Annotationen zu den Zeugen Jehovas

Medizinische Okkultisten

"Heilpraktiker"; in der Regel nicht von den offiziellen Gesundheitskassen bezahlt. Ihre Frequentierung setzt (vielleicht außer einigen Privatkassen) voraus, dass derjenige, der ihre Dienste in Anspruch nimmt, dies in der Regel aus eigener Tasche zu bezahlen hat.

Erwiesen ist aber auch. Das Heilpraktikertum feierte und feiert besonders auch (nicht nur aber eben auch) bei den Zeugen Jehovas als einer relevanten Klientel, besondere Triumphe.
Das lässt sich unter anderem besonders auch an diversen Artikeln im seinerzeitigen "Goldenen Zeitalter" nachweisen.

Ein solcher Artikel (dieweil auch eine Bezüglichkeit zur Blutfrage habend) sei einmal auszugsweise zitiert ("Goldene Zeitalter", Ausgabe Bern vom 15. Oktober 1923.
Im genannten GZ verbreitete über mehrere Ausgaben gesplittet ein "Dr. Abrams" so seine "Weisheiten". Besagter Herr wusste laut GZ unter anderem mitzuteilen:

"Er ging in seiner Behauptung sogar noch viel weiter und erklärte, daß seine neuen Apparate ihm gestatten, den Schleier noch mehr zu lüften und daß er damit aus dem untersuchten Blutstropfen auch genau feststellen kann, ob es sich bei der erkannten Krankheit um Vererbung oder um andere Ursachen handelt.
Selbst Geschlecht und Völkerschlag verraten diese Blutproben. Ungläubigen, die bezweifeln, daß das Blut derartige Enthüllungen gestatte, erwidert Dr. Abrams ungefähr folgendes:

Ein Mineraloge braucht, um die Natur des Produktes festzustellen, nicht erst ein ganzes Bergwerk zu untersuchen. Eine kleine Probe des betreffenden Gesteins genügt ihm. Ebenso genügt ein Blutstropfen, um das Ganze zu beurteilen, denn dieser Blutstropfen mit seinen Billionen Elektronen stellt nur eine Verdichtung der unzähligen Vibrationen des Gesamtorganismus dar."

Wenn ein Tropfen Blut daher solche Dinge zu offenbaren vermag, so verstehen wir auch die erhabene Philosophie und ungeahnte tiefe Bedeutung des Wortes, das sich im dritten Buch Moses aufgezeichnet findet: "Das Leben ist im Blut".
Bei dieser Methode ist die Gegenwart des Patienten zur Feststellung der Krankheit also überflüssig. Er kann Tausende von Meilen von seinem Diagnostiker (Krankheitsbestimmer) entfernt sein; alles was er dabei zu tun hat, ist die Sendung einer Blutprobe in die Klinik. ..."

Dieser "Dr. Abrams" vom GZ groß herausgestellt, ist eine frühe Wurzel jenes Aberglaubens, wie er sich bei den Zeugen in der Blutfrage noch besonders entwickeln sollte.

Beginnend mit der Berner Ausgabe des „Goldenen Zeitalters" vom 15. 10 1923 (Magdeburg 1. 11. 1923), und über (mit Aussetzer) etliche Fortsetzungen (Berner Ausgabe bis zum 15. 2. 1924; Ausgabe Magdeburg 15. 3. 1924) sich erstreckend, beginnt eine Artikelserie mit der Überschrift: „Dr. Abrams und die Elektronen-Theorie".
An Superlativen in diesem Artikel mangelt es sicherlich nicht. Schon der hinzugefügte Untertitel macht das deutlich:


„Mit besonderer Autorisation für die Veröffentlichung im 'Goldenen Zeitalter'
- Alleiniges Verlagsrecht für Europa."


Was die GZ-Redaktion damit „rüberbringen" wollte, macht auch das von ihr angefügte redaktionelle Nachwort deutlich:

„Der geschätzte Leser des ,,Goldenen Zeitalters", der verstanden hat, dass wir nun in der Zeit leben, von der die Propheten Gottes vor alters redeten, dass beim Anbruch des Goldenen Zeitalters die Erkenntnis sich unerwarteter Weise mehren wird, werden sich mit uns freuen, auch in der Abramschen Entdeckung einen weiteren Zeitbeweis zu finden. Diese Enthüllungen Abrams sind natürlich nur ein Glied an der ganzen Beweiskette. Wer könnte aber leugnen, dass die Erkenntnis auf allen Gebieten des Wissens sich fast täglich mehrt, und in dieser Tatsache liegt ein sehr starker Beweis, dass die Zeit der Einführung des Goldenen Zeitalters nahe vor der Türe sein muss. Fassen wir erst die vielen Geschehnisse und Zeitbeweise zusammen, die Gottes Wort uns gibt auf allen anderen Gebieten, so entsteht dadurch eine lückenlose Beweiskette, der sich kein logisch denkender Mensch auf die Dauer verschliessen kann."

Nimmt man nun die Suchfunktion etwa von Google als Hilfestellung, gewinnt man schon erstaunlich zu nennende Ergebnisse. Jener Dr. Abrams ist in der Tat nachweisbar. Mehr noch. Etwa die „Wikipedia" widmet ihm gar einen eigenen Artikel. Da sein System vor Weiterentwicklungen nicht verschont blieb, findet man diesem Artikel unter dem Stichwort „Radionik"

http://de.wikipedia.org/wiki/Radionik

Noch erstaunlicher, was man dort inhaltlich mitgeteilt bekommt. Unter anderem dieses: (Nachfolgend zitiert wird eine frühere Variante des Wikipedia-Textes)

Radionik ist eine alternative Heilmethode. Sie besteht aus einer so genannten energetischen Analyse des Erkrankten und der anschließenden Therapie.
Die Radionik wurde von dem Pathologen Albert Abrams (1863-1924) um 1920 in den USA begründet, damals noch unter dem Kürzel ERA (Electronic Reaction of Abrams). Der Begriff Radionik entstand durch die Annahme (so der Autor Edward Russell), dass Radiowellen Träger von aufmodulierten Heilinformationen seien. Der englische Begriff 'radionics' wurde eingedeutscht. Als man später erkannte, dass Radiowellen keine Rolle spielten, war der Begriff bereits etabliert.

Radiästhesie und Radionik gehen wie zahlreiche ähnliche Systeme der Komplementärmedizin (siehe auch: Bioresonanz, Geistiges Heilen, Reiki) von der Existenz einer Aura um den menschlichen Körper aus, die je nach Quelle als "Bioenergie", Chakra, "Schwingungen" oder "Information" bezeichnet wird ... Diese Aura sei bei Kranken gestört, was der Therapeut fühlen könne (Radiästhesie). Krankheit entstehe zunächst auf einer energetischen Ebene und könne so schon nachgewiesen werden, bevor sie Symptome hervorrufe. ...

In der Radionik spielt eine spezielle Diagnostik anhand von Proben des Patienten eine große Rolle. Der Therapeut legt eine Speichelprobe, Haare oder lediglich ein Foto des Patienten in eine Apparatur und bestimmt dann "verstimmte" Frequenzen. Zur Heilung werden dann korrigierende Frequenzen eingestrahlt. Das soll auch in Abwesenheit des Patienten, selbst Jahre später funktionieren.
Für die Diagnose und für die Therapie gibt es mittlerweile PC-Software. Jeder Computer kann dann nach Ansicht der Radionik-Vertreter Krankheiten anhand des pathologischen Zustandes der morphogenetischen Strahlung ohne weitere Hardware-Komponenten erkennen. Diagnosen wie etwa Gebärmutterkrebs bei einem männlichen Patienten, werden mit einer charmischen Belastung des Patienten aus einem früheren Leben begründet. Blutstropfen auf einem Aluminiumplättchen, welches an den Kopfhörerausgang des entsprechenden Computers angeschlossen ist, soll die Diagnosegenauigkeit erhöhen

Erklärungsmodelle liefert die Radionik nicht, vielmehr wird in den wenigen theoretischen Abhandlungen eine ganzheitliche Vereinheitlichung von Biologie, Quantenphysik, Chaostheorie etc. behauptet. In der klassischen Radionik gibt es jedoch auch spirituelle Erklärungsmodelle.
Geräte und Fernheilungen werden auch im Internet vertrieben. Radionik ist in Deutschland nur wenig verbreitet. Sie wird bei jeder beliebigen Erkrankung eingesetzt, insbesondere gegen Krebs, Rheuma und Herzerkrankungen. Darunter fallen auch Krankheitsbilder, die in der evidenzbasierten Medizin unbekannt sind und im Widerspruch zu grundlegenden Erkenntnissen über die menschliche Physiologie stehen (vgl. „Wasserallergie"). Die Therapeuten in der Radionik werden von wissenschaftlicher Seite als Quacksalber angesehen.
Der Skeptical Inquirer veröffentlichte 2002 einen Artikel über Abrams und die Radionik unter dem Titel 'The king of quacks'."


Nun interessiert es natürlich, was das „Goldene Zeitalter" über diesen „König der Quacksalber" zu berichten weiß. In der genannten Ausgabe unter anderem dieses:

"Dr. Albert Abrams von St. Franzisko, ein Pionier auf diesem Forschungsfeld, machte Entdeckungen von solcher Tragweite, daß sie unbedingt weitesten Volkskreisen zugänglich gemacht werden müssen.
Dr. Fr. A. Cave, M. D. D. O., Vorsteher des Physikalischen Instituts in Boston, Mass., hat in dankenswerter Weise die kritische Nachprüfung dieser volkstümlichen Ausgabe vor der Drucklegung übernommen.

Die neue Wissenschaft der Elektronenstruktur der Materie bewirkte auf nahezu jedem Wissensgebiet eine völlige Umwälzung bestehender Begriffe. Selbst das große fruchtbare Arbeitsfeld der praktischen Heilkunde macht dabei keine Ausnahme. Es darf deshalb nicht verwundern, daß insonderheit die amerikanische Presse sich eingehend mit Dr. Abrams neuer Theorie und ihrer Anwendung bei der Diagnose befaßt.

Dr. Albert Abrams, M. D., LLD., F. R. M. S., ist heute etwa 60 Jahre alt. Mit neunzehn Jahren bezog er die Universität zu Heidelberg und später absolvierte er noch einige Semester in London, Berlin, Paris und Wien, Bald nach seiner Rückkehr in seine Heimat galt er in medizinischen Kreisen des westlichen Amerikas als eine Autorität. Als Sechsundzwanzigjähriger wurde er schon zum Vice-Präsidenten der Medizinischen Gesellschaft des Staates Kalifornien gewählt und nahm eine Professur der medizinischen Fakultät der Leiland Stanford Universität an. Mit dreißig Jahren wurde er Präsident der Emanuel Poliklinik.

In diese Zeit fallen verschiedene seiner medizinischen Entdeckungen und entstanden mehrere Bücher über Krankheit und Diagnose. Aber seine letzte Erfindung war von solch umfassender Natur, daß er, wie er selbst erklärte, dieselbe lange Zeit, aus Furcht kein Gehör zu finden, vor seinen Kollegen geheim hielt. ...

Das Organ der Medizinischen Gesellschaft spottete unverhohlen über die neue Heilmethode, indem es Dr. Abrams den "König der Quacksalber" nannte.

... Bemühungen ist es zu verdanken, daß schließlich doch Dr. Abrams Entdeckungen als eine der größten Errungenschaften des Jahrhunderts geoffenbart wurde."


