Annotationen zu den Zeugen Jehovas

Erich K... erinnert sich

entnommen der CV 180, Juli 1984

SEIN WEG ZUM WACHTTURM UND ZURÜCK

Hans-Hermann D. berichtet in seinem Buch "Keine Gnade den Feunden unserer Republik" auf Seite 493 auch in dürren Worten über ein Gerichtsverfahren, dass am 16. 1. 1951 am Landgericht Magdeburg gegen fünf   Mitarbeiter des vormaligen Magdeburger WTG-Büros durchgeführt wurde. Einen der Angeklagten nennt er im Gegensatz zu anderen nur beim Familinennamen: K.... Lediglich aus dem Personenregister im Buchanhang kann man noch entnehmen, dass derjenige auch einen Vornamen hat. Ansonsten ist aber D. keineswegs so schweigsam, was die Vornamen anderer Opfer des DDR-Regimes anbelangt.

Weiter weis D. noch zu berichten:

"Oberrichter Oehme verurteilte sämtliche Angeklagten zu Freiheitsstrafen zwischen 6 und 8 Jahren Zuchthaus. Zusätzlich legte er die nach der Direktive 38 obligatorischen Sühnemaßnahmen auf 20 Jahre bis zu Lebenszeit fest ..."

Die eingangs geschilderte Distanziertheit des D., wird schon deutlicher, zieht man den weiteren Weg von K... mit in Betracht. Für die WTG und wohl auch für D. gilt grundsätzlich die "Zweiklassen-Opfer-Theorie". Die "Guten" wären demnach die, welche bei der WTG-Stange blieben. Auf wen das indes nicht zutrifft. Für den ist offenbar schon die Nennung des Vornamens, für die WTG-Apparatschichs "zuviel der Ehre".

Auch H. kommt nicht umhin, beispielsweise in seinem 2003er Buch (davor schon in einer unscheinbaren Fußnote in seinen 2001er Ausführungen), auf besagtem Erich K... zu sprechen zu kommen. Nach H. (2003 S. 369f.) waren einige CV-Mitarbeiter zu einer kirchlichen Tagung am 24. 4. 1987 nach Zwickau  eingeladen worden.

"Auf dieser Synode hielt Dieter Pape einen langen zwölf DIN A 4seitigen Vortrag. Anwesend war auch der CV-Mitarbeiter Erich K... aus Leipzig. ... Die Botschaft war immer gleich: die einzelnen Zeugen Jehovas seien irregeführte, verblendete, gehorsame Glieder eines miliardenschweren US-amerikanischen Medienkonzerns mit einem 'juristisch abgesicherten Direktorium'. Dieses Direktorium ließe die 'Schafe zur Schlachtbank' gehen und halte sich selbst im Hintergrund. 'Der Einzelne mag recht haben, er zählt nicht, man geht über ihn hinweg, er wird zertreten.' Mit dem Endzeitglauben stehe und falle ein Zeuge Jehovas. Die christliche Endzeitlehre nahm einen besonderen Platz in diesem Referat ein, um zu zeigen, daß die biblischen Voraussagen der WTG haltlos seien. Die sozialpolitische Einstellung der Zeugen Jehovas wurde den Zuhörern besonders vor Augen gehalten."

Dieses Referat nun, dass kann H. sich nicht verkneifen zu kommentieren, sei "diskretierend", was noch seine "zurückhaltendste" Wertung ist. Wer indes sachbezogene Auseineinandersetzungen dazu, bei H. suchen sollte, sucht wieder einmal vergebens. Wie gehabt bei den WTG-Apparatschicks, mit ihrer ohne Zweifel registrierbaren Schulung in der "Theokratischen Predigtdienstschule"

Von gesagtem Erich K... las man in der oben genannten CV nun den nachfolgenden Bericht:

VOM Großvater lernte ich 'früh die Natur lieben und das Gute schätzen. Die Großmutter aber predigte mir, daß all dies erst nach einem großen Strafgericht Gottes in einer neuen Welt Erfüllung finden werde. Sie hatte ihre Religiosität und einen großen Aberglauben aus ihrer oberschlesischen Heimat mitgebracht. Anfang der dreißiger Jahre hatte sie die Lehre der Bibelforscher kennengelernt und angenommen. Als das Hitlerreich 1945 endete, fanden sich übriggebliebene Bibelforscher wieder in der großelterlichen Wohnung zusammen, und ich war dabei.

Der Krieg und seine schrecklichen Folgen schienen die Bibelforscherlehre zu bestätigen, der Wunsch nach einer besseren neuen Welt fand Raum in meinem jungen Herzen. So wurde ich 1945, vierzehnjährig, in einer Zinkbadewanne feierlich getauft.

NACH zwei Jahren Flüchtlingselend kam ich mit meinen Eltern nach Leipzig. Dort hörte ich 1947 wieder etwas von den Zeugen Jehovas durch eine Großveranstaltung in einer Messehalle. Ich ging hin und bekam Kontakt mit der Versammlung Leipzig.

Der Besuch von Zusammenkünften und die Vorbereitung darauf, das Opfer der Wochenenden für den Predigtdienst und das Versäumnis jeglichen Anschlusses an das beginnende Leben, kennzeichneten die folgenden drei Jahre.

Das Schlimmste aber war der ständige innere Kampf, die Wachtturmlehren zu verstehen und als einzige Wahrheit gegen die Realität zu rechtfertigen. Die eingepredigte Furcht vor Jehovas schrecklicher Rache verhinderte jede Kritik.

