Annotationen zu den Zeugen Jehovas

Sektenkundliche Mitteilungen

In einem Beitrag in dem von Y... herausgegebenen Buch „Im Visier der Stasi", geht der Waldemar H. auch etwas detaillierter auf die von der Evangelischen Kirche in der DDR herausgegebenen „Sektenkundlichen Mitteilungen" (später umbenannt in „Religiöse Sondergemeinschaften") ein.

H.'s vermeintlicher „Trumpf" in dieser Auseinandersetzung ist wohl in seiner Aussage (S. 216 ff.) zu sehen:

„Das erstaunliche an diesen Meldungen war, daß CV-Aussagen unkommentiert und kritiklos übernommen und abgedruckt wurden."

Dieser "Trumpf" indes sticht nicht. Es gehörte zur grundsätzlichen Konzeption dieser Publikation; gleichermaßen, nach denselben Kriterien (in der Regel unkommentiert) auch über andere Religionsgemeinschaften zu berichten.

Noch eines. In der alten BRD gab (und gibt es bis heute) eine Zeitschrift der Evangelischen Zentralstelle für Weltanschauungsfragen; betitelt „Materialdienst". Die wurde von dem nicht unbekannten Kurt Hutten in den 1930-er Jahren begründet. Gerade wenn man sich die speziell in der Nazidiktatur erschienenen Jahrgänge davon ansieht, stellt man frappierende Ähnlichkeiten auch zu den „Sektenkundlichen Mitteilungen" fest.

Damals war in Sachen Zeugen Jehovas akut das Buch des Hans Jonak von Freyenwald: „Die Zeugen Jehovas. Die politischen Ziele der internationalen Vereinigung ernster Bibelforscher". Auch Hutten verfolgte schon damals dasselbe Konzept „unkommentiert" zu berichten. Ehrlich gesagt, auch mir liegt der seinerzeitige Hutten-Bericht über das Jonak-Buch „schwer im Magen". Er reizt auch mich zu einigem Widerspruch. Andererseits komme ich nicht umhin die damalige politische Gesamtsituation mit zu sehen. Der Kirchenkampf war akut. Es gab seitens des Naziregimes knebelnde Anweisungen darüber nicht mehr in der Öffentlichkeit zu publizieren. Schriftleiter konnte nur sein, wer „arisch" und in entsprechenden Naziorganisationen erfasst war. Der Spielraum denn der einzelne Schriftleiter hatte war in der Tat sehr eng begrenzt. Da war die Variante nur unkommentiert zu berichten, so ziemlich das einzigste was noch offen stand.

Ich würde dem Herrn Hi. mal empfehlen den Roman des Stefan Heym „Der König David Bericht" zu lesen. Da findet man minutiös die Diktaturmechanismen aufgelistet; und wie jedes aufbegehren dagegen nur in eng begrenztem Rahmen möglich ist. Doch das „einstreuen" einzelner kritischer Wendungen, die aber allesamt dem Kriterium entsprechen müssen, für die Herrschenden formal „wohlgefällig" zu klingen.

Auch der Herausgeber der „Sektenkundlichen Mitteilungen", Dr. Reinhold Pietz, stand vor der gleichen Problemlage. Aus einem Buch zur Stasi-Thematik in der DDR (vgl. dazu „Geschichte der Zeugen Jehovas S. 656 Anm. 75) weiß man, dass auch Pietz vom DDR-Staat argwöhnisch beobachtet wurde. Mehr noch. Die von Pietz geleitete Predigerschule „Paulinium" war mit eines der Zielobjekte der Stasi bei ihrer Absicht, durch ihre IM auch die Evangelische Kirche zu infiltrieren.

Man vergleiche dazu das Fallbeispiel „Steffen Schuster" in Forumsarchiv 32

Der Spielraum von Pietz war begrenzt. Den „Materialdienst" (seinem Vorbild) konnte er zwar gelegentlich auch zitieren. Aber gemäß der von der DDR forcierten Zweistaatlichkeit hatte er nur die Möglichkeit, vorrangig jene Ereignisse in seine Publikation aufzunehmen, die einen mehr oder minder geringen DDR-Bezug hatten; oder als "Allgemeinwissen", auch für die DDR Bedeutung hatten. Hätte er sich in der DDR auf den Standpunkt gestellt, aus der CV zitiere ich grundsätzlich nicht, wäre es absehbar gewesen, dass er sich damit bei den DDR-Machthabern noch weiter zur missliebigen Person machte, als er es ohnehin vielleicht schon war.

Noch eins. Vergleicht man die Kritikerszene über die Zeugen Jehovas (der Vor-Internetzeit) auch im internationalem Maßstab, kommt man nicht umhin festzustellen, dass die CV dabei eines des bedeutendsten, wenn nicht gar d a s bedeutendste Projekt diesbezüglich war. Auch unter diesem Gesichtspunkt konnte Pietz das Material der CV nicht einfach „unbeachtet" lassen. Letztendlich stellte sich für ihn auch die Frage des „Profils" seiner Publikation. Wollte er bloß ein „Papagei" sein, der nur das nachplapperte was in der Schwesterzeitschrift „Materialdienst" stand? Man konnte sich ausrechnen, dass solch eine Konzeption auf Dauer, wohl nicht lange gut gegangen wär im scheindemokratischem Staat „DDR".

Und auch international bestand durchaus ein gewisses Interesse daran, was die CV offerierte zu sichten und das was davon auch für kirchliche Kreise interessant sein konnte gezielter zur Kenntnis zu nehmen. Genau diese Aufgabe hat Pietz erkannt und auch wahrgenommen. Er siebte dabei durchaus. Bei weitem nicht alles, was die CV offerierte, wurde auch von Pietz weitergegeben. Insbesondere ist zu fragen. Wie hielt er es mit kritisch zu bewertenden Ausführungen in der CV?

Im Rahmen meines Internetprojektes der Einscannung der CV-Ausgaben, stelle ich jeder CV-Ausgabe, die neu ins Internet kommt, eine eigene Einleitung voran. Darin vermerke ich gegebenenfalls auch, was ich konkret an der entsprechenden Ausgabe zu kritisieren habe. Man hat also durchaus die Möglichkeit, sich die entsprechenden Kritikpunkte näher anzusehen. Und man kann vergleichen. Wie verhielt sich denn nun Pietz dazu. Übernahm er das wirklich auch „unbesehen"? Oder zog er es vor, dass anstößige doch lieber sang- und klanglos unter dem Tisch fallen zu lassen.

Das Urteil über diese Fragestellung fällt ziemlich eindeutig aus. H´. erweist sich als ein übler Stimmungsmacher in der Interessenlage der WTG. Seine vorwiegend auf Emotionen abzielende Argumentation erweist sich als wenig stichhaltig, nach meiner Meinung. Und er findet dabei Unterstützung bei dem Gerhard B., dem offenbar auch Stimmungsmache gegen die Kirchen recht ist.

Es ist weiter feststellbar, dass schon fast wechselseitig, gerade H. und B. es sind, die durch besonders anfechtbare Thesen in Sachen Zeugen Jehovas hervorgetreten sind. Insbesondere bei B. kann ich mich des Eindruckes nicht erwehren, dass er kaum echte eigene Studien, in ausreichendem Umfang, in der Zeugen Jehovas-Sache betrieben hat. Das er sich in hohem Maße - zu hohem Maße - auf die vorgegebenen Wertungen seiner Gewährsleute verlässt. Nicht zuletzt wohl auch auf den Herrn H.. Man vergleiche mal B.'s Ausführungen in Sachen „theokratischer Kriegslist" und man erkennt. Dieser Mann hat zwar einen „berühmten Namen". In der hier zur Diskussion stehenden Thematik indes erweist er sich als ein von mangelnder Sachkenntnis geprägter „Selbstdarsteller".

Zu nennen ist auch der apologetische Aufsatz des Herrn H. über den Fall Erich Frost in der maßgeblich von B. seinerzeit redigierten Zeitschrift „Kirchliche Zeitgeschichte", zu dem es vielfältigen Widerspruch anzumelden gibt.

Ein weiteres Beispiel ist dafür auch die B.'sche Fehleinschätzung, wie denn der Dr. Pietz das „Uraniabuch" bewertet habe. Von einem Wissenschaftler muss man erwarten können, dass er bei der Formulierung seines Urteiles, alle relevanten Quellen mit in sein Urteil einfließen lässt. Im vorliegenden Fall hätte auch dazu gehört, die Rezension des Dr. Pietz in der für die DDR-Verhältnisse renommierten theologischen Zeitschrift „Die Zeichen der Zeit" mit einzubeziehen. Die „Zeichen der Zeit" erreichten mit Sicherheit einen größeren Leserkreis als die „Sektenkundlichen Mitteilungen". Fehlanzeige bei B..

Nachstehend als kommentarlose Dokumentation.

Zum ersten die seinerzeitigen zeitgenössischen Ausführungen aus dem Materialdienst des Kurt Hutten über die Zeugen Jehovas während der ersten Jahre der Nazidiktatur und darin auch über das Jonak-Buch. Danach ebenfalls kommentarlos alle Beiträge aus den ersten Ausgaben der „Sektenkundlichen Mitteilungen" („Religiöse Sondergemeinschaften") über die Zeugen Jehovas. Hi. gibt vor, in genanntem Y...-Buch, die Nr. 1-27 der „Sektenkundlichen Mitteilungen", die in der Redaktion von Dr. Pietz erschienen, ausgewertet zu haben. Die nachfolgenden Ausgaben ab Nr. 28, sind in anderer personeller Zusammensetzung redigiert, da inzwischen Dr. Pietz im Jahre 1976 verstorben war. Also die Ausgaben ab Nr. 28 hat H. im Detail nicht bewertet. Folgen wir seinem Beispiel, um das ohnehin umfangreiche Material nicht noch weiter ausufern zu lassen, und beschränken uns hier gleichfalls auf die Nr. 1-27.

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Man vergleiche auch:

Beltz, Heym und George Orwell

Forumsarchiv32

Gerhard B...

Kriegslist zum Anfassen

Uraniabuch

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Materialdienst 9 Jg. 1937; Nr. 8; 16. April

Die Ernten Bibelforscher wurden schon am 24. 6. 1933 verboten. Die Beschlagnahme des Vermögens wurde aber später aufgehoben und der Druck und Vertrieb von Bibeln und sonstigen unbedenklichen Schriften freigegeben (Fr. Z. 8. 9. 36). Die mit ihnen sympathisierenden heißen „Freunde der Wahrheit".

Die Neue Erde, Menschenfreundliche Versammlung, Engel Jehovas, eine Abzweigung der Ernsten Bibelforscher, wurde am 13. 1. 1934 als Kulurbolschewistische Vereinigung für das gesamte Gebiet des Landes Preußen verboten. Die Sekte hatte Gütergemeinschaft, forderte Ehelosigkeit, beitretende Ehepaare mußten sich trennen und wurden in entfernten Niederlassungen untergebracht. Wer nach den Lebensgesetzen (Vegetarier) der Sekte lebe würde nicht sterben.

Seit 1931 nennen sich die E. B. „Zeugen Jehovas". Sie sind über die ganze Erde verbreitet. So meldete ein Missionar der Brüdergemeine, daß die E. B. In großen Autos einen Besuch in seiner südafrikanischen Missionsstation machten, die Leute mit Musik lockten und dann mit Lautsprechern Ansprachen hielten und ihre Bücher verkauften.

Sie behaupten, die christlichen Kirchen legen die Bibel falsch aus und deshalb müsse die Welt von der „Herrschaft des Christentums" befreit werden.

Sie besitzen einen Groß-Sender, den „Sender des Herrn". An bestimmten Tagen und Zeiten stehen ihnen außerdem 350 Sender zur Verfügung. Der Rundfunksender von Philadelphia hat auf Protest des dortigen Kardinals die weitere Sendung von Vorträgen der E. B. Eingestellt. Auch andere Sender in Amerika scheinen Rutherford wegen seiner antichristlichen Ausfälle nicht mehr zuzulassen. Die E. B. besitzen auch einen Lautsprecherwagen, mit denen sie fliegende Versammlungen veranstalten. In der Tschechoslowakei wurden mit einem solchen Auto im ersten Monat bereits 21 000 Zuhörer erfaßt. Von Rutherford wird behauptet, daß er jüdischer Herkunft sei. Die DAZ (11. 7. 33) schreibt, daß sich unter seinen Anhängern viele tausend Neger befinden. Er verfügt über große Geldmengen wahrscheinlich jüdischer Herkunft. So bot er einer Zeitung vergebens 1371 Dollar an, wenn sie eines seiner Inserate drucken würde; außerdem erbot er sich ihr 10 000 Exemplare abzukaufen. Die Polizeistrafen, die sein Anhang wegen seiner Krawalle auf der Straße erhalten hatte, bezahlte er aus der eigenen Tasche.

Eine wichtige Niederlassung der E. B. ist in Bern. Dort ist die Zentralstelle für die Arbeit in der Schweiz, Österreich, Belgien, Frankreich, Holland, Italien, Jugoslawien, Polen und Rumänien. Die hier hergestellten Bücher und Flugblätter werden von eigenen Agenten „Pioniere" und „Scharfschützen" genannt, verteilt. Die zwei Zeitschriften „Wachtturm" und „Das Goldene Zeitalter" erscheinen in einer Jahresausgabe von etwa 35 Millionen in wenigstens 15 Sprachen. (Freitagsztg. Zürich, 13, 25. 3. 37)

Über die politischen Ziele der E. B. schreibt Dr. v. Freyenwald in „Die Zeugen Jehovas", daß eine Verbindung zu Judentum, Marxismus und Freimaurerei bestehe. Das Judentum spielt denn auch eine entsprechende Rolle in dem Weltherrschaftsplan der Sekte.

„Wie auf den Gebieten der Religion und der Staatspolitik eine vollendete Harmonie der Bibelforscher mit dem Judentum besteht, so herrscht dieses stille Einvernehmen auch mit dem klassenkämpferischen Marxismus. Russell und Rutherford predigen den Klassenkampf ganz ebenso wie der Jude Karl Marx". Das Programm der E. B. ist die Vernichtung der Regierungen aller Länder und die Errichtung eines israelischen Weltstaates. Unter dem Vorwand der Religionsverbesserung werden weltrevolutionäre Ziele verfolgt.

Rutherford kündigte in einer Rede an, der von den Propheten des A. T. verkündete Endkampf zwischen dem Jehova Israels und Beelzebub käme nunmehr zum Austrag. Unter den feindlichen Feldherren Gog und Magog stünden Roosevelt, Hitler, Mussolini und der Papst. In einem Flugblatt der E. B. heißt es:

„Hitler und sein Stab von Beamten stehen ohne Zweifel unter der Kontrolle der unsichtbaren Macht Satans und seiner ruchlosen Verbündeten, die zusammen gegen Jehovas Zeugen Krieg führen. „Der E. B. Hope aus Winnipeg schrieb am 5. 9. 36 an die Wachtturm- Bibel- und Traktatgesellschaft in Magdeburg: „Die gegenwärtigen üblen Regierungen sind nun zu Ende und bald wird eine ehrliche, rechtmäßige Regierung errichtet werden zugunsten der Menschheit unter der Oberaufsicht des großen Messias, unseres Heiligen Vaters Joseph Stalin von Neu-Rußland der Sowjetrepubliken" (Sk. 7, 18. 2. 37).

Kein Wunder, wenn die E. B. In zahlreichen Ländern verboten sind: Deutschland, Italien, Lettland, Österreich; in Japan wurden alle Schriften beschlagnahmt; in Belgien, Holland und Bulgarien wurden alle staatsfremden „Pioniere" des Landes verwiesen; in anderen Ländern beschränkte man sich auf einzelne Verhaftungen. Dagegen werden die E. B. In USA, Mexiko, Spanien, Frankreich, Schweiz und Tschechoslowakei wohlwollend behandelt.

In Deutschland haben die E. B. auch nach dem Verbot ihre Arbeit fortgesetzt. Sie bedienen sich dabei des Dreiersystems, bei dem jeder nur mit 2, höchstens 3 anderen Verbindung hält, um so möglichst unauffällig arbeiten zu können.

In der Person eines Winkler wurde der „Reichsleiter" verhaftet; es gelang dabei auch die Aufhebung der ihm unterstellten Organisation, die mit Tausende von „Dienststellen" nach dem Führerprinzip gegliedert war und sich über das ganze Reich erstreckte. Im Herbst 1934 war ein Schreiben Rutherfords in Deutschland eingetroffen, in dem die Mitglieder der E. B. zum Widerstand gegen die deutsche Regierung aufgefordert wurden. Sie beteiligten sich nicht an der Wahl: „Wir haben bereits unseren Gott Jehovas gewählt und können nicht zwei Herren dienen." Sie beteiligen sich nicht an den Organisationen der NSDAP und verweigern die Teilnahme an Betriebsappellen, am Winterhilfswerk, den Eid auf den Führer, den deutschen Gruß. Sie leisten der Aufforderung zur Musterung keine Folge und verteilen dazu Formulare:

„Ich sehe mich leider genötigt, Ihnen mitzuteilen, daß ich der Aufforderung, mich an militärischen Übungen zu beteiligen, als Zeuge Jehovas aus Glaubens- und Gewissensgründen nicht Folge leisten kann. Mein Leben ist dem großen Jehova-Gott geweiht."

Aus dem gleichen Grund lehnen sie die Mitarbeit am Bau von Kasernen und die Beteiligung am Luftschutz ab (Sk 7, 18. 2. 37).

Ministerialdirektor Dr. Crohne vom Reichsjustizministerium schreibt in der „Deutschen Justiz". „Zu einer ernsten Gefahr haben sich allmählich die Internationalen Bibelforscher herausgebildet. Während man sie zunächst als eine harmlose Gesellschaft religiöser Wirrköpfe betrachtete, die in einer wörtlichen oder missverstandenen Bibelauslegung ihr Lebensziel suchten, haben sie sich jetzt zu einer umfangreichen nicht mehr nur aus jenseitigen Greisen bestehenden Organisation herangebildet, die in ihrem Kampf gegen die Wehrfähigkeit, die Eidespflicht, gegen die Grundsätze des Dritten Reiches hochpolitische Bedeutung gewonnen hat, immer mehr ein Sammelbecken staatsfeindlicher Elemente bildet und bald zu einer getarnten Abzweigung des Kommunismus sich entwickeln wird" (G. 8, 3. 1. 37).

Es wurden dennoch zahlreiche Prozesse gegen Mitglieder der E. B. Durchgeführt, die teilweise mit schweren Strafen endeten. So gegen eines aus 5 Leitern bestehendes „Wuppertaler Dienstkomitee" in Essen, gegen 10 Mitglieder in Hannover, 2 in Stuttgart, 3 in Weimar, 36 in Greiz, 17 in Darmstadt, 30 in Wanne-Eickel, 36 in Frankfurt usw. In Danzig verhaftete die Polizei 916 bibelforschende Kommunisten, die Zehntausende von Flugblättern verteilten (VB 148, 28. 5. 35)

Bezüglich einer kritischen Stellungnahme zu vorstehenden Hutten'schen Aussagen; siehe auch „Geschichte der Zeugen Jehovas S. 399, 400, S. 633 (Anm. 27).

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Siehe auch:

Geschichte der Zeugen Jehovas

Jonak

Hans Jonak von Freyenwald

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Sektenkundliche Mitteilungen, Nr. 2; August 1968

Aufklärung über „Jehovas Z e u g e n" in der DDR

Anfang September 1950 wurde die Organisation der Zeugen. Jehovas in der DDR verboten, da sie den Namen einer Religionsgemeinschaft fortgesetzt für verfassungswidrige Zwecke mißbraucht, gegen die staatliche Ordnung systematisch gehetzt, illegal Schriften eingeführt habe und dem Spionagedienst einer imperialistische Macht dienstbar" sei. Bekanntlich entfaltet die Sekte gleichwohl bis heute eine erhebliche Propagandatätigkeit; bei einem der regelmäßig veranstalteten Messe-Gespräche in Leipzig wurde diese Tatsache vor einigen Jahren auf die Anfrage einer westdeutschen Besucherin hin von maßgeblicher Seite so erklärt, daß zwar die Organisation verboten sei, daß es aber dem einzelnen Zeugen unbenommen sei, seines Glaubens zu leben.

Aus ehemaligen Angehörigen der Sekte hat sich nun eine „S t u d i e n g r u p p e   C h r i s t l i c h e V e r a n t w o r t u n g mit Sitz in Gera gebildet, die ihre Aufgabe darin sieht, unter den Zeugen Jehovas für Aufklärung über die Irrlehren und die bedenklichen Praktiken der „Wachtturmgesellschaft" (im folgenden abgekürzt WTG) zu sorgen. Federführend ist Herr Willy Müller/Gera. Die Gruppe gibt ein achtseitiges Informationsblatt „Christliche Verantwortung" heraus, das etwa zweimal im Vierteljahr erscheint; im August dieses Jahres lag die 18. Folge vor. Das Blatt ist in der Postzeitungsliste für die DDR nicht aufgeführt. Als „Zweck" der Informationen wird in jeder Nummer angegeben:

„Christliche Verantwortung leitet an zu rechten Forschen in der Heiligen Schrift und zu verantwortungsbewußten Verhalten als Christ und Bürger. Übereinstimmend damit befaßt sich CV mit Verkündigung und Organisation der Wachtturmgesellschaft. CV ist hier die erste Schrift verantwortungsvoller freier Diskussion für alle Versammlungen WTG und ihrer einzelnen Glieder. Ehemalige möchten ihre Erfahrungen in CV kundtun, um zu helfen".

- Wir übernehmen im folgenden einige interessante Meldungen und Beiträge

1. Sorgenvoller Rundbrief des Präsidenten an die Mitarbeiter der Wachtturmgesellschaft

In Nr. 13 der „Christlichen Verantwortung" (CV) vom Dezember 1967 wird ein Brief in vollem Wortlaut veröffentlicht, den Nathan Homer Knorr im vergangenen Jahr an alle hauptamtlichen und führenden Mitglieder der WTG richtete (S. 2 ff). Stark gekürzt lautet er:

„Aus dem Juni-Königreichsdienst für die Vereinigten Staaten habt Ihr ersehen, daß die Vereinigten Staaten über 9000 Verkündiger weniger hatten, wenn die diesjährige Zahl mit der Höchstzahl des Monats April 1965 verglichen wird. Auch in England waren es 2000 Verkündiger weniger, in Kanada 800 und in Deutschland 100. Allein in diesen vier Ländern hatten wir nahezu 12000 Verkündiger in dem Monat April dieses Jahres weniger als im April 1965. … Natürlich haben auch viele Länder eine ausgezeichnete Mehrung gehabt das sowohl in Europa wie in Südamerika, Afrika und Asien, und ich bin sehr glücklich, sagen zu können, daß es im Jahre 1966 eine Mehrung der Verkündigerzahl über den Monat April 1965 gegeben hat. Obschon in den Vereinigten Staaten, England, Kanada und Deutschland ein ausgezeichnetes Zeugnis gegeben wurde, haben wir doch nicht mitgeholfen, die Zahl der Verkündiger für den weltweiten Bericht zu mehren. …Was geschah während der letzten zwölf Monate in diesen Ländern, um den Verkündigern zu helfen, die wir vor einem Jahr schon im Felddienst hatten? Erreichten wir es, daß sie die Zusammenkünfte besuchen? Haben wir sie auf irgendeine Art vernachlässigt? Sind sie abgetrieben worden? Sind sie zu verlorenen Schafen geworden? Das sind Fragen, die in jedem Land und in jeder Versammlung bezüglich Personen gestellt werden können, die beginnen, sich wegzuwenden, und aufhören, Jehova anzubeten. …

Etwas, was wir in Verbindung mit unseren Kreis- und Bezirksdienern festgestellt haben, ist daß sie alles, was im Königreichsdienst gesagt wurde, als Vorschriften und Anordnungen betrachten, und daß sie diese Dinge dem, was an organisatorischen Richtlinien in der Broschüre „In Frieden und Einheit predigen und lehren" gesagt wird, hinzugefügt haben. Viele unserer Kreis- und Bezirksdiener haben die Darlegungen im Königreichsdienst als Vorschriften betrachtet und haben versucht sie anzuwenden. So sind sie nicht nur in den Vorschriften und Anordnungen „untergegangen", sondern sie haben wahrscheinlich auch eine Anzahl Versammlungsdiener so weit gebracht daß sie glaubten, sie wären mit Arbeit überladen. … Es muß auch die Bereitschaft da sein, sich die Probleme, die in den verschiedenen Versammlungen existieren, anzuhören und ihnen dann biblische Antworten zu geben anstatt zu versuchen, darauf Vorschriften und Anordnungen anzuwenden, die irgendwann einmal bezüglich eines solchen Problems dargelegt wurden. …

Etwas anderes, das unseren Kreis- und Bezirksdienern gegenüber hervorgehoben wurde, ist das, daß sie dann, wenn sie einen Versammlungsdiener empfahlen, zuerst seine geistige Einstellung in Betracht ziehen und ob er den schriftgernäßen Anforderungen entspricht und nicht nur seinen Felddienstbericht betrachten. Wenn sie einen guten Mann finden, der lange in der Wahrheit ist, der den Anforderungen eines Aufsehers entspricht der nach seinen Brüdern schaut und sich auch derer annimmt, die sich taufen lassen, indem er sie besucht und weitere Studien mit ihnen durchführt und ihnen hilft, die Wichtigkeit zu erkennen, wieder die Zusammenkünfte zu besuchen, dann muß das alles als gute Zeit mit in Betracht gezogen werden, die ein Hirte darauf verwendet, sich seiner Herde anzunehmen. Wir können die Befähigung als Aufseher nicht lediglich gemäß der Anzahl der Stunden, die er im Felddienst verbringt, beurteilen. Ein guter Hirte mag 6 oder 7 Stunden im Felddienst verbringen und weitere 5 oder 6 Stunden darauf verwenden, die Schwachen in der Versammlung zu besuchen. …

Wir Ihr aus dem ersten Absatz dieses Briefes ersehen könnt, besteht in den größeren Nationen, wo der Wohlstand groß ist, und jedermann beschäftigt ist, oft Mann und Frau und manchmal sogar noch die Kinder, ein gewisser Zug, und es hat sich eine Nachlässigkeit ergeben, weniger zu den Zusammenkünften zu gehen, so daß der Materialismus an allem Schuld sei (sic!) … Darüber gibt es keine Frage. Der Materialismus spielt eine wichtige Rolle in dem Leben vieler unserer Brüder. Doch was ich hervorheben möchte ist das, ob unsere Kreis- und Bezirsksdiener sowie auch unsere Versammlungsdiener unseren Brüdern genug helfen, diese Probleme zu überwinden und ihre Angelegenheiten so zu regeln, daß sie wirklich zu den Zusammenkünften kommen und Zeit für das Predigen der guten Botschaft zu verwenden? …

Wir nehmen deshalb einige Änderungen vor, und es kann sein, daß ich die Broschüre „In Frieden und Einheit predigen und lehren" neu schreibe … Es mag sein, daß viele der Personen, die wir unterwiesen haben in den Felddienst zu gehen, noch nicht genügend lang die fundamentale Kenntnis im Königreichssaal oder in den Bibelstudien, die wir für sie vorbereitet hatten, erhalten haben, bevor sie in den Felddienst gingen. … So möchten wir alle Beauftragten im Felde ermuntern, mehr aktiv und hilfreich zu sein. Zeigt herzliche Liebe und Hingabe allen Verkündigern gegenüber und laßt uns solchen helfen, die bereits für einige Zeit mit uns verbunden sind, wie auch denen, die neu hinzukommen werden. Möge Jehovas reicher Segen mit Euch sein und seid meiner herzlichen Liebe und besten Wünsche versichert.

2. Politische Artikel im „Wachtturm" belasten Jehovas Zeugen in der DDR

In der gleichen Folge der CV (S. 5f.) Wird ein offener Brief der Studiengruppe an den Wachtturm-Redakteur Günter Künz im Zweigbüro Wiesbaden-Dotzheim abgedruckt, aus dem wir ebenfalls Auszüge bringen:

„Lieber Bruder Künz! Seit 1964 bist Du vom WTG-Hauptbüro in Brooklyn eingesetzt als verantwortlicher Redakteur für die deutsche Ausgabe des Wachtturms in Europa. Mit dieser Einsetzung hast Du eine große Verantwortung übernommen.

Mit diesem Brief möchten wir versuchen, Deine Aufmerksamkeit in besonderer Weise auf die Verantwortung für jene politischen Artikel lenken, die der WT seit Jahren in verhängnisvoller Weise für die Versammlungen in unserem Lande insbesondere herausgibt. Schon Dein Vorgänger Erich Frost war der Auffassung, daß die antikommunistischen Artikel im WT und Erwachet für die WTG nutzbringend seien. Daß dies aber nicht der Fall war und auch jetzt nicht ist, dürfte Dir in den Jahren nicht unbekannt geblieben sein. Eine Vielzahl von Brüdern und Schwestern lehnen diese politischen Artikel ganz energisch ab, was Dir auch nicht unbekannt sein dürfte. Es ist aber auch noch ein anderer Grund, der uns treibt, Dich auf einiges hinzuweisen, was Dir zum Schaden sein könnte. Du trägst als WT-Redakteur unterschriftlich die Mitverantwortung für diese politischen Artikel. Um es ganz deutlich zu veranschaulichen: Du bist z. B. mitverantwortlich, wenn im Herbst 1965 die illegale Leitung der Organisation in der DDR unter Bruder Werner Liebig, Dresden, verhaftet werden mußte. Der Grund dazu war: Untergrundarbeit, antikommunistische Hetze, Staatsverleumdung, Behördenbetrug und illegale Nachrichtentätigkeit und noch weitere Gesetzesverletzungen mehr. Außer anderen Beauftragungen von höheren leitenden Führern, tragen Deine Wachtturmartikel im besonderen dazu bei, die Bruder Liebig und seine Mitarbeiter zu solchen verfassungsfeindlichen Handlungen veranlaßten, tragen Deine Unterschrift. …

Die Schrift sagt nur wenig, aber dafür Grundsätzliches über die Stellung des Christen im Staate. Die Rechtmäßigkeit der Regierungen wurde von Jesus und den Aposteln nicht in Frage gestellt, wie die WTG es heute tut, und zwar seit der angeblichen Machtergreifung Christi im Jahre 1914 im Himmel. … Genauso wie früher eine staatliche Ordnung nötig war, ist sie auch heute noch nötig. Handel, Verkehr, Landwirtschaft, Forschung usw. kann nicht ohne vernünftige Sozialordnung funktionieren, d. h. ohne staatliche Ordnung durch Gesetz und Regierung. Der Apostel Petrus verlangt deshalb auch besonders von den Christen, „aller menschlichen Ordnung um des Herrn Willen untertan zu sein." (l. Petr. 2:13). …

Begreife den Ernst der Lage und hilf an erster Stelle mit, eine grundsätzliche Neugestaltung und Besinnung über die politischen Wachtturm Entgleisungen in allen Versammlungen herbeizuführen. Dies sollte Deine zukünftige Bestrebung sein, damit Deinen Brüdern und Schwestern zu helfen. …"

3. Aufklärung über die Wachtturmgesellschaft in Polen

Nach Nr. 14 der CV (Januar 1968), S. 6 gibt es auch in Polen Kräfte, die sich die Aufklärung über das wirkliche Gesicht der WTG zum Ziel gesetzt haben. Als Ausgangspunkt derartiger Bestrebungen werden die Städte Warschau, Gdansk, Krakow, Tarnow, Poznan und Bydgoszcz genannt. Man bedient sich als Sprachrohr einer Zeitschrift der Vereinigung zur Erforschung der Heiligen Schrift in Polen, SWIT.

4. Querschnitt durch eine örtliche Gruppe der „Zeugen"

In allen Versammlungen in der Bundesrepublik Deutschland wurde mit dem Stichtag 31. 3. 1967 eine statistische Erhebung durchgeführt. In Nr. 16 der CV (Mai 1968) wird darüber u. a. berichtet (S. 7):

Die statistische Erhebung hat den Zweck, der Leitung einen Überblick zu geben, wie es in den Versammlungen aussieht, was zu erwarten ist, welche Kräfte man noch zur Verfügung hat was man berücksichtigen muß, worauf man sich orientieren muß.

Das hier ausgewählte Beispiel der Versammlung Göppingen ist insofern typisch, da Göppingen mit 104 Verkündigern für den mittleren Durchschnitt der Versammlungen in Westdeutschland steht. Der vom Versamrnlungsdiener Brd. E. Nebenführ am 6. 4. 67 unterzeichnete statistische Bericht enthält folgende wichtige Angaben:

104 Vk. insgesamt, davon

13 unter 25 Jahre alt

24 von 25 bis 40 Jahren

37 von 40 bis 60 Jahren

30 über 60 Jahre alt

79 weibliche Personen

25 männliche Personen

Sozialpolitische Zusammensetzung:

62 Arbeiter

29 Angestellte und Beamte

13 Selbständige

Versammlungsbesuch:

Gedächtnismahl 1966: 155 Personen

1967: 129 Personen

WT-Studiumbesuch durchschnittlich: 85

Dienstversammlung desgleichen: 65

Diese Zahlen zeigen im einzelnen u. a. folgendes: Rund 38 Prozent der Verkündiger kümmern sich nicht um die Dienstversammlungen und die Teilnahme an den Gedächtnismahlfeiern ist um 16 Prozent gesunken. Die Zahlen offenbaren ein Desinteresse an der Verkündigung und einen Rückgang des allgemeinen Interesses.

Sozialpolitisch ist zu erkennen: Rund 60 Prozent sind Arbeiter Das ist die Mehrzahl. Der Haupteinfluß der WTG erstreckt sich also unter die Arbeiterschaft. Es ist von enormer politischer Bedeutung, welche sozialen Schichten die WT-Verkündigung erreicht. Denn die Bibelauslegung muß darauf eingestellt sein. Es ist für die WTG wichtig zu wissen, in welche sozialen Kreise die WT-Politik wirkt, besonders ihr Antikommunismus (z. B. WT 15. November 1966). Die USA-Kirchenpolitik, der die WTG unterworfen ist, verlangt antikommunistischen Einfluß über religiöse Dinge auf die Arbeiterschaft zu nehmen. Die Statistik zeigt, daß die WTG auch dem weitgehend gerecht wird.

Altersmäßig ist im Hinblick auf Harmagedon bis 1975 zu erkennen: Die Mehrzahl aller Verkündiger ist in vorgerücktem Alter. Die Versammlungen sind überaltert. Verschiebt man die Endzeit wie 1914, 1925 und 1945 wieder um eine Generation (siehe CV 9), so sinkt die Mehrheit aller WT-Anhänger desillusioniert ins Grab. Die Jungen, die man bei einer weiteren Verschiebung der Endzeit, was 1975 fällig wird, vielleicht halten kann, sind die Minderheit in der Organisation. 1975 muß also mit einem gewaltigen Rückschlag gerechnet werden. Die WTG muß also versuchen, die Jungen rechtzeitig für eine Fortführung des WTG-Werkes nach 1975 zu fesseln und die Alten so gut es geht zu trösten. Kurios ist dabei, daß nach Harmagedon bzw. 1975 durchschnittlich auf einen männlichen Überlebenden drei Frauen kämen. …

Splittergruppen von J e h o v a s Z e u g e n in der DDR

Nach 1945 sammelte der von der WTG ausgeschlossene frühere Zweigdiener Paul Balzereit Magdeburg mit behördlicher Genehmigung eine selbständige Glaubensgemeinschat die er V e r e i n i g u n g f r e i s t e h a n d e r C h r i s t e n nannte. Ihre Glaubensgrundlage bilden die Lehren Russels, der als Gesandter Gottes angesehen wird, während die Umbildung der ursprünglichen Ideen der Ernsten Bibelforscher durch den zweiten Präsidenten, Rutherford, abgelehnt wird.

Die Vereinigung gibt eine Studienschrift heraus (früherer Obertitel ''Nachdenkliches aus Leben und Christentum), die in lockerer Folge erscheint und jeweils 24 bis 28 Seiten umfaßt. Verantwortlich zeichnete Balzereit, später 0. Wansky/Freital; vor einiger Zeit soll auch dieser verstorben sein. Der Inhalt besteht zum überwiegenden Teil aus biblischen Betrachtungen; aus dem Leben der Vereinigung wird nur selten berichtet. nach Folge 22 (Jahrgang 1964) finden Zusammenkünfte in Dresden, Magdeburg, Naumburg, Leipzig und Karl-Marx-Stadt statt.

Nicht zu verwechseln mit der „Vereinigung freistehender Christen" ist die „V e r e i n i g u n g f r e i e r C h r i s t e n", die ebenfalls 1945 aus der WTG hervorgegangen ist und von Alfred Diener/Dresden geleitet wird. Sie hat Niederlassungen in Dresden, Leinzig, Halle und Karl-Marx-Stadt (evtl. auch noch n anderen Orten) und arbeitet wie ihre ebengenannte Schwestergemeinschaft mit staatlicher Genehmigung. Eine Verschmelzung der beiden Gruppen kam bisher nicht zustande, da die „freien Christen" nur einen Teil der Lehren Russels bejahen. Sie lehnen jede datierte Prophezeiung der Endzeit ab und vertreten eine rein jenseitige Ewigkeitshoffnung.

Beide Vereinigungen, deren Anhänger in den meisten Fällen ehemalige Zeugen Jehovas sind, führen im Unterschied zur Studiengruppe Christliche Verantwortung (vgl. oben S. 2) keinen offenen Kampf gegen die WTG, bringen aber ab und zu in ihren Predigten oder Druckerzeugnisse, vorsichtige Hinweise auf früher vertretene Irrtümer - vgl. z. B. die „Studienschrift der Vereinigung freistehender Christen", Folge 17, S. 22: „Es gab eine Zeit, da mancher gebunden war an menschliche Schriftdeutungen, die über das hinausgehen, was geschrieben steht in 1. Kor. 4:6. Besonders traf das zu auf die Erkenntnis des Verhältnisses des Christen zu Staat und menschliche (!) Ordnung. Selbstgerechte Führer hatten seit 1929 die gesunde Lehre der Schrift beiseitegesetzt (2. Tim. 4: 3-4), und Regierungen sinnlos verteufelt....

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Man vergleiche auch:

CV13

CV14

CV16

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Sektenkundliche Mitteilungen; Nr. 3, Dezember 1968

Früherer Leiter der „Zeugen Jehovas" in Deutschland verstorben

Während des Dritten Reiches und in den ersten Jahren nach der Aufhebung des Verbots der Sekte bekleidete das Amt des „Zweigdieners" (d. h. des Verantwortlichen für den deutschen Zweig der Zeugen Jehovas) E r i c h F r o s t , ein früherer Leipziger Kaffeehaus-Musiker. Kurz vor dem internationalen Kongress der Wachtturm-Gesellschaft, der im Juli 1961 in Hamburg veranstaltet wurde, hat man Frost durch Konrad F r a n k e ersetzt, der noch jetzt im Amt ist. Über die Hintergründe dieser Ablösung, die man von den Anhängern sorgfältig geheim hielt, plauderte das Nachrichtenmagazin „Der Spiegel" Nr. 30/61) während des Kongresses in einem vielbeachteten Artikel („Väterchen Frost" allerlei aus. Frost hat danach laut Verhör-Protokoll der Gestapo im Frühjahr 1937 geheime Treffpunkte seiner Funktionäre und die Name der acht „Bezirkdiener'' verraten was zu ihrer aller Verhaftung führte.

In den Tagen des Kongresses von 1961 stand Frost als ideologische Autorität und verantwortlicher Redakteur der deutschen Ausgabe des „Wachtturms" noch mitten im Blickfeld der 75.000 Teilnehmer. Kaum merklich wurde er dann zurückgezogen. Über seine letzten Lebensjahre berichtet „Christliche Veranwortung" (vgl. Nr. 2 unserer „Mitteilungen" S. 2f) in ihrer 20. Folge vom November 1960 „Damit in den Versammlungen niemand aufmerksam werden sollte, liess man … erst noch einige Jahre verstreichen, bevor man ihn 1964 als deutschen WT-Redakteur absetzte. Frost tauchte dann in der südwestdeutschen Versammlung Tuttlingen/Donau unter. Aus der Versammlung wird berichtet, dass er dort eine Etagenwohnung gemietet hatte und sich kaum noch öffentlich sehen ließ. Meist fuhr er nur in seinem VW aus. In der Versammlung galt er als erledigt, tat kaum den Mund auf und hatte keine Freunde. Alle wunderten sich, daß dieser einst so glänzende Redner sich so in ein Mauseloch verkroch. Im Frühjahr 1968 sei er dann im Alter von 67 Jahren gestorben.

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Zu dieser als Falschmeldung zu bezeichenden Meldung über Erich Frost, habe ich bereits in der Einleitung zu CV20 Stellung genommen und bitte weiteres dort zu entnehmen.

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Das innerkirchliche Taufgespräch in der Sicht enttäuschter Sektenangehöriger

In der gleichen Folge der „Christlichen Verantwortung" wird über die Auseinandersetzungen berichtet, die seit einer Reihe von Jahren in den deutschen evangelischen Landeskirchen über eine verantwortliche Taufpraxis im Gange sind. Die Herausgeber sind nicht eben gut unterrichtet, aber der Kommentar, den sie ihrer Meldung widmen, verdient Interesse, da er ein bezeichnendes Licht auf die Unduldsamkeit der Wachtturm-Gesellschaft wirft. (Am Thema der Mündigentaufe ist die „Christliche Verantwortung"' natürlich auch darum interessiert, weil die „Zeugen Jehovas" eine Taufe kleiner Kinder grundsätzlich ablehnen):

„Auseinandersetzungen um die Taufe

In der deutschen evangelischen Kirche sind im Sommer 1968 offene Auseinandersetzungen um die Taufe entstanden Es treten namhafte Christen auf, die die Kindertaufe als unbiblisch ablehnen und die verlangen, die kirchliche Taufpraxis zu ändern. Es gibt schon Pfarrer, die ihre Kinder nicht mehr taufen lassen, sondern warten, bis sie selbst zum Glauben kommen, um sich dann taufen zu lassen. Bemerkenswerterweise werden solche Christen nicht aus den Kirchen „exkommuniziert" oder ausgeschlossen. Hier zeigt sich, wie groß die christliche Freiheit des einzelnen in den Kirchen ist im Gegensatz zu der Intoleranz der WTG, die jede Kritik an ihren Praktiken unterdrückt und die Kritiker ausschließt."

