Kommentar zu den eingescannten CV-Ausgaben

CV 26

Nur äußerst selten, man muss fast schon mit der Lupe suchen, kommt der Herausgeber der CV, Willy Müller auch mal beiläufig auf seine ganz persönlichen Erfahrungen zu sprechen. Eine dieser seltenen Passagen ist auch in dieser CV-Ausgabe mit enthalten. Sie sei hier einmal kommentarlos zitiert. Man mag einwenden. Der entsprechende Artikel ist mit B. M. gezeichnet. Das ist wohl war. Nur war in der Frühzeit der CV die Zahl der aktiven Schreiber in diesem Blatt nicht so übermäßig groß. Sie war durchaus überschaubar. Daher möchte ich doch an meiner These festhalten, der entsprechende Artikel ist Müller zuzuordnen. Dies deckt sich auch mit den Erkenntnissen, die man aus anderen Quellen über seine Biographie gewinnen kann. Er schrieb da also:

"Was die große brüderliche Liebe untereinander anbetrifft, so ist man gezwungen, auch an die leitenden Brüder zu denken, die in der Verbotszeit ihre Brüder verrieten, wie es z. B. die Leiter des Werkes Frost und Franke taten und sie dadurch in Lebensgefahr brachten. Ich selbst durfte ähnliches erleben, daß dienende Brüder mich falsch beschuldigten, trotzdem sie genau wußten, daß ihre Anschuldigung Unwahrheit war. Sie meinten, wenn sie schon wegen Getzesverletzung bestraft würden, könnten es andere Brüder auch mit durchmachen, um den Schein einer Glaubensverfolgung zu vergrößern, denn es geht ja in erster Linie um Förderung seiner Organisation. Außenstehende waren darüber sehr verwundert, daß Brüder versuchen, unschuldige Brüder zu belasten, um die Organisation von ihren Anordnungen und Machenschaften zu entlasten und konnten dies nicht verstehen, daß es in einer "göttlichen Organisation" so etwas gibt. Nach Klärung des Falles standen sie als falsche Ankläger da. Als ich dann wieder unter den Brüdern und Schwestern erschien, wurde ich als Verräter bezeichnet, weil ich die falsche Anschuldigung abwehrte. Das ist die "wirkliche" große Liebe unter den leitenden und dienenden Brüdern. Man muß dies alles selbst erlebt haben, sonst glaubt man es nicht, daß die so viel gepriesene Liebe nicht im geringsten vorhanden ist, sondern ein jeder versucht, für sich irgendwelche Vorteile herauszuholen, auch, wenn man den anderen Bruder dabei irgendwie schädigt."

"Zwölf Jahre meines Lebens", so betitelt der Autor Gerhard Peters, seinen in dieser CV-Ausgabe beginnenden mehrteiligen Bericht. Sicherlich ein aufschlussreicher Bericht, mit einer Einschränkung. Meiner Erinnerung nach handelt es sich hierbei schon um die Zweitfassung seines eingesandten Berichtes. Die Erstfassung hingegen wurde nicht veröffentlicht und ihr Autor wurde aufgefordert sie nochmal umzuschreiben. Bei diesem Umschreiben haben ihm aber ganz offensichtlich einige Pate gestanden und ihm durch deutliche Fingerzeige gesagt, was er mitteilen dürfe und was nicht. Weshalb diese Behauptung? Nun, der Verfasser hatte in der Erstfassung auch davon gesprochen, wie er versucht hatte, dem DDR-Staat wieder zu entkommen. Indem er nämlich versuchte mit einer Taucherausrüstung die Elbe Richtung Westen zu durchschwimmen. Das ist dann aber offensichtlich schief gegangen. Es verstand sich für den DDR-Staat selbstredend, dass dieser "Republikflüchtling" intensiven Verhören unterzogen wurde. Und nachdem man seinen Hintergrund als Zeuge Jehovas wahrgenommen hatte, legte man ihm nahe, in der CV zu berichten. Dies nur als zwar nicht niedergeschriebene, nichtsdesto trotz, notwendige Ergänzung.

CV Christliche Verantwortung

Informationen der Studiengruppe Christliche Verantwortung Konto-Nr. 4564-49-20156 Bank für Handel und Gewerbe 65 Gera Straße des 7. Oktober Ehemalige möchten ihre Erfahrungen in CV kundtun, um zu helfen.

Nr. 26 Gera September 1969

Christliche Verantwortung Jahrgangsmäßig zusammengefasst 1969

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