Auf welcher Seite das GZ in diesem Streit steht, macht es auch gleich deutlich, indem es diesen „berühmten Doktor" mit einer Illustration vorstellt.

http://www.manfred-gebhard.de/Abrams.jpg

Aber am Interessantesten ist dann vielleicht noch, wie dieser Dr. Abrams in der Praxis vorging. Ein Blutstropfen allein reichte ihm offenbar schon aus. Dazu berichtet das GZ:

„Er ging in seiner Behauptung sogar noch viel weiter und erklärte, daß seine neuen Apparate ihm gestatten, den Schleier noch mehr zu lüften und daß er damit aus dem untersuchten Blutstropfen auch genau feststellen kann, ob es sich bei der erkannten Krankheit um Vererbung oder um andere Ursachen handelt.

Selbst Geschlecht und Völkerschlag verraten diese Blutproben. Ungläubigen, die bezweifeln, daß das Blut derartige Enthüllungen gestatte, erwidert Dr. Abrams ungefähr folgendes:

Ein Mineraloge braucht, um die Natur des Produktes festzustellen, nicht erst ein ganzes Bergwerk zu untersuchen. Eine kleine Probe des betreffenden Gesteins genügt ihm. Ebenso genügt ein Blutstropfen, um das Ganze zu beurteilen, denn dieser Blutstropfen mit seinen Billionen Elektronen stellt nur eine Verdichtung der unzähligen Vibrationen des Gesamtorganismus dar."


Der Blutstropfen hatte es dem GZ-Artikelschreiber im besonderen angetan, den nun schwebt er „auf Wolke sieben":

„Wenn ein Tropfen Blut daher solche Dinge zu offenbaren vermag, so verstehen wir auch die erhabene Philosophie und ungeahnte tiefe Bedeutung des Wortes, das sich im dritten Buch Moses aufgezeichnet findet: "Das Leben ist im Blut".

Bei dieser Methode ist die Gegenwart des Patienten zur Feststellung der Krankheit also überflüssig. Er kann Tausende von Meilen von seinem Diagnostiker (Krankheitsbestimmer) entfernt sein; alles was er dabei zu tun hat, ist die Sendung einer Blutprobe in die Klinik. Das Eintrocknen des Blutes auf dem Wege zum Arzt ändert nichts an der Sache, denn die Atome sind im trockenen wie im flüssigen Zustande vorhanden und die Krankheit, die auf die elektronischen Bewegungen einwirkte, beeinflußt dieselben gleicherweise auch in diesem Zustand. Dies gestattet somit, die Diagnose ebensogut an einer jahrealten Blutprobe vorzunehmen, wie an einem eben dem Körper entnommenen Bluttropfen. ...

Das vielseitige Ausfragen des Patienten über Beschwerden und Symptome durch den Arzt und die oft irreführenden Antworten des Patienten fallen ebenfalls weg, weil der Bluttropfen zuverlässigere Auskunft erteilt."


Und auch das meint das GZ zu wissen:
„Es werden wunderbare Heilerfolge gemeldet."

Bemerkenswert auch der Nachsatz der GZ-Redaktion (Schweizer Ausgabe vom 15. 2. 1924; Ausgabe Magdeburg 15. 3. 1924)

„Auf verschiedene Anfragen hin, ob Blutproben eingesandt werden können, hat sich die Redaktion des ,,G. Z." in Amerika erkundigt. Die Antwort lautet dahingehend, dass allerdings Blutproben gemacht werden können, dass aber die Vornahme derselben keinen praktischen Zweck hat, so lange dem Betreffenden kein Apparat zur entsprechenden Behandlung zur Verfügung steht."

A ja. Nun weis man's. „Realisieren" lässt sich das ganze nur - getreu Scientology aus der Neuzeit mit ihrem „E-Meter" - wenn die „Beherrscher" dieser „Erkenntnisse" dabei auch ihr Geschäft machen können. An Hintertürchen mangelt es also nicht!

An Details sei noch aus den Fortsetzungsserien zitiert
(GZ Ausgabe Bern, 1. 11. 1923; Ausgabe Magdeburg 15. 11. 1923). Zum Beispiel dies:
„Die Versuchsperson muß, wie die Illustration ... zeigt, den Oberkörper entblößen und mit nach Westen gewandtem Angesicht auf zwei Zinkplatten stehen, die mit der Decke und mit dem Boden durch einen Draht verbunden sind. Es mag noch erwähnt werden, daß die Bodenverbindung dadurch hergestellt wird, daß der Draht in ein Dampfrohr gelötet ist. Dieses Dampfrohrsystem befindet sich durch den Kellerraum in Verbindung mit der Erde und stellt daher einen vollständigen Bodenkontakt her. In technischer Weise ausgedrückt, sind somit der Dynamizer und die Versuchsperson "geerdet".

„Interessant" auch die Angabe:
„Diese Versuchsperson ist sonderbarerweise nicht etwa der Patient selber, obwohl das keinesfalls ausschließt, daß auch der Patient gelegentlich dieses Amt übernimmt. Irgend eine Person kann als Versuchsobjekt verwendet werden."

Und in einer einzigen der vorbeschriebenen Prozedur würden zugleich „mehrere Dutzend verschiedene Blutproben zur Untersuchung gelangen".

Das muss man sich mal rekapitulieren. Diese Blutproben sind zudem noch anonymisiert. Das Personal des „Arztes" führt zwar Buch darüber, welche Blutprobe welcher Person gehört, um sie mit dem „Resultat" dann noch „beglücken" zu können. Indes weis der „Wunderdoktor" bei seiner „Untersuchung" nicht, welche Blutprobe, welcher Person zuzuordnen sei!

„Der als Versuchsperson verwendete Mann teilt mir ferner noch mit, daß er die Reaktionen in seinem Leib früher fühle, als der Arzt dieselben durch Abklopfen festzustellen vermag. Seine Nerven reagieren ganz automatisch auf die verschiedenen Geschwindigkeitsgrade der Schwingungen, wie dieselben eben durch den Rheostat hervorgerufen werden"

Und weiter:
„Vor kurzem kündigte nun Dr. Abrams an, er habe endlich einen Apparat, den er "Oszillophon" nennt, erfunden, der die Versuchsperson vollständig ersetze. Er behauptet, dieses Instrument besitze eine ebenso große Empfindlichkeit wie das menschliche Nervensystem, um die Reaktionen auf mechanischem Wege genau anzeigen zu können."

Angesichts der aktenkundigen Impfgegnerschaft der frühen Bibelforscher ist auch ein Satz charakteristisch wie der:
„Dr. Abrams behauptet, Syphilis bilde die allgemeine Basis für alle übrigen Krankheiten und nahezu jeder Mensch sei mehr oder weniger mit diesen Krankheitskeimen behaftet, entweder infolge Vererbung, oder durch eigene Erwerbung. Er behauptet dieser Krankheitskeim werde häufig durch Impfung erzeugt. Diese Art der Krankheit bezeichnet er als "Rinder-Syphilis". Syphilitische Reaktionen können von Impfwunden herrühren. Die gleichen Reaktionen können durch "reinen", in den Dynamizer gebrachten Impfstoff, hervorgerufen werden. Dr. Abrams erklärt deshalb, der Impfstoff müsse zuvor gereinigt werden und dies könne geschehen, indem derselbe für einige Minuten einer Bestrahlung mit blauem und dann mit gelbem Licht ausgesetzt wird, da die Vibrationskraft dieser Strahlen auf die dem Rinderimpfstoff anhaftende syphilitische oder tuberkulöse Disposition zerstörend einwirkt."

Wie kaum anders zu erwarten, hat auch dieser „Wunderdoktor" sich sein berühmt-berüchtigtes „Hintertürchen" in seine Theorie eingebaut. Dafür steht dann auch solch ein Satz wie der:

„Diese Elektronen-Diagnose erfordert natürlich große Sorgfalt und ein reiches Maß von Geschicklichkeit. Wenn der Diagnostiker zum Beispiel beim Abklopfen irgend eine Stelle des Unterleibes aus Versehen übergehen würde, so könnte dies leicht gerade diejenige sein, die das erkrankte Organ anzeigt; und diese Nachlässigkeit würde zu einer unzulänglichen Diagnose über den Zustand des Patienten führen. Der Arzt darf auch nicht vergessen, den Dynamizer mit dem Hufeisenmagnet zur Zerstörung aller radioaktiven Kräfte der vorangehenden Blutprobe zu entmagnetisieren und 48 Stunden vor dem Blutentzug sollen keine Arzneimittel eingenommen werden, da diese als ein störendes Moment die Genauigkeit der Diagnose beeinflussen. ...
Zuweilen verhindert schon ein überfüllter Magen die Beobachtung von Reaktionen durch Abklopfen oder andere Methoden. Mancherlei Ursachen können die Untersuchung beeinträchtigen."


Ein „Wunderdoktor" begnügt sich selbstredend nicht nur mit einem. Nein, wenn schon denn schon. Dann sollen es auch gleich mehrere „Wunder" sein. Dafür spricht auch die Angabe im GZ (Ausgabe Bern vom 15. 11. 1923; Ausgabe Magdeburg vom 15. 12. 1923):

„Somit ist das Blut nicht das einzige Mittel zur Feststellung der Krankheit. Auch Fleisch- oder Gewebeteilchen vom Körper des Patienten leisten den gleichen Dienst wie das Blut, jedoch ist eine Blutprobe am leichtesten zu bewerkstelligen.
Dr. Abrams erklärt, er habe den Staub von über 3000 Jahre allen Mumien in dieser Weise untersucht und dabei noch krankhafte Reaktionen konstatieren können."


Angesichts solcher Aussagen fragt man sich, warum wohl die „Schulmedizin" nicht zum „alten Eisen" gelegt wird; weis das GZ doch auch zu berichten:

„Ebenso wird behauptet, daß man mittels des Dynamizers das Geschlecht eines noch ungeborenen Kindes und die Richtigkeit oder Unrichtigkeit eines Verdachtes der Vaterschaft festzustellen vermag."

Was den Vaterschaftstest anbelangt, soll ja die Schulmedizin wohl auch mit Blutuntersuchungen arbeiten. Allerdings doch wohl ohne den „Dynamizers" des Wunderdoktors.

Die neuere Technik, Satellitengestützt, Autofahrer werden es vielleicht wissen, ermöglicht Navigationssysteme. Offenbar hätte man sich den dazu notwendigen Aufwand ersparen können; denn auch das soll ja dieser Wunderdoktor bereits gekonnt haben, zumindest in den Augen seiner gläubigen Jünger. Da auch das GZ zu letzterer Kategorie zählt, ist es für selbiges eine Ehrenpflicht, auch darüber zu unterrichten.


Zitat:
„Ein weiterer Nutzen der Apparate Dr. Abrams ist, daß man mittels derselben den Aufenthaltsort einer Person annähernd bestimmen kann. Zu diesem Zweck wird zunächst die Vibrationsgeschwindigkeit der zu suchenden Person, vermittelst der Handschrift oder einer Blutprobe, bestimmt. Dann wird die damit übereinstimmende und fortgesetzt ausstrahlende Energie des betreffenden Individuums vom Dynamizer aufgenommen und speziell angebrachte Hilfsapparate übernehmen gleichsam wie eine Empfangsstation der Funkentelegraphie die Funktionen als Empfänger."

Zum Ausklang der GZ-Artikelserie wird auf die Entdeckung der Röntgenstrahlen und der Radioaktivität hingewiesen. Und man meint, dass der fragliche Wunderdoktor ähnlich einzuordnen sei.

Es ist aber immer noch so, dass neuere technische oder medizinische Innovationen, theoretisch begründbar und durch Experimente verifizierbar und wiederholbar sind. Diesem strengen Maßstab indes entspricht dieser Dr. Abrams nicht.

