Annotationen zu den Zeugen Jehovas

Der McCarthysmus aus der Sicht der WTG

Vehement sah sich auch die WTG genötigt, gegen Vorwürfe zu verteidigen, die sie in die kommunistische Ecke stellten. Ihr beispielsweise in „Erwachet!" vom 22. 4. 1952 angepriesenes Traktat ist auch ein Beleg dafür.

 

Haupttrumpf bei der Abwehr dieser Vorwürfe war allerdings ihr Hinweis darauf, dass die Zeugen Jehovas in nahzu allen Ostblockstaaten verboten worden sind. Damit mussten die McCarthy-Falken im Falle der WTG, widerwillig ihre Koffer packen. Ihre Demagogie war so widerlegt worden.

In einer Reihe von zeitgenössischen Artikeln, ist auch die WTG mehrmals auf das McCarthy-Klima in den USA eingegangen. Nachstehend ihr zusammenfassender Überblick

„Erwachet!" vom 22. 4. 1952 schreibt:

Die heutige Loyalitätskampagne wurde durch die von Präsident Truman am 21. März 1947 erlassene Vollzugsverordnung Nr. 9835 ausgelöst. Diese Verordnung rief den Loyalitäts-Ausschuss ins Leben und gab dem Generalstaatsanwalt die Vollmacht, eine Liste von umstürzlerischen Organisationen aufzustellen. Bis zum Juli 1951 umfasste diese Liste etwa 110 solche Gruppen, und die amerikanische Bundespolizei hatte über etwa zweieinhalb Millionen Regierungsangestellte Nachforschungen angestellt.

Nachdem der Präsident seine Loyalitätsverordnung herausgegeben hatte, erliess ein Staat nach dem ändern ein Loyalitätsgesetz. Am 9. April 1951 nahm Oklahoma ein Loyalitäts-Gesetz an, das von den Regierungsangestellten die Ablegung eines Eides verlangte, dass sie zur Verteidigung ihres Landes die Waffen ergreifen würden und während den fünf vergangenen Jahren nicht Mitglied irgendeiner Gruppe gewesen seien, die von einem der zuständigen behördlichen Organe der Vereinigten Staaten als zur kommunistischen Front gehörig oder als umstürzlerische Organisation erklärt worden war. — New York Times vom 8. März 1951.

Am 30. April 1951 entschied der oberste Gerichtshof der Vereinigten Staaten, dass die Liste von umstürzlerischen Organisationen des Generalstaatsanwaltes ganz willkürlich aufgestellt worden sei und man aufgeführten Organisationen nicht ausreichend Gelegenheit geboten habe, den Beweis zu erbringen, dass sie nicht umstürzlerisch seien, und das Regierungsprogramm auf seine Verfassungsmässigkeit zu untersuchen.

Heute verurteilen Loyalitätsausschüsse Menschen nicht nur ihrer eigenen Gedanken wegen, was schon schlimm genug ist, sondern auch wegen jener ihrer Freunde, Verwandten und Mitarbeiter. Es werden unter anderem folgende Fragen gestellt: „Haben Sie Freunde, die Kommunisten sind?" „Waren Ihr Vater und Ihre Mutter Kommunisten?" „Haben Sie sich je in Gesellschaft von Angestellten befunden, die wegen ihrer politischen Einstellung vielleicht als Kommunisten angesprochen werden könnten?"

Auch das Unterbewusstsein wird nicht übergangen. Man beachte folgendes Glanzbeispiel: „Haben Sie nicht das Gefühl, Sie seien wenigstens im Unterbewusstsein dem Kommunismus günstig gesinnt?"

Man zog die Staatstreue eines Angestellten in Frage, nur weil es hiess, sein Schwiegervater arbeite als Schriftsetzer beim kommunistischen 'Daily Worker'. Nachforschungen ergaben, dass er bei der streng antikommunistischen jüdischen Zeitung 'Morning Journal' angestellt war, und nicht einmal englisch setzen konnte.

In der New York Times vom 5. Februar hiess es, die Regierung habe einen ehemaligen Reserveoffizier aus dem Zweiten Weltkrieg, der dreimal die Flugmedaille gewonnen hatte, zum Rücktritt aufgefordert, „weil beobachtet worden sei, dass er die kommunistische Zeitung 'Daily Worker' gelesen habe und weil seine Schwester und sein Vater, der amtierender Pastor ist, anlässlich eines Wahlfeldzuges bei einer angeblich kommunistischen Gruppe gesehen worden seien". Glücklicherweise zeigte eine Untersuchung, dass die Anschuldigungen nicht stimmten.

Angenommen, der Schwiegervater dieses Mannes hätte bei einer kommunistischen Zeitung gearbeitet, hätte dies denn bewiesen, dass der Schwiegersohn ein Kommunist ist? Es würde nicht einmal beweisen, dass der Schwiegervater einer ist. Man könnte sich doch gut vorstellen, dass er dort sein Brot verdient, ohne im geringsten mit den Kommunisten zu sympathisieren, oder nicht? Nicht jeder, der Bibeln druckt, ist ja auch gleichzeitig ein Christ, oder nicht?

Und angenommen, die Schwester und der Vater des Kriegsveterans würden mit den Kommunisten sympathisieren, würde das seine im Kriege erworbenen Verdienste schmälern und ihn als verdächtig erscheinen lassen ?Und das Lesen des 'Daily Worker'. Kann man nicht etwas lesen, mit dem man nicht ganz einig geht? Vielleicht wollte er die Propaganda der Kommunisten etwas unter die Lupe nehmen, um besser in der Lage zu sein, durch eine Widerlegung ihrer Argumente, sei es in einer Diskussion mit ihnen oder in einer öffentlichen Rede, ihnen den Boden unter den Füssen zu entziehen.

Es besteht leider nicht viel Hoffnung, dass diesem Zustand abgeholfen werde. Eine Angestellte, die auf Grund einer anonymen Auskunft entlassen worden war, legte beim obersten Gerichtshof Berufung ein. Er fällte am gleichen Tag ein Urteil gegen sie, an dem er entschied, dass den Organisationen, die vom Generalstaatsanwalt als umstürzlerisch bezeichnet worden waren, keine ausreichende Gelegenheit geboten worden sei, sich zu verteidigen. Richter Jackson äusserte in seiner von der Mehrheit abweichenden Meinung: „Es ist das erste Mal, dass dieses Gericht die Rechte des einzelnen jener organisierten Gruppen unterordnete und als geringer erachtete. Das heisst die Gerechtigkeit auf den Kopf stellen." — New York Times vom 1. Mai 1951.

Zu welcher Absurdität ein solcher Entscheid führen kann, geht aus der Kündigung, die ein Loyalitätsausschuss einem Angestellten zugestellt hatte, hervor, in welcher es heisst: „Paragraph 1. Sie sind entlassen aus Gründen, die vertraulich sind. Paragraph 2. Sie haben fünf Tage Zeit, um zu den in Paragraph 1 erwähnten Anschuldigungen Stellung zu nehmen." Gibt es etwas Lächerlicheres oder Ungerechteres?

Präsident Truman, der stillschweigend zugab, dass man diese ganze Sache der Staatstreue möglicherweise zu weit getrieben habe, beabsichtigte, eine Kommission für interne Sicherheit und persönliche Rechte zu schaffen. Die Kommissionsmitglieder konnten jedoch nicht ihre ganze Zeit dieser Arbeit widmen und verlangten daher, von der Bestimmung des Bundesgesetz befreit zu werden, die Beamten verbietet, andere Ämter innezuhaben.

Der Präsident forderte den Kongress dringend auf, diese Ausnahme zuzulassen, aber infolge der Opposition des einflussreichen Senators McCarran geschah es nicht, und nach monatelangem Warten gab der Präsident den Plan schliesslich auf. Die 'New York Times' machte am 29. Oktober 1951 hierüber folgenden Kommentar: "Man brauchte einen Geigerzähler von mehr als gewöhnlicher Empfindlichkeit, um in einem Konferenzzimmer, das von Pat A. McCarran beherrscht ist, irgendwelche Ausstrahlungen von Begeisterung für die grundlegenden Freiheiten oder eine Vorliebe für das Halten der Spielregeln zu entdecken."

Ein Redaktor der Washingtoner 'Post' beschreibt in seinem Buch 'Loyalität gegen Freiheit' (engl.) Die Lage in folgenden kurzen Worten: „Das Erschreckendste an der ganzen Geschichte ist, dass wir diese Einschränkung absolut notwendiger Freiheiten angenommen haben ohne zu mucksen und ohne uns offenbar ihrer Tragweite bewusst zu sein."

Die von demagogischen Kongressabgeordneten ausgehende Verleumdungskampagne ist die andere schlimme Seite dieser modernen Inquisition Seit Jahren. lauteten ihre beliebten Schlagwörter „Rote" "Kommunisten", "Vertreter" ausländischer Spionagezentren usw. Dem gewöhnlichen Bürger werden durch gesetzliche Bestimmungen, die üble Nachrede und Verleumdung betreffen, Schranken auferlegt, aber diese Kongressabgeordneten geniessen eine gewisse Immunität. weil die Verfassung erklärt "sie sollen für keine Rede oder Debatte in keinem der beiden Häuser an irgendeinem andern Ort zur Rechenschaft gezogen werden."

Der 'Post-Dispatch' von St. Louis vom 9. April 1950 besprach in seinem Leitartikel den von Senator Joseph R. McCarthy mit dieser Immunität getriebenen. Missbrauch und führte dann weiter aus: "Die Tätigkeit des parlamentarischen Komitees für unamerikanische Umtriebe ist beschmutzt mit Verleumdungen, die sich nur auf Vermutungen (weil Verwandte oder Bekannte angeblich Kommunisten seien) und Unterschiebungen stützen. Der ehemalige Abgeordnete Dies von Texas gab als erster Vorsitzender des Komitees das Schulbeispiel. Der republikanische Abgeordnete John Parnell Thomas von New Jersey, der später den Vorsitz führte, brachte es in der Kunst, Personen ihres guten Rufes zu berauben, am weitesten … Auch der demokratische Abgeordnete John Rankin ist an dieser Geschichte beteiligt. Nebst seinem Eifern für den Gedanken der Vorherrschaft der Weissen, war sein Lieblingssport, sehr gemässigte Liberale als Kommunisten und Mitläufer [solche die mit dem Kommunismus sympathisieren] zu verschreien."

