Kommentarserie 1960 zusammengefasst

Einige Stichworte in diesem Jahrgang (in Auswahl)

Augustinus, Schlangengift, Arnold Toynbee, Organisation, Nigeria, Weltraumfahrt, Neuseeland, Homeschooling, Scribd, Aluminium, Verrat, Walter Friese, Testimonium, Eigenblutübertragung, Dextran, Eritrea, Bolivien, Hongkong, Madagaskar, Wilhelm Marr, Lügen, Jordanien, Kretschmer, Rassentrennung, Theokratische Sklaven, Otto Dibelius, Sozialreformer, Eucharistie, Giovanni DeCecca, Kostarika, Lebensversicherung, Glücksspiel, Albert Grandath,

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Vor fünfzig Jahren
geschrieben von: Drahbeck
Datum: 01. Januar 2010 01:24
Erst nach der Zeit des Augustinus von Hippo (354 - 430), welchen ja wohl noch heute die katholische Kirche als einen Kirchenlehrer hochhält, meint der "Wachtturm" vom 1. 1. 1960 habe sich die Doktrin, kein Blut zu essen deutlich gelockert.

Indirekt hingewiesen wird auch auf den Umstand, dass in archäischer Weltsicht, Blut zugleich als Seele oder Lebenssaft gedeutet wurde, und Jäger etwa aus "Respekt" vor dem getöteten Tier, eben das Blut auslaufen ließen.
Das alles mag so sein oder auch nicht.

Der Kritiker kann sich dennoch nicht des Eindruckes erwehren, dass es wohl zweierlei ist. Einmal bestimmte Dinge nicht zu essen;
zum anderen das alles auch als Dogma auf den Medizinbereich zu übertragen.
Der Medizinbereich enthält ja ohne Frage auch einige Aspekte, die da dem (nicht tangierten Laien, eben so lange er nicht tangiert ist), geeignet sind, den kalten Schauer über den Rücken zu jagen.
Etwa, dass in bestimmten Konstellationen Ärzte etwa Operationen als unabdingbar ansehen.

Wieviel lieber würde es der Laie doch sehen, hätte er die Gewissheit, ist er jenes Kraut, trinkt er diesen Tee oder nutzt er eine vermeintlich wundersames "Magnetfeld" (versteht sich das Hersteller solcher Geräte die sich fürstlich bezahlen zu lassen), dann würde "alles gut".
Zwei kommentarlose Sätze zum Geschäftsfeld "Magnetfeld" nur aus der Wikipedia:

Satz Nummer eins:
"Die Krankenkassen übernehmen die Kosten nicht. Auch private Krankenversicherungen lehnen die Erstattung oft ab."
Satz Nummer zwei:
"Die vermutete positive Wirkung der Magnetfeldtherapie widerspricht der vermuteten negativen Wirkung von Elektrosmog, obwohl beide auf elektromagnetischen Feldern basieren."

Und was das Preisniveau diesbezüglicher Anbieter anbelangt, siehe ein dem Internet entnommenes Beispiel.

Natürlich wird es immer wieder auf den ersten Blick unkonventionelle Methoden geben.
Beispiel ein Artikel der "Freiburger Zeitung" vom 23. 12. 1929,
mit dem Titel "Schlangengift als Heilmittel".

http://az.ub.uni-freiburg.de/show/fz.cgi?cmd=showpic&ausgabe=01&day=23b2&year=1929&month=12&project=3&anzahl=4

Setzen sich solche Therapien durch, kann wohl auch unterstellt werden, in ihrem Kontext gibt es den Satz nicht.
"Die Krankenkassen übernehmen die Kosten nicht."

Dann wird, selbst wenn solche Geräte sehr teuer sein sollten, immer noch eine Option geschaffen, dass Bedürftige sie etwa in einer Gemeinschaftspraxis nutzen können.
Keinesfalls aber nur daraufhin orientiert. Es käme nur der Privaterwerb in Betracht.

Nun mag man sagen. Sachen die von den Krankenkassen als nicht erstattungsfähig eingestuft werden, mögen vielleicht noch zu neu sein. Ergo noch nicht genügend bewiesen.
Ob dieses noch "zu neu" auch im genannten Beispiel zutreffend ist, darf wohl angezweifelt werden.

Andere glauben an dieses "alles gut" mit anderen Variationen, die hier nicht weiter zu beschreiben sind.

Pech nur, das es etliche Schulmediziner gibt, die nach wie vor der Auffassung sind, das alles ist verdächtig der Quacksalberei nahe, wenn es nicht selbige sogar ist.

Dieser Streit kann und soll hier nicht entschieden werden.
Gleichwohl geht es im Leben auch auf anderen Gebieten, nicht selten drei Schritte vor und zwei zurück.
Ein Dogma etwa, für von Ärzten notwendig erachtete Operationen, grundsätzlich ohne Blut vorzunehmen, ist da wohl eher dem Bereich Archäismus zuzuordnen. Und unter Umständen mit tödlichen Konsequenzen!

Re: Vor fünfzig Jahren
geschrieben von: Drahbeck
Datum: 08. Januar 2010 01:49
Einen seiner Lieblingssätze zitiert "Erwachet!" in der Ausgabe vom 8. 1. 1960.
Ihm zufolge soll ein englischer Historiker, Arnold Toynbee mit Namen erklärt haben:
Der Westen mache einen großen Fehler "weil er den Kommunismus mit den Waffen des Kommunismus bekämpft ... Das Anziehende an der westlichen Demokratie sollte nicht nur die größere Freiheit und der größere Wohlstand, sondern vor allem ihre Religion sein."

Da fühlt sich die WTG aber mächtig "auf die Schulter geklopft". Genau dieses Hoffen und Harren auf den Sankt Nimmerleinstag, war ja schon immer ihr Geschäftsmodell. Und beliebt ein Herr Toynbee ähnliches zu Protokoll zu geben, um so "besser" (zumindest für die WTG).
Irgendwie scheint aber der "Kaufwert" der Toynbee'schen "Münze" doch nicht den Grad erreicht zu haben, den sein "Münzpräger" sich vielleicht selbst erhofft hat.

Die WTG "verpackt" vorgenanntes Zitat in einem Artikel mit der Überschrift "Wo der Kommunismus blüht".
Findet man in ihm etwa auch Ausführungen darüber, wie die Fluchtbewegung aus Ostdeutschland (vor dem Mauerbau) immer größere Dimensionen annahm?
Man findet sie darin nicht; denn auch die würden ja genannte Artikelüberschrift, letztendlich nur desavouieren.

Ergo muss das mit der "Blüte des Kommunismus" sich dann wohl "auf einem anderen Stern" abgespielt haben.

Und siehe da, liest man in genannten "Erwachet!"-Artikel weiter, kann man sogar noch "fündig" werden.
Zwar nicht auf "einem anderen Stern", noch weniger in den eigentlich schon kommunistischen Ländern, wohl aber in einigen westlichen Ländern, wie etwa Italien und Frankreich, wähnt "Erwachet!" dann doch tatsächlich eine "Blüte des Kommunismus" wahrzunehmen.

Hingewiesen wird da auf das kurzzeitige (alsbald von der Kirchenoberen wieder abgeblasene) Experiment sogenannter Arbeiterpriester. Da sollen doch tatsächlich "als eine Schwalbe, die noch lange keinen Sommer macht", einige Funktionäre der Religionsindustrie die "Geistlichentracht mit dem Arbeitskittel" (befristet) ausgetauscht haben.

Nun kennt man solcherlei Experimente auch andernorts. Ein deutscher "Enthüllungs-Schriftsteller" beispielsweise soll sich ja auch dieser Technologie bedient haben, um anschliessend ein "Zerriss" darüber zu publieren, was er da so erlebte. Selten zur Freude jener, die sich dann demaskiert, an den Pranger gestellt sahen.

Und das Experiment der "Arbeiterpriester" ging wohl auch nicht so aus, wie ihre Erfinder sich das eigentlich erträumt hatten. Die träumten doch davon, spielt ein "Pfaffe" mal den Arbeiter, würden anschliessend die tatsächlichen Arbeiter, in grossen Scharen in die Kirche zurückkehren.
Das mit den "grossen Scharen" wurde aber nichts. Ergo wurde jenes Experiment in der Folge, dann auch alsbald wieder abgeblasen.
Aber eine Folgewirkung gab es doch wohl. Eine gewisse "Linksentwicklung" in Teilen der Religionsindustrie.

Und genau diese zu bekämpfen, erweist sich offenbar auch für "Erwachet!" als eine Art Ehrenkodex.
"Erwachet!" wähnt dabei noch einen ganz besonderen Joker in der Hinterhand zu haben, über den die religiöse Konkurrenz so eben nicht verfügen würde. Eben über tatsächliche Arbeiter-Dauerpriester.

Arbeiter also, in ihrer sozialen Funktion, die sich dazu betören liessen, religiöses Opium als "Nonplusultra" anzusehen und zu praktizieren.
Und sagt Herr Toynbee ähnliches, um so "besser" für die WTG.

Toynbee verwandte in seinem Statement aber auch noch die Begriffe von größerer Freiheit und größerem Wohlstand.
Hier aber schon offenbart sich die Brüchigkeit der Toynbee'schen These. Denn für die Vertreter der reinen religiösen Opiummarktwirtschaft, hat auch der Satz eines Paulus eherne Gültigkeit weiter. Der Sklave bleibe Sklave!

Und einer der das unfraglich besonders extensiv auslebt, ist eben die WTG-Religion!
Re: Vor fünfzig Jahren / 2010
geschrieben von: Frau von x
Datum: 08. Januar 2010 13:14
Das Erwachet! für JANUAR 2010 fragt, "IST ARBEIT ALLES?" und meint:
"Zu einem ausgefüllten, sinnvollen Leben gehört natürlich Arbeit dazu. Aber auch die Familie, Freizeit und religiöse Dinge müssen ihren Platz haben. ...
Die Arbeit darf nicht so viel Raum einnehmen, dass einem das Schöne am Familienleben entgeht. Arbeit, Freizeit und Bedürfnisse der Familie in Balance zu halten lohnt sich! ...
Jesu beruhigende Zusicherung hat zahllosen Christen den Anstoß gegeben, ihr Leben zu entkomplizieren. Juliet aus Malaysia erzählt: 'Ich hatte einen Job, der unheimlich anstrengend und frustrierend war. Mein Mann und ich haben deshalb zu Jehova gebetet und ihm gesagt, dass wir unser Leben gern vereinfachen würden. Die Antwort kam prompt: Innerhalb von einem Monat wurde mir angeboten, auf Teilzeitbasis behinderte Kinder zu unterrichten.' "

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Bei der Klärung der Frage: WAS IST DAS JÜNGSTE GERICHT? wird gesagt:
"Wir bewegen uns heute auf den Punkt zu, an dem Gott wie vorausgesagt unter die ganze verdorbene Gesellschaft einen Schlussstrich zieht und schlechte Menschen aus dem Weg räumt."

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Und weiter: "Möchten Sie ein Freund Gottes werden?
In einer abgelegenen Gegend im mexikanischen Bundesstaat Guerrero antwortete eine junge Frau auf diese Frage: 'Ich denke, das ist unmöglich.' Zwei junge Zeuginnen Jehovas zeigten ihr die Broschüre Werde ein Freund Gottes! in ihrer Muttersprache. Die junge Frau war ganz erstaunt, dass es die Broschüre auch in Tlapaneco gibt. Bisher hatte sie in ihrer Sprache nur Veröffentlichungen der Regierung gesehen.
Die beiden Zeuginnen erklärten, diese Broschüre sei ein Beweis dafür, dass der Schöpfer sie liebt. Sie könne ihr helfen, ihn besser kennenzulernen. ..."

Re: Vor fünfzig Jahren
geschrieben von: Drahbeck
Datum: 15. Januar 2010 03:03
Rückblickend bejubelt der "Wachtturm" vom 15. 1. 1960 das Jahr 1938 in der eigenen Organisationsgeschichte.
Was geschah damals so "Epochales".
Nun über zwei WT-Ausgabe verteilt (1. und 15. Juli 1938), gab es da einen WT-Artikel mit dem WTG-Zauberwort "Organisation".
Das dies in WTG-Gefilden ein "Zauberwort" ist, fiel ja schon anderen verschiedentlich auf.
Siehe auch:
http://forum.mysnip.de/read.php?27094,3877,4535#msg-4535
Oder auch das WTG-Video mit dem Titel „Die Organisation, die hinter dem Namen steht".

Man muss dabei keineswegs auf den Herrn Franke etwa verweisen, mit seinen euphorischen 1975-Ausführungen, und den dabei mit enthaltenen Passus:
"Du sagst:'ich warte mal, die haben sich schon einmal blamiert.'
Da habe ich ihm gesagt.
Weißt du, wenn es ums Blamieren geht, dann blamiere ich mich mit der
Organisation!"

Ohne Organisation sehen sich in der Tat etliche, wie "ein Fisch ohne Wasser".
Dafür lassen sich vielerlei Belege heranziehen.
Aber besonders in WTG-Gefilden hat der Begriff "Organisation" schon etwas Fetischhaftes an sich.

Jene WT-Artikel von 1938 bejubelt also der 1960er "Wachtturm" erneut.
Schon einleitend "glänzt" der 38er WT mit der These, Jehovas Organisation (im WT-Text noch extra in Großbuchstaben gedruckt) sei in keiner Weise demokratisch.
Angesichts solcher These, kann dann ja wohl selbst der Herr Papst in Rom mit Minderwertigkeitskomplexen zu tun bekommen.
"Besser" auf den Punkt, bringt der das dann wohl auch nicht.

Die Russellzeit wird dann zur "Eliazeit" verklärt. Selbstredend sei 1938 die "Eliazeit" aber Geschichte, Vergangenheit.

Ergänzt mit der Behauptung:
"Daß das Lehren in den Versammlungen während der "Eliazeit" hinsichtlich der Freiheit der Klassen oder Gruppen oder Versammlungen, ihre Ältesten und Diakone durch Stimmabgabe zum Amte zu wählen, ein Irrtum war."

Und man meint weiter zu wissen:
"Das Erwählen von Beamten oder Dienern nach der demokratischen Methode der Abstimmung durch die Versammlung läßt das Gebot hinsichtlich "der obrigkeitlichen Gewalten" außer acht (Römer 13:1). Nur Gott der Allmächtige und Christus Jesus bilden die obrigkeitlichen Gewalten."
Also die Zirkelschlussverbindung zur Rutherford'schen Obrigkeitslehre von 1929

Weiter WT-Text von 1938
"Es darf keine fehlgeleiteten Anstrengungen, Anstrengungen in falscher Richtung mehr geben, wie Charakterentwicklung ..."
Jene vermeintliche Charakterentwicklung war ja zur vermeintlichen "Eliazeit" das Markenzeichen, mit dem man wähnte sich das "Eintrittsbillet" in den Himmel erkaufen zu können.
Selbst in Splittergruppen, wie etwa der des F. L. A. Freytag, spukte dann noch die "Charakterentwicklung" (zumindest in der Theorie) allerkräftigst herum.
Die aber sei, wie nun der WT zu wissen meint, eine "fehlgeleitete Anstrengung".
Jetzt eben ersetzt durch "Organisation", und da wiederum insbesondere durch das organisierte "Klinkenputzen", respektive (fallweise) auch als "Ölgötzen" in der Landschaft herumstehende menschliche Statuen mit dem "Wachtturm" oder "Erwachet!" in der Hand.

Eine "tolle" Auswechslung der ursprünglichen "Charakterentwicklung" mag man dazu nur sagen.
Wenn das alles dann noch ein Gott so inspiriert haben soll, dann kann man dem wohl blos eines nur noch bescheinigen, die Charakterlosigkeit zum Nutzen des American way of Life!

Zum Weiterlesen:
Parsimony.16640
Dort besonders die letzten Abschnitte mit der Karikatur:
„Wahrlich, wahrlich ich sage Dir Bertrand ..."

Re: Vor fünfzig Jahren / heute
geschrieben von: Frau von x
Datum: 22. Januar 2010 14:36
Zitat:
Drahbeck
Aber besonders in WTG-Gefilden hat der Begriff "Organisation" schon etwas Fetischhaftes an sich.

KD JANUAR 2010 S.1

"... um das Evangelium verkündigen zu können, sind weder eine spezielle Bildung noch besondere Talente entscheidend. ... Durch Jehovas Wort und durch seine Organisation erhalten wir von ihm die nötige Schulung, damit wir die gute Botschaft so verkündigen, wie er es möchte (...)."

Re: Vor fünfzig Jahren
geschrieben von: Drahbeck
Datum: 22. Januar 2010 00:10

"Erwachet!" vom 22. 1. 1960 widmet auch dem Westafrikanischen Land Nigeria einen Artikel.
Zieht man flankierend, etwa die Ausführungen der Wikipedia zu diesem Thema mit heran, ergibt sich wohl ein differenzierteres Bild.
Auch die Wikipedia bescheinigt den dortigen herrschenden Eliten vor allem eines: Korruption.

Das wiederum hat zur Folge das Wesenselement der Religion, "der Seufzer der bedrängten Kreatur" eben auch in diesem Lande, besondere Triumphe feiern kann.

Zur Verteilung des Sektors "Religionsindustrie" ist sicherlich auch die Angabe relevant.
50 Prozent der Bevölkerung islamistisch, 40 Prozent christlich orientiert.
Relevant wohl auch die Angabe über den Anteil der Pfingstbewegung in Nigeria am Christentum. 18%
http://de.wikipedia.org/wiki/Pfingstbewegung

Eine traumhafte Marge für jene Strömung, zumindest im Vergleich etwa zu europäischen Staaten.
Hier aber schliesst sich wieder das Bild zu jenen Kreisen, die in der Frühzeit (vor dem ersten Weltkrieg) in Deutschland auch zur WTG konvertierten.
Der "Steinbruch" dafür war der Sektenflügel der Großkirchen, verharmlosend als "Landeskirchliche Gemeinschaften" tituliert.

Und just zu dieser Zeit kam auch in Deutschland die Pfingstbewegung auf.
Da gab es dann ein "fröhliches Wandern" weg von den Landeskirchlichen Gemeinschaften", hin zu den neuen Konkurrenzangeboten (die ja ideologisch ziemlich ähnlich waren). Auch der WTG gelang es einen Teil von diesem "Kuchen" für sich abzuzweigen.
Und der Fall des frühen WTG-Funktionäre Georg Rabe belegt es auch. So mancher der "Zwischenstation" bei den Pfingstlern machte, landete in der Endstation, dann bei der WTG.

Es kann weiter unterstellt werden, die islamistischen Teile dürften sich für die WTG als besonders steiniger Acker erweisen. Ihre Triumphe kann sie also überwiegend nur in dem christlich orientierten Teil dieses Vielvölkerstaates feiern.
Ein Schlaglicht bildet dann wohl auch die Angabe der Wikipedia:
"Das Scharia-Strafrecht sieht schon jetzt in den 12 nördlichen Bundesstaaten Nigerias für homosexuelle Menschen die Todesstrafe durch Steinigung vor."

Ein Nigeria bezüglicher Text, definiert dazu ergänzend:
"Die Armut hat einen grossen Anteil an der Popularität der Sharia. Die Armen und die Jugendlichen sehen in der Sharia die Antwort auf Korruption, Armut, Arbeitslosigkeit und Ungleichheit."
www.livenet.ch/www/index.php/D/article/190/12675/
Eine neue Nigeria bezügliche Meldung ist auch:
www.jesus.de/blickpunkt/detailansicht/ansicht//161859offenbar-mehr-als-200-tote-nach-blutigen-unruhen.html

"Erwachet!" redete im Jahre 1960 von einer dortigen Bevölkerungszahl von 33 Millionen.
Die Schätzungen der Wikipedia in der Neuzeit hingegen beziffern bis zu 140 Millionen.

Ob unter diesen Konstellationen die Politik eines Herrn Papstes in Rom in Sachen Kondome, wohl "der Weisheit letzter Schluss ist", darf man wohl mehr als berechtigt, anzweifeln.
Aber auch das genannte Beispiel aus dem Bereich Islamismus, stimmt dann ja wohl alles andere als "hoffnungsfroh".

Der 1960er "Erwachet!"-Artikel endet mit dem Jubelausruf:
"Die christlichen Missionare, die in Nigeria ihr Werk verrichten, sagen, daß es nichts Schöneres gebe, als den bibelgläubigen Nigeriern die gute Botschaft vom Reiches Gottes zu überbringen."

Und just für die Zeit um 1960 nennt die WTG eine Verkündigerzahl der ihr Hörigen dort, von 27.000, was zu dem Zeitpunkt sicherlich eine der größeren Länderzahlen war, und wohl auch die Motivation für jenen "Erwachet!" Artikel abgab.
Im Jahre 1928 hatte man dort eine Zahl von 7 Verkündigern genannt.
Aber schon im Jahre 1942 konnte "Consolation" (7. 1. 1942) einen Jubelbericht über Nigeria, angereichert mit einem Bild, präsentieren.

Ein weiterer WTG-Jubelbericht über Nigeria in "Consolation" vom 3. 3. 1943.
Nun, im Jahre 2009, wurden dort (rund) 312.000 genannt.
Um solcherlei Zahlen zu bewerten ist wohl insbesondere auch die Verhältniszahl zur Gesamtbevölkerung relevant. Und die betrug im Jahre 2009 1 zu 448.
Es kann unterstellt werden, wäre der Islamismus in Nigeria nicht so relevant, würde wohl diese Verhältniszahl bedeutend anders aussehen.
Als Beispiel für letztere These, sei nur auf das gleichfalls afrikanische Sambia verwiesen, mit einer dortigen Verhältniszahl von 1 zu 81 im Jahre 2009.

Ein weiteres Handicap benennt der 1960er "Erwachet!"-Artikel.
Zitat: "Ein großes Hindernis für das Werk der Zeugen Jehovas ist das verbreitete Analphabetentum. In gewissen Provinzen sind bis 90% der Bevölkerung des Lesens unkundig."

Aber auch diesem Aspekt weis die WTG noch etwas "Gutes" abzugewinnen, wenn sie weiter jubelt:
"Aber des Lesens unkundig zu sein, ist noch lange kein Beweis einer mangelnden Intelligenz. In den meisten Fällen hatten diese Leute lediglich keine Gelegenheit eine Schule zu besuchen. Viele des Lesens unkundige Personen sind geistig sehr rege, nehmen in den Dörfern eine führende Stellung ein, sind fähig, Probleme zu erfassen und vernünftige Argumente zu verstehen. Diesen Leuten muß man Gedanken mit Hilfe von Bildern und Worten übermitteln. Des Lesens unkundige Personen setzen andere, die Lesen und Schreiben können, durch ihr glänzendes Gedächtnis oft in Erstaunen. So kann es vorkommen, daß eine Person, die nicht lesen kann, einem Zeugen alles, was sie vorige Woche im Studium behandelt hatten, wiederholen und auch die Bibeltexte anführen kann, die besprochen worden sind."

Unabhängig von der individuellen Ausprägung kann also der Religionsindustrie in Gesamtheit bescheinigt werden, in Nigeria besondere Triumphe zu feiern.
Unsereins würde diese Triumphe dann noch so kommentieren.
Die Bevölkerung wähnt von der Religionsindustrie "Brot" (und sei es nur symbolisches) zu bekommen, dass sich als Steine, als Ballast entpuppt.

Re: Vor fünfzig Jahren
geschrieben von: Drahbeck
Datum: 01. Februar 2010 03:49
Im betont herablassenden Ton, kommentiert die "Wachtturm"-Ausgabe vom 1. 2. 1960 das nunmehr angebrochene Weltraumzeitalter.
Etwa wenn man meint, der Mensch sei mit "Hilfe seiner Meßinstrumente Hunderttausende von Kilometern in den Weltraum eingedrungen, um einige seiner Geheimnisse kennenzulernen. Doch trotz all dieser Kenntnisse hat der Mensch nicht den Zugang zum Himmel, zur Wohnstätte Gottes erlangt."

Und weiter geht der WTG-Kommentar mit der Aussage:
"Ja obwohl er die bodenlosen Tiefen des Weltraumes zu ergründen sucht, ist der Mensch als Wissenschaftler gar nicht daran interessiert, mehr Erkenntnis über Gott den Schöpfer zu gewinnen."

Und da dürfte dann "der Hund begraben liegen".
Auch die WTG als massiver Verfechter eines mystischen Weltbildes, sieht, dass diese Bemühungen, eben nicht zur Stützung jenes mystischen Anti-rationalistischen Weltbildes beitragen.
Ja, wenn denn die Wissenschaftler vielleicht vor Startbeginn einer Rakete, einen "Gebetsteppich" ausgebreitet, ellenlange Gebete im Stile des katholischen "Ave Maria ..." oder ähnliches von sich gegeben, und das möglichst stundenlang, bis ihnen dann vielleicht wieder einfiel. Wir wollten doch eigentlich keine Gebetsveranstaltung zelebrieren, sondern nur eine Weltraumrakete losschicken.

Wäre es im vorskizzierten Sinne abgelaufen, dann, aber nur dann, wären vielleicht auch die WTG-Mystiker bereit, zu einem Modus vivendi mit der Weltraumfahrt zu gelangen.
Da die Wissenschaftler aber jene Verbeugungen vor dem Mystizismus als überflüssigen Ballast ansehen, kann auch der WTG-Mystizismus ihnen nichts Gutes abgewinnen.
Und so sucht man den wortreich, jene Weltraumfahrt-Anstrengungen madig zu reden.
Die Frage ist allerdings was da wirklich madig ist; nämlich das mystizistische Weltbild!

Gibt es dann mal Katastrophen, etwa wie im Falle der Titanic, dann wähnen sich die Mystizismus-Apostel wieder oben auf!
Dann kennt ihre Häme keine Grenzen.
Und genau von diesem unseligen Geist ist auch der WTG-Mystizismus beseelt!

Siehe dazu auch
http://forum.mysnip.de/read.php?27094,31513,31513#msg-31513

Dort auch weiterleitende Links
Re: Vor fünfzig Jahren / heute
geschrieben von: Frau von x
Datum: 04. Februar 2010 13:11
Zitat:
Drahbeck
..., kommentiert die "Wachtturm"-Ausgabe vom 1. 2. 1960 das nunmehr angebrochene Weltraumzeitalter.
Etwa wenn man meint, der Mensch sei mit "Hilfe seiner Meßinstrumente Hunderttausende von Kilometern in den Weltraum eingedrungen, um einige seiner Geheimnisse kennenzulernen. Doch trotz all dieser Kenntnisse hat der Mensch nicht den Zugang zum Himmel, zur Wohnstätte Gottes erlangt."

WT vom 1.2.2010 S.4

"... Was hat Jesus über den Himmel gesagt?
Er bestätigte, dass der Himmel der Ort ist, wo Jehova Gott wohnt. Allerdings verwendete Jesus das Wort "Himmel" in mehr als nur einer Bedeutung. ... Aber Jehova wohnt außerhalb der Erdatmosphäre. ...
Lebt der Vater, "der im Himmel ist", dann vielleicht weiter draußen im All? ...
Nein, Jehova Gott muss nicht im Weltall wohnen, das er geschaffen hat, genauso wenig wie ein Schreiner in einem Schrank wohnen muss, den er gemacht hat. ...
Die Menschen haben mit modernen Teleskopen das Weltall durchforscht und manche sind sogar in das Weltall geflogen. Aber an dem, was die Bibel sagt, hat sich dadurch nichts geändert: "Kein Mensch hat GOTT jemals gesehen" (Johannes 1:18). Jesus erklärte den Grund dafür: "Gott ist ein Geist" (Johannes 4:24).
... 

Re: Vor fünfzig Jahren
geschrieben von: Drahbeck
Datum: 08. Februar 2010 02:22
Fünf Druckseiten ist "Erwachet!" vom 8. 2. 1960 ein Bericht aus Neuseeland wert.
Da empfiehlt es sich die Gesamt-Rahmenbedingungen mit im Blick zu haben.
Im Jahre 2003 etwa betrug dort die Verhältniszahl zur Gesamt-Bevölkerung 1 zu 295.
(im Jahre 2009 dann 1 zu 307 was vielleicht noch als im Toleranzbereich liegend, gewertet werden kann. Rund 14.000 ZJ im Jahre 2009 dort).
Im internationalen Maßstab ist diese Zahl sicherlich eine der besseren.
Obwohl auch die USA eine der besseren Verhältniszahlen aufweisen (2009 1 zu 262) ist so gesehen, Neuseeland ziemlich nahe daran. Die USA haben dann Neuseeland auch erst etwa ab 1990 überrundet.
Zieht man europäische Länder zum Vergleich mit heran (Deutschland im Jahre 2009 1 zu 494) ist der Eindruck, eine der besseren WTG-Zahlen zusätzlich bestätigt.

Also man meint in Neuseeland "wer zu sein". Und dies trotz des Umstandes, dass es dort zu Zeiten des zweiten Weltkrieges ein zeitweiliges Verbot der WTG-Tätigkeit gab.

Eine Neuseeländische Besonderheit sind dann wohl die "War-Memorial"-Säle. Und um die nun drehte sich die WTG-Begierde.
Auch die WTG muss in ihrem Text die Definition der "War-Memorial"-Säle wiedergeben.
Als Gebäude, welche mit öffentliche Mitteln zum Andenken an die Gefallenen erbaut wurden.

Und just in diesen so gewidmeten Gebäuden, wünschte auch die WTG ihre Veranstaltungen durchzuführen. Das klappte dann zwar einige Male; dann aber machte sich zunehmender Widerstand dagegen bemerkbar.
Und dieser Widerstand wurde besonders vom "Verein ehemaliger Soldaten" initiiert, den es auch weitgehend gelang, seine Sicht der Dinge, bei den zuständigen Behörden durchzusetzen.
Man pochte also gemäß dem Namen dieser Säle darauf, dass die nicht mehr Kreisen zur Verfügung ständen (wie der WTG) die man an diesen Örtlichkeiten als unpassend ansieht.

Die WTG indes wähnte besonders in der folgenden juristischen Auseinandersetzung betonen zu können. Die Säle seien mit öffentlichen Mitteln erstellt worden.

Das die WTG ihr Mäntelchen in den Wind hängt, verdeutlicht dann auch ihr Verteidigungsargument, bezugnehmend auf ihr Buch "Gott bleibt wahrhaftig", wo daraus "Erwachet!" auch den Passus zitiert:
"Jehovas Zeugen ... stellen ...sich nicht jemand entgegen, der in den bewaffneten Heerestruppen irgendeiner Nation zu dienen wünscht, noch widersetzen sie sich den Bestrebungen, durch Aushebung von Truppen ein Heer aufzustellen."

Jener bereits genannte Verein Ehemaliger Soldaten, mag das wohl anders sehen, was dann ja auch sein Widerstand deutlich macht.
Jedenfalls war es der WTG wert, diesen Streit bis vor den Obersten Gerichtshof dort zu ziehen.
Da der nun für die WTG entschied, ist das dann "Erwachet!" seinen Jubelbericht wert.

Dennoch kommt man nicht umhin der Verwunderung Ausdruck zu geben, dass die WTG darauf bestand, so gewidmete Säle nutzen zu können.
Das wäre in etwa das ähnliches wie in Berlin der Bendlerblock.
www.gdw-berlin.de/ort/ort-a-d.php
Der war zu Nazizeiten militärische Kommandostation. Nach 1945 dann für andere Zwecke genutzt, unter anderem für Erinnerungs-Ausstellungen im Kontext des 20. Juli 1944.
Und da gibt es halt auch für Konferenzen geeignete Säle.
Nun hat sich die WTG (direkt) in der Tat nicht darum gemüht, letztere genannte Säle für ihre Zwecke zu mieten.

Immerhin, eine Zeugen Jehovas bezügliche Filmpremiere, gab es da ja schon mal.
Nun mag man lediglich entschuldigend hinzufügen. Aber nicht von den Zeugen Jehovas selbst initiiert. Das ist wohl wahr.
Wahr ist aber auch, aus welchen Kreisen sich das Publikum bei jener Filmpremiere in hohem Anteil zusammengesetzt haben dürfte:
www.bendlerblock.de/prog/film.php?id=159&datum=12.%20September%202004&zeit=11%3A00
Und auch sonst gab es dort schon mal thematische Filme; beispielsweise von dem nicht unbekannten Herrn Poppenberg.
www.bendlerblock.de/prog/film.php?id=65&datum=30.%20September%202007&zeit=11%3A00

Insofern muss man bald sagen; soviel anders liegt der Fall Neuseeland dann auch nicht.
Geschäft ist halt Geschäft!

Exkurs:
Der von "Erwachet!" zitierte Passus aus "Gott bleibt wahrhaftig" (1. Aufl.) ist dort der Seite 256 entnommen (obwohl "Erwachet!" diese Seitenverifizierung nicht vornimmt).

Man kann sich des Eindruckes nicht erwehren, "Erwachet!" zitiert etwas unvollständig
Der fragliche Passus (diesmal ohne relevante Kürzung) lautet eigentlich auf S. 256:

"Jehovas Zeugen sind nicht gegen solche, die die Fahne irgendeiner Nation grüßen oder sie zu grüßen wünschen. Sie sind auch nicht die Gegner von irgend jemand, der in den bewaffneten Heerestruppen eines Staates dient, noch bekämpfen sie den Wunsch jemandes, der das tun will. Jehovas Zeugen widersetzen sich auch nicht den Bestrebungen irgendeines Staates, durch Aushebung seiner Mannschaft ein Heer aufzustellen. Wenn jemand eine Fahne grüßen oder in die bewaffneten Heeresstreitkräfte irgendeiner Nation eintreten möchte, so hat er das Recht dazu, und Jehovas Zeugen betrachten es für sich als verkehrt, das Bestreben solcher Leute zu bekämpfen oder solche zu verurteilen. Sie suchen nicht die Welt zu einer Verweigerung des Fahnengrußes oder des Tragens von Waffen zu bekehren."

Der Kontext ergibt somit. Die zitierte Aussage ist eigentlich eingeordnet in die Thematik Flaggengruß.
Gleichwohl nimmt besagtes Buch auch direkt zum Thema Wehrdienst Stellung, insbesondere einige Seiten vorher.
Das fragliche (18.) Kapitel ist überschrieben "Grußzeremonien und Politik".
Schon einleitend wird dort die These aufgestellt (S. 243)

"Sowohl Minister wie Gesandte dienen ihren Herrschern im Auslande. Jehovas Zeugen der Gegenwart sind Minister oder Diener und Gesandte des Königreiches Gottes, des Allmächtigen, seiner theokratischen Herrschaft, die unter Christus Jesus steht."

Weiter behauptet man:
"Der Gesandte einer Auslandsmacht ist auf Grund der Gesetze dieser Welt vom Steuerzahlen befreit, und er braucht der Regierung des Landes, in dem er sich aufhält, keinen Treueid zu leisten, und ist auch von irgendwelchen politischen Verpflichtungen entbunden. Die Nation, in der er wohnt, besitzt keine Befugnis, ihm irgendeine Verordnung aufzuerlegen, die ihm die Erfüllung seiner Aufgabe erschwert oder ihn darin behindert."

Man möchte also einen Exterritorialen Status für sich reklamieren.
Man behauptet dann weiter (S. 245/246):
"Die Predigttätigkeit, die Jehovas Zeugen als Diener Gottes ausüben, berechtigt sie, auf Dispens von militärischer Ausbildung und Dienst in der bewaffneten Armee des Landes, wo sie wohnen, Anspruch zu erheben. Dieser Dispens-Zustand befreit Jehovas Zeugen z. B. in den USA. auch von der Verpflichtung, Arbeit für die Regierung zu tun, wie sie sonst von denen verlangt wird, die aus Gewissensgründen den Militärdienst mit und ohne Waffen nicht erfüllen können".

Es wird also ein in den USA erreichter Privilegierungsstand zum "Maß aller Dinge" erklärt.

Weiter gibt es denn noch die These zu lesen (S. 247)
"Noch aus einem weiteren Grunde beansprucht jeder Diener Gottes des Allmächtigen als Nachfolger Christi Jesu Dispens von militärischer Ausbildung und Dienst: Er ist im Heere Christi Jesu und dient als Kriegsmann des von Jehova bestimmten Gebieters Christus Jesus."

Da ist man dann schon nahe an der von der WTG auch postulierten These (S. 246):
"weil Jehovas Zeugen Prediger oder Diener des Evangeliums und nicht religiöse, politische oder akademische Pazifisten sind."

Und andernorts kann man dann im WTG-Schrifttum noch etwas deutlicher lesen:

("Wachtturm" 1951 S. 86)

Nun sieht man an einem aktuellen Beispiel, dem, das eine Familie die darauf besteht, ihre Kinder nur per Homeschooling zu unterrichten, es aber strikt ablehnte, selbige in öffentliche Schulen zu senden. Das in der weiteren Zuspitzung des Falles diese Familie dann von Deutschland nach den USA auswanderte, dort wegen ihrer Isolationsforderung "politischen Asyl" gewährt bekam, das wegen dieser religiösen Spinner und Isolationisten, Deutschland keineswegs bereit ist, seine Politik an den von diesen gewünschten Status anzupassen.
www.spiegel.de/schulspiegel/wissen/0,1518,674309,00.html

In dem konkreten Fall kann man dann vielleicht unterstellen. Soziologisch zum Mittelstand gehörend. Finanzielle Aspekte so als zweitrangig wertend.
Mit dem Umstand leben müssend, dass seine angestammte Umwelt nicht unbedingt, seine religiöse Weltsicht teilt. Macht nichts die trotzige Antwort. Kennt man auch andernorts, etwa bei den Zeugen. Er mag also seine Auswanderung verkraften. Viel interessanter wäre die Frage, wie deren Kinder (im Rückblick sagen wir mal von etwa 1 ½ Jahrzehnte) diesen "Kulturschock" verkraften. Und ob denen nicht letztendlich einen Bärendienst erwiesen wird..
Auch die Zeugen standen, im Kontext der aufgeheizten Stimmung in den USA, in Sachen Flaggengruß, schon einmal vor einer ähnlichen Ausgangslage. Deren Entscheidung allerdings.

Homeschooling nur als allerletzten Ausweg; nicht aber generell anvisiert. Und zur damaligen Begründung auch auf die (damalige) soziologische Struktur der Zeugen in den USA verweisend. Keine "Mittelstand"- sondern eine "Unterklassen"-Religion (damals). Da sah selbst die WTG ein, die Kosten die jenes Homeschooling mit beinhaltet, sind einfach zu hoch (da aus eigener Tasche zu zahlen), und die könne man der Anhängerschaft nicht auch noch aufbürden.

Das nun nicht deshalb dass die WTG bei letzteren besondere "Skrupel" hätte; wohl aber in der Einsicht. Ein Rad kann auch überdreht werden. Indes neuere Beispiele aus England belegen, dass dort von Zeugen Jehovas-Kreisen, die dort mögliche Option des Homeschooling auch genutzt wird. Und prompt stellen sich auch zu befürchtende "Nebenwirkungen" dabei mit ein.
Siehe dazu auch:
http://forum.mysnip.de/read.php?27094,46206,46206#msg-46206

Jene elitären Mittelstandskreise, die da wähnen ihre Ambitionen in Sachen Homeschooling um jeden Preis durchsetzen zu sollen, dienen dann wieder anderen Fürsten der Religionsindustrie, um andere ihrer Schäfchen zu animieren, verausgabt euch bitte im gleichem Umfange (wenn es denn geht vielleicht noch ein bisschen "mehr"). Und da offenbart sich dann der Fluch der bösen Tat.

Die animierten Nachfolger sind dann vielfach solche, die sich diesen Luxus eigentlich nicht leisten können, aber der Gruppendruck nötigt sie dann, ihrem fragwürdigen Vorbild nachzueifern.
Und dann muss man dem Auswanderer auch noch vorhalten; warum ausgerechnet in die USA ausgewandert? Am besten wäre doch eine weltferne Urwaldsiedlung im Stile eines Jim Jones.
Von ihrem geistigen Level sind diese Auswanderer dem Jim Jones auf jeden Fall ebenbürtig!

Das ist dann zwar ein thematisch anders gelagerter Fall, gleichwohl auch ein Beleg für die These.
Was religiöse Narren wollen, kann nicht immer das Maß aller Dinge sein, auch wenn sie den vom Religiösen Obernarrenland USA, fallweise Unterstützung erhalten mögen.

Noch ein weiterer Exkurs:
Wenn man im Internet etwa auf Schrifttum der "klassischen" Nazis und auch der Neonazis stößt, etwa massiv integriert auch auf dem US-amerikanischen Portal "Scribd", das wiederum eindeutig kommerziell ausgerichtet ist. Aber es gäbe da noch einige andere Seiten an die da zu denken wäre. "Scribd" ist im Prinzip ein englischsprachiges Portal, deren Verantwortliche geoutet werden könnten, wenn man denn "wollte".

Aber bei den USA-Geschäftmachern will schon mal keiner "wollen".
Eine skrupellose Krähe pflegt der anderen skrupellosen Krähe eben nicht zu nahe zu treten.
Dann gibt es auch noch in diesem Bereich eindeutig Deutschsprachige Portale, die nicht unbedingt immer auch werbeüberfrachtet sind.
Allen gemeinsam jedoch. In den USA gehostet, und die Deutschsprachigen ziehen es vor das Versteckspiel zu spielen: "O wie gut das niemand weis, dass ich Rumpelstilzchen heiss".
Insofern ist die Unterstützung durch die USA, solch zweifelhafter Gestalten, wohl eine Angelegenheit, die man durchaus kritisch hinterfragen kann.

Um das mal an einem Beispiel zu verdeutlichen.
Alfred Rosenberg (1945 als Hauptkriegsverbrecher hingerichtet) dessen "Hauptwerk", "Der Mythus des XX. Jahrhunderts" mir in Bezug auf die deutsche Kirchengeschichte, durchaus etwas sagt. Und weil das so ist, hatte ich mich für dieses Buch eben auch mal interessiert.
Zu DDR-Zeiten war dabei allerdings, die kaum unerwartete Erfahrung zu sammeln.
Nur in den "Abteilungen für spezielle Forschungsliteratur" der Berliner Staatsbibliothek (respektive ihres Pedants auch in Leipzig) einsehbar. In keiner anderen wissenschaftlichen Bibliothek in ganz Ostdeutschland.

Dann kam das Ende der DDR. Und auf deutschsprachigen Neonazi-Seiten, schon mal etwas weiter oben, beschrieben, konnte man es auch im Internet aufgabeln.
Nun muss ich ja dem Hitler sogar recht geben, wenn er sagt. Den Roenberg'schen "Schinken" liest kaum einer wirklich von Anfang bis Ende. Die meisten geben vorher entnervt auf. Recht hat er genannter Herr, in diesem Punkt.

Jetzt interessiert mich, wie hält es denn Google bei seinem Bucheinscann-Programm, bei diesem Buch
Allenfalls Bruchstücke (aber nicht das gesamte Buch) kann man so bei Google sichten.
Wie anders hingegen bei "Scribd" gibt man dort diesen Verfassernamen ein, bekommt man eine ziemlich lange Liste sonstigen Gewäschs präsentiert, mit der ausdrücklichen Option zum Download, wohl für für dort Registrierte, was aber angesichts von Eintages eMail auch keine sonderliche Hürde sein dürfte.

Noch ein Beispiel. Der Freistaat Bayern hat als juristischer Rechte-Inhaber, bisher (fast) alle Deutschsprachigen Ausgaben von Hitlers "Mein Kampf" verhindert. Das stört Neonazis zwar nicht sonderlích. Die können sich auch andernorts im Internet damit versorgen.
Was aber macht "Scribd"? Da wird jenes Hitler'sche Elaborat in fast allen bedeutenden Weltsprachen angeboten (außer in diesem Falle vielleicht) der Deutschen.
"Scribd" verschafft damit dem Hitler eine Publizität, wie sie selbst noch nicht mal die bekennenden Neonazi-Seiten bieten.

Damit macht sich diese USA Plattform zum Hehler der Nazis.
Wer so skrupellos ist, kommerziell ausgerichtet, das zu praktizieren. Über den noch viele weitere Worte zu verlieren, ist wohl zuviel der unverdienten "Ehre".

[Am Rande vermerkt. Einen Text von mir über den Mickey Spillane hat "Scribd" offenbar auch in sein Portefeuille mit aufgenommen. Da Spillane der US-Staatsbürgerschaft zuzurechnen ist, erklärt sich das diesbezügliche Interesse, vielleicht. Ungeklärt indes ist. Wer hat den Text dort eingestellt? Ich jedenfalls nicht. Auf diese ausdrückliche Feststellung lege ich meinerseits wert. Gleichwohl erhebe ich ja keine Copyright-Ansprüche. Insofern bewegt sich dieser Fall im Bereich des Zulässigen].

Um nochmals einen Abschlusssatz zu Neuseeland zu sagen.
Wenn also auch Neuseeland sagte, wenn die USA die Zeugen Jehovas privilegieren, dann müssen wir das keineswegs auch so halten, dann ist das durchaus nachvollziehbar.

Re: Vor fünfzig Jahren
geschrieben von: X ~ mysnip
Datum: 13. Februar 2010 21:31

Drahbeck
Weiter gibt es denn noch die These zu lesen (S. 247)
"Noch aus einem weiteren Grunde beansprucht jeder Diener Gottes des Allmächtigen als Nachfolger Christi Jesu Dispens von militärischer Ausbildung und Dienst: Er ist im Heere Christi Jesu und dient als Kriegsmann des von Jehova bestimmten Gebieters Christus Jesus."

Gebieter ist Christus Jesus. Wer behauptet Christus Jesus auf Erden zu vertreten?

WTG-Buch 2008 BEWAHRT EUCH IN GOTTES LIEBE S. 43
,,Jesus hat den ,,treuen und verständigen Sklaven" beauftragt, für Gottes Volk zu sorgen ... Dieser wird durch die leitende Körperschaft der Zeugen Jehovas vertreten."

,,Sie kämpfen nur, wenn Gott ihnen dies zu tun gebietet ... "

("Wachtturm" 1951 S. 86)

Wenn Gott dies gebietet? Wer beansprucht für Gott zu sprechen?

WTG- Buch 2008 BEWAHRT EUCH IN GOTTES LIEBE S. 39
,,Jehova redet natürlich nicht direkt mit uns, sondern lässt sein Wort sprechen und gebraucht Menschen als seine Vertreter."

,,Die leitende Körperschaft der Zeugen Jehovas"
http://forum.mysnip.de/read.php?27094,25890,30916#msg-30916

Wer kann gebieten zu kämpfen?

Re: Vor fünfzig Jahren
geschrieben von: Drahbeck
Datum: 15. Februar 2010 03:30
"Wer schreibt die Publikationen der Watch Tower Society, und welche Bildung besitzen deren Verfasser?" fragt eine im "Wachtturm" vom 15. 2. 1960 abgedruckte Leserfrage.
Und, wie fiel die Antwort aus?
Einige Worte (viele Worte mag man ja nicht unbedingt sagen) und erheblich wenig an Substanz.
An Plattitüden indes wird nicht gespart. Etwa die, "daß die Personen, die für den Stoff verantwortlich sind, der in die Publikationen ... aufgenommen wird, in erster Linie den heiligen Geist besitzen müssen."

Ob sie den solchen haben, wäre wohl eher eine Frage die auch anders als es die WTG sehen möchte, beantwortbar ist.

Der Engländer Alan Rogerson formulierte mal in seinem Zeugen Jehovas bezüglichem Buch:
"Nach langer Bekanntschaft mit der Literatur der Zeugen kommt man zu dem Schluss, dass sie in einem intellektuellen »Dämmerzustand« leben.
Die meisten Mitglieder — und sogar die Führer — sind nicht sehr gebildet und auch nicht sehr intelligent. Wenn sich ihre Literatur auf Gebiete der Philosophie, der akademischen Theologie, der Naturwissenschaft oder einer anderen strengen geistigen Disziplin begibt, sind ihre Ideen im besten Fall ein Spiegel weitverbreiteter Missverständnisse und im schlimmsten Fall barer Unsinn."


Nun mag Rogerson - vielleicht - zugespitzt formuliert haben. Indes namentlich der Anonym-Status der WTG-Publikationen bestätigt diesen Fakt durchaus.
Man hat "Erwachet!" beispielsweise - nicht zu unrecht - etwa mit der Zeitschrift "Readers Digest" gelegentlich verglichen. Die bringt auch vieles, und viel seichtes.
Da können sich die Herrschaften dann wohl gegenseitig gratulieren, wenn sie es denn mögen sollten.

In einem älteren Posting (26. Jan 1999) meinte ein User mal, und da hat er sicherlich die Sachlage zutreffend erfasst:
"Und noch ein kleiner Nachtrag: mir fällt ein, dass man früher gerne auf verschiedene Auszeichnungen verwiesen hatte, die Erwachet als Zeitschrift von Zeit zu Zeit bekam und recht stolz darauf war.
Verschiedene Artikel waren/sind auch gut, oft auch nützlich, wenn auch nur auf Readers Digest Level oder Grundschulniveau und für breitere Volksschichten gedacht ...
Da hatte es mich schon vor vielen Jahren amüsiert, wenn Älteste oder Kreisaufseher allen Ernstes meinten, wer Erwachet regelmässig lese, habe eine bessere Bildung als ein Universitätsabsolvent.
Ob der liebe Quackenbush auch so gedacht hatte ? Er war ja lange Jahre Chefredakteur des Erwachet hatte dann einmal erhebliche Probleme mit Brooklyn, ging und kam wieder zurück. sein Name hat mit Quacksalber natürlich nichts zu tun - ehrlich!

Und Gilead wird ja auch als gerne Universität bezeichnet. Na ja wenn ich mir so die Absolventen, ihre Voraussetzungen und ihre Inhalte anschaue ??
Lieb gemeint und ich will nicht einmal sarkastisch sein. Ach, ich kann's mir nicht verkneifen: Wer Thomas Gottschalk nur oft genug anschaut, erfährt auch eine gewisse Bildung??"


Anmerkung. Im Cole-Buch wird der genannte Colin Quackenbush (für die 1950er Jahre), als "großer Gelehrter" gefeiert.
Gelegentlich, etwa im Buch des Raymond Franz, erfährt man schon mal Namen der Verfasser des WTG-Schrifttums.

Nach Franz habe ein Reinhard Lengtat das WTG-Buch
"Ist mit dem jetzigen Leben alles vorbei" und auch "Wähle den besten Lebensweg" verfasst.
Für "Das Leben hat doch einen Sinn" und "Kommentar zum Jakobusbrief" nennt er Edward Dunlap.
Für "Das Familienleben glücklich gestalten" bezeichnet er als Hauptautor Colin Quackenbush.
Von sich selbst sagt Franz:
"Zum Zeitpunkt meines Rücktritts trug ich die redaktionelle Verantwortung für ein Buch über das Leben Jesu Christi, dessen Verfasser Ed Dunlap sein sollte."

Einem Beispiel der Quackenbush'schen "Gelehrsamkeit" kann man in der "Awake!" Ausgabe vom 8. Januar 1947 begegnen.

"Ist Aluminium giftig?" wird da schon in der Überschrift gefragt.
Das darf man wohl noch als Ausläufer der Anti-Aluminium-Kampagne der WTG, seinerzeit im "Goldenen Zeitalter" deuten. Und prompt wird da ein gewisser Dr. Betts der schon in früheren Anti-Alumiminum-Artikeln der WTG als Autorität bemüht wurde, erneut mit zitiert.
Jedenfalls scheint das deutsche Pedant von "Erwachet!" jenen Artikel nicht mit übernommen zu haben. Das war auch schon im Falle vom "Goldenen Zeitalter" und "Trost" so, die auch nur einen Teil der amerikanischen Vorlage übernahmen..
Und offenbar galt das auch noch für die ersten Jahrgänge von "Erwachet!" so bis etwa 1952.

Re: Vor fünfzig Jahren / heute
geschrieben von: Frau von x
Datum: 18. Februar 2010 16:50

Drahbeck
In einem älteren Posting (26. Jan 1999) meinte ein User mal, und da hat er sicherlich die Sachlage zutreffend erfasst
"...
Und Gilead wird ja auch als gerne Universität bezeichnet. Na ja wenn ich mir so die Absolventen, ihre Voraussetzungen und ihre Inhalte anschaue ??
..."

WT vom 1.FEBRUAR 2010 S.29/30:

127. GILEAD-ABSCHLUSSFEIER

Missionare "bis zum
entferntesten Teil der Erde"


JESUS gab seinen Nachfolgern den Auftrag, Zeugen für ihn zu sein, ... . Diesen Predigtauftrag nehmen Jehovas Zeugen sehr ernst.
So haben die an der Wachtturm-Bibelschule Gilead ausgebildeten Missionare seit 65 Jahren eine wesentliche Rolle dabei gespielt, dass heute in über 200 Ländern und Territorien gepredigt wird. Am Samstag, den 12.September 2009 feierten 56 weitere erfahrene Prediger den Abschluss ihres fünfmonatigen Missionarkurses in Patterson (New York, USA).
:::
David Splane von der leitenden Körperschaft stützte seinen Vortrag ... auf 2.Timotheus 2:2. Timotheus wurde hier von Paulus angewiesen, treue Diener Gottes zu schulen. Dabei sollte er ihnen nicht nur biblische Lehren vermitteln, sondern sie auch dazu animieren, andere zu schulen. ... Bruder Splane riet den Missionaren, gleich beim ersten Bibelstudium damit zu beginnen.
... Im Übrigen könne man Neuen ans Herz legen, pünktlich zu sein, das Predigtwerk finanziell zu unterstützen und die zu achten, die bereits Verantwortung tragen.

Re: Vor fünfzig Jahren
geschrieben von: Drahbeck
Datum: 22. Februar 2010 05:29
"Wie sollten Christen den Boxsport betrachten?" fragt "Erwachet!" in seiner Ausgabe vom 22. 2. 1960.
Auch zu späteren Zeitpunkten, etwa im "Wachtturm" vom 1. 10. 1981, lassen sich ablehnende WTG-Voten dazu nachweisen, was ja an sich nicht verwundert.
In "Erwachet" vom 22. 12. 1980 gab es dann auch noch einen "Wir strebten nach Ruhm im Boxring" überschriebenen Artikel, welcher eine ähnliche Tendenz herüberbringt.
Nun sei es der WTG unbestritten, dass sie zu diesem Thema eine ablehnende Haltung einnimmt.
Allenfalls wäre zu fragen, wie konsequent sie denn dabei ist.

In Sachen Wehrdienst (sicherlich auch ein Faktum dass rein moralisch gewertet nicht jedem behagt) konnte man schon mal von der WTG vernehmen, Jehovas Zeugen würden dann kämpfen, wenn Jehova es befiehlt. Es käme also auf den „rechten" Befehlshaber an. Und weiter, sie würden auch niemand daran hindern Wehrdienst zu absolvieren, der nicht zu ihnen gehöre.

Und selbst der eigenen Anhängerschaft offeriert man da ein "Gummiband-Gewissen" als Motivationslage. Das "Gewissen" soll also die Entscheidung im Sinne der WTG bewirken, sie selbst möchte aber - namentlich in juristischer Wertung - sich "nicht die Finger schmutzig machen".

Und warum kann dann jene vermeintliche Gewissensentscheidung, die dann ja letztendlich auf den Faktor Individualentscheidung hinausläuft (der eine entscheidet so, der andere entgegengesetzt) nicht auch bei diesem Beispiel gelten?

Sicherlich, auch bei diesem Beispiel hindert die WTG niemand, der nicht zu ihrer Organisation gehört, es zu halten, wie es ihm beliebt. Aber das selbst in den eigenen Reihen dann mal eine Konfliktlage entstehen kann, verdeutlicht wohl auch der Fall des Max Schmeling.
Offenbar hat der sich der WTG-Religion nicht "mit Haut und Haaren" verschrieben, ging dann seine eigenen, WTG-Unabhängigen Wege. Aber das auch er mal sich im Sog der ursprünglichen WTG-Sozialisation befand, ist auch offenkundig.
Siehe zum Fall Schmeling auch:

http://forum.mysnip.de/read.php?27094,7848,7848#msg-7848
Re: Vor fünfzig Jahren
geschrieben von: Drahbeck
Datum: 01. März 2010 00:12
Auch in der "Wachtturm"-Ausgabe vom 1. 3. 1960 gibt es wieder eine Fortsetzung aus dem WTG-Buch "Dein Wille geschehe", welches als Buch in Deutsch, zu der Zeit noch nicht vorlag; aber eben im "Wachtturm" vorabgedruckt wurde.
Eingebettet in das Prokrustesbett ihrer Nord- Südkönig-Auslegung, entblödet man sich auch dazu, den damaligen deutschen Kaiser, den man als "Nordkönig" wähnt, vorzuhalten:

"Der Kaiser beabsichtigte nicht, seine kaiserliche Souveränität Jesus Christus abzutreten."

Und man meint weiter;

"Die Watch Tower Bible & Tract Society hatte jedoch seit dem Jahre 1903 ein Zweigbüro in Barmen-Elberfeld."

Das dürfte dann wohl schon der makabre Ausdruck der Verklärung der eigenen Wirklichkeitsfremdheit sein.
Es ist z. B. mehr als bezeichnend, hätte es die "Konkurrenz-Zeitschrift" "Die Aussicht" (welche ab Herbst 1902 in der Schweiz erschien) nicht gegeben, hätte Russell in der Tat den deutschen Ableger seines "Wachtturms" wieder einschlafen lassen. Beleg auch die mageren Ausgaben der Jahre 1901/03 des deutschen "Wachtturms" . Seine wirtschaftlichen Erwartungen hatten sich keinesfalls erfüllt. (Siehe zu diesem Aspekt auch die Serie Kommentarserie1910
Dort Eintrag vom 03. März 2010 01:45

Die "Aussicht" hingegen startete sofort mit monatlichen erscheinenden Ausgaben, wovon der deutsche "Wachtturm" damals Lichtjahre entfernt war.
Das änderte sich erst ab 1904. Da trumpfte auch der "Wachtturm" mit monatlich erscheinenden Ausgaben auf. Das Feld der "Aussicht" zu überlassen, wollte Russell in der Tat nicht zugestehen.
Nun pflegt Geschichte nicht selten deformiert, von den Siegern geschrieben zu werden. So auch in diesem Falle. Wie auch immer man den Konkurrenzkampf zwischen "Wachtturm und "Aussicht" bewertet. Fakt ist. Beide Gruppierungen waren vor 1914 mehr als schmalbrüstig im deutschsprachigem Raum.
Das zitierte WTG-Votum ändert nichts an dieser Wertung. Es ist allenfalls Ausdruck von Größenwahn US-amerikanischer Hegemonie!
Re: Vor fünfzig Jahren
geschrieben von: Drahbeck
Datum: 08. März 2010 01:39
Eine Pressenotiz erscheint "Erwachet!" vom 8. 3. 1960, seinerseits notieren- und kommentierenswert.
Unter der Überschrift "Sollte ein Pfarrer möglichst viel von Psychotherapie verstehen?" liest man, dass der Professor Dr. A. Köberle, Tübingen, sich in einem Vortrag auf der evangelischen theologischen Bodenseekonferenz in Friedrichshafen, dazu verbreitet habe.

"Der moderne Mensch sei ein kompliziertes Gebilde ... Er reagiere aber dankbar auf feines inneres Verständnis". Daher sollte ein Pfarrer möglichst viel von Psychotherapie verstehen, sie aber möglichst wenig praktizieren", soweit Köberle.

Nun wäre die WTG sicherlich nicht genötigt gewesen, diese Notiz auch ihrerseits zu bringen. Sie tat es trotzdem, mit einem bestimmten Hintersinn. Denn nämlich (in diesem Falle eben den Herrn Köberle) "vorzuführen".
Schulmeisterlich belehrt sie ihn und ihre eigene Leserschaft:
Es sei wohl weniger die Psychotherapie "von der ein Pfarrer möglichst viel verstehen sollte, als das Wort Gottes."

Diese WTG-Polemik erweist sich dann ja als aufschlußreich.
Man sehe sich mal beispielsweise die Berichte zum Thema Suizid
in den WTG-Gefilden näher an. Eine der Gründe dafür (es gibt sicherlich noch mehr), dürfte dann wohl auch in der vorbeschriebenen Ignoranz zu suchen sein!
Re: Vor fünfzig Jahren
geschrieben von: Drahbeck
Datum: 15. März 2010 02:35
"Ein Schriftsteller schreibt darüber ..." weis der "Wachtturm" vom 15. 3. 1960 (S. 171) mitzuteilen.
Er zitiert dann zwar die Aussage jenes Schriftstellers, hält es aber offenkundig (zumindest im Jahre 1960) für überflüssig mitzuteilen, wie denn besagter Schriftsteller heiße, und wie er wohl sonst noch so einzuordnen ist.

Nun hat besagter Schriftsteller in der Tat eine Aussage getätigt, von der man vermuten kann, die WTG wird sie noch öfter vermarkten.
Und geht man dieser Vermutung nach, hat man zu registrieren, dann "den richtigen Riecher" gehabt zu haben.
Unter anderem in "Erwachet!" vom 22. 1. 1972 (S. 4) begegnet man erneut diesem "Schriftsteller" und seiner von der WTG hochgejubelten Aussage.
Diesmal (1972) schreibt die WTG

"Aber über Jehovas Zeugen schrieb Professor Ebenstein in dem Buch 'The Nazi State': "Jedes Glied [scheint] eine Festung zu sein, die zwar vernichtet, aber niemals eingenommen werden kann."

So so, "niemals eingenommen werden kann ..."
Nun mag man diesem Professor William Ebenstein einiges nachsehen. Unter anderem den Umstand, dass er, zur Princeton University zugehörig, das in Rede stehende Buch im Jahre 1942 in den USA publizierte. Nicht im Sinne eines Vorwurfes, sondern lediglich im Sinne einer nüchternen Feststellung ist weiter zu beobachten, dass es von jenem 1942er Buch nie eine deutschsprachige Übersetzung gab. Das trifft in der Tat auch auf viele andere Bücher zu.

Immerhin gibt es aber doch durchaus Ausnahmen von der Regel. Für jenes Ebenstein'sche Buch indes, scheint sich kaum einer jener die etwas zu sagen haben, in deutschsprachigen Gefilden, wozu dann ja wohl auch die Schweiz, als nicht so wirtschaftlich gebeuteltes Land gehört, in dem Sinne interessiert zu haben. Das er sagte; das müsse unbedingt auch ins Deutsche übertragen werden, dieweil sein "Erkenntnisgewinn" so phänomenal sei.

Da hat also dieser Professor in den USA, der selbst von der WTG in die Rubrik der Namenlosen mit eingeordnet wird, sich im Jahre 1942 über das Thema des Nazistaates verbreitet.
Wie war dann wohl so seine Quellenlage dafür beschaffen.
Höchstwahrscheinlich auf dem Niveau "Hörensagen", respektive Zeitungsartikel.
Hätte er jenes Buch nach 1945 verfasst, hätte man ja vielleicht unterstellen können. Er hat nunmehr auch Naziakten ausgewertet, und vermag so begründet einiges mitzuteilen.
Diese Option hatte er sicherlich im Jahre 1942 noch nicht.

Und was seine These von der "niemals eingenommenen Festung" anbelangt, kann man die dann wohl auch was anders sehen und werten.
Zum Beispiel so.
Zitat aus:
"Die Geheime Staatspolizei im NS-Gau Thüringen 1933 - 1945"
Hrsg. Von Marlis Gräfe, Bernhard Post und Andreas Schneider
Landeszentrale für politische Bildung Thüringen (2008) Band II (S. 300f.)

Dort wird der Thüringische Generalstaatsanwalt in Jena zitiert, der in einem Lagebericht vom 30. 11. 1936 an den Reichsminister für Justiz auch schrieb:

Der "Bezirksleiter (der Bibelforscher) ist jetzt verhaftet worden und hat zahlreiche Mitglieder verraten. Die Geheime Staatspolizei wird in der nächsten Zeit wieder ungefähr 100 Mann festnehmen."
Siehe auch:
http://books.google.com/books?id=ergjAQAAIAAJ&q=Geheime+Staatspolizei+wird+in+der+n%C3%A4chsten+Zeit+wieder+ungef%C3%A4hr+100+Mann+festnehmen&dq=Geheime+Staatspolizei+wird+in+der+n%C3%A4chsten+Zeit+wieder+ungef%C3%A4hr+100+Mann+festnehmen&hl=de&cd=1

Jener Bericht des Herrn Generalstaatsanwaltes geht dann noch weiter. Unter anderem mit der Aussage:
"Ich (der Generalstaatsanwalt) habe in den Strafanstalten wiederholt Gelegenheit genommen, mich mit Ernsten Bibelforschern zu unterhalten. Sie sind unbelehrbar.
Man hat oft den Eindruck, dass sie geistig nicht normal sind. Manche machen im Strafvollzug Schwierigkeiten. Sie verlassen die Strafanstalt unbekehrt. Wir haben Fälle, in denen sie sofort wieder als Bibelforscher tätig geworden sind ..."


Also die "Unbelehrbarkeit" registrierten schon die Nazi"größen". Und auch die "Rückfälligkeit" sofern Bibelforscher denn mal freigelassen wurden, was je länger, um so weniger, noch stattfand.

Namentlich die genannte hohe Rückfallquote darf man als Ausdruck des durch und durch durchseucht sein, vom eschatologischen Gedankengut der Zeugen Jehovas deuten. Als dann gar noch der zweite Weltkrieg ausbrach, war es für viele von ihnen ausgemachte Sache. Der mündet in ihr heiß erwartetes "Harmagedon".

Ob die heutigen, vielfach den Status von "Kulturchristen" habenden (Gott ist für die ein guter Mann. Namentlich wenn es ihnen individuell gut geht).
Ob die heutigen weitgehend (abgesehen von den Neukonvertierungen) zu "Kulturchristen" (im Gegensatz zu den "Eschatologiechristen") deformierten Zeugen Jehovas, denn in einer ernsthaften Konfliktsituation, noch das gleiche Maß an "Unbelehrbarkeit", das ja schon den Nazis so zu schaffen machte, aufweisen würden, erscheint mir zumindest - so ausgemacht nicht zu sein.

Auch - ein anderes Beispiel - die Siebenten-Tags-Adventisten, waren vor Ausbruch des ersten Weltkrieges, zumindest in relevanten Teilen, Kriegsdienstgegnerisch eingestellt.
Deren Funktionärkaste indes, hatte mittlerweile einiges an materiellen Gütern angehäuft, und damit auch zu verlieren.
Sie lies es nicht dazu kommen, sondern knickte ein.

In einer vergleichbaren Bewährungsprobe wird das auch für breite Teile der heutigen, weitgehend den Status von "Kulturchristen" erreicht habenden Zeugen Jehovas gelten.
Nachplappern, wie Papageien ohne Verstand, tun die zwar auch die einschlägigen Eschatologie-Verdummungsthesen der heutigen WTG.
Im Ernstfall indes wird man wohl auch bei ihnen jenen Typus begegnen, den schon ein Konrad Franke in seinem berühmt-berüchtigten Hamburger 1975-Vortrag (im Jahre 1968) beschrieb, mit der Aussage:

Ich weis nicht, ob man das so sagen kann ...
Die alte Schwester sowieso wird doch nur immer wieder sagen: 75. 75. 75.
Und was das dann doch für "Schmach" auf die Organisation bringen könne.

Daraufhin Franke:
Wenn es ums blamieren geht, dann wolle er sich mit der Organisation blamieren. Er wolle nicht allein stehen.

Jener genannte Bezirksleiter der Bibelforscher in Thüringen, nunmehr in der Gestapomangel, stand aber in dieser Situation allein.
Und er "sang" so wie von ihm erwartet ...

Nun, da es jenem amerikanischen Professor nicht vergönnt war, zum Thema bestehende Naziakten auszuwerten, mag dieses Manko stellvertretend dann hier mal nachgeholt werden.

Es interessiert jetzt besonders die Frage; wer war denn nun jener Bezirksleiter von Thüringen.
Sucht man in einschlägigen Veröffentlichungen der Zeugen Jehovas oder ihrer Schleppenträger, gezielt nach Infos zu dieser Frage, ist das Ergebnis eher ernüchternd. Meines Erachtens können da wohl nur zwei Namen in den Radius der näheren Betrachtung gelangen. Einmal der Name: Walter Friese (respektive ersatzweise auch ein Arthur Förster).
Weshalb diese Einschätzung?

Nun, die Gestapo (respektive deren Berliner Kopf) sandte am 16. 9. 1937 eine Tagesmeldung, an die von ihr als Empfänger für würdig erachteten, heraus. Und in dieser sind dann fein säuberlich aufgegliedert, auch die Namen jener Bezirksdiener (respektive Bezirksleiter) genannt, die da seitens der Gestapo "hopps genommen" wurden. Und in dieser Auflistung taucht eben auch der Bereich Thüringen mit auf. Laut dem Aktenbestand im Bundesarchiv (ZB I - 565) las sich dass dann so:

Im Zuge der weiteren Aktion gegen die "Internationale Bibelforschervereinigung" wurden folgende Hauptfunktionäre
festgenommen.
Albert Wandres geb. 10. 04. 02 zu Kehl a. Rh.; Reichsdiener
Hermann Emter geb. 7. 4. 04, Bezirksdiener für Schlesien
Gertrud Pötzinger geb. Mende (Kurierin)
Ludwig Stickel, Bezirksdiener für Württemberg
Georg Ebert geb. 2. 2. 91, Stellvertreter und Nachfolger von Stickel
Auguste Schneider, geb. 6. 1. 91, Bezirksdiener für Baden
Walter Friese geb. 28. 5. 98, Bezirksdiener für Thüringen, Prov. Sachsen und Hannover
Arthur Förster (als Nachfolger für Friese vorgesehen)
Erich Venhofen geb. 4. 7. 02, Bezirksdiener für Westfalen
Franz Stoldt geb. 17. 4. 1890, Bezirksdiener für Berlin
Hermann Fritz, Hauptfunktionär in Hamburg
Frieda Christiansen geb. 12. 12. 97 Bezirsksdienerin für Schleswig Holstein
Charlotte Perske, Hauptfunktionärin für Berlin.

Ausserdem konnten auf Grund der Aussagen der vorgenannten
Hauptfunktionäre bisher 27 Gruppendiener festgenommen werden.
Die Ermittlungen ergeben, dass die IBV-Anhänger Anschriften von Bekenntnischristen und von Personen, die an nationalen Festtagen nicht flaggten, sammelten. Die Anschriften wurden vom Bezirksdiener nach dem Bibelhaus in Bern gesandt damit von dort aus die Belieferung der Personen mit IBV-Material erfolgte.

Die vom Geheimen Staatspolizeiamt eingeleitete Aktion gegen Funktionäre der IBV führte vor kurzem zur Ermittlung bestimmter Wohnungen in Berlin, in denen Funktionäre der illegalen IBV, in den Monaten Mai bis Juli ihre Haupttreffs abgehalten hatten. Unter sachdienlicher Zusammenarbeit mit der Stapoleitstelle Berlin wurde im Verfolg dieser Feststellung am 21. 8. 1937 die IBV-Funktionärin Elfriede Löhr ergriffen. Die Löhr die nun mit gefälschten Pässen und sonstigen Ausweisen seit etwa einem Jahr aktiv für die illegale Organisation tätig ist, hat in erster Linie seit März d. Js. Kurierdienste geleistet und die Verbindungen der IBV von Deutschland nach dem Auslande aufrecht erhalten.

Nach eingehenden Untersuchungen wurde schliesslich das Berliner Quartier der Löhr ermittelt. Dieses teilte sie mit dem Reichsdiener des sogenannten Deutschen Werkes der IBV, Heinrich Dietschi. In dem Quartier wurde umfangreiches Material der IBV-Organisation erfasst.
Durch die ständige Überwachung des Quartiers mit Unterstützung von Beamten der Stapoleitstelle Berlin wurde in der Nacht zum 25. 8. 1937 der Reichsdiener Heinrich Dietschi festgenommen, der unmittelbar aus Paris von dem Weltkongress der IBV kam, der dort unter persönlicher Leitung des Richters Rutherford in der Zeit vom 20. 8. bis 23. 8. 1937 stattgefunden hat. Dietschi hatte das Deutsche Reichsgebiet über die Schweiz verlassen und auch wieder betreten, wobei er sich eines schweizerischen Passes, auf den Namen Stauffer lautend, bedient hatte."


Nun ist die Sachlage im Falle Walter Friese dergestalt misslich, dass er zu den Doppelverfolgten gehört. Auch im DDR-Regime dann noch verhaftet und verurteilt.
Garbe etwa (S. 246, 263) will zwar wissen, es gelang Friese einem ersten Verhaftungsversuch der Gestapo zu entkommen. Gleichwohl muss auch Garbe einräumen, bei einem weiteren diesbezüglichen Versuch, hatte die Gestapo dann offenbar mehr "Glück".
Also dass auch jener Friese letztendlich zu den Verhafteten gehört, kann auch Garbe nicht in Abrede stellen.

Auf den Namen von Friese wiederum, kam die Gestapo durch die Aussage des von ihr, vordem schon festgenommenen Erich Frost. Auch diesen Umstand können die WTG-Apologeten letztendlich nicht "wegerklären".
Es ist das altbekannte "Dominospiel". Kippt ein Stein, bleibt es nicht nur bei dem einen.

In den Frost-Vernehmungsprotokollen liest man auch:
"Walter Friese, der Bezirksdiener von Thüringen und dem Harzgebiet ist, ist mir seit dem Jahre 1930 bekannt geworden. Als Bezirksdiener für die vorgenannten Bezirke wurde er von mir nach meiner Rückkehr aus Luzern und nach Rücksprache mit Siebeneichler und Ditschi eingesetzt. In Luzern war vereinbart, dass Siebeneichler diesen Bezirk übernehmen sollte. Weil aber Friese im Bezirk Thüringen und Harzgebiet bekannt und eingearbeitet war, habe ich ihn entgegen der Luzerner Abmachung als Bezirksdiener eingesetzt. Siebeneichler erhielt nach Rücksprache mit den anderen Bezirksdienern den bayerischen Bezirk."

Auch die Anschrift des Friese ist in den Gestapoakten angegeben:
"Friese, Walter
Doelau b. Halle, Hindenburgstr. geb. 25. 8. 98, Bäckermeister Bezirksdiener für Thüringen u. Harzgebiet."


Es verdichtet sich somit der Eindruck, dass in dem hier interessierenden Kontext, der von der Gestapo mit genannte Nachfolger für Friese, keine Rolle spielte. Jedenfalls vernimmt man dazu nichts weiteres. Zudem wird jener angedachte Nachfolger, geographisch dem Raum Hannover zugeordnet; was wiederum nicht unbedingt als Thüringen-spezifisch angesehen werden kann.

Es wurde ja bereits notiert; auch das DDR-Regime verurteilte dann Friese noch zu acht Jahren Haft (sechs davon musste er auch absitzen). Die Spitzen jener Urteile im ZJ-Schauprozess lagen bei lebenslänglich. Die acht Jahre die über Friese verhängt wurden, waren der "untere" Rand, den da die DDR-Justiz wähnte anwenden zu sollen.
Die Tragik dieser Biographie ist damit offenkundig.

Nach Dirksen habe seine Verteidiger im 1950er ZJ-Schauprozeß, in dem eben auch Friese mit angeklagt war, in vorsichtigen Worten darauf hingewiesen.
Friese sei durch die von den Nazis erlittenenen Mißhandlungen, als hundertprozentig arbeitsunfähig eingestuft. Gleichwohl machte ihm die DDR-Anklage auch zum Vorhalt, ein besonders aktiver Verkündiger im WTG-Sinne zu sein. Daran hinderte ihn seine attestierte Invalidität offenbar nicht.

Nun mag man seine zu Nazizeiten getätigte Aussage dem Bereich Schwäche zuordnen. Er hat sich sicherlich nicht darum gerissen, diese Aussage zu machen. Mir ist auch nicht bekannt, dass seine Rolle zu Nazizeiten in seinem DDR-Verfahren mit eingeflossen wäre.
Höchstwahrscheinlich kannte man diese Naziakten damals so auch noch nicht im Detail.
Ein Historiker mag somit auch entlastende Momente für Friese finden.
Das wiederum kann aber nicht der Freibrief dafür sein, das Belastende, zu verschweigen.

Offenbar hat Friese die DDR-Haftanstalten dann doch noch lebend verlassen können.
Wer nun erhofft, im WTG-Schrifttum (oder der ihrer Schleppenträger), seinen Fall einmal detailliert dargestellt zu bekommen, der hofft wieder einmal, vergebens - bis heute!

Man vergleiche auch:

Parsimony.24943

www.spiegel.de/spiegel/print/d-43365083.html
Vor fünfzig Jahren
geschrieben von: Drahbeck
Datum: 01. April 2010 04:36
Wieder einmal plädiert der "Wachtturm" (1. 4. 1960) für Brachialgewalt in der Kindererziehung.
Man mag einwenden dass seien "Sonntagsreden" und es würde doch nicht so heiß gegesssen, wie es gekocht wird. Wirklich?
Dann muss man sehr wohl die jeweilige soziale Situation der betreffenden Familien mit im Blick haben.
Eine gutbürgerliche, in materiell gesicherten Verhältnissen lebende, kann und muss sicherlich anders bewertet werden, als etwa eine am anderen soziologischen Spektrum sich befindliche.
Und selbst in den Fällen gutbürgerlicher Rahmenbedingungen, kommt noch ein anderer Aspekt mit hinzu.
Die permanente Aufpeitschung der WTG, ihre Hörigen möchten doch möglichst viel Predigtdienst, am besten als Pioniere, realisieren.
Da entsteht ein Klima der Überlastung, auf dem nicht selten einiges auf der Strecke liegen bleibt. Sollten das die schwächsten Glieder einer Familie sein, eben die Kinder, braucht derjenige der sich um eine objektive Wertung mühen will, über diesen Umstand nicht zu wundern.
Nachstehend einige Auszüge aus der genannten WT-Ausgabe

Re: Vor fünfzig Jahren
geschrieben von: Drahbeck
Datum: 08. April 2010 04:16
Zwei nicht unbedingt in sachlichem Kontext zueinander stehende Meldungen aus der "Erwachet!"-Ausgabe vom 8. 4. 1960.
Meldung Nummer 1 aus der Rubrik "Wir beobachten die Welt".
Zwar wird für diese Meldung keine Quellenangabe hinzugefügt. Gleichwohl kann wohl unterstellt werden, jene Meldung gab es auch im "Rauschen des zeitgenössischen Blätterwaldes".

Da konnte der doch wohl etwas erstaunte Leser zur Kenntnis nehmen:
"Noch in diesem Jahr will die Sowjetunion in den Vereinigten Staaten 5000 Mittelklassewagen vom Typ "Moskwitsch-407" absetzen. In Moskau wurde mit einer amerikanischen Firma ein Abkommen über den Export dieser Wagen abgeschlossen. Innerhalb der nächsten zwei Jahre sollen 10.000 Wagen in die USA exportiert werden. Ob sich nun in den USA mit seiner hochentwickelten Autoindustrie genügend Käufer finden werden, bleibt abzuwarten."

Gebürtige Alt-Bundesrepublikaner werden ja mit dem genannten Autotyp nicht sonderlich viel anzufangen wissen. Das kann bei gebürtigen Ostdeutschen (vielleicht mit Ausnahme der letzten Generation), etwas anders sein. Und jenen genannten Ostdeutschen kann dann auch noch in Erinnerung sein. Es gab da noch andere sowjetische Autotypen, die etwas höher in der Publikumsgunst standen, etwa der Typ "Lada". Vom "Lada" wiederum wusste man, dass war ein vom FIAT-Konzern abgekaufter Lizenzbau. Wie FIAT den Typ als nicht mehr marktgerecht ansah, hieß die Devise. Ab nach den Osten. Da lasst sich dann ja dort noch etwas Gewinn in Form der Lizenzgebühren erwirtschaften.

Und der "Moskwitsch" stand in der Publikumsgunst eben hinter dem "Lada". Mag die Produktion des letzteren auch im Jahre 1960 so noch nicht gegeben gewesen sein, so ist es zumindest ein Indiz dafür, wie man dann wohl die Umsatzchancen für den "Moskwitsch" in den USA einschätzen kann.

Leider teilt die zitierte "Erwachet!"-Meldung ja nicht mit, wie denn die Sache so weiterging. Sollte jener Importeur sich einen stattlichen Flopp eingehandelt haben. So verwunderlich wäre das nun auch wieder nicht. Allenfalls wäre die Preisgestaltung im Vergleich zu anderen Modellen auf dem amerikanischen Markt wertend noch mit zu berücksichtigen.

Die zweite Meldung dergleichen "Erwachet!-Ausgabe ist schon ein "richtig ausgewachsener Artikel" von 4 Druckseiten Umfang. Dessen relevanter wertender Satz besteht wohl in der Aussage:

"Zum Glück brauchen die Christen keine Zeit mit Versuchen zu verlieren, das Problem des Sozialismus, des Kapitalismus oder des Kommunismus zu lösen. Sie setzen ihre Hoffnung, weder auf die Linksparteien noch auf die Rechtsparteien ..."
Und überschrieben ist jener Artikel "Das Dilemma der Sozialisten".

In der bekannten, vermeintlich neutralen Form, wird in ihm herausgearbeitet, wie bezogen auf Westeuropa (nur Westeuropa), im Vergleich zur ersten Zeit nach 1945, sich besagte Sozialisten im politischen Sinkflug befänden.
Weiter das in den USA der Begriff "Sozialist" nicht differenziert zwischen den verschiedenen Schattierungen, die es da in Europa dabei gibt. Das in den USA jener Begriff generell als "anrüchig" gelte.
Weiter findet man in diesem Artikel auch die Definition:

"Der Leser fragt sich jetzt vielleicht, ob die Französische Revolution eine Empörung der Linken gegen die Rechte gewesen sei. Wenn man unter dem Ausdruck "Rechte" die "konservative" Aristokratie und unter dem Ausdruck "Linke" die "liberale" Bourgeoisie versteht, muß die Frage bejaht werden, denn die Revolution des Jahres 1789 war zur Hauptsache eine Empörung der Kaufleute und Gewerbetreibenden gegen die Privilegien des Adels. Aber wenn man unter dem Ausdruck "Linke" die Arbeiterklasse verstanden wird oder man sie mindestens dazurechnet, dann war die Französische Revolution eher ein Kampf um Privilegien zwischen den Besitzenden als ein Kampf zugunsten der Besitzlosen. ..."

Meines Erachtens hat diese "Erwachet!"-Definition einiges für sich.

"Erwachet!" arbeitet weiter heraus, wie nun die Westeuropäische Linke versuchen würde, aus ihrem "tiefen Tal" wieder herauszukommen.

"Erwachet!" definiert in diesem Kontext weiter:
"Diese Situation ruft für die Sozialisten Europas ein großes Problem hervor. Die französische Zeitung 'Le Monde' faßte dieses wie folgt zusammen:
"Was sollen die westlichen Sozialdemokraten tun, wenn der Sozialismus alle seine wichtigsten Ziele erreicht hat und niemand seine Errungenschaften ernsthaft anficht?"

In den Kreisen der Sozialisten ist man über die Lösung dieses Problems geteilter Meinung. Die eine Seite schlägt vor, die Sozialisten sollten ihre bisherige Auffassung, die Partei der Beherrschten zu sein, die den Klassenkampf auszutragen habe, aufgeben und als Verfechterin des "achtbaren" Liberalismus auftreten. Die andere Seite dagegen behauptet, die europäischen Sozialisten hätten bei den letzten Wahlen solche Niederlagen erlitten, weil sie einen bürgerlichen, konservativen Standpunkt vertreten hätten. Nach der Meinung dieser Gruppe sollten sie wieder anfangen, energisch die sozialistischen Grundsätze zu vertreten.

Aber diese Vorschläge stellen die Sozialdemokraten vor neue Probleme. Rücken sie nämlich mehr nach rechts, so riskieren sie, von den Liberalen und den Konservativen verschluckt zu werden; rücken sie mehr nach links, so besteht die Gefahr, daß sie den Kommunisten in die Hände fallen ..."


Meines Erachtens hat "Erwachet!" mit seiner Beschreibung des "Ist-Zustandes", durchaus einen klaren Blick. Innerhalb dieser Beschreibung befindet sich auch die Einschätzung (wie bereits erwähnt), in den USA selbst, würden die dortigen "Bildzeitungs-Gebildeten" (auch wenn vergleichbare Medien dort einen anderen Namen tragen), schon mal es überhaupt nicht "raffen", welche Spannbreite es beim Begriff "Sozialisten" denn in Europa gäbe.

Ein Defizit jener "Erwachet!"-Berichterstattung gilt es dennoch zu benennen.
Innerhalb des referierten Artikels konzentriert sich der Blick nur auf Westeuropa. Die USA-"Bildzeitungsgebildeten" werden sicherlich, wenn sie denn diesen Begriff mal im Munde führen, auch Osteuropa subsumierend dabei mit einbeziehen.
Unter Hinweis auf das "Moskwitsch"-Beispiel habe ich versucht, diesbezügliche Problemlagen mit anzudeuten.

"Erwachet!" nun meint ja, wie bereits zitiert, diese Problemlagen würden die eigene Anhängerschaft nicht tangieren, da sie ja als Ersatz dafür, reichlich mit Opium der eigenen Machart, versorgt würden.

Sicherlich sind viele auf der Suche nach der "Eierlegenden Wollmilchsau".
Dem Vernehmen nach, sollen diese Suchaktionen, wohl bisher nirgends sonderlich von Erfolg gekrönt sein. Auch innerhalb dieses Kommentares kann kein Fingerzeig gegeben werden, wo denn nun jenes famose "Wundertier" tatsächlich zu finden sei. Insofern werden sicherlich alle Entscheidungsvarianten die da ein Einzelner favorisieren mag, ihr Für und Wider haben.

Am besten vom ganzen "Erwachet!"-Artikel indes hat mir dessen Definition der "Französischen Revolution" gefallen. Da hat meines Erachtens "Erwachet!" den Nagel auf den Kopf getroffen.

Ob den eine Linke im Stile der Fanzösischen Revolution, die sich unterm Strich als "Rechte" entpuppt, der "Eierlegenden Wollmilchsau" nahe kommt, muss wiederum jeder mit sich selbst ausmachen.

Die Gruppe "Söhne Mannheims" thematisierte mal in einem beachtlichen Song auch das Thema "Harmagedon".

http://www.youtube.com/watch?v=NZLEwR_sv_Q

Und stellte dabei auch die Frage, ob es denn nicht möglicherweise schon begonnen habe. Diese Frage wäre dann namentlich an die "Linken" im Stile der Französischen Revolution weiter zu geben. Deren Blickwinkel indes, pflegt das in der Regel auszublenden.

Dann noch ein Vergleich. Für die frühe Bibelforscherbewegung waren Russell's "Schriftstudien" wesensbestimmend.
Nur einen "Starautor" im Stile Russells gab und gibt es bei den Siebenten-Tags-Adventisten sicherlich nicht. Aber ich würde schon die These wagen, das Buch der adventistischen Autorin Ellen G. White "Der große Kampf zwischen Licht und Finsternis" (ungekürzte Ausgabe. Ungekürzt betone ich deshalb noch besonders, weil mir von diesem Buch auch eine zensierte DDR-Ausgabe bekannt ist). Jenes Buch der Frau White ist meines Erachtens durchaus mit den Russell'schen "Schriftstudien" ansatzweise vergleichbar.
Eine Onilie-Ausgabe, mit der Einschränkung die nicht selbst im Detail gesichtet zu haben. Mein Votum basiert auf Buchausgaben selbiger, vor etlichen Jahren "schon zu Gemüte gezogen".
Eine Online-Ausgabe wäre dann wohl auch:
http://www.der-grosse-kampf.de/

In der ungekürzten Ausgabe wird namentlich auch das Thema der Französischen Revolution als Schreckgespenst aufgemalt, und dem der adventistische Konservatismus entgegengeschleudert.

Solcherlei Konservatismus lässt sich auch in vielerlei anderen zeitgenössischen religiösen Gruppierungen nachweisen. Etwa in der dem Bereich der "Katholisch-apostolischen Kirche" (ein Vorläufer der heutigen Neuapostolischen Kirche) zuortbaren Quellschrift mit dem Titel:
"Den Patriarchen, Erzbischöfen, Bischöfen, und andern Vorstehern in der Kirche Christi in allen landen, den Kaisern, Königen und anderen Regenten der Nationen der Getauften".
Mag letztgenannte Schrift inzwischen rar geworden sein. Als Quellschrift zum Verständnis geschichtlicher Entwicklungen besitzt sie weiter Bedeutung (im Bestand der Berliner Staatsbibliothek vorhanden: Cq 1650).

Alle drei Beispiele (Russell, E. G. White, "Katholisch-apostolische Kirche") schleudern ihren ungebremsten Konservatismus, ja teilweise sogar ihren ausgesprochenen Hass jener genannten Französischen Revolution entgegen, welche sich ja nach der Definition von "Erwachet!" sogar vielleicht als eine rechte Revolution mit linken Etikett entpuppt.

Sicherlich schreiben wir heute nicht mehr das Jahr 1789.
Das Jahr 2010 hat mit Sicherheit andere Fragen auf die Tagesordnung gesetzt, die da zu lösen wären.
Aber breite Bereich der Religionsindustrie sind in diesem Kontext den Konservativen, unterm Strich den Stockreaktionären zuzuordnen.
Sucht man ein Beispiel dafür. In der WTG-Religion wird man garantiert fündig!
Re: Vor fünfzig Jahren
geschrieben von: Drahbeck
Datum: 08. April 2010 04:29
Exkurs:
Aus der genannten Schrift:
"Den Patriarchen, Erzbischöfen, Bischöfen, und andern Vorstehern in der Kirche Christi in allen Landen
Den Kaisern, Königen, Fürsten und anderen Regenten der Nationen der Getauften"

seien dann mal nachfolgend einige charakteristische Auszüge vorgestellt
(S. 4 - 10; 71, 78)

Und obgleich Seine Kirche zu Zeiten in grosse Noth geraten ist, von aussen her mit gänzlicher gewaltsamen Zerstörung bedrohet, im Innern scheinbar in einer Verderbniss versunken, worin beinahe alles Leben stockte, hat Gott doch immer Sein Volk erhalten, hat sich Jesus Christus der Herr, doch seiner Kirche als der Hort des Heils erwiesen, und nun auch in diesen Tagen, in dieser späten Stunde in der Geschichte der Welt und der Kirche, hat Gott noch immer seine gesalbten Priester, denen Er Seinen willen erklären kann zum Gehorsam des Glaubens.

Und ist dieses denn nicht die Zeit wo Gott sich aufmachen sollte, sein Volk heimzusuchen? Wo Er Seine Stimme erhebe gegen Alle, welche noch treu geblieben sind mitten unter dem Üeberströmen der Gottlosigkeit?

Wenn wir auf allen Seiten das Meer und die Wasserwogen brausen hören, wenn diejenigen, welche in ihren Herzen denken, die Zeit sei gekommen alle Thronen umzustürzen und Gottes Altäre niederzureisssen, sich gegen allen Glauben und alle Ehrfurcht auflehnen, und rathschlagen gegen den Gesalbten des Herrn; wenn die Menschen versehen vor Furcht, und vor Erwartung der Dinge, die kommen sollen auf Erden; soll nicht Gott, der derselbe ist allezeit, der nie seine Kirche verlässet, sich erheben und die Thorheit der Völker strafen, die Herzen seiner Kinder trösten, die zu ihm aufblicken um Hülfe, die Sünde heimsuchen und scheiden zwischen den Reinen und den Unreinen.

Vor allem aber soll Er nicht erscheinen zur Hülfe der gesalbten Könige der Christenheit, und ihnen die Versicherung erneuern, das Seine Macht ihnen gegeben ist zur Erfüllung aller ihrer Pflichten; und das, während die Pforten der Hölle die Kirche des lebendigen Gottes überwältigen zu wollen scheinen, es kein eitles Wort war, womit Jesus Christus Unser Herr von Seinen Aposteln Abschied nahm; "Mir ist gegeben alle Gewalt im Himmel und auf Erden ... Siehe, Ich bin bei euch alle Tage bis an der Welt Ende."

Niemand kann bezweifeln, dass ihn auf allen Seiten von furchtbaren Gefahren umlagert seid, und dass ihr jedweder Unterstützung und alles Rathes bedürfet, welche Gott zu geben vermag, sei es dass man die Verrückung aller alten Grenzsteine anblicke, die Verletzung aller Lebensverhältnisse, das Verschwinden der Verehrung gegen Vorgesetzte im Herrn, bei Kindern gegen ihre Eltern, bei Dienern gegen ihre Herrschaften, bei Unterthanen gegen ihre Obrigkeiten, oder die Geringschätzung des priesterlichen Amtes betrachte; oder die Verwerfung der heiligsten Wahrheiten Gottes als Ungereimtheiten erwäge; oder endlich jenes offene und schamlose Geständnis von Seiten der Ungläubigen und Aufrührer, ihres festen Entschlusses, das Werk, welches die Umwälzung des letzten Jahrhunderts unvollendet gelassen, durch die Auflösung aller alten Grundsätze in Sitten, Religion, oder Politik, und die Zerstörung aller bestehenden Einrichtungen in Kirche und Staat, zu vollenden, und unter dem Namen Liberalismus, und auf den Trümmern des Christlichen Glaubens und der jetzigen Regierungen, ein neues Reich der Gottesleugnerischen Verwirrung zu stiften.

Es kann keinem entgangen sein, wie viele Menschen es giebt, die den Christlichen Glauben um seiner selbst willen hassen; wie viele mehr sich vereint dagegen auflehnen, weil er die Stütze aller guten Regierung und Ordnung ist; und zu welchem heillosen Vereine manche, angeblich gottesfürchtige Leute sich, hingerissen durch die falschen Grundsätze einer wesenlosen Scheinliberalität, mit Ungläubigen verschworen haben, um den Umsturz der christlichen Verfassung unter den Völkern Europas, den Bund zwischen Kirche und Staat, zu bewirken; und zwar nicht nur da, wo im Missbrauch des Bündnisses, die Kirche zur Dienerin des Staates herabgewürdigt, oder der Staat der Priesterschaft unterworfen ist, und diese sich die Gewalt desselben angemasst hat, sondern in den besten und zweckmässigsten, ja in jeder Form, wo die Religion irgend einen Einfluss auf die menschlichen Angelegenheiten üben, und zu deren Leitung beitragen kann.

Und von denen, welche sich nicht zu den Feinden und Gegnern beschlagen haben. Wie wenige verstehen das Wesen des christlichen Berufes, die Autorität des Christlichen Priesters oder die Würde des Christlichen Königes! Herrscher "durch die Gnade Gottes", jener alte Titel des Christlichen Monarchen, wird zwar noch als Form in den meisten Staaten Europas beibehalten; aber in wie weniger ist es mehr als ein altes Denkmal, ein letzter Funke jenes Pflichtgefühls, welches einst den Herrscher mit Gott und seiner Kirche und den Unterthanen mit dem Statthalter Christi, verband. Die Gefahr der jetzigen Zeit bestehet übrigens nicht nur in den Fortschritten, welche das Werk der Zerstörung und der Auflösung bereits gemacht hat, sondern in der allgemeinen Vergessenheit dessen, was die Christliche Kirche ist, und dessen, was die Christliche Monarchie - ein Bund der Nation mit Gott.

Diese Unwissenheit verursacht auch das allgemeine Geschrei in der Welt, dass die Macht vom Volke herrühre, und dieses die rechtmässige Quelle derselben sei; ein Gegensatz, welcher die Wurzel alles alten Gehorsams angreift, jeden Menschen wählen lässt, wem er gehorchen wolle, die Herrscher zu den Dienern der Beherrschten, und für die Erfüllung ihrer von Gott ihnen anvertrauten Pflichten unmittelbar den Menschen unterwerflich macht.

Und so kommt es, dass die Monarchie als Tyrannei angegriffen wird; dass man jegliche Regel und jede Beschränkung der menschlichen Leidenschaften, als den natürlichen Menschenrechten zuwider, mit Unwillen betrachtet; jeden Versuch die Presse in Schranken zu halten, selbst wo sie die Sitten vergiftet, oder offenen Aufruhr predigt, aufs Bitterste tadelt; und die grosse Masse des Volkes in allen Ländern, ohne Kenntnisse wahrer Grundsätze, und verderbt durch ungläubige Ansichten, bereit ist sich als ein williges Werkzeug in die Hände derer zu übergeben, welche sich die Leitung desselben angemasst haben oder anmassen möchten.

In einigen Ländern Europas mag die Gefahr weniger dringend sein, und das Volk für jetzt noch durch Militärgewalt niedergehalten werden, aber dieselben verderblichen gährenden Grundsätze sind allenthalben geschäftig. Auch sind sie nicht auf die niederen Classen beschränkt. Jeder Stand, vom Bauern bis zum Edelmann, ist davon ergriffen.

Die Grundsätze, welche im vorigen Jahrhundert vorzüglich auf Frankreich beschränkt waren, und der dortigen ersten Revolution den Weg bahnten, sind jetzt in allen Ländern Europas thätig, werden in allen Volks-Literaturen ohne Scheu hervorgehoben, und liegen jeder Rede ans Volk zu Grunde.

Dagegen sind die Mittel den Ausbruch zu hemmen auf eine furchtbare Weise vermindert, und werden täglich weniger. Schon hat man in den meisten Ländern Europas, mit räuberischer Hand nach dem Eigenthum der Kirche gegriffen. Die erste That dieser Art hat den Grundsatz und das Beispiel für alle folgenden gegeben. Eine erste Beute hat die Gier nach Mehrerem geweckt. Und jener Geist der zögernden Bewilligung, welcher genugsam erkennen lässt, dass die Obrigkeiten ungern nachgeben, aber keine Macht zum Verweigern haben, dient nur dazu, die Elemente zu grösseren Unheile anzuhäufen, das Gebäude tiefer und sicherer zu untergraben, die Fähigkeit zum Bösen zu vermehren und die Lust dazu anzuflammen, bis die Fluthen der Bosheit unaufhaltsam über jede noch übrige schwache Schranke hereinbrechen, und jedes Gefühl der Unterthanentreue, und alle, noch vorhandene Frömmigkeit und Gottesfurcht unter dem Volke, niederstürzen und mit sich fortreissen.

Es giebt Manche, welche zwar die Wirklichkeit und den furchtbaren Charakter der herrannahenden Gefahr zugeben, dabei aber wähnen, es sei nur ein vorübergehender Sturm, der auf seinem obgleich zerstörendem Gange die vergiftenden Grundsätze, welche die gesellschaftlichen Verhältnisse ausgelöst haben, mit sich hinweg führen solle.

Oh! Täuschet euch nicht, Kirche des lebendigen Gottes, Nationen der Getauften. Dies ist keine vorüberziehende Wolke, kein vergängliches Übel, kein zufälliges Ereignis des Augenblicks, aus welchen ihr wieder hervortreten, und bleiben werdet, was ihr waret. Alle Leiden, die ihr überstanden, alle Erfahrung der früheren Geschichte, kommen euch hier nicht zu statten.

Die Französische Revolution von 1793 war nur ein theilweiser Ausbruch der allgemeinen Zerrüttung, welche sich nun verbreitet, ein erster Stoss jenes Erdbebens, welches jedes bürgerliche und jedes geistliche Gebäude umstürzen wird.
Jetzt aber drohet der von dem Gifte schon gänzlich durchdrungenen Christenheit eine Revolution, wovon jene nur Vorbild und Vorbedeutung war, und vor deren Andrang alle schon untergrabenen Institutionen verschwinden werden.

Besonders im Laufe dieses Jahrhunderts, kamen viele, die von Eifer für Gott beseelt waren, an verschiedenen Orten, vorzüglich aber in Gross-Britannien, übereins um reichliche Ausgiessung des Heiligen Geistes zu beten. Im Jahre 1830 wurden diese Gebete des Volkes Gottes , dieses Geschrei des Heiligen Geistes erhört und im Westen von Schottland von dem Heiligen Geiste selbst beantwortet, und die Form in der Er sich erzeigte in unseren Tagen geistlicher Trunkenheit und Unordnung war, wie Jesaja, in seinem Gesichte von dem Gericht, welches über die Trunkenen von Ephraim und über Jerusalem kommen sollte, geweissagt;
"Mit stammelnden Lippen und einer anderen Zunge."

Die Mitglieder der Schottischen Kirche, in welchen der Geist des Herrn seine längst verstummte und vergessene Stimme erhob, waren einfache, ungelehrte Leute, die eben so wenig von dem praktischen und buchstäblichem Sinne des vierzehnten Kapitels der ersten Epistel an die Korinther wussten, als die übrigen Kirchen; aber sie waren belehrt worden, und erwarteten mit sehnsüchtigen Glauben, dass die Kirche zu ihrer Erstarkung wie vor Alters mit den geistlichen Gaben erfüllet werden sollten.

Auch einige Personen in London Mitglieder der Anglikanischen Kirche, und andere, welche mit ihren ähnlichen Glaubens waren, empfingen gleiches Siegel und gleiche Antwort auf ihr Gebet.

Und als kein Geistlicher der dortigen Staatskirche die pflegende Hand aussstreckte, um die so vom Herrn gebrauchten Gefässe zu beschützen und zu schirmen, fand der Herr selbst Schutz für sie in der Gemeinde eines Geistlichen der Schottischen Kirche in London, welche sich als Zeuge des Naheseins des Herrn erhob, und auf den Trost Israels in der Wiederherstellung der geoffenbarten Gaben des Trösters harrete. Ihm gebührt ausser dem Lobe, das in allen Kirchen für seine guten Werke ertönen sollte, die besondere Ehre, dass er am ersten die Stimme Gottes erkannte, und erlaubte dass sie sich in der Versammlung derer vernehmen liesse, welche sich als seine Diener und als Jünger Unseres Herrn Jesu Christi bekannten.


Vorstehende Zitate sind dem in der Kirchengeschichte unter dem Begriff "Testimonium" eingegangenen Schrift entnommen.
Da nun diese von Sendungsbewusstsein strotzende Schrift, den damaligen Herrschern zugestellt wurde. Da offenkundig ist, dass die Liaison zwischen Thron und Altar, seine Verfasser im besonderen beflügelte, da selbige auch ahnten, ihre "Herrschaftszeit von Gottes Gnaden" könne wohl bald auch ein "Ende mit Schrecken" finden, empfiehlt es sich den weiteren Verlauf mit im Blick zu haben.

Erst mal wurden da "neue Apostel für die Endzeit" berufen. Die aber sollten nicht ausgestorben sein, bevor das wundersame Eingreifen des "großen Zampanos" stattgefunden hatte. Nicht alle indes machten diese Engführung das es noch lebende Apostel in der Endzeit geben sollte, so mit. Da zogen es dann einige doch vor, verstorbene "Apostel" durch Nachfolger ersetzen zu lassen. Die größte Strömung die das so handhabte, war die heutige "Neuauapostolische Kirche".

Aber deren Ursprungsvariante, eben die "Katholisch-apostolische Kirche" hielt unbeirrbar an ihrem Dogma fest, obwohl nach und nach alle ihre "Apostel" wegstarben.

Auch da wieder das alte Lied. Gab es zwar keine "Apostel", wurden eben Ersatzämter kreiert, so dass es wohl noch heute rudimentäre Reste dieser Kreise gibt. Vor allem hatten die in ihrer Glanzzeit auch einiges an materiellen Werten angehäuft. Selbige lässt man nicht einfach so "verkommen". Da fanden sich also immer welche, die dafür sorgten, dass dies auch nicht geschieht.

Dann kann ich mir doch eine kritische Anmerkung zu einem Autor der Neuzeit, namens Helmut Obst, nicht ganz ersparen.
Ich will Obst seine Referierung des Komplexes "Katholisch-apostolische Kirche" keineswegs pauschal "madig" machen. Ich verweise nur darauf, dass er in seinem Buch "Apostel und Propheten der Neuzeit", auch sogenannte Quellentexte in Auswahl, zu den von ihm vorgestellten Gruppen mit vorstellt werden. Im vorstehenden Kontext, in der 4. Aufl. seines Buches ab Seite 50f.

Mir scheint, da hat Obst aber ziemlich "zahm" ausgewählt, im Sinne des bagatellisierens. Das wiederum ist eine Meinung, die aber nicht überbetont sei.

Man vergleiche auch:
http://books.google.com/books?id=H8FFxnE-PsUC&pg=PA50&dq=obst+apostel+und+propheten+%22Pflichten+und+Aufgaben+der+Regierenden+%22&lr=&as_drrb_is=q&as_minm_is=0&as_miny_is=&as_maxm_is=0&as_maxy_is=&num=100&as_brr=0&hl=de&cd=1#v=onepage&q=&f=false

Nachtrag:
Das sogenannte "Testimonium" gibt es offenbar doch noch in einer Internet-Variante.
Man vergleiche
www.onlinedocuments.apostolic.de/html/a-0004.html

Meine Referierung bezieht sich allerdings auf die genannte Buchausgabe.

Übrigens: Man vergleiche in Russells "Schriftstudien" Band 4, Russells dort mit enthaltene Kommentierung des 1895 erschienenen Buches eines Herrn v. Massow mit dem Titel "Reform oder Revolution".
Das müsste dort etwa die Seite 69 sein (in der Raab'schen Edition. Andere Ausgaben können in der Seitenangabe variieren).

Soweit inhaltlich von einander "unterschieden" sind diese unterschiedlichen Herren dann wohl kaum!

Noch ein charakteristischer Satz.
Ein der Frühzeit der "Katholisch-apostolischen Kirche" zuzuordnender Amtsträger selbiger, mit Namen Charles J. T. Böhm, postulierte in seiner im Jahre 1859 erschienenen Schrift mit dem Titel:
"Die Zeichen der Zeit und die Wiederkunft unseres Herrn Jesu Christi", auch den Satz (S. 6):

"Lasset uns das Schriftwort von den Kindern dieser Welt bedenken, daß sie klüger als die Kinder des Lichtes in ihrem Geschlechte sind, und lasset uns von ihnen lernen. Sind sie nicht, von einem Ende der Christenheit bis zum andern darüber einig, daß eine neue Zeit, eine neue Ordnung der Dinge uns bevorsteht und theilweise schon sich Bahn bricht? Sind sie nicht einig darüber, daß die Lehren und Grundsätze der kirchlichen, politischen und socialen Formen und Einrichtungen, welche wir von unseren Vätern ererbt, als veraltet, überlebt, hemmend und hindern für den Geist unserer Zeit, mit seinen neuen Lehren und Lebensformen anzusehen sind? Arbeiten nicht alle populären Staatsmänner und Volksführer darauf hin, ein neues Staatsgebäude aufzuführen, und zwar nicht in Gottes und Christi Namen, sondern im Namen des Volkes, in welchem der gefallene und sündige Mensch, ohne Buße und Besserung, ohne Zucht und Strafe, ein unerhörtes Maaß sinnlicher Genüsse und irdischer Glückseligkeit erreichen soll? Ist das nicht das eigentliche Charakteristische unserer Zeit und unseres Geschlechtes, daß der Unglaube Volksglaube und daß der Genuß des zeitlichen Lebens des Menschen höchstes und einziges Ziel geworden?"

Damit kommt der prinzipielle Konservatismus, die Rückwärtsgewamdheit dieser Kreise zutreffend zum Vorschein.
Und mit Abstufungen ist diese Rückwärtsgewandheit, das eigentliche Wesensgefüge des Christentums generell.
Das gegenwärtige Leben sei "nichts". Es sei aufzuopfern zugunsten eines imganären künftigen Lebens (am Sankt Nimmerleinstag).
Re: Vor fünfzig Jahren
geschrieben von: Drahbeck
Datum: 15. April 2010 03:39
Mitten in der Politik ist der "Wachtturm" vom 15. 4. 1960 wieder mal gelandet.
Ausgehend von der These, die USA sei "Südkönig", die Sowjetunion "Nordkönig", wird allerlei getan, um namentlich den vermeintlichen "Nordkönig", moralisch zu demontieren.
Da das Sitzungsgebäude der UN sich bekanntermaßen in New York befindet, und dort wie es üblicherweise zu sein pflegt, territoriale Immunität genießt, mussten es die US-Falken hinnehmen, dass da selbst hochrangige Politiker der Sowjetunion zu besagtem Sitzungsgebäude im Jahre 1959 mal anreisten.

Liebend gerne hätten ja die US-Falken, selbige mit einem zünftigen Haftbefehl begrüßt, aber das deuchte ihnen dann doch wohl auch; angesichts der diplomatischen Immunität, lässt sich das eher weniger realisieren.

Macht nichts befanden die US-Falken und ihre WTG-Sprachrohre. Dann werden wir die eben ersatzweise, mit einem zünftigen Propagandakrieg begrüßen.
Und für das US-Falken-Sprachrohr WTG, ist das alles eine willkommene Chance die eigene Leistungsfähigkeit dabei wieder einmal unter Beweis zu stellen.

Was, jene sowjetischen Politiker, beliebten Abrüstungsvorschläge vor dem Auditorium der UN zu unterbreiten?
Das da nicht die "Hühner lachen würden", so der Tenor der Kommentare der US-Falken und ihrer WTG-Sprachrohre.

Etwas in der Geschichte buddelnd kramt man aus. Schon im Jahre 1927 habe ein damaliger sowjetischer Außenminister namens Litwinow, vor einem Vorgängerforum der UN, auch schon mal Abrüstungsvorschläge unterbreitet. Die aber werden sinngemäß so kommentiert. Die seien doch noch nicht mal das Papier wert, auf dem sie dann fallweise auch gedruckt sind.
Warum wähnt man das.

Nun man registriert, die Nachfolgewirkungen des ersten Weltkrieges, machen sicherlich auch der Sowjetunion noch mächtig zu schaffen. Und vor allem sei ja die Sowjetunion damals, bedeutend schwächer, auch in wirtschaftlicher Beziehung gewesen.
Ergo würde eine Abrüstung so sie denn zustande käme, in erster Linie zur partiellen Schwächung der US-Falken beitragen.
Und damit war der Litwinow-Vorschlag, schon mal grundsätzlich begraben.

Nun also im Jahre 1959 erneut das Spektakulum von "Abrüstungsvorschlägen", an deren Realisierung, zeitgenössisch ohnehin kaum einer glaubte.
Aber ganz so vollmundig ihr "Hühnerlachen" wieder dazu anzustellen, war da den USA-Falken es diesmal doch wohl nicht möglich. Und das was sich im Vergleich zu 1927 inzwischen etwas verändert hatte, beschreibt dann auch der "Wachtturm" so:

"Von Menschen hergestellte Planeten kreisten sogar um die Sonne, und erst am Sonntag zuvor war eine 390 kg schwere Kugel, die von kommunistisch-sowjetischem Gebiet aus abgeschossen worden war, auf dem Mond ... aufgeschlagen."

Und dieses "Event" gab es ja so im Jahre 1927 noch nicht, dass müssen sich auch die US-Falken zugestehen.

Aber weiter bleibt deren Einschätzung unverändert. Außerhalb des Weltraumfahrt-Themas, sei die Sowjetunion weiterhin wirtschaftlich unterlegen. Ergo würde wiederum eine Abrüstung nur den "Südkönig" schwächen in erster Linie.

Und im Erbsenzählen verstand man sich in "Gottes eigenem Statistikland" (siehe beispielsweise die WTG-Statistiken) schon immer vortrefflich.
Ergo waren auch schon mal die 1959er Abrüstungsvorschläge, noch bevor sie denn ausgesprochen waren, faktisch schon "gestorben".

Wenn da nicht noch der Wermutstropfen zeitweiliger sowjetischer Führerschaft in Sachen Weltraumfahrt gewesen wäre.

Selbige madig zu machen, in den Augen religiöser Narren, läßt sich dann ja insbesondere das WTG-Buch "Dein Wille geschehe" angelegen sein, von dem auch diese WT-Ausgabe wieder einen Fortsetzungs-Vorabdruck, mit enthält.

Und namentlich die in ihren groben Linien schon eben skizzierten "Wachtturm"-Studienartikel, schwimmen letztendlich flankierend, ergänzend, auf derselben Wellenlänge.

Zu "lachen" bekamen die Russen da in diesen WT-Artikeln sicherlich nichts (siehe genanntes Litwinow-Beispiel).
Letztendlich betrieb damit die WTG flankierendes Flankenfeuer zur Unterstützung der US-Falken. Die religiösen WTG-Narren "wussten" zwar schon vordem, die Russen das sind doch wohl die Teufel in Menschengestalt. Aber Wiederholung, nochmals Wiederholung, und Verschärfung bereits gesagtem, ist auch in diesem Falle das Rezept der WTG.
Die Wallstreet-Falken, werden es zu schätzen wissen.
In Vergangenheit und Gegenwart!

Re: Vor fünfzig Jahren
geschrieben von: Drahbeck
Datum: 22. April 2010 00:40
In ihrer 1961 erschienenen Broschüre "Blut, Medizin und das Wort Gottes" muss auch die WTG (und sei es nur in Zitatform) einräumen:

"Es gibt jedoch Fälle, in denen der Arzt das Empfinden hat, der Blutverlust verlange eine direktere und sofortige Behandlung. Für Blut gibt es keinen wirklichen Ersatz. Sogenannte "Blutersatzmittel" können das, was das Blut im Körper leistet, nicht leisten ...
Das Dextran leistet nicht, was das Blut leisten kann; es hat kein Sauerstoffbindungsvermögen. Doch liefert es die notwendige Flüssigkeit für die noch vorhandenen roten Blutkörperchen, damit sie in Zirkulation bleiben, so daß der Sauerstoff die Körperzellen erreichen kann. Einige Ärzte haben Ersatzlösungen mit der Bemerkung zurückgewiesen, sie seien es nicht wert, verwendet zu werden."

Gleichwohl wurde noch einige Zeit vorher (in "Erwachet!" vom 22. 4. 1960) auf ein weiteres Blutersatzmittel hingewiesen. "Erwachet!" notiert:

"Zwei japanische Chirurgen berichteten, ein Blutersatzmittel aus einer Meeresalge gewonnen zu haben. Das Mittel wird "Alginon" genannt und es wurde bei 102 Unterleibsoperationen erfolgreich verwendet. Man stellte fest, daß durch "Alginon" Milz, Leber, Nieren, Nebennieren, Lunge oder Gehirn keinen Schaden erleiden. Dieses Mittel soll besser sein als Zucker- oder Salzwasser-Lösungen".

Letzteren Satzteil nochmals aufnehmend. Besser als genannte Lösungen.
Im Umkehrschluß: Dann sind besagte Lösungen wohl doch nicht so "optimal", eher in die Rubrik "Notlösungen" einortbar.
Ob denn jene Meldung aus dem Jahre 1960 über jenes neue "Wundermittel" denn auch tatsächlich auf Dauer gehalten hat, was deren gläubige Suggerierer den weismachen wollten, mögen andere - Fachleute - beurteilen.
Täuscht mich nicht alles ist denn jenes 1960er "Wundermittel" in den heutigen einschlägigen Diskursen zum Thema, kaum im relevanten Umfange im "Gespräch".

Gleichwohl ist das eine Frage, die da die Fachleute unter sich ausmachen mögen. Man ist wohl gut beraten, denen die Beurteilung dazu zu überlassen.
Und eine Publikumszeitschrift im Stile von "Reader's Digest", namens "Erwachet!" ist wohl kaum von Fachleuten dazu berufen, da das Zünglein an der Waage zu spielen.
Fachleute werden genannte Zeitschrift bei diesem Thema, eher der Rubrik Quacksalber zuordnen, und das sicherlich nicht ohne Grund!

Re: Vor fünfzig Jahren
geschrieben von:  Drahbeck
Datum: 01. Mai 2010 01:57
Zwei Notizen aus der "Wachtturm"-Ausgabe vom 1. 5. 1959 seien erwähnt.
Die eine spielte sich in Japan ab. Dort wurde in den Jahren nach 1945 ein kaum 18jähriger, zum Doppelmörder, wie es heisst "gegen Bezahlung". Nachfolgend wurde er zum Tode durch den Strang verurteilt. Tatsächlich vollstreckt wurde das Urteil jedoch erst am 10. 6. 1959.
Etwa acht Jahre lang war er somit inhaftiert.

Ein christlicher Missionar, außerhalb der WTG konnte den Delinquenten dann wohl in der Haftzeit "bekehren". Sonderlich wirksam schien diese "Bekehrung" aber nicht zu sein.
Auch ablesbar an dem Umstand, dass wie es heisst, einer seiner Freunde (des Täters) habe eines Tages auf der Strasse ein Exemplar des "Wachtturms" erhalten, selbst aber kein sonderliches Interesse dafür gehabt. Und in der Folge habe er nun jenen "Wachtturm" zu den Genannten ins Gefängnis gesandt.

Der nun seinerseits schrieb an das WTG-Zweigbüro in Tokio.
Folge der Häftling erhielt fortan Besuche eines WTG-Vertreters ("Pionier") auch wenn diese Besuche jeweils auf 15 Minuten zeitlich beschränkt waren.
Der WTG-"Pionier" konnte sich dann auch noch darüber freuen, dass er seinen "Interessierten" soweit brachte, dass er einige Monate später sogar (mit Erlaubnis der Gefängnisverwaltung) getauft wurde.
"Predigtdienst" absolvierte dann jener Neu-Zeuge unter anderem durch Briefeschreiben vom Gefängnis aus.

Saß er zwar etwa acht Jahre vor der Hinrichtung im Gefängnis, so kam dann doch eines Tages der Vollstreckungstag.
Und just am Vollstreckungstag fuhr ein Polizeiwagen vor dem WTG-Missionarheim vor, um (offenbar jenen Pionier) abzuholen, damit er die letzten Minuten vor dem schweren Gang des Verurteilten, noch einmal mit ihm sprechen könne.
Der WT meint betonen zu können, niemand anders (außer dem Gefängnispersonal) und eben jenem Pionier war dann anwesend.
Selbst der leibliche Vater wurde über die Hinrichtung erst informiert, als sie beendet war.
Soweit also der Sachverhalt.

Es ist wohl offenkundig dass der Täter in einer Zwangslage sich befand. Stichwort nur die 15-Minutige Sprecherlaubnis. Auch sonst dürfte sein Gefängnisleben von einigen Einschränkungen flankiert gewesen sein.
Jener Fall mag sich ja für die WTG propagandistisch gut machen.
Sonderlich "überzeugend" dürften wohl "Bekehrungen" der Art, wohl kaum sein.

In der Rubrik: "Fragen von Lesern" begegnet man in dieser WT-Ausgabe auch eine zum Thema der WTG-Blut-Gesetzlichkeit.
Die sollte sich mal namentlich der WTG-Apologet Poppenberg, mit seinem die WTG-Blutpolitik verharmlosenden Blut-Video unter die Nase reiben.
Herr Poppenberg stellt es ja so dar, als wäre etwa Eigenblutübertragung im Fall der Fälle, der "Königsweg".
Nachstehend dann jene "Leserfrage" in Reproform.

Re: Vor fünfzig Jahren
geschrieben von:  Drahbeck
Datum: 08. Mai 2010 06:11
Es ist zwar nur eine Kurznotiz in "Erwachet!" vom 8. 5. 1960, gleichwohl liegt sie ja auf der WTG-Linie, vermeintliche Blutersatzmittel zu bejubeln.
Diesmal teilt "Erwachet!" mit:

"Zwei Bostoner Ärzte von der Havard-Universität führen jetzt Herzoperationen, bei denen eine Herzöffnung notwendig ist, unter Verwendung von normaler Kochsalzlösung statt Spenderblut im Pumpen-Oxygenerator durch. Sie wollen damit vor allem die mit Bluttransfusionen verbundenen Gefahren vermeiden. Das neue Verfahren wurde bisher bei 24 Patienten erfolgreich angewandt, wobei die Operationen bis zu 84 Minuten dauerten. Dies meldete der "Wiesbadener Kurier" aus New York."

Horst Knaut etwa zitiert in seinem Zeugen Jehovas-bezüglichen Buch "Propheten der Angst", und auch andere Autoren:

"Zeugen Jehovas haben seit einiger Zeit kleine Karten mit dem folgenden Aufdruck in ihren Brieftaschen - für alle Fälle: "Keine Bluttransfusion. ... Ich verlange deshalb ausdrücklich, daß an mir keine Bluttransfusion vorgenommen wird. Ich übernehme die Verantwortung für allfällige Folgen. Im Falle großen Blutverlustes können Blutersatzstoffe wie Salzlösung und Dextran verwendet werden."
Ärzte wissen, daß es mit Blutersatzstoffen, die man auch weitgehend verwendet, nicht immer gelingen kann. Doch wie sie es selbst so klar bekunden, ist das den Zeugen Jehovas egal."

Der "Wachtturm" vom 15. 10. 1956 meinte in der Form eines Erfahrungsberichts jubeln zu können:

"Der Arzt sagte, ich hätte zwei Drittel meines Blutes verloren, und ohne Bluttransfusion hätte ich keine Möglichkeit, wieder zu genesen. Auf eigene Verantwortung ließ mein Mann zwei Flaschen Dextran holen und bestand darauf, daß diese angewandt wurden. Wegen seiner Beharrlichkeit beschlossen die Ärzte, sich meiner als eines
Probefalles zu bedienen. Ich reagierte auf Dextran ... gut".

Hier werden also auf Laienebene gewisse, vermeintliche "Patentrezepte" favorisiert.
Das ist eben das eigentlich bedenkliche. Da werden also der Presse entnommene "Erfolgsmeldungen" in den Stand eines Dogmas erhoben.

Das muss man sich nochmals auf der Zunge zergehen lassen.
Da diktieren also Medizinlaien, den Ärzten sie haben das "Wundermittel" Dextran zu verwenden.
Jene Medizinlaien, stellen ihr vermeintliches "Wissen" über das von ausgebildeten Ärzten.
Und die Quelle woher diese Medizinlaien ihre "Weisheit" entnommen haben, sind die Zeugen Jehovas-Zeitschriften.
Die wiederum haben ihre "Lichtblitze" zusammengestoppelten Presseberichten entnommen, die keineswegs alle Details des Für und Wider beleuchten.
Wenn es nicht so traurig wäre, könnte man das ganze mit der Überschrift Quacksalberei der schlimmsten Art versehen!

Das WTG-Buch "Unterredungen anhand der Schriften" meint dazu noch bagatellisieren zu können:
"Jemand könnte sagen:

"Ihr laßt eure Kinder sterben, weil ihr Bluttransfusionen ablehnt. Das
ist grausam."

Darauf könnte man erwidern: "Wir nehmen für sie ungefährlichere Behandlungsmethoden in Anspruch. Wir akzeptieren solche Verfahren, die nicht die Gefahr der Übertragung von AIDS, Hepatitis und Malaria in sich bergen. Wie alle liebevollen Eltern wünschen wir die beste Behandlungsmethode für unsere Kinder." Dann könnte man hinzufügen:
"Bei hohem Blutverlust muß in erster Linie Flüssigkeit ergänzt werden. Ihnen mag bekannt sein, daß unser Blut neben roten und weißen Blutkörperchen sowie anderen Substanzen zu über 50 Prozent aus Wasser besteht. Verliert jemand viel Blut, so schüttet der Körper von sich aus große Mengen von Blutkörperchen in das Blutsystem aus und beschleunigt die Produktion neuer Blutkörperchen. Was jedoch fehlt, ist ein ausreichendes Flüssigkeitsvolumen. Dieser Mangel kann durch blutlose Plasmavolumenexpander behoben werden, und gegen diese Stoffe haben wir nichts einzuwenden."
"Bei Tausenden von Personen sind durch Plasmavolumenexpander hervorragende Ergebnisse erzielt worden." ...
Oder man könnte sagen: "Ich kann Ihren Standpunkt verstehen.
Vermutlich stellen Sie sich vor, was Ihrem Kind in einer solchen Situation widerfahren könnte. Welche Eltern würden nicht jede erdenkliche Anstrengung unternehmen, damit es ihrem Kind gutgeht? Wenn also Leute wie Sie und ich eine bestimmte medizinische
Behandlungsmethode an ihrem Kind verweigern, dann muß es dafür schon
einen zwingenden Grund geben." ...

Man vergleiche auch:

Parsimony.19461

http://forum.mysnip.de/read.php?27094,50342,52489#msg-52489

Re: Vor fünfzig Jahren
geschrieben von:  Drahbeck
Datum: 15. Mai 2010 01:34
Im WTG-Buch "Jehovas Zeugen Verkündiger des Königreiches Gottes" (S. 546) kann man auch die Sätze lesen:

"Norman Barber, der von 1947 bis zu seinem Tod im Jahre 1986 in Birma (heute Myanmar) und in Indien tätig gewesen war, drückte es so aus: "Wer sich darüber freut, daß er von Jehova gebraucht wird, dem ist ein Ort ebenso gut wie ein anderer. . . . Offen gestanden, das tropische Klima ist nach meinem Begriff kein ideales Klima, in dem ich leben möchte. Auch ist die Art, wie die Menschen in den Tropen leben, nicht die Lebensweise, die ich persönlich wählen würde. Aber es gibt wichtigere Dinge, die in Betracht gezogen werden müssen ..."

Einige Jahre schon vor diesem Votum, widmete der "Wachtturm" vom 15. 5. 1960 in seiner Serie "Mein Lebensziel verfolgend", jenem eben zitierten Norman Barber (nicht zu verwechseln mit einem anderen, Carey Barber) einen eigenen Artikel. Zwar redet auch der 1960er Artikel davon, dass es diesem wohl in Kanada gebürtigen Barber, letztendlich nach Birma verschlagen habe. Indes seine Äußerungen über das dortige Klima auch mit wieder zu geben, hielt man im Jahre 1960 offenbar nicht für opportun.

Folgt man dem 1960er Artikel befand sich der Genannte schon seit Anfang der 1920er Jahre im WTG-Sog.
1921 getauft, und schon 1923 in den Dienst des Brooklyner WTG-"Bethels" eintretend.
Letzteres darf man wohl so verstehen. Kaum in "gehobener" Position, aber immer gut genug als Druckereiarbeiter zu agieren.
Für seine Zeit dort, verwendet er selbst die Vokabel

"begann für mich eine befremdende und doch wunderbare Zeit".

Er unterlässt es aber, dieses "befremdende" dann auch mal näher zu beschreiben.
Vielleicht kann man einen weiteren Fingerzeig dann seine Anmerkung entnehmen:

"Vieles mußte gelernt und es mußte Zucht angewandt werden."

Wie man weis gehört das "Zucht anwenden" auch zum Programm anderer Organisationen, etwa des Militärs, wo angehende Rekruten nicht selten kräftigst "geschleift" werden.
Ob denn besagte Herr Barber damals das Gefühl hatte, sich in einer vergleichbaren Situation zu befinden?
Angesichts des fehlens einer definitiven Aussage dazu, in diesem Artikel, mag diese Frage einstweilen offen bleiben.

Den nächsten Fingerzeig bei der Beantwortung jener Frage, kann man dann wohl auch seiner Angabe entnehmen:

"Mag er (Barber) doch nicht dem besten Laufe folgen und dort bleiben, wo er hingestellt wird. Das war bei mir der Fall. Im Jahre 1929 verließ ich törichterweise das Bethel und versuchte es mit einer Beschäftigung in der Welt. Ich lernte rasch erkennen, daß dort für mich weniger denn nichts zu finden war. Es mag Leute geben, die sich an all dem was die böse Welt zu bieten hat, ergötzten, aber ich war nicht einer von diesen. Nach etwas mehr als einem Jahr wünschte ich, ich wäre im Bethel geblieben, doch war nun nichts mehr daran zu ändern."

Durchaus der Beachtung wert, ist auch das genannte Jahr 1929. Allgemein klassifiziert als Beginn der Weltwirtschaftskrise, die auch um die USA keinen Bogen machte.
Und sucht man nach Detailbeschreibungen dazu, kann man etwa auch auf das Buch von William Schnell verweisen, der da berichtete, wie die WTG-Hörigen bei ihrem Verkauf von WTG-Schriften selbst alte Autobatterien und Kühler in Zahlung nahmen.
Das wohl weniger aus dem Grund, weil sie "scharf" darauf waren den Schrotthändler zu spielen. Vielmehr als Indiz dafür, wie es denn um die wirtschaftliche Lage jener bestellt war, denen da das WTG-Schrifttum aufgeschwatzt wurde.
Mag es im Jahre 1929 auch noch nicht so krass gewesen sein, so lassen sich wirtschaftliche Abstiegszeiten doch auch mit gewissen Jahren verbinden.

Der vormalige "WTG-Soldat" Barber sucht nun 1929 also sein "Glück" in der "Welt" und fand es aber nicht.
Das er es denn erst mal suchte, spricht auch dafür, dass sich da wohl einiges an Erfahrungen in seiner WTG-Zeit angestaut hatte.

Einen Zeitsprung jetzt vornehmend, kann man auch auf die US-amerikanischen Autorin Barbra Grizutti Harrison verweisen, die da in ihrem Buch "Vision of Glory" auch den markanten Vergleich zu Protokoll gab:

"Die 13 Jahre, in denen ich aktive Zeugin Jehovas war, haben mich genauso gut auf das Leben vorbereitet wie ein gleichlanger Aufenthalt in einer Skinner-Box am Nordpol."

Wann das Geburtsjahr jenes Herrn Barber war, wird ja in dem Artikel nicht mit ausgeführt. Einiges spricht dafür dass er schon in seinen relativ jungen Jahren, in den Dienst der WTG eintrat.
Angaben über eine eventuell absolvierte Berufsausbildung gibt es in dem Artikel nicht.
Krass formuliert, stellt also der Ungelernte Barber im Jahre 1929 fest. Die "Welt da draußen" wartet nicht auf ihn. Seine "Fähigkeiten" die er sich da in seiner WTG-Zeit angeeignet haben mag, sind nicht von der Art, als dass sie in einer Marktwirtschaft, zu damaliger Zeit, besonders "gefragt" gewesen wären.

Schon im Jahre 1930 trat er aufgrund dieser frustrierenden Erfahrungen, wieder in den WTG-Dienst ein; diesmal als Pionier.
Und er meint anmerken zu sollen; in all den Jahren habe ihm nie eine Mahlzeit gefehlt.
Nun, als er 1929 das Bethel verlies, dass kann wohl unterstellt werden, hatte er vielleicht weitergehende Visionen, als wie nur die Frage, was er denn morgen essen könne.
Und mit seinen weitergehenden Visionen ist er dann gestrandet.
1943 ernannte ihn die WTG dann zum "Sonderpionier".
Dreizehn Jahre also hatte er sich als einfacher Pionier durchzuschlagen, bis er es eine Stufe weiter schaffte.
1946 wurde er dann an die WTG-eigene Gileadschule eingeladen, was wohl die nächste Stufe seiner "Karriereleiter" darstellt.

Seine Überlegung die sich nach Absolvierung selbiger ergab, fasst er dann in die Worte:

"Wenn Millionen Menschen in Burma leben können, warum sollte dann nicht auch ich dort leben können?"

Eine solche Formulierung spricht nicht unbedingt dafür, dass er jenes Land denn als sein Traumland ansehen würde.
Erst als er bereits in Burma war, verheiratete er sich dort, mit einer direkt in Burma geborenen WTG-Pionierin.
Damit war sein Schicksal so oder so, besiegelt.
Zu B. G. Harrison; siehe auch:

Parsimony.3435

Parsimony.3593

Parsimony.3429

Re: Vor fünfzig Jahren/ heute
geschrieben von:  Frau von x
Datum: 18. Mai 2010 15:16

Drahbeck
Einige Jahre schon vor diesem Votum, widmete der "Wachtturm" vom 15. 5. 1960 in seiner Serie "Mein Lebensziel verfolgend", jenem eben zitierten Norman Barber ... .
...
Vielleicht kann man einen weiteren Fingerzeig dann seine Anmerkung entnehmen:

"Vieles mußte gelernt und es mußte Zucht angewandt werden."

Wie man weis gehört das "Zucht anwenden" auch zum Programm anderer Organisationen, etwa des Militärs, ...

TOMÀS OROSCO wollte gern "die Bibel studieren" und benutzte dazu ein heute nicht mehr aufgelegtes Buch der WTG?
Warum wird das Buch nicht mehr aufgelegt? Eignet es sich nicht mehr zum Studieren der Bibel?

Wieviel Wert ist das frühere "Studium" der Bibel anhand des nicht mehr aufgelegten WTG-Buches gegenwärtig?

WTG-Buch 1989 DU KANNST FÜR IMMER IM PARADIES AUF ERDEN LEBEN S.154

,,,Diese Generation [wird] auf keinen Fall vergehen ..., bis alle diese Dinge [einschließlich des Endes dieses Systems] geschehen" (Matthäus 24:34, 14).
Welche Generation meinte Jesus?
Er meinte die Generation, die im Jahre 1914 am Leben war. Diejenigen, die von dieser Generation noch am Leben sind, sind bereits sehr alt. Doch einige von ihnen werden noch am Leben sein, wenn dieses böse System zu Ende geht. Eines ist somit klar: In kurzem wird für alles Böse und für alle bösen Menschen das Ende kommen."

Eine überholte Lehre aus dem "Paradies"-Buch der WTG von 1989.

Momentane Lehre über die "Generation", veröffentlicht von der LK der ZJ nachlesbar in:
DER WACHTTURM Studienausgabe 15. April 2010 Abs. 14

Re: Vor fünfzig Jahren
geschrieben von:  Drahbeck
Datum: 22. Mai 2010 05:45
Eritrea, vor seiner staatlichen Unabhängigkeit, ein Teil von Äthiopien gewesen, ist verschiedentlich in Schlagzeilenform, in der Zeugen Jehovas-Geschichte in Erscheinung getreten. Vielleicht kann man die dortigen Geschehnisse, als "schon fast vergleichbar" mit denen seinerzeit in Malawi vergleichen, welches ja auch bekanntermaßen für einige Schlagzeilen, im genannten Kontext sorgte.
Es mag da graduelle Unterschiede geben, das ist wohl war. Aber in beiden Fällen haben die Betroffenen wenig zum "lachen" gehabt.
Auf den Fall Eritrea wurde auch hier schon verschiedentlich verwiesen.
Man vergleiche etwa
Parsimony.4238
Parsimony.10525
Parsimony.10527

Kommentarserie 1947

Dort Eintrag vom
09. März 2007 06:56:23

Nun begegnet man in der "Erwachet!"-Ausgabe vom 22. 5. 1960 einen Artikel mit der Überschrift "Christliche Missionare aus Eritrea ausgewiesen".
Dem Artikel zufolge, sandte die WTG ihre Missionare etwa ab 1950 dorthin.
Ein bemerkenswertes Zitat aus diesem Artikel:

"Wir reichten ein Gesuch ein, und als dieses genehmigt wurde, gründeten wir die Watch Tower Mission; neben den Rechten, die man uns gewährte, wurden wir auch verpflichtet, in Dörfern im Landesinneren Grundschulen zu unterhalten und in Addis Abeba eine Abendschule, an der kaufmännisches Wissen vermittelt wurde. Obwohl dies eine Abweichung von der sonst bei uns üblichen Methode, das Missionswerk zu betreiben, bildete, erfüllten wir gerne die Aufgabe, die uns in Verbindung mit dem Bildungsprogramm der kaiserlichen Regierung zufiel. Diese Schulen kosteten unsere Organisation Tausende von Dollar, die äthiopische Regierung dagegen keinen Cent."

Dann darf man ja wohl nicht vergessen, auch Äthiopien gehört zu den Armenhäusern dieser Welt.
Wenn die dortige Regierung die Gewährung des Wirkens von WTG-Missionaren mit Auflagen gekoppelt hat, die für Zeugen Jehovas-Verhältnisse, in der Tat ungewöhnlich sind, gehört nicht allzuviel Phantasie dazu um zu erkennen, dass die WTG wohl diese Auflagen eher als Übel angesehen hat, dem man "einstweilen" noch nicht aus dem Wege gehen konnte.
Auch wenn der "Erwachet!"-Artikel das so nicht weiter ausführt, kann weiter unterstellt werden. Besonderen "Eifer" just diese Auflagen betreffend, dürfte die WTG wohl kaum an den Tag gelegt haben. Da hat die WTG schon mal prinzipiell andere Interessen.
Es kann weiter unterstellt werden, aus der Sicht der äthiopischen Regierung, waren der vor allem die genannten Auflagen wichtig.
In Bewertung dessen was dann aber tatsächlich geschah, verdichtete sich dann wohl in äthiopischen Regierungskreisen zunehmend die Erkenntnis:
"So, hatten wir uns das eigentlich nicht vorgestellt!"
Und eben als eine Konsequenz dieser Erkenntnis beschloss man halt jene unliebsamen Missionare dann wieder aus dem Lande herauszuschmeißen.

Sechs Druckseiten ist der WTG ihr Jammer-Artikel in der genannten "Erwachet!"-Ausgabe wert.
Ein offenbarer Vorwurf der äthiopischen Behörden auch der, des "Staatsgefährlich" seins der WTG-Religion.

Den wiederum kennt man ja auch aus anderen Regionen und Zeiten dieses Planeten. Und sieht man sich die Details dann dazu näher an, stellt man nicht selten fest.
Da veranstalten gewisse Regierungen von Zeit zu Zeit mal eine "Volkszählung". Für die aber ziehen sie es dann aber doch lieber vor, die Vokabel "Wahlen" zu verwenden.
Und siehe da, ein paar Stimmen bei diesen Volkszählungen fehlen offenbar.
Und schon ist der flotte Vorwurf der "Staatsgefährlichkeit" konstruiert.

Zu Eritrea sei dann noch ein weiteres Zitat mit vorgestellt.
Herr Michael Kuras schreibt in seinem Buch "Erlebte Höhen und Tiefen eines Zeugen Jehovas" auch die Sätze:

"Ich habe seit einigen Jahren einen Briefwechsel mit einer Familie aus Eritrea, die alle Zeugen Jehovas sind. Dort herrschte jahrelang der Unabhängigkeitskrieg. ... Nach dem Sieg und der Unabhängigkeit Eritreas, wurden alle Bürger aufgefordert an den Wahlen sich zu beteiligen. Nun schrieb mir meine afrikanische Bekannte, sie hätten nicht daran teilgenommen, und jetzt würden sie wiederum bitter verfolgt werden. Sie hätten Arbeit und Wohnung verloren und sie sind vielen anderen Schikanen ausgesetzt worden.
Hätte dies nicht vermieden werden können? Habe ich mich gefragt. Vielleicht hätte man durch eine andere Vorgehensweise der Verfolgung aus den Weg gehen können, zum Beispiel durch die Abgabe eines ungültigen Wahlzettels. Diesen Vorschlag habe ich ihr nie geschrieben, trotzdem habe ich mir darüber meine eigenen Gedanken gemacht. Denn man muss nicht immer Märtyrer sein, wenn es auf legale Weise zu umgehen ist."

Nun dürfte gegen diese Überlegungen von Herrn Kuras nichts einzuwenden sein.
Der Haken ist nur der, Herr Kuras vermag eben nicht die offizielle WTG-Politik zu bestimmen.
Sein Buch wurde ja nicht von der WTG herausgegeben. Ergo muss sie ihm halt "Narrenfreiheit" zubilligen, bzw. kann seine Meinungsäußerung nicht verhindern.

Gleichwohl ist offizielle WTG-Politik die des "Demonstrierens".
Das war schon in Hitlerdeutschland, Ostdeutschland, Malawi, Äthiopien und anderswo so.
Und die Betörten machen das Spiel des "Demonstrierens" ja mit.
Wollte man den "Demonstrierens"-Charakter etwa abmildern, müsste zugleich - und nicht zuletzt - auch der Aspekt des sogenannten Predigtdienstes angesprochen werden.
Da ist aber in Erkenntnis "es geht ans Eingemachte", die WTG eben nach wie vor, nicht zu nennenswertem Zurückstecken bereit.
Die Folgen in Diktaturstaaten sind dann eben besonders drastisch. So auch im Falle Äthiopien/Eritea.

Dann muss noch ausdrücklich darauf hingewiesen werden.
Wenn von der "Erwachet!"-Ausgabe von 22. 5. 1960 die Rede ist, kann keineswegs der darin mit enthaltene Artikel:
"Sollte ein Christ den Psychiater konsultieren", übergangen werden.
Zu letzterem siehe (unter anderem)

Zur seelischen Gesundheit von Zeugen Jehovas

Re: Vor fünfzig Jahren / heute
geschrieben von:  Frau von x
Datum: 23. Mai 2010 22:33

Drahbeck
Zu Eritrea sei dann noch ein weiteres Zitat mit vorgestellt.
Herr Michael Kuras schreibt in seinem Buch "Erlebte Höhen und Tiefen eines Zeugen Jehovas" auch die Sätze:

"Ich habe seit einigen Jahren einen Briefwechsel mit einer Familie aus Eritrea, die alle Zeugen Jehovas sind. Dort herrschte jahrelang der Unabhängigkeitskrieg. ... Nach dem Sieg und der Unabhängigkeit Eritreas, wurden alle Bürger aufgefordert an den Wahlen sich zu beteiligen. Nun schrieb mir meine afrikanische Bekannte, sie hätten nicht daran teilgenommen, und jetzt würden sie wiederum bitter verfolgt werden. Sie hätten Arbeit und Wohnung verloren und sie sind vielen anderen Schikanen ausgesetzt worden.
Hätte dies nicht vermieden werden können? Habe ich mich gefragt. Vielleicht hätte man durch eine andere Vorgehensweise der Verfolgung aus den Weg gehen können, zum Beispiel durch die Abgabe eines ungültigen Wahlzettels. ...

"Die Folgen in Diktaturstaaten sind dann eben besonders drastisch. So auch im Falle Äthiopien/Eritrea.

Jahrbuch der Zeugen Jehovas 2007 S.23

Eritrea:
Da unsere Brüder sich nicht an einer Volkszählung beteiligten, wurde ihnen aufgrund einer unterzeichneten Verordnung des Präsidenten von 1994 die Staatsbürgerschaft aberkannt. Die Entscheidung sorgte bei unseren Brüdern für schwere wirtschaftliche Notlagen. Hunderte flohen aus dem Land und suchten woanders um Asyl nach. Andere blieben, darunter Eltern mit schulpflichtigen Kindern. Im neunten Schuljahr werden alle Schüler - Jungen wie Mädchen - für eine militärische Ausbildung eingeschrieben. Daher haben sich viele Jugendliche entschieden, nach der achten Klasse die Schule zu verlassen.
Die Zusammenkünfte zu besuchen und sich am Predigtdienst zu beteiligen ist sehr gefährlich geworden. Ganze Versammlungen wurden verhaftet! ... Zurzeit sind 31 Brüder und Schwestern im Gefängnis, darunter ein 73-jähriger Bruder mit niederländischer Staatsbürgerschaft. Andere sind wegen Kriegsdienstverweigerung eingesperrt. Drei Brüder - ... - sind bereits seit 1994 in Haft.

2008 S.17: Die Regierung geht seit fünf Jahren rigoros gegen alle unabhängigen religiösen Gruppen vor, die nicht unter dem Dach der vier staatlich sanktionierten Glaubensgemeinschaften tätig sind. Jehovas Zeugen stoßen nach wie vor auf starken Widerstand. Selbst wenn unsere Brüder in Privatwohnungen zusammenkommen, sind sie nicht sicher vor Verhaftungen, Folter und starkem Druck, ihrem Glauben abzuschwören. Im April 2007 waren 24 Zeugen Jehovas immer noch im Gefängnis, weil sie Zusammenkünfte besucht, gepredigt oder aus Gewissensgründen den Militärdienst abgelehnt hatten. ... drei sind seit 1994 im Gefängnis. Zusätzliche Bemühungen, unseren Brüdern zu helfen, sind zwar noch nicht erfolgreich gewesen, aber wir hoffen weiterhin, dass es für sie bald anders wird. Wir hören nicht auf, uns ihretwegen an Jehova zu wenden, der seine Diener "von Bedrückung und von Gewalttat" erlöst (Ps. 72:14).

2009 S.23: Unsere Brüder und Schwestern in Eritrea werden nach wie vor grausam und ungerecht behandelt. Eine Reihe von ihnen sind in Lagern eingesperrt, zum Teil unter extrem schlechten Bedingungen. Im Juli 2008 wurden sechs Brüder inhaftiert, darunter einige Älteste, die große Verantwortung tragen. Trotz intensiver Bemühungen und internationaler Appelle werden die Anbeter des allein wahren Gottes, Jehova, unerbittlich bekämpft.

2010 S.18: Am 28.Juni 2009 wurden unter völliger Missachtung fundamentaler Menschenrechte 23 Mitglieder einer Versammlung verhaftet. Darunter waren ältere Schwestern und drei Kinder im Alter von 2 bis 4 Jahren. Die älteren Schwestern wurden inzwischen wieder freigelassen, aber die Kinder werden weiterhin mit ihren Müttern festgehalten. Die Väter wurden schon vor längerer Zeit eingesperrt. Damit befinden sich nun ganze Familien im Gefängnis. Gegenwärtig sind 64 Brüder und Schwestern eingesperrt, ... .

Re: Vor fünfzig Jahren
geschrieben von:  Drahbeck
Datum: 01. Juni 2010 06:18
In der 1995er WTG-Broschüre "Jehovas Zeugen und die Schulbildung", welche die Nachfolgefunktion der dafür aus den Verkehr gezogenen Vorgänger-Broschüre "Jehovas Zeugen und die Schule" wahrnimmt (dieweil "Jehovas Zeugen und die Schule" auch für Außenstehende erkennbar, zu ungeschützt die totalitäre WTG-Fratze offenbarte).
In besagter 1995er Broschüre findet man auch die Angabe. Zu den Ländern, wo die WTG Lese- und Schreibkurse durchführt, gehört auch das Südamerikanische Land Bolivien.

Nun "reist" sich die WTG nicht unbedingt danach, Lese- und Schreibkurse zu veranstalten. Das wird allenfalls dann realisiert, wenn das Schulwesen des betreffenden Landes sich auf einem erschreckend niedrigen Niveau befindet. Wenn das also die Voraussetzung bildet, um den Betörten das WTG-Schrifttum inhaltlich näher zu bringen.
Das nun auch Bolivien zu diesen Ländern der Negativ-Auslese zählt, ist wiederum ein Signal dafür, wie es denn um die wirtschaftliche Situation dort bestellt ist.
Zwar betrieb die WTG schon in den 1920er Jahren Propaganda in Bolivien. Damals aber noch ohne nennenswerten Erfolg. Das änderte sich erst in den Jahren nach 1945, mit der Entsendung einiger WTG-Missionare dorthin.

Der "Wachtturm" vom 1. 6. 1960 stellt in der Serie "Mein Lebensziel verfolgend", solch einen WTG-Misionar, namens Harold A. Moris vor, den es im Verfolg der WTG-Politik dann nach Bolivien verschlug.
Es versteht sich, dass solche WTG-Missionare, nach der Konsolidierung in den entsprechenden Ländern, dann für die "höheren Weihen" auserkoren sind. So auch in diesem Fall, der es dort noch bis zum "Kreisdiener" (damalige Bezeichnung) brachte.

Ein Schlaglicht über die Situation in Bolivien bildet dann wohl auch der WTG-Jubelbericht, es sei ihr gelungen, eine stattliche Zahl von Mennoniten abzuwerben.
Ja ja, so ist das halt. Es gibt ja immer wieder mal Wechsler vom "Regen in die Traufe". So auch in diesem Fall.
Siehe dazu auch:
Parsimony.15084

Als älteren Hintergrundbericht, siehe auch:
Parsimony.23553

Zu Bolivien kann man auch vergleichen
Kommentarserie1958
Dort der Eintrag vom
08. November 2008 05:41

Und dann sei ja nochmals auf den Bolivien bezüglichen Bericht von Domitila Barrios de Chungara verwiesen

Auch sie machte ja Bekanntschaft mit der WTG-Religion.
Es sei da besonders nochmals auf ihre wohl charakteristische Aussage verwiesen:

"Außerdem sind die Zeugen Jehovas in Siglo XX -Llallagua meistens Reiche, sie leiden kein Elend wie wir. Ich weiß nicht, wie es in anderen Ländern ist, aber hier ist es so.
Dann sagte Bruder Alba, der damals der Reichste in Llaallagua war er lebt glücklich und zufrieden in diesem Leben, weil er keine Not leidet und weil er das Wort Gottes kennt - wird er sich nicht prostituieren, wird nicht lügen, wird nichts von diesen Sachen tun. Und er wird also in das Himmelreich kommen. Und zu dieser Witwe, die soviel in diesem Leben leidet, wird Gott zum Schluss sagen: Gut, ich habe Euch gesagt, Ihr sollt diese Sachen nicht tun. Nun fahre zur Hölle. Wird das geschehen?"

Zur Konservierung dieser Zustände, trägt letztendlich auch die WTG-Religion mit bei.

Re: Vor fünfzig Jahren
geschrieben von:  Drahbeck
Datum: 08. Juni 2010 06:19
In der "Erwachet!"-Ausgabe vom 8. 6. 1960 erfuhr der Leser auch etwas über die dramatische Wohnungsnot in Hongkong (damals noch eine britische Kolonie; seit Mitte 1997 als zugestandene Sonderwirtschaftszone mit Marktwirtschaft härtester Manchesterkapitalistischer Ausrichtung) politisch ein Teil von China.
Das Wohnungsproblem lässt sich sicherlich auch an den Bevölkerungsdaten ablesen.
Die stiegen von 7.500 im Jahre 1841, auf 600.000 im Jahre 1945 bis auf 7 Millionen im Jahre 2005.

Traditionell praktizierte Hongkong gegenüber China das System der offenen Grenze. Eine hermetisch abgeriegelte Grenze, wie etwa zwischen Nord- und Südkorea, gab es dort wohl niemals. Auch nicht, als 1949 und nachfolgende Jahre, die Kommunisten in China das Ruder übernahmen. Und die kommunistische Politik erzeugte, wie auch in anderen kommunistischen Ländern, zusätzliche Flüchtlingsströme. Die konnten sich relativ ungehindert, auch nach Hongkong ergießen. Es ist offenkundig, dass diese Bevölkerungsströme, das bereits bestehende Wohnungsproblem, zusätzlich verschärften.
In der ersten Zeit nach 1949 hausten viele der Flüchtlinge in selbst gezimmerten Primitivbaracken, die weder den minimalsten Feuerpolizeilichen, noch sanitären Ansprüchen genügten.