Mag man auch ein gewisses Nachsehen für die zeitgenössische Euphorie, zu deren Multiplikator sich auch das „Goldene Zeitalter" machte haben, bleibt aus der rückschauenden Sicht dennoch der relevante Vorwurf bestehen, es letztendlich mit einem „König der Quacksalber" zu tun gehabt zu haben, und dass dessen Selbstdarstellungstribüne eben auch die Zeitschrift „Das Goldene Zeitalter" war.

Angesichts all dessen ist es wohl eine „Nebensächlichkeit" wenn in einem Überblicksartikel von Ingo Heinemann. Siehe dazu:
http://www.agpf.de/Zahlen.htm

sich auch die Angabe findet:

„Prächtig verdient wird ferner am Verkauf von allerlei Gegenständen und Geräten, mit denen 'geistige' Heileffekte angeblich noch verstärkt werden können: von Edelsteinen, Mineralien, Amuletten über Energiepyramiden und Organstrahlern bis hin zu den mehrere tausend Euro teuren Radionik-Vorrichtungen."

Dafür steht dann auch die Angabe im „Goldenen Zeitalter" (Ausgabe Bern) vom 1. 7. 1925:
„Die Kosten einer Blutdiagnose und der erforderlichen zwei- oder dreimonatlichen Behandlung belaufen sich so hoch, daß sie die Mittel des Durchschnittes der Menschheit weit überschreiten und für Arme ganz unerschwinglich sind."

Offenbar nur die deutsche Ausgabe des „Goldenen Zeitalters" vom 15. 2. 1924 (nicht aber die Schweizer Ausgabe), sah sich zur Aufnahme der nachfolgenden Entgegnung genötigt:

„Durch die Zeitungen verschiedenster Richtungen unseres Landes geht augenblicklich eine Notiz, welche behauptet, daß die im Goldenen Zeitalter behandelte Dr. Abramsche Elektronen-Theorie ein sogenannter großer ärztlicher Schwindel sei. Verschiedene Leser des G. Z. bitten uns dazu Stellung zu nehmen.
Dem aufmerksamen Leser dieser Zeitungsartikel wird sofort auffällig werden, daß in dem Artikel gesagt wird, daß die Erfindung selbst ein Gegenstand erbitterter Kämpfe innerhalb der Ärzteschaft gewesen ist. Wenn die Erfindung ein großer Schwindel ist, dann braucht sie nicht Gegenstand erbitterter Kämpfe unter der Ärzteschaft gewesen zu sein, sondern wäre als 'erwiesener Schwindel' sofort erledigt; es zeigt sich hier vielmehr, daß, wie es bei jeder Neuerung der Fall ist - man braucht nur an die großen Kämpfe zu denken, die der Einsteinschen Theorie entgegengetreten sind - auch hier ist. Irgendwelche interessierten Kreise befürchten einfach, daß, wenn diese Abramsche Elektronen-Theorie Eingang im Volke findet, dies unbedingt den Stand der Zahl ihrer Patienten und den Fortgang ihrer Praxis beeinträchtigen werde. Daraus erklärt sich dann die große Gegnerschaft und das Bemühen, eine Idee und ein Unternehmen, das segensreich ist, auf jede Art und Weise zu verdächtigen und möglichst lächerlich zu machen.

Auffällig ist auch der Schluß des Artikels in welchem es heißt, daß Dr. Abram sich zurückgezogen habe, um in Ruhe die Früchte seiner Erfindung zu genießen. Wenn die Sache ein großer ärztlicher Schwindel wäre, dann würde unbedingt die Behörde eingreifen und ihn in Haft gesetzt haben, sodaß er also nicht 'in Ruhe die Früchte seiner Erfindung genießen' könnte. Wenn er aber, wie diese Notiz sagt, in Ruhe die 'Früchte seiner Erfindung' genießt, dann bedeutet dies, daß es wirklich eine Erfindung ist, die Früchte bringt. Vielleicht handelt es sich übrigens bei diesen ganzen Notizen, die augenblicklich durch die Zeitungen schwirren, um nichts weiter als um ein Unternehmen der Gegner des Goldenen Zeitalters, die den im Goldenen Zeitalter behandelten Stoff lächerlich machen wollen, um auf diese durchsichtige Art und Weise die Verbreitung des Goldenen Zeitalters, die einen immer weiteren Umfang annimmt, zu hindern und zu beeinträchtigen.

Aus Amerika selbst ist uns nichts bekannt geworden in dem Sinne besprochener Notiz. Die nächste Zeit wird gewiß wunderbare Errungenschaften für die gesamte Menschheit bringen, die noch viel weiter gehen als die in dem Artikel 'Elektronen-Theorie' sich eröffnenden Aussichten."


Noch in der Schweizer Ausgabe des „Goldenen Zeitalters" vom 15. 5. 1925 wird dieser Dr. Abrams mit der Aussage bejubelt:
„Dr. Abrams war tatsächlich der erste, der diese Theorie durch ein mechanisches Instrument bewies. Dadurch werden auch die bisherigen Geheimnisse der sogenannten geistigen Telepathie (des Gedankenübertragens) und des Gedankenlesens aufgeklärt. Personen in sehr regem und starkem Geiste können ihren Geist auf die Schwingungen Anderer einstellen oder deren Gedanken fühlen."

Aber meint das GZ weiter:
„Es ist jedoch gefährlich, solche Versuche auszuführen, weil wir uns vor den giftigen Pfeilen des Bösen hüten müssen, vor dem gefährlichen Einfluß hypnotischen und spiritistischen Kultus."

Und als Vergleich wird auch noch angeführt:
„Die christliche Wissenschaft heilt in vielen Fällen nur, indem dem Kranken eine andere Gedankenrichtung gegeben wird, indem ihm neue Hoffnung eingeflößt wird, während sie die Heilung ,,göttlicher Kraft'' zuschreibt."

Die besondere Perfidie dieser Artikelserie besteht auch in dem Umstand, in ein pseudowissenschaftliches Mäntelchen gekleidet zu sein. Wohl kaum einer der Leser des „Goldenen Zeitalters" konnte berechtigt für sich in Anspruch nehmen, etwa die Atomphysik im Detail wirklich zu verstehen. Genau diese Suggestion versucht aber diese Artikelserie zu erwecken. Etwa, wenn man in deren letzter Folge (Schweizer GZ vom 15. 2. 1924) den Satz liest:

„Plancks ,,Quantentheorie" wurde 1901 wegen der damals noch beschränkten Erkenntnis über die Atomstruktur von den Gelehrten keineswegs mit offenen Armen aufgenommen. Die Plancksche Konstante jedoch wurde später durch Einstein neu belebt, indem er sich ihrer zur Berechnung der spezifischen Wärme der Körper bediente, und zwar mit so bemerkenswertem Erfolg, dass ihre Genauigkeit nicht länger bezweifelt werden konnte."

Wie aus den eingangs zitierten Lebensdaten ersichtlich, verstarb dieser Wunderdoktor Dr. Abrams im Jahre 1924. Indes fanden sich offenbar „würdige" Nachfolger. In der Schweizer Ausgabe des „Goldenen Zeitalters" vom 15. 6. 1925 gab es dann unter der Überschrift „Eine automatisch elektronische Diagnose", eine offenbar als Fortsetzung zu wertenden Bericht über diese Story. Er ist namentlich gezeichnet mit: Dr. med. Gambles, Dechant des elektronischen Instituts zu Norfolk. Damit ist offenbar jenes Norfolk in Virginia (USA), nicht aber jenes in Großbritannien gemeint. Nun bin ich über in den USA verwendete Titel nicht sonderlich informiert. Zumindest erscheint mir der Titel „Dechant" für deutsche Verhältnisse, keine sonderliche Verwendung zu haben. Lexikaeinträge setzen hierzulande einen „Dechant" mit einem „Dekan" gleich, welcher einer höherer Beamter in Großkirchlichen Dienst zu sein pflegt.

Aber lassen wir die Titelfrage. Viel bezeichnender ist der Untertitel jenes Artikels.


Zitat:
„Im besonderen geschrieben für das ,,Goldene Zeitalter".

Und letzteres versäumt es denn auch nicht seinem Autor einen „Persilschein" auszustellen, wenn es denn mitteilt:
„Wir haben das größte Vertrauen zu den Darlegungen Herrn Dr. Gambles. Er hat einen bedeutenden Ruf in den Vereinigten Staaten."

Und selbiger „revanchierte" sich dann wie folgt (GZ, Ausgabe Bern vom 1. 7. 1925):
„Ich habe diese neue Methode, von der ich glaube, daß sie einen Wendepunkt in der Geschichte der Krankheitsbehandlung bedeuten wird und die ich ausschließlich in dieser Zeitschrift bekannt gebe, ehe ich sie irgendwie allgemein veröffentliche, die ,,elektronische Radio-Biola" genannt.

Das „Golden Age" bringt denn auch prompt in seiner Ausgabe vom 22. 4. 1925 ein ganzseitiges Inserat dazu:

Siehe auch
http://www.seanet.com/~raines/biola.html
Wenn dem so ist, dann kann man unschwer erraten, dass in der GZ-Leserschaft, eventuell noch vorhandene kritische Vorbehalte „ausgeschaltet" wurden.
Im Artikel selbst teilt dieser Dr. Gambles dann auch noch mit:


„Daß Dr. Abrams die Kuren, von denen er berichtet, wirklich machte, weiß ich mit Bestimmtheit, denn ich ging im Jahre 1922 nach San Francisco, studierte mit ihm und assistierte ihm in vielen Fällen."

Versteht man das richtig, sonnt sich also dieser Dr. Gambles in der Rolle desjenigen, dem nun die Abram'sche Erbschaft zugefallen ist.
Erstaunliche Thesen weis er in seinem Artikel auch zu verkünden. Zum Beispiel die:


„Es war eine Aufsehen erregende Entdeckung für die Wissenschaft und die Medizin, als es offenbar wurde, daß alle Bestandteile der Materie mehr oder weniger Sendestationen sind, die Signale in die Luft senden, die ebenso verschiedenartig von einander sind, wie die Zusammensetzungen und die Geschwindigkeit der ,,Elektronen", von denen sie ausgehen. ... Darum kann die medizinische Wissenschaft unmöglich das Radio übersehen, auch wenn sie es wollte. Die Erkenntnis der ungeheuren Bedeutung dieser Tatsachen trieb mich dazu, der Theorie von den elektronischen Wirkungen Aufmerksamkeit zu schenken."

Schon diese Sätze machen deutlich, dass der „König der Quaksalber" offenbar einen „würdigen" Nachfolger bekam.

Natürlich verstand er es auch auf die Befindlichkeit seiner Leserschaft einzugehen. Beleg dafür ist auch seine in diesem Artikel gleichfalls enthaltene These:


„Was man bei der Behandlung von Krankheiten stets bedenken sollte, ist, daß die Natur die Heilung bewirkt. Die Natur befindet sich in einem ständigen Kampfe, die Krankheit in unserem Körper zu verhindern und zu unterdrücken. ... Darum sollte sich niemand durch den Spott und die bitteren Anklagen sogenannter Fachleute beirren lassen."

Genau das wollte doch die Leserschaft des „Goldenen Zeitalters" hören. Danach japste sie doch förmlich. Und nun bekam sie es via Dr. Gambles wieder mal zu hören. Schande und Hass über den, der eventuell diese fromme Wunschgebäude kritisch hinterfragen wagen sollte. Man kann sich die Leser des „Goldenen Zeitalters" förmlich vorstellen, wie sie denn eigenhändig Scheiterhaufenmaterial sammeln würden; um solch einen unbotmäßigen Kritiker darauf zu befördern. Und der Dr. Gambles dürfte dabei sicherlich nicht abgeneigt gewesen sein, den so geschaffenen Scheiterhaufen, nebst Inhalt, eigenhändig anzuzünden.

