Annotationen zu den Zeugen Jehovas
"God's own country"

Das McCarthy-Klima der USA:

Der McCarthysmus in den USA war auch für die WTG eine erste Gefahr. Wurde sie doch auch durch ihn in die kommunistische Ecke gestellt. Lediglich durch den Hinweis auf die Verbote ihrer Tätigkeit in den Ostblockstaaten, vermochte sie diesen Angriffen wirksames Paroli entgegenzusetzen. Ein Dokument welches das zu jener Zeit in den USA herrschende Klima beleuchtet, ist auch die „Erwachet!"-Ausgabe vom 22. 4. 1952 . Nachstehend in ihren wesentlichen Aussagen:
„Erwachet!" teilt mit:

„Die heutige Loyalitätskampagne wurde durch die von Präsident Truman am 21. März 1947 erlassene Vollzugsverordnung Nr. 9835 ausgelöst. Diese Verordnung rief den Loyalitäts-Ausschuss ins Leben und gab dem Generalstaatsanwalt die Vollmacht, eine Liste von umstürzlerischen Organisationen aufzustellen. Bis zum Juli 1951 umfasste diese Liste etwa 110 solche Gruppen, und die amerikanische Bundespolizei hatte über etwa zweieinhalb Millionen Regierungsangestellte Nachforschungen angestellt.

Nachdem der Präsident seine Loyalitätsverordnung herausgegeben hatte, erliess ein Staat nach dem ändern ein Loyalitätsgesetz. Am 9. April 1951 nahm Oklahoma ein Loyalitäts-Gesetz an, das von den Regierungsangestellten die Ablegung eines Eides verlangte, dass sie zur Verteidigung ihres Landes die Waffen ergreifen würden und während den fünf vergangenen Jahren nicht Mitglied irgendeiner Gruppe gewesen seien, die von einem der zuständigen behördlichen Organe der Vereinigten Staaten als zur kommunistischen Front gehörig oder als umstürzlerische Organisation erklärt worden war. — New York Times vom 8. März 1951.

Aber

Am 30. April 1951 entschied der oberste Gerichtshof der Vereinigten Staaten, dass die Liste von umstürzlerischen Organisationen des Generalstaatsanwaltes ganz willkürlich aufgestellt worden sei und man aufgeführten Organisationen nicht ausreichend Gelegenheit geboten habe, den Beweis zu erbringen, dass sie nicht umstürzlerisch seien, und das Regierungsprogramm auf seine Verfassungsmässigkeit zu untersuchen.

Heute verurteilen Loyalitätsausschüsse Menschen nicht nur ihrer eigenen Gedanken wegen, was schon schlimm genug ist, sondern auch wegen jener ihrer Freunde, Verwandten und Mitarbeiter. Es werden unter anderem folgende Fragen gestellt: „Haben Sie Freunde, die Kommunisten sind?" „Waren Ihr Vater und Ihre Mutter Kommunisten?" „Haben Sie sich je in Gesellschaft von Angestellten befunden, die wegen ihrer politischen Einstellung vielleicht als Kommunisten angesprochen werden könnten?"

Auch das Unterbewusstsein wird nicht übergangen. Man beachte folgendes Glanzbeispiel: „Haben Sie nicht das Gefühl, Sie seien wenigstens im Unterbewusstsein dem Kommunismus günstig gesinnt?"

Man zog die Staatstreue eines Angestellten in Frage, nur weil es hiess, sein Schwiegervater arbeite als Schriftsetzer beim kommunistischen 'Daily Worker'. Nachforschungen ergaben, dass er bei der streng antikommunistischen jüdischen Zeitung 'Morning Journal' angestellt war, und nicht einmal englisch setzen konnte.

Weiter.

„In der New York Times vom 5. Februar hiess es, die Regierung habe einen ehemaligen Reserveoffizier aus dem Zweiten Weltkrieg, der dreimal die Flugmedaille gewonnen hatte, zum Rücktritt aufgefordert, „weil beobachtet worden sei, dass er die kommunistische Zeitung 'Daily Worker' gelesen habe und weil seine Schwester und sein Vater, der amtierender Pastor ist, anlässlich eines Wahlfeldzuges bei einer angeblich kommunistischen Gruppe gesehen worden seien". Glücklicherweise zeigte eine Untersuchung, dass die Anschuldigungen nicht stimmten.

Angenommen, der Schwiegervater dieses Mannes hätte bei einer kommunistischen Zeitung gearbeitet, hätte dies denn bewiesen, dass der Schwiegersohn ein Kommunist ist? Es würde nicht einmal beweisen, dass der Schwiegervater einer ist. Man könnte sich doch gut vorstellen, dass er dort sein Brot verdient, ohne im geringsten mit den Kommunisten zu sympathisieren, oder nicht? Nicht jeder, der Bibeln druckt, ist ja auch gleichzeitig ein Christ, oder nicht?

Und angenommen, die Schwester und der Vater des Kriegsveterans würden mit den Kommunisten sympathisieren, würde das seine im Kriege erworbenen Verdienste schmälern und ihn als verdächtig erscheinen lassen ?Und das Lesen des 'Daily Worker'. Kann man nicht etwas lesen, mit dem man nicht ganz einig geht? Vielleicht wollte er die Propaganda der Kommunisten etwas unter die Lupe nehmen, um besser in der Lage zu sein, durch eine Widerlegung ihrer Argumente, sei es in einer Diskussion mit ihnen oder in einer öffentlichen Rede, ihnen den Boden unter den Füssen zu entziehen.
Es besteht leider nicht viel Hoffnung, dass diesem Zustand abgeholfen werde. Eine Angestellte, die auf Grund einer anonymen Auskunft entlassen worden war, legte beim obersten Gerichtshof Berufung ein. Er fällte am gleichen Tag ein Urteil gegen sie, an dem er entschied, dass den Organisationen, die vom Generalstaatsanwalt als umstürzlerisch bezeichnet worden waren, keine ausreichende Gelegenheit geboten worden sei, sich zu verteidigen. Richter Jackson äusserte in seiner von der Mehrheit abweichenden Meinung: „Es ist das erste Mal, dass dieses Gericht die Rechte des einzelnen jener organisierten Gruppen unterordnete und als geringer erachtete. Das heisst die Gerechtigkeit auf den Kopf stellen." — New York Times vom 1. Mai 1951.