Der Abgeordnete Martin Dies bezeichnete einmal 1121 Personen als staatsgefährlich. Die amerikanische Bundespolizei untersuchte die Sache und stellte in ihrem Bericht fest, dass von der gesamten Zahl nur bei zwei Personen ein „ganz schwacher Verdacht gerechtfertigt war". Der Vorsitzende des parlamentarischen Komitees für unamerikanische Umtriebe, Abgeordneter Thomas, quälte die Personen, die vor ihm zu erscheinen hatten, derart mit der „Furchtmethode", dass seine Verhöre von der Presse als „Inquisitionen" bezeichnet wurden. Aber die ganze Verwerflichkeit der von Mitgliedern des Kongresses betriebenen Demagogie wurde erst erkannt, als Senator Joseph R. McCarthy von Wisconsin auf dem Plan erschien. Sein Leumund war so abscheulich dass ein neues Wort geprägt wurde," nämlich McCarthyismus". Eine parlamentarische Kommission sagte über seine Taktiken folgendes aus: „Wir haben die Technik der ,grossen Lüge', die anderswo totalitäre Staatslenker mit, verheerendem Erfolg beherrschen hier zum ersten Mal in unserer Geschichte, gestützt auf eine sichere Grundlage, angewandt gesehen." Ein anderer Senator, vor dem McCarthy als Zeuge auftrat, sagte: "Ich bin noch nie einem arroganteren und unhöflicheren Zeugen begegnet."

McCarthy behauptete, im Staatsdepartement gebe es 57 eingeschriebene Kommunisten, dann waren es auf einmal 81 und dann sogar über 200. Für keine einzige seiner Verdächtigungen hatte er neue Belege, und er war überhaupt nicht imstande, sie zu beweisen. Er verdächtigte einen gewissen Beamten, der im Weissen Haus Reden für den Präsidenten verfasst, und machte viel Aufhebens von dem Umstand, dass dieser einen Verwandten hatte, der finanziell an der kommunistischen Zeitung 'Daily Worker' beteiligt war. Der Beamte, den McCarthy in geheimnisvolles Dunkel gehüllt hatte, trat hervor und gab bekannt, dass es sich bei diesem Verwandten um eine exzentrische Grosstante gehandelt habe, die schon seit neun Jahren tot sei!

Parlamentarische Kommissionen, die scheinbar den Zweck haben, „Untersuchungen" durchzuführen, gehen in Wirklichkeit darauf aus, „die rechtmässige Tätigkeit aller fortschrittlichen, Amerikaner zu besudeln, zu verurteilen und zu sabotieren". Persönliche oder politische Beweggründe spornen sie an, gewisse Männer als Kommunisten zu verdächtigen und so die Schlagzeilen der Titelseiten zu erobern. In der Zeitschrift 'Time' (22. Oktober 1951) heisst es: „McCarthy hat erneut ein Sperrfeuer von Verdächtigungen losgelassen, die im Fettdruck erschienen sind und die Aufmerksamkeit von der Tatsache ablenkten, dass er noch nicht einmal seine alten Anschuldigungen zurückgenommen hat … Nie setzt er sich mit einer vorgebrachten Kritik auseinander, sondern fällt nur ungestüm über den Kritiker her."

Wenn das angebliche Interesse dieser Demagogen an der nationalen Sicherheit richtig beleuchtet wird, so sieht man, wessen sie fähig sind, um Beweismaterial als Unterlagen für ihre Angriffe zu erhalten. Die ‘New York Times’, vom 15. Oktober 1951 brachte die Nachricht, dass ein Schweizer Richter die Deportation eines homosexuellen Negers und ehemaligen Kommunisten mit Namen Charles E. Davis anordnete, weil Davis am 4. Nov. 1950 im Einverständnis mit Fahrrand [McCarthys Pariser Vertreter] von Genf aus ein Telegramm an Herrn Vincent sandte mit der gefälschten Unterschrift von [Emil] Stämpfli, einem rührigen Genfer Kommunisten, um den Anschein zu erwecken, der Minister habe Beziehungen mit schweizerischen Kommunisten. Er sandte eine Kopie dieses Telegramms an Farrand, was den Tatbestand einer Fälschung erfüllte. Davis war durch Farrands Vermittlung von McCarthy für diese Umtriebe bezahlt worden".

Amerikaner, ihr solltet euch schämen, dass ein Schweizer Richter den Agenten eines amerikanischen Senators des Landes verweisen musste, weil dieser versucht hatte, einen Beamten des Staatsdepartements zu denunzieren!.

Die Verleumdungskampagne, die Leuten die Möglichkeit nimmt, ihren Lebensunterhalt zu verdienen, beraubt sie ihres Einkommens, ohne gebührendes Gerichtsverfahren. McCarthys eigene Verleumdungskampagne forderte einen erschreckenden Tribut. Während Männer wie General Marshall, Staatsekretär Acheson und der UN-Delegierte Jessup den Sturm glücklich überstanden, kamen andere weniger gut davon.

Drew Pearson ist ein solches Beispiel. Nachdem McCarthy Pearson als Agent des Kremls verdächtigt und zum Boykott der Firma, die der Radiokommentator Pearson vertrat, aufgerufen hatte, stellte ihn jene Firma (Adam Hats) kalt. In einem Brief an einen Freund äusserte sich Pearson wie folgt: "Die McCarthy-Angelegenheit machte mir das Leben, um es gelinde auszudrücken, ziemlich sauer … Im Augenblick schaue ich mich nach einer andern Firma um. Ich muss zwar gestehen, dass Firmen, die mich als Radiokommentator engagieren wollen, seit der Rede McCarthys so selten sind wie die Wasserlilien in der Sahara."

Wo bleiben die amerikanischen Freiheiten, wenn ein politischer Verleumder das Grossgeschäft derart einzuschüchtern vermag, dass ein beliebter Radiokommentator und Journalist, der an Sonntagabenden eine Zuhörerschaft von etwa zehn Millionen hatte, keine Firma mehr finden kann, die ihn engagiert?

Als Senator Benton bei einem Presseinterview von der nachteiligen Wirkung, die der McCarthyismus auf das amerikanische Volk hat, sprach, erklärte er unter anderem: „Er macht, das Volk zaghaft und pulverscheu und schreckt es ab, sich zu äussern". Auch Frau Eleanor Roosevelt sagte: „Leute mit neuen Ideen zögern, diese vorzubringen, und die Menschen beginnen, gegen beinahe all ihre Freunde und Nachbarn argwöhnisch zu werden."

Den grössten Schaden fügt die moderne Inquisition jedoch den höheren Schulen zu. Dr. Alvin Eurich, Präsident der Staats-Universität von New York, warnte vor dieser Gefahr wie folgt: „Wir mögen bestimmte Verfahren einführen in der Absicht, die Kommunisten einzudämmen, doch hemmen sie den Lehrkörper so stark, dass sich die geistigen Kräfte, die das Lebensmark einer Universität sind, nicht mehr entfalten können." Auch Dr. Theodore M. Greene von Yale äusserte vor einem Unterkomitee des Senats den ähnlichen Gedanken, wenn er sagte, dass Professoren an den höheren Schulen, aus Furcht, als Kommunisten angesehen zu werden, davor zurückschrecken, den Kommunismus auch nur ganz sachlich zu behandeln.

Es ist klar ersichtlich, dass die Freiheit des amerikanischen Volkes unterminiert wird. Und aus dem Vorangegangenen geht auch hervor, dass zu jenen, die die Hauptschuld tragen, Präsident Truman wegen seiner Loyalitätsverordnung gehört, dann das parlamentarische Komitee für unamerikanische Umtriebe und Senator McCarthy wegen ihren Verleumdungsfeldzügen und Pat McCarran wegen, um nur etwas zu nennen, seiner Opposition gegen die Nimitz-Kommission, die vielleicht Abhilfe geschaffen hätte. Ein weiterer Faktor ist die Politik. „Achtbare" republikanische. Senatoren schätzen sich nur zu glücklich dass McCarthy für sie solch schmutzige Arbeit verrichtet, die den Demokraten das Leben sauer macht. Und aus demselben Grund lassen parlamentarische Komitees die aufsehenerregenden Aussagen unverantwortlicher Zeugen, wie z. B. eines Budenz, weit und breit bekannt machen, während jene eines ehemaligen Vizepräsidenten des Landes, der aufgefordert wird, sich zu verteidigen, nicht veröffentlicht werden.

Auch der Rundfunk und die Presse müssen einen Teil der Schuld übernehmen. Die 'Capital Times' von Madison (Wisconsin) vom 11. September 1951 verwies unter dem Titel „Rundfunk kapituliert vor dem McCarthyismus" auf einen früheren Leitartikel, in welchem sie die Anklage erhoben hatte, dass die Associated Press und die United Press „entstellte und zurechtgestutzte Nachrichten durchgaben, um Senator McCarthy von Wisconsin zu gefallen und den Wünschen der voreingenommenen grossen konservativen Zeitungsmagnaten, die diese Nachrichtenagenturen beherrschen, zu entsprechen". Im Artikel hiess es dann weiter, dass Radiogesellschaften wie die NBC „es nicht wagen, in [ihren] Sendungen die geringste Kritik an McCarthy zu gestatten, ohne sich sofort mit ihm in Verbindung zu setzen und ihm unverzüglich eine Gelegenheit zu geben, seine sämtlichen Kritiker und Gegner mit seiner Methode, sie für die Haltung ihrer Angehörigen und Freunde verantwortlich zu machen, zu beschimpfen". Der Verfasser unterbreitete dann Beweise, die zeigten, dass die NBC aus seiner Rede, die er auf ihre Veranlassung hin vorbereitet hatte, alle Stellen über den zweifelhaften Ruf, den McCarthy in Wisconsin geniesst, ausstrich.

