Kommentarserie 1957 zusammengefasst

Einige Stichworte in diesem Jahrgang (in Auswahl)

Kinderzüchtigung, Horst Buttgereit, Hans-Jürgen Twisselmann, „Zehn Gebote" (Film), Ostdeutschland, Materialismus, Salomoninseln, Hippodrom, Talmud, Nonnen, Ungarn, Petition an die Sowjetunion, Kriegslist, Placebo, Marley Cole „Triumphant Kingdom", WBBR, Äthiopien, Mark Twain, Impfen, Anton Koerber, Karel van Baalen, Sowjetunion, Bekenntnisschule, Ernst Oehme, Rolf Stoedter, Dominikanische Republik, „Die neue Welt" (Buch), Knüppelorganisation,

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Geschrieben von Drahbeck am 01. Januar 2007 05:55:15:

Auf den in der "Wachtturm"-Ausgabe vom 1. 1. 1957 enthaltenen Artikel, den man durchaus den Rang eines Grundsatz-Artikels zubilligen kann. "Wie wahre Christen Politik ansehen", wurde bereits eingegangen.
Siehe dazu:

19572Grundsatzartikel
Es ist wohl der Lauf der Dinge, dass es immer wieder Jugendliche gibt, welche quasi als Ausdruck einer gewissen Protesthaltung, aus den vorgegebenen familiären Traditionslinien ausbrechen. Wer letztendlich Nutznießer solcher Protesthaltungen ist, ist nicht im voraus "ausgemacht". Schockierendes äußeres Outfit, oder eben auch eine in Sicht der Familie "exotische Religionsform", können ebenso dazugehören. Es ist aber durchaus auch nicht selten, dass es auch bei den bereits einer "exotischen Religionsform" angehörenden, solche Ausbruchversuche gibt. Die "Karten" sind also relativ offen. Wie sie letztendlich "gemischt", hängt nicht selten von den übrigen Umweltverhältnissen ab.

Es ist unfraglich, dass teilweise auch die WTG-Religion, Nutznießer und Absorbierer solcher Aussteiger ist. Einem solchen Fall begegnet man in der Rubrik "Mein Lebensziel verfolgend" in der "Wachtturm"-Ausgabe vom 1. 1. 1957. Da berichtet ein A. C. Attwood, über seinen Werdegang in der WTG-Religion. Sich besonders aktiv für sie einsetzend, führte ihn sein Weg von Großbritannien, über die Station "Gilead", letztendlich nach Nigeria. Immer in höheren WTG-Funktionärspositionen. Im "Trost" (Jahrgang 1941) gab es mal einen inhaltlich zwar banalen, gleichwohl namentlich gezeichneten Artikel von ihm. Das ist deshalb bemerkenswert, dieweil namentliche Artikelkennzeichnung in WTG-Publikationen, eher die Ausnahme sind. Das hier solch ein Ausnahmefall vorliegt, lässt die Schlußfolgerung zu. Er befand sich schon damals im Visier von Rutherford; auserkoren für höhere Positionen innerhalb der WTG-Organisation.
Nun ja. Der gleiche Mann hätte wahrscheinlich, wäre er anders orientiert, auch im weltlichen Leben "Karriere" gemacht. Das soll keineswegs in Abrede gestellt sein. So berichtet etwa dass 1986er ZJ-Jahrbuch, dass dieser Attwood es dann in Nigeria bis zum dortigen Zweigaufseher brachte.

Das Jahrbuch der ZJ 2000 notiert. Er sei schließlich 49 Jahre lang in Nigeria tätig gewesen, musste aber 1997 wider ins Londoner Bethel der WTG versetzt werden, dieweil sich in Nigeria die Einwanderungsbestimmungen verschärft hätten.

In seinem Erinnerungsbericht nennt er die 1934 erschienene Rutherford-Broschüre "Welt-Wiederaufbau", als eine, welche bei ihm quasi eine Initialzündung im WTG-Sinne bewirkt habe. In dieser Broschüre begegnet man der bekannten Schwarz-weiss Malerei. Etwa wenn man darin auch Sätze liest wie:

„Als der Weltkrieg endigte, hofften die meisten Menschen, daß es niemals wieder einen Krieg geben werde. Dem Volk wurde gesagt, daß der Krieg der Welt die Demokratie sichern würde, und so hoffte man in etwa auf die Zeit, wo die Menschen von Bedrückung befreit sein, in Sicherheit wohnen und die Früchte ehrlicher Arbeit genießen würden. In Amerika wurde das Alkoholverbot der Staatsverfassung einverleibt, und manche guten Leute glaubten, die Verbrechen würden nun abnehmen. Jedoch nach einem zehnjährigen Experiment war das Gegenteil feststellbar. Nun ist die Prohibition durch Abstimmung des Volkes wiederum aufgehoben, und so hoffen jetzt viele, daß die Verhältnisse sich bessern und es weniger Verbrechen geben werde. Aber ihre Hoffnungen werden sich nicht verwirklichen. Der Teufel veranlaßte die Alkoholverbotgesetzgebung in seinen Bemühungen, die Menschen von dem wahren Gott und seinem Königreich abzuwenden und sie in seine selbstsüchtigen weltlichen Systeme hineinzubringen. Die gleiche Macht bewirkte die Aufhebung des Prohibitionsgesetzes und zwar für denselben Zweck. Drangsal und Verbrechen werden zunehmen, bis der große Höhepunkt in der Schlacht von Harmagedon erreicht sein wird."

Es ist schon makaber zu nennen, dass da von Rutherford das Thema Prohibition mit in seine Argumentationskette eingebaut wurde. Als wenn Wohl oder Wehe der Menschheit auch von dieser Detailfrage abhängig wären.

Als nächstes verweist Rutherford auf die zeitgenössischen Diktaturen:
„ Rußland zum Beispiel, das lange unter Bedrückung zu leiden hatte, zerbrach das alte Joch, errichtete die Sowjetregierung und hat gehofft, durch diese Regierungsmethode der Welt zum Segen sein zu können. Sein Regierungsplan ist jedoch nicht erfolgreich und wird es nicht sein. Dann kam Italien mit seinem tatkräftigen, politischen Führer Mussolini, der eine Regierungsform bildete in der Hoffnung, die Welt. zu verbessern; die Presse berichtet, daß es tatsächlich sein Ehrgeiz sei, die Welt wiederaufzubauen. Viele Menschen ketten ihre Hoffnung an diesen Plan, während andere nichts davon halten.
In Deutschland erdenkt Hitler einen Plan und bringt ihn zum Ausdruck mit dem selbstbezeugten Vorhaben, dadurch die Welt zu beherrschen und zu erneuern. Außerhalb Deutschlands glauben nur wenige an ihn. Auch sein Plan wird niemals zustande kommen, wie gut auch immer seine Absichten sein mögen."

Nach einer Bemühung des vom Papst ausgerufenen „Heiligen Jahres" für 1933, dass wie man unschwer erraten kann, von Rutherford scharf gegeißelt wird, besteht dann wohl der „Höhepunkt" seiner Argumentation in dem Satz:
„ Harmagedon steht bevor und wird bestimmt zur rechten Zeit eintreten; nichts wird dieses furchtbare Ereignis mehr verhüten können."

Das sind in etwa so die Thesen, die auch auf Herrn Attwood Eindruck gemacht haben dürften. Und - diese Frage sei durchaus gestattet - welchen Eindruck hinterließ Herr Attwood, der sein erwartetes Harmagedon in der erwarteten Form, mit Sicherheit nicht erlebt hat. Welchen Eindruck hinterließ Herr Attwood wohl bei seinen leiblichen Verwandten?

Nun, dafür steht dann wohl auch ein Satz wie der in seinem Bericht:
„Inzwischen ist die Mutter gestorben, und es tut mir leid, sagen zu müssen, daß sie bis ans Ende eine erbitterte Feindin der Wahrheit blieb. Meinen Bruder habe ich seit neunzehn Jahren nicht mehr gesehen, und meine Schwester sah ich in dieser Zeit nur einmal. Ich weiß nicht einmal, wo sie sich befinden."

Da mag man dann nur noch zu sagen. Wahrlich eime tolle Form von „Welt-Wiederaufbau" welche die Rutherford/Knorr-Religion zu verantworten hat!

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Geschrieben von Drahbeck am 08. Januar 2007 07:35:31:

Als Antwort auf: 1. 1. 1957 (Vor fünfzig Jahren) geschrieben von Drahbeck am 01. Januar 2007 05:55:15:

Die Anekdote, welche „Erwachet!" in der Ausgabe vom 8. 1. 1957 unter der Überschrift: „Die Rechnung ohne den Wirt gemacht" zum besten gab, wird sicherlich so manchem seiner Stammleser ein Schmunzeln entlockt haben. Das darin mitgeteilte sei auch nicht überbewertet. Zumindest ist es auch ein Indiz dafür, dass man seitens der WTG einer Prügelpädagogik zur fraglichen Zeit nicht grundsätzlich entsagen wollte. „Erwachet!" teilt mit:

„Die Associated Press meldete aus Long Beach (Kalifornien), daß ein kleiner Knirps die Polizei angerufen habe, weil ihn seine Mutter strafen wollte. Bei seinen Bemühungen, der Strafe zu entgehen, hatte er aber die Rechnung ohne den Wirt gemacht.
'Sind Sie ein Polizist?' fragte eine Kinderstimme am Fernsprecher Jim Terry von der Jugendpolizei. Terry bejahte. 'Meine Mutter hat mir gedroht, mich zu verhauen', sagte die Stimme, 'ich habe ihr gesagt, daß ich die Polizei anrufen und ihr sagen werde, daß sie mir gedroht hat.'

Terry verlangte, mit seiner Mutter sprechen zu können.
'Ich war noch nie in einer solch unangenehmen Lage', bekannte sie.
'Er ist erst siebenjährig und schon ein richtiger Schlingel.'
'Ich rate Ihnen', sagte darauf der Polizist, 'ihm eine gehörige Tracht Prügel zu geben.'
Die Frau legte den Hörer entgegenkommenderweise nicht auf, so daß Terry die Wirkung hörte, die die Befolgung seines Rates hatte.'"

Auch diese „Erwachet!"-Ausgabe verkündet wieder die Zeugen Jehovas Grundsatzdoktrin (S. 8)
„Da wir zuverlässig wissen, daß Gottes Krieg von Harmagedon noch zu Lebzeiten dieser Generation den Weg für eine neue sorgenfreie Welt bereiten wird."

Zur Unterstreichung dieser Doktrin ist man auf der Sache nach geeigneten Fakten zum Schwarzmalen der Verhältnisse offenbar wieder mal fündig geworden. Pflegen Zeugen Jehovas in der Regel nicht direkte Armee-Angehörige zu sein, so muss doch ein Bericht aus diesem Milieu mit herhalten. Natürlich mit erhobenem Zeigefinger präsentiert, nach dem Motto:
„Seht, so etwas kann uns nicht passieren".
Darüber sei jetzt auch nicht gestritten. Es fragt sich nur, wenn man die Armee grundsätzlich schon ablehnt. Wozu braucht man dann noch solch geschilderte Detailbeispiele?

„Erwachet!" meint verkünden zu sollen:
„Was sagen Sie zu der am 26. Mai 1956 veröffentlichten Reuter-Meldung, wonach ein in Deutschland stationierter amerikanischer Militärgeistlichr erklärt hat: 'Ungefähr ein Viertel der Truppen leben mit deutschen Mädchen in wilder Ehe'? Staunen Sie über die Erklärung, die der ehemalige deutsche Justizminister Fritz Neumayer am 6. Juni 1956 abgab, wonach alliierte Soldaten seit dem Jahre 1945 mindestens 67.753 uneheliche Kinder in die Welt gesetzt haben - wovon 37.000 allein von Amerikanern sind? ..."

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Geschrieben von Drahbeck am 15. Januar 2007 04:59:20:

Als Antwort auf: Re: 8. 1. 1957 (Vor fünfzig Jahren) geschrieben von Drahbeck am 08. Januar 2007 07:35:31:

Die „Wachtturm"-Ausgabe vom 15. 1. 1957 macht mit dem einleitenden Artikel auf: „Sind die Bibel und deine Kirche in Übereinstimmung?"
Selbiger Artikel erwies sich schon für einen Herrn Twisselmann als eine Herausforderung der besonderen Art. Aber wohl nicht „nur" für ihn allein. In einem Kommentar (in Quer03) bin ich meinerseits darauf schon mal etwas näher eingegangen. Selbstredend liegt dieser Kommentar nicht auf der Linie eines Twisselmann und Co. Darüber kann es auch keine Frage geben. Nachstehend etwas modifiziert noch mal die wesentlichen Aussagen dieses Kommentares:

"Und ein geordnetes christliches Leben wieder führen können? " so die Forderung von Jurek. Was heisst das in der Praxis? Wieder eine Organisation. Wieder dreimal wöchentliche Zusammenkünfte? Was soll da in den Zusammenkünften gemacht werden? Wachtturmstudium??? Wohl kaum.
Oder doch? Oder ein "Ersatz-Wachtturm" mit vielleicht etwas milderen Bibelauslegungen? Sofern das erst neu geschaffen werden soll, hat es aus meiner Sicht keine Lebens- und Überlebenschance.
Zugriff auf bereits bestehende "Angebote".

Was für "Angebote" gibt es denn da? Nun zum Beispiel die Zeitschrift "Tagesanbruch". Dabei handelt es sich um eine historische von der WTG abgesplitterte Gruppe. In meiner Sicht "stockkonservativ". Werbekraft gleich null.

Beispiel zwei Zeitschrift "Christliche Warte" (Kirchlengern, Westfalen) Ähnlich Einschätzung wie vorher. Beide erscheinen vierteljährlich. Reicht das aus für "wöchentliche Zusammenkünfte". Es ist ein totgeborenes Kind was der Jurek da favorisiert. Typisches Zeichen von Wunschdenken. Da ist es schon erheblich realistischer, der Suchende schließt sich einer bereits bestehenden Kirche/Gemeinschaft an. Das kostet in der Regel den Preis. Zu deren Bedingungen ...

Noch eins. In der ehemaligen "DDR" waren die Zeugen bekanntlich nicht gut gelitten. Dortige spezifische Kirchenpolitik war es, die Zeugen so möglich, die dortigen Reste von WTG-Splittergruppen (Raum Dresden, Magdeburg) "schmackhaft" zu machen. Es war ein kräftigst von der CV favorisiertes Angebot - ohne Nachfrage. Weil gerade die CV genannt wurde. Die hätte ja selbst auch versuchen können, eine Ersatzorganisation werden zu wollen. Vereinzelte Ansätze dazu gab es. Wurde nichts daraus. Man entschied sich da mehr oder weniger klar. Interessegeleitete Kritik an der WTG und das war es dann.

In der alten Bundesrepublik wäre insbesondere Herr Twisselmann prädestiniert gewesen, eine "Ersatzorganisation" aufzuziehen, die in ihren Thesen (man sehe sich das erste Twisselmann-Buch an) durchaus dem Jurek vielleicht sogar zusagen könnte. Auch das ist de facto ein totgeborenes Kind. Die WTG weiß das alles auch nur zu gut. Deshalb kann sie sich es auch leisten, die umfängliche Kritik nach dem Helmut Kohl-Motto "aussitzen" zu behandeln. Der Illusionär Jurek wird ihr das weiterhin begünstigen. Das Leben wird nicht von Wunschdenken, sondern von harten Realitäten bestimmt.

Ergänzend vielleicht noch. Twisselmann; der Name wurde schon genannt.
Sein erstes Buch erschien erstmals 1961 (danach noch weitere, überarbeitete Auflagen). Ich beschränke mich jetzt bewusst auf die erste Auflage. Irgendwo habe ich bei ihm gelesen (kann die Passage jetzt aber nicht auf Anhieb seitenmäßig belegen), dass er 1958 wohl, an einer "Pfingstversammlung" der "Christlichen Warte" (Kirchlengern) teilnahm. Und die Leutchen sagten ihm, dem damals enthusiastischen Twisselmann, auf dem Kopf zu. Das mit den die Zeugen Jehovas missionieren - das klappt nicht. Das sagen wir Dir aus Erfahrung.

Immerhin fand er dort einen jüngeren Ansprechpartner namens Horst Buttgereit. Und jetzt Zitat Twisselmann:
"Doch mir fehlt die Zeit, ein Manuskript zu schreiben. Denn ich bin (damals) selbständig und kann mir keinen Achtstundentag erlauben. So wurde in Verbindung mit Horst Buttgereit die Herausgabe einer ersten Aufklärungsschrift ermöglicht:
'Sind die Bibel und deine Kirche in Übereinstimmung?'"
Im Buchanhang wird dann ausdrücklich mit Adressenangabe diese Schrift beworben. Ebenfalls mit beworben wurde darin aus dem Verlag "Christliche Warte" als Verwandtes Schrifttum: Otto Sadlack "Weltende - Weltwende".
(Sadlack hatte zusammen mit seinem Bruder schon in den zwanziger Jahren die erste größere Oppositionsschrift gegen die WTG veröffentlicht. War also für den damals jungen Twisselmann, schon ein "alter Hase").

Vergleicht man spätere Twisselmann-Auflagen, ergibt sich unzweideutig, die anfängliche Zusammenarbeit mit der "Christlichen Warte" blieb eine Episode. Faktisch haben sich die Wege später getrennt. Auch wurde aus dem Selbständigen Twisselmann, später dann noch ein "Pfarrer Twisselmann".

Der "Christlichen Warte" warf der seinerzeitige EZW-Referent H. D. Reimer, gar mal vor (ob zu Recht oder eher weniger, sei jetzt mal nicht bewertet. Heutige Vertreter der EZW werden diese These eher weniger vertreten), sie sei ins antikirchliche Fahrwasser abgedriftet (in der Nach-Sadlack-Zeit). Schon auch daraus ergibt sich, dass für einen Pfarrer Twisselmann, dass kein dauerhafter Partner sein konnte. Dann sei doch mal an den Herrn Brüning erinnert. Mit dem „konnte" selbst ein Twisselmann nicht so recht. Weniger dessen Schuld. Also selbst ein Twisselmann war für Brüning nicht „rechtgläubig" genug. Da fasst man sich als Außenstehender der schon Twisselmanns Thesen nicht teilt, gelinde gesagt an den Kopf. Wenn also die „Rechtgläubigkeit" zum wesentlichen Kriterium erhoben wird.

Dann vielleicht noch eine persönliche Reminiszenz. In den ersten Jahren meiner Nach-WTG-Zeit, bekam ich auch Kontakt mit einem Pfarrer, der zugleich eine Predigerschule leitete, die bereits Berufstätige zum Pfarrer ausbildet. Meinerseits wurden die da indirekt angebotenen Perspektiven, ich könnte doch einen ähnlichen Weg einschlagen, strikt abgelehnt.

Wie man sieht. Twisselmann hat sie angenommen. Und wer weiß, vielleicht wird eines Tages noch versucht, auch einen Jurek in ähnlicher Weise zu kaufen. Wundern würde es mich nicht. Dann noch ein Zitat aus Twisselmann:

"Manches persönliche Erlebnis mit dieser religiösen Diktatur könnte ich hier berichten Doch möchte ich auf eine Veröffentlichung mancher mir bekannten Tatsachen verzichten (weil) ich fürchten muß, ein Bekanntwerden aller Tatsachen über einstige und jetzige Zustände kommt schließlich dem Unglauben zugute."

Offensichtlich treibt eine ähnliche Befürchtung auch Jurek um. Dazu sage ich aber ebenso klar und deutlich. Wie er es in der Glaubensfrage hält, ist und bleibt seine rein persönliche Angelegenheit. Es wäre auch seine private Angelegenheit, sollte er einen ähnlichen Weg wie Twisselmann dereinst mal einschlagen. Was er jedoch nicht verhindern kann ist dies. Das andere in dieser Frage eine andere Entscheidung getroffen haben und diese Entscheidung allen Jurek's zum trotz weiter durchführen werden. Der Twisselmann'sche Skrupel, um der Erhaltung des Glaubens willen, auf gewisse Veröffentlichungen zu verzichten. Diese Prämisse habe ich schon früher abgelehnt und werde es auch weiterhin tun. Egal ob dies nun den Gläubigen gefällt oder nicht gefällt. Und im pluralistischen Internet ist es auch den Gläubigen nicht möglich, das zu verhindern.

Jurek fragt: "Was ist das eigentliche Ziel eines bekennenden Christen?" Diese Frage kann ich persönlich in der Tat so nicht beantworten, da ich mich nicht mehr als solcher verstehe, und aus diesem Sachverhalt, glaube ich, auch noch nie einen Hehl gemacht habe. Gleichwohl ist das nicht "alles" was ich dazu zu sagen hätte. Es ist in der Tat feststellbar, dass es solche gibt, mit Zeugen Jehovas-Vergangenheit, die nach einer Zwischenstufe des "Noch Christ sein Wollens" jetzt an dem persönlichen Individualpunkt angelangt sind, auch dieses "noch Christ sein Wollen" nunmehr aufgegeben zu haben. Mehr noch. Einige versuchen sich gar, zumindest zeitweise als aggressive "Missionare" ihrer neuen Auffassung.

Da habe in der Tat auch ich meine Vorbehalte. Für mich ist auch das "Christ sein" eine akzeptable Lebensform, die ich nicht aus Prinzip bekämpfe. Ich habe lediglich gewisse Vorbehalte dagegen. Kann sie der andere nicht akzeptieren, gilt für mich "Status quo". Jeder mag nach seiner Fasson selig werden. Sandra etwa erwähnte, dass die "Nestwärme" in einigen
christlichen Kreisen doch positiv zu werten sei. In diesem Punkt werde ich ihr nicht widersprechen. Zugleich aber doch wieder (wenn gewünscht), auf meine Vorbehalte dazu hinweisen.

Nehmen wir doch mal ganz konkret unseren Jurek. Er verlautbarte da mal, wie es ihm ergangen wahr. Er fühlte ich als treuer Zeuge Jehovas. In einem Gespräch in seiner Studiengruppe machte er - keinesfalls mit Bedacht - eine etwas kritisch akzentuierte Frage. Ohne das Zeugen Jehovas-sein generell oder prinzipiell in Frage zu stellen. Und die Folge, dieser doch wohl als unachtsam zu wertenden Äußerung. Die "Nestwärme" schlug schlagartig in ihr Gegenteil um. Erst war die Ehefrau des Studienleiters "wie von der Tarantel gestochen"; dann erteilte ihm der Studienleiter gar noch ganz offizielles Hausverbot.
Mir scheint, Jurek hat diese Erfahrung bis heute noch nicht so recht verarbeitet. Kann man da noch von "Nestwärme" reden, wenn ein unachtsames Wort schon solche Konsequenzen haben kann? Ich bezweifle eher den Charakter dieser vermeintlichen "Nestwärme". Es ist eine künstlich zur Schau gestellte, aber keine echte.

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Geschrieben von Drahbeck am 22. Januar 2007 04:41:09:

Als Antwort auf: Re: 15. 1. 1957 (Vor fünfzig Jahren) geschrieben von Drahbeck am 15. Januar 2007 04:59:20:

Zu denen, die zeitgenössisch mit dafür sorgten, dass die Kinokassen kräftig „klingelten", gehörten unfraglich auch die Zeugen Jehovas. Der Kassenschlager der das bewirkte, ein Hollywood Film über die „Zehn Gebote". Nun denn, wenn Hollywood das Geschäft macht, nicht aber die WTG selbst, dann braucht man sich auch nicht zu wundern, dass letztere von diesem Film nicht unbedingt „restlos angetan" war. Und so veröffentlichte sie denn in „Erwachet!" vom 22. 1. 1957 auch eine umfängliche Kritik dazu. Eine Schmähkritik ist es sicherlich nicht. So mancher Zeuge, der sie zeitgenössisch gelesen, wird durch sie erst recht „Appetit" auf diesen Film bekommen haben, und so haben sich denn zwei amerikanische „Firmen" (die WTG und Hollywood) letztendlich gegenseitig geholfen.

Einleitend zitiert „Erwachet!"
„Dies ist die einzige Stelle, wo wir nicht beabsichtigten, genau der Bibel zu folgen". So sagte (Filmproduzent) DeMille (von „Erwachet!" letzterer auch gleich abgebildet), als er die Szene vom goldenen Kalb in dem Film 'Die zehn Gebote' drehte."

Aber so fragt „Erwachet!" weiter: „Ist dies die einzige Stelle wo der Film abweicht?"

Damit hat es seinen „roten Faden" gefunden. Der Film sei zwar „interessant", aber in WTG-Sicht eben nicht genügend „Bibelgetreu".

Aber diese WTG-Kritik hält sich durchaus im Rahmen. Die Filmemacher bekommen von ihr weiteres bescheinigt, womit sie durchaus „gut leben konnten." Etwa wenn „Erwachet!" weiter äußert:
„Warum benutzen Sie mit Vorliebe biblischen Stoff für Ihre Geschichten? wurde DeMille gefragt. Er antwortete: 'Weil es das Wunderbarste ist, davon zu erzählen, wie Gott mit den Menschen in Verbindung getreten ist, und ob es der Mensch nun zugibt oder nicht, er braucht Gott zu jeder Zeit.' Cecil B. DeMilles Hochachtung ist weit und breit bekanntgemacht worden".

Liest man solche Sätze, wird man unwillkürlich an einen neueren Filmemacher namens Poppenberg erinnert, der auch das wahrhaftige Kunststück vollbracht hat, sowohl Zeugen Jehovas als auch Evangelikale aus „Babylon der Großen", unter seinem Hut zu versammeln, als willige Beförderer der Bankkonten des Herrn Poppenberg. Dies ist deshalb so bemerkenswert, dieweil beide Strömungen sich ansonsten relativ „spinnefeind" sind.
Vielleicht ist Herr Poppenberg, was den erhofften finanziellen Erfolg anbelangt doch ein paar Nummern kleiner als Herr DeMille. Das darf man aber dann wohl auch dem Umstand zuschreiben, dass zu der Zeit wo der DeMille'sche „Schinken" die Kinokassen klingeln lies, das Fernsehen noch nicht so entwickelt und verbreitet war.

Als weitere Reklame für den DeMille-Film teilt „Erwachet!" mit:
„Zu diesem Film waren zehn Jahre Vorbereitung nötig, drei Jahre Nachforschungsarbeiten, drei Jahre beanspruchte das Drehbuch und mehr als drei Jahre waren für die Aufnahmen sowie die Bearbeitung nötig ..."

Und weitere Superlative werden von „Erwachet!" zitiert, um in der Aussage zu münden:
„Die Ergebnisse dieses riesigen Aufwandes an Zeit und Geld sind imposant ..."
Etlichen Details wird bescheinigt: „Außergewöhnliche Szenen" zu sein. Und dass im allgemeinen die schauspielerischen Leistungen gut seien.

Und was die von „Erwachet!" kritisierte nicht genügende Bibeltreue anbelangt, äußert die sich dann in solchen Sätzen wie z. B. den:
„Es wird überall bekanntgemacht, daß DeMille den Film hauptsächlich aus dem Grunde drehte, um die Bibel zu preisen und Gott zu verherrlichen, aber in Wirklichkeit wird viel von der geistigen Kraft geopfert zugunsten der erfundenen Liebesaffären, die beständig dazwischenkommen."

Man sagt wohl nicht zuviel, fügt man hinzu. Mit solcher Art von „Kritik", konnten diese Filmemacher komfortabel leben!

Seinen Artikel lässt „Erwachet!" mit dem Votum ausklingen:
„Wenn Sie sich den Film anschauen, so gehen Sie hin, um unterhalten, nicht um belehrt zu werden. Er ist unterhaltend, zeitweise ist er packend und wuchtig. Aber oft ist die Handlung erdichtet. Selbst dort, wo die Bibel eine feste Grundlage bietet die doch DeMille vorgibt, so zu lieben, begibt sich die Handlung auf eine Ebene, die so unsicher ist wie die wandernden Dünen Ägyptens. Wenn Sie die Bibel nicht kennen oder wenn Sie sich wenig um die Bibel kümmern, dann können Sie diesen eindrucksvollen und monumentalen Ausstattungsfilm genießen. Wenn Sie eine große Hochachtung vor der Bibel haben, werden sie manchmal vor den Kopf gestoßen werden und Bedauern darüber empfinden, was aus manchen Szenen hätte gemacht werden können. Was die biblische Genauigkeit betrifft, ist dieser Film typische Pfuscherei aus Hollywood. Er ist eher eine Perversion als eine Version."

Nun ja, zu der Zeit, wo die WTG diese Kritik schrieb, war sie noch nicht soweit wie heute etwa, selbst ein eigenes dreiteiliges Bibelvideo anzubieten. Ob letzteres käme es ins Kino ebenso ein Kassenschlager wäre, wie jener „Hollywood-Schinken", darf indes mit Fug und Recht bezweifelt werden. Wie nicht anders zu erwarten, gibt es keine Fundamentalkritik von „Erwachet!". Man segelt ja im gleichen Mainstream. Dieser Mainstream weiterentwickelt, bewirkte zum Beispiel, dass die vermeintlich „wiedergeborenen" Christen in den USA maßgeblich dafür gesorgt haben, dass heute ein Kriegsherr namens Bush im Weißen Haus zu Washington sitzen kann.

Natürlich kann sich die Klientel von „Erwachet!", formal die Hände in „Unschuld" dergestalt waschen, indem sie sagt: „Wir haben den ja nicht gewählt".

Das hat dann denselben Quellen"wert" wie jene „Erwachet!"-Filmbesprechung, die zwar vorgibt „kritisch" zu sein, letztendlich aber die Geschäfte der USA-Falken besorgt.
Denn am „amerikanischen Wesen soll ja die Welt genesen".
Egal ob via Microsoft, WTG oder eben DeMille.

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Geschrieben von Drahbeck am 01. Februar 2007 06:48:32:

Als Antwort auf: Re: 22. 1. 1957 (Vor fünfzig Jahren) geschrieben von Drahbeck am 22. Januar 2007 04:41:09:

Man muss nicht unbedingt, etwa Karlheinz Deschners voluminöse „Kriminalgeschichte des Christentums" gelesen haben, ein Unterfangen, dass aufgrund des Umfanges schon, die allerwenigsten „durchhalten" können. Man kann sich über „Kapriolen" der Kirchengeschichte auch andernorts informieren. Und man höre und „staune", dies ist sogar im „Wachtturm" der Zeugen Jehovas möglich. Eine Ausgabe letzteren, die solches bietet, ist die Ausgabe vom 1. 2. 1957. Darin enthalten ein Artikel mit der Überschrift: „War Jesus ein Gottmensch?".

Aus konservativer - am althergebrachten festhaltend - Sicht, geht der Artikel gewissermaßen ans „Eingemachte". Es ist nur ein kleiner Schritt, um die darin kritisierten Kapriolen der Kirchengeschichte, auch auf neuere Varianten des Christentums zu übertragen. Vor diesem kleinen Schritt scheuen sich allerdings etliche, und sträuben sich mit Händen und Füßen dagegen. Nun denn, man weiss ja auch um den Placeboeffekt der Religion. Und so ist es durchaus verständlich, dass etliche selbigen nicht angetastet wissen wollen. Was wiederum bei denjenigen, welche diese Phase hinter sich haben, allenfalls Kopfschütteln bewirken kann.

Es sei denn deshalb mal der Versuch der relativen Neutralität in dieser Frage gemacht. Es wird also lediglich dass zitiert, was der WT in der Substanz da mitteilt. Eine Wertung pro oder contra erfolgt nicht. Wer sie wünscht, kann sie gegebenenfalls für sich selbst vornehmen.

Einleitend äußert der WT:
„Unter Inkarnation versteht man in der Christenheit die Lehre, nach der 'in der Person Jesu Christi Gott Mensch und der Mensch Gott gewesen' sei. Dieser Glaubenssatz wird als 'die Zentrallehre des Christentums' bezeichnet. Die katholische Kirche und die meisten protestantischen Kirchen lehren deshalb, daß Jesus ein Gottmensch sei."

Im folgenden wird dazu ein geschichtlicher Rückblick vorgenommen. In ihm liest man:

„Die Lehre, daß Jesus ein Gottmensch gewesen sei, tauchte erst lange nach seinem Tode auf und entwickelte sich allmählich. Auf dem Konzil zu Nizäa, im Jahre 325, nahm sie dann feste Formen an. Dieses Konzil tagte unter dem Vorsitz des heidnischen Kaisers Konstantin. Merrill sagt in seinem 'Essays in Earl Christian History' (Abhandlungen über die Geschichte des Urchristentums): 'Es hat nicht den Anschein, daß Konstantin viel daran gelegen war, welche Lehre bei den Diskussionen und Abstimmungen den Sieg davontragen würde. Er trachtete auch nicht, wie Heinrich VIII. Von England, danach, Theologe zu sein, sondern war aus politischen Gründen auf die Eintracht innerhalb der Kirche bedacht ... Er hoffte zweifellos von vornherein, daß man zu Entscheidungen komme, die für beide Seiten annehmbar wären.'

Ein bekannter amerikanischer Theologe, Henry P. Van Dusen, wirft in seinem Buch 'World Christianity' (Weltchristentum, S. 72) noch mehr Licht auf das, was seinerzeit in Nizäa geschah:
'Im Osten gärte es, denn es waren noch heftigere Auseineinandersetzungen in bezug auf die genaue theologische Erklärung der Person Christi entstanden. Deshalb forderte Konstantin im Jahre 325 sämtliche Bischöfe der Kirche auf, sich in Nizäa zu versammeln. Die 318 Bischöfe, die der Aufforderung Folge leisteten, stellten nur etwa ein Sechstel der Bischöfe des ganzen Reiches dar. Wie auf allen ökumenischen Konzilien kamen sie vornehmlich aus dem Osten. Konstantins oberster Ratgeber in Kirchenangelegenheiten, Bischof Hosius von Spanien, hatte den Vorsitz inne. Der Kaiser saß zu seiner Rechten.

Das Gewicht des kaiserlichen Einflusses machte sich bei den Entscheidungen geltend. Das Ergebnis war die ursprüngliche Form des Nizäischen Glaubensbekenntnisses."
Der heidnische Kaiser Konstantin - dem es mehr um die Politik als um die Religion ging - machte also seinen Einfluß bei den Entscheidungen geltend und legte das fest, woran die Christenheit im allgemeinen heute noch glaubt. Somit hat die Christenheit die Annahme der Lehre, daß Jesus ein Gottmensch gewesen sei, einem heidnischen Kaiser zu verdanken.

Erst im Jahre 451 wurde auf dem Konzil zu Kalchedon (oder Chalcedon) die Lehre von der Inkarnation näher bestimmt. Aufschlußreich ist, daß bei diesem und auch bei dem Konzil zu Nizäa die Angelegenheiten durch die Übernahme gewisser schon bestehender Ansichten geregelt wurden. Einige sagten, Jesus sei ein Mensch gewesen. Andere behaupteten, er sei Gott gewesen. Das Konzil ... entschied, daß Jesus ein Gottmensch gewesen sei. So konnten die sich befehdenden Parteien die Formel mit vernunftgemäßer Befriedigung annehmen, indem jede einfach den Ausdruck unterstrich, der seinem eigenen Interesse entsprach.

Dr. Van Dusen sagt in seinem Werk 'World Christianity:
"Das Ergebnis der hitzigen Kontroverse, die sich über drei Jahrhunderte erstreckte und in zwei aufeinanderfolgenden Etappen geführt wurde, war die absolute Weigerung der katholischen Kirche, eine Wahl zu treffen, und ihre Entgegnung auf das beharrliche 'entweder ... oder' des Gegners mit einem bestimmten, wenn auch etwas verwirrenden 'sowohl ... als auch'. Nizäa, Konstantinopel, Kalchedon sind die Meilensteine der gewundenen Straße entlang ... In Kalchedon, etwa hundertfünfzig Jahre nach Nizäa, wurde dieselbe Methode der Lösung des Problems noch unverblümter angewandt - wiederum entschied man sich nicht für ein 'entweder ... oder', sondern für ein 'sowohl ... als auch', also für eine Lösung, die eher auf einer Übernahme der bestehenden Ansichten beruhte als auf einer Verwerfung derselben, und dies auf Kosten des logischen Zusammenhangs und vernünftigen Denkens." ...

Die meisten sogenannten Christen wissen nicht einmal, daß dieses Konzil die Verantwortung trägt für die Festlegung der betreffenden Lehre, und doch, so schreibt Dr. Van Dusen auf Seite 75, zog man sich aus dem Dilemma 'durch die Kalchedonensische Formel, indem man die widerspruchsvollen Behauptungen der beiden Gegenparteien nebeneinander gelten ließ, ohne einen ernsthaften Versuch zur Versöhnung zu machen'.
Auch ein Ausweg aus einem Dilemma!

Und so ist die Kalchedonensische Definition der Natur Christi ('zwei Naturen unvermischt, ungeteilt und ungetrennt ... nicht einen in zwei Personen zerteilten oder zerrissenen, sondern Einen'), wie Dr. Van Dusen sagt, mit Recht als ein 'für einen logisch denkenden Menschen konzentrierter Unsinn" bezeichnet worden....'"

Die eigene Position dazu darlegend, äußert der WT dann unter anderem:
" ...Demnach war Jesus in seiner vormenschlichen Existenz der Uranfang der Schöpfung Jehovas. Danach gebrauchte Jehova das 'Wort', um alle anderen Geschöpfe hervorzubringen: 'Er ist das Bild des unsichtbaren Gottes, der Erstgeborene aller Schöpfung, denn durch ihn wurden alle anderen Dinge erschaffen.' ... Als Gottes 'Erstgeborener' auf die Erde kam, wurde die Lebenskraft des 'Wortes' vom Himmel in eine Eizelle des Mutterleibes Marias übertragen. Dies bedeutete, daß das 'Wort' seine himmlische Herrlichkeit, sein geistiges Leben aufgeben mußte, was es auch tat: '...
Da Jesus als das Wort sich seiner himmlischen Herrlichkeit 'entäußerte', war er nicht ein mächtiger Geist, der sich mit der fleischlichen Hülle eines kleinen Kindes überkleidet und nur so getan hätte, als wäre er so unwissend wie ein Neugeborenes. Jesus war wirklich Fleisch geworden. ..."

Und weiter meint der WT:
"Eine der Hauptlehren der Bibel ist die Lehre vom Lösegeld. Sünde und Tod kamen über die Menschheit, als ein vollkommene Mensch, Adam, Jehovas Gesetz übertrat. Damit gehorsame Menschen von der Verurteilung, die die Sünde mit sich brachte, und vom Tode befreit werden können, mußte ein Lösegeld bezahlt werden. ...

Wenn überdies Jesus ein in Fleisch gehüllter Geist gewesen wäre, dann hätte er nicht durch Menschenhand tatsächlich sterben können; und wenn er nicht wirklich gestorben wäre, dann hätte - wie wir wiederum sehen - das Lösegeld nicht erbracht werden können. ..."

Und seine Ausführungen versucht der WT dann noch wie folgt zusammen zufassen:
"Folgende Punkte sind völlig klar geworden:
l. Das Konzil von Kalchedon hat, anstatt die falsche Auffassung, daß Jesus Gott gewesen sei, zu verwerfen, diesen Irrtum mit der Wahrheit, daß er ein Mensch war, vermischt und so 'konzentrierten Unsinn' gezüchtet;
2. Jesus war in seiner vormenschlichen Existenz nicht Gott, sondern er war Gottes Sohn, 'der Anfang der Schöpfung Gottes';
3. Jesus mußte, um 'unter die Engel erniedrigt' zu sein, ein richtiger Mensch, kein Gottmensch werden;
4. wäre Jesus ein Geist gewesen, der sich nur mit Fleisch überkleidete, dann hätte er nicht als kleines Kind geboren werden müssen; und
5. um das Loskaufsopfer zu beschaffen, mußte Jesus als ein vollkommener Mensch sterben und durfte nicht mehr und nicht weniger sein,

Die unumgängliche Schlußfolgerung lautet also, daß Gottes Wort nicht lehrt, daß Jesus ein Gottmensch war. Es lehrt, daß er auf Erden ein vollkommener Mensch, ein vollkommener menschlicher Organismus war."

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Geschrieben von Drahbeck am 08. Februar 2007 07:06:41:

Als Antwort auf: Re: 1. 2. 1957 (Vor fünfzig Jahren) geschrieben von Drahbeck am 01. Februar 2007 06:48:32:

Für ein bewusst politisches Nachrichtenmedium, etwa von der Art „Der Spiegel" oder vergleichbares, sind sicherlich jene Meldungen, die man auch in „Erwachet!" der Zeugen Jehovas (Ausgabe vom 8. 2. 1957) lesen kann, der Registrierung und Kommentierung wert. Darüber kann es keinen Zweifel geben.

Die Frage die sich allenfalls stellt ist die. Ist es Aufgabe einer Religionsgemeinschaft, sich im gleichem Umfange „aus dem Fenster zu hängen"?
Das Problem dabei ist dann doch wohl jenes, wie es nur wenige Jahre später der evangelische Bischof Lillje, anlässlich des Mauerbaues des Kommunisten, in einem Fernseh-Interview auf den Punkt brachte.

Befragt was er denn nun zu diesem sicherlich schockierenden Ereignis zu sagen hätte, gab er sinngemäß zu Protokoll.

Er wolle zwar nicht direkt dazu aufrufen, die Flinten zu ergreifen, denken aber tue er es schon.

Was der Privatmann denkt, ist sicherlich das eine. Was er als Person der Öffentlichkeit hingegen sagt, ist das andere. Und dann vergesse man nicht.
Selbst ein Herr Adenauer verkroch sich unmittelbar nach dem 13. August 1961 in sein „Mauseloch" und verschwand für einige Zeit auf „Tauchstation". Und selbst amerikanische Panzer in Westberlin, fuhren zwar an die Sektorengrenze heran; genau dort aber machten sie Stopp!
Warum fuhren sie nicht im Sinne eines Herrn Lillje einfach weiter?

Nun wohl nicht zuletzt deshalb, weil ihre politischen Befehlshaber die Konsequenzen scheuten, die eine unbedachte Eskalation mit sich bringen würden.

Fazit. Man kann als Privatmann vielerlei Meinungen haben. In dem Moment wo die als Personen der Öffentlichkeit, Medienwirksam zu Protokoll gegeben werden, sind es keineswegs mehr nur „Privatmeinungen". Dann wird mit solchen Meinungen Politik betrieben, handfeste Politik.

Nun kann man zwar Politik betreiben, muss sich aber zugleich auch über deren möglichen Konsequenzen, Weiterungen im klaren sein.

Der genannte Herr Lillje wird auch von den Zeugen Jehovas - als symbolischer „babylonischer Hurer" verurteilt. Das indes ist pure Heuchelei. Genau ähnliches sagte schon das keineswegs als „Privatmann" einzustufende Zeugen Jehovas-Organ „Erwachet!" in der genannten Ausgabe.

Wie gesagt, für einen „Spiegel" und Co gäbe es über den Inhalt der Aussage nicht viel zu sagen. Die verstehen sich als bewusst politische Organe, und schätzen in der Regel, im Vorfeld auch die Konsequenzen ihrer Aussagen ab.

Nun aber die theoretisch doch wohl „politisch neutral" sein wollende Religionsgemeinschaft Zeugen Jehovas. Das sie in der Praxis eben nicht politisch „neutral" ist, pfeifen die „Spatzen von den Dächern". Ein Beleg eben auch die „Erwachet!"-Ausgabe vom 8. 2. 1957.

Im Stile des Lillje'schen „Flinten-Interviews" konnte man darin unter anderem lesen:

„Es gärt unter der Sowjetjugend ...
... Und in Ostdeutschland
Chemiestudenten der Technischen Hochschule Dresden sollen eine Schweigeminute zu Ehren der Ungarischen Freiheitskämpfer veranstaltet haben, während an der Humboldt-Universität (Ost-Berlin) in einer stürmischen Diskussion die Abschaffung der obligatorischen Kurse in Marxismus-Leninismus und des russischen Sprachunterrichts gefordert wurde. An den Hochschulen Mitteldeutschlands regte sich ebenfalls der Widerstand gegen das 'Ulbricht-System'. An der Martin-Luther-Universität in Halle waren Unruhen ausgebrochen, von denen die SED-Zeitung 'Freiheit' berichtete, es sei versucht worden, 'offene Provokationen an der Universität zu inszenieren'. Studenten, die nach West-Berlin flüchteten, berichteten, daß die ostdeutschen Universitäten von allen für die Regierung 'unzuverlässigen Elementen' gesäubert würden. Der Chef des Staatssicherheitsdienstes in Ostdeutschland drohte, daß jegliche oppositionelle Strömung erbarmungslos bekämpft werde. Er erklärte, es sei selbstverständlich, daß in der DDR keine sogenannte freie Diskussion geduldet werden könne und dürfe ..."

Ein jüngeres Beispiel auch die KdöR-Angelegenheit der Zeugen Jehovas. Indem Bemühen, selbige juristisch "wasserfest" auch auf andere deutsche Bundesländer zu übertragen, wird auf der Webseite der Zeugen Jehovas auch der Begriff "NS-Zeit" und "DDR-Unrechtssystem" verwandt.

War gemäß dieser Terminologie der "Nazi-Staat" vielleicht noch ein paar Nummern "milder"?
Warum wenn man schon wertende (Nicht-Neutrale) Vokabeln verwendet, wird dann nicht die "NS-Zeit" im gleichem Atemzug als "SS-Staat" bezeichnet? Das wäre zudem keine eigene "Erfindung". Man könnte sich als Reputation für diesen Begriff beispielsweise auf Eugen Kogon berufen, der ihn schon weitaus früher in den Diskurs eingeführt hatte. (Oder auch auf Kühnrich verweisen der ähnlich titelte "KZ-Staat")

Vom Hitlerregime "neutral" als "NS-Zeit" zu reden, das Ostdeutsche Regime hingegen ausdrücklich als "Unrechtssystem" (war das Hitlerregime solches also nicht?) zu brandmarken, offenbart eine bemerkenswerte politische Parteilichkeit.

Der Grund ist offenkundig. Buhlen um die Gunst politischer Mandatsträger. Heutige politische Mandatsträger haben in der Regel keinerlei direkt-persönlichen Bezug zum Naziregime mehr (allenfalls über die Schiene ihrer Eltern usw.). Mit dem Ostdeutschen Regime hingegen vermögen etliche sehr wohl auch politisch-persönliche Emotionen zu verknüpfen.

So wird Politik gemacht. Und die hochpolitische WTG mittendrin!

Bei solcher Art von WTG-Diktion fehlt nur noch eines. Die Neuauflage eines Buches; etwa jenes 1908 in Stuttgart erschienene von Reinhold Kücklich, mit dem programmatischen Titel: "Was haben die deutschen Freikirchen dem Vaterlande genutzt?"
Wer es denn mal gelesen haben sollte (die WTG-Fürsten wohl eher nicht. Ich zumindest habe es einmal gelesen), findet darin bemerkenswerte Aussagen.

Schon einleitend klagt Kücklich:
"Alle freikirchlichen Körperschaften Deutschlands leiden gemeinsam darunter, daß ihre treue Mitarbeit am wahren Wohl und Glück unseres Vaterlandes nicht in dem Maße gewürdigt wird, als es recht und billig wäre."

Und desweiteren lobt er dann seine Religionsgemeinschaft (selbst) mit den Worten:
"Sie haben nicht im entfernteasten dieselbe Tendenz, wie die jedes geordnete Kirchenwesen verwerfenden Darbysten, sie haben nicht das Mindeste zu tun mit den den Eid und den Kriegsdienst verbietenden Adventisten, noch mit dem chiliastischen Irrtümern huligenden Irvingianern verschiedenster Observanz oder gar mit dem heillosen und gesetzeswidrigen Treiben der Mormonen und Konsorten". (S. 7)

Und als besonderem "Höhepunkt" seiner wahrlich bedenkenswerten Ausführungen darf man wohl jene auf Seite 45, 48 ansehen. Es ist wohl nur eine Frage der Zeit, wenn auch die WTG-Religion dort angekommen sein wird:

Zitat:
"Sollte, was Gott verhüten möge, unser Vaterland in einem Krieg verwickelt werden, dann werden auch die freikirchlichen Mutterhäuser einen Teil ihrer Schwesternschaft unzter der Fahne des Roten Kreuzes hinaussenden, damit sie auf Schlachtfeldern und in Feldlazaretten verwundeten Kriegern und zugleich dem Vaterlande dienen. ...
Es darf mit gutem Gewissen gesagt werden, daß unter den freikirchlichen Gemeinschaften sich sozialdemokratische Vaterlandslosigkeit nicht zeigen darf. Diesen Schandfleck dulden sie nicht auf ihrem Ehrenschilde!"..."