Briefwerbung durch „Jehovas Zeugen" in Westberlin

Die Organisation der Zeugen Jehovas in Westberlin hatte 1967 gegenüber 1966 einen Rückgang an Verkündigern von 2% zu beklagen (nach „Christliche Verantwortung" Nr. 19/68 S. 1). Mit welchem Eifer man diesen Verlust wettzumachen versucht, zeigt der folgende Brief, den wir in Abschrift vom Original zitieren:

1 Berlin 42 den 15 Juli 1968

Hoeppnerstr.121

Sehr geehrter Wohnungsinhaber!

Nicht immer ist es uns möglich, bei unseren Besuchen von Haus zu Haus alle Bewohner persönlich anzutreffen. Bitte erlauben Sie mir daher auf diesem Wege kurz über ein Problem zu Ihnen zu sprechen, welches uns wohl alle beschäftigt. - Zuvor jedoch möchte ich Ihnen meinen Namen nennen. Ich bin Frau Kachelmann.

Über die furchterregenden Ereignisse in unserer Welt sind Sie sicher unterrichtet und können selbst ermessen, welch ernsten Problemen wir gegenüberstehen. Die Sicherheit und das Leben der ganzen Menschheit sind bedroht. Weder der Osten noch der Westen hat es bisher vermocht, eine zufriedenstellende Regierung zustande zu bringen. Das kann auch nicht anders sein, denn die Menschen sind ungeachtet ihrer politischen Anschauungen alle in Sünde geboren. Sie sind zwar imstande, Satelliten herzustellen, die die Erde umkreisen, aber eine befriedigende Regierung können sie nicht schaffen. Ja, hier und da versagen auch ihre Raketen. So verstehen wir, wenn es in Hiob Kap. 14, Vers 4 heißt: „Wie könnte ein Reiner aus einem Unreinen kommen? Nicht ein einziger."

Im Worte Gottes, der Bibel, und zwar im Buch Daniel können wir sehr viel über die Unfähigkeiten der Regierungen in der 6000 Jahre alten Menschheitsgeschichte erfahren, aber wir empfangen auch durch den gleichen Propheten, nämlich durch Daniel Kap. 2 Vers 44 folgende Verheißung: „Und in den Tagen dieser Könige wird der Gott des Himmels ein Königreich aufrichten, welches ewiglich nicht zerstört und dessen Herrschaft keinem anderen Volke überlassen werden wird; es wird alle jene Königreiche zermalmen und vernichten, selbst aber ewiglich bestehen."

Der Apostel Petrus bekannte sich fest zu dieser Verheißung, wenn er in 2. Petrus Kap. 3, Vers 11 schreibt: „Wir erwarten aber nach seiner Verheißung neue Himmel und eine neue Erde." - Jehova Gott, der Schöpfer aller Dinge, hat seinen loyalen Sohn, Christus, der seine Lauterkeit bewiesen hat, zum König gemacht. Er hat bereits in den Himmeln zu herrschen begonnen und wird nun bald dafür sorgen, dass die ungerechten Bedrücker der Menschheit in die Vernichtung gehen, damit gottesfürchtige Menschen der Segnungen seines Königreiches teilhaftig werden können.

Sehr gern möchte ich mich einmal mit Ihnen persönlich über all diese edlen Dinge aus Gottes Wort, der Heiligen Schrift, unterhalten, wenn dies auch Ihr Wunsch sein sollte. In diesem Falle bitte ich um eine kurze Nachricht.

Ich stehe Ihnen alsdann jederzeit bereitwilligst für diesen Zweck zur Verfügung.

Für heute erlaube ich mir Sie bestens zu grüssen.

Mit vorzüglicher Hochachtung!

Frau A. Kachelmann

Afrikanisiertes Sekten-Christentum oder neue Religion?

Ein Buchbericht

Hans Jürgen Greschat, KITAWALA, Ursprung, Ausbreitung und Religion der Watch-Tower-Bewegung in Zentralafrika.

Marburg 1967. 128 Seiten.

In seiner Besprechung der deutschen Übersetzung des wichtigsten religionssoziologischen und missionstheologischen Werkes von Bengt Sundkler „Bantu-Propheten in Südafrika" stellte Greschat vor einigen Jahren fast, dass das erregende Phänomen der „Los-von-den-Weißen-Bewegung afrikanischer Christen" bereits rund 400 Veröffentlichungen ausgelöst habe, in die sich Religionswissenschaftler und Theologen, Völkerkundler und Historiker, Soziologen und Politiker teilten, dass aber „neben viel Allgemeinem … Wenig Zuverlässiges bekannt geworden" sei, „dass der Kirche des Westens als Grundlage einer Selbstprüfung dienen könnte." Seine eigene Arbeit, 1965 von der Universität Marburg als Dissertation angenommen, versteht der Autor als Versuch, diese Lücke an einer Stelle zu schliessen. Dabei besteht ihr besonderen Reiz darin, dass die sorgfältige Untersuchung nicht der Afrikanisierung einer der klassischen christlichem Groß oder Freikirchen, sondern der Einschmelzung und Umbildung einer anti-ökumenischen christlichen Sekte gilt, eben der Watch-Tower Gesellschaft oder der Zeugen Jehovas; „Kitawala" ist Bantuiserung des englischen Wortes „Tower" (i = r, „Ki" ist Präfix).

In drei Hauptteilen geht der Verfasser, entsprechend dem Untertitel seines Buches, dem „Ursprung", der „Ausbreitung" und der „Religion" der Bewegung nach, die mit dem Predigtfeldzug des Schwarzen Elliott Kenan Kamwana um die Jahreswende 1908/9 im Tongaland ihren Anfang nahm; im Anhang sind eine Reihe aufschlussreicher Dokumente, einige Karten, das ausführliche Verzeichnis der benutzten Primär- und Sekundärliteratur und ein Schlagwortregister vereinigt.

Greschats Ergebnis lässt sich in dem kurzen Satz zusammenfassen: „Die Watch-Tower-Bewegung ist eine afrikanische religiöse Bewegung" (S.94). Damit ist dreierlei ausgesagt:

1. Entgegen der meist vertretenen Auffassung darf „Kitawala'' nicht mit den unter weisser Kontrolle und Führung stehenden Zeugen Jehovas in Zentralafrika identifiziert werden, auch wenn Lehren Russells und seiner Nachfolger die religiösen Vorstellungen bis zu einem gewisser Grade bestimmen. Die Bewegung war und blieb bis exklusiv afrikanisch. Wenn aus den Kongo Bitten um Hilfe an die „Kitawala von Amerika" gerichtet wurden (Dokumententeil!); so stand dahinter die Auffassung, dass die amerikanischen Zeugen Jehovas Rassegenossen seien.

2. Da die antikolonialen und später die sozialrevolutionären Bewegungen in einer Reihe junger afrikanischer Staaten, von der Bewegung vorangetrieben oder wenigstens mitgetragen wurden, hat man sie häufig als eine politische, nationalistische und umstürzlerische „Partei" missverstanden. Demgenüber ist festzustellen, dass das religiöse Element in ihr dominiert.

3. Im Unterschied von den Zeugen Jehovas mit ihrem ausgebauten Lehrsystem und ihrer straffen uniformen Organisation befindet sich Kitawala noch im Stadium der Bewegung. Die vielen Einzelgruppen sind nur durch wenige Leitgedanken miteinander verknüpft, und die Ämterhierarchie setzt sich überall anders zusammen. (Neben der traditionellen Amtsbezeichnungen wie „Pastor", „Ältester", „Diakon" und „Lehrer" begegnen dabei phantasievolle Titel wie „Premier-Pasteur General", aber auch „Zauberdoktoren" (!) und Gemeindepolzisten" erscheinen in einzelnen Gruppen.) Ob die Entwicklung der Bewegung auf Verfestigung in einer „Kirche" drängt, ob die an einzelnen Stellen zu beobachtende Tendenz auf Vereinigung mit anderen besonders chilastisch-messianischen Neubildungen durchsetzen wird, oder ob der Kampf den auch die neu entstandenen Nationalstaaten gegen die Nonkonformisten führen, mit der Auflösung ihrer Ortsgemeinden „Zellen" und „Schulen" enden muss, wagt Greschat als vorsichtig urteilender Berichterstatter nicht vorauszusagen.

Die gebrochene Stellung, die Kitawala nach allem zu der amerikanischen Sekte einnimmt, der sie erste Anstösse verdankt, läßt sich an weiteren Einzelzügen aufzeigen. Zentrum aller Watch-Tower-Predigt ist die baldige Vernichtung dieser bösen und elenden Welt in „Harmagedon" und ihre Ablösung durch ein Goldenes Zeitalter geblieben. Beibehalten wurde auch die staatskritische Haltung, man verweigert die Zahlung von Steuern, sabotiert staatliche Anordnungen bis hin zu Hygienevorschriften und sagt den Häuptlingen grundsätzlich den Gehorsam auf. Auf der anderen Seite aber geht die afrikanische Bewegung in Praxis und Lehre weithin ihre eigenen Wege. Bilden die „Zeugen Jehovas" eine ausgesprochen literarische Sekte, die für die Schulung ihrer Anhänger und für die Werbung eine Unmenge von Büchern und Traktaten produziert, so sind bei den „Kitawala" sogar gedruckte Katechismen und Gesangbücher unbekannt. Dem Verzicht auf ein umfassendes theoretisches Wissen bei den Anhängern entspricht es, wenn dafür die Heilsbedeutung der Taufe ungleich höher veranschlagt wird. Charakteristisch abgewandelt sind die Enderwartungen: Ist „Harmagedon" für Russell und seine Anhänger der Endkampf Gottes mit der Organisation das Teufels, so für die „Kitawala" die Entscheidungsschlacht zwischen Schwarz und Weiß. Die Weissen sind eben die Bösen, sie haben ja auch Christus ans Kreuz gebracht (!) In der neuen Welt wird der Besitz der Getöteten oder vertriebenen Weißen den Schwarzen zufallen. In eigentümlicher Spannung dazu ist auch die Hoffnung auf einen Wechsel der Hautfarbe belegt: Nach Harmagedon werden die Schwarzen weiß, die Weißen schwarz werden. - Jedenfalls ist dies der Nerv der Bewegung:

„Kitwala" ist eine Religion des schwarzen Rassebewußtseins (oder negativ: der Weißen-Feindschaft) , Reaktion auf den Paternalismus der weißen Missionare und ihre ungeklärte Stellung zum abendländischen Kolonialismus. Sie hat christliche Motive aufgenommen aber in sektiererischer Ausprägung synkretistisch verschmolzen mit afrikanischem Gedankengut und Brauchtum.

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Man vergleiche auch:

CV19

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Sektenkundliche Mitteilungen Nr. 4; April 1969

Harmagedon 1975? - Eine Auseinandersetzung mit den Endzeitberechnungen der „Zeugen Jehovas"

In ihrer 21. Folge, in der sie auf drei Jahre ihres Erscheinens zurückblicken konnte (seit Oktober 1965), brachte die Zeitschrift „Christliche Verantwortung" (vgl. Zu ihr Nr. 2 unserer „Mitteilungen" S. 2f.) Einen mit „O. L." gezeichneten Beitrag unter der Überschrift: „Mit dem Hinweis auf das Jahr 1975 kann man geduldig Schafe antreiben". Wir übernehmen ihn im folgenden:

Der Wachtturm (WT) greift in jüngster Zeit alles auf, was auf irgendeine Weise dazu dienen kann, das jetzt auf 1975 festgesetzte Weltende glaubhaft erscheinen zu lassen. Dabei wird das Ziel verfolgt, alle Verkündiger sozusagen in einen Endspurt zu treiben, damit sie noch einmal alles aus sich herausholen, bevor die große Enttäuschung von 1975 für die Organisation kommt.

Jetzt hat die WTG ein Buch entdeckt, das jüngst von zwei Dramatikern der Weltpolitik veröffentlicht wurde: „Famine 1975!" (Hunger 1975!) von William und Paul Paddock. Diese beiden Ernährungssachverständigen schreiben und der WT vom 15. Juli 1968 zitiert und kommentiert:

„Bis 1975 werden in vielen Hungerländern Rechtlosigkeit, Anarchie, Militärdiktaturen, galoppierende Inflation, Zusammenbruch des Verkehrswesens, Chaos und Unruhen an der Tagesordnung sein, weil der Unterernährung unweigerlich der Hunger folgen und dieser Hunger sich immer weiter ausbreiten wird." Kein Wunder, daß Menschen, die sich über die Zukunft Gedanken machen, sehr besorgt und ratlos sind. Ist die Situation aber wirklich so kritisch?

Geht die Welt tatsächlich einer Katastrophe entgegen?

Nach dem WT ist die Situation in Wirklichkeit noch viel schlimmer. Es seien die Vorzeichen der angeblich bevorstehenden Weltvernichtung in „Harmagedon", die 1975 fällig sein soll. Was 1975 betrifft, so ist dies schon die 4. Festsetzung von „Harmagedon", (1914, 1925, 1939/45, 1975), in Übereinstimmung mit 5. Mose 18:22 darum völlig unglaubwürdig. Aber das soll hier nur nebenbei gesagt werden.

Die WTG macht sich mit dem Hunger-Zitat und ihrem Kommentar dazu einer böswilligen Unterlassungssünde schuldig, denn sie weiß ganz genau, daß es andererseits weltweite sozialpolitische Kräfte gibt, die den Kampf gegen Hunger und Elend erfolgreich aufgenommen haben. Wenn das jedoch teilweise recht mangelhaft und unzureichend erscheint, auf Schwierigkeiten stößt und in manchen Ländern noch zu viele Menschen abseits dieses Kampfes stehen, um ihn zum Erfolg zu führen, dann hat auch daran die WTG-Leitung ein gerütteltes Maß Schuld.

Zu ihrer weltweiten Verkündigung gehört es, überall die Bereitschaft elende und soziale Zustände zu verbessern und zu ändern, im Namen des WT-Evangeliums zu behindern, zu untergraben und damit vernichten zu helfen Es heißt im WT vom 1. Januar 1957: „Wahre Christen zeigen, daß sie Nachfolger Christi sind, indem sie nicht versuchen, diese Welt zusammenzuflicken oder sie durch Politik zu verbessern."

So beklagt die WTG auf der einen Seite, wie schlimm mancherorts die sozialen Zustände sind. Auf der anderen Seite untersagt sie jedem, der ein wahrer Christ sein will, Initiative zur Verbesserung solcher Zustände zu ergreifen Dabei wird nun schon das vierte Mal „Harmagedon'" neu festgesetzt. Natürlich kann daran niemand, der die vorangegangenen Fehlberechnungen kennt, mehr glauben.

Es war 1925 genauso. Je besser jemand die soziale und politische Lage schwarzmalte und dramatisierte, desto willkommener wurde er in den WT-Schriften zitiert desto zweckdienlicher war es für die auf 1925 festgesetzte „Harmagedon"-Erwartung. So wurden damals alle in der Organisation immer mehr aufgepulvert, bis zur Enttäuschung, dem großen Zusammenbruch von 1925.

WTG-Präsident Rutherford hatte nie selbst an das im Namen Jehovas verkündete 1925-Ende geglaubt. Nicht lange vor dem Endtermin 1925 erschien er z. B. im Magdeburg mit großen Dollarsummen und einen gewaltigen Plan, die Gebäude zu erweitern, um das Werk gewaltig auszudehnen. In ähnlicher Weise verkündet WTG-Präsident Knorr im WT vom 15. Juli 1968 die Errichtung eines weiteren Druckereigebäudes in Brooklyn für 4 000 000 Dollar, die Anschaffung von Maschinen für 500 000 Dollar, die Erhöhung der Rotationsdruckmaschinen auf 26 und des täglichen Bücherausstoßes von 50 000 auf ca. 82 000! Mit gutem Grund wurde deshalb neben dem 1975-Ende auch das Jahr 1996 als ein mögliches Ende ins Spiel gebracht. (Ewiges Leben in der Freiheit der Söhne Gottes, S. 28). Zunächst gilt es jedoch, mit dem 1975-Versprechen noch einmal alles aus den Verkündigern herauszuholen.

Als Ergänzung zu vorstehendem Artikel sei aus der Nr. 22 der „Christlichen Verantwortung" folgende Nachricht weitergegeben: „Ein westdeutscher Bruder berichtete uns: Während der zweiwöchigen Königreichsdienstschule im Zweigbüro Wiesbaden erhalten die Aufseher die Instruktion, im öffentlichen Predigtdienst nicht mehr über 1975 zu reden".

Wachtturm-Gesellschaft senkt Anforderungen an Verkündiger

Ab Sommer 1968 hat die WTG die Anforderungen an sogenannte Pionierverkündiger erheblich gesenkt. Von monatlich 12 Stunden auf 10 Stunden, von neun Nachbesuchen auf sechs Nachbesuche, und ein Heimbuchstudium, als Bedingung entfällt. Wer das monatlich noch vollbringt, kann sich schon als Pionier bewerben. Als Nachbesuch gilt nicht mehr ein wirkliches Gespräch, sondern jetzt schon ein Telefongespräch, eine bloße weitere Literaturabgabe, ein bloßes Abholen oder Einladen. Ohne Zweifel werden dabei die Berichtszahlen wieder imposant in die Höhe schnellen und „Zunahmen" aufweisen. Damit wird jedoch für nicht wenige Verkündiger die Möglichkeit außerordentlich erweitert, ihre Berichte aufzubauschen. So wird die äußerlich großartig aufgemachte Zahlenschau der WTG zunehmend hohler und fragwürdiger.

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Man vergleiche auch:

CV21

CV22

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Sektenkundliche Mitteilungen, Nr. 5; August 1969

Erlaubte „Kriegslist"

für Zeugen Jehovas in sozialistischen Ländern

Einem Artikel „Was ist Ehrlichkeit" (gezeichnet „C. Th.") aus der Nr. 24 des Informationsblattes „Christliche Verantwortung" vom Mai 69 entnehmen wir den hier folgenden längeren Auszug. Zur Zielsetzung des genannten Blattes vergleiche unsere Folge 2, S. 2f.

(Abkürzungen: WT = Wachtturm, WTG = Wachtturmgesellschaft)

Am 30. Juni 1956 und am 1. März 1957 richtete die WTG zwei Petitionen an den damaligen Vorsitzenden des Ministerrats der UdSSR, Nikolai A. Bulganin, Moskau. Die Petitionen wandten sich gegen das Verbot der WTG-Tätigkeit in der Sowjetunion und anderen sozialistischen Ländern. Die angebliche Schuldlosigkeit der von der WTG geleiteten Zeugen Jehovas wurde u. a. mit folgenden Behauptungen dargelegt:

„Unter Jehovas Zeugen von heute sind keine Verbrecher zu finden . . . Jehovas Zeugen schaden niemandem. Sie bleiben neutral gegenüber den Streitigkeiten dieser Welt. Sie befassen sich weder mit irgendeiner umstürzlerischen Tätigkeit noch mit Spionage … Jehovas Zeugen sind die friedlichste und gesetzestreueste Gruppe Menschen auf Erden. Sie sind einzig und allein deshalb bestraft worden, weil sie Gott hingegebene Christen sind, die sich aufrichtig bemühen, den Anforderungen Jesu Christi nachzukommen . . .'

Diese Behauptungen wurden schließlich vom gesamten WTG-Direktorium in Brooklyn, New York, USA, unterschrieben: Von N. H. Knorr, W. F. Franz, Grant Suiter, H. H. Riemer, T. J. Sullivan, L. A. Swingle und M. G. Henschel.

(WT 15. 4. 1957, S. 250-54, Redaktion Erich Frost, Wiesbaden).

Das Verbot der WTG hatte sich aus der erneuten Kampfansage der WTG nach 1945 gegen die sozialistische und kommunistische Gesellschaftsordnung ergeben. Ein Jahr vor den Petitionen hatte die WTG dies noch einmal im WT vom 1. April 1956 mit der Schlagzeile „Kommunistenführer fürchten die Wahrheit der Bibel" demonstriert, versehen mit einer entsprechenden Karikatur: Eine Bibel, die die Symbole der Arbeiter-und-Bauern-Macht und der Sowjetunion, Hammer und Sichel, zertrümmert hat. Ein Jahr zuvor, 1955, hatte die WTG dies mit einem millionenfach verbreiteten Artikel unter der Schlagzeile „Kommunismus oder Christentum - was wird triumphieren?" proklamiert. (Erwachet, 8. Juni 1955). Auch dies geschah unter der deutschen Redaktion von Erich Frost, Wiesbaden.

Damit ist zum Ausdruck gebracht, daß sich die WTG und die Zeugen Jehovas in Mißachtung des Gebotes „aller menschlichen Ordnung um des Herrn willen untertan" (l. Petrus 2:13) nicht der sozialistischen Ordnung der menschlichen Gesellschaft einordnen, sondern gegen sie kämpfen wollen. Sie wollen sich nicht einordnen, sondern diese menschliche Ordnung, die sie ohne Zweifel auch ist, umgestürzt und vernichtet sehen, wozu sie geistig ihren Teil beitragen. Diese Frontstellung hat die WTG bis heute nicht revidiert.

Die Folge ist in Wirklichkeit nun nicht größte Friedfertigkeit und Gesetzestreue der Zeugen Jehovas, sondern ein neben der religiösen Verkündigung in „theokratischer List" geführter psychologischen Krieg im Untergrund mit allen Mitteln der Lüge, der Täuschung und des Betruges gegenüber der sozialistischen Ordnung, gegen die sozialistische Gesetzlichkeit.

Im Jahre 1964 erfuhr diese psychologische Kriegführung eine weitere Intensivierung durch die „Königreichsdienstschule" für alle höheren Diener. Begründet auf die falsche Alternative „Christentum oder Kommunismus" und im Gegensatz zu der biblischen Alternative der Einordnung des Christen in die menschliche, hier jetzt sozialistische Ordnung, werden die Diener durch diese „Schule" zu allen zweckdienlichen Arten von Lug und Trug angeleitet. In Lehrstück A „Königreichslehren" unter Punkt 3 und 4 heißt es zu diesem Zweck:

„(3) Eine Kriegslist ist eine falsche Aussage oder ein absichtliches Irreführen des Gegners, um theokratische Interessen zu verteidigen oder zu verbergen. Die Bibel zeigt durch viele Beispiele, daß Kriegslist erlaubt ist und Jehovas Billigung hat, soweit sie zum Schutz der Königreichsinteressen angewandt wird. Wenn unsere Gegner uns daraufhin der Lüge bezichtigen, können wir immer darauf hinweisen, daß niemand durch unsere Aussagen geschädigt , ja, im Gegenteil, wir suchen nach Mitteln und Wegen, um Menschen vor dem Unglück zu bewahren, gegen Gott zu streiten.

(4) Ob und wie ein Christ Kriegslist anwenden sollte, muß er in jedem Fall selbst entscheiden. Er kann beurteilen. ob es ratsam ist, Kriegslist anzuwenden und ausweichende Antworten zu geben, die den Feind von der Fährte abbringen oder nicht. Das hängt von den Umständen und Verhältnissen ab. Die Angelegenheit ist umfassend in der Ausgabe des Wachtturm vom Jahre 1956 unter dem Thema 'Vorsichtig wie Schlangen unter Wölfen' behandelt worden"

Man meint den WT vom 15. April 1956, Wiesbaden.

Dort werden u. a. folgende „Vorbilder" erörtert. Als Josua das Westjordanland erobern wollte, sandte er in die Stadt Jericho zwei Spione zur Auskundschaftung der Verhältnisse. Die Hure Rahab verbarg die beiden, indem sie den Beamten des Königs von Jericho, die die Spione suchten, Lügen vortrug. Rahab handelte aus Todesangst vor den überlegenen israelitischen Eroberern. Man lese Josua, Kapitel 2. Der WT fragt dazu: „Lag in diesen Worten (der Rahab zu den Beamten) eine der Moral zuwiderlaufende Lüge?" und verneint diese Frage. (Absatz 19). Um aus der Hand des Königs der Philister zu entkommen, vollbrachte David eine List. „Er täuschte Geistesgestörtheit vor, begann sich unsinnig zu gebärden und machte fortwährend Kreuzzeichen an die Torflügel und ließ Speichel seinen Bart hinabfließen. König Achis entließ ihn lebend als harmlosen Idioten". (Absatz 22). Auch dieses „Vorbild" zeigt der WT. (l. Samuel 21:11-16).

In diese „Königreichsschule" wurden die Diener bis hinab zu den Gebiets- und Versammlungsdienern einbezogen. Auch in Meißen, Rothenburg, Gröditz und Bischofswerda. „Wende theokratische Kriegslist an!". (WT 1. Juli 1957) fordert die WTG seither immer wieder.

Wie sieht das nun praktisch aus? Immer neue Methoden werden angewandt, die antisozialistischen WTG-Materialien über die Grenze zu schmuggeln, um sie in der DDR zu verbreiten. Man arbeitet wie eine Spionageorganisation mit Mikrofilm, toten Briefkästen, Deckadressen, Chiffre, Code und andere Schlüsselmethoden. Die Tätigkeit in Dresden lief u. a. unter der Code-Nr. 5111. Dabei wurden große Geldsummen unter Verletzung der Devisengesetze nach dem Westen geschmuggelt. In einige Kreisdienerbereichen in Sachsen waren es u. a. über, 300 700 M. Man schaffte illegale WTG-Dienstwagen an, wobei die Polizei über Rechts- und Besitzverhältnisse betrogen wurde. Das wurde aus der Versammlung in Flöha/Sa. berichtet Die „Pioniere" müssen auf ihren Arbeitsstellen über die Gründe für ihre Kurzarbeit lügen. Rentner müssen vor den Behörden Lügen über ihre Westreisen im Interesse der WTG verbringen, u. a. m. Es bleibt in der Tat nichts weiter übrig als so zu handeln, wenn man sich unter die von der WTG proklamierte Losung der „Vernichtung von Hammer und Sichel" begibt. Aber wohin ist man da als Christ geraten? Ist das noch im entferntesten mit der Wahrheit des Evangeliums über Ehrlichkeit zu vereinbaren? jeder einsichtige Mensch muß das verneinen.

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Man vergleiche auch:

CV24

Kriegslist zum Anfassen

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Sektenkundliche Mitteilungen, Nr. 6; Dezember 1969

Von den „Zeugen Jehovas"

1. Einweihung einer neuerbauten Druckerei in Brooklyn

„Aus der Nummer 26 der „Christlichen Verantwortung" (September 69) übernehmen wir den folgenden Artikel (gekürzt), der den ungeheuren Reichtum der Weltorganisation verdeutlicht (S. 1f.):

„… Am 31. 1. 68 wurde das elfstöckige Druckereigebäude mit einer Grundfläche von 21 000 Quadratmetern seiner Bestimmung übergeben. Die drei bisherigen Gebäude hätten eine Grundfläche von 40 500 qm. Die vier Gebäude zusammen haben jetzt eine Grundfläche von 61 500 qm. …

Knorr und Franz waren die Hauptredner. Im Jahre 1920 fing man in der Wachtturm-Gesellschaft an, auf ihrer eigenen Rotationsmaschine zu drucken. Die Größe der Druckerei war damals 280 qm. Bereits 1927 hatten sich die Kapitalien so angehäuft, daß man die erste Vergrößerung der Druckerei vornehmen konnte. Man vergrößerte auf 6 500 qm. Der Sekretär-Kassierer Grant Suiter gab einen kurzen Bericht über den Kauf der Grundstücke und ihre Verwendung, nennt aber keine Kaufsummen. Im Jahre 1937 wurde der Druckerei ein kleiner vierstöckiger Bau hinzugefügt. Die Organisation wuchs weiter an und damit auch die Einnahmen. Das gab die Möglichkeit, im Jahre 1949 ein großes neunstöckiges Gebäude zu erstellen. Das Wachsen wurde noch größer und man konnte 1956 auf Grund der erhöhten Verdienste ein weiteres Gebäude mit 13 Stock errichten. Die Grundfläche der Druckerei vergrößerte sich damit auf 17 800 qm. Das schuf wiederum Möglichkeiten für mehr Verdienste. …

Das neue Druckereigebäude, das vier Millionen Dollar gekostet hat, das sind insgesamt 16 Millionen 800 Mark, ist ein imposantes Gebäude. In ihm ist auch im Parterre ein Königreichssaal mit 20 in Länge und 7,5 in Breite untergebracht zur Benutzung der zwei Ortsversammlungen in Brooklyn. Er ist ausgelegt mit dunkelblauem Teppich und an den Fenstern goldfarbene Vorhänge. Die Wände sind hellbraun getäfelt. Man sparte nicht mit Ausgaben, um alles prunkvoll zu gestalten. …

Der Rundgang durch die Gebäude benötigt 2 ½ Stunden. Die Druckerei in Brooklyn ist aber nicht die einzige der Gesellschaft. Weitere befinden sich in der ganzen Welt. Im Vorjahre wurden in diesen Druckereien außerhalb Brooklyns insgesamt 96 Millionen Zeitschriften in 40 Sprachen gedruckt. In Deutschland (W) laufen zwei Rotationsmaschinen Selbige druckten 1967 27 000 000 Zeitschriften und 250 000 Bücher. Das ergibt für die deutsche Druckerei einen Verdienst nach Abzug der Unkosten von 2 825 000 Mark. Dies nur in der deutschen Druckerei. In England wurden 21000 000 Zeitschriften gedruckt, in Kanada 16 Millionen, in der Schweiz 11 Millionen. Dänemark, Schweden und Finnland druckten im Vorjahr ebenfalls über 10 Millionen Zeitschriften. Das ergibt einen Reinverdienst in Europa nur aus Zeitschriften von 8 675 000 Mark.

Was an Nahrungsmitteln im Bethelheim gebraucht wird, erzeugt die WTG selbst auf ihren Farmen, die ein Gebiet von 850 Hektar Land umfassen. Alle Arbeiter sind Zeugen Jehovas und bekommen keinen Lohn, sondern nur ein Taschengeld von 14 Dollar im Monat und Verpflegung. Also Verdienst, wo man hinsieht. Verdienst an den Brüdern, Verdienst an den selbsterzeugten Lebensmitteln, Verdienst am Material, welches man selbst herstellt und Verdienst beim Verkauf der Literatur. Der Verdienst aus Literatur ist nach dieser von der WTG-Leitung selbstgemachten Aufstellung pro Tag an Literatur rund und sehr niedrig eingesetzt, 70 000 Mark. Es ist ein Reinverdienst nach Abzug aller Unkosten, mit dem sich gut leben läßt. Man kann ruhig auf eine jährliche Einnahme aus Literat nur von 35 Millionen schließen."

2. Taufe als Ordination zum Zeugen Jehovas

In der gleichen Folge der „Christlichen Verantwortung" ist in einem Artikel „Bestätigung der christlichen Taufe" (S. 7f.) Der Wortlaut einer Erklärung mitgeteilt, durch die ein getaufter „Zeuge" sich im Zusammenhang mit seiner Taufe zu weiteren Studien und zum Dienst verpflichtet. Das Formular wurde einem neueren Buch der Sekte („Dein Wort ist eine Leuchte meinem Fuß" S. 220) entnommen:

Als einer der christlichen Zeugen Jehovas anerkenne ich, daß die Bibel Gottes geschriebene Wort ist und daß sie „eine Leuchte meinem Fuß und ein Licht für meinen Pfad" sein muß. (Ps. 119:105 NW). Ich bin fest überzeugt, davon, daß „Jehova . . . gerecht (ist) in allen seinen Wegen", und ich wünsche aufrichtig, voll und ganz in Harmonie mit seinem Willen, wie er ihn seinen Dienern bekanntgemacht hat, zu leben. (Ps. 145:17). Ich habe mich daher Jehova Gott durch Jesus Christus rückhaltlos hingegeben, um ihm zu gehören und um jetzt und für alle Zeiten seinen Willen zu tun.

Ich habe die „Grundlehren der Bibel", wie sie in diesem Buch dargelegt werden, sorgfältig studiert.

(Name)....................................................................................................................................hat sie persönlich mit mir durchgesprochen, um sich zu vergewissern, ob ich sie verstehe, ich stimme ihnen völlig zu. Jetzt möchte ich weiterhin in der Erkenntnis wachsen, weil ich den Worten Jesu Christi, die in Johannes 17:3 aufgezeichnet sind, glaube: „Dies bedeutet ewiges Leben, daß sie fortgesetzt Erkenntnis in sich aufnehmen über dich, den allein wahren Gott, und über den, den du ausgesandt hast, Jesus Christus." Ich habe auch den Wunsch, eng mit Jehovas sichtbarer Organisation zusammenzuarbeiten.

Ich wurde gemäß dem Beispiel und dem Gebot, das unser Herr Jesus Christus gegeben hat, am

(Datum)....................................................... in (Ort).................................... im Wasser getauft.

(Matth. 3:13-17; 28:19). jetzt bin ich ein ordinierter Diener Jehovas Gottes und werde mich bemühen, mich mit Jehovas Segen so viel als möglich am Werk zu beteiligen, außerdem zu helfen, den wahren Gott zu erkennen, so daß auch sie anfangen, ihn zu lieben und ihm zu dienen.

Unterschrift des Getauften .........................................................................................................

Versammlungsaufseher .............................................................................................................

Name der Versammlung ............................................................................................................

Datum ................................."

3. Statistik 1968

Dem „Jahrbuch 1969" der Zeugen Jehovas sind die folgenden Angaben entnommen (Wir zitieren nach der kommentierenden Wiedergabe der „Christlichen Verantwortung" Nr. 27 v. Oktober 1969):

„Am Verkündigungswerk beteiligten sich 1968 1 155 826 Verkündiger das ist ein Zuwachs gegenüber 1967 von 61 546 oder 5,6 Prozent. Getauft wurden 82 842 Personen. Da nur 61 546 Zuwachs ist, aber 82 842 getaut wurden, fehlen doch 21 296 Verkündiger gegenüber dem Vorjahr. Mithin sind diese 21 296 Verkündiger aus den Reihen der WTG ausgeschieden oder ausgeschlossen worden, Die Summe der Enttäuschten hat sich um die 21 000 erhöht, wenn wir 296 Todesfälle rechnen. Dazu berichtet das Jahrbuch leider nichts, es wäre aber gut, wenn dies berichtet würde, um ein genaues Bild zu haben.

Interessant ist auch, zu wissen, daß in 18 Ländern ein Rückgang der Verkündigerzahl von 1-64 Prozent zu verzeichnen ist. In 17 Ländern kein Zuwachs. Versammlungen auf der ganz Erde ein plus von 203 Versammlungen gegenüber 1967.

Am Gedächtnismahl waren anwesend 2 493 519 Personen. Symbole nahmen 10 619, das ist der noch lebende Überrest auf Erden. Im Vorjahr waren es noch 10 981 Personen.

Wenn 1 155 826 Verkündiger mit 63 871 Pionieren 208 606 762 Stunden insgesamt geleistet haben, so hört sich dies viel an, auf den einzelnen umgerechnet kommen nicht einmal 20 Stunden monatlich heraus, denn die Pioniere haben ja den größeren Stundenanteil zu tragen. Nachbesuche sind es ca. acht, pro Verkündiger und Heimbuchstudien rund 0,97, pro Verkündiger, also nicht ganz ein Heimbuchstudium pro Verkündiger."

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Man vergleiche auch:

CV26

CV27

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Sektenkundliche Mitteilungen; Nr. 7, April 1970

Zeugen Jehovas

I Internationaler Kongress in Nürnberg, 10. - 17. 8. 1969

Über di e Großveranstaltung der aggressiven kirchen- und staatsfeindlichen Sekte hat Dr. H.-Diether Reimer, Mitglied des Apologetischen Arbeitskreises den Bayerischen Landeskirche, im Oktober. 1969 einen zusammenfassenden Bericht für die evangelische Zentralstelle für Weltanschauungsfragen und den Evangelisch-lutherischen Landeskirchenrat in München erstellt, den wir im folgenden auszugsweise übernehmen.

1. Grundsätzliches

Der Internationale Kongress „Friede auf Erden" wurde gestaltet und getragen von der Wachturm Bibel- und Traktatgesellschaft" in Brooklyn (New York). Diese Gesellschaft ist gegenwärtig in 200 Ländern vertreten und unterhält Zweigbüros in 95 Ländern. Sie hat insgesamt 1.221.500 Mitglieder (getaufte „Prediger"), die in 25.400 „Versammlungen" organisiert sind (davon 86.500 „Prediger" in 1.100 Versammlungen in der BRD Stand 1969).

Der Internationale Kongress 1969 geht - mit nur jeweils geringen Abweichungen vom Grundprogramm - gegenwärtig um die ganze Erde: Er begann im Juli in Nordamerika, war im August in fünf europäischen Städten (London, Paris , Kopenhagen, Rom, Nürnberg; geht jetzt im Oktober in den fernen Osten weiter und endet im Dezember in Mexiko. Insgesamt findet er in fünfundzwanzig Städten statt.

Das NS-Aufmarschgelände in Nürnberg (Zeppelinwiese) ist zum vierten Mal Kongressort.

1. Kongress 1946 (6,3 Tausend), 2. Kongress 1955 (107 Tausend) , 3. Kongress 1966 (Besucherzahl?) .

Der Internationale Kongress 1969 wurde durchgeführt vom Deutschen Zweigbüro Wiesbaden-Dotzheim der oben genannten Gesellschaft; Gastgeber waren die Nürnberg-Füther Versammlungen (mit 1.400 Mitgliedern) . Es wurden Besucher aus 75 Ländern erwartet, ihre Gesamtzahl schwankte zwischen 120.000 (am ersten Tag) und. 150.000 (am letzten Tag, incl. Gäste) Vergleichszahlen Kongress in München 1963: 107.000 Besucher; Weltgrößter Kongress, New York 1958, 250.000 Besucher am letzten Tag.

Das Programm wurde an verschiedenen Plätzen des Geländes getrennt durchgeführt. In deutsch (max. 122.000 Besucher) holländisch (max. 20.500) kroatisch (max. 1.700), slovenisch (max. 1.000) und - jeweils nur fünf Tage lang - griechisch (max. 5.000) und türkisch (max. 500). Aus den genannten Ländern, besonders aber aus der Bundesrepublik, dürfte jeder Zeuge Jehovas nach Nürnberg gekommen sein, der nicht alt oder krank oder sonst unabkömmlich war.

Der Zweck des Kongresses war - laut Presseinformationen der ZJ (im Hinblick auf die ZJ formuliert): 1. "biblische Belehrungen zu empfangen", vor allem auch in „biblischen Prophezeiungen das 20. Jh. betreffend unterwiesen" zu werden. 2. „Brüderliche Gemeinschaft zu pflegen" (beides dient dazu, die 'Zeugen Jehovas in Ihrer Predigertätigkeit zu unterstützen". 3. In einer „Missionswoche" durch zentral organisierten „Predigtdienst" ihren „Glauben in der Öffentlichkeit zu bekennen". Zeugen Jehovas sollten in einem „grossen Missionsgebiet" in jeden Haushalt kommen und „das Königreich Gottes" als „einzige Hoffnung" verkünden.- Allgemein formuliert:

„Menschen zu ermuntern, die Bibel als Quelle der Belehrung für eine bessere Zukunft zu lesen und zu studieren, sowie ihnen eine kostenlose Bibelunterweisung von sechs Monaten zu empfehlen …"

2. Ankündigungen und Vorbereitungen

Schon auf den Bezirkskongressen des vorausgegangenen Jahres, erfuhr man von der geplanten internationalen Kongress in Nürnberg und von seiner Größenordnung. Kurze Pressenotizen (meist über kleinere „Kreiskongresse" der ZJ erschienen ab 1. April 1969. Die erste offizielle Ankündigung erschien in der „Wachtturm„-Nummer vom 15. April …

Jeder Kongress bringt das schwierige Problem der Massenunterkunft mit sich. Daher beginnen die ZJ sehen früh mit der Quartiersuche. In der „Nürnberger Zeitung" wurde bereits am 9. April um Bereitstellung von Unterkünften gebeten. Die eigentlichen Quartiermacher gingen aber erst Mai/Juni herum. Sie werden zu diesem Dienst eigens vorgeschult, haben genaue Anweisungen und müssen über jeden Besuch einen Fragebogen ausfüllen. Das Verhalten der Besuchten ist dabei ausschlaggebend für das weitere Vorgehen der ZJ ihnen gegenüber (evtl. Nachbesuche).

Die breite Öffentlichkeit erfährt von dem Kongress durch die Tagespresse. ZJ legen auf Pressearbeit den grössten Wert. Die Kongressleitung hat eine besondere Presseabteilung, die „bis zum Ende des Kongresses 42 pickfein gedruckte Pressedienste ausgab" (Bericht). Schon z. Zt. des Aufbaues auf dem Kongressgelände werden die Tageszeitungen mit ihnen beliefert. So zeigte bereits am 15. 7. die „Nürnberger Zeitung" freiwillige Helfer am Werk und brachte verschiedenes Zahlenmaterial. Am 24. 7. Wurde über die WT-Organisation berichtet. Diese Presseinformationen wurden von vielen Zeitungen völlig unkritisch übernommen und' auszugsweise gedruckt … Auf einer besonderen Pressekonferenz vor Kongressbeginn wurde reichhaltiges Informationsmaterial ausgegeben.

