Annotationen zu den Zeugen Jehovas

Die unsäglichen "Protokolle der Weisen von Zion"

Vorstehendes ist das Titelbild einer im Jahre 1933 in Glarus (Schweiz) erschienenen Publikation. Obwohl die darauf lesbare Aussage eindeutig ist; hat man in Abwandlung eines Sprichwortes (das totgesagte besonders lange leben) festzustellen. Das trifft auch in diesem Fall zu. Noch kürzlich registrierte ich in einem, na formulieren wir's mal "zurückhaltend" esoterisch angehauchten Forum, dass dort ein eigener Thread zum Thema der vorgenannten "Protokolle" aufgemacht wurde. Und die Tendenz dort ist klar. Große Gläubigkeit. Ein dortiger Teilnehmer verirrte sich wohl auch mal auf meine Webseite und erlaubte sich in dem Zusammenhang der dortigen Diskussion, auch einen Link auf meine Webseite zu schalten. Fortan galt er wohl in dem dortigen Forum als eine Art "Nestbeschmutzer". "Unerhört" fanden einige dort, uns in dem Glauben an die Echtheit vielleicht gar wankend machen zu wollen. Glauben und nochmals glauben, dass ist es was auch dort aus jeder zweiten Zeile heraussprießt.

Die einen glauben eben an die Bibel (werden wohl in hiesigen Gefilden mutmaßlich nicht unbedingt mehr, die das so halten). Aber auch die nicht an die Bibel glauben, haben nicht selten eine Glaubensform. Die gesamte Esoterik-Szene trieft nur förmlich so davon. Allerdings es geht dort hüh und hot zu. Der eine glaubt an die "hohle Erde", der andere wohl nicht; und einige eben auch an die wie vorgenannter Buchtitel formuliert "größte Fälschung des Jahrhunderts".

Das mag die so Gläubigen nicht sonderlich beeindrucken. Kennt man zur Genüge auch von Bibelgläubigen. So mag es in der Tat nicht damit abgetan sein, einfach nur von "Fälschung" zu reden. Das beeindruckt die Gläubigen nicht. Da muss man doch wohl etwas mehr zu sagen. Ob das dann hilft, bleibt zwar auch fraglich. Jedenfalls ist es der Versuch, die Dinge denjenigen vielleicht etwas verständlicher zu machen.

Wie fing die ganze Sache eigentlich an? Oder noch anders gefragt (um nicht vom Hundertsten ins Tausendste abzudriften). Wie fing das ganze in Deutschland erst einmal an; denn bekanntlich leben wir in diesem Lande. Vereinfacht dargestellt jetzt so. Der erste Weltkrieg war zu Ende. Gemessen an den deutschen Kriegs z i e l e n musste sein Ergebnis als weitgehende deutsche Niederlage gewertet werden. Sündenböcke wurden gesucht und gefunden.

Antisemitismus gab es zwar in Deutschland auch schon vor dem ersten Weltkrieg. Nach dessen Ende jedoch erlebte er eine ungeahnte Konkunktur. Immer neue Vereine und Parteien tummelten sich auf diesem Feld. Einer der um diese Zeit entstandenen Vereine nannte sich "Verband gegen Überhebung des Judentums e. V." Er gab ab Mitte 1912 auch eine eigene Zeitschrift heraus mit dem Titel "Auf Vorposten".

Dessen Ausgabe vom August 1914 formuliert einen besonders kernigen Satz:

"Endlich sind die Kriegswürfel gefallen! Der Kaiser hat das Zauberwort gesprochen: Er will sein Volk in Waffenrüstung sehn!"

Man lasse sich bei diesem Zitat das Wort "endlich" einmal besonders auf der Zunge zergehen!

Die Kriegsgeschichte "lief" nicht ganz so planmäßig. Auch in diesem Verein macht sie darüber die Frustration breit. Man ist auf der Suche nach einem Sündenbock. Schon in der Ausgabe Januar/Februar 1918 bekommt das Lesepublikum dieser Zeitschrift einen solchen präsentiert. Unter der Überschrift "Sozialdemokratie und Freimaurertum" gab es dort zu lesen:

"Mit der gleichen Entrüstung, mit welcher die Loge die Behauptung zurückweist, daß sie Thron und Altar bekämpfe, leugnet sie jede Gemeinschaft mit der Sozialdemokratie ab … Wer das Wesen der Freimaurer und der Umsturzparteien kennt, weiß freilich, daß alle Forderungen der Umsturzparteien den Richtlinien des Internationalen Freimaurertums entnommen wurden …"

Noch war der erste Weltkrieg nicht zu Ende. Vorstehende Hetzformulierung von Anfang 1918 blieb vorerst auf kleinere Zirkel beschränkt; denn ein "Massenblatt" war "Auf Vorposten" sicherlich nicht. Das sollte sich ein Jahr später schon gravierend ändern Schon auf Seite 78f. des Jahrganges 1919 genannter Zeitschrift ging es los (cirka April 1919 zeitlich einzuordnen). Da begann eine Artikelserie betitelt "Die Geheimnisse der Weisen von Zion". Und der verantwortliche Redakteur dieser Zeitschrift, ein Offizier aus dem Stab des Weltkriegsgeneral Erich Ludendorff, beeilte sich das ganze zusammengefasst auch noch in Buchform dem Publikum zu offerieren.

Auf der Suche nach einem Sündenbock waren damals viele. Und als das Buch des Gottfried zur Beek (Pseudonym für Müller von Hausen) dann vorlag entwickelte es sich zum Bestseller. Die Kassen des Buchhandels "klingelten".

"Gottfried zur Beek" bietet in diesem Buch eine Übersetzung aus dem russischen feil. Ergänzt noch durch allerlei eigene Kommentare.

Leider musste "Gottfried zur Beek" registrieren; dass auch andere da ein Geschäft witterten und sich gleichfalls gierig auf diese Protokolle stürzten und ebenfalls in verschiedenen Varianten auf den Markt warfen. Einer der es auch tat war Alfred Rosenberg. Das war der damalige Chefredakteur des "Völkischen Beobachters". Letzterer wird bekanntlich einem nicht unbekannten Herrn Hitler zugeordnet. Gegen solche Konkurrenz kam "zur Beek" auf die Dauer denn doch nicht an. In der letzten Ausgabe dieser Zeitschrift Heft 1/2-1926 tönt er zwar noch vollmundig
"Herr Sergej Nilus hat uns das alleinige Recht der Übersetzung übertragen. Wir warnen vor dem Ankaufe unerlaubter Nachdrucke, deren Hersteller und Verbreiter wir strafrechtlich verfolgen werden".

Wie gesagt, das stand in der letzten Ausgabe dieser Zeitschrift zu lesen. Indem diese Zeitschrift damals aus wirtschaftlichen Gründen einging, ist es evident, dass die Konkurrenz den längerem Atem hatte. Und die Gerichtsdrohung erwies sich als unreal. Jedenfalls sind keine diesbezügliche Prozesse bekannt geworden. Herr "zur Beek" hatte also offenbar zu hoch gepokert. Die Konkurrenz publizierte unbeschwert weiter und ließ sich durch die "Beek"sche Drohung in keiner Weise beeindrucken.

Fest steht aber, das "zur Beek" die erste deutsche Buchausgabe auf den Markt geworfen hatte, der unzählige weitere, bis in die Gegenwart hinein (in unterschiedlichen Variationen) noch folgen sollten. Wie schon ausgeführt, hatte "zur Beek" die erste Auflage des Buches von 1919 auch mit allerlei eigenen Kommentaren angereichert. Da beschreibt er dann wen er alles so als Buhmann auch noch verstanden wissen will. Einer dieser "Beek"schen Kommentare sei einmal auszugsweise etwas näher zitiert da liest man dann (S. 148f.):

"Solche Gesellschaften, die für das jüdische Weltreich eintreten, bestehen nicht nur in England, sondern auch in den Vereinigten Staaten. Von dort aus verbreiten sie sich dann wieder über Europa. Wir greifen die 'Internationale Vereinigung ernster Bibelforscher' heraus …"

Nachdem er dann allerlei aus seiner Sicht zusammengefasstes aus Russell's "Schriftstudien" zitiert hat, belehrt er sein Publikum dann mit den Worten:

"Wir mußten einen ausführlichen Auszug aus der Kundgebung des Pastors Russell bringen, weil die meisten Leser damit in eine neue Gedankenwelt eingeführt werden. In der Einleitung wiesen wir bereits auf die Schädigungen hin, welche das Alte Testament durch Erzählung der ekelhaften Familiengeschichten jüdischer Geschlechter angerichtet hat; Russell zeigt uns, welche Verwirrung der Inhalt dieser Bücher auf anderen Gebieten bringen kann…"

Man wird es "zur Beek" zu bescheinigen haben. Er hat gewissermaßen Schrittmacherdienste geleistet. Auch in den nachfolgenden Jahren erwies sich in antisemitisch und (nicht zu übersehen) auch in antisemitisch-kirchlichen Kreisen (die gab es sowohl bei der "Catholica" als auch bei den Protestanten). Summa summarum. Das Bibelforscherthema war auch in den Folgejahren bei allen Antisemiten, gleich welcher Coleur, ein "Dauerbrenner".

Für die Bibelforscher/Zeugen Jehovas erwies sich auch in der Folgezeit. Sie wurden immer wieder aufs neue, wenn auch ungewollt, von dem Thema "Protokolle der Weisen von Zion" mit eingeholt. Man kann weiter gehen und sagen. Partiell sogar bis in die Gegenwart. In der "Geschichte der Zeugen Jehovas. Mit Schwerpunkt der deutschen Geschichte" gehe ich auf etliche Details dazu näher ein. Bezüglich der auch unterstellten Nachwirkung bis in die Gegenwart, sei hier noch einmal ein Forumsbeitrag zitiert. Und nach diesem Zitat erfolgt dann ein Rückblick auf die außerdeutschen Wurzeln der "Protokolle". In dem fraglichen Forumsbeitrag wurde ausgeführt:

"Bibelforscher, Juden, Freimaurer. Antwort auf die Lügentirade im Gutachten Fleischhauers über das angebliche Weltherrschaftsprogramm der Bibelforscher-Vereinigung und ihren Zusammenhang mit Juden und Freimaurerei"; so titelte die WTG im Jahre 1935 eine Verteidigungsschrift. Abgedruckt in ihrer Zeitschrift "Das Goldene Zeitalter" in mehreren Fortsetzungen aufgeteilt. Also ein relativ umfänglicher Text.

Was war geschehen? Geschehen war, dass Schweizer Nazis nach 1933 auch "Morgenluft" witterten. Geschehen war weiter, dass besagte Schweizer Nazis dergestalt besonders aktiv wurden, dass sie die Antisemitenbibel "Protokolle der Weisen von Zion", auch den Schweizern nun als besonders "aktuell" offerieren wollten.

Genannte "Protokolle" sind eine H e t z schrift von der ersten bis zur letzten Zeile. Einer ihrer prominentesten Gläubigen war Adolf Hitler, nebst Anhang.

Besonderes Opfer dieser Hetzschrift sind die Juden. Verständlich durchaus, dass der Israelitische Gemeindebund in der Schweiz dagegen klagte.

Jetzt mussten sich die Schweizer Nazis, die sich zwar nicht so nannten, sie nannten sich offiziell "Nationale Front" und sind als "Frontisten" auch in die Schweizer Geschichte eingegangen. Besagte Herrschaften mussten sich nun Gedanken darüber machen, wie sie sich denn vor Gericht zu verteidigen gedächten. Da begann schon das große Wehklagen. Ihre eigene "geistige Kapazität" reichte dazu offenbar nicht aus. Ein erster Gerichtstermin im Oktober 1934 konnte dergestalt noch abgewendet werden, dass man gerichtlicherseits zugestanden bekam, sich "wissenschaftliche" Experten zu suchen, die dann dem Gericht verteidigende Argumente vortragen sollten.

Der erste Versuch einen solchen "Experten" zu finden ging schon mal schief. Man schrieb ab einen in Deutschland zum Nazismus konvertierten "evangelischen" Pfarrer, der als nazistischer Wanderprediger bekannt war. Pech. Die Post beförderte das Schreiben zurück mit der Anmerkung, Adressat unter angegebener Anschrift nicht ermittelbar.