Und es trat ein, was zu befürchten war, mehrere Feuersbrünste verwüsteten solcherlei Barackensiedlungen und produzierten zusätzlich Obdachlose die nunmehr auf den Straßen kampieren mussten.
Erst spät und sehr zögerlich, setzte sich dann wohl in Hongkong die Erkenntnis durch. Einstöckige Baracken, erweisen sich in der konkreten Situation als kontraproduktiv. Man müsse eindeutig auf Hochhaussiedlungen orientieren.
Das aber bedeutete nicht, dass damit nun ein - gemäss europäischen Maßstäben - halbwegs annehmbarer Wohnraum den Betroffenen zur Verfügung stände. Nach wie vor besteht der Umstand, dass Erwachsenen wohl nur etwa 2 m2 Wohnfläche zur Verfügung stehen. Das war schon zur Zeit des genannten "Erwachet!"-Artikels so, und hat sich in den nachfolgenden Jahren nicht unbedingt, für die Masse der Bevölkerung verändert.
Man lese mal den entsprechenden Artikel der Wikipedia, dann kann man sich selbst einen diesbezüglichen Eindruck verschaffen.
http://de.wikipedia.org/wiki/Hongkong

"Erwachet!" hat in seinem 1960er Hongkongs-Artikel - aus zeitgenössischer Sicht - relativ sachlich berichtet. Auffallend jedoch ist, jener Artikel enthält keinerlei Angaben zur religiösen Situation in Hongkong. Dies ist insofern ungewöhnlich, als die WTG es doch selten versäumt, in ihrer Berichterstattung, selbige mit zu reflektieren.
Da mag ein Blick andernorts entnommener Daten schon erhellender sein.
Nur zehn Prozent der Gesamtbevölkerung Hongkongs, werden dem Christentum zugerechnet in seinen verschiedenen Ausprägungen. Das die WTG-Religion da eine Minorität im dortigen christlichen Spektrum war und ist, liegt auch zutage.

Dazu ein paar Zahlen.
Das WTG-Verkündiger-Buch spricht davon, dass Russell höchstpersönlich, schon im Jahre 1912 im Rathaus von Hongkong einen öffentlichen Vortrag dozierte.
Offenbar hielt sich die Resonanz darauf in Grenzen, denn für das Jahr 1965 bezifferte die WTG die Höchstzahl ihrer dortigen Anhänger auf 245 was einer Verhältniszahl von 1 zu 15.102 zur übrigen Bevölkerung entspräche.
Jene Verhältniszahl sackte aber schon im Jahre 1970 auf 1 zu 17.021 ab.
Die WTG 1975-Verkündigung schuf dann offenbar auch dort eine Boomsituation
Für 1975 wird eine Höchstzahl von 455 WTG-Hörigen genannt, gleich einer Verhältniszahl von 1 zu 8.791.
Auch in den nachfolgenden Jahren war der WTG-Boom weitgehend ungebrochen.
Wie bereits vernommen, gab es dann im Jahre 1997 in Hongkong eine politische Zäsur.
Daher interessieren auch die WTG-Daten für jenes Jahr.
Sie nennt für 1997 eine Höchstzahl von 4.313 gleich einer Verhältniszahl von 1 zu 1.569.
Im Jahre 2002 betrug dann diese Verhältniszahl auf 1 zu 1.392
Sie sackte aber bis zum Jahre 2006 auf 1 zu 1.486 wieder ab.
Das scheint dann wohl der relative Tiefpunkt gewesen zu sein.
Denn für das Jahr 2009 wird wieder eine Verhältniszahl von 1 zu 1.387 genannt.

Dann noch ein Zitat aus der Wikipedia:

"Da die Wirtschaft Hongkongs mit der Volksrepublik China und anderen asiatischen Ökonomien konkurriert, sieht die Hongkonger Regierung ein hohes Bildungsniveau als einzige Möglichkeit, den hohen Lebensstandard in Hongkong aufrecht zu halten. Es gibt deshalb Pläne, dass mit dem Jahr 2010 etwa 60 % aller Berufseinsteiger eine Hochschulausbildung haben sollen."

Genau diesen Aspekt betreffend, erwies und erweist sich die WTG-Religion, als ausgesprochen kontraproduktiv!

Penton etwa zitiert:

In einem Artikel in Erwachet! vom 22. Dezember 1968, den ein Wachtturm-Missionar aus Hongkong schrieb, wurde gesagt:
Die Angehörigen der akademischen Berufe können als gute Beispiele dafür angesehen werden, wie sich die "akademische Bildung" auswirkt. Sie bilden die Intelligenz, eine Schicht der wissenschaftlich Gebildeten. Sie sind oft stolz, den Bedürfnissen der weniger begünstigten Bevölkerung gegenüber kalt, eingebildet, ehrgeizig, eigenwillig und rücksichtslos. Sie sind überzeugte Anhänger der atheistischen Abstammungslehre geworden. Nach ihrer Auffassung sind die Akademiker die einzige Hoffnung auf Fortschritt."

Man vergleiche auch den Kommentar zu einem WTG-Missionar namens William Carnie, den es da im WTG-Auftrag auch nach Hongkong verschlagen hatte.
http://forum.mysnip.de/read.php?27094,727,5050#msg-5050
Eintrag vom 01. Juni 2008 07:09

Offenbar nimmt Penton auf den "Erwachet!"-Artikel bezug mit der provokativen Überschrift:

"Hüte dich vor einseitiger Bildung"

und dem Untertitel

"Vom 'Awake'-Korrespondenten in Hongkong".

Jener Artikel polemisiert dann ja eindeutig gegen eine "akademische Bildung."

Aus dem WTG-Verkündiger-Buch sei noch der Satz entnommen:

"In Hongkong sind überwiegend junge Menschen Zeugen Jehovas geworden.
Aber sie stehen unter enormem Druck in einem System, in dem eine Hochschulausbildung und ein gutbezahlter Beruf Vorrang haben. Die Eltern betrachten ihre Kinder als Kapitalanlage, die ihnen in späteren Jahren ein sorgenfreies Leben garantiert."

Diese Aussage muß namentlich auch unter dem Aspekt des extremen Manchesterkapitalismus dort, gesehen werden. Staatliche Renten weitgehend unbekannt. Nur "Selbstvorsorge" gilt. Das unter diesen Rahmenbedingungen, der "Generationenvertrag" weitaus größere Bedeutung hat, als andernorts, liegt auch auf der Hand.

Die WTG indes ist vorrangig daran interessiert, die Jugend für ihre eigenen egoistischen Ziele zu schröpfen. Das führt zwangsläufig zu Konfliktpotentialen, die einen größeren Umfang als andernorts, erreichen.

Re: Vor fünfzig Jahren
geschrieben von:  Drahbeck
Datum: 15. Juni 2010 01:16
In einem sechs Druckseiten umfassenden Artikel geht der "Wachtturm" vom 15. 6. 1960 der Frage nach "Die Apokryphen von Gott oder von Menschen?"
Sein Resümee fasst er dann in der These zusammen

"nicht von Gott sondern von Menschen."

Da mag man ihm ja auch nicht widersprechen. Unsereins würde Widerspruch allenfalls bei jenen Schriften ansetzen, die der WT als "nicht von Menschen" definieren will.
Jedenfalls scheint die Frage der (alttestamentlichen) Apokryphen einige im Verlauf der Christentums-Geschichte umgetrieben zu haben.

"Durch Hieronymus der als Grundlage für seine lateinische Vulgata-Übersetzung die Septuaginta benütze" sollen laut WT die Apokryphen Eingang in die katholische Bibel gefunden haben.
Sie seien dann von einem römisch-katholischen Konzil zu Trient des Jahres 1546 als kanonisch erklärt worden, was wiederum von anderer Seite angefochten wird.
Sie seien in frühen Bibelübersetzung nicht gesondert ausgewiesen, sondern überall dort mit eingefügt worden, wo man es aus sachlichen Gründen als opportun ansah.
Dem Martin Luther wird es dann zugeschrieben, sie separat im Bibeltext ausgewiesen zu haben.

In englischen Bibelübersetzungen etwa zu ähnlicher Zeit, tobte der Streit. Einige nahmen sie mit auf. Andere wiederum nicht.
Besonders vehement sollen sich in England, dann die Puritaner gegen die Apokryphen positioniert haben; so sehr, "dass man sie als Bekämpfer der Apokryphen verschrie".
Schottische Protestanten sollen dann gar der Britischen Bibelgesellschaft das Ultimatum gestellt haben.
"Entweder verschwinden die Apokryphen aus der Bibel oder wir entziehen euch unsere finanzielle Unterstützung."

Der WT meint dann wahrzunehmen, dass namentlich "liberale Kreise" (zu denen er sich selbst ja nicht zählt) in der Gegenwart Befürworter der Apokrypen, als zum Verständnis der Entwicklung von Religionen nützlich, bewerten würden.
Mit solch einer Position indes kann und will der WT nichts anfangen, berührt sie doch seine eigene "eingemachte These" der Verbalinspiration der Bibel als "Zauberbuch" und der WTG-Fürsten als deren Dirigenten.

Dann arbeitet der WT gewisse Widersprüche innerhalb des apokryphischen Schrifttums heraus, die eben in dem Verdikt gipfeln: "nicht von Gott inspiriert".
Ein Beispiel der "Wellenlänge" auf welcher der WT da segelt, ist z. B. seine These:

"Das Buch Baruch beweist durch seine für die Apokryphen typischen Fehler ebenfalls, daß es menschlichen Ursprungs ist."

Analoges unterstellt er auch allen weiteren Schriften dieses Genres.

Zu dem "Buch Jesus Sirach oder Ecclesiasticus" etwa kritisiert der WT:

"Daß dieses Buch nicht von Gott stammen kann, sondern von einem Menschen geschrieben worden sein muß, kann auch an der weltlichen Weisheit, die darin zum Ausdruck kommt, erkannt werden, so zum Beispiel an der schlechten Meinung, die der Schreiber von den Frauen hat. Im Gegensatz zu Gottes Wort, das unmißverständlich den Mann Adam, für das Leid und Weh, das über uns gekommen ist, verantwortlich macht, sagt er:
"Von einem Weibe kommt die Sünde her und alle sterben wir um seinetwillen. ..."

Wenn sich da der WT als quasi Verfechter der Frauenrechte zu verkaufen sucht, kann man wohl angesichts der eigenen Frauen-Zurücksetzungs-Politik, das nur als skurril bezeichnen. Selbstredend gilt dieser Vorhalt auch für andere, etwa die katholische Kirche mit ihrem Zölibat, und der Beschränkung des Priestertums nur auf das männliche Geschlecht.

Der WT schließt sich dann dem Urteil an, was zu bemängeln sei, dass der "prophetische Geist" in diesem Schrifttum fehle. Das wäre also ihr "Kardinalverbrechen".
Weniger stören tut offenbar dem WT das, was er bei der Referierung des Buches "Bel und der Drachen" wie folgt berichtet:

"In der ersten Hälfte deckt Daniel einen Betrug auf, den die Priester Bels verübten, indem sie Speisen aßen, die dem Götzen Bel vorgesetzt und angeblich von diesem verzehrt wurden. Als ihm geboten wurde, einen lebenden Drachen anzubeten, bewirkte er, daß dieser entzweibarst, indem er ihn mit einem Gemisch von Pech, Fett und Haaren fütterte ..."

Der WT richtet in seiner Berichterstattung sein Augenmerk nur auf die sogenannten alttestamentlichen Apokryphen.
Das die Religionswissenschaft indes auch von "neutestamtlichen Apokyphen" zu berichten weis. Darüber erfährt man im WT nicht den Bruchteil einer Silbe. Erst recht gibt es keinerlei inhaltliche Auseinandersetzungen mit diesem (auch geschichtlichen) Schrifttum.
Siehe zu letzteren auch:

Forumsarchiv 273

"Abschied von Höllen und Himmeln" betitelte Friedrich Heer mal eines seiner Bücher. In ihm thematisiert er unter anderem auch die "Petrus-Apokypse", welche - zeitweise - in der frühen Christenheit als anderen biblischen Schriften gleichwertig gehandelt wurde.
Wer die dann mal selbst gelesen hat, kann bestätigen. Hitlers KZ waren dann doch wohl nicht so originär. Schon die "Petrus-Apokalypse" gab einen "Vorgeschmack" davon. Und in ihr wiederum die Akzentverschiebung. Nicht mehr das "heidnische Rom" sondern die nicht "Rechtgläubigen" der eigenen Ideologielinie würden jene Hölle "verdienen".

http://books.google.com/books?cd=3&hl=de&id=4rkAAAAAMAAJ&dq=friedrich+heer+abschied&q=Ha%C3%9Fwelle

http://books.google.com/books?cd=3&hl=de&id=4rkAAAAAMAAJ&dq=friedrich+heer+abschied&q=Kirchen-H%C3%B6lle

Und seinem Buche stellt dann Heer auch noch einen Ausspruch von G. B. Shaw voran, zu dem wohl nicht allzuviel zu kommentieren wäre. Der "Mann blickt offenbar durch", wenn er auch ausrief:

"Hüte dich vor dem Menschen, dessen Gott im Himmel ist."

http://books.google.com/books?cd=3&hl=de&id=4rkAAAAAMAAJ&dq=friedrich+heer+abschied&q=shaw

Re: Vor fünfzig Jahren
geschrieben von:  Drahbeck
Datum: 22. Juni 2010 00:39
Sucht man Infos im Internet zum Stichwort "Madagaskar" kann man auch auf eine vom Auswärtigen Amt der Bundesrepublik Deutschland gestaltete Seite dazu gelangen, die betitelt ist:
"Madagaskar
Reise- und Sicherheitshinweise
Stand 12.06.2010
(Unverändert gültig seit: 21.05.2010)"

http://www.auswaertiges-amt.de/diplo/de/Laenderinformationen/Madagaskar/Sicherheitshinweise.html

Und liest man dann jene Seite, erschliesst sich eher ein düsteres Szenario.
Stellvertretend mögen dafür nur die Sätze stehen:

"In letzter Zeit ist ein deutlicher Anstieg der Kriminalität zu verzeichnen. ...
Deutschen Staatsangehörigen, die sich länger in Madagaskar aufhalten, wird empfohlen, der Botschaft ihre Kontaktdaten zu übermitteln.
Vor den Küsten Somalias und seiner Nachbarstaaten sowie in den angrenzenden Gewässern besteht weiterhin ein sehr großes Risiko von Piratenangriffen und Kaperungen. Inzwischen werden auch Schiffe tief im Indischen Ozean (um die Seychellen und Madagaskar) sowie vor Kenia, Tansania, Jemen und Oman angegriffen und gekapert."

Ein Wikipedia-Artikel zum Thema Madagaskar notiert unter anderem:

"Die Wirtschaft Madagaskars trägt typische Züge eines Entwicklungslandes".

Was da in der eher vornehmen Vokabel "Entwicklungsland" beschrieben wird, kann in etwas weniger vornehmer Formulierung auch als "die Verdammten dieser Erde" beschrieben werden. Auch von einem nicht geringen Anteil an Analphabeten in jenem Lande ist die Rede.

Auch eine Phase als (vormalige) französische Kolonie weist denn jenes Land auf.
Und auch die religiösen Spinner in europäischen und amerikanischen Gefilden muss man da wohl mit benennen.
Etliche dieser Spezies können sich ja heutzutage nicht genug daran tun, Israel als "Augapfel Gottes" (selbstredend zu lasten der umliegenden Länder) zu verherrlichen.
Da darf man diese Spinner vielleicht auch mal daran erinnern, dass es in geschichtlicher Dimension, noch nicht so überlang her ist, einer ähnlichen These - nur unter anderen Vorzeichen - begegnet zu sein.
Dazu nochmals ein entsprechendes Zitat:

In Heft 3/1939 (S. 29f.) der nunmehr als "Botschafter-Hefte" betitelten Bösenberg'schen Zeitschrift, entblödet er sich auch zu nachfolgendem kommentierten Bericht.
"Vor nicht langer Zeit hat Alfred Rosenberg bei einem Empfang ausländischer Diplomaten und Pressevertreter auch über die Judenfrage und ihre voraussichtliche Lösung gesprochen und dabei zum Ausdruck gebracht, daß Palästina die Juden der Welt niemals aufnehmen könne, daß daher andere Lösungen gesucht werden müßten, und er hat dabei angedeutet, daß auch ein kleiner zionistischer Staat von Deutschland wegen der von demselben ausgehenden internationalen Gefahren für den Weltfrieden abgelehnt werden müsse.
Es seien zwischen den Staaten schon die Pläne besprochen, die Juden entweder in Guayana (nördl. Südamerika) oder auf der großen Insel Madagaskar (Afrika) anzusiedeln und dort unter die behördliche Aufsicht der großen Demokratien zu stellen."

Das wiederum wähnt Bösenberg:
"würde völlig in Einklang stehen mit dem, was Gott als seinen Ratschluß durch die Propheten kundgegeben hat."
Und er legt nach mit der Aussage:
"Offenkundig diesem Göttlichen Ratschluß widersprechend aber ist der britische Versuch, mit Waffengewalt die in Palästina heimischen Araber zu zwingen, einer weiteren Einwanderung von Juden zuzustimmen. Dieser Versuch ist zum Scheitern bestimmt, das viele Blut fließt vergeblich."

Weiter geht es bei ihm mit der Aussage:
"Ganz offensichtlich ist die Tatsache, daß unser deutsches Volk und seine nationale Regierung das treibende Element sind, welches auch die Judenfrage zu einem die ganze Welt bewegenden Frage gemacht hat.
Wie war das möglich?
Erinnern wir uns daran, daß vor 50 Jahren schon einmal eine ähnliche antisemitische Bewegung durch unser Volk ging, die aber nach kurzen Anfangserfolgen ergebnislos zusammen brach."

Und das als überflüssigen Kropf kommentiert er mit der These:
"Gottes Stunde war noch nicht gekommen.
Als diese Gottesstunde aber gekommen war, da erweckte Gott sich ein menschliches Werkzeug, wie Er es in der Geschichte der Menschheit je und je getan hat.
Indem ohnmächtigen, in sich selbst zerrissenen von äußeren Feinden
niedergetretenen deutschen Volke trat ein einzelner Mann auf. Selbst nicht nur unbekannt und ohne Namen und Einfluß, sondern auch ohne jede sonstige menschliche Hilfe. Und dieser eine Mann wagte es, gegen das in Deutschland damals geradezu allmächtige, in allen regierenden Stellungen sitzende Judentum aufzutreten, dieses als den tiefsten Schädling des deutschen Volkes zu bezeichnen und die Brechung seiner Herrschaft zu fordern!
Menschlich betrachtet ein aussichtsloses, fast wahnwitziges Unterfangen, zumal in der Erinnerung daran, daß erst vor wenigen Jahrzehnten ein ähnlicher Versuch hatte scheitern müssen. Doch bei Gott gibt es kein unmöglich!"

Das muss man sich mal auf der Zunge zergehen lassen. Gemäß diesem
Bösenberg'schen Kommentar war der Herr Hitler und namentlich auch seine Judenpolitik "im Einklang mit Gottes Willen". Und diesem Herrn Hitler dichtet er dann eine Dimension an, wie es die übelsten der "Deutschen Christen" (jener Nazipartei mit kirchlichem Anstrich) wohl auch nicht "besser" auf den Punkt bringen würden.

Nun wäre also einiges zu jenem Land bereits gesagt. Verwundern tut es da wohl auch nicht mehr, dass die WTG-Religion in jenem Lande zwar auch Höhen und Tiefen erlebt. Unterm Strich aber in Gesamtbilanz eher Erfolge verbuchen kann.
Im Jahre 2009 etwa, könnte sie dort eine Höchstzahl von rund 22.000 verbuchen.
Dabei muss man dann ja auch sehen, wann sie dort in nennenswertem Umfange begonnen hat. Einem diesbezüglichen Hinweis kann man auch der "Erwachet!"-Ausgabe vom 22. 6. 1960 entnehmen, mit einem dortigen Madagaskar bezüglichen Artikel.
Er redet davon, dass wohl erst im Jahre 1955 zwei französische WTG-Pioniere, die WTG-Tätigkeit dort forciert hatten.
Und 1960 sei man dann bei einer Zahl von 41 Zeugen angelangt. Das diese Zahl sich dann in den nachfolgenden Jahren noch steigerte, wurde bereits notiert. 1963 wurde in jenem Lande auch ein eigenes WTG-Büro eröffnet.

Der WTG war es auch wert, ihre Gileadabsolventen, mit dorthin zu beordern.
Über eine dieser Art, eine gebürtige Deutsche, konnte man in einem WT-Bericht auch die Sätze vernehmen.
Von Hause aus habe sie eigentlich eine Ausbildung als Chemerikerin absolviert.
Und über ihren weiteren Werdegang berichtet sie dann auch noch. Da hatte sie einen Bekannten:

"Es war ein Student, mit dem ich im gleichen Laboratorium arbeitete.
Wir beabsichtigten, bald zu heiraten. Doch mein Entschluß, Gott zu dienen, machte ihn sehr unglücklich. Es bereitete mir viel Kummer, daß wir in diesem wichtigen Punkt verschiedener Meinung waren. Schließlich führten die Spannungen zu einem Ultimatum: entweder er oder mein neugefundener Glaube."

Besagte Margarita Königer entschied sich in diesem Konflikt also für die WTG.
Und so braucht man wohl auch nicht verwundert zu sein, das sie in späteren Jahren noch die WTG Gileadschule absolvierte.
Und perspektivisch im Auftrage der WTG auch in Madagaskar landete.
Alsbald jedoch, pflegten einige Politiker in Madagaskar der WTG dann noch Steine vor die Füsse zu legen. Dafür stehen dann vielleicht die Sätze;

"Doch tauchten dunkle Wolken am Horizont auf. Schon seit 1967 durften keine Missionare mehr nach Madagaskar einreisen.
Am 5. Juni 1970 um 16 Uhr brach der Sturm los. Sicherheitspolizisten kamen zum Zweigbüro und sagten ... alle Missionare hätten sich am nächsten Tag zur Sicherheitspolizei zu begeben."

Das Ende vom Lied. Es wurde ihre Ausweisung aus Madagaskar verfügt.
Das war dann wohl eine zeitweilige Delle, welche die WTG hinnehmen musste. Sie hat's überstanden.
Ihr folgte dann das Ergebnis:

"Am 8. August 1970 wurde im Official Journal of the Malagasy Republic bekanntgegeben, daß Jehovas Zeugen verboten waren."

Ihr folgten dann noch die nachfolgenden Etappen:

"Gegen Ende 1983 beantragten die Brüder - unter dem Namen einer lokalen kulturellen Gesellschaft - die rechtliche Anerkennung ihrer Tätigkeit.
Am 24. Februar 1984 wurde diese Anerkennung zwar gewährt, was aber nicht eine Aufhebung des Verbots bedeutete. ...
Obwohl sie bereits als kulturelle Organisation anerkannt waren, stellten die Brüder 1993 einen Antrag auf Anerkennung der Zeugen Jehovas als Religionsgemeinschaft. Wenige Monate später, am 4. Oktober
1994, wurde die rechtliche Anerkennung gewährt."

Man vergleiche zum Weiterlesen, unter anderem auch:

http://books.google.com/books?id=Zr4x_Xj8y-oC&pg=PA171&dq=Schwartz-Bostunitsch&hl=de&cd=2#v=onepage&q=Schwartz-Bostunitsch&f=false

http://books.google.com/books?cd=4&hl=de&id=ujPRAAAAMAAJ&dq=Leon+Poliakov&q=Madagaskar

http://books.google.com/books?cd=4&hl=de&id=J24-AAAAIAAJ&dq=Albert+Wucher&q=Madagaskar

Und dann vielleicht noch eine Kurznotiz aus dem Jahre 2004 (und wohl nicht nur für jenes Jahr zutreffend)

"Die Angst vor dem Islam hat die Partei bibeltreuer Christen (PBC) zu einem zentralen Thema ihres Wahlkampfes für die Europawahl ... gemacht"

(Materialdienst der EZW 2004 S. 272).
Ein Wikipedia-Eintrag zu dieser Partei definiert auch:

"Einführung regelmäßiger Bibelunterweisung und der Schöpfungslehre für alle Schüler an deutschen Schulen an. Gebet und Verbindlichkeit der biblischen Anweisungen ... sollen der Sicherung des Friedens und der Abwehr eventueller Gefahren für Deutschland – worunter sie auch die "Überfremdung" zählt – dienen. Des Weiteren wendet sie sich betont gegen Okkultismus und den Islam."

Dazu habe ich dann auch eine Meinung, die nicht unbedingt "günstig" für jene Partei ausfällt.
Und ich fürchte, sollten Zeugen Jehovas je ihre Linie offiziell aufgeben, nicht an politischen Wahlen teilnehmen zu wollen, wäre genannte Partei im besonderen der Nutznießer eines solchen Schwenks. Und da habe ich schon früher gesagt. Dann ist mir das Nicht-Wählen der Zeugen allemal lieber!
Auch dass ist dann wohl noch hinzuzufügen.
Man muss keineswegs "Mitglied" jener Partei sein, um dennoch in ihrem Sinne ebenfalls reaktionär zu agieren.
Einige Beispiele dafür gibt es.
Wer die metaphysische Überhöhung eines Volkes (als herausgehoben von anderen Völkern) als "Gottes Augapfel" propagiert, der betreibt Rassismus.
Rassismus war auch Wesensmerkmal der Nazis!
Man lese etwa mal die Schrift eines Wilhelm Marr aus dem Jahre 1879 "Der Sieg des Judenthums über das Germanenthum", welches diese Ressentiments schon im Titel zum Ausdruck bringt, und man hat ein frühes Beispiel der "kommunizierenden Röhren", wie man sich da gegenseitig "hochschaukelt".
Walter Mohrmann etwa definiert in seiner Studie über Antisemitismus, bezugnehmend auf Marr, er habe den bis dahin überwiegend religiösen Rassismus auf die "rassische Ebene" verschoben.

http://books.google.com/books?ei=Z_EdTJSqG4SC_QaG2PHKDQ&ct=result&hl=de&id=ky68AAAAIAAJ&dq=walter+mohrmann&q=Wilhelm+Marr

Weiter Mohrman, selbst russische Antisemiten hätten begierig das Marr'sche Elaborat aufgegriffen und ins Russische übersetzt. Und sieht man sich die Geschichte des Antisemitismus näher an, spielen in der zu zaristischen Zeiten, jene russischen Kreise eine besondere, unrühmliche Rolle.
Weiter verweist Mohrmann etwa auf den protestantischen Theologen Stöcker, der gleichfalls jenes "Pferd" ritt. "Der Sack wurde geschlagen" (sprich die Juden) und getroffen werden sollten alle politisch links orientierten Strömungen, auf das es beim Adel und seine "göttlichen" Vorrechten, ewig und immerdar so bleiben sollte.
Da war der Antisemitismus das "Vehikel" zur Transformation für Verschwörungungstheoretisch orientierte Kreise, die es schon damals - nicht zu knapp gab -.
Oder wie es Gerhart Hauptmann in seinem "Der Narr in Christo Emanuel Quint" auf den Punkt bringt, wenn er einen dort agierenden Pfarrer auch sagen lässt:

"Jetzt erhob sich der Pfarrer in seiner ganzen Länge und Breite vom Stuhl, auf dem er gesessen hatte, sah Emanuel scharf an und sagte mit Ernst und Gewicht: "Bete und arbeite, heißt es, mein lieber Sohn. Gott hat die Menschen in Stände geteilt. Er hat einem jeden Stand seine Last und einem jeden Stand sein Gutes gegeben. Er hat einen jeden Menschen nach seinem Stand und seinem Bildungsgrad in ein Amt gesetzt. Das meinige ist, ein berufener Diener Gottes zu sein.
Nun, als ein berufener Diener Gottes sage ich dir, daß du verführt und auf Irrwegen bist."

Davon träumen sie weiter wie in früheren Jahrzehnten, die "Ostelbischen". Auch wenn denn deren Parteischild in der Gegenwart, eher auf den Namen Westerwelle-Partei hören mag. ...
Pronociert etwa zitiert Wilfried Daim in seinem Buche "Der Mann, der Hitler die Ideen gab", diese Herrenrassenmentalität, wenn dort der Lanz v. Liebenfels etwa auch mit dem Votum zitiert wird:

"Wir sind absolut nicht so intolerant wie die Tschandalen, Juden, Freimaurer, die der ganzen Welt ihren sozialistisch-republikanischen-demokratischen Mist mit Feuer, Schwert, Krieg, Revolution, blutigem Terror, Valutazertrümmerung, Hungerblockaden, Farbigen-Einfällen usw. aufzwingen wollten. Wir Gegenrevolutionäre gestehen den Tschandalen, Juden und Freimaurern in großmütiger Weise das Recht eigener Staatengründung in Palästina am Nord- und Südpol, in der Wüsti Gobi, auf Kerguelen und wo immer zu. Aber wir können ihnen diese blutigen Revolutionsspäße nicht in den Ländern erlauben, wo wir die Kultur geschaffen haben ...
Wollen sie an der von uns allein geschaffenen Kultur teilnehmen, so müssen sie uns den Kulturzins zahlen ...
Wollen die Tschandalen das nicht, dann weg mit den "Steinen", dann hinaus mit ihnen in die Schakalwüste und hinein in den Affenwald, wo Gorilla und Mandrill sie als "Genossen" und Rassenverwandte begrüßen werden. Dort können sie ihre ... Staatsutopien mit vollkommen gleichem, geheimen, allgemeinen Wahlrecht, meinetwegen auch mit allen Finessen des Listen- und Proportionalsystems in Wirklichkeit umsetzen. Mit Fug und Recht können aber, wenn die Kahns, Lewys, Deutsch usw. Wahlrecht haben, auch die Gorillas und Mandrills Wahlrecht beanspruchen."

Mag das auch eine schroffe Formulierung sein, lässt sie sich auch anderweitig belegen, etwa in der Form eines Interview-Buches (vor 1933) mit Hitler, dass da titelte:
"Der Bolschewismus von Moses bis Lenin". Mag man auch mehr als in Zweifel ziehen, dass Mose je "Bolschewismus" praktizierte, ist die Tendenz die jener Buchtitel rüberbrachte eindeutig. Was den "Herrenrassen" zuwiderläuft, wird generell und pauschal als "Bolschewismus" tituliert. Das indes jenes linke Politik-Spektrum, sich keineswegs nur auf den Begriff "Bolschewismus", etwa Sowjetrussischer Prägung verengen lässt, wird vorsätzlich ignoriert.
Der Buhmann der Sowjets muss dann halt für alles herhalten.

Vor fünfzig Jahren
geschrieben von:  Drahbeck
Datum: 01. Juli 2010 01:22
Die Botschaft hört man wohl - indes es fehlt der Glaube, mag man nur als Kommentar zu einem Artikel im "Wachtturm" 1. 7. 1960 sagen. Selbiger titelt "Warum Murren?" Und er erwähnt dann auch einige Beispiele aus dem Alltagsleben, wo man dem Umstand des Murrens begegnen kann. Sei es auf der individuellen, zwischenmenschlichen Ebene, sei es auf der Ebene der Reaktion auf Politik-Entscheidungen und ähnliches mehr.
Der WT meint also, es wäre doch besser gäbe es dieses "Murren", dass als eine verhaltene Form von Kritik definiert wird, nicht.
Kommentar dazu, siehe den einleitenden Satz.

Aber eigentlich und im besonderen treibt den WT ja um, dass auch zu registrieren ist. Dieses Murren gäbe es auch in der vermeintlich "göttlichen Organisation". Und da, will er nun absolut keinen "Spass" verstehen.
Wird also gegen Politikentscheidungen "gemurrt" und anderes mehr, sicherlich nicht "schön". Aber das alles erreicht ja für den WT immer noch nicht den Grad eigener Betroffenheit. Im Gegenteil lässt sich diese Art von Murren ja auch im Sinne der eigenen Endzeitthesen kanalisieren. Und der WT wäre der letzte, der sich fallweise diese Chance entgehen ließe.
Von der Unzufriedenheit partizipiert er ja im besonderen. Den nur wer mit etwas unzufrieden ist, lässt sich fallweise dazu bewegen, sich als Neukonvertierter auch der WTG-Organisation anzuschließen.
Aber, das muss der WT auch erkennen. Das mit dem "Murren" kann ein "zweischneidiges Schwert" sein.
Und so lässt er denn seine Betrachtung auch mit dem Satz ausklingen:

"Wenn ein Zustand wirklich geändert werden muß, dann gedulde dich in dem Glauben, daß Gott die Änderung zu seiner Zeit herbeiführen wird, und mache dich und deine Mitmenschen bis dahin durch dein Murren nicht unglücklich."

Ein frommer Wunsch, ohne Frage. Nur haben fromme Wünsche eben nicht selten des Charakteristikum, nicht Wirklichkeitsadäquat zu sein. Der WT nennt je selbst unter Bezugnahme auf den Bibelbericht, diesbezügliche Beispiele. Etwa die "murrenden Israeliten auf ihrer Wüstenwanderung".

Und sich selbst dürfen die WTG-Apparatschicks getrost auch zu der Kategorie der "Murrenden" zuordnen. Sieht man sich etwa ihre Bemühungen die Justiz für ihre Interessenlage zu instrumentalisieren, bei den verschiedensten Anlässen näher an.
Ergo ist das Credo (auch) des WT:
"Hannemann - geh du mal voran".
Es wird also bewusst und vorsätzlich, mit zweierlei Maß gemessen.
Was der WTG nützt sei halt "rechtens"; was ihr nicht nützt eben das Gegenteil davon.

Wilting etwa zitiert in seinem Buch "Das Reich, das nicht kam" den "Dialogsatz":

 "Warte auf Jehova" und "Wenn auch 1975 falsch war, so hatte Jehova damit sicher eine Absicht."

Parsimony.17635

Phelan rekapituliert in "Aufschrei der Getroffenen"

"Ich möchte den Pionierdienst (Vollzeitprediger) und die Arbeit in Jehovas Dienst nicht aufgeben, so gehe ich weiter in den Dienst (Dienst bedeutet das Predigen von Haus zu Haus) und warte darauf, daß Jehova dafür sorgt." Das ist typisch für viele Zeugen Jehovas; sie denken und sind indoktriniert zu denken, daß Gott, solange sie predigen, ihnen alles in den Schoß fallen läßt: Arbeitsstellen, Wohnungen, Autos. Und wenn sie etwas bekommen, dann sagen sie: "Oh, Jehova hat dich wirklich gesegnet", und wenn die Dinge nicht so gut laufen, dann sagen sie vielleicht: "Nun, wenn du wirklich das 'Königreich' (das meint das Predigen) an die erste Stelle setzt, dann wird alles klappen." Was das in der Realität bedeutet, ist, daß der einzelne, der das Überleben schon als schwer empfindet, mehr für die Organisation tun muß, um überhaupt Hilfe zu bekommen, und wenn man nicht vermehrte Predigttätigkeit durchführt, dann bekommt man eben nichts."

Deckert rekapituliert in seiner Dissertation gleichfalls:

"Sätze wie: "Warte auf Jehova" oder "Eile der Organisation nicht voraus" sind strategisch besonders wirkungsvoll, da sie dem Kritiker - wenn auch unverbindlich - in Aussicht stellen, dass er - wenn auch nicht jetzt und sofort - so doch irgendwann in der Zukunft ernst genommen wird. So lang muss er jedoch ausharren und sich mit dem Status quo begnügen."

Ja, so möchten es die WTG-Apparatschicks gerne haben. Indes nochmals wiederholt.
Die Botschaft hört man wohl, indes es fehlt der Glaube!

Re: Vor fünfzig Jahren
geschrieben von:  Drahbeck
Datum: 08. Juli 2010 00:23
Vieles von dem was sie sagen, kann man tun. Aber, man sollte sich nicht an ihren eigenen Taten orientieren. Das wäre, in Abwandlung eines Bibelspruches, ein geeigneter Kommentar zu einem Artikel in "Erwachet!" vom 8. 6. 1960 mit dem Titel "Leistung kontra Mitgefühl".
Selbiger zeichnet ein düsteres Szenario, etwa im Hinblick auf die chinesischen "Volkskommunen", welche zwar eine gewisse materielle Grundversorgung absicherten, aber andererseits in weiten Teilen "Familienzerstörend" wären.

Nun kennt man ja auch heutzutage Argumentationen, namentlich aus Kreisen des saturierten Bürgertums, die darüber die Nase rümpfen.
Was die Frau geht arbeiten? Die sollte doch lieber am "Kochtopf bleiben und die Kinder hüten". Und weil vielleicht im Individualfall die es sich leisten können, dass die Frau eben nicht arbeiten gehen muss, meine sie das "Recht" zu haben, etwa Kindergärten und Vorschuleinrichtungen als "überflüssig" zu erklären. Das letztere auch eine soziologische Funktion wahrnehmen, wird dabei schon mal ausgeblendet.
Das sie für die Nicht-Saturierten, eben keineswegs "überflüssig" sind, wird vorsätzlich ignoriert. Ihr eigener Status wird zum Maß aller Dinge erklärt.
Wer diesen eigenen Status eben nicht hat, hat halt Pech gehabt, was wiederum die "Käseglocke-Erzieher" zu allerletzt "interessieren" würde.