3. Der Ablauf des Kongresses

A) Bei Kongressbeginn erschienen in vielleicht 15-20.000 Wohnungen in und um Nürnberg die Quartiersgäste. Auch wurde das Stadtbild schlagartig von den Kongressbesuchern (erkenntlich an der Teilnehmerplakette) beherrscht: Unter Berücksichtigung der Urlaubszeit war mindestens jeder Dritte ein ZJ. Ferner begann am zweiten Kongresstag der missionarische „Felddienst", für den von Montag bis Samstag jeweils der Vormittag ab 9.30 Uhr programmfrei gehalten wurde. So standen die stummen Wachtturm-Zeugen in den Hauptstraßen der Stadt zeitweise alle 10 m. Zum Predigtdienst wurde Nürnberg und das umliegende Land in 40.000 „Gebiete" eingeteilt. Mit Bussen wurden die ZJ an ihren Einsatzort gefahren (z. B. nach Ansbach: 42 km, Weissenburg: 50 km, Gunzenhausen: 50 km, Beilinggriess: 66 km, Neumarkt-Oberpfalz: 37 km, Pegnitz: 60 km, Hirschhaid: 50 km). Das jeweilige Missionsgebiet wurde von ihnen genauestens erfasst (Berichtsbogen über jeden Besuch) …

b) Der Kongress selbst war ohne Zweifel eine organisatorische Leistung. Seit April war an den konkreten Vorbereitungen gearbeitet worden. In 26 „Dienstabteilungen" haben 18.000 „Freiwillige Helfer" dazu beigetragen, dass alles reibungslos ablief. Hunderte von „0rdnern" waren eingesetzt, deren Weisungen wortlos und augenblicklich befolgt wurden,- „auch wenn was häufig vorkam, … sinnlos waren". 'In Fällen von 'Insubordination' ergriffen die Ordner die am Rockaufschlag angehefteten Teilnehmerkarten, auf denen Name und Heimatversammlung standen und notierten diese" (Bericht). …

c) Das Programm lief vor einem 60 m breiten Bühnenbild ab, welches' die im Jahre 70 n. Chr . aus Jerusalem fliehenden Christen darstellte (Lk. 21,20 ff): Sinnbild der Trennung des Gottesvolkes (ZJ) von der. „Welt". Das Programm war nicht in einzelne Abteilungen aufgefächert, wie auf unseren Kirchentagen, war aber sehr abwechslungsreich gestaltet, mit gutem Gespür für die Länge der einzelnen Beiträge. Vorträge, Bibelauslegungen, Berichte, Wechselgespräche und szenische Darstellungen wechselten ab. Besonders geglückt waren die Berichte aus den verschiedenen Zonen und Gebieten der Erde. Hier erfuhr man Interessantes in Form von Stories, dis sich auszeichneten durch Knappheit, Anschaulichkeit., Einprägsamkeit und auch Humor; mit Schallplattenaufnahmen von Gesängen der Eingeborenen ZJ.

Beginn: Sonntag, den 10. August, 9.45 Uhr.

Thema: Frieden, Schlüsselvortrag: ''Mache dich mit Gott vertraut und halte Frieden" (Deutscher Zweigleiter Konrad Franke, Wiesbaden). Der Schlüsselvortrag ist in erster Linie für ZJ bestimmt, da er „eine bestimmte Reife voraussetzt" (private Information). Zweites Thema: „Welche Einstellung hast du zur Machtbefugnis?", („Respektiere Jehovas Ernennungen!" - offenbar zur Stärkung der Autorität der Spitze).

Montag: Thema: Die Bibel ist Gottes Wort (Vortrag gedruckt ausgegeben) . „Der Kongressbesucher sollte lernen, anhand von Tatsachen zu beweisen, dass die Bibel wirklich Gottes Wort ist" (Bericht). Ferner Präsident Knorr: „Treue Verteidiger dieses Wortes". - Zweites Thema: Vorbildlich dienen (dabei Gefahren der Absonderung von der Organisation).

Dienstag: Thema: Zeugen Jehovas inmitten der Welt („Was machts du zu deinem Hauptinteresse?: - „Aufseher, benehmt euch wie Männer) Zweites Thema: „Mein Heim zu einem Haus Gottes machen" („Treu bleiben im geteilten Hause")

Mittwoch: Thema, Hilfe zum Verständnis der Bibel ( mit Ankündigung eines neuen biblischen Lexikons in Englisch). Vortrag des Vizepräsidenten F. W. Franz „Mit allem was du erworben hast, erwirb Verständnis (= Verständnis der Heiligen Schrift)!". - Zweites Thema; Die „Versammlung" und ihre „Diener". Ziel Verständnis gewinnen für die verantwortungsvollen Aufgaben der verschiedenen Vorsteher.

Donnerstag: Thema: Das Generationenproblem (Dieser Tag ist der Jugend gewidmet) Alle Probleme wurden zum Teil sehr ausführlich angesprochen, auch revolutionärer Geist, Sex, Rauschgift. Die „Welt" mit ihren Verführungen wird in schwärzesten Farben gemalt. Das Verbot dominiert …

Freitags: vormittags Taufe von 5.095 Täuflingen (2170 M., 2975 Fr.) im Stadionbad.

Erstes Thema: Aufruf zum Pionierdienst („Bleibe treu!"). Zweites Thema: Wichtiger endzeitlicher Vortrag des Vizepräsidenten: „Das Geschriebene ist richtig" (neues Verständnis

der „großen Drangsal" von Mk. 3,19. Bedeutung des Jahres 70 n.Chr. und des Jahres 1914 („Hatten wir Unrecht? - keinesfalls!"). Nichts über 1975!)

Samstag: Thema: Trennung von der Welt. Zweiter endzeitlicher Vortrag (Präsident Knorr): „Die letzte Wehe für die Feinde des Friedens mit Gott"; Bibelauslegung von Apok.8-9 und 11 (Die „Feinde" sind die Kirchen und die Geistlichkeit. Wörtlich: „Die sogenannten Christen von heute sind jetzt in Feindschaft mit Gott"). Am Schluß dieses Vortrages wurde eine Deklaration über den Abfall der Kirchen von Gott und über als die einzigen Boten Gottes durch einfaches „Ja" von 135000 ZJ angenommen.

Sonntag: vormittags kein Gottesdienst mit Predigt, stattdessen Schulung für den Predigtdienst und ein Spiel mit dem Tenor: Alle Verbindungen mit den Kirchen lösen! Nachmittags: Öffentlicher Hauptvortrag des Präsidenten Knorr: „Tausend Jahre Frieden nahen" (Anschliessend gedruckt verteilt). Schluß des Kongresses 18 Uhr.

Anlässlich des Kongresses wurden folgende Schriften „freigegeben": In Deutsch: „Ist die Bibel das Wort Gottes" (192 S.) (Begründungen eines streng fundamentalistischen Biblizismus). - In Englisch: „Dann ist vollendet das Geheimnis Gottes" (Offbg. der Joh. Kapt.1-13. Entspricht dem vor zwei Jahren erschienenen Buch „Babylon die Große ist gefallen" - „The Writing of Correct Words of God" = eine „Interlinear-Übersetzung" (word-by-word") des Neuen Testaments. - Ein Bibellexikon, Bd. I (A - Exodus) 544 S.

II. Vernichtung der Kirchen „mit Sicherheit" noch in dieser Generation

Das Heft 19/69 der Halbmonatszeitschrift „Erwachet!" (8. 10. 69) war als ganzes dem Thema gewidmet: „Sind die Tage Kirchen gezählt?" Die Antwort lautete natürlich „Ja!" - Die folgenden Auszüge aus dem Heft (S. 18-20) stehen im Zusammenhang mit der Ankündigung des Weltendes für 1975, die seit einigen Jahren in der Literatur der Zeugen Jehovas begegnet (vgl. unseren Beitrag „Haarnadeln 1975?", in Folge 4 S.8).

„ … Gott wird bald alle Organisationen, die die falsche Religion vertreten, vernichten. Ihr Ende ist nahe! Sie haben behauptet, mit Gott eins zu sein, aber sie haben sein Wort verworfen und den Interessen der Feinde Gottes gedient. Deshalb wird in de Bibel jegliche falsche Religion zu Recht als Hure, Babylon die Große dargestellt. Und Gott sagt voraus, dass die politischen Mächte 'die Hure hassen und sie verwüsten und nackt machen würden und daß sie ihre Fleischteile auffressen und sie mit Feuer verbrennen würden" , Off. :5,16,17 …

Nicht nur die Tage der Religionsgemeinschaften der Christenheit und derjenigen ausserhalb der Christenheit sind gezählt, sondern des gesamte gegenwärtige System der Dinge wird bald von Gott vernichtet werden. Wir leben jetzt in der Zeit, die die Bibel als „die letzten Tage" bezeichnet (2.Tim.3,1). Können wir mit Gewissheit sagen, daß wir heute in den „letzten Tagen" dieses Systems und der Kirchen, die sich zu einem Teil davon gemacht haben, leben? - Ja, das können wir, denn die Tatsachen beweisen, dass unsere Generation seit 1914, dem Jahr, in dem der Weltkrieg ausbrach, alles das erlebt, was nach den Worten Jesu und seiner Jünger in den „letzten Tagen" geschehen soll. Diese Generation hat Weltkriege erlebt, Hungersnöte, Seuchen Erdbeben, ein ungeheures Überhandnehmen der Gesetzlosigkeit, Lieblosigkeit und vieles mehr, was prophezeit ist. Und Jesus sagte, dass die Generation der Menschen, die Zeuge von alldem würde, auch das Ende des Systems erleben würde - Mth.24,3--24; 2. Tim. 3,1-5.

Ist es nicht klar, dass unsere Generation es ist, von der die biblischen Prophezeiungen sprechen? Kannst du nicht erkennen, dass 1914 ein Wendepunkt gewesen ist, dass seither eine furchtbare Entstaatlichung zu beobachten ist und dass sich die menschlichen Beziehungen immer mehr verschlechtern? Diesen Wandel haben viele beobachtet. In einen Leitartikel der Zeitung The Royal Gazette von Hamilton (Bermuda), Ausgabe vom 3.August 1968, konnte man lesen:

„Morgen wird der Jahrestag eines Geschehnisses sein, von dem sich die Welt offenbar nie ganz erholt hat. Am 4. August 1914 begann die erste Massenvernichtung dieses Jahrhunderts, und die Menschheit sinnt immer noch über die Frage nach: 'Warum?'. Nur diejenigen, die in der sonnigen Zeit vor 1914 gelebt haben, können ermessen, welch ein Gegensatz zwischen jener Zeit und der heutigen Zeit besteht. Ein halbes Jahrhundert des Friedens und des Fortschritts - in einem Wort, der Zivilisation - endete an jenem schicksalhaften Tag des Jahres 1914..... Und die gequälte Welt wird immer noch von der Frage verfolgt:

,Warum?'"

Die Antwort, die die Bibel uns gibt, lautet, dass mit dem Jahre 1914 die „letzten Tage" dieses Systems angebrochen sind. Die Generation der Menschen, die Zeugen jener Geschehnisse vor rund 55 Jahren geworden sind, wird allmählich alt. Das bedeutet, daß die Zeit schnell abläuft! … Auch die Kirchen der Welt werden mit Sicherheit noch zu Lebzeiten der gegenwärtigen Generation vernichtet werden!

Sollte uns diese Aussicht betrüben? Nein, sondern wir sollten erleichtert aufatmen … Zögere daher nicht! Befolge die göttliche Aufforderung: 'Geht aus ihr (Babylon der Großen) hinaus, mein Volk, wenn ihr nicht mit ihr teilhaben wollt an ihren Sünden, und wenn ihr nicht einen Teil ihrer Plagen empfangen wollt. Denn ihre Sünden haben sich aufgehäuft, ja bis zum Himmel, und Gott hat ihrer Taten gedacht' - Offbg. 18. 4,5"

Sektenkundliche Mitteilungen; Nr. 8, August 1970

Zeugen Jehovas

a) Zweigdiener Konrad Franke, Wiesbaden, wegen 1975 Dienstamt enthoben

Wie aus Kreisen der WTG-Organisation in Westdeutschland bekannt wird, wurde Zweigdiener Konrad Franke, Wiesbaden, am 1. 10. 1969 in Zusammenhang mit 1975 seines Dienstamtes enthoben. Franke habe sich nicht an die Sprachregelung von WTG-Präsident F. W. Franz, Brooklyn, gehalten, bezüglich 1975 im Grunde unverbindlich zu bleiben. Er habe im Gegenteil bei verschiedenen Anlässen immer wieder erklärt, und zwar im Namen der WTG, 1975 sei endgültig, unumstößlich, 1975 sei alles vorbei. Franke sei wiederholt gemahnt worden, die bisherigen Versprechungen fallen zu lassen, aber er sei bei seiner Überzeugung geblieben.

Über den Nachfolger von Franke wird bisher Stillschweigen gewahrt. Dem Vernehmen nach hat das Zweigbüro eine Art Nachrichtensperre verhängt, da es über der Absetzung des bisherigen Zweidieners zu erhebliche Auseinandersetzungen unter den Mitarbeitern gekommen ist.

b) neue Entwicklungen in der Aufklärungsarbeit über Zeugen Jehovas in der DDR

Seit einigen Wochen erscheint in Berlin ein vervielfältigtes Aufklärungsblatt „Gespräche und Kommentare der Studiengruppe Christliche Verantwortung". Bisher liegen die Folgen 1 und 2 vor; es handelt sich dabei um Betrachtungen, Briefe und kurze Mitteilungen, die jeweils 4 Schreibmaschinenseiten (DIN A 4) füllen. Ein Herausgeber wird nicht genannt, wohl aber eine Absender-Anschrift: 1054 Berlin, Postfach 38. Wie wir in Erfahrung gebracht haben, möchten die „Gespräche und Kommentare" die gedruckten Informationen „Christliche Verantwortung" auf regionaler Basis erweitern und unterstützen.

In der redaktionellen Verantwortung für die gedruckte Zeitschrift (vgl. dazu insbesondere unsere Folge Nr. 2, Seite 2, „Aufklärung über Jehovas Zeugen in der DDR") ist ein Wechsel eingetreten. Herr Willy Müller (77) hat den Vorsitz niedergelegt. Die Nummer 32 (Mai 70) erschien erstmalig mit der Angabe eines neuen Büros (Gera, Böttchergasse 1 statt bisher Luther-Str. 16) und einer anderen Bankverbindung.

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Man vergleiche auch:

Weitere Artikel Christliche Verantwortung

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Sektenkundliche Mitteilungen; Nr. 9, Dezember 1970

Zeugen Jehovas

1) Neuer Westdeutscher Zweigdiener

In Folge 8 (S. 13) hatten wir über die Amtsenthebung des früheren westdeutschen Zweigdieners Konrad Franke im Zusammenhang mit seinem konsequenten Festhalten an der Datierung des Endes der Welt auf 1975 berichtet. Über Frankes Nachfolger erfahren wir durch „Christliche Verantwortung" (Nr. 33 vom Oktober 1970) folgendes:

Der neue Zweigdiener in Wiesbaden ist Bruder Richard E. Kelsey. Bruder Kelsey ist Amerikaner und schon seit mehr als 15 Jahren als Sonderdiener des Hauptbüros in Brooklyn, USA, bekannt. Kelsey ist auch durch sein Auftreten auf verschiedenen Kongressen in Westdeutschland bekannt geworden. Auf dem Hamburger Kongreß 1961 sprach er am Mittwoch den 19. 7. 1961, zu dem Thema „Gib uns mehr Glauben". Auf der Bezirksversammlung vom 30. Juli bis 2. August 1964 in Westberlin war er als Kongreßdiener hauptverantwortlich für die gesamte Kongreßorganisation Am Freitag, dem 31. Juli, hielt er die Taufansprache „Die Taufe verrät Glauben".

Ein besonderer Programmpunkt dieser Westberliner Bezirksversammlung unter Regie von Kelsey war die „Theokratische Predigtdienstschule", in der u. a. auch die Methoden der antikommunistischen psychologischen Kriegsführung auf religiösem Gebiet im WTG-Bereich gelehrt wurden. In CV Nr. 6 unter dem Thema „Theokratische Kriegslist oder die WTG-Weisungen, Behörden und Gerichte der DDR zu belügen und zu täuschen", war nachgewiesen worden, daß diese Methoden unchristlich sind und in krassem Widerspruch zu 2. Kor. 4:2 NW stehen, wo den Christen jedes Wandeln in List untersagt ist. Der bisherige Sonderunterweiser in diesen Fragen ist der WTG-Zonendiener für Osteuropa und nun auch Mitarbeiter des neuen Zweigdiener R. E. Kelsey in Wiesbaden, W. P..

Im Jahrbuch 1964 wird Richard E. Kelsey zusammen mit allen anderen Sonderdienern zum letztenmal genannt. Mit dem Jahrbuch 1965 hat die WTG die Sonderdienerlisten aus den Jahrbüchern entfernt, um eine Kontrolle über den WTG-Apparat seitens der Verkündiger und anderer soweit wie möglich auszuschalten. Unter vielen Sonderdienern hatte diese Maßnahme zu Unzufriedenheit geführt, weil sich die WTG nur verdächtig macht, wenn sie sich mehr und mehr jeder Kontrolle entzieht. …

Über den gegenwärtigen Zweigdienerwechsel sind nur ganz geringe Kreise höherer Diener informiert. Aber schon wenn nur drei Personen von einer Sache wissen, ist nicht mehr festzustellen wer derjenige ist, der die Verschwörung des Schweigens nicht mehr mitmacht.

Die WTG verfolgt mit der Einsetzung des Amerikaners Richard E. Kelsey eine ganz bestimmte Absicht oder Strategie Es läßt aufmerken, daß erstmalig kein deutscher Bruder den deutschen bzw. westdeutschen WTG-Zweig mehr leitet. Offensichtlich hat die zur Zeit im Hauptbüro vorherrschende Gruppe das Vertrauen in deutsche Brüder diesbezüglich völlig verloren. Es ist z. B. eine Tatsache, daß Zweigdiener Erich Frost (bis 1955) auf Grund seiner „unelastischen", antikommunistischen Haltung, weit über die vom Brooklyner Hauptbüro angewandten Methoden der Verbreitung des Antikommunismus hinausging. Zweigdiener Konrad Franke schießt nun fanatisch mit Bezug auf 1975 über das Brooklyner Hauptbüro hinaus. Er erkennt allerdings sehr richtig, daß Brooklyn mit Bezug auf 1975 wankelmütig ist und Kompromisse in der Hinterhand hat, damit 1975 nicht alles wie ein Kartenhaus zusammenfällt, wenn nichts passiert.

Für das Hauptbüro scheint daher offensichtlich zu sein, daß „die Deutschen" nicht zuverlässig sind, sowohl was die politische als auch was die religiöse Linie betrifft, die in der Verkündigung, Organisation und Arbeit einzuhalten sei. Vor allem haben sich „die Deutschen" als völlig unverständig für amerikanische „Taktik" und „Elastizität" erwiesen. Diese Erkenntnis scheint in Brooklyn nun endgültig zu sein, was zu dem Entschluß führte, keinen Deutschen, sondern nun einen Amerikaner als westdeutschen Zweigdiener einzusetzen.

2) Warum sie „Jehovas Zeugen" verließen

Den folgenden Beitrag übernehmen wir aus Nr. 3/90 der „Gespräche und Kommentare der Studiengruppe Christliche Verantwortung" (vgl. dazu unsere Folge 8 Seite 13)

a ) Der Versammlungsdiener Hans-Jürgen Twisselmann aus Schleswig-Holstein berichtet:

„Aber religiöses Kopfwissen, theokratische Schulung und Felddienst, können mir nicht das geben, was mir immer noch fehlt: den inneren Frieden mit Gott. Das zunächst von mir nicht definierbare Sehnen meines Herzens nach mehr als dem, was ich bisher hatte, treibt mich zum weiteren Forschen. Manchmal scheint es infolge meiner vielen Verpflichtungen, als bliebe keine Zeit mehr für ein persönliches Glaubensleben. Nach der Tageshetze der Arbeit kommt die Feierabendhetze der Versammlungsbesuche. Auf die pausenlose Hetzjagd des Alltags folgt die des Sonntags"

b) Ein Studiendiener aus dem Bezirk Dresden schreibt über den Anfang seiner Zweifel an der Organisation:

„Ich erinnere mich sehr gut an den Auftrag von seiten der Leitung: Adressen sammeln von Funktionären der Partei, führenden Personen im Staatswesen, in den VE-Betrieben usw. Hier fingen meine Zweifel an der göttlichen Organisation an. Nach außen wird verkündigt, bei den ZJ sind alle Brüder gleich. Auf dem Nürnberger Kongreß lernte ich aber Unterschiede kennen in ganz grober Form. Da schliefen und wohnte die Bezirks- und Kreisdiener mit ihren Frauen in der Villa am Dutzendteich. Wie als schwer körperlich arbeitende Brüder schliefen auf dem Boden in Massenlagern."

c) Bruder Horst Kühn aus Zittau schreibt:

„Es wurde nicht anerkannt, daß ich für die Machenschaften der WTG-Leitung inhaftiert war. Ich hatte meine Schuldigkeit getan und war abgeschrieben. Außenstehende, die wir als Weltmenschen bezeichneten, waren bannherzig und unterstützten mich, halfen mir auch weiter. Aber die Leitung kann z. B. schöne Autos kaufen von dem Gelde der Brüder, aber einen durch ihr Verschulden in Not geratenen Bruder zu geht nicht."

d) Der Studiendiener Manfred Gebhard aus Berlin mußte rückblickend erkennen:

„Was hatte meine Predigttätigkeit bewirkt? Sie hatte bewirkt, daß Menschen sich in ihrer beruflichen Vorwärtsentwicklung selbst ruiniert hatten. In welch schwierige und bedrückende Lage sind wir doch (durch den WTG-Einfluß) geraten."

3) Zur Lehrentwicklung

a) Wandlung im Verständnis der großen Drangsal"

In seinem Buch „Die Zeit ist herbeigekommen" (1889) hatte Ch. T. Russel den Anbruch des 1000jährigen Reiches für 1914 errechnet. Das ist natürlich längst überholt. „Inzwischen ist aber die Chronologie neu überprüft worden", gibt der „Wachtturm" (14, 15. 7. 1970) seinen Lesern bekannt. Und da hat sich herausgestellt, daß die „große Drangsal" nicht 1914 begann, daß sie überhaupt noch nicht begonnen hat, sondern noch bevorsteht. Aber „Gott hat den 'Tag' und die 'Stunde' für den Beginn dieser 'großen Drangsal' genau festgelegt, und es wird keine Verzögerung eben". Die Theokratischen Chronologen sind diesem göttlichen Termin ja auch auf die Spur gekommen, an dem „das Weltreich der falschen Religion vernichtet wird.

Und wer wird davonkommen? Zur Beantwortung dieser Frage zieht er „Wachtturm" eine Parallele zwischen dem Untergang Jerusalems und der Gegenwart. Damals flohen die Judenchristen vor der Katastrophe aus Judäa und Jerusalem nach Pella. Ihr Bekehrungswerk unter den Juden wurde damit abgebrochen und darum konnte Gottes Vernichtungsurteil an Jerusalem „schnell vollstreckt" werden. Das hatte eine erfreuliche Folge für manche Betroffenen: wegen des raschen Ablaufs der göttlichen Exekution „blieben 97 000 Juden am Leben, ohne daß Gott sie beschützte, während 1 100 000 umkamen''. Dem Untergang von Jerusalem entrannen also zwei verschiedene Gruppen: die Judenchristen , die „Frieden mit Gott" hatten und darum gerettet wurden und die 97 000 Juden die keinen Frieden mii Gott aber Glück gehabt hatten.

Die heutige Parallele sieht als so aus: „Jerusalem" ist die Christenheit. Die „Judenchristen" sind die Überrestglieder der Theokratischen Organisation, also sozusagen die Alten Kämpfer. Sie waren alle ursprünglich in der Christenheit beheimatet, waren aber aus ihr geflohen und darum braucht Gott mit ihr keine Geduld mehr zu haben, sondern kann ''seine Abrechnung schnell, ohne sie lange auszudehnen in einer verkürzten Zeit abschließen" - so wie damals im Jahre 7o mit Jerusalem. Und die 97 000 davongekommenen Juden? Damals kamen sie in die „Sklaverei der Heiden". Und heute? Hier kommt der „Wachtturn" mit seiner Parallelisierung ins Stottern. Denn er kann die Kategorie „keinen Frieden mit Gott, aber Glück gehabt" nicht auf die Gegenwart übertragen, weil sonst das ganze Selbstverständnis der Theokratischen Organisation und ihr exklusiver Heilsanspruch ins Wanken käme. Darum muß er ein Todesurteil sprechen: auch sie werden heute vernichtet werden. „Warum sollten sie, wenn sie doch keinen Frieden mit Gott haben, gerettet werden?"

So werden also nur die Überrestglieder. ein kläglicher Haufen von 10 000 Leuten, Harmagedon überleben? Doch halt, der „Wachtturm" hat einen Einfall: Heute gibt es viele Menschen, „die Frieden mit Gott haben, obwohl sie nicht zum Überrest der „Auserwählten" gehören." Das ist die „große Volksmenge" jene Zeugen Jehovas also, die brav und unermüdlich ihren „Wachtturm" verkaufen und Glastürpredigten halten. Sie sind sogar ähnlich wie die einstigen Judenchristen aus „Jerusalem" geflohen, denn sie sind, „wie aus statistischen Erhebungen hervorgeht", aus der Kirche ausgetreten und haben sich dem auserwählten „Überrest" angeschlossen. Darum sind sie das „Fleisch", von dem Jesus sagte, es werde „gerettet werden". Sie werden nicht wie die 97 000 Juden in die Sklaverei geführt, sondern im Gegenteil ''die Vernichtung dieses Verwüstung verursachenden 'abscheulichen Dings' mit ansehen und überleben und in Gottes neuem System dann völlig frei werden."

b) Ist die Zahl der 144 000 voll?

Ist in der Schar der 144 000, die zur Mitherrschaft Christi im Himmel berufen sind, wirklich kein Platz mehr frei? An sich nein. Denn nach der Lehre der Zeugen Jehovas rekrutiert sich diese Schar aus den Auserwählten Gottes seit Pfingsten im Jahr 33 n. Chr., und 1935 war die Zahl voll. Seither können Zeugen Jehovas nur noch Mitglieder der „großen Volksmenge" oder der „anderen Schafe" werden. Auch ihnen winkt eine lockende Zukunft, denn sie haben eine „irdische Hoffnung" und werden als Bürger, Amtsträger und Führerpersönlichkeiten das 1000jährige Reich aufbauen und sich seiner Herrlichkeiten erfreuen.

Aber offensichtlich gibt es manche Zeugen, die damit nicht zufrieden sind und einen Platz im himmlischen Königreich vorziehen würden. Ihnen gibt der „Wachtturm" (18, 15. 9. 1970) noch eine Hof'fnung auf Erfüllung ihres Wunsches. Es ist allerdings eine sehr kleine Hoffnung: Jetzt vor der „großen Drangsal" sei es möglich, daß sich einige der noch lebenden Auserwählten als untreu erweisen. „Gemäß Gottes Vorhaben sollen, wenn sein Werk mit ihnen vollendet ist, insgesamt 144 000 Treue einen bleibenden Platz im Königreich haben. Wenn sich daher einer von denen, die noch auf der Erde sind, als untreu erweisen sollte, müßte jemand anders seine Stellung einnehmen

Wer? Es könnte ein Neugetaufter sein. Aber wahrscheinlicher ist, daß Gott einen altbewährten Zeugen wählen wird. „Gott hat unter solchen treuen anderen Schafen gewiß reichlich Ersatz, auf den er zurückgreifen kann, wenn er will." Mißbilligend erwähnt der „Wachtturm", daß „in verschiedenen Teilen der Welt" Personen nicht nur zu den „anderen Schafen" gehören, sondern „Königreichserben" werden wollen, obwohl sie erst vor kurzer Zeit getauft wurden. Alle die sich so anspruchsvoll gebärden, sollten sich fragen, „ob ihre Überzeugung ein Überbleibsel der babylonischen Lehre ist, nach der alle guten Menschen in den Himmel kommen, oder ob sie auf auf Gefühlsbetontheit oder sogar auf ein fehlgeleitetes Streben nach Geltung zurückzuführen ist".

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Man vergleiche auch:

CV33

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Sektenkundliche Mitteilungen; Nr. 10, April 1971

Zeugen Jehovas

1) Bericht über eine Dokumentation

Ende 1970 erschien im Urania-Verlag Leipzig-Jena-Berlin ein Buch über „Die Zeugen Jehovas" mit dem Untertitel „Eine Dokumentation über die Wachtturmgesellschaft" ( 320 Seiten, 11,50 M.) Als Bearbeiter und Herausgeber zeichnet Manfred Gebhard, unseren Lesern bereits bekannt (vgl. Sein Bekenntnis in unserer Folge 9 S. 12) und gehört jetzt der „Studiengruppe Christliche Verantwortung" an, für deren Berliner Vervielfältigung „Gespräche und Kommentare" ( vgl. unsere Folge 8 Seite 13) er Verantwortung trägt; als Referent über die Zeugen Jehovas hat er an einer Arbeitstagung des Evangelischen Bundes zu Sektenfragen in Potsdam mitgewirkt. Doch spricht das Vorwort von den „Mitarbeitern" dieser Dokumentation, und angesichts der Fülle des verarbeiteten Drucksachen- und Aktenmaterials steht es außer Frage, daß Gebhard wesentliche Hilfe erfahren hat, auch von staatlichen Dienststellen (Archiven u. ä.)

Das so in Gemeinschaftsarbeit entstanden Buch ist zur aufschlußreichsten vorliegenden Veröffentlichung über die gesellschaftliche und politische Komponente in der Propaganda der Sekte und über die daraus folgende öffentliche Bedeutung ihrer Tätigkeit geworden. Da es zum größten Teil nicht aus kommentierendem Text, sondern aus (auszugsweisen) photomechanischen Reproduktionen von Schriftstücken, Büchern, Bildern, Zeit!- und Flugschriften besteht, besitzt es ohne Zweifel für jeden konfessionskundlich oder religionspolitisch Interessierten als Quellensammlung einen hohen Wert.

Eingehende Vergleiche (die sich freilich nur auf Teile des Drucksachenmaterials beziehen konnten) haben ergeben, daß durchweg zuverlässig zitiert wird -- jedenfalls in dem Sinne, daß alles Wiedergegebene tatsächlich so in der Vorlage erscheint; doch wird meist mit angedeuteten) Auslassungen zitiert und hier fangen die Fragen an das Buch an.

Im Vorwort formuliert der Herausgeber als Ziel, das er sich gesetzt hat, und als These, die er mit seiner Veröffentlichung beweisen möchte: „Aufgabe dieser Abhandlung ist es, eine Einschätzung und Wertung der gesellschaftlichen Bedeutung dieser Religionsgemeinschaft und ihrer Bedeutung zu geben, wobei dies freilich nur geschehen kann, wenn auch die politischen Aspekte beleuchtet werden. Der Grund für diese besondere Aufgabenstellung ist, daß die WTG (Wachtturmgesellschaft) und damit die Zeugen Jehovas eine Religionsgemeinschaft darstellen, die - wenngleich verbrämt mit Zitaten aus der Bibel in ihrer religiösen Tätigkeit in schärfster Form politisch auftritt." Unter diesen Umständen muß es Gebhard erlaubt sein, sich angesichts seiner Quellen auf solche Aussagen zu beschränken, die von Belang für die spezielle Fragestellung sind, sofern er dabei nicht sinnentstellend kürzt. Das aber geschieht, wie nur an einem Beispiel etwas ausführlicher nachgewiesen werden soll:

Im Abschnitt „Frühe WTG-Bibeldeutungen im Interesse des Kapitals" gibt der Bearbeiter eine längere Partie aus dem IV. Band von Russels „Schriftstudien" wieder (S. 70). Sie soll beweisen, daß Russell für die Kapitalisten „Partei ergriff" (S.71). So führt Gebhard an: „Es ist wahr, an der Spitze jener Riesenunternehmen stehen vielfach Leute, die ihre Macht mit Mäßigung zu gebrauchen geneigt scheinen" und „Es ist weder weise noch gerecht, dem Kapital daraus einen Vorwurf zu machen, daß es handelt wie die Arbeiter, daß es auch seinen Vorteil sucht". Die dazwischen ausgelassenen Zeilen verändern den Sinn aber nicht unerheblich. Sie beginnen: „Allein die Konzentrierung der Macht bleibt für die, welche darüber verfügen, eine Gelegenheit, je nach Umständen von derselben zu selbstsüchtigen Zwecken und Schaden der Massen Gebrauch zu machen. Diese „Riesen" bedrohen unser Geschlecht …"

In dieser Weise wird oft einseitig zitiert und dann nicht überzeugend interpretiert. Natürlich liegt der Antikommunismus, den das Buch bei den Zeugen Jehovas anprangert, wirklich in schroffster Form vor und veranlaßt sie in unserem Land zu einer Tätigkeit als „Untergrundorganisation" ( Abschnittsüberschrift S. 233) Aber diese Tendenz steht bei ihnen in einem größeren Zusammenhang, nämlich im Horizont des Glaubens, daß alle „politischen, kommerziellen und religiösen Bestrebungen und Mächte vom Teufel sind! Bezeichnenderweise habe: ich einen Hinweis auf dies oft ausgesprochene Dogma der Sekte (vgl. nur ihr Lehrbuch von 1948 „Gott bleibt wahrhaftig" S. 242) bei Gebhard nicht gefunden!

Parteiisch wirkt auch die Darstellung der Schicksale von Jehovas Zeugen im Dritten Reich. Es ist verdienstlich, wenn Gebhard der Mythenbildung entgegentritt, die sich die Sekte in ihrem Schrifttum angelegen sein läßt. An den zahlreich wiedergegebenen Protokollen von den polizeilich Vernehmungen unter anderem eines Fritz Winkler, Erich Frost und Konrad Franke kann sich jeder Leser ein Bild davon machen, wo diese führenden Funktionäre unter Belastungen versagt haben (Zum Fall des schwer kompromittierten früheren Zweigdieners Frost vgl. unsere Folge 3 S. 6) Aber die Achtung vor den Blutopfern (einer zugegebenermaßen schlechten Sache!) und das Streben nach historischer Gerechtigkeit hätten es doch geboten erscheinen lassen sollen, daß deswegen nicht etwa die ganz anderen Beispiele eines heroischen Widerstandes und mannhaft ertragener Leiden verschwiegen oder verkleinert werden (vgl. dazu den Unterabschnitt „Todeskandidaten" S. 196 ff.), über die wir beispielsweise durch Heinrich Grübers Lebenserinnerungen oder durch Eugen Kogons Bericht „Der SS-Staat" unverdächtig unterrichtet sind.

Zum Aufriß des Buches sei noch gesagt, daß es in einer relativ lockeren Folge von Sinnabschnitten einleitend in einem knappen Überblick die zur Diskussion stehende Organisation, also die „Watch Tower Bible and Tract Society" vorführt, um sodann deren

„Ideologische Grundlage" (S. 15), „Die Illusion von der Gegenwart als Zeit des Endes der Nationen zu behandeln. Dies ist der einzige geschlossene Komplex zur Lehre der Sekte; in den folgenden Abschnitten wird ihre politische Rolle von den Anfängen bis zur Gegenwart geschildert, zunächst in den USA, von der Zeit der Weinrare Republik an vor allem in Deutschland. Den Schluß bilden eine „Rückschau" (Zusammenfassung) und eine Art praktischer Nutzanwendung („für Christen und ganz besonders für jene, deren Glaubensbereitschaft bislang von der WTG mißbraucht wurde", S,7) unter der Überschrift: „Der Christ und seine spezielle Verantwortung". Ein Namens und Sachregister, Anmerkungen (vorwiegend Quellenbelege) sowie ein Verzeichnis der behandelten Jahresangaben. erhöhen den Gebrauchswert des Buches.

- Alles in allem: Soweit diese „Dokumentation" eine Dokumentation ist, kann sie nur empfohlen werden?

2) Ein überraschendes Dokument

Als eine Probe aus der im Vorstehenden besprochenen Dokumentation lassen wir hier leicht gekürzt den Brief folgen, den die Magdeburger Zentrale von Jehovas Zeugen unmittelbar nach dem am 24. 6. 33 ausgesprochenen staatlichen Verbot der Sekte an Adolf Hitler richtete (a.a.O. S.160 -162); er läßt erkennen, in welchem Maße man damals noch bereit war, mit dem Nationalsozialismus zu paktieren!

„WATCH TOWER

BIBLE AND TRACT SOCIETY

PUBLISHERS OF THE BIBLE STUDENTS ASSOCIATION

General Offices:

117 Adams Street

Brooklyn

New York, U. S. A.

German Branch:

Wachtturmstr. 1-19

Magdeburg

Postsch. K. Magdeburg 4042

Kopie

Sehr verehrter H e r r R e i c h s k a n z l e r !

Am 25. Juni 1933 tagte in Berlin in der Sporthalle Wilmersdorf eine ca. 5000 Personen umfassende und mehrere Millionen Deutscher repräsentierende Vertreterkonferenz der Bibelforscher Deutschlands (Zeugen Jehovas), welche bereits seit vielen Jahren Freunde und Anhänger dieser Bewegung sind. Der Zweck dieser, von den Abgeordneten der einzelnen Bibelforschergemeinden Deutschlands besuchten Tagung war, Mittel und Wege zu finden, um dem Herrn Reichskanzler und den übrigen hohen Regierungsbeamten des Deutschen Reiches sowohl, als allen Länderregierungen Kenntnis zu geben von folgendem:

Gegen eine auf dem Boden positiven Christentums stehende Vereinigung ernster, christlicher Männer und Frauen wurden und werden in einzelnen Landesteilen Maßnahmen ergriffen, die in ihrem Ursprung lediglich als die Verfolgung von Christen durch andere Christen anzusprechen sind, weil die - diese Maßnahmen auslösenden - gegen uns erhobenen Anschuldigungen meistens von klerikaler, besonders katholischer Seite aus erhoben wurden und unwahr sind.

Absolut überzeugt von der völligen Objektivität der die Angelegenheit bearbeitenden Regierungsstellen und Beamten, ersehen wir trotz allem, dass - einerseits wohl wegen starker Inanspruchnahme der betreffenden Sachbearbeiter - der Inhalt unserer Literatur und der Sinn unserer Bewegung größtenteils falsch beurteilt wird, und zwar nach dem, was unsere religiösen Gegner - Vorurteil bewirkend - gegen uns vorbringen.

Darum ist das auf dieser Konferenz Besprochene in beigefügter Erklärung der Watch Tower Bible and Tract Society niedergelegt, um es Ihnen, Herr Reichskanzler, sowie den hohen Regierungsstellen des Deutschen Reiches und der Länder zu überreichen als Dokumentierung der Tatsache, dass die Bibelforscher Deutschlands als einziges Ziel ihrer Arbeit nur beabsichtigen, die Menschen zu Gott zurückzuführen und den Namen Jehovas, des Allerhöchsten, des Vaters unseres Herrn und Erlösers Jesus Christus, auf Erden zu bezeugen und zu ehren. Wir wissen bestimmt, dass Sie, Herr Reichskanzler, solche Tätigkeit nicht stören lassen werden.

Die Bibelforschergemeinden Deutschlands und ihre Glieder sind allgemein bekannt als Hort wahrhaftiger Ehrfurcht vor dem Allerhöchsten und als eifrige Pfleger sorgsamer Bibelforschung. Örtliche Polizeibehörden werden immer bestätigen müssen, dass Bibelforscher absolut zu den ordnungsliebenden und -erhaltenden Elementen des Landes und Volkes zu zählen sind. Ihre einzige Mission ist Werbung der Menschenherzen für Gott.

Das Brooklyner Präsidium der Watch Tower-Gesellschaft ist und war seit jeher in hervorragendem Masse deutschfreundlich. Aus diesem Grunde wurden im Jahre 1918 der Präsident der Gesellschaft und die sieben Glieder des Direktoriums in Amerika zu 80 Jahren Zuchthaus verurteilt, weil der Präsident sich weigerte, zwei von ihm in Amerika geleitete Zeitschriften zur Kriegspropaganda gegen Deutschland zu gebrauchen. Diese zwei Zeitschriften „The Watch Tower" und „Bible Students" waren die beiden einzigen Zeitschriften Amerikas, die eine Kriegspropaganda gegen Deutschland verweigerten und darum während des Krieges in Amerika auch verboten und unterdrückt wurden.

In gleicher Weise hat sich das Präsidium unserer Gesellschaft in den letzten Monaten nicht nur geweigert, an der Greuelpropaganda gegen Deutschland teilzunehmen, sondern hat sogar dagegen Stellung genommen, wie dies auch in der beigefügten Erklärung unterstrichen wird durch den Hinweis, dass die Kreise, welche diese Greuelpropaganda in Amerika leiteten (Geschäftsjuden und Katholiken), dort auch die rigorosesten Verfolger der Arbeit unserer Gesellschaft und ihres Präsidiums sind. Durch diese und andere in der Erklärung enthaltenen Feststellungen soll die Zurückweisung der Verleumdung, Bibelforscher würden durch die Juden unterstützt, erfolgen.

Die Vertreterkonferenz dieser fünftausend Delegierten betonte, dass sie es nach dieser Sachlage unter ihrer Würde halte, sich fernerhin überhaupt noch gegen die verächtliche Verdächtigung marxistischer oder gar kommunistischer Betätigung verteidigen zu müssen. Diese widerlegten Verleumdungen unserer religiösen Gegner tragen eindeutig das Signum religiöser Konkurrenz, die einen ehrlichen Mahner statt mit Gottes Wort, mit dem wenig schönen Mittel der Verleumdung erdrosseln möchte.

