Annotationen zu den Zeugen Jehovas

Rutherford's "Trost für die Juden"

Aus heutiger Sicht meint man beim lesen des 1925 erschienenen Rutherford-Buches "Trost für die Juden", in eine andere Welt einzutauchen. Noch zu seinen Lebzeiten, als "Morgengabe" an den heraufziehenden Faschismus, hatte Rutherford selbst, etwa in seinen Bänden "Rechtfertigung", die diesbezüglichen Thesen wieder gekippt. Aber noch 1929 wurden sie in seinem Buch "Leben" wiederholt.

Beim Vergleich der sowohl in den WTG-Druckereien Bern als auch Magdeburg gedruckten Ausgaben, offenbaren sich einige stilistische Unterschiede (nicht weltbewegender Art).

Offenbar wurde das englische Original sowohl in Bern als auch in Magdeburg, separat ins Deutsche übersetzt.

Zur "Einstimmung" in seine Gedankengänge einmal einige charakteristische Auszüge daraus (zitiert nach der Magdeburger Ausgabe).

Einleitend liest man in einem Herausgeber-Vorwort:

Der Wiederaufbau Palästinas nimmt die Aufmerksamkeit der Juden auf der ganzen Erde in Anspruch. Einige Weltmächte unterstützen den äußeren Anschein nach diese Bewegung, aber offenbar nur aus selbstsüchtigen Gründen.

Richter Rutherford, der in der ganzen Welt als uneigennütziger Freund des jüdischen Volkes bekannt ist, unterstützt den Anspruch der Juden auf das heilige Land in tatkräftiger Weise. Er ist gegen die sogenannte Bekehrung der Juden und vertritt die Ansicht, daß sie nicht nur verkehrt, sondern sogar schriftwidrig ist. Seine vor großen Versammlungen gehaltenen Vorträge über das Thema "Rückkehr der Juden nach Palästina", die auch durch Radiovorträge über die ganze Welt gefunkt wurden, haben reges Interesse wachgerufen. Dauernde Nachfrage nach den Vorträgen veranlaßten ihn, sie in erweiterter Form als Buch erscheinen zu lassen. Dieses Buch ist für Juden und Nichtjuden von großem Interesse. Es gibt die erste unparteiische Darstellung dieser Frage vom Standpunkt der Heiligen Schrift, die je gedruckt wurde.

Dann zitiert Rutherford eines Lobesbrief von jüdischer Seite. Sein Verfasser, Nathan Strauss, schrieb datiert vom 14. 8. 1925:

Werter Herr Richter!

Ich erhielt Kenntnis von Ihrem Radiovortrag über "Die Rückkehr der Juden nach Palästina". Meine Frau und ich waren schon dreimal im heiligen Lande. Wir haben reges Interesse für seinen Wiederaufbau und sind begeisterte Zionisten. Ihre Auslegung der biblischen Prophezeiungen findet bei uns vollen Anklang und bestätigt unsere eigene Überzeugung …

Im eigentlichen Text führt Rutherford unter anderem aus:

Nicht nur Juden, sondern auch Christen sollten ein lebhaftes Interesse für die Frage des Wiederaufbaus Palästinas haben. Wenn nämlich die Zeit für diese Dinge gekommen ist, beweist dieser Umstand das Nahen eines gewaltigen Wechsels für alle Angelegenheiten der Welt.

Die seinerzeit aktuelle Tagespolitik bezüglich Israel schätzt er mit den Worten ein:

Der Wiederaufbau Palästinas hat begonnen und ist gut im Fortschritt begriffen. Dies geschieht offenbar in Erfüllung der von Jehova in Form von Verheißungen gegebenen Prophezeiungen. Diese Tatsache sollte die gespannte Aufmerksamkeit und das tiefste Interesse eines jeden wachrufen, der da glaubt, daß Jehova Gott ist. Der große Jehova ließ durch Menschen, die ihren Glauben an ihn betätigten, vorhersagen, was wir jetzt in Palästina vor sich gehen sehen. Das Vorrecht, in der Zeit der Erfüllung dieser Prophezeiungen auf Erden zu leben, kann nicht hoch genug eingeschätzt werden. Der Jude nimmt jetzt wieder einen hervorragenden Platz auf Erden ein, und es zeigt sich, daß die Geschichte des jüdischen Volkes ergreifender und packender ist als irgendein Roman.

Manche verlieren ihren Glauben, weil die Verheißungen Gottes nicht immer zu der Zeit in Erfüllung gehen, da sie nach Erwartung der Menschen in Erfüllung gehen sollten. Möge jeder für alle Zeiten davon überzeugt sein, daß eine dem allmächtigen Gott gegebene Verheißung ganz sicher erfüllt wird.