Die Aufzahlung der Schuldigen wäre unvollständig, wenn man nicht auch auf die Rolle hinwiese, die die römisch-katholische Kirche bei dieser modernen Inquisition spielt. Hat nicht vor allem sie die krankhafte Furcht vor der Kommunistengefahr gezüchtet, und sind nicht diese erwähnten Methoden zur Hauptsache jene, die sie benützt, um ihre Ziele zu erreichen? McCarthy ist ein unverantwortlicher Agent der republikanischen Partei und der Grossgrundbesitzer zur Beeinflussung des Kongresses, aber er leistet solche Dienste gewiss noch in vermehrtem Masse der Kirche oder nicht? Die Zeitschrift 'Time' berichtet, dass McCarthy "beinahe jeden Sonntag die Messe besucht". Es scheint, dass sich jemand die goldene Gelegenheit entgehen lässt, einem "guten Katholiken" die Grundsätze der Wahrheit und Gerechtigkeit beizubringen!

Auch Budenz ist ein Lieblingssohn der katholischen Kirche. Das große Aufhaben, das von seiner Rückkehr zum Katholizismus gemacht wurde, half mit, seinem wertlosen - es verdiente noch eine kräftigere Bezeichnung Zeugnis einen frommen Anstrich zu geben, was den römisch-katholischen Senator Chavez veranlasste, von Budenz zu sagen, er verwende das "Kreuz als Knüppel". Als Professor an der katholischen Fordham-Universität kann Budenz gewiss nicht Unwissenheit vorschützen. Und als Pat McCarran vor einigen Jahren den Papst besuchte, hatte er so viele Rosenkränze bei sich, die er gesegnet haben wollte, dass der Papst die Bemerkung machte, er habe nicht gewusst, dass es in den Vereinigten Staaten so viele Katholiken gebe!

Auch Kriegsveteranen-Organisationen sind schuldig. Es liegt Beweismaterial dafür vor, dass diese, besonders die Amerikanische Legion und die Katholischen Kriegsveteranen, als das "Schwert der katholischen Kirche" verwendet werden.

Und schliesslich ist auch das Volk nicht unschuldig. Es geht den Weg des geringsten Widerstandes. Wie viele könnten heute mit ehrlichem Herzen sagen: "Gebet mir die Freiheit, oder gebet mir den Tod!"? Ein saftiges Schnitzel, Likörs, Kleider, Sport und andere Vergnügungen bedeuten dem Volk mehr als seine grundlegenden Freiheiten. Ohne zu mucksen lässt es sich eine Antikommunisten-Kamgagne gefallen, die ihm eine totalitäre Einstellung verleiht. Der Scherz über die Freiheitsstatue mag noch bitterer Ernst werden: "Sie steht dort, wo sie hingehört - auf dem Grabe der Freiheit!"

Erneut kam die WTG auf das Thema in ihrer „Erwachet!"-Ausgabe vom 8. 11. 1954 zu sprechen:

Kein anderer der größeren westlichen Industriestaaten, hat solch massiven Antikommunismus betrieben wie die USA. Wenn man mal in einem "Erwachet!"-Artikel lesen konnte, man laufe in den USA Gefahr als "Roter" verdächtigt zu werden, selbst wenn man nur rote Limonade verkauft hat; dann ist das fast wörtlich zu nehmen.

Auch die WTG ist in den Sog dieser Verdächtigungen hineingeraten. Auch sie hatte ihre Mühe und Not darzulegen, dass es sich dabei um unbegründete Verdächtigungen handelte. Immerhin hatte dies zur Folge, dass in den WTG-Führungsetagen eine bewusste Politik geführt wurde, allen solchen Anschuldigungen möglichst den Wind aus den Segeln zu nehmen. Sehr zur Freude der USA-Falken. Sehr zum Jammer der Kommunisten auf dem europäischen Kontinent.
Wenn man der Verbotssituation der Zeugen Jehovas in den europäischen kommunistischen Staaten nachgeht, dann kann man diesen Background keineswegs unberücksichtigt lassen.

Die "Erwachet!"-Ausgabe vom 22. 4. 1954 bringt in ihrer Rubrik "Wir beobachten die Welt" auch zwei Meldungen, die das zeitgenössische innenpolitische Klima in den USA schlaglichtartig beleuchten. In einer dieser Meldungen liest man:

"'Das erschreckende Versagen Eisenhowers'.
Unter diesem Titel veröffentlichte der Londoner 'Daily Mirror' ... einen Artikel seines Washingtoner Korrespondenten, dem wir folgende Ausführungen entnehmen:
'Amerika ist unglücklich und verwirrt über das erschreckende Versagen des selbsterklärten Kreuzfahrers, den es zum Präsidenten gewählt hat. In seiner Wahlkampagne versprach Dwight Eisenhower, dass er und die anderen Republikaner die Nation unentwegt in eine Ära des Glücks, der Ehrlichkeit, des Anstands und der Sicherheit führen würden. Aber heute führt Dwight Eisenhower nicht, er wird geführt ... Die traurigste Szene in der Aufführung Eisenhowers ist die Tatsache, dass er es furchtsam unterlassen hat; wie ein Soldat Senator McCarthy entgegenzutreten. In seinen Reden verherrlicht Eisenhower die Gedanken- und Redefreiheit, die Menschenwürde, Ehrenhaftigkeit und den Anstand; aber während Senator McCarthy auf alle diese Dinge spuckt, tritt Eisenhower der Herausforderung nicht mit Feuer, sondern mit wirkungslosen Plattheiten entgegen. Unter dem Bombardement McCarthys verliert die große amerikanische Armee ihre Moral. Beamte des Staatsdepartments und andere Regierungsstellen sind erschrocken; Gedanken- und Redefreiheit verschwinden aus manchen Universitäten und Schulen aus Furcht vor der Inquisition.'"

Die zweite Meldung besagt:
"Nach einer Reuter-Meldung ersuchte Senator Fulbright den amerikanischen Senat um die Erlaubnis, ihm einen Abschnitt aus Lenins Werken vorzulesen, der, wie er sagte, 'die Tätigkeit von Herrn McCarthy besser zu erklären vermöge.'
Der Senat billigte die Anregung des Senators diesen Auszug ins Kongreßprotokoll aufzunehmen. Er lautet wie folgt:
'Wenn die amerikanische Bourgeoisie den Kopf verliert, Tausende des Bolschewismus verdächtigte Leute verhaftet und durch Verbreitung alarmierender Nachrichten über bolschewistische Komplotte eine Panikstimmung verursacht ... dann sollten wir uns verneigen und den Herren Kapitalisten dankbar sein. Sie arbeiten für uns.'"

Er war einer der "namhaftesten" Brunnenvergifter der USA. Der dortige Senator McCarthy.
In seiner "Glanzzeit" zitterten selbst US-Präsidenten vor ihm. Er hat wesentlich dazu beigetragen, dass zu seiner Zeit das politische Pendel der USA weit nach rechts ausschlug.

Nicht "nur" Präsidenten zitterten vor ihm. Auch die WTG gehörte zu denen, die durch ihm buchstäbliche Angst eingejagt bekamen. Hätte er unbeschränkt weiter wirken können, wäre sogar die Konstellation denkbar gewesen, dass selbst die WTG in den USA als "kommunistisch infiltriert" verboten worden wäre. So ungeheuerlich diese These auch klingt, wäre die Macht der McCarthy-Falken in den USA weiter angewachsen, hätte das durchaus im Bereich des möglichen gelegen. Immerhin trat dieser Umstand auch deshalb nicht ein, weil McCarthy auch die WTG weit nach rechts gedrängt hatte.

Man tue das Schlagwort "kommunistisch infiltriert" nicht leichtfertig ab. Hitlerdeutschland hatte es schon zu bemerkenswerter Blüte geführt. Und abgesehen davon, dass McCarthy noch keine buchstäbliche SA und SS auf den Straßen aufmarschieren lassen konnte, deren "Argument" einzig und allein der blanke Terror war. Abgesehen von diesem Unterschied (soweit war er noch nicht), hatte McCarthy das "Format" zum "Hitler der USA" zu werden.

Mit seiner Radikalität schaffte er sich aber auch nicht wenige Feinde. Sofern die nicht schon durch die McCarthy'schen Machenschaften paralysiert waren, warteten sie darauf, dass er eines Tages mal stolpern würde. Und wenn er dann im Stolpern sich befinde, würden sie ihm noch einen zusätzlichen Tritt in den Allerwertetesten verpassen, auf dass er sich nicht mehr davon erholen möge. Dieser Umstand trat tatsächlich ein. McCarthy "stolperte". Und jetzt zeigte sich, dass auch seine Gegner ihm kein "Pardon" mehr gewähren würden.

Die Rolle der WTG dabei ist eigentlich nur die eines Trittbrettfahrers. Nachdem andere die Hatz auf McCarthy eröffnet hatten; schloss auch sie sich dem an. In der "Erwachet!"-Ausgabe vom 22. 6. 1954 gibt es einen McCarthy bezüglichen Artikel, der nachstehend in seinen wesentlichen Aussagen vorgestellt werden soll:

WAS STIMMT NICHT BEI McCARTHY?

McCARTHY ist schon recht", hört man viele auf die obige Frage über den amerikanischen Senator von Wisconsin antworten, unter ihnen Mitglieder der republikanischen Partei, einige Demokraten, gewisse religiöse Führer und eine Anzahl Zeitungsredakteure. Aber es gibt auch Republikaner sowie viele Demokraten, eine beträchtliche Zahl Geistlicher und eine Menge gewöhnlicher amerikanischer Bürger, die ganz anderer Meinung sind. Viele Leute verteidigen ihn leidenschaftlich, andere lehnen ihn ebenso leidenschaftlich ab. Und so empfindet man nicht nur in Amerika, denn der Senator von Wisconsin ist auch in Europa, Asien und anderswo eine bekannte und umstrittene Figur.

