Kommentarserie 1947 zusammengefasst

Einige Stichworte in diesem Jahrgang (in Auswahl):

„Erwachet!", Polen, Italien, Jugoslawien. Eritrea, „2300 Tage", Quebeck (Kanada), Van Amburgh, Polemik gegen WTG-Kritiker, Indien, China, „Heiraten nach Harmagedon", „Weltfriede ist er von Bestand?", Mirin Dajo Wundermann, Vietnam, Abraham Lincoln, Italien, Palästina, Australien, Spionage, Charles A. Wise, Philippinen, Thailand, Burma (Myanmar), Ägypten, Höllenlehre, „Deutschland unter russischer Herrschaft"

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Geschrieben von Drahbeck am 09. Januar 2007 06:48:39:

Als Antwort auf: geschrieben von Drahbeck am 02. Januar 2007 06:24:45:

Neben der Titelumänderung von "Trost" in "Erwachet!" wurde zugleich auch der Erscheinungsrythmus der Zeitschrift geändert. Anstatt dem 1. und 15. des Monats; nunmehr verlegt auf den 8. und 22. monatlich.
Zugleich ist das neu eingeführte Zeitschriftenimpressum auch "politischer" akzentuiert. Das "Trost"-Impressum redete noch relativ farblos nur davon, dass man mitteilen wolle "Was die Heilige Schrift klar und deutlich lehrt."
Man betont jetzt, man sei Zensur unabhängig. Man bediene sich zwar auch der üblichen Pressemeldungen, sei aber von ihnen unabhängig. Zudem verfüge man in allen Erdteilen über ein eigenes Korrespondentennetz, "deren unzensierte, an Ort und Stelle abgefaßten Berichte ... von allen Ecken der Welt aus übermittelt werden." Offenbar anspielend auf die Tatsache, dass die Zentralredaktion in den USA sitzt.

Man hat "Erwachet!" gelegentlich schon mal mit der gleichfalls USA-Zeitschrift "Reader's Digest" verglichen. Lediglich mit dem Unterschied dass die theologische Orientierung auf und für die Zeugen Jehovas, als Wesensbestimmendes Merkmal bei "Erwachet!" hinzukommt.

Noch so ein bezeichnender Satz aus der "Erwachet!"-Ausgabe vom 8. 1. 1947:
"Es gibt massenhaft Zeitungen und Zeitschriften, die die eigentlichen Fragen durch viele Worte umnebeln und oft durch Nachrichten-Verzerrung nur 'optische Täuschungen' erzeugen. Weil diese Stellen es unterlassen, dem Volk die rechte Kenntnis zu vermitteln, ist die Veröffentlichung einer solchen Zeitschrift wie der vorliegenden, 'Erwachet!' eine Notwendigkeit."

Zeitgenössische Kritiker, besonders aus dem Bereich der kommunistischen Staaten, haben dieses Konzept als Affront, als offene Kampfansage gewertet. Man wird rückblickend zu konstatieren haben, diese Sicht war zutreffend. Die Zuspitzung im Verhältnis zu den osteuropäischen Staaten, im Gleichklang mit der Roll back-Politik der USA; wurde insbesondere auch über die Schiene "Erwachet!" publizistisch befördert.

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Geschrieben von Drahbeck am 16. Januar 2007 07:08:26:

Als Antwort auf: Re: "Erwachet!" 8. 1. 1947 (Vor sechzig Jahren) geschrieben von Drahbeck am 09. Januar 2007 06:48:39:

Zuletzt war die vormalige Sowjetunion der "König des Nordens" in WTG-Auslegung. Inzwischen "Schnee von gestern". Davor sollte er das Hitleregime gewesen sein. Auch "Schnee von gestern". Und zu Zeiten Russells gar, wurde er auf Napoleon Bonaparte bezogen. Noch uralterer "Schnee von gestern".

Der kalte Krieg zwischen Ost und West, zeichnete sich zwar schon nach 1945 allmählich ab. Aber in der unmittelbaren Anfangszeit nach 1945, war dies noch nicht so überdeutlich. Winston Churchill's Ausspruch vom "Eisernen Vorhang", als Symbol des sich manifestierenden kalten Krieges auf einer Rede in Fulton (Missouri, USA) 1946 geprägt, sollte erst allmählich in das Bewusstsein des Tagespolitik gelangen. Insofern war dieser Aspekt noch nicht in das Bewusstsein der Schreiber der englischen "Wachtower"-Ausgabe vom 15. 9. 1946 gelangt. Man muss ja zwischen dem Schreiben eines Artikels und seine tatsächlichen Veröffentlichung immer noch eine gewisse Zwischenzeit hinzuschlagen. Auch daran deutlich ablesbar, dass die deutsche Übersetzung erst in der deutschen "Wachtturm"-Ausgabe vom 15. 1. 1947 veröffentlicht wurde.

Da war der WTG nun der "Nordkönig" bezogen auf das Hitlerregime, abhanden gekommen. Im Nebel umherstochernd glaubten indes die WT-Schreiber, schon wieder einen neuen "Nordkönig" präsentieren können, in dieser WT-Ausgabe. Großzügig wie man ist, lässt man frühere "Nordkönig"-Auslegungen unerwähnt unter den Tisch fallen. Man verkauft die neue Auslegung auch geschickt in beiläufiger Art, dort wo man sie eigentlich gar nicht vermuten würde.
Denn wer würde schon mutmaßen, dass er in einem "Kinder in der 'Zeit des Endes'" überschriebenen WT-Artikel, eine neue "Nordkönig"-Auslegung untergejubelt bekommt? Wohl die allerwenigsten. Genau dieser Taktik aber bediente sich die WTG.

Der totalitäre "Zusammenschluß zwischen Politik und Religion" sei der "sinnbildliche 'König des Nordens'" belehrt der WT. Und wenn dieser in den Bereich elterlicher Erziehungskompetenz eindringt, dann dringt er in das symbolische "Land der Zierde" ein. So der allerneueste WTG-"Wahrheitsschrei" des Jahres 1946.

Nur "leider" verlief die tatsächliche politische Entwicklung nicht so wie es sich die WTG-Schreiber vorstellten. In der tatsächlichen politischen Entwicklung wurde seitens der USA die Parole ausgegeben: "Roll back" dem Kommunismus. Da konnte offenbar auch die WTG nicht abseits stehen, und so vergass man dann alsbald den "Wahrheitsschrei" von 1946, um wieder "von Jehova belehrt", die Sowjetunion dem staunenden und jeder historischen Bildung bar, WTG-Publikum zu offerieren.
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Geschrieben von Drahbeck am 23. Januar 2007 06:53:37:

Als Antwort auf: Re: "Wachtturm" 15. 1. 1947 (Vor sechzig Jahren) geschrieben von Drahbeck am 16. Januar 2007 07:08:26:

Die „Abrechnung" der Zeugen Jehovas mit der katholischen Kirche geht weiter, mag man nur als Gesamt-Kommentar zur „Erwachet!"-Ausgabe vom 22. 1. 1947 sagen. Um es vorweg zu sagen, wenn die katholische Kirche dabei in einem nicht gerade „vorteilhaften" Licht „vorgeführt" wird, so kann man sich in der Tat der diesbezüglichen Detail-Argumentation nicht entziehen. Das was da „Erwachet!" mitteilt hat zugegebenermaßen, durchaus „Hand und Fuß". Indem diese Thematik jedoch in diesem Heft so arg dominiert, sagt es schon etwas über den „abgrundtiefen Hass" aus, der da nach wie vor besteht. Zwei Beispiele, einmal Polen, einmal Italien betreffend, in diesem Heft machen das deutlich.

Schon der einleitende Artikel „Pogrome in Polen"; der laut Untertitel weiterfragt: „Wer ist für das weitere Bestehen des Antisemitismus in Polen verantwortlich?" macht das deutlich. Berichtet wird über einen tatsächlichen Judenpogrom vom 4. 7. 1946 in der polnischen Stadt Kielce, dem 41 Juden zum Opfer fielen. Berichtet wird auch, dass in Ahndung dieses Verbrechens, zwölf Rädelsführer vor ein Militärgericht gestellt wurden und „neun von ihnen zum Tode durch den Strang verurteilt wurden. Es soll das erste Mal in der Geschichte Polens gewesen sein, daß Teilnehmer an einem Pogrom hingerichtet wurden."

Über die Ursache dieser Geschehnisse heißt es in „Erwachet!":
„Den Zündstoff zu diesem Ausbruch der Gewalttätigkeit des Pöbels lieferte eine aus der Luft gegriffene Aussage eines achtjährigen Jungen, er sei entführt und drei Tage lang im Judenviertel in Kielce festgehalten worden, und daß er dort die Leichname von fünfzehn nichtjüdischen Kindern gesehen habe, die - wie er aussagte - von den Juden getötet worden waren. Später bekannte er, daß er in Wirklichkeit bei Bekannten seines Vaters im Nachbardorf Piekarski war.
Einer anderen Täuschung bedienten sich einige Männer, die in Uniformen der polnischen Armee gekleidet waren. Sie begaben sich in das Judenviertel und versprachen den Juden, sie sicher durch den Pöbelhaufen hindurchzuführen. Als sie die hilflosen Juden herausgelockt hatten, überließen sie sie der Menge, die sie auf brutale Weise zu Tode schlug."

An anderer Stelle rekapituliert „Erwachet!"
„Die Pogrome nahmen ihren Anfang in Rußland im Jahre 1881 und wurden während vieler Jahre mit dem grausamen zaristischen Regime identifiziert. Doch Rußland ist nicht das einzige Land, in welchem solche Gottlosigkeit blühte. Seit der Geburt des polnischen Staates wurden dort Pogrome als ein Bestandteil des öffentlichen Lebens betrachtet. Dieses Gift war auch aus dem polnischen Volke nicht ausgemerzt, als die antisemitischen Machtgruppen Hitlers, die Polen beherrschten, vernichtet worden waren. Ein Telegramm in der New Yorker 'Times' vom 17. Juli sagt:
'Die Nachricht über den Pogrom in Polen hat die Außenwelt erschüttert. In Polen selbst hat diese kaum eine geringe Überraschung hervorgerufen.
Nach Meinung ausländischer Beobachter ist der Antisemitismus in Polen tief verwurzelt, und viele Polen geben dies zu. Gutgebildet und vermutlich intelligente Polen erklärten diesem Korrespondenten, daß Hitler wenigstens in einem recht hatte - er wollte alle Juden töten.'"

Herausgearbeitet wird in diesem Artikel desweiteren, dass die politische Lage im Polen des Jahres 1946 als keineswegs „konsolidiert" bezeichnet werden muss. Dass vielmehr politisches Mißbehagen breiter Schichten, anlässlich eines äußeren Anlasses, ein entsprechendes Ventil suchte und fand.
Symptomatisch dafür sind auch die Sätze:
„Es gibt in Polen zwei Hauptkräftegruppen: die Warschauer Regierung, bei der die Sowjets Pate gestanden haben und die kommunistisch ausgerichtet ist, sowie die Londoner polnische Regierung, die die volle Unterstützung der Hierarchie und der katholischen Kreise in England und Amerika besitzt.
Diese Kräftegruppen sind zwei gegensätzliche Pole, und beide sind mächtig. Die Warschauer Regierung hat zwar augenblicklich die Macht des Landes in ihren Händen, doch die Londoner Regierung macht ihr durch die katholische Hierarchie im Lande, durch die Guerillabanden in den Wäldern und durch die bewaffneten polnischen Streitkräfte außerhalb des Landes unter dem Befehl der Generale Bor und Anders viel zu schaffen. Die Armee des Generals Anders wird auf 180.000 Mann geschätzt, und durch sie droht dem Lande das Gespenst eines Staatsstreichs. Die starke Bauernpartei, die katholisch ist und unter Führung Mikolajczyjs steht, rüttelt ebenfalls am Gefüge des Staates.
Bei diesen inneren Spannungen nimmt es uns nicht wunder, wenn nach dem Judenmassaker im Juli die verschiedenen Parteien sich sofort gegenseitig beschuldigten. Vor allen Dingen muß man sich fragen, warum die Regierung dies nicht verhindert hat. Besitzt sie dazu nicht genügend Macht? Vom gesamtstaatlichen Gesichtspunkt aus ist sie wahrscheinlich stark genug, um einen Umsturz zu verhüten, doch ihr lokaler Machtbereich scheint schwach zu sein."

Wie zu erwarten, richtet nun „Erwachet!" sein besonderes Augenmerk auf die Rolle der katholischen Kirche in diesen Geschehnissen. Und was wohl auch zu erwarten war, es arbeitet heraus, dass diese alles andere als „rühmlich" ist. Dafür stehen auch die Sätze:
„Der Wortlaut der Proklamation ist sehr interessant. In seinem Hinweis auf das grausame Verbrechen gegen die Menschlichkeit bedient er (der Kardinal) sich keiner schärferen Adjektive als 'tragisch' und 'peinlich'. Es war nur ein 'bedauerlicher Vorfall'. Die Unaufrichtigkeit der Erklärung des Kardinals kommt in dem Abschnitt zum Ausdruck, in welchem er - unter Hinweis auf den blutigen 4. Juli - sagte, es sei eine 'Tragödie' gewesen, nicht etwa weil 41 Männer und Frauen ums Leben kamen, sondern 'weil sich dies vor den Augen junger Leute und Kinder abspielte.'"

Dazu kommentiert „Erwachet!" seinerseits:
„Man kann geradezu die Krokodilstränen sehen, die dem Kardinal bei diesen Worten über die Wangen liefen."

Und weiter:
„Doch Pius XII. war zu sehr beschäftigt, um der Tötung von Juden in Polen Beachtung zu schenken. Erinnern wir uns zum Beispiel daran, daß sich der Papst für das Leben Greisers, der einer der schlimmsten Kriegsverbrecher war, einsetzte. Dieser Greiser herrschte unter dem Naziregime in Polen und hat dort viele Tausende auf teuflische Weise hingeschlachtet."

Eindeutig in der Tendenz auch der Italien bezügliche Artikel in dieser „Erwachet!"-Ausgabe:
In letzterem liest man:
„Verfasser, Drucker, Verkäufer, ja sogar alle Leser der antikirchlichen satirischen Wochenschrift 'Don Basilio' wurden vom Vatikan mit dem Kirchenbann belegt. Gegen Hitler und Genossen ist bekanntlich niemals eine solche Maßnahme getroffen worden, die im vorliegenden Falle mehrere hunderttausende Italiener angeht; denn der 'Don Basilo' hat jetzt, knapp drei Monate nach seiner Gründung, schon eine Auflage von weit über 200.000 Exemplaren. In großen Industriebetrieben Norditaliens wird er sogar öffentlich zur allgemeinen Lektüre angeschlagen, und trotzdem jetzt mit dem Lesen des Blattes die Exkommunikation verbunden ist, wird es erst recht gekauft. Sein Chefredakteur ist uunmehr wegen 'Beleidigung der Staatsreligion' zu zwei Jahren Gefängnis verurteilt worden. Die Hierarchie rief ihren Volksanhang im ganzen Lande zu Protestkundgebungen zusammen. …
Einen neuen rabiaten Befürworter hat das Papsttum in der Person Gianninis erhalten, der seinem faschistischen Sammelbecken 'Uomo Qualungque' am 14. Dezember mit der Bezeichnung 'Liberale und demokratische Front' ein neues Aushängeschild gab. - Mussolinis Lateranvertrag mit dem Vatikan bleibt weiterhin in Kraft."

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Geschrieben von Drahbeck am 02. Februar 2007 08:29:22:

Als Antwort auf: Re: "Erwachet!" 22. 1. 1947 (Vor sechzig Jahren) geschrieben von Drahbeck am 23. Januar 2007 06:53:37:

Der "Wachtturm" (Ausgabe Magdeburg) vom 1. 2. 1947 (Ausgabe Bern 1. 1. 1947) berichtet über den achttägigen Kongress der Zeugen Jehovas vom 4. - 11. 8. 1946 in Cleveland, Ohio, USA.
Ergänzend gilt es noch ein Novum zu registrieren. Während die Schweizer Ausgabe des "Wachtturms" auch in diesem Jahrgang, kontinuierlich ihren Rythmus von 24 Ausgaben pro Jahr beibehielt, machte der deutsche "Wachtturm" mit den Februar-Ausgaben den Versuch, das "nachhinken" gegenüber dem Schweizer "Wachtturm" etwas abzumildern. Gelungen indes, ist es zum damaligen Zeitpunkt noch nicht. Immerhin gilt es zu registrieren, dass es im deutschen "Wachtturm" gleich d r e i mit 1. Februar 1947 datierte Ausgaben gibt. Gezeichnet als Nr. 3/1947; 3a/1947; 3b/1947.
Im Dezember 1947 wiederholte man das dann noch einmal. Da gab es dann im deutschen "Wachtturm" unter dem Datum vom 1. Dezember 1947, eine Nr. 24a/1947 und Nr. 24b/1947.

Um auf die eingangs genannte Kongressberichterstattung zurückzukommen.
Euphorisch wird vermerkt, dass eigens für diesen Kongress wieder mehrere Ausgaben einer Kongreßzeitung namens "Messenger" herausgegeben wurden. Dies auch deshalb, weil die öffentliche Presse nicht genügend Selbstdarstellungsberichte der Zeugen Jehovas veröffentlicht; und da will man eben auf diese Art und Weise nachhelfen. Erwähnt wird auch, dass die letztmalige Veröffentlichung einer solchen Kongresszeitung namens "The Messenger" anläßlich des Kongresses 1931 erfolgte.

Nicht indes erwähnt wird, was man in der 1931er "Messenger"-Ausgabe so alles bestaunen konnte. Die war auch mit etlichen Fotos angereichert. Als da sind.
Rutherford in Positur vor einem Auto der Luxusklasse (für damalige Verhältnisse).
Rutherford beim Betreten von "Beth Sarim"
Einige weitere Aufnahmen von "Beth Sarim" unter anderem die, wie er für einen Fürsten angemessen, vorm Kamin selbigen possiert.

Dieses Beth Sarim hatte sicherlich einiges an Geld gekostet. Darüber schweigt sich aber dezent auch der "Messenger" aus.
Gleichwohl wird in genannter Wachtturm-Ausgabe die Geldfrage durchaus mit angesprochen. Das liest sich dann so.

"Die Wachtturm-Sendestation WBBR muss verbessert werden, um all dies zu finanzieren wird … Jehovas geweihtes Volk das Vorrecht erhalten, das erforderliche Kapital durch den Erwerb von 2%igen Schuldscheinen der Gesellschaft zu beschaffen, die bald herausgegeben werden."

Inhaltlich "glänzte" dieser Kongress besonders durch seine auf ihm verbreitete Hetze gegen die Vereinten Nationen (UN) durch den Mund von N. H. Knorr vorgetragen. Auf die Mentalität der Zeugen Jehovas abgestimmt, sollte damit zusätzlich unterstrichen werden, dass man ja die "Endzeit" unmittelbar bevorstehend wähnt, und dass daher solche Organisationen wie die UN eben nur Zeitverschwendung wären. Die Destruktivität solcher Thesen, angesichts der Trümmerberge des zweiten Weltkrieges, ist förmlich mit Händen zu greifen.

Genannter "Wachtturm" schrieb dazu:
"Der Redner, der auf dem Kongress den Grundton angab, sagte: 'Wir können uns einer irregeleiteten Bewegung der Volksmassen, zugunsten der neuen internationalen Vereinigung, ebensowenig anschließen, wie wir uns den Beherrschern des Volkes in der Christenheit anschließen können. Das Wort Gottes spricht dagegen, mit der breiten Volksmasse in die gleiche Richtung zu laufen.' diese Weigerung, gemeinsame Sache zu machen mit dem nazistisch-faschistisch befleckten Vatikan und den andern unterm Volke verbreiteten Religionsorganisationen, die für eine Beherrschung der Erde durch die Verschwörung, den Bund der Vereinten Nationen, eintreten, begründete er sodann mit einem Zitat aus Jesaja 8: 13. Weder Angst vor der Atombombe noch die bestimmt zu gewärtigende Anfeindung und Verfolgung von seiten der ganzen Welt vermochten diesen theokratischen Kongress dazu zu bringen, sich durch irgendwelche Äußerungen oder durch seine Haltung den Weltplänen anzupassen …Doch vertritt er fest und unerschütterlich die aus Gottes Wort gewonnene Überzeugung, dass seine Stellungnahme für Gottes Königreich sich in kurzem als richtig erweisen wird, indem die Weltverschwörung völlig zerschlagen und eine gerechte neue Welt geschaffen wird, die aus Gottes Hand hervorgeht und dem Königtum Christi untersteht."

Wer von den Zeugen Jehovas sich vielleicht noch an den als "Matschkongress" in die Geschichte eingegangenen Kongress (Hamburg 1961) erinnern kann, oder zumindest erzählungsweise davon gehört hat, der wird sich vielleicht seinen eigenen Reim darauf machen, wenn er in diesem WT-Bericht weiter die vor Euphorie geradezu schwelgende Bemerkung liest:
"Nicht ein einziges Mal wurden die Kongreßversammlungen durch Ungewitter oder Regengüsse auseinandergetrieben … Für diese günstigen Witterungsverhältnisse hat natürlich keine menschliche Wetterwarte gesorgt, sondern sie bewiesen wiederum, dass der große Organisator theokratischer Kongresse hinter dieser ganzen Zusammenkunft seines fröhlichen Volkes stand."

Bliebe nur noch die Frage zu klären. Wenn selbst schon solch simple Sachen wie "schönes Wetter" beeinflusst wurden. Warum um alles in der Welt versagte diese "Beeinflussung" beispielsweise im Falle der Hitler'schen KZs?

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Geschrieben von Drahbeck am 09. Februar 2007 05:33:13:

Als Antwort auf: Re: "Wachtturm" 1. 2. 1947 (Vor sechzig Jahren) geschrieben von Drahbeck am 02. Februar 2007 08:29:22:

Eine der spektakulären Bibelauslegungen der frühen WTG, jene über das „Tal der verdorrten Gebeine". Damals segelte man noch im Windschatten der Zionismusbegünstigung. Derart gestärkt meinte man gar von 206 Knochen des menschlichen Gerippes faseln zu können, die wundersam zusammengefügt, das erstarken des Zionismus darstellen würden. Breit ausgewalzt in den WTG-Büchern „Trost für die Juden" und „Leben".
Dazu kann man vergleichen:
Zionismus-Begünstigung

Schon zu Anfang der Nazizeit, beginnend mit der dreibändigen Buchserie „Rechtfertigung", darin in „Beiläufigkeiten" verpackt, gab man dieser These den Laufpass. Wenn verbohrte Nazis den Zeugen Jehovas vorhielten, sie seien ja Zionismus-Propagandisten, dann waren sie in der Tat nicht auf dem „laufenden", bekamen nicht rechtzeitig den Verfallswert der WTG „Wahrheiten" mit.

Nun aber nach 1945 war eine neue Epoche angebrochen. Dazu gehörte für die WTG auch, dass jene Zionismus-Begünstigungs-Bibelstellen, die da schon einige Jahre brach lagen, einer neuen Ausdeutung zugeführt wurden. Wie durchaus WTG-typisch verschwieg man sorgfältig die Vorgeschichte ihrer Purzelbäume, die mit diesen Auslegungen verbunden war. In „Erwachet!" vom 8. 2. 1947, begegnet man unter der Überschrift „Das Erwachen des Überrestes" nun der neuesten Kreation dieser WTG-"Wahrheit".

Die erschließt sich dann in solchen Sätzen wie den:
„Selbst nach Beendigung dieses Krieges und nachdem die Kriegsgefangenen (sprich: die WTG-Funktionäre um Rutherford) aus ihren Gefängniszellen entlassen waren, war die Frage durch Gott dem Überrest seiner Zeugen vorgelegt worden: 'Werdet ihr so weiter eine tote und unorganisierte Gruppe bleiben, oder werdet ihr eifrig werden und Beweise in meinem Zeugniswerk geben?"

Schon diese von der WTG formulierte - nicht von Gott formulierte - Suggestivfrage verdeutlicht, wohin denn nun die Reise gehen sollte. Nicht mehr naiver Bibelglauben - der blieb zwar erhalten, hatte aber keine bestimmende Kraft mehr. Nein: Organisation hieß jetzt das große Zauberwort. Diese metaphysische Überhöhung des Faktors Organisation kommt auch in dem Satz zum Ausdruck:
„Solches Weissagen oder Predigen erreichte einen Höhepunkt am 8. September 1922 an der Hauptversammlung des Volkes Gottes. … Jeder treue Zeuge Gottes, der an jener internationalen Hauptversammlung im Jahre 1922 zugegen war, wird niemals jene Stunde großer Segnung vergessen."

Tja, in jenen Jahren wurde in der Tat der Grundstein für das Zeugen-typische Treppenterrierdasein gelegt. Eine große Vertreterorganisation begann sich zu formieren. Man könnte geneigt sein sie mit einer Lotterie-Verkaufsorganisation zu vergleichen. Das „große Glück" wird versprochen, das dem ihm nachjapsenden Lotterie-Einzahler (in der Regel) nie erreichen wird. Den „Reibach" machen die Veranstalter der „Lotterie". Im konkreten Fall eben die Funktionärs-Spitze der Organisation. Damit das System „läuft" ist aber das Schneeball-Prinzip unabdingbar. Und bis heute sind die Zeugen wohl einer der führenden - wenn nicht gar „die" führende Schneeball-Organisation.

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Geschrieben von Drahbeck am 16. Februar 2007 04:00:02:

Als Antwort auf: Re: "Erwachet!" 8. 2. 1947 (Vor sechzig Jahren) geschrieben von Drahbeck am 09. Februar 2007 05:33:13:

Eine Äußerlichkeit beim "Wachtturm" (Ausgabe Magdeburg) vom 15. 2. 1947. Auf der Titelseite prangt zwar groß die Angabe "Magdeburg"; indes kommt man der Sache näher, wenn man auch die letzte Seite mit in die Betrachtung einbezieht. Dort nämlich liest man:
"Schöndruck (Berlin) Reinickendorf".

Wer die territorialen Gegebenheiten von Berlin näher kennen sollte, der weiß, Reinickendorf gehörte zum fraglichen Zeitpunkt zum westlichen Teil Berlins. Meines Wissens hatte die sowjetische Militäradministration in deren Bereich Magdeburg lag, nie eine Drucklizenz erteilt. Die ersten deutschen Wachtturm-Ausgaben enthielten daher in der Regel auch die Lizenzangabe der amerikanischen Militärregierung in Deutschland. In dieser Ausgabe fällt schon mal auf, dass auch diese Angabe nicht enthalten ist. 1947 war es noch gang und gäbe, dass alle Druckerzeugnisse eine Lizenzangabe enthalten mussten. Zum Vergleich: Die WT-Ausgabe vom 15. 1. 1947 gab noch auf der Titelseite die Ortsangabe Magdeburg/Wiesbaden an. Im Impressum wurde desweiteren die Lizenz der US-Militärregierung genannt. Einen Monat später, wie vorstehend ausgeführt, nur noch die Ortsangabe Magdeburg und keine Lizenzangabe mehr.

Mit der vorliegenden WT-Ausgabe wurde offenbar der Weg einer "Grauzone" beschritten. Einen Drucker nennt man zwar, aber keine Lizenz; dieweil auch nicht vorhanden. In der sich wenige Jahre später zuspitzenden Verbotssituation, sollte auch dieser Aspekt noch eine Rolle spielen. Die Einfuhr unlizensierter Literatur in die Ostzone Deutschlands.

Inhaltlich ist diese Ausgabe wieder vorrangig der Hetze gegen die Vereinten Nationen (UN) gewidmet, die als "Weltverschwörung" betitelt wird.
Es sollte ja "Harmagedon" "demnächst", "allerspätestens" kommen. Da konnte eine Organisation wie die UN, die nicht auf neue kriegerische Auseinandersetzungen orientierte, sondern im Gegenteil diese zu vermeiden suchte, in der Sicht der WTG-Funktionäre nur eine "Weltverschwörung" sein, die ihr zugefiebertes Ziel, eines neuen Krieges namens "Harmagedon" nur behinderte.

In diesem Zusammenhang kann man sich nicht genug daran tun, die UN schlecht zu reden. Etwa wenn man liest:
"Heute ist allgemein bekannt, dass die Nationen sich gürten, sich zu einer Weltverschwörung verbinden, um Kraft zu gewinnen. Indem Jehova Gott dies vorhersagte, erwähnte er ein zweimaliges Sichgürten der Nationen, beide Male mit dem gleichen Ergebnis. Das scheint vorherzusagen, dass sich alle Nationen und Länder zweimal um einen weltweiten Zusammenschluß bemühen würden. … Noch ehe - im Juni 1945 - der Kampf in Europa beendet war, kamen in San Franzisko, Kalifornien, fünfzig Nationen zusammen und setzten die Verfassungsurkunde einer neuen, als Vereinigte Nationen bezeichneten Organisation auf. Und noch vor Jahresablauf wurde diese Verfassungsurkunde von der erforderlichen Mitgliederzahl, also von den meisten Nationen, angenommen … Auf diese UN setzt die jetzige Welt all ihre Hoffnungen."

Demgegenüber verkünden die destruktiven WTG-Funktionäre:
"Wir können die irregeleitete Massenbewegung des Volkes zugunsten der neuen internationalen Vereinigung genausowenig unterstützen wie wir die Führer des Volkes in der Christenheit unterstützen."

Und weiter den drohenden Zeigefinger erhebend meint man gar sich zu der Aussage hinreißen lassen können:
"Deshalb werden alle, die sich an der Nachkriegs-Verschwörung beteiligen oder sie unterstützen, verstrickt und gehen ihrer Vernichtung in der Schlacht von Harmagedon entgegen."

Geschrieben von Drahbeck am 16. Februar 2007 04:31:45:

Als Antwort auf: Re: "Wachtturm" 15. 2. 1947 (Vor sechzig Jahren) geschrieben von Drahbeck am 16. Februar 2007 04:00:02:

Ähnlich destruktiv schon der „Wachtturm"-Kommentar in der Ausgabe vom Dezember 1914 (S. 189f.)

"Der sehr geschätzter Präsident der Vereinigten Staaten hat in lobenswerter Absicht den 4. Oktober seinen Bettage im Interesse des Friedens in Europa bestimmt. In diesem Punkte sind wir indes andere Meinung als der Präsident, so sehr wir auch den Frieden wertschätzen ... Wir können den Allmächtigen nicht bitten, seine Pläne so umzugestalten, dass sie sich mit denen des geschätzten Präsidenten decken.

Bereits vor 2500 Jahren hat Gott durch die Propheten der Bibel seinem Volke diesen großen Krieg verkündigt, sowie das noch schrecklichere 'Harmagedon' das darauf folgen wird, und wir können daher nicht erwarten, dass er sein Programm uns zuliebe ändern würde ..."

Ob dieser "Wachtturm"-Kommentar von jenem Herrn mit beeinflusst wurde, welcher in der Rutherford-Schrift aus dem Jahre 1915 ("A Great Battle in the Ecclesiastical Heavens") abgebildet ist, wurde nicht mit überliefert. Vieles spricht dafür. Der zitierte Kommentar war die eigenständige Leistung von Russell.

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Geschrieben von Drahbeck am 23. Februar 2007 07:44:20:

Als Antwort auf: Re: geschrieben von Drahbeck am 16. Februar 2007 07:01:43:

Tagespolitik ist sehr wohl, dass muss man immer wieder aussprechen, auch das „Geschäft" von „Erwachet!". Ob dies zugleich auch eine zwingende „Notwendigkeit" für eine Religionsgemeinschaft ist, mag man eher bezweifeln. Vielmehr ist es doch so, wer sich in die Tagespolitik mit „hineinhängt", läuft Gefahr (man sieht es auch beim Fall Zeugen Jehovas), sich „zu weit aus dem Fenster zu hängen", und sehr schnell das ohnehin nicht vorhandene Gleichgewicht zu verlieren. Aus der „Erwachet!"-Ausgabe vom 22. 2. 1947 seien einmal drei solcher Tagespolitik-Meldungen zitiert. Sie mögen isoliert betrachtet, sich noch im Rahmen des tolerierbaren bewegen. In Gesamtheit jedoch, liegen sie auf der Linie der USA-Außenpolitik. Somit auf den Punkt gebracht, ist auch „Erwachet!" (bewusst oder unbewusst, das ist nebensächlich) ein Instrumentarium, auf dem das USA State Department spielt und den Ton angibt.

Es ist da wirklich kein qualitativer Unterschied ob diese Instrumentarien etwa RIAS oder eben „Erwachet!" sich nennen. In der genannten Ausgabe letzterem liest man:

Polnische Wahlen
Von den 444 Parlamentssitzen wurden dem Regierungsblock (als Demokratischer Block bezeichnet) 394 zugeteilt, der Bauernpartei Mikolajczyks 28, ein paar kleinere Parteien zusammen 22. Im Wahlkampf, der sich zwischen dem Regierungsblock von sechs Parteien und der Partei Mikolajczyks abspielte, hatte letztere zweifellos nur wenig Freiheit. Das amerikanische Staatsdepartment ließ darum erklären, es verhalte sich dem neuen polnischen Parlament gegenüber stark reserviert. Aber nicht nur die Regierungsgruppen, sondern auch die rechtsradikalen oder die fanatisch katholischen Regierungsgegner trugen durch ihre Untergrundbewegung zu der Atmosphäre des Terrors bei, die vor den Wahlen herrschte. So wurden viele Wahlbeamten von ihnen ermordet. Eine völlig frei gewählte Regierung, die zweifellos viel liberaler aussehen würde als die heutige, gälte in Moskau zweifellos als Bedrohung. Solange sich die allgemeinen Beziehungen zwischen Ost und West nicht stark bessern, sind also auch keine innenpolitischen Veränderungen in Polen zu erwarten. Kleinstaaten gelten, wie noch nie, nur als Spielbälle der Großmächte.

Die fünf Friedensverträge
Nunmehr wurden die endgültigen Texte der Friedensverträge mit Finnland, Rumänien, Ungarn und Italien veröffentlicht. Die Unterzeichnung soll am 10. Februar in Paris erfolgen. Wichtige Punkte daraus sind: Für all diese Länder starke Beschränkungen der Heeresstärken und Rüstungen. Ferner im einzelnen:
Italien: Kleine Grenzveränderungen zugunsten Frankreichs; Abtretung Istriens an Jugoslawien und des Dodekanes an Griechenland; Verzicht auf alle Besitzungen in Afrika; Sonderstatus für Triest; Garantierung der Menschenrechte (einschließlich der Religionsfreiheit) für alle Einwohner; Abzug der alliierten Besetzungstruppen innert 90 Tagen nach Inkraftsetzung des Vertrags; für 100 Millionen Dollar Reparationen an die Sowjetunion; für 125 Millionen Dollar an Jugoslawien, für 105 Millionen Dollar an Griechenland, für 25 Millionen Dollar an Abessinien und für 5 Millionen Dollar an Albanien.
Rumänien: Neue Grenze mit Sowjetrußland (Abtretung von Bessarabien und der Nordbukowina); Grenze mit Ungarn wie am 1. Januar 1938; Garantierung der Menschenrechte; 90 Tage nach Unterzeichnung des Vertrags behält die Sowjetunion nur Sicherungstruppen für ihre Verbindungslinien nach Österreich im Lande; für 300 Millionen Dollar Reparationen an Sowjetrußland; Freiheit der Donauschiffahrt für alle Länder.
Ungarn: Grenzen mit Österreich, Jugoslawien und Rumänien wie am 1. Januar 1938; für 200 Millionen Dollar Reparationen an die Sowjetunion, für zusammen 100 Millionen Dollar an Jugoslawien und die Tschechoslowakei.
Bulgarien: Für 25 Millionen Dollar Reparationen an Jugoslawien, für 45 Millionen Dollar an Griechenland.
Finnland: Grenzen wie am 1. Januar 1941, jedoch Abtretung der Provinz Petsamo an die Sowjetunion; für 30 Millionen Dollar Reparationen an die Sowjetunion. Der Finnische Reichstag hat dem Friedensvertrag inzwischen zugestimmt, wobei die Sprecher aller Parteien, mit Ausnahme der Kommunisten, aus ihrer Verbitterung kein Hehl machten.

Italien unterm Schutz der USA.
Der italienische Ministerpräsident de Gasperi wurde in Amerika triumphal empfangen, mit einem Scheck von über 50 Millionen Dollar als zweite Abschlagzahlung für die Kosten der amerikanischen Besetzung Italiens beschenkt und zum Träger einer Botschaft gemacht, die den Italienern die weitgehende Finanzhilfe Amerikas verspricht. Kurz nach seiner Rückkehr löste de Gasperi durch seine Demission eine Regierungskrise aus. Die Kommunisten behaupten, dies sei unter amerikanischem Einfluß geschehen, um sie aus der Regierung hinauszumanövrieren. Eine Schwächung der Linksparteien schien während de Gasperis Amerikareise durch Abspaltung einer kommunistenfeindlichen Gruppe aus der sozialistischen Partei entstanden zu sein. Aber auch diese gemäßigt sozialistische Richtung ist nun nicht gewillt, ohne die Vertreter der anderen Linksgruppen an der neuen Regierung teilzunehmen. Ja nicht einmal die Republikaner wollen das. So ist de Gasperi die Regierungsbildung, mit der er erneut betraut wurde, noch nicht gelungen, doch ist es höchst unwahrscheinlich, daß er ohne das Gros der Sozialisten und ohne die Kommunisten regieren könnte.

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Geschrieben von Drahbeck am 02. März 2007 07:28:11:

Als Antwort auf: Re: geschrieben von Drahbeck am 23. Februar 2007 07:44:20:

Ihre Hetze gegen die UN hielt die WTG-Führung unter N. H. Knorr für so "bedeutsam", um eigens dafür das Spektakel einer bestätigenden "Resolution" zu inszenieren. So liest man über diese auf dem 1946er WTG-Kongress angenommene "Resolution im "Wachtturm" vom 1. 3. 1947, (Schweizer "Wachtturm" 1. 2. 1947), dass sie am 10. 8. 1946 auf dem WTG-Kongress in Cleveland, Ohio (USA) verkündigt wurde. Laut diesem Text verbreitet sich die WTG dazu wie folgt:

"Wir wollen bis zum Ende der jetzigen Nachkriegs-Epoche an unserer Lauterkeit dem Königtum Jehovas festhalten … Deshalb werden wir es aus Gehorsam gegen Jehovas Gebot … ablehnen, gemeinsam mit der Bevölkerung der Christenheit eine Weltverschwörung zu befürworten, welche die Furcht und den Schrecken der Menschen beschwichtigen soll, und damit zu befürworten, dass an Stelle der Königsherrschaft, die Gott seit 1914 durch Christus ausübt, einer Herrschaft von Menschengeschöpfen die Gewalt über die Erde gegeben werde."

Dies ist also das "Evangelium", dass die WTG sich erdreiste in der Nachkriegszeit zu verkünden. Wen wundert es da eigentlich noch, dass einige Jahre später die Kommunisten in der sich anbahnenden Verbotssituation, die Zeugen bezichtigten, Kriegshetzer zu sein?!
Grund zum wundern, ist diesbezüglich wahrlich nicht vorhanden!