Die Zeit ist nahe herbeigekommen, da die Juden die Tatsache wertschätzen werden, daß die feurigen Prüfungen, durch die sie hindurchgegangen sind, schließlich zu ihrem Wohle und nicht nur zu ihrem Wohle, sondern auch zum Wohle aller anderen Völker der Erde dienen werden, die den Glauben Abrahams ausüben.

Weiter meint Rutherford:

Die klare Tatsache, daß der Herr sie bis zu seiner festgesetzten Zeit in einem unterjochten Zustande lassen wollte, ist endgültiger Beweis dafür, daß es Gottes Absicht ist, Israel unter gewissen Bedingungen wieder in Gnaden aufzunehmen.

Bezüglich Judengegnerischen Strömungen kommentiert er:

Darauf kommen die "Jäger", die die Juden in allen Ländern wohin sie vertrieben wurden, hin und her gejagt haben. Sie haben sie in jedem Lande, in das sie geflohen waren, verfolgt. Der größere Teil der Juden fand eine Wohnstätte in Rußland, welches das von dem Propheten erwähnte "Land des Nordens" ist. Das meiste Jagen, die größten Verfolgungen und Pogrome fanden in jenem Lande statt. Diese Verfolgungen erweckten aber in den Herzen der Juden nur eine größere Sehnsucht nach ihrem Heimatlande, dem Lande ihrer Väter, wo sie in Sicherheit und Frieden leben möchten.

Zurückkehrend zur Tagespolitik äußert er:

Am 18. August 1925 tagte der vierzehnte zionistische Kongreß in Wien, Österreich, unter dem Vorsitz von Dr. Chaim Weizmann. Es wurde auf diesem Kongreß mitgeteilt, daß die jüdische Bevölkerung Palästinas jetzt etwa 135 000 beträgt, und ferner, daß die Einwanderung der Juden von 600 auf 3 000 im Monat angewachsen ist.

Die erste ordnungsgemäße Volkszählung Palästinas wurde im Oktober 1922 vorgenommen, und die Zahl der dort wohnenden Juden wurde auf 83 794 geschätzt. Seitdem hat die jüdische Bevölkerung bedeutend zugenommen; im Herbst 1925 waren annähernd 135 000 Juden dort, und jetzt haben wir einen beständigen Zuwachs von etwa zwei bis dreitausend jüdischen Einwanderern monatlich.

Im Anfang des Frühjahrs 1925 nahm eine von den Juden der Stadt New York eingerichtete Dampferlinie mit einer direkten Route zwischen New York und Palästina den Verkehr auf. Die erste Reise wurde von dem Dampfer "President Arthur" gemacht, der am 12. März 1925 den Hafen von New York verließ. Schätzungsweise waren mehr als 125 000 Juden am Dock versammelt, um denen, die die erste Reise unternahmen, ein Lebewohl zuzurufen. Es war für mich auf diesem Schiffe eine Kabine reserviert worden, und da ich bereits früher zweimal in Palästina war, so freute ich mich darauf, wiederum das Land zu besuchen und die inzwischen gemachten Fortschritte näher zu betrachten. Umstände machten es indessen unmöglich für mich, diese Reise anzutreten, und ich ersuchte Herrn A. H. Macmillan von New York, diese Reise für mich zu unternehmen. Er tat dies, und ich führe aus dem Herrn Macmillan gegebenen Bericht folgendes an:

Am Mittag des 31. Mai 1925 sichtete der Dampfer "President Arthur" den Hafen, in dem wir landeten. Das Schiff hatte etwa 350 Passagiere, die fast alle Juden waren. … Während des Krieges wurde der Grundstein zu Palästinas jüdischer Universität gelegt. Am Sonntag, den 1. April 1925, wurde die Universität eingeweiht. Herr Macmillan berichtet weiter:

Um drei Uhr nachmittags begann die Einweihungsfeier an der östlichen Seite des Berges Scopus. Innerhalb der Einfriedung waren die etwa für 8 000 Personen vorgesehenen Sitze alle besetzt, und Tausende standen noch außerhalb an günstig gelegenen Punkten. Die hervorragenden Persönlichkeiten auf der Tribüne waren Lord Balfour, Sir Herbert Samuel, General Allenby, Dr. Weizmann, Dr. Magnus, Oberst Kisch und andere … Wir besuchten darauf Rishon le Zion. Diese Niederlassung wurde vor verschiedenen Jahren von Baron Edmund von Rothschild gegründet.

