auch von der WTG initiiert und zu verantworten.

Zum Sprachrohr der USA-Falken macht sich „Erwachet!" in dergleichen Ausgabe auch noch mit einer weiteren Meldung. In ihr liest man:

„Der Vorsitzende des Militärforschungsinstituts der John-Hopkins-Universität, Johnson, erklärte, die Sowjets seien imstande, zu jedem Zeitpunkt einen kombinierten Angriff gegen die USA zu unternehmen, 20 bis 30 Millionen Amerikaner mit Atombomben zu töten und einen großen Teil der amerikanischen Wirtschaft lahmzulegen. Der Gedanke eines Präventivkrieges gegen die Sowjetunion

[Redaktionelle Einfügung. Nicht von „Erwachet!". „Präventkrieg" bedeutet zuerst anzugreifen. Also nicht, tatsächlich angegriffen worden zu sein. Ein neueres Beispiel der von den USA vom Zaune gebrochene Irakkrieg. Ende der Einfügung ].

sei deshalb sinnlos, weil er kaltblütig den Austausch von 30 Millionen amerikanischen Toten gegen 100 Millionen sowjetische einkalkulieren müßte. Johnson schätze, daß es mehr als der Hälfte der Angreifer gelingen werde, die zur Zeit bestehenden amerikanischen Verteidigungsnetze zu durchbrechen. In einigen Jahren müsse man damit rechnen, daß etwa 1000 sowjetische Langstreckenbomber die Möglichkeit hätten, amerikanisches Gebiet anzufliegen. Der Preis für eine demgegenüber angemessene amerikanische Bewaffnung seien Sonderausgaben in Höhe von 15 Milliarden Dollar jährlich, die für eine unbestimmte Zeit von Jahren aufgebracht werden müßten, wenn die Amerikaner überleben wollten."

Nicht genug mit dieser Pentagon-Meldung zu dessen ausdrücklichen Sprachrohr sich die Zeugen Jehovas-Zeitschrift „Erwachet!" macht. Es geht in diesem Stil, in dieser „Erwachet!"-Ausgabe mit weiteren einschlägigen Meldungen weiter. Etwa der:

„Endlich - „Explorer" umkreist die Erde.
Nachdem nicht ganz vier Monate vergangen waren, seitdem der Start des sowjetischen Erdsatelliten die Welt in Erregung versetzte, gelang es den Vereinigten Staaten endlich, auch einen künstlichen Erdsatelliten auf seine Bahn zu bringen. ...

Der erfolgreiche Start des „Explorer" trug dazu bei, daß die westliche Welt von einem gewissen Minderwertigkeitskomplex befreit wurde; überall wurde die Meldung mit großer Genugtuung aufgenommen. Präsident Eisenhower kommentierte den Erfolg mit den Worten: „Das ist wunderbar". Politische Kreise Washingtons wiesen darauf hin ...

In Paris betonten diplomatische Kreise, der amerikanische Erfolg zeige, daß die USA hinter den Sowjets keineswegs so weit zurück seien, wie es sowjetische Äußerungen glauben machen wollten. In London wurde hervorgehoben, daß der Start des US-Satelliten die Leistungsfähigkeit der westlichen Raketentechnik beweise. Die „New York Times" schrieb, der „Explorer" sei das Symbol dafür, daß der Beitrag der USA zur Eroberung des Weltraums größere Ausmaße annehmen werde. Der Satellit werde unvermeidlicherweise zu einem Element des politischen Krieges und der Propaganda werden. In der „New York Herald Tribune" heißt es, es sei ironisch aber wahr, daß die amerikanische Armee schon vor zwei Jahren einen Erdsatelliten hätten abschießen können. Ohne die unglaubliche Einsichtslosigkeit des damaligen Verteidigungsministers Wilson wäre man weitergekommen ..."


Mit solchen Meldungen wird bekanntlich Politik gemacht. Mitten im Chorus, keineswegs an „unbedeutender" Stelle, auch die WTG-Religion!
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Re: Vor fünfzig Jahren
geschrieben von: Drahbeck
Datum: 01. April 2008 03:57

Aus einer amerikanischen Kirchenzeitung zitiert der Wachtturm vom 1. 4. 1958 einen Zeugen Jehovas bezüglichen Beitrag. Der tendenziöse schönfärberische Kommentar, den der WT selbigem angedeihen lies, sei an dieser Stelle dort hin verfrachtet, wo er hingehört. In den „Papierkorb". Etwas anderes scheint mir an diesem Kirchenzeitungs-Artikel beachtlich. Das Herausarbeiten des Umstandes der Wandlungen von der Unterklassen - zur Mittelstands-Religion. Für die erste Generation der ZJ gilt nicht selten das Faktum, ausgesprochenen Unterschichten soziologisch zugehörig zu sein. Für nachfolgende Generationen kann man das wohl so nicht mehr verallgemeinernd sagen.

Der fragliche Artikel, im Jahre 1957 geschrieben, in einigen Kardinalaussagen zwischenzeitlich überholt, führt laut WT aus:

„Jehovas Zeugen sind die am schnellsten wachsende religiöse Bewegung der Welt. In fünfzehn Jahren haben sie ihre Mitgliederzahl verdreifacht. ... Einer meiner frühesten Eindrücke über diese Bewegung hatte ich in den Tagen des zweiten Weltkrieges, als ich auf der Straße einer Stadt einen Geistlichen einen Wachtturm-Zeugen anrempeln sah und ihn ausrufen hörte: „Ihr verdammten Militärdienstverweigerer!" Der Zeuge lächelte, als ob diese Behandlung nur die Erfüllung dessen sei, was der Herr oder das Hauptbüro in Brooklyn ihm in Aussicht gestellt hatten ...
Wir griffen eine Gruppe Zeugen in Arkansas im Jahre 1940 an und schlugen sie mit (Blei-) Peitschen. Wir stürzten bei einer ihrer Konferenzen im Staate Iowa (USA) ihre Wohnwagen um, wir sperrten sie wegen ihrer Ansichten über den Militärdienst und ihre starrsinnige Weigerung, sich für diesen mustern zu lassen, ins Gefängnis. Wir baten die Polizei, ihrer hundert in New Yersey einzusperren, weil sie gefährlich seien. Wir hielten ihnen öffentlich Strafpredigten wegen ihrer Haltung der amerikanischen Flagge und amerikanischen Lebensweise. Wir zogen sie zur Verantwortung wegen ihres Widerstandes gegen die Bluttransfusion.

Wir schlugen ihnen die Tür ins Gesicht. Wir predigten gegen sie und warnten die Leute vor ihnen, und durch diese und andere Maßnahmen bewiesen wir wiederum, daß solche, die einige töten, andere heiligsprechen werden ...
Das Erstaunlichste aber in bezug auf die erstaunlichen Zeugen ist der Umstand, daß sie sozusagen im Übergangsstadium sind. Da ist zuerst ein Übergangsstadium auf dem Gebiet der betonten Persönlichkeit ... Dies bringt uns zum zweiten Punkt des Übergangsstadiums: zu ihrer Fachsprache ... und das führt zu einem dritten Übergangsphänomen auf dem breiten Feld des sozialen Bewußtseins ... Es hat sich etwas geändert. Heute holen sich die Zeugen Leute aus den beglaubigten Kirchenregistern. Heute ist jener, der sich zu der neuen wachsenden Brooklyner Denomination bekehrt, nicht mehr eine unordentliche Seele aus einem Elendsviertel. Er gehört zu derselben Kategorie wie jemand, der in dem bequemen Kirchenstuhl einer nahen Kirche seines Heimatortes Platz nimmt. Er verändert das Bild dieser strebsamen Milleniumsbewegung, so daß sie in sozialer Hinsicht annehmbar und weit mehr respektiert wird als in den berüchtigten Tagen eines Russell und den Tagen der Botschaft: „Millionen jetzt Lebender werden niemals sterben", eines Mr. Rutherford ... Da die erstaunlichen Zeugen hier sind, um hier zu bleiben, kann ich nur hoffen, daß es in den Sternen geschrieben steht, daß sie auch ihren unglaublichen Standpunkt mäßigen werden ... Es gibt einige Anzeichen dafür, daß die Zeugen mehr sozialgesinnt und mehr gemeinschaftsbewußt werden ... Jehovas Zeugen sind nicht eine Gefahr, sondern eine Herausforderung an die traditionelle Kirche, ebenfalls - Zeugnis zu geben." The Christian Century [Das Christliche Jahrhundert], 13. Februar 1957.


Wenn der „Wachtturm" einen Philosophen, wie Voltaire zitiert, so in seiner Ausgabe vom 1. 4. 1958, kann man fast darauf „warten", als Resümee feststellen zu müssen: Wieder einmal wurde nur die Sprichwörtliche Hälfte mitgeteilt.

Selbstredend ist auch Voltaire ein Kind seiner Zeit. Sein Umgang mit den herrschenden Despoten der Zeit, insbesondere Friedrich II., macht deutlich. Er hat Interessen. Postulierte die Französische Revolution dann noch den (theoretischen) Grundsatz von der „Freiheit, Gleichheit, Brüderlichkeit", so wird den in dieser Form Voltaire nicht mit „unterschrieben" haben.

Genau an diesem Punkt setzt nun offenbar der „Wachtturm" an. Er macht es sich ja nicht zur Aufgabe, seine Leser umfassend über philosophische Strömungen zu unterrichten. Ihm geht es ja nur darum, wenn er überhaupt mal auf sie zu sprechen kommt, sie nach „Strich und Faden" madig zu machen. So auch in diesem Falle.

Die „Wachtturm"-Leser erfahren also in Sachen Voltaire von ihm das nachfolgende:


„Als Voltaire eines Tages mit einigen Freidenkern zusammensaß und mit ihnen über ihre Theorien diskutierte, sagte er plötzlich: „Still meine Herren! Bis die Diener hinausgegangen sind. Wenn sie dasselbe glauben würden wie wir, wäre keiner von uns seines Lebens sicher!"

Es soll jetzt nicht darüber disputiert werden, ob denn das ein „wörtliches" oder eher ein sinngemäßes Zitat ist. Der ihm zugrunde liegende Gedanke, lässt sich auch andernorts nachweisen. Etwa bei Fürst Bismarck, und in den Gegenwart bei den „Fürsten der CDU", welche da lauthals (wie etwa der Thüringische Ministerpräsident Althaus) zu Protokoll geben, und dies keineswegs dezent. (Sinngemäß); und selbiges sagte auch sinngemäß eine Großbürgerliche  Zeitung, anlässlich der Dispute in Sachen des ZJ-Anspruches als „Körperschaft des öffentlichen Rechts".

Sie alle „wiederkäuten" (in eigene Wortwahl gekleidet), was schon Fürst Bismarck postulierte.

Die Religion müsse dem Volke erhalten bleiben.

Insofern liegt auch Voltaire von seinen Klassen-Interessen her, auf ähnlicher Wellenlänge.

Die Religion erwies sich zu allen Zeiten, durchaus als „Opiat", als ein hervorragendes Instrumentarium für eine Zielstellung. Es möge Herren und Sklaven gaben. Das die Herren an der Aufrechterhaltung ihres Herren-Statutes interessiert sind, liegt auf der Hand. Genau das schon postulierte zu seiner Zeit Voltaire.

Insofern hat der WT Voltaire nicht prinzipiell falsch zitiert. Dennoch sagt er aber über ihn nur die Sprichwörtliche halbe Wahrheit. Voltaire hat in Sachen Religion durchaus noch mehr gesagt. Selbiges sei einmal mit einigen Internet-Zitaten verdeutlicht:


„Voltaire bekämpft nicht so sehr die Religion an sich, die er als Grundlage menschlicher Moral und Stütze des Staates akzeptiert und sogar nützlich findet, als vielmehr die Kirchen in Gestalt ihrer Institutionen und Würdenträger. Diese Gebilde sind für ihn ebenso auf Lug und Trug aufgebaut, wie die versammelten heiligen Schriften des Christentums, des Islam und des Judentums Menschenwerk sind, um Machtpositionen aufzubauen und zu verteidigen. All den Grausamkeiten und Beleidigungen, besonders aber dem Fanatismus aus religiösen Motiven setzt er die kritische Vernunft und die Forderung nach Toleranz entgegen."
www.correspondance-voltaire.de/html/body_werk-religion-voltaire.htm

Und noch ein weiteres Zitat:
„An der Existenz Gottes freilich hat er, was man über seiner Kirchenfeindschaft oft vergessen hat, immer festgehalten. Zwar galt sein Kampf in erster Linie dem kirchlichen Aberglauben mit seinem Gefolge: Intoleranz und Fanatismus, und in diesem Sinne ist das berüchtigte Ecrasez l'infâme (sc. die Kirche) zu verstehen, das er am Schluß seiner Briefe an vertraute Freunde anzubringen pflegte. Aber daneben hat er stets auch den Atheismus bekämpft, namentlich in seiner Réponse au Système de la nature (1777): »Wir verdammen den Atheismus, verabscheuen den Aberglauben, lieben Gott und die Menschheit
Religion besteht ihm in der Anbetung des höchsten Wesens. Das bekannte Wort: »Gäbe es keinen Gott, so müßte man ihn erfinden«, ist durchaus ernsthaft gemeint; denn »die ganze Natur verkündigt laut, dass er existiert Nur bevorzugt er später immer mehr den moralischen vor dem theologischen Beweis.

Damit hängt denn auch sein Abschwenken von dem anfangs mit Leibniz und Shaftesbury geteilten Optimismus zusammen, den er bekanntlich in seinem Candide (1757) beißend verspottete. Das furchtbare Erdbeben von Lissabon (1755) war nicht ohne Einfluß auf diese Wandlung seiner Ansichten geblieben. Auch in der Frage der Unsterblichkeit der Seele und der Freiheit des Willens neigt er später mehr dem Skeptizismus und Determinismus zu. Die Unsterblichkeit bleibt ihm nur eine schöne Hoffnung, höchstens ein sittliches Postulat. Überhaupt scheint ihm alle Spekulation wertlos im Verhältnis zum Praktischen.

Statt spekulative Fragen zu erörtern, »laßt uns hingehen und unseren Garten bebauen«, schließt sein Candide; und ein andermal heißt es:

»Gott gab dir den Verstand, um dich zum Rechten zu leiten, nicht um in das Wesen der erschaffenen Dinge einzudringen

Dagegen ist ihm Moral die wahre und einzige Religion und Philosophie. »Ich führe immer, so viel als möglich, meine Metaphysik auf die Moral zurück«, schreibt er 1737 an Friedrich den Großen. Auf diesem Felde hält er an den, sonst von ihm mit Locke bekämpften, angeborenen Ideen fest, hier geht er auf den im übrigen von ihm als Beweismittel nicht anerkannten consensus gentium zurück. Wie sehr auch der Inhalt der sittlichen Vorschriften wechseln mag, das Bewußtsein des Rechten bleibt unverändert. Die Vernunft belehrt uns über Tugend und Laster ebenso sicher, wie sie lehrt, dass 2 x 2 = 4 ist

Alle Philosophen von Zoroaster bis Shaftesbury lehren im Grunde dieselbe Moral. Mit angenehmen Empfindungen hat die Tugend an sich nichts zu schaffen. Der sonst so sarkastische Spötter wird schwärmerisch begeistert, wenn er auf das Wohl der Menschheit zu reden kommt.

Er sieht »das Zeitalter der Vernunft« und Aufklärung hereinbrechen, allerdings - nur für die »anständigen Leute«, nicht für die »Canaille«, die »Lakaien, Schuster und Dienstmädchen«
Er ahnte nicht, dass noch zu seinen Lebzeiten auch Lakaien (Rousseau) zu philosophieren beginnen, dass bald die Revolution mit ehernem Tritt auch über seine honnêtes gens zur Tagesordnung übergehen würde.

Er weiß zwar schön von Freiheit und Gleichheit zu reden, aber er erwartet das Heil vom aufgeklärten Despotismus, wie er denn auch mit den Monarchen von Preußen, Rußland, Dänemark und Schweden in persönlicher Verbindung stand.

»Das Volk hat zur Selbstbildung weder Zeit noch Fähigkeit. Es scheint nötig, dass es einen unwissenden Pöbel gebe; wenn dieser zu vernünfteln anfängt, so ist alles verloren

Seine Philosophie der Geschichte (1765) - er hat diesen Ausdruck zum erstenmal gebraucht - baut auf den von Montesquieu gelegten Grundlagen fort, nur unter Bevorzugung der »moralischen« vor den physischen Ursachen. Doch fehlt es ihm, wie den meisten Aufklärern, an historischem Sinne. Bei all seinem gewaltigen Einfluß auf die Entwicklung des freien Denkens spielt somit Voltaire philosophisch keineswegs eine hervorragende Rolle."

http://www.textlog.de/6278.html

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Re: Vor fünfzig Jahren
geschrieben von: Drahbeck
Datum: 08. April 2008 07:33

Sieben lange Seiten umfasst ein sogenannter „Brief an einen Arzt", welchen „Erwachet!" in seiner Ausgabe vom 8. 4. 1958 publiziert. Wer „Erwachet!" kennt, weis. So lang pflegen dort die Artikel in der Regel nicht zu sein. Das hier, ist ein einsamer Ausnahmefall. Wie man schon aus der gewählten Überschrift erraten kann, dürfte es sich wohl um das Thema Bluttransfusion handeln. Wer in der Richtung getippt hat, hat richtig geurteilt.

Die ungewöhnliche Länge dieses Artikels, macht auch in WTG-Sicht sogar Sinn. Viele Worte, um neuralgische Tatbestände zu zerreden, möglichst Nebelvorhänge zu schaffen. Den Leser mit Redensarten „besoffen zu reden". Genau diese Kriterien erfüllt denn der Artikel auch.

Das in der Ärzteschaft, bezüglich der WTG-Bluttransfusions-Theorie und Praxis, nicht, uneingeschränkt „Beifall" geklatscht wird, erahnt wohl auch die WTG. Und das ein Arzt, der in seiner Berufspraxis mit akuten Fällen der Art konfrontiert wird, da auch nur ein Mensch, auch mit Gefühlen ist, erahnt die WTG weiter. Und das die Waage dieser Gefühle keineswegs prinzipiell „zu Gunsten" der WTG ausschlagen würden, sollen dem Vernehmen nach, ja sogar schon die „Spatzen von den Dächern herunterzwitschern".

Das eben ist die Gemengelage, wo die WTG mit ihren Worthülsen, gegenzusteuern sucht. Und das von der Bluttransfusions-Problematik Betroffene, in der Regel auch engere Angehörige haben. Selbige nicht selten gleichfalls im WTG-Sog sich befindlich, ist auch offenkundig.

Da lässt also die WTG - als Alibi für sich - solch einen engeren Angehörigen einen sieben Druckseiten umfassenden „Brief an einen Arzt" schreiben. Im Sinne des „Wohlgetan im WTG-Interesse" meint der Briefschreiber auch solche Sätze formulieren zu sollen wie den:


„Ich würde verlangen, daß die Ärzte alles tun - außer Blut zu geben -, was irgend möglich ist, um das Leben meines Kindes zu retten. Ich bin vor Gott verantwortlich, weil ich es in die Welt Gesetzt habe. Das heißt aber nicht, daß ich mein Kind zwingen darf, Gottes Gesetz zu verletzen, weil es in meiner Obhut ist und sich nicht wehren kann."

Man kommt wohl nicht umhin, engere Angehörige solch Betroffener, als Parteiisch, und gleichfalls in einer Zwangslage sich befindend, zu bezeichnen. Ob deren subjektives Empfinden, in der Form eines „Erwachet!"-Artikels artikuliert, wirklich der Sachlage angemessen ist, erscheint indes mehr als fraglich.

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Re: Vor fünfzig Jahren

geschrieben von: Drahbeck
Datum: 15. April 2008 06:22

Wieder einmal hält die WTG es für angebracht, eine ihrer „Wachtturm"-Ausgaben, jene vom 15. 4. 1958, als „Sonderausgabe" zu betiteln. Wer indes die von Euphorie getränkte Roso-rot-Brille der WTG inzwischen abgelegt hat, dem will sich allerdings der Grund nicht so recht erschliessen, weshalb denn nun ausgerechnet diese WT-Ausgabe zur „Sonderausgabe" hochstilisiert wird.

Sicherlich, an den üblichen WTG-Platitüden, mangelt es auch in dieser Ausgabe nicht. Etwa in der Form der Artikel-Überschrift:
„Sich auf das endgültige Ende vorbereiten".

Nur, wer sich vordem schon im WTG-Sog befand, dem sagt ja diese Überschrift nichts neues. Sie hat ja dengleichen „Wert", wie von der Müllkippe zurückgeholter verschimmelter Kaffegrund, neu aufgebrüht.

Wahrscheinlich bildet die in dieser WT-Ausgabe mit enthaltene Vorankündigung des New York 1958-Kongress der ZJ (27. 7 - 4. 8) und der Versuch, auch noch die letzten Unwilligen dorthin zu trommeln, den tieferen Sinn dafür.
Das kennt man ja bereits von anderen Diktaturen. Siehe Hitler's Massenspektakel auf dem eigens dazu kreierten Nürnberger Parteitagsgelände.

Die Führungsclique meint, solcher Akklamationskundgebungen zu bedürfen, für ein Ziel, welches man sich als Ausschnitt auf einem Tondokument anhören kann
Ein historisches Tondokument
(als Vergleich. Mit der ausdrücklichen Ergänzung. Eine inhaltliche „Identifizierung" mit diesem historischen Dokument gibt es nicht. Wird es nicht geben).

Offenbar konnte auch die WTG-Führungsclique um Knorr, einer ähnlichen Versuchung nicht entraten. Um den Kongressbesuchern in spee das ganze noch schmackhafter zu machen, bildet die WTG eigens einen Stadtplan-Ausriss mit ab, aus dem zu entnehmen ist. Zwischen den beiden Stadien (Polo Grounds und Yankee-Stadion) liege nur eine Brücke, welche in einem kurzen Fussweg bequem überquert werden kann. Ausserdem seien diese Stadien auch bequem mit etlichen Linien des öffentlichen Nahverkehrs der Stadt New York erreichbar. Ein Reisebüro-Prospekt, könnte das wohl kaum viel anders, anschaulich darstellen.

Siehe als Beispiel auch die Meinungsäußerung:
http://forum.sektenausstieg.net/index.php?PHPSESSID=llo5as80lc3icrntdhdegn8fs0&topic=12483.msg322853#msg322853

Man vergleiche thematisch auch die Aussage eines WTG-Funktionärs, welcher in der Fernsehsendung „Kontraste" vom 11. 3. 2004 auch mit der Aussage eingespielt wurde:

„Und sollte es unter den Gliedern der großen Volksmenge jemand geben, der den Geist eines Nörglers oder Besserwissers verkörpert, jemand der meint die Theokratische Organisation von unten umgestalten zu müssen, dann sollte er sich ändern, wenn er weiter ein Gast in diesem Zelt bleiben möchte."

www.rbb-online.de/_/kontraste/beitrag_jsp/key=rbb_beitrag_1137797.html

Die zitierte Aussage zur Veranschaulichung in ihrer „Tonlage"

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Re: Vor fünfzig Jahren
geschrieben von: Drahbeck
Datum: 22. April 2008 07:19

Erwachet!" in seiner Ausgabe vom 22. 4. 1958 beklagt:
„Wissenschaftler begannen in wachsender Zahl die biblische Ansicht anzufechten, daß der Mensch die Erde seit weniger als 6000 bewohnt. Sie behaupteten, daß die alten Kulturen in Ägypten, Mesopotamien und Indien, die der Zeit um 3500 v. Chr. zugeschrieben werden, sich nicht innerhalb von nur fünf Jahrtausenden von den primitiven Anfängen des Menschen bis zu ihrer hohen Kulturstufe entwickelt haben konnten."

Und als „Wasser auf die eigenen Mühlen" sieht „Erwachet!" auch die von ihm kolportierte Meldung an:
„Der Glaube an die fehlenden Bindeglieder wurde stark erschüttert, als vor wenigen Jahren Herr Piltdown mit einem großen Krach von seinem Sockel gestürzt wurde. Ein paar englische Chemiker stöberten ganz unehrerbietig in seinen Überresten herum und stellten fest, daß der altersgraue Eoanthropus ein Schwindel war. Seine Knochen waren neuzeitliche Menschenknochen, die man mit Dichromat behandelt hatte, damit sie alt aussähen. Der Fälscher, der schon lange tot ist, konnte nicht mehr zur Rechenschaft gezogen werden."

Und nach Zitierung einiger weiterer Beispiele, etwa „Fluor und Radioaktivkohleuhren", deren Ergebnisse eben nicht jene ominösen 6000 Jahre ergeben, weshalb sie für „Erwachet!" denselben
Wert haben wie der bereits genannte „Eoanthropus" meint man sich beruhigt zurücklehnen zu können und ruft aus:


„Der Streit über das Alter des Menschen ist zugunsten der Bibel entschieden?"

Wirklich, wäre da zurück zu fragen? Das es ein Streit ist, ist offenkundig. Ob er indes „entschieden" ist, ist wohl keinesfalls eine ausgemachte Sache. Sie zu entscheiden wird hier auch nicht angemaßt. Aber eines ist wohl offenkundig, jene ominösen 6000 Jahre sind ein Dogma. Wie aber kommt es, dass Russell sie bereits 1874 enden lies, um daran eine „vierzigjährige Erntezeit" heranzuhängen.

Wie kommt es, dass er (in der Frühzeit) wähnte, die auf etwa vier Jahre veranschlagte „Anarchiephase" beginne 1910 und Ende 1914.
Wie kommt es, dass jene Schweizer Bibelforscher-Kreise, von Russell inspiriert, welche die Zeitschrift „Die Aussicht" herausgaben, und davor schon einige Bände des „Tages-Anbruch", auf eigene Kosten, erstmals vom Englischen ins Deutsche übersetzt hatten. Selbiger Umstand war dann der WTG in späteren Jahren nicht mehr geheuer. Und nachdem sie dann die „Tages-Anbruch"-Bände in „Schriftstudien" umbenannt hatte, seien die angeblich von ihr selbst neu ins Deutsche übersetzt worden (um so die Erinnerung an die unliebsamen „Aussicht's"-Kreise, formal zu eliminieren).

Man vergleiche beispielsweise in Band V Auflage Elberfeld-Barmen 1908 (Bestand Staatsbibliothek Berlin: N 13/4060) S. 9f.

„Vorwort zur deutschen Ausgabe.
Unsere lieben Geschwister deutscher Zunge werden uns als den Übersetzern dieses Buchs wohl gestatten, dem Vorstehenden auch noch ein Wort beizufügen.
Eure im Herrn und seinem Dienste verbundenen
Ed. Pillichody und Gustav Baumann."

Ein analoger Hinweistext auch in der Auflage 1903 von Band 5
(Schweizerische Landesbibliothek Bern: N 10182)
Nach Angabe der „Aussicht" trifft analoges auch für die Bände, 2, 3 und 4 zu.
Lediglich der 1. Band wurde schon in den USA ins Deutsche übersetzt, von Otto von Zech, der dann auch noch ins Schisma zu Russsell geriet.

Sucht man die Namen Pillichody und Baumann in der WTG-Literatur, sucht man allerdings vergebens. Sie werden in bekannter Manier, als „Luft" behandelt, als hätten sie nie eine Rolle in der WTG-Geschichte gespielt. Lediglich Pillichody wird einmal im deutschen „Wachtturm" des Jahres 1907 zitiert, und das auch nur deshalb, dieweil er sich in Russell's Scheidungssache, Pro-Russell geäußert hatte.

Gustav Baumann ging es auch nicht viel besser. Der deutsche „Wachtturm" vom August-November 1898 druckt einen Brief an den WT-Redakteur Kötitz ab. Nur, damals war das eingetretene Schisma noch kein ernsthaftes Thema.

Wie kommt es, dass just die Änderung von Russells 1910-Theorie die „Aussichts"-Kreise als Scheidungsgrund ansahen. Wenn der seine 1910-Theorie selbst auf den Misthaufen wirft und einstweilen auf 1914 verschiebt, wer „garantiert", dass seine sonstigen Theorien nicht ähnlicher Schrott sind, so ihre Motivation.

Wie kommt es, dass gleich einem japsenden Hund, jene Schweizer Kreise zwar weiterhin Endzeit-nah orientiert waren (auf der Basis der vermeintlichen Anzeichenbeweise). Nun aber dergestalt Anstoß nahmen (schon relativ früh) dass Russell's Ausgangsdatum 607 v. Chr. anfechtbar sei.

Wie kommt es, dass sie weiter spekulierten:
Nehme man stattdessen 586 v. Chr. als Ausgangsdatum, könne man das Jahr 1934 als Enddatum jener ominösen 6000 Jahre veranschlagen. Als Dogma wollten das (1934) auch nicht jene Schweizer Kreise akzeptieren. Was sie besonders daran hinderte war die Pyramidentheorie, aus der sie wie auch Russell das Jahr 1914 herauslasen. Sie waren sich im klaren. Geben sie 1914 zugunsten von 1934 auf, dann „klappt" das mit den dubiosen Pyramidenrechnungen nicht mehr. Dazu konnten sie sich einstweilen nicht durchringen.

Wie kommt es dass Rutherford dann dem Datum 1874 den Laufpass gab, auch später noch den Pyramiedentheorien.

Wie kommt es dass dann das spätere Datum (erst 1972 in dem 1943er Buch „Die Wahrheit wird euch frei machen") später ab etwa 1966 auf 1975 umgeändert, ebenfalls nicht die Erfüllung der damit verbundenen Spekulationen brachte.

Wie kommt es, dass das schon früh - auch in der WTG-Literatur - nachweisbare Datum 1996 gemäß James Ussher als weiteres vermeintliches Ende von „6000 Jahren" gleichfalls als unbedeutender Wüstensand zerrann.

Die Liste ließe sich um einiges noch verlängern.
Ist also gemäß „Erwachet!" der „Piltdown" eine Fälschung, dann ist im Vergleich dazu, die WTG-Ideologie „die" Superfälschung!

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Re: Vor fünfzig Jahren
geschrieben von: Drahbeck
Datum: 01. Mai 2008 07:21

Im „Wachtturm" vom 1. 5. 1958 liest man unter anderem:
„Da Jehovas Zeugen jede Gelegenheit ... Ausnutzen, führen sie auch in Gefängnissen Bibelstudien ... durch. Ein Ehepaar, das sich im Staate New Jersey dieser Tätigkeit widmet schreibt:
„Wir führen im Gefängnis in B. mit einigen Gefangenen nun schon seit über einem Jahr ein Bibelstudium durch. Einer von ihnen ist vor kurzem entlassen worden und hat uns kurz danach einen sehr schönen Brief geschrieben. ... Er freut sich auf die Zeit, da er ebenfalls von Haus zu Haus gehen und sich zu den Zeugen Jehovas zählen kann. ..."


Vorzitierte Meldung ist in der Substanz sicherlich nicht neu. Wer denn ein anderes Veranschaulichungsbeispiel dafür sucht, der interessiere sich mal dafür, wo das Land Berlin, sein Abschiebegefängnis (für Ausländer) unterhält. Dessen Anschrift kann man vielfältig auch im Internet vorfinden. Eine „Grünauer Str." in Berlin

Bilder von selbigem, etwa beispielsweise dieses.
www.der-stein.de/html_5/mahn.html

Oder auch das in nachfolgendem Link mit enthaltene Bild.
www.rbb-online.de/_/nachrichten/politik/beitrag_jsp/key=news6963746.html

Nun gibt es zwar in Berlin mehrere Strassen an anderen Stellen, welche auch „Grünauer Str." heissen. Aber wohl nur eine in Rede stehende in Berlin, die von Köpenick nach Grünau führt (Ortsteile).Und von dem Berliner Ortsteil Köpenick haben ja seit „Schuster Voigts Beschlagnahmung der Kasse im Rathaus", vielleicht auch Ortsunkundige, schon mal was gehört.

Und da ist es auch nicht uninteressant sich die Nachbarschaft vorgenannter Immobilie etwas näher anzusehen.

Und siehe da, nur einen „Katzensprung" davon entfernt, befindet (befand?. Zu dem „befand?" wird weiter unten noch was gesagt) sich die Berliner Zentrale der „Religionsgemeinschaft der Zeugen Jehovas in Deutschland".
Selbige hatte zwar die ersten Jahre nach 1989 noch einen anderen Sitz (in Berlin-Karlshorst, dem „heimlichen" Diplomatenviertel zu Ostzeiten). Dort residierte in unmittelbarer Nachbarschaft (noch heute) auch die Berliner Dependace der Russisch Orthodoxen Kirche. Und in dieser Nachbarschaft fühlte sich wohl eingangs genannte Religionsgemeinschaft nicht so recht wohl, so dass sie sich halt nach neuen Nachbarn umschaute. Was das für welche sind, wurde ja schon erwähnt.

Vorgenannte neuen Nachbarn waren aber an diesem Ort, schon bevor die WTG mit ihren Bauplänen begann. Sie ist von dieser Nachbarschaft somit keineswegs „überrumpelt" worden.

Nun spielten bei der Wahl jenes WTG-Standortes in der Grünauer Str.
sicherlich noch einige andere Komponenten mit. Eine selbige wäre - zumindest aus meiner Sicht - die auch beim Standort Selters schon bewusst berücksichtigte Komponente der Außensicherung.

Geheimdienstprofis wissen halt, auf was sie alles zu achten haben!

Da nimmt man es auch in Kauf, dass jene WTG-Immobilie in der Grünauer Str., via öffentlichen Nahverkehr, nicht unbedingt als „optimal errreichbar" (eher das Gegenteil) bezeichnet werden kann.

Post Skripttum:
Offenbar bin ich wohl von der Entwicklung überrollt. Ruft man jetzt etwa gezielt das Internet-Telefonbuch „DasOertliche" auf findet man zwar dort nach wie vor die Anschrift vor:
„Religionsgemeinschaft der Zeugen Jehovas, Grünauer Str. 104, 12557 Berlin". Auch an jener Örtlichkeit gibt es weiter ein Messingsschild mit Angabe der „Bürozeiten"

Indes im gleichen Internet-Telefonbuch gibt es noch einen anderen Eintrag. Und der hat folgenden Wortlaut:
„Jehovas Zeugen in Deutschland
Weißenburger Str. 28, 13595 Berlin"
Unter „Jehovas Zeugen" gibt es noch ein paar mehr Einträge in genanntem Telefonbuch. Aber eben nur einen, der den Zusatz trägt „in Deutschland". So übermässig lange kann dieser Eintrag wohl noch nicht vorhanden sein. Jedenfalls ist er mir zu früheren Zeitpunkten, so nicht aufgefallen.

Die Immobilien bauenden Zeugen Jehovas machen also vieles möglich!

Jene neu auftauchende Weißenburger Str. liegt offenbar „am anderen Ende von Berlin" (Bezirk Spandau. Dort wohl die „Versammlung Spandau-Ost"). Möglicherweise spielte für die Wahl dieses neuen Standortes auch das Kongresszentrum in Velten eine Rolle (auch dem nördlichen Randgebiet von Berlin zugehörig), dass von dieser neuen Immobilie sicherlich schneller erreichbar ist, als von der alten.

Die Immobilie Grünauer Str. enthält neben dem Königreichssaal aber auch Büro- respektive Wohnräume. Die werden wohl durch den neuerlichen Umzug kaum leerstehen. Man darf halt weiter spekulieren ....

Offenbar hat diese Veränderung noch nicht ihren Niederschlag im Webseiten-Angebot der WTG gefunden. Zum Zeitpunkt dieser Recherche ist dort noch die bisherige Anschrift angegeben.
Einzig und allein bemerkenswert. Der verstorbene Herr Pohl, nannte dort seinen Namen so nicht in herausgehobener Weise. Da ist der Herr R. offenbar „aus anderem Holz geschnitzt"!

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Re: Vor fünfzig Jahren
geschrieben von: Drahbeck
Datum: 08. Mai 2008 06:53

Bereits im „Wachtturm" vom 1. 11. 1957, war der WTG das Thema „Dominikanische Republik" sieben Druckseiten wert
Siehe dazu auch Parsimony.24571

Es war wohl ohne Zweifel so, dass nebst den Ostblocksstaaten, zu jener Zeit eben jene Dominikanische Republik der Staat war, welcher der WTG mit am meisten unter „den Nägeln brannte". Vielleicht noch mehr, als die Ostblockstaaten, dieweil geographisch näher bei den USA befindlich.

Man weiß aus den Berichten von Raymond Franz desweiteren, dass sie ihn als Emissär einsetzte, um wenn möglich, das dortige Verbot wieder rückgängig zu machen.

Raymond Franz Bemühungen waren allerdings zeitgenössisch nicht von sonderlichem Erfolg gekrönt. Denn noch 1957 hatte die Trujillo-Diktatur alle WTG-Missionare des Landes verwiesen. Erst nach der Ermordung des Diktators im Jahre 1961 wendete sich perspektivisch, auch das Blatt für die WTG.

Die zeitgenössische Erbitterung über diese Sachlage kann man auch einem weiteren fünfseitigem WTG-Artikel entnehmen. Diesmal in „Erwachet!" vom 8. 5. 1958, unter der Überschrift:
„Dominikanische Republik. Polizeistaat mit einer Verfassung".