Der nächste Schritt: Die "Nationale Front" war nun "schweizerisch national" genug, um direkt die NSDAP-Zentrale "Braunes Haus" in München mit einem Hilfersuchen zu kontaktieren. Da hatte man Glück. Die Deutschen "Nationalen" wussten sofort Rat und Hilfe. Und sie vermittelten auch den entsprechenden Kontakt.

Ulrich Fleischhauer, ein Nazi-Konjunkturling, der nach 1933 seine antisemitische Organisation "Weltdienst" mit wohlwollender staatlicher Förderung aufziehen konnte, war nun der Partner für die Schweizer Nazis. Herr Fleischhauer war aber auch schon vor 1933 einschlägig aktiv. So war er unter anderem Herausgeber des bewusst antisemitisch orientierten Lexikons "Sigilla veri". Und was auch wichtig war. Er hatte eine ganze Reihe von "Experten", schon aus seiner Lexikonzeit an der Hand. Die gingen ihm nun in Windeseile zur Hand. Und so konnte denn Herr Fleischhauer beim Gerichtstermin vom Mai 1935 ein nicht endendes "Gutachten" zur Ermüdung aller Anwesenden vorlesen.

Eine seiner stärksten Stützen war dabei der Österreicher Hans Jonak v. Freyenwald, der ihm wesentliche Teile zugearbeitet hatte. Im Mai 35 trat Jonak noch nicht offiziell in Erscheinung. Das kam dann noch später.

Trotz aller Schützenhilfe aus Deutschland erklärte das Gericht in seinem Urteil aber dennoch die "Protokolle" zur Schundschrift. Großes Wehklagen darüber bei den Nazis hüben und drüben. Seine "Expertise" veröffentlichte Fleischhauer auch in Buchform. Und so kann man noch heute seine "Auslassungen" "bewundern".

Und schon da war es evident. Nicht nur die Juden. Auch die Freimaurer und die Bibelforscher waren für die Nazis derselbe "Abwasch".

In der eingangs genannten Schrift verteidigte sich nun auch die WTG gegen diese unsachliche Unterstellung. Ende der Vorrede.

Da stellt jetzt einer bei Infolink eine Frage. In seinem Text hat er zwar sorgfältig eine Vokabel, nämlich die Vokabel "Freimaurer" ausgespart. Aber die Substanz dieser Frage ist klar. Er möchte, wenn es denn ginge, eine "Bestätigung" dafür haben, dass Bibelforscher, Juden und Freimaurer ein "Abwasch" wären. Von mir wird er sie nicht bekommen. Was er bekommen kann ist lediglich Kontra zu dieser These.

Es wurde bereits gesagt. Die "Protokolle" gab es in Deutschland in verschiedenen Ausgaben. Nicht nur dort. Zusehends auch in anderen Ländern. Nachstehend mal zwei Titelbilder einer französischen und einer spanischen Ausgabe derselben.

Das ganze fing im zaristischen Russland an. Aus der Fülle der zum Thema erschienen Literatur, sei jetzt besonders ein 1999 in deutscher Übersetzung erschienenenes Buch genannt. Und zwar das von Stephen Eric Bronner "Ein Gerücht über die Juden. Die Protokolle der Weisen von Zion' und der alltägliche Antisemitismus."

Bronner, ein in den USA lebender Historiker, dessen Eltern im Hitlerregime emigrieren mussten, repräsentiert nicht unbedingt den aktuellen Forschungsstand. Er spricht auch einiges überhaupt nicht mit an (weil er es nicht kennt). Zum Beispiel das mit rein spielende Thema Zeugen Jehovas. Das sind allerdings nur Versäumnisse für Fachleute. Ob er die als Adressat seiner Schrift im Auge hatte, erscheint mir zweifelhaft. Bronner wollte eigentlich nur das "breite Publikum" in der Sache ansprechen. Akzeptiert man diese Einschränkung, ist das Buch von Bronner für das breite Publikum sehr wohl empfehlenswert.

Die "Protokolle" hatten eine Vorgeschichte, in der auch der zaristische Geheimdienst, die Ochrana, mit hineinspielt. Das ist andernorts besser dargelegt, etwa in dem einschlägigen Buch von Norman Cohn. Die Details dazu jetzt überspringend, ist festzuhalten, dass zuerst im Jahre 1903, in einer russischen Zeitschrift die erste Publikation erfolgte.

Dann gab es aber schon ab 1905 eine Buchpublikation. Dazu Bronner:
"Sergej Nilus fügte die Protokolle im Dezember 1905 der zweiten Auflage seines 1903 erstmals erschienenen Buches "Das Große im Kleinen. Der nahende Antichrist und die Herrschaft Satans auf Erden", in dem er von seiner Bekehrung vom weltlichen Intellektuellen zum religiösen Mystiker berichtete, als Anhang hinzu.

1917 brachte er sie in einer erweiterten Ausgabe erneut heraus, um vor der bevorstehenden, von den Juden heraufbeschworenen Apokalypse zu warnen; entsprechend hatte er auch den Titel des Buches geändert: 'Er ist nahe, vor den Toren … Es kommt der Antichrist und das Reich des Teufels auf Erden."

Nachstehend mal das Titelblatt einer Ausgabe der Nilus-Schrift aus dem Jahre 1912 (aus dem Bestand der Berliner Staatsbibliothek)

Wie schon ausgeführt hat dann Müller von Hausen (alias "Gottfried zur Beek"), dann in späteren Jahren auch eine kommentierte deutsche Übersetzung davon veranstaltet.

Es gilt aber auch die Frage zu stellen. Weshalb kam es denn überhaupt zu dieser russischen Publikation? Dazu führt meines Erachtens Bronner zurecht aus:

"Der Antisemitismus war in Russland um nichts besser, wahrscheinlich sogar schlimmer als in Deutschland, insbesondere in den Jahren nach dem verheerenden Krieg gegen Japan. Zwischen 1905 und 1906 wurden in Russland über 14 Millionen Exemplare von rund 3000 antisemitischen Büchern und Broschüren verbreitet, und der Zar selbst steuerte mehr als 12 Millionen Rubel zu dem Unternehmen bei."

Mehr noch. Man kennt die weitere russische Geschichte. Man weiß. Es gab dort dann noch einen politischen Umsturz. Mit ein Ergebnis dessen auch, die Ermordung der Zarenfamilie. Auch dazu Bronner:

"Die Ermordung des Zaren und seiner Familie am 16. Juli 1918 schien diese Ansicht zu bestätigen: Offenbar hatte die Zarin ein Exemplar von Nilus Buch 'Das Große im Kleinen' das auch die Protokolle beinhaltete, in ihr letztes Domizil in Jekaterinenburg mitgenommen, und in der Fensternische des vom Zarenpaar bewohnten Zimmers fand sich ein anscheinend kurz vor ihrem Tod an die Wand gemaltes Hakenkreuz, das den Kampf zwischen "Ariern" und Juden symbolisieren sollte. Sowohl das Buch wie auch das Hakenkreuz wurde von den "Weißen" am Schauplatz der Mordtat entdeckt. Der Schuldige war klar: Nun hatte sich tatsächlich das "Große" im "Kleinen" offenbart."

Der politische Umsturz in Russland hatte erst einmal einen Bürgerkrieg und ausländische Interventionen zur Folge. Vereinfacht dargestellt werden die Zaristen als die "Weißen" bezeichnet. Dazu äußert unser genannter Autor:

"Bei den "Weißen" lagen die Dinge, solange der Bürgerkrieg wütete, anders: Drei Militärbefehlshaber - General Denikin, Admiral Koltschak und General Wrangel - waren übriggeblieben, um nach dem Tod des Zaren um die Macht zu kämpfen. Jeder von ihnen suchte Unterstützung in der Bevölkerung, und Attacken gegen die Juden schienen ein einfacher Weg, sie zu bekommen. 1918 erschien eine Neuausgabe der Protokolle, die von General Denikins Armee an die Freiwilligen und die Kosakenverbände am Kuban verteilt wurde. Eine weitere Ausgabe wurde für Admiral Koltschak in Omsk gedruckt. Von den furchtbaren Pogromen, die unter Wrangel in der Ukraine und auf der Krim stattfanden, heißt es, sie seien unmittelbar durch das Erscheinen des Pamphlets ausgelöst worden."

Exilrussen brachten dann die "Protokolle" auch nach Deutschland, wo sie ihre unheilvolle Folgewirkung taten.

Betrachten sich die heutigen Protokollegläubigen als "Weißrussen" oder "Exilrussen". Wohl kaum. Das liegt ihnen fern. Bronner verwendet zurecht auch den Vergleich mit einem Chamäleon. Das ist bekanntlich ein Tier, dass seine Färbung verändern kann. So haben denn auch die heutigen Protokollegläubigen durchaus andere Motivationen und einen anderen Erfahrungshorizont als die seinerzeitigen Weißrussen. Dazu führt er durchaus zutreffend an:

"Die verdrängten Eliten und desillusionierten Massen waren, zumal in den durch die Niederlage besonders schwer betroffenen Staaten Österreich, Deutschland und Ungarn, den gleichen Ängsten ausgesetzt wie ihre rechten Brüder in Russland. Jüdische Sozialdemokraten versuchten jetzt offenbar republikanische Regierungen einzuführen, wo vorher monarchische Regime geherrscht hatten, während sich jüdische Radikale wie Rosa Luxemburg und der Spartakusbund in Berlin, Bela Kun in Budapest oder Kurt Eisner und die Münchner Räterepublik im Geist der Oktoberrevolution bemühten.

Antisemitismus ist eine dumme Antwort auf eine ernsthafte Frage: Wie funktioniert die Geschichte hinter unserem Rücken? …

Der Antisemitismus suggeriert, daß der Verlierer an seinem Versagen niemals selbst schuld ist. Die Verschwörungstheorie macht es möglich, zu glauben, daß die Krise von einem allmächtigen "Fremdkörper" verursacht wurde, einer subversiven Clique, die im Staatswesen ständig eigene operative Zwecke verfolgt, und bestätigt damit die Intelligenz des Verlierers. Die konspiratorische Weltsicht "läßt keinen Raum für Fehler, Versagen und Zweideutigkeiten". Sie vermittelt Gewißheit. Die Wirksamkeit von Werken wie den Protokollen hängt demzufolge vom Grad der Unsicherheit ab, die durch eine gegebene Krise ausgelöst wird. Je tiefer die Krise, desto eher wird die Mobilisierung von bisher unbetroffenen Massen möglich."

Es sei noch ein etwas ausführlicheres Zitat aus der Studie von Bronner gebracht. Ich möchte es nicht weiter kommentieren. Aber mir scheint, er hat damit den Nerv getroffen:

"Die Protokolle mußten einen Zweck finden, den sie erfüllen konnten, und der Erste Weltkrieg lieferte einen solchen Zweck. Das Geheimnis war durchaus real. Vor 1914 war die Außenpolitik schließlich mittels "Geheimdiplomatie" geführt worden. Allerdings hatten die jeweils getroffenen Entscheidungen nichts mit irgendwelchen Machenschaften von Juden und Freimaurern zu tun; es gab auf dem gesamten Kontinent in der Tat kaum einen Juden, der eine Stellung mit echter Entscheidungsmacht innehatte. Aber das spielte kaum eine Rolle. Die Protokolle boten eine mythische, für gewisse Gruppen und Klassen praktische Erklärung: Sie schoben die Schuld an dem Krieg auf eine geheime jüdische Kabale und machten jüdischen Geist für die Einführung der Moderne verantwortlich.

Eine ernsthafte Analyse muß jedoch an anderer Stelle ansetzen. Der Erste Weltkrieg war der Höhepunkt alter "Großmacht"-Rivalitäten und imperialistischer Schachzüge, die letztlich bis zur Niederlage Napoleons zurückreichten.

Alle maßgeblichen Akteure auf der Weltbühne wollten das bestehende Kräftegleichgewicht aufrechterhalten und gleichzeitig das Recht besitzen, in die Angelegenheiten kleinerer Staaten einzugreifen und ihre Position durch Imperialismus zu untermauern. Der Erste Weltkrieg wurde von alten Männern angefacht, von denen keiner die Fähigkeit oder den Willen besaß, sich den zum Krieg führenden Tendenzen entgegenzustellen. Die meisten der Mächtigen zogen fälschlicherweise den Deutsch-Französischen Krieg von 1870/71, der nur sechs Monate gedauert hatte, als Bezugspunkt heran. Keiner der Verantwortlichen war wirklich imstande, sich vorzustellen, was ein Weltkrieg nach sich ziehen würde.