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Geschrieben von Drahbeck am 15. Februar 2007 07:36:12:

Als Antwort auf: Re: 8. 2. 1957 (Vor fünfzig Jahren) geschrieben von Drahbeck am 08. Februar 2007 07:06:41:

Wieder einmal fühlt sich der „Wachtturm" bemüßigt, gegen den „Materialismus" zu predigen. So auch in seiner Ausgabe vom 15. 2. 1957. Dafür stehen dann auch solche Sätze wie die:
„Verliert jemand die unverdiente Güte Jehovas aus den Augen, so dauert es nicht mehr lange, und er hört auf, mit Gottes Volk zusammenzukommen. Möglicherweise kann er dadurch, daß er einer Zusammenkunft fernbleibt, viel mehr verdienen und eine Hypothek abzahlen oder sich ein neues Möbelstück anschaffen oder Zahlung für ein Auto leisten. Doch was ist mehr wert - die Aufnahme von Erkenntnis in Versammlungen und die Gemeinschaft mit Jehovas Zeugen oder der Verdienst in Form einiger Extrabeiträge, der auf Kosten seiner Kraft geht, so daß er um so größere Müdigkeit verspürt und dann nach diesen Überstunden keine andere Arbeit mehr im Dienste Jehovas leisten kann? Warum sollte jemand Tag und Nacht, also in doppelter Schicht, arbeiten, oder warum sollte seine ganze Familie in Doppelschicht arbeiten?"

Man wird wohl einräumen müssen, dass mit den angesprochenen „Doppelschichten", ist auch unter den heutigen wirtschaftlichen Rahmenbedingungen, nicht selten ein ernstes Problem. Wohl dem, den dieser Kelch so nicht trifft.
Man wird weiter einräumen müssen, dass es in der Tat angebracht sein mag, Prioritäten zu setzen: zu entscheiden was wichtig und was weniger wichtig ist. Über diese grundsätzliche Problemlage kann es also kaum Zweifel geben.

„Der Teufel liegt indes im Detail", wie man so zu sagen pflegt.
Nun mag es „Hungerkünstler" geben, die mit weit weniger auszukommen vermögen, als es anderen vielleicht möglich (oder besser nicht möglich) ist. Da starre Regeln zu verkünden, ist in der Tat verkehrt. Da ist es dann vielleicht mal ganz hilfreich, sich konkrete Beispiele aus der Praxis anzusehen, die vielleicht viel aussagekräftiger sind, als alles theoretische dozieren.

Meines Erachtens hatte Rolf Nobel, aus seinem Erfahrungshorizont solch ein durchaus plastisch zu nennendes Beispiel einmal vorgestellt. Der Fall wurde zwar schon mal zitiert, aber da er thematisch „passt", sei er nochmals genannt.

Nobel schrieb:
„Einer dieser Aufseher ist Bruder Hans Demuth (Name geändert), ein verbohrter Fanatiker, dessen Dogmatismus seine menschlichen Züge bis zur Unkenntlichkeit entstellt hat. Bruder Demuth, fünfzig, ist gelernter Fotograf. Ein drahtiger Mann mit kalten, leblosen Augen, blondem Kurzhaar und einem rundlichen Gesicht, das seinen lausbubenhaften Ausdruck im Nu in eiskalte Starre verändern kann. Einige Jahre nach dem Krieg, so erzählte er mir einmal, wurde er in der DDR wegen »subversiver Tätigkeit gegen den Arbeiter- und Bauernstaat« verhaftet. Er bekämpfte den Sozialismus damals aus politischen Gründen. Dafür wurde er zu zehn Jahren Gefängnis verurteilt. Nach wochenlanger, zermürbender Einzelhaft hat man ihn zu einem Mitgefangenen in die Zelle gesperrt. Vor Freude fiel er dem Mann um den Hals und weinte. Der lächelte und sagte zu ihm: »Weine nicht, auch du hast Grund zur Freude!« Jetzt haben sie dich zu einem Irren in die Zelle gesteckt, glaubte er damals. Der Mann war Jehovas Zeuge.
Heute ist Hans Demuth in der Sekte Aufseher und Pionier. Als Pionier hat er sich der Wachtturm-Gesellschaft gegenüber verpflichtet, neunzig Stunden im Monat in den Predigtdienst zu gehen. Seine Frau verkündigt ebenfalls als Pionier. Zweimal in der Woche fährt er Taxi, um den Lebensunterhalt zu verdienen. Die Ansprüche der beiden sind gering. Sie fahren einen 2-CV-Kleinstwagen und leben in einer 26 Quadratmeter winzigen Wohnung."

Das wäre dann doch so ein Beispiel eines von der WTG gepriesenen Hungerkünstlers.
Weltliche Berufstätigkeit nur an zwei Tagen in der Woche. Miniwohnung von 26 Quadratmetern (für zwei Personen) und anderes mehr.

Soll man solcher Art Lebensphilosophie nun für „gut" erachten? Da hätte ich doch erhebliche Zweifel. Würde nicht die WTG-Doktrin in dem zitierten Falle so nachhaltig gewirkt haben, würde sich in der Tat die Frage nach neuer Prioritätensetzung stellen. Im Gegensatz zu den WTG-Ausführungen, aber zu Lasten der WTG!

Als ein Konfliktfeld, dass diesbezüglich durchaus noch mit zu benennen ist, erweisen sich auch die Kongresse der Zeugen Jehovas. Nicht selten gibt es dabei den Fall. Sie sind nicht in unmittelbarer Nachbarschaft. Es entstehen Reise- und Hotelkosten. Wer denn halbwegs „betucht" ist, den mag das nicht sonderlich stören. Es gibt aber auch anders gelagerte Fälle. Und nicht selten einen massiven Druck seitens der Organisation, unbedingt daran teilnehmen zu sollen. Sind das dann gar noch - wies durchaus mal der Fall war - Mammutkongreße etwa in New York, nimmt der diesbezügliche Organisationsdruck nahezu groteske Formen an.

In ihrem Buch „Hirten ohne Erbarmen", berichtet Josy Doyon aus eigenem Erleben über solch einen Fall. Sie schreibt unter der Überschrift: „Wie man begeistert nach New York fährt":

„Inzwischen nahte sich der vierte Sommer, den ich als Zeugin Jehovas erlebte. Und damit der grosse Weltkongress des Jahres 1958 in New York. Diesmal sollten die Zeugen der ganzen Welt sich dort zu einem einmaligen Kongress versammeln. Schon Monate vorher wurde in allen Versammlungen dieses Ereignis besprochen und alle wurden ermuntert, wenn irgend möglich an diesem Kongress teilzunehmen.

Hans und ich dachten natürlich nicht im Traume daran. Wir lebten bescheiden, denn Hans verdiente einen kleinen Lohn. Dieser reichte kaum aus, um uns ordentlich zu ernähren, und wir hatten beständig Mühe, das Lokalgeld und die Literatur zu bezahlen. Allerdings hatte ich eben von meinem verstorbenen Grossvater zweitausend Franken geerbt, davon wollten wir einige notwendige Anschaffungen für den Haushalt machen.
Je näher nun der Kongress rückte, desto intensiver wurden die Versammlungen durch Briefe der Gesellschaft bearbeitet, so viele Delegierte wie möglich nach New York zu entsenden. In unserer Versammlung hatten sich bereits einige zur Reise entschlossen und wurden dementsprechend den anderen als Beispiel vorgestellt.

Zwei dieser angehenden Delegierten mussten nun mit Hans und mir eine Demonstration vorbereiten, welche die Unentschlossenen und solche, die zu wenig Wertschätzung hatten, anspornen sollten, sich doch noch für die Fahrt zu entscheiden.
Hans und ich müssten ein Ehepaar spielen, das sich eben vorgenommen hatte, einen Kühlschrank und einen Fernsehapparat zu kaufen. Nun kamen die beiden anderen zu Besuch und erzählten uns voll Begeisterung, dass sie zum Weltkongress nach New York reisen würden, und wie wunderbar das sei. Wir beide müssten darauf allerlei Einwände vorbringen: dass wir an sich bestimmt auch gerne gehen würden, aber im Moment sei ein Kühlschrank unbedingt wichtig und einen Fernsehapparat hätten wir uns schon lange gewünscht.

Die Szene passte zwar nicht auf uns, denn wir besassen nicht einmal ein Radio. Kochen musste ich auf einem kleinen Rechaud, und auf einen Kühlschrank wagten wir nicht einmal zu hoffen. Doch einen richtigen Kochherd wollten wir uns kaufen und noch manches andere, das nötig gewesen wäre.
In dieser Demonstration mussten uns nun die beiden davon überzeugen, dass es überhaupt momentan nichts geben könne, was nur annähernd so wichtig sei, wie dieser einmalige Kongress. Es sei ja gut möglich, dass es der letzte sei vor Harmagedon.

Als die Demonstration gut eingeübt war, fragten uns die beiden im Ernst, ob wir nicht auch nach New York fahren könnten. Wir konnten nicht sagen, wir besässen kein Geld, denn da waren die zweitausend Franken. Und das Flugbillet für eine Person kostete im Kollektivpreis bis New York und zurück 1140 Franken.
Ich wurde unruhig und mein Gewissen bockte wieder einmal wie eine widerspenstige Ziege: «Wo ist deine Wertschätzung, altes Mädchen? Seit wann hockst du auf dem Geld, wenn es um die Interessen des Königreichs geht?»

Ich schluckte, schrieb meine höchst irdischen Wünsche ins Kamin und sagte: «Du könntest eigentlich gehen, Hans, für eines würde das Geld gerade reichen.»
«Wunderbar», riefen die Schwestern begeistert, «seht ihr, es geht, wenn man wahre Wertschätzung hat!» ...

Hans gab dem Drängen von allen Seiten nach, und wir beschlossen, er solle sich in der Versammlung gleich anmelden. Bald begann er sich denn auch auf die einmalige Reise mit dem Flugzeug zu freuen und wir sprachen nicht mehr von dem Geld, sondern zahlten es sogleich an die Wachtturmgesellschaft ein. Noch heute besitzen wir das Postbüchlein, wo als erste Einzahlung die Fr. 1140.- prangen.

Eine Weile vor dem Kongress besuchte auch noch der Kreisdiener mit seiner Frau unsere Versammlung. Offenbar hatte er die Pflicht, nach weiteren Delegierten Ausschau zu halten. Er sollte «liebende Vorkehrungen treffen», um noch weitere Schäflein durch praktische Vorschläge an den Weltkongress zu lotsen. Wie immer war er mit seiner Frau auch bei uns zum Essen eingeladen.
Sofort drehte sich unser Gespräch um den bevorstehenden Kongress. Dass solche Gespräche vom Kreisdiener nie zufällig angeschnitten wurden, entging meiner Aufmerksamkeit.
«Ich habe gehört, dass Hans zu dem Kongress nach New York fliegen wird», hob er an. «Das freut mich, denn es zeigt, dass ihr wirkliche Wertschätzung habt und die grosse Bedeutung solcher Kongresse erkennt!»
Wir freuten uns über dieses Lob, aber nicht lange. Sogleich fragte die Frau des Kreisdieners mich:
«Und du, Helga, könntest du nicht auch mitkommen mit dem Kind? Es wäre doch wunderbar, wenn ihr zusammen gehen könntet!» «Das ist wirklich unmöglich», sagte ich mit dem besten Gewissen der Welt, denn nun sassen wir für lange Zeit wieder auf dem trockenen, und ich war richtig froh darüber. Es schien mir viel besser, kein Geld zu haben, als ein schlechtes Gewissen.

Mary hatte sich aber noch nicht zu Tisch gesetzt. Bei meinen Worten zog sie einen unserer prachtvollen, antiken Plüschstühle vom Tisch zurück, legte ihre schmalen, weissen Hände auf das leuchtende Rot des Möbelstücks und deutete lächelnd auf die restlichen Stühle:
«Ihr könntet doch diese Stühle verkaufen, dafür bekämt ihr eine Menge Geld. Das würde jedenfalls bestimmt ausreichen, damit auch du nach New York reisen könntest. Andere Geschwister verkaufen ihre Häuser, um dabei sein zu dürfen. Es ist doch ein wunderbares Vorrecht, am reichlich gedeckten Tisch Jehovas teilhaben zu dürfen, der in New York uns bereitet wird. Welch eine Fülle von geistiger Speise werden wir da in uns aufnehmen können!»

Sie blieb hinter dem Prachtsstück von Stuhl stehen und sah mich herausfordernd an. Auch des Kreisdieners Augen ruhten auf mir und Hans stand schweigend am Fenster, ohne sich zu rühren.
In mir stieg eine Welle von Zorn hoch. Es war ja schön und gut, Häuser und Möbel vor lauter Wertschätzung zu verkaufen, aber dass man sich dazu überreden lassen musste, fand ich unverschämt. Womit hätten wir eigentlich neue Stühle kaufen sollen?

Ausserdem ... Ich blickte Mary fest in die Augen und sagte eisig: «Diese prächtigen Stühle hier hat mir meine Adoptivmutter zur Hochzeit geschenkt. Hinter denen steht eine lange Familiengeschichte und sie sind Mutter sehr teuer. Und obwohl sie mir alles geschenkt hat, würde ich es niemals als mein Eigentum betrachten, sondern nur als entliehen. Mutter kann alles jederzeit zurücknehmen, ich hüte es nur für sie, weil ich überzeugt bin, kein Recht auf solch kostbare Geschenke zu haben. ...

Später bat ich Mutter, schriftlich festzulegen, dass die antiken Möbel ihr Familiengut seien, welches sie mir nur geliehen habe. Sie wollte dieser Bitte nicht entsprechen, konnte sie doch nicht ahnen, dass ich richtig Angst hatte, man würde mich eines Tages so lange bearbeiten, bis ich nachgeben müsste. Ich wusste ja nachgerade genau, was für eine zwingende Gewalt die Gesellschaft über uns auszuüben verstand. Und zu alledem hätte ich, wie Hunderttausende von Mitzeugen, noch gute Miene machen müssen.

Auffallend war bei allen Kongressen, wie die Presseleute sich von dieser erzwungenen Fröhlichkeit herrlich bluffen liessen. Allerdings machten sie dabei glänzende
Geschäfte, denn Scharen von Zeugen stürzten sich täglich auf die neuesten Kongressberichte, die in allen Lokalzeitungen unter grossen Schlagzeilen erschienen"

Einer, der die Ochsentour, der praktischen Anwendung der WTG-Empfehlungen auch mitgemacht hat, Willi Bühler.

Man sollte seinen Bericht auch einmal gelesen haben!

Willi Bühler berichtet

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Geschrieben von Drahbeck am 22. Februar 2007 05:41:33:

Als Antwort auf: Re: 15. 2. 1957 (Vor fünfzig Jahren) geschrieben von Drahbeck am 15. Februar 2007 07:36:12:

Unter der Überschrift „Heidnische Symbole im katholischen Gottesdienst" reflektiert „Erwachet!" vom 22. 2. 1957:
„In dem katholischen Buch 'Explanation of the Baltimore Catechism' (Erklärung des Baltimorer Katechismus) mit dem Imprimatur des verstorbenen Kardinals Gibbons und zahlreicher weiterer hoher katholischer Würdenträger heißt es auf Seite 268 unter der Überschrift 'Kerzen':

'Die Kirche segnet alles, was sie braucht. Einige sagen so schön, daß uns das Kerzengewächs, das die Bienen von den lieblichen Blumen sammeln, an den reinen Menschenleib unseres Herrn erinnere und die Flamme an seine Göttlichkeit. Auch sind Kerzen ein prächtiger Altarschmuck und in Harmonie mit heiligen Dingen. Wir schmücken unsere Altäre und Kirchen mit Kerzen für den Empfang unseres Herrn, um ihn zu ehren, wenn er im heiligen Meßopfer erscheint.'

Viele, die diese Worte lesen, lassen sich von ihrer Gefühlsseligkeit beeindrucken. Aber wie viele Menschen würden, ohne die Symbole zu verstehen, ihren tieferen Sinn begreifen? Von tausend Lesern würde nicht einmal einer versuchen, den tieferen Sinn dieser poetischen Worte zu ergründen. Außerdem scheinen die meisten ehrlichen Katholiken es nicht gerne zu sehen, wenn andere die tiefere Bedeutung ihrer Symbole zu erforschen suchen. ....

Kardinal Newmann erklärt, daß der Gebrauch von Weihrauch, Lampen, Kerzen, Bildern, der Kirchengesang und das Kyrie eleison 'heidnischen Ursprungs und durch ihre Aufnahme in die Kirche geheiligt sind' ..."

Soweit es sich bei diesem um die Darstellung geschichtlicher Entwicklungen geht, seien diese jetzt nicht weiter bewertet. Sie dürften wohl zutreffend sein.

Der entscheidende Punkt dabei ist doch wohl der dahinter stehende Machtanspruch. Der wenn es sein muss auch mal schwarz für weiss erklärt, wenn es denn den eigenen Interessen förderlich ist.

Und genau auf diesem Level des absoluten Machtanspruchs befindet sich auch die WTG.
Alles andere ist eine Frage von Zeit und Umständen. Sollte es der WTG-Religion je vergönnt sein, eine ähnlich lange Geschichte wie die Catholica zu haben, dürften sich auch dort ähnliche Purzelbäume nachweisen lassen. Vielleicht braucht man auf diese lange Geschichte auch gar nicht zu warten. Die Purzelbäume sind in weitaus kürzerer Zeit schon da!

Geschrieben von Andre am 22. Februar 2007 08:53:32:

Als Antwort auf: Re: 22. 2. 1957 (Vor fünfzig Jahren) geschrieben von Drahbeck am 22. Februar 2007 05:41:33:

"Kardinal Newmann erklärt, daß der Gebrauch von Weihrauch, Lampen, Kerzen, Bildern, der Kirchengesang und das Kyrie eleison 'heidnischen Ursprungs und durch ihre Aufnahme in die Kirche geheiligt sind' ..."

Im AT finden sich aber ähnliche Bräuche bei den Israeliten. Im Tempel befanden sich ebenfalls Kerzen und Lampen, Bilder und Statuen von Engeln und Weihrauch (u. andere Rauchkräuter) gehörte zu den Räuchergaben, die Gott wohlgefällig waren.

Wenn hier die WTG also auf den heidnischen Ursprung hinweist, übersieht sie ganz eindeutig ähnliche Zeremonien, die von Gott an Moses zu Zwecken der Anbetung übermittelt wurden.

Viele Grüße
Andre

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Geschrieben von Drahbeck am 01. März 2007 06:59:00:

Als Antwort auf: Re: 22. 2. 1957 (Vor fnfzig Jahren) geschrieben von Andre am 22. Februar 2007 08:53:32:

„Unterdrückung der Freiheit auf den Salomoninseln" titelt im einleitenden Artikel der „Wachtturm" vom 1. 3. 1957. Das „Strickmuster" ist bekannt. Sieht sich die WTG in ihren Interessen ernsthaft tangiert, startet sie schon mal fallweise entsprechende Protestaktionen.
Ein solcher Fall lag auch hier vor.

Da der Fall in der für die WTG kritischen Literatur schon früher kommentiert wurde, sei das entsprechende hier zitiert:
„Der britische Hochkommissar für den westlichen Pazifik, John Gutch, hat am 23. März 1956 eine öffentliche Bekanntmachung erlassen, worin die Einfuhr der Schriften der Wachtturmgesellschaft in das britische Protektorat der Salomon-Inseln untersagt wird. Er stützte das Verbot der Brooklyner Propaganda auf den Paragraphen 8 der Vorschrift gegen Aufruhr, der da lautet:

"Wenn der Hochkommissar der Meinung ist, dass die Einfuhr irgendeiner Publikation den öffentlichen Interessen widerspreche, kann er noch seinem absolut freien Ermessen die Einfuhr solcher Schriften verbieten.

Da zogen die Brooklyner alle Register! Sie drückten auf die Tränendrüsen:

"Einem einheimischen Bewohner der Salomon-Inseln wurden die Wachtturmstudienbücher beschlagnahmt. Vor Gericht zitiert, wurde auch ihm eine Buße auferlegt. Dieser Mensch guten Willens empfand den erlittenen Verlust tief. Er schrieb an das australische Zweigbüro der Gesellschaft und bot um geistigen Beistand. In gebrochenem Englisch fügte er bei: 'Ich wünsche diesen großen Segen. Viele Leute hier hungern nach Jehovas Zeugen, weil interessiert für die Wahrheit über die richtige Erkenntnis des allein wahren Gottes'. Es schmerzt, wenn Beamte in eine so gewissenhafte Gottesverehrung eingreifen."

Dann aber fingen sie an zu lamentieren.
"Schreiende Verletzung grundlegender Freiheiten erregen nicht nur die Gefühle der Menschen bis ins Tiefste, sie veranlassen auch zu ernstem Nachdenken … Kann jemand sagen, es (das Verbot der Wachtturmpropaganda - d. Verf.) sei im Einklang mit der Satzung der Vereinten Nationen? … Merkt der Hochkommissar, dass die Salomon-Inseln außerhalb des Bereiches der 'freien Nationen' liegen und fühlt er sich deshalb moralisch nicht verpflichtet, die Freiheit zu bewahren?
Bestimmt hat dies nichts mit der Sicherheit der Salomon-Inseln zu tun noch kann der Umstand, dass jemand biblische Hilfsmittel der Watch Tower Society empfängt und studiert, als etwas den öffentlichen Interessen Zuwiderlaufendes angesehen werden." ("Der Wachtturm» vom 1. 3. 1957, S. 132)

Ach! Jetzt auf einmal brauchen die Brooklyner die Männer in Staatsrobe! Jetzt sollen sie sich für die Zeugen einsetzen! Jetzt sollen sie die Freiheit retten! Hatten die Brooklyner nicht gerade erst darüber gelästert, dass die Männer in Staatsrobe etwas retten könnten? Die Satzungen der Vereinten Nationen soll der Hochkommissar zur Rettung der Freiheit für die Zeugen anwenden! Wenn er diese Satzungen zum alten Eisen wirft - was Knorr 1953 schon verlangte -, dann ist er moralisch nicht tragbar, wie die Brooklyner jetzt durchblicken lassen.

Auf den Salomon-Inseln forderten diese Theokraten durch den «Wachtturm" also die unverzügliche Anwendung der Satzung der Vereinten Nationen. Im Yankee-Stadion in New York sprach Fürst Knorr aber eine andere Sprache. Da hat er mit den Vereinten Nationen abgerechnet. Minderwertig, trügerisch, ein heuchlerischer Ersatz für "Gottes Königreich", hinweg mit ihnen zum alten Eisen! So hat er gewettert!

Hier Mr. Knorr selbst:
"Das Jahr 1953 war das Jahr der großen Friedensoffensive des kommunistischen Russlands. Dieser entsprechend, fasste die Generalversammlung der Vereinten Nationen am 8. April 1953 eine Resolution über Abrüstung um den Krieg zu verhindern und die menschlichen und wirtschaftlichen Hilfsquellen der Welt für Friedenszwecke freizugeben.

Wenn diese Welt so friedliche Absichten, so erhabene Beweggründe hat, weshalb sollte dann 'Harmagedon' oder überhaupt ein dritter Weltkrieg kommen?

Wenn die Vereinten Nationen den Versuch machen, die messianische Rolle zu spielen, also das zu tun, was nur Gottes Messias und König tun kann, so offenbart dies deutlich ihre Weigerung, sich dem höchsten Vorhaben Gottes zu unterziehen.
Die Geistlichkeit und die Mitgliedstaaten der Vereinten Nationen schlagen vor, das letztere die Herrschaft über die ganze Erde ausüben sollten …

Es (dieser Vorschlag - d. Verf.) ist das Darbieten eines heuchlerischen von Menschen geschaffenen Ersatzes für Gottes eigene, vollkommene rechtmäßige Regierung … Die Gegenwart ist nicht die Zeit für einen minderwertigen, trügerischen unwirksamen Ersatz . . . Von Furcht inspirierte Menschen, weisen warnend darauf hin, dass der dritte Weltkrieg unvermeidlich sein wird, wenn man ein Versagen der Vereinten Nationen zulasse. Die zuverlässige Wahrheit aber ist, dass 'Harmagedon' gerade aus dem Grunde unvermeidlich ist, weil man die Vereinten Nationen nicht aufgibt und sie nicht zum alten Eisen wirft!» (Knorr vor 165 000 Hörigen 1953 in New York, Broschüre, "Nach Harmagedon-Gottes Neue Welt", 1954)

Hat Knorr etwa vollkommen die Übersicht verloren, als er auf den Salomon-Inseln die Einhaltung der Satzung der Vereinten Nationen forderte und im Yankee-Stadion dagegen behauptete, die Vereinten Nationen müssten zum alten Eisen geworfen werden, sonst käme "Harmagedon» oder gewissermaßen ein dritter Weltkrieg?

Knorr hat keineswegs die Übersicht verloren! Dazu ist er viel zu weltgewandt! Er redet eben mit zwei Zungen, je nachdem, wo der augenblickliche Vorteil winkt."

Siehe dazu auch:
Pape Teil 3

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Geschrieben von Drahbeck am 08. März 2007 06:31:08:

Als Antwort auf: Re: 1. 3. 1957 (Vor fünfzig Jahren) geschrieben von Drahbeck am 01. März 2007 06:59:00:

„Die Verfolgungen, unter denen die Juden zu leiden hatten, sind auch ein furchtbares Zeugnis für die Wahrhaftigkeit der in der Bibel aufgezeichneten Worte an die Juden, was sie zu erwarten hätten, wenn sie gegen das Gebot ihres Schöpfers, Jehovas Gottes, handeln würden. ... Auch sollten sie dadurch die Notwendigkeit erkennen, ihr Vertrauen nicht auf Silber und Gold, noch auf Menschen oder menschliche Einrichtungen, sondern allein auf Jehova Gott zu setzen."

Mit diesen Sätzen klingt ein „Die Judenverfolgung in der Neuzeit" überschriebener Artikel in „Erwachet!" vom 8. 3. 1957 aus. Diese Sätze dürfen ja zugleich als der wertende Aspekt dieses Artikels bezeichnet werden; denn der übrige Inhalt beschränkt sich im wesentlichen auf Detailbeschreibungen zum Thema.
Darf diese Wertung als „zufriedenstellend" bezeichnet werden? Wohl kaum. Sicherlich kann man ihr nicht eine „Anleitung zu Pogromen" entnehmen. Das sicherlich nicht. Aber als Ausdruck religiösen Antisemitismus darf man sie schon bewerten.

Es ist einfach zu billig, wenn eine Religionsorganisation, die einst glühenden Philosemitismus auf ihre Fahnen schrieb, diese Abkehr von ihrer Ursprungsposition, in dem Artikel eben nicht mit erwähnt.

Da wird man doch an einen Martin Luther erinnert. Der glaubte auch - Anfangs - die Juden für sich gewinnen zu können. Er musste erfahren, sein Kalkül ging nicht auf.
Zwar geht die WTG nicht soweit, wie Luther, der sich danach zum wüsten Judenhetzer entwickelte. So rabiat sogar, dass der vor dem Internationalen Militärgerichtshof stehende Julius Streicher (aus der Nazizeit), glaubte sich mit Hinweis und Zitierung von Luther, verteidigen zu können.

Die zitierte WTG-Aussage ist sicherlich allgemein gehalten. Aktivitäten kann man aus ihr nicht herauslesen. Das ist dann doch wohl lediglich dem Umstand zuzuschreiben, dass neuerliche antisemitische Aktivitäten (aus welcher Motivation auch immer) nicht in die „Landschaft passen würden", und man sich deshalb in der Wortwahl zurückhält. Also man kann der WTG allenfalls bescheinigen, sich dem allgemeinen Mainstream angepasst zu haben.

Dennoch ist dieses für diese Organisation meines Erachtens zu wenig. Weshalb dies als zu wenig eingeschätzt wird, mag mit einem frühen „Wachtturm"-Zitat veranschaulicht werden. Hätte die WTG, dass in dem Artikel mit thematisiert - okay. Sie hat es aber eben nicht!

Andere Kirchenorganisationen haben sich in der Zeit, wo dieses frühe „Wachtturm"-Zitat einzuordnen ist, keineswegs so für die Juden engagiert. Damals war die WTG ein Vorreiter auf diesem Gebiete, und wie festgestellt - analog zu Luther - hat sie ihre Position dann verändert. Es ist also nicht zuviel verlangt, dazu seitens der WTG eine Stellungnahme zu verlangen. Einfach die Position eines relativ „milden" religiösen Antisemitismus einzunehmen, unter Verschweigung dessen was vordem war, ist in ihrem Falle zu wenig.

Im „Wachtturm" 1911 (S. 40f.) konnte man beispielsweise lesen:

„Aus dem New York American vom 9. Oktober
Pastor Russell empfängt Beifall von einem hebräischen Auditorium
4000 im Hippodrom geben Beifall. ...
und schließlich, nach einer warmen Befürwortung des Planes der Juden, eine eigene Nation zu begründen, rief er einen Beifallssturm hervor, als er einen Chor leitete, der den zionistischen Choral sang: 'Hatikva - Unsere Hoffnung." ...
Unter ihnen waren viele hervorragende Gestalten der hebräischen literarischen Welt. Einige von diesen brachten Pastor Russell in einem Automobil nach dem Hippodrom und nahmen dann ihre Plätze im Auditorium ein. Die Männer der Wissenschaft anerkannten den Pastor aus einem Autor und Forscher von internationalen Ruf über Judaismus und Zionismus. Einige der Anwesenden waren Dr. Jacobs Redakteur das „American Hebrew", J. W. Salomon, von dem „Hebrew Standard", J. Brosky zweiter Redakteur dasselben.
Louis Lipsky, Redakteur des „Maccabean"; A. B. Landau, von der „Wahrheit", Leo Wolfson, Präsident der Vereinigung der Rumänischen Gesellschaften, J. Pfeffer, von der „Jüdischen Wochenschrift", S. Diamant Redakteur des „Jüdischen Geist", S. Goldberg, Redakteur des „American Hebrews", J. Barrandos, von dem „Jüdischen Großer Stock"; und Goldman, Redakteur des „H'Yam", die einzige tägliche jüdische Zeitung. ...

Es dauerte nicht lange, bis alle Zurückhaltung und alle möglichen Zweifel an Pastor Russells völliger Aufrichtigkeit und Freundlichkeit hinweg genommen waren. Dann brachte die Erwähnung eines großen Jüdischen Führers - der, wie der Redner sagte von Gott erweckt worden war für den Zweck - den Applaus zum Ausbruch.

Von diesem Augenblick an hatte er das Auditorium gewonnen. Die Juden wurden so enthusiastisch für ihn, als wenn er ein großer Rabbiner oder berühmter Redner ihrer eigenen Religion gewesen wäre. Er pries sie als eine der bravsten Nationen der Welt - die ihre Religion bewahrt habe durch die Verfolgung und Grausamkeiten aller anderen Völkern Jahrtausende hindurch. Und er sagte voraus, dass sie bald die größte Nation der Erde sein würden, - nicht mehr nur ein Volk, sondern eine Nation. Mit einem System von Berechnungen, dass auf den Weissagungen der alten Zeit beruht, erklärte der Pastor, dass die Rückkehr des Königreiches zu den Juden in einer so nahen Periode wie das Jahr 1914 geschehen könne. Die Verfolgung würde vorüber sein und Friede und universales Glück würden triumphieren. ..."

Zum Thema kann man unter anderem auch vergleichen:
Auftritt im Hippodrom

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Geschrieben von Drahbeck am 08. März 2007 06:35:05:

Als Antwort auf: Re: 8. 3. 1957 (Vor fünfzig Jahren) geschrieben von Drahbeck am 08. März 2007 06:31:08:

Erinnert sei auch an jene Brunnenvergiftende Darstellung im WTG-Buch „Ausgerüstet für jedes gute Werk" (Englisch 1948, Deutsch 1951 S. 80f.)

Zitat:
„Ein Jude der den Talmud studiert hat, sich aber dann zum Christentum bekehrte [Einfügung: Welcher denn das gewesen sei und wo man das selbst nachprüfen kann, verschweigt die WTG schon mal prinzipiell], schrieb einen Bericht über eine dieser Legenden hinsichtlich Jesu. Sie lautet wie folgt:

„Jesus war der uneheliche Sohn Marias.... Damit die Sache in Vergessenheit gerate, brachte Joseph Maria und das Kind nach Ägypten, von wo sie zurückkehrten, als der Knabe ungefähr zwölf Jahre alt war.... Einer seiner Mitschüler verhöhnte Jesus wegen der Schande seiner Mutter, wodurch er zum ersten Male auf diese Tatsache ' hingewiesen wurde. Der Jüngling [nun 18 Jahre alt] ging nach Hause und befragte seine Mutter über diese Sache; doch gab sie ihm keine befriedigende Antwort. Bald darauf begann Maria das Abendmahl zu bereiten, und während sie sich über eine Kiste beugte, in der Vorräte aufbewahrt waren, glitt ihr eine Brust aus den Falten ihres losen orientalischen Gewandes und hing über den Rand der Kiste hinab. Ihr Sohn, der das sah, schloss schnell den Deckel der Kiste, setzte sich darauf und erklärte grausam, er werde sie nicht loslassen, bis sie ihm die Wahrheit über seine Herkunft gesagt habe. Durch unerträgliche Schmerzen gepeinigt, musste die arme Frau ihre Schande bekennen."

In dieser schrecklichen Legende heisst es weiter, Jesus habe bis zu seinem dreissigsten Jahr als Zimmermann gearbeitet und sei dann zum Rabbi an eine der höheren Schulen Jerusalems gewählt worden. Dann sei er eines Tages - so behauptet es die Legende - in das Allerheiligste des Tempels geschlichen und habe das Pergament gestohlen, auf dem der geheime Name .Gottes, nämlich Jehova, stand. Die Rahbis behaupteten, dass die Kenntnis der richtigen Aussprache des Namens Gottes übematürliche Macht verleihe. Im Bericht des jüdischen Schreibers heisst es weiter:

"Kraft dieses Namens, den das gestohlene Pergament enthielt, verrichtete Jesus alle seine Wunder. Nachdem er dieses Zaubermittel in seinen Besitz gebracht hatte, schnitt er seine Wade auf, verbarg das Pergament in der Wunde und nähte die Öffnung wieder zu. Da ihn die ungeheilte Wunde nach dem Zeremonialgesetz unrein machte und dies ihn am Ausüben seiner neuerlangten Macht hinderte, begab er sich vierzig Tage lang in die Wüste Nach Ablauf dieser Zeit kehrte er nach Jerusalem zurück und begann zu wirken und zu predigen." Auf der Grundlage dieser Legende gibt der Talmud einige der Wunderwirkungen Jesu zu."

Und dazu kommentiert das genannte WTG-Buch:
„Kein Wunder, angesichts all dieser Darlegungen, dass sich um die Mitte des fünfzehnten Jahrhunderts, als man mit dem Druck des Talmuds begann und er von Hebraisten gelesen wurde, grosse Feindschaft wider die Juden und den Talmud erhob. Die Christen waren empört über die talmudischen Geschichten, die unter den Juden zirkulierten. Die Juden wurden verfolgt, und viele Exemplare des Talmuds wurden gesammelt und verbrannt. Jetzt aber sind diese Legenden und Sagen über Jesus in den neuen, gesäuberten Ausgaben des Talmuds nicht mehr zu finden. Um unablässige Verfolgungen zu verhüten, nahen die Rabbis beschlossen, diese Dinge über Christus Jesus nur mündlich weiterzugeben."

Eine seriöse Quelle wird nicht genannt. Man argumentiert mit „Hören-sagen", und dass dies heute „nur noch mündlich weiter gegeben werde". Genauso argumentierten auch die rabiatesten Antisemiten in der Nazizeit. Der wunde Punkt ist aber der. Das zitierte WTG-Buch erschien nach 1945!

Mies - mehr als mies - ist auch die Verteidigung des Herrn W. zum Thema zu bezeichnen. Verpackt in einer unscheinbaren Fußnote eines Aufsatzes von ihm in der Zeitschrift „Religion Staat Gesellschaft" gibt es dort zum besten:

„Dieser in erster Linie religiöse Charakter der Argumentation darf nicht neutralisiert und Rutherfords Redestil nicht verallgemeinert werden. Die IBV-Schriften haben gelegentlich auch vor 1932 die Typisierung jüdischer Kapitalisten verwendet, ohne "antijüdisch" zu sein. So zeigt die Zeitschrift Das Goldene Zeitalter (GZ) vom 15. Juni 1925 (Bern) auf der Titelseite eine Illustration zum Thema "Die Wiederherstellung Israels", nimmt auf die Wiederherstellungsprophezeiungen des AT Bezug und bemerkt: "Allerdings sind es nicht die Geld- und Schacher-Juden, von denen hier der Prophet redet; es wird ein gedemütigter, gottsuchender Überrest des Volkes Israel sein."
Wer das Zitat isoliert und übersieht, daß der vorangehende Artikel "Alles zum Besten" die jüdische Talmud-Geschichte von Rabbi Akiba als positiven Erbauungsstoff für Bibelforscher rezipiert, verkennt die Situation.

Nach der von W. angegebenen Quelle habe ich mir jetzt mal den „Rabbi Akiba"-Artikel angesehen. Harmlos, Super harmlos. In keinem qualitativem Verhältnis (negativer Art) stehend etwa zu den Auslassungen in „Ausgerüstet ..." (die vorher zitiert wurden).

Es bleibt also der Tatbestand bestehen. Ein notwendiges „mea culpa" der WTG zum Thema, steht bis heute aus!

Man vergleiche zum Thema auch:
www.humanist.de/kriminalmuseum/talmud.htm

www.humanist.de/kriminalmuseum/st-index.htm

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Geschrieben von Drahbeck am 15. März 2007 04:04:55:

Als Antwort auf: Re: 8. 3. 1957 (Vor fünfzig Jahren) geschrieben von Drahbeck am 08. März 2007 06:35:05:

Bereits in der „Erwachet!"-Ausgabe vom 22. 1. 1957, rührte auch die WTG - faktisch - die Werbetrommel für den Hollywood-Film „Die zehn Gebote".
Siehe dazu

Parsimony.20766

Sofern es denn in dieser „Erwachet!"-Rezension auch kritische Aspekte zu dem Film gab, waren die doch eher unterrepräsentiert. Der Normalleser von „Erwachet!" wird das zeitgenössisch als Empfehlung verstanden haben, sich den Film auch selbst mal anzusehen. Und genau - nur dieser Aspekt - ist ja für Hollywood wichtig, dass die Kinokassen „klingeln".
Sicherlich hat auch „Erwachet!" seinen nicht unbedeutend einzuschätzenden Anteil an dieser erreichten Zielstellung gehabt.

Aber wohl nicht „nur" „Erwachet!" allein. Man kennt ja einen ähnlich gelagerten Fall auch aus der Neuzeit, der mit dem Namen Poppenberg verbunden ist.
Was keinem anderen gelingt, WTG-Religionsanhänger, Pfingstler, Charismatiker usw, usf. unter „einem Hut zu versammeln", dass ist Herrn Poppenberg in der Tat dergestalt gelungen, dass alle genannten sich „fast um die Wette" als potente Käufer seiner Videos (jedenfalls eines Teiles seiner Videos Evolutionskritischer Art) erweisen; mögen sie sich ansonsten, in etlichen theologischen Fragen auch (relativ) „Spinnefeind" sein.

Ähnlich war schon - sogar ein paar Nummern größer - seinerzeit eben die Situation beim Hollywood-Film die „Zehn Gebote". Da konnte man in den Kinoreihen einträchtig nebeneinander, die unterschiedlichsten Strömungen der fundamentalistischen religiösen Szene vorfinden, die sich ansonsten, im Alltagsleben, eher aus dem Wege gehen.

Dieser quasi „Ökumenisnmus von unten", ist dann doch wohl nicht das, was der WTG irgendwie „am Herzen läge". Das Gegenteil ist doch wohl der Fall. Und so hielt man es doch - verspätet - noch für angebracht, auch noch einen „Zerriss" dieses Filmes zu publizieren. Und zwar in der „Wachtturm"-Ausgabe vom 15. 3. 1957.

Der hingegen war praktisch genommen dergestalt „bedeutungslos", dieweil der für Hollywood wichtige Aspekt des „Kinokassen klingelns" bereits eingetreten war. Insofern konnte man aus deren Sicht, dabei „zur Tagesordnung übergehen".

Anders wäre es gewesen, der „WTG-Zerriss" wäre zuerst (oder zumindest zeitgleich) mit dem „Erwachet!"-Artikel erschienen. Dann hätte dass schon eine gewisse „Geschäftschädigende" Auswirkung haben können. Genau das aber war ja nicht der Fall. Der „Wachtturm"-Artikel erschien ja erst knapp zwei Monate später. Zeit genug, um in der Zwischenzeit die Kinos zu bevölkern.

Im folgenden kommentarlos, seien noch einige wesentliche Passagen der WTG-Kritik zum Film „Die zehn Gebote" vorgestellt:

Der Produzent und Regisseur Cecil B. DeMille des Hollywood-Films „Die Zehn Gebote" hat weit und breit bekanntgemacht, wie genau dieser Film der Bibel entspreche. Viele Geistliche haben sich eilends auf seine Seite begeben und schließen sich mit ihrem Lob den Hollywood-„Jasagern" an. In diesen Gesang stimmen Filmkritiker im allgemeinen mit ein.

Aber die Tatsachen zwingen einen zu der Schlußfolgerung, daß diese Männer der Wahrheit gegenüber entweder gleichgültig sind oder sie nicht kennen.

Die erste Hälfte des Films ist zum größten Teil frei erfunden, obwohl von ihm behauptet wird, er stütze sich auf gewisse geschichtliche Tatsachen. Von der zweiten Hälfte, die von der Zeit, da Mose lebte, handelt, worüber die Bibel berichtet, wird bekanntgegeben, sie entspreche genau der Heiligen Schrift. DeMille sagt: „Alles ist so, wie ich es in der Bibel gefunden habe."

Rabbi Magnin von Los Angeles erklärte: „Ich weiß nicht, wann ich jemals so ergriffen und begeistert war . .. Alles wird ehrfurchtsvoll, würdig und geistlich anregend behandelt." Rabbi Pressman von Los Angeles sagte: Diese Geschichte „wird auf machtvollste und ehrfurchtsvollste Weise erzählt", fügte hinzu: „Es ist mein Gebet, daß der große Schöpfer dieses Ihr Opfer als einen echten Tribut auf dem Altar des Dienstes und der Verbreitung seiner Wahrheit annehme."

Der Methodisten-Bischof Kennedy von Los Angeles sagte zu DeMille: „Ihr Beitrag den Sie durch diesen Film für unsere Generation leisteten, wird einer der bedeutsamen unserer Zeit sein." George Heimrich, ein Glied des Nationalrats der Kirchen Christi, schrieb: „Gott hat Mr. DeMille wahrlich zu einer Zeit gebraucht, in der wir größeren Nachdruck auf das geistige Verständnis unter den Völkern der ganzen Welt legen müssen, wenn wir dem vollständigen Chaos entgehen wollen ... Mr. DeMille. Ihr Film kann und wird den Weltfrieden beeinflussen." Präsident McKay von der Kirche Jesu Christi der Heiligen der letzten Tage pries den Film als „heiligen Geschichtsbericht, der ehrfurchtsvoll und meisterhaft verfaßt wurde".

Kardinal Francis Spellman von New York sagte: „Mr. DeMilles ergreifende Darstellung der 'Zehn Gebote' wird das Leben aller derer bereichern, die diesen Film sehen." Kardinal McIntyre von Los Angeles sagte: „Wir sehen die Mission, die Mr. DeMille zu erfüllen hatte, als etwas Großes an ... Ich bin sicher, daß der Herr in seiner Güte und Gnade ihn und alle, die ihm bei diesem großartigen Werke geholfen haben, reichlich segnen wird."

Dr. William Lindsay Young, Vizepräsident der Nationalen Konferenz der Christen und Juden schrieb: „Von Zeit zu Zeit sind im Laufe der Geschichte Menschen aufgetreten, die eine bedeutsame, bleibende Reaktion im moralischen und geistigen Leben ihrer Zeit ausgelöst haben: der Apostel Paulus im ersten Jahrhundert, der heilige Franziskus im 13. und Martin Luther im 16. Jahrhundert. Jeder hat auf seine Weise das. Gewissen seiner Generation wachgerüttelt. Es mag sehr sein, daß Cecil DeMille durch die Herstellung des Filmes ,Die Zehn Gebote' als einer der großen Propheten des 20. Jahrhunderts dastehen wird."

Bowley Crowther von der 'New York Times' schrieb: „Es ist offensichtlich, daß DeMille und seine Gruppe von Forschern und Schreibern sich in bezug auf die Einzelheiten der fundamentalen Geschehnisse und die dramatische Wegleitung zur Filmhandlung an das Alte Testament gehalten haben. Sie sind dem Bericht über Mose gefolgt, so wie er im zweitem Buche Mose geschrieben steht, und dies mit dem absoluten Glauben, daß sich die Geschehnisse buchstäblich so zugetragen haben."

Gerade das Gegenteil erweist sich; es fällt auf, daß DeMille dem biblischen Bericht nicht gefolgt ist. Ferner fällt auf, daß sich der genannte Kritiker und die meisten anderen Filmkritiker nicht die Zeit genommen haben, den biblischen Bericht zu lesen. Hätten sie nur eine Stunde dafür aufgewendet, in der Bibel nachzulesen, nachdem sie beinahe vier Stunden damit zugebracht hatten, sich den Film anzusehen, dann würden sie ihre Unkenntnis der Bibel nicht so offen zur Schau gestellt haben.

Crowther begnügte sich nicht damit, nur in der Rolle als Filmkritiker zu stolpern. Er versuchte sich auch noch zum Bibelkritiker aufzuschwingen und stolperte dabei ebenfalls. Er sagte, die Bücher der Bibel seien „voller Widersprüche und stimmten in vielen Einzelheiten nicht mit der archäologischen Erkenntnis überein; aber wir wollen hierauf nicht näher eingehen". Er kennt nicht einmal den einfachen biblischen Bericht gut genug, um zu wissen, daß DeMille diesem oft widersprochen hat und trotzdem erkühnt er sich, als Bibelkritiker aufzutreten.

Wie so viele Leute der Gegenwart denkt er, er müsse sich als Intellektueller der Neuzeit ausweisen, der zu gebildet sei, um einfältig an Gottes Wort zu glauben. Zu viele Menschen glauben heute nicht daran, und dies, ohne eine feste Grundlage für ihren Unglauben zu haben. Sie plappern einfach Aussprüche nach, die zu Schlagworten oder zu einer Art „Parteirichtlinie" geworden sind. Tatsache ist, daß die Archäologie die Bibel bestätigt, und je mehr man davon erfährt, desto mehr schwinden die angeblichen Widersprüche in der Bibel.

Die Kritikerin Kate Cameron von der 'Daily News', New York, erklärt: „Die zweite Hälfte des Films, der von Mose, dem hebräischen Patriarchen, handelt, folgt buchstäblich dem biblischen Bericht." Diese Kritikerin ist sehr „ungelehrt", um mit den Worten der Schrift zu sprechen. Es erscheint angebracht, daß sich die Bibelkritiker die paar Minuten, die zum Lesen der betreffenden biblischen Aufzeichnungen notwendig sind, nehmen sollten, wenn sie Kritiken über Bibelfilme schreiben. Schulden sie dies nicht ihren Lesern? Gehört es nicht zu einem Teil ihrer Arbeit, auf intelligente Weise zu kritisieren, statt bloß die Behauptungen der Filmwerbeleiter zu verbreiten? Wie sind sie sonst dazu qualifiziert, biblische Filme zu besprechen? Trotzdem sprachen die meisten Kritiker gefühlvoll über die monumentale Größe und die tiefgreifende Wirkung des Films „Die Zehn Gebote" von DeMille. Er ist eindrucksvoll und unterhaltend, doch sind darin — wenn verglichen mit der Heiligen Schrift — auch erdichtete Stellen und Irrtümer zu finden. Man sollte bei einer Kritik beides erwähnen.

Nicht alle Filmkritiker ließen sich durch DeMilles Publizität blenden und irreführen, auch nicht dadurch, daß Geistliche die Werbetrommel rührten. Selbst wenn diese Kritiker, die tiefer in die Sache eindrangen, nicht die Ungenauigkeiten des Films hervorhoben, bemerkten sie doch den Flitterglanz und den Mammon Hollywoods, der den Schimmer einer geistlichen Größe des Films, der vorhanden sein mag, überstrahlte.

In der Zeitschrift 'Newsweek' vom 5. November 1956 hieß es: „DeMille, ein Mann von tiefem religiösem Empfinden, hat auf Grund gewisser Stellen im Alten Testament verschiedene Mutmaßungen angestellt, die ihm vernünftig erschienen (nachdem er einen kurzen Blick in die Geschichtsberichte der alten Historiker Philon und Josephus geworfen hatte), und hat daraus eine Geschichte entwickelt, die gelegentlich mit der biblischen Geschichte und oft nur mit DeMilles eigener Vision hinsichtlich eines 'religiösen Films' übereinstimmt. Er nimmt den meisten biblischen Stoff aus dem zweiten Buche Mose (Exodus). Die Geschichte, die DeMille erzählt, besteht hauptsächlich aus der Lebensgeschichte Moses von der Zeit an, da er im Schilf gefunden wurde, bis zu der Zeit, da er am Sinai die Gesetzestafeln erhielt. Typisch für sein Werk ist die Tatsache, daß von den vielen Nebenhandlungen, die der Film ,Die Zehn Gebote' enthält, keiner mehr Aufmerksamkeit geschenkt wird als der von vornherein verurteilten und rein erfundenen, von DeMille zusammengebrauten Liebesaffäre zwischen Mose und der verführerischen ägyptischen Prinzessin Nefretiri." Nach einer weiteren Kritik wird die Filmbesprechung mit den Worten abgeschlossen: „Wenn ihm die Ehre für all das Eindrucksvolle seines Werkes zuteil werden soll, dann muß er auch die Verantwortung für das tragen, was nicht eindrucksvoll ist. Beides ist eine ganze Handvoll."

Nachdem die Zeitschrift 'Time' vom 12. November 1956 die Zeit, das Geld und die Anstrengungen beschrieben hat, die erforderlich waren, um den Film herzustellen, stellt sie die Frage: „Und was ist das Ergebnis all dieser erstaunlichen Anstrengungen? Man könnte es in etwa mit einer 2,5 m großen Varietetänzerin vergleichen — zwar ganz gut gebaut, aber viel zu groß und zu pompös! Und manchmal ist DeMille schlimmer als nur pompös. Es hält schwer, einen weiteren Fall zu finden, wo ein solch großes goldenes Kalb ohne Einwendungen der religiösen Führer aufgestellt worden ist. Mit unübertrefflicher Frömmigkeit behauptet der ,Cine-Mogul' DeMille, daß er versucht habe, ,die Bibel gemäß ihrer ursprünglichen Form wiederzugeben', nämlich gemäß der Form des damaligen Lebens. Doch was hat er in Wirklichkeit getan? Während einer Zeitdauer, die fast doppelt so lang ist, als irgend jemand es je wagte, hat er Sinnlichkeit und Sand in die Augen der Kinobesucher gestreut."

Die Zeitschrift 'Time' schließt mit einem scharfen Angriff ab: „Es gibt tatsächlich Augenblicke, wo es aussieht, als ob das siebente Gebot [„Du sollst nicht ehebrechen"] das einzige sei, für das DeMille sich wirklich interessiere, so daß der Exodus beinah eine ,Sexodus' zu sein scheint — als Folge der unglücklichen (und rein erfundenen) Liebeslebens Moses. Ist dies lästerlich? Technisch gesehen nicht; aber es hält manchmal schwer, festzustellen, wo die feine Linie zwischen schlechtem Geschmack und Gotteslästerung zu ziehen ist. Als Gott aus dem brennenden Busch zu Mose spricht, ertönt eine schmalzige Baßstimme, die sich genauso anhört wie die eines Fernsehansagers, der für ein Bestattungsinstitut Reklame macht. In solchen Augenblicken kann man sich des Eindrucks unmöglich erwehren, daß der Filmproduzent, zweifellos ohne es zu beabsichtigen, den Namen des Herrn mißbraucht hat."

Dick Williams schreibt in der 'Mirror News', Los Angeles, vom 14. November 1956 in seiner Spalte: „Ich bin kein Fachkundiger in der biblischen Geschichte. Obwohl ich in bezug auf gewisse Teile des Films, den ich schon gesehen habe, großes Mißtrauen hege, bin ich doch nicht in der Lage, DeMilles Behauptungen anzufechten, daß die einzige Stelle, wo der Film nicht beabsichtigt, der Bibel genau zu entsprechen, die Szene mit dem goldenen Kalb ist. Andere jedoch, die in bezug auf den Tatbestand vermutlich besser bewandert sind können treten hervor und widersprechen DeMille und dies nicht nur in nebensächlichen Dingen. ...

Die Bibel zeigt, daß Pharao die hebräischen Kindlein töten ließ, um die Vermehrung der israelitischen Bevölkerung einzudämmen, aber im Film von DeMille heißt es, daß dies getan wurde, um den Befreier Mose zu vernichten, während er noch ein Kind war. ...

Die Bibel deutet an, daß Mose stets wußte, daß er ein Hebräer war, und weil er dies wußte, tötete er einen Ägypter, der einen seinen hebräischen Brüder schlug. Er floh aus Ägypten. Aber gemäß dem Film wird er verbannt, weil man, nachdem er groß geworden ist, erfährt, daß er ein Hebräer ist und dasselbe Mädchen liebt wie Pharaos Sohn. ...

Die Bibel berichtet erst in den Tagen des Propheten Jeremia davon, daß das Gesetz auf Menschenherzen geschrieben werden soll, aber DeMille greift Gott in dieser Angelegenheit etwa 900 Jahre vor, indem er dies zu Mose am brennenden Busch sagen läßt. ...

Die Bibel zeigt ... daß Mose aus Ägypten floh, als er vierzig Jahre alt war, und daß er achtzig Jahre zählte als er aus Midian zurückkehrte. Der Film enthüllt jedoch überhaupt nicht, daß soviel Zeit verstrich, sondern zeigt alle Darsteller, die in den Liebesszenen mitwirken, in wunderbarer Jugendfrische, obwohl man Mose am brennenden Busch mit einem Mal durch ein Wunder altern läßt.

So wie die Bibel es zeigt, waren Moses Feinde in Ägypten tot, als er zurückkehrte; im Film aber sitzt sein schlimmster Feind als Pharao auf dem Throne. ...

Die Bibel berichtet von Gottes Beschluß, die zehnte Plage, den Tod der ägyptischen Erstgeborenen, herbeizuführen. Im Film aber ist dieses Töten der Erstgeborenen Pharaos Idee, da er mit den Israeliten so zu handeln gedenkt; und erst darauf kehrt Gott den Spieß um und läßt dies den ägyptischen Erstgeborenen widerfahren. ...

Der biblische Bericht erklärt, Pharao habe später den Israeliten nachgestellt, um seine Sklavenarbeiter zurückzuholen, aber DeMille sagt, es sei deshalb gewesen, weil Mose die Liebe der Königin Pharaos verschmäht habe. ...

Es mag umstritten sein, ob Pharao seine Truppen zum Roten Meer begleitete oder nicht, aber wenn er es tat, so kam er gemäß der Bibel dort um. Der Film hingegen läßt ihn den Zusammenbruch der Wassermassen überleben und nach Ägypten zurückkehren. ...

Hat Dathan zur Anbetung des goldenen Kalbes am Sinai angestiftet, und hat die Erde ihn und andere deshalb verschlungen? DeMille sagt ja, aber die Bibel sagt nein. Starben jene Anbeter des Kalbes überhaupt auf diese Art? Nein, sondern durch das Schwert und eine Plage. Dathan befand sich nicht unter ihnen, denn er und andere Rebellen wurden zu einem viel späteren Zeitpunkt und wegen einer ganz anderen Sünde von der Erde verschlungen. ...

Welche Ironie, daß gerade dort, wo DeMille sagt, er sei von der Bibel abgewichen, er in Wirklichkeit nicht abwich! Er sagte nämlich, die Leute hätten bei der Anbetung des goldenen Kalbes nackt getanzt, aber er habe sie bekleidet; moderne Übersetzungen zeigen richtigerweise, daß sie nicht nackt tanzten, sondern sich ausgelassen und zügellos benahmen. ...

Jeder möge sich nun die Frage selbst beantworten: Wie treulich hielt sich DeMille an den biblischen Bericht? Wie recht hatten die Geistlichen, die den Film als ergreifend, Ehrfurcht erweckend, geistlich anregend und begeisternd priesen? Gebrauchte Gott wirklich DeMille, und gab er ihm diese Mission zu erfüllen, wie gewisse Leute sagten? Und ist es nicht mehr als nur lächerlich, ihn mit dem treuen Apostel Paulus zu derselben Klasse zu zählen, wie dies einer jener Geistlichen getan hat? Und was ist von jenen Filmkritikern zu sagen, die schrieben, es sei auffallend, mit welcher buchstäblichen Genauigkeit er sich an die Bibel gehalten habe? Dieser biblische Film hat bestimmt die Unkenntnis über die Bibel an den Tag gebracht!

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Geschrieben von Drahbeck am 22. März 2007 05:06:22:

Als Antwort auf: Re: 15. 3. 1957 (Vor fünfzig Jahren) geschrieben von Drahbeck am 15. März 2007 04:04:55:

„Der schwächliche Religionsriese im Scheinwerferlicht" titelt „Erwachet!" in seiner Ausgabe vom 22. 3. 1957. Gemeint ist damit insonderheit die katholische Kirche, der dann auch im Detail nichts an Kritik erspart wird, wofür beispielsweise solche Sätze stehen wie:

„Beweisen die Tatsachen, daß es diesem Religionsriesen auch an Mut fehlt? Jawohl. So hat der Papst die Petition führender Katholiken Amerikas, in der sie ihn ersuchten, Hitler zu exkommunizieren, unbeachtet gelassen, obgleich Hitler ein teuflisches Verbrechen nach dem anderen beging."

Trifft diese Halbherzigkeit nur auf die genannte Kirche zu, mag man da nur rückfragen. Was ist zum Beispiel zu neueren Pressemeldungen (aus dem Jahre 2007 zu sagen), dass es in diesem Lande (Bundesrepublik Deutschland) immer noch Städte gibt, die besagtem Hitler in ihren Ehrenbürgerlisten führen. Da fragt man sich doch, wie es wohl um die Geisteshaltung jener bestellt ist, die diesen Umstand noch immer nicht verändert haben, teilweise mit fragwürdigen Formalien, weiter verhindern!

Also blos mit den Finger auf eine bestimmte Kirche zu zeigen, erscheint da wohl ziemlich deplatziert. Der selbe Finger müsste auch auf politische Parteien in diesem Lande zeigen, die für diese Schande in gleichem Umfange haftbar zu machen sind.
Man vergleiche dazu beispielsweise:
www.fr-online.de/in_und_ausland/politik/aktuell/?em_cnt=1093174&

Was lehrt diese Erfahrung? Es ist wohl weltfremd zu erwarten, es gäbe irgendwo eine „Insel der Seligen". Sie gibt es nicht in der politischen Landschaft, aber auch nicht in der religiösen.

Weiter notiert „Erwachet!" unter anderem:
„Anstatt blutbefleckte Diktatoren zu exkommunizieren, hat dieser Riese Konkordate mit ihnen abgeschlossen, durch die er sich verpflichtete, sie gegen Einräumung von Privilegien zu unterstützen. So hat auf Grund des im August 1953 unterzeichneten Konkordats zwischen dem Vatikan und Spanien das politische Staatsoberhaupt bei der Ernennung eines katholischen Bischofs in Spanien das letzte Wort. Dafür genießt die katholische Kirche allein volle Religionsfreiheit."

Auch dazu wäre zu sagen. Korrumpierung kann vielerlei Gesichter haben. Eine besondere Korrumpierungsform hört in diesem Lande auf dem Namen „Körperschaft des öffentlichen Rechts". Jene denen es nicht schnell genug gehen konnte, sich ähnlich korrumpieren zu lassen (obwohl es eine Jahrzehntestreit faktisch wurde), haben damit ihre vermeintliche „Unschuld" auch für ein Linsengericht verkauft. Die rückblickende Geschichtsschreibung wird eines Tages über sie das gleiche vernichtende Urteil fällen, dass sie meinten (wie zitiert), über die ihnen in dieser Frage in der Tat einige Jahrhunderte voraus habende katholische Kirche, äußern zu können.

Das dem so ist, ist eine Zwangsläufigkeit in einer Welt, in der es keine wirklichen „Inseln der Seligen" gibt. Schon Gerhart Hauptmann, hatte diese Aspekte in einem bemerkenswertem Roman herausgearbeitet; dessen Lektüre (und Durchdenkung des Mitgeteilten) weit wertvoller wäre, als alles „Bibel und Wachtturmstudium" insgesamt.
Gerhart Hauptmann

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Geschrieben von Drahbeck am 01. April 2007 07:37:24:

Als Antwort auf: Re: 22. 3. 1957 (Vor fünfzig Jahren) geschrieben von Drahbeck am 22. März 2007 05:06:22:

In einer kleineren Notiz liest man im „Wachtturm" vom 1. 4. 1957:

„Bei seinem Tode im Jahre 1896 hinterließ Alfred B. Nobel, der schwedische Wissenschaftler und Erfinder des Dynamits, einen Fonds von 9.000.000 Dollar. Die Zinsen dieses Betrages sollten jährlich an Männer verteilt werden, die im verflossenen Jahre der Menschheit den größten Nutzen geleistet haben. Dieser Nobelpreis wird für Leistungen auf dem Gebiet der Physik, Chemie, Medizin, Physiologie, Literatur und der Friedensbestrebungen verliehen. Am 7. November des letzten Jahres gab das Komitee für den Nobel-Friedenspreis bekannt, daß weder im Jahre 1955 noch 1956 jemand für würdig befunden worden sei, den Friedenspreis zu empfangen. Der Preis in Höhe von 36.720 Dollar hatte als verspäteter Preis im Jahre 1956 zur Verfügung gestanden. Nun wird er nicht mehr ausgezahlt. Der Preis für das Jahr 1956 in Höhe von 38.634 kann im kommenden Jahr ausbezahlt werden; aber zur Zeit, da die Bekanntgabe erfolgte, war noch keine Leistung für den Frieden erfolgt, die die Auszahlung gerechtfertigt hätte."

Wie man dieser Meldung unschwer entnehmen kann, ist es offenbar leichter Unwürdige, denn Würdige zu benennen. Da ja in dem Bericht auch der Begriff „Dynamit" mit vorkam, erinnert das durchaus auch daran, dass eine Schweizer katholischer Autor mal titelte: „Dynamit unter dem Schweizerhaus". Was er unter Dynamit verstand, ist, liest man seine Ausführungen, unschwer erkennbar, nämlich die WTG-Religion. Also aus dieser Sicht, ist wohl letztere auch der Kategorie der äußerst ungeeigneten Kandidaten zuzurechnen.

Das empfand man schon im Polen des Jahres 1938 so. 1939 wurde jener Staat zwar von Hitlerdeutschland annektiert. 1938 war er aber noch selbstständig. Und just im Jahre 1938 stand auch in Polen ein Zeugen Jehovas-Verbot auf der Tagesordnung. Zur seiner Begründung wurden sicherlich auch gesuchte Gründe (und weniger Gesuchte) mit herangezogen. Das ist unstrittig.

Zu den was der „Gesucht" wurde gehörte auch jene Zitate aus der WTG-Zeitschriften (laut Bericht im „Trost" vom 1. 7. 1938) wie zum Beispiel die nachfolgenden:

"Unser König sagt: .Stellet euch ringsum auf wider Babel ... schießet ihm nach, schont die Pfeile nicht! denn gegen Jehova hat es gesündigt. Erhebet ein Schlachtgeschrei gegen dasselbe ringsum!" ... Das ist ein deutlicher Befehl von Gott, den Tag der Rache auszurufen über die Organisation des Teufels, einschließlich der römisch-katholischen Hierarchie. Die Vernichtung der Ruchlosen wird er auf seine eigene Weise und zu seiner bestimmten Zeit vollziehen. ..."

Das hört sich dann wohl nicht so an, als seien das Aussagen, welche das Friedens-Nobelpreiskomitee „positiv" beeinflussen könnten.

Aber auch die zitierte „Wachtturm"-Ausgabe kann man durchaus für analoge Aussagen heranziehen: Etwa wenn darin auch zu lesen ist (S. 203):

„Niemand wird seine Vernichtung in Harmagedon überleben, außer jenen, die Glauben üben."

Eine solch kategorische Aussage reiht sich den würdig ein in die Reihe jener, wie etwa:
„Sobald das Geld im Kasten klingt, die Seele in den Himmel springt".
Oder in die Reihe jener Verkündiger, da die mit dem sadistischen ausmalen einer Feuerhölle, die von ihnen Geängstigten, in ihre enge Hürde hineintreiben. Ein qualitativer Unterschied zwischen den „Dynamit unter dem Schweizerhaus" und den Höllenlehrenpredigern und Harmagedon-Verkündern, besteht in der Tat nicht.

Insofern hat der „Wachtturm" mit seiner Replik sogar recht. Es ist weitaus leichter, Unwürdige für den Friedensnobelpreis zu benennen, als denn Würdige.

Eine der Unwürdigsten ganz offenbar auch die WTG-Religion!

Dynamit unter dem Schweizerhaus

Sie wollen keine Lispelheiligen sein

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Geschrieben von Drahbeck am 08. April 2007 07:01:16:

Als Antwort auf: Re: 1. 4. 1957 (Vor fünfzig Jahren) geschrieben von Drahbeck am 01. April 2007 07:37:24:

„Sind Nonnen die Bräute Christi?" fragt „Erwachet!" in seiner Ausgabe vom 8. 4. 1957. Unschwer zu erraten, dass an diesem Ort diese Frage eindeutig verneint wird.
Laut „Erwachet!" hätte die römisch-katholische Kirche etwa rund 575.000 Nonnen, die zwar in Klostergemeinschaften lebten, aber nicht selten berufliche Tätigkeiten außerhalb selbiger ausübten.
Spartanische Lebensverhältnisse sind oft innerhalb der Klostermauern anzutreffen.

„Die 'tätige' Nonne, deren Leben in dem Buch 'The Nun's Story' (das im Jahre 1956 in Amerika zu den meistgekauften Büchern zählte) geschildert wird, stand jeden Morgen um 4.30 Uhr auf, aß stumm ihre Mahlzeit und unterbrach ihre Tätigkeit, was es auch sein mochte, sobald die Glocke sie zur Andacht rief. Ihre Superiorin verlangte von ihr, als Beweis ihrer Demut, sich beim Schwesterexamen so anzustellen, daß sie durchfiele. Unter anderem berichtete sie Dinge wie:
'Ich klage mich an ... vergessen zu haben, den Fußboden zu küssen ... als ich die Tür ins Schloß fallen ließ'. Eine der Bußübungen die verlangt wurden, war das Küssen der Füße der zehn ältesten Nonnen.

In einem achtseitigen illustrierten Bericht über das Klosterleben, den die Zeitschrift 'Time' in ihrer Ausgabe vom 11. April 1955 veröffentlichte, hieß es, daß 'die Superiorin bei den Schwestern absichtlich ein Gefühl des Versagens hervorrufen, indem sie ihnen immer die gleiche Arbeit oder Beschäftigung zuweisen'; ferner, daß 'die Superiorin wohlerwogene Demütigungen auferlegt, um die angeborene Eigenliebe, die die meisten Christen als natürlich hinnehmen, bei ihnen zu zerstören.'
Der Bericht zeigte auch, daß die Nonnen, wenn das Klosterleben auf einmal unerträglich monoton und langweilig wird, von 'Berufskrankheiten' befallen werden, wie nagende Zweifel, Übergewissenhaftigkeit und 'geistige Trockenheit'.

Nun ist sicherlich bei den Zeugen Jehovas eine analoge Einrichtung zum katholischen Nonnenwesen nicht vorhanden. Aber was denn ihre Hauptamtlichen etwa in Selters anbelangt, mit ihren - theoretischen - Taschengeld-"Einkommen", kann man sie in gewisser Weise (mit Abstrichen) durchaus auch mit dem Mönchwesen andernorts vergleichen.

Zumindest was die im Bericht geschilderten Demütigungsstrategien anbelangt, gibt es in der Zeugen Jehovas-Hierarchie sehr wohl (indirekte) Parallelen.

Man muss da keineswegs etwa an „Falco-Karikaturen" denken, um diesen Umstand bestätigt zu sehen.

Insbesondere der Umstand, dass jene die den eigenen Willen nicht total an den Eingangstüre von Selters und Co abgeben und dass dieses auch gegebenenfalls mit Restriktionen erzwungen wird (wenn sie denn dort beruflich einzutreten gedenken), ist auch im Zeugen Jehovas Bereich belegt.

Rolf Nobel etwa (als einem Beispiel) schreibt in seinem Bericht:
„Zeugen Jehovas, die fast ihr ganzes Leben lang in der Wachtturm-Zentrale arbeiten, sind natürlich vom Wohlwollen der Aufseher vollkommen abhängig. Wenn sie irgendwo anecken und das Bethel verlassen müssen, stehen sie ohne einen Pfennig da. Das passierte einem Bäckermeister des Bethel. Vier Tage nach einem Verstoß gegen die Glaubens- oder Moralvorstellungen der Zeugen Jehovas wurde er vor die Tür gesetzt. Er kam aus der DDR, wo er wegen seiner Mitgliedschaft bei Jehovas Zeugen im Gefängnis saß. Der Bäcker war ein Bär von einem Mann. Nach dem Ausschluß aus der Gemeinschaft und dem »Haus Gottes« saß er wie ein Häufchen Elend weinend auf seinen Koffern im Hof des Bethel, ohne einen Pfennig in der Tasche und ohne einen Freund oder Verwandten »aus der Welt«, der ihm hätte helfen können."

So schliesst sich auch auf dieser Ebene das Bild der Religion (egal welches Firmenzeichen sie auch trägt) als einem selbstverordneten Unterdückungsinstrumentarium der Menschheit.

Siehe auch:
Fallbeispiel Gottschling

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Geschrieben von Drahbeck am 15. April 2007 07:48:28:

Als Antwort auf: Re: 8. 4. 1957 (Vor fnfzig Jahren) geschrieben von Drahbeck am 08. April 2007 07:01:16:

„Eine üble Schaufensterrede und sonst nichts"

Und „Narren sind in der Politik nicht selten - als Kanonenfutter - hochwillkommen ..."

Das einige Kernsätze aus dem Kommentar zur „Wachtturm"-Ausgabe vom 15. April 1957 die da reißerisch als Sonderausgabe verbreitet wurde.
Siehe diesen Kommentar

Die WT-Sonderausgabe vom 15. 4. 1957

Als Hintergrund jubelt der genannte WT weiter:

„Bis zum Jahre 1949 wurde diesen Zeugen Jehovas kaum irgendwelche Aufmerksamkeit zuteil. Im Juli jenes Jahres fand in der 'Waldbühne' in Berlin eine Bezirksversammlung der Zeugen Jehovas statt ... Im folgenden Jahr nahmen anläßlich eines internationalen Kongresses der Zeugen Jehovas im Yankee-Stadion (New York) 85.000 Kongreßteilnehmer eine Resolution an, die einen Protest gegen die Verfolgung der Zeugen Jehovas durch die kommunistischen und andere Regierungsmächte enthielt.
Seither sind viele Meldungen über die Tätigkeit und die Leiden der Tausende von Zeugen, die sich hinter dem Eisernen Vorhang befinden, durchgesickert. Diese Meldungen erschienen in der Weltpresse und in den Zeitschriften der Watch Tower Society."

Wer kannte eigentlich vor dem spektakulären Angriff auf das World Trade Center den Namen Osama Bin Laden? Vom Durchschnittsbürger auf der Straße wohl kaum einer. Nach dem World Trade Center Angriff sehr wohl selbst die Schulkinder.

In diesem Vergleich stellt die WTG-Politik welche die einstmals unbedeutende Rutherford-Sekte auch in die Schlagzeilen der Weltpresse katapultierte, ihre Form des 11. 9. 2001 dar.

Natürlich erfordern weltgeschichtliche Kämpfe dieser Art auch Opfer. Die Piloten des Anschlages auf das World Trade Center, nebst vielen, vielen Unschuldigen, überlebten es nicht.
So hat auch die WTG-Religion ohne Frage ihre Märtyrergalerie.

Am Rande vermerkt. Um 1950 war unfraglich in den USA die McCarthy-Hysterie aktiv. Da sei doch mal eine Meldung zum Thema aus einer „Ecke" zitiert, aus der man sie eher nicht vermuten würde, insbesondere nicht den Schlußakzent, den diese Meldung bringt.

Unter der Überschrift „Zeugen Jehovas zwischen den Mühlsteinen des Kalten Krieges" notierte der „Sozialdemokratische Pressedienst" in seiner Ausgabe vom 12. 9. 1950:
„Der Kalte Krieg bringt Erscheinungen mit sich, die - vielleicht unvermeidlich - zu einem Gefahrenherd für den Bestand der Demokratie selbst führen können. In der redlichen Absicht, sich gegen die Infiltrationstaktiken des Bolschewismus zu sichern, ist man in den USA im Begriff, das Kind mit dem Bade auszuschütten.

Ein besonders grotesker Fall ist der der Zeugen Jehovas. ... Man sollte meinen, dass der ... Zusammenschluss von gläubigen Fanatikern, die sich zum Studium der Bibel zusammenfinden, den mit der hohen Politik belasteten Staatsmännern keinen Schrecken einjagen kann und doch ist es so, dass die Gewaltigen von (Berlin) Karlshorst (Sitz der SMAD) sich durch die Tätigkeit dieser religiösen Sekte ...bedroht fühlen und sie deshalb verboten haben. Dass der Vorwurf, die Zeugen Jehovas seien eine wohlorganisierte Vereinigung amerikanischer Spitzel, nicht ernst zu nehmen ist, bedarf kaum einer Erläuterung. ... Aus der Einstellung, dass die Welt dem Untergang entgegengehe und nur die Gläubigen Jehovas das 'Armageddon' überleben würden, sind sie nicht bereit, für eine weltliche Macht ihr Leben einzusetzen. Das brachte Tausende von ihnen bereits in die Kz der Nazis. Jetzt wandern sie in die Kz der Ostzone.

Doch ... dieses Nichtstellungnehmen-wollen zwischen Ost und West, hat die Zeugen Jehovas nunmehr in Konflikt mit den amerikanischen Behörden geführt. Kürzlich fand ein internationales Treffen der Zeugen Jehovas in New York statt, an dem mehr als 100.000 Menschen aus fast allen Ländern der Welt teilnahmen. Auf diesem Treffen wurde eine Protestresolution dagegen angenommen, dass Tausende ihrer Anhänger von den amerikanischen Einwanderungsbehörden am Betreten der USA gehindert oder ihnen enorme Schwierigkeiten gemacht wurden.

Es ist nicht der Sinn dieses Artikels, für oder gegen die Grundsätze der Zeugen Jehovas zu werben. Das Beispiel der Behandlung dieser Sekte scheint aber geeignet zu sein, auf die grossen Gefahren hinzuweisen, die sich aus einer antikommunistischen Hysterie ergeben und zum unnötigen Abbau demokratischer Freiheiten führen können.
WT 15. 4. 1957
Die McCarthy USA

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Geschrieben von Drahbeck am 22. April 2007 02:22:25:

Als Antwort auf: Re: 15. 4. 1957 (Vor fnfzig Jahren) geschrieben von Drahbeck am 15. April 2007 07:48:28:

Wurde in Kommentierung der vorangegangenen „Wachtturm"-Ausgabe, welche da als ausdrückliche Sonderausgabe firmierte, ihre Substanz als „Schaufensterrede" noch dazu übelster Art charakterisiert, so ist dieses Urteil im vollem Umfange auch auf diese „Erwachet!"-Ausgabe vom 22. 4. 1957 übertragbar.

Auch sie firmiert als ausdrückliche Sonderausgabe und schließt sich thematisch der Schaufensterrede an die Sowjetunion an

Der Schaufensterredencharakter wird noch durch entsprechende Karikaturen unterstriche, etwa die

Was den zusätzlich in dieser Ausgabe mit enthaltenen Artikel „Ungarn revoltiert gegen seine Zwingherren" anbelangt, so wurde darauf schon früher eingegangen.

Siehe dazu:
19572Ungarn

Es ist schon bemerkenswert. Man gibt vor an die Führer der Sowjetunion eine Petition gesandt zu haben, betreffs des unbefriedigenden Statusses der Zeugen Jehovas in der Sowjetunion. Das selbiger damals unbefriedigend war, ist unbestritten. Zeitgleich traktiert man diese Führer der Sowjetunion schon auf der Titelseite als Zwingherren. Nun, wenn sie denn solche sind, dann stellt sich doch wohl die Frage: Was will man eigentlich?

Will man diesen „Zwingherren" irgend etwas in Sachen Zeugen Jehovas abtrotzen? Und dann provoziert man sie schon durch vorgenannte Schlagzeilen. Wie naiv muss man eigentlich sein, um sich auf diesem Wege irgend ein Quentchen von „Verbesserung" erhoffen zu können?!

Sicherlich sind die in Rede stehenden Schreiber der WTG-Publikationen keineswegs „naiv". Sie haben sich voll an den amerikanischen Mainstream angepasst. Die McCarthy-Krise in den USA, von der auch die WTG (für sie unangehm) mit tangiert war, ist inzwischen überstanden. Jetzt heißt die Parole der WTG-Schreiber. Den herrschenden Kreisen in den USA „in den Allerwertesten kriechen" um es mal drastisch zu formulieren.

Tönt man in den USA in allen Schattierungen des Antikommunismus, so gilt für die WTG-Schreiber offenbar der Slogan. Auf diesem Felde „kann uns niemand übertreffen!" Genau das ist auch die Substanz dieser „Erwachet!"-Ausgabe

Zitat:
„Inzwischen können wir nichts weiter tun, als die Welt über die in russischen Gefängnissen, Straflagern und Deportationszentren weilenden Zeugen Jehovas zu unterrichten."

„Wunderbar" mag man dazu nur sagen. Zeitungen wie etwa die „New York Times" lassen Zeugen Jehovas-Thematiken eher links liegen. Hier indes hat man die reale Chance - zumindest auf diesem Wege - auch als Thema etwa in die „New York Times" zu gelangen. Als Thema in die „große Politik". Und so ist das ganze dann ja auch abgelaufen.

Einen innenpolitischen Punktesieg innerhalb der USA, brachte dies der WTG mit Sicherheit ein. Wenn es jedoch wirklich ernsthaft um echte Verbesserungen zu damaliger Zeit für die Zeugen Jehovas in der Sowjetunion gegangen wäre, dann wäre das jedenfalls der ungeeignetste Weg. Da wäre der Weg „feinster Diplomatie" auch vom Herrn Papst in Rom noch beschritten, als deutsche SS-Truppen buchstäblich vor den Mauern des Vatikans patrouillierten (1943) aber es eben nicht wagten, direkt in ihm hinein zu marschieren, was in der damaligen politischen Lage ein Kinderspiel gewesen wäre.

Wenn es also um echte Erleichterungen für die bedrängten Zeugen Jehovas in der Sowjetunion zu damaliger Zeit gegangen wäre, dann hätte es dafür nur den Weg der „feinsten Diplomatie" gegeben.

Aber darum ging es der WTG nicht in erster Linie. Ihr ging es nur um eine Schaufensterrede, um billigste Anbiederung, worin sie ja seit den Tagen des 25. Juni 1933, mittlerweile schon einige Routine hat. Zu fragen wäre allenfalls, wem man sich da jeweils anbiedert!

Ein neueres Beispiel solcher Anbiederei, wenn in WTG-Statement - zeitgleich - die Vokabeln „NS-Zeit" und „DDR-Unrechtssystem" verwandt werden, was ja wohl dann zu dem möglichen Missverständnis führen kann, war etwa das Naziregime „halb so schlimm". Oder anders formuliert das „Ostdeutsche Unrechtssystem sei schlimmer gewesen". Sagt das Zeuge X Y ist das als seine Privatmeinung, nach dem Motto „das Hemd ist ihm näher als der Rock" noch halbwegs hinnehmbar.

Indes stammt diese kritisierte Terminologie von Funktionsträgern der WTG. Letztere müssen wissen, was sie tun oder nicht tun. Und einen „Narren-Vorschuss" kann man ihnen keineswegs zubilligen. Sie agieren bewusst. Bewusst als Anbiederer!
Siehe dazu auch:

Parsimony.20985

Anbiederung

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Geschrieben von Drahbeck am 01. Mai 2007 06:28:15:

Als Antwort auf: Re: 22. 4. 1957 (Vor fünfzig Jahren) geschrieben von Drahbeck am 22. April 2007 02:22:25:

Vortragsdispositionen (von der WTG vorgegebenes Gerüst für öffentliche Vorträge) Nr. 031-1.
Darin Zitat:

„Ehud gab uns ein Beispiel für theokratische Kriegslist Deshalb ist es notwendig, vorsichtig wie Schlangen zu sein. Dies wäre besonders notwendig, wenn Gegner, wie der Feind in einem geistigen Krieg versuchen, Informationen zu erhalten, auf die sie kein Recht haben, aber die unsere geistigen Brüder in Gefahr bringen würden, wenn die Feinde diese Informationen erhalten würden. In solchen Fällen mag es notwendig sein theokratische Kriegslist anzuwenden, um den Feind irrezuführen und seine Pläne zu vereiteln.
Jehovas Richter Ehud erwies sich für Israel als Retter, indem er die Feinde Israels täuschte.

Redner: Lies Richter 3:12-30, und weise auf die List hin, die angewandt wurde, um in Eglons Privaträume Eingang zu finden.
David täuschte Wahnsinn vor, indem er den Feind irreführte bis es ihm möglich war zu fliehen ..."

Es ist schon als penetrant zu bezeichnen, welche Banalitäten, für die WTG besonders in den Jahren 1956/57 herhalten mussten, um den Zeugen immer aufs neue wieder den WTG-Grundsatz, sogenannter „theokratischer Kriegslist" einzubläuen. So - unter anderem - auch wieder in der „Wachtturm"-Ausgabe vom 1. 5. 1957.
Unter der Überschrift „Der Gebrauch theokratischer Kriegslist" (S. 287) liest man dort:

„In Kriegszeiten machen die verschiedenen Parteien große Anstrengungen um ihre Bewegungen oder Pläne vor dem Feind zu verheimlichen. Um den Feind im Ungewissen zu lassen oder ihn daran zu hindern Kenntnis über ihre Absichten zu erlangen, wenden sie Kriegslist an. Soldaten Christi, die mit den Feinden Gottes zu tun haben, welche die Wahrheit hassen und andere daran hindern wollen, sie kennenzulernen, gebrauchen weislich theokratische Kriegslist. Dies tun sie, nicht um jemanden zu verletzen oder ihm Schaden zuzufügen, sondern um zu verhindern, daß die „Wölfe" die Bemühungen vereiteln, durch die den schafähnlichen Menschen, die nach Erkenntnis der Wahrheit und Gerechtigkeit hungern, Hilfe gebracht werden soll. Wenn Christen solchen „Wölfen" begegnen, wenden sie Kriegslist an, indem sie in Übereinstimmung mit Jesu Anweisung in Matthäus 10:16 so vorsichtig sind wie Schlangen und dabei so harmlos wie Tauben. Wie im April, so werden Jehovas Zeugen auch im Mai fortfahren, Menschen zu suchen, die wie Schafe sind, indem sie von Haus zu Haus gehen und bei den Leuten vorsprechen. Sie werden im Mai zwei Bibelstudienbücher mit zwei Broschüren anbieten. Beitrag 3 DM (Schweiz 4 Fr.) ..."

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Geschrieben von Drahbeck am 08. Mai 2007 06:12:36:

Als Antwort auf: Re: 1. 5. 1957 (Vor fünfzig Jahren) geschrieben von Drahbeck am 01. Mai 2007 06:28:15:

„Erwachet!" vom 8. 5. 1957 kommentiert unter der Überschrift „Die Kehrtwendung der Kirche":
„Zu Beginn des 19. Jahrhunderts litt Mexiko unter dem Joch einer Zwingherrschaft. Deswegen emörte sich unter Führung des Priesters Hidalgo das geknechte Volk. Die Kirche brandmarkte sofort alle Aufständischen als Ketzer und exkommuzierte sie.

Aber weder die spanischen Waffen nochdie Bannflüche der Kirche vermochten den Aufstand zu unterdrücken.
Nach Hidalgos Hinrichtung setzte Morelos, ein anderer Priester, den Kampf um Freiheit und Gleichheit für die breiten Massen des Landes fort. Doch die Kirche war auch gegen ihn. Nach seiner Gefangennahme zitierte das Inquisitionsgericht Morelos zu einer öffentlichen Verkündigung des Inquisitionsurteils, worin er als „ein regelrechter Ketzer", der „die Kirche verfolgt und ihren Frieden stört", und als „ein Verräter an Gott, dem König und dem Papst" bezeichnet wurde.

Dieses kirchliche Gericht enthob Morelos aller Ämter und verurteilte ihn, falls ihm der Staat das Leben schenken sollte, „zu lebenslänglicher Verbannung in Afrika"; auch befahl es, daß seine Bußeinschreibung „in der Kathedrale von Mexiko aufzubewahren sei als die eines reuigen Ketzers" ...

Es kann nicht bestritten werden, daß die Kirche damals zu der verhaßten Regierung hielt. Doch Hidalgo, Morelos und andere Männer, die die Kirche exkommuniziert hat, werden heute in Mexiko als Nationalhelden verehrt.

In Anbetracht dieser geschichtlichen Tatsachen ist es besonders interessant, zu erfahren, was sich im vergangenen September in der Stadt Mexiko zugetragen hat. Ein Bericht darüber erschien in der Zeitung 'Ultimos Noticias' vom 14. September unter der Überschrift „Die Kirche ehrte das Andenken unserer Freiheitshelden und forderte die Entwicklung einer tiefen Vaterlandsliebe". Im Artikel hieß es dann:
„Der Primas von Mexiko, Erzbischof Monsignore Miguel Dario Miranda, pries heute die 'braven Männer', die für die Freiheit Mexikos gekämpft haben, und forderte die mexikanischen Katholiken auf, das Beispiel dieser Helden nachzuahmen. ,Ich hoffe, daß ihr vortreffliche Patrioten und gute Christen werdet.'

So sprach unser Prälat während der von der katholischen Kirche Mexikos heute in der Kathedrale durchgeführten Gedenkfeier zu Ehren der ,Männer', die ihr Leben für die Bildung dieses Staates geopfert haben. Männer wie Hidalgo, Morelos, Guerrero, Aldama usw. wurden erwähnt."
Diese Worte mögen in Anbetracht des früheren Verhaltens der Kirche eigenartig berühren, doch man beachte, was der Bericht weiter sagt: „Nach dem Rosenkranzbeten wies Monsignore Miguel Darfo Miranda auf die Verdienste von Männern hin, wie die des Priesters Don Miguel Hidalgo y Costilla, der die Unabhängigkeitsbewegung ins Leben rief; dann erwähnte er Morelos und schloß seine Aufzählung mit dem Hinweis auf das Heldentum der tapferen Kinder unseres Landes, die gegen die amerikanische Invasionsarmee kämpften.

Der Erzbischof sagte: ,Das waren gute Männer, patriotische Mexikaner, die verdienen, von uns allen geachtet zu werden. Ihr Leben ist für alle Mexikaner beispielhaft. Strebt danach, es ihnen gleichzutun.'"

Männer, die die Kirche exkommuniziert und verachtet hat, Verräter „an Gott, dem König und dem Papst", Männer, die sie zur Verbannung nach Afrika verurteilt hat, regelrechte Ketzer — welche Wandlung!

Wenn, wie der Monsignore ausführte, diese Männer ,gute Christen' waren, sind dann die Verantwortlichen der Kirche, die damals gegen sie Stellung genommen haben, schlechte Christen gewesen ? Oder dreht sich die Kirche nach dem Wind? Die 'Universal' schrieb, daß die katholische Kirche zum ersten Mal in der Geschichte Mexikos diesen mexikanischen Freiheitshelden auf solche Weise gehuldigt habe. ..."

Dieser Artikel schließt dann mit der Aussage, dass er die (damals) 14.000 dortige Zeugen Jehovas als postives Beispiel, dem vorgenannten gegenüber stellt.

Ein weiterer Artikel aus der gleichen „Erwachet!-Ausgabe erscheint mir noch zitierenswert. Insbesondere den Aspekt betreffend, welche Autoritäten da der Öffentlichkeit gegenüber, via des Sprachrohres Zeugen Jehovas, präsentiert werden. In dem entsprechendem Artikel liest man unter anderem:

„Generalleutnant Hersheys Ausführungen
Es ist äußerst interessant, zu sehen, wie gerecht, vernünftig und auch in Übereinstimmung mit der Bibel der Leiter des US-Amtes für den Wehrdienst, Generalleutnant Lewis B. Hershey, über dieses Thema denkt. In seinem Aufsatz, der in der Schrift 'Selective Service' (Wehrdienst) vom November 1956 veröffentlicht wurde, schrieb er unter anderem: „Es gibt einige Religionsgemeinschaften, die ihre Seelsorger nicht in der Weise wählen wie die herkömmlichen Konfessionen. Sollen die religiösen Führer dieser Gemeinschaften gezwungen werden, dem Maßstab, den die Mehrzahl der Kirchen anlegt, zu entsprechen? Das wäre Gleichschaltung, aber keine Religionsfreiheit. ...

Es ist das Bestreben des Amtes für den Wehrdienst gewesen, das Recht jedes Bürgers der Vereinigten Staaten, Gott nach seinem Gewissen und unter der Leitung der Seelsorger, die er sich selbst gewählt hat, anzubeten, ohne daß der Staat ihm vorzuschreiben sucht, wie oder wann oder unter wessen Führung er seine Religionsfreiheit ausüben kann, in jeder Weise und ohne Rücksicht auf andere Faktoren zu schützen. Dies ist nach der Auffassung des Amtes das Fundamentalste für den Schutz einer unserer ältesten und erhabensten Freiheiten."

Und dazu kommentiert dann „Erwachet!"
„Die Ausführungen Generalleutnant Hersheys sind in der Tat treffend und stützen sich auf gerechte Grundsätze. Sie passen besonders gut auf die Organisation der Zeugen Jehovas ..."

Man kommt nicht umhin, diese Aussage eines führenden Vertreters der US-amerikanischen Militär-Bürokratie, als beachtlich einzuschätzen. Selbst Länder wie die Bundesrepublik Deutschland konnten sich in den 1960er Jahren zu solcher Form von Liberalität nicht durchringen. Da spielten sich ganz andere Szenen (Tragödien) ab. Von Diktaturstaaten (etwa der damaligen Sowjetunion) erst gar nicht zu reden.

Vielleicht muss man auch die geschichtliche Entwicklung der USA dabei mit im Blick haben. Im Gegensatz zu etlichen europäischen Staaten gab es dort nie „eine" dominierende Religionsform. Pluralismus war und ist dort auf der Tagesordnung. Da herrschten (und herschen wohl noch) etwa im Kirchenfilz-Bayern ganz andere Konditionen. Ergo tat man sich hier bei der beschriebenen Problemlage doppelt schwer.

Also man kommt nicht umhin, im internationalem Vergleich (wohl auch heute noch) besagtes Votum als besonders liberal einzuschätzen. Hinzu kommt. das derzeitige Berufssoldatentum in den USA. Niemand, der nicht will, ist dort echt gezwungen dem Militär zu dienen. Das sieht dann wohl in Ländern mit allgemeiner Wehrpflicht, etwas anders aus. So gesehen kann man das durchaus dem Bereich „Privilegium" zuordnen. Andere Staaten sind da nicht so großzügig mit dem Verteilen von Privilegien. Man kann noch schärfer formuluieren, und es auch als eine neuzeitlichere (den spezifischen Bedingungen der USA angepasste) Religions-Korrumpierungsform werten.

Religion wird auch andernorts korrumpiert. Auch im bereits genannten Bayern. Eine dortige Korrumpierungsform (nur eines von vielen Beispielen) die katholische Universität Eichstätt. Eine Tendenz-Universität, gleichwohl zum erdrückenden Teil vom Steuerzahler zwangsweise bezahlt. Glück für jene die mit dieser Tendenz sympathisieren. Pech für jene, die das eben nicht können.

Die Religions-Korrumpierung offenbart sich also nur auf unterschiedlichen Feldern. Auch den USA ist wie vorstehend beschrieben, diese Praxis sehr wohl geläufig. Ihr Korruptionskind erweist sich ja denn auch besonders nützlich um die Welt am American way of Life „genesen" zu lassen. Wohl nicht alle sind über diesen Umstand besonders erfreut, was sich dann seit den Tagen eines 21. September, wohl inzwischen auch in den USA herumgesprochen hat.

In der Hoch-Zeit des kalten Krieges jubelten die USA-Falken (laut oder leise) über den Fanatismus der Zeugen Jehovas in den kommunistischen Staaten. Der passte in ihr Konzept, wenn da beispielsweise von östlichen Regimen zu lebenslänglich Verurteilte, vor Gericht zu Protokoll gaben:
"Meine Herren - Sie meinen wohl ein Jahr!"

Für die Verblendeten wurde das allerdings nichts mit dem "einen Jahr". Und nachdem sie nach vielen, langen Jahren, dann doch in den heiß ersehnten Westen abgeschoben, dort (Friedrich Adler) sogar im WTG-Bethel ihr "Gnadenbrot" bekamen. Das so "gnädig" war, dass wie Augenzeugen berichten, Adler auch noch für produktive Tätigkeiten eingesetzt wurde. Sprich einen Reißwolf zu betätigen, indem nicht mehr benötigte Papiere zerkleinert wurden, Das war dann das heiß ersehnte "eine Jahr". Außerhalb seiner so geschilderten beruflichen Tätigkeit, verrrammelte er ebenfalls nach entsprechenden Berichten, sein Zimmer, um ja nicht mehr Kontakt als nötig mit den "lieben Brüdern" haben zu müssen.

Man kann über diese religiöse Verblendung eigentlich nur den Kopf schütteln. Dennoch gab es sie diese Verblendeten. So wie es auch andere Verblendete gab und gibt (ebenfalls religiös indoktriniert) die da Selbstmord-Kommandos ausüben. Diesmal aber eben auch zu Lasten der USA-Falken und anderer ihrer Schleppenträger.

Es ist wohl ein zweischneidiges Schwert, wer da die Büchse der Pandora, namens religiösen Fanatismus öffnet. In Afghanstan zur Zeiten seiner russischen Besetzung, glaubten die USA-Falken es wieder mal tun können, zu sollen. Es schadete ja damals dem verhaßten Klassenfeind.
Nun denn, den weiteren Ablauf solcher Politik-Instrumente konnte man schon bei dem Zauberlehrling von Goethe nachlesen. Als Bildungsbürgern dürfte der ja den USA-Falken der nicht ganz unbekannt sein.

Man kann, wie schon geschehen, bei diesen Herausforderungen sich auf die Seite des rassistischen Ku-Klux-Klan stellen. Der Herrenmenschenideologie das Wort reden (tat Herr Hitler bereits schon) und wie selbstverständlich, etwa den Islam generell und pauschal als Untermenschentum und Steinzeitreligion (je nach Temparement laut oder leise titulieren). Aus politisch Rechtsgerichteten Kreisen verwundern solche Voten wohl nicht. Dann ist es dort wohl nur noch ein kleiner Schritt zur NPD und verwandtem.

Kommen solche Voten indes aus dem Milieu jener mit einem gewissen Zeugen Jehovas-Background, dem man nicht zu unrecht nachsagt, er sei zumindest in der ersten Generation, eine ausgesprochene Unterklassenreligion (was dann wohl aber für einige der zweiten und dritten Generation im "Wirtschaftswunderland" wohl nicht mehr gilt. Auch das mag sich noch wieder ändern. Noch haben die "Hartz IV-Errungenschaften" ja keine in Jahrzehnte zu beziffernde Wirksamkeit gehabt). Dann fragt man sich doch. Wie dieses? Wieso diese Pharisäerhafte Unsensibilität? Und dann dürfte wohl einer der möglichen Erklärungsversuche darin bestehen. Siehe Sachsen. Zu Ostzeiten "rot" (dem Namen nach). Nun denn, die Farbtönung besteht wohl bei einigen weiter, mit dem Unterschied allerdings, etwas modifiziert. Das "rot" wechselt in "braun" über, was dann ja wohl auch kein großer Unterschied mehr sein soll. Und das kennt man ja bereits vom Braunauer. Der wusste auch mit seinen Demagogie-Thesen, Deklassierte um sich zu versammeln. Zwar nicht in den Führungsposten, wohl aber beim SA-Pöbel beispielsweise.