Ein Beispiel

„Zu welcher Absurdität ein solcher Entscheid führen kann, geht aus der Kündigung, die ein Loyalitätsausschuss einem Angestellten zugestellt hatte, hervor, in welcher es heisst: „Paragraph 1. Sie sind entlassen aus Gründen, die vertraulich sind. Paragraph 2. Sie haben fünf Tage Zeit, um zu den in Paragraph 1 erwähnten Anschuldigungen Stellung zu nehmen." Gibt es etwas Lächerlicheres oder Ungerechteres?
Präsident Truman, der stillschweigend zugab, dass man diese ganze Sache der Staatstreue möglicherweise zu weit getrieben habe, beabsichtigte, eine Kommission für interne Sicherheit und persönliche Rechte zu schaffen. Die Kommissionsmitglieder konnten jedoch nicht ihre ganze Zeit dieser Arbeit widmen und verlangten daher, von der Bestimmung des Bundesgesetz befreit zu werden, die Beamten verbietet, andere Ämter innezuhaben.
Der Präsident forderte den Kongress dringend auf, diese Ausnahme zuzulassen, aber infolge der Opposition des einflussreichen Senators McCarran geschah es nicht, und nach monatelangem Warten gab der Präsident den Plan schliesslich auf. Die 'New York Times' machte am 29. Oktober 1951 hierüber folgenden Kommentar:
"Man brauchte einen Geigerzähler von mehr als gewöhnlicher Empfindlichkeit, um in einem Konferenzzimmer, das von Pat A. McCarran beherrscht ist, irgendwelche Ausstrahlungen von Begeisterung für die grundlegenden Freiheiten oder eine Vorliebe für das Halten der Spielregeln zu entdecken."
Ein Redaktor der Washingtoner 'Post' beschreibt in seinem Buch 'Loyalität gegen Freiheit' (engl.) Die Lage in folgenden kurzen Worten:
„Das Erschreckendste an der ganzen Geschichte ist, dass wir diese Einschränkung absolut notwendiger Freiheiten angenommen haben ohne zu mucksen und ohne uns offenbar ihrer Tragweite bewusst zu sein."
Die von demagogischen Kongressabgeordneten ausgehende Verleumdungskampagne ist die andere schlimme Seite dieser modernen Inquisition Seit Jahren. lauteten ihre beliebten Schlagwörter „Rote" "Kommunisten", "Vertreter" ausländischer Spionagezentren usw. Dem gewöhnlichen Bürger werden durch gesetzliche Bestimmungen, die üble Nachrede und Verleumdung betreffen, Schranken auferlegt, aber diese Kongressabgeordneten geniessen eine gewisse Immunität. weil die Verfassung erklärt "sie sollen für keine Rede oder Debatte in keinem der beiden Häuser an irgendeinem andern Ort zur Rechenschaft gezogen werden."

Ein weiterer Pressebericht

Der 'Post-Dispatch' von St. Louis vom 9. April 1950 besprach in seinem Leitartikel den von Senator Joseph R. McCarthy mit dieser Immunität getriebenen. Missbrauch und führte dann weiter aus:
"Die Tätigkeit des parlamentarischen Komitees für unamerikanische Umtriebe ist beschmutzt mit Verleumdungen, die sich nur auf Vermutungen (weil Verwandte oder Bekannte angeblich Kommunisten seien) und Unterschiebungen stützen. Der ehemalige Abgeordnete Dies von Texas gab als erster Vorsitzender des Komitees das Schulbeispiel. Der republikanische Abgeordnete John Parnell Thomas von New Jersey, der später den Vorsitz führte, brachte es in der Kunst, Personen ihres guten Rufes zu berauben, am weitesten … Auch der demokratische Abgeordnete John Rankin ist an dieser Geschichte beteiligt. Nebst seinem Eifern für den Gedanken der Vorherrschaft der Weissen, war sein Lieblingssport, sehr gemässigte Liberale als Kommunisten und Mitläufer [solche die mit dem Kommunismus sympathisieren] zu verschreien."
Der Abgeordnete Martin Dies bezeichnete einmal 1121 Personen als staatsgefährlich. Die amerikanische Bundespolizei untersuchte die Sache und stellte in ihrem Bericht fest, dass von der gesamten Zahl nur bei zwei Personen ein „ganz schwacher Verdacht gerechtfertigt war". Der Vorsitzende des parlamentarischen Komitees für unamerikanische Umtriebe, Abgeordneter Thomas, quälte die Personen, die vor ihm zu erscheinen hatten, derart mit der „Furchtmethode", dass seine Verhöre von der Presse als „Inquisitionen" bezeichnet wurden. Aber die ganze Verwerflichkeit der von Mitgliedern des Kongresses betriebenen Demagogie wurde erst erkannt, als Senator Joseph R. McCarthy von Wisconsin auf dem Plan erschien. Sein Leumund war so abscheulich dass ein neues Wort geprägt wurde," nämlich McCarthyismus". Eine parlamentarische Kommission sagte über seine Taktiken folgendes aus:
„Wir haben die Technik der ,grossen Lüge', die anderswo totalitäre Staatslenker mit, verheerendem Erfolg beherrschen hier zum ersten Mal in unserer Geschichte, gestützt auf eine sichere Grundlage, angewandt gesehen." Ein anderer Senator, vor dem McCarthy als Zeuge auftrat, sagte: "Ich bin noch nie einem arroganteren und unhöflicheren Zeugen begegnet."
McCarthy behauptete, im Staatsdepartement gebe es 57 eingeschriebene Kommunisten, dann waren es auf einmal 81 und dann sogar über 200. Für keine einzige seiner Verdächtigungen hatte er neue Belege, und er war überhaupt nicht imstande, sie zu beweisen. Er verdächtigte einen gewissen Beamten, der im Weissen Haus Reden für den Präsidenten verfasst, und machte viel Aufhebens von dem Umstand, dass dieser einen Verwandten hatte, der finanziell an der kommunistischen Zeitung 'Daily Worker' beteiligt war. Der Beamte, den McCarthy in geheimnisvolles Dunkel gehüllt hatte, trat hervor und gab bekannt, dass es sich bei diesem Verwandten um eine exzentrische Grosstante gehandelt habe, die schon seit neun Jahren tot sei!

Parlamentarische Kommissionen, die scheinbar den Zweck haben, „Untersuchungen" durchzuführen, gehen in Wirklichkeit darauf aus, „die rechtmässige Tätigkeit aller fortschrittlichen, Amerikaner zu besudeln, zu verurteilen und zu sabotieren". Persönliche oder politische Beweggründe spornen sie an, gewisse Männer als Kommunisten zu verdächtigen und so die Schlagzeilen der Titelseiten zu erobern. In der Zeitschrift 'Time' (22. Oktober 1951) heisst es:

McCarthy hat erneut ein Sperrfeuer von Verdächtigungen losgelassen, die im Fettdruck erschienen sind und die Aufmerksamkeit von der Tatsache ablenkten, dass er noch nicht einmal seine alten Anschuldigungen zurückgenommen hat … Nie setzt er sich mit einer vorgebrachten Kritik auseinander, sondern fällt nur ungestüm über den Kritiker her."

Dazu kommentiert „Erwachet!"