1949 wurde ich zum „Pionier" gemacht und quälte jeden Monat meine 100 Stunden zusammen. Im August 1950 leistete ich der Einladung Folge, den „Sonderpionierdienst" im Bethel Magdeburg aufzunehmen, nicht wissend, daß ich mit einigen anderen auf die Untergrundtätigkeit im erwarteten Verbot vorbereitet werden sollte. Doch Jehova war nicht mit uns, denn am 30. desselben Monats wurden alle Bethel-Mitarbeiter verhaftet, ausgenommen Erich Frost und Ernst Wauer, die sich vorsorglich schon nach Westen abgesetzt hatten.

NACH sechs Jahren, vier Monate und zwölf Tage begnadigt und entlassen, nur mit ein paar alten Lumpen auf dem Leib, ohne Zuhause, ohne Beruf und ohne einen Pfennig Geld, so endeten die ersten 25 Jahre meines Lebens.

Fast alle meine Schicksalsgenossen fanden nur einen Weg: den nach Westen, entweder; um sich erneut der „Watchtower-Society" zu, verschreiben oder das süße Leben nachzuholen.

ICH blieb und heiratete eilig eine Glaubensgenossin, um ein Zuhause bei deren Eltern zu bekommen. Der Versuch, mit meinen ehemaligen Glaubensbrüdern wieder Kontakt zu bekommen, war nicht sehr glücklich. Eine neue Generation von „Dienern" mit ihren autoritären Ansprüchen hatte eine Atmosphäre liebloser Disziplin und des Mißtrauens geschaffen, welche den Rest christlicher Ideale immer mehr erstickte.

So baute ich meine Verbindung zur Wachtturm-Organisation immer mehr ab und fand endlich nach und nach wieder den Anschluß an ein normales Leben. Schließlich erklärte ich meinen zuständigen Aufsehern die endgültige Trennung von der Organisation, um einem Ausschluß wegen meiner zunehmend kritischen Haltung zuvorzukommen.

SPÄTER erfuhr ich, daß viele andere sich auch aus der Verstrickung der Wachtturm- Ideologie befreit haben und hoffe, daß es auch den übrigen gelingt, bevor die bittere Einsicht sinnloser Opfer sie bereuen lässt!

Ergänzend noch die aus der CV 183 entnommenen Ausführungen:

VERRAT AM CHRISTENTUM

ZU allen Zeiten ging es den Menschen am übelsten, wenn sich eine auserwählte Klasse besonders brutal über die nach ihrer Sicht Minderwertigen erhob. Auch die Bibel enthält viele Berichte dieser Art. So die Kainsgeschichte, dann die „Männer von Gewalt" in Mose 6, das Geschehen in Sodom, die Versklavung der Juden in Ägypten, die Ausrottung der Völker im verheißenen Land durch Israel und schließlich die Verfolgungen der ersten Christen durch die Machthaber in Jerusalem. Nach biblischer Zeit gibt es Beispiele für Auswüchse der Klassengesellschaft in Fülle: Die blutige Herrschaft der Cäsaren, die Verbrechen der römischen Kirche des Mittelalters an Andersgläubigen und Ketzern und all die vielen Raubkriege.

FÜR den üblen menschlichen Charakterzug des Sicherhebens über andere gibt es heut eine treffende Bezeichnung: FASCHISMUS. (Die römischen Liktoren trugen als Zeichen ihrer Macht, über andere den Stab zu brechen, ein Bündel Stäbe, die Fasces.)

Im Gegensatz dazu gab es aber auch zu allen Zeiten Bemühungen, die Klassenunterschiede abzubauen und durch ein soziales Zusammenwirken zu ersetzen. Die Skala reicht von weltfremden Träumen bis zu handfesten Erhebungen. Auch die Lehre des Jesus von Nazareth gehört hierher. Sie enthält viele soziale Züge: Auflösung der Privilegien der Juden, Ablehnung der Anhäufung von Reichtum, die Grundlehre von der Nächstenliebe, der Gleichheit aller, der Friedfertigkeit und Demut.

So zum Beispiel Phil. 2:3 -

„Einer achte den anderen höher als sich selbst"

oder Matth. 23:8 -

„Lasst euch nicht Rabbi nennen."

Und das gilt nicht nur für „die anderen".

AUS den Erfahrungen von Jahrtausenden sollten die Menschen um die Gefährlichkeit und Häßlichkeit faschistischer Tendenzen in Politik, Wirtschaft, Philosophie und Religion wissen. Die katholische Kirche z.B. hat aus ihrer Vergangenheit gelernt. Man kann den einzelnen wie, auch Organisationen recht gut an ihren Taten erkennen, ob sie faschistischen oder aber sozialen Charakter haben. Die Wachtturm-Gesellschaft jedenfalls zeigt nicht die sozialen Eigenschaften des Christentums. Jeder, der einmal mit ihr verbunden war, weiß um ihren Haß gegen jeden Andersgläubigen (besonders Christen), jede nicht theokratische Regierung (besonders sozialistische), gegen jeden nicht völlig Linientreuen in den eigenen Reihen. Der WTG fehlt nur die politische Macht, und sie würde ein weltweites Blutbad unter den „Anhängern der falschen Religionen", an Kommunisten und „Verrätern" anrichten. Sie würden kämpfen, „wenn Gott ihnen dies zu tun gebietet." (WT vom 15.3.51, S. 86, Abs. 12.)

Welcher Gegensatz zu Jud. 8 und Matth. 5:46,47!

Ich schäme mich, so viele Jahre die Verteufelung Andersdenkender unterstützt zu haben und bin froh, aus dem „geistigen Paradies" des Auserwähltendünkels befreit zu sein.

E. K...

Man vergleiche zu K... auch noch: CV 230

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