Nun sei ja eingeräumt, dass es nicht in allen Fällen zulässig ist, wo die Frau um der Kindererziehung willen, zu Hause bleibt, diese Familien generell mit einem Verdikt zu versehen. Damit mag in der Tat auch "freiwilliges" materielles Zurückstecken in Dimensionen, verbunden sein.
Dennoch gibt es auch die "anderen".
Und wen ich garantiert nicht zu den "Saturierten" rechne, kann man ja (beispielhaft) auch aus nachfolgendem Presseartikel-Link entnehmen.

www.berlinonline.de/berliner-zeitung/archiv/.bin/dump.fcgi/2010/0701/berlin/0009/index.html

Kommt noch die Komponente einer gewissen religiösen Überhöhung hinzu, ist man schon mitten drin in etwa solche "Errungenschaften" wie etwa Hoomschuling, wo ja etwa dem Buh-Teufel "Darwinismus" und ähnliches, keinerlei Zutritt gewährt wird. Die Käseglocke-Erziehung macht es dann halt möglich.
Und namentlich gewisse Strippenzieher der Religionsindustrie, suchen ja nach Kräften, solcherlei Entwicklungen zu fördern.

Auch wenn der genannte "Erwachet!"-Artikel es nicht ausführt, kann man das Fallbeispiel der chinesischen "Volkskommunen" durchaus mit den bornierten Hoomschuling-Verfechtern, auf eine ähnliche Stufe stellen.
In beiden Fällen ist die dahinter stehende Religion/Ideologie der eigentliche Nutznießer.
Im Falle des Hoomschuling in der Heranzüchtung weiterer religiöser Kadetten (ob die dann lebensuntüchtig sind, interessiert die religiösen Strippenzieher schon nicht mehr). Die können dann ja aufgrund ihrer Lebensuntüchtigkeit, im Falle des Katholizismus etwa, in ein "behütetes" Kloster eintreten.

Und auch nichtkatholische Teile der Religionsindustrie, haben ja mit Variationen ähnliche Angebote parat. Etwa bei den Zeugen das Treppenterrierdasein, was dann wohl in seiner ausgeprägtesten Form ("Pioniere") verdächtige Ähnlichkeiten (variiert) wie etwa das katholische Mönchtum, aufweist. Oder wenn es wegen der politischen Rahmenbedingungen (etwa in den seinerzeitigen Ostblockstaaten) mit dem Treppenterrierdasein nicht so wie gewünscht klappt, dann haben auch dort die Religions-Fürsten ersatzweise Events auf Lager. Etwa jenes betitelt, "wie man sich auf eine Verhaftung vorbereitet."
Und ein "passender" Weisheitsspruch für das Milieu in jenen Kreisen zu jener Zeit lautete ja;
"Ein Zeuge Jehovas ohne Knast, sei wie ein Baum ohne Ast".
Man sieht, es ist für alle Eventualitäten vorgesorgt.
Natürlich gilt dann auch noch der Zusatzspruch: "Hannemann, geh du mal voran".
Selbigen beherzigten dann ja auch besonders die Verfasser von Dissertationen (und in Personalunion Firmeninhaber in der alten BRD), die sich da besonders etwa über die "Christliche Verantwortung" zu DDR-Zeiten glauben echauffieren zu können.

Nun zurückkehrend zu den chinesischen Volkskommunen. Im Prinzip praktizierten die ja ähnliches. Eine gewisse (eher magere) Grundversorgung wurde gewährleistet, dafür aber der Preis Erziehung von "Parteisoldaten" eingefordert. Erziehung von "Partei" (pardon "Religions")-Soldaten ist ja auch der Traum von etlichen von der Religionsindustrie, getreu dem Motto
Tun zwei das gleiche, sei es doch nicht dasselbe.

Damit hat der "Erwachet!"-Artikel mit dem Hinweis auf die chinesischen Volkskommunen, aber noch nicht alles an "Pulver verschossen". Und siehe da, selbst Hinweise auf "God's own country" gibt es in diesem Artikel.
Dabei wird insbesondere die Automatisierungswelle im Industriewesen angeprangert. Herausgearbeitet wird, die erfolgte auch dann, wenn im Einzelfall gewisse Betriebe eine üppige Gewinnsituation hätten. Trotzdem wird automatisert, auch um den Preis, damit wiederum Arbeitslosenwellen zu erzeugen, was deren Macher aber wiederum nicht interessiert. Gewinn und nochmals Gewinn, geht halt über alles. Deshalb hat die Artikel-Überschrift "Leistung contra Mitgefühl" durchaus seine Berechtigung.

Dann setze man aber die eigene WTG-Politik in Kontrast dazu, was jener Artikel selbstredend nicht tut.
Etwa die Konzentrierung des WTG-Druckereiwesens auf immer weniger Länder, ist letztendlich auch Ausdruck der Gewinnmaximierung.
Die zunehmende Tendenz, für die WTG-Zentralen nur Zeitarbeiter anzuheuern, die dann in ihren besten Jahren zwar den Reichtum der WTG mit gemehrt haben, aber in ihren weniger besten Jahren zusehen müssen, wie sie sich in einer Wolfsmoral-Marktwirtschaft "über Wasser halten". Und sollten sie dabei im Individualfall untergehen, haben sie halt Pech gehabt.
Man vergleiche mal als eines der Beispiele aus der jüngeren Gegenwart:

http://forum.mysnip.de/read.php?27094,67704,67704#msg-67704

Jedenfalls von der WTG haben sie kein Mitgefühl zu erwarten.
Das ist eine Vokabel, die ihr in der eigenen Praxis, äußerst fremd ist.
Und dann wäre doch wohl jenen die da die Vokabel "Liebe, Mitgefühl" so besonders plakativ vor sich herzutragen pflegen, durchaus mal näher auf die hurtigen Finger zu sehen.
Nicht selten offenbart sich dann ein ernüchterndes Ergebnis.

Der amerikanische Verhältnisse besonders thematisierende Schriftsteller Friedrich Gerstäcker etwa, schrieb auch einen Roman "Die Regulatoren von Arkansas". Auch sein "Die Flußpiraten vom Missisippi" ist da mit zu benennen. Wer ihn oder die mal gelesen haben sollte, dem kann als Resümee besonders haften geblieben sein.
Am Ende erwiesen sich in ihm die "besonders Frommen", als die größten Schurken!

Gerstäcker beschrieb damit nur erlebte Wirklichkeit. Und das keineswegs nur auf seine Lebensspanne beschränkt.

Exkurs:
Zitat entnommen dem 1909 erschienenen Buch von Hans Haupt:
"Staat und Kirche in den Vereinigten Staaten von Nordamerika".
Dort bezogen auf die Frühzeit im US-Staate Massachusetts, wo die Puritaner das sagen hatten. Vielleicht kommt ja so manche der heutigen "Nicht Groß-Religionen" (zahlenmäßig gewertet) besagten Puritanern verdächtig nahe:

"Nichts ist für die Denkart dieser Puritaner bezeichnender, als die Einleitung eines solchen Erlasses aus dem Jahre 1646:

Obwohl keine menschliche Gewalt sich zum Herrn über das Gewissen anderer machen darf, so sollen doch diejenigen, welche sich schädlicher Häresien schuldig machen ... gehörig unterdrückt werden."

An der traurigsten Verfolgung von Ketzern hat es denn auch nicht gefehlt. Von vornherein war es klar, daß Episkopale, Baptisten und Quäker, wenn sie auch noch so fromm waren, nicht auf Schutz rechnen konnten; römischen Katholiken und insbesondere den Jesuiten war die Ansiedlung in der Kolonie untersagt. Als man etliche entdeckte, wurden sie verbannt und bei ihrer Rückkehr getötet. Roger Williams wollte man seiner Irrlehre wegen nach England zurücksenden, doch wußte er sich
durch Flucht noch rechtzeitig dieser Strafe zu entziehen.

Re: Vor fünfzig Jahren
geschrieben von:  Drahbeck
Datum: 15. Juli 2010 03:08
"Kongresse übertreffen stets alle Erwartungen", jubelt der "Wachtturm" vom 15. 7. 1960.

Nun mag das mit den "Erwartungen" wohl unterschiedlich deutbar sein.
Da mag es auch Erwartungen geben, über welche in der Öffentlichkeit weniger gesprochen wird; die jedoch für die Kongress-Veranstalter, keineswegs auf "hinteren" Plätzen rangieren.
Aber wie der WT ja selbst schreibt, besagte Kongresse übertreffen stets alle Erwartungen. Und man ist kaum geneigt ihm da zu widersprechen. Ein Widerspruch dazu, wäre in der Tat wieder alle Erwartung.

Re: Vor fünfzig Jahren
geschrieben von:  Drahbeck
Datum: 22. Juli 2010 03:50
In der Rubrik "Wir beobachten die Welt" des "Erwachet!" vom 22. 7. 1960 gelesen:

"Amerikanische Raketenfachleute äußerten die Ansicht, daß der Fahrplan für die Eroberung des Weltraums wohl auf russisch und nicht auf englisch geschrieben werde. Die USA seien nahe daran, den Wettstreit mit der UdSSR, wer zuerst einen Menschen in den Weltraum schicken und heil wieder zur Erde zurückbringen werde, in einigen Wochen zu verlieren."

Nun muss man in der rückblickenden Betrachtungsweise wohl auch noch sagen, dass dieser Wettstreit sich dann letztendlich noch nivelliert hat.
Aber immerhin bekamen da, zumindest um diese Zeit, die Herrschaften aus "God's own country" eine "Kröte" zum herunterschlucken serviert, die ihnen ja so überhaupt nicht schmecken wollte.
Ergo waren Ersatzschlachtfelder, für die Herrenmenschen Made in USA, zu der Zeit besonders gefragt. Sie, welche ja - de facto - den Slogan eines Herrn Hitler übernommen hatten, der variiert eben jetzt lautete.
Und heute gehört uns die USA und morgen die ganze Welt!

Und siehe da, bei der Suche nach den Ersatzschlachtfeldern, brauchte man nicht lange zu suchen. Man fand sie unter anderem in dem eigenen Kolonisatoren-Fußvolk namens WTG-Religion.
Da machte es sich natürlich besonders gut herauszustellen, wie nun gar die Russen die amerikanischen WTG-Kolonisatoren-Abgesandten behandelten. Sicherlich nicht "auf die feine englische Art".
Und folgerichtig liefert auch "Erwachet!" just zu der Zeit (in dieser Ausgabe) einen Fünf-Seiten-Artikel unter der Überschrift "Angriffe der Sowjetpresse auf Jehovas Zeugen".
Der war dann halt die gewünschte Entlastungsoffensive, nach der die USA-Falken zu der Zeit so dringlichst Ausschau hielten.
Im Rahmen der Jahrgangs-Kommentierung 1960 wurde auf ihn schon näher eingegangen, und es wird dessen Sichtung empfohlen.

1960er Jahrgangsdatei

Re: Vor fünfzig Jahren
geschrieben von:  Drahbeck
Datum: 01. August 2010 01:32

Wieder begegnet man im "Wachtturm" vom 1. 8. 1960 der berüchtigten "theokratischen Kriegslist". Der wesentliche Kernsatz, des eher auf zerreden angelegten Beitrages lautet:

"Daß es zum Schutz der Interessen der Sache Gottes angebracht ist, die Wahrheit vor Feinden Gottes zu verdecken."

Also eine Anleitung zum vorsätzlichen Lügen!

Siehe auch
Schlafende Hunde
Parsimony.11975

Re: Vor fünfzig Jahren
geschrieben von:  Drahbeck
Datum: 08. August 2010 02:29
Horst Knaut zitiert in seinem 1975 erschienenen Buch "Propheten der Angst", aus der damals in ZJ-Kreisen üblichen Blutransfusions-Verweigerungs-Erklärung auch den Satz:

"Ich verlange deshalb ausdrücklich, daß an mir keine Bluttransfusion vorgenommen wird. Ich übernehme die Verantwortung für allfällige Folgen. Im Falle großen Blutverlustes können Blutersatzstoffe wie Salzlösung und Dextran verwendet werden."

Dazu kommentierte schon Knaut:

"Ärzte wissen, daß es mit Blutersatzstoffen, die man auch weitgehend verwendet, nicht immer gelingen kann. Doch wie sie es selbst so klar bekunden, ist das den Zeugen Jehovas egal."

Im "Wachtturm" vom 15. 10. 1956, wurde dazu eingekleidet in einen "persönlichen Erlebnisbericht", jenes famose Dextran über alle Maßen gelobt.
Siehe dazu:
Parsimony.19461
In der WTG-Broschüre "Blut Medizin und das Wort Gottes" findet sich auch der eher verharmlosende Satz:

"In solchen Fällen ist Dextran das ideale Ersatzmittel."

Langatmige Ausführungen darüber welche "solche Fälle" diesem Kriterium nicht entsprechen, darf man dort allerdings nicht suchen.
Bei dem doch wohl als Medizinlaie (meistens) ansprechbaren kleinen Zeugen bleibt somit nur der Glaube an das "Wundermittel" Dextran haften.
Bliebe für ihn nur zu hoffen, dass er nicht in eine Situation gerät, wo jenes "solche Fälle" eben nicht greift.

Auch schon in jener 1961er WTG-Blut-Broschüre muss die WTG einräumen:

" Das Dextran leistet nicht, was das Blut leisten kann; es hat kein Sauerstoffbindungsvermögen. Doch liefert es die notwendige Flüssigkeit für die noch vorhandenen roten Blutkörperchen, damit sie in Zirkulation bleiben, so daß der Sauerstoff die Körperzellen erreichen kann."

"Kann" eine unbestimmte Möglichkeitsform .

.In einem früheren Kommentar zu diesem Thema wurde bereits ausgeführt:
"Vergleicht man in der Wikipedia einschlägige Stichworte, etwa:
http://de.wikipedia.org/wiki/Blutplasma
http://de.wikipedia.org/wiki/Dextran
ergibt sich der Eindruck. Es handelt sich da wohl um eine Art Blutersatzmittel.
An dem zitierten WT-Bericht erscheint mir besonders die Vokabel "Probefall" beachtlich.

Etwas drastischer ausgedrückt. Zeugen Jehovas sind in solchen Fällen (mit Augurenlächeln bewertet) "willkommene Versuchskaninchen". Gut für das "Versuchskaninchen", geht das Experiment positiv aus. Was ist aber, wenn der bittere Spruch eintritt:
"Operation gelungen - Patient tot"?
Wer trägt dann die Verantwortung?

Sicherlich, es ist bekannt, dass seitens der Zeugen Jehovas in solchen Fällen den Ärzten die juristische Verantwortung abgenommen wird. Sie machen ihrer Einschätzung als "Versuchskaninchen" wirklich alle "Ehre". Eine makabre Ehre."
.

In der "Erwachet!"-Ausgabe vom 8. 8. 1960 wird nun unter der Überschrift "Blut-Transfusionen-Zitate" die ein buntes Sammelsurium darstellt, nicht selten tendenziöser Art, nämlich Abscheu gegen Bluttransfusionen zu erzeugen, erneut - in Zitatform - jenes famose Dextran angepriesen.
Da wird dann eine Zeitung zitiert ("Los Angeles Times" vom 16. 11. 1958) die über einen Vortrag jenes Arztes berichtete, der dieser Angabe gemäss, als erster Arzt in der Medizingeschichte, jenes Dextran eingesetzt habe.
Jener Herr referiert nun vor einem ihm andächtig lauschendem Publikum. Wenn der quasi der Erfinder des Einsatzes von Dextran ist, dann darf man wohl nicht unbedingt erwarten, dass er auch ausführlich über etwaige Schattenseiten mit referiert. Und genauso ist es dann auch abgelaufen.
Gemäss diesem Bericht gab es den Startschuss zur Verwendung von Dextran im zweiten Weltkrieg in Schweden. Ergo kann schon mal unterstellt werden, es bestand eine gewisse Notsituation, und in ihr die fieberhafte Suche, nach Ersatzlösungen.
Und der letzte Satz aus diesem Detail des "Erwachet!"-Berichtes lautet;

"Dextran ist ungefährlich für den alltäglichen Gebrauch und spielt eine wichtige Rolle in der Friedenszeit-Chirurgie."

Das wie gesagt meint sein Erfinder. Ob andere Fachleute das auch so uneingeschränkt meinen, darüber referiert dann "Erwachet!" lieber nicht.
Und zieht man den zeitlichen Rahmen mit in Betracht, die Zeit des zweiten Weltkrieges bis zum Jahre 1958, ist der dann doch wohl so übermäßig lange auch noch nicht.
Versteht man es richtig gibt es wohl die Verwendung von Bluttransfusionen in großem Stil, auch mehr oder weniger erst in der Zeit nach dem zweiten Weltkrieg, beziehungsweise, nahm die WTG dieses Thema, erst ab diesem Zeitpunkt auf.

Sieht man sich indes jene Presseberichte näher an, die von Fällen berichten, wo Zeugen Jehovas als Folge der Bluttransfusions-Verweigerung verstarben, findet man eigentlich nie eine Angabe darüber, ob denn dort auch versucht wurde das "Wundermittel" Dextran anzuwenden.
Das dürfte doch die Ärzteschaft auch wissen, dass jenes "Wundermittel" von den Zeugen als zulässig erklärt wird, etwa im Gegensatz beispielsweise zur Eigenblut-Transfusion.
Da unterstellt werden kann, auch in diesen Fällen ist es das Anliegen der Ärzteschaft, Leben zu erhalten, stellt sich dann die weitere Frage,
Und warum greifen sie dann nicht auf dieses "Wundermittel" zurück?
Unkenntnis dürfte doch wohl angesichts einer umfänglichen Medizin-Literatur eher zu verneinen sein.
Das sind dann wohl solche Fälle, welche die WTG mit der bagatellisierenden Vokabel  "in solchen Fällen"

indirekt mit erfasst hat. Die gehören dann eben offenbar nicht zu "solchen Fällen"!

Re: Vor fünfzig Jahren
geschrieben von:  Drahbeck
Datum: 15. August 2010 00:18
Ein in Kanada geborener WTG-Höriger wird in der Serie "Mein Lebensziel verfolgend" im "Wachtturm" vom 15. 8. 1960 etwas näher vorgestellt.
Die nächste relevante Station auf diesem "Karriereweg" war dann wohl der Besuch der WTG-Gileadschule im Jahre 1947.
In deren Verfolg, verschlug es ihn dann im Anschluss daran, im WTG-Auftrag nach Indien.
Und dann liest man in diesem Bericht auch den Satz:

"Zweiunddreißig Tage nach der Abreise in San Franzisko liefen wir in unsere neue Heimat, in Bombay, Indien, ein. War ich schockiert?
Das ist kaum das richtige Wort.
Allerdings hatte ich nie zuvor gewußt, wie sehr eine neue Welt nötig ist. Ich sah die in Armut und Elend lebenden Menschen, deren Zuhause der Bürgersteig ist. Zu der bereits schwierigen Sachlage kam der Umstand hinzu, daß Tausende von Flüchtlingen da waren, die nach der Teilung Pakistans, nur mit den Kleidern angetan, die sie gerade trugen, von dort geflüchtet waren."

Diesen bedauernswerten Menschen indes, offeriert die WTG zu erst und vor allem geistiges Opium und sonst fast nichts. Das gilt es zu solchen Berichten immer wieder ausdrücklich festzustellen!
Genannnten Missionar "erwischte" es dann auch noch persönlich dergestalt, dass er dort, unter den widrigen Lebensumständen, an Typhus erkrankte. Immerhin sechs Monate Krankheitsdauer. Vielleicht hatte er ja von Hause aus, eine stabile Gesundheit, was man sicherlich bei denen unterstellen kann, die sich auf das Abenteuer Missionarsdienst einlassen.
Bei anderen, mit weniger stabiler Gesundheit, mag es dann wohl nicht mit den nur sechs Monaten Krankheit abgetan sein. Siechtum, schlimmstenfalls vorzeitiger Tod, ihr Schicksal dann.
Das allerdings, dürfte die Pharisäer in den Brooklyner Gefilden, zu allerletzt "interessieren".

Re: Vor fünfzig Jahren
geschrieben von:  Drahbeck
Datum: 22. August 2010 00:35
Bezogen auf die politischen Rahmenbedingungen des Gesundheitswesens der USA, berichtet "Erwachet!" vom 22. 8. 1960 in einem Artikel auch:

"So mag ein Arzt verlangen, daß eine Röntenaufnahme gemacht wird, obschon diese absolut nicht notwendig ist. Er mag auch verlangen, daß noch andere Ärzte herbeigezogen werden, oder er mag den Patienten eine Zeitlang in ein Krankenhaus zur Beobachtung schicken. Das mag er nicht in erster Linie im Interesse des Patienten tun, sondern um sich zu schützen, falls es zu einem Prozeß kommen sollte. Obschon dadurch die Arztrechnung viel höher wird ..."

Liest man jenen Artikel weiter, drängt sich der Eindruck auf, breite Teile der USA-Ärzteschaft, sind von der Sorge umgetrieben, eventuell in eine juristische Auseinandersetzung verwickelt werden zu können. Etliche suchen sich durch spezielle Versicherungen gegen dieses Risiko abzusichern. Jedoch die Versicherungsbeiträge, sind der Marktlage angepasst und in der Regel nicht billig. Die sich darauf aufbauende Kostenlawine landet letztendlich - unterm Strich - beim Patienten, sofern er ärztliche Hilfe in Anspruch nimmt (nehmen muss).

"Erwachet!" lässt es nicht nur bei dieser allgemeinen Zustandsbeschreibung sein bewenden haben, sondern hat sich auch Beispiele ausgesucht zur näheren Veranschaulichung.
Und just zu diesen Beispielen muss man dann wohl sagen - tendenziös ausgesucht.
Die Beispiele die da "Erwachet!" anführt, sind vorwiegend dem Bereich des Reizthemas Blut entnommen (nicht nur; aber doch vorwiegend).
Und dann wäre da doch kommentierend die Frage zu stellen.
Wenn das also im USA-Gesundheitswesen so ist, wie beschrieben.
Wenn es also dort Fälle gibt, die anschließend in einer äußerst kostspieligen juristischen Auseinandersetzung ausmünden; dann bleibt doch die Frage offen.
Welchen Platz unter diesen Fällen (in Gesamtheit gewertet), wohl die Fälle einnehmen, die sich auf das Reizthema Blut verengen lassen.
Natürlich kann auch beim Thema Blut einiges schief laufen. Aber eben nicht nur bei diesem Thema.

Der geschockte Leser jenes "Erwachet!"-Artikels, dem Leser einer bekannten Boulevard-Zeitung vergleichbar und ebenbürtig, hat ja gar nicht die Zeit und die Intention sich in diese Problematik weiter zu vertiefen. Er konsumiert halt letztendlich nur Inhalte, welche sich in dem Falle auf plakative-schreiende Boulevards-Zeitungsüberschriften verengen. Bei dem so "gebildeten" Leser bleibt letztendlich nur der eine Gedanke haften.
Was für schlimme "Blutpanscher" dann doch wohl Teile der USA-Ärzteschaft schon mal gewesen sind.
Dieser Eindruck in der genannten Rigorosität dargestellt, ist dann doch wohl in der Gesamtbewertung, als überzogen bezeichenbar.
Dieses differenziertes Bild, darf man allerdings nicht von "Erwachet!" erwarten.
Letzteres macht denn einer gewissen Boulevard-Zeitung alle fragwürdige Ehre, indem es seine Leser-Klientelschaft, glaubt auch mit den nachfolgenden Beispielen schocken zu müssen:

"Was geschieht, wenn bei einer Bluttransfusion eine Verwechslung vorkommt? Dies hat sehr oft den Tod des Patienten zur Folge. In Verbindung mit der Meldung über den Tod einer Frau aus Chikago, die gestorben war, weil man ihr falsches Blut transfundiert hatte, schrieb die Zeitung 'The Post-Standard of Syracuse' (New York)
"Solche Fälle ereignen sich in den Vereinigten Staaten jedes Jahr etwa 3000mal, erklärte ein Hämatologe. Dr. Alexander S. Wiener aus Brooklyn sagte, daß diese mutmaßliche Zahl
[Hervorhebung redaktionell; nicht von "Erwachet!"] auf dem Kongreß der Internationalen Gesellschaft für Hämatologie in Boston bekanntgegeben worden sei, wo ein Vertreter des Chicago Daily News Service sie von ihm erhalten habe."
Einem Patienten unverträgliches Blut zu geben, was seinen Tod zur Folge hat, ist offensichtlich ein schlimmer Fehler. Wenn solche Fälle vor Gericht kommen, werden die fehlbaren Ärzte oft zur Zahlung hoher Schadenersatzsummen verurteilt. Ein Beispiel ist der Prozeß, den ein Mann, dessen Frau starb, weil man ihr unverträgles Blut transfundierte gegen zwei Ärzte und ein New Yorker Krankenhaus anstrengte. Die Geschworenen sprachen dem Gatten 150.000 Schadenersatz zu. Obschon Richter Robert Doscher diese Summe auf 135.000 reduzierte, kam dieser Fehler die Ärzte doch teuer zu stehen ..."

Re: Vor fünfzig Jahren
geschrieben von:  Drahbeck
Datum: 01. September 2010 02:36
Ein "markiger" Satz innerhalb eines Erlebnisberichtes der WT-Serie "Mein Lebensziel verfolgend", des "Wachtturms" vom 1. 9. 1960 wurde bereits früher kommentiert. Es mag für den Herrn Bühler bei seinem Portugal-Abenteuer für die Interessen der WTG, und der dortigen "standesgemäßen Unterkunft" in einem umgebauten Hühnerstall, vielleicht ein "Trost" (wenn auch ziemlich schwacher Art) sein, dass es anderen seiner Leidensgenossen schon mal ähnlich erging. Denn der genannte WT "glänzt" dann ja auch mit der Aussage

"Im ersten Monat verwandte ich zu viel Zeit darauf einen alten Schuppen als Unterkunft herzurichten ..."

Das ist dann wohl die Sorge der WTG für die von ihr Betörten, die eben auch der genannte Herr Bühler mit auskosten durfte.
Natürlich spekuliert die WTG auch darauf, dass andere den so Betörten helfen würden. Das mag dann auch so sein. Gleichwohl irgendeinen "Anspruch" haben sie nicht.
Sie haben auf Gedeih und Verderb die Folgen ihres Wahnes auszukosten.
Siehe auch
WTG-Früchte

Zu Bühler:
Die Hackordnung wird gewahrt

Noch mit einer weiteren "markigen" Aussage, vermag genannte WT-Ausgabe aufzuwarten.
Sie ist in der Substanz zwar nur zu gut bekannt. Offenbar aber lautet auch das Credo des WT. Wiederholen und nochmals wiederholen, auf das jene WT-Aussagen in Fleisch und Blut übergehen mögen.
Ergo tönt der WT vom 1. 9. 1960 erneut:

"Wenn Eltern in Fällen, in denen Kinder disziplinarische Maßnahmen benötigen, keine solche ergreifen, so versäumen sie dadurch ihre theokratischen Pflichten ... "Rute und Zucht geben Weisheit; aber ein sich selbst überlassener Knabe macht seiner Mutter Schande" (Spr.29:15). Das Versäumnis, ein Kind in Zucht zu nehmen, wenn es nötig ist .... Die Eltern sollten dafür sorgen, daß sich ihre Kinder ihrer PREDIGTDIENSTPFLICHTEN

(Hervorhebung redaktionell, nicht im Original)  annehmen, daß sie die Versammlungen besuchen, um die rechte Unterweisung zu empfangen ..."

Re: Vor fünfzig Jahren
geschrieben von:  Drahbeck
Datum: 08. September 2010 01:03
Auf vier Druckseiten kommt die "Erwachet!"-Ausgabe vom 1. 9. 1960 auf einem Bluttransfusions-Verweigerungsfall mit tödlichem Ausgang, in Australien zu sprechen.
Von der Familie die es da betraf liest man unter anderem.

Bereits bei der Geburt ihres ersten Kindes (damals noch keine Zeugin Jehovas) "erhielt Frau Jehu eine Blutübertragung; die erste in ihrem Leben. Die beiden nächsten Kinder hatten kurz nach der Geburt die Gelbsucht."

Im weiteren Verlauf der Ausführungen, muss "Erwachet!" aber einräumen, beide eben genannten Kinder mit Gelbsucht, erholten sich im weiteren wohl noch davon.
Weiter stellt "Erwachet!" die suggestive Frage, ob jene Gelbsucht-Erkrankung nicht etwa Folge der ersten genannten Blutübertragung gewesen sein könnte.
"Könnte ..." Es kann vieles ein "könnte" sein.

Auf seinen vier Druckseiten erbringt jedenfalls "Erwachet!" keinen tatsächlichen Beweis, für seine "nur" in eine Frageform gekleidete Hypothese, die vor allem einen Geist atmet. Den Geist der tendenziösen Stimmungsmache.
Wie auch immer, das Leben ging weiter, und beide Ehepartner wurden dann noch Zeugen Jehovas.
Nun trat der Fall ein, dass ein viertes Kind (wie gesagt im Status als Zeugen Jehovas, zu der Zeit) nach etwa 43 Stunden nach der Geburt verstarb.
In Rekonstruktion der Sachlage wird dann festgestellt, die Ärzte diagnostizierten zwar schon frühzeitig, unter anderem einen Gelbsuchtsfall auch bei dieser Geburt, welche auf den Faktor der Unverträglichkeit des Blutes zwischen Mutter und Kind definiert wird.
Aber, so meint "Erwachet!" zu wissen, die Ärzte befürchteten zu einem frühen Zeitpunkt noch nicht, dass der Fall tödlich ausgehen würde. Gleichwohl waren sie der Überzeugung, dass ein Blutaustausch angezeigt wäre.
Nun aber wurden sie dabei mit einem klaren Nein beider Elternteile, diesen Aspekt betreffend, konfrontiert.

Es gab dann auch noch das Prozedere, dass der Ehemann eine entsprechende Erklärung, auch ausdrücklich unterschrieb. Nun waren den Ärzten, die Hände dergestalt gebunden, dass sie die in ihrer Sicht einzig sinnvolle Handlungsweise, nicht zur Anwendung bringen konnten.
Etwa 1,5 Stunden nach Unterschreibung jener Erklärung, ist dann das Kind verstorben.
Jene mit erwähnten 1,5 Stunden, dienen dann wohl eher der weiteren Bagatellisierung. Es ist offenkundig, dass es da harte Konfrontationen bereits frühzeitig innerhalb der genannten 43 Stunden gab. Die Erklärungs-Unterschreibung bildete dann quasi die Abschlußphase dieser Konfrontations-Sachlage.
Es gab dann noch eine Gerichtsverhandlung in der Sache.

"Erwachet!" seinerseits lässt nichts unversucht, die Todesursache möglichst zu erweitern. Es wähnt dass die Ärzte da "vielleicht" andere wesentliche Aspekte den Gesundheitszustand des Neugeborenen betreffend, nicht genügend sachgemäss bewertet hätten.
Und beim typischen "Erwachet!"-Leser bleibt das gruselige Gefühl zurück, diese "anderen Ursachen" werden wohl die ausschlaggebenden gewesen sein; nicht aber die Bluttransfusions-Verweigerung.
Jenes Gerichtsverfahren zog sich dann gar über fünf Tage hin.
"Erwachet!" fühlt sich dabei auch zu der Gerichtsschelte berechtigt:

"Es sei noch erwähnt, daß keiner der Geschworenen während der fünftägigen Gerichtsverhandlung sich etwas aufgeschrieben hatte, obschon sie es zeitweise mit komplizierter Materie und schwierigen Problemen zu tun hatten, die sorgfältig geprüft und überlegt sein wollten."

Jedenfalls kam der Angeklagte mit einer relativ milden Geldstrafe von 100 (Australischen) Pfund davon. Selbige dann wohl mit einer fünfjährigen Bewährungsfrist gekoppelt und der Androhung: Im Wiederholungsfall sei eine Gefängnisstrafe fällig.

Die "Krone" aber setzt sich "Erwachet!" dann noch mit seiner eigenen Kommentierung jenes Falles selbst auf.
Auch im Hinblick auf die eigene Leserklientel fühlt es sich dann bemüßigt zu kommentieren:

"Abraham hatte dieselbe Gesinnung wie das Ehepaar Jehu. Um Gottes Wohlgefallen zu erlangen, war er bereit, seinen einzigen Sohn, Isaak, zu opfern. ...
Hättest du versucht, Abraham von seiner Tat abzuhalten? Hättest du versucht, seinen Glauben an Gott zu erschüttern? Hättest du versucht, ihm darin beizustehen, gegenüber seinem großen Lebengeber ungehorsam zu sein ..."

Und um das Maß der eigenen Demagogie voll zu machen, fühlt sich "Erwachet!" dann noch bemüssigt, auf sonstige Morde, oder Kriege im Weltgeschehen hinzuweisen, wo es ja auch Tote gäbe ....

Re: Vor fünfzig Jahren
geschrieben von:  Drahbeck
Datum: 15. September 2010 00:17
Ausgehend von einer Kommentierung der Zeitschrift "Das Goldene Zeitalter" und einer dort vorhandenen Abhandlung zum Thema Astrologie, wurde die dabei deutlich werdende Auffassung "es könnte in begrenztem Maße was dran sein" herausgearbeitet. Es gab dann im damaligen GZ auch noch eine Kontroverse dazu. Und deren Ergebnis bestand in der Feststellung:

"Was zeigt diese Kontroverse? Nun soweit entfernt voneinander sind Kaffeesatzleser, Astrologen und Endzeitdeuter Made in Zeugen Jehovas offenbar nicht! Der "Humus" auf dem ihre jeweiligen "Blüten" gedeihen, hat offensichtlich eine verdächtige Ähnlichkeit!"

Siehe dazu:
Parsimony.22789
Dennoch dominiert von Seiten der Zeugen Jehovas, letztendlich die Ablehnung der Astrologie. Darüber kann ja kein Zweifel bestehen. Was lediglich zu hinterfragen wäre ist der Umstand ihrer Motivation. Und da ist es eben primär der Konkurrenzaspekt. Man möchte das Feld für sich alleine beackern, und kann daher keine Konkurrenz neben sich, dulden.
In der "Wachtturm"-Ausgabe vom 15. 9. 1960, gibt es nun erneut eine Auseinandersetzung der WTG mit astrologischen Kreisen. Erneut besteht deren Resultat, wie nicht viel anders zu erwarten, in der Ablehnung.
Weniger der Ablehnungsaspekt als solcher, eher schon die Beschreibung der Verbreitung der Astrologie, treten in diesem Artikel markant hervor. Etwa wenn da berichtet wird:

"In den Vereinigten Staaten allein ist die Zahl der Zeitungen, die regelmäßig eine Horoskop-Rubrik enthalten, von 158 auf ungefähr 1000 gestiegen, und diese Zeitungen haben eine Gesamtauflage von ungefähr 40 000 000 Exemplaren ...
Die Zeitschrift 'Life' vom 22. Februar 1960 erklärte ...
Seit dem zweiten Weltkrieg ist die Zahl der praktizierenden Astrologen in den USA auf über 5000 angestiegen, und die Zahl der von den Sternen faszinierten Kunden hat sich von ungefähr drei Millionen auf über 10 Millionen erhöht, von denen wahrscheinlich eine ganze Million hartgesottene Anhänger sind, die ihr tägliches Leben streng nach den Gestirnen richten."

Und weiter:

"Die Sternreligion ist die Religion der Filmsterne", hieß es in der Zeitschrift 'Time' vom 22. Februar 1960, "und in Hollywood macht die Astrologie der Couch des Psychoanalytikers Konkurrenz."

Namentlich die Herausarbeitung in eben gebrachten Zitat, dass es wohl eher bürgerliche Kreise sind, die da ein "Abregierungsventil" für die Unwägheiten ihres Berufsalltages sehen. Heute vielleicht "ganz oben"; morgen hingegen vielleicht "ganz unten", macht auch einen wesentlichen Aspekt der Religionsindustrie deutlich.
Das mag sich in der Form der Astrologie äußern, es kann sich aber auch in eine in Sonderheit auf soziologische Unterklassenschichten zugeschnittenen Religion, eben den Zeugen Jehovas, manifestieren.
Die so angesprochenen Kreise mögen unterschiedlich sein. Ihr gemeinsamer Nenner indes ist, irrationale "Antworten", auf die Fragen des Lebens zu liefern.
Geistiger "Schrott" wird da zum "Gold" hochstilisiert. Blechgold, für welches kaum ein Schrotthändler, einen nennenswerten Preis, berechtigterweise zahlen würde!

Re: Vor fünfzig Jahren
geschrieben von:  Drahbeck
Datum: 22. September 2010 00:17
Nun also schlägt "Erwachet!" vom 22. 9. 1960 wieder einmal das große "Brehms-Tierleben-Buch" auf, und informiert seine Leserschaft über die Tierart der Schlangen. Wer halt nicht zum täglichen Leser von "Brehms Tierleben" und verwandtem gehört, mag das da so mitgeteilte auch als interessant einstufen, was ja nicht zu bestreiten wäre. Man sagt ja "Erwachet!" wohl nicht umsonst nach, eine variierte Abart der Publikums-Zeitschrift "Reader's Digest" zu sein. Und besagte Einschätzung bestätigt sich dann wohl auch in diesem Falle. Passend darf also ein in Afrika ansässiger "Erwachet"-Korrespondent nun über dieses Thema referieren. Und er weis schon mal zu vermelden, in seiner Gegend gäbe es über sechszig verschiedene Schlangenarten; unter denen wiederum sind zwanzig Giftschlangen. Sollte dann einer ungebetene Bekanntschaft mit solch einer Giftschlange machen, kann sich das in der Tat für ihn tödlich auswirken. Um Gegenmittel noch einzusetzen, hat man nicht viel Zeit. Jener knappe Zeitkordon verschärft dann die Situation zusätzlich.