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Geschrieben von Drahbeck am 09. März 2007 06:49:36:

Als Antwort auf: Re: "Wachtturm" 1. 3. 1947 (Vor sechzig Jahren) geschrieben von Drahbeck am 02. März 2007 07:28:11:

"Erwachet!" vom 8. 3. 1947 bringt eine Meldung aus Jugoslawien. In ihr liest man:
"Todesurteile gegen Zeugen Jehovas in Jugoslawien.
In Zagreb wurden drei Zeugen Jehovas, darunter der langjährige Vertreter der Wachtturm Bibel und Traktat-Gesellschaft, Rudolf Kale, zum Tode verurteilt, und elf andere erhielten Gefängnisstrafen von zwei bis 15 Jahren, mit der Begründung, sie hätten Wiederaufbauhilfe für das Land, sowie Militärdienst verweigert und falsche Berichte über die jugoslawischen Verhältnisse ins Ausland gesandt. Diese durch Presse und Rundfunk verbreitete Nachricht hat weltweit nicht nur Befremden ausgelöst, sondern einen Proteststurm entfacht. In Form von Briefen und Telegrammen aus fast allen Ländern Europas, aus den Vereinigten Staaten und anderen Weltteilen, wurde Marschall Tito ersucht, zu verhindern, dass das Todesurteil vollstreckt wird, da es sich um einen Justizirrtum handelt. Nicht nur Glaubensfreunde der Verurteilten, sondern freiheitlich gesinnte Menschen aller Kreise beteiligten sich an dieser Einsprache, darunter - soweit bis jetzt bekannt - eine englische Amtsstelle, ein schwedischer Senator usw. Über das Geschick der Verurteilten liegen keine weiteren Nachrichten vor …"
Siehe dazu auch: 19482Jugoslawien

Politisch motivierte Todesurteile; und als politisch motiviert muss man vorliegenden Fall ohne Zweifel bewerten, haben schon von jeher auch Proteste jener verursacht, die in keiner näheren Beziehung zu den Opfern stehen. Insofern ist der Umstand, dass sich auch Nicht-Zeugen Jehovas in dieser Sache engagierten, nichts außergewöhnliches. Der Protest würde auch dann erfolgen, sollten politische Todesurteile eine andere Klientel, mit anderen Akzenten treffen.

Das die Zeugen Jehovas sich auch in Jugoslawien missliebig gemacht hatten, ist meines Erachtens offenkundig. Damit ist noch lange keine "Rechtfertigung" jener drastischen Urteile ausgesprochen. Man denke nur an die Situation in Malawi, einige Jahrzehnte später. Ein anderes politisches Regime dort, ohne Zweifel. Aber auch die gleiche Verletzlichkeit jenes Regimes und ihre gleiche analoge Überreaktion.

Eine Organisation, die zeitgenössisch ihre sattsam bekannte Hetze, zum Beispiel gegen die Vereinten Nationen, auf ihre "Fahnen" geschrieben hat, sollte oder brauchte sich über solche Entwicklungen, eigentlich nicht zu wundern!

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Geschrieben von Drahbeck am 09. März 2007 06:56:23:

Als Antwort auf: Re: "Erwachet!"" 8. 3. 1947 (Vor sechzig Jahren) geschrieben von Drahbeck am 09. März 2007 06:49:36:

Da sei doch mal - als neueres Beispiel - auf den Fall Eritrea verwiesen. Jener afrikanische Staat erklärte sich 1993 für unabhängig. Dennoch waren die Folge auch kriegerische Auseinandersetzungen, namentlich mit Äthiopien in den Jahren 1998 - 2000.

Das man die dortigen Verhältnisse nicht etwa mit den in europäischen Ländern vergleichen kann, darf doch wohl nicht allzusehr verwundern.

Im 2007er Jahrbuch kommt die WTG auch auf dieses Land zu sprechen, wofür denn solche Sätze stehen wie die:

„Da unsere Brüder sich nicht an einer Volksabstimmung beteiligten wurde ihnen aufgrund einer unterzeichneten Verordnung des Präsidenten von 1994 die Staatsbürgerschaft aberkannt. Die Entscheidung sorgte bei unsren Brüdern für schwere wirtschaftliche Notlagen. Hunderte flohen aus dem Land und suchten woanders über Asyl nach. Andere blieben, darunter Eltern mit schulpflichtigen Kindern. Im neunten Schuljahr werden alle Schüler - Jungen wie Mädchen - für eine militärische Ausbildung eingeschrieben. Daher haben sich viele Jugendliche entschieden, nach der achten Klasse die Schule zu verlassen."

Infolge dessen gab es auch Asylanträge in Deutschland. Hiesige Behörden, bei selbigen eher lieber restriktiv den „liberal" entscheidend, ließen es zu, dass solche Fälle auch vor Gericht landeten. Wie in solchen Fällen nicht unüblich, werden da Gutachten eingeholt, unter anderem von Amnesty International. Die wesentliche Frage, welche die Gerichte da interessiert, ist lediglich die.

Was wären die Folgen einer Abschiebung für den Betroffenen. Sind die Folgen relativ „gesittet" (auch eine zu erwartende Haftstrafe zählt da offenbar noch zu den „gesitteten Umständen"), stehen die Chancen für den Abschiebekandidaten in diesem Lande nicht gerade zum besten.

Gleichwohl lassen sich im Internet Fälle nachweisen, dass Gerichtlicherseits ein Abschiebestopp ausgesprochen wurde, und das will schon einiges heißen.

Es besteht wahrlich kein Anlass die Verhältnisse in Eritrea zu bagatellisieren.
Aus Voten von Amnesty International sei zum Beispiel zitiert:

„Derzeit befinden sich in Eritrea rund 250 Mitglieder von Minderheitenkirchen als gewaltlose politische Gefangene in Haft, einschließlich 57 Schülerinnen und Schüler, die im Militärlager Sawa im Westen des Landes in Frachtcontainern festgehalten werden.

In den Vorjahren war in Eritrea nur die Glaubensgemeinschaft der „Zeugen Jehovas" Verfolgungen ausgesetzt, da sich ihre etwa 1600 Mitglieder aus religiösen Gründen weigern, den Militärdienst abzuleisten. Drei Mitglieder der „Zeugen Jehovas" – Paulos Eyassu, Negede Teklemariam und Isaac Moges – sind seit 1994 ohne Anklageerhebung oder Gerichtsverfahren im Militärausbildungslager Sawa inhaftiert, weil sie sich weigerten, der Einberufung zum Wehrdienst Folge zu leisten, der in Eritrea für Frauen und Männer im Alter zwischen 18 und 40 Jahren obligatorisch ist. Elf weitere „Zeugen Jehovas" befinden sich gegenwärtig aus demselben Grund in Haft, und es steht zu befürchten, dass sie misshandelt werden ... Militärdienstverweigerer und Deserteure werden gewöhnlich willkürlich ohne Kontakt zur Außenwelt in Frachtcontainern oder geheimen Hafteinrichtungen gefangengehalten und gefoltert.

Ist Anhängern der Zeugen Jehovas durch Präsidialdekret vom 25. 10 1994 die eritreische Staatsangehörigkeit entzogen worden?
Anhängern der Zeugen Jehovas, die nicht am Referendum über die Unabhängigkeit Eritreas teilgenommen und den Nationalen Dienst verweigert haben, ist praktisch die eritreische Staatsangehörigkeit entzogen worden.

amnesty international ist bisher kein Fall eines Angehörigen der Zeugen Jehovas bekannt geworden, der allein auf Grund seiner Zugehörigkeit zu dieser Religionsgemeinschaft staatlichen Zwangsmaßnahmen ausgesetzt war. Soweit uns bekannt, haben Angehörige der Zeugen Jehovas dann mit Zwangsmaßnamen zu rechnen, wenn sie ihrer Verpflichtung zur Ableistung des Nationalen Dienstes nicht nachkommen. Anhänger der Zeugen Jehovas werden insoweit diskriminiert als sie ihre Arbeitsplätze in staatlichen Unternehmen verloren, ihre regierungseigenen Häuser und Wohnungen verlassen mussten und ihnen Handelslizenzen entzogen wurden.
Die Ausstellung von Pässen und Identitätskarten wurde ihnen ebenso verweigert wie die Erteilung von Ausreisegenehmigungen.
Unabhängig davon, ob den Behörden die Zugehörigkeit der Klägerin zu den Zeugen Jehovas bekannt ist, würde sie nach der Einreise zur Ableistung des Nationalen Dienstes verpflichtet werden.

In den vergangenen Jahren wurden einige Mitglieder der Zeugen Jehovas verhaftet und vor Gericht gestellt, weil sie die Ableistung des Nationalen Dienst verweigert hatten. Einzelheiten über ihre Verurteilungen sind nicht bekannt geworden. Mindestens vier festgenommene Zeugen Jehovas sollen seit über fünf Jahren ohne Gerichtsverfahren festgehalten werden, obwohl die vorgesehene Höchststrafe für die Verweigerung des Nationalen Dienstes nur drei Jahre Freiheitsentzug beträgt

UNHCR sind keine Fälle bekannt geworden, in denen Anhänger der Zeugen Jehovas durch ein förmliches Verfahren aus der eritreischen Staatsangehörigkeit entlassen wurden. Allerdings wurden Anhängern dieser Glaubensrichtung aufgrund des Präsidialdekrets wesentliche staatsbürgerliche Rechte entzogen: Identitätspapiere wurden konfisziert, Geschäftslizenzen wurden eingezogen, Angestellte staatlicher Unternehmen wurden entlassen, und sie durften nicht weiter in staatlichen Wohnungen leben. Einer Stellungnahme des eritreischen Innenministeriums vom 01. März 1995, die uns in Kopie vorliegt, ist zu entnehmen, dass nach Auffassung der eritreischen Regierung die Anhänger der Zeugen Jehovas sowohl durch ihre Nichtteilnahme am Referendum als auch durch ihre Weigerung, den eritreischen Staat anzuerkennen und zuletzt durch ihre Ablehnung des Nationalen Dienstes ihre Staatsangehörigkeit selbst aufgegeben hätten. Hieraus kann geschlossen werden, dass die eritreische Regierung den Standpunkt vertritt, die Betroffenen seien - auch ohne förmliche Entlassung aus der Staatsbürgerschaft durch eritreische Behörden - keine eritreischen Staatsbürger mehr. ...

Die Konsequenzen von Maßnahmen, die auf der Grundlage des Präsidialdekrets gegen Anhänger der Zeugen Jehovas ergriffen wurden, können dabei durchaus ernsthafter Natur sein. So hat z.B. die Nichtausstellung von Identitätspapieren für den Betroffenen zur Folge, dass er der Gefahr unterliegt, jederzeit festgenommen und inhaftiert zu werden, da er sich nicht ausweisen kann.

In Eritrea gibt es keine Möglichkeit, den Nationalen Dienst/Wehrdienst aus Gewissensgründen abzulehnen und beispielsweise einen Ersatzdienst abzuleisten. Die Weigerung, den Nationalen Dienst anzutreten, wird grundsätzlich mit Haftstrafen geahndet. Bei Personen, die aus ernst zu nehmenden Gewissensgründen den Nationalen Dienst/Wehrdienst ablehnen, kann eine solche Strafverfolgung eine Verfolgung im Sinne der Genfer Flüchtlingskonvention begründen.

Allerdings gewähren die eritreischen Behörden keinen Zugang zu Informationen über die Praxis bei der Strafverfolgung von Wehrdienstverweigerern, sodass UNHCR eine Überprüfung dieser Frage nicht möglich ist. ..
Verweisen, wonach zwar auch andere Personen, die den Nationalen Dienst aus Gewissens- oder religiösen Gründen verweigern, zu Haftstrafen verurteilt, aber nur Zeugen Jehovas zusätzlichen Maßnahmen, wie dem Ausschluss aus dem öffentlichen Dienst, dem Entzug ihrer Handelslizenzen, dem Entzug der Wohnberechtigung in staatlichen Wohnungen sowie der Versagung von Identitätspapieren oder Ausreisegenehmigungen ausgesetzt werden."

www2.amnesty.de/internet/deall.nsf/0/d6255fd61db03f5bc1256da900510f38?OpenDocument

www2.amnesty.de/internet/Gutachte.nsf/0/d499bfa4cfe12b48c1256af4003869d8?OpenDocument

www.unhcr.de/uploads/media/194.pdf?PHPSESSID=bf5431d59fc8fba9fad99ecd9e08b88d

Diese Voten (sicherlich noch ergänzbar) mögen denn reichen.
Wie gesagt, der Eriträische Staat soll nicht „schöngeredet" werden.
Nur eines darf man dann doch wohl sagen.
Das sind durchaus analoge Fälle zudem, was in dem vorangegangenen Posting bezüglich Jugoslawien berichtet wurde.

Weitere Kommentare zum Fall Eritrea auch in

Parsimony.10525

Parsimony.10527
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Geschrieben von Drahbeck am 16. März 2007 07:01:06:

Als Antwort auf: Re: "Erwachet!"" 8. 3. 1947 (Vor sechzig Jahren) geschrieben von Drahbeck am 09. März 2007 06:56:23:

Man liest im WT vom 15. 3. 1947:

"Der 'Wachtturm' hat seit 1925 schon ungezählte Male dargelegt, dass die Geburt des als 'männliches Kind' bezeichneten Königreiches im Jahre 1914 stattgefunden und unmittelbar danach der 'Krieg im Himmel' eingesetzt hat, mit dem Ergebnis, dass Satan und seine Dämonenhorden vom Himmel auf die Erde hinabgeworfen wurden."

Offensichtlich wiederholt sich mit solcher Aussage Kirchengeschichte. Beispielsweise die von William Miller begründete, später als "Adventisten" landläufig bekannt gewordene Gruppierung. Ursprünglich dem Jahre 1843/44 zufiebernd, damit reale Endzeitereignisse verbindend, musste man bitter registrieren "der Herr ist (wieder einmal) nicht gekommen".
Doch halt sagte man sich im Umfeld der damaligen Funktionäre dieser sich organisatorisch verfestigenden Bewegung: "Noch ist Polen nicht verloren". Also "erkannte" man; dass Datum "stimmt wohl": nur der Erwartungshorizont müsste etwas abgewandelt werden. Maßgeblich bildete sich nun die Meinung heraus, Christus habe im Himmel ein "Untersuchungsgericht" zu just jenem Zeitpunkt begonnen. Zwar war kein Adventisten-Funktionär in den Himmel aufgefahren und von dort zurückgekehrt um als Augenzeuge zu berichten. Aber das störte ja nicht weiter. Es ging ja nur um eines. Die Organisation am leben zu erhalten. Zumal für einige auch ihr materieller Lebensunterhalt damit verbunden war und ist.

Eine Teil von ihnen hielt es weiter mit dem Spekulieren. "Klappte" es 1843/44 nicht, könnte es dann ja "1874" sein. Auch Russell darf man in die Kategorie die belügt werden wollenden einordnen. 1874 ging schief, dass sah auch er, "es könnte doch aber 3 1/2 Jahre später" (also 1878 sein). Barbour und Co meinten das im Ernst. Russell indes belehrte sie. 1878 ist eben "Auferstehungsdatum" für das im "Nun verwandelt werden beim Tode". Die Adventisten von 1843/44 mit ihrer Umdeutung der Ursprungserwartungen ließen grüßen.

Mag man anderen religiösen Einfaltspinseln noch ihre "heilige Einfalt" zugute halten (Die können halt nicht anders. Und Grund um den "Seufzer der Kreatur" zu artikulieren gibt es in der Tat mehr als genug). So muss man die WTG-Religion diesbezüglich grundlegend anders bewerten.
Schon der "Wachtturm" vom 15. 1. 1923 brachte in großer Ausführlichkeit einen Bericht über die berühmt-berüchtigte 1922er Bibelforscherveranstaltung, neun Tage am Stück hintereinander, in Cedar Point (Ohio, USA). Das war der Zeitpunkt, wo Rutherford die Innerorganisatorische Opposition und ihre Attacken nun überstanden hatte. Wo er nunmehr unangefochten den Kurs bestimmte, wohin es denn zukünftig zu gehen habe. Berühmt-berüchtigt dabei auch sein dort kreierter Slogan: "Verkündet, verkündet, verkündet den König und sein Königreich".

Und genau dieses imaginäre "Königreich" setzte er in bewusste Kontraposition (im Range eines "entweder - oder". Oder anders formuliert. In die Position "Konkurrenz bis aufs Messer". Entweder die - oder wir), zu solchen Bestrebungen wie etwa den Völkerbund und ähnliches.

Äußerst provokativ dabei auch solche Thesen wie die (Wachtturm 1923 S. 25)
"Der sogenannte Völkerbund der vom Teufel an die Stelle des Königreiches des Messias gesetzt wurde."
Wer da der "Teufel" ist, darüber ließe sich in der Tat trefflich streiten. Er hat offenbar auf Erden einen ganz speziellen Vertreter namens: J. F. Rutherford!
Symptomatisch steht dafür auch der Punkt 11 einer dort verabschiedeten "Resolution" auf die er seine Anhängerschaft dort einschwor:
"Dass die Wiederaufrichtung der alten Welt oder Weltordnung ein Ding der Unmöglichkeit sei ... alle Mächte und Organisationen, die sich nicht gutwillig (dem imaginären "Königreich Gottes") unterordnen, werden von ihm vernichtet werden."

Diese Destruktivität hat sich dann die ganze weitere Zeugen Jehovas-Geschichte fortgesetzt.

Kombinieren etwa andernorts auch antreffbare Endzeitgläubige der organisierten Form, diese ihre Grundhaltung durchaus, etwa mit gewissen karitativen Elementen (teilweise durchaus beachtlichen Umfanges). Nicht so die WTG-Religion.

Die kennt nur zwei Kriterien. Eigene Nabelschau und gesellschaftliche Destruktivität.
Wenn man eine Religion sucht, auf welche die Kriterien des Opiatscharakters der Religion im besonderen zutreffen, so muss man da wohl unfraglich, die Zeugen Jehovas, an allererster Stelle nennen.

Und so belügt sich die Menschheit seit eh und je im Namen der Religion, und im Namen der Sicherung von Organisationen, deren Funktionäre auch materiell von ihnen abhängig sind.
Es wäre wirklich ein Wunder, wenn ausgerechnet die Lügenorganisation jetzige Zeugen Jehovas, eine Ausnahme von diesem Trend bilden würde. Ideologisch 1914 gescheitert, "vertröstend" hinhaltend erst mal auf 1918 orientierend, dann aber 1925 zum "Befreiungsschlag" ausholend, durch Umlügung der Ursprungserwartungen, nunmehr als "neue Wahrheit" verkaufend. Immer die These des "bald" vor die Nase haltend. Zeitweilig durch "1975" ersetzt, danach wieder - wie gehabt - durch das ominöse "bald". Dabei auch bewusst den Umstand ausnutzend, dass einige dieser Organisation ja noch gar nicht vor 1914 dabei waren (oder in der Neuzeit eben "1975" nicht bewusst miterlebten). Die schluckten noch am ehesten die neuen Kröten. Belogen wollten sie schon immer werden. Und sie haben das bekommen, was sie haben wollten!

Parsimony.10386

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Geschrieben von Drahbeck am 23. März 2007 07:08:06:

Als Antwort auf: Re: "Wachtturm" 15. 3. 1947 (Vor sechzig Jahren) geschrieben von Drahbeck am 16. März 2007 07:01:06:

„Die Empfindungen vieler brachte der 'Evining Courier' von Camden, N. J., zum Ausdruck, der in Laufe der Konferenz zu einer Schlußfolgerung kam, die auch am Ende der Konferenz nicht hätte abgeändert werden können, nämlich: 'Wir sind überzeugt, daß die einzige Hoffnung auf Frieden in der Einsicht liegt, daß wir keinen Frieden haben, sondern einen weiteren Nervenkrieg …
Gelesen in „Erwachet!" vom 22. 3. 1947, bezugnehmend auf eine 1946 in Paris tagende Konferenz, in der es (neben der früheren Jalta-Konferenz) um weitere Details der Gestaltung der Zeit nach 1945 ging.

Man kann es in der Tat nachvollziehen, was da zutage trat, war für viele frustierend. Zu der Substanz dieser Einschätzung gibt es keinen Dissens. Widerspruch ist lediglich dahingehend anzumelden, dass die WTG ihrerseits diese breite Verunsicherung nutzt, als tatsächlicher Krisengewinnler.

Auch wenn es einem nicht „schmeckt", so muss man dennoch wohl die bittere Pille herunterschlucken, dass ein solches Ereignis, wie eben der zweite Weltkrieg, auch wenn er theoretisch für beendet erklärt ist, dennoch nachhaltige Verwerfungen im Gefolge hat. Davon kündet in der Substanz auch der „Die Friedenskonferenz der einundzwanzig Nationen" überschriebene Artikel. Einige Details dieser bitteren Pille, wie sie in jenem Artikel dargestellt werden:

„Italien war bestürzt über die Entwurfsbeschlüsse für einen Vertrag, den es schließlich unterzeichnen solle … Die italienischen Delegierten sagten, den Kriegsanstrengungen, die Italien zwei Jahre vor dem Endsieg auf Seiten der Alliierten gemacht habe, sei von den Großen Vier bei dem Entwurf in keiner Weise Rechnung getragen werden. Andere feindliche Länder, die in dieser Richtung viel weniger getan hätten als die Italiener, würden von einem mächtigen Freund (Rußland) begünstigt. Stark verbittert waren die Italiener über die vorgeschlagene Internationalisierung des Hafens von Triest, der ihnen seit Beendigung des ersten Weltkrieges gehört. Auch Jugoslawien, eine der alliierten Nationen, zeigte sich über die vorgeschlagene Lösung der Frage von Triest aufgebracht. Es beanspruchte die Stadt mitsamt dem umliegenden Gebiet für sich.

Die Vertreter Bulgariens erklärten, über den Vertragsentwurf für sie 'wie betäubt' zu sein. 'Wir können nicht verstehen', sagten sie, 'warum man uns wie einen geschlagenen Feind behandelt, obwohl wir doch gegen keinen der Alliierten auch nur ein einziges Mal die Waffen einsetzten.' Aber eben, Bulgarien war mit den Nazis recht eng verbunden und erklärte Deutschland erst ziemlich spät, am 7. September 1944, den Krieg. Die Bulgaren protestierten dagegen, daß sie vom Agäischen Meer abgeschnitten bleiben sollen. Jedoch war von den Großen Vier über die bulgarisch-griechische Grenze noch nichts beschlossen worden, obwohl für Bulgarien nicht viel Aussicht besteht, einen Küstenstreifen zu erhalten.

Ungarn meinte reichlich Ursache zu haben, sich unglücklich zu fühlen über die Bestimmungen des Vertragsentwurfes für dieses Land. Unter anderem würde seine Heeresstärke bis zur Machtlosigkeit vermindert. Ferner solle es Reparationsleistungen in Höhe von 300.000.000 Dollar aufbringen und Siebenbürgen den Rumänen überlassen.

Rumänien wiederum würde zwar Siebenbürgen gewinnen bezw. behalten, muß aber die zusammen etwa gleich großen Gebiete von Bessarabien und Nordbukowina an Rußland abtreten, das diese Landstriche bereits übernommen hat. Dadurch wird Rußland in direkter Weise an der Donau interessiert, weil Bessarabien an das Donaudelta heranreicht. Ferner muß Rumänien die Süddobrudscha Bulgarien überlassen.

Auch Finnland hat für seine Verbindung mit dem Nazismus Verluste einzustecken. Der Vertragsentwurf sieht für Finnland (wie überhaupt für alle fünf in Frage kommenden Staaten) eine starke Verminderung der Armee vor, ferner Abtretung des Gebiets von Petsamo, im äußersten Norden, an die Sowjetunion, wodurch es seinen einzigen Eismeer-Hafen verlöre. Ferner wird Rußland durch einen fünfzigjährigen Pachtvertrag ermächtigt, auf der finnischen Insel Porkkala-Udd einen Flottenstützpunkt zu errichten. Außerdem sind als erdrückende Last für das kleine Finnland - Reparationsleistungen an die Sowjetunion in Höhe von 300.000.000 Dollar vorgesehen …"

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Geschrieben von Drahbeck am 02. April 2007 06:06:13:

Als Antwort auf: Re: "Erwachet!" 22 3. 1947 (Vor sechzig Jahren) geschrieben von Drahbeck am 23. März 2007 07:08:06:

Die in Daniel Kapitel 9 erwähnten 70 Wochen, haben es dem WT angetan. Im "Wachtturm" vom 1. 4. 1947 (Schweizer Ausgabe 1. 3. 1947), liest man einen diesbezüglichen Auslegungsversuch. Er unterscheidet sich aber von dem, was seinerzeit Russell dazu meinte interpretieren zu können. Russell hatte jene 70 Wochen noch als Teil der "2300 Tage" Periode gedeutet. Gemäß Russell waren
"diese siebzig Wochen oder 490 Tage der erste Teil der 2300 Tage."

In seinen weitschweifigen Ausführungen dazu in den "Schriftstudien" hatte er dazu ausgeführt:
"Die symbolischen siebzig Wochen oder 490 Tage als in Jahren erfüllt ein Siegel der 2300 Tage sein sollten, fangen wir da zu messen an, um zu sehen, wo der ganze Abschnitt erfüllt sein wird.
Von den 2300 die 490 am ersten Advent erfüllten abziehend, erhalten wir als Rest 1810. So müssen also 1810 Jahre (prophetische, symbolische Tage) das Maß vom Ende der siebzig Wochen bis zu der Zeit sein, da die Heiligtum-Klasse von den verschiedenen Verunreinigungen des Papsttums – des verwüstenden Greuels, der so lange Jahrhunderte den Tempel Gott verunstaltet hatte - gereinigt sein werde."

Und als Quintessenz dessen glaubt er interpretieren zu können:
"Der Tod des Messias fand .. im Frühjahr 33 statt, und dies war die Mitte oder inmitten der letzten siebzig Wochen. Das volle Ende derselben war daher eine halbe Woche oder 3 1/2 Jahre später – im Herbst des Jahres 36. So markiert also der Herbst des Jahres 1846 (1846 Jahre seit dem Herbst 36) das Ende des Gesichts von den 2300 Tagen und das Datum, da das Heiligtum gereinigt werden sollte." ("Schriftstudien Band II S. 95)

Pate stand bei Russell dabei auch, dass er der Adventistenbewegung, der er ja letztendlich ideologisch auch verpflichtet ist, einen besonderen Platz im "göttlichen Kalender" einräumte.
Gleichfalls in weitschweifigen Worten äußert Russell dazu:

"Dementsprechend finden wir denn auch, daß etliche unter ihnen in dem Reinigungs- oder Reformationswerk einen mehr geförderten Standpunkt einnahmen als irgendeiner, der ihnen voranging. So fand sich im Jahre 1846, am Ende der 2300 Tage, wie oben angezeigt, eine kleine Schar von Christen vor, die nicht nur mit den "DISCIPLES" ("Jünger") in der Einfachheit des Kirchenregiments, der Beseitigung aller Glaubensbekenntnisse, ausgenommen die Bibel, und dem Abtun aller Titel bei ihren Predigern übereinstimmte, und mit den "BAPTISTEN" in der Erkenntnis, daß das Papsttum der Mensch der Sünde und die entartete Kirche, die Mutter der Huren und aller Greuel sei, und die, fern von jeglicher Anbequemung an die Welt und furchtsamer Nachgiebigkeit ihr gegenüber, lebendige Frömmigkeit und einfältiges Vertrauen auf den allmächtigen Gott und Glauben an seine unabänderlichen Bestimmungen lehrte; sondern noch mehr. Während sie Jesum Christum als den Herrn anerkannten und als den, der jetzt der göttlichen Natur teilhaftig ist, vermochten sie die Sinnlosigkeit der Lehre der Dreieinigkeit, als ohne jeglichen Schriftgrund, zu verwerfen und nachzuweisen. Und zu all diesen Reformen kam noch die Verwerfung der Lehre der menschlichen Unsterblichkeit.

Und, als ob Gott es so einrichten wollte, daß von da an stets eine Klasse vorhanden sein sollte, die sein gereinigtes Heiligtum vertrete und von den verschiedenen Sekten getrennt bliebe, geschah es in diesem Jahre 1846, daß die Organisation der protestantischen Sekten in ein großes System: "DIE EVANGELISCHE ALLIANZ" genannt, stattfand. Diese Organisation erklärte, diese neuen Ansichten des gereinigten Heiligtums im Auge habend, bestimmt die menschliche Unsterblichkeit als ihren Glauben und fügte dies als neunten Artikel ihres Glaubensbekenntnisses bei. So trennten SIE eine kleine Schar von Kindern Gottes -- das gereinigte Heiligtum des Herrn, ein Heiligtum der Wahrheit -- von anderen Christen, und haben sie seitdem getrennt gehalten." ("Schriftstudien Band III S. 106)

Und auf Seite 297/98 im gleichen Band schreibt er dann noch:
"Die 2300 Tage weisen auf das Jahr 1846 als die Zeit hin, da Gottes Heiligtum von den verunreinigenden Irrtümern und Prinzipien des Papsttums gereinigt sein würde; und wir haben gefunden, daß die Reinigung da vollbracht war. Wir haben die Erfüllung der 1260 Tage oder der "Zeit, Zeiten und eine halbe Zeit" der Verfolgungsmacht des Papsttums gesehen, und daselbst, im Jahre 1799, den Anfang der Zeit des Endes. Wir haben gesehen, wie die 1290 Tage den Anfang eines Verständnisses der Geheimnisse der Prophezeiung im Jahre 1829 bezeichneten, welches in der großen Bewegung des Jahres 1844 gipfelte und als die Advent-Bewegung bekannt ist; daß da nach der Voraussage des Herrn die klugen Jungfrauen dreißig Jahre vor seinem eigentlichen Kommen ausgingen, um dem Bräutigam zu begegnen. Wir haben die Erfüllung des vorhergesagten Verzögerns erkannt; und seit nunmehr 45 Jahren erschallt der Mitternachts-Ruf: "Siehe, der Bräutigam!" Er ist hier! Wir haben uns mit besonderer Freude die 1335 Tage angemerkt, die da auf das Jahr 1874 als auf das genaue Datum der Wiederkunft unseres Herrn hindeuten, und haben seit jener Zeit durch die klareren Entfaltungen der wunderbaren Geheimnisse des göttlichen Planes die verheißene Glückseligkeit so recht gekostet.

Dann haben wir gesehen, wie das große Erntewerk in seiner festgesetzten Zeit und Ordnung, im Herbst des Jahres 1874 beginnend, allmählich, leise, aber rasch voranschritt. Wir bemerkten das Sammeln und Binden des Scheinweizens in Bündel und das Sammeln des Weizens. Und was für ein Segen und welche Freude liegen vor uns in der Gewißheit, daß seit dem Sommer des Jahres 1878, als der König seine große Gewalt an sich nahm und seine Herrschaft mit der Auferweckung derer, die in Jesu schliefen, begann, nicht länger mehr nötig ist, daß seine Glieder "schlafen" und auf die Herrlichkeit warten, sondern daß ein jedes in dem Augenblick, da es seinen Lauf im Tode vollendet, die freudevolle "Verwandlung" zur vollen Vollkommenheit der göttlichen Natur und des göttlichen Ebenbildes erfährt. Wahrlich, "glückselig die Toten, die in dem Herrn sterben VON NUN AN", für immer. Sie ruhen von ihren MÜHEN, aber ihre Wirksamkeit geht voran, -- denn das Werk auf der anderen Seite des Vorhanges ist dasselbe Werk, an dem alle die Überwinder auf dieser Seite des Vorhanges beschäftigt sind, nur daß für die, welche in die Herrlichkeit der göttlichen Natur eingetreten sind, die Arbeit nicht mehr mühsam ist und nicht mehr ermüdende Opfer fordert."

Damit hatte Russell wohl so gut wie alle einschlägigen Daten "verplant". Von dem allem will aber der WT aus dem Jahre 1949 nichts mehr wissen. Für die 2300 Tage hat er schon mal prinzipiell keine Verwendung. Demzufolge auch nicht für die durch Russell daraus abgeleiteten Schlußfolgerungen. Liest man jenen 49er WT drängt sich eher der Eindruck auf. Der hat nichts, aber auch gar nichts mehr mit dem zu tun, was einst Russell marktschreierisch hinausposaunte.
Laut 1949er WT-Auslegung sei "diese Weissagung nicht auf die Heiden, welche Christen oder geistige Israeliten werden, sondern auf die natürlichen Juden" anzuwenden.

Das einzige was der WT noch eingeräumt wissen will ist die Untergliederung dieser 70 Wochen in: "a) 49 Jahre, b) 434 Jahre und c) 7 Jahre; zusammen 490 Jahre". Ausgehend von einem Jahre 455 v.Chr., dass in seinem "Glaubwürdigkeitswert" wohl ähnlich dem Jahre 607 v. Chr. der Zeugen Jehovas veranschlagbar ist (also ein umstrittenes Datum ist), glaubt der WT berechnen zu können. Zu diesem Jahre 483 weitere Jahre hinzuzählend, käme man ins Jahr 29 n. Chr. Gemäß WT-Interpretation:

"Somit war der Christus genau zur bestimmten Zeit gekommen, nämlich am Ende der neunundsechzig Wochen (oder 483 Jahre) im Herbst des Jahres 29. n. Chr." Immerhin meint auch der 49er WT für das Jahr 36 als dem "Ende der 70 Woche" noch Verwendung zu haben. Gemäß der 49er Interpretation wären seit Herbst des Jahres 36 n. Chr. "auch gläubige Nichtjuden zur Salbung zugelassen."

Dennoch erweckt diese Verwendung des Jahres 36 eher den Eindruck eines Notnagels. Da man nichts besseres hat, bei gleichzeitiger Beibehaltung der anderen Daten, wird diesem Jahr ein zweifelhafter Sinn im "göttlichem Heilsplan" untergeschoben. Darüber sich sonderlich aufzuregen, wäre allerdings vergebliche Liebesmüh.

Kaffeesatzleser kann man grundsätzlich nicht überzeugen. Wie man auch Astrologen und ähnlich windige Geschäftemacher nicht überzeugen kann. Die WTG und ihre Gläubigen liefern lediglich zusätzliche Beispiele solch menschlicher Fantasie!

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Geschrieben von Drahbeck am 09. April 2007 04:45:25:

Als Antwort auf: Re: "Wachtturm" 1. 4. 1947 (Vor sechzig Jahren) geschrieben von Drahbeck am 02. April 2007 06:06:13:

86 Prozent der Bevölkerung in der kanadischen Provinz Quebec zählten sich im Jahre 1945 als zur katholischen Kirche zugehörig. Mehr noch. Ihre Position ausnutzend übte die katholische Kirche dort, auch einen maßgeblichen politischen Einfluss aus. Symptom dafür ist auch die Angabe in "Erwachet!" vom 8. 4. 1947:

"In der gesetzgebenden Körperschaft von Quebec ist über dem Stuhl des Sprechers das Kruzifix angebracht, und in dem Parlamentsgebäude Quebecks ist an der Seite des Thrones für den Lieutenant-Governor von Quebeck ein Thron für den Kardinal aufgestellt."

Auch in dieser katholisch geprägten Gegend, wollten Jehovas Zeugen "es wissen". Beispielhaft dafür die Versammlung von WTG-Präsident N. H. Knorr mit ungefähr 120 Vollzeitdienern, wobei er den Anwesenden mitteilte, "dass fünfzig von diesen Pionierpredigern die nächste Klasse der Wachtturm Bibelschule Gilead besuchen werden; sie sollen die französische Sprache erlernen und dann zurückkehren, um in dem durch Priester gequälten Quebeck und den Seeprovinzen zu predigen."

Offensichtlich war die katholische Kirche vor Ort, nicht gewillt, die Invasion dieser Eindringlinge tatenlos hinzunehmen. Und mehr noch. Ihre Sprecher konnten auch ihr Fußvolk mobilisieren. Wie scharfe Hunde auf die Zeugen angesetzt. Als Veranschaulichungsbeispiel eine von den Zeugen Jehovas einberufene Versammlung. "Erwachet!" berichtet:

"Ungefähr 125 Personen waren zum Vortrag gekommen, aber zur Zeit des Beginns war eine Pöbelmenge von 1200 gekommen, um die Versammlung zu sprengen. Sie hatten einen mit Tomaten und Kartoffeln beladenen Wagen mit sich gebracht, und zu diesen Wurfgeschossen fügten sie eine große Menge von Steinen hinzu, als das Sperrfeuer begann."

Das alles spielte sich etwa im September 1945 ab. Damit war der Status fast bürgerkriegsähnlicher Verhältnisse erreicht. Zu einem Streit gehören bekanntlich immer zwei. Und auch der Spruch, dass der Klügere nachgibt, mag da durchaus bedenkenswert sein. Wollte die WTG ihrerseits nachgeben? Nie und nimmer, so ihre Parole. Ganz im Gegenteil. Weiteres anheizen des Konflikts hatte sie auf ihre Fahnen geschrieben. Eigens eine reißerisches Traktat mit dem Titel: "Quebecks lodernder Hass gegen Gott Christus und Freiheit ist eine Schmach für ganz Kanada" verfassen lassen. 1 Million Exemplare davon in Englisch 500.000 in französisch und 75.000 in Ukrainisch, sollten gemäß WTG-Planung schlagartig am 15. 11. 1945 in ganz Kanada verbreitet werden.

Die WTG tat also alles, um ihrerseits diesen Konflikt weiter zu eskalieren. Aber das ist man ja von ihr auch andernorts zur Genüge gewohnt. So war das schon immer mit den Kolonialherren, egal ob politisch oder religiös akzentuiert. Wer sich ihnen nicht willfährig zeigt, lernt ihre aggressive Fratze noch näher kennen!

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Geschrieben von Drahbeck am 16. April 2007 06:38:16:

Als Antwort auf: Re: geschrieben von Drahbeck am 09. April 2007 04:45:25:

Destabilisierung weltlicher Regime im Namen der eigenen ideologischen Lügen, dass ist offenbar das Konzept der WTG. Sicherlich wird es wohl nur verhältnismäßig wenige geben, die mit den jeweiligen irdischen Regierungen "wunschlos glücklich" sind. Sicherlich hat es nicht selten Politikentscheidungen gegeben, die in Abgründe geführt, und denen der Einzelne ziemlich hilflos gegenübersteht. Also um Kritik an weltlichen Regierungen zu üben: Dazu bedarf man nun wirklich nicht der WTG. Es ist aber offensichtlich, dass sie diese Kritik in Vergangenheit und Gegenwart, als "Wasser auf ihre Mühlen" zu lenken gedenkt.

Im Namen ihrer Endzeittheorien geschieht dies alles. Das sind aber Thesen die schon nicht mehr zählbare Male bankrott gemacht haben. Das stört indes die Bankrotteure nicht. Sie bedienen da offensichtlich ein Wunschdenkenspotential. Sie gleichen jenen windigen Glücksverkäufern auf säkularer Ebene beispielsweise, die da das Geschäft der Lotterien und Glücksspiele veranstalten. Einer gewinnt da immer: Der Veranstalter. Diejenigen die da nach dem vermeintlichen "Glück" japsen, erweisen sich in der Regel als die tatsächlichen Verlierer.

Es ist wahrlich ein Trauerspiel, dass sich da auf beiden Ebenen, der religiösen wie der genannten säkularen, abspielt. Sind nun die weltlichen Glücksverkäufer und Lotterieveranstalter, auf dem "absteigenden Ast"? Wohl kaum. Eher ist das Gegenteil der Fall. Ihr Geschäft "boomt". Weil die Menschen offenbar unausrottbar so veranlagt sind, deshalb blüht auch das Geschäft der religiösen Glücksverkäufer.

Die Menschheit will offenbar betrogen werden. Und sie kann die Gewissheit haben; sie wird betrogen. Das Geschäft mit den Glücksspielen kann man zwar kritisch werten. Letztendlich muss man sich jedoch sagen: Wem nicht zu raten ist - dem ist auch nicht zu helfen. Das gilt dann auch im übertragenen Sinne für die religiösen Glücksverkäufer. Dennoch scheint mir da ein Unterschied zu bestehen: ganz besonders im Falle Glücksverkäufer WTG. Sie optimiert ihr vermeintliches Glücksangebot in einer Art und Weise, die man nur noch kriminell nennen kann. Zu dieser kriminellen WTG-Energie gehörten auch beispielsweise jene nach 1945 verbreiteten WTG-Thesen. Auch der "Wachtturm" vom 15. April 1947 (deutsche Ausgabe). (Ausgabe Bern, Schweiz selbiges in der Ausgabe vom 15. 3. 1947) ist wieder voll davon.