An schonungsloser Abrechnung, wird diesem Regime dort sicherlich nichts erspart. Herausgearbeitet werden insbesondere auch die katholischen Wurzeln, der missliebigen Situation.
Dafür stehen dann unter anderem auch solche Sätze wie die:


„Es ist auch klar, daß es in der Dominikanischen Republik eine Staatskirche gibt und daß diese die römisch-katholische Kirche ist. Daher stehen sogar die staatlichen Krankenhäuser unter der Leitung der Kirche. Die Nonnen üben einen mächtigen Einfluß aus. Wenn sie herausfinden, daß einer ihrer Patienten protestantisch ist, machen sie so große Schwierigkeiten, daß der Nichtkatholik es gewöhnlich vorzieht, sich in einer Privatklinik behandeln zu lassen."

Oder auch die Sätze;
„Auch die Konsumgenossenschaften der Jesuitenpriester sind ein Kapitel für sich. Diese Priester begeben sich in Gemeinden mit zwei oder drei Läden. Sie sagen der Bevölkerung, daß sie die Lebensmittel viel billiger erhielte, wenn eine Konsumgenossenschaft gegründet würde. Die Leute geben Geld, und die Priester können damit günstig einkaufen und daher ihre Waren billiger abgeben als die anderen Läden. Bald fangen die Priester an, auch andere Artikel zu führen; die übrigen Geschäfte am Platze gehen nicht mehr und müssen aufgegeben werden. Wenn das geschieht, steigen die Preise, und die Leute sind wieder da, wo sie angefangen haben, nur mit dem Unterschied, daß sie jetzt oft nur Ware erhalten, wenn sie die Messe nicht versäumen! Das Problem der Protestanten ist offensichtlich.

Sogar die sogenannte „Lernfreiheit" wird durch die Macht der katholischen Kirche beschnitten. In den öffentlichen Schulen wird täglich während einer Stunde katholischer Religionsunterricht erteilt. Nach dem Gesetz ist dieser Unterricht nicht obligatorisch, aber wenn ein Schüler ihn nicht besucht, wird er mit großer Wahrscheinlichkeit nicht in die nächste Klasse versetzt werden. Die „Lernfreiheit" ist somit ein weiteres Opfer."


Die Betroffenheit, auch der WTG-Religion von solchen Verhältnissen, kann man ja durchaus nachvollziehen. Insofern mag man sogar ein gewisses Verständnis dafür haben, dass sie sich entschloss, dass alles publizistisch an die „große Glocke" zu hängen.

Dennoch gibt es in dergleichen „Erwachet!"-Ausgabe in der Form eines anderen Artikels, einen durchaus beachtlichen Kontrast.

Schon der einleitende Artikel dieser „Erwachet!"-Ausgabe macht auf mit der reißerischen Überschrift:

„Parasiten der Gesellschaft".

Man beachte die Vokabel: „Parasiten". Man hätte das auch etwas neutraler formulieren können, etwa als „Benachteiligte der Gesellschaft". Indes, die WTG entschied sich ausdrücklich für die Vokabel: „Parasiten"!

Liest man nun jenen Artikel, und hat man etwa jene Fernsehsendungen noch im Sinn mit dem Titel „Aktenzeichen XYZ ungelöst", oder auch „Nepper, Schlepper, Bauernfänger", muss man wohl zu dem Schluss kommen. Der Macher vorgenannter Sendungen, konnte seine Sujets auch nicht viel wirkungsvoller darstellen, als es die WTG in ihrem „Parasiten"-Artikel tut!

Wer sind nun in WTG-Lesart die „Parasiten". In einem Wort zusammengefasst. Die Bettler. Selbigen wird gar noch unterstellt, ihr verachtetes „Gewerbe" sogar organisiert zu betreiben, und auch sonst vielfältigen Mißbrauch zu betreiben.

Auf die Substanz dieser Vorhalte sei jetzt nicht eingegangen. Aber eines sei doch festgestellt. Jener Artikel atmet einen bemerkenswerten Geist von Kaltherzigkeit. Von einer (theoretischen) „Religion der Liebe" erwartet man nicht unbedingt dieses extreme Ausmaß an Kaltherzigkeit.
Man wird indes durch „Erwachet!" eines anderen belehrt!

Symptomatisch auch der in diesem Artikel enthaltene Satz:

„Nur eine Neue-Welt-Gesellschaft, die frei ist von dieser unproduktiven Last, wird eine Änderung herbeiführen können."

Die WTG hat somit auch diesen Kreisen nur eines anzubieten: „Opiuim", religiöses Opium in besonders starker Konzentration. Der Sankt Nimmerleinstag soll es also richten.

Bis dahin sind die Benachteiligten, die Verdammten dieser Erde für die WTG nichts anderes als „Parasiten".
Wo käme denn der Oberparasit WTG hin, sollte er etwa, auch nur ansatzweise, solchen Gedankengängen näher treten, für die etwa stellvertretend der Name „Heilsarmee" auch steht.

Wenn es um die eigenen Interessen geht (siehe Beispiel Dominikanische Republik), dann vermögen die Brooklyner Oberparasiten eine bemerkenswerte Beredsamkeit zu entwickeln.
Geht es nicht um die eigenen egoistischen Interessen, begegnet man in ihnen der Fratze jener, welcher Gerhart Hauptmann in seinem „Der Narr in Christo Emunuel Quint" als Ostelbischen Junkertypus herausgearbeitet hat, deren Vokabelschatz sich in den Wort „Schloß und Riegel ..." erschöpft.

Re: Vor fünfzig Jahren
geschrieben von: Frau von x
Datum: 08. Mai 2008 12:49

Zitat:

Drahbeck
Man weiß aus den Berichten von Raymond Franz desweiteren, dass sie ihn als Emissär einsetzte, um wenn möglich, das dortige Verbot wieder rückgängig zu machen.

Auszug aus dem Buch: Der Gewissenskonflikt von Raymond Franz S.24/25

" Außerdem bat mich die Gesellschaft, in bestimmten Abständen in die Dominikanische Republik zu reisen, wo das Werk der Zeugen Jehovas unter der Regierung von Diktator Rafael Trujillo verboten worden war. Dabei ging es vor allem darum, Wachtturm-Literatur ins Land zu schmuggeln17. Ich tat dies mehrere Male und sollte dann, im Jahr 1955, versuchen, dem Diktator eine Bittschrift persönlich zu übergeben. Da bekannt war, daß Leute, die sein Mißfallen erregt hatten, einfach verschwanden, war mir bei der Übernahme dieses Auftrags nicht sehr wohl. Bei meiner Ankunft ... schickte ich ein Telegramm an den Generalissimo, in dem ich mich lediglich vorstellte als "nordamerikanischer Erzieher mit höchst bedeutsamen Informationen für Sie und ihr Land". Man gewährte mir eine Unterredung im Nationalpalast, und ich konnte die Petition seinen Händen übergeben18. Zu meiner Überraschung wurde ich nicht des Landes verwiesen und konnte auch in Zukunft unbehelligt regelmäßig meine Schmuggelreisen durchführen.
Im Jahre 1957 wurden alle amerikanischen Missionare der Zeugen aus der Domonikanischen Republik ausgewiesen, nachdem eine Woge brutaler Verfolgung hereingebrochen war, während der viele einheimische Zeugen grausam geschlagen und in Gefängnis geworfen wurden. ... Die Gesellschaft bat mich, hinzufahren und die Lage der dominikanischen Zeugen genauer zu erforschen. Ich war erst kurz vorher dort gewesen, um den Missionaren Verhaltensmaßregeln zu überbringen, und hatte bei der Rückkehr Einzelheiten über die Verfolgung mitgebracht, die in den Zeitungen Puerto Ricos groß herausgestellt wurden. Wie wir von jemand aus der Umgebung Trujillos erfuhren, war er wütend über die Presseberichte. Ich kam mir vor, als stünde ich auf der Abschußliste, und entsinne mich noch, wie man mir in der ersten Nacht in Ciudad Trujillo im Hotel ein Zimmer im Erdgeschoß zuwies, das direkt neben dem Bett eine Terassentür hatte. Da mir die Lage zu gefährlich schien, formte ich die Bettdecke so, daß es aussah, als schliefe jemand darin, während ich selbst hinter dem Bett auf dem Fußboden lag. Doch auch diesmal gelang es mir wieder, ohne Zwischenfall ein- und auszureisen, und in den kommenden Jahren unternahm ich noch mehrere solcher Fahrten."


17 Obwohl nicht gerade von kleinem Wuchs, wog ich während meiner Zeit in der Karibik im Durchschnitt nur 53 kg ... . Ich konnte mehrere Zeitschriften unter zwei Unterhemdem um meinen Körper packen und ein geöffnetes Buch von 384 Seiten in die kurze Hose stecken, ohne daß es auffiel. ...

18 Der Generalissimo empfing mich mit vollem Uniformschmuck mit all seinen Auszeichnungen (die er sich zum Teil selbst verliehen hatte). Als er herausfand, in welcher Mission ich in Wirklichkeit vorsprach, endete das Gespräch recht schnell. Trotzdem schien es einen günstigen Eindruck gemacht zu haben, denn einige Tage später wurde das Verbot aufgehoben, nach etwa einem Jahr aber wieder erneut verhängt.

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Re: Vor fünfzig Jahren
geschrieben von: Drahbeck
Datum: 15. Mai 2008 01:52
„Warum der Zionismus fehlschlagen muss" titelte der „Wachtturm" in seiner Ausgabe vom 15. 5. 1958, worauf schon früher eingegangen wurde.
Unter anderem las man in diesem WT-Artikel:

„Viele Juden und Nichtjuden erblicken im Zionismus die Erfüllung biblischer Prophezeiungen. ...
Viele zu den Fundamentalisten zählende Geistliche der Christenheit versprechen sich ebenfalls große Dinge vom Zionismus.... bringt große Bewunderung für den Zionismus zum Ausdruck und vergleicht dessen Führer Herzl und Weizmann und mit Mose und Abraham. Die in Jeremia 16:16 erwähnten 'Jäger und Fischer' sollen seiner Meinung nach die Nazis gewesen sein, die durch ihre Verfolgung bewirkten, daß sie nach Palästina zurückkehrten ...
Er glaubt, daß Gott den ersten Weltkrieg zugelassen habe, damit Palästina von den Türken befreit werden konnte ...

Durch die Worte: „Statt der Dornsträucher werden Zypressen aufschießen", soll das große Aufforstungswerk vorhergesagt worden sein, das im Staate Israel durchgeführt wurde und demzufolge der Waldbestand vom Jahre 1917 bis zum Jahre 1957 von 17.000 Bäumen auf 21.000.000 Bäume - vorwiegend Nadelbäume - erhöht worden sein soll. Die Bewässerungsanlagen in Israel, die durch die Wasser des Berges Zion gespeist werden, sollen eine Erfüllung der folgenden Prophezeiung sein: „An jenem Tage .. . werden ... alle Bäche Judas ... von Wasser fließen; und eine Quelle wird aus dem Hause Jehovas hervorbrechen und das Tal Sittim bewässern." Und in der Prophezeiung: „Fürchte dich nicht, denn ich bin mit dir; vom Aufgang her werde ich deinen Samen bringen, und vom Niedergang her werde ich dich sammeln. Ich werde zum Norden sagen: Gib heraus! und zum Süden: Halte nicht zurück, bringe meine Söhne von fernher und meine Töchter vom Ende der Erde", soll angedeutet worden sein, daß die Juden von fünf Kontinenten und aus vierundsiebzig Ländern nach Palästina zurückkehrten."


Wenn die WTG hier also mit dem Finger auf andere evangelikale Kreise zeigt, dann wäre es sachgerechter, dieser Finger würde auf sich selbst zurückzeigen. Man lese doch heute noch Rutherford's „Trost für die Juden",
oder Russell's
„Nahe Wiederherstellung Israels", und man gewinnt einen Eindruck davon.

Richtig ist aber auch, dass da eine „Stafettenübergabe" stattgefunden hat. Die WTG vertritt in der Gegenwart diesen Philosemitismus so nicht mehr. Das ist inzwischen die Domäne anderer religiöser
Narren.

Weiter ist festzustellen, dass diese „Stafettenübergabe", eingeleitet durch die Rutherford-Bücher „Rechtfertigung" noch vor Beginn des Naziregimes stattfand.

Hier soll jetzt insbesondere noch die These von den „Fischer und Jägern" interessieren, für die einige religiöse
Supernarren sich nicht zu Schade sind, damit die Politik des Nazismus gar noch (vermeintlich) biblisch, zu verklären.

Die
Versuchung ist nicht gering, zu untersuchen, wie es sich denn in dieser Frage bei der WTG verhielte.

Um die Antwort schon mal vorwegzunehmen, die WTG profitierte in dieser Frage von der „Gnade der späten Geburt". Das wiederum ist aber keine grundsätzliche Entlastung an sich.

Man muss dabei auch die Splittergruppen mit WTG-Wurzel im Blick haben, welche ja die Modizifizierungen von Rutherford nicht mitmachten, und den vermeintlich „reinen Russellismus" als ihre Fahne hochhielten.

Da ist zum Beispiel die „Tagesanbruch Bibel-Studien-Vereinigung" zu nennen, deren Höhepunkt bis etwa in die 1950er Jahre zu veranschlagen ist. Danach ging es auch dort, abgesehen von einigen fortbestehenden Rudimenten, nur noch „bergabwärts".

Jedenfalls noch mitten im zweiten Weltkrieg, druckten jene Kreise in den USA eine Deutschsprachige Schrift mit dem Titel „Gott und Vernunft". Nach 1945 dann noch als „Starthilfe" auch nach hierzulande importiert.
Und in jener Schrift lässt sich die These der „Fischer und Jäger" in der inkrimierten Form, sehr wohl nachweisen. Etwa wenn man darin tönte:

„... Es sei zugegeben, dass in den letzten Jahren die Juden aufs neue verfolgt wurden, und dass ihre Vorrechte in Palästina beschnitten worden sind; aber auch diese Erfahrungen stimmen mit den Prophezeiungen überein und beziehen sich auf jenen Zeitabschnitt, in dem die gottliche Gunst sich ihnen wieder zuwenden wird. Gottes Prophet sagte klar und deutlich, dass "Jäger" ausgesandt werden würden, um die Juden in ihr eigenes Land zurückzutreiben. (Jer. 16:16) Ferner, dass schliesslich Gott sich ins Mittel legen werde, um sie von ihren Feinden zu erretten, nachdem sie sich im Heiligen Lande niedergelassen haben würden."

Dem Spetrum Verteidiger des „reinen Russellismus" ist auch der Wilhelm Burmester zuzuordnen, der im Selbstverlag, etliches Kleinschrittum (Broschüren) herausbrachte, und dessen „Abnehmer" überwiegend im Spektrum des „Tagesanbruch ..." zu suchen sind. Auch Burmester formulierte in seiner „Die Harfe Gottes von 10 Saiten":
„Der Feigenbaum ist die jüdische Nation, welche bereits seit Jahrzehnten in Palästina gesammelt wird: zuerst durch Fischer (den Zionismus), sodann durch Jäger (antisemitische Verfolgungen) gemäß Jer. 16:16 und welche seit 1948 eine selbständige Nation geworden ist."

Zieht man die Splittergruppen der WTG also mit in die Betrachtung ein, so erweist sie sich keineswegs als „unschuldig"; wenn auch nur in indirekter Form. Für das, was die Vertreter des vermeintlich „reinen Russellismus" so von sich gaben, kann man aber fairerweise die WTG nicht haftbar machen.

Gleichwohl spielte der Begriff „Fischer und Jäger", auch in der WTG-Geschichte eine Rolle. Ab Mitte 1940 erschien der Deutschsprachige „Wachtturm" ja nicht mehr offiziell. Aber in dieser „Untergrundzeit" gab es eigens mal einen „Wachtturm" der als „Fischer und Jäger" getitelt war, und dessen Existenz, auch in den Nazi-Akten seinen Niederschlag gefunden hat.

Beispielsweise in den Gestapo-Akten Wilhelm Schumann (Magdeburg) betreffend, der sich darin auch wie folgt verlautbarte:

„ ... Wenn mir vorgehalten wird, dass die Fortsetzung einer Organisation wie die IBV und die Verbreitung ihrer politischen Schriften wie 'Fischer und Jäger' und 'Trost für Versprengte' tatsächlich eine Unterstützung der Wehrkraftzersetzung der IBV darstellt, so kann ich dies nicht bestreiten. Ich möchte aber betonen, dass ich nicht gegen das Dritte Reich eingestellt gewesen bin und dass ich lediglich durch die Zusammenarbeit mit Fritsche hierzu gekommen. bin."

Nun gehört aus Nazi-Sicht sicherlich nicht allzuviel dazu, um WTG-Verlautbarungen als „politisch" zu deklarieren, was denn auch im vorgenannten Fall so gewesen sein dürfte.

Auch in der Nazi-Anklageschrift vom 18. 11. 1944 gegen Fritzsche und andere, taucht der „Fischer und Jäger"-WT mit auf, wenn es darin heisst:


"Nach seinem Zuzug nach Berlin wurde er Gruppenleiter der IBV. Bei seiner am 25. Januar 1944 erfolgten Festnahme wurde in seiner Wohnung und in den Kellerräumen ein umfangreiches Schriftmaterial der IBV vorgefunden. In der Zeit von Juni bis August 1943 hat Fritsche zusammen mit seiner Ehefrau auf dem Laubengrundstück der Angeschuldigten Reinicke und Ast bis zu 1 000 Exemplaren der 'Wachttürme', ,Micha' siebenter, achter und neunter Teil, 'Trost für die Verfolgten' und 'Fischer und Jäger' hergestellt."

Damit ist aber immer noch keine inhaltliche Beschreibung jenes „Fischer und Jäger"-WT geliefert.

Letzterer kommt man dergestalt näher, wenn man die internen
„Mitteilungsblätter der deutschen Verbreitungsstelle des WT", zu der Zeit, mit in die Betrachtung einbezieht. Und auch dort gibt es einen Verweis auf den „Fischer und Jäger-WT, wenn man dort liest:

„Angesichts der Tatsache, daß uns der Herr durch die letzten Belehrungen der WT. "Fischer und Jäger", die große "Prophezeiung Michas", "Trost für die Versprengten" und anderen eindeutig hat wissen lassen, daß das "Jagen" seiner überaus großen Herde die neue Phase des .jetzt vor uns liegenden Werkes bedeutet, ist es zu verwundern, daß einige der Ansicht sind, das Werk sei im großen und ganzen getan. Sie meinen, "man müsse abwarten, bis der Herr neue Dienstgelegenheiten eröffnet und der Feind aus dem Wege geräumt ist; man könne, wo sich Gelegenheit bietet, ja Zeugnis geben, aber warum jetzt, in den letzten Monaten vor Harmagedon noch in Gefahr begeben. Wir sollten uns doch dem Herrn für das Ausrufen der Gerüchte von Osten und von Norden, die den Feind erschrecken sollen, besser bereithalten".

Wir glauben nicht, daß bei solchen der Wunsch, nun endlich einmal von der Arbeit auszuruhen, der Träger ihrer Gedanken ist, sondern wir meinen eher, daß es bei ihnen ein Mangel am richtigen Verständnis der Prophezeiungen der Heilig. Schrift ist, wie sie uns in den WT-Darlegungen der letzten Zeit enthüllt worden sind. Da sie ihre Weisheit aberm als vom Tische des Herrn kommend an die Schwächeren verabfolgen und so zur Untätigkeit verleiten, ist es unsere Pflicht, zur Ermutigung aller, an dieser Stelle darauf hinzuweisen. Wir warnen alle solche vor dieser feinangelegten, Schlinge des großen Widersachers Gottes, der alles daransetzen wird, daß das Volk Gottes von seiner Bundesverpflichtung, in Treue den Königreichsinteressen auch unter schwersten Verhältnissen zu dienen, ablasse. So bitten und ermahnen wir Euch denn, unverzüglich noch einmal, die WT "Fischer u. Jäger", "Trost für die Versprengten" und wenn möglich, auch "die Prophezeiung Michas" gebetsvoll und sorgfältig zu studieren und ihr werdet überzeugt werden, daß der Herr in Eile noch ein sehr großes Werk vor den Hereinbruch der Schlacht von Harmagedon an den Menschen guten Willens für uns vorgesehen hat."


Also mit anderen Worten. Zeitgenössisch diente die damalige „Fischer und Jäger"-Auslegung der WTG dazu, Tendenzen des Erschlaffens gegenzusteuern. Einerseits meint man weiter, getreu der dem Esel vorgehalten „Mohrrübe", „Harmagedon sei ganz nahe".
Anderseits spekuliert man auf Zeitgewinn, auf ein noch bevorstehendes „großes Werk". Das dem Esel dabei auch eine Rolle zugedacht ist, als Treppenterrier, der sich für die WTG verausgabt, ist auch offenkundig. Aber es soll wohl schon immer so gewesen sein, dass aus Eseln noch nie „Hoch-Inteligenzbestien" wurden,.
Esel bleibt halt immer Esel!


Exkurs:

„In seinem Buch "Jerusalem Countdown" vertritt John Hagee die Ansicht, dass der Holocaust gottgewollt sei ..."
gelesen in der Wikipedia

http://de.wikipedia.org/wiki/John_Hagee

Und sieht man sich die entsprechende Passage näher an, ist zu registrieren, auch die berüchtigte „Fischer und Jäger"-These muss dafür herhalten.
Weiter in diesem Wikipedia-Artikel:

„Hagee zählt zu den finanziell erfolgreichsten und politisch einflussreichsten Predigern innerhalb des amerikanischen Protestantismus. ...
unterstützt die israelische Regierung bedingungslos und vertritt eine militaristische Außenpolitik. Hagee ist davon überzeugt, dass der Nahostkonflikt das deutlichste Anzeichen dafür ist, dass der Weltuntergang (laut christlicher Theologie) kurz bevorsteht. Im Wahlkampf 2008 zählt Hagee zu den wichtigsten Kirchenführern, die John McCain unterstützen. ...

Jedoch hat sich beispielsweise Hagees Buch "Jerusalem Countdown" über 600.000 Mal verkauft.
Hagge befürwortet die Todesstrafe, die er auf seiner Website eindeutig verteidigt. Das christliche Gebot "Du sollst nicht töten!" steht für ihn nicht in Widerspruch zu seinen politischen Ansichten. Die Bibel fordert im Alten Testament mehrfach die Todesstrafe für verschiedene Vergehen.

Hagee gilt als einer der deutlichsten Gegner des Islams innerhalb der neo-konservativen Bewegung
...
Hagee ist davon überzeugt, dass die Bibel das nahe Ende der Welt prophezeit. Seiner Ansicht nach werden die islamischen Staaten, die Europäische Union (die in seinen Augen Werkzeug des Antichrists ist), Russland und China Israel angreifen. Dieser Krieg wird das jüngste Gericht auf die Welt bringen ...
dass die Endschlacht in wenigen Jahren stattfinden wird. Kritiker werfen ihm vor, dass Hagees paranoid anmutendes Weltbild die Kriege, die es prophezeit letztlich herbeiführen wird. Tatsächlich gehören die CUFI innerhalb des neokonservativen Spektrums in den USA zu den deutlichsten Befürwortern eines Militärschlages gegen den Iran.
... Den Hurrikan Katrina, der weite Teile der Stadt New Orleans zerstörte, interpretierte Hagee als Gottesstrafe für Amerika. Einerseits hatten in der Stadt Schwulenparaden stattgefunden, andererseits hatte George W. Bush den israelischen Regierungschef Ariel Sharon nahegelegt, jüdische Siedlungen im Gazastreifen aufzugeben. Gott hätte, so Hagee, nach dem Prinzip "Auge um Auge", Rache am Land der Amerikaner geübt, da sein Heiliges Land angetastet wurde.

hpd.de/node/4383

www.tagesschau.de/ausland/meldung105174.html

http://forum.mysnip.de/read.php?27094,1204,1204#msg-1204

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Re: Vor fünfzig Jahren
geschrieben von: Drahbeck
Datum: 22. Mai 2008 05:36

Eine Horrorgeschichte, entsprechend tendenziös aufbereitet, bietet „Erwachet!" in seiner Ausgabe vom 22. 5. 1958 seiner „andächtig" lauschenden Leserschaft. Ort der Handlung, der Staat Tennessee innerhalb der USA.

Ein mächtiger Sturm, wohl schon eher ein Hurrikan, riß das Dach einer Schulaula weg, schleuderte es gegen den Schornstein einer Heizanlage. Der nächste Teil des Dramas bestand dann im Einsturz eines Teiles des Schulhauses.
Eine Schulklasse von 24 Kindern, die dabei besonders betroffen war, kam aber letztendlich doch mehr oder weniger mit dem Schrecken davon. Mit Ausnahme eines Schülers, der bedingt, durch vorgenannte Umstände, unter Trümmern verschüttet wurde.
Und diese traurige Geschichte nun, ist es, welche „Erwachet!" dazu inspiriert, seinem Artikel mit der Überschrift zu versehen:
„Er wehrt sich gegen eine Bluttransfusion".
Das Opfer, ein zwölfjähriger Schüler mit Namen Ronnie Graves.

24 Feuerwehrleute rasten in Nashville, so schnell es eben ging, zum Ort des Geschehens. Gerüchteweise war davon die Rede, die gesamte Schulklasse sei verschüttet worden, was sich als Glück im Unglück, so aber nicht bestätigte.
Aber ein tatsächliches Opfer gab es nun doch.

Zitat:
„Ronnie behauptet, er sei nie bewußtlos gewesen. 'Als sie mich ausgruben, sah ich mein Bein. Es tat mir nicht weh, aber es sah aus wie ein Z. Der Oberschenkel und die Wade waren aufgerissen. Mein Fuß zeigte in die verkehrte Richtung. Die Steine um mich her waren ganz rot von Blut."

Nun, man ahnt es schon. Wenn „Erwachet!" diese Geschichte aufgreift, gibt es mit Sicherheit einen Zeugen Jehovas Bezug. Und die diesbezügliche Ahnung täuscht nicht.

Aus der Fülle der einschlägigen Sätze nur der:

„Der Arzt, der die Notfälle behandelte, hieß Dr. Don Eyler. Er erklärte Herrn Graves, daß Ronnie einen komplizierten Oberschenkelbruch und eine Gehirnerschütterung habe. Ronnie sei infolge des großen Blutverlustes sehr schwach; er brauche sofort eine Bluttransfusion."

Und nun tritt das ein, was man gleichfalls schon im Voraus erahnt. Die Zeugen Jehovas-Dogmatik, und die ärztliche Einsicht des behandelnden Arztes, entwickeln sich zu einer äußerst konfliktträchtigen Symbiose.

Zwar gelang es der Zeugen Jehovas-Dogmatik, einen zeitweiligen Etappensieg in der Sache zu erringen. Allein, der Fall war ja mit der Erstbehandlung noch nicht ausgestanden.

Für die Konflikte auf der Nachfolgeebene stehen dann auch die Sätze:

„Nach einer zweieinhalbstündigen Operation kamen Dr. Eyler und die assistierenden Ärzte aus dem Operationssaal und teilten Ronnies Vater mit, daß der Zustand des Kindes im Augenblick keine Besorgnis errege. Aber sie erklärten Graves, eine Blutttransfusion sei trotzdem erforderlich.
'Die Ärzte sagten mir, daß, wenn Ronnies Blutbild sich verschlechtere - es war bereits auf 6 gesunken -, sein Gehirn in Mitleidenschaft gezogen und er blödsinnig werden könnte. Er brauche eine Blutübertragung ... Durch Blutersatzmittel würde die Blutflüssigkeit aufgefüllt, aber er würde dadurch nicht die roten Blutkörperchen erhalten, die er brauche."


Das wiederum, beeindruckte die Zeugen Jehovas-Dogmatik nicht sonderlich. Und wie es so ist, ein Extrem schaukelt das andere in Folgewirkung hoch. Dafür stehen dann auch die Sätze:
„Das Unglück in der 'Sylvan-Park'-Schule hatte die Gemüter stark erregt, und durch die vielen Zeitungsberichte über Ronnie Graves Fall wurde diese Erregung bis zur Wut gesteigert, die sich besonders gegen Jack Graves (dem Vater) richtete. 'Wenn ich meinen Gefühlen freien Lauf lassen könnte' schrieb ein Zeitungsredakteur jener Stadt, sichtlich bemüht, sachlich zu bleiben, 'würde ich diesen Graves aufhängen, rädern und vierteilen lassen.' Die Radiostationen unterbrachen die Sendungen, um Gelegenheit zu geben, 'still für Ronnie zu beten, daß er das notwendige Blut erhalte.'"

Die nächste Etappe dieses Trauerspieles spielte sich dann vor den Schranken eines Gerichtes ab. Dessen Ergebnis wird mit den Worten zusammengefaßt:
„Richter Tatum entschied, daß die Ärzte, wenn sie der Meinung seien, das Kind brauche Blut, es ihm geben sollten - aber er betonte, daß sorgfältig erwogen werden müsse, ob dadurch dem Kind kein seelischer Schaden zugefügt werde."

Die darauf folgende Stufe dieses Trauerspieles bestand darin, dass nebst dem Vater, auch das zwölfjährige Opfer, von der WTG-Bluttransfusions-Dogmatik infiziert war. Zwar hatte das Gericht den Ärzten einen theoretischen Freibrief ausgestellt, der aber an einige praktische „Wenn und aber" gekoppelt war. Auch wenn die Presse auch in dieser Phase den Fall aufmerksam beobachtete und kommentierte, lag der „schwarze Peter" nun doch immer noch beim behandelnden Arzt.

Selbiger hatte sich ja im Vorfeld diesen Fall nicht „ausgesucht". Er war somit auch von der Entwicklung überrumpelt und suchte das beste, ihm mögliche daraus zu machen.

Die Geschichte - soweit sie von „Erwachet!" berichtet wurde, endet dann mit den Sätzen:

„'Ich zwinge niemandem eine Bluttransfusion auf', sagte Dr. Eyler müde und bat Jack Graves, einen anderen Arzt zu suchen, der den Fall übernehmen werde."

Letztendlich hat also in diesem Fall die WTG-Blutdogmatik über ärztliche Einsicht gesiegt.
Es wurde ja schon ausgeführt, dass aufgrund selbiger, schon die Erstbehandlung ohne Bluttransfusion vonstatten ging. Weiter, dass das Opfer jene Erstbehandlung auch überlebt hatte.
Weiter wurde festgestellt, dass aus ärztlicher Sicht, dennoch eine Bluttransfusion als notwendig erachtet wurde, zur Vermeidung befürchteter Folgewirkungen.

Ob diese Folgewirkungen dann noch eingetreten sind, oder nicht. Darüber hüllt sich „Erwachet!" in wohldosiertes Schweigen. Und es hat wohl auch allen Grund, zu diesem Schweigen!

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Re: Vor fünfzig Jahren
geschrieben von: Drahbeck
Datum: 01. Juni 2008 07:09

Schottland, Australien, Hongkong. Drei relevante Lebensstationen eines betrogenen Betrügers, über den der „Wachtturm" in seiner Ausgabe vom 1. 7. 1958 in der Rubrik „Mein Lebensziel verfolgend" berichtet. Wer von der WTG-Betrügerkaste in dieser Rubrik Erwähnung findet, der hat in der Regel schon mal die höheren WTG-Weihen absolviert. So auch in diesem Fall, der es bis zum Zweigaufseher der WTG brachte.

Dennoch ändert dieser Umstand überhaupt nichts daran, da einem typischen Exemplar der Marke betrogene Betrüger vor sich zu haben.
In der Regel sind ja Berichte der Art, schon mal auf geschönt frisiert. Das gilt auch für diesen Fall. Trotz aller Retuschierungskünste, blieben doch noch ein paar „Schatten" zurück, die man etwa mit dem von Stefan Heym geprägten Slogan (in seinem Roman
„Der König David-Bericht") umschreiben kann. Das beim verkünden der alleinseligmachenden „Wahrheit", die da doch allen Zweifeln ein Ende bereiten soll, immer wieder „unerlaubte" Gedanken aufsteigen.

Der betrogene Betrüger, mit Namen William Carnie, berichtet schon mal einleitend über seine ersten Euphorieerlebnisse mit der WTG-Religion in Schottland. Auslöser eben ein bereits religiös geprägtes familiäres Umfeld (Methodisten), dass dann in den Sog der WTG geriet. Und dabei „rutscht" ihm schon mal die Bemerkung heraus:


„Wir lebten für die Wahrheit, und da der Gedanke an Harmagedon in der Luft lag, leben wir in einer erwartungsvollen, prickelnden Atmosphäre. Wir sahen, wie das alte System eilends verging, und wie wir die Dinge ansahen, konnte es den ersten Weltkrieg nicht überdauern.
Ich war daher höchst verwundert, als der Krieg endete
und eine Periode sogenannten Friedens begann. Niemals hatte ich den Gedanken gepflegt, daß ich noch einen Lebensberuf zu ergreifen hätte."


Letzteren Satz kann man meines Erachtens in dem Fall, durchaus als eine Art Schlüsselsatz ansehen.
Wie man weis, soll es im Berufsleben auch manchmal „Quereinsteiger" geben. Deren Weg ist in der Regel nicht leicht. Haben sie ausreichendes „Standvermögen", kann man nicht selten registrieren. Die bringen es von ihrem Leistungsvermögen zu höheren Stufen, als wie jene, welche den „regulären Ausbildungsweg" absolviert haben. Aber auch das Gegenteil ist möglich. Solch potentielle „Quereinsteiger" können auch allerschmählichst untergehen. Insbesondere dann, wenn die allgemeinen Rahmenbedingungen, die es ausdrücklich bei der Bewertung mit einzubeziehen gilt, für „Quereinsteiger" denn alles andere als „einladend" sind.

Also zurückkehrend auf den konkreten Fall. Beeinflusst durch die WTG-Religion, dachte auch er nicht an eine „geordnete berufliche Laufbahn". Das erst mal als Faktum festgehalten.

Weiter liest man in dem Bericht die Sätze:

Die Wellen der Unruhen [sprich: WTG-Schismen], die in den Vereinigten Staaten ... entstanden, schienen Schottland erst ein bis zwei Jahre später zu erreichen. Das verursachte Meinungsverschiedenheiten und Trennungen. Da ich selbst nie richtig studiert, sondern mich ständig auf meinen Vater verlassen hatte, ging ich mit einer Zweiggruppe weg. Soweit ich mich noch erinnere, sehnten wir uns nach den guten alten Tagen und alten Methoden, wobei wir uns darauf konzentrierten, Pastor Russells Lob zu singen."
Weiter findet man in seinem Bericht auch den Satz:
Die Jahre vergingen. Etwas fehlte mir im Leben. Das Jahr 1925 verging ohne die Geschehnisse, die ich erwartet hatte. Die Wahrheit war in unserer Familie ausgestorben. Nur widerwillig kam ich zu der Schlußfolgerung, daß ich mich in bezug auf Dinge, die von Wert sind, neu zu orientieren hätte, daß ich mir etwas Wohlstand erwerben und mir einem Namen machen sollte."
Auch bei diesem Selbstzeugnis ist meines Erachtens die in ihm mit enthaltene Vokabel „widerwillig" besonders beachtlich. Es kann schon mal unterstellt werden. Eine reguläre bürgerliche Berufslaufbahn, war auch in diesem Falle schon mal grundlegend verpatzt. Er stand somit vor der tatsächlichen Weggabelung. Schafft er es, sich als eine Art „Quereinsteiger" zu behaupten, oder geht er als jämmerlicher Versager, gnadenlos unter.

Kurz vor Beginn des zweiten Weltkrieges kam es erst zu einer Neuaufnahme der Kontakte zur WTG-Religion.

Ob den seine beruflichen Quereinsteigerversuche, von wirklichem Erfolg gekrönt waren, erscheint eher zweifelhaft. Versuche in der Richtung hatte er ohne Zweifel einige gemacht. Versuche und tatsächlicher Erfolg indes, pflegen nicht selten zwei „linke Schuh" zu sein. Und so pflegte er sich eines Tages (inzwischen hatte es ihn von Schottland nach Australien verschlagen. Letzteres ist dann wohl eher ein Indiz für eine gescheiterte Existenz, denn als Indiz für einen „Strahlemann-Sieger"). Jedenfalls entschloss er sich zur Zeit des zweiten Weltkrieges in Australien, sich dort „mit Haut und Haaren" der WTG-Religion neu zu verschreiben.

War ihm im weltlichen Leben auch eine echte Karriere verwehrt. Hier wie in gleichgelagerten Fällen kann man es beobachten. Wer es im weltlichen Leben zu nichts bringt. In der WTG-Religion kann er immer noch ein relativer „Star" werden.

Und so wurden sogar die Oberrattenfänger in Brooklyn an ihn aufmerksam und beförderten ihn schon relativ früh, in ihre „Gileadschule" zur weiteren Indoktrinierung. Das, wer sich soweit der WTG-Religion verschreibt, ab dem Moment keine freie Entscheidungsmöglichkeit mehr hat, ist auch klar. Und da die Brooklyner Oberrattenfänger befanden, in Hongkong wäre noch ein zu beackerndes Feld für ihre Gileadabsolventen, verschlug es ihn als nächstes auch noch dorthin.

Ob man solcherart von Biographien denn „lustig" finden soll? Ich hätte da so meine Zweifel.
Gescheitert im weltlichen Leben (relativ) war er sicherlich. Geeignetes Baumaterial für die Brooklyner Oberbetrüger, einen mehr von ihrer Sorte, heranzuzüchten!

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Re: Vor fünfzig Jahren
geschrieben von: Drahbeck
Datum: 08. Juni 2008 06:31
„Erwachet!" vom 8. 6. 1958 ist wieder mal ganz „hin- und hergerissen". Der Grund selbigen eine neuere technische Innovation namens „Radioaktivkohlenuhr".

Wer etwa mal das Buch eines Geschäftemachers mit dem Titel „Und die Bibel hat doch recht" gelesen hat. Ein Umstand, welcher ja in Zeugen Jehovas-Kreisen gar nicht so selten anzutreffen ist, konnte registrieren. Schon dem hatte besagte „Radioaktivkohlenuhr", es besonders angetan.

Nur, Pech für die Zeugen Jehovas. Herr Keller „destillierte" auf dieser Basis gleich noch ein paar andere „Erkenntnisse" heraus, die den Zeugen Jehovas aber gar nicht so recht „munden" wollten.

Zum Beispiel die „Reliquie" eines vermeintlichen „Turiner Grabtuches" betreffend. Herr Keller hatte wohl auch noch dergestalt Pech, das just seine Grabtuch-Theorie Nachahmer fand. Einer dieser „Trittbrettfahrer" mit Namen Naber, wurde gar sogar schon mal Gegenstand einer gerichtlichen „Würdigung". Siehe dazu auch
Parsimony.13712

Nun kann man den Zeugen Jehovas mit Sicherheit nicht unterstellen, je etwas mit Reliquien „am Hut" gehabt zu haben. Mit Sicherheit nicht.

Und folgerichtig blendet „Erwachet!" das Thema Radioaktivkohlenuhr als „Reliquienen-Bestätigung" schon mal prinzipiell aus. Das ist für „Erwachet!" kein Thema.

Aber in der Sicht von „Erwachet!" soll besagte Radioaktivkohlenuhr noch für etwas anderes herhalten, was es denn wie folgt formuliert:

„Gemäß Gottes Bericht in der Bibel, der weit zuverlässiger ist als die Weltgeschichte vor der christlichen Zeit, fand die Erschaffung des ersten Menschen vor etwa 6000 Jahren statt. Agnostische Wissenschaftler haben lange Zeit hierüber gespottet. Sie behaupten, daß der Mensch vor mindestens 50 000 in der 'Steinzeit' lebte ..."
Nun wähnt „Erwachet!" in besagter Radioaktivkohlenuhr einen potentiellen Verbündeten für die eigene Theorie diesbezüglich.
Und dies wird auch dadurch unterstrichen, dass „Erwachet!" zum Ende seines diesbezüglichen Artikels, kleingedruckt unter der Überschrift „Quellenangabe" auch auf einige Aufsätze zum Thema in (englischsprachiger) wissenschaftlicher Zeitschriftenliteratur verweist. Zumindest hat sich also „Erwachet!" selber einmal näher angesehen, was denn besagte Artikel zum Thema so ausführen.

Aber auch „Erwachet!" kann seine diesbezügliche Enttäuschung nicht ganz verbergen, wenn es sich auch zu dem Satz genötigt sieht:

„Andererseits ist die Radioaktivkohlenuhr für solche, die an die Bibel glauben, auch eine Enttäuschung gewesen. Sie unterstützt nicht die Zeitgrenze des Menschen, die die Bibel festlegt."
Wenn schon der Herr Keller und seine Trittbrettfahrer, das Thema Radioaktivkohlenuhr für ihre Geschäfts-Interessen als nützlich entdeckt haben, dann mag auch „Erwachet!" da nicht nachstehen. Auch wenn man nun selber einsehen muss. Als Stütze für die eigenen Zahlentheorien, wohl eher ungeeignet.

Jetzt aber kommt die „Erwacht!"-Redaktion „die" „Erleuchtung" Und selbige bringt sie schon in der Artikelüberschrift zum Ausdruck, indem sie an selbiges ein zwar kleines, aber bedeutungsvolles Fragezeichen mit anhängt. Und die so gestylte Überschrift lautet dann in „Erwachet!"
„Die Radioaktivkohlenuhr. Geht sie vor?"

Und just dieses vermeintliche „vorgehen" sucht man dann nach Kräften zu beweisen.

Und dabei kann man dann auch solche Sätze lesen wie den:

„Und wer weiß, ob das Magnetfeld der Erde in der Vergangenheit nicht ganz anders gewesen ist? Wenn die Wissenschaftler nicht wissen, was die Ursache der magnetischen Kräfte um die Erde ist, sind sie auch nicht in der Lage dies zu beantworten."
Dem mag man ja auch gar nicht widersprechen. Die ganze Schaumschlägerei die da von interessierten religiösen Geschäfts-Narren-Vereinen, inklusive der WTG in Szene gesetzt wurde, entpuppt sich somit auf den Grund-Dissens-Satz gebracht: „Genaues weis man nicht."

Die religiösen Trottel entpuppen sich auch nach diesem Artikel als genauso trottelhaft, wie sie es denn schon vordem waren!
Re: Vor fünfzig Jahren
geschrieben von: Drahbeck
Datum: 15. Juni 2008 06:49
Kaum eine zweite von der WTG als Schreckgespenst aufgebaute Vokabel, hatte in den Printmedien, der Vor-Internet-Zeit, dort im besonderen jener Literatur, welche sich kritisch mit der WTG-Religion auseinandersetzt, einen solchen breiten Widerhall gefunden, wie jene, welche man auch in der „Wachtturm"-Ausgabe vom 15. 6. 1958 begegnen konnte.
Davor schon im „Wachtturm" des Jahrganges 1956 (S. 474).
In Denunzianten wurden bereits einige Kernsätze aus selbigem zitiert. Auch war der WTG dieses Thema eigens eine Illustration wert, um diesen Aspekt hervorzuheben,

W15658.jpg (77317 Byte)

Die WTG meinte in diesem Artikel auch besonders postulieren zu sollen:
„Möchten wir uns daher in acht nehmen und wachsam sein, damit wir nicht in die Schlinge geraten, eigene Schlußfolgerungen zu ziehen und auf einen Weg der Rebellion zu geraten."
Diese Aussage ist es in der Tat wert, sich „auf der Zunge zergehen zu lassen". Die WTG wittert also in selbstständigem Denken nur eines: Gefahr! (für sich).
Und in gewisser Hinsicht kann man ihr sogar bestätigen. An dieser Befürchtung ist was dran.

Pikant, schon in einem ziemlich unscheinbar im Internet vorhandenen Text des Herrn W. von der WTG, kann man, bezogen auf die Frühzeit, dem Begriff
Rebellion begegnen.
Herr W. schreibt
(auszugsweise zitiert; siehe dazu auch: www.jwhistory.net/text/wrobel-geschichte2001.htm )

„Der Bibelforscher Otto von Zech hatte inzwischen in Allegheny Die Ernte-Sichel, eine eigene monatliche Bibelforscher-Zeitschrift in deutscher Sprache, herausgebracht. Sie erschien ab Januar 1892 zweimal monatlich ... Das Erscheinen dieser deutschen Publikation war der Grund dafür, daß C. T. Russell im Juli 1892 den Druck des „German Towers", der kleinen deutschen Edition des Watch Towers, nunmehr für überflüssig hielt und die Herausgabe zunächst einstellte. Gleichzeitig gestattete er Otto von Zech, die deutschen Abonnenten des „German Towers" zu übernehmen. Die Trennung von der Watch Tower Society erwies sich jedoch nicht als glücklich und Otto von Zech nicht als loyaler Mitarbeiter. ...
1903 begleitete er (E. C. Henninges) C. T. Russell auf dessen zweiten Europareise, die er organisieren durfte. Für kurze Zeit erhielt er die Aufsicht im ersten deutschen Zweigbüro in Wuppertal-Elberfeld, danach war er "Manager" des australischen Zweigbüros Zwischen 1908 und 1910 verließ er die Bibelforscher. Nach der
Rebellion Otto von Zechs, die einige Unruhe unter den Bibelforschern in den Vereinigten Staaten verursachte, kehrten die beiden Männer nach Allegheny zurück, da C.T. Russell ihre Dienste dort benötigte.
Nach einer persönlichen Verleumdungskampagne, die Otto von Zech gegen C.T. Russell angeführt hatte, sah sich der Präsident der Watch Tower Society 1894 gezwungen, die Angelegenheit in einer Sondernummer des Watch Towers ausführlich darzulegen und richtigzustellen.
Die Watch Tower Society löste daraufhin alle Verbindungen zu Otto von Zech und seinem Verlagshaus und übernahm wieder selbst die Führung, was das deutschsprachige Bibelforscherwerk betraf.
Otto von Zech hatte 600 Leser, wovon etwa 200 ehemalige Leser des deutschen Watch Towers waren. Daraus kann man auf die ungefähre Stärke der deutschsprachigen Gruppe der Bibelforscher Anfang der 1890er Jahre schließen. ... Der Watch Tower verwendet den Begriff "German congregation" im Jahre 1894 in Verbindung mit der
Rebellion Otto von Zechs. Als Russell sich von Otto von Zech trennte, verließen einige die Reihen der Bibelfoscher, wie es heißt, wozu "zehn aus der deutschen Versammlung am Ort, die kein Englisch verstehen" gehörten.


"Dezent", wie er nun mal ist, hält Herr W. es aber nicht für nötig, den von ihm auch genannten Herrn Henninges etwas näher zu beschreiben. Hätte er dieses nämlich getan, hätte er auch noch hinzufügen müssen. Das war der Ehemann von Russell's Stieftochter Rose Ball. Aber das ist offenbar in der Lesart von W. „unwichtig" zu erwähnen.

„Dezent" wie Herr W. weiter ist, hält er es auch für überflüssig zu erwähnen. Der genannte Herr Otto von Zech, hatte sich in Russell's Augen schon mal seine Sporen dadurch verdient, dass er als Übersetzer ins Deutsche, im Jahre 1893 unter dem Titel „Tages-Anbruch. Der Plan der Zeitalter Band I" selbigen der Öffentlichkeit kredenzte.

Ob denn es je mit der WTG-Expansion, auch nach Deutschland was geworden wäre, erscheint zumindest zu diesem Zeitpunkt fraglich, hätte sich von Zech da nicht engagiert.
Im Vorwort zu eben genannter Ausgabe schrieb der Übersetzer von Zech damals:


„Letzterer (von Zech) suchte fünfzehn Jahre lang als Pastor der evangelisch-lutherischen Kirche dieses Landes, sowie in einer deutsch-lutherischen Mission in Paris, Frankreich, dem Reiche des Herrn von Herzen zu dienen. Nach dem Segen aber, den er selbst durch die bereitwillige Annahme der Wahrheit, als der Herr sie ihm darreichte, genießt, glaubt er ermessen zu dürfen, daß er mit der Übersetzung dieses Werkes, so mangelhaft sie auch hie und da geraten sein mag, der Wahrheit mehr gedient hat als all die Jahre her ..."

„Dezent", wie Herr W. weiter ist, hält er es auch für überflüssig, ein paar erläuternde Angaben denn mal zu machen, warum es denn nun zum Schisma zwischen dem so gestimmten von Zech und Russell kam.
Vielleicht mag da ein Linkverweis, den diesbezüglichen „Gedächtnislücken" des Herrn W. etwas hilfreich sein
Der liebe Bruder ...

Immerhin existiert somit ein frühes Zeugnis, worin schon - aus WTG-Munde - der Begriff „
Rebellion" mit vorkommt.

Das die Furcht vor „
Rebellion" für die WTG eine traumatische ist, haben unzweifelhaft auch diverse Autoren mit erfasst, welche in der Vor-Internetzeit, kritische Bücher über die WTG-Religion publizierten. Stellvertretend auch für anderes sei nur genannt;

Das von Reimer herausgegebene (und im Bereich der Evangelischen Kirche kurze Zeit den Status eines Sektenkundlichen Standardwerkes wahrnehmende Buch „...neben den Kirchen" etwa zitiert:


„Unter Knorr wurde der zentralistische Kurs fortgesetzt: "Der Wille der Wachtturm-Gesellschaft ist der Wille Gottes; Rebellion gegen die Wachtturm-Gesellschaft ist Rebellion gegen Gott", war im "Wachtturm" 1956 S. 474 zu lesen. Mit Hilfe eines umfassenden Schulungsprogramms wurde die Organisation zu einem geschlossenen, perfekt-ideologischen System."

Eine Diplomarbeit ein Gary L. Albrecht aus dem Jahre 1990 („Die Zeugen Jehovas - Die Physiognomie einer Sekte und ihr Schriftverständnis") etwa, rekapitulierte:

„Knorr wird von seinen Anhängern nicht mehr so verehrt wie Russell und auch noch Rutherford. Auch war er nicht mehr so mächtig wie sein unmittelbarer Vorgänger Rutherford. Seine Mitdirektoren achteten streng darauf, daß Knorr diese Macht und solch einen Personenkult, wie Rutherford ihn betrieben hat nicht wieder entwickeln konnte....
Weiter fällt auf, daß seit Knorr in allen Büchern der WTG der Name des Verfassers fehlt. Der eine Grund besteht darin, den Personenkult um den Präsidenten abzumildern, der andere und entscheidendere Grund ist darin zu suchen, daß die WTG ihren Anhängern gegenüber nun den Ansehein erwecken kann, als sei sie "der verlängerte Arm Jehovas".
Deshalb ließ Knorr auch im Wachtturm verlauten, und diese Ansicht wird von der leitenden Körperschaft bis heule vertreten:
"Der Wille der Wachtturm-Gesellschaft ist der Wille Gottes,
Rebellion gegen die Wachtturm-Gesellschaft ist Rebellion gegen Gott."
Der Unterschied zwischen Rutherford und Knorr läßt sich folgendermaßen zusammenfassen: Rutherford hatte noch ein sehr kritisches Verhältnis zu Organisationen, „welche alle vom Teufel seien.
Knorr hingegen errichtet „die theokratische Organisation Jehovas, die Neue-Welt-Gesellschaft der Zeugen Jehovas", die in ihrer Durchstrukturierung mehr an eine staatliche Behörde oder ein
Wirtschaftsunternehmen als an eine Kirche erinnert.
Während sich Rutherfords Lehre eher an enttäuschte und entwurzelte Menschen, die keine Lobby hatten, wandte, änderte Knorr dies gründlich."


Pape etwa rekapitulierte in seinem „Ich klage an":
„Für Jehovas Zeugen gilt noch immer, was "Der Wachtturm" 1956 kurz und bündig schrieb: "Der Wille des treuen und verständigen Sklaven, (der Wachtturm- Führung; Anm. d. V.) ist der Wille Jehovas und Rebellion gegen den Sklaven, ist Rebellion gegen Gott. Die richtige Geisteshaltung gegenüber der Leitung des Sklaven, gehört zu den Dingen, durch die wir mit der Neuen-Welt-Gesellschaft Schritt halten.
Daß die Zeugen Jehovas sich gehorsam ihrer Führung beugen, dafür sorgt unter anderem der Informationsdienst der Zeugen Jehovas, der von örtlichen Veranstaltungen bis hin zu den Medien hin alles beobachtet, was über oder von den Zeugen geschrieben oder gesprochen wird. Er hat bei Vorträgen über die Zeugen Jehovas seine Beauftragten im Saale sitzen, die dann darüber an die Zentrale berichten.
Gegebenenfalls folgen auf diese Beobachtung hin, wenn sich daraus irgendetwas Negatives für die Organisation entwickelt, Interventionen rechtlicher Art. Das kann man dann aber auch als eine Art Hexenjagd bezeichnen."

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Re: Vor fünfzig Jahren
geschrieben von: Drahbeck
Datum: 22. Juni 2008 04:15
Nun will es der Zufall, dass kürzlich wieder mal das Thema Freimaurerei hochgekommen ist, und deren Kolporteure dabei eines besonders offenbarten: Mangelndes Wissen, gepaart mit Ignoranz.

Das Thema ist sicherlich nicht zum „ersten" und vermutlich nicht zum letzten Male hochgekommen.
Leute - die nach eigenem Bekunden - auch schon mal eine einschlägige Astrologie-Fernsehsendung konsumierten; und die desweiteren ihren Indiviual-Biographieweg als „Bestätigung" dortiger „Allerwelts-Aussagen" bewerteten, mit denen ist in der Tat nicht zu rechten.
Die habe eine Variante religiösen Opiums, lediglich gegen eine andere eingetauscht.

Esoterik ist nichts anderes als Vagabundierende Religiosität. Konventionelle Religiosität ist eher starr. Der Einzelne muss sich in deren Korsett „einpassen". Ist ihm das nicht mehr so möglich - dieweil er selbstständiges Denken nicht so ohne weiteres „auszuschalten" vermag, beginnen für ihn die Probleme. Am „besten" haben es in der konventionellen Religiosität immer noch die relativen „Idioten", die andere für sich denken lassen, und einfach nur jenen Spruch befolgen:
„Führer befiehl - wir folgen dir!" Demgegenüber die vagabundierende Religiosität der Esoterik. Da geht es schon mal hüh und hott her. Eine starre vorgegebene Linie gibt es da nicht.
Und wer da zum Beispiel Kartenlegen praktiziert - toleriert - ist in der Tat auf demselben Kaffeegrund-Leser-"Niveau" angelangt, wie die
Astrologen. Die menschliche Dummheit stirbt halt nicht aus. Und sieht man genauer hin registriert man auch noch. Einige leben von dieser Dummheit (auf Kosten anderer. Die es aber offenbar nicht anders wollen) gut bis prächtig! Insofern schließt sich wieder der Kreis zur konventionellen Religiosität.

Ein Thema dem man sowohl in esoterischen Zirkeln als auch in Teilkreisen der konventionellen Religiosität begegnen kann, ist die Verteufelung der Freimaurerei. Selbige ist zwar selbst stark esoterisch angehaucht. Das aber (auch) ein Esoteriker des anderen Esoterikers Teufel sein kann, gehört nun wahrlich auch nicht zu jenen Erfahrungen, die man denn noch als „neu" bezeichnen könnte.

Namentlich in die Geschichte der Bibelforscher/Zeugen Jehovas spielt auch das Thema Freimaurerei Freimaurerei mit hinein. Das hatte schon in den zwanziger Jahren einen besonderen Höhepunkt, als die damaligen Halbgebildeten lauthals hinausposaunten (namentlich Antisemiten und ihre kirchlichen Schleppenträger).
Die Bibelforscher würden von den Freimaurern „finanziert". Sogar Gerichtsprozesse zu dem Thema gab es, die, man ahnt es schon, ausgingen wie das „Hornberger Schießen". Viel Rauch und Nebel, und das war es dann.

Das aber ficht die Halbgebildeten noch nie sonderlich an. Die Mühe sich zu machen, den Dingen wirklich auf den Grund zu gehen. Das ist nicht „ihr Bier". „Getrimmt" auf das Nachplappern dessen, was denn andere mal vorgeplappert haben. Ob zu Recht oder nicht; da sind sie dann schon wieder überfordert.

Zu den in diesem Kontext zu benennenden „Kuriositäten" gehört auch die „Erwachet!" Ausgabe vom 22. 6. 1958. Selbige enthielt auf fünf Druckseiten, einen „Geschichte und Wesen der Freimaurerei" betitelten Artikel. Und prompt trat das ein, was zu befürchten war. Die Halbgebildeten posaunten laut in die Welt hinaus. Dieser Artikel würde nun „beweisen", was sie schon immer sagten. Die Zeugen Jehovas würden von den Freimaurern „beherrscht".

Ich habe diesen Artikel schon früher im vollem Wortlaut dokumentiert, wiederhole es also jetzt nicht.
Aber meine Meinung dazu ist unverändert die, wer diesen Artikel als tatsächliche Bestätigung der genannten Freimaurerthese ansieht, an dessen Geisteszustand muss ich mehr als zweifeln!

Weiteres zur Freimaurerthese
http://forum.mysnip.de/read.php?27094,6428,6453#msg-6453

Einen thematisch anders gelagerten, gleichwohl dokumentierenswerten Artikel enthält die gleiche „Erwachet!"-Ausgabe auch noch.
Meinerseits möchte ich darauf verzichten ihn zu kommentieren. Allenfalls bestände ein Kommentar in der Feststellung.

Auch er ist Ausdruck eines in religiösen Kreisen nicht selten anzutreffenden Konservatismus.
Aber ich gedenke (für meine Person) nicht in eine Diskussion über diesen Konservatismus einzutreten. Jedenfalls nicht in dem von „Erwachet!" offerierten Kontext.

Halten wir es also so, ihn einfach nur als Repro zu dokumentieren. Es steht jedem frei, seine eigene Meinung zu dieser Thematik zu haben.

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Re: Vor fünfzig Jahren
geschrieben von: . +
Datum: 22. Juni 2008 12:41

Würde es die Netikette zu sehr Verletzen wenn ich sage dass man den Zeugen mächtig ins Hirn geschissen hat?

Erwachet 22.Juni 1958

picture: http://i298.photobucket.com/albums/mm244/Recherchenwahnsinn/File0001-53.jpg

Seite 25

picture: http://i298.photobucket.com/albums/mm244/Recherchenwahnsinn/File0002-52.jpg

JAHRTAUSENDELANG galt eine Frau, die ein Kind nur Welt brachte, das nicht von ihrem Gatten gezeugt war, als eine Hure und ihr Kind als unehelich.

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…galt eine Frau, die ein Kind nur Welt brachte, das nicht von ihrem Gatten gezeugt war, als eine Hure…

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… reife Christen…

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picture: http://i298.photobucket.com/albums/mm244/Recherchenwahnsinn/File0006-40.jpg

Christen, „die ihr Wahrnehmungsvermögen durch Gebrauch geübt haben, um zwischen recht und falsch zu unterscheiden", richten…

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… in Wirklichkeit …

picture: http://i298.photobucket.com/albums/mm244/Recherchenwahnsinn/File0008-29.jpg

… christlichen ...

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Das sind die unverfälschten Abwässer des Mitteilungskanals der Geisterwelt der Christenheit.

Höre ich da von den billigen Plätzen der Wachtturmfraktion das Wort „Altes Licht“?
Von wegen:

*** w81 1. 10. S. 31 Fragen von Lesern ***
Aufgrund dessen, was die Bibel sagt, müssen wir schlußfolgern, daß eine Zeugung, bei der Samen und Ei nicht von einem Ehepaar stammen, gleichbedeutend mit Ehebruch oder Hurerei ist. Die Bibel läßt keinen Zweifel darüber aufkommen, wie Gott dazu eingestellt ist, wenn sie sagt: „Gott wird Hurer und Ehebrecher richten“ (Hebr. 13:4; Matth. 19:9). Wie verhält es sich nun, wenn einem Ehepaar, das bisher keine Kinder bekommen konnte, die Möglichkeit geboten wird, die oben beschriebene Methode anzuwenden? In einem solchen Fall sollte man folgende Gesichtspunkte berücksichtigen:
Kommt beiden Ehepartnern die Sache aufgrund der notwendigen technischen Schritte — wobei die Zeugung in einer Laborschüssel erfolgt — so widernatürlich und unnormal vor, daß sie sie vom ethischen Standpunkt aus als abstoßend betrachten?
Das Ei in der Schüssel (Petri-Schale) wird (vor und nach der Befruchtung) durch eine Nährlösung am Leben erhalten. Zumindest in einigen Fällen wurde dazu Blutserum verwendet. Somit gilt es, dabei auch Gottes Gesetz über das Blut zu beachten (Apg. 15:28, 29; 3. Mose 17:13, 14).

picture: http://i298.photobucket.com/albums/mm244/Recherchenwahnsinn/Frage.jpg

Ich war so frei:
http://forum.sektenausstieg.net/index.php?topic=15037.msg342196#msg342196

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Vor fünfzig Jahren
geschrieben von: Drahbeck
Datum: 01. Juli 2008 06:42

Folgt man einem Beitrag

wissen.spiegel.de/wissen/dokument/15/87/dokument.html?titel=Plan+zum+Angriff&id=57457851&top=SPIEGEL&suchbegriff=iranische+atombombe&quellen=&vl=0&sm=e
würde sich im Nahen Osten ein neuer Krieg ankündigen. Israel drohe „mit Militärschlägen gegen Teherans Nuklearanlagen"

Einige Zitate aus dem in Rede stehenden Artikel:

„In Wahrheit herrscht in der israelischen Regierung mittlerweile Konsens, dass ein Luftangriff gegen die iranischen Atomanlagen unausweichlich geworden ist. ...

Die Falken drängen zur Eile. Sie sprechen von einem „günstigen Zeitfenster", das sich mit der US-Präsidentschaftswahl im November schließt. Nur solange George W. Bush noch in Washington das Sagen habe, sei Israel die Unterstützung Amerikas sicher. Auf keinen seiner Nachfolger könne sich das Land wirklich verlassen. ...

Präsident Bush sendet allerdings in letzter Zeit manche Signale aus, die verdächtig an den Vorlauf zum Irak-Krieg erinnern. ...

Eine iranische Atombombe würde alle Bedrohungen, mit denen Israel in den 60 Jahren seines Bestehens zu kämpfen hatte in den Schatten stellen. ...

Aber ein einziger nuklearer Treffer hätte verheerende Folgen für das Land, das gerade einmal so groß ist wie das Bundesland Hessen. Israel, das wissen alle internationalen Strategen, ist ein „one bomb country". ...

Bislang - da sind sich alle Experten einig - gibt es die Bombe noch nicht. Gleichwohl lässt Staatschef Ahmadinedschad weiterhin kaum eine Gelegenheit aus, dem jüdischen Staat mit dem Untergang zu drohen. ...

Bei Israels großem Verbündeten, den Vereinigten Staaten, wird dagegen immer noch um die richtige Strategie gegenüber Iran gerungen, denn die Bush-Regierung ist gespalten. „Vizepräsident Dick Cheny würde gern einen Angriff sehen", sagt Flynt Leverett, ehemaliger Mitarbeiter im US-Außenministerium und heute Nahost-Experte bei der New America Foundation. „Die Außenministerin versucht dagegen, Zeit zu schinden, um den Präsidenten ordentlich durch seine Amtszeit zu bringen."

Der Nahost-Experte Bruce Riedel, der viele Jahre in Diensten der CIA stand, sagt, es wäre „sehr schwierig für diese Regierung, jetzt einen Krieg mit Iran anzufangen. Das gäbe einen Aufruhr in der Öffentlichkeit und im Kongress."
Aus der Sicht der Israelis stelle sich die Lager allerdings anders dar. ...

Riedel hält deshalb eine israelische Militärattacke, mit Zustimmung der US-Regierung, für das wahrscheinlichere Szenario eines Angriffs. Die Konsequenzen, so Riedel, würden sich allerdings nicht von denen eines US-Angriffs unterschweiden: „Eine israelische Attacke würde in Iran als US-Angriff gesehen werden, und der Iran würde gegen beide Länder Vergeltungsaktionen starten." Mit fatalen Folgen, wie Riedel sagt: „Dann würden wir den ganzen Nahen Osten in Flammen sehen."

Und die iranische Luftabwehr? „Wir wissen, dass die iranische Luftabwehr nicht zu den besten der Welt gehört", sagt Ex-Mossad-Chef Jatom. „Man kann sie überwinden." Noch allerdings hoffen viele Israelis, dass die Amerikaner den Job übernehmen werden."


Nun, schon geraume Zeit kennt man ja die evangelikalen Konjunkturritter, „angefangen" von Hal Lindsey, bis zu seinen nicht wenigen Kopierern und Variatoren, welche es sich besonders angelegen sein lassen - vermeintlich biblisch verbrämt - das Thema Israel in allen Schattierungen „hochzukochen".

Wer in diesem Kontext etwa das Zeugen Jehovas-Datum „1914" durch das vermeintlich „bessere" Datun „1948" ersetzt wissen will (Staatengründung Israels) wird genau so scheitern, wie alle seine Vorgänger. Egal, ob sie nun William Miller, C. T. Russell,, J. F. Rutherford, Adam Rutherford, Ewald Vorsteher oder wer auch immer aus dieser Ahnengalerie, heissen mögen.
Ihre windigen Berechnungen, so unterschiedlich sie im Detail sein mögen, weisen alle ein einheitliches Kriterium aus, dass man in einem Wort zusammen fassen kann:
Wunschdenken.

Es mag ja so sein, dass es in der Wüste Hallizinationen gibt, eine Oase „wahrnehmend" die eben doch nicht da ist.
Insofern wäre es in der Tat unberechtigter Optimismus, dass jene Halluzinationen je aussterben. Dazu sind die Verhältnisse nicht danach. Dennoch sage ich klar. Jene Typen, die etwa Maxim Gorki in seinem „Nachtasyl" beschrieb. Da kann man die Motivation ja nachvollziehen, und vielleicht sogar verstehen.

Nur, es gibt in der einschlägigen hier kritisierten „Szene", auch „prächtige Mittelstandsexemplare". Für die haben ich allerdings beim „kultivieren" solcher Halluzinationen, nun überhaupt keinen „Respekt". Die sind in meiner Sicht diesbezüglich genau so mies wie etwa der Rattenfänger Fred Franz mit seiner seinerzeitigen 1975-These.

Zurückkehrend zu den Israel-Verklärern.
Gängige Meinung in den Kreisen war eigentlich gewesen, die Sowjetunion würde Israel angreifen. Das wiederum wäre dann identisch mit dem heiß ersehntem „Harmagedon", dem aber Lindsey und Konsorten durch eine wundersame „Entrückung" selbst zu entgehen vermeinen.

Das mit der Sowjetunion war dann wohl nichts (wie ja selbst diese religiösen Spinner einräumen müssten, wenn sie denn ehrlich wären. Was sie aber mit Sicherheit nicht sind).

So werden wohl die heutigen Kolporteure eher einen Paradigmawechsel vornehmen. Die Sowjetunion etwa durch den Iran austauschen, oder ähnliches.

Wie immer man die Analyse des „Spiegel" auch einschätzt. Theoretisches Sandkastenspiel - oder prophetische Vorhersage. Eines dürfte auch klar sein. Das mit der „Entrückung", wird auch diesmal nichts werden. Und „Gerechte und Ungerechte" werden gleichermaßen unter den Folgewirkungen zu leiden haben.

So mancher stöhnt ja schon heute - etwa über die Benzinpreise. Ach ja stöhnen? Da kann ich mir doch eine bissige Anmerkung nicht ganz verkneifen.

Wie es die seinerzeitige „DDR" noch gab, waren auch von westlicher Seite durchaus gewünscht, Besuche der Westler im Osten angesagt. Nicht ausgesprochenes aber dabei durchaus beabsichtigtes Ziel (wenn nicht im Haupteffekt. So doch mit Sicherheit im Nebeneffekt), die Unzufriedenheit der Ostdeutschen Bevölkerung, zwar latent schon vorhanden, weiter zu schüren.
Nicht selten konnte man von solchem Besuch naserümpfend vernehmen, mit Blick auf die Ostdeutschen Tankstellen.

Was, 1,50 Ostmark müsst ihr für den Liter Benzin bezahlen? Bei uns kostet selbiger nur 0,50 DM.

Und als dann die „DDR" ihr ungeliebtes Leben ausgehaucht hatte, lernte ich dann ja auch selbst noch solch niedrige Benzinpreise (wenn auch nur für sehr, sehr kurze Zeit) kennen.
Heute gibt es die DM als Alltagszahlungsmittel nicht mehr. Die Euro trat die Nachfolge an. Etliche Preise im Neu-Buchhandel (beispielsweise) unterscheiden sich zwar kaum von DM-Zeiten. Vielfach sind sie gar noch höher. Der „feine" Unterschied ist nur der. (Pauschal gesagt, Cent-Rechnungen beiseite lassend), stellt der Euro die Halbierung der vormaligen DM dar. Und siehe da was sieht man jetzt an den Tankstellen über 1,50 Euro (Ergo 3,-- DM. In Ostgeldkurs jetzt erst lieber gar nicht umgerechnet), kann man jetzt an den Tankstellen lesen als Literpreis.

Tja so ist das halt mit dem „Naserümpfen". „Gestern noch auf hohen Rossen. Morgen die Kugel durch den Kopf geschossen".

Wer da wähnt.
A ja, das betrifft ja „nur" den „Nahen Osten". Ich lebe aber in Europa, wird sich vielleicht auf noch handgreiflichere Art und Weise belehren lassen müssen. So, geht die Rechnung nicht auf.

Sie geht auch nicht für die auf die „Entrückung" wartenden auf, und auch nicht für die da auf ihr Harmagedon zufiebernden. Ihr Harmagedon können sie, vielleicht sogar ungewollt noch bekommen.
Was sie indes nicht bekommen werden, ist das „Paradies". Und das alles nochmals gesagt.
Sowohl für „Gerechte als auch Ungerechte".

Das die WTG in solchen Konstellationen auch ihr stinkendes Süppchen zu kochen gedenkt, ist sicherlich keine neue Feststellung. Nicht die Himmelsakrobaten werden indes Unglück verhindern, sondern nur die, die durch politisches Handeln, den politisch Unverantwortlich Handelnden in den Arm fallen.
So es sie denn gibt.
Wenn ... es sie denn gibt.

Und in diesem Kontext sind die Zeugen unfraglich den „Himmelsakrobaten" zuzuordnen.

Ein Beispiel, wie die WTG in solchen Krisensituationen ihr Süppchen kocht, kann man auch einem Artikel des „Wachtturms" vom 1. 7. 1958 entnehmen. Aus ihm auch noch einige (nunmehr kommentarlose) Zitate:

„Wer wird den entscheidenden Schlag führen?
Die Vervollkommnung eines internationalen ballistischen Geschosses könnte bedeuten, daß durch den Druck auf einige Knöpfe ein Überraschungsangriff ausgelöst würde, durch den binnen fünfunddreißig Minuten ein großer Teil der Vereinigten Staaten verwüstet wäre. Schon der erste Schlag könnte der entscheidende Schlag sein. Aus diesem Grunde vertreten viele Leute in den Vereinigten Staaten die Auffassung, Amerika müsse den ersten Schlag führen. ...
Wenn wir zuerst angreifen würden, wäre dies ein 'Präventivkrieg' ...
Wenn keine solche internationale Verständigung zustande kommt, ist die freie Welt nicht nur gezwungen, sich auf den ersten Schlag vorzubereiten, sondern wir sollten in dem Augenblick, in dem die Mobilisation des Feindes offensichtlich die Gefahrengrenze für uns erreicht hat, den ersten Schlag führen können. ...
Bis jetzt halten die Vereinigten Staaten ihre bisherige Politik aufrecht und hegen nicht die Absicht zuerst anzugreifen. Sie schützen sich vor einer eventuellen kommunistischen Aggression, indem sie ihre Streitkräfte bereit halten und ihre Flugzeuge, mit Wasserstoffbomben beladen, in der Luft umherschwirren lassen. Sie glauben, daß diese Bereitschaft sie instand setzen würde, einen derart starken Vergeltungsschlag zu führen, daß es die Kommunisten nicht wagen, zum ersten Schlag auszuholen ...."


Vielleicht muss dieser WT-Artikel doch noch etwas kommentiert werden. Formal ist er ja, liest man ihn ganz, auf „neutral" getrimmt. Dennoch fällt schon auf, wie sich die WTG da zum Sprachrohr der damaligen US-Falken, im besonderen macht. Der Artikel ufert dann in das bekannte Endzeitszenario der Zeugen aus, das zitierte wird in Prokrustesbett-Manier dazu passend „gestreckt".

Ob die WTG mit dieser Zitierung, die damalige Stimmungslage sachgerecht wiedergeben hat, oder nicht, sei jetzt nicht weiter bewertet.


Ein Vergleich dazu

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Re: Vor fünfzig Jahren
geschrieben von: Drahbeck
Datum: 08. Juli 2008 06:42
In der sattsam vermeintlich „neutralen" Form, vermittelt „Erwachet!" in seiner Ausgabe vom 8. 7. 1958, wieder einmal einen Blick in die politische „Großwetterlage" des Jahres 1958.

Allem formal auf „neutral" getrimmten Getue zum Trotz, kann derjenige der sich nicht mehr im Sog der WTG befindet (ergo die Dinge auch nüchterner sehen kann) erkennen.
Hinter all dem, verbirgt sich wieder mal die Sicht der USA-Falken, via ihres (auch) Sprachrohres, Publikationen der WTG.

„Heute gehört uns Deutschland - und morgen die ganze Welt", grölten seinerzeit lautstark die Nazihorden in den Straßen.
Die „Tonlage" ist wohl zwischenzeitlich etwas „dezenter", vielleicht auch „gefälliger" geworden. Und von „Deutschland" kann in diesem Kontext in der Tat nicht mehr geredet werden.

Aber bekanntermaßen hat ja auch die WTG keinerlei Skrupel, ihre „Nord- Süd-Königs"-Auslegungen, je nach politischer Großwetterlage, anderen politischen Mächten zuzuordnen.
Insofern haben die „Heute gehört uns Deutschland und morgen die ganze Welt"-Gröler einen würdigen Nachfolger gefunden. Man ersetze nur die Vokabel „Deutschland" durch die Vokabel „Hedgefonds" sehe sich deren aggressives Gebaren im Detail an, und jann erkennen, „wohin der Hase läuft".