So ist halt das Leben!

Und sein „Patentrezept" beschreibt er mit der Selbstdarstellung:


„Die elektronische Radio-Biola bedeutet eine Erneuerung durch Radiowellen oder Elektronen. Die Biola stellt automatisch Diagnosen und behandelt Krankheiten durch Anwendung elektronischer Schwingungen. Die Diagnose ist zu 100 Prozent richtig und sicherer, als sie der erfahrenste Diagnostiker stellen kann und mit keinerlei Unterhaltungskosten verbunden. Dieser kleine Apparat mißt die Energie des Körpers, seine Widerstandskraft gegen Krankheit und im Krankheitsfall, oder wenn die Energie unter Pari ist, bringt er sie ins Gleichgewicht. Dies geschieht durch Radio-Schwingungen, was dem menschlichen Körper zu seinem eigenen Dynamizer oder Gegengifterzeuger macht. Er stellt das Gleichgewicht der erkrankten Gewebe allmählich selbst wieder her."

Er bringt auch einen Vergleich dazu. Letzterer wirkt allerdings, angesichts der Impfgegnerschaft der Bibelforscher, etwas skurril. Jedenfalls, um seine „Erfindung" weiter schmackhaft zu machen, bringt er dann den Vergleich:

„Eine der größten Erneuerungen der Medizin ist die Erfindung und Herstellung des Gegengiftes für Diphteritis. Früher starben neunzig Prozent der Kinder, die von dieser schrecklichen Krankheit befallen wurden; aber seit das Gegengift in Anwendung gekommen ist, ist das Verhältnis gerade umgekehrt geworden und werden neunzig Prozent gerettet.
Dieses Gegengift wird dadurch hergestellt, daß ein gesundes Pferd mit einer kleinen Menge der Diphteriebazillen geimpft wird. Das bewirkt einen leichten Diphteritisanfall bei dem Pferde. Nachdem es davon genesen ist, wird ihm eine stärkere Dosis der Bazillen verabreicht und das wird so fortgesetzt, bis das Pferd schließlich gegen Diphterie gefeit ist und man ihm soviel Diphteriebazillen einimpfen kann, wie zur Vernichtung eines ganzen Regimentes Soldaten genügen würde. Dann wird ihm eine Halsader geöffnet und ein Liter oder mehr seines Blutes abgenommen, Dieses wird sterilisiert und behandelt und eine kleine Menge davon wird dem diphteritiskranken Kinde eingeimpft mit dem Erfolge, daß sofort eine Heilung erfolgt.

Die Heilmethode mit dem elektronischen Radio-Biolaapparat ist ähnlich, mit dem Unterschied, daß statt der toten, stets schädlichen Krankheitskeime die in dem Diphterieserum dem Körper eingeimpft werden, der Biolaapparat die Krankheitswellen (das Gegengift) aus dem Körper aufnimmt und sie ihm wieder zuführt, wo sie denselben Zuständen, durch die sie hervorgerufen sind, begegnen und sie aufheben."


Natürlich darf die obligate „Verbeugung" vor dem Weltbild der Bibelforscher, auch in diesem Artikel nicht fehlen. Deshalb wird weiter belehrt:

„Auch diese Erfindung liefert uns einen deutlichen Beweis, daß wir an der Schwelle des goldenen Zeitalters uns befinden, nachdem sich alle Bewohner dieser Erde so lange gesehnt haben - das goldene Zeitalter, in dem einem, jeden seines Herzens Verlangen nach Leben, Freiheit und Glück unter vollkommenen Verhältnissen gestillt werden wird."

Nun kann man sicherlich nicht der WTG unterstellen, selbst das „große Geschäft" mit der „Radionik" zu machen. Allenfalls einigen der in ihrem Windschatten segelnden aus der Heilpraktikerszene. Aber entscheidend ist ja, dass die WTG sich als Multiplikator dieser Theorien betätigte. Und dabei muss man unweigerlich den Namen des C. J. Woodworth nennen, denn er war der verantwortliche Redakteur des „The Golden Age" von 1919 - 1946, aus dem dann auch seine deutschsprachigen Ableger „abkupferten".

Nun mögen noch zwei thematisch damit zusammenhängende Zeugnisse zitiert werden. Einmal von Jerry Bergman und zum anderen von Ken Raines. Eine Schlüsselperson, die in diesen Zeugnissen mit vorkommt ist
Roy Goodrich.
Somit mag zuerst zu letzterem etwas gesagt werden. In ihrer Nr. 101 berichtete die CV:


„Am 28. Dezember 1976 verstarb in ein m Krankenhaus in Fort Lauderdale, Florida, USA, einer der erfolgreichsten Kritiker der WTG und des Wachtturms, Bruder Roy D. Goodrich. Seit dem Jahre 1944 hatte er in den USA seine Stimme gegen alle Arten unchristlicher Abwege der WTG erhoben. Er gab die periodische Schrift "Back to the Bible Way" (Zurück auf den Weg der Bibel) heraus. Mit seinem Tode wurde die Schrift eingestellt. Bruder Roy D. Goodrich erhielt 1944 von der WTG den "Gemeinschaftsentzug". Er veröffentlichte daraufhin einen offenen Brief an WTG-Präsident Nathan H. Knorr, den dieser nie beantwortete. Bruder Roy D. Goodrich wurde wie kaum ein anderer als "neuzeitlicher böser Knecht" verschrien. Viele Änderungen, Korrekturen, Widerrufungen, Falschauslegungen und Neudeutungen, die die WTG vornahm, nahm sie jedoch stillschweigend vor auf Grund der selbstverständlich nur zu berechtigten Kritik von Bruder Roy D. Goodrich. Was die WTG als ihr "Licht von Gott", das "immer heller scheint", ausgibt, war und ist allzu oft nur die Übernahme dessen, was ihre Kritiker, die einerseits als "Rebellen gegen Gott" und "böse Knechte" ausgeschlossen werden, aufgedeckt haben."

Nun das Votum von Jerry Bergman, der sich in der Substanz seiner Aussage auch auf Goodrich stützt.
Bergman schreibt:


„Goodrich sandte einen Brief an einen Mr. M.A. Howlett in der Wachtturm-Weltzentrale, in dem er seine Sorge über den Gebrauch der E.R.A.-Maschine durch die Wachtturm-Gesellschaft zur Behandlung von Krankheiten ausdrückte. E.R.A. ist eine "oszilloklastische Maschine", erfunden von Dr. Abrams, einem notorischen Quacksalber, der den Historikern wissenschaftlicher Quacksalberei gut bekannt war. Goodrich war in Sorge, weil er zu dem Schluss kam, die E.R.A.-Technik beinhalte Dämonismus.

Aus diesem Grunde schrieb er Howlett, um festzustellen, ob die Gerüchte, die er über die E.R.A.-Maschine gehört hatte, die immer noch im Bethel (der Wachtturm-Weltzentrale) Verwendung fand, stimmten.
Howlett antwortete Goodrich wie folgt:
"Sie sind offensichtlich über meine Verbindung zu E.R.A. falsch informiert. Ich weiß nichts darüber und habe sie auch nie benutzt. Im Bethel gibt es keine solche Maschine".

Goodrich wusste, dass Howletts Behauptung falsch war, weil er aus erster Hand wusste, dass ein gewisser Chester Nicholson mit der E.R.A.-Maschine von Howlett "behandelt" worden war.
Goodrich wusste auch, dass die E.R.A. seit 1922 von einem "Dr." Work im Bethel verwendet wurde. Da Howlett mit seiner Tätigkeit im Bethel vor 1922 angefangen hatte, wusste Goodrich überdies, dass Howletts Behauptung, "nie auch nur etwas von E.R.A. gehört" zu haben, absurd war, da Howlett Arzt im Bethel war. Folglich "glaubte Goodrich daher, dass Howlett ihn belog."

Als Antwort auf Howletts Brief schrieb Goodrich einen längeren Brief sowohl an das Direktorium der Wachtturm-Gesellschaft als auch an den Wachtturm-Präsidenten Nathan Knorr. Goodrich, damals ein Zeuge in gutem Ruf, schrieb ausdrücklich darüber, was er glaubte, was Howletts Missbrauch der theokratischen Kriegslist sei (in den 1940er Jahren


Das zweite Urteil stammt nun aus einem Aufsatz von Ken Raines, der in deutscher Übersetzung auch auf der vormaligen Webseite von „Ottonio" lesbar war
Nach Raines habe Goodrich in einer Veröffentlichung aus dem Jahre 1969

„sich fortwährend bei Rutherford und anderen wie Woodworth beschwerte, dass die von ZJ gebrauchte ERA-Maschine (der Oszilloklast) nichts weiter als ein Ouija-Brett (Alfabettafel) war. ..."

Eine „Krönung" erfuhr die umfängliche GZ-Serie über "Dr. Abrams Elektronentheorie" dann noch mit der Veröffentlichung und Beantwortung von Leserfragen im „Goldenen Zeitalter" (Schweizer Ausgabe vom 15. 1. 1924; Ausgabe Magdeburg vom 1. 2. 1924).
Nachdem einleitend ein Fragesteller mit Lob nicht geizte, etwa indem er äußert:
„Mit regem Interesse las ich den Artikel "Dr. Abrams Elektronentheorie" in Ihrem gesch. Blatt und muss sagen, dass ich so etwas von Klarheit der Auffassung und Geschicklichkeit, die überaus schwierige Materie auch Laien verständlich, ja geradezu handgreiflich zu machen, bisher noch nicht gelesen habe."

Wird dann ein weiterer Leserbrief zitiert, der es wohl „in sich hat". Die GZ-Redaktion gab das in der Form indirekter Zitierung wie folgt zu Protokoll:

„Bei der Diskussion über obigen Artikel wurde von einem anderen Leser Ihrer gcsch. Zeitschrift folgende Frage aufgerollt;
Ist anzunehmen, dass im Goldenen Zeitalter die Nahrungsaufnahme in bisheriger Weise weitergeht und demzufolge auch Fäkalien ausgeschieden werden? oder wirkt der Elektronenring veredelnd auf diese peinlichen Vorgänge? ..."


Nun hätte es ja im Bereich der Möglichkeit gelegen, diesen Leserbrief einfach dem Papierkorb zu überantworten, wo er sicherlich am besten aufgehoben gewesen wäre. Nichts von dem. Offenbar war das für die GZ-Redaktion eine gesuchte Steilvorlage, denn sie geht lang und breit darauf ein.

Als erstes doziert das GZ:

„Zunächst mochten wir Ihrer Frage noch zwei andere vorausschicken:
Ist anzunehmen, dass das aus des Schöpfers Meisterhand hervorgegangene Menschenpaar - Adam und Eva - in seinem vollkommenen Zustand und in der herrlichen Umgebung diesen, das feine Gefühl störenden Vorgängen unterworfen war?
Könnte der Mensch als wahrhaft königliches Wesen betrachtet werden, so lange sich sein Stoffwechsel in dieser Weise vollzieht?"


Und die Antwort auf diese selbst gestellte Frage lautet dann:
„Die Antwort braucht nicht weit gesucht werden. Liebig sagt zutreffend; 'Die Menge der Exkretionsstoffe ist ein Gradmesser der Kultur'".
Man meint weiter zu wissen:
„Adam und Eva besassen als irdische Ebenbilder ihres grossen Schöpfers nicht nur einen in jeder Hinsicht vollkommenen Organismus, sie befanden sich ebensowohl in vollkommenen Naturverhältnissen und entsprechender Umgebung, die von vornherein irgendwelche Verunreinigung und Unreinheit undenkbar erscheinen lassen. Der für sie eigens vom Schöpfer zubereitete Wonnegarten lieferte ihnen nur vollkommene Nahrung, die göttliche Liebe und Weisheit für sie selber gewählt hatte - ihrem Organismus vollkommen angepasste Früchte und Kraut; die gesamte Nahrungsaufnahme konnte vom Körper bis zum letzten Atom aufgenommen werden und Gifte oder unbrauchbare Statte mussten keine entfernt werden.