Weiter wurde auf dieser Konferenz der fünftausend Delegierten … festgestellt, dass die Bibelforscher Deutschlands für dieselben hohen ethischen Ziele und Ideale kämpfen, welche die nationale Regierung des Deutschen Reiches bezüglich des Verhältnisses des Menschen zu Gott proklamierte, nämlich: Ehrlichkeit des Geschöpfes gegenüber dem Schöpfer!

Auf der Konferenz wurde festgestellt, dass in dem Verhältnis der Bibelforscher Deutschlands zur nationalen Regierung des Deutschen Reiches keinerlei Gegensätze vorliegen, sondern dass im Gegenteil - bezüglich der rein religiösen, unpolitischen Ziele und Bestrebungen der Bibelforscher - zu sagen ist, dass diese in völliger Übereinstimmung mit den gleichlaufenden Zielen der nationalen Regierung des Deutschen Reiches sind.

Unter Berufung auf die angeblich harte Sprache unserer Literatur erfolgten einige Verbote unserer Bücher. Die Konferenz der fünftausend Delegierten verwies dazu auf den Umstand, dass der beanstandete Inhalt der Bücher doch nur Bezug nimmt auf Zustände und Handlungen im Anglo-Amerikanischen Weltreich, und dass dieses - speziell England - doch für den Völkerbund und die auf Deutschland gelegten ungerechten Verträge und Lasten verantwortlich zu machen ist. Das im obigen Sinne unserer Literatur Gesagte richtet sich also doch - einerlei, ob in finanzieller, politischer oder ultramontaner Beziehung - gegen die Bedrücker des deutschen Volkes und Landes, aber doch nicht gegen das sich gegen diese Lasten sträubende Deutschland, so dass die erfolgten Verbote absolut unverständlich sind.

Wir wollen auch weiterhin den erlassenen Verbotsanordnungen Folge leisten; denn wir sind gewiss, dass der Herr Reichskanzler bzw. die einzelnen hohen Landesregierungen diese Maßnahmen - durch welche Zehntausende christliche Männer und Frauen schließlich einem dem Urchristen-Leiden vergleichbaren Märtyrertum verfallen müssten - nach Kenntnis der wirklichen Sachlage aufheben werden.

Endlich bekundete diese Konferenz der fünftausend Delegierten, dass die Bibelforscher- bzw. die Watch-Tower-Organisation eintritt für die Aufrechterhaltung von Ordnung und Sicherheit des Staates, sowie für die Förderung der vorerwähnten, auf religiösem Gebiet liegenden hohen Ideale der nationalen Regierung.

Mit diesen Grundsätzen meinen wir das in Punkt 24 des Programms der Nationalsozialistischen Deutschen Arbeiterpartei Gesagte:

„Wir fordern die Freiheit aller religiösen Bekenntnisse im Staat, soweit sie nicht dessen Bestand gefährden oder gegen das Sittlichkeits- und Moralgefühl der germanischen Rasse verstoßen.

Die Partei als solche vertritt den Standpunkt eines positiven Christentums ohne sich konfessionell an ein bestimmtes Bekenntnis zu binden. Sie bekämpft den jüdisch-materialistischen Geist in und außer uns und ist überzeugt, dass eine dauernde Genesung unseres Volkes nur erfolgen kann von innen heraus …"

Wir sind fest überzeugt, dass - wenn man uns religiös vorurteilslos erstens nur nach Gottes Wort und zweitens diesem angeführten Programmpunkten nach beurteilt - die nationale Regierung Deutschlands keinerlei Ursache finden wird, unsere Gottesdienste oder unsere Missionstätigkeit zu hindern.

In Erwartung einer baldigen gütigen Zusage, und mit der Versicherung unserer allergrößten Hochachtung, sind wir, sehr verehrter Herr Reichskanzler,

ergebenst

Watch Tower Bible and Tract Society

M a g d e b u r g "

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Man vergleiche auch:

Uraniabuch

Wie immer man darüber denken mag

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Sektenkundliche Mitteilungen; Nr. 11, August 1971

Zeugen Jehovas

1. Probleme des „Tausendjährigen Reiches"

Nach der Lehre der Zeugen Jehovas werden beim Anbruch des Tausendjährigen Reiches alle Menschen, die jemals auf der Erde gelebt haben, wieder zum Leben erweckt. Sie sollen dann eine Bewährungszeit erhalten, von deren Ergebnis es abhängt, ob sie endgültig als Bürger des paradiesischen Königreiches Christi am Leben bleiben oder den zweiten Tod sterben. Aber werden sie auch alle auf der Erde den Lebensraum finden? Wird nicht schon im Blick auf die jetzige Generation über Raumenge und Bevölkerungsexplosion geklagt? Wie soll das werden wenn noch die Heere der Verstorbenen hinzukommen?

Die Zeitschrift „Erwachet!" (Nr. 7, 8. 4. 71) beruhigt: Nach der biblischen Zeitrechnung gibt es seit 6 000 Jahren Menschen auf der Erde. Sie fingen mit einer kleinen Zahl an und schmolzen nach 1656 Jahren infolge der Sintflut noch einmal auf ganze acht Personen zusammen. Diese acht vermehrten sich in den nächsten 2 370 Jahren bis zur Zeit Christi auf 250 Millionen. Auch nachher gab es nur ein langsames Wachstum. Erst in den letzten Jahrhunderten beschleunigte es sich so rapide, daß allein die heutige Weltbevölkerung nach den Schätzungen eines Redners auf einem Pharmazeuten-Kongreß in Florida 1966 etwa 25 % aller Menschen ausmacht, die je gelebt haben. Unter Zugrundelegung von 2,8 Milliarden der Weltbevölkerung schließt „Erwachet", daß bis heute also insgesamt etwa 14 Milliarden Menschen gelebt haben. Es könnten aber nach anderen Berechnungen auch 24 Milliarden gewesen sein. „Wäre dann Platz für sie?" Ja. Die Landfläche der Erde umfaßt über 149 qkm. Jeder Einzelperson stünden also mehr als 60 Ar zur Verfügung. „Genügten rund 60 Ar um einen Menschen zu ernähren? Die Annahme ist berechtigt, daß nur ein Bruchteil dieses Landes zur Ernährung einer Person erforderlich wäre, das übrige Land könnte für andere Zwecke benutzt werden: für Sport und Spielplätze sowie als Hort für Tiere und Pflanzen." Die Ernährung dieser 24 Milliarden ist also kein Problem. Sie wäre es schon heute nicht, wo nur ein knappes Achtel des Bodens für den Landbau geeignet ist und ein großer Teil davon nur geringe Ertrage liefert. Unter Berufung auf neue ertragreiche Weizen- und Reissorten ist die UN-Organisation für Ernährung und Landwirtschaft der Meinung, daß sogar 157 Milliarden Menschen ernährt werden. könnten. Und wenn man bedenkt, „wie fruchtbar die Erde unter idealen Bedingung sein kann", wird man ohne weiteres einsehen, daß die vielen Milliarden Auferstandenen ihr tägliches Brot empfangen werden wie nie zuvor.

Noch ein letztes Problem wird von „Erwachet!'' zur Zufriedenheit gelöst: Die 24 Milliarden Auferstandenen könnten die Bevölkerungsexplosion fortsetzen, und da es keine Krankheiten, Kriege, Hungersnöte mehr gibt und die Menschen auch nicht mehr altern, sondern sich dauernder Jugend erfreuen, könnten die wiedererweckten Milliardenmassen lustig weitere Milliardenkindermassen zeugen, so daß in absehbarer Zeit doch die Grenze des Erträglichen erreicht wäre. Aber nein, dieser Fall wird nie eintreten! Denn Gott gebot den Menschen, die Erde zu füllen, nicht sie zu überschwemmen, „Aber wenn das verhindert werden soll, wird darin nicht die Fortpflanzung nach einer gewissen Zeit aufhören müssen? Ja, das scheint der Fall zu sein.

Wie ist das möglich? Nun, wer befähigte den Mann und die Frau Kinder hervorzubringen? Ihr Schöpfer, Jehova Gott. Da er dem Menschen die Fähigkeit gab sich fortzupflanzen, kann er auch dafür sorgen, daß Fortpflanzung aufhört.". Wie macht er das? Wird er die Auferweckten durch ein Gesetz zur regelmäßigen Einnahme der Pille verpflichten? Oder wird er sie sterilisieren lassen? „Erwachet!" weiß es nicht: „Aus Gottes Wort geht allerdings nicht genau hervor, wann und wie das geschehen wird. Aber die Tatsache, daß wir keine Einzelheiten darüber wissen, ist kein Grund, zu bezweifeln, daß Jehova Herr der Lage ist."

Er hat verheißen, aus der Erde ein fruchtbares Paradies zu machen, das alle Menschen ewig ernährt. Darum werden alle ihre Bewohner „genügend Lebensraum haben, und das Dasein wird für sie eine Wonne sein"

2. Rundfunk-Interview mit Konrad Franke

In unserer Folge 8, Seite 13, hatten wir über die Amtsenthebung von Konrad Franke als (west)deutscher Zweigdiener berichtet. Trotzdem blieb Franke, der sich als Häftling im Dritten Reich wenig rühmlich hervorgetan hat (vgl. Folge l0 S. 8 f), ein herausgehobener Sprecher der Sekte: Aus Anlaß eines mehrtägigen Treffens der „Zeugen Jehovas" in der Westberliner „Deutschlandhalle", das am Sonntag, dem 25.7.71 zu Ende ging und bei dem der 10 000 Besucher fassende Saalbau ständig überfüllt war, brachte der RIAS am 24.7. in seiner Sendung „Rundschau am Mittag" ein Interview mit Konrad Franke.

3. Propaganda in Afrika

Die Länder Afrikas bieten Zeugen Jehovas vortreffliche Gelegenheiten zum 'Fischen'", schreibt der „Wachtturm" (9, 1 .5.71) und rechnet seinen Lesern vor: In den USA entfällt ein Verkündiger auf 524 Einwohner, in Kenya auf 1 094, in Senegal auf 20 339, in Gambia auf 35 111, in Burundi auf 71 174, in Uganda auf 98 234, in Niger auf 106 296, in Mali gar auf 700 000." In einigen dieser Länder zeigen so viele Menschen Interesse, daß Jehovas Zeugen Wartelisten anlegen für diejenigen, die mit ihnen die Bibel studieren möchten. In Kenya z. B. verschwenden sie keine Zeit an Personen, die sich nicht an die Abmachungen halten. Wenn jemand einige Male zu der für das Studium vereinbarten Zeit nicht zu Hause ist, wird das Studium eingestelllt und die Zeit für jemand anders verwendet."

Darum sollten „in der Wahrheit befestigte" Zeugen aus dem Ausland nach Afrika eilen und den Predigermangel decken.

Sektenkundliche Mitteilungen; Nr. 12, Dezember 1971

Zeugen Jehovas

Zwölf Jahre „Christliche Verantwortung"

Das Organ eines Kreises ehemaliger „Zeugen Jehovas", das es sich zur Aufgabe gesetzt hatte Aufklärungsarbeit über die Wachtturmgesellschaft zu verbreiten (vergleiche unsere Folgen 2/2 und 8/13) ist im November 1971 aus Anlaß seines zwölfjährigen Bestehens in einer Sonderausgabe erschienen. Neben einem kurzen Rückblick enthält sie zwei Untersuchungen zu den widersprüchlichen apokalyptischen Bibeldeutungen der Organisation (Endzeitzitate und „Verkürzte Tage") sowie die Rubriken „Leserprobleme" und „Auch wir beobachten die Welt".

In der Reihe der Berliner „Gespräche und Kommentare der Studiengruppe Christliche Verantwortung" liegt jetzt Folge 6 vor. Die Nummer ist als ganzes einer Information über die Adventisten gewidmet: Unsicher gewordenen Zeugen Jehovas soll gezeigt werden, wie die adventistische Bewegung, der sich C. T. Russell doch „zu Dank verpflichtet wußte" (Seite 1) und die mit den Zeugen Jehovas noch immer „einige relative Gemeinsamkeiten" besitzt (S. 2), „eine andere Tendenz eingeschlagen" hat ebd.) und vor allem „in der DDR ein vielseitiges Leben auf einer den politischen Realitäten Rechnung tragenden Basis" führt (Seite 4).

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Man vergleiche auch:

CV37

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Sektenkundliche Mitteilungen; Nr. 13, April 1972

Zeugen Jehovas

1. Neu: „Älteste" in der WTG-Organisation

Unter dieser Überschrift steht der mit „D. D." gezeichnete Leitartikel in Nr. 38 der in Gera erscheinenden Zeitschrift „Christliche Verantwortung" (Januar 1972). Wir geben ihn im folgenden (leicht gekürzt) wieder:

Anläßlich der Bezirkskongresse „Göttlicher Name" (1971) wurde mit der Bemerkung, daß man gespannt sei, über die Auswirkungen, auch die Mitteilung gemacht, daß in der Organisation der Zeugen Jehovas wieder das Ältestenamt eingeführt werden soll. Dem Vernehmen nach soll es sich hierbei um eine Art turnusmäßig personell abwechselnd besetztes Amt handeln. Ohne schon heute eine endgültige Beurteilung über die Motivation abgeben zu wollen, erscheint es uns doch ratsam, diesbezüglich einige Hintergrundfakten erneut ins Bewußtsein zu bringen.

Keine Neuentwicklung

Daß dieses Amt eigentlich keine „Neueinführung" ist, wird schon aus dem folgenden Bericht deutlich. („Jehovas Zeugen in Gottes Vorhaben" S. 25):

„Als Folge wurden die ersten Versammlungen der Zeugen Jehovas durch eine presbyterianisch-kongregationalistisch gemischte Methode der Kirchenverwaltung geleitet Diese Versammlungen wurden nach dem griechischen Wort für Versammlung „Ekklesias" genannt. Nach dem Muster der presbyterianischen Kirche hatte jede Versammlung einen Ausschuß von Presbytern, die als „Älteste" bekannt waren. Diese wurden wie in der Kirche der Kongregationalisten auf demokratische Weise gewählt und dienten jeweils für die Zeitspanne von höchstens einem Jahr. Als aufsichtsführende Kommission bestimmten diese die verschiedenen Redner, legten fest, was studiert werden sollte und usw .."

Rutherford und die „Ältesten"

Mit diesem zur Zeit Russells eingeführten Ältestenamt, konnte sich Rutherford als zweiter WTG-Präsident, allerdings so gar nicht „befreunden". Besonders in den Jahren 1928-32 läßt sich in seinen Schriften eine an Schärfe immer mehr zunehmende Polemik gegen die „Ältesten" feststellen. So beklagt er sich zum Beispiel in seinem Buch „Regierung" (1928) S. 206:

„Während der letzten fünfzig Jahre sind manche zur Erkenntnis der 'gegenwärtigen' Wahrheit gekommen, haben sich geweiht, Gottes Willen zu tun, und haben nach ihrer Annahme als Söhne Gottes die Berufung zu einer Stellung im Königreich empfangen. Etliche unter ihnen, die von Natur besser ausgestattet und mehr für eine Lehrtätigkeit befähigt waren als andere, wurden in verschiedenen Versammlungen zu Ältesten gewählt. Sie verfehlten aber häufig, in Sanftmut und Demut zu wandeln, wurden von ihrer eigenen Wichtigkeit eingenommen, unterlagen dem arglistigen Einfluß Satans und gerieten in seine Schlinge … Solche Führer oder Älteste haben dann auch andere Geweihte beeinflußt, ihnen auf ihrem verderblichen Wege nachzufolgen. Indem sie verfehlten, daß große Vorrecht, Gottes gerechte Regierung anzukündigen, zu sehen, und indem sie sich einbilden, daß sie in Gottes Einrichtung von Wichtigkeit wären, wähnten sie, daß Studium, Unterredung, „Charakterentwicklung" und Bereitsein für die Himmelfahrt alles wäre, was Gott von ihnen erwartet."

Streitigkeiten in Ortsgruppen

Einen mehr ins Detail gehenden Bericht liefert auch der „Wachtturm" vom 15. April 1928 (S. 125), wo über Streitigkeiten in den Ortsgruppen berichtet wird:

„Von einigen Ortsgruppen in verschiedenen Teilen des Landes kommen Berichte etwa folgender Art: Manche Ältesten werden von der Stimmenmehrheit der Ortsgruppe für ihr Amt erwählt, weil die Ortsgruppe unter dem Eindruck ist, daß sie mit der Gesellschaft und mit dem Werke des Zeugnisgebens für das Königreich in Übereinstimmung sind, während dies aber tatsächlich nicht der Fall ist. Einige Ältesten wollen Sachen, die in dem „Wachtturm" erscheinen, nicht annehmen, kritisieren sie und ebenfalls andere Bücher.

In fast allen Fällen wird man finden, daß solche, die der Gesellschaft und dem Werke entgegentreten und daher Spaltungen verursachen, schöne Worte gebrauchen, indem sie sich als große Charakterentwickler hinstellen und das Schwergewicht auf die Entwicklung brüderlicher Liebe legen."

In der darauffolgenden „Wachtturm„-Ausgabe vom 1. Mai 1928 (S. 143) wird diese Situation noch durch die Feststellung präzisiert: „Einige Ältesten treten dem Haus-zu-Haus-Dienst am Sonntagmorgen entgegen. Sie sagen: 'Der Bücherverkauf bringt euch nicht in das Königreich. Ihr werdet gut tun, wenn ihr eure Berufung und Erwählung festmacht.'" …

Todesstoß

Lange genug hatte also Rutherford gegen diese, so gar nicht in sein Konzept einer Sklaven-Organisation passenden „Ältesten" gehetzt, um dann endlich im „Wachtturm" vom 1. Oktober 1932 zum tödlichen Schlag auszuholen. Im heutigen Vokabular der WTG liest sich das so. („Jehovas Zeugen in Gottes Vorhaben" S. 127):

„Dann wurde die Prophezeiung gegeben, daß nach 2300 Tagen Jehovas Heiligtum siegreich sein würde. Das sollte die Säuberung der Versammlung von den sogenannten ,Wahlältesten' kennzeichnen, die auf demokratische Weise für ihr Amt gewählt werden waren. „Der Wachtturm" enthielt in seinen Ausgaben vom 15. September und 1. Oktober 1932 den zweiteiligen Artikel „Jehovas Organisation". Dieser stellte das 'Wahlältesten'-System als etwas bloß, das nach der unreinen Verfahrensweise dieser Welt funktioniere und nicht gemäß den Grundsätzen des großen Theokraten."

Damit war das Schicksal der „Ältesten" endgültig besiegelt Nach Schätzungen des Leiters der „Christlichen Mission unter Jehovas Zeugen" in den USA, W. J. Schnell, wurden nach 1931 über 40 000! solcher potentiellen Opponenten von der WTG aus ihrer Organisation ausgeschlossen!

Erste Überlegungen

Dieser Aderlaß hatte als unmittelbare Reaktion zur Folge, daß sich erneut für die WTG das Problem von ihr abgespaltener Bibelforschergruppen in aller Schärfe stellte. Nur durch die Aufgabe ihres schon eingebürgerten Namens „Bibelforscher" durch die Umbenennung in „Jehovas Zeugen", konnte sie wenigstens gegenüber der Öffentlichkeit diese ernsthaften Schwierigkeiten einigermaßen optisch überspielen.

Daß die WTG dieses schon so Skandal umwitterte Amt gerade jetzt, nur wenige Jahre vor „1975" wieder aus der Versenkung holt, läßt die Feststellung aktuell erscheinen, daß sie sich damit erneut ein Instrumentarium für einen notwendigen Aderlaß schaffen will. „Älteste", die immer wieder durch andere turnusmäßig ersetzt werden, werden es ihr ohne Frage bedeutend erleichtern, auf diese Weise etliche ihrer 1975 enttäuschten „alten Kämpfer" ohne viel skandalhaftes Aufsehen in die Versenkung verschwinden zu lassen. Die Frage ist nur, ob daß auch in der Praxis so funktionieren wird, wie sich die WTG-Strategen das in der Theorie errechnet haben?

2. Karitative Hilfe nur für Jehovas Zeugen

„Brot für die Welt" - die Zeugen Jehovas lehnen jede karitative Tätigkeit solcher Art ab. Sie beruhe, so kann man im „Wachtturm" (20, 15. 10. 1971) lesen, auf einer „drastischen Verdrehung des Inhalts vieler Bibelstellen." Die Kirchen legen Matthäus 25,40 so aus, daß mit den „geringsten" der Brüder Jesu alle notleidenden Menschen der Welt gemeint seien, und deshalb glauben sie, „der Christ sei verpflichtet, ihnen etwas zu essen, zu trinken, Kleidung, ärztliche Hilfe usw. zu geben", Sie sagen, Jesus sei mit jeden bedürftigen Menschen zu identifizieren.

Aber das stimmt gar nicht: Wer sind gemäß Jesu Worten seine Brüder? In Matthäus 12, 50 sagt er. 'Wer irgend den Willen meines Väter tut, der im Himmel ist, der ist mir Bruder.' 'Jesu Brüder' einschließlich der 'geringsten', sind natürlich seine Jünger, folglich ist es die Christenversammlung". Diese aber besteht nur aus den Zeugen Jehovas. Sie sind die „Schafe". Alle anderen sind die „Böcke". Und die werden zur Linken des Menschensohns gesetzt und zur ewigen Pein verurteilt werden, weil sie gegen die Zeugen Jehovas waren. Sie sind wahrlich keiner Hilfe würdig.

„Es handelt sich also nicht lediglich darum, einem Armen zu helfen, weil er arm ist, sondern darum, einem christlichen Jünger zu helfen". Und es läge an den „Menschen der Welt", den geistigen Brüdern Christi, den Zeugen Jehovas, zu helfen, wenn sie in Not sind. „Wahre Christen werden nämlich sehr oft in Situationen sein, in denen eine solche Hilfe höchst willkommen ist, besonders in Ländern, in denen sie verfolgt und eingesperrt werden."

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Man vergleiche auch:

CV38

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Sektenkundliche Mitteilungen; Nr. 14; August 1972

Zeugen Jehovas

1. Weitere Informationen zur Ältestenfrage

In unserer Folge Nr. 13, Seite 11 ff. berichteten wir über die Absicht der Wachtturm-Gesellschaft, das 1932 abgeschaffte Amt des Ältesten, in den örtlichen Gruppen wieder einzuführen. Inzwischen erhielten wir dazu weitere Informationen.

a) Ab 1. Oktober 1972 tritt in den Versammlungen der Zeugen Jehovas folgende Regelung in Kraft: Je nach Größe der Versammlung werden fünf bis zehn Älteste durch die Wachtturmgesellschaft ernannt. Der Versammlungsdiener, Hilfsversammlungsdiener, Bibelstudiendiener, WT-Studienleiter und Schuldiener bilden ein Fünfer-Gremium und alle Jahre ändern sich ihre Aufgaben. Daß heißt, nach einem Jahr rückt der Versammlungsdiener vom ersten auf den fünften Platz, und die anderen rücken entsprechend nach.

b) „Die ersten Rebellen sind schon da!"

In einem Artikel in „Christliche Verantwortung" Nr. 40 S. 1-3 zu den Hintergründen der organisatorischen Neuregelung (gezeichnet „K. O.") wird unter obiger Zwischenüberschrift folgendes ausgeführt:

Ab 1. Oktober 1972 soll die neue Ältestenordnung gelten. Also nicht sofort. Das geht auch nicht. Das ist schließlich ein Umwandlungsprozeß. Die „Gesellschaft" braucht offensichtlich Zeit, die Widerstände niederzuringen. Die ersten Diener mucken schon auf. Was soll die Änderung? Wenn es bisher schriftgemäß war, wie es war, warum dann ändern Wenn es aber bisher nicht schriftgemäß war, wie konnte die Organisation dann so lange schriftwidrig geleitet werden? Haben wir dann seit 1932, als die damaligen Ältesten zum Teufel gejagt wurden, schriftwidrig das Werk betrieben? Das ist schockierend! Kann man nicht schon bald 2000 Jahre in der Bibel lesen, wie es sein muß? Was hat Brooklyn da bisher aus der Bibel herausgelesen? So fragen sie.

Und sie wollen nicht mehr mitmachen. Verständlich. Es scheint ihnen jetzt zu reichen. Den Schock, in der Obrigkeitssache seit 1929 sich selbst und die anderen irregeführt zu haben, haben sie noch verkraftet. Jetzt kommt der zweite Hieb. Auch in der Organisation selbst seit Jahrzehnten falsche Leitungsmethoden? Es dämmert ihnen. Sie lehnen die neue Ordnung ab. Macht Brooklyn gegen sie ernst? Sehr wahrscheinlich! Wenn sie sich dem „neuen Licht" nicht anpassen, sind sie mit Sicherheit am 1. Oktober 1972 nicht mehr im Dienstamt

Werden sie die Sündenböcke für 1975 sein? Was wird man ihnen diesbezüglich in die Schuhe schieben? Denn einige müssen 1975 herhalten, Brooklyn selbst auf keinen Fall. Man wird wieder sagen, „einige hatten geglaubt, der Herr werde…", wie einst 1925. Wer wird es sein?

Der Zonendiener für Osteuropa in Wiesbaden, Willy P., hat alle verantwortlichen Diener in der DDR über die Ältestenfrage informieren lassen. Indes zeigen sich unter den Dienern in dieser Sache bereits viele Widersprüche. Eine weitere Information von P. hierzu besagt, es sollten weitere Weisungen abgewartet werden ehe begonnen wird, in den Versammlungen Änderungen vorzunehmen. Aus Kreisen in Wiesbaden verlautet dazu, das erst eine Abstimmung mit dem Hauptbüro in Brooklyn, New York, USA, abgewartet werden soll, da das, was in der DDR illegal gemacht werden soll, auch „inmitten des Kommunismus" in allen anderen sozialistischen Ländern zur Durchführung kommen soll.

c) Nach brieflicher Mitteilung von Herrn Manfred Gebhard, dem Berliner Verantwortlichen der Studiengruppe „Christliche Verantwortung" und Herausgeber der Dokumentation „Die Zeugen Jehovas" (vgl. unsere Folge 10, S. 7 ff), ist die Einführung des Ältestenamtes für den Bereich der DDR (nur für diesen!) Um ein Jahr, auf den 1. 10. 73, verschoben worden.

2. „Überrest" nimmt wieder zu

Laut Jahrbuch 1971 ist die Zahl der „Überrestglieder" erstmals wieder angestiegen, von 10 368 auf 10 526. Der WT vom 15. September 1970, Fragen von Lesern, spricht von „Ersatzpersonen" für untreue bisherige „Überrestglieder", auf die Jehova heute zurückgreifen würde. Diese Erklärung ist jedoch ein Widerspruch in sich selbst. Denn wenn „Ersatzpersonen" erwählt würden, könnte es sich niemals um eine Zunahme der Gesamtzahl handeln, sondern höchstens um eine Auffüllung der bisherigen Gesamtzahl Die WT-Erklärung ist daher unglaubwürdig und unwahr. Es handelt sich möglicherweise um eine Schaffung einer neuen, jüngeren Anzahl von „Überrestgliedern", die nicht auch altersmäßig 1975 am Ende „dieser Generation" angelangt sind. Die WTG will sich offensichtlich einen Kern neuer „Überrestglieder" schaffen, mit denen sie nach 1975 das Werk weiterbetreiben kann. Bekanntlich ist die WTG nach der Äußerung von F. W. Franz, Brooklyn, das Ende „könnte 1975 sein" (WT 1. 1. 67 dt.) nicht von diesem Datum überzeugt, das sie andererseits als „zuverlässig" bezeichnet hat. (Nach Christliche Verantwortung" Nr. 40 S. 3).

3. Anhänger überwiegend frühere Katholiken?

Das Referat für Öffentlichkeitsarbeit im (katholischen) „Stefanuswerk e. V." (7960 Aulendorf, Postfach 50), hat in einem Rundschreiben von Ende November 1971 erklärt, daß sich die „Konvertiten" der Zeugen Jehovas „etwa zu 80% aus ehemaligen Katholiken, zu etwa 20% aus ehemaligen evangelischen Christen" zusammensetzen.

4. Fünf Stunden pro Woche in der Gemeinschaft Gleichgesinnter

Im „Materialdienst" der Evangelischen Zentralstelle für Weltanschauungsfragen Nr. 6/72 S. 82 ff. faßt Hans-Diether Reimer neue Literatur über die Sekte unter dem Gesichtspunkt zusammen „Wie leben die Zeugen Jehovas?" Wir übernehmen daraus einen Abschnitt, in dem die verschiedenen Versammlungen charakterisiert werden, die ein Angehöriger der Sekte pflichtgemäß besucht

Fünf einstündige Versammlungen pro Woche sind jedem Zeugen vorgeschrieben. Als die wichtigste von ihnen bezeichnet Rogerson („Viele von uns werden niemals sterben - Geschichte und Geheimnis der Zeugen Jehovas" Furche Verlag Hamburg und Theologischer Verlag Zürich 1971 S. 149), jene am Sonntagnachmittag oder -abends , die - bezeichnenderweise „Wachtturmstudium" heißt. Hier werden die Hauptartikel des „Wachtturm", deren Kenntnis bei den Teilnehmern schon vorausgesetzt wird, Absatz für Absatz gelesen und in einem vorprogrammierten Frage- und Antwortspiel eingeprägt. „Kein aktiver Denkprozeß ist erforderlich" sagt Rogerson, es wird nur das wiederholt, was die „leitende Körperschaft" in Brooklyn N.Y. lehrt. Ziel ist die Identifizierung des einzelnen Zeugen mit der Lehre der Gesellschaft.

Die zweite Veranstaltung; die sich meist unmittelbar anschließt, ist ein einstündiger öffentlicher Vortrag. Er wird manchmal von reisenden Vertretern der Organisation gehalten, meist aber von Mitgliedern der Ortsversammlung. Die Zentrale hat Richtlinien herausgegeben, nach denen die Redner diese Vorträge auszubauen haben. Pape bringt in seiner Dokumentation an zwei solcher „Redepläne" zu den Themen „Welche Religion ist wirklich von Bedeutung?" und „wie kommt Christus das zweite Mal?" („Die Wahrheit über Jehovas Zeugen - Problematik und Dokumentation" Verlag Aktuelle Texte GmbH Rottweil/Neckar, 1970 S. 123 ff.)

Die beiden anderem Zusammenkünfte im „Königreichssaal" sind die „Predigtdienstversammlung" und die „Theokratische Predigtdienstschule". Beide gehören zu einem umfassenden Ausbildungsprogramm, das im Jahr 1942, nach dem Tod von Präsident Rutherford, von dem neugewählten Direktorium eingeführt wurde. Es hat die Aufgabe, den Zeugen bessere Methoden für die Verbreitung ihrer Botschaft beizubringen. Auch ein nicht redebegabter Zeuge Jehovas soll in der Lage sein, eine kleine Ansprache zu halten, ein Gespräch zu führen, und bei Hausbesuchen seinen Glauben zu erläutern.

Die Predigtdienstversammlung besteht aus verschiedenen Vorträgen, Demonstrationen, Diskussionen etc., die sich alle auf den Predigtdienst beziehen. Das Programm ist ebenfalls bis ins einzelne von der Gesellschaft ausgearbeitet. Es wird in der Broschüre „Königreichsdienst" veröffentlicht, die jeden Monat intern an alle aktiven Zeugen verteilt wird. Rogerson berichtet aus seiner Erfahrung: „Ich glaube daß die meisten Zeugen Jehovas die Predigtdienst-Zusammenkunft gerne besuchen, da sie abwechslungsreich ist und, jede Woche verschiedene Mitglieder der Versammlung dabei mitwirken. Selbst junge Zeugen werden aufgefordert, kurze Ansprachen zu halten oder sich an den Darbietungen zu beteiligen. Für eifrige Gläubige ist die Predigtdienstversammlung eher Ansporn, weitere Fortschritte zu machen.

Die Theokratische Predigtdienstschule soll den Zeugen für das Reden in der Öffentlichkeit ausbilden und seine Bibelerkenntnisse erweitern. Zu diesem Zweck wurden zwei Lehrbücher herausgegeben, die später ersetzt wurden durch die Bücher „Zum Predigtdienst befähigt" und „Die ganze Schrift ist von Gott inspiriert und nützlich". Pape bringt in seiner Dokumentation die Inhaltsübersicht aller vier Bücher ( S. l03 ff). Bei der Predigtdienstschule handelt es sich um Übungsstunden, in denen etwa vier Zeugen - meist zwei Männer und zwei Frauen (seit 1958 dürfen in den Dienstversammlungen auch Frauen Vorträge halten) - kurze , vorbereitete Ansprachen über bestimmte Veröffentlichungen der Gesellschaft halten. Jede Ansprache dauert ungefähr sechs Minuten. Im Anschluß berät ein dazu beauftragter Zeuge die Lernenden über ihre Ansprache, lobt oder kritisiert „Gestik, Darlegung, Verwendung von Textstellen, Sprechweise etc." (Rogerson S.152).

Dabei wird auch das Urteil der ganzen Gruppe mit berücksichtigt. Papes Dokumentation enthält Beurteilungsbögen und auch das Programm der Predigtdienstschule S.112 ff), Alle vier Wochen findet eine halbstündige schriftliche Wiederholung des durchgenommenen Pensums statt. Die Teilnehmer erhalten hierzu einen Fragebogen, den sie auszufüllen haben. Anschließend werden die Antworten vorgelesen und erläutert, wobei die Studierenden die Eintragungen auf ihren Formularen selbst vornehmen.

Die fünfte Zusammenkunft der Woche findet eher in kleinen Gruppen von etwa zehn Gliedern in der Wohnung eines Teilnehmers statt. Jeder Zeuge gehört zu einem solchen „Predigtdiensttreffpunkt", wo die Gruppe häufig vor und nach der Arbeit von Haus zu Haus zusammenkommt. Die Konzeption dieses Predigtdiensttreffpunktes wurde erst vor relativ kurzer Zeit entwickelt. Hier besteht ein unformeller und persönlicher Kontakt und Austausch. Hier wird der einzelne ermahnt und ermutigt, wenn er im Dienst zaghaft und nachlässig wird. Hier wird sein Eifer bestärkt. Wir haben es dabei also mit der kleinsten Organisationszelle zu tun, die unter der Leitung eines erfahrenen und treuen Zeugen steht, der dem Versammlungsleiter verantwortlich ist. Die Zusammenkunft heißt „Versammlungsbuchstudium" weil hier die verschiedenen Schriften der Gesellschaft in ähnlicher Weise durchgenommen werden wie der Wachtturm beim „WT-Studium". - Alle diese Versammlungen sind Teile eines „durchorganisierten Mechanismus, ausgerichtet auf das Predigen von Haus zu Haus" (Rogerson S. 154)

5. Wandlung in den eschatologischen Vorstellungen?

(Nach: „Christliche Verantwortung" Nr. 39 S. 5f)

Am 21. November 1971 wurde im BRD-Fernsehen i. A. des Bayrischen Rundfunks ein Film über die Zeugen Jehovas gesendet. Der Film endete mit folgender Schlußszene: Nachdem jemand die allgemeine Weltende-Vorstellung der Zeugen Jehovas wiedergab, wurde R. E. Kelsey übrigens ein Amerikaner und i. A. des Hauptbüros in Brooklyn Zweigdiener in Wiesbaden - original eingeblendet. Er machte folgende Ausführung:

„Wir erwarten, daß diese Weltordnung vernichtet wird. Die ungerechte Ordnung soll vernichtet werden, nicht die Menschheit sondern nur die ungerechte Ordnung".

Für den Sachkenner ergibt sich sofort, daß hier eine ganz entscheidende Äußerung gefallen ist. …

Diese Äußerung steht in grundsätzlichem Widerspruch zu den Vorstellungen, wie sie die überwiegende Mehrheit der Zeugen heute haben. Es bedeutet die Umwerfung einer ganzen Reihe bisheriger Bibelauslegungen, die im Sinne einer Menschheitsvernichtung in Harmagedon gedeutet wurden. Es ist auch eine bestimmte Rückkehr zu den Vorstellungen zur Zeit von C. T. Russel. Das läßt sich vielfach belegen. …

In „Vom verlorenen zum wiedererlangten Paradies" (1957) wird noch eine grausame Massenabschlachtung als „Ende" in Harmagedon projektiert. Danach schwindet dieser Aspekt mehr und mehr. Das läßt auf eine gewisse Ausschaltung von Fanatikern durch Pragmatiker in Brooklyn schließen, die sich nicht mit unnötigen sektiererischen Engstirnigkeiten zusätzlich belasten wollen. Hier mag auch Kelsey einzuordnen sein, im Vergleich zu Frost und Franke ein pragmatisch gebildeter Manager amerikanischer Prägung, wie sein öffentliches Auftreten erkennen läßt.

Ein Umfrisieren sektiererischer Engstirnigkeit ist auch bezüglich 1975 erkennbar, weshalb sich die WTG immer vorsichtigerer Formulierungen bedient. …

Die WTG tritt in eine neue Phase ihrer Verkündigung und Behauptung als Organisation ein. Sie weiß, daß sie im Prinzip vor einer soziologisch bedingten Wachstumsschranke ihrer organisatorischen Erweiterung (Verkündiger) steht. Das heißt, ihre bisherige Verkündigung spricht nur ganz begrenzte soziale Gruppen an, Gruppen, deren Position zu exklusiv ist.

Hat Kelsey im Film eine „neutralisierende" These - nur Vernichtung der Ordnung, nicht der Menschheit - als Testfall zur Reaktionsprüfung der Zeugen angeboten?

6. Splittergruppen von „Jehovas Zeugen" in der DDR

Unter dieser Überschrift berichteten wir in unserer Folge 2 Seite 7. - Jetzt hat „Christliche Verantwortung" in einem etwas weiter gezogenen Rahmen („Freie Bibelgemeinden", Nr. 39, S. 7) Angaben veröffentlicht, die unsere Mitteilungen an einigen Stellen ergänzen:

Mit dem Tode Russells und der sich verschärfenden großen Krise jener Jahre, begannen als Reaktion darauf und auf Rutherford als neuen WTG-Präsidenten, auch einige selbständige Gemeinschaften der bisherigen Bibelforscher sich neu zusammenzufinden. Eine hiervon ist die:

Tagesanbruch Bibelstudien Vereinigung

Hierbei handelt es sich um eine aus der Spaltung von 1917 entstandene Gemeinschaft, die ihre umfassende Reorganisierung 1929 erfuhr. Hatte Russell seine ersten Anhänger in Pittsburgh/Pennsylvanien, USA gesammelt, so trennte sich genau an diesem Ort (1929) die Pittsburgher Bibelforscher-Versammlung von der Brooklyner Leitung. Die zentralistischen Maßnahmen Rutherfords, mit denen er die Selbständigkeit der örtlichen Versammlungen beschnitt, bildeten den äußeren Anlaß.

Neben ihrer Zeitschrift „The Dawn" („Der Tagesanbruch") wurden vom Tagesanbruch-Verlag, dessen Hauptzentrale in East Rutherford/New York, USA ist, auch die „Schriftstudien" Russells neu herausgegeben. Durch die Wachtturmgesellschaft sind sie bekanntlich nicht mehr erhältlich Das Büro der Tagesanbruch-Bibelstudien-Vereinigung in der BRD, ist in Freiburg/Breisgau (Baden-Württemberg.) Mit ihr geistig verwandt ist in der DDR auch die:

Vereinigung Freistehender Christen

Einer ihrer führenden Repräsentanten war bis zu seinem Tode Paul Balzereit, vormaliger Zweigdiener der WTG in Deutschland. Nach 1945 reorganisierte er besonders im Raum Magdeburg, Dresden, Leipzig, Freiberg/Sa., Naumburg, Karl-Marx-Stadt, Freital diese Gemeinschaft. Zeitweilig wurde von ihr auch eine eigene Zeitschrift herausgegeben mit dem Titel: „Nachdenkliches aus Leben und Christentum".

In ihr fanden besonders religiös besinnliche Gedanken ihren Niederschlag, die in ihrer Grundtendenz mit den „Schriftstudien" Russells übereinstimmten, aber auch kritische Anmerkungen zu den Praktiken der WTG.

Eine weitere erwähnenswerte Gemeinschaft in der BRD ist die:

Freie Bibelgemeinde

Ihr Kristallisationspunkt ist besonders die Zeitschrift „Christliche Warte". Die amerikanische bzw. englische Schwesternzeitschriften dieser Gruppierung sind:

„Herald of Christs Kingdom" und „Watcher of the Morning".

Am 23. 12. 1931 trennte sich unter der Leitung von Wilhelm Trippler in Kirchlengern (Westfalen) eine gesamte Versammlung von der WTG, um als selbständige Gemeinschaft auf einer im Vergleich gemäßigteren, liberalen biblizistisch orientierten Basis weiter zu wirken, sowie mit ähnlichen gleichgesinnten Gruppen Kontakt zu pflegen.

In der DDR findet sie ihr Gegenstück in der:

Freien Christengemeinde

Diese wurde seit 1945, besonders im Raum Dresden, von Alfred Diener gegründet. Charakteristisch für den „Bund Freier Christengemeinden" ist, daß er sich überwiegend aus solchen Christen zusammensetzt die vormals organisationsmäßig mit der WTG verbunden waren, ohne jedoch eine direkte Auseinandersetzung mit ihr zu führen.