Wenn das angebliche Interesse dieser Demagogen an der nationalen Sicherheit richtig beleuchtet wird, so sieht man, wessen sie fähig sind, um Beweismaterial als Unterlagen für ihre Angriffe zu erhalten. Die 'New York Times', vom 15. Oktober 1951 brachte die Nachricht, dass ein Schweizer Richter die Deportation eines homosexuellen Negers und ehemaligen Kommunisten mit Namen Charles E. Davis anordnete, weil Davis am 4. Nov. 1950 im Einverständnis mit Fahrrand [McCarthys Pariser Vertreter] von Genf aus ein Telegramm an Herrn Vincent sandte mit der gefälschten Unterschrift von [Emil] Stämpfli, einem rührigen Genfer Kommunisten, um den Anschein zu erwecken, der Minister habe Beziehungen mit schweizerischen Kommunisten. Er sandte eine Kopie dieses Telegramms an Farrand, was den Tatbestand einer Fälschung erfüllte. Davis war durch Farrands Vermittlung von McCarthy für diese Umtriebe bezahlt worden".
Amerikaner, ihr solltet euch schämen, dass ein Schweizer Richter den Agenten eines amerikanischen Senators des Landes verweisen musste, weil dieser versucht hatte, einen Beamten des Staatsdepartements zu denunzieren!

Die Folgen der Kampagne

Die Verleumdungskampagne, die Leuten die Möglichkeit nimmt, ihren Lebensunterhalt zu verdienen, beraubt sie ihres Einkommens, ohne gebührendes Gerichtsverfahren. McCarthys eigene Verleumdungskampagne forderte einen erschreckenden Tribut. Während Männer wie General Marshall, Staatsekretär Acheson und der UN-Delegierte Jessup den Sturm glücklich überstanden, kamen andere weniger gut davon.
Drew Pearson ist ein solches Beispiel. Nachdem McCarthy Pearson als Agent des Kremls verdächtigt und zum Boykott der Firma, die der Radiokommentator Pearson vertrat, aufgerufen hatte, stellte ihn jene Firma (Adam Hats) kalt. In einem Brief an einen Freund äusserte sich Pearson wie folgt:

"Die McCarthy-Angelegenheit machte mir das Leben, um es gelinde auszudrücken, ziemlich sauer … Im Augenblick schaue ich mich nach einer andern Firma um. Ich muss zwar gestehen, dass Firmen, die mich als Radiokommentator engagieren wollen, seit der Rede McCarthys so selten sind wie die Wasserlilien in der Sahara."

Wo bleiben die amerikanischen Freiheiten, wenn ein politischer Verleumder das Grossgeschäft derart einzuschüchtern vermag, dass ein beliebter Radiokommentator und Journalist, der an Sonntagabenden eine Zuhörerschaft von etwa zehn Millionen hatte, keine Firma mehr finden kann, die ihn engagiert?
Als Senator Benton bei einem Presseinterview von der nachteiligen Wirkung, die der McCarthyismus auf das amerikanische Volk hat, sprach, erklärte er unter anderem:

„Er macht, das Volk zaghaft und pulverscheu und schreckt es ab, sich zu äussern"

Auch Frau Eleanor Roosevelt sagte:

„Leute mit neuen Ideen zögern, diese vorzubringen, und die Menschen beginnen, gegen beinahe all ihre Freunde und Nachbarn argwöhnisch zu werden."

Den grössten Schaden fügt die moderne Inquisition jedoch den höheren Schulen zu. Dr. Alvin Eurich, Präsident der Staats-Universität von New York, warnte vor dieser Gefahr wie folgt:

„Wir mögen bestimmte Verfahren einführen in der Absicht, die Kommunisten einzudämmen, doch hemmen sie den Lehrkörper so stark, dass sich die geistigen Kräfte, die das Lebensmark einer Universität sind, nicht mehr entfalten können."

Auch Dr. Theodore M. Greene von Yale äusserte vor einem Unterkomitee des Senats den ähnlichen Gedanken, wenn er sagte, dass Professoren an den höheren Schulen, aus Furcht, als Kommunisten angesehen zu werden, davor zurückschrecken, den Kommunismus auch nur ganz sachlich zu behandeln.

Die Schuldfrage

Es ist klar ersichtlich, dass die Freiheit des amerikanischen Volkes unterminiert wird. Und aus dem Vorangegangenen geht auch hervor, dass zu jenen, die die Hauptschuld tragen, Präsident Truman wegen seiner Loyalitätsverordnung gehört, dann das parlamentarische Komitee für unamerikanische Umtriebe und Senator McCarthy wegen ihren Verleumdungsfeldzügen und Pat McCarran wegen, um nur etwas zu nennen, seiner Opposition gegen die Nimitz-Kommission, die vielleicht Abhilfe geschaffen hätte. Ein weiterer Faktor ist die Politik. „Achtbare" republikanische. Senatoren schätzen sich nur zu glücklich dass McCarthy für sie solch schmutzige Arbeit verrichtet, die den Demokraten das Leben sauer macht. Und aus demselben Grund lassen parlamentarische Komitees die aufsehenerregenden Aussagen unverantwortlicher Zeugen, wie z. B. eines Budenz, weit und breit bekannt machen, während jene eines ehemaligen Vizepräsidenten des Landes, der aufgefordert wird, sich zu verteidigen, nicht veröffentlicht werden.

Auch der Rundfunk und die Presse müssen einen Teil der Schuld übernehmen. Die 'Capital Times' von Madison (Wisconsin) vom 11. September 1951 verwies unter dem Titel „Rundfunk kapituliert vor dem McCarthyismus" auf einen früheren Leitartikel, in welchem sie die Anklage erhoben hatte, dass die Associated Press und die United Press

„entstellte und zurechtgestutzte Nachrichten durchgaben, um Senator McCarthy von Wisconsin zu gefallen und den Wünschen der voreingenommenen grossen konservativen Zeitungsmagnaten, die diese Nachrichtenagenturen beherrschen, zu entsprechen".

Im Artikel hiess es dann weiter, dass Radiogesellschaften wie die NBC

„es nicht wagen, in [ihren] Sendungen die geringste Kritik an McCarthy zu gestatten, ohne sich sofort mit ihm in Verbindung zu setzen und ihm unverzüglich eine Gelegenheit zu geben, seine sämtlichen Kritiker und Gegner mit seiner Methode, sie für die Haltung ihrer Angehörigen und Freunde verantwortlich zu machen, zu beschimpfen".

Der Verfasser unterbreitete dann Beweise, die zeigten, dass die NBC aus seiner Rede, die er auf ihre Veranlassung hin vorbereitet hatte, alle Stellen über den zweifelhaften Ruf, den McCarthy in Wisconsin geniesst, ausstrich.