Und da wäre dann wohl auch noch die Frage zu stellen. Wie werden denn nun diese wenigen Gegenmittel in der Praxis hergestellt? Auch dazu gibt es eine Detailangabe

"Das Gift von Kobras, Mambas und Puffottern wird im richtigen Verhältnis gemischt und dann Pferden oder anderen Tieren in immer größeren Dosen eingespritzt, die im Laufe der Zeit gegen das Gift immun werden. Durch weitere Arbeit im Labor wird ein wirksames Gegengift hergestellt. Autoritäten sagen, wenn man von einer dieser Schlangen gebissen wird (nicht nur gekratzt), ist das Gegengift, ein absolutes Muß um zu überleben ..."

Das wiederum nüchtern betrachtet, ist dann doch wohl dem Bereich der Impftechnologie zuortbar. Bis die Medizin tatsächlich soweit war, da funktionsfähige Gegengifte zu schaffen, dürfte wohl ein langer, steiniger Weg dazwischen gelegen haben.
Es ist also in dem Falle nichts mit der "Heilpraktikerweisheit" (und anfällig für letztgenannte Szene sind ja bekanntermaßen auch die Zeugen Jehovas).
Man nehme halt diesen Tee oder jene Tropfen oder ähnliches, dann wird es schon wieder "gut". Diese Quacksalber-Szene offenbart sich auch auf diesem Gebiete als Quacksalber.

Und dann kann man wohl auch nicht an der früheren vehementen Impfgegnerschaft der WTG-Betörten, die Zeit vor 1945 betreffend, vorübergehen.
Ihre Märchenerzählung beendet dann "Erwachet!" mit dem Supermärchen

"Und das entwöhnte Kind (wird) seine Hand ausstrecken nach der Höhle des Basilisken [einer Giftschlange, NW]."

Alle Naturgesetzmäßigkeiten belegen, dass solcherlei Narren-Märchen noch nicht mal das Papier wert sind, auf dem sie denn mal gedruckt wurden.
Das aber stört, die in einer Märchenwelt lebenden offenbar nicht sonderlich.
Sie reden sich da ihre "heile Welt" ein, die in Wirklichkeit, alles andere als "heil" ist.


Auf ein Detail der "Erwachet!"-Ausgabe vom 22. 9. 1960 wurde im Rahmen der Jahrgangsdatei 1960 schon eingegangen. Nochmals diese Jordanien betreffende Passage:
Die WTG-Skrupellosigkeit offenbart sich auch an einem Bericht in "Erwachet" vom 22. 9, 1960. Da ging es um Jordanien und darum, dass die dortige Regierung sich quer stellte, die Zeugen Jehovas anzuerkennen. Einen moslemischen und einen christlichen Rechtsanwalt engagierte daraufhin die WTG zur weiteren Durchführung ihrer Rechtshändel. Da ist man ja fast geneigt sich zu erinnern, das zu Nazizeiten die WTG auch schon mal einen Anwalt mit NSDAP-Parteibuch (Kohl) sich engagierte.
Das jedoch mag man ja als zweitrangig werten.
Das jordanische Regime bezichtigte nun auch die Zeugen Jehovas der Zionismusbegünstigung, und selbiges ist eben ein Punkt wo dieses Regime besonders allergisch reagierte.
Lies nun die WTG ihre Zionismus-Begünstigungs-Literatur, bis weit in die 1920er Jahre hinein, auch zitieren?
Das vermied sie selbstredend.
Sie aber glaubte einen anderen Trumpf ins Spiel bringen zu können.
In den Worten von "Erwachet!"

"Darauf wurde aus dem populären Studienhilfsmittel 'Gott bleibt wahrhaftig' (erste Ausgabe) folgendes vorgelesen:
"Die Geschehnisse und Prophezeiungen zeigen, daß die natürlichen Juden nie wieder als ein auserwähltes Volk gesammelt werden. Sie haben als Volk den Messias, seine Wahrheit und sein Königreich offensichtlich verworfen." ... Es wurde darauf hingewiesen, daß Gott sein Urteil nicht umstoße und keine politischen Mächte dieser Welt dazu gebrauche, sein Wort ungültig zu machen."

Dazu jubelt "Erwachet!" dann:

"Dieser Gedanke blieb den Zuhörern im Gerichtssaal besonders gut im Gedächtnis, und er wurde oft als eines der besten Argumente bezeichnet, die je in Verbindung mit dieser Streitfrage vorgebracht wurden."

Nochmals "zum mitschreiben". Da beruft sich die WTG also auf die erste Ausgabe von "Gott bleibt wahrhaftig" welche Englisch 1946; deutsch 1948 erschien. Die "glänzte" in der Tat mit der zitierten Passage und noch ein paar mehr der Art.
Zum Beispiel mit der dort enthaltenen Passage über die Juden: "Viele ihrer Leiden haben sie sich durch ihre Geschäftemacherei und ihr rebellisches Handeln zugezogen" (S.224).
Dazu wurde schon mal festgestellt:
Dieser Satz nach dem Holocaust! Das ist dann viel zu wenig, wenn in der (wohl erzwungenen) Zweitauflage dieses Buches dieser Satz von den Herausgebern stillschweigend weggelassen wird. Das ist viel zu wenig.
Genau, und jene genannte revidierte Auflage, datiert auf das Jahr 1958.
Dem jordanischen Gericht gegenüber gaukelt man indes vor, es sei noch die 1946er Auflage mit ihren inkriminierten Aussagen gültig.
Bezeichnet man solcherlei Gebaren als Skrupellos, ist das dann wohl noch eine milde Umschreibung.

Vor fünfzig Jahren
geschrieben von:  Drahbeck
Datum: 01. Oktober 2010 00:18
"Ist die Kirche wirklich eine Einheit, wenn ihre Glieder, wie zum Beispiel die Katholiken in Italien, in allen politischen Parteien zu finden sind, von der extremen Rechten an über da politische Spektrum bis hinüber zur extremen kommunistischen Linken?" fragt mit tendenziösem Unterton der "Wachtturm" vom 1. 10. 1960. Und man wähnt in den eigenen Gefilden, diesbezüglich "besser" dran zu sein.
Dieses "besser" indes kostet seinen Preis. Den Preis der tatsächlichen politischen Entmündigung.
Nur Narren können darauf vertrauen, das die Probleme des Lebens "von Gott" "gelöst" werden. Ein solchen Narrenverein stellen unfraglich die Zeugen Jehovas da, und bringen ihr Narrentum auch schon mal durch ihre grundsätzliche Doktrin, nicht an politischen Wahlen teilzunehmen, zum Ausdruck.
Das indes können sich nur Narren leisten, dann wenn es eben auch Nicht-Narren gibt, welche die unvermeidlichen Entscheidungen treffen.
Egal wie die nun im Einzelfall zustande kommen mögen.
Sei es durch eine Diktatur; sei es durch eine weitaus komplizierter ablaufende tatsächliche Demokratie.

Namentlich in der Geschichte dieses Landes sind abschreckend genug Beispiele bekannt, wohin der Weg führen kann, sollen Narren zum wählen gezwungen werden.
Diesbezüglichen Tendenzen, die es in Ansätzen (wenn auch nicht in voller Konsequenz) auch heute noch gibt, stehe ich mehr als skeptisch gegenüber.
Ich sagte es schon früher. Dann ist mir das Nicht-Wählen der Zeugen Jehovas-Narren allemal noch lieber, als wenn sie etwa bei einer tatsächlichen Wahlfreigabe, in "Größenordnung" etwa Parteien wie etwa die "Partei der Bibeltreuen Christen" oder ähnliches "stark" machen.
Da ist dann der gegenwärtige Zustand in meiner Sicht, immer noch das "kleinere Übel".

Unbeschadet dieser Gemengelage gibt es (zum Glück) nicht nur die politisch entmündigten Zeugen Jehovas, sondern eben auch noch andere Kreise, die da zu dem Schluss kommen.
Politische Entmündigung? Dann aber nicht mit mir.
Letztendlich waren auch die Diktaturen in Deutschland, die da an dem Nicht-Wählen der Zeugen Jehovas besonders Anstoß nahmen, Narren!
Ihr eigentliche Intention war doch die der Diktatur. Allenfalls auch in den Mund genommene Vokabeln von "Demokratie" waren eher ein Muster ohne Wert!
Die Zeugen ermöglichten doch diesen Diktaturen so schalten und walten zu können, wie es ihnen beliebte. Die sogenannten "Wahlen" in den Diktaturen nahmen allenfalls den Charakter einer geheuchelten Akklamationskundgebung wahr. Zu "bestimmen" hatten die vorgeblichen "Wähler" da ohnehin nichts.

Hätten diese Diktaturen sich das Spektakel sogenannter "Wahlen" erspart, hätten sie sicherlich einiges an Geldern gespart. Und Geld kann jedes Staatswesen nie genug haben.
An der tatsächlichen Alltagspraxis indes, hätte sich nichts wesentliches geändert. Und namentlich die Zeugen Jehovas hätten sich als de facto Stützen jeder Diktatur geoutet, da sie sich ja selbst politisch entmündigen.

Dann sehe man sich mal die Ex-ZJ-Szene in diesem Lande näher an.
Namentlich bekannt sind da FDP-Mitglieder (Ein solches konnte man kürzlich in einer Zeugen Jehovas bezüglichen Fernsehsendung bewundern. Ohne das der genannte Partei-Aspekt eine Rolle spielte. Ihn zu thematisieren konnte und war auch nicht, das Anliegen jener Fernsehsendung).
Namentlich bekannt in der Ex-ZJ-Szene in Deutschland sind auch
CDU-Mitglieder, als auch SPD-Mitglieder;
In Österreich auch einer bei den "Grünen".
Selbstredend sind das auch in der Ex-ZJ-Szene relative Minderheiten. Das Gros der Ex-ZJ-Szene ist Parteilich ungebunden. Es ist ja schon ein relativer Fortschritt, sollten etliche von ihnen an Wahltagen auch ihre Wahlstimme tatsächlich abgeben. Man muss ja immer sehen und im Blick haben "woher die denn so kommen."

Nun werde ich nicht dafür plädieren - nochmals wiederholt - nicht - das sich die Ex-ZJ-Szene politischen Parteien (egal welcher) anschließt.
Kommen einzelne von ihnen zu einer anderen Entscheidung, ist das selbstredend ihr gutes Recht, das in keiner Weise in Frage gestellt wird.
Aber auch die genannten bekannten Partei-Mitgliedsfälle belegen.
In der Nach ZJ-Zeit gibt es garantiert keinen "homogenen Einheitsbrei" mehr.
Da stellt sich verstärkt die Frage, welche politische Partei denn den eigenen Interessen am nächsten kommt.

Und auch das gibt es: Die Feststellung. Derjenige der sich da einer bestimmten Partei angeschlossen hat (wie gesagt was sein gutes Recht ist), denjenigen kann ich durchaus nicht bedingungslos als "Freund" bewerten, dieweil meine persönlichen Interessen eben nicht von der jeweiligen Partei, die da einzelne für sich ausgewählt haben, vertreten werden.
Es gibt also durchaus in der Nach ZJ-Zeit die Option zu sortieren, wenn man denn als "Freund" fallweise akzeptieren könnte, und wenn eben nicht!
Vor fünfzig Jahren
geschrieben von:  Drahbeck
Datum: 08. Oktober 2010 02:42
Das 1999er ZJ-Jahrbuch notiert über einen WTG Kreisaufseher namens Horst Kretschmer auch, dass er diesen Job wohl bereits seit Mitte der 1950er Jahre ausübt, auf diese Art schon ganz Deutschland bereist habe.
Nun kenne ich ja die Herrschaften dieser "Berufssparte" nicht persönlich (worauf ich dann ja auch keinen weiteren Wert legen würde), kann also nicht ausschließen, dass es bezüglich Familiennamen vielleicht auch Namensvetter geben könnte (oder auch nicht).
Das wiederum ist verhältnismäßig beliebig. In ihrem Antreiber-Milieu, im Auftrage Brooklyns, dürften diese Herrschaften sich wohl nicht allzuviel nehmen.

Eine Userin Lara schrieb am: 26.01.2005

"Ich habe den Kretschmer ... in sehr unguter Erinnerung. Was die an menschenverachtenen Äußerungen von sich gegeben haben ,ist unbeschreiblich. Es waren düster blickende Männer, die mit erhobenen Zeigefinger Brüder und Schwestern niedergemacht haben, besonders die Frauen und Jugendlichen.
Die ganze Vers. atmete erleichtert auf, wenn die wieder abzogen, und grauste sich vor der nächsten Dienstwoche.
Es gab aber auch nette darunter, die verständnisvoll und nicht so autoritär waren.
Ich glaube, dass viele von den Reisenden auch nur arme Würstchen sind, obwohl sie tatsächlich fast immer die dicksten Wagen fahren. ..."

http://forum.sektenausstieg.net/showthread.php?1679-Kreisaufseher&highlight=kretschmer
Nun ist ein Herr Kretschmer, bei der Auswertung von Tondokumenten, auch mir ein Begriff geworden.
Da tönte er also im Jahre 1967 auch auf einer ZJ-Kreisversammlung. Und da Insider wissen, just um 1967 begann die 1975-These vom morastigen Grund des Ententeiches aufsteigend, plötzlich an der Oberfläche herumzuschwimmen.
Wenn der damalige Obermorastiker Fred W. Franz die zum "besten" gab, dann war es wohl für Typen wie besagten Kretschmer, eine zweifelhafte Ehrensache, ihrem obersten Brooklyner Müllverkäufer dabei nicht nachstehen zu wollen.
Und so findet man denn im "Getöne" des Herrn Kretschmer aus jenem Jahre, in vorauseilendem Gehorsam, auch ein paar Brosamen 1975 betreffend, mit eingeflochten.
Aber besagter Herr Kretschmer war wohl noch einen "Zacken cleverer", als er das ganze "kunstvoll" mit dem Thema Weltraumfahrt kombinierte. Da war der Obernarr Franz dagegen ein Waisenknabe. Denn das Thema Weltraumfahrt lies der ja beim 1975-Thema außen vor.
Nicht so Herr Kretschmer.
Seine andächtig lauschende Lemmingsschar belehrte er ja (und das hatte selbst ein Konrad Franke nicht mit drauf, was dann ja schon einiges heißen will), auch mit den markigen Sätzen:

"Hast Du letztens die Zeitungen gelesen? Alle Projekte sind vertagt. Man will 1971 hoch, man will 1969 hoch, man will im nächsten Jahr schon hoch ... 1967 schon hoch. ...Warum?
Weil sie keine Zeit mehr haben bis 1975."

Das Getöne des Herrn Kretschmer
So so, das mit dem "letztens Zeitungen gelesen", werden dann ja wohl einige aus seiner Zuhörerschaft sicherlich zustimmend beantwortet haben können. Auch wenn sie denn vielleicht keine "klassische Zeitung" gelesen haben, dann sicherlich aber doch die "WTG-Zeitung" namens "Erwachet!"
Und derart "erwacht", mag ihnen im Unterbewusstsein, in der Erinnerung, erneut "hochgekommen" sein was besagtes "Erwachet!" etwa in seiner Ausgabe vom 8. 10. 1960 in seiner Rubrik "Wir beobachten die Welt" für Mitteilenswert erachtete.
Da Herr Kretschmer sein "letztens" nicht weiter terminlich präzisierte, da er seine besagt "relevanten" Erkenntnisse auch erst im Jahre 1967 von sich gab, ist es natürlich schwer, sein "letztens" näher einzugrenzen. Aber sicherlich gehörte auch Herr Kretschmer wohl zu den aufmerksamen Wiederkäuern der WTG-Postillen. Denn ja besser sich einer als "Wiederkäuer" aus dieser Gilde ausweist, um so besser soll es dann wohl auch um seine WTG-Karrierechancen bestellt sein.
Egal ob nun Herr Kretschmer genanntes "Erwachet!" mit im Blick hatte oder nicht, wurde ja dessen Leserschaft in dieser Ausgabe auch über Erfolge und Mißerfolge der Weltraumforschung informiert.
Und mancher der so Belehrten, pflegte dann vor Ehrfurcht geprägt zu sagen. Eigentlich könne man sich ja das konventionelle Zeitungslesen auch ersparen. Denn alles was ein ZJ-Lemmming wissen müsse (und das ist wohl nicht übermäßig viel), teilt ja schon der WTG-eigene Schrifttum, unter ihm eben auch "Erwachet!" mit.
Die Quintessenz jener "Erwachet!"-Ausführungen in der Rubrik "Wir beobachten die Welt", besteht wohl insbesondere im Herausarbeiten des Umstandes, dass nachdem, die Sowjetunion (zeitlich befristet) beim Thema Weltraumfahrt auch mal "die Nase vorn hatte", nunmehr die USA wieder mächtig aufholten.
Und wenn denn die USA die "Nummer eins" sind, dann ist sicherlich auch in Brooklyn "wieder die Welt in Ordnung". Da man von dem "Kulturschock" der zeitweiligen sowjetischen Erfolge auch empfindlich getroffen war.

Aber wie man sieht, es geht alles seinen "von Jehova geordneten Gang".
Egal ob "Jehova" nun beschließt, nachdem nicht genug Juden freiwillig nach Palästina strömten, diese durch "Jäger" dorthin zu scheuchen. Und die brennenden Nazi-Holocaust-Öfen waren dann in dieser Lesart auch solch ein "göttliches Werkzeug". Zwar haben letztere Thesenzuspitzung einige andere deutlicher ausgesprochen. Namentlich auch solche aus dem Splittergruppen-Milieu der WTG. Aber der "Apfel pflegt wohl selten allzuweit vom Stamm zu fallen". Und ab den 1930er Jahren war die WTG-seitige Zionismusbegünstigung ohnehin Geschichte. Das aber sah in den 1920er Jahren noch grundlegend anders aus.
Nachdem sich dann die noch in der ersten Auflage (nach 1945) ventilierte These, im WTG-Buch "Gott bleibt wahrhaftig" als nicht mehr "zeitgemäß genug" erwiesen hatte, die Juden hätten ihre Leiden ja selbst verschuldet.
Nachdem so "Jehova" von Brooklyn belehrt, wohl einsehen musste. Jetzt müsse halt eine andere These als Kassenfüller herhalten.
Da erweckte wohl besagter Jehova auch seinen "Propheten Kretschmer"

Eine spätere Geschichtschreibung wird - hoffentlich - auch dem Kretschmer und Co den ihnen zugehörigen Platz zuweisen. Auf dem stinkenden Müllhaufen!

Re: Vor fünfzig Jahren / heute
geschrieben von:  Frau von x
Datum: 08. Oktober 2010 10:45

Drahbeck
... "Erwachet!" etwa in seiner Ausgabe vom 8. 10. 1960 in seiner Rubrik "Wir beobachten die Welt" ... .

Im OKTOBER 2010 liest man in genannter Zeitschrift und Rubrik:
Priesterlose irische Kirchen?
"Wir stehen am Ende einer priesterlichen Ära in der katholischen Kirche", hieß es in der Irish Times. Noch vor einem halben Jahrhundert stand Irland, was den Nachwuchs an Priestern anging, an zweiter Stelle. Doch jetzt ist die Geistlichkeit dort so überaltert, dass einige Gemeinden demnächst ohne Pfarrer dastehen, ... . Auslöser für die Krise ist nach Meinung einiger das Verbot der künstlichen Emfängnisverhütung ... im Jahr 1968. Seitden, so führte die Times weiter aus, würden "die Lehren der Kirche immer mehr infrage gestellt" - mit der Folge, dass "das Vertauen in die kirchliche Führung zunehmend schwindet".
Wie sieht es da bei Jehovas Zeugen aus?


Auf Seite 32 noch dies:
Ein Geheimtipp für Bibelleser
. . . ist die Broschüre "Das gute Land sehen". Der kleine Bibelatlas enthält viele farbige Landkarten und Fotos von den verschiedensten Schauplätzen, die in über 2 000 Jahren biblischer Geschichte eine wichtige Rolle spielten ...
Schon viele Leser haben sich für diese Broschüre herzlich bedankt. ...
Wenn sie an der 36-seitigen Broschüre interessiert sind, dann ...
Die Broschüre ist in 79 Sprachen erhältlich und hat bereits eine Auflage von fast 10 Millionen.

Jehovas Zeugen haben über 7 Millionen Mitglieder, von denen erwartet wird ein Exemplar zu besitzen, die Kinder nicht zu vergessen. Bedenkt man außerdem, daß es über 18 Millionen Gedächtnismahlbesucher (potenzielle Abnehmer) gab, frag ich mich, warum die Broschüre trotzdem beworben werden muß.

Re: Vor fünfzig Jahren
geschrieben von:  Drahbeck
Datum: 15. Oktober 2010 02:41
Auf 1,5 eng bedruckten Druckseiten, sieht sich der "Wachtturm" vom 15. 10. 1960 genötigt zu der Frage Stellung zu nehmen, weshalb die WTG in den USA (respektive Teile der USA) bei ihren öffentlichen Veranstaltungen Rassentrennung praktiziert.
Lapidare Antwort des WT:
Jehova habe nicht dazu beauftragt die Welt zu bekehren.
Eine Rückblende zu Zeiten des Urchristentums vornehmend, wird notiert, auch ein Paulus etwa, hätte die Sklaverei schon nicht in Frage gestellt.
Das ist wohl war.
Das Christentum ist eine Sklavenreligion, und zugleich versklavende; und einer der größten Sklavenhalter der Neuzeit in ihm ist die WTG-Religion. Im buchstäblichen, wie im übertragenem Sinne!

Siehe thematisch auch den 1960er Jahresüberblick : dort etwa in der zweiten Hälfte mit erwähnt.
Man vergleiche auch die programmatische Artikelüberschrift des "eindrucksvollen" WT-Artikel aus der Ausgabe vom 15. 3. 1953

Folgerichtig titelte etwa ein William Schnell
seinen Erfahrungsbericht entsprechend.

Man vergleiche thematisch auch:
http://forum.mysnip.de/read.php?27094,10246,10246#msg-10246
Dort der Detailaspekt:
In dem Wachtturm vom 1.3.1974
werden mehrfach Gründe genannt warum unterschiedliche Menschenrassen nicht untereinander heiraten sollten.
Unter der Frage von Seite 159


Man kann zwar kein biblisches Argument anführen warum man Rassen Reinerhalten sollte aber:


Zeugen Jehovas werden aufgefordert Rassentrennungsgesetzen zu folgen!


Damit konstruiert die Wachtturm Gesellschaft eine schriftgemäße Begründung für Apartheidpolitik!
Rassendiskriminierung hindert uns nicht daran Gott (der Wachtturm Gesellschaft) zu dienen.
Eher ein beharren auf Rassengleichheit ist hinderlich.
Sogar wenn es keine Gesetzte gibt!!!


Vorurteile genügen um auf die Reinheit der Rassen zu beharren.
Hier aber dann das Totschlagsargument von Seite 160:

Re: Vor fünfzig Jahren / heute
geschrieben von:  Frau von x
Datum: 15. Oktober 2010 12:47

Drahbeck
... Wachtturm vom 1.3.1974 ...
... S.160:

Zitat Glockentin (2:00min):
"Wir streben an, gleichgestellt zu werden mit anderen Gemeinschaften unserer Größenordnung oder auch den großen Kirchen, weil das eben der Status ist, den das Grundgesetz vorsieht."
http://www.youtube.com/watch?v=Ha-7nInZag4
Dafür klagt die WTG dann auch gern mal über 10 Jahre (in Deutschland) oder 30 (in Österreich). Es interessiert auch nicht, wie sich diese Vorgehensweise auf die "Mitbürger auswirkt".
Wie schrieb oben genannter WT?:
"Christus Jesus und seine Apostel gaben ein Beispiel, indem sie lieber auf Dinge verzichteten, auf die sie ein Anrecht hatten ..."

Re: Vor fünfzig Jahren / heute
geschrieben von:  Drahbeck
Datum: 15. Oktober 2010 13:06

Frau von x
Wie schrieb oben genannter WT?:
"Christus Jesus und seine Apostel gaben ein Beispiel, indem sie lieber auf Dinge verzichteten, auf die sie ein Anrecht hatten ..."

Man vergleiche auch thematisch die "Jubelgesänge", welche Zeugen Jehovas-Kreise jetzt bezüglich Frankreich anstellen.
Meine Meinung zu Frankreich habe ich ja schon erklärt.

http://forum.mysnip.de/read.php?27094,82125,82125#msg-82125
Die dortige Besteuerung von Spendengelder mit 60% welche der Fiskus dabei für sich abzweigen will, ist in der Tat mehr als unangemessen.
Vor allem ist sie eines, ausgesprochen kontraproduktiv.
Man sieht es auch an den ZJ-Jubelstürmen, welche da relativ magere Aussagen, nun glauben auch per Video "verewigen" zu sollen.

http://www.youtube.com/watch?v=cSEhb4uzuI4
http://www.youtube.com/watch?v=mZFo0tctjec
http://www.youtube.com/watch?v=68zVpwW3bXE

Re: Vor fünfzig Jahren
geschrieben von:  Drahbeck
Datum: 22. Oktober 2010 03:06
Das Thema des umtriebigen evangelischen Bischofs Otto Dibelius, welcher da im Jahre 1959 einen besonderen Streit vom Zaune brach, nämlich wie es denn Christen mit der weltlichen Obrigkeit zu halten hätten, brachte es als entsprechende Reflektierung auch in ein bekanntes Politikjournal. Man vergleiche etwa:
www.spiegel.de/spiegel/print/d-46473163.html

www.spiegel.de/spiegel/print/d-42622688.html

Mehr noch sein sinniger Vergleich, Verkehrsvorschriften des Westens könne er respektieren, die des Ostens hingegen nicht, hat denn ja selbst die WTG beeindruckt, mit ihrem "Erwachet!"-Artikel vom 22. 10. 1960, der da titelte:

"Die deutschen Protestanten in einer Zwickmühle".

Zwickmühle deshalb, dieweil Herr Dibelius mit seiner griffigen These in den eigenen Reihen, nicht unangefochten blieb.
Da wähnte die WTG "besser" dran zu sein. Diskussionen darüber was sie denn als Super-Obrigkeit von oben her dekretiert, sind in ihren Reihen ohnehin - faktisch - nicht zugelassen.
Herr Dibelius zog mit seiner These letztendlich den kürzeren.
Auch der WTG war dieses Schicksal (wenn auch noch nicht im Jahre 1960 sondern erst Ende 1962 / Anfang 1963) mit ihrer umformulierten Obrigkeitslehre, dann letztendlich nicht erspart geblieben.
Bevor es dann soweit war, erwies sich allerdings die Rutherford'sche Obrigkeitslehre von 1929, als "das" Vehikel, um die WTG-Hörigen sowohl im Naziregime, als auch bei seinen Ostdeutschen Pedants, in politisch wirksame Oppositionsstimmung zu versetzen, mit eben gefährlichen Konsequenzen für die Betörten.
In dem 1960er Jahresüberblick wurde bereits darauf mit eingegangen (dort unter der Detailüberschrift "Skrupellos").

Noch was wäre aus der genannten "Erwachet!"-Ausgabe zu zitieren
Getreu dem Pharisäer-Motto "Herr wir danken dir, das wir nicht sind wie die", wähnt die WTG mit dem Finger auf eine andere Gruppierung zeigen zu können. Die mag es in der Praxis dann besonders "bunt" getrieben haben.
Ob denn die eigene Geisteshaltung der WTG (eben dann ohne gewisse Überspitzungen) soviel "anders" ist, wäre wohl auch eine Frage. Auf die indes geht wie zu erwarten, "Erwachet!" nicht näher ein.
Man konnte in der genannten Ausgabe also auch das nachfolgende vernehmen:

"Am 1. Juli erwartete in Benson, Arizona (USA), eine kleine Sekte, die den Namen "Full Gospel Assembly, Inc." [Vollständige Evangeliumsversammlung, eingetragener Verein] trägt, und zu der mindestens fünfzig Kinder gehören, einen Atomangriff. Ihre Mitglieder schlossen sich in ihrer Kirche und in den Wohnungen hermetisch ab, in der Hoffnung, die einzigen Überlebenden sein zu können. Der stellvertretende Sheriff, Ray Coffey, beschrieb die Vorbereitungen, die sie getroffen hatten wie folgt:
"In den vergangenen Wochen haben sie für mindestens 30.000 bis 50.000 Dollar Nahrungsmittel gekauft. Ich sah zu, wie wenige von ihnen in einem Engros-Geschäft in Tuscon Lebensmittel im Werte von etwa 25.000 Dollar in einem Lastwagen verluden. ... Alle Fenster und Türen der Häuser wurden mit Zeitungen und Klebepapier überklebt. Man überklebte sogar die Klimaanlagen und verstopfte die Schlüssellöcher ..."

Jene Gruppierung scheint dann ja ihren eigenen verkündeten Weltuntergang doch noch überlebt zu haben. Letzterer Umstand befähigte dann sie wohl auch zu der nachfolgenden "Leistung":

"1990er-Jahre – Grande Cache/Alberta, Kanada
Radikal-christliche Mitglieder der Full Gospel Assembly verbrennen Bücher und Schriften mit Inhalten "gegen die Lehre Gottes".

www.euchzumtrotz.de/front_content.php?idart=56

Re: Vor fünfzig Jahren
geschrieben von:  Drahbeck
Datum: 01. November 2010 02:13
Wieder mal schleudert der "Wachtturm" vom 1. 11. 1960 eine geballte Ladung "Konservatismus" seinen Kritikern entgegen, wenn er unter anderem verlautbart:

"Sozialreformer der Tage des Apostels Paulus mögen den Apostel angegriffen haben, weil er nicht gegen die Sklaverei kämpfte."

Und, tun es es denn seine vermeintlichen Nachfolger in der Neuzeit, (den Kampf gegen die Sklaverei, welche ja Zeitangepasst, in durchaus unterschiedlichen Formen daher kommen kann)?
Wohl kaum! Die legen besonderen Wert auf den Opiatcharakter der Religion, und tun alles diesen noch zu verstärken.
Von diesen Konjunkturritterlingen eine "Kulturfortschritts-Begünstigung" zu erwarten, ist wohl völlig fehl am Platze.
Verlautbarte ein Fürst Bismarck einstmals, die Religion müsse dem Volke und vor allem dem Volke erhalten bleiben, so ist das auch das Credo dieser neuzeitlichen Apostel der Sklaverei.
Menschen tatsächlich zu helfen - das ist nicht ihr Metier.
Die können dann ja ihr Elend mit religiösem Opium betäuben, und einer der relevantesten Opiumdealer diesbezüglich, ist ohne Frage die WTG-Religion!
Die Bismarck's und Co und ihre Nachfolger, wussten sehr wohl weshalb sie die Opiatverkäufer begünstigen, in Vergangenheit und Gegenwart.

Re: Jehovas Zeugen - falsche oder wahre Religion?
geschrieben von:  Frau von x
Datum: 04. November 2010 11:26
Erwachet! NOVEMBER 2010 S.7:

"Die wahre Religion wäre daran zu erkennen, dass sie den Menschen hilft, gegen niedrige oder schlechte Neigungen anzugehen. ... Die falsche Religion dagegen würde sich dem Zeitgeist anpassen, manches billigen, was Jesus verurteilte, ... ."

Zitat Glockentin (2:00min):

"Wir streben an, gleichgestellt zu werden mit anderen Gemeinschaften unserer Größenordnung oder auch den großen Kirchen, weil das eben der Status ist, den das Grundgesetz vorsieht."
http://www.youtube.com/watch?v=Ha-7nInZag4

Re: Vor fünfzig Jahren
geschrieben von:  Drahbeck
Datum: 08. November 2010 00:50
Über einen von der katholischen Kirche 1960 in München durchgeführten sogenannten "Eucharistischen Kongress" berichtet "Erwachet!" vom 8. 11. 1960.

[Bilder einer katholischen Schulbibel entnommen]
Nun kann ich als Nichtkatholik nicht verhehlen, der Begriff "Eucharistie" geht mit persönlich am "Allerwertesten vorbei".
Meine Grundsatzauffassung ist weiterhin die:
Die Philosophen (und Religionen) haben die Welt nur unterschiedlich erklärt.
Das indes, ist zu wenig!
Mit Kongress kann auch ich was anfangen. Für den "Schrottbegriff" "Eucharistie" habe ich jedenfalls, keinerlei persönliche Verwendung.
Da aber Religionsfreiheit zu den verbrieften Rechten gehört, habe auch ich zu respektieren, dass andere mit dem Begriff "Eucharistie" durchaus etwas positives zu verbinden pflegen.
Allerdings, auch das ist klar, diese Sorte der anderen betrachte ich nicht als meine Freunde.
Die mögen dann in ihrem "Eucharistie-Taumel" glücklich werden.
Ich bin dann glücklich, wenn ich mir diese Spezies möglichst weit weg von mir halten kann.

Also die speziellen "Eucharistie"-Aspekte seien dann doch in diesem Kommentar übersprungen. Sehen wir uns also mehr das an was gemeinhin mit den Begriff Kongress, allgemein verbunden wird.
Über durchaus beachtliche Teilnehmerzahlen an diesem Spektakulum, weis auch "Erwachet!" zu berichten.
Man liest auch die Angabe:

"Das persönliche Erscheinen des Papstes wurde lange Zeit im geheimen erwartet"

doch der Herr Papst (damals wohl noch Johannes XXIII.) zog es dann doch vor, lieber bloß einen Stellvertreter mit eher unbekannten Namen, dorthin zu senden. Nun soll diese seine Entscheidung ja nicht weiter kommentiert werden. Dafür gab es sicherlich stichhaltige Gründe. Und auch ohne das persönliche Erscheinen eines Herrn Papst, war das sicherlich auch so Spektakulum genug.
Ein Herr Papst mit bürgerlichem Namen Woityla (zu späteren Zeiten), hätte sich wohl die Chance dieser Propagandatribüne kaum entgehen lassen.

Wie auch immer, es fanden sich auch so noch mehr als genug Honoratioren ein.
Mitglieder der Bayerischen Regierung, der Stadtbehörden, der damalige Bundespräsident Lübke, der Bundeskanzler Adenauer, nebst acht weiteren Ministern seiner Regierung.

"Durch Minister waren ferner vertreten Italien, Österreich, Frankreich, Holland und Spanien"

Auch das vergisst "Erwachet!" nicht zu erwähnen:

"Kardinal Spellmann aus New York hatte sich in einer Predigt im Münchner Dom scharf gegen den Kommunismus gewandt",

was selbstredend Balsam auch für die WTG-Seele ist, da man zu der Zeit ja auf ähnlicher Wellenlänge schwamm.
Aus dem Osten hingegen schallten dazu Kommentare herüber, welche etwa titelten "NATO-Kongreß". Nun kann man ja den polemischen Charakter einer solchen Vokabel schwerlich bestreiten. Das die Kongressveranstalter von ihr kaum "positiv angetan" sein würden, ist auch mit Händen zu greifen.

Allenfalls wäre zu fragen, was sagte denn nun die WTG zu dieser Vokabel "NATO-Kongress". Zerpflückte sie selbige kritisch? Oder klatschte sie sogar Beifall?
Nun, letzteres zu erwarten, wäre in der Tat zu blauäugig.
Aber die WTG erwähnt sehr wohl auch:

"Die Tatsache, daß auch etwa 5000 Soldaten aus verschiedenen europäischen Ländern kamen, hatte schon im voraus zu Attacken der kommunistischen Presse Ostdeutschlands geführt."

Nun ist es wohl so, sieht man sich den Gang der Catholica durch die Weltgeschichte näher an. Eines ihrer wesentlichen Essentiells, zu verschiedenen Zeiten, in vielerlei Formen zur Anwendung gebracht, ist der Grundsatz, dass die Feinde der eigenen Feinde, sehr wohl für die Catholica den Rang von (zeitweiligen) Bündnispartnern erreichen können. An diesbezüglicher Skrupellosigkeit, hat es der Catholica noch nie gemangelt.
Herausragendes Bespiel: Hitlers Steigbügelhalter Franz von Papen.
Oder wie es denn mal Karlheinz Deschner formulierte:

Zwar kann man nicht sagen, dass die zitierten östlichen Voten seitens der WTG zu diesem "Eucharistischen Kongress" schon den Rang einer Kumpanei erreicht hätten.
Verdächtig nahe indes sind sie schon.
Denn dezidierte Zurückweisungen der östlichen Propagandavokabel von einem "NATO-Kongress" aus dem WTG-Munde gibt es nicht.

Der "Erwachet!-Bericht versäumt es auch nicht, die massive Alimentierung dieses Spektakulums aus der Steuerzahlerkasse des Michel mit der über die Augen gezogenen Schaftmütze zu erwähnen.
Nun lag es sicherlich nicht in der Macht von "Erwachet!" an diesem Umstand etwas ändern zu können. Das der Michel mit der Schlafmütze transusig ist, stört eigentlich "Erwachet! auch nicht so sonderlich. Genau solche melkbaren Schafmützen, stehen doch auch bei der WTG im Kurs, hoch im Kurs.
Ärgerlich für die WTG allenfalls, dass da nur die religiöse Konkurrenz zu damaliger Zeit, des Michel Transuse Steuerzahlerkasse melken konnte, und nicht auch sie selbst.
(Zwar hatte auch die WTG zu damaliger Zeit schon Steuervergünstigungen, etwa für ihren Druckereibetrieb.
Aber die Catholica hatte eben noch ein paar mehr Vergünstigungen).

Aber da man sich ja mitterweile auch den KdöR-Status erstritten hat, ist es wohl nur eine Frage der Zeit, bis auch die WTG dem Michel Transuse die Schlafmütze noch weiter ins Gesicht herunter ziehen wird.
Lässt sich die Catholica ihre "Events" weitgehend von Michel Transuse bezahlen, so wäre wohl die WTG mit die letzte, die auf ähnliche Ansprüche "verzichten" würde.
Denn wie ja bereits Karl Marx (als Beispiel) in seinem "Das Kapital" sinngemäß feststellte.
Die Kirche von England verzichtet eher auf 38 ihrer 39 Glaubensartikel, als denn auf einen 39 Teil ihrer staatlichen Alimentierung.
Das wiederum ist auch für die WTG Anlass genug, um diesen Anspruch den Michel auch schröpfen zu dürfen, zu kämpfen.
Erste Vorboten dieser Kämpfe waren schon zu beobachten.
Siehe dazu auch:
http://forum.mysnip.de/read.php?27094,26479,27391#msg-27391
Dort etwa Eintrag vom 13. Mai 2009 13:04
Neuerdings aus den letzten Tagen; siehe auch:
http://forum.mysnip.de/read.php?27094,84447,84447#msg-84447


Exkurs:
Zum Thema Eucharistie konnte man etwa in Band 3 der Russell'schen "Schriftstudien lesen:
"Im allgemeinen mißverstehen Protestanten dieses sogenannte Sakrament gänzlich. Sie meinen, es sei nur eine andere Art, das Abendmahl zu feiern. Andere haben die Idee, es sei irgendein besonderes Gebet. Aber diese Ideen sind ganz irrig. Die römisch-katholische Lehre von der Messe ist:
Der Tod Christi, behaupten sie, beseitigte die adamische oder Erb-Sünde, ist aber auf unsere täglichen Fehler, Schwächen, Sünden und Unterlassungen nicht anwendbar; es ist kein beständiges, stets für alle Sünden gültiges Opfer, stets genügend und wirksam, wie ein Kleid jegliche Sünden aller Sünder zu bedecken, sodaß der Reumütige zur Vereinigung und Gemeinschaft mit Gott zurückkommen kann. Für alle solche Sünden ist das Meßopfer eingesetzt, das man als eine weitere Entwicklung des Opfers auf Golgatha zu betrachten hat.
Jedesmal, wenn die Messe als Opfer dargebracht wird, ist es ein FRISCHES Opfer Christi für die besonderen Personen und Sünden, für welche der Priester es darbringt und in seinem Sinn es anwendet.

Der so aufs neue zu opfernde Christus wird zuerst von dem handelnden Priester aus Weizenbrot und Wein "erschaffen." Es ist gewöhnliches Brot und Wein, bis es auf den Altar gelegt wird, da, wie behauptet wird, gewisse Weihworte das Brot und den Wein in das wirkliche Fleisch und Blut Christi verwandeln. Dann sind sie nicht länger mehr Brot und Wein, wenn sie es auch noch zu sein scheinen. Diese Verwandlung wird Transsubstantiation -- Umwandlung der Substanz -- genannt. Die fünf magischen, lateinischen Worte, welche, wie man vorgibt, diese Verwandlung des Brotes und Weines in tatsächliches Fleisch und Blut bewirken, sind: "Hoc est autem corpus meum." Jeder Priester, behauptet man, kann so Christus AUFS NEUE im Fleisch erschaffen, damit er aufs neue geopfert werde. Nachdem nun Christus so erschaffen ist, ertönt eine Schelle, und Priester und Leute fallen nieder und beten an und verehren das Brot und den Wein, die sie nun für den wahrhaftigen Christus halten. Nachdem dies geschehen, wird das Brot (in Wirklichkeit, so sagen sie, das den Sinnen verborgene Fleisch Christi) gebrochen. So wird Christus für die besonderen Sünden, die man dadurch beseitigen will, wiederholt geschlachtet oder aufs neue geopfert.

Um diese ungereimte Theorie auszuführen und zu versuchen, sie mit sich selbst in Einklang zu setzen, haben römisch-katholische Konzilien zahlreiche und lange Dekrete und Erklärungen erlassen und kluge (?) Theologen theologische Werke geschrieben. Darin wird gelehrt, daß, wenn ein Tropfen des "Blutes" (Weines) vergossen wird, derselbe sorgfältig aufbewahrt und verbrannt werden müsse; und die Asche in heiliger Erde begraben werden müsse; und ebenso darf vom Brote -- "dem Fleisch Christi" -- nicht eine Krume verloren gehen. Man muß sorgfältig darauf achten, daß ja keine Fliege in das "Blut" (den Wein) gerate, oder daß eine Maus oder ein Hund etwa eine Krume des gebrochenen "Fleisches" (Brotes) erhasche. Und Dr. Dens, einer ihrer leitenden Theologen, erklärt, daß "wenn eine Maus oder ein Hund die sakramentalen Bestandteile verzehren, so verzehren sie dieselben nicht auf sakramentale Weise. Dies beweist jedoch nicht, daß der Leib Christi
dann unter den Bestandteilen zu existieren aufhöre."

Der amerikanische römisch-katholische Katechismus stellt die Lehre folgendermaßen dar:
"FRAGE: Was ist die heilige Eucharistie?
ANTWORT: Es ist ein Sakrament, welches unter der Gestalt und ERSCHEINUNG von Brot und Wein den LEIB und das BLUT, die SEELE und GOTTHEIT JESU Christi erhält.
Fr.: Ist es nicht Brot und Wein, was zuerst zur Feier der Messe auf den Altar gelegt wird?
Ant.: Ja, es ist so lange Brot und Wein, bis der Priester während der Messe die Weihungsworte darüber spricht.
Fr.: Was geschieht bei diesen Worten?
Ant.: Das Brot wird in den Leib Jesu Christi, und der Wein in sein Blut verwandelt.
Fr.: Wie nennt man diese Verwandlung?
Ant.: Sie wird Transsubstantiation genannt; das heißt, ein Wechsel aus einer Substanz in eine andere ...

Re: Vor fünfzig Jahren
geschrieben von:  Drahbeck
Datum: 15. November 2010 03:50
Zur WTG Immobilienpolitik gehörte auch der Erwerb von Farmgelände im Jahre 1963 in Walkill im Staate New York. Bereits 1967 wurde jener Farmbereich durch einen weiteren Zukauf erweitert. Unter Einschluß von Pachtland sollen jene beiden Farmen einen Umfang von ca. 1.200 Hektar erreichen.
Damit indes ist der Umfang des Landwirtschaftlichen Besitzes der WTG in den USA, noch nicht vollständig beschrieben.
Eine weitere WTG-Farm in Patterson (New York) wird mit 270 Hektar Land beziffert.
Dann gibt es noch eine 60 Hektar große Farm in der Nähe von Port Murray (New Jersey).
Und nicht zu vergessen eine eine 220 Hektar große Farm in der Nähe von South Lansing (New York).

Alle diese Farmbereiche werden von der WTG selbst bewirtschaftet, welche damit schon mal den Status eines Großgrundbesitzers erreicht hat. Die dort tätigen Landwirtschaftsarbeiter arbeiten gemäß den WTG-Gepflogenheiten, für einen "Appel und ein Ei", schaffen so dem WTG-Konzern auch materielle Werte. Sie sind dann wohl nebst den Königreichsaalbau-Kolonnen, die da auch noch zu benennen sind, mit diejenigen, welche die meisten materiellen Werte in die WTG-Kasse hineinspülen.
Das alles ist deshalb auch möglich, weil die Steuergesetzgebung (auch der USA), solchen "Unterzweigen" der Religionsindustrie, vielfältige Vergünstigungen gewährt.

Namentlich zu dem Standort South Lansing gilt es noch die Zusatzanmerkung zu machen, das war der erste Standort der WTG-Missionarsschule "Gilead", bis selbige dann 1960 in die Brooklyner Zentrale verlegt wurde, wovon der "Wachtturm" vom 15. 11. 1960 berichtet.
Zieht man die WTG-eigene Filmproduktion als Quelle noch mit heran, so weis man, dass besagte Gilead-Studenten in South Lansing, sich ihr Brot in sehr buchstäblichem Sinne zu verdienen hatten. Zwar waren sie formal "Gilead-Studenten". De facto aber eher "Werkstudenten", die zeitgleich, einen nicht wesentlichen Teil ihres Zeitkontigents, als Landwirtschaftsarbeiter zu bestreiten hatten.

Indem nun 1960 die "Gilead"-Schule nach Brooklyn verlegt wurde, lief der Farmbetrieb in South Lansing (etwa 400 km von New York-City entfernt) trotzdem weiter. Offenbar hatte die Rationalisierung bewirkt, dass ähnliche Ergebnisse mit nunmehr weniger Landwirtschaftsarbeitern, eingefahren werden konnten.
South Lansing fand danach noch als Standort für die WTG-Königreichsdienstschule (Aufseher-Schulung) Verwendung und gehört wohl noch heute zum WTG-Inventar.
In den letzten Jahren gab es dann ja Meldungen, das Walkill und Patterson, eine zunehmende Bedeutung im WTG-Imperium erreichten.
So gab es etwa die Meldung im Jahre 1986 sei in Walkill 1986 "ein wesentlicher Erweiterungsbau der Bestimmung übergeben. Es handelt sich dabei um ein dreiflügeliges Wohngebäude mit 176 Zimmern."
Offenbar haben die WTG-Strategen erkannt, dass Immobilienverkäufe im Bereich New York's unter Marktbedingungen, erkleckliche Gewinne zu erzielen vermögen. Dieser Einsicht haben sich auch die WTG-Strategen nicht verschlossen, und daher zunehmend daraufhin orientiert, immer mehr Bereiche in ihre genannten Farmbereiche zu verlegen, und damit New Yorker Immobilien, Gewinnträchtig veräußern zu können. Jedenfalls ist derzeit in New York selbst (im Gegensatz zu früheren Jahrzehnten) wohl keine weitere WTG-Erweiterung ihres Immobilienbesitzes angesagt, der ja ohnehin schon einen staatlichen Umfang erreicht hatte.
Abhängig von der Marktlage wird vielmehr gegenwärtig daraufhin orientiert, mit diesen New Yorker Immobilien, "Kasse zu machen."
Re: Vor fünfzig Jahren
geschrieben von:  Drahbeck
Datum: 22. November 2010 02:55
Mit gemischten Gefühlen kann man dann wohl nur den Selbstlob-Lobgesang in der "Erwachet!"-Ausgabe vom 22. 11. 1960 zur Kenntnis nehmen. Selbiger berichtet über die "Bezirksversammlungen" 1960 der Zeugen Jehovas in Deutschland. Und in ihm gibt es dann auch den Satz:

"Während der Aufbauarbeiten sagte ein Handwerksmeister, wir sollten dem Handwerk nicht die Arbeit wegnehmen. Er bekam die Antwort, daß er diese Arbeit übernehmen könne, daß er aber unter denselben Bedingungen arbeiten müsse wie wir nämlich kostenlos ..."

Was die WTG da so "nebenbei" verklickert hat mittlerweile schon Industriemäßige Strukturen angenommen. Etwa beispielsweise in der Form sogenannter "Bauregionen" für den "Königreichreichssaal"bau.
Dann muss man ja wohl auch andere Teile der Religionsindustrie im Vergleich heranziehen.
Schaffen die den gleichen Ausbeutungsgrad der Betörten?
Zwar kann man Äpfel nicht mit Birnen vergleichen; gleichwohl kann man wohl sagen, wohl kaum.
Nun könnte man darüber "philosophieren" wie denn finanzielle Ausbeutung und Ausbeutung in Form materieller Dienstleistung im Vergleich zueinander zu werten sind.
Und dann müsste man wohl einräumen, dass auch "materielle Dienstleistungen" so gesehen Geldwerte darstellen.
Vom "Stamme nimm" sind wohl auch alle anderen Teile der Religionsindustrie. Darüber kann es wohl keinen Zweifel geben. Und Betörte gibt es hier wie dort.
Und wem nicht zu raten ist, dem ist bekanntlich auch nicht zu helfen, was wohl auch bei diesem Beispiel gilt.
Würde man indes mal eine minutiöse "Aufrechnung" (umgewertet in Geld), der von der WTG-Hierarchie kostenlos in Anspruch genommenen "Dienstleistungen" erstellen.
Ich fürchte eher dass Ergebnis würde lauten.
Wer das melken der Betörten in der Praxis ganz besonders gut beherrscht, ist eben die WTG-Religion!

Re: Vor fünfzig Jahren
geschrieben von:  Drahbeck
Datum: 01. Dezember 2010 04:07
In der seinerzeitigen "Wachtturm"-Rubrik "Mein Lebensziel verfolgend", stellt die Ausgabe vom 1. 12. 1960 den Bericht des 1879 geborenen Giovanni DeCecca vor.
Das war jener Herr der sich zwar auch unter den Mitverhafteten im ersten Weltkrieg befand, als die US-Regierung befand, sie könne pazifistische Tendenzen nicht dulden. Im Gegensatz zu anderen aus dem WTG-Hauptbüro war sein verkündetes Strafmaß, im Vergleich gesehen, etwas reduzierter. Das verhängte Strafmaß der anderen 20 Jahre Zuchthaus, dass für den Giovanni DeCecca zehn Jahre.
Er selbst meint das in seinem Bericht mit den Worten beschreiben zu sollen:

"Bruder Macmillan, einer der Mitangeklagten, sagt heute noch, der Grund sei darin zu suchen, daß ich an Gestalt 'kürzer' gewesen wäre als die anderen!"

Nun ist es wohl klar, das dieses Bonmot nicht als bare Münze genommen werden kann.
Jedenfalls verschlug es Herrn DeCecca dann im Zuchthaus in die Schneiderstube.
Da ist man ja fast geneigt sich daran zu erinnern.
Auch in den Hitler'schen KZ soll es einige relativ wenige, in ein Strumpfstopferkommando verschlagen haben. Unter diesen wenigen wiederum überproportional viele Bibelforscher. Und Ernst Wiechert in seinem Bericht "Der Totenwald" wähnt das auch mit den Worten deuten zu können:

"Die Gespräche waren still, es fiel kaum ein rohes Wort. Von dem Fleiß und der Sauberkeit der Arbeit hing das Verbleiben an dieser ruhigen Stätte ab; und es schien Johannes [das ist dann ein Pseudonym für Wiechert in dem Bericht] vom ersten Tage an, als seien hier nicht drei, sondern hundert der berühmten 'Gerechten Kammacher' auf einen Haufen angesammelt. Auch sollte er bald erkennen, dass zu den beiden zuerst empfundenen Gerüchen noch ein dritter sehr beherrschender kam. Der leise säuerliche Geruch der sektiererischen Tugend."

Nicht jeden indes, war der Verbleib über einen längeren Zeitraum, an dieser doch relativ geschützten Stelle vergönnt. Das sollte dann auch ein Herr Leopold Engleitner erfahren, welcher auch mal kurze Zeit bei den Strumpfstopfern landete; alsbald dort aber wieder herausflog, dieweil er nicht die geforderte Arbeitsleistung zu erbringen in der Lage war.

Aber wir wollten eigentlich mehr über den Fall DeCecca reden.
Folgt man seiner Selbstdarstellung hatte er als seinerzeitiger Mitarbeiter im WTG-Hauptbüro, im ersten Weltkrieg, seinem jüngeren Bruder ein paar Tipps gegeben, wie der denn die Rekrutierung zur Armee vermeiden könne. Und das wurde ihm selbst dann zum "Strickdrehen" angelastet.
Dieses Beispiel zeigt, dass auch die USA zu Zeiten des Weltkrieges in Sachen Wehrdienst, keinen Spass verstanden.
Bevor Herr DeCecca im WTG-Hauptbüro landete, ist seine davor liegende Geschichte auch nicht uninteressant.
Er war ja ursprünglich in Italien geboren. Im Jahre 1900 siedelte seine Familie in die USA über. Da ist auch seine Detailangabe aufschlußreich:

"Da ich von fünf Jahren an ein Hirtenjunge gewesen war, konnte ich nicht lesen."

Aber sein Vater habe ihm dann doch das lesen beigebracht. Ergo darf man diese Detailangabe auch so deuten, ein regulärer Schulbesuch war ihm wohl nicht vergönnt.
Und dieses "Strandgut" landet nun in den USA. Eine neue zusätzliche Herausforderung stellt sich damit für ihn. Er muss zusehen, dass er nun auch allmählich die englische Sprache beherrscht. Offenbar gelang ihm das in ausreichendem Maße.
In Kontakt zur WTG-Religion geriet er in dieser Zeit auch. Dabei lernte er dann auch Russell noch selbst kennen. Und da wiederum bemerkenswert seine Angabe über das Jahr 1906:

"Ich fragte ihn (Russell) ob ich im Hauptbüro der Gesellschaft arbeiten könne."

Selbiges befand sich zu der Zeit noch in Pittsburgh (Pennsylvanien).
Russell erteilte ihm erst mal eine eher diplomatisch formulierte Absage.
Dann im Jahre 1909 stand in der WTG-Geschichte, die Eröffnung des New Yorker WTG-Büros auf der Tagesordnung. Das wiederum war mit Expansion identisch. Und da erinnerte man sich auch des DeCecca wieder, und er bekam nun doch noch den von ihm erbetenen Job im WTG-Hauptbüro angeboten und nahm ihn auch an.
Im WTG-Kalkül dürfte da wohl auch die Zweisprachigkeit des De Cecca insbesondere interessant gewesen sein; denn zur WTG-Politik gehörte und gehört es noch heute, auch, in anderen Sprachbereichen mit expandieren zu wollen.

Namentlich auch dann - Herr Thilo S. lässt grüssen - wenn in einer vermeintlichen Majoritätsgesellschaft, bürgerliche Behäbigkeit als Non plus ultra gedeutet wird, uind Strandgut eher nicht in den bürgerlich saturierten Kreisen vorfindlich ist.
Denn der bornierte Kleinbürger liebt vieles, nur eines nicht, sich auich in die Befindlichkeit "der da unten" mal hineinzuversetzen.
Hoffen wir für den bornierten Kleinbürger, dass es nicht auch für ihn, eines Tages noch ein bitteres Erwachen gibt.

Aber das Kleinbürgermilieu ist eben in den anderen Sprachbereichen, anfänglich nicht so dominierend
Dafür bietet sich eben für die WTG just dort, die Chance zu vermehrten "Fischzügen"..

Re: Vor fünfzig Jahren
geschrieben von:  Drahbeck
Datum: 08. Dezember 2010 03:40
Über das Mittelamerikanische Land Kostarika (in anderer Schreibweise Costa Rica) vernimmt man auch die Detailangabe:
Die römisch-katholische Konfession sei dort Staatsreligion. Ihr Anteil an der Gesamtbevölkerung wird laut Wikipedia auf 76,7% beziffert, die der Protestanten in Gesamtheit auf 13,7 % und auch die Zeugen Jehovas hätten es dort auf einen Anteil von 1,3% der Gesamtbevölkerung gebracht (laut Wikipedia-Angabe).
Die Zeugen Jehovas-Zahlen anhand der ZJ-Jahrbücher verifiziert, ergeben den Eindruck. Die 10.000 Marke wurde dort etwa im Jahre 1986 erreicht, was einer damaligen Verhältniszahl von 1 zu 258 zur übrigen Bevölkerung entsprach. Im Jahre 2009 sei man dann bei rund 25.000 angelangt gleich einer Verhältniszahl von 1 zu 181.
Namentlich die Verhältniszahlen zur übrigen Bevölkerung sind ja zur Einschätzung des "Stellenwertes" relevant. Insofern gehört jenes Land zu den für die WTG günstigeren. Andernorts - auch in Europa - pflegen solche Verhältniszahlen doch bedeutend niedriger zu sein.
Im "Königreichsdienst" für Februar 1960 gab es die eher dürre Mitteilung:

"Costa Rica. Die Brüder haben den Fahnengruß-Prozeß verloren. Der Oberste Gerichtshof stützte den Entscheid der unteren Instanz"

Die November-Ausgabe 1960 des "Königreichsdienstes" teilt dann noch mit:

"Elf Kinder wurden in Puerto Limon, Costa Rica aus der Schule ausgeschlossen, weil sie den Fahnengruß verweigerten. Der Oberste Gerichtshof hat damit in der Sache des Fahnengrußes erneut gegen uns entschieden.

Zu jenem Zeitpunkt (Anfang der 1960er Jahre) betrug die Zahl der dortigen Zeugen Jehovas noch etwa 2.500.
Das 1962 ZJ-Jahrbuch berichtet, der Trend des Ausschlusses von Zeugen Jehovas-Kindern aus den öffentlichen Schulen, halte weiter an.
Das 1963 ZJ-Jahrbuch berichtet:

"Wegen der religiösen Voreingenommenheit ist es in Costa Rica schwierig (WTG-)Zeitschriften abzugeben."

Im 65er ZJ-Jahrbuch wird notiert:

"In Costa Rica gäbe es in vielen Orten außerordentlich fanatische Katholiken".

Dieser Umstand wiederum, sei den WTG-Blütenträumen nicht sonderlich förderlich.
Im 67er ZJ-Jahrbuch vernimmt man; auch als Folge dieser Umstände, sei dort eine weitgehende Stagnation die WTG-Zahlen betreffend, zu registrieren.
Das 68er ZJ-Jahrbuch klagt:

"In diesem katholisch beherrschten Lande gibt es viele Gegner. Sollen wir fortfahren, solchen Gegnern zu predigen?"

Der kleine Zeuge mag denn diese Frage nicht unbedingt bejahen, im Gegensatz zur WTG-Hierarchie, deren Motto in diesen und anderen Fällen lautet. Jetzt erst recht. Und so spart denn letztere nicht an den sattsam bekannten Antreibermethoden.
Letztendlich muss die unnachgiebige Haltung der WTG in der auch genannten Flaggengruß-Kontroverse, diesem Kontext zugeordnet werden.

Fliegen da ZJ-Kinder aus der Schule, in einem Lande wo die Schulpflicht nur sechs Jahre beträgt, und wo Analphabetentum zwar nicht so krass ausgeprägt ist, wie vielleicht andernorts. Aber auch dort eben noch nicht vollständig beseitigt.
Vernimmt man weiter die äußerst schlechten Arbeitsbedingungen in der dortigen Landwirtschaft (siehe Wikipedia) vervollständigt sich das Bild einmal mehr.
Auch in diesem Falle produziert die WTG-Religion, zusätzliches "Standgut". Ob dann jenes "Strandgut" untergeht, interessiert die Brooklyner Opiumverkäufer allerdings, zu allerletzt.

Es wurde schon erwähnt, die Catholica hat dort den Status als Staatsreligion.
Egal welchen Namen denn eine Staatsreligion auch tragen mag, für die von ihr Abweichenden ist ein Schicksal vorprogrammiert, dass eben nicht zum Nutzen der Betroffenen ist.
In Ländern mit Staatsreligionen, hat in der Regel kein Abweichler was zu "lachen". Siehe zum Beispiel Hitlerdeutschland, mit seiner politischen Staatsreligion.
Dann allerdings stellt sich schon die Frage nach dem "taktieren" oder eben im gegenteiligen Fall der zusätzlich angeheizten (von der WTG angeheizten) Konfrontation.

Wo ist da der Grundsatz vom "klug sein wie Schlangen ...?"
Von "Klugheit" vernimmt man da in der Praxis nicht allzuviel.
Jene totalitären Regime, dem man dann wohl auch Costa Rica im genannten Zeitraum zuschlagen darf, sollen sicherlich nicht entschuldigt werden.
Index weis die Geschichte auch davon zu berichten, so mancher Krug der zu Wasser ging, bricht doch noch eines Tages.
Nicht weil die Zeugen auch mit den deutschen Diktaturen in Konflikte gerieten, waren deren Tage eines Tages doch noch gezählt. Da wirken sicherlich andere Kräfte bestimmend. Aber wie verhält man sich in der "Nachtzeit" in einem dunklen Land? Das ist weiterhin die entscheidende Frage.

In der "Erwachet!"-Ausgabe vom 8. 12. 1960 gibt es nun einen Kostarika bezüglichen Artikel, welche über die dortigen Schulausschlüsse von Zeugen Jehovas Kindern berichtet.
Die Härte der Konfrontation wird auch darin deutlich, wenn "Erwachet!" auch davon berichtet, ein dortiger Minister habe geantwortet:

"Daß für ihn als Amtsperson keine andere 'Bibel' existiere als die Verfassung und das Gesetz. Ferner habe der Minister dem 'Gast' erklärt, daß er sich ein freiheitlicheres Land aussuchen müsse, wenn ihm Kostarika nicht freiheitlich genug sei."

Auch in diesem Falle gilt dann wohl.
Zur Konfrontation und ihrer Eskalation gehören immer zwei.
Die Brooklyner Fürsten taten das ihrige, um weiteres Öl ins brennende Feuer zu gießen. Auch in diesem Fall!
Zusammenfassend: Der wesentliche Kritikaspekt ist auch dahingehend zu sehen.
Wie verlief die Biographie jener aus der Schule herausgeschmissenen?
Irgendwelche Hinweise auf etwaige "Hilfsaktionen" für die Betroffenen gibt es in der WTG-Literatur nicht, und man kann weitergehen und unterstellen:
Nicht nur in der WTG-Literatur nicht, sondern auch in Natura nicht!
Für die Betroffenen galt also der flotte Spruch:
"Wenn man Gottes Sohn sei, dann möge man sich gefälligst selber helfen".
Mit dem "selber helfen" indes ist das so ein "Ding an sich", namentlich ist das umliegende Milieu ohnehin von dem Kriterium, Unterklassenmilieu, bereits gezeichnet. Auch das ist wohl in diesem Falle unterstellbar.
Die Betroffenen "interessierten" die WTG also nur als "Kanonenfutter"; auch in diesem Falle, und in einigen anderen weiteren Fällen mehr!

Re: Vor fünfzig Jahren
geschrieben von:  Drahbeck
Datum: 15. Dezember 2010 01:55
Die Rubrik "Fragen von Lesern" des "Wachtturm" vom 15. 12. 1960, stellt in Kurzform die Frage

"Ist es richtig, daß ein Christ eine Lebensversicherung eingeht?"

Und der abgedruckte Fragesteller wähnt gar noch zu werten: "Ist das nicht eine Art von Glücksspiel?"

In der ebenso knappen Antwort darauf räumt der WT ein:

"Lebensversicherungen und Versicherungen anderer Art können nicht - wie Glückspiele - verurteilt werden, sondern sind eher eine Art von Kapitalanlage ..."

Aber auch den Satz meint der WT sich nicht versagen zu können:

"Wo das Gesetz keine Versicherung verlangt, bleibt es dem einzelnen Christen überlassen, zu entscheiden, was er hinsichtlich einer Versicherung tun will."

Ergo wieder mal das berühmte "Gummiband".
Nach allen Richtungen hin ziehbar.
Die "Tücke des Objekts" liegt dann wohl eher in dem Gesamtklima, welches die WTG zu züchten sich müht.
Josy Doyon etwa, brachte in ihrem Buch "Hirten ohne Erbarmen", diese in der Praxis - nicht aber in der Theorie, wie eben gelesen - zu beobachtende Tückigkeit dergestalt auf den Punkt, wenn sie als wache Beobachterin auch notierte:

"In der Versammlung durfte man natürlich solche Zweifel nicht äussern. Dort wurde anhand von Demonstrationen ja auch gezeigt, dass ein Zeuge keine Lebensversicherung abschliessen solle, da das im Angesicht Harmagedons überflüssig und nutzlos sei.
Auch Sparbücher für die Kinder müsse man nicht anlegen, diese würden sie ja gar nicht mehr brauchen. Überhaupt solle ein rechter Zeuge sein Geld nicht auf die Bank legen, sondern damit die Königreichsinteressen fördern, da ihm das Lohn in der neuen Welt einbringe.
Es gebe Zeugen, die tatsächlich ihre Häuser verkauften, nur um an einem Weltkongress teilnehmen zu können. Das sei die richtige Wertschätzung. Andere kündigten ihre Stellen, weil sie zur Zeit eines Kongresses keine Ferien bekommen konnten. Das sei wahres Gottvertrauen. Es wurde von Zeugen berichtet, die jede Woche viele Stunden marschierten, gefährliche Flüsse, in denen Krokodile hausten, samt ihren Kindern durchschwammen, nur um die Versammlung besuchen zu können. Angesichts solcher Wertschätzung müsse man doch zugeben, dass es für einen Zeugen überhaupt keinen stichhaltigen Grund gebe, auch nur eine Versammlung zu versäumen."

Joseph Wilting berichtet in seinem Buch "Das Reich das nicht kam", über sich selbst auch:

"Vor 1975 wurde ich von der Wachtturmgesellschaft aufgefordert, alles zu verkaufen, was ich besaß und ein Ganzzeitpionier zu werden in der kurzen Zeit, die noch bleibt.
Ich selbst verkaufte kein Haus, da ich kein Haus besaß. Was passiert wäre, wenn ich ein Haus gehabt hätte, weiß ich nicht. Ich hatte jedoch meine Baupläne aufgegeben, da uns ja nur noch kurze Zeit blieb. Dann sollten wir Berechnungen anstellen, ob wir z. B. von den Zinsen der Bankeinlagen leben konnten, um Gott die ganze Zeit zu dienen. Versicherungen sollten gekündigt werden, was ich z. B. tat."

Nun mögen die professionellen "Wegerklärer" dazu kommentieren.
Das seien aber keine juristisch verbindlichen "Anweisungen" gewesen. Das waren sie sicherlich nicht; dazu sind die WTG-Strategen zu schlau, um sich diese Blöße zu geben.
Unterhalb dieser Schwelle wirkte (und wirkt noch) dieser Mechanismus, wovon dann ja auch Wilting berichtet hat.

Erich Brüning etwa hat in einem Kassettentext ("Die letzte Generation", welcher das Thema "1975" abhandelt), mit eingeflochten, das auch er selbst infolge dieser Hysterie zehn Jahre seiner Altersversorgung "streichen" liess (im Klartext eben vorzeitig auszahlen liess). Selbstredend stehen solch ausgezahlten Beträge, dann im regulären, eigentlich vorgesehenem Zeitraum, nicht mehr zur Verfügung; was dann wohl ein weiteres, namentlich zu benennendes Beispiel ist.

Dann höre man sich doch noch mal "Spasseshalber" die Geld-Bettelode des Herrn Konrad Franke, in seinem berüchtigten Hamburger Vortrag des Jahres 1968 an. Selbiger ist ja insbesondere durch Franke's dortige Aussagen zum Thema "1975" in die "Geschichte eingegangen". Gleichwohl war jener Vortrag etwa länger, und enthielt auch eine bemerkenswert, verkappt formulierten Geld-Bettel-Aspekt.

Ein "Guru bettelt um Geld" titelte mal ein Zeitschriftenaufsatz, als in den 1970er Jahren, besonders das Thema der sogenannten "Jugendsekten" aufkam (eine schillernde Vokabel, nicht unbedingt sachgerecht, was jetzt hier nicht weiter thematisiert werden kann). Und besagter Guru hörte auf den Namen "Divine Light Mission", eine Gruppe welcher heutzutage, außer ein paar Spezialisten, kaum noch einer so recht kennt (was sicherlich keine "bedauernswerte" Wissenslücke ist).
Wie gesagt, dem wurde unterstellt, vor allem um Geld zu betteln.

Nun mag es Bettler der plumpen Art, und auch Bettler der etwas "gehobeneren" Art geben. Vielleicht muss man den Herrn Franke dann ja letzterer Spezies zuordnen. Das wäre aber auch schon alles was zur "Entlastung" dieser damaligen WTG-Leuchte einzuräumen ist.
Franke's Geld-Bettel-Ode

Auch in dem neuen Buch von Barbara Kohout kann man eine Episode des diesbezüglich "Hin- und Hergerissenseins" nachlesen, wenn die Autorin bezüglich Versicherungen auch berichtete:

"Als Maßstab sollte das erste Quartal 1971 gelten. Konkret stand die Frage im Raum, wie viele Verträge für eine Lebensversicherung Noah in diesem Quartal abschließen würde. Das war eine echte Gewissensfrage. Wir sollten ja glauben, dass 1975 alles zu Ende sei. Noah und ich schränkten dies zwar für uns ein: Es könnte das bedeuten. Wir horteten beispielsweise keine Vorräte für 'die große Drangsal'. Aber offen verneinen konnten wir die allgemein gültige Lehre nicht. Also suchte Noah nach einem Kompromiss, den er mit seinem Gewissen vereinbaren konnte.
Es war klar, dass er niemandem eine Lebensversicherung mit 30-jähriger Laufzeit verkaufen konnte, damit der Kunde im Alter eine gute Rente zu erwarten hatte. Wenn aber ein junger Familienvater zur Absicherung eines Kredites für seine Familie eine Sicherheit brauchte - auch für den Fall, dass er noch vor 1975 stirbt -, dann war dagegen nichts einzuwenden.
Ein besonderer Glücksfall war aber die neue Gesetzgebung in Sachen 'vermögenswirksame Leistungen', die vom Staat gefördert wurden. In diesem Fall konnte man argumentieren: 'Es ist egal, ob in Harmagedon das Geld zerstört oder der Lebensversicherungsvertrag unnötig wird, den Steuervorteil hast du in jedem Fall in der Tasche.'"

Also pauschal kann man eine Verneinung von Lebensversicherungen seitens der WTG, sicherlich nicht unterstellen. Sie selbst dokumentiert das auch dadurch, dass sie sich auch als Begünstigte von Lebensversicherungen ausdrücklich - fallweise - einsetzen lässt. Da ist sie auch "vom Stamme nimm" und sagt garantiert nicht nein.
Die Frage indes ist wohl eher die, wie es denn auf der Ebene der von ihr Betörten aussieht.
Und da muss man wohl deutlich sagen:
Die Narren sind keinesfalls ausgestorben!

Man vergleiche auch:
Parsimony.15023

Siehe mehr in der Frühzeit auch den Kommentar zum "Goldenen Zeitalter" Ausgabe Bern vom 15. 2. 1923
Dort unterm Datum vom 18. Februar 2008 07:54

Wenn man schon bei solcherlei Wertung ist, dann darf man getrost auch auf den Fall des Zeugen Jehovas Albert Grandath verweisen. Der hatte nur ein persönliches Pech, ein zu früh Geborener zu sein. Und weil er das ist, wollte er partout keinen Wehrersatzdienst leisten. Auch Herr Grandath konnte sicherlich im voraus wissen, die Durchsetzung einer solchen Positiion zu seiner Zeit, ist wohl nicht so einfach. Macht nichts sagte sich wohl Grandath. Dann wird halt der maximal mögliche Justizweg beschritten. Und als der deutsche Instanzenweg endgültig ausgereizt war, und er immer noch nicht sein Ziel erreicht hatte, ließ er sich dazu betören, zu sagen, dann ziehen wir halt auch noch vor den Europäischen Gerichtshof für Menschenrechte.
Welches Pech für ihn; auch der beschied ihn negativ.

Bis zum Beweis des Gegenteils unterstelle ich, die angefallenen Kosten dabei (und die waren mit Sicherheit nicht gering - was wohl jeder bestätigen kann, welcher sich für das Kostengefüge von Justizia mal im Detail freiwillig oder unfreiwillig - unteressiert hat).
Besagte hohen Kosten, durfte er letztendlich aus eigener Tasche bezahlen.
Die Tragik im Fall Grandath ist eben, er war zu früh geboren. Hätte er ein späteres Geburtsalter gehabt, wäre ihm das alles erspart geblieben, da bekanntermaßen als Morgengabe für den KdöR-Anspruch, auch Jehovas Zeugen seit Mitte der 1990er Jahre in der Regel Wehrersatzdienste anstandslos absolvieren, was sie in früheren Jahren eben nicht taten.

Oder auch das andere Beispiel (wo mir persönlich noch heute das kotzen ankommt.
Die WTG-"Empfehlung" an die DDR Zeugen Jehovas, wie sie sich denn auf eine Verhaftung vorbereiten können.

Und dann sei um zu mehr neueren Beispielen überzuleiten, etwa an den Fall
Freital
erinnert, welchen man in dem Kontext durchaus mit benennen kann.

Re: Vor fünfzig Jahren
geschrieben von:  Drahbeck
Datum: 22. Dezember 2010 01:58
Auch dass fühlt sich "Erwachet!" vom 22. 12. 1960 bemüßigt seiner andächtig lauschenden Leserschaft mitzuteilen.
Da habe also in Australien eine Zeugin Jehovas den sogenannten Predigtdienst absolviert.
Ihre Gesprächspartnerin sei in dem Falle eine Mutter mit einem vierzehnjährigem Sohn gewesen.
Offenbar war besagter Sohnemann von der ZJ-Predigt besonders beeindruckt, und sagte zu seiner Mutter, sie möge doch die angebotenen WTG-Bücher kaufen. Die aber wollte nicht.
Und so geht denn der Bericht weiter mit der Aussage;

"Der Knabe hatte Geld gespart, von dem er sich ein Fahrrad kaufen wollte, und von diesem Geld wollte er nun etwas nehmen, um die Bücher zu bezahlen, aber seine Mutter erlaubte es ihm nicht, sondern sagte:
'Du brauchst keine Bücher, sondern ein Fahrrad.'"

Aber so weis "Erwachet!" freudestrahlend mitzuteilen; es gab dennoch ein "Happyend".
Die Oma jenes "hoffnungsvollen" Sprössling, sorgte noch dafür, dass er doch noch jene WTG-Bücher erhielt.
Und da dies sicherlich eine Meldung ist "auf welche die Welt wartete", erachtet es "Erwachet!" als eine Ehre, exklusiv im zeitgenössischen Blätterwald, jene Meldung weiter zu geben.
Die Exklusivität dürfte dabei in der Tat gegeben sein, denn kaum ein anderes Blatt hätte wohl selbst in einer "Sauren Gurken Zeit", seiner Leserschaft, diese Meldung zugemutet!


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