Die „Freie Christengemeinde" veröffentlicht in lockerer Folge Abschriften ihrer Vorträge, die einen streng biblizistischen Charakter tragen, ohne jegliche Anspielungen auf die Praktiken der WTG. Ihre Geschäftsstelle ist bislang in:

8046 Dresden, Hosterwitzer Straße 1.

7. Würdigung des Begründers von „Christliche Verantwortung"

Die Ablösung von Willy Müller als Herausgeber der „Christlichen Verantwortung" ging 1970 (vgl. Unsere Folge 8, S. 13) ohne einen Kommentar in der Zeitschrift vor sich. Nunmehr hat sein Wirken in der Aufklärung über die WT-Organisation dort eine späte Würdigung erfahren. Wir zitieren aus dem Leitartikel der Folge Nr. 40 („In der Urteilskraft gereifte Menschen", gez. „K. O.")

Vor 12 Jahren wurde der Grundstein zu unserer Schrift „Christliche Verantwortung" gelegt. Es war der frühere Versammlungsleiter von Untschen, Ronneburg und Schmölln aus Gera, Thüringen, Bruder Willi Müller, der dieses sich nun immer mehr und international ausdehnende Werk begann.

Bruder Müller wurde 1893 geboren. Schon 1912/13 kam er mit der Organisation in Verbindung. Er lernte auch den deutschen Zweigdiener Paul Balzereit nach 1919 kennen. Es waren Jahre eines bewegten Christenlebens im auf und ab der ständigen Wandlungen und Veränderungen von Werk und Lehre des WT 1959, gereift in vielen Erfahrungen, Einsichten, Prüfungen und Erkenntnissen begann er jedoch ein Werk, das zur Einmaligkeit in der ganzen Geschichte der WT-Organisation und der mit ihr Verbundenen werden sollte.

Immer sind es im Leben innere und äußere Umstände, die das Verhalten des Menschen bewirken. Das Ensemble der gesellschaftlichen Verhältnisse, das eigene natürliche und geistige Leben inbegriffen und mitbestimmend, führte insgesamt gesehen zu Entscheidungen von großer Bedeutung. Es erwuchs der WT-Organisation aus kleinen, aber prinzipiellen Anfängen eine Kritik, wie es sie noch nie gab. Bruder Müller wurde ihr Initiator.

Die WT-Organisation war in den fünfziger Jahren in Osteuropa in eine Krise geraten, die andauert. Die meisten sind sich dessen wahrscheinlich überhaupt noch nicht in seiner Tragweite bewußt. Die Sache hat weltweite Aspekte. Sie hat desgleichen persönlichste Konsequenz. Bruder Müller war einer der wenigen diesbezüglich Verantwortungsbewußten Die Widersprüche des WT, ihre politische Mißachtung des Wortes Gottes und eigener Grundsätze, waren so folgenschwer, wenn man sie durchdachte, daß nur ein Leichtgläubiger, ein „Hirte", dem es egal ist, wofür die „Schafe" leiden, die Augen verschließen konnte. In seinem ersten offenen Brief an die Wachtturmgesellschaft 1959 sagte Bruder Müller: „Auf Grund unserer persönlichen Verantwortung, gemäß 1. Joh. 4:1 vor Jehova und vor unserem eigenen Gewissen, registrieren wir mit wachsender Besorgnis, daß die Wachtturmgesellschaft die erklärten Positionen der ausschließlich religiösen und politisch neutralen Verkündigung verlassen hat … Sie schreibt über die Kommunisten . . . 'Rote Faschisten' . . . 'Sklavenhalter, die eine verderbte Nation aufbauen'… (u. a. m.). Entspricht eine solche antikommunistische politische Propaganda dem Grundsatz in Titus 3:1,2, niemanden zu lästern, nicht streitsüchtig zu sein, gelinde Sanftmut erweisend gegen alle Menschen?' Entspricht das den erklärten Grundsätzen politischer Neutralität? … Im Interesse Tausender Verkündiger in der DDR, die in sorgenvoller Unruhe über diese unbiblischen politischen Verwicklungen sind, weil sie sich keinem Kampf gegen politische Systeme geweiht haben … verlangen wir die hier aufgeworfenen Fragen öffentlich zur Aussprache zu stellen …"

Die WT-Organisation versuchte alles zu unterdrücken. Kübel voll Verleumdung und Haß wurden über Bruder Müller ausgeschüttet. Aber damit war nichts beantwortet. So müßte es weitergehen. Bruder Müller resignierte nicht wie viele, er zog sich nicht zurück, sondern ergriff in christlicher Mündigkeit und Verantwortung mutig das Wort. Es war eine Pioniertat von größter geistiger Bedeutung. Es reiften Mensch und Werk in einem noch nie dagewesenen Glaubenskampf im Interesse „reiner Gottesanbetung", Jak. 1:27.

Wenn sich Bruder Müller aus Altersgründen - fast 80 Jahre alt - zur Ruhe setzte, wenn man es Ruhe nennen kann, so kann er auf ein Lebenswerk zurückblicken, das nicht hinreichend gewürdigt werden kann. Seine Initiative war Anstoß und Auftakt. Sein erster offener Brief wurde zum Vermächtnis. „Die Arbeit im Dienste Jesu Christi ist nicht vergeblich." 1. Kor. 15:58.

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Man vergleiche auch:

CV39

CV40

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Sektenkundliche Mitteilungen; Nr. 15, Dezember 1972

Die Zeugen Jehovas

1. Statistik 1971

Die hier folgenden Angaben beruhen auf einer Tabelle, die im „Wachtturm" Nr. 5/72 enthalten war, zum Vergleich kann die Statistik von 1968 (Unsere Folge 6 S. 16) herangezogen werden.

1971 waren die Zeugen Jehovas in 207 Ländern der Erde vertreten. Insgesamt meldet die WTG als letzten Höchststand 1 590 753 Zeugen, wobei allerdings „unvollständige" Angaben ans elf nicht einzeln genannten Ländern enthalten sind, in denen die WTG verboten ist. Diese Gesamtzahl ist um mehr als ein Drittel höher als die entsprechende Zahl vor fünf Jahren (1967: 1 160 604). Dabei ist euch die jährliche Zuwachsrate in der letzten Zeit wieder gestiegen: Ende der 40-er Jahre lag sie mit 27 % außerordentlich hoch. In den 50- Jahren sank sie ab und lag in den 60-er Jahren durchschnittlich bei 4 %. Seit 1968 ist wieder ein Anstieg zu verzeichnen auf 10,2% 1970, 9,1 % 1971.

Die größten Erfolge erzielte die WTG dabei in den katholischen Ländern, in Afrika und im Fernen Osten.

In Japan lag in den vier Jahren das Wachstum im Durchschnitt bei 23 %. Die Gesamtzahl betragt bei einer Bevölkerung von 103,7 Millionen jedoch nur 11 629, Korea verzeichnet ein durchschnittliches Wachstum von 20 % die Philippinen von 10 %

Unter den katholischen Ländern tritt Lateinamerika besonders hervor. In Argentinien, Brasilien, Chile, Venezuela und Mexiko liegt die Zuwachsrate seit 1967/68 zwischen 12% und 18,5 %. In Europa verzeichnen Spanien und Portugal im gleichen Zeitraum das stärkste Wachstum: 26, 5 % bzw. 21 %. Ihnen folgen Italien mit 18 % und Frankreich mit 12,5 % und Belgien (11%). Für Europa interessieren auch die Gesamtzahlen: Nach Deutschland und England (s.u.) folgen: Frankreich mit 39 026 Verkündigern, Italien 20 957, Niederlande 19 405, Griechenland 15 371, Belgien 13 878, Spanien 13 056, Dänemark 12 822, Schweden 12 094, Finnland 10 637, Portugal 8 373. In Afrika haben die Zeugen Jehovas vor allem in Nigeria zugenommen in den drei Jahren seit dem Biafrakrieg durchschnittlich um 22 %. Sambia meldet in den letzten Jahren ein Wachstum von 14 % Es weist - nach St. Helena - den größten Prozentsatz an Zeugen auf: 1,1 % der Bevölkerung Vgl. Westdeutschland: 0:1%). Auch Ghana, Kongo, Mosambik und Malawi zeigen eine starke Zunahme.

Nun aber zu Deutschland: Nach den USA, dem Mutterland der Zeugen Jehovas mit einer Gesamtzahl von 402 893, steht Deutschland seit fast 50 Jahren an zweiter Stelle der Welt. Ihm folgen Nigeria mit 75 372, Brasilien 66 460, die Britischen Inseln 62 813, die Philippinen 54 264, Sambia 52 369. Mexiko 51 256 und Kanada 48 100. Da die Zeugen Jehovas in der DDR verboten sind, stehen nur die Zahlen für die Bundesrepublik und für Westberlin zur Verfügung, Danach wurden 1971 in Westdeutschland 93 388 Verkündiger registriert.

Andererseits ist das Wachstum dort extrem geringe mit 4 % in der BRD - im Durchschnitt der letzten 12 Jahre sogar unter 3 % - und 1 % in Westberlin steht Westdeutschland unter den vergleichbaren Ländern an letzter Stelle. Interessant ist ferner die Beobachtung, daß die Zahl der Heimbibelstudien in Westdeutschland in den letzten fünf Jahren ständig abgenommen hat. Dagegen haben die „Versammlungen" langsam zugenommen: 1971 gab es in der BRD 1112 und in Westberlin 45 Versammlungen.

2. Kongresse 1972

Wie in Wien und verschiedenen anderen Städten des deutschen Sprachgebietes fand in diesem Sommer auch in Westberlin wieder ein Bezirkskongress der Zeugen Jehovas statt. Solche Kongresse sind für die Anhänger der Sekte Höhepunkte im Jahresablauf. Das Programm der genau durchorganisierten Großveranstaltungen hat fast durchweg belehrenden Charakter. Diskussionen unter den Teilnehmern finden nicht statt. Aber die Stimmung ist festlich. Da die christlichen Feiertage wie Ostern und Weihnachten als heidnische Bräuche gelten, heben nur diese besonderen Zusammenkünfte aus den Alltag heraus. In Berlin hatte man für vier Tage die Deutschlandhalle gemietet. Die Tagung, die unter dem Motto „Göttliche Herrschaft" stand, begann am 20. Juli um 13,30 Uhr. Mehr als 7000 Personen aus dem In- und Ausland nahmen teil.

3. Sekteneigener Nachrichtendienst

Der Nummer 42 der „Christlichen Verantwortung" vom Juli d. J. entnehmen wir den Hinweis darauf, daß die Wachtturmggesellschaft in der BRD neuerdings über einen eigenen Nachrichtendienst verfügt. „JZN" (Jehovas Zeugen Nachrichtendienst) ist erstmalig mit den Kongressen das Jahres 1971 hervorgetreten. Seine wirkliche Aufgabe ist die Erteilung von Auskünften an die Öffentlichkeit.

Anschrift: JZN 7600 Offenburg-Albersbüsch, Jägerpfad 3

Telefon (0781) 6520

4. Wandlungen bei der „Christlichen Verantwortung"

Kaum merklich hat „Christliche Verantwortung" das Informationsblatt der gleichnamigen Studiengruppe zu kritischer Beschäftigung mit den Zeugen Jehovas (vgl. dazu besonders unsere Folge 2 S 3f und 8 S. 13), in diesem Jahr sein Äußeres verändert.

a) Neben dem Titel hatte bis zur Nummer 40 jahraus, jahrein die folgende Zweckbestimmung gestanden: „CV- ihr Zweck.

Christliche Verantwortung leitet an zu rechtem Forschen in der Heiligen Schrift und zu verantwortungsbewußtem Verhalten als Christ und Bürger. Übereinstimmend damit befaßt sich CV mit Verkündigung und Organisation der Wachtturmgesellschaft. CV ist hier die erste Schrift verantwortungsvoller Diskussion für alle Versammlungen der WTG und ihrer einzelnen Glieder." Ohne Vorankündigung oder Hinweis erschien in Nr. 41 plötzlich die neue Formel: „CV - ihr Zweck.

Kommentare und Informationen für Jehovas Zeugen. CV befaßt sich in freier, christlich und menschlich verantwortungsbewußter Diskussion mit der Verkündigung der Organisation der Wachtturmgesellschaft. Die Beiträge sind undogmatisch und vielseitig, ohne immer der Ansicht der Herausgeber zu entsprechen. Es ergeht der Ruf zu Unterstützung und Mitarbeit." Ein Vergleich macht deutlich, daß die, bewußt biblische Fundierung des Blattes („Anleitung zu rechten Forschen in der Heiligen Schrift"), die seit dem Wechsel der Schriftleitung 1970 offenkundig preisgegeben war, nun auch programmatisch fallengelassen wurde („freie, christlich und menschlich verantwortungsbewußte Diskussion … undogmatisch und vielseitig").

b) Auf der anderen Seite widerfährt gerade jetzt den Begründer und langjährigen Herausgeber des Blattes die Ehrung, daß seit der Nr. 44 sein Name nach dem Untertitel genannt wird: „Gegründet 1959 von Willy Müller, GD, Gera/Thür, DDR. (Vgl. zu diesem Rückgriff auf Müller schon unsere Folge 14, S. 10 f.) Der früher an der gleichen Stelle gebrachte Hinweis auf die Geraer Bankverbindung erscheint jetzt am Ende jeder Nummer, zusammen mit der Angabe des derzeitigen Herausgebers Wolfgang Daum, die vorübergehend (Nummern 41-43) nach der oben (a) zitierten Zweckbestimmung des Blattes zu lesen war.

c) Neu ist schließlich, daß CV seit Nr. 44 als Monatsblatt bezeichnet wird („Erscheint monatlich!"); bisher kamen jährlich nur 6-8 Nummern heraus. Damit in Zusammenhang wird auch erstmalig ein Preis genant (Einzelheft 0,20 M., Jahresabonnement M 2,00); doch fehlt der Hinweis auf die Möglichkeit eines kostenfreien Bezuges nicht.

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Man vergleiche auch:

CV41

CV42

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Religiöse Sondergemeinschaften; Nr. 16, April 1971

Zeugen Jehovas

Ehrlicher Freund der „Zeugen'' und entschiedener Gegner ihrer Organisation verstorben

In den ersten Tagen dieses Jahres verstarb in Gera Willy Müller, der Begründer der Studiengruppe „Christliche Verantwortung" und ihres gleichnamigen Organs. Mit Materialien und gutem Rat hat er viel zu unseren Nachrichten und Kommentaren beigetragen: Wiederholt haben wir seine Arbeit gewürdigt, vergleiche zuletzt noch unsere Folgen 14 S.10 und 15 S.19 (4b). -

Einen ersten Nachruf enthält Nr. 10 der „Gespräche und Kommentare der Studiengruppe Christliche Verantwortung" (Berlin); er stammt aus der Feder des Herausgebers Manfred Gebhard (vergleiche zu ihm besonders Folge 10 S. 7). Wir bringen die „Bruder Willy Müller" überschriebenen Sätze unverändert.

Es ist uns eine betrübliche Pflicht anzuzeigen, daß im Januar dieses Jahr Bruder Willy Müller, der Begründer unserer „Studiengruppe" in Gera verstorben ist. Wenn man sich vergegenwärtigt, daß die unverantwortliche Politik der „Wachtturmgesellschaft" Jehovas Zeugen in unserem lande in eine skandalöse Sackgasse hineingeführt hat, dann kann man sein Wirken nicht hoch genug einschätzen.

Im Alter von 65 Jahren, also zu einem Zeitpunkt, wo andere sich gewöhnlich zur „Ruhe setzen", begann er ein Werk, das von dem ernsten Willen beseelt war, das in seinen Kräften Mögliche zu tun, um Jehovas Zeugen aus ihrem Dilemma herauszuhelfen. Sein Weg war von Geradlinigkeit gekennzeichnet, er ließ sich nicht durch Verleumdungen einschüchtern, Opportunismus war ihm fremd.

Es war nicht seine Art, sich als Person besonders in Vordergrund zu stellen. Nur selten findet man in seinen Beiträgen autobiographische Hinweise. Einmal in der Nr. 8 der „Christlichen Verantwortung" vom März 1967 skizzierte er in wenigen Sätzen seine diesbezüglichen Erfahrungen, wenn er sagte:

„Es ist ein sehr schwerer Kampf für jeden einzelnen, denn auch wir durften dies erleben. Jahrzehntelang habe ich meine ganze Person, mein Hab und Gut, Freiheit und Gesundheit eingesetzt, wie so viele andere auch, bis ich erkennen durfte, daß man mit unserem Glauben Mißbrauch trieb. In Gewissenskonflikte gebracht, die Irrtümer, falschen Anweisungen und unbiblischen Handlungen von Seiten der WTG. Wieviel Kraft und Standhaftigkeit es bedarf, um selbst mit den großen Enttäuschungen fertig zu werden, haben wir hinreichend erfahren müssen. Daß bei diesen Gewissenskonflikten leider auch einzelne vom Glauben abgekommen sind verloren haben, geht zu lasten der Leitung der WTG.

Nur eine hingebungsvolle Liebe und ein starkes Vertrauen auf den Herrn, verbunden mit einem ernsten Bibelstudium, wird es ermöglichen, einen festen Stand zu bewahren und allen Feindseligkeiten und Angriffen der WTG-Leitung mit der rechten geistigen Einsteilung zu begegnen. Vertrauen in die eigenen Kraft und Fähigkeit wird ein Gelingen ausschließen, weil nur die Zuversicht in Jehova eine große Hilfe ist. Psalm 27:1, 36:9".

Sein uneigennütziges Wirken sollte allen jenen Mitläufern in der WTG-Organisation ein brennender Pfeil in Auge sein, denen es um ihrer eigenen Bequemlichkeit willen an dem gleichen Maß von Zivilcourage mangelt.

Bruder Willy Müllers moralische Integrität möge sein Zeit und Raum überdauerndes Vermächtnis sein!

Religiöse Sondergemeinschaften; Nr. 17, August 1973

Zeugen Jehovas

1. Eine neue „Auslegung" des Propheten Hesekiel

Im Zusammenhang mit den Kongressen der Organisation im Jahre 1972 wurde ein neues Buch auf den Markt geworfen, das in der Hauptsache eine Neufassung der bisherigen Auslegung des Propheten Hesekiel durch die Wachtturm-Gesellschaft darstellt: „Die Nationen sollen erkennen, daß ich Jehova bin". Die geheime Bestimmung dieser Veröffentlichung ist offensichtlich die, das Abrücken von den früheren Termin-Aussagen für den Anbruch des 1000-jährigen Reiches zu decken, insbesondere das zuletzt genante Datum „1975" zu überspielen (vgl. Unsere Folgen 4 S. 8; 8 S. 13; 14 S. 7). Wir übernehmen (in Auszügen) eine kritische Darstellung der Hauptgesichtspunkte des Buches aus Nr. 47 der „Christlichen Verantwortung" (S. 2):

Das neue - sagen wir Nationen-Buch - wird für viele mühsam sein zu „studieren". Es gehört zu den schwerverdaulichen Werken der WTG, in denen die damalige Geschichte der israelitischen und nichtisraelitischen Könige und Völker abgehandelt und gedeutet wird. Viele werden überhaupt nicht nachvollziehen können, was sich damals historisch abgespielt hat. Hinzu kommt die recht willkürliche Art der „historischen" Kombinationen, die die WTG vornimmt, um die früheren Falschdeutungen zu überspielen und erneut glaubhaft zu erscheinen.

Die erste Frage, die die meisten an das neue Buch stellten: Was wird über 1975 gesagt? Nichts wird gesagt! „Binnen kurzem", „innerhalb unserer Generation" u. ä. lauten die entsprechenden Bemerkungen, die allesamt über 1975 hinwegzielen. Auch andere Gesichtspunkte sind so angelegt. Aber eine andere Jahreszahl tritt merklich ins Blickfeld: 1931! Hier sei der Name „Jehovas Zeugen" angenommen worden. Seit dieser Zeit habe man die „Einsammlung der großen Volksmenge erkannt", die dann 1935 offiziell losging.

Weiß man, wie es um 1975 steht, dann sieht es so aus, als arbeite die WTG darauf hin, nicht mehr 1914 als das „entscheidende Datum" im Vordergrund zu haben, sondern 1931. Dann könnte sie vielleicht „diese Generation" wieder um 15 bis 20 Jahre verschieben.

Und was sagt das neue Buch über Harmagedon? Das ist höchst interessant! Da gibt es ganz neue Punkte. Mit 1975 ist da ganz und gar nichts mehr drin. Es ist vielmehr völlig unklar, wielange das dauern kann, was da gesagt wird. Man könnte es allgemein so bewerten: Die WTG ist mit ihrer bisherigen Harmagedondeutung festgefahren. Angesichts 1975 hat sie erkannt, das sie bezüglich Harmagedon alle Zeugen zu einem neuen Verständnis bringen muß. In dem Buch wird zum ersten Mal der Versuch unternommen, Harmagedon als ein längeres Prozeßgeschehen darzustellen, um auf diese Weise der Unwahrhaftigkeit zu entgehen, die dann eintreten muß, wenn Harmagedon nicht zu dem bisher dargestellten Zeitpunkt eintrifft. Wenn es gelingt, Harmagedon als ein längeres Prozeßgeschehen annehmbar zu machen, dann ist der WTG durchaus gelungen, zunächst weiter Zeit zu gewinnen.

Die Sache soll sich so abspielen: Es seien zwei Hauptetappen. Insgesamt wird ein neuer Begriff geprägt. Harmagedon sei „eine Weltsituation" (S. 363), das Ende der „großen Drangsal. Die erste Periode sei dadurch gekennzeichnet, daß sich alle politischen Mächte von der Christenheit und ihren Kirchen trennen. Dann würden diese politischen Mächte von Jehova als „sein Schwert" gebraucht, die Christenheit (Kirchen, Geistlichkeit) zu vernichten. Hauptkräfte dieser politischen Mächte seien die „radikalen Elemente" wie „Anarchisten, Kommunisten". Sie würden hier zu „Dienern Jehovas" werden. Nach der Vernichtung der Christenheit würden die Nationen noch da sein, und sie würden „erkennen, daß ich Jehova bin". Anders könne sich das nicht „erfüllen". In einer späteren zweiten Periode wurden dann auch die Nationen drankommen. …

Neben dieser weiteren Aussaat antikommunistischen politischen Hasses wird jetzt ein Vorgehen gegen Christenheit, andere Kirchen und Geistlichkeit entwickelt das alles Bisherige diesbezüglich in den Schatten stellt. Es erfolgt eine deutliche Hauptorientierung der Verkündigung „auf die Christenheit" mit Angriffen in willkürlicher Auslegung der Bibel, die man schon pervers nennen kann. Pfarrer und christliche Kirchen werden öffentlich mit Vergleichen schlimmster Art belegt, wie folgende Auswahl zeigt:

„Prostituierte, mistige Götzen, berechtigt, ehebrecherisch, unsittlich (S. 243), Verbrecher (S. 244), verliebt in Prostituierte, deren Glieder gleich denen von Eseln und deren Same in Strömen kam wie der von Pferden (S. 247), schamlose Straßendirne, Gimpelfänger (S. 251), Hure (S. 254), berufsmäßige Hure voll anstößigem Geruches (S. 260), durch Ehebruch verbraucht (S. 261), Weib der Zügellosigkeit (Seite 261), verbrauchte alte Hure (S. 264)". …

2. Machtkämpfe innerhalb der Gesamtleitung?

Bei wem liegt die letzte Verantwortung für den Weg der weltweiten Organisation? In der Mitgliederversammlung der Wachtturm-Gesellschaft, die am 1.10.1971 im Kongreßsaal in Buckingham; Pennsylvania, USA, stattfand, tauchte eine folgenschwere Frage auf. Nach der deutschen Ausgabe des „Wachtturms" vom 1. April 1972 ging es um das Verhältnis zwischen dem Vorstand der als Gesellschaft (WTG) gesetzlich eingetragenen Körperschaft; und der leitenden Körperschaft" der Zeugen Jehovas. „Sind sie ein und dasselbe; also identisch, oder unterscheiden sie sich?" Die Antwort bestand darin, daß die WTG nur das ausführende Organ der „Leitenden Körperschaft" sei.

„Die stimmberechtigten Mitglieder der Gesellschaft (WTG möchten… nicht die Voraussetzungen für einen Konflikt oder Zwiespalt schaffen. Sie möchten es nicht soweit komme lassen, daß die Leitende Körperschaft … von dem „Verwaltungsorgan" (der WTG) , dessen sie sich bedient, beaufsichtigt und geleitet wird. Schließlich wedelt der Schwanz nicht mit dem Hund, sondern der Hund wedelt mit dem Schwanz. Ein den Bestimmungen des Cäsars entsprechendes religiöses Rechtsinstrument (WTG) sollte nicht versuchen, seinen Urheber zu beaufsichtigen und zu leiten."

Was steht hinter dem Rechtsstreit der hier anscheinend ausgetragen wird? Offensichtlich der Versuch, den jetzigen Präsidenten der WTG, N. H. Knorr, zu entmachten, so sieht es jedenfalls der USA-Korrespondent der „Christlichen Verantwortung", der in der Nr. 47 des Informationsblattes (S. 7) zu Worte kommt und dem die CV-Leitung in einer Anmerkung ausdrücklich zustimmt (siehe unten). Freilich kann man nicht daran vorbeigehen, daß die 7 Direktoren der WTG, die deren Vorstand bilden, auch der elfköpfigen „Leitenden Körperschaft" angehören, so daß in einem „O. B." gezeichneten Artikel „Die Leitende Körperschaft in Brooklyn" in Nr. 49 (S, 5 f) des gleichen Organs zu Recht gefragt wird „Von welcher realen Bedeutung ist es, wer wen beaufsichtigt, wenn die Mitglieder der WTG und der LK identisch sind, wie wir sehen?"

Die Unterscheidung, die jetzt in Brooklyn (Hauptbüro der WTG) zwischen WTG-Vorstand (WTG) und Leitender Körperschaft (LK) gemacht wird (siehe auch dt. WT vom 1. April 1972), hat die Aufmerksamkeit auf die Vorgänge am Sitz des Hauptbüros oder Bethels in Brooklyn, New York, USA, selbst gelenkt.

Die Trennung der WTG von der LK bedeutet die Ausschaltung der WTG aus der geistlichen Leitung. Damit ist WTG-Präsident N. H. Knorr von aller geistlichen Verantwortung entbunden worden und diesbezüglich entmachtet. Er ist allenfalls noch der „Schwanz", mit „dem der Hund wedelt" (die LK), wie der WT sich sinnig ausdrückt. Die Trennung wurde 1971 vollzogen. Die LK besteht gegenwärtig aus 11 Personen. Es ist festgelegt, das in der LK jedes Jahr ein anderer den Vorsitz hat und die Richtlinien bestimmt. Damit ist N. H. Knorr auch in LK für 11 Jahre (wenn er überhaupt noch solange lebt) in eine untergeordnete Rolle abgedrängt.

N. H. Knorr wird zum Hauptvorwurf gemacht, daß die Organisation unter seiner Führung auf die unhaltbare Endzeitzahl 1975 gebracht und damit in ihre größte bisherige Krise gestürzt wurde. WTG-Vizepräsident Fred W. Franz ist hier sein großer Gegenspieler. Er hatte schon gleich nach der Freigabe der Jahreszahl 1975 durch Knorr 1966 auf den Kongressen versucht, dämpfend zu wirken, als er sah, wie sich die Kongreßbesucher auf das neue Buch mit diesem Datum stürzten (WT 1. Jan. 1967, S. 22f). Auch die Ansätze von N. H. Knorr, eine sachlichere Haltung gegenüber dem „kommunistischen Osten" einzunehmen (WT 1. Febr. 1969, S. 69 ff) wurden ihm übel genommen. Dazu kommt das Alter von N. H. Knorr. Er wird bald 70 Jahre und kann vielfach nur gestützt gehen. Wird es damit eine dritte Elia/Elisa Umdeutung geben? Wie es scheint, ist Fred W. Franz zum „mächtigsten Mann" in der geistlichen Führung aufgestiegen. An seiner Seite der energische J. O. Groh, bisher als Hilfskassierer einer der mächtigsten Finanzchefs der WTG. Zur kommenden „Mannschaft" um Franz und Groh sollen hauptsächlich die Verwalter der deutschsprachigen WTG-Zweige in Europa gehören, Zweigdiener R. E. Kelsey (USA) in Wiesbaden, BRD, L. Turner (USA) in Wien, Österreich und W. C. P. als amerikanischer West- und Osteuropa-Zonendiener, Wiesbaden.

Das Ziel sei, gestützt auf das deutsche Hauptwerk eine „Basis", ein „Sprungbrett" für die Machtübernahme durch die neue Mannschaft in Brooklyn zu schaffen. Wer das deutsche bzw. zentraleuropäische Werk leite, habe die größte reale Macht in der Hand.

In den USA seien die allgemeinen liberalistischen Traditionen unter den Menschen ein Hindernis, neue Machtpositionen in der Organisation zu bilden. In Deutschland dagegen seien die Menschen mehr an Gehorsam gewöhnt. Dieser Charakterzug spiele auch in der Organisation eine große psychologische Rolle.

Nirgends in der Organisation gäbe es so viel Rebellion wie in den USA selbst. Das deutsche Werk dagegen sei am diszipliniertesten. Wer die deutsche Dienerschaft hinter sich habe, wem sie folgt, sei der mächtigste Mann in der Organisation. Im Zweigbüro in Wiesbaden, BRD, seien deshalb inzwischen alle wichtigen Positionen von Amerikanern, „Parteigängern" von Groh und Franz, besetzt. Auch im Bezirks- und Kreisdienst soll dies erfolgen. Demgemäß sollen auch die Tage des deutschen WT- und Erwachet-Redakteurs G. Künz, Wiesbaden, „gezählt" sein. Es erfolge ein totaler Umbau auf 1975 hin. In 11 Jahren ist N. H. Knorr bald 80 und möglicherweise schon gestorben, so daß man ihn als endgültig entmachtet betrachten kann.

Anmerkung der CV-Leitung:

Laut WT vom 1. 8. 1971 S. 478 stand N. H. Knorr der 50. Gilead-Klasse noch als „Präsident der Gesellschaft" vor, der 52 Gilead-Klasse (WT 1. 8. 1972 S. 478) nur noch als „Präsident der Schule".

3. Doppelmoral innerhalb einer Ortsversammlung in der BRD

„Nachts erwürgte eine Zeugin Jehovas ihren Vater und ihren Mann. - Nach Ladendiebstählen: 45jährige hatte Angst, von den Zeugen Jehovas ausgeschlossen zu werden. Da drehte sie durch."

Unter diesen Schlagzeilen übernimmt die „Christliche Verantwortung" in ihrer Nr. 46 vom Januar 1973 einen Bericht der „Aktuellen Woche"/Wuppertal (53'71), der nach der Kraft des gesetzlichen Moralismus in der Sekte und nach dem Vertrauen ihrer Mitglieder zu ihren „Dienern" fragen läßt:

Alle vier Wochen kam in Wuppertal, im Hause Ravensberger Straße 38, eine fromme Gesellschaft zusammen. Es waren Mitglieder der Glaubensgemeinschaft 'Zeugen Jehovas', die in der Wohnung des Ehepaares Ludwig Hecker (46) und Elisabeth (45) Andacht hielten. Vor allem Elisabeth Hecker, deren Vater Herbert Geisler (70) ein höheres Amt bei den 'Zeugen Jehovas' innehatte, erwies sich dabei als eine Verfechterin strengster moralischer Grundsätze.

Als Elisabeth Hecker jetzt ihren eigenen moralischen Ansprüchen nicht genügen konnte, versuchte sie, mit Schlaftabletten aus dem Leben zu scheiden. Vorher erwürgte die zierliche Frau ihren schlafenden Vater und ihren schlafenden Ehemann.

Die Vorgeschichte der Tragödie begann vor acht Wochen. Bei einem Einkaufsbummel durch ein Kaufhaus geriet Elisabeth Hecker, die Frau mit den strengen moralischen Grundsätzen, in Versuchung. Ihr Mann verdiente als Hilfsgürtler nicht viel. Frau Hecker wurde zur Ladendiebin. Heimlich nahm sie Wurst und Konserven mit. Dann auch Gebrauchsgegenstände.

Vier Tage vor dem Doppelmord wurde Elisabeth Hecker in einem Kaufhaus beim Ladendiebstahl erwischt. Noch bevor die Kripo ihre Wohnung durchsuchte, zerschnitt sie drei vorher gestohlene Mäntel und warf die Fetzen in die Toilette.

Als der Hauseigentümer Hans Richter (50) sie wegen des verstopften Abflußrohres zur Rede stellte, gestand sie ihm sofort: 'Da sind Fetzen von Mänteln drin, die ich gestohlen habe. Aber ich fürchte die irdischen Richter nicht. Ich habe nur Angst davor, daß mich die Zeugen Jehovas aus ihrer Gemeinschaft verstoßen. Dann mache ich Schluß mit allem.'

Am Abend des 30. September, als Ehemann und Vater schon schliefen, sah Frau Hecker in ihrer Gewissensnot nur noch einen Ausweg. Sie alle drei mußten sterben.

Sie schrieb einen Abschiedsbrief. Vor ihrem Tod wollte sie ihre irdischen Angelegenheiten noch regeln. Auf den Küchentisch legte sie 400 Mark für Unkosten, die dem Hauswirt durch das verstopfte Abflußrohr entstanden waren. In dem Brief heißt es: 'Lebt wohl, Gott sei mir gnädig. Nun muß ich es tun. Ich wollte aus dem Fenster springen. Geld für die Unkosten Richter. . .'

Nachts gegen vier Uhr schlich sich Frau Hecker an die Betten der beiden schlafenden Männer und drückte ihnen die Kehle zu. Der Wille, ihre ganze Familie auszulöschen, verlieh der schmächtigen Frau übermenschliche Kräfte. Die beiden schlaftrunkenen Opfer hatten kaum eine Möglichkeit, sich zu wehren. Nach der Tat schluckte Frau Hecker eine Überdosis Schlaftabletten und sank in einer Ecke regungslos zusammen.

Erst 18 Stunden später wurde der Doppelmord entdeckt. Hauswirt Hans Richter und sein Mieter Fritz Lauffenberg (48) wunderten sich über die unheimliche Stille in der Heckerschen Wohnung. Lauffenberg kletterte schließlich über einen Sims in die Wohnung der Nachbarn hinein. Er erstarrte vor Schreck: Ludwig Hecker und Herbert Geisler lagen tot in ihren Betten. Auch die am Boden liegende Frau Hecker gab kein Lebenszeichen mehr von sich. Sie wurde sofort in ein Krankenhaus gebracht und ist jetzt außer Lebensgefahr.

Der Leiter der 'Zeugen Jehovas' in Deutschland, Richard Kelsey: 'Es stimmt, jeder, der stiehlt, wird aus unserer Gemeinschaft ausgeschlossen. So steht es in der Bibel. Es sei denn, er bereut seine Tat aufrichtig'." -

4. In Gera stirbt Zeuge Jehovas nach Ablehnung einer Bluttransfusion

Auf Grund eines letzten Berichtes ihres Begründers Willy Müller schildert die „Christliche Verantwortung" in Nr. 48/73 S. 3 einen neuerlichen Fall (1972), in dem der Tod eines Jugendlichen nach menschlichen Ermessen aufzuschieben gewesen wäre, wenn er nicht unter dem Einfluß der sektiererischen Lehre vom göttlichen Verbot des „Blutgenusses" gestanden hätte:

Ein junger Mann, Mitte zwanzig, in der Blüte seines Lebens, wird in das Krankenhaus Gera eingeliefert. Schweres Nierenleiden. Die Krankheit verschlechtert sich. Es entsteht akute Lebensgefahr Der verantwortliche Arzt entscheidet für eine Bluttransfusion als letzte Rettung.

Unser junger Mann, Sohn eines örtlich bekannten Dieners, weigert sich. Er sei Zeuge Jehovas und eine Bluttransfusion sei Todsünde gegenüber Gott. Eher wolle er sterben, als einer Bluttransfusion zustimmen. Niemand im Krankenhaus kann dieses Selbsthinopfern verstehen. Schwestern, Ärzteschaft und besonders der Chefarzt versuchen alles. unserem Bruder klarzumachen, wie ernst es mit ihm ist, daß er in höchster Lebensgefahr schwebt und wie menschlich unsinnig dieses Selbstopfer ist, was er da bringen will. Unser junger Bruder bleibt bei seiner Weigerung und seinem Entschluß, zu sterben. Auch die Angehörigen werden angesprochen. Aber auch Vater und Mutter sind gleicher Meinung. Dieses „Opfer für Jehova" müsse gebracht werden.

So kam es, wie es der Chefarzt vorausgesagt hatte. Unser junger Bruder starb einen sinnlosen und quälenden Tod. Das Kopfschütteln und die Empörung über diesen Fanatismus vergrößerten sich noch, als die Eltern wieder im Krankenhaus erschienen. Keine Spur von Traurigkeit. Eher lag ein gewisser Ausdruck von Freude auf ihren Gesichtern. Eine Art Stolz, daß er „treu bis zum Tode" war und alle Versuche der Ärzteschaft „standhaft" abgewehrt hatte.

Er würde von Jehova einen hohen Treuelohn erhalten. Es habe Gottes Wohlgefallen. Der Opfergeruch sei wohlgefällig in Gottes Nase.

In einem kleinen Ort bei Gera fand die Beerdigung statt. Es waren fast 200 Menschen erschienen, Zeugen, Interessierte und Neugierige. Verständlich. Die Zeugen mögen geglaubt haben, hier Gott einen Dienst zu erweisen, wenn sie dieses „Opfer" als ..Zeugnis" derart zu Grobe trugen. Aber wen man auch fragte, der sich das anschaute: Sie haben damit keinen Gewinn unter den Menschen gemacht, eher das Gegenteil, niemand versteht solches Hinopfern. Es wird vielmehr als sektiererischer Fanatismus angesehen, echtem Christentum, das menschlich ist, abträglich.

Einiges zu den Eltern unseres jungen Bruders. Der Vater war früher einmal GD in Gera. Man kann insofern Verständnis für ihn haben, da er auch aus der Generation kommt, die durch den Hitlerkrieg mißbraucht und entwurzelt wurde. Soll er aber wirklich bis heute nicht wieder zu rechtem christlichen Denken gefunden haben? Er hat in der Vergangenheit manche Kritik an den Methoden und am Vorgehen der WTG gerade in unserem Lande geübt. Er war sogar mit dem CV-Begründer in manchem einig. Als Vater hatte er seinen Sohn durch eine energische biblische Zurechtweisung unter Umständen retten können, und der Sohn wäre ihm später mit Sicherheit dankbar gewesen, weil eben alles anders kommt, als die WTG voraussagt. Es wäre von Herzen zu wünschen, daß vielleicht dieser sinnlose Opfertod tiefer zum Nachdenken bringt. Denn es gibt keine Ruhe mehr für jene, die sich mitverantwortlich gemacht haben, etwa durch Belehrung und Erziehung oder WTG-Gehorsam.

5. Lutherischer Weltbund hilft flüchtigen Zeugen Jehovas

Vom 29. Juli bis zum 4. August 1973 tagte in Eisenach das Exekutivkomitee des Lutherischen Weltbundes (LWB). Unter den Berichten, die es entgegennahm, war ein solcher der Kommission für Weltdienst (WD). Danach gehörten zu den Gruppen, denen der Weltdienst seit der vorjährigen Tagung hatte helfen können, auch die fast 20.000 Zeugen Jehovas aus Malawi, die ab September 1972 nach Sambia flohen. In Zusammenarbeit mit dem Flüchtlingsdienst der Vereinten Nationen gab der Sambische Flüchtlingsdienst Soforthilfe in Form von Decken, Kleidung, Lebensmittel und Medikamenten. Ebenfalls wurden Vorbereitungen für eine eventuelle Ansiedlung getroffen. Glücklicherweise war es möglich, daß die Flüchtlinge nach einigen Monaten aufgrund einer Vereinbarung zwischen den beiden betroffenen Staaten zurückkehren konnten. „Dieses ist das erste Mal - Einzelfälle ausgenommen - daß der LWB/WD humanitäre Hilfe für Mitglieder einer pseudo-christlichen Sekte leistete wobei die Richtlinien für die Kommission befolgt wurden, „ohne Ansehen der Rasse, Religion oder politischen Überzeugung" Hilfe zu leisten" (Anlage G 3 zur Tagesordnung)

6. Sekteneigene Kongreßhalle in Berlin-West

Aus einem Brief der Redaktion an die Leser in Nr. 48/73 der „Christlichen Verantwortung" (S. 1) geht hervor, daß am Mittwoch, dem 1. November 1972, in der Westberliner Hochstraße am Humboldthain eine WTG-eigene Kongreßhalle eingeweiht wurde. In der Eröffnungsveranstaltung hielt Konrad Franke aus den „Bethel" Wiesbaden eine eineinhalbstündige Ansprache, in der er sich erneut (vgl. unsere Folge 8 S. 13) zu 1975 als dem Anbruchstermin des tausendjähriges Reiches bekannte und auf Spaltungen in den USA über diese Frage aufmerksam machte (Vgl. oben S. 2): „Niemand darf die noch verbleibende Zeit auf die leichte Schulter nehmen. 1975 sind 6.000 Jahr Menschheitsgeschichte um. Aber es herrschte die Tendenz: Wer weiß ob! Besonders ist dies in Amerika der Fall. In Amerika sind deshalb viele Brüder abgefallen Selbst im Bethel Brooklyn. Dabei werden die Brüder überall so dringend gebraucht."