Wo protestierten diejenigen etwa in ihrer akten ZJ-Zeit gegen Thesen wie beispielsweise die (dem "Wachtturm" 1936 S, 15 entnommen, bezugnehmend dort auf den Umstand, dass selbst in den USA Kinder, ursächlich im Flaggengrußstreit, von der Schule geschmissen wurden. Und diese Opfer wurden dann wie folgt im WT belehrt):
"Das Kind selbst, das so Schlechtigkeit von Menschen zu leiden hat, erfreut sich damit des Vorrechtes, für den Namen Christi geschmäht zu werden. Das Kind darf zuversichtlich auf den Herrn vertrauen, wissend, dass der schließlich Ausgang zum eigenen Guten und zur Verherrlichung Gottes sein wird."

Damals und in durchaus vergleichbaren Situationen, schwiegen die heutigen Vertreter von Herrenmenschen-Ideologismen. Nun denn, sie waren damals Verblendete. Das soll ihnen nicht weiter angekreidet werden. Sehr wohl ankreidbar ist allerdings der Umstand, wenn jene, die selbst solchem Verblendeten-Milieu einmal entstammten, nicht fähig - und oder - nicht willens sind, zu erkennen, wie den Religion (gleich welcher Coleur) immer gestrickt zu sein pflegt. Und das eben ein wesentliches Kriterium bei dem jeweiligen "Strickmuster" ist, welche sozialen Interessen sie zu artikulieren (bzw. auch) durch Desorientierung, faktisch zu bekämpfen, pflegt.

Wer denn sich über "Ergebnisse" zu echauffieren pflegt, deren politische Wurzeln jedoch bewusst ausblendet. Der zeigt zwar, dass er auch Politik betreibt (Klassenpolitik) die eben seinesgleichen am nützlichsten erscheint. Indes die Wurzel der "Ergebnisse" hat er damit keineswegs angegangen. Er wähnt dem "Drachen zwar einen Kopf abgeschlagen" zu haben. Zugleich wachsen selbigen an anderer Stelle zwei oder drei neue "Drachenköpfe" nach.

Wer in Herrenmenschen-Ideologismen sein Heil sucht und nicht bereit ist zu akzeptieren, dass soziale Verwerfungen auch in der Maske der Religion daher kommen können und kommen, schon seit Thomas Müntzers Zeiten, oder noch früher im Disput eines Jesus via Phariäer, der wird wohl letztendlich nur zusätzliches Öl in bestehende Brände gießen. Aber keineswegs zu ihrer Löschung beitragen.

Oder um es mit den Worten von Gerhart Hauptmann in seinem der "Narr in Christo. Emunuel Quint" wieder zu geben:
"Man weiß in Schlesien ebensowohl als in gewissen anderen Provinzen Ostelbiens, daß hie und da ein adliger Gutsbesitzer überaus kirchengläubig und doch zugleich von einer reizbaren Härte ist, die nichts von der Milde des Heilands atmet. Wenn solche Leute, deren es in der Miltzscher Gegend einige gab, gelegentlich zu hören bekamen, wie Quint in dieser und jener Gesellschaft, etwa beim Apotheker von Krug oder beim Rittergutsbesitzer Salo Glaser, zu sehen gewesen sei, so konnten sie sich kaum genügend entrüsten. Besonders ein Herr von Kellwinkel, dessen Eigentum an die Herrschaft Miltzsch grenzte, wurde, sooft er dergleichen vernahm, ja schon durch den Namen Quints in Wut versetzt.

Er war bereits über die Sechzig hinaus. Sein bebrilltes Gesicht, das unter der Nase ein weißer, gewaltiger Schnurrbart zierte und das sich im Zorn martialisch mit weißen, buschigen Brauen zusammenzog, sprach vornehmlich von Härte, Intelligenz und rücksichtsloser Unduldsamkeit. Er hatte sich durch eine Reichstagsrede vorübergehend in das Bewußtsein der Nation gebracht, in der er die Prügelstrafe verteidigte. Gelegentlich selbst im Bereich seines Gutsbezirks mit Prügeln zur Hand, suchte er mit seinem scharfen geistigen Auge nach gewissen suspekten Zeichen der Zeit umher, von denen er fürchtete, sie könnten das Bereich seines herrschenden Arms einschränken.

Soziale Fürsorge liebte er nicht. Not wollte er niemals anerkennen. Dazu gezwungen, führte er sie ausschließlich auf die Schuld des Betroffenen zurück und nannte sie eine verdiente Strafe. Die ewige Mahnung zum Mitleid und zur Barmherzigkeit hätte er nicht nur am liebsten aus allen, auch frommen Schriften, sondern auch von den Kanzeln verbannt. Schilderungen gewisser arger und schlimmer Mißstände, Darstellungen von Beispielen himmelschreiender Dürftigkeit, wie sie mitunter in Büchern oder Journalen vorkommen, machten den Autor, dem sie entstammten, in seinen Augen zuchthausreif.

»Schloß und Riegel« - in Sätzen wie: »Der Kerl gehört hinter Schloß und Riegel!« - war sein Lieblingswort. Er sagte: »Wenn Schiller heut gelebt hätte ... e, und dann brachte der Nachsatz: "Schloß und Riegel." Kurz, Herr von Kellwinkel hätte, wenn es nach ihm gegangen wäre, die ganze deutsche Herzens und Geisteskultur hinter Schloß und Riegel gesetzt.

Allerdings kann man schon fragen, ob die Politikergilde der USA wirklich die angemessenen Antworten auf neue (wieso eigentlich „neu") auf alt-"neue" Herausforderungen gefunden hat. Schon die Bibel weis zu berichten: "Die Väter assen saure Trauben, und den Söhnen wurden die Zähne stumpf."

http://www.manfred-gebhard.de/Bush1.jpg

Mögen Bilder auch überzeichnen, so kann man sich doch des Eindruckes nicht erwehren, dass beide Herren wohl kaum die angemessenen Antworten auf die Herausforderungen ihrer Zeit gefunden haben

Was gut ist für's American way of Life ist offenbar auch gut für den in seinen Diensten stehenden Kirchenfilz. Wer da nicht bedingungslos im Sinne der USA-Interessen „spurt", der allerdings bekommt dann schon mal fallweise deren harte Faust zu spüren. Partiell dann wohl auch Mexiko. Und damit schließt sich letztendlich der Kreis, indem etwa auf diesbezügliche Ausführungen von Raymond Franz verwiesen wird, etwa beispielsweise die:

„Wer Ersatzdienst macht, will sich nur drücken "
Mir erscheint höchst bemerkenswert, daß diese strengen, unnachgiebigen Äußerungen von Menschen kamen, die zugleich Bescheid wußten über die Lage in Mexiko. In der Übersicht mit den Ergebnissen der Umfrage unter den Zweigbüros, die ich an alle Mitglieder der leitenden Körperschaft verteilte, war auch ein Bericht des Zweigbüros in Mexiko. Dann stand folgende Passage über die "Bescheinigung über abgeleisteten Wehrdienst" ("Identity Cartilla for Military Service") ...

Im Brief des Zweigkomitees heißt es weiter:
Kurz zusammengefaßt: In Mexiko müssen Männer im wehrpflichtigen Alter innerhalb eines Jahres eine bestimmte Zeit Kriegsdienst ableisten. Bei der Musterung erhält der Wehrpflichtige einen Wehrpaß, in dem fortlaufend die Teilnahme an der wöchentlichen militärischen Schulung eingetragen wird. Bescheinigt ein Beamter die Teilnahme, ohne daß der Wehrpflichtige wirklich anwesend war, so macht er sich strafbar. Die Beamten sind aber bestechlich, und das nutzen in Mexiko viele Männer aus. Nach Auskunft des Zweigkomitees ist es auch unter Zeugen Jehovas in Mexiko gang und gäbe....

Sie betonten aber, sie hatten den Zeugen in Mexiko genau das geraten, was dem Zweigbüro von der Weltzentrale gesagt worden sei. Und was war das? Manchem fallt es vielleicht schwer zu glauben, daß ein derartiger Rat tatsächlich gegeben wurde, doch hier sind die Beweisstücke, die das Zweigkomitee vorlegte. ....

In diesem Antwortschreiben der Gesellschaft auf die Anfrage des Zweiges in Mexiko wird das Wort "Bestechung" vermieden und stattdessen von "Zahlung eines Geldbetrags" und "Entrichtung einer Gebühr" gesprochen. Es wird betont, daß das Geld einer Privatperson zukommt und nicht "dem Militärapparat", womit anscheinend angedeutet werden soll, daß dadurch der moralische Wert der Transaktion gehoben wird. In dem Brief heißt es, das Verfahren sei "dort Sitte" und man könne "über diese Sache hinwegsehen wegen der daraus entstehenden Vorteile", solange die Inspektoren sich nicht für "den Wahrheitsgehalt der Bescheinigungen" interessieren."
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Geschrieben von Drahbeck am 15. Mai 2007 06:22:30:

Als Antwort auf: Re: 8. 5. 1957 (Vor fünfzig Jahren) geschrieben von Drahbeck am 08. Mai 2007 06:12:36:

Wieder - wie gehabt - paukt der „Wachtturm" seiner Anhängerschaft den Grundsatz sogenannter „Theokratischer Kriegslist" ein, und mag das Gerippe, welches dafür herhalten muss, in der „Substanz" noch so banal sein. So liest man etwa im WT vom 15. 5. 1957 unter der Überschrift. "Wendet theokratische Kriegslist an":

„Wie sollen die Verkündiger der Königreichswahrheit Gottes, die mit Schafen verglichen werden, das ihnen von Gott zugewiesene Werk inmitten von Wölfen tun? Wie können sie ihr gutes Werk inmitten solch raubgieriger Leute tun und dabei am Leben bleiben? Jesus sagte ihnen, wie das möglich sei, mit den Worten: 'Siehe! Ich sende euch aus wie Schafe unter Wölfen; erweist euch darum so vorsichtig wie Schlangen und doch so harmlos wie Tauben.' (Matth. 10,16 NW). Jehovas Zeugen folgen dem Rate ihres Führers Christus Jesus, und wenn irgend jemand, bei dem sie vorsprechen, eine wölfische Einstellung bekundet, werden sie die gebührende Vorsicht walten lassen. Indem sie Kriegslist anwenden, werden sie es vermeiden, solchen Personen Gelegenheit zu geben, sie an ihrem gesetzmäßigen Werk zu stören, und werden sie ihren eigenen falschen Auffassungen überlassen. Dagegen werden sie jene aufsuchen, die die Wahrheit willkommen heißen. Das Angebot im Mai umfaßt zwei Bücher als Bibelstudienhilfsmittel und zwei Broschüren gegen einen Beitrag von 3 DM (Schweiz 4 Fr.). Alle, die im April an dem großartigen Werke teilgenommen haben, werden den Wunsch haben, ihre Tätigkeit fortzusetzen."

Unter der Überschrift: „Was Statistiken nicht sagen" kann man in dergleichen WT-Ausgabe dann noch lesen:
„Über die Genauigkeit religiöser Statistiken führt man in den Vereinigten Staaten jedes Jahr hitzige Diskussionen. Die katholische Wochenschrift des Landes [USA], 'Our Sunday Visitor' vom 11. Aptil 1954, bedauerte, daß zur Zeit der Volkszählung im Jahre 1950 der Leiter des amerikanischen Wirtschaftsministeriums die Anordnung des Präsidenten umstieß, der willens war, den Wünschen der religiösen Gruppen zu entsprechen und auf dem Fragebogen der Volkszugehörigkeit eine Spalte über die religiöse Zugehörigkeit aufzuführen. Was jedoch diese Statistik nicht gezeigt haben würde, wäre die Qualität der Kirchenmitglieder gewesen.

Ein Beispiel: Die katholische Zeitschrift 'America' vom 30. Juli 1955 berichtete über zwei Studenten eines katholischen Seminars, die unter den Katholiken in Washington, D.C., eine Umfrage veranstalteten. Der Artikel war überschrieben 'Licht- und Schattenseiten der kirchlichen Volkszählung'. Sie interviewten einen Mann in den mittleren Jahren, der sie in die Wohnung einzutreten gebeten hatte. Nachdem sie sich vergewissert hatten, daß er in einer katholischen Kirche getauft, gefirmt und verheiratet worden war, fragten sie ihn:

„'Besuchen Sie die Messe regelmäßig?' 'Nein'. 'Wie lange ist es her, seitdem Sie das letzte Mal die Messe besuchten?' Eine Pause - der Mann zögerte und sagte dann:
'Oh, etwa 25 Jahre.' 'Liegt ein besonderer Grund vor, warum Sie die Sakramente nicht empfangen?' 'Nein, kein besonderer', erwiderte der Mann ...
'Wie wäre es, wenn Sie wieder zur Messe kämen?' 'Schauen Sie, ich will ehrlich sein, ich möchte lieber nicht.' 'Nun, würde es Ihnen etwas ausmachen, wenn ein Priester der Gemeinde zu Ihnen käme? Das würde doch bestimmt nichts schaden.' 'Nein, senden Sie ihn lieber nicht', wandte der Mann ein, 'ich lasse ihn nicht herein.'"

Gemäß der Statistik ist dieser Mann katholisch, denn nach dem kanonischen Recht bleiben alle getauften Katholiken solange katholisch, als sie nicht durch die entsprechende kirchliche Autorität exkommuniziert werden. In der Tat, Statistiken sagen nicht alles!"

Nun, mag man dazu nur sagen. Ganz so krass ist es wohl bei den Zeugen Jehovas noch nicht. Aber die Tendenzen auch „Karteileichen" mitzuzählen, kann man wohl auch bei ihnen nicht übersehen. Spätestens deutlich wurde dass, als von ihnen in der Öffentlichkeit Zahlen lanciert wurden, welche keineswegs mit den in den Jahrbüchern genannten Zahlen übereinstimmen.

Und das „juristische Regelwerk", welche sie sich da im Kontext KdöR geschaffen haben, zeigt wohl auch, dass sie auf dem besten Wege sind, es zu ähnlichen „Spitzenleistungen" wie die von ihnen in dieser WT-Ausgabe aufgespießte zu bringen. Die Details dieses Trends sind dann wohl nur eine Frage von Zeit und Umständen. Die grundsätzliche Weichenstellung indes ist schon erfolgt!

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Geschrieben von Drahbeck am 22. Mai 2007 05:26:02:

Als Antwort auf: Re: 15. 5. 1957 (Vor fünfzig Jahren) geschrieben von Drahbeck am 15. Mai 2007 06:22:30:

Man hat „Erwachet!" schon vielfach mit der Zeitschrift „Reader's Digest" verglichen. Mit anderen Worten, nicht „nur" religiöse Themen bilden seine Thematik. In Nachfolge vom „Goldenen Zeitalter" („Trost") kann man sogar sagen. Das was die Zeugen-Organisation darstellt, hat zu einem nicht unwesentlichen Teil seine Wurzel in diesen Zeitschriften.

Wenn die heutige WTG zwar die „Erwachet!"-Thematik mittlerweile drastisch zurückgefahren hat, was man auf den ersten Blick auch als eine Art „Selbstamputierung" deuten kann; so muss man wohl auf den zweiten Blick dann auch sagen. Dafür gibt es „Neueinstiege" in neuere Medien, (etwa Video, respektive DVD). Klassische Printmedien verlieren auch andernorts „Marktanteile". Nicht immer macht sich das schon spektakulär bemerkbar, „schleichend" aber zumindest.

Die heutige „gähnende Langeweile" von „Erwachet!", war so in den fünfziger Jahren noch nicht akut. Da wurden schon mal „querbeet" die unterschiedlichsten Themen präsentiert. Mit dem Aufkommen der Atomtechnologie, namentlich des Schocks von Hiroshima und Nagasaki, bot sich auch für die WTG die Option, des weiteren ausmalens ihrer „Schreckgespenster". Es würde wahrlich verwundern, hätte sie diesen „Ball" nicht mit aufgegriffen. Und sie hat ihn aufgegriffen.

In der „Erwachet!"-Ausgabe vom 22. 5. 1957, findet man nun im „Stile von Reader's Digest", zwei Berichte in Sachen Atomtechnologie. Der eine weiss zu berichten:

„Über die Folgen der radioaktiven Verseuchung berichteten Wissenschaftler der Weltgesundheitsorganisation und machten die Öffentlichkeit darauf aufmerksam, wie sehr Atomstrahlen die Menschheit gefährden. Der Bericht stammt von 20 Gelehrten aus neun Ländern. Ihrer Meinung nach werden viele der Atomschäden möglicherweise viele Generationen lang unerkannt bleiben, da die Auswirkungen geringer Strahlungsmengen über lange Zeiträume aufträten. Die Atomwaffenversuche im gegenwärtigen Umfange seien bereits gefährlicher für die Menschheit als man bisher im allgemeinen angenommen habe. Durch die Atomwaffenversuche seien radioaktive Stoffe in gefährlichen Mengen praktisch über die gesamte Erdoberfläche verbreitet worden. Viele dieser Stoffe blieben in schwebendem Zustand in den oberen Schichten der Atmosphäre und erhöhen noch die radioaktive Einstrahlung, selbst wenn man jetzt die Atomwaffenversuche einstelle. Auf einer von 1000 Professoren besuchten Tagung in New York wurde erklärt: „Es gibt keine unschädliche Dosis von Atomstrahlung." S. Taylor erklärte als Sprecher der amerikanischen Regierung, ein Studienkomitee habe die „höchstzulässige Strahlungsdosis", der Menschen ausgesetzt werden können, um ein Drittel herabgesetzt. Professor Crow betonte auch die kleinste Strahlungsdosis bringe das Risiko von Erbschäden mit sich, das sich im Verhältnis zur Strahlungsmenge steigere. Dabei sei es ohne Belang, ob die Strahlungsmenge allmählich oder auf einmal aufgenommen werde. Von den Überlebenden der Städte Hiroschima und Nagasaki wurde berichtet, daß diejenigen, die während des Bombenangriffs einen weißen Kimono trugen, an den durch den weißen Stoff bedeckten Körperteilen keine Verbrennungen aufweisen, während die Träger dunkler Stoffe starke Verbrennungen davontrugen."

Ein weiterer Artikel in dieser „Erwachet!"-Ausgabe berichtet unter der Überschrift: „Atome dienen der Elektrizitätserzeugung" über die Eröffnung des wohl weltweit ersten Atomkraftwerkes in Calder Hall (Großbritannien), am 17. 10. 1956.

„Im Reaktor erzeugt die Spaltung der Uranatome eine ungeheure Wärme. Diese Wärme wird zu den Wärmeaustauschern geleitet, wo sie Wasser in Dampf umwandelt. Der Dampf treibt die Turbinen, die elektrische Energie erzeugen. Eine geringe Menge radioaktiven Materials reicht lange aus. Theoretisch kann ein Kilogramm dieses Materials so viel Wärme erzeugen wie drei Millionen Kilogramm Kohle! ...

Das Atomkraftwerk von Calder Hall soll aber nicht das einzige bleiben. Nach dem Bauprogramm soll noch eine ganze Reihe solcher Werke erstellt werden. ... Bis zum Jahre 1975 soll in Großbritannien so viel 'Atomstrom' erzeugt werden wie durch das Verbrennen von 40 Millionen Tonnen Kohle im Jahr in einem herkömmlichen Kraftwerk - soviel wie alle Kraftwerke Großbritanniens heute verbrauchen!"

„Erwachet!" versäumt es aber auch nicht hinzuzufügen:
„Beachtenswert ist jedoch, daß Calder Hall in erster Linie der Forschung dient und daß die Hausfrau, die da sagte, je mehr 'Atomstrom' sie verbrauche, desto weniger Atome seien für Bomben da, die Zusammenhänge dieser geheimnisvollen Dinge nicht versteht. Die Kettenreaktion, die die Wärme erzeugt und so die Maschinen des Kraftwerks treibt, erzeugt auch gleichzeitig Plutonium. Plutonium spielt eine große Rolle für die englische Rüstung, da es ein Hauptbestandteil der Atombomben ist."

Der Artikel klingt dann mit der These aus, dass es in der dubiosen Hirngespinst-"Neuen Welt" der Zeugen Jehovas keinerlei militärische Verwendungsaspekte geben würde.

Ob es denn dort überhaupt Kraftwerke gäbe. Und wenn ja auf welcher Technologiebasis, darüber hüllt „Erwachet!" sich wohlweislich in Schweigen.

„Fred Feuerstein" lässt grüßen
Wilmaaaaaa ............!

www.serienoldies.de/main/serie_detail.php?id=147

http://de.wikipedia.org/wiki/Fred_Feuerstein

www.tv-nostalgie.de/familie_feuerstein.htm
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Geschrieben von Drahbeck am 01. Juni 2007 06:32:

Als Antwort auf: Re: 22. 5. 1957 (Vor fünfzig Jahren) geschrieben von Drahbeck am 22. Mai 2007 05:26:02:

Eine Siegesmeldung der besonderen Art verkündet der „Wachtturm" in seiner Ausgabe vom 1. 6. 1957. Verwiesen wird darin auf einen älteren Bericht (gleichfalls im „Wachtturm" vom 15. 3. 1954), worin sich die WTG darüber beschwerte, dass sich einer als massiver Plagiator betätigte, indem er ellenlange WTG-Ausführungen abschrieb, ohne Quellenangabe, woher entnommen. Und so den Eindruck erweckte, dass seien seine originären selbst entwickelten Ausführungen. Die hatten eben nur den massiven Schönheitsfehler, mit von ihm nicht nachgewiesenen WTG-Veröffentlichungen wortwörtlich übereinzustimmen. Damals schon, zeigte sich die WTG über diesen Vorgang nicht sonderlich angetan, wie es auch ihr dazu hinzugefügtes Bild verdeutlicht.


Nun gab es offenbar noch eine Weiterentwicklung in der Sache, und das ist eben jene „Siegesmeldung", über welche die eingangs genannte WT-Ausgabe berichtet. Man erfährt da. In der Versammlung Manhattan (New York) tauchte ein Fremder auf, der sich aber nicht näher vorstellte. Jedoch zum Versammlungsende eine Unmenge (alle erreichbaren) WTG-Schriften erstand, und eilends und kommentarlos daraufhin verschwand. Man ahnt es schon. Es handelt sich um besagtem Plagiator.

Nun meint die WTG in ihrer Siegesmeldung, noch das folgende über diesen Plagiator mitteilen zu können:

„Zugunsten des Herrn Ochoa muß jedoch gesagt werden, daß er in religiöser Beziehung einen weiten Weg zurückgelegt hat. Er wurde am 30. November 1941 in Santa Rosa de Osos (Kolumbien, Südamerika) zum römisch-katholischen Priester geweiht. Vier Jahre lang wirkte er in Kolumbien und in der Republik Panama als katholischer Priester." Dann trat er zur Episkopalkirche über.
„Er studierte an einem ihrer Seminare, und man graduierte ihn zum 'Bachelor of Divinity' und ernannte ihn zum Pastor einer anglikanischen Kirche in Panama.

Sonderlich erfolgreich scheint er wohl auch in dieser Phase seiner Biographie nicht gewesen zu sein, wofür denn wohl auch der Satz steht:
„Nach vierjähriger Tätigkeit als Geistlicher der Episkopalkirche mußte er zurücktreten, weil das, was er predigte, mit den Lehren der Kirche nicht übereinstimmte."

Die Geschichte setzt sich mit der Angabe fort:
„Darauf kam er nach New York und schaute sich nach einem Wirkungsfeld um, wo er das Gelernte predigen könnte. Er lernte eine Gruppe kennen, die sich 'Kirchen Christi' nannte und die ihn, als sie erfuhr, daß er ein ehemaliger katholischer Priester war, mit offenen Armen aufnahm."

Offenbar gab es aber auch in dieser Phase seiner Biographie noch Konflikte. Weniger wegen der Plagiatssache, die wurde offenbar „mit links weggesteckt". Offenbar aber zunehmend in Sachen Money. Dafür steht dann die Angabe:

„Sein 'Manager' war ein Prediger, der es verstand den Zuhörern das Geld aus der Tasche zu locken, und bald hatten sie 40 000 Dollar gesammelt. Mit diesem Geld, das zum größten Teil von der spanisch sprechenden Bevölkerung von Ober-Manhattan stammte, kauften sie ein vierstöckiges Haus. Dieses stand unter der Kontrolle der englisch sprechenden Gemeinde des 'Managers', die alle Stockwerke belegte, mit Ausnahme des zweiten, das die spanische Gemeinde benutzte, deren Pastor Herr Ochoa war.

Nachdem Herr Ochoa dieser Gemeinde drei Jahre lang gepredigt hatte, unternahm die spanische Gemeinde Schritte, um ihn hinauszuwerfen, weil er nicht in Übereinstimmung mit den Lehren der Kirchen Christi predigte. Sie war jedoch nicht berechtigt dazu, weil bei den Kirchen Christi jede Gemeinde selbständig ist; auch hatte die spanische Gemeinde am meisten zu den 40.000 Dollar beigetragen, mit denen das Haus gekauft worden war."

Laut WT soll jedoch die Mehrheit jener spanischen Gemeinde in den sich nun eskalierenden Konflikten zu Ochoa gehalten haben. Indes eine gütliche Einigung war nicht in Sicht.

Offenbar wirkte nun nach, dass er schon vorher WTG-Plagiator war. So war es wohl nur folgerichtig, dass er auch den letzten Schritt tat und faktisch zur WTG-Religion übertrat.

Nach Kolumbien sei Herr Ochoa kürzlich zurückgekehrt, lässt jener Artikel zum Ausklang wissen, und dort habe er sich vor kurzem als Zeuge Jehovas taufen lassen.

Nun nach dem lesen dieses Berichtes drängt sich dann doch wohl ein Slogan in den Sinn:
Reisende soll man nicht aufhalten.

Die Geschichte endete ja damit, dass dieser Herr nun nach Kolumbien zurückgekehrt sei und dort zum Zeugen Jehovas wurde. Rechnet man nach (1941 zum kath. Priester geweiht und 1957 schrieb der WT nun über ihn), dann wird man doch wohl die Vermutung äußern dürfen, ob dies denn wirklich die Endstation seiner „Reise" war, erscheint nicht unbedingt ausgemacht.

Aber auch die geschilderten handfesten ökonomischen Konflikte sind durchaus beachtenswert.

Kirchlengern in Westfalen, ist eine Ortschaft, wo die Zeugen Jehovas auch ein relevantes Schisma hatten (in ihrer Geschichte). Das ging dort aber so aus, dass die Opposition zur Rutherford-WTG den dortigen Versammlungssaal behalten und die WTG-Hörigen das nachsehen hatten.

Heute indes wäre so etwas nicht mehr möglich. Schon allein durch die Grundbucheintragung auf den Namen der WTG, haben sämtliche theoretisch bestehende „e.V." der Zeugen Jehovas sich ökonomisch selbst massakriert. Zahlen dürfen sie wohl. Aber für den (theoretischen) Fall eines Schismas, bleibt dennoch die WTG Eigentümer, selbst wenn die örtliche Mehrheit etwas anderes wollte.
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Geschrieben von Drahbeck am 08. Juni 2007 06:44:53:

Als Antwort auf: Re: 1. 6. 1957 (Vor fünfzig Jahren) geschrieben von Drahbeck am 01. Juni 2007 06:32:

Das Schreckgespenst der aus der Atomtechnologie herrührenden Gefahren, wurde schon von jeher, bei sich bietenden Gelegenheiten, auch von der WTG mit aufgenommen. Scheint es doch gut geeignet zur Untermauerung ihrer eigenen Harmagedon-Theorien. Letztere haben zwar nichts mit der Atomtechnologie direkt zu tun. Aber das ist eher zweitrangig. Erstrangig ist das Klima der Angst für die WTG, um darauf aufbauend, die so Verängstigten möglichst in ihre enge Hürde hineinzutreiben.

Kann man jenes Klima der Angst auch mit den Voten neutraler Außenstehender belegen, um so „besser" in WTG-Sicht. Kann sie doch dann sagen:
Seht ihr: „Die" sagen doch „dasselbe" oder zumindest ähnliches.

In der „Erwachet!"-Ausgabe vom 8. 6. 1957 ist in der Rubrik „Wir beobachten die Welt" eine besondere Massierung von Meldungen solcher Außenstehender zum Thema Atomtechnologie zu registrieren. Was die WTG damit befördern möchte, wurde schon skizziert.

Eine Meldung besagt:
„Eine alarmierende Wirkung löste der Protest von 18 führenden Wissenschaftlern der Max-Planck-Gesellschaft gegen die Ausrüstung der westdeutschen Bundeswehr mit Atomwaffen aus. Die deutschen Atomphysíker erklärten, ein kleines Land wie die Bundesrepublik schütze sich am besten und diene dem Weltfrieden, wenn es freiwillig auf Atomwaffen verzichte. ... Eine einzige H-Bombe können einen Landstrich von der Größe des Ruhrgebiets zeitweise unbewohnbar machen, und die radioaktive Wirkung der H-Bomben könnte wahrscheinlich schon die Bevölkerung der Bundesrepublik ausrotten. Die Göttinger Wissenschaftler schließen mit der Feststellung, daß keine technischen Möglichkeiten bekannt seien, großen Bevölkerungsmengen vor dieser Gefahr sicheren Schutz zu geben.

Bundeskanzler Adenauer war über die Warnung der Wissenschaftler zunächst ziemlich verärgert und sagte, daß die Frage eines Verzichts auf den Besitz der Atomwaffen jeder Art eine rein politische Frage sei, die mit den Erkenntnissen der Atomtechnologie nichts zu tun habe. Die sozialdemokratische Opposition nahm die Erklärung jedoch als Bestätigung ihrer Auffassung begeistert auf. ... Ostdeutsche Atomphysiker begrüßten auf einer Zusammenkunft in Dresden die warnende Erklärung der westdeutschen Kernphysiker. ... Der britische Botschafter Steele sagte, England werde keine Maßnahmen zum Schutze der britischen Bevölkerung vor Atombomben-Angriffen anordnen, weil es keinen sicheren Schutz gebe. ... Die Göttinger Erklärung löste weltweite Diskussionen über die atomare Rüstung und die Kernwaffenversuche aus. ...

Der Arzt und Friedensnobelpreisträger Dr. Albert Schweitzer richtete eine eindringliche Warnung an die Weltöffentlichkeit, die der Menschheit durch die Atomwaffenversuche drohenden Gefahren nicht zu ignorieren oder zu unterschätzen. ... Besonders wies Schweitzer auf die Gefahr der Ablagerung des radioaktiven Strontium-90 hin, das sich in den Knochen ablagert und zu ernsten Schädigungen führt. Andere namhafte Wissenschaftler schlossen sich dem Appell Schweitzers an und warnten nachdrücklich vor den Gefahren der Versuche. ...

Die Sowjetunion stellte im Atomforschungszentrum Dubna in der Nähe von Moskau die 'größte Atomzertrümmerungsanlage der Welt' in Betrieb. ... Das Strahlungslaboratorium der Universität von Kalifornien gab bekannt, daß eine neuartige Atomzertrümmerungsanlage in Betrieb genommen sei. ...
An der 7. Internationalen Konferenz für Kernphysik der Universität Rochester gab der Direktor des Bevatron-Laboratoriums der Universität Kalifornien bekannt, daß verschiedene im vergangenen Jahr durchgeführte Versuche endgültig das Vorhandensein einer neuen Partikel im Atomkern bestätigt hätten ..."
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Geschrieben von Drahbeck am 15. Juni 2007 07:05:58:

Als Antwort auf: Re: 8. 6. 1957 (Vor fünfzig Jahren) geschrieben von Drahbeck am 08. Juni 2007 06:44:53:

In der Ausgabe vom 15. 6. 1957 meint der „Wachtturm" sich wieder mal beklagen zu sollen:
„Während sich in diesen gefahrvollen Tagen überall in der Welt eine Tendenz zur Inflation geltend macht, hat sich eine Anzahl Christen geistig schwächen lassen ... weil sie wertvolle Zeit opferten, um zwei weltliche Stellungen zu bekleiden. ... Ihr vermehrtes Einkommen wird nicht zur größeren Unterstützung des Predigtdienstes gebraucht ...."

Und an anderer Stelle schreibt dergleiche WT dass es auch Zeiten gäbe:
„in der in gewissen Ländern anscheinend kein organisierter Widerstand herrscht."

Aber, weiß er weiter zu belehren:
„Wenn es auch Satan nicht gelingen mag, uns durch einen heftigen Frontalangriff zu überwinden, müssen wir doch sehr auf der Hut sein."

Dazu wäre schon mal anzumerken: Wohl dem, welchem die zitierten „zwei weltliche Stellungen" erspart bleiben. Damit ist noch überhaupt keine definitorische Feststellung, über deren Notwendigkeit oder Nicht-Notwendigkeit getätigt. Das ihm zugrunde liegende „Idealverständnis" basiert dann nicht selten auch auf der Option: KKK

Frauen für die Kircheninteressen (oder meinetwegen Religionsgemeinschafts-Interessen) nebst „Küche und Kinder" vorrangig einzuspannen. Lässt sich das in der Praxis so nicht durchhalten, erfolgen „Belehrungen" im vorzitierten Stile.

Der „Hammer" bei diesem Zitat auch der Satz, oder die Klage, dass dabei erzielte, vermeintlich „vermehrtes Einkommen" werde ja nicht „zur größeren Unterstützung des Predigtdienstes" verwendet.

Also die Brooklyner Sklaventreiber können es sich offenbar nicht versagen, nahezu penetrant daran zu erinnern, man möge ja nicht ihre Interessen (auch materiellen Interessen) auf hintere Plätze setzen. Und in diesem Kontext dann die (indirekte) Verklärung von Verbots- oder Widerstandssituationen. Die „stärkt" die WTG-Organisation in der Tat (relativ). Deshalb ist es den Brooklyner Sklavenmanagern fallweise durchaus nicht unangenehm, gibt es solche Situationen. Mögen sie selbige auch nicht direkt „herbeisehnen", so wissen sie doch das „beste", das „beste" für ihre Interessen, fallweise daraus durchaus zu gestalten. Man sah es in diesem Lande schon zur Hitlerzeit, und eben auch zu Ostdeutschen Zeiten.

Das stärkt den Fanatismus. Und genau das ist das WTG-Ziel!

Das lies dann schon einen Heinrich Himmler „vor Neid erblassen", als auch er bezüglich der Zeugen Jehovas einmal reflektierte:
„Es sind unerhört fanatische, opferbereite und willige Menschen. Könnte man ihren Fanatismus für Deutschland einspannen oder insgesamt für die Nation im Kriege einen derartigen Fanatismus im Volke erzeugen, so wären wir noch stärker, als wir heute sind!"
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Geschrieben von Drahbeck am 22. Juni 2007 06:52:57:

Als Antwort auf: Re: 15. 6. 1957 (Vor fünfzig Jahren) geschrieben von Drahbeck am 15. Juni 2007 07:05:58:

Etwas über den Placebo-Effekt kann man in der „Erwachet!"-Ausgabe vom 22. 6. 1957 lesen. Und es wird in diesem Artikel auch eine Quellenangabe gemacht, welche „Erwachet!" seinerseits zu diesen Ausführungen inspirierte.
Man ahnt diese Quelle schon, bevor man den „Erwachet!"-Artikel selbst gelesen, und sieht sich im Nachhinein in dieser Vermutung bestätigt.
Genau: Die Zeitschrift „Reader's Digest" ist wieder einmal, für „Erwachet!" zur schier nie erschöpfenden Quelle geworden. So eben auch in diesem Fall.

Damit ist in der Tat noch keine „Widerlegung" der „Readers Digest"-Ausführungen im Gestalt von „Erwachet!" erfolgt. Man muss sogar sagen. Da gibt es kaum - bis nichts - zu widerlegen. Zumindest bei diesem Thema. Allenfalls könnte man bemängeln, dass eine wesentliche Schlussfolgerung unterblieb; nämlich die. Es auch bei den Zeugen Jehovas mit einer der hervorragendsten, wenn nicht gar „der" hervorragendsten Placeobo-Religion zu tun zu haben. Das wäre die - nicht ausgesprochene - Schlussfolgerung, die sich aus diesem „Erwachet!/Readers Digest"-Verschnitt noch ergeben würde.

Also nicht im Sinne des „Widerspruches", sondern lediglich im Sinne der - relativ - neutralen Zitierung, seien im nachfolgenden einige Aussage aus diesem „Erwachet!/Readers's Digest"-Artikel vorgestellt:

„Viele Menschen sind sehr beeindruckt, wenn sie von Heilungen lesen, die vorn einem bestimmten religiösen Schrein stattfanden, oder wenn sie von Heilungen hören, die ein Praktizierender der Christlichen Wissenschaft bewirkte, oder wenn sie die Ergebnisse feststellen, die anscheinend von einem Wunderdoktor über den Fernsehfunk erzielt wurden. Aber die meisten dieser Fälle können durch die psychosomatische Medizin erklärt werden. Die Psychosomatik bezieht sich auf die Macht des Geistes über den Körper. Welche Wirkung nun der Geist auf den Körper ausüben kann, kann durch die Wirksamkeit inaktiven Placebo festgestellt werden.

Sie mögen fragen, was das Placebo ist. Das Placebo ist „ein inaktives oder pharmakologisch unwirksames Arzneimittel, das verabfolgt wird, um eine befriedigende Wirkung auf den Patienten auszuüben". Es ist „eine Art inaktiver Stoff, der als Medizin verabfolgt wird, um einen Patienten zufriedenzustellen, ihn zu beruhigen, günstig zu stimmen oder ihn zu befriedigen". Die buchstäbliche Bedeutung des Wortes Placebo ist, „ich werde gefallen", und das Placebo tut genau das: es gefällt dem Patienten. Es mag nun eine gefärbte Pille sein, ein bitter schmeckender Sirup oder eine Salzwasserinjektion.

Das Placebo ist das vielseitigste aller Mittel, die ein Arzt verschreiben könnte. Es heilt sowohl wirkliche als auch imaginäre Schmerzen. So berichtet Dr. K. Menninger in seinem Buch 'The Human Mind' (Der menschliche Geist) von einem Soldaten, der in Gallipoli (im ersten Weltkrieg) erblindete und in das Royal-Victoria-Lazarett in Edinburg eingeliefert wurde. Er wurde durch eine Explosion im Schützengraben verschüttet, und nachdem er ausgegraben worden war, hatte er einen blendenden Blitz einer weiteren Explosion gesehen. Im Lazarett wurde ihm gesagt, daß seine Augen nicht verletzt seien und daß ihm ein sehr wirksames Mittel gegeben werde, das ihm das Augenlicht zurückgeben werde. Nach täglichen Einspritzungen von nichts anderem als Salzwasser konnte er nach etwa drei Wochen wieder normal sehen, und er wurde wieder an die Front gesandt.

'Reader's Digest' vom September 1956 berichtete über die Ergebnisse des Placebo und beschreibt Experimente, bei denen Placebo Kopfschmerzen in 52°/o der Fälle beseitigte, Husten bei 40°/o der Patienten, Seekrankheit bei 44% und sogar bei 40°/o der Patienten starke Schmerzen, die von Herzkrankheiten und ernsten Operationen herrührten. Placebo-Mittel sind besonders von Nutzen gewesen, um jemandem abzugewöhnen, Schlaftabletten zu nehmen. Die Pillen, die dem Patienten zunächst gegeben werden, damit er trotz starker Schmerzen schlafen kann, scheinen später nötig zu sein, selbst nachdem die Schmerzen aufgehört haben. In solchen Fällen scheint das pharmakologisch unwirksame Placebo die gleiche Wirkung zu erzielen.

Über die Placebo-Mittel führt Dr. Berglund in seinem Buch 'It's Not All in Your Mind' aus: „Ihre heilenden Kräfte sind so stark, daß neue Arzneimittel auf zwei Arten ausprobiert werden müssen. Manchen Leuten wird das Mittel verabfolgt, einige erhalten Placebo und andere nichts. Es muß schon eine gute Medizin sein, wenn sie die Wirkung ihres „Rivalen", des pharmakologisch unwirksamen Placebo, übertrumpfen will! Eine Placebo-Kontrolle wurde durchgeführt, um die Wirkung des Salk-Impfstoffes zu prüfen.

Natürlich würden Placebo-Mittel helfen, wenn die Ursache einer Krankheit nur seelischer Natur wäre. So führen die Doktoren Weiss und English in dem Buch 'Psychosomatic Medicine', auf welchem Gebiet sie als Autoritäten anerkannt werden, aus: „Die häufigste Methode der Psychotherapie ist die Verabfolgung von Placebo. Es werden harmlose Arzneien gegeben oder Einspritzungen mit sterilem Wasser gemacht, und dabei wird das Versprechen auf Besserung oder Heilung gegeben. Der Arzt deutet an, daß die Medizin sehr gut ist, und der Patient glaubt, daß er ein starkes Mittel bekommen hat und wird manchmal von den Krankheitssymptomen befreit. Die Verabfolgung des Placebo ist mindestens eine Anerkennung dessen, daß der Patient leidet. Dies schätzt der Patient, und wahrscheinlich macht er in vielen Fällen Fortschritte, um seine Dankbarkeit dem Arzt gegenüber zu zeigen, weil er dies anerkannte."
(Ohne Zweifel dreht es sich bei vielen der angeblichen Heilungen von Krankheiten durch Religion hauptsächlich um solche seelischer Natur.)

Manchmal haben jedoch Patienten ernste Störungen, obgleich der Arzt nicht in der Lage ist. irgend etwas festzustellen. Die Dinge, die mitunter durch untersuchende Operationen offenbart werden, beweisen das. Wie oft haben sich Ärzte außerdem in ihrer Diagnose geirrt. Aus diesem kann keinesfalls geschlossen weiden, daß jedesmal, wenn ein Placebo Linderung verschafft, das Leiden nur Einbildung war!

Es mögen andere Faktoren mitgespielt haben. Die Natur selbst ist ein mächtiger Faktor im Heilungsprozeß. Deshalb führen viele Ärzte aus, daß sie bestenfalls nur mit der Natur zusammenarbeiten können und daß die geistige und körperliche Ruhe des Patienten zu den wichtigsten Dingen zählt, ferner daß man nicht durch eine falsche medizinische Behandlung in die Vorgänge der Natur eingreifen sollte. Die Verabfolgung von Placebo bedeutet, die Krankheit von dieser Seite aus anzufassen. Ja manchmal erzielen die Placebo-Mittel noch eine größere Wirkung als das ihnen gegenübergestellte Mittel, und zwar wegen der toxischen Natur des Mittels.

Man sollte die Macht des Geistes über den Körper nicht unterschätzen. Geradeso wie Haß, Eifersucht und Ärger dem Körper physisch schaden, so können Glaube, Hoffnung und Liebe physisch nützen. Optimismus und der Ausdruck der Zuneigung können ausschlaggebende Faktor zwischen Kranheit und Gesundheit sein. Oft ist der Wille zu leben der Unterschied zwischen Leben und Tod, wie Dr. Hutschnecker dies so schön in seinem Buch 'The Will to Live' (Der Wille zu leben) zeigt. Durch die Einnahme von Placebo erwartet der Patient eine Besserung, und es gibt ihm eine greifbare Grundlage zur Hoffnung.

In diesem Zusammenhang ist der Bericht interessant, der in dem Heft 'Obstetrics and Gynecology' (Geburtshilfe und Gynäkologie) vom November 1955 bezüglich der morgendlichen Krankheit werdender Mütter erschien. Keine Ursache war je hierfür gefunden worden, und in den vergangenen fünfzig Jahren wurden viele Mittel ausprobiert, die aber nur beschränkten Erfolg hatten, was viele Ärzte dazu veranlaßte, die Schlußfolgerung zu ziehen, daß die Ursache hauptsächlich psychologischer Natur sei. So verabfolgte ein Forscher einer Gruppe werdender Mütter ein Arzneimittel, das bekannt dafür ist, ein Gefühl des Wohlseins zu verursachen; bei einer anderen Gruppe verwandte er ein Medikament, das dafür bekannt ist, Übelkeit zu beseitigen, und bei einer dritten Gruppe verabfolgte er das inaktive Placebo. Die Ergebnisse? Gleich. Bei etwa 85% jeder Gruppe halfen die Mittel. Über die Ergebnisse sagte der Arzt, daß alle drei Mittel eines gemeinsam hatten, „es waren Pillen, die mit Mitgefühl, Verständnis und einer Zusicherung auf Erfolg verabreicht wurden". Ja, man könnte sagen, daß „Glaube Hoffnung und Liebe" für die Wirksamkeit des Placebo verantwortlich sind!

Die Frage, die die Ärzte heute interessiert ist das menschliche Element: Warum reagieren einige auf das Placebo und andere nicht?
Durch neueste Forschung wurde entdeckt, wie dies in der Zeitschrift 'Scientific American', August 1955, veröffentlicht wurde, daß kein merklicher Unterschied im Alter, Geschlecht oder in der Intelligenz zwischen denen besteht, die auf Placebo reagieren und die „Reaktoren" genannt werden, und denen, die nicht darauf reagieren. Jedoch fand man einen auffallenden Unterschied in dem Gefühlsleben und der geistigen Einstellung, der Lebensanschauung zwischen solchen, die reagierten und solchen, die nicht reagierten.

Personen, die nicht reagierten, hatten im Durchschnitt zwei Jahre Schule mehr hinter sich und neigten dazu, in ihrem Denken negativ zu sein. Sie könnten auch als intellektuelle Introvertierte bezeichnet werden, die dazu neigen, anderen gegenüber kritisch zu sein. Diese beklagten sich auch am meisten über Schmerzen und Unwohlsein. Der durch eine Operation bedingte Aufenthalt im Krankenhaus hatte ihnen anscheinend überhaupt nicht gefallen.

Auf der anderen Seite glaubten die „Reaktoren" daß sie im Krankenhaus eine großartige Behandlung empfangen hatten. Sie bagatellisierten die Schmerzen und das Unwohlsein obwohl sie die gleiche Art Operation gehabt hatten wie die anderen. Die Reaktoren waren eher geneigt, ihren Gefühlen Ausdruck zu verleihen; sie mochten, einfach die Menschen gut leiden und waren weit religiöser als solche, die auf die Placebo-Mittel nicht reagierten. Und wenn jemand auf diejenigen, die auf Placebo reagierten, herabschauen sollte, so sollte er bedenken, daß auch festgestellt wurde, daß diese Menschen wahrscheinlich aus wirklichen Medikamenten einen größeren Nutzen ziehen. Man kann deutlich eine Parallele feststellen zwischen der Reaktion auf die Mittel und dem Willen zu leben, wobei sowohl Vertrauen zu dem Arzt und dem Mittel als auch Hoffnung, Optimismus und wechselseitige Liebe eine wichtige Rolle spielen.

Es besteht kein Zweifel, daß der Grundsatz der psychosomatischen Medizin, nämlich daß der Geist und der Körper eins sind und daß die 'psyche', Seele oder Geist das 'soma' oder den Körper sehr beeinflußt und umgekehrt, vernünftig ist. Geradeso wie geistige Störungen zu Schäden im Körper führen können, die genau so wirklich sind wie diejenigen, die durch Bakterien, Gifte oder einen harten Schlag verursacht wurden, kann auch die rechte Denkweise, die rechte Art des Gefühlslebens, die mit Glaube, Hoffnung und Liebe in Verbindung stehen, eine medizinische Wirkung auf den Körper ausüben; ohne Zweifel geschieht dies auf dem Wege über das sympathische Nervensystem und die Hormone.

Alles dies erklärt, warum so vielen Menschen durch vollständig verschiedene Behandlungsmethoden oder Mittel geholfen wird, und es erklärt zweifellos, mindestens in einem beträchtlichen Maße, die Erfolge, die durch vollständig verschiedene Religionen und deren Heilmethoden erzielt wurden. Daß die Behauptungen in bezug auf Heilungen höchstwahrscheinlich übertrieben sind, scheint aus dem hervorzugehen, was Dr. Dunbar in ihrem Buche 'Mind and Body' berichtet. Bei den Millionen Menschen, die jedes Jahr den katholischen Schrein in Lourdes, Frankreich, besuchen, kann nur im Durchschnitt bei drei Personen eine Heilung festgestellt werden, die durch medizinische Untersuchungen, wie Röntgenaufnahmen, bestätigt werden kann."
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Geschrieben von Drahbeck am 01. Juli 2007 05:30:20:

Als Antwort auf: Re: 22. 6. 1957 (Vor fünfzig Jahren) geschrieben von Drahbeck am 22. Juni 2007 06:52:57:

Auf den in der „Wachtturm"-Ausgabe vom 1. 7. 1957 enthaltenen Artikel über Polen, wurde schon früher eingegange. Siehe dazu
Polen

Auf einen weiteren Artikel aus dergleichen „Wachtturm"-Ausgabe wurde ebenfalls schon eingegangen.
Siehe dazu
Vorzimmerpolitik

Noch ein weiterer in dieser WT-Ausgabe auch mit enthaltenen Artikel mit der Überschrift „Wende theokratische Kriegslist an", muss ausdrücklich erwähnt werden. Auch auf ihn wurde ebenfalls schon früher kommentierend eingegangen. Siehe dazu
Schlafende Hunde

„Bitte nicht stören", so der Titel des einleitenden Artikels in dieser „Wachtturm"-Ausgabe. Man meint zu registrieren:
„Der durchschnittliche Kirchgänger will nicht mit der ... Botschaft ... belästigt werden. Wenn Jehovas Zeugen an die Tür von 'Bitte-nicht-stören'- Christen kommen ..."