Natürlich kann man beim Stichwort „Hedgefonds" nicht in erster Linie auf die WTG zeigen. Das ist auch klar.
Aber zum flankierenden Umfeld, das weiter
dumm hält, und somit Sekudantendienste leistet, gehört auch nicht zuletzt, die WTG.

Nunmehr jenseits des großen Atlantiks und das Sprachrohr dieser Imperialisten (wie eingeräumt, in der Tonlage inzwischen etwas „dezenter", „gefälliger").
Oder wie
Karlheinz Deschner deren Slogan durchaus zutreffend auf den Punkt brachte:
„ Sprecht sanft und tragt immer einen Knüppel bei euch!"

Eines dieser Sprachrohre ist - auch - die WTG-Publizistik.

Letztere nahm nun eine NATO-Tagung in Frankreich zum kommentierenden Anlass, um darin, wieder mal, „dezent" verpackt, der Welt auch die Sicht und „Bauchschmerzen" der USA-Falken „gebührend" zur Kenntnis zu bringen.

Man las in diesem Artikel:

„Was veranlaßte vierzehn Staatsoberhäupter und den Vertreter des portugiesischen Staatspräsidenten, sich vom 16. bis 19. Dezember in Paris zu versammeln? - Furcht!
Diese Männer vertraten die fünfzehn Mitgliedstaaten der NATO ... Diese internationale Organisation verdankt der Furcht ihren Fortbestand. Wenn sich ihre Mitglieder nicht fürchteten, würde es diese Organisation gar nicht geben.

Neun Jahre sind seit der Geburt der NATO vergangen. Ihre Streitkräfte zählen 1.300.000 Mann, die 46 Divisionen bilden. Außer diesen sind in den 15 Mitgliedstaaten noch mehr als drei Millionen Mann unter den Waffen. Diese Streitkräfte werden ferner durch starke See- und Luftstreitkräfte unterstützt, die zum Teil mit Atomwaffen ausgerüstet sind.
Warum fürchten sich die NATO-Staaten trotz dieser großen militärischen Macht, über die sie verfügen? Warum
fürchtet sich das mächtigste NATO-Mitglied am meisten [Hervorhebung nicht im Original]

Die Ursache dieser Furcht ist der russische Erfolg in der Entwicklung interkontinentaler ballistischer Geschosse und in Verbindung mit dem Abschuß schwerer künstlicher Monde. Die Erfolge der Russen haben gezeigt, daß sie auf dem Gebiet der Raketenkonstruktion der übrigen Welt voraus sind. Diese Überlegenheit hat die Vereinigten Staaten, das führende NATO-Mitglied, in Furcht versetzt.

Den Vereinigten Staaten ging es auf der Pariser Konferenz vor allem darum, in Europa Abschussbasen für Mittelstreckenraketen zu erhalten. Sie vertraten den Standpunkt, dies sei eine strategische Notwendigkeit, bis sie im Besitz einer interkontinentalen ballistischen Rakete sein würden.

Im Verlauf der Konferenz zeigte es sich jedoch, daß der Mehrzahl der europäischen Vertragsstaaten nicht daran gelegen war, daß in ihrem Land Abschußbasen für Raketen gebaut und Atomwaffen gelagert werden. Die Antwort der Norweger war ein entschiedenes Nein. Einar Gerhardsen, der norwegische Premierminister, erinnerte die Konferenz daran, daß Norwegen die Politik verfolge, keine fremden Truppen auf norwegischen Boden stationieren zu lassen, solange Norwegen kein Angriff drohe.

„Wir sehen nicht ein", sagte er, „warum wir diese Politik ändern sollten; auch haben wir in Norwegen nicht die Absicht, auf norwegischem Gebiet Atomwaffen zu lagern oder Abschußrampen für Mittelstreckenraketen zu installieren."
Die Osloer Zeitung 'Dagbladet' wies darauf hin, daß solche Abschußrampen für Norwegen bedeuten würden, eines der ersten Länder zu sein, die im Falle eines Krieges angegriffen würden, denn Rußland würde zuerst die Länder angreifen, in denen sich Raketenabschußrampen befinden. Auf die Frage, warum die USA vor allem in Norwegen und Dänemark Raketenabschußrampen bauen möchten, schrieb die erwähnte Zeitung:

„Die Angriffsbasen könnten dann viel näher an der Sowjetgrenze erbaut werden; und weil - dies sind unsere Worte - die USA dadurch in einem Maße entsetzt würden, weil der Angegriffene natürlich immer zuerst darauf bedacht ist die Angriffsbasen des Feindes zu vernichten. Angesichts dieser harten Tatsachen ist es müßig, voreilig vom Mittragen der Last zu sprechen. In Wirklichkeit bedeutet es, daß man Norwegen und Dänemark neue große Lasten aufbürden will, um die Großmächte, besonders die USA, zu entsetzen."

So empfanden viele NATO-Mitglieder. Sie verhielten sich daher gegenüber dem Angebot der Vereinigten Staaten, sie mit Raketen und Atomwaffen zu versorgen, kühl. Sie lehnten es ab, über diesen Vorschlag zu diskutieren, und wünschten, daß die Abrüstungsverhandlungen mit den Russen wieder aufgenommen werden. Die Amerikaner waren über diese Reaktion enttäuscht.

Schließlich wurde eine Kompromißlösung gefunden. Die Vertragsstaaten gaben ihre Zustimmung zum Bau von Raketenbasen durch die USA in den Ländern, die ihre Einwilligung dafür geben würden. Dafür erklärten sich die Vereinigten Staaten bereit, mit den Russen wieder über die Abrüstung zu verhandeln, und zwar am liebsten im Rahmen der Vereinten Nationen.

Die NATO-Konferenz vermochte jedoch nicht die internationale Furcht zu beseitigen. Die Vereinigten Staaten befürchten immer noch; daß im Falle eines Krieges mit Rußland auch der amerikanische Kontinent zum Kriegsschauplatz werden würde.

Auch die Furcht der Europäer ist durch die Konferenz nicht kleiner geworden. In den Kreisen der Rechtsparteien wird befürchtet, die NATO könne den kommunistischen Vormarsch nicht aufhalten. Die Linksparteien dagegen sind nicht überzeugt, daß die Sowjetunion eine militärische Gefahr darstelle. Sie sind der Meinung, daß Amerikas Politik geradeso gefährlich sei, wenn nicht noch gefährlicher. Sie behaupten, die Russen brauchten Frieden und Abrüstung, um ihr sozialistisches Regime zu konsolidieren und das Volk, das einen höheren Lebensstandard fordere, zu befriedigen. Sie behaupten, daß die NATO die nicht gerade blühende Wirtschaft der europäischen Mitgliedstaaten zugrunde richte. Sie betrachten die NATO als einen Vorwand für die Aufrüstung, für die Ausdehnung des Einflusses Amerikas und für die Vervollständigung des amerikanischen Verteidigungssystems.

Diese Ansicht mag für amerikanische Ohren eigentümlich klingen, aber es ist erstaunlich, wie viele Europäer so denken. Die Europäer, sie mögen links- oder rechtsgerichtet sein, können die Warnung Chruschtschews nicht vergessen, der sagte, daß Europa in einen Friedhof verwandelt würde, wenn Raketen von europäischen Basen aus gegen Rußland abgeschossen werden.

Die Russen fürchten sich jedoch nicht weniger als die Westmächte. Einer der maßgeblichsten Rußlandkenner in Amerika sagte, daß die gewaltigen Armeen, die Rußland unterhalte, das Ergebnis eines Verteidigungskomplexes seien, der in Rußland seit der Revolution bestehe. Infolge dieses Komplexes sehe die Sowjetregierung in der NATO mehr als einen reinen Verteidigungspakt. Sie sehe in ihr ein potentielles Angriffsmittel.

Der Moskauer Korrespondent der 'New York Times' äußerte eine ähnliche Ansicht. Er sagte: „Kurz nach dem Ausbruch der Revolution erschienen in der Sowjetunion ausländische Truppen: und diese Intervention ist nie vergeben und vergessen worden ... Es ist daher nicht verwunderlich, daß die NATO in der Sowjetunion Bitterkeit hervorruft ... Die Moskauer Führer betrachten diese Organisation als Bestandteil eines ,imperialistischen' Planes, um die Sowjetunion zu vernichten. Anders darüber zu denken fällt ihnen so schwer, wie es den Mitgliedern der NATO schwerfallen würde, von dem Gedanken loszukommen, daß sie sich vor der sowjetischen Macht nicht zu fürchten brauchen." ..."

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Re: Vor fünfzig Jahren
geschrieben von: Drahbeck
Datum: 15. Juli 2008 01:21

„Lässt Du Dich vom Aberglauben oder von Erkenntnis leiten?" fragt der „Wachtturm" in seiner Ausgabe vom 15. 7. 1958.
Und zur Illustration sieht man ein Kind, welches sich im dunklen Zimmer fürchtet; aber zu strahlen anfängt, sobald das Licht angeht.
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Man kann dem WT noch gar nicht mal abstreiten, dass er damit eine Wesenseigenschaft menschlicher Existenz erfasst hat.
Dunkelheit (oder Nichtwissen), kann in der Tat Furcht hervorrufen.
Nur, dass muss man dann wohl auch sagen.
Religion insgesamt - einschließlich der WTG-Religion - pflegt solche Angstzustände im besonderen zu kultivieren, um auf ihrer Basis das eigene „Melkgeschäft" (seelisch, zeitlich und durchaus nicht an „letzter" Stelle, finanziell) zu betreiben.

Der genannte WT-Artikel möchte das nun so darstellen.
Das alles gälte ja nur für die Konkurrenzreligionen.
Das hingegen dürfte mit Sicherheit auch zu der Dunkelheit gehören, die auch die WTG allerkräftigst zu schaffen sich bemüht.

Ihr besonderes „Patentrezept" dabei „abschotten" gegenüber Einflüsse, die ihren eigenen egoistischen Zielen nicht förderlich sind.

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Re: Vor fünfzig Jahren
geschrieben von: Drahbeck
Datum: 22. Juli 2008 07:28
1966/67 kam bekanntlich die WTG-1975-These auf, die insbesondere mit dem Namen des Fred Franz verbunden ist. Mit einer der ersten deutschen WTG-Funktionäre, der diese Thematik mit in einem seiner öffentlichen Vorträge einbaute, war wohl der damalige WTG-Bezirksaufseher Kretschmer, in seinem Vortrag „Ausharren im Glauben" auf einer Kreisversammlung im März 1967.

Es ist schon bemerkenswert, welchen Bogen da
Kretschmer spannte. Etwa wenn er äusserte

„Noch vor einem Jahr hat man davon gesprochen, dass die Weltraumziele verwirklicht werden, 1973, 74, 75. Man will zum Mond ... Hast Du letztens die Zeitungen gelesen? Alle Projekte sind vertagt. Man will 1971 hoch, man will 1969 hoch, man will im nächsten Jahr schon hoch ... 1967 schon hoch ... Warum?
Weil sie keine Zeit mehr haben bis 1975".


Und im weiteren Verlauf seiner Ausführungen, erklärte er, durchaus in Übereinstimmung mit der damaligen WTG:

„Die chronologische Zeitrechnung ... mit 99,9% Sicherheit alles auf das Jahr 1975 zeigt, das Jahr der Tausendjahrherrrschaft Jesu Christi. ...
Verstehen wir, was auf uns zukommt? Verstehen wir, wie lange dieses „System der Dinge" besteht? ..."


Nun, man kann wohl unterstellen. Kretschmer's damalige euphorisierte Zuhörerschaft, meinte wohl verstanden zu haben. So verstanden, wie schon weiland die Anhänger des William Miller dies für 1843/44 „verstanden" hatten, und der gesamte Rattenschwanz der sich in Kontinuität, in der geschichtlichen Entwicklung, noch daran hängen sollte.

Das Kretschmer das Thema Weltraumfahrt, ausdrücklich in seiner Ausführungen mit einbaute, ist wohl kaum ein Zufall. Ein knappes Jahrzehnt vorher bereits, hatte die WTG auch extensiv auf diesem „Klavier" gespielt. Insbesondere das WTG-Buch „Dein Wille geschehe", ist da zu nennen.
Aber, es gab dazu auch flankierende Artikel in der WTG-Zeitschriftenliteratur. Insbesondere darf man auch jenen „Wer wird den Weltraum beherrschen?" überschriebenen Artikel in der „Erwachet!"-Ausgabe vom 22. 7. 1958 dazurechnen.

Selbiger bringt wieder einmal - die damalige Befindlichkeit der USA-"Falken" zum Ausdruck.

Einige Auszüge aus ihm nachfolgend:


„Das Wettrennen zum Mond ist im Gange. Der Wettkampf zwischen Ost und West ist nicht langer ein bloßes Raketen-Wettrennen, sondern hat sich zu einem Wettrennen um die Beherrschung des Weltraums entwickelt.

Warum besteht eine solch große Dringlichkeit, den Weltraum jenseits der Erdatmosphäre zu beherrschen? Der amerikanische Senator Lyndon B. Johnson erklärte vor kurzem:
"Wer jene letzte Stellung beherrscht, erlangt die Kontrolle, die totale Kontrolle, über die Erde." Somit, so sagte er, geht es in dem "dringenden Wettrennen, in dem wir uns jetzt befinden - oder an dem wir uns jetzt beteiligen müssen -, nicht um das Wettrennen, Fernraketen zu vervollkommnen", sondern, fügte er hinzu, es geht um "die letzte Stellung - die Stellung der totalen Kontrolle über die Erde, die irgendwo draußen im Weltraum liegt".

So ist nicht das bloße wissenschaftliche Interesse am Weltraum der Anlaß zu all dem Gerede über bemannte Satelliten und Stützpunkte auf dem Mond. Wenn dies der Fall wäre, so würden solche teuren Unternehmen nur langsam vorangehen. Aber nun ist es ein Wettrennen um die Beherrschung der Erde durch die Beherrschung des Weltraumes. Es ist ein Wettrennen, das allen Anzeichen nach schnell ausgetragen wird. Immer wenn militärische Führer diese Angelegenheit besprechen, so merkt man, daß es sich um etwas sehr Dringliches handelt.

Führende Raketenspezialisten bezeugten kürzlich, daß die Vereinigten Staaten bald aus dem Wettrennen um die Beherrschung des Weltraums ausgeschieden würden, wenn sie nicht weit leistungsfähigere Raketen entwickelten. Dr. Wernher von Braun, ziviler Leiter des ballistischen Raketenprogramms der Armee, sagte, er sei fest davon überzeugt, daß die Vereinigten Staaten sich "in einer tödlichen Gefahr" befänden, wenn die Russen als erste den Weltraum beherrschten. Generalmajor John B. Medaris, Dr. von Brauns militärischer Befehlshaber, sagte:
"Meine persönliche Meinung ist die, daß, wenn wir nicht bis 1961 ein Antriebsaggregat mit einem Schub von etwa 500.000 kg entwickeln, wir keinen Frieden haben werden - wir werden aus dem Rennen ausgeschieden sein."

Zwei hauptsächliche Ziele in dem Wettrennen um die Beherrschung des Weltraums sind die Konstruktion einer bemannten Raumstation und die Errichtung von Stützpunkten auf dem Mond. In dem Buch 'Rockets Beyond the Earth' heißt es: „Wenn man den militärischen Vorteil in Betracht zieht, der durch die Satelliten und Stützpunkte auf dem Mond erwächst, und wenn man an die gewaltige Kraft atomarer Sprengstoffe denkt, so versteht man, daß sich die Vereinigten Staaten es nicht leisten können, zuzulassen, daß die Sowjetunion sich an einem erfolgreichen Raumprogramm beteiligt, ehe wir dies tun. Jedoch können es sich die Sowjets von ihrem militärischen Standpunkt aus richtigerweise auch nicht leisten, daß wir als erste ein erfolgreiches Raumprogramm betreiben. Es ist eine ziemlich verzwickte Lage, Keine der zwei führenden Weltmächte kann es sich leisten, die andere zuerst in den Weltraum zu lassen."

Wann rechnen die Nationen damit, eine bemannte Raumstation zu errichten und den Mond zu erreichen?
"Das ist eine Frage der Finanzierung", erklärte Dr. von Braun.
"Das ist die Wurzel des ganzen Problems."

Willy Ley, wahrscheinlich der bekannteste Vertreter der Raketenwissenschaft und der Raumfahrt, hat trotzdem folgende Voraussage gemacht:
"Meines Erachtens werden wir in sechs Jahren ein bemanntes Raumschiff haben. In 10 bis 12 Jahren können wir eine Raumstation haben und nach drei weiteren Jahren ein Mondschiff."
Er fügt hinzu:
"Es ist schwer, wenn die Erwachsenen, die in dem Gedanken erzogen wurden, daß eine Reise zum Mond etwas aus einem Roman von Jules Verne sei, heute feststellen müssen, daß dies nicht nur möglich, sondern sogar sicher ist.

Die Russen, von denen man allgemein annimmt, daß sie im Wettrennen um die Beherrschung des Weltraums einen Vorsprung von einigen Jahren haben, mögen einen ganz anderen Zeitplan haben. Ein führender russischer Raketenexperte sagt, daß ein Flug zum Mond innerhalb der nächsten drei Jahre möglich sei.

Die Experten plaudern nicht alles aus, was sie für Pläne in bezug auf Satelliten und Stützpunkte auf dem Mond haben. Es ist jedoch genug gesagt worden, so daß wir uns ein Bild darüber machen können, wie die Nationen ihre Raumstationen und Stützpunkte auf dem Mond zu verwenden beabsichtigen. ...

Dr. von Braun, der während des zweiten Weltkrieges die Arbeiten der V-2-Rakcte leitete, hat viel über die Verwendung der Raumstationen gesagt. J. N. Leonard äußert sich in seinem Buche 'Flight into Space' über Dr. von Brauns Ansichten und schreibt:
"Von Braun erklärt, daß die Satellitenstation die zwei notwendigen Dinge für einen erfolgreichen Krieg bieten wird: Beobachtung und Bombardement. Sie wird alle zwei Stunden die Erde umkreisen, und während die Erde sich langsam um ihre Achse dreht, wird jeder Teil ihrer Oberfläche in das Blickfeld rücken ... Man kann mit Teleskopen im Raum viel besser sehen als in der Atmosphäre, da die Schärfe ihrer Bilder nicht durch kleine Störungen der sie umgebenden Luft reduziert wird. Von Braun ist der Ansicht, daß man mit einem 2,5-Meter-Teleskop, das sich ständig neben der Satellitenstation befindet, Gegenstände auf der Erdoberfläche beobachten oder fotografieren kann, die nur einen Durchmesser von 30 Zentimetern haben. Zum Beispiel könnte jede Bewegung von Menschen oder Maschinen in Sowjetrußland von dem Satelliten aus wahrgenommen werden. Beobachter im Räume könnten sogar das Ablösen der Wache im Kreml verfolgen ...

Die Bewegungen des Feindes zu beobachten ist der erste Schritt in einem Kriege; der zweite Schritt besteht darin, ihn abzuknallen, wenn er eine feindliche Bewegung macht. Von Braun glaubt, daß dieses von der Satellitenstation aus mit Erfolg geschehen kann, Er schlägt vor, dies mit kleinen atombestückten Fernlenkraketen zu machen ... selbst wenn Raketen von unten emporsteigen könnten, glaubt von Braun, daß sie mit Leichtigkeit durch die bessere Ausrüstung der Besatzung, die sich im Raum verschanzt hat, abgewehrt werden können."

Aber es bestehen wachsende Zweifel, ob eine Raumstation einen entschlossenen Raketenangriff überleben kann. Ein Treffer von einer Rakete, die eine Atombombe trägt, würde sie außer Gefecht setzen. So geht das Wettrennen um die Beherrschung des Weltalls über Raumstationen hinaus - zum Mond.
Ein Offizier der Luftwaffe sagte:
"Ich sehe in den Abschußbasen auf dem Mond ein unantastbares Mittel der Vergeltung gegen irgendeine plündernde Angreifer-Nation."

Für militärische und politische Führer ist die Kontrolle des Mondes nicht mehr so lächerlich und spaßig, wie es scheint. Den Nationen ist es ernst. Der Mond scheint als ein Treibstoff-Aufnahmepunkt, als eine Absprungstation und als Raketenbasis einen gewaltigen strategischen Wert zu haben. In dem Buch 'Rockets Beyond the Earth' heißt es:
"Es ist viel schwerer und komplizierter, Stützpunkte auf dem Mond zu zerstören, die sich gut verstreut, getarnt, unter Bergmassiven versteckt befinden und die in der Lage sind, Riesenraketen ins Herz irgendeiner angreifenden Nation zu schießen. Die Mond-Erde-Rakete ist keine komplizierte oder teure Angelegenheit. Die ... V-2-Rakete, die roh und plump im Vergleich zu den Raketen ist, die jetzt entwickelt werden, könnte vom Mond zur Erde gefeuert werden ... Ohne daß der Motor auf Hochtouren läuft, würde die Rakete leicht vom Mond abfliegen."

Es steigen bestimmt viele interessante Fragen auf. Wenn die Nationen mit ihrem geplanten Weltraum-Unternehmen Erfolg haben, wäre es dann wahrscheinlich, daß sie überredet werden könnten, ihre nationalistische Politik nicht mitzunehmen? Sollte es einer Nation gelingen, Menschen auf den Mond zu senden, könnte es sich dann jene Nation leisten, andere Nationen Ansprüche auf Gebiete auf dem Mond stellen zu lassen ? Wenn die rote Flagge auf dem Mond gehißt sein sollte, würde dann dieser Himmelskörper nicht bald von Raketen strotzen, die mit H-Bomben bestückt, und erdwärts gerichtet sind ? Wenn Menschen den Mars erreichten, würde jener Planet in Übereinstimmung mit seinem Namen nicht ein Schlachtfeld werden, das mit dem Blut getränkt ist, welches für den Kriegsgott vergossen wurde? Würde eine Weltorganisation wie die Vereinten Nationen in der Lage sein, Streitigkeiten im Weltraum zu schlichten und dadurch einen Krieg im Weltraum abzuwenden? Ist die UN denn jetzt in der Lage, den Wettlauf um die Beherrschung des Weltraums aufzuhalten?

Der Raumschriftsteller Martin Caidin äußert seine Ansichten diesbezüglich und sagt:
"Die ersten Menschen, die auf dem Satelliten der Erde landen, werden das Gebiet für die Nation, die sie vertreten, beanspruchen ... Wenn die Sowjetunion die erste Nation wird, die den Raum überbrückt und dort einen künstlichen Satelliten Umlaufen läßt oder eine Mondstation errichtet, wird sie einen Präzedenzfall schaffen dafür, daß sie anderen Nationen entweder erlaubt, etwas ähnliches zu tun, oder nicht. Dann werden die Russen auf der Grundlage, daß eine solche Handlungsweise irgendeiner anderen Nation eine militärische Bedrohung für sie darstellt - wie sie aller Wahrscheinlichkeit nach entscheiden werden -, jedes ihnen zur Verfügung stehende physikalische Mittel anwenden, das betreffende Land an der Verwirklichung seiner Raumfahrtprogramme zu hindern ... Wenn ... die Sowjetunion mit Erfolg ihr Raumprogramm durchführt, ehe wir dies tun, dann sollte man erwarten, daß diese Nation im Weltraum das gleiche tut, was sie auf der Erde getan hat." ...

Was würde geschehen, wenn die Nationen bei ihrem geplanten Raumabenteuer Erfolg haben sollten, so wie sie es wünschen? ...

Was wird die Zukunft bringen ? Wird Gott zulassen, daß die Nationen den Weltraum verderben? ...

Jehova erklärt: "Wenn sie in die Unterwelt (den Scheol, Elb) einbrechen, wird meine Hand sie von dort zurückholen; und wenn sie in den Himmel hinaufsteigen, will ich sie auch von dort hinabstürzen; und wenn sie sich auf dem Gipfel des Karmels verstecken, will ich sie dort aufspüren und zurückholen; und wenn sie sich vor meinen Blicken auf dem Meeresgrunde verbergen, will ich dort der Seeschlange gebieten, sie zu beißen." ...
Es wird die verderbliche Politik selbstischer Menschen in dieser Generation zum Abschluß bringen. "Noch um ein Kleines, und der Gesetzlose ist nicht mehr; und siehst du dich um nach seiner Stätte, so ist er nicht da. Aber die Sanftmütigen werden das Land besitzen und werden sich ergötzen an Fülle von Wohlfahrt ...."

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Re: Vor fünfzig Jahren
geschrieben von: Drahbeck
Datum: 01. August 2008 06:17
Der „Wachtturm" vom 1. 8. 1958 meint postulieren zu sollen:
„Viele angebliche Christen behaupten, daß zwischen der Rückkehr der Juden aus Babylon nach Jerusalem im Jahre 537 v. Chr. und der Rückkehr der Juden nach Israel in der Gegenwart eine Parallele bestehe. Damals waren aber die Beweggründe religiöser Natur. Die zurückkehrenden und die in der Fremde bleibenden Juden wohnten alle im gleichen Land, in Babylon, und jene, die zurückkehrten, erwarteten nicht, daß ihnen dadurch wirtschaftliche und politische Vorteile erwachsen würden, sondern sie wußten, daß die Rückwanderung Beschwerden mit sich brächte. Heute ist es jedoch gerade umgekehrt. Man erblickt darin hauptsächlich politische und wirtschaftliche Vorteile. Ein offenkundiger Beweis hierfür ist einerseits die Tatsache, daß - wenn der Antisemitismus zunimmt - auch die Zahl der Rückwanderer nach Israel zunimmt, wie das in jüngster Zeit der Fall war, da aus Ungarn, Marokko, Ägypten, Tunesien und Polen unablässig Juden nach Israel zurückkehrten in der Hoffnung, ihre Lage in wirtschaftlicher und politischer Beziehung zu verbessern.

Andererseits zeigt die Statistik, daß im Laufe der ersten sieben Jahre, während denen der Staat Israel bestanden hat, nahezu 5000 Juden mehr aus Israel nach westlichen Ländern zurückkehrten, in denen die Verhältnisse günstiger sind, als aus diesen Ländern nach Jerusalem auswanderten. Somit kann zwischen Absichten und Beweggründen, die die Juden im Jahre 539 v. Chr. zur Rückkehr nach Jerusalem bewegen, und denen, die die heutigen Juden zur Rückkehr bewegen, offensichtlich keine Parallele gezogen werden."


Auch mit dieser Notiz setzt also der „Wachtturm" des Jahrganges 1958 seine Linie fort, sich von anderen religiösen Israel-Verklärern, eindeutig abzusetzen.
Einen anderen Bericht auf dieser „Wellenlänge" konnte man ja schon in der „Wachtturm"-Ausgabe vom 15. 5. 1958 beobachten, worauf schon früher eingegangen wurde.
Siehe dazu:
Wachtturm 15. 5. 58

Das der WT innerhalb kurzer Zeit, dieses Thema nun schon zum zweiten Male aufgreift, darf unfraglich so gedeutet werden.

Da hatte ein „Stafettenwechsel" stattgefunden. Insbesondere evangelikale Kreise (auch und besonders in den USA) wiederkäuten ja die Philosemitismus-Begünstigung bis zum Erbrechen.
Auch jene marginalen Kreise, mit WTG-Ursprung (nunmehr aber unabhängig von letzterer) gehörten fraglos mit dazu.

Insofern kann man das alles einordnen, in die Rubrik: Absetzen von der religiösen Konkurrenz.
Die Argumente, welche da der „Wachtturm" im einzelnen vortrug, seien auch nicht weiter bewertet.

Dennoch wirken selbige aus WTG-Munde etwas reichlich unvollständig.
Von der Sache her ist es eben keineswegs „unbedeutend", welchen Part die WTG einst selbst in dieser Sache - noch dazu damals an führender Stelle - spielte.

Man vergleiche etwa:

Russell: Die nahe Wiederherstellung

Rutherford: Trost für die Juden

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Re: Vor fünfzig Jahren
geschrieben von: Drahbeck
Datum: 08. August 2008 04:32
Das US-Kriegsministerium, genannt „Pentagon" gibt bekannt.

Was wäre eine Bekanntmachung dieser Behörde, gäbe es nicht dazu auch eilfertige Presseorgane, die sich seiner annehmen, und sie postwendend weiterleiten?!
Zu denen die es als „Ehrensache" ansahen, sich in den Dienst der Verlautbarungen des Pentagon zu stellen, gehört offensichtlich auch das „Erwachet!" der Zeugen Jehovas.

Nun liegt es ja im Ermessen von Redaktionen, die Meldungen die sie so weitergeben, etwas an ihre jeweilige Klientel „anzupassen". Diesen Ermessensspielraum hat sicherlich auch das „Erwachet!" und nutzt ihn auch. In dieser Konsequenz findet man in „Erwachet!" auch keinen Satz der Art etwa:


„In Speichelleckerischer Unterwürfigkeit, teilen wir hiermit mit, was das Pentagon für Mitteilenswert erachtet. Wir hoffen doch, das man dort unseren vorauseilenden Gehorsam zu würdigen weis. Und vielleicht „wäscht da mal eine Hand die andere". Sollte es so sein, wir würden es begrüssen. Jedenfalls wollen wir alles tun, was diesem Ziele dienlich sein kann."

Einen Satz eben zitierter Art findet man gedruckt, im „Erwachet!" sicherlich nicht. Aber „zwischen den Zeilen gelesen", ist es genau das, was auch die „Erwachet!"-Redaktion „beflügelte"!

In der „Erwachet!-Ausgabe vom 8. 8. 1958, konnte man wieder einmal lesen:


„Die amerikanische Armee gab kürzlich einen Bericht über die Stärke der Sowjetunion heraus, in dem es heißt, daß es der Sowjetunion möglich sei, sowohl einen größeren Krieg mit konventionellen als auch mit atomaren Waffen zu führen. Sie sei zu drei Dingen imstande:

1. Einen größeren Landkrieg zu beginnen, der ohne Zuhilfenahme von Massenvernichtungswaffen geführt werde,
2. Einen umfassenden Nuklearkrieg auszulösen und
3. Mannschaften als „Freiwillige" zu liefern und Materialnachschub für Gebiete zu beschaffen, die der Sowjetunion nahe liegen und für die Ausbreitung des Kommunismus anfällig sind. Aus dem Bericht geht ferner hervor, daß Rußland im Falle eines Angriffs auf die NATO-Streitkräfte in Westeuropa vermutlich zwei oder drei Fronten errichten würde, die eine Stärke von je 750.000 bis 1.000.000 Mann hätte. Die russische Panzerwaffe, die als die stärkste der Welt angesehen wird, soll den mittelschweren Nachkriegspanzer T-34 mit einem 100-mm-Geschütz sowie ein neues, schweres Modell mit einem 122-mm-Geschütz und die dicken Panzerplatten umfassen. In dem Bericht heißt es abschließend, daß die sowjetischen Streitkräfte in der Hand der kommunistischen Regierung ein enormes Werkzeug darstellen. Diese Kriegsmaschine befindet sich ständig in Einsatzbereitschaft, um jede Aufgabe zu lösen, die ihr die sowjetische Politik stellen könne."


Noch bezüglich einer weiteren vermeintlichen „Horrormeldung" sieht sich die gleiche „Erwachet!"-Ausgabe in der Bringeschuld eines Multiplikators.

Ihr zufolge wurde auf einer Konferenz für das Gesundheitswesen vom stellvertretenden sowjetischen Gesundheitsminister Schdanow in Rochester (New York) erklärt,

„daß in der Sowjetunion zur Zeit doppelt so viele Ärzte ausgebildet würden wie in den Vereinigten Staaten. In der Sowjetunion sei das Problem der medizinischen Betreuung der Bevölkerung so gut wie gelöst. Seit dem Jahre 1913 habe sich die Zahl der Todesfälle von 30,2 je 1000 Einwohner auf 7,3 im Jahre 1937 vermindert. Die Geburtsrate ist in der Sowjetunion etwa gleich wie in den USA; in der UdSSR beträgt sie 25 auf 1000 Einwohner, in den USA 24,9."

Und aus welcher Motivation heraus bringt nun „Erwachet!" auch die letztere Meldung? Will es damit sagen, alles erstunken und erlogen. Wir beweisen das Gegenteil? Nichts von alledem liest man in dieser „Erwachet!"-Ausgabe. Aber etwas anderes liest man, erneut, auch in dieser „Erwachet!"-Ausgabe.

Der „Sputnik-Schock" treibt die herrschenden Kreise der USA und ihre Multiplikatoren, wie eben auch das „Erwachet!", weiter um.
Als die Sowjets eben ihren sogenannten „Sputnik" lancierten, da begann das große Wehklagen in den USA. Wie denn das nur möglich gewesen sei, wo wir doch immer dachten. Die dummen Russen sind doch ohnehin „Vollidioten". Und selbige könnten doch ohnehin nichts Innovatives auf die Beine stellen. Selbst ihre total (jetzt) veralteten Automodelle haben sie ja mal von uns „geklaut" und anderes mehr in der Richtung.

Und nun muss man auch in den USA die Meldung von dem „Sputnik" zur Kenntnis nehmen. Selbiger noch dazu, vor den USA, auf eine Umlaufbahn gebracht.
Irgendwie deuchtete da selbst dem borniertesten Hinterwäldler in den USA. Die bisherige Einschätzung der Sowjetunion, bedarf wohl einer Korrektur. Und diese Stimmungslage manifestierte sich dann in dem Begriff „Sputnikschock".

Die erste Ernüchterung überwindend, ging man ans Analysieren. Und man war auch bald fündig. Die Sowjetunion habe halt mehr in ihr Bildungssystem investiert, und so auch entsprechende Früchte ernten können.

Die USA hingegen würden klassischerweise weiterhin in Verblödungsinstrumentarien investieren. Allen voran das der Religion. Das sprach man nicht so aus. Man wählte da lieber den Weg „niemand im eigenen Lande wehtun zu wollen".

Ergo lies man die Verblödungsindustrie der Religion, lieber unangetastet.
Natürlich muss man auch das ergänzend sagen. Was da die Sowjetunion in Sachen Religionspolitik betrieb, war Totalitarismus pur. Und es zeigte sich auch, nach dem Ende der Sowjetunion, wie das Pendel prompt umschlug. Die Religion dort eine vorher nicht geahnte Blütezeit erreicht.
Auch das braucht nicht zu verwundern, hätte man beachtet, was schon ein bedeutender Mann davor aussprachen. Religion sei zugleich der Seufzer der bedrängten Kreatur.

Dogma der sowjetischen Religionspolitik indes war. Wir haben ja schon das „Paradies". Ergo brauchen wir keine anderen windigen Paradiesverkäufer.
Das eben ist der grundsätzliche Irrtum. Außer einigen gehobenen Funktionären, waren eben für die Mehrheit der sowjetischen Bevölkerung, die tatsächlichen Lebensbedingungen, alles andere als „paradiesisch". Und das sollte sich zur gegebenen Zeit auch noch empfindlich rächen.

Zurückkehrend zu den USA
Aber man erkannte klar. Es ist wohl jetzt ein radikaler Kurswechsel auch auf dem Bildungssektor, in den USA angezeigt. Man könne es nicht länger beim „kleckern" belassen, man müsse jetzt diesbezüglich „klotzen".

Und so ist es denn auch abgelaufen. Nun soll „der Teufel bekanntlich im Detail stecken". Auch diese Erfahrung musste man dann noch in den USA dabei sammeln.

Und dem Wehklagen über solch ein Detail, kann man just auch in dieser „Erwachet!"-Ausgabe begegnen.

„Weisheit und das amerikanische Schulsystem" lautet ein diesbezüglicher „Erwachet!"-Artikel. Und in ihm kann man auch die Sätze lesen (unter anderem):


„Die Erzieher können sagen, was sie wollen, aber eine strenge geistige Ausbildung ist für das spätere Leben des Kindes genauso wichtig wie ein strenges körperliches Training für einen angehenden Sportler. Erzieher, die das Bildungsniveau senken und die Vermittlung von Kenntnissen in den Hintergrund schieben, offenbaren keine Weisheit.

Dasselbe gilt von jenen, die die Theorie vertreten, daß jeder Schüler, ob er gut oder schlecht sei, versetzt werden soll. Wie kann ein solches Vorgehen ein Kind Selbstzucht lehren? Wie können Kinder, die automatisch versetzt werden, lernen, fleißiger zu sein und sich mehr anzustrengen? Was ist das für eine Erziehung für den Konkurrenzkampf, der in der Welt auf sie wartet. ..."


:Und in diesem Kontext meint „Erwachet!" dann mit seinen eigenen „Patentrezepten" des Drills punkten zu können, um dessen Konsequenz, vielleicht sogar die Kadettenschulen des sowjetischen Militärs (und andere mehr) „vor Neid erblassen".

Das „Patentrezept" von „Erwachet!" lautet:

"Ein Kind braucht jemanden, der ihm sagt, was es tun muß, und der es zurechtweist, wenn es nicht gehorcht. Dieser Gedanke wurde schon vor langer Zeit in der Bibel wie folgt zum Ausdruck gebracht: „Narrheit ist gekettet an das Herz des Knaben; die Rute der Zucht wird sie davon entfernen. ..."

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Re: Vor fünfzig Jahren
geschrieben von: Drahbeck
Datum: 15. August 2008 07:36
Als die ersten Christen „Körperschaft des öffentlichen Rechts" wurden. Pardon, den Begriff gab es damals ja noch nicht. Nur eben die Sache.
Just zu jener Zeit fiel auch die Lebenszeit eines gewissen Aurelius Augustinus (354 - 430).

