Annotationen zu den Zeugen Jehovas

Licht und Leben über die Bibelforscher

Nachstehend sei einiges aus dem Votum von "Licht und Leben" zitiert. In der Nr. 36/1908 liest man beispielsweise:

Zions Wachtturm hat sich (1908, 9, S. 144( mit L(icht)- u. L(eben) beschäftigt.

Der Artikel ist überschrieben: Die allgemeine deutsche Gemeinschaftskonferenz in Wernigerode. Schon diese Überschrift läßt auf mangelnde Kenntnis der Verhältnisse schließen.

Und dann nennt der Verfasser des Artikels ...die Pastoren Krwawielitzki, Stockmeyer, Ströter und Schrenk in einem Atemzug, als hätten sie alle dieselbe Anschauung, während sie gerade bei den heuen verhandelten Fragen stark auseinandergehen. Die Milleniumsleute nehmen die Vertreter der in Gnadau vorgetragenen, aber abgewiesenen Anschauungen für sich in Anspruch; wir denken, die Br. Krawielitzki, Stockmeyer und Ströter werden sich dafür bedanken. Der Verfasser macht es nun L(icht) u. L(eben) zum Vorwurf, daß es die Widerlegung des Zions Wachtturm zwar für das zweite Quartal 1908 in Aussicht gestellt, aber bis jetzt noch nicht gebracht habe. Und daraus scheint der Verfasser den Schluß zu ziehen, daß er nicht zu widerlegen sei.

Nachstehend der entsprechende Artikel aus "Zions Wacht Turm" September 1908

Bezüglich der angekündigten Wiederlegungsshrift von "Licht und Leben" wird ausgeführt:

Auch ist das Manuskript wegen der gründlichen Berücksichtigung aller 6 Bände etwas lang geraten, so daß es sich fragen kann, ob man es nicht sofort in Heftform drucken soll. Wir werden unsere Leser seinerzeit davon benachrichtigen, und Zions Wachtturm, der ja unser Blatt genau zu lesen scheint, wird es dann auch zu wissen kriegen. Vorerst sei gesagt, daß bereits eine Schrift zur Aufklärung über Zions Wachtturm erschienen ist ... von Prediger F. Kaiser verfaßt und heißt: Zionswachtturm oder Milleniums-Irrlehren.

Wir bemerken nebenbei, daß das deutsche Hauptquartier des Zions Wachtturmes nicht mehr in Elberfeld, sondern in Barmen ist. Die Gesellschaft nennt sich: Bibel- und Traktatgesellschaft und hat ihren Sitz in Barmen, Wertherstraße. In Barmen, Wertherstraße wohnt aber schon längst auch unsere altbewährte Wuppertaler Traktatgesellschaft. Sollte es auf eine Verwechslung abgesehen sein?

Der Wachtturmgesellschaft wollen wir einstweilen noch zu bedenken geben, was wir jüngst im 'Saemann' (1908, Nr. 30, S. 236f.) lasen:

Das vergangene Jahr brachte wieder allerlei in mannigfachen Zeitströmungen; da möchten wir, daß manche unserer Geschwister noch vorsichtiger wären mit der Aufnahme von Leuten und Schriften unbekannter Herkunft.

Wo man hinkommt, wenn man sich mit geriebenen, unbekannten Leuten abgibt, lehrt folgende Geschichte. Eine Frau ließ sich - in Abwesenheit des Mannes, der zur Stadt war - von einem unbekannten Menschen, der vorgab, Uhrmacher zu sein, bereden, die stillstehende, alte Hausuhr reparieren zu lassen. Da ging's an die Arbeit: es währte lang, indessen mußte tüchtig aufgetischt und hernach ordentlich gezahlt werden. Als der Fremde fort war, hatte die Frau natürlich eine rappelige Uhr und - zwei Rädchen, die nach dem Vorgeben des Uhrmachers zu viel im Uhrwerk gewesen, die er aber nicht mehr auf die rechte Stelle hatte bringen können.

Solche "Uhrmacher" ziehen schon seit Jahren durch die Lande, wenden sich hauptsächlich an das unerfahrene, gutmütige Geschlecht; können bei schlechtem Verkauf auch sehr zudringlich und dreist werden! Sie haben ihr Hauptbureau meistens in Amerika, diesem Tummelplatz der schrankenlosen Freiheit und Wunderlichkeit. Wenn da irgend eine Person oder Richtung Einfluß und Geldmittel erreicht hat, gehört es zum Ehrenstand auch in der alten Welt Europas Anhang zu haben. Also mit Seelenheil hat das nichts zu tun! Ehre bei den Großen und Geldgewinn bei den Kleinen ist der Beweggrund. Es ist alles Geschäft; die gute Meinung einiger einfältiger Leute, die mitlaufen, ausgenommen! Und eine gewisse Richtung will uns, wie jener Uhrmacher, auch erzählen, dass gewisse, bis dahin nötige Rädchen überflüssig, ja hinderlich seien, wie die Lehre von der Hölle, von dem unmittelbaren Fortleben nach dem Tode, von der ewigen Gottheit Christi usw. - Wir verwerfen natürlich alle Übertreibung dieser ernsten und hohen Wahrheiten, wie sie hier und da im 'Volksmund' zuweilen vorkommt, brechen aber keinem Menschen zuliebe etwas von dem Ernst des Wortes Gottes ab: 'Nur, wer den Sohn hat, der hat das ewige Leben!'