Die Aufzahlung der Schuldigen wäre unvollständig, wenn man nicht auch auf die Rolle hinwiese, die die römisch-katholische Kirche bei dieser modernen Inquisition spielt. Hat nicht vor allem sie die krankhafte Furcht vor der Kommunistengefahr gezüchtet, und sind nicht diese erwähnten Methoden zur Hauptsache jene, die sie benützt, um ihre Ziele zu erreichen? McCarthy ist ein unverantwortlicher Agent der republikanischen Partei und der Grossgrundbesitzer zur Beeinflussung des Kongresses, aber er leistet solche Dienste gewiss noch in vermehrtem Masse der Kirche oder nicht? Die Zeitschrift 'Time' berichtet, dass McCarthy "beinahe jeden Sonntag die Messe besucht". Es scheint, dass sich jemand die goldene Gelegenheit entgehen lässt, einem "guten Katholiken" die Grundsätze der Wahrheit und Gerechtigkeit beizubringen!

Auch Budenz ist ein Lieblingssohn der katholischen Kirche. Das große Aufhaben, das von seiner Rückkehr zum Katholizismus gemacht wurde, half mit, seinem wertlosen - es verdiente noch eine kräftigere Bezeichnung Zeugnis einen frommen Anstrich zu geben, was den römisch-katholischen Senator Chavez veranlasste, von Budenz zu sagen, er verwende das "Kreuz als Knüppel". Als Professor an der katholischen Fordham-Universität kann Budenz gewiss nicht Unwissenheit vorschützen. Und als Pat McCarran vor einigen Jahren den Papst besuchte, hatte er so viele Rosenkränze bei sich, die er gesegnet haben wollte, dass der Papst die Bemerkung machte, er habe nicht gewusst, dass es in den Vereinigten Staaten so viele Katholiken gebe!

Auch Kriegsveteranen-Organisationen sind schuldig. Es liegt Beweismaterial dafür vor, dass diese, besonders die Amerikanische Legion und die Katholischen Kriegsveteranen, als das "Schwert der katholischen Kirche" verwendet werden.

Und schliesslich ist auch das Volk nicht unschuldig. Es geht den Weg des geringsten Widerstandes. Wie viele könnten heute mit ehrlichem Herzen sagen: "Gebet mir die Freiheit, oder gebet mir den Tod!"? Ein saftiges Schnitzel, Likörs, Kleider, Sport und andere Vergnügungen bedeuten dem Volk mehr als seine grundlegenden Freiheiten. Ohne zu mucksen lässt es sich eine Antikommunisten-Kamgagne gefallen, die ihm eine totalitäre Einstellung verleiht. Der Scherz über die Freiheitsstatue mag noch bitterer Ernst werden: "Sie steht dort, wo sie hingehört - auf dem Grabe der Freiheit!"

Erneut kam die WTG auf das Thema in ihrer „Erwachet!"-Ausgabe vom 8. 11. 1954 ähnlich zu sprechen.

Die amerikanische Hysterie in Sachen "kommunistischer Gehirnwäsche

„Erwachet!" vom 22. 3. 1962 beliebt sich wider mal zum Sprachrohr der kommunistischen Gefahr zu machen. Und damit namentlich die Vertreter von „God's own country" standesgemäß der gegenüber immun werden sollen, wird berichtet, was man sich zur Erreichung dieses hehren Zieles einfallen ließ.
Sicherlich wird „Lieschen Müller vom Lande" und ihre Pedants bei den Zeugen Jehovas, dann damit in die richtige Stimmung über die bösen Kommunisten versetzt. Weis sie doch nun endlich welche „göttlichen" Mittel „God's own country" zur Bannung dieser Gefahr ausersehen hat.
Das liest sich dann so

„Zum regulären Ausbildungsprogramm der 2. Kampfgruppe der 7. Amerikanischen Infanterie-Division gehört auch die tägliche „Folterstunde". Sie gilt als Abhärtung gegen die Gehirnwäsche der Kommunisten jenseits des 38. Breitengrades, der die Grenze zwischen Nord- und Südkorea bildet. Besonders während des Koreakrieges war ungefähr ein Drittel aller in Gefangenschaft geratenen Männer dieser kommunistischen Gehirnwäsche erlegen und in das geistige Lager der Kommunisten hinübergewechselt. Zum Abhärten gehört während der Folterstunde das Aufhängen an den Handgelenken, Wälzen im Schlamm, Umhängen ekliger Schlangen, Verhören in eiskalten Räumen mit warmen Decken in greifbarer Nähe. Das abwehren bösartiger Hunde, Übergießen mit eiskaltem Wasser und das Einsperren in engen Kisten, unter denen man Feuer anzündet und deren Wände mit Stangen und Stöcken geschlagen werden."

Nun mag man in der Tat so seine Vorbehalte gegen das Nordkoreanische Regime haben. Dann habe ich zumindest auch so meine Vorbehalte gegen die Milchmädchenlogik wie sie da in God's own country ventiliert wurde.
Kritiker (der WTG) haben indes eher den Eindruck, das die „kommunistische Gehirnwäsche Made in Nordkorea" sich durchaus anderer Elemente bediente, als sie die WTG-Berichte weismachen wollen.

Nur Narren können sich dann darüber wundern, dass prompt die kommunistische Gegenpropaganda sich diese USA-Weisheiten auch nicht entgehen lies. Ein Beispiel dafür das viel geschmähte Uraniabuch, welches prompt auch solcherlei WTG-Weisheiten mit in seine Argumentation einbaute, etwa wenn man in letzterem (ebenfalls tendenziös) mit zu lesen bekam (S 268f.)

„Die letzten Maßnahmen wurden in einer Sonderzusammenkunft anlässlich des internationalen WTG-Kongresses im Juli 1961 in Hamburg getroffen.
Hier waren u. a. auch Präsident Knorr, sein amerikanischer Sekretär, M. G. Henschel, und die Wiesbadener WTG-Führung mit ... Frost und Franke anwesend, um den aus der DDR illegal erschienenen künftigen Untergrundfunktionären die letzten Weisungen zu geben. ...
Besonders Willi Pohl, der Leiter des Westberliner Ostbüros, verfocht mit aller Härte die Weisungen von WTG-Präsident Knorr, jede Täuschung und Lüge sei »theokratisch«, d. h. von Gott gebilligt, wenn sie der WTG diene. ...
Die organisatorischen Vorbereitungen auf einen Konfliktfall wurden durch eine besondere politische Propagandakampagne unterstützt. So wurde seit April 1961 unter den WTG-Anhängern und in der Öffentlichkeit eine »Erwachet«-Ausgabe mit der Schlagzeile
»Kommunistische Gehirnwäsche - Schreckgespenst oder Tatsache?« verbreitet.
Der Zweck war, durch Entstellungen, Greuelgeschichten und Verleumdungen, die man im Zusammenhang mit dem Koreakrieg fabrizierte, Furcht, Panik und Hass gegenüber Sozialismus und Kommunismus zu erzeugen und zu vertiefen, so dass jeder Zeuge Jehovas oder sonstigem Leser dieser Propaganda von unüberwindlichem antikommunistischem
Abscheu erfüllt wird. ...
Man lese dazu den folgenden »Erwachet«-Auszug vom 22. April 1961:

"Kommunistische Gehirnwäsche - Schreckgespenst oder Tatsache?
Deutscher Zweig e. V., Wiesbaden
22. April 1961 Nr. 8
unterlagen jenem anscheinenden Bann der Gehirnwäsche. Amerikanische Piloten legten vor kommunistischen Gerichten haarsträubende Geständnisse über eine bakteriologische Kriegführung gegen Rotchina ab. Untersuchungen über das Verhalten amerikanischer Soldaten, die während des Koreakrieges in kommunistische Gefangenschaft gerieten, ergaben die überraschende Feststellung, dass etwa ein Drittel aller in Gefangenschaft geratenen Männer irgendwie geistig in das Lager der chinesischen Kommunisten hinübergewechselt war, 47 von ihnen mussten sogar nach ihrer Rückkehr wegen krassester Kollaboration vor Gericht gestellt werden, und 21 weigerten sich überhaupt, die kommunistische Welt zu verlassen und nach Amerika, in ihre Heimat zurückzukehren.

Gehirnwäsche ist weder ein schlaues Propagandamätzchen der Kommunisten, das sie hintenherum verbreiten, um das Kaninchen gelähmt auf die Schlange starren zu lassen, noch die Erfindung der überhitzen Phantasie nervenschwacher Opfer der kommunistischen Zwangsjustiz, sondern eine ausgeklügelte Methode zur systematischen Zerstörung der Persönlichkeit eines Menschen, die die gewünschten Erfolge bringen kann."

Dazu kommentierte dann das Uraniabuch:

„Wie man sieht, hielt man es für nötig, jetzt nicht nur mit antikommunistischen Einträufelungen in die WTG-Studienmaterialien zu wirken. Jetzt musste wieder massiv und ohne große biblische Bemäntelung vorgegangen werden. Mit »Kraft und Sicherheit« sollte das antikommunistische Gift eingeimpft werden, damit es gründlich wirkt.
Wie das Kaninchen vor der Schlange sollte jeder vom Schrecken vor dem Kommunismus gepackt werden - das typische Vorgehen von Fanatikern in Ermangelung überzeugender Argumente.

Karlheinz Deschner war eine umstrittene Person. Jedenfalls ist er ein vielfältiger Schriftsteller. Seine Bücher füllen mittlerweile fast "ganze Bibliotheken". Herausragend seine voluminöse "nicht enden wollende" "Kriminalgeschichte des Christentums". Hier beginnen schon meine Vorbehalte. Christentum mit Kriminalgeschichte grundsätzlich gleichzusetzen ist mir zu simpel. Was war beispielsweise ein Hitler? War das nicht auch ein Krimineller?! Ein Politkrimineller! Ich bestreite zudem, dass Hitler noch eine ernst zu nehmende religiöse Sozialisation hatte; auch wenn er formal - aus Opportunitätsgründen - noch einer Kirche angehörte.

Also die Übel dieser Welt in die Kategorien Glauben oder Nichtglauben einzuteilen, dieser Milchmädchenlogik vermag ich nicht zu folgen. Die Ursachen sind hier und anderswo, weit komplexer.

Für viele - namentlich Christen, namentlich die der organisierten Form in Kirchen und Religionsgemeinschaften - ist Deschner die "Ausgeburt des Bösen". Oder um es mit Deschners eigenen Worten zu sagen (in Zitierung eines Leserbriefes - diese Leserbriefsammlung enthält unter anderem auch solche von Zeugen Jehovas): "Sie Oberteufel!" Hatte er doch beispielsweise auch mal ein Buch mit dem Titel: "Das Christentum im Urteil seiner Gegner" herausgegeben.

Das reicht dann für etliche Christen schon aus um zu dem Ergebnis zu gelangen, von Deschner selbst nicht eine Zeile zu lesen. Wenn man Christ ist, dann kann mal natürlich nicht zur Kenntnis nehmen, was die Gegner darüber sagen - so eine weitverbreitete Geisteshaltung in diesen Kreisen. Derselbe Deschner hatte aber 1970 auch mal ein Buch herausgegeben, dass dem Thema: "Die Kirchen und der Krieg" gewidmet war. Auch da hatte er schon ein paar unbequeme Fakten (unbequem für machtvolle Kreise) zu Papier gebracht.

Unbequem (für die katholische Kirche) ist auch sein "Mit Gott und den Faschisten". Empfehlenswert auch seine kritische Kirchengeschichte "Und abermals krähte der Hahn." Deschner ist sich auch nachfolgend selbst treu geblieben. Ein weiteres Buch von ihm, dass gleichfalls einigen machtvollen Kreisen unbequem ist, sei nachstehend noch genannt.

"Sprecht sanft und tragt immer einen Knüppel bei euch!" So titelte Karlheinz Deschner seine kritische Geschichte über "God's own country". Er wählte zur besseren Charakterisierung der von ihm behandelten USA auch noch die Bezeichnung: "Der Moloch". Und er fügt zur Erläuterung für diesen aus der Bibel entnommenen Begriff noch hinzu: "Der Moloch - so definieren unsere Wörterbücher - ist jene Macht, die unersättlich Opfer heischt, immer neue Opfer, die alles zu verschlingen sucht."

Was Deschner hier, von säkularer Warte ausgehend beschreibt, charakterisiert zugleich auch treffend die Alte-Männer-Riege im New Yorker Stadtteil Brooklyn. Ich wüsste wirklich nicht, welche Bezeichnung, als die von Deschner gewählte, für die noch treffender sein könnte!

Einleitend zitiert er gleich ein paar Aphorismen die andere über Amerika geäußert haben:

"Ich bin bekannt für meine Ironie. Aber auf den Gedanken, im Hafen von New York eine Freiheitsstatue zu errichten, wäre selbst ich nicht gekommen." Bernhard Shaw.

"Ich kenne kein Land, in dem allgemein weniger geistige Unabhängigkeit und weniger wahre Freiheit herrscht als in Amerika" A. C. Graf de Tocqueville.

"Obgleich Amerika immer überzeugt gewesen ist, das Land der Freiheit par excellence zu sein …, so gibt es doch kein zweites, in dem die Menschen unter einem mehr überwältigenden Zwang leben. … Man hat einen tödlichen Hass für unzähmbare Menschen und reine Seelen." George de Santayana.

Ein Schlusssatz der Einleitung zu seiner Thematik lautet denn auch:

"Die USA, die, seit es sie gibt, allen anderen Moral predigen, um ihre eigenen Greuel zu kaschieren, entstanden selbst auf dem Boden nackter Gewalt: durch Ausmordung der Roten und Versklavung der Schwarzen - die Basis ihrer ganzen Freiheit und Demokratie: blutige 'Realpolitik' und bigottes Geschwätz."