Wieder in theologische "Gewässer" umleitend, verlautbart Rutherford dann:

Die Rückkehr der Juden nach ihrem Lande, der Bau von Häusern, Straßen und Wasserwegen, das Pflanzen von Weingärten und Bäumen und die sonstige Verbesserung des Landes ist in der Tat Erfüllung von Prophezeiungen.

Die wahrnehmbaren Tatsachen beweisen, daß diese Prophezeiungen sich jetzt erfüllen. Mehr als 135 000 Juden sind von den verschiedenen Gegenden, wohin sie vor langer Zeit vertrieben wurden, in ihr Land zurückgebracht worden.

Wenn wir von 33 n. Chr. Zurückzählen bis zum Zeitpunkt der Organisation der Nation beim Tode Jakobs, so finden wir, daß diese Periode genau 1845 Jahre umfaßt. Diese Zeit würde demnach die Periode der Gunst Gottes für Israel sein. Die Zeit der Ungnade sollte nun ebenso lang dauern, um ein Duplikat oder Wiederholung dieser Zeitperiode zu sein.

Es ist hierdurch ersichtlich, daß das Zählen des Doppelten im Frühjahr 33 n. Chr. Einsetzte; da nun Israel 1845 Jahre der Gunst genossen hatte, so mußten 1845 Jahre vergehen, bevor man die Rückkehr irgendwelcher Gunst für Israel erwarten könnte. Wenn wir mit 33 n. Chr. Anfangen und 1845 hinzuzählen, dann kommen wir zum Jahre 1878. Dieses Jahr sollte den Beginn der Gunsterweisungen Gottes für Israel kennzeichnen, und vierzig Jahre später, also im Jahre 1918 n. Chr., das dem Jahre der damaligen völligen Zerstörung Palästinas entsprechen würde, müßte der Beginn der offiziellen Wiederansiedlung der Juden in Palästina stattfinden, vorausgesetzt, daß wir diese Schriftstelle über den Anfang des "Doppelten" richtig ausgelegt haben.

Dementsprechend wurde vom 13. Juni bis zum 13. Juli 1878 der Berliner Kongreß abgehalten. Beaconsfield zwang Rußland, den Vertrag zu modifizieren. Die Türkei wurde frei und unabhängig gemacht, aber unter der Bedingung, daß den Juden bürgerliche und religiöse Rechte gewährt würden.

Genau zur rechten Zeit, nämlich im Jahre 1878, wurde die erste Gunsterweisung für die Juden offenbar. Bald darauf begann eine große Judenverfolgung in Rußland, Rumänien und Deutschland, und ohne Zweifel ließ der Herr diese Verfolgung zu, um bei den Juden ein Verlangen nach Palästina zu erwecken.

Als die Zeit kam, in der die Gunst Gottes wieder zu den Juden zurückkehren sollte, ließ er es zu, daß Verhältnisse eintraten, die eine Verfolgung der Juden in den Ländern, in denen sie sich befanden, herbeiführten, damit ihre Gedanken sich hoffnungsvoll auf Palästina richten möchten.

Die Kinder Israels zogen unter der Führung Josuas im Frühjahre des Jahres 2553 seit Adam in Palästina ein.

Siebzig mal fünfzig ergibt 3500. Wenn wir 3500 zu 2553 hinzuzählen, dann bringt uns dies zum Jahre 6053. Wenn wir diese Daten in moderner Zeitrechnung ausdrücken, so finden wir, daß die Israeliten des Jahres 1575 v. Chr. in das Land Palästina einzogen, und wenn wir 3500 Jahre weiterrechnen, also die Zeit, die von den vorbildlichen nach dem Gesetz zu haltenden Jubeljahren ausgefüllt wird, so bringt uns dies zum Ende von 1925. In anderen Worten, das Jahr 6053 seit Adam und 1925 n. Chr. sind ein und dasselbe Datum.

Etwa 1878 setzte eine schwere Verfolgung der Juden in Rußland, Deutschland, Rumänien und anderen Teilen Europas ein. Da entstand ein Geräusch und ein Getöse bei jenem Volke, ein Zusammenbringen von verdorrten Knochen, indem ein Herzensverlangen nach einer Heimat bei dem jüdischen Volke wachgerufen wurde. Der Herr ließ sein Wort erschallen, damit einige hören möchten; er erweckte Theodor Herzl, einen Juden, der sein Volk liebte und ihm gerne diente. Herzl sagte: "Das Elend der Juden ist die Triebkraft für den Entwurf des Planes für den Zionismus." Es war dieses Geräusch und Getöse der Verfolgung und Agitation, das die Knochen, nämlich die Judenschaft der Erde, veranlaßte, zusammenzurücken und das Gerippe einer Organisation zu bilden, die auf die Rückkehr Israels nach Palästina und den Wiederaufbau seiner Heimat hinarbeiten sollte.