Wir geben diese Worte dem Zionswachtturm einstweilen zur Überlegung.

Die Antwort von "Zions Wacht Turm" an "Licht und Leben"

In der Novemberausgabe 1908 von "Zions Wacht Turm" liest man:

In Nr. 36 von 'Licht und Leben' werden wir wieder einmal angegriffen. Wir bedauern aufrichtig, daß die Redaktion und der Schreiber, so ganz entgegen dem Gesetz der Liebe, die Vermutung aussprechen, als suchten wir absichtlich eine Verwechslung mit der 'Wuppertaler Traktat-Gesellschaft' herbeizuführen, daß wir nach Barmen in die Werterstraße gezogen seien. Warum diese Mutmaßung? Warum uns betrügerische und verführerische Absichten unterschieben wollen! Das ist gewiß keine edle Vorbereitung der Leser von 'Licht und Leben' für die demnächst zu erscheinende Kritik (über das Evangelium und den ganzen Ratschluß Gottes). Wir hatten wohl schon von einer Wuppertaler Traktat-Gesellschaft gehört, doch haben wir in den fünf Jahren unseres Bestehens noch keinen Traktat dieser Gesellschaft in die Hände bekommen und wußten auch nicht, daß sie ihre Adresse in der Werterstraße in Barmen hatte, bis uns 'Licht und Leben' die Information brachte.

Eine zweite lieblose und wegwerfende Bemerkung ist die, daß 'sich die Brüder Krawielitzki, Ströter und Stockmeyer dafür bedanken würden', uns als Gleichgesinnte in Christo anzuerkennen. Nun, wir haben kein Wort davon gesagt, daß wir diese Herren für uns 'in Anspruch nehmen.' Wir haben vielmehr die betreffenden Berichte so gebracht, wie sie in der 'Volkszeitung für Westdeutschland' und in 'Licht und Leben' zu finden sind.

Sodann wird gesagt, daß es erfreulich ist, daß nun auch von anderer Seite aus der herrliche Plan Gottes in etwa erkannt und ohne Menschenfurcht dargelegt wird. Daß dies geschehen ist, davon kann sich 'Licht und Leben' durch einen Vergleich des Berichtes von der Wernigeroder Konferenz mit Band I unserer Schriftstudien 'Der Plan der Zeitalter' selbst überzeugen. Daß 'Licht und Leben' sich unser schämt und 'das Angesicht vor uns verbirgt', erinnert uns an die Erfahrungen Jesu unter seinem Volke.

Wir freuen uns aufrichtig, daß die in 'Licht und Leben' angekündigte Widerlegung der sechs Bände von Tagesanbruch bald erscheinen soll,

1. weil wir sicher sind, daß man es bei dem Versuch, dem Leser möglichst viel gegen die sog. Orthodoxie Verstoßendes aufzuführen, wird nicht vermeiden können; die Wahrheit und das Biblische unseres Standpunktes durchsickern zu lassen:

2. weil wir für bestimmt wissen, daß wir für unsere biblischen Ausführungen die Sympathien der edelgesinnten aller Benennungen haben; und daß ein Versuch, die Herz und Sinn verwirrende und verrohende Lehre von der ewigen Qual zu rechtfertigen, nur dazu beitragen kann, diesen Edelgesinnten für die Wahrheit die Augen zu öffnen.

Einen besonderen Todesstoß versucht uns 'Licht und Leben' zu versetzen, indem es von der 'staatlich verbotenen' (derzeitigen) Vielweiberei der Mormonen spricht und in geschickter Weise die Bemerkung in Klammern stellt: (Die 'Wachtturmgesellschaft' gehört auch in diese Rubrik. D. R.) Diese Behauptung läßt entweder 'auf mangelnde Kenntnis der Verhältnisse schließen' oder ist eine lieblose Unwahrheit.

Wir möchten 'Licht und Leben' nur Gutes wünschen und tun, und wünschten darum, die Redaktion wäre frei von besonderer staatlicher Vergünstigungen und Anerkennung, um allein in der Kraft des heiligen Geistes der Wahrheit, und in der Überzeugungsfähigkeit des wahren Evangeliums wirken zu können.

In Heft 12/1908 setzt "Zions Wacht Turm" seine Kontroverse mit "Licht und Leben" fort.

Konnte man die vorgenannten Ausführungen noch als im weiteren Sinne, sachbezogen bewerten. So ging es nun in der Fortsetzung der Kontroverse auch auf die persönliche Ebene. So meint der "Wachtturm" auch das Recht nunmehr zu haben, persönliche Briefe, adresssiert an den Schriftleiter von "Licht und Leben" in die Öffentlichkeit zu zerren. So druckt er etwa die folgenden Schreiben ab:

Herrn Pastor Gauger, Elberfeld.

