Re: im "Goldenen Zeitalter" gelesen - Eine Zeitreise -
geschrieben von:  Drahbeck
Datum: 21. Februar 2009 03:51
Auf den Artikel über die „Loganbeere" der da seinerzeit die Redaktion des „Goldenen Zeitalters" euphorisierte, veröffentlicht in der Schweizer Ausgabe des GZ vom 15. 11. 1923, und danach noch in der deutschen GZ-Ausgabe vom 15. 2. 1924, wurde schon früher eingegangen.
Siehe dazu
GZZeitreise23 (Eintrag vom 18. 11. 2008)

Der Rubrik „Euphorie" ist sicherlich auch die nachfolgende Meldung aus dem „Goldenen Zeitalter" (Ausgabe Bern) vom 15. 2. 1924 zuzuordnen:


„Luftelektrizität als Kraftquelle der Zukunft
In dem unsere Erde umhüllenden Luftmantel werden durch Reibung fortwährend grosse Mengen an Elektrizität erzeugt. Das ist auch dem Laien aus der Erscheinung des Blitzes bekannt; aber wie ungeheuer gross die zeitweise in der Atmosphäre aufgespeicherte elektrische Energie in Wirklichkeit ist, kann sich doch nur derjenige annähernd vorstellen, welcher einmal die Entladung bei tropischen Gewittern zu beobachten Gelegenheit gehabt hat.
Wie nun, wenn der Mensch sich die innewohnende Energie zunutze machte?
Die praktische Durchführbarkeit, dieser Idee wird in einem Werk von Pladson ,,Gewinnung und Verwertung der atmosphärischen Elektrizität" eingehend erörtert. Pladson schlägt vor, grosse, metallische, zum Auftrieb mit Wasserstoff gefüllte Fesselballons zu verwenden, die ihrerseits durch metallische Seile miteinander verbunden sind. Durch scharfe Spitzen kommt es dann zu sogenannten "stillen Entladungen" und zur Ansammlung von elektrischer Energie zunächst in dem Sammelsystem der Ballons. Dieses Sammelsystem der Ballons in der Luft wird dann von Zeit zu Zeit mit geeigneten Apparaten auf der Erde verbunden, in welche die gesammelte Energie überfliesst und nun genau so verwendet werden kann, wie der elektrische Kraft- und Luftstrom unserer Elektrizitätswerke.

Praktische Versuche haben bisher pro Quadratkilometer Erdoberfläche 200 Pferdestärken ergeben. Das erscheint wenig, doch ist bisher keine bahnbrechende Erfindung gleich in höchster Vollkommenheit geboren worden.
Wahrscheinlich lässt sich das System noch verbessern und dadurch die Menge der gewonnenen Elektrizität vermehren.

Das System an sich ist vorteilhaft da es ausser der einmaligen Anschaffung der Ballons und der Apparate so gut wie gar keine Kosten macht, und da die Luft vorläufig wenigstens weder beschlagnahmt noch in Privatbesitz übergegangen ist. Ausserdem ist das System überall verwendbar, da elektrische Energie überall gleichmässig in der Luft vorhanden ist. Nach Berechnung Pladsons würden sich bei Ausnutzung von 175 000 Quadratkilometer Boden-Luft-fläche täglich 720 Millionen-Pferdestärken aus der Luftelektrizität gewinnen lassen, wodurch ein grosser Teil des Gesamtbedarfes der Industrie obiger Gebiete gedeckt werden könnte."


Nun werden diese Meldung wohl nur wirklich sackkundige Techniker beurteilen können. Das Thema: Weg von fossilen Brennstoffen, hin zu Alternativ-Energiequellen, ist ja auch heutzutage hochaktuell. Ohne diese Ausführungen inhaltlich bewerten zu können, scheint es doch wohl so zu sein, dass genannte Erfindung in keiner Weise sich durchgesetzt hat. Warum hat sie sich nicht durchgesetzt?

Das können nur sackkundige Techniker beantworten.
Aber als einer der sich nicht unbedingt zur vorstehenden Gruppe dazu zählt, kann man doch soviel sagen.

Sicherlich ist dem „Goldenen Zeitalter" eines zu danken. Die Überlieferung einer „Erfindung" für die Nachwelt, einortbar in die Rubrik:
„Erfindungen auf welche die Welt gewartet hat - und sie dennoch nicht gebrauchen kann"!