Auch darin liest man wieder die destruktive Hetze gegen die Vereinten Nationen (UN), die es der WTG nach 1945 wohl besonders angetan hatte. Sollte doch Harmagedon schon längst überfällig sein. Und da nun die UN-Gründung, die wohl in ihrer Zielstellung kaum auf ein Harmagedon hinsteuert. Um die eigenen ideologischen Lügen aufrechtzuerhalten, deshalb auch diese massive Hetze gegen die UN. So liest man auch in der genannten WT-Ausgabe:

"Die Wortführer und Anhänger der Vereinigten Nationen erklären, auf die und die Weise würden Menschenhände eine Neuordnung schaffen, die der Welt dauernden Frieden, Sicherheit und Festigkeit gewährleisten werde. Die Bibel aber kennt keinen Kompromiss und erklärt ihren Lesern, dass diese von ihr vorhergesagte Verschwörung in Stücke zerschlagen werden soll, und dass das messianische Königreich eine gerechte neue Welt mit ungetrübten Frieden, Sicherheit und Leben in Fülle herbeiführen wird."

Wenn beispielsweise das Hitlerregime in den selbstgebastelten Bibelauslegungen der Zeugen Jehovas mit abwertenden Vokabeln versehen wurde; dann kann man dafür ein gewisses Verständnis aufbringen. Jenes Regime hatte sich auch andernorts dauerhaft verrucht gemacht. Nun aber, in den Trümmerwüsten, die jenes Regime nach 1945 hinterlassen hatte, geht die Hetze der Zeugen Jehovas ungebrochen weiter. Lediglich das ein neues Objekt dafür (die UN) bemüht wird. Das ist wahrlich zuviel der kriminellen Energie, die die Kriminellen in Brooklyn und anrainende Countrys, da an den Tag legen!
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Geschrieben von Drahbeck am 23. April 2007 07:05:53:

Als Antwort auf: Re: "Wachtturm" 15. 4. 1947 (Vor sechzig Jahren) geschrieben von Drahbeck am 16. April 2007 06:38:16:

Die handgreiflichen Auseinandersetzungen in Quebec über die "Erwachet!" vom 8. und 22. 4. 1947 berichtete, waren es der WTG wert, als Präzedenzfall zusätzlich in ihrem Geschichtsbuch "Jehovas Zeugen in Gottes Vorhaben" dokumentiert zu werden. Auf die "feine englische Art" gingen beide Seiten sicherlich nicht miteinander um. Eher war das Gegenteil der Fall. Nachdem ganz Kanada von der WTG schlagartig mit einer Protestschrift bombardiert wurde, trat die nächste Stufe der Eskalation ein. Waren die Zeugen Jehovas vorher nur mit Pöbelangriffen belästigt wurden, ging es jetzt gar soweit, dass sie in die Gefängnisse wanderten. Wie sich das in der Praxis abspielte, darüber berichtet "Erwachet!" vom 22. 4. 1947:

"Zuweilen geht die katholische Jugend den Zeugen von Tür zu Tür voraus, warnt die Menschen und beeinflußt sie; oder folgen nach und sammeln die Schriften wieder ein und vernichten sie. … In Gebieten mit weniger gebildeter Bevölkerung, wo die Menschen nur Werkzeuge der Priester sind, werden nach dem Besuch von drei oder vier Wohnungen von dem zuerst besuchten Haushaltsvorstand Drohungen hinausgeschrieen und die Nachbarschaft erregt. Bald danach sind viele an ihren Türen oder auf den Straßen und stoßen Schmähreden und Verwünschungen aus, während andere der Polizei telephonieren. Oft ist es für die Zeugen notwendig, nach dem Besuch von einem halben Dutzend Wohnungen in ein anderes Gebiet zu gehen und dort für wenige Minuten zu arbeiten und dann in das erste Gebiet zurückzukehren."

Mit ihren aufsehenerregenden Aktionen hatten die Zeugen Jehovas zudem erreicht, dass höchste politische Stellen in Kanada begannen, diese Vorgänge unter die Lupe zu nehmen.
Man kennt das auch aus Deutschland. Eine Partei die sich da beispielsweise "Christlich Demokratische Union" nennt. In ihr sehen auch katholische Kreise einen politischen Interessenvertreter. Es sollte wirklich verwundern, wäre es in Kanada "anders". Die dortigen Politiker, die sich des Falles Zeugen Jehovas annahmen, waren mit Sicherheit nicht "neutral". Auf wessen Seite ihr "kirchliches Herz" schlug, war ziemlich offensichtlich. Einer dieser Politiker, der sich des Themas Zeugen Jehovas annahm, war der Premier der Provinz Quebec, Duplessis.
"Erwachet!" schreibt:

"An einer Pressekonferenz am 21. November erklärte Duplessis:
'Meine Aufmerksamkeit ist auf eine gewisse Zirkularschrift gelenkt worden, die durch Personen verbreitet wurde, die sich selbst Jehovas Zeugen nennen. Ich habe bemerkt, dass darin gewisse Abschnitte zweifellos unerträglich und aufrührerisch sind. Diese Menschen beklagen sich unter anderem offenbar über Kruzifixe, die in der Volksvertretung und der Ersten Kammer hängen."

Nun sah sich (ausnahmsweise) selbst mal "Erwachet!" in die Defensive gedrängt. So wie Duplessis das Thema Kruzifixe angesprochen, wollte man es in der Tat nicht verstanden wissen. Das hatte man nur angeführt, um den dominierenden Einfluss kirchlicher Kreise in politischen Gremien zu verdeutlichen. Duplessis und in seinem Gefolge die Presse, hatten nun den "Spieß umgedreht" und die Zeugen als Bekämpfer der Kruzifixe dargestellt.
Das war in der Tat nicht sachgemäß. Aber es wirkte, als zeitweiligen Punktevorteil für Duplessis und Anhang.

In dieser aufgeheizten Situation gab es auch einen Gewerbetreibenden der Zeugen Jehovas, welcher ein Restaurant betrieb. Der hatte sich bei den Duplessis und Co. auch dadurch verhasst gemacht, dass er für inhaftierte Zeugen Jehovas finanzielle Kautionen stellte. Der sollte nun der nächste "Blitzableiter" für Duplessis werden. Seine Machtbefugnisse ausspielend (möglicherweise auch überziehend), ließ er dem Betreffenden kurzerhand seine Gewerbekonzession entziehen. Bis der sich auf dem Gerichtswege dagegen wehren konnte, würde viel Zeit vergehen, das wusste auch Duplessis.

Also auf dem vorläufigen Höhepunkt dieser Schlacht, zogen die Zeugen fürs erste den kürzeren. Zwar klatschten durchaus nicht alle dem Duplessis "Beifall". Symptom dafür ist auch die "Erwachet!"-Angabe:
"Organisationen unternahmen Aktionen, um Quebecks Herrschern zu sagen, dass sie ihrem Volke gegenüber versagt haben in den Streitfragen von Religion und Freiheit. Am 6. Dezember traten dreißig Studenten der McGill-Universität zusammen, um eine Studentenkörperschaft zu organisieren und um gegen Duplessis Anwendung der Polizeimacht 'religiöse Intoleranz zu unterstützen', zu protestieren, und die Petitionen des Protestes waren von 1200 Studenten unterzeichnet.
Jetzt ist es für die an die Freiheit Glaubenden Zeit zu reden und zu handeln. Heute ist es Mr. Roncarelli (Restaurantbesitzer). Morgen können Sie es sein! Heute sind es Jehovas Zeugen. Morgen kann es Ihre besondere Minderheitsgruppe sein!"

Es sollte sich noch einige Jahre hinziehen, bis es den Zeugen Jehovas gelang, ihre vermeintlichen Ansprüche gerichtlich durchzusetzen.

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Geschrieben von Drahbeck am 02. Mai 2007 05:23:24:

Als Antwort auf: Re: geschrieben von Drahbeck am 23. April 2007 07:05:53:

Im Impressum der deutschen "Wachtturm"-Ausgabe, mit der Verlagsortsangabe "Magdeburg" vom 15. März 1947 liest man unter anderem:
"Beamte: N. H. Knorr, Präsident
W. E. Van Amburgh, Sekretär"
Das Impressum der deutschen "Wachtturm"-Ausgabe vom 1. April 1947 mit der Verlagsortsangabe "Magdeburg/Wiesbaden"
schreibt an gleicher Stelle:
"Beamte N. H. Knorr, Präsident
Grant Suiter Sekretär"

In den eben zitierten beiden deutschen Ausgaben findet man indes keinen Hinweis über den offensichtlichen Wechsel des "Sekretär"-Postens. In der Schweizer Ausgabe des WT vom 1. 4. 1947 indes, findet man dazu in der Tat eine Erläuterung.
Auch der Schweizer WT, bis einschließlich Ausgabe vom 1. 3. 1947 nannte im Impressum als "Sekretär" den van Amburgh.

Dann in der Ausgabe vom 1. 4. 1947 wird dort unter der Überschrift "Rücktritt und Neuernennung" ausgeführt:
"Seit 1903 ist W. E. Van Amburgh ununterbrochen der Sekretär-Kassier der Watchtower Bible and Tract Society - einer pennsylvanischen Korporation gewesen. Mit Bedauern geben wir nun davon Kenntnis, das infolge der Verhältnisse eine Änderung in der Besetzung dieses Amtes erforderlich geworden ist.
Von seinem Krankenbett in dem Richmond Memorial Hospital, Staten Island, New York, sandte Bruder Van Amburgh am 5. Februar 1947 ein Gesuch um seinen Rücktritt von dieser Amtsstellung, worin er sich in all diesen Jahren so treu und als leistungsfähig erwiesen hat. Sein Rücktrittsgesuch lenkte die Aufmerksamkeit auf sein Unfähigsein zu diesem Amt, und das infolge eines sehr hohen Alters und einer Krankheit, die ihn dem Tode immer näher brachte. Darum empfahl er die Ernennung seines damaligen Assistenten zu der Stellung, die er aufgeben müsse.
Am folgenden Tage trat der Verwaltungsrat der oben genannten Korporation im Büro des Präsidenten im Bethelheim Brooklyn N. Y. zusammen; Bruder Van Amburgh war gezwungenermaßen abwesend. Die beschlußfähige Anzahl der Direktoren, mit N. H. Knorr, dem Präsidenten, der den Vorsitz führte, nahm das eingereichte Rücktrittsgesuch an, und in Übereinstimmung mit Bruder Van Amburghs Vorschlag wählten sie Grant Suiter zu seinem Nachfolger als Sekretär-Kassier. Gleichzeitig stimmten die Direktoren dem Entwurf eines Briefes an den im Hospital befindlichen Bruder zu und benachrichtigten ihn über die Annahme seines Rücktrittsgesuches und die Ernennung seines Nachfolgers; Sie sagten unter anderm:
"In der größten Liebe zu Dir nehmen wir Dein Rücktrittsgesuch an. Wir bedauern Dein physisches Unvermögen; wir würden es gerne sehen, wenn Du Deine Stellung beibehalten könntest, falls dieses möglich wäre. Wir sind jedoch davon überzeugt, dass Gott in seiner Gnade und barmherzigen Güte für Dich unbegrenzte Dienstgelegenheiten vorgesehen hat. Deine Bundestreue dient zur Ehre und Verherrlichung Gottes und ist ein gutes Beispiel für Standhaftigkeit im Glauben und in der Pflichterfüllung; das anerkennen wir Dir mit Freuden. Dein richtiges Anwenden der Gaben, die Dir durch Gottes Geist vermittelt wurden, hat uns allen miteinander Gutes gebracht; es war für uns eine Freude und ein Segen, mit Dir zusammen zu arbeiten. Unsere gemeinsame Anbetung Jehovas wird uns weiterhin mit Dir und untereinander verbinden; und diese Einheit ist uns in Verbindung mit Deiner Krankheit und Deinem Rücktrittsgesuch in erhöhtem Maße bewußt geworden."
Diese Nachricht in Form eines Briefes wurde sofort durch einen Boten an das Bett zu Bruder Van Amburgh gebracht, dessen physischer und geistiger Zustand es ihm noch ermöglichte, seinen Inhalt zu lesen. Er war dankbar dafür und wurde sehr erquickt. Wir sind überzeugt, daß sein Nachfolger seinen Dienst zur Rechtfertigung des Namens Jehovas ebensotreu erfüllen wird.
Dies ist der Grund für die Änderung im Impressum auf dieser Seite. ...
Am 7. Februar, 6,15, ist Bruder Van Amburgh zu seiner himmlischen Belohnung eingegangen.

Zu Van Amburgh empfiehlt es sich auch zu vergleichen:
Rutherford's heilige Einfalt-Sprachrohr
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Geschrieben von Drahbeck am 09. Mai 2007 06:32:47:

Als Antwort auf: Re: "Wachtturm" 1. 5. 1947 (Vor sechzig Jahren) geschrieben von Drahbeck am 02. Mai 2007 05:23:24:

Ein Musterbeispiel der WTG-Apologetik gegenüber ihren Kritikern, wird in der "Erwachet!"-Ausgabe vom 8. 5. 1947 geliefert. Grundsätzlich zieht es die WTG vor, ihren Kritikern gegenüber die Totschweigetaktik anzuwenden. Insbesondere auch dann, wenn es dem Kritiker gelungen sein sollte, den Kern der Sache zu treffen.

Nicht jedem kann man zubilligen, dass er dieses Ziel erreicht. Auch bei den Kritikern begegnet man der Spezies "Abschreiber von Abschreibern". Das Resultat ist dann in nicht seltenen Fällen entsprechend. Ist solche Abschreibe"leistung" mal besonders fragwürdig ausgefallen, kann sie aber zugleich auch das Resultat zeitigen, die WTG aus ihrer Totschweigetaktik herauszulocken. Ist sie sich doch bewusst, da mal einen "Trumpf" ausspielen zu können. Und lässt sich das ganze gar publikumswirksam veranstalten, ist sich auch die WTG nicht zu schade sich in der weinerlichen Pose des falsch Dargestellten zu offerieren.

Ein solcher Fall, "Abschreiber von Abschreibern", lag offenbar im fraglichen Zeitpunkt in einem kirchlichen Gemeindeblatt der Schweiz vor, dass zur Kenntnis der WTG gelangte. Selbstverständlich hält auch die WTG dem verfassenden Herrn Pfarrer vor, dass er nur ein "kleinkarierter" Abschreiber sei, und in keiner Weise beanspruchen könne, "eigenständiges" offeriert zu haben. Selbstverständlich hält sie ihm weiter vor, undifferenziert in nicht wenigen Fällen zu sein. Diesem Urteil kann man sich in der Tat nicht entziehen. Aber es muss doch wohl gefragt werden dürfen: Darf man, um ein Beispiel der Neuzeit zu nennen, "Bild-Zeitung" und "Spiegel" qualitativ gleichsetzen? Sicher darf man das nicht. Was bei "Bild" durchgeht, dasselbe kann man, sollte es auch der "Spiegel" so bringen, dort nicht tolerieren.

Man möge es mir nachsehen. Aber das von der WTG bemühte Kirchenblatt ist in meiner Sicht "Bildzeitungsähnlich". Nicht in dem Sinne, dass die "Bildzeitung" das Gesamtspektrum abdecken will. Aber sehr wohl in dem Sinne. Eine "Fachzeitschrift" auf "Bild"-Niveau. Das "Fachpublikum": Kirchenmitglieder. So gesehen, muss man es hinnehmen können, dass dort dass Differenzierungsvermögen bedenklich unterentwickelt ist.

Indem anerkannt wird, Differenzierung ungenügend; bedeutet das aber noch lange nicht, dass die mitgeteilten Grundgedanken auch "prinzipiell falsch" wären. Das sind sie mit Sicherheit nicht. Gleichwohl lassen sie vermissen. Detaildarlegung, was und was nicht, wurde zu Rutherford's Zeiten gelehrt. Was ist davon noch in der Knorr-Zeit gültig? Da hat dieses Kirchenblatt ohne Zweifel einige Versäumnisse aufzuweisen. Dennoch hat es selbst für "Bildzeitungsverhältnisse" nichts grundsätzlich falsches mitgeteilt.

Die WTG meint monieren zu können:
"Aber das Gemeindeblatt schreibt viele Unwahrheiten …z. B. General-Manager und Manager üben im Auftrag der obersten Leitung eine strenge Kontrolle und Leitung aus. Der Generalmanager für 'Zentraleuropa', Deutschland, Holland und die Schweiz, hat seinen Sitz in Bern. Eine solche Darstellung entspricht keineswegs den Tatsachen."

Akzeptiert, insoweit es organisatorische Veränderungen nicht angemessen berücksichtigt. Ob dieser Lapsus jedoch geeignet ist, wirklich als "abschreckendes" Beispiel zu fungieren, mag man indes bezweifeln.

Weiter meint die WTG kritisieren zu können:
"Völlig unberechtigt sind die Vorwürfe, dass Jehovas Zeugen 'das Wort des Herrn mißachten und die Bibel missbrauchen', wenn wir auf Grund der von Gott eingegebenen Jahreszahlen der Bibel nachweisen, dass 'die Zeit des Endes' gekommen ist und viele Weissagungen sich seit dem Jahre 1914 deutlich erfüllt haben."

Man lasse sich auch dabei einmal den Detailsatz "von Gott eingegebene Jahreszahlen" auf der "Zunge zergehen". Eine solche Aussage fordert zur Kritik heraus. Das muss auch einem Pfarrer zugestanden werden. Wenn er das also mit anführt, drängt sich doch wohl eher der Eindruck auf: Das wird für die WTG zu einem "Schuss in den eigenen Ofen".

Weiter kritisiert die WTG:
"Es ist auch eine falsche Darstellung, wenn durch schlau gewählte Auslassungen in einem Zitat der Anschein erweckt wird, dass Jehovas Zeugen als Beweise für die unsichtbare Gegenwart Christi nichts Besseres vorbringen können als 'Additionsmaschinen, Aluminium, drahtlose Telegraphie, Dynamit … bis zum Staubsauger und Zelluloid."

Das Wörtchen "nur" ist hierbei zutreffend kritisiert. Wobei es sehr die Frage ist, ob der Pfarrer "nur" gesagt hat. Er könnte ebenso gut "auch" gesagt haben. Und dann bekommt das ganze einen anderen Sinn. Es ist richtig, dass diese "Blüte" zur Knorr-Zeit nicht mehr aktuell war. Zu Zeiten Russells und Rutherfords hingegen war sie es sehr wohl. Und das man das mit anspricht, ist nicht mehr als wie recht und billig.

Weiter meint "Erwachet!" kritisieren zu können:
"So schmutzig hat Richter Rutherford nie geschrieben, nicht einmal gegen 'die Mutter der Huren und den Greuel der Erde'. Den energischen Kampf gegen diese Mächte der Finsternis bezeichnet das kirchliche Gemeindeblatt als 'maßlose Hetze gegen die Kirche und den Staat.'"

Auch dazu wäre anzumerken. Wenn es der WTG nicht schmeckt, dass ihre Verkündigung als "maßloße Hetze gegen Kirche und Staat" gewertet wird; dann wäre es wohl angezeigt, auf diesbezügliche Details einzugehen. Ob man die Position der WTG dabei mit der Vokabel "Hetze" summarisch richtig erfasst hat, mag man in der Tat kritisch hinterfragen können. Ob indes eine "Bildzeitung" für eine kritische Hinterfragung dieses Tatbestandes das geeignete Podium ist, mag man ebenfalls bezweifeln. Und für "Bildzeitungsverhältnisse" ist der Vorwurf an die Adresse der WTG, sie betreibe "maßlose Hetze" durchaus adäquat. Er kann nicht durch pauschalen Protest "widerlegt" werden. Er bedürfte, dass eingehen auf die Details. Genau dazu aber ist offensichtlich die WTG nicht bereit!

Gelesen im „Wachtturm" vom 1. August 1936 (S. 228)
„Jehovas Zeugen schlagen nicht etwa die Schlacht von Harmagedon ... sondern sie sind sind jetzt im Kriege mit den Statthalter Satans auf der Erde und die Treuen müssen und werden fest und standhaft bleiben und sich als Männer und wahre Kriegsleute des Herrn erweisen. Der Überrest entwickelt jetzt richtige Schlachttätigkeit indem er ständig die Gerichte Jehovas ausruft ...

Durch die Verkündigung der Wahrheit legen Jehovas Zeugen die Betrügereien der organisierten Religionsführer bloß, besonders die der römisch-katholischen Hierarchie, und dass läßt Gott durch seine Knechte unter dem Kommando und der Führung Christi Jesu tun, damit zur rechten Zeit die Herren des Handels und Politiker die betrügerische Behauptung der Geistlichkeit durchschauen können, ferner damit auch das gewöhnliche Volk sehen und verstehen möchte, wie sehr es vom Klerus getäuscht und an der Nase herumgeführt worden ist, wie unverschämt die habgierige Geistlichkeit sich der ehrlichen Früchte ihrer Arbeit beraubt hat."

Bekanntermaßen erschien der „Wachtturm" nach 1933 in der Schweiz weiter. Die Kenntnisnahme derart aggessiver Thesen war also dortigen kirchlichen Kreisen auch möglich. Selbst wenn sie das so nicht gelesen haben sollten, bekamen sie durch das tatsächliche Verhalten der WTG-Hörigen, fast alltäglich entsprechenden Anschauungsunterricht.
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Geschrieben von Drahbeck am 16. Mai 2007 04:56:09:

Als Antwort auf: Re: "Erwachet!" 8. 5. 1947 (Vor sechzig Jahren) geschrieben von Drahbeck am 09. Mai 2007 06:32:47:

Dem Aspekt einer "starken Organisation" ist die "Wachtturm"-Ausgabe vom 15. 5. 1947 gewidmet. Polemisierend wird dort bemerkt:
"Bewirkt Satan, dass gewisse scheinbare Christen von einem Geist unabhängigen Denkens und Handelns erfüllt werden. Er bewegt sie dazu, öffentlich aufzutreten und zu erklären, Jehova Gott habe auf der Erde keine einheitliche, geschlossene Organisation seines Volkes, die als solche erkennbar wäre, und die er als seinen erwählten Knecht benutze, um die Seinigen durch diesen Knecht geistig mit Wahrheit zu speisen und ihnen Anleitungen zu geben, wie sie Gott als geschlossene Einheit wirksam dienen können. Jene, die solche organisationswidrigen Ideen haben bezeichnen es als 'Kanaltümelei', wenn wir uns an Gottes Organisation für seine Knechte halten. Sie treten dafür ein, dass Gottes geweihtes Volk ohne Bindungen oder irgendeiner Form der Organisation unterworfen sein sollte; jeder einzelne habe für sich selbst zu entscheiden, wie er Gott dienen könne, und es sollte ihm völlig freistehen, da und dorthin zu gehen und geistige Speise zu suchen, wo irgend er welche zu finden meine, bei unterschiedslosem Ausschöpfen aller Quellen oder Kanäle, und dann müsse jeder einzelne beurteilen, ob es sich um Wahrheit und um 'Speise zur rechten Zeit' handle oder nicht. "

Das ist das "Schreckszenario", dem der "Wachtturm" entgegenwirken will. Die Organisation über alles, so seine Parole!
Solcherlei Thesen sind sicherlich nicht neu. Man begegnet ihnen auch andernorts; sei es im politischen, sei es im religiösen Bereich. Auch hierbei wiederholt sich sozusagen Geschichte. Das Urchristentum; ursprünglich eine Sekte im Judentum, nahm nach dem Scheitern der Ursprungs-Endzeit-Erwartungen, bedeutende Akzentverschiebungen vor. Die "Heiden" traten zusehends in sein Blickfeld, und der Aspekt einer nur innerjüdischen Sekte wurde zusehends abgelegt. Es blieb nicht dabei. Es folgten weitere Schritte. Insbesondere auch der organisatorischen Verfestigung. Jener vermeintliche Bischof von Rom wurde in späteren Jahren zum "Stellvertreter Christi" auf Erden hochstilisiert.

Ob sich da einer nun Papst oder "Kanal" oder "treuer und verständiger Sklave" nennt, ist eigentlich nur Wortgeklingel. In allen diesen Fällen steckt der gleiche absolute Autoritätsanspruch dahinter. Und auch das "Anathema" gegen die, welchen diesen Autoritätsanspruch nicht stützen.
Bibelforschergründer Russell war - zumindest noch in Worten - "liberal". Die Bibel, und auch seine "Schriftstudien" - dass sollte es dann "gewesen sein". Schon zu Russells Zeiten indes zeigte es sich: Es war es eben "nicht gewesen". Wer seine "Schriftstudien" gar kritisierte, da war nicht mehr "im Licht". Härtere Formulierungen vermied er - vorerst.

Auch das sollte sich noch ändern; namentlich unter Rutherford. Zwar warf der auch die "Schriftstudien" zum alten Eisen; aber dafür baute er um so mehr die eigenen Autoritätsansprüche aus. Jetzt unter der Flagge "Theokratie". Und wer da nicht bedingungslos mitspielte - egal wohin die Reise ging - den erwischte schon die volle Wucht der Exkommunikation.

Auf Rutherford konnte die nachfolgende WTG-Administration aufbauen. Nicht so sehr neue ideologische Aspekte sind es, die sie feilbot. Aber der gezielte weitere Ausbau der Autoritätsansprüche, so wie zitiert, auch in der genannten WT-Ausgabe. Damit war die Stufe des Ausbaus eigenen Papsttums endgültig erreicht. Mögen sich die WTG-Oberen auch nicht der Vokabeln des Papsttums bedienen. In der Sache verfechten sie die gleichen knallharten Machtansprüche. In der Sache nehmen sie für sich in Anspruch, ähnlich wie das Papsttum, auch schon mal zu einem Kreuzzug aufzurufen. In der Sache wollen sie nur eines: Indoktrinieren, zur Erreichung dieser Zielstellung. Und da sind in der Tat, Unabhängigkeitstendenzen ihnen ein Dorn im Auge. Das Papsttum noch heute bestehend, fand in späteren Jahren, zu späten Jahren, auch noch mal "seinen Meister".

Indes auch dies sei noch gesagt. Auch die Geschichte der WTG ist noch nicht an ihren endgültigen Endpunkt angelangt. Geschichte wiederholt sich mit Variationen, in vielfacher Form. Das wird auch um die WTG keinen Bogen machen!
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Geschrieben von Drahbeck am 23. Mai 2007 06:45:20:

Als Antwort auf: Re: "Wachtturm" 15. 5. 1947 (Vor sechzig Jahren) geschrieben von Drahbeck am 16. Mai 2007 04:56:09:

Es gab in den Jahren nach dem Ersten Weltkrieg, auch in der damaligen britischen Kronkolonie Indien, keine "Ruhe". Zwar wurde letztere von den Kolonialherren gewünscht. Faktisch war sie jedoch nicht erreichbar. Es kann hier nicht darum gehen, die Details der indischen Geschichte nachzuzeichnen. Da kann man sich, wenn's interessiert, in Lexika's weiter sachkundig machen. Es soll nur ein wesentlicher Aspekt hervorgehoben werden. Nach 1945 war es soweit, dass selbst die Briten einsahen. So wie bisher, kann es nicht weitergehen. Und als praktische Konsequenz wurde die für 1948 vorgesehene Verselbständigung Indiens anvisiert. Letzteres war zwar auch maßgebliches Ziel der indischen Kongresspartei. Allein es zeigte sich bald, dass noch eine "weitere Unbekannte" in diesem Pokerspiel sich zunehmend bemerkbar machte. Und diese "Unbekannte" hörte auf den Namen Religion.

Im Falle des indischen Subkontinentes insbesondere in der Ausformung als Hinduismus und Islam. Es verwundert überhaupt nicht, dass im Vorfeld dieser Entwicklung, auch "Erwachet!" in seiner Ausgabe vom 22. 5. 1947, in einem umfänglichen Artikel auf diese Geschehnisse zu sprechen kam. Und darin finden sich dann auch die Sätze:

"Das Schicksal des Landes liegt jetzt in ihren eigenen Händen, und es hängt von einer Verständigung der Hindus mit den Moslems ab, ob Indien eine Katastrophe erspart bleiben wird. Es sieht jedoch nicht danach aus, daß es zu einer solchen Verständigung kommen wird. Die Moslems befinden sich in der Lage eines Mannes, von dem verlangt wird, eine Geschäftsverbindung mit einem Partner einzugehen, der den ganzen Gewinn für sich beansprucht."

Rückblickend hat man festzustellen. Als durchaus als brüchig (bis in die Gegenwart) zu bezeichnender Kompromiss, ergab sich dann faktisch die Entlassung aus der Kolonialherrschaft in zwei selbstständige Staaten: Indien und Pakistan. In jeder von ihnen dominiert eine der genannten Religionen.

Was die Beschreibung des "Ist-Zustandes" aus der Sicht des Jahres 1947 anbelangt, so wird man "Erwachet!" wohl kaum relevante Schnitzer unterstellen können. Die Kritik richtet sich mehr auf die Schlusssätze jener Ausführungen. Denn da meint "Erwachet!" belehren zu können:

"Weil die Politiker Indiens wie übrigens die Politiker aller anderen Länder ein Geschehnis von epochaler Bedeutung außer acht lassen, welches die Erlangung von 'Swaraj' (Selbstverwaltung) auf eine Stufe relativer Bedeutungslosigkeit herabsetzt, soweit es sich um wahren Frieden handelt. Dieses Geschehnis ist von solch unermeßlicher Auswirkung, daß im Vergleich damit 'Swaraj' ein veralteter Begriff ist. Gott hat sein Königreich aufgerichtet, das bald über alle gehorsamen Menschen herrschen und sie von aller Bedrückung und Ausbeutung befreien wird. Es wird alle Bedrücker der Menschheit vernichten, besonders jenes Heer von Dämonen, der bösen Geistgeschöpfe, die jetzt immer noch einen unheilsamen Einfluß auf die Herrscher der Erde ausüben."

Im Klartext. Die Endzeit-Illusionen der Zeugen Jehovas, werden wieder einmal als "Patentrezept" für politische Tagesfragen präsentiert. Die politischen Tagesfragen bestehen fort. Ob es dieses vermeintliche "Patentrezept" gibt oder nicht gibt. Die politischen Tagesfragen bedürfen der Lösung. Ihr tatsächliches Lösungsergebnis mag man aus vielerlei berechtigten Gründen, als nicht optimal ansehen.

Noch weniger "optimal" indes, sondern vielmehr reif für den Mülleimer ist das, was die Zeugen Jehovas da als "Patentrezept" verkünden.
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Geschrieben von Drahbeck am 02. Juni 2007 04:28:50:

Als Antwort auf: Re: "Erwachet!" 22. 5. 1947 (Vor sechzig Jahren) geschrieben von Drahbeck am 23. Mai 2007 06:45:20:

“Die Ehe” ist der Hauptartikel im “Wachtturm” vom 1. 6. 1947 überschrieben. Einleitend werden abschreckende Scheidungszahlen genannt, um darauf zu schlussfolgern:
“Die vielen Gründe, aus welchen heutzutage, im Widerspruch zur Heiligen Schrift, eine Scheidung gewährt wird, beweisen, dass man die rühmlichen Zwecke und hohen Pflichten der Ehe allgemein sehr wenig begreift. Angebliche ‘Christen’ haben ganz offensichtlich sehr wenig Achtung vor den Worten Jesu, dem sie nachzufolgen vorgeben, und welcher sagte: ‘Was nun Gott zusammengefügt hat, soll der Mensch nicht scheiden.’”

Im weiteren Verlauf, mehr die geschichtliche Entwicklung beleuchtend, erfährt man unter anderem, dass Abraham mehrere Frauen hatte. Dies aber weiß der WT zu entschuldigen, denn: “am Beispiel dieser gottesfürchtigen Menschen wird es offenbar, dass Gott ihnen nicht verboten hatte, mehr als eine Frau zu besitzen, noch dass er hierin gegen sie entschied und es ihnen als Sünde anrechnete.”
Offenbar ist für den WT das entscheidende Kriterium die “Gottesfurcht”.

Letztere entschuldigt offenbar noch mehr. So etwa weiß der WT zu verkünden:
“Obwohl das Gesetz, das Gott durch Mose gab, dem Manne erlaubte, mehr als eine einzige Frau zu haben, war es hingegen dem Weibe nicht gestattet, mehr als einem Manne anzugehören.”

Derart belehrt erfährt man weiter:
“Eine des Ehebruchs als schuldig befundene verheiratete Frau wurde nach dem Gesetz bestraft, und zwar nicht durch Scheidung, sondern, indem sie zusammen mit dem Manne, der sie verunreinigt hatte, zu Tode gesteinigt wurde. … Eine Verlobte galt wie eine Verheiratete; beging sie also Ehebruch in der Zeit, wo sie ihrem Bräutigam verlobt war, so wurde sie als Ehebrecherin erachtet und zum Tode verurteilt.”

Weiter meint der WT interpretieren zu können:
“Der unterschiedliche Maßstab, den das mosaische Gesetz für Mann und Frau aufstellte, mag einigen ihrer Denkweise nach, unbillig vorkommen und als eine ungerechte Zurücksetzung des weiblichen Geschlechts erscheinen. Gemäß diesem Gesetz nahm die Frau in der Vorbild-Theokratie der Israeliten einen niedrigeren, untergeordneten Platz ein. Jesus Christus und seine Apostel, Petrus, Paulus usw., fanden hieran jedoch nichts auszusetzen. … Die göttlichen Regeln jenes mosaischen Gesetzes, die das weibliche Geschlecht in eine untergeordnete Stellung verwiesen, stimmten mit dem überein, was Gott in Eden nach dem Fall Adams und Evas verfügt hatte. ‘Zu dem Weibe sprach er: ‘Ich werde deine Schmerzen beim Kindergebären sehr groß machen; mit Schmerzen sollst du Kinder gebären; und doch sollst du deinem Manne ergeben sein, während er über dich herrschen wird.’”

Dogmatisch den Mann zum Familienoberhaupt bestimmend, rekapituliert der WT weiter:
“Diese Tatsache haben die Apostel der christlichen Kirche nicht übersehen, noch unbeachtet gelassen, und so schrieben sie denn: ‘Eine Frau muß in der Kirche ruhig zuhören und gänzlich unterwürdig sein; ich erlaube keiner Frau, zu lehren oder den Männern etwas vorzuschreiben, sie muß still bleiben. Denn Adam wurde zuerst gebildet, danach Eva; und Adam wurde nicht betrogen, es war Eva, die betrogen wurde und in Sünde fiel.’”

Weiter erfährt man:
“Die gleiche Herrschaft des Mannes über das Weib ist aus dem Eheverhältnis in der Zeit vor Christus ersichtlich. Der Vater ließ seine Tochter nicht selbst einen Mann für sich heraussuchen, noch zum Ausdruck bringen, auf wen ihre Wahl fiele, welchen Mann sie sich wünsche. Ihr Vater und ihre Brüder entschieden, wer ihr Mann sein solle. Sie wurde als Besitztum ihres Vaters behandelt, der sie um einen Preis weggeben konnte, weil er ihr das Leben übermittelt und für ihre Erziehung gesorgt hatte.”

Zum Thema Ehescheidung überleitend erfährt man:
“Dieser damaligen Lage der Frau entsprechend, kam ihre untergeordnete Stellung auch noch darin zum Ausdruck, dass wohl der Mann die Scheidung von einer Frau einleiten konnte, für die Frau aber keine Möglichkeit bestand, von sich aus die Scheidung von ihrem Mann anzustreben. Da der Mann die Frau gekauft hatte und sie als sein Eigentum angesehen wurde, konnte sie nicht verlangen, von ihm geschieden zu werden.”

Wieder einen geschichtlichen Rückblick einflechtend, berichtet der WT:
“Der in diesem Scheidungsgesetz vorkommende Ausdruck ‘etwas Schamwürdiges’ oder ‘etwas Ungeziemendes’ hat im Hebräischen die wörtliche Bedeutung von ‘Nacktheit eines Wortes oder einer Sache’. Er bezeichnet nicht notwendigerweise sittliche Unreinheit oder Schändung. Ehebruch kann nicht gemeint sein, weil ein ehebrüchiges Weib zu Tode gesteinigt und nicht geschieden werden sollte. … Die jüdischen Rabbiner der Zeit Jesu deuteten diesen Ausdruck im allgemeinen auf zweierlei Weise, entweder nach dem Lehrsystem des Rabbis Hillel I. oder des Rabbis Schammai. Diese beiden Schulen entstanden kurz vor der Geburt Jesu. Schammais Schule hielt dafür, dass dieser Ausdruck Unkeuschheit oder Zügellosigkeit in sittlicher Beziehung bedeute, und damit stimmten die Sadduzäer überein, welche geltend machten, die Scheidung sei nur bei Ehebruch der Frau statthaft. Die ältere Schule Hillels hingegen gab dem Ausdruck einen breiteren Sinn und sagte, er bezeichne Mängel, Mißgestaltung und Unzulänglichkeiten der Ehefrau, sei es auch nur, dass sie die Speisen versalze oder verderbe, oder dass sie nicht so hübsch ist wie eine andere Frau, die ins Leben ihres Gatten tritt.

Die von den Rabbinern als triftig angesehenen Scheidungsgründe wurden im Laufe der Zeit im jüdischen Talmud niedergelegt, und diesen Talmud-Bestimmungen nach ist - wie wir feststellen - für eine Scheidung das Folgende maßgebend:
Unter den Juden konnte eine Gerichtsbehörde die Ehe für aufgelöst erklären.
1) wenn sich die Frau des Ehebruchs schuldig gemacht hatte;
2) wenn sie mit einem Manne heimlich Umgang pflegte, nachdem sie von ihrem Gatten deswegen verwarnt worden war;
3) wenn eine Eheversprechen eingegangen worden war, zwischen den Partnern jedoch ein vom mosaischen Gesetz oder von einer rabbinischen Vorschrift verbotenes Verwandtschaftsverhältnis vorlag;
4) wenn der Ehegatte von einer ekelerregenden, mit Ausschlag verbundenen, ansteckenden Krankheit befallen wurde.

Unter den verschiedenen Gründen, die der Ehemann anführen konnte, um eine Scheidung zu beantragen, waren, dass seine Frau die Schranken des anständigen Benehmens überschreite, zum Beispiel mit unverhülltem Haar auf der Straße erscheine oder mit den jungen Männern flirte; oder dass sie sich verdächtig mache, eine Ehebrecherin zu sein; oder dass sie über den Vater des Gatten in dessen Beisein geflucht habe; oder dass sie ihrem Manne nicht an einen anderen Ort folgen wolle; oder dass sie ihm seit zwölf Monaten das Gattenrecht verweigert habe.

Die Ehefrau ihrerseits konnte eine Scheidung beantragen, wenn ihr Gatte nach der Heirat von einer abstoßenden Krankheit befallen wurde, oder sich einer ekligen Beschäftigung zuwandte, oder seine Frau mißhandelte, oder seine Religion wechselte, oder um einer Missetat willen gezwungen war aus dem Lande zu flüchten, oder wenn er ein zügelloses, unsittliches Leben führte, oder sein Vermögen vergeudete und nicht für den Unterhalt seiner Frau aufkam, oder wenn er ihr, als seinem Weibe, die eheliche Pflicht verweigerte.”

Nach diesen Ausführungen wird man abschließend darüber belehrt, dass für Christen die mosaischen Bestimmungen nicht mehr bindend seien.

Offenbar ist der extreme Konservatismus der sich da offenbart, von nachhaltiger Wirkung. Einige extreme “Spitzen” sind in der Tat eliminiert. Das ihm zugrundeliegende Weltbild wohl eher nicht.

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Geschrieben von Drahbeck am 09. Juni 2007 06:58:57:

Als Antwort auf: Re: "Wachtturm" 1. 6. 1947 (Vor sechzig Jahren) geschrieben von Drahbeck am 02. Juni 2007 04:28:50:

Im Jahre 1949 musste das Establishment der USA als Endergebnis, eine weitere Niederlage zur Kenntnis nehmen. Das wiederum sollte in der Perspektive zu einer Radikalisierung führen. Symptom für letzteres das aktive Einsteigen der USA im Jahre 1950 in den Koreakrieg. Zum Zeitpunkt dieses Einstiegs wähnte man noch, damit eine analoge Entwicklung wie im Falle China „verhindern" zu können. Wunsch und Realität indes, stimmen nur selten überein.