Und man lässt diese Betrachtung mit der Aussage ausklingen:
„'Bitte-nicht-stören'-Christen schlafen, ja schlimmer als das: sie sind geistig krank".

Das pikante ist dann wohl (was der WT aber eben nicht mit ausführt), dass man solchen „Bitte-nicht-stören"-Zeitgenossen nicht zuletzt auch bei den Zeugen Jehovas begegnen kann. Ihre dezidiert durchgeführte „Abschottungspolitik" belegt das auch vielfach!

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Geschrieben von Drahbeck am 08. Juli 2007 06:41:04:

Als Antwort auf: Re: 22. 6. 1957 (Vor fünfzig Jahren) geschrieben von Drahbeck am 01. Juli 2007 05:30:20:

Das 1989er ZJ-Jahrbuch etwa notierte:
„Franz Desch war von Mauthausen aus dem nicht weit davon entfernten Konzentrationslager Gusen überstellt worden. Dort war es ihm sogar möglich, mit einem SS-Wachebeamten die Bibel zu studieren. Wie groß waren die Fortschritte? Nun, man stelle sich die Freude vor, als sich die beiden Jahre danach auf einem Kongreß als Brüder begegneten."

Mögen solche Fälle auch nicht die Regel gewesen sein, so gab es sie aber offenbar.

Nachstendes Foto nebst Begleittext, kann man in der "Erwachet!"-Ausgabe vom 8. 7. 1957 vorfinden. Es ist Teil einer Bildcollage die sogenannte "Gileadschule" betreffend.
http://www.manfred-gebhard.de/Marschall.jpg

In dem (nichts ins deutsche übersetzte) Buch des Marley Cole "Triumphant Kingdom" (S. 161f.) wird gleichfalls auf den Fall des Friedrich Marschall bezug genommen. Nach Cole entstammt die Familie der Danziger Gegend. Die Schwester kam im Krieg um. Der Vater verschwand nach selbigem auf Nimmerwiedersehen in Sibirien. Die Mutter musste nach 1945 das Vertriebenenschicksal erleiden und ist offenbar so in die Frankfurter Gegend verschlagen worden. Ihr Sohn Friedrich, als Mitglied der SS geriet 1944 in Gefangenschaft, die mit unterschiedlichen Stationen bis Mai 1947 dauern sollte. Nach der Freilassung zog selbiger auch nach Frankfurt. 1953 heiratete er eine Zeugin Jehovas, die bereits für die WTG im Pionierdienst tätig war. Wie man der Herausstellung seiner Person in der genannten "Erwachet!"-Ausgabe entnehmen kann, erschien den WTG-Apparatschicks die "Beförderung" eines früheren SS-Angehörigen in den WTG-"Missionsarszustand" offenbar opportun.

Diese geschilderten biographischen Details (abgesehen von der nicht verallgemeinerungsfähigen SS-Mitgliedschaft) sind nicht untypisch für die Klientel der "ersten Generation", welche nach 1945 in Deutschland von den Zeugen Jehovas angeworben werden konnte.

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Geschrieben von Drahbeck am 15. Juli 2007 06:54:07:

Als Antwort auf: Re: 8. 7. 1957 (Vor fünfzig Jahren) geschrieben von Drahbeck am 08. Juli 2007 06:41:04:

Niederlagen (wieder einmal) in Siege umgefälscht, mag man nur als Kommentar zu jenem Bericht im „Wachtturm" vom 15. 7. 1957 sagen. Er teilt lapidar mit. Die WTG-eigene Radiostation WBBR sei von der Watch Tower Bible and Tract Society verkauft worden. Am 24. 2. 1924 habe sie mit ihren Sendungen im Stadtgebiet von New York begonnen. Und da man wähnt, seit jener Zeit habe sich die Anzahl der Zeugen Jehovas auch in New York beachtlich vermehrt, ist das eben das formelle Alibi für den Verkauf.

„Die große Geldsumme, die nötig war, um die Radiostation zu betreiben, kann nun sehr gut für das Missionar- und Sonderpionierwerk in anderen Ländern und auch in Amerika verwendet werden. Daher hat die Gesellschaft beschlossen, die Radiostation zu verkaufen, und hat dies am 15. April 1957 bereits getan."

Diese magere Bericht, teil wieder mal nur die symbolische „Hälfte" mit. WBBR war nur noch das letzte Überbleibsel eines einst weit aufgezogenen Radionetzes, dessen sich insbesondere Rutherford rühmte. Allerdings ging es mit selbigem schrittweise - schon zu früheren Zeitpunkten - „bergab"

Im deutschsprachigem „Wachtturm"-Jahrgang 1938, wurde das Radio-Thema verschiedentlich thematisiert. Von andernorts initiierten Boykottaktionen gegen die WTG-Radiotätigkeit ist da die Rede. Charakteristisch dabei auch die Aussage:
„Jehovas Zeugen hatten die Botschaft des Königreiches mittels Radio zu verkündigen begonnen, und dies erregte den Feind und energisch setzte er sich dem Gebrauch des Radios entgegen. Der Kampf gegen Gottes Volk und die Radio-Tätigkeit wurde dann vom Feinde nach Washington, D. C. gezogen, und dieser Disput öffnete Jehovas Zeugen den Weg und machte es Ihnen möglich, die Rundfunkanlagen der National Broadcasting Company „Nationalen Rundfunk Gesellschaft) zur Aussendung der Botschaft Gottes vom Kongressort in Toronto (Kanada) aus zu benutzen. In jenem Rundfunk wurden die vereinten Elemente der Organisation Satans deutlich bloßgestellt. Jene Botschaft brachte die neuzeitlichen Moabiter, Ammoniter und Moabiter oder die Berg Seir-Religionisten derart in Wut, dass die Anlagen der National Broadcasting Compagny" dem Volke Jehovas nachher für den Gebrauch für immer versagt wurden. Der Kampf wurde heftiger und Jehovas Zeugen machten noch größere Anstrengungen, das Zeugniswerk durch Radio zu fördern, bauten in Amerika, Kanada und andernorts Radiostationen und bedienten sich derselben. Im Jahre 1928 lehnte die kanadische Regierung es ab, den Radiostationen, die dem Volke Jehovas gehörten, die Lizenz erneuern. Der Angriff auf Jehovas Zeugen dehnte sich mehr und mehr aus."
WT 1938, S. 234)

Jene einmal möglich gewordene Nutzung der vorzitierten staatlichen NBC-Radiosender, war offenbar die „Weichenstellung". Danach bestand nur noch (die auch geringer werdende) Option, nebst den eigenen Sendern, über kommerziell zu bezahlende Sender, auszustrahlen.

Es ist durchaus pikant zu registrieren, wie ein dem Jahre 1939 zuzuordnender Pressebericht aus Nazi-Deutschland, unter Überschrift „Bibelforschung als Geschäft"
auch das Radiothema mit aufgreift. In selbigem liest man unter anderem:
„... Die scharfen Angriffe, die Rutherford in seinen Rundfunksendungen gegen die bestehenden christlichen Kirchen gerichtet hat, führten in den letzten Jahren zu einer entschlossenen Abwehr. 1937 verfügte er noch über 397 Sender gegenwärtig stehen ihm für seine Propaganda nur noch etwa 8 bis 10 Stationen zur Verfügung, die von ihm finanziell abhängig sind."
http://www.manfred-gebhard.de/BibelforschungGeschaeft.jpg

Von all dem liest man in der vorzitierten Siegesmeldung über den Verkauf von WBBR, nicht den Bruchteil einer Silbe.

Da darf man thematisch auch noch auf die „Trost"-Ausgabe vom 15. 4. 1939 hinweisen.
Dort teilt„Trost" mit:

„Gegen den betagten römisch-katholischen Bischof James Joseph Hartley von Columbus, U. S. A., und gegen das Wochenblatt seiner Diözese und dessen Schriftleiter, einen Priester, hat die Watch Tower Bible and Tract Society eine 100.000-Dollar-Schadenersatzklage eingereicht. Sie werden beschuldigt, die Auflösung eines auf zehn Jahre lautenden Kontraktes erzwungen zu haben, den die Rundfunkstation WBNS in Columbus mit der Watch Tower Bible and Tract Society abgeschlossen hatte.

In der Anklageschrift heißt es, daß die Beklagten "miteinander verabredet und sich verschworen haben, den erwähnten Kontrakt zu stören, seine rechtswidrige Auflösung zu bewirken ... und ihnen für Meinungsäußerungen, die die Beklagten in vermessener Weise als anstößig für sie selbst und für ihre Kirche erklärten, Stillschweigen aufzuzwingen."

Die Vorgeschichte dieser Klage ist wie folgt: Unmittelbar nachdem die Station WBNS am 11. September 1938 Richter Rutherfords Londoner Vortrag gesendet hatte, veröffentlichte das Blatt der Diözese Columbus auf der Titelseite einen langen Artikel sowie einen besonderen redaktionellen Hinweis auf diesen Artikel und auf das Vorgehen, zu dem die Leser des Blattes darin gedrängt wurden. Von Richter Rutherford wurde darin gesprochen als dem ,,unaussprechlichen 'Richter' Rutherford", dem „gerichtswidrigen Richter", dem ,,sogenannten 'Richter'", und seine Rundfunkrede bedachte man mit allerlei beleidigenden Ausdrücken.

Zudem enthielt der Artikel einen Musterbrief, den die Leser an die Rundfunkstation WJR in Detroit und an weitere Stationen in Columbus, darunter auch WBNS, senden sollten, um "Richter Rutherford und seinesgleichen für immer aus dem Rundfunk zu verdrängen".

Der Artikel empfahl dringend:
„Boykottiert die Firmen, die durch solche Anstoß erregenden Rundfunkstationen für ihre Ware Reklame machen; lehnt es ab, die Waren solcher Firmen zu kaufen. Hier bietet sich Gelegenheit, ein Glanzstück Katholischer Aktion durchzuführen. Der Sieg ist gewiß."

Und weiter mein „Trost" dann:
„Der Gerichtshof für Zivilsachen der Grafschaft Franklin, Ohio, wird sich nun in erster Instanz mit diesem Glanzstück näher zu befassen haben.
Wegen ähnlicher Versuche, die Verkündigung biblischer Wahrheiten im Rundfunk durch bewußte Verleumdungen und durch Boykottandrohungen zu verhindern, schweben in den Staaten Pennsylvanien, Colorado, Georgia und Ohio vier weitere Klagen auf hohe Schadenersatzsummen ...

Als Beklagte haben sich in diesen Prozessen unter anderen ein Kardinal, ein Bischof und ein gutes Dutzend römisch-katholischer Priester zu verantworten."

Nun ist zu diesem eben zitierten Bericht noch anzumerken. Er kündet zwar davon, dass die WTG Klagebegehren eingereicht habe. Er berichtet aber nicht darüber, wie denn die Sache im konkreten ausgegangen ist. Die Einreichung einer Klage beinhaltet durchaus nicht zwangsläufig, dass auch dem Kläger in dem von ihm gewünschten Sinne entsprochen wird.

Die Entscheidung darüber behält sich das angerufene Gericht selbst vor. Und der Volksmund weiss nicht umsonst zu berichten. „Vor Gericht und auf hoher See - seien vielerlei Überraschungen möglich."

Auch wenn man jetzt nicht im konkreten berichten kann, wie denn dieses WTG-Klagebegehren ausging, so kann als gesicherte Erkenntnis durchaus gesagt werden, dass die WTG ihren Kampf ums Radio, in Gesamtheit letztendlich verloren hat.

Zum Thema der WTG Radio-Euphorie, siehe auch:

19402Kampf

Wahrheit

Radio

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Geschrieben von Drahbeck am 22. Juli 2007 05:01:10:

Als Antwort auf: Re: 15. 7. 1957 (Vor fünfzig Jahren) geschrieben von Drahbeck am 15. Juli 2007 06:54:07:

Als das faschistische Italien im Jahre 1935 Äthiopien (Abessinien) militärisch überfiel, wurde das auch für die Zeugen Jehovas zum Thema, namentlich in ihrer damaligen Zeitschrift „Das Goldene Zeitalter". Der Schock saß in der Tat tief. Das war quasi der Auftakt einer ganzen Reihe von militärischen Aggressionen, die von den vermeintlichen „Herrenmenschen" aus der faschistisch-nazistischen Ecke, vom Zaune gebrochen wurden. Spanien folgte als nächstes Abschreckungsbeispiel dieser Art. Die Tschechoslowakei, Österreich und Polen nicht zu vergessen. Und damit war man schon mittendrin im zweiten Weltkrieg.

Für die Zeugen Jehovas stellte sich die Sache relativ einfach dar. Bei alledem meinten sie einen Drahtzieher, namens Rom (sprich: Römisch-katholische Kirche) im besonderen ausmachen zu können. Nun soll diese vereinfachende These der ZJ hier jetzt nicht weiter diskutiert werden. Das „Rom" Imperialismus nicht fremd ist und es mit etlichen „ins Bett geht", die da seinen Interessen dienlich, ist sicherlich keine Feststellung, die „nur" die Neuzeit betreffen würde. Aber was die imperialistischen Ambitionen anbelangt, hat „Rom" inzwischen massive Konkurrenz bekommen, auch die Konkurrenz namens Zeugen Jehovas. In imperialistischen Ambitionen können die es in der Tat schon mit einigen anderen aufnehmen.

Fallweise wäre lediglich darüber zu diskutieren, wie weit das „mit jedem ins Bett gehen", dabei auch schon bei den Zeugen Jehovas ausgeprägt ist. Da muss man wohl derzeit im Vergleich zu „Rom" noch Abstriche machen. Indes: Kirchengeschichte bemisst sich in Jahrhunderten, nicht in „Tagen". Und entscheidende Weichenstellungen sind auch bei den Zeugen Jehovas schon vorgenommen. Stichwort: Körperschaft des öffentlichen Rechts.

Nun gibt es wohl bei dem de facto Gegröhle der USA (heute gehört uns Amerika und morgen via Hedgefonds die ganze Welt), und deren Umsetzung auch auf der imperialistisch-religiösen Ebene, noch einige relative „weiße Flecken" auf der diesbezüglichen Zeugen Jehovas „Erfolgs-Landkarte". China wäre da zum Beispiel zu nennen. Ein „Fuß in die dortige Tür" zu bekommen, hat auch schon die WTG verschiedentlich versucht. Indes selbst der Herr in „Rom" hat da noch so seine Probleme mit China. Ihm stört es auch, dass es dort „staatlich Linientreue" Katholiken gibt, und solche die in den Untergrund gedrängt werden. Alle Versuche des Herrn in „Rom", diese missliche Lage verändern zu können, waren bis zum heutigen Tage nicht von Erfolg gekrönt. Insofern verwundert es nicht, dass es der WTG dort nicht viel besser ergeht.

Dann wären da noch die islamistisch dominierten Länder zu nennen. In denen hat es die WTG traditionell mehr als schwer. Etliche dieser Länder zählt die WTG noch heute zur Auflistung ihrer Verbotsländer. Selbst für die Türkei galt das lange Jahre. Heute listet die WTG zwar die Türkei nicht mehr zu den Verbotsländern. Allein die dortige Zahl von rund 1600 Zeugen Jehovas (Stand von 2006), bei einem Verhältnis von 1 zu 37.240 zur übrigen Bevölkerung, darf man wohl kaum zu den „berauschenden" Zahlen rechnen, die es andernorts sicherlich gibt.

Um auf das eingangs genannte Äthiopien zurück zu kommen. Von 222 dortigen Zeugen Jehovas im Jahre 1967, hat sich die WTG mittlerweile auf rund 7600 im Jahre 2006 vorgearbeitet. Den Erfolg, den diese Zahl ausdrückt, kann man sicherlich nicht verkennen. Allein auch das gilt es zu sagen. Auch Äthiopien blieben nach 1945 weitere politische Zäsuren nicht erspart. Namentlich gab es kriegerische Auseinandersetzungen mit dem zeitweilig zur äthiopischen Provinz herabgestuften Eritrea. Immerhin endeten die damit, dass es Eritrea gelang sich als selbstständigen Staat zu etablieren. Allerdings findet man selbigen nicht in der WTG-Länderliste. Er wird dort den pauschal (nicht im einzelnen Genannten) Verbotsländern zugerechnet. Wenn es denn in den letzten Jahren Zeugen Jehovas bezügliche Horrormeldungen gab, kann man ganz sicher sein. Eritrea steht mit an deren Spitze.
Siehe etwa:
www.uni-kassel.de/fb5/frieden/regionen/Eritrea/hecking.html
www.acat-deutschland.de/Brief_Aktionen/2004/05_2004_mar.html

Auch hier wurde verschiedentlich darauf schon eingegangen. Man vergleiche etwa:
Parsimony.4238

Parsimony.10525

Parsimony.10527

Nun ist es sicherlich legitim, soweit es um geschichtliche Betrachtungen geht, Äthiopien und Eritrea „in einen Topf zu werfen". Insofern ist es vielleicht nicht uninteressant einmal zu registrieren, was die WTG über Äthiopien zu früheren Zeiten ausführte. Eine solche kann man beispielsweise der „Erwachet!-Ausgabe vom 22. 7. 1957 vorfinden. Und mit der kommentarlosen Zitierung einiger Auszüge daraus, mag diese Betrachtung beendet werden:

„Äthiopien ist etwa so groß wie Italien und Frankreich zusammen. Es liegt in den nordöstlichen Hochländern Afrikas. ... Staatsreligion in Äthiopien ist das Christentum, obwohl alle seine Nachbarn fast rein moslemische Länder sind.
Es gibt in Äthiopien Millionen Menschen, die überzeugt sind, daß die Äthiopier Gottes auserwähltes Volk sind. Früher stand die Nation Israel in der Gunst Jehovas, sagen sie, aber er hat ihnen seine Gunst entzogen, weil sie untreu waren, und hat sie den Äthiopiern geschenkt. ...

Die Äthiopier verlegen den Anfang ihrer Geschichte in die Zeit um das Jahr 5000 v. Chr. Obschon sich das nur auf eine Volksüberlieferung stützt, wird es in den Schulen und Kirchen als unbedingte Wahrheit gelehrt. Sie glauben auch, daß die Bundeslade aus Jerusalem entfernt und nach Äthiopien gebracht worden sei und sich jetzt im Dorfe Axum befinde. Ihre Lieblingslegende ist wohl die von der Königin von Scheba. Diese soll den König Salomo um das Jahr 1000 v. Chr. Besucht haben, und der Sohn, den sie von Salomo gehabt habe, sei der Vorfahre des jetzigen Kaisers. Salomo habe durch ein Gesetz bestimmt, daß nur Nachkommen dieses Sohnes über Äthiopien regieren dürfen. Vom heutigen Kaiser, Haile Selassie, wird gesagt, er sitze auf dem Throne Davids als der „Löwe aus dem Stamme Juda". Er wird von seinen Getreuen „der Auserwählte Gottes, König der Könige", genannt.

Im allgemeinen sind die Äthiopier treue Anhänger ihrer Regierung und Kirche. Ihre Religion setzt sich aus Lehren der orientalisch-orthodoxen Kirche, Gesetzen aus den Hebräischen Schriften und zahlreichen heidnischen Glaubenslehren und Bräuchen zusammen. ...

Da die Äthiopier glauben, sie seien Gottes auserwähltes Volk, haben sie die Missionstätigkeit in ihrem Lande stark eingeschränkt. Gemäß amtlichen Verfügungen besteht „keine Notwendigkeit für eine Missionstätigkeit unter den Mitgliedern [etwa 5 Millionen] der äthiopischen Kirche, da diese bereits Christen sind." Daher werden die Missionen angewiesen, den Armen zu helfen, indem sie Krankenhäuser und Schulen einrichten und sie sonstwie materiell unterstützen. Missionare dürfen nur den ungefähr zehn Millionen Moslems, Danakil, Galle, Somali und Heiden predigen.

Die vielen Überlieferungen und Einschränkungen sowie die ablehnende Haltung gegenüber Missionaren haben die Verkündiger des Königreiches zeitweise erheblich erschwert. Vor etwa sechs Jahren schickte die Watch Tower Society drei Missionare der Zeugen Jehovas nach Äthiopien. ... Den Versammlungen der Zeugen Jehovas stehen jetzt nicht mehr die Missionare, sondern einheimische Prediger vor. Die einheimischen Brüder halten vor großen Zuhörerschaften Vorträge, und andere ziehen in Gebiete, wo noch keine Versammlungen sind, um dort als Vollzeitprediger zu wirken. Somit wird auch hier trotz vieler Hindernisse die gute Botschaft verkündigt.

Jahrelang ist der Königreichssaal im Zweigbüro der Watch Tower Society, das im Zentrum von Addis Abeba liegt, der einzige gewesen in ganz Äthiopien. Alle anderen Versammlungen kamen in Privatwohnungen zusammen. Jetzt sind hier und da Königreichssäle eingerichtet worden, wodurch der Versammlungsbesuch stark gestiegen ist. Bei den Versammlungen sind meistens mehr Freunde als Zeugen Jehovas zugegen - eine prächtige Ernte nach Jahren des Predigens."
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Geschrieben von Drahbeck am 01. August 2007 06:44:14:

Als Antwort auf: Re: 22. 7. 1957 (Vor fünfzig Jahren) geschrieben von Drahbeck am 22. Juli 2007 05:01:10:

Auf das Thema des Eisenhower-Tratsches, welche in der „Wachtturm"-Ausgabe vom 1. 8. 1957 offeriert wird, wurde schon früher eingegangen. Siehe dazu
Eisenhower-Tratsch

Das Thema „Abtrünnigkeit" beschäftigt diese WT-Ausgabe im besonderen. Die „Studienartikel" sind ihm gewidmet. Wie zu erwarten findet man darin wieder die Floskeln der Warnung vor dem „Materialismus".

Preisfrage: Derzeit läuft ein Gerichtsprozess über die Bühne, die sogenannte „Akzenta AG" betreffend. Er ist zwar noch nicht abgeschlossen, aber immerhin wird er durchgeführt. Unabhängig vom kommenden Resultat jenes Prozesses gab es im Vorfeld auch die - nicht widersprochene - Notiz.

Die Hauptangeklagten seien im Umfeld der Zeugen Jehovas angesiedelt. Angesichts deren Praxis, wie es mal Olaf F. in einem Fernsehstatement formulierte, dass die höheren WTG-Funktionäre es sehr wohl verstehen, bei den örtlichen Gemeinden auch individuell zu „nassauern", wobei einige dabei beachtliche materielle Erfolge aufweisen können. Angesichts dieser Sachlage stellt sich doch wohl auch die Frage, wie es sich im Fall der Versammlung verhielt, zu welcher die Angeklagten im Akzenta-Prozess gehörten.

Zitat aus den Beobachtungen von Barbara Wass:
"In der Regel bekommt der Kreisaufseher von der Versammlung Kilometergeld. Für Autoversicherung, Reifen, Reparaturen u.s.w. kommt meist der Kreis auf. … In den Versammlungen gibt es auch immer wieder Brüder, die den Kreisaufseher finanziell unterstützen.
Das Problem an der ganzen Sache ist, daß diese Kreisaufseher meist kaum eine Ahnung haben, was es heißt, wirklich im Leben zu stehen, zu arbeiten, eine Familie zu versorgen und zusätzlich noch zu predigen. Sie selber sind ja versorgt und sind zum Teil schon lange nicht mehr, oder sogar überhaupt noch nie einer »richtigen« Arbeit nachgegangen. Andererseits ist es natürlich auch nicht immer angenehm, jede Woche woanders zu wohnen, jeden Tag woanders zu essen und immer nur herumzureisen. Den wirklichen Alltag in den Versammlungen lernen sie aber doch nicht kennen, denn in dieser Woche strengt sich jeder besonders an, um möglichst an allen Vorkehrungen teilzuhaben. Es wird auch sehr ausdrücklich dazu ermuntert und aufgerufen, die entsprechende »Wertschätzung« für diesen Besuch aufzubringen und alles zu unterstützen."

Man vergleiche zum Thema auch:
Der Bettel-Orden in Aktion

Dass die höheren WTG-Funktionäre wie die „Motten" auf die „Betuchten" zuschwärmen, pfeifen doch die Spatzen von den Dächern. Dass es eben „Betuchte" auch im Umfeld der Versammlung gab, welche die Angeklagten des Akzenta-Prozesses zugehörig waren, ist ebenfalls offenkundig.

Man kennt ja die diesbezügliche Technologie: „Geschenke" sind dabei das Zauberwort.

Früher, unmittelbar nach 1945 noch, nannten sich die Herren Kreisaufseher wobei sie wohl heutzutage besonderen Wert auf den Satzteil "aufseher" legen (der den "Pöbel" fallweise auch in den Dreck drücken darf in ihrem Selbstverständnis).

Früher, wie gesagt so unmittelbar nach 1945, nannte dieselbe Klasse sich noch "Diener für die Brüder". So nachlesbar in der 1945 in der Schweiz erschienenen WTG-Broschüre "Organisations-Abweisungen für die Königreichsverkündiger". Selbige ist natürlich nicht mehr aktuell. Das Beispiel von den "Dienern" die da zu "Aufsehern" wurden ist ja nur eines von mehreren Beispielen dafür, was heutzutage alles nicht mehr "aktuell" ist.

Aber eine besondere "Lachnummer" gibt es in dieser Broschüre doch, und zwar auf deren Seite 52. Da biegen sich ja förmlich die Balken vor lachen, wenn man da doch tatsächlich lesen konnte:
"Die Diener für die Brüder werden von den Gruppen keine persönlichen Beiträge annehmen. "

So so. Nun wenn nicht von Gruppen, dann eben von "Einzelpersonen" aus selbigen. Da ja "Einzelpersonen" nicht von dem genannten Verdikt betroffen, ist auch diese Hürde kunstvoll umschifft. Und was für "Diener für die Brüder" mal gelten sollte, gilt selbstredend nicht mehr für Kreisaufseher. Denn wie schon Herr Adenauer erklärte. "Was interessiert mich mein Gewäsch von gestern? ..."

Die WTG-Nassauer werden sich schon sagen lassen müssen, dass ihre Polemik gegen den Materialismus sich als ziemlich verlogen erweist. Schon der damalige WTG-Präsident Knorr ging da mit fragwürdigem Beispiel voran, indem er sich ein Auto der Luxuxklasse von einem „Immobilenhai" schenken lies.

Diese Simonie hat in der Zeugen Jehovas-Organisation sich wie eine Seuche ausgebreitet.

Ueberlebenskuenstler
Bettel-Ode
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Geschrieben von Drahbeck am 08. August 2007 00:49:25:

Als Antwort auf: Re: 1. 8. 1957 (Vor fünfzig Jahren) geschrieben von Drahbeck am 01. August 2007 06:44:14:

„Erwachet!" vom 8. 8. 1957 notierte:
„Der staatliche Rundfunk von Uganda stellte seine Wettervorhersagen in verschiedenen afrikanischen Sprachen ein. Ein Regierungsvertreter gab als Grund für diese Maßnahme an, daß die Voraussagen dem Prestige der Regierung abträglich gewesen seien. Jedesmal, wenn eine Wettervorhersage nicht eingetroffen sei, habe es unter den afrikanischen Bauern geheißen: „Aha, das Wetter tut wieder nicht, was die Regierung sagt."

Ein Schelm, wer bei dieser Meldung zugleich auch eine Gedankenassoziation zur WTG nicht unterdrücken kann!

http://www.manfred-gebhard.de/Schelm.jpg

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Geschrieben von Drahbeck am 15. August 2007 06:17:45:

Als Antwort auf: Re: 8. 8. 1957 (Vor fünfzig Jahren) geschrieben von Drahbeck am 08. August 2007 00:49:25:

So so, da zitiert also der „Wachtturm" in seiner Ausgabe vom 15. 8. 1957 den amerikanischen Schriftsteller Mark Twain (1835 - 1910). Nun denn, wenn ich Mark Twain zitieren würde, würde ich wahrscheinlich einem anderen Zitat von ihm den Vorzug geben. Zum Beispiel seiner Aussage über die Gründerin einer anderen Religion (Mary Baker Eddy und ihre „Christliche Wissenschaft") über die er ausführte:

"Wenn das Schicksal beschlossen hätte, sie zu einem Küchenmädchen in einer bankrotten Fremdenpension zu machen, so würde sie innerhalb 6 Monaten Eigentümerin der Pension gewesen sein, die unter ihr zur Geldgrube geworden wäre. 2 Jahre später alle Pensionen der Stadt, 5 Jahre später alle Pensionen im Staat, 20 Jahre später alle Hotels in Amerika besessen und die ganze Organisation so leicht regiert haben, wie ein Agent eine Hundeausstellung."

Durchaus interessant erscheint mir auch jenes Mark Twain-Zitat aus dem „Goldenen Zeitalter" vom 15. 5. 1936:

Die laute, kleine Handvoll wird wie immer für den Krieg Geschrei machen. Die Kanzel wird zuerst vorsichtig und umsichtig Einwände erheben. Die große, breite und dumme Masse des Volkes wird sich ihre schläfrigen Augen auswischen und sich zu erklären suchen, weshalb Krieg geführt werden soll und ernstlich und unwillig feststellen; Er ist ungerecht und entehrend und braucht nicht zu sein".

Danach wird die Handvoll lauter schreien. Ein paar aufrechte Männer werden dann auf der andern Seite in Wort und Schrift gegen den Krieg argumentieren und streiten. Zunächst wird man sie anhören und ihnen Beifall klatschen, aber das dauert nicht lange. Jene andern werden sie überschreien. Der Anti-Kriegs-Reden werden weniger und verlieren ihre Volkstümlichkeit.

Sehr bald kann man dann folgende eigenartige Tatsache feststellen: Die Redner werden von der Tribüne vertrieben und die freie Rede wird von der Horde aufgebrachter Menschen, die in ihrem Innern noch immer wie zuvor mit den verjagten Rednern einig sind, es aber nicht zu äußern wagen, erstickt. Nun nimmt das ganze Volk, die Kanzel und alle andern, das Kriegsgeschrei auf und schreit sich heiser und pöbelt jeden ehrlichen Menschen an, der es wagt, seinen Mund aufzutun. Sofort werden sie aufhören, etwas zu sagen. Danach werden die Staatsmänner billige Lügen erfinden und die Schuld auf die Nation abwälzen, die angegriffen wird. Jedermann freut sich über diese, dem Gewissen schmeichelnden Falschheiten und wird sie fleißig studieren, aber sich weigern, ihre Widerlegung zu prüfen. Dadurch wird man sich selbst überzeugen, daß der Krieg gerechtfertigt ist und Gott für den besseren Schlaf danken, dessen, man sich nach diesem lächerlichen Prozeß von Selbsttäuschung erfreut."

Meines Erachtens hat Twain da einen Aspekt auch gut herausgearbeitet. Den Aspekt Selbsttäuschung.

Das fatale ist dann wohl, dass selbige nicht nur bei zitierten Politikern fröhlichsten Urstand feiert, sondern eben auch im Bereich der Religion. Etlichen wird dabei nicht zuletzt der Name Zeugen Jehovas einfallen.

Nun denn, würde ein Mark Twain noch heute leben. Ob selbiger durch seine Vereinnahmung, ausgerechnet durch die Zeugen Jehovas, „glücklich" wäre, darf wohl mit Fug und Recht bezweifelt werden. Gehört doch zu den Twain-Zitaten auch beispielsweise dieses:

„Enttäuscht vom Affen, schuf Gott den Menschen. Danach verzichtete er auf weitere Experimente."

Oder auch das:
„Als Gott den Menschen erschuf, war er bereits müde; das erklärt manches."

Oder auch das:
„In zwei, drei Jahrhunderten wird anerkannt werden, daß die fähigsten Kopfjäger alle Christen sind."

Nun gegen unerwünschte Vereinnahmungen ist wohl niemand gefeit. Das ausgerechnet der „Wachtturm" meint auch Mark Twain für sich reklamieren zu können, entbehrt nicht einer gewissen Ironie, nebst jener Ironie, die Twain selbst schon lieferte. Das WT-Twain-Zitat ist unkommentiert. Seine Auswahl erfolgte offenbar unter dem Gesichtspunkt „mit dem Finger auf andere zu zeigen".

Gerade das aber ist die Frage. Wohin zeigt der „Finger"? Es gibt Einschätzungen die da meinen. Heutzutage würde ein Twain mit der WTG genauso „Fraktur reden", wie er es seinerzeit mir der „Christlichen Wissenschaft" der Mary Baker Eddy tat. Wie auch immer. Lassen wir die Frage einstweilen unbeantwortet, und teilen lediglich noch mit, was da der „Wachtturm" in seiner Ausgabe vom 15. 8. 1957 von Mark Twain zitierte:

„Die Erleuchtung im alten Rom
Mark Twain, der bekannte amerikanische Schriftsteller, schrieb in Band I, Kapitel 26 Werkes 'The Innocents Abroad' [Die Unschuldigen im Auslande]: „Vor etwa siebzehn- oder achtzehnhundert Jahren war die unwissende Bevölkerung Roms willens, Christen in die Arena des Kolosseums zu führen und zu einer Schaustellung die wilden Tiere auf sie loszulassen. Das diente ihr auch gleichzeitig als eine Lektion.

Sie sollte dem Volke beibringen, daß es die neue Lehre, die die Nachfolger Christi lehrten, verabscheuen und fürchten sollte. Die Bestien zerisssen Glied um Glied ihrer Opfer und machten sie im Nu zu einem Gewirr verstümmelter Leiber.

Als jedoch die Christen zur Macht kamen, als die heilige Mutterkirche Herrin der Barbaren wurde, lehrte sie sie keineswegs den Irrtum ihrer Wege. Nein, sie ließ sie durch die liebliche Inquisition gehen und wies auf den hochgelobten Erlöser hin, der allen gegenüber so freundlich und barmherzig sei, und spornte die Barbaren an, ihn zu lieben; und sie tat alles, was sie nur konnte, um die Barbaren zu überreden, Jesus zu lieben und zu ehren — zuerst, indem sie Christen die Daumenschraube ansetzte, dann, indem sie ihr Fleisch mit glühenden Zangen zwickte weil dieses bei kaltem Wetter das Angenehmste sei, ferner, indem sie sie bei lebendigem Leibe teilweise enthäutete, und schließlich, indem sie sie öffentlich röstete.

Sie konnte damit die Barbaren stets überzeugen. Wenn richtig verabreicht, ist die wahre Religion, wie die gute Mutterkirche sie zu verabreichen pflegte, überaus besänftigend. Sie ist zudem wunderbar überzeugend.

Es besteht ein großer Unterschied zwischen dem Unterfangen, Scharen von Menschen wilden Tieren vorzuwerfen, und dem, durch eine Inquisition ihre feineren Gefühle aufzustacheln. Die eine Methode wandten entartete Barbaren an, die andere erleuchtete, zivilisierte Menschen.

Wie schade, daß es eine solch ergötzliche Inquisition nicht mehr gibt!"

Erwähnt sei auch noch, dass es im von Karlheinz Deschner herausgegebenem Buch „Das Christentum im Urteil seiner Gegner", auch ein Twain bezügliches Kapitel gibt, das noch mit vorgestellt sei.

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Geschrieben von Drahbeck am 22. August 2007 05:28:31:

Als Antwort auf: Re: 15. 8. 1957 (Vor fünfzig Jahren) geschrieben von Drahbeck am 15. August 2007 06:17:45:

„Erwachet!" vom 22. 8. 1957 reflektiert:
„Wir vertrauen auf Gott", verkünden die Münzen und sogar die Postwertzeichen eines führenden Landes der Welt. Dennoch werden in jenem Lande immer mehr Verbrechen begangen."

Als weiteres Veranschaulichungsbeispiel wird genannt:
„In Kriegszeiten hört man oft das Schlagwort: 'Gott segne unser Land', die Bitte aber: 'Möge unser Land zu Gott zurückkehren, nur ganz selten."

„Erwachet!" wurde offenbar noch mit weiteren Beispielen fündig. Zum Beispiel das:
„In einer Fabrik in Kalifornien wird jeden Morgen vor Arbeitsbeginn gebetet. Der Direktor sagte: 'Ich bin überzeugt, daß Gott unser Partner ist. Ich glaube nicht, daß wir ohne ihn erfolgreich gewesen wären.' Soll das Gebet ein neues Mittel sein, um geschäftliche Erfolge zu erzielen und die Konkurrenz aus dem Felde zu schlagen`.

Man fand offenbar noch mehr Beispiele. Erwähnenswert in der Sicht von „Erwachet!" war offenbar auch das:
„Der Erzbischof J. Cushing von Boston betete: 'Mögen unsere Bahnen fahren planmäßig verkehren und bequem sein.'
Die Zeitschrift 'Life' brachte das Bild eines Mädchen, das mittels des Rosenkranzes zu Gott um Sieg für eine bestimmte Basketball-Mannschaft betete.
In Leicester (England), betete der Rat der Kirchen zu Gott, er möchte die Verhandlungen zur Beendigung eines Streiks leiten und in einer Kirche von Hollywood wurden die Gemeindeglieder aufgefordert, Gott zu bitten, die Beilegung eines Streites um einen Arbeitsvertrag zu überwachen."

Und zu all diesen Beispielen fragt nun „Erwachet!":
„Ist Gott eine ähnliche Zaubermacht wie der Geist in Aladins Wunderlampe, eine Macht, die die Menschen anrufen können, wenn sie einen Krieg gewinnen, ein besseres Geschäft machen, einen pünktlericheren Zugverkehr haben, bei einem Ballspiel siegen oder den Kampf um höhere Löhne gewinnen möchten?"

Und weiter „Erwachet!"
„Vielen Menschen mag der Gedanke zusagen, daß man durch Gebete alles von Gott haben könne wie von Aladins Wunderlampe, wenn sie gerieben wurde. Aber dem ist nicht so."

Und letzterer Feststellung kann man wohl sogar zustimmen.

Wie man wohl unschwer erraten kann, wird sich „Erwachet!" im weiteren Verlauf seiner Ausführungen auf die Linie zurückziehen.
Tja, diese Gebete seien eben nicht im Einklang mit „Gottes Willen". Mehr noch, es legt besonderen Wert darauf, die Betenden in den „Staub zu drücken". Und zwar in den „allertiefsten". Denn das ist ja der ganze Sinn der Übung.

Von Wunschdenken durchtränkten Menschen zu sagen. Euer Wunschdenken ist eben nicht Realitäts-ädaquat erweist sich als eine undankbare Sache. Spätestens seit Maxim Gorkis „Nachtasyl" weis man das nur zu genau, bei dem darin enthaltenen Dialog:

"Ich kannte einen Menschen, der glaubte an das Land der Gerechten. Er war arm und es ging ihm schlecht und wies ihm schon gar zu schwer fiel, dass ihm nichts weiter übrigblieb, als sich hinzulegen und zu sterben - da verlor er noch immer nicht den Mut, sondern lächelte öfters vor sich hin und meinte: Hat nichts zu sagen - ich trags!
Noch ein Weilchen wart ich, dann werf ich dieses Leben ganz von mir und geh in das Land der Gerechten. Seine einzige Freude war es - dieses
Land der Gerechten."

Diese Parabel findet ihre Fortsetzung in der Feststellung, dass ein Gelehrter alle seine Bücher und Pläne durchforstet, aber nirgends das anvisierte "Reich der Gerechten" finden kann. Die
Geschichte geht weiter mit den Worten:
"Der Mensch - will ihm nicht glauben. Es muss drauf sein, sagt er. Such nur genauer! Sonst sind ja, sagt er, all deine Bücher und Pläne nen Pfifferling wert, wenn das Land der Gerechten nicht drin verzeichnet ist.

Mein Gelehrter fühlt sich beleidigt. Meine Pläne, sagt er, sind ganz richtig und ein Land der Gerechten gibts überhaupt nirgends. -
Na, da wurde nun der andere ganz wütend. Was? Sagt er - da hab ich nun gelebt und gelebt, geduldet und geduldet und immer geglaubt, es gebe solch ein Land! Und nach deinen Plänen gibt es keins! Das ist Raub"

Die Geschichte endet damit, dass der Gläubige die Ernüchterung nicht verkraften konnte und seinen Frust in Aggressivität abreagierte und ein bitteres Ende fand.

Man kommt aber auch nicht umhin festzustellen. Auch die von der WTG favorisierte Art der „Gebetskunst" erweist sich als löchriger Schweizer Käse.
Herr Erich Frost meinte noch Wetterwunder per Gebet „herbeizaubern" zu können. Seinen Nachfolgern indes ist diese „Kunst" schon entglitten, wovon auch Kongress-Veranstaltungen des Jahres 2007 künden.

Auch Frau Gertrud Pötzinger musste in der Nazizieit schon erfahren, dass eine sie besonders
beeindruckende Gebetskunst, sich letztendlich als sehr trügerisch erwies.

Als Kontrast ein Artikel aus der „Süddeutschen Sonntags-Zeitung" vom 3. 7. 1921. Genanntes Blatt nannte sich später nur „Die Sonntags-Zeitung".
Im Kontext das selbige im Jahre 1926 einen pro Bibelforscher orientierten Artikel brachte, und den Umstand nutzend, dass sie im Internet zugänglich ist, bin ich da (unter anderem) auch auf die nachfolgenden Ausführungen gestoßen.

http://www.manfred-gebhard.de/Sonntagsztg203.21a.jpg


http://www.manfred-gebhard.de/Sonntagsztg203.21b.jpg

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Geschrieben von Drahbeck am 01. September 2007 03:52:

Als Antwort auf: Re: 22. 8. 1957 (Vor fünfzig Jahren) geschrieben von Drahbeck am 22. August 2007 05:28:31:

Herr Franz (gemeint ist Fred Franz, damaliger Vizepräsident der WTG) hatte da offenbar ein Problem, worüber die „Wachtturm" in einer Artikelserie (Ausgabe vom 1. 9. 1957) unter der Überschrift „Rund um die Welt. Mit dem Vizepräsidenten" berichtet.

In Kooperation mit seinem Chef den Herrn Knorr, beliebten beide Herren so ihre weltweiten Inspektionstouren zu unternehmen. Da nun, traten gewisse Probleme technischer Art auf. Man kann es schon nachvollziehen (im Falle Knorr/Franz kamen da ja in erster Linie Fluglinien in Betracht), gibt es da etwa Verspätungen oder ähnliches, kann ein gesamter kunstvoll aufgebauter Fahrplan, inklusive seiner Anschlussverbindungen, gehörig ins Trudeln geraten. Dieses Mißgeschick ereilte nun laut genannten WT auch diese beiden Herrschaften.

Dann ist wohl in solcher Situation das Improvisieren angesagt. Das überlegen, wie kann der eingetretene Zeitverzug und ähnliches, am optimalsten wieder ausgeglichen werden (sofern denn noch möglich).

Die Situation war nun so, dass beide Herrschaften in Istanbul (Türkei) beratschlagten, wie sie denn eine bereits eingetretene beträchtliche Verzögerung ihres weiteren Flugplanes, wieder etwas aufholen könnten. Nächstes Ziel ihrer Begierde sollte Karatschi (Pakistan) sein. Und siehe da, es schien sich tatsächlich die Möglichkeit zu eröffnen, etwas von dem Zeitverzug wieder aufzuholen. Rückblickend erwies sich die gewählte Option aber nicht als optimal. Dazu notiert der WT:

„In dieser kritischen Lage war es ihnen schließlich gelungen, einige Stunden früher aus Istanbul abzufliegen, als jenes Flugzeug abflog, mit dem zu fliegen sie geplant hatten. Aber das Flugzeug war einige Tage vorher aus der Gelbfieberzone Südafrikas hergekommen. Als es mit seinen Passagieren in Karatschi eintraf, prüften die Gesundheitsbehörden die offiziellen Papiere des Flugzeuges nach und stellten fest, daß das Flugzeug auf dem internationalen Flugplatz von New York und auf dem Flugplatz in England nicht vorschriftsmäßig gegen Gelbfieber desinfiziert worden war. Alle Passagiere, die in Karatschi eintrafen, waren somit der Seuche des Gelbfiebers ausgesetzt gewesen. Die Passagiere, welche gültige, vorschriftsmäßige Gelbfieber-Impfzeugnisse besaßen, konnten schließlich, nachdem sie fast zwei Stunden lang bis zum Mittag gewartet hatten, die Zollstelle passieren und in die Stadt, in die Freiheit gelangen. Der Präsident der Gesellschaft, befand sich unter diesen."

15 Personen indes (unter ihnen Franz), drohte nun eine neuntägige Quarantäne auf dem Flugplatzgelände. Warum Franz nicht auch über gültige Impfzeugnisse Gelbfieber betreffend verfügte, lässt der WT im dunkeln.

Man wird dieses „Dunkelheit" wohl auch dahingehend deuten können. Franz gehörte ja schon zum „Urgestein" der WTG. Er hatte also die aktive Impfgegnerschaft
der Bibelforscher/Zeugen Jehovas, noch höchstpersönlich mitgemacht. Auch ihm war durchaus bewusst, dass da zur Herstellung solcher Impfseren, auch „kräftig mit Blut „herumgepantscht" wird. WTG-Indoktriniert, kann man sich durchaus in seine Gefühlslage hineinversetzen. In seinen Widerwillen gegen alles was mit Blut und Impfen usw. zu tun hat. Das aber sollte sich nun in diesem konkreten Fall rächen.

Als zeitgenössisch „strammer Leser" auch des „The Golden Age" wird Herr Franz wohl da noch die markigen Worte verinnerlicht haben, die auch den deutschen Lesern selbigen nicht vorenthalten wurden, in dem dieser Artikel, unter ausdrücklicher Quellenangabe, entnommen dem „Golden Age", auch ihnen präsentiert wurde. Da konnten also Leser beiderseits des „großen Teiches" (die deutschsprachigen in der „Goldenen Zeitalter"-Ausgabe vom 1. 12. 1926) das Votum eines italenischen Professors lesen. Selbiges war so „brandneu", denn es war bereits im Jahre 1898 erstellt. Macht nichts sagten sich wohl die GZ-Redakteure. Es ist auch noch im Jahre 1926 „gut genug" um als einleitende Sätze zu dienen für einen Artikel, der da vorgeblich über „die furchtbare Macht medizinischen Aberglaubens" referieren will. Da „passte" es wohl gut ins Konzept, dass jener Professor im Jahre 1898 meinte:
„Der Impfzwang ist eine Ungeheuerlichkeit, eine Mißgeburt von Irrtum und Unwissenheit; und als solche sollte er überhaupt keinen Platz in der Hygiene und der Arzneikunst haben ..."

Derart belehrt, konnte wohl auch Herr Franz sich wohl nicht mehr so recht umstellen. Womit dann auch ein Fingerzeig gegeben wäre, zu der Frage: Ist er nun geistig verkalkt oder nicht. Seine „auch" Glanzleistung des 1975-Datums scheint dann ja wohl auch erstere Variante zu bestätigen.

Offenbar hat sein Kollege Knorr diese Skrupel nicht mehr in dem Maße. Leute die viel international hin- und herreisen, müssen sich halt auch um gültige Impfzeugnisse kümmern, wenn sie denn nicht eines Tages mal „auflaufen" wollen. Knorr hatte also keine Skrupel, sich aus „Blutgepansche" hergestellte Impfstoffe in dokumentarisch-beglaubigter Form zu bedienen. Vielleicht reiste Franz noch nicht so oft? Wer weis. Oder vielleicht machten sich bei ihm schon „Verkalkungserscheinungen" bemerkbar, so dass er sich der Tragweite dieser Nachlässigkeit nicht so recht bewusst war, und offenbar erst durch Schaden klug werden musste. Wer weis.