Man vergleiche thematisch auch die frühere euphorische GZ-Meldung
„Luftelektrizität als Kraftquelle der Zukunft "
Goldenen Zeitalter" (Ausgabe Magdeburg, 15. 11. 1923, Ausgabe Bern vom 15. 2. 1924)
http://forum.mysnip.de/read.php?27094,14762,17149#msg-17149Der Rubrik „Euphorie" ist sicherlich auch die nachfolgende Meldung aus dem „Goldenen Zeitalter" (Ausgabe Magdeburg, 15. 11. 1923, Ausgabe Bern vom 15. 2. 1924) zuzuordnen:


„Luftelektrizität als Kraftquelle der Zukunft
In dem unsere Erde umhüllenden Luftmantel werden durch Reibung fortwährend grosse Mengen an Elektrizität erzeugt. Das ist auch dem Laien aus der Erscheinung des Blitzes bekannt; aber wie ungeheuer gross die zeitweise in der Atmosphäre aufgespeicherte elektrische Energie in Wirklichkeit ist, kann sich doch nur derjenige annähernd vorstellen, welcher einmal die Entladung bei tropischen Gewittern zu beobachten Gelegenheit gehabt hat.
Wie nun, wenn der Mensch sich die innewohnende Energie zunutze machte?
Die praktische Durchführbarkeit, dieser Idee wird in einem Werk von Pladson ,,Gewinnung und Verwertung der atmosphärischen Elektrizität" eingehend erörtert. Pladson schlägt vor, grosse, metallische, zum Auftrieb mit Wasserstoff gefüllte Fesselballons zu verwenden, die ihrerseits durch metallische Seile miteinander verbunden sind. Durch scharfe Spitzen kommt es dann zu sogenannten "stillen Entladungen" und zur Ansammlung von elektrischer Energie zunächst in dem Sammelsystem der Ballons. Dieses Sammelsystem der Ballons in der Luft wird dann von Zeit zu Zeit mit geeigneten Apparaten auf der Erde verbunden, in welche die gesammelte Energie überfliesst und nun genau so verwendet werden kann, wie der elektrische Kraft- und Luftstrom unserer Elektrizitätswerke.

Praktische Versuche haben bisher pro Quadratkilometer Erdoberfläche 200 Pferdestärken ergeben. Das erscheint wenig, doch ist bisher keine bahnbrechende Erfindung gleich in höchster Vollkommenheit geboren worden.
Wahrscheinlich lässt sich das System noch verbessern und dadurch die Menge der gewonnenen Elektrizität vermehren.

Das System an sich ist vorteilhaft da es ausser der einmaligen Anschaffung der Ballons und der Apparate so gut wie gar keine Kosten macht, und da die Luft vorläufig wenigstens weder beschlagnahmt noch in Privatbesitz übergegangen ist. Ausserdem ist das System überall verwendbar, da elektrische Energie überall gleichmässig in der Luft vorhanden ist. Nach Berechnung Pladsons würden sich bei Ausnutzung von 175 000 Quadratkilometer Boden-Luft-fläche täglich 720 Millionen-Pferdestärken aus der Luftelektrizität gewinnen lassen, wodurch ein grosser Teil des Gesamtbedarfes der Industrie obiger Gebiete gedeckt werden könnte."


Nun werden diese Meldung wohl nur wirklich sackkundige Techniker beurteilen können. Das Thema: Weg von fossilen Brennstoffen, hin zu Alternativ-Energiequellen, ist ja auch heutzutage hochaktuell. Ohne diese Ausführungen inhaltlich bewerten zu können, scheint es doch wohl so zu sein, dass genannte Erfindung in keiner Weise sich durchgesetzt hat. Warum hat sie sich nicht durchgesetzt?

Das können nur sachkundige Techniker beantworten.
Aber als einer der sich nicht unbedingt zur vorstehenden Gruppe dazu zählt, kann man doch soviel sagen.

Sicherlich ist dem „Goldenen Zeitalter" eines zu danken. Die Überlieferung einer „Erfindung" für die Nachwelt, einortbar in die Rubrik:
„Erfindungen auf welche die Welt gewartet hat - und sie dennoch nicht gebrauchen kann"!

ferner:
"Wasserstoff als Benzin"
„Goldenen Zeitalter" vom 15. 4. 1935
http://forum.mysnip.de/read.php?27094,18193,18193#msg-18193

Der letzte Schrei ...
geschrieben von:  Drahbeck
Datum: 09. Dezember 2008 18:23
Nun also gibt es dieser Tage eine Meldung, welche der klassischen Glühlampe das „Aus" ankündigt, was ja hier nicht weiter kommentiert werden soll, dieweil es ja nicht das Thema dieses Forums darstellt.
Siehe etwa:
www.tagesspiegel.de/wirtschaft/Gluehbirne-EU;art271,2680179

Von Zeit zu Zeit gibt es ja ähnlich gelagerte Meldungen. Sei es neuere Energiequellen und ähnliches betreffend. Wer hätte das gedacht, selbst das „Goldene Zeitalter" der Zeugen Jehovas, wusste schon im Jahre 1935 mit solch einer Meldung zu „punkten". Das was das GZ als „letzten Schrei" mitteilte war ein „Wasserstoffmotor", der gar herkömmliche Benzin- und Dieselmotoren ablösen würde. Sieht man sich indes an, was etwa die Wikipedia zum Thema mitzuteilen weis, scheint wohl nach wie vor „der Teufel im Detail" zu stecken.