Ein menschliches Skelett besteht aus 206 Knochen. Der Zionismus wurde in Basel in der Schweiz im Jahre 1897 als Körperschaft organisiert. Auf der Konferenz, die die Organisation ins Leben rief, waren genau 206 Delegierte, genau die Zahl der Knochen des menschlichen Körpers. Das war kein Zufall, sondern vom Herrn angeordnet, und zeigt, daß Gott die kleinsten Angelegenheiten bezüglich der Wiederherstellung der Juden anordnet, um sie zu sich zurückzuführen.

Bis jetzt sind die Juden im Unglauben nach Palästina zurückgekehrt. Der Herr hat ihnen gnädig seine Hand gereicht und dadurch kundgetan, daß die von ihm festgesetzte Zeit gekommen ist, in der er ihnen wiederum seine Gunst erweisen wird. Jetzt müssen sie Glauben an seine Verheißungen ausüben und Vertrauen darauf haben.

Es muß für jeden Juden, der der in diesem Buche gegebenen, ausschließlich auf die Heilige Schrift gegründeten Beweisführung gefolgt ist, ganz klar sein, daß Gott beabsichtigt, den Juden das Land Palästina zu geben; daß er das Land Abraham und seinem Samen nach ihm verheißen hat, und daß er sein Versprechen halten wird. … Die Juden werden jetzt in Erfüllung der Prophezeiung nach Palästina wieder eingesammelt.

Aber es muß zugegeben werden, daß sie im allgemeinen noch wenig Glauben an Jehova und seine Verheißungen haben. Nach den langen Erfahrungen der Juden, wie sie die Bibel berichtet, ist deutlich erkennbar, daß Gott niemals gestatten wird, daß sie ihr Heimatland erfolgreich wieder aufbauen und dort wiederhergestellt werden, ohne daß sie lernen, Glauben an ihn zu üben.

"Trost für die Juden" erscheint unter anderen Sprachen auch in Hebräisch und Yiddisch.

"Die nahe Wiederherstellung des Volkes Israel". Auflage 100 000. Diese fesselnde Schrift von 64 Seiten hat C. T. Russell zum Verfasser (gest. 1916), den bekannten großen Menschenfreund und Freund des jüdischen Volkes.

"Der Zionsmus wird gewiß ein Erfolg sein" Große vierseitige Flugschrift in Yiddisch. Vollinhaltliche Wiedergabe des bedeutsamen öffentlichen Vortrages von Richter J. F. Rutherford in Jerusalem. Dieses Blatt wird gratis versandt.

Laut „Wachtturm" vom 1. Januar 1927, lies Rutherford sich anlässlich einer Hauptversammlung in Pittsburgh (1926) noch wie folgt bejubeln:

„Die öffentliche Versammlung am Sonntag Abend war besonders angekündigt worden. Diese Versammlung war für die Juden bestimmt. Bruder Rutherford sprach über das ankündige Thema: „Palästina für die Juden - Warum?"

Viele angesehene Juden der Stadt hatten sich daran beteiligt, die Versammlung anzukündigen und die jüdische Zeitung hatte mehrere Tage lang Leitartikel darüber veröffentlich. Die Hauptplätze der Halle waren für die Juden reserviert. Ein jüdisches Orchester von ausnehmend tüchtigen Musikern spielte die Musik, die dem Vortrag vorausging. Bruder Macmillan erschien auf der Rednertribüne und gab eine Einleitung bezüglich der jüdischen Frage und machte eine Ankündigung des Buches „Trost für die Juden". Das Orchester spielte dann ein anderes Stück, worauf der Redner des Abends erschien. Er wurde von Juden mit Enthusiasmus begrüßt. Die Halle war gut gefüllt und die dem Vortrag geschenkte Aufmerksamkeit war bemerkenswert.

Die Juden verliesen die Halle mit großem Enthusiasmus, und viele unter ihnen kauften Bücher und einige sogar je vier Stück."

Man vergleiche zum Thema auch die Ausführungen über die Theologische Israel-Verklärung im Forumsarchiv 14 vom 12. 4. 2002 ff. ForumsarchivA14

David Horowitz

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