Natürlich darf eine Nation, wenn sie sich im Kampf mit einer anderen befindet, wie heute die Vereinigten Staaten, die mit Rußland einen kalten Krieg führen, ihre Regierung von Personen säubern, die gemeinsame Sache machen mit dem Feind. Es wäre sogar töricht, es nicht zu tun. Aber dies kann auf eine billige oder unbillige Art geschehen, und kein Politiker besitzt das Recht, aus der Furcht eines Volkes Kapital zu schlagen, Tatsachen zu verdrehen, um bekannt zu werden; oder einem Volke Schaden zuzufügen, um seine eigenen politischen Interessen zu fördern. Hat man sich derartiges zuschulden kommen lassen, dann sind das Methoden, die zu beanstanden sind.

Parlamentarische Untersuchungen können auf ganz verschiedenen Ebenen geführt werden: es 'können dabei ehrliche und gerechte Methoden angewandt werden oder ränkevolle, verschlagene und schlaue, oder Methoden, die irgendwo dazwischen liegen. Sicherlich eine neutrale Stimme ist die namhafte britische Zeitung 'Manchester Guardian Weekly', und diese schrieb am 26. November:
„Wenn Kommissionen mit ihren Zeugen immer mit juristischer Sorgfalt umgegangen wären, würde das Fünfte Amendement [das einer Person das Recht garantiert, nicht gegen sich zeugen zu müssen], nicht so viel Staub aufwirbeln. Aber die McCarthy-, Jenner- und Velde-Kommissionen haben sich empörende Dinge geleistet. Wenn sie bereit wären, sich an ehrenhafte Regeln zu halten, wie sie aufgestellt wurden — zum Beispiel von Senator Kefauver —, dann erschiene der Vorschlag des Generalstaatsanwaltes [eine Revision der Bedingungen, unter denen ein Zeuge die Aussage verweigern kann] als vernünftig. Aber bis dahin erscheint der Vorschlag des Generalstaatsanwaltes wie eine Unterstützung ihrer üblen Methoden."

Machte McCarthy falsche Angaben? Jawohl. In seiner Rede vom 24. November, die von vielen Fernsehstationen unentgeltlich übertragen wurde, machte er falsche Angaben zur Förderung seiner eigenen, selbstischen Interessen. Um seine Handlungsweise zu rechtfertigen, führte er folgende Worte von Präsident Lincoln an: "Und woher wird die Gefahr kommen? Wenn dieses Volk vernichtet wird, so geschieht dies von innen heraus; wenn es nicht von innen heraus zerstört wird, wird es für alle Zeit fortbestehen." McCarthy hat dieses Zitat zurechtgestutzt und aus dem Zusammenhang gerissen. Ohne Zweifel betonte Lincoln in dieser in Springfield (Illinois) am 27. Januar 1838 gehaltenen Rede nicht, der Zweck heilige die Mittel, sondern das gerade Gegenteil: der Untergang einer Nation sei unvermeidlich, wenn sich die Menschen ihre eigene Meinung bilden über Schuld, ihre Mitmenschen verurteilen und an Stelle von "besonnenen Gerichtsurteilen wilde, heiße Leidenschaft tritt". Er kämpfte besonders "für eine Respektierung der Verfassung und der Gesetze". Lincoln warnte daher gerade vor der Handlungsweise, die McCarthy verfolgt; aber McCarthy verschwieg dies seinen Zuhörern, weil sonst seine Beweisführung zusammengebrochen wäre.

Vernichtung des guten Rufes
Er macht sich auch schuldig der Vernichtung des guten Rufes, denn in derselben Rede deutete McCarthy an, daß Ex-Präsident Truman der kommunistischen Linie folge. Seine Anklage lautet: "Kürzlich definierte Truman, was er ,McCarthyismus' nennt. Die Definition deckte sich Wort für Wort und Komma für Komma mit der Definition in der kommunistischen Zeitung 'Daily Worker', welche den Ausdruck, 'McCarthyismus' aufbrachte." Entspricht dies der Wahrheit? Die "Unität Press" meldete, daß "ein offizieller Sprecher der McCarthy-Kommission" auf die Frage, in welcher Ausgabe des 'Daily Worker' diese Definition zu finden sei, geantwortet habe, sie sei nicht in einer Ausgabe erschienen, sondern in einzelnen Sätzen, die der Senator selbst zusammengetragen habe. Es stimmte also nicht:
es war nicht "Wort für Wort und Komma für Komma", wie der Herr Senator gesagt hatte. Die Anschuldigung gegen den ehemaligen Präsidenten hätte nicht so vernichtend geklungen, hätte McCarthy die Wahrheit gesagt.

Dies ist nicht der einzige Fall einer hinterlistigen Beraubung des guten Namens auf Grund beschämend unrechter Behauptungen. Die Zeitschrift 'Thc Reporter' (21. Juli 1953) schrieb: "Ganz beispiellos war das Verhalten von McCarthy und Cohn [einer seiner Mitarbeiter] während des Verhörs von Reed Harris", einem ehemaligen Beamten des Staatsdepartements. McCarthy fragte, ob ihm nicht die "American Civil Liberties Union" (amerik. Vereinigung für die bürgerlichen Freiheiten) im Jahre 1932 einen Anwalt gestellt habe, und behauptete: "Sie wissen doch, daß die 'American Civil Liberties Union' das Vorgespann der Kommunistischen Partei ist, nicht wahr?" Harris antwortete:
"Herr Vorsitzender, das war im Jahre 1932." Darauf McCarthy mit Nachdruck: "Ich weiß, daß dies im Jahre 1932 war. Wissen Sie, daß sie seither auf die Liste kam, als eine Gruppe, welche dem Kommunismus dient?" Harris erwiderte: "Es ist mir nichts Derartiges bekannt. Ich habe gehört oder gelesen, daß davon gesprochen wurde."

Dazu kommentierte 'The Reporter': "Was es hier zu beanstanden gibt, ist nicht nur, daß die American Civil Liberties Union weder im Jahre 1932 noch vor oder nach jenem Jahr für die Kommunisten arbeitete; oder daß sie noch nie als kommunistische Gruppe, weder beim Generalstaatsanwalt noch bei der FBI oder bei irgendeiner parlamentarischen Kommission, eingetragen war; oder daß die einzige Anklage dieser Art, die je gegen sie erhoben wurde, von der Tenncy-Kommission der kalifornischen Legislative stammt, die so verrufen ist, daß sogar die parlamentarische Kommission für unamerikanische Umtriebe ihrem Befund keinen Glauben schenkt . .. Was einem beim Harris-Fall den Atem verschlägt, ist nicht einmal die Unverschämtheit, mit der McCarthy seine Absicht verfolgte beim Verhör, sondern daß dies am 3. März 1953 geschah und Roy Cohn an seiner Seite war… denn Cohn hatte drei Wochen früher an einer Konferenz der American Civil Liberties Union im Henry-Hudson-Hotel in New York teilgenommen und dort auch eine Ansprache gehalten!"

Zeitungsschlagzeilen
Der republikanische Abgeordnete von New York, Kenneth B. Keating, hat die Anwendung „ehrlicher Spielregeln" vorgeschlagen, zu denen auch eine Beschränkung gehören soll, betreffend die Veröffentlichung unvollständiger Berichte über geheime Sitzungen durch einzelne Kommissionsmitglieder. Um solche Beschränkungen hat sich McCarthy nicht gekümmert, der besonders darauf erpicht ist, daß seine Verhöre in den Zeitungen veröffentlicht werden. Bei den Untersuchungen über angebliche Spionage im Fort Monmouth in New Jersey, die teils geheim, teils öffentlich waren, konnten die Reporter die Zeugenaussagen nicht hören, wohl aber McCarthys Ausführungen am Abend, wenn die Sitzungen vorüber waren. „Es ist eine schändliche Methode, und offenbar wird damit nur der Zweck verfolgt, in der Öffentlichkeit Aufsehen zu erregen." Ob McCarthys Aussagen ähnlich zurechtgemacht waren wie sein Zitat von Lincoln und seine Anklage gegen Truman und den 'Daily Worker' konnten die Berichterstatter natürlich nicht wissen, aber seine Mitteilungen an sie hatten sensationelle Schlagzeilen zur Folge.

Die Neuyorker 'Times' befaßte sich eingehend mit den Fort-Monmouth-Untersuchungen und kommentierte dazu in ihrer Ausgabe vom 14. Januar: „Senator McCarthys Gier, im Rampenlicht der Öffentlichkeit zu
stehen, ist nie so deutlich sichtbar geworden wie im Monmouth-Fall… In den Vereinigten Staaten wurde eine Atmosphäre geschaffen, die zu solch undemokratischer Verfolgung führt, wofür teilweise Senator McCarthy verantwortlich gemacht werden muß… Die Armee hat ihr Monmouth-Personal schon Monate vor dem Erscheinen McCarthys einvernommen. Die Untersuchungskommission der Armee fand keine Spione und auch Senator McCarthy fand keine, aber die Untersuchungen des Senators hatten im vergangenen Oktober sensationelle Schlagzeilen über angebliche Spionage und kommunistische Infiltration in Monmouth zur Folge. Bis jetzt haben sich seine Anschuldigungen als unzutreffend oder als übertrieben erwiesen, aber sie wurden veröffentlicht. . . Wenn der Senator wirklich etwas zu Tage fördert, werden sich Bestätigungen dafür finden; aber bis dahin sollte der vernünftige Leser McCarthys Anklagen als ungültig ablehnen." Was den Ausdruck „der vernünftige Leser" betrifft — wie hoch schätzt die 'Times' den Prozentsatz der Bevölkerung, welcher sich genügend über McCarthy informiert hat, um zu wissen, daß die Schlagzeilen in namhaften Zeitungen nicht ernst zu nehmen sind ? Ist es zum Schütze des Landes oder ein Ringen um politische Vorteile, wenn der „Kommunistenjäger", nur um Aufsehen zu erregen, das Ansehen einer wichtigen Verteidigungsanlage dermaßen erschüttert ?