Auch das soll jetzt hier nicht weiter kommentiert werden. Es sei lediglich einmal wertfrei mitgeteilt.

Im „Goldenen Zeitalter" vom 15. 4. 1935 war nachfolgende Meldung zu lesen:

„Wasserstoff statt Benzin
In letzter Zelt konstruierte man einen Wasserstoffmotor, der sicher und wirtschaftlich arbeiten soll, stets startbereit ist und dessen Auspuffgase unschädlich und geruchlos bleiben. Wasserstoff läßt sich auf elektrischem Wege billig erzeugen und könnte in Zukunft als vielfacher Ersatz für Benzin und Rohöl dienen. Man kann auch Vergasermotoren und Dieselmaschinen für Wasserstoffantrieb umbauen."

Was die Wikipedia zum Thema zu sagen hat, kann man etwa hier nachlesen:

http://de.wikipedia.org/wiki/Wasserstoffverbrennungsmotor


Das Thema Elektrizität beflügelte das „Goldene Zeitalter" offenbar auch noch zu späteren Zeitpunkten. Ein Beispiel dafür dessen (Schweizer) Ausgabe vom 1. 10. 1925 in der offenbar unter Zugrundelegung eines Presseartikels aus einer nicht näher verifizierten Zeitschrift, namens „Der Blitz" zu lesen war:


"Seit einigen Jahren kann man in der Nähe Berlins und anderer deutschen Großstädte Gärtnereien beobachten, die Riesenfrüchte und Gemüse von ungeheuren, früher nie geahnten Dimensionen hervorbringen. Diese Neuerer auf dem Gebiete der Gartenkunst sind Schüler eines großen Meisters, der ein Franzose ist, nämlich Dr. M, Justin Christofleau, in dem kleinen Dörfchen La Queue-les-Yvelines in der Normadie ansässig,"

Da mag schon die Einfügung gestattet sein. Gibt man vorgenannten Namen in eine der gängigen Internet-Suchmaschinen ein, bekommt man keinerlei relevantes Ergebnis geliefert. Weiter im GZ-Text. Selbiges weis zu berichten, der vorgenannte Herr

„ist der Erfinder eines elektro-magnetischen Apparates zum Einfang der Erd-Elektrizität. Seine Methode ist in aller Welt mit großem Erfolg nachgeahmt worden. Sie besteht, kurz gesagt, darin, die natürliche Elektrizität der Erde aufzufangen und dem Wachsen der Pflanzen dienstbar zu machen. Dr. M. Christofleau ist ein entschiedener Gegner jeder Art Dünger, natürlich oder künstlich. Er geht von dem Standpunkte aus, daß die Pflanzenwelt alle Nahrung aus der Luft empfängt, an die die Erde allerdings einen Teil der nötigen Stoffe abgegeben haben muß.

Was wir Leben nennen, ist in Wirklichkeit nichts als natürliche Elektrizität, sagt M. Christofleau. Er legt seine Felder in der Richtung von Norden nach Süden an und zieht dieser Richtung entlang parallele Furchen, die etwa drei Meter von einander entfernt sind. In diese Furchen legt er galvanisierten Eisendraht der ganzen Länge nach. Im Norden verliert sich der Draht in der Erde. Im Süden wird er an einer 15-30 Fuß hohen Stange emporgeleitet und verliert sich an der Spitze in einer Antenne, Die Antenne fängt die atmosphärische (also positive) Elektrizität ein und leitet sie den Draht in den Furchen entlang in den Boden. Hier vereinigt sie sich mit der negativen Elektrizität, die ein dort befindliches Netzwerk von Drähten aufgefangen hat, und bildet so die natürliche belebende Kraft, die nun unmittelbar auf die Wurzeln einwirken kann.

Die Pflanze nimmt sozusagen ein elektrisches Fußbad, das von ungeheurer, befruchtender Wirkung ist. Auch Hitze wird auf diese Weise den Pflanzen zugeführt, indem man Sonnenschein in großen Spiegelscheiben von Kupfer und Zink auffängt und auf demselben Wege wie die positive Elektrizität den Pflanzenwurzeln zuführt. Die von Norden nach Süden führenden Drähte mögen unbedeckt von Erde bleiben, wenn es sich darum handelt, Weinstöcke, Beerensträucher, Zwergobst, Tomaten und Rankengewächse aller Art zu stutzen,

Es ist über allem Zweifel bereits festgestellt, daß durch diese Methode die Ergiebigkeit des Bodens mindestens verdoppelt wird. Dabei muß noch besonders bemerkt werden, daß Früchte und Obst, die auf diese Weise behandelt werden, zumeist eine ungewöhnliche Größe erreichen und viel mehr Aroma haben. Der Boden wird vollkommen von Ungeziefer frei, das die elektrischen Strömungen nicht vertragen kann. Was aber das Wichtigste ist; die Erdelektrizität macht Dünger jeder Art überflüssig,

Jeder Landwirt und Gärtner weiß, welch große Ersparnis das bedeutet, Umfragen bei Gärtnern und Landwirten, die die neue Methode erprobt, haben erstaunliche Resultate ergeben. Tomaten z. B. reiften auf einer Plantage in der Nähe Berlins in zwei Drittel der gewöhnlichen Zeit. "Elektrisierte" Apfelbäume, die früher nur geringe Sorten von Äpfeln brachten, trugen jetzt Früchte, die einen Durchmesser von 12 Zentimeter erreichten. Kartoffeln reiften sehr schnell zu ungewöhnlicher Größe, obwohl sie dabei über meterhoch ins Kraut schössen. Am günstigsten sind die Berichte über die Gesundung von Fruchtbäumen, die nach der Methode Christofleaus mit Elektrizität behandelt wurden


Und zur Unterstreichung des vorgesagten, fügt das GZ eigens noch eine Zeichnung dazu bei.

http://www.manfred-gebhard.de/GZBlitz.jpg

Offenbar brachte, in etwas abgewandelter Form, auch die Magdeburger Ausgabe des „Goldenen Zeitalters" vom 1. 10. 1925, einen Bericht zum selbigen Thema. In der Magdeburger GZ-Ausgabe war das ganze in die Form einer Frage und ihrer Beantwortung eingefasst.
Dort las man als Frage, ob etwas bekannt sei


„von einer neuen Erfindung, bei welcher das Radio aus der Luft aufgefangen wird und zur Düngung weiter Flächen von Ackerland verwandt wird, indem dieses (Radio) durch Drähte in die Erde geleitet wird. Die Erfolge, die hierdurch erzielt wurden, sollen geradezu Wunder hervorgerufen haben auf dem Gebiete der Garten- und Landwirtschaft. Vielleicht könnten Sie auch hierüber einmal näheres schreiben, da dieses doch ein ganz gewaltiger Beweis sein wird, daß jetzt schon Mittel und Wege vorhanden sind, die unvollkommene Erde in ein wirkliches Paradies umzuwandeln."

Und als Antwort auf diese Frage schreibt dann das Magdeburger GZ:
„Der Fragesteller bezieht sich jedenfalls auf die aufsehenerregende Erfindung des Franzosen Christtoffleau
(Einfügung. Auch diese etwas andere Namensschreibung in der Magdeburger GZ-Ausgabe, fördert in den Internet-Suchmaschinen kein relevantes Ergebnis zutage). Weiter im GZ-Text:
„Die ganze Anlage, Elektrokultivator genannt, setzt sich zusammen aus einem Apparatekasten, dessen wagerechte, weitauslandende Spitze genau nach dem Südpol der Erde zeigt. Der Kasten sitzt an einer Antennenstütze, die oben von Drahtspitzen zum Auffangen der atmosphärischen Elektrizität endigt. Von diesem Apparat aus führt ein verzinkter Eisendraht in das Erdreich und ist dort etwa 40 cm unter der Erdoberfläche genau in der magnetischen Süd-Nordrichtung verlegt. Die Wirkungsweise selbst soll sich auf einem Flächenstreifen von etwa 1,5 m rechts und links vom Drahte erstrecken und in der Längsrichtung etwa 1000 m weit reichen.

Ob die Steigerung der Fruchtbarkeit durch diesen Apparat auf der Vertilgung der schädlichen Parasiten beruht, oder auf einer chemischen Umwandlung, bezw. günstigen Beeinflussung der Erdbestandteile, das vermögen wir mit Bestimmtheit nicht anzugeben.
Aus uns vorliegenden Gutachten aus deutschen Gebieten entnehmen wir den Hinweis, daß die Pflanzen eines Kartoffelfeldes schon 4 Wochen nach Aufstellung des Apparates voller und größer waren, als in den benachbarten Teilen des Feldes. Nach 6 Wochen ergab sich eine Besserung der Fruchtbarkeit um etwa 50%
Wir dürfen wohl sagen, daß die Nutzbarmachung dieser Erfindung auf dem Gebiete der Landwirtschaft und des Gartenbaues gewaltige Umwälzungen hervorzubringen imstande wäre."


Nun muss man wohl einräumen: Es handelt sich (soweit es das Berner GZ anbelangt) nicht um einen Eigenbericht. Gleichwohl kann man sich des Eindruckes nicht erwehren. Die damals wohl als „revolutionär" angesehene „Methode", hat sich offenbar in keinster Weise durchgesetzt. Also auch eine Erfindung, auf welche „die Welt wartete" und dennoch keine Verwendung für sie hat!
Unwillkürlich wird man dabei auch wieder an die Euphorie in Sachen Wunderweizen erinnert.
Die Sache mit dem Wunderweizen

Offenbar bekam das GZ (Magdeburger Ausgabe vom 15. 11.1925) schon einige Zeit später, selbst wohl „kalte Füße" in seiner Elektrizitäts-Euphorie. Zumindest spricht dafür die Zitierung eines weiteren Presseartikels durch das GZ, der offenkundig in gewissem Widerspruch zu den voran gegangenen Euphorie-Artikeln steht. Da berichtet also jetzt das Magdeburger GZ unter der Überschrift „Elektro-Kultivator" das nachfolgende:


„Die „Dresdener Neuesten Nachrichten" brachten am 2. August eine Notiz unter vorstehender Überschrift. Da wir durch einen unserer Mitarbeiter auch im G. Z. bereits kurz über diese Sache berichteten, aber nicht in der Lage sind, das Für und Wider selbst nachzuprüfen, fühlen wir uns unserer Leserschaft gegenüber verpflichtet, auch nachstehende Ausführungen zu veröffentlichen.

Der „Elektro-Kultivator". Die Fachkammer für Gartenbau bei der Landwirtschaftskammer für den Freistaat Sachsen teilt uns folgendes mit:
Seit einiger Zeit preist eine Berliner Firma, die auch in Sachsen, z. B. In Dresden und Zittau, Vertreter hat, den sächsischen Gärtnern mit großer Reklame einen Apparat an, den „Elektro-Kultivator", von dem sie behauptet, daß durch ihn nicht nur auf dem Gebiete des Gemüsebaues und anderer Zweige der Bodenkultur, sondern auch in der gesamten Weltwirtschaft eine Umwälzung infolge Verdopplung bis Verfünffachung der Ernte zu erwarten sei. Die Erfolge würden ohne chemischen Dünger hervorgebracht. Gleichzeitig würden alle Parasiten der Pflanzen vernichtet.

Auf beweiskräftige Versuchsergebnisse von einwandfreier Seite kann sich die den Apparat verbreitende Firma nicht stützen. Dagegen liegen Urteile von maßgebenden Stellen vor, aus denen zu ersehen ist, daß die Anwendung des „Elektro-Kultivators" dem Pflanzenbau nicht im geringsten den in Aussicht gestellten Nutzen bringt. Die Höhere Staatslehranstalt für Gartenbau in Pillnitz hat in ihren Versuchskulturen keinen Unterschied zugunsten des „Elektro-Kultivators" feststellen können. Der Reichsverband des deutschen Gartenbaus in Berlin hat am 8. Juli eine Besichtigung der Versuchsanlagen der den Apparat vertreibenden Firma veranlaßt und die behaupteten Entwicklungssteigerungen nicht bestätigt gefunden.

Die Fachkammer für Gartenbau in Dresden hat durch eines ihrer Kammermitglieder sowie durch einen ihrer Fachbeamten in sächsischen gärtnerischen Betrieben aufgestellte „Elektro-Kultivatoren" besichtigen lassen, und auch hier konnte nicht der geringste Erfolg bemerkt werden. Aus diesen Gründen sieht sich die Fachkammer für Gartenbau pflichtgemäß veranlaßt. Alle sächsischen Gärtner und sonstige am Gartenbau beteiligte Kreise vor der Anschaffung des „Elektro-Kultivators" zu warnen, um sie vor Benachteiligung zu schützen."


Jene eben zitierte Kritik hat aber das Berner „Goldene Zeitalter" in keiner Weise beeindruckt. Dafür spricht dann ein voll euphorisierter Artikel im Berner GZ vom 1. 3. 1926. Selbiger ist zwar namentlich gezeichnet, mit K. A. Tschudi, Zürich. Allein schon die fünf beigefügten Bilder unterstreichen den voll euphorisiertem Charakter.
Es wird um Nachsicht gebeten, das aus technischen Zwängen, die Bildwiedergabe nicht optimal ist. Allein aber die jeweiligem vom GZ beigefügten Bildunterschriften sagen schon aus, worum es geht.

http://www.manfred-gebhard.de/Tschudi1.jpg

http://www.manfred-gebhard.de/Tschudi2.jpg

http://www.manfred-gebhard.de/Tschudi3.jpg

http://www.manfred-gebhard.de/4.jpg

http://www.manfred-gebhard.de/Tschudi5.jpg

Irgendwelche kritischen Akzente sucht man in diesem Artikel vergeblich. Herr Tschudi meint also via seines Sprachrohres „Goldenes Zeitalter" unter der Überschrift „Elektro-Terro-Kultur. Eine umwälzende Erfindung für die Landwirtschaft" unter anderem das folgende:

„Die hohen Kosten des Verfahrens erlaubten seine Anwendung nur bei wertvolleren Kulturen. Da kam der französische Bauer J. Christofleau und sagte; die künstliche Strombenutzung muß ausgeschaltet werden!
- Seit Jahren und in aller Stille machte er Versuche, sich die natürlichen Stromquellen nutzbar zu machen. Das Resultat ist heute sein "Elektro-Terro-Apparat"!