Aber dann kam die Katastrophe, der Fall und die Austreibung aus dem herrlichen Garten in eine unwirtliche Wildnis hinaus, wo der um ihres Ungehorsams willen verfluchte Erdboden statt der wie bis dahin vollkommenen Nahrung zwischen Dornen und Disteln höchst spärliche und dazu unvollkommene Produkte lieferte, die als Speise genossen, nicht mehr restlos verdaut werden konnten. Das Körperlaboratorium vermochte trotz des vom Schöpfer vorgesehenen wunderbaren Anpassungsmechanismus und der erstaunlichen Leistungen Einbezug auf die chemischen Umsetzungen der Nahrungsstoffe nicht alles zu verwerten; es gab dadurch Abfallsprodukte, die unter allen Umständen ausgeschieden werden mussten. Und je mehr unverdauliche Stoffe mit der Nahrung eingenommen wurden, um so reichlicher die Ausscheidungen.

Von diesem Standpunkt aus betrachtet, stellen diese 'Vorgänge' eine Begleiterscheinung der über Adam und seine ganze Nachkommenschaft verhängten Todesstrafe dar, die mit der Aufhebung derselben während des Goldenen Zeitalters allmählich verschwinden wird ..."


Weiter geht es dann mit der definitivem Aussage:
„Dann müssen die heute den Menschen verunreinigenden, verschiedenen Verdauungsgifte, mit denen Leber und Darm täglich so schwer zu kämpfen haben, bei der neuen und vollkommenen Ernährungsweise endgültig das Feld räumen, und die Ausscheidungen, die von jeher ein peinliches Kapitel für Stadt und Land bildeten, hören auf natürliche Weise auf. Sie vertragen sich auch nicht mit der dann weltweiten Paradiesesherrlichkeit der neuen Erde, so wenig als mit der Königswürde, zu der das Menschengeschlecht bestimmt und berufen ist von seinem Schöpfer, und die es unter den Bedingungen der neuen Herrschaft des Lebensfürsten am Ende der ersten tausend Jahre seiner Herrschaft erlangen wird."

Etwaige ungläubige Thomasse angesichts dieser Theorie, werden dann noch wie folgt belehrt:
„Ob der Einsturz des immer noch stark hypothetischen elektrischen Ringes die erwarteten und verheißenen vollkommenen Naturverhältnisse und Zustände herbeiführen wird oder ob der allweise Gott dies auf anderem Wege und mit anderen Mitteln zuwegebringen will, bleibt vorläufig noch eine offene Frage."

Offenbar galt für die Schweizer GZ-Redaktion der Grundsatz „wiederholen bis zum Erbrechen". Wie bereits ausgeführt veröffentlichte das Schweizer GZ in seiner Ausgabe vom 15. 1. 1924 (Seite 127) erstmals diese fragwürdige Fäkalientheorie. Damals noch mit Bezugnahme auf den Dr. Abrams.


Offenbar wähnte man wohl da ein besonderes Highlight geliefert zu haben. Man traut seinen Augen kaum, registriert man, dass in der Schweizer Ausgabe des GZ vom 15. 8. 1924 (Seite 350) einem erneut diese Fakalientheorie begegnet! Lediglich diesmal ohne Bezugnahme auf Abrams.


[Es wird ausdrücklich in diesem Kontext noch darauf hingewiesen; dass es zwischen der Schweizer und der deutschen Ausgabe des „Goldenen Zeitalters", sowohl terminliche Unterschiede gab, was den Abdruck einzelner Artikel anbelangt. Als auch inhaltliche Unterschiede. Es gibt etliche Beiträge, die nur in einer der beiden Ausgaben nachweisbar sind. Wer also lediglich zitiert „Goldenes Zeitalter", ohne die Zusatzangabe Deutsche oder Schweizer Ausgabe, läuft Gefahr ein Verwirrspiel zu betreiben. Zumal ja wohl in Deutschland, überwiegend nur, die Deutsche Ausgabe Verbreitung fand. Nicht jedoch die Schweizer Ausgabe, und umgekehrt. Im konkreten. In der Magdeburger Ausgabe vom 1. 2. 1924 ist auch jene „Leserfrage" nachweisbar, welche die Schweizer Ausgabe auf ihrer Seite 350 abdruckte. Also die Variante, wo der Dr. Abrams eben nicht mit vorkommt. Hingegen die andere Variante (Schweizer Ausgabe S. 127,wo Abrams mit erwähnt wird), ist so nicht in der Magdeburger Ausgabe nachweisbar.

Die fraglichen Repros in Sachen "Fäkalientheorie" wurden der Schweizer Ausgabe des "Goldenen Zeitalters" entnommen.]

Was den genannten „elektrischen Ring" anbelangt, der bei den zeitgenössischen „Kaffesatz-Bibelforschern" auch besonders massiv herumspukte, kann man auch vergleichen

Parsimony.19243

Parsimony.19242

Man vergleiche thematisch auch den Bericht über den „Wunderdoktor Schwarz"
In
Parsimony.25112

Radionik
geschrieben von:  Drahbeck
Datum: 08. März 2013 03:12
Erneut sieht sich die WTG genötigt zu der Quacksalberei Radionik in einem Artikel der „Erwachet!"-Ausgabe vom 8. 3. 1963 Stellung zu nehmen.

Erneut verschweigt die WTG, dass sie selbst zu Zeiten ihrer Zeitschrift „Das Goldene Zeitalter" (und offenbar auch noch danach) einer der aktivsten Beförderer dieser Quacksalberei gewesen ist.

Halb gezwungener Maßen endet der diesmalige „Erwachet!"-Artikel mit der These:

„Weist doch so vieles darauf hin, daß 'das Geheimnis', von dem die 'Radionik' umhüllt ist, Spiritismus sein könnte, daß Christen nichts damit zu tun haben sollten ..."


http://de.wikipedia.org/wiki/Radionik

http://psiram.com/ge/index.php/Radionik

Post Skriptum:
Da die deutsche Übersetzung des Ken Raines-Artikels, auf der vormaligen Ottonio-Webseite, nicht mehr zugänglich ist, sei er hier noch einmal dokumentiert.
(Anmerkung: Details der Ausführungen von Raines, sind nicht zwangsläufig mit meiner eigenen Meinung „identisch")

C. J. Woodworth:
Der dämonenbesessene Herausgeber von
The Golden Age (zu deutsch: "Das Goldene Zeitalter")
Ken Raines

„Ich kam direkt unter den Einfluß böser Geister, so sehr, daß ich drei Tage lang so vollständig unter dämonischer Kontrolle war wie damals Mrs.Eddy, als sie "Science and Health" ("Wissenschaft und Gesundheit") schrieb." [1]

C. J. Woodworth war eine Hauptfigur der Watchtower Bible and Tract Society (Wachtturm Bibel- und Traktat-Gesellschaft) während der Rutherford-Ära. Er schrieb den Kommentar zu Offenbarung in dem 1917 herausgegebenen Buch „Das Vollendete Geheimnis." Rutherford ernannte ihn zum Herausgeber der Zeitschrift „The Golden Age" (Das Goldene Zeitalter, später in Trost umbenannt), von seiner Eröffnungsausgabe in 1919 bis zum Jahre 1946.
In „Das Vollendete Geheimnis" schrieb Woodworth folgenden seltsamen Kommentar:

„Hat euch dies Werk soweit Freude gemacht? Seid ihr überzeugt, daß es die Arbeit des Herrn ist - unter seiner Leitung vorbereitet und angelegt? Habt ihr sorgfältig und gebetsvoll die Besprechung zu Offenbarung 7,1 gelesen? Dann stählt und festigt euch für die Wahrheit und bereitet euch darauf vor, daß es offenbar Gottes Absicht ist, es bald zuzulassen, daß Sinn und Herz vieler der Seinen zu einem offenen Tummel- und Kampfplatz werden wird, auf dem die gefallenen Engel gerichtet werden sollen; und die Art und Weise, wie wir die Prüfungen und Erprobungen aufnehmen und bestehen, wird es an den Tag legen, ob wir würdig sind, die Krone des Lebens zu empfangen, während zugleich diese ungehorsamen Geister sich des Lebens auf irgendeiner Stufe unwürdig erweisen. Das ist eine Sache, mit der manche, aber nicht viele, um diese Zeit vertraut sind. [...] ohne wirkliche eigene Erfahrung ist es ganz unmöglich, die außerordentliche Heftigkeit eines solchen Ringens und Kämpfens [...] zu verstehen.

Der Hauptsitz der Denkfähigkeit und des Empfindens, das Gehirn, wird bei solchen Versuchungen in einer Weise angegriffen, als wenn es in einen Schraubstock eingeklemmt wird, wobei es dem furchtbaren Druck ausgesetzt wird. Dabei wird das Gehirn mit zwar scharfsinnig ausgedachten, aber trotzdem irreleitenden Deutungen des göttlichen Wortes bestürmt, und zwar so irreleitend, daß es aller Beschreibung spottet, und diese Lockungen und Versuchungen werden in den Denkapparat ähnlicherweise eingeträufelt, wie etwa Wasser durch einen Schlauch geleitet wird. Es werden dem Sinn vielleicht lockende Visionen vorgespiegelt. Das betreffende Wesen bildet sich ein, daß es mit wunderbaren Erleuchtungen begnadet ist, die wie in einem zarten und lieblichen Nebelschleier seine Sinne umgaukeln. Vielleicht auch bedient sich der Verführer aller möglichen verlockenden Einflüsterungen und Vorspiegelungen, die sich auf die örtliche Umgebung des Opfers, seine Lebenslage, Familienverhältnisse usw. stützen mögen. Vielleicht wird auch dem Opfer vorgespiegelt, daß ihm eine besondere Inspiration zuteil wird. Das Schlafbedürfnis wird vielleicht tagelang unterdrückt, und der Betreffende findet es fast unmöglich, Ruhe und Ausspannung zu finden. Alles dies hat den Zweck, den Unglücklichen geistig so herunterzubringen und zu zerrütten, daß er zeitweise beinahe an den Rand des Wahnsinns gebracht wird; [...] der Sinn [mag] mit Gedanken angefüllt werden, die so niedriger Art sind, daß sie der Beschreibung spotten. DANN GEDENKET DES GELÜBDES." [2]

Die Anmerkungen zu Offenbarung 7:1, auf die er sich bezieht, enthalten Zitate von Russell aus den „Watch Towers" der Jahre 1911 und 1914. In ihnen sagte Russell, die gefallenen Engel, die seit der Flut in der Finsternis gefesselt oder gefangengehalten werden, würden bald freigelassen und gerichtet werden durch die Kirche und durch ihre Taten. Russell sagte sie würden zuerst seine Anhänger angreifen, die er als die "gesalbte" kleine Herde betrachtete. Dies würde zur Zeit der Drangsal gehören, die mit Harmagedon im Jahre 1914 ihren Höhepunkt erreichen würde. Eines dieser Zitate von 1911 sagt:

„Soweit wir es beurteilen können, gibt es nur eine Möglichkeit, die gefallenen Engel auf die Probe zu stellen, und zwar in der Weise, daß ihre Prüfung in einer reichlicheren Gelegenheit zum Sündigen besteht - wenn ihr Wunsch dahin geht - oder einer Gelegenheit, den Beweis zu erbringen, wenn sie dies wünschen, daß sie der Sünde überdrüssig sind und zur Harmonie mit Gott zurückkehren möchten.... kommen wir also zu dem Schluß, daß die Prüfung dieser gefallenen Engel in nächster Zukunft liegt - in gewissem Maße vielleicht schon begonnen hat. „[3]

C. J. Woodworth erfüllte diese "Prophezeiung" von Russell. In seinen oben zitierten Anmerkungen aus „Das Vollendete Geheimnis" scheint er aus eigener Erfahrung zu sprechen. Seine Beschreibung der Besessenheit durch Dämonen ist lebhaft:

"Der Hauptsitz der Denkfähigkeit und des Empfindens, das Gehirn, wird bei solchen Versuchungen in einer Weise angegriffen, als wenn es in einen Schraubstock eingeklemmt wird, ... Deutungen des göttlichen Wortes [...] werden in den Denkapparat ähnlicherweise eingeträufelt, wie etwa Wasser durch einen Schlauch geleitet wird. Es werden dem Sinn vielleicht lockende Visionen vorgespiegelt. ... wie in einem zarten und lieblichen Nebelschleier ..."

