Die "Verkaufskünste" bestehen dann wohl insbesondere darin, dass die Käufer
der Dummheit noch wähnen, sie hätten das Gegenteil davon erworben.
Das die sich nur von ihrer "Schokoladenseite" zu verkaufen pflegen, darf ja
nun wahrlich nicht überraschen.
Indes soll es da wohl auch noch eine "Rückseite der Medaille" geben. Sie lässt
sich vielleicht etwas näher greifbar machen, mittels einer Buchbesprechung,
welche mir dieser Tage wieder zwischen die Finger geraten ist.
Zwar handelt der Berichtsgegenstand nicht von Deutschland, sondern von den
USA. Das aber ist ein Unterschied, der im angesprochenen Kontext eher
zweitrangig ist.
Der Verfasser heißt Erich Schlosser ein USA-amerikanischer Journalist, und
seinem Buch gab er den Titel:
"Die scheinheilige Gesellschaft", und fügte noch eine "passenden Untertitel"
mit bei, der da lautete:
"Sex, Drogen und Schwarzarbeit - die dunkle Seite der USA".
Das Buch erschien in Deutsch schon im Jahre 2004.
In dem Buch-Werbetext liest man auch die Sätze:
Er sei in den USA "durch seine exzellent recherchierten Reportagen ein ebenso
bekannter wie gefürchteter Journalist."
Im eigentlichen Buch konnte von ihm auch die nachfolgenden Statements
vernehmen:
"Egal, welche gepachteten Felder ich besuche, ich hörte immer wieder die
gleiche Geschichte und sah die gleiche Erschöpfung bei den Pächtern. Der
einzige, den ich kennen lernte und der nicht verzweifelt war, Pedro war 36,
sah aber zehn Jahre älter aus. Acht Jahre lang hatte er Erdbeeren gepflückt,
dann fuhr er Lastwagen. Er erzählte mir, eins seiner Felder sei überschwemmt.
Damit ist die Ernte für dieses Jahr verloren. Die Erdbeeren auf den
verbleibenden 13,6 Hektar, die er gepachtet, trugen vom Regen Schäden davon.
Nach sechs Jahren als Pächter war Pedro mit 125.000 Dollar verschuldet. "
Trotz dieses Umstandes vernimmt man von dem Interviewten die Aussage:
"Mich kümmern materielle Dinge nicht mehr" ... "Ich bin ein Zeuge Jehovas."
Und als eine wesentliche USA-bezügliche Aussage arbeitet Schlosser heraus:
"Adam Smith glaubte an einen guten, weisen und allmächtigen Gott. Der große
Theoretiker der freien Marktwirtschaft glaubte an die Vorsehung. »Das Glück
der Menschheit«, schrieb Smith, »scheint der ursprünglich vom Autor der Natur
beabsichtigte Zweck zu sein.« Die Werke des Herrn offenbarten sich nicht nur
in der Bibel oder in Wundern, sondern auch im täglichen Marktgeschehen, im
Kaufen und Verkaufen. Hinter jedem Kauf stand vielleicht der Wunsch eines
Einzelnen, doch hinter allem stand die »unsichtbare Hand«. Diese unsichtbare
Hand setzte Preise und Löhne fest. Sie regelte Angebot und Nachfrage. Sie
stand für die Summe aller menschlichen Wünsche. Der freie Markt benötigte die
Intervention des Menschen nicht, allein durch ihn entwickelten sich
Landwirtschaft und Industrie, er schuf überschüssigen Reichtum und
gewährleistete, dass die produzierten Güter auch das waren, was die Menschen
kaufen wollten.
Laut Smith fehlte den Menschen die Weisheit, die Gesellschaft bewusst zu
verbessern oder Fortschritt nach einem ausgeklügelten Plan voranzutreiben.
Aber wenn jeder seine eigenen Interessen verfolgte und nur seinen
»Leidenschaften« nachging, würde die unsichtbare Hand für das Wohl des
Einzelnen aufkommen."