Diese einfache und geniale Erfindung gestattet dem Bauer, die elektromagnetischen Ströme der Erde und der Atmosphäre den Gewächsen zuzuführen. Mittels der Unterstützung dieser Naturkräfte wird die Vegetation befähigt, die ihr zur Verfügung stehenden Naturstoffquellen in Luft und Boden in einem weit höheren Maße auszunützen.

Die Aufnahme der Kohlensäure und des Stickstoffes aus der Luft wird erleichtert und gleichzeitig bedeutend gesteigert. Ebenso werden durch die Elektrolyse die Zersetzung im Erdreich begünstigt. Auf diese Weise wird der ganze Stoffwechsel, wie auch die Entwicklung der Pflanze beschleunigt, sodaß die relativ kurze Sonnenwirkung zu einer totalen Ausnützung gelangt.

Eine frühere Reife, verbunden mit einer besseren Qualität der Ernte sind als Erfolg zu buchen. Das bedeutet in Zukunft einen erheblichen Mehrwert der landwirtschaftlichen Produkte. Das unter dem Einfluß der Christofleau'schen Apparate gezogene Gemüse erwies sich nach offiziell angestellten Analysen als schmackhafter, die erhaltenen Früchte als viel größer, aromatischer und gehaltreicher an Zucker.

Der Apparat J. Christofleaus stellt sich als ein metallener, kleiner Kasten dar mit einer weit vorspringenden Nase. Das Gehäuse ist nach oben durch eine vertiefte Zinkplatte gedeckt, die Vertiefung aber mit einer Kupferplatte ausgefüllt. Eine seitlich senkrecht angeschlossene Metallspitze läuft oben in einen Drahtbündel aus, das einer Radioantenne ähnlich sieht. Das untere Ende dieser Metallspitze überquert eine aus Kupfer und Zink geschweißte kleine Röhre, die als Elektro-Termo-Element wirkt.

Diese einfache Konstruktion, deren Gewicht nicht mehr als 4 Kilogramm beträgt, wird auf einem ca. 7 Meter hohen Holzpfosten festmontiert und zwar so, daß die Nase mit dem Kompaß genau die Richtung nach Süden zugewiesen erhält. Der an der Nordseile angeschlossene Leitungsdraht gleitet dem Pfosten entlang ins Erdreich, wo er ebenfalls mit dem Kompaß, in Spatentiefe, in der Richtung von Süden nach Norden, auf eine ungefähre Länge von 1000 Metern die gewonnene Elektrizität, auf eine Distanz von ca. 1,50 Meter je nach beiden Seiten des gelegten Leitungsdrahtes in den Boden verteilt.

Die Gewinnung der Elektrizität basiert einzig und allein auf der Konstruktion des auf dem Pfosten ruhenden Apparates. - Da ist vor allem die nach Süden gerichtete Nase unter Mitwirkung des Kastens in der Lage, den Magnetismus der Erde aufzunehmen. Bei Sonnenwirkung ergibt sich folgendes; die gewellten Innenseiten des Metallkastens, d, h, die erhöhten Punkte, welche von der Luft geschützt sind, schließen die durch die Bestrahlung entstehende Wärme ein; die an den dünnsten Außenwandsteilen angebrachten Flügel hingegen, die im Kontakt mit den Strömen der Luft stehen, wirken abkühlend. Dadurch entsteht im Innern des Kastens selbst ein Temperaturunterschied, was logisch die Bildung eines elektrischen Herdes zur Folge hat, denn; die leichteste Temperaturdifferenz zwischen den einzelnen, im Kontakt zu einander sich befindlichen Metallteilen bewirkt eine elektrische Quelle.