Woher kannte er diese Dinge, wenn nicht aus eigener Erfahrung? Er sagte, dass es ohne eigene Erfahrung unmöglich wäre, die ausserordentliche Heftigkeit des Kampfes gegen die Dämonen-Besessenheit zu begreifen.

Dass er persönlich solche Kämpfe mit Dämonen hatte, bezeugt er höchstpersönlich beim Bibelforscher-Treffen von 1913 in Asheville, North Carolina. Ein Bericht seiner Aussagen wurde in den (durch die Gesellschaft ausgestellten) Versammlungs-Bericht von 1913 aufgenommen. Er gestand es als er über das Gelübde sprach. Er begann, indem er sagte:

„ICH MÖCHTE zu euch über etwas sprechen, das zu erwähnen ich in diesem Treffen bestimmt nie vorhatte. Ich nehme an, dass ihr das Gelübde abgelegt habt, einige von euch aber vielleicht auch nicht."

Er sagte, dass er das Gelübde zuerst nicht akzeptierte und dachte, dass es etwas war, das sich Russell "selbst ausgedacht hat", und dass er es nicht akzeptieren würde, es sei denn, er fände es in der Bibel vor. Er sagt weiter:

„Dann begannen meine Probleme. Ich begann zu beten und auf meine Weise mit den Schriften dagegen anzukämpfen. Nach wenigen Monaten begann die Schrift sich anscheinend zu erschließen ... indem es seine Unschriftmässigkeit aufzeigte. Ich dachte, dass... Bruder Russell sich irrte..."
After corresponding with Russell on the issue he said his nonacceptance of the vow led him to eventual demon possession and even automatic writing:

Nachdem er mit Russell das Problem besprochen hatte, sagte er, seine Ablehnung des Gelübdes habe ihn in eine eventuelle Dämonen-Besessenheit geführt und ihn sogar geistschreiben lassen:

„Ich konnte einmal fünf aufeinander folgende Nächte lang kein Auge zutun; dann kam eine Zeit, in der die Anstrengung zu viel wurde; meine Gedanken wurden unausgeglichen, und ich kam direkt unter den Einfluß böser Geister, so sehr, dass ich drei Tage lang so vollständig unter dämonischer Kontrolle war wie damals Mrs.Eddy, als sie "Science and Health" ("Wissenschaft und Gesundheit") schrieb.

Zuvor hatte ich ein 36-seitiges Buch gegen das Gelübde vorbereitet, in zwei Spalten gedruckt, in der alle Schrifttexte, die direkt oder indirekt gegen das Gelübde zu sein schienen, aufgeführt waren. Ich weiß jetzt, dass all diese Schrifttexte durch die bösen Geister in meine Gedanken eingeflößt wurden. Eine der Einflößungen war ... (und ich glaube dass es eine Wahrheit war, denn diese "lügnerischen Geister" erzählen manchmal die Wahrheit), dass im fünfzehnten Kapitel von 4.Mose, wo die "blaue Schnur" erwähnt wird, es sich auf das Gelübde bezog und es vorschattete.

Aber dann verwandelten diese lügnerischen Geister die Wahrheit in eine Lüge, als sie behaupteten, dass das Gelübde dem Bruder Russell durch die bösen Geister vorgeschlagen worden war. Derart gerissen waren sie!" [4]

Er berichtet weiter, er habe, nachdem ihn Russell auf einen "Fehler" in seinem Buch aufmerksam machte, all seine Kopien genommen und verbrannt. Dann sagte er:

„Bis zu dieser Zeit hatte ich den Gedanken nicht ernsthaft erwogen, dass Bruder Russell "Jener Diener" war.... Ich habe die Angelegenheit nie so gesehen, bis ich mich geschlagen gab und das Gelübde ablegte, das er allen Heiligen des Herrn empfahl abzulegen.... Ich glaube fest daran, dass diese "blaue Schnur" das Gelübde bedeutet und von Gott inspiriert ist... „[5]

Goodrichs Erinnerung und Anmerkungen
1969 äußerte sich Roy Goodrich in seiner Broschüre „Demonism and the Watchtower" (Dämonenglaube und der Wachtturm) über Woodworths "Geständnis" der Dämonen-Besessenheit. Goodrich war ein hochgeachteter ZJ während der Rutherford-Ära, der in Schwierigkeiten geriet und schließlich ausgeschlossen wurde, weil er sich fortwährend bei Rutherford und anderen wie Woodworth beschwerte, dass die von ZJ gebrauchte ERA-Maschine (der Oszilloklast) nichts weiter als ein Ouija-Brett (Alfabettafel) war. Er gebrauchte Woodworths Geständnis (und die ERA-Maschinen) als klaren Erweis des "Dämonismus" in der Wachtturm-Gesellschaft.

Goodrich behauptete, beim Treffen dabei gewesen zu sein und ihn diese Dinge sagen gehört zu haben, die ihn, um das mindeste zu sagen, überraschten. Er zitiert in seiner „Dämonismus"-Broschüre nicht aus dem Bericht des Treffens, aber er scheint aus dem Gedächtnis heraus zu schreiben. In der Broschüre schrieb er:

„WEITERE STREIFLICHTER AUF DEN DÄMONISMUS DER GESELLSCHAFT - C. J. Woodworths Geständnis und Kühne Prophezeiung
Es war unser Vorrecht, unserem zweiten Treffen „Wahrheit" im Sommer 1913 in Asheville, N C, beizuwohnen… Bei diesem Treffen hielt Bruder C. J. Woodworth, der ununterbrochen der Herausgeber von DAS GOLDENE ZEITALTER von der ersten Ausgabe im Jahre 1919 an bis zur letzten Ausgabe von TROST im Juli 1946 war, eine bemerkenswerte und unvergessliche Rede.

Wir erinnern uns lebhaft daran. Es war ein öffentliches Geständnis von Bruder Woodworth, mit dem Inhalt, dass er eine Zeitlang sehr ernsthaft unter der Kontrolle der Dämonen stand; dass er unter deren Einfluß ein Buch gegen die Lehren Russells geschrieben hatte; dass sein Kampf gegen diese intelligenten Wesen schrecklich gewesen sei; und dass er nur durch das größte persönliche Ringen durch Gottes Gnade fähig gewesen sei, ihren Einfluß abzuschütteln, genug, um das von ihm geschriebene Manuskript zu verbrennen." [6]

Er fügte später hinzu :
„..., which was completed and released for circulation in jig time the following July." [7]

Knapp viereinhalb Jahre später, im Winter des Jahres 1916 und 1917, fand man diesen Bruder, so kürzlich und zugegebenermaßen unter Dämonen-Kontrolle, beim fieberhaften und geheimen Schreiben des Offenbarungs-Teils von "Das Siebente Band", "DAS VOLLENDETE GEHEIMNIS", der im folgenden Juli fertiggestellt und freigegeben wurde. [7]

Aber worum es uns geht ist dies: Auf den Seiten 126 und 127 dieser Ausgabe... schreibt Bruder Woodworth, zweifellos ausgehend von seiner eigenen persönlichen Erfahrung, die er viereinhalb Jahre zuvor in Asheville derart anschaulich beschrieben hatte, das Folgende nieder: [8]

„He then quotes excerpts from these pages. It seems that Goodrich here is implying that since The Finished Mystery was completed "in jig time" and was written only a couple years after Woodworth publicly confessed to being demon possessed and that the book itself seems to promote the idea that his type of struggles are to be expected almost as a test from God (both of the fallen angels and the Church), that Woodworth was probably still under their control."

Er zitiert dann Auszüge aus diesen Seiten. Es scheint, dass Goodrich hier andeutet, dass da „Das Vollendete Geheimnis" "in Rekordzeit" fertiggestellt wurde und nur ein paar Jahre, nachdem Woodworth öffentlich zugegeben hatte von Dämonen besessen zu sein, geschrieben wurde, und dass das Buch selbst den Gedanken nahelegen zu wollen scheint, dass seine Art von Kämpfen fast als eine Prüfung von Gott (sowohl für die gefallenen Engeln als auch für die Kirche) angesehen werden sollten, dass Woodworth wahrscheinlich immer noch unter ihrer Kontrolle stand.

Man nimmt an, dass Woodworth dachte, dass seine Kämpfe vorüber wären (er sagt in seinem "Geständnis" nicht aus, dass sie es waren), aber vielleicht weist was er 1917 schrieb auf den Versuch einer rationalen Rechtfertigung für die weitergehenden Kämpfe hin. Dämonenbesessen zu sein war jetzt anscheinend ein Zeichen, ein treues hingegebenes Kind Gottes zu sein, für würdig befunden die Geister "zu prüfen" und die Geister zu richten, indem man von ihnen besessen ist!

Was Woodworth schrieb und im Goldenen Zeitalter veröffentlichte, weist für mich nicht auf ein Ende bzgl. dämonischer Einflüsse in seinem Leben hin. Vielleicht schimmert hier meine evangelikale Vorbelastung durch, aber sie sind voll mit okkultem und dämonischem Stoff.

Das Goldene Zeitalter
„.... The previous journal documented one such occultic and demonically inspired item he endorsed; the automatic writing book Angels and Women. ... „

Dieser geistige Zustand oder Geisteszustand von Woodworth, wenn er fortdauerte, könnte nicht nur den Inhalt von „Das Vollendete Geheimnis", sondern auch des Okkultismus und "Dämonenglaubens" in der Zeitschrift „Das Goldene Zeitalter" erklären, die er herausgab. Die vorhergehende Abhandlung dokumentierte eine solche okkulte und von Dämonen inspirierte Einzelheit, wo er das automatisch geschriebene Buch „Angels and Women" (= Engel und Frauen) gutheisst.

Er glaubte, dass das Buch dem Autor von einem gefallenen Engel "diktiert" wurde, der "der Sünde müde" war und bereuen wollte. Dieser gefallene Engel wurde durch dieses hochrangige, dämonenbesessene Mitglied der Organisation Gottes als aufrichtig und reuig "beurteilt" (im Gegensatz zu denjenigen die früher mit ihm kommunizierten, die er als böse beurteilte). Er sagte, der gefallene Engel würde im Buch etwas Licht auf die Zustände vor der Flut werfen. Er förderte daher "neues Licht" oder biblische Deutung und Geschichte von den Dämonen; solange sie reuig und aufrichtig wären, und nicht einfach nur "lügnerische Geister". Wie er in seinem "Geständnis" sagte: "Diese lügnerischen Geister erzählen manchmal die Wahrheit" und wenn sie dies taten, glaubte und verbreitete er ihre Gedanken!