Franz hatte aber insofern noch Glück im Unglück, als sein Kompagnon Knorr diesem Schicksal entronnnen war. Selbiger setzte offenbar nun „Himmel und Hölle" in Bewegung, um Franz aus seinem unfreiwilligen neuntägigen Gefängnis zu befreien, was denn auch gelang. Über das Schicksal der übrigen 14, die es so erwischt hatte, hüllt sich der „Wachtturm" in Schweigen. Die durften (mussten) wohl alle ihre unfreiwillige „Gefängnisstrafe" absitzen.

Tja die hatten eben nicht den Rückhalt den eben Knorr/Franz haben, inklusive Verbindungsmann

Koerber
in Washington, als direktem Draht zur amerikanischen Regierung.

Und wenn Washington einen „Wunsch" äußert, das weis man ja aus jüngerer Zeit auch aus dem Fall der CIA-Gefängnissen in Polen, dann ist offenbar vieles möglich!
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Geschrieben von Drahbeck am 02. September 2007 08:48:48:

Als Antwort auf: Re: 1. 9. 1957 (Vor fünfzig Jahren) geschrieben von Drahbeck am 01. September 2007 03:52:

In der Dezember-Ausgabe 1910 des deutschen „Wachtturms" (S. 218f.) liest man unter der Überschrift:
„Ist das Lesen der „Schrift-Studien" Bibelforschung?"

„Der Plan, jeden Tag zwölf Seiten der Schrift-Studien zu lesen, denn so viele versucht haben ergibt mehr Bibel-Studium, als jede andere Weise, die wir kennen. Wir glauben, das es nicht so wohl auf die Zeit ankommt, die für das Bibel-Studium verwandt wird, als vielmehr auf das Maß der Belehrung, die gewonnen wird. Wir alle kennen Leute, welche Tage und Wochen und Jahre für Bibel-Studium verwendet haben, und wenig oder nichts gelernt haben. Wir meinen, dass die Idee, es sei Bibel-Studium, wenn nur die Zeit verwendet ist eine Bibel in der Hand zu halten und einige Verse zu lesen eine verkehrte Idee ist. ...

Die sechs Bände Schrift-Studien sollen nicht dazu dienen, die Bibel zu ersetzen. Es gibt verschiedene Methoden, die man im Bibel-Studium verfolgen kann, und diese Hilfsmittel für Bibel-Studium sind in solcher Form, daß sie selbst wichtige Teile der Bibel enthalten, wie auch die Kommentare und Auslegungen dieser Aussprüche der Bibel ... Viele dieser Erläuterungen waren derart, daß, wenn wir sie nicht gehabt hätten, wir niemals die richtige Anwendung derselben gefunden haben möchten.

Die Erklärungen in den Schrift-Studien sind natürlich auf die Worte des Herrn und der Apostel gegründet. Wir fühlen nicht, daß es unsere Aufgabe sein würde, irgend eine Auslegung zu geben, außer der, welche bereits von dem Herrn und den Aposteln gegeben ist, oder die so mit ihren Auslegungen übereinstimmt, daß nach unserem Urteil kein Zweifel bleibt über die richtige Anwendung der Schrift, auf welche hinzuweisen und welche erklärt wird.

Wir finden, daß wir diejenigen Teile der Bibel, welche wir einst wohl zu verstehen glaubten, durchaus nicht verstanden haben. ...

So glauben wir, daß weil wir jetzt in dieser besonderen Zeit leben, am Ende dieses Zeitalters, wir mit einer klaren Entfaltung geistiger Dinge gesegnet sind. Wir meinen auch, dass die gegenwärtigen Segnungen zeitlicher Art, wie das elektrische Licht aus ähnlichen Gründen vorhanden sind. ...

Die größten Geister der Welt haben diese Gegenstände geprüft, aber jetzt, durch Gottes Gnade, sind wir dahin gekommen, wo der Schleier hinweggenommen wird, und wo wir die wahre Bedeutung des Wortes Gottes sehen - nicht nur einer kann sie sehen, sondern Hunderte, Tausende sehen sie.

Wir denken, daß wir somit die richtige Auffassung haben, und daß wir nicht denken sollten, daß wir irgend welche große Macht besitzen, die uns befähigt, ein großes theologisches System zusammenzustellen, wundervoller als alle anderen theologischen Systeme zusammen - tausendmal wundervoller. Daher ist der einfachste Weg, die Sache zu erklären der, anzuerkennen, daß des Herrn bestimmte Zeit gekommen ist, und daß er zum richtigen Verständnis geführt hat.

Wenn uns also der Herr in unserer Zeit etwas gegeben hat, was andere Zeiten, als die der Apostel, nicht kannten, wie gut und weise sie auch gewesen sein mögen, und wir die Methode der Belehrung ignorieren wollten, welche so entwickelt worden ist, so würde das nach unserm Urteil ein Ignorieren der Vorsehung des Herrn bedeuten. Indes, jeder muss für sich selbst denken und sein Verhalten auf jede Weise danach einrichten.

Wenn die sechs Bände Schrift-Studien praktisch eine nach den Gegenständen eingerichtete Bibel sind, mit den biblischen Beweisstellen versehen, so möchten wir die Bände wohl „eine Bibel in arrangierter Form" nennen. Das heißt, sie sind nicht nur Kommentare zur Bibel, sondern sind praktisch die Bibel selbst, da kein Verlangen besteht, irgend eine Lehre oder einen Gedanken nach individuellen Wunsch zu bilden, oder auf inviduelle Weisheit zu gründen sondern die ganze Sache nach der Richtschnur des Wortes Gottes darzustellen. Wir halten es daher für richtig, dieser Art des Lesens, dieser Art der Unterweisung, dieser Art von Bibelstudium zu folgen.

Ferner, wir finden nicht nur, dass die Leute den göttlichen Plan nicht sehen können, wenn sie die Bibel allein studieren, sondern wir sehen auch, dass wenn jemand die Schrift-Studien beiseite legt, nachdem er sie gebraucht hat, nachdem er wohl bekannt mit ihnen geworden ist, nachdem er sie zehn Jahre gelesen hat - wenn er sie dann beiseite legt, und sie ignoriert und zur Bibel allein geht, obwohl er seine Bibel zehn Jahre lang verstanden hat, unsere Erfahrung zeigt, das er binnen zwei Jahren in die Finsternis geht.

Auf der anderen Seite, wenn er nur die Schrift-Studien mit ihren Hinweisen gelesen hätte, und hätte nicht eine Seite der Bibel als solche gelesen, so wurde er am Ende der zwei Jahre im Lichte sein, dass Licht der Heiligen Schrift besitzen.

Unser Gedanke ist daher, dass diese Schrift-Studien eine große Hilfe sind, eine sehr wertvolle Hilfe für das Verständnis des Wortes Gottes. Wenn diese Bücher von irgend einem Wert für uns sind, so muss es sein, weil wir in ihnen die Treue für das Wort Gottes sehen, um so weit unser Urteil geht, sie in voller Harmonie mit dem Worte sind und nicht dem Wort zuwider. Daher, wenn wir sie zum ersten Mal lesen und vielleicht zum zweitenmal, und ehe wir irgend etwas annehmen, als unseren eigenen, persönlichen Glauben und Überzeugung, sollten wir sagen:

„Ich will es nicht annehmen, weil diese Studien es sagen, ich will sehen was meine Bibel sagt." Und so würden wir die Bibel im Licht dieser Schrift-Studien studieren, wir würden jeden Punkt prüfen oder widerlegen, wie der Fall sein mag. Wir würden mit nichts geringerem zufrieden sein, als mit einer gründlichen Prüfung der Bibel von diesem Standpunkt aus.

Wenn nachdem das geschehen ist, wir finden sollten, dass die Bücher mit der Bibel übereinstimmen, dann sollten wir glauben, das wir logisch sagen können:
„Ich werde nicht nötig haben jedes Mal die Untersuchung zu machen, sooft ich die Schrift-Studien lese, denn ich habe diese Bibeltexte nachgelesen und weiß genau, dass das Neue Testament alle diese Punkte bestätigt."...

Wir sollten praktisch schließen, daß wir nichts in der Bibel verstehen könnten, es sei denn uns offenbart worden. Wir würden daher nicht viel Zeit vergeuden, wie es einige Leute machen, um Kapitel nach Kapitel zu lesen, ohne Nutzen. Wir würden nicht daran denken das zu tun. Wir würden nicht meinen, dass wir die Bibel studieren. Wir würden meinen dass wir dasselbe tun, was alles andere gewesen ist, als etwas Nutzbringendes für uns selbst und viele andere in der Vergangenheit - nur ein Über-die-Schrift-hinlesen. Wir würden sagen, dass derselbe himmlische Vater, der uns in diese Wahrheit geleitet hat, in dieses Verständnis der Schrift, als seine Kinder, uns auch die weitere Informationen auf irgendeine Weise geben würde, wenn er mehr für uns hat; und darum würden wir nicht die Notwendigkeit sehen, das Neue Testament jeden Tag oder jedes Jahr durchlesen. Wir wurden es nicht für nötig halten, wir würden annehmen, dass die Schriftstelle welche sagt: „Sie werden alle von Gott gelehrt sein", den Gedanken einschließt, dass Gott auf seine eigene bestimmte Weise zu unserer Kenntnis bringen würde, was immer an Göttlicher Wahrheit „Speise zur rechten Zeit" sein würde.

Ferner würden wir sagen, dass jetzt, wo wir wissen, was der göttliche Plan ist, wir verstehen würden, dass wir den Standpunkt erreicht haben, von dem der Apostel spricht, dass wir geeignete Boten Gottes, tüchtige Diener des neuen Bundes sind und das wir jetzt eine Verantwortlichkeit haben, diese Dinge bekannt zumachen, die wir gelernt haben, dass wir nicht in erster Reihe dazu da sind, die Bibel zu lesen, sondern vor allem dem Herrn und seiner Wahrheit zu dienen. Es war indes sehr richtig, dass, ehe wir zur Erkenntnis der Wahrheit kamen und als wir in beträchtlichem Maße unbefriedigten Geistes waren über das, was die Wahrheit ist, wir davon abstanden, irgend jemanden davon zu sagen. ...

Das heißt also nicht, die Schrift-Studien als ein Ersatz für die Bibel ansehen, denn fern davon, die Bibel ersetzen zu wollen, weisen die Studien im Gegenteil fortdauernd auf die Bibel hin, und wenn jemand einen Zweifel über eine Hinweisung, oder wenn jemandes Erinnerung in irgend einem Grade versagen sollte, so sollte er sein Gedächtnis auffrischen und tatsächlich sehen, dass jeder seiner Gedanken in Harmonie mit der Bibel ist, nicht nur in Übereinstimmung mit den Schrift-Studien, sondern in Übereinstimmung mit der Bibel.

Wir möchten bemerken, daß eine ganze Anzahl der Freunde der Wahrheit es sich zur Regel gemacht haben, täglich zwölf Seiten der Schrift-Studien zu lesen, und daß wir keinen kennen, der diese Methode befolgt hat, und die verschiedensten Gnadenmittel des Herrn nenutzt hat (Millenium-Tages-Anbruch-Schrift-Studien und Zeugnis-Versammlungen und Pilgrim-Versammlungen und die Beröer-Studien, Manna etc.), der die Wahrheit verlassen hätte. Wir kennen im Gegenteil viele, die der Meinung gewesen sind, daß sie diese Dinge lange wissen, während sie tatsächlich nicht die Hälfte von dem wissen, was sie wußten - sie haben mehr als die Hälfte von dem vergessen, was sie gelesen haben, und das sind die, welche jetzt straucheln - in äußere Finsternis gehen.

Wir wollen hiermit nichts dagegen sagen, wenn jemand sich in Kapitel vertiefen will, die er nicht versteht und die andere nicht verstehen, hoffend, daß er eine Wahrheit finden möchte. Wir haben nichts dagegen einzuwenden. Er hat vollkommen das Recht, es zu tun, wenn er es wünscht. Er hat das Recht, Wochen und Jahre so zu verbringen, wenn er es wünscht, aber die Möglichkeit ist auch dann, daß, wenn er etwas findet, er alles verkehrt haben wird.

Ferner möchten wir bemerken, daß, wenn zwölf Seiten der Schrift-Studien nur gelesen werden, es kein Studieren im rechten Sinne des Wortes sein würde - weder Studieren der Bibel, noch der Schrift-Studien. Ein rechtes Studieren würde heißen, über jedes Wort und jeden Satz nachzudenken. Der Gedanke ist, es handelt sich nicht darum, zu sehen, wieviel jemand lesen kann, sondern daß niemand weiter geht als er erfaßt und versteht, ob das eine Seite ist oder zwanzig Seiten. Wir sollten es nicht als Bibel-Studium in irgend einem Sinne des Wortes betrachten, es sei denn, daß unsere Gedanken die Sache mit der Absicht betrachtet haben, zu lernen, was die Schrift lehrt ..."

Man kann sich bei der Lektüre vorstehenden wohl nicht ganz des Eindruckes entziehen, dass Russell da einen beachtlichen Spagat versucht. Oder anders formuliert: Er sucht „Wasser nach beiden Seiten zu tragen".
Irgenwie erinnert das eine Karikatur, welche „Die Sonntags-Zeitung" im Jahrgang 1925 dem zeitgenössischen Politiker Stresemann angedeihen lies.
http://www.manfred-gebhard.de/Stresemann.jpg

Weitgehend „eingepackt" in vermeintlich liberale Wortwahl (Rutherford wäre dazu schon nicht mehr fähig gewesen), sind dennoch in ihm ein paar beachtliche „Kröten" mit „versteckt", die der Leser (das ist ja der Sinn der Übung) möglichst mit herunterschlucken soll, ohne sich dabei seinem Widerwillen zum „Kröten schlucken" so direkt bewusst zu werden.

Dazu gehören dann wohl auch solche in diesem Text enthaltene Sätze wie eben der:
„Auf der anderen Seite, wenn er nur die Schrift-Studien mit ihren Hinweisen gelesen hätte, und hätte nicht eine Seite der Bibel als solche gelesen, so wurde er am Ende der zwei Jahre im Lichte sein, dass Licht der Heiligen Schrift besitzen."
Und anderes dieser „Güte" mehr.

Verwundert es eigentlich, dass auch die religiöse Konkurrenz dieses Russell'sche „Meisterwerk" registrierte, und dann aus ihrer Sicht „zerpflückte"? Ich glaube kaum dass es da viel Grund zum wundern gäbe.

Allerdings (und das konnte man wohl auch voraussehen) war die WTG über die Kommentare, welche die religiöse Konkurrenz diesem Russell'schen „Meisterwerk" angedeihen lies, nicht sonderlich erfreut.

Schon zu einem früheren Zeitpunkt, wurde in knappen Worten, der diesbezügliche Disput referiert. Er sei hier jetzt nochmals zitiert:

Gegenüber dem USA-Autor Jan Karel Baalen und seinem Buch "The Chos of Cults" sieht sich die WTG in einer Defensivposition. Um die "abzuschwächen" glaubt man differenzieren zu dürfen zwischen den "Schriftstudien" des Russell "als für die Öffentlichkeit" bestimmten Publikationen und den "Wachtturm" als einer "internen Schrift".
Ob diese Verteidigung denn sonderlich überzeugend, mag jeder für sich selbst entscheiden.

In der "Wachtturm"-Ausgabe vom 1. 9. 1957 läßt sie eine Leserin anfragen:
"Mein Mann besitzt das Buch 'The Chos of Cults' von Jan Karel Baalen. Auf Seite 218 und 219 heißt es in diesem Buch über Pastor Russell:
'Seine Kühnheit war so außergewöhnlich, daß er auf den ersten Seiten seiner Schriftstudien ruhig verkündigte, es wäre besser, nicht die Bibel, wohl aber seine Kommentare zu lesen als letzteres zu unterlassen und die Bibel zu lesen.'

Dazu verteidigt sich die WTG wie folgt:
"Was nun die Worte betrifft, die Van Baalen anführte, so erscheinen weder diese noch irgendwelche die ihnen im entferntesten ähnlich waren, jemals in irgendeinem der sechs Bände der Schriftstudien, die hauptsächlich für die Öffentlichkeit geschrieben wurden.

Aber etwa sechs Jahre, nachdem Pastor Russell den sechsten Band geschrieben hatte, schrieb er in der Zeitschrift 'The Watchtower', die zu jener Zeit für die interne Organisation geschrieben wurde, gewisse Worte in der Ausgabe vom 15. September 1910 unter der Überschrift 'Ist das Lesen der 'Schriftstudien' ein Bibelstudium?'

Die besondere Stelle, die Van Baalen verdreht,
lautet wie folgt:
'Außerdem stellen wir nicht nur fest, daß die Menschen den göttlichen Plan nicht erkennen, sondern wir sehen auch, daß, wenn irgend jemand die 'Schriftstudien' beiseitegelegt, selbst nachdem er sie vorher benutzt hat, nachdem er mit ihnen vertraut geworden ist, nachdem er sie zehn Jahre lang gelesen hat; ja, wenn er sie dann beiseite gelegt und sie ignoriert und nur zur Bibel greift, so wird er - das zeigt unsere Erfahrung -, auch wenn er die Bibel zehn Jahre verstanden hätte, binnen zwei Jahren in die Finsternis gehen. wenn er andererseits nur die 'Schriftstudien' mit ihren Bibelzitaten gelesen und keine Seite der Bibel als solche, so würde er am Ende von zwei Jahren noch im Lichte sein, da er das Licht der Schrift besäße.'"

Die WTG unterläßt es auch, die fragliche Passage in der deutschen "Wachtturm"-Ausgabe zu verifizieren. So sei daran erinnert, dass man sie im
deutschen "Wachtturm" noch 1919 (S. 58) lesen konnte:

"Ferner, wir finden nicht nur, dass die Leute den Göttlichen Plan nicht sehen können, wenn sie die Bibel allein studieren sondern wir sehen auch, dass, wenn jemand die Schriftstudien beiseite legt, nachdem er sie gebraucht hat, nachdem er wohl bekannt geworden ist, nachdem er sie zehn Jahre gelesen hat, wenn er sie dann beiseite legt und sie ignoriert und zur Bibel allein geht, obwohl er seine Bibel zehn Jahre lang verstanden hat, unsere Erfahrung zeigt, dass er binnen zwei Jahren in die Finsternis geht."

Nun was die zitierte "Finsternis" anbelangt, war die WTG auch zu anderen Zeiten ziemlich großzügig. So etwa wenn Rutherford beispielsweise in seinem Buch "Bewahrung" (S. 98) schrieb:

"Bis vor kurzer Zeit dachte Gottes Volk, die von den obrigkeitlichen Gewalten handelnde Schriftstelle in Römer 13:1 beziehen sich auf die weltlichen Herrschermächte. Die sich von der Gesellschaft zurückgezogen haben, halten nach immer an dieser verkehrten Ansicht fest. Jetzt aber sieht der treue Überrest deutlich, dass sich diese Schriftstelle nicht auf Satans Organisation, sondern ausschließlich auf Gottes Vorkehrungen für sein Volk innerhalb seiner Organisation bezieht. Die sich weigern, diese Wahrheit anzunehmen, und die diesbezügliche Erklärung des Wachturms bestreiten, haben die Auslegung als eine Entschuldigung dafür benutzt, Anstoß zu nehmen, und haben sich zurückgezogen und sind in die Finsternis gegangen."

Zusammenfassend ist also nochmals festzustellen (worauf der 1957er WT nicht im geringsten hinweist), dass der fragliche Artikel, zweimal im deutschen „Wachtturm" (Dezember 1910 und April 1919) im vollen Wortlaut abgedruckt wurde, was dann wiederum ein Zeichen für den besonderen Stellenwert darstellt, welcher ihm von WTG-Seite zugemessen wurde. Und einen besonderen Stellenwert hat er in der Tat, indem sich die WTG darin (faktisch) zur Papstgleichen Organisation erklärt!
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Geschrieben von Drahbeck am 08. September 2007 02:08:

Als Antwort auf: Re: 1. 9. 1957 (Vor fünfzig Jahren) geschrieben von Drahbeck am 02. September 2007 08:48:48:

Wenn man den „Spiegel" oder ähnliches liest, weis man. Man liest ein politisch orientiertes Blatt. Was ist nun, wenn man das „Erwachet!" der Zeugen Jehovas liest?
Nicht unbedingt jene Ausgaben selbigen aus der Gegenwart (das sei schon eingeräumt. Die Ausgaben der Gegenwart sind wohl eher in die Rubrik einzuordnen: „Gut geeignet das vor Langeweile auch die „Füsse einschlafen"). Kaum etwas was da einem „wirklich vom Hocker reißen würde".

Aber die „Erwachet!"-Ausgaben aus den 1950er Jahren muss man schon anders bewerten. Neben ihrer prinzipiellen Kopierei etwa aus „Reader's Digest", enthielten sie auch ausgesprochene Politik-Elemente.

So auch die „Erwachet!"-Ausgabe vom 8. 9. 1957, bei der man mindestens zwei (genauer sogar noch erheblich mehr) Beiträge politischer Art nachweisen kann.
Etwa
„Weitere antikommunistische Strömungen in China";
oder „Landeskongreß der ungarischen KP",
oder in der Rubrik Hauptartikel besonders auch beachtlich „Seato tagt in Australien".

Alle genannten Beiträge könnten (fast) abstrichslos so auch im „Spiegel" oder ähnlichem gestanden haben. Lese ich letzteren weis ich, der „hängt sich schon mal aus dem Fenster". Der legt es fallweise auch auf die Konfrontation an, und muss damit rechnen (erinnert sei an die Kontroverse des Franz Josef Strauß mit selbigem), dass es auch harte Auseinandersetzungen deshalb geben kann.

Ist es nun Aufgabe einer Religionsgemeinschaft, hier eben der Zeugen Jehovas, sich in gleicher Weise zu exponieren? Wussten letztere nicht, dass sie im Ostblock zu der Zeit nicht gerade „gut gelitten" waren? Sicher, sie wussten es! Wenn trotz dieses Umstandes, sie sich in die aktive Politik mit „reinhängten" kam dies einem zusätzlichen Öl ins Feuer gießen gleich.

Das mag denn auch die nachfolgende Meldung aus dieser „Erwachet!"-Ausgabe verdeutlichen. Würde man selbige wortwörtlich so auch in „Spiegel" (als Beispiel) lesen, kann man nur sagen. Okay, der weis was er tut.
Aber in einem Religionsgemeinschafts-Organ, noch dazu in der akuten zeitgeschichtlichen Konstellation, ist dieser Beitrag mehr als verfehlt. Es sei denn, man will selbst bewusst und aktiv in der Politik mitmischen. Dann aber braucht man sich auch nicht mehr zu wundern, dass es „aus dem Wald auch zurückhalt".

Nochmals betont. Zum Inhalt. Ist das eine „Spiegel"-Meldung dann okay. Aber es war eben eine Religionsgemeinschafts-Meldung.

Selbige berichtete unter der Überschrift:
„Ausbootung im Moskauer Polizeipräsidium" das nachfolgende:
„Die Revolution hat wieder einmal „ihre eigenen Kinder gefressen". So geschah es, daß in dem Machtkampf im Kreml vier Hauptpersonen, nämlich Molotow, Malenkow, Schepilow und Kaganowitsch, ausgebootet wurden. In den Moskauer Kommunique hieß es als Erklärung:

„Das Präsidium des Zentralkomitees und das ganze Zentralkomitee berichtigten geduldig die erwähnten Genossen und bekämpften deren Fehler, in der Hoffnung, daß sie nicht auf ihnen bestehen und sich nicht in Gegensatz zur gesamten führenden Körperschaft der Partei stellen würden. Trotzdem haben sie ihre falsche antileninistische Haltung beibehalten. Sie haben eine konservative Haltung angenommen und hartnäckig an veraltete Formen und Arbeitsmethoden gehalten, die nicht mehr den Interessen des Fortschritts in der Richtung zum Kommunismus entsprechen.

Sowohl auf dem Gebiete der inneren Fragen als auch in außenpolitischen Angelegenheiten sind sie Sektierer und Dogmatiker. Sie verständigten sich auf einer parteifeindlichen Grundlage und gingen darauf aus, die Politik der Partei zu ändern und ihr die verurteilten, irrigen Führungsmethoden wieder aufzuzwingen. Sie wandten Methoden der Intrige an und bildeten eine Verschwörung gegen das Zentralkomitee. So wurde die „parteifeindliche Gruppe" einmütig vom Zentralkomitee verurteilt. Molotow, Malenkow und Kaganowitsch wurden aus dem Zentralkomitee ausgeschlossen und Schepilow seines Postens als Sekretär des Zentralkomitees enthoben. Auch verloren sie ihre Ministerposten. Diese Gruppe gab dann auch ihre Verschwörung und die schädliche Art ihrer parteifeindlichen Umtriebe zu.

Diese Vorgänge stellen die wichtigste Änderung auf höchster Ebene der sowjetischen Politik seit dem Tode Stalins dar. Von westlichen Beobachtern (Hervorbung von mir) wurden sie auch als große Überraschung gewertet. Der Umstand, daß das Zentralkomitee eine derart schwerwiegende Maßnahme traf, zeigte, daß der Kampf zwischen den beiden Richtungen viel erbitterter war, als die demokratische Fassade, die nach Stalins Tode errichtet wurde, hätte ahnen lassen.

Die „New York Times" berichtete nach dieser „Säuberungsaktion", daß der Sieger eindeutig Chruschtschew sei, aber der stalinistische Charakter der Säuberung außerhalb jeder Debatte stehe.
„Der wesentliche Charakter der Sowjetunion hat sich nicht geändert. Sie ist noch immer eine totalitäre Diktatur, in der sich eine kleine Gruppe erfolgreich alle Macht über das sowjetische Volk anmaßt."

In Belgrad und Warschau zeigte man sich sehr befriedigt über diese Ablösung. In Polen ist man von der vollständigen Niederlage der Stalinisten überzeugt, die mit allen Mitteln bestrebt waren, die Politik Gomulas zu bremsen.
Einige Zeit nach der Ausbootung wurde dem ehemaligen Ministerpräsidenten Malenkow vorgeworfen, ein Verbrechen organisiert zu haben, für das bereits einige seiner Helfer mit dem Tode bestraft wurden. Malenkow soll einer der Hauptorganisatoren der Leningrader Affäre gewesen sein. Schwernik sagte, daß die schuldigen „Fraktionäre" in den Müllkasten der Geschichte geworfen würden. Chruschtschew nannte Schepilow einen „Karrieristen" und ein „schamloses doppelzüngiges Individuum", während er Malenkow als den „Schlimmsten von allen" bezeichnete. Dadurch, daß Marschall Schukow in das Zentralkomiteee aufgenommen wurde, sicherte sich Chruschtschew die Rückendeckung durch die Armee."
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Geschrieben von Drahbeck am 15. September 2007 01:34:

Als Antwort auf: Re: 8. 9. 1957 (Vor fünfzig Jahren) geschrieben von Drahbeck am 08. September 2007 02:08:

Eine in Taiwan (Nationalchina) erscheinende englischsprachige Zeitung, (welcher Amerikaner, - außer einer Handvoll Spezialisten), mag die wohl zeitgenössisch gelesen haben? - Selbige muss auch für den „Wachtturm" vom 15. 9. 1957 herhalten, um der WT-Leserschaft, via Zitierung vorgenannter Zeitung, das nachfolgende zu „verklickern":

Sie brachte „am 21. Januar folgende CNA-UP-Meldung aus Washington D. C.
„Präsident Eisenhower bürgte heute mit Amerikas Macht und Reichtum für die Hilfe, durch die 'diese geteilte Welt geheilt' und ihr ein gerechter Friede zuteil werden kann. Dieses Ziel zu erreichen 'wird nicht leicht sein', und 'wir müssen ... bereit sein, den vollen Preis dafür zu zahlen'. So sprach der Präsident. 'Die Kosten geduldig aufgewandter Bemühungen, ehrenhaft gewährter Hilfe und ruhig ertragener Opfer werden hoch sein', führte er weiter aus. Eisenhower sprach davon, daß die USA 'ihr eigenes Schicksal mit dem der Menschen überall verbinden.'"

Nicht genug damit, dass diese Präsidenten-Verlautbarung, den WT-Lesern über den Umweg eines Nationalchinesischen Presseorganes präsentiert wurde (offenbar haben wohl keine der einheimischen Zeitungen, diese Aussage sonderlich interessant gefunden. Sonst hätte man doch sicherlich eine bessere Quellenangabe als die aus „Exotien" dafür gefunden).

Nicht genug damit. Der WT will offenbar mehr. Er lässt es nicht nur beim Eisenhower-Zitat bewenden. Nein, er kommentiert es auch noch. Zum Beispiel so:

„Wenige Menschen werden erkennen, daß der Gedanke, der in der Ansprache des Präsidenten Eisenhower über die Heilung dieser geteilten Welt enthalten ist, der Heiligen Schrift entnommen war. ... Man beachte aber folgendes: Als Eisenhower den Amtseid zum zweiten Male leistete, hielt er die Hand auf eine geöffnete Bibel, eine Amerikanische Standard-Bibel, die ihm seine Mutter im Jahre 1915 anläßlich seiner Graduierung an der US-Militärakademie in West Point, New York geschenkt hatte."

A ja. Das war dann wohl auch so ein Beispiel der „Wehrdienstverweigernden" Bibelforscher zu Zeiten Russells mag man dazu nur noch ergänzend anmerken. Der Zeugen Jehovas-Autor Marley Cole, lies es sich ja angelegen sein, den Fall Eisenhower näher darzustellen. Da mag denn der WT nicht nachstehen, und meint Cole gar mit den nachfolgenden Details „übertrumpfen" zu können:

„Seine Hand ruhte auf dem Schrifttext von Psalm 33:12, wo wir lesen: „Glückselig die Nation, deren Gott Jehova ist, das Volk, das er sich erkoren zum Erbteil!"

Da nun in der pflichtschuldigsten Regenbogenblatt-WTG-Hofberichterstattung schon der entsprechende Bibeltext herausgestellt wird, übertrumpft sich der WT förmlich, indem er weiter zu berichten weis:
Das „erinnert uns an die Tage, da er zum ersten Male als Präsident eingeführt wurde. Das war vor vier Jahren, also im Jahre 1953. Als er damals den Eid leistete, hatte er seine Linke auf zwei Bibeln gelegt. Die eine von beiden, die sogenannte „George-Washington"-Bibel, war bei Psalm 127:1 geöffnet, wo wir lesen:
„Wenn der HERR das Haus nicht baut, so arbeiten umsonst, die daran bauen; wenn der HERR die Stadt nicht behütet, so wacht der Wächter umsonst."
Die andere Bibel, die General Eisenhower als Geschenk erhalten und auf deren schwarzen Ledereinband mit goldenen Lettern sein voller Name eingeprägt ist, war beim Text von 2. Chronika 7:14 geöffnet, wo wir lesen:
„Wenn ... mein Volk, welches nach meinem Namen genannt wird, sich demütigt, und sie beten und suchen mein Angesicht, und kehren um von ihren bösen Wegen; so werde ich vom Himmel her hören und ihre Sünden vergeben und ihr Land heilen."

Rekapitulieren wir. Die genannten und teilweise wörtlich zitierten Bibeltexte, würden für einen Prediger von der religiösen Konkurrenz durchaus ausreichen, um damit eine Abendfüllende Veranstaltung zu bestreiten. Die Ausführlichkeit, mit der da Eisenhower der Speichel geleckt wird, ist schon mehr als beachtlich.

Natürlich „passt" der WT das ganze in seine eigene Ideologie mit ein. Selbige basiert ja auf dem Fundamentalsatz: „Vertrauet nicht auf Menschen". Aber sonderlichen Grund, über diese Regenbogen-Homestory im WT, enttäuscht zu sein, hatte Herr Eisenhower sicherlich nicht. Kam doch durchaus deutlich rüber was die Intention der Politikerkaste in den USA ist. Diesmal nicht aus der Bibel zitiert, inhaltlich mit den zitierten Bibelstellen aber durchaus konform gehen.

Am amerikanischen Wesen solle die Welt genesen.

Die Geschichte kennt jenen Spruch schon. Lediglich ein Name muss da ausgetauscht werden. Die Geschichte kennt auch jene grölenden Horden, welche sich dieses Slogans bedienten, und die da meinten: Heute gehöre ihnen Deutschland - und morgen die ganze Welt.

Das waren dann aber wohl eher die Skandierer einer Pöbelideologie. Selbige soll nicht sonderlich „ansprechend" sein. Das haben gelehrige Schüler selbiger inzwischen auch gelernt, und „verpacken" daher den harten Kern in scheinbare „Watte".
Ein Beispiel dafür wurde vorstehend zitiert!

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Geschrieben von Drahbeck am 22. September 2007 06:09:18:

Als Antwort auf: Re: "Wachtturm" 15. 9. 1957 (Vor fünfzig Jahren) geschrieben von Drahbeck am 15. September 2007 01:34:

Einem „heissen innenpolitischen Eisen" in den USA, und man darf wohl noch hinzufügen, nicht „nur" dort, geht „Erwachet!" in seiner Ausgabe vom 22. 9. 1957 nach. Unter Zugrundelegung eines Artikels in der Zeitschrift „U.S.News & World Reports" wird das Thema „Bekenntnisschule" aufgegriffen. Und für Zeugen Jehovas Verhältnisse nicht unbedingt typisch; kann man nach der Lektüre sogar sagen. „Viel" auszusetzen, gibt es an diesem „Erwachet!"-Bericht nicht. Man könnte „fast" meinen, da einen „Verbündeten" zu der eigenen Auffassung dieses Thema betreffend zu haben. Aber eben nur „fast".

Es stellt sich doch namentlich die Frage: „Warum" argumentiert „Erwachet!" so? Nun, nicht zuletzt deshalb. Das Bekenntnisschulwesen kostet Geld, viel Geld. Ein nicht unwesentlicher Teil selbigen bleibt (zumindest in den USA. Weniger im Kirchenfilzstaat Bundesrepublik Deutschland), bei jenen Eltern „haften", die sich für diese Option entscheiden.

Es ist also im Falle WTG eher das Kosten-Nutzen-Denken, und nicht zuletzt auch die Gewissheit, auch ohne Bekenntnisschulen über wirksame Indoktrinationsmechanismen zu verfügen. Jedenfalls (in der Regel) wirksamere als die der religiösen Konkurrenz (den Islam vielleicht ausgenommen), die ihr Manko eben auch über den Weg von Bekenntnisschulen versucht wett zu machen.

Insofern sieht die WTG diesbezügliche Kontroversen eher gelassen, und stellt sich in Worten (wenn auch nicht sonderlich überzeugender Art), sogar auf die Seite der Gegner der Bekenntnisschulen. Wer hätte das eigentlich von dieser Totalitarismus-Organisation erwartet?!

Im konkreten Fall handelte es sich darum, dass im US-Staat Connecticut die Frage entbrannt war. Wie soll man es denn etwa mit den Kosten für Schulbusse halten, welche die weit verstreut wohnenden Kinder zum Besuch der Schule „aufsammelt"? Die dortigen Befürworter der Bekenntnisschule sagten: Das möge bitte schön der Staat bezahlen. Gegner hingegen sagten, wieso denn das? Es gibt das öffentliche Schulwesen, dass von den Steuergelder aller getragen wird. Wenn nun einige da eine „Extrawurst" gebraten haben möchten, dann müssen sie halt eben auch extra dafür bezahlen.

Namentlich die katholische Kirche ist in diesem US-Staat ein potenter Unterhalter von Bekenntnisschulen. Kommen die Befürworter der Bekenntnisschule mit ihrem Anliegen durch, wäre also in konkreto, die katholische Kirche, der besondere Nutznießer dessen. Das sieht auch die WTG so. Und da letzterer nun überhaupt nicht daran gelegen ist, der katholischen Kirche, irgendwelche Vorteile zu gewähren, ist ihre Haltung in dieser Frage bestimmt. Motivierend kommt dann noch hinzu, dass seitens der WTG ja der enorme Kostenaufwand für eigene Bekenntnisschulen gescheut wird.

Und in diesem „Erwachet!"-Artikel findet man sogar solche Sätze wie denn:

„Schließlich ist noch zu sagen, daß es nur der erste Schritt wäre. Wenn einer Bekenntnisschule Schulbusse zur Verfügung gestellt werden, haben auch alle anderen ein Anrecht darauf. Und wenn unentgeltliche Beförderung, warum nicht auch unentgeltlicher schulärztlicher Dienst? Und wie lange wird es dann noch dauern, bis die Steuerzahler auch für den Bau von Bekenntnisschulen und für deren Lehrkräfte, für den religiösen und den anderen Unterricht aufkommen müssen, was alles die Verfassung der Vereinigten Staaten, die die Trennung von Kirche und Staat vorschreibt, verletzt?"

Wie wahr, mag man dazu sogar sagen. Nur, wirkt dieses Votum aus dem Munde der WTG, dennoch nicht sonderlich überzeugend. Ihr agieren in diesen und ähnlichen Fragen ist von Zeit und Umständen abhängig. Man denke nur an die KdöR-Streit in Deutschland, und an die Hartnäckigkeit, mit der da die WTG agierte. Letzteres verwundert zwar nicht, darf aber trotzdem ausdrücklich betont werden.

Bezüglich geschichtlicher Hintergründe zur Haltung der WTG in dieser Konfessionsschulfrage: siehe auch (beiläufig darin mit erwähnt, mehr zum Ende des Textes. Etwa mit der Aussage:

„Weil so viele Kinder von öffentlichen Schulen verwiesen wurden, sind in unserm Lande an ein paar Orten Königreichschulen eröffnet worden. Viele haben schriftlich den Wunsch ausgedruckt, überall möchten Königreichsschulen eingerichtet werden. Das scheint jedoch nicht tunlich zu sein. Solche Schulen sind kostspielig und verschlingen viel Zeit, Mühe und Kraft; und es ist offenbar noch nicht an der Zeit, sich ganz auf diese Sache zu verlegen"):
Sie wollen keine Lispelheiligen sein
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Geschrieben von Drahbeck am 01. Oktober 2007 12:01:20:

Als Antwort auf: Re: "Erwachet!" 22. 9. 1957 (Vor fünfzig Jahren) geschrieben von Drahbeck am 22. September 2007 06:09:18:

Unter der Überschrift „Der Protestantismus in doppelter Notlage" kann man im „Wachtturm" vom 1. 10. 1957 lesen:

„Im Hause des Protestantismus gibt es Zwillinge. Ihr Schreien kann man nun hören. Die Zwillinge, die in seiner Wiege liegen, Amerika und Europa, befinden sich beide in einer Notlage. In Amerika haben die Wehklagen gewisser Kirchenführer die religiöse Erweckung als hohl und leer entlarvt. „Zu viele Materialisten und solche, die nur Herzensfrieden suchen", so sagen Geistliche. ..."

Demgegenüber wird Europa als Kontrast dargestellt: Es gäbe Millionen „besonders unter den Industriearbeitern und den Jugendlichen, die den Krieg überlebt haben —, die den Kirchen gleichgültig gegenüberstehen, wenn sie sie nicht gar verachten."

Und das würde auch für europäische Länder gelten, welche bislang als „Bastionen" des Protestantismus gegolten hätten. Ein Buch des damaligen Herausgebers der Zeitschrift „The Christianty Century", Paul Hutchinson, hat offenbar auch die WTG zu dieser Reflexion veranlasst.

Der Artikel schliesst mit der Aussage:
„Der Redakteur einer führenden Zeitung in Stockholm sagte dem Verfasser: „In Schweden ist die Kirche nur noch ein ehrwürdiges altes Monument. Wir unterstützen sie aus historischen und sentimentalen Gründen. Aber sie spielt im schwedischen Leben keine wichtige Rolle mehr. Wenn Sie heutige Religion studieren möchten, dann gehen Sie in die Vereinigten Staaten zurück.

In den Vereinigten Staaten fuhren Kirchcnführer fort, ihre eigene mißliche Lage zu beklagen. Der presbyterianische Geistliche John E. Burkhart hat erklärt:
„Ein Großteil unserer heutigen Hochkonjunktur in der Religion ist weiter nichts als geistiges Asprin.
Es kostet nicht viel, bewirkt nicht viel schadet nicht viel und ist nicht viel wert."

Und um die rübergebrachte Tendenz noch zu verstärken, bringt die gleiche WT-Ausgabe noch einen „Die Ortskirche als Geselligkeitsverein" überschriebenen Artikel. Selbiges belegt die WTG faktisch mit einem Stigma. Dafür hat sie kein Verständnis, ist doch ihr Ziel eines vor allem:

„Die „Zitronen" auszupressen bis zum „letzten Tropfen" - bis zum „allerletzten Tropfen". Da sind dann in ihrer Lesart eben Tendenzen wie nur „Geselligkeitsvereine" unerwünscht.

Nun, wenn der „Wachtturm" solcherart von Voten zitiert, dann doch sicherlich nicht „interessenlos". Unausgesprochen, oder auch ausgesprochen, möchte man doch herüberbringen, man sei selber diesbezüglich besser daran. Welches „Rezept" man dazu verwendet, kann man dergleichen WT-Ausgabe entnehmen, etwa wenn denn deren Hauptstudien-Artikel titelt: „Warum Jehova die Erde entleert". Selbige These hat man dann ja auch etliche male bildlich dargestellt, etwa in dem ein Jahr später herausgekommenen Buch „Vom Verlorenen zum wiedererlangten Paradies".


http://www.manfred-gebhard.de/Harmagedon.jpg

In die Sprache der Neuzeit übersetzt, besagen die WT-Thesen nichts anderes als wie: Ihr Rezept heißt
Zuckerbrot und Peitsche!
Selbigem Rezeptes sollen sich ja noch einige andere bedienen, dass ist durchaus unstrittig. Aber eben auch, und das keineswegs an „letzter" Stelle, eben auch die WTG-Religion.

Geschichte ist kein statisches Element. Es gab und gibt Veränderungen. Diese Erkenntnis macht auch um die WTG-Religion keinen Bogen. Angesichts ihres Hauptelementes „Zuckerbrot und Peitsche" stellt sich allerdings doch die Frage, ob der Hohn mit dem sie da andere bedenkt, nicht eines Tages als Bumerang zu ihr zurückkehren wird.

„Geistiges Aspirin. Es kostet nicht viel, bewirkt nicht viel, schadet nicht viel und ist nicht viel wert".

Diese Charakterisierung werden wohl derzeit nur wenige so unterschreiben, die da eine WTG-Aspirin-Vergiftung bereits durchgemacht haben. Die werden wohl nicht der Versuchung entraten können, da weit drastischere Vokabeln zur Beschreibung vorzuziehen. Dies ist aus subjektiver Betroffenheit durchaus verständlich und nachvollziehbar. In objektiver Bewertung indes, kann man der WTG-Religion ihre eigenen Worte durchaus attestieren:
„ ... nicht viel wert."

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Geschrieben von Drahbeck am 08. Oktober 2007 05:43:43:

Als Antwort auf: Re: "Wachtturm" 1. 10. 1957 (Vor fünfzig Jahren) geschrieben von Drahbeck am 01. Oktober 2007 12:01:20:

In der Rubrik „Personalien", brachte auch der „Spiegel" in der Ausgabe vom 27. 3. 1957. die nachfolgende Meldung:
„Ernst Oehme, 58, früher Landgerichtsdirektor und Vorsitzender der Strafkammer für politische Delikte in Magdeburg (Sowjetzone), inzwischen nach Westberlin übergesiedelt, wurde von der Vierten Großen Strafkammer des Landgerichts Westberlin wegen fortgesetzter Rechtsbeugung (in Magdeburg) zu zweieinhalb Jahren Zuchthaus und drei Jahren Ehrverlust verurteilt. Oehme hatte vor sechs Jahren als Sowjetzonen-Richter mehrere Mitglieder der Sekte „Zeugen Jehovas" lediglich wegen ihrer Sektenzugehörigkeit verurteilt, die teilweise das vom sowjetzonalen Staatsanwalt beantragte Strafmaß um vier Jahre überschritten. Später war Oehme in der Sowjetzone wegen aktiver und passiver Bestechung zu 30 Monaten verurteilt worden, von denen er 20 Monate verbüßt hatte, als er in Westberlin eintraf." (Ende der „Durchsage" im „Spiegel").

Schon die in diesem Text enthaltenen Vokabeln:
„(Sowjetzone) ... Sowjetzonen-Richter ... sowjetzonalen Staatsanwalt ... Sowjetzone" verdeutlichen die zeitgenössische Parteilichkeit. Wenn es denn mal eine Sowjetzone war, dann war das zum fraglichen Zeitpunkt sicherlich nicht mehr deren Selbstbezeichnung. Die massive Verwendung dieser Vokabel offenbart zugleich auch, was sie darstellt. Eine politische Kampfvokabel, welche durchaus den Tatbestand der Schmähkritik erfüllt.

Sicherlich war der „Spiegel" zeitgenössisch nicht der einzigste, dem man das anlasten kann. (Es war allgemeiner Usus in westlichen Gefilden). Indem diese betonte Parteilichkeit nachweisbar ist, stellt sich in der Tat die Frage nach den objektiven Rahmenbedingungen.

Lassen wir diese Frage einstweilen unbeantwortet.
Es wundert ja nun überhaupt nicht, dass auch die Zeugen Jehovas-Zeitschrift „Erwachet!" und zwar in ihrer Ausgabe vom 8. 10. 1957, auf diesen Fall zu sprechen kommen würde.

„Erwachet!" schreibt dazu:
„Richter, der Jehovas Zeugen verurteilte, wird selbst verurteilt.
Die Zeitung 'Enquirer' von Columbus (Georgia) brachte folgende Meldung der Associatde Press aus Berlin, datiert vom 14. März:
„Ein Gericht in Westberlin hat heute einen aus dem kommunistischen Ostdeutschland geflüchteten Richter wegen Gesetzesverdrehung in politischen Prozessen verurteilt. Ernst Oehme, 58jährig, ehemaliger Bezirksrichter von Magdeburg, erhielt zweieinhalb Jahre Gefängnis, weil er 18 Mitglieder der Zeugen Jehovas, einer religiösen Gruppe, zu insgesamt 119 Jahren Gefängnis verurteilt hatte. Das Westberliner Gericht sagte, daß Oehme die 18 Ostdeutschen in den Jahren 1950 und 1951 einsperren ließ, obwohl keine Beweise dafür vorlagen, daß sie eines Verbrechens schuldig waren. Öhme flüchtete nach Westberlin, nachdem er von seinen kommunistischen Vorgesetzten zu 20 Jahren Gefängnis verurteilt worden war, weil sie einige seiner Urteile mißbilligten."

Aus diesen frühen Meldungen ist eines noch nicht ersichtlich. Es gab noch zwei Revisionsverhandlungen (also insgesamt drei Gerichtsverhandlungen in Sachen Oehme). Darüber erfährt man allerdings, auch später nichts, in „Erwachet!" oder anderen WTG-Publikationen. Wo man etwas darüber erfahren kann, ist in der Tat das einschlägige Buch des Herrn D., der verschiedentlich diesen Fall in einigen seiner Facetten beleuchtet.

Bevor auf D. etwas eingegangen wird, sei aber auch zitiert, was letzterer als Endresümee in Sachen Oehme berichten muss:. Zitat D.:

„Zur Frage, ob der Angeklagte auch bei der Leitung der Strafsache Recht gebeugt hatte, machte der B(undes)G(erichts)H(of) keine abschließenden Feststellungen, genausowenig zur Frage, ob die Voraussetzungen des Nötigungsnotstandes (§ 52 StGB) oder des Notstandes (§ 54 StGB) vorlagen. Zu einer weiteren Verhandlung in der Sache des Angeklagten Oehme vor dem Landgericht kam es allerdings nicht, so daß die grundsätzlichen Fragen in diesem Zusammenhang nicht abschließend geklärt wurden.
Bis zur Wiedervereinigung im Jahr 1990 sollte dies der einzige Fall bleiben, in dem sich der BGH grundsätzlich zur Rechtsbeugung in der DDR und auch zur Frage der Verurteilung der Zeugen Jehovas äußerte."

Dieses Votum kann man dann doch wohl nur so deuten, dass auch D. über den Endausgang in Sachen Oehme, nicht sonderlich glücklich ist.

Auf die Kontroverse Oehme - D., wurde hier schon früher eingegangen, und zwar im Kontext des Falles K.... Die diesbezüglich relevante Aussage sei nochmals zitiert:
„Hans-Hermann D. berichtet in seinem Buch "Keine Gnade den Feinden unserer Republik" auf Seite 493 auch in dürren Worten über ein Gerichtsverfahren, dass am 16. 1. 1951 am Landgericht Magdeburg gegen fünf   Mitarbeiter des vormaligen Magdeburger WTG-Büros durchgeführt wurde. Einen der Angeklagten nennt er im Gegensatz zu anderen nur beim Familinennamen: K....