Dieser Vorgang wiederholt sich je nach dem Stande der Sonne nach drei Richtungen. - Ferner wird die Sonnenwirkung von dem Elektro-Termo-Element der aus Kupfer und Zink geschweißten Röhre ausgenützt. Diese ist derart angebracht, daß bei der Bestrahlung immer eine der geschweißten Stellen der Sonne ausgesetzt, die andere geschützt bleibt. So bildet sich ebenfalls ein elektrischer Strom, der sich vom Kupfer zum Zink und von da in den Apparat bewegt. Der nämliche Prozeß geht auch vor sich bei Kälte und Frosteinflüssen. -

Die Elektrizität der uns umgebenden Atmosphäre, sowie jene der vorüberziehenden Wolken wird von dem Drahtbündel aufgefangen. - Die versenkte Zinkplatte bildet eine Art Sammler für Regenwasser, Kupfer und Zink verbinden sich und dienen so als Stromleiter wie ein Volta-Element, Alle so entwickelte und erraffte Energie gelangt nun, wie schon erwähnt, ins Erdreich ; die höchste Spannung mit ca. 120 bis 160, die niederste mit etwa 20 Milliampere, zerstört dort die der Pflanze schädlichen Mikroben und fördert die chemischen
Prozesse, wodurch der Pflanze die Aufnahme der nötigen Stoffe wesentlich erleichtert wird. Die Regulierung des Stromes ist den Einflüssen der Natur unterworfen; er ist kostenlos, weshalb der Apparat auch keiner Wartung bedarf. Das Leitungsnetz ist unterirdisch und wirkt weder bei der Bearbeitung des Grundstückes, noch beim Einbringen der Ernte hinderlich.

Als ein hervorragendes Element durch die Behandlung mit Elektro-Terro-Apparaten, ist Gesundung der Vegetation anzuführen. Behördlich angestellte Versuche haben ergeben, daß Weinreben, die kaum noch ertragfähig waren, auch solche, die durch die Reblaus der Vernichtung anheim gefallen wären, sich bei einer derartigen Behandlung im Verlaufe von l bis 2 Jahren wieder vollständig erholten und einen üppigeren Traubenhang aufwiesen als zuvor!

Zu bemerken ist ferner, daß der Erfinder bei allen seinen Versuchen der letzten 5 Jahre den Kunstdünger ganz fallen ließ. Es ist aber doch anzunehmen, daß sich der Boden nach und nach erschöpfen könnte, deshalb ist es angebracht auch weiterhin Düngemittel, - wie Kali, Kalk und Phosphorsäure in der Menge weiter zu verwenden, wie sie durch die Ernten dem Boden entzogen worden sind. Dagegen können alle andern schädlichen Kunstdünger ruhig bei Seite gelassen werden.

Da die mineralischen Bestandteile nur einen kleinen Teil der stofflichen Zusammensetzung der Pflanzen ausmachen, (z. B. bei jungem Gras nur 1,7%) so kommt die Düngung mit den erwähnten unschädlichen Dungmitteln sehr billig zu stehen und ändert am Ergebnis des Mehrertrages wesentlich nichts. Die zur Zeit angestellten Versuche an der Eidgenössisch-technischen Hochschule in Zürich mit und ohne Stalldüngung aber ohne Kunstdünger, werden voraussichtlich in dieser Hinsicht einigen Aufschluß geben können. -
Bereits sind in der Schweiz eine größere Anzahl von solchen Elektro-Terro-Apparaten zu unparteiischen Versuchen gratis zur Verfügung gestellt worden; das Ergebnis wird heute schon vielfach mit größtem Erstaunen verfolgt und einige Landwirte melden mit Enthusiasmus ihre Überraschung. - Der Erfinder ist von der "Societe d'engouragement pour l'Industrie nationale" mit der goldenen Medaille ausgezeichnet worden, - In Deutschland hat sich die Regierung im Interesse der Volksernährung eingehend der Elektro-Terro-Kultur angenommen und es besteht kein Zweifel, daß in absehbarer Zeit die Regierungen der beiden letzterwähnten Länder die Praktizierung dieser Methode tunlichst zu fördern suchen werden.

Offizielle Versuche sind nun auch in der Schweiz aufgenommen worden. Neben der landwirtschaftlichen Abteilung der Eidgenössisch-technischen Hochschule haben sich verschiedene offizielle Anstalten unter Führung amtlich-wissenschaftlicher Kontrollorgane mit Elektro-Terro-Kultur-Versuchen zu befassen begonnen."


Und seine Ausführungen beendet das „Goldene Zeitalter" mit der markigen Aussage:
„Wir stehen am Vorabend einer Umwälzung! In Europa sowie in mehreren überseeischen Staaten stehen heute über 150 000 Apparate in Funktion. In Amerika werden Versuche in gewaltigen Ausmaßen begonnen und von allen Seiten wird dem Erfinder und den Fabrikanten größte Anerkennung zuteil."

Und diese GZ-Ausführungen enden mit dem Satz:

„Zwecks näherer Auskunft wende man sich an folgende Stellen;
"Elektro-Kultur A.-G." Schleifheim (Schweiz)
Herrn B. Hornich, Brüsau 103. Mähren (Tschechoslovakei)."


Wenn letzteres mal nicht in dem Bereich der die Schleichwerbung schon übersteigenden massiven Reklame zuzuorten ist!