Während die Bündnisse zwischen den Großmächten wechselten, vergrößerten die europäischen Großmächte ihren Kolonialbesitz in den vierzig Jahren vor Ausbruch des Ersten Weltkrieges um fast dreißig Millionen Quadratkilometer. Dabei geriet man immer wieder an die Schwelle des Krieges, ohne sie allerdings zu überschreiten. Die Protokolle bringen, wenn schon nicht die Analyse, so doch das Gefühl einer Welt zum Ausdruck, die am Rand eines Abgrunds steht.

Selbst nach der Ermordung des Erzherzogs Franz Ferdinand in Sarajevo im Juni 1914 wäre der Ausbruch des Krieges vermutlich noch vermeidbar gewesen. Doch nach einer scheinbar endlosen Kette von Krisen hatte sich ein lähmender Fatalismus breitgemacht. Die beiden Marokkokrisen hatten fast zum Krieg geführt, und die lokalen Kriege auf dem Balkan - in Bosnien 1908 und der Balkankrieg von 1912/13 - waren beinahe zu größeren Flächenbränden eskaliert. Durch diese Krisen war eine scheinbar eiserne Logik in Gang gesetzt worden, durch welche Europa in den Krieg gestürzt wurde. Der Auslöser dieser Entwicklung blieb im verborgenen oder war kaum verständlich zu machen, was letztlich die Anziehungskraft vereinfachender Verschwörungstheorien, wie sie von den Protokollen geboren wurden, verstärkte.

Das Pamphlet führte internationale wie innenpolitische Entscheidungen auf eine einzige, unsichtbare Quelle zurück und spiegelte dabei auf perverse Art und Weise zum Teil einen durchaus realen Sachverhalt wider, denn der internationale Wettbewerb zwischen Staaten und die inneren Klassenkonflikte schaukelten sich gegenseitig hoch."

Noch zwei Buchhinweise, durchaus (wenn vielleicht auch nur indirekt) zum Thema stehend:

Verschwörungstheoretiker gibt es - nicht zu knapp - auch im Ex-Zeugen Jehovas Bereich. Manchem dem da der WTG-Glaube abhanden gekommen, glaubt ohne Glaubensersatz einfach nicht existieren zu können. Und so basteln die de Ruiter, Springmeier, Barefoot und Co um die Wette an ihren diesbezüglichen Theorien. Eine abenteuerlicher als die andere. Durchaus geeignet für „Grimms Märchenbuch". Nur mit dem Unterschied. Ihre Verkäufer wollen das nicht als Märchen, sondern pure Wahrheit verstanden wissen.

Steilvorlagen, wenn die eigenen Ideen mal ausgehen sollten (war bisher noch nicht der Fall) liefern dann noch die Helsing und Jo Conrad  und Co.

Je erstaunlicher die Thesen, um so begehrter und offenbar im Falle Helsing und Jo Conrad, auch kassenfüllender sind sie offenbar. Da möchte ein de Ruiter und Co natürlich nicht hinten anstehn. Und so wird man letzterem bescheinigen können. Wirtschaftlich ging sein Kalkül wohl bisher auch auf. Es ist eben kein großer Schritt von der „Bildzeitungs-Bildung" oder „Reader's Digest"-„Bildung" via „Erwachet!" zu den am Markt befindlichen Verschwörungstheorien umzusteigen. Eine wissenschaftliche Bibliothek haben dererlei Jünger ohnehin noch nie von innen gesehen. Erst recht nicht auch deren Bestände mal sinnvoll genutzt.

Milchmädchen-Thesen sind ja so viel einfacher und wohl auch bequemer.

An Worthülsen ohne rechten Inhalt mangelt es dabei auch nicht. De Ruiter exerziert das „exzellent" vor. Eine seiner Worthülsen, unter denen sich die allermeisten so recht nichts vorzustellen vermögen, heißt „Illuminaten". Tja, es gab in der Geschichte schon vielerlei Bewegungen, die gekommen und wieder gegangen sind. Wenn sie zu letzteren gehören werden sie offenbar auch für die de Ruiter's „interessant". Wer im Nebel herumstochert, der möchte eben trotz allem, ein Ergebnis vorzeigen. Und siehe da, Herr de Ruiter wurde fündig. Sein das Publikum erschreckende Schlagwort in seinen „13 Blutlinien" heißt „Illuminaten".

Wer sich nicht durch Schlagworte allein blenden lässt, dem geht es allerdings nach der Lektüre von de Ruiter nach wie vor so, wie der Volksmund zu berichten weiß:
„Da steh ich nun, ich armer Tor. Und bin genauso 'schlau' wie zuvor".

Nicht uninteressant. In der Printausgabe des „Spiegel" (Nr. 40/2005), gibt es jetzt auch einen Artikel über die „Illuminaten". Da deren Verfasser nicht in dem Verdacht stehen, Verschwörungstheorien als Bibelersatz besonders zu schätzen, sei einmal dokumentiert, was sie meinen zum Thema „Illuminaten" berichten zu können:

1776 gründeten Aufklärer den Geheimbund der Illuminaten.

 Immerhin grenzte, was die selbsternannten "Illuminaten" anstrebten, in den Augen der Obrigkeit an Ketzerei und Hochverrat: Freiheit, Gleichheit und ein Ende der geistigen Bevormundung von oben - wer um 1776 für solche Visionen eintrat, tat das besser nicht unter eigenem Namen.

"Wir sind Streiter gegen Finsterniß", schärfte Weishaupt seinen Eleven ein. Vor allem auf die "Recrutierung" junger Leute bis hin zu "Knaben" kam es ihm an; von Aristokraten wollte er sich möglichst fern halten. Programmatisch nannte er sich nach dem altrömischen Sklaven-Rebellen "Spartacus".

Doch schon bald, nach der ersten Beitrittswelle, stagnierte die Ausbreitung des Geheimvereins. ...

Geschrieben von Drahbeck am 04. Oktober 2005 08:28:49:

Wo Aufklärung nicht hilft
Der Comiczeichner Will Eisner erzählt die Geschichte der "Protokolle der Weisen von Zion"
Jens Balzer
Die "Protokolle der Weisen von Zion" gehören seit hundert Jahren zu den einflussreichsten antisemitischen Texten. Dass die internationale Gemeinschaft der Juden nach der Weltherrschaft strebt; dass das Finanzjudentum an der umfassenden Ausbeutung der Menschheit arbeitet; dass sämtliche liberalen, kapitalistischen und sozialistischen Bewegungen von den Juden gesteuert werden: diese grundlegenden Glaubenssätze des Judenhasses finden sich hier nicht nur in gebündelter Form. Auch werden sie vorgeblich von den Übeltätern selbst formuliert. Nach eigener Auskunft dokumentiert das Pamphlet die geheimen Pläne eines "ersten zionistischen Kongresses".

Natürlich ist der Text eine Fälschung. Er wurde 1898 von dem russischen Autoren Matwej Golowinski verfasst; im Auftrag des Geheimdienstes sollte er die liberalen Kräfte am Hof Nikolaus II. diskreditieren, indem er sie als Teil einer jüdischen Verschwörung darstellte. Dazu variierte Golowinski ein Pamphlet, das der französische Autor Maurice Joly zwanzig Jahre zuvor gegen Napoleon III. verfasst hatte. In seinen "Gesprächen in der Unterwelt zwischen Machiavelli und Montesquieu" ließ Joly seinen Machiavelli ein Lob der antidemokratischen Subversion singen - so wollte er ihn als verächtliches Vorbild Napoleons kenntlich machen.

Golowinski ersetzte den Fürsten durch das Judentum, blieb aber ansonsten nahe am Original. Den fertigen Text ließ der russische Geheimdienst von einem Berater des Zaren "auffinden" und in den Druck geben. Seither kursieren die "Protokolle" als ultimativer Beweis für die Gefahr, die der Menschheit durch das Judentum droht - obwohl sie, erstmals 1921 von einem Reporter der Times, wieder und wieder als Fälschung entlarvt worden sind.

Der amerikanische Comiczeichner Will Eisner schildert Geschichte und Wirkung der Protokolle in Form eines historischen Aufklärungs-Comics: von der Entstehung des Textes über seine Instrumentalisierung durch die Nationalsozialisten, aber auch den antisemitischen US-Tycoon Henry Ford bis in unsere unmittelbare Gegenwart, in der die "Protokolle" unter christlichen, islamischen und anderen Antisemiten unverändert zirkulieren.

"Das Komplott" ist die letzte Arbeit von Eisner; im Januar dieses Jahres ist er im Alter von 87 Jahren gestorben. Nachdem er seine Karriere in den späten Dreißigerjahren als Comicheft-Zeichner begann und in den Fünfzigern und Sechzigern als Sachcomic-Autor unter anderem für das amerikanische Militär arbeitete, begann er in den Siebzigern eine dritte Karriere mit literarischen Comics: graphic novels wie "A Contract With God" ließen die jüdische Migrantenwelt in New York wiederauferstehen, in der Eisner seine Jugend verbracht hatte.

"Das Komplott" sollte nun den Sach- und den literarischen Comic in einer letzten großen Anstrengung versöhnen; doch muss man leider sagen, dass diese Versöhnung weitgehend misslungen ist. Und das, obwohl sich Eisner immer noch als begnadeter Comic-Erzähler zeigt. Die Sprache des Mediums - die Verschränkung von Bildern und Texten, die Rhythmisierung, die dramatische Beschleunigung des Blicks und seine reflektierende Verlangsamung - beherrschte kaum ein anderer so gut wie er.

Sonderbarerweise nur hat diese elaborierte Kunst bei ihm seit je im Dienst einer reinen Abbildästhetik gestanden - wie man leicht bemerkt, wenn man Eisners theoretisches Hauptwerk "Comics & Sequential Art" studiert. Hier sind Bilder lediglich Repräsentationen: Fenster auf eine Welt, zu deren dramatischer Darstellung es bloß der rechten Montage bedarf. Auch in seinen literarischen Arbeiten pflegte Eisner einen naiven Realismus. Dass Comics ein konstruktivistisches Medium sind; dass sie - gerade in der Verschränkung widerstreitender Zeichensorten, in der Metaphorisierung des Bildes und der Verbildlichung des Textes - eine hoch analytische, gegen den Illusionismus gesperrte Gattung darstellen: davon hatte er keinen Begriff.

Das unterscheidet ihn etwa von seinem Schüler Art Spiegelman: In dessen Holocaust-Comic "MAUS" etwa wird die Welt der Rassenparanoia analysiert, indem sich die scheinbar trivialsten Bestandteile der Comic-Sprache zu Mitteln der Dekonstruktion erheben: Die semiotische Struktur des Antisemitismus bringt Spiegelman auf den bildlichen Begriff der Tiermaske.

Eisner hingegen beschränkt sich im "Komplott", wie stets, auf eine halb-realistische, halb-stilisierende Illustrationsform - und stellt diese ganz in den Dienst einer psychologischen Charakteristik derjenigen, die die "Protokolle" erschufen oder oder bis heute verbreiten. Sie werden als übelwollend oder dumm karikiert, was im Einzelfall zutreffend sein mag. Die Frage ist nur, was man mit dem Mittel der Personenpsychologie bei einem Thema erreicht, dessen politische Kraft sich wesentlich aus der Psychologie der Massen erklärt. Interessant sind ja nicht die Urheber der Lüge. Interessant ist die Struktur der Verblendung, in die ein Text wie die "Protokolle" auch heute immer noch passt. Weil Eisner nach visuellen Begriffen für die Ideologeme des Antisemitismus erst gar nicht gesucht hat, hat er im Verlauf der Geschichte nichts anderes zu bieten als die Verzweiflung des erfolglosen Aufklärers, der über der Dummheit der Welt resigniert.

