Im Zeitspiegel 8
„Ferner
bezeichnet dieser unheilige Bund aufgeblasener Geistlicher und hochmütiger
Kirchenpolitiker mit herrschsüchtigen Militaristen und protzigen
Gewinnsüchtigen, die Bibelforscher als Verbündete der Juden und Freimaurer zum
Zwecke gemeinsamer Aufrichtung einer angeblichen geplanten jüdischen
Weltherrschaft, und es wird behauptet, dass die Juden zur Erreichung eines
solchen Zieles die Bemühungen der Bibelforscher finanzieren.
Dieses sind weitere zweckdienlich erfundene Unwahrheiten. Wir fordern diese
Verleumder auf, der Öffentlichkeit einen einzigen Beweis erbringen, dass
jemals irgendwelche Geldmittel von Juden für das Werk der Bibelforscher
gegeben wurden, oder dass diese irgendwie von Juden unterstützt werden."
(S. 6)
Und weiter:
„Die vergiftete Quelle, aus der verschiedene
dieser Hetzschriften schöpfen, sind die offenen und versteckt zu Pogromen
aufstachelnden Schriften der „deutsch-völkischen, der „Hakenkreuzler" u. a.
welche in ihrer fanatischen antisemitischen Tendenz den Vernichtungskampf mit
allen Mitteln auch dem „jüdischen Jesus und seinen Aposteln" angesagt haben."
(S. 7)
Dann wird ein katholischer Nazi-Schreiberling namens Fritz Schlegel
namentlich in dieser WTG-Verteidigungsschrift genannt:
„Unsere Aufmerksamkeit wurde auf ein im Februar
1922 veröffentlicht und unter den Namen Fritz Schlegel herausgegebenes Buch
von 250 Seiten gelenkt, dass zahlreiche verleumderische Angaben über die
internationale Vereinigung ernster Bibelforscher enthält.
Die Bibelforscher werden von unaufrichtigen Gegnern bezichtigt, Verbündete der
Bolschewisten zu sein, was durchaus auf Unwahrheit beruht. Ferner beschuldigt
man sie als Feinde des Allgemeinwohls sogleich in Solde der jüdischen
Hochfinanz zu stehen. Keine dieser absurden Behauptungen ist Wahrheit."
(S. 9)
Und weiter:
„Als Beweis seiner leichtfertigen Darlegungen
zitieren wir folgende von Schlegel aufgestellte, leere Behauptung:
„Wo haben diese Leute (die Bibelforscher) die Millionensummen des Geldes her? Weil wir die Wahrheit leben sind wir der Sache ein klein wenig auf die Spur gegangen - und wohin führte uns die Spur? Diese Spur führte zum jüdischen Bankhaus Hirsch in New York. Von da wir die ganze IVEB (Internationale Vereinigung ernster Bibelforscher mit den reichsten Geldmitteln versehen."
Entweder stützt sich Fritz Schlegel und die übrigen Verbreiter dieser Verleumdung, die deutschvölkischen Antisemitenführer, Fritsch, Fetz, Lienhard und Konsorten) bei dieser Behauptung auf falsche Information oder er lügt mit Vorbedacht. Ist er aber im Besitz irgend eines diesbezüglichen Nachweises so fordern wir ihn auf, denselben der Öffentlichkeit bekannt zu geben. Für jeden einzelnen Dollar für den Herr Schlegel den Nachweis zu erbringen vermag, das er der Internationalen Vereinigung Ernster Bibelforscher aus dem jüdischen Bankhaus Hirsch in New York, oder durch irgendeine jüdischen Bank der Welt zugeflossen ist, zahlen wir irgendeiner Wohltätigkeitsanstalt der Schweiz, Deutschland, Frankreich oder Österreich die Summe von je 1000 (tausend) Dollars. Hier hat nun Fritz Schlegel Gelegenheit, vor aller Welt zu beweisen, dass seine sensationelle Behauptung auf Wahrheit beruht und er muss durch sein Stillschweigen zugeben dass er absichtlich verleumdet hat." (S. 10)
Angesichts der ungeheuren publizistischen Wellen die zeitgenössisch
solcherlei Thesen aufrührten, ist es nicht damit abgetan, nur ein oder zwei
Sätze dazu kommentierend anzumerken. Bereits zu früheren Zeitpunkten habe ich
mich bemüht diese Thematik aufzuarbeiten, was wiederum einige umfänglichere
Texte wurden. Die nun hier und heute erneut zu zitieren ergäbe wohl wenig
Sinn. Wer sich für diese Problematik näher interessieren sollte, dem muss
schon mal anheimgestellt werden, sich in die nachfolgenden Links etwas näher
einzulesen.
Etwa in den
Mysnip.53190
Mysnip.39555
Zu besagtem Fritz Schlegel unter anderem
Mysnip.20619
Vom
Katholiken zum Nazi
Letztendlich ist zum Verständnis der damaligen Kontroversen auch ein Einlesen
in die Freimaurer-Thematik vonnöten.
Siehe dazu auch:
Das Thema
Freimaurer
Und in weiterem Sinne überhaupt ein Einlesen in die Thematik der kritischen
Bewertung von Weltverschwörungstheorien.
Siehe zu letzterer
Weltverschwörungstheorien kritisch bewertet
Exkurs:
Die ganze Sache fing mit einem Zeitungsartikel in dem katholischen in Olten
(Schweiz) erschienen Blatt „Der Morgen" an, am 18. Mai 1923.
Sowohl in der einschlägigen Literatur, als in der Substanz auch in meinen
vorgenannten Links, wurde jener Artikel mit dem „Freimaurerbrief" bis zum
Überdruss, unzählige Male zitiert. Ergo verzichte ich hier und heute auf eine
wörtliche Wiederholung, verweise insbesondere auch auf meine beiden
vorgenannten Mysnip-Links wo man das alles auch nachlesen kann (53190 und
39555).
Zeitgenössisch traten die relevanten Akteure noch nicht unter ihren Bürgerlich
Klarnamen auf (Herbert von Bomsdorff-Bergen alias „Christian Kreuz"), und der
vielleicht viel wichtigere Mister Mac William Brown aus Boston USA, der dem
Bomsdorff-Bergen den inkriminierten Brief schrieb. Die Wege dieser Herren
gingen dann auch auseinander. Brown aus Boston (USA) dürfte wohl weiterhin
Freimaurer geblieben sein. Bomsdorff-Bergen hingegen war das wohl auch mal,
zum Zeitpunkt seiner Publizistik indes nicht mehr.
Insoweit kann man die Sachlage durchaus so einschätzen. Aus vormaligen
Freunden wurden Feinde. Es konnte demzufolge auch nicht im Interesse des Brown
aus Boston (USA) liegen, nachdem Bomsdorff-Bergen die Kampagne gestartet
hatte, diesem in der Öffentlichkeit lauthals Beifall zuzuklatschen.
Die einzige Option hätte allenfalls dahingehend bestanden sowohl
Bomsdorff-Bergen als auch Brown in einem Gerichtsverfahren vorzuladen. Im
Falle Bomsdorff-Bergen wäre das durchaus möglich gewesen, und er selbst hat
eine diesbezügliche Bereitschaft signalisiert. Ob das für den in den USA
lebenden Brown auch möglich gewesen wäre, erscheint eher zweifelhaft. Da
dürften im Falle einer Nicht-Bereitschaft des Brown (und die kann wohl
unterstellt werden), erhebliche Schwierigkeiten bestanden haben.
Ergo konnte man die „Taube auf dem Dach" (in diesem Fall den Brown) auch nicht
bekommen, so hätte durchaus die Möglichkeit bestanden, den „Spatz in der Hand"
(und der hiess eben Bomsdorff-Bergen) zu bekommen, so man nur wollte, und
zielgerichtete Anstrengungen dazu unternommen hätte.
Ist der „Freimaurerbrief" auch x-mal zitiert worden, so gilt das in gleichem
Umfange für zwei weitere Statements des Bomsdorff-Bergen im „Morgen" nicht in
gleichem Maße.
Sie seien nachfolgend noch vorgestellt.
Nach dem thematischer Erst-Statement vom 18. 5. 1923 ging es in diesem Blatt
thematisch am 16. Juni 1923 weiter.
Nun konnte das geneigte Publikum auch noch das nachfolgende lesen:
„In Nr. 116 veröffentlichte ich im Auszug einen
Brief eines amerikanischen Freimaurers, aus dem zweifelsfrei hervorgeht, daß
die Bestrebungen der Ernsten Bibelforscher von der Weltfreimaurerei finanziell
und moralische (sofern man hier, bei der Tätigkeit der Weltfreimaurerei das
Wort "moralisch" anwenden darf?) Unterstützung erhalten. Mit keinem Wort ist
in dem Artikel gesagt, daß die "Ernsten Bibelforscher" bewußt und auf
Anstiften der Weltfreimaurerei sich lediglich in deren Dienst stellen . -
Es sei mir gestattet folgende kurze Erklärung abzugeben: Eine Beleidigung oder
Verdächtigung der Ernsten Bibelforscher hat mir fern gelegen. Es sollte durch
Veröffentlichung jenes Schreibens nur die Wühlarbeit der Weltfreimaurerei
charakterisiert werden, die ich mir erlaube besser zu kennen als die
Gesellschaft ernster Bibelforscher.
Soweit die Ernsten Bibelforscher in Frage kommen, die sich zu erinnern
belieben, daß in ihren Versammlungen manch unpassendes Wort gegen die
katholische Kirche und gegen ehrwürdige Priester gefallen ist, daß
Behauptungen gegen diese erhoben wurden, die die betreffenden Redner nie zu
beweisen imstande sind. Die Versammlungsleitung hat aber, so viel ich in
Erfahrung bringen konnte, nicht gegen diese Taktlosigkeiten (ganz gelinde
gesagt!) protestiert. Wohl aber hat das Publikum dagegen
Stellung genommen und zwar öffentlich (siehe "Tagesanzeiger" von Zürich).
[Einfügung: Eine konkrete Datumsangabe des „Tagesanzeiger" fehlt. Aber es besteht deshalb kein Grund diese Detailaussage im Prinzip anzuzweifeln. Sie lässt sich auch an vielerlei anderen Quellen belegen. Ende der Einfügung].
Über die Schriften und über die Prophezeiungen
der "Ernsten Bibelforscher" kann jeder denken wie er will. Es sei aber einer
Zeitung, die die Interessen des Katholischen Volkes vertritt, gestattet, gegen
Lehren, die die katholische Kirche von ihrem Standpunkt, nämlich von dem des
positiven Christentums, als Irrlehren bezeichnen muß, in sachlicher Weise
Stellung zu nehmen.
Ich habe nicht gesagt, daß die „Ernsten Bibelforscner", soweit die Schweizer
Gesellschaft in Frage kommt, ein Bündnis mit der Weltfreimaurerei geschlossen
hat, auch nicht, daß sich sie von diesem Geheimbund bezahlen läßt. - Es ist
sogar möglich, daß die „Ernsten Bibelforscher" den Grund der Freigebigkeit
mancher Freunde ihrer Tätigkeit nicht kennen, sie glauben, uneigennützige
Freunde zu haben und verteidigen diese.
Am Schluß gebe ich die Erklärung der Internationalen Vereinigung ernster
Bibelforscher und Wachtturmgesellschaft, Zürich, Usteristraße 19, sie habe
nichts mit der Freimaurerei zu tun, kommentarlos wieder.
C. K."
Damit war das Thema noch nicht beendet.
Schon am 3. Oktober 1923, gab es im „Morgen" den nächsten „Nachschlag".
Diesmal wurde der entsprechende Text mit einer redaktionellen Einführung
versehen. Letztere führte dann aus:
„Nochmals die "Ernsten Bibelforscher"!
Wie es scheint, beabsichtigen die sog. Ernsten Bibelforscher" nun gegen den
„Morgen" gerichtlich vorzugehen, nachdem eine sachliche Widerlegung unserer
Artikel unmöglich war. Wir machen auf die nachstehenden Ausführungen
aufmerksam."
Und der nachfolgende Text führte dann aus:
„Am 21. September lassen die "Ernsten
Bibelforscher" der Redaktion des "Morgen" durch Ihren Rechtsanwalt mitteilen,
daß sie den in Frage kommenden Brief zu sehen wünschen, im Weigerungsfalle sie
Ehrverletzungsklage anstrengen würden.
Die Herrschaften haben die Kühnheit, zu behaupten, der Brief könne nicht echt
sein. Wir weisen diese dreiste Behauptung mit der Bemerkung zurück, daß wir es
gewissen andern Leuten überlassen, mit unehrlichen Waffen zu kämpfen und sehen
allen weiteren Schritten der "Ernsten Bibelforscher" mit der Ruhe entgegen,
die ein ehrliches Gewissen als Fundament hat.
Wir möchten die „Ernsten Bibelforscher" aber ersuchen, auch gegen andere
vorzugehen, z. B. gegen August Fetz, Verfasser von „Der große Weltbetrug durch
die Ernsten Bibelforscher, Verlag von Karl Rohm, Lorch, gegen Hans Lienhardt,
Verfasser von „Ein Riesenverbrechen am deutschen Volk und die Ernsten
Bibelforscher", erschienen im gleichen Verlag. Dort werden die „Ernsten
Bibelforscher" Schrittmacher des Internationalen Judentums genannt.
- wir werden nicht verfehlen, außerdem zweifelsfrei echten Brief, der sich in
unseren Händen befindet, alle einschlägige Literatur und auch Zeugnisse von
hochangesehenen Gelehrten, echte Originalbriefe, deren Ansichten sich mit dem
Inhalt unseres Briefes decken, dem Gericht vorzulegen. -
Chr. Kr."
Nun ist zwar zu diesen Ausführungen festzustellen, die Verlagsangaben für
die Schriften von Fetz und Lienhardt sind falsch. Gleichwohl relativiert sich
dieser Lapsus wiederum dahingehend, dass - nachweisbar auch im Karl
Rohm-Verlag, Lorch, einige Anti-Bibelforscher-Schriften erschienen, über deren
Inhalt die WTG gleichfalls kaum „erfreut" gewesen sein dürfte.
Wesentlich aber ist, die vorgenannte WTG-Drohgebärde, blieb folgenlos.
Bomsdorff-Bergen blieb unbehelligt. Er wurde zu keinem Zeitpunkt je genötigt,
seine Aussagen vor einem Gericht zu belegen.
Dafür nutzte etwa ein Jahr später, die WTG das Ersatz-Schlachtfeld, indem sie
gegen den Arzt Dr. Wilhelm Fehrmann ein Verfahren anstrengte, der lediglich
das wiederholt hatte, was andere vor ihm auch schon gesagt hatten.
Und auch aus diesem Verfahren ging die WTG keinesfalls als „strahlender
Sieger" hervor.
Da sei beispielhaft auf die antisemitische Zeitschrift „Der Weltkampf" Ausgabe
vom 1. April 1925 verwiesen.
Rosenberg's „Weltkampf" hatte schon früher erklärt.
Das Bibelforscher-Thema betrachte er auch deshalb für sich auch als relevant,
dieweil die zeitgenössischen Bibelforscher mit die aktivsten Begünstiger des
Zionismus innerhalb der deutschen Religionsindustrie seien.
Sowohl für das Buch von August Fetz zum Bibelforscherthema, als auch das Buch
des Bomsdorff-Bergen (alias „Christan Kreuz", „Ein Weltbetrug durch Zeichen
Wort und Griff") wurde im „Weltkampf" die Reklametrommel gerührt.
In der genannten Ausgabe vom 1. 4. 1925, gab es dort auch noch eine geraffte
Zusammenfassung der Ergebnisse der Verfahrens, die da WTG-seitig gegen den
Arzt Dr. Wilhelm Fehrmann angestrengt wurden.
In dieser Zusammenfassung liest man auch:
„Das Kantonsgericht St. Gallen hat im Prozeß der
Bibelforscher, vertreten durch Advokaturbüro Dr. Lehmann und Dr. Reichstein
..., Zürich, kontra Dr. Fehrmann, vertreten durch Nationalrat Dr. Duft, St.
Gallen, das Urteil gefällt.
1. Die Klage der internationalen Vereinigung Ernster Bibelforscher und deren
verantwortlichen Leiters, Konrad C. Binkele, Bürger der U.S.A. in Zürich, ist
wegen Fehlen der Aktivlegitimation beider Kläger, der Ernsten Bibelforscher
und des Leiters Binkele, abgewiesen.
2. Die Kläger haben 450 Franken Gerichtskosten zu tragen, nämlich 150 Franken
Bezirksgerichtskosten und 300 Franken Kantonsgerichtskosten.
3. Die Kläger haben dem Beklagten Dr. Fehrmann eine Entschädigung von 813.55
Franken zu bezahlen."
Was den Aspekt der angesprochenen Aktivlegitimation anbelangt, ist auf
einen Aufsatz, des mit genannten Dr. Duft in der Zeitschrift „Der Fels" zu
verweisen (in der März-Ausgabe 1926).
In ihm arbeitet Duft in seiner Eigenschaft als mandatierter Verteidiger mit
heraus:
Die Bibelforscher
„sind eine englische Vereinigung, die am 29.
Juni 1914 in London unter dem Namen "International Bible Students Association"
(I.B.S.A.) als Gesellschaft begründet wurde. Die Gründungsformel lautet: "Wir,
die Unterzeichneten, wünschen uns zu einer Gesellschaft mit den im Memorandum
genannten Zielen zu organisieren, und wir erklären uns einverstanden, die
unten genannte Anzahl Anteilscheine von dem Kapital der Gesellschaft zu
übernehmen."
Die Unterzeichner, also die Gründer der Vereinigung, waren vier Personen, die
als ihr Domizil: 34 Crawe Terrace, London, angeben. Einer derselben, J. F.
Rutherford, bezeichnet sich als "american Counse llor at law", als
amerikanischer Jurist.
Die Gründungsurkunde wurde von dem englischen Notar Ernest H. Neville in
London beglaubigt.
"Das Gesellschaftskapital beträgt 100 Pfund Sterling, das in 100 Anteile zu je
ein Pfund Sterling eingeteilt ist." Die Vereinigung der "Ernsten
Bibelforscher" ist somit eine "geschlossene englische Gesellschaft", ein
zahlenmäßig beschränkter Personenkreis von höchstens hundert Mitgliedern. Im
juristischen Sinne ist es eine englische Gesellschaft, eine juristische Person
des englischen Rechtes. Wirtschaftlich ist diese Gesellschaft als eine
Verlagsgesellschaft zu charakterisieren.
Als juristische Person kann höchstens die in England eingetragene englische
Vereinigung auftreten. Das gleiche aber können nicht einzelne Gruppen oder
Vertreter."
Dieses juristische Konstrut ließ sich Johannes Duft also nicht entgehen,
und hatte immerhin dergestalt Erfolg, dass jenes Schweizer Gericht, dem
Binkele, aus persönlicher Mit-Betroffenheit, ein Klagerecht zwar zuerkannte.
Nicht jedoch jenen Organisationsformen, welche sich auch in der Schweiz, als
Bibelforscher titulierten.
Aus anderen Berichten über diesen Vorgang ist ersichtlich. Nach der
Urteilsverkündigung wurde eine Revisionsverhandlung, so sie denn beantragt
würde, als zulässig erklärt, im Rahmen zu beachtender Fristen.
Genau die aber verstrichen WTG-seitig ungenutzt. Damit war dann das
vorzitierte Urteil Rechtsgültig geworden.
Die Zeitschrift „Deutsch-Evangelische Korrespondenz" notierte in ihrer Ausgabe
vom 24. Juni 1925 dazu nachfolgendes:
„Aus St. Gallen in der Schweiz geht uns folgende
„Erklärung" zu:
„Nachdem in der bekannten Ehrverletzungsstreitsache der Internationalen
Vereinigung Ernster Bibelforscher und Conrad C. Binkele, deren
Verantwortlichen Leiters, Usterisstr. 19, Zürich gegen Herrn Dr. med. W.
Fehrmann, St. Gallen, das staatliche gallische Kantonsgericht am 13. März 1925
die Klage zurückgewiesen hatte, ließen die sogenannten „ernsten Bibelforscher"
durch ihre Agenten und die Presse in der Schweiz und fast ganz Europa
verkünden, sie hätten diese Angelegenheit an das Schweizerische Bundesgericht
weitergezogen. Diese Behauptung widerspricht der Wahrheit. Die Kanzlei des
Schweizerischen Bundesgerichts hat dem unterzeichneten Anwalte auf Anfrage hin
bestätigt, daß die Internationale Vereinigung Ernster Bibelforscher und Conrad
C. Binkele in Zürich das Bundesgericht innerhalb der gesetzlichen Frist nicht
angerufen haben. Mit dieser öffentlichen Feststellung dürfte die
Handlungsweise der sogenannten „Ernsten Bibelforscher" bei allen ernst
denkenden Menschen gerichtet sein.
St. Gallen, 13. Juni 1925. Dr. J. Duft, Advokat."
Im Gegensatz zur Zeitgenössischen Publizistik, würde ich es eher vorziehen,
von Geldspritzen finanzkräftiger Kreise in den USA zu reden. Ob die sich nun
auf den Namen Rockefeller verengen lassen oder nicht, wie es die sowjetische
Publizistik unterstellte, ist sicherlich genauso anfechtbar, wie die Verengung
dieser These auf die Freimaurerei.
Eine Motivation diesbezüglicher Sponsoren kann durchaus in dem
Neokolonialistischen Impetus der USA gesehen werden, nach dem Motto
„Ihr hattet früher das Land. Wir gaben euch dafür die Bibel. Jetzt aber haben
wir dafür das Land."
Die Rockefeller und Co haben auch andere Zweige der Religionsindustrie
gesponsert. Es läge durchaus in ihrer allgemeinen Linie, dass auch die WTG
davon profitieren konnte, zumindest zeitweilig.
Am Rande vermerkt:
Im August-Heft 1935 der antisemitischen Zeitschrift "Weltkampf" konnte man
dann von Bomsdorff-Bergen, einen Kommentar, zum inzwischen (auch)
eingetretenen Freimauerverbot im Naziregime lesen (formal als "Auflösung"
tituliert, was indes in der Praxis kein Unterschied zu einem Verbot ist).
In selbigem meinte er dann auch dozieren zu sollen:
"Die Idealisten und wertvollen Menschen, die
Logenmitglieder waren, haben nichts verloren. Sie können froh sein, auf eine
gute Art aus der Suggestion des jüdischen Ungeistes erlöst worden zu sein. ...
Sie (die Judenfrage) ist mit der Freimaurerfrage untrennbar verbunden, ebenso
wie die immer brennender werdende Romfrage."
Indem er in diesem Votum auch noch die "Romfrage" mit einflocht, spricht
dies Bände über diesen Karrieristen. Völlig ausgeblendet ist dabei auch, dass
er für die erstmalige Publizierung, seiner gegen die Bibelforscher gerichteten
Attacken, sich erklärter katholischer Blätter bediente. Und nun plappert auch
er die These einer "brennender werdenden Romfrage" nach. Er empfiehlt sich
damit schon mal dem Naziregime als Kommentator, sollte sie dereinst selbige zu
"lösen" sich anschicken. Leute die das gerne wollten, gab es mit Sicherheit im
Naziregime. Nur denen wurde aus übergeordneten Überlegungen, von Hitler dann
doch gewisse Zügel bis zur Zeit "nach dem Weltkrieg" angelegt. Karl-Eduard von
Schnitzler zu DDR-Zeiten und einer seiner Vorläufer, eben Bomsdorff-Bergen,
lassen grüßen!
Eine wüste Hetze - noch heute - wird auch mit dem Namen des USA-Präsidenten
Woodrow Wilson (Amtszeit von 1913 - 1921) betrieben. Offenkundig hat er auch
Politik-Entscheidungen zu verantworten, die nicht jedem gefallen. Insonderheit
auch nicht jedem im Deutschsprachigem Europa. Prompt war beispielsweise dem
Versailler Vertrag die Vokabel „Freimaurerfrieden" angedichtet. Dies obwohl
wie selbst freimauerische Quellen belegen (etwa das Freimaurerlexikon von
Lennhoff/Posner) Wilson selbst, niemals Freimaurer war. Allerdings, auch das
ist wohl war, andere, die in der fraglichen Phase, in der USA-Politik was zu
sagen hatten, waren Freimaurer. Insoweit war ihr Einfluss auf die USA-Politik
durchaus gegeben.
Im Kielwasser der Weltverschwörungstheorien, welche sich auch besonders am
Versailler Vertrag entzündeten, und zu den abenteuerlichsten Theorien führten,
unter anderem dem weitgehend schon toten Antisemitsmus in Deutschland, eine
erstarkte zweite Lebensphase ermöglichten.
In diesem Kielwasser schwimmt letztendlich auch Bomsdorff-Bergen.
„Es wird kein Patent erteilt, wenn mit der
Ausübung des Gewerbes
c) eine Belästigung des Publikums verbunden ist, wie bei Orgelspielen,
Bänkelsängern, Bärenführern usw."
Aufgrund vorangegangener Beschwerden über die Bibelforscher, entschieden
nun die örtlichen Behörden:
„Die zuständigen Stellen seien angewiesen für
den Vertrieb der Publikationen der „Vereinigung ernster Bibelforscher" keine
Hausierpatente mehr zu verabfolgen.
2. Die für solchen Vertrieb bereits erteilten und noch laufenden Patente
seien, unter Rückvergütung der gekürzten Gültigkeitsdauer entsprechenden
Patenttaxe, auf den 18. Februar 1924 als ungültig erklärt."
Offenbar insgesamt fünf Personen aus dem Bibelforscherbereich, waren nun
in St. Gallen von dieser Behörden-Entscheidung betroffen.
Seitens der WTG wurde daraufhin Klage beim Schweizerischen Bundesgericht
dagegen eingereicht, an die sich als eine der Betroffenen auch besagte Frau
Nürpel-Teiler in Benken (Zürich) mit beteiligte. Die anderen vier hingegen
ließen es ihr bewenden haben. Jedenfalls klagten sie ihrerseits analog der
Frau Nürpel-Teiler nicht auf der juristischen Schiene mit.
Seitens der juristischen Vertretung der Bibelforscher wurde dem Gericht
gegenüber ausgeführt:
„Es wurde bestritten, daß das Publikum durch die
Missionare der Vereinigung belästigt worden sei und darauf hingewiesen, daß
bis dahin noch keine einzige Polizeibuße aus diesem Grunde verhängt worden
wäre. Sollte sich jemand tatsächlich eine Belästigung zuschulden kommen
lassen, so mögen die Behörden gegen ihn einschreiten; ein derart allgemeines
Verbot lasse sich aber auf Grund des Hausiergesetzes nicht rechtfertigen."
Die Gegenseite in diesem Streit, also die jene Verordnung erlassen
habende Behörde hingegen führte aus:
„das aufdringliche rücksichtslose und
herausfordernde Vorgehen, das ziemlich allgemein bei diesen Hausbesuchen
durch die Missionare befolgt werde, (sei) eine dem Publikum nicht
zuzumutende Belästigung ... daß gelegentlich auch das religiöse Bekenntnis
der zu Belehrenden heruntergesetzt werde.
Andererseits handle es sich hier um eine gewerbepolizeiliche Verfügung,
gegenüber der die Preßfreiheit nicht angerufen werden könne."
Da die WTG sich schon vorher mit dieser Hausierergesetzgebung
auseinandersetzt hatte, und dazu in ihrem internen Schrifttum auch
entsprechende Verhaltensregeln formuliert hatte, wurden nun aus diesem die
nachfolgenden Passagen zitiert:
„frisch aufzutreten, langsam und freundlich zu
reden".Nur wenn jemand die gebotene Schrift "absolut nicht will", soll eine
andere offeriert werden, indem man die Erwartung ausdrücke, daß aber diese
"bestimmt gekauft werde."
Wo kein Patent erteilt wird, sollen die Schriften nach dieser Instruktion
geschenkt werden, mit dem Beifügen:
"Wenn Sie aber sonst gerne eine Kleinigkeit für dieses Werk geben möchten,
so haben Sie die Freiheit."
In diesen Fällen darf kein Preis genannt werden, um nicht das Hausiergesetz
zu übertreten."
Das Berufungsgericht war ob dieser Sachlage, „ganz hin und hergerissen"
und fällte eine knappe Entscheidung. Obwohl besagter Frau Nürpel-Teiler
nicht nachgewiesen werden konnte, dass sie persönlich in unzulässig
aggressiver Form, ihre Hausierertätigkeit praktiziert hätte, hielt
letztendlich das Schweizerisches Bundesgericht, die vorangegangenen
Entscheidungen, zu ungunsten der WTG-Propaganda-Ambitionen weiter aufrecht.
Das einzigste was passierte waren ellenlange Ausführungen darüber, welche
gesetzliche Grundlage für dieses der WTG in die Quere treten, zulässig
seien. Da war sich dann auch das Bundesgericht keinesfalls einig. Die
letztendliche Entscheidung mit einem Stimmenverhältnis von vier zu drei
spiegeln diese Uneinigkeit wieder.
Die einen meinten, die vorhandene Gesetzgebung in Sachen Hausierertätigkeit,
reiche für solch eine solche Versagungsentscheidung völlig aus.
Da nun aber die WTG dagegen klagte, meinten die anderen, so einfach könne
aber die Begründung nicht ausfallen.
Sie zogen es vor ihre Versagung der WTG gefällig zu sein in die Worte zu
kleiden:
„Es ist ein vom Standpunkt der Bundesverfassung
aus absolut unzulässiger Eingriff in die eigene Glaubenssphäre, wenn ein
Agent einer religiösen Gemeinschaft einen Andersgläubigen in die Wohnung
eindringt und ihn dort in einer Art und Weise bearbeiten will, wie dies den
Missionaren der Bibelforscher in ihrer Instruktion vorgeschrieben ist. Eine
derartige Belästigung mit religiöser Propaganda und Zudringlichkeit soll an
sich verboten sein. Dafür gibt die Bundesverfassung die notwendige
Handhabe."
Genau das aber wollte die WTG anders gesehen haben, hat dazu dieses
Gerichtsverfahren angestrengt, und ist letztendlich mit ihrem Ansinnen
gescheitert.
Noch ein bemerkenswerter Satz aus dem Pressebericht über dieses
Gerichtsverfahren:
„Wenn auch jedes religiöse Bekenntnis im
allgemeinen das Recht hat, seine Lehren bekanntzumachen, um neue Anhänger
für sie zu gewinnen, so kann andererseits der einzelne verlangen, daß er
innerhalb seiner eigenen vier Wände von unaufgeforderter religiöser
Werbetätigkeit verschont bleibe.
Dies muß hier umsomehr verlangt werden, als es sich bei den Ernsten
Bibelforschern um eine Lehre handelt, die geeignet ist bei einfachen
Gemütern Beunruhigung hervorzurufen."
Einen weiteren Artikel zum Thema gab es auch in der „Neuen Zürcher
Zeitung" vom 31. 7. 1924 (Nr. 1135).
Was den Verfasser des Berichtes in der "Neuen Zürcher Zeitung" anbelangt,
scheint der wohl zu der Kategorie der juristischen Erbsenzähler zu gehören.
Wer auf der Suche nach einer prägnanten Information ist, um die Frage
beantwortet zu bekommen, welches Urteil hat denn nun das Schweizerische
Bundesgericht in der Sache gefällt, der ist allerdings mit dem Artikel der
NZZ schlecht bedient.
Statt dessen lamentiert er ellenlang solche Details wie. Die Verweigerung
der Ausstellung neuer Hausiererpatente, und die Rücknahme bereits
ausgestellter Hausiererpatente, durch die Behörden, seien zwei
unterschiedlich justiziabel zu bewertende Sachen.
Seine "Kunst" die Berichterstattung bis zur Unverständlichkeit zu
profilieren, mag denn stellvertretend seine Ausführung zu der Frage
verdeutlichen, wie die Rücknahme bereits erteilter Hausiererpatente zu
bewerten sei. Da meint er also das Zeitungspublikum wie folgt belehren zu
sollen:
"Da Sittlichkeit und öffentliche Ordnung
bundesrechtliche Begriffe sind, an die sich die kantonalen Behörden bei
allfälligen Einschränkungen der Glaubens- und Kultusfreiheit zu halten
haben, so hat des Bundesgericht nicht bloß vom Willkürstandpunkte aus,
sondern frei zu überprüfen, ob die von einem Kanton im Interesse der Sitte
und öffentlichen Ordnung durchgeführte Einschränkung der Artikel 49 und 50
B(undes)V(erfassung) nicht allzu weit gehen."
Wer sich denn durch den Wust der Ausführungen der NZZ mühsam
durchgehangelt hat, der hat das ungute Gefühl immer noch nicht so recht zu
wissen, welches Ergebnis erbrachte denn nun jene Gerichtsverhandlung.
Noch eine Leseprobe aus dem letzt genannten Artikel:
"Daß die bei Hausieren ja unvermeidliche
Anpreisung der Ware, wo es sich um Schriften religiösen Inhalts handelt
nicht als Vorwand für eigentlich religiöse Werbetätigkeit diene. Bei der
Vereinigung ernster Bibelforscher muß diese Forderung um so mehr betont
werden als ihre Lehre zu derjenigen der Landeskirchen, namentlich zum
katholischen Glauben, in scharfen Gegensatz steht...."
Einer schwammig formulierten Notiz dazu, gab es auch in der in Freiburg
(Schweiz) erscheinenden Zeitschrift „Ecclesiastica" Nr. 33/1924.
Letztere formulierte das die Bibelforscher das Schweizerische Bundesgericht
angerufen hätten, nach vorangegangenen Negativ-Entscheidungen für die
Bibelforscher, welche von regionalen Kantonsregierungen verfügt worden
waren. Und dann gibt es in der „Ecclesiastica" dazu den nebulösen Satz:
„Das Bundesgericht hat diesen Entscheid
einstimmig abgewiesen."
Keinerlei Details indes werden dazu mitgeteilt. Von einer „einstimmigen"
Entscheidung war nicht die Rede, wie schon der Bericht der „Basler
Nachrichten" verdeutlichte.
Es gab zur gleichen Zeit, noch einen ähnlich gelagerten Streit, in dem
Schweizer Kanton Nidwalden, welcher in der Verhandlung des Schweizerischen
Bundesgerichtes, „in einem Abwasch", gleich mit verhandelt wurde.
Über ihn berichteten die „Basler Nachrichten" dann das folgende:
„Hier lag die Sache anders. Karl Maurer, Gärtner
in Pfäffikon (Zürich) und Paul Manz in Zürich, beides Missionare der
Vereinigung Ernster Bibelforscher, bewarben sich um ein Hausierpatent im
Kanton Nidwalden, um hier diese Schriften zu vertreiben. Die
Polizeidirektion wies das Gesuch ab. Durch Entscheid des Regierungsrates von
Nidwalden vom 10. März 1924 wurde der von ihnen ergriffene Rekurs
abgewiesen. Der Entscheid stützt sich auf Paragraph 6d des Kantonalen
Gesetzes über den Hausierverkehr, wonach
"von Personen, die erfahrungsgemäß beim Hausieren des Publikums durch Bettel
oder Zudringlichkeit belästigen, keine Patente erteilt werden."
Hier war nun aber polizeilich festgestellt, daß sich die beiden Rekurrenten
durch ihre Zudringlichkeiten bereits an verschiedenen Orten Belästigungen
des Publikums hatten zuschulden kommen lassen.
Angesichts dieser Tatsache, war das Bundesgericht in der Abweisung der gegen
diesen Entscheid eingereichten staatsrechtlichen Rekurses einig. Hier
handelt es sich nicht um ein generelles Verbot wie in St. Gallen, sondern um
die Patentverweigerung an zwei bestimmte Agenten, die durch ihr Verhalten
bereits das Publikum belästigt hatten. Da hat das kantonale Hausiergesetz
auch nach der Auffassung der Minderheit des Bundesgerichts im St. Galler
Fall eine vollauf genügende Handhabe zur Abweisung des gestellten Gesuches."
In einer Kurznotiz erwähnt die Zeitschrift „Das evangelische Deutschland"
(Nr. 3/1924 S. 25) diesen Fall. Letzteres Blatt schrieb:
Die „Ernsten Bibelforscher"
Der St. Galler Regierungsrat hat lt. „Basler Nachrichten" das Hausieren mit
den Schriften der sog. „Ernsten Bibelforscher" verboten und auch die früher
erteilten Bewilligungen zurückgezogen. Die Züricher Regierung ist diesem
Beispiel gefolgt.
Eine indirekte Folge vorbeschriebener Situation kann man auch in der
Schweizer Ausgabe des „Bulletin" Ausgabe Februar 1926 registrieren
(Vorläuferblatt des heutigen „Unser Königreichsdienst")
Genannte Ausgabe führt auch die Klage:
„In keinem Lande des Europäischen Kontinents
wurden die
(WTG-)Broschüren verschenkt, außer in der Schweiz."
Namentlich wird auf Deutschland und die USA hingewiesen, wo prinzipiell
nur die Literatur verkauft wurde.
Als „Kompromiss" empfiehlt nun das Bulletin verstärkt die
„Methode des freien Entgeldes"
einzuführen. Ihr zufolge wird kein direkter Verkaufspreis genannt, aber
den Angesprochenen nahegelegt, einen finanziellen Beitrag nach eigenem
Ermeßen zu geben. Die „Kunst" der WTG-Hörigen solle dann darin bestehen,
zumindest mehr Geld zu erwirtschaften, als wie bei einer rein kostenlosen
Abgabe.
Auf ähnlicher Wellenlänge liegt auch die Klage des Schweizer „Bulletin" in
der Ausgabe vom Oktober 1925:
„Es ist leider Tatsache, daß in unseren Ländern
der Vertrieb des "Goldenen Zeitalters" im Vergleich mit Deutschland sehr
zurück geblieben ist"
Dieses Zurückgebliebensein hat dann eine wesentliche Ursache, auch in den
genannten fiskalischen Problemen.
Auch noch massenhaft ihre Zeitschrift zu verschenken, behagte der WTG nicht.
Da nahm sie es lieber in Kauf, in der Schweiz eben keine Rekord-Umsatzzahlen
benennen zu können.
Das „Bulletin" (Schweizer Ausgabe) für Oktober 1925, formuliert dann noch
die Anweisung:
„Wir bitten aber bei dieser Gelegenheit erneut
alle lieben Geschwister, den Namen Kolporteur oder Kolportagewerk nicht mehr
zu gebrauchen, weil diese Benennung ... bei den Behörden zu
Mißverständnissen führen muss."
Auch diese Anweisung liegt dann mit im Kontext der vorbeschriebenen
Problemlage.
Die Oktober 1927-Ausgabe des „Bulletin" führt ebenfalls die Klage:
"Was die Verbreitung der Bücher der Gesellschaft
in der Schweiz etwas erschwert, ist ja bekanntlich, dass man nicht, wie z.
B. in Deutschland und Frankreich, das Recht des freien Verkaufes ausüben
darf. Wollen wir die Bücher verkaufen, so sind wir genötigt uns mit einem
Patente zu versehen, trotz unseres nachgewiesen erwerbslos betriebenen
Werkes. Aber schon hat auch die Großzahl der Kantonsregierungen das
Ausstellen von Patenten an uns verweigert, so dass wir meist auf das freie
Missionieren angewiesen sind. Es bleibt uns denn kein anderer Weg, als auch
(das Buch) 'Befreiung' auf diese Art zu verbreiten. Das Buch so den Menschen
zugänglich zu machen, erfordert freilich etwas mehr Mut und Tapferkeit ...
Weisheit, als nur einfach es zu verkaufen. ...
Wird die Literatur grundsätzlich gratis abgegeben, so dürfen freiwillige
Geldgaben entgegen genommen werden. Damit aber keine Missverständnisse und
Unannehmlichkeiten entstehen, sind die betreffenden Missionsarbeiter genau
zu instruieren, dass sie ausdrücklich die Gratisabgabe der Literatur
betonen, auch nicht betteln und Gaben nur als freiwillige Zuwendungen
verdanken."
Noch ein prinzipielloser Herr offenbart selbige. Siehe etwa die Meldung
http://hpd.de/node/17710
Rosenberg wird Weltanschauungs-Papst
Es ist zwar bloß eine kleinere Meldung, in der „Freiburger Zeitung"
vom 1. 2. 1934. Gleichwohl von nicht zu unterschätzendem Gewicht.
Namentlich kirchliche Kreise die jene Meldung auch lesen konnten,
hatten da mit dem Gefühl zu kämpfen, dass sich ihnen „der Magen
umdrehte".
Ihr Hass-Gegner Rosenberg, war nunmehr von Hitler zum
„Weltanschauungspapst" gekürt worden. In der eigentlichen
Nazi-Hierarchie war er wohl eher unbedeutend. Ein Himmler ließ sich
von ihm garantiert nicht „die Butter vom Brot nehmen". Das sollte
sich in späteren Jahren noch deutlicher zeigen, als er noch zum
Minister für die besetzten Ostgebiete gekürt wurde, und in der
Praxis dennoch nichts zu sagen hatte. Da lehrten ihm die Himmler und
Co, wer denn das tatsächliche Sagen habe.
Aber für die Kirchen war die Bestallung des Rosenberg mehr als
misslich. Sie hatten ja mit der kirchlichen Nazifiliale „Deutsche
Christen" versucht, die Nazis gar noch „von rechts überholen zu
können", und waren damit grandios gescheitert. Und nun wird jener
Rosenberg „Weltanschauungspapst". Jener Rosenberg, der bereits in
seinem „Mythus des XX. Jahrhunderts" unverblümt zu Protokoll gegeben
hatte, das Christentum habe aus Deutschland zu verschwinden!
http://az.ub.uni-freiburg.de/show/fz.cgi?cmd=showpic&ausgabe=01&day=01a&year=1934&month=02&project=3&anzahl=8
"Wir können nicht mehr nachplappern, was betrunkene Mönche auf Räubersynoden beschlossen haben, wir haben die Kinderschuhe ausgetreten und das Bewusstsein unserer selbst dämmert immer deutlicher."
Siehe als vorangegangenen relevanten „Meilenstein"
auch die Sportpalastkundgebung der „Deutschen Christen" mit dem Dr.
Reinhold Krause als Redner.
Das führte dann schlussendlich zur Oppositionsbewegung der
„Bekennenden Kirche" in organisierter Form.
So hatten die Nazigranden sich das aber nicht vorgestellt, ihre
Kürung des Rosenberg als „Weltanschauungspapst" war auch eine
Reaktion darauf.
http://27093.foren.mysnip.de/read.php?27094,174286,177447#msg-177447
11. November 2013 11:24
Davor schon die von den "Deutschen Christen" veranstalteten Exzesse
zur Durchsetzung ihrer Machtansprüche, unter Einsetzung des
Staatsappartes, etwa im Juni 1933.
Siehe:
http://27093.foren.mysnip.de/read.php?27094,164718,168363#msg-168363
30. Juli 2013 00:48
http://27093.foren.mysnip.de/read.php?27094,143115,143115#msg-143115
19. Dezember 2012 00:24
(Dort mehr im zweiten Teil der Datei, das Vorgehen der "Deutschen
Christen" gegen den Pfarrer Gauger)
Scharfmacher Goebbels
geschrieben von: Drahbeck
Datum: 06. März 2014 00:39
Im Zeitspiegel
„Gegen nichtarische Künstler"
titelt ein Artikel der „Freiburger Zeitung" vom 6. 3. 1934.
Wenn es um antijüdische Maßnahmen ging, fühlte sich der
Scharfmacher und Demagoge Goebbels in der Nazihierarchie, wohl
dazu berufen, den treibenden Keil zu spielen.
http://az.ub.uni-freiburg.de/show/fz.cgi?cmd=showmonth&year=1934&month=03&project=3
Ein Veranschaulichungsbeispiel zu dieser Meldung.
Die „Freiburger Zeitung" vom 11. 3. 1934, berichtet unter der
Überschrift: „Film 'Katharina die Große' abgesetzt" über offenbar
von Nazikreisen inszenierte Tumultszenen, bei der Film-Aufführung.
http://az.ub.uni-freiburg.de/show/fz.cgi?cmd=showpic&ausgabe=02&day=11r&year=1934&month=03&project=3&anzahl=28
Entlarvend in dieser Meldung auch die Detailangabe, in jenem Film
sei auch die jüdische Schauspielerin Elisabeth Bergner mit einer
Rolle vertreten.
http://de.wikipedia.org/wiki/Elisabeth_Bergner
www.idea.de/detail/frei-kirchen/detail/presbyterin-abgesetzt-sie-ist-bei-pro-nrw-engagiert-26898.html
Sieht man sich namentlich die Leser-Kommentare dazu an, die auf einer
diesbezüglichen Webseite eintrudelten, bleibt die Frage zurück. Wann werden
wohl jene kirchlichen Kreise, aus Angst vor ihrer eigenen Courage, ehrlos
einknicken?
Wer polemisiert denn da gegen jene kirchliche Handlungsentscheidung?
Meine These dazu: Mittelstandskreise, aber auch „gefühlte
Möchte-gern-Mittelstandskreise". Dieses „Wortungetüm" besagt, ob wohl sie es
objektiv nicht sind, möchten sie doch gerne auch „Mittelstand" sein. Ihren
Frust dokumentieren sie dann als „Radfahrer" durch das „treten nach unten".
Ihre heile „Arier-Welt" gerät ja zusehends in Bedrängnis.
Man mag die eingetretenen Veränderungen, der Sprachkultur" in diesem Lande
nicht schön finden, was durchaus nachvollziehbar ist. Aber das Rad lässt
sich schwerlich zurückdrehen.
Jene die da ihren vorgenannten Frust betätigen, und dann Gruppen wie „Pro
NRW" noch stärker machen, werden noch eine Nebenwirkung erzielen. Die
Nebenwirkung das die von den verhinderten Ariern so überaus nicht geliebten
Kreise, weiter verstärkt den Rattenfängern der Zeugen Jehovas anheimfallen.
Das ist schon heute der Fall, es wird sich beim weiteren Erstarken jener
Kräfte vom Typus „Pro NRW" noch verstärken!"
Lizenz zur Verachtung
derer ganz unten
Und weiter:
„Auf der Linie der Kriegsbefürworter blieb er
auch in den folgenden Jahren und griff den Kriegsgegner Karl Liebknecht 1916
mit teils falschen und polemischen Anschuldigungen an"
Und
„Am 17. Oktober 1918 rief er noch einmal
öffentlich zur Zeichnung von Kriegsanleihen auf."
Nun ging also nach dem Weltkrieg die Geschichte weiter, und man findet in
ihr, besagtem Herrn Severing vielfach in hohen SPD-Positionen,
einschließlich Regierungsämter wieder.
Ein ganz besonders Verdienst im Sinne der CSPD hat dann Herr Severing sich
wohl mit dem Umstand verdient, wie die Wikipedia formuliert:
„Es war insbesondere Severings
Verhandlungsgeschick zu verdanken, dass sich auch die Zentrumspartei an der
Koalitionsregierung beteiligte."
Und dazu gibt es dann auch noch eine zeitgenössische Karikatur
Was die CSPD und in ihr besonders die Herrschaften Nahles oder Thierse
als „Verdienst" einstufen würden, sahen andere etwas anders.
Diese etwas andere Sicht der Dinge formuliert die Wikipedia dann mit dem
Satz:
„Auf der Linken hatte die KPD inzwischen die
Sozialfaschismusthese übernommen und agitierte vorwiegend gegen die SPD."
Das es dazu kam, hatte sicherlich ein Bündel von Ursachen. In diesem
Ursachenkonstrukt indes, gebührt meines Erachtens dem Herrn Severing, auch
ein bedeutender Aktienanteil!
Nun brach also die Katastrophe des Naziregimes doch noch an.
Wie traf es in ihr Herrn Sievering?
Die Wikipedia meint zu ihm:
„In der Folgezeit wurde Severing nicht mehr
verhaftet, gleichwohl musste er Schikanen über sich ergehen lassen und wurde
überwacht. Aufgrund von Bedrohungen etwa durch die SA musste er mehrfach
Bielefeld verlassen, aber ansonsten blieb er unbehelligt. Er selbst zog sich
vollständig aus der Öffentlichkeit zurück und hielt sich zunächst von
Widerstandsgruppen fern."
Insoweit mag man vorgenanntes als noch nicht so außergewöhnlich
einstufen. Außergewöhnlich indes ist schon das, was die Wikipedia mit den
Worten erfasst:
„Bereits während des Dritten Reiches gab es
Gerüchte, dass Severing sich dem Regime zugewandt hätte. Im März 1934
berichtete eine im Saarland erscheinende kommunistische Zeitung, dass
Severing seine Memoiren unter dem Titel „Mein Weg zu Hitler" veröffentlichen
werde und das Blatt druckte angebliche Auszüge ab. In der Emigration gab es
eine heftige Debatte, ob dies der Wahrheit entspreche. Die Kampagne stellte
sich rasch als haltlos heraus."
So so, angeblich haltlos. Wirklich haltlos?
Befragt man den Online-Katalog der Deutschen Nationalbibliothek, wird ein
Buch oder Broschüre von ihm mit dem Titel „Mein Weg zu Hitler", dort nicht
nachgewiesen.
Es bleibt also weiter der Vorhalt, das seien Gerüchte, bestehen.
Völlig aus der Luft gegriffen? Wohl eher weniger.
Für letzteren Umstand spricht dann ein Artikel in der „Freiburger Zeitung"
vom 3. 4. 1934, dort unübersehbar auf der Seite 1 platziert, mit der
Überschrift:
„Severing: Mein Weg zu Hitler"
In selbigem konnte man unter anderem lesen:
Als Quelle wird auf einen Bericht der „Rheinisch-Westfälischen Zeitung"
verwiesen, welche ausführte Severing wolle in Kürze eine Broschüre mit
vorgenannten Titel erscheinen lassen.
Darin will er beweisen.
„Daß von einem 'Übergang' zu den
Nationalsozialisten keine Rede sein könne, da er in der Tiefe seiner Seele
stets für Hitler Sympathie gehabt habe."
So so, er beschreibt sich damit selbst als verkappter Nazi innerhalb der
SPD. Er verweist dann auf seine praktischen Politik-Entscheidungen, die
diese Wertung stützen würden!
Auch noch so ein bemerkenswerter Satz von ihm:
„Mein ehemaliger Parteigenosse Paul Löbe hat
bereits den Nationalsozialismus anerkannt. Nun folge ich seinem Beispiel."
Auch darüber wird dann noch was zu sagen sein.
Fakt ist aber erst mal, besagte, angekündigte Broschüre ist dann doch wohl
nicht erschienen. Warum wohl? Zum einen eine freie Publizistik gab es zu der
Zeit nicht mehr. Die Nazi-Granden entschieden, was erscheinen durfte und was
nicht. Insoweit kann der Umstand keineswegs ausgeschlossen werden, dass
erschien den Nazis politisch nicht opportun. Deshalb ihre
Zensur-Entscheidung. Dass ändert aber immer noch nichts an dem Umstand, dass
Severing eine entsprechendes Manuskript durchaus verfasst haben könnte.
Um ein anderes Veranschaulichungsbeispiel zu nennen. Bekanntlich habe ich
mich der der Anti-Zeugen Jehovas Koryphäe zu Nazizeiten,
Dr. Hans Jonak von
Freyenwald näher auseinandergesetzt.
Dazu gehörte auch die Frage, was hat denn dieser Herr noch so alles andere
publiziert.
Auch wenn es nicht hundertprozentig beweisbar ist. Auf Grund der
Indizienlage steht es zumindest für mich einwandfrei fest.
Es gab zu Nazizeiten auch eine weitere Neuauflage der antisemitischen
Hetzschrift
„Protokolle der
Weisen von Zion" ( 1935 im antisemitischen „Hammer"-Verlag
erschienen). Weniger der eigentliche Text jener Hetzschrift ist bei dieser
Neuauflage beachtlich. Dafür um so mehr aber die vorangestellte Einleitung
in die Thematik jener Schrift. Und die stammt meiner Einschätzung nach, aber
auch seiner eigenen späteren Angabe gemäß, aus der Feder jenes Dr. Jonak.
Zwischen Hitlerdeutschland und Österreich bestanden in jenen frühen Jahren
der Naziherrschaft, durchaus relevante Spannungen. Daher zog es Jonak vor,
nicht namentlich in jener Broschüre in Erscheinung zu treten. Es würde jetzt
zu weit führen, die weiteren Indizien noch mit auszuführen, die mich zu
vorgenannter These veranlassen.
Immerhin gab es noch ein bedeutsames Faktum.
Die zugrundeliegende russische Hetzschrift des Nilus „Das Große im Kleinen",
welche auch den Protokolletext enthielt, ist in der Praxis nie in deutscher
Übersetzung erschienen, ebenfalls als Folge eines Nazi-Zensureingriffes.
Sie sollte aber in deutscher Übersetzung erscheinen! Und zwar bearbeitet von
jenem Dr. Jonak. Ein Verlag wurde auch bereits dazu genannt. Weitere
Materialien zu diesem Thema sind der „Wiener Library" (vormals London jetzt
Tel Aviv) entnehmbar.
Offenbar die Nazibefürchtung bei dieser Zensur-Entscheidung. Gibt es eine
deutsche, für breite Publikum erreichbare Übersetzung der Nilus-Schrift,
wird der Lächerlichkeits-Charakter jener Hetzschrift noch deutlicher, als er
für Fachleute ohnehin bereits erkennbar war. Da zogen die Nazis es vor, es
lieber so zu lassen wie es war, um weiter den Hetzcharakter der
Protokolle-Schrift ausnützen zu können. Opfer dieser Politik-Entscheidung
eben auch Jonak, der seinen Zeitaufwand für die Vorbereitung einer deutschen
Buchausgabe dazu, nunmehr „in den Rauch schreiben" konnte.
Es wäre durchaus denkbar, dass auch im Falle Severing, ähnlich gelagerte
Überlegungen, eine gewisse Rolle gespielt haben.
Um zu den Wikipedia-Zitaten zurückzukehren. Darin gibt es auch den
bemerkenswerten Satz:
„Für das Verhältnis von Severing zum NS-Regime
sind die Zahlungen problematisch, die er vom Regime erhielt. Dabei ist
zwischen zwei Aspekten zu unterscheiden. Juristisch vertreten durch seinen
Schwiegersohn ... gelang es Severing, die Auszahlung des Übergangsgeldes
durchzusetzen, das ihm wie auch den anderen Mitgliedern der ehemaligen
preußischen Regierung vom Regime verweigert wurde. Gleiches trifft auch auf
die Zahlung einer kleinen Pension von 500 M zu. Problematischer als diese
ihm rechtlich zustehenden Gelder ist eine darüber hinausgehende Zahlung von
250 RM, die aus einem Privatfonds Hitlers stammte."
http://de.wikipedia.org/wiki/Carl_Severing
Und da muss man dann in der Tat auch an den Fall Paul Löbe erinnern.
Über letzteren, der auch zeitweiiger Reichtagspräsident war, kann man laut
Wikipedia auch vernehmen:
„Trotz Löbes oppositioneller Haltung zum
NS-Regime wurde ihm als ehemaligem Reichstagspräsidenten später auf
Anweisung Hitlers eine Pension in Höhe von 600 RM gewährt, die bis 1945
pünktlich ausbezahlt wurde."
http://de.wikipedia.org/wiki/Paul_Löbe
Hitler war durchaus Realpolitiker genug, um einschätzen zu können, wie man
mit jetzt zahnlosen Löwen am besten umspringt.
Die unnötig zum Märtyer machen? Was für einen Nutzen hätte Hitler davon?
Wenn aber mit bereits geringen Geldsummen, die nunmehr still gestellt werden
können, dann traf er in seiner Sicht, eine sicherlich weisere Entscheidung,
wie man mit Sozialfaschisten, am besten umgeht!
http://az.ub.uni-freiburg.de/show/fz.cgi?cmd=showpic&ausgabe=01&day=03a&year=1934&month=04&project=3&anzahl=8
Unter der Überschrift „Severing stellt richtig" gab es dann am 6. 4. 1934,
in der „Freiburger Zeitung" noch einen thematischen Nachschlag zum Thema.
http://az.ub.uni-freiburg.de/show/fz.cgi?cmd=showpic&ausgabe=07&day=06b&year=1934&month=04&project=3&anzahl=14
Namentlich kann man aus letzterem Text wohl entnehmen, das die Überschrift
„Mein Weg zu Hitler" als zu tendenziös, nicht von Severing selber stammt.
Er teilt in der Sache mit, er arbeite zwar an einem Memoirenband (welcher
tatsächlich dann erst nach 1945 erschienen ist), betont aber, zum Zeitpunkt
der Veröffentlichung jener Meldung in der Nazipresse, das seien noch
„ungelegte Eier". Namentlich werden von ihm jene in der Nazipresse gebrachte
Zitate, nicht autorisiert.
Nun ist es durchaus nachvollziehbar, wenn er sich zu dieser Art von Dementi
entschlossen hat, dass er darin dann zu Nazizeiten keine offenen Angriffe
gegen selbiges mit einbauen konnte. Insoweit sucht er sich „diplomatisch"
aus der gelegten Schlinge herauszuwinden.
Unabhängig von diesem Tatbestand bleibt dennoch der fade Nachgeschmack
zurück. Jene die Severing als verkappten Nazi in der SPD geortet haben,
dürften trotz alledem so „grundlegend schief" nicht gelegen haben!
www.jesus.de/index.php?id=885&tx_ttnews[tt_news]=196579&cHash=f7034a4e5f94b191a801a0a7cd8aee58
--------------------- Signatur.Text --------------------
Hermann Samuel Reimarus (1694 – 1768) in:
"Apologie: oder, Schutzschrift für die vernünftigen Verehrer Gottes"
Derselbe Autor:
Wie? Wenn sie (die Apostel) gesagt hätten: es kann noch wohl siebzehn,
achtzehn und mehr Jahrhunderte wehren, ehe Jesus zu seinem Reiche aus den
Wolken wiederkommt, und die Freude derselben angeht: würde man sich nicht
mit solcher Verheissung ausgelacht haben?
Würde wohl ein einziger Mensch sich zur Entäusserung alles Vermögens
entschlossen haben, um seine übrige Lebenszeit in Hunger und Kummer
zuzubringen, und seine eigene Nothdurft nunmehr andern aus den Händen zu
sehen? Ja, würde man nicht die an sich schlecht bewehrte Auferstehung Jesu
desto mehr für eine Erfindung gehalten haben, weil die Bestätigung derselben
durch die Wiederkunft von Himmel, über 40, 50 Generationen oder
Menschenleben, ins unendliche hinausgesetzt würde.
"Ein günstiges Jahr, teurer Amtsbruder, ein sehr günstiges Jahr, drei
Sittlichkeitsverbrechen weniger als auf katholischer Seite.".
http://27093.foren.mysnip.de/read.php?27094,156610,158711#msg-158711
18. Mai 2013 06:16
--------------------- Signatur.Text --------------------
Hermann Samuel Reimarus (1694 – 1768) in:
"Apologie: oder, Schutzschrift für die vernünftigen Verehrer Gottes"
Derselbe Autor:
Wie? Wenn sie (die Apostel) gesagt hätten: es kann noch wohl
siebzehn, achtzehn und mehr Jahrhunderte wehren, ehe Jesus zu seinem
Reiche aus den Wolken wiederkommt, und die Freude derselben angeht: würde
man sich nicht mit solcher Verheissung ausgelacht haben?
Würde wohl ein einziger Mensch sich zur Entäusserung alles Vermögens
entschlossen haben, um seine übrige Lebenszeit in Hunger und Kummer
zuzubringen, und seine eigene Nothdurft nunmehr andern aus den Händen zu
sehen? Ja, würde man nicht die an sich schlecht bewehrte Auferstehung Jesu
desto mehr für eine Erfindung gehalten haben, weil die Bestätigung
derselben durch die Wiederkunft von Himmel, über 40, 50 Generationen oder
Menschenleben, ins unendliche hinausgesetzt würde.
02. Februar 2014 22:20
Auch auf diese, zwar nicht von Goethe stammende Erkenntnis wäre eneut hinzuweisen:
Und auch im Seehofer'schen Amigoland, wird er prächtigst kultiviert - die Köhlerglaube, bis zum geht nicht mehr!
Ein Grundsatzdisput der im Posting von aka Bauer auch zum Vorschein
kommt, ist die Unterstellung religiös „Gestrickte" seien die
„besseren" Menschen. Dieser These widerspreche ich grundsätzlich, und
verweise dazu auch auf eine
Feststellung von Voltaire.
Wenn religiös Gestrickte Aktiva aufzuweisen haben, die nicht aus
Prinzip bestritten werden sollen, so wäre es letztendlich eine Frage
der Organisation, diese auch in säkulärer Form praktizieren zu können.
Beispiel „Humanistischer Verband" der auch zunehmend auf die Option
schielt als „Dienstleister der Sozialindustrie" zu agieren.
Auch in dieser Szene gibt es ein „Hauen und Stechen". Beispiel einer
Ärztin, die auch Behandlungen ohne Nachweis ihrer Bezahlung durch
Krankenkassen, durchführte. Die braucht selbstredend auch einen sie
stützenden organisatorischen Hintergrund dafür. Und da ergab sich die
Konstellation, ihre Praxisräume wurden gekündigt (in Berlin). Von wem
gekündigt, von der ach so „lieben" Kirche. Warum gekündigt, weil jene
Ärztin ihr Angebot im Kontext des Humanistischen Verbandes
praktizierte. Hätte sie auf die Unterstützung der Kirche gesetzt und
nicht auf den HVD, wäre es dazu nicht gekommen. Aber sie hatte eben
auf das verkehrte Pferd gesetzt, den Hintergrund einer die
Verdummungsindustrie negierenden Organisation.
Und da nutzte die Verdummungsindustrie auch postwendend die sich ihr
bietende Gelegenheit aus, Konkurrenzangebote, vom Matkt wegzubeissen.
Organisierte Nächstenliebe sei in deren Sicht nur dann zulässig, wenn
sie zugleich mit ideologischer Verdummung gekoppelt ist. Da galt das
knallharte Entweder - oder.
Apropos Lessing. Als Signaturtext habe ich mit bekanntlich eine Passage von Hermann Samuel Reimarus auserkoren (siehe weiter unten). An der wiederum hat Lessing eine nicht unwesentliche Aktie. Zu Lebzeiten hatte Reimarus, seine Einsichten nicht veröffentlichen lassen. Lessing, als Bibliothekar einer Bibliothek zu Wolfenbüttel, brachte den Stein erst ins Rollen, indem er diese Reimarus'schen Texte als „Fragmente eines Ungenannten" zuerst publizierte. Was schon Reimarus selbst befürchtete, trat ein, wie eine wilde Horde stürzte die Klientel der wie Lessing richtig feststellenden, „die Christen nicht kennenden", weil es denen nur um den Namen, als Geschäftsgrundlage, also um ihr Geschäft geht, auf Lessing selber. Besonders hervortuen tat sich dabei ein Hauptpastor Goeze aus Hamburg. Letzterer giftete dann besonders stark über Lessing.
Zu seinen Wutausbrüchen gehörten dann auch die „markigen Sätze:
„Durch seine mittelbaren Angriffe auf
unsere Religion und auf die heilige Schrift, verstehe ich die von ihm
veranstalteten Druck der Fragmente, und die von ihm übernommene
Advocatur des Verfassers derselben. ... Noch ein Wort von den Fragmenten
überhaupt. Sie sind keine bescheidene Einwürfe gegen die christliche
Religion, sondern die lauteste Lästerung derselben. Ihre Wirkungen sind
in unsern gegenwärtigen Zeiten schon sehr betrübt und werden noch
schröcklicher werden.
Ich wünsche, daß uns der Herr Herausgeber aus den Schätzen der
Bibliothek, welcher er vorgesetzet ist, künftig etwas bessers liefern
möge, als Gift und Aergernisse."
Mag jenes Zitat sich in der Wortwahl auch noch gemäßigt anhören,
seine Folgen waren alles andere als „gemäßigt".
Die Religionsindustrie ließ nicht locker und erreichte auf dem damals
offiziellen Zensurwege, schlussendlich, dass Lessing als Publizist „das
weitere Maul gestopft" wurde.
Gleichwohl ob es die Religionsindustrie „gerne" sah oder nicht, die
bereits veröffentlichten Fragmente taten trotzdem ihre Wirkung.
Auch ein Beispiel dafür das „Hauen und Stechen" der Religionsindustrie,
sehr wohl in Fleisch und Blut übergegangen ist.
--------------------- Signatur.Text --------------------
Hermann Samuel Reimarus
"Apologie: oder, Schutzschrift für die vernünftigen Verehrer Gottes"
Derselbe Autor:
Wie? Wenn sie (die Apostel) gesagt hätten: es kann noch wohl
siebzehn, achtzehn und mehr Jahrhunderte wehren, ehe Jesus zu seinem
Reiche aus den Wolken wiederkommt, und die Freude derselben angeht:
würde man sich nicht mit solcher Verheissung ausgelacht haben?
Würde wohl ein einziger Mensch sich zur Entäusserung alles Vermögens
entschlossen haben, um seine übrige Lebenszeit in Hunger und Kummer
zuzubringen, und seine eigene Nothdurft nunmehr andern aus den Händen zu
sehen? Ja, würde man nicht die an sich schlecht bewehrte
Auferstehung Jesu desto mehr für eine Erfindung gehalten haben, weil die
Bestätigung derselben durch die Wiederkunft von Himmel, über 40, 50
Generationen oder Menschenleben, ins unendliche hinausgesetzt würde.
"Wahrlich, wahrlich, ich sage Dir, Bertrand, die Zeiten der
Kommanditgesellschaft werden vergehn, aber die Maulaffen werden nicht
ausgehen. Trachten wir nach dem, was ewig ist! Wie wär's, gründen wir eine
Religion, he?" — "Teufel, Teufel! Eine Religion ist nicht leicht zu
gründen" — "Du bist immer dumm, Bertrand! Man ernennt sich zum Papst, man
mietet eine Bude, man leiht sich Stühle aus und man predigt: über den Tod
Napoleons, die Entdeckung Amerikas, über Molière, über irgend etwas! Schon
hat man eine neue Religion. Das ist alles nicht so schwer, als man
glaubt!"Entnommen aus:
http://www.payer.de/religionskritik/karikaturen1.htm
Zum weiterlesen auch empfohlen, die Romane von Friedrich Gerstärcker
"Die Regulatoren des Amazonas"
und "Die Flusspiraten des Missisippi".
Schon in diesen Sujets kann man auch dem "charismatischen Typus mit dem
frommen Schein" begegnen. Zwar sind Romane Kunsthandlungen. Indes haben
ihre "Aufzeichner" nicht selten einen scharfen Blick, der jedenfalls
schärfer als derjenige, der Opfer des "frommen Scheins" ist, und
stellenweise die Frage aufwirft:
Das sollen bloß Romane sein? Ist es nicht in einem weitaus größeren
Umfange eine Wirklichkeitsbeschreibung!
Zu letzterer These kann man auch den Roman von
Karim Miske
vergleichen.
Oder etwas anders akzentuiert, auch einen Roman von
Stefan Heym
„Jetzt schreibt uns ein
Pfarrer in Westpreußen:
„Hier im Osten ist das Sektenunwesen geradezu fürchterlich. In Thorn sitzen
sie haufenweise und überschwemmen das Land mit geriebenen Agenten. Jetzt
treibt sich schon fast eine Woche ein äußerst höflicher Milleniums-Mann hier
im Dorf herum und hinterläßt in den Köpfen der
einfältigen Bevölkerung ein Wirrsal von verkehrten Anschauungen."
(Milleniums-Mann, umgangsprachliche damalige kirchliche Bezeichnung für die WTG-Hörigen).
"Früher fraß er besser — er wird doch nicht eingehen?"
„Vereinigung ernster
Bibelforscher. Unter diesem verlockenden Titel treiben die Milleniumsleute
jetzt ihre Propaganda. Vor dieser gefährlichen Gesellschaft und ihren
grundstürzenden Irrtümern warnte der deutsche (Gnadauer) Verband für
Evangelisation und Gemeinschaftspflege bereits mehrfach mit folgenden Worten:
„... Die Milleniums-Tagesanbruchsleute (sie selbst nennen sich neuerdings wohl
auch sehr trügerisch „Vereinigung ernster Bibelforscher") behaupten, wir leben
im Anbruch des tausendjährigen Reiches (1874 - 1914), alsdann beginne das
tausendjährige Reich mit dem unsichtbaren Kommen des Herrn. - Sie leugnen die
Unsterblichkeit der Seele und die Hölle."
Russells Eheprobleme werden erneut mit gestreift, aber nicht weiter
thematisiert.
Als nächstes geht dann jenes Blatt der Frage nach:
„Warum führen diese Irrlehrer jetzt allgemein die
neue Trugbezeichnung (Bibelforscher)?"
Es meint dann seine selbst gestellte Frage wie folgt beantworten zu können:
„Eben weil sie arge Betrüger sind und weil sie
unter der alten Fahne ihre Raubzeuge nicht mehr machen können.
Um den Betrug noch mehr zu verdecken, schließen sie ihre Einladungen in den
Zeitungen, wie wir soeben hier in Ostpreußen lesen konnten, mit den Worten:
„Eintritt frei. Kein Adventismus. Keine Kollekte""
Dazu kommentiert dann jenes Blatt:
„Gewiß sind sie keine Adventisten, aber noch
schlimmer als jene."
Trotz diesem doch wohl eindeutigem Votum, meint das „Deutsche
Gemeinschaftsblatt" ein gewisses Unbehagen als weiter bestehend bewerten zu
müssen.
Seine „Bauchschmerzen" fasst es dann abschliessend in die Sätze zusammen:
"Und was tun die Gläubigen? Es ist wirklich
unfaßbar. Da braucht nur irgend ein Herumtreiber mit der Blaukreuznadel oder
salbungsvollen Worten kommen: sie lassen ihn Versammlung halten! ...
Da braucht nur irgendein Predigtzelt aufgeschlagen werden: die Gläubigen
rennen hin; irgend ein Vortrag über die Toten und dergl. wird in einem
öffentlichen Lokal gehalten; die Gläubigen füllen den Saal. -
Wenn man das fortgesetzt erlebt, trotz aller Warnungen, so könnte man an der
ganzen Geistesbewegung unserer Tage irre werden!"
„Protestanten; Wacht auf
Hört, was Dr. Martin Luther sagt
über die Sterblichkeit der Seele,
den Antichrist
und den Wert der Zeit Prophezeiungen
Anhang:
Zeugnisse der Urkirche und der "letzten Zeit"
Die zugehörigen Impressumsangaben besagten:
„Herbst 1910
Einige Ernste Bibelforscher.
Dresden, Berlin, Barmen, Zürich
Emil Wetzel, Dresden."
Namentlich der genannte Emil Wetzel dürfte in diesem Falle der Inspirator
jenes Projektes gewesen sein.
Beachtet man den Umstand, dass die Dresdner Bibelforschergruppe zu jener Zeit,
die weltweit größte war, spricht schon dieser Umstand dafür, dass diese
relative Selbstständigkeit in diesem Falle gegeben war (als Ausnahme, aber
doch nicht als die Regel). Intention des Wetzel war sicherlich die Thesen des
C. T. Russell zu ergänzen. Eine in Richtung Opposition gehende Tendenz lag ihm
fern.
In der deutschen „Wachtturm"-Ausgabe vom Januar/Februar 1911 gibt es auch die
Angabe:
„Protestanten! Wacht auf!
Mit diesem Titel haben einige Brüder, die mit der gegenwärtigen Wahrheit der
Schriftstudien" bekannt und einverstanden sind, und auch Luthers Werke kennen,
Einiges zusammengestellt über :Was Dr. Martin Luthers sagt über die
Sterblichkeit der Seele, den Antichrist und den Wert der Zeitprophezeiungen."
- Diese Traktate können vielleicht manchem Lutherverehrer die Augen öffnen.
Wir haben eine größere Anzahl zum Versand auf Lager genommen."
Also auch mit diesem Zitat ist belegt, dass WTG-seitig keinerlei relevante
Einwände gegen jene Schrift bestanden.
Von dem Theologen Wilhelm Walther (zugleich Rektor der Universität Rostock)
veröffentlichte nun die „Allgemeine Evangelisch-lutherische Kirchenzeitung" im
Jahre 1924, einen in zwei Teile gesplitteten Artikel, welcher sich mit dieser
Schrift auseinandersetzte). Walther ist zwar im Jahre 1924 verstorben,
gleichwohl kann jener Artikel - wie das bei Zeitschriften-Redaktionen so
selten nicht sein soll -, längere Zeit dort „geschmort" haben, bevor er dann
zum tatsächlichen Abdruck gelangte
(9. 5. 1924 und 16. 5. 1924).
Seinen Aufsatz gab Walther den Titel:
„Proben Russellscher Unwissenheit".
Einleitend doziert er:
„Der von dieser Sekte angerichtete Schaden
erstreckt sich viel weiter, als auf die, die der Sekte beizutreten sich
bestimmen lassen."
Und weiter, ihm sei
„ein Blatt zugesandt, das Luther als Kronzeugen
ins Feld führt für eine Lieblingsidee Russells, daß nämlich
die menschliche Seele nicht unsterblich sei."
Meines Erachtens ist besagter Herr Walther schon mal dahingehend ungenau,
als er unterstellt, jene Schrift stamme auch aus der Feder von Russell.
Tatsächlich indes ist, wie bereits ausgeführt, in diesem Falle der Herr Wetzel
aus Dresden als der Kopf dieses Unternehmens anzusprechen.
Als Schlusssatz seiner Ausführungen meint Walther feststellen zu sollen:
„Luther als Kronzeugen für die Phantasie der
Sterblichkeit
der Seele anzurufen, beweist nur eine völlige Unkenntnis Luthers."
Ein solches Votum aus dem Munde eines Theologieprofessors verwundert ja nun
überhaupt nicht. Vielleicht liegt aber auch in diesem Falle die „Tücke des
Objekts" im Detail.
Und im Detail entpuppt sich dann Herr Walther vor allem als ein
„Erbsenzähler".
So belehrt er seine Kontrahenten etwa mit den Sätzen:
„Daher beginnt jenes Blatt: "Unter Papst Leo X.
wurde i. J. 1513 in Lateran ein Konzil abgehalten".
Soviel Worte, soviel Falsches!
Das Konzil, das gemeint ist, wurde n i c h t 1513, sondern von 1512 bis 1517
abgehalten, und n i c h t unter dem Papst Leo X., sondern unter Julius II. und
Leo X. Dieses Konzil wurde n i c h t "in Lateran" abgehalten; denn "Lateran"
ist nicht eine Stadt, sondern ein päpstlicher Palast in Rom. Sollte man dieses
„in" für einen bloßen Druckfehler anstatt "im" erklären, so wird dies dadurch
unmöglich, daß etwas später von dem Konzile „zu Lateran" geredet wird. Sodann
handelt jenes Blatt von der "Vorschrift" des fraglichen Konzils, die durch „Caranza
in seinem Werke vom Jahre 1681, S. 412 wiedergeben" werde. Wieder reiner
Unsinn! Der Mann heißt nicht „Caranza", sondern "Carranza", und von ihm können
wir nicht ein Werk vom Jahre 1681 haben, da er schon im J. 1576 gestorben ist.
Auch kann nicht von „einem Werke" die Rede sein, da er nicht nur ein, sondern
mehrere Werke verfaßt hat ."
Die Belehrung „saß denn erst mal." Ob ein Herr Carranza sich mit einem oder
zwei „r" richtig schreibt, liegt dann wohl auf ähnlicher Ebene wie die Frage,
wird „Russell" nun mit einem „l" oder zweien, richtig geschrieben. Beide
Variationen sind im Umlauf; gleichwohl ist nur die mit zwei „ll" die richtige
davon. Wenn ein Widerpart in einem zweiteiligem Artikel auch mit solchen
Details „vorgeführt" wird, bleibt der fade Beigeschmack zurück, dann muss wohl
jener, der so argumentiert, es ganz besonders nötig haben.
Im weiteren räumt Walther dann noch ein. Auch nach dem Tode des Carranzas,
wurden dessen Schriften neu verlegt. So auch wieder im Jahre 1681. Wenn er das
also selbst einräumen muss, was soll dann die Erbsenzählerei bezüglich der
Erscheinungsjahre seiner Schriften?!
Ein weiterer Kritikpunkt von Walther lautet:
„„Eine verheimlichte Äußerung Luthers". So wagt er
(der Verfasser) zu schreiben, trotzdem er selbst ein paar Ausgaben der
Schriften Luthers namhaft macht, in denen jene Äußerung nicht verheimlicht,
sondern veröffentlicht worden ist".
Diese Kritik kann man schon eher als berechtigt anerkennen. Wenn Wetzel
also wähnt, er habe da was „ganz Neues" ausgegraben, und Walther weist ihm
nach, das ist alles andere als „neu", dann hat er in der Tat einen Treffer
erzielt, ohne Wenn und aber.
Dann erfährt man noch solche Details, eine inkriminierte Schrift Luthers gäbe
es sowohl in einer lateinischen, als auch in einer Deutschsprachigen Ausgabe.
Beide unterscheiden sich dadurch, dass in der deutschen Ausgabe noch ein
ergänzender Satz enthalten ist, den es in der lateinischen so nicht gibt. Also
die klassische Gemengelage, um Mißverständnisse zu produzieren. Wenn also
jener Herr Wetzel letztendlich dabei einem Missverständnis aufgesessen sein
sollte, und im Gegenteil zu seiner Meinung, auch Luther an eine unsterbliche
Seele glaubte, dann kann man das durchaus richtigstellen.
Gleichwohl ist mein persönlicher Eindruck weiterhin der, man kann aus den
inkriminierten Aussagen, ein sowohl als auch herauslesen. Als „strahlender
Sieger" steht in diesem Disput der Herr Walther garantiert nicht dar, auch
wenn er sich selber als ein solcher sah.
Dazu noch ein Zitat von Walther, welches die Ausdeutungsfähigkeit der Materie
verdeutlichen kann.
„Wenn man nun in Luthers Erwähnung des Satzes von
der Unsterblichkeit der Seele lesen will, er habe diesen Satz für falsch
gehalten, so müssen wir uns an den deutschen Text halten, der auch angibt, was
Luther an jenen beiden Beschlüssen des Konzils auszusetzen hat, Nun schreibt
er: „Es ist auch beschlossen durch Hülfe Aristotelie, des großen Lichts der
Natur, daß die Seele eine wesentliche Form des Leibes". Diesen Satz also
erklärt Luther für ein Fündlein des heidnischen Philosophen Aristoteles, also
für eine von der Bibel nicht gestützte philosophische Spekulation. Über den
Beschluß aber, daß die Seele unsterblich sei, sagt er, es sei "neulich zu Rom
fürwahr meisterlich beschlossen der heilige Artikel, daß die Seele des
Menschen sei unsterblich. Wollte man noch schwanken, ob ihm dieser Artikel
"heilig" ist, oder ob er ihn nur spottend so nennt, so fügt Luther hinzu:
"Denn es war vergessen (was) in dem gemeinen Glauben (steht) da wir alle
sagen: Ich glaube ein ewiges Leben". Er tadelt also an diesem Beschluß, daß
das Konzil sich für berechtigt gehalten hat, darüber zu entscheiden, ob die
Seele sterblich oder unsterblich sei, daß es eine schon in den uralten
Glaubensbekenntnis ausgesprochene Wahrheit erst zu beschließen für notwendig
gehalten hat, als sollten die Christen die Unsterblichkeit der Seele deshalb
glauben, weil ein römisches Konzil so beschlossen hat."
Der
allerneueste Schrei
Es gibt nämlich
keinen Berufsstand, der derartig siegreich - mindestens in seinen eigenen
Augen - aus allen Widerlegungen hervorschreitet wie der Theologenstand ...
Friedrich Kunkel, einstmals auch zeitweilig im hauptamtlichen Dienst der
WTG tätig gewesen. Nach seiner „Ernüchterung" über diese Lebensphase, weiter
aktiv; namentlich auch in der Form der Herausgabe seiner Zeitschrift „Beiträge
zum Schriftverständnis", schrieb in deren Ausgabe vom Dezember 1919 auch die
Sätze:
„Verschiedene Wahrheitsfreunde sehen es neuerdings
für ihre vornehmste Aufgabe an, Babylon, das sind die christlichen
Religionssysteme, zu Fall zu bringen. Sie sind der Meinung, daß ihr Zeugnis in
Wort und Schrift, solches bewirken werde.
Selbstverständlich wollen wir redliche Tätigkeit auf diesem Gebiet nicht
verkennen, auch nicht in Abrede stellen, daß ein lebendiges, klares Zeugnis
nach dieser Seite hin manches bewirken kann.
Aber wir sind doch der Ansicht, daß es nicht Aufgabe der noch im Fleische
weilenden Gottgeweihten ist, den Fall Babylons zu beschleunigen. Einmal ist
die Kraft und der Wirkungskreis aller Wahrheitsfreunde nicht groß genug für
diesen Zweck. Die Vertreter der
großen Religionssysteme haben sie bis jetzt nicht ernst genommen. Sodann sind
ganz andere Kräfte am Ruder, welche den Sturz dieser Systeme bewirken."
Diese beiden Zeugnisse, der damals noch euphorisierte W. J. Schnell, und
der schon etwas zurückhaltender urteilende F. Kunkel belegen, durchaus den
Stellenwert jener WTG-Kampagne zu damaliger Zeit. Auch kirchliche Kreise
nahmen diese Kampagne, mit durchaus gemischten Gefühlen zur Kenntnis.
Aus einer früheren zusammenfassenden Referierung dazu, sei nochmals zitiert:
Schon unmittelbar nach dem Ende des ersten Weltkrieges machten in
Deutschland verstärkt die Bibelforscher von sich reden. Hatte man sie als
kleines Häuflein vor dem ersten Weltkrieg bestenfalls nur beiläufig zur
Kenntnis genommen, so änderte sich diese Sachlage nunmehr schlagartig. Es war
nicht nur die massive Propaganda, dank Dollarkräftiger Finanzspritzen aus den
USA, die sie zum „Thema" machten. Es waren vor allem auch ihre Thesen, die auf
einen aufnahmebereiten Boden einschlugen. Zeitgenössische Stellungnahmen zu
den Bibelforschern zeigen deutlich, dass ihre Kirchenkritik es gewesen ist,
die den Resonanzboden bildete für ihre Verbreitung nach 1919 in Deutschland.
[13]
Besonders hervorzuheben ist eine Flugschrift der Bibelforscher aus dem Jahre
1919 mit dem Titel „Der Schriftforscher" Nr. 29. Sie trug auch den Titel: „Der
Fall Babylons." Einleitend wird vermerkt, dass sie in der Hauptsache ein
Auszug aus dem als 7. Band der „Schriftstudien" firmierenden Buch „Das
vollendete Geheimnis" sei. Jener 7. Band war immerhin ein Wälzer von etlichen
hundert Seiten, indem man leicht die Übersicht verlieren konnte, was denn der
Kerngedanke sei. „Der Schriftforscher" Nr. 29 ließ da keine Unklarheiten
aufkommen. Unter Bezugnahme auf eine aktuelle zeitgenössische Diskussion wurde
mit kritischem Zeigefinger ausgeführt: „dass die Lehre von dem Gottesgnadentum
der Könige, welche von fast jeder Sekte gelehrt oder aufrecht erhalten wird"
aus Bibelforscher-Sicht zu kritisieren sei.
Kommentierend wird dazu angemerkt: „Das wütend gemachte Volk wird sich gegen
die Geistlichkeit wenden, wie es zur Zeit der französischen Revolution war,
und in einem schrecklichen Karneval werden sie für die im Kriege Verlorenen
ein richtiges Totengeläute anstellen. … Unser Herr sagt prophetisch: Indem sie
lange Zeit das Gottesgnadentum der Könige und die göttliche Ordination der
Geistlichen lehrten, sind die letzteren tadelnswerter und verantwortlicher
geworden als jede andere Klasse auf Erden."
Das war eine Tonlage die bei den kirchlichen Apologeten die Alarmglocken
anschlagen ließen. [14] Priebe schätzt die Bibelforscher in Übereinstimmung
mit anderen kirchlichen Beobachtern mit den Worten ein: „Nach 1918 haben sich
die Bibelforscher raffiniert auf die politischen Umwälzungen eingestellt. Im
Sturz der Monarchien sahen sie Wahrheitsbeweise für ihre 'biblischen'
Weissagungen. Sie spekulieren auf die antikapitalistischen Instinkte der
Massen und geißelten die Sünden der oberen Stände in grober
Verallgemeinerung." [15]
Die Fassungslosigkeit kirchlicher Kreise gegenüber den Bibelforschern bringt
auch Petrich zum Ausdruck, wenn er äußert: „Aus allen Reichsgebieten liegen
Berichte vor, dass sie und die Neuapostolischen miteinander um den Ruhm
streiten, wer von ihnen die größere Unruhe und Verwirrung über unsere
Gemeinden zu bringen imstande sei. Auch katholische Gegenden und politische
Ordnungen haben unter ihnen zu leiden. Schon während des Krieges waren sie als
die gefährlichsten Flaumacher am Werk. Ihre öffentlichen Versammlungen und
Verbreitung ihrer Schriften wurden verboten. Als die Revolution ausbrach,
standen sie mit ihr im innerem Bündnis und finden noch jetzt, von
kommunistischer Seite heimlich und öffentlich Beifall." [16]
Er meint aber sich mit den Worten trösten zu können: „Darum unterschreiben
wir, was auch schon andere über die Bibelforscher geurteilt haben: 'Sehr rege,
aber ohne Zukunft.' In Amerika haben sie bereits ihren Höhepunkt
überschritten." [17]
Ein Theologieprofessor namens Victor Schultze, hat in seinem
Publikationsfundus auch eine aufzuweisen, welches zwar früher mal von einem
anderen Autor konzipiert war, dann aber im Jahre 1921 von Schultze in
überarbeiteter und erweiterter Form, erneut herausgegeben wurde. Die
Erweiterung in ihr, betrifft in Sonderheit einem Abschnitt über die
Bibelforscher, welcher in früheren Auflagen jenes Buches, noch nicht enthalten
war.
(Gustav Plitt:
„Grundriß der Symbolik".
Siebente vermehrte Auflage
Von D. Dr. Victor Schultze
Leipzig Erlangen 1921).
Zum Begriff „Symbolik" (heute in der Regel nicht mehr verwandt) wäre
anzumerken, der beschreibt eine Gattung von theologischen Büchern, welche man
heutzutage eher „Konfessionskunde" oder ähnlich formuliert nennen würde.
Weiter wäre zu Schultze noch anzumerken:
An der Universitär Greifswald ist eine mit seinem Namen verbundene
„archäologische Sammlung (Viktor-Schultze-Sammlung)" nachweisbar.
http://www.universitaetssammlungen.de/sammlung/264
Beschränkt auf die Suche nach Volltext-Angeboten, kann man im Internet auch
seine zweibändige „ Geschichte des Untergangs des griechisch-römischen
Heidentums" vorfinden.
archive.org/details/geschichtedesun01schu
archive.org/details/geschichtedesun02schu
Damit mag einstweilen genug zu seiner Charakterisierung gesagt sein. Auf einen
weiteren Aspekt, wird dann noch weiter unter etwas eingegangen.
Kehren wir also zu seiner 1921er „Symbolik" zurück.
In seinem Bibelforscher-Abschnitt meint Schultze werten zu können:
„Eine ausreichende Darstellung fehlt" noch.
Nun denn, im Prinzip möchte ich dieser Aussage, ausgehend vom 1921er Stand,
keinesfalls bestreiten. Die Frage die sich mir stellt, ist allerdings, ob er
denn wirklich glaubte, dieses Manko nunmehr behoben zu haben? Sollte er dieser
Meinung gewesen sein, würde ich dazu kommentieren: Meine Meinung jedenfalls
wäre das nicht.
Immerhin erwähnt Schultze auch Friedrich Loofs mit seinem
Bibelforscher-Artikel in der Zeitschrift „Deutsch-Evangelisch", welcher etwas
später dann auch erweitert, als separate Broschüre herausgebracht wurde.
Vielleicht kann man auch so sagen. Sowohl Loofs als auch Schultze, waren beide
„gestandene Theologen" die noch eine Reihe anderer, ernst zu nehmender Bücher
publizierten. Wenn beide sich auch auf das Bibelforscherthema mit „verirrt"
hatten, besteht der jeweilige Unterschied darin. Loofs mühte sich um eine
relative Gesamtschau. Schultze hingegen hatte es ein „Schmalspurthema"
angetan, welches er sich seinerseits kräftig zu „beackern" mühte. Die Relevanz
jenes „Schmalspurthemas" wird ja keineswegs bestritten, was denn auch die
gebrachten Zitate von Schnell und Kunkel verdeutlichen sollten. Allerdings
über dieses „Schmalspurthema" hinausgehendes, hat dann Schultze wohl eher
nicht zu bieten.
Einleitend charakterisiert er die Bibelforscher mit den Sätzen, sie seien
„Eine der kirchenfeindlichsten und
schmähsüchtigsten Sekten der Gegenwart."
Und weiter:
„Sämtliche Kirchen und Sekten sind (in
Bibelforscher-Sicht) in Irrtum geraten, weil sie die uneingeschränkte
Autorität der hl. Schrift nicht gelten lassen wollten, sondern sich in
Bekenntnisse verstrickt haben, hinter deren Ursprung der Teufel steht."
Besonders die seinerzeitige Traktatserie der WTG „Der Schriftforscher"
bildet dann für ihn die Grundlage seiner Zitate und Wertungen.
So zitiert er den bereits genannten „Schriftforscher" Nr. 29 („Der Fall
Babylons") mit den Sätzen:
„Das Papsttum die Mutter der Huren", die
protestantischen Kirchen deren Tochter. Sie haben Herrscher und Volk falsch
belehrt. Sie sind in "größerem Maßstabe verantwortlich für den gegenwärtigen
Krieg und die große Drangsal, welche noch folgen wird."
- "Ihr habt Millionen in einen schrecklichen Tod im Schützengraben gepredigt."
- "Ihr macht sie zu Tausenden zu Kanonenfutter für die mit Blutschuld
beladenen, Kaiser Könige und Generäle eurer bösen Ordnung der Dinge."
- „Indem sie lange Zeit das Gottesgnadentum der Könige und die göttliche
Ordination der Geistlichen lehrten, sind sie tadelnswerter und
verantwortlicher als jede Klasse auf Erden." ...
Das Ziel der "päpstlich-protestantischen" Verbindungen ist, die frühere Macht
wieder zu erlangen, die Redefreiheit zu unterdrücken, die Christenheit durch
Priester und Prediger zu beherrschen.
„Das wütend gemachte Volk wird sich gegen die Geistlichkeit wenden und in
einem schrecklichen Karneval werden sie für die im Kriege Verlorenen ein
richtiges Totengeläut anstellen."
Aus dem „Schriftforscher" 1920/21 Nr. 34 wird von ihm zitiert:
„Der König und das Königreich werden indes nicht
nur kommen, sondern sie sind schon da und die gegenwärtigen Verwickelungen und
Erschütterungen in Kirche und Staat, sowie das allgemeine Erwachen des Volkes
sind die Folgen der von diesem Könige und dem Königreiche ausgehenden
Einflüsse. Die Menschen wissen es zwar nicht, und doch ist es das Schlagen des
Königreiches Gottes, das jetzt die Zertrümmerung der Erde bewirkt, damit der
Weg bereitet wird zur Aufrichtung der Gerechtigkeit in der Welt damit die
Herzen der Menschen gedemütigt und vorbereitet werden für die gerechte
Herrschaft, welche die Aufsicht über die Erde übernehmen wird.
Die Weltmenschen können es nicht wahrnehmen, den, dieses Königreich kommt
nicht in äußerlich wahrnehmbarer Weise, mit äußerlicher Schaustellung und mit
Gepränge, Darum können sie nicht sagen: "Siehe hier oder siehe dort". - Aber
das Kommen des Königs bedeutet große Drangsal und den gänzlichen Umsturz der
Königreiche dieser Welt, welche, wenn sie auch behaupten die Königreiche
Gottes zu sein, doch in Wahrheit unter der Herrschaft „des Fürsten dieser
Welt", Satans, stehen, des "Fürsten der Gewalt der Luft, des Geistes, der
jetzt wirksam ist in den Söhnen des Ungehorsams" ... Es bedeutet das
Erschüttern der gesellschaftlichen Ordnung In einer Weise und in einer
Ausdehnung, wie es bisher unbekannt war, und es geschieht so gründlich, daß
keinerlei andere Erschütterung jemals wieder nötig sein wird ... "Es bedeutet,
daß die Reiche und Herrschaften dieser Welt gleich Töpfergefäßen in Stücke
zerschlagen werden.
Es bedeutet das Hinwegtun der jetzigen „geistlichen Himmel" und den Sturz von
vielen ihrer leuchtenden Sterne.
Jetzt ist das Sonnenlicht des wahren Evangeliums und das Mondlicht des
Gesetzes mit seinen Vorbildern und Schatten durch die dicken Wolken weltlicher
Weisheit verdunkelt.
„Die Sonne wird sich in Finsternis verwandeln und der Mond in B1ut" (Joel
2,30.31).
Sein eher spartanischer Kommentar dazu:
„Die Sekte ist im Grunde durchaus antinational und
pazifistisch."
Dann hat man wohl eine ganze Weile von Schultze in Sachen Bibelforscher
nichts mehr vernommen. Dieses Schweigen unterbrach er dann am 6. 4. 1924 in
der Zeitung „Der Reichsbote" mit einem dortigen Artikel, überschrieben:
„Zur Kennzeichnung der „Ernsten Bibelforscher".
Da ist es angebracht erst mal eine Charakterisierung jenes „Reichsboten"
mit einzuflechten.
Zum Background jenes Reichsboten empfiehlt sich auch ein Blick in den
Wikipedia-Artikel über die Deutschkonservative Partei
http://de.wikipedia.org/wiki/Deutschkonservative_Partei
Letzterer vermerkt unter weitere Presseorgane, auch über den im Jahre 1924 im
52. Jahrgang erscheinend „Reichsboten", dass heißt, seine Gründungsphase fiel
weitgehend mit der jener „Deutschkonservativen Partei" in der Zeit vor dem
ersten Weltkrieg zusammen.
In der Zeit nach dem Weltkrieg wurden dann in der Tat die politischen Karten
neu gemischt.
„Ein Großteil der Mitglieder der
Deutschkonservativen Partei beteiligte sich 1918 an der Gründung der
Deutschnationalen Volkspartei (DNVP)."
Die Zeit davor wird jene Partei vielfach als Honoratiorenpartei
beschrieben, auch als Interessenvertretung der Ostelbischen Junker.
Zur Zeit der Weimarer Republik fühlten sich dann in dieser Junkerpartei,
respektive dem vorgenannten Presseorgan, besonders kirchliche Kreise heimisch,
was dann ja an sich schon Bände spricht.
In seinem Aufsatz im „Reichsboten" führt Schultze dann aus:
„Es ist eine bekannte Erfahrung, daß die Sekten
mit wenigen Ausnahmen ihre biblische Begründung sich durch eine Auslegung der
Heiligen Schrift verschaffen, die jeder wissenschaftlichen Methode Hohn
spricht. Besonders ist in dieser Beziehung das Alte Testament der
Leidtragende. Den Höhepunkt bezeichnet vielleicht das Nichtverständnis,
welches die „Internationale Vereinigung ernster Bibelforscher" nach der ihr
als höchste Autorität geltenden Unterweisung ihres Gründers, des Amerikaners
Russell, in Anspruch nimmt. Da sind alle Bande wissenschaftlichen Forschens
gelöst und der frei waltenden Phantasie Tür und Tor geöffnet. Das Unmögliche
wird möglich."
„Doch davon"
so Schultze weiter:
„soll hier nicht geredet werden, sondern von der politischen und nationalen Einstellung der „Bibelforscher".
Und die meint er wie folgt definieren zu können:
„Sie sind Pazifisten.
Gut, mögen sie es sein. Aber mit diesem Pazifismus verbindet sich ein
leidenschaftlicher Haß gegen die Kirchen und ihre Geistlichen."
Dann verweist er auf seine 1921er „Symbolik" und betont, es erscheint ihm
durchaus nicht überflüssig, die dort enthaltende Diktion weiter fortzusetzen.
Nach dem er dann eine Reihe von Zitaten wiederholt, die man schon 1921 bei ihm
lesen konnte, geht es weiter mit seinem wertenden Urteil:
„In der Öffentlichkeit lassen die „Ernsten
Bibelforscher" diesen Gedanken nicht hervortreten, aber in ihren zahlreichen
Schriftren kehren sie immer wieder.
Staat, Kultur, Nationalität sind für sie Erscheinungen aus dem Reiche des
Widerchrists. In dieser Richtung vertreten sie den äußersten Radikalismus und
Nihilismus. Sie sind antinational und daher Gegner dessen, was uns als eine
heilige Aufgabe gerade in der Gegenwart am Herzen liegt, der Stärkung und
Vertiefung unseres deutschen nationalen Bewußtseins. Was sie an Bestehendem
überhaupt noch gelten lassen, ist international erweicht. Darum sind sie
Pazifisten.
Auch darin müssen wir uns ihnen scharf entgegenstellen."
Und dieses „scharf entgegenstellen" begründet er dann mit dem Satz:
„Denn nur ein wehrhaftes und waffentüchtiges Volk
ist in der Lage, seine nationale Eigenart zu bekämpfen und friedlich zu
entfalten."
Auch so ein - in seiner Sicht - sicherlich markanter Satz, nachdem er
wähnt, die Bibelforscher-Vorhaltungen den Kirchen gegenüber „träfen sie aber
nicht". Er redet zwar nicht davon, das lautes Singen im einsamen Wald, dann
wohl Kraft gäbe. Diese Formulierung verwendet er sicherlich nicht. Er meint
mit seinem Satz sei es dann wohl „abgetan":
„Das darf uns aber nicht hindern, mit der Waffe in
der Hand auch diesen Verleumdungen gegenüber auf der Hut zu sein."
Über mangelnde Resonanz auf seinen „Reichsboten"-Artikel brauchte Schultze
sich sicherlich nicht zu beklagen. Allen voran wäre die evangelikale
Zeitschrift „Licht und Leben" zu nennen, welche in ihrer Nummer 17/1924
besagten „Reichsboten"-Artikel ihrerseits umfänglich referierte.
Ein Karl Barth, welcher zu Nazizeiten dann seine Professur in Deutschland
verlor, weil er diesem Regime nicht mehr genehm war, aber das relative Glück
hatte, sich alternativ dann in die Schweiz zurückziehen zu können. Besagter
Karl Barth hielt dann nach 1945 auch „Nabelschau" und benannte einige beim
Namen die er als besonders üble Kollaborateure im Bereich der Theologieszene,
zu Nazizeiten wahrgenommen hatte. Allen voran auf seiner Negativwerteskala
auch jene evangelikalen Kreise, wie sie besonders herausragend, auch „Licht
und Leben" repräsentierte.
Nun war im Jahre 1924 sicherlich noch nicht an das Naziregime zu denken. Aber
selbiges fiel auch nicht, sozusagen „über Nacht" vom Himmel. Es hatte einen
Vorlauf. Es hatte auch das nötige „Wahlstimmvieh". Und selbiges kann man dann
auch - nicht nur - aber auch, besonders bei jenen evangelikalen Kreisen
ausmachen, die hier angesprochen wurden. Elemente und Tendenzen kann man
unfraglich schon in jenem „Licht und Leben"-Artikel beobachten, welcher da die
Ausführungen von Schultze referierte. Es liegt in der Eigenschaft auch von
Zeitschriftenredaktionen auszuwählen. Dann wiederum mit ihrer spezifischen
Auswahlmethode, auch eigene Akzente zu setzen. All das kann man auch in jenem
Artikel beobachten.
Einleitend notiert „Licht und Leben" unter anderem:
„Die Internationale Vereinigung ernster
Bibelforscher wird allählich zur deutschen Landplage. Diese amerikanische
Sekte treibt auch Politik, und vielleicht ist es sogar der Zweck."
Derart eingestimmt wird als nächstes auf die Ausführungen von Schultze im
„Reichsboten" übergeleitet.
Diese werden wie folgt zusammengefasst.
"Nach der Lehre dieser Milleniumssekte werden
Revolution und Anarchie die gegenwärtige Ordnung vernichten, dann kommt das
Neue. "Die Menschheit wird sich einer vollkommenen Regierung erfreuen. Sie
wird eine große Universalrepublik sein." Die Könige hören auf. Es wird dann
keine "stolzen Militaristen" mehr geben. In wenigen Jahren wird sich dieses
Reich auf Erden verwirklichen. Vorher geht "der Sturz aller Regierungen und
Einrichtungen der jetzigen Verhältnisse." Diese Katastrophe wird dadurch
vorbereitet, daß die Menschen immer unzufriedener werden. Die Kritik ist im
wachsen auf weltlichem und geistlichem Gebiete. "Neun Zehntel der Prediger
aller Konfessionen wissen, daß ihre Zuhörer einen Wechsel wünschen. Die Stunde
des Gerichts ist gekommen."
Weiter auf der Diktion von Schultze aufbauend, geht es dann mit der
Aussage:
„In der Öffentlichkeit lassen die „Ernsten
Bibelforscher" diese Gedanken nicht hervortreten aber in ihren zahlreichen
Schriften kehren sie immer wieder.
Staat, Kultur, Nationalität, Kirche sind für sie Erscheinungen aus dem Reiche
des Widerchrists. In dieser Dichtung vertreten sie den äußersten Radikalismus
und Nihilisums. Sie sind antinational und daher Gegner dessen, was uns als
eine heilige Aufgabe gerade in der Gegenwart am Herzen liegt, der Stärkung und
Vertiefung unseres deutschen nationalem Bewußtseins.
Was sie an Bestehenden überhaupt noch gelten lassen, ist international
erweicht. Darum sind sie Pazifisten. Auch darin müssen wir uns ihnen scharf
entgegenstellen. Denn nur ein wehrhaftes und waffentüchtiges Volk ist in der
Lage, seine nationale Eigenart zu behaupten und friedlich zu entfalten."
Nicht genug mit diesen scharfmacherischen Thesen legt dann „Licht und
Leben" in einem eigenen Nachwort, mit den Sätzen nach:
„Die uns anfänglich unglaubliche Nachricht ist uns
von zwei verschiedenen Seiten zugegangen, daß die Milleniumssekte eine
jüdische Plantage sei; Juden unterhalten sie, denn sie sehen in den
christlichen Kirchen Bollwerke gegen die erstrebte Weltrevolution. Die
Milleniumssekte bekämpft nun aber gerade ganz giftig die Kirchen. Wir halten
die Nachricht nicht mehr für unglaublich, daß die Milleniumssekte vom
Weltjudentum gestützt und gefördert wird."
Damit war man dann schon verdächtig auf der Nazischiene in der
Argumentation angelangt (respektive deren ideologische Vorläufer).
Eine andere Zeitschrift, und zwar die „Deutsch-evangelische Korrespondent"
bejubelte dann in ihrer Ausgabe vom 11. 11. 1924, jene Ausführungen von „Licht
und Leben" über die Bibelforscher auch mit den Sätzen:
„In dankenswerter Weise sucht „Licht und Leben"
... die Ernsten Bibelforscher, über deren gefährliches Treiben nicht deutlich
genug gesprochen werden kann, festzunageln."
Eigene Akzente in der Berichterstattung setzend geht es dann in der DEK mit
den Sätzen weiter:
„Nach neueren Veröffentlichungen der Ernsten
Bibelforscher ist nun das Eintreffen der Vorhersagungen Russells für den
Herbst 1925 zu erwarten. Wenn nun auch dieser Termin vorbeigegangen ist, ohne
die Erfüllung zu bringen, werden dann endlich die Bibelforscher zugeben, daß
sie einem Irrtum zum Opfer gefallen sind und alle Reden Russells falsch sind?
Sie werden es sicherlich nicht zugeben und neue Ausflüchte suchen und immer
wieder Gutgläubige finden. Man kann nicht ernst und eindringlich genug vor den
Bibelforschern warnen. Über welche Mittel sie verfügen, zeigt die Tatsache,
die auch „Licht und Leben" berichtet, daß sie eine Vergnügungsstätte in
Magdeburg aufgekauft und in eine Druckerei verwandelt haben."
Jener Wertung der DEK ist zwar weitgehend zuzustimmen, indes bleibt dennoch
das ungute Gefühl zurück, die Prognostizierung, die Bibelforscher würden im
nachhinein wohl kaum ihre Irrtümer zugeben. Genau diese Unbussfertigkeit
könnte man sowohl „Licht und Leben" als auch der „Deutsch-evangelischen
Korrespondenz", ebenso vorhalten!
Exkurs:
Versuch einer Einscannung der Schriftforscher-Ausgabe „Der Fall Babylons",
welche zeitgenössisch einiges Aufsehen erregte. Sie ist heutzutage nur noch
äußert schwer erreichbar. Sie erschien im großformatigem Zeitungsformat.
Nachstehender Scann basiert auf einer Vorlage der Schweizerischen
Landesbibliothek. Wer den Text aufmerksam lesen sollte, kann registrieren -
namentlich an den Seitenumbrüchen, sind geringfügige Textverluste zu
beobachten. Auf der letzten Seite fehlt das Bild auf der oberen Seitenhälfte.
Indes der Text jener letzten Seite müsste trotzdem einigermaßen lesbar sein.
Vorgenannte Mängel müssen also hingenommen werden.
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Und nun noch ebenfalls von Heine, ein Zitat aus "Zur Geschichte der
Religion und Philosophie in Deutschland".
„Die Geschichte von der Baseler Nachtigall
kommt mir hier ins Gedächtnis, und da ihr sie wahrscheinlich nicht kennt,
so will ich sie erzählen.
Im Mai 1433, zur Zeit des Konzils, ging eine Gesellschaft Geistlicher in
einem Gehölze bei Basel spazieren, Prälaten und Doktoren, Mönche von allen
Farben, und sie disputierten über theologische Streitigkeiten und
distinguierten und argumentierten oder stritten über Annaten,
Exspektativen und Reservationen oder untersuchten ob Thomas von Aquino ein
größerer Philosoph sei als Bonaventura, was weiß ich! Aber plötzlich,
mitten in ihren dogmatischen und abstrakten Diskussionen, hielten sie inne
und blieben wie angewurzelt stehen vor einem blühenden Lindenbaum, worauf
eine Nachtigall saß, die in den weichsten und zärtlichsten Melodien
jauchzte und schluchzte. Es ward den gelehrten Herren dabei so wunderselig
zumute, die warmen Frühlingstöne drangen ihnen in die scholastisch
verklausulierten Herzen, ihre Gefühle erwachten aus dem dumpfen
Winterschlaf, sie sahen sich an mit staunenden Entzücken; - als endlich
einer von ihnen die scharfsinnige Bemerkung machte, daß solches nicht mit
rechten Dingen zugehe, daß diese Nachtigall wohl ein Teufel sein könne,
daß dieser Teufel sie mit seinen holdseligen Lauten von ihren christlichen
Gesprächen abziehen und zu Wollust und sonstigen süßen Sünden verlocken
wolle.
Diese Geschichte bedarf wohl keines Kommentars. Sie trägt ganz das
grauenhafte Gepräge einer Zeit, die alles, was süß und lieblich war, als
Teufel verschrie. Die Nachtigall wurde sogar verleumdet und man schlug ein
Kreuz, wenn sie sang. Der wahre Christ spazierte mit ängstlich
verschlossenen Sinnen, wie ein abstraktes Gespenst in der blühenden Natur
umher."
http://az.ub.uni-freiburg.de/show/fz.cgi?cmd=showpic&ausgabe=02&day=12a&year=1934&month=07&project=3&anzahl=6
sauber.50webs.com/kapital/index.html
Offenbar florierten seine Geschäfte in seiner Glanzzeit beträchtlich.
Namentlich in Teilen der Heilpraktikerszene wird er heute noch geschätzt.
Hieß für Mesmer das Zauberwort Magnetismus, halten es andere eher mit
Elektrizität.
Siehe: Mysnip.22499
Und sieht man sich den in der Frühzeit der WTG-Geschichte dort hoch
geschätzten
Quacksalber Abrams näher an, kann man wohl urteilen, soweit von
Mesmer war der bestimmt nicht entfernt.
Unter dem Titel „Die Heilung durch den Geist" widmete sich Stefan Zweig in
einer Buchpublikation, auch mit diesem Mesmer.
Auch diesen Satz sollte man in dem Kontext nicht vergessen:
„Wissenschaftliche Untersuchungen zu einer
möglichen Eignung der Bioresonanz als diagnostisches oder therapeutisches
Verfahren ergaben keinen Nachweis einer Wirksamkeit über den Placeboeffekt
hinaus."
http://psiram.com/ge/index.php/Mesmerismus
http://psiram.com/ge/index.php/Bioresonanz
Die frühe
Technikeuphorie der WTG
http://az.ub.uni-freiburg.de/show/fz.cgi?cmd=showpic&ausgabe=03&day=11a&year=1934&month=06&project=3&anzahl=8
Eine Analyse zum Politikverständnis des Herrn Steinmeier
Auch der erste Weltkrieg konnte Deutscherseits nur „anrollen", dieweil die zu
seiner Realisierung notwendigen „Kriegskredite" auch von der SPD durchgewunken
wurden. Die sagte mitnichten nein.
Auch die Kriegsgegner Deutschlands, damals waren alles andere als „Engel".
Nicht-Engel gab es auf allen Seiten. Wenn da also von den deutschen
Scharfmachern, mit dem Zeigefinger auf die anderen gezeigt wurde, so traf das
einen Nerv, der sicherlich viele im zustimmenden Sinne reagieren ließ,
angefangen von den Kirchen, fortgesetzt über die SPD, bis hin zum Monistenbund
(ein damaliger herausragender Vertreter des Atheismus), Auch die Monisten unter
ihrem Papst Haeckel standen letztendlich auch auf Seiten der Scharfmacher auf
deutscher Seite.
Es gab tatsächlich keine relevanten Kriegsverhinderer zu damaliger Zeit. Man
wollte den Krieg, und man bekam ihn auch.
Siehe eine markante Passage aus einer Verfilmung des Remarque-Romanes „Im Westen
nicht neues"
https://www.youtube.com/watch?v=T2ttzdBZLFY
Der heutige, neue Kriegskredite-Durchpeitscher (analog zur Zeit des Ersten
Weltkrieges) mit dem Parteibuch der SPD heisst offenbar Steinmeier!
Es ist dann noch eines, sich als Verfechter einer gerechten Sache, im eigenen
Selbstverständnis zu sehen.
Ein anderes hingegen, die tatsächlichen Machtkonstellationen, realistisch
einzuschätzen
Herr Steinmeier kann sicher sein, auch die USA-Falken werden zu seiner Politik
Beifall klatschen.
Wenn ihm diese hündische Unterwürfigkeit unter die USA so wichtig ist, dann hat
er das dann wohl kürzlich auch mit seiner vielzitierten Rede dokumentiert.
Über die tatsächlichen Machtverhältnisse (in der Gegenwart) sei denn keineswegs
ein abschließendes Urteil gefällt. Da kann die Waage sich noch nach vielerlei
Richtungen neigen.
Es sei vielmehr auf die Zeit des ersten Weltkrieges zurückgekommen.
Wie man weis, endete jener eben nicht mit einem Sieg für Deutschland.
Gleichwohl zog er sich in die Länge, und das auch noch zu einer Zeit, wo die
letztendliche Niederlage, schon ausgemachte Sache war.
Als neutrale Quelle diesbezüglich sei aus einem Wikipedia-Artikel zitiert:
de.wikipedia.org/wiki/Steckr%C3%BCbenwinter
Darin auch der Satz, auf den besonders noch hingewiesen sei:
„Ernährungswirtschaftlich war der Krieg für Deutschland schon 1916 verloren".
Das hinderte die Scharfmacher nicht im geringsten daran, ihre
Scharfmacherpolitik ungebremst fortzuseten.
Vielleicht hat Herr Steinmeier als Individualperson den Status eines
Scharfmachers noch nicht erreicht.
Den Status eines willfährigen Einpeitschers neuzeitlicher Kriegskredite, indes
allemal.
Zur weiteren Analyse in Sachen Steinmeier, sei auch auf diesen Artikel
hingewiesen:
www.spiegel.de/politik/deutschland/augstein-steinmeier-aussenpolitik-in-der-kritik-a-971028.html
Jenes Blatt hatte dann wohl auch verschiedene Redaktionsphasen. Für den
Zeitraum von 1972 bis 1978, zeichnete dann der nicht unbekannte Herr Lothar E.
Träder dafür redaktionell verantwortlich
Zu letzterem kann man auch vergleichen:
Die „Bauchschmerzen"
des Herrn Träder
www.amazon.de/Stufen-Zeitschrift-Adventistischen-Wissenschaftlichen-Arbeitskreises/dp/B009EOA22Y
www.awa-info.eu/
"Wir entnehmen diese ausgezeichnete Studie über die "Bibelforscher" der prächtigen Zeitschrift "Eucharistischer Völkerbund" und empfehlen den Artikel der Aufmerksamkeit unserer Leser."
Weiter erfährt man, der Jesuit Aßman lebte zu der Zeit in Breslau (im
damaligen Deutschland); er sei Deutschamerikaner, und der „Fels" will gar
wissen, er habe auch C. T. Russell mal persönlich kennengelernt.
Um zugleich mal mit den Schlusssätzen von Aßmann anzufangen. Da fasst er seine
Bibelforscherkritik in die Sätze zusammen:
„Soweit kann man und muß man kommen, wenn man
losgelöst von aller Tradition, sich auf einen papiernen Papst stellt und die
Bibel allein als Glaubensquelle ausruft."
Ergo ist für ihn die katholische Tradition höherwertig. Und diese
vermeintliche Höherwertigkeit lässt er dann verschiedentlich, ziemlich
deutlich, in seinen Ausführungen durchblicken.
Einleitend wertet er:
„Eigentlich müßte man sich wundern, warum eine so
winzige Sekte, die nicht einmal 50 Jahre alt ist, so viel von sich reden
macht. Sie ist aggressiv, hat amerikanisches Geld und macht echt amerikanische
Reklame. Sie hat aber nicht amerikanische Toleranz, verdammt alle Formen des
Christentums außer sich selbst, und weil sie mit Lüge und Verleumdung kämpft,
ist es der Sekte schon in Amerika ungemütlich geworden, daher geht sie in
Europa auf Eroberungen aus, besonders in den Valutaschwachen Ländern."
Das mag man ja noch als poinitierte Gegenmeinung hinnehmen. Indes bleibt
bei der Frage, ob denn die Aßmann's und Co wirklich „toleranter" wären, ein
eher ungutes Gefühl zurück.
Dafür mag dann seine ebenfalls pointierte Aussage stehen:
„Was einem gefällt, das glaubt man; was nicht
gefällt, glaubt man nicht. Bibel hin, Bibel her! "Im Auslegen seid, frisch und
munter, und legt ihr nicht aus, so legt was unter!"
Die Adventisten und Bibelforscher haben wahrhaftig nicht viel vom Christentum
übrig gelassen. Sie glauben nämlich nicht an
die Heilige Dreieinigkeit"
Ergo will er besagte Dreieinigkeitslehre zum Prüfstein hochstilisieren. Er
hat aber noch ein paar ähnliche Events mit auf Lager, wenn er weiter ausruft:
„Das Fegefeuer wurde von Pastor Russell, den
Gründer der Bibelforscher, mit der Lauge des giftigen Spottes begossen. Er
könnte es ebensowenig beseitigen, wie er die Hölle wegdisputieren konnte."
Ergo sind Hölle und Fegefeuer für ihn ebenfalls „wichtige" Dogmen, über die
er nicht mit sich reden lassen will.
Die einschlägigen Endzeitthesen der Bibelforscher entgingen selbstredend auch
nicht seinem Blick. Dazu liest man bei ihm beispielsweise:
„Den Höhepunkt der Trübsal verlegen die "Ernsten
Bibelforscher" in das Jahr 1914, nicht in das "Steckrübenjahr".
Hier mag jenes Zitat einstweilen unterbrochen werden und auf eine
Definition zum Begriff „Steckrübenjahr" verwiesen werden.
Steckrübenjahr. Damit sind Umgangssprachlich die Hungerjahre im ersten
Weltkrieg, als Folge des Krieges beschrieben. Siehe etwa die beiläufige
Beschreibung in einem Internettext:
"1916/17 war das Steckrübenjahr. Die schlechte
Kartoffelernte machte die Kartoffelmenge für den einzelnen so gering, daß
Steckrüben in großer Menge nach den verschiedensten Rezepten gegessen wurden,
sauer oder süß, bitter oder salzig, gekocht oder gebacken. "
www.alsdorf-online.de/geschichte/pdf/kapitel-10.07.pdf
(Zitat möglicherweise einer älteren Variante jener URL entnommen. Man
vergleiche alternativ auch eine Ausführung der Wikipedia zu diesem Begriff:
de.wikipedia.org/wiki/Steckr%C3%BCbenwinter )
Weiter im Zitat von Aßmann:
„Im Oktober 1914
sollte das herrliche tausendjährige Reich anbrechen.
Inzwischen war der Weltkrieg gekommen. Da wurde noch der 17. Dezember 1917 als
Weltende angesetzt. Die Astronomen wußten ja, daß an diesen Tage die
Konjunktion der großen Planeten
stattfinden würde. Das Weltende kam nicht. Nun hoffen die „Ernsten
Bibelforscher" auf das Jahr 1925."
Was nun besagten 17. 12. 1917 anbelangt, muss man Aßmann allerdings
vorhalten.
Er nennt keine nachprüfbare Quelle dazu. Sollten das irgendwelche Astronomen
so gesagt haben, wäre dies das eine. Die Aßmann'sche „Formulierungskunst"
indes erweckt eher den Eindruck, als wenn er dies auch just den Bibelforschern
unterstellte. Sollte letzteres tatsächlich der Fall sein, hat er sich prächtig
was aus den eigenen Fingern gesaugt. Und deshalb geht seine Argumentation auch
allerprächtigst, daneben!
Bezüglich WTG-Zitatstellen die eventuell im Sinne von Aßmann gedeutet werden
können, siehe
Parsimony.15827
1903 - Wenn Uranus und Jupiter 1914 im menschlichen Zeichen des Wassermanns
in Konjunktion stehen, wird die lange verheißene Ära einen guten Anfang im
Werke gemacht haben, den Menschen dahingehend zu befreien, seine eigene
Erlösung zu bewirken, und sie wird die schließliche Verwirklichung der Träume
und Ideale aller Poeten und Weisen in der Geschichte gewährleisten.
(Watchtower, 1. Mai 1903, Seite 130-131; Seite 3184 Reprints)
1904 - Gemäß unseren Erwartungen wird die Belastung der großen Zeit der
Drangsal bald auf uns liegen, irgendwann zwischen 1910 und 1912, und sie wird
in dem Ende der Heidenzeiten im Oktober 1914 gipfeln.
(The New Creation, Studies in the Scriptures, Band 6, 1904, Seite 579)
Dennoch bleibt der Umstand bestehen, dass der von Aßmann unterstellte zeitliche Rahmen, so nicht gegeben ist.
Etwa wenn er seine katholische Leserschaft schon einleitend
mit der These vergattert:
"Du darfst eine verbotene Schrift - und alle Sektenschriften sind verboten -
weder selbst lesen noch an andere ausleihen, verkaufen oder verschenken. Du
darfst sie auch nicht in deinem Hause behalten. Es könnte sie jemand zufällig
finden und durch ihre Lesung Schaden nehmen. Händige sie ohne Säumen deinem
Seelsorger aus oder wirf sie gleich selbst ohne langes Besinnen ins Feuer!"
Und da die Inquisition auch zu den „Errungenschaften" seiner Kirche gehört;
und da es Gestapo und Stasi zu dem Zeitpunkt zwar so noch nicht gab, fühlt
sich Herr Heimbucher kraft seiner katholischen Wassersuppe, aber berufen,
deren Credo schon mal vorab seinen katholischen Mannen einzubläuen. Etwa mit
seinem sinnigen Vergleich:
„Aber bist du denn nicht ein "Denunziant", ein feiger Angeber, wenn du also
gleich, sobald ein Sekten-Kolporteut in deinem Orte auftaucht, zum Pfarrer
läufst? Nein, so wenig du ein Denunziant bist, wenn du bei den weltlichen
Behörde Anzeige erstattest, daß jemand einen Mord begehen will."
Mysnip.24996
Nun also ist im Jahrgang 1924 der Zeitschrift „Theologie und Glaube.
Zeitschrift für den katholischen Klerus" ein weiterer Aufsatz jenes Herrn zu
beobachten. Der Leserschaft jener Zeitschrift wird er vorgestellt als:
Prälat Dr. Max Heimbucher, o. Hochschulprofessor in Bamberg
„Die 'ernsten Bibelforscher' und ihre Bedeutung für Theologie und Seelsorge"
meint er seine dortigen Ausführungen betiteln zu sollen. Sonderlich inhaltlich
„ergiebig" sind letztere aber nicht.
Bemerkenswert der katholische Verschwörungstheoretiker Fritz Schlegel wird
darin durchgehend positiv bewertet. Schon bei diesem Aspekt, würde ich mit
Herrn Heimbucher „über Kreuz liegen".
Schlegel seinerseits revancierte sich und findet für Heimbucher auch nur
positive Worte.
Was er in diesem Zeitschriften-Aufsatz so ausführt, kann man im wesentlichen
auch in der andernortigen Publizistik von Heimbucher vorfinden.
Ein Aspekt fällt aber besonders ins Auge. So meint er mit feststellen zu
können:
„Auffallen mag auch machen, besonders dem in der
Geschichte und Einrichtung der neueren Sekten weniger Eingeweihten, daß in dem
Kunterbunt der Religionsgesellschaften, die in München bereits Fuß gefaßt
haben, die Ernsten Bibelforscher (= E. B.) nicht vertreten sind."
Nun ja das mag denn so gewesen sein. Andererseits wäre darauf hinzuweisen,
dass zur gleichen Zeit etwa, die Bibelforscher in Dresden, als die weltweit
größte regionale Gruppe bezeichnet wurden.
Heimbucher meint weiter werten zu können:
„Sie haben auch in München wie in allen übrigen
Großstädten Russells und Rutherfords Schriften durch Kolporteure verbreitet.
Aber zu einer Gemeindegründung mit einer eigenen gottesdienstlichen Feier ist
es auch in München nicht gekommen."
Vielleicht hängt seine Interpretation aber auch damit zusammen, dass sein
Blickwinkel zu sehr auf konventionelle Gottesdienstliche Veranstaltungsformen
fixiert ist, die er eben bei den Bibelforschern nicht wahrzunehmen wähnt.
Er muss dann selber noch einräumen:
„Die E(rnsten) B(ibelforscher) kommen lediglich
als freie Vereinigungen in sogenannten Bibel- oder Beröerklassen ... zum
Zwecks „unparteiischen, ehrfurchtsvollen Studium der Bibel" zusammen.
Und weiter Heimbucher:
„Ausdrücklich erklären die E.B. keine Sekte zu
sein und sein zu wollen.
„Die Vereinigung E.B. will nur eins: Gottes Wort erforschen und verkünden, um
so allen, die wollen, zum Glauben zurückzuverhelfen."
Deshalb begegnen wir den E. B. auch in den „Kirchlichen Anzeigen" nirgends.
Daß sie deshalb nicht weniger gefährlich sind, ergibt sich aus den
Sonderlehren, die sie in ihren Schriften vortragen."
Was das nicht in „Kirchlichen Anzeigen" vertreten sein anbelangt, dürfte
sich wohl zwischenzeitlich auch etwas verändert haben; denn
Publicity-Verächter war die WTG wohl noch nie.
Erzürnt zeigt sich Herr Heimbucher auch über diesen Aspekt:
„Ihr Stifter, der Laientheologe Charles Taze
Russell, ist einer der größten Irrlehrer.
In Russells „Photodrama der Schöpfung" wird sogar der Teufel vorgeführt, wie
er einem vor ihm sitzenden Kandidaten der Theologie die Bibel erklärt. Und die
Unterschrift lautet: „Unsere Hochschulen lehren die höhere Textkritik."
Was nun seine Beobachtungen München betreffend anbelangt, darf man diese
selbstgefälligen katholischen Herrschaften auch daran erinnern, wie es in
jener Region, namentlich die Zeit nach 1945, dann so weiter ging.
Schon um 1955, als es in Westdeutschland etwa 60.000 Zeugen Jehovas gab,
rangierte München im Städtevergleich auf Platz zwei. Ein Aufsatz in der
protestantischen Zeitschrift „Sonntagsblatt" (Nr. 30/1955) anläßlich des
1955er Zeugen Kongessses in Nürnberg publiziert) formuliert:
„Die stärkste Gruppen (in Deutschland) ... besteht in München".
1953 gab es in einem Zeitschriftenaufsatz („Zeitwende" Nr. 11/1953) eine
ähnliche Aussage, die die damalige Gruppe der Zeugen Jehovas in München, mit
2.500 beziffert, und zeitgleich die Wertung damit verbindet, damit die damals
größte Gruppe von Zeugen Jehovas in der BRD zu sein.
Da haben diese selbstgefälligen katholischen Herrschaften, sich aber gründlich
verschätzt!
Die damaligen Zahlen dazu:
Westberlin = 5.000
München = 2.824
Hamburg = 1.484
Stuttgart = 1.050
Frankfurt/M. = 812.
So nachlesbar im „Deutschen Pfarrerblatt" Nr. 19/1956, welches zu damaliger
Zeit unter der Chefredaktion von Kurt Hutten stand. Und Hutten ist dafür
bekannt, die Sektenszene, in Sonderheit auch die Zeugen Jehovas, aufmerksam
beobachtet zu haben.
Etwa im Jahre 1971 war von 37 Zeugen Jehovas Versammlungen im Raum München die
Rede.
Laut „Münchner Merkur" vom 1. 8. 1974 dann in München 37 Versammlungen mit
über 3.500 Gläubigen.
Für das Jahr 1978 wird dann eine Zahl von 5.000 Zeugen Jehovas im Raum München
genannt („Münchner Merkur" 25 7. 1978).
Ein Pressebericht vom August 2013 bezifferte für Gesamt-Bayern, die Zahl der
ZJ auf 30.000.
Für 1988 wurde für München eine Zahl von 50 dortigen Versammlungen der Zeugen
Jehovas genannt.
Als Vergleichszahl zur gleichen Zeit (1971):
West-Berlin 45 Versammlungen
Hamburg 22 Versammlungen.
Für die Gegenwart (einschließlich diverser fremdsprachiger Versammlungen) ist
im Raum München von etwa 83 ZJ-Versammlungen die Rede.
Insoweit ist jener Raum in der Gegenwart, in der WTG-Terminologie, wohl kaum
mehr als „Hilfe tut Not-Gebiet" anzusprechen.
Nachstehend dann mal ein Repro der vom "Evangelischen Deutschland" erwähnten Passage:
Der Bericht des "Evangelischen Deutschland" geht dann wie folgt weiter (S.
135):
„Dabei hat der Leiter des „Werkes", Br. Rutherford
aus Brooklyn, die Stirn, das Leipziger Völkerschlachtdenkmal als Teufelswerk
zu bezeichnen (Wachtturm 1923, S. 191) und zum Schluß seiner Rede die für ihn
als Ausländer von eigenartigen Takt zeugende Bemerkung zu machen:
„Nun laßt uns aufstehen, um den Herrn zu loben und ihm ein Lied zu singen.
Wir werden zwar nicht singen „Deutschland über alles" ...
Das ist der Dank dafür, daß die Stadtverwaltung von Magdeburg durch einen
Stadtrat der Versammlung ihre Grüße und Segenswünsche hatte entbieten lassen.
Was hätten Engländer oder Amerikaner getan, wenn ein deutscher Redner derartig
- Sottisen ihnen vorgeredet hätte"
Der „Watch Tower" vom 1. Juli d. J. (Wachtturm 1924, S. 245 Sp. 1) bemerkt am
Schluß seines Berichts über Magdeburg:
„Der Stolz und Glanz Deutschlands sind dahin."
Indem nun das „Evangelische Deutschland" auch eine Passage bemüht, die
Rutherford's Kippung der seinerzeitigen Völkerschlachtdenkmal-Verklärung in
Bibelforscherkreisen dokumentiert, wäre allerdings die Rückfrage zu stellen,
was denn jenen deutschen kirchlichen Kreisen wirklich wichtiger war. Ihre
vermeintliche „Theologie" oder eben doch mehr ihr übersteigerter
Nationalismus; letzteren schon mal im ersten Weltkrieg als „in die
Schützengraben hinein-Prediger" praktiziert, und wenige Jahre später
wiederholt, durch Anbetung des neuen Idols Hitler, auch durch kirchliche
Kreise.
Siehe das Fallbeispiel des Kanonenpastors Karl Gerecke
Oder auch jener Herr Adolf Stoecker, Karriere machend, vom Militärpfarrer zum
Oberhofprediger.
Nochmals ein schon früher getätigter Exkurs in Sachen Gerecke:
Gerecke ist bereits bekannt, weil er unmittelbar nach dem 1933-er Verbot der
Zeugen Jehovas in einem Memorandum für Hitler vom August 1933 seine Genugtuung
über das Verbot aussprach. [152] Was von diesem Gerecke zu erwarten wäre,
sollte er vom Gericht als Zeuge akzeptiert werden, kann man unschwer diesem
Memorandum entnehmen. Darin findet sich auch die ohne Belege vorgetragene
Behauptung:
„Die Mordlisten, die Namensregister der Opfer des blutigen Harmagedon, die
dem Tode geweiht waren, waren bei Ausbruch der nationalsozialistischen
Revolution schon aufgestellt." [153] Gerecke behauptet dann weiter, dass
sie als konsequente Fromme „noch immer auf das bolschewistische Harmagedon
hinsteuern."
Unter Hinweis auf die Berlin-Wilmersdorfer Erklärung der Zeugen Jehovas vom
Juni 1933, mit dem an die Nazis anbiedernden Satz, dass die rein religiösen,
unpolitischen Ziele und Bestrebungen der Bibelforscher in Übereinstimmung mit
den gleichlaufenden Zielen der nationalen Regierung des Deutschen Reiches
wären, kommentiert er:
„Also im Ernste; unsere nationalsozialistische Regierung hat
'gleichlaufende Ziele mit den ernsten Bibelforschern' und strebt, genau wie
die Halunken, die 'Ernsten Bibelforscher' auf ein blutiges, bolschewistisches
Morden hin. … Sie sind gefährlicher und niederträchtiger als alle Marxisten
und Kommunisten, die sie voriges Jahr 1932 noch an sich lockten und
dressierten auf das große, blutige Harmagedon." [154]
Die Hitlerregierung bekam somit unmittelbar nach ihrem Zeugen Jehovas-Verbot,
von einem „geeichten Vertreter des Christentums" mit der Berufsbezeichnung
„Pastor" bestätigt, dass sie mit ihrem Verbot auf der richtigen Linie lege.
Folgerichtig bekam der Abgeordnete des Preußischen Landtages, der dieses
Memorandum vermittelte denn auch postwendend vom Staatssekretär in der
Reichskanzlei mitgeteilt:
„Im Auftrag des Herrn Reichskanzlers beehre ich mich, den Empfang des
gefälligen Schreibens vom 21. August und den beigefügten Anlagen betreffend
die Internationale Bibelforschervereinigung usw. ergebenst zu bestätigen."
[155] .....
Aber Gerecke hatte schon vor 1933 das ausgesprochen, was auch den
Staatsymbiose-Christen, die sich da „Deutsche Christen" nannten, am Herzen
lag. So formulierte er bereits 1931: „Wir Deutsche empfinden das Alte
Testament geradezu als den Fluch der gesamten Menschheit, unter der sie ächzt
und stöhnt." [157]
Von dieser These ausgehend richtet er seinen Angriff auch gegen die
Bibelforscher und beklagt, dass die „meisten Theologen in ganz Deutschland
und in aller Welt" auf einem ähnlichen Geistesboden stehen würden. „Nur
wenige mit ihrem Blick in die Tiefe dringende deutsch-völkische Theologen
finden den Betrug heraus."
Als kommentierende Krönung verwendet er dann dazu noch die These, dass die
giftigsten Konkurrenten der deutschen Pfarrerwelt, womit er ohne Zweifel die
Bibelforscher meint, auf demselben Geistesboden stünden. Mit diesen zusammen
würde die deutsche Pfarrerwelt die Kirche als ein Leichenhaus benutzen „in
der Christus als Leiche aufgebahrt ist."
Weiter meint Gerecke: „Auf diesem gemeinsamen Geistesboden der Kirche und
ihrer Todfeinde lässt sich, ohne die Möglichkeit einer durchschlagenden
Widerlegung, der prachtvollste Bolschewismus der 'Ernsten Bibelforscher'
entfalten, die wundervollste Hetze gegen 'die Geistlichen', die wegen ihres
nationalen Patriotismus, ihrer Vaterlandsliebe, nach der 'ernsten' Darstellung
der jüdischen Bolschewisten mit dem Mammonismus versippt waren und noch heute
sind und die Menschheit 'in die Schützengräben hineingepredigt haben."'
[158]
In der Lesart von Gerecke sind also die ernsten Bibelforscher die
„religiösen Bolschewisten" par excellence und er - Gerecke - meint den
eigentlichen „Krebsschaden" entdeckt zu haben, der da heißt: jüdisches Altes
Testament, für das er keine Verwendung hat. Er deckt sich also in seiner
grundsätzlichen Auffassung durchaus mit dem Nazi„philosophen" Rosenberg.
Letzterer hatte auch Furore gemacht mit der Forderung, „jüdische
Viehhändlergeschichten" und ähnliches zum alten Eisen zu werfen - eine
Forderung die einen Proteststurm aus kirchlichen Kreisen provozierte.
Gerecke hingegen meinte noch das Amt eines evangelischen Pfarrers ausüben zu
können, im Gegensatz zu Rosenberg, der keinerlei kirchliche Ämter bekleidete.
Gerecke meinte, mit seinen Forderungen der Kirche letztendlich noch einen
Dienst zu erweisen, was man bei Rosenberg nicht mehr unterstellen kann.
Nach Gerecke empfinden „wir Deutschen das Alte Testament geradezu als den
Fluch der gesamten Menschheit, unter dem sie ächzt und stöhnt, um sich
loszuwinden aus den Sklavenketten eines geistlichen Todesfluches: sei es dass
sie, ratlos, sich einfach wie der 'Freidenker' dem an Gottes Walten ehrlich
verzweifelnden deutschen Atheismus (Gottesleugnung), der Preisgabe jedes
Glaubens an göttliches Walten zuwendet, sei es, dass sie, wie der religiöse
Sozialist und Kommunist, Jesu und seiner Kirche unter inneren Martern noch die
Treue hält." [159]
Er spart, ausgehend von dieser Position auch nicht an scharfen Worten gegen
die Bibelforscher: „Die Ernsten 'Bibel-Forscher', die P e s t-Boten der
asiatischen Mammonsreligion, sind die heimlichen verkappten Bolschewisten des
internationalen Judentums. Ihre Schriften, dass satanischste unter der Sonne."
Schon 1931 forderte er, auf diesen Thesen aufbauend: „Wann endlich wird der
heilige Zorn der Christenheit entbrennen?! Bislang geschieht behördlich nichts
gegenüber dieser vom marxistischen Judentum mit Hochdruck beförderten
Volksgefahr." [160] Wie man weiß, sollte seine Forderung einige Jahre
später noch Gehör finden. Er konnte sich dabei zugute halten, auch seinen Teil
dazu beigetragen zu haben! [161]
Um diesen Gerecke zu verstehen, sollte man auch sein Buch „Der Christ und
die Sozialdemokratie" mit heranziehen. [162] Tenor dieser im Ersten
Weltkrieg erschienenen Arbeit ist, dass sich durch den Krieg anbahnende
verschärfte Auseinanderdriften zwischen Kirche und der Sozialdemokratie. Auch
Gerecke registrierte das und versucht mit seinen Ausführungen
„gegenzusteuern". An die Adresse der Sozialdemokratie gerichtet hält er ihr
vor:
„Mit himmelhohen Buchstaben schreibt Gott jetzt sein Menetekel upharsim an
die Wand der Weltgeschichte, und Sie wollen noch immer Patriotismus und
Sozialismus voneinander scheiden? In dem Wahne verharren, der uns die ganze
Vergangenheit verdorben hat, in der der Sozialismus den Patriotismus
'Mordspatriotismus' gescholten hat? - Gott hat 'gewogen' den Sozialismus der
Vergangenheit 'gewogen' und 'zuleicht befunden.'" [163]
An anderer Stelle tätigt er noch den Ausruf: „'Sei getreu bis in den Tod,
so will ich dir die Krone des Lebens geben', spricht unser Heiland und Treue
bis in den Tod ist in diesem Sinne auch deutsche Heerestreue, die das
Mutterland evangelischer Religion und Kultur verteidigt, gegen den rohesten
Einfall der Hölle. Wollte Gott, wir dürften bereits sagen: 'Deutschlands Krieg
ist Gottes Krieg, und Deutschlands Sieg ist Gottes Sieg' - dann hätten wir zum
Ausdruck gebracht, was in Wahrheit der verborgene Gotteswille in diesem
Weltkriege ist." [164]
Wenn die Bibelforscher einige Jahre später in ihrer „Anklage gegen die
Geistlichkeit" auch den Vorwurf - ohne konkrete Namensnennung - erhoben,
im Ersten Weltkrieg sei durch Geistliche das Volk in die Schützengräben
hineingepredigt worden. Dann könnte man diesen Vorwurf auch mit
Namensnennungen ergänzen. Zum Beispiel auch durch Pastor Karl Gerecke! [165]
Nach dem Ersten Weltkrieg erwies sich Gerecke als wüster Antisemit. Dazu ein
Zitat aus seiner Schrift „Biblischer Antisemitismus":
„Werfet Juda durch die Propheten hinaus! Der Nichttheologe kennt die Macht
der Propheten, der Todfeinde des nichtswürdigen Judentums nicht. Der
alldeutsche Theologe aber ist es Euch alldeutschen Brüdern schuldig, Euch in
Eurem alldeutschen Sinne: 'Deutschland über alles!' den Arm zu stärken und das
Gewissen zu schärfen. Lasset Eurer Alldeutschland aus den Trümmern sich
sammelnden Zornes paaren mit dem Prophetenzorne! Die eiserne Faust unseres
Würgers, der nichtswürdigen Revolutionsjuden, spürt keiner so hart wie der
bibeltreue alldeutsche Kirchenmann." [166]
Es lag in der Konsequenz einer solchen Geisteshaltung, dass er auch die
Bibelforscher als entsprechendes Angriffsziel erkor. In seiner Schrift
„Deutschkritischer Gottesgeist" kann man die diesbezüglichen Stellen
nachlesen. Z. b.:
„Israel habe es verstanden den Hass des dummen Pöbels gegen die bis zum
Märtyrertode treue Christenschar aufzustacheln. Eine ganz vorzügliche Waffe
und Kriegskunst (Taktik) hat es da in dem Bolschewismus erfunden, durch den es
Russland zugrunde gerichtet hat. Den russischen Bolschewismus wird es nach
Deutschland nicht hereinbringen, dafür sind keine Aussichten vorhanden. Aber
dafür hat es einen Ersatz, der bei der haltlosen und blinden deutschen
Volksseele noch viel aussichtsreicher und wirksamer ist als der
jüdisch-moskowitische: Das ist der Bolschewismus der 'ernsten Bibelforscher'".
[167]
Im weiteren wirft er den Bibelforschern dann noch vor, „sie entfalten die
wundervollste Hetze gegen 'die Geistlichkeit', die wegen ihres nationalen
Patriotismus, ihrer Vaterlandsliebe, nach der 'ernsten' Darstellung der
jüdischen Bolschewisten mit dem Mammonismus versippt waren und noch heute sind
und die Menschheit 'in die Schützengräben hineingepredigt haben.'" [168]
Eine solche „Kanonenpastorkarriere" bewirkte auch, dem Hitlerregime zugetan zu
sein. Wobei man desweiteren versucht ist anzumerken, dass die Vorwürfe in
seinem Memorandum an Hitler eher auf ihn selbst zutreffen würden! [169]
Aus dem Aktenbestand der seinerzeitigen „Apologetischen Centrale" ist
entnehmbar, wann immer es um jene Zeit publizistische Verlautbarungen, auf der
Zeitschriftenebene im evangelischen Bereich gab, vielfach ein anderer Pastor
namens Stocks aus Kaltenkirchen, als der dafür zuständige gehandelt wurde.
Sowohl Gerecke und Stocks dürften Altersmäßig etwa gleich zu veranschlagen
sein. Beide haben schon sehr bewusst die Zeit vor dem ersten Weltkrieg
miterlebt. Beide sind beim Bibelforscher-Thema, aber auch auf ziemlich
ähnlichem Level!
Hermann Stocks, Kaltenkirchen in Holstein, wurde unter anderem für würdig
befunden in der 2. Auflage des einschlägigen Lexikons "Die Religion in
Geschichte und Gegenwart", dort über die Bibelforschef zu referieren.
Neben seiner thematischen Publizistik im "Evagelischen Deutschland" etwa, zum
Gesamtbereich "Sekten", lassen sich von ihm noch noch spezielle Flugblätter
aus kirchlicher Sicht über die Bibelforscher nachweisen.
In einer früheren Bewertung über ihn wurde schon mal festgestellt:
"Eine besonders ausführliche Stellungnahme zu dieser "Anklage" aus deutscher
Sicht liegt von dem Pfarrer Stocks vor. Im Rahmen der
"Flugblätter des Evangelischen Bundes" hatte er dazu Stellung
genommen. [33] Er war nicht frei von antijüdischen Ressentiments.
"Nicht wir sind zurückgeblieben, sondern unsere 'Ankläger' sind
zurückgeschritten zu einem längst von der Kirche ausgeschiedenen und
ausgestorbenen Judenchristentum, ja, frei heraus gesagt, zum
Judentum."
So zitiert er auch die einschlägigen Vorwürfe einer angeblichen
jüdischen Finanzierung der Bibelforscher: "Wissen Sie, dass Russell
am 9. Oktober 1910 im Hippodrom in Newyork vor Tausenden von
Zionisten sprach, dass ein Jude J. Pfeffer dazu bemerkte:
'Ungewöhnlich für einen Heiden. Pastor Russell wirkt für den
Zionismus.' ... Das er gesagt hat ... 'ein Jude sollte kein Christ
werden, sondern ein Jude bleiben.' Wenn etwas Politik ist, dann ist
doch das Politik. Und der Mann will uns vorwerfen, dass wir mit
Geldfürsten verbündet seien!" [34]
Auch ein Hang zu billiger Polemik ist bei Stocks nicht zu übersehen.
Etwa, wenn er zu dem Bibelforschervorwurf, die Kirchen würden sich
auf die Einflussreichen und Finanzkräftigen stützen, äußert: "Der
alte griechische Philosoph Diogenes lief einmal mit einer brennenden
Laterne herum, um Menschen zu suchen. Vielleicht findet Herr
R(utherford) die Laterne noch in einem amerikanischen Museum. Er mag
sie anzünden und sich dann auf die Suche nach entsprechenden 'Großen
unserer Herde' machen. Wenn er fertig ist, mag er sich eine Droschke
nehmen und sie dann hineinpacken." [35]
Am interessantesten aber ist wie Stocks sich mit dem Vorwurf
auseinandersetzt, kirchliche Funktionäre hätten sich im Weltkrieg
für die jeweiligen nationalen Interessen instrumentalisieren lassen:
"Herr R(utherford) sagt, die Geistlichen hätten sich zu Wortführern
des Militarismus und des Krieges gemacht und ihn gutgeheißen. Sie
hätten in verschiedenen Kriegführenden Staaten ihre Kirchengebäude
zu Rekrutierungsanstalten umgewandelt, hätten als
Rekrutierungsbeamte gehandelt und sich dafür bezahlen lassen. Sie
hätten in allen Ländern die Männer in die Schützengräben
hineingepredigt. ... Wenn Herr R. nur den blassesten Schimmer einer
Ahnung von deutschen Militärverhältnissen hätte, dann würde er nicht
solche - gelinde gesagt - abenteuerlichen Behauptungen auf den
Ententeich setzen.
Was aber den Krieg anbelangt, so bleiben wir dabei, dass der
Weltkrieg letzten Endes französischem Rachedurst, englischen
Geschäftsneid, russischem Hass und amerikanischer Abgunst seinem
Ursprung verdankt.
Wir wissen sehr wohl, dass Deutschland äußerlich als Angreifer
erschien, während in Wahrheit das Todesurteil über unser Vaterland
schon längst gesprochen war. Darum haben wir unsere Soldaten
zum Aushalten und unsere leistungsfähigen Daheimgebliebenen zum Wohltun und
Mitteilen ermahnt. Wenn Herr R.
das Militarismus und Kriegshetze nennt, so mag das seiner Unkenntnis
europäischer Verhältnisse gutgeschrieben werden." [36]
Auf der gleichen Ebene liegt auch seine Polemik: "Gelegentlich einer
Rede auf der Generalversammlung in Leipzig 1922 hat Herr
R(utherford) den Leipzigern gesagt, es (das Völkerschlachtdenkmal)
sei 'offenbar ein Denkzeichen der Torheit der Menschen, angestiftet
und ins Werk gesetzt durch den Teufel und seine Verbündeten, die
Dämonen.' Seine Architektur sei satanischen Ursprungs."
Dazu kommentiert er: "Pfui, Herr Rutherford, schämen Sie sich! Jeder
Deutsche, der von Geschichte eine Ahnung hat, weiß, welche
namenlosen Leiden Deutschland unter französischer Fremdherrschaft
1806-12 ausgestanden hat. Wenn Herr R(utherford) einmal von dem
Treiben der schwarzen Franzosen am Rhein etwas gehört hat, dann hat
er vielleicht ein schwaches Verständnis dafür, dass uns dieses
Denkmal an die mit Hilfe des barmherzigen Gottes erfolgte Befreiung
Deutschlands von schweren Druck der Fremdherrschaft erinnern soll!
Freilich, was geht das einen amerikanischen Richter an!
Was würden wohl Herrn R(utherfords) Landsleute sagen, wenn ein
Deutscher nach dort käme und die Freiheitsstatue vor dem Hafen von
Newyork ... oder das Denkmal auf dem Schlachtfelde von Lexington, dass
zur Erinnerung an die Befreiung Amerikas von der englischen
Fremdherrschaft errichtet worden ist, als Teufelswerk bezeichnen
wollte! ... Ich glaube, Herrn Rutherfords Landsleute würden ihn
'Teeren und federn' und ihn dann an den nächsten Laternenpfahl
hängen!" [37]
Besonders der letzte Satz ist entlarvend. "Teeren und federn und an
den nächsten Laternenpfahl hängen." Das waren die Emotionen, die
subjektiven Gefühle, die etliche Kirchenfunktionäre der zwanziger
Jahre bei der Herausforderung durch die Bibelforscher beseelten.
Allerdings nur wenige haben das so drastisch ausgesprochen. Und als
dann mit dem Machtantritt des Nazismus, solche Forderungen
praktische Realisierungen annahmen, hat ein Großteil der
Kirchenfunktionäre dazu geschwiegen, wie auch zu den antisemitischen
Ausschreitungen. Es war, wie nach 1945 es Martin Niemöller plastisch
formulierte: Als die Kommunisten und Juden verfolgt wurden, habe man
geschwiegen, weil man ja selbst kein Kommunist oder Jude war. Als
man dann selbst an die Reihe kam, gab es keinen mehr, der dagegen
hätte protestieren können. [38]
Dann bemüht das „Evangelische Deutschland" erneut jener Meldung aus St.
Gallen (Schweiz), zu der die Ungenauigkeit des „Evangelischen Deutschland"
schon mal dokumentiert wurde:
Siehe dazu das Thema Bibelforscherprozess St. Gallen
Mysnip.53190
Darin auch Zitierung der Berichterstattung aus dem „Evang. Deutschland".
Zum Thema Völkerschlachtdenkmal siehe auch:
19222Voelkerschlachtdenkmal
Band 7 S. 321
„In der Schweiz haben die St. Galler und die
Züricher Regierung die Kolportage der Russellianer kurzer Hand verboten."
Weiter geht der E.D.-Kommentar mit der Aussage:
„Wenn diese Leute neuerdings sogar kurzer Hand Zertrümmerung der bestehenden Weltordnung und Ermordung von Lehrern und Geistlichen (Elias und die Baalspfaffen) empfehlen (Schneider, Kirchliches Jahrbuch 1923, 50 Jahrgang S. 406) so werden die Regierungen wohl trifftige Gründe für ihr Verbot haben."
Auch das muß wohl eher als tendenziöse Bewertung seitens des „Evangelischen
Deutschland" eingestuft werden.
Zum genannten „Kirchlichen Jahrbuch 1923" siehe auch:
„Ein kirchliches Votum aus dem Jahre 1923"
In: Im Zeitspiegel 7
Abschließend vermerkt jener Kommentar:
„In Deutschland laufen die Leute zu Tausenden
nach, oft gerade gebildete Kreise. Ihr von Barmen 1923 auf Anraten (wer hat
den Rat gegeben?) unmittelbar vor der Besetzung durch die Franzosen nach
Magdeburg verlegtes, zum wesentlichen Teil mit amerikanischem Gelde
betriebenes Werk in Deutschland ist, „in prächtiger Verfassung."
Der „Wachtturm" erscheint in einer Auflage von 20.000, das 1923 neu begründete
„Goldene Zeitalter" in einer solchen von 70.000 Exemplaren.
In Deutschland scheint die Sekte die stärksten Fortschritte zu machen."
Eine solche Verlautbarung musste von den etablierten Kirchen als
Kampfansage verstanden werden und wurde es auch.
Ein Beispiel dafür lieferte zeitgenössisch das „Leipziger Kirchenblatt" in
seiner Ausgabe vom 20. 7. 1924.
Letzteres mühte sich nun jene WTG-"Proklamation" aus kirchlicher Sicht zu
zerpflücken.
Zu den Gegenargumenten gehört dann auch die Aussage:
„Wir kennen das Gleichnis vom Unkraut unter dem
Weizen (Matth. 13, 24-30) und beugen uns unter das Wort des Herrn:
„Laßt beides miteinander wachsen bis zur Ernte! Auf das ihr nicht zugleich den
Weizen ausruft, so ihr das Unkraut ausjätet."
Hier aber wird aufgerufen, eine neue Kirche zu bilden, in der es keine Böcke
geben wird - d. h. Gottes Urteil wird vorweg genommen von Menschen."
Damit wollte man offenbar dem Argument zuvorkommen, das in den etablierten
Kirchen nicht alles so sei, wie es sich die Kirchenfunktionäre selbst wünschen
würden.
Ob denn jenes Kirchenblatt insgesamt besonders „treffsicher" argumentiert hat,
mag man eher in Zweifel ziehen.
Zum Beispiel stellte es auch Reflektionen über den „Antichrist" an, und meinte
dazu auch definieren zu sollen:
„Das ist der Antichrist, jene Volksbewegung, die
in Liebe zum Bruder zu erglühen meint, aber Gott dabei haßt. Es ist die Frage
der ersten Versuchung, die hier an uns herantritt:
Sollte Gott wollen, das die Menschen hungern? Mach alle satt! So bringst du
die Menschen zu Dir - ja zu Dir, aber eben nicht zu Gott. Was nützt das Brot
in den Händen, wenn Steine die Brust erfüllen? Ein steinern Herz, das ist
unsere große Not!
Aber davon, gerade davon sagt das Flugblatt nichts."
Oder auch jener Satz:
„Das Flugblatt redet immer nur von dem Frevel der
andern! - der sieht das steinerne, unbewegliche, friedlose und lieblose Herz
und schreit auf nach Erlösung von seiner Eigenliebe und Selbstsucht, der weiß,
daß ein Menschensohn uns nicht retten und nicht helfen kann, sondern nur Gott,
Gott allein."
Sich selbst tröstet man auch mit Sätzen wie:
„Mit ihren Angriffen, daß in der Kirche das
Evangelium nicht rein gepredigt würde, beweisen sie nur ihre grenzenlose
Verleumdungssucht, und die ihnen nachlaufen, beweisen, daß sie die kirchl.
Verkündigung noch nicht ernsthaft gehört haben oder gar nicht hören wollen."
Offenbar war jenem kirchlichen Apologeten noch die frühe WTG-These vom Kampf zwischen Arbeit und Kapital, als Auslöser von „Harmagedon" geläufig, wie sie denn auch in der Buchausgabe des Photodramas der Schöpfung noch Eingang gefunden hat.
Zu diesem Aspekt lautet dann die kirchliche Belehrung:
„Wie viele Menschen haben Brot und Frieden und
alles, was sie wünschen möchten und sie sind doch dem Vater so fern, so fern!
Der Kampf wird nicht ausgefochten zwischen Kapital und Arbeit - das ist auch
so ein ausgesetzter Lockvogel! Das können nur kurzsichtige meinen, die die
Wellen an der Oberfläche sehen, aber nicht die Vorgänge tief, tief unten auf
dem Quellengrund. Wem Gott aber dem Star gestochen hat, der sieht die
Wirklichkeit, der sieht auch die Wirklichkeit in sich selbst"
Und ergänzend gibt es dann noch den Hinweis:
„Br. Seitz in Teichwolframsdorf hat uns schon im
Juni diese Befürchtung mitgeteilt; leider hat sie sich bestätigt. Nun hat
man die Erfahrung gemacht, daß es überall, wo derartige Bücher verbreitet
werden, einige Leute gibt welche diese Lehre annehmen, und dadurch gibt es
dann Verwirrungen in den Gemeinschaften. Darum möchten wir nochmals ebenso
ernst und entschieden wie brüderlich warnen, genannte Kolporteure und ihre
Bücher aufzunehmen oder weiter zu verbreiten, wodurch man sich mitschuldig
macht, wenn solche Irrlehren Eingang finden und Unheil anrichten.
Die Geschäftsstelle des Gemeinschaftsvereins im Königreich Sachsen (e.V.),
Chemnitz".
Erneut nahm die „Allgemeine Evangelisch-lutherische Kirchenzeitung" in
ihrer Ausgabe vom 26. August 1904 das Thema auf. Diesmal betont man
besonders, die „Wachtturm Bibel- und Traktat-Gesellschaft in Elberfeld" möge
nicht mit der damals bereits 90 Jahre im kirchlichem Sinne tätigen
„Wuppertaler Traktatgesellschaft" verwechselt werden.
Auch jene „Wuppertaler Traktatgesellschaft"
„bedauert die Verirrungen der "Wachtturm Bibel- und Traktatgesellschaft", die in ihren Verlagsartikeln unnüchterne und unbiblische Gedanken in biblischen Gewande verbreitet und hierdurch urteilslosere Leute in schwere seelische Gefahren bringt."
Die Namensähnlichkeit dieser unterschiedlichen Brüder ist schon
bemerkenswert. Zwar mag man einwenden, der Name der WTG lautete ja nicht nur
in Deutschland, sondern auch in den USA so. Gleichwohl kann man es schon
nachvollziehen, wenn kirchliche Kreise das alles der Rubrik unlautere
Konkurrenz zuordneten.
Zehn Jahre später, im Jahre 1914, wurden von vorgenannten Kreisen, erneut
die Alarmglocken angeschlagen. Eine in den USA erscheinende Deutschsprachige
Zeitschrift, mit dem Titel „Lehre und Wehre", welche über relativ enge
Kontakte, zu konservativen Lutheranern in Deutschland verfügte, beklagte
1914 (S. 501), daß die Bibelforscher neuerdings in Sachsen wieder
„lebhafte Propaganda für ihre Lehre"
machen würden.
Und:
„Von Barmen aus sind an eine große Menge
Adressen unseres Landes Flugblätter und Flugschriften gesandt worden, die
heftige Angriffe auf die übrigen christlichen Kirchen enthalten und mit
allerlei Lockmitteln der Sekte Anhänger zuführen sollen."
Und weiter:
„Von der Sekte, die mit sehr aufdringlicher
amerikanischer Reklame arbeitet und mit der Person ihres Gründers einen
wenig schönen Kultus treibt, muß im Interesse der religiösen Gesundheit
unseres Volkes dringend gewarnt werden."
Dem Bereich der frühen Warnungen, ist auch eine mehrteilige Artikelserie
(erschienen ab 7. 2. 1904) in dem „Berner Sonntagsblatt" (Schweiz)
zuzurechnen. Betitelt war die ganze Serie:
„Licht- und Schattenseiten verschiedener religiöser Gemeinschaften". Der
nicht näher ausgewiesene Verfasser verfolgte dort das Prinzip:
„Die Guten ins Töpfchen, die Schlechten ins Kröpfchen".
So gab er sich am 7. 2. 1904 noch relativ konziliant als er wähnte:
„Was diese Taufgesinnten von uns trennt, ist
lediglich die Verwerfung der Kindertaufe. Ich bin längst zu der Überzeugung
gelangt, daß die Kindertaufe durchaus schriftgemäß ist ... Doch ich
begreife, daß man anders urteilen kann, dachte ich doch selbst früher
anders."
In der Folge vom 14. 2. 1914, fiel sein Urteil etwa über die Mormonen und
auch die Adventisten schon deutlich ablehnender aus.
Diese ablehnende Tendenz steigerte sich dann noch in der Ausgabe vom 21. 2.
1904, in der vorrangig die „Tagesanbrüchler" (sprich die Russell-Anhänger)
einer Negativbewertung ausgesetzt waren.
Nachdem er die WTG Eschatologiethesen referiert hat, kommt er zu dem für ihn
und seinesgleichen neuralgischen Punkt. Die Eschatologiethesen der WTG kann
er selbstredend auch nicht anerkennen, was dann ja noch einigen anderen so
geht. Aber zur Not wäre er schon bereit, darüber den Mantel des vergebenden
Schweigens auszubreiten, wäre diese Thesen nicht noch mit einer anderen
gekoppelt. Und da verstehen Er und Seinesgleichen dann keinen Spass mehr.
Und diesen Aspekt fasst er in einem relativ kurzen Satz zusammen:
„Denn eine Hölle giebt es nicht! - Sehr bequem,
wenn's nur wahr wäre!"
Ergo eine Hölle müsse sein. Weil letzterer aber von der Russellianern
bestritten wird, wünscht jener kirchliche Apologet, diese dafür am liebsten
in die Hölle, die in seiner Lesart ja existent ist.
Auch er jammert zum Abschluss seiner Ausführungen:
„Es ist bemühend, daß auch ernste Christen sich
von solch einem Schwärmer und Träumer können blenden und ins Garn locken
lassen!"
Pech, Schwefel
und Kolophonium
Der
allerneueste Schrei
www.payer.de/religionskritik/karikatur568.gif
http://az.ub.uni-freiburg.de/show/fz.cgi?cmd=showpic&ausgabe=02&day=23b&year=1934&month=07&project=3&anzahl=12
Weiter vermerkt Ritter:
„Am 28. 7. erhielten verschiedene Dienststellen
einen Durchschlag des hiernach mundierten, aber weiterhin auf 21. 7. datierten
Schreibens nebst kurzen Begleitschreiben des Adjutanten „mit der Bitte um
Kenntnisnahme."
Das Übersendungsschreiben an Kaltenbrunner enthält den Vermerk:
Eine Abschrift in großer Maschinenschrift ohne den Punkt 6 wurde für den
Führer angefertigt."
Insgesamt war jenes Schreiben in der Tat in sechs Punkte aufgegliedert.
Ergänzend kann man den Ausführungen von Schulze entnehmen:
„auch der damalige Reichsminister für
Landwirtschaft, Backe, und die SS-Obergruppenführer Greifelt und Berger
erhielten Durchschläge „mit der Bitte um Kenntnisnahme."
Es wurde bereits erwähnt, eine Textvariante in großer
Schreibmaschienschrift wurde auch für Hitler angefertigt; allerdings ohne den
Punkt sechs, den die anderen Empfänger des Schreibens lesen konnten. Ob Hitler
jenes Schreiben denn auch tatsächlich gelesen hat, mag dahingestellt sein.
Zumindest wurde es wohl an seine Kanzlei weiter geleitet. Wie bei
Hochgestellten Personen nicht unüblich dürften fallweise dortige Beamte jenes
Schreiben gelesen haben, und mündlich Bericht erstattet haben. Andererseits
spricht der Umstand, der extra großen Schreibmaschinenschrift dafür, dass der
Absender durchaus wollte, Hitler solle es auch selber lesen.
Was nun den Punkt sechs anbelangt, welcher da nicht für Hitlers Lektüre
bestimmt war, sei der erst mal zitiert:
6. ) Aus diesem Grunde wünsche ich, daß die
Bibelforscher in unseren Lagern durch Prüfungskommissionen als von uns (als)
bekannten Bibelforschern überprüft werden, damit alle diejenigen, die sich
erst im Lager oder kurz vor ihrer Verhaftung aus Zweckmäßigkeitsgründen als
Bibelforscher bekannt haben, ausgeschieden werden. Dadurch werden alle Fälle
von kommunistischer Ausnutzung der Bibelforschereigenschaften oder von faulen
sogenannten Bibelforschern, die ich da und dort auf Bauernhöfen erlebt habe,
z. B. in Fridolfing (Obb.), nicht mehr vorkommen. Es ist damit auch die
Möglichkeit gegeben, die echten Bibelforscher in den Kl in allen
Vertrauensstellungen, die einer geldlichen oder sonst materiellen Belastung
ausgesetzt sind, zu verwenden oder besonders gut zu behandeln. Damit schaffen
wir uns wieder die Ausgangsbasis zum Einsatz dieser Bibelforscher in kommenden
Zeiten und haben damit die Emissäre, mit denen das russische Volk durch die
Verbreiter der Bibelforscherlehre pazifizieren können.
Heil Hitler
Ihr H. Himmler"
Nun zur Auszugsweisen Zitierung durch die WTG noch.
Letztere zitiert
„Einige Erfahrungen und Erkenntnisse der letzten
Zeit haben mich zu Erwägungen und Absichten geführt, die ich Ihnen
bekanntgeben will. Es handelt sich um die Bibelforscher [Zeugen Jehovas], . .
. wie wollen wir Rußland beherrschen und befrieden, wenn wir . . . große
Flächen des russischen Landes wieder erobert haben. . . . Es muß von uns jede
Religionsform und Sekte unterstützt werden, die pazifizierend wirkt. . . . [In
Betracht kommt] bei allen anderen Völkern dagegen die Lehre der Bibelforscher.
Die Bibelforscher haben bekanntlich folgende für uns unerhört positive
Eigenschaften: Abgesehen davon, daß sie den Kriegsdienst und die Arbeit für
den Krieg . . . verweigern, sind sie . . . unerhört nüchtern, trinken und
rauchen nicht, sind von emsigem Fleiß und von großer Ehrlichkeit; sie halten
das gegebene Wort. . . . Das sind insgesamt alles ideale Eigenschaften, . . .
beneidenswert gute Eigenschaften."
Nicht von der WTG zitiert sind beispielsweise die Sätze:
„Die orthodoxe Kirche zu unterstützen und wieder
aufleben zu lassen, wäre falsch, da sie immer wieder die Organisation der
nationalen Sammlung sein wird. Die katholische Kirche hereinzulassen, wäre
mindestens ebenso falsch ..."
Auch das für die Turkvölker von Himmler der Buddhismus ausgewählt wurde,
erwähnt man WTG-seitig nicht.
Das alles mag man noch dem Bereich zulässiger Bewertung zuordnen, was man für
eine Zitierung als relevant und weniger relevant einstuft.
Es gibt aber auch eine WTG-Weglassung in ihrer Zitierung, der man das so nicht
zubilligen kann.
Himmler schrieb nämlich noch die Worte, und die werden WTG-seitig eben nicht
mit zitiert:
„Sind sie schärfstens gegen die Juden und gegen
die katholische Kirche und den Papst eingestellt".
Zu diesen von der WTG wegzensierten Passus, wäre auch auf den KZ-Kommandanten Rudolf Höss hinzuweisen, der in seinen Erinnerungen, ähnliches zu Papier brachte.
„Eigenartigerweise waren sie alle davon
überzeugt, daß die Juden nun gerechterweise zu leiden und zu sterben hätten,
weil ihre Vorväter einst Jehovah verrieten."
19582Hoess
19542Himmlerbrief
Schärfstens gegen die Juden eingestellt, war die offizielle WTG-Organisation
(und nur von der ist die Rede) nicht immer. Wohl aber eindeutigerweise zum
fraglichen Zeitpunkt.
Zu diesem Aspekt kann man auch vergleichen
Kuhn
(Dortselbst weitere thematische Links.
Etwa auch die markige Aussage der Zeugen Jehovas-Zeitschrift „Das Goldene
Zeitalter":
„Wegen dieser schändlichen Handlungsweise des jüdischen Volkes wurde von allen heiligen Propheten Gottes dessen gänzliche Vernichtung vorhergesagt."
Diese Aussage liegt dann auf der Wellenlänge des religiösen Antisemitismus,
getätigt von einer Organisation, die vordem ganz andere Töne anschlug,
mittlerweile auf dem Level angelangt war, mit den Wölfen zu heulen, und das
waren zeitgenössisch die Nazis!
Mysnip.182558
Gemäss dem Motto „viel Feind, viel Ehr" wird weiter notiert:
„Es ist auch bereits ein Gegenflugblatt in
Pforzheim in Baden erschienen, das von Beleidigungen gegen den Preßverband
strotzt, aber sachlich seine Behauptungen nicht widerlegt, ja sogar die
Beschimpfungen der Obrigkeit „biblisch" zu begründen versucht."
Man muss ja auch den Zeitpunkt dieser Meldung beachten. Zu dem Zeitpunkt
waren die Monarchistischen Strukturen in Deutschland, noch voll in Takt. Und
als Schleppenträger der Monarchie agierten da auch die Kirchen. Wenn selbige
den Bibelforschern nun unterstellten „Beschimpfungen der Obrigkeit biblisch zu
begründen", dann liegt wohl dieser Vorhalt auf dieser Ebene.
Wie sah nun besagte Beschimpfung aus der Sicht der Kaisertreuen kirchlichen
Schleppenträger in der Praxis aus? Nach dem Bericht der AELKZ offenbar so.
„Das tausendjährige Reich seit 1874 bereits in der
Welt ist. Es sei höchste Zeit, daß nach dem Willen Jehovas alle Regierungen
und Kirchen gestürzt werden. An ihre Stelle wird sich "Christus" setzen mit
seinen Heiligen, vor allem den Juden."
Nun vertrat zwar die Bibelforscherbewegung damaliger Prägung einen
extensiven Philosemitismus. Indem aber auch jene kirchlichen Kreise das
Schreckgespenst der Judenherrschaft mit herausstellten, braucht man sich wohl
kaum mehr zu wundern, das man kirchliche Kreise und militanten Antisemiten,
nach dem Weltkrieg, nicht selten Arm in Arm begegnen konnte.
Weiter beklagt jener Presseverband:
„Die gegenwärtigen Obrigkeiten werden "wild",
"tierisch", "heidnisch" genannt."
Also ist es doch wohl eher so. Die Bibelforscherbewegung nahm einen
Unzufriedenheitsaspekt, weiter Volkskreise, mit den tatsächlichen
Verhältnissen, in religiöser Verbrämung auf.
Das Rezept der Kirchen hingegen lautete für sich. Einmal Schleppenträger -
immer Schleppenträger. In dieser Gemengelage war es dann nur konsequent, dass
man besagte kirchliche Kreise, im Weltkrieg im Lager der „in die
Schützengräben hineinpredigenden" wiederfand. In dem Lager befanden sich zwar
noch einige mehr, etwa große Teile der Lehrerschaft, aber eben auch die
Kirchen.
Weiter meint jenes Flugblatt definieren zu sollen:
„Die "Vereinigung ernster Bibelforscher" hat als
Ziel die Abschaffung des Christentums und die Wiederaufrichtung der
alttestamentlichen Theokratie in neuem Gewande unter der Leitung ihres
"Hauptes", des "Pastors" Russell in Brooklyn in Amerika."
Auch das ist dann wohl eher dem Bereich einer tendenziösen Zweckthese, kaum
aber einer objektiven Tatsachenbeschreibung zuzuordnen.
Weiter meinen jene kirchlichen Herren zu wissen:
„Natürlich ist restlose Opferfreudigkeit, Annahme
des mosaischen Gesetzes in drakonischer Strenge Hauptbedingung zur Erlangung
der Russellianischen Seligkeit."
Auch da kann man sich wohl nicht verkneifen zu kommentieren, was da als
„Hauptbedingung" herausgestellt wird, erfüllt alle Kriterien eines Zerrbildes.
Unter Berufung auf den Bericht eines Lokalblattes, stellt dann die AELKZ
heraus, wie „diese Sendlinge arbeiten" würden. Das liest sich dann so:
„Zunächst wird reklamehaft zu einem Vortrag
eingeladen mit zugkräftigem Thema; am liebsten so etwas vom Leben nach dem
Tode.
"Kein Eintrittsgeld", "Keine Kollekten" steht überall zu lesen. Nach dem
Vortrag werden Zettel verteilt,, auf denen diejenigen, welche kostenlos
weitere orientierende Schriften erhalten wollen, aufgefordert werden, Namen
und Adresse aufzuschreiben."
Aber o weh:
„Massenhaft unterschreiben die Leute, und am
nächsten Tage kommt der Sektensendling und bringt Schriften. Aber er bringt
auch Bücher, und er weiß den Wert dieser Bücher a 1 Mk. so lange anzupreisen,
bis er sie los ist. Das betreffende Lokalblatt schreibt:
'Wohl noch nie sind, an einem Tage so viel 1 Mk.-Bücher in unserer Stadt
verkauft worden!' Aber hinterher wurde den Leuten erst klar, daß sie ihr gutes
deutsches Geld einer amerikanischen Sekte geopfert hatten, die sich selber
rühmt, bereits für vier Millionen Mark ihrer Schriften in Deutschland
abgesetzt zu haben."
Seine Aufgabe sah dann besagter Presseverband darin:
„Es ist höchste Zeit, daß der Oeffentlichkeit
reiner Wein eingeschenkt wird."
Aber auch das muss man notieren:
„Fast täglich beim Preßverband einlaufenden
Schmähbriefe und -karten aus dem Lager der Russellianer beweisen, wie
verbreitet die Sekte ist."
Da stellt sich dann doch die Frage, wie „effektiv" denn jene kirchliche
Anti-Bibelforscheraktion denn so war. Einer jener, welche sie im
Bibelforscherlager zeitgenössisch miterlebt hat, war Friedrich Bösenberg. In
seiner WTG-Zeit Bibelforscher-Häuptling in Berlin. Das was er da vom
„Evangelischen Presseverband" zu lesen bekam, brachte ihn, als damals noch
WTG-Hörigen, „dermaßen auf die Palme", dass er eigens dazu einen Gegen
„Offenen Brief" verfasste, indem er gegen einiges, was besagte theologische
Herrschaften da so verzapft hatten, protestiert.
Begegnet man auch Bösenberg später noch im Lager der WTG-Kritiker, so müssen
besagte kirchliche Herrschaften, sich eher vorhalten lassen, daran keinen
Anteil zu haben. Eher mit zur (zeitweiligen) Solidarisierung des Bösenberg mit
der WTG beigetragen zu haben.
Siehe auch:
Friedrich
Bösenberg
Dortselbst im Abschnitt 2.) Der "offene Brief"
Auch der Theologieprofessor Friedrich Loofs bescheinigte jenen kirchlichen
Herrschaften:
"Das Flugblatt des Preßverbandes ... hält sich
aber von irrigen, ja ungerechten Behauptungen und Urteilen, leider nicht
zurück."
Als Beispiel nennt Loofs:
"Daß er (Russell) sich für den "wiedergekommenen
Christus" gehalten habe oder als solcher habe angesehen werden wollen, ist
eine unberechtigte Annahme der "Warnung" des Evangelischen Preßverbandes."
Einleitend wurde das Datum des 31. 7. 1914 genannt, aus dem das Zitat aus der
AELKZ entnommen wurde.
Vielleicht spielt „Kommissar Zufall" mit. Es gab am 31. 7. 1914 noch ein
anderes Presseorgan, welches noch zitiert werden soll.
In letzterem konnte man die markigen Sätze lesen:
„Freitag 31. Juli 1914 Nr. 355 - Abendausgabe
Kriegszustand
Vaterländische Begeisterung an der Börse!
Mit lauten, nicht enden wollenden Hochrufen wurde mitten im heutigen
Börsenverkehr die Ankündigung des Kriegszustandes begrüßt.
Die Ungewißheit, die die Börse wochenlang bedrückt hatte, war zu Ende. Jetzt
gilt es, mit ruhiger Festigkeit der ernsten Zukunft entgegenzusehen. Die Börse
steht vor schweren Aufgaben. Daß sie der großen Schwierigkeiten Herr wird,
bezweifelt niemand. Von Gemeinsinn geleitet, steht die Hochfinanz Schulter an
Schulter mit dem gesamten anderen Bankgewerbe, und auch das Publikum wird es
dankbar empfinden, daß die Bankkreise es an Nachsicht und Unterstützung nicht
fehlen lassen werden."
Das Blatt aus dem jenes Zitat eben entnommen war, nannte sich „Tägliche
Rundschau". Und der zugehörige Untertitel selbiger lautet:
„Unabhängige Zeitung für nationale Politik".
Es kommt aber noch „besser".
Nur weniger Tage vor dem vorgenannten Zitat, am 21. Juli 1914, gab es in
diesem Blatt auch einen Artikel, welcher betitelt war:
„Eine neue Sekte".
Einleitend wird darin verlautbart:
„Von Zeit zu Zeit beglücken Amerika und England
unser Vaterland immer wieder mit einer neuen Sekte, die uns die allein wahre
Erkenntnis über den Weg zum Leben bringt. Kaum ist die Erregung über einige
recht krasse Ergebnisse des unheilvollen Treibens der Gesundbeter etwas
verflogen, da kommen jetzt aus allen Teilen Deutschlands ... Nachrichten über
eine ungeheure rührige und durch Massenverkauf ihrer Schriften sehr
einträgliche Werbetätigkeit der Milleniumssekte, die ihren Sitz in Brooklyn
hat."
Im folgenden versucht jener Artikel dann eine Darstellung letzterer, die
aber eher als Zerrbild bezeichnet werden muss. Jener Artikel lässt es nicht
nur bei der Beschreibung bewenden. Er leitet auch gewisse Forderungen daraus
ab. Etwa die:
„Es ist kaum begreiflich, daß noch immer nichts
von ernsten Gegenmaßregeln verlautet, obwohl sich stellenweise die
Gutgläubigen haufenweise einfangen lassen."
Zur Begründung gibt es dann unter anderem die Sätze:
„Die frechste Beschimpfung der Obrigkeit
(tierische, armselige, zerstörungssüchtige, heidnische Regierungen") und
Revolutionshetze unter frommer Maske einer ausländischen Sekte, und die
ungeheuerliche Reaktion, die man sich nur denken kann, der Versuch, das
Christentum und alle christlichen Kirchen wieder aus der Welt zu bringen und
das mosaische Gesetz in aller Strenge als einzig wahres Glück und Heil der
ganzen Welt aufzudrängen."
Oder auch dieses Zitat:
„Sie erklären dreist und fröhlich, daß alle
Regierungen und Kirchen nach dem Willen Jehovas gestürzt werden sollen; an
deren Stelle wird sich „Christus" setzen mit all seinen Heiligen und
Überwindern, vor allem dem „Volke Gottes", den Juden. Das 1000jährige Reich
des wiedererscheinenden Christus ist seit 1874 in der Welt."
Nun vergleiche man mal die Vorhalte in Sachen Obrigkeitslehre des
kirchlichen Flugblattes, mit den analogen Vorhalten der „Täglichen Rundschau"
und man kommt nicht umhin, eine frappierende Ähnlichkeit festzustellen.
Offenbar segelte besagte „Tägliche Rundschau" schon massiv auf antisemitischem
Kurs. Und das zu einer Zeit, wo das Kaiserreich noch intakt war.
In dieses Raster wird dann die Russell-Religion auch „eingepasst". Egal ob es
denn wirklich passt, was eher weniger der Fall ist.
Noch ein Zitat daraus:
„Christus ist also da.
Wer es ist, wird noch nicht verraten, aber Russell spricht oft in dem Tone,
als wenn er's selber sei."
Auch da wieder eine frappierende Ähnlichkeit mit dem kirchlichen Flugblatt.
Selbiger soll dann am 5. August 1914
realisiert werden.
In jenem Aufruf las man auch die Sätze:
„Aber ich weiß, daß mein Volk auch in diesem Kampf
mit der gleichen Treue, Einmütigkeit, Opferwilligkeit und Entschlossenheit zu
mir steht, wie es in früheren schweren Tagen zu meinem in Gott ruhenden
Großvater gestanden hat. Wie ich von Jugend auf gelernt habe, auf Gott den
Herrn meine Zuversucht zu setzen, so empfinde ich in diesen ernsten Tagen das
Bedürfnis, vor ihm mich zu beugen und seine Barmherzigkeit anzurufen. Ich
fordere mein Volk auf mit mir in gemeinsamer Andacht sich zu vereinigen und
mit mir am 5. August einen außerordentliche Bettag zu begehen. An allen
gottesdienstlichen Stätten im Lande versammle sich an diesem Tage mein Volk in
ernster Feier zur Anrufung Gottes, daß er mit uns sei und unsere Waffen segne.
Nach dem Gottesdienst möge dann, wie die dringende Not der Zeit es erfordert,
ein jeder zu seiner Arbeit zurückkehren."
Am 19. Juli 1917, gab es im Deutschen Reichstag eine Friedensresolution,
welche zwar nicht das Papier wert war, auf dem sie geschrieben stand.
Gleichwohl ist der Umstand, dass Überlegungen in Richtung eines
Verständigungsfriedens angestellt wurden, schon mal als bemerkenswert zu
bezeichnen.
http://de.wikipedia.org/wiki/Friedensresolution
Nach einigem Zögern schlossen sich auch einige wenige Theologen jener
Resolution an. Von 5 Berliner Pfarrern als Unterzeichnern ist die Rede, (in
Worten nochmals: fünf). Nicht sonderlich viel in der Gesamtheit der
zeitgenössischen Theologenschaft Und prompt wehte diesen fünf auch der Wind
des Widerstandes in Gesicht.
Als ein diesbezügliches Sprachrohr betätigte sich - wieder mal - die
"Allgemeine Evangelisch-lutherische Kirchenzeitung"
In ihrer Ausgabe vom 8. 2. 1918, wurden darin die kirchlichen Befürworter
jener Friedensresolution mit einer Gegenresolution belehrt. Letztere
allerdings wurde von 160 Berliner Pfarrern unterzeichnet.
Schon diese Zahlenangaben verdeutlichen die Diskrepanz der unterschiedlichen
Lager in diesem Streit.
Die 160 belehrten also ihre Kontrahenten erneut:
"Dagegen muß mit aller Entschiedenheit Widerspruch
erhoben werden, - Es gibt jetzt nur zweierlei für das deutsche Volk: Sieg oder
Untergang!"
Das dies für jene 160 keine leeren Phrasen waren, verdeutlichen auch
nachfolgende Meldungen aus der AELKZ:
„Ein Erlaß des Königlichen Konsistoriums in
Pommern befaßt sich mit der Verleitung zur Fahnenflucht durch Sekten:
"Von der Zentral-Polizeistelle Osten sind wir darauf hingewiesen worden, daß
sich im Verlauf des Krieges vermutlich Sekten gebildet haben, deren Angehörige
ihre Abneigung gegen den Krieg so weit treiben, daß sie Soldaten zur
Fahnenflucht zu verleiten suchen und fahnenflüchtige Soldaten verbergen.
Angehörige einer Sekte, die sich Adventisten oder Kriegsadventisten
bezeichnen, berufen sich auf Jesaja 16,3.4 und 21,14.18 für die Verpflichtung,
fahnenflüchtigen Soldaten Schutz zu gewähren. Auch mormonische Einflüsse haben
sich bemerkbar gemacht, so daß man vielleicht auf eine kriegsfeindliche
Propaganda von Amerika aus schließen kann. Angehörige solcher Sekten dürften
sich auch in ganz kleinen Städten und Dörfern finden. Wir veranlassen die
Herren Geistlichen, auf derartige Umtriebe im Bezirk ihrer Gemeinden ernstlich
zu achten und Überall, wo sie begründeten Verdacht eines solchen
vaterlandsverräterischen Handelns haben, den Fall mit eingehender Darstellung
der näheren Umstände uns sofort anzuzeigen.
Stettin, den 4. September 1917" (AELKZ 1917 Sp. 1219)
Oder auch diese Meldung:
Nachdem man auf einen im eigenen Blatt gebrachten Artikel verweist, findet
dieser dann seine „weihevolle" Fortsetzung mit der Angabe:
„Der Verfasser des köstlichen Artikels in Nr. 50
dieser Kirchenzeitung (Jahrg. 1916) „Warum ich ins deutsche Heer eingetreten
bin und warum ich darin bleibe", der 70jährige Professor der
neutestamentlichen Theologie an der Universität Leipzig, D. Dr. Rene Gregory,
ist am 9. April in der großen Schlacht bei Arras gefallen."
AELKZ 1917 Sp. 377).
Auf dieser Linie liegt dann auch noch ein Artikel betittelt „Russelliten in
Leipzig" (AELKZ 8. 9. 1916) welcher in seiner Kritik auch den Umstand mit
einflechten glaubte zu müssen:
„Bald zu Beginn der Versammlung nachmittags 3 Uhr
des ersten Pfingsttages traten zwei Dienstentlassene frühere Angehörige
unseres Heeres auf, um Zeugnis abzulegen wider den Glauben an Deutschlands
Zukunft. Von diesem Glauben, daß „am deutschen Wesen die Welt genesen" soll,
hatte sie angeblich Gott erlöst ..."
Eine Kurznotiz aus dem Jahrgang 1918 der AELKZ (Sp.133 ) stellt bezogen auf
die WTG-Religion einen ähnlichen Aspekt mit heraus:
„Ihre Tätigkeit gegen die Kriegsanleihen (sich)
richte, deren Verlässigkeit herabsetze und durch düstere Prophezeiungen auf
die Stimmung einzuwirken suche."
Relativ früh, schon zu Beginn des Weltkriegs, berichtete die AELKZ über
gewisse Umstände in England. Es wird zwar „nur" berichtet, gleichwohl drängt
sich der Eindruck auf, da schwingt eine gehörige Portion Neid in diesem
Bericht mit hinein, dass man es selber noch nicht gar ganz soweit gebracht
habe! In diesem Bericht war zu lesen (AELKZ 25. 12. 1914 Sp. 1237):
„Die Kirchen in England nehmen in hervorragender
Weise an der geistigen Kriegsrüstung teil. Die christliche Kanzel steht im
Bunde mit den Rekrutierungsbureaus. Viele sehr angesehene Prediger verkündigen
den „heiligen Krieg" und stellen es der Jugend als Pflicht vor, sich unter die
Fahnen zu begeben. Pfarrer gehen mit guten Beispiel vor. Der Hauptpfarrer der
St. Georgskirche in Edinburg ist als gemeiner Soldat eingetreten, um die
Jugend seiner reichen Pfarrei nach sich zu ziehen. Bezeichnend ist, daß das
Rekrutierungsgeschäft für die Armee Kitcheners zum Wettstreit zwischen den
einzelnen Kirchendenominationen wird. So entwickelt sich eine
Geschäftskonkurrenz. Die Baptisten haben 13.265, die Kongregationalisten
14.007 Freiwillige gestellt. Die Kirchen rühmen sich, daß sie Freiwillige
hergeben; ihre Namen werden von der Kanzel herab verkündigt. Im City Tempel
fand eine Versammlung englischer Freikirchen statt, die Kriegsfragen
behandelte. Morgens kam man zum Gebet zusammen; nachmittags wurden einige
Reden gehalten, und abends trat der Schatzsekretär Lloyd George auf, um über
den Krieg zu sprechen...."
Allzuweit davon entfernt waren wohl auch ihre deutschen Berufskollegen
nicht.
Die AELKZ ist voll von Aufrufen, Kriegsanleihen zu zeichnen. Auch die
kirchliche Publizistik bedient das Thema Krieg in verklärendem Sinne. Die bis
zum Kriege dominierende Kirchenaustrittsbewegung, wähnt man nun durch den
Kriegsausbruch als gestoppt bewertbar ansehen zu können. Und selbstgerecht
erblickte man einen wesentlichen Aspekt dabei auch in dem Umstand. Im
Konkurrenzkampf der Ideologien, erweisen sich bei der Frage, wer der beste in
die Schützergräben-Prediger sei, die Kirchen als diejenigen, welche gegenüber
ihrer Konkurrenz, dabei die „Nase vorn haben".
An und für sich, sind die Kirchen auf das Sektenwesen, weiterhin nicht gut zu
sprechen. In ihrem Bemühen, dabei ein gewisses Niveau zu wahren, es also nicht
blos bei einer Anti-Polemik zu belassen, überwand sich sogar die Redaktion der
AELKZ dazu, auch eine Meldung über die von ihr ansonsten nicht geschätzte
Konkurrenz der Adventisten, in ihr Blatt mit aufzunehmen. Diese Meldung
besagt:
„Über das Verhalten der deutschen „Adventisten vom
siebenten Tage" im jetzigen Feldzuge ist von einer für die
Religionsgemeinschaft maßgebenden Stelle folgendes mitgeteilt worden:
"Während wir auf dem Grunde der Heiligen Schrift stehen und uns befleißigen,
die Grundsätze des Urchristentums auszuleben, und daher auch den von Gott
eingesetzten Ruhetag, den Sonnabend (Sabbat) halten und jede Arbeit an
demselben vermeiden, so halten wir uns doch in dieser gegenwärtigen ernsten
Kriegszeit dazu verpflichtet, für die Verteidigung des Vaterlandes einzustehen
und auch am Sonnabend (Sabbat) unter diesem Umständen die Waffe zu führen. Wir
halten uns auch in diesem Punkt an das Bibelwort in I. Petri 2,13-17: "Seid
Untertan aller menschlichen Ordnung, um des Herrn willen, es sei dem Könige,
als dem Obersten, oder den Hauptleuten, als die von ihm gesandt sind, zur
Rache über die Übeltäter, ... Fürchtet Gott, ehret den König." Wir haben
diesen Grundsatz unseren Mitgliedern mitgeteilt." AELKZ 11.9.
1914)
Ergänzend dazu noch eine Meldung aus dem Jahre 1918 (AELKZ 26. 4. 1918 Sp.
374)
„Das Einschreiten der sächsischen Regierung gegen
die religiösen Sekten, insbesondere gegen die Sieben-Tage-Adventisten wegen
ihres Wühlens gegen die vaterländischen Pflichten, hat den Vorstand dieser
Gemeinschaft ... veranlaßt, öffentlich zu erklären, daß es sich um längst
ausgestoßene Glieder handele, die nicht nur gegen das Vaterland wühlten,
sondern auch gegen die Sieben-Tage-Adventisten-Missionsgeeellschaft selbst,
sich aber trotz aller Einsprache des Gemeinschaftsnamens der offiziellen
Adventisten bedienten. Sie selbst kämen ihrer vaterländischen Pflicht treulich
nach.
Alle ihre waffenfähigen Männer, auch Prediger und Vorsteher, stünden unter
Waffen, allein 80 von ihrem Hamburger Verlagshause Angestellte; viele von
ihnen hätten ihre Vaterlandstreue bereits mit ihrem Blute besiegelt, so auch
vier ihrer Missionare in Deutsch-Ostafrika. Auch bei der Kriegsanleihe hätten
sich die Anstalten, Vorsteher und Glieder der Gemeinschaft beteiligt."
Ergänzend sei noch zitiert.
In der Ausgabe vom 7. 6. 1918 der AELKZ gab es eine erneute Warnung, verfasst
vom Konsistorium der (Kirchen)-Provint Sachsen und datiert vom 13. 3. 1918 vor
der „Milleniumssekte", also der WTG-Religion. In ihr auch der Satz:
„Überdies hat das Kriegsministerium auf die Gefahr
antinationaler Einwirkung der Sekte hingewiesen ... Daß die 'Internationale
Vereinigung ernster Bibelforscher ein amerikanisches Gewächs ist, und daß der
für Deutschland zuständige Hauptvertreter der 'Wachtturm Bibel- und
Traktatgesellschaft in der neutralen Schweiz wohnt, ist dabei nicht das
Unwichtigste"
Weitere Erläuterungen zur unterstellten „nationalen Unzuverlässigkeit"
enthält dieser Text indes nicht. Der Text ist zwar länger, beschäftigt sich im
folgenden dann mit theologischen Aspekten aus kirchlicher Sicht.
Hätte besagtes Kriegsministerium gravierenderes anzuführen gehabt,. Als wie
der Binkele hat seinen Sitz in der Schweiz, man kann mit Sicherheit
unterstellen, die AELKZ hätte es in ihrem Bericht mit einfließen lassen. Es
hätte auch der Umstand eintreten können, das ein weiteres Erscheinen des
„Wachtturms" in Deutschland über längere oder kürzere Zeit, in der Folge
dessen verunmöglicht worden wäre. Genau dieser Umstand ist indes nicht
eingetreten.
Allerdings, auch das kann man sagen, jene Pressemeldung blieb keinesfalls
folgenlos.
Die Reaktion von WTG-Seite darauf kann man in einer
„Oeffentliche Rechtfertigung der Vereinigung Ernster
Bibelforscher"
betitelten WTG-Stellungnahme im „Volksboten" (Strehlen/Schlesien), vom 24.
8. 1918 ablesen.
Bekanntlich war besagter
„Volksbote" zu
damaliger Zeit, das zweite publizistische Standbein, der WTG-Publizistik
zu damaliger Zeit in Deutschland.
Schon einleitend klagt jene „Stellungnahme" „Da
die ungerechten Angriffe unserer religiösen Gegner immer häufiger und
weitgehender werden, sehen wir uns zu einer Rechtfertigung gezwungen."
Weiter wird geklagt, es werden
„trotz des Burgfriedens allerlei unwahre
politische Verdächtigungen gegen uns aus(gestreut), um durch diese
durchsichtigen Manöver uns bei den Behörden zu verhetzen und so zu erdrosseln.
In einigen Fällen sei es soweit gekommen
„daß Einschränkungen, und an zwei Plätzen sogar
Verbote unserer Gottesdienste vorgenommen wurden."
Zu den WTG-Verteidigungselemten ob dieser Sachlage gehören dann auch die
wörtlichen Aussagen:
„1. Die Vereinigung hat keine politischen, sondern
nur religiöse Bestrebungen.
2. Es ist böswillige Verleumdung, zu behaupten, daß Angehörige der Vereinigung
angehalten würden, die Dienst- oder Waffenpflicht zu verweigern. Beweis:
Hunderte der Vereinigung im Felde; viele gefallen.
3. Es ist der Bibel und daher auch unser Grundsatz, streng jede Auflehnung
gegen Recht und Gesetz zu verurteilen. Wir sind gerne der Obrigkeit untertan
nach Römer 13. ..."
Also zu diesem Zeitpunkt noch (August 1918) weist die offizielle WTG die Unterstellung zurück, ihr Einfluss könne womöglich im Wehrdienstgegnerischen Sinne sich auswirken, und damit nationale Interessen tangieren!
Damit indes, war die Militärbürokratie absolut nicht einverstanden. Die
Folge in mehreren Verfahren handelte sich Naumann dafür immer schärfer
werdende Strafen ein. Er wurde „zunächst zu
strenger Arreststrafe verurteilt. Das half nichts. Es folgte dann
Gefängnisstrafe, die von Fall zu Fall empfindlicher wurden, bis sie
schließlich die Gesamthöhe von 5 Jahren und 6 Monaten erreichten. Er blieb bei
seinem Vorsatze und verweigert auch heute noch im Spandauer Festungsgefängnis
an jedem Sonnabend den Gehorsam, und unerschütterlich bleibt er bei seiner
Erklärung:
„Ich darf am Sonnabend nicht arbeiten."
Weiter vermerkte der Bericht: „Auf das
Vorhalten, daß es bei seinem hartnäckigen Widerstande voraussichtlich das
ganze Leben hinter Gefängnismauern zubringen müsse, erwiderte Naumann ruhig,
er werde trotzdem den Prinzipien seiner Sekte treu bleiben."
Auch das wird noch notiert: „Mit Rücksicht auf die
grundsätzliche Bedeutung der Entscheidung für die Aufrechterhaltung der
Disziplin, wohnte der Verhandlung der Präsident des Reichsmilitärgericht v.
Linde bei."
Verschiedene Gutachten, die über Naumann angestellt wurden, liefen darauf
hinaus, ihn als „geistig irre" abzustempeln, um so die Sache „elegant" vom
Tisch zu bekommen, das klappte aber nicht. Der Fall wurde selbst der
Militärgerichtsbarkeit langsam unheimlich. Um dennoch endlich einen
Schlussstrich in der Angelegenheit setzen zu können, wurde im 1911er Verfahren
der Schuldspruch in der Sache zwar aufrecht erhalten aber mit dem Element
gekoppelt:
„Das Reichsmilitärgericht hob lediglich das Urteil
insoweit aus formellen Gründen auf, als der Angeklagte zu der Ehrenstrafe der
Degradation verurteilt wurde."
Das änderte aber nichts an dem Umstand, dass er für sein Verhalten sich
eben, wie ausgeführt, die Gesamtstrafe von 5,5 Jahren Haft eingehandelt hatte.
Auch andere Presseorgane, etwa die „Freiburger Zeitung" nahmen diesen Fall in
ihre Berichterstattung mit auf
Siehe auch
http://27093.foren.mysnip.de/read.php?27094,89649,95140#msg-95140
07. März 2011 04:07
Letzteres Blatt interpretiert den Aspekt der ausgesprochenen Degradation
allerdings dahingehend:
„zu der Ehrenstrafe der Degradation verurteilt
worden war. Naumann hat also kaum mehr Aussicht, das Gefängnis jemals zu
verlassen."
Ergo war das für die Justiz lediglich ein Vehikel, dass sie sagen konnte.
Mit dem Fall werde sie sich nicht mehr befassen müssen. Das Verbleiben in der
weiteren Haft indes, sei völlig unabhängig davon.
Neben dem Fall Naumann, sind noch ähnlich gelagerte Fälle aus der Zeit vor dem
ersten Weltkrieg bekannt geworden. Genannt werden noch die Namen.
Julius Mügge, Gottlieb Zeglatis und August Hanke, die wohl ähnlich abliefen.
Ein Herr Joh(annes) de Heer notierte in seinem Buch:
„Wie ich zum Siebentags-Adventismus kam und davon wieder erlöst wurde" auch
die Sätze:
„ Zu meiner Zeit wurde er (Naumann) als ein
Vorbild und Held des Glaubens hingestellt. Keine noch so schwere Strafe
vermochte ihn von seinem Prinzip abzubringen, bis er schließlich zu der
innerlichen Überzeugung kam, daß er unnütz für eine Irrlehre Bedrückung litt."
(S. 19).
Weniger in der nachweisbaren Deutschsprachigen Adventistenliteratur, dafür
aber in der Englischsprachigen, wurde besagter Herr Naumann, zeitgenössisch
auch als Märtyrer gefeiert. Siehe dazu:
http://books.google.de/books?id=dydEAAAAYAAJ&q=Naumann+Adventist&dq=Naumann+Adventist&hl=de&sa=X&ei=_lPyUMP0G8jQtAaR2ICwCg&ved=0CF4Q6AEwCQ
Siehe zum Thema auch:
http://books.google.de/books?id=6OkIAQAAIAAJ&q=Naumann+Adventist&dq=Naumann+Adventist&hl=de&sa=X&ei=_lPyUMP0G8jQtAaR2ICwCg&ved=0CDoQ6AEwAg
Unter Berufung auf einen Bericht der „Frankfurter Zeitung" berichtet ein Herr
Amtsrichter E. Dosenheimer aus Ludwigshafen unter der Überschrift: „Ein
Adventist im Konflikt mit der Militärdienstpflicht" auch über den Fall Hanke
in der Zeitschrift „Der Dissident", Ausgabe vom Dezember 1907. Er wurde von
einem Gericht in Halle/S., wiederum für den Umstand, seine Ausübung des
Militärdienstes, jeweils am „Sabbat" zu unterbrechen, zu einer Strafe von
„drei Monaten und 15 Tagen Gefängnis verurteilt."
Fassen wir zusammen. Nicht der Wehrdienst als solches, wohl aber der
Umstand, den nicht am „Sabbat" unterbrechen zu können, war für die
zeitgenössischen Adventisten, in der Zeit vor dem ersten Weltkrieg, eine
Anfechtung.
Die Konfliktlage erinnert penetrant an die Verweigerung von dem
Wehrersatzdienst durch die Zeugen Jehovas, in den 1960er Jahren, selbst wenn
dieser etwa als Krankenhausdienste und ähnliches, ausgestaltet war.
Wie dann der erste Weltkrieg ausbrach, wurde von höchsten Adventistenkreisen,
diese Position revidiert. In „Friedenszeiten" indes, interessierte diese
Adventistenfunktionäre, die mit der Durchsetzung jener Doktrin verbundenen
Leiden, überhaupt nicht.
Siehe auch:
Parsimony.20109
Jene Revidierung dieser Position zu Beginn des Weltkrieges, lief allerdings
nicht ganz so glatt ab, wie die Adventistenfunktionäre sich das vielleicht
erhofft hatten. Darüber sei ein einem weiteren Exkurse noch etwas mitgeteilt.
Es gibt noch einen nicht unwesentlichen Nachtrag zum Fall Naumann zu machen.
In der Zitierung des Johannes de Heer klang es schon mit an, Naumann habe
seinen Widerstand doch noch aufgegeben; allerdings ohne das de Heer weitere
Details dazu benennt.
Aufschlußreich ist dazu dann ein Beitrag in der September-Ausgabe 1911 der
Zeitschrift „Mitteilungen für die evangelischen Geistlichen der Armee und der
Marine".
Dort verbreitet sich ein Divisionspfarrer namens Otto, just in jenem
Festungsgefängnis in Berlin-Spandau mit tätig, in der auch Naumann einsitzen
musste, auch zu dem Fall.
Nach Otto hätte Nauman am Sonnabend, den 25. März 1911, erstmalig seine
Arbeitsverweigerung an Samstagen aufgegeben, und diese für ihn neue Haltung in
der Folgezeit auch beibehalten.
Eine erneute Gerichtsverhandlung am 21. 7. 1911 wurde dann von der Justiz als
ihr Sieg gefeiert mit der Bermerkung:
„(Er Naumann habe das ) unnütze seines
Standpunktes erkannt und seinen „törichten Widerspruch" deshalb aufgegeben."
Gegen diese Interpretation wendet sich nun jener Pfarrer Otto und glaubt betonen zu sollen: „Eine solche Beurteilung bleibt zu sehr an der Oberfläche."
Otto meint auch dem Naumann bescheinigen zu können, das er durchaus das
Zeug zum Märtyrer hätte.
Wie auch immer, die eingetretene Wendung ändert nichts an dem bereits
ausgesprochenen Strafmaß.
Vielleicht am aufschlußreichsten im Bericht des Otto, ist die
Charakterisierung der Familienverhältnisse des Naumann.
Danach sei dessen Mutter, auch nach der Korrektur des Naumann weiterhin
Adventistin.
Noch aufschlußreicher dann wohl dieses Detail "das
sein Schwager, ein adventistischer Prediger in Saarbrücken, ihn (nunmehr)
befehdet."
Ergo sollte man bei der Bewertung jenes Falles, genannte familiäre Zwangslage, bei der Bewertung von Ursache und Wirkung, keineswegs außer Acht lassen!
In der Ausgabe vom 16. 8. 1918 der AELKZ, gab es dann noch eine Fortsetzung
in der Angelegenheit.
Man erfährt, dies sei für den „Adventisten W.
Müller in Burg b. Magdeburg Anlaß (gewesen), uns eine längere Entgegnung mit
Berufung auf § 11 des Preßgesetzes zu senden.
Es sind besonders zwei Stellen, die ihn erregten: der Vorwurf der
"Geldmacherei" ..."
Herr Müller verweist in seiner Entgegnung darauf, die Buchführung der
Adventisten, in Sachen ihrer finanziellen Angelegenheiten, werde keinesfalls
als „geheime Verschlusssache" praktiziert, sondern erreicht einen
Öffentlichkeitsgrad, wie er in anderen Teilen der Religionsindustrie,
keinesfalls so gegeben sei. Insoweit wähnt er sich diesem Vorhalt gegenüber,
als weitgehend erhaben.
Nun befand sich die AELKZ in der Zwangslage, ihren Vorhalt weiter belegen zu
müssen.
Die Verteidigung der AELKZ zu genanntem Aspekt sah dann so aus. Sie verwies
darauf:
„Der ehemalige Reiseprediger der
Adventistengemeinschaft von siebenten Tag Carl Müller hat 1910 ein Büchlein
geschrieben: "Was haben wir von den Adventisten zu halten?" (Calw und
Stuttgart, Verlag der Vereinsbuchhandlung, 87 Seiten), darin ein ganzes
Kapitel (VIII): "Das Finanzgenie der Adventisten, ihre Forderung des Zehnten
und die Ausbeutung der Gemeindeglieder."
Er spricht hier geradezu von einem "Ausbeutungssystem", indem sie ihre Glieder
„kraft ihrer Glaubenssätze" verpflichten, den Zehnten ihres Gesamteinkommens
an die Missionsleitung zu geben. Manche bestreiten zwar die "Verpflichtung",
reden nur von einem "freiwilligen" Dankopfer; aber schon bei der Aufnahme wird
an jeden die Frage gestellt, ob er willens sei "dem Herrn das Seine - damit
ist vor allem gemeint: den Zehnten, nebst den anderen bei ihnen üblichen Gaben
und Kollekten - zu geben.
Dazu kommen die ständigen mündlichen und schriftlichen Ermahnungen mit der
Androhung des Fluches Gottes an die, die den Zehnten spärlich geben ("Zionswachter",
1. Novbr, 1904, S. 217). Die übrigen Gelegenheiten aber zum "freiwilligen"
Geben sind bei den Adventisten Legion. Wie groß die "Freiwilligkeit" oft ist,
beschreibt C. Müller mit den drastischen Sätzen:
"Man gibt zum Beispiel dem aufdringlichen Bettler freiwillig, um ihn loß zu werden. Der Überfallene gibt freiwillig seine Börse her, weil er die Pistole auf die Brust gerichtet sieht".
Im Kapitel vorher "Mission und Kolportage der Adventisten" sagt er:
"Ich sehe mich gezwungen, im Interesse der Wahrheit darauf hinzuweisen, daß die Adventisten in ihren Gemeinden ein System zur Anwendung bringen, welches hart an herzlose Ausbeutung grenzt. Ihre Glieder werden ausgesogen bis aufs äußerste."
Besagter Herr Müller aus Burg bei Magdeburg, zog es dann wohl vor, auf
diese Ausführung der AELKZ seinerseits, nicht mehr weiter kommentierend
einzugehen.
Der nächste Hieb der den Adventisten seitens der AELKZ verpasst wurde lautet
dann so:
„Ein anderer Adventist, Ewald Herms, Redakteur des
Blattes "Der letzte Warnungsruf" (Verlag der Siebenten-Tags-Adventisten
Zentrale Bern (Schweiz) (von Nr. 6,1916 an heißt es statt
Adventisten-Zentrale; Geschäftsstelle der Inneren Mission "Der letzte
Warnungaruf", und als Verlag für Deutschland und Österreich-Ungarn ist
Köln-Kalk, Esserstr. 14 genannt) Zürich, Karlstr. 7, Druck von Julius Hergt,
Essen-W. Mülheimer Straße 17) geht noch schärfer mit seinen Glaubensgenossen
ins Gericht.
Im "Warnungsruf" Nr. 5,1916 stellt er die Adventistenleiter in Parallele zu
den israelitischen Priestern nach Maleachi 2, die dem Volk die Gaben und den
Zehnten abnehmen."
Da nun die AELKZ schon mal auf die Ausführungen des vorgenannten
Adventisten Ewald Herms zu sprechen kam, schlachtet sie dessen Ausführungen
gleich noch etwas umfänglicher aus.
Offenbar ist auch dieser Ewald Herms dann in Konflikt geraten mit den
offiziellen deutschen Adventistenfunktionären, und deren Schwenk in Sachen
Wehrdienst, zu Beginn des ersten Weltkrieges. Und besagter Herr Herms „rechnet
daher mit diesen ab".
Zu seinen Abrechnungs-Vorhalten gehören auch die (laut der Zitierung durch die
AELKZ):
"Die Männer, welche uns die Wahrheit gebracht
haben, haben uns nicht gelehrt, der Obrigkeit Untertan zu sein, sondern haben
uns unserem Vaterland mit ihren Schriften und vielen Bibelstellen zu
entfremden gesucht. Jahre hindurch hat man uns gepredigt, unter allen
Umständen den wahren Sabbat zu halten. Kam einer zum Militär, so erinnerte man
ihn noch vorher, daß er unbedingt für die Wahrheit zeugen solle. Auch sollte
man nicht den Fahneneid leisten.
Da kam der Krieg; die Obrigkeit wurde auf die bedenklichen Lehren aufmerksam,
und plötzlich erklärten die Leiter dem Generalkommando in Dresden, daß sie um
des Krieges willen ihren Grundsatz geändert und ihre Glieder angewiesen
hätten, auch am Sabbat Dienst zu tun. Bitter klagt Herms über diesen "Verrat",
wie er es nennt. Denn es ist den Gliedern Jahrzehnte gelehrt worden, der
Sabbat sei Gottes Gebot, und man müsse Gott mehr gehorchen als den Menschen"
Weiter Herms in seinen Ausführungen:„Manche haben sich deshalb der Militärpflicht entzogen, haben sich und ihre Familien unglücklich gemacht.
"Ihr seid schuld, daß so viele auf der Flucht
sind und sich dem Dienst des Staates entzogen, wodurch manche arme Schwester
in bitterste Not gekommen ist.
Habt ihr euch schon einmal solche Schwester vorgestellt, wie es dort aussehen
mag? Tag und Nacht hat sie keine Ruhe, am Tage muß sie die kleinen Kinder
allein lassen und arbeiten, damit sie zu leben haben. Keine Ruhe hat sie des
Nachts, jedes Geräusch schreckt sie auf, immer denkend, es ist vielleicht der
Mann, welcher sich für ein paar Augenblicke nach Hause schleicht, um die
Seinen zu sehen. So geht es jetzt schon zwei Jahre (die Kriegsjahre 1914 bis
1916). Wir hoffen, daß bald alles ein Ende hat und der Herr bald kommen wird.
Nehmen wir aber an, es sollte noch länger dauern, sind dann solche nicht tief
unglücklich? Ihr habt es auf dem Gewissen und müsset am Tag des Gerichts für
euren Verrat, welchen ihr nicht nur an den Gläubigen, sondern auch in unserem
irdischen Vaterland verübt habt, Rechenschaft ablegen. Warum verfolgt ihr uns?
Haben wir euch nicht alles geopfert, was wir hatten? Habt ihr nicht manch
alter Schwester ihr ganzes Vermögen genommen? Und jetzt noch ist es so. Ihr
nehmt den armen Kriegswitwen den Zehnten und Gaben von ihren kargen
Unterstützungen. Ihr nehmt den alten, armen Frauen, welche von der Stadt eine
kleine Armenunterstützung erhalten, auch diese noch ab."
In der Ausgabe vom 11. 9. 1925 kam die "Allgemeine Evangelisch-lutherische
Kirchenzeitung" erneut auf das agieren der deutschen Adventisten zu Zeiten des
ersten Weltkrieges zu sprechen. Erwähnt wird, dass die Opposition aus den
eigenen Reihen, sich ab etwa 1915 auch organisatorisch verfestigte. Damit
setzte sie den Hauptzweig der deutschen Adventisten zugleich in Zugzwang. Jene
Opposition tendierte eher in Richtung Wehrdienstverweigerung. Die offiziellen
Adventisten hingegen hielten es mit dem Anpassungskurs.
Ein Streitthema waren auch dabei die sogenannten Kriegsanleihen. Das heißt die
Finanzierung der Kriegsausgaben durch Spargelder der Zeichner solcher
Einlagen. Die adventistische Opposition polemisierte eher dagegen.
Der Funktionär Conradi vom Hauptzweig der deutschen Adventisten sah sich daher
zu einer Verteidigung diesbezüglich genötigt. Die AELKZ zitiert nun aus seiner
Verteidigung auch die durchaus charakteristischen Sätze (Sp. 672):
"Gerade diese Hetze, gegen die Zeichnung der
Kriegsanleihen von seiten der Gegenbewegung zwang uns in gewissem Sinne, mehr
darin zu tun, als wir sonst getan hätten, nur um unsere Gelder zu retten weil
wir Grund hatten, von den Militärbehörden das Schlimmste zu befürchten."
Was nun die "Großkirchen" anbelangte, hatten die sicherlich nicht "das
schlimmste zu befürchten". Und Folgerichtig reflektiert jener Artikel der
AELKZ deren Verhalten auch nicht weiter. Aber es war eben von den Adventisten
die Rede, in deren Oppositionszweig, durchaus Kriegsdienstgegnerische
Tendenzen nachweisbar waren.
Wie der Weltkrieg noch tobte, indes waren die von Conradi in wohlgeformten
Worten verpackten adventistischen Stellungnahmen, in der Tonlage, noch etwas
deutlicher vernehmbar.
So etwa in einem von den „Dresdner Neuesten Nachrichten" am 12. 4. 1918
veröffentlichten adventistischen Votum.
Der diesbezügliche Beitrag war überschrieben: „Adventistenprediger und
Vaterland" und stellt eine offiziöse adventistische Stellungnahme zu einer
vorangegangenen Meldung in jenem Blatte dar, welches von „adventistischer
vaterländischer Unzuverlässigkeit" redete.
Dem wurde als Antwort darauf entgegnete. 98 Prozent befolgten den Kurs der
offiziellen Adventisten. Lediglich zwei Prozent, die sich abgespalten hätten,
für die treffe es nicht zu. Aber für die könne man halt nicht haftbar gemacht
werden.
Weiter belehrte diese Stellungnahme:
„Unsere Leitung hat bis heute die überschüssigen
Gelder der Gemeinschaft in Kriegsanleihe angelegt in der festen Zuversicht,
daß Deutschland durch Gottes Hilfe als Sieger aus dem schweren Kampfe
hervorgehen werde. Allenthalben beteiligen sich unsere Glieder an der
selbstverständlichen Pflicht, dem Vaterland die nötigen Mittel an die Hand zu
geben. Die Adventistischen Männer stehen fast alle im Felde oder im
Heeresdienst in treuester Pflichterfüllung und erwarten als Dank des
Vaterlandes eine gerechte Beurteilung und Behandlung."
Über die genannten 2 Prozent findet die eben zitierte Stellungnahme auch
„deutliche Worte". Etwa die:
„Diese unnüchternen Elemente machten sich selbst
zu Predigern und versuchten mit geringem Erfolg, Propaganda für ihre törichten
Ideen zu machen.
Sie nennen sich fälschlicherweise Prediger und Adventisten. Sie sind es nicht,
sie sind Betrüger. Wenn solche Elemente ihr verdientes Schicksal finden, so
tut man uns in der Tat einen Gefallen."
Ergänzend sei vielleicht noch eine Zahl genannt. Für das Jahr 1920
beziffert ein Zeitschriftenaufsatz im Jahrgang 1923 der
„Theologisch-praktische Quartalsschrift" die Finanzeinnahmen der
„Siebenten-Tags-Adventisten" wie folgt:
In einem einzigen Jahre (eben 1920) hätten sie
„die ungeheure Summe von 11.876.040 Dollar (kassiert) wovon der Zehnte allein 7.195.436 Dollar eintrug."
Angesichts solcher Zahlen kann man es schon nachvollziehen, dass die Adventistenfunktionäre einiges zu verlieren hatten, und daher alles daran setzten, dass es nicht dazu kam.