Herr Augustinus erlebte noch in seiner Jugendzeit die Regierungszeit des Kaisers Julians (361-363).
Dem Vernehmen nach soll besagter Kaiser Julian einen letzten Versuch unternommen haben, das „Alte" zu bewahren. Ihm war aber kein Erfolg beschieden, denn alle seine Nachfolger nannten sich nun „Christen".

Ob sie es denn waren, wäre wieder eine andere, nicht unwichtige Frage. Aber als Etikettenträger, wollten besagte Kaiser nun alle „Christen" gewesen sein.

„Christen"? War das nicht ursprünglich ein eschatologisch orientierte Strömung, die das Weltende nahe wähnte, und genau mit dieser Grundsatz-Erwartung scheiterte?!

Es wurde nun offenkundig, wenn nun selbst schon Kaiser „Christen" sein wollten, dass dann wohl ein paar Änderungen, keinesfalls unbedeutender Art, auf der Tagesordnung standen.

Tja heute noch echauffieren sich namentlich die Zeugen Jehovas, über eine dieser eingetretenen Änderungen, namens Trinität oder Dreieinigkeit. Je nebulöser und verwirrender das ganze formuliert, um so „besser" auch für einst heidnische Kaiser. Da brauchten sie sich halt nicht viel ändern. Es reichte ja, wenn sich die Religion änderte, die sie da vorgaben nunmehr angenommen zu haben.

Tja und wie hielt man es mit der eschatologischen Naherwartung?
Auch da würde schnell „passender" Rat gefunden.
Eine zünftige „Hölle" so mit richtigem „Bratfeuer" für die Bösen, wurde da schnell als „passend" erkannt.

Und gab es da nicht einen Bibelspruch der da vom nötigen redete? Genau. Nötigt sie nun herein in jene kaiserliche Kirche; ansonsten siehe die „Brathölle" wo der „Gehörnte" schon auf euch wartet.

Das Lexikon „Die Religion in Geschichte und Gegenwart" (1. Aufl.) charakterisiert die Bedeutung des Augustinus durchaus zutreffend auch mit dem Satz
(Bd. I Sp. 802):
„Der alte abendländische Chiliasmus [Lehre vom 1000jährigem Reich] ist jetzt überwunden durch den Glauben an die tausendjährige Herrschaft der Kirche."

Und weiter:
„Er ist der Vollender der altkirchlichen dogmengeschichtlichen Entwicklung und der Begründer der neuen, ins Mittelalter führenden."

Nun soll ja die Buchdruckerkunst in der Neuzeit, erst mit dem Namen Gutenberg verbunden sein. Davor war doch das eher mühselige Abschreiben angesagt. Und auf Grund dieses Aufwandes, ist es ja verständlich, dass die „Buchproduktion" zu kaiserlichen KdöR-Zeiten, bei weitem noch nicht jenen Umfang annahm, annehmen konnte, der ihr mal später noch beschieden sein sollte.

Aber einer der aus dieser Zeit literarisch bis heute erhalten geblieben ist, ist unfraglich besagter Herr Augustinus.
Das Internet macht es heute möglich, dass man seine „wohlfeilen" Schriften, innerhalb der Buchserie „Bibliothek der Kirchenväter" heute an jedem beliebigen Internetplatz noch bequem sichten kann.

Nun mit dem sichten muss man dann wohl dahingehend einschränken. Das können dann nur die, welche viel Zeit und Muße zu investieren bereit sind. Denn auch Herr Augustinus pflegte weitschweifig zu schreiben. Sehr weitschweifig. Auch ihm war der Spruch, dass in der Kürze die Würze liegt, wohl ein Fremdbegriff.

Immerhin haben Generationen von Theologen, namentlich der Großkirchen, sich sein Gedankengut angetan, und weiter entwickelt. Die mussten zwar mehr oder weniger noch klassische Buchausgaben dafür zu Rate ziehen. Aber dank dem Internet haben sie es nun auch leichter bei der Bewältigung dieser „lebenswichtigen" (oder das wäre eher mein Kommentar: unwichtigen) Aufgabe.

Und siehe da, interessiert man sich für die Biographie des Herrn Augustinus etwas näher, wird man auch registrieren können. Zeitweise (bis 373) war Herr Augustinus auch Anhänger einer Sekte, des Manichäismus, die er aber später entschieden bekämpfte.

Ein Herr Thomas Freibott etwa widmete dem Thema „Augustinus und der Manichäismus" eine eigene Untersuchung. Und sicher noch ein paar mehr andere Herrschaften im laufe der Zeit.

Das bleibende Verdienst des Herrn Augustinus ist sicherlich, dass er den eschatologischen Christenhaufen „KdöR-fähig" gemacht hat.
Echauffiert sich Herr Russell, und Nachfolger nebst Dreieinigkeitslehre auch über die Höllenlehre im besonderen. So dürfen genannte Herrschaften dabei durchaus den Herrn Augustinus als den eigentlichen „Sündenfall-Bereiter" betrachten.

Und wie das so ist; selbst die WTG kam nicht umhin, ihrem offenkundigen Widerpart, eine begrenzte Portion von Reverenz zu erweisen.
In der „Wachtturm"-Ausgabe vom 15. 8. 1958, begegnet man unter der Überschrift „Augustinus und 'Der Gottessstaat'" solch einem Beispiel.

Bei dem „Gottesstaat" handelt es sich um eines der Bücher des Herrn Augustinus. Selbiger schrieb aber noch ein paar mehr, was ausdrücklich zu beachten wäre.

Nur fürchte ich für Herrn Augustinus, aufgrund seiner bereits genannten Weitschweifigkeit. Außer einigen wenigen, die sich von Berufs wegen mit ihm beschäftigen, wird ihm auch die heutige leichte Zugänglichkeit seiner Schriften via Internet, nicht sonderlich viel helfen.

Ich beispielsweise, hatte es mal auf mich genommen, mich für den jüdischen Talmud näher zu interessieren. Hinzu kam begünstigend, eine wissenschaftliche Bibliothek in Berlin, im Besitz einer umfänglichen mehrbändigen Ausgabe selbigen, verleiht diese Bände auch zu Außer-Haus-Konditionen (das heißt man ist nicht zwingend genötigt, sie nur im Lesesaal selbiger einsehen zu können; was ansonsten eher die Regel ist bei älterem Schrifttum). Trotz dieser begünstigenden Umstände, habe ich das Unterfangen nach einigen Bänden der Lektüre, dann wieder entnervt aufgegeben; es also nicht geschafft, die komplette Bandserie zu sichten.

Irgendwie erinnert mich auch der Herr Augustinus an diese Erfahrung.
Ich kann selbigen also bescheinigen. Alle seine Schriften von A - Z zu lesen. Dieses Opfer werden ich jedenfalls, nicht mehr auf mich nehmen.

Nun also informiert selbst der genannte WT über den „Gottesstaat" des Herrn Augustinus.
Und da würde ich es kurz machen.
Der vormalige Theologe Alfred Loisy etwa prägte das Bonmot:

Jesus verkündete das Reich Gottes - und was kam war die Kirche.
In diesem Satz ist durchaus die Jahrhundertelange Kirchengeschichte komprimiert wieder gegeben. Und innerhalb selbiger, ist vielleicht auch Herr Augustinus, ein Weichensteller, wenn nicht gar „der" entscheidende Weichensteller.

Das bedeutet nicht, dass man das alles so im Detail schon bei Augustinus vorfindet. Deshalb ist auch nur von „Weichenstellung" die Rede. Anderen blieb es dann vorbehalten das alles noch weiter zu spezifizieren.

Der WT bemüht in seiner vierseitigen Referierung des Falles Augustinus selbigen auch mit der Aussage:


„Im letzten Teil seines Werkes, läßt Augustinus die Kirche als mächtige, herrschende Einrichtung erscheinen. Er sagt, daß Satan gebunden sei, seitdem sich die Kirche über die Grenzen Judäas hinaus ausgedehnt habe, und daß er seither nicht mehr uneingeschränkte Macht der Versuchung besitze. Während derselben Zeit herrsche Christus mit seinen Heiligen. „Und deshalb", behauptet er, „ist jetzt die Kirche auf Erden nicht nur das Reich Christi, sondern auch das Himmelreich", während ihr noch ein ewiges Reich bevorstehe."

In etwas andere Worte umformuliert.
Augustinus und seine Nachfolger, haben aus einem Narrenhaufen einen Machtbewusstes Instrumentarium geschaffen!

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Re: Vor fünfzig Jahren
geschrieben von: Drahbeck
Datum: 22. August 2008 06:43
Wenn man im WTG-Schrifttum auf Konkurrenz-Religionen im umfassenderem Sinne, (und mit dem Anspruch, eine gewisses Maß an Objektivität zu wahren) zu sprechen kommt, dann haben solche Fälle eher Seltenheitswert.

Und nicht selten stellt sich beim näheren Hinsehen auch mit heraus. Aus irgendeinem Grunde (der durchaus unterschiedlich sein kann) wittert die WTG Gefahr für sich. Nicht selten stellt sich als Motiv der pure „Futterneid" heraus, wenn da zwei auf derselben „Wiese" grasen, wo man doch so gerne dort alleine grasen möchte.

Meint man die Chance zu haben (zumindest gegenüber der eigenen Anhängerschaft) diese tatsächliche oder vermeintliche Konkurrenz, gebührend „madig" machen zu können, wird diese Chance auch wahrgenommen.

Nun gibt es eine Religion die nennt sich „Bahai". Zwar auch in Deutschland mit vertreten. In einer idea-Meldung wurden selbige mal mit der schwammigen Angabe „bis zu 6000" bezifffert.
„Bis zu" versteht man doch wohl als Maximalzahl auf Schätzungsbasis. Aber nicht als tatsächlich ausgewiesene Zahl.
Hierzulande aber näher besehen, setzen sich die Bahai vorwiegend aus Leuten mit Migrations-Hintergrund zusammen. Weniger aus gebürtigen Deutschen der ersten Generation.

Nun weis man zwar inzwischen zur Genüge. Das „fischen" der WTG in Kreisen mit Migrations-Hintergrund, ist auch in Deutschland schon ein gewichtiger Posten ihrer Zuwächse geworden. Wenn nicht gar, ausgehend vom derzeitigen Stand „der" Zuwachsposten.

Diese „Erfolgskurve" mag sich mit dem zunehmendem greifen der „Hartz IV-Errungenschaften" in diesem Lande, in der Zukunft wieder etwas abflachen. Derzeit ist es wohl noch nicht ganz soweit.

Aber auch in der Zukunft wird ohne Zweifel, die Zuwachsrate für die WTG in diesem Lande, sich weiterhin auch aus dem Migrations-Milieu speisen, und das in keineswegs unbedeutender Größenordnung.

Nun wird man sicherlich nicht unterstellen können. Das Thema „Fischen im Migrationsmilieu" habe schon 1958 jenen Umfang gehabt, den es in der Gegenwart hat. Damals mag es das auch schon gegeben haben. Fraglich ist allerdings, in welcher Größenordnung.

Wenn man also in der „Erwachet!"-Ausgabe vom 22. 8. 1958 einem Artikel begegnen kann, welcher die Bahai thematisiert, und welcher weitgehend vorgenannten Kriterien entspricht, dann muss man eben auch im Blick haben.
Die WTG-Zeitschriftenliteratur ist nicht national orientiert. Einmal zur Veröffentlichung als gut befundene Themen, bekommen gleichermaßen alle WTG-hörigen Leser „Zwischen dem Nord- und Südpol" zu lesen.

Das es das Thema Bahai auch in „Erwachet!" hineinschaffte, darf man zum damaligen Zeitpunkt, eher als USA-orientiert bewerten. Denn auch in den USA gibt es ja die. Und in den USA witterte da eben die WTG Gefahr für ihre „Wiese".

Nachstehend dann mal einige Kernaussagen aus diesem Artikel:

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Ein neunseitiger Tempel in Wilmette, Illinois, USA, ist der Stolz einer religiösen Gruppe, die sich Baha'i-Bewegung nennt. Aber warum hat der Tempel neun Seiten, neun Säulen, neun Mauerbögen und der ihn umgebende Park neun Seiten, neun Wege und neun Eingänge?.

Die Zahl neun ist den Baha'i heilig. Sie versinnbildet die wichtigsten Religionen der Welt. Die Baha'i sagen, daß im Grunde genommen alle Religionen eins seien, denn alle großen Religionen seien göttlichen Ursprungs, ein und dieselbe Wahrheit in verschiedenem Gewände. In ihrem Tempel wird die Gemeinsamkeit aller Religionen durch Kreise, die ineinander übergehen und ineinanderliegen, sowie durch die entsprechenden Symbole der verschiedenen Religionen versinnbildet.

Diese eigenartige Religion hat zwölf Grundsätze, denen sie große Bedeutung beimißt. Diese lauten: "1. Die gesamte Menschheit muß als Einheit betrachtet werden.
2. Alle Menschen sollen die Wahrheit selbständig erforschen.
3. Alle Religionen haben eine gemeinsame Grundlage.
4. Die Religion muß die Ursache der Einigkeit und Eintracht unter den Menschen sein.
5. Die Religion muß mit Wissenschaft und Vernunft übereinstimmen.
6. Mann und Frau haben gleiche Rechte.
7. Vorurteile jeglicher Art müssen abgelegt werden.
8. Der Weltfrieden muß verwirklicht werden.
9. Beide Geschlechter sollen die beste geistige und sittliche Bildung und Erziehung erfahren.
10. Die sozialen Fragen müssen gelöst werden.
11. Es muß eine Einheitssprache eingeführt werden.
12. Es muß ein Weltschiedsgerichtshof eingesetzt werden."

Menschen, die beunruhigt sind über die politische und religiöse Zerrissenheit der Welt und ihren Rassenhaß, befürworten diese Grundsätze, da nach ihrer Meinung die Welt nur gewinnen würde, wenn sie sich an diese hielte. Mittels dieser Grundsätze gelang es den Baha'i in vielen Ländern, Menschen für ihre Bewegung zu gewinnen.

Der Bahaismus ist eine persische Bewegung, die im Islam wurzelt. Sie entwickelte sich aus den Babisten, den Anhängern Mirza Ali Muhammeds.

Im Jahre 1844 verkündete Ali Muhammed, er sei der Bab, das "Tor", und erklärte, er sei ,der Ausgangspunkt für alles Erschaffene ... das Antlitz Gottes, dessen Herrlichkeit nie verdunkelt werden könne, das Licht Gottes, dessen Glanz nie verblasse".
Für die Baha'i war er eine Verkörperung der Gottheit.

Sie sagen, der Bab sei "der den Schi'iten verheißene Qa'im ... der von den Sunniten erwartete Mihdi, der von den Christen erwartete Johannes der Täufer', der in den Schriften Zarathustras erwähnte Ushidar-Mah, der von den Juden erwartete Ellas".

Im Jahre 1850 wurde der Bab zum Tode verurteilt und erschossen. Zwei Jahre später versuchte ein geistesgestörter Anhänger des Bab, den Schah von Persien zu ermorden. Das führte zu schweren Verfolgungen der Babisten. Die brutale Behandlung, der sie unterworfen wurden, bewirkte fast den Zusammenbruch der Bewegung. Ein neuer Führer war dringend notwendig.

Er erstand ihnen in Mirza Husayn Ali, einem eifrigen Anhänger des Bab. Dieser hielt sich für eine neue Manifestation Gottes, und im Jahre 1863 offenbarte er sich im Garten Ridvan, außerhalb von Bagdad, als das.

Er war einer der 25 Babi, von denen jeder beanspruchte der "Auserwählte Gottes", der "von allen Propheten Verheißene", zu sein, derjenige, dessen Kommen vom Bab vorausgesagt wurde. Er war bei den Babi unter dem Namen Baha'u'llah bekannt, was "Glanz Gottes" bedeutet. Er hob das Gesetz des Bab, der sich im Jahre 1844 als Bab offenbart hatte, auf und verkündete etwas Neues. Die Babi anerkannten seine Ansprüche und hingen ihm mit derselben Verehrung an wie früher dem Bab.

Wie fast alle, die sich als Manifestationen Gottes ausgeben, legte sich auch Baha'u'llah Namen zu, die alles andere als bescheiden waren. Man betrachtete es ohne weiteres als geziemend, daß er Titel führte wie "Herr der Herren", "Höchster Name", "Antike Schönheit", "Feder des Höchsten", "Verborgener Name", "Größtes Licht", "Höchster Horizont", "Größter Ozean" usw.
In welch großem Gegensatz steht doch das zu Christus, der sich weder hochtönende Titel zulegte noch seine Nachfolger zur Menschenverehrung verleitete!

Die Baha'i sind überzeugt, daß Baha u Ilah die Inkarnation des Herrn der Heerscharen der Israeliten, der wiedergekommene Christus der Christen, die zehnte Inkarnation Krischnas der Hindus, der fünfte Buddha der Buddhisten und der Shah-Bahram des Zoroastrismus sei.

Interessant ist, daß behauptet wird, mit dem Ausdruck "Fürst dieser Welt" habe Jesus Baha'u'llah gemeint. ...

Doch dieses ... beunruhigt die Baha'i wahrscheinlich wenig, weil sie nicht an die Existenz böser Geister glauben. Nach ihrer Ansicht ist ein Mensch böse, weil die edlere Seite seiner Natur noch unentwickelt ist; das Böse sei daher nichts anderes als ein Mangel des Guten - der unentwickelte Zustand davon. ...

Wie andere Agnostiker, so glauben auch die Baha'i, Gott sei undefinierbar und unbegreiflich. Sie glauben nicht, daß er eine intelligente Macht ist, die unsere Bitten erhören kann, wie die Bibel lehrt. Für sie ist er rätselhaft und unfaßbar und kann nur durch seine "Manifestationen" angebetet werden.

Sie bestreiten jedoch, daß sie den Menschen Ba-ha'u'llah verehren. Gemäß J. E. Esslemont, einer Baha'i-Autorität, verehren sie durch ihn "den geoffenbarten Glanz .Gottes", und auf diesen konzentrieren sie sich im Gebet.

Die Baha'i glauben, daß durch die neuen sittlichen Maßstäbe und Tugenden, die ihre Religion der Welt lehrt, schließlich die organische und geistige Einheit aller Nationen herbeigeführt werde. Um dieses Ziel zu erreichen, fordern sie die Menschen auf, gegenüber allen Religionen tolerant zu sein. Nach ihrer Meinung sind alle großen Religionen göttlichen Ursprungs und weichen nur in unwesentlichen Dingen voneinander ab. Sie gelten lediglich als verschiedene Stufen auf demselben Weg der Wahrheit, und ihre Begründer waren alle "Träger echter Botschaften Gottes"....

Die Baha'i-Religion begeht den Fehler, in der Religion mehr eine Lebensphilosophie als eine Form der Anbetung zu sehen. Die heiligste Pflicht des Menschen besteht nicht darin, einen guten Charakter zu entwickeln oder Einigung und Harmonie zu fördern, sondern seinem Schöpfer reine Anbetung darzubringen.


[Redaktionelle Einfügung: meint „Erwachet!" kommentierend. Offenbar meinen die Bahai etwas anderes. Weiter im Text von „Erwachet!"]

Religionen, die die Anbetung des Menschen auf andere Götter hinlenken und Menschen erhöhen, sind nicht Träger göttlicher Wahrheiten.
Obwohl die Baha'i glauben, die Gründer der verschiedenen Religionen seien unfehlbar gewesen, sagen sie, daß die Lehre eines jeden für die Zeit bestimmt gewesen sei, in der sie gegeben wurde, und sei durch den nächsten Führer aufgehoben worden. Sie glauben, daß die "Offenbarung" des Baha'u'llah alles aufhebt, was vorher war. ...

Es scheint, daß der Bahaismus heute keine Fanatiker mehr in seinen Reihen hat. Früher war das jedoch anders, wie folgende zwei Beispiele zeigen.
Das erste haben wir in Siyyid Isma'il. Über ihn sagte Shoghi Effendi:

"Unfähig, das Meer von Liebe, das in seiner Seele wogte, noch länger zu fassen, eilte er ... eines Tages an das Ufer des Flusses, an der Straße nach Kazimayn, wusch sich, legte sich auf den Rücken, den Blick nach Bagdad gerichtet, durchschnitt sich die Kehle mit einem Rasiermesser, legte dieses auf die Brust und verschied."

Das ist eine merkwürdige Art, seine Liebe zu äußern.
Auch weitere Anhänger Baha'u'llahs wünschten, ihre Liebe auf diese Art zum Ausdruck zu bringen, doch er hielt sie davon zurück, aber nicht, weil er eine solche Handlungsweise mißbilligte, denn er lobte die Tat Isma'ils mit den Worten:
"Bis heute ist kein reineres Blut als das seine auf die Erde ausgegossen worden." Glaubte Baha u llah nicht, das Blut des Bab sei ebenso rein gewesen? Und wie steht es mit dem Blute Christi ?

Das zweite Beispiel, das erwähnt werden mag, haben wir in Nabil, der während vieler Jahre mit Baha u llah eng verbunden war. Als Baha'u'llah starb, nahm sich Nabil das Leben, indem er sich ins Meer stürzte.

Würden gutunterwiesene Nachfolger einen solchen Fanatismus offenbaren, wenn Baha'u'llah wirklich eine Manifestation Gottes und ein vollkommener Spiegel göttlicher Wahrheit gewesen wäre ? ...

Baha'u'llah sagte, daß die Seele, wenn sie den Körper verlasse, "weitere Fortschritte mache, bis sie der Gegenwart Gottes würdig sei".
Das steht direkt im Widerspruch zu dem, was Gott durch den hebräischen Propheten Hesekicl geoffenbart hat, nämlich daß die Seele stirbt.
Baha'u'llah widerspricht somit der Bibel, ist aber in Übereinstimmung mit den abergläubischen Vorstellungen, die man sonst überall in den falschen Religionen der Welt findet. ...

Es ist daher nicht überraschend, daß diese Bemühungen auch bei den Baha'i erfolgreich gewesen sind. Sie verwerfen den Gedanken von der Ursünde als etwas, das "der Vernunft widerspricht", und glauben dafür an eine Fabel, wie an die Evolutionstheorie.

Esslemont behauptet, daß bei den Baha'i so etwas wie Sektiererei unmöglich sei. Doch das Unmögliche ist geschehen. Es bestehen Spaltungen. Nicht alle Anhänger Baha'u'llahs stimmen mit den Ansichten der Geistigen Räte, den Verwaltungsorganen der Baha'i, überein und haben sich diesen und der von Shoghi Effendi, dem Nachfolger Abdu'1-Ba-has, des Sohnes Baha'u'llahs, von Haifa aus geführten Aufsicht unterstellt. So wie sich von anderen Religionen Gruppen abgespalten haben, tun verschiedene Sekten zu bilden, hat sich auch eine Gruppe von Baha'i von der Organisation unter Shoghi Effendi getrennt, um eine eigene Organisation zu bilden.

Diese steht unter der Führung der Neuen Geschichts-Stiftung, die eine Jugendbewegung, die sogenannte Karawane des Ostens und Westens, gegründet hat.
Wenn die Baha'i nicht einmal in ihren eigenen Reihen Einheit bewahren können, wie wollen sie dann unter den Nationen und Religionen der Welt Einheit herbeiführen? ...


Man vergleiche auch
Parsimony7130

Dann vielleicht als Exkurs noch ein früherer Forenbeitrag (nicht auf den hiesigen Plattformen)
Drahbeck (Unregistrierter Gast)
Veröffentlicht am Freitag, 24. September 2004 -
08:10 Uhr:
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Thema Bahai:
Der Berliner Fernsehsender "Offener Kanal"
brachte kürzlich eine Sendung über selbige.
Veranstaltet von einem der laut eigener Aussage
ein "Faible" für Esoterisches und Verwandtes hat,
und der dann diese Sendung auch in Form eines
Interviews mit Bahai-Vertretern machte. Da merkte
man schon die "Schrulligkeit" des Veranstalters.
Der Hauptteil der Sendung aber Bestand aus einer
Selbstdarstellung der Bahai's. Vielleicht kann man
das da Dargebotene als eine Art Gottesdienst Made
in Bahai bewerten. Neben Kurz-Wortmeldungen,
umrahmt von "Musik". Allerdings weniger von
Musikinstrumenten wie sie im hiesigen Kulturraum
Verwendung finden, eher wohl solche Made in
Persien.

Nun lässt sich über Geschmack sicherlich streiten.
Das gilt auch und besonders beim Thema Musik.
Meine subjektive Meinung zu der dargebotenen
Musik tendiert eher in die Richtung: "Da kringeln
sich ja selbst die Zehennägel hoch". Bei den Bahai-
Vertretern mit Wortmeldungen hatte man den
überwiegenden Eindruck. Deutsch, dass sie wohl
sprachen, ist aber nicht ihre Muttersprache. Auch
optisch sah man eher in "verbissene" Gesichter
hinein. Für einen Fernsehauftritt, sicherlich keine
sonderliche Empfehlung. Wenn man denn weiss,
man kommt via Fernsehen nicht besonders telegen
herüber, dann sollte man sich es wohl dreimal
überlegen, ob man für solch eine Aufzeichnung zur
Verfügung steht.

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Re: Vor fünfzig Jahren

geschrieben von: Drahbeck
Datum: 01. September 2008 07:43

Ein Schmankerl der besonderen Art, bietet der „Wachtturm" in seiner Ausgabe vom 1. 9. 1958.
Nun kann man 1958 ohne Frage, noch der Hoch-Zeit des kalten Krieges zurechnen.
Unfraglich ist auch, dass die WTG weder auf die Catholica noch auf die Kommunisten, sonderlich gut zu sprechen war (ist).

Es sei dem „Wachtturm" auch konzediert. Er zitiert ja nur im wesentlichen kommentarlos, einen andernorts entlehnten Pressebericht.
Seine eigenständige Leistung bestand allenfalls darin, dass er just diesen (und keinen anderen) Pressebericht auswählte, und seinerseits weitergab.

Und dass muss man wohl auch sagen. Mit der Weitergabe des fraglichen Berichtes, erreichte er sicherlich die Befindlichkeit seiner eigenen Anhängerschaft, die sich dabei wiederum in ihrem Bedürfnis, mit den Finger auf andere zu zeigen, bestätigt sah.

Da zwischen 1958 und der Gegenwart fünf Jahrzehnte liegen, und das Wasser weder am Brooklyner Hafen noch an der Moskwa stillgestanden hat. Also weiter geflossen ist, mag es hier ähnlich gehalten werden, wie es der WT bereits praktizierte. Einfach kommentarlos zu zitieren. Welchen Kommentar dann jeder für sich, dann dieser Meldung noch geben mag. Das sei ihm alleine überlassen.

Man liest in der genannten WT-Ausgabe:

„Nikita Chruschtschew von Rußland, ein Atheist, gewährte kürzlich dem Hauptredakteur der Hearst-Zeitung, William Randolph Hearst, ein Interview. Am Schlusse sagte der Sowjetführer, daß Gott nur eine Maske sei, die gewisse Leute auflegen, deren Taten mit dem Humanismus in Gegensatz stünden.
Chruschtschew fuhr fort:
„Sie stützen sich auf Gottes Wort und verletzen es dann. Wie sollen wir es verstehen, wenn Kirchenleute, Geistliche, Weihwasser auf Kanonen sprengen, die dazu bestimmt sind, Leute zu töten? Ist das die höchste Kundgabe des menschlichen Geistes? Diese Leute bedienen sich Gottes um des Lohnes willen; sie sind Pharisäer."

Obwohl der Vatikan irgendeine offizielle Erklärung zu Chruschtschews Bemerkungen verweigerte, sagten doch Wortführer des Vatikans, daß solche antireligiösen Reden in der jüngsten Vergangenheit die herausfordernsten gewesen seien und daß sie in der Welt als weitere Warnung dienten, daß der Kommunismus der Welt der öffentliche Feind Nr. 1 ist. Wortführer des Vatikans stellten die Frage;
„Kann ein Priester nicht auch eine Kanone segnen, um den Frieden zu bewahren?" - New Yorker 'Journal American', 26. November 1957.


In der Rubrik „Mein Lebensziel verfolgend" der „Wachtturm-Ausgabe vom 1. 9. 1958, erfährt man, dass der sich darin Darstellende es Schlussendlich zum „Zonendiener" der WTG brachte, welcher die WTG-Zweigstellen in Zentralamerika zu inspizieren habe.

In welchem Jahre er denn geboren wurde, kann man aus dem Artikel selbst nicht entnehmen. Aber aufgrund analoger anderer Berichte dergleichen Serie, kann schon mal unterstellt werden. Die Veröffentlichung im WT erfolgte so ziemlich in seinem letzten Lebensabschnitt (nach menschlichem Ermessen).

Wie aber fing es mit dem Herrn „Zonenaufseher" an? Erst mal das. Die heute geläufige Vokabel „Zonenaufseher" verwandte man schon mal nicht. Es wurde noch die damals übliche Teil-Vokabel „Diener" verwandt. Aus „Dienern" wurden dann ja bekanntlich „Aufseher".
Nun ja, jeder wie er es mag.
Die KZ-Aufseher sollen sich ja auch nicht gerade als „Diener" bezeichnet haben.
So gesehen mag für eine heutige „KdöR-Kirche" der Begriff „Diener" mehr als deplatziert sein.

Der Herr Zonenaufseher berichtet erst mal dieses über sich:

„Ich arbeitete im Büro einer Automobilfirma, und der Fabrikant machte mir das Anerbieten, mich sechs Monate in Detroit kostenlos schulen zu lassen, worauf ich ein eigenes Unternehmen beginnen könnte. Das hätte finanzielle Sicherheit für das ganze Leben bedeutet."

Und nun kommt der zu erwartende Satz. Zumindest dann zu erwarten, wenn sich ein solcher Lebensbericht im WT vorfindet. Er hätte abgelehnt. Die WTG-Religions-Opiumdroge sei ihm halt wichtiger erschienen.

Auch dazu kann man nur sagen. Es gibt nichts Neues unter der Sonne! Aussteiger aus einer konventionellen bürgerlichen Laufbahn hat es immer gegeben; und wird es immer geben.

Wäre es anders, könnten die Buddhistischen und Katholischen Mönchskloster, ihre Einrichtungen eben auch nicht mit Insassen füllen. Offenbar können sie es (ob gut oder schlecht, sei hier jetzt nicht bewertet).

Das eben auch das WTG-Opium eine ähnliche Motivation bewirken vermag, kann daher nicht in Zweifel gezogen werden.

Seine nächste Station war dann die eines Pioniers für die WTG. Eigens dazu wurde auf „Zigeunerleben" umgeschaltet, durch Anschaffung eines Wohnwagens.

Die in den oberen WTG-Etagen, die da selbst nicht in Wohnwagen zu kampieren pflegen, haben alsbald einen wohlwollenden Blick auf ihn geworfen, denn schon nach einem Jahr beförderten sie ihn zum Sonderpionier.

Das Wohlwollen der WTG-Appartschicks sollte auch in den nachfolgenden Jahren noch andauern, denn alsbald bekam er und seine Frau eine Einladung zur WTG-Gileadschule.

Damit dürfte dann die Wohnwagen-Episode ihr vorläufiges Ende gefunden haben, denn nach Ende des Gilead-Schulkurs stand ein Auslandseinsatz in Mittelamerika bevor.
Nebst den Problemen des Erlernens einer neuen Sprache, die auch an ihm nicht vorübergingen, findet man dann in seinem Bericht auch noch solche Detailangaben wie die:


„Unser neues Missionarheim war sicherlich etwas ganz anderes als die Wohnung in New York. Es war aus Luftziegelsteinen (adobe) hergestellt (nur ein anderer Name für Schlamm), und die Klempnerarbeit ließ viel zu wünschen übrig. ... Die Küche war ein langer, enger Gang ohne Fenster, und eine einzige Birne hing von der Decke herab. Der Ofen, ebenfalls aus Lehm, erforderte gewaltige Mengen Brennmaterial, damit er in Gang blieb."

Alsbald war dann wohl die Versetzung in ein anderes Gebiet angesagt. Über dieses liest man dann auch noch:

„Unser neues Gebiet war noch heißer als die Küstenstadt, denn es befand sich in einer tiefliegenden Wüste. Hier waren Licht und Wasser die Hauptprobleme. Wir benutzten für das ganze Haus drei 25-Watt-Birnen. Bisweilen war das Licht so schwach, daß uns Kerzen mehr Licht gegeben hätten. Unser Wasser mußte abgekocht werden."

Offenbar hat er genannte Wohnverhältnisse aber doch ohne gravierende gesundheitliche Folgewirkungen überstanden. Wäre es anders, ist anzumerken; jedenfalls berichtet der WT nichts darüber. Das scheint ja dann dafür zu sprechen, dass er über eine enorm gute gesundheitliche Kondition verfügt.

Zynischerweise wäre ich eigentlich geneigt noch anzumerken. Lägen da nicht einige Jahrzehnte Zeitunterschied dazwischen, hätte dieser Herr Zonenaufsehen, bezüglich der WTG-"gesponserten" Wohnverhältnisse, eigentlich auch mal in einen Erfahrungsaustausch, etwa mit Willi Bühler treten können.
Der durfte, zwar an anderem Ort, auch ähnlich „komfortable" Wohnverhältnisse auskosten.
Nur im Gegensatz zu diesem Zonenaufseher, blieben selbige für Willi Bühler , gesundheitlich eben nicht folgenlos.
Und weil sie eben nicht folgenlos blieben. Ergo war einem Willi Bühler auch keine dereinstige Karriere als „Zonenaufseher" vergönnt.

Zurückkehrend zu dem geschilderten Zonenaufseher. Seine Leidenstour fand dann doch noch eines Tages sein Ende. Die WTG belohnte ihn mit einem höheren Funktionärsposten in Costa Rica.

Tja und da kann man sich so richtig vorstellen, wie denn so sein weiterer Weg verlief. Selbst mal die Ochsentour durchgemacht, dürfte er nun zum Doktor Gnadenlos mutiert sein. Gnadenlos zu all jenen, denen vielleicht nicht ganz so harte Individual-Erfahrungen beschert waren. Dies wäre dann mit Sicherheit nicht der erste Fall dieser Art.

Ich selbst habe auch mal solch einen „Gnadenlos" persönlich kennengelernt. Selbiger von seinem intellektuellen Level, garantiert, ein paar Stockwerke tiefer anzusiedeln, als der genannte Zonenaufseher. Darüber kann es keinen Zweifel geben. Aber zu seinen Individual-Erfahrungen gehörte eben auch, in der Zeugensache sowohl im Naziregime als auch in der DDR, in Gefängnissen eingesessen zu haben. Solcherlei Erfahrungen hatten ihn sicherlich auch geprägt. Und in ihrem Resultat erwies er sich als Gnadenlos gegenüber all jenen, die nicht ein ähnliches Leidensschicksal zu erleiden hatten
.


Re: Vor fünfzig Jahren und heute
geschrieben von: Frau von x
Datum: 01. September 2008 10:14
Zitat:
Drahbeck
... "Wachtturm" in seiner Ausgabe vom 1. 9. 1958. ...

„Ich arbeitete im Büro einer Automobilfirma, und der Fabrikant machte mir das Anerbieten, mich sechs Monate in Detroit kostenlos schulen zu lassen, worauf ich ein eigenes Unternehmen beginnen könnte. Das hätte finanzielle Sicherheit für das ganze Leben bedeutet."

Und nun kommt der zu erwartende Satz. Zumindest dann zu erwarten, wenn sich ein solcher Lebensbericht im WT vorfindet. Er hätte abgelehnt. Die WTG-Religions-Opiumdroge sei ihm halt wichtiger erschienen.

Auch dazu kann man nur sagen. Es gibt nichts Neues unter der Sonne! Aussteiger aus einer konventionellen bürgerlichen Laufbahn hat es immer gegeben; und wird es immer geben.

Das eben auch das WTG-Opium eine ähnliche Motivation bewirken vermag, kann daher nicht in Zweifel gezogen werden.

Erwachet SEPTEMBER 2008 S.11

Erwachet!
HILFT AUF
UNERWARTETE WEISE

________________________________

VON EINEM ERWACHET!-MITARBEITER
IN BENIN

" Als der 23-jährige Noél, ein Zeuge Jehovas, mit seiner Ausbildung aufhören und Vollzeitprediger werden wollte, bezweifelten seine Angehörigen, dass er finanziell zurechtkommen würde. Tatsächlich hatte er Schwierigkeiten, eine passende Teilzeitbeschäftigung zu finden.
Als in der Zeitschrift Erwachet! dann der aktuelle Artikel "Fünf Hilfen, Arbeit zu finden" erschien, las er ihn mehrmals aufmerksam durch. Hat es ihm etwas gebracht? Ja, aber nicht so, wie er gedacht hätte.

Der Leiter einer Privatschule sah Noél von Haus zu Haus gehen und fragte, ob er ein Zeuge Jehovas sei. Der Schulleiter brauchte einen weiteren Lehrer, und weil er beobachtet hatte, dass Zeugen Jehovas anderen etwas beibringen können, fragte er Noél, ob er jemanden kenne, der an der Stelle interessiert sei. Noél kannte niemanden; daraufhin meinte der Schulleiter: "Und wie wärs mit ihnen?"