Politik mit Bomben
Dies wurde einmal „Politik mit Bomben" genannt. Anklagen werden erhoben, die in Fettdruck auf der ersten Seite der Zeitungen | erscheinen, der Senator erhält so die gewünschte „Reklame", dann wächst Gras über, die Sache und neue Schlagzeilen werden vorbereitet. McCarthy sagt, seine Aufgabe bestehe nicht in der Abfassung endgültiger Berichte, sondern darin, Sicherheitsbeamte auf Sachlagen aufmerksam zu machen, die sie untersuchen sollten. Aber die sensationelle Untersuchung in Fort Monmouth diente nicht diesem Zweck. Als McCarthy am 8. Oktober mit seiner Untersuchung begann, hatten die Sicherheitsbeamten die vorläufigen Amtsentsetzungen, für die die Schlagzeilen McCarthy das Verdienst zuschrieben, bereits vorgenommen. Durch McCarthys Untersuchungen erhielt die Öffentlichkeit lediglich Kenntnis von ihren Untersuchungsergebnissen und McCarthy erntete ihre Lorbeeren.

In welcher Weise erwuchs der Nation dadurch ein Schaden? Walter Millis schrieb in der Neuyorker 'Herold Tribüne' über McCarthys Angriff auf Monmouth: „In den vergangenen wenigen Wochen ist diese empfindliche militärische Anlage zerstört worden — gründlicher, als ein Sowjetsaboteur es sich hätte erträumen können." Peter Kihss schrieb in der Neuyorker Times vom 11. Januar: „Es wird befürchtet, daß die Aussicht auf Untersuchungen mit den bekannten Anklagemethoden viele der fähigsten Fachleute zurückhalten mag, für die Regierung zu arbeiten."

Wohin treibt McCarthy?
Viele Amerikaner würden staunen über die Macht, welche McCarthy durch solche Publizität und andere Methoden gewinnt. Truman nannte in seiner Antwort auf die Anklage, daß er einen kommunistischen Spion unterstützt habe (der Spion wurde durch Schlagzeilen schuldig erklärt, seine Schuld aber wurde nie vor einem Gericht bewiesen*), die republikanische Verwaltungspolitik „Mc-Carthyismus". Wegen der Verwendung dieses Wortes verlangte McCarthy eine unentgeltliche Radio- und Fernsehübertragung für seine Antwort, anstatt jene, welche die Anschuldigungen erhoben hatten, zu veranlassen, dem früheren Präsidenten Rede und Antwort zu stehen. Und zur großen Überraschung fast aller Beobachter wurde ihm dies bewilligt! Diese Sendungen kosteten fast eine halbe Million Dollar. John Crosby, der Rubrikjournalist der Neuyorker 'Herold Tribüne', schrieb am 30. November: „McCarthy besaß ungefähr so viel Recht auf eine
halbe Stunde unentgeltliche Sendezeit wie ich, aber ,McCarthy besitzt', wie sich ein Rundfunksprecher ausdrückte, .„Angstwert" — und wir haben Angst'." Wovor sollten sich denn Rundfunkstationen fürchten? Nun, Senator McCarthy besitzt Freunde im Bundesamt für Rundfunk und Fernsehen, und dieses Amt entscheidet über Sein oder Nichtsein der Radiostationen. Die Furcht vor Vergeltungsmaßnahmen stieg noch, als McCarthy verkündete, er werde die FCC ersuchen, jede Station zur Verantwortung zu ziehen, welche Trumans Rede, nicht aber seine, McCarthys, Antwort sendete, es sei denn, sie hätte überzeugende Gründe dafür.

*)Die Zeitschrift 'The Christian Century' vom 2. Dezember kommentierte: „Es ist nun nachgewiesen, daß die FBI Präsident Truman umfangreiche Berichte über White vorlegte. Aber welches war ihr genauer Wortlaut? Wurde in ihnen White ohne Einschränkung als Spion bezeichnet? Oder hieß es darin, andere hätten dies getan, aber ohne rechtsgültige Beweise zu haben? Worauf mußte sich Präsident Truman stützen, nachdem er die FBI-Berichte gesehen hatte? Dies scheint der springende Punkt zu sein beim White-Fall, aber man wird dies wahrscheinlich nie erfahren, weil es als notwendig erachtet wird, die FBI-Akten zum Schütze der FBI-Agenten geheimzuhalten."

Was glaubt der Senator, daß ihm diese wachsende Macht eintragen werde? Eine bessere politische Stellung! Er war noch nicht lange Parlamentarier, als die Zeitschrift 'Look' schrieb: „Joe versuchte Streitfragen herauszuschnüffeln, um in der Öffentlichkeit bekannt zu werden. .. Margarine kontra Butter. .. das Wohnungsproblem." Dann aber fand er den Kommunismus. „Wenn nichts anderes", schrieb 'Look', „so werden ihn seine Mitarbeiter retten. Sie sind fähige Leute und werden immer wieder neue Sensationen aufstöbern. Wenn der Antikommunismus aus der Mode kommt, wird eine andere große Streitfrage aktuell und Joe wird sein möglichstes tun, um sie auszuschlachten." Wird dies von jemand bezweifelt? Nun, er vertrat noch im Jahre 1946 die Auffassung, daß Stalins Friedensabsichten ernst zu nehmen seien.

Der republikanische Abgeordnete von New Jersey, Peter Frelinghuysen, geißelte „die Verfolgung ehrgeiziger politischer Ziele auf Kosten der Sicherheit des Landes "Henry Knox Sherrill, Bischof der Episkopalkirche, nannte es „ein Streben nach politischem Erfolg". Als McCarthy von einem Reporter gefragt wurde, ob er, wie er erklärt habe, seine nächste große Untersuchung erst in sechs Monaten durchführen wolle, um sie „gerade vor den Wahlen" vom Stapel zu lassen, verzog er das Gesicht zu einem Lachen und antwortete: „Zum Teufel mit Ihnen!"

In gewissen Kreisen glaubt man, McCarthy erstrebe das Amt des Präsidenten. Sollte er je nominiert werden, so wird man sich auf einen heftigen Wahlkampf gefaßt machen müssen! Es wäre jedoch erstaunlich, wenn für ein so hohes Amt ein Mann vorgeschlagen würde, der versuchte, die Zeitschrift 'Time' zu zensieren, indem er ihre Inserenten zum Boykott zwingen wollte; der vor Tätlichkelten gegen Drew Pearson, den politischen Rundfunkkommentator, wegen seiner Kritik an McCarthy nicht zurückschreckte; der namhafte Zeitungen in den Schmutz zog, welche sich für Grundsätze einsetzten, die vom amerikanischen Volke seit langem hochgehalten werden; der Zitate ändert, um seine Methoden zu rechtfertigen, und Unwahrheiten sagt mit der Absicht, den vorigen Präsidenten mit Amerikas Feinden in Verbindung zu bringen.

Doch er hat Macht und Geld im Rücken. Er ist der Führer einer starken Gruppe, zu der Millionäre gehören, wie die Nichte des Verlegers Robert R. McCormick von Chicago und Frau William Randolph Hearst, jr. — sicherlich höchst einflußreiche Leute, aber weit entfernt davon, einen guten Ruf in Zeitungsverlegerkreisen zu haben

Zwiefache Gefahr für die Nation
Man erreicht die Ziele der Demokratie nicht durch Anwendung totalitärer Methoden. Der Kommunismus ist nicht die einzige Gefahr, der sich Amerika gegenübersieht! Erwachet! ist keine politische Zeitschrift, aber sie kämpft für Freiheit, doch der Senator von Wisconsin macht sich mit solchen „Heldentaten" nicht verdient um die Freiheit. Man wird die Roten nicht los, indem man McCarthy einsetzt. Sich auf McCarthy beziehend, schrieb ein Mitarbeiter der Londoner Zeitung 'Catholic Herold' am 6. November: „Ich habe mich immer dafür eingesetzt, daß wir Katholiken es vermeiden sollten, Methoden, wie sie die Kommunisten anwenden und die gegen die Sittlichkeit verstoßen, zu gebrauchen; eine solche Handlungsweise würde, selbst vom kleinlichsten politischen Gesichtspunkt aus betrachtet, nur den Kommunisten zugute kommen." Über die nationale Sicherheit können am besten besonnene, besonders geschulte Experten wachen, welche die Untersuchungen gestützt auf sorgfältig erwogene, gesetzlich festgelegte Richtlinien durchführen und nicht auf gefühlsbetonte, von der Politik inspirierte Schlagzeilen.

Totalitäre Methoden sind aber offenbar nicht allen verhaßt. Gewisse Leute würden eine kommunistische Tyrannenherrschaft begrüßen, weil sie hoffen, dann zur herrschenden Clique zu gehören; andere dagegen würden offenbar eine Diktatur der extremen Rechten willkommen heißen (welche bei näherem Zusehen ganz der Herrschaft von Hitler und Mussolini gleicht), in der Erwartung, daß etwas für sie dabei herausschauen würde. Es ist für die europäischen Verbündeten Amerikas ziemlich beunruhigend, zu sehen, daß diese Tendenz sogar die Zustimmung vieler amerikanischer Zeitungen findet.

