Kommentarserie 1956

Einige Stichworte in diesem Jahrgang (in Auswahl

Willi Pohl, Ernst F. Stroeter, Kurt Pape, Allversöhnung, Liberia, Norwegen, Josef Wilting, Gleichberechtigung, Russland (Sowjetunion ZJ-Zahlen), Kriegslist, Johannes Greber, Bertrand Russell, Pythagoras, 1980, Pyramide, Rutherford, Workuta, Ungarn, Ringtheorie, Seele, Pausch, Anna, Nürnberg, Adventisten, E. B. Price, Emil Gugel, Wim Malgo, Blutbestandteile, Rassentrennung

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Geschrieben von Drahbeck am 01. Januar 2006 07:11:01:

Es verkündet die WTG im „Wachtturm" vom 1. 1. 1956:
„So müssen denn Ernennungen von Sonderdienern innerhalb der Neuen-Welt-Gesellschaft nicht demokratisch, sondern theokratisch durch die leitende Körperschaft oder in anderen Ländern durch deren amtierende Vertreter erfolgen."

Und weiter wird belehrt:
„So möge denn niemand die Kraft eines richtig gestempelten Briefes unterschätzen. Der Stempel verleiht ihm Gewicht und Autorität."
Und damit auch jeder die „rechte" ehrfurchtsvolle Scheu vor diesem wundersamen Stempel haben möge, wird er denn auch gleich noch in dieser WT-Ausgabe mit abgebildet.

 

Ob die in dieser WT-Ausgabe in der Serie „Mein Lebensziel verfolgend" vorgestellte Hazel O. Burford, denn auch ein solch wundersam gestempeltes Schreiben erhalten hatte, ist nicht überliefert. Überliefert hingegen ist, dass ihr auch ein „Sonderdienst" zugedacht war. Frau Burford, ausgebildete Krankenschwester, befand dass dieser Dienst ihr auf Dauer nicht so recht zusagte. Sie wähnte, der WTG-Missionarsdienst wäre „vielleicht" (?) etwas leichter. Also hängte sie ihren erlernten Beruf einstweilen an den Nagel. Indes sollte sie erfahren, dass auch die WTG durchaus ein gewisses Interesse an ihrer beruflichen Ausbildung habe.
Das liest sich in dieser WT-Ausgabe dann so:

„Als wir im Jahre 1941 in entlegenem Gebiet im Westen Kentuckys arbeiteten, besuchten wir die Zonenversammlung (jetzt Kreisversammlung) in Cape Girardeau, Missouri. Während ich in der Cafeteria mit der Vorbereitung der Abendmahlzeit beschäftigt war, rief man mich für ein Ferngespräch an den Apparat. Man bot mir das Vorrecht an, bei der Pflege Bruder Rutherfords mitzuhelfen, der damals sehr krank in einem Krankenhaus in Elkhart, Indiana, lag. Bestürzt über die Nachricht von seiner Krankheit, überwältigt von der großen Verantwortung, die ich übernehmen sollte, wollte ich zuerst ablehnen; da mir aber immer davor bangt, eine Dienstzuteilung abzulehnen, aus Furcht, eine andere würde mir dann nicht geboten, nahm ich sie unter Gebet an. Sofort verließ ich das Kongreßbüro, um die nötigen Vorbereitungen für meine neuen Pflichten zu treffen. Diese übernahm ich sechsunddreißig Stunden später, als ich das Krankenzimmer unseres leidenden Bruders betrat. Eine Woche später hatte ich das Vorrecht, Bruder Rutherford und seine Gesellschaft nach Kalifornien zu begleiten, wo wir für die nächsten acht Wochen bis zu seinem Tode am 8. Januar 1942 in Beth-Sarim, dem „Haus der Fürsten" wohnten."

Preisfrage:
Ob wohl die Pflegekraft des deutschen WTG-Funktionärs Herr Willi P., demnächst auch noch einen „Wachtturm"-Serien-Artikel „Mein Lebensziel verfolgend" zugebilligt bekommt?
Sicherlich wird man sagen können. Sollte je einer ihrer Druckereiarbeiter (was sehr unwahrscheinlich) zum Pflegefall werden, dieweil der als "popliger kleiner Arbeiter" schon vorher heraus geekelt wird; so wird um den „kein Hahn mehr krähen". Aber immerhin. Mit dem Status eines „nur Druckereiarbeiters" brauchte Herr P. sich ja noch nie plagen. Da erging es dem Herrn Friedrich Adler, nachdem er nach langen Jahren DDR-Haft endlich die Bethel-Gefilde erreichen konnte, schon anders. Augenzeugen berichteten, ihn an Schredermaschinen tätig gesehen zu haben (welche überzählige WTG-Druckerzeugnisse zerkleinerte). Oder die Frau Maria Hombach. Noch im hohen Alter durfte sie Stundenweise „Handtücher zusammenlegen". In ihren besseren Tagen war sie mal Sekretärin für einige WTG-Funktionäre. Na ja: P. ist halt eben nicht Adler oder die Hombach.

Jenes Schicksal dass einem Buchbinder in der Brooklyner WTG-Zentrale ereilte, über das auch Twisselmann in seinem „Der Wachtturm-Konzern" berichtet, wird natürlich einen Herrn P. nicht ereilen. Er ist ja kein Buchbinder. Übrigens schildert Rolf Nobel in seinen „Die Falschspieler Gottes" einen ähnlichen Fall aus Wiesbadener Gefilden, einem Bäcker im WTG-Dienst stehend betreffend. Aber auch der Fall wird ja einen Herrn P. nicht tangieren. Er ist ja kein Bäcker.

Twisselmann zitiert im Fall des Buchbinders:
„Wie allen anderen Bethelmitarbeitern war es ihm nicht gestattet zu heiraten, falls er im Bethel bleiben wollte. Knorr hatte dieses Prinzip häufig betont, und Charlie war damit ganz und gar nicht einverstanden. Doch im Jahr 1952 heiratete Präsident Knorr eine der Schwestern im Bethel, Audrey Mock, und brach damit die Regel. Einige Jahre nach der Heirat ging Charlie zu Präsident Knorr und sagte ihm, er habe seine eigene Regel gebrochen und solle deshalb zurücktreten. Und dann sagte er noch: ,Du predigst mehr über Liebe als alle anderen (...) und zeigst sie doch selbst am wenigsten.'
Zur Strafe wurde Charlie von seinem Platz im Eßsaal verwiesen und mußte hinten in einer Ecke Platz nehmen. Zur Begründung hieß es, er habe unanständige Sprache gebraucht (...). Er weigerte sich, den neuen Sitzplatz zu akzeptieren, und kehrte einfach an seinen alten Platz zurück. Man machte ihm das Leben im Bethel so schwer, daß er seine paar Habseligkeiten packte und das Haus verließ. Das Bethel war sein ganzer Lebensinhalt gewesen. Sogar seinen Urlaub hatte er dort verbracht. Er wußte nicht, wo er hingehen sollte. (...) Später lernte ich ihn kennen. Er wohnte gerade in einem schrecklichen Obdachlosenasyl für 50 Cent die Nacht. Als sein Geld alle war, bettelte er Bethelmitarbeiter und andere Zeugen an, damit er etwas Geld für Essen bekam. Ich habe ihm was gegeben (...), (aber) man sagte den Bethelmitarbeitern, sie sollten Charlie kein Geld geben, und an die umliegenden Versammlungen wurde ein Brief verschickt, in dem dasselbe stand. Damit wollte man ihn zur Rückkehr zwingen. Auf einer Parkbank ist er dann gestorben. Das ist der Lohn, den ein Mensch für vier Jahrzehnte treuen Dienst in ,Gottes Organisation' bekommt, weil er auf eine ganz offensichtliche Unstimmigkeit hingewiesen hatte. Dieses Beispiel zeigt sehr gut, wie wenig Liebe in der Weltzentrale wirklich herrschte." (Bericht von William Cetnar, zitiert in Twisselmann „Wachtturm-Konzern" S. 231f.)

Weitere Beispiele aus der Praxis der WTG, kann man dazu (unter anderem) in dem Twisselmann-Buch "Der Wachtturm-Konzern" (S. 229f.) nachlesen. Über eine an der WTG-Missionarsschule "Gilead" einen Nervenzusammenbruch erleidende Zeugin Jehovas aus Tailand, die dadurch bedingt diese Laufbahn aufgeben musste, heisst es, die Knorr-Anweisung sei, sie auf dem billigsten Wege in ihre Heimat zurückzuschicken. Die Sache endete mit einem Selbstmord. Der Vorfall wird mit dem Satz kommentiert:
"Es war genug Geld da, den Präsidenten der Gesellschaft Erster Klasse reisen und übernachten zu lassen und ihm allen möglichen Luxus zu bieten, aber wir konnten es uns nicht leisten, diese Glaubensschwester anständig und sicher in die Heimat zu bringen. Diese gefühllose Entscheidung hat sie das Leben gekostet."

P. offenbar schon frühzeitig für "höhere" WTG-Weihen vorgesehen, was auch jene Abbildung deutlich macht, die ihn im Kreise anderer "stadtbekannter" WTG-Koryphäen in seinen Glanztagen zeigt (P. im Bild links oben).

Vielleicht mag man fragen; weshalb diese Angriffe gegen P.. Geht das nicht schon unter die Gürtellinie? Dieser Frage muss man sich in der Tat stellen. Ich will sie aber nicht unbeantwortet lassen. P. war auch lange Jahre Leiter des Ostbüros der WTG. Zwar konnte er auch nur - wie andere WTG-Funktionäre - im engen Schulterschluss mit Brooklyn agieren. Aber einen gewissen Spielraum hatte auch er. Wozu er und seinesgleichen diesen Spielraum nutzten, macht - unter anderem - die Seite eins und zwei eines Dokumentes, just aus diesem Ostbüro deutlich.

 

 

Für P. und Konsorten gilt auch der SS-Spruch: "Das ihre Ehre Treue heißt". Für diese vermeintliche Treue "verheizten" sie wie weiland die chinesischen Kommunisten im Krieg mit Vietnam, lebende Soldaten als Unterlage für Panzerfahrbahnen im morastischem Gelände. In ähnlicher Weise hat auch P.  innerhalb seines Spielraumes Menschen verheizt.
Wenn man im islamischen Bereich jene Funktionäre verurteilt, die andere gar zu Selbstmord-Attentaten motivieren. Dann ja, dann kommt nicht umhin, auch im sogenannt "christlichen" Bereich auf in der Tendenz ähnliches hinzuweisen.

Für das imaginäre "Königreich Gottes", dass in Wahrheit nur die selbstischen Organisationsinteressen der davon partizipierenden Funktionärsschicht repräsentiert, werden ähnliche Opfer erwartet. Auch auf dem Sektor Blutkult. Man kann dem entgegenhalten. Dritte Unschuldige, wie im Falle der Islamisten werden ja nicht direkt tangiert. Ein schwacher Trost indes ist das nur.

Es soll doch niemand glauben, dass von den `WTG-Apparatschicks des WTG-Ostbüro empfohlene „Vorbereitsein" auf eine Verhaftung, wäre etwas, was „mit links weggesteckt" wurde. Eher ist doch das Gegenteil der Fall. Stellvertretend auch für andere Beispiele mag ein Fallbeispiel aus der Dissertation des Robert Schmidt zitiert werden. Über sein Fallbeispiel Günther N. (geboren 1930) berichtet Schmidt:

1952 verhaftet, in Haft bis 1958 „Der ZJ Günther N. leidet heute noch an den Haftfolgeschäden: die Nichtbehandlung seiner Krankheiten, bei gleichzeitiger über Jahre andauernder schweren Arbeit, führten zu chronisch gesundheitlichen und psychosomatischen Leiden, mit denen sich Günter N. bis in die Gegenwart auseinander zu setzen hat. Nach Aussagen von Mitgläubigen lebt Günter N. sehr zurückgezogen. Nach mehrmaligen Anfragen hat er sich schließlich zu einem Gespräch bereit erklärt, dass in der Cafeteria der Deutschen Bücherei in Leipzig stattfand. ... Das Gespräch mit Günther N. erweckte den Eindruck, dass viel Unausgesprochenes seine bisherige Lebens- und Leidensgeschichte begleitete. Im Rahmen der vorliegenden Untersuchung hat er das erste Mal ausführlicher über seine Erfahrungen berichtet. Für die Mitgläubigen erscheint Günther N. eher "sonderbar" und distanziert, was allerdings darauf schließen lässt, dass niemand wirklich Kenntnis davon hat, was er alles zu erleiden hatte. Die Zeit in der Psychiatrie lässt ebenso viele Fragen offen. Aus Rücksichtnahme haben wir im Gesprächsverlauf auf detaillierteres Nachfragen verzichtet. Günther N. lebt gewissermaßen mit seinen Erinnerungen allein: wer weiß schon wirklich um die Geschehnisse?"

Da mag man dann nur noch dazu sagen. Die P.'s und Co haben es für sich persönlich sehr wohl verstanden, nicht in DDR-Haft zu geraten. Das „Vorrecht" überließen sie dann doch lieber anderen. Das hindert diese WTG-Herrschaften aber nicht, wie vorstehende Faksimiles auch verdeutlichen, klugscheißerische „Ratschläge " zu geben.

Auch beim Wirken von P., der ja insbesondere mit den totalitären Strukturen des Ostblocks konfrontiert war, gilt meines Erachtens das, was an anderer Stelle Franz Graf-Stuhlhofer in die Worte kleidete:

"Insofern könnten die Zeugen Jehovas als Illusionisten angesprochen werden; solche wirken zwar sympathischer als Opportunisten, aber nicht unbedingt ‚bewunderungswürdig'. Wichtig ist ja nicht bloß, dass jemand gemäß seiner Überzeugung handelt (das taten auch viele Nationalsozialisten!), sondern auch der Inhalt seiner Überzeugung."
Siehe auch:

Parsimony.15977

Man vergleiche zum mitgenannten Franz Graf-Stuhlhofer auch:
Stuhlhofer

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Als Antwort auf: 1. 1. 1956 (Vor fünfzig Jahren) geschrieben von Drahbeck am 01. Januar 2006 07:11:01:

Sich selbst an die Brust schlagend, redet „Erwachet!" vom 8. 1. 1956 von einer „am schnellsten wachsenden Religion" der es gar gelungen sei, im Jahre 1953 165.000 ihrer Anhänger im New Yorker Yankee-Stadion zu versammeln. Was das mit der „am schnellsten wachsenden Religion" anbelangt - konkrete nachprüfbare Vergleichszahlen werden nicht genannt, ist man doch eher geneigt an den flotten Spruch zu denken. Man solle keiner Statistik glauben, die man nicht selbst gefälscht hat.

Wie auch immer, gesetzt der Fall, es traf für Anfang der 1950er Jahre tatsächlich zu, so wird man doch nach den Ursachen dafür fragen müssen. Kaum eine andere Religion praktiziert so extensiv das „Schneeballprinzip". Kaum eine andere Religion lässt sich auch so sehr mit einer Vertreter-Organisation, die alle Kniffe des überrumpels der „Kundschaft" sorgfältig einstudiert, vergleichen, wie eben die Zeugen Jehovas. Und kaum eine andere Religion wird sich sagen lassen müssen, dass ihr Aufwand im Verhältnis zum „Ertrag" so eklatant auseinander driftet wie in ihrem Fall.

Der American way of Life, der sich hier auch auf der vermeintlich „religiösen" Ebene offenbart, wird sich weiter sagen lassen müssen. Der Krug geht solange zu Brunnen, bis er bricht. Die gekonnte Indoktrination innerhalb dieser Organisation ist wirksam. Das sei nicht prinzipiell in Abrede gestellt. Indes ob das Ziel dauerhafter „Zufriedenheit" innerhalb dieser Organisation wirklich erreicht ist? Die Fluktuationserscheinungen sprechen da wohl eine andere Sprache. Noch kaschiert das Schneeballprinzip letztere. Noch …
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Geschrieben von Drahbeck am 15. Januar 2006 03:47:43:

Als Antwort auf: Re: 8. 1. 1956 (Vor fünfzig Jahren) geschrieben von Drahbeck am 08. Januar 2006 07:56:40:

Soweit es die frühe Bibelforscherbewegung im deutschsprachigem Raum anbelangt, so „graste" sie bei ihrem Versuch Sympathisanten zu gewinnen, besonders in jenen Kreisen, die man heutzutage etwas gewunden, als „Landeskirchliche Gemeinschaften" bezeichnet. Die Führungscrew letzterer waren darüber alles andere erfreut. Etwa die Polemik zwischen der Zeitschrift „Licht und Leben" und den Bibelforschern (in den Jahrgangs-Kommentierungen auf der Webseite auch dokumentarisch belegt), künden noch heute davon.

Vereinfacht dargestellt, kann man die „Landeskirchlichen Gemeinschaften" in etwa mit den sogenannten „Freikirchen" vergleichen. Der Unterschied zwischen beiden besteht in dem Wörtchen „frei". Suchen die „Freikirchen" dem zu entsprechen, so die Landeskirchlichen Gemeinschaften doch nicht so konsequent. Vor allem behalten letztere die „Nabelschnur" zu den sogenannten „Großkirchen" bei. Das ist eigentlich der einzigst nennenswerte Unterschied zwischen diesen beiden Gruppierungen. Ansonsten sind sie sich doch sehr ähnlich, bis hin zu dem Umstand, dass manchem, der die Religionsfrage nur unter soziologischen Aspekten bewertet, bei beiden ziemlich leicht das Wort „Sekten" über die Lippen flutscht. Selbstredend wird eine solche Charakterisierung von den so Gescholtenen entschieden zurückgewiesen. Aber das kennt man ja auch andernorts.

Nun gab es in der Frühzeit der deutschsprachigen Bibelforscherbewegung in den für diese Verkündigung anfälligen Kreisen, durchaus eine gewisses „Hin- und Her-geschwanke". So mancher wusste anfänglich nicht so recht, wem er den nun eigentlich den „Zuschlag" geben sollte. Und so gab es denn durchaus nicht selten den Umstand: Wer damals den „Wachtturm" las, las vielleicht (sofern es ihm wirtschaftlich möglich) auch noch andere Blätter, eben aus dem Umfeld der Landeskirchlichen Gemeinschaften.

Namentlich das von einem gewissen Ernst E. Stroeter herausgebenen Blatt „Das prophetische Wort" muss man da wohl an besonders hervorhebenswerter Stelle nennen. Wie durchaus nicht selten, zeigte sich auch dabei, dass eigentlich sehr geistesverwandte Kreise, dennoch unter einander „Spinnefeind" sein können. Das war auch in diesem Falle so. Der formale „Feindschaftsgrund" entzündete sich an einer theologischen Frage, der sogenannten Lehre von der Allversöhnung. Stroeter und die Seinen, vertraten die als ihr „Steckenpferd" im besonderen.
Und so beginnt denn ein einschlägiger Lexikoneintrag über diesen Stroeter schon mit dem Satz:
„Stroeter, Ernst Ferdinand, * 31. Mai 1846 in Barmen, + 29. Aug. 1922 in Zürich. Eigenwilliger, umstrittener Exeget, der als freier Verkündiger nachdrücklich die Allversöhnung lehrte."

Und die Bibelforscher sagten dazu schlichtweg nein. Letzteres war zwar nicht unbedingt zwingend; bedenkt man doch den Umstand, dass auch Russell die konventionelle Höllenlehre ablehnte. Aber die „Stroeterianer" (keine Selbstbezeichnung. Das nur zur Klarstellung); gingen eben einen Schritt weiter. Und das war eben selbst für die Bibelforscher, der „Schritt zuviel". Eher dem Bereich Skurrillitäten zuzuordnen, ist da wohl auch die Aussage des Zeugen Jehovas Max Hollweg, der in seinem Erinnerungsbuch dem Vater der Gebrüder Günther und Dieter Pape. Diesem also mit im KZ umgekommenen Kurt Pape vorwirft:

„So lerne ich Herrn Pape kennen, der auch wie wir einen violetten Winkel trägt und sich Bruder nennt. Durch seine Philosophie der Allversöhnung versucht er viele Brüder, besonders die, die recht frisch die wahren Botschaften der Bibel, 'die Wahrheit', kennengelernt haben, zu beeinflussen. Wir warnen vor Pape's Botschaft - zu Recht, wie sich nach der Nazi-Diktatur herausstellt."

Das Votum von Hollweg ist wohl als einsamer Ausreißer zu werten. An anderer Stelle - in der WTG-Literatur - lassen sich Erinnerungsberichte nachweisen, die sich über diesen Kurt Pape ganz anders - positiv - äußern. Immerhin macht dieses Beispiel deutlich, dass selbst noch in den Hitler'schen Konzentrationslagern, der Disput über die Allversöhnungslehre, nachwirkte.

Was die „Allversöhnungslehre" anbelangt; so hat sie im deutschsprachigen Raum nie eine größere Resonanz gehabt. Die „Großkirchen" konnten mit ihr ohnehin nichts anfangen. Und diejenigen aus dem Bereich der „Landeskirchlichen Gemeinschaften", bei denen es anders war, reduzierten sich doch auf sehr überschaubare „Größenordnungen". Die Bibelforscher legten zudem als ihrem Haupt-Markenzeichen, mehr Wert auf die Endzeitlehren. Da war es schon verständlich, dass das anfängliche Gerangel um die „Allversöhnung" sehr schnell in Vergessenheit geriet, auf die Plätze „ferner liefen" verwiesen wurde. Das muss man wohl als geschichtlichen Hintergrund mit in Betracht ziehen.

Nun lässt es sich der „Wachtturm" vom 15. 1. 1956 angelegen sein, unter der Überschrift „Lehrt die Bibel die Allversöhnung?" genau dieses Thema aufzunehmen. Gemäss der „Wachtturm"-Konzeption in den USA geschrieben zu werden, spielen die eben skizzierten deutschen Querelen überhaupt keine Rolle dabei. Sie kommen noch nicht mal andeutungsweise zur Sprache. Auch das verwundert ja nicht. Wer eine straffe Diktatur-Organisation führt, der hat eben nur den „Tellerrand" seiner direkt unmittelbaren Umgebung im Blick, und die ist bekanntermaßen in den USA.

Aber da die WTG sich nun mal auf die Linie festgelegt hat, auch die Allversöhnungslehre abzulehnen, mag im nachfolgenden noch zitiert werden, was die „Wachtturm"-Redaktion dazu noch als - weitere - geschichtliche Details ermittelt hat.

Während fast 1900 Jahre hat es Christen gegeben, die die Universalrettung oder Allversöhnung lehrten. Und da gewisse orientalische Religionen die Ansicht vertreten, alle Seelen würden schließlich in den Zustand des „Nirwana" gelangen, könnte gesagt werden, daß heute Hunderte von Millionen an die Allversöhnung glauben und daß diese Lehre weit in die Jahrhunderte vor Christus zurückreicht. …
So ist doch die Lehre vom Universalheil oder der Allversöhnung schon kurz nach dem Tode des letzten der Apostel aufgekommen, und gewisse Sekten lehrten sie schon sehr früh, etwa seit dem Jahre 130.

Im Jahre 195 lehrte sie ein gewisser Klemens von Alexandria, und einer seiner Schüler, nämlich Origenes, war ein starker Verfechter dieser Lehre. Es schien ihm unglaublich zu sein, daß Gott seine Geschöpfe für alle Ewigkeit in einer brennenden Hölle quälen würde, und zwar ohne irgendein Ziel, und so vertrat er die Ansicht, daß alle Höllenqualen Heilswert besäßen und enden würden, sobald sie ihren Zweck erreicht hätten: „Alle Seelen, alle intelligenten Wesen, die irregegangen sind, werden daher früher oder später zur Freundschaft mit Gott wiederhergestellt werden. Die Entwicklung wird lange Zeit beanspruchen, in gewissen Fällen sogar unberechenbar lange, aber eine Zeit wird kommen, da Gott alles in allem sein wird."

Während katholische Theologen, besonders Augustinus, gegen den Origenismus, wie er genannt wurde, wetterten, behielt doch die Lehre von der Universalrettung oder Allversöhnung in ihrer Kirche wie auch in anderen Religionsorganisationen, die den Anspruch erhoben, christlich zu sein, weiterhin ihre Befürworter. Sie wurde von den Albigensern des 11. Jahrhunderts gelehrt, den Lollarden des 14. Und von vielen „Reformern vor der Reformation" im 15. Jahrhundert. Es gab viele Geistliche, die von Religionsorganisationen exkommuniziert, verbannt oder aus ihren Stellungen entlassen wurden, weil sie die Allversöhnung sowohl in katholischen wie in protestantischen Organisationen lehrten.

In England rechnete man während des 17. Jahrhunderts eine Zeitlanf die Lehre von der Universalrettung zu den Ketzereien, die mit Gefangenschaft bestraft wurden, während man andere „Ketzereien" mit dem Tode bestrafte. Ungefähr zur selben Zeit wurde in den Vereinigten Staaten, in der sehr religiösen Kolonie Massachusetts, ein gewisser John Gatchell zur „Schaustellung am Pranger verurteilt und zum Durchstechen seiner Zunge mit einem glühenden Eisen", weil er die Universalrettung gelehrt hatte.

Es scheint, daß meistenteils jene, die die Universalrettung vertraten, im Herzen recht standen. Jemand sagte: „Die endlose Strafe [Qual] für die Bösen würde ja nicht für die Gerechtigkeit, sondern für die Ungerechtigkeit Gottes sprechen." In dem Glauben, daß die Bibel die Höllenqualen für die Bösen lehre und daß die Menschenseele unsterblich sei, zweifelten sie, daß die Qualen der Hölle ewiglich dauern würden. Einer berechnete sogar, daß alle diese Qualen mit dem großen Jubeljahr am Ende von 50.000 Jahren enden würden.

Zu den Bibeltexten, die Origenes als Stütze der Lehre von der Universalrettung oder Allversöhnung benutzte, gehörte auch 1. Korinther 15:25, 28 (NW): „Denn er muß als König herrschen, bis Gott alle Feinde unter seine Füße gelegt hat … dann wird auch der Sohn selbst dem unterworfen sein, der ihm alle Dinge unterwarf, damit Gott jedem alles sei." Damit Gott schließlich jedem alles sei, so folgerte Origenes, müßten schließlich alle intelligenten Geschöpfe mit Gott versöhnt werden.

Ein anderer Text, der als Stütze der Allversöhnung gebraucht wird, ist Philipper 2: 10, 11 (NW):
„So daß in dem Namen Jesu jedes Knie sich beuge, derer im Himmel und derer auf Erden und derer unter der Erde, und jede Zunge öffentlich bekenne, daß Jesus Christus Herr ist zur Verherrlichung Gottes, der Vaters." Es wird behauptet, daß, wenn jedes Knie sich beugen und jede Zunge bekennen müsse, daraus folge, daß alle Lebenden schließlich mit Gott versöhnt werden.

Dann lesen wir ferner in Römer 5:18: „Also wie der Sündenfall des Einen zur Verurteilung aller Menschen führte, so wird auch durch Eines Gerechtigkeit allen Menschen das Leben geschenkt" … Jene, die an die Universalrettung glauben, heben Gottes Barmherzigkeit hervor. Wenn Gott aber auch Barmherzigkeit erweist, übersieht er doch die Gerechtigkeit nicht, sondern trifft eine Wahl. „Ich werde dem Barmherzigkeit erweisen, dem ich Barmherzigkeit erweisen mag." Er „ist erzürnt über die Bösen jeden Tag". Zu den willentlich Bösen, die seine Zurechtweisung verachten, sagt er: „So werde auch ich bei eurem Unglück lachen". …

Es scheint, daß die Hauptschwierigkeit bei denen, die an der Allversöhnungslehre festhalten, darin besteht, daß sie fehlgingen, indem sie auf eine falsche Lehre bauten in ihrem Bemühen, ihre Überzeugung mit dem Glauben an einen Gott der Liebe in Übereinstimmung zu bringen. Unfähig, einen Gott der Liebe mit ewiger Strafe in Form von Marterung zu vereinbaren, ließen sie die Strafe als von begrenzter Dauer erscheinen. …
Diesen Fehler machten jene, weil sie an der irrigen Lehre von der Unsterblichkeit aller Seelen festhielten. …

Kann denn durch die Lehre, daß schließlich alle intelligenten Geschöpfe, die jemals lebten, mit Gott versöhnt werden, ein Schaden entstehen? Jawohl, denn vor allem beraubt sie Gott seines Ruhmes als jemandes, der würdig ist, von Menschen, die aus freiem Willen heraus handeln, angebetet zu werden. … Die Universalrettung oder Allversöhnung ist eine Schlinge des Teufels, um Christen von ihrer Wachsamkeit abzulenken, indem ihnen Rettung verheißen wird, ungeachtet, was sie tun oder nicht tun. …
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Geschrieben von Drahbeck am 22. Januar 2006 05:04:26:

Als Antwort auf: Re: 15. 1. 1956 (Vor fünfzig Jahren) geschrieben von Drahbeck am 15. Januar 2006 03:47:43:

Einige knappe Angaben über das afrikanische Land Liberia gibt es in der "Erwachet!"-Ausgabe vom 22. 1. 1956. Danach habe dort erst 1946 der erste WTG-Missionar Fuß gefaßt. Man freut sich relativ schnelle Zuwächse zu erzielen. Als Zahl nennt man 160 Verkündiger, was 60% mehr als im Vorjahr seien.
Ein Lexikon notiert bezüglich der religiösen "Landkarte" in Liberia:
"Etwa 10 Prozent der Bevölkerung sind Christen, in der Mehrzahl Protestanten. 30 Prozent sind Anhänger des Islam. Etwa 60 Prozent halten an traditionellen Glaubensvorstellungen fest."

1963 gab es dann einen relativen Rückschlag:
Dort war es anlässlich eines Kongresses der Zeugen Jehovas, zu einem Eklat in der Fahnengrussfrage gekommen. Erst unter brutaler Gewalt - nicht freiwillig - sahen sich ein Teil der dortigen Zeugen Jehovas genötigt, die Landesfahne zu grüßen, worauf übereifrige dortige Behörden bestanden hatten. Nach einigen Jahren der Spannung, lenkte Liberias Präsident in der Fahnengrussfrage gegenüber den Zeugen Jehovas ein. Grundlage für dieses "Gentleman-Agreement" war auf Seiten der Wachtturmgesellschaft auch der Hinweis: "Das die biblische Bildung", so wie sie von den Zeugen Jehovas verkündet wird, "die beste Verteidigung gegen den atheistischen Kommunismus sei." Es heißt zu diesen Ausführungen weiter: "Mr. Tubmann hörte (dem) eine halbe Stunde lang interessiert zu."

In ihrem Jahrbuch-Bericht über Liberia räumt die WTG ein:
"Der Vorfall in Gbarnga machte deutlich, daß viele von denen, die die gute Botschaft verkündigten, nicht richtig verstanden hatten, was es bedeutet, die Lauterkeit zu bewahren und Jehova ausschließlich ergeben zu sein."

Was in normal verständlich Worte übersetzt besagt. Bei weitem nicht alle hielten in der akuten Konfrontationsssituation an der WTG-Linie in Sachen Fahnengruß fest.

Nun ja, rückblickend muss man doch wohl sagen, andernorts ging es schneller voran. Ersichtlich auch daran, dass man die dortige Verkündigerzahl für das Jahr 2004 auf rund 4.000 veranschlagt. Diese Zahl muss man jedoch insbesondere ins Verhältnis zur übrigen Bevölkerung setzen. Und dieses Verhältnis betrug im Jahre 2004 1 zu 778. Da hat ja selbst die Bundesrepublik Deutschland noch ein besseres Prozentverhältnis. Von einigen anderen Ländern erst gar nicht zu reden.
So gesehen ist da die zitierte "60% Zunahme" innerhalb eines Jahres wohl eher dem Bereich Strohfeuer zuzuordnen.

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Geschrieben von Drahbeck am 01. Februar 2006 07:26:00:

Als Antwort auf: Re: 22. 1. 1956 (Vor fünfzig Jahren) geschrieben von Drahbeck am 22. Januar 2006 05:04:26:

In einem euphorischen Rückblick auf die Kongresserie des Jahres 1955 unter dem Motto „Triumphierendes Königreich" im „Wachtturm" vom 1. 2. 1956 findet sich auch die Angabe:
„Das Programm über die Einzelheiten und Tätigkeit war für all die fünftägigen Kongresse in den englischsprachigen Ländern dasselbe. Die auf dem Festlande Europas stattfindenden erforderten eine gewisse Änderung in der Reihenfolge der Vorträge, je nachdem, wo sich der Präsident und andere Beamte der Gesellschaft gerade befanden, da sie mit dem Halten der Hauptansprachen des Kongresses betraut worden waren."

In der Praxis bedeutete das nichts anderes, dass den jeweiligen Zuhörern zugemutet wurde, sich endlose simultan übersetzte Vorträge von Knorr anzuhören, der weder der deutschen, noch einer anderen europäischen Sprache (außerhalb des Englischen) mächtig ist. Eine kurze Grußansprache wäre der Sache sicherlich dienlicher gewesen, und anschließendem Vortrag in der Landessprache. Aber nein, dass ließ die Eitelkeit des Knorr schon nicht mehr zu. Nur er, konnte und dürfte vortragen, was später ohnehin im „Wachtturm" nachgedruckt. Auch auf die Gefahr hin geradezu zum einschlafen zu animieren. Wenn solcherlei Praktiken nicht mal Ausdruck eines Personenkultes hoch zehn sind, mag man dazu nur sagen!

„Großzügigerweise" beschränkte man vorstehende Praktik „nur" auf die Hauptansprache, und die „Abschiedsreden" der WTG-Fürsten Knorr und Franz. Letzterer konnte ja wenigstens noch mit weiteren Fremdsprachen aufwarten, Fürst Knorr indes nicht. Was die übrigen in der Landessprache vorgetragenen Programmpunkte anbelangt liest man dazu.

Sie wurden „von besonders vorbereiteten Manuskripten abgelesen, und dazu wurden allen Kongressen die gleichen Manuskripte verabfolgt. Besonders ausgewählte Vertreter der Gesellschaft, fähige Personen, wurden dazu bestimmt, die Ansprachen vorzulesen, und sie erhielten Anweisung, sich mit dem Text gründlich vertraut zu machen, um fähig zu sein, die Ansprachen mit Gefühl, Aufrichtigkeit und der größten Wirkung zu halten."

Wahrlich ein perfekt inszeniertes Marionettentheater!

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Geschrieben von Drahbeck am 08. Februar 2006 07:03:24:

Als Antwort auf: Re: 1. 2. 1956 (Vor fünfzig Jahren) geschrieben von Drahbeck am 01. Februar 2006 07:26:00:

Ein düsteres Szenario zeichnet „Erwachet!" vom 8. 2. 1956 unter der Überschrift „Eine Staatskirche in Nöten" über Norwegen. Laut „Erwachet!" ist die 930jährige Staatskirche Norwegens in Nöten, und zwar teilweise gerade deswegen, weil sie eine Staatskirche ist. Einerseits zählt sie ein Volk zu ihren Mitgliedern, das der Kirche gegenüber völlig gleichgültig ist und andererseits ist sie finanziell von einem Staat abhängig, der in letzter Zeit zu der Ansicht gekommen ist, daß man der Kirche das Recht geben sollte, in Glaubensfragen selbst zu entscheiden und auch für ihre Kosten selbst aufzukommen."

Weiter findet sich in diesem Artikel auch die Aussage:
„Was den Berichterstattern auch zu denken gab, war die Tatsache, daß in beiden Kirchen kein einziger junger Mensch zu sehen war. 'Ein großer Teil der Kirchgänger kam am Stock in die Kirche gehumpelt', schrieben sie und schätzten das Durchschnittsalter der Anwesenden auf weit über 50 Jahre. Es steht auch fest, hieß es weiter, daß 'die Predigten in den Kirchen dem Volke nichts mehr sagen', und 'die Kirche entwickelt sich zu einem Koloß auf Tonfüßen; es fehlen ihr die eifrigen Anbeter, die die Grundlage einer lebenskräftigen Organisation bilden müssen. Der Weiterbestand der Kirche mag gesichert sein, weil sie vom Staat unterstützt wird, aber nur als eine leere Hülse, eine Einrichtung, die man aus bloßer Gleichgültigkeit gelten läßt.'"

Wie man unschwer erraten kann, sieht sich die WTG dabei in der Rolle einer „positiven Alternative". Auch ersichtlich an ihren Schlusssätzen in diesem Artikel. Etwa, wenn sie da postulierte:
„Kein Wunder, daß die Kirche Sorgen hat. Freundschaftliche Beziehungen mit der Welt, dem Staate angetraut und daher eine Ehebrecherin und Feindin Gottes! Ist es da überraschend, daß sie in Nöten ist?"

Angesichts dieser vollmundigen Thesen mag es vielleicht angebracht sein, auf einen diesbezüglichen Präzedenzfall hinzuweisen. Und zwar den des Joseph Wilting in seinem Buch „Herr, zu wem sollen wir gehen?": das laut Untertitel „Eines ehemaligen Zeugen Jehovas Wanderung durch die christliche Landschaft Norwegens" beschreibt.
Wilting der seinem eben genannten Buch das Motto voransstellt:
„Wer in Illusionen lebt, stirbt an Enttäuschung". Besagter Wilting informiert schon eingangs seines Textes, dass er fast 40 Jahre seines Lebens aktives Mitglied der Zeugen Jehovas war.

Offenbar war es ihm mit solch einer Biographie unmöglich, seine christliche Sozialisation grundlegend ändern zu können. Dafür steht auch sein Satz:
„Sofort, als wir die Zeugen Jehovas verließen, beschlossen meine Frau und ich, Mitglied in einer christlichen Gemeinde zu werden."
Das er ein „gebranntes Kind" ist (von den Zeugen Jehovas „gebrannt) darüber hatte er ja den Interessierten schon ausführlich in seinem dem vorangegangenen Buch „Das Reich, das nicht kam" Rechenschaft abgelegt. Also verschlug es nun Wilting, nach eigenem Bekunden in die „übrige religiöse Landschaft" Norwegens. Dass da die katholische Kirche für ihn (und wohl nicht nur für ihn) völlig undiskutabel ist, versteht sich eigentlich von selbst und bedarf wohl keiner näheren Erläuterung. Somit war das in Frage kommende religiöse Spektrum schon mal etwas eingeschränkt.

Im wesentlichen suchte er nun seine Erfahrungen in einem Bereich zu sammeln, den man in Deutschland (vielleicht) wohlwollend dem Bereich „Freikirchen" zuordnet. Wer etwas weniger wohlwollend ist, der zieht es allerdings vor, die Vokabel „Freikirchen" durch eine andere weniger höfliche Vokabel zu ersetzen; die umgangssprachlich mit „Sekt..." anfängt. Ein wesentlicher Faktor auf seinem „Erfahrungstripp" nach 1986 war auch der Bereich Pfingstkirchen, Charismatiker und ähnliches. Anstelle einer Detailreferierung seien da mal bloß ein paar Zwischenüberschriften aus seinem Buch zitiert, die schon so deutlich genug veranschaulichen, welche Erfahrungen er denn da so sammelte:

5.7 Ungesunde Seiten in der Pfingstbewegung
5.10 Schlechter Weizen in der Pfingstbewegung
5.11 Sektierische Züge in der Pfingstbewegung
5.12 Heraus aus der Pfingstbewegung und hinein in die dänische Volkskirche
5.13 Das Pensacola-Phänomen, Erweckung oder Betrug?
5.15 Leichtgläubigkeit, eine leichte Beute für Verführung
6.6 Die ungesunden Seiten der Glaubensbewegung
7.7 Falsche Propheten und falsche Prophezeiungen
6.8 Steine statt Brot?
6.9 Ungute Bindung an die Leiter
6.12 Hirte oder Herr, der blinden Gehorsam fordert
6.21 Wie sektiererische Züge zugedeckt werden
7.2 Die Irrwege der Torontobewegung
7.12 Blasphemische Behauptungen und Drohungen
7.14 Hüte Dich vor gierigen und manipulierenden Leitern
8.6 Die Verführung wird weitergehen
8.10 Der Tanz um das goldene Kalb
8.14 Die Geschichte wiederholt sich
8.15 Schmerzen und Trauer als Folge des Tanzes um das Goldene Kalb
8.17 Viele stecken den Kopf in den Sand
9.29 Ist Wachstum immer ein Beweis, dass es sich um Gottes Werk handelt?
9.34 Eine gute Gemeinde hält dich nicht mit „Zeichen und Wundern" zum Narren
10.18 Verwirrtes Gefühlsleben bei Täter und Opfer
10.24 In den meisten Fällen bist du völlig machtlos
10.35 Die Dämonenlehre hält die Menschen gefangen
11.4 Vorsicht vor dem Streben christlicher Leiter nach politischer Macht und Weltherrschaft

Wer dieses Wilting-Buch unvoreingenommen auf sich einwirken lässt, dem stellt es sich als ein einziges Dokument der Tragik dar. Die größte Tragik im Falle Wilting war vielleicht die, dass er aufgrund seiner vorangegangenen 40jährigen Zeugen Jehovas-Sozialisation, für sich das Dogma aufgestellt hatte. Es müsse auch weiterhin eine christliche Sozialisation sein. Und da ist er dann buchstäblich vom Regen in der Traufe gelandet. Und das nicht nur einmal, sondern mehrmals. Nun mag man vielleicht einräumen; wer bereits vier Jahrzehnte von den Zeugen Jehovas geprägt, der hat kaum noch eine andere Chance. Mag man diesen Einwand auch anerkennen, so ändert er überhaupt nichts an der Grundsatzfeststellung:
Der Regen wurde durch die Traufe ausgetauscht.

Immerhin, auch das ist bemerkenswert. Die eingangs genannte „tote norwegische Staatskirche" kommt in diesem Wilting'schen „Tripp" noch von allen am besten weg. Eben oder vielleicht, weil sie vermeintlicherweise „tot" ist. Wilting wäre sicherlich einiges von seiner Tragik in seiner Nach-ZJ-Zeit erspart geblieben, hätte er seine Experimente im pfingstlerisch-charismatischen Bereich, lieber sein lassen. Aber es ist wohl immer noch so. Viele Menschen werden erst durch Schaden „klug"

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Geschrieben von Drahbeck am 15. Februar 2006 07:02:06:

Als Antwort auf: Re: 8. 2. 1956 (Vor fünfzig Jahren) geschrieben von Drahbeck am 08. Februar 2006 07:03:24:

Es mag aus dem heutigen Erfahrungshorizont fast wie aus „Grimms Märchenbuch" entnommen wirken, jene Passage, welche man im „Wachtturm" vom 15. 2. 1956 lesen konnte. Nun sei nicht unterstellt, dass sie tatsächlich aus den Fingern gesogen wurde. Lediglich der Kontrast zu heutigen Verhältnissen sticht ins Auge. Genannter „Wachtturm" meint beklagen zu müssen:

„Bisweilen findet ein Kreisdiener" (Einfügung: „Diener" die Bezeichnung gab es damals noch tatsächlich. Inzwischen sind auch aus denen „Aufseher" geworden. Manche wähnen gar: KZ-Aufseher). Also zurück zum Text:
„Bisweilen findet ein Kreisdiener auf seiner Runde eine Versammlung von vielleicht fünfundfünfzig Verkündigern, die alle jeden Monat regelmäßig ausziehen, die gute Botschaft vom Königreich predigen und freudig Dienst tun. Wenn er aber die Aufzeichnungen nachprüft, findet er, daß zwanzig von den fünfundfünfzig nicht getauft sind. Er fragt sich, was der Grund sein mag, und stellt Nachforschungen an. Dann findet er, daß die Betreffenden denken, sie nähmen eine zu große Verantwortung auf sich, wenn sie ihre Hingabe an Jehova Gott symbolisierten."

Wenn es wirklich so gewesen sein sollte, dass da rund 30% der „Verkündiger" eine Versammlung ungetauft waren, dann fragt man sich doch, wie das im Detail wohl ausgesehen hat. Dann kann man sich eigentlich nur so einen Reim darauf machen. Na ja; dass werden wohl die Kinder in jener Versammlung sein, die eben auch schon zum „verkünden" genötigt wurden. Nun fällt es Kindern (das ist ja ihr Privileg) sicherlich leichter sich in ungewohnte Verhältnisse einzupassen, als wie bereits geprägten Erwachseneren. In der Praxis ist es doch wohl eher so, dass von den „Neuzugängen" aus dem Erwachsenenbereich, viele eher das dumpfe Gefühl haben, zum Predigtdienst „hingeprügelt" zu werden. Lediglich dass man ihnen da gewisse Hilfestellungen gibt; etwa Begleitung durch einen „erfahrenen" Prediger und ähnliches mehr.

Ansonsten gilt doch wohl eher. Wer nicht ausgesprochen „Karrieregeil" ist (innerhalb der ZJ-Organisation), für den ist das „predigen" wohl eher ein ungeliebtes Pflichtprogramm. Natürlich mag es auch Fälle geben, wo jemand sein Ego damit befriedigt, andere zu belehren. Diese menschliche Eigenschaft sei ja nicht prinzipiell in Abrede gestellt. Was würde sonst Erwachsene motivieren, ihre Kinder zu belehren (als ein Beispiel).

Dennoch, die menschliche Gesellschaft besteht nun mal nicht nur aus jenen, welche etwa einen Lehrerberuf als ihre erwählte Zielstellung ansehen. Die gibt es selbstredend auch. Aber insgesamt ist das doch wohl etwas gemischter. Und in dieser „Mischung" beschleicht eben nicht wenigen das Gefühl, zu diesem Predigtdienst „hingeprügelt" zu werden.

Aber offenbar kann auch für die WTG nicht sein, was nicht sein soll. Diesem Zweck dient dann wohl auch das eingangs von ihr bemühte Beispiel; „wo sich die Götter streiten":

Stammt das nun aus „Grimms Märchenbuch" oder eben doch nicht?

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Geschrieben von Drahbeck am 22. Februar 2006 06:33:26:

Als Antwort auf: Re: 15. 2. 1956 (Vor fnfzig Jahren) geschrieben von Drahbeck am 15. Februar 2006 07:02:06:

Drei Meldungen aus der Rubrik „Wir beobachten die Welt" des „Erwachet!" vom 22. 2. 1956 seien einmal zitiert. In der Tagespolitik gibt es jederzeit unzählige Meldungen. Ein herausfiltern dessen was man als wichtig und eben nicht wichtig erachtet, ist unabdingbar. Auch „Erwachet!" nimmt ständig (aus seiner Interessenlage) diese Filterfunktion war. Die drei angekündigten „Erwachet!"-Meldungen braucht man eigentlich nicht weiter zu kommentieren. Sie belegen (einmal mehr), wo die Führung der WTG im kalten Krieg politisch stand und noch heute steht. Als verlängerter Arm des US State Departments (amerikanisches Außenministerium).
Genannte „Erwachet!"-Ausgabe schreibt:

„Adenauer über die kommunistische Gefahr
Der Jahresbericht der deutschen Bundesregierung enthält ein Vorwort von Bundeskanzler Dr. Adenauer, in dem es u. a. heißt:
'Wir dürfen und werden aber dem Kommunismus nicht den kleinsten Türspalt öffnen; damit er in der Bundesrepublik seine Macht aufrichten und von hier aus ganz Europa versklaven kann.'
Es wird weiter ausgeführt, daß trotz des Verschwindens der Kommunisten aus den westdeutschen Parlamenten die kommunistische Gefahr nicht geringer geworden sei. Sie habe in letzter Zeit von der Sowjetzone her eine sehr scharfe Stoßrichtung nach der Bundesrepublik hin angenommen, der man mit 'äußerster Wachsamkeit, entschlossener Abwehrkraft, ja mit Härte' begegnen müsse. In einem Bericht der Bonner Regierung wird weiter ausgeführt, daß in den westdeutschen Industriewerken 1700 aktive kommunistische Zellen eine gefährliche Umsturzpropaganda betreiben. In Westdeutschland stünden mehr als 600 Fabrikzeitungen unter kommunistischer Kontrolle und etwa 250 kommunistische Deckorganisationen. Diese Stoßtrupps hätten es darauf abgesehen, die Beziehungen zwischen Arbeitgebern und Arbeitnehmern zu verschlechtern und dadurch unter der Arbeiterschaft Unzufriedenheit zu säen und so die Tendenz für kommunistische Anschauungen zu fördern. Die Kommunisten hätten offensichtlich ihre Aufmerksamkeit der westdeutschen Industrie zugewandt.

USA: 64% des Etats für die Verteidigung
Präsident Eisenhower legte dem Kongreß das Budget für das Jahr 1956/57 vor, das zum ersten Mal seit dem Jahre 1951/52 wieder ausgeglichen abschließt. Es sieht mit 65.865 Milliarden Dollar etwa um eineinhalb Milliarden Dollar höhere Ausgaben vor als im vergangenen Jahr. Wie der Präsident sagte, könne die Regierung nur dann einer Steuersenkung zustimmen, wenn eine Tilgung der Staatsschuld um 500 Millionen Dollar möglich bleibe.
Der Haushaltsvoranschlag sieht für die Verteidigung 35,547 Milliarden Dollar vor - 972 Millionen mehr als im letzten Jahr. Die gesamten Sicherheitsausgaben (z. B. Militärische Auslandshilfe, Atomforschung, Anlage von Rohstoffreserven usw.) belaufen sich auf 42,4 Milliarden Dollar und machen damit 64% der Gesamtausgaben aus.
Der Etat legt besonderen Nachdruck auf Atomwaffen, ferngelenkte Geschosse, Förderung der Entwicklung neuer Waffen und sieht im einzelnen 1.276 Milliarden für ferngelenkte Geschosse vor, 6.751 Milliarden für die Beschaffung von über 2000 neuen Flugzeugen, eine Milliarde für Neubauten der Kriegsmarine. Die Kriegsmarine soll unter anderem einen sechsten Flugzeugträger der 'Forrestal'-Klasse, mehrere Atom-U-Boote und einen Atomkreuzer erhalten.

Der Papst und die Atombombe
In seiner Weihnachtsbotschaft erließ Papst Pius XII. einen neuen Friedensappell an die Staatsmänner und ermahnte sie, rechtzeitig die Konflikte zwischen den Völkern zu beseitigen, die die Ursache für einen neuen Krieg sein könnten. Der Papst forderte sodann internationale Vereinbarungen über die Einstellung der Atombomben-Versuche und das Verbot der Atomwaffen überhaupt, sowie eine damit verbundene Rüstungskontrolle. Noch nie wurde ein Vorschlag des Papstes in Moskau mit so viel Wohlwollen aufgenommen wie dieser, denn bekanntlich streben die Russen schon lange ein Verbot der Atomwaffen an. Nicht gleicher Auffassung wie der Papst ist jedoch der Primas der Anglikanischen Kirche, Dr. Fisher, Erzbischof von Canterbury. Er erklärte Ende Dezember in einem Vortrag:
'Ich bin der Meinung, daß man dem Kommunismus mit allen geeigneten Mitteln widerstehen muß … Jede Waffe, die die Erfüllung der kommunistischen Pläne abzuwenden vermag, ist eine gute Waffe - und zu diesen Waffen gehört auch die Wasserstoffbombe.'"

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Geschrieben von Drahbeck am 01. März 2006 07:13:24:

Als Antwort auf: Re: 22. 2. 1956 (Vor fünfzig Jahren) geschrieben von Drahbeck am 22. Februar 2006 06:33:26:

Unter der Überschrift „Religion wird Mode" berichtet der „Wachtturm" vom 1. 3. 1956 über die USA, dass laut einer Statistik im „Jahrbuch der amerikanischen Kirchen für 1956" 97.482.711 Amerikaner Kirchenmitglieder seien. Dies entspreche einem Bevölkerungsanteil von etwa 60 Prozent. Als Vergleichszahl wird noch genannt, dass dort der Bevölkerungsanteil an Kirchenmitgliedern, hundert Jahre früher bei etwa 16 Prozent gelegen habe. In Analyse dieser Entwicklung notiert der „Wachtturm":

„Die allgemeine Ansicht hervorragender Geistlicher, die in jüngster Zeit über das Thema gesprochen haben, geht darauf hinaus, daß die religiöse Hochkonjunktur wenig bedeutet, weil alles mehr schal und leer als lebenskräftig, mehr Mode- als Glaubenssache ist.
So kam es, daß der Geistliche C. Newman Hogle von der Ersten Methodistenkirche New Yorks in Jamaica, Queens, mit Billy Graham übereinstimmte, daß die gegenwärtige religiöse Hochkonjunktur in verschiedener Hinsicht 'hohl' ist. ('New York Times', 12. September 1933) Und der Prediger und Schriftsteller Bernhard Iddings Bell, Kanoniker der Episkopalkirche, sagte: 'Die Religion ist Mode geworden. Eine Menge Leute schließt sich der Kirche an; was dies aber zu bedeuten hat, weiß ich nicht. Ich bin nicht davon überzeugt, daß es überhaupt etwas bedeutet … Es ist allzu leicht in der Kirche zu sein.' ('Time', 17. Januar 1955)

Auch Dr. Eugene G. Blake, ein bedeutender protestantischer Wortführer und Präsident des Nationalrats der Kirchen Christi in den Vereinigten Staaten von Amerika äußerte seine Ansicht, daß der religiöse Aufschwung nur 'Modesache', nur ein 'Schemen' sei. In einem Hauptartikel warf Dr. Blanke in der Zeitschrift 'Look' vom 20. September 1955 die herausfordernde Frage auf: 'Ist die religiöse Hochkonjunktur eine geistige Gipsfigur?'
Aus seinen Antworten erhält man den Eindruck, daß die Religion in Mode gekommen ist.

Warum aber wird die Religion Mode? Weil die Leute finden, daß sie ihnen oft das verschafft, was sie haben möchten. Dieser Meinung sind führende Geistliche. So erklärte Henry Knox Sherrill, präsidierender Bischof der protestantischen Episkopalkirche in Amerika: 'Viele der an der Religion wieder neu Interessierten scheinen Nachdruck darauf zu legen, daß man Gott für die eigenen Zwecke, für Erfolg, Gesundheit und Freiheit von Lasten und Anstrengungen benötige.' ('Look', 20. September 1955) …

Eine ähnliche Einschätzung der religiösen Hochkonjunktur wurde von Dr. Blake in seinem Artikel in der Zeitschrift 'Look' geäußert. 'Es ist nun Mode geworden', so sagt der Geistliche Dr. Blake, 'Gott als Mittel zum Zweck zu gebrauchen', indem man die Religion zu selbstsüchtigen Zwecken verwendet ....

Wie verwenden denn die Massen die Religion zu ihrem eigenen selbstischen Wohl? Rabbi William F. Rosenblum vom Tempel Israel, New York, tönte den Gedanken an, daß bei vielen die Erweckung nur 'eine Flucht vor der Furcht' sei. Dr. Landis, Herausgeber des Jahrbuches der amerikanischen Kirchen bemerkte, daß 'die entsetzliche, zerstörende Kraft der Atomenergie etwas damit zu tun haben möge.' Und Dr. Blake warf treffend die Frage auf, ob die religiöse Hochkonjunktur etwa eine 'Parallele zur Fuchshöhlen-Religion im Zeitalter der Atomkernspaltung' sei.

Eng verwandt mit jenen, die sich der Religion bedienen, um der Furcht zu entrinnen, sind die Seelenfrieden-Sucher, die in die Kirche gehen, um sich durch Musik, Gebet und psychologische Reden beruhigen und einlullen zu lassen. …
Ein weiterer Grund, warum die Religion Modesache wird, ist deren Benutzung auf der Jagd nach Erfolg, nach jener Art von Erfolg, die mit dem Wort 'finanziell' näher bezeichnet wird. Darüber schreibt Dr. Blake:
'Der Mammon ist in moderne Kleider gekleidet …

Licht wird auch auf die Modesache der Religion geworfen durch die Zunahme der Zahl der Menschen, die die Büros und Versammlungslokale von Leuten wie Father Divine sowie Hunderter anderer Glaubensstifter belagern, die den Gedanken erwecken, sie hätten von Gott den direkten Auftrag empfangen, jedem Gesundheit zu verleihen. Über das Gewimmel der Anhänger der Glaubensheiler schreibt Dr. Blake: 'Der Mann der Neuzeit, der sich darum sorgt, ob er seinen Posten auch behalten könne, ist ebenfalls neurotisch um seine Gesundheit besorgt … Die Leute gingen nicht zu Heilern, wenn sie selbst nicht glaubten, daß sie krank seien und nicht wüßten, wohin sie gehen sollten.'

Der Schrecken vor dem Kommunismus wirft ebenfalls Licht auf die Religion als Modesache, denn die Leute sind soweit gekommen, die Religion als das Mittel anzusehen, mit dem der Kommunismus bekämpft werden könne. 'Auch hierin' - so sagt Dr. Blake - 'bedeutet der Versuch, sich Gottes oder der Religion für diesen so wichtigen Zweck zu bedienen, Gott als Mittel zum Zweck zu gebrauchen.' Ähnliche Bemerkungen machte Dekan Pike:
'Es wird uns gesagt, daß wir zur Religion umkehren sollen, um uns gegen den Kommunismus zu stärken. Natürlich sind wir gegen den Kommunismus, und wenn wir als Volk Gott wahrhaft ergeben wären - indem er in unserem Leben den ersten Platz einnimmt -, fühlten wir uns in Sicherheit, und nichts könnte unseren Frieden trüben. Der Versuch aber, sich Gottes, der ewig lebt, als eines Mittels zu bedienen, um etwas zu erlangen, dessen Bestimmung irdisch ist, etwas, das ein Teil der vorübergehenden Schaustellung ist, nämlich unsere eigenen nationalen Interessen, hieße die Dinge ganz auf den Kopf stellen.' - 'New York Times', 6. September 1955.

Dann herrscht auch das Gefühl unter den Modegecken der Religion, daß der Kirchenbesuch ein nützlicher Familienbrauch sei und jemandem zu einem guten Ruf verhelfen könne. Über diesen schillernden Mantel der Respektabilität, den die Religion liefert, schrieb der Philosoph John Dewey: 'Mir scheint, die Hauptgefahr für die Religion beruhe in der Tatsache, daß sie in der Achtung so gestiegen ist. Sie ist in hohem Maße eine Sanktion der bestehenden sozialen Zustände geworden - eine Art Firnis für gewisse Einrichtungen und konventionelle Bräuche.' ('The Christian Century', 13. Juli 1955) Diesen Mantel der Respektabilität zu tragen finden viele religiöse Modegecken dienlich.

Durch die Verwendung der Religion als Mantel der Respektabilität wird indes die moralische Fäulnis der Welt keineswegs verborgen. Der größte moralische Niedergang in der Geschichte brandmarkt die gegenwärtigen religiösen Erweckungen als 'hohl'. Obwohl die Kirchenmitgliederzahl in den Vereinigten Staaten schneller zugenommen hat als die Bevölkerung, bleibt die düstere Tatsache bestehen, daß das Verbrechertum noch schneller zugenommen hat als die Kirchenmitgliederzahl. So schreibt Dr. Blake: 'Heute ist es in unserem Lande eine Ursache zu Besorgnis, daß die Sittlichkeit im Niedergang zu sein scheint gerade in dem Augenblick, wo eine religiöse Hochkonjunktur in Erscheinung tritt.' Dann erklärt er: 'Religion ohne Sittlichkeit ist überhaupt keine Religion.'

Religion somit als Tarnung für moralische Schlechtigkeit zu verwenden, ist ein weiteres Mittel, das Modenarren der Religion benutzen. Natürlich ist nichts verkehrt an Dingen wie einem Wunsch nach Gesundheit, Erfolg und Frieden. Aber wenn die Menschen sie 'zum Ziel ihres höchsten Interesses machen' - so erklärte Dr. Blake -, 'werden sie zu Götzen und ihre Anhänger zu Fanatikern. Dann ist die Religion nur noch Modesache, etwas, 'was allgemeiner Brauch ist'. Dann ist unser Glaube nur noch ein Schatten, eine geistige Gipsfigur.' …"

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Geschrieben von Drahbeck am 08. März 2006 06:45:34:

Als Antwort auf: Re: 1. 3. 1956 (Vor fünfzig Jahren) geschrieben von Drahbeck am 01. März 2006 07:13:24:

In einem einleitenden „Die Frau und das kirchliche Lehramt" überschriebenen Artikel, notiert „Erwachet!" vom 8. 3. 1956:
„Die jahrhundertealte Streitfrage über die völlige Gleichberechtigung der Frau in der Kirche geht schließlich ihrer Entscheidung entgegen. Die Waage beginnt nun doch zugunsten auszuschlagen. Aber der Streit ist noch nicht zu Ende.

Seit Jahren haben sich die Frauen vergeblich bemüht, völlige Gleichberechtigung in der Kirche zu erlangen, Sie haben den Männern vorgeworfen, daß sie das 'schwächere Gefäß, das weibliche', benachteiligten und diskriminieren. Sie haben sie auch beschuldigt, sich dabei von persönlichen und nicht von biblischen Gründen leiten zu lassen. Dieser 'Streit' wurde als 'Schlacht zwischen den Geschlechtern', als offener Kampf um die Frauenrechte bezeichnet. Warum soll uns Frauen das kirchliche Lehramt verschlossen bleiben?, fragen sie. Hat Christus den Frauen nicht einen wichtigen Platz eingeräumt? Spielten Frauen nicht eine große Rolle in der Geschichte der Kirche als Märtyrerinnen, Organisatoren und Wegbereiterinnen in geistigen Belangen? Und beteiligten sich heute die Frauen nicht am eifrigsten an Wohltätigkeitsveranstaltungen zugunsten der Kirche. ... Warum werden sie dann nicht in die kirchlichen Behörden gewählt, die darüber entscheiden, was mit dem Geld geschehen soll?'"

Und weiter muss „Erwachet!" notieren:
„Und was ist diese Neuigkeit? Daß immer mehr Frauen das Recht erhalten, von der Kanzel zu predigen. Gemäß den neuesten Zahlen gibt es in den Vereinigten Staaten mindestens 5791 ordinierte weibliche Seelsorger; die Volkszählung des Jahres 1950 ergab noch eine höhere Zahl, nämlich 6777 oder 4,1% der gesamten Geistlichkeit des Landes."

Und abschließend heißt es in dem eben zitierten Artikel:
„Die Waage hat also nach der anderen Seite auszuschlagen begonnen; bereits sieht man, wohin der Weg führt; schon wurde etwas Boden gewonnen, und ohne Zweifel werden die Frauen dies gründlich ausnützen. Heute kümmern sich nur noch wenige Männer und Frauen darum, ob es Frauen erlaubt sei, nach religiösen Ämtern zu streben, die ihnen Autorität über die Männer geben. Sie sind aufrichtig überzeugt, dies sei ihr Recht."

Eben las man auch den Satz, dass sich heute nur noch sehr wenige um diese Angelegenheit kümmern würden. Sieht man mal von der Catholica als besonders penetrantes Beispiel ab, wird man wohl sagen müssen. Auch die „Renterband" die da die Zeugen Jehovas „führt", hält es ähnlich wie die Catholica. Und dies trotz des Umstandes, dass in der soziologischen Struktur der Zeugen Jehovas, die Zeuginnen, eindeutig in der Mehrzahl sind.

„Folgerichtig" gibt es in dergleichen „Erwachet!"-Ausgabe noch einen weiteren, „Darf die Frau das Lehramt ausüben?" überschriebenen Artikel.

Dieser Artikel „glänzt" denn schon mal mit dem Satz:
„Da die Ordnung im Universum nicht von Menschen ausgegangen ist steht es ihnen auch nicht zu, diesbezügliche Entscheide zu fällen."
Das weitere weitschwafige Gestammel in dem Artikel kann man sich dann auch sparen; ist doch das eben zitierte der eigentliche Kardinalsatz

Da die Ordnung die seitens der herrschenden Klasse der USA für „gut" befunden wird (vor allem gut fürs eigene Bankkonto), ist es folgerichtig, dass etwa der wirtschaftlich abgeschlagene Hinterhof Südamerika jene Herrschaften nicht sonderlich interessiert. Allenfalls dergestalt interessiert, wie sie denn mittels CIA und ähnlicher Instrumentarien, etwaiges dortiges Aufbegehren im Keime ersticken können.

Dem Hitlerregime wurde zurecht vorgeworfen; mit seiner Herrenrassephilosophie, das Gerechtigkeitsempfinden eklatant zu verletzen. Die Herrenrassephilosophie indes lebt in modifizierter Form fort. Die genannte Frauenfrage ist ein Mosaiksteinchen innerhalb davon,

Heute gehört uns Deutschland - und morgen die ganze Welt, gröllten die Nazihorden.

Heute gehört uns die USA und morgen die ganze Welt, könnten im besoffenen Zustand ebenso „gut" die Herren im Weißen Haus und in Brooklyn grölen. Wenn sie es denn noch nicht so unmaskiert brutal tun, sieht man von Guantanamo beispielsweise mal ab, so auf der differenzielleren Ebene, auch der Frauenfrage, sehr wohl schon heute!

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Geschrieben von Drahbeck am 15. März 2006 07:48:58:

Als Antwort auf: Re: 8. 3. 1956 (Vor fünfzig Jahren) geschrieben von Drahbeck am 08. März 2006 06:45:34:

Einige Statistikzahlen, namentlich auch Europa betreffend, kann man dem „Wachtturm" vom 15. 3. 1956 entnehmen. Seit 1880 soll es gemäß der WTG auch in Europa erste Anfänge ihres Werkes gegeben haben.
„Mit der Zeit wurden drei Zentren die Bollwerke der Zeugen Jehovas. England, Zentraleuropa (mit der Schweiz an der Spitze) und Nordeuropa (mit Dänemark und Schweden an der Spitze). Von diesen Punkten aus wurde der ganze Erdteil bedient, wobei Deutschland schließlich für die Ausdehnung das fruchtbarste Feld wurde."

Was Deutschland betrifft, darf man wohl hinzufügen, da es die WTG nicht tut. Das hier namentlich die Folgewirkungen des ersten Weltkrieges, wie die Inflation, ihr unheilvolles Werk tätigten. Es gab eben nicht nur eine materielle, sondern offenbar auch eine geistige Inflation. Hätte es diese Rahmenbedingungen so nicht gegeben, wäre auch dem Braunauer sein Aufstieg im tatsächlichem Umfang, so nicht möglich gewesen. Allerdings, nicht jeder fühlte sich von den Thesen des Braunauer „angesprochen". Eine relative Minderheit, zwar ebenso verunsichert, aber doch ihre religiöse Sozialisation als maßgebend ansehend, wurde dann im besonderen die Klientel der WTG. Auch hier wiederum eine Besonderheit.

Das „Goldene Zeitalter", jene von Rutherford mit eingeführte auch „Politik-Zeitschrift", erreichte namentlich in Deutschland, eine geradezu atemberaubende Auflagenhöhe. Diese Auflagenhöhe war wirklich einmalig. Weder in der Schweiz, noch in England konnte das „Goldene Zeitalter" mit einem vergleichbaren Verbreitungsradius aufweisen. Es waren in Deutschland tatsächlich, buchstäblich Hunderttausende, die so von dieser Form der WTG-Verkündigung erfasst wurden. Diese Hundertausende reduzierten sich dann schon mal auf maximal 25.000 Gedächtnismahl-Besucher als Höchstzahl, kurz vor Eintritt des Hitlerverbotes. Und in der Verbotszeit dann, etwa bei den großangelegten Verteilungen von Protest-Resolutionen; reduzierten sich diese 25.000 dann auf magere rund viertausend. Das waren dann allerdings wirkliche Aktivisten.

Weiter notiert der „Wachtturm" dass im Winter 1945/46 die WTG-Funktionäre Knorr und Henschel eine groß angelegte Europa-Besichtigungstour unternahmen, um ihr hiesiges Werk kräftig anzukurbeln. Euphorisch notiert der WT:
„Im Jahre 1946 begann die Gesellschaft Missionare, die in Gilead ausgebildet wurden, nach Europa zu entsenden, und in jenem Jahre gab sie hunderttausend Dollar zur Eröffnung von Zweigbüros und zum Ankauf von Druckmaschinen aus."

Gemäß WTG-Angaben wurde die Gesamtzahl der europäischen Zeugen Jehovas (ohne das in dieser Zahl nicht mit enthaltene Deutschland) im Jahre 1942 auf 22.796 veranschlagt.
1947 (jetzt wieder mit Deutschland) seien es dann 74.196 gewesen.

An Detailzahlen wird unter anderem auf Polen verwiesen.
1939 dort 1.039 „predigende Zeugen Jehovas".
1946 dann 6.014; und schließlich im Jahre 1950, kurz vor Verbotsbeginn: 18.116.

Die Tschechoslowakei wird für 1938 mit 1.166 veranschlagt. 1946 dann 1,209 und 1950 dann 2.882. Da nun inzwischen in allen Ostblockländern Verbote eingesetzt hatten; meint der WT dennoch Grund zum Jubeln zu haben, wenn er weiter schreibt:
„Für das Jahr 1954 war es großartig, zu sehen, daß immer noch 64.123 Zeugen Jehovas in allen diesen Ländern hinter dem Eisernen Vorhang tätig sind."

Soweit es Ostdeutschland anbelangt, muss man hinzufügen, sonderliche Beachtung findet es in dem eben zitierten WT-Artikel nicht. Gleichwohl kann man die dortigen Zahlen sehr wohl aus anderen Quellen eruieren. Und diese Quellen ergeben dann das Ergebnis + - = null.
Der Stand zum Beginn des Verbotes, war im wesentlichen auch der Stand am Ende des Verbotes. Westdeutschland um 1950 was die Zeugen Jehovas-Population betrifft noch weit abgeschlagen, holte dann in dieser Geschichtsphase bis etwa Mitte der 90er Jahre massiv auf. Trotzdem ist heute auch dort die Stagnation eingetreten; die gäbe es nicht reale Zuwächse besonders im fremdsprachigem Bereich innerhalb Deutschlands: Gäbe es die nicht, sogar Gefahr liefen sich als reale Verluste zu erweisen.

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Geschrieben von Drahbeck am 22. März 2006 06:49:27:

Als Antwort auf: Re: 15. 3. 1956 (Vor fünfzig Jahren) geschrieben von Drahbeck am 15. März 2006 07:48:58:

„Erwachet!" notiert in seiner Ausgabe vom 22. 3. 1956 unter der Überschrift „Würde das etwas ändern?":

„Die Ausführungen in der Zeitschrift 'The Christian Century' vom 21. September 1955 über den gegenwärtigen Aufschwung der Religion über den so viel geschrieben wird, sind sehr gedankenanregend:

'Dieser Zuwachs an Kirchenmitgliedern, von dem das 'Jahrbuch der amerikanischen Kirchen' 1956 (engl.) berichtete, regt noch immer die Einbildungskraft an. Diese Zahlen geben zu verstehen, daß jeder Amerikaner, statistisch gesehen, in absehbarer Zeit Mitglied einer Kirche sein wird! … Der Bericht besagt, daß 60,3% der amerikanischen Bevölkerung einer Kirche angeschlossen und demnach nur 39,7% konfessionslos sind. Im vergangenen Jahr stieg die Zahl der Kirchenmitglieder um 2,8 %, was 1,1% mehr ist, als der Bevölkerungszuwachs (1,7%). Teilt man den Prozentsatz der Konfessionslosen (39,7%) durch den Überschuß (1,1%) des kirchlichen Wachstums über den Bevölkerungszuwachs, so erhält man 36. In anderen Worten, bis im Jahre 1991 wird die Evangelisation Amerikas beendet sein. Keine einzige Person unserer Bevölkerung, die dann viel größer sein wird als heute, wird konfessionslos sein. In etwas mehr als einer Generation wird der letzte widerspenstige Sünder bekehrt worden sein und der letzte hartherzige Skeptiker sich dem Glauben gebeugt haben.

Aber halt! Das 'Jahrbuch' sprach von einem Zuwachs an Kirchenmitgliedern, nicht von einem Rückgang an Sündern. Es zeigte ein Wachstum der Organisationen, nicht eine Vertiefung des Glaubens. Leider geht nicht beides automatisch Hand in Hand. …"

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Geschrieben von Drahbeck am 01. April 2006 06:58:42:

Als Antwort auf: Re: 22. 3. 1956 (Vor fünfzig Jahren) geschrieben von Prometeus am 22. März 2006 16:49:38:

Einem den Kommunisten die Zornesröte ins Gesicht treibenden Artikel im "Wachtturm" vom 1. 4. 1956 mit der "Überschrift: "Kommunisten fürchten die Wahrheit der Bibel" über das Gulag-Land Sowjetunion kann man schon einleitend entnehmen, dass dort seit der kommunistischen Machtübernahme, nach 1917, im Lande selbst keine neuen Bibeln mehr gedruckt werden konnten. So denn einzelne noch Bibeln hatten, waren es Altbestände, oder aus dem Ausland eingeschmuggelte. Reguläre Beschaffungsmethoden dafür bestanden nicht.
Schon dieses Detail sagt einiges aus über die innenpolitischen Verhältnisse.
Bekanntlich sollen die verbotenen Früchte am "süßesten schmecken". Das war wohl auch im Falle Sowjetunion so. Sieht man sich die rasanten Zuwachszahlen der Zeugen Jehovas nach dem Ende der Sowjetunion, im dortigen geographischen Bereich an, findet man eine zusätzliche Bestätigung dafür.

Meines Erachtens haben die kommunistischen Machthaber, die Marx'sche Religionstheorie grundlegend desavoiert. Marx hatte herausgearbeitet, dass Religion letztendlich soziale Wurzeln hat. Hätte man diese Erkenntnis wirklich ernst genommen, hätte es niemals zu einem faktischen Bibelverbot kommen dürfen. Das was man damit eigentlich verhindern wollte, hat man faktisch zusätzlich befördert.

Ich habe keinen Streit mit jenem "Wachtturm"-Artikel, wenn er weiter beschreibt, wie auch in der Sowjetunion ein ausgeprägtes KZ-Lagersystem (auch wenn es nicht so genannt wurde) bestand. Die dortigen Elenden und Verfluchten, waren letztendlich im besonderen anfällig für allerlei religiöse "Heilsangebote", da materielles Heil ihnen dieser KZ-Staat ohnehin nicht bot; mit Ausnahme einer angepassten Führungskaste, zu der die "Verfluchten und Beladenen" aber mit Sicherheit nicht gehörten. Das unter solchen Verhältnissen der "Weizen" der Zeugen, sollte als mal "regnen" geradezu explosionsartig wachsen würde, wäre eigentlich voraussehbar gewesen. Offenbar galt aber für die kommunistischen Apparateschicks auch der alles bestimmende Grundsatz:
Es kann nicht sein, was nicht sein soll.

In der Folge ist das Pendel erst einmal "umgeschlagen". Dieser Umschlag schuf eine neue "Herrenschicht". Die Schicht der "großen Rubelbesitzer". Denen es schon nicht mehr reicht, ihren Reichtum im eigenen Lande zu verprassen. Nein, für einige dieser Saturierten Neureichen ist es offenbar "in" ihren Reichtum auch auf rauschenden Festen, etwa in der Schweiz zu verprassen (wie einschlägigen Fernsehberichten entnehmbar).

War das kommunistische System durch und durch verfault; so ist solcherart "Nachfolgesystem" wohl nicht viel anders zu bewerten. Und auf der Strecke liegen bleiben (wieder einmal) die "Mühseligen und Beladenen". Und wieder einmal, wächst in der Konsequenz dessen, auch der Weizen der Zeugen Jehovas, dort besonders gut.
Noch sind wir in diesem Lande ja nicht ganz so weit. Hartz IV und ähnliche "Errungenschaften" gibt es zwar schon. Aber noch haben sie ja nicht jahrzehntelange Wirksamkeit hierzulande gehabt.

Ich möchte lieber nicht darüber reflektieren, wie es denn in einigen Jahrzehnten Hartz IV Republik, auch in diesem Lande um den vergifteten "Zeugen Jehovas Weizen" bestellt ist.

Einige Zahlen den Bereich der früheren Sowjetunion betreffend
(Jeweils die Verkündiger-Durchschnittszahl)

Russland (1990 damals noch SU = 39.306) 2005 = 136.725
Ukraine (1994 = 46.575) 2.005 = 129.667
Moldawien (1995 = 9.320) = 2005 = 17.915
Georgien (2000 = 14.048) 2005 = 15.182
Kasachstan (1997) 9.808 2005 = 14.112
Armenien 1997 = 3.074) 2005 = 8.757
Estland (1993 = 1.418) 2005 = 4.071
Kirgisistan (1999 = 3.482) 2005 = 3.750
Weißrußland (1997 = 1.806) 2003 = 3.789
Litauen (1993 = 714) 2005 = 2.373
Lettland (1993 = 328) 2005 = 2.327
Aserbaidschan (2000 = 190) 2005 = 485
Tadschikistan (1998 = 220) 2005 = 469

Rechnet man die 2005er Zahlen zusammen ergeben sie die Summe von
339.622.
1948 schätzte die WTG die Zahl der Zeugen Jehovas in der Sowjetunion auf etwa 8.000 ein. Das gilt es zur Wahrung der Relation mit zu erwähnen.

Ein klassisches Beispiel war das Orakel des Königs Krösus (letzter König von Lydien, 560-546 v. u. Z). Er bekam durch die Phytia im Apollo-Tempel zu Delphi auf seine Anfrage hin die Auskunft, wenn er den Halys (Fluss zwischen Lydien und Persien) überschreite, werde er ein großes Reich zerstören.
Lukian von Samosta (120 bis 180 u. Z.) setzte sich mit diesem Fall auseinander. Sein Kommentar dazu:

"Sprich mir nicht von den Orakeln, mein Bester, oder ich werde dich fragen, an welches du dich am liebsten erinnern lassen willst: ob an das, das der delphische Apollo dem Könige von Lydia gab und das so doppelgesichtig war wie gewisse Hermon, die einem das Gesicht zuwenden, man mag sie nun von vorn oder von hinten betrachten - denn wie wusste nun Krösus, ob er nach dem Übergang über den Fluss Halys das Reich des Cyrus oder sein eigenes zugrunde richten würde? Und gleichwohl bezahlte der unglückliche Fürst diesen doppelsinngen Vers mit vielen Tausenden. Indem nach Anfangserfolgen sein eigenes Reich zerfiel und somit zerstört wurde."

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Geschrieben von Drahbeck am 08. April 2006 06:25:06:

Als Antwort auf: Re:1. 4.1956 (Vor fünfzig Jahren) geschrieben von Drahbeck am 01. April 2006 06:58:42:

Euphorisch weis "Erwachet!" in seiner Ausgabe vom 8. 4. 1956 zu berichten:
"Die Verbreitung der Zeitschriften 'Der Wachtturm' und 'Erwachet!' hat so gewaltig zugenommen, daß die jetzige Druckerei zu klein geworden ist. Deshalb wurde im Jahre 1955 mit dem Bau eines neuen Gebäudes begonnen, in dem hauptsächlich diese beiden Zeitschriften der Neuen-Welt-Gesellschaft gedruckt werden sollen. Nachdem die Bauarbeiten im Sommer für einige Monate unterbrochen werden mußten, konnten sie im November wieder aufgenommen werden und sind nun im vollen Gange. Alle neun Tage muß ein Stockwerk beendet werden, damit die neue Druckerei mit ihren 13 Geschossen (12 Stockwerken), wie geplant, bis Ende Mai fertig wird. Oben auf dem Gebäude wird ein ähnlicher Wachtturm angebracht wie auf dem Brooklyner Bethelheim. Schon jetzt hebt sich die Druckerei der Neuen-Welt-Gesellschaft imposant vom Häusermeer Brooklyns ab, und nach Beendigung des neuen Gebäudes wird dies noch mehr der Fall sein. Von Süd-Brooklyn aus gesehen, erstreckt sich die ganze Anlage von der Einmündung der Brooklyn-Brücke bis zur Einmündung der Manhattan-Brücke. Der neue Bau wird 2800 m2 mehr Bodenfläche haben als die alte Druckerei mit ihren 15 000 m2. Die beiden Gebäude werden durch einen über die Straße führenden Verbindungsgang im 6. Geschoß miteinander verbunden. Im Mai oder Juni sollen die neuen Druckpressen eintreffen. Es wird die Leser des 'Wachtturms' und des 'Erwachet!' freuen, zu erfahren, daß die neue Druckerei eine Million Zeitschriften am Tag drucken wird."

Ein halbes Jahrhundert später indes vernimmt man die Kunde, dass die WTG sich zunehmend von ihrem Immobilienbesitz in Brooklyn trennt. Wesentliche Druckkapazitäten in den USA wurden schon in neu gebaute Objekte nach Wallkill und Patterson verlagert. (145 bzw. 112 Kilometer von Brooklyn entfernt).
Man vergleiche mal:

www.mullermartini.com/ger/desktopdefault.aspx/tabid-13/133_read-1914/

www.geocities.com/wtcleanup/02Internes/23patterson.htm

Mit Sicherheit ist der Umzug von der Metropole New York ins "flache Land", für die WTG kein finanzielles Verlustgeschäft, sondern das Gegenteil davon. So sind denn auch schon in Deutschland vereinzelte Aufgaben von Königreichssälen (in der Regel ersetzt durch größere Monsterobjekte - auch wenn es längere Anfahrtswege für die Betroffenen zur Folge hat) bekannt geworden.
Kürzlich wurde das Bauvolumen des neuen Kongresszentrums in Bingen auf etwa 10 bis 15 Millionen Euro geschätzt. Dies alles erstellt von Freiwilligen, die dort nur für Kost und Loggie arbeiten. So entwickelt sich, nachdem beispielsweise die "Erwachet!"-Produktion auf nur noch eine monatliche Ausgabe zurückgefahren wurde. Und auch die Buchproduktion (im Vergleich zu den fünfziger Jahren mit ihren überwiegend gebundenen Büchern), jetzt aber fast nur noch Herstellungsmäßig billige Taschenbuchausgaben.

So entwickelt sich das Bauprogramm und gelegentliche Verkäufe aus diesem Spektrum, zusehends für die WTG zum bedeutend werdender finanziellen Standbein!

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Geschrieben von Drahbeck am 15. April 2006 05:34:06:

Als Antwort auf: Re:8. 4.1956 (Vor fünfzig Jahren) geschrieben von Drahbeck am 08. April 2006 06:25:06:

Die "Wachtturm"-Ausgabe vom 15. 4. 1956 besitzt für die Zeugen Jehovas-Geschichte dergestalt besondere Bedeutung, als in ihm auf die Doktrin der sogenannten "Theokratischen Kriegslist" im besonderen eingegangen wird; und zwar in der Form eines Wachtturm-Studiumartikels (also nicht bloß eines Nebenartikels).
Auf die Thematik wurde schon eingegangen in:
Schlafende Hunde

Man wird nicht sagen können, dies sei nun unbedingt "nur" ein Novum der Zeugen Jehovas. Schon weitaus früher gab es etwa den Grundsatz des jesuitischen Mentalvorbehaltes, den man in etwa damit vergleichen kann.
Nur ist der "Knackpunkt" doch wohl der. In Zeugen Jehovas-Augen haben Jesuiten und ähnliche keinen besonders guten Ruf. Man möchte mit diesen vermeintlichen Heuchlern nicht gerne auf eine Stufe gestellt werden. Letztendlich ist es aber doch so, dass die WTG sich vorhalten lassen muss, eben nicht "besser" zu sein.

Schon zu Rutherford's Zeiten gab es die in Rede stehenden Tatbestände.
Damals firmierten sie noch eher unter dem Begriff "Beraubung der Ägypter".
Josy Doyon etwa, schildert in ihrem Zeugen Jehovas bezüglichen Buch "Hirten ohne Erbarmen", wie sie denn anlässlich eines Kongresses mit einer deutschen Zeugin Jehovas in näheren Kontakt kam, die schon zu Nazizeiten in den Hitler'schen KZ's inhaftiert war. Und wie ihr - der Schweizerin - die Schilderung von Alltagsbegebenheiten, die eben dieser "Beraubung der Ägypter" zuzuordnen sind, doch etwas bedenklich vorkam.

Die WTG und ihre Apologeten stellen es heute gerne so dar, dass jener Kriegslist-WT dem Bereich des DDR-Verbotes zuzuordnen sei. Sie wissen sich dabei im Einklang mit dem westlichen Mainstream, dass alles was zeitgenössisch dem Osten schadete, "rechtens" sei. Ein Unrechtsbewusstsein können sie also nicht akzeptieren.

Dennoch greift eine solche Sicht zu kurz. Es ist wohl war. Mitte der 1950er Jahre wurden die Zeugen Jehovas in den Ostblockstaaten alles andere als "sanft" angefasst. Diese damalige Konfliktlage besteht heute (in der Regel) so nicht mehr. Heute findet man in der neueren WTG-Literatur auch kaum Dublizierungen der damaligen Kriegslist-Ausführungen. Dies eben auch aus dem Grunde, weil genannter akuter Anlass so nicht (in den europäischen Staaten) in der Regel fortwirkt.

Dennoch gilt es nüchtern zu sehen. Eine prinzipielle Aufhebung der WTG-Kriegslist-Doktrin hat es nie gegeben. Sie besteht ungebrochen fort. Die entscheidende Frage ist die, in welcher Form sie sich in der Gegenwart äußert.
Da das seinerzeitige Problem, die Zeugen Jehovas an ihrem "Predigtdienst" prinzipiell zu hindern, heute so nicht mehr fortbesteht, kann man diesen seinerzeitigen Anlass auch nicht mehr an herausgehobener Stelle nennen.

Dennoch gibt es auch heute noch Formen dieser Kriegslist. Jerry Bergman etwa hat herausgearbeitet, wie etwa WTG-Anweisungen, bezüglich vor Gericht gezogener Familienrechtsprobleme, dem zuzuordnen sind. Wie da etwa den Kindern (als Zeugen in solchen Verfahren) einstudiert wird, sich so darzustellen, als würden sie durch ihre Zeugen Jehovas-Erziehung eine "ganz normale" Entwicklung nehmen. Dass praktisch ihre Erziehung darauf hinausläuft den WTG-Pionierdienst als ihr erstes erstrebenswertes Ziel anzusehen, sollten sie tunlichst nicht vor Gericht kundtun und ähnliches mehr.

Ein indirektes Beispiel der "neueren" Kriegslistdoktrin stellt auch der gesamte WTG-Immobiliensektor dar. Der "Nachtwächterstaat", in dem wir bekanntermaßen leben, echauffiert sich über vermeintliche oder tatsächliche Schwarzarbeit schon bei geringsten Anlässen. Hier aber auf dem WTG-Immobiliensektor findet Schwarzarbeit in Dimensionen statt, und den Nachtwächterstaat interessiert es offenbar nicht!

Das maximale ausnutzen offenbarer Grauzonen muss in der Gegenwart auch dem Bereich Kriegslist zugeordnet werden. Die Vokabel Nachtwächterstaat dabei soll indes deutlich machen. Zur praktischen Realisierung dessen gehören immer zwei.
Der Nachtwächterstaat kann dabei seine Hände keineswegs in "Unschuld" waschen.

Beispiel. Springers "Bild" griff mal den Fall des "Florida Rolf" auf. Das war einer jener cleveren Sozialhilfeempfänger, der es verstanden hat, sich sogar seine Wohnung im sonnigen Kalifornien vom deutschen Nachtwächterstaat bezahlen zu lassen. Der Fall beeindruckte sogar einen gewissen Herrn Schröder, damals noch "Ober-Nachtwächter". Und da wie er meinte in Springers "Bild" des "Volkes Stimme" wahrzunehmen, brachte er in der Konsequenz seine "Hartz IV" Errungenschaften auf den Weg. Wohl wissend. Ihn selbst würde es ja nie treffen. Wenn es denn für ihn mal kritisch würde, wäre alsbald ein lukrativer Aufsichtsratsposten in Sicht.

Sicherlich wäre "Hartz IV" auch ohne "Florida Rolf" gekommen. Darüber kann es wohl kaum Zweifel geben. Und damit noch möglichst viele in den "Genuß" von Hartz IV kommen, gibt es offenbar ein "Selbstläuferrezept". Die Zahl der noch Steuerzahlenden Arbeitsverhältnisse reduzieren. Ergo besteht der Dauerzustand klammer Staatskassen permanent fort, mit der Folge noch mehr "Hartz IV Beglückte". Auch der Frau Merkel bereitet das offenbar keine ernsthaft schlaflosen Nächte. Wer weis vielleicht hat auch sie schon ihren Aufsichtsratsposten in Spee im Visier?

Vorreiter bei dem Geheimtipp, Beschäftigungsverhältnisse unterhalb der Schwelle, dass dafür die Staatskassen kassieren können, ist offenbar schon lange die WTG bei ihren (de facto) hauptamtlich Beschäftigten. Was bei Druckereiarbeitern bislang glänzend klappte, erweitert sich zusehends auf die "Bauregionen" der Zeugen Jehovas. Aber das alles interessiert die Nachtwächter nicht sonderlich. Deren Interesse beschränkt sich offenbar nur darauf, wenn die eigenen Geschäfte eines Tages nicht mehr so recht laufen, wie es dann mit dem Nachfolge-Aufsichtsratsposten bestellt ist!

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Geschrieben von Drahbeck am 22. April 2006 06:47:37:

Als Antwort auf: Re:15. 4.1956 (Vor fünfzig Jahren) geschrieben von Drahbeck am 15. April 2006 05:34:06:

Man kennt ja auch hierzulande die Bestrebungen, dass gewisse religiöse Gruppierungen (die Großkirchen dabei keineswegs vergessend) den Traum haben ein eigenes Schulwesen zu betreiben. Andersgläubige sind dort allenfalls als „Feigenblatt" geduldet. Echt was zu sagen, haben deren Eltern schon dort nicht mehr. Wenn sie denn noch als „Feigenblätter" geduldet werden, ist das ja noch fast ein Quantensprung. Am liebsten hätten es die Betreiber solcher Schulformen, das schmoren im eigenen Saft.

Nur dem Umstand, dass sie ihre Privatschulen doch zum Löwenanteil vom Staat finanzieren lassen, ist es zuzuschreiben, dass sie denn auch mal ein paar „Feigenblätter" mehr widerwillig, denn willig, dulden. Könnten sie wie sie denn so eigentlich wollten, würde wohl auch diesbezüglich ein anderer Wind wehen.

Diese Problematik besteht auch in etlichen anderen westlichen Ländern, die da prinzipiell vor dem Kirchenfilz einzuknicken pflegen. So auch in Kanada. Ein dortiges Beispiel wird von „Erwachet!" in seiner Ausgabe vom 22. 4. 1956 geschildert. Pech für die dortigen Zeugen Jehovas, dass sie eben in der Sicht der Majorität zu den „Andersgläubigen" zählten, und sich de Duldung als „Feigenblatt" erst äußerst mühselig auf gerichtlichem Wege erkämpfen mussten.

Solche Zustände sind zu verurteilen, ohne Frage. Allerdings möchte ich nicht wissen, sollte es (in späteren Jahrzehnten vielleicht einmal) soweit sein, dass auch die WTG in den Club der Privatschul-Betreiber einsteigt, wie sie dann sich gegenüber den Andersgläubigen verhält.

In dem vor Gericht gezogenen Fall in Kanada war es den drei Kindern einer Zeugenfamilie seit 1952 nicht mehr möglich eine Schule zu besuchen. Erst 1955 gelang es in einer Gerichts-Revisionsverhandlung, das diesbezügliche Recht durchzusetzen.

Die Sache fing damit an, dass die Eltern ursprünglich römisch-katholisch waren, dann aber zu den Zeugen Jehovas übertraten. In dieser Konstellation behagte es ihnen nicht länger, ihre Kinder auf einer katholischen Schule, mit obligatorischem katholischen Religionsunterricht zu wissen. Ergo wollten sie ihre Kinder in eine andere Schulform umschulen. Indes leichter gesagt, als getan.

Eine echt Religionsneutrale Alternative war unter den örtlichen Gegebenheiten wohl nicht auftreibbar. Allenfalls käme eine protestantische Schule in Betracht. Dort aber sträubte man sich, die Kinder aufzunehmen. Eben weil man wusste: Das sind Kinder von Zeugen Jehovas. Der vormaligen katholischen Schule war es schon recht, dass sie die nunmehr Zeugen Jehovas-Kinder los wurde. Aber niemand wollte sie andernorts aufnehmen. Sie schwebten also im Niemandsland. Formalitäten dienten als willkommener Aufhänger solcher Politik. Mögen die Formalitäten auch an den Haaren herbeigezogen gewesen sein. Das störte die Macher nicht sonderlich. Hinter diesen Strohhalmen verbargen sie sich jedenfalls als vermeintlich sicherem Abwehrschutz.

Es blieb also nur der Weg, die Gerichte einzuschalten.
Zitat:
„Der Richter entschied jedoch gegen Jehovas Zeugen. Sein Urteil umfaßte fünfzig lange maschinengeschriebene Seiten. Er stützte sich besonders auf die Tatsache, daß Jehovas Zeugen den Protestantismus und die protestantischen Kirchen als Organisationen verurteilen, deren Vater Satan ist und die durch die römisch-katholische Hierarchie zu vielem Übeltun verleitet werden. Er sagte, Jehovas Zeugen könnten nicht einerseits die Protestanten verurteilen und im gleichen Atemzug verlangen, nach dem Gesetz als Protestanten anerkannt zu werden."

Die praktische Konsequenz dieses Urteiles indes bedeutete, dass die in Rede stehenden Kinder, weiter ungeschult „auf der Straße saßen".

Dies wiederum bedeutete, dass weiter prozessiert werden musste. Der Fall wurde vor die nächst höhere Gerichtsinstanz gezogen, die dann zugunsten der Zeugen Jehovas entschied. Und dieser Sieg ist dann auch „Erwachet!" einen entsprechenden Bericht wert.

Nicht in dem Bericht indes mit enthalten, dass alltägliche Spießrutenlaufen, dass die zwangsweise in die Schule eingeklagten Kinder, dann dort wohl höchstwahrscheinlich erwartet haben dürfte!

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Geschrieben von Drahbeck am 01. Mai 2006 06:36:29:

Als Antwort auf: Re:22. 4.1956 (Vor fünfzig Jahren) geschrieben von Drahbeck am 22. April 2006 06:47:37:

James A. Beverly, kein Ex-Zeuge, wohl aber ein Christ der „Konkurrenz der Zeugen", meinte in einer Untersuchung:

Johannes „Greber stimmt mit der Neuen Welt Übersetzung in der Wiedergabe des letzten Teils von Johannes 1:1 überein: 'Das Wort war ein Gott.'"

Das der Konkurrenz der Zeugen daran gelegen ist, ihre Dreieinigkeitslehre zu verteidigen, kann als bekannt vorausgesetzt werden.
Meine persönliche Meinung zu diesen „Sandkastenstreitigkeiten" lässt sich in einem anderen Satz manifestieren als da wäre:
Die Philosophen und Religionen haben die Welt nur verschieden erklärt. Worauf es aber ankäme, wäre sie zu verändern.

Noch anders gesagt. Das Gezänk um die Dreieinigkeit hat für mich den Wert von benutztem Toilettenpapier. Offenbar für andere aber nicht. Zu diesen anderen gehört dann wohl auch der Erich Brüning, der da zu wissen meint:

„Ein Zeuge, der mit dem Übersetzungskomitee zu tun hatte, sagte, daß die Übersetzer, mit Franz an der Spitze, an einem großen Tisch saßen und rund 30 verschiedene Bibelübersetzungen vor sich liegen hatten. Sie gingen Vers für Vers durch und wählten jeweils diejenigen Übersetzungsvarianten aus, mit denen sie am ehesten übereinstimmten. Sie benutzten sogar oft den Text von Johannes Greber, einem Priester, der seine Bibelübersetzung mit Hilfe eines spiritistischen Mediums vorgenommen hatte."

So so. Derart belehrt kann man wohl schlussfolgern, besagter Greber stehe zumindest in der Dreieinigkeitsfrage, den Zeugen nahe. Auf anderen Ebenen wohl eher nicht. Ein wahrlich „umwerfendes" Ergebnis.

Es besitzt dann wohl die gleiche „Qualität" wie (vielleicht) die Feststellung. Sowohl Russen als auch Amerikanern, pflegten bei ihren Speisegewohnheiten Kartoffeln mit zu verwerten. Trotzdem sollen Russen und Amerikaner zu Zeiten des kalten Krieges spinnefeind gewesen sein.

Also, wer die Auseinandersetzung mit den Zeugen mit solchen Argumenten wie dem Thema Greber glaubt bestreiten zu können, der kann mir eigentlich leid tun. Das Thema Zeugen entscheidet sich mit Sicherheit nicht an Fragen des theologischen Hausgezänks, die für die übrige Welt ohnehin keine Bedeutung haben.

Weshalb nun das ansprechen des Themas Greber überhaupt? Nun wohl aus dem Grunde, weil man besagtem Herrn eben auch in der "Wachtturm"-Ausgabe vom 1. 5. 1956 begegnen kann. Dort wird er eben mit zitiert. Und wie mir scheint aus Sicht der WTG durchaus kritisch zitiert.
Besagter WT schreibt:
„In der Einführung zu seiner Übersetzung des Neuen Testamentes, Verlagsrecht 1937, sagt Johannes Greber: 'Ich selbst habe als katholischer Priester bis zu meinem 48. Lebensjahr nicht einmal an die Möglichkeit einer Verbindung mit der Geisterwelt Gottes geglaubt. Da kam der Tag, an dem ich ungewollt den ersten Schritt auf dem Weg zur Verbindung mit der Geisterwelt tat. Ich erlebte Dinge, die mein Inneres bis in die tiefsten Tiefen aufwühlten … Meine Erlebnisse legte ich in einem Buch nieder, das in deutscher und englischer Sprache erschienen ist und den Titel trägt: 'Der Verkehr mit der Geisterwelt, seine Gesetze und sein Zweck.' (S. 17, 1, 2) Übereinstimmend mit seiner römisch-katholischen Herkunft trägt der feste Einband von Grebers Übersetzung vorn ein Kreuz in Golddruck. Im Vorwort seines vorerwähnten Buches sagt der Ex-Priester Greber:
'Die Bibel ist das bedeutendste spiritistische Buch.'
Unter diesem Eindruck sucht Greber seiner Übersetzung des Neuen Testaments eine ganz spiritistische Note zu geben."

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Geschrieben von Default am 02. Mai 2006 10:19:01:

Als Antwort auf: Re:1. 5.1956 (Vor fünfzig Jahren) geschrieben von Drahbeck am 01. Mai 2006 06:36:29:

......Die Philosophen und Religionen haben die Welt nur verschieden erklärt..........

Dazu ein kleiner Witz am Rande:

Ein Philosoph und ein Pfarrer streiten sich darum, welcher der beiden von ihnen vertretenen Disziplinen der höhere Rang zukomme. Spöttisch meint der Pfarrer: "Philosophie ist, als ob jemand in einem dunklen Raum mit verbundenen Augen eine schwarze Katze sucht, die es gar nicht gibt." Darauf antwortet der Philosoph: "Theologie ist, als ob jemand in einem dunklen Raum ebenfalls mit verbundenen Augen eine schwarze Katze sucht, die gar nicht da ist und plötzlich ruft: "Ich hab sie!..."

freundliche Grüße

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Geschrieben von + am 01. Mai 2006 16:35:01:

Als Antwort auf: Re:1. 5.1956 (Vor fünfzig Jahren) geschrieben von Drahbeck am 01. Mai 2006 06:36:29:

So belanglos ist das Zustandekommen des deutschen Textes von Johannes 1:1 durchaus nicht. Der Sprengstoff in Manfreds Text liegt darin, dass die Wachtturm Gesellschaft bereits 1956 wusste das Johannes Greber durch Spiritismus seine Bibel Übersetzt.

Dies hielt uns aber nicht davon ab Teile seines Textes Jahre später in unsere Bibel zu Übernehmen.
Textteile die in dieser Form von Bibelgelehrten abgelehnt werden.

Ueberschrift

Demnach kann man mit Fug und Recht behaupten das diese Übersetzungsvariante spiritistischen Ursprungs ist.

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WT 1983 1. 7. S. 31
Fragen von Lesern
• Warum ist in den letzten Jahren im „Wachtturm" nicht mehr aus der Übersetzung des ehemaligen katholischen Priesters Johannes Greber zitiert worden?
Diese Übersetzung wurde gelegentlich zitiert, um die Wiedergabe von Matthäus 27:52, 53 und Johannes 1:1 in der „Neuen-Welt-Übersetzung" und in anderen maßgeblichen Bibelübersetzungen zu stützen. Aber wie aus einem Vorwort zu der 1980 erschienenen Ausgabe des „Neuen Testaments" von Johannes Greber hervorgeht, verließ sich dieser Übersetzer bei der Klärung schwieriger Stellen auf die „Geisterwelt Gottes". Es heißt darin: „Seine Frau, die ein Medium der Geisterwelt Gottes war, wurde oft dazu benützt, ihm die Berichtigungen mitzuteilen." Es wird für ungebührlich erachtet, im „Wachtturm" eine Übersetzung zu zitieren, die mit dem Spiritismus in so enger Verbindung steht (5. Mose 18:10-12). Die Forschungsergebnisse, auf denen die Wiedergabe der genannten Texte in der „Neuen-Welt-Übersetzung" beruht, sind zuverlässig und sind deshalb ganz und gar nicht darauf angewiesen, durch Grebers Übersetzung bestätigt zu werden. Es ist also kein Verlust, wenn sein „Neues Testament" nicht mehr zitiert wird.

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Wachtturm 1.12.1962 Seite 713

Das Wort von wem spricht Johannes?

IM ANFANG war das Wort, und das Wort war bei Gott, und das Wort war Gott. Dieses war im Anfang bei Gott."
So lauten in, der Elberfelder Bibel die ersten beiden Verse des vom Apostel Johannes verfassten Berichtes über das Leben Jesu Christi. Dieser Text wird in der Lutherbibel und in der englischen Douay- (katholisch) und King-James-Übersetzung ähnlich wiedergegeben.
Gleich zu Beginn des Johannesevangeliums werden wir also mit jemandem bekannt gemacht, der das Wort genannt wird. Nach dieser so plötzlichen Begegnung mit dem Wort wird natürlich jeder Leser wissen wollen, von wem Johannes hier spricht. Tatsächlich ist auch seit dem zweiten Jahrhundert unserer Zeitrechnung über die Bedeutung dieses Textes sehr gestritten worden, und die Minderheit in dieser Streitfrage hat besonders seit dem vierten Jahrhundert unter starker religiöser Verfolgung gelitten.
Der Apostel Johannes schrieb seinen Bericht im gemeinen Griechisch des ersten Jahrhunderts. Dieses Griechisch war damals eine internationale Sprache. Johannes schrieb seinen Bericht für solche, die diese Sprache sprechen und lesen konnten. Somit wussten sie,
was er durch diese einleitenden Worte sagen wollte, oder sie konnten es erfahren, wenn sie den vollständigen Bericht in der ursprünglich griechischen Sprache lasen. Geht es jedoch darum, diese einleitenden Worte in andere Sprachen zu übersetzen — sagen wir, in modernes Deutsch oder Englisch —, dann stößt man auf Schwierigkeiten, will man die genaue Bedeutung richtig wiedergeben.
Der Bibelleser, der die allgemein anerkannten Übersetzungen gebraucht, wird natürlich sofort sagen: „Es sollte doch kein Zweifel darüber bestehen, wer das Wort ist. Es heißt doch eindeutig, dass das Wort Gott ist; und Gott ist eben Gott."
Dem müssen wir jedoch zumindest entgegenhalten, dass nicht alle unsere heutigen Übersetzungen, die von Gelehrten der griechischen Sprache angefertigt worden sind, diesen Text so wiedergeben. Einige Beispiele: The New English Bible (Die Neue Englische Bibel), die im März 1961 herauskam, sagt: „Und was Gott war, war das Wort."" („And what God was, the Word was." ) Das griechische Wort, das mit Wort übersetzt wird, heißt logos; und somit lautet dieser Text in Dr. James Moffatts New Translation of the Bible (Neue Übersetzung der Bibel, 1922): „Der Logos war göttlich." („The Logos was divine.")
The Complete Bible — An American 'Translation (Die vollständige Bibel — Eine Amerikanische Übersetzung) (Smith-Goodspeed) sagt: „Das Wort war göttlich. („The Word was divine."
) So heißt es auch in Hugh J. Schonfields The Authentic New Testament (Das authentische Neue Testament). Andere (deutsche) Lesarten sind: „Es war fest mit Gott verbunden, ja selbst göttlichen Wesens." (Böhmer) „Das Wort war selbst göttlichen Wesens." (Stage) „Und Gott ( = göttlichen Wesens) war das Wort." (Menge) „Und war von göttlicher Wucht." (Pfäffin) „Und Gott von Art war das Wort." (Thimme)
Doch die umstrittenste aller Lesarten von Johannes 1:1, 2 ist die folgende: „Das Wort war im Anfang, und das Wort war bei Gott, und das Wort war ein Gott. Dieses Wort war im Anfang bei Gott." So lautet dieser Text in The New Testament in An Improved Version (Das Neue Testament in einer verbesserten Wiedergabe), veröffentlicht 1808 in London, England.
Die Titelseite lautet: „Das Neue Testament in einer verbesserten Wiedergabe, auf der Grundlage der neuen Übersetzung von Erzbischof Newcome; mit einem korrigierten Text, kritischen und erklärenden Bemerkungen. Herausgegeben von einer Gesellschaft zur Förderung der christlichen Erkenntnis und der Ausübung der Tugend durch die Verbreitung von Büchern." — Unitarisch.

Ähnlich lautet dieser Text auch in der Übersetzung eines ehemals römisch-katholischen Priesters: „Im Anfang war das Wort, und das Wort war bei Gott, und das Wort war ein Gott. Dieses war im Anfang bei Gott. Alles kam durch das Wort ins Dasein, und ohne dasselbe ist nichts Geschaffenes ins Dasein gekommen." (Joh. 1:1-3) Das Neue Testament — Eine neue Übersetzung mit Erklärungen, auf den ältesten Manuskripten aufgebaut, von Johannes Greber, Ausgabe von 1937, in den vorderen Deckel dieser gebundenen Übersetzung ist ein goldenes Kreuz eingeprägt.

Dieser Lesart mit dem vieldiskutierten Ausdruck „ein Gott" kann man den Text zur Seite stellen, der in The Four Gospels — A New Translation (Die vier Evangelien — eine neue Übersetzung), zweite Auflage 1947, von Professor Charles Cutler Torrey, zu finden ist: „Im Anfang war das Wort, und das Wort war bei Gott, und das Wort war Gott [in englisch: „and the Word was with God, and the Word was god"]. Als es im Anfang bei Gott war, wurden alle Dinge durch dasselbe geschaffen; ohne dieses kam nichts Geschaffenes ins Dasein." (Joh. 1:1-3) Hier ist zu beachten, dass dort, wo in dieser englischen Übersetzung das Wort als „Gott" bezeichnet wird, „Gott" nicht mit großem Anfangsbuchstaben geschrieben wird (God), sondern mit kleinem, also „god'.

 

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Vergewissert euch aller Dinge S. 119 Dreieinigkeit
Moderne Übersetzungen und griechische Grammatik zeigen, was gemeint ist

Joh. 1:1 „Im Anfang existierte das Wort. Das Wort war bei Gott, und das Wort war göttlich" (An American Translation).

„Im Anfang war das Wort, und das Wort war bei Gott, und das Wort war ein Gott" (Das Neue Testament — Eine Übersetzung mit Erklärungen, auf den ältesten Manuskripten aufgebaut, Ausgabe 1937, von Johannes Greber).

„Im Anfang war das WORT, und das WORT war bei GOTT, und das WORT war ein Gott" (Neue-Welt-Übersetzung [New York, 1971]).

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Siehe hierzu auch:
www.seanet.com/\u126 ~raines/greber.html
www.wegbegleiter.ch/wegbeg/grebverm.htm

Johannes Greber wurde im Mai 1876 in Wenigrath, Kreis Bernkastel, geboren.
Seit 1900 war er als Dorfpfarrer tätig.
1923 bekam er Kontakt zum Spiritismus. Während dieser Zeit „kontaktiert" ihn ein so genannter „Hochengel", ein Geist, der sich ihm sogar mit Namen vorstellt.

http://www.wegbegleiter.ch/wegbeg/grebver1.jpg

Für das Buch „Der Verkehr mit der Geisterwelt" in deutsch und englisch aber hat Elisabeth Greber als Witwe des Autors und Eigentümerin des Copyrights von 1932 dieses am 8. April 1960 erneuern lassen

1925 scheidet J. Greber aus der katholischen Kirche wegen seiner spiritistischen Praktiken aus.

http://www.wegbegleiter.ch/wegbeg/grebver6.jpg

Johannes Greber (2.5.1874 - 31.3.1944), der katholischer Pfarrer in Kell im Rheinland war, wurde in den Jahren 1923 - 1929 über das Medium Erich Zimmermann (10.6.1908 - 20.11.1988) von einem hervorragenden Geist besonderer Art belehrt. Dieser bekräftigte seinen herausgehobenen jenseitigen Rang und zeigte umfassende Kenntnisse über die Mosaische Religion, das Leben Jesu Christi und die Entstehung des Christentums. Diese Belehrungen veranlassten Johannes Greber, nachdem er in die U.S.A. ausgewandert war, 1932 zur Herausgabe des Buches „Der Verkehr mit der Geisterwelt, seine Gesetze und sein Zweck" und 1936 zu einer Neuübersetzung des „Neuen Testamentes". Für viele Christen bedeuten die in diesen Büchern enthaltenen Erklärungen, Auslegungen und Richtigstellungen der bekannten Bibeltexte eine wichtige Hilfe zum Verständnis der christlichen Lehre.
1929 wandert er nach Amerika aus und gründet dort eine spiritualistische Gemeinde.
Auch die bekannte „Geistige Loge Zürich" (heute: „pro Beatrice") ist eine spiritistische Vereinigung um Johannes Greber. www.probeatrice.ch
Wie sahen die spiritistischen Praktiken J. Grebers bei seinen Übersetzungsarbeiten aus?

Eine Werbebroschüre der Johannes-Greber-Memorial-Foundation führt dazu folgendes aus:
„Bei der Übersetzung des Neuen Testamentes wurden ihm Widersprüche zwischen den antiken Schriften und dem NT unter Gebet auf spiritistische Weise erklärt.
Manchmal zogen ihm die richtigen Antworten in großen hellen Buchstaben vor den Augen vorüber. Andererseits wurden ihm die richtigen Antworten während einer Gebetssitzung von seiner Frau Elisabeth, die als Geistermedium diente, übermittelt."

Wie schon erwähnt, wurden Textpassagen in Zweifelsfällen spiritistisch korrigiert.
Das heißt mit anderen Worten:
J. Greber erhielt eine von Dämonen inspirierte Antwort.
Deswegen ist das Neue Testament von J. Greber ein spiritistisches Buch, für Christen unbrauchbar.
Wieso hat sich die WTG der Texte und Lehrmeinungen von J. Greber bedient?
Jehovas Zeugen müssten schockiert sein über den engen Kontakt zum Spiritismus, der durch Übernahme der Texte und Lehrmeinungen von J. Greber in ihrer Literatur und ihrer Verkündigung offenbar geworden ist...
Es ist nicht unwesentlich festzustellen, dass die WTG bei der Johannes-GreberMemorial-Foundation weitere Neue Testamente bestellt hatte, um sie in ihrer Bibliothek aufzustellen.
Darüber hinaus bedankt sie sich auch u. a. für das spiritistische Werk von J. Greber:
„Der Verkehr mit der Geisterwelt."
Welche spiritistischen Lehren oder Bibeltexte hat die WTG von J. Greber übernommen?

A) Christus ist nicht „der" Sohn Gottes, sondern nur „der Erste" Sohn Gottes. Ein „Erster" unter den Geistgeschöpfen, ein so genannter „primus inter pares", ein Gleicher unter Gleichen.

B) Christus hat eine Sonderstellung unter der Geisterherren. Das ist eine unbiblische Lehre. Die WTG übernimmt diese Lehre und behauptet:
Der Sohn Gottes ist in seiner Präexistenz der Erzengel Michael.

C) Johannes 1:1. Der Text lautet nach J. Greber „... und das Wort war ein Gott." Die Praktiken der WTG wurden aufgedeckt. Eine Reihe früherer Zeugen Jehovas erkannte nach ihrer Befreiung aus den „Lehrzwängen" der WTG, dass enge Beziehungen zwischen den Lehren und den Schriften der WTG und dem Spiritismus bestehen.

Diese Ausführungen sind nur ein Teilbeweis.
Dadurch wurde die WTG herausgefordert, Stellung zu beziehen und sich zu verantworten.
Mit welchen fadenscheinigen Argumenten die WTG Ausflüchte sucht, soll mit der Leserfrage, WT 01.07.1983, aufgezeigt werden.

 

• Erste WT-Textpassage:

„Diese Übersetzung (Bibelübersetzung von J. Greber) wurde gelegentlich zitiert, um die Wiedergabe von Matthäus 27:52,53 und Johannes 1:1 in der Neuen-Welt-Übersetzung und in anderen maßgeblichen Bibelübersetzungen zu stützen."

(Es wäre gut gewesen, diese „anderen" Bibelübersetzungen zu erfahren).
Die beiden oben erwähnten Bibeltexte, spiritistische Texte von J. Greber, sind in der NWÜ, der Wachtturm-Bibel, manifestiert. Sie sind zu einem festen Bestandteil der Lehre der Zeugen Jehovas geworden und entsprechen nicht der Wahrheit des Wortes Gottes.

• Zweite WT-Textpassage:
„Aber wie aus dem einem Vorwort zu der 1980 erschienen Ausgabe des Neuen Testamentes von Johannes Greber hervorgeht, verließ sich dieser Übersetzer bei der Klärung schwieriger Stellen auf die „Geisterwelt Gottes". Es heißt darin: „Seine Frau, die ein Medium der Geisterwelt Gottes war, wurde oft dazu benutzt, ihm die Berichtigungen mitzuteilen.""

Hiermit bestätigt die WTG die spiritistischen Praktiken von J. Greber.

Und viele von denen, die gläubig geworden waren, kamen und bekannten und berichteten offen ihre Taten. Ja, eine ganze Anzahl von denen, die magische Künste getrieben hatten, trugen ihre Bücher zusammen und verbrannten sie vor allen. Und man rechnete den Wert derselben zusammen und fand, daß sie fünfzigtausend Stück Silber wert waren.
Apostelgeschichte 19:18,19

• Dritte WT-Textpassage:
„Es wird für ungebührlich erachtet, im „Wachtturm" eine Übersetzung zu zitieren, die mit dem Spiritismus in so enger Verbindung steht (5. Mose 18:10,12)."

Wir hatten im Vorangegangenen den Nachweis gebracht, dass die in der ersten Textpassage erwähnten Schriftstellen Johannes 1:1 und Matthäus 27:52,53 von J. Greber stammen. Sie wurden in die WT-Bibel fest integriert.

Warum ist das dann nicht auch „ungebührlich"?

• Vierte WT-Textpassage:
„Die Forschungsergebnisse, auf denen die Wiedergabe der genannten Texte in der „Neuen-Welt-Übersetzung" beruht, sind zuverlässig und deshalb ganz und gar nicht darauf angewiesen, durch Grebers Übersetzung bestätigt zu werden."

Auch über einen solchen Kommentar können wir nur staunen. Auf einmal behauptet die WTG, dass sie auf die Texte und Übersetzungen von J. Greber nicht angewiesen wäre.
Bis jetzt wurde aber in der WT-Literatur, wo es um die oben erwähnten kritischen Bibeltexte ging, stets J. Greber als die kompetente Person zitiert.
Als nun bekannt wird, dass die WTG gegen besseres Wissen gehandelt hat, möchte sie sich von J. Greber distanzieren.
Wenn die WTG wirklich das meint, was in der vierten Textpassage nachzulesen ist, dann müsste sie einiges aus ihren Schriften annullieren bzw. öffentlich widerrufen.

Wo wird J. Greber in den Wachtturmschriften zitiert?

1) WT-Bibel, Johannes 1:1, Matthäus 27:52,53
2) Aid-Buch, Seite 1134
3) Aid-Buch, Seite 1669
4) Vergewissert Euch aller Dinge, Ausgabe 1974, Seite 119
5) Das Wort - von wem spricht Johannes, Ausgabe 1962, Seite 4 und 5

Die WTG übernahm trotz besseren Wissens die spiritistischen Schriften und Übersetzungen von J. Greber.

Eine grundsätzliche Feststellung dazu:
Die WTG wusste bereits 1956, gemäß dem WT vom 01.05., Seite 271, Absatz 10 und 11, wer J. Greber war.

Sie War über seine spiritistischen Praktiken bestens unterrichtet.

„Was sagt die Heilige Schrift über ein ,Weiterleben nach dem Tode'?", 1956, Seite 89
„Es überrascht uns daher nicht, dass ein gewisser Johannes Greber, ein früherer katholischer Geistlicher, Spiritist geworden ist ..."

Also im Jahre 1956 wusste die WTG schon, dass J. Greber Spiritist war.

In unserer Literatur finden wir darüber hinaus einen regelrechten Lobgesang der Gelehrten über unsere Neue Welt Übersetzung.
Nachfolgend eine Gegenüberstellung der Zitate der Wachtturm Gesellschaft und dem was die zitierten Fachleute wirklich gesagt haben:

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Wachtturm", 15. August 1977, Seite 511

„In Johannes 1:1 wird die Bezeichnung „Gott" sowohl auf den Vater als auch auf den Sohn, angewandt... Darüber schreibt der bekannte Bibelübersetzer William Barclay:... Johannes setzt hier das Wort nicht mit Gott gleich. Sehr einfach ausgedrückt: er sagt nicht, dass Jesus Gott war (Many Witnesses, One Lord
1963, Seite 23,24)"
Wie bewertet William Barclay selbst dieses Zitat?

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Schreiben von William Barclay an Dr. Shoemaker vom 26. August 1977
„Der Wachtturm-Artikel hat durch clevere Wiedergabe gerade das Gegenteil gesagt, was ich sagen wollte. Was ich sagen wollte... "

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Über die Verwendung des Tetragrammatons in den Christlichen Griechischen Schriften schrieb George Howard von der Universität von Georgia (USA) im Journal of Biblical Literature, Bd. 96, 1977, S. 63: „Neuere Entdeckungen in Ägypten und in der Wüste Juda gewähren uns aus erster Hand einen Einblick in den Gebrauch des Namens Gottes in vorchristlichen Zeiten. Diese Entdeckungen sind für Studien des N[euen] T[estaments] bedeutsam, denn sie stellen eine literarische Analogie zu den frühesten christlichen Dokumenten dar und erklären so vielleicht, wie die NT-Autoren den göttlichen Namen verwendet haben. Auf den folgenden Seiten werden wir eine Theorie unterbreiten, daß nämlich der göttliche Name (und mögliche Abkürzungen desselben) ursprünglich in NT-Zitaten aus dem A[lten] T[estament] und in Hinweisen auf das AT geschrieben stand und dann im Laufe der Zeit hauptsächlich durch das Surrogat [Abkürzung von Kýrios, „Herr"] ersetzt worden ist. Die Entfernung des Tetragramms führte unserer Ansicht nach zu einer Verwirrung im Verständnis der frühen Heidenchristen über das Verhältnis zwischen ‚Gott, dem Herrn', und ‚Christus, dem Herrn', wie sich dies in der Hss.-Tradition des NT-Textes widerspiegelt."

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„Journal of Biblical Literature", Dezember 1955, Seite 282, (Zitat Nr. 1)
„Neue-Welt-Übersetzung der hebräischen Schriften... Als Rechtfertigung für das Erscheinen dieser neuen Übersetzung des AT heißt es im Vorwort:,... es sollte dargelegt werden, dass dieses Werk in Angriff genommen wurde, weil ein besonderes Bedürfnis in der gegenwärtigen Situation besteht. Um das Bedürfnis zu stillen, das durch den Trend der modernen Übersetzer entstanden ist, die religiös und durch die höhere Kritik voreingenommen sind...' Dass diejenigen, die für diese neue Übersetzung verantwortlich waren, unter diese gleiche Verurteilung fallen trotz der Gelehrsamkeit und der vielen Mühe, die sie sich gegeben haben, wird vielfach deutlich. Religiöse Voreingenommenheit wird deutlich bei der Übersetzung des Tetragrammatons in Form von Jehova... So eifrig waren die Übersetzer, dass sie in Genesis 18:3 vom hebräischen Urtext abwichen..."

„Journal of Biblical Literature", Dezember 1965, Seite 283, (Zitat Nr. 1)
„Was die Genauigkeit und die Klarheit in diesem Werk betrifft, gibt es viele Beispiele, bei denen man sich nur noch wundern muss, wie erfolgreich diese Gelehrten waren... Während dieses Werk sehr große Anstrengungen und Aufmerksamkeit zum Ausdruck bringt sowie eine beachtliche Gelehrsamkeit, ist es zu bedauern, dass durch religiöse Voreingenommenheit viele Passagen verfärbt wurden..."

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WT 1999 15. 10. S. 29
Ein Meilenstein für Freunde des Wortes Gottes
Einzigartige Merkmale
Millionen Leser haben genau das getan und festgestellt, dass die Neue-Welt-Übersetzung nicht nur leicht verständlich ist, sondern auch sehr genau. Übersetzt wurde aus den Ursprachen Hebräisch, Aramäisch und Griechisch unter Verwendung der besten vorhandenen Texte. Besonders sorgfältig wurde auch darauf geachtet, die alten Texte so wörtlich wie möglich und doch in einer leichtverständlichen Sprache wiederzugeben. Nicht umsonst wurde die Übersetzung von Gelehrten wegen ihrer Texttreue und Genauigkeit gelobt. Beispielsweise hieß es im Andover Newton Quarterly vom Januar 1963: „Die Übersetzung des Neuen Testaments beweist, dass zu der Bewegung Gelehrte gehören, die in der Lage sind, die vielen beim Übersetzen der Bibel auftretenden Probleme sinnvoll zu lösen."

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„Andover Newton Quarterly", 3.1963, Seite 29, (Zitat Nr. 3)
„In vielen Fällen enthält die ,Neue-Welt-Übersetzung' Passagen, die man als ,theologische Übersetzungen' betrachten muss. Diese Tatsache wird vor allem offenbar, wenn es um die Göttlichkeit Jesu Christi geht... Demzufolge heißt es in der Übersetzung von Johannes 8:58... Auf grammatischer Grundlage allein kann diese Wiedergabe nicht gerechtfertigt werden, denn die Zeitform von ,eimi' ist die Gegenwart."

„Andover Newton Quarterly", 3.1963, Seite 30, (Zitat Nr. 3)
„Damit sie ihre Ansicht, dass Jesus Christus eine Schöpfung ist, aufrechterhalten können, geben die Übersetzer Kolosser 1:15-17 wie folgt wieder:,...Alle anderen' ist eine Falschübersetzung von ,pases', ,panta' und ,panton', welche ,alle' bedeutet."

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WT 1988 1. 8. S. 30
Bibelübersetzer und der göttliche Name
IM Jahre 1952 veröffentlichte die Zeitschrift The Bible Translator eine Abhandlung über das „Problem" der Wiedergabe des Gottesnamens in Bibelübersetzungen für die Missionsgebiete der Christenheit. Die Verfasser waren sich der Wichtigkeit dieses Namens in der Bibel bewusst, der in den Hebräischen Schriften fast 7 000mal vorkommt. Aber sie waren sich nicht darin einig, wie er in den heutigen Sprachen wiedergegeben werden sollte. Einige gaben Begriffen wie „Der Ewige" den Vorzug. Andere stimmten für den Titel „Herr". Keiner empfahl die Wiedergabe „Jehova" oder „Jahwe".

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„The Bible Translator", 1964, Seite 152 (Zitat Nr. 4)
„Einige Übersetzungen, die einfach nicht zu rechtfertigen sind, sind folgende: Die Einführung des Wortes ,Jehova' in den Text des Neuen Testamentes... Die Übersetzung von Johannes 1:1, kai theos en ho logos, ,... und das Wort war ein Gott', ist Übereinstimmung mit der arianischen Theologie dieser Sekte, ist aber nicht zu rechtfertigen, wenn auch eine langatmige Erklärung zur Begründung gegeben wird... Um ihr unitarisches Gottesverständnis zu stützen, hielten sich die Übersetzer nicht zurück, das Wort ,andere' in Kolosser 1:16ff vier Mal vor dem Wort ,Dinge' einzufügen..."

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Offiziell wurde die Bibel der Zeugen Jehovas durch ein anonymes Übersetzungskomitee übersetzt.
Warum diese Anonymität?
Man möchte für die Übersetzung der Bibel nicht im Mittelpunkt stehen, sondern die Ehre dem Urheber der Bibel geben.
Aber in Wirklichkeit steckt ein anderer Gedanke dahinter: solange die Übersetzer anonym bleiben, kann niemand ihre Befähigung bezüglich der Ursprachen nachprüfen.
Doch nach und nach ist doch durchgesickert, wer die Neue-Welt-Übersetzung übersetzt hat.
In dem Übersetzungskomitee dienten Fred Franz, Nathan Knorr, Albert Schröder, George Gangas und Milton Henschel.
Von diesen genannten Personen hatte niemand einen Universitätsabschluss in den Ursprachen der Bibel. Einzig Fred Franz konnte auf eine zweijährige Universitätsausbildung in der griechischen Sprache verweisen, aber ohne einen Abschluss gemacht zu haben. Die hebräische Sprache soll er sich selbst beigebracht haben. Doch seine Sprachkenntnisse in der hebräischen Sprache waren sehr mangelhaft. Im „Douglas Walsh Prozess (1954)" sagte er unter Eid folgendes:

Anwalt: „Beherrschen sie die hebräische Sprache?"
Franz: „Ja"
Anwalt: „So beherrschen sie dann den sprachlichen Apparat?"
Franz: „Ja, um ihn in meiner biblischen Arbeit zu verwenden."
Anwalt: „Sie selbst sprechen und lesen hebräisch, ist das richtig?"
Franz: „Ich spreche nicht hebräisch?"
Anwalt: „Sie sprechen wirklich nicht hebräisch."
Franz: „Nein, ich spreche nicht hebräisch."
Anwalt: „Können sie folgendes in das Hebräische übersetzen?"
Franz: „Was?"
Anwalt: „Den vierten Vers aus dem zweiten Kapitel der Genesis."
Franz: „Sie meinen diesen Vers?"
Anwalt: „Ja, diesen."
Franz: „Nein, ich kann diesen Vers nicht übersetzen."

Das war aber noch nicht alles, in diesem Prozess hat Fred Franz unter Eid sogar die Unwahrheit gesagt.

Franz: „Ja, in der Universität Cincinnati studierten wir den berühmten Text von Westcott und Hort."

Anwalt: „Ich denke, sie selbst verließen die Universität ohne einen Abschluss gemacht zu haben, wie Herr Leslie aus ihnen herausgelockt hat. Aber ich denke, dass sie uns eine andere Sache nicht erzählt haben. Ist es richtig, dass sie für „Rhodes Scholarship" nominiert wurden?"

Franz: „Ja, mir wurde ein „Rhodes Scholarship" Stipendium angeboten. Dazu legte ich in der Universität von Ohio eine Prüfung ab, die Staatsuniversität in Columbus, Ohio."

Anwalt: „In welchem Jahr wurden sie für den „Rhodes Scholarship" nominiert?"

Franz: „Das war im Jahre 1914, aber aufgrund meiner Entscheidung als ein Zeuge Jehovas zu dienen, nahm ich das Angebot nicht an."

„The Rhodes Scholarship Trust", ist eine Stiftung, die begabte junge Studenten fördert und an sie Stipendien in angesehenen Universitäten vergibt. Mit der Behauptung, dass Fred Franz solch eine Förderung bekommen sollte, wollte er hervorheben, wie begabt er war. Das ganze hat nur einen Schönheitsfehler, nämlich Herr Fred Franz wurde nie für solch ein Stipendium nominiert; er hat also dem Gericht die Unwahrheit gesagt.
William Cetnar fragte nach, und man bestätigte ihm, dass Fred Franz für solch eine „Ehre" nicht nominiert wurde. In dem Brief vom 14. Januar 1981 vom „The Rhodes Scholarship Trust" heißt es:

„Sehr geehrter Herr Cetnar,
vielen Dank für Ihren Brief vom 27. Dezember. Ich habe unsere Unterlagen überprüft und ich konnte nicht finden, dass Frederick William Franz für ,Rhodes Scholarship' ausgewählt wurde. Unsere Unterlagen, das sollte ich erwähnen, beziehen sich nur auf Gelehrte, die aus der Vereinigten Staaten kommen. Davon ausgehend, dass Herr Franz nicht aus einem anderen Land außerhalb der Vereinigten Staaten nominiert wurde, können Sie zu Recht schlussfolgern, dass seine Behauptung, dass er für eine ,Rhodes Scholarship' nominiert wurde, falsch ist.
Mit freundlichen Grüßen
William J. Barber"

„Leitfaden zur Predigtdienstschule", Seite 111
„Ungenauigkeiten, die von einer Zuhörerschaft erkannt werden, lassen Fragen an der Glaubwürdigkeit des Sprechers hinsichtlich anderer Punkte entstehen, so dass vielleicht sogar die Wahrheit der Botschaft selbst in Frage gezogen wird."

www.kino-passau.de/Archiv/Trailer Neu/T - Z/White Noise.wmv

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Geschrieben von Drahbeck am 08. Mai 2006 07:10:39:

Als Antwort auf: Re: Nachrichten aus dem Jehnseits - 1. 5.1956 (Vor fnfzig Jahren) geschrieben von + am 01. Mai 2006 16:35:01:

Ein Plädoyer für Konservatismus, so mag man den einleitenden Artikel in der „Erwachet!„-Ausgabe vom 8. 5. 1956 vielleicht charakterisieren. Man mag ihm sogar eine gewisse Tagespolitische Aktualität zuerkennen, angesichts jener Diskussionen die mit dem Reizwort derzeitige Familienministerin von der Leyen umschrieben werden.
Mir scheint aber; es ist viel Heuchelei dabei mit im Spiel. Sowohl bei von der Leyen, als auch noch bei dem noch etwas näher vorzustellenden „Die Zerrüttung der Familie" überschriebenen Artikel.

Erst mal kurz zu von der Leyen. Besagte Dame Tochter eines vormaligen CDU-Länderministerpräsidenten, dürfte wohl kaum je in ihrem Leben Problemlagen hautnah erlebt haben, wie sie etwa pauschal mit dem Begriff „Hartz IV" umschreibbar sind. Von der Leyen lebte doch immer nur auf der Sonnenseite dieses Systems. Wenn ich die „Predigten" der von der Leyen höre oder Bilder ihrer Familie in den Medien sehe (etwa jenes dass sie und ihre Kinder in trauter Gemeinschaft mit Pferden zeigt. Nichts gegen Pferdesport. Nur gehe ich davon aus. Ein Hartz-IV Empfänger wird den seinen Kindern wohl kaum gönnen können. Nicht weil er es vielleicht nicht wollte. Das wohl eher weniger. Schlichtweg aus dem Grunde, weil es seine finanziellen Möglichkeiten übersteigt).

Höre und lese ich also etwas von der von der Leyen muss ich immer unwillkürlich an die nachfolgende Karikatur denken.

Der dazugehörige Text dieser Karikatur:
„Patent Christen: Innere Mission":
„Materiell können wir Sie nicht unterstützen,
dazu haben wir keine Mittel.
Aber gehen Sie nur fleißig in die Kirche
und in unsere Betstunde,
dann werden Sie lernen,
auch Hunger und Elend mit Geduld zu tragen."

Dann noch der "Erwachet!"-Artikel. Auch er plädiert für eine heile Welt, obwohl die "Erwachet!"-Schreiber sehr wohl wissen. Selbst in ihren eigenen Reihen ist die Welt nicht heil.
Gerade die gesamte Binnenstruktur der Zeugen Jehovas, mit ihrer Ikone des „Predigtdienstes", ist unterm Strich sogar als Familienfeindlich zu bezeichnen. Wer denn den nie genug habenden WTG-Ansprüchen Folge leistet (und das sollen nicht wenige sein), befindet sich in einem permanenten Überlastungszustand. Da bleibt schon mal „Familienleben" auf der Strecke, mit als erstes Opfer. Das will man zwar in WTG-Kreisen nicht wahr haben. Es ist aber nicht selten traurige Realität.

Was die „Familienidylle-Prediger" anbelangt. Egal ob sie Familienministerin von der Leyen, flankiert unter anderem von einem zölibatären „Rentner", der wohl aufgrund dieser Individualumstände besonders „prädestiniert" ist in das Heuchelei-Horn mit hineinzustoßen. Oder ob sie eben "Erwachet!"-Schreiber heißen.
Beider Ausführungen hätten nur dann einen Sinn, wären sie nicht durch die nachweisbaren Heuchelei-Elemente schon wieder konterkariert.

Nachstehend dann noch die „Idylle", die genannte „Erwachet!„-Ausgabe ihren Lesern vorzusetzen können glaubt:

„Heute wachsen viel zu viele Kinder ohne elterliche Führung auf. Ein Kind ist jedoch nicht imstande, sich selbst zu erziehen. Denn was der Schöpfer des Menschen in seinem Wort sagt, nämlich: 'Narrheit ist gekettet an das Herz des Knaben; die Rute der Zucht wird sie davon entfernen', hat in unserem Atomzeitalter nichts an Gültigkeit verloren, auch wenn moderne Kinderpsychologen anderer Meinung sein mögen. …
In vielen Ländern wird ein schönes Familienleben immer seltener, besonders in Ländern, die sich ihrer Fortschrittlichkeit rühmen, wie die Vereinigten Staaten. Warum? Ein offenkundiger Grund ist die Vernachlässigung des religiösen Lebens in der Familie. Die Eltern kümmern sich wenig oder gar nicht um das geistige Wohl ihrer Kinder. … Den Menschen sind Auto und Fernsehapparat wichtiger als Gott, und die Kinder folgen natürlich diesem Beispiel. Früher wurden die Kinder gelehrt, Gott anzubeten und die Mitmenschen zu achten; und wenn wir diese damals hochgehaltenen Ideale wieder zu Ansehen bringen können, haben wir einen großen Schritt zur Wiederherstellung des Sittlichkeitsempfinden des Volkes getan. …

Ein anderer wichtiger Grund für die Zerrüttung der Familie ist die Auflehnung der modernen Frau, was Dr. Abram Kardiner klar aufzeigte in seinem Buch 'Sex and Morality' … 'Die Frauenrechtlerinnen kämpfen für die Gleichberechtigung der Frau in gesellschaftlicher, wirtschaftlicher und sexueller Hinsicht; aber sie erreichten dieses Ziel nur auf Kosten des Glückes und der Tüchtigkeit als Frau und Mutter. Die Hauptleidtragenden waren das Kind und die Gesellschaft. Es war ein Pyrrhussieg …Der Zusammenhang der Familie wurde schwächer und die Kinder wuchsen unüberwacht auf. Die Mütter gingen arbeiten, und ihre Pflichten übernahmen Personen, die dafür bezahlt wurden. Wo das Familienleben in die Brüche ging, wurden die Elternpflichten an Kinderkrippen, Schulen und Ferienlager abgeschoben.

Kein Wunder, daß viele Familien heute nur noch der Schatten einer richtigen Familie sind. Ralph W. Whelan, Leiter der Jugendfürsorge der Stadt New York, erklärte: 'Für viele Kinder ist das Elternhaus heute in mancher Beziehung nur noch eine Art Hotel, wo sie schlafen und essen. Ihre Wohnstube aber ist die Straße.' …
Gewisse Familien werden nur von wirtschaftlichen Erwägungen und einem Zusammengehörigkeitsgefühl - manchmal auch durch die Gewohnheit - zusammengehalten … Die charakteristische Familie wird von einer Anzahl Einzelpersonen gebildet, die biologische und wirtschaftliche Umstände zusammenführte, welche diese Tatsache nur zu klar erkennend, alle eigene Wege gehen. Jedes Glied geht einer anderen Beschäftigung und anderen Vergnügungen nach und hat andere Freunde. In den meisten Familien lebt man nicht mehr miteinander, sondern nur nebeneinander. Man pflegt keinen Gedankenaustausch, sondern diskutiert höchstens Dinge wie zum Beispiel, wer das Auto benützen darf oder welches Fernsehprogramm man sich anschauen wird. Was moderne Eltern ihren Kindern an Erziehung angedeihen lassen, geschieht im Kino oder über das Telefon oder wenn der Vater sie auf dem Weg ins Geschäft im Auto zur Schule bringt.'

Die steigende Zahl der Verbrechen zeigt überzeugend, daß es keinen Ersatz gibt für die elterliche Erziehung. …
'Heute besitzen viele Eltern keine Autorität mehr. Aber die Eltern tragen selbst die Schuld an der Schwächung dieses wichtigen Faktors zur Bildung des Charakters. In vielen Familien haben die Eltern ihre Pflichten nicht sehr ernst genommen, und von ihren Kindern kann man wirklich sagen, sie haben sich selbst großziehen müssen … Kinder, die in einem Haus aufwachsen, in dem Trunkenheit und Zank an der Tagesordnung sind, und die täglich sehen, wie ihre Eltern die Gesetze Gottes und der Menschen übertreten, müßten mehr als Menschen sein, wenn eine solche Umgebung bei ihnen keine Spuren zurückließe. Ein solches Elternhaus ist nichts anderes als eine Brutstätte für Verbrechen und die Akten in unseren Gerichten beweisen dies … Man darf wahrlich sagen, daß einige dieser Kinder nie eine Gelegenheit hatten, rechte Menschen zu werden.'

Richter Adlow sagt weiter: 'Das Verhalten eines Menschen ist eng verknüpft mit seinem Charakter und die Bildung des Charakters beginnt in früher Jugend. Charakterliche Stärke und Güte wurzeln in erster Linie im Elternhaus. Keine öffentliche Institution vermag die Erziehung zu geben, die ein richtig geführter Haushalt gewährt. Einen Ersatz für die elterliche Erziehung gibt es nicht.'

'Seit dem Ausbruch des zweiten Weltkrieges', fährt Richter Adlow fort, 'wuchsen zahllose amerikanische Kinder, deren Mütter in die Fabriken arbeiten gingen, unüberwacht auf. Es konnte gar nicht anders sein, als daß einige dieser Kinder rasch in ein schlechtes Fahrwasser gerieten. Die Folgen des Alleinlassens der Kinder traten während des Krieges deutlich zutage … Die Richter erwarteten, daß diese Verhältnisse sich bessern werden, wenn die Zeiten wieder normaler und die Mütter nicht mehr arbeiten gehen werden. Leider hat aber eine große Zahl von Müttern ihre Arbeit nicht aufgegeben, um sich wieder ganz ihren häuslichen Pflichten zu widmen, so daß ihre Kinder weiter sich selbst überlassen bleiben … Wohl hat die Frau das gesetzliche Recht, in der Industrie tätig zu sein, aber sie besitzt nicht das moralische Recht, eine heilige Pflicht zu vernachlässigen. Und die wichtige Frage, die die Frau von heute entscheiden muß, lautet, ob sie sich lieber in der Familie als Hausfrau und Mutter betätigt oder im Geschäftsleben. Sie kann nicht beide Aufgaben gleichzeitig erfolgreich bewältigen.'"

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Geschrieben von Drahbeck am 15. Mai 2006 05:58:24:

Als Antwort auf: Re: 8. 5.1956 (Vor fünfzig Jahren) geschrieben von Drahbeck am 08. Mai 2006 07:10:39:

Auf den Fall des WTG-Funktionärs Georg Rabe kam die "Wachtturm"-Ausgabe vom 15. 5. 1956 auch zu sprechen. Darauf wurde schon früher eingegangen.
Siehe dazu:
19562Bericht

Es kann kein Zweifel darüber bestehen, dass auch Rabe die harte Hand des sowjetischen Regimes schmerzlich zu verspüren bekam. Es kann auch kein Zweifel darüber bestehen, dass für etliche Zeugen Jehovas aus dem geographischen Bereich Ostdeutschland, nach 1950 ähnliches zutraf. Gemessen an den Verhältnissen vor 1933, war ja der Bereich (geographisches Ostdeutschland nach den Grenzkriterien von nach 1945) die Hochburg der Bibelforscher/Zeugen Jehovas.
Abgesehen vom „Muckertal"
siehe dazu Muckertal
war doch vor 1933 für die Bibelforscher der geographische Bereich „Westdeutschland" weitgehende Diaspora. Das sollte sich erst in den Jahrzehnten nach 1945 verändern.
In Dresden, Raum Leipzig, vielleicht auch der Raum um Magdeburg, und insbesondere der Raum um Chemnitz (Erzgebirge) hingegen waren die Bibelforscher schon vor 1933 ein beachtlicher Faktor. Insofern kann man schon nachvollziehen. Das Ostdeutsche Zeugen Jehovas-Verbot traf die WTG hart. So hart, dass sie sogar nach 1951 die deutsche Ausgabe des „Jahrbuches der Zeugen Jehovas" einstellte. Offenbar rechnete man durch Wegbruch der ostdeutschen Bezieher selbigen, nicht mehr damit, es kostendeckend produzieren zu können. Erst nach 1961 änderte sich dieser Aspekt.

Einem Bericht darüber, wie die WTG ihr deutsches Werk in der ersten Zeit nach dem DDR-Verbot einschätzte, kann man auch dem WT vom 15. 5. 1956 entnehmen, in der dortigen Fortsetzungsserie über die „Neuzeitliche Geschichte der Zeugen Jehovas".
Da liest man bezüglich Ostdeutschland:

„Da die Tätigkeit der Zeugen in Ostdeutschland von den Kommunisten seit August 1950 verboten war, war es vielen nicht möglich, zur Hauptversammlung nach Frankfurt zu kommen. Aus diesem Grunde wurde eine besondere Tagung auf den folgenden Dienstag im Westsektor Berlins anberaumt, wo eine Zusammenfassung aller Hauptansprachen und sonstiger interessanter Dinge von mehreren Rednern des Frankfurter Kongresses vorgetragen wurde. Diese Veranstaltung fand in der 'Waldbühne', einem lieblichen Freiluft-Amphietheater, statt, und 13.563 wohnten dem herzergreifenden vierstündigen Anlaß bei. Es wurde geschätzt, daß etwa 8000 Personen aus der kommunistischen Ostzone hergekommen waren. Während die Brüder Knorr und Frost und weitere zu ihnen sprachen, nahmen sie begierig jedes Wort in sich auf und spendeten spontan Beifall, als über Freiheit und gegen die Anwendung diktatorischer Methoden gegenüber Jehovas Zeugen gesprochen wurde.
Unvergeßlich bleibt auch der Augenblick, da diese Menge auseinanderging und zum Abschied Lieder inniger Gemeinschaft sang. Mit frohen, zufriedenen Gesichtern und nach kurzem Austausch von Grüßen mit ihren westdeutschen Zeugenfreunden schritten die Brüder aus der Ostzone, jung und alt, entschlossen zu den U-Bahn-Zügen zurück, um sich ins Zentrum Berlins zu gegeben, wo alle unter Vorsichtsmaßnahmen ihre Rückkehr in den Sowjetsektor der Stadt antreten mußten. Viele hatten ihr Leben aufs Spiel gesetzt und fast all ihr Erspartes dazu verwendet, diesen eintägigen Kongreß besuchen zu können, aber dies war der Mühe wert gewesen. Nun kehrten sie in ihre Heimatgebiete zurück, um Gott in prüfungsreicher Zeit zu dienen, den Tag nicht kennend. da möglicherweise auch sie zu den vielen der schon eingesperrten mitverbundenen in Gefängnisse und Konzentrationslager eingeschlossen würden. Es wäre so viel leichter für sie gewesen, in der Freiheit des Westsektors zu bleiben! Aber gerade durch ihre Rückkehr bekundeten sie echten Mut und Ergebenheit den theokratischen Pflichten gegenüber."

In einer Fußnote zu dem eben gebrachten Zitat, wird dann noch auf den „Wachtturm" vom 1. 4. 1952 verwiesen, worin man unter anderem lesen konnte:
„In bezug auf die Tagung in Berlin war von der Gesellschaft aus keine öffentliche Ankündigung ergangen, um die kommunistische Volkspolizei nicht vorher davon zu benachrichtigen und so unsere Brüder in der Ostzone in Gefahr zu bringen. Eingeladen waren natürlich nur die Brüder und Berliner Freunde. Dennoch liess die amerikanische Radiostation RIAS in Berlin an jenem Dienstagmorgen eine Ankündigung ergehen, wodurch die ganze Ostzone ebenfalls unterrichtet war, dass Jehovas Zeugen in der Waldbühne eine Versammlung abhalten würden. Auf jeden Fall ein Zeugnis! …
Am Abend fand eine Versammlung mit den Kreisdienern statt, bei welcher sich Bruder Knorr die interessantesten Erfahrungen unserer Mitknechte bei ihrer Untergrund-Tätigkeit drüben erzählen liess."

Läßt man die letzten Sätze noch mal Revue passieren, fällt mir als Vergleich dazu nur der Hitlerbefehl ein, Stalingrad um jeden Preis zu halten. Obwohl dieser Befehl die faktische Aufreibung der dort eingekesselten faschistischen Armee-Teile zu Folge hatte!

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Geschrieben von Drahbeck am 22. Mai 2006 05:33:17:

Als Antwort auf: Re: 15. 5.1956 (Vor fünfzig Jahren) geschrieben von Drahbeck am 15. Mai 2006 05:58:24:

"Ein günstiges Zeugnis von Außenstehenden" titelt "Erwachet!" in seiner Ausgabe vom 22. 5. 1956. Gemeint ist damit die 1955er Kongreßserie und in Deutschland eben der in Nürnberg veranstaltete Mammutkongreß.
Zitiert wird dabei die Zeitung "Die Stadt Nürnberg" die in ihrer Ausgabe vom 11. August 1955 geschrieben haben soll:
"Vom Kleinkind - die meisten Zeugen Jehovas kommen geschlossen familienweise zu solchen Kongressen - bis zur Großmutter ist jede Altersschicht vertreten. Sogar Kranke in Rollstühlen kann man sehen, wie sie den Worten der Prediger lauschen."
Und weiter wird auch noch erwähnt, dass 149.000 Arbeitsstunden zur Vorbereitung des Kongresses geleistet wurden.

Was sich da in Nürnberg 1955 abspielte, kann man erst dann richtig einschätzen, zieht man einige weitere (von der WTG nicht zitierte) Presseberichte mit heran. Die Zeitung "Christ und Welt" etwa, notierte in ihrer Ausgabe vom 16. 8. 1955, es gäbe (zu damaliger Zeit) 54.635 bundesdeutsche Zeugen Jehovas. Rund 700 von ihnen seien seit drei Monaten damit beschäftigt gewesen eine Zeltstadt für eine Kapazität für 40.000 Personen zu errichten.
Das ganze war also darauf ausgerichtet, ein "Spektakel" zu inszenieren, wofür auch der Satz in dem eben zitierten Bericht steht:

"Es ist ein Großangriff; radikal fahren Omnibusse ins fränkische Umland und setzen Missionare ab, die - nach einem kräftigen Wort Kurt Huttens - die Schrift in einen Autofriedhof verwandelt haben, den man ausschlachtet, um aus zusammengehaltenen Einzelteilen einen neuen Wagen zu bauen."

Eine überregionale Zeitung" etwa, gab in ihrer Ausgabe vom 8. 8. 1955 eine Meldung wieder, derzufolge "rund 70.000 Zeugen Jehovas aus 54 Ländern der Erde ... auf dem ehemaligen Nürnberger Reichsparteitagsgelände in Anwesenheit des Präsidenten der Gesellschaft, Nathan Homer Knorr aus New York" versammeln würden.

Das ganze war als fünftägige Veranstaltung konzipiert:
Ein Reporter der Zeitschrift "Neue Illustrierte" etwa, schrieb in deren Ausgabe vom 20. 8. 1955:
"Eine Atmosphäre von Flüchtlingslagern schlug mir entgegen, als ich eines der 56 Riesen-Schlafzelte betrat. Erschöpfte Kinder und Greise lagen auf Strohsäcken, Säuglinge schrieen, Windeln hingen in den Zelten ..."

Es war offenkundig: Nicht nur deutsche Zeugen Jehovas wurden zu diesem Kongreß-Spektakel zusammengetrommelt; sondern auch aus anderen Ländern. Eine die sich diesem Druck daran teilzunehmen nicht entziehen konnte, war auch die Schweizerin Josy Doyon. Selbst "Interessierte" (berichtet Doyon) wurden da zusammen getrommelt. Und in einem dieser geschilderten Zelte, sammelte Frau Doyon dann ihre Ernüchterungs-Erfahrungen. Sicher hatte sie selbige auch schon bei anderen Anlässen gesammelt. Die aber von Nürnberg, sollten wohl in besonderer Weise einen Quantensprung, heraus aus der Wachtturm-Euphorie bei ihr bewirken. In ihrem Buch "Hirten ohne Erbarmen" gibt sie sich und der Öffentlichkeit Rechenschaft, was ohnehin als Zeitdokument zu sichten, sehr empfehlenswert ist.

Auch für andere bewirkte dieser Nürnberger Kongress eine nachhaltige Ernüchterung. So auch für einen, der mit am Aufbau der Nürnberger Zeitstadt beteiligt, und da die vermeintlich "liebevolle" Organisation, aus einem ganz anderen Blickwinkel kennenlernte!

Frondienst für den Nürnberger Kongreß

Kommentarserie 1955 zusammengefaßt

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Geschrieben von Drahbeck am 01. Juni 2006 07:47:39:

Als Antwort auf: Re: 22. 5.1956 (Vor fünfzig Jahren) geschrieben von Drahbeck am 22. Mai 2006 05:33:17:

Vielleicht war er eine Art Universalgelehrter, der Bertrand Russell. Zumindest meinte das Nobelpreiskomitee im Jahre 1950, ihn mit dem Nobelpreis für Literatur ehren zu sollen.
Wenn es denn irgendwo um den Begriff Pazifismus geht, wird nicht selten auch sein Name genannt.
Das aber ist für die WTG schon verhältnismäßig bedeutungslos, da wie ihr Funktionär Milton G. Henschel, gegenüber der Zeitschrift "Look" einmal erklärte:
Jehovas Zeugen keine Pazifisten seien. Sie würden kämpfen, wenn Jehova es denn befiehlt.

Henschel war bei dieser Aussage in Übereinstimmung mit der "Wachtturm"-Ausgabe vom 1. Dezember 1939 (den er zwar nicht direkt zitierte), aber seine Kernaussagen "rüberbrachte". Jene WT-Ausgabe enthielt den berühmt-berüchtigten Artikel der "Neutralität" überschrieben war.
Schon im ersten Weltkrieg waren die USA verhältnismäßig spät mit eingestiegen (erst 1917). Das wiederholte sich nun. Zu dem Zeitpunkt, wo jener WT erschien (der Artikel wurde auch als Sonderdruck verbreitet), war die offizielle USA-Poltik in der Tat noch auf Neutralität hin orientiert. Und auch der WT war dem angepasst. Der wesentliche Unterschied aber bestand schon darin, dass man des lang und breiten erklärte; nur für die "Theokratie" kämpfen zu wollen. Da keiner der weltlichen kriegsführenden Staaten indes auch dieses Ziel verfolge, können deren Sorgen und Anliegen, eben nicht die der WTG sein.

Man brachte auch ein Veranschaulichungsbeispiel, dass der Fall eintreten könnte, dass eine Musterungsbeamter die Frage stelle: Was machen Sie denn, wenn Ihre Mutter akut bedroht wird? Verteidigen sie die dann nicht?
In seiner gewundenen Antwort dazu stellt dieser WT dann fest; dass bei einer Gelegenheit Jesus angesprochen sei: Siehe da, deine Mutter und Brüder. Und er soll dann geantwortet haben (sinngemäß). Seine Mutter und seine Brüder seien diejenigen, die da seiner Predigt aufmerksam zuhörten. Nicht aber in erster Linie seine fleischlichen Verwandten.
Von diesem Standpunkt aus, meint der WT dann damit das zitierte Argument des Musterungsbeamten widerlegt zu haben.

Es geht aber noch weiter. Wörtlich liest man in dieser WT-Ausgabe auch:
"Nicht eine einzige Nation im Gebiet der 'Christenheit' hat Jehova zu ihrem Gott und Herrscher; sondern alle diese Nationen hassen Jehova Gott und seine durch Christus Jesus ausgeübte Regierung und hassen diejenigen, die für seinen Namen und seine Herrschaft Zeugnis ablegen .... In Deutschland gibt es eine Anzahl Christen, die im wahren und vollen Sinne des Wortes Gottes Bundesvolk sind. Warum sollten denn diese für Hitler und seine Gangster kämpfen, welche doch Gott dem Allmächtigen trotzen und die verfolgen, die Jehova Gott und Christus Jesus dienen? Wie die Presse meldet, sind einige dieser treuen Christen kürzlich hingerichtet, d. h. getötet worden, weil sie auf den Befehl Hitlers nicht zu den Waffen greifen wollten. Damit bewies der Hingerichtete seine Lauterkeit und Treue gegen die große theokratische Regierung, und es ist ihm eine Auferstehung und ewiges Leben verbürgt, was kein . . . Hitler jemals erhalten wird."

Nach dieser Einfügung geht es dann aber auch weiter mit der Aussage (Abschnitt 39):
"Ein 'Pazifist' kann richtigerweise als jemand bezeichnet werden, der sich unter allen Umständen weigert, zu kämpfen. Das Bundesvolk Gottes besteht nicht aus Pazifisten, so wie auch Gott und Christus Jesus keine Pazifisten sind. Gottes Bundesvolk ist ermächtigt, sich gegen die zu verteidigen, die gegen die 'theokratische Regierung' kämpfen."

Also die imaginäre "theokratische Regierung" sei demzufolge das "entscheidende" Kriterium. Keinesfalls jedoch eigentlich pazifistische Überzeugungen.

Angesichts solcher Thesen beschleicht einem doch ein ungutes Gefühl. Auch andernorts, etwa in der Catholica, pflegt Gott, Jehova, nicht direkt zu agieren. Dessen vermeintlicher Wille wird durch ein eigens gekürten Stellvertreter-Amt vermittelt. Auch bei der "Catholica Made in Brooklyn" ist das nicht viel anders. Auch da haben nur die "Stellvertreter" das wirkliche Sagen. Heißt solch ein Stellvertreter Rutherford, spart er gar, nicht mit Kriegsthesen.
Man vergleiche beispielsweise

19372Kriegserklärung

Aber lassen wir dieses Thema einstweilen. Es soll hier mehr um den Bertrand Russell gehen.
Sonderlich gut gelitten, ist der in WTG-Kreisen sicherlich nicht. Das kann man sogar nachvollziehen. Hatte dieser Bertrand Russell doch mal ein Buch veröffentlicht, das den programmatischen Titel trug "Warum ich kein Christ bin.".
Darin kann man beispielsweise die Sätze lesen:
"Christus hatte nach meiner (B. Russell's) Ansicht, einen sehr schweren Charakterfehler, nämlich dass er an die Hölle glaubte. Ich meinerseits finde nicht, dass jemand, der wirklich zutiefst menschenfreundlich ist, an eine ewigwährende Strafe glauben kann." (S. 29)

Oder auch:
"Zweifellos ist die wichtigste Quelle der Religion die Angst" (S. 51).

Missliebig in WTG-Sicht hat Bertrand Russell sich auch durch seine Referierung des Falles Thomas Paine in vorgenannten Buche gemacht. Paine war ja schon von Charles T. R ... zum Buhmann erklärt worden, wovon noch heute die Vorworte der "Schriftstudien" des Charles T. R .... künden.

Bertrand Russell hingegen schrieb über den genannten Thomas Paine unter anderem die Sätze:
"Zum großen Teil besteht 'Das Zeitalter der Vernunft' (ein Buch des Thomas Paine) aus einer moralischen Kritik des Alten Testaments. Heutzutage würden nur wenige die Massaker von Männern, Frauen und Kindern über die im Pentateuch und im Buch Josua berichtet wird, als Vorbilder der Rechtschaffenheit ansehen, aber zu Paines Zeiten betrachtete man es als gottlos, die Israeliten zu kritisieren, wenn ihnen das Alte Testament recht gab. Viele fromme Geistliche erwiderten ihm" (dem Thomas Paine). Und eben auch der Charles T. R ... war mit unter ihnen vertreten.

Angesichts dessen verwundert es nicht, sollte die WTG bei sich bietender Gelegenheit, auch einmal eine "Abrechnung" mit dem Bertrand Russell vornehmen.
Ein solcher Fall ist in der "Wachtturm"-Ausgabe vom 1. 6. 1956 zu registrieren. Da belehrt die WTG unter der Überschrift: "Warum Agnostiker?" ihr Lesepublikum wie folgt:

"Indem Bertrand Russell in der Zeitschrift 'Look' vom 3. November 1953 sein Kredo eines Agnostikers ablegt, führt er unter seinen Gründen, weshalb jemand Agnostiker sein könne, Widersprüche an, die sich in der Bibel befänden. Er behauptet, an einem Orte verbiete die Bibel einer kinderlosen Witwe, den Bruder ihres Mannes zu heiraten und an einer anderen Stelle befehle sie es. Er hat in diesem Artikel keine Schriftstelle angeführt. In seinem Buche 'Human Society in Ethics and Politics' jedoch führt er die zwei Texte an, nämlich 3. Mose 20:1 und 5. Mose 22.5. Wie lauten sie denn? 'Wenn ein Mann das Weib seines Bruders nimmt, so ist dies etwas Abscheuliches. Er hat die Blöße seines Bruders enthüllt. Sie sollen kinderlos werden.'
'Wenn Brüder beisammen wohnen sollten, und einer von ihnen gestorben ist, ohne einen Sohn zu haben, sollte das Weib des Verstorbenen nicht [das Weib] eines fremden Mannes eines Außenstehenden werden. Ihr Schwager soll zu ihr eingehen, und er muß sie sich zum Weibe nehmen und eine Schwagerehe mit ihr eingehen.' (Neue-Welt-Übers.)

Es braucht nicht viel Gelehrsamkeit, um zu erkennen, daß diese zwei Texte sich auf ganz verschiedene Sachlagen beziehen, der eine auf Ehebruch und der andere auf das Gesetz der Leviratsehe, das nur in dem Falle in Anwendung kam, wo ein verheirateter Mann starb, ehe er Nachkommen hatte. Es ist alles ganz einfach, offenbar aber nicht für einen gelehrten Universitätsprofessor, Wissenschaftler und Philosophen von mehr als achtzig Jahren, besonders wenn er zufällig auch Agnostiker ist!"

Jener eben zitierte WTG-Text nimmt darauf Bezug, wie Bertrand Russell sich gegenüber der Zeitschrift "Look" geäußert hatte. "Look" hatte eben nicht nur Bertrand Russell, sondern auch den Milton G. Henschel für die Zeugen Jehovas, mit interviewt. Später wurde daraus noch eine Buchausgabe mit all diesen Interviews gemacht, die auch deutschsprachig vorliegt.
Inwieweit der WTG-Kommentar über Bertrand Russell, doch eher einem Zerrbild gleicht, mag denn jeder für sich selber beantworten. Nachstehend als Abschluss eben noch jene Ausführungen, die Bertrand Russell gegenüber der Zeitschrift "Look" machte:

Sind die Agnostiker Atheisten?

Nein. Genau wie ein Christ ist ein Atheist der Ansicht, daß wir wissen können, ob es einen Gott gibt oder nicht. Die Christen glauben, daß wir wissen können, daß es einen Gott gibt; der Atheist sagt, wir können wissen, daß es keinen Gott gibt. Der Agnostiker enthält sich jedoch des Urteils, weil es seiner Ansicht nach weder für noch gegen die Existenz Gottes genügend Beweise gibt. Gleichzeitig kann ein Agnostiker der Ansicht sein, daß die Existenz Gottes zwar nicht unmöglich, aber doch unwahrscheinlich sei; er kann sie sogar für so unwahrscheinlich halten, daß es für ihn nicht der Mühe wert erscheint, sich näher mit dieser Frage zu befassen. In diesem Falle steht er dem Atheisten sehr nahe. Seine Haltung entspräche etwa der eines nachdenklichen Philosophen gegenüber den Göttern des alten Griechenland. Sollte man mich auffordern zu beweisen, daß Zeus, Poseidon, Hera und die übrigen Bewohner des Olymp nicht existieren, könnte es mir sehr schwer fallen, schlüssige Argumente dafür zu finden. Ein Agnostiker kann den Gott der Christen für genauso unwahrscheinlich halten wie die Olympier. In diesem Falle ist er, aus Gründen der Zweckmäßigkeit, dem Atheisten gleichzusetzen.

Sie lehnen das „Gesetz Gottes" ab. - Welche Autorität erkennen Sie als Leitfaden der Lebensführung an?

Ein Agnostiker erkennt überhaupt keine „Autorität" in dem Sinne an, wie die religiösen Menschen es tun. Er meint, der Mensch soll seine Lebensführung selbst bestimmen. Natürlich wird er versuchen, auch von der Weisheit der anderen Menschen zu profitieren, aber er selbst wird bestimmen, wen er für weise hält, und er wird nichts von dem, was sie sagen, als unfehlbar ansehen. Er wird erkennen, daß das, was man für „Gottes Gebot" hält, von Zeit zu Zeit Änderungen unterliegt. Die Bibel sagt beides: daß eine Witwe nicht den Bruder ihres Mannes heiraten darf und daß sie es unter gewissen Umständen sogar tun muß. Hat jemand das Pech, eine kinderlose Witwe zu sein und einen unverheirateten Schwager zu haben, dann ist es für die Betreffenden logisch unmöglich, es zu vermeiden, daß das „Gebot Gottes" mißachtet wird.

Wissen Sie, was gut und böse ist?
Was ist für den Agnostiker eine Sünde?

Der Agnostiker ist bezüglich dessen, was gut und was böse ist, nicht so sicher wie manche Christen. Er teilt nicht die Ansicht vieler Christen der Vergangenheit, daß die Menschen, die in bezug auf abstruse Behauptungen der Theologie anderer Ansicht seien, eines schmerzlichen Todes sterben müssen. Er ist gegen jede Verfolgung und geht mit der moralischen Verurteilung sehr sparsam um.
Was die „Sünde" anbelangt, so hält der Agnostiker sie nicht für einen nützlichen Begriff. Natürlich gibt er zu, daß einige Verhaltensarten wünschenswert und andere weniger wünschenswert sind; doch ist er der Ansicht, daß sich eine Bestrafung der unerwünschten Art nur dann empfiehlt, wenn sie wirklich abschreckend oder reformierend wirkt, nicht aber, wenn sie deswegen auferlegt wird, weil man denkt, es sei eine gute Sache an sich, daß die Verdammten leiden sollen. Dieser Glaube an rächende Bestrafung war es, der dem Menschen den Begriff der Hölle einpflanzte. Das gehört auch zu dem Schaden, den der Begriff der „Sünde" anrichtet.

Tut ein Agnostiker, was ihm gefällt?

In einem Sinne ganz gewiß nicht; in anderem Sinne handelt jeder so, wie es ihm beliebt. Angenommen, Sie hassen jemanden so sehr, daß Sie ihn umbringen könnten. Warum tun Sie das nicht? Sie werden vielleicht antworten: „Weil die Religion sagt, Mord sei eine Sünde." Statistisch gesehen neigen aber die Agnostiker nicht mehr zum Mord als andere Menschen, sogar weniger. Sie haben die gleichen Motive, die sie vom Mord zurückhalten, wie andere Leute. Das bei weitem mächtigste Motiv ist die Furcht vor Strafe. In gesetzlosen Zeiten, so zur Zeit des Goldrausches, pflegen alle Arten von Menschen Verbrechen zu begehen, obwohl sie unter normalen Verhältnissen gesetzestreu gewesen wären. Abschreckend wirkt aber nicht nur die wirkliche Bestrafung; man muß auch die Unruhe der Angst vor drohender Entdeckung dazu rechnen, ferner das Wissen, daß man selbst gegenüber den engsten Freunden eine Maske tragen muß, wenn man nicht gehaßt werden will. Schließlich gibt es auch noch etwas, das man das „Gewissen" nennen kann. Sollte man jemals einen Mord in Betracht ziehen, dann würde man die schreckliche Erinnerung an die letzten Augenblicke des Opfers oder an den leblosen Leichnam fürchten. Zwar ist alles das davon abhängig, daß man in einer gesetzesfürchtigen Gemeinschaft lebt; es gibt aber auch eine Unmenge weltlicher Gründe für die Schaffung und Erhaltung einer solchen Gemeinschaft. Ich sagte, daß der Mensch noch in einem anderen Sinne so handelt, wie es ihm beliebt. Nur ein Narr gibt jeweils seinen Impulsen nach; was aber bestimmte Wünsche unter Kontrolle hält, sind jeweils andere Wünsche. Die antisozialen Wünsche eines Menschen können beispielsweise durch den Wunsch im Zaume gehalten werden, Gott zu gefallen; es kann aber auch genauso sehr der Wunsch sein, seinen Freunden zu gefallen, die Achtung der Mitmenschen zu gewinnen oder in der Lage zu sein, sich selbst ohne Ekel zu betrachten. Hat jemand keinen solcher Wünsche, dann werden ihn rein abstrakte Moralvorschriften allein nicht auf dem rechten Wege halten.

Wie steht ein Agnostiker zur Bibel?

Der Agnostiker steht zur Bibel genauso wie ein aufgeklärter Geistlicher. Er hält sie nicht für von Gott inspiriert, sondern für eine frühe historische Legende, die keinen größeren Wahrheitsgehalt besitzt als Homer. Er glaubt ferner, daß ihre moralischen Lehren manchmal gut, manchmal schlecht seien. Ein Beispiel: Samuel gab Saul den Befehl, im Kriege nicht nur jeden Mann, jede Frau und jedes Kind des Feindes zu töten, sondern auch die Schafe und das übrige Vieh. Saul ließ jedoch Schafe und Vieh leben, und deshalb heißt man uns, ihn zu verdammen. Ich habe mich auch nie imstande gesehen, Elisa zu bewundern, weil er den Kindern fluchte, die ihn auslachten, oder zu glauben (was die Bibel behauptet), daß eine wohlwollende Gottheit zwei Bärinnen schicken würde, um die Kinder zu töten.

Wie steht ein Agnostiker zu Jesus, zur jungfräulichen Geburt und zur Dreieinigkeit?

Da ein Agnostiker nicht an Gott glaubt, kann er auch Jesus nicht für göttlich halten. Die meisten Agnostiker bewundern das Leben und die Lehre Jesu, wie es in den Evangelien geschildert wird. Er bewundert sie aber nicht unbedingt mehr als die anderer Männer. Einige pflegen ihn mit Buddha, andere mit Sokrates und weitere wieder mit Abraham Lincoln zu vergleichen. Sie glauben auch nicht, daß das, was er sagte, nicht angezweifelt werden kann, da sie keine Autorität als absolut anerkennen.
Die jungfräuliche Geburt ist für sie eine aus der heidnischen Mythologie übernommene Lehre, da dort solche Geburten durchaus nichts Ungewöhnliches waren. (Zoroaster soll von einer Jungfrau geboren worden sein; Ishtar, die babylonische Göttin, wird die Heilige Jungfrau genannt.) Sie können weder an die jungfräuliche Geburt noch an die Dreieinigkeit glauben, da alle diese Glaubensinhalte den Glauben an Gott voraussetzen.

Kann ein Agnostiker Christ sein?

Das Wort „Christ" hat zu den verschiedensten Zeiten verschiedene Bedeutungen gehabt. In den meisten Jahrhunderten seit Christi Zeiten bedeutete es, daß jemand an Gott und die Unsterblichkeit glaubte und Christus für Gott hielt. Aber auch die Unitarier nennen sich Christen, obwohl sie nicht an die Göttlichkeit Christi glauben, und heute gebrauchen viele Menschen das Wort Gott in einem viel weniger präzisen Sinne als dies einst üblich war. Viele Leute, die von sich sagen, sie glaubten an Gott, meinen aber nicht mehr eine Person oder eine Dreieinigkeit von Personen, sondern nur eine vage Tendenz oder Kraft oder einen der Evolution innewohnenden Zweck. Andere, die noch weiter gehen, verstehen unter „Christentum" nur ein System der Ethik, das sie, da sie sich in der Geschichte nicht auskennen, für das besondere Charakteristikum nur der Christen halten.
In einem meiner letzten Bücher schrieb ich, was die Welt brauche, sei „Liebe, christliche Liebe oder Mitgefühl". Viele Leser glaubten daraufhin, daß dies einen Wandel meiner bisherigen Einstellung bedeute, obwohl ich sinngemäß schon oft solche Äußerungen getan habe. Verstehen Sie unter „Christ" einen Menschen, der seinen Nächsten liebt, der für alle Leiden großes Mitgefühl empfindet und mit brennendem Herzen eine Welt erstrebt, die frei von Grausamkeiten und Greueln ist, die sie jetzt so entstellen, dann kann man auch mich ganz gewiß einen Christen nennen.
In diesem Sinne wird man unter den Agnostikern mehr „Christen" finden als unter den Orthodoxen. Ich kann meinerseits eine solche Definition nicht anerkennen. Ganz abgesehen von anderen Einwänden, scheint mir das eine Grobheit gegenüber Juden, Buddhisten, Mohammedanern und anderen Nichtchristen, die, soweit die Geschichte uns lehrt, mindestens genauso in der Lage gewesen sind wie die Christen, die Tugenden zu üben, von welchen die modernen Christen so arrogant behaupten, sie seien das besondere Kennzeichen ihrer Religion.
Ich glaube auch, daß alle, die sich früher Christen nannten, und ein großer Teil derer, die es heute tun, den Glauben an Gott und die Unsterblichkeit für wesentliche Charakteristika eines Christen halten. In diesem Sinne könnte ich mich nicht einen Christen nennen, und in diesem Sinne möchte ich sagen: ein Agnostiker kann kein Christ sein. Sollte aber das Wort „Christentum" nur eine Ethik bezeichnen, dann kann auch ein Agnostiker Christ sein.

Leugnet ein Agnostiker die menschliche Seele?

Diese Frage hat so lange keinen genauen Sinn, solange wir keine Definition des Wortes „Seele" haben. Man meint damit vermutlich irgend etwas Immaterielles, das im ganzen Leben des Menschen und für alle, die an die Unsterblichkeit glauben, auch in Zukunft besteht. In diesem Sinne wird ein Agnostiker vermutlich nicht an die menschliche Seele glauben. Ich möchte hier aber gleich hinzusetzen, daß dies nicht bedeutet, ein Agnostiker müsse Materialist sein. Viele Agnostiker hegen (genau wie ich) Zweifel an der Körperlichkeit und an der Seele, das ist aber eine lange Geschichte, die uns zu weit ins Metaphysische führen würde. Geist und Materie, so möchte ich sagen, sind nur nützliche Symbole für die Erörterung, aber keine wahrhaft existierenden Dinge.

Glaubt ein Agnostiker an das „Danach", an Himmel oder Hölle?

Die Frage, ob Menschen den Tod überleben, ist eine derer, die beweisfähig sind. Physikalische Forschung und Spiritismus sollen nach Ansicht vieler diesen Beweis liefern können. Ein Agnostiker nimmt zum Fortleben nach dem Tode erst dann Stellung, wenn es dafür oder dagegen wirkliche Beweise gibt. Was mich selbst betrifft, so habe ich keine guten Gründe zur Annahme, daß es ein Fortleben nach dem Tode gibt. Ich lasse mich jedoch gern vom Gegenteil überzeugen, falls sich Beweise dafür finden lassen.
Himmel und Hölle sind etwas anderes. Der Glaube an die Hölle ist an den Glauben gebunden, daß die rächende Bestrafung der Sünde an sich gut sei, ganz unabhängig von dem reformerischen oder abschreckenden Effekt, den sie haben kann. Es gibt kaum einen Agnostiker, der daran glaubt. Was den Himmel anbelangt, so könnte es eines Tages auf dem Wege über den Spiritismus vielleicht Beweise für seine Existenz geben. Die meisten Agnostiker glauben aber nicht, daß es solche Beweise gibt und glauben daher auch nicht an den Himmel
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Haben Sie keine Angst vor Gottes Richterspruch, wenn Sie ihn verleugnen?

Aber ganz gewiß nicht. Ich leugne ebenso die Existenz von Zeus, Jupiter, Odin und Brahma, ohne daß mir das Gewissensbisse bereitet. Ich kann außerdem feststellen, daß ein großer Teil der Menschheit nicht an Gott glaubt und dennoch keinerlei sichtbare Bestrafung erleidet. Gäbe es aber einen Gott, dann hielte ich es für sehr unwahrscheinlich, daß er von solcher Eitelkeit erfüllt wäre und sich von denen beleidigt fühlte, die seine Existenz bezweifeln.

Wie erklärt der Agnostiker die Schönheit und Harmonie der Natur?

Ich kann es nicht verstehen, wo diese „Schönheit" und diese „Harmonie" zu finden sein sollen. In der Welt des Tieres frißt die eine Gattung die andere rücksichtslos auf. Die meisten Tiere werden entweder auf grausame Weise von anderen umgebracht oder sie sterben einen langsamen Hungertod. Ich kann auch nicht finden, daß der Bandwurm besondere Schönheit oder Harmonie besitzt. Man sage mir nicht, dieses Tier sei dem Menschen als Strafe geschickt worden, denn er herrscht im Tierreich mehr vor als bei den Menschen. Ich nehme an, der Fragesteller denkt an solche Dinge wie den gestirnten Himmel. Da sollte man aber doch auch daran denken, daß immer wieder Himmelskörper explodieren und alles in ihrer Nachbarschaft in Weltennebel verwandeln. Auf jeden Fall ist Schönheit ein subjektiver Begriff und existiert nur im Auge des Schauenden.

Wie erklären Agnostiker Wunder und andere Offenbarungen der göttlichen Allmacht?

Die Agnostiker sind nicht der Ansicht, es gebe Beweise für „Wunder" im Sinne von Geschehnissen, die eine Durchbrechung der Naturgesetze darstellen. Wir wissen, daß es Wunderheilungen gibt und halten sie für keineswegs wunderbar. In Lourdes können gewisse Krankheiten geheilt werden, andere aber nicht. Diejenigen, die in Lourdes geheilt werden können, können es wahrscheinlich auch von jedem Arzt, zu dem sein Patient Vertrauen besitzt. Was Berichte über andere Wunder anbelangt, etwa den Befehl Josuas, die Sonne möge stillstehen, so gelten diese dem Agnostiker nur als Legenden. Der Agnostiker weist darauf hin, daß alle Religionen voller solcher Legenden sind. Für die Existenz der griechischen Götter gibt es bei Homer genau solche wunderbaren Beweise wie für die des Christengottes in der Bibel.

Es gibt in der Welt böse und grausame Leidenschaften, die von der Kirche bekämpft werden. Könnte die Menschheit existieren, wenn man diese religiösen Prinzipien aufgäbe?

Die Existenz böser und grausamer Leidenschaften ist unleugbar; ich finde in der Geschichte jedoch keinen Beweis dafür, daß die Religion diese Leidenschaften bekämpft hätte. Im Gegenteil: sie hat sie gerechtfertigt und es den Menschen ermöglicht, ihnen ohne Gewissensbisse nachzugehen. Grausame Verfolgungen gab es im Christentum mehr als in anderen Religionen. Was diese Verfolgungen zu rechtfertigen scheint, ist nur dogmatischer Glaube. Güte und Toleranz können heute nur in dem Maße gedeihen, in dem der dogmatische Glaube verfällt. In unserer Zeit ist eine neue, dogmatische Religion entstanden: Der Kommunismus. Der Agnostiker wendet sich gegen diesen genauso gegen jede andere Dogmatik. Die Verfolgungen seitens des Kommunismus sind genau dieselben wie seinerzeit die vom Christentum inszenierten. Soweit die Christenheit sich nicht mehr so sehr der Verfolgung anderer widmet, ist das vor allem der Arbeit der Freidenker zuzuschreiben, die Dogmatiker zu weniger dogmatisch denkenden Personen gemacht hat. Wären sie heute noch so dogmatisch wie früher, würden sie es immer noch für richtig halten, daß Ketzer auf dem Scheiterhaufen verbrannt würden. Der Geist der Duldsamkeit, den einige moderne Christen für wesentlich christlich halten, ist in Wahrheit das Ergebnis einer Veranlagung, die Zweifel zuläßt und gegenüber jeder absoluten Gewißheit Zweifel hegt. Ich glaube, daß jeder, der die Geschichte unparteiisch betrachtet, zu der Schlußfolgerung gelangen muß, daß die Religion mehr Leiden verursacht als verhindert hat.

Worin sieht der Agnostiker den Sinn des Lebens?

Hier fühle ich mich veranlaßt, mit einer Gegenfrage zu antworten: Was soll das bedeuten, „Sinn des Lebens"? Ich nehme an, es soll ein allgemeiner Zweck gegeben sein, glaube aber nicht, daß das Leben im allgemeinen überhaupt einem Zweck folgt. Es ist einfach da. Die einzelnen Menschen haben Ziele und folgen Zwecken, und es gibt nichts im Agnostizismus, was darauf hin arbeitete, daß diese Menschen ihre Zielsetzungen aufgeben. Natürlich haben sie keine Gewißheit, daß sie auch die Ergebnisse erzielen werden, die sie erstreben. Man würde aber wohl nichts von einem Soldaten halten, der sich weigerte zu kämpfen, solange der Sieg nicht gesichert scheint. Derjenige, der eine Religion braucht, um seinen eigenen Zielsetzungen mehr Rückhalt zu geben, ist ein schüchterner oder furchtsamer Mensch. Ich kann von ihm nicht genauso gut denken wie von einem anderen, der seine Chance wahrt und dabei eingesteht, daß er vielleicht auch scheitern könnte.

Ist Leugnung der Religion nicht gleichbedeutend mit Ablehnung von Ehe und Keuschheit?

Auch hier muß man mit einer Gegenfrage antworten: Glaubt der Fragesteller, daß Ehe und Keuschheit zum irdischen Glück hienieden beitragen, oder meint er, man sollte diese beiden Begriffe als beste Vorbereitung für den Himmel propagieren, weil sie auf Erden soviel Unannehmlichkeiten mit sich bringen? Wer letzterer Anschauung huldigt, wird zweifelsohne erwarten, daß der Agnostizismus zum Verfall dessen führt, was er Tugend nennt. Er wird aber zugeben müssen, daß das, was er Tugend nennt, nicht zum Glück der menschlichen Rasse beiträgt, solange sie auf Erden weilt. Steht er aber zur vorerwähnten Ansicht, daß es nämlich irdische Argumente zugunsten von Ehe und Keuschheit gibt, dann müssen diese Argumente auch so fundiert sein, daß sie vom Agnostiker akzeptiert werden können. Der Agnostiker als solcher hat keine eigenen und unterschiedlichen Ansichten über sexuelle Ethik. Die meisten Agnostiker werden aber ohne weiteres zugeben, daß es gute Argumente dafür gibt, dem Menschen nicht eine zügellose Befolgung seiner sexuellen Bedürfnisse zu gestatten. Solche Argumente würden sie dann aber aus irdischen Quellen beziehen und nicht von vorausgesetzten göttlichen Geboten.

Ist nicht der Glaube an die Vernunft allein ein gefährlicher Glaube? Ist Vernunft ohne geistige und ethische Gesetze nicht unvollkommen und unangebracht?

Kein vernünftiger Mensch, auch kein Agnostiker, „glaubt an die Vernunft allein". Die Vernunft gibt sich mit Tatsachen ab, von denen einige beobachtet, andere als Folgerung gezogen werden. Die Frage, ob es ein Leben nach dem Tode und ob es Gott gibt, betrifft Tatsachen. Der Agnostiker wird daher der Ansicht sein, sie sollten etwa auf die gleiche Art untersucht werden wie die Frage: „Wird es morgen eine Mondfinsternis geben?" Tatsachen allein genügen aber nicht, um eine Handlung in Gang zu bringen, da sie uns nichts über ihren Sinn und Zweck sagen. In bezug auf die Ziele einer Handlung brauchen wir etwas anderes als nur Vernunft. Der Agnostiker wird die Ziele im eigenen Herzen finden und nicht in einem von außen gegebenen Gebot. Man nehme folgendes Beispiel: Angenommen, man möchte mit der Eisenbahn von New York nach Chikago reisen. Dann wird man die Vernunft gebrauchen, um herauszufinden, wann der Zug fährt. Jemand, der glauben sollte, es sei eine besondere Gabe der Einsicht oder der Intuition, die es ihm ermöglicht, auf den Fahrplan zu verzichten, würde von den anderen als reichlich närrisch angesehen werden. Kein Fahrplan wird ihm aber sagen, es sei klug, nach Chikago zu fahren. Kein Zweifel: Hält er diese Fahrt für klug und angebracht, dann muß er auch eine Reihe von anderen Tatsachen berücksichtigen. Hinter allen Tatsachen aber stehen Zielsetzungen, die er für befolgenswert hält. Diese aber gehören nach Ansicht des Agnostikers und anderer Menschen zu einem Bereich, der nichts mit Vernunft zu tun hat, obwohl er in keiner Weise im Gegensatz zur Vernunft stehen darf. Ich meine den Bereich des Emotionellen, der Gefühle und der Wünsche.

Halten Sie alle Religionen für Aberglauben oder Dogmen? Welche der bestehenden Religionen achten Sie am meisten und warum?

Alle großen organisierten Religionen, die große Bevölkerungsschichten beherrscht haben, enthielten in mehr oder weniger starkem Maße Dogmen. „Religion" aber ist ein Wort, dessen Bedeutung nicht klar definiert ist. Man könnte beispielsweise den Konfuzianismus eine Religion nennen, obwohl er kein Dogma kennt. In einigen Formen des liberalen Christentums ist das Dogmatische auf ein Mindestmaß reduziert.
Von den großen geschichtlichen Religionen ziehe ich den Buddhismus den anderen vor, vor allem den Buddhismus der Frühzeit, weil er am wenigsten durch Verfolgungen anderer Religionen gekennzeichnet ist.

Auch der Kommunismus lehnt die Religion ab. Sind die Agnostiker deswegen Kommunisten?

Der Kommunismus lehnt die Religion nicht ab. Er ist nur gegen die christliche Religion eingestellt, genauso wie die Mohammedaner es sind. Der Kommunismus ist ein neues System von Dogmen mit besonderer Ansteckungsfähigkeit und einem besonderen Verfolgungstrieb, zumindest der Kommunismus der Prägung, wie er von der sowjetischen Regierung und der Kommunistischen Partei propagiert wird. Jeder echte Agnostiker muß sich daher gegen den Kommunismus wenden.

Glauben die Agnostiker, Wissenschaft und Religion lassen sich unmöglich versöhnen?

Die Antwort hängt davon ab, was man unter „Religion" versteht. Bedeutet sie nur ein System der Ethik, dann kann sie mit der Wissenschaft auf einen Nenner gebracht werden. Bedeutet Religion aber ein dogmatisches System, das man nicht in Zweifel ziehen darf, dann ist sie mit dem wissenschaftlichen Geist unvereinbar. Denn dieser weigert sich, Tatsachen ohne Beweise als solche anzuerkennen und ist auch der Ansicht, daß vollständige Gewißheit kaum jemals erreichbar ist.

Welche Beweise könnten Sie von der Existenz Gottes überzeugen?

Ich glaube, wenn ich eine Stimme vom Himmel hörte, die alles voraussagt, was mir in den nächsten 24 Stunden zustößt, einschließlich solcher Geschehnisse, die als höchst unwahrscheinlich gelten müßten, und wenn dann wirklich alles so einträfe, könnte ich vielleicht zumindest von der Existenz einer übermenschlichen Intelligenz überzeugt werden. Ich könnte mir noch andere ähnliche Beweise vorstellen, die mich überzeugen könnten; soweit mir bisher bekannt ist, gibt es sie aber nicht.

Lexikalische Angaben über Bertrand Russell

Interviews mit Henschel und Bertrand Russell

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Geschrieben von Drahbeck am 08. Juni 2006 07:31:46:

Als Antwort auf: Re: 1. 6.1956 (Vor fünfzig Jahren) geschrieben von Drahbeck am 01. Juni 2006 07:47:39:

Nun wird man wohl einräumen müssen, dass nicht „alles" was „Erwachet!" da so schrieb, vom Ansatz her „falsch" sei. Es gibt durchaus Ausführungen, den man über weite Strecken zustimmen mag. Widerspruch wäre allenfalls bei Details, oder auch eher - bei der jeweiligen Gesamttendenz - anzumelden.
Unter Bezugnahme auf „Erwachet!" vom 8. 6. 1956 würde ich mich gern auf die Position „neutral" zurückziehen. Das heißt, ich bestreite nicht, was da im noch vorzustellenden Artikel ausgeführt wird. Andererseits kann ich nicht die jeweiligen Details bestätigen oder dementieren. Es sei also einfach so hingenommen, wie dargestellt.

Im allgemeinen sind in WTG-Kreisen doch biblische Themen „Usus". Kommt es mal zum ansprechen von „philosophischen Fragen"; dann doch wohl eher im Sinne des „Naserümpfens". Auch im vorliegenden Fall, scheint das so zu sein. Immerhin hat das ansprechen „philosophischer Fragen" in WTG-Publikationen doch wohl eher Seltenheitswert. Genannte "Erwachet!"-Ausgabe scheint ein solch seltener Fall zu sein.
In zwei Artikeln wird darin auf den griechischen Philosoph Pythagoras eingegangen. Wenn man sich mit oberflächlicher Internetrecherche zum Thema zufrieden gibt (das heißt nicht alle Links die einen ja mengenmäßig schon vom Umfang her „erschlagen" nachgeht), dann scheint mir eine Kurzfassung des Themas etwa in der Aussage zu liegen:

„Pythagoras
(griechischer Phil., Mathematiker und Astronom ca. 470 - 496 v.Chr.)
Er gründete eine Schule, die zugleich Religion/Geheimbund war und die strenge Lebensregeln aufstellte (u.a. „Esst keine Bohnen!"). Phytagoras vertrat die Gleichberechtigung der Frauen, u.a. forderte er wohl das Wahlrecht für Frauen. Aus dieser Schule stammt der mathematische 'Lehrsatz des Pythagoras' (a²+b²=c², Seitenverhältnisse im Rechtwinkligen Dreieck). Schüler Phytagoras: der Arzt Alkmaion von Kroton erkannte das Gehirn als das psychische Zentralorgan; der Astronom Philolaos sah die Erde nicht als Mittelpunkt des Kosmos."

Soweit also ein Internetzitat. Nun noch ein paar Auszüge aus „Erwachet!" dazu. Wie gesagt: Weder bestätigt, noch dementiert. Ihre Dokumentation erfolgt nur deshalb, weil da mal der verhängnisvolle Kreislauf durchbrochen wurde, nur im Saft vermeintlich biblischer Gedankengänge zu schmoren. Also auch einmal den Blick über den Gartenzaun zu wagen.

Unter der Überschrift: „Pythagoras, ein unzuverlässiger Philosoph" schreibt „Erwachet!" unter anderem:
„Vor zweieinhalb 1000 Jahren bereist ein junger Grieche fremde Länder, getrieben vom Wunsche nach Weisheit und Erkenntnis. Auf die Frage eines gewissen Königs, was sein Beruf sei, erwiderte er, er sei nur ein „Philosoph", ein Freund der Weisheit, denn Weisheit sei nur bei den Göttern zu finden. ( Griechisch 'philos' 'lieb Freund' und 'sophia' 'Weisheit'). Pythagoras gilt daher als Urheber des Namens, mit dem „Weise" vor und nach seiner Zeit bezeichnet worden sind.

Es scheint, als sei Pythagoras sehr bescheiden gewesen, aber die Geschichte berichtet, dass er behauptet habe, übernatürliche Kräfte zu besitzen und von den Göttern abzustammen. Seine Philosophie, die nach der Gewohnheit seinerzeit auch Mathematik und Astronomie einschloss, war eine seltsame Mischung von vernünftigen wissenschaftlichen Grundsätzen und phantastischen Mystizismus. Durch seine Pionierarbeit auf wissenschaftlichem Gebiet leistete er der Menschheit wertvolle Dienste was sie jedoch noch nicht von seinem Wirken in religiöser Hinsicht gesagt werden kann. Die Enzyklopädie von McClintock & Strong schreibt: „keiner der älteren griechischen Philosophen tat sich mehr hervor im aufstellen von Theorien, beeindruckte seine Umwelt tiefer oder beeinflusst die spätere Forschung stärker als Pythagoras. Er war wirklich eine widerspruchsvolle Persönlichkeit.

Was uns über sein Leben und seine Lehre berichtet wird, ist so widersprechen, dass es unmöglich ist, sich ein zuverlässiges Bild davon zu machen. Seine Geburt soll in die Zeit zwischen den Jahren 607 und 570 vor Chr. fallen. …

Getrieben vom Drang nach Erkenntnis und Weisheit, soll Pythagoras Samos, seiner Heimat, verlassen und sich nach Ägypten gewandt haben, wo er von dem unter kam Kambyses stehenden persischen Heer gefangen genommen und mit persischen und babylonischen Magiern, die Astrologie trieben, in Berührung kam. Ob Pythagoras seine Ideen über die Unsterblichkeit der Seele und die Seelenwanderung von Pherekydes, (griechisch Philosoph im 6. Jahrhundert v. Chr.) oder von diesem mager übernommen oder vom Hinduismus geborgt hat, ist nicht genau bekannt.

Nach seiner Rückkehr nach Samos eröffnete Pythagoras eine Schule. Aber als es sich zeigte dass seine Mitbürger wenig Interesse an seinen Wissen hatten, das er sich auf seiner Reisen erworben hatte, ging er wieder in die Fremde. Nach seiner zweiten Rückkehr scheint er nicht mehr viel Erfolg gehabt zu haben, denn wir lesen das er kurz danach nach Kroton in Süditalien übersiedelte.

In Kroton fand Pythagoras fruchtbaren Boden für seine Lehren. Bald hatte er 300 oder noch mehr Männer zu einer Gemeinschaft zusammengeschlossen, die gleichzeitig einen Philosophenschule, eine religiöse Sekte, ein Mönchsorden, einer geheimen Gesellschaft und eine politische Partei wurde. Ihre Mitglieder anerkannten das Werk des Pythagoras als Beweismittel, und den Novizen soll fünf jahrelang Schweigen zur Pflicht gemacht worden seien. Niemand war es erlaubt, das, was er gelernt hatte, weiter zu sagen, da das Wissen des Pythagoras als vertraulich galt und nur für auserwählte bestimmt war. Politisch vertraten die Pythagoreer, wie sie genannt wurden die Aristokratie und wurden von den Demokraten Krotons heftig bekämpft. Ihre Sekte soll sich jedoch rasch ausgebreitet haben, so das der Orden bald in ganz Unteritalien und auf Sizilien durch viele Zweige vertreten war.

Die Ethik der Pythagoras war Asketik und der Glaube an die Seelenwanderung veranlasste sie, sich des Fleischgenusses zu enthalten. Fast nach allen Berichten sollen ihn auch die Bohnen versagt gewesen sein, doch die katholische 'Enzyklopädie' (engl.) weist darauf hin, daß dies, wie Forschungen zeigen, wahrscheinlich ein bildlicher Ausdruck war und bedeutete, dass die Pythagoreer sich nicht in die Politik einmischen sollten (weiße und schwarze Bohnen wohnen in jener Zeit an Stelle von Stimmzetteln gebraucht), denn ihre politischen Unternehmungen in Kroton hatten sich für sie sehr verhängnisvoll ausgewirkt. Die Pythagoreer trugen eine besondere Tracht und hatten gewisse Kennwörter.

Die Pythagoreer liebten das Geheimnisvolle, trieben Heldenverehrung und waren auch Wunderkrämer. Sie glaubten der Behauptung des Pythagoras ohne weiteres, er stamme von Phöbus, einem ihrer Götter, ab und besitze übernatürliche Kenntnisse und Kräfte. Hierüber lesen wir: „Die Legende von seinen Tod, Begräbnis und seine Auferstehung sowie sein Bericht über die Wunder in der Unterwelt mögen aus der Anfangszeit seines Aufenthaltes in Kroton stammen. In jener Zeit mögen auch seiner angeblichen vertrauten Gespräche mit Tieren fallen, sein Umgang mit Schlangen, seine Voraussage von Erdeben, seine Beschwichtigung von Stürmen , seine Beseitgtung von Seuchen usw." Diese Behauptungen veranlassen gewisse Pythagoreer im zweiten Jahrhundert n. Chr. als die Lehren des Pythagoras wieder zu Ehren kamen, ihn auf die gleiche Stelle mit Jesus Christus zu stellen.

Pythagoras bekämpfte die Sitte, sich das Leben zu nehmen, die im alten Griechenland und in Italien weit verbreitet war, mit der Begründung, der Mensch sei das Eigentum Gottes und können daher nicht frei über sich verfügen. Er sah auch „die höchste Glückseligkeit des Menschen im Gleichsein mit Gott" und verwarf Gebiete um besondere Dinge, da der Menschen nicht wisse was für ihn am besten sei. Er legte auch großen Wert auf Wahrheit und Gerechtigkeit, was sich allerdings schlecht vereinbaren läßt mit seinen Behauptungen, göttliche Abstammung zu sein und übernatürliche Kräfte zu besitzen, es sei denn, er habe sich selbst betrogen. Es scheint dass sich seine Lehren im allgemeinen günstig auf die Moral auswirkten; denn er betonte Einfachheit und Bescheidenheit in der Kleidung, schickliches Benehmen, Mäßigkeit im Essen und Trinken, und gesunder Entspannung für den Geist durch Musik und den Leib durch körperliche Übungen.

Diese Lebensphilosophie war jedoch gepaart mit einer Überheblichkeit und Geringschätzung der armen und unwissenden Klassen. Seine Philosophie förderte diktatorische Ideen, dem Wunsch, eine patriarchalischen Herrschaft aufzurichten, denn die Pythagoreer verfolgen das Ziel, andere Menschen zu zwingen, Nutzen aus ihrer überlegenen Weisheit und Moral zu ziehen in Dingen wie dem Vegetarismus. Eine Zeit lang hatten sie Erfolg, aber dann gelang es gewiegten Rednern der Demokraten Aufruhr zu verursachen wobei das Haus, in dem sich die Pythagoreer versammelten, gestürmt und niedergebrannt wurde. Viele Pythagoreer kamen dabei ums Leben, und die übrigen flohen Pythagoras scheint bei dieser Katastrophe jedoch mit den Leben davongekommen zu sein. …

Auch auf den Gebiete der Astronomie wirkte Pythaoras bahnbrechend. Er sah in der Erde einen der Planeten und stellte sich vor, sie sei rund und drehe sich alle 24 Stunden einmal um ihre Achse. Er glaubte jedoch auch dass sich die Erde gemeinsam mit anderen Planeten um ein unsichtbares Feuer (Zentralfeuer) bewege, wozu die Erde ebenfalls 24 Stunden benötigte. Seine Vorstellung hatte gewisse Ähnlichkeit mit der heliozentrischen ('helios', griechisch für 'Sonne') Lehre wonach die Planeten um die Sonne umlaufen. Wie weit der anderen Gelehrten voraus war, zeigt die Tatsache dass Jahrhunderte später Aristoteles seiner Ansichten als wertlos verwarf und Ptolomäus fünfhundert Jahr nach Pythagoras die geozentrische ( ge, griechisch 'Erde') Theorie darlegte an der die „Weisen" der Welt blind festhielten, bis es Kopernikus etwa 2000 Jahre nach Pythagoras, die Wahrheit entdeckte, weil er der Lehre von Pythagoras Beachtung geschenkt hatte.

Auch als Mathematiker erwies sich Pythagoras als ein Mensch voller Gegensätze, weil er die Wissenschaft mit Mystizismus vermengte. …
Aber Pythagoras gab sich nicht nur mit den erwähnten mathematischen Grundsätzen zufrieden, sondern entwickelte auch fantastische Ideen über Zahlen. Danach kann man nicht nur alles in Universum zählen, sondern die Zahlen sind Tatsachen, Grundsätze, Ideen an sich. Ja, nach seiner Meinung ist die Zahl das Wesen der Dinge.

Was Pythagoras auf den Gebiete der Tonkunst Astronomie und Geometrie lehrte, kam der Wahrheit erstaunlich nahe und der entspricht ihr sogar, aber mit seinen religiösen Lehren schoss er weit neben das Ziel und wurde so das Symbol von zwei großen Irrlehren, die man der Menschheit aufgehalzt hatte, nämlich die Lehre von der Unsterblichkeit der Seele und von der Seelenwanderung, das heißt der Übersiedlung der Seele nach dem Tode in einen anderen Menschen und der in ein Tier. …
Wahrlich, Pythagoras war ein seltsamer und oft um zuverlässige Philosophie-Forscher und Mystiker, Idealist und Scharlatan zugleich.

In einem weiteren Artikel („Die Pytagoreische Philosophie und die Lehren der Römisch-katholischen Kirche") meint dann „Erwachet!" Ähnlichkeiten zwischen beiden, besonders auf dem Felde der Seelenlehre feststellen zu können.

Einen weiteren Dissenzpunkt sieht „Erwachet!" auch in der Aussage :
Jesus wandte sich nicht an die aristokratischen Kreise sondern an das gewöhnliche Volk, von dem die Schriftgelehrten und Pharisäer sagten, es sei unwissend und verflucht.

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Geschrieben von Drahbeck am 15. Juni 2006 04:35:25:

Als Antwort auf: Re: 8. 6.1956 (Vor fünfzig Jahren) geschrieben von Drahbeck am 08. Juni 2006 07:31:46:

Im „Wachtturm" vom 15. 6. 1954 liest man in dem Serienartikel über die „Neuzeitliche Geschichte der Zeugen Jehovas" auch den Satz:
„Jehovas Zeugen, die die Zeiten und Zeitpunkte in Verbindung mit dem Vorhaben Gottes gut kennen, näherten sich dem 40. Jahr des Königreiches, ohne daß sie in die schrecklichen Voraussagen mit einstimmten, die einige Religionisten auf Grund ihrer Ansichten über parallel laufende Zeitabschnitte der Geschichte in bezug auf das Jahr 1954 machten."

Was soll man zu soviel Unverfrorenheit dieses WT-Schreibers eigentlich noch sagen? Die vorgeblichen „Religionisten", die er da das Buhmann bemüht, quantifiziert er ja nicht. Würde er es nämlich tun, müsste er mit dem Finger, in erster Linie, auf die eigene Organisation zeigen. Wer etwa als Kind jene Jahre um 1954 noch bewusst miterlebt hat, der kann wissen, wie da einige „förmlich aus dem Häuschen" waren. Die „vierzig Jahre", hatten es dieser Organisation doch schon immer angetan. Russell ließ Jesu Wiederkunft für 1874 verkünden. Und vierzig Jahre später, im ominösen Jahre 1914 sollte dann die „irdische Phase des Königreiches Gottes" anbrechen. So las man es vor Tisch. Nach Tisch war dann das alles nicht mehr wahr.

Und ähnlich verhielt es sich eben auch mit dem Jahre 1954 auf der Ebene der „Flüsterpropaganda".
Nun ist allerdings einzuräumen. Die offizielle WTG publizierte den Erwartungshorizont bezüglich 1954 nicht in ihren Schriften. Das besorgte die „Flüsterpropaganda" dafür um so mehr. Das muss doch tiefere Wurzeln haben, wäre da weiter zu fragen.

Sie lassen sich an einem von mehreren Beispielen auch an dem berühmt-berüchtigten Band 7 der „Schriftstudien" deutlich machen. Allerdings gilt es dazu anzumerken. Auch dieser Band existiert in verschiedenen Auflagen. Die Ausgabe von 1925 (die noch am ehesten greifbar ist) ist nicht in allem identisch mit der deutschen Erstausgabe von 1917/18. Nun habe ich als Privatexemplar auch nur die Ausgabe von 1925 vorzuliegen. Gleichwohl habe ich im Rahmen von Bibliotheksstudien auch die Ausgabe von 1917/18 eingesehen. Zudem besitzt die Schweizerische Landesbibliothek in Bern unter dem Titel „Der Prophet Hesekiel" auch einen Teildruck des Bandes sieben. Veranstaltet wohl deshalb, weil man zeitgenössisch seine Aussagen für überaus bedeutsam hielt, und nicht warten wollte, bis die Übersetzung des kompletten Bandes sieben abgeschlossen war. Es ist durchaus aufschlussreich, einmal Vergleiche zwischen dem Band sieben (Ausgabe 1925) und den vorangegangenen Ausgaben anzustellen. Schon da lassen sich Manipulationen nachweisen.
Auf Seite 77 (Ausgabe 1925) etwa liest man:

„Was meinte er nun als das Ende, das ein Wegweiser für seine Nachfolger sein sollte? Nicht das Ende im Jahre 70, welches das Jahr 1915 vorschattete; denn die Ernte des Evangelium-Zeitalters geht noch weiter; nicht das Ende im Jahre 135, das Jahr 1980 verschaffend; denn die Ernte ist das Ende. Er muß das Ende in Judäa gemeint haben …
untersuche noch einmal die einander entsprechenden Aufstellungen in den Schriftstudien, Band 2 Seite 238,239; ändere die Jahreszahl 37 um in 40, die Jahreszahl 70 in 73 und das Jahr 1914 in 1918, und wir glauben, daß es dann seine Richtigkeit hat."

Also nochmal:
„Ändere die Jahreszahl 37 um in 40, die Jahreszahl 70 in 73 und das Jahr 1914 in 1918."
Schon hier begegnet man der Manipulation, wie Ursprungsaussagen hin zum Jahre 1918 „ausgedehnt" werden.

Und was das miterwähnte Jahr 1980 anbelangt, so ist auch die Seite 78 (Ausgabe 1925) aufschlussreich, wenn es da heißt:
„Es ist möglich, daß das Jahr 1980 eine ganz besondere Bedeutung hat, nämlich die Wiederherstellung des ganzen fleischlichen Israels aus ihrer Gefangenschaft im Tode, Und dies wäre 70 Jahre über das Jahr 1910 hinaus, als Pastor Russell im New Yorker Hippodrome sein großes Zeugnis für das jüdische Volk ablegte."

Von dieser Spekulation wollte man in späteren Jahren dann allerdings nichts mehr wissen.

Das "Jahr 1980" kam übrigens hier auch schon in der "Mecki-Serie" mit zur Sprache. Dort als Faksimilie.

http://www.manfred-gebhard.de/Schriftstudien2074202.jpg

http://www.manfred-gebhard.de/Schriftstudien2075.jpg

http://www.manfred-gebhard.de/Schriftstudien2075202.jpg

Aufschlussreich auch die Seite 164, 165 (Ausgabe 1925):
„Ohne Zweifel glaubte Satan, daß das tausendjährige Königreich im Jahre 1915 aufgerichtet werden sollte; und ohne Zweifel wußte er auch, daß sieben Jahre vor der Einsetzung dieses Königreiches die Fesseln, welche die bösen Geister so lange in Schranken gehalten hatten, gelöst werden sollten. Wie dies aber auch immer sein mag, jedenfalls sprechen Beweise dafür, daß die Errichtung des Königreiches in Palästina wahrscheinlich im Jahre 1925 stattfinden wird, zehn Jahre
später als wir einmal berechnet hatten."

Also auch hier bewilligt man sich in Umdeutung der Ursprungsaussage, zehn zusätzliche Jahre.

Etwa auf Seite 321 (Ausgabe 1925) kommt der Band sieben auf das Pyramidenthema zu sprechen. Informativ, dieselbe Passage ist in der Ausgabe 1917/18 etwa auf der Seite 192 angeordnet. In dieser frühen Ausgabe gibt es aber noch eine weitere Aussage, die dann in der Ausgabe 1925 ersatzlos gestrichen wurde, und die lautete:
„Viele Bibelforscher halten 'Altar' und 'Denksäule' nicht für ein und dasselbe, sondern glauben, daß das Völkerschlachtdenkmal zu Leipzig die 'Denksäule' ist."

Von diesen Spekulationen bezüglich des Leipziger Völkerschlachtdenkmals wollte Rutherford dann nichts mehr wissen. Folglich wurde auch dieser Aspekt dem vergessen überantwortet.

Eine weitere Spekulation, die in der 1925er Ausgabe ersatzlos gestrichen wurde, sei mal nach dem Teildruck „Der Prophet Hesekiel" zitiert (dort S. 571). Wenn man die fragliche Stelle in der Ausgabe 1925 suchen wollte, müsste man etwa in den Auslegungen zu Hesekiel 4:6 nachschauen; wird das gesuchte dort aber nicht mehr vorfinden, da es inzwischen ersatzlos gelöscht wurde. In jener frühen Ausgabe indes konnte man noch lesen:

„Der werte Leser, der die jüngsten Ereignisse im Erntewerk aufmerksam verfolgte, wird mit Staunen konstatieren, wie sehr sich diese Voraussetzungen inzwischen erfüllt haben. Schon ist das Erntewerk in den meisten Ländern vollständig unterbunden worden. Die eiserne Mauer wird sichtbar hinweggenommen, die Hesekiel-Klasse steht schutzlos da, die Geistlichkeit Babylons steht im Begriff, sich an ihr zu rächen, und noch ist das Jahr 1918, das nach biblischer Zeitrechnung im April 1919 ausläuft, noch nicht zu Ende. Die hier in so deutlicher Weise gegebenen Zeitprophezeiungen der 390 und der 40 Jahre der Belagerung bestätigen auch vollkommen die Zeitberechnungen bezüglich der Ernte des Evangeliums-Zeitalter, wie sie auf Seite 65 bis 69 dieses Werkes enthalten sind. Es bestätigt sich vollkommen, daß das Erntewerk in der von den Propheten vor Jahrtausenden angegebenen Frist zu seinem allmählichen Abschluß gelangt."

Zitierenswert auch Seite 552, 553 (Ausgabe 1925)
„Die drohende Katastrophe hat ihren Grund darin daß der Tag Christi, das Millenium, anbricht. Es ist der Tag der Rache, der 1914 mit dem Weltkriege begann und im Jahre 1918 oder vielleicht einige Jahre darauf wie ein rasender Morgensturm hervorbrechen wird."

„Oder vielleicht einige Jahre darauf". Hier also schon das berühmt-berüchtigte Gummiband, das in alle vermeintlich „passenden" Richtungen hingezerrt wird.

Dem Löschedikt fiel (in der Ausgabe 1925) auch die nachfolgende Passage zum Opfer. Zitiert nach dem Teildruck „Der Prophet Hesekiel" (S. 725). Dort in Auslegung zu Hesekiel 26:16:
„Vielen mag diese Entwicklung der Dinge heute noch sehr unwahrscheinlich erscheinen. Sie urteilen, daß die Erfahrungen Rußlands für die ganze Welt ein so abschreckendes Beispiel bewirken, daß wohl keine zivilisierte Nation wünschen könne, ähnliche Zustände zu schaffen. Und in der Tat, die Welt sträubt sich dagegen (Jer. 25: 17-28), treibt aber dessenungeachtet doch mit Riesenschritten der Revolution und Anarchie entgegen, die als unabweisbare Folge des Weltkrieges seit 20 Jahren von der Hesekiel-Klasse verkündigt werden (siehe Vorwort des Buches).
Die Arbeiter- und Soldatenräte üben eine bezaubernde Wirkung aus, selbst in Kreisen, wo man dem Bolschewismus entschieden abhold ist. Sie entsprechen so recht dem tiefsten Herzenswunsch der so lange entrechteten Volksmassen. Sie erkennen heute, daß die bisherigen Machthaber und Lenker der Geschichte der Völker furchtbare, unleugbare, vor aller Welt offenbare Fehler begangen haben, weshalb das Vertrauen ihnen gegenüber in den unteren Volksschichten vollständig geschwunden ist. Nicht nur das Selbstbewußtsein der Nationen erlaubt heute ein großes Erwachen, der demokratische Wind durchweht auch die einzelnen Individuen, die sich plötzlich auch für befähigt halten, die Steuer der Staatenschiffe zu lenken, und dazu bieten ihnen die Arbeiter- und Soldatenräte die beste Gelegenheit, die in sich schon den Keim der Anarchie bergen. Es ist dies der letzte Versuch einer zur Verzweiflung getriebenen Masse, und die Heilige Schrift läßt uns über den Ausgang dieses Experimentes nicht im Zweifel."

1925 waren ja die „Arbeiter- und Soldatenräte" inzwischen selbst Geschichte geworden. Ergo passte eine Auslegung, die auch auf sie abstellte, nicht mehr ins Konzept. Ergo tat die WTG, was sie immer in solchen Situationen zu tun pflegt. Sie überantwortete das ganze dem „Vergessen".

Pikant auch die Auslegung zu Hesekiel 40 - 48
im Teildruck „Der Prophet Hesekiel" (S. 810):

„Das Königreich wird nach Hesekiels Erklärung mit Macht aufgerichtet werden 'im vierzehnten Jahre' nach dem die Stadt (die Christenheit) geschlagen war - also vierzehn Jahre nach 1918 im Jahre 1932."

Auch diese Passage wird man in der Ausgabe 1925 vergeblich suchen!

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Geschrieben von Drahbeck am 22. Juni 2006 06:57:37:

Als Antwort auf: Re: 15. 6.1956 (Vor fünfzig Jahren) geschrieben von + am 15. Juni 2006 11:53:58:

Eine amerikanische katholische Zeitschrift mit dem Titel "Home Messenger", veröffentlichte im August 1955 einen "Sie nennen sich Jehovas Zeugen" überschriebenen Artikel. Durch den wiederum sah sich die WTG unangenehm berührt, so dass sie in ihrer "Erwachet!"-Ausgabe vom 22. 6. 1956 auf ihn einging. Das ist nicht unbedingt die Regel - eher die Ausnahme - dass die WTG kritische Publizistik über sie kommentiert. Selbstredend wird nicht versäumt den Nachweis zu führen: "Statt 1.001 Erbsen seien es doch tatsächlich nur 999 Erbsen gewesen". Es ist nicht uninteressant, sich diese "Erbsenzählerei" mal etwas näher anzusehen.

So wird unter anderem zitiert:
"Der Artikel behauptet ferner, daß Jehovas Zeugen glauben, 'Christus schwebe in der Luft umher' und sie hätten erwartet, daß Christus im Jahre 1874 wiederkomme. Als aber in diesem Jahre nichts geschehen sei, hätten sie seine Wiederkunft auf das Jahr 1914 verlegt. Als auch dieses Jahr sie enttäuscht habe, kamen sie mit der Erklärung heraus, Christus sei doch im Jahre 1914 wiedergekommen, nur unsichtbar."

Dazu zieht sich "Erwachet!" auf die Position zurück, man habe von Anfang an nur eine "unsichtbare Gegenwart Christi" verkündet. Darauf dass die WTG-Verkündigung der 1870er Jahre und die etwa der 1920er Jahre schon gravierende Veränderungen aufweist, geht "Erwachet!" schon nicht mehr mit ein.

Nun kann man diesem Artikel des "Home Messenger" mit Sicherheit nicht das Prädikat "wissenschaftlich" zuerkennen. Eher ist das doch wohl ein Artikel der "Marke Bildzeitung". Das wiederum beinhaltet auch offenbare Vereinfachungen. Dennoch bleibt der Umstand bestehen, dass zu wesentlichen Kritikpunkten die WTG nichts sagt. Nichts sagen kann was den Rahmen der "Erbsenzählerei" übersteigt.

Damit hat sich die ganze Erbsenzählerei (auch bei anderen Beispielen) von selbst als irrelevant widerlegt.

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Geschrieben von Drahbeck am 01. Juli 2006 08:28:10:

Als Antwort auf: Re: 15. 6.1956 (Vor fünfzig Jahren) geschrieben von Drahbeck am 22. Juni 2006 06:57:37:

Den erhobenen Zeigefinger präsentiert der "Wachtturm" vom 1. 7. 1956 wenn er unter anderem meint:
"Dieser zunehmende Religionstrug bietet daher keine gute Botschaft".

Wobei zurück zu fragen wäre. Und, was ist mit der eigenen WTG-Verkündigung, ihrem Hauptelement der Endzeit-Naherwartung. Erweist die sich nicht gleichfalls schon seit den 1870 Jahren (genauer schon seit den 1840er Jahren zieht man die adventistische Vorgeschichte mit ein), als permanenter Religionstrug im wörtlichem Sinne!
Dieses "Hoffen und Harren-Gemisch" soll also als "gute Botschaft" firmieren.

Es ist das gleiche wie, wenn dem hungrigen Hund die Wurst vor die Nase gehalten und immer wenn er zuschnappen will, wird sie weggezogen. Einige male mag er dieses Schauspiel mitmachen, wenn ansonsten das Umfeld stimmt und er das ganze auch als Spiel auffassen kann. Wenn das Umfeld aber eben nicht stimmt, könnte es auch passieren, dass er anstatt der nicht erhaltenen Wurst, in die Hand seines Peinigers beißen wird, und das allerkräftigst!

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Geschrieben von Drahbeck am 08. Juli 2006 03:34:06:

Als Antwort auf: Re: 1. 7.1956 (Vor fünfzig Jahren) geschrieben von Drahbeck am 01. Juli 2006 08:28:10:

Der europäischen Insel Neuseeland widmet sich "Erwachet!" in seiner Ausgabe vom 8. 7. 1956 mit leicht euphorischem Ton. Laut "Erwachet!" weisen die dortigen Zeugen Jehovas "den bei weitem größten Zuwachs auf. ... In Auckland (Hauptstadt von Neuseeland) allein gibt es heute (1956) sieben Versammlungen mit über 2000 Predigern, die den zwei Millionen Einwohnern von 72 organisierten Zentren aus eifrig dienen."

Nicht in dieser Ausgabe ausgeführt, aber aus anderen Quellen entnehmbar. Schon 1914 waren dort 12 WTG-Anhänger verzeichnet. Berücksichtigt man etwa Italien, dass noch 1933 nur einen WTG-Anhänger verzeichnet, ist das eine unzweifelhaft günstige Startposition.
1958 soll es dann in Neuseeland etwa 3.46 Zeugen Jehovas gegeben haben.
Diese Zahl stieg dann bis etwa 1995 auf etwa 13.340 an, was einem Verhältnis zur übrigen Bevölkerung von 1 zu 266 entsprach.

Indes die Zahlen für das Jahr 2005 belaufen sich dort auf 13.427. Also fast Stagnation möchte man meinen. Sie wird noch deutlicher berücksichtigt man das Verhältnis zur übrigen Bevölkerung. Es war im Jahre 2005 wieder auf 1 zu 306 abgesunken.

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Geschrieben von Drahbeck am 15. Juli 2006 06:29:58:

Als Antwort auf: Re: 8. 7. 1956 (Vor fnfzig Jahren) geschrieben von Drahbeck am 08. Juli 2006 03:34:06:

"Diese logischste aller Erklärungen des Grundes für den Bau der großen Pyramide von Gizeh würde also zeigen, daß sie gewiß nicht von denen errichtet wurde, die die wahre Anbetung Gottes, Jehovas, pflegten, sondern von Leuten, die der Astrologie, einer Kundgebung der Teufelsreligion, ergeben waren, und daß ihr Bau der Förderung dieser Religion diente."

Mit diesem Satz lässt der "Wachtturm" vom 15. 7. 1956 einen Artikel ausklingen.

Etwas weiter vor liest man im selben Artikel:
"Haben andere angenommen": hier schon mal einen Gedankenstrich machend. Diese "andere" bleiben im WT-Artikel, ziemlich bewusst, im Nebulösen. Lediglich in einer unscheinbaren Fußnote wird zugegeben. Bis zum Jahre 1928 gehörten auch die Bibelforscher zu diesen "anderen". Wollte man noch etwas genauer sein, müsste man sogar sagen; sie waren " d i e " "anderen".-

Wieder zum WT-Satz zurückkehrend:
"Haben andere angenommen, daß sie unter göttlicher Inspiration gebaut worden sei, ferner, daß vielleicht Melchisedek ihr Erbauer war und daß Gott sie als einen Steinzeugen zur Bestätigung der Bibel beschaffte. Männer wie John Taylor aus London, Professor Smyth und Dr. Edgar von Schottland vertraten die Ansicht, daß besonders die Maße der großen Pyramide und besonders die Maße ihrer inneren Gänge und Kammern von vielfacher biblischer Bedeutung waren."

Auch bei dieser Namensaufzählung ist auffällig, dass ein besonders wichtiger Name, auf dem das auch zutraf, der des Charles T. Russell, nicht genannt wird. Noch heute kann man im Band 3 der Russell'schen "Schriftstudien" seine diesbezügliche Pyramideneuphorie nachlesen. Der mit genannte John Edgar, kam erst nach Russell, und suchte durch allerlei Detailaufwand, letzteren zu bestätigen.

Und was den genannten Melchisedek anbelangt; so las man es im seinerzeitigen WTG-Buche "Der Weg zum Paradiese" etwas anders. Nach den dortigen Ausführungen sollte gar Sem der Sohn Noah's schon "Erbauer" jener wundersamen Pyramide gewesen sein.
Man vergleiche dazu mal eben genanntes Buch Seite 147 (oben)


Nun also mutierte die einst wundersame Pyramiden-Weisheit zur "Teufelsreligion". Diese Wandlung ist durchaus Exemplarisch zu nennen. Von den einst "wundersamen Wahrheiten" der Bibelforscher-Religion blieb auch auf anderen Feldern nur eine faktische "Teufelsreligion" übrig. Die WTG spricht sich mit dieser Vokabel ihr eigenes Urteil.

In der Tat hatte Rutherford in seinem Buch "Rüstung" (S. 235) den markigen Satz zu Protokoll gegeben :
"(Es) müssen weggeschafft werden, ebenfalls der Götzendienst der Anbetung von Geschöpfen, wie die Verehrung eines gestorbenen Führers, von hervorragenden Brüdern, Geistlichen oder 'erwählten Ältesten' oder Führer; ferner alle Götzen der 'Charakterentwicklung' und törichter Steckenpferde, wie die Pyramide in Ägypten, Chronologie die Kreuz-und-Kronen Abzeichen und ähnliche Dinge müssen ausgerottet und weggetan werden."

Um diese "Ausrottung" hat er sich dann tatkräftig bemüht. Das alles ändert indes nichts an dem Umstand, dass gerade in dieser Organisation (und in ihren Splittergruppen noch heute), auch die Pyramidologie fröhlichen Urstand feierte.

Zum weiterlesen zum Thema Pyramide:

Pyramidenthema

Ihre Zugrabetragung

Sie war durchaus mal ein wichtiges Werbemittel

Nochmals das Pyramidenthma

Ein Spinner vor dem Herrn

Ein Text der Frühzeit, der mehr zum Textende auch darauf mit eingeht

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Geschrieben von Drahbeck am 22. Juli 2006 05:48:30:

Als Antwort auf: Re: 15. 7. 1956 (Vor fünfzig Jahren) geschrieben von Drahbeck am 15. Juli 2006 06:29:58:

"Oberflächlich betrachtet scheinen Muttertag oder Vatertag eine harmlose Einrichtung zu sein, die dazu anspornen soll, Gutes zu tun. Die Menschen erkennen jedoch nicht, daß Satan dabei hinterlistig seine Hand im Spiele hat. Das Schlagwort: 'Die beste Mutter, die es je gegeben hat', dient der Menschenverherrlichung oder lenkt zumindest die Aufmerksamkeit der Menschen von der richtigen Verehrung oder Anbetung Gottes ab."
Gelesen in "Erwachet!" vom 22. 7. 1956.

Dieses Beispiel ist exemplarisch. "Erwachet!" kann weiter darauf verweisen, der sogenannte Muttertag sei in den USA in "konzertierter Aktion" zwischen kirchlichen Kreisen und einem USA-Präsidenten "kreiert" worden. Weil nun die religiöse Konkurrenz dabei auch ihre Finger mit im Spiel hat, ist das für die WTG ein weiterer Grund, das ganze "madig" zu machen.

Der eigentliche Grund aber ist der, das "in den Staub drücken" der eigenen Anhängerschaft. Es erweist sich als weiteres Detailmittel das Selbstwertgefühl des Einzelnen zu beschädigen, um in das so entstehende Vakuum die eigene WTG-Organisation quasi als "Übervater" zu setzen. Menschen in den "Staub zu drücken". Das machen auch andere, nicht zuletzt Religionen verschiedenster Couleur.

Islamische Selbstmordattentäter beispielsweise, sind auch von einer ähnlichen Geisteshaltung geprägt. Und so schließt sich denn der Kreis. Es ist lediglich die Frage, wozu die Beherrscher der ihre Opfer in den Staub drückenden, dieses ausnutzen, genauer, mißbrauchen. Da gibt es in der Tat, graduelle und auch grundsätzliche Unterschiede. Man muss dabei keineswegs an J. F. Rutherford denken, der schon zu seiner Zeit, auf sehr subtile Art und Weise die Menschen für sich als "höhere Obrigkeit" in den Staub der Gefängnisse von New Yersey (USA) der Jahre 1932/1933 "drückte" oder letztendlich für seine Machtansprüche, auch seine deutsche Anhängerschaft, wenn es denn sein mußte, in analoge deutsche "Einrichtungen". Nur das in denen ein weit härterer Wind herrschte; was jedem der über das KZ-System des SS-Staates informiert, zur Genüge bekannt ist.

Titelbild der Rutherford-Broschüre "Intoleranz".

Für den Kampf um den größtmöglichen Anteil am "Propagandakuchen", getreu dem USA-imperialistischen Grundsatz "Wirb oder stirb", "verheizte" Rutherford schon in den USA die eigene Anhängerschaft. William Schnell geht in seinem "Dreißig Jahre Sklave des Wachtturms" auf Details dazu ein. Rutherford's Radioeuphorie, mit sich selbst als vortragenden "Superstar"

erfuhr in jenen Jahren schon zunehmenden Widerstand. Quasi als Ersatzschlachtfeld wurde nun die Metapher von der "Heuschreckenplage" (die WTG-Anhänger) in ziemlich wörtlichen und ziemlich aggressiven Sinne von ihm ausgelegt.


Die Folge (auch in den USA) zunehmende Konfrontationen mit der Justiz.
Folgerichtig liest man bespielsweise schon in einer Mitte der 20er Jahre in der Schweiz erschienenen WTG-Broschüre mit dem Titel „Ratschläge für Missionsarbeiter" den Satz (S. 6)

„Niemand, der dir an einer Tür entgegentritt, hat im ersten Augenblick den Wunsch, ein Buch zu kaufen, weil er nichts davon weiß. Es ist nun an dir, den Betreffenden von dem wahren Werte der Bücher zu überzeugen, und davon, daß er sie zu seinem eigenen Besten braucht."

Tja, davon leben die Vertreter, egal was sie "vertreten", den Menschen Dinge aufzuschwatzen, die sie in der Regel noch gar nicht mal "echt" brauchen. Je besser es mit dem überrumpeln klappt, umso besser wahrscheinlich auch deren Aufstiegschancen. Dinge welche die Welt eigentlich nicht braucht, werden mehr oder weniger "gekonnt" an die Frau (respektive den Mann ) gebracht.

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Geschrieben von Drahbeck am 01. August 2006 09:13:54:

Als Antwort auf: Re: 22. 7. 1956 (Vor fünfzig Jahren) geschrieben von Drahbeck am 22. Juli 2006 05:48:30:

Zwei historischen Themen begegnet man in der "Wachtturm"-Ausgabe vom 1. 8. 1956. Einmal dem Thema Juden und zum anderen den Wandlungen des Martin Luther. An Details liest man zum Thema Juden unter anderem:
"Während des Mittelalters beherrschten die römischen Katholiken Westeuropa. Sie ergriffen einschränkende Maßregeln gegen die Juden. Die Juden durften nur gewissen Beschäftigungen nachgehen, konnten kein Grundeigentum besitzen und wurden von der katholischen Kirche als 'perfid' bezeichnet. Sie wurden in Gettos eingepfercht, die sie wohl tagsüber verlassen konnten, aber bei Anbruch der Nacht wieder aufsuchen mußten, da ein 'christlicher' Wächter das einzige Tor zum Getto verschloß. Sie wurden gezwungen, das gelbe Judenzeichen zu tragen, worüber der dominikanische Priester, Pater Constant, schrieb: 'Wie wäre es anders möglich, den seltsamen Gefährten nicht aus dem Auge zu verlieren, welchen die mitleidige Gastfreundschaft der Kirche dem Christen mitgab? Seit dem großen Verrat am Calvarienberg hat der Geist des Ischarioten die Rasse der Juden infestiert. Im Herzen eines jeden Juden steckt Verräterblut."

Jüdische Kinder mußten dem katholischen Religionsunterricht beiwohnen, und jede Woche wurde ein katholischer Lehrer beauftragt, in den Synagogen Theologie zu predigen. Viele falsche und lächerliche Anklagen wurden gegen die Juden erhoben. So sagten zum Beispiel die Priester, wenn ein roter Schimmelpilz auf der Hostie erschien, die bei der Kommunion verwendet wurde, die Juden hätten sie durchstochen und so Christus von neuem getötet und die Hostie zum Bluten gebracht. Oft wurden die Juden beschuldigt, katholische Kinder getötet und ihr Blut für die Passahfeier verwendet zu haben. Diese Anklagen gingen wie ein Feuerbrand unter dem katholischen Pöbel umher und entflammte ihn zu den schrecklichsten Ausschreitungen gegen die Juden. Ganze jüdische Gemeinden wurden vernichtet, Tausende von Juden am Pfahl verbrannt, und in den Straßen der Gettos floß das Blut bei den Gemetzeln.

All dies geschah im Namen Jesu. Der Tod Jesu sollte dadurch gerächt werden. Den Juden wurde das Ultimatum gestellt: Taufe oder Tod. Ihre Kinder wurden ihnen gestohlen und getauft, und die Eltern sahen sie nie wieder. Tausende von Juden wurden zur Taufe gezwungen, so daß sie nur Namenschristen wurden, während Tausende anderer sich weigerten und einen martervollen Tod erlitten. Wenn die Juden hörten, daß die Kreuzfahrer kämen, töteten sie oft ihre Kinder und dann sich selbst. Jene, die es nicht taten, wurden von den Pferden dieser grausamen, rohen Plünderer zu Tode getrampelt oder mit dem Schwert umgebracht oder in ihren Häusern oder Synagogen lebendig verbrannt. Oftmals - so zeigt es der Bericht - starben die Juden eines Märtyrertodes mit den Worten auf den Lippen: "Der Herrn unser Gott, ist einzig" als Protest gegen die unbiblische Dreieinigkeitslehre ... Man beschuldigte die Juden fälschlich, Gottesmörder zu sein.

Während der spanischen Inquisition wandte man gegen die Juden weithin öffentliche Verbrennungen an, die man 'Autodafe', das heißt "Glaubensakt", nannte. Ein Historiker schreibt: "Mehr als drei Jahrhunderte sah man das entsetzliche Schauspiel, wie der Rauch verkohlter Unschuldiger zum Himmel stieg." Tausende von Juden starben auf diese Weise, und dieser teuflische Schrecken wurde als Akt des Glaubens verübt! ...

In unseren Tagen suchte ein katholischer Theologe die Hände der Kirche von diesem Blute reinzuwaschen, indem er sagte, daß im Falle der Inquisition der Staat die Strafen vollzogen habe. Aber diese Kirche würde den Juden, die Hunderte von Jahren nach Jesu Tod lebten, die Verantwortung für den Tod Jesu nicht von den Schultern nehmen und sagen, die römischen Soldaten hätten ja Christus an den Pfahl geschlagen. In beiden Fällen waren es die religiösen Führer, die den Staat zu seiner mörderischen Tat aufstachelten. Auch hat nicht nur der Katholizismus solche Greueltaten gegen die Juden verübt. In einem seiner Werke nannte Martin Luther die Juden, Lügner, 'Bluthunde, giftige Ottern, gehässige Schlangen, Kinder Satans', und erklärte, daß er, wenn er die Macht dazu besäße, die Gelehrten versammeln und sie 'unter Androhung, ihnen die Zungen aus den Kehlen zu reißen', zwingen würde, sich zur christlichen Lehre zu bekennen."

Bei dieser historischen Darstellung vermisst man insbesondere einen Hinweis auf die eigene Judenideologie und ihre Wandlungen. Vom "Trost für die Juden"

http://www.manfred-gebhard.de/Trost.jpg

http://www.manfred-gebhard.de/Trost2.jpg
Man lese beispielsweise noch mal jene Frühschrift von J. F. Rutherford über die angeblichen Millionen, die da nicht sterben würden, und man achte insbesondere auf die Details wie da der Zionismus bejubelt und metaphysisch überhöht würde.
Rutherford's Millionen-Schrift
hin zu den Thesen des religiösen Antisemitismus, die auch der WTG nicht fremd waren.
Siehe dazu beispielsweise auch:

Kristallnacht

http://www.manfred-gebhard.de/U169.jpg

So noch in der ersten Auflage des nach 1945 erschienenen WTG-Buches "Gott bleibt wahrhaftig".

Bezüglich Martin Luther meint der WT unter anderem zitieren zu können:
"DIE SEELE STERBLICH: 'Meinetwegen mag der Papst für sich und seine Gläubigen Artikel des Glaubens aufstellen, wie 'die Seele sei die wesentliche Form des menschlichen Leibes' und 'die Seele sei unsterblich' und was dergleichen ungeheuerliche Meinungen mehr sind, die sich auf dem Misthaufen römischer Dekretalien vorfinden" - Aus 'Assertio Omnium Articolorum M. Lutheri, per Bullam Leonis, X' (Luthers Werke, Vol. 2, folio 107, Wittenberg, 1562), zuerst im Jahre 1520 erschienen. Auch 'Zion's Watch Tower, 1905, S. 228."

Zu Luther kommentiert der "Wachtturm" weiter:
"Weder Luther noch seine heutigen Bewunderer haben an diesen und vielen weiteren ursprünglichen, schriftgemäßen Lehren, die Luther vertrat, festgehalten. Bedauerlicherweise sind seine Bewunderer einem Laufe gefolgt, auf dem die Sache verwässert und Zugeständnisse gemacht wurden.

Zum Beispiel ließ sich Luther um das Jahr 1530 durch seinen Freund Melanchthon, der ein Gelehrter der griechischen Sprache war, dazu überreden, bei einem Entwurf mitzumachen, der jetzt als Augsburgische Konfession oder Augsburger Bekenntnis bekannt ist. Melanchthon hat dieses Dokument gleich einem Glaubensbekenntnis aufgestellt und es in Augsburg vor der Versammlung des Kaisers Karl V. mit seinen fürstlichen und hierarchischen Mitherrschern unterbreitet, um eine Versöhnung zwischen der großen Zahl der Nachfolger Luthers und der Römisch-katholischen Kirche herbeizuführen. Auf diese Weise hofften Melanchthon und Luther, eine innere Säuberung der päpstlichen Kirche herbeizuführen, indem sie sie in einigen ihrer Methoden zu reformieren suchten. Aber jene Versammlung verwarf diesen Entwurf direkt. Luthers Unterstützer blieben mit ihrem Sack vcll Kompromisse zurück, bestehend aus halben Wahrheiten und der Verwerfung gewisser richtiger Ansichten Luthers. ...
Auf dieses durch Zugeständnisse gemachte Opfer - das Augsburgische Glaubensbekenntnis - sind die heutigen separaten lutherischen Sekten gegründet. So wurde also Luthers großer Kampf für die Wahrheit durch unbiblische Kompromisse sehr geschwächt."

Was Luther's Wandlungen betrifft, ist das sicherlich kein Geschichtsnovum. Indem Moment, wo eine ursprünglich idealistische Gruppe danach trachtet, sich zu etablieren, und in der Richtung auch konkrete Schritte unternimmt, ist es wohl mit dem "Idealismus" nicht mehr allzu weit her. Egal ob es sich um die Mennoniten und ihren ursprünglichen Grundsatz der Wehrdienstverweigerung handelt (im 20. Jahrhundert schon weitgehend außer Kraft gesetzt. Namentlich auch im Hitlerregime). Egal ob es sich um Vereine handelt, bei denen sich je länger, je mehr, das nicht bezwingbare Verlangen sich zu "etablieren" (perspektivisch sogar, sofern möglich mit eigenem hauptamtlichen Funktionären) offenbart. Egal ob es sich um die Bibelforscherbewegung handelt, die gegenwärtig schon beim KdöR-Status gelandet ist. Ihre "Unschuld" haben sie damit allemal verloren. Es ist nur eine Frage von Zeit und Umständen, wann und wieweit, die "konstanische Wende" auch bei ihnen voll durchschlägt.

Selbst sogenannt religionskritische Vereine muss man den gleichen Vorhalt machen. Beispiel die sogenannten "Freidenker" aus den zwanziger Jahren. Zunehmend konzentrierte sich deren Interesse auf einen Geschäftszweig, den sie als ihre besondere Domäne ansahen. Die Feuerbestattung. Ihre Religionskritik trat gegenüber diesen genannten wirtschaftlichen Interessen, zusehends in den Hintergrund. Zwar sahen das die zeitgenössischen Kirchen, als Konkuurenten etwas anders. Aber letztendlich wurde ja dieser Trend durch das gewaltsame Eingreifen des Naziregimes (Verbot) unterbrochen (oder meinetwegen gewaltsam gefördert). Hätte es eine evolutionäre Entwicklung gegeben, wäre das noch deutlichen geworden. An diesem Umstand konnten selbst die Nazis (die ansonsten ideologisch mit ihnen nichts gemein hatten) nicht vorbeigehen. Sie verboten die Freidenker zwar auch; nahmen jedoch den "Wirtschaftszweig Feuerbestattung" und dessen Funktionäre, ausdrücklich von dem Verbot aus.

Treppenwitz der Geschichte. Jahrzehntelang prozessierten Nachfolgevereine der "Freidenker" um das Vermögen dieser Ursprungsorganisation. Ohne viel Erfolg, dieweil teilweise ins Ausland verschoben. Zeichnungsberechtigte umkamen (analog sogenannt "herrenlosen" jüdischem Eigentum). Erst die deutsche Wiedervereinigung schuf neue Rechtsvoraussetzungen. Und erst vor wenigen Monaten bekamen die so lang ums materielle kämpfenden Nachfolgevereine nun doch noch das bis dahin gesperrte Vermögen frei. Ein später "warmer Regen" für sie, den mit dem Ausdruck des (faktischen) Bedauerns zu kommentieren, die "amtliche Konkurrenz" (in diesem Falle die "Evangelische Zentralstelle für Weltanschauungsfragen") sich denn auch nicht entgehen lies.

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Geschrieben von Drahbeck am 08. August 2006 06:39:37:

Als Antwort auf: Re: 1. 8. 1956 (Vor fnfzig Jahren) geschrieben von Drahbeck am 01. August 2006 09:13:54:

Heute nur ein wörtliches Ziat aus der "Erwachet!"-Ausgabe vom 8. 8. 1956 (S. 4) das durchaus veranschaulicht, wie WTG-Hörige Zeugen Jehovas zu "ticken" pflegen:

"Bald wird die Erde als Folge des göttlichen Krieges von Harmagedon mit über zwei Milliarden 'Erschlagenen Jehovas' bedeckt werden."

Das Spekulieren kann man offenbar schon seit Russell's Tagen nicht sein lassen. So konnte man etwa in Band 7 der "Schriftstudien" (Ausgabe 1925 S. 177) lesen:

"Da die Zahl der Glieder der Braut Christi 144 000 betragen soll,so würde es ganz vernünftig sein, anzunehmen, daß jedes Glied dieser Klasse die Fürsorge für 144000 mal 144000 die Summe von 20.736.000.000 beträgt, (die Zahl der Menschen, die genauen Abschätzungen zufolge bis jetzt auf der Erde gelebt hat und wieder zu Leben soll ... erweckt werden und dies wäre offenbar etwa gerade die rechte Zahl, um dafür zu sorgen."

Aber gleichzeitig heißt es (ein paar Seiten weiter S.182)

"Die Glieder der großen Schar werden eine sehr große Polizeigewalt bilden, die alle Bewohner des Erdkreises überwachen und kontrollieren und unter ihren Schutz nehmen werden. ... Das wird eine gründliche und scharfe Kontrolle und Überwachung nötig machen. Wie aber werden sie das Unrechttun verhindern? Wenn eine Person im Begriff wäre, eine Gotteslästerung oder Verleumdung auszusprechen, so könnte seine Zunge auf der Stelle gelähmt werden. Sehr einfach! Ein unsichtbarer Polizist, der stets zur Stelle ist - nicht darauf wartend, bis der Übertreter das Unheil angerichtet hat."

Noch eine Spekulation (Tondatei)

Tagebuch eines Harmagedon-Überlebenden

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Geschrieben von Drahbeck am 15. August 2006 06:57:01:

Als Antwort auf: Re: 8. 8. 1956 (Vor fnfzig Jahren) geschrieben von Drahbeck am 08. August 2006 06:39:37:

Über "die rechte Kriegführung" meint der "Wachtturm" in seiner Ausgabe vom 15. 8. 1956 im Haupt-Studienartikel schwadronieren zu sollen.
Schon die Vokabel "Kriegführung" spricht ja an und für sich Bände.
Wie das so bei Kriegen ist. Es soll da in der Regel Sieger und Verlierer geben. Das man sich auf der Siegerseite wähnt, versteht sich für den WT eigentlich von selbst.
Mehr noch, er kann es sich nicht versagen, auch noch seinen Spott über die "Verlierer" auszugießen. Das ganze in der Form, dass man einen "neutralen Dritten" vorschützt, der da aussprechen darf, was man selber denkt und rüberbringen möchte.

Bei diesem Dritten indes noch von Neutralität zu sprechen, fällt mehr als schwer. Der ist parteiisch, hoch parteiisch, und damit wieder im Einklang mit der WTG, für die selbiges gilt.
"Heute gehört uns Deutschland - und morgen die ganze Welt", grölten einst die Nazihorden in ihrer vermeintlichen "Glanzstunde". Das mit dem "grölen", na ja, da sind die USA-Heuschrecken vielleicht etwas zurückhaltender. Das ist dann aber nur Kosmetik. In ihrem tiefsten Inneren gilt für sie die gleiche Prämisse. Heute gehören uns die USA und morgen - wirtschaftlich und politisch - die ganze Welt.

"Der Spiegel" (Printausgabe) brachte in seiner Ausgabe 31/2006 einen durchaus aufschlussreichen Artikel über die USA-Heuschrecken. Im konkreten Fall über eine dortige Immobilienfirma namens Lone Star.

Man vergleiche zum Thema auch beispielsweise:
www.sueddeutsche.de/wirtschaft/artikel/985/44941/
www.klamm.de/partner/unter_news.php?l_id=8&news_id=631933
Deren Geschäftsmodell, auch massiv Immobilien in Deutschland aufzukaufen. Ein bevorzugtes Feld wirtschaftliche Krisengebiete (der Ostteil Deutschlands soll ja davon besonders reich gesegnet sein).
In den Jahren des vermeintlichen Gründungsbooms, unmittelbar nach der deutschen Wiedervereinigung, hat sich da so mancher verleiten lassen, selbst Immobilien-Eigentümer zu werden. In der Regel geht das jedoch nicht ohne Finanzierungs-Kredite vonstatten. Diese Kredite sind im allgemeinen zeitlich begrenzt. Danach ist eine "Anschlussfinanzierung" (vielfach zu neuen Konditionen) notwendig, da angesichts des notwendigen Finanzvolumens, so eine Immobilie nur sehr langfristig "abgezahlt" ist.

Jene USA-Heuschrecken indes kauften massiv solche Verbindlichkeiten von dem ursprünglichen Geldgebern auf. In deren Besitz nunmehr befindlich, kommt ihre "Stunde" zu dem Zeitpunkt wo die "Anschlussfinanzierung" fällig. Knallhart und bewusst erpresserisch, werden die Konditionen radikal verschärft.
Mehr noch, über ein breites Spektrum von "Verwertungsgesellschaften" wird massiv jenen, welche die "Luft auszugehen droht" "nachgeholfen", dass sie auch wirklich ausgeht. Zwangsversteigerungen und ähnliches sind an der Tagesordnung.

Sollten ursprünglich deutsche Geldgeber (vielleicht) noch einen Funken von sozialem Gewissen übrig behalten haben. Nicht so die USA-Heuschrecken. Die kennen nur ein Ziel - "Kohle machen" - unter allen Umständen. Und sie machen ihrem Nicknamen "Heuschrecken" im wirklich makabren Sinne alle "Ehre".

Heute gehört uns die USA - morgen die ganze Welt. Beispiel siehe vorstehend.

Eine Heuschrecken-Variante auch die Zeugen Jehovas.
Letztere meinten sich wie folgt rühmen zu können (Und nun kommt das angekündigte Zitat aus dem WT vom 15. 8, 1956):

"Am 16. April 1956 veröffentlichte die Zeitschrift 'Newsweek' ein interview mit einem deutschen jungen Mann aus Ostdeutschland. Er war von den Russen in ihren Doktrinen unterrichtet worden, wiewohl er nicht ein Kommunist mit einer Mitgliedskarte war. Als man ihn über die Bücher befragte, die gelesen werden, erwiderte er: "Wir lesen die russischen und die deutschen Klassiker, sonst fast nichts." "Und die Bibel?" fragte man ihn weiter (Gelächter.) "Niemand außer Jehovas Zeugen liest die Bibel." Dies ist zweifellos der Grund, daß sie der "Gehirnwäsche"-Technik der Kommunisten so erfolgreich widerstehen vermögen!"

Besonders der letzte Satz ist dabei beachtlich. Die WTG rühmt sich also ihrer Ideologie als "wirksamstes" Widerstandsmittel.
Das dabei angewandte Rezept ist einfach und simpel. Es wurde schon zu Nazizeiten von der WTG erfolgreich angewandt und in Wiederholung eben auch zu ostdeutschen Zeiten.
Es besteht in der praktischen Anwendung jenes Bibelspruches, der unausgesprochen, vielleicht der Zentralnerv der gesamten Zeugen Jehovas-Ideologie ist.

Psalm 146:3 (zitiert nach der Elberfelder Bibelübersetzung)
"Vertrauet nicht auf Fürsten, auf einen Menschensohn, bei welchem keine Rettung ist!"

Da war in der Tat für Nazis und Ostdeutsche Kommunisten der entscheidende Knackpunkt erreicht. Beide eben genannten, meinten "Vertrauen" in ihre Politik - im Übermaß - einfordern zu müssen. Und beide mussten registrieren. Es wird ihnen von den WTG-Hörigen versagt. die Folgen dessen sind nur zu gut bekannt.

Wähnen die Zeugen das ganze eingebettet in ihre Endzeitideologie, hat ihr sich "ausklinken" aus tagespolitischen Anforderungen, durchaus praktische Folgen. Vor allem die eine. Es begünstigt die USA-Heuschrecken im besonderem Umfange.

Oder anders formuliert. Es wiederholt sich der bittere Satz der Kirchengeschichte.

Früher hatten wir das Land und ihr die Bibel. Jetzt haben wir die Bibel und ihr das Land!

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Geschrieben von Drahbeck am 22. August 2006 15:36:30:

Als Antwort auf: Re: 15. 8. 1956 (Vor fünfzig Jahren) geschrieben von Drahbeck am 15. August 2006 06:57:01:

Vielleicht mag es auch mal angebracht sein, nicht nur "bitterernste" Themen zu behandeln. Aus dem Abstand von fünfzig Jahren sieht manches anders aus. Nun ist zwar bekannt, dass namentlich Rutherford das Radio als "göttliche Einrichtung zur von Gott bestimmten Zeit" hochjubelte. Das war allerdings auch um 1956 schon "Schnee von gestern".
Dennoch findet man in der "Erwachet!"-Ausgabe vom 22. 8. 1956 eine Notiz zum Thema Radio. Man ist geneigt dafür die Überschrift zu wählen:
"Erfindungen auf welche die Welt 'gewartet' hat".
Diese Überschrift verwandte "Erwachet!" zwar nicht. Aber so unpassend wäre sie dann doch wohl nicht. Aber bilde sich jeder seine eigene Meinung dazu.

"Erwachet!" wusste seine Leser mit der nachfolgenden Neuigkeit zu "beeindrucken":

"Eine deutsche Herstellerfirma von Rundfunkgeräten hat jetzt eine drahtlose akustische Radioschaltung erfunden. Man kann dadurch das Rundfunkgerät ein- oder ausschalten, indem man auf der Frequenz von neun Kilohertz pfeift. Wer nicht mit der Frequenz von neun Kilohertz pfeifen kann, bekommt vom Radiohändler eine Pfeife, die aus einem kleinen Gummