Annotationen zu den Zeugen Jehovas

Zionismus

„Warum der Zionismus fehlschlagen muss" titelt der „Wachtturm" in seiner Ausgabe vom 15. 5. 1958. In der Frage hat in der Tat eine Art Stafetten-Übergabe stattgefunden. Nicht mehr die Zeugen Jehovas, wohl aber kirchliche Kreise, insbesondere evangelikaler Ausrichtung, sind ja heutzutage jene, welche das Zionismus-Thema hochkochen und sich teilweise auch nicht zu schade sind, in ihren diesbezüglichen Fantismus, es ihren Gegnern an Fanatismus, gleichzutun. Sowohl Zionisten als auch Antisemiten, schaukeln sich da gegenseitig hoch, und ihr Fanatismus (auf beiden Seiten) verschärft letztendlich vorhandene Spannungen nur noch.

Bis Anfang der 1930er Jahre, gehörten die Bibelforscher/Zeugen Jehovas mit zu diesem Milieu. Mehr noch; sie waren ausgesprochene Schrittmacher dabei, zu einer Zeit wo die Großkirchen, einschließlich der Evangelikalen, noch weitgehend auf der Nationalismus-Schiene fuhren, und keine „Antenne" für dererlei Thesen hatten. Nach 1945 lies sich aber die alte Nationalismuschiene als „Fahrstrang" nicht länger, unbeschadet aufrechterhalten. Und da man ja weis (nicht nur von Herrn Adenauer), dass das „Gewäsch von gestern" die „Wäscher von heute" nicht mehr interessiert. Und da man weiter weis, das „Sacktuch-Buße" allenfalls Kosmetik war und ist, leben solche Zionismusthesen ungebrochen fort. Allerdings hat da ein Paradigmawechsel stattgefunden. Was die Bibelforscher/Zeugen Jehovas zum alten Eisen legten, fanden andere, einschließlich eines Herrn Lothar Gassmann, wert erneut „herauszuputzen". Mit solchem „Herausputz" setzt sich nun der genannte „Wachtturm" auseinander, unter (wer hätte was anderes erwartet?) unter sorgfältiger Verschweigung der eigenen früheren Rolle bei diesem Thema. Dazu liest man in diesem WT:

„Viele Juden und Nichtjuden erblicken im Zionismus die Erfüllung biblischer Prophezeiungen. Lies diesen Artikel, und du wirst erfahren, warum sie alle im Irrtum sind und auf wen sich die Prophezeiungen über eine solche Wiederherstellung beziehen.

Viele zu den Fundamentalisten zählende Geistliche der Christenheit versprechen sich ebenfalls große Dinge vom Zionismus. Die Zeitschrift 'Land Reborn' [Ein wiedergeborenes Land] dient der Veröffentlichung dieser Ansichten. Und das Buch 'The Fall and Rise of Israel' [Israels Fall und Aufstieg] von William Litell, einem protestantischen Missionar, der viele Jahre in Palästina lebte, enthält eine ausführliche Darlegung über diese Auffassung. Hull bringt große Bewunderung für den Zionismus zum Ausdruck und vergleicht dessen Führer Herzl und Weizmann und mit Mode und Abraham. Die in Jeremia 16:16 erwähnten 'Jäger und Fischer' sollen seiner Meinung nach die Nazis gewesen sein, die durch ihre Verfolgung bewirkten, daß sie nach Palästina zurückkehrten, und die 'reine Sprache', von der in Zephanja 3:9 (KJ] ist, soll die hebräische Sprache sein, die heute in Palästina wieder gesprochen wird.

Er glaubt, daß Gott den ersten Weltkrieg zugelassen habe, damit Palästina von den Türken befreit werden konnte, und daß Männer wie Lloyd George, Churchill und Balfour im Interesse der Sache des Zionismus ,von Gott benutzt worden' seien, „weil sie an sein Wort geglaubt" hätten. Hull wendet Dutzende von Prophezeiungen aus den Büchern Jesaja, Jeremia, Hesekiel usw. sowie die warnenden Worte des Gamaliel, die in Apostelgeschichte 5:38, 39 zu lesen sind, auf den Zionismus an.

In ähnlichem Ton berichtete 'The American Weekly' vom 13. Oktober 1957 unter der Überschrift „Biblische Prophezeiungen im heutigen Palästina erfüllt" über die Früchte der Bemühungen des Zionismus. Man konnte dort unter anderem lesen, daß sich die Worte: „Die auf Jehova harren ... heben die Schwingen empor wie die Adler", erfüllt hätten, als ungefähr 40.000 Juden von Jemen in Südwestarabien nach Palästina geflogen wurden. Und durch die Worte: „Statt der Dornsträucher werden Zypressen aufschießen", soll das große Aufforstungswerk vorhergesagt worden sein, das im Staate Israel durchgeführt wurde und demzufolge der Waldbestand vom Jahre 1917 bis zum Jahre 1957 von 17.000 Bäumen auf 21.000.000 Bäume - vorwiegend Nadelbäume - erhöht worden sein soll. Die Bewässerungsanlagen in Israel, die durch die Wasser des Berges Zion gespeist werden, sollen eine Erfüllung der folgenden Prophezeiung sein: „An jenem Tage .. . werden ... alle Bäche Judas ... von Wasser fließen; und eine Quelle wird aus dem Hause Jehovas hervorbrechen und das Tal Sittim bewässern." Und in der Prophezeiung: „Fürchte dich nicht, denn ich bin mit dir; vom Aufgang her werde ich deinen Samen bringen, und vom Niedergang her werde ich dich sammeln. Ich werde zum Norden sagen: Gib heraus! und zum Süden: Halte nicht zurück, bringe meine Söhne von fernher und meine Töchter vom Ende der Erde", soll angedeutet worden sein, daß die Juden von fünf Kontinenten und aus vierundsiebzig Ländern nach Palästina zurückkehrten.

1958er Rückblick zur Zeugen Jehovas Geschichte

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