Lediglich aus dem Personenregister im Buchanhang kann man noch entnehmen, dass derjenige auch einen Vornamen hat. Ansonsten ist aber D. keineswegs so schweigsam, was die Vornamen anderer Opfer des DDR-Regimes anbelangt.

Weiter weis D. noch zu berichten:
"Oberrichter Oehme verurteilte sämtliche Angeklagten zu Freiheitsstrafen zwischen 6 und 8 Jahren Zuchthaus. Zusätzlich legte er die nach der Direktive 38 obligatorischen Sühnemaßnahmen auf 20 Jahre bis zu Lebenszeit fest ..."

Die eingangs geschilderte Distanziertheit des D., wird schon deutlicher, zieht man den weiteren Weg von K... mit in Betracht. Für die WTG und wohl auch für D. gilt grundsätzlich die "Zweiklassen-Opfer-Theorie".
Die "Guten" wären demnach die, welche bei der WTG-Stange blieben. Auf wen das indes nicht zutrifft. Für den ist offenbar schon die Nennung des Vornamens, für die WTG-Apparatschichs "zuviel der Ehre".

Auch H. kommt nicht umhin, beispielsweise in seinem 2003er Buch (davor schon in einer unscheinbaren Fußnote in seinen 2001er Ausführungen), auf besagtem Erich K... zu sprechen zu kommen. Nach H. (2003 S. 369f.) waren einige CV-Mitarbeiter zu einer kirchlichen Tagung am 24. 4. 1987 nach Zwickau  eingeladen worden.

"Auf dieser Synode hielt Dieter Pape einen langen zwölf DIN A 4seitigen Vortrag. Anwesend war auch der CV-Mitarbeiter Erich K... aus Leipzig. ... Die Botschaft war immer gleich: die einzelnen Zeugen Jehovas seien irregeführte, verblendete, gehorsame Glieder eines miliardenschweren US-amerikanischen Medienkonzerns mit einem 'juristisch abgesicherten Direktorium'. Dieses Direktorium ließe die 'Schafe zur Schlachtbank' gehen und halte sich selbst im Hintergrund. 'Der Einzelne mag recht haben, er zählt nicht, man geht über ihn hinweg, er wird zertreten.' Mit dem Endzeitglauben stehe und falle ein Zeuge Jehovas.
Die christliche Endzeitlehre nahm einen besonderen Platz in diesem Referat ein, um zu zeigen, daß die biblischen Voraussagen der WTG haltlos seien. Die sozialpolitische Einstellung der Zeugen Jehovas wurde den Zuhörern besonders vor Augen gehalten."

Dieses Referat nun, dass kann H. sich nicht verkneifen zu kommentieren, sei "diskretierend", was noch seine "zurückhaltendste" Wertung ist.
Wer indes sachbezogene Auseineinandersetzungen dazu, bei H. suchen sollte, sucht wieder einmal vergebens. Wie gehabt bei den WTG- Apparatschicks, mit ihrer ohne Zweifel
registrierbaren Schulung in der "Theokratischen Predigtdienstschule".

Nun kann es mit Sicherheit nicht darum gehen, die Zeugen Jehovas-Politik des DDR-Regimes „schönzureden". Die war mit Sicherheit genauso verfehlt, wie die Zeugen Jehovas-Politik des Naziregimes. Mögen es gewisse Kreise auch nicht gern hören. Eine Parallelität zwischen Rot und Braun (oder auch umgekehrt) ist durchaus gegeben. Allenfalls vermag man in Details Unterschiede zu benennen. Nicht jedoch im grundsätzlichen Totalitarismus-Ansatz.

Wenn also Oehme an den Pranger gestellt wird, dann hätte ich die Forderung. Man stelle an seine Seite (stellvertretend für andere mit) noch einen zweiten Richter an den Pranger.
Einen wesentlichen Unterschied gibt es allerdings zwischen beiden. Dieser zweite Richter, machte noch nach 1945 ungeschoren, weiter seine juristische Karriere. Er hatte eben das Glück, regional in jenen Gebieten zu leben, welche nach 1945 die Bundesrepublik Deutschland wurden. Mir ist nicht bekannt, dass Oehme etwa aus der alten BRD eigens in den Osten „umgezogen" wäre, um sich dort als „Blutrichter" zu profilieren. Umgekehrt wird doch ein Schuh daraus.

Ich hätte für Herrn D. (als gestandener Jurist) eine Aufgaben-Empfehlung. Möge er doch bitte in dergleichen Ausführlichkeit, in der er den Fall Oehme abhandelt, noch eine parallele Abhandlung über den Richter Rolf Stödter machen.
Das Internet ist nicht statisch, sondern verändert sich. Das muss man auch im Falle Stödter registrieren. Zeitweilig war sein 1936 veröffentlichter Aufsatz: „Verfassungsproblematik und Rechtspraxis. Die Rechtsprechung zum Bibelforscherverbot" in der Zeitschrift „Archiv des öffentlichen Rechts". Neue Folge 27 Band 2 Heft (1936) S. 166 - 266 sogar im Internet zugänglich unter der URL.
docsrv2.digizeitschriften.de/no_cache/en/home/jkdigitools/loader/?tx_jkDigiTools_pi1%5BIDDOC%5D=34583&tx_jkDigiTools_pi1%5Bpp%5D=172
Ruft man selbige jetzt aber auf bekommt man als gewöhnlicher Sterblicher dort keinen Zugang mehr zu diesem Aufsatz. Dafür die lapidare Mitteilung:

„Kein Zugriff. Der Zugriff auf diesen Teil des Angebotes ist nur für Benutzer von Institutionen möglich, die unseren Sercice abonniert haben.
Sie besitzen nicht die erforderlichen Zugriffsrechte."

Nun ist diese Zeitschrift ja keineswegs als „entlegen" zu bezeichnen. Etliche wissenschaftliche Bibliotheken verfügen über sie. Unter anderem auch die Berliner Staatsbibliothek in deren Haus I (das ist jenes was zu Ostzeiten in Ostberlin ansässig war).
Schon damals wunderte ich mich. Angesichts der restriktiven Politik zu Ostzeiten. Nicht in die dortige berüchtigte „Abteilung für spezielle Forschungsliteratur" verbannt. Also relativ „freier" Zugang zu diesem Aufsatz. Insofern dürfte es für Herrn D. sicherlich keine unüberwindbare Schwierigkeit sein, sich die Kenntnis dieses Aufsatzes zu verschaffen. Ich „warte" also auf sein Votum, wohl ahnend. Da werde ich wohl ziemlich lange warten müssen! Das ich da ziemlich lange (bis zum Sankt Nimmerleinstag warten muss), schließe ich auch aus seiner unerträglichen Verharmlosung der Rutherford'schen Obrigkeitslehre. In Theorie und Praxis, die man wohl zwangsläufig in diesem Kontext mit abhandeln müsste, und das ausführlichst).
Nochmals zusammengefasst. Es geht nicht darum dem Fall Oehme „schönzureden"

Eine Zusammenfassung dazu war auch in der Zeitschrift „Neue Juristische Wochenschrift" vom 20. 5. 1960 enthalten, die im nachfolgenden zitiert sei (Juristische Abkürzungen bleiben bei der Zitierung unergänzt. Juristen sind sie ohnenhin geläufig. Und für Nichtjuristen geht es nur um den wesentlichen Sachverhalt):
„Die 4. Gr. StrK. Des LG Berlin hatte den Angekl. wegen Rechtsbeugung in fünf Fällen nach den §§ 336, 359, 74 StGB verurteilt.
Der Angekl. war zur Tatzeit (18. 12. 1950 bis 29. 1. 1951) als Oberrichter der 6. (polit.) StrK. des LG Magdeburg.
Diese StrK. verurteilte am 18. 12. 1950 sowie am 23., 24. und 29. 1. 1951 in fünf Strafsachen insgesamt 18 Angehörige der „Zeugen Jehovas" wegen Spionage. Kriegshetze und Boykotthetze ... zu Zuchthausstrafen zwischen drei Jahren und sechs Monaten und zehn Jahren. Außerdem ordnete sie die Einziehung des Vermögens der damaligen Angekl. und Sühnemaßnahmen an.
Der Sen. hat das Urtl. auf die Rev. des Angekl. aufgehoben und die Sache an eine andere Strafkammer des LG zurückverwiesen. Nunmehr hat die 2 Gr. StrK. des LG Berlin nach Abtrennung der „restlichen Fälle" den Angekl. freigesprochen, soweit ihm Rechtsbeugung (§ 336 StGB) in Tateinheit mit Freiheitsberaubung zum Nachteil von sechs Angehörigen der „Zeugen Jehovas" zur Last gelegt wird, die in den drei Strafsachen verurteilt worden sind. Gegen dieses Urt. haben die StA und der Angekl. Rev. eingelegt.
Die StrK. hat Rechtsbeugung mit der Begründung verneint, dass der Angekl. in seiner Eigenschaft als Vorsitzender der Magdeburger StrK. kein unabhängiger Richter und daher kein Beamter i. S. des § 336 StGB gewesen sei. Das ist rechtsirrig.

Die Ausführungen des angef. Urt. zum Vorwurf der Freiheitsberaubung ergeben, daß der Angekl. nach seiner unwiderlegten Einlassung von der Richtigkeit der Feststellungen die die Magdeburger StrK. unter seinem Vorsitz getroffen hat, überzeugt war und daß die strafrechtlichen Folgen, die die Magdeburger StrK. aus den festgestellten Tatsachen hergeleitet hat, von seinem damaligen Standpunkt als Richter der SBZ aus gesehen Recht waren. Bei dieser Sachlage fehlte es dem Angekl. insoweit am Vorsatz der Rechtsbeugung.

Nach den Feststellungen des angef. Urt. war der Angekl. auf monatlichen Richterbesprechungen in H., an denen regelmäßig ein Vertreter der SED teilnahm, mit Nachdruck darauf hingewiesen worden, daß im Strafmaß das russische System anzuwenden sei, nach dem insbesondere bei politischen Straftaten empfindliche Strafen verhängt werden sollten, deren Härte später im Gnadenwege ausgeblichen werden könne. Bei den Besprechungen war auch daran erinnert worden, daß für die bisherige Übung der Gerichte, bei der Strafzumessung unter den Antrag des Staatsanwalts zu bleiben, grundsätzlich kein Raum mehr sei. Das Urt. stellt weiterhin fest, daß auf einer Richtertagung in H. Anfang Nov. 1950, bei der die gesellschaftliche Gefährlichkeit der „Zeugen Jehovas" Gegenstand eingehender Diskussion war, die Tendenz zutage getreten war, die Angehörigen dieser Sekte als Staatsfeinde streng zu bestrafen und sie auf diese Weise „unschädlich zu machen". Alles dies deutet darauf hin, daß die politischen Machthaber von den Gerichten erwarteten, daß sie in politischen Strafsachen, insbes. in Strafsachen gegen Angehörige der „Zeugen Jehovas", Strafen verhängten, die in einem unerträglichen Mißverhältnis zur Schwere der Tat und zur Schuld der Täter standen und bei denen es dann der Willkür der politischen Machthaber überlassen blieb, ob die Strafe in vollem Umfang vollstreckt oder im Gnadenwege auf ein erträgliohes Maß herabgesetzt würden. Dem entsprechen die Strafen, die die Magdeburger StrK. durch einstimmige Entscheidung gegen die oben genannten sechs Angehörigen der „Zeugen Jehovas" verhängt hat.

Der Angekl. hat nun allerdings geltend gemacht, er habe die Strafen für angemessen gehalten. Die StrK. hat diese Einlassung als nicht widerlegt angesehen. Das schließt jedoch bei der im übrigen gegebenen Sachlage den Vorsatz der Rechtsbeugung nicht ohne weiteres aus. Der Angekl. ist Volljurist, von dem erwartet werden kann, daß er ein Gefühl dafür hat, ob eine Strafe in unerträglichem Mißverhältnis zur Schwere der Tat und zur Schuld der Täters steht. Er hat der Erklärung, daß er die Strafen für angemessen gehalten gabe, hinzugefügt, daß er sich verpflichtet gefühlt habe, die „Zeugen Jehovas" als Staatsfeinde wegen ihrer Gefährlichkeit für die demokratische Ordnung hart zu bestrafen, weil dies der allgemeinen Tendenz entsprochen habe.

Der Angekl. hatte kurze Zeit vor der Verhandlung der hier in Rede stehenden Strafsachen den Unwillen des sowjetzonalen Justizministers in Berlin erregt, weil er einen Angehörigen der „Zeugen Jehovas" freigesprochen hatte. Eine Referentin des Justizministeriums hatte ihn aufgesucht und sich von ihm berichten lassen, wie es zu dem Freispruch gekommen sei. Das angef. Urt. stellt fest, das der Angekl. dies als eine Warnung aufgefaßt hatte. Es stellt weiterhin fest, daß der Angekl. nach der Verhandlung der hier in Rede stehenden Strafsachen begann, sich mit Fluchtgedanken zu befassen, weil ihm die politischen Strafsachen nicht mehr behagten.

Alle diese Umstände erwecken den Verdacht, daß der Angekl. unter dem Druck jener „Warnung" bei den Strafaussprüchen bewußt das Recht gebeugt hat, um der „allgemeinen Tendenz", d. h. dem Verlangen der politischen Machthaber zu genügen, die „Zeugen Jehovas" durch Strafen „unschädlich zu machen", die in einem unerträglichen Mißverhältnis zur Schwre der einzelnen Taten und zur Schuld der einzelnen Täter standen. Das angefochtene Urteil schließt diese Möglichkeit nicht aus. Ob der Angekl. bei der Leitung der Strafsachen Recht gebeugt hat, kann auf Grund der bisherigen Feststellungen nicht abschließend beurteilt werden. Das gleiche gilt für die Beantwortung der Frage, ob der Angekl. zur Tatzeit derart unter Druck stand, daß die Voraussetzungen des Nötigungsumstandes oder Notstands vorlagen."

Wie lässt die WTG durch ihr Sprachrohr Marley Cole in dessen Zeugen Jehovas bezüglichen ersten Buch verlautbaren.

„Die Zeugen Jehovas zitieren einen Ausspruch des Pastors der Ersten Baptistenkirche für den New Yorker Broadway und die 79. Straße, Dr. W. L. Pettingill: "Die heutige Schwäche der Kirche", erklärte er, "beruht zum großen Teil darauf, daß sie keine Verfolgung und Leiden mehr zu erdulden hat."

Dieses Votum erklärt dann wohl auch einiges im Tun und lassen der WTG!
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Geschrieben von Drahbeck am 08. Oktober 2007 05:57:02:

Als Antwort auf: Re: "Erwachet!" 8. 10. 1957 (Vor fünfzig Jahren) geschrieben von Drahbeck am 08. Oktober 2007 05:43:43:

Ich habe dem Richter Stoedter schon früher bescheinigt, dass er von allen, die während der Nazizeit zum Zeugen Jehovas-Thema zeitgenössisch publizierten, (Jonak vielleicht ausgenommen), er mit der „gründlichste" (relativ) war. Siehe dazu Grenze überschritten
Eines kann man ihm sicherlich nicht unterstellen, das er etwa „mit Schaum vorm Maul agitieren" würde.

Wie nun reagiert etwa Detlef G. auf Stödter? Formuliert er einen Totalzerriss über selbigen?
Auch das kann man so nicht sagen. G. etwa erwähnt selbigen nur mehr beiläufig. Aber auch bei G. findet sich der Satz, dass Stödter hervorgehaben habe
„daß die bayerische Staatsregierung gegen die IBV "auf Veranlassung" der NSDAP-Landtagsfraktion eingeschritten sei."
Dies will G. jedoch als „Überinterpretation" gedeutet wissen.

Wie auch immer, „Überinterpretation" oder nicht. Auch bei Stödter lässt sich der Hinweis eruieren auf Zitat, die „Bibelforscher-Zeitschrift 'Das Goldene Zeitalter',
Nr. 281 vom 1. Juni 1934."

Das war jene Ausgabe, die relativ umfänglich über die „Verfolgungen in Deutschland" berichtete. Dies war nicht der „erste" einschlägige Bericht im GZ. Herausragend auch der in der GZ-Ausgabe vom 1. 2. 1934, (auch bei Friedrich Zipfel dokumentiert), mit dem Artikel „Alltägliches aus Deutschland" worin den auch solche „flotte" Vokabeln vorkommen, wie „römische Gestapo" und ähnliches von dieser Güte. Es ist unzweifelhaft, wie denn die zeitgenössischen Schreiber des GZ, die Qualifizierung der Hitler'schen Gestapo als „römische Gestapo" verstanden wissen wollten. Als im „Dienste der katholischen Kirche stehend".

Selbst ein im tatsächlichen Dienste der Gestapo stehendes Publikationsorgan, nämlich das „Schwarze Korps" kam bei solcherart Unterstellungen nicht darum herum fast buchstäblich „nach Luft zu japsen". Und Unterstellungen der Art, zurückzuweisen. Nun mag man Nachsicht für solcherart Vokabeln haben, und sie aus der zeitgenössischen Betroffenheit heraus erklären. Dennoch kommt man nicht umhin die zeitgenössische Lesart der damaligen Zeugen Jehovas-Gegner dazu, auch zur Kenntnis zu nehmen. Zusammenfassbar in einem Wort: „Hetze".

Wenn also das, was das GZ auf der Faktenebene berichtete, „Hetze" (in Anführunsstrichen) sei. Dann stellt sich doch die Frage. Was war eigentlich mit dem „Wachtturm Nr. 7/1950".
Das war jene Ausgabe, welche über die Berliner Waldbühnenveranstaltung der Zeugen Jehovas des Jahres 1949 berichtete, mit dem markigen Slogan. Man fürchte die Kommunisten nicht. Und der rhetorischen Frage an letztere, ob selbige nun zu vollenden gedenken, was die Nazis begonnen hätten?

Es lässt sich nachweisen, das in den Ostdeutschen Zeugen Jehovas-Prozessen, verschiedentlich auch ausdrücklich auf den „Wachtturm" Nr. 7/1950 mit abgestellt wurde.

Nun hat der Richter Dr. Stödter in seinem veröffentlichten Zeugen Jehovas-Aufsatz, sich nicht auf die Niederungen solcher Vokabeln wie „römische Gestapo" eingelassen. Aber auch bei Stödter findet man durchaus eindeutige Sätze. Etwa den:

„ Die Prinzipien des bürgerlichen Rechtsstaats haben dem Gedanken der Volksgemeinschaft weichen müssen. Die Weimarer Verfassung hat damit ihre Legitimität verloren. Mit Recht hat daher vor allem das Urteil des Sondergerichts Darmstadt verschiedentlich eine scharfe Kritik erfahren."

Wer sich intensiver mit der Materie befasst weiß, dass jenes Darmstädter Urteil (das sogar Freisprüche von Zeugen Jehovas aussprach) eines war, auf welches die zeitgenössischen Zeugen Jehovas große Hoffnungen setzten. Sie instruierten die von ihnen benutzten Rechtsanwälte, jenes Urteil möglichst in den Rang eines Präzedenzfalles zu juridieren. Daraus wurde allerdings nichts. Denn wie auch Stödter rekapituliert, fand dieses Urteil scharfe Gegnerschaft, und er selbst (Stödter) sagt dazu „mit Recht".

Weiter kann man bei Stödter die Sätze lesen:
„Die Gemeinschaftswerte, die das staatliche Recht im Allgemeininteresse für wichtiger hält, genießen den Vorrang vor der Glaubensfreiheit. 'Staatsgesetz geht vor Religionsgebot', was auf Grund der allgemeinen Staatsgesetze als staatsfeindlich, ordnungswidrig, gemeinschädlich erscheint, kann sich nicht mit Hilfe des Mäntelchens religiöser Überzeugung behördlichen Zugriff entziehen. Die Bekenntnisfreiheit steht unter dem Vorbehalt des allgemeinen Gesetzes."

Nun stelle ich dazu mal die Frage, worin bestand da eigentlich der „Unterschied" in der Argumentation, wie sie etwa der Richter Oehme in Ostdeutschland gebrauchte? Ich kann da keinen nennenswerten Unterschied registrieren. Auch Oehme sagte in der Substanz nur ähnliches. Man kann noch weiter gehen und ausdrücklich erklären. Wenn es Zeit und Umstände so gefügt hätten, wären beide Richter kompatibel gewesen. Stödter hätte bequem auch die Rolle von Oehme in Ostdeutschland spielen können. Und umgekehrt, Oehme auch die Rolle von Stödter in der Nazizeit.

Beide Richter eint auch die grundsätzliche Einsicht, wie es Stödter formulierte:
„Auch im neuen Deutschland gibt es Religionsfreiheit. ... Die Glaubensfreiheit beruht im heutigen Staat allerdings nicht auf der Weimarer Verfassung. .... Im Interesse der politischen Einheit kann diese Garantie keine schrankenlose sein. Die Freiheit des Bekenntnisses endigt an den Grenzen, die der Staat zugunsten anderer völkischer Werte zu ziehen genötigt ist. ...
Zu ihnen gehört die Bibelforscherbewegung. Ihre Lehre und deren praktische Durchführung gefährden den Bestand des Staats und die Einheit des Volks. Das die Bibelforscher offenbar aus einem tragischen Konflikt heraus handeln, indem sie auf Befehl Gottes zu handeln vermeinen, kann an dieser Kennzeichnung nichts ändern."

Indem beide Richter sich als kompatibel erweisen, stellt sich doch die Frage, wie der Demokratiestaat Bundesrepublik Deutschland sich zu ihnen verhielt.
Die Antwort darauf ergab sich schon aus den vorangegangenen Ausführungen.
Der eine wurde an den Pranger gestellt; der andere konnte seine Karriere ungebrochen fortsetzen, als wäre nie etwas gewesen. Stoedter bekam zudem im Jahre 1979, anlässlich seines 70. Geburtrstages, eine eigene juristische Festschrift zugeeignet. Selbiges soll ja bei Honoratioren, nichts Ungewöhnliches sein. Seine 1936er Zeugen Jehovas-Ausführungen spielten für den Staat BRD offenbar nicht die geringste Rolle (negativer Art).

Auch solche „markigen" Sätze des Juristen Stoedter kann man in seinen Ausführungen lesen (ohne Anspruch auf „Vollständigkeit") wie zum Beispiel die;

„Den Hitler-Gruß können sie mit ihren Glauben ... nicht in Einklang bringen ...
Zu dieser Ansicht bekennen sich selbst solche Bibelforscher, die Beamte oder Staatsangestellte sind bzw. waren. Kein Mensch der Welt, behaupten sie weiter, könne sie jemals dazu bringen, Kriegsdienste zu leisten, zur Wahlurne zu gehen oder der irdischen Macht in irgendeiner Form mehr zu gehorchen als den göttlichen Instanzen...

Ergibt sich mit alter Deutlichkeit, daß die IBV nicht lediglich auf religiösem, sondern auch auf politischem Gebiet tätig wird. Dies Material ist zugleich die Einstellung der Bibelforscherbewegung zum nationalsozialistischen Deutschland zu erkennen. Hier wird der Pazifismus verherrlicht, der Heldentod fürs Vaterland verächtlich gemacht. ...
Auch die irdischen Machthaber, vor allem die deutsche Regierung, sollen unter teuflischem Einfluß stehen« „Hitler und sein Stab von Beamten",, heißt es in einem Aufsatz in den „Bibelstudien", stehen ohne Zweifel unter der Kontrolle der unsichtbaren Macht Satans ...

Die Weimarer Verfassung ist abgelöst. durch die Verfassung des völkischen Führerstaats. Daß deren Grundgedanken ausdrückliche schriftliche Festlegung zu einem großen Tel noch nicht gefunden haben, ändert an ihrer Existenz und Geltung nichts. Eine Reihe geschriebener völkischer Grundgesetze ist überdies bereits vorhanden. Im Programm der Bewegung besitzen wir einen Katechismus politischer Weltanschauung der Maßstab und Richtschnur bei der Entscheidung aller wesentlichen Fragen abgibt. Er ist integrierender Bestandteil der völkischen Verfassung geworden ..."

Solcherart von Voten sind in dem Staat Bundesrepublik Deutschland, besonders Karrierebegünstigend. Sagt indes ein Richter, in der Substanz ähnliches, lediglich mit dem Unterschied, dass anstelle eines braunen, ein roter Anstrich verwendet wird. Was dem dann blüht, darüber wurde vorstehend schon berichtet.

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Geschrieben von Drahbeck am 15. Oktober 2007 06:39:33:

Als Antwort auf: Re: Exkurs Stoedter geschrieben von Drahbeck am 08. Oktober 2007 05:57:02:

Im „Wachtturm" vom 15. 10. 1957 gelesen:

„ ... Flugschriften flatterten vom Himmel hernieder. Eine Papierflut bedeckte das Gebiet der Kirche des Priesters Ascencio Ayala. Das Landvolk in der Umgebung der Stadt Ita (Paraguay) griff neugierig nach den Flugzetteln. ... Vom Pfarrer der Kirchengemeinde verfasst, lautete der Inhalt der Flugzettel wie folgt:

„Freitag, den 1. März 1957, werden sich alle katholischen Christen aus der Stadt und den Bezirken um 17.30 Uhr vor der Kirche versammeln ... Um 18.30 Uhr findet eine überwältigende Kundgebung der Katholiken gegen 'Jehovas (falsche) Zeugen' statt. Die protestantischen Ketzer haben kein Recht, irgendeine Versammlung in Ita abzuhalten."

Lange bevor jedoch diese Flugzettel auf Anstiften des Pfarrers vom Himmel herabflatterten, hatten Jehovas Zeugen gesetzmäßige Vorkehrungen für eine christliche Tagung in Ita getroffen, in einer Stadt, die über 50 km von Asuncion, der Hauptstadt Paraguays entfernt liegt. ...
Die Stadtbehörden von Ita hatten eingewilligt, und das Polizeihauptquartier in Asuncion hatte die Erlaubnis zur Versammlung erteilt. Alles war legal geregelt gewesen. Jehovas Zeugen hatten in der Tat ein Recht, sich in Ita zu versammeln.

Die Zeugen begannen aus vielen Gemeinden zu ihrer Versammlung in Ita einzutreffen. Die Nachricht von der gehässigen Aktion des Pfarrers veranlaßte die christliche Gruppe, ihre Zusammenkunft im Heim eines der Zeugen abzuhalten, das sonst der Ortsversammlung als Königreichssaal dient. Die Versammlung begann mit einer Zusammenkunft, durch die die Zeugen im Predigen der guten Botschaft von Gottes Königreich tüchtiger gemacht werden sollten.

Zwei Häuserblocks entfernt hatte sich eine Menge von über tausend Personen vor der Kirche versammelt. Der Pfarrer trat heraus und übernahm die Führung der Herde. Seine Ansprache begann mit einer Tirade, und sie wurde zu einer zündenden Rede, durch die die Pöbelrotte aufgehetzt wurde, an den versammelten Zeugen Gewalttaten zu begehen.

Während der Priester sprach, wurde die Menge von Minute zu Minute aufgeregter. In diesem Augenblick näherte sich Solano Gamarra, ein Leutnant der paraguayischen Luftstreitmacht, der außer Dienst war, dem Priester Ayala. Erkennend, daß der Priester die Sache leitete, suchte er ihn zu beruhigen.

Auch sprach er mit den Helfershelfern des Priesters und hoffte dadurch eine Pöbelaktion zu verhindern. Aber der Rat des Offiziers der Luftstreitmacht war nicht erwünscht. Ein Priester, ein Kollege Ayalas, wurde so erregt, daß er dem Leutnant einen Schlag versetzte, wodurch seine Lippe verletzt wurde. Durch dieses priesterliche Beispiel angespornt, geriet die Rotte in Aufregung. Sie stürmte vorwärts, packte den Beamten der Luftstreitmacht, Schlug ihn und brachte ihm am Schädel klaffende Wunden bei. Sie riß ihm das Hemd vom Rücken und zog es an einem Pfahl hoch, um es zu verbrennen. Ohne Hemd floh Gamarra um seines Lebens willen.

Die Rotte war nun zum unvernünftig tobenden Mob geworden. Einige riefen: „Abajo Jehova!" (Nieder mit Jehova!) Andere schrien; „Muera Jehova!" (Stirb Jehova!) Die wahnsinnig gewordene Menge wogte dem Königreichssaal entgegen. Sie war bis auf nahezu 200 Personen angeschwollen. Gleich einem Rudel wilder Tiere drang sie gegen die 60 friedliebenden christlichen Zeugen Jehovas voran. Während die Rotte gegen den Saal stürmte, löste sich der leichte Polizeischutz auf. Innerhalb des Saales verlief alles programmgemäß. Während der Versammlung tobte die Rotte draußen und brach immer wieder in gemeine Rufe aus. Der Königreichssaal war nun von einem ungestümen Menschenmeer umgeben. Um die Meuterer am Eindringen zu hindern, hatten die christlichen Prediger die Türen von innen verriegelt, und sie setzten ihre Versammlung fort. ...

Der Pöbel machte wiederholt Versuche, in den Saal einzubrechen. Es gelang ihm aber nicht. Er begann, sich in kleine Gruppen aufzulösen, die sich fast die ganze Nacht in der Nachbarschaft aufhielten, als ob sie auf irgendein unvorsichtig heraustretendes Opfer lauerten. Schließlich bezog die Wache wieder ihren Posten vor dem Eingang. Sie ließ keinen hinaus, hätte aber dem Mob den Zutritt nicht verwehrt. ... Die ... Zeugen Jehovas blieben über Nacht drinnen.

Am nächsten Morgen hatte die Nachricht Asuncion erreicht. Die Polizei bestätigte von neuem das Recht der Zeugen Jehovas sich in den vertraglich gemieteten Anlagen ... zu versammeln, aber sie erklärte, der Schutz müsse vom comisario, dem lokalen Polizeibeamten, ausgehen. Als sich die Zeugen an diese Amtsperson wandten, erklärte er, sie seien nicht gewappnet der Lage Herr zu werden.

Später unterrichtete er die Zeugen, die Versammlung sei durch das Polizeihauptquartier von Asuncion aufgehoben worden, und man habe Nachricht erhalten, die Rotte plane, auch an diesem Abend wiederzukommen. Darauf wurde Versammlung in das Hauptquartier der Zeugen Jehovas nach Asuncion verlegt. Die Versammlungsbesucher mieteten einen Bus verließen die Stadt, wobei sie fröhliche Lieder sangen, auch als sie an der katholischen Kirche vorbeifuhren. ..."
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Geschrieben von Drahbeck am 22. Oktober 2007 07:08:12:

Als Antwort auf: Re: "Wachtturm" 15. 10. 1957 (Vor fünfzig Jahren) geschrieben von Drahbeck am 15. Oktober 2007 06:39:33:

„Zurück zu den altbewährten Erziehungsmethoden" tönt „Erwachet!" in seiner Ausgabe vom 22. 10. 1957. Und damit selbst auch Analphabeten mitbekommen, was denn in WTG-Sicht „altbewährt" sei, gibt es dazu auch noch gleich ein passendes Bild:


http://www.manfred-gebhard.de/E57.22.10jpg


Heutige Vertreter der Kiloweise Kreide Fressenden, pflegen das in Worten (in Taten wohl eher weniger), als „abgetan" herunterzuspielen. Die dabei bestehende Doppelzüngigkeit kommt durchaus in einer anderen Karikatur zum Ausdruck
http://i81.photobucket.com/albums/j211/indianer56/quaelgeist.gif

Einleitend wird, bezugnehmend auf einen Pressebericht, der Fall eines Lehrers dargestellt, der wohl auch zu handgreiflichen Methoden überging. Er sei eine Autoritätsperson, und wie andere Autoritätspersonen hätte er Anspruch darauf dieses auch durchzusetzen. Der Richter vor dem der Fall landete, und damit wird er für die WTG besonders interessant, zitierte diverse einschlägige Bibelstellen.

Dann meint „Erwachet!" im weiteren Verlauf seiner Ausführungen zu wissen:
„Die Fachleute haben eine Kehrtwendung gemacht. Jetzt sagen sie, die Kinder brauchen hier und da eine Tracht Prügel".

Im weiteren Verlauf stellt sich auch „Erwachet!" eindeutig auf die Seite dieser Anschauung, wie insbesondere auch die auf Seite 9 dieser Ausgabe geschilderten Beispiele verdeutlichen.
http://www.manfred-gebhard.de/E221057.9.jpg Nun mag man bei diesen Fragen in der Tat dazu tendieren zu meinen, es ist eine Gratwanderung, die da zu beschreiten ist. Absturzmöglichkeiten kann es in beide Richtungen hin geben. Dennoch ist das alles bezogen auf die Zeugen Jehovas-Verhältnisse mehr oder weniger eine Scheinwelt. Oder anders ausgedrückt. Ein wesentlicher Aspekt kommt überhaupt nicht zur Sprache (jedenfalls nicht in diesem „Erwachet!"-Artikel).

Dieser Aspekt ist dahingehend zu beschreiben, dass es seitens der WTG keine echte Kinderpädagogik gibt. Schon Kleinkinder werden dazu getrimmt, auf Erwachsene zugeschnittene Veranstaltungen, im buchstäblichen Sinne des Wortes „absitzen" zu müssen. Auch um den Preis der sich aus solcherlei Vergewaltigungen ergebenden Konflikte. Eine Anpassung auf die speziellen Bedürfnisse der Kinder gibt es dabei nicht.

Dies wird schon äußerlich (was man nicht unbedingt negativ werten muss, aber dennoch als unnatürlich bezeichnen kann) dadurch deutlich, dass da selbst schon Kleinkinder wie hochherrschaftliche Erwachsene herausgeputzt werden. Das ist dann ein Beispiel der harmloseren Art. Die weniger harmlosen Beispiele pflegen sich dann nicht selten in Nebenräumlichkeiten (oder außerhalb) von Königreichssälen, während der regulären Versammlungszeiten abzuspielen.

Wäre es anders müsste man in der Tat über „Kindergottesdienste" und ähnliches ernsthaft nachdenken. Selbiges gab es schon mal in der Bibelforscher-Geschichte, wurde dann aber von dem Egozentriker Rutherford, gnadenlos niedergemacht. Mit Nachwirkungen bis in die Gegenwart!

Ergänzend sei noch aus der CV Nr. 227 (Juni 1988) zitiert:

Wenn ein Christ und Familienvater für sich und seine Familie beschließt, Zeuge Jehovas zu sein und auch seine Kinder im Sinne der WTG aufzuziehen, dann übernimmt er eine große Verantwortung.

Diese Verantwortung ist riesengroß, beeinflußt seine Erziehung und Wirken doch das Leben und Handeln seiner Familie, ja auch insbesondere den Werdegang der Kinder und prägt für sie das Leben. Was sagt die Bibel dazu? Sie warnt davor, unbedacht zu sein und es sich vorher genau zu überlegen, was man tut und welche Verantwortung man auf sich nimmt und sagt, man solle vorher die Kosten berechnen. (Lukas 14:28) Wer nicht so handelt, handelt also eindeutig entgegen der Bibel. Und welcher Christ oder Zeuge Jehovas möchte sich das wohl zu Recht nachsagen lassen? Wohl keiner.

Wissen wir, ob wir den Kindern tatsächlich Gutes tun, wenn wir sie im Sinne der WTG aufziehen? Wissen wir, ob sie nicht später sogar einmal unglücklich darüber sind? Die Bibel mahnt uns hinsichtlich des Kommenden: "Denn da ist keiner, der weiß, was werden wird, denn so, wie es werden wird, wer kann es ihm kundtun?" (Prediger 8:7) Wie sieht es heute in den meisten ZJ-Familien aus? Die Eltern sagen:
"Ich erziehe meine Kinder im Sinne der WTG und dann, wenn sie erwachsen sind, sollen sie selbst entscheiden." Aber machen wir uns doch nichts vor, ist das nicht eine Alibi-Ausrede? Mir als Vater gab es zu denken, als kürzlich mein 16jähriger Sohn kam und sagte:

"Ein Glück, daß wir nicht mehr bei den Zeugen Jehovas sind, denn dieses Theater würde ich heute nicht mehr mitmachen. Jede Woche zwei Zusammenkünfte, dann noch Predigtdienst und was das schlimmste wäre, ich könnte noch nicht einmal den Beruf erwählen, der mir gefällt. Nein, wären wir damals nicht von den Zeugen weggegangen, ich wäre dir ganz offen gesagt böse."

Möchten wir nicht alle ein gutes Familienleben führen, geprägt von gegenseitiger Achtung und Toleranz?
Daß man es auch ohne WTG kann, beweist gegebenes Beispiel. Es gibt aber auch andere Beispiele, wie sich die Erziehung der Kinder zu Zeugen Jehovas später als Bumerang erweisen kann.

Ein Ältester, der seine Kinder streng zu Zeugen Jehovas erzog, wurde später wegen Hurerei ausgeschlossen. Seine Frau verließ daraufhin auf eigenen Wunsch die WTG, blieb aber bei ihrem Mann. Die beiden erwachsenen Kinder dieses Ehepaares waren inzwischen in einer anderen Stadt verheiratet und hatten selbst bereits Kinder, blieben aber beim Glauben der Zeugen Jehovas.

Bestand vorher ein inniges Verhältnis des älteren Ehepaares zu den Kindern und Enkelkindern, nun verkehrte es sich ins Gegenteil. Die Enkelkinder dürfen die Großeltern nicht mehr besuchen und auch keine Geschenke mehr von ihnen annehmen. Auf die Frage der Kleinen, warum sie dies nicht mehr dürfen, bekommen sie gesagt, daß die Großeltern böse sind und Jehova haßt böse Menschen und deshalb will Jehova nicht, daß man böse Menschen besucht. So wurden alle Kontakte innerhalb der Familie durch die ZJ-Eltern unterbunden und die Enkelkinder den Großeltern ferngehalten. Das Gebot der Bibel "Ehre deinen Vater und deine Mutter" (Luk. 18:20; Eph. 6:2) interessiert sie dabei nicht, trotzdem behaupten sie aber, sich an die Bibel zu halten.

Auch scheint es für sie dabei keine Rolle zu spielen, einfach die Familienbande zu zerbrechen, denn sie handeln ja im Sinne der Wachtturmgesellschaft. Auf die Anfrage des Großvaters an einen Ältesten der WTG, ob dies alles rechtens sei, bekam er lediglich die spitzfindige Antwort: "Du selbst hast deine Kinder doch zu Zeugen Jehovas erzogen, also finde dich auch damit ab, wenn sie als ZJ handeln." Die WTG macht sich kein Gewissen um Menschenschicksale, sie ist nur an neuen Erfolgszahlen interessiert, nicht am Zusammenhalt einer Familie.

So sollte also jeder Zeuge Jehovas vorher berechnen, ob er tatsächlich die Verantwortung tragen kann, seine Kinder im Sinne der Organisation zu erziehen. Es könnte sich als Bumerang erweisen, auch bei den Zeugen, die jetzt noch sagen:
"Wenn meine Kinder erwachsen sind, können sie ja selbst entscheiden."

Darum, liebe Brüder und Schwestern, vergewissert euch aller Dinge (1. Thess. 5:21, 22) und erwerbt Unterscheidungsvermögen und rechte Erkenntnis (Spr. 2:6-9), denn nicht der Anfang einer Sache ist wichtig, wohl aber der Abschluß

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Geschrieben von Drahbeck am 01. November 2007 02:06:38:

Als Antwort auf: Re: "Erwachet!" 22. 10. 1957 (Vor fünfzig Jahren) geschrieben von Drahbeck am 22. Oktober 2007 07:08:12:

Über eine spektakuläre „Petition an Generalissimus Trujillo" (Dominikanische Republik) berichtet der „Wachtturm" auf insgesamt sieben Druckseiten in seiner Ausgabe vom 1. 11. 1957. Darin findet man auch solche Angaben wie, jene Regierung habe insgesamt zehn Bürger mit USA-Pass (sprich WTG-Missionare) des Landes verwiesen. Weiter gibt es die Angabe, man habe erst seit 1945 in jenem Lande Fuß gefasst. Bis zum Jahre 1957 war also Zeit genug, die Ergebnisse dieser „Mission" (oder in anderer Lesart: Kolonisation) etwas näher zu besichtigen.

Bereits im Jahre 1950 gab es dann die erste größere Konfrontation. Zitat:
„Im Juni 1950 änderte sich ihre Lage. Die Regierung Ihres Landes erklärte in einem Erlaß, daß diese religiöse Gruppe christlicher Leute eine ungesetzliche Tätigkeit entfalte und daß man alle ihre Versammlungen und ihre Propaganda als etwas betrachte, das sich gegen den Staat richte."
Das wiederum bewirkte dann wohl ein erstes Verbot.
Im 1972er ZJ-Jahrbuch kann man dazu lesen:

„Der Grund für das Verbot bestand gemäß dem Erlaß darin, daß Jehovas Zeugen ihren Anhängern verbieten würden, sich an der Politik zu beteiligen, und ihnen gebieten würden, das Gesetz nur dann zu achten, wenn es mit gerechten Grundsätzen in Übereinstimmung sei, so daß der Anarchie und Unordnung Tür und Tor geöffnet würden. Es hieß, den Anhängern werde verboten, in die bewaffneten Streitkräfte einzutreten und der Flagge Verehrung zu zollen. Es wurde erwähnt, das langjährige Bestehen anderer Religionsgemeinschaften im Lande zeige, daß man einen religiösen Glauben beibehalten und dabei die Gesetze gebührend respektieren könne und somit tätig sein könne, ohne behindert zu werden oder Schwierigkeiten mit der Regierung zu bekommen."

Im August 1956 wurde das Verbot dann wohl wieder aufgehoben. Während dieser Verbots-Zeit hätten die Zeugen gemäß WTG-Angaben eine Zunahme um 400 erreicht. Nun ohne Verbot, errechnete sich die WTG weiter potenzierte Zuwächse. Und damit witterte die WTG erneut „Morgenluft". Eine Folge davon eben die Sendung einer massiven „Portion Missionare" in jenes Land.

Des einen Freud, des anderen Leid. Die nächste Phase liest sich dann so:
„Dann am 30. Juni 1957, leitete ein römisch-katholischer Priester einen offenen Angriffsfeldzug gegen Jehovas Zeugen ein. Zeitungen, Radio und Tonwagen wurden dafür mobilisiert. Von seiten der römisch-katholischen Hierarchie wurde ein religiöser Druck auf die Politiker und die Führer der Regierung ausgeübt ... Zwischen dem 2. und 25. Juli dieses Jahres in den lokalen Zeitungen Nachrichten, die über sechzehn Meter Doppelspalten füllten, die Gefühle der Leute gegen Jehovas Zeugen aufpeitschten. ...

Alle diese ... Anklagen wurden von den Radiostationen, die von der Regierung gefördert werden, aufgegriffen und mit weiteren Kommentaren wiedergegeben.

In Gegenwart eines Missionars, der die Zeugen Jehovas vertrat, sagte ihr Generalmajor Espallat bei einem Telefongespräch, das er mit dem stellvertetenden amerikanischen Gesandten in Ciudad Trujillo hatte, folgendes:
„Was man aus den Zeitungen und durch den Rundfunk über diese Leute vernimmt, zwingt uns, gegen sie einzuschreiten. Deshalb werden wir ein Gesetz erlassen, durch das ihre Tätigkeit im Lande verboten wird."
Dies geschah, als der stellvertretende amerikanische Gesandte sich mit der Bitte an den Generalmajor wandte, nicht zu streng mit Jehovas Zeugen zu verfahren. Schon bevor das Verbot von neuem erlassen wurde, hatte eine heftige Verfolgung der Zeugen Jehovas begonnen."

Man muss diesen Bericht wohl so deuten, dass es der katholischen Kirche in jenem Lande gelang, die wie man so zu sagen pflegt „öffentliche Meinung" gegen die Zeugen zu mobilisieren. Die WTG Ihrerseits sucht nun mittels dieses sieben Seiten umfassenden Artikels in ihrer Zeitschrift, selbiges auch zu tun.

Bei Raymond Franz kann man ergänzend noch zum Fall Dominikanische Republik lesen:

„Außerdem bat mich die Gesellschaft, in bestimmten Abständen in die Dominikanische Republik zu reisen, wo das Werk der Zeugen Jehovas unter der Regierung von Diktator Rafael Trujillo verboten worden war. Dabei ging es vor allem darum, Wachtturm-Literatur ins Land zu schmuggeln. Ich tat dies mehrere Male und sollte dann, im Jahr 1955, versuchen, dem Diktator eine Bittschrift persönlich zu übergeben. Da bekannt war, daß Leute, die sein Mißfallen erregt hatten, einfach verschwanden, war mir bei der Übernahme dieses Auftrags nicht sehr wohl.

Bei meiner Ankunft in Cludad Trujillo (heute Santo Domingo) schickte ich ein Telegramm an den Generalissimo, in dem ich mich lediglich vorstellte als "nordamerikanischer Erzieher mit höchst bedeutsamen Informationen für Sie und Ihr Land".

Man gewährte mir eine Unterredung im Nationalpalast, und ich konnte die Petition seinen Händen übergeben. Zu meiner Überraschung wurde ich nicht des Landes verwiesen und konnte auch in Zukunft unbehelligt regelmäßig meine Schmuggelreisen durchführen.
Im Jahre 1957 wurden alle amerikanischen Missionare der Zeugen aus der Dominikanischen Republik ausgewiesen, nachdem eine Woge brutaler Verfolgung hereingebrochen war, während der viele einheimische Zeugen grausam geschlagen und ins Gefängnis geworfen wurden. Der Hauptgrund dafür war, daß sich die Männer weigerten, am Exerzieren teilzunehmen, wie es das Gesetz über die Wehrübungen vorschrieb.
Doch auch von religiöser Seite kam starke Opposition, die sich in Hetzartikeln von Priestern und Nonnen in den Zeitungen kundtat. Die Gesellschaft bat mich, hinzufahren und die Lage der dominikanischen Zeugen genauer zu erforschen. ...

Der Generalissimo empfing mich in vollem Uniformschmuck mit allen seinen Auszeichnungen (die er sich zum Teil selbst verliehen hatte). Als er herausfand, in welcher Mission ich in Wirklichkeit vorsprach, endete das Gespräch recht schnell. Trotzdem schien es einen günstigen Eindruck auf ihn gemacht zu haben, denn einige Zeit später wurde das Verbot aufgehoben, nach etwa einem Jahr aber wieder erneut verhängt."

Im 1972er ZJ-Jahrbuch gibt es auch einen Bericht über diese Franz-Mission. Selbige liest sich dort so:
„„Am darauffolgenden Tag erhielt ich im Hotel telefonisch die Nachricht, ich solle am nächsten Morgen um acht Uhr im Nationalpalast erscheinen. An jenem Morgen ging ich zu den Toren des Palastes, und nachdem ich hatte warten müssen, während die Kapelle die Nationalhymne spielte, wobei das ganze Personal der Regierung auf den vielen Balkonen des Palastes stand, durfte ich das Schilderhaus am Tor passieren und die vielen breiten Stufen zum Palast hinaufgehen.
Nachdem man mich in verschiedene Zimmer gebracht und dort nahezu eine Stunde lang allein gelassen hatte und nach einer anschließenden kurzen Unterhaltung mit einem dominikanischen General wurde ich durch eine Halle und durch einen Raum geführt, in dem vier Offiziere standen, und dann wurde ich durch einen Wink aufgefordert, durch einen ziemlich engen Durchgang zu gehen, der in einen großen Raum mündete. Erst als ich in den großen Raum gelangte, sah ich den Diktator, der neben einem großen Schreibtisch stand. Ich hatte kaum erwartet, ihn so leicht zu erreichen.

Nachdem wir uns begrüßt hatten und ich einige günstige Bemerkungen über das Land gemacht hatte, erklärte ich auf spanisch meinen Auftrag, nämlich eine internationale Organisation als deren Abgesandter zu vertreten, um ihm eine Petition zu überreichen. Ich gab ihm zuerst einen Empfehlungsbrief und händigte ihm dann die Petition aus. Trujillo hatte nach der einleitenden Begrüßung nichts gesagt, so daß er den Eindruck erweckte, er sei nervös, weil er nicht wüßte, was er zu erwarten habe. Er fing an, die Petition zu lesen, hielt aber bald inne und schaute mich nur an. Ich sagte ihm, unsere Gesellschaft wolle ihm mitteilen, daß wir es bedauerten, daß wir die einzige religiöse Organisation sein sollten, über die in seinem Land ein Verbot verhängt worden sei, und daß Jehovas Zeugen in der ganzen Welt als friedliche, ehrerbietige, fleißige Bürger bekannt seien. Dies war die erste Erwähnung der Bezeichnung ,Jehovas Zeugen', und offensichtlich hatte er in der Petition den Namen noch nicht gesehen. Nun ,explodierte' er und sagte, Jehovas Zeugen verweigerten den Militärdienst und würden auch nicht das Symbol des Landes grüßen. Ich wies darauf hin, daß der Grund dafür in der Petition erklärt würde und daß hierbei keine politischen, sondern ausschließlich religiöse Beweggründe und Gewissensgründe eine Rolle spielten. Nach einigen weiteren kurzen Äußerungen beiderseits stand er auf, womit das Interview beendet war. Zu meiner Überraschung reichte er mir die Hand. Ich nahm sie, versicherte ihm, daß ich bereit sei, irgendwelche Fragen zu beantworten, die er vielleicht nach dem Lesen der Petition hätte, und ging."