Auf den Seiten 180, 181 geht er auch auf die innenpolitische Situation nach der Kriegserklärung der USA an Deutschland, im Ersten Weltkrieg ein. Es wurde ein von Hysterie hochgezüchtetes Klima geschaffen. Vergleicht man in etwa die Geschichtsdarstellung der Zeugen Jehovas zu diesen Jahren, bezüglich der USA; so kann man sagen zwischen ihnen und Deschner besteht in diesem Punkt kein Dissens. Aber nichts ist so alt wie der Ruhm von gestern!

Es kann hier nicht die Aufgabe sein, die Säkulargeschichte der USA im Detail darzustellen. Interessant auch die Referierung des kalten Krieges nach 1945. In letzteren spielten auch Jehovas Zeugen ihren nicht unwesentlichen Part. Selbstredend im USA-Sinne: "Sanft reden - und mit dem Knüppel zu drohen" bzw. darüber hinausgehend, ihn massiv einzusetzen.

Auch die Ausführungen über den nachmaligen USA-Präsidenten Eisenhower liest man mit Interesse. Seine Karriere begann bekanntlich als hoher Militär. Über den weiteren Ablauf vermerkt Deschner noch: "Und da ihm sein Heidentum den Weg ins Weiße Haus doch kaum erleichtert hätte, war er immerhin Realpolitiker genug, sich taufen zu lassen, als er republikanischer Präsidentschaftskandidat wurde."

Aus dem Buch von Cole wissen wir, dass seine Eltern es mit den Bibelforschern hielten. Dieser Fakt bewirkte bei ihm die fehlende Kindertaufe gemäß großkirchlichem Ritus. Jedenfalls können die Bibelforscherischen Erziehungsgrundsätze im Falle Eisenhower nicht besonders tiefgründig gewesen sein.

Denn wie soll man da seine Karriere als hoher Militär mit in Einklang bringen? Darauf wusste auch Cole nur eine Antwort: Schweigen! Man kann es aber auch anders sehen. Die Sozialisation des Dwight Eisenhower ist noch der Russell-Ära zuzuordnen. Russell beliebte sich mit einem "Komitee der Sieben" zu umgeben - als Statisten. Einer von diesen war auch Militär. Der General William Hall. Wenn Russell sich mit Militärs umgab, warum sollte der 1890 geborene Dwight Eisenhower dann nichts ähnliches werden?

Jedenfalls vermittelt die Kenntnis dieser politischen Hintergründe interessante Einsichten, die mit zur Klärung der Frage: "Weshalb ist das so" beitragen können. Ich kann Deschners Studie nur wärmstens empfehlen:

24. 04. 2000

Man vergleiche auch:

Deschner, Der Moloch

Atheist oder Deist?

Zur großangelegte "Kriminalgeschichte des Christentums" von Deschner, die nicht unbedingt zudem gehört, was ich empfehlen würde; noch die Anmerkung: Wer sich zutraut, eine vielbändige Kirchengeschichte, die auch von etlichen Theologen vorliegt, wirklich bis zum Ende durchzulesen (und nicht bloß zu überfliegen). Wer sich das zutraut, ohne vorher entnervt aufgegeben zu haben, d e r und nur der, ist auch mit Deschners "Kriminalgeschichte" gut bedient. Er wird daran ohne Zweifel viele bedenkenswerte Anregungen vorfinden.

Aber nach meiner Einschätzung liegt die Stärke von Deschner doch wohl insbesondere auf dem Felde: Einschätzung der katholischen Kirche. Da macht ihm in der Tat so schnell keiner was vor. Er hat denn auch im laufe der Zeit schon einige Bücher zu diesem Thema vorgelegt. Nicht alle davon sind noch lieferbar. Auf eines das noch lieferbar ist, sei daher besonders empfehlend hingewiesen.

Karlheinz Deschner, Politik der Päpste im 20. Jahrhundert.

http://www.youtube.com/watch?v=HEoLdDb2Cgg

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http://www.youtube.com/watch?v=Nkn0CmrNPIs

Ein einfaches Weltbild ist ja immer eine prima Sache: "wir sind immer die Guten"

Hohle Phrasen aus noch hohleren Köpfen.

Im Zeitspiegel
Ebenbürtig den schlimmsten Dikaturen!

Unter der Überschrift: "Amerikas Polizei geht energisch gegen Alkoholschriife vor", brachte die "Freiburger Zeitung" vom 5. 11. 1931 den nachfolgenden Bildbericht.

http://az.ub.uni-freiburg.de/show/fz.cgi?cmd=showpic&ausgabe=04&day=05b2&year=1931&month=11&project=3&anzahl=4

Nun steht es ja Abstinenzler-Apostel frei, für sich persönlich solch einen Lebensstil zu praktizieren.
Hinnehmbar wären auch noch Aufklärungskampagnen, über die Gefahren des Alkoholmißbrauches.
Hier aber zu Zeiten der Prohition wurde in den USA ein Terror entfaltet, ebenbürtig den schlimmsten Diktaturen.
Da soll also der Zweck "alle Mittel heiligen"?
Und namentlich kirchliche Kreise waren es doch, welche diese Prohibitions-Gesetzgebung erst in Fahrt brachten, und sich gar noch was darauf einbildeten.

Noch ein weiterer Exkurs (gekürzte Fassung. Langfassung in:

http://forum.mysnip.de/read.php?27094,112218,115256#msg-115256 08. November 2011 05:40

Eine versklavende Religion

Ihren prinzipiellem politischen Konservatismus schleudert die WTG wieder einmal in einem vierseitigen Artikel der "Erwachet!"-Ausgabe vom 1. 11. 1961 in die Welt hinaus. Diesmal hat man sich das Thema

"Gewaltloser Widerstand"

auserkoren.
Jener Artikel resümiert in seinen Schlusssätzen:

"Der gewaltlose Widerstand mag in freiheitlichen Ländern einen gewissen Erfolg haben, als Mittel für eine Weltreform eignet er sich jedoch nicht."

Da mag man partiell noch zustimmen. Vieles im Leben ist halt von Zeit und Umständen abhängig. Zur Unzeit vorgenommenes Handeln, mag nicht unbedingt im Sinne der Handelnden ausgehen. Das ist nur zu wahr. Auch der Einschränkung auf freiheitliche Länder wäre noch zuzustimmen.
Aber weiter geht das WTG-Votum mit der Aussage:

"Ein Christ wäre sehr unweise, wenn er durch den Kampf ohne Gewalt die Mittel, die Gott gebraucht, die Politik und die sozialen Verhältnisse der Staaten der Welt zu ändern, aus den Augen verlöre."