Ein großformatiges Buch, oder drei, könnte viele weitere Beispiele von seinem veröffentlichten und gutheissenden Materials im Goldenen Zeitalter dokumentieren und besprechen, was okkulter Natur war. Ein Hauptgebiet, das okkulte oder "dämonische" Verbindungen hatte, sind die zahlreichen im „Goldenen Zeitalter" gedruckten Themen über Nahrung, Gesundheit und Medizin. Eines davon, die "ERA"-Theorie und –Geräte von Dr. Albert Abrams wird in dieser Abhandlung dokumentiert, wovon ich glaube, dass es zeigt, wie diese Gutheissungen viele in der JZ-Bewegung, einschließlich der prominenten ZJ, in das Okkulte involvierten (Teil Eins befindet sich in dieser Ausgabe).
„I may decide to document others at some point. ..."

Ich könnte ann mich dafür entscheiden, andere an etwas Punkt zu dokumentieren.
Worum es in der vorliegenden Reihe geht, ist die Verwicklung Rutherfords in den Okkultismus und Dämonismus zu dokumentieren, und wieso ich der Meinung bin, dass er ein Geister-Medium war. Rutherford selbst behauptete, dass Geistpersonen Biblische Interpretationen in seine Gedanken projizierten und er daher ähnliche Kanalisierungs-Erfahrungen wie Woodworth gehabt zu haben schien. Der Unterschied war, dass Rutherford fest glaubte, dass diese Geister nicht böse sondern heilig waren.

Rutherfords Leitung zog ebenso andere der Bibelforscher-/ZJ-Bewegung in das Okkulte hinein. Ich bin der Meinung, einiges davon sollte dokumentiert werden, um die Wirkung aufzuzeigen, die seine Leitung und sein Beispiel auf andere hatten. Die Stellung von Woodworth als Herausgeber des Goldenen Zeitalters trug viel dazu bei, viele in der Wachtturm-Gesellschaft dem okkulten und daher dämonischen Einfluß auszusetzen.

Bezugnahmen und Fußnoten:

1. Thirteenth Souvenir Convention Report, p. 274.
[1.] Der dreizehnte Andenken-Versammlungs-Bericht, S.274.

[2.] Das Vollendete Geheimnis, 1917, S.162-164

[3.] Das Vollendete Geheimnis, 1917, S.159

4. Thirteenth Souvenir Convention Report, p. 274.
[4.] Der dreizehnte Andenken-Versammlungs-Bericht, S.274

[5.] Ebenda, S.274,275

6 Roy D. Goodrich, Demonism and the Watchtower (Ft. Lauderdale, FL: The Bible Way Publications) 1969, p. 11.
[6.] Roy D. Goodrich, Dämonismus und der Wachtturm (Ft. Lauderdale, FL: Die Bibel-Weg Veröffentlichungen) 1969, Seite 11.

[7.] Ebenda, S.11,12

[8.] Ebenda, S.12

Gelesen im "Goldenen Zeitalter" vom 15. 11. 1935:

„Das magische Pendel

Ein in Zürich domizilierende Firma hatte beim eidg. Amt für geistiges Eigentum das Gesuch um Patentierung eines sog. Strahlenapparates eingereicht, mit dem es möglich sein sollte, mittels eines Pendels das über die Photographieen von Personen gehalten wird, festzustellen, ob diese zur Zeit noch leben, wo sie sich aufhalten, von wem sie abstammen (Vaterschaft) und dergleichen mehr. Die Patentierung wurde aber ohne nähere Prüfung des Apparates und des Verfahrens verweigert, und eine gegen diese Abweisung beim Bundesgericht eingereichte verwaltungsrechtliche Beschwerde ist als unbegründet abgewiesen worden."

Man liest auch in der Zeitung, daß ein kath. Priester mit dem Pendel auf der Landkarte — wirklich auf der Landkarte! — nicht etwa draußen im Freien, die Orte aufsucht und auch findet, wo Wasserläufe und Erz zu finden sind.

Es gibt auch Leute, die jeden Tag pendeln, was man essen soll. Dabei kommen dann natürlich die unglaublichsten Speisefolgen zustande. Andere glauben, daß sie durch das Pendel die Fehler eines Radioapparates finden können, je nachdem, ob das Pendel kreisförmig oder geradlinig schwingt. Wenn ferner jemand in ein Taschentuch hustet oder atmet, und an einem andern Ort läßt wieder jemand anders über diesem Taschentuch das Pendel schwingen, so soll er damit angeben können, welche Krankheiten jener Mensch hat und welche Mittel dagegen zu nehmen sind.

Was wir zur Sache denken, ist dies:

Ein ruhig aufgehängtes Fadenpendel kann nicht von selbst zu schwingen beginnen. Von freier Hand gehalten, werden sich die unmerklichen Bewegungen der "ruhigen" Hand dem Pendel mitteilen und unter günstigen Umständen kann so das Pendel deutlich zu schwingen anfangen, sei es geradlinig (wie ein Uhrpendel) oder oval- oder kreisförmig.

Die Form der Bahn des Pendelgewichtes hängt ab von der Art der schier unmerklichen und vielleicht auch unwillkürlichen Anstöße durch die Hand, welche das Pendel hält. Keine frei gehaltene Hand ist völlig ruhig. Der Pulsschlag sorgt dafür, daß die Muskelspannungen dauernd kleinen Änderungen unterworfen sind. Auch die ruhigste Hand des geübten Schützen bewegt sich dauernd und nachweisbar.

Wer es noch nie getan hat, der suche mit einem stark, vergrößernden Feldstecher oder Fernrohr die Sterne zu betrachten "aus freier Hand", und er wird augenscheinlich die Unruhe des "ruhig" gehaltenen Feldstechers beobachten, indem scheinbar die Sterne wackeln, und zwar ganz unerwartet stark und unregelmäßig.

Wenn die Hand, die das Pendel hält, nicht ruhig ist — und sie kann nicht ruhig sein, solange der Mensch lebt — so ist es weiter nicht verwunderlich, daß das Pendel mitschwingt. Die Bahnform kann verschieden sein: fast gerade, ellyptisch, fast kreisförmig, je nach der Unruhe der antreibenden Hand. Die Hand aber braucht nur ganz verschwindend kleine Bewegungen zu machen, um deutliche Schwingungen zu bewirken. So klein können die Handbewegungen sein, daß sie ohne Apparat (von bloßem Auge) nicht wahrnehmbar sind.

Ähnlich beobachtet ja auch kein Mensch von bloßem Auge die ruckweise Vorwärtsbewegung des kleinen Uhrzeigers, und trotzdem ist diese Bewegung vorhanden und zwar ruckweise wie beim Sekundenzeiger.

Selbstverständlich sind diese kleinen Bewegungen der Hand in starkem Maß vom Nervensystem und damit vom Gemüt und Willen des Menschen abhängig. Es ist also nicht verwunderlich, wenn so ein Pendel längere Zeit kreisrund und dann wieder geradlinig schwingt.

Da die Entscheidungen nach der Form der Bahn des Pendelgewichts getroffen werden, in den eingangs erwähnten Beispielen, brauchen wir uns also noch zu überlegen, unter welchen Voraussetzungen das frei gehaltene Pendel kreisförmig oder gerade schwingt:

Angenommen, die Hand mit dem Pendel mache kleine, fast regelmäßige Kreise von geeigneter Geschwindigkeit; diese Kreise in wagerechter Lage seien aber nur ½ mm groß:

was wird die Folge sein? Das Pendel wird nach einiger Zeit kreisförmig schwingen. Wenn aber die Hand sich nur gerade hin und her bewegt, auch wieder nur einige Zehntelmillimeter weit, was dann? Dann wird das Pendel nach einiger Zeit auch geradlinig schwingen. Überdies sind noch Zwischenformen möglich. Auch folgt das Pendel wegen der Trägheit (Beharrungsvermögen) des Gewichts nicht sofort einem willkürlichen Übergang vom Kreis zur Geraden, sondern erst, wenn durch Luftreibung etc. die Energie der Kreisbewegung aufgebraucht ist. Soviel aber ist jedem Menschen mit noch klarem Kopf einleuchtend: Die Bahnform der Schwingungen (aus der man dann wichtige Entscheidungen ableitet) ist nur von der Bewegung der haltenden Hand und dem Beharrungsvermögen des Pendelgewichtes abhängig.

Bloße Gedanken oder Wünsche können ein Pendel nicht bewegen, solange die Hand ruhig bleibt, indem sie etwa auf einem festen Stativ aufliegt. Auch kosmische Strahlen oder überhaupt Strahlen und angebliche Kräfte können das Pendel nicht zum Schwingen bringen, es sei denn, daß die haltende Hand zuerst die Bewegung ausführt.

Physikalisch ist damit die ganze Sache erledigt: Das Pendel schwingt so, wie es durch die Handbewegungen veranlaßt eben schwingen muß. Woher sind dann aber die Handbewegungen abhängig, die — wohlverstanden — von bloßem Auge nicht sichtbar sind? Offenbar von allerlei Zufälligkeiten, besonders aber vom eigenen Willen des "magischen Pendlers", von seinen ganz-, halb- oder unbewußten Regungen oder auch von den in ihm wirksamen dämonischen Einflüssen.

Jedenfalls sind die unscheinbaren Handbewegungen nicht klüger als der Besitzer der Hand. Und was der Pendler nicht weiß, weiß auch das Pendel nicht zu beantworten. Bis dahin ist die Sache dem Glücksspiel oder Loswerfen sehr ähnlich. Durch Zufall entscheidet sowohl das Los wie auch das Pendel manchmal das Richtige, manchmal das Falsche.

Ein Pendel, das über Bruteiern entscheiden soll, ob Hähnlein oder Hühnlein ausschlüpfen werden, muß nach der Erfahrung — wenn genügend viele Fälle untersucht werden, — in etwa 500 von 1000 Fällen das richtige zufällig treffen.

Ein Los würde dasselbe tun.

Wenn es nun erwiesen ist, daß gewiß Leute mit dem "magischen Pendel" Erfolg haben in weit mehr als 50% aller Fälle, so läßt dies nur eine Möglichkeit offen: Sein Erfolg ist — sofern bei seinen Entscheidungen nicht wirkliche Sachkenntnis im Spiele sein kann — übermenschlichen Kräften, also der Magie zuzuschreiben. Und das Pendel trägt mit Recht den Namen logisches Pendel".

Magie bedeutet hier Zauberei im Sinn der heiligen Schrift, also . unter Mitwirkung teuflischer Mächte der Bosheit, wie sie bei Zauberern, Sterndeutern, Totenbefragen und Besessenen wirksam ist.

Wenn ein Mensch nicht weiß, warum sein Nachbar krank ist, welche Krankheit vorliegt und wie ihm zu helfen ist, so kann natürlich das Pendel dies auch nicht wissen oder anzeigen von sich aus. Denn das Pendel folgt nur den Handbewegungen. Diese feinen Bewegungen aber sind auch nicht einsichtiger als der pendelnde Magier selbst und können daher nichts zur Gesundung beitragen. ...

Es ist Tatsache, daß manche, die Erfolg haben mit ihrem Pendel, entrüstet sein werden, hier im G. Z. zu lesen, daß ihre Erfolge, die 50% übersteigen, nur dem Dämonismus zugeschrieben werden können.

Ein ehrlicher und aufrichtiger Mensch sollte nichts mit dieser Sache im Ernst zu tun haben.

Das Patentamt tat wohl, die Patentierung der neuen Erfindung, von der anfangs die Rede ist, zu verweigern. Geheimnisvolle Kräfte, welche Intelligenz verraten durch ihre erfolgreichen Entscheidungen können nichts anderes als Wirkungen von Dämonen sein. Weder Fingerspitzenbewegungen noch Fadenpendel können in Wirklichkeit Fragen vernünftig beantworten. Wenn es dennoch so zu sein scheint, sind geheime intelligente Kräfte im Spiel. ...