Weiter berichtet Raymond Franz in seinen Erinnerungen:
„ Wir blieben bis 1961 im reisenden Dienst und wurden dann in die Dominikanische Republik versetzt, wo Trujillo gerade kurz zuvor ermordet worden war. In den fünf Jahren unseres Aufenthalts erlebten wir, wie vier verschiedene Regierungen gestürzt wurden, und im April 1965 wurden wir Augenzeugen eines Krieges, der sich in dem Gebiet der Hauptstadt abspielte, in dem wir wohnten. Die meisten Amerikaner und anderen Ausländer verließen das Land. Unsere Missionargruppe wollte die dominikanischen Zeugen Jehovas nicht im Stich lassen, und so erfuhren wir am eigenen Leibe, was Krieg ist. ..."

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Geschrieben von Drahbeck am 08. November 2007 07:15:46:

Als Antwort auf: Re: "Wachtturm" 1. 11. 1957 (Vor fünfzig Jahren) geschrieben von Drahbeck am 01. November 2007 02:06:38:

In der Ausgabe des „Erwachet!" vom 8. 11. 1957 liest man:
„Was verwandelt eine friedliche Volksmenge in eine hysterische Meute? Furcht! Der Schreckensruf „Feuer" kann bei einer Menschenmenge eine Panik auslösen, so daß sie gleich einer Tierherde in wilder Unordnung davonjagt.

Weil die Furcht so ansteckend wirkt, wird sie von gewissen Fachleuten als die am leichsten übertragbare Krankheit bezeichnet. Im „Science Digest" vom Juli 1951 hieß es, die Wissenschaft habe „durch Laboratoriumsversuche festgestellt, daß die Ansteckungsgefahr bei Furcht weit größer sei als bei irgendeiner Infektionskrankheit. Versuche haben bewiesen, daß man schon von einem undeutlichen Angstgefühl beschlichen wird - ohne zu wissen warum -, wenn man um einen Menschen herum ist, der sich fürchtet. Und Studien die vor kurzem an der Universität Kalifornien durchgeführt wurden, zeigten, daß einen augenblicklieh die Furcht packen kann, wenn man der Tonbandwiedergabe der angstvollen Worte eines Menschen lauscht.

Wenn diese Krankheit ein ganzes Volk befällt, wird die Urteilskraft geschwächt, die Vernunft hat keine Stimme mehr und die sittlichen Grundsätze werden mißachtet. Ein fürchterlicher Krieg kann die Folge sein. Das Wissen um diese Dinge ist eine Quelle ständiger Sorge für die Staatsmänner. Doch im Osten und Westen nimmt die Furcht immer gefährlichere Dimensionen an. Wenn sie sich bis zur sinnlosen Hysterie steigert, wird dieses ein atomares Schreckbild werden. Die größte Gefahr für die Menschen ist daher die Furcht.

Es ist unschwer, zu begreifen, wieso eine Menschenmenge durch Furcht zu hysterischen Gewalttaten angetrieben werden kann, wenn man die Wirkungen der Furcht auf den Einzelmensehen betrachtet. Man hat festgestellt, daß schon geringe Furcht das Denken behindert. Ein Mensch, der sich fürchtet, kann nicht mehr logisch denken. Deshalb kann eine Menschenmenge, die sich furchtet, ohne Zaudern zerstören und töten. Ihr Denken ist gestört. ...

Aber Furcht kann noch mehr bewirken. Sie kann einen Menschen vollständig lähmen und seinen sofortigen Tod herbeiführen. Ein Beispiel dafür sind Personen, die starben, nachdem sie von einer harmlosen Schlange gebissen wurden. Die Furcht allein hatte sie umgebracht.

Welche Wirkung muß die Furcht auf ein ganzes Volk haben, wenn sie schon bei einzelnen Menschen solch verheerende Folgen haben kann. Kein Wunder, daß die Furcht als verderblidie Krankheit betrachtet wird.

Man beachte, was der „Science Digest" über die übliche Furcht schreibt: „Furcht und Schrecken können sich, selbst wenn sie in verhältnismäßig milder Form auftreten, verheerend auf die körperliche Gesundheit auswirken. Ein Schreck kann so gefährlich sein wie das gefährlichste Gift ...

Doch hat die Furcht nicht immer schädliche Folgen. So trägt es zum Wohle eines Kraftfahrers bei, wenn er sich davor fürchtet, in einer Kurve zu überholen. Die Menschen fürchten sich im allgemeinen auch vor dem Gesetz, und das ist gut für den Staat ...

Etwas vergaß „Erwachet!" allerdings bei seiner Betrachtung mit hinzuzufügen. Dass es nämlich selbst allerkräftigst auf dem Zuckerbrot-Peitsche-Klavier spielt, ungeachtet der Jaultöne, die dabei nur zustande kommen. Schon Kinder (etwa in dem auch für sie als Zielgruppe konzipierten Buch „Vom Verlorenen zum wiedererlangten Paradies"), werden gezielt mit solcher Furcht-Theologie indoktriniert, wie das auch einige Abbildungen in selbigem verdeutlichen, unter anderem die:
http://www.manfred-gebhard.de/Harmagedon.jpg

Ja selbst in der hier zitierten „Erwachet!-Ausgabe, wird in der Verlagsreklame, ausdrücklich das Angsterzeugende Element mit herausgestellt


http://www.manfred-gebhard.de/E57111.jpg

Wenn Horst Knaut sein ZJ-bezügliches Buch „Propheten der Angst" betitelte, dann ist ein solcher Titel eher noch untertrieben.


http://www.manfred-gebhard.de/Knaut.jpg

Geschrieben von Drahbeck am 08. November 2007 07:21:24:

Als Antwort auf: Re: "Erwachet!" 8. 11. 1957 (Vor fünfzig Jahren) geschrieben von Drahbeck am 08. November 2007 07:15:46:

Hans-Peter Tjaden, kürzlich auch im ZJ-Kontext in die „Schlagzeilen" geraten (wegen einer in der Sache durchaus berechtigten, aber vielleicht nicht optimal ausgefeilten These), welche der WTG offenbar nicht schmeckt und für den sie wieder einmal den Grundsatz verwandte. Der Überbringer der ungeliebten Botschaft wird angegangen. Die Wurzel des Übels indessen unberührt gelassen. Selbiger Herr Tjaden wohl im Lande Niedersachsen wohnhaft, und auch noch über diverse andere Themen Publizistik betreibend, nahm kürzlich die wohl Anfang nächsten Jahres in jenem Bundesland terminierten Landtagswahlen zum Anlass, dazu eine Replik zu schreiben. Die interessiert hier jetzt nicht so sonderlich. Allenfalls ist der Umstand zu registrieren. Er flocht darin auch das ZJ-Thema beiläufig mit ein, indem er letzteren bescheinigt.

Dürften die Zeugen mit Genehmigung ihrer Kirchenleitung wählen gehen (was bekanntermaßen nicht der Fall ist), würden sie wohl zu einem hohen Prozentsatz der „Partei Bibeltreuer Christen" oder ähnlichem ihre Stimme geben.
Und auf ein solches Resultat wäre wohl auch Tjaden nicht „sonderlich scharf".

Bewegt sich vorstehendes zugegebenermaßen im Bereich der Spekulation, so ist indes die „Wahlberichterstattung" des „Erwachet!" in genannter Ausgabe, keineswegs „spekulativ", sondern real.

Wie wird denn im Alltagsleben „Politik gemacht?" Nun zum Beispiel so, dass bestimmte Mandatsträger einer Partei (je hochrangiger je besser) sich einfach mal von Journalisten ausfragen lassen, und dann erfreut (die Opposition dazu eher nicht), ihre Statements in den Medien „bewundern". Das schlichte aussprechen von Meinungen und Kommentierungen (welche ja noch nicht mit vom Bundestag zu verabschiedenden Gesetzesvorlagen identisch ist), ist schon Politik. Je pointierter, und den „Nerv treffend" solche Aussagen dann sind, um so „besser" (aus der Sicht der Opposition das Gegenteil davon).

In diesem Kontext eingeordnet, betrieb auch „Erwachet!" mit seiner „Wahlberichterstattung" sehr wohl Politik. Und zwar Politik der massivsten Art. Für politisch denkende Menschen ist das aussprechen solchen Tatbestandes zwar eine Binsenweisheit. Nicht aber für die im Dunstkreis ihrer gezündeten Nebelkerzen vor sich hinstolpernden Zeugen Jehovas, die sich da allen ernstes einbilden. Sie betrieben keine Politik. Das Gegenteil von dem ist wahr.

Nachstehend dann noch die Zitierung der politischen Berichterstattung des „Erwachet!" bezüglich einer deutschen Bundestagswahl:

Am 16. September - einen nach den Bundestagswahlen - herrschte bei der CDU Freude, hingegen bei der SPD Enttäuschung. Als das amtliche Endergebnis bekannt wurde, zeigte sich, daß die CDU/CSU einen Sieg davongetragen hatte, wie ihn selbst die größten Optimisten der Union nicht erwartet hatten. Die Partei des Bundeskanzlers hatte 50,18 Prozent der Stimmen erhalten und stellt mit 270 von insgesamt 497 stimmberechtigten Abgeordneten die absolute Mehrheit im Parlament. Die Sozialdemokraten vereinigten 31,75 Prozent der Stimmen auf sich und zogen mit 169 Abgeordneten in 3. Bundestag ein. Die große Neigung zum Zwei-Parteien-System brachte - auf Kosten der anderen Parteien - den Christlichen Demokraten die sichere Regierungsmehrheit und den Sozialdemokraten, erstmals mehr als ein Drittel der Bundestagssitze ein. Änderungen des Grundgesetzes werden in den nächsten vier Jahren nur noch mit Zustimmung der SPD möglich sein, da hierfür eine Zwei-Drittel Mehrheit nötig ist. Vor der Presse erklärte der Kanzler, daß er das Wahlergebnis als Bestätigung seiner Politik betrachte. Außenpolitisch sei der Ausgang der Bundestagswahlen von einer Bedeutung, die man noch gar nicht absehen könne. Innenpolitisch habe die CDU einen Einbruch in die Arbeiterschaft, insbesondere der jungen Generation erreicht.

Der Vorsitzende der SPD, Ollenhauer, gab zu, daß seine Partei ihr wichtigstes politisches Ziel, die Brechung der absoluten CDU-Mehrheit, nicht erreicht habe, die SPD fühle sich aber trotzdem nicht als eine geschlagene Partei, denn sie habe durch eine erhebliche Verbesserung ihrer Position bewiesen, daß sie auch in Zukunft eine bedeutsame und mitentscheidende politische Kraft in der Bundesrepublik darstellen wird. Der Pressedienst der SPD führte den Sieg der Union auf die massive Hilfe des Westens und auf die indirekte Hilfe Moskaus für Adenauer zurück. Weiterhin zu erwähnen seien die Hilfe eines großen Teils des katholischen Klerus und die Millionenspenden der Industrie und des Großhandels für die Propaganda der Union. Nicht definierbar sei das bei vielen Deutschen vorhandene Anlehnungsbedürfnis an eine Art „Führer".

Der FDP-Vorsitzende Maier wies darauf hin, daß die Union nun auch die vollständige Verantwortung für alles trage, was in Angriff genommen werde. Der FDP-Pressedienst bezeichnete den 15. September als einen schwarzen Tag für die deutsche Demokratie. In einer offiziellen Verlautbarung des BHE, der die Fünf-Prozent-Klausel nicht überspringen konnte, hieß es, die Demokratie habe eine Schlacht verloren. Große Beachtung fand auch die hohe Wahlbeteiligung von 88,24 Prozent gegenüber 86,2 Prozent im Jahre 1953.

In den Hauptstädten des Westens wurde der Ausgang der Bundestagswahlen lebhaft begrüßt. In vielen Glückwünschen westlicher Staatsmänner kam die Ansicht zum Ausdruck, daß das Wahlergebnis vor allem ein Sieg Adenauers sei. Eisenhower ließ mitteilen, daß er „den überwältigenden Wahlsieg seines guten Freundes des Kanzlers der Bundesrepublik, mit Dankbarkeit und Freude zur Kenntnis genommen habe." Auch Londoner Regierungskreise äußerten sich „äußerst erfreut" über den Wahlausgang. Im Vatikan äußerte man sich darüber ebenfalls höchst befriedigt. Die Ergebnis wurden mit nicht geringer Genugtuung aufgenommen. Papst Pius XII. hatte sich die Wahlresultate auch während der Nacht, nach seinem Sommersitz Castel Gandolfo schicken lassen. Was die Beziehungen zwischen Bundesrepublik und Kirche im besonderen anbelangt, so wird im Vatikan erwartet, daß der Erfolg der CDU es dem Kanzler erleichtern werde, die endgültige Klärung der Frage des Reichskonkordates anzubahnen.

Die Basler „National-Zeitung" meint, die Motive der westdeutschen Wähler seien im wirtschaftlichen Bereich zu finden. „An dem Wort eines Abgeordneten der Koaltion: 'Der Eisschrank in der Hand ist meinen Wählern mehr wert als die Wiedervereinigung auf dem Dach', ist einiges Wahres dran."

„Die deutschen Wähler haben den Weihnachtsmann gewählt" meinte die „Washington Post". Diese Interpretation des großen Sieges von Bundeskanzler Adenauer liegt auf der Hand. Als die Zeit der Entscheidung kam, sah der Wähler auf sein Portemonaie, fand es voll und stimmte gegen eine Veränderung der Art, wie die SPD sie wünschte."

Es hieß weiter: „Die SPD ist ebenso antikommmunistisch wie die CDU, und ein SPD-Sieg würde sicher nicht die Ergebnisse gehabt, die Adenauers Wahlpropaganda schilderte. Aber die SPD hat einen im allgemeinen unwirksamen Wahlkampf geführt."

Die österreichische „Weltpresse", die der sozialistischen Partei nahesteht, schrieb:
„Oh Volk der Dichter und Denker wohin bist du entschwunden Welche Erklärung kann nach ernster Erwägung für das Phänomen dieser Wahl gegeben werden? Vielleicht die: ohne Stammeshäuptling geht es nicht. Die Deutschen leiden an einem Führer- oder Vaterkomplex."

In der schwedischen Presse löste der Wahlsieg der CDU verschiedene Reaktionen aus. Das Gewerkschaftsblatt „Aftonbladet" meint, es gebe Grund für die Annahme, daß die Deutschen die Wahl noch vor Ablauf der nächsten vier Jahre bereuen könnten, und schreibt weiter: „Innenpolitisch gesehen, bedeutet der Sieg Adenauers Despotismus, katholische Reaktion und die Begünstigung jener Kreise, die die Wahl finanziert haben.

Der liberale „Expressen" sieht in dem CDU-Sieg eine Garantie dafür, daß die Bundesrepublik ihre Verpflichtungen gegenüber dem Westen und der Nato erfüllen wird, befürchtet jedoch das Auftreten gewisser autoritärer Tendenzen."

Vorstehendes nicht im „Spiegel", sondern in der Zeugen Jehovas-Zeitschrift „Erwachet!" gelesen. So umfänglich dieser Bericht auch ist, so erwähnt es dennoch nicht, das besagte Partei des Herrn Adenauer, eine frühere Wahl in diesem Lande, nur mit einer Stimme Mehrheit gewann (der von Adenauer selbst). Auch mit dem was in solchen Berichten nicht erwähnt wird, wird Politik gemacht! Gäbe es Zeugen Jehovas zu der Zeit, nur in der westlich orientierten Bundesrepublik Deutschland, oder in westlichen Ländern insgesamt, könnte man bei diesem Bericht in der Tat zur Tagesordnung übergehen.

Es gab sie aber auch in den zu der Zeit bestehenden Ostblockländern. Und eine regionale Publizistik auf WTG-Ebene gibt es nicht. All ihre Verlautbarungen haben zugleich weltweite Bedeutung. Vorstehendes verdeutlicht aber auch. Die politischen Interessen des Ostblocks wurden von der WTG grundsätzlich negiert.

Sie hätte sich entscheiden müssen. Wenn sie denn unbedingt, keinerlei regionale Abwandlungen tolerieren will, dann ist ein so pro westlich orientiertes Votum grundsätzlich fehl am Platze. Dann ist das wirkliche Heraushalten aus politischen Tagesfragen, zwingend notwendig. Genau das eben ist nicht der Fall.

Im Umkehrschluß nimmt damit die WTG-Führung billigend in den Kauf, im Interesse westlicher Hegemoniepolitik, ihre Anhängerschaft in den Ostblockstaaten, zu „verheizen"!
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Geschrieben von Drahbeck am 15. November 2007 06:51:20:

Als Antwort auf: Re: "Erwachet!" 8. 11. 1957 (Vor fünfzig Jahren) geschrieben von Drahbeck am 08. November 2007 07:21:24:

Ohne weiteren Kommentar, allenfalls die Anmerkung noch:
„Die Botschaft hört man wohl - allein es fehlt der Glaube", sei im nachfolgenden aus der Rubrik „Fragen von Lesern" des „Wachtturms" vom 15. 11. 1957 eine solche, und ihre Beantwortung zitiert:

Ein Fragesteller formuliert sein Anliegen wie folgt:
„In unserem Königreichssaal und in anderen Sälen unserer Umgebung ist uns gesagt worden, daß im Saal weder vor noch nach der Versammlung Dinge besprochen werden sollten, die sich nicht auf die Königreichswahrheiten oder auf den Dienst beziehen. Wenn wir zum Beispiel Brüder nach der Versammlung in unser Heim einladen möchten, müßte die Einladung außerhalb des Saales erfolgen, nicht drinnen. Demgemäß habe ich Personen, die ich einladen wollte, gebeten, einen Augenblick mit mir hinauszukommen, und darauf begaben wir uns wieder in den Saal zurück ..."

Derart formuliert, ist die Sache selbst dem von der WTG beauftragten Antwortschreiber etwas mulmig. Und so schwandroniert er denn auch davon, man solle es nicht zu Extremen kommen lassen.

Und in seiner Antwort finden sich dann auch solche Sätze:
„Auch sollte man den Saal nicht als einen Ort gebrauchen, wo man Geschäfte tätigt oder kommerzielle Angelegenheiten bespricht."

Nun, da kann ich mir dann doch eine Rückfrage nicht ganz verkneifen, und selbige an einem konkreten Beispiel festmachend.

Die Rückfrage wäre dann die, ob die Geschäftemacher der Akzenta AG, auch diese Verhaltensregeln strikt eingehalten haben?

Das Gesamtklima bei den Zeugen, ist unfraglich solchen Fällen gegenüber begünstigend
Man vergleiche zum Thema auch den Kommentar:

Auf Kriegsfuss mit der Geselligkeit
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Geschrieben von Drahbeck am 22. November 2007 06:31:42:

Als Antwort auf: Re: "Wachtturm" 15. 11. 1957 (Vor fünfzig Jahren) geschrieben von Drahbeck am 15. November 2007 06:51:20:

Wenn es darum geht, sich selbst zu beweihräuchern, ist (auch) der WTG jedes Mittel recht. Da entdeckt „Erwachet!" in seiner Ausgabe vom 22. 11. 1957, sogar den zeitgenössisch (damals) bedeutendsten deutschsprachigem Sektenkundler, den es mit der Aussage zitiert:

„Kurt Hutten schreibt in seinem Buch 'Seher, Grübler und Enthusiasten':
„Aber in den entlegensten Ländern sind Zeugen Jehovas am Werk - in Burma, Äthiopien und Bolivien so gut wie in den mohammedanischen Gebieten von Saudi-Arabien, Pakistan und Ägypten. Es gibt keine Sekte, deren Propaganda so weltweit und energiegeladen ist wie diese."

Nun, wäre dazu erst mal anzumerken. Was denn die mohammedanischen Länder betrifft, einige von ihnen weist das ZJ-Jahrbuch gar nicht mehr einzeln nach. Sie sind allenfalls in der Sammelrubrik Verbotsländer mit erfasst. So sind die „Erfolge" der Zeugen in diesen Ländern doch wohl eher der Rubrik „bescheiden"; und im Vergleich zu anderen Ländern, sogar der Rubrik „sehr bescheiden" zuortbar.

Aber sicherlich ist es keine neue Feststellung, dass Kolonisatoren sich von jeher auch für „entlegene" Länder interessiert haben, und dies gilt auch namentlich für religiöse Kolonisatoren. Denen nicht selten die wirtschaftlichen zu folgen pflegen.

Gemäß dem Motto:
Früher hatten wir das Land und ihr die Bibel.
Jetzt haben wir die Bibel und ihr die Hedgefonds.

Selbige sollen denn auch keinerlei Skrupel haben, etwa klammheimlich Immobilienkredite aufzukaufen, und dann glashart die Erpressermasche zu fahren. Wer nicht zahlungskräftig genug, wird eiskalt, fallweise auch exmittiert. Ein „soziales" Gewissen - ein Fremdwort für diese Kolonisatoren!

Weitaus interessanter indes wäre aber noch die Frage: Wer denn von den Zeugen Jehovas jemals das genannte Hutten-Buch selbst gelesen hat?
Ich fürchte, die Zahl jener ist noch nicht mal in Prozentzahlen ausdrückbar.

Wie jenes Buch noch als Neubuch angeboten wurde, gehörte es von seiner Preisgestaltung nicht gerade zu den „billigsten" sondern zum Gegenteil davon. Diese Hürde soll man sicherlich nicht unterschätzen.

Dennoch würde ich auch heute noch es empfehlen, dieses Buch selbst einmal zu lesen. Sei es als relativ preisgünstig antiquarisch beschaffbares. Sei es als Ausleihexemplar aus einer wissenschaftlichen Bibliothek. Es hat nämlich den Vorteil, die ZJ-typische Käseglocke, einmal einen Moment zu lüften, und einen Blick in die umliegende religiöse Szene zu tun.

Wenn schon „Erwachet!" den Hutten mal zitierte, wäre seine Detailkenntnis umso mehr empfehlbar.

Selbstredend werden in diesem Buch auch die Zeugen mit abgehandelt, aber eben nicht nur sie. Und eben der Vergleich, was sich da auch andernorts so abspielt, kann sehr wohl erhellend sein!

Man vergleiche zum Thema auch

Parsimony.24809

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Geschrieben von Drahbeck am 01. Dezember 2007 10:54:02:

Als Antwort auf: Re: "Erwachet!" 22. 11. 1957 (Vor fünfzig Jahren) geschrieben von Drahbeck am 22. November 2007 06:31:42:

„Später, inmitten der Wehen des zweiten Weltkrieges, wurde das ganze Buch Hiob in dem Buch 'Die neue Welt' (4. bis 12. Kapitel) kapitelweise erklärt; dieses Buch wurde im September 1942 im Verlaufe des theokratischen Neue-Welt-Kongresses der Zeugen Jehovas in Cleveland, Ohio, USA, in Englisch herausgegeben", weis der „Wachtturm" in seiner Ausgabe vom 1. 12. 1957 zu berichten.

Das ist dann wohl, abgesehen von kleineren Broschüren, die erste Buchpublikation der Knorr-Ära. Äußerlich auch dergestalt einen „Bruch" machend, keinen Verfassernamen mehr zu nennen, nachdem man in den vorangegangenen Jahren, bei den WTG-Publikationen, bis zum Überdruss, mit dem Namen Rutherford konfrontiert wurde.

Also Personen treten mehr in den Hintergrund. Dafür usurpiert „die Gesellschaft", wie man denn lange Jahre zu formulieren beliebte, um so verschärft ihre Machtansprüche. In gewisser Hinsicht signalisiert diese Titelwahl schon die fortbestehende Endzeit-Naherwartung, die dann noch in Sonderheit in dem Jahre „1975" kulminieren sollte.

Jenes Buch „Die neue Welt" gehörte denn zusammen mit „Gott bleibt wahrhaftig" und „Die Wahrheit wird euch frei machen", zu den ersten Bücherangeboten der Zeugen Jehovas nach 1945 in Deutschland. Offenbar waren da - mit wohlwollender Genehmigung der US-Militärrregierung - ganze Schiffsladungen voll, nach Deutschland eingeführt worden. Galt für die frühen (nach 1945) „Wachtturm"-Ausgaben, anfänglich eine Bewirtschaftung. Ersichtlich auch an solchen Stempelaufdrucken wie „Leihexemplar" und ähnliches, so bestand bei diesen drei genannten Büchern, offenbar keinerlei Mangelsituation. Sie konnten in beliebiger Anzahl, bis weit in die fünfziger Jahre hinein, gekauft werden, so denn sich dafür Käufer fanden.

Auch das Buch „Die Wahrheit wird euch frei machen", nur wenig später nach der „Die neue Welt", erstveröffentlicht, besitzt insbesondere darin Relevanz, dass in ihm der WTG-Endzeitkalender, erstmals um rund 100 Jahre, klammheimlich verschoben wurde.

Ein Faktum, dass zeitgenössisch überhaupt nicht ausreichend gewürdigt wurde. Einmal weil die den KZ entronnenen übriggebliebenen Zeugen Jehovas, erstmal dringlichere Sorgen hatten.
Zum zweiten wie es „Trost" nur wenige Jahre vorher mal formulierte: „Zeit wird nie lang wenn man zu tun hat. Haben wir etwa nichts mehr zu tun?"

Genau dass dieser letztgenannte Umstand nicht eintrat, dafür sorgte die WTG in umfassenden Sinne.
Und drittens, die nach 1945 neu hinzugekommenenen kannten in der Regel die früheren Auslegungen nicht. Etwa, dass gemäss Russell, die ominösen „6000 Jahre" schon in den 1870er Jahren zuende gegangen seien.

Auch das genannte Buch „Die neue Welt" glänzte denn schon mit Thesen, die zum Zeitpunkt ihrer deutschen Erstveröffentlichung, bereits Makulaturreif waren. Trotzdem wurde dieser geistige Schrott weiter verkauft (weniger studiert). Da ging es offenbar blos noch ums verkaufen. Inhaltlich wollte man an seine Thesen wohl lieber weniger erinnert werden.

Etwa die markige Definition des Begriffes Religion":
„Im biblischen Sinne bezeichnet darum Religion alles das, was gegen das Tun des Willen Gottes ist. (S. 28)

Oder auch die Siegesgewissheit:
„Der Herr Jesus ist nun als Richter zum Tempel gekommen, und die Überrestglieder seines "Leibes", die noch auf Erden weilen, sind um den Tempelzustand der vollkommenen Einheit mit ihm versammelt worden. ... Demzufolge können jene treuen Menschen der alten Zeit jetzt irgendwann zurückerwartet werden. Die Heilige Schrift gibt guten Grund zu dem Glauben, daß dies kurz vor dem Ausbruch Harmagedons geschehen werde.

In dieser Erwartung ist im Jahre 1930 in San Diego, Kalifornien, ein Haus gebaut worden, über welches die religiösen Feinde in der breiten Öffentlichkeit böswillig vieles geredet haben. Es trägt den Namen "Beth-Sarim", was "Haus der Fürsten" bedeutet. Zur Zeit wird es als Wohnstätte für die zurückkehrenden Fürsten verwaltet.

Die jüngsten Geschehnisse zeigen, daß die Religionisten der gegenwärtigen, dem Untergang geweihten Welt wegen des Zeugnisses, das durch dieses "Haus der Fürsten" für die neue Welt gegeben wird mit den 'Zähnen knirschen'". (S. 104)

Diese von Gott eingesetzten "Fürsten" werden das auf Erden übernehmen, was die nazifaschistischen totalitären Diktatoren in verzweifeltem Ringen an sich zu reißen suchten. (S. 130)

Das Jahr 1937 tritt als das Jahr hervor, da der Religion alle Macht über Gottes Volk genommen wurde, und das Jahr 1938 wird durch die Wiederherstellung der theokratischen Einrichtung in seiner Mitte gekennzeichnet. (S. 171)

Auch die Pokrustesbett -Auslegungen die ominösen Nord- und Südkönige betreffend, nicht zu vergessen:
„Können wir bestimmt wissen, daß die Welt ihrem endgültigem Ende nahe ist, wie es Jehovas Zeugen so zuversichtlich erklären?
Man beachte ferner die Prophezeiung: "Und zur Zeit des Endes wird der König des Südens mit ihm zusammenstoßen (ihn stoßen - engl. B.), und der König des Nordens wird gegen ihn anstürmen mit Wagen und mit Reitern und mit vielen Schiffen; und er wird in die Länder eindringen und wird sie überschwemmen und überfluten....
Der demokratische, liberale "König des Südens" folgte einer erniedrigenden Besänftigungspolitik gegenüber den Forderungen und Angriffen des 'Nordkönigs', gebot jedoch im August 1939 Halt.
Beim nächsten Gewaltakt seines Rivalen ergriff er am 3 September 1939 Maßnahmen gegen ihn. Die Welt weiß heute, was darauf folgte ein Blitzkrieg durch den "König des Nordens", schauerliche, nervenerschütternde Bombenangriffe aus der Luft, mechanisierter Bewegungskrieg, das trojanische Pferd; die "Fünfte Kolonne", Überfallschiffe, Piraten-Unterseeboote, meuchlerische Überfälle ohne Kriegserklärung, teuflisch geschickte Zusammenarbeit aller mitwirkenden Teile gleich einem ''Anstürmen mit Wagen und Reitern und vielen Schiffen.
Polen zerfällt in achtzehn Tagen; Norwegen, Dänemark, Luxemburg erliegen über Nacht; die Dämme Hollands erweisen sich als unzulänglich, die Republik Frankreich geht unter und ein untertäniger Religionist wird zum Staats-Chef eingesetzt, und der Vertreter des Vatikans für Frankreich erklärt, dies bedeute die Morgendämmerung eines neuen Tages, für Frankreich und die ganze Welt - jawohl, worin die Demokratie untergegangen und verschwunden wäre!
In noch mehr Länder wird eingedrungen, noch weitere werden überflutet: Rußland, das schwache Griechenland, Jugoslawien, Indochina, Thailand, Ostindien, Singapur, Ragun, Pearl Harbour und die Manilabucht, die weitere Geschichte davon ist bekannt." (S. 339, 340)

„Man beachte, daß "der König des Südens" vom vierzigsten Verse an aus der Prophezeiung ausscheidet. Dies ist ein schlechtes Zeichen. Dies und andere Schriftstellen deuten darauf hin, daß vor dem endgültigen Ende alle Nationen totalitär werden und die Interessen des 'Nord'- und 'Südkönigs' - unter Religion als Bindeglied - eins werden. Es bedeutet einen Weltbund, und schon zeigen kundgegebene Worte und Zeichen an, daß dies an der Weltfriedenskonferenz stattfinden wird, wie sich das Haupt des Vatikans herausputzt." (S. 344)

„Die erstaunliche Prophezeiung, die vor langem über den "König des Nordens" und den "König des Südens" ausgesprochen worden ist, erfüllt sich jetzt, ja steht vor ihrer Enderfüllung, was beweist, daß wir dem endgültigen Ende dieser alten Welt der Bosheit nahe sind." (S. 347)

Siehe zum Thema auch
Auftakt einer „neuen" Ära
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Geschrieben von Drahbeck am 08. Dezember 2007 10:44:12:

Als Antwort auf: Re: "Wachtturm" 1. 12. 1957 (Vor fünfzig Jahren) geschrieben von Drahbeck am 01. Dezember 2007 10:54:02:

Eine der Zeugen Jehovas typischen Politik-Meldungen in „Erwachet! vom 8. 12. 1957.
„Ohne Rücksicht auf die deutsche Bundesregierung anerkannte am 15. Oktober die jugoslawische Regierung die Deutsche Demokratische Republik und nahm auch gleichzeitig volle diplomatische Beziehungen zur Pankower Regierung auf. Die Bundesregierung wurde durch den jugoslawischen Botschafter, Dusan Kveder, einen Tag vorher in Kenntnis gesetzt. Damit war das eingetreten, wovor der inzwischen verstorbene deutsche Botschafter Pfleiderer vergeblich gewarnt hatte. Die jugoslawische Regierung hatte noch vor dem Besuch der polnischen Regierungsdelegation in Belgrad (Mitte September) der Bundesregierung einen Ausweg aus dem außenpolitischen Dilemma gezeigt. Warschau hatte nämlich den Besuch der Regierungsdelegation von einer eindeutigen Anerkennung der Oder-Neiße-Linie als endgültige deutsche Ostgrenze abhängig gemacht. Pfleiderer hatte dem Auswärtigen Amt daraufhin mitgeteilt, daß der Besuch der polnischen Delegation nicht nur die Anerkennung der Oder-Neiße-Linie, sondern auch die Anerkennung Pankows zur Folge haben müsse, weil Tito das Gomulka-Regime nur dann tatsächlich unterstützen könne, wenn er sich gleichzeitig zu einer ebenfalls gewichtigen Geste gegenüber Moskau entschließen könne. Tito, der die Beziehungen zu Bonn nicht gefährden wollte, glaubte diese Erklärung umgehen zu können, wenn Bonn die Aufnahme der Beziehungen zu Polen für absehbare Zeit zusagen würde. Diese Zusage wurde jedoch nicht gegeben. Bonn war nach in einem Dilemma, die Beziehungen zu Jugoslawien abzubrechen oder nicht. Würden die Beziehungen nicht abgebrochen werden, so würden 25 bis 35 Staaten früher oder später dem jugoslawischen Beispiel folgen. Um dieser „Kettenreaktion" vorzubeugen, entschloß sich Bonn, die Beziehungen zu Jugoslawien doch abzubrechen.

Eine Frage dazu. Was hatte die Zeitgenössische Bundesdeutsche Politikergeneration an dieser Meldung auszusetzen? Die Antwort darauf lässt sich wohl in einem Wort beschreiben:
Nichts.

Zweite Frage.
Was hingegen hatten die „Pankower Machthaber" wie es ja wohl im zeitgenössischen westlichen, auch von der WTG verwandten Vokabular so hieß, an dieser Meldung auszusetzen? Die Antwort darauf bedarf allerdings mindestens zwei Worte:
Sehr viel!

Welche Konsequenzen ergaben sich aus diesem Disput unter anderem? Nun wohl auch die. Die westlichen kalten Krieger bekamen wieder mal bestätigt. Auch die Wachtturmgesellschaft der Zeugen Jehovas, steht stramm an ihrer Seite.Und was sagten diejenigen die sich in Ostdeutschland von „Amts wegen" mit den Zeugen Jehovas beschäftigten? Das war dann doch wie man weis, zu allererst deren sogenannte Staatssicherheit. Für die war das doch wieder das gefundene Fressen für ihr Vorurteil, die Zeugen Jehovas seien eine antikommunistische Organisation; vielleicht sogar auf dem Religionssektor „die" antikommunistischste Organisation.

Wie man weis beließ es die Stasi aber nicht nur bei diesem Vorurteil. Sie zog auch daraus auch Entschlüsse und Aktionen.

Auch Herr D. berichtet (eher an untergeordneter Stelle in seinem Buch) über eine „Aktion Zentrum". Die fand zwar erst ein Jahr später, Ende 1958 statt. Aber man muss wohl auch der Stasi zubilligen, für ihre geplanten Aktionen einen gewissen zeitlichen Vorlauf zu benötigen. Auch die zitierte „Erwachet!"-Meldung, die sich noch um einige vermehren lassen, trugen ganz offensichtlich zu dieser Eskalation mit bei.

Ein Opfer der Aktion „Zentrum" musste dafür beispielsweise mit einer siebenjährigen Zuchthausstrafe bezahlen. Im Rahmen der Jahrgangsdatei 1958 (Anfang 2008 vorgesehen) komme ich auf dieses Thema nochmals näher zurück.

Summa summarum. Zum „verheizen" ihrer Anhängerschaft in Ostdeutschland, trug auch die WTG wesentliches mit bei!
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Geschrieben von Drahbeck am 15. Dezember 2007 10:24:38:

Als Antwort auf: Re: "Erwachet!" 8. 12. 1957 (Vor fünfzig Jahren) geschrieben von Drahbeck am 08. Dezember 2007 10:44:12:

Der „Wachtturm" in seiner Ausgabe vom 15. 12. 1957 meint wieder mal mit folgenden Aussagen „punkten" zu können:
„Vor kurzem sagte der Sowjetführer Nikita S. Chruschtschew, daß obwohl Stalin Fehler gemacht habe, es nicht wesentliche Fehler gewesen seien, und er fügte bei: „Gebe Gott, daß jeder Kommunist so kämpfen könnte wie Stalin."

Wer nun erwarten sollte, diese Aussage wird mit Hinweis auf einen konkreten Zeitungsartikel oder ähnliches belegt, sieht sich allerdings enttäuscht.

Offenbar reichte diese Aussage dem WT nicht, denn er offeriert noch eine zweite, auf ähnlicher Wellenlänge liegende, und bei der nennt er dann in der Tat auch eine Quelle dazu (aber wie gesagt, nicht beim ersten Zitat):
Der WT zitiert nun aus dem Buch „Roosevelt and Hopkins" von Robert E. Sherwood den Passus:

„Plötzlich rief Stalin aus: 'Möge Gott diesem Unternehmen zum Erfolg verhelfen!'"
Und der WT führt weiter auch noch um seine „Genauigkeit" wohl zu unterstreichen, den englischen Text, der dem Wortlaut zugrunde liegen soll, mit an. Er sieht sich aber auch genötigt einzuräumen: Churchill habe gegenüber Roosevelt jene Aussage weiter gegeben.

Also doch wohl ein typisches Dreiecksverhältnis. Da wird etwas vom hören sagen, für bare Münze erklärt.

Selbst wenn die beiden genannten Sowjetführer solche Aussagen getätigt haben sollten, dann stellt sich schon die Frage. Sind das autorisierte Aussagen?
Auch heutzutage pflegen Politiker Journalisten Interviews zu geben. Zu den Gepflogenheiten gehört es dann wohl auch, das der Interviewte die Chance bekommt, den Text, so wie er denn gedruckt werden soll, im Vorfeld zu begutachten. Wird diese Spielregel nicht eingehalten, und sieht der Interviewte sich grob verzerrt wieder gegeben, ist der Ärger doch schon vorprogrammiert.

Ergo, selbst wenn den Genannten solche Aussagen mal raus gerutscht sein sollten, so haben sie doch niemals den Grad eines autorisierten Textes erreicht. Auch das gilt es festzustellen. Aber danach fragt der „Wachtturm" nicht. Ihm geht es nur um die damit verbundene marktschreierische Schlagzeile:
„Kommunistische Heuchelei".

Bei wem indes die tatsächliche Heuchelei weitaus größer ist; dass wäre in der Tat ein Thema, über das sich trefflich disputieren liesse!

In dergleichen „Wachtturm"-Ausgabe gibt es dann noch einen Berichtartikel über die „Bezirksversammlungen 1957". Und in diesem findet sich dann auch noch die vom WT offenbar für weitergebenswert erachtete „Erfahrung":
„Während die Brüder einen neuen Königreichssaal bauten, nahmen sich die Schwestern vor, noch mehr Predigtdienst zu tun, um die Quoten aufrechtzuerhalten."

Genauso stellen sich die WTG-Ausbeuter das vor. Die Zitronen auspressen bis zum letzten Tropfen, bis zum allerletzten Tropfen!

Und dann? Ab in den Müll! Der Mohr hat seine Schuldigkeit getan - der Mohr kann gehen!
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Geschrieben von Drahbeck am 22. Dezember 2007 10:31:36:

Als Antwort auf: Re: "Wachtturm" 15. 12. 1957 (Vor fünfzig Jahren) geschrieben von Drahbeck am 15. Dezember 2007 10:24:38:

Ein Sammelsurium unterschiedlicher Meldungen, kann man der „Erwachet!"-Ausgabe vom 22. 12. 1957 entnehmen. Zum Beispiel jene aus Sambia (Afrika), welches damals noch den Namen Nordrhodesien trug.

Ihr zufolge hätten sich einige Afrikaner eine zwei- bis dreiwöchige Fußreise auf sich genommen, um eine der Zeugen Jehovas Kongress-Veranstaltungen zu besuchen.
Ein anderer, sechzig Jahre alt, habe zu diesem Zweck mit dem Fahrrad eine Strecke von 800 km zurückgelegt.

Es wäre sicherlich zu billig, die Motivation der Betreffenden in Frage zu stellen. Wer denn das tut, müsste etwa die Extrem-Leistungen von Bergsteigern und ähnliches, auch in Frage stellen.
Dennoch bleibt ein fader Beigeschmack zurück. Solcherlei Beispiele haben ja in der WTG-Sicht vor allem eine Aufgabe, jene anzufeuern, die es wohl nicht ganz so extrem halten.

Ein anderer Artikel dieser Ausgabe, angereichert mit einer Zeichnung widmet sich dem Thema Müdigkeit.


http://www.manfred-gebhard.deMuedigkeit.jpg/

In ihm kann man unter anderem lesen:
„Natürlich besteht zwischen Müdigkeit und Müdigkeit ein Unterschied ...
Es gibt aber auch noch eine andere, eine ungesunde Müdigkeit. Es ist das Gefühl der Abgespanntheit, das nicht verschwindet, obwohl wir gut geschlafen haben."

Und zu letzterer weis „Erwachet!" auch noch zu berichten:
„Die Ursache dieser Müdigkeit kann physischer Art oder emotionaler und psychischer Art sein. ...
Es ist offensichtlich, daß in allen diesen Fällen das psychosomatische Prinzip, daß körperliche Vorgänge durch seelische Antriebe beeinflußt werden, wirksam ist. Der Geist wird erregt durch etwas, das ihm gefällt. Das beeinflußt das Gefühlszentrum im Gehirn, das wiederum die endokrinen Drüsen und das sympathische Nervensystem zu größerer Tätigkeit anregt. Die Folge ist ein Gefühl des Wohlbefindens und der Kraft."

Und als Resümee seiner weiter in die Breite gehenden Ausführungen kommt „Erwachet!" zu dem Resultat:
„Dieses Problem Müdigkeit und seine Bekämpfung hat somit tatsächlich viele Seiten und in den meisten Fällen sind die psychischen und emotionalen Ursachen die Hauptschuldigen."

Durchaus zutreffend analysiert, kann man dazu nur sagen. Aber trotz des anfeuernden Afrika-Beispieles, unterlässt es „Erwachet!" gemäss den eigenen Erkenntnissen, dann auch die eigene Theorie und Praxis zu analysieren. Und „Erwachet!" tut wohl gut daran, dieses nicht zu tun. Denn würde es selbiges tun, würde sich sehr schnell ein Resultat als dominierend herausstellen, dass etwa Twisselmann mal in der Form eines Dialoges zwischen einer einfachen „Versammlungsverkündigerin" und ihrem Vorgesetzten Antreiber, der sich da „Kreisaufseher" nennt, wiedergegeben hat.

> Jehovas Zeugen eine "Knüppelorganisation" <
"Brücke zum Menschen" Nr. 160 4. Quartal 2004 S.16:
"Als der Bezirksaufseher W. sie am Schluß einer 'Dienstwoche' zur Rede stellte mit den Worten:
'Schwester M., Du hast nur sehr unregelmäßig am Dienst teilgenommen', begründete sie ihre Unbeständigkeit unter Hinweis auf ihre ständigen Kopfschmerzen. Darauf er: 'Würdest du regelmäßig in den Predigtdienst gehen, ließen die bald nach!'
Nun konnte sie nicht mehr an sich halten und unter Tränen fauchte sie ihn an: 'Ich weiß ja, wir sind eine Knüppelorganisation!'
Als er dies dann bewußt mißverstehen wollte und sagte 'Ja, wir sind eine Krüppelorganisation, wir haben so viele Alte, Kranke und Krüppel', bekräftigte sie das von ihm Gesagte, indem sie ihn korrigierte:
'Nein, Knüppelorganisation habe ich gesagt!'"

Wie denn solcherlei Praxis auf der Gegenseite ankommt, kann man (unter anderem) in den Buch von Josy Doyon „Hirten ohne Erbarmen nachlesen.
Etwa in der Passage:

„Man hatte mir schon in London bedeutet, dass die Gesellschaft keinen Widerspruch dulde. Sie sehe es auch nicht gern, wenn Brüder gewisse Dinge selbst zum voraus wissen wollten. Man solle sich gedulden. Die Gesellschaft werde schon zur rechten Zeit neue Wahrheiten ans Licht bringen. Man solle mit der Wahrheit nicht vorauseilen wollen, das gebe nur Unordnung, und das dulde Jehova in seiner Organisation nicht. Man hatte also an sämtliche Rechenresultate zu glauben, auch wenn es einem schwer fiel, und man sie im geheimen immer wieder anzweifelte.

In der Versammlung durfte man natürlich solche Zweifel nicht äussern. Dort wurde anhand von Demonstrationen ja auch gezeigt, dass ein Zeuge keine Lebensversicherung abschliessen solle, da das im Angesicht Harmagedons überflüssig und nutzlos sei. Auch Sparbücher für die Kinder müsse man nicht anlegen, diese würden sie ja gar nicht mehr brauchen. Überhaupt solle ein rechter Zeuge sein Geld nicht auf die Bank legen, sondern damit die Königreichsinteressen fördern, da ihm das Lohn in der neuen Welt einbringe.
Es gebe Zeugen, die tatsächlich ihre Häuser verkauften, nur um an einem Weltkongress teilnehmen zu können. Das sei die richtige Wertschätzung. Andere kündigten ihre Stellen, weil sie zur Zeit eines Kongresses keine Ferien bekommen konnten. Das sei wahres Gottvertrauen. Es wurde von Zeugen berichtet, die jede Woche viele Stunden marschierten, gefährliche Flüsse, in denen Krokodile hausten, samt ihren Kindern durchschwammen, nur um die Versammlung besuchen zu können. Angesichts solcher Wertschätzung müsse man doch zugeben, dass es für einen Zeugen überhaupt keinen stichhaltigen Grund gebe, auch nur eine Versammlung zu versäumen. Müde sei jeder einmal, aber Müdigkeit könne man überwinden und wer ans Bett gefesselt sei, der könne sich ein Telefon in seiner Wohnung einrichten lassen.

Mir schwindelte oft über diesen heldenhaften Beispielen. Ich kam mir klein und nichtswürdig vor, schämte mich meines Versagens und meiner Müdigkeit und nahm beständig neue Anläufe. ..."

Witzbolde haben denn auch schon mal jene WTG-Krodil-Storys, etwa der Art:
"Die vielleicht ungewöhnlichste Taufe wurde jedoch im Luapula-Fluß in Kashiba (Nordrhodesien) veranstaltet. Der Fluß wimmelt von Krokodilen, und daher bildeten eine Anzahl Brüder mit ihren Booten (es handelte sich um ausgehöhlte Baumstämme) auf dem Fluß um die Taufstelle einen Kreis. Die Krokodile blieben fern, und die Taufe von 580 Brüdern ging reibungslos vonstatten."

Witzbolde haben denn solcherlei Storys schon mal auf ihre eigene Art gedeutet; etwa so:
„Wisst Ihr,- wie Krokodile gefangen werden?
Es wird ein Klappstuhl, ein Seil und ein Erwachet benötigt.
Damit geht der Fänger der Krokodile an den Nil. Klappt den Klappstuhl auf, legt das Seil daneben, und fängt an im Erwachet zu lesen. Diese Lektüre ist so langweilig, daß der Fänger einschläft. Dann kommt das Krokodil angekrochen. Beim Einschlafen des Fängers viel das Erwachet zur Seite neben den Klappstuhl, daß Krokodil kriecht heran, fängt im Erwachet an zu lesen, weil es interessiert ist.
Da dieses so langweilig ist, schläft das Krokidil ein.
Nun da der Fänger eher einschlief, als das Krokodil, wacht dieser eher auf, nimmt das Seil und fesselt das schlafende Krokodil. Das kann solange fortgesetzt werden, solange die WTG noch Erwachet druckt.

1957

1957.Koenigreichsdienst


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