Die Kraft seines Mediums zur semiotischen Analyse, zur Dekonstruktion ideologischer Formationen hat Eisner an keiner Stelle genutzt. "Das Komplott" ist eine Mahnung - aber auch eine Mahnung daran, dass, was allein gegen den Antisemitismus hilft, nicht Aufklärung ist, sondern Kampf.

www.berlinonline.de/berliner-zeitung/sachbuch/488782.html

Exkurs:

Auszüge aus einem zeitgenössischen, thematischen Buch (1938 in Zürich, Schweiz erschienen)

Emil Raas

Georges Brunschvig

Vernichtung einer Fälschung

Der Prozess um die erfundenen „Weisen von Zion"

Trotzdem das plumpe Machwerk von seriösen Gelehrten nie ernst genommen wurde, war doch sein unterirdischer Einfluss ungeheuer. Die unwissenden unkritischen Massen nahmen seinen Inhalt für bare Münze. Er lieferte ihnen den willkommenen Sündenbock, den man bequem für alles Unglück der Welt verantwortlich machen konnte.

Die „Protokolle der Weisen von Zion" sind ein plumper Köder, den die Anwärter auf bequeme Diktaturposten dem Volke vorwerfen, so dass auch dem einfachsten Bürger die Augen auf zu gehen beginnen.

Die Protokolle sind langweilig. Sie sind gar nicht als Protokolle sondern als Vortrag verfasst. Den Namen Protokolle erhielten sie erst von den Herausgebern zur Erhöhung der Wirkung. Die neueren Herausgeber haben denn auch die Protokolle sensationell aufgetackelt, und sie nach propagandistischen Grundsätzen mit Vor- und Nachworten und Kommentaren versehen.

Sämtliche Zitate sind dem Buch „Die zionistischen Protokolle" Ausgabe von Theodor Fritsch XV. Auflage, Hammerverlag Leipzig 1933 entkommen.

Die Worte „Freiheit, Gleichheit, Brüderlichkeit" stammen, welche Überraschung für den Geschichtskenner von den „Weisen von Zion" (Seite 13).

Wer hätte gedacht, dass Sie auf Seite 15 ausplaudern, diese „Weisen von Zion" auch den „Darwinismus, Marxismus, Nietzscheismus" kreiert zu haben.

Sozialisten, Anarchisten und Kommunisten sind immer nach den Protokollen, nichts anderes als die Streitkräfte dieser „Weisen von Zion".

An die Stelle dieser grausigen mittelalterlichen Blutlüge, die außer einigen Hetzern in der Art von Julius Streicher niemand mehr zu behaupten wagt, ist nun in neuerer Zeit die Lüge von der Weltherrschaft der Juden getreten.

Als um die Jahrhundertwende im zaristischen Russland ein bescheidener Silberstreifen von freiheitlichen Reformen am Horizont auftauchte, der den Nutznießern des alten Regimes einen panischen Schrecken einjagte, standen plötzlich, wie vom Himmel hergesandt, die Protokolle da. Zufällig erklärten in diesem Augenblick die darin auftauchenden urschlauen und tückischen „Weisen von Zion," dass alles, was jenen russischen Erzreaktionären nicht gefiel, vorab freiheitliche und soziale Fortschritte, nicht als eine teuflische Mache der hebräischen Ältesten seien.

Die Protokollverbreitung, wie sie im Frühsommer des Jahres 1933 in Kielwasser der Deutschen Umwälzung auch in unserem Lande betrieben wurde, gab Veranlassung zum Berner Prozess der Weisen von Zion.

Diesen bunten Strauß von einigen richtigen Herkunftsgeschichten hat auch der sogenannte Experte im Berner Prozess, der dann später wegen Spionage angeklagte Ulrich Fleischhauer, um einige Blüten vermehrt. Sie stehen den anderen in der Originalität der Erfindung in nichts nach.

Die Fälscher haben es sich recht bequem gemacht. Sie haben einfach die schändliche Reden, die Maurice Joly seinen Machiavel-Napoleon III. halten lässt, mit einigen, der russischen Mentalität entsprechenden Zutaten in die Verschwörungstiraden geraten, der erfundenen Weisen von Zion verwandelt.

Die Ochrana [Zaristischer Geheimdienst] unterhielt in Paris um Jahrhundertwende eine Auslandsfiliale. Ihr Zweck war die Bekämpfung der Nihilisten um jeden Preis. Dazu war er kein Mittel schlecht. So kam es, dass die Auslandsfiliale der dritten Abteilung der Kanzlei seiner Majestät zu einer regelrechten Fälschungsfabrik und ihr Haupt der berüchtigte Peter Ivanowitsch Ratschkowsky, der langjährige Chef des russischen Geheimdienstes im Ausland nach den Berichten u. a. der Zeugen im Berner Prozess, zu einem hemmungslosen Fälscher und Provokateur wurde. Es sind uns Dokumente erhalten - es handelt sich um Briefe Ratschkowskys an seine Vorgesetzten, - worin der Auslandschef der Ochrana eigenhändig über seine Verbrechen, darunter etliche Fälschungen, Bericht erstattet. Dem Experten Loosli im Berner Prozess um die „Protokolle der Weisen von Zion" gelang es, von der russischen Regierung aus den Staatsarchiven einer Reihe von bedeutsamen Dokumenten zu erhalten, deren Echtheit durch prominente anitbolschewistische nichtjüdische Zeugen bestätigt wurden. Darunter befinden sich Handschreiben Ratschkowskys. Besonders wichtig ist eigenhändige Brief Ratschkowskys an den Direktor des russischen Polizeidepartements am 1. Juli 1891, worin es wörtlich heißt.

„Ich werde alles tun, was von mir abhängig ist, wenigstens teilweise die uns feindliche Propaganda abzuschwächen, indem ich das innere Leben der Juden und all die Hässlichkeiten, an denen das Leben der Juden so reich ist, in seinem richtigen Licht erscheinen lassen werde."

Der französische Graf du Chayla, ein hervorragendes Mitglied und ein bedeutender Kenner der russisch-orthodoxen Kirche, der im Berner Prozess als Zeuge auftrat, und den russischen Protokolleherausgeber Nilus persönlich gekannt hat, beschreibt ebenfalls das Manuskript, das ihm Nilus gezeigt hat.

Im Sommer 1933 richteten zwei jüdische Organisation der Schweiz, der Schweizerische israelitische Gemeindebund und die israelitische Kultusgemeinde Bern, gegen die Verbreiter von Hetzschriften, insbesondere der „Protokolle der Weisen von Zion", Strafanzeige ein.

Anderthalb Jahre hatten die Parteien Zeit, dem Gerichtspräsidenten Meyer, bei dem der Prozess rechtshängig war, einen der drei zu wählenden Experten vorzuschlagen. Zeugen und weitere Beweismittel anzugeben. Die jüdischen Kläger kamen ihrer Pflicht in vollem Umfang nach. Bewußt suchten sie für den von Ihnen zu beantragenden Experten einen objektiven und nichtjüdischen Gelehrten aus. Nachdem der angesehene Theologe und Rektor der Berner Universität Prof. Dr. Haller wegen Arbeitsüberlastung und mangelnder Sachkenntnis das Amt niedergelegt hatte (er betonte dabei, dass er nach wie vor die Protokolle zweifellos für eine Fälschung hält), schlugen die Kläger an seiner Stelle den bekannten Strafrechtler der Basler Universität Prof. Dr. Arthur Baumgarten vor.

Die jüdischen Kläger machten auch eine Reihe von prominenten Zeugen namhaft und reichten dem Gerichte eine Fülle von beweiskräftigen Urkunden ein.

Die Angeschuldigten dagegen, unter denen sich unter anderen der Landesführer der nationalsozialistischen Eidgenossen, der Leiter der Literaturabteilung der Nationalen Front befanden, vermochten in der langen Zeit, die ihnen für den Beweis der Echtheit und Begründetheit der sogenannten „Zionistischen Protokolle" zur Verfügung stand, nicht einmal einen auffindbaren Experten vorzuschlagen. Es gelang ihnen einen einzigen Zeugen aufzutreiben, nämlich ihren Gesinnungsgenossen Dr. Alfred Zander. Dieser erklärte dem Gericht einfach, dass er an Protokolle glaube und wenn man ihm hundertmal das Gegenteil beweise.

Nachdem die Protokolleverbreiter Juden und Freimaurer in einen Topf werfen, und den Freimaurern geheimnisvolle Beziehungen mit den sagenhaften „Weisen von Zion" andichten, ließ das Gericht, um auch hier wieder (zu zeigen), daß Lüge am besten im verborgenen Winkel gedeiht. Im vollen Lichte der Öffentlichkeit erklärten die beiden freimaurerischen Zeugen, wohl wissend, daß auf falschen Zeugenaussagen vor Gericht schwere Strafen stehen, klar und deutlich, daß den (antijüdischen Charakter der Schrift).

Die Lage der angeschuldigten Protokollverbreiter wurde brenzlig. Sie hatten vor kurzem mit dem Brustton der Überzeugung ein Buch als eindeutig bewiesen verbreitet und mussten nun vor Gericht gestellt, auf den Vorwurf, eine schändliche Fälschung vertrieben zu haben, nichts antworten und auch nicht den Schein eines Beweises zu erbringen. Es hatte sich niemand gefunden, der es gewagt hätte vor dem Gericht als Experte die Echtheitsbehauptung der Protokolle zu verfechten, nicht einmal Parteigänger der Angeschuldigten hatte sich zu einer solcher Rolle hergeben wollen.

Im letzten Augenblick, nachdem die Kläger eindringlich und nach mehrfacher Richtung bewiesen hatten, dass der ganze Protokollezauber nur Trug und Täuschung war, als die beiden Experten bereits zum Vortrage ihres Gutachtens waren, trat etwas unerwartetes ein.

Der Anwalt der Angeschuldigten erhob sich und schlug für seinen Klienten einen Experten vor. Zum ersten Mal wurde im Gerichtsaal der Name Ulrich Fleischhauer, Oberstleutnant a.D., Erfurt laut. Niemand kannte diesen Namen. Aber wer sich schon hergab, für ein derartiges Machwerk aufzutreten, von dem konnte nicht erwartet werden, dass er über große Skrupel verfüge.

Das Gericht, obwohl es wegen offensichtlicher Verspätung und Prozeßtrölerei dem Vorschlage der Angeschuldigten nicht Folge geben musste, nahm den nachträglichen Expertenvorschlag doch noch entgegen und unterbrach die Verhandlungen.

Die Vorausahnungen der Klägerschaft erwiesen sich leider bald als nur zu begründet. Ulrich Fleischhauer war niemand anders als der Chef einer antisemitischen internationalen Geheimorganisation die ihren Sitz in Deutschland hat. Dieser Geheimbund, der über mehrere Namen verfügt, er nennt sich bald unschuldig, „Welt-Dienst" führt aber auch Namen wie „die Stillen im Lande", „die Schweigenden" usw. hatte infolge der großen Gefahr die das Hauptpropagandamittel des internationalen Antisemitismus bedrohte, offenbar den Beschluss gefasst, sich aus einem unterirdischen Gängen und Wühlnestern hervorzuwagen.

Nach dem Verhandlungsunterbruch herrschte eine Zeitlang Stille. Aber auch diese Stille war nur ein Schein. In Wirklichkeit wurde fieberhaft gearbeitet.

Der von Deutschland ausgehende antisemitische Geheimbund, der nichts Geringeres zum Ziel hatte, als in alle Staaten einzudringen und die ganze Welt mit seinen antisemitischen Gift zu zersetzen, verstand es, Fäden nach allen Richtungen zu spannen. Von der deutschen Zentrale aus wurden die heimlichen Gewährsmann in der ganzen Welt mobilisiert. Die Gelegenheit, einen Chefpropagandisten unter der unschuldsvollen Maske eines Experten vor der Öffentlichkeit einer angesehenen Demokratie auftreten zu lassen, bot sich nicht alle Tage.

Volle viereinhalb Tage lies die geduldige Demokratie den Redestrom des deutschen Propagandisten Fleischhauer über sich ergehen. Viereinhalb tagelang lang durfte er unter dem Titel Expertise die „gebundene Demokratie", wie er die Diktatur euphomistisch bezeichnete, preisen und zugleich eine zynische Pogromrede halten. Wie man später erfuhr, war diese sogenannte Expertise garnicht von Fleischhauer verfasst worden, sondern unter der Mitarbeit vieler von im Hintergrund bleibenden nationalsozialistischen Stellen.