Wenn einleitend notiert wurde, im Internet lässt sich zum Thema fast nichts eruieren, dann muss dazu vielleicht doch noch eine Einschränkung gemacht werden. Unter dem Stichwort "Elektro-Terro" kann man tatsächlich einen historischen Zeitungartikel aus dem Jahre 1926 der "Wiener Landwirtschaftllichen Zeitung" ermitteln. Besagter Artikel führt aus.


Die Ernte der Zukunft
Der Landwirt Hans Wöllecke (Erbstetten, Württemberg) hat die Grundidee des Erfinders Justin Chritof Bau (Normandie) aufgegriffen und durch seine Tatkraft ungeahnte Erfolge im Gartenbau erzielt. Viele werden den Kopf schütteln und lächeln. Und doch sah ich auf meiner Reise 1925 bei ihm sein Versuchsfeld mit vorher nie gesehenen Apparaten besetzt. Auf meine Frage antwortete man mir, die Felder werden "elektrisch gedüngt".

Da ich großes Interesse zeigte, führte mich Herr Wöllecke durch seine Kulturen. Ich sah Karotten von 2 kg das Stück, mit dem Kraut 1.40 m hoch, die Rübe ohne Kraut gemessen 66 cm lang; ferner Sellerie von 1.12 m, Rote Rüben von 56 cm Länge. Die Kartoffeln hatten 2.2 m hohe Stauden, ihre Zahl pro Staude betrug 30-35 mit einem mittleren Knollengewicht von 0.50-1 kg. Kohl hatte einen Umfang von 3.5 m.

Auf einer Wiese, die weder gedüngt noch bewässert, sondern nur mit Elektro-Terro-Apparaten behandelt wurde, sah ich Gras von 1.80 m Höhe, während das unbehandelte fast ganz trocken war. Die Versuche wurden von verschiedenen Fachmännern als durchaus gelungen bezeichnet. Ein einfacher Apparat mit selbst erzeugtem Strom setzt die Pflanzen in die Lage, die zu ihrem Wachstum erforderlichen Nahrungsstoffe in erhöhtem Maße aufzunehmen.

Um diese Erfindung auch bei uns bekannt zu machen, bin ich zu näheren (nur brieflichen) Erklärungen an Interessenten (gegen Rückporto) gern bereit.
Leo Habesser, Wien (XVIII. Martinstraße 3).


Historischer Zeitungsartikel: Wiener Landwirtschaftliche Zeitung, 27.3.1926
http://www.wirgratulieren.at/index.php?kid=16&a_s=81&gr_a_sort=4&gr_a_sort_d=-1&gratulation_ausgabe_id=12&gratulation_typ=0&gratulation_online_datum=0

Dennoch bleibt der wohl nicht zu verwischende Gesamteindruck, dass jene damalige Euphorie sich als Eintagsfliege a la
Wunderweizen von Charles T. Russell und Co entpuppt hat.
Die erstaunliche Geschichte vom „Wunderweizen"

Dann wäre wohl noch die Frage zu klären, weshalb denn die zeitgenössische WTG auf den Zug allerlei windigen Theorien mit aufgesprungen ist, obwohl bei nüchterner Überlegung im voraus hätte klar sein können. „Ob da mal was draus wird, oder ob sich das nicht alles als Schuss in den eigenen Ofen entpuppt?!"

Die Antwort darauf findet man in der ideologischen Grundhaltung, wie sie etwa auch in der Rutherford-Schrift von den Millionen, die da angeblich (wunderbarer Weise) nicht zu sterben brauchten, wenn sie nur den WTG-Rattenfängern folgen, das eigene Gehirn ausschalten, und dafür Roboterhaft das befolgen, was die WTG ihnen eintrichtern will.
Und just in jener Rutherford'schen „Millionen"-Schrift findet man schon den Passus:


„Wenn das Königreich des Messias eingeführt sein wird, wird der große Messias für rechte Nahrungsverhältnisse Vorkehrung treffen.
So wird, wenn die Wiederherstellung beginnt, ein Mann von siebzig Jahren allmählich zu einem Zustande physischer Gesundheit und geistigen Gleichgewichts wieder hergestellt werden. Der Herr wird ihn unterweisen, wie er essen, was er essen und wie er sich andere Lebensgewohnheiten aneignen soll; und vor allem wird er ihn die Wahrheit lehren, und wie er denken und wie er seine Sinne auf heilige Dinge richten soll. Durch den allmählichen Prozeß der Wiederherstellung wird er durch den großen Mittler aufgerichtet und zu den Tagen seiner Jugend wieder hergestellt werden; er wird ewig auf Erden leben und den Tod niemals sehen."


Und eben zu vermeintlichen Stützung dieser Theorie, sind dann der WTG auch allerlei windige sonstige Theorien recht!

In Sachen Ringtheorie

ZurIndexseite