Es dient nicht zum Wohle des Landes, wenn „wir", wie Richter Douglas vom Obersten Bundesgericht sagte, „Männer und Frauen auf Grund von Hörensagen, von Unterschiebungen und Schuld infolge ihrer Beziehungen verurteilen"; und wenn „Kommunisten, Kommunistenfreunde, Sozialisten, Liberale oder einfach simple Yankees, denen diese Hetzjagd nicht zusagt und die dagegen protestieren, in denselben Tiegel geworfen werden".
Weise Staatsmänner zu finden, ist ein großes Problem für die Menschen. In den Vereinigten Staaten haben die beiden Hauptparteien sich gegenseitig beschuldigt, nur ihre eigenen Interessen im Auge zu haben. Die Republikaner machen Truman diesen Vorwurf, und sie mögen recht haben. Aber da Republikaner McCarthy mit seinem Kampf um Schlagzeilen stellt sogar seine persönlichen politischen Interessen jenen der Nation voran und könnte so eine Bewegung auslösen, welche die Freiheit in Gefahr bringt. …

Stramm auf antikommunistischem Kurs segelt "Erwachet!" in seiner Ausgabe vom 8. 7. 1954, wenn darin unter Berufung auf eine AP-Meldung die Schreckensvision verbreitet wird:
"Weltherrschaft des Kommunismus bis 1973"
"Erwachet!" fügt dieser sicherlich im Sinne der McCarthys liegenden Überschrift zwar noch ein Fragezeichen mit an. Das aber wohl mehr oder weniger aus formalen Gründen.
Folgt man diesem Bericht, so habe der chinesische Staatspräsident Mao Tse-tung der Sowjetunion ein Memorandum zukommen lassen, dergestalt, Zitat:
"deren Befolgung die Weltherrschaft des Kommunismus bis etwa 1973 sichern soll."

Laut "Erwachet!" soll dieses Memorandum aussagen:

"So lange auf einen Krieg zu verzichten als ihr Industriepotential demjenigen der Vereinigten Staaten unterlegen sei und als ihre Verteidigungsmaßnahmen gegen Atombombardierungen nicht vollständig seien."

Bei diesem Zitat fällt schon mal auf, dass es sich um keine wörtliche Wiedergabe handelt, sondern um eine "Zusammenfassung" via AP respektive "Erwachet!". Angesichts der Schwere des Vorwurfes, der unterstellt, die Sowjetunion wolle den Krieg, muss man schon verlangen können, solch weitgehende Behauptung hieb und stichfest zu belegen. Dieses Kriterium ist schon mal nicht erfüllt.

Desweiteren soll vorgeblich Mao tse-tung der Verfasser dessen sein. Immer vorausgesetzt es ist so, was auch nicht hieb- und stichfest bewiesen würde, bedeutet dies noch lange nicht, dass dies auch als verbindliche UdSSR-Politik übernommen wurde. Mao tse-tung herrschte zwar über China, nicht aber über die Sowjetunion. Wenn man desweiteren berücksichtigt, dass in späteren Jahren sehr wohl ein Bruch zwischen China und der Sowjetunion nachweisbar ist, hat dieses Memorandum, so es denn so abgefasst sein sollte, für die Sowjetunion den Wert von Toilettenpapier gehabt. Zum fraglichen Zeitpunkt hatte China zudem in keiner Hinsicht die wirtschaftlichen und politischen Ressourcen, um der Sowjetunion irgend etwas diktieren zu können.

Dennoch stellt AP und "Erwachet!" die ganze Sache so dar, als sei dies ausgemachte Sache.
Weiter will dieses Memorandum laut "Erwachet!" wissen:
"Indessen müßten die Vereinigten Staaten um jeden Preis isoliert werden. Zu diesem Zwecke enthält die Denkschrift einen ausführlichen und präzisen Plan. In bezug auf Frankreich gehe es vor allem darum, die Kriegsmüdigkeit und die Furcht vor Deutschland auszunützen. … Die Operationen in Indochina sollten bedeutend verstärkt werden … Das Ziel in Indochina muß der Verzicht der Franzosen auf dieses Territorium bilden, am liebsten dadurch, dass man sie zur Unterzeichnung eines Waffenstillstandes bewegt."

Auch hier ist bemerkenswert, wie AP und "Erwachet!" die Sicht der politischen Falken vertritt. Frankreich war in der Tat in Indochina involviert. Frankreich hatte in der Tat den zermürbenden Krieg verloren und in der Konsequenz sich von dort zurückgezogen. Das passte den USA-Falken nicht; und perspektivisch haben sie dann die Nachfolgerolle von Frankreich dort übernommen. Allerspätestens auch sichtbar nach Ausbruch des Vietmamkrieges.

Hier finden wir also schon die Wurzeln dieser Entwicklung. Die USA-Falken drängen. AP und "Erwachet!" ist ihr Sprachrohr. Wie sagte doch weiland schon Hitler:
"Es wird propagandistischer Alarm zum losschlagen gegeben. Der Sieger wird später nicht danach gefragt, ob der zu Recht Bestand".

Hier begegnen wir dem propagandistischen Alarm für die Involvierung der USA in den Vietnamkrieg in einer seiner Wurzeln. Angeblich hätte die Sowjetunion die Absicht bis 1973 die Weltherrschaft zu erreichen. Vom Hörensagen kolportiert, weil Mao tse-tung diese Illusion vielleicht gehabt hatte. Hatte er sie wirklich, dann war er mit Sicherheit kein Realpolitiker. Und noch viel wichtiger: Sein Gewäsch hatte für die Sowjetunion den Stellenwert von Klopapier.

Für die USA-Falken via AP, wie "Erwachet!" ist indes das alles "ausgemachte" Sache!

Sich so auf die Seite der USA-Falken stellend hatte natürlich tiefere Ursachen. Eine davon, dass der McCarthyismus in den USA, auch die Zeugen Jehovas in die "kommunistische" Ecke stellte. Und in Abwehr dessen, glaubt die WTG, wie gelesen, McCarthy noch von rechts überholen zu sollen.

Zum Zeitpunkt dieser Veröffentlichung war McCarthy bereits ein politisch "toter Mann". Auch die WTG beteiligt sich in dieser "Erwachet!"-Ausgabe an seiner Leichenfledderei.
Einige Zitate aus einem darin enthaltenen redaktionellen "Erwachet!"-Artikel, die auf die indirekte Weise auch zeigen, wie tief der McCarthyismus in seiner Glanzzeit auch die WTG getroffen hatte.

"Erwachet!" schreibt unter anderem:
"Das amerikanische Volk hat noch nie eine Verurteilung durch Schlagzeilen gebilligt, noch ist es ein Freund bewußter Irreführung oder heimtückischer Verleumdung. Aber zwischen dem, was ihm teuer ist, und dem, was es seit kurzem mit ansehen muß, besteht ein großer Unterschied. Heute werden Menschen durch Zeitungsschlagzeilen gerichtet, auf Grund von Annahmen eines politischen Verbrechens bezichtigt. Die Zeitungen greifen die Sache auf, die abgekürzte Schlagzeile erweckt den Eindruck, es sei eine bewiesene Tatsache und das Volk glaubt an die Schuld dieses Menschen. …
Gewisse Leute lassen das Rechtsverfahren nicht mehr gelten. …

Die Zeitungen von Louisville (Kentucky), 'Courier-Journal' und 'Times', schrieben warnend, dass die gegenwärtige Jagd auf staatsgefährliche Elemente 'gerade solche schafft - Personen nämlich, die alte, harterkämpfte Freiheiten zerstören'. Die Senatorin Margaret Chase Smith mahnte: 'Jene von uns, die am lautesten von Amerikanismus reden, wenn sie andere Bürger ihres guten Namens berauben, sind allzuoft solche, die durch Worte und Taten eine der wichtigsten Grundsätze des Amerikanismus verletzen: das Recht der freien Kritik; das Recht, eine abweichende Meinung zu haben, das Recht zu protestieren; das Recht der freien Gedankenäußerung … In Amerika ist die Redefreiheit nicht mehr das, was sie früher war. Sie wurde von einigen derart mißbraucht, dass andere nicht mehr Gebrauch von ihr machen.' …

'Wir müssen aber doch Amerika vor diesen kommunistischen Elementen schützen!' protestieren McCarthys Unterstützer. Sollte aber anderen 'Elementen' gestattet werden, inzwischen die Zügel an sich zu reißen? Die Kommunisten befreiten das russische Volk von der Zarenherrschaft - und zwangen ihm die rote Herrschaft auf. Wenn man jenen Antikommunisten in Amerika die Zügel schießen läßt, welche sich über die amerikanische Auffassung von Gesetz und Ordnung, Freiheit und Recht hinwegsetzen, jenen, die glauben, der Zweck heilige jedes Mittel, die sagen, man könne nicht im Zylinder und mit seidenem Taschentuch auf die Stinktierjagd gehen, was heißen soll, man könne den Kommunismus nicht mit anständigen und gesetzlichen Mitteln bekämpfen, hat auch diese Nation eine dunkle Zukunft vor sich.

'Ach, das ist Schwarzseherei!' mag jemand ausrufen. Ganz und gar nicht! Der Weg zur Freiheit ist schmal, mit gefährlichen Abgründen zu beiden Seiten, und das Volk, welches leichtsinnig mit ihr umspringt, wird ziemlich sicher im Abgrund der politischen Gleichschaltung landen. Man sollte den abgenutzten Satz 'Ewige Wachsamkeit garantiert die Freiheit' nicht wiederholen müssen. Die Gefahr eines Dammbruches ist nicht kleiner, weil das Loch, durch welches das Wasser eindringt, klein ist. Das durchsickernde Wasser vergrößert das Loch, und wenn es nicht vermauert wird, stürzt der ganze Damm ein. In den Vereinigten Staaten sind die Verfassungsgarantien solche Schutzdämme gegen ehrgeizbesessene Politiker, gegen Despoten von heute oder morgen, die gerne ans Ruder kämen.
Senator McCarthy appelliert an ein auf Schlagzeilen eingestelltes Publikum, das den Gedanken der Menschenrechte geringschätzt und glaubt, 'intellektuell' und 'rot' sei ein und dasselbe. ....

