Annotationen zu den Zeugen Jehovas

Rutherford: "Theokratische Gesandte"

Einigen Staub wirbelte sie schon auf, jene Rutherford-Broschüre aus dem Jahre 1940, mit dem Titel "Theokratische Gesandte". Man ist zwar geneigt zu sagen: Da wurde unverdientermaßen "Staub aufgewirbelt", denn diese Schrift enthält nichts, was vom gleichen Autor schon "x-mal" auch andernorts gesagt wurde. Fakt ist aber, dass es in der Schweiz einen katholischen Priester namens Rober Mäder gab, der sich angesichts dieser Broschüre so richtig "aufplusterte".

Sein Missfallen erregte insbesondere, dass auch in dieser Schrift die konventionelle Dreieinigkeitslehre der Großkirchen abgelehnt wird. Und weil er schon mal dabei war sich zu erregen, so lies er denn sein Missfallen auch noch über ein paar andere Bibelforscheraussagen mit aus. Das alles "verpackte" er dann in eine Broschüre mit dem reißerischen Titel: "Dynamit unter dem Schweizerhaus" (1941 erschienen).

Sehen wir uns das von Mäder geortete "Dynamit" etwas näher an. Auf Seite 2 seiner Kampfschrift macht er schon mal keine Mördergrube aus seinem Herzen, wenn er den sein Missfallen in die Worte kleidet:

"Ein Attentat gegen den christlichen Gottesbegriff. Eine antichristliche Offensive gegen unseren Erlöser. Ein Bekenntnis zu religiösem Anarchismus. ... Die Grundlage des Christentums ist das Dogma von der heiligen Dreifaltigkeit. Dem gegenüber behauptet die Bibelforscherei: 'Die Dreieinigkeitstheorie ist durchaus vernunftwidrig und auch mit der Bibel unvereinbar. Sie ist satanischen Ursprungs.'"

"Starke Worte" kann man dazu nur sagen. Aber es kommt noch "besser". Die nächste Attacke von Mäder (S. 4):

"Wir verlangen im Namen der Ehrlichkeit, daß die Bibelforscherei mit offenem Visier auf den Kampfplatz tritt. Als das, was sie ist, als maskiertes Judentum. Und darum Antichristentum". So tönte 1941 in der Schweiz Herr Mäder.

So "bläuaugig" dürfte er doch wohl nicht gewesen sein um sich nicht im klaren darüber zu sein, dass just zu jenem Zeitpunkt, ähnliche Thesen, im Nachbarland Deutschland ihre Runden machten. Ein fader Nachgeschmack bleibt bei alledem auf jedem Fall mit zurück. Mäder repräsentierte eine Form des Katholizismus, wie er vor dem Zeiten Vatikanischen Konzil (in den 1960-er Jahren) nicht selten anzutreffen war. Und zur Schande von Teilen der katholischen Kirche sei es gesagt, bei ihren Ewiggestrigen noch heute anzutreffen ist. Man sehe sich nur das Schrifttum des Pro fide catholica Verlages mit seinen Autoren Robin de Ruiter oder Helmut Friedlmayer an. Und man hat handgreifliche Beweise, dass die Ewiggestrigen, keinesfalls "ausgestorben" sind.

Die nächste Attacke von Mäder (S. 5, 6):

"Wir lehnen schließlich die Bibelforscherei ab als Geist des Anarchismus. Sie ist vor allem religiöser Anarchismus. Sie spricht verächtlich von den 'Religionisten' aller Zeiten. ... Vom religiösen Anarchismus ist erfahrungsgemäß ein kleiner Schritt zum politischen."

Dieses Votum aus katholischem Munde ist in gewisser Hinsicht durchaus verstehbar. Demokratie ist auch für die Catholica eine ungeliebte Sache. Und vor allem in den eigenen Reihen duldet sie keine diesbezüglichen Ansätze. Ob ihre Attacke indes bei den Bibelforschern, den "richtigen" Partner gefunden hat, erscheint doch sehr zweifelhaft. Denn auch die halten n i c h t s von Demokratie.

Vielleicht kommt man dem Kern des Problems näher, wenn man auch das Schlusswort von Mäder mit in die Betrachtung einbezieht. Dort äußert er:

"Was beweist die Bewegung der Bibelforscher? Was alle Reformbewegungen unserer Tage beweisen, die revolutionären und die gesunden. Das Chaos der Gegenwart ist untragbar geworden. Wir alle, Katholiken und Kommunisten, Sektierer aller Schattierungen und Materialisten, schreien nach einer neuen, besseren und schöneren Zeit, wo die Gerechtigkeit wohnt (2. Petr. 3,13). Worin wir aber auseinander gehen, das ist der Weg und das Ziel, also ziemlich alles."

Mein abschließender Kommentar: Weder der Katholizismus a la Mäder noch die Bibelforscherei bieten hierfür einen akzeptablen Weg!

Die Ära Rutherford

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