Noél hatte noch nie in einer Schule unterrichtet und stotterte manchmal. Das war ein Problem. Die Schulbehörde in Benin verlangt nämlich von Lehrern einen Nachweis, dass sie nicht stottern. Dazu müssen sie eine Prüfung ablegen. ...

Noél nahm mit Erfolg an der Theokratischen Predigtdienstschule teil, in der Jehovas Zeugen einmal wöchentlich für das öffentliche Sprechen ausgebildet werden. Er hatte sogar schon in der Gemeinde, zu der er gehörte, Vorträge gehalten. ...

Der Prüfer gab ihm eine Zeitschrift und bat ihn, den rot markierten Absatz laut vorzulesen. Noél traute seinen Augen kaum, als er den Artikel "Fünf Hilfen, Arbeit zu finden" vor sich hatte. Ohne zu stocken, las er den Absatz und erhielt die Bescheinigung.
...
Noél fing also an zu unterrichten. Der Schulleiter hätte ihn auch gern für das folgende Jahr verpflichtet, aber Noél hatte andere Pläne. Er hat nämlich das Angebot angenommen, im Zweigbüro der Zeugen Jehovas in seinem Land mitzuhelfen. "
Hervorhebung von mir

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Re: Vor fünfzig Jahren
geschrieben von: Drahbeck
Datum: 08. September 2008 07:18
Dieses Thema hatte sich „Erwachet!" in seiner Ausgabe vom 8. 9. 1958 mit auserkoren

E8958.jpg (154666 Byte)

Im weiteren Verlauf seiner Ausführungen rekapituliert es dann noch:
„Am häufigsten wird den 'Gesundbetern' heute vorgeworfen, und zwar mit Recht, daß sie keine Aufzeichnungen über ihre Heilungen machen oder sie nicht dokumentieren. Es gibt keine Möglichkeit nachzuprüfen. 'Gesundbeter' geben auch zu, daß ihre Kunst in Hunderten von Fällen versagt ..."

Auch solche Sätze kann man in dieser Abhandlung noch lesen:
„Die heutigen 'Gesundbeter' reiten jedoch immer darauf herum, daß man glauben müsse. 'Schwester, glaubst du, daß dich der Herr heilen kann?' fragte der Prediger: 'Ja', antwortete die Frau. 'Dann wirf deine Krücken weg, stehe auf und wandle.' Als sie sich trotz aller Anstrengungen nicht zu erheben vermochte, rief der Prediger: 'Du bist kleingläubig, Schwester. Dein Glaube ist schwach. Wenn du glaubst, kannst du gehen.' Aber die Frau glaubte, dennoch konnte sie nicht gehen."

Oder auch dieser Satz:
„A. A. Allen versetzt seine Zuhörer durch seine ekstatischen Predigten in einen Gefühlsrausch. 'Wie viele glauben, daß Gott heute Abend Wunder wirken wird?' krächzt er. Tausende erheben die Hand. 'Gut, ich weiß, daß er das tun wird', sagte Allen, 'und ich wünsche, daß jeder von Euch eine 20-Dollar-Note hervorzieht und nach vorn bringt. Wenn ihr keine 20-Dollar-Note habt, könnt ihr eine 10-Dollar-Note bringen. Ich weiß, daß jeder von euch Jesus wenigstens 5 Dollar geben kann!' Einige seiner Begleiter laufen dann mit Eimern in der Hand die Gänge zwischen den Sitzreihen auf und ab und sammeln das Geld ein."

Nun kann sich das apostrophierte „zur Kasse bitten" sich in vielerlei Form äußern. Der direkten - wie geschildert - oder mehr der indirekten
Und die mehr indirekten, sind auch den Zeugen Jehovas geläufig, sehr geläufig, ohne dass es dazu immer wie zitiert „krächzender Prediger" bedarf.

Und noch was muss man dann ja wohl sagen. In das direkte Geschäft der „Gesundbeterei" ist ja die WTG noch nie offiziell mit eingestiegen. Das ist richtig. Das ist eher die Domäne ihrer religiösen „Konkurrenz". Zumindest partiell.
Aber man kann auch den Blick nicht davor verschließen, dass sich namentlich bei den damaligen Bibelforschern, eine hohe Affinität zur sogenannten Heilpraktikerszene, mit Nachwirkungen bis in die Gegenwart, nachweisen lässt.

Man muss dabei keineswegs auf den Film „Die Hochstapler" (DVD)-Bericht verweisen, um ein Beispiel dafür zu haben, dass der „hoffnungsvolle" Spross aus einer Heilpraktiker-Szene-Familie mit Zeugen Jehovas Background, letztendlich einen Weg einschlug, der wohl kaum als „hoffnungsvoll" bezeichenbar ist.

Egal was man da jetzt im besonderen noch nennt, etwa die damalige aktive Impfgegnerschaft, später sich verpuppend in die These der Ablehnung von Bluttransfusionen. Oder auch die damalige aktive Anti-Aluminium-Agitation im „Goldenen Zeitalter", deren Dokumentation, allein schon vom Umfange her, einen beachtlichen Umfang angenommen hat. Auch sie ist ja letztendlich primär, der Heilpraktiker-Szene zuortbar.

Und Geschäftemachern aus dem weiteren Umfeld dieser Szene, wovon mal ein Fernsehbericht des ZdF (Frontal 21 im Jahre 2005) kündete, kann man selbst heute noch in der Ex-ZJ-Szene bewundern. Zwar dort nicht ihre Geschäfte direkt offerierend (das ist wohl richtig).

Aber ansonsten kaum ein „stilles und zurückgezogenes" Leben gemäß einem Bibelspruch praktizierend. Nun soll niemand ein „Maulkorb" verpasst werden. Im Kontext eines früheren Herrn K. stelle ich allerdings sehr wohl die Frage, wie das dominant und andere animierend betätigen, gerade bei solchen Themen, welche individuellen Sex-Erfahrungen, möglichst detailliert ausgebreitet veröffentlicht wissen wollen, durch diese Person, wohl zu bewerten ist. Und wie das Schweigen anderer, respektive mitmachen bei dem Anliegen der vorskizzierten, zu werten ist.

Um auf die Anti-Aluminium-Agitation vor 1945, zurückzukommen. Dort fand ich besonders den nachfolgenden im GZ lesbaren Satz, einer der Protagonisten der Anti-Aluminium-Agitation beachtlich, der meines Erachtens mehr aussagt, als wie „ganze Bücher über das Thema":


„Es ist mit einer Aluminiumvergiftung ungefähr dasselbe, wie mit Heuschnupfen oder Heufieber. Menschen mit sehr empfindlichen Atmungsorganen können nicht an einer Wiese mit gewissen verblühenden Blüten vorübergehen, ohne Gefahr zu laufen, dass das Einatmen der Pollen ihnen Heufieber verursacht. Es ist absurd, ... wenn deshalb ein gesunder Mensch behauptet, das Einatmen dieser Pollen sei absolut gefahrlos, weil es ihm selbst nichts schadet. Ebenso kann ein gesunder Mensch, der alles gut verdauen kann, einem schwächeren Menschen nicht einreden, dass der Genuss von in Aluminiumgeschirr gekochten Speisen ungefährlich sei."

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Re: Vor fünfzig Jahren
geschrieben von: Drahbeck
Datum: 15. September 2008 06:28

Nun war kürzlich auch hier unter der der thematischen Zwischenüberschrft „Hassprediger aus Tradition"
http://forum.mysnip.de/read.php?27094,12568,12568#msg-12568
ein Zitat aus dem „Wachtturm" vom 1. 10. 1953 (S. 607) zu lesen, dass sicherlich auch islamistischen Hasspredigern alle fragwürdige „Ehre" zu bereiten wüsste.
W53_607.jpg (197349 Byte)

Wusste jenes Zitat doch zu postulieren. Motivierend wer mit Hass verfolgt und wer nicht, seien nicht individuelle Erfahrungen und daraus sich möglicherweise ableitende Reaktionen.
Motivierend habe in WTG-Sicht allein die „Rechtgläubigkeit" zu sein.

Und wer denn in WTG-Sicht es an dieser vermeintlichen „Rechtgläubigkeit" fehlen lasse, ja der solle, müsse halt mit Hass überzogen werden.

Eingebettet war jene 1953er WT-Ausführung in eine sogenannte Fragenbeantwortung.
Und jene Frage lautete:


„Wo finden wir den Befehl 'deinen Feund zu hassen' wie er in Matthäus 5:43 zum Ausdruck gebracht wird?"

Und in seiner Antwort darauf äussert der WT auch:
„Jesus sagte, die Juden hätten gehört: 'Du sollst deinen Nächsten lieben und deinen Feind hassen' doch sagte er nicht, daß sie dies aus dem Gesetz Moses gehört hätten."

Damit relativiert der WT schon mal selbst diese martialische Kernaussage.
Er meint weiter zu wissen:

„Der zweite Teil aber, die Erklärung über das Hassen des Feindes, entstammte nicht dem Gesetz. Diese Worte waren in Wirklichkeit im Widerspruch mit dem Gesetz ..."

Und weiter meint der WT zu wissen:
„Die Anweisung, den Feind zu hassen, war etwas, was die Lehrer der Tradition hinzugefügt hatten."

Trotz dieser umfänglichen Relativierung, hält der WT aber an der Kernaussage des Hassens durchaus fest. Die aber will er kanalisiert, und gezielt, auf den Aspekt der Nicht-Rechtgläubigkeit, angewendet wissen.

Man kann sich gut vorstellen, dass jene WT-Schreiber, auch eine „glänzende" vorbereitende Predigt halten würden, wenn im Mittelalter ein Scheiterhaufen angezündet, und dass alles zudem als öffentliches Spektakel veranstaltet würde. Auch da war ja bei solchem Spektakel, nicht so sehr individuelles Fehlverhalten, Motivation, um eine öffentliche Anprangerung durchzuführen.

Man sah es etwa auch beim Fall Servet. Die vermeintliche Nicht-Rechtgläubigkeit führte auf den Scheiterhaufen.

Die WTG-Religion gab es zwar so nicht nicht im Mittelalter. Ihre Gesinnung ist selbigem aber durchaus ebenbürtig

Und schon davor, wusste der „Wachtturm" vom 1. 10. 1952 (S. 363) zu verkünden „man" (das heisst die WTG-Hörigen) sollen im wahrsten Sinne hassen". Und dieser Hass der Hassprediger wird dann gar noch mit solchen Vokabeln wie "reiner Hass" verklärt.
W52_363.jpg (68867 Byte)
Und weil die WTG-Hassprediger sich schon mal in Rage gepredigt haben, geht es dann gleich weiter mit solch sinnigen Vergleichen wie:
„Von Flöhen geplagte Aashunde".

W52_363b.jpg (131511 Byte)
Auch der 1952er WT ordnet seine Ausführungen ausdrücklich in dem Kontext „Rechtglaubigkeit" ein, wofür denn auch die dortige vorangegangene Aussage (S. 362) steht:
„Wir begegnen nationalem und internationalem Widerstand, denn diese Welt hasst Jehova und sein Volk".

Und weiter, dies sei vermeintlicherweise schon in den Psalmen beschrieben, die der WT mit der Aussage bemüht:

„Warum toben die Nationen und sinnen Eitles die Völkerschaften? Es treten auf die Könige der Erde, und die Fürsten ratschlagen miteinander wieder Jehova und wider seinen Gesalbten: 'Lasset uns zerreissen ihre Bande und von uns werfen ihre Seile'"

Es ist offenbar für die „Rechtgläubigen" Made in WTG, eine „Ehrensache" über etwaige Ursachen solch wahrgenommenen Widerstandes, nicht weiter zu reflektieren.
Hass soll also das nicht vorhandene Nachdenken über Ursache und Wirkung ersetzen.

Da fragt man sich nur, wenn es auch zeitlich später einzuordnen ist. Jene von der El Kaida instruktierten Todespiloten, die bewusst und vorsätzlich den Tod vieler Unschuldiger in Kauf nahmen. Sie mussten ja vorher instruiert und motiviert werden.
Die WTG-Hassprediger hätten da wohl hervorragendste Chancen gehabt, auch als Motivatoren sich zu betätigen.

Nun also, nach dem Motto: Wiederholung und nochmals Wiederholung, nimmt der „Wachtturm" vom 15. 9. 1957, das Hass-Thema erneut auf

Formal erweckt die Artikel-Überschrift „Hasse das böse nicht die Menschen", eine gewisse Zurückhaltung.

Aber auch dieser Artikel weiss erneut zu verkünden:
„Unrecht zu hassen ist recht".

Nun würde ich einräumen, dass in der Substanz die zitierten Artikel aus dem WT der Jahre 1952 und 1953, schärfer formuliert sind. Das der 1957er Artikel nicht ganz so krass formuliert.
Aber auch er stellt letztendlich die „Rechtgläubigkeit" (im WTG-Sinne) als entscheidendes Kriterium hin.

Den WTG-Schreibern sollte eigentlich geläufig sein, dass ihr politisches Umfeld (in den USA), doch in hohem Maße von den Kriterien des Pluralismus geprägt ist. Es gibt doch dort vielerlei Religionen und Weltanschauungen. Irgendwie müssen die aber alle im Alltag mit einander auskommen. Extensive Hasspredigten sind da alles andere als hilfreich.

Nun seien Voten aus den 1950er Jahren nicht „eins zu eins" auf die Gegenwart übertragen.

Dennoch drängt sich der Eindruck auf, dass auch heutzutage die WTG-Schreiber noch einigen Nachholebedarf hätten. Namentlich darin. Es ist nicht mehr Mittelalter. Und weil das so ist, sind Mittelalter-Thesen mehr als deplatziert!

Die R. und Co von den Zeugen Jehovas, werden sich hüten, auch noch in der Gegenwart solche Statements öffentlich abzugeben, wie die zitierten.
Aber so, wie man, wenn man Belege für extensives Narrentum sucht im Bereich der Grosskirchen, differenzieren muss zwischen Universitätstheologie, wo man das Gesuchte eher weniger findet, denn die dortigen Herrschaften haben sich ja vor allem auf eines spezialisiert, das „Wegerklären" nicht genehmer Tatbestände.
Oder wie Karlheinz Deschner formulieren würde:

"Sprecht sanft und tragt immer einen Knüppel bei euch!"

Dafür kann man dann auf der Ebene der sogenannten „Gemeindetheologie" dieses Narrentum um so vielfältiger vorfinden.

Bei den Zeugen Jehovas ist das nicht viel anders, deren Funktionärkaste wird immer auf den KdöR-Aspekt hinschielen, und in diesem Bewusstsein auch ihre Worte wählen.

Auf der Ebene des Fussvolkes der Zeugen Jehovas sieht das allerdings ganz anders aus wovon denn ein aus diesem Milieu kürzlich wieder mal „Thema" gewordenes Statement kündet, dass da unverblümt sich in der Rolle des Scheiterhaufen-Anzünder-Knechtes sehend, verkündete:


"Ich sage, man sollte euch - wenn es noch erlaubt wäre - steinigen!"
"Personen, die den Glauben und die Glaubenslehren der Zeugen Jehovas vorsätzlich verwerfen und dadurch selbst zeigen, dass sie ´nicht von unserer Art´ sind, sollten passenderweise so betrachtet und behandelt werden wie jemand, der der letzte Dreck ist."
"Ich werde auf deinem Grab tanzen!"


Und das makabre daran noch.
Der beauftragte (von der WTG-Funktionärs-Kaste beauftragte) „Oberhenker" der Zeugen Jehovas auf Rechtsanwalts-Ebene, rafft dabei noch nicht einmal was er zitiert, und welcher tatsächlicher Kontext dabei besteht!

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Re: Vor fünfzig Jahren

geschrieben von: Drahbeck

Datum: 22. September 2008 03:43

In einer Meldung der „Erwachet!"-Ausgabe vom 22. 9. 1958 liest man auch:

„In Mitteldeutschland haben einige Pfarrer Schritte zur Gründung eines Evangelischen Pfarrerbundes in der DDR eingeleitet, der sich auf dem Boden der „sozialistischen Gesellschaftsordnung" stellt und ... den Standpunkt der Ost-Berliner Regierung unterstützt. Für Propagandazwecke wurden dem neuen Pfarrerbund angeblich erhebliche Mittel zur Verfügung gestellt. ... Der neue Pfarrerbund wehrt sich entschieden dagegen, mit den „Deutschen Christen" auf eine Stufe gestellt zu werden, bekennt sich aber, andererseits durch die vorbehaltlose Bejahung der „Arbeiter- und Bauernmacht in der DDR" eindeutig zu dem herrschenden System in der Ostzone."

Ende der „Erwachet!"-Meldung.
Nun im geschichtlichen Rückblick, sieht man manches etwas deutlicher.
In der Folge entwickelte es sich so, dass namentlich die Ost-CDU, diese Kräfte, und ihre mit genannte Aushaltung aus der Steuerzahlerkasse, für sich reklamieren und vereinnahmen konnte.

Ein echter „Pfarrerbund" wurde das nie. Was er wurde, er wurde ein CDU-Verein, staatlich finanziell mit ausgehalten.

In gewisser Hinsicht stellt das Jahr 1958 einen Wendepunkt der DDR-Kirchenpolitik dar.
Zwar kamen traditionelle Antichristliche Gruppierungen, im Bereich der DDR, nach 1945 nicht aufs Trapez. Jedenfalls nicht in Organisatorisch verfestigter Form. Gleichwohl war die DDR-Kirchenpolitik der frühen 1950er Jahre, von etlichen, ausgesprochen Antikirchlichen Aktionen dominiert. Das fing damit schon mal an, dass der staatliche Kirchensteuereinzug eingestellt wurde. Das hatte gravierende Folgen; denn so „fest" war die Mitgliedschaft der Kirchen, mit selbigen keineswegs verbunden, als dass sie nun quasi auf freiwilliger Basis, noch genügend finanzielle Mittel für die Kirchen aufgebracht hätten.

Hinzu kam der Bevölkerungs-Exodus Richtung Westdeutschland. Unter jenen aber auch ein wesentlicher Anteil mit kirchlicher Bindung. Der zurückgebliebene „Rest" innerhalb der DDR war nicht selten bereits so, Kirchenentfremdet.

Die Situation war so, dass der aufgeblähte Kirchenapparat, da fast vor dem finanziellen Bankrott stand.
In Westdeutschland sah man das auch so. Und in der Folge erfolgte auch massive finanzielle Unterstützung, auf unterschiedlichen Wegen, um die Ostkirchen finanziell am Leben zu erhalten.

Dann die Kampagnen in Sachen Jugendweihe, die im Sinne des östlichen Regimes, durchaus erfolgreich waren.
Schon ein Hitler postulierte:
Die Alten mögen in die Kirche wanken, die Jugend gehört mir.
Das östliche Regime wiederholte das.

Die CDU war ja mal, anfänglich nach 1945, eine Partei. Sowohl in Ost- wie Westdeutschland.
Infolge der beschriebenen Entwicklung setzten sich in der Ost-CDU jene Kräfte durch, welche diese Partei eben zur reinen Ostpartei, die reine Ost-Interessen vertritt, umgestalteten.
Jene Umgestalter brauchten aber auch eine finanzielle Basis.
Und um 1958 waren auch die kommunistischen Apparatschicks soweit „fortgeschritten", dass sie erkannten.
Der Coup Jugendweihe war für sie günstig abgelaufen.

Die Einstellung des staatlichen Kirchensteuereinzugs ebenfalls. Ergo könne man es sich nunmehr erlauben, auf einen relativen Burgfrieden mit den Kirchen hinzuarbeiten.

Und besagte Kreise der Ost-CDU witterten darin ihre Chance. Das Vorgeben der SED nunmehr „Burgfrieden" haben zu wollen, wurde von ihnen in vorauseilendem Gehorsam (und in der Erkenntnis, nur so „läuft" ihr Geschäft unter den Rahmenbedingungen der DDR) aufgenommen und forciert.

Seit jenen Tagen besteht der Vorhalt, auch die Ost-CDU ist ein „Blockflötenverein" und nichts anderes, zu Recht.

Und eben als das charakteristische Jahr, wo dieser Kurswechsel stattfand, ist das Jahr 1958 anzusprechen. Und als eines der Mittel dabei, eben auch der staatlich ausgehaltene „Pfarrerbund".

Diese Linie setzte sich fort. Schon 1961 war die nächste Gründung diesbezüglich angesagt. Nunmehr den Bereich der katholischen Kirche betreffend. Das alles kristallisierte sich um die für diese Kreise herausgegebene (gleichfalls weitgehend staatlich ausgehaltene) Zeitschrift „begegnung".

Und schon 1965 sollte der nächste Schritt in der Richtung erfolgen. Diesmal betraf es die Zeugen Jehovas. Mit der Installierung der „Christlichen Verantwortung".

Kürzlich stieß ich beim Googeln, auf dem Gedenksteinverleger Gunter Demnig. Selbiger hat ja auch schon etliche Gedenksteine für die Zeugen (nebst anderen Gruppen) verlegt. Und da ergab sich ein merkwürdiger Kontext.

Eine Gazette der NPD hielt es für angemessen, auch über Herrn Demnig zu polemisieren.
Und in besagter Webseite fand man noch einige andere „aufschlußreiche" Details.
Unter anderem dieses.

Ein Mitglied der früheren Blockflötenpartei aus der früheren DDR, welche ja als „CDU" firmierte, ist nun zur NPD übergelaufen. Und selbige stolz auf ihren „Neueinkauf", vermarktet nun diesen Herrn nach allen Regeln der Kunst.

Und in dem diesbezüglichen Interview liest man dann auch so einiges „erhellendes". Unter anderem, wie die Brandenburger CDU-Blockflöten, den ihnen übergestülpten Westimport, ein strammer vormaliger General der Bundeswehr, so einschätzten. Offenbar so, dass sie von seiner nicht vorhandenen „Sensibilität" für Ostdeutsche Belange, keine sonderlich gute Meinung haben.

Oder auch die Angabe dieses NPD-Überläufers, die derzeitige Bundeskanzlerin, gehörte zum Umfeld des Stasi-IM auf Rechtsanwaltebene, Schnur. Zu besagtem Herrn
Schnur erspare ich mir jetzt weitere Worte. Wer sich diesbezüglich selber weiter sachkundig macht, wird sicherlich auch ein Gefühl verspüren. Das des Kotzens.

Und besagter Überläufer zur NPD, erlebte dann ja auch hautnah die „Wiedervereinigung" der Ost-CDU mit der West-CDU.
Die Rolle der Ost-CDU beschrieb er dabei blumig mit der eines „fünften Rad am Wagen", das keinerlei effektive Bedeutung hat.

Zurückkehrend zum „Erwachet!"-Bericht.
Den damaligen CDU-Blockflöten wurde unterstellt, eine Art Trojanisches Pferd in kirchlichen Gefilden zu sein.

Was aber ist mit dem Einkäufer jener Blöckflöten nach 1989? Ich habe zu letzteren Einkäufern auch eine Meinung.

Die sind nicht ein Zoll „besser".

Ein Kommentar zur „nächsten 'Rote Socken'Kampagne"
aus der „Berliner Zeitung" vom 17. 9. 2008

www.berlinonline.de/berliner-zeitung/archiv/.bin/dump.fcgi/2008/0917/meinung/0006/index.html

Was den besagten Überläufer von der „Blockflötenpartei" CDU, jetzt zur NPD anbelangt, kann ich es mir doch nicht ganz verkneifen, mal was aus früheren Aufsätzen selbigen zu zitieren. Die NPD macht es ja nicht. Ergo mache ich es mal halt. Das sind zwar alles Aufsätze zerstreut in Zeitungen und Zeitschriften. Aber alle auch namentlich mit seinem Namen gezeichnet.
Am harmlosesten ist da sicherlich noch sein am 6. 7. 1974 in der CDU-Tageszeitung „Neue Zeit" erschienener Aufsatz „Reliquienschau der 'Seelenretter'". In selbigem berichtet er über ein Museum in London, welches die (damals) 110jährige Geschichte der Heilsarmee dokumentiert.

Und er sagte sicherlich nichts Falsches, als er feststellte, dass deren Schwergewicht ihres Wirkens in den Entwicklungsländern läge.
Da würde mir noch ein paar andere „Stadtbekannte" Religionen mit einfallen, auf die ähnliches zutrifft.

Was mich bei diesem damaligen Aufsatz allenfalls interessieren würde, wäre die Frage, nach der Herkunft seiner Quellen.
Referiert er da irgendwo andernorts aus der Westpresse entnommenes?
Oder berichtet er über einen tatsächlichen Besuch in London?
Sollte letzteres der Fall sein, ergibt sich schon mal die Feststellung. Diejenigen, die in seinem Alter, damals aus der DDR in westliche Länder reisen konnten, waren „handverlesen". Zu den „Handverlesenen" zähle ich auch den Theologieprofessor Helmut Obst, über den analoges recherchierbar ist. Die Frage ist damit allerdings noch nicht beantwortet, wer denn in diesem „Handverlesevorgang", letztendlich das entscheidende „Okay" gab.

Weiter in den Aufsätzen jenes NPD-Überläufers.
In dergleichen CDU-Tageszeitung „Neue Zeit" schrieb er am 14. 5. 1981 einen Aufsatz mit der Überschrift: „Pseudoreligiöse Strömungen dienen der Reaktion. Kult der 'neuen Rechten' - ein Beispiel antidemokratischer Tendenen in den USA".

Auch da wäre mein Kommentar. Er sagte in diesem Aufsatz nichts Falsches. Eher bin ich geneigt zu sagen. Man könnte die damaligen Aussagen sogar 1 zu 1 auf die Gegenwart übertragen. Namentlich auch die Artikelüberschrift.
Als merkwürdig muss ich es dann allerdings bewerten, dass er nun just in einer Partei der Rechten, eben der NPD, sein Heil sucht.

Das ihm als CDU-Blockflöte, damals auch die Publikationen anderer CDU-Blockflöten offenstanden, davon kündet dann wohl ein Aufsatz von ihm in Heft 12/1977 der gleichfalls staatlich ausgehaltenen (für den Katholiken-Bereich) Zeitschrift „begegnung".
In selbigem meinte er sich über „Christen für den Sozialismus" (im katholischen Bereich) verbreiten zu sollen. Sicherlich eine „angemessene" Startbasis für einen späteren Wechsel zur NPD?

Und selbst die kirchliche Wochenzeitung „Die Kirche" diente ihm als Tribüne. In deren Ausgabe 3/1977 refeferierte er über „Lefebvre - ein Gegenpapst?"

Nun habe ich diesen katholisch-kirchlichen Rechtsaußen sicherlich nicht zu verteidigen. Den NPD-Überläufer aber auch nicht.

Noch ein paar mehr solcher Überläufer in die NPD???

Dann kann man wohl nur noch sagen:
„Wohl bekomm's" Die Stasi lässt halt auch heute noch grüßen!

Dieser fragliche Herr ist mir übrigens schon früher, auch im Zeugen Jehovas-Kontext ein Begriff gewesen.
Und zwar im Zusammenhang mit dem Buch von
Betto Frei
„Nachtgespräche mit Fidel"
Die Bibliographischen Angaben der Deutschen Bücherei weisen aus, dass die deutsche Fassung dieses Buches von dem in Rede stehenden redigiert wurde.

Man vergleiche zum Kontext „Nachtgespräche mit Fidel" auch

CV 235

Oder auch:
„Geschichte der Zeugen Jehovas. Mit Schwerpunkt der deutschen Geschichte" S. 326f.

Thematisch auch noch

www.redok.de/content/view/1217/36/

Ein älterer „Spiegel"-Artikel

wissen.spiegel.de/wissen/dokument/dokument.html?id=13491827&top=SPIEGEL

Blockfloeten.jpg (202081 Byte)

Ein Pressefoto („Neue Zeit" 18. 11. 1985) wo „artig aufgereiht" neben SED-Apparatschicks, auch einige der CDU-Blockflöten zu bewundern sind.
Was den im Bildtext mit genannten Peter Heinrich anbelangt (Hauptabteilungsleiter im Staatssekretariat für Kirchenfragen der DDR) gab es dann nach dem Ende der DDR noch eine „Erhellung".
Heinrich (mir auch ein Begriff, nicht unbedingt der „angenehmsten" Erinnerung), nebst seinem untergebenen Adlatus, wurden dann beide noch als „Offiziere im besonderen Einsatz", der DDR-Staatssicherheit enttarnt.

Zitat aus einem „Spiegel"-Artikel:
wissen.spiegel.de/wissen/dokument/dokument.html?id=13680729&top=SPIEGEL

„Am 1. November zitierte der Genosse Peter Heinrich, Hauptabteilungsleiter im Ost-Berliner Staatssekretariat für Kirchenfragen, den Konsistorialpräsidenten der Berlin-Brandenburgischen Kirche zu sich. Das Protokoll der Unterhaltung, unter dem Datum 2. November, findet sich in den Akten der Stasi-Hauptabteilung XX - nichts Ungewöhnliches, denn die Stasi erhielt vom Staatssekretariat für Kirchenfragen automatisch von jedem Kirchenvorgang einen Durchschlag.
Vom Genossen Heinrich erst recht. Denn der war im Hauptberuf Stasi-Offizier im besonderen Einsatz (OibE), also direkt dem Minister Mielke unterstellt. Auszug aus dem Heinrich-Protokoll:" usw.

Exkurs:
Der „Spiegel" in Heft 38/2008 in Kommentierung der Abwahl des zeitweiligen Berliner CDU-Fürsten Friedbert Pflüger:

„... Pfügers Nachfolger Frank Henkel ... ein Law-and-Order-Mann, der die Linke in der ideologischen Tradition der RAF-Terroristen verortet hat und schwierige Jugendliche in Erziehungslager verfrachten will.
Henkel stammt aus jenem schwarzen Polit-Filz, in dem auch der Landeschef und Bundestagsabgeordnete Schmitt zu Hause ist ...
Das „Versorgungsystem Schmitt", in dem Posten ohne Ansehen der Qualifikation verteilt werden, gern auch im Kreise der Familie. Schmitts Bruder etwa ist Referent bei einem Berliner CDU-Bundestagsabgeordneten. Schmitts Freundin wurde Mitglied im Berliner Abgeordnetenhaus. ...
Und auch nicht (geklärt ist), was aus Noch-Landeschef Schmitt und aus Nicht-mehr-Fraktionschef Pflüger werden soll.
Eine Lösung - ganz nach Berliner Art deutet sich allerdings an. Das Schweigen der beiden wird womöglich teuer erkauft mit Sitzen im Bundestag und im Europaparlament."

Das sollen also nun die „Hoffnungs"träger sein?

Da mag man dann wohl nur noch sagen:
Es gibt nichts neues unter der Sonne!

Re: Vor . . . Jahren
geschrieben von: X ~ mysnip
Datum: 26. September 2008 14:00

Zitat:

Drahbeck

Eine Gazette der NPD hielt es für angemessen, auch über Herrn Demnig zu polemisieren.
Und in besagter Webseite fand man noch einige andere „aufschlußreiche" Details.
Unter anderem dieses.

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;-) >>> http://www.youtube.com/watch?v=vg7ieY0v8pY&feature=related

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Re: Vor fünfzig Jahren
geschrieben von: Drahbeck
Datum: 01. Oktober 2008 06:53

Es ist zwar nichts Neues, was denn heute erneut zitiert werden soll aus dem „Wachtturm" vom 1. 10. 1958; Rubrik „Fragen von Lesern".
Da aber in dieser Kommentarserie dass Prinzip verfolgt wird, die Kommentare und Berichte zeitlich aneinander zu reihen (nicht thematisch), kann man schwerlich an der damaligen WT-Aussage vorübergehen.
Hinterlässt sie doch auch noch aus heutiger Sicht, einen durchaus zwiespältig zu nennenden Eindruck.

Damals jedenfalls, wurde die nachfolgende Leserfrage gestellt:

„Eine Zeugin Jehovas, die beansprucht, zum gesalbten Überrest zu gehören, begab sich kürzlich ins Krankenhaus und ließ sich freiwillig eine Bluttransfusion machen. Sollte ihr gestattet werden, beim Gedächtnismahl von den Symbolen, von Brot und Wein, zu genießen?"

Und in seinem Gestammel, dass wohl eine „Antwort" sein sollte, schrieb genannter WT dazu:

„Mit dir bedauern wir es natürlich, daß diese Schwester, die sich dazu bekennt, ein Glied des gesalbten Überrestes zu sein, sich freiwillig eine Bluttransfusion machen ließ, als sie im Krankenhaus weilte. Wir glauben, daß sie dem Willen Gottes zuwider, als nicht recht handelte.
Indes sind die Versammlungen nie angewiesen worden, Personen, die sich freiwillig Bluttransfusionen machen lassen oder sie gutheißen, die Gemeinschaft zu entziehen. Das Gericht jener Personen, die Gottes Gesetz hinsichtlich der Heiligkeit des Blutes übertreten, überlassen wir Jehova, dem höchsten Richter. Das einzige, was im Falle einer solchen Person getan werden kann, ist, sie als unreif zu betrachten, als jemand, der nicht fähig ist, gewisse Verantwortlichkeiten zu übernehmen, so daß wir sie also mit gewissen Dienstaufgaben nicht betrauen.

Einer solchen Person wird die Gemeinschaft nicht entzogen, weil sie sich freiwillig eine Bluttransfusion machen läßt oder es gutheißt, daß eines ihrer lieben Angehörigen eine Bluttransfusion erhält, und daher habt ihr auch kein Recht, diese Schwester von der Feier des Abendmahles des Herrn auszuschließen. Als ein gesalbtes Glied des Leibes Christi steht sie unter dem Gebot und Befehl Christi Jesu, davon zu genießen. Ob sie nun untreu ist gegenüber dem, was sie zu sein bekennt, indem sie die Symbole des Abendmahles des Herrn einnimmt, wird Jehova Gott selbst entscheiden. Sein Gericht beginnt am Hause Gottes. Es steht nicht euch oder sonst jemandem zu, der die Gedächtnismahlsymbole darreicht, als Richter zu amten, sondern ihr sollt die Symbole allen Anwesenden in der üblichen Weise darreichen, so daß jeder eine Gelegenheit erhält, davon zu genießen."

/
So so, mag man dann einstweilen dazu nur sagen.
Und wie kommt es dann, dass schon derselbe „Wachtturm" in seiner Ausgabe vom 15. März 1961, Seite 190, 191 verlautbarte:
„Darf man Bluttransfusionen mit einem Gemeinschaftsentzug ahnden?"
"Die inspirierte Heilige Schrift antwortet darauf mit einem Ja..."

Da war ja noch nicht mal die „Druckerfarbe des 1958er WT richtig trocken".
Und schon wird wieder eine vermeintlich relativ „liberale" Aussage über den Haufen geworfen.

Und wörtlich führte der 1961er WT aus:

„Als rebellischer Gegner und als Beispiel der Untreue, das er den Mitbrüdern der Christen Versammlung gibt, muß er durch einen Gemeinschaftsentzug von dieser abgeschnitten werden."

Das bezieht sich auf diejengen welche sich (aus welchen sachlichen Gründen auch immer) eine Bluttransfusion geben liessen.
Das wären in der Lesart des WT „rebellische Gegner und Beispiele der Untreue."

Blieben nur zu hoffen, dass jenen WTG-Hardlinern denn mal mit dem Maße vergolten wird, dass sie sich anmaßen über andere per Dekret, fallweise auch über Leben und Tod zu bestimmend, anwenden
Sofern es den eine göttliche Gerechtigkeit gäbe, woran allerdings mehr als zu zweifeln ist.

Man vergleiche unter anderem thematisch auch:
Parsimony.15844

Noch ein weiteres Bild gibt es in dieser WT-Ausgabe, es sei denn mal isoliert wiedergegeben, ohne den umrahmenden Text.
In dem Bildtext wird auch gefragt ... Warum ...
Antwort: weil es auch solch anmaßende Dogmatiker gibt, wie diejenigen der WTG in der Bluttfrage.
Wer halbwegs noch in der Lage ist, unabhängig, und ohne Zwänge, seine Entscheidungen zu treffen, kann nur tiefste Verachtung für die Sorte der verantwortlichen WTG-Funktionäre empfinden.

Offenbar haben die Zeichner der WTG, wohl wegen ihres „direkten Drahtes zu den Plejaden " ziemlich konkrete Vorstellungen, wie denn der „Gehörnte" so auszusehen habe.
Im Rutherford-Buch „Regierung" (S. 165)

Und auch im Rutherford-Buch „Feinde" S. 221) gab es ja ebenfalls schon Bilder davon.


Jene Teufels-Vorstellungen haben noch einen „Nebeneffekt". Wer denn so genau meint zu wissen, wie denn der „Gehörnte" auszusehen haben, für den ist es auch nur ein kleiner Schritt, alle jene zu verteufeln, die da mit seinem Weltbild nicht übereinstimmen.
Dies wiederum kann je nach „Gemengelage", als nicht ohne Folgen bleibend, bezeichnet werden.
Jene als „Spinner" links liegen lassend, kann da noch als die harmloseste Variante angesehen werden.
Indes, es gibt in bestimmten Konstellationen, keineswegs nur „harmlose" Varianten.
Was damit gemeint ist, mag denn ja mal mit einem Zitat aus der „Allgemeinen Evangelisch-Lutherischen Kirchenzeitung" vom 2. Juni 1933 veranschaulicht werden.

Zitat:

„ Die „Ernsten Bibelforscher" sind in Sachsen und Bayern verboten worden. Außer ihren unbiblischen Lehren ist ihr ausgesprochener Haß gegen die Kirche und Regierung charakteristisch. Sie behaupten, daß die Geistlichen, sowohl die katholischen als auch die protestantischen, nicht die Wahrheit lehren und im Dienste des Teufels stehen.
Ähnliches gelte von allen bestehenden Regierungen.
Besonders die Arbeitergegenden wurden von den Werbern und Schriftenverkäufern der „Bibelforscher" durchgearbeitet, die von Haus zu Haus und von Tür zu Tür gingen. ..."

Re: Vor fünfzig Jahren / 2006 - "Religionsgemeinschaft der Zeugen Jehovas"
geschrieben von: X ~ mysnip
Datum: 01. Oktober 2008 18:59
Zitat:
Drahbeck

Und auch im Rutherford-Buch „Feinde" S. 221) gab es ja ebenfalls schon Bilder davon.

Auszüge der Seiten 1,2 und 4 des:
,S T A T U T (StRG)
von
JEHOVAS ZEUGEN IN DEUTSCHLAND,
Körperschaft des öffentlichen Rechts,
in der Fassung vom 08.07.2006

. . .
Jehovas Zeugen üben ihre Religion unter der geistlichen Leitung der Leitenden Körperschaft aus . . .

Auf diese Weise bilden Jehovas Zeugen mit ihren Gliederungen und Einrichtungen eine weltweite Religionsgemeinschaft . . .

Gemeinsame Grundlage für das Wirken aller Gliederungen und Einrichtungen der Religionsgemeinschaft ist das religionsgemeinschaftliche Recht (im Folgenden auch Religionsrecht genannt . . .

Dieses beinhaltet das von der Leitenden Körperschaft vermittelte Verständnis der biblischen Lehre sowie des Aufbaus (Gliederung) und der Wirkungsweise der Religionsgemeinschaft . . .

Die Religionsgemeinschaft der Zeugen Jehovas ist seit 1897 in Deutschland tätig. . . .

Der deutsche Zweig der weltweiten Religionsgemeinschaft der Zeugen Jehovas trägt den Namen Jehovas Zeugen in Deutschland (im Folgenden Religionsgemeinschaft genannt). Der Religionsgemeinschaft wurden mit Verleihungsurkunde des Landes Berlin vom 13.06.2006 die Rechte einer Körperschaft des öffentlichen Rechts verliehen.

Die Religionsgemeinschaft hat ihren Sitz in Berlin. . . .

Die Religionsgemeinschaft nimmt ihre Rechte, auch die der Gliederungen und Einrichtungen sowie ihrer Mitglieder, soweit sich diese Rechte aus der Mitgliedschaft gegenüber Dritten ergeben, gerichtlich und außergerichtlich wahr, soweit die staatliche Rechtsordnung dies ermöglicht.

Soweit Zuwendungen und Nachlässe an Jehovas Zeugen nicht einer selbständigen Gliederung oder Einrichtung zugedacht sind oder einer solchen nicht eindeutig zugeordnet werden können, gilt die Religionsgemeinschaft als bedacht. . . .

Geistlich aufsichtführendes Organ der Religiongemeinschaft ist das aus mindestens drei ihrer Ältesten bestehende Zweigkomitee.

Dem Zweigkomitee obliegt die administrative und rechtliche Aufsicht über die Religionsgemeinschaft . . .

Die Religionsgemeinschaft nimmt im Allgemeinen Schenkungen und andere Zuwendungen in Geld oder Sachwerten sowie Erbschaften und Vermächtnisse an . . .

Im Fall der Auflösung der Religionsgemeinschaft fällt das Vermögen an eine von der Leitenden Körperschaft zu bestimmende Rechtskörperschaft von Jehovas Zeugen."

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Re: Vor fünfzig Jahren
geschrieben von: Drahbeck
Datum: 08. Oktober 2008 02:16

Gemäß seiner erklärten Zielstellung, allerart von Themen aufzugreifen und zu behandeln, liest man nun in „Erwachet!" vom 8. 10. 1958, eine gelehrte Abhandlung über die Geschichte des Schlosses.

Man könnte sich gut vorstellen, dass namentlich kommerzielle Schlüsseldienste, die es ja auch in diesem Lande gibt, die „Erwachet!"-Ausführungen sicherlich mit großem Interesse lesen würden.
Ob das Interesse in anderen Kreisen gleich „groß" ist, erscheint aber wohl nicht ganz so ausgemacht sein.

Sei es wie es ist; „Erwachet!!" hat jedenfalls dieses Thema, als auch einmal darstellenswert empfunden. „Reader's Digest" lässt halt auch immer wieder in seinem „Ableger" „Erwachet!" grüssen. Auch dort kann man ja einer ähnlichen Themenbreite begegnen.

Schon die alten Ägypter, so weis „Erwachet!" zu belehren (und diese Belehrung sei ja nicht angezweifelt). Schon die alten Ägypter erachteten die Verwendung von Schlössern als Sicherungsmassnahme, für opportun.

Wer es noch nicht wusste wird weiter belehrt:

„Die Schlösser und Schlüssel der alten Ägypter waren ganz aus Holz verfertigt. Diese Holzschlösser wurden mit großer Sorgfalt hergestellt und waren sehr dauerhaft."

Und wohl zur Bekräftigung der These von „sehr dauerhaft", erfährt man weiter, selbst in der Türkei sollen heute noch diese Art Schlösser in Gebrauch seien.

Da staunt aber der normale „Erwachet!"-Leser, und sieht sich wieder mal in seiner vordem schon bestehenden Meinung bestätigt, dank „Erwachet!" einen „enormen Wissensvorsprung" zu haben. Denn welcher seiner Nicht „Erwachet!"-Lesenden Nachbarn, dürfte das wohl auch gewusst haben?!?

Da ist man ja fast geneigt, „Erwachet!" als Schulungskurs für Teilnehmer an Quiz-Sendungen anzusehen. So ausgefallen kann ja wohl kaum eine Frage sein, als dass der „Erwachet!"-Leser darüber nicht schon mal etwas gelesen hätte.

Dann geht es des langen und breiten weiter mit der Darstellung der weiteren Entwicklung im Detail. Auch darüber wird man belehrt, wie immer kompliziertere Modelle diesbezüglich den Markt erreichten und auch Verwendung finden.
Das vermittelte „Erwachet!"-Wissen ist halt „universal" angelegt.

Selbst auch dieses Detail vergisst „Erwachet!" nicht mit zu erwähnen:
Es gäbe auch
„mehrere Arten von Schlössern, die ohne Schlüssel geöffnet werden. Beim Kombinationsschloß zum Beispiel werden Buchstaben oder Zahlen nach einer nur dem Besitzer bekannten Reihenfolge eingestellt. Dann gibt es auch Zeitschlösser, die sich nur zu einer bestimmten Zeit öffnen."

Bei aller Liebe zum Detail, die man ja „Erwachet!" diesbezüglich nicht absprechen kann, erscheint es doch so. Eines hat „Erwachet!" in seiner Darstellung wohl vergessen. Wie gesagt, es wird ja eingeräumt, die „Erwachet"-Ausführungen seien verhältnismäßig umfänglich.

Aber gerade auch im Hinblick auf die eigene Herkunft, hätte es sich doch angeboten, mit zu erwähnen. Schon in der eigenen Ahnenreihe habe man einen besonderen Fan, namentlich von Zeitkombinatsschlössern gehabt.
Dieser Fan war kein geringerer als Charles T. Russell selbst.

Wusste doch schon Russell sein staunendes Publikum mit den Sätzen zu belehren:
In Band 2 seiner „Schriftstudien" etwa, konnte man auch lesen:

„Eine wundervolle moderne Erfindung vermag prächtig die göttliche Einrichtung der Zeitweissagung zu veranschaulichen. Diese ist, was man ein Kombinations-Zeit-Schloß nennt, und in einigen der größten Banken gebraucht wird. Wie in anderen künstlich zusammengesetzten Schlössern, bleibt der Schlüssel oder Griff beständig im Schloß. Gewisse besondere Drehungen des Griffes, die nur der weiß, der mit der Einrichtung bekannt ist, sind erforderlich, um es zu öffnen. Hingegen die geringste Abweichung von den richtigen Bewegungen verwirrt nur die Sache und macht die Eröffnung um so schwieriger. Das Kombinations-ZEIT-Schloß fügt noch das Besondere hinzu, daß ein innerhalb der Bankgewölbe befindliches Uhrwerk das Eröffnen der Türen, nachdem sie am Abend geschlossen wurden, bis zu einer bestimmten Stunde am Morgen unmöglich macht; und auch dann nur nach Anwendung der richtigen Kombination oder Regel, nach der das Schloß arbeitet.".

Bliebe nur noch hinzuzufügen. Sollte ein kommerzieller Schlüsseldienst, besagtem Herrn Russell je als Angestellten einstellen wollen, dürfte sich wohl der Sachverhalt als nötig herausstellen, diesen „Schlosser Russell" so schnell wie möglich, wieder an die frische Luft zu setzen. Denn außer „verschlossern" vermag dieser Schlosser nichts!

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Re: Vor fünfzig Jahren
geschrieben von: Drahbeck
Datum: 15. Oktober 2008 05:19

„Der Papst in Gottes Vorhaben",

eine markige Titelüberschrift, ohne Frage, zu lesen in der „Wachturm"-Ausgabe vom 15. 10. 1958.



„Der Papst ..." höre ich schon die Entüstungsschreie.

„Wo" steht da im Text „der Papst"?

In der Tat, die Kritiker haben recht. Nichts da, mit „der Papst".

Vielleicht kann ich mich vorgenannten Kritikern dahingehend „einigen"??? das die Vokabel „der Papst" nicht im Artikel vorhanden ist. Dafür halt ein „Stellvertreter"-Name genannt wird.

Und so mancher hat es auch im weltlichen Leben schon erlebt. Die Streber, die „Möchte-gern-erste-Vorsitzender-sein", sind im alltäglichen Umgang, noch die Ungenießbarsten von allen!

Mehr habe ich eigentlich auch zu dieser „Wachtturm"-Überschrift" nicht zu kommentieren!

Der Sinn solcher Thesen wie der eingangs genannten, ist sicherlich auch zutreffend in nachfolgendem Bild erfasst.


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Re: Vor fünfzig Jahren
geschrieben von: Drahbeck
Datum: 22. Oktober 2008 06:48

Nun, wenn es gelegentliche Meldungen Zeugen Jehovas-bezüglicher Art, über die Sowjetunion in den 1950er Jahren im WTG-Schrifttum gab, dann ist man sicherlich gut beraten, den Totalitarismus des sowjetischen Systems mit zu berücksichtigen. Und das jenes sowjetische System, nebst den nazistischen und faschistischen, eine besonders extreme Form des Totalitarismus darstellte; darüber kann kein Zweifel bestehen.

Gibt es also von sowjetischer Seite dazu lancierte Meldungen, ist die Verwendung einer „Kneifzange zum Anfassen" durchaus angezeigt.

Nun also offerierte „Erwachet!" von 22. 10. 1958, solch eine Meldung. Nicht direkt, sondern über den Umweg einer Zitierung der „New York Times" vom 27. 3. 1958. Was die darin auch enthaltenen Vokabel "Spionagering, Waffen, Gift" anbelangt, wurde in der Einleitung schon der dazu notwendige Kommentar geäußert.

Die „New York Times" ihrerseits, beruft sich als Quelle auf eine Eisenbahnerzeitung mit Namen „Gudok".
Der wesentliche Inhalt der diesbezüglichen Meldung, mag ja im nachfolgenden noch kommentarlos vorgestellt werden. In dem Sinne, zu dokumentieren, was gewesen. Nicht aber in dem Sinne, dass die sowjetische Diktion dazu, als „gut" befunden würde. Eher ist das Gegenteil der Fall.

Gemäß den angegebenen Quellen verlautbart „Erwachet!":


„ ... Die Eisenbahnerzeitung 'Gudok' schrieb, daß eine Anzahl von Eisenbahnern auf der Lvov-Linie dazu beigetragen hätte, die Kreaturen eines 'in den USA gemachten Gottes' bloßzustellen. Gemäß dieser Zeitung wurde Pytor Budynkevich, den sie als ein Mitglied des 'Osteuropäischen Büros der Jehovisten' bezeichnete, verhaftet, als er die russische Grenze überschreiten wollte. Er soll theologische Schriften, Waffen, Gift und Rundfunkgeräte mit sich geführt haben. Noch eine andere 'umherstrolchende Kreatur' soll festgenommen worden sein. Die Zeitung schrieb, daß dieser 90.000 Rubel (22.500 Dollar) nach dem offiziellen Kurs) und Goldmünzen und -barren sowie 'Zigarettenetuis' vergraben hatte. Dieses Versteck wurde als die 'Hauptreservebank' der Zeugen Jehovas in der Sowjetunion bezeichnet."

Was die finanziellen Aspekte in der vorstehenden Meldung anbelangt, sei ergänzend darauf verwiesen, dass aus Stasi-Aktenstudium (etwa die Akte „Sumpf") hervorgeht. Die Stasi unterstellt. Es würden (vor 1961) etwa jährlich 700.000 Ostmark in den Westen ausgeschmuggelt, und landen dann zum jeweiligen Kurs umgetauscht, in die Kassen der WTG.

Auch das wird man wohl sagen können. Wenn es um Geld geht, verstehen (auch) Diktaturen keinen Spaß.
Man kann durchaus geteilter Meinung sein, welche Methode den „anrüchiger" war. Die, das Ostgeld in westlichen Wechselstuben umzutauschen (vor 1961). Oder die Methode, im Westen Geld zu kassieren, mit dem Versprechen dafür, es würde Begünstigten im Osten ausgezahlt.

Solche Auszahlungen habe ich in meiner Zeugenzeit noch selbst miterlebt. Und kann mich auch durchaus noch der damaligen (zwar nicht ausgesprochenen, aber doch vorhandenen Emotionen erinnern). Wie da also gesammelte Spendengelder, in den Taschen weniger Begünstigter versickerten.

Pech hatte halt der, wer eben keine westliche Zeugen-Verwandtschaft hatte, die da was für ihre „armen Verwandten" taten. Und diejenigen, die solche Wohltäter nicht hatten, waren garantiert in der Überzahl.

Offenbar wurde das seitens des Östlichen Regimes auch in dem zweiten Gerichtsverfahren gegen Werner Liebig (nach dessen 1965er Verhaftung) als Anklagepunkt mit verwertet.

Jetzt verwandte das WTG-Ostbüro eine neue Strategie. Eine Flotte von „Dienstwagen" wurde angeschafft. Theoretisch auf den Namen von Privatpersonen den KFZ-Zulassungsstellen gegenüber angemeldet. Praktisch jedoch aus Spendengeldern erworben, und fallweise auch für WTG-Dienstfahrten der dazu „Berechtigten" genutzt.

"Schön" für den, der zu solcherart Privilegierten gehören durfte. Konspiration war zwar bei dem Thema auch angesagt. Aber die erwies sich in der Praxis als löchrig. Man bekam es als Nicht-Privilegierter auch mit und „schluckte". Und das alles sogar ohne zutun der „Christlichen Verantwortung", von deren Existenz ich damals überhaupt noch nichts wusste.

Dann sei auch daran erinnert. Auch das Naziregime legte schon besonderes Augenmerk, auf etwa zutage tretende finanzielle Unregelmäßigkeiten.

Ein Beispiel dafür zitierte auch die seinerzeitige kirchliche Zeitschrift „Deutsch-Evangelische Korrespondenz", wenn sie in ihrer Ausgabe vom 4. 8. 1937 notierte:


„Die Kölnische Zeitung vom 1. August meldet, daß vor dem Berliner Sondergericht ein Fritz Winkler nach mehrtägiger Verhandlung wegen Vergehens gegen die Verordnung des Reichspräsidenten zum Schutz von Volk und Staat, Devisensverbrechens und Untreue zu einer Gesamtstrafe von vier Jahren Zuchthaus und 5 Jahren Ehrverlust verurteilt worden sei.
Außerdem erhielt W. noch eine Geldstrafe von 22.000 RM.
W. hatte trotz des 1933 erlassenen Verbotes ganz bewußt die Internationale Bibelforschervereinigung weiter geleitet. Außerdem hat er illegale Schriften und Gelder der Bibelforscher ins Ausland geleitet und für persönliche Zwecke unterschlagen."

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Re: Vor fünfzig Jahren
geschrieben von: Drahbeck
Datum: 01. November 2008 05:29
In der Rubrik „Mein Lebensziel" verfolgend, im „Wachtturm" vom 1. 11. 1958, erfährt man von einem der WTG-Apparatschicks, den es als Mitteleuropäer geboren, im Verlauf seiner WTG-Karriere noch auf die Fidschi-Inseln verschlagen hat. In dem Bericht wird auch durchblicken gelassen. Dort herrscht tropisches Klima. Ergo für dort nicht geborene, „gewöhnungsbedürftig", wenn nicht gar noch mehr.

Nun soll es ja Menschen mit einer exzellenten Gesundheit geben, denen solcherlei Problematiken keine Schwierigkeiten bereiten. Ob das indes verallgemeinbar ist, erscheint so ausgemacht wohl nicht zu sein; dieweil es auch anders geartete Berichte gibt.

Bei dem vom genannten WT geschilderten Fall muss es sich wohl um eine Art „Senkrechtstarter" gehandelt haben. Denn wenn er nach eigenem Bekunden nichts von Religion mal wissen wollte, sich aber dann von den Zeugen dahingehend betören lies, es gäbe „wahre" und „falsche" Religion. Und schon nach drei Monaten „Studium" mit den Zeugen, sich taufen lies. Dann kommt man wohl nicht umhin, von einem „Senkrechtstarter" zu reden. Denn nur drei Monate, ist sicherlich auch für Zeugenverhältnisse eine kurze Zeit.

Dann findet man noch eine merkwürdige Episode in diesem Bericht wieder gegeben mit den Worten:


„Da ich die Dringlichkeit der Zeit erfaßte und außerdem die etwas unvernünftige Voraussage meines früheren Unterweisers hörte (daß nämlich 'Harmagedon spätestens in fünf Jahren eintreten werde') war mir daran gelegen, sogleich, also noch vor 1946, 'in die Arche', in das neue System der Dinge, hineinzulangen, das heißt, ehe die „Flut" von Harmagedon losbräche."

Ort der Handlung, London, Großbritannien im Jahre 1940 und nachfolgende Jahre.
Nun war das Jahr 1940, und namentlich die Nachfolgejahre, sicherlich auch dort, alles andere als „Jahre des Zuckerschleckens". Mitten im zweiten Weltkrieg befindlich, der zu der Zeit auch London hart traf, etwa in Form deutscher Bombardements.

Insofern kann man ja die subjektive Befindlichkeit, etlicher damaliger Akteure, zum Teil nachvollziehen. Indem sie das alles als „Vorboten von Harmagedon" deuteten. Was wiederum nichts an dem Umstand änderte, dass Wunschdenken und Realität, zwei verschiedene „Schuh" sind.

Die nächste Station dieses „Senkrechtstarters" bestand dann „angemessener" Weise in der WTG-Gileadschule.

Man erfährt weiter, vordem habe er sein Geschäft liquidiert, und sich in das Abenteuer der Pioniertätigkeit für die WTG geworfen.
Die Vokabel „Geschäft liquidiert" deutet dann wohl auch auf einen gewissen finanziellen Background hin. Der Kategorie „armer Schlucker" dürfte er dann wohl eher weniger zuzuordnen sein.

Solche Leute sind natürlich in WTG-Kreisen auch gesucht. Und der dort mögliche „Beförderungsschub" lies ja auch nicht auf sich warten.

Nun hat es Aussteiger immer gegeben, und wird es wohl immer geben. Es bleibt zudem im dunkeln des Berichtes, um welche Art von Geschäft, dass da liquidiert wurde, es sich gehandelt hat.

Vielleicht war er dessen ohnehin schon überdrüssig, und nutzt so quasi die Option zu einem Neustart (wie immer man denn letzteren auch beurteilt).

Solcherart Globetrotter werden ja nun in WTG-Sicht als „leuchtende Beispiele" herausgestellt. Nun ist es wahrlich schwer, mit jemandem zu richten, der da das Aussteigen aus vorgegebenen Konventionen auf seine Fahnen geschrieben hat.

Auch das muss man wohl sagen. Eine Umkehr der einmal getätigten Aussteigeroption, ist nur schwer möglich.
Es gibt dann nur noch die beiden Optionen, sich unter den neuen Verhältnissen zu behaupten, oder elendiglich zugrunde zu gehen!

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Re: Vor fünfzig Jahren
geschrieben von: Drahbeck
Datum: 08. November 2008 05:41

Dem Thema des Drittgrößten Südamerikanischen Staates Bolivien widmet sich „Erwachet!" in seiner Ausgabe vom 8. 11. 1958 in einem Artikel. An anderer Stelle in der WTG-Literatur kann man entnehmen. Zwar schon seit 1924 wurde dort WTG-Literatur verbreitet. So richtig vorwärts im WTG-Sinne ging es aber erst nach 1945, mit der Hinsendung von WTG-Gilead-Absolventen auch in dieses Land.

Und weiter kann man entnehmen (ob denn das ein „Qualitätssiegel" sei kann man wohl unterschiedlich deuten). Jene Missionare seien bereits auf dem berüchtigten WTG-Kongress 1941 in St. Louis (USA) anwesend gewesen, der bekanntlich durch das dort „freigegebene" Buch „Kinder" in der WTG-Geschichte eingegangen ist. Wusste doch jenes ominöse Buch zu verkünden, mit dem Heiraten besser bis „nach Harmagedon" zu warten.

Und siehe da, selbst der hierzulande nicht unbekannte Herr Kelsey, soll den gleichen Quellen zufolge, auch durch seine Anwesenheit auf besagtem WTG-Kongress, seine „Weihen" für seine spätere WTG-Karriere erhalten haben.

Aber kehren wir zum genannten „Erwachet!"-Artikel zurück. Für 1956 beziffert er die Zahl dortiger Zeugen Jehovas auf 56. Aber 1958 seien es schon rund 250, was denn ja eben die WTG-Motivation für diesen Artikel verdeutlicht.

Einem Bericht aus dem späteren Jahre 2005 vermittelt dann so einige Einblicke über die so Gewonnenen. Böse Zungen indes sind da wohl geneigt zu dem 2005.er Bericht noch zu kommentieren. Da haben sich wohl zwei Vereine von „Einäugigen" gegenseitig die Klientel abgeworben. Und im Falle Zeugen Jehovas, wohl erfolgreich abgeworben.
Der 2005er Bolivien-Bericht

Aber es ist ja schon eingeräumt worden. Solch ein Kommentar ist dann wohl der Rubrik „böse Zungen" zuzuordnen.

Immerhin hatte man in besagtem Jahre 2005 in Bolvien eine „Verkündigerzahl" von etwa 17.000 erreicht. Und solche Zahlen muss man ja immer in den Kontext zur übrigen Bevölkerungszahl setzen. Und dieser Kontext besagte, dass da im Jahre 2005 ein Zeuge auf 496 sonstige Einwohner käme.

Täuscht nicht alles so war diese Verhältniszahl im Jahre 2002 sogar schon mal bei 1 zu 470 angelangt. Aber nun, bei der letzten zugänglichen Zahl aus dem Jahre 2007 wieder bei 1 zu 506, womit man dann wieder etwa auf den Stand des Jahres 2004 zurück gefallen sein dürfte.

Hat man die WTG-Geschichte in Bolvien auch wesentlich den Jahren erst nach 1945 zuzuordnen, so ist es doch als beachtlich zu bezeichnen, dass schon aus diesem Zeitraum ein kritischer Kommentar zur WTG-Religion in Buchform vorliegt.
Der Bericht von Domitila.

Man sollte sich mit dem in diesem Bericht ausgesagtem durchaus mal etwas näher auseinandersetzen. Kündet er denn auch davon, wie die WTG-Religion in politischer Beziehung einzuordnen ist. Und welche Funktion sie als de facto Schleppenträger der Wallstreet wahrnimmt.

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Re: Vor fünfzig Jahren

geschrieben von: Drahbeck
Datum: 15. November 2008 06:07
Bezugnehmend auf die Rubrik „Fragen von Lesern" des „Wachtturms" vom 15. 11. 1958, sei erst einmal die wesentliche Aussage die dort zum Ausdruck kommt, kommentarlos vorgestellt.

Angefragt wird dort:

„Sollten wir annehmen, daß die Einspritzung eines Serums in die Blutbahn, wie es das Diphterie-Anatoxin ist, und Blutfraktionen, wie es das Gammaglobulin ist, zu dem Zwecke, die Widerstandskraft des Blutes mittels Antikörper (Schutzstoffe) gegen Krankheiten zu stärken, dasselbe ist wie das Trinken oder Einnehmen von Blut oder Blutplasma mittels einer Transfusion?"

Und als Antwort darauf liest man:
"Nein, es scheint nicht notwendig zu sein, daß wir diese zwei Dinge in ein und dieselbe Kategorie einreihen, obwohl wir es in der Vergangenheit getan haben. Jedes Mal, da in der Schrift ein Verbot gegen den Blutgenuß erwähnt wird, geschieht es in Verbindung mit dem Genuß des Blutes als Speise, und somit interessieren wir uns für dessen Verbot als Nährstoff ...
Im Gesetz Moses wurde Blut als Speise verboten und daher finden wir es wiederholt in Verbindung mit Fett erwähnt, also etwas, das nicht gegessen werden durfte. ...
Antikörper oder Schutzstoffe in einem Serum in die Blutbahn einzuspritzen oder die Verwendung von Blutfraktionen um solche Schutzstoffe zu schaffen ist nicht dasselbe wie die Einnahme von Blut, sei es durch den Mund oder durch eine Bluttransfusion, das heißt Nährstoff zum Aufbau der Lebenskraft des Körpers. Während Gott nicht beabsichtigte, daß der Mensch seinen Blutstrom durch Impfmittel, Seren oder Blutbestandteile verunreinigen sollte scheint dies doch nicht in Gottes ausdrücklichem Willen eingeschlossen zu sein, der Blut als Speise verbietet. Es wäre daher eine Frage, die der Beurteilung des einzeln überlassen bleibt, ob er solcherlei Medikamente einnehmen will oder nicht."


Nebulös redet jener Text auch davon:
"obwohl wir es in der Vergangenheit getan haben",
ohne indes diese Vergangenheit näher zu beschreiben.
Und bei näherem Hinsehen stellt sich diese Vergangenheit als die seinerzeitige vehemente Impfgegnerschaft heraus.

Dann noch dieses.
Herr Knorr war unmittelbar nach Ende des zweiten Weltkrieges ein Vielreisender. Und in dieser Eigenschaft musste er sich auch mit dem Umstand auseinandersetzen, dass es einige Länder gibt, die eine Einreise nur dann gestatten, wenn auch geforderte, gültige Impfzeugnisse vorgelegt werden.
Herr Knorr fand dann für sich eine pragmatische Lösung. Er hat für sich keine Skrupel mehr, diesen geforderten Impfungen nachzukommen.

Auffallend an diesem 1958er Votum auch die Definition des Blutes als "Nährstoff".

Findet man selbige Definition auch noch in neueren WTG-Verlautbarungen? Mir ist jedenfalls auf Anhieb keine geläufig. Auch der historische Kontext Blut und Fett als gleiche Verbotskriterien zu sehen, findet man in neueren WTG-Verlautbarungen wohl kaum referiert. Jedenfalls nicht in dem Sinne referiert, einer umfassenden Darlegung aller Facetten.

Insofern gab es dann wohl nach der 1958er Verlautbarung noch eine Praxis-Verschärfung die selbst zu solchen "Blüten" fähig war, wie der Fall, den Pape berichtet, dass die Verfütterung von Hühnerfutter mit Blutbestandteilen als Exkommunzierungsgrund herhalten musste.

Aber beachtlich schon die seinerzeitige Definition des Blutverbotes auf den Aspekt "Nährstoff" eingegrenzt. Das erinnert dann verdächtig an Willkür in der WTG-Auslegungsgeschichte.
Wobei letztere Feststellung allerdings wahrlich nicht "neu" ist.

Noch ein weiterer, anders gearteter Aspekt aus dieser WT-Ausgabe erscheint mir zitierenswert.

Das die Russellbewegung adventistische Wurzeln hat, kann als bekannt vorausgesetzt werden. Das ihr wesentlicher Inspirator, William Miller, bereits Endzeitdaten verkündete (für die Jahre 1843/44) kann als ebenfalls bekannt, angenommen werden.
Im Berühmt-berüchtigten Band 7 der „Schriftstudien", liest man dazu etwa auf der Seite 212

Und ich hörte eine Stimme: Die Botschaft durch William Miller, von 1829 bis 1844. [Der im Jahre 1831 die Wiederkehr Christi prophezeite und die Zerstörung der Erde im Jahre 1843.]

Und daselbst auf der Seite 64
wurde ihm bescheinigt:

Halte fest, was du hast: "Die Millersche Bewegung war eine Scheidung zwischen solchen, die an dem Worte Gottes mit Geduld festhielten, und solchen, die ihren Glauben an sein Wort verloren.

Und daselbst auf der Seite 437 wird Miller von Russell die Reverenz erwiesen mit der Aussage;

„Das Folgende ist William Millers Traum, wie er in „The Three Worlds" (die drei Welten) geschildert ist, dem ersten von Pastor Russells Büchern ..."

Zu dem Miller'schen Berechungssystem nur soviel. Auch er "reitete" wie alle seine Nachfolger dann auch noch, auf den zusätzlichen "Zeichen der Zeit", als "Bestätigung" herum.
Insofern tangiert diese WT-Ausgabe solch adventistisch "Eingemachtes" in kritischem Sinne. In einem "Die Sonne wird verfinstert werden" überschriebenen Artikel liest man unter anderem:


"Weisen diese Prophezeiungen auf eine buchstäbliche Verfinsterung der Sonne hin ... Ja, sagen viele fromme Religionsanhänger. So heißt es zum Beispiel in 'Bible Readings for the Home Circle', einer Publikation der Adventisten vom Siebenten Tag, daß sich diese Texte an dem sogenannten dunklen Tag, dem 19. Mai 1780, erfüllt hätten. Als Bestätigung dieser Behauptung wird eine andere Autorität, nämlich 'Webster's Dictionary' Ungekürzte Ausgabe aus dem Jahre 1833 zitiert, wo auf Seite 1604 unter dem Stichwort "Der dunkle Tag" folgendes gesagt wird:
"An einigen Orten konnte man mehrere Stunden lang nicht einmal im Freien so viel sehen, daß man eine gewöhnliche Zeitung hätte lesen können. Die Vögel sangen ihr Abendlied, verschwanden und verstummten, das Federvieh begab sich zur Ruhe, die Kühe suchten den Stall auf, und in den Häusern zündete man Kerzen an. Die Finsternis begann ungefähr um 10 Uhr morgens und dauerte bis zur Mitternacht des folgendes Tages. Sie war allerdings nicht überall gleich stark und dauerte auch nicht überall gleich lang ...Die eigentlichen Ursachen dieses bemerkenswerten Phänomens sind nicht bekannt."
Auch könne diese Finsternis, so heißt es weiter, nicht als Sonnenfinsternis erklärt werden, da in der vorhergehenden Nacht Vollmond gewesen sei und der Mond sich daher zu der Zeit, als die Sonne verfinstert wurde, auf der anderen Seite der Erde befunden habe."


Dieses adventische Dogma will der genannte WT nun nicht gelten lassen, wobei unsereins ihm diesbezüglich auch nicht widersprechen mag.

Laut WT müssen also die dabei mit der Brechstange herangezogenen Bibelstellen "anders" interpretiert werden.

Kurt Hutten etwa, definierte in seinem seinerzeitigem Standardwerk „Seher, Grübler Enthusiasten":


„Die geschichtlichen Zeitereignisse und allerlei unheimliche Naturvorgänge galten für ihn wie für viele andere als Hinweis, daß biblische Weissagungen sich erfüllen sollten. Da war das Erdbeben von Lissabon 1755, die Aufhebung des Jesuitenordens 1773, der "DunkleTag" infolge Verfinsterung von Sonne und Mond in den USA am 19. Mai 1780, die Französische Revolution 1789, die Gefangennahme von Papst Pius VI. 1798. Riesige Sternschnuppenfälle 1799 und 1833. Miller suchte den Sohlüssel zu einer biblischen Zeitrechnung.
Aus Dan.8:14 entnahm er die Zahl der 2300 Abende und Morgen, die er mit 2300 "prophetischen Tagen" oder irdischen Jahren gleichsetzte, so daß diese Stelle den Sinn bekam:
Nach 2300 Jahren wird das Heiligtum wieder geweiht werden.
Aber von wann an sind diese Jahre zu zählen? Nach Dan. 9:24 ff. soll nach Ablauf von 70 Wochen, das sind 490 Erdenjahre, die Sünde abgetan und versöhnt sein. Diese 490 Jahre aber rechnete Miller nach Dan. 9 : 25 von dem Jahr des Wiederaufbaus von Jerusalem bei der Rückkehr der Juden aus der Gefangenschaft, also von 457 v. Chr. ab. So kam er auf das Jahr 1843.


Jenes ominöse Jahr 457 v. Chr. nimmt denn in adventischen Berechnungssystem den gleichen Rang ein wie bei der WTG ihr Jahr 607 v. Chr.
Willkür auf beiden Seiten.

Indes mit den von den Adventisten so hoch gepriesenen 2300 Jahren weis die WTG nichts so rechtes anzufangen. Ein Veranschaulichungsbeispiel dafür, wiederum nach Hutten zitiert, die Verlegenheits-Auslegung zur Zeit der Rutherford-Administration:


„Diese 2300 Tage begannen am l. Juni 1938: Damals veröffentlichte der »Wachtturm« den ersten Teil eines Aufsatzes »Organisation«, in dem die theokratischen Forderungen an die Zeugen Jehovas deutlicher dargelegt wurden. Und sie endeten am 8. Oktober 1944: an diesem Tag wurde der Entschluß der Vereinigten Staaten, Englands, der Sowjetunion und Chinas bekanntgegeben, eine internationale Sicherheitsorganisation zu schaffen den Keim der Vereinten Nationen zu legen, der »Achten Weltmacht" ..."

Zitiert sei in dem Kontext noch die CV 38:
„Im heutigen Vokabular der WTG liest sich das so. ("Jehovas Zeugen in Gottes Vorhaben" S. 127):
"Dann wurde die Prophezeiung gegeben, daß nach 2300 Tagen Jehovas Heiligtum siegreich sein würde. Das sollte die Säuberung der Versammlung von den sogenannten ,Wahlältesten' kennzeichnen, die auf demokratische Weise für ihr Amt gewählt werden waren. "Der Wachtturm" enthielt in seinen Ausgaben vom 15. September und 1. Oktober 1932 den zweiteiligen Artikel "Jehovas Organisation". Dieser stellte das 'Wahlältesten'-System als etwas bloß, das nach der unreinen Verfahrensweise dieser Welt funktioniere und nicht gemäß den Grundsätzen des großen Theokraten."


Man vergleiche im Kontext dazu auch

Parsimony.10386
und
Parsimony.21963

Als ein anderes Auslegungsbeispiel dazu sei noch aus Johnson zitiert:
„Rabbi Nahawendi und einige seiner Nachfolger sahen die 2300 Tage aus Daniel 8:14 als Jahre an, die von der Zerstörung Shilohs (942 v.u.Z.) bis zum Jahr 1358 u.Z. liefen; dann würde der Messias kommen."

So legt halt jeder diese öminösen Texte so aus, wie sie ihn in den Kram zu passen scheinen. Und wenn es nichts mehr auszulegen gibt, wird halt etwas „untergelegt".

Der Endzeit-Spinner Adam Rutherford sei denn auch noch zitiert, dieweil auch er noch eine Verwendung für die Zahl 2300 hatte.


"Die nächsten 40 Jahre bringen uns zum gegenwärtigen Zeitpunkt 1953/54, den Beginn der Abschlußphase der '2300 Tage'-Prophezeiung Daniels, und dem Wendepunkt dieser Übergangsperiode. Hier wird die Reinigung des Tempels Israel durch Gott beginnen, welche 40 Jahre später 1993/94 am Ende der '2300 Tage' abschließen und das Tausendjährige Reich in seiner universellen Bedeutung einleiten wird."

Zudem, auch wenn denn jene Geschehnisse aus dem Jahre 1780 offenbar noch im Bewusstsein religiöser Kreise der 1840er Jahre herumspukten, bleibt ihre religiöse Ausdeutung dennoch Spuk.

Unabhängig davon vermag ja so mancher Spuk sogar den Rang eines fortbestehenden Dogmas zu erreichen, was ja auch in diesem Falle zu beobachten wäre.

Mir indes viele als Kommentar dazu nur noch der eine Satz ein.
Es gibt noch weitaus mehr religiös-dogmatischen Spuk, als "nur" dieses Beispiel.

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Re: Vor fünfzig Jahren
geschrieben von: Drahbeck
Datum: 22. November 2008 01:03
Über "God's own Country" berichtet "Erwachet!" vom 22. 11. 1958 in zwei speziellen Artikeln.
Der eine davon, stellt thematisch eine Filmkritik dar, und stellt dazu die Frage:

"Wie bibeltreu sind De Millers 'Zehn Gebote'?"

Wenn "Erwachet!" sich dieses Thema annimmt, ist es unschwer zu erraten wie denn die Antwort darauf ausfällt.
Der Film sei eben nicht bibeltreu genug, weis "Erwachet!" zu befinden. Und auch das verwundert wohl nicht. Man preist sich selbst als Alternative dazu an.

Das "Erwachet!" dieses Thema aufnahm, darf mit Sicherheit so gedeutet werden.
Der Film war zu seiner Zeit ein Kassenfüller. Und weil das so war, kam eben auch die WTG nicht darum herum, zu ihm Stellung zu beziehen.
Das war dann aber schon der zweite Artikel zum Thema in "Erwachet!"
Denn schon in dessen Ausgabe vom 22. 1. 1957 hatte man sich dazu verlautbart.

Den soziologischen Ursachen, weshalb denn dieser Film in den USA und anderswo zum Kassenknüller wurde, geht die gleiche "Erwachet!"-Ausgabe in einem zweiten Artikel nach. Und selbiger ist durchaus zutreffend überschrieben:

"Frömmigkeit oder Modesache!"
Man vergleiche zum Thema auch:

http://forum.mysnip.de/read.php?27094,16902,16986#msg-16986

Tenor der Ausführungen. In weiten Teilen der USA sei Religion eben Modesache. Diesen Status indes meint die WTG für sich überwunden zu haben. Die ihr Hörigen würden eben nicht nur aus Modegründen sich von ihr ausbeuten lassen.

Über die Berechtigung dieser Einschätzung soll hier jetzt nicht weiter gestritten werden.

So sei denn erst mal zitiert, wie sich aus der WTG-Sicht die Modeerscheinung Religion in den USA darstellte.

Einleitend fragt "Erwachet!"

"Könnte es sein, daß ein großer Teil der Amerikaner, die so fleißig in die Kirche gehen, dies nicht aus Frömmigkeit tut, sondern weil es in Amerika zum guten Ton gehört?"

Und in Beantwortung der selbst gestellten Frage geht es dann weiter mit der Ausführung:
"Einige in letzter Zeit abgegebene Erklärungen weisen auf den tieferen Grund der sogenannten religiösen Erweckung in Amerika hin."

Und zitiert wird dann die Zeitschrift 'Manchester Guardian Weekly' mit der Aussage:
"In den Vereinigten Staaten fürchtet man sich immer mehr davor, eine Ausnahme zu bilden, als Außenseiter zu gelten oder als exentrisch"

Und weiter:
"Einer hat dem anderen das schlaue Wort ins Ohr geflüstert, daß die 'Religion ein Muß sei.'
Man hört in Verbindung mit der religiösen Erweckung in Amerika immer wieder dies Wort 'Konformismus' ...

Das soziale Phänomen sieht folgendermaßen aus:
Die Leute gehen in die Kirche, weil ihre Nachbarn auch hingehen, weil es populistisch ist, weil man dadurch geachteter wird, weil im amerikanischen Leben der soziale Konformismus so mächtig geworden ist. ...
'Die Tendenz, nicht von der Norm abzuweichen, ist einer der Gründe, warum die Kirchen und Gottesdienste so gut besucht werden."


Weiter wird eine einschlägige Studie mit den Worten zitiert:
"Will Herberg, der die amerikanische Frömmigkeit gründlich erforscht hat, schreibt in seinem beachtenswerten Buch 'Protestant - Catholic - Jew':
'Es entwickelt sich vielleicht am ausgeprägtesten unter den jüngeren, 'modern eingestellten' Vorstadtbewohnern, ein religiöser Konformismus, der jedoch rasch auch auf die anderen Schichten des amerikanischen Volkes übergreift. Die Religion gilt als normaler Teil der amerikanischen Lebensweise. Weder protestantisch, noch katholisch, noch jüdisch zu sein - das heißt, sich nicht zu einer dieser drei Religionen zu bekennen - erweckt den gleichen Eindruck, wie wenn man sich zum Buddhismus bekennen würde, nämlich man sei kein Amerikaner, sondern ein Ausländer.

Will Herberg weist darauf hin, daß man in Amerika immer mehr die Tendenz habe, sich von anderen führen zu lassen, sich dem Verhalten und den Wünschen anderer anzupassen, besonders denen seiner Nachbarn.
'Es ist nicht schwierig, zu erkennen', schreibt er, 'daß der Grund, warum die Menschen heute in die Kirche strömen und so religiös sind, wenigstens zum Teil die steigende Tendenz unseres Mittelstandes ist, sich führen zu lassen. Die Bewohner der Vorstädte wollen sich in psychologischer Hinsicht sicher, eingeordnet und in ihrer Umgebung zu Hause fühlen ...
Religiös zu sein und einer Kirche beizutreten ist unter den gegenwärtigen amerikanischen Verhältnissen ein sicherer Weg, um von der Gesellschaft anerkannt und aufgenommen zu werden; infolge des Verlangens, sich von anderen führen zu lassen, wird die Religiosität fast automatisch ein gesellschaftliches Muß, wie Einladungen und Bildung ... Die Religion wird als etwas bewertet, das ein Gefühl verleiht, in der Gesellschaft angenommen zu sein und zu ihr zu gehören, ein Gefühl, wirklich ein Teil der Welt und der Gesellschaft zu sein."

Die WTG indes, wähnte sich - zumindest zu diesem Zeitpunkt - mit ihrer Form von Religion "überlegen", wofür dann auch ihre Aussage steht;

"Kein Wunder, daß die Religion keine Wirkung auf das Leben dieser zahllosen Kirchgänger hat! Kein Wunder, daß die Zahl der Verbrechen trotz überfüllter Kirchen weiter steigt! Kein Wunder, daß die sogenannte religiöse Erweckung, wie viele Geistliche sogar durchblicken ließen, nur Schall und Rauch ist.
Es ist alles mehr
Modesache als Frömmigkeit ."

Meines Erachtens durchaus gut heraus gearbeitet in dem Artikel, ist der Aspekt, Religion als Mittelstandsphänomen. Und selbiger ist ja in den USA von jeher relativ stark.

Die WTG-Religion indes weist einen anderen Schwerpunkt auf; den der relativen "Unterklassen-Religion". Die Betonung ihrer Endzeit-Aspekte, liegt ja eben auch auf dieser Linie.

Gleichwohl machen soziologische Veränderungen auch vor der WTG nicht halt. Und so begegnet man auch heute in WTG-Religionskreisen, zunehmend, auch ausgesprochenen Mittelstandsphänomenen.
Jener Mittelstand indes, lehnt sich stärker als vielleicht andernorts, gegen die totale Vereinnahmung auf.

Man möchte zwar jenes vorbeschriebene Gefühl "dabei zu sein, anerkannt zu sein", mitnehmen.
Aber die damit verbundene "Kröte herunterzuschlucken", sich total vereinnahmen zu lassen, "schmeckt" immer mehr vom tatsächlichen (oder gefühlten) Mittelstand nicht mehr („Gefühlt" deshalb, weil nicht jeder der sich wie „Mittelstand" geriert, es in soziologischer Hinsicht auch tatsächlich „ist").

Und so sind denn gerade in jenen Kreisen, die anzusiedeln, die sich dann am ehesten - wenn auch unter Schmerzen - wieder von der WTG-Religion lösen. Hier wiederum, weniger die "erste Generation". Dafür um so mehr die zweiten und dritten Generationen.
Die "Stellung" im WTG-Sinne indes halten dann zunehmend jene, welche, gemäss weltlichen Masstäben, eher in Richtung der "Gescheiterten" einzusortieren sind.
"Draussen" in der "Welt" können sie aus objektiven Zwängen, nicht viel mehr werden.
Innerhalb der WTG-Gefilde indes können sie noch was darstellen.

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Re: Vor fünfzig Jahren
geschrieben von: Drahbeck
Datum: 01. Dezember 2008 05:51
In Zitierung von Presse-Aussagen, jubelt der „Wachtturm" vom 1. 12. 1958, bezüglich des 1958er Kongresspektakels der Zeugen in New York:
„Die größte religiöse Tagung der Geschichte im Yankee-Stadion", schrieb die „Times" von Los Angeles, Kalifornien."

Und weiter:
„Die Zeitschrift 'Time' bemerkte in ihrer Ausgabe vom 11. August:
„Selbst Billy Grahams Zuhörerschaft, die vergangenes Jahr das Yankee-Stadion füllte - es waren 100.000 Personen, und 10.000 fanden keinen Einlaß nicht - war im Vergleich dazu klein."


Und weiter zitiert man:
„Konnte man in der 'New York Times' lesen:
„Mit einer geradezu militärischen Präzision wurden ... 7136 Zeugen Jehovas durch völliges Untertauchen getauft".


Und damit das ganze Spektakel einen auch für Politiker nachvollziehbaren Sinn bekommt, gab es dann dort noch eine marktschreierisch „angenommene" „Resolution", die dann auch mit den Sätzen „glänzte":

„Das sich die Geistlichkeit aus Furcht vor dem gottlosen Kommunismus und einem weiteren Weltkrieg von Jesus Christus ... abgewandt und sich politischen Organisationen zugewandt hat, und zwar im Interesse des Fortbestandes der Gott feindlich gesinnten alten Welt, nämlich dem Völkerbund und seinem Nachfolger, den Vereinten Nationen ..."

Solcherlei Phrasen sind eigentlich nicht das Papier wert, auf dem sie denn mal gedruckt wurden.
Und dann setze man doch mal das Grundsatzdogma, für die Verleihung von „Körperschaftsrechten, Körperschaft des öffentlichen Rechts", in den Kontext dazu.
Da pflegt die „alte Welt" als Forderung mit zu postulieren; die Gewähr der Dauer.

Also man richtet sich selbst auf Dauer, in der vermeintlich „alten Welt" ein. Beraubung der Ägypter postuliere schon Rutherford als These. Nur, dass seine Nachfolger da inzwischen eine weitaus größere Virtuosität bei deren praktischer Umsetzung, entwickelt haben.

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Re: Vor fünfzig Jahren
geschrieben von: Drahbeck
Datum: 08. Dezember 2008 07:24
"Demagogen sind eigennützig, daher keinem nützlich!" weis "Erwachet!" vom 8. 12. 1958 zu belehren.
Wie wahr! mag man da als Kommentar nur zu anmerken. Und denkt man an das mit Gewalt aufrecht erhaltene Treppenterierdasein innerhalb der WTG-Organisation, ist man weiter geneigt zu kommentieren. Da hat "Erwachet!" wohl sein eigenes Spiegelbild entdeckt!

Nun also ist das Interesse für den "Erwachet!"-Artikel mit obiger Überschrift erst mal geweckt. Und da möchte man dann doch wissen, was "Erwachet!" so weiteres zum Thema mitzuteilen hat.
Unter anderem dieses:


"Der Demagoge ist ein Politiker, der eigennützige Ziele verfolgt" (Treppenterierdasein).
"Er mag Reichtum oder Macht anstreben oder sich zum Befreier berufen fühlen."

Nun, dann war wohl Herr Rutherford auch solch ein vermeintlicher "Befreier" mit seiner These der Millionen inzwischen Verstorbener, die da "nie" sterben würden .
Mag man im Falle Rutherford auch nicht primär auf Reichtum abstellen (wobei dann allerdings noch zu klären wäre, ob ein Standesgemäßes Haus mit Kamin (welche seiner Proleten, die ihm da zujubelten, hatte auch ein Haus mit Kamin?).
Selbst wenn man günstigenfalls für Rutherford, die Frage Reichtum so nicht bejaht. Sein Machtstreben indes ist unübersehbar. Insofern erfüllt auch er die Kriterien des Demagogen. Und keinesfalls nur Politiker, wie es denn "Erwachet!" so gerne interpretieren möchte.

Weiter zitiert "Erwachet!" aus einem Lexikontext:

"Welches auch seine Ziele sein mögen, seine Beweggründe sind eigennützig. Das Wort "Demagoge" ist eine Zusammensetzung der zwei griechischen Wörter für "Volk" und "führen." Ursprünglich wurde dieser Ausdruck in gutem Sinne gebraucht, aber heute hat er einen üblen Sinn; man bezeichnet damit den Typus des Politikers, "der (oft latente Erregung ausnützend) sich zur Verwirklichung seiner Ziele an die Instinkte, Unkenntnis und Vorurteile der Massen wendet, Leidenschaften und Unzufriedenheit schürt und aufreizt, um diese für seine Zwecke auszubeuten."

Und denke man - beispielsweise - an die Hamburger Ausführungen des Herrn Franke zum Thema "1975", und man hat ein weiteres plastisches Beispiel von Demagogie, man braucht also keineswegs nach dem fernen San Diego zu schielen.

Oder man denke an den Herr Gerrit Lösch. Der spricht ja wohl einige Sprachen, sofern ich das richtig sehe (Zumindest, Deutsch, Englisch, Italienisch). Ich vermag zwar nicht zu beurteilen was für ein "Wunderkind" er denn mal gewesen ist. Aber im allgemeinen, ist ja wohl schon ein gewisser Aufwand vonnöten, will man solcherlei Sprachkenntnisse auch noch fließend beherrschen.

Und dann setze man seine als Sprachrohr der Brooklyner Greise geäußerte These in den Kontext, lieber doch kein Universitätststudium ins Auge zu fassen. Offenbar misst da Herr Lösch da wohl mit zweierlei Maß.

Er darf sich ergo ganz persönlich auch den fragwürdigen Ehrentitel anlegen, ein Demagoge zu sein, noch dazu einer der übelsten Art!

Weiter in der "Erwachet!"-Definition:

"Der Demagoge versteht die menschliche Natur, hat aber keine natürliche Liebe zu den Menschen. Er sieht in ihnen lediglich Werkzeuge oder Opfer, die er für seine Zwecke brauchen kann."

Auch diese Definition beschreibt letztendlich markant nur die eigene WTG-Praxis!

Auch die weiteren Beispiele, die "Erwachet!" da noch zu zitieren vermag, lesen sich ja nicht uninteressant. Etwa wenn aus der Neuzeit erwähnt wird:


"Ein Demagoge der Neuzeit und wahrscheinlich der größte aller Zeiten war Adolf Hitler. Er "bewies seine politische Begabung durch seine richtige Einschätzung der Massen, deren Leidenschaften und Ängste er durch seine Reden gegen die Demokratie, die Juden und die ausländischen Mächte in höchste Erregung versetzte."
Etwa um die gleiche Zeit machte in den Vereinigten Staaten ein ehrgeiziger Politiker namens
Huey P. Long von sich reden. Mit seinem Programm "Verteilt den Reichtum", das jeder Familie ein Einkommen von 5000 Dollar in Aussicht stellte und das der Reichen einschränken sollte, wollte er erwirken, daß er als Präsidentschaftskandidat aufgestellt würde.
Ein anderer Demagoge, der noch bis vor kurzem sein Unwesen getrieben hat, war
Joseph R. McCarthy. In seiner Machtgier fügte er zahllosen unschuldigen Personen nicht wiedergutzumachenden Schaden zu. Er nützte die Furcht der Menschen vor dem Kommunismus aus und brüstete sich mit seinem katholischen Glauben - "selten versäumte er am Sonntag die Messe".
Auch heute gibt es Demagogen. Man findet sie fast in jeder Demokratie. In den Vereinigten Staaten gehören zu ihnen Personen, die sich dazu berufen fühlen, nur weil sie Mormonen sind oder der katholischen Kirche angehören, im Besitz einer Mitgliedskarte einer Gewerkschaft sind oder ihres Standpunktes in der Rassenfrage wegen: im Süden für die Segregation, im Norden für die Integration."


Letztere These muss man dann ja auch noch in den zeitgeschichtlichen Kontext setzen. Das war zu einer Zeit, wo auch noch - etwa in Südafrika - die sogenannte "Apartheid" - auf der Tagesordnung stand. Aber eben nicht nur dort. Auch die USA waren von diesen Gegensätzen geschüttelt. Position der WTG (auch dabei) war, dass "geht uns nichts an".
Das ging soweit eigens WTG-Veranstaltungen auch unter dem Gesichtspunkt der Rassentrennung zu organisieren. Wenn sich nun bis heute, auch in den USA diesbezüglich einiges geändert hat, so garantiert, nicht "wegen" der WTG.

Summa Summarum, ein interessanter "Erwachet!"-Artikel, der zugleich das unauslöschliche Gefühl hinterlässt, damit zugleich auch in das Spiegelbild der WTG gesehen zu haben!

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Re: Vor fünfzig Jahren
geschrieben von: Drahbeck
Datum: 15. Dezember 2008 05:04

Seinem Lieblingsthema "Harmagedon" widmet sich der "Wachtturm" vom 15. 12. 1958 wieder einmal.


In Ableitung eines flotten Spruches, der da wissen wollte, wenn es Gott nicht gäbe, müsste man ihn erfinden.
In Ableitung dieses Spruches kann man wohl auch sagen, ohne ihr "Harmagedon" wäre die WTG-Religion ein "Fisch ohne Wasser".

Man sagt ja gewissen politischen Strömungen - nicht zu unrecht - nach, ihr "Patentrezept" lautet "Zuckerbrot und Peitsche". Und jene Strömungen, die sich vielleicht über die vorgenannten "erhaben" wähnen, wird man wohl bescheinigen können, auch ihr "Patentrezept" lautet ähnlich. Wenn nicht ganz so krass formuliert, dann eben als "Brot und Spiele", was ja eigentlich kein so großer Unterschied darstellt.

Ist der Mensch um der Religion willen da? Oder die Religion um des Menschen willen?
Das wäre dann ja auch noch so eine "Gretchenfrage". Und zu ihrer Beantwortung muss man schon sehen, wem man denn diese Frage stellt.

Stellt man sie den Funktionären von Religionsorganisationen, die es ja geschafft haben, von diesem frommen Betrug auch materiell leben zu können, wird man in der Substanz

(es ist von der Substanz - nicht von der Wortwahl die Rede. Mit Worten kann man bekanntlich auch weiß für schwarz erklären, was ja nicht zuletzt schon ein George Orwell eindrucksvoll demonstrierte).

Stellt man also Religionsfunktionären die genannte Frage, wird man in der Substanz mitgeteilt bekommen. Der Mensch ist für die Religion da (namentlich auch für die seelische und materielle Ausbeutung durch ihre Religionsfunktionärsschicht).

Nun wird man wohl jeder menschlichen Organisationsform zubilligen müssen, „vom Stamme nimm zu sein". Keinesfalls „nur" Religionen. Und wer sich denn solchen Organisationsformen anschließt, kann ja bei Gebrauch seiner fünf Sinne, im voraus erahnen, was ihn da so „erwarten" kann, erwartet.

Dennoch muss man es in Gesamtheit so sehen. Der „Preis", den da die WTG einzukassieren pflegt ist hoch, zu hoch.
Man muss da keineswegs auf die abstellen, die für den WTG-Wahn etwa in Gefängnissen, Konzentrationslagern landeten, oder gar mit dem eigenen Leben bezahlen mussten.

Es sind keineswegs nur rein materielle Aspekte, die da im Negativsaldo der WTG-Religion auftauchen.
Die WTG-"Jenseitsverkäufer" verlangen viel, zuviel!

Stellt man diese Fragen dem "Fußvolk" in den Religionen wird man sehr wohl eine andere Antwort bekommen, als wie sie deren Funktionäre in ihren geschraubten „Sonntagsreden" zu formulieren pflegen. Und dieser Antwort kann man sogar attestieren ehrlich gemeint zu sein. Das Fußvolk wähnt nicht selten, die Religion sei um des Menschen willen da (was wiederum der grundsätzliche Irrtum des Fußvolkes ist).

Wie denn C. T. Russell begann, sich auf dem Marktplatz der Ausnutzer menschlicher Dummheit auch zu etablieren; da musste er schon "etwas neues einführen".

Wer lediglich wiederkäut, was andernorts schon in unzähligen Varianten im Angebot sich befindet, derjenige pflegt nicht sonderlich originell zu sein. Das wiederum hat zur Folge, dass sein "Angebot" nur "wenige vom Hocker zu reißen vermögen".

Neben den Endzeitaspekten war es im Falle Russell wohl insbesondere die Ablehnung der Höllenlehre.
Darob war die etablierte religiöse Konkurrenz wenig erfreut. War doch die Höllenlehre ihre Variante des "Zuckerbrot und Peitsche".

Man ging gar soweit zu argwöhnen; der Russell treibt ja mit seiner Ablehnung der Höllenlehre "fromm gestimmte Kreise" den Atheisten in die Arme. Und kein schlimmeres Schreckgespenst kann es ja für Religionsfunktionäre denn geben als Atheismus.

Es soll hier jetzt nicht auf die Abstufungen eingegangen werden. Etwa den Deismus, der letztendlich kein "reiner" Atheismus ist, indem er einräumt sich auch Fragen gegenüberzusehen, die plausibel und "endgültig" zu beantworten, er sich nicht in der Lage sieht.

Nur wesentlich dabei ist auch, diese offenen Fragen werden nicht zu Fragen die alles andere überragen, hochstilisiert. Da halten es die Religionsfunktionäre schon man prinzipiell anders.

Auch sie "wissen" letztendlich nicht mehr. Stilisieren aber ihr Nichtwissen, dass sie als "Glauben" titulieren, letztendlich in den Rang eines Dogmas.

Die zeitgenössische religiöse Konkurrenz des Russell, die da argwöhnte, der "betreibt ja das Geschäft der Atheisten", offenbarte mit diesem ihrem Votum letztendlich nur ihre Oberflächlichkeit.

Stieß Russell und Nachfolger zwar nicht mit ins Horn der Feuerhöllenlehrer, so machte er dieses "Manko" mehr als wett, namentlich durch umfängliche Ausmalung der Harmagedontheorie in Kombination mit seinem sonstigen Endzeitlehrgefüge.

Stellt man also die Frage mal so, wer denn mehr auf den Elementen der Angst als Basis herumreitet.
Die Feuerhöllenlehrer.
Oder die WTG-Harmagedonlehrer; so stehen letztere in diesem Vergleich keineswegs "entlastet" dar.

Natürlich, auch dass muss man sagen, individuelle "Harmagedons" hat es immer gegeben und wird es weiterhin geben.

Der entscheidene Knackpunkt ist aber dann der, sie haben nichts mit einem großen Zampano am Sankt Nimmerleinstag zu tun!
Und der Mensch erntet das, was er sät, bzw. unterlässt zu säen!

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Re: Vor fünfzig Jahren
geschrieben von: Drahbeck
Datum: 22. Dezember 2008 07:01
Vielleicht terminlich "passend", begegnet man in der "Erwachet!"-Ausgabe vom 22. 12. 1958, gleich zwei Artikeln zum Thema Weihnachten.

Der eine von ihn bemüht unter anderem den Kirchenschriftsteller Origenes von Alexandrien, der so jedenfalls "Erwachet!", auch geschrieben haben soll:


daß nach der Heiligen Schrift nur Sünder, keine Heiligen, ihren Geburtstag feierten. In 1. Mose 40:20 wird berichtet, daß Pharao anläßlich seines Geburtstages seinen Bäcker hängen ließ. Und der böse König Herodes gab an seinem Geburtstage, über den in Matthäus 14:6 berichtet wird, den Befehl, Johannes den Täufer zu enthaupten."

Ende der Durchsage in Sachen Origenes bei "Erwachet!". Keine Quellenangabe, kein ausgewiesenes wörtliches Zitat.

Nun mag es ja sein, dass wird ja nicht in Abrede gestellt, dass der inzwischen schon lange verstorbene Herr Origenes, auch diese Auffassung vertrat. Vertrat er nur diese Meinung? Oder hatte er noch ein paar andere Meinungen, welche heute noch die "Steinzeit-Archäologen", die da auf den Namen Theologen zu hören pflegen, beschäftigen?

Offenbar ja. Das Biographisch-Bibliographische Kirchenlexikon etwa, definiert ihn als den bedeutendsten Theologen der Gesamtkirche, vor Augustinus.
Und noch etwas erfährt man. Er gilt als Begründer des "dreifachen Schriftsinns".

Da ist er ja auch für die WTG interessant, hochinteressant. Denn wo es nichts mehr auszulegen gibt, wird halt etwas "untergelegt".

Und ohne allegorische Kaffeesatz-Auslegung, wäre wohl auch die WTG-Religion nicht das, was sie denn ist. Insofern macht die Berufung auf ihn, schon einen gewissen Sinn.

Allerdings, dürfte sich der Wert des Origenes für die WTG, und wohl nicht nur für sie, in Grenzen halten.
Dafür steht etwa der Satz in der Wikipedia


"Origenes wurde zu seinen Lebzeiten nie verurteilt, seine Theologie war jedoch schon immer umstritten. Bis heute wurde ihm von den Kirchen kein Status als Kirchenlehrer zuerkannt."

Und in dem grundsätzlichen Richtungsstreit, welcher der Phase des Urchristentums folgte, findet man besagten Origenes zunehmend auf der Seite der Gegner des Chiliasmus.

Also übersteigerte Naherwartung "Made in 1975", war wohl mit Herrn Origenes nicht zu machen. Wohl aber das Schwadronieren über ein mehr allgemein gehaltenes "Jenseits".

Immerhin Kirchengeschichtlich bedeutsam ist er wohl auch mit seiner Streitschrift gegen den antiken Christentumskritiker Celsus, dessen Werke die siegreiche Kirche zu vernichten pflegte.
Das was man heute noch von und über Celsus weis, basiert in hohem Maße auf Grund der Überlieferung des Origenes.

Was die Intention des Origenes anbelangt, so ist wohl schon der Titel einer seiner Schriften (Bibliothek der Kirchenväter) aussagekräftig, der da lautet "Ermahnung zum Martyrium".
Das muss man sich denn doch mal auf der Zunge zergehen lassen. Kraft seiner Wassersuppe wähnte er seine Interpretation des Christentums, in dieser Überschrift, wiedergespiegelt!

In selbiger meint er etwa mit den Worten schwadronieren zu sollen:


"Mit ganzer Seele" aber wird, wie ich (Origenes) glaube Gott von denjenigen geliebt, die aus dringendem Verlangen nach der Gemeinschaft mit Gott ihre Seele nicht nur von dem irdischen Körper ... die sogar ohne Umschweife und Schwankungen den "Leib der Erniedrigung" abzulegen imstande sind, sobald sich Gelegenheit bietet ..."!

Was er denn mit dieser geschraubten Schreibweise zum Ausdruck bringen will, macht wohl schon der zitierte Titel dieser Origenes-Schrift deutlich.

Den chilastischen Narren jubelt er nicht mehr zu, wie bereits festgestellt. Ergo muss "Ersatz" her (sprich das Jenseits). Und die Hinbeförderung dorthin, kann ihm wohl offenbar nicht schnell genug gehen!

Charakteristisch ist auch sein Satz in dergleichen Schrift:

"Auch dies ist für die vorliegende Sache von Nutzen. Indem "Prediger" sagt Salomo: "Ich pries glücklich alle die Toten mehr als die Lebenden, soviel noch bis jetzt am Leben sind."

Seine Anti-Geburtags-Polemik ordnet sich letztendlich diesem Kontext ein.

Auch der der sozialistischen Strömung zuzuordnende August Bebel hatte wohl über diesen Origenes keine sonderlich gute Meinung. Jedenfalls muss man diesen Eindruck gewinnen, wenn Bebel ihn mit den Worten in seinem Buch Die Frau und der Sozialismus zitiert:


"Origenes erklärt: "Die Ehe ist etwas Unheiliges und Unreines, Mittel der Sinnenlust", und um der Versuchung zu entgehen, entmannte er sich."

Nun kann ich wohl nicht sagen, alle Facetten dieses Origenes zu kennen. Aber einige Bücher der Theologen, habe ich wohl gelesen. Und in keinem dieser habe ich einen Widerspruch zu der zitierten Bebel'schen Aussage registriert. Ergo wird selbiger wohl kaum falsch zitiert haben.
Wer diesbezüglich anderer Meinung sein sollte, wäre Beweispflichtig!

Und Leute die da diesen Origenes als Autorität für sich hinstellen, wissen nicht wovon sie eigentlich reden!



Exkurs:
Origenes über Celsus

In meiner Sicht handelt es sich bei dem Origenes um den Typus eines (wie ich es denn formulieren würde), frühen „Kulturchristen".
Von den Chiliasten die ja in seiner Ahnengalerie fest verankert sind, setzt er sich schon mal ab. Aber in „dezenten" Formen.
Er vermeidet die offensive Konfrontation mit den der Endzeit Zufiebernden, dieweil er sich (mittlerweile) auf der Basis der Allegorisierung, ihnen überlegen fühlt. Die einmal gegründete „Firma", solle, müsse (in seiner Sicht) weiterlaufen.

So meint er sich dem Celsus etwa mit der Aussage überlegen:

„Jeder der von Celsus aufgestellten Behauptungen, die keinen Gläubigen in seiner Überzeugung wankend machen können."

Der Satz könnte eigentlich auch aus der Neuzeit stammen.

Weiter wirft er Celsus vor:

„Er zieht zum Vergleiche "Leute heran, die Bettelpriestern und Zeichendeutern unvernünftig Glauben schenken."

Und dass kann es deshalb sagen, weil er ja für sich, den Chiliasten schon mal den Laufpass gegeben hat.

Weiter liest man bei Origenes:

„Im folgenden will Celsus versteckterweise den Bericht des Moses von der Erschaffung der Welt angreifen, nach welchem "die Welt noch nicht zehntausend Jahre alt sei, sondern weit dahinter zurückbleibe"; er verhehlt zwar seine Ansicht, doch tritt er denen bei, die die Welt für "unerschaffen" erklären. Denn seine Bemerkung, "seit uralter Zeit habe es viele Weltbrände und viele Überflutungen gegeben und die Überschwemmung unter Deukalion sei jünger und eben erst eingetreten", läßt für die, welche seine Worte zu verstehen vermögen, deutlich erkennen, dass die Welt nach seiner Ansicht "unerschaffen" sei. Der Ankläger des Christenglaubens mag uns nun sagen, durch welche Beweisgründe er zu der Annahme genötigt worden ist, dass "viele Weltbrände und viele Überschwemmungen" stattgefunden haben, "seine Worte" für "leere Fabeln" angesehen, "die nicht einmal, allegorische Auslegung zulassen"; denn dies scheint dem Celsus und den Epikureern richtig zu sein."

Auch diese Aussage liegt ja denn auf der Ebene, dass Origenes sich für seine Person, schon von den Chiliasten abgenabelt hat. Sein „Geheimjoker" dabei „allegorische Auslegung".
Celsus polemisiert in hohem Maße noch gegen die Chiliasten. Deshalb meint Origenes, sich durch seine Argumentation nicht „getroffen" fühlen zu brauchen.

Auch die nachfolgende Aussage existziert wohl nur via der Origenes'schen Celsus-Rezeption:

Zitat:

"Die Mutter Jesu sei von dem Zimmermann, mit dem sie verlobt war, verstoßen worden, weil sie des Ehebruchs überführt worden sei und von einem Soldaten namens Panthera, geboren habe".

Nun wird man solcherlei Thesen, mangels anderer authentischer Belege, im Nachhinein weder bestätigen noch dementieren können.

Ergo wähnt Origenes:

„Und es war folgerichtig, dass die Leute, die die wunderbare Geburt Jesu nicht gelten lassen wollten, irgendeine Lüge ausdachten. Sie verfuhren aber dabei mit wenig Geschick: sie machten nämlich die Beobachtung, dass nicht von Joseph die Jungfrau Jesus empfangen habe. Darum mußten alle Leute, welche Erdichtungen zu erkennen und zu widerlegen vermögen, ihre Lüge bemerken."

Bemerkenswert bei seiner Verteidigung ist auch, dass eben auch Origenes sich auf die Linie zurückzieht:
„Wer aber tiefer in solche Untersuchungen eindringt, wird sagen: Es gibt, wie die Schrift sich
ausdrückt, eine gewisse generelle "göttliche Erkenntnis", die nur der Selige "zu finden" weiß.."


Dann muss man wohl auch noch den soziologischen Aspekt in die Betrachtung mit einbeziehen. Dem Celsus wirft Origenes auch vor:

„Hierauf sagt Celsus, der nicht einmal die Zahl der Apostel kennt: " Jesus habe zehn oder elf verrufene Menschen an sich gefesselt, ganz nichtswürdige Zöllner und Schiffer; mit diesen sei es
dann hierhin und dorthin weggelaufen und habe sich schimpflich und kümmerlich
Lebensunterhalt verschafft"."


Weiter verteidigt sich Origenes mit der Aussage:
„Unwahr ist auch die Behauptung, dass die Lehrer des göttlichen Wortes "nur einfältige, gemeine und stumpfsinnige Menschen, und nur Sklaven, Weiber und Kinder überreden wollen". Es ist wahr, unsere Lehre wendet sich an solche Personen, um sie zu bessern; sie will aber auch die gewinnen, die von diesen sehr verschieden sind.

Hier offenbart sich eben das wesentliche Kriterium. Die erste Generation, der vom Christentum Angesprochenen, waren in hohem Maße sozial Deklassierte.
Der Celsus ist offenbar eher auf der Gegenseite ansiedelbar, den „Etablierten".
Insofern redet man, da man die soziologischen Gegebenheiten, nicht ausführlichst thematisiert, „allerkräftigst" an einander vorbei.

Bemerkenswert auch die Origenes'sche Wendung:

„so werden wir unsere Hauptlehre von der Seele zu beweisen haben,"

Da erinnert man sich, selbige pflegten doch Herr Russell und Nachfolger zu bestreiten. Offenbar sah das aber (schon?) der Herr Origenes anders, was ja wiederum dergestalt Sinn macht.
Den Chiliasmus hatte er aufs „Altenteil" verabschiedet, und durch die Jenseitsorientierung ersetzt.
Und für selbige ist sicherlich auch die Seelenlehre brauchbar!

An einer Stelle wirft Origenes dem Celsus dann noch vor:

„Celsus, wie es scheint, aus dem Buche Henoch anführt, ohne es verstanden zu haben."

Nun besagt diese Passage isoliert betrachtet, nicht allzuviel.
Aber indirekt dokumentiert damit auch Origenes, was für Schriften noch zu seiner Zeit im Umlauf waren, die eben nicht den Eingang in den von der siegreichen selektierten Bibelkanon heutiger Prägung fanden.

Weiter geht es da bei Origenes noch mit der Aussage:

„Niemand also kann uns "nachweisen", dass wir "lügen" und uns in solche "Widersprüche" verwickeln: unser Heiland "sei allein gekommen", und zwar nachdem viele "andere häufig gekommen sind". In ganz verworrener Weise aber führt Celsus da, wo er die Engel mustert, die zu den Menschen gekommen sind, übel verstandene Stellen aus dem Buche Henoch an. Er scheint diese selbst gar nicht gelesen zu haben und auch nicht zu wissen, dass die dem Henoch beigelegten Schriften in den Gemeinden gar nicht als göttlich angesehen werden. Aus diesen dürfte er wohl seine Behauptung entnommen haben, dass "sechzig oder siebenzig auf einmal" herabgestiegen seien, die "böse geworden wären"

Ein neuralgischer Punkt, wird in den Ausführungen des Origenes auch noch mit angesprochen, und zwar der Militärdienst. Diesbezüglich „windet" er sich mit den Worten:

„Ferner könnten wir den Gegnern unseres Glaubens, die von uns verlangen, daß wir die Waffen für das allgemeine Beste tragen und Feinde niedermachen sollen, auch diese Antwort geben:

Eure eigenen Priester, die für gewisse Götterbilder zu sorgen haben, und die Tempeldiener derjenigen, die ihr für Götter haltet, dürfen der Opfer wegen ihre Rechte nicht beflecken, damit sie mit reinen Händen, an denen kein Menschenblut haftet, euren Göttern die herkömmlichen Opfer darbringen können; und wenn ein Krieg ausbricht, so macht ihr doch wohl nicht auch die Priester zu Soldaten.

Wenn dies nun mit gutem Grunde geschieht, um wieviel mehr wird es dann vernünftig sein, daß die Christen, während die andern zu Felde ziehen, als Priester und Diener Gottes an dem Feldzuge teilnehmen, indem sie ihre Hände rein bewahren und mit ihren an Gott gerichteten Gebeten für die gerechte Sache und deren Verteidiger und für den rechtmäßigen Herrscher kämpfen, damit alles vernichtet werde, was sich der guten Sache und ihren Verteidigern feindlich widersetzt!

Wir vernichten aber mit unseren Gebeten auch alle Dämonen, welche die kriegerischen Unternehmungen anstiften und Eide brechen und den Frieden stören, und helfen dadurch den Herrschern mehr als die Personen, welche äußerlich zu Felde ziehen. "Wir mühen uns" aber für die gemeinsamen Angelegenheiten "ab", indem wir unserer Gebete, die wir nach Schuldigkeit Gott darbringen, mit Übungen und Betrachtungen verbinden, die uns lehren, die Vergnügungen zu verachten und uns von ihnen nicht fortreißen zu lassen. "Wir kämpfen" sogar mehr "für den Kaiser"; und wenn wir auch nicht "mit ihm ins Feld rücken", "sobald die Not es fordert", so ziehen wir doch für ihn zu Felde, indem wir ein besonderes Kriegsheer der Frömmigkeit durch die an die Gottheit gerichteten Fürbitten zusammenbringen."

1958.Koenigreichsdienst

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