Diktatoren bekämpften Ideen, indem sie Bücher, in welchen diese Ideen dargelegt waren, vernichteten. Hitler hat das getan und auch die Kommunisten haben das getan. Aber dies hat die Amerikaner immer abgestoßen. Es gibt jedoch offenbar Personen, die glauben, die Demokratie könne sich nicht mehr behaupten, wenn sie die freie Auseinandersetzung der Meinungen gestatte, sondern sie müsse auch anfangen, Bücher zu verbrennen. Doch die heikle Frage dabei lautet: Wer soll das tun? Wer soll entscheiden, welche Bücher gefährlich sind? Etwa McCarthys Mitarbeiter Cohn und Schine, die auf einer Blitztour durch Europa die katholische Zeitschrift 'Commonwal' ein 'kommunistisch, katholisches Blatt' nannten? Oder etwa Frau Thomas J. White von Indiana, welche wünschte, dass die alte englische Erzählung von Robin Hood aus den Schulbüchern Indianas entfernt werde, denn zu wiederholen, dass Robin Hood Reiche beraubte und Arme beschenkte, sei 'kommunistische Propaganda'.

An diesem Maßstab gemessen, könnte man auch in den amerikanischen Geschichtsbüchern und Tageszeitungen kommunistische Propaganda finden, weil sie zum Beispiel von der Festlegung der Einkommenssteuer berichten, die 'die Reichen schröpft'. Frau White fordert auch, dass die Angaben über die Religion der Quäker ausgemerzt werden, weil deren pazifistische Einstellung große Ähnlichkeit mit dem 'kommunistischen Friedensappell' habe. In diesem Falle sollte vielleicht auch die Anglikanische Kirche und die Episkopalkirche nicht in den Schulbüchern erwähnt werden, weil in ihrem Gebetsbuch der Satz steht: 'Gib uns Frieden in unserer Zeit.' Lächerlich? Ja bestimmt! Geradeso lächerlich wie der Gedanke, einer Person oder einer Gruppe von Personen die Gedankenzensur zu übertragen! …

Anonyme Angeber? Verurteilung auf Grund von Gerüchten? Geheime Berichte? Wo gibt es das? Einmal gab es das bei der von Senator McCarthy im Forth Monmouth (New Yersey) durchgeführten Untersuchung. Nicht nur konnten die Suspendierten die Namen und Adressen oder eine Beschreibung ihrer Ankläger nicht erfahren oder von ihren Aussagen Kenntnis erhalten, sondern die Anklagen gegen diese Männer waren, um die Worte der geachteten Neuyorker 'Times' anzuführen, 'allgemein weit entfernt von dem Wortlaut der Schlagzeilen über vermutliche Spionage in Monmouth, deren Urheber Senator Joseph R. McCarthy war.'

Diese anonymen Angeber, geflüsterten Anklagen und geheimen Berichte sind auch in den geheimen Dossiers der FBI zu finden. …
Präsident Eisenhower sagte am 23. November: 'In unserem Lande muß eine Person, die etwas gegen dich hat oder dich anklagt, offen dazu stehen. Sie kann dich nicht aus dem Hinterhalt erledigen oder dich deines guten Rufes berauben, ohne von einer aufgebrachten Bürgerschaft bestraft zu werden.'
Dies ist ein amerikanischer Grundsatz. Leider liegen Beweise dafür vor, dass heute nicht mehr durchweg danach gehandelt wird."

Wie sehr sich auch die WTG durch den McCarthyismus in den USA getroffen fühlte; sie erwähnt, dass offenbar besonders der Wehrdienstverweigerungsgrundsatz der Zeugen Jehovas, entsprechende Ansätze bot, dass die McCarthy-Falken wirksam wurden.
Wie sehr sie sich auch durch dieses politische Klima getroffen wusste, macht noch ein zweiter Artikel zum Thema deutlich, der auch in dieser "Erwachet!"-Ausgabe wiedergeben wurde. Nachstehend auch seine Zitierung:

Aus der Neuyorker Times vom 5. März 1954
LONDON, 4. März — Abgeordnete der Konservativen, Labour- und Liberalen Partei wandten sich heute in Britannien scharf gegen Senator McCarthy und gaben ihrer Enttäuschung über die Führerschaft Präsident Eisenhowers Ausdruck. Die Besorgnis um die Zukunft der amerikanischen Demokratie und Amerikas Ansehen als führende Nation sowie die Angst, daß Präsident Eisenhower infolge einer „sittlichen Lähmung … den Frieden verraten könnte", waren vorherrschend.

Sozusagen jede bedeutende Gruppe des nationalen politischen Lebens äußerte sich zu dieser Streitfrage. der viele Briten dieselbe Bedeutung beimessen wie irgendeiner anderen die USA beschäftigenden Frage. Diese Kommentare, die Besorgnis und teilweise auch Bitterkeit verraten, stammen von der stark konservativen Zeitung 'Economist-Times and Spectator', aus dem Lager der Liberalen und der Labour-Partei, von unabhängigen Kommentatoren und in London akkreditierten Diplomaten.
Herbert Morrison, stellvertretender Führer der Labour-Fraktion im Parlament, ehemaliger Außenminister und erprobter Berufspolitiker, erklärte anläßlich eines Essens: „Wenn ich den
McCarthyismus angreife, so geschieht dies nur, weil ich ein Freund der Vereinigten Staaten bin." Der 'Spectator' bemerkte: „Amerikafreundlich zu sein bedeutet Mc-Carthy-feindlich zu sein."

Diese Ansichten scheinen die meisten Kommentatoren zu teilen. Eine gewisse Furcht machte sich aber auch bemerkbar, daß die Amerikaner nicht verstehen konnten, warum einige Briten einen Vergleich ziehen zwischen den heutigen Ereignissen in Washington und jenen, die sich in Berlin zur Zeit von Hitlers Machtübernahme abspielten. Der Auslandsredakteur Vernon Bartlett schrieb in seinem Nachrichtenbrief: „Zwischen [Präsident] Hindcnburg und Präsident Eisenhower, sowie zwischen ihren beiden Naziführern [Hitler und McCarthy] besteht in mancher Hinsicht eine Ähnlichkeit." „Aber Präsident Eisenhower", fügte Bartlett bei, „kann nicht mit Altersschwäche entschuldigt werden." Er spielte auf eine Ähnlichkeit zwischen Präsident Hindenburgs Machtübergabe an Hitler an und Präsident Hindenburgs Machtübergabe an Hitler an und Präsident Eisenhowers Schwäche, wie es die Briten empfinden, die er gegenüber der Herausforderung McCarthys an die Exekutive an den Tag legte.

Die Kommentare der Londoner 'Times' über die Ereignisse in Washington waren in einem schärferen Ton geschrieben, als dies sonst der Fall ist, wenn sie über das amerikanische politische Leben berichtet. Unter anderem schrieb die Times, sie glaube, daß nur Präsident Eisenhower Senator McCarthy das Handwerk legen könne.
Die in London akkreditierten Diplomaten stimmen darin überein, daß der „McCarthyismus" nicht nur den amerikanischen Einfluß in Europa schwächt, sondern auch der Verwirklichung der vorgesehenen Europäischen Verteidigungsgemeinschaft im Wege steht. Der Gesandte eines Mitgliedstaates der Nordatlantikpakt-0rganisation erklärte, daß sich „die gefährliche Hinauszögerung Frankreichs und Italiens, die Europäische Verteidigungsgemeinschaft, ein Instrument. der Vereinigten Staaten, zu ratifizieren", mit der wachsenden Furcht erklären lasse, daß der Faschismus in Amerika Fuß fassen und die EVG zum Kriege führen konnte.

Die konservative Zeitung 'Spectator' erwähnt in ihrem Leitartikel, betitelt "Wer wird McCarthy das Handwerk legen?", unter anderem die Möglichkeit, von der man sprechen hörte, daß McCarthy Präsident der Vereinigten Staaten werden könnte, und führt dann weiter aus: „Es schadet nichts, diese Möglichkeit zu erwägen, und wenn es auch nur wäre, um die Notwendigkeit hervorzuheben, so etwas zu verunmöglichen."
'New Statesman und Nation', eine linksgerichtete Wochenzeitung, kreidete Präsident
Eisenhower seinen „verspäteten und kraftlosen Vorwurf" und seine „Zaghaftigkeit" an. In ihrem Leitartikel „Eisenhowers bedingungslose Übergabe" geht sie weiter als andere Zeitungen in ihren Angriffen auf Präsident Eisenhower, well er „Parteiinteressen über die Volksinteressen stellt". „Wer nun erkennt, daß der McCarthyismus die amerikanische Demokratie und sogar die Exekutive bedroht, muß anderswo als im Weißen Hans einen Fahnenträger suchen", schloß der Artikel.

Und nun noch die 1954 WTG-Stellungnahme in „Erwachet!" vom 8. 11. 54.

Verständlich schon daher, dass auch die WTG alle Schritte beim sich anbahnenden Niedergang des McCarthyismus hoch erfreut registrierte.

„Senator Joseph R. McCarthy, katholischer Kommunistenjäger Nr. 1 der USA, zugleich aber auch Demagog mit faschistischen Methoden, steht zur Zeit im Zeichen des Abstiegs. Ein Unterausschuß des amerikanischen Senats unter dem Vorsitz von Senator Watkins hat sich des Falles McCarthy angenommen und McCarthy eindeutig wegen Würdelosigkeit, Herabsetzung des Senates und Verletzung seiner Pflichten als Untersuchungsführer verurteilt. In zwei der fünf erhobenen Anklagepunkte wurde McCarthy schuldig befunden: Weigerung einer Vorladung zur Untersuchung seiner Finanzen Folge zu leisten, und Beleidigung des Generals Zwicker. Bei der Untersuchung der Sünden McCarthys erklärte der Untersuchungsausschuß McCarthy als 'einen Obstrukteur, einen Verleumder und einen Verächter der Senatstätigkeit ...' Die Kommission hat dem Senat die Empfehlung gemacht, gestützt auf ihre Erhebungen den Senator formell zu tadeln. Damit dürfte, wie man annimmt, McCarthy politisch weitgehend erledigt sein; jedoch nicht notwendigerweise der McCarthyismus."