7. Noch einmal: Zum Tode von Willy Müller

Zu den näheren Umständen des Todes und der Beisetzung des Begründers von „Christliche Verantwortung" (vgl. unsere Folge 16 S. 11 f) war inzwischen zu erfahren:

Willy Müller verstarb am 8. Januar dieses Jahres in einem Berliner Krankenhaus kurz vor Vollendung seines 80. Lebensjahres, nachdem er vor zweieinhalb Jahren akut an einem Krebsleiden erkrankt war. Die Urnenbeisetzung fand am 23. Februar 1973 im Familiengrab auf der Südfriedhof in Gera statt. Zur Trauerfeier hatten sich Verwandte und Arbeitskollegen sowie Freunde und Mitarbeiter der „Christlichen Verantwortung" zusammengefunden. Ein Familienangehöriger schilderte den Lebensweg und das Wirken des Toten; im Namen der „Christlichen Verantwortung" wurden seine Verdienste in der Auseinandersetzung mit Jehovas Zeugen gewürdigt, denen er sich einmal in der Notzeit nach dem 1. Weltkrieg angeschlossen hatte; für die Christen unter den Angehörigen las Prediger Hummel aus St. Gangloff Worte des Glaubens und des Trostes aus 1. Kor. 15, 35-49 (H. ist Prediger der Freien Ev. Gemeinde, zu der sich Müller nach seinem Bruch mit den „Zeugen" hielt, ohne sich ihnen als Mitglied anzuschließen").

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Man vergleiche auch:

CV46

CV47

CV48

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Religiöse Sondergemeinschaften; Nr. 18; Januar 1974

Zeugen Jehovas

1. Rückgang in der Aktivität

Die Zeugen Jehovas pflegen alljährlich recht genaue statistische Angaben über die Entwicklung ihrer Verkündigerzahlen und über die von diesen geleistete Arbeit zu machen. Wir berichteten zuletzt über das Jahr 1971 (Folge 15 S. 2). Nun wurde die Statistik 1972 bekanntgegeben, die für wichtige Länder eine rückläufige Bewegung aufzeigt. Wir zitieren aus einem Artikel in der Nr. 51 der „Christlichen Verantwortung" (S. 2), der „Der Eifer in den WTG-Hauptzweigen läßt nach" überschrieben ist und die Krise mit den Voraussagen eines Endes der bestehenden Welt im Jahre 1975 in Verbindung bringt, die innerhalb der Sekte selbst umstritten ist.

Der WT selbst klagt im Bericht über das Jahr 1972:

„Der Gesamtbericht einer Reihe von Ländern wie Australien, die britischen Inseln, Westdeutschland, die Philippinen und die Vereinigten Staaten zeigt, daß im vergangenen Jahr weniger Stunden mit dem Predigen des Königreiches verbracht wurden als im Jahr zuvor". (WT 15. 4. 73, S. 254) Eine genaue Überprüfung des Jahresberichtes 1972 ergibt einen Rückgang der Aktivität der Organisation in folgenden Hauptzweigen:

Australien, Bundesrepublik Deutschland, England, Westberlin, Dänemark, Finnland, Indien, Kanada, Norwegen Österreich, Philippinen, Schweden, Südafrika und USA. Der Rückgang der Aktivität beträgt über 7 670 000 Stunden „Felddienst".

Was sind die Ursachen dafür, daß die zunehmenden „Anspanungen" der WTG hier immer weniger beachtet werden Der WT macht alle möglichen „weltlichen" und inneren „nicht geistlich gesinnten" Einflüsse verantwortlich. Das ist jedoch völlig abwegig. Denn solche Einflüsse sind schon immer dagewesen und haben schon immer gewirkt. Wenn sie wirklich Ursache wären, dann müßte es schon immer ein Nachlassen der Aktivität gegeben haben.

Die WTG wird unglaubwürdiger. Das dürfte der Sache näherkommen. Gerade in den genannten Ländern ist die WTG-Geschichte der nichterfüllten Endzeittermine nur zu bekannt und nachprüfbar sowie in Erinnerung. In den meisten anderen Ländern kann die WTG mit weitgehender Unwissenheit und Gefahrlosigkeit in dieser Hinsicht rechnen, weil diese Zweige relativ jung sind und nur die neuesten WTG-Lehren kennen. In den alten Zweigen oder Hauptzweigen aber ist die Vergangenheit nicht leicht zu verbergen. Sie kommt nur zu leicht wieder in den Sinn.

2. Zur Spaltung im Hauptbüro

Nach bisherigen Informationen aus den USA sind im WTG-Hauptbüro in Brooklyn 312 Mitarbeiter von ca. 1120, also ca. ein Viertel der Bethelfamilie, in Opposition gegangen und ausgeschlossen worden. Sie haben sich gegen den WT-Kurs nach 1975 ins Ungewisse erhoben und verlangten eine Neuorientierung. (Nach Christliche Verantwortung Nr. 50, Mai 1973, S. 1)

3. Internationaler Kongreß „Göttlicher Sieg"

Seit Juni 1973 bis Januar 1974 geht - nach einer Pause von drei Jahren - wieder ein „Internationaler Kongreß" um die Erde. Dabei fielen schon in der Planung einige Neuerungen auf. Man entschloß sich, mehr Kongresse mit den entsprechend geringeren Besucherzahlen durchzuführen, statt 8 Tagen nur noch 5 anzusetzen, die Abende von Veranstaltungen freizuhalten und von den Teilnehmern statt des „Predigtdienstes" auf den Straßen nur noch Einladungen zum Besuch des Kongresses zu fordern

Wie die beiden Tagungen in der BRD (Düsseldorf 25.-29.7. Rheinstadion, und München 1. -5.8. , Olympiastadion) verliefen, schildert der ''Materialdienst" (21/73 S. 327 ff ):

Die beiden internationalen Kongresse für den deutschen Sprachraum sind im Sommer dieses Jahres programmgemäß abgelaufen. Mit jeweils ca. 60.000 ständigen Teilnehmern in Düsseldorf wie in München wurde der Rekord des letzten Wachtturm-Mammut-Kongresses in Nürnberg (1969) mit 120.000 Dauerbesuchern wieder erreicht. Gestiegen ist die Zahl der griechischen Teilnehmer; von 5.000 in Nürnberg auf ca. 6.000 in München. Die Besucherhöchstzahl beim Abschlußvortrag lag in Düsseldorf bei 67.000 und in München bei 78.800, Auch das entspricht in etwa der Höchstzahl vor vier Jahren. Nur die anläßlich der Kongresse vorgenommenen Taufen lagen um 2.275, d.h. um fast die Hälfte niedriger: seinerzeit in Nürnberg 5.095; jetzt in Düsseldorf 1.087 und in München 1.733.

Allerdings klappte die vielgepriesene Organisation nicht immer. Zumindest bei der Essensausgabe gab es ausgesprochene Engpässe. „Brüder eßt zügig. In 10 Minuten könnt ihr fertig sein. Und dann bitte durchgehen und das Geschirr mitnehmen. Es wird dringend gebraucht", erklang es in München aus den Lautsprechern auf dem 0lympiagelände. Nur der übergroßen Geduld der Zeugen Jehovas ist es zuzuschreiben, daß es nicht zu wirklichen Schwierigkeiten kam.

Was die finanzielle Seite angelangt, so sind nach den Berechnungen von Günther Pape (Die Wahrheit über Jehovas Zeugen, S. 47f.) die Kongresse keineswegs ein Verlustunternehmen für die Wachtturmgesellschaft. Da die gesamte technische Durchführung durch unbezahlte freiwillige Helfer geschieht - allein in Düsseldorf waren es 8.000 - entstehen nur durch die Miete des Kongreßgeländes wirkliche Unkosten. Andererseits erzielen die „Cafeterias" (Großküchen) beträchtliche Gewinne, wenn sie das Frühstück zu 2.-- DM, das Mittagessen zu 3.-- und das Abendessen zu 2.50 DM ausgeben. Auch beim Schriftenverkauf werden Spitzenumsätze erzielt. Und am Schluß eines jeden Kongresses sind die Spendenkartons, die an vielen Stellen des Geländes angebracht sind, voller Geldscheine.

Das Programm umfaßte neben vier Bühnenstücken und mehreren Demonstrationen über das rechte Verhalten eines linientreuen Zeugen insgesamt 30 Referate an fünf Tagen. Kein Wunder, daß der Besucher der Stimme aus dem Lautsprecher nicht mehr zuhörten, sondern sich außerhalb der Sitzreihen zusammenhockten sich unterhielten, Essen besorgten usw. Sie wußten ja, die wichtigsten Ansprachen werden anschließend als Broschüren verkauft.

Zum „Schlüsselvortrag" am ersten Kongreßtag in München war Präsident N. H. Knorr persönlich gekommen. Den großen Abschlußvortrag am Sonntagnachmittag aber hielt Konrad Franke - der 1969 sein Amt als deutscher Zweigdiener verlor, weil er zu stark das Enddatum 1975 herausgestellt hatte.

Dieses umstrittene Datum spielte nun auf dem Kongreß keine Rolle mehr. Man sprach von „bald, ganz bald, ziemlich bald, irgendwann demnächst", und G. Suiter aus Brooklyn gab zu bedenken, daß „mancher doch vorher sterben wird'' (F. W. Haack). Hierüber könnten viele Zeugen Jehovas enttäuscht sein, eine Resignation könnte sich breitmachen. Um dem vorzubeugen, kurbelte die Wachtturmgesellschaft eine neue Aktion an: Mit geradezu „brutaler" Eindringlichkeit ( so ein Beobachter) trieb der gegenwärtige deutsche Zweigaufseher R. Kelsey in seinen Schlussworten die Zeugen dazu an, die beim. Kongreß „freigegebene"' Literatur unter die Leute zu bringen, - vor allem das Buch „Gottes Tausendjähriges Reich hat sich genaht." - Eine Prüfung von Beweisen aus der Bibel und aus der Geschichte des 20. Jahrhunderts, die zeigen, ob wir erwarten dürfen, daß Gottes tausendjähriges Königreich mit seinen Segnungen noch in unserer Generation beginnen wird."

Hinzu kommt ein neuartiger Einsatz: In der letzten Septemberwoche sollte jeder Zeuge Jehovas mittels eines Flugblattes hundert Menschen die Botschaft bringen, daß „die Zeit für die Menschheit abläuft".

Genau das ist das kritische Thema: Ganz offensichtlich verzichtet die Wachtturmgesellschaft darauf, den eigenen Glaubensbrüdern durch Argumente eine Änderung der Doktrin bewußt zu machen. Stattdessen fordert sie von ihnen, gerade in diesem Punkt selbst verkündigend tätig zu werden. Wie gut, daß sie nun nicht mehr „1975" in aller Öffentlichkeit verkünden müssen! Die Botschaft lautet jetzt weniger aufreizend: „Innerhalb einer Generation wird das Ende dieses gegenwärtigen weltweiten Systems, durch das die Erde zugrunde gerichtet wird" eintreten (Flugblatt). Damit ist man wieder bei der alten These, daß „die Zeit, die die Bibel als 'die letzten Tage' bezeichnet, im Jahre 1914 begann". Worauf stützt man sich hierbei? Nach Matth. 24 wurde Jesus von seinen Jüngern gefragt: „Sage uns … was wird das Zeichen… des Abschlusses des Systems der Dinge sein?" Und er antwortete: „… Nation wird sich gegen Nation erheben und Königreich gegen Königreich und es wird Lebensmittelknappheiten und Erdbeben geben.... Dann wird man euch der Drangsal überliefern…" (V. 3-9; Neue Weltübersetzung der ZJ). Seit Präsident Rutherford sieht die Wachtturmgesellschaft hier den Ersten Weltkrieg prophezeit, an dessen Ende die Zeugen Jehovas in den USA verfolgt wurden. Das keineswegs einleuchtend, aber es wird mit um so mehr Selbstverständlichkeit verkündet. Die Generation, „die im Jahr 1914 sah, wie 'das Zeichen' in Erscheinung zu treten begann", ist demnach jene biblische Generation, die nicht vergehen wird, bis es geschieht (Matth. 24,34). Sie „ist heute schon alt. Die Zeit läuft offensichtlich ab!" (Flugblatt)

So liegt nun alles am den gehorsamen Zeugen Jehovas. Sie sollen möglichst alle „aufrichtigen Menschen" durch das „klare Verständnis der Bibel" zu der Freude darüber führen, „daß es nur noch kurze Zeit dauert", weil dann die Feinde Jehovas vernichtet worden, sie selbst aber „ewigen Frieden,… vollkommene Gesundheit und ewiges Leben" auf einer herrlichen Erde haben worden.

4. Notwendige Neuorientierung in der Sicht der „Christlichen Verantwortung"

In 6 Punkte faßt der Leitartikel von Nr. 50 zusammen, was einstige Anhänger als notwendigen, Lernprozeß für die ganze Gemeinschaft erkannt haben.

1. Wir müssen zu einem neuen Verständnis der Opfer-, Mittler- und Versöhnungsrolle Christi für alle Menschen kommen, denn kein Menschheitsvernichtungstermin der WTG hat sich erfüllt, kein weiterer ist daher glaubhaft. 5. Mose 18:18-22.

2. Wir müssen zu einem neuen Verständnis dessen gelangen, was die Schrift über die „Zeit des Endes" sagt, denn der WT predigt seit 1799 (Schriftst. 3, S. 34-37) schon zu vielen Generationen, und auch 1975 ist kein Ende.

3. Wir müssen damit aus der schon gar nicht mehr zum Bewußtsein kommenden Überheblichkeit heraus, allein „in der Wahrheit" zu sein. Alle müssen sich demütig unter die Worte Christi beugen, daß auch andere, „die nicht mit uns" Christus nachfolgen, aber auch an ihn glauben, Christen sind. Markus 9:38-40.

4. Wir müssen zu einem neuen Verständnis dessen kommen, was die Schrift meint, wenn wir sowohl irdische Staatsbürger (Apg. 22:27) als auch Bürger des Königreichs der Himmel (Phil. 3:20) zu sein haben. Das Verständnis von Regierung, Staat und Gesellschaft ist in diesem Zusammenhang und angesichts des Zusammenbruchs der WT-Endzeit mit 1975 völlig neu zu fassen.

5. Im Lichte des Wortes Gottes, sich „jeder menschlichen Ordnung um des Herrn willen" einzufügen, ist die WT-Politik des Antidemokratismus, Antisowjetismus, Antisozialismus und Antikommunismus aus der biblischen Verkündigung zu entfernen. Wir müssen in der biblischen Prophetie zu einem völlig neuen Verständnis unserer Zeit kommen.

6. Wir müssen schließlich auch zu einem richtigen Verständnis des Christen als Menschen und soziales Wesen kommen, in all seiner Bedeutung, um endlich unsere irdische Verantwortung und Mitverantwortung vor Gott und Menschen biblisch richtig zu erkennen. Apg. 24:16. Auch das setzt 1975 auf die Tagesordnung für alle.

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Man vergleiche auch:

CV50

CV51

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Religiöse Sondergemeinschaften; Nr. 20, August 1974

Zeugen Jehovas

1) Jahresüberblick 1973

Wie schon für 1971 und 1972 (vgl. Folge 15/17 „Statistik 1971" und 18/21 „Rückgang in der Aktivität") bringen wir im folgenden auch für 1973 eine kritische Auswertung des amtlichen Jahrbuches der Wachtturm-Gesellschaft. Sie geht auf Günther Pape zurück, den Autor des 1961 im VEB Deutscher Zentralverlag in Berlin erschienenen Berichtes „Ich war Zeuge Jehovas" .

Das offizielle „Jahrbuch 1974" der Wachtturm-Gesellschaft gibt für die Bundesrepublik und Westberlin einen Bestand von 102 000 Zeugen Jehovas an (Verkündiger-Höchstzahl und Pioniere im Jahr 1973). Gegenüber 99 400 im Vorjahr bedeutet dies eine Zuzahme von 2 600 (2,5 Prozent). Den 6 650 Neuzugängen durch Taufen stehen demnach zu 4050 Abgänge gegenüber. Rechnet man die übliche Sterberate von 1,2 Prozent ab (1 224), so ergeben sich

2 820 Zeugen Jehovas, die im Jahr 1973 die Wachtturm-Gesellschaft wieder verlassen haben. Das sind 2,8 Prozent, eine von keiner anderen Religionsgemeinschaft erreichte Zahl!

In den vergangenen zwei Jahren fand eine Neuorganisation der Bezirke und Kreise statt. Sie ist nun abgeschlossen. Es gibt in der BRD und Berlin-West gegenwärtig zehn Bezirke und 93 Kreise. Dies hat eine stärkere Konzentration der Arbeit und Schulung mit sich gebracht. Sie wird nach neuen Anweisungen mit dem Titel „Organisation zum Predigen des Königreiches und zum Jüngermachen durchgeführt. Auch wurde die Schulung der Aufseher und Aktivisten in vierzehntägigen Kursen verstärkt.

Die Endzeiterwartung - 1975 oder „bald" danach - spielt dabei sicherlich eine große Rolle. Wegen der „Nähe des Endes" lassen sich die Zeugen Jehovas „die wenigen Jahre" einer besonderen Anstrengung im Predigtdienst gefallen.

Zur Literaturverbreitung werden keine offiziellen Angaben mehr gemacht. In der internen Dienstanweisung „Königreichsdienst 1973" heißt es: „Gegenwärtig erhöben wir (in Wiesbaden) die tägliche Buchproduktion von durchschnittlich 10 000 auf 15 000. In Brooklyn… stellen wir monatlich ungefähr zwei Millionen Bücher her und drucken über 20 Millionen Zeitschritten."

Die größte Druckerei für deutschsprachige Schriften ist in Thun/Schweiz. Hier wird die Tagesproduktion mit 35 000 Büchern und 200 000 Zeitschriften angegeben. Jahrbücher und interne Lehrbücher werden vorwiegend in Wien gedruckt.

Die „Neue Welt-Übersetzung", 1972 in einer Auflage von einer Million gedruckt, erscheint nun in der zweiten Million. Das kleine Buch „Die Wahrheit, die zu ewigem Leben führt, wurde in deutscher Sprache bis jetzt in sieben Millionen verbreitet.

Abgenommen hat im vergangenen Jahr die Stundenleistung im Haus-zu-Haus-Dienst. Dafür hat sich die Zahl der Nachbesuche überall dort, wo die Zeugen Jehovas nicht abgewiesen wurden, stark vermehrt. Auch nahmen die Heimbibelstudien in interessierten Familien zu. Sie sind in der Statistik mit über 50 000 ausgewiesen. Man konzentriert sich offensichtlich auf jene Personen, die sich in den Gesprächen aufgeschlossen zeigten. Auffallend sind Meldungen über einen Verkündigungsdienst der Schulkinder untereinander. Besonders erfolgreich war die Werbung unter den ausländischen Arbeitnehmern in Deutschland. Für die Griechen dürfte sie langsam zu einem Problem werden. Italiener und Spanier haben bereits große Versammlungen (Ortsgruppen) in den deutschen Städten. Viele sind zur Mission in ihre Heimatländer zurückgekehrt. Dort arbeiten sie mit großen Erfolg, wie die Statistiken beweisen. Rom hat 1973 ein neues Zweigbüro erhalten. Der Zuwachs im italienischen Raum übersteigt alle Erwartungen.

2) Jahr der Bezirkskongresse

Kongresse sind Rekrutierungsveranstaltungen und zugleich Werbekampagnen der Wachtturm-Organisation. Nachdem in vergangenen Jahr zwei große „Internationale Weltkongresse" in der Bundesrepublik stattgefunden haben (vgl. Unsere Folge 18/22 „Internationaler Kongreß Göttlicher Sieg?") werden in diesem Jahr wieder „Bezirkskongresse" sein. Für diesen Sommer sind 15 solcher Großveranstaltungen geplant, das sind drei mehr als 1972. Die Anreisewege werden also kürzer sein, und deshalb erwartet man wieder eine Besucherrekordzahl , die von der Kongreßleitung genau registriert werden wird. „Angesichts der Nähe des vorhergesagten 'Tages Jehovas' ermuntern wir alle, die Gottes Wohlwollen suchen, eindringlich, alles daranzusetzen, bei einen dieser Kongresse zugegen zu sein", heißt es in einem Aufruf im „Wachtturm" vom 1. April.

Die Zeiten und Veranstaltungsorte sind: 11.-14. 7. Neumünster, Stuttgart und Braunschweig; 18. - 21. 7. Bremen, Kassel, Frankfurt; 25.-28.7. Münster, Köln, Saarbrücken; 1. - 4. 8. Essen, München, Friedrichshafen; und vom 8. bis 11.8. In Berlin, Würzbug und Passau. Dazu kommen je drei Kongresse in der Schweiz (Bern, Neuchatel, Zürich) und in Österreich Klagenfurt, Wien XIX, Innsbruck).

Nicht alle Kongresse sind gleich groß, die Besucherzahl schwankt je nach Einzugsgebiet zwischen 3 000 und 10 000. In München wird das Programm auch in griechischer Sprache dargeboten werden. Die Italiener und Spanier in der Bundesrepublik müssen nach Frankfurt kommen und die Serbokroaten nacht Stuttgart um die Botschaft der Wachtturm-Gesellschaft in ihrer Muttersprache hören zu können.

Das Thema der diesjährigen Kongreßserie wurde noch nicht bekanntgegeben. Doch wird das Programm, das wieder in der Zentrale in Brooklyn vorgefertigt werden wird, um dann mit gewissen regionalen Abwandlungen auf jedem Kongreß dargeboten zu werden, wieder zu noch eifrigerem Dienst, Hinweis auf das noch nähergerückte Ende und auf die noch furchtbarer gewordenen Zustände in der unter Satans Herrschaft stehenden Welt und Kirche.

3) Nicht mehr Diener, sondern Aufseher

Mit der Wiedereinführung des Ältestenamtes ist auch eine Ersetzung der bisherigen Organisations-Anweisungen verbunden. Die Neufassung dieser Anweisungen liegt in dem Buch „Organisation zum Predigen des Königreiches und zum Jüngermachen" vom gleichen Jahre vor. Danach heißt es jetzt nicht mehr Versammlungsdiener, Bezirksdiener usw., sondern Versammlungsaufseher, Kreisaufseher. Bezirksaufseher usw. Die bisherigen Verantwortlichen sind angewiesen, darauf zu achten, daß überall die Titel geändert werden.

Was steht dahinter? Schließlich ist die Bezeichnung „Diener" biblisch nicht weniger gut belegt als „Aufseher" - Die Meinung eines „Eingesandt" in Nr. 52 der ''Christlichen Verantwortung'' (Gera, September 1973, S. 5) könnte zutreffen: „Die Aufseher-Titulierung ist im Unterschied zu den Diener-Bezeichnungen psychologisch genau auf die Neigung abgestellt, andere beaufsichtigen, belehren, führen, bevormunden und beherrschen zu können und zu möchten. Es schmeichelt der vorhandenen Neigung, Autoritätsperson zu sein, wie der Apostel Paulus es in 1. Kor. 4:8 erwähnt. Ja, mit diesem Aufseher-Titel wird den Dienern psychologisch mehr Autorität und Ansehen verliehen, soll es jedenfalls."

„Diese Titeländerung steht im Zusammenhang mit der kommenden Wachtturm-Gesellschafts-Krise von 1975. Es soll nicht nur eine 'keimfreie' Ältestenschaft, sondern auch eine ergebene derartige Führungselite in den Dienstämtern sein, wenn 1975 hereinbricht."

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Man vrgleiche:

CV52

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Religiöse Sondergemeinschaften; Nr. 21, Januar 1975

Zeugen Jehovas

1) Statistik für die BRD 1973

Unter der Überschrift „Rückgang in der Aktivität" gaben wir zuletzt in unserer Folge 18 (S. 21f.) einige Zahlen zur Arbeit der Zeugen Jehovas im Jahre 1972 weiter. Aus dem Jahrbuch 1974 der Sekte ist zu erkennen, daß der so zu umschreibende Trend auch 1973 angehalten hat. Einem Artikel in der Nr. 57 (März 1974, S. 8) der „Christlichen Verantwortung"/Gera entnehmen wir die folgenden Einzelheiten:

„Mit einer Höchstzahl von 93 178 Verkündigern im Dienstjahr 1973 in der BRD verwaltet das Zweigbüro in Wiesbaden den zweitgrößten Zweig der WTG-Weltorganisation. Doch nur noch wenige im Zweigbüro berauschen sich an dieser Höchstzahl. Der Vergleich der Berichte seit 1971 zeigt ihnen. daß der Schein trügt. Die Zunahme wird immer geringer: 1971 nach 4%, 1972 nur 2% und 1973 nur noch 1%. In Westberlin hat ein absoluter Rückgang eingesetzt: 1971 noch 1%, 1972 nichts mehr, 1973 schon 2% absoluter Rückgang. Wie wird es 1975 aussehen?"

2) Verschleierte Selbstkorrekturen in einem neuen „Milleniums"-Buch

1973 brachte die Wachtturm-Gesellschaft ein neues Buch heraus, mit dem sich alle Zeugen Jehovas zu befassen haben: „Gottes Tausendjähriges Königreich hat sich genaht". Seine Aufgabe besteht offenbar darin, einer möglichen Krise im Zusammenhang mit den Prophezeiungen für das Jahr 1975 (vgl. Zuerst unsere Folge 4 S. 8) vorzubeugen. „Die wirklich neuen Gesichtspunkte" in der umfangreichen Veröffentlichung werden in einem mit „buko" gezeichneten Artikel in Nr. 58 (Apr. 1974, S. 2 f.) der „Christlichen Verantwortung" zusammengestellt (im Punkt 19 liegt durch ein drucktechnisches Versehen eine offenbar größere Auslassung vor!).

1.

Gleich zu Beginn (S. 11) wird gesagt, der Höchste lebe auf „unabsehbare Zeit. Was bedeutet für ihn schon Zeit?" Eine Vorbereitung auf die Gesamttendenz des Buches, über 1975 hinwegzuführen und weiter Zeit zu gewinnen.

2.

Auf S. 12 wird diese Tendenz vertieft mit der Bemerkung, das 7. Jahrtausend „mag eine ganze Reihe von Jahren vor 2000 u. Z. erreicht werden. Es ist gut, daß dem so ist". Und noch einmal: Der Höchste „lebt auf unabsehbare Zeit".

3.

Wann beginnen die tausend Jahre? Nicht 1975, sondern „erst … nachdem ein Kampf stattgefunden hat zwischen dem 'König der Könige' einerseits und den ,Königen der Erde' samt dem 'Tier' und dem 'falschen Propheten' andererseits. . ., was sich sehr bald ereignen muß'. Bis heute hat die Welt nichts dergleichen gesehen." (S. 16) Wenn die WTG selbst sagt, daß hier bis jetzt noch nichts zu erkennen ist, so will sie damit weitere Jahre und Jahrzehnte Zeit gewinnen, ein Jahr bis 1975 wäre nur noch ein Jahr, wann das 7. Jahrtausend beginnen sollte - ist in der Weltgeschichte überhaupt nichts. Die WTG hat ja auch schon 1996 genannt.

4.

Der „bevorstehende Kampf" soll „kein dritter Weltkrieg" sein. (S. 18). Auf dem WTG-Kongreß am 26. Juli 1953 in New York verkündigte N. H. Knorr der Welt durch den Rundfunk allerdings, es würde „nicht bloß ein dritter Weltkrieg" sein, sondern ein dritter Weltkrieg, der „universelle Ausmaße" habe, in dem Gott die „Völker ihre Zerstörungswaffen blindlings gegeneinander wenden läßt" (Brosch.: Noch Harmagedon Gottes neue Welt, S. 18f, 1953) Was ist Wahrheit? Wer soll sich da ernsthaft auf irgend etwas orientieren, was die WTG in die Welt setzt?

5.

Und wieder nur, wörtlich: „Die Zeit … von Harmagedon … sollte ziemlich nahe bevorstehen, näher, als die mit sich selbst beschäftigten Menschen der Welt glauben!" (S. 23). Sie s o l l t e nur? Solche Formulierungen sollen „wunderbare Klarheit" sein? Nebelhafte Selbstgespräche sind das, aber keine Klarheit der Sicht!

6.

Kam die „große Volksmenge" bisher „seit dem Jahre 1931" aus großer Drangsal (WTG-Buch: Auch du kannst Harmagedon überleben . . . S. 181, 1955/58), so „wird" sie jetzt erst n a c h dem immer unbestimmter werdenden Harmagedon also kommen, (S. 26)

7.

Auffällig wird betont (S. 29), Christus nachzufolgen, „ungeachtet, wohin er geht". In Wirklichkeit steht die WTG im Hintergrund, ihr zu folgen, wohin sie jetzt geht. Man soll denken, man folge da Christus.

8.

Wieder wird in eine unbestimmte Zukunft gewiesen: „Der Ausbruch des siebenten Jahrtausends … wird n o c h zu Lebzeiten der gegenwärtigen Generation beginnen". (S. 43) Was heißt hier n o c h! Wir stehen ein Jahr vor 1975! Aber auch dies: Da sich die Generationen immer überschneiden, läßt sich das immer weiter vor sich herschieben, weil es so immer einige glauben können, die man nur immer halten muß.

9.

Auf S. 135f wird dann die fünfte Fürstenauferstehung gebracht! Immer „von Gott". Erst 1914, dann 1925, dann „noch vor Harmagedon", dann waren sie „vom Jahre 1919 an" schon auferstanden. (Schriftst. 4, S. 326, 1916, Millionen jetzt Lebender … S. 104, 1920, Die Wahrheit wird … S. 41, 1943, WT 1. 3. 52, Abs. 20). Nun werden sie erst „am Anfang seiner Tausendjahrherrschaft" noch Harmagedon kommen, und „eine Anzahl" Überlebender werde auch eingesetzt, damit 1919 nicht ganz unsinnig war.

10.

Dazwischen immer wieder nur, es hat „sich genaht", S. 163 und es „wird innerhalb unserer Generation beginnen" S. 165. Siehe Punkt 8 zuvor!

11.

Siehe da! Es wird zugegeben, daß die 6000 Jahre schon 1872 und 1874 um gewesen sein sollten! (S. 187) Daß also einmal um 100 Jahre in die Zukunft geschoben wurde! Nun wird dabei verschwiegen, daß das damals auch mit allen Konsequenzen als „Licht von Gott" oder „Speise zur rechten Zeit" der Welt gepredigt wurde! Damit sich alle darauf einrichten!

12.

Kommt jetzt eine Weichenstellung auf lange Sicht? Die bisher auf 1935 (Hervortreten der „großen Volksmenge") datierte Beendigung der „himmlischen Berufung" wird aufgehoben! Was die WTG alles kann! Die „Tür" wird jetzt erst mit dem „Beginn der großen Drangsal", d. h. mit Beginn von Harmagedon, geschlossen! (S. 202) Eine Neueröffnung der „himmlischen Hoffnung" unter den Zeugen Jehovas! Kalkuliert die WTG 1975 einen Millionen-Abfall ein, so daß sie hofft, vielleicht gerade noch ihre ca. 10500 Überrestglieder halten zu können? Oder wohin zielt das sonst?

13.

Auf S. 210 geht die WTG auf ihr Buch „Die Wahrheit wird euch freimachen" ein (1943) und die darin enthaltene Zeitrechnung. Dabei wird mit der Formulierung „erst in den 1970-er Jahren" vertuscht, daß noch jener „zuverlässigen Lesart" die 6000 Jahre schon 1972 um sein sollten! Nun stimmt auch 1975 nicht. Und in dem Buch „Ewiges Leben in der Freiheit der Söhne Gottes" S. 28, wurde rechtzeitig schon das Datum 1996/97 erwähnt.

14.

Auch der Prophet Sacharja wird wieder vergewaltigt. Wurde damals, als 1925 „vor der Tür stand", die Erfüllung der „zehn Männer, die den Rockzipfel eines Juden ergreifen", im Zionismus gesehen und als göttliche Wahrheit verkündigt (WTG-Sensationsbroschüre „Die große Weltkatastrophe! Der Stein ist im Rollen! Es beginnt die Aufrichtung des Königreiches Gottes auf Erden!" S. 34, WTG Zürich 1922), so werden jetzt die Glieder der „großen Volksmenge" zu Sacharjas „zehn Männern" gemacht. (S. 280) Eine Auslegung noch der anderen wird in die Zukunft verschoben.

15.

Zwischendurch wird wieder eine Zeitansage gemacht: „Sehr bald!" (S. 307), verbunden mit einer Unwahrheit: „Die ganze bewohnte Erde hat jetzt die gute Botschaft gehört". Auf dem Kongreß 1973 in München erklärte WTG-Präsident N. H. Knorr im Widerspruch dazu allerdings, daß das Zeugnis „noch nicht auf der ganzen bewohnten Erde gegeben worden ist". (CV 55/1974, S. 5) Wie zuverlässig ist da „sehr bald"? Doch weiter versichert: „Es kann jetzt nicht mehr lange dauern". (S. 315)

16.

Dann wird eine weitere Lehre liquidiert. Über Matth. 24:29. Als „freimachende Wahrheit" galt bisher „die Kräfte des Himmels wurden" dadurch „erschüttert", daß Christus 1914 „inmitten seiner Feinde zu herrschen begann." (Buch: Die Wahrheit wird euch freimachen, S. 292, 1943) Jetzt jedoch soll diese „Erschütterung" durch die „Astronauten auf dem Mond", durch „interkontinentale Raketen" und durch das Vordringen „des Menschen in den Weltraum" und die Störung „des Gleichgewichts seiner Umwelt" erfolgen! (S. 325) Ist denn das die Möglichkeit?

17.

Dann wird ein neues Datum in die Diskussion gebracht Das Jahr 1984! Die Schlagzeile einer Londoner Zeitung, „Vielleicht wird die Erde im Jahre 1984 ein toter Planet sein", wird als „ein guter Weltblick" bezeichnet! (S. 325)

18.

Auch das „Zeichen des Sohnes des Menschen im Himmel" (Matth. 24:30) wird verschoben! Bisher war dieses „Zeichen" die „Geburt des Königreiches" 1914 und sein Offenbarwerden 1925. (WT 15. Sept. 1949, S. 280) Jetzt kommt dieses „Zeichen" erst zur Zeit der noch in der unbestimmten Zukunft liegenden „großen Drangsal"! (S. 326)

19.

Auch brauchen wir jetzt auf einmal keineswegs mehr „genau das Jahr zu wissen …

20.

Dann folgt eine Unwahrheit: „Die Geschichte vermittelt uns kein klares Bild darüber, in welcher Form die 'Klasse des treuen und verständigen Sklaven' in den Jahrhunderten nach dem Tode der Apostel … bestand und Speise austeilte", immer „der nachfolgenden Generation". (S. 344) Es ist demgegenüber genau nachweisbar, wie die Bibel noch den Aposteln zusammengestellt, übersetzt, erhalten und bis heute überliefert wurde. Br. C. T. Russell war ehrlich genug, zuzugeben, wenn auch in etwas anderem Zusammenhang, daß dies vor allem ein Verdienst der christlichen Kirchen war und ist. Er erwähnte u. a. Arius, Waldus, Wicliff und Luther (Schriftst. 7) Auch die Rolle der katholischen Kirche muß ehrlicherweise genannt werden. Was hätte z. B. die WTG selbst ohne die Jesuiten Bover und Merk gemacht, auf deren Bibelübersetzungen sie sich bei der Herstellung der „Neuen Welt Übersetzung" stützte? Für die Überlieferung der Gottesbezeichnung JHVH stützt sich die WTG u. a. auf die Übersetzung von J. B. Jonah, Mitglied der Vatikanischen Kongregation für die Glaubensverbreitung! (Vorwort und Erklärung zur NW-Übersetzung des NT, engl., WTG 1950) In den deutschen NW-Ausgaben wird das alles völlig verschwiegen! Allerdings passen diese Tatsachen jetzt nicht in das antikirchliche Feindbild, das die WTG jetzt zur Ablenkung von 1975 braucht.

21.

Schließlich wird auch verschoben und verändert, was bisher als Wahrheit über „Friede und Sicherheit" (l. Thess. 5:3) verkündigt wurde. Das erste Mal sollte die Menschheit das für die Zeit vor dem 1. Weltkrieg anerkennen (Schriftst 4, S. 146, 160, WTG 1897). Als das vergessen war, wurde es für die 1945-Nachkriegszeit ausgerufen (Die Wahrheit wird euch freimachen, S. 344-47, WTG 1943). Nun erscheint das wieder vergessen und alles wird erneut unbestimmt in die Zukunft geschoben auf einen Zeitpunkt, auf den „die politische Entwicklung in der Welt zusteuert", wann es den Weltpolitikern „scheinbar gelingen" würde, „schließlich Friede und Sicherheit herbeizuführen". Das würde dann das „Zeichen dafür sein, daß sein Tag bald anbrechen wird". (S. 365) Wenn man die Entwicklung in der Welt verfolgt, was man ja soll, dann ist dies für diese Generation der Sanktnimmerleinstag. Weltpolitische Entwicklungen vollziehen sich nur in großen Zeiträumen.

3) Zur Durchführung von Versammlungen in den selbständigen Splittergruppen

Das große Problem aller Aufklärungsarbeit unter Jehovas Zeugen besteht in der Frage, wohin man die von der Brooklyner Organisation Befreiten führen soll. Erfahrungsgemäß finden sie nur in seltenen Fällen zu einer der Großkirchen oder der Freikirchen. Wenn sie nicht gänzlich resignieren oder innerlich veröden, suchen sie in der Regel kleine Gemeinschaften auf, die entweder hart an der Grenze zum Sektiererischen oder wiederum jenseits ihrer stehen. In diesem Zusammenhang muß uns das Leben in den „Splittergruppen von Jehovas Zeugen in der DDR" interessieren, über die wir unter dieser Überschrift zuletzt in Folge 14 S. 8 ff. berichteten. Einzelheiten über die Art ihrer Versammlungen verdanken wir einem mit „P." bezeichneten Artikel „Die getrennten Brüder und Schwestern. Böse Knechte?" in Nr. 58 (S. 6f.) Der „Christlichen Verantwortung", in dem nach Schilderung einer Jahrestagung („Tagesversammlung") in Karl-Marx-Stadt und zweier Zusammenkünfte in Leipzig und Dresden einige grundsätzliche Erörterungen angestellt werden. - Wir übernehmen zwei der berichtenden Abschnitte des Artikels.

a) Tagesversammlung in Karl-Marx-Stadt

Am 18. August 1973 fand in Karl-Marx-Stadt unter dem Leitwort „Laß fröhlich sein und sich freuen in dir alle, die dich suchen, die deine Rettung lieben, laß stets sagen: Erhaben sei Jehova" (Psalm 40:16) eine Tagesversammlung statt. Es sind Versammlungen mit ihren Ältesten, die die Abwege, in welche die WTG seit Jahren Jehovas Zeugen führt, nicht mitgegangen sind. Sie sind hier in der Vereinigung freistehender Christen verbunden. In der Versammlungsstätte in der Schloßstraße fanden sich etwa 100 Brüder und Schwester aus vielen Versammlungen der DDR zusammen. Die Gastgeber waren, wenn man so sagen kann, die Versammlungen am Ort und in Burkhardtsdorf mit ihren Altesten Herbert M. und Max M. Wir möchten ein wenig die allgemeinen Eindrücke der Versammlung wiedergeben, um den Versammlungen der Zeugen zu zeigen, wie die Geschwister, die ihnen von der WTG immer und immer wieder als „böse Knechte" verteufelt werden, in Wirklichkeit in der Nachfolge Jesu weiter wirken.

Die Versammlung begann mit Lied und Gebet. Es wurde u. a. das WTG-Zions-Liederbuch (1923) benutzt. Es gab dann ein allgemeines freimütiges Grüßen. Es erhob sich spontan vom Platz, wer einen Gruß nichtanwesender Versammlungen oder Brüder und Schwestern ausrichten wollte. Manchmal ist so etwas der letzte Gruß, wie von dem Ältesten Br. Karl Labuszewski, Berlin, zugleich CV-Berater, der im 91. Lebensjahr stehend, nicht mehr kommen konnte und kurz danach starb.

Bemerkenswert war das Auftreten der Ältesten, die am Wort dienten. Es gab keine Sonderstellung für sie. Sie hatten ihren Platz mitten unter den Versammelten, unter die sie auch zurückkehrten, wenn sie ihren Dienst getan hatten. Die Versammlung diente der Auferbauung, im Glauben, in der Liebe und in der schriftgemäßen einzigen Hoffnung festzubleiben, die Probleme des Lebens im Glauben zu meistern bzw. im Hinschauen auf Jesus, den Anfänger und Vollender des Glaubens zu durchstehen, und als Christen den Nächsten in Wort und Tat zu dienen. Die Ältesten Kurt T., Rolf H., Paul N., Hans S., Joachim B. und Martin D. redeten wirklich in voller schriftgemäßer Mündigkeit und Freimütigkeit, unmittelbar auf die Schrift gestützt, ohne eine WT-ähnliche Reglementierung. Das wäre für die Versammlungen der Zeugen eine überraschende Erfahrung. Für einen den älteren Zeugen noch vertrauten christlichen Geist auf der Versammlung in Karl-Marx-Stadt sprach es schließlich, als zum Abschied das wunderbare Lied „Gott mit dir, bis wir uns wiedersehen" gesungen wurde, mit den Taschentüchern winkend. Es erinnert an die gemeinsamen WTG-Kongresse der zwanziger Jahre in Magdeburg etwa. Einst sangen auch die Versammlungen der Zeugen dieses Lied (Lieder zum Preise Jehovas, Nr. 67, WTG Magdeburg 1928). Danach wurde es jedoch von der WTG auf ihren Abwegen aus den Liederbüchern der Zeugen entfernt. Waren die Brüder und Schwestern in Karl-Marx-Stadt „böse Knechte" Nein, so singen und verabschieden sich keine „bösen Knechte". Wie könnt ihr nur so etwas glauben, liebe Zeugen Auch ihr könntet wieder so beisammensein!

b) Und eine Versammlung in Dresden

Sie gehört zum Bund freier Christengemeinden. Einer ihrer bekannten Ältesten war Br. Alfred Diener, Dresden, der am 18. Mai 1973 gestorben ist. Auch auf diese Weise haben sich viele Brüder und Schwestern verbunden, die die Abwege der WTG aus christlichen Gewissengründen nicht mitgehen konnten, wenn sie nicht vor Gott und Menschen schuldig werden wollten. Sie sind wie andere keineswegs voller Selbstgerechtigkeit, „allein in der Wahrheit" sein zu wollen. Ihre Versammlungen sind auch insofern bemerkenswert, indem sie unter Anleitung ihrer Ältesten zusammenkommen zu gemeinsamen Bibelbetrachtungen, in denen sich alle Teilnehmer gemeinsam und direkt das Verständnis der Bibel erarbeiten, jeder mit seiner eigenen Bibel beteiligt, wie einer der Ältesten, Br. Peter F.. Meißen, berichtet. Wenn man als Ausgang die Worte des Apostels nimmt, „suche dir den Sinn meiner Worte klar zu machen, der Herr wird dir schon" Verständnis für alles geben" (2. Tim. 2:7 Me.) und dazu die Worte Jesu, „wo zwei oder drei versammelt sind in meinem Namen, da bin ich mitten unter ihnen" (Matth. 18:20), so kann dies sehr segensreich sein.