So so, die vermeintlichen "göttlichen Mittel" sollen es also "bringen". Die können dann aber je nach selbsternannten "göttlichen" Aufseher (von "Dienern" pflegt diese Kaste ja heutzutage kaum noch zu reden) sehr variieren.

Da können je nach naiver Stimmung solcher Aufseher schon mal brennende Auschwitzöfen dazu gehören, dieweil solcherart angeblich eine "Prophezeiung" über "Jäger" erfüllt würde, die ein vermeintlich "göttliches Volk" zu jagen hätten.

Nun ist mit dieser Replik nicht gesagt, dass jene genannte These bei der heutigen WTG besonderen Urstand feiern würde. Indes in etwaigen "Enkeln" der WTG-Religion (aber eben nicht in deren "Hauptstamm") lässt sich sehr wohl nachweisen.

Zurückkehrend zum "Erwachet!"-Artikel
Nun hat die WTG in jenem Artikel aber ein anderes Beispiel sich auserkoren, und zwar das:

"Anstatt sich an politischen Demonstrationen und an Demonstrationen gegen die Rassentrennung zu beteiligen ..."

Just jene Rassentrennung
(ein innenpolitisches Problem der USA zu der Zeit dieses Artikels), wird dann noch einleitend anhand von Fallbeispielen belegt.
Die Botschaft der WTG dabei ist deutlich. Keinerlei Beteiligung an Aktionen dagegen.
Auch deutlich sind die WTG-Worte in diesem Artikel:

"Wir lesen nirgends, daß Jesus einen passiven Widerstand gegen die Römer organisiert habe, obschon diese die Juden mit eiserner Hand regierten. Er demonstrierte auch nicht gegen die Sklaverei, die in seinen Tagen noch allgemein üblich war."

Ergo habe das Christentum weiterhin eine Sklaven- eine versklavende Religion zu sein. Soweit es die WTG-Religion betrifft, ist diese Selbsteinschätzung erfüllt!

Als Veranschaulichungsbeispiel der innenpolitischen Probleme der USA zum in Rede stehenden Zeitraum, sei auch auf das in deutscher Übersetzung vorliegende Buch von Martin Luther King. "Warum wir nicht warten können" verwiesen.
King war dann einer jener, welchen den gewaltlosen Widerstand eine organisierte Form zu geben vermochte.

Als Motto stellt er seinem Buch die Widmung voran:
"Meinen Kindern, für die ich erträume daß sie .bald nicht, mehr nach ihrer Hautfarbe, sondern nach ihrem Charakter beurteilt werden."

Er zieht einer ernüchternde Bilanz, wenn er etwa bezugnehmend auf den amerikanischen Bürgerkrieg feststellt:
"Der Krieg war (zwar) gewonnen worden, aber ein gerechter Friede blieb aus. Die Gleichheit kam nie.

Und weiter King:
"Mit, der Aufhebung der körperlichen Sklaverei nach dem Bürgerkrieg fand man neue Mittel und Wege , um den Neger auf. dem Platz zu halten, "der ihm zukam" wie man sich auszudrücken beliebte.
Und weiter, es handele sich immerhin um ein Volk, das zwanzig Millionen Negern in seiner Mitte habe.

Aber, und jetzt kommt das aber:
"Sie leben innerhalb zweier konzentrischer Kreise der Segregation. Der eine hält sie wegen seiner Hautfarbe gefangen, während sie der andere in den Kerker der Armut verbannt."

Und letzteren Umstand umschreibt er dann noch mit der blumigen Floskel:
"Wenn er sich dann zu verbessern versucht, dann wird ihm praktisch geraten, er solle, sich an seinen eigenen Schuhriemen nach "oben ziehen," außer Acht lassend, überhaupt keine "Schuhriemen" zu haben.
Den Anteil arbeitsloser Neger zum Zeitpunkt seines Berichtes, beziffert er auf das etwa zweieinhalbfache, als die der übrigen Bevölkerungsteile.

Als weitere Veranschaulichungsbeispiele erwähnt er etwa die Praxis gewisser Kaufhäuser, dass dort Neger - mit Ach und Krach - zwar als Käufer gerade noch geduldet werden. Nicht jedoch als Kunden etwa an Imbissständen in jenen Kaufhäusern.

Der sowjetische Autor Kondratschow etwa, notierte in seinem Martin Luther King Buch auch:
"In Montgomery durften die Neger wie überall im Süden ihre Cents bezahlen und die Busse benutzen. Nur stieg der Neger vorn ein, bezahlte an den Fahrer. Um aber die Weißen nicht zu "belästigen" verließ er den Bus wieder und - wenn dieser nicht inzwischen abgefahren war, was auch vorkam - stieg dann durch die hintere Tür ein, wo er sich auf die hinteren freien Plätze setzen durfte. Diese Plätze mußte er aber frei machen, wenn die der Weißen. nicht ausreichten."

Für die etablierten Gewerkschaftsfunktionäre in den USA findet er nur bittere Worte. Keinerlei Unterstützung von denen.
Die ergehen sich eher in der Kumpanei mit jenen Kreisen, die er etwa mit den Worten beschreibt:

"In Brooklyn, New York, gäbe es mehrere Bauunternehmen gibt, die nur weiße
Arbeiter beschäftigen."


King auch kirchlich orientiert, bekam letztendlich nur von diesen Kreisen (teilweise) Unterstützung.
Selbstredend nicht von einer weltbekannten Religionsfirma mit langjährigen Hauptsitz in Brooklyn, deren "Rezepte" sich auch in dem Vergleich erschöpfen, sich fallweise an den eigenen "Schuhriemen hochzuziehen". Und wenn das, wie voraussehbar nicht klappt, dann alles so zu belassen wie es ist.

Allenfalls den Unterprivilegierten eine masssive Dröhnung von Opium (religiöser Art) anzudienen. Und wenn selbiges nicht genommen wird, dann den Betreffenden selbst noch einen Tritt in den Allerwertesten zu verpassen.

"Passend" bescheinigt Kondratschow dem USA-Präsidenten Eisenhower, völlige Gleichgültigkeit gegenüber diesen Problemen. Jenem Eisenhower also, dem nachgesagt wird, auch in seiner Familie, habe denn ja mal die WTG-Religion eine gewisse Rolle gespielt. Dann aber wohl kaum bei Eisenhower selber.

Post Skriptum:
Bei Interesse lese man dann doch mal auch noch den Wikipedia-Artikel über Martin Luther King.
Da ich das nun getan habe, kann ich es mir doch nicht versagen, anzumerken:
Und da beachte man besonders wie die USA-staatlichen Stasi-Firmen in Sachen Martin Luther King zu agieren pflegten.
Da kann mein Resümees nur lauten
Egal ob USA-Stasi oder DDR-Stasi (Namen sind da ja "Schall und Rauch"). Auswechselbar sind beide. Und beide spielen ihr miserables Spiel, dass sich in den Details nur äußerst gering unterscheidet.