Jenes Schmith'sche Buch "Wealth of Nations "(Wohlstand der Nationen) erschien
1776 und hatte tief reichende Auswirkungen auf das Land..
Es wurde zur Magna Carta der Marktwirtschaft und eben besonders in den USA
durchexerziert.
Allerdings auch das gibt es in den USA, und dass beschreibt Schlosser mit der
Vokabel "Schattenwirtschaft". Einer Schattenwirtschaft von gigantischem
Ausmaß, wozu er dann noch weitere Details nennt.
Auch Schlosser räumt ein, wohl nicht "nur" in den USA. Da gibt es noch etliche
andere Staaten wo der Aspekt Schattenwirtschaft, erschreckende Dimensionen
angenommen hat.
Die von Schlosser gewählte eher vornehme Vokabel "Schattenwirtschaft", könnte
man dann aber auch durch eine andere - weniger vornehme - Vokabel austauschen,
und wurde sich dann schlicht und einfach Korruption benennen.
Zwei diesbezügliche begünstigende Epochen nimmt Schlosser diesbezüglich war.
Einmal die Epoche der Prohibition in den USA, von 1920 bis 1933.
Und als zweite Epoche meint er ein rasantes Anwachsen der "Schattenwirtschaft"
etwa ab den 1960er Jahren wahrzunehmen.
Auch Schlosser räumt ein:
"Die Schattenwirtschaft in der Europäischen Union ist heute womöglich sogar
größer als in den USA."
Und auch dieses Votum liest man bei Schlosser:
"In vielerlei Hinsicht bedeutet das Wachstum der Schwarzmärkte in den
Industrieländern jedoch einen Rückschritt. Eine expandierende
Schattenwirtschaft ist oft mit einem Anstieg der Korruption und einer tieferen
Kluft zwischen Arm und Reich verbunden. ...
Sein zusammenfassendes Votum besteht wohl in der Aussage:
"Das politische System der Vereinigten Staaten und das Wirtschaftssystem, das
Adam Smith propagierte, sind angeblich der Freiheit gewidmet. Seit 1776 sind
Amerikaner immer wieder bereit gewesen, für die Freiheit zu kämpfen und zu
sterben. Man muss lange suchen, um einen Amerikaner zu finden, der Freiheit
für etwas Schlechtes hält. Doch die Frage, die viel schwieriger zu beantworten
ist, lautet: Freiheit für wen?
Soll der Staat die Freiheit der Arbeitnehmer oder der Unternehmer schützen?
Die Freiheit der Verbraucher oder der Produzenten? Der Mehrheit, die sich für
die eine Lebensweise entschieden hat, oder der Minderheit, die sich für eine
andere Lebensweise entschieden hat?
Als abstraktes Gut kann man die Freiheit leicht feiern. Aber das Festhalten an
diesem hohen Ideal scheint unmöglich."
Ein Veranschaulichungsbeispiel des gepriesenen Marktliberalismus- aus
deutschen Landen dazu, konnte man auch (beispielsweise - Sicherlich gibt es
noch andere ähnliche Beispiele) der "Spiegel"-Ausgabe Nr. 34/2009 entnehmen.
wissen.spiegel.de/wissen/dokument/dokument.html?titel=Sklaven+am+Wok&id=66436843&top=SPIEGEL&suchbegriff=sklaven+am+wok&quellen=&qcrubrik=geschichte
Man mag zu den "Spiegel"-Ausführungen sagen. Es beträfe ja "nur" Ausländer.
Wirklich "nur"? Beispiele der Art pflegen sich durchaus in einer Art
"Steppenbrand" auszuweiten.
Beispiel Nummer zwei
Da träumen einige davon, die Deutsche Bahn in eine Börsennotierte,
Gewinnabwerfende Gesellschaft umzufunktionieren. Einen diesbezüglichen
"Probelauf" erlebte auch Berlin mit seinem Nahrverkehrsmittel der S-Bahn.
