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So, da wären wir also schon mal an dem Punkt angelangt, welcher das hiesige
Interessenfeld berührt. Zum hiesigen Interessenfeld gehören wohl Salafisten
und Chassiden wenig bis nicht. Bleibt also nur noch eine der genannten Gruppen
übrig.
Welche Indizien wähnt nun der Autor vortragen zu können, das er auch die
dritte genannte Gruppe in sein verschachteltes Romansujet mit einbaut?
Sicherlich einige. Ob sie indes ausreichend zur Täteranalyse wären, ist wohl
eine andere Frage.
Man erfährt zum Einstieg, das Mordopfer heiße Laura. Ihr Wohnungsnachbar
namens Ahmed bekommt als erster mit, das da etwas nicht stimmt.
„Eines Tages wecken ihn Tropfgeräusche vom Balkon
seiner Nachbarin Laura: Es ist Blut. Und Laura ist tot."
Besagter Ahmed wird als verschrobener Typ beschrieben, konsumiert
Kriminalromane in ungewöhnlicher Dimension, weis dass er mit als erster als
potentieller Täter verdächtigt wird. Richtet sich auf Grund seines angelesenen
Wissens danach. Vermeidet alles was nun ihn auf dem Indizienwege belasten
könnte. Die untersuchenden Polizisten kommen über die „Schiene Ahmed" nicht
weiter, das merken sie alsbald.
Sie suchen nach weiteren Bekannten jener Laura. Eine von diesen äußert dann im
Gespräch mit den Polizisten:
„Sie hatte Probleme mit ihrer Familie. Aber ich
kann mir nicht vorstellen, dass ihre Eltern ihr das angetan haben. Wir sind
hier schließlich nicht im wilden Kurdistan.'
'Was für eine Art von Problemen?'
'Die Vignolas sind Zeugen Jehovas, und Laura wurde in diesem Glauben erzogen.
Ziemlich verrückt. Alle, die nicht so denken wie sie, sind Dämonen. Das Ende
der Welt steht unmittelbar bevor. Man darf weder ins Kino gehen noch
Geburtstage feiern ... Eigentlich ist es nicht besonders kompliziert, denn so
gut wie alles ist verboten. Mit achtzehn ist Laura von zu Hause abgehauen. Sie
hatte sich auf die Flucht vorbereitet, seit sie dreizehn war. Die Eltern haben
ihr das nie verziehen. Für sie ist ihre Tochter tot. Laura hatte große
Schwierigkeiten, sich ihre Eltern und die Zeugen Jehovas aus dem Kopf zu
schlagen. Aber sie war ungeheuer mutig. Jahrelang hat sie in Frauenwohnheimen
gelebt."
Zwischenbemerkung nach diesem Zitat. Eine von ihren ZJ-Eltern verstoßene
Tochter muß Jahrelang in Frauenwohnheimen wohnen. Diesen Umstand laße man sich
dann mal „auf der Zunge zergehen." Auch wenn es sich um ein Romansujet
handelt, entwickelt der Autor doch einen bemerkenswerten Scharfblick!
Weiter im Bericht jener vernommenen (juristischen) Zeugin;
„Mindestens einmal im Jahr fuhr sie ihre Eltern
besuchen, die sie jedes Mal davonjagten, als sei sie der Teufel
höchstpersönlich. Zum letzten Mal versuchte sie es vor weniger als zwei
Wochen. Erfolglos wie immer."
Nun hatten die Polizeibeamten auch den Namen der Eltern des Mordopfers
genannt bekommen. Ergo ergab es sich das sie auch in dieser Richtung
Recherchen anstellten. Ein „Nebenergebnis" dieser Untersuchungen liest sich
dann so:
„Gomes hat auch bei Google gesucht und dabei in
der Online-Ausgabe der Zeitung 'Charente libre' einen Artikel über Probleme
der Ortsgruppe der Zeugen Jehovas mit dem Fiskus gefunden. Das Finanzamt hat
die Nachzahlung von mehreren Tausend Euro gefordert, die zu zahlen die Zeugen
Jehovas sich jedoch weigerten - unter Berufung auf das Gesetz über die
Trennung von Kirche und Staat aus dem Jahre 1905, das religiöse Gruppierungen
von bestimmten Steuern ausnimmt. ...
Gomes ist sichtlich stolz auf seine Ergebnisse und will ein bisschen angeben.
'Dreimal darfst du raten, wer der Ortsgruppe der Zeugen Jehovas vorsteht.'
'Vincenzo Vignola."
Nun stand vor den Polizeibeamten noch das Problem die Eltern über die
Ermordung ihrer Tochter zu informieren. Man verständigte sich darauf, das müße
dann aber durch einen Polizeibeamten persönlich, am Wohnort der Eltern
geschehen. Nachdem der für diese Aufgabe Auserkorene von seinen Kollegen die
Details mitgeteilt bekommen hatte, vernimmt man von diesem dazu auserkorenen
Beamten den Ausruf:
„Die Zeugen Jehovas ? Das sind doch echte Spinner
oder?', Ich habe schon im Sektenmilieu ermittelt, allerdings noch nie bei den
Zeugen. Nun, vielleicht lerne ich noch etwas dazu.' rufe Sie später an.
Wünschen Sie mir einen guten Abend!'
'Einen guten Abend, Herr Kollege."
Weiter geht es in der Mitteilung der Untersuchungsergebnisse der den Fall
bearbeitenden Beamten mit der Aussage:
„Gomes ist zweifelsohne begabt. Er hat den
Finanzbeamten ausfindig gemacht, in dessen Zuständigkeit die Angelegenheit der
Zeugen Jehovas in Niort fiel. Als bekennender Sektenhasser war der Mann
schnell bereit, dem jungen Lieutenant alles zu erzählen, was er weiß: Vincenzo
Vignola ist also nicht nur Kassenwart der Zweigniederlassung der Zeugen in
Niort, sondern auch Vorsitzender des Ältestenrates der gesamten Region, einer
Instanz, die das Leben der Gläubigen bis in die intimsten Details
reglementiert. Außerdem, so der Finanzbeamte, lehnen die Zeugen Jehovas
Kontakt zu Außenstehenden weitestgehend ab."
Jener Finanzbeamte gab dann noch den Tipp, Kontakt zu einem französischen
Aussteigerforum für Zeugen Jehovas aufzunehmen, was denn auch hilfreich sein
könnte.
Über die Motivation des bereits genannten Gomes erfährt man dann noch. Er soll
den ermittelnden Beamten dann noch gesagt haben:
„Wusstest du übrigens, dass die Zeugen Jehovas
eine Menge Portugiesen missioniert haben? Sie haben auch einen meiner Cousins
rumgekriegt. Wir sind zusammen in Sartrouville aufgewachsen; trotzdem redet er
seitdem kein Wort mehr mit uns. Du siehst also, dass die Sache mich irgendwie
auch persönlich betrifft."
Eine der befragten durch das Aussteigerforum vermittelten (juristischen)
Zeuginnen gab dann noch auch diese charakteristische Aussage zu Protokoll:
„Damals arbeitete ich in Niort bei der Post und
hatte mir fünftausend Francs vom Mund abgespart, um mir einen Traumurlaub in
Andalusien zu gönnen. Gegen Ende einer Versammlung im Königreichssaal fragte
mich Vignola plötzlich vor allen anderen, wie ich Geld für mich selbst
ausgeben könne, ohne Jehova dabei zu berücksichtigen. Er nannte mich einen
Egoisten und fragte mich, ob ich zu den 'left behind' gehören wolle. Willst du
in Jehovas Königreich eingehen oder wieder zu Staub werden, wie die anderen 'left
behind?' Ich gab schließlich nach und überließ meine fünftausend Francs Jehova
- will heißen: Vignola. ... 'Er manipuliert also auf professionelle Weise?'
'So könnte man es beschreiben. Dabei hat er sich faktisch lediglich auf die
Vorschriften berufen, die besagen, dass Jehova vor allem anderen kommt.
Vignola war so etwas wie der Abteilungsleiter in einem großen Unternehmen. Und
wir waren das Vieh, das ständig gemolken wurde. Bis wir es irgendwann sogar
gut fanden.
Wir waren ganz zufrieden. Obwohl wir zum Beispiel zweiundsiebzig Stunden im
Monat aufbringen mussten, um 'Erwachet!' zu verteilen. Wir haben es getan.
Dreimal in der Woche stand ich mir vor dem Bahnhof von Niort die Beine in den
Bauch, um andere Unglückliche zu rekrutieren ..."
Jene (juristische) Zeugin wird dann noch befragt, ob sie sich vorstellen
könne, dass jener Zeugen Jehovas Vater seine Tochter ermordet habe. Vorstellen
eigentlich nicht. Je mehr sie darüber indes nachdenke, um so weniger
Gewissheit habe sie bezüglich dieses „eigentlich nicht vorstellen können."
Im Kontakt mit dem Aussteigerforum dann, konnte der untersuchende Beamte sich
nicht die Frage ganz verkneifen, warum wohl einer der dortigen Akteure sich
den Nicknamen „Potterlover666" zugelegt habe?
Die Antwort:
„Der ehemalige Zeuge Jehovas lächelt traurig.
»Potter steht für Harry Potter. Wir durften nicht ins Kino gehen, und die
verpöntesten Filme überhaupt waren die Harry Potter-Streifen. Die Fantasie und
Zauberei Made in HollyWood waren eine zu starke Konkurrenz für die irreale
Welt, in man uns versetzen wollte. Einer Welt, die ebenfalls volle Dämonen
war. Daher Potterlover. Und die 666 ist die Zahl de Tieres oder Zahl des
Antichristen. Um das Maß vollzumachen. Um mir immer vor Augen zu führen, dass
ich mich entschieden habe - für die Welt der Dämonen. Wissen Sie, als ich die
Zeugen verließ, überkam mich ein unstillbarer Wunsch nach Überschreitung
sämtlicher Gebote. Einfach um mir zu beweisen dass ich wirklich nicht mehr
dabei bin. Meine erste Mahlzeit 'danach' war eine Blutwurst.'
'Blutwurst?'
'Ja. Ich wollte unbedingt Blut essen, weil es so streng verboten ist."
Fassen wir ein abschließendes Urteil jener Buchlektüre zu Karim Miske
„Entfliehen kannst du nie" dergestalt zusammen. Zwar ist klar, und
unbestritten: Es handelt sich um einen Roman. Bei gewissen Sentenzen möchte
man dem Autor aber lieber dahingehend widersprechen. Er „hat keinen Roman
geschrieben", sondern Geschichten geschildert, die das Leben schrieb!
Zum Schluss dieser Betrachtung wäre dann wohl noch auf den „Wachtturm" vom
"Wachtturm" vom 15.
1. 1953 hinzuweisen, der belegt, dass die WTG-Hörigen sehr wohl
willens sind, die Grenze der „Harmlosigkeit" zu überschreiten, so sie sich
stark genug dazu fühlen.
Oder auch an die WTG-Doktrin
keine Pazifisten
sein zu wollen, und dann zu kämpfen „wenn Jehova es befiehlt". Oder auch ihre
auf gleicher Ebene liegende These,
keine
„Lispelheiligen" sein zu wollen.
http://books.google.de/books?id=ksHdBDaURZ0C&pg=PP1&lpg=PP1&dq=karim+misk%C3%A9&source=bl&ots=quZ_R-gsSI&sig=0WYXxXcBdt4jlVYZ_Sq52J5t5CE&hl=de&sa=X&ei=LSo2U9HnCsqU0AWo34HYAQ&ved=0CO4BEOgBMB8#v=onepage&q=karim%20misk%C3%A9&f=false
Die Unheile Welt (auch) der Zeugen Jehovas