Sagte die DDR-Stasi: "Wer nicht für uns ist - der ist gegen uns", dann sagte die USA-Stasi: Wer die Rassentrennung in Frage stellt, der sei ein Aufwiegler.
Beiden Stasi-Firmen ist das Anlass genug, als Konsequenz daraus, ihre berüchtigten Zersetzungsmaßnahmen anzuwenden.

Einige Zitate mal daraus:
"King musste auch gegen fragwürdige Urteile der Justiz ankämpfen: So wurde er zu sechs Monaten Zwangsarbeit in Reidsville (Florida) verurteilt, weil er es unterlassen hatte, seinen Führerschein umzumelden, als er von Montgomery nach Atlanta umzog. In diesem Zeitraum wurde King von der New Yorker Universität eine Auszeichnung für seine Arbeit gegen die Rassentrennung verliehen. King wurde von Florida nach New York geflogen, nahm den Preis in Empfang und kehrte anschließend wieder ins Gefängnis nach Reidsville zurück.

Oder auch dieses:
"Nach dem Marsch auf Washington begann FBI-Chef Hoover intensiv, King und andere Bürgerrechtler zu bespitzeln."

Weiter
"Das FBI platzierte ... Abhörgeräte in ... Kings Zuhause sowie an deren Bürotelefonen und verwanzte auch die Hotelzimmer von King auf seinen Reisen durch die USA."

Entlarvend auch noch diese Sätze:
"Um King öffentlich als Kommunisten zu brandmarken, baute man auf dem Gefühl vieler Segregationisten auf, dass die Schwarzen eigentlich glücklich mit ihrem Los in der Gesellschaft seien, aber von Kommunisten oder anderen "Aufhetzern" zum Protest animiert würden. ...
Es wurden auch anonyme Briefe an King versendet, in denen gedroht wurde, dass private Informationen veröffentlicht würden, wenn er nicht seine bürgerrechtliche Arbeit einstelle."


Eigentlich hätten die USA über King eher froh sein können, denn letztendlich vertrat er eine eher gemäßigte Linie. Das indes sahen durchaus nicht alle so. Dafür steht auch der Satz:
"Da trotz aller Gesetze und Gerichtsurteile der Rassismus und die soziale Ungerechtigkeit in den Vereinigten Staaten weiter anhielt, bildete sich ein radikaler Flügel innerhalb der Bürgerrechtsbewegung. Er wurde vor allem durch die Black Muslims mit ihrem charismatischen Anführer Malcolm X und die Black Panther Party vertreten."

Herr Goldwater klatscht Beifall
geschrieben von:  Drahbeck
Datum: 08. März 2012 07:03
Vor fünfzig Jahren
Herr Goldwater klatscht Beifall

Aus der „Erwachet!"-Ausgabe vom 8. 3. 1962 sei ein ein Zitat aus dieser Ausgabe vorgestellt. Die erste Seite eines vierseitigen Artikels.

Und am Schlusse jener Seite findet man auch die Angabe Senator Goldwater klatscht Beifall.
Da werden sich wohl beim Beifall-klatschen noch einige hiesige (zur Zeit noch etwas verhinderte) „Senator Goldwater"-Kopien diesem Beifall anschließen.
Was nun die eigentliche WTG-Position zur angesprochenen Problematik betrifft, kann man sie als die Position des Zerredens bezeichnen. Zwar vermeidet man es, selbst den skizzierten Zuspitzungen auch Beifall zu klatschen. Indes allzuweit entfernt von dieser Position ist man wohl nicht.
Das was die WTG selbst als Überspitzungen einräumen muss, will sie durch ein etwas „geschmeidigeres" agieren entschärft wissen. Für diese WTG-Allerweitsweisheit steht zum Beispiel auch der Satz:

„Ein Kriegsversehrter, der sieben Jahre lang mehr als 2000 Dollar Unterstützung im Jahr erhalten hatte, wurde umgeschult, so daß er jetzt, obschon er nur ein Bein hat, einen guten Posten versehen kann. Die Kosten für die Umschulung betrugen nur 350 Dollar."

Das mit den „nur 350 Dollar" mag dann ja in diesem Individualfall so gewesen sein. Indes wie dieser "gute Posten" dann in der Praxis aussah, darüber schweigt dann „Erwachet!" lieber. Und namentlich stellt es auch keine ernst zu nehmenden Reflektionen über die „Verallgemeinbarkeit" jenes ausgesuchten Paradebeispieles an.
Was es „Erwachet!" besonders antat sind eben die niedrigen Kosten von „nur 350 Dollar". Genau das ist dann auch die eigene WTG-Philosophie diesen Fragenkomplex betreffend!

Man vergleiche auch die Substanz des von der WTG im "Goldenen Zeitalter" positiv empfohlenen Buches "Tage und Nächte in Urwald und Sierra Leone" von Kurt Faber, mit dem darin auch enthaltenen Dialog:

"Und ... noch eine andere Sorte von deutschen Einwanderern, die nicht zum Ruhme ihres Mutterlandes beitrugen. Shimmytanzend, zigarettenrauchend, Novemberkavaliere. Seltsame Gestalten, wie sie nur heranwachsen konnten in diesen sieben mageren Jahren von Krieg, Revolution und Inflation. ... Der Vater Staat hatte bisher für sie gesorgt, und nun trugen sie den naiven Glauben an die Fortdauer dieses komfortablen Zustandes auch über das Wasser. ...
Aber siehe, es gab gar keine Arbeitslosenunterstützung. Das war ihnen unfaßbar.
Keine Unterstützung? Und wie, Herr, denken Sie wohl, daß wir leben sollen in dieser kapitalistischen Weltordnung?
Gehen Sie arbeiten.
Ar-bei-ten? Das war ihnen unfaßbar. Arbeit - was wußten Sie davon? Ein bißchen Umherlungern ... Ein bißchen Betriebsrat spielen und dann wieder stempeln und daneben kleine Schiebergeschäfte..."

http://27093.foren.mysnip.de/read.php?27094,106955,120005#msg-120005
26. Dezember 2011 00:25

Das ist dann die Weltsicht welche die Goldwater und Co (oder auch in der Gegenwart die Mitt Romney und Co) zur dominierenden gestaltet wissen wollen. Wobei das "und Co" selbstredend keinesfalls "nur" auf die USA beschränkt ist.
http://27093.foren.mysnip.de/read.php?27094,121951,123653#msg-123653
http://27093.foren.mysnip.de/read.php?27094,121951,124663#msg-124663

Für die gleichen Leute indes ist ein Beth Sarim für Herrn Rutherford beispielsweise, das selbstverständlichste der Welt.

Siehe auch noch:
Parsimony.9904

Und als Kontrast dazu:

Parsimony.8801

Über Erdbeerfelder und noch einiges mehr

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