Reguläre Wartungsintervalle kosten halt etwas. Kosten minimieren den Gewinn.
Ergo unter auch Druck der Konzernspitze, wurden diese Kosten gewaltsam
zurückgefahren.
Zitat aus der "Berliner Zeitung" vom 9. 9. 2009:
"Es habe bei der S-Bahn einen "enormen Abbau" gegeben. Allein von 2005 bis
2008 sei ein Viertel der Stellen weggefallen, während der Gewinn von 9 auf 56
Millionen Euro stieg. Auch Arbeitsinhalte wurden "wegespart" - zu lasten der
Sicherheit ..."
Das "Ende vom Lied". Erst platzte ein Rad eines S-Bahnzuges. Glück im Unglück,
nicht auf freier Strecke, in einem Bahnhof. Die Passagiere der entgleisten
Bahn kamen mit dem Schrecken davon.
Die über der Bahn stehenden Behörden machten selbiger daraufhin
Sicherheitstechnische Auflagen. Die wurden aber bewusst mißachtet, denn das
kostet ja Geld.
Dann kam der nächste "Hammerschlag". Wegen Mißachtung jener Auflagen,
festgestellt bei einer Nachkontrolle, wurde quasi über Nacht, der Bahn bei
einem großen Teil ihrer Züge verboten selbige weiter fahren zu lassen.
Nun saß das "Kind im Brunnen". Wegen akuten Zugmangels konnte nur noch ein
eingeschränkter Notbetrieb gewährleistet werden.
Zwar verbesserte sich der im Laufe der Zeit, indem freigegebene Fahrzeuge
hinzukamen. Aber das volle mal vorhandene Wagenangebot, war bei weitem nicht
wieder erreicht.
Dann kam Anfang September 2009 der nächste Schlag. Bei einer technischen
Untersuchung wurde festgestellt, vier von acht Bremszylindern einer
Wagenreihe, an einem Wagen seien defekt. Auch und nicht zuletzt wegen
Mißachtung vorgeschriebener Wartungsarbeiten.
Als "gebrannte Kinder" handelte nunmehr die Bahn selbst, und musste die
entsprechende Wagenreihe aus den Betrieb ziehen.
Der immer noch bestehende Notfahrplan, aus vorgenannten Gründen, erwies sich
nunmehr vordem als noch geradezu "fürstlich".
In Folge der Bremsengeschichte, reduzierte sich das vorhandene Wagenangebot
auf magere 25%.
Ganzen Linien mussten eingestellt werden. Auch diejenige zum Hauptbahnhof, wo
viele von Außerhalb Anreisende zuerst ankommen, und dort gestrandet, nicht
mehr wissen. Wie nun weiter. Der einzigste der sich dabei vielleicht freuen
wird: Die Taxiinnung. Taxis haben dann ja die Möglichkeit "das Geschäft ihres
Lebens zu machen".
Etliche Bahnhofe der Stillgelegten Linien wurden als Folge auch geschlossen.
Nur, in diesen Bahnhöfen gibt es dann noch Untermieter, seien es Kioske, seien
es - teilweise - Gaststätten. Die können sich dann auch über ausbleibende
Kundschaft "freuen".
Eine weitere "Nebenfolge" noch.
Der Berliner Senat erklärte daraufhin, seine monatlichen Zahlungen von 20
Millionen Euro für die S-Bahn, für September 2009 auf 5 Millionen zu
reduzieren.
Die Träumer der "Gewinnmaximierungsmaschine Bahn", dürften damit ziemlich
unsanft aus ihren Träumen erwacht sein.
Wer die Gewinnmaxierung zum alles überragenden Ziel erklärt, dem dürften noch
einige andere Überraschungen bevorstehen, die er sich heute vielleicht noch so
gar nicht träumen lässt!