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Man vergleiche:

CV57

CV58

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Religiöse Sondergemeinschaften; Nr. 22, Mai 1975

Zeugen Jehovas

1. Veränderte äußere Aufmachung des „Wachtturms"

In den Nummern 59 und 60 der „Christlichen Verantwortung berichtet ein mit „F. F." bezeichneter Mitarbeiter über die Veränderungen an der bekannten Zeitschrift der „Zeugen" und stellt Vermutungen über die Gründe an. Wir zitieren einige Absätze aus den beiden Artikeln.

Mit der deutschen Ausgabe vom 1. April 1974, Nr. 7, bietet der WT einen veränderten äußeren Anblick. Neben den bisherigen Lehrveränderungen ist dies die erste drastische optische Veränderung im Hinblick auf die notwendigen generellen Änderungen, die mit dem Fehlschlag von 1975 fällig werden. Was verändert sich in der WT-Aussage durch das neue WT-Titelbild? Wie wir sehen werden, ist anzunehmen, daß auch dies nicht ein baldiges Ende, sondern die WTG-Absicht noch jahrzehntelanger Weiterarbeit sichtbar macht.

Aus dem Titelbild wurde vor allem das Panorama des paradiesischen Berges Gottes mit den Quellen der Wasser des Lebens entfernt. Das Titelbild macht keine diesbezüglich verbindliche Aussage mehr. Warum wurde diese Veränderung vorgenommen? Soll das zum Ausdruck bringen, über kurz oder lang überhaupt keine endzeitliche paradiesische Naherwartung mehr verkündigen zu wollen? Soll 1975 wirklich der letzte Termin gewesen sein? Aber kann man überhaupt mit den Terminsetzungen Schluß machen, wenn man einmal damit angefangen hat?

Wie wenig die WTG in allen diesen Dingen einen christlichen Standpunkt des Dienens gegenüber allen Brüdern und Schwestern einnimmt, ist daraus ersichtlich, daß sie es überhaupt nicht für nötig hält, diese jetzige äußere Veränderung des WT auch nur mit einer einzigen Zeile zu erklären. …

Auch Jesaja 43:2 mit dem Namen „Jehovas Zeugen" wurde von der Titelseite entfernt. Warum? Auch hierfür wird jede Erklärung der Hintergründe unterlassen. Alles ein Jahr vor 1975. Auch das ist nicht nur für ein Jahr.

„Jehovas Zeugen" ist eine alttestamentliche Formulierung, die überhaupt nicht als Name für eine heutige Gemeinschaft gemeint war. WTG-Präsident Rutherford hat erst 1931 daraus eine Namensgebung gemacht. Unchristlich war das auch insofern, als Christus selbst seine Nachfolger niemals als „Zeugen Jehovas" betitelt aussandte. Er sagte eher:

„… und werdet Z e u g e n für m i c h sein (Apg. 1:8), ohne auch das jedoch zu einem Titel oder offiziellen Namen zu erheben.

Der WTG ist offensichtlich seit einiger Zeit klar geworden, daß sie die Versammlungen seit 1931 mit dem Namen „Jehovas Zeugen" wohl doch nicht richtig bezeichnet hat. Sie schiebt in der Literatur nämlich immer mehr und öfter die Bezeichnung „Jehovas christliche Zeugen" oder „die christlichen Zeugen Jehovas" in den Blickpunkt. Die Entfernung des offiziellen Namens „Zeugen Jehovas" (mit Bibeltext) jetzt von der WT-Titelseite ist der zweite Schritt darin, auch den Namen des ganzen Werkes systematisch in die 1975 Veränderungen einzubeziehen. …

Aus dem WT ist mit der (neuen) Ausgabe vom 1. April 1974 (dt.) Nr. 7, auch der bisherige Leittext „Sie werden alle von Jehova gelehrt sein" verschwunden! Was hat das zu bedeuten? In der Ausgabe selbst wird keine Erklärung hierzu gegeben. Es werden einfach vollendete Tatsachen vorgesetzt. Laßt uns das also untersuchen und prüfen.

Der Leittext „Von Jehova gelehrt . . . „ wurde 1931 (dt. Ausgabe 15. 12. 1931, Nr. 24) eingeführt, gleichzeitig verschwand die namentliche Nennung des WT-Herausgeberkomitees Das stand auch in Zusammanhang mit der Annahme des alttestamentlichen Namen „Jehovas Zeugen" 1931, seitdem im WT-Titelbild unter Zitierung von Jesaja 43:12. Diese Veränderungen 1931 vollzogen sich vor dem Hintergrund der Vernichtung des Ältestenamtes, der Entmündigung der Versammlungen und ihrer Unterordnung unter die WTG-Führungsgruppe um den WTG-Präsidenten, seither als „theokratische" Ordnung bezeichnet. …

Was lassen sich nun für Schlußfolgerungen aus der jetzigen Entfernung des bisherigen WT-Leittextes ziehen?

Es kann bedeuten, daß in Brooklyn eine Gruppe in die Führung drängt, die die WTG-Kanal-Ansprüche aufgeben will, die die Gleichsetzung des „Willens des Sklaven", faktisch der WTG, mit dem „Willen Gottes" (WT 1. 8. 56, S. 474 dt.) wieder liquidieren will, Praktisch kam das nämlich einer Unfehlbarkeitsanmaßung gleich, wie dann auch die rücksichtslose Unterdrückung aller Kritik, wie berechtigt sie auch war, als „Rebellion gegen Gott" beweist. … Nicht mehr „von Jehova gelehrt" könnte auch dazu führen, die Verdammung der Brüder und Schwestern als „böse Knechte" einzustellen, weil sie damals 1931 am Ältestenamt und anderen Dingen als schriftgemäß festhielten, die die WTG verdammte und ausmerzte. Allerdings ist von einer Bußfertigkeit der WTG diesen Brüdern und Schwestern gegenüber, die seither in freien christlichen Versammlungen leben und wirken, noch nichts zu erkennen.

2. Verschiebung des Schwerpunktes der Arbeit in die „Dritte Welt"

Wie der Neubau von großen Produktions- und Druckereianlagen in Japan, Brasilien, Philippinen, Ghana und Nigeria zeigt (Erw. 22. 1. 1974), sieht die WTG ihre weitere Zukunft in der Hauptsache in der „dritten Welt", in den Entwicklungsländern in Asien, Lateinamerika und Afrika. Nigeria/Afrika hat mit 92.000 Verkündigern die alten europäischen WTG-Bollwerke fast überflügelt!

(nach „Christliche Verantwortung" Nr. 59 S. 3)

3. Anhänger „hinter dem Eisernen Vorhang"

Im Wachtturm vom 1. 4. 1974 wird der Jahresbericht 1973 veröffentlicht. Einige Bemerkungen darin sind wieder dem WTG-Werk „hinter dem Eisernen Vorhang" gewidmet, das um 5,5 Prozent zugenommen habe, und nun 150.448 umfasse.

(nach „Christliche Verantwortung" Nr. 59 S. 6)

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Man vergleiche:

CV59

CV60

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Religiöse Sondergemeinschaften; Nr. 23, August 1975

Zeugen Jehovas

1) Die Kongresse von 1974 und das Endzeitdatum 1975

Als auf dem Kongreß 1966 das Buch „Ewiges Leben in der Freiheit der Söhne Gottes" mit dem neuen Endzeitdatum 1975 erschien, war das ein Höhepunkt für alle: „An allen Stellen, wo das Buch abgegeben wurde, wurde es mit Begeisterung aufgenommen. Die Ausgabebestände wurden von vielen umringt und der Vorrat an Büchern war bald erschöpft. Sofort wurde der Inhalt untersucht.

Es dauerte nicht sehr lange, bis man die Tabelle fand, die auf Seite 31 beginnt und die zeigt, daß 6000 Jahre des Daseins des Menschen im Jahre 1975 enden. Erörterungen über dieses Jahr 1975 überschatteten nahezu alles andere."

(WT 1. 1. 67 dt. S. 20)

Verständlicherweise fuhren jetzt überaus viele zu den Kongressen 1974, ein Jahr vor 1975, in einer Spannung, die alles übertrifft, was 1966 war. Wir wollen sehen, was von diesem alles überschattenden Jahr 1975 jetzt gesagt wurde.

Zu den Kongressen 1974 gaben WTG-Zweigdiener R. Kelsey und sein Vorgänger K. Franke in einem Filmbericht von Hans S. Lampe im BRD-Fernsehen am 10. August 1974, I. Programm um 17.15 Uhr verschiedene Interviews. Von katholischer Seite war das Informationsbüro für Glaubensgemeinschaften und von evangelischen Seite die Zentralstelle für Weltanschauungsfragen vertreten und beteiligt. Es war völlig überraschend, daß R. Kelsey und K. Franke hier mitwirkten.

Das 1975 Interview mit R. Kelsey:

Sprecher: „Auf dieses Paradies hatten Sie schon einige Male vergeblich gewartet. Ihre Gesellschaft hatte sich genaue Termine ausgerechnet. Doch jedesmal, wenn das große Ereignis dann nicht stattfand, mußte sie die Irrtümer geschickt in Siege verwandeln. 1975 ist doch ein ganz fixes Datum, das Sie aufgestellt haben. Was passiert, wenn dann nichts geschieht?"

R. Kelsey: „Jehovas Zeugen sagen, daß Mitte der siebziger Jahre etwas geschehen wird, und zwar 6000 Jahre der Menschheitsgeschichte werden ablaufen gemäß der Chronologie der Bibel. Wir glauben, daß die Welt oder die Erde auch nicht dann zu Ende geht, sondern bestehen bleibt. Wir werden als Zeugen Jehovas Gott dienen jetzt vor 1975 und genauso nach 1975."

Was ist das für eine Erkenntnishilfe für die Millionen Zuschauer, dem gestellten Problem geschickt auszuweichen? Eine öffentliche Demonstration unbußfertiger Fehlschlagbemäntelung.

In dem Vortrag „Auf welche Autorität stützt du dich …„ setzte sich G. Zettel mit denen auseinander, die auf Grund der „zuverlässigen Bibelchronologie in dem Buch „Ewiges Leben …„S. 30 erwarten, daß die „große Drangsal" im Herbst 1975 hereinbricht: Es sei sehr gefährlich, wenn man sich schlecht vorstellen könne, daß dieser Zeitpunkt überschritten werden könne!

H. Schnell hielt in Frankfurt/M. den Hauptvortag zu 1975: „Warum wir nicht von jenem Tage und jener Stunde in Kenntnis gesetzt worden sind." Eigentlich sagt das Thema schon alles. Wie konnte dann die WTG die ganze Welt von dem Zeitpunkt 1975 in Kenntnis setzen? Sogar auf Frühherbst 1975 genau? Das Staunen wuchs, als H. Schnell auf das engl. Buch „Aid to Bible Understanding", wonach bereits im Herbst des Jahres 1974 das Ende der 6000 Jahre kommen könnte, hinwies! Er schloß mit den Worten, Jehova sei nicht langsam mit seinen Verheißungen. jegliche scheinbare Verzögerung sei nur zum Vorteil aller, er werde sich nicht verspäten. Bekannte Worte, die immer zitiert wurden, wie 1874, 1914, 1925 oder 1945.

Das waren die Hauptaussagen anläßlich der Kongresse 1974 zu 1975. Wir verstehen, daß jetzt nicht Begeisterung, sondern bittere Enttäuschung mit Bezug auf 1975 alles überschattete. Die Kongresse 1974 orientierten als Hauptziel nicht auf ein nahes Ende, sondern auf die Verhinderungen aller Endzeitkritik an der WTG durch Intensivierung und Aktivierung aller Zweige der Tätigkeit, egal, wielange alles dauern. mag. G. Zettel sagte es klar und offen: Das Jahr 1975 wird überschritten!

„Sollen wir unseren Bankrott erklären?", waren die letzten Worte eines Aufsehers an den CV-Beauftragten auf dem Kongreß in Frankfurt/Main.

(Aus: Christliche Verantwortung, Gera, Nr. 64 S. 2)

2) Wohin können angefochtene Zeugen Jehovas sich wenden?

Offenbar im Zusammenhang mit der Krise, die auf Grund der gescheiterten Endzeit-Voraussage in den Jahren 1975/76 unter Jehovas Zeugen zu erwarten ist, macht das Aufklärungsblatt „Christliche Verantwortung" seit einiger Zeit in jeder Nummer auf die „Freien Versammlungen und Gemeinden" (abgcsplittertc Reformgruppen) und ihre Zusammenkünfte aufmerksam oder berichtet ausführlich aus ihrer Geschichte und ihrem Leben. So geht z.B. aus einem Beitrag in Nr. 62 (S. 6) hervor), daß es „solche Gemeinden und Geschwisterkreise u. a. in Dresden, Leipzig, Magdeburg, Halle, Meißen, Falkensee, Lützschen, Freiberg, Altenburg, Karl-Marx-Stadt, Burkhardsdorf und vielen anderen Orten gibt. Die einschlägigen Beiträge sind durchweg mit dem gleichen Namenskürzel „P" gezeichnet (Vgl. die letzte Übernahme „Zur Durchführung von Versammlungen in den selbständigen Splittergruppen" in unserer Folge 21/13). Bemerkenswert erscheint, daß der Autor „Die freien christlichen Gemeinden" nicht nur als „Eine Alternative" empfiehlt (so der Titel des im folgenden wiedergegebenen Artikels aus Nr. 66 vom Januar 1975, S. 6 f), sondern sie zugleich zur Verständigung untereinander und mit anderen christlichen Bewegungen aufruft, ja daß er offensichtlich die Hoffnung nicht aufgegeben hat, daß es auch zu der Wiederannäherung mit den WT-Versammlungen und WT-Studiengruppen" kommen könnte!

Als Ort und Zeit einiger Zusammenkünfte des Bundes freier Christengemeinden in der DDR werden in Nr. 66, S 8 genannt:

Freie Christengemeinde Dresden, 806, Robert-Blum-Straße 6 (Adventgemeinde). Sonntags. Mai/ Sept.: 9 - 10.30 Uhr, Okt/April: 14.30-16.00 Uhr.

Freie Christengemeinde Leipzig, 705, Witzgallstr. 10 (Jugendzimmer Laurentiuskirche) Sonnabends, 14.00 - 16.00 Uhr

Freie Christengemeinde Karl-Marx-Stadt, Giesserstr. 36 (Jugendzimmer Josephskirche) Sonnabends, 13.30 - 15.30 Uhr.

Geschäftsstelle des Bundes freier Christengemeinden: Br. Peter Förster, 825 Meißen. Roter Weg 10.

In der DDR sind es der Bund freier Christengemeinden (BfC), die Vereinigung freistehender Christen (VfC) und weitere freie Gemeinden. In Polen sind es die Vereinigung der Bibelforscher (Swit), Warszawa, die Gemeinschaft der freien Bibelforscher (Na strazy), Krakow, und die Missionsbewegung Epifania (Terazniejsza Prawda), Poznan. In der BRD sind es die freie Bibelgemeinde Kirchlengern, der Bruderdienst, auch der Augustinus-Kreis. In den USA und international sind es die Epiphany-Bibelforscher-Vereinigung und die Tagesanbruch-Bibelforscher-Vereinigung. Die Bezeichnungen. .sind zweitrangig. In diesen Gemeinschaften finden wir die vielen Tausenden, von denen die WTG spricht, wenn sie zugibt, daß es allein seit 1947 etwa 300 000 sind, die der WTG aus Glaubens- und Gewissensgründen nicht mehr folgen (Jahrbuch 1974, S. 254).

Warum ist es völlig abwegig, diese Brüder- und Schwestern als „böse Knechte" zu betrachten? Weil die Glaubens- und Gewissensgrunde keine Gründe gegen Gott und Christus waren. Es war allein die Ablehnung, jene zahllosen fundamentalen Abwege mitzugehen die die WTG besonders noch dem Tode von C. T. Russell , beschritt, wozu u. a. auch die „Obrigkeits„-Verfälschung bis 1962 gehörte. Weiter die Entmachtung der Ältesten und ihre schließliche Verdammung Ende der zwanziger Jahre, die erst 1971/72 - mit verbaler Wiedereinführung des Ältestenamtes widerrufen wurde. Oder die falsche Religionsdefinition, das Nichtunterscheiden zwischen wahrer und falscher Religion bis in die fünfziger Jahre, ein sinnloses Umsichschlagen in eigener öffentlicher Falschdarstellung und haltloser Aggressivität gegen alle anderen Christen. Viele andere fundamentale Abwege könnten aufgezählt werden, die verantwortungsbewußte Christen, wollten sie nicht hinausgehen über das, was geschrieben steht (l. Kor. 4.:6) nicht mitgehen konnten, so daß sie sich andere oder eigene Formen des Zusammenkommens und des Gottesdienstes suchen mußten.

So sind im Laufe der Jahrzehnte freie christliche Gemeinden und Vereinigungen unvermeidlich geworden, entstanden zu den verschiedensten Zeiten und aus den unterschiedlichsten Anlässen, die die WTG mit ihren Abwegen herbeiführte. Mit dem WTG-1975-Endzeitfehlschlag haben wir nun nicht nur einen weiteren Abweg vor uns, sondern den Zusammenbruch der „irdischen" WTG-Endzeitorientierung überhaupt, denn die 1914-Generation wird endgültig überschritten Amerikanische Brüder schätzen, daß bereits Hunderttausende „auf dem Zaun" der WTG-Hürde sitzen!

Bisher war die WTG recht erfolgreich darin, die freien Gemeinden aus dem Blickfeld ihrer Versammlungen fernzuhalten und sie als „böse Knecht" zu verteufeln, so daß ihnen nicht einmal mehr ein Gruß auf der Straße entboten wurde. Die Zeit ist nun herbeigekommen, diese Situation zu ändern, mit dieser Verteufelung Schluß zu machen. Angesichts der Tragweite des 1975-Endzeitfehlschlages für Tausende aufrichtiger Brüder und Schwestern ist auch die Zeit der Verständigung unter allen freien Gemeinden und Vereinigungen und mit ihnen gekommen. Das alles verbindende Gemeinsame tritt in den Vordergrund, das „Stückwerk aller Erkenntnis" in Liebe tragend. verstehend, duldend und auch verzeihend, wie es im Hohelied der Liebe in 1. Kor. 13:4-10 geboten ist. Wirkliche „Weisheit von oben" kann sich nicht an der Unvollkommenheit irgendeiner Erkenntnis heute stoßen und daraus „parteiische Unterschied" machen, sie ist vielmehr „voller Barmherzigkeit". Jakobus 3:17 NW. Hier ist die Ermahnung von C. T. Russell angebracht, „daß die Liebe, nicht die Erkenntnis, der entscheidende Prüfstein für Jüngerschaft" ist (WT, 1913, S. 54, zit. bei J. B.). Und das muß so ertragen werden, „bis wir alle zur Einheit im Glauben und in der genauen Erkenntnis des Sohnes Gottes, gelangen", sagte Paulus. Eph. 4:13.

Wir möchten an die Tagesversammlung der VfC im Sommer 1973 in Karl-Marx-Stadt erinnern. Ein geistiger Höhepunkt war das Lied „Gott mit dir bis wir uns wiedersehen", einst auch in allen WT-Versammlungen gesungen (Zionslieder Nr. 118, Gesänge zum Preise Jehovas Nr. 67). Es brachte ergreifende christliche Gesinnung zum Ausdruck, ungeachtet allen „Stückwerks" der unvollkommenen Erkenntnis. Übrigens wird dieses Lied auch von den evangelisch-freikirchlichen Gemeinden in der DDR und in der Sowjetunion gesungen (K. Fuhrmann, Wort und Werk 2/1970). Eines der hervorragendsten christlichen Lieder. Menschen, die davon bewegt werden, muß man anders sehen als bisher.

In diesem Zusammenhang sollten die Ältesten der Versammlungen folgendes vor dem Hintergrund des WTG-1975 Endzeitfehlschlages unvoreingenommen prüfen. Auf der II. Bundeskonferenz der Evangelisch-freikirchlichen Gemeinden der DDR in Leipzig 1972 legte Prediger P. Müller eine Thesenreihe vor, die u. a. dies besagte: Ausschließlichkeitsansprüche unter Christen müssen gerügt werden. Unterschiedlichkeit in den Formen der Gemeindeordnung ist zu berücksichtigen. Zu anderen Christen muß Brüderlichkeit dominieren. Vorurteile müssen überwunden werden. „Denn wir singen auch ihre Lieder, benutzen meist ihre Bibeln." Es gibt keine isolierte Existenz einer christlichen Gruppe ohne Zusammenhänge mit anderen Gemeinden und Kirchen. Denn „es ist uns nicht Einheit der Erkenntnis und des Lobes Gottes hier auf Erden zugesagt, wohl aber ist der Dienst der gegenseitigem Zurüstung zum Zeugnis möglich und nötig." (Wort und Werk, 8/1972)

Wenn auch christliche Toleranz oder Duldsamkeit oder gar Verständnis für andere Wege und Formen der Nachfolge Christi und für die Bedeutung des Stückwerkcharakters aller Erkenntnis und ihre Unterordnung unter die Nächstenliebe beinahe noch total durch die WTG verunmöglicht scheinen - der WTG-Endzeitfehlschlag 1975 wird Tausenden die Augen öffnen. Was dann? Nach dem Grundsatz der Unvollkommenheit aller Erkenntnis und Form der Anbetung gibt es für das Ergreifen der ausgestreckten Hände der Brüder und Schwestern anderer freier Gemeinden kein schriftgemäßes Hindernis, ist mit ihnen doch auf der Grundlage herzlicher früherer Gemeinschaft bzw. gleicher Glaubensgrundlagen das Weitergehen umso leichter.

Indessen, die Erkenntnis wächst ungleichmäßig, und die Wege der Nachfolge Jesu bleiben unterschiedlich. Markus 9:38-40. Auch werden diese Unterschiede wie in der Urkirche zeitweilig umstritten sein (l. Kor. 1:10-17, 3:4-9). Dennoch aber gehörten alle zu „Gottes Ackerfeld" und „Gottes Bauwerk"! Daher ergibt sich natürlich zunächst die Notwendigkeit der Orientierung auf einen neuen glaubwürdigen Kurs für die WT-Versammlungen und WT-Studiengruppen selbst in unserem Lande, was in brüderlichen, aber unerbittlichen Auseinandersetzungen mit den Abwegen der WTG erfolgen muß, wofür es wiederum eine unschätzbare Hilfe ist, wenn alle freien Gemeinden eine Alternative darstellen. Jeder kann sich persönlich oder brieflich freimütig an ihre Brüder, Schwestern und Ältesten wenden.

3) Kurznachrichten

a) Präsident N. H. Knorr in Südamerika

Die jüngste Weltreise des WTG-Präsidenten N. H. Knorr, Brooklyn, New York, USA, führte in zehn Länder Südamerikas. Hunderttausende Besucher seiner Vorträge werden berichtet. Die Zahl der Täuflinge sei in vielen Ländern dort im Vergleich zum Vorjahr um 50 % höher. (VII/74). Die Aktivierung des Werkes in den Ländern der „dritten Welt", wie sie hier wieder sichtbar wird, erhärtet weiter die Schlußfolgerung, daß die WTG die Zukunft ihres Werkes nach dem Endzeitfehlschlag von 1975 vornehmlich in diesen Ländern sucht, wo sie ein „Neuland" erhofft.

(Aus: Christliche Verantwortung Nr. 62, S. 3)

b) Tarndruck des „Wachtturms" auf Dünndruckpapier

Seit Frühjahr 1974 wird im WTG-Zweigbüro Wiesbaden der WT in neuer Form gedruckt. Ein Tarndruck auf rosa Dünndruckpapier ohne Herkunftsangabe, ohne Impressum, außerhalb der gesetzlichen Formen für die Kennzeichnung von Druckerzeugnissen.

(Aus: Christliche Verantwortung Nr. 64, S. 4)

c) Rumänische Ausgabe des „Wachtturms"

Im BRD-Königreichsdienst vom Juni 1974 gab die WTG bekannt, daß ab sofort „Der Wachtturm" auch in der rumänischen Sprache gedruckt wird.

(Aus: Christliche Verantwortung Nr. 65, S. 6)

d) Der „Wachtturm" öffnet sich für „weltliche" Musik

Eine gewisse Liberalisierung innerhalb der WTG geht aus einem Artikel „Die Musik deiner Wahl" im „Wachtturm" Nr. 16 vom 15. 8 .1974 hervor. Der Kern ist das Eingeständnis der WTG: „Es gibt keine Art von Musik, die als absolut gut oder absolut schlecht bezeichnet werden kann." Und zum Schluß räumt sie ein, daß sie „nicht verlangt, nur solche Lieder zu singen oder nur solche Musik zu hören, die in ihren Liederbüchern enthalten sind. (Seite 503, 505).

(Nach: Christliche Verantwortung Nr. 65, S. 7)

e) Zusammenkunft CV/DDR - Swit/Polen

Im Juni 1974 fand eine Zusammenkunft statt zwischen der CV-Leitung und der Leitung von SWIT, einer Gemeinschaft der freien Bibelforscher in Polen. Die Gespräche dienten dem gegenseitigen Kennenlernen in Fragen der Organisation und des Glaubens, in Unterschied und Gemeinsamkeit und der Erörterung von Fragen, die sich aus den Fehlschlag mit der 1975-Endzeitverkündigung der WTG für Jehovas Zeugen und alle diejenigen ergeben, die berufen sind, „ein Wort zur rechten Zeit" zu sagen. Spr. 15:23.

(Aus: Christliche Verantwortung Nr. 62, S. 8)

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Man vergleiche:

CV62

CV64

CV65

CV66

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Religiöse Sondergemeinschaften; Nr. 24, Dezember 1975

Zeugen Jehovas

1) Statistik 1974

Im „Jahrbuch der Zeugen Jehovas 1975" finden sich auf den Seiten 4 und 21 die folgenden zusammenfassenden Angaben über die weltweite Tätigkeit der Sekte im letzten Jahr:

Jehovas christliche Zeugen, die im Dienstjahr 1974 sehr fleißig tätig gewesen sind, wissen, daß sie in diesem Zeitraum mindestens 297 872 Personen geholfen haben, mit ihnen zusammen im Licht zu wandeln. Sie haben diese Neuen gern an der Wahrheit teilhaben lassen, die ihnen durch den heiligen Geist geoffenbart worden ist. Und das Ergebnis ist, daß sich diese 297 872 Personen Gott hingegeben haben, um seinen Willen zu tun, und sich haben taufen lassen, und jetzt haben sie Gemeinschaft mit Gottes Volk in 207 verschiedenen Ländern und Inselgebieten des Meeres. In den 34 576 Versammlungen der Zeugen Jehovas gibt es jetzt 2 021 432 aktive Verkündiger der guten Botschaft, die zusammen arbeiten, um noch vor dem Ausbruch der „großen Drangsal" das Werk der Verkündigung von Gottes Königreich durchzuführen

(21) Viele Arbeiter setzten ihre ganze Zeit für das Predigen der guten Botschaft ein. Durchschnittlich waren 14 525 im Sonderpionierdienst tätig und 112 610 weitere im allgemeinen Pionierdienst und im Pionierdienst auf Zeit.

Zusammen mit den durchschnittlich 1 753 578 Versammlungsverkündigern widmeten sie dem Predigen der guten Botschaft vom Königreich 371 132 570 Stunden. Wenn so viele Menschen auf der ganzen Erde so viel predigen, hören die Menschen bestimmt etwas über Gottes Königreich.

Jehovas Zeugen können nicht ihre ganze Zeit damit verbringen, Menschen in ihren Wohnungen zu besuchen. Sie müssen ihren Lebensunterhalt verdienen, ihre Familie versorgen und das zum Leben Notwendige beschaffen. Aber sie haben gedruckte Predigten — Bücher, Zeitschriften, Broschüren —, und sie lassen diese den Menschen für einen kleinen Beitrag zurück. Abgesehen von den Schriften, die sie für ihr persönliches Studium benötigten, verbreiteten sie im letzten Jahr folgendes an Publikationen: 27 581 852 gebundene Bücher, 12 409 287 Broschüren und 273 238 018 Zeitschriften. Außerdem nahmen sie 2 387 904 neue Abonnements auf die Zeitschriften Der Wachtturm und Erwachet! auf. Dadurch hatten die Druckereien der Gesellschaft natürlich sehr viel zu tun, und es war nötig, 51 663 097 gebundene Bücher, 18 239 169 Broschüren, 236 093 830 Exemplare des Wachtturms und 235 017 799 Exemplare der Zeitschrift Erwachet! zu drucken. Außerdem wurden Hunderte von Millionen Traktate sowie andere Schriften gedruckt und in insgesamt 160 Sprachen verbreitet.

Jehovas Zeugen sind nicht lediglich daran interessiert, Literatur zu verbreiten. Sie möchten, daß die Menschen die Schriften lesen, die sie erhalten, und deshalb machen sie auch Rückbesuche. Der Bericht zeigt, daß sie 151 171 555 Rückbesuche bei interessierten Personen machten, und in jeder Woche des Jahres führten sie durchschnittlich 1 351 404 Heimbibelstudien durch …Es wird dich interessieren zu erfahren, daß am Sonntag, den 7. April 1974 auf der ganzen Erde 4 550 457 Personen abends zur Feier des Abendmahls des Herrn zusammenkamen. Man kann daher leicht feststellen, daß die Menschen an der Tätigkeit der Zeugen Jehovas interessiert sind.

Die tabellarische Übersieht auf S. 22 f des Jahrbuchs läßt die Berechnung zu, daß die Wachtturmgesellschaft in der Bundesrepublik und Berlin-West 1974 gegenüber dem Vorjahr eine Zunahme von 5,8 Prozent der aktiven Zeugen verzeichnen konnte. Das bedeutet die höchste Wachstumsrate seit 15 Jahren: 5377 „Verkündiger" mehr als 1973. Mit rund 100 000 Aktiven (= „Verkündiger" und „Pioniere" in 1312 Versammlungen bildet die Gesellschaft die zweitgrößte religiöse Sondergemeinschaft im anderen deutschen Staat. - Abzuwarten bleibt freilich, wie sich diese Zahlen entwickelt haben werden, wenn das kritische Jahr 1975 vorüber ist.

Dokumentation über die endzeitlichen Bibeldeutungen der Wachtturmgesellschaft

Im Herbst dieses Jahres hat die „Studiengruppe Christliche Verantwortung" (Gera) als Sonderausgabe eine 16-Seitige Dokumentation herausgebracht, die dazu bestimmt ist, im Zusammenhang mit dem „neuen Fehlschlag und Bankrott" ihrer Endzeitverkündigung (S. 1) nachdenklich gewordenen Zeugen Jehovas die Augen dafür zu öffnen, daß sich die Wachtturmgesellschaft durch die ständigen Korrekturen ihrer erdzeitlichen Bibeldeutungen langst unglaubwürdig gemacht hat. Der Hauptartikel bringt in 24 Abschnitten zu einzelnen apokalyptischen Themen oder Texten gut ausgewählte faksimilierte Auszüge aus Büchern oder Zeitschriften der Gesellschaft von Russells „Schriftstudien'' an, die schlagend die Skrupellosigkeit belegen, mit der man immer wieder das Gegenteil von dem, was man noch gestern gelehrt hatte, als Wahrheit verkündigte. Einen Eindruck mögen zwei ausgewählte Abschnitte vermitteln: (4.) „Der politische Zionismus" und (15.) „Die endzeitlichen Posaunen."

Der politische Zionismus

Als „überzeugendster" Endzeitbeweis wurde auch der politische Zionismus proklamiert und unterstützt:

Jesus sagte weiter, daß das Wiedereinsammeln Israels nach Palästina (Lukas 21:24) einer der überzeugendsten Beweise seiner Gegenwart und des Endes der Welt sein würde.

(Die Harfe Gottes, S. 234, Magdeburg 1926)

WTG-Präsident J. F. Rutherford ging hier tatkräftig voran:

Richter Rutherford, der in der ganzen Welt als uneigennütziger Freund des jüdischen Volkes bekannt ist, unterstützt den Anspruch der Juden auf das heilige Land in tatkräftiger Weise.

(Trost für die Juden, Vorwort, 1925, dt.)

Als Beweis für eine göttliche Überwaltung des politischen Zionismus wurde weltweit verkündigt:

Ein menschliches Skelett besteht aus 206 Knochen. Der Zionismus wurde im Jahre 1897 in Basel, Schweiz, zu einer Körperschaft organisiert; und an jenem Kongreß, der die Organisation vollendete, waren genau 206 Delegierte anwesend, genau die Zahl wie die Zahl der Knochen des Menschenskelettes. Das war kein bloßer Zufall, sondern eine augenscheinlich von dem Herrn angeordnete Tatsache, und zeigt, daß der Herr auch die kleinsten Dinge in Verbindung mit der Wiederherstellung der Juden und ihrer Wiederbringung zu Gott überwaltet

(Leben, S. 177f, Magdeburg 1929)

Ab 1932 wurde dann der Welt das Gegenteil davon als Wahrheit verkündigt:

Durch die Veröffentlichung von Band 2 des Buches Rechtfertigung in jenem Jahre erkannten Jehovas Zeugen, daß eine solche „Zurück-nach-Palästina„-Bewegung vom Geiste des Erzfeindes Jehovas in die Wege geleitet wurde, von Satan, der die ganze bewohnte Erde betrogen hat.

(Der Wachtturm, 15. Juli 1955 dt. S. 424)

Die endzeitlichen Posaunen

Insgesamt hat die WTG die Offenbarung der Bibel schon dreimal im Interesse ihrer endzeitlichen Verkündigung anders ausgelegt. Der jeweiligen Generation als unkritisierbares, zuverlässiges und glaubwürdiges „Licht von Gott". Dies erfolgte zusammengefaßt in den Standardwerken Schriftstudien VII, „Das vollendete Geheimnis" von 1917, in den beiden Bänden „Licht" von 1930 und in den beiden jetzt geltenden Büchern „Dann ist das Geheimnis Gottes vollendet" von 1969/1970 und „Babylon die Große ist gefallen" von 1963/1965

Ein weiterer Eckpfeiler des von der WTG aufgebauten endzeitlichen Gebäudes sind ihre Verkündigungen in „Erfüllung" der Engelsposaunen in Offenbarung 8. Wir wollen das am Beispiel der zweiten Engelsposaune überprüfen, typischer Aussagen der WTG hierzu.

Und der zweite (Engel) posaunte: Die anglikanische Kirchenbewegung nahm ihren Anfang.

Und der dritte Teil: Der englische Teil.

Der Geschöpfe: Die aus der römisch-katholischen Kirche stammende Geistlichkeit,

Welche im Meere waren: Nicht länger unter dem religiösen Zwang des Papsttums.

Die Leben hatten: Die Apostolische Nachfolge.

Starb: Wurden vom Papst in den Bann getan,

Und der dritte Teil: der englische Teil.

Der Schiffe: Unabhängige Christengemeinschaften, Lollards genannt, Nachfolger Wycliff's - Mark. 4:36; 6: 48-51; Johannes 6:21.

(Das vollendete Geheimnis, S. 192, 194, von 1917 Magdeburg 1925)

1930 ist das alles restlos verworfen. J. F. Rutherford verlegte diese „Erfüllung" einfach aus dem 16. Jahrhundert (Anfang der Anglikanischen Kirche) in die WTG-Tätigkeit, auf die 6 WTG-Kongresse von 1922 bis 1927. Das sei die Erfüllung jener 6 Engelsposaunen. Wer das nicht glauben und verkündigen wollte, wurde ebenfalls ausgeschlossen.

Wie „erfüllte" sich die zweite Posaune jetzt?

Dann folgte das Posaunen des zweiten Engels. Ein Kongreß des Volkes Gottes tagte am 25. Aug. 1923 in Los Angeles, faßte einen Beschluß, der unter dem Titel „Eine Warnung" als Resolution ausgesandt wurde.

„Es starb der dritte Teil der Geschöpfe, welche im Meere waren, die Leben hatten, und der dritte Teil der Schiffe wurde zerstört." Das „Meer" bedeutet im Sinnbild die Völker der sogenannten Christenheit.

Ein „Schiff" stellt die Machtgruppe des Großgeschäfts dar, und die Leben hatten, die also genug von der Wahrheit aufgenommen hatten,

(Licht I, S. 114 ff, Magdeburg 1930)

Als dies 1930 als „Erfüllung" neukonstruiert wurde, als „Licht von Gott" hingestellt, erfolgte das in einem Gesamtrahmen, der sich nur auf die Generation nach dem 1. Weltkrieg als „Zeit des Endes" erstreckte. Der nicht einkalkulierte 2. Weltkrieg warf auch das über den Haufen. Zudem ergab sich dann für die WTG der Zwang, ihre endzeitliche Bibelauslegung jetzt möglichst vielseitig neu und angepaßt in den Dienst des allgemeinen westlichen Antikommunismus und Antisowjetismus zu stellen. So präsentierte die WTG im Jahre 1970 für die Generation nach dem 2. Weltkrieg eine „Engelsposaune", eine neue „zweite Posaune", die vorwiegend nur noch antikommunistisch und antisowjetisch „bläst":

„Ein Drittel der Geschöpfe im Meer, welche Seelen haben, starb" (Offenbarung 8: 8,9) Auf diese Weise zeigte Gott, daß durch keine dieser radikalen, revolutionären politischen Bewegungen Leben in einem materialistischen Paradies auf Erden möglich war.

In Übereinstimmung mit diesem göttlichen Fluch führt die radikale, revolutionäre, sozialistische, kommunistische Bewegung zum Tode

Dies ist das, was prophetisch geschildert wurde, nachdem der zweite Engel seine Trompete geblasen hatte: „Und ein Drittel der Schiffe wurde zerstört." (Offenbarung 8:9) Die radikalen, revolutionären, sozialistischen, kommunistischen Regierungen werden keinen Erfolg haben,

wie es in dem 1928 veröffentlichten Buch der Watch Tower Society, betitelt „Regierung", hieß:

Die Sowjetregierung ist kein Erfolg gewesen und wird es nie sein.

(Dann ist das Geheimnis Gottes vollendet, S. 259-63, Wiesbaden 1970)

3) 177.000 Gemeinschaftsentzüge in 2 Jahren

Ein weiterer aufschlußreicher Artikel der genannten Dokumentation, „Die 'Erfolge' und ihre Folgen", befaßt sich mit dem Propaganda-Erfolg sowie mit den eingestandenen und den tatsächlichen Verlusten der Gesellschaft. Wir geben seinen zweiten Teil wider (S. 13):

Jawohl, so erfolgreich verlief diese Entwicklung. -

Aber kennst du auch die „Endzeitliche" Kehrseite, die Zahlen der „Gemeinschaftsentzug" (GE) vergleichsweise zu den Zahlen der Taufen? Es sei hier mitgeteilt daß für den Zeitraum 1972-1973, der Einführung des Ältestenamtes, 177 000 GE ausgesprochen wurden, bzw. 177 000 Zeugen die Organisation wieder verlassen haben! Das zwei Jahren!

Im Jahrbuch 1974 der WTG können wir folgende aufschlußreiche Angaben nachlesen:

JAHRBUCH DER ZEUGEN JEHOVAS 1974

Die Aufzeichnungen der Gesellschaft zeigen, daß in den vergangenen 26 Jahren 2 084 398 Personen getauft worden sind. Wenn ihr die Zahl der Verkündiger, die in dem Jahr vor dieser Zeitperiode, dem Jahre 1947, im Predigtwerk tätig waren, hinzuzählt, nämlich 207 552, so erhaltet Ihr eine Gesamtzahl von 2 991 950 Personen.

Sollen wir, wenn wir 225 000 Todesfälle bei der üblichen Rate von einem Prozent pro Jahr einräumen, sagen, daß sich vom Jahre 1947 an über 300 000 Brüder und Schwestern nach ihrer Hingabe und Taufe zu irgendeiner Zeit am Predigtdienst beteiligt haben und nun versuchen, Jehova und anderen ihren Glauben ohne Werke zu beweisen?

Der Bericht im Jahrbuch zeigt, daß im Jahre 1973 eine Höchstzahl von 1 758 429 Verkündigern im Predigtwerk tätig war. (Seite 254)

Die Zahl von 300000 soll also für 27 Jahre, von 1947 bis 1973, die Summe derer statistisch belegen, die die WTG mit oder ohne GE wieder verlassen haben.

300 000 GE ereigneten sich aber nicht in 27 Jahren, sondern in nur 9 Jahren, von 1973 zurück bis 1965.