Im Jahre 1949 erwies sich also die USA China-Politik als endgültig gescheitert. Die chinesischen Nationalisten um Tschiang Kai Tschek mussten sich auf Taiwan zurückziehen, und den Kommunisten - unfreiwillig - das Festland überlassen. Dieses Ergebnis war in der Regieplanung der USA eigentlich nicht vorgesehen. Es trat aber trotzdem ein.

Schon in den zwanziger Jahren gab es in China Bürgerkriegsähnliche Auseinandersetzungen. Durch die japanische Invasion in den dreißiger Jahren, zeitweilig dem Kampf gegen die japanischen Invasoren untergeordnet. Das Ende des zweiten Weltkrieges, war auch das Ende der japanischen Aggressionspolitik auf der militärischen Ebene. Und damit kamen in China die zeitweilig in zweite Glied verbannten Spannungen, wieder an die Oberfläche.

Politik der USA war es, auch in China einen „Fuß in der Tür" behalten zu wollen. Auf diesen „Fuß" wurde allerdings seitens der chinesischen Kommunisten kräftig herumgetrampelt, so das die USA unter großen Gejaule letztendlich ihren „Fuß in der chinesischen Tür", zurückziehen mussten. Im Jahre 1947 hingegen, war es noch nicht endgültig ausgemacht, wie denn dieses Ringen ausgehen würde. Letzteres wiederum für „Erwachet!" in seiner Ausgabe vom 8. 6. 1947 Anlass, sich diesem Thema einmal verhältnismäßig ausführlich zu widmen. Auch „Erwachet!" konstatierte da schon, dass die USA-Politik in Sachen China, wohl kurz vor ihrem Scheitern stehen würde. Letzteres wird dann wieder in der altbekannten Art der Zeugen Jehovas, endzeitlich verklärt.

Lässt man diesen „endzeitlichen Überbau" einmal beiseite, und konzentriert sich auf die mitgeteilte Faktenebene, so ergeben sich durchaus einige interessante Einsichten. Einige Auszüge aus diesem "Erwachet!"-Artikel:

„Zu den Bemühungen um Behebung der tiefen Gegensätze kam ein neues Element hinzu: General Marshall, der in den Ruhestand versetzte Stabschef der amerikanischen Armee und gegenwärtige Staatssekretär wurde vom Präsidenten Truman zum Sondervermittler bestimmt … Innerhalb weniger Wochen hatte er die Unterschriften beider Parteien auf einem Dokument, das die sofortige Einstellung der Feindseligkeiten und die Einsetzung einer beratenden Körperschaft vorsah, die die Grundrisse für eine alle Parteien umfassende Regierung ausarbeiten sollte. …
Kaum hatten jedoch die Sender das Januar-Abkommen über den Waffenstillstand bekanntgegeben, als Berichte über den erneuten Ausbruch von Kämpfen zu hören waren, wobei sich beide Seiten gegenseitig der Verletzung der Waffenstillstandsbedingungen beschuldigten. …

Der Krieg in China ist gleich einem sich hinschleppenden Wettkampf, wobei keiner von den Gegnern die Kraft hat, den anderen niederzuschlagen. Es gibt nur eine Möglichkeit, den Kampf zu beenden, und zwar dadurch, daß der Schiedsrichter einspringt und einem der Kämpfenden zu Hilfe kommt. Das ist es gerade, was Onkel Sam, der Schiedsrichter in diesem Kampf, getan hat. Die Presse berichtete, wie die Vereinigten Staaten auf Grund des Pacht- und Leihgesetzes Ausrüstungs- und Kriegsmaterial für die Streitkräfte der Kuomintang-Regierung geliefert haben; wie in Amerika hergestellte Landungsboote verwendet wurden, um Truppen der Nationalregierung in den Kampf gegen die Kommunisten zu befördern; wie amerikanische Flugzeuge die kommunistischen Stellungen bombardierten; wie amerikanische Bomben zivile Frauen und Kinder töteten; wie amerikanische Offiziere und Mannschaften die chinesische Nationalarmee reorganisierten und Marineoffiziere ausbildeten. Dieser Lauf brachte die Vereinigten Staaten in die eigenartige Stellung eines 'neutralen' Friedensstifters, der gleichzeitig die herrschende autoritäre Clique unterstützt, die gegen die Landbevölkerung den Kampf führt. Dies läßt auch erkennen, warum Truman gerade einen hohen Militär gewählt hat, der im chinesischen Krieg diese Doppelrolle spielen sollte.

Die amerikanische Außenpolitik im Orient ist kein tiefes Geheimnis, obwohl sie in einer diplomatischen Sprache eigenen Art dargestellt wird. Um es kurz zu sagen: das Staatsdepartment ist bemüht, den amerikanischen Einfluß auszubreiten und Amerikas Stellung in den auswärtigen Ländern zu festigen. Der amerikanische Einfluß in China würde offensichtlich sehr darunter leiden, wenn die Kommunisten siegen sollten, denn in diesem Falle würde China sich Rußland als der Versorgungsquelle zuneigen und vor den amerikanischen Geschäftsaspirationen die Tore schließen. Um somit dem amerikanischen Handel China als großen Absatzmarkt für die Zukunft zu erhalten, wird die Militärmacht der Vereinigten Staaten eingesetzt, um einen Sieg der Kommunisten zu verhindern. …

Im Gegensatz zur Regierungspropaganda ist es offenbar, daß der Beweggrund der amerikanischen Vermittlung in diesem Bürgerkrieg nicht selbstlose Liebe für das chinesische Volk war. Die Chinesen selbst waren scharfsinnig genug, um dies zu erkennen. …

Dieser Ausbruch der Entrüstung Tausender gebildeter Chinesen ist nicht nur die Folge einer einzigen Entführung, sondern Chinas 'inoffizielle' Reaktion auf Amerikas plumpes, wenn nicht heuchlerisches Unterfangen, in diesem Lande Frieden zu stiften.

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Geschrieben von Drahbeck am 16. Juni 2007 06:27:40:

Als Antwort auf: Re: "Erwachet!" 8. 6. 1947 (Vor sechzig Jahren) geschrieben von Drahbeck am 09. Juni 2007 06:58:57:

Die nüchtern denkende Umwelt hatte Rutherford schon mit seinem letzten Buch "Kinder" geschockt. Nicht so sehr die eigentlichen Zeugen Jehovas. Gleich einem im Fieberwahn liegenden, ist letzteren nur in Ausnahmefällen die Brisanz der Rutherford-Thesen zum Bewusstsein gekommen. Fieberten sie doch allesamt ihrem "Harmagedon" entgegen. Was soll's da, wenn ihr Häuptling ihnen nun verkündete, mit dem "Heiraten bis nach Harmagedon zu warten"?

Entweder waren sie bereits verheiratet. Dann tangierte sie das nicht. Oder sie waren Bibelforscherfamilien entsprossen und hatten deren Erziehung "genossen". Dann waren sie in der Tat angesprochen. Aber sicherlich, die Verhältnisse mitten im zweiten Weltkrieg, waren alles andere als "rosig". Nicht unbedingt optimale Rahmenbedingungen für Heiratsabsichten. Nur, widrige Rahmenbedingungen haben sich Liebende in nur wenigen Fällen davon abhalten können, ihren Weg zu gehen. Anders offenbar bei den Zeugen Jehovas jener Zeit.

Was wollte Rutherford damit bezwecken? Wollte er etwa eine Art Zölibat einführen? Sicherlich nicht. Ihm ging es schlichtweg nur um eines. Um Organisations-egoistische Ziele. Selbstredend der Organisation, der er vorstand. Symptomatisch kommt das auch in den Schlußabsätzen des rührseligen "Kinder"-Buches zum Ausdruck, wenn darin davon die Rede ist. Die Helden dieser Erzählung hätten beschlossen, ihren Eltern noch ein paar weitere Jahre auf der finanziellen Tasche zu liegen. Dieses Hinauszögern des "flügge werden" sollte allerdings einen bestimmten Zweck erfüllen. Damit sollte sozusagen jugendliche Kraft für die weitere Ausdehnung des WTG-Predigtwerkes "freigeschaufelt" werden.

Und damit dem so sei, wurde ihnen wieder einmal vorgegaukelt, wie gehabt zum xten Mal, "Harmagedon" sei "ganz nah". Es handle sich demnach nur um ein paar unbedeutende "Jährchen". Und wenn die Naivlinge, die das für bare Münze genommen haben, nicht gestorben sind, dann warten sie wohl noch heute auf das Ende dieser "wenigen" Jahre.

Man muss es wohl auch so sehen, Suggestion und Massensuggestion, erzeugt oftmals ein Klima indem die Ratio ausgeschaltet ist. Um so größere Verantwortung haben jene, die sich dieser Mechanismen bedienen. Egal ob sie Goebbels heißen (wollt ihr den totalen Krieg) oder Rutherford-Goebbels (wartet mit dem heiraten noch ein paar, wenige Jahre).

Geschichtlich überliefert ist, dass Goebbels an seine eigenen Thesen nicht so recht glaubte (jedenfalls was den "Endsieg" anbelangt). Aber in gewisser Hinsicht war auch er ein Gefangener der eigenen Ideologie. Und er kannte auch nur ein Ziel: Seine "Bewegung" weiter zu stärken. Möchten dafür auch weitere Millionen noch "ins Gras beißen" müssen. Dafür peitschte er gezielt die Instinkte auf. Und wie man sieht: Rutherford-Goebbels tat es ihm, auf seiner Ebene gleich. Die Tage von Goebbels, nach seiner "Sportpalastrede" waren gezählt. Die Tage von Rutherford nach der "Freigabe" seines "Kinder"-Buches ebenfalls.
Einige Auszüge aus Goebbels Sportpalastrede

Jetzt tritt allerdings ein Bruch in der Vergleichslinie auf. Nachdem die Goebbels-Tage beendet waren, fanden sie nicht dergestalt Fortsetzung, dass Leute aus dem Umfeld des Goebbels das Ruder übernehmen konnten. Die waren fürs erste diskreditiert und ausgeschlossen. Nicht so bei Rutherford-Goebbels. Da konnten in der Tat engste Vertraute das "Geschäft" fortsetzen. Namentlich Mister N. H. Knorr, schon zu Rutherford's Tagen, in wesentliche Schlüsselpositionen gehievt. Rutherford-Goebbels Nachfolger, Knorr, indes erkannte klar. Jetzt heißt es wohl "die Kurve kriegen". Und als geschulter Demagoge gelang ihm das auch.

Eine seiner ersten Thesen nach seiner "Inthronisierung" lautetet daher: "Weltfriede - ist er von Bestand?" Da gab er mal als erstes schon mal der Naiv-Erwartung, der zweite Weltkrieg münde in "Harmagedon", den Laufpass. Aber er hatte seinen Lehrmeister durchaus richtig verstanden. Das mit dem "Heiraten bis nach Harmagedon" war nur ein zweckbestimmtes Aufputschmittel. Der Aufputscheffekt sollte weiter bestehen, ja möglichst noch vergrößert werden. Das hatte ihn Rutherford-Goebbels gelehrt. Und das hatte sein gelehriger Schüler auch verstanden.

Deshalb die Strategie von Knorr. Die auf den zweiten Weltkrieg bezüglichen Endzeiterwartungen hatte er zwar kurzerhand zu den Akten gelegt. Bei der "Heiratsfrage" indes ging er vorsichtiger zu Werke. Sollten sich weitere Naivlinge dazu motivieren lassen, weiterhin auf kosten einer gesunden sozialen Entwicklung, vorrangig sich für die WTG-Propagandainteressen einzusetzen, dann war ihm das nur recht, ja sogar gewollt.

Ein Beispiel für diese Tendenz kann man auch dem "Wachtturm" vom 15. Juni 1947 entnehmen (deutsche Ausgabe; Schweizer Ausgabe: 15. Mai 1947). Darin ein programmatischer Artikel unter der Überschrift "Ledigsein oder Heiraten in der Nachkriegszeit?". Wie üblich bei WT-Artikeln mit sogenannten "Studienfragen" versehen. Eine dieser Fragen lautet denn auch:
"Was ergibt sich nun für die Zukunft, auch wenn zugegeben wird, dass Christen nicht vom Recht aufs Heiraten ausgeschlossen sind, sondern ihnen dies freisteht?"

Schon diese gewundene Formulierung macht deutlich, wie sich die WTG bemüht, in Kenntnis der Rutherfordthesen, den Spagat in die Zukunft zu schaffen.
Im eigentlichen Artikel liest man denn unter anderem:
"Der wahre Christ jedoch studiert die Sache vom biblischen Gesichtspunkte aus und behält dabei nicht nur das … im Sinn, sondern befaßt sich auch mit der Frage, wie er seiner Weihung und Dienstpflicht gegen Gott nachkommen kann. Für einen solchen wird diese Sache doppelt ernst, weil wir die Vollendung oder 'Endzeit' dieser alten Welt erreicht haben und weil folgende Prophezeiung jetzt von Christen unter ihrem Führer und Gebieter Jesus Christus erfüllt werden muß: 'Diese frohe Botschaft vom Königreich wird verkündigt werden auf der ganzen bewohnten Erde, all den Nationen zu einem Zeugnis - und dann wird das Ende (oder der Abschluss dieser alten Welt) gekommen sein.' Kein Christ, der treu zu sein wünscht und Gottes Billigung haben möchte, kann es sich leisten, vom Ausrichten dieses Königreichszeugnisses an alle Nationen abzustehen."

Siehe dazu auch: Rutherford's "Kinder" Buch
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Geschrieben von Drahbeck am 23. Juni 2007 04:12:

Als Antwort auf: Re: "Wachtturm" 15. 6. 1947 (Vor sechzig Jahren) geschrieben von Drahbeck am 16. Juni 2007 06:27:40:

Der Rubrik sich anbahnender „kalter Krieg" ist vielleicht auch schon jene Meldung aus „Erwachet!" vom 22. 6. 1947 zuzuordnen in der man liest:
„Aus der Stadt Mexiko wird am 3. April gemeldet, daß die Landesvereinigung der Sinarchisten, eine rechtsstehende katholische Gruppe mit stark faschistischen Neigungen, in der Stadt Michoacan eine Massenversammlung abhielt, die von 30.000 mit dieser Bewegung Sympathisierenden besucht war. Bei dieser Gelegenheit anerboten sich die Sinarchisten, '1.000.000 Mann für den Kampf gegen den Kommunismus zusammenzubringen, wenn diplomatische Schwierigkeiten zwischen den Vereinigten Staaten und der UdSSR zum Kriege führen sollten.'"

Dazu kommentiert „Erwachet!":
„Auch darin verspürt man den Lufthauch der von der römisch-katholischen Hierarchie betriebenen Propaganda, die sich zu dunklen Wolken zusammenballt, um einen dritten weltweiten Kriegssturm zu entfesseln."
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Geschrieben von Drahbeck am 02. Juli 2007 06:22:57:

Als Antwort auf: Re: "Erwachet!" 22. 6. 1947 (Vor sechzig Jahren) geschrieben von Drahbeck am 23. Juni 2007 04:12:

Als verfolgte "Unschuld vom Lande" verstanden sich die Zeugen Jehovas ja schon immer zu verkaufen. Man weiß dass einer ihrer relevantesten Konflikte nach 1945 mit den kommunistischen Regimen ausgebrochen war. Man weiß weiter, dass die Selbstbezeichnung etlicher dieser Regime als "Demokratien" wohl ziemlich weit hergeholt ist. Ihre tatsächliche Herrschaftsbasis waren die Bajonette Moskaus. Niemand wusste diese reale Schwäche besser einzuschätzen als diese Regime selbst. Allerlei Anstrengungen machten sie schon, sich auch im eigenen Volke eine gewisse sie tragende Stütze zu schaffen. Und das dabei angewandte Rezept ist nicht neu und findet nicht nur in Regimen dieser Art Anwendung; nämlich Zuckerbrot und Peitsche.

Andernorts macht man das eher mit "Brot und Spiele". Den Kaviar für die sich selbst als Elite sehenden, das Brot für den Rest. Das hätten auch die Kommunisten liebend gerne so gemacht. Ihre tatsächliche Schwäche indes verhinderte es, diese Stufe schon nach 1945 erreichen zu können. Und nachdem sie dann (im Falle DDR) nach 1961 ihren Laden "dicht gemacht" hatten, war es auch ihnen vergönnt, in begrenztem Umfang den Grundsatz "Brot und Spiele" anzuwenden, den "Kaviar" für die eigene "Elite" dabei keineswegs vergessend. Wäre es ihnen schon nach 1945 möglich gewesen, gleich zum Grundsatz "Brot und Spiele" überzugehen (was wie ausgeführt nicht der Fall war), hätten die Konflikte mit den Zeugen Jehovas sicherlich nicht jenes erschreckende Ausmaß angenommen, wie es dann tatsächlich der Fall war.

Pflegen "Eliten" auch den "Kaviar" dem Brot vorzuziehen, und das länderübergreifend, so gibt es da noch "Supereliten". Denen reicht der "Kaviar" nicht. Sie wünschen diesen noch auf "goldenen Tellern" serviert zu bekommen. Unter dem ist es nach ihrer Meinung nach nicht "standesgemäß".
Eine besondere Spezies dieser "goldenen Kaviarverzehrer" kann man in den Vereinigten Staaten von Amerika (abgekürzt auch USA genannt) registrieren. Nun weiß schon fast jedes Kindergartenkind, das Gold eines der teuersten Metalle ist. Um den Wert eines Kilos dieses begehrten Metalles zu erwirtschaften ist viel Schweiß und nicht selten auch Blut vonnöten. Das stört aber die auf "goldene Teller" Anspruch erhebenden nicht sonderlich. Den Schweiß und das Blut durften dann im übertragenen Sinne auch jene Zeugen Jehovas in den kommunistischen Ländern bezahlen, die sich da für die USA-Politik verheizen ließen.

Gehört die Führung der Zeugen Jehovas eigentlich auch zur USA-Elite? Oh, da würde ich Bauchschmerzen bekommen, das so pauschal zu bejahen. Noch zu Rutherford's Zeiten, waren die Zeugen Jehovas eine ausgesprochene Unterklassenreligion. Generell und pauschal sind sie es wohl heute nicht mehr so. Gleichwohl ist im Weltmaßstab bewertet, das soziologische Unterklassen-Element nach wie vor bei ihnen dominierend. Eliten die nur von "goldenen Tellern" verzehren, pflegen sich nicht selber die Finger schmutzig zu machen. Dafür haben sie ihre umfängliche Dienerschaft. Und zu ihnen gehören, an wesentlicher Stelle, mit die Zeugen Jehovas. Ihre politische Funktion ist es eben auch, dass es immer Eliten geben soll, für die alles unterhalb "goldener Teller" in ihrer eigenen Sicht "unwürdig" ist.

Wie das manchmal so ist, auch innerhalb einer umfänglichen Dienerschar, soll es Streit geben. Der Diener Nummer vier vergönnte dem Diener Nummer drei seinen Platz in der Hierarchie nicht. Und schon ist der allerschlimmste Streit vom Zaune gebrochen. Ein Beispiel dieser Art für diesen "Dienerstreit" kann man auch im "Wachtturm" vom 1. 7. 1947 (Schweizer "Wachtturm" 1. 6. 1947) nachlesen. Wie schon eingangs gesagt, in der altbewährten Strategie der vermeintlich "verfolgten Unschuld" vom Lande abgefasst. Der WT schreibt:

"Kommunismus nach Art eines Karl Marx gab es in den Tagen Jesu nicht; sonst hätten ihn wohl die Religionspriester, die Schriftgelehrten und Pharisäer vor dem römischen Statthalter in Judäa des 'Kommunismus' angeklagt. Da die Religionisten Jesus und seine Jünger nicht als 'Schrittmacher des Kommunismus' anklagen konnten, gebrauchten sie den Lieblings-Trick des Teufels, Jesus der Empörung wider Rom anzuklagen. Jene Art von Rom, nämlich das Rom der Cäsaren, suchte der Faschisten-Duce, Benito Mussolini, wieder ins Leben zu rufen, und zwar durch eine Diktatur, durch den Lateranvertrag mit dem römischen Papste vom Jahre 1929, durch den Einfall in Aethiopien und Albanien und indem er im Jahre 1940 Frankreich gerade in dem Augenblick in den Rücken fiel, als es von den Nazi-Angreifern überrumpelt wurde. Wie begründeten die Religionsführer ihre falsche Anklage auf Empörung? Sie brachten vor, Jesus habe das Königreich gepredigt und gesagt: 'Gebet daher dem Kaiser, was des Kaisers ist, und Gott, was Gottes ist.' ... Man beachte nun, wie die religiöse Machtgruppe danach trachtete, die politischen Werkzeuge dahin zu bringen, ihr hinterlistiges Begehren wider Jesus, Gottes 'treuen und wahrhaftigen Zeugen', auszuführen."

Eines macht dieses Zitat wohl auch deutlich. Die konfrontative Zuspitzung des Verhältnisses Zeugen Jehovas - kommunistische Regime, hat zugleich als ein Mitauslöser, auch eine USA-Innenpolitische Komponente. Niemand soll uns als Antikommunisten übertrumpfen können, das war wohl die Lehre, welche die WTG aus diesem Dienerstreit gezogen hatte. Ach ja, natürlich war dafür auch ein Preis von Schweiß und Blut vonnöten. Aber das hatten wir ja schon!
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Geschrieben von Drahbeck am 09. Juli 2007 06:13:21:

Als Antwort auf: Re: "Wachtturm" 1. 7. 1947 (Vor sechzig Jahren) geschrieben von Drahbeck am 02. Juli 2007 06:22:57:

Über einen "Wundermann" berichtet "Erwachet!" in seiner Ausgabe vom 8. Juli 1947.

Auch für die einschlägige Esoterik-Szene ist dieser "Wundermann" noch heute Thema, was ersichtlich wird, gibt man seinem Namen in eine der einschlägigen Suchmaschinen ein. Auch für einen einschlägigen Esoterik-Verlag, man ahnt es schon, erweist er sich noch heute als Kassenfüller.
Offenbar ist aber auch diesem 1912 geborenen Wundermann mal ein "Kunstfehler" unterlaufen, wofür auch die Angabe eines seiner Fans in einem Internet-Bericht steht:
"Nach dem am 11. Mai 1948 durchgeführten Experiment mit dem Dolch, das am 13. Mai 1948 dessen operative Entfernung notwendig gemacht hatte, trat am 26. Mai 1948 der Tod ein. MIRIN DAJO fand nicht mehr in seinen Körper zurück."
http://www.wegbegleiter.ch/wegbeg/miridajo.htm

Das die Tendenz des "Erwachet!"-Berichtes für den "Wundermann" nicht vorteilhaft ist, war vorauszusehen. Letztendlich stellt er ja eine Konkurrenz im heiß umkämpften Markt der Leichtgläubigen (und identisch mit denen der von Wunschdenken dominierten) dar, von dem die WTG ja selbst zu profitieren pflegt. Ihre Harmagedon-Paradies-Theorie basiert ja letztendlich auf demselben Humus. Da kann man eben keine Konkurrenz leiden, auch wenn sie denn vordergründig gewisse andere Akzente setzt.
Einige Auszüge aus diesem Artikel:

Vor einiger Zeit trat im Corsotheater in Zürich ein Holländer auf der durch verblüffende Experimente an seinem Leibe das Publikum die Ärzteschaft und eine breite Öffentlichkeit ins Staunen versetzte. Er ließ sich Spieße durch seinen Körper treiben, die seine Nieren, Leber, Milz und andere Organe durchstießen. Bei anderen Gelegenheiten ließ er sich mit heißem Wasser übergießen, legte seinen Körper auf Eis, setzte ihn glühendem Eisen aus, schluckte angeblich Gifte, die andere Menschen auf der Stelle töten würden. Bei all diesen Experimenten wurde er scharf von seinem Entdecker, einem Magnetiseur, beobachtet. Auch die Ärzte, vor denen er in der chirurgischen Klinik der Hochschule seine Versuche wiederholte, stehen vor einem Geheimnis. Röntgenaufnahmen haben erwiesen, daß es sich dabei nicht um eine Vortäuschung handelt, sondern, daß die Spieße tatsächlich den Mann durchbohrten. Da bei den öffentlichen Vorstellungen stets einige Zuschauer in Ohnmacht fielen und in Bestürzung gerieten, hat die Stadtpolizei von Zürich weitere Vorführungen verboten.

Wurde der Wundermann gefragt, wie denn das alles eigentlich möglich sei, so erhielt man den Bescheid, er sei unverwundbar. Unter den vielen Millionen Menschen auf Erden sei er der einzig Unverletzbare. Mirin Dajo, so nennt sich der Wundertuer, betont dabei immer wieder nachdrücklich, daß er eine göttliche Mission habe. Gott habe ihn zu Großem auserkoren. Er müsse die Menschen wieder zu Gott zurückführen. Er strebe an, was die Politiker selbst, nicht zustande bringen: den Frieden.

Die Öffentlichkeit staunt, die Ärzte schütteln den Kopf, die Zeitungen setzen ein Fragezeichen hinter ihre Kommentare. Es geschehen tatsächlich Zeichen und Wunder. Man deutet sie als ein Sieg des Geistes über den Körper. Was aber hält derjenige davon, der eine. richtige Erkenntnis der Bibel hat? Erwartet ein Christ den Weltfrieden durch solch wundertätige Bühnenkünstler? Wird Mirin Dajo durch gruselige Spieß-Experimente, das zustandebringen, was die hohe Weltpolitik nicht einmal mit ihren modernsten Waffen zustandegebracht hat? Und, fragt man sich weiter, ist es möglich, den Schleier solcher Zeichen und Wunder zu lüften und hineinzuschauen in diese dunklen Hintergründe?

Mirin Dajo ist als Zeichen- und Wundertuer wohl etwas ganz besonderes, aber er ist nicht allein auf diesem Gebiet. Wie nach dem ersten, so haben auch nach dem zweiten Weltkrieg Spiritismus, Okkultismus, Wahrsagerei, Hellseherei, Astrologie und wie die Zauberei in all ihren verschiedenen Formen noch heißen mag, stark zugenommen. Die Schauvorstellungen über Suggestion und Hypnose in Varietes und Schaubühnen mehren sich ständig. Aus Italien hört man, daß ein junger Knabe tausende von Menschen anziehe, weil er ihnen sagen könne, wo sich ihre vermißten Angehörigen befinden. Oder die Zeitungen berichten von einem Wallfahrtsort, wo die Pilger auf wunderbare Weise ihre Gesundheit wiedergewinnen. All dies und noch viel mehr und auch der holländische Wundertuer sind mit ihren Zeichen und Wundern tatsächlich Zeichen der Zeit und gehören hinein in die Galerie der kleinen und großen Wundertuer des zwanzigsten Jahrhunderts.

Nicht, daß diese Leute, die, wie man zu sagen pflegt, mehr können als Brot essen, der Welt durch ihre gar eigenartige Kunst Besserung und Frieden gebracht hätten. Wie könnten sie auch? Denn dadurch, daß man den schaulustigen Menschen geheimnisvolle Experimente vorführt, löst man die Friedensprobleme nicht. Im Gegenteil: Man stellt die Menschen vor neue Rätsel, appelliert an den Hang nach dem Mystischen und konzentriert die Aufmerksamkeit ungebührenderweise auf einen Menschen. ...

Wenn schön von einer Sendung gesprochen werden kann, dann wahrhaftig nicht von einer göttlichen. Das Heer der Zauberer der Gegenwart hat keinen göttlichen Auftrag und auch keine göttliche Billigung. Seitdem die Bibel besteht, stand sie in schärfstem Gegensatz zur Zauberei. Zur Zeit des alten Gesetzesbundes mit Israel wurde Zauberer sogar mit dem Tode bestraft

Nie hat Gott sie in seinen Dienst gestellt oder ihr eine Sendung zugedacht. ...
Aus diesem Grund lehnt der bibelgläubige Mensch diese Art Zeichen und Wunder ab, auch wenn sie im Mäntelchen göttlicher Sendung und. Friedensstiftung angeboten werden. ...

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Geschrieben von Drahbeck am 16. Juli 2007 06:04:03:

Als Antwort auf: Re: "Erwachet!" 8. 7. 1947 (Vor sechzig Jahren) geschrieben von Drahbeck am 09. Juli 2007 06:13:21:

Der "Wachtturm" vom 15. Juli 1947 (Schweizer Ausgabe vom 15. Juni) berichtet über die Abschlussveranstaltung einer weiteren Klasse der WTG-Missionarsschule "Gilead". Ihr Charakteristikum. Erstmals war sie nicht nur mit USA-Amerikanern bestückt, sondern überwiegend mit Kursteilnehmern aus anderen Ländern, welche die Grundvoraussetzung, die englische Sprache zu beherrschen, erfüllten. 102 Teilnehmer gab es für diesen Kurs. 99 führten ihn bis zum Ende durch; davon fünf, welche beim Schulabschluss kein Diplom zuerkannt hielten. Offenbar weil die WTG ihre Lernleistungen als unbefriedigend einschätzte.

Bei den anläßlich dieser Abschlussveranstaltung gehaltenen Vorträge verglich der damalige WTG-Rechtberater die Kursanten mit Soldaten, die "zum Kriegsdienst auf weit entfernten Feldern" ausgesandt würden. Offenbar hatte Covington damit eine zutreffende Beschreibung abgegeben. Es sind in der Tat Krieger, kalte Krieger, welche die WTG als Kolonisierungsunternehmen unter dem Firmenschild "Religion" heranzüchtet.

Apropos "Religion". Mit Religion wollten die Zeugen Jehovas zeitweilig nicht allzu viel zu tun haben. Besonders deutlich diese Tendenz in dem Rutherford-Buch "Feinde" und auch dem Buch "Religion". Besonders plastisch prägten sie dazu den flotten Spruch: "Religion sei ein Gimpelfang". Und sie entblödeten sich zusätzlich, mit solchen Sprüchen behängt, als wandelnde Litfaßsäulen durch die Straßen zu marschieren. Später, Anfang der 50er Jahre, nahm man dann einige Schärfen dieser These wieder zurück. 1947 war es aber noch nicht soweit. Da wurde noch vollmundig dieser Rutherford-Slogan weiter propagiert. So auch in der genannten WT-Ausgabe mit einem eigens "Religiöser Gimpelfang" überschriebenen Artikel. In ihm konnte man unter anderem lesen:

"Man verwechsle aber bitte nicht das Christentum mit dieser sogenannt 'christlichen Religion'. Letztere wirkt zwar im Namen Gottes und Christi, ist aber völlig gegen Christus und sein Königreich, die einzige Hoffnung der Menschheit."

Zwischenstopp bei diesem Zitat: "Die einzige Hoffnung der Menschheit". Genau das hatte auch schon Russell gesagt. Wähnend es käme zu einem großen Kampf zwischen "Kapital und Arbeit"; weiter wähnend, der Höhepunkt dieser Konfliktlage könnte um 1914 erreicht sein, erdreist er sich weiter an die Adresse einer dieser Parteien zu verkünden: Die Arbeiter hätten nur eine Chance. Auf Gott zu hoffen. Wer das dann für buchstäblich bare Münze genommen; an dem erfüllte sich dann der Weisheitsspruch:

"Hoffen und Harren - hält etliche zum Narren".

Genau das ist der politische Kern der WTG-Religion. Einem symbolischen "Goliath" durch fromme Sprüche zum Narren zu halten. Auf das alles so bleibe wie es ist. Gemäß der Apostel Paulus Aussage. Wer da Sklave sei, der möge auch weiterhin Sklave bleiben. Und damit der Sklave nicht auf für die Herren "dumme Gedanken" käme, dafür sorgt die Kolonisationsreligion der Zeugen Jehovas. In Vergangenheit und Gegenwart.

Weiter im Zitat:
"Die Religion, die als 'christliche Religion' bezeichnet wird, ist ein Gimpelfang, wie er von Satan dem Teufel zur Entehrung des Namens des Allmächtigen erfunden und von Menschen betrieben worden ist. Manche dieser Menschen sind aufrichtig und pflegen diese Religion, weil sie zu dem Glauben veranlaßt wurden, sie sei richtig, während andere wissen, dass sie unrecht tun und das Volk täuschen. Letztere sind für das Wohl des Menschengeschlechts doppelt gefährlich. Da der Name Christi benutzt wurde und benutzt wird, um das Volk schwer zu täuschen, ist dies der denkbar schlimmste Betrug. Was wir hier sagen, ist somit nicht ein Angriff auf Menschen, sondern ist eine Bloßstellung der listigsten und teuflischsten Art des Betruges, die es jemals gab."

Man muss es Rutherford neidlos zubilligen. Mit seinem Slogan vom Gimpelfang hatte er eine durchaus interessante These kreiert. Die Frage dabei ist lediglich die. Auf wen diese Vokabel zu lokalisieren ist. Vieles spricht dafür, dass die Gimpelfänger in Brooklyn, damit eine Selbstcharakterisierung geliefert haben!

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Geschrieben von Drahbeck am 23. Juli 2007 04:39:30:

Als Antwort auf: Re: "Wachtturm" 15. 7. 1947 (Vor sechzig Jahren) geschrieben von Drahbeck am 16. Juli 2007 06:04:03:

Auch die USA erlebten noch ihr „Waterloo" in Vietnam. Das war doch einer jener geographischen Bereiche, wo der zweite Weltkrieg, der dem Buchstaben nach beendet war, in der Praxis weiterging.
Unter der Überschrift „Indo-China kämpft um Freiheit" erfährt man aus zeitgenössischer Sicht, einige Hintergrunddetails dazu in „Erwachet!" vom 22. 7. 1947. Letzteres lässt es sich zwar angelegen sein, wann immer sich die Chance dazu bietet, antikatholische Aspekte betont herauszuarbeiten. Aber das ist man mittlerweile von den zeitgenössischen Zeugen Jehovas, mehr als gewohnt.

Einige Auszüge aus dem genannten „Erwachet!"-Bericht. Die Rede ist von einem 24 Millionen-Volk in „Franzöisch-Indochina".
„Die Hoffnung auf Freiheit, die lange in den Herzen dieser Menschen geglimmt hat, ist von Zeit zu Zeit immer wieder aufgelodert. Vor einem Jahr schlugen diese Flammen in die Höhe, bis sie erst kürzlich durch die mörderische Militärmacht des herrschsüchtigen Frankreichs gelöscht wurden. Im März des vergangenen Jahres wurde ein Abkommen abgeschlossen, wonach verschiedenen Teilen Indochinas größere Freiheit in bezug auf Selbstverwaltung zugestanden wurde, mit der Zusicherung, diese Freiheit auch auf die übrigen Teile des Landes auszudehnen. Monate vergingen, ohne daß das Abkommen verwirklicht wurde. Die Beziehungen verschlechterten sich immer mehr, bis schließlich am 19. Dezember 1946 ein offener Krieg ausbrach."

Dazu kommentiert „Erwachet!":
„Man sollte meinen, daß ein Land wie Frankreich, das erst vor kurzem von der nazistischen Bedrückung befreit wurde, als erstes bereit wäre, anderen bedrückten Völkern die Freiheit zuzugestehen."

Da dies aber offenkundig nicht der Fall war, müsse man wohl nach den geschichtlichen Wurzeln dafür nachfragen. Und die seien nach „Erwachet!" auch im Katholizismus zu sehen.
„Dann trat ein überaus wichtiger Faktor in Erscheinung, der dazu bestimmt war, dem Kampf um die Freiheit im östlichen Indochina neuen Antrieb zu geben, nämlich die Infiltration des Katholizismus zu Beginn des siebzehnten Jahrhunderts.
Infolge des Eifers und der Energie, die von den Jesuiten Alexander de Rhodes, Anton Marquez und einigen ihrer Nachfolger entwickelt wurden, waren die Indochinesen schließlich gezwungen, die Sendlinge des Vatikans zu vertreiben. Über hundert Jahre lang kämpften sie gegen das Gift des Katholizismus, das ihre Freiheit vernichtete, doch es war ein erfolgloser Kampf um Freiheit. Mit Stolz schreibt die 'Catholic Encyclopedia' über die verräterische römische Priesterschaft:
'Wiederholt aus dem Lande verbannt, waren die Ufer kaum ihrer Sicht entschwunden, als ihre Schiffe schon wieder dem Lande zusteuerten.' Diese 'Verfolgung' endete erst, nachdem das französische Schwert der 'Kirche' im Blut der Indochinesen gebadet worden war.
Französische Herrschaft und Vatikanherrschaft waren in Indochina seit dem Ausgang des sechzehnten Jahrhunderts gleichbedeutende Begriffe. …
Gleichzeitig wurde der Katholizismus dem Volke so fest auf den Nacken gesetzt, daß alle späteren Bemühungen, ihn abzuschütteln, fehlschlugen. Als Frankreichs Herrschaft sich tiefer in das Innere des Landes ausdehnte, war eine der ersten Bestimmungen der mit den Stammeshäuptlingen abgeschlossenen Verträge die 'garantierte Freiheit', nicht für das Volk, sondern für die römisch-katholische Hierarchie."

Bis zur Besetzung durch die Japaner in den Jahren 1940/41 war die französische Herrschaft dort dominant.
„Der Zusammenbruch der japanischen Herrschaft im August 1945 fand Frankreich in einem Zustand großer Schwäche. Die Indochinesen machten sich dies zunutze und schritten dazu, sich von dem tyrannischen Joch der Bedrückung zu befreien, um als ein freies Volk unter eigener Flagge zu leben. Chinesische und britische Truppen marschierten jedoch im September 1945 in Indochina ein, schlugen die Freiheitsbewegung nieder und hoben die Franzosen wieder in den Sattel. …

Anstatt … Die versprochene Selbstregierung zu gewähren … setzte Frankreich eine Marionettenregierung nach dem Muster der alten Kolonialverwaltung ein."

Dessen Folge wiederum. Der Ausbruch des offenen Krieges am 19. 12. 1946.
„Der Krieg stellte Frankreich vor die Wahl, sich entweder zurückzuziehen und den Indochinesen die Freiheit zu geben, oder zu kämpfen und das Land wieder zu erobern. Frankreich wählte das letztere. … Die Französische Fremdenlegion, bestehend aus bezahlten Totschlägern aus vielen Völkern, einschließlich nazistischer Kriegsgefangener, wurden mobilisiert und hingesandt, um 'der Zivilisationsmission unseres Landes' Nachdruck zu verleihen."

Und nun kann es „Erwachet!" es sich nicht versagen, wiederum eine antikatholische Spitze herauszuarbeiten, wenn es kommentierend weiterfragt:
„Doch warum zog es Frankreich vor, einen Kolonialkrieg im wahrsten Sinne des Wortes zu führen zu einer Zeit, da die Holländer auf Java und die Engländer in Indien und Burma eine versöhnlichere Richtung in ihrer fernöstlichen Politik einschlugen? Ist vielleicht Frankreich von gewisser Seite dazu veranlaßt worden? Hat etwa jene unheilvolle Macht, der Vatikan, wiederum das französische Schwert gerufen, um die Freiheit der Hierarchie in Indochina zu 'grantieren'?"

Und „Erwachet!" meint dann als Kommentar zu dieser selbstgestellten Frage zu wissen:
„Diese Schlußfolgerung drängt sich in der Tat auf."
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Geschrieben von Drahbeck am 02. August 2007 02:58:29:

Als Antwort auf: Re: "Erwachet!" 22. 7. 1947 (Vor sechzig Jahren) geschrieben von Drahbeck am 23. Juli 2007 04:39:30:

Unter der Überschrift "Erfahrungen aus dem Felde" liest man in der "Wachtturm"-Ausgabe vom 1. 8. 1947 einige Berichte, die wohl allesamt eines "rüberbringen" sollen. Trotz Widrigkeiten oder Widerstand, gehe es im WTG-Sinne vorwärts. Man erinnere sich, auch die USA blieben im Verlauf des zweiten Weltkrieges, nicht davor verschont, dass auch dort nationalistische Strömungen angeheizt wurden. Sollten diese Tendenzen kein geeignetes Hassobjekt schon im voraus gehabt haben, so offerierte sich ihnen alsbald eines "freiwillig" - und zwar die Zeugen Jehovas.

Mit ihrem Grundsatz der "spirituellen Staatenlosigkeit", gekoppelt mit aggressiver Propagandatätigkeit, boten sie auch den Nationalisten in den USA, eine willkommene Zielscheibe. Gab es dort sogar Fälle, wo Zeugen Jehovas in dieser Zeit, buchstäblich geteert und gefedert wurden. Hat Hitlerdeutschland die ZJ ins KZ gesteckt, so hätte mancher "partriotischer" USA-Bürger, dort mit den Zeugen liebend gerne, ähnliches veranstaltet.

Der wesentliche Unterschied. In Hitlerdeutschland war das ganze staatlich organisiert. In den USA wurde es vielfach, auf eigene Faust "privat" betrieben. Dort hatten die Zeugen zumindest die Chance, sich gerichtlich zu wehren, was sie in Hitlerdeutschland nicht konnten.

Einige episodenhafte Beispiele, wie gesagt, auch in der genannten WT-Ausgabe.
Da liest man von einem ZJ, der sich bereit erklärte, sich von einem Reporter der Zeitschrift "MacLean" begleiten zu lassen.

Zitat:
"Er sprach bei uns vor, und wir verließen das Haus. Draußen spielten einige Kinder. Sobald sie uns sahen, folgten sie uns und riefen: 'Alter Jehova, alter Jehova - kauft den Wachtturm und empfanget Leben in der neuen Welt'. Fast einen Häuserblock weit kamen sie uns nach und wiederholten ihre Sprüche. Das machte Eindruck auf den Journalisten. Er fragte: 'Geht das die ganze Zeit so?' Ich sagte: 'Ja'."

Ein weiterer mit "ein Sonderpionier" unterschriebener Bericht versucht besonders darauf abzustellen, dass man sich gerichtlich zu wehren wisse. Berichtet wird von einem Gespräch zwischen einem als "Stadtanwalt" bezeichneten (in den USA) und diesem Sonderpionier:
Danach sagte dieser ZJ:

"'Meine Frau und ich werden jetzt für ein Jahr oder länger hier bleiben, um dieses Werk zu tun. Was Sie zu unternehmen gedenken, weiß ich nicht, aber sicher sind Sie vertraut mit den Entscheiden des Obersten Gerichtshofes der USA, der unser Recht, dieses Werk zu tun, stützt. Oder wollen Sie es noch einmal vor Gericht probieren?' fragte ich ihn. 'Nein, wirklich nicht', sagte er, 'ich wünsche nicht nochmals mit Ihren Leuten ins Gefecht zu kommen.' …

Unser erster Besuch galt dem Polizeichef. Wir stellten uns vor und machten ihn bekannt mit unserer Mission, die wir in diesem Dorfe auszuführen hatten. Er sagte: 'Wissen Sie, eigentlich kann ich Ihre Leute und die Tätigkeit, die sie in diesem Dorfe ausüben nicht gutheißen.' Wir erwiderten, dass uns sein guter Wille wirklich erwünscht wäre und wir seine Mitarbeit zu schätzen wüßten, doch sei dies für uns nicht etwas Unerläßliches oder gar unbedingt Notwendiges, da viele Hunderte von Gerichtsentscheiden und ungefähr fünfunddreißig Entscheide des Obersten Gerichts der USA uns in unserer christlichen Tätigkeit unterstützten.

Er erwähnte die Schwierigkeiten vom Jahre 1942 und sagte, dass wir im Dorfe Unannehmlichkeiten haben würden. Wir sagten ihm, dass wir von diesem Gerichtsfall Kenntnis hätten und gewillt seien, es einmal darauf ankommen zu lassen. …

Ich bot ihm das Büchlein an: 'Jehovah's Servants Defended' (nur Englisch). Er wies es zurück. … Ich zeigte ihm, wie er Gebrauch machen könne vom Inhaltsverzeichnis, damit es ihm diene, für den Fall, dass er uns verhaften wolle, denn diese kleine Schrift beschreibe einen Fall nach dem andern, in welchen gegen die Behörden, die versuchten, uns an der Ausübung unserer christlichen Tätigkeit zu hindern, richterliche Dauer-Verfügungen erlassen wurden.

Wir berichteten ihm auch von den Entscheiden des Obersten Gerichts der USA., dass der Anwalt der Wachtturm-Gesellschaft all diese Gerichtsfälle vertreten habe, und dass, wenn es nötig werden sollte, ihn die Gesellschaft hersenden könnte, um jeden Gerichtsfall zu verteidigen, den lokale Behörden unrechtmäßigerweise gegen uns einleiten würden. Darüber hinaus könnte eine richterliche Dauer-Verfügung, die man zu Gunsten der Zeugen Jehovas und gegen die Gemeinde erließe, ihn recht unpopulär machen …"
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Geschrieben von Drahbeck am 09. August 2007 07:40:03:

Als Antwort auf: Re: "Erwachet!" 1. 8. 1947 (Vor sechzig Jahren) geschrieben von Drahbeck am 02. August 2007 02:58:29:

Der „kalte Krieg" formiert sich, mag man nur als Kommentar zu jenem Politik-Überblick sagen, den zu offerieren sich auch die angebliche „neutrale" Zeugen Jehovas-Organisation in ihrer Zeitschrift „Erwachet!" (Ausgabe vom 8. 8. 1947) berufen fühlt. Die zwei ersten diesbezüglichen Meldungen seien etwas näher vorgestellt.
„Erwachet!" schreibt:

„Die Pariser Dreierkonferenz
Der Außenminister Großbritanniens, Frankreichs und Sowjetrußland, die am 27. Juni begann, nahm am 2. Juli ein rasches Ende. Ihr Scheitern war so gründlich, daß nicht einmal ein Schluß-Communique herausgegeben werden konnte. Auch ohnedies erfuhr die Welt, daß dieser Mißerfolg kaum eine einzige Brücke zwischen Ost und West intakt gelassen hat. Mit finsteren Drohungen machte sich Molotow wieder auf den Weg in die östliche Isolierung. Aber selbst die britischen Labour-Rebellen, eine Gruppe rußlandfreundlicher, zur britischen Außenpolitik oft in Widerspruch stehender Sozialisten, gaben diesmal zur Hauptsache der Sowjetunion die Schuld am Scheitern der Pariser Tagung. Da sich diese Außenminister offenbar darauf geeinigt haben, immer uneins zu sein, fragt man sich, welchen Sinn ihre Zusammenkunft im November haben soll, wo Deutschland und Österreich wieder auf dem Programm stehen.

Europakonferenz
Nach dem Scheitern der Pariser Dreier-Besprechungen handelten die Regierungen Großbritanniens und Frankreichs rasch und zielbewußt, indem sie, ebenfalls nach Paris, für den 12. Juli zu einer gesamteuropäischen Zusammenkunft einluden, Diese soll „eine rasche Aktion für den Wiederaufbau und für die wirtschaftliche Entwicklung der europäischen Staaten, die unter den Verheerungen des Krieges gelitten haben", einleiten, damit die amerikanische Wirtschaftshilfe dann wirksam die Lücken ausfüllen könne. Einladungen ergingen an alle europäischen Länder, mit Ausnahme der Sowjetunion, Deutschlands und Spaniens. Nun gab es ein paar bange Stunden für die Regierungen im russischen Machtgebiet. Denn wenn sie auch seinerzeit ihre Mitwirkung am „Marshall-Plan" angemeldet hatten, geschah dies eben, ehe Rußlands Außenminister die Tür nach dem Westen so brüsk zuschlug. - Die Tschechoslowakei nahm zuerst die Einladung grundsätzlich an, zog aber dann ihre Zusage zurück, weil alle andern slawischen Staaten sich fernhielten, so daß die Teilnahme der Tschechoslowakei als etwas ausgelegt werden könne, was sich gegen ihre Freundschaft mit der Sowjetunion richte. Rußland soll diese Absage erzwungen und mit Kündigung des russisch-tschechoslowakischen Bündnisses gedroht haben.
- Polen, das sich anfänglich als „sehr interessiert" an der Pariser Konferenz erklärte, lehnte schließlich ab, weil in Paris wohl nur versucht werden solle, Deutschland schneller aufzubauen als die von Deutschland verwüsteten Länder. -
Schweren Herzens schickte auch die finnische Regierung eine Absage, weil die Sowjetunion den Friedensvertrag mit Finnland bisher nicht ratifiziert habe und Finnlands Stellung demnach nicht gefestigt sei.
- Bulgariens sowjethörige Regierung lehnte ab, mit der Erklärung, sie habe schon ihren eigenen Plan, der durch eine europäischen Gesamtplan nur gestört werden würde.
- Ungarn lehnte ab, weil es sich nicht an einer Aktion beteiligen könne, über die unter den Großmächten keine Übereinstimmung zustande gekommen sei. Auch dies beweist, daß jenes Land nicht selbstständig zu entscheiden wagte.
- Auch Jugoslawien und Albanien lehnten ab, und schließlich noch Rumänien, das zur Begründung vorbrachte, die Konferenz habe keinen Sinn, weil die Sowjetunion, „das grundlegende Element einer jeden Organisation zum wirtschaftlichen Wiederaufbaus Europas", nicht beteiligt sei.
- So traten denn am 12. Juli, statt der vorgesehenen 24, nur Vertreter von 16 Ländern zu ihren Besprechungen zusammen. Die Teilnehmer sind: Belgien, Dänemark, Frankreich, Griechenland, Großbritannien, Irland, Island, Italien, Luxemburg, Niederlande, Norwegen, Österreich, Portugal, Schweden, Schweiz, Türkei. Es handelt sich also um eine Europakonferenz, an der halb Europa nicht beteiligt ist. Die skandinavischen Länder erklärten, ihre Beteiligung habe nur wirtschaftliche, keine politische Bedeutung, und die Schweiz machte ebenfalls ihre üblichen Neutralitätsvorbehalte.
- Als erstes Ergebnis dieser Tagung wurde ein „Komitee für Zusammenarbeit" geschaffen, in welchem alle Teilnehmerstaaten vertreten sind. Es wird dieselbe Arbeits- und Beschlußfähigkeit haben wie die Konferenz selbst, und die fernstehenden europäischen Länder können ihm beitreten. Damit wäre zwar das Arbeitsinstrument vorhanden, nun aber kommt die eigentliche Arbeit. Um die Konferenz nicht politisch zu gestalten, soll über Deutschland so wenig wie möglich gesprochen werden, obwohl jedermann weiß, daß ein Wiederaufbau Europas ohne Deutschland ein Unding ist. Völlig unerfindlich bleibt auch, wie Europa als Wirtschaftseinheit funktionieren und sich damit selbst auf die Beine helfen könnte, wenn der Kontinent willkürlich in eine westliche und eine östliche Hälfte zerrissen ist.

In den USA wird man diese ZJ-Berichterstattung sicherlich wohlwollend notiert haben. Sah man darin doch die eigene Position zutreffend reflektiert.

Aus östlicher Sicht hingegen war der "Marshallplan" ein "vergiftetes Angebot". Nur Naivlinge können erwarten, von jemand der ein Angebot als "vergiftet" bewertet, noch "Beifall" zu bekommen.

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Geschrieben von Drahbeck am 16. August 2007 06:17:09:

Als Antwort auf: Re: geschrieben von Drahbeck am 09. August 2007 07:40:03:

Christentum was ist das eigentlich? Da gehen die Meinungen doch wohl auseinander. Die einen reden von einer "Religion der Liebe" Und die anderen? Zu den "anderen" gehören offenbaren auch die Zeugen Jehovas. Die triefen förmlich vor Hass. Die können sich nicht genug daran tun, ihre sadistischen Ideen auszuleben. Natürlich immer "zeitgemäß verpackt" als Endzeit-Naherwartung. Eine "Naherwartung" die sich schon im Urchristentum als Fata Morgana erwies. Bleibt also als Substanz nur der Sadismus ihrer Macher übrig. Ein Beispiel dafür liest man auch im "Wachtturm" vom 15. 8. 1947, wenn darin ausgeführt wird:

"Der Name 'Jehu' bedeutet: 'Jah ist er'. In seiner Rolle als eifernder Scharfrichter stellt Jehu in erster Linie Christus Jesus dar ... Seine Leibesglieder, die sich in diesen 'letzten Tagen' auf der Erde befinden, sind mit Christus Jesus in dem Werk der Hinrichtung vereint. Sie haben das Vorrecht, den Tag der Rache Gottes bekanntzumachen, an welchem der gegenbildliche Ahab, Satan, und 'Isebel', sein Weib oder seine Organisation, zusammen mit ihren Nachkommen für immer ausgerottet werden. Jehovas Wort über die Vernichtung Satans und seiner ganzen Organisation ist ausgegangen. Es wird nicht leer zurückkehren. Das Strafgericht wird bestimmt von Christus Jesus, dem größeren Jehu, mit Eifer vollzogen werden. Voller Eifer fahren daher gesalbte Christen und ihre irdischen 'Jonadab'-Gefährten fort, vor der kommenden Hinrichtung zu warnen."
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Geschrieben von Drahbeck am 23. August 2007 06:16:28:

Als Antwort auf: Re: "Wachtturm" 15. 8. 1947 (Vor sechzig Jahren) geschrieben von Drahbeck am 16. August 2007 06:17:09:

Es ist wohl - für europäische Verhältnisse - eher ein abseitiges Thema, die Details die zur Ermordung des amerikanischen Präsidenten Abraham Lincoln (1809 - 1865) führten. Gleichwohl ist zu registrieren. Auch in deutschsprachigen Webseiten findet man dazu einige Infos. Aus einer solchen sei das nachfolgende zitiert:

„Attentat auf Lincoln
Präsident letzten Abend im Theater erschossen
So lautete eine Schlagzeile in den Zeitungen nach dem Anschlag auf den amerikanischen Präsidenten am 14. April 1865. Am Morgen des nächsten Tages starb Lincoln an den Folgen."

Weiter wird über den Mörder, einem John Wilkes Booth
vgl. zu letzterem: http://de.wikipedia.org/wiki/John_Wilkes_Booth
ausgeführt:
„Als in einer lustigen Szene des Stückes Gelächter das Theater füllte, schlüpfte Booth in die Präsidentenloge und trat von hinten an den Schaukelstuhl in dem Lincoln sass, hielt dem Präsidenten seinen Derringer an den Kopf und drückte ab. Das Publikum lachte noch als Lincoln getroffen wurde. Die Kugel trat hinter dem linken Ohr in den Kopf und drang in das Gehirn ein. Ein Augenzeuge sah noch, wie Lincoln in einem Reflex die Hand hochriss und dann, als würde er einnicken", in den Stuhl sank.

Die Sache ist eigentlich klar; das Attentat auf Lincoln war ein Racheakt des Südens an dem Präsidenten und der Union, aber bei genauerer Betrachtung fallen doch einige Ungereimtheiten auf;
Booth wurde am Ende seiner Flucht erschossen, obwohl der ausdrückliche Befehl bestand ihn lebend zu fangen."

http://www.san-antonio-renegades.de/sailincoln.htm

Bei der Rekonstruktion der Vorgänge taucht auch der Name einer Pensionsbetreiberin mit Namen Mary Surratt auf. Sie wird als Mitverschworene bezeichnet:
„Vier der Mitverschwörer (Mary Surratt, Lewis Powell, David Herold und George Atzerodt) wurden in einem kurzen Prozess zum Tode verurteilt und am 7. Juli 1865 hingerichtet. Drei andere erhielten Lebenslänglich."

Nun verwundert es nicht, dass dieses Thema vielerlei Verschwörungstheoretiker auf den Plan gerufen hat. Man vergleiche beispielsweise mal:
web.archive.org/web/20060506131628/http://mypage.bluewin.ch/asterix/oswald.html

Verwundern tut es auch nicht, dass Bücher, selbst Theaterstücke, zum Thema angefertigt wurden. Auf ein solches Theaterstück geht nun „Erwachet!" in seiner Ausgabe vom 22. 8. 1947 unter der Überschrift „Reinwaschung der Mary Surratt" ein.
Auch „Erwachet!" muss nun einräumen, dass die einschlägige Theaterkritik jenes Stück eher dem Bereich „zweitklassig" zuordnete. Dennoch lässt „Erwachet!" sich das Thema nicht entgehen. Der tiefere Grund für letzteres offenbart sich wohl darin, dass die Details „Erwachet!" durchaus geeignet schienen, - wieder einmal - eine antikatholische Attacke zu führen. Symptomatisch sind dafür auch die "Erwachet!"-Sätze:

„Doch warum sucht die römisch-katholische Hierarchie das Andenken dieses Präsidenten der Vereinigten Staaten in den Schmutz zu ziehen? Bei mehr als einer Gelegenheit mußte Lincoln mit Vertretern dieser Hierarchie die Klingen kreuzen, und immer wenn ein ebenso aufrichtiger Mensch wie er mit diesen Gegnern der Freiheit in nähere Berührung kommt, ist ein Zuammenstoß unvermeidlich."

Offenbar recherchierte „Erwachet!" noch selber zum Thema. Und dabei scheint bei der „Erwachet!„-Redaktion das große „Aha-Erlebnis" eingesetzt zu haben. Meinte man doch bezüglich weiterer antikatholischer Aussagen dabei fündig geworden zu sein. Etwa der:
„Ein Geistlicher, der die Priester und ihre Handlungsweise kannte, schildert uns den Sachverhalt auf überzeugendere Weise. In seinem Buche 'Fünfzig Jahre in der Kirche Roms' sagt er:

In dem von Ben Pitman herausgegebenen Buch über die Zeugenaussagen im Gerichtsverfahren gegen die Mörder Lincolns und in den zwei Bänden über die gerichtliche Untersuchung gegen John Surratt vom Jahre 1867 haben wir den gesetzlichen und unwiderlegbaren Beweis, daß die Verschwörung der Meuchelmörder im Hause der Mary Surratt, Nr. 561 H. Street, Washington City, DC, ausgeheckt, wenn nicht gar in Szene gesetzt wurde. Doch wer wohnte in diesem Hause, und wer waren die Besucher dieser Familie? Die Antwort lautet: 'Die eifrigsten Katholiken der Stadt!' Die unter Eid gemachten Zeugenaussagen offenbarten noch mehr als das, nämlich daß dieses Haus der übliche Treffpunkt der Priester Washingtons war."

Kamen eben zitierte Aspekte in dem genannten Theaterstück dazu, so nicht zum tragen. Und darüber lässt „Erwachet!" sein Mißfallen aus, wenn es beispielsweise fragt:
„Warum läßt der Verfasser des Bühnenstückes an dieser Stelle den Priester aus dem Spiel?"

Wieder den bereits zitierten antikatholischen Buchschreiber zum Thema bemühend, arbeitet „Erwachet!" weiter heraus, dass dieser im Gegensatz zu dem Bühnenstück-Autor auch herausgearbeitet habe:
„Solche Kaltblütigkeit, solche Gemütsruhe in einer so schrecklichen und ernsten Stunde konnte nur von jenen Jesuiten kommen, die über sechs Monate in ihrem Hause verkehrten und ihr eine Krone ewiger Herrlichkeit in Aussicht stellten, wenn sie helfen würde, den Abtrünnigen Lincoln zu töten."

Daher meint „Erwachet!" als eigene Meinung zum Thema:
„Frau Surratt war ein Werkzeug in den Händen der Priester, doch keineswegs ein unschuldiges Werkzeug."

Offenbar war das zu jener Zeit neu in den Spielplan aufgenommene Theaterstück, für „Erwachet!" der Anlass, diesem Thema nachzugehen. Und so lässt man denn im Chor mit anderen Kritikern, den Bericht mit einem Zerriss jenes Theaterstückes enden. Auch „Erwachet!" meint daher in seinem Artikel abschließend:
„Der Versuch, den Fall der Mary Surratt in Form eines Schauspiels wieder an die Öffentlichkeit zu bringen, war ein Fehlschlag. Das Zusammenwirken von Dummheit, Aberglaube und Perfidität, das sich nicht gut tarnen ließ, verhinderte, sie lebens- und wahrheitsgetreu darzustellen. Der Kritiker sagt: 'An verschiedenen Stellen werden die Rollen ohne Leben gespielt.' Wie kann es auch anders sein, da doch die Tatsachen verdreht worden sind? Im Leben dieser gedungenen Kreaturen, die in den Mordanschlag auf Lincoln verwickelt waren, hat nichts irgendwelche lebendige Anziehungskraft. Der Versuch, Mary Surratt reinzuwaschen hat bis jetzt fehlgeschlagen."
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Geschrieben von Drahbeck am 03. September 2007 06:31:43:

Als Antwort auf: Re: "Erwachet!" 22. 8. 1947 (Vor sechzig Jahren) geschrieben von Drahbeck am 23. August 2007 06:16:28:

"Diese Mitteilung ist keine Bitte um Geld, sondern dürfte alle, die Jehovas Königreich unterstützen möchten, daran erinnern, dass es gut ist, sich im voraus einzurichten, um am Werke teilzuhaben, und zwar indem man jede Woche einen bestimmten Betrag beiseite legt, je nachdem der Herr einem finanziell Gedeihen gibt. Es ist die Aufgabe der Watch Tower Bible & Tract Society, die Beträge auf die haushälterischste Weise zur Kundmachung des Namens und Königreiches Jehovas zu verwenden. Wenn die Gesellschaft im voraus darüber unterrichtet wird, wieviel die am Werke Interessierten während des Jahres voraussichtlich beitragen werden, so ist es ihr möglich, einen Plan für die Tätigkeit und die damit verbundenen Kosten festzulegen. Es wird darum angeregt, nach Empfang dieser Nummer des Wachtturms eine Postkarte oder einen Brief an die Gesellschaft zu schreiben und diese Mitteilung sogleich abzusenden, wobei man für sich selbst als Erinnerung an das versprochenen Betrag eine Abschrift behält. Man schreibe nichts anderes als folgenden Text:
Durch des Herrn Gnade hoffe ich in der Lage zu sein, für das Werk der Verkündigung des Königreiches Jehovas im kommenden Jahre den Betrag von RM ... beizusteuern. Ich werde in solchen Teilzahlungen und zu solchen Zeiten Beträge einsenden, wie es für mich gelegen sein wird und je nachdem der Herr mir Gedeihen schenkt (Unterschrift) ...
Sendet also diese Mitteilung an das Büro der Gesellschaft eures Landes."

Gelesen in der "Wachtturm"-Ausgabe vom 1. 9. 1947.
Das dieser Text psychologisch geschickt ausformuliert ist, kann man wohl nicht bestreiten. Bemerkenswert auch die verwandte Überrumpelungsstrategie. Sofort, soll der WTG-Hörige schreiben. Und damit er sich nicht sonderlich den Kopf zerbrechen muss, offeriert man ihm gleich eine "idiotensichere" Formulierung. Und auch der Hinweis, man möge eine Kopie jenes Versprechens behalten. Also immer das moralische Damoklesschwert: Ich habe ja versprochen.

Auch andere sind vom "Stamme nimm". Das ist unbestritten. Man sehe sich nur um. Stören tut eigentlich nur die eingangs verwandte heuchlerische Behauptung, "dies sei keine Bitte um Geld." Nein, eine "Bitte" ist es in der Tat schon nicht mehr. Da wird schon eine höhere Stufe erreicht, die der psychologischen Nötigung. Auch nicht zu übersehen, dass "der Herr", da mit ins Spiel gebracht wird. Wer möchte schon als WTG-Höriger "dem Herrn" mißfallen?!

Und das diese Strategie denn auch aufgegangen ist, davon kann man sich jederzeit überzeugen, sieht man sich die materiellen Besitztümer der WTG näher an. Auch so ein Beispiel. Da gab es örtliche e.V., sozusagen als "Königreichssaalbauvereine". Den zu "sagen" bei den Geschicken der Zeugen Jehovas haben sie ohnehin nichts. Auch da das gleiche Resultat. Die Kosten, den Aufwand durfte in der Tat der örtliche e.V. weitgehend tragen. Vermögensrechtlich indes, gehört der Königreichssaal der WTG. Vielfach auch dadurch dokumentiert, dass sie die Grundbucheintragung an sich gezogen hat.

Andere sind auch "vom Stamme nimm". Das wurde schon bemerkt. Indes wer da wohl mit am raffiniertesten agiert, davon zeugt auch das vorgenannte Zitat.
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Geschrieben von Drahbeck am 09. September 2007 03:19:56:

Als Antwort auf: Re: "Wachtturm" 1. 9. 1947 (Vor sechzig Jahren) geschrieben von Drahbeck am 03. September 2007 06:31:43:

Mit der reißerischen Überschrift Überschrift „Eine antiklerikale Welle überschwemmt Italien", macht der einleitende Hauptartikel in der „Erwachet!"-Ausgabe vom 8. 9. 1947 auf. Laut Untertitel will er „interessante Tatsachen, denen sie in den Spalten überwachter Zeitungen nicht begegnen", vermitteln. In der redaktionellen Einleitung wird dann noch betont, bei diesem Artikel handle es sich um quasi Exklusivmaterial, dass von den „Erwachet!"-Korrespondenten an Ort und Stelle zusammengestellt wurde.
Nun, da mag es denn angebracht sein, sich diese „interessanten Tatsachen" näher im Detail anzusehen. Sie mögen denn für sich sprechen. Ein weiterer Kommentar, außer dem was „Erwachet!" ausführte, erfolgt nicht:

Für das kriegsverwüstete Italien ist der Antiklerikalismus nichts Neues. Er trat dort schon zu andern Zeiten in Erscheinung, wie ein Blick auf die Geschichte des Landes es zeigt. Viele der beliebtesten Staatsmänner und Führer Italiens waren antiklerikal. Giordano Bruno zum Beispiel stellte sich kämpferisch einer Lehre der mächtigen Geistlichkeit entgegen und wurde wegen seines Mutes auf dem Scheiterhaufen verbrannt. Ein anderer, der der Unabhängigkeitsbewegung Auftrieb gab, die zur Errichtung jener liberalen Regierung führte, wie sie in Italien vor dem ersten Weltkrieg bestand, war Mazzini. Er hat viel über die lästige, entzweiende, ungesittete und sich unberufen in die Politik einmischende römisch-katholische Hierarchie geschrieben.

Ein weiterer war Guiseppe Garibaldi, in welchem das italienische Volk den Mann begrüßt, der Italiens Einheit schuf, wodurch das Land zu einer der größeren Mächte dieser Welt wurde. Bei seinen Bestrebungen, die durch Lokalkriege und Fehden ständig entzweiten Italiener zusammenzuschließen, stellte sich diesem Manne die katholische Kirche mit ihrer Geistlichkeit, durch ausländische Truppen an der Macht erhalten, in den Weg. Garibaldi schrieb einmal an seine Anhänger die folgende Ermutigung und Ermahnung:

"Niemand weiß, wie lang der Zeitraum sein wird, in welchem du, o Italien, dich zu dir selber findest. Doch weiß jedermann, daß die feierliche Stunde der Wiedergeburt nicht fern ist." (Worte Garibaldis, angeführt in der antiklerikalen Zeitung 'Il Mercante', 3. Januar 1947.)

Heute, wo italienische Städte in Trümmern liegen, das Land vom Krieg verwüstet ist, viele obdachlos sind und hungern und frieren, greifen weite Kreise der italienischen Bevölkerung die Losungen jener freiheitsliebenden Führer von einst wieder auf. Italien bedarf einer Wiedergeburt der Freiheit, die es unter dem Alpdruck des Faschismus verlor. Es darf nicht aus dem Regen der einen Diktatur in die Traufe einer anderen kommen.

Erinnerungen
Vielleicht fragt man nun: Wie kann denn die Gefahr bestehen, daß dies geschieht? Ist Italien nicht befreit und der Faschismus vernichtet? Die faschistische Partei als solche gibt es in Italien nicht mehr; doch wissen die freiheitsliebenden Menschen, daß die faschistischen Grundsätze weiterleben. Sie wissen, daß die einstigen Bundesgenossen des Faschismus noch dastehen und rührig sind. Sie erinnern sich, wie die römisch-katholische Kirche die Faschisten bei ihrem Aufkommen mit offenen Armen empfing. Sie erinnern sich an das Konkordat zwischen Papst und Faschismus vom Jahre 1929, sowie daran, daß damals

"die höchste Religionsautorität ihre Freude zum Ausdruck brachte, weil Gott Italien zurückgegeben worden sei und Italien Gott". ('Corriere della Sera', 13. Oktober 1944.) Sie erinnern sich daran, daß gerade als der Völkerbund zur Behandlung des faschistischen Angriffs auf das hilflose Abessinien zusammengetreten war, die Zeitung des Vatikans, 'Osservatore Romano', meldete, siebenundfünfzig Bischöfe und neunzehn Erzbischöfe Italiens haben Mussolini ein Glückwunschtelegramm folgenden Wortlauts gesandt:

"Das katholische Italien dankt Jesus Christus für die erneuerte Größe des Landes, das durch Mussolinis Politik stark gemacht wurde." (22. August 1935.) Sie erinnern sich an die Erklärung Kardinal Schusters von Mailand: "Die italienische Flagge bringt in diesem Augenblick im Triumph das Kreuz Christi nach Abessinien, um den Weg für die Sklavenbefreiung zu bahnen, was gleichzeitig auch unserer Missionspropaganda den Weg öffnet."

Das italienische Volk erinnert sich an den Segen der Hierarchie für Mussolinis Angriffskriege, an ihre Segnung der faschistischen Kriegswaffen, an ihren Segen für Italiens Teilnahme daran, dem Schlächter Franco in Spanien ein faschistisches Regime zu verschaffen. Das italienische Volk kann nicht vergessen, wie hohe katholische Würdenträger bei Angriffen, die von den Diktatoren der Achsenmächte unternommen wurden, regelmäßig ihren Segen erteilten.

Die Vatikanpolitik erzeugt Antiklerikalismus
Nachdem der Faschismus vernichtet und dem Volk Gelegenheit gegeben war, sich durch demokratische Abstimmung die Regenten selbst zu wählen, bildete man unverzüglich eine Partei mit der Bezeichnung Democrazia-Cristiana (Christliche Demokratie). Dieser Partei strömte die ganze alte Faschistengarde zu, soweit sie nicht von den Alliierten oder den Partisanen hingerichtet worden war. Die katholische Kirche nahm sofort für diese neue Partei Stellung. Es wurde eine ausgedehnte Wahlkampagne eingeleitet, bei der es um die Einsetzung einer provisorischen Regierung ging, und die Kirche mit ihrer Geistlichkeit stürzte sich voll Wonne in diese Aktion. Die Leute wurden von der Kanzel herab gedrängt, nicht nur selbst für die Kandidaten dieser Partei zu stimmen, sondern auch sonst mit aller Kraft dafür zu. sorgen, daß die Parteikandidaten gewählt würden.

Um bei der Abstimmung die Männer ihrer eigenen Wahl gewinnen zu lassen, leistete die Kirche — als weiteren Teil ihrer Wahlkampagne — auch materielle Unterstützung in Form von Brot, Mehl und Zucker, um mit diesen m Italien sehr raren und rationierten Artikeln Stimmen zu kaufen. Diese Art des Ringens um die Macht wird mit dem Ausdruck "geistliche Waffen", wie der Sozialistenführer ihn auf die politische Aktion jener mächtigen Religionsorganisation anwandte, wohl schwerlich richtig gekennzeichnet. Voll Entrüstung über dieses gesetzwidrige Mittel des Stimmfangs schrieb das antiklerikale Blatt 'Don Basliio', Ausgabe vom 10. November 1946, in einem Artikel mit der Überschrift "Ins Gefängnis mit allen Mehlschiebern":

"Wir ersuchen den Anwalt der Republik in aller Form, Strafverfahren einzuleiten gegen diese klerikalen Organisationen, die unter den Wählern Mehlpäckchen verteilen, um für die christlich-demokratische Partei Stimmen zu kaufen, sowie gegen jene, die in Übertretung der Rationierungsbestimmungen solches Mehl liefern … Das Mehl gehört jedermann, ist von jedermann bezahlt und für jedermann bestimmt, nicht nur für solche, die für den päpstlichen Großgrundbesitzer, Prinz Ruffo, stimmen! … Denke jeder daran: Wer direkt anläßlich der Wahl Mehl anbietet, tut es, um die Macht zu erraffen für jene VoIksbetrüger, die hernach eine Mehlverknappung herbeiführen werden."

Die antiklerikalen Zeitungen
Freiheitsliebende Menschen, darunter viele fromme und eifrige Katholiken, sind angewidert von diesem verzweifelten Bemühen der Kirche, die bevorzugte Machtstellung beizubehalten, die sie unter der zwanzigjährigen Tyrannei des Faschismus innehatte. Dieser Ekel drückt sich im Erscheinen und in der zunehmenden Beliebtheit der antiklerikalen Zeitungen aus, von denen es im September 1946 nur eine, im Dezember schon drei gab. Man könnte denken, sie seien kommunistisch, doch ist das nicht der Fall. Sie begünstigen keine politische Partei, sondern wünschen ein Italien, in welchem jeder frei sprechen, etwas veröffentlichen und anbeten kann, wie er es möchte, und sie wünschen in der Regierung nur Nichtkleriker, die von vatikanischen Einflüssen völlig frei sind. Sie haben nichts gegen Religion und gegen die Katholiken, sind aber entschieden dagegen, daß die Hierarchie ihre politische Tätigkeit mit Religion bemäntelt.

Diesem Entschluß getreu, erscheinen diese Wochenblätter jedesmal mit gründlich dokumentierten Artikeln über die Habsucht der Hierarchie und ihrer Priester, neben Karikaturen, die in satirischer Weise den gewaltigen Reichtum der Hierarchie an Kleinoden, Geld und Grundbesitz inmitten der hungernden, obdachlosen und verarmten Massen des italienischen Volkes vor Augen führen. Besonders bissig ist ihre Bloßstellung der Hierarchie als Helfershelfer der Faschisten und der Nazi. Zahlreiche abgedruckte Photos zeigen den jetzigen Papst in Positur neben Mussolini, oder hohe kirchliche Würdenträger in Gesellschaft führender Nazi und Faschisten. In einigen davon erheben sie die Hand zum Faschistengruß. Es kann der katholischen Kirche nicht gelingen, diese Bilder und die Erklärungen, die sie zur Zeit des Faschismus zu seinen Gunsten abgab, verleugnen zu wollen.

Ein Leitartikel in der antiklerikalen Zeitschrift Don Baslio, Ausgabe vom 22. Dezember 1946, gibt über die Ziele der antiklerikalen Bewegung wie folgt Auskunft:

"Unsere unglückliche Nation steht einer gewaltigen Verschwörung gegenüber. Bis zur Vollkommenheit organisiert sind all die Kräfte, die sich stets den Anstrengungen derer entgegenstellten, welche die grundlegenden Freiheiten erringen und der Gesellschaft die fortschrittlichste Form der Zivilisation geben möchten. An der Spitze dieser Manöver steht die Geistlichkeit. Ihre Verbündeten sind irgendwer, hierarchische und konservative Parteien. Die von De Gasperi geleitete Verschwörung zielt darauf ab, die einzige Stimme, unsere Stimme, zu ersticken, die laut geworden ist, um sich ihren diktatorischen Ränken zu widersetzen. Deshalb Ist die Stunde gekommen, alle Kräfte, die die Freiheit verteidigen möchten, zusammenzurufen … Fest vereint in diesem gerechten Kampf, laden wir alle, die an Italiens Freiheit glauben, dazu ein, sich um uns zu scharen für die Durchsetzung des folgenden Programms:
Aufkündigung des Konkordats, das ohne Befragung des italienischen Volkes mit Mussolini vereinbart wurde
Schaffung eines nichtklerikalen Staates. Freiheit der Meinung und der Meinungsäußerung.
Nichtklerikale Unterstützung der Schule und Familie. Der Unterricht sollte vom Staat erteilt, die Eheschließung vor Zivilbehörden vollzogen werden. Einführung der Ehescheidung.
Absolute Religionsfreiheit und Gleichstellung aller Konfessionen im staatlichen Leben."

Ein Redaktor des Don Basilio erklärte: "Neben der katholischen sollten auch andere Religionen das Recht auf Missionsarbeit in Italien haben, wenn sie das wünschen."

Die Hierarchie kämpft auf niedriger Stufe
Die aufgebrachte Hierarchie bekämpft diese Welle des Antiklerikalismus, indem sie so gut wie jeden, der irgendwie mit dieser Bewegung verbunden ist, exkommunizert. Hochgestellte Wortführer der Hierarchie schleudern ihre schmähenden Entgegnungen und Verleumdungen rücksichtslos gegen alle, die sich der antiklerikalen Bewegung anzuschließen wagen. Außer der Gründung eigener proklerikaler Konkurrenzzeitungen ist es vorgekommen, daß sich die katholische Kirche die Chikagoer "Zeitungskrieg"-Technik zu eigen machte, wie, Bündel antiklerikaler Zeitungen vom Zug hinunterzuwerfen und Zeitungsverkäufer, die diese Blätter anbieten, zu verprügeln. Über die in den antiklerikalen Blättern erhobenen Anschuldigungen schweigt sich die Hierarchie aus. Sie reagiert wie immer, nur durch Unterdrückung des Wortes und der Presse. Da ihr keine Wahrheit zur Verfügung steht, um sich gegen die Aufdeckung ihres verderbten Zustandes zu verteidigen, veranlaßte sie kürzlich von Staats wegen die Verhaftung des Herausgebers einer der antiklerikalen Zeitschriften, der einer "Herabwürdigung der Staatsreligion und ihrer Oberhäupter" angeklagt wurde. Im Prozeß sprach man diesen Herausgeber schuldig und verurteilte ihn zu zwei Jahren Gefängnis, auf Grund des faschistischen Strafgesetzbuches und des Konkordats zwischen Papst und Mussolini.

'Rabarbaro', eine Zeitschrift, die von der Geistlichkeit extra zur Bekämpfung der antiklerikalen Presse gegründet wurde, verteidigt den Umstand, daß das Verbot von 'Il Pollo' und die Verurteilung seines Herausgebers auf Grund des faschistischen Strafgesetzes erfolgte, in nachstehender Weise:

"Die Geistlichkeit beruft sich auf das faschistische Strafgesetz, auf den. Urteilsspruch des Richters. Gerade darin liegt Ihre moralische und bürgerliche Überlegenheit gegenüber ihren Kritikern, die stattdessen das Verbot der gegnerischen Presse und die Einsperrung ihrer Journalisten fordern." (5. Januar 1947.)
Dazu, daß die Hierarchie das faschistische Strafgesetz zur Unterdrückung von Rede- und Preßfreiheit ausnutzte, bemerkt die Mailänder Zeitung 'Il Mondo Libero' in ihrer Nummer vom 6. Januar 1947 ziemlich erregt:

"Die Heilige Inquisition tritt wieder in Tätigkeit: der Direktor des Wochenblattes Il Pollo ist zu zwei Jahren Gefängnis verurteilt worden. Wir erwarten, als nächste daranzukommen. Lohnte sich das Opfer, der deutschen SS. das Leben zu verleiden, nur um der SS. des Vatikans in die Hände zu fallen?"

Statt atheistisch zu sein, zeigt die hierarchiefeindliche Presse eine Bibelkenntnis, wie die katholische Kirche sie selten zu erkennen gibt. Dabei werden oft die Aussagen der Kirche und ihrer Priester, wie auch ihre Handlungen, den Worten und Taten Christi und der Apostel gegenübergestellt, woraus dann hervorgeht, wie sich die römisch-katholische Kirche und ihre Kleriker von der Nachfolge Christi abgewandt haben. …

Das Volk hat das Vertrauen zu seinen Führern verloren. Viele, die es vorziehen, einer bestimmten politischen Richtung zu folgen, verschrieben sich dem Kommunismus, mit der Hoffnung, in dieser politischen Partei ehrlichere Führer anzutreffen; die Aufrichtigeren hingegen sind immer noch wie gelähmt und suchen verstört die von den Kommunisten in Italien betriebene Kompromißpolitik zu durchschauen. Niemand kann abstreiten, daß die Kommunisten in Italien sehr stark sind. Nach zwanzigjähriger Bedrückung durch die faschistische Diktatur, mit der die Kirche zusammenarbeitete, wendet sich das Volk nun dem zu, was es für das Gegenteil dessen hält, was bisher war. Man weiß, daß die Kommunisten unter dem faschistischen Regime Verfolgungen erlitten. Man sieht den Kommunismus als das an, was anscheinend auf eine gleichmäßigere Verteilung des Reichtums hoffen läßt, und vor allem standen die Kommunisten stets in dem Ruf, antiklerikal zu sein. Wenn dies bedacht wird, hält es nicht schwer, den Umschwung zum Kommunismus zu verstehen.

Die italienischen Kommunisten haben jedoch nicht ein und dieselbe Einstellung einer Gottheit gegenüber. Man könnte sie in drei verschiedene Gruppen einteilen. Auf die eine Gruppe entfallen all jene, die jeden Glauben an Gott und an sein Dasein verloren haben. Eine zweite Klassierung würde die vielen Kommunisten umfassen, die immer noch an Gott und sein Wort glauben, aber gegen die Kirche sind, weil sie zu den Diktatoren hielt, wie auch wegen ihres jetzigen Verhaltens in der italienischen Politik. Die dritte Art sind jene, die glauben, daß die katholische Kirche von Gott als Mittel zur Errettung eingesetzt worden sei, aber überzeugt sind, daß sich die Kirche von Politik säubern und korrupte Priester ausmerzen sollte. Bei vielen Kommunisten zeigt es sich im Gespräch, daß sie nicht endgültig davon überzeugt sind, der Kommunismus werde ihre Schwierigkeiten beheben. Sie sind der Partei mehr oder weniger, deswegen beigetreten, weil im Augenblick nichts Besseres vorzuliegen schien. Immer noch halten sie Ausschau danach, ob in der Ferne etwas Besseres auftauche.

Ein antiklerikales Blatt bittet die kommunistische Partei, selbst zu beurteilen, ob die Geschehnisse der letzten Tage nicht die Befürchtung rechtfertigen, daß die Freiheiten gefährdet sind, unter Hinweis darauf, daß von siebzehn Abgeordneten zehn dafür stimmten, in die neue Verfassung den folgenden Artikel aufzunehmen: "Die Beziehungen zwischen Kirche und Staat sind durch den Lataranvertrag geregelt." Diesbezüglich führen wir
aus jener antiklerikalen Zeitschrift noch an:

"Wenn nun aber zehn von siebzehn Abgeordneten, also die Mehrheit, es für angängig halten, in die Verfassung jenen Pakt aufzunehmen, den Mussolini geschlossen hat, um seine Diktatur zu festigen, und den der Vatikan geschlossen hat, um seine Macht auf Italien auszudehnen und vom Kirchenstaat aus über den liberalen Staat hinwegzutrampeln, der 1870 gegründet wurde, wer kann dann die ernste, unmittelbare Gefahr bezweifeln, daß das Land auf lange Jahre hinaus der päpstlichen Gerichtsbarkeit ausgeliefert werden soll ? …
Opportunität! Hier gebt es um bedeutend mehr. Unsrer Ansicht nach ist diese Frage dringend und darf aus keinerlei Gründen aufgeschoben werden." — 'Il Marcante', 3. Januar 1947.
Bekanntlich wurde dieser Vatikan-Mussolini-Pakt mit kommunistischer Unterstützung hernach doch in die neue Verfassung aufgenommen.

Im Ganzen sehen wir, daß es in Italien einen kräftigen Antiklerikalismus gibt, der gleich einer Gezeitenwelle das Land überschwemmt und immer stärker wird. Es ist offensichtlich, daß die Antiklerikalen keine Atheisten sind, aber die Auffassung vertreten, die Kirche solle die Politik sein lassen und sich an ihre Pflicht halten, für die geistlichen Bedürfnisse des Volkes zu sorgen. Ihr Kampf verfolgt den Zweck, durch die antiklerikalen Zeitschriften die Kirche aus der Politik zu vertreiben, sie zu Reformen zu veranlassen, damit man hernach wieder zur Kirche zurückkehren und sie als wahrhaft christliche Einrichtung ansehen könne. In dieser Zielsetzung sind sie zu einem Fehlschlag verurteilt. Die römisch-katholische. Hierarchie hat durch ihre Früchte - politische Intrigen, Sittenlosigkeit, Verderbtheit, Habsucht, Inquisition und Kriegsbeteiligung — sich unabänderlich als zu dieser Welt gehörig gekennzeichnet, mit der Jesus nichts zu tun haben wollte …

Es scheint also klar zu sein, daß die mächtige Welle des Antiklerikalismus, die jetzt über die gepeinigte, schmale Halbinsel Italien hinwegflutet, die blutbefleckten Gewänder des Vatikans nicht reinwaschen und ihn nicht zu Christus bekehren wird. (Jeremia 2: 34) "Kann ein Mohr seine Haut wandeln, ein Pardel seine Flecken? dann könntet auch ihr Gutes tun, die ihr an Bösestun gewöhnt seid." (Jeremia 13:23) …
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Geschrieben von Drahbeck am 16. September 2007 07:01:48:

Als Antwort auf: Re: "Erwachet!" 8. 9. 1947 (Vor sechzig Jahren) geschrieben von Drahbeck am 09. September 2007 03:19:56:

"Diese Ausgießung des Geistes Gottes auf das 'Fleisch' aller seiner treuen, gesalbten Zeugen bedeutet nicht, dass solche, die jetzt als Jehovas Zeugen dienen, inspiriert sind. Es bedeutet auch nicht, dass die Artikel in dieser Zeitschrift betitelt 'Der Wachtturm', inspiriert und unfehlbar und fehlerlos sind. Es bedeutet nicht, dass der Präsident der Watch Tower Bible and Tract Society inspiriert und unfehlbar ist."

Gelesen im "Wachtturm" vom 15. 9. 1947
Flott formuliert kann man da wohl nur sagen. Allein die Botschaft hört man wohl - indes es fehlt der Glaube. Das wäre wohl ein weiterer Kommentar dazu. Organisationen, egal welcher Coleur, neigen immer dazu autokratische, bis hierarchische Strukturen zu entwickeln. Es wurde schon verwundern, sollte es bei der WTG anders sein. Im Wirtschaftsleben gibt es beispielsweise für Großbetriebe ein Betriebsverfassungsgesetz. Da ist auch ein gewisses Maß an Mitbestimmungsmöglichkeiten geregelt.

Was aber gibt es diesbezüglich bei der WTG? Nichts diesbezügliches gibt es dort. Dort regiert die blanke Diktatur von oben nach unten. Glatte Worte, wie auch in vorstehendem WT, können nicht darüber hinwegtäuschen!
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Geschrieben von Drahbeck am 23. September 2007 07:40:12:

Als Antwort auf: Re: "Wachtturm" 15. 9. 1947 (Vor sechzig Jahren) geschrieben von Drahbeck am 16. September 2007 07:01:48:

Zeitgenössischen Brennpunkten der Weltpolitik begegnet man ein mass in der Berichterstattung des "Erwachet!", so dass man sich teilweise schon fast fragen kann:
Was liest man da eigentlich? Die Zeitschrift einer Religionsgemeinschaft?
Oder ein Poltikmagazin etwa im Stile des "Spiegels"?!

Einen wesentlichen Unterschied gibt es allerdings. Bemühen sich Politikmagazine zwar auch offenkundige Missverhältnisse beim Namen zu benennen, so lassen sie es doch (meistens - nicht immer) nicht dabei bewenden. Ein verantwortungsbewusster Journalist müht sich schon darum, auch denkbare Alternativen mit in den Diskussions-Diskurs einzubringen.
Nun kann man "Erwachet!" nicht aus Prinzip unterstellen, vollkommen auf das aufzeigen von Alternativen zu verzichten. Was als Vorwurf sich hingegen weit besser eignet, ist die Feststellung: "Erwachet!" bietet nur eine 0.8.15 "Lösung" die in Wahrheit keine Lösung ist. De facto sind auch nach den "Erwachet"-Ausführungen keinerlei realistische Lösungsansätze in Sicht, indem alles auf eines hinausläuft.

Der "große Zampano" namens Gott soll es richten. Bis der indes aus seinem nie endenden "Mittagsschlaf" erwacht. Bis dahin haben sich die realen Probleme schon dadurch überholt, dass sie durch neue, zusätzliche Probleme, in den Status des "alten Eisens" versetzt wurden.

Nun hatte "Erwachet!" im Jahre 1947 schon diverse "heiße Eisen" angesprochen. Egal ob man jetzt China, Indien oder anderes mehr nennt. Auch die "Erwachet!"-Ausgabe vom 22. 9. 1947 spricht wieder ein weiteres solches heißes Eisen an, namens Palästina. Was die eigentliche dabei vorgenommene Faktenvermittlung anbelangt, gibt es eigentlich wenig zu kritisieren. Das könnte der Tendenz nach ebenso im "Spiegel" (Deutschland) oder "Times" (USA) oder vergleichbare Magazine stehen. Was zu kritisieren wäre, wurde bereits genannt. Der vorgebliche von den Zeugen offerierte "Ausweg", namens Gott.

Vielleicht muss man aber im Falle des Palästina-Artikels aber doch noch einen zusätzlichen Kritikpunkt nennen. Und der wäre, das totale Verschweigen dessen, dass es die Russell'sche WTG gewesen ist, die dereinst glühender Verfechter des Zionismus war. Zu einer Zeit, wo das auf sonstiger religiöser Seite, keineswegs gang und gäbe war. Rutherford dann hat, auch erst kurz vor Beginn der Naziherrschaft (böse Zungen meine gar, als Morgengabe an die), diese religiöse Zionismusbegünstigung gekippt und ist in den Chor der sonstigen religiösen Antisemiten mit eingestiegen. Klar zu differenzieren ist dabei allerdings zwischen Rassenantisemitismus, den die Nazis vertraten (und der den Zeugen Jehovas zu allen Zeiten fremd war und ist). Und eben religiösen Antisemitismus, der in der Tat eine lange Geschichte bis zur Gegenwart hat, wovon übrigens auch der fragliche "Erwachet!"-Artikel kündet.

Gekürzt um jene Passagen ("Gott soll es richten") sei dieser Artikel mal etwas näher vorgestellt. Das die Problematik die er behandelt, noch heute akut ist, weiß ja fast jedes Schulkind. Und es wurde schon gesagt. Soweit es um die eigentliche Faktenbeschreibung geht, könnten die dortigen Ausführungen fast ebenso auch im "Spiegel" und ähnlichen Magazinen gestanden haben.

Nun aber zu den angekündigten Artikel-Auszügen:
Die Wiederherstellung des Friedens in Palästina ist nicht mehr nur eine jüdische, arabische oder britische Angelegenheit, sondern beschäftigt die ganze Welt. Noch bevor das Palästina-Problem Gegenstand der Beratungen der Organisation der Vereinigten Nationen wurde, hatte es sich selbst vor das Forum der Öffentlichkeit gedrängt und zu den heftigsten Diskussionen seit der Beendigung der europäischen Feindseligkeiten Anlaß gegeben. Woche für Woche brachten die Zeitungen lange Artikel, die der Besprechung dieser Frage von verschiedenen Gesichtspunkten aus gewidmet waren.
Alltäglich wurde eine bewegte Propaganda mit Berichten über Totschlägereien, Entführungen, Prügeleien, Hinrichtungen und Bombenanschlägen in diesem unheiligen Lande durchsetzt.

Jahrhundertelang befand sich Palästina unter türkischer Herrschaft, bis es der Völkerbund nach dem ersten Weltkriege zu einem britischen Mandatsgebiet erklärte. Von dieser Zeit an haben die Unruhen in diesem Lande ständig zugenommen. Die britische Herrschaft liegt in den Händen eines Hohen Kommissars, der mit jüdischen und arabischen Vertretern über innere Angelegenheiten zu verhandeln hat. Im Jahre 1929 anerkannte der Völkerbund die Jewish Agency als Vertreterin der jüdischen Interessen. Dieser aus 90 Mitgliedern bestehende Exekutivausschuß wurde von dem Weltbund der Zionisten als dessen Nebenstelle gewählt, während der 43 Mitglieder umfassende Vaad Leumi oder Nationalrat von den in Palästina ansäßigen Juden gebildet wurde. Außer diesen beiden "offiziellen" Instanzen gibt es noch andere, die mit lauter Stimme den Juden gegenüber dem Hohen Kommissar mit "Rat" zur Seite stehen: die jüdische Widerstandsbewegung, genannt Hagana, und die zwei extremen Parteien, Irgun Zvai Leumi und der Sterntrupp.

Die Araber waren viele Jahre lang durch den Großmufti von Jerusalem Haj Amin el Hussein, vertreten, doch seit einiger Zeit ist der Hohe Arabische Ausschuß das Sprachrohr der Araber. Haj Amins Anhänger sind unterirdisch tätig und als die Arabische Najada bekannt.

Als die Engländer das Mandat über Palästina übernahmen, gab es dort auf jeden Juden sieben oder acht Araber. Die seitdem unter der Leitung der Zionistenorganisation erfolgte Einwanderung erhöhte die Zahl der Juden auf ein Drittel der Gesamtbevölkerung. Die Araber gerieten darüber in Aufregung; blutige Aufstände brachen immer wieder aus, die Tausenden von Juden und Arabern das Leben kosteten. Als die "Polizeigewalt" befanden sich die Engländer inmitten dieses Kampfes.
Die Jewish Agency forderte ein Mitspracherecht nicht nur in Sozial-, Erziehungs- und Wirtschaftsangelegenheiten, sondern auch in der Frage der jüdischen Einwanderung. Die Araber dagegen übten einen immer stärkeren Druck aus und zwangen die Engländer, die Einwanderung einzuschränken.

Im Jahre 1939 setzten die Engländer eine fünfjährige Einwanderungsquote von 75.000 Juden fest und versprachen dem Lande die Selbstverwaltung innerhalb zehn Jahren. Durch den Ausbruch des Krieges erlitt die Selbstverwaltung einen Aufschub, nicht aber die Frage der Einwanderung. Am l. April 1944 sah sich die englische Regierung veranlaßt, in dieser Angelegenheit ein Weißbuch herauszugeben. Mit dem Einstellen der Feindseligkeiten im Jahre 1945 entbrannte der Streit wegen der Einwanderung von neuem, und seitdem mußte die britische Diplomatie ihre ganze Kunst in die Waagschale werfen, um nicht das ganze Land gleich einem großen Pulverfaß auffliegen zu lassen.

Die Ausrottung von Millionen Juden in Europa durch Hitlers Horden und die Nachkriegspogrome in katholischen Ländern wie Polen gossen Öl in Palästinas Feuer. Vom Mitgefühl getrieben, trat Präsident Truman am 31. August 1945 für die Zulassung von weiteren 100.000 Juden zur Einwanderung nach Palästina ein. Doch anstatt dieses Problem der Lösung näherzubringen, entfachte Trumans Appell das Feuer noch mehr.

Der Widerstand schwoll von neuem an. Eine nach Palästina entsandte anglo-amerikanische Studienkommission berichtete im Frühjahr 1946, daß nicht allein 100.000 Juden die Einwanderung erlaubt, sondern außerdem das Land in ein jüdisches und arabisches Gebiet aufgeteilt werden sollte. Großbritannien weigerte sich, die Einwanderungsbeschränkung aufzuheben, solange die Vereinigten Staaten keine militärische Hilfe gewähren, was diese wiederum ablehnten. Inzwischen nahmen die Gewaltakte der jüdischen Untergrundbewegung zu.

Am 22. Juli 1946 sprengten Irgun-Extremisten das König-David-Hotel in Jerusalem, das Hauptquartier der englischen Armee, in die Luft. Die Opfer dieses Anschlages waren 79 Tote und 29 Vermißte. Zwanzigtausend britische Soldaten griffen darauf Tel Aviv an und erbeuteten Waffendepots, die in den großen Synagogen versteckt waren. Am 11. August begannen die Engländer gegen alle jene vorzugehen, die über die monatliche Quote von 1.500 hinaus "illegal" nach Palästina gekommen waren. 'Flammenwerfer und Tränengas wurden in Haifa gegen jene angewandt, die sich einer Überführung nach Cypern widersetzten.

Als am 9. September eine englisch-jüdisch-arabische Konferenz in London einberufen wurde, um die Schwierigkeiten in Palästina zu lösen, boykottierten sowohl die Juden als auch die Araber die Beratungen, weil ihre Bedingungen nicht erfüllt wurden. Während der ersten Woche lieferten die Terrorakte in Palästina den Zeitungen größere Schlagzeilen als die Londoner Konferenz. In der zweiten Woche herrschte an der Konferenz eine Atmosphäre großer Niedergeschlagenheit. In der dritten Woche geriet man in eine Sackgasse, und schließlich mußten die Beratungen am 2. Oktober, zuerst bis zum 16. Dezember und dann um einen weiteren Monat, vertagt werden. Auch die im Dezember 1946 nach Basel einberufene Versammlung des Weltzionistenkongresses brachte sehr wenig zustande.

Als im Januar dieses Jahres die englisch-jüdisch-arabische Konferenz in London wieder zusammentrat, um die Bildung zweier halbautonomer Staaten in Palästina zu besprechen, kamen die Terrorakte wieder zum Ausbruch. Diesmal bestand jedoch im britischen Kabinett Uneinigkeit über die weiter zu unternehmenden Schritte. Ein jüdischer Jüngling, der eine Bank in Jaffa beraubt hatte, erhielt 18 Peitschenhiebe und wurde zu 18 Jahren Gefängnis verurteilt. Als Vergeltung wurden drei englische Soldaten und ein Major entführt, denen ebenfalls 18 Peitschenhiebe verabfolgt wurden. Die aufgebrachte englische Öffentlichkeit verlangte, daß England entweder gegen die Juden und Araber streng vorgehen oder sich aus Palästina zurückziehen und das Mandat an die UNO zurückgeben sollte. Weitere Gewaltakte folgten.

Gegen Ende Januar schien die englische Zurückhaltung ihre Grenzen erreicht zu haben. Der Hohe Kommissar von Palästina ordnete an, die Bahn zum Handeln freizumachen. Zweitausend englische Familien erhielten Anweisung, das Land zu verlassen. Im englischen Unterhaus kam es zu einer erregten Debatte, in der Churchill das durch die britische Politik in Palästina verursachte Blutvergießen, den Haß, die Unruhen und die Ausgaben "bedauerte". Eine große Spannung trat ein. Was wird Großbritannien tun? Wird es etwa das Standrecht verhängen? Am 18. Februar wurde schließlich im Unterhaus bekanntgegeben, daß, nachdem alle Möglichkeiten und alle diplomatischen Mittel erschöpft wurden, ohne daß es gelungen wäre, in Palästina den Frieden herzustellen, der Beschluß gefaßt worden sei, die ganze Angelegenheit der UNO zur Entscheidung vorzulegen. Am 25. Februar erklärte Bevin, dieser Beschluß sei erforderlich gewesen, da Trumans Forderung, 100.000 Juden die Einwanderung zu genehmigen, eine freundschaftliche Lösung dieses Problems zum Scheitern gebracht habe, gerade als Großbritannien nahe dabei war, mit den Zionisten zu einer Einigung zu kommen.

In bezug auf das Palästina-Problem gibt es drei verschiedene Gesichtspunkte. Die englischen Vorschläge werden von den Juden und Arabern abgelehnt. Die jüdischen Auffassungen werden von den Arabern und Engländern nicht anerkannt. Die arabischen Ansprüche werden von den Engländern und Juden verworfen. Man drehte sich so lange im Kreise herum, bis der ganze Fall den "Friedensstiftern" der UNO in die Hände gelegt wurde.

Wie alle anderen Nationen dieser alten Welt hat Großbritannien vor allem seine eigenen selbstsüchtigen Interessen im Auge. Mit diesem Maßstab mißt es alle hinsichtlich Palästina gemachten Vorschläge. Die politische und wirtschaftliche Stellung des britischen Imperiums ist nicht stärker als die seines schwächsten Gliedes. Um daher im Fernen Osten seine Machtposition aufrecht zu erhalten, muß es seine starken militärischen Stützpunkte im Mittleren Osten für Operationen zu Lande, zu Wasser und in der Luft seiner ganzen "Lebensader" entlang beibehalten. Großbritannien will sich sichern, daß der Ölstrom aus dem Irak weiterhin die englischen Schiffe erreicht, anstatt in das öldurstige Rußland gepumpt zu werden. Als die beste Sicherung betrachtet es eine feste militärische Position im Mittleren Osten.

Großbritannien ist nicht mehr imstande, seine Kolonialpolitik im Sinne von "teilen und herrschen" fortzusetzen, und daher macht es viele Kompromisse und Zugeständnisse, indem es so viel wie möglich festzuhalten sucht und so wenig wie möglich zu geben bereit ist. Es ist bereit, einen Bund zu schaffen, bestehend aus einem jüdischen und arabischen Staat, oder Palästina zu einem Dominion gleich Kanada oder Australien zu machen. In beiden Fällen jedoch wünscht es, seine strategischen Stützpunkte beizubehalten, um die beherrschende Macht in diesem Teil der Welt zu bleiben.

Da Großbritanniens Armee von 100.000 Mann nicht genügt, um seinen Entscheidungen Nachdruck zu verleihen, befolgt es eine Politik der doppelten Versöhnung. In seinem Vorgehen gegen die jüdischen Terroristen, die Aufruhr und Gewalttat hervorrufen, ist es einerseits zurückhaltend in der Hinrichtung der Missetäter, und anderseits ist es bemüht, den Arabern keinen Anstoß zu geben.

Die jüdische Einwanderung ist der wunde Punkt, und in dieser Beziehung sucht England die Araber zu besänftigen und versöhnlich zu stimmen, indem es die Einwanderung auf ein Minimum beschränkt. Mit anderen Worten: Großbritannien sagt den Juden, wie entgegenkommend es ihnen gegenüber war, indem es die jüdische Bevölkerung Palästinas von 80.000 Personen im Jahre 1922 bis zur jetzigen Zahl von 600.000 ansteigen ließ. Wenn es verfehlt alle Bestimmungen des Mandats zu erfüllen, so sei dies auf die in diesem Lande bestehenden Verhältnisse zurückzuführen, auf die es keinen Einfluß habe. Wenn es in der Frage der Einwanderung sein Verhältnis zu den Juden einer Spannung aussetzt, so geschieht es wiederum, um die Freundschaft der 400.000.000 Mohammedaner nicht zu verlieren, und sie davon zurückzuhalten, in die russische Einflusssphäre zu kommen.

Die Araber vertreten in der Palästinafrage einen Großbritanniens Auffassung entgegengesetzten Standpunkt, und es muß gesagt werden, daß sie beharrlich auf ihren Forderungen bestehen. Die Araber sagen, daß sie nicht gegen eine demokratische Regierungsform in Palästina seien, im Gegenteil, auch ihre Ziele und Bestrebungen seien darauf gerichtet, daß Palästina ein demokratisches Regime erhalte. Da sie jedoch die Mehrheit bilden, sollte Palästina ein arabischer Staat gleich Ägypten, Saud-Arabien, Jemen, Transjordanien, Syrien und dem Irak werden. Für eine solche Lösung treten auch die 33.000.000 Araber in diesen Ländern ein.

Sollte sich dieser arabische Wunschtraum erfüllen, dann müßte die jüdische Einwanderung vollständig eingestellt werden. Vor achtundzwanzig Jahren war das Verhältnis der Araber zu den Juden 8 zu l; jetzt ist es nur noch 2 zu l. Aus diesem Grunde haben sich die Araber sowohl der Einwanderung von 100.000 Juden als auch der Monatsquote von 1500 Einwanderern widersetzt. Sie betrachten die Judeneinwanderung als einen Keil, der in das Herz der Araberwelt getrieben wird. Sie verlangen auch den Abzug der Briten aus Palästina. Sie behaupten, die Juden seien die Unruhestifter im Lande, und wenn die Engländer nicht imstande seien, die Unruhen beizulegen, dann sollen sie das den Arabern überlassen.

Die Araber machen geltend, daß Palästina denen gehöre, die dort geboren sind. Sie berufen sich dabei auf Abraham Lincoln. Während sie die einheimischen Juden nicht bekämpfen, deren Geburtsland Palästina ist, betrachten sie die ohne ihre Zustimmung erfolgte Einwanderung als eine "Invasion"; es sei daher ihre "patriotische" Pflicht gegen diese Ausländer zu kämpfen. Das Mandat gebe Großbritannien kein gesetzliches oder moralisches Recht, das Land den Arabern wegzunehmen, ebensogut wie England kein Recht habe, europäischen Juden Land in Kalifornien zu geben.

Es gibt noch eine gewichtigere Ursache als das "gesetzliche" Argument, welche die Araber veranlaßt, für "ihr Palästina" zu kämpfen, und dies ist ihre religiöse Überzeugung. Für die Araber ist Palästina ein heiliges Land. Laut Scheik Dia-eI-Din Khatib sagt der Koran: "Es ist für die Mohammedaner undenkbar, um dieses Land, dessen Heiligkeit zu wahren ihnen befohlen wurde, zu feilschen oder es preiszugeben." Der Führer der Arabischen Hohen Kommission sagt daher, daß die Araber bis zum letzten Blutstropfen kämpfen werden, um die Inbesitznahme des Landes durch die Juden zu verhindern.

Wenn die Juden geltend machen, daß sie auf Palästina ein Anrecht haben, weil ihre Vorväter es vor dreitausend Jahren besaßen, so erwidern die Araber, daß ihre Vor-Vorväter im Besitze dieses Landes waren, lange bevor die Juden aus Ägypten auszogen und unter Josuas Führung in Palästina eindrangen. Das ist die unbeugsame und unerbittliche Einstellung der Araber, und es scheint, daß nichts imstande sein wird, sie zu einer Änderung ihrer Gesinnung zu bewegen.

Gegen diese vereinte Macht der britischen und arabischen Einstellung kämpft die jüdische Minderheit um ihre Rechte, um ihr Leben und um eine "Heimat". Auf ihrer Suche nach einem Hafen der Ruhe befanden sich die Juden nahezu 1900 Jahre auf der Wanderschaft gehetzt, verfolgt und von Land zu Land getrieben

In jüngster Zeit kamen die Juden zu der Einsicht, Palästina sei ihre einzige Hoffnung in dieser finsteren Welt. Großbritanniens Weigerung, den Juden Palästina zu geben und sie dann vor den Arabern in Schutz zu nehmen, wird als eine offene Kampfansage betrachtet und dient dazu, die Herzen und Hoffnungen der Juden zu brechen und zu zerreißen. Wie kann erwartet werden, daß die Juden der Teilung Palästinas zustimmen werden, wenn der ihnen günstigenfalls zufallende Teil kleiner wäre als die Hälfte der Schweiz und dieses dürre Gebiet nur für die bereits dort ansäßige jüdische Bevölkerung ausreichen würde? Oder wie können die Juden einer demokratischen Regierung zustimmen, wenn sie nur die Minderheit in Palästina bilden? Die Juden lehnen auch jede Form von britischer Herrschaft ab, die weder von den Arabern noch von den Juden ausgeübt würde.

Um die jüdische Einstellung in der Palästina-Frage zu verstehen, muß man das Wesen des Zionismus begreifen. Auf Grund des Buches Theodor Herzls 'Der Judenstaat' wurde im Jahre 1897 der Zionismus ins Leben gerufen, dessen Ziel es war, "für das jüdische Volk eine durch internationale Gesetze geschützte Heimat in Palästina zu schaffen".
Zur Zeit gibt es angeblich 2.500.000 Anhänger dieser Bewegung.

Ein am 2. November 1917 an Lord Rothschild gerichtetes Schreiben allgemein als Balfour-Deklaration bekannt, besagt unter anderem:
"Die Regierung seiner Majestät verfolgt mit Wohlwollen die Schaffung einer jüdischen nationalen Heimstätte in Palästina." Obwohl diese Deklaration nach außen hin für den Zionismus von Wichtigkeit ist, ist sie doch nicht dessen eigentliche Triebkraft. Die geistige Grundlage des Zionismus ist der Glaube vieler, daß die Juden Gottes "auserwähltes Volk" seien und daß sich daher die biblischen Verheißungen nur auf sie bezögen. Viele glauben in der Tat, Gottes Verheißung an Abraham bedeute, daß sie im Mittleren Osten ein Land zum Besitztum erwerben werden. ...

Im Lichte dieser Tatsachen ist es offensichtlich, daß die einen religiösen. Eifer zur Schau tragende religiöse Bewegung in Wirklichkeit politische Ziele und Bestrebungen verfolgt. Diese religiös-politische Organisation gilt allgemein als eine humanitäre Bewegung, deren Ziel es sei, "Millionen Männer, Frauen und Kinder vor der Massenausrottung", vor Bedrückung und Verfolgung und vor dem Antisemitismus zu bewahren. Wollten die 180.000 entwurzelten Zionistenjuden Europas nach Palästina auswandern, nur um der Erinnerung an die Krematorien und Kindermörder zu entgehen, dann hätten sie bereitwillig die ihnen von der Dominikanischen Republik und von Australien angebotene Gastfreundschaft und Heimstätte angenommen.

Nicht alle Juden sind Anhänger des Zionismus. Es gibt viele, die die Kampfmethoden der Palästina-Fanatiker nicht billigen, die aber trotzdem der Ansicht sind, daß eine jüdische Heimstätte als Schutz vor dem Antisemitismus geschaffen werden sollte. Noch andere Juden glauben, daß die Idee der jüdischen Heimstätte überhaupt falsch ist. Sie meinen, die Juden sollten in den Ländern bleiben, in denen sie geboren sind. Ist angesichts solcher Meinungsverschiedenheiten jemand imstande, die richtige Lösung des Palästina-Problems zu weisen?

Der Antisemitismus stammt nicht von den Arabern, sondern ist eine Schöpfung des westlichen Katholizismus. Den uneingeweihten Menschen, die nur von der Audienz des Großrabbiners von Jerusalem beim Papst und von der vom Papst bekundeten Anteilnahme für die verfolgten Juden gelesen haben, mag dies seltsam erscheinen. Entgegen der augenscheinlich wohlwollenden Einstellung des jetzigen Papstes berichtet die Geschichte von den früheren "unfehlbaren" Päpsten wie Innozenz III., Innozenz IV., Gregor IX., Eugen IV., Paul IV. und Pius V. sowie von dem wichtigen Vierten Lateran-Konzil des Jahres 1215 und dem Basler-Konzil, daß alle diese antisemitische Erlasse herausgegeben haben, auf denen der Antisemitismus Hitlers, Mussolinis, Francos, Tisos und Petains, die alle Katholiken waren oder sind, basierte.

Kann es möglich sein, daß die Politik des Papsttums gegenüber den Juden sich in den letzten Jahren geändert hat und daß der Vatikan an Stelle einer offenen Verfolgung eine verborgene, unheilvolle Jesuitenpolitik betreibt, die darauf abzielt, in den kommenden Jahren in der ganzen Welt den Antisemitismus in Szene zu setzen? ...
(Einfügung. Letzteres ist doch wohl eine ziemlich gewagte These).

Inzwischen setzt die Untergrundbewegung die Bombenanschläge und das Blutvergießen fort, ungeachtet der Tatsache, daß die monatliche Einwanderungsquote von 1500 erhöht wurde. Auch die Propaganda überflutet weiter die Öffentlichkeit; alle beteiligten Parteien treffen, große Vorbereitungen für den Endkampf. ...

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Geschrieben von Drahbeck am 02. Oktober 2007 07:32:50:

Als Antwort auf: Re: "Erwachet!" 22. 9. 1947 (Vor sechzig Jahren) geschrieben von Drahbeck am 23. September 2007 07:40:12:

Im Jahre 1918 wurden in den WTG-Annalen 130 Bibelforscher in Australien registriert. 1928 dann 305 und schließlich 1938 gar 1.720.
Nun soll mal der Abstand von zehn Jahren unterbrochen werden und als nächstes die Zahl für 1943 betrachtet werden. Da waren es schon 4.328. Dann aber erwischte, auch in Australien, die Zeugen Jehovas ein staatliches Verbot. Und ihre Zahl sank zum Verbotsende auf 2713 im Jahre 1946 (laut "Wachtturm" vom 1. 10. 1947).
Wie auch in anderen Ländern brachten die fünfziger Jahre wieder einen Aufschwung. 1950 waren es 4.502.
1960 dann 12.746.

Als nächstes sei die Zahl für 1966 genannt. Da waren es 16.588.
Die Zahl für 1966 interessiert besonders deshalb, weil es für jenes Jahr eine Vergleichszahl gibt. In dem aus adventistischen Kreisen stammenden Buch von E. B. Price "Gottes Kanal der Wahrheit - ist es der Wachtturm?" werden die dortigen Adventisten für jenes Jahr mit 30.144 beziffert. Dies ist besonders unter dem Gesichtspunkt registrierenswert, als in etlichen anderen Industrieländern, wie zum Beispiel: USA, Kanada, Österreich, Belgien, Dänemark, Finnland, Frankreich, Deutschland, Großbritannien, Griechenland, Italien, Norwegen, Portugal, Schweden, Schweiz, die Zeugen Jehovas die Siebenten-Tags-Adventisten numerisch überflügelt haben. Lediglich Australien machte da beim Stand von 1966 eine einsame Ausnahme.

Auch dieser Vergleich ist noch unvollständig. Trotzdem gibt es im Weltmaßstab, nach wie vor, mehr Siebenten-Tags-Adventisten als Zeugen Jehovas. Hier macht sich wohl bemerkbar, dass die entwickelte soziale Komponente der STA und auch deren Privatschulwesen, besonders in der Dritten Welt, entsprechende Resultate zeitigt.

Für das Jahr 2003 wird eine Durchschnittsverkündigerzahl von 60.510 ZJ in Australien registriert. Dies entspricht einem Verhältnis von 1 zu 321 zur übrigen Bevölkerung. Ein Wert, der bei den größeren Ländern, wohl den "besseren" zuzuordnen ist. Denn im Vergleich. In Deutschland beträgt das gleiche Verhältnis zur selben Zeit
1 zu 497.
USA 1 zu 278.
Schweiz 1 zu 403.
Österreich 1 zu 397
Polen 1 zu 302.

Australien nimmt in der Geschichte der Zeugen Jehovas auch in anderer Beziehung einen Sonderstatus ein. In gewisser, weitläufiger Beziehung, kann man es mit der Schweiz vergleichen. Die Schweiz machte bekanntlich durch ihre Wehrdiensterklärung in der Zeugen Jehovas Zeitschrift „Trost", mitten im zweiten Weltkrieg, von sich reden. Als der zweite Weltkrieg vorüber, hatte dort „der Mohr seine Schuldigkeit" getan, und durfte in Form einer Resolution, „Buße in Sack und Asche" tun, dass man einstmals getönt hatte, „Hunderte Glaubensfreunde" würden doch Wehrdienst tun. So ähnlich - wenn auch nicht auf der Wehrdienstebene - lagen die Dinge auch in Australien.

Anlässlich einer Inspektion von WTG-Präsident N. H. Knorr mit Anhang, in Australien, brachte der „Wachtturm" diese Dinge einmal zur Sprache. In der Schweizer Ausgabe des „Wachtturms" vom 1. 9. 1947 liest man dazu unter anderem:

„Allen Geschwistern in Australien wie auch allen Lesern des Jahrbuches der Gesellschaft war es klar, daß etwas nicht stimmte, und ganz offenbar ruhte des Herrn Gunst und Gnade nicht so ungehemmt auf den australischen Geschwistern wie auf denen in anderen Ländern. Es ging denn auch nicht lange, und die Antwort schien dem Präsidenten der Gesellschaft völlig klar zu sein. Nachdem er mit vielen Brüdern geredet hatte, wurden Dinge erwähnt, die zeigten, daß in vergangenen Jahren die Königreichsverkündiger viel Mühe und Kraft eher dem Geschäftemachen als dem Predigen des Evangeliums gewidmet hatten. Es handelte sich dabei nicht um die weltliche Tagesarbeit von Geschwistern, die ihr Leben verdienen, sondern darum, daß sich das Zweigbüro der Gesellschaft mit verschiedenen Industriezweigen befaßte und Verkündiger aus allen Teilen des Landes herbeirief, besonders Pioniere, damit sie in diesen Industrien statt im Predigtdienst des Evangeliums arbeiteten. Ein großer Fehler war begangen worden; und es schien, daß während einer Reihe von Jahren diese Tätigkeit bis zu dem Punkte zunahm, daß das geschäftliche Moment, gefördert durch das Zweigbüro, als wichtiger erschien, denn die Pflicht, ein Verkündiger des Reiches Gottes zu sein.

Wenn wir die Geschichte der Sachlage etwas betrachten, so erweist sich die Veranlassung dazu als ganz harmlos. Die Gesellschaft erwarb oder baute verschiedene Radiostationen, deren Zweck es ursprünglich war, die Botschaft vom Königreiche auszusenden … Nach und nach begannen diese Stationen kommerzielle Programme zu übernehmen, und es scheint, da die für diese Sender Verantwortlichen die Gelegenheit sahen, Gewinn zu machen, und glaubten, daß durch kommerzielle Programme Geld verdient werden könnte, das der Gesellschaft zur Verbreitung des Evangeliums vom Königreich in andern Ländern dienlich wäre. Diese fixe Idee drang schließlich in dem Maße durch, daß Brüder sechzehn Stunden täglich auf den Radiostationen arbeiteten, wobei im Tag kaum eine Stunde lang die Wahrheit durch sie verkündigt wurde, da die übrige Zeit dem Aussenden kommerzieller Nachrichten in bezug auf Sportereignisse, Tanzmusik, Dramas und weitere Dinge dieser Welt gewidmet war. Geschwister, die man vom Felddienste hereinrief, um diese Stationen zu bedienen, wurden hineingestürzt in die Welt der Dancings, der Bankette, der Pferderennen, - all dies in Verbindung mit mancherlei geschäftlichen Programmen, und es gab für sie so viel mit den Dingen dieser Welt zu tun, daß sie wenig oder fast gar keine Zeit mehr zum Predigen des Evangeliums fanden. Man erfuhr, daß kurz bevor diese Stationen von der australischen Regierung verboten wurden, einige davon überhaupt nichts mehr von der Wahrheit aussandten, nicht einmal mehr den Morgentext aus dem Jahrbuch. Die ganze Zeit wurde darauf verwendet, Geld zu machen, angeblich zur Unterstützung des Königreichswerkes. …

wie es in vielen Teilen der Welt geschah, verbot die Regierung des Britischen Staatenbundes in Australien das Werk des Herrn kurz nachdem der Krieg ausgebrochen war; und da sie befürchtete, daß etwas Wahrheit über diese Stationen ausgesandt werden könnte, ließ sie deren Tätigkeit einstellen. Wenn im allgemeinen die Geschwister, die ihre Arbeit auf diesen Radiostationen verloren, nun den Pionierdienst aufgenommen hätten oder neben ihren eigenen Lebensberufen auch nur gute Gruppenverkündiger geworden wären, so wäre vielleicht wenig Schaden entstanden. Statt dessen aber wurden unter der Leitung derer, die sich im Zweigbüro befanden, andere Geschäftsbetriebe eröffnet, und die Geschwister wurden ersucht, in Sägereien und Bäckereien, auf zahlreichen Farmen und Schweinezüchtereien, in Druckereien, Maschinenwerkstätten und Heereskantinen usw. zu arbeiten, und durch all dies gelangten die Geschwister direkt in weltliche Unternehmen hinein, ja durch viele dieser Betriebe unterstützten sie tatsächlich die Kriegsbestrebungen. Hunderte von Geschwistern wurden aus dem Felddienst in diese verschiedenen Betriebe hineingebracht, alles unter dem Vorwande, Geld zu verdienen, damit das Evangelium vom Königreiche gepredigt werden könne. Dabei aber wurden solche, die zum Predigen fähig und geeignet waren, anderswie beschäftigt, indem man sie bat, in solchen Unternehmungen zu arbeiten. Manche der Geschwister lehnten es ab, sich mit solcher Arbeit zu befassen, weil sie erkannten, wie verkehrt es war; und weil sie es mit ihrem Gewissen nicht vereinbaren konnten und daher traten sie beiseite. Andere, die für die Arbeit hereingerufen worden waren, bekamen soviel zu tun mit dem Drucken von Dingen, die zu dieser Welt gehören, mit der Arbeit in Maschinenwerkstätten, wo Kriegswerkzeuge hergestellt wurden, oder mit der Bedienung von Soldaten in Kantinen, daß sie bald ihre Wertschätzung für die Wahrheit verloren und im „Meer" untergingen, da sie schließlich direkt in die Welt zurücktrieben und nicht mehr nach den guten Dingen des Herrn und seinem Vollzeitdienst für das Evangelium Verlangen trugen.
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Geschrieben von Drahbeck am 09. Oktober 2007 09:08:52:

Als Antwort auf: Re: "Wachtturm" 1. 10. 1947 (Vor sechzig Jahren) geschrieben von Drahbeck am 02. Oktober 2007 07:32:50:

"Abrechnung". Das ist wohl die einzigst zutreffende Vokabel, wenn man die "Erwachet!"-Ausgabe vom 8. 10. 1947 liest. Das Naziregime lag zwar am Boden. Aber die Abrechnung mit seinen vermeintlichen oder tatsächlichen Verbündeten stand jetzt an. Ach ja, da gab es die Religionsgemeinschaft der Zeugen Jehovas. Die glaubte im besonderen Anlass zu haben, eine "Abrechnung" veranstalten zu können, waren sie doch vom Naziregime auch, äußerst hart angefasst worden. Worüber man sich zeitgenössisch allerdings keine Rechenschaft ablegte, dass war die Rutherford'sche Obrigkeitslehre von 1929. Sie, die in der Konsequenz dazu beitrug, Konfliktstoff zusätzlich zu verschärfen.

Der Konfliktstoff wäre auch bei einer anders akzentuierten Obrigkeitslehre vorhanden gewesen. Ohne Frage. Ob es jedoch in diesem Falle auch dazu gekommen wäre, die zwei Flugblattaktionen der Zeugen Jehovas von 1936 und 1937 in Hitlerdeutschland durchzuführen, mag man vielleicht bezweifeln. Rund 25.000 wollten die Zeugen Jehovas vorgeblich in Hitlerdeutschland Anfang 1933 erreicht haben. Höchstwahrscheinlich setzt jene Zahl sich auch aus den Stammlesern ihrer Zeitschrift "Das Goldene Zeitalter" zusammen. Denn, wie es jetzt ernst wurde, da konnte der zeitweilige deutsche Untergrundchef der Zeugen Jehovas, Fritz Winkler, nur noch von rund 6.000 Aktiven in seinen Notizen berichten. Die "25.000" sind also erst mal schon beachtlich zusammengeschrumpft. Ob die Gestapo ein eigenes Sonderreferat, nur mit den Zeugen Jehovas befasst, auch dann gebildet hätte, gäbe es die beiden Flugblattaktionen nicht, mag man gleichfalls bezweifeln.

Aber es ist offensichtlich, die Zeugen Jehovas haben den Fehdehandschuh in Hitlerdeutschland aufgenommen, und mit aller ihnen zur Verfügung stehenden Kraft, zurückgeworfen. Sie ernteten dafür auch die Früchte ihrer Provokation. Selbst der den Zeugen Jehovas wohlgesonnene Detlef Garbe bescheinigt ihnen:

"Wie entrückt die Bibelforschervereinigung von den politischen Realitäten war, zeigt ihre Deutung des Nationalsozialismus. In einer im September 1936 als Flugblatt verbreiteten 'Resolution' wurde von der Hitlerregierung behauptet, sie stünde unter dem Einfluß der 'Jesuiten der römisch-katholischen Hierarchie'. Unter dieser Prämisse steigerten sich die Verirrungen vollends. So hatten nach Rutherfords Überzeugung 'die Jesuiten' nicht nur den Nationalsozialismus an die Macht gebracht, sondern zu diesem Zweck auch den Kommunismus gefördert, damit dieser als 'Schreckgespenst' Hitler die Massen zutreiben könnte."

Sich selbst als "von Gott eingesetzte Obrigkeit" wähnend, schlug die Zeugenführung auch andernorts wild um sich. Das Hitlerregime konnte man nicht mehr direkt haftbar machen. Aber seine vermeintlichen Bündnispartner, schon. So verkündete man "unerschrocken" beispielsweise auch dem kanadischen Volk:

"Die katholische Hierarchie war es, die 1929 mit Mussolini einen Pakt einging; die katholische Hierarchie war es, die 1933 ein Konkordat mit Hitler abschloß; die katholische Hierarchie war es, die den blutbefleckten Franco unterstützte; die katholische Hierarchie war es schließlich auch, die erst kurz nach Pearl Harbor die diplomatischen Beziehungen mit Japan aufnahm. In den Reihen der römisch-katholischen Hierarchie befanden sich Kriegsverbrecher, wie Tiso und Stepanac, die den Tod von unzähligen Tausenden persönlich auf dem Gewissen haben. …"

Eine solche Verkündigung, nach 1945, der genannten "Erwachet!"-Ausgabe entnommen, kann man wohl nicht anders als Kampfansage bewerten - durchaus vergleichbar den ZJ-Resolutionen der Jahre 1936/37 in Hitlerdeutschland. "Diplomatisch" waren diese WTG-Formulierungen sicherlich nicht. Nur, auch wenn es die WTG liebend gerne anders gesehen hätte. Auch nach 1945, existierte der Katholizismus als Machtposition ungebrochen weiter. Es ist nichts neues, dass unterschiedliche Systeme sich nicht gerade sonderlich freundlich bewerten. Jedoch wird eine verantwortungsbewusste Staatsführung immer darauf achten, im Verkehr mit der Umwelt, und bei den eigenen Verlautbarungen, immer möglichst diplomatisches Geschick an den Tag zu legen. Hier aber wurde wieder einmal mit dem "Holzhammer" agitiert. Man braucht sich über das entsprechende Echo eigentlich nicht zu verwundern. Es sollte sich besonders in Kanada zeigen, dieweil dort wesentliche Regierungsfunktionen katholisch dominiert waren. Auch dort wurde der Fehdehandschuh aufgenommen.

Auch dort erntete die WTG den Sturm, den sie maßgeblich selbst gesät. Sich in der Rolle der verfolgten Unschuld zu wähnen, verkennt wieder einmal, Ursache und Wirkung.
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Geschrieben von Drahbeck am 16. Oktober 2007 07:35:39:

Als Antwort auf: Re: "Erwachet!" 8. 10. 1947 (Vor sechzig Jahren) geschrieben von Drahbeck am 09. Oktober 2007 09:08:52:

In der Schweizer Ausgabe des „Wachtturms" vom 15. 10. 1947 wird als Reklame auf die Zeitschrift „Erwachet!", als Nachfolgezeitschrift des „Trost" hingewiesen.
Kann man den Titel „Trost" auch so deuten. Sie haben es nötig. Ihre Endzeitnaherwartungen haben sich wieder einmal nicht erfüllt, deshalb brauchen sie „Trost".
So fällt bei „Erwachet!" hingegen der aggressive Impetus ins Auge. Genannter WT schreibt über „Erwachet!"
:

„Diese Zeitschrift wurde anläßlich des theokratischen Kongresses fröhlicher Nationen der Zeugen Jehovas im August 1946 eingeführt. … Sie stillt das Bedürfnis nach einer furchtlosen Nachrichtenvermittlung, und dies nicht etwa, weil wir in das Atomzeitalter eingetreten sind, sondern weil die Welt am Vorabend des universellen Krieges, der in der Schrift 'Harmagedon' genannt wird, in tiefem Schlafe liegt und solche, die ein Leben in Sicherheit lieben, aufgeweckt werden müssen, damit sie die Botschaft der Stunde und die zu entscheidenden dringenden Fragen im wahren Lichte erkennen. 'Erwachet!' soll ihnen helfen, die rechte Entscheidung zu treffen … Die Leitartikel, worin keine Kompromisse mit dem Handelsgeiste, der Politik und der Religion gemacht werden, legen die Tatsachen ohne Umschweife dar, und überdies ohne Furcht, die einfache Wahrheit zu sagen …"
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Geschrieben von Drahbeck am 23. Oktober 2007 06:16:31:

Als Antwort auf: Re: "Wachtturm" 15. 10. 1947 (Vor sechzig Jahren) geschrieben von Drahbeck am 16. Oktober 2007 07:35:39:

Im 1948er Jahrbuch der Zeugen Jehovas wurde auch darauf eingegangen, dass im kommunistisch beherrschten Jugoslawien, schon 1947 die ersten Todesurteile gegen dortige Zeugen Jehovas ausgesprochen wurden. Auch die "Erwachet!"-Ausgabe vom 22. 10. 1947 geht darauf ein. Wieder in der sattsam bekannten Art von der "verfolgten Unschuld vom Lande, die nicht wisse warum und weshalb".

Prompt setzte man denn auch alle erreichbaren Hebel in Bewegung, einschließlich dessen, die jugoslawischen Regierung mit Protestbriefen zu bombardieren. Erreicht werden konnte immerhin, dass die Todesstrafen in langjährige Gefängnisstrafen umgewandelt wurden. Gleichwohl, "zufrieden" war man mit diesem Resultat sicherlich nicht. Und so verabsäumt man es denn auch nicht hinzuzufügen, dass Jugoslawien selbst Nazikolloborateure milder bestraft hat, als die Zeugen Jehovas.

Vor Selbstmitleid triefend zitiert "Erwachet!":
"Der Botschafter in Washington erwiderte, dass die verurteilten Christen nicht wegen ihrer Überzeugung oder wegen ihres Glaubens verfolgt wurden, sondern weil ihre Berichte an das Brooklyner Hauptbüro bewiesen, dass sie durch ihre Diensttätigkeit in Jugoslawien Spionage betrieben."

An anderer Stelle liest man im gleichen Bericht:
"Sie (die Angeklagten) wurden beschuldigt, falsche Berichte über die Verhältnisse in Jugoslawien ins Ausland gesandt, gegen die Interessen des Staates tätig gewesen zu sein und auf das Kommen des 'Königreiches Jehovas' geharrt zu haben".

Kommentierend merkt "Erwachet!" noch mit an:
"Die Regierung wünscht, dass der Staat als heilig, als unantastbar gelte, und dass über seine Mängel kein Wort verlaute. "
Dies scheint mir ein Kernsatz zu sein, der verdeutlicht, weshalb es auch in Jugoslawien zum Konflikt kam. Die Zeugen Jehovas-Führung sitzt in den USA. Sie allein bestimmt, was ihre Satrapen in anderen Ländern tun und lassen dürfen. Aus der Interessenlage der USA bestand und besteht durchaus ein Interesse daran, unzensierte Nachrichten (so im seinerzeitigen "Erwachet!"-Impressum lesbar) aus allen anderen Ländern der Welt einzusammeln.

Heutzutage machen dass die USA mittels ihrer Comupterschnüffeltechnologie. Nach 1945 gab es die noch nicht in dem Umfang. Da war manuelles Nachrichtensammeln vor Ort, noch angesagt. Gerade "Erwachet!" erwies sich als solch ein Nachrichtensammelobjekt. Nur ein Bruchteil dessen wurde davon in den Spalten von "Erwachet!" auch abgedruckt. Der Umfang der eingesandten Meldungen und Berichte, die in den USA als Endredaktion, gesichtet und ausgewertet wurden, war weitaus größer. Auch im DDR-Verbotsprozess kam es mit zur Sprache, dass die führenden WTG-Funktionäre zur Einsendung solcher unzensierten Berichte angehalten wurden. Politisch instabile Regime lieben es nicht sonderlich, wenn da hinter ihrem Rücken eine solch rege Nachrichtentätigkeit entfaltet wird. Je instabiler sie sind, um so nervöser reagieren sie, wird ihnen dieser Fakt im Detail bekannt. So war es auch im Falle Jugoslawien.

"Spionage" ist ein dehnbarer Begriff. "Spionage" setzt sich keineswegs "nur" aus toten Briefkästen und ähnlichem zusammen, wie das "Lieschen Müller" vielleicht wähnen mag.
Ein hoher Arbeitsanteil der staatlichen Spionagedienste besteht nach wie vor, in der systematischen Auswertung öffentlich zugänglicher Quellen. In der heutigen Computerspionage der USA, werden abgefangene eMails und Telefonate, beispielsweise Computermäßig nach bestimmten "Keywörtern" systematisch durchforstet, um die Spreu vom Weizen zu trennen. Auch bei der klassischen Auswertung öffentlich zugänglicher Quellen, bringt erst der Gesamtüberblick, die operativ interessanten Einzelheiten.

Der einzelne WTG-Funktionär, der da unzensierte Meldungen weiter gab, mag sich in seinem Selbstverständnis nicht als Spion gesehen haben. Unbestritten. Entscheidend ist bei einem Spinnennetz nicht das Netz, sondern die Spinne die in ihrem Mittelpunkt sitzt und alles relevante an sich zieht.

Im klassischen Sinne haben die Zeugen Jehovas in den Ostblockstaaten, wohl keine a k t i v e Spionage betrieben. Passive hingegen sehr wohl. Auch die nervöse zeitgenössische Jugoslawische Regierung sah das so, und reagierte entsprechend. Das Gejammer, man habe damit doch nur eine "Form von Gottesdienst" betrieben, verkennt bewusst, unter Zündung nicht weniger Nebelkerzen, die tatsächliche Sachlage.
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Geschrieben von Drahbeck am 02. November 2007 07:37:42:

Als Antwort auf: Re: "Erwachet!" 22. 10. 1947 (Vor sechzig Jahren) geschrieben von Drahbeck am 23. Oktober 2007 06:16:31:

Über den Tod eines nicht sonderlich in Erscheinung getreten WTG-Funktionärs berichtet die Schweizer Ausgabe des "Wachtturms" vom 1. 11. 1947 noch. Danach verstarb am 25. 9. 1947 Charles A Wise im Alter von 84 Jahren. Wise, schon im Jahre 1890 bei den Bibelforschern getauft, nahm ab 1919 die Funktion des WTG-Vizepräsidenten wahr, die er bis 1941 innehatte. Aus dem Windschatten Rutherford's indes ist er in all den Jahren nie sonderlich herausgetreten. Aus heutiger Sicht wirkt es skurril zu registrieren, wie der Antisemit Jonak v. Freyenwald sich bemühte, auch besagten Wise in die "jüdische Ecke" zu stecken. Zitat bei Jonak:
"Wegen seines vaterlandsfeindlichen Verhaltens wurde er (Rutherford) 1918 von einem amerikanischen Gericht zu einer Gefängnisstrafe verurteilt. Ob er jüdischer Abstammung ist, ist nicht festgestellt, doch ist wie bei Russell auch seine Denkungsweise und Zielrichtung eine ausgesprochene projüdische. Vizepräsident der Wachtturm-Gesellschaft ist laut Jahrbuch 1935 C. A. Wise, ein Name, den mehrere Rabbiner in Amerika, z. B. Isaac Mayer Wise oder Stephen S. Wise, führen, so daß seine Volkszugehörigkeit nicht zweifelhaft ist. Auch der Schriftführer und Schatzmeister W. E. Van Amburgh führt einen Namen, der eine Anglisierung des deutsch-jüdischen Namens Hamburger sein dürfte.".

Man mag sich über solch, wie eben zitierte „Argumentation" heutzutage lustig machen. Und das vielleicht sogar mit Recht. Allerdings, befinden sich etliche Verschwörungstheorie-Gläubige der Gegenwart, was ihr „Niveau" anbelangt, auf gleichem (niedrigem) Level. Und Verschwörungstheorie-Gläubige, gel Herr de Ruiter, gel Herr Fragesteller, der sie in Karlsruhe von Raymond Franz das bestätigt haben wollten (aber nicht bekamen), soll man als Gläubige wohl auch im ZJ-Umfeld vorfinden können.

Die Philippinen, ein Inselstaat aus 7.100 Inseln unterschiedlicher Größe. Davon 462 größer als eine Quadrtatmeile und über rund 78 Millionen Einwohner verfügend. Über jenen Staat zitierte schon Russell in seinen "Schriftstudien", aus einer Zeitschrift namens "Missionary Review" dass kaum ein protestantischer christlicher Missionar dort bisher seinen Fuß dorthin gesetzt hätte. Demgegenüber steht die lexikalische Angabe, dass Katholiken und Protestanten zusammen, auf 94 Prozent der Bevölkerung numerisch eingeschätzt werden. Insofern muss man Russell's Angabe mit einem Fragezeichen versehen.

Immerhin wollte Russell selbst dort missionarisch tätig sein. Und so kann man denn schon 1912 öffentliche Veranstaltungen mit Russell als Redner, in Manila, der Hauptstadt der Philippinen registrieren. Eingeführt für seinen Vortrag wurde Russell, wie die WTG schreibt: "von keinem Geringeren als General J. Franklin Bell, dem Oberkommandierenden der 20.000 damals auf den Philippinen stationierten amerikanischen Soldaten" . Offenbar wurde das durch einen anderen amerikanischen General, der früher selbst auch auf den Philippinen stationiert war, dem General W. P. Hall, und der nun zu Russells Reisebegleitung gehörte, eingefädelt. In einem Jahrbuchbericht kann man einem Foto begegnen, dass Russell mit Hall an seiner Seite, in einer Kutsche in Manila zeigt.


Bis etwa 1939 erweiterte sich die Zahl der WTG-Verkündiger dort auf 159.
Im zweiten Weltkrieg wurden die Philippinen von den Japanern besetzt. Der letzte Verkündigerbericht der WTG vor der japanischen Besetzung spricht von 373 Verkündigern. Für den dortigen WTG-Zweigdiener (mit USA Pass versehen) hatte die japanische Besetzung die Internierung zur Folge. Erst nach Ende des zweiten Weltkrieges konnte das WTG-Werk in größerem Umfange wieder aufgenommen werden. Forciert auch durch eine Stippvisite, die WTG-Präsident N. H. Knorr im Jahre 1947 in dieses Land führte, worüber der "Wachtturm" vom 1. 11. 1947 berichtet.

Diesem Bericht zufolge, gab es dort schon wieder zu diesem Zeitpunkt rund 2.700 WTG-Verkündiger. Diese Zahl sollte sich in den nachfolgenden Jahren weiter steigern. Erschwerend war damals, dass WTG-Publikationen, außer in Englisch, nur noch in zwei weiteren dortigen Dialektsprachen zugänglich waren. Letzteren Punkt betreffend, hat die WTG dann massiv aufgerüstet, und so die Grundlage zur weiteren Expansion gelegt.

Die spätere 1975-These sollte dann allerdings, namentlich auch auf den Philippinen, zu einem zeitweiligem Einbruch in der Verkündigerzahl führen. Nach Penton sank ihre Zahl dort von 76.662 im Jahre 1975 auf 58.418 im Jahre 1979.
Immerhin der gegenwärtige dortige Verkündigerbestand beträgt rund 148.000, was einem Verhältnis von 1 zu 575 zur übrigen Bevölkerung entspricht. (Im Jahre 2001 war man dort schon mal bei einem Verhältnis von 1 zu 549 angelangt.) Jetzt hat man wieder, was die Verhältniszahl anbelangt, den Stand von 1990 inne.

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Geschrieben von Drahbeck am 09. November 2007 03:22:46:

Als Antwort auf: Re: "Wachtturm" 1. 11. 1947 (Vor sechzig Jahren) geschrieben von Drahbeck am 02. November 2007 07:53:51:

Dem Faktor religiös verbrämter Hetze begegnet man auch in der „Erwachet!"-Ausgabe vom 8. 11. 1947. Nun wurde schon andernorts festgestellt, dass es offenbar ein Grundbedürfnis auch der Zeugen Jehovas (nebst einigen anderen Sekten) ist, zu prophezeien. Oder anders formuliert, den Kaffeesatz, den andere dem Müll zuführen, unter dem Mikroskop in seine Einzelteile zu zerlegen. Scheinbar muss das dabei verwendete Mikroskop aber eine gewaltige Macke haben. Jedenfalls scheint die darin eingebaute „Linse" wohl auch aus irgendeinem Müllhaufen herausgefischt worden zu sein. Müll der Müll beurteilt. Das Ergebnis ist dementsprechend.

Das ficht die Kaffeesatzleser sowenig an, wie es einem im Geschäft florierenden Astrologen anficht. Würden sie zugeben, dass sie nur Mist zu verkaufen haben, ständen sie vor dem Faktum, alternativ eben dann nichts zu verkaufen zu haben. Und da nicht sein kann was den eigenen Interessen schadet, wird fröhlich weiter spekuliert. Der eine bemüht den Kaffeesatz, der andere die Sterne, und der dritte Orakelhafte Bibelsprüche. Gäbe es die nicht schon, hätte man wohl auch keine Skrupel sie neu zu erfinden. Die eigene Fantasie ist dann eben „Heilige Geist Erleuchtung". Skrupel hatten Menschen, wenn es um die Grundlagen ihres Geschäftes geht, wohl noch nie. Entscheidend ist lediglich, ob sich das Produkt auch verkaufen lässt. Da es um die Bildung auf diesem Planeten immer noch nicht allzu gut bestellt ist, finden sich immer noch ausreichend Unterbelichtete. Man muss es nur geschickt genug verstehen, sie bei ihren egoistischen Interessen anzusprechen.

Zur Ehrenrettung der religiösen Menschen sei gesagt. Das trifft nicht nur für sie zu. Das kann man auch bei den sogenannt Unreligiösen nachweisen. Man sehe sich doch mal an, wie das Geschäft mit Lotterien und Gewinnspielen floriert; und man weis, die vermeintlich Unreligiösen sind wohl kaum einen Deut besser.

Nun aber zu der „religiösen Lotterie" Made in Zeugen Jehovas. Das was „Erwachet!" da in seiner genannten Ausgabe mitteilt ist sicherlich nichts neues. Es würde andernorts auch schon gesagt. Hier findet mann es nur noch mal in nochmaliger Zusammenfassung. Berücksichtigt man den Disput, der sich besonders an dem Umstand einer zeitweiligen Mitgliedschaft der WTG in einer Unterorganisation der UN entzündet hatte, ist der diesbezügliche „Erwachet!"-Text nicht uninteressant. Letztere Zeitschrift meint zu wissen:

„Britannien und Amerika, die gerühmten Bollwerke der Demokratie, bilden die siebente Weltmacht. Diese begann als kleines Horn, das 286 n. Chr. aufschoß, als der römische General Carausius Britannien vorübergehend zu einem unabhängigen Staate machte. In den ersten vier Jahrhunderten nach Christus gehörte der Südteil der Britischen Insel dem Römischen Weltreich an, wurde aber dann aufgegeben. Vom sechzehnten Jahrhundert an erlebte es einen blendenden Aufstieg zur Macht, bis es, zusammen mit den Vereinigten Staaten von Amerika, die siebente Weltmacht wurde, in deren Herrschaftsbereich die Sonne nie untergehen soll. Diese siebente Weltmacht ist nicht nur stark auf kommerziellem und politischem Gebiet, sondern auch äußerst religiös. Seine Bischöfe haben Anspruch auf einen Sitz im Parlament und werden als geistliche Herren des Reiches bezeichnet. In den Vereinigten Staaten werden die Sitzungsperioden des Kongresses durch das Gebet eines Geistlichen eröffnet; ferner werden dort zur Unterstützung mancher Religionen die Schüler auf Staatskosten zu ihren Sektenschulen befördert, und der Präsident der Nation hat einen persönlichen Vertreter im Vatikan.

Während seiner Verbannung auf Patmos wurde der Apostel Johannes, gegen Ende des ersten Jahrhunderts unserer Zeitrechnung, von Jehova inspiriert, über die damals vergangenen fünf Weltmächte, die damals bestehende sechste und die zukünftige siebente zu sprechen. Dann ließ er Johannes über eine achte Regierungsgewalt weissagen, einen internationalen Staatenzusammenschluß des zwanzigsten Jahrhunderts, verglichen mit einem 'Tier', welches war und nicht ist und da sein wird'. (Offenbarung 17:8) Dieses international herrschende „Tier" trat nach dem ersten Weltkrieg als Völkerbund auf. Während des zweiten Weltkrieges 'war es nicht'. Aber es 'ist da' nach dem zweiten Weltkrieg, als auferstandene Liga, die sich diesmal Vereinigte Nationen nennt. Hat nun Jehova, da er das Aufkommen dieser Einrichtung vorhersagte, auch ihr Verschwinden vorhergesagt? Jawohl; es wird gezeigt, daß sie, im Kampf um die Weltherrschaft, gegen Christi Königreich kämpft und überwunden wird. Das ist das Ende der vergänglichen Parade menschlicher Regierungen. An Stelle davon tritt das ewige Reich Gottes, mit Christus als König, wie es von Jehova vorhergesagt wurde, ehe menschliche Regierungen ihren Anfang nahmen, und das von der biblischen Chronologie und Prophetie und von den wahrnehmbaren Tatsachen nun als herbeigekommen erwiesen wird. Überzeugenden Beweis für alles in diesem Abschnitt Gesagte findet man in dem Buch „Das Königreich ist herbeigekommen", Kapitel 19 und 21, das vor kurzem im Watch Tower-Verlag erschienen ist. Laßt die menschlichen Regierungen nur von der Weltbühne abtreten; setzt euer Vertrauen und eure Hoffnung auf das bleibende Königreich, das verbürgt ist von dem Gott, der alles weiß, was mit Regierungsfragen zu tun hat, nämlich Jehova."
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Geschrieben von Drahbeck am 16. November 2007 06:35:36:

Als Antwort auf: Re: "Erwachet!" 8. 11. 1947 (Vor sechzig Jahren) geschrieben von Drahbeck am 09. November 2007 03:22:46:

Rund 95 % der Bevölkerung des 65 Millionen Einwohner umfassenden Staates Thailand, in Südostasien sind nominell der buddhistischen Religion zugehörig. "Ein weiterer bemerkenswerter Zug ist, dass Thailänderinnen, anders als die Frauen anderer ostasiatischer Länder, eine aktive Rolle in der Geschäftswelt, in akademischen Berufen und in der Kunst spielen" , weiß ein Lexika zu berichten. Zwar war Tailand die Zeit unmittelbar nach 1945 eine Monarchie; zwar ist es wirtschaftlich nicht unbedingt auf "Rosen gebettet" was auch die Angabe des gleichen Lexikons deutlich macht:
"Seit Mitte 1997 befindet sich Tailand in einer schweren Wirtschaftskrise". Auch ging der zweite Weltkrieg mit seinen verheerenden Auswirkungen keineswegs spurlos an Tailand vorüber.

Diesem Land nun, stattete eine Art anderer "Monarch", namens N. H. Knorr kurz nach Ende des zweiten Weltkrieges auch einen Besuch ab. Ziel der Knorr'schen Visite war klar. Die Möglichkeiten der weiteren religiösen Kolonisation auch in diesem Lande zu sondieren. Knorr, dessen Religion bekanntlich den Status der Frau auf die drei K. reduziert:
"Kinder, Küche, Kirche". Genaugenommen auch nicht korrekt. In der Knorr'schen Lesart müsste Kirche an erster Stelle stehen, danach vielleicht die Kinder, und die Küche auf Platz drei.

Genanntes Lexikon weiß auch zu berichten:
"Thailand hat eine einzigartige Stellung in Südostasien, da das Land nie kolonisiert wurde."
Das nun, wollte Mister Knorr, zumindest auf dem Gebiet der Religion, noch verändert wissen.
Kolonisator Knorr musste sich allerdings mit einigen Misshelligkeiten in Bangkok der Hauptstadt Thailands herumschlagen. Im "Wachtturm" vom 15. 11. 1947 lässt er den Leser an seinem dort nicht endenden Leid Anteil nehmen. Und das sogar in einer recht plastischen Beschreibung seines Leides. Etwa wenn er schreibt:

"Heute in einem Hotel in Bangkok zu wohnen, ist nicht genau dasselbe wie in einem amerikanischen Hotel zu leben. … Zum Beispiel gab es auf dem zweiten Stock des Hotels, wo wir wohnten, kein fließendes Wasser; denn während des Krieges waren die städtischen Wasserwerke bombardiert und seither nur teilweise repariert worden. Jedes Badezimmer ist jetzt mit einem Tontrog versehen, der 135 Liter Wasser faßt. Jungens tragen das Wasser die Treppe hinauf und füllen die Tröge täglich. Ein kleines Metallbecken gehört mit zur Badeausrüstung. Mit dem Becken kann der Badende Wasser über sich gießen, darf dann Seife verwenden, sofern er solche mitgebracht hat, und kann sodann das Becken wieder zur Hand nehmen und Wasser aus dem Trog schöpfen, um sich zu übergießen. Während er sich so 'badet', hört er beständig das Summen der Moskitos, die sich gerne am Rande der Wassertröge aufhalten. Selbst wenn jemand ein Zimmer in einem modernen Hotel gemietet hat, scheinen die Moskitos den Großteil desselben für sich zu beanspruchen. Was uns betrifft, blieben sie unsere engen Gefährten.

In der Nacht mußten wir eine unfreundliche Haltung gegen sie einnehmen, indem wir uns vor ihnen abschlossen und uns innerhalb eines Netzes begaben, das über dem Bett hing und unter den Matratzen eingeschlagen war. Sie ließen sich aber nicht beleidigen und gingen etwa weg. Geduldig warteten sie auf den Morgen und bezogen strategische Stellung in Aermeln und Schuhen. Morgen um Morgen, wenn wir uns anzogen, mußten wir zuerst die Moskitos aus Schuhen und Kleidern vertreiben, sonst wären sie tagsüber unsere Busenfreunde geblieben. Leute, die seit vielen Jahren in Siam wohnen, sagten uns zwar, dass die Moskitos, selbst solche in den Hotels, ganz harmlos seien!"

Die Fortsetzung seiner Südostasien-Visite führte Knorr als nächstes nach Rangun der Hauptstadt Birmas. Wie es für ihn Usus, war auch ein öffentlicher Vortrag angesagt. Der aber lief Gefahr zu einem Hindernislauf auszuarten und es hätte nicht viel gefehlt, und er hätte nicht stattgefunden. Alle seine Überredungskünste einsetzend, konnte er dann aber doch noch durchgeführt werden, unter etwas erschwerten Bedingungen. Das liest sich im WT so:

"Nebenbei soll erwähnt werden, dass Rangun eine feuchtwarme Stadt ist, und selbst morgens um 10 Uhr braucht man nicht viel Bewegung, um schwitzen zu können. Bruder Knorr besaß keine Tropenkleider, und so war er beim Halten des öffentlichen Vortrages bald von Kopf bis Fuß in Schweiß gebadet. Eine Ventilation auf dem Podium gab es nicht. Die Türen waren geschlossen, um die Tageshitze fernzuhalten. Besonders dem Redner setzte die Hitze sehr zu, und er fand es als etwas ganz Neuartiges und Interessantes, eine Ansprache zu halten, bei der einem das Wasser den Rücken hinab- und in die Schuhe hineinläuft, so dass man bis zum Ende der Ansprache nasse Füße bekommt! …"

Haben sich die Knorr'schen Leiden gelohnt? In dem vorliegenden Jahrbuch 1948 der ZJ tauchen weder Thailand noch Birma als Berichtsland auf. Im Jahrbuch-Bericht über das Jahr 1960 wird dann eine Durchschnitts-Verkündigerzahl von 345 in Thailand genannt. Birma wird im gleichen Jahr mit einer Durchschnitts-Verkündigerzahl von 168 ausgewiesen. Diese Zahl stieg bis zum Jahre 2006 auf 2.363 in Thailand, was einem Verhältnis von einem Zeugen Jehovas auf 25.767 übrige Einwohner entspricht.

Das inzwischen in Myanmar umbenannte frühere Burma weist 2006 eine Durchschnittsverkündigerzahl von 3.108 aus; gleich einem Verhältnis von 1 zu 16.119 zur übrigen Bevölkerung. Dafür also musste Kolonisator Knorr seinen buchstäblichem Schweiß hinterlassen. Wirklich zu bedauern, dieser Mann!

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Geschrieben von Drahbeck am 23. November 2007 03:41:02:

Als Antwort auf: Re: "Wachtturm" 15. 11. 1947 (Vor sechzig Jahren) geschrieben von Drahbeck am 16. November 2007 06:35:36:

Stalingrad. Eine der entscheidendsten Schlachten des zweiten Weltkrieges. Hitlers Armee dort eingekesselt, und von ihrem Oberbefehlshaber dazu vergattert keinen Flucht-Ausbruchsversuch zu unternehmen, erlitt letztendlich eine so große Niederlage, dass selbst die Nazis sie propagandistisch nicht kaschieren konnten. Wieder einmal schlug die Stunde des Nazidemagogen Goebbels, der wenige Tage nach der Kapitulation der deutschen Stalingrad-Armee, am 18. 2. 1943 eine seiner berüchtigten Sportpalastreden schwang, in der er den totalen Krieg beschwor. An die Adresse des übrigen von den Nazis bereits okkupierten Europas verkündete er, dass nunmehr die "Glacehandschuhe" ausgezogen würden, bei der weiteren Ausbeutung Europas zur Schaffung von Kriegsressourcen.

Trotz des totalen Krieges der Nazis, ging es für sie auf der abschüssigen Bahn weiter. Stalingrad hatte diesbezüglich die tatsächliche Kriegswende signalisiert. Es ist durchaus verständlich, dass dieser Kriegsentscheidende Wendepunkt, auch im Nachhinein literarisch, vielfach thematisiert wurde. Einer der es auf deutscher Seite mit tat, war Theodor Plievier. Schon 1932 hörte man von ihm und seinem programmatischen Roman "Der Kaiser ging, die Generäle blieben". In der Folge fand sich auch Plievier unter jenen Autoren wieder, deren Werke in der berüchtigten nazistischen Bücherverbrennung vom 10. 5. 1933 symbolhaft vernichtet wurden. Auch Plievier blieb es nicht erspart, das Schicksal eines Exilanten antreten zu müssen. Von seiner mentalen Veranlagung her, verschlug es dann auch ihn in die Sowjetunion. Zusammen mit derer Roten Armee konnte er erst wieder nach Deutschland zurückkehren.

Das Thema Stalingrad hat er dann Romanmäßig mit verarbeitet. Dieser Umstand führte dazu, dass selbst "Erwachet!" ihm einmal ein paar Zeilen widmete. Man liest in deren Ausgabe vom 22. 11. 1947:
"Der kommunistische Schriftsteller Plievier ist aus der deutschen Ostzone in die Westzone geflüchtet. Nach Presseberichten erklärte er, mit der Sowjetunion gebrochen zu haben, weil dort vom Kommunismus nur noch wenig übriggeblieben sei. Über seine Emigrationszeit in Moskau sagt er: 'Ich habe meinen Mund gehalten und Komödie gespielt, elf Jahre lang. Nur dadurch behielt ich meinen Kopf.' Plievier ist der Verfasser des Buches 'Stalingrad', des größten Bucherfolges im Nachkriegsdeutschland."

Heutzutage ist vielfach von Wolfgang Leonhard die Rede, wenn es darum geht, frühe Beispiele zu nennen von Leuten, die angewidert dem kommunistischen System Ade sagten. Leonhard war aber zu seiner aktiv handelnden Zeit, noch ein junger Mann. Insofern ist der Fall Plievier der eines gestandenen Mannes; und vielleicht einer der ersten diesbezüglich relevanten Fälle.

Was lehrt diese Reminiszenz? Sie lehrt wohl auch dies. Totalitäre Systeme mögen einige Zeit ihre Triumphe feiern, irgendwann kommt aber auch für sie der Zeitpunkt der Entzauberung. Und wie mir scheint, ist diese Erfahrung, nicht "nur" auf den Kommunismus beschränkt.
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Geschrieben von Drahbeck am 02. Dezember 2007 06:46:04:

Als Antwort auf: Re: "Erwachet!" 22. 11. 1947 (Vor sechzig Jahren) geschrieben von Drahbeck am 23. November 2007 03:41:02:

Noch immer gehört Ägypten, zu jenen Ländern, wo die WTG gesteuerten Zeugen Jehovas nicht so recht vom Fleck weg kommen.
Laut den Jahrbuchstatistiken wurde die dortige Verkündigerzahl 1946 auf 61 beziffert. 1961 sollen es dann 458 gewesen sein. Und das bei einer Bevölkerungszahl von derzeit etwa 79 Millionen.
In den neueren Jahrbuch-Ausgaben wird Ägypten nicht mehr separat aufgeführt, sondern pauschal den Verbotsländern zugerechnet. In der "Wachtturm"-Ausgabe vom 1. 12. 1947 gab es über dieses Land mal einige Ausführungen. Man las dort:

"Die Regierung Ägyptens begünstigt das Proselytenmachen ganz und gar nicht; das heißt, sie liebt es nicht, dass irgendeine christliche Organisation ihre Lehre andern Personen übermittelt, die nicht schon Mitglieder ihrer Religionsgemeinschaft sind. Deshalb erlaubt sie es nicht, dass Missionare ins Land kommen oder dass irgendwelche Religionsorganisationen gegründet werden. Selbst Religionssystemen, die in Ägypten schon seit vielen Jahren Fuß gefaßt und Schulen, Spitäler und andere ähnliche Institutionen errichtet haben, um das Volk für ihre Religionen zu interessieren, ist es von der Regierung untersagt, ihre Lehren in diesen religiösen Institutionen zu lehren.

Um herauszufinden, was die Gesellschaft zur Errichtung eines Zweigbüros tun könnte, wandten wir uns an einen hervorragenden Anwalt und besprachen die Sache … Dieser Anwalt, der selbst Christ zu sein beansprucht, erklärte uns die Sachlage. Wir fanden heraus, dass die Regierung die Gesellschaft nicht anerkennt, und dass sie ihr keine gesetzliche Ermächtigung zur Durchführung ihres Predigtwerkes gibt, und dass ein Versuch, sie eintragen zu lassen, nichts nützt, weil nach den Gesetzen dort der Islam die herrschende Religion ist. Wenn es nach dem Willen der Mohammedaner geht, so wird dies ein mohammedanisches Land werden. Deshalb gab uns der Anwalt den Rat, wie bisher, also ohne Eintragung weiterzufahren."

Eines der nationalen Wahrzeichen Ägyptens, stellen deren Pyramiden dar. Auch der WT geht auf sie ein. Das liest sich dann so:
"Manches ist in der Vergangenheit von Bibelgelehrten über die Pyramide von Giseh gesagt worden, z. B. dass sie 'ein Altar für den Herrn inmitten des Landes Ägypten und eine Denksäule nahe an seiner Grenze sei, wie dies in Jesaja 19 erwähnt wird, doch ist dieser Text zu Unrecht auf die Pyramide angewandt worden. Da dieser Gegenstand vor Jahren viel studiert, und weil darüber geschrieben wurde, interessierte es uns, in die Pyramide hineinzugehen und selbst zu erkennen, dass die Auffassung etlicher unbegründet ist, die Pyramide habe etwas mit den Vorsätzen des Herrn zu tun. … Diese Pyramide ist ein bemerkenswerte Architekturleistung, doch wurde sie zweifellos nur zu dem einen Zweck erbaut, einen König und eine Königin zu begraben, um ihr Andenken in der bösen Welt zu verewigen."

"Gekonnt" umschifft der "Wachtturm" die Klippe, wer denn diese "etliche" waren. Hätte er sie beim Namen genannt hätte er nämlich ausführen müssen. Diese "etliche" waren vor allem Russell nebst Anhang, und in den Anfangsjahren auch noch Rutherford!

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Geschrieben von Drahbeck am 09. Dezember 2007 08:49:49:

Als Antwort auf: Re: "Wachtturm" 1. 12. 1947 (Vor sechzig Jahren) geschrieben von Drahbeck am 02. Dezember 2007 06:46:04:

„Die Sinaitische Handschrift oder der 'Codex Sinaiticus' ist jenes berühmte und äußerst wertvolle Bibelmanuskript aus dem 4. Jahrhundert nach Christus. Dieser Codex umfaßt 376 Pergamentblätter in großem Format, ist in griechischer Sprache verfaßt und enthält (mit einigen Lücken) fast die ganze Bibel, einschließlich der Offenbarung, die in anderen hervorragenden Manuskripten fehlt."

Mit diesem Satz beginnt in „Erwachet!" vom 8. 12. 1947 ein sehr ins Detail gehender Bericht, wie es dem deutschen Forscher Graf Konstantin von Tischendorf, unter nahezu abenteuerlichen Umständen, und das auch erst in mehreren Anläufen gelang, diesen Text der wissenschaftlichen Öffentlichkeit zugänglich zu machen.

„Erwachet!" stützt sich bei seinem Bericht auf entsprechende Literatur, wo das alles ins kleinste Detail beschrieben ist. Der Tenor von „Erwachet!" ist der Tenor der Euphorie. Seht, schon im vierten Jahrhundert läßt sich der Bibeltext nachweisen, verkündet man mit stolz geschwellter Brust.
Nun beschränkt sich „Erwachet!" in der Tat nur auf die Entdeckungsgeschichte. Die Kanons-Frage interessiert „Erwachet!" (in diesem Artikel) schon nicht mehr. Es sei nicht in Abrede gestellt, dass man in einem Artikel nicht „vom Hundersten ins Tausendste" kommen kann. Das man sich auf das Hauptthema beschränken muss.

Aber auch „Erwachet!" gibt andeutungsweise zur Kenntnis, dass das Bibelbuch „Offenbarung" „in anderen hervorragenden Manuskripten fehlt."

Die Forschung ist in der Zeit nach Tischendorf sicherlich nicht stehen geblieben. Legt zwar „Erwachet!" den Akzent besonders darauf, dass heutige Bibelbücher sich schon zeitlich sehr früh nachweisen lassen; so müsste die Fragestellung eigentlich einen ganz anderen Akzent haben. Der aber, ist für die Interessen der Zeugen Jehovas nicht förderlich. Und darum stellen sie diese Frage so auch nicht.

Die Frage ist also nicht, was aus der Bibel lässt sich früh nachweisen. Sondern was aus jener Frühzeit verfiel dem „Rotstift" der Verbannung des Vergessens. Und weiter speziell im Falle „Offenbarung", warum fehlt sie in „anderen hervorragenden Manuskripten".

Andere Forscher, nach Tischendorf, haben weiteres zutage gefördert. Unter anderem eben auch solche „verfemten" Schriften. Eine ganze Gattung von „Offenbarungen" ist darunter. In theologischen Kreisen auch vielfach unter dem Namen „Neutestamentliche Apokryphen und Pseudoepigraphen" zusammengefasst. Nicht zu verwechseln mit jenen „Apokryphen", die man auch heute noch in einigen Bibelübersetzungen vorfindet, etwa der Übersetzung von Hermann Menge.

In dieser Gattung der „Offenbarungen", die heutzutage durchaus in wohlfeilen Buchausgaben zugänglich sind, rangiert (vielleicht) die „Petrusapokalypse" an vorderer Stelle. Wer sie mit dem Background eines Zeugen Jehovas oder Ex-ZJ einmal gelesen hat, dem eröffnet sich da ein „Aha-Erlebnis" der ganz besonderen Art. Bekanntlich lehnen die Zeugen Jehovas die Lehre von einer „Feuerhölle" ab.

Gleichwohl hat sie andernorts kräftig überlebt. Etwa in einer Dante-Schrift, selbst in den Gemälden eines Michelangelo und anderes mehr. Genau in dieser „Petrusapokalypse" wird nun in geradezu sadistisch ausgemalten Details des langen und breiten jene „Feuerhölle" beschrieben. Wer denn auf der Suche nach einem „Gruselroman" sein sollte, der wird mit dieser Schrift „allerbestens" bedient.

Es gab durchaus ein als „Hickhack" zu bezeichnendes Ringen, welche Schriften des Urchristentums dauerhaft bewahrt, und welche seiner Spinnereien und Hirngespinste man doch lieber - um nicht als wirklicher Narr vor aller Welt vorgeführt zu werden - man dem vergessen überantwortete. Das mit dem „vergessen" indes klappte nicht hundertprozentig; denn nicht „nur" ein Herr Tischendorf betätigte sich als Forscher. Auch das Schicksal des heutigen Bibelbuches „Offenbarung" stand da mehr als einmal auf der Kippe. Jene „Offenbarung" überlebte. Andere Hirngespinste dieses Genres indes nicht. Wobei auch das sei gesagt, zwischen diesen Hirngespinsten - egal ob etabliert überlebt oder eben nicht -
k e i n qualitativer Unterschied besteht!
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Exkurs
Bereits in der Bibel finden sich Ansätze dafür, dass in der christlichen Erwartung den nicht zu den "wahren" Christen gehörenden Menschengruppen ein schreckliche "Hölle" angedroht wird, die das Gegenstück zum "dritten Himmel" der Gläubigen bildet, von dem schon ein Paulus schwärmte. Oder gar dem "siebenten Himmel" von dem in den "Neutestamentlichen Apokryphen" die Rede ist. [112]

Das Beispiel der Neutestamentlichen Apokryphen verdeutlicht, dass man in der Ausmalung der Feuerhölle durchaus drastische Farben verwandte. Sie bildeten den indirekten geistigen Anregungsstoff für die mittelalterlichen Inquisitions- Folter- und Hexenprozesses. [113]

In plastischen Farben malt dies beispielsweise die "Offenbarung des Petrus" aus. In ihr wird ein förmlicher Sündenkatalog all dessen aufgezählt, was im Urchristentum verpönt war. [114]

In einer weiteren Schrift der "Apokalypse des Paulus" findet sich gleichfalls eine breit ausgemalte "Geschichte der Hölle." [115] Nicht zu übersehen sind dabei die Punkte die kritisieren, dass dogmatische Grundsätze angezweifelt werden und die diese Sünde mit drastischen Strafen belegen. [116]

Man darf nicht übersehen, dass die eigentliche Grundlage dieser "Himmel-Hölle-Philosophie", der Schreckensprojektion des Antichrist in der nicht erfüllten apokalyptischen Naherwartung des Urchristentums zu suchen ist. Indem selbige ausblieb, stellte sich immer mehr das Problem eines weiteren Sinns des christlichen Glaubens. Ohne Zweifel bildete die Jenseitshoffnung für die "guten" Christen und die phantastische Ausmalung der "Hölle" für die, die dazu nicht gehörten, eine Ersatzfunktion für den nicht erfüllten ursprünglichen Glauben. Es ist bezeichnend, wenn von der heidnischen Umwelt den Christen vorgeworfen wurde:

"Jeden muss es empören und ärgern, wenn gewisse Leute, und zwar solche die keine gelehrte Bildung, keine wissenschaftliche Weihe empfangen haben, ja sich nicht einmal auf gewöhnliche Gewerbe verstehen, etwas Sicheres über die Weltregierung zu bestimmen wagen, über die seit so vielen Jahrhunderten bis zum heutigen Tag die Philosophie selbst in ihren meisten Schulen noch im Zweifel ist." [117]

Dieser Umformungsprozess im Christentum setzte neue Prioritäten. Ein geflügeltes Wort von Loisy sagt dazu kurz und knapp: "Jesus verkündete das Reich Gottes und was kam war die Kirche." [118]

[113] Hennecke meint beispielsweise: "So sind gewisse Beziehungen zwischen der Petrusapokalypse und auch der Paulusapokalypse und dem Inferno Dantes nicht zu übersehen." Hennecke Band 1 S. 35.

[114] Dazu gehört u. a.: Abfall vom Glauben an Gott, Hurerei, Abtreibung, Mord, Christenverfolgung, Zinsnehmen, Götzendienst außerhalb des Christentums, voreheliche Intimbeziehungen, Sklaven die ihrem Herrn ungehorsam, heuchlerisches Almosengeben, sowie vermeintliche Zauberei, wodurch die religiöse Autorität des Christentums untergraben werden könnte.

In geradezu sadistischer Ausmalung wird den vorgenannten Sündern angedroht: "An ihrer Zunge, mit der sie den Weg der Gerechtigkeit gelästert haben, wird man sie aufhängen. … Man hängt sie an ihren Nacken und Haaren auf, in die Grube wirft man sie. … Man hängt sie an ihren Schenkeln in diesen brennenden Ort. … Man wirft sie ins Feuer, an einen Ort, der angefüllt ist mit giftigen Tieren und sie werden gequält ohne Ruhe. … Und nimmer schlafendes Gewürm frisst ihre Eingeweide. … Man quält sie mit glühenden Eisen und verbrennt ihre Augen. … Man schneidet die Lippen ab und Feuer geht in ihren Mund und in ihre Eingeweide. … Dabei wirft man mit Ausscheidungen Gesättigte, Männer und Weiber, hinein bis an die Knie. … Und andere Männer und Weiber stoßen sich selbst von einer Höhe herunter und kehren wieder zurück und laufen und Dämonen treiben sie an. …

Weiter bringt der Engel Ezrael Kinder und Jungfrauen um ihnen die Bestraften zu zeigen. Sie werden bestraft mit Schmerz, mit Aufhängen und vielen Wunden, die ihnen fleischfressende Vögel beibringen. … Und sie werden ernst bestraft, ihr Fleisch wird auseinandergerissen. … Und wiederum andere Männer und Frauen, welche ruhelos ihre Zunge zerkauen, indem sie gequält werden mit ewigem Feuer. … Und bei dieser Qual sind blinde und stumme Männer und Weiber. … Dann pferchen sie sich gegenseitig zusammen und fallen auf Kohlen nicht verlöschenden Feuers." Vgl. Hennecke Band 2 S. 474-480.
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Geschrieben von Drahbeck am 16. Dezember 2007 11:30:02:

Als Antwort auf: Re: "Erwachet!" 8. 12. 1947 (Vor sechzig Jahren) geschrieben von Drahbeck am 09. Dezember 2007 08:49:49:

"Niemand aber kennt die religiöse Haltung der Bevölkerung der Christenheit und ihre Zu- und Abneigung Gott gegenüber besser als Jehovas Zeugen. Sie kennen sie besser als das Amerikanische Institut der Oeffentlichen Meinung es mittels seiner berühmten Rundfragen wissen kann, die von Dr. Georg Gallup eingeführt worden sind. Um sich über die öffentliche Meinung durch eine Gallup-Abstimmung zu unterrichten, sendet dieses amerikanische Institut seine Vertreter aus, um mit allen Kreisen der Bevölkerung in Berührung zu treten. Diese Leute befragen aber nur verhältnismäßig wenige Vertreter aus jeder Volksschicht, deren Meinungen zum Vergleiche gewünscht und zusammengezählt werden. Schlußfolgerungen, die sich aus solchen Rundfragen ergeben, haben sich in vielen Fällen im wesentlichen als richtig erwiesen."

Mit diesen Worten rühmt sich die "Wachtturm"-Ausgabe vom 15. 12. 1947, die, um diese Aussage noch zu unterstreichen, als Sonderausgabe bezeichnet wird. Auch eine Auflagenhöhe-Angabe, die deutsche WT-Ausgabe betreffend, findet man in dieser Ausgabe im Impressum: 40.000. Berücksichtigt man den Zeitpunkt und die Umstände (1947; eine von der Militärregierung lizensierte Zeitschrift). Und berücksichtigt man weiter, dass jene Militärregierung, die das letztendliche Sagen hatte, anderen Zeitschriften keine so hohe Auflage zubilligte; so kommt man nicht umhin, jene Selbstanpreisung durchaus ernst zu nehmen. Noch deutlicher wird dies, wenn im Impressum der "Wachtturm"-Ausgabe vom 15. 1. 1948 die Auflagenhöhe mit 8.000 beziffert wird, also ein doch beträchtlich zu nennender Auflagenunterschied.

Staatliche Geheimdienste, sind noch unter einem anderen Sammelbegriff bekannt, als Nachrichtendienste. Eben, weil das sammeln und sichten von Nachrichten, durchaus auch der öffentlich zugänglichen, mit einer ihrer Hauptbeschäftigungszweige ist. Und da kommt eine Organisation daher und verkündet: Wir sind in der Meinungserforschung noch viel besser als die Gallup-Institute in den USA. Sollte eine solche Offerte die Nachrichtendienste völlig unbeeindruckt lassen? Der Beweis ist dahingehend erbracht. Die östlichen Nachrichtendienste haben diese Offerte registriert; verbunden allerdings mit der Klage, diese Nachrichtendienstliche Tätigkeit käme nicht ihnen, sondern ihren Gegnern zugute!
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Geschrieben von Drahbeck am 23. Dezember 2007 12:50:23:

Als Antwort auf: Re: "Wachtturm" 15. 12. 1947 (Vor sechzig Jahren) geschrieben von Drahbeck am 16. Dezember 2007 11:30:02:

Genüsslich zitiert "Erwachet!" vom 22. 12. 1947 eine auf den Pastor Niemöller bezügliche Meldung. Danach soll er sich in dem Sinne geäußert haben:

"Nichts habe der evangelischen Kirche in den letzten zwölf Jahren so sehr geschadet, wie theologische Grundsätze, die da lauten: 'Seid untertan der Obrigkeit, die Gewalt über euch hat', also auch der Hitler-Diktatur, und 'Gebt dem Kaiser, was des Kaisers ist', demnach auch dem Führer was des Führers ist. Diese Lehren hätten den Übergang in das Lager des Nationalsozialismus allzu leicht gemacht; auch der Schritt, Kanonen für den Krieg zu segnen, sei sehr leicht gewesen.'"

Dazu kommentiert "Erwachet!" seinerseits:

"Die Geistlichkeit hat zu allen politischen Vorgängen, wie zum Volksentscheid zur Enteignung der Kriegsverbrecher, zur Abstimmung über Bodenreform und zu den Wahlen, in der Presse Aufrufe an die Bevölkerung erlassen. Zum Lohn dafür wurden die Kirchen hinsichtlich ihres Land- und forstwirtschaftlichen Besitzes, bei der Bodenreform ausgenommen und die Geistlichen bei der Lebensmittelverteilung den Arbeitern gleichgestellt."

Nach diesen Ausführungen kann es "Erwachet!" sich nicht versagen hinzuzufügen, wie denn die Zeugen Jehovas gehandelt hätten:

"Sie beteiligten sich nach wie vor nicht an politischen Entscheidungen und fahren auch unter den jetzigen Verhältnissen (entsprechend) fort …"

Nun, mit dem Ansprechen der Obrigkeitslehre (Variante Rutherford 1929) ist in der Tat ein wesentlicher Aspekt genannt. Ein Aspekt der zum Widerstand motiviert, auch mit der Konsequenz, den Preis der eigenen (vom Gegner beabsichtigten) Ausrottung dafür bezahlen zu müssen. Das zeigte sich schon im Hitlerregime und das offenbarte sich nun erneut, nach 1945 unter den politischen Rahmenbedingungen der SBZ.

Haben Jehovas Zeugen, analog wie die Kirchen, bereits beispielsweise große Ländereien besessen, die nun von der Aktion Bodenreform ernsthaft betroffen wären? Das haben sie nicht, wohl aber die Kirchen. Und wie man eben las, gelang es letzteren durch taktisches Verhalten, das Ärgste von sich abzuwenden. Waren die Zeugen Jehovas schon in der Weimarer Republikzeit Körperschaft des öffentlichen Rechts (KdöR)? Auch das waren sie nicht, wohl aber die "Großkirchen".

Heutzutage fahren aber auch die Zeugen Jehovas auf der KdöR „Schiene", Nicht zuletzt der damit verbundenen materiellen Vorteile wegen. Man stelle sich mal vor; die WTG-Geschichte hätte in Deutschland 50 oder 100 Jahre früher begonnen. So wie beispielsweise die Geschichte der Siebenten-Tags-Adventisten in Deutschland. Auch die Neuapostolische Kirche könnte man da nennen. Aber bleiben wir bei der Beschränkung auf die STA. Die STA haben tatsächliche materielle Reichtümer angehäuft. Ihre von ihnen dominierte Ortschaft Burg bei Magdeburg, hat selbst die Widrigkeiten der DDR-Zeit überlebt. Ihre dortige Theologische Hochschule wurde gar nach der Wiedervereinigung Deutschlands staatlich anerkannt. Und zugunsten dieser Anerkennung gab man sogar Objekte in der alten Bundesrepublik auf; die nunmehr in Friedensau mit konzentriert sind, eben weil man dort einen höheren Status erreichen konnte, als das je in der alten Bundesrepublik möglich war.

Dann richte man mal seinen Blick zwischendurch nach den USA. Was sieht man dort, auch. Genau, Wachtturmfarmen, Landwirtschaftsbetriebe im Besitz und zum Nutzen der WTG.

Dann sehe man sich mal die Rechtskonstruktionen näher an, unter denen es in Deutschland örtliche e.V. der Zeugen Jehovas gibt, bzw. gab (zunehmend muss man da ja schon von der Vergangenheitsform sprechen). In der Regel als Königreichssaalbauverein mal gegründet. Dann sehe man sich in den entsprechenden Archiven die Statuten dieser e.V. einmal lupengenau an. Zwei Sachen wird man feststellen. Grundbuch-Eintrag zu Gunsten der WTG. Und eine Klausel die besagt. Sollte es aus irgend einem Grunde mal zur Auflösung des örtlichen e.V. kommen, geht der Besitz endgültig in die Hände der WTG über. Auch in dem theoretischen Fall, dass die örtliche Gemeinde schismatisch werden sollte und die WTG-Getreuen zur Minderheit würden. Es würde nichts daran ändern, dass juristisch abgesichert, die WTG im Besitz der materiellen Werte bleiben würde.

Sicherlich, unmittelbar nach 1945 gab es kaum schon Königreichssäle. Das kam später. Deshalb orientiert ja dieser Vergleich auch darauf, dass die WTG schon hundert Jahre früher in Deutschland angefangen hätte. Wäre dieses der Fall gewesen, hätte man schon 1945, wie auch die Kirchen, wie auch die STA, materielle Besitztümer zu verlieren gehabt. Und man hätte schon damals es sich dreimal überlegt, ob man die 1929er Obrigkeitslehre Made in Rutherford, wirklich aufrecht erhalten könne. Schließendlich wurde dieser Lehre 1962 der Laufpass gegeben. Auch die KdöR-Ambitionen der 90er Jahre sind primär ebenfalls materiell bedingt. Spätestens mit der Geltendmachung der KdöR-Ansprüche, hat die WTG ihre "Unschuld" endgültig verloren, und ist materialistisch orientiert, genauso opportunistisch, und nicht einen Zoll "besser" als die anderen Kirchen. Daran ändert auch ihr Verhalten in der Nazizeit nichts.

Nichts ist so alt, wie der Ruhm von gestern!

Noch unter einem anderen Gesichtspunkt muss die "Erwachet!"-Ausgabe vom 22. 12. 1947 zitiert werden. Unter dem Gesichtspunkt, dass man in ihr auch den provokativen Satz liest:

"Die Meinung ist vorherrschend, dass die Russen verschwinden müssen, weil es solange keine wirklich freiheitliche Entwicklung gibt."

Bravo! wird dazu sicherlich auch Herr McCarthy in den USA, dass State Department und noch einige andere, kaum zählbare gesagt haben. Nochmals Bravo!

Das diese Meinung vorhanden war, und lange weitere Jahre weiter vorhanden blieb, ist unbestritten. Nur, was würde der Adressat, die Russen wohl dazu sagen. Würden die wohl sagen. Weil "Erwachet!" das auch sagt, deshalb packen wir jetzt unsere Koffer? Man muss schon eine gehörige Portion Naivität haben, um zu einer solchen Meinung zu gelangen. Was machten denn die Russen mit den politischen Gegnern in ihrem besetzten Territorium, die genau die gleiche Meinung vertraten, wie sie "Erwachet!" Artikuliert.

Man mache sich mal sachkundig, was mit denen geschehen ist. Die sind nicht selten bei Nacht und Nebel vom sowjetischen Geheimdienst ergriffen worden, und wanderten, ebenfalls nicht selten ins buchstäbliche Sibirien, wo sie ebenfalls nicht selten, erst nach Jahrzehnten zurückkehren konnten, sofern sie das überhaupt lebend noch überstanden, was ebenfalls selten war.

Und ausgerechnet, weil eine Zeitschrift "Erwachet!" heißt und den Zeugen Jehovas zugeordnet wird, sollten die Russen angesichts dieser These eine Ausnahme von dieser Praxis machen? Man kann sich nur wiederholen. Das zu erwarten, erfordert in der Tat ein hohes Maß an Naivität. Allerdings, im Gegensatz zu den erklärten rein politischen Gegnern der Russen, war diese Naivität bei den Zeugen Jehovas vorhanden, ja geradezu mit Händen greifbar!

Jener Artikel in "Erwachet!" unter der Überschrift "Deutschland unter russischer Herrschaft" signalisiert in der Tat den Wendepunkt nach 1945; den Übergang zur offenen Konfrontation.

Jener Artikel hätte von der späteren Adenauer-CDU wohl auch nicht viel anders formuliert werden können. Er war ein politisches Fanal, und er wurde von seinen Adressaten auch so verstanden. Alles im Leben hat seine Ursache und Wirkung. Das ZJ-Verbot in der DDR ist eine der Wirkungen. Eine seiner Ursachen ist auch dieser "Erwachet!"-Artikel.

Auch aus heutiger Sicht, werden die wenigsten Alt-Bundesrepublikaner gegen ihn inhaltliche "Einwände" haben. Eher werden sie sagen, das stimmt doch alles, was da geschrieben steht. In der Tat, die Substanz stimmt. Wenn man glaubt einen 17. Juni 1953 hätte schon viel früher kommen müssen, dann wird man auch sagen können, dieser Artikel war ein geeignetes Instrumentarium dazu. Nur was war denn das Ergebnis des 17. 6. 53? Wer hat denn diese Krise letztendlich als Sieger bestanden?

Wer hat denn die Konfrontation als Sieger bestanden, als nach dem 13. 8. 1961 sowjetische und amerikanische Panzer sich auf Sichtweite gegenüberstanden? Wo war der westliche Staatsmann, der damals die Entscheidung verantwortet hätte, den Mauerbau nehmen wir nicht hin. Die lassen wir jetzt, koste es was es wolle, mit unseren Panzern niedermähen. Ich habe keinen solch entscheidungsfreudigen verantwortlichen Politiker registrieren können. Registriert habe ich indes einige lauthalse Schreihälse, die wie es ernst wurde, klammheimlich den Rückzug antraten.

Warum traten sie den Rückzug an. Weil ihnen ihr Kalkül sagte. Diese Niederlage müssen wir zur Zeit hinnehmen. Eine andere Entscheidung birgt weitaus größere Risiken. Vielleicht kommt später mal eine andere politische Großwetterlage. Dann können wir dann das ganze neu überdenken.

Ich spreche den Schreihalsen, die sich heute noch als Schreihalse zu betätigen gedenken, jegliche Kompetenz ab. Auch 1947 ging es nicht anders. Man musste sich wohl oder übel vorerst mit den Russen arrangieren. Wer das nicht tat waren die USA und ihr Sprachrohr Zeugen Jehovas. Ein paar Narren, die sich indes religiös verblendet, dazu hergeben, analog islamistischen Selbstmordkommandos, in der 1947er Situation den Russen ungeschützt die Leviten zu verlesen, vermochten nichts real zu verändern. Einzig, dass sie sich als "williges" Kanonenfutter selbst zur Verfügung stellten, auf das Herr McCarthy "Hurra!" rufen konnte. Das "Hurra!" des McCarthy war indes bedeutungslos. Auch seine Tage waren in den USA letztendlich gezählt.

Das ist meine Meinung zu diesem "Erwachet!"-Artikel. Nachstehend seine Dokumentation.

Deutschland unter russischer Herrschaft
Zweieinhalb Jahre sind nun seit der Kapitulation der Nazi vergangen. Der Zusammenbruch dieses Diktatur-Systems hat in Deutschland zertrümmerte Städte, ein Heer heimatloser, entwurzelter Menschen, zerrissene Familien, ein unbeschreibliches Elend und bittere Enttäuschung hinterlassen.

Seither hat sich für das deutsche Volk in politischer Hinsicht nicht viel gebessert, und die wirtschaftliche Lage hat sich sehr verschlechtert. Zwar ist der Schrecken der Luftangriffe verblaßt, dafür sind Hunger und Seuchen da. Zwar existieren die Konzentrationslager der Gestapo nicht mehr, doch fühlt sich die breite Volksmasse hier in der östliche Zone im allgemeinen nicht viel freier als zur Nazi-Zeit. Eine weitgehende Kontrolle wird auf allen Gebieten ausgeübt, und die angewandten Methoden ähneln oft den nazistischen.

In der russischen Zone gibt es drei zugelassene politische Parteien. Im allgemeinen wird die Situation von der SED (Sozialistischen Einheitspartei Deutschlands) beherrscht. Diese hat in der ganzen russischen Zone die absolute Mehrheit, doch ist sie nicht in allen Orten der Zone führend. Diese Partei ist ein Zusammenschluß der Kommunisten mit den Sozialisten, und dieser Zusammenschluß wurde von den Russen stark gefördert. Sie geben im allgemeinen zu erkennen, dass sie dieser Partei wohlwollend gegenüberstehen. Die Funktionäre dieser Partei handeln nicht immer sehr demokratisch.

Als Gegner der SED tritt hier die CDU (Christlich Demokratische Union) auf, die besonders von der römisch-katholischen Kirche unterstützt wird. Sie vertritt das Religions-Interesse und propagiert im Gegensatz zu der "Sozialistischen Demokratie" der SED eine "christliche Demokratie". Im Widerspruch zu der SED, welche die Gemeinschaftsschule anstrebt, sucht sie die Bekenntnisschule durchzusetzen.

Die dritte Partei ist die LDP (Liberal Demokratische Partei), die vor der Nazi-Zeit zahlenmäßig eine unbedeutende Organisation war, jetzt aber mit der CDU ziemlich gleichsteht. Den Zuwachs hat sie zweifellos dem Umstand zu verdanken, dass eine geeinte Oppositionspartei im übrigen fehlt; denn der CDU sind weite Volkskreise wegen des Vorbehalts gegenüber einer religiös-politischen Verquickung nicht gewogen. Alle drei Parteien sind trotz ihrer Gegensätze in einer Arbeitsgemeinschaft, dem sogenannten "Antifaschistischen Block" zusammengeschlossen. In diesem wurde bisher die gemeinsame Politik betrieben, wie Aufbau der Gewerkschaften, Bodenreform, Vermögensenteignung der Kriegsverbrecher und Durchführung der Wahlen. Mit Unterstützung aller drei Parteien wurden die Großgrundbesitzer der Landwirtschaft enteignet. Der Aufbau der Gewerkschaften ging mit scharfem Druck und Nachdruck vor sich, so dass verschiedentlich Arbeiter aus den Betrieben entlassen wurden, weil sie sich nicht organisieren lassen wollten.

Auch wurde hinsichtlich der Wahlbeteiligung ein ziemlich starker Druck ausgeübt, besonders gegen eine gewisse Klasse Menschen, die sich aus ihrer glaubensmäßigen Einstellung an Wahlen nicht beteiligten. Solche haben schon unter Hitler deswegen viel leiden müssen und werden jetzt wiederum angefeindet.

Wohl besteht offiziell Redefreiheit. Sie ist auch zweifellos größer als unter der Hitler-Herrschaft. Doch darf man seine Meinung, selbst eine rein demokratische, nicht immer frei äußern. Und hiermit kommen wir zu dem Hauptproblem, warum die demokratische Entwicklung in ganz Deutschland so wenig Fortschritte macht.

Die Meinung ist vorherrschend, dass die Russen unbedingt verschwinden müssen, weil es solange keine wirklich freiheitliche Entwicklung gibt.

Ihr Einfluß auf die Politik ist so offensichtlich, dass die freie Entscheidung des Volkes keineswegs gewährleistet ist. Es wird keine politische Partei zugelassen, die ihnen nicht genehm ist. Geringe Verdächtigungen genügen schon, dass Personen verhaftet und oft erst nach Tagen oder Wochen freigelassen werden. Einzelne Personen, die nichts mit den Nazi zu tun hatten, wurden auf unbestimmte Zeit in Internierungslagern festgehalten, ohne Benachrichtigung der Angehörigen, wessen sie beschuldigt sind und wo sie sich befinden.

Ein besonderes Kapitel ist auch die Religionsfreiheit. Die katholische und evangelische Kirche genießen sie, im übrigen aber besteht sie nur bedingt. Unter der von den Alliierten in den Potsdamer Beschlüssen für Deutschland proklamierten Religionsfreiheit verstehen die Russen, dass diese nur für die Glaubensgemeinschaften besteht, die von ihnen anerkannt werden und nur in dem Umfange, wie sie es erlauben.

Hindernisse für die wirtschaftliche Genesung
Das deutsche Volk versteht, dass es sich vorläufig noch einem Arbeitszwang unterwerfen muß. In Deutschland besteht nämlich kein Arbeitsrecht, sondern eine Arbeitspflicht, d. h. jeder Bürger muß, ob Mann oder Frau, innerhalb einer bestimmten Altersgrenze arbeiten, andernfalls erhält er keine Lebensmittelkarten. Der Arbeitseinsatz erfolgt unter Umständen ohne Rücksicht auf den Wohnort des Betroffenen. Hier im Osten wird nun aber diese Arbeitspflicht sehr intensiv ausgenutzt, und zwar in erster Linie für die Demontage der für russische Reparationsrechnung abzubauenden Betriebe und die zum gleichen Zeck angekurbelte Produktion in den Restbetrieben.

Es findet der reinste Wirtschaftsabbau statt. Es wird so viel herausgezogen, dass Handel und Wandel immer mehr lahmgelegt werden.
Einen wichtigen Faktor bei der Beurteilung der Volksstimmung macht die Verteilung der Lebensmittel aus. Ausgerechnet unter der Vorherrschaft einer sozialistischen Verwaltung ist hier ein Klassensystem eingeführt, so dass nicht alle dieselben Lebensmittel bekommen, sondern nach Berufsgruppen abgestuft sind. Bis vor kurzem gab es sechs verschiedene Stufen.

Ein weiteres Hindernis für die politische und wirtschaftliche Entwicklung bilden die Zonengrenzen und die weitere Unterteilung in lauter kleine selbstständige Länder, die zur Zeit ihre eigenen Verfassungen machen. So große Nachteile aus dieser Rechtsverschiedenheit entstehen, so ist dies doch immerhin der erste Schritt zur Schaffung einer neuen Rechtsgrundlage. Allmählich wird so die Verwaltung der öffentlichen Angelegenheiten von den Militärbehörden auf die Zivilbehörden übergeleitet. In der russischen Zone gibt es, abgesehen von Groß-Berlin, 5 verschiedene Länder mit eigenen selbstständigen Regierungen, Behörden und Verordnungen und einer unterschiedlichen Handhabung.

Die hauptsächlichste Trennwand ist die Grenze zwischen der russischen und den westlichen Zonen. Diese Grenze darf nur mit einem kaum zu erhaltenden, besonderen Paß der Militärbehörde überschritten werden. Der Güterverkehr ist dadurch auf den geringen von den beiderseitigen Militärbehörden genehmigten Austausch beschränkt. Im allgemeinen wird die Beseitigung dieser Zonengrenzen als dringlich gefordert und niemand weiß recht, welches der eigentliche Grund ist, dass sie noch bestehen, zumal täglich in beiden Richtungen Hunderte von Personen ohne Paß diese überschreiten.

Der größte Unterschied zwischen den Zonen ist jedoch der, dass jeder Einzelne sich in den Westzonen ungehemmter und freier fühlt als in der Ostzone. Diesem Eindruck kann sich niemand entziehen, der hier lebt und arbeitet. Diese Besonderheit ist zweifellos darauf zurückzuführen, dass die Russen die Demokratie nicht recht kennen. Sie können oft gar nicht begreifen, dass etwas ohne staatliche Erlaubnis und Kontrolle von statten gehen kann, gleichgültig, ob es sich um politische, wirtschaftliche, kulturelle oder religiöse Angelegenheiten handelt.

Die organisierte Religion und ihre Haltung
In dieser Einstellung werden sie überdies durch deutsche Kreise bestärkt, nicht nur durch politische Extremisten, sondern vornehmlich auch durch die Haltung der Religionsführer. Der größere Teil der Bevölkerung rechnet sich zur evangelischen Kirche. Diese hat sich anläßlich einer Tagung der deutschen Kirchenvertreter in Stuttgart selbst als schuldig bezeichnet. In der Entschließung des Rates der evangelischen Kirche in Deutschland vom 18. - 19. 10. 1945 heißt es:

"Mit großem Schmerz sagen wir: Durch uns ist unendliches Leid über viele Völker und Länder gebracht worden … Nun soll in unseren Kirchen ein neuer Anfang gemacht werden."

Das Verhalten der evangelischen Kirche und ebenso der römisch-katholischen in der Ostzone beweist, dass der neue Anfang lediglich darin besteht, dass sie sich genau so wie schon vor der Nazi-Zeit und während dieses Terrorsystems weiterhin mit Politik befassen und sich wie eine Dirne (was sie in geistigem Sinne auch sind, Jakobus 4:4) von den Politikern für ihre Hingabe etwas vergüten lassen.

Das Volk will von den Kirchen nicht mehr viel wissen. Erst haben sie den Kaiser als von Gottes Gnaden hingestellt, später Hitler als von der Vorsehung Berufenen, und jetzt erließ die evangelische Kirche zu den Wahlen einen Aufruf, unterzeichnet von dem bekannten Berliner Bischof Dr. Dibelius, Landesbischof Mitzenheim, Landesbischof Dr. Beste und anderen, worin wiederum gesagt wird:

"Der Staat ist Gottes Ordnung, und wir Christen sollen mithelfen. … Darum rufen wir die Glieder zur Mitverantwortung an der politischen Gestaltung auf. Wir legen ihnen aufs Herz und Gewissen, dass niemand abseits bleibe, sondern am Tag der Wahl seine staatsbürgerliche Pflicht tue."

Die katholische Kirche, die hauptsächlich durch die CDU wirkt, hat durch namhafte Vertreter wiederholt in ähnlicher Weise für eine politische Beteiligung agitiert. Bei dieser Einstellung der Geistlichkeit wird wohl die Stimme geringer Teile der evangelischen Kirche, die von diesen alten Methoden nichts wissen wollen, ungehört verhallen.

Die 'Süddeutsche Zeitung' schrieb darüber im Dezember 1945:
… (dann folgt das weiter oben einleitend genannte und kommentierte Niemöller-Zitat, dass eben jener Zeitung entnommen wurde) Weiter geht es mit dem Abschnitt:

"Religionsfreiheit unter totalitärer Herrschaft"
Die Religionsfreiheit wird in der russischen Zone bei den Verfassungsentwürfen für die deutschen Länder anders verankert als in den Westzonen. Zwar ist auch hier die Tendenz vorherrschend die sogenannten "anerkannten" Religions-Organisationen zu bevorzugen. Doch im Gegensatz zu den Westzonen bestehen keine engherzigen Ausnahmeschutz-Bestimmungen für die Berufsgeistlichkeit. Auch ist der Kirchenaustritt in der russischen Zone den Jugendlichen erleichtert. Sie sollen schon vom 14. Lebensjahr an das Recht haben, über ihre Religionszugehörigkeit selbst zu entscheiden.

Offenkundig ist, dass zwischen den Russen und dem Vatikan eine gewisse Spannung vorhanden ist. Doch kann man dies nicht direkte Feindschaft nennen. Vielmehr erinnert manches an gewisse Reibereien zwischen dem Faschismus und dem Vatikan. Auch damals gab es teilweise heftige Auseinandersetzungen. Ein großer Teil des Volkes wurde so getäuscht, dass selbst jetzt die Zusammenhänge von den meisten noch nicht klar erkannt werden. Tiefer schauende Beobachter stellen aber schon in dem Treffen gewisser Abkommen zwischen beiden Teilen ein gewisses Zusammenwirken fest.

Man kann den Ausgang der Sache noch nicht klar erkennen; doch soviel ist gewiß: die katholische Kirche genießt in der russischen Zone in Hinsicht auf die Religionsfreiheit zusammen mit der evangelischen Kirche gegenüber den kleineren Glaubensrichtungen erhebliche Vorzüge. Sie wird nirgends in ihrem Wirken eingeschränkt. Obwohl die von den Russen geleitete "Tägliche Rundschau" in Berlin und andere Zeitschriften oft viel Material gegen den Vatikan vorbringen in Bezug auf seine Zusammenarbeit mit dem Faschismus, ist es dennoch der römisch-katholischen Kirche gestattet, ihre politischen Interessen durch die CDU vertreten zu lassen. Im russischen Oberkommando gehen die kirchlichen Vertreter ein und aus.

Die evangelische Kirche, die seinerzeit im Protest gegen Rom gegründet wurde, hat das Protestieren längst aufgegeben. Ein letzter schwacher Versuch wurde von der sogenannten "Bekenntnisfront" innerhalb der evangelischen Kirche in den ersten Jahren der Hitler-Herrschaft unternommen, jetzt aber sucht sie mit der katholischen Kirche in völliger Übereinstimmung zu handeln, und dies ist auch in zahlreichen Veröffentlichungen zutage getreten.

So erschien am 13. 3. 1946 in der "Thüringer Landeszeitung" ein Artikel mit der Überschrift "Kirchlicher Verständigungswille", worin von einer gemeinsamen Tagung verschiedener christlicher Konfessionen, insbesondere der katholischen wie auch der lutherischen Kirche, berichtet wurde, und dies im positiven Sinne.

Es kann nicht übersehen werden, dass in den Ländern mit einer überwiegend katholischen Bevölkerung, so besonders in Bayern, die Entnazifizierungsmaßnahmen nur zum Schein durchgeführt werden, um gerade möglichst viele Nazi zu rehabilitieren. In der russischen Zone ist die Entfernung der Nazi aus allen Amtsstellen verhältnismäßig weitgehend durchgeführt.

Doch bedeutet dies keineswegs, dass nun in der Ostzone ehemalige Nazi überhaupt keinen politischen Einfluß mehr gewinnen könnten. Auch hier ist ihnen Tür und Tor zum Weiterwirken geöffnet; wenn sie sich nur einer "antifaschistischen" Partei anschließen. Außerdem nützt ja die Ausmerzung der Nazi dem Volke nichts. Wenn nicht der Geist der Unduldsamkeit, des Terrors und der Diktatur-Gelüste ausgerottet wird.

Die Meinung vieler aber ist bereits, dass die Alliierten nichts Einsichtiges und Durchgreifendes zustande bringen. Immer wieder liest man Meldungen über die Vernichtung großer Mengen Nahrungsmittel in Amerika, während hier das Volk hungert.

Immer wieder werden verzweifelte Versuche, die Wirtschaft in Ordnung zu bringen, durch die kurzsichtige Haltung der Militärverwaltung vereitelt. Viele meinen, die Weltlage treibe einer neuen noch größeren Katastrophe entgegen.

Und mit letzterem Satz waren die Zeugen wieder bei ihrer Lieblingsthese angelangt. Alle Widrigkeiten der Welt würden auf "Harmagedon" hindeuten - am Sankt Nimmerleinstag!

1947

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