Geehrter Herr: - in der Nummer 43 von 'Licht und Leben' erlauben Sie sich wieder einmal, eine Kritik über 'Milleniumstages-Anbruch' zu bringen. Das können wir Ihnen nicht verdenken; das mögen Sie ruhig noch mehr tun, wenn Sie sachlich bleiben. Wenn Sie aber behaupten, daß diese Schriften 'mit unlauteren und verderblichen Mitteln' verbreitet werden, dann läuft das auf eine Verleumdung hinaus, denn das ist eine Behauptung, die sie nicht beweisen können, weil sie völlig unwahr ist.

Wer gibt Ihnen das Recht, unseren Glauben öffentlich als 'Torheiten' zu stempeln, dem 'ein vernünftiger Mensch keinen Glauben schenken könne' - und uns als 'unvernünftige Menschen' zu schelten, und nicht allein uns, sondern sehr viele Gotteskinder, von deren Aufrichtigkeit und gesundem Menschenverstand wir die beste Überzeugung haben? Bedenken Sie nicht, daß Sie denjenigen gleichen, die unsern Herrn Beelzebub hießen?

Wenn Sie uns besuchen wollen, sind wir gerne zu einer persönlichen Aussprache bereit, oder wir können auch zu Ihnen kommen. Falls sie gar nicht antworten - in acht bis zehn Tagen -, werden wir andere Schritte tun müssen, laut dem Worte der Heil Schrift: 'Lasset euer Gut nicht verlästert werden.'

Hochachtungsvoll und mit christlichem Gruß zeichnet,

Wachtturm, Bibel- und Traktat-Gesellschaft,

O. A. Koetitz.

Eben zitiertes Schreiben macht deutlich, dass die Sachkontroverse mittlerweile schon die Formen offener Drohung annahm, wie das auch die Wendung deutlich macht: "andere Schritte tun müssen"; gekoppelt mit einer kurzen Terminfrist.

Es war offenkundig, dass Gauger dieses WTG-Schreiben in dem Sinne werten musste - als offene Drohung. Das macht auch sein Antwortschreiben deutlich, dass auch vom "Zions Wacht Turm" abgedruckt wird:

Elberfeld, am 2. November 1908

An die 'Wachtturm'-Gesellschaft in Barmen

Auf Ihren Brief vom 27. Oktober erwidere ich zunächst, daß ich nur einen Zeitverlust in persönlicher Aussprache sehen kann. Verständigen werden wir uns sicherlich.

Der Ausführung Ihrer Drohung sehe ich mit Ruhe entgegen

Hochachtungsvoll Pfr. Gauger

Die WTG mußte also registrieren. Gauger läßt sich trotz ihrer offenen Drohung,

n i c h t ins Boxhorn jagen. Nun sah sie sich genötigt, zumindest rhetorisch, zurückzurudern.

Das liest sich dann so:

Das ist also die Genugtuung des geehrten Herrn, der mit Ruhe von seinem hohen Roß auf uns herabsehen kann, die wir uns schmerzlich berührt fühlen, wenn mit Hufeisen auf uns herumgetrampelt wird.

Da es sich für Christen nicht geziemt, vor der Welt 'wider einander' zu klagen, so haben wir nur diese Rechtfertigung und private Beantwortung von Briefen mittels oben gegebener Korrespondenz als 'Schritte' zu Gebote, um Röm. 14, 16 zu erfüllen. Wir alle aber, liebe Geschwister, wollen uns mit Jak. 5,8 trösten und ermuntern: 'Habt auch ihr Geduld, befestigt eure Herzen, denn die Gegenwart des Herrn ist nahe.

Nun mag es noch angebracht sein, einen Blick in die genannte Nummer 43 von "Licht und Leben" zu tun, welche für die WTG der Vorwand ihrer Nötigungs-Drohung war. Was liest man dort? Nun, nur die folgenden dürren Worte (S. 687):

Wegen empfindlichen Raummangels können wir die Artikel über den Millenium-Tagesabruch nicht mehr im Jahre 1908 bringen, obwohl sie druckfertig vorliegen. Wir bitten um Geduld bis zum Anfang des Jahres 1909. Wem die Aufklärung über die verderblichen und mit unlauteren Mitteln verbreiteten Irrtümer jetzt schon dringend und notwendig ist, den verweisen wir auf die in der heutigen Bücherschau besprochenen Schriften.

Auf die tatsächlich dann im Jahre 1909 erschienene Artikelserie von Robert Geiges in "Licht und Leben" wurde schon früher eingegangen. Siehe dazu: Robert Geiges

Jetzt gilt also das Augenmerk der im Buchhandel erschienenen selbstständigen Schrift von Friedrich Kaiser über "Die Hauptirrlehren des Millenium Tagesanbruchs", auf die "Licht und Leben" schon früher hinwies, und über die es nun eine eigene Buchbesprechung veröffentlichte.

1908er Rückblick zur Zeugen Jehovas Geschichte

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