Wann immer der USA-Falke McCarthy in den Schlagzeilen amerikanischer Presseorgane auftauchte, man kann fast sicher sein. Selbiges findet man früher oder später auch in der WTG-Literatur widergespiegelt. Besonders dann, wenn solche Berichte geeignet, McCarthy in einem ungünstigen Lichte erscheinen zu lassen. Dann ist es offenbar für die WTG eine "Ehrenpflicht", dies sich auf keinem Fall entgehen zu lassen.

Man wird der WTG konzedieren müssen, dass auch sie ein durchaus ernsthaftes und auch legitimes Interesse an der Abrechnung mit McCarthy hat. Kanalisierte sich doch in seiner Person auch die für sie existenzgefährdende Verleumdung: Jehovas Zeugen "wären Kommunisten". In einem Lande wo eher Berufsverbrecher toleriert denn tatsächliche Kommunisten, kann man die diesbezügliche Angst, die auch der WTG aus "jedem Knopfloch" hervorlugt, durchaus nachvollziehen.

Und so lassen sich denn in der WTG-Literatur auch eine durchaus als staatlich zu nennende Zahl von Berichten in Sachen McCarthy, zeitgenössisch nachweisen.

Diesen Berichten fügt "Erwachet!" in seiner Ausgabe vom 22. 4. 1955 noch zwei weitere bei, die nachstehend in ihren wesentlichen Aussagen, kommentarlos vorgestellt werden sollen.

Sind McCarthys Methoden katholische Ideale ?

WENN heute irgendwo in den Vereinigten Staaten der Name McCarthy erwähnt wird, spitzt fast jeder, der in Hörweite ist, die Ohren. Gewisse Kreise haben sogar versucht, dem Streit um McCarthy einen religiösen Anstrich zu geben; aber nur wenige sind so weit gegangen wie Monsignore Edward R. Martin, ehemaliger Feldgeistlicher der Ersten Armee und jetziger Pfarrer der St.-Angela-Merici-Kirche in der Bronx (New York).

Am 7. November sagte Martin anlässlich einer katholischen Veranstaltung in New York, McCarthy stehe wegen seiner katholischen Ideale in Gefahr, seinen Senatssitz zu verlieren. „Joe ist ein aufrichtiger Katholik" erklärte er. „Ich weiß, daß über 5.000.000 Dollar zusammengelegt wurden, um Joe aus dem Senat zu vertreiben, und das ist nur ein kleiner Teil von dem, was nach Washington fließt. Und der Grund dafür sind allein seine katholischen Ideale."

Dies schlug, gelinde gesagt, dem Faß den Boden aus! Mitarbeiter des „Freedom House" [Organisation zur Förderung der Ideale einer freien menschlichen Gesellschaft] in New York, darunter auch George B. Ford, römisch-katholischer Pfarrer der Corpus-Christi-Kirche, sagten: „Wir haben vorläufig guten Grund, zu glauben, daß die Anschuldigungen Msgr. Martins nicht stichhaltig sind, bis er seine Behauptungen bewiesen hat." Die Beweise blieben jedoch aus. Reportern erklärten Msgr. Martins Sekretär und sein Vikar „entschieden, daß keine weiteren Ausführungen mehr von ihm zu erwarten seien".

„Was diese Mär bedeutungsvoll macht", erklärten die Mitarbeiter des „Freedom House", „ist der Versuch des Monsignores, die amerikanischen Bürger zu überzeugen, dass der Grund für diesen sogenannten Anti-McCarthy-Fonds ,nur seine katholischen Ideale' seien, eine Ansicht, die Senator McCarthy jedoch selbst nicht teilt. Wir mißbilligen diese Erklärung, weil sie nur größere Bigotterie und Unduldsamkeit zur Folge haben kann. Sie ist ein falsches Zeugnis und erzeugt Zwietracht."

Dann sandten sieben Glieder des Lehrkörpers der Colgate-Universität Msgr. Martin und Kardinal Spellman Telegramme, in denen geltend gemacht wurde, daß Msgr. Martin verpflichtet sei, der Öffentlichkeit alle Tatsachen über den sogenannten 5-Millionen-Dollar-Fonds bekanntzugeben. „Wir sind bestürzt durch die Erklärung von Msgr. Martin, nach der McCarthy aus dem Senat vertrieben werden soll ,wegen seiner katholischen Ideale'", hieß es unter anderem im Telegramm an Kardinal Spellman. „Dies sind schwerwiegende Anschuldigungen. Diejenigen unter uns, die McCarthy und seine Methoden offen bekämpft haben, werden dadurch beschuldigt, ihm seiner katholischen Ideale wegen entgegengearbeitet zu haben … Es würde uns freuen, von Ihnen — dem Vorgesetzten Msgr. Martins — zu hören, daß die Ausführungen, die er gemacht haben soll, nicht die Ansicht der verantwortlichen Führer der Katholischen Kirche in Amerika darstellen." Immer noch keine Erklärung.

Sicherlich gehören nicht alle, die sich gegen McCarthys Exzesse gewandt haben, zur „Linken". Das Watkins-Komitee des amerikanischen Senats jedenfalls nicht. Die hochgeschätzte Zeitschrift ‚Time' auch nicht. Die vielen amerikanischen Proteste (was man auch von ihrer Richtigkeit halten mag) entsprangen der Treue zu den amerikanischen Grundsätzen — zur Gerechtigkeit, zu der Verfassung und der Bill of Rights. Msgr. Martin hat nicht gezeigt, inwiefern diese Proteste unbegründet seien oder worin sie fehlten. Die Glieder des Lehrkörpers der Colgate-Universität mahnten Msgr. Martin daher: „Sie sind allen Amerikanern gegenüber — Katholiken, Protestanten und Juden — verpflichtet, Gründe anzuführen, warum die Bewegung gegen die Exzesse des Senators McCarthy … einen Angriff auf katholische Ideale darstelle." Und beschwörend stellten sie Kardinal Spellman die Frage: „Wünschen Sie wirklich, daß das amerikanische Volk glaubt, die Katholische Kirche setze die große Sorge um die Unverletzbarkeit der Bill of Rights der Bekämpfung katholischer Ideale gleich?"

Der Monsignore hat wie alle Amerikaner das Recht, seine persönliche Meinung zu haben über die Tätigkeit des Senators McCarthy; er hat auch das Recht, diese Meinung öffentlich bekanntzugeben. Er sollte jedoch nicht „dreinschlagen und dann Reißaus nehmen" oder eine polemische Anklage erheben, sie auf der Titelseite der Zeitungen erscheinen und einfach stehen lassen, ohne sie zu beweisen.

Es war nicht religiöse Unduldsamkeit, die die Zeitschrift ‚Time' veranlaßte, in ihrer Ausgabe vom 22. November über die Senatsberatungen der Tadelsmotion gegen McCarthy zu schreiben: „Joe McCarthy, der keine anderen Kampfmethoden kennt, setzte alles daran, die Atmosphäre im Senat zu vergiften und die Debatte zu einer der bittersten in der Geschichte des Senates zu machen." Die angesehene Neuyorker ‚Times' griff nicht die Religion des Senators an, als sie am 11. November schrieb, daß der McCarthyismus heute gleichsam bedeute: „Übergriff auf die persönliche Freiheit, unverantwortliche Angriffe auf Personen und Einrichtungen, Mißachtung gerechter demokratischer Verfahren, rücksichtslose Zerstörung des Vertrauens der Bürger dieses Landes zueinander, Terrorisierung treuer Staatsbeamter … Sabotierung ordnungsgemäßer staatlicher Funktionen … Mißachtung der Bill of Rights und des gewöhnlichen Anstandes im öffentlichen und politischen Leben."

Wünscht der Monsignore, der die Sache selbst aufgriff und sich nun weigert, zu sagen, in wessen Besitz die 5 Millionen Dollar sind, wie sie zusammengebracht wurden, wie sie gebraucht werden oder in welcher Weise die Opposition gegen McCarthy Gegnerschaft gegenüber den katholischen Grundsätzen sei, daß in der amerikanischen Öffentlichkeit die Meinung aufkomme, dies seien katholische Ideale?
Sein Stillschweigen wäre befremdlich.

Der „Monitor" kommentiert

Vor mehr als einem Jahr, am 10. November 1953, berichtete der konservative und angesehene ‚Christian Science Monitor', daß die „Tätigkeit des Senators Joseph R. McCarthy (Republikaner) aus Wisconsin die beiläufige Wirkung habe, ob beabsichtigt oder unbeabsichtigt, daß es verhältnismäßig mehr römische Katholiken gebe als Protestanten, die bei Regierungsbehörden angestellt sind". Der ‚Monitor' deutete nicht an, daß mehr Katholiken angestellt wurden, sondern daß man mehr Protestanten entlassen hätte. Er besagt, „mehr Regierungsbeamte suchten ihre Abteilungen und Büros vor den Angriffen McCarthys zu schützen, indem sie dazu übergehen, als Sicherheits- und Personalbeamte vorzugsweise Katholiken einzustellen. Als Folge ist die Zahl der Entlassungen römisch-katholischer Leute niedrig und die der entlassenen Protestanten hoch." Obwohl es über die Mutmaßung des ‚Monitors' geteilte Meinungen gab, so erklärte doch ‚The Christian Century', der Schreiber dieses Artikels, Joseph C. Harsch, sei „einer der erfahrensten und auch angesehensten Korrespondenten in Washington". Die Tatsache, daß Msgr. Martin der Tätigkeit McCarthys nahesteht, die katholische Ideale praktiziert, scheint das zu stützen

Bild: Der "Hexenjäger" McCarthy beim verkünden seiner Lieblingsthese.

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