Und in nur 13 Jahren, von 1961 bis 1973, gab es schon ca. 390 000 GE. Allein die Abgänge von 1961 bis 1964 betragen ca. 91 000. Außerdem fehlen, wie festgestellt, für die Zeit von 1960 bis zurück zu 1947 ca. 198 000 GE.

von 1973 - 1965 = 300 000 GE ( 9 Jahre)

von 1964 - 1961 = 90 000, GE ( 4 Jahre)

von 1960 - 1947 = 198 000 GE (14 Jahre)

588 000 in 27 Jahren

Sodann wurden für die Zeit von 1949 bis 1968 schon ca. 200 000 angegeben (WT 1. 12. 1969. S. 725).

Von 1969 bis 1973 sind es aber schon wieder über 210 000, die die WTG wieder verlassen haben.

Die Ermittlung der Differenzen zwischen den jährlichen Taufzahlen und der realen Mehrung zeigt das. Zahlen in Größenordnungen von Hunderttausenden werden von der WTG unterschlagen bzw. durch oberflächliche Angaben verschleiert. Der WTG kommt es offensichtlich darauf an ihre negative Bilanz möglichst gering erscheinen zu lassen.

In Wirklichkeit wälzt sich das Werk wohl mit einem Riesenaufwand, jedoch unter einem ungeheuren „Menschenverschleiß", der in die Hunderttausende geht, nur mühsam dahin. Du siehst also, weder „Gottes Geheimnis" ist der WTG heilig noch Taufzahlen noch Zahlen der GE. Alles wird verbogen, wie wenn der Zweck die Mittel heiligt.

Die wirkliche Entwicklung der Abkehr von der WTG von 1961 bis 1973 in der Größenordnung von ca. 390 000 sieht mit zunehmender Steigerung auf „1975" etwa so aus:

1961 = 36 200

1962 = 24 300

1963 = 18 100

1964 = 13 000

1965 = 21 900

1966 = 24 400

1967 = 27 000

1968 = 9 200

1969 = 6 900

1970 = 21 300

1971 = 9 300

1972 = 60 400

1973 = 117 000

Wir sehen nach der Verkündigung von „1975" im Jahre 1967 einen vorübergehenden deutlichen Rückgang der Abkehr Dann aber gegen 1975 schwillt die Zahl gewaltig an! Wie werden die Zahlen aussehen, wenn die Unglaubwürdigkeit der WTG-Endzeitverkündigung vollends offenbar geworden sein wird?

4) Veränderte Neuauflage von „Vergewissert euch"

Der Nr. 74 der Zeitschrift „Christliche Verantwortung" vom September 1975 entnehmen wir den folgenden Hinweis (S. 7 f):

„Mit 9 Jahren Verzögerung hat die WTG nunmehr in deutscher Sprache eine Neuauflage des Buches „Vergewissert euch über aller Dinge" 1974 herausgebracht. Die Neuauflage in den USA bzw. für den englischen Sprachraum erschien schon 1965. Die Neuauflage wurde in den USA gedruckt und unter Umgehung des BRD-Zweigbüros von der WTG in Wien, Österreich, im „Selbstverlag" für den deutschen Sprachraum herausgegeben. Auffälligste Veränderung der Neuauflage ist eine starke Reduzierung der bisherigen unter dem Stichwort „Kommunismus" in diesem Lehrbuch vorgetragenen, antikommunistischen hetzerischen Ausfälle und Verleumdungen."

(In einer „Definition" innerhalb des angesprochenen Artikels „Kommunismus" hatte es in der Fassung des Buches von 1957 unter anderem geheißen: „In der Praxis ist es heute ein System, in welchem alle wirtschaftliche, erzieherische, religiöse und politische Tätigkeit von einem totalitären Staate gelenkt oder geleitet wird, welcher von einer einzigen politischen Partei beherrscht wird, die sich selbst an der Macht erhält. Der Staat als der Höhere neigt dazu, seine Untertanen als Untergeordnete vom Staat vollständig abhängig zu machen. Obwohl Gottlosigkeit vorgeben wird, werden in gewissen Fällen Religionen zugelassen, damit sie dem Staate unterwürfig dienen. Der Kommunismus selbst ist zu einer falschen Religion geworden, die in der ganzen Welt gepredigt wird, und dies, weil er sich Befugnisse anmaßt, die Gott gehören, und dadurch das Volk veranlaßt, zum Staate zur Rettung aufzublicken und ihn zu verehren statt Gott.")

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Man vergleiche:

CV73

CV74

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Religiöse Sondergemeinschaften; Nr. 25, Mai 1976

Zeugen Jehovas

1. Wachtturm-Kongresse 1975

In Nr. 75 der „Christlichen Verantwortung" vom Oktober 1975 (S. 2f.) Berichtet ein nicht näher bezeichneter „Kongreßbeobachter über die (üblichen, vgl. zuletzt unsere Folge 23/4) sommerlichen Großveranstaltungen in dem gar nicht „üblichen" kritischen Jahr der erhofften Weltvollendung! Die Information ist mit einer Einschätzung verbunden; letztere haben wir in der folgenden Wiedergabe des Artikels stark gekürzt.

Unter dem Motto „Gottes Souveränität" veranstaltete die WTG im Sommer 1975 in der BRD und Westberlin insgesamt 16 Kongresse. Der Inhalt aller Programme war alles in allem eine volle Ablenkung von dem, was seit 1966 für das Jahr 1975 der Welt verkündigt worden ist: Das Ende „dieser Welt" und der Beginn der „Tausendjahrherrschaft" Christi. Das machte schon die öffentliche Einladung klar. „Wer in der Lage ist, diesen Kongreß zu besuchen, wird sich besonders lange daran erinnern", hieß es. Im Vordergrund standen dementsprechend alle Arten von Themen über „Eigenschaften im täglichen Leben", um „voller Zuversicht und Mut" zu sein, besonders im Hinblick auf die „Gefahren und Einflüsse, die sowohl heute als auch in der Zukunft auftreten". (Einladung im WT vom 1. Juli 1975). Heute „als auch in der Zukunft"? Die Kongresse verfolgten das Ziel, die Organisation mit Volldampf immer weiterfahren zu lassen in die Zukunft. „Besonders lange daran erinnern" deutet an, daß die WTG eine neue lange Zeitspanne in der Hinterhand hält.

Das Jahr 1975 wird zwar in dieser Einladung an die erste Stelle gestellt und auch in Großdruck gesetzt, aber es ist nur noch leeres Gerede: „1975 wird in die Geschichte zweifellos als ein Jahr bedeutsamer und interessanter Ereignisse eingehen", wozu auch die WTG-Kongresse zu zählen seien. Welches Jahr enthält keine bedeutsamen und interessanten Ereignisse? In der Tat, nur leeres Geschwätz um 1975. Damit war klar, was die Kongresse dazu bringen würden. Dagegen sollte mit 1975 die Welt zuende gehen! Haben Jehovas Zeugen das nicht weltweit verkündet?

Ein mit äußerster Aufmerksamkeit von der WTG behandeltes Detail waren die Besucher der Kongresse aus der DDR, für die jedesmal eine Art „Ostabteilungen" eingerichtet wurden. Sie sind mit einem besonderen Absicherungssystem umgeben. Aufpasser achten hier auf jedes Fotografieren, auf jeden, der ihnen „verdächtig" erscheint, auf alles, was diese Besucher vor und noch ihren „Besuchen" dort äußern. Wie berichtet wird. werden Gespräche in den „Abteilungen" auch geheim auf Tonband aufgezeichnet.

Allerdings hat sich das Interesse der WTG an den Besuchern „aus dem Osten" sehr verändert. Man will dort gar nicht mehr einen jeden sehen. Hierzu wurde geäußert, die „Denunziererei" und die damit verbundenen „Klärungen" und „Überprüfungen" brächten „viel Arbeit und wenig Nutzen". Was die Akten im WTG-„Ostbüro" Wiesbaden schon alles enthalten, könne man niemandem zeigen, der an einen Geist Gottes in diesem Werke glaubt. Man sei nur noch „gezielt" an Besuchern aus der DDR interessiert. An Personen, die nicht daran interessiert sind, „Märtyrertum" durchblicken zu lassen und „Westgeschenke" zu erhalten, sondern die über die Lage in der DDR informieren können, über die Situation der Untergrundorganisation, die Auskunft geben können, was in der DDR ankommt, wie weit es unten verbreitet ist, wie damit praktisch gearbeitet wird, die genau wissen, wer da wer ist. An Personen, die faktisch eine „Gegenkontrolle" ausüben, was die Tätigkeit der eingesetzten Ältesten z. B. betrifft.

Interne Gespräche mit Programmteilnehmern ergaben, daß der WTG die 1975-Terminangabe schwer zu schaffen macht, daß es natürlich weitergeht, daß es wahr ist, daß damit nur „angespornt" werden sollte. Man wisse im Zweigbüro, daß die Erwartung existiert, 1975 seien die letzten Kongresse. Wichtig sei jetzt der unbedingte Gehorsam der Organisation gegenüber. Jeder müsse voll darauf gelenkt werden, seine eigenen Leistungen zu überprüfen, seine eigene Tätigkeit, damit er „ausgefüllt" ist. Das helfe am besten über diese „schwierige Situation" hinweg. Ja, es gäbe bei vielen Trägheit im Studium, sie lesen nicht alles, kennen oft die Bücher nicht gründlich. Wenn die Hochspannung auf 1975 abklingt, entstehe eine Gefahr der „Müdigkeit und Erschlaffung". Jeder muß zum „vollen Auskaufen der Zeit" angehalten werden. Die Programme sind auf alles dies ausgerichtet. Jetzt dürfe nicht mehr die Frage „Wann" und „Wie lange noch" im Vordergrund stehen, das würde gefährlich werden, jetzt müßten alle voll mit den Problemen des täglichen Leben befaßt und „ausgelastet" werden. So würde sich die Organisation als „praktisch nützlich" erweisen, der Blick sei auf das gerichtet, was unmittelbar vor Augen ist, was sein tägliches Leben betrifft. Hier müsse er jetzt fest mit der Organisation verknüpft werden, um mit ihr weiterzugehen. Die Kongresse stünden ganz im Zeichen einer solchen Ausrichtung.

Und warum als Hauptthema „Gottes Souveränität"? Wäre es nicht richtiger, jetzt nur noch so laut wie möglich weltweit den „Warnruf" erschallen zu lassen, daß alles ganz ganz nahe ist?

Auch das Hauptthema dient jetzt dem Zweck, von den verkündigten 1975-Erwartungen wieder abzulenken. Diese Thematik beinhaltet nämlich folgende Hauptaspekte, die der entscheidende Hintergedanke sind. Alle werden auf eine Weise auf Gott verweisen, die als Mittel die unbedingte Treue zur WTG zum Inhalt hat. Die WTG kann sich hier sozusagen sehr gut hinter Gott „verschanzen". Niemand kann um sie herum, wenn er zu Gott und Christus will.

Dies sind nur erste Einschätzungen der Kongresse 1975. Sie werden weiter im Blickpunkt bleiben. Natürlich waren sie nicht die letzten WTG-Kongresse. Doch haben sie im falschen Weltendejahr 1975 eine zentrale Bedeutung für die Weichenstellung, die die WTG nun wieder vornimmt, um alle weiter hinzuhalten, um ihrer religiös-politischen Aufgabenstellung gerecht zu werden.

2. Statt des erhofften handfesten Paradieses ein „geistiges"

Zu den Versuchen, von dem neuerlichen Fehlschlag in der Voraussage des Anbruchs der „Neuen Welt" abzulenken, gehört offenkundig auch ein so bisher nicht beobachteter Zug; in der Deutung der Arche Noah auf die Wachtturm-Gesellschaft. Den Brüdern in Brooklyn, war im „Wachtturm" 3/75 zu lesen, sei hier ein „neues Licht" auf gegangen. Sie erkannten nämlich, daß diese Arche Noah, die ganz unter dem Schutz Gottes stand, wie ein „geistiges Paradies" war. Sie war eine „göttliche Vorkehrung", durch die das künftige neue Leben Noahs und seiner Familie schon inmitten der Sintflut Wirklichkeit war. Das soll nun in gleicher Weise für die „getauften Anbeter Jehovas" gelten.

Der Bezug auf die heutige Zeit wird dann mit folgendem Satz hergestellt: Im Jahre 1919 (Neuorganisation der Gesellschaft nach dem ersten Weltkrieg) wurde „mit dem Aufbau dieses geistigen Paradieses auf der Erde begonnen … In diesem geistigen Paradies, das sich inmitten einer zum Untergang verurteilten und vergifteten Welt befindet … herrschen Frieden und Sicherheit." Hier gibt es „wahre geistige Schönheit"; hier „reifen die Früchte des Geistes Gottes; echte christliche Bruderliebe ist darin zu finden …"

Ob die Zeugen Jehovas dieses neue „Licht von Jehova Gott" wohl zu fassen vermögen? Ihr entbehrungsreiches Leben in fortwährendem, aufopferndem Einsatz für die Wachtturm-Organisation sollte das „geistige Paradies" sein?

3. Plenartagung freier Bibelforschergemeinden in Polen

Über das Vorhandensein derartiger Gemeinden haben wir in unseren „Nachrichten und Kommentaren" öfter berichtet (vgl. zuletzt Folge 23/9; 3 e). An der folgenden, gekürzt wiedergegebenen Information aus Nr. 71 der „Christlichen Verantwortung" (S. 7f) erscheint uns neben der von den Gemeinden betonten Loyalität gegenüber den „Staatsbehörden" der Versuch interessant, zu einem ökumenischen Miteinander unter der Devise zu gelangen: „Wir sind doch alle Bibelforscher!"

Die Vereinigung der Bibelforscher in Polen (Stowarzyszenie Badacry Pisma Swietego w Polsce) hatte in Warschau vom 29. bis 31. März 1975 ihre Plenartagung mit dem Hauptthema „Die Bibel soll alle Christen vereinigen". Die Vereinigung wurde von. Br. C. Kasprzykowski, einem Mitverbundenen C. T. Russells, begründet. Jetziger Leiter ist Br. Waclaw Stachowicz in Warschau. Die Tagung befaßte sich mit herangereiften Fragen christlichen Lehrens und Verhaltens heute.

Es nahmen die leitenden Körperschaften aller Gemeinden der Vereinigung aus ganz Polen und auch Beobachter aus anderen Gruppen, Konfessionen und Kirchen teil. Ein Grundgedanke der Tagung war, daß niemand heute „allein die volle Wahrheit" haben kann, weil uns in den Fragen der Glaubenserkenntnis nur „Unvollkommenes, Stückwerk" möglich ist, und dies nur in „undeutlichen Bildern" (l. Kor. 13:9-13).

Angesichts dieser unbestreitbaren Sachlage sagte Br. Stachowicz in einem Aufruf: „Brüder, kommt zu uns mit eurer Botschaft, mit eurer Predigt, wir werden uns freuen, zusammen zu beten, die Bibel zu lesen und Lieder zu singen. Bei uns ist Platz für alle Christen. Bei uns ist Einheit und Gleichheit in Verschiedenheit der Konfessionen. Bei uns ist nichts verboten und wir verdammen nicht, weil niemand vollkommene Wahrheit hat. Mit allen Kirchen und Konfessionen verbindet uns die Bibel, Gottes Wort und der Glaube an Gott. Das ist viel. Wir öffnen die Tür für alle, und mit allen Christen möchten wir die Verantwortung für Einheit der Christen und Glück der Gläubigen tragen. Auch wenden wir uns an die Zeugen Jehovas: öffnet die Augen, seid nicht Sklaven von Dogmen. Die Bibel bringt uns allen Freiheit. Sie befreit uns von menschlichen Dogmen und falschen Lehren. Sie erlaubt uns, christlich die Verantwortung für Diesseits und Jenseits zu tragen. Jede Kirche und Konfession soll auch der Gesellschaft dienen, sie soll sozial die Gesellschaft stärken und Glaube, Hoffnung und Liebe auch für die Zukunft verkünden".

Weiter wurde erklärt, ungesunde Lehren jeder Art, jede Form des Fanatismus, der Intoleranz und des ungesunden Dogmatismus sollen überwunden werden, bei der WTG insbesondere. Der Fortschritt, den der Sozialismus bringt, soll christlich und biblisch voll unterstützt werden. „Die Vereinigung/Gemeinde ehrt und hört alle Grade der Staatsbehörden in allen Sachen, so wie es in der Bibel steht (Matt. 22: 21). Sie betet für den Erfolg der Staatsbehörden, so wie die Bibel von uns fordert". Im Rahmen der Verfassung der Volksrepublik Polen und der Gesetze werde die Vereinigung ihre Arbeit stärker entwickeln auch zum Nutzen der gesellschaftlichen und sozialen Ordnung.

„Die Bibel, Gottes Wort, soll uns alle einigen, nicht trennen. Niemand hat vollkommene Wahrheit. Nur Gott hat sie. Wir sollen alle die Bibel forschen ohne Anspruch auf Monopol oder Vollkommenheit des Besitzes der Wahrheit". Die Versammlungsstätte der Vereinigung in Warschau ist Al. Jorozolimskie 99. Alle Christen, auch Zeugen Jehovas, sind dort sonntags 10-14 und mittwochs 18-20 Uhr herzlich willkommen. Noch neuer Regelung können dort auch Prediger, Geistliche und Pastoren anderer Konfessionen das Wort ergreifen.

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Man vergleiche:

CV71

CV75

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Religiöse Sondergemeinschaften; Nr. 26, August 1976

Zeugen Jehovas

1) Jehova und die Serum-Injektion

Daß es Zeugen Jehovas auf Grund des alttestamentlichen Verbots eines Genusses von Blut seitens ihrer Glaubensgemeinschaft verwehrt wird, einer Bluttransfusion zuzustimmen, ist allgemein bekannt (vgl. zuletzt unsere Folge 17 S. 9 f „In Gera stirbt Zeuge Jehovas nach Ablehnung einer Bluttransfusion") Wie aber steht es mit der Verwendung eines organischen, also auf der Grundlage von menschlichem oder tierischem Blut gewonnenen Impfserums? Der „Wachtturm" hat sich dazu in seiner Ausgabe vom 1. September 1974 geäußert. Einen auf diesen Artikel bezüglichen Kommentar übernehmen wir (gekürzt) aus der Nummer 5/76 des „Materialdienstes" der Ev. Zentralstelle für Weltanschaungsfragen (S. 74 f):

Hier wird laut „Wachtturm" eine Unterscheidung gemacht: Handelt es sich um einen Impfstoff, der „nicht aus Blut von Menschen oder Tieren" gewonnen wird, also um ein Serum, das auf Eiweißbasis hergestellt ist (z.B. bei Grippe-, Cholera-, Tetanusschutzippfungen), dann ist die Verwendung bedenkenlos. Wenn jedoch „Blut bearbeitet wird und der Bestandteil (Gramaglobulin), der die Antikörper trägt, ausgesondert und zu einem Serum verarbeitet wird" dann gilt die grundsätzliche Weisung: „Wir glauben daß die Verwendung von Blut zu Tranfusionszwecken oder der Gebrauch eines Blutbestandteiles zu einem ähnlichen Zweck ganz offensichtlich im Widerspruch zu dem biblischen Gebot steht, 'sich von Blut zu enthalten' (Apg. 15.20)."

Unmittelbar darauf wird in dem erwähnten Artikel die Frage gestellt: Wie verhält es sich aber mit der Verwendung eines Serums, das nur eine geringe Menge eines Blutbestandteils enthält…?" Die Entscheidung in dieser Grenzfrage schiebt die Leitende Körperschaft in Brooklyn dem einzelnen zu. Einige, so heißt es im „Wachtturm", „betrachten die Injektion eines solchen Serums als eine Mißachtung des … Verbotes Gottes… Das Gewissen anderer wiederum mag verlangen, daß sie alle derartige Seren ablehnen. Jeder muß sich vor Gott, dem Richter, im Hinblick auf den Grund für seine Gewissensentscheidung verantworten."

Nur im ersten Moment erscheint dies als eine großzügige Regelung. In Wirklichkeit bedeutet sie eine schwere Gewissensbelastung. Denn nicht einmal Ärzte wissen, welche Seren unter diese Rubrik „Impfseren mit wenig Blut" gerechnet werden sollten. Sie beurteilen dies als eine fast willkürliche Ermessenfrage. Jedenfalls bestehen in der Regel jene Impfstoffe, die im akuten Fall rasch verabreicht werden müssen - etwa bei Diphterie, Tollwut oder als Prophylaxe gegen infektiöse Gelbsucht -, aus Tier- und Menschenblutserum. Was soll der Zeuge Jehovas tun? Wenn er eifrig ist, wird er tatsächlich alle derartigen Impfseren ablehnen, um auf keinen Fall eine falsche Entscheidung zu treffen, die den Groll Jehovas auf ihn ziehen könnte.

Das Fragwürdige bei dieser Regelung ist, daß das Problem allein unter dem Aspekt eines kasuistischen Gesetzesgehorsam gesehen wird. Daß durch die Verweigerung einer Bluttransfusion oder eines Serums unter Umständen ein Menschenleben ausgelöscht wird, und daß dies eine Verletzung des göttlichen Fundamentalgebotes „Du sollst nicht töten" bedeutet, das wird, gar nicht bewußt.

2) Kommt nach vielen Reformen ein Reformator?

In der Januar-Ausgabe der „Christlichen Verantwortung"/Gera (Nr. 78 S. 1) fordert die Redaktion nach der neuerlich gescheiterten Endzeit-Voraussage für 1975 „eine grundlegende Wende und Neuorientierung im Glauben". Zur Unterstützung dieses Aufrufes wird darauf hingewiesen, wie es bisher nach jeder der vielen falschen Ankündigungen zu Absplitterungen oder Reformversuchen kam. Nicht alle dabei aufgeführten Tatsachen sind der Öffentlichkeit bekannt, so daß wir den betreffenden Abschnitt im folgenden wiedergeben:

Nach der Harmagedon-Falschverkündigung von 1914/18 war es u. a. der Leiter der Zeugen in der Schweiz, A. Freytag, der mit der Bewegung der Menschenfreunde einen humanistischen christlichen Ausweg eröffnete. Nach der Harmagedon-Falschverkündigung von 1925 trat 1926 u. a. der Leiter des Zentraleuropäischen WTG-Büros in der Schweiz, C. C. Binkele, an die Spitze, um mit dem falschen Endzeitglauben Schluß zu machen. Nach dem „Verscheuchen" der Harmagedon-Datierung auf 1939/45 begann das Mitglied des WT-Herausgeberkomitees und WTG-Zweigdiener von England, J. Hemery, in England eine Neuorientierung. In Deutschland war es u. a. der Zweigdiener Paul Balzereit, der aus dem religiös-politischen Mißbrauch der Zeugen unter WTG-Führung in der Weimarer Republik und in Hitlerdeutschland insbesondere herausfand und nach 1945 einer der Begründer der freien christlichen Gemeinden in der DDR wurde. Als die 20jährige Verschiebung von Harmagedon nach 1945 Mitte der 60er Jahre ablief, war es u. a. der ehemalige Leiter der Untergrundorganisation Werner Liebig, Dresden, der in internem Kreise Betrachtungen anstellte, die antikommunistische „Kampfstellung gegen den Staat" (Zweigdiener E. Frost) aufzugeben und einen völlig neuen Weg zu beginnen.

Ja, das äußerste Ende seit 1914 war mit 1975 erreicht. Wer wird jetzt an die Spitze treten, um mit allem falschen Endzeitglauben Schluß zu machen? Der Scheideweg ist endgültig erreicht. Es muß eine grundlegende Wende und Neuorientierung im Glauben geben.

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Man vergleiche:

CV78

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Religiöse Sondergemeinschaften; Nr. 27, Dezember 1976

Zeugen Jehovas

1) Aus dem „Jahrbuch der Zeugen Jehovas 1976"

Das Jahrbuch ist auch 1976 wieder voller Erfolgsmeldungen. Um 157.824 hat 1975 die Zahl der Verkündiger in der Welt zugenommen, und an der jährlichen Abendmahlsfeier waren sogar 375.186 Personen mehr als im Vorjahr beteiligt (immer vorausgesetzt, daß die mitgeteilten Zahlen stimmen!). Aber zwischen den Zeilen sind auch andere Tendenzen erkennbar. Während die Zahl der durch die Taufe neu Aufgenommenen 1974 297.872 betrug (vgl. Unsere Folge 24/9), erreichte sie 1975 nur die Höhe von 295.073. Gerade im deutschen Sprachgebiet ist eine Verlangsamung des Wachstums festzustellen (BRD 1974: 5%, 1975: 3%; Österreich 1974: 9%, 1975, %; Schweiz 1974: 10%, 1975: 6%; Liechtenstein 1974: 13%, 1975: 12%), und in Berlin-West ist sogar ein absoluter Rückgang eingetreten (vgl. unten b).
a) Weltstatistik 1975

Im Dienstjahr 1975 ist ein großartiges Zeugnis gegeben worden. Eine Höchstzahl von 2 179 256 Personen hat sich des Vorrechtes erfreut, die gute Botschaft vom Königreich bekanntzumachen. Das sind 157 824 mehr als im vergangenen Jahr.

Die Menschen müssen etwas über Gottes Königreich hören. Jesus Christus sagte: „Diese gute Botschaft vom Königreich wird auf der ganzen bewohnten Erde gepredigt werden, allen Nationen zu einem Zeugnis; und dann wird das Ende kommen" (Matth. 24:14). Jehovas Zeugen setzen daher dieses weltweite Predigtwerk fleißig fort, und sie haben 382 296 208 Stunden eingesetzt, um mit den Menschen über Gottes Vorsatz zu sprechen — 11 000 000 Stunden mehr als in irgendeinem vorangegangenen Jahr.

Jehovas Zeugen waren auch daran interessiert, den Menschen, die mehr über Gottes Vorsatz erfahren möchten, etwas zum Lesen zurückzulassen. Während ihrer zwölf Monate Predigtdienst haben sie daher 28 410 783 gebundene Bücher und Bibeln und 12 163 807 32- oder 64seitige Broschüren sowie 293 705 005 Exemplare der Zeitschriften Der Wachtturm und Erwachet! abgegeben. Außerdem haben sie 2 111 730 Abonnements aufgenommen. Indes begnügten sie sich nicht damit, Literatur abzugeben. Sie machten auch Rückbesuche und ermunterten die Menschen, die Literatur zu lesen oder mit Hilfe einer dieser christlichen Schriften die Bibel zu studieren. Tatsächlich konnten Jehovas Zeugen wöchentlich 1 411 256 Heimbibelstudien in den Wohnungen interessierter Personen durchführen. Sie machten im Laufe des Jahres 155 336 481 Rückbesuche. Welch eine gewaltige Anstrengung, Menschen zu helfen, Gottes Wort zu verstehen!

Um Jehovas Zeugen in ihrem Königreichspredigtwerk zu helfen, sind in ihren eigenen Druckereien in den Vereinigten Staaten, in Deutschland, Finnland und Griechenland sowie in anderen Druckereien 63 305 420 gebundene Bücher und Bibeln und 513 705 582 Exemplare der Zeitschriften Der Wachtturm und Erwachet! sowie 22 190 340 Broschüren gedruckt worden, damit Menschen in allen Nationen die Gelegenheit erhalten, Gottes Wort mit Hilfe dieser Schriften zu lesen und zu studieren.

Die Watch Tower Bible and Tract Society of Pennsylvania hatte im Durchschnitt 2 456 Missionare in der ganzen Welt im Einsatz, und sie sind in der Zahl der 15 734 Sonderpioniere eingeschlossen. Diese Sonderpioniere arbeiten jeden Monat 150 Stunden im Predigtwerk. Außerdem haben 114 491 allgemeine Pioniere und Pioniere auf Zeit etwa 100 Stunden im Monat im Predigtdienst eingesetzt. In jedem Monat waren durchschnittlich 1 932 224 Versammlungsverkündiger tätig, und sie setzten monatlich etwa 10 bis 20 Stunden im Predigtdienst ein. Insgesamt waren also durchschnittlich 2 062 449 Verkündiger jeden Monat im Predigtdienst tätig. Und während des Jahres wurde eine Höchstzahl von 2 179 256 Verkündigern erreicht.
Im Dienstjahr 1975 konnten Jehovas Zeugen außerdem 295 073 Personen helfen, die Notwendigkeit zu erkennen, sich Jehova Gott hinzugeben und dies durch die Wassertaufe zu symbolisieren. Sie sind nun mit den 38 256 Versammlungen, die es in 210 Ländern gibt, verbunden.

Doch sie sind nicht die einzigen, die sich für das Werk der Zeugen Jehovas interessieren. Jedes Jahr kommen viele, mit denen Bibelstudien durchgeführt werden, und andere interessierte Personen mit Jehovas Zeugen in ihren Königreichssälen zusammen, um das Abendmahl des Herrn oder das Gedächtnismahl zu feiern. Am 27. März 1975 kamen nach 6 Uhr abends 4 925 643 Personen zusammen, um des Todes unseres Herrn Jesus Christus zu gedenken. Dieses Ereignis bedeutet ihnen etwas. Jesu Tod am Marterpfahl kann ewiges Leben für sie bedeuten, wenn sie unerschütterlich an Jehova, seinen Sohn und das Königreich glauben, durch das Gott sie in seiner verheißenen neuen Ordnung mit Leben segnen wird.

Jehovas Zeugen sind bei den Nationen der Welt nicht beliebt. Es ist so, wie Jesus sagte: „Ihr werdet um meines Namens willen Gegenstand des Hasses aller Leute sein" (Matth. 10:22). Diese Worte sind wahr. Jehovas christliche Zeugen wissen, daß sie mit Verfolgung rechnen müssen. Doch sie glauben den Worten der Bibel: „Wirf deine Bürde auf Jehova, und er selbst wird dich stützen. Nie wird er zulassen, daß der Gerechte wanke" (Ps. 55:22). Diese vortrefflichen Christen sind zwar in der Welt, doch sie sind kein Teil davon. Sie sind an dem Souveränen Herrscher des Universums, Jehova Gott, interessiert und nehmen entschieden auf seiner Seite Stellung. Jesus sagte: „Die Stunde kommt, da jeder, der euch tötet, meinen wird, er habe Gott einen heiligen Dienst erwiesen" (Joh. 16:2). Dennoch werden Gottes Diener ihren Entschluß nicht aufgeben, in Lauterkeit zu wandeln und Jehovas Namen zu verherrlichen.

Wunderbare Dinge ereignen sich. Im vergangenen Jahr ist das Werk des Jüngermachens in Portugal öffentlich und nicht mehr im Untergrund durchgeführt worden, denn die Regierung hat Jehovas Zeugen als eine religiöse Körperschaft anerkannt. Wir danken Jehova dafür. In Griechenland ist Jehovas Zeugen größere Freiheit gewährt worden, so daß sie dort die gute Botschaft verkündigen können.

Jehovas Diener sind in vielen Ländern verfolgt worden, doch man hat sie nicht aufhalten können. Sogar hinter dem Eisernen Vorhang und in anderen Ländern, in denen das Werk schwierig ist, gibt es 177 861 Verkündiger des Königreiches — 8,8 Prozent mehr als im letzten Jahr. Das war der Durchschnitt für jeden Monat des Dienstjahres 1975. In diesen Ländern jedoch wurde eine neue Höchstzahl von 185 804 Verkündigern erreicht. Obwohl sie in kommunistischen Ländern und in anderen Nationen, in denen das Werk mehr oder weniger verboten ist, im Untergrund arbeiten und sich gut versteckt halten müssen, waren beim Gedächtnismahl 291 460 Personen zugegen. Stell dir nur einmal vor: Im vergangenen Jahr konnten diese verfolgten Christen 19 003 812 Stunden für das Predigen der guten Botschaft vom Königreich in ihren Ländern einsetzen!

b) Rückgang in Berlin-West

Ein Vergleich zwischen der Tabelle im Jahrbuch 1976 auf S. 24 mit der parallelen Übersicht im Jahrbuch 1975 auf S. 22 ergibt: Während die Verkündiger-Höchstzahl im vorangegangenen Jahr bei 5.555 und damit noch um 3 % über der Zahl von 1973 lag, betrug sie 1975 nur noch 5.539, also 16 weniger, und verringerte sich die Verkündiger-Durchschnittszahl wenigstens um 10, von 5.436 auf 5.426. - Zu bedenken ist dabei allerdings, daß die Bevölkerungszahl ebenfalls zurückging, nach dem Jahrbuch von 2.047.900 auf 2.013.700.

c) „Wachtturm"-Verbot in Frankreich aufgehoben
Das Jahr 1975 wird als ein denkwürdiges Jahr in die Geschichte der Zeugen Jehovas in Frankreich eingehen. Das bedeutendste Ereignis war die Aufhebung des 22 Jahre bestehenden Verbotes der Zeitschrift Der Wachtturm. Obwohl jahrelang Anstrengungen unternommen wurden, eine Aufhebung dieses Verbotes zu erreichen, waren alle Bemühungen vergebens gewesen. Ein paar Wochen nachdem ein neuer Präsident gewählt worden war, schickte die französische Vereinigung der Zeugen Jehovas an ihn persönlich einen Brief (vom 10. Juni 1975 datiert). In diesem Brief wurde er um die Aufhebung des Verbotes des Wachtturms ersucht. Darauf erhielt die Vereinigung die Mitteilung, die Sache werde untersucht werden. Schließlich veröffentlichte das Journal Officiel der Republik Frankreich am 1. Dezember 1974 einen Entscheid, der am 26. November 1974 gefällt worden war und durch den der Entscheid vom 19. Dezember 1952 aufgehoben wurde, durch den die Herausgabe, die Verbreitung und der Verkauf des Wachtturms verboten worden waren. So konnten die französischen Brüder die Ausgabe vom 1. Januar 1975 des französischen Wachtturms für ihr persönliches Studium und für die Zusammenkünfte erhalten. Ein paar Wochen später konnten sie dann anfangen, die Zeitschrift von Haus zu Haus anzubieten. Darüber waren sie sehr glücklich.

Zu dieser Freude kam hinzu, daß im Dezember 1974 die 1 000ste Versammlung in Frankreich gegründet wurde. Im Mai 1975 erreichte Frankreich eine neue Höchstzahl von 64 091 Verkündigern. Die Kongresse „Gottes Souveränität" fanden gegen Ende des Dienstjahres statt, und auf den 17 Kongressen waren insgesamt 82 349 Personen anwesend.

2) Bibelausstellung soll die „Neue-Welt-Übersetzung" aufwerten

Zum ersten Mal in der Geschichte der deutschen „Wachtturm„-Kongresse boten die diesjährigen (18) Bezirksversammlungen der Zeugen Jehovas eine Bibelausstellung. Der Bestand - Bibeln und andere Schriften" aus fünf Jahrhunderten, dazu zählten Illustrationen, Landkarten, Bilder und Reproduktionen größtenteils aus dem Privatbesitz von Zeugen Jehovas.

In der Abteilung „Alte Manuskripte - geläuterte Texte" konnte man nicht nur hebräische und griechische Handschriften in Photokopie die Septuaginta und Vulgata, die Gotenbibel und die Gutenbergbibel, sondern auch den hebräischen Text von Rudolf Kittel und die griechischen Texte von Nestle und Westcott/Hort (letzterer liegt der „Wachtturm„-Übersetzung des Neuen Testamentes zugrunde).

In der Abteilung „Die Bibel und die Wissenschaft" fand der Besucher archäologische Bestätigungen dafür, daß die Bibel doch recht hat. Und auf dem Tisch „Die Bibel und Gottes Name" zeigte ein Photo das älteste bekannte Schriftstück, das den Namen Gottes mit „Jehova" übersetzt: es ist 700 Jahre alt!

Da bei einer solchen Ausstellung vom Besucher nichts nachgeprüft werden kann, gelingt es der „Wachtturm-Gesellschaft" auf diese Weise fast spielend, ihre „Neue-Welt-Übersetzung der Heiligen Schrift" (1950/1970; deutsch, 1963/1971) in die illustre Gesellschaft altehrwürdiger Bibelausgaben und -übersetzungen einzuführen. Sie erscheint nun als die jüngste in einer langen Reihe Übersetzungen, gleichsam als Krone und Ergebnis aller bisherigen Bemühungen, Gottes Wort recht auszulegen und weltweit zu verbreiten. So wurde denn auch von der Pressestelle der Kongreßleitung als eines der Ziele der Ausstellung genannt, „die Wachtturm-Bibel- und Traktat-Gesellschaft als eine gewissenhafte Bibelgesellschaft darzustellen". Daß in der von den Zeugen Jehovas verbreiteten Bibel an vielen Stellen etwas ganz anderes steht als in den übrigen Übersetzungen, weil hier der Bibeltext in Sinne der Wachtturm-Doktrin „manipuliert" wurde, das kann kein Ausstellungsbesucher wissen.

In der letzten und für die Veranstalter zweifellos wichtigsten Abteilung lagen die Publikationen der „Wachtturm-Gesellschaft" aus, darunter das Büchlein „Die Wahrheit, die zu ewigem Leben führt" und die beiden Zeitschriften „Der Wachtturm" und „Erwachet!" in allen Sprachen, in denen sie erscheinen. Dadurch sollte nach Presseinformationen, sichtbar gemacht werden, wie die „Wachtturmgesellschaft" „mit besonderem Engagement bemüht ist, das Wort Gottes zu verbreiten".

So zeigt dieses neueste Unternehmen der Wachtturm-Organisation dem kritischen Beobachter sehr deutlich, wie leicht man durch eine Ausstellung imponieren und auf wirksame Weise einen falschen Eindruck verbreiten kann.

3) Zur pastoralen Begegnung und Auseinandersetzung mit Angehörigen der Gemeinschaft der Zeugen Jehovas in der DDR

Aus Kreisen der „Christlichen Verantwortung" (C. V.) jenes Zusammenschlusses ehemaliger „Zeugen" in DDR, der sich die Aufklärung über Ziele und Methoden der Religionsgesellschaft und eine Warnung vor ihr zur Aufgabe gesetzt hat (vgl. Unsere Folge 26 S. 12), ging uns unter der obigen Überschrift eine Reihe von Thesen zu, die das Datum des 23. 10. 1996 trägt. Wir danken für die aufschlußreiche Ausarbeitung und geben hier ihren letzten, praktischen, Teil im Wortlaut wieder. Der evangelische Theologe wird sich die Ratschläge, die ihm aus genauer Kenntnis gegeben werden, durchweg gefallen lassen und ihnen im ganzen gern und zu seinem Gewinn folgen. Eine gewisse Engführung meint der Herausgeber lediglich in der Forderung nach strenger Konzentration der Gespräche mit Zeugen Jehovas auf deren Endzeit-Lehren zu erkennen. So gewiß ihre apokalyptischen Vorstellungen tatsächlich einen „Hauptdiskussionsgegenstand" bilden werden, lehrt doch die seelsorgerliche Erfahrung, daß es darauf ankommt, in solchen Gesprächen das Feld der Diskussion über Erkenntnisfragen möglichst bald zu verlassen und stattdessen Gewissens-Fragen vernehmbar zu machen.

Seitens CV wird keinerlei Begegnung mi den ZJ, weder privat noch zufällig oder absichtlich in ihren Zusammenkünften aller Art in ihren Wohnungen für bedenklich gehalten, wo seitens des Besuchenden (Pastor, Seelsorger, für die CV-Ziele durch CV-Mitarbeiter) das Ziel verfolgt wird, auf die ZJ Einfluß zu nehmen, sie von ihnen Abwegen abzubringen oder verirrte Kirchenangehörige wieder zu gewinnen. Seitens CV wird dies auch publiziert. Es muß hier auch volle Freiheit bestehen, wenn den ZJ irgend aus ihren Abwegen heraus geholfen werden soll. ZJ, die als aktiv gegen die Kirche z. B. bekannt werden, sollten direkt privat aufgesucht und angesprochen werden. Kommt man zu einen Zusammenkunft hinzu, so sollte die Initiative ergriffen worden, um auf die ZJ entsprechenden Einfluß zu nehmen.

Hiergegen kann rechtlich nichts eingewendet werden und wird auch nichts eingewendet, wie alle Erfahrungen besagen. Unabdingbare Voraussetzung für alle Begegnungen mit den ZJ ist jedoch, daß der Besuchende (Pastor, Seelsorger usw.) mit den entscheidenden Haltlosigkeiten der ZJ-Mission, Lehre und Verkündigung vertraut ist, damit er die Initiative ergreifen kann und nicht den ZJ das Feld überläßt. Es kommt nicht darauf an, die Kirche zu verteidigen, sondern darauf, die Haltlosigkeiten der ZJ offensiv aufzugreifen. Nicht hat die Kirche den ZJ gegenüber ihre Glaubwürdigkeit zu beweisen, wenn sie jemanden zu sich ziehen. Hauptdiskussionsgegenstand muß dabei mit den ZJ der Endzeitcharakter ihrer Lehre und Gemeinschaft sein. „Allgemeinchristliche" Fragen um es so zu sagen, lenken nur von diesem allein hauptentscheidendem Thema ab.

Für jede Begegnung mit den ZJ ist darum eine entsprechende Zurüstung für den Besuchenden unerläßlich, sonst wird er von den ZJ hoffnungslos in die Verteidigung gedrängt. Bei einer Begegnung sollte unbedingt entsprechendes Zurüstungsmaterial zur Hand sein, das auch dokumentarischen Charakter haben sollte, um gegebenenfalls darauf bestehen zu können und den ZJ mit Bestimmtheit und Sicherheit zurechtweisen zu können. Jede Begegnung sollte jedoch unter allen Umständen freundlich und ohne die Tür endgültig zuzuschlagen, durchgeführt werden mit dem Hinweis, daß sich die Endzeithoffnung der ZJ und ihre entsprechende Verkündigung mit Sicherheit als vergeblich und damit als unverantwortlich erweisen wird

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Wie immer man darüber denken mag

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Waldemar Hirch

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