Menschliche Intelligenz offenbart sich immer durch klaren Einblick und nicht durch geheimnisvolle Offenbarungen.

Wenn unter Menschen, die Jehova fürchten, solche gewesen sind, die sich erfolgreich mit diesem magischen Pendel beschäftigten, so empfehlen wir ihnen, diesen "Greuel in Gottes Augen" weit weg zu tun. Wer sich noch nicht damit befleckt hat, der möge den festen Entschluß fassen, diese Sache ebenso zu meiden, wie die ändern Formen der Zauberei, Gesundbeterei, Astrologie, Handlesekunst und alle "geheimen Wissenschaften".

Wenn Gottes Volk sich früher mit dem Studium der großen Pyramide befaßte, weil dort merkwürdige Bestätigungen der Bibellehren zu finden waren (wie man glaubte) und dann Jehova bat, ihm zu vergeben, daß es sich mit dieser ungöttlichen Sache überhaupt befaßte, so empfehlen wir auch allen, die sich ernstlich und erfolgreich mit dem Pendel befaßten, Gott um Vergebung zu bitten und fortan nichts mehr damit zu tun zu haben!

Wer aber der Sache Mißtrauen entgegenbrachte, möge fortfahren, sie als etwas durchaus Verächtliches und wenn nicht gar Schädliches, so doch Wertloses zu erachten!

Wer dagegen schon immer genau unserer Ansicht war über dieses "magische Pendel", beharre dauernd darauf, daß ein Pendel physikalisch unmöglich Ratschläge erteilen kann und wirkliche intelligente Anweisungen nur von übermenschlichen (also hier teuflischen) Gewalten ausgehen könnten. Sich damit zu befassen ist also entweder physikalische Dummheit oder dann Götzendienst. ..."

Kommentierend mag man zu vorstehendem nur sagen. So weit, fast gut. Beim Thema Dämonen kann man wohl unterschiedlicher Meinung sein, was jetzt aber nicht weiter thematisiert sei.

Allerdings stellt sich bei diesem Kommentar doch ein merkwürdiges "Bauchgefühl" als "Nebenwirkung" ein.

Und das wäre. Da macht ein Scharlatan, den anderen Scharlatan mies.

Kann er, ohne Frage. Damit hat er aber immer noch nicht wirklich das Odium abgelegt, selbst auch zur Kategorie der Scharlatane zu gehören. Nicht unbedingt in Form des "Pendelns". Es gibt da durchaus noch ein weiteres Spektrum!

Allerdings war das Thema damit noch nicht abgehakt, denn es gab in der „Goldenen Zeitalter"-Ausgabe vom 15. 1. 1936 noch eine verhältnismäßig umfängliche Fortsetzung.

Schon der Untertitel „Eine Richtigstellung" ist geeignet, Verwunderung wenn nicht gar Befremden auszulösen.

Der da die Richtigstellung Begehrende, zeichnet sogar namentlich (mit Rud. Spring).

In anderen Fällen allerdings, konnte sich Widerspruch zu vom zuvor im „Goldenen Zeitalter" geäußertem, keineswegs in dem Umfange bemerkbar machen, wie das in diesem speziellen Fall Fakt ist.

Indem die GZ-Redaktion diesen Widerspruch nicht einfach dem Papierkorb überantwortete, wo er sicherlich am besten aufgehoben wäre, wird zugleich deutlich. Da wurde ein neuralgischer Punkt angerissen, wo eben die GZ-Redaktion nicht herumkam, weitere Detailstellungnahmen auch ihrerseits abzuliefern.

„Erhellend" ist allerdings schon der Umstand, was man über den diesen Widerspruch Begehrenden, innerhalb dieses Artikels dann noch so erfährt.

Der Widersprechende sei ein „erfolgreicher

Praktiker, der das magische Pendel berufsmäßig benutzt." Im Kanton Zürich würde er praktizieren. Und als Beispiel aus seiner Praxis führt er an:

„... Aus meiner reichen praktischen Erfahrung erwähne ich nur ... Ein Mann kam seinerzeit zu mir, als ich im Baselland als Naturheilkundiger praktizierte. Er wollte wissen, wie es um die Gesundheit seiner Tochter in Genf bestellt sei. Hiezu hatte er ein gebrauchtes Taschentuch der Tochter mitgebracht. Ich pendelte und stellte u. a. Gallensteine fest. Dann fragte der Vater noch, ob der Blinddarm gesund sei. Ich befragte den Pendel und sagte dem Vater, der Pendel wolle nichts vom Blinddarm wissen ..."

Schon diese Sätze sind eigentlich Aussagekräftig genug. Man kann sie auch etwas „anders herum" formulieren. Also ein Vertreter der Heilpraktikerszene, wähnt, seine „Künste" mittels des „Pendelns" „ergänzen" sollen zu können.

Was denn in seiner Praxis dominierte, das Pendeln oder seine sonstigen „Heilpraktiker-Künste" mag ja dahin gestellt sein.

Mit vielem Wortgeklingel schwört er dann auf seine ach so erfolgreichen Pendelkünste.

Zu seinem Wortgeklingel gehört dann auch seine Aussage:

Es muß nun hier mit aller Deutlichkeit erklärt werden, daß Menschen mit einer solchen einseitigen, nur-materiellen und vorurteilsvollen Geistesrichtung überhaupt nie imstande sind zu pendeln, somit auch nie berechtigt sind, ein Urteil über das Wesen des Pendelns abzugeben. Vom erfolgreichen Pendeln sind zum Voraus alle Subjekte ausgeschlossen, die vom grob-materiellen, kritisch-negativen, exaktwissenschaftlichen Standpunkt aus an diese feinstoffliche, überirdische, seelische, astrale, göttliche, also sehr feine Sache herantreten. Beurteilen kann die Sache aber nur, wer sie geprüft hat und so scheiden alle die Skeptiker als Richter aus und die berufenen Richter, die also selber pendeln können, können unmöglich zu einem verwerfenden Urteil kommen."

Schon seine Verdammung „exaktwissenschaftlicher" Prüfmethoden spricht Bände. Von seinen sonstigen Behauptungen gar nicht erst zu reden.

Manchen Schulmediziner dürfte es nicht schwer fallen, den sich da selbst so Vorstellenden als prächtiges Scharlatan-Objekt zu outen. Jedenfalls würde mit Sicherheit der Prof. Prokop, Verfasser eines Standardwerkes über medizinischen Okkultismus, nicht lange fackeln, vorgenanntes Prädikat zu vergeben.

Das dieser Scharlatan sich nun auch nun im Umfeld der GZ-Leserschaft mit tummelt, ist wahrlich bezeichnend und erhellend zugleich.

Nun werden Scharlatane dieses Kalibers immer ihre Erfolgsstory vor sich hertragen. Daher ist es mehr als schwer mit ihnen zu rechten. Einen erwiesenen Erfolg haben sie allerdings mit ziemlicher Sicherheit. Sie verstehen es, ihre Kundschaft „zu nehmen". Ihre psychische Befindlichkeit im suggestivem Sinne auszunutzen.

Und da die Kundschaft mit Sicherheit vor allem finanziell ausgenutzt wird, muss der Psychologe in dem einzelnen Heilpraktiker, sicherlich „ganze Arbeit" leisten.

Das religiöse Milieu erleichtert ihm dieses zugleich wesentlich. Da geben sich dann zwei Scharlatane, zwar unterschiedlicher Art, zugleich jedoch von gleicher Grundgattung, quasi „ die Klinke in die Hand".

In anderen religiösen Kreisen würden diese Scharlatanspezies geduldet, kaum aber attackiert werden. Auch das GZ stand ja vor dieser „Gretchenfrage".

Da es aber bereits schon zu der auch religiös drappierten  Christlichen Wissenschaft der Mary Baker Eddy, ein ablehnendes Urteil gefunden hatte, kam es auch in diesem Falle nicht darum herum, es ähnlich zu praktizieren. Und die Umfänglichkeit, wie da seitens des GZ vorgegangen wurde, zeigt, dass man durchaus ein Gespür dafür hatte, vielleicht im „selben Boot" zu sitzen, nur jenes eben nicht zugestehen zu wollen.

Von sich selbst sagt der Pendler dann noch, auch das zitiert das GZ:

„Man muß ein unerschütterliches Gottvertrauen haben, um erfolgreich pendeln zu können."

Aber, und damit gibt er sich die in GZ-Sicht entscheidende Blöße, er setzt seinen Satz fort mit der Aussage;

„Aber wenn man im Namen Jesu oder mit Anrufung der drei höchsten Namen ans Werk geht, kann einem der Satan nichts in das Konzept pfuschen."

Und just an diesem Punkt glaubt nun das GZ ihn „festnageln" zu können. Mit der kirchlichen Trinitätslehre wollte und will man ja seit jeher, nichts zu tun haben. Indem jener Pendler aber sie mit andeutet, ist er schon mal beim GZ „unten durch".

Noch ein weiterer in GZ-Sicht „unverzeihlicher Fehler" ist dem Pendler unterlaufen. Nebst seinem vom GZ veröffentlichten Widerspruchs-Artikel hatte er dem noch ein Begleitschreiben beigefügt. Und in selbigem fand sich auch ein Satz vor, den das GZ dann auch prompt mit aufspiesste. Und zwar der;

„So kann man sich erinnern, wie weit der Glaube an die  Schädlichkeit des Aluminiumgeschirrs  verbreitet wurde, als diese Ente im G. Z. veröffentlicht worden war."

Das also bezeichnet der als „Ente", Da fühlt sich der „Entenstall" natürlich prompt getroffen. Ein weiterer Grund für den „Entenstall" warum also dieser Pendler den Status „unten durch" erreichte.

Damit hatte er dann vom GZ auch kein Pardon mehr zu erwarten, wofür auch die Sätze in der nachfolgenden GZ-Entgegnung stehen:

„Daß es nicht die Bewegungen der Hand sondern die magische Odkraft sein soll, welche das Pendel antreibt, wollen wir hier nur kurz streifen. Tatsache ist jedenfalls, daß auch diese geheimnisvolle übernatürliche Odkraft (die es nur in der Einbildung gibt, wie die unsterbliche Seele des Menschen) nicht imstande ist, das Pendel anzutreiben, wenn die Hand völlig ruhig aufliegt auf einem geeigneten Gestell. ...

Wenn das Pendel aber nur das Ausdrucksmittel der geistigen Mächte ist, welche hinter der Pendlerei stehen und welche wirklich Antwort geben können, dann ist das magische Pendel wirklich Magie oder Zauberei, wie die Zauberei der Magier am Hofe des Pharaos. ...

Wir antworten nach wie vor, daß das Pendel nichts wissen kann und die zu Erklärungszwecken erfundene Odkraft ist entweder ebenso unwissend wie die Pendelschnur aber es ist der geheimnisvoll klingende Deckname für die wahre Intelligenz, die hinter der ganzen modernen Zauberei steckt ...

Wenn bloße, reine, nicht-dämonische Kräfte die Ursache der Schwingungsbilder und der daraus abgeleiteten Diagnosen wären: warum muß dann der Pendler religiös sein?

Die Naturgesetze wirken doch immer, und auch dann, wenn Nichtreligiöse sie ausnützen. Warum muß man angeblich "in den drei höchsten Namen" ans Werk gehen, wenn es sich doch um Naturgesetze oder Naturkräfte im gewöhnlichen Sinn handeln soll? ..."

"Doktor Eisenbart"

Impfgegner-Dokumentation

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