Trotz dem vielen Stoff, den die deutschen Propagandafachleute für die „Expertise" zusammengetragen haben, vermisst man darin Beweise für die Echtheit der Protokolle. Über das fehlen solcher Beweise vermögen auch etliche Taschenspielertricks in der „Expertise" nicht hinwegzutäuschen. So, wenn Fleischhauer den nachgewiesenermaßen nichtjüdischen Joly im Handumdrehen durch bloßes behaupten in einen Juden verwandelt, oder, nachdem ihm der Zionistenprozess von 1897 in Basel nicht dient, aus eigener Machtvollkommenheit einen B'nai-Brith-Kongress aus der Erde zaubert und die philantropische Vereinigung B'nai-Brith bei dieser Gelegenheit gleich die Protokolle beschließen lässt.

Nachdem der Experte Loosli sein Gutachten erstattet hatte und in Übereinstimmung mit Experten Baumgarten die „Protokolle der Weisen von Zion" als Fälschung und Schundliteratur erklärt hatte, kannte die Wut der antisemitischen Drahtzieher und ihrer Schreiber erst recht keine Grenzen mehr. Kein guter Faden wurde mehr an dem Experten gelassen. Als von verschiedenen Seiten gegen Fleischhauer wegen Abgabe eines falschen Gutachtens Strafanzeige erhoben wurde, beauftragte prompt die deutsche Propagandazentrale ihren Agenten in der Schweiz, Boris Toedtli, gegen Loosli ein gleiches zu tun. Während die Strafanzeige gegen Loosli bald wegen Fehlens jeder Begründung aufgehoben wurde, hütete sich der tapfere Fleischhauer wohlweislich, die Schweizer Grenze wieder zu überschreiten.

Fürsprecher Georges Brunschvig namens der Israelitischen Kultusgemeinde Bern

Als Verteidiger der Angeschuldigten traten Fürsprech Hans Ruef und der kurz danach in die Verschleppungsaffäre von Schweizern durch die Gestapo verwickelte Dr. Ursprung auf.

Der Gerichtspräsident Meyer fällte sein Urteil aufgrund des ursprünglichen und lebendigen Eindruckes der gesamten Beweisaufnahme. Er leitete die langwierigen Verhandlung mit äußerster Objektivität. Seine Objektivität ging soweit, dass er Fleischhauer viereinhalb Tage seine blutige Hetzrede halten ließ, ohne ihn auch nur zu unterbrechen. Erst im Urteil nahm der Gerichtspräsident Stellung. Nach Prüfung des gesamten weitschichtigen Beweismaterials, der Zeugenaussagen, Expertisen und Dokumente, gelangte er dazu, als eindeutig bewiesen zu betrachten, dass die Protokolle ein Plagiat, eine Fälschung und Schundliteratur sind. Der Gerichtspräsident schloss sich den Untersuchungsergebnissen der Experten Loosli und Baumgarten an, von denen er den Eindruck absoluter Objektivität und zwingender Logik gewonnen hatte. Dagegen lehnte der Richter die Expertise Fleischhauer, den er als Berufsantisemiten charakterisierte und den er nur deshalb zugelassen hatte, weil sich sonst niemand als Experte für Angeschuldigten hergeben wollte, als voreingenommen, unwissenschaftlich und unobjektiv ab.

Der Richter stellte fest, wie die noch vor kurzem als unwiderlegbar gepriesenen Echtheitsbeweise der Protokolleverbreiter im vorliegenden Prozess merkwürdig rasch in der Versenkung verschwunden sind. Fleischhauer kommt über bloße Behauptungen nicht heraus, Beweise fehlen überall. Wenn nun aber gar behauptet wird, die „Protokolle" seien auch, wenn man ihre Echtheit nicht beweisen könne innerlich wahr, so begibt man sich dadurch auf eine Rückzugsstellung, die eigentlich ein Zugeständnis der formellen Fälschung ist.

„Ich hoffe", ruft der Gerichtspräsident aus, es werde eine Zeit kommen, in der kein Mensch mehr begreifen wird, wieso sich im Jahre 1935 beinahe ein Dutzend sonst ganz gescheiter und vernünftiger Leute vierzehn Tage lang vor einem bernischen Gericht über die Echtheit oder Unechtheit dieser sogenannten „Protokolle" die Köpfe zerbrechen konnten, dieser Protokolle, die bei allem Schaden, den sie bereits gestiftet haben und noch zu stiften mögen, doch nicht anderes sind als ein lächerlicher Unsinn."

Das Obergericht in Bern urteilte in der Appellationsinstanz, nachdem unterdessen wieder zweieinhalb Jahre verstrichen waren, lediglich aufgrund der Akten.

Es war kein Zufall, dass noch vor Abschluss des Prozesses gegen den Generalbevollmächtigten des Hauptangeklagten und „Überpatrioten", einen gewissen Boris Toedtli und gegen den sogenannten Experten der Angeschuldigten, Ulrich Fleischhauer, von der Schweizerischen Bundesanwaltschaft Anklage wegen Spionage erhoben werden musste, aufgrund einer Reihe von schwer belastender Dokumente.

Es ist sehr charakteristisch, wenn Boris Toedtli, der inzwischen wegen Spionage verurteilte Kassierer der Nationalen Front, in einem Briefe an Experten Ulrich Fleischhauer am 6. Oktober 1935 schreibt:

„Mir bleibt nur eine Hoffnung, dass nach Beendigung unseres Kampfes in der Schweiz meine unbedeutenden Dienste in Deutschland erkannt werden und man mir aus der Patsche und nach Deutschland helfen wird."

Anläßlich einer von der Bundesanwaltschaft veranlassten besonders gründlichen Zollvisitation eines von einer deutschen „Geschäftsreise" in Schweiz zurückkehrenden politischen Führers und Herausgebers superpatriotischer und antisemitischer Zeitungen, fiel den untersuchenden Zollbeamten ein merkwürdiges Schreiben in die Hände. In diesem Schreiben richtete der Gauführer der „Nationalen Front" von Lausanne, Friedrich Eisenegger, an den deutschen Propagandaminister Dr. Goebbels das dringende Gesuch um Geldfreigabe zum Zwecke der Germanisierung der Schweiz und zur Unterstützung seiner Zeitungen. Im Verlaufe der Untersuchung stellte sich heraus, dass der schweizerische „nationale" Politiker auch eine besondere Empfehlung eines ausländischen Propaganda-Agenten an den ausländischen Propagandaminister besaß. Dieser Propaganda-Agent der solche Empfehlungen ausstellen konnte, war kein anderer als der so genannte Experte der Angeschuldigten im Berner Prozess, Ulrich Fleischhauer aus Erfurt

Der in allen Wassern gewaschene internationale Spion de Pettere. Bedeutsam ist auch, dass der eigentliche Chef hinter den Kulissen der deutschen internationalen Organisation „Welt-Dienst", ein gewisser Meikert, sich als derselbe de Pottere entpuppte.

Im Anschluss an die Beschlagnahmung der beiden sonderbaren reisenden Wissenschaftler und Antisemiten, wurde eine Haussuchung bei Boris Toedtli durchgeführt. Dabei fielen der Polizei eine Menge von äußerst wertvollen Dokumenten in die Hände, die dann zu dem bekannten Spionageprozess gegen Toedtli und Fleischhauer Anlass gaben.

Von seiner Expertenrede, mit der er viereinhalb Tage lang die geduldigen Demokraten beglückte, lesen wir hier schwarz auf weiß, daß er sie gar nicht selber gemacht hat, sondern daß sie unter der Regie eines gwissen Dr. Richter verfertigt

[Einfügung. Nicht im Raas/Brunschvig-Buch. Meine Einschätzung aufgrund einiger Indizien, geht dahin. Besagter „Dr. Richter" ist ein von mehreren Pseudonymen für Dr. Hans Jonak von Freyenwald aus Wien, Österreich. Das Pseudonym „Dr. Richter" verwandte er unter anderem auch in einem einschlägigen Aufsatz der „Nationalsozialistischen Monatshefte". Siehe letztere. Ausgabe April 1936. Ende der Einfügung]

wurde, und daß ihr Hauptmacher de Pottere war. In einem Briefe von Rolls (dieser war Vorgänger Tödtlis als Generalbevollmächtigter des Angeschuldigten) an den Hauptangeschuldigten Silvio Schnell vom 25. Februar 1935 heißt es beispielsweise:

„Farmer (Deckname für de Pottere, d. V.) erklärte, daß zum Beispiel Fleischhauer überhaupt nicht der „maßgebende" Mann in Erfurt sei, daß drei Expertisenentwürfe von Fleischhauer unbrauchbar waren und zerrissen werden mußten, daß Fleischhauer furchtbar eitel sei und keinerlei Widerspruch dulde, daß in Erfurt wahre Gladiatorenkämpfe um die Expertise ausgekämpft werden mußten."

1865 erscheint die satyrische Schrift gegen Napoleon III. des nichtjüdischen Pariser Advokaten Maurice Joly. Sie diente bei der Fabrizierung der Fälschung als Hauptquelle.

1868 erscheint der deutsche Schundroman „Biarritz" von H. Goedsche (Pseudonym Sir John Retcliff). Das gewaltige Kapitel daraus „Auf dem Judenfriedhof in Prag" wurde von den Fälschern als weitere Quelle benutzt.

Weitee Reminiszensen zum Berner Prozeß um die "Protokolle der Weisen von Zion"

Abenteuerlich
geschrieben von:  Drahbeck
Datum: 04. Mai 2015 05:26
Im Zeitspiegel
Abenteuerliches vernimmt man, anlässlich des in Bern stattfindenden Prozesses um die antisemitische Hetzschrift „Protokolle der Weisen von Zion".
Der dort dozierende Ulrich Fleischhauer, aus Nazideutschland, wähnt einen besonderen Schachzug präsentieren zu können. Die Nazikoryphäen kamen an dem Umstand nicht vorbei, das über einen im Jahre 1897 durchgeführten Zionistenkongress, auch offizielle Protokolle vorliegen, die ihre eigenen Märchenerzählungen, in keiner Weise stützen.
Ergo wähnt Herr Fleischhauer - kraft seiner Wassersuppe - dozieren zu sollen, es gäbe zeitgleich auch noch einen „geheimen Parallelkongress". Da der sich aber jeglicher rationalen Nachprüfung entzieht, meinen die nazistischen Märchenerzähler, damit den „Joker" für ihre Storys entdeckt zu haben.
„Freiburger Zeitung" 4. 5. 1935

http://az.ub.uni-freiburg.de/show/fz.cgi?cmd=showpic&ausgabe=02&day=04a&year=1935&month=05&project=3&anzahl=6

http://de.wikipedia.org/wiki/Berner_Prozess
Zerfleischhauern
geschrieben von:  Drahbeck
Datum: 05. Mai 2015 04:53

Im Zeitspiegel
Von dem mit einem Urteilsspruch beauftragten Richter im Berner Prozess um die Hetzschrift „Protokolle der Weisen von Zion" ist der Spruch überliefert, wie ihm da angesichts der endlosen Tiraden des Herrn Fleischhauer, der dort als „Gutachter" fungierte, der Kommentarsatz entglitt:
 

Zitat

„Die Juden sind erledigt. Die Bibelforscher liegen zappelnd am Boden. Wann
gedenken Sie, die Bolschewiken und Freimaurer zu zerfleischhauern?"

Parsimony.16855

Zum Hintergrund dazu. Der Herr Fleischhauer beliebte ja bei seiner Rede ohne Ende, vom Hundersten ins Tausendste zu kommen.
(Laut „Westdeutscher Beobachter" vom 4. 5. 1935, nahm sein mündlicher Vortrag 20 Stunden in Anspruch).
Darin eben auch eine Attacke gegen die Bibelforscher.
Im Bericht der „Freiburger Zeitung" vom 5. 5. 1935, über den Berner Prozess, kann man just auch jener die Bibelforscher betreffenden Passage aus dem Mundes des Herrn Fleischhauer begegnen.

http://az.ub.uni-freiburg.de/show/fz.cgi?cmd=showpic&ausgabe=02&day=05r&year=1935&month=05&project=3&anzahl=22

Wem das zu abenteuerlich erscheint, der versetze sich in die zeitgenössische WTG-Literatur. Etwa in solche Aussagen wie in der für die bereitere Öffentlichkeit bestimmten Broschüre "Eine wünschenswerte Regierung" aus dem Jahre 1924 (S. 34) .
Darin hatte Rutherford gleichfalls verkündet:
"Im Lichte der Heiligen Schrift können wir erwarten, dass Jerusalem die Welthauptstadt sein wird, von der auferstandene vollkommene Männer wie Abraham, Isaak, Jakob, Moses, David, Daniel und andere die Regierungsangelegenheiten der Welt besorgen werden, während andere solcher glaubenstreuen Männer als Herrscher in den verschiedensten Teilen der Erde eingesetzt sein und von denen, die in Jerusalem herrschen, Anweisung betreffs der Regierungsangelegenheiten empfangen werden. Wir dürfen erwarten, dass Abraham mit vollkommenen Radio-Funkspruchstationen vom Berge Zion die Angelegenheiten der ganzen Erde leiten kann."

Am 20. 5. 1935 berichtete dann die „Freiburger Zeitung" im Nachgang des Berner Prozesses, wie sich der Herr Fleischhauer, in einer eigens in der Stadthalle von Freiburg veranstalteten Veranstaltung, feiern ließ. Begleitet wurde Fleischhauer bei sein Freiburg-Auftritt, von dem Schweizer Rechtsanwalt Dr. Ursprung.
Über letzteren heißt es im Bericht der „Freiburger Zeitung", welche auch den Auftritt des Dr. Ursprung referierte:
„Daß er die Ehre haben werde, Oberstleutnant Fleischhauer in dem von Freimaurerseite gegen ihn angestrengten Prozeß zu verteidigen."
http://az.ub.uni-freiburg.de/show/fz.cgi?cmd=showpic&ausgabe=02&day=20b&year=1935&month=05&project=3&anzahl=10
Zu dem letzt genannten Aspekt gilt es weiter zu notieren. Es gab bereits einen Gerichtstermin Tobler versus Fleischhauer. Der aber letztlich ins „Wasser fiel". Dazu wäre auf eine Notiz der „Freiburger Zeitung" vom 23. 8. 1935 hinzuweisen.
Letztere notierte:
„Der auf den 28. August angesetzte Termin in der Klage des Führers der Schweizerischen Freimaurerloge Alpina, Theodor Tobler, gegen den deutschen Gutachter im Prozeß wegen der zionistischen Protokolle, Oberstleutnant Fleischhauer, ist verschoben. Tobler hat Schweizer Blättermeldungen zufolge, einen Ergänzungsantrag eingereicht, worüber nun die Voruntersuchung stattzufinden hat. Ein neuer Verhandlungstermin ist noch nicht festgesetzt."

http://az.ub.uni-freiburg.de/show/fz.cgi?cmd=showpic&ausgabe=02&day=23b&year=1935&month=08&project=3&anzahl=10

Wie immer man auch den Anlass jener Verschiebung bewerten mag, festzustellen ist weiter, damit wurde dieses Prozeßvorhaben auf den Sankt Nimmerleinstag verschoben, und hat in der Praxis dann auch nicht mehr stattgefunden.
Einmal war der Hauptwohnsitz des Fleischhauer in Hitlerdeutschland. Sofern er nicht freiwillig zum Termin erschien, hatten die Schweizer ohnehin keine sonderliche Handhabe.
Zum anderen aber schlug namentlich im Kontext des agierens des Boris Toedtli, das Klima zu ungunsten der Schweizer Frontisten dann um.
Vor dem Fall Toedtli mag Fleischhauer vielleicht gehofft haben, mit dem Tobler-Prozeß einen weiteren propagandistischen Sieg einfahren zu können. Nachdem jedoch der Toedtli in der Schweiz zum politisch toten Mann befördert worden war, konnte sich auch Fleischhauer an den zehn Fingern ausrechnen, das er seine Hoffnung auf einen neuen Propagandasieg in der Schweiz, als zu Grabe getragen ansehen kann. Insoweit dürfte sich seine „Bereitschaft" für den Tobler-Prozess, erneut in der Schweiz aufzutauchen, gegen Null minimiert haben.
Die Schweiz - respektive Tobler - selbst, haben dann den Fleischhauer, durch ihre Prozeßverschiebung auf den Sankt Nimmerleinstag, aus dieser Klemme befreit.

http://de.wikipedia.org/wiki/Berner_Zionistenprozess

Einen beachtenswerten Kommentar, der eben wegen dieses Umstandes noch mit vorgestellt werden soll, findet sich in der Ausgabe vom 10. 5. 1935 des „Israelitischen Wochenblattes in der Schweiz".
Einleitend berichtet der dortige Kommentator:
„Fleischhauer ist fest davon überzeugt, daß die jüdische Weltregierung bereits bestehe.
Mit donnernder Stimme wendet er sich an die Klägerschaft und fragt im Tone eines Inquisitors:
„Wo ist das geheime Staatsarchiv der Juden?
Wer ist heute der oberste offizielle Weise?
Wer ist heute der Kanzler des Judentums?"
Noch nie hat man in einem Gerichtssaale so gelacht."

Damit ist jener Bericht keineswegs schon beendet. Weiter geht es in diesem Artikel mit der Angabe:
„Nun kommen die Internationalen Bibelforscher an die Reihe.
Der Geist der Bibelforscher sei nichts anderes als der Geist der „Protokolle".
War es nicht der oberste Führer der Bibelforscher Rutherford, welcher sagte, daß nach der Errichtung des messianischen Reiches auf Erden, alle Nichtjuden beschnitten werden müßten.
Dann muß auch der Völkerbund daran glauben. Fleischhauer versteift sich zu der Behauptung, der Völkerbund sei nichts anderes als eine jüdische Erfindung, ein Werkzeug in den Händen des Judentums.
Auch der Kellog-Pakt sei jüdische Mache. Das englisch-französische Luftabkommen, sowie alle anderen Abkommen und Verträge, welche Deutschland nicht genehm sind, reiht Fleischhauer in die Kategorie der teuflischen jüdischen Erfindungen ein."

Typisch Verschwörungstheoretisch geht es dann weiter:
„Im Weltkrieg sei die Freimaurerei die Exekutive des Judentums gewesen. Die Ermordung des österreichischen Kronprinzen Ferdinand in Serajewo 1914, sei das Werk der Freimaurerei gewesen.
Fleischhauer sprach zwar die weitere Folgerung nicht deutlich aus, da er aber die Freimaurerei dem Judentum gleichsetzt, muß daraus der Schluß gezogen werden, die Juden hätten den Erzherzog Ferdinand ermorden lassen"

Nach dieser doch sachlichen Berichterstattung, was sich in jenem Gerichtsssaale zugetragen hat, geht es dann eher ins kommentierende Fahrwasser über. Dazu vernimmt man dann:
„Mit solchen ungeheuerlichen Verleumdungen arbeitet der Mann, der sich „Experte" nennt.
Aber auch dem Gerichtspräsidenten scheint die wahrhaft bewundernswerte Geduld auszugehen und er wendet sich an Fleischhauer mit der ironischen Frage:
„Die Juden sind erledigt, die Bibelforscher zappeln am Boden, wie lange braucht Herr Fleischhauer noch, um die Freimaurer und Bolschewisten niederzukriegen?"
Es erübrigt sich, auf die weiteren Beschimpfungen, Verleumdungen und Anschuldigungen dieses Sendlings aus dem Dritten Reich hier einzugehen.
Fleischhauer hat sogar die Stirne zu behaupten, die Schriften eines Rousseau, Marx, Voltaire, Börne, Heine u. a. m. seien viel eher Schundliteratur als die „Protokolle".

Auch dieser Bericht endet dann noch mit der Detailangabe:
„Zum Schlusse der heutigen Sitzung verliest Gerichtspräsident Meyer noch ein Schreiben der Ernsten Bibelforscher, in welchem Fleischhauer „bewußter Irreführer" genannt wird."

Was die mit genannte Unterstellung einer angeblichen Anweisung zur „Beschneidung aller Nichtjuden" anbelangt, so kann man dazu auch vergleichen:

Mysnip.139558
Immerhin auch dieses Zitat sei noch gebracht. In der Ausgabe vom 4. 5. 1935 des Blattes „Die Front" (der Schweizer sogenannten „Nationalen Front") meinte einer aus diesem Milieu (A(lfred) Zander) jenen Gerichtsverhandlungstag, wo auch die Bibelforscher erwähnt werden, mit dem Kommentar zu bedenken können:
„ ... Er (Fleischhauer) bewies u. a., daß die Lehren der „Ernsten Bibelforscher" durchaus jüdisch orientiert sind. Die „Ernsten Bibelforscher" („Jehovas Zeugen" nennen sie sich heute) hatten gegen Fleischhauers Gutachten über ihre merkwürdige Gesellschaft ein mehrseitiges Protest-Flugblatt verbreiten lassen, gaben aber darin wohlweislich die Zitate Fleischhauers nicht wieder."

Der Rubrik „pikant" ist dann wohl auch der Verhandlungstags-Bericht in der Ausgabe der „Front" vom 10. 5. 1935 zuzuordnen.
Dazu notierte der bereits genannte A. Zander:
„Loosli (auch ein gerichtlich bestellter Gutachter) hatte gestern behauptet, Herr Fleischhauer hätte in seinem Gutachten die katholische Kirche angegriffen und geschmäht. Heute ersuchte er, diesen „Irrtum" zu verzeihen. Er habe einige Stellen aus Fleischhauers Gutachten vor sich gehabt, die schwere Anwürfe gegen die katholische Kirche enthalten hätten. Er Loosli hätte leider „übersehen", daß die Zitate gar nicht von Fleischhauer stammen, sondern von Fleischhauer aus den Schriften der „Ernsten Bibelforscher" mit Quellenangabe abgeschrieben worden sind."

Diese Episode war es denn dem Zander wert, als „Wasser auf die eigenen Mühlen" umfunktioniert zu werden. So betitelt er etwa alle anderen Schweizer Presseorgane, die nicht die Lobgesangs-Arie für die „Nationale Front" mitsangen, als „Schweizer Hetzpressse". Und sein Votum wähnt er dann mit den Sätzen ausklingen lassen zu können:
„Herr Looslis Ansichten über den Antisemitismus, über den deutschen Nationalsozialismus und über die Schweizerischen Fronten stehen in merkwürdiger Übereinstimmung mit denjenigen der marxistischen Presse - die sich in letzter Zeit sogar religionsfreundlich „umfrisiert" hat.

Pegida-Geschrei
geschrieben von:  Drahbeck
Datum: 30. April 2015 03:47
Im Zeitspiegel
Ein heutiger Zeitungsbericht kündet von der mit Vierzigjähriger - teilweise gewollten Verzögerung - Eröffnung einer (nunmehr) ständigen Ausstellung zur Nazizeit - auch in der "Stadt der Bewegung" die da geschichtlich schon mal mit einem "Braunen Haus" "glänzte". Und jene Stadt hört bekanntlich auf den Namen München in Bayern.

In dem Journalistenbericht darüber gibt es auch die durchaus beachtlichen Sätze:
"Gezeigt wird chronologisch der Aufstieg einer rechtsradikalen Splitterpartei zur dominierenden Macht in München und im Reich. Manche ihrer Parolen erinnert an das Pegida-Geschrei von „volksfeindlichen" Politikern und ihrer „Lügen-Presse".

http://www.berliner-zeitung.de/kultur/muenchner-ns-dokumentationszentrum-eroeffnet-endlich-erinnern,10809150,30558812.html

Zur weiteren Illustration der Herrschaften mit ihrem Pegida-Geschrei, noch eine weitere Quelle.
Mittlerweile ist das zeitgenössische Buch von Hugo Bettauer mit dem Titel "Stadt ohne Juden" auch im Internet als Volltext greifbar. Meines Erachtens illustriert es auch den heutzutage zu beobachtenden Pegida-Spuk.
Die Wikipedia notiert zu Bettauer etwa:
"Sein bekanntester Roman wurde Die Stadt ohne Juden aus dem Jahre 1922, in dem er schildert, wie sich Wien entwickeln würde, wenn alle Juden auswandern müssten. Er griff damit den in Wien immer offensiver zutage tretenden Antisemitismus auf, glaubte aber dennoch an ein friedliches Zusammenleben der Religionen: Er ließ seinen Roman auch mit dem „Einsehen" der Christen enden, dass die Juden zum Wohle der Stadt zurückgeholt werden müssen."

http://de.wikipedia.org/wiki/Hugo_Bettauer

Bettauers Biografie war nicht die eines von "allen Geliebten". Das wurde spätestens dann deutlich, als damalige Neonazis ihn dann ermordeten.
Die zeítgenössische faschistische Zeitschrift "Der Weltkampf" war sich nicht zu schade anläßlich der Ermordung des Bettauer dazu zu kommentieren (jetzt nur die entsprechende Überschrift zitiert):
"Deutsche Selbsthilfe"
(1925 S.324f.)
Zu seinem Schrifttum kann man etwa das Projekt Gutenberg vergleichen.

http://gutenberg.spiegel.de/autor/hugo-bettauer-50

Nicht um eine Gesamteinschätzung des Bettauer soll es hier und jetzt gehen.
Das Zitat aus dem Pressebericht das da auch eine Analogie zu dem heutigen Pegida-Spuk herstellt, soll als Basis dienen, einige Auszüge aus "Stadt ohne Juden" einmal vorzustellen. Nicht das "Projekt Gutenberg" mag da als Quelle dienen, wohl aber die 1924 im Löwitt-Verlag erschienene Edition jenes Romans.
Ort der Roman-Handlung, Wien in Österreich, welche von einem "Pegidaruf" "Hinaus mit den Juden!" heimgesucht wurde.
"Plötzlich
Doktor Kaizl Schwerdtfeger, hoch, hoch, hoch!
In Österreich zerriß ein einziges Aufbrüllen die Luft. "Hoch, Hoch der Befreier."

Weiter geht der Bericht:
"Was geschehen soll, werden Sie sofort aus dem Munde unseres Bundeskanzlers Doktor Karl Schwerdtfeger erfahren, der das Gesetz zur Ausweisung aller Nichtarier aus Osterreich eingehend begründen wird."

Noch gab es die Floskel von Wahlen:
"Die Sozialdemokraten traten ohne neues Programm in den Wahlkämpf, die Christlichsozialen hingegen scharten sich um ihren geistvollen Führer Doktor Karl Schwerdtfeger, dessen Losungswort lautete: 'Hinaus mit den Juden aus Österreich!'"

Zum Thema Wahlen noch die Aussage:
"... Holborn nickte, obwohl er keine Ahnung hatte - daß die Wahlen den völligen Zusammenbruch, der Sozialdemokraten, Kommunisten und Liberalen brachten. Selbst die Arbeitermassen wählten unter, der Parole 'Hinaus mit den Juden'"

Nachdem der braune Spuk die Macht ergriffen hatte, geht es weiter mit der Aussage:
"Um ein Uhr mittags verkündeten Sirenentöne, daß der letzte Zug mit Juden Wien verlassen, um sechs Uhr abends läuteten sämtliche Kirchenglocken zum Zeichen, daß in Österreich kein Jude mehr weilte. In diesem Augenblicke begann Wien sein großes Befreiungsfest zu feiern.

Doktor Schwerdtfeger, der noch starrer, knochiger, härter geworden war, erklärte, daß auch diese neue Belastung getragen werden müsse. "Wir dürfen es nicht dazu kommen lassen, daß eines Tages der Ausweisung der Juden die Schuld an Not und Elend gegeben wird....
Nach der Ausweisung verwandelte sich ganz Wien in ein Heerlager von Hakenkreuzlern.
Sehr bald zeigte es sich, daß alle diese Parteien, die Christlichsozialen wie die Nationalsozialisten, nur darauf aufgebaut waren, daß man den Massen die Juden als bösen Geist, als Wauwau und Prügelknaben darbot. Nun, wo es weder Juden noch Judenstämmlinge in Österreich gab, verfing das nicht mehr, wurde die Parteipolitik noch öder und langweiliger, als sie es vorher gewesen war.
Elend, Teuerung, Arbeitslosigkeit wuchsen, und die Führer waren in Verlegenheit, weil sie nicht wußten, wem sie die Schuld daran geben sollten. Die Reichen Leute waren ja jetzt brave Christen, die Ausbeuter und Wucherer auch, das heißt, man durfte von solchen Menschen gar nicht sprechen, weil man sonst hätte zugeben müssen, daß es christliche Wucherer und Ausbeuter genau so gibt wie jüdische."

Und weiter:
"Früher hatten die Hakenkreuzler mit ihren Plakaten Aufsehen erregt, die Massen aufgehetzt. Bosel und andere jüdische Plutokraten waren als Beherrscher Österreichs, als Blutsauger und Volksbedrücker ausgerufen worden, Nun aber lebte Bosel in London und die Plakate der Hakenkreuzler waren so inhaltslos geworden, daß sie niemand mehr las."

Auch diese Aussage gibt es noch:
"Der Bürgermeister von Semering hatte den Mut, es in einer Gemeinderatssitzung offen herauszusagen; "Mit den Juden hat man bei uns den Wohlstand vertrieben, ein paar Jahre noch und wir werden zwar gute Christen, aber bettelarm sein! ..."

Exkurs:

Beispiel der Detailkritik

Das Buch eines gewissen Helmut Friedlmayer hat den Titel: "Die 'Zeugen Jehovas' Judaisierung des Christentums" (Durach 1993). Der gleiche Verlag bietet von demselben Autor Friedlmayer noch zwei andere Schriften an, die einem schon vom Titel her zu der Frage Anlass geben, mit was für Kreisen man es da wohl zu tun hat. Wenn da auf 311 Seiten über "die Irrlehren im neuen Weltkatechismus" referiert wird. Oder auf 85 Seiten über den "Ökumenismus-Schwindel" schwadroniert wird.

Friedlmayer reproduziert in seinem zweifelhaften ZJ-Buch gleich einleitend einen Zeitungartikel des Friedrich Ritter von Lama aus dem "Miesbacher Anzeiger" vom 13. 11. 1924. Darin kann man beispielsweise auch Wortspielereien darüber finden, dass der Name des Bibelforscherklägers Binkele "jüdisch als Pinkeles" ausgesprochen werden müsste.

Damit macht er schon mal seine antisemitische Anfälligkeit deutlich.

Es stört aber Friedlmayer offenbar nicht, dass es keinerlei Belege für seine Unterstellung gibt, Binkele sei "jüdisch". Offenbar muss da die Brechstange herhalten für seinen Buchtitel

"Die 'Zeugen Jehovas' Judaisierung des Christentums" .

Ohne auch nur der geringsten Spur von kritischer Distanz, zitiert er in seinem Z.J. Buch einschlägige berüchtigte Pamphlete aus den 20-er Jahren von Julius Kuptsch, Fritz Schlegel, Karl Gerecke und andere (vgl. Friedlmayer S. 14).

Wenn man die Argumentation kennt, mit der Jonak v. Freyenwald beispielsweise, in der Nazizeit gegen die Zeugen Jehovas polemisierte, dann ist man schockiert, analoge Gedankengänge auch bei Friedlmayer in kritikloser Zitierung feststellen zu können.

Zitat:

"Die ernsten Bibelforscher sind lediglich Schrittmacher der jüdischen Weltherrschaft. Ihre Prophezeiungen, Wünsche und Ziele decken sich völlig mit den Wünschen und Zielen anderer Organisationen, die als jüdisch bekannt sind wie die Zionisten und jüdische Geheimregierung, deren Programm dargestellt ist in den Protokollen der Weisen von Zion" (Friedlmayer S. 14).

Wie kommt nun Friedlmayer dazu noch heute dem Leser weismachen zu wollen, es gäbe eine "jüdische Geheimregierung", deren Programm in den "Protokollen der Weisen von Zion" niedergelegt sei. Ist ihm nicht bekannt, dass die Nazis gleichfalls glühende Verfechter dieser abstrusen These waren?

Man vergleiche dazu z. B. Alfred Rosenberg "Die Protokolle der Weisen von Zion und die jüdische Weltpolitik", München 1924.

Auch Rosenberg stellt darin schon eine Beziehung zu den Bibelforschern her. Etwa, wenn er äußert:

"Was die Demokratie und der Marxismus auf politischem, das besorgen die 'Bibelforscher' auf kirchlich-religiösem Gebiet" (Rosenberg S. 130).

Rosenberg zitiert und kommentiert aus den dubiosen "Protokollen der Weisen von Zion". Seine Zitate machen es schon etwas verständlicher, weshalb rückwärtsgerichtete Kreise diese "Protokolle" so gerne als "Wahrheit" verkaufen möchten. Etwa, wenn er diese "Protokolle" mit den Worten zitiert:

"Wir erscheinen gewissermaßen als die Retter der Arbeiter aus dieser Knechtschaft, indem wir ihnen vorschlagen, in die Reihen unseres Heeres von Sozialisten, Anarchisten und Kommunisten einzutreten. Diese Richtungen unterstützen wir grundsätzlich" (Rosenberg S. 54).

Eine Passage aus den "Protokollen" macht besonders deutlich, weshalb gerade auch kirchliche (Rand)kreise sich für diese "Protokolle" interessieren und aktualisiert als "Wahrheit" anbieten wollen. Diese Stelle lautet nach der Zitierung durch den Nazichefideologen Rosenberg:

"Auf unser Betreiben hin wurde die Geistlichkeit der Nichtjuden in den Augen des Volkes herabgesetzt und jeden Einflusses auf die Massen beraubt. Wenn sie die Massen noch hinter sich hätten, so läge darin für die Verwirklichung unserer Pläne ein ernstes Hindernis. Aber ihr Einfluss auf das Volk geht ersichtlich mit jedem Tage mehr zurück" (Rosenberg S. 117).

Man kann wohl mit berechtigten Gründen bezweifeln, ob Friedlmayer sich je ernsthaft mit der Entstehungsgeschichte der "Protokollen der Weisen von Zion" beschäftigt hat. Jenes Pamphlet wurde von der russischen zaristischen Geheimpolizei Ochrana in die Welt gesetzt um gegen Aufbegehrungstendenzen im autokratischen Russland zu polemisieren und einen Buhmann (die Juden) dafür namhaft zu machen. Nach dem Ersten Weltkrieg entwickelten sie dann ihre Eigendynamik, als Theorie der "Weltverschwörung".

Worum es Friedlmayer geht, macht auch der Umschlagtext deutlich. Da ist davon die Rede, dass mit dem Sieg der Demokratie im Jahre 1918 sich eine antichristliche Weltordnung zu entwickeln begann. In seiner Lesart seien unter anderem Protestantismus, Freimaurer, Kommunismus und Zeugen Jehovas, sichtbare Erscheinungen dieses Prozesses.

Wessen Geistes Kind die Kreise um Friedlmayer sind, macht auch eine weitere abgedruckte Verlagsreklame deutlich. Da wird ein anderes Pamphlet angepriesen, dass die "Unterminierung der katholischen Kirche" zum Thema hat. Als ein Markstein dieses Prozesses wird darin auch das Zweite Vatikanische Konzil bezeichnet. Auch diese Bemerkung macht deutlich, dass man es hier mit Kreisen zu tun hat, die wenn möglich, das Rad der Geschichte zurückstellen möchten.

Noch ein dritter Exkurs:

Friedrich Wilhelm Graf von der Recke, und und wie sein Buch auch noch vermerkt, Oberstleutnant a. D. in seiner 1922 in Kolberg erschienen Hetzschrift "Judentum und Freimaurerei" zitiert aus den dubiosen "Protokollen" auch den nachfolgenden Satz, der in seiner Sicht den Wesensgehalt darstellt. Wenn Recke (S. 5) auch den Satz aus dem Protolollle-Elaborat bemüht:

"Solange die Völker noch zu ihren Fürsten wie zu einer Offenbarung des göttlichen Willens aufschauten, beugten sie sich willig unter die Selbstherrschaft. Als wir ihnen aber den Gedanken von ihren eigenen Rechten einflüsterten, begann sie, in den Königen nur noch gewöhnliche Sterbliche zu sehen. Das Gottesgnadentum verlor in den Augen des Volkes jede Bedeutung. Als wir ihm den Glauben an Gott geraubt hatten, sank die Macht der Krone auf die Straße."

Abgesehen davon, dass auch Recke jene Aussage nicht zu personifizieren vermag. Auch er vermag nicht zu beweisen, welche geschichtliche Person das wann und wie gesagt haben soll, ist doch dieses Zitat auch ein Beleg der Wirkungsgeschichte der "Protokolle".

Es zeigt welchen Buhmann die Rückwärtsgewandten da aufzubauen sich bemühten!

Cui bono wem nützt es? Diese alte Frage die auf undurchsichtige Vorgänge angewandt werden sollte, dürfte sich damit ziemlich von selbst, deutlich beantwortet haben.

Noch ein Exkurs:
Man muss ernsthaft am Geisteszustand der Protokolle-Gläubigen zweifeln. Die wären wohl am allerbesten in einer Irrenanstalt untergebracht.
Das Jahr 1933 brachte es mit sich, dass vielerlei Konjunkurritter die Chance wähnten, ihr Giftsüppchen aufzukochen. So unter anderem ein auf Freimaurerhetze spezialisierter Verlag.
Dieser Propaganda-Verlag Paul Hochmuth publizierte just im Jahre 1933 auch eine Hetzschrift mit dem Titel „Die jüdische Weltherrschaft über den Trümmern der Völker".
Sein Verfasser zog es schon mal vor, unter einem Pseudonym zu agieren („Custos").
Indessen Bibliothekskataloge lösen dieses Pseudonym sehr wohl auf. Danach handelt es sich um einen Rassejünger mit dem Namen Engelbert Huber.
Siehe auch:
http://books.google.de/books?id=l3hTAAAAYAAJ&q=Die+j%C3%BCdische+Weltherrschaft+%C3%BCber+den+Tr%C3%BCmmern+der+V%C3%B6lker&dq=Die+j%C3%BCdische+Weltherrschaft+%C3%BCber+den+Tr%C3%BCmmern+der+V%C3%B6lker&hl=de&ei=flZSTdLuMc2s4Aap9NnpCA&sa=X&oi=book_result&ct=result&resnum=1&ved=0CC4Q6AEwAA
Zu dem Einwand, die abenteuerliche Hetzstory sei ja schon in einem historischen Roman mit dem Titel „Biarritz" aus dem Jahre 1868 enthalten, ist festzustellen.

http://books.google.de/books?id=IzkFAQAAIAAJ&q=Goedsche+Biarritz&dq=Goedsche+Biarritz&hl=de&ei=gJZUTc7AFpH14QaoxIiEBw&sa

=X&oi=book_result&ct=result&resnum=3&ved=0CDsQ6AEwAg

Der Roman „Biarritz" ist inhaltlich durchaus weiter gespannt. Der inkriminierte Teil ist darin nur einer von vielen.

Die Hetzschriften des Jahres 1933 kochen das isoliert erneut auf, mit dem vorsätzlichen Ziel der Hetze, und ohne sich mit „Biarritz" im Detail auseinander zusetzen.

In der Form wie man da die Story im Jahre 1933 verkaufte, ist sie als durchaus eigenständig, ja sogar die „Biarritz"-Wurzel - de facto - verleugnend, zu bezeichnen.

Was dieser Hetzer da als „Wahrheit" verkaufen wollte, bringt er schon in seiner Einleitung zum Ausdruck.
Angepasst an die geistige Unterbelichtung seiner Leserschaft, meint er da verkünden zu können:

„Am Grabe des Kabbalisten Rabbi Simeon ben Jehuda versammelt sich seit 1464 alle hundert Jahre, wenn sich ein weiteres Jahrhundert seit der Zerstreuung Jerusalems unter Titus gerechnet, in der Nacht des Laubhüttenfestes der kabbalistische Sanhedrin. Die Vertreter der über die Welt zerstreuten zwölf Stämme Israels und der geistige Nachfolger Rabbi Simeons als Leiter aus dem Priesterstamme Aarons." (S. 7)

Und als Detail vernimmt man dann die schauerliche Geschichte:

„Als der letzte Schlag der Mitternachtstunde vom Turm her verklungen war, flammte über dem Grab des alten Meisters der Kabbala, Simeon ben Jehuda, ein gespenstiger blauer Lichtschein auf und umdämmerte 13 mit dem weißen Gebetsmantel verhüllte Gestalten. Eine Stimme, dumpf wie aus dem Grabe, begrüßte die versammelten:
„Seid gegrüßt, Ihr Auserwählten der zwölf Stämme Israels! Seid ihr gerüstet, zu erfüllen die Verheißung in den 100 Jahren, die kommen?"
Auf die Antwort:
„Wir sind es", kommt die Prüfung der Legitimation:
„Gebt die Antwort derer, die Ihr vertretet" ...
Dann stand der Fragende auf, setzte sich auf den Steinhaufen des Grabes, und einer nach dem andern trat zu ihm und flüsterte ihm das geheime, siebensilbige Paßwort zu, mit dem sie schon vorher, beim Kommen, sich beim Friedhofswächter die Öffnung des Tores erzwungen hatten."
(S. 37, 38)

Wie schon im Buchtitel ausgeführt, soll besagte dubiose Versammlung, da also „alle hundert Jahre", über den Stand ihrer Planung einer „jüdischen Weltherrschaft" auf etwas makabre Art beraten. Herr Huber weis seinen Narren aber noch mehr mitzuteilen. Unter anderem dieses:

„In diesem letzten Jahrzehnt vor dem 6. Kabbalistischen Sanhedrin setzt das Weltjudentum auf der ganzen Linie zum letzten, entscheidenden Angriff auf den Weltherrschaftsthron an, und bis zum Beginn dieses Jahres 1933 schienen hauptsächlich alle Vorbedingungen gegeben, daß die frevelhaften Pläne der jüdischen Weltherrschaft bis zum heiligen Jahewejahr 1941 Verwirklichung finden sollten.
In dem Jahrhundert zwischen dem 5. Kabbalistischen Sanhedrin 1851 und der Eroberung der jüdischen Weltherrschaft 1941 liegt das Zeitalter der tiefst währenden Revolutionen, die das Antlitz der Welt und den Geist der Völker völlig gewandelt haben."
(S. 47)

Erinnert man sich recht hat dann wohl im Jahre 1941 ein Herr Hitler als tatsächlicher "Protokolle-Erfüller"´, den schon seit 1939 tobenden zweiten Weltkrieg, durch dessen Ausweitung (Angriff auf die Sowjetunion) noch den „letzten Kick" verpasst.
Gemäß der Konzeption dieses Hetzverlages, widmet dann jener Verfasser auch noch den Freimaurern sein besonderes Augenmerk.
Das liest sich bei ihm dann so:

„Der Vertreter des Stammes Ruben, dessen Herrschaftssitz Paris ist, konnte auf dieser kabbalistischen Versammlung berichten, daß seit dem Jahre 1743 die mächtige Geheimorganisation der Freimaurerei im Dienste der alljüdischen Sache stehe. Ein Konsortium von 12 jüdischen Männern, zumeist aus dem Stamme Ruben ...
hätte sich in die Freimaurerei eingeschlichen und durch die Errichtung der Hochgradsysteme aus ihr ein Werkzeug für die Durchsetzung der jüdischen Machtpläne geschaffen.
Als die Freimaurerei 1717/1723 von London aus in die Welt kam, trat sie als Verkündigerin einer neuen Lehre auf, die die bis dahin bestehende mittelalterlich-christliche Weltanschauung zu stören drohte."
(S. 9)

Und weiter:

„Die Lehre vom Individalismus, der Autonomie, der unbeschränkten Freiheit des Einzelmenschen. Gegenüber der bisherigen Gebundenheit des Menschen in den Abhängigkeiten von Stadt, Stadt, Familie, Volkstum und Berufsorganisation, besagte die neue Lehre von der unbeschreiblichen Freiheit auf politischem Gebiet den Sturz der legitimen Autorität, Volksherrschaft, Demokratie und Parlamentarismus; auf kulturellem Gebiet religiöse Gleichgültigkeit, Freigeisterei und sittliche Ungebundenheit mit allen Volk und Familie zersetzenden Folgeerscheinungen; auf wirtschaftlichem Gebiet Gewerbefreiheit, Freizügigkeit unbeschränkten Wettbewerb im freien Spiel der Kräfte, Produktions und Absatzfreiheit, unbeschränktes freies Privateigentum, Eigennutz und Profitgier, die Loslösung der Wirtschaft vom Volkstum, Staat und Kultur, die Herrschaft von Wertbildungs- Tausch- und Umsatzgesetzen über Kultur- und Staatspolitische Gattungen.
In dieser von der Freimaurerei gepredigten Lehre erkannte das Judentum die geistige Macht, die seine Ansprüche auf die Weltherrschaft fördern wird."
(S. 10)

Das die eigentliche Parole „Rolle rückwärts" heißt verdeutlicht dann wohl auch die Aussage auf S. 13, die da verlautbart:

„Die Monarchie auf dem Boden des Gottesgnadentums und die katholische Kirche galten dem Judentum als die stärksten Grundpfeiler der christlichen Kultur, die mußten zuerst gestürzt werden, wenn das Judentum seine Weltherrschaftspläne verwirklichen wollte."

Dieser vermeintlichen „Umsturzlinie" widmet diese Schrift dann noch ihr weiteres Augenmerk.

„Meine Vorschläge gelten im Namen des Stammes Aaron", sagte der nächste Redner:
„Der natürliche Gegner Israels ist die christliche Kirche. Sie muß untergraben werden. ...
Wir müssen die Freigeisterei fördern, den Zweifel, den Unglauben, den konfessionellen Hader. Deshalb ständiger Krieg in unser Presse gegen das Priestertum, Verdächtigung und Verspottung des Christentums.
Ein Hauptpfeiler ist die Schule. Auf die Erziehung der christlichen Jugend müssen wir Einfluß gewinnen. Deshalb Trennung der Schule von der Kirche. Unter dem Motto Fortschritt und Gleichberechtigung aller Religionen fordern wir konfessionslose Schulen. Israeliten können dann Lehrer an allen Schulen werden, die christliche Erziehung wird auf das Haus beschränkt, und da die große Masse keine Zeit hat, die Religiosität der höheren Stände erschüttert ist, wird sie bald ganz aufhören.
Dazu muß kommen die Agitation für die Säkularisation des Vermögens, damit auch hier Israel bald Herrscher wird."
(S. 42, 46)

Ein weiterer geschichtlicher Reaktionär wird dann in dieser Publikation auch noch bejubelt mit den Worten:

„Ein anderer, sehr kluger, aber gerade vom Judentum und dem Freimaurertum glühend gehaßter und aufs gemeinste verleumdeter Staatsmann, Fürst Metternich, ist einer der wenigen Männer, die diese Gefahr richtig erkannt haben.
„Es gibt in Europa revolutionäre Kräfte, die bisher nicht offen hervorgetreten, aber um so mehr zu fürchten sind, das jüdische Element. In Deutschland spielen sie die erste Rolle und sind revolutionäre ersten Ranges. Es gibt unter ihnen Schriftsteller, Philosophen, Dichter, Redner, Publizisten, Bankiers, die alle in Kopf und Herz das Schwergewicht der früheren Schande tragen. Ein furchtbarer Tag wird für Deutschland kommen, der ihnen gehört, gefolgt von einem Erwachen, das für sie schrecklich sein wird."
(S. 48)

http://books.google.de/books?ei=QF9STfjLLcHAswbAz8DfBg&ct=result&id=l3hTAAAAYAAJ&dq=Die+j%C3%BCdische+Weltherrschaft+%C3%BCber+den+Tr%C3%BCmmern+der+V%C3%B6lker&q=F%C3%BCrst+Metternich#search_anchor
Das war und ist also die Weltsicht der Protokolle-Gläubigen. Wer solcherler Ammenmärchen für tatsächliche bare Münze nimmt, der ist wohl weiterhin in einer Irrenanstalt als dem ihm angemessenen Ort, am allerbesten aufgehoben.

Freimaurer

Robin de Ruiter und Co

Weltverschwörungstheorien

((i)) ch.indymedia.org-fr Berner Prozess gegen die Protokolle der Weisen von Zion ((i))

www.heise.de/tp/foren/S-Unertraegliche-Verharmlosung-der-Protokolle-d-Weisen-von-Zion/forum-125016/msg-13739308/read/

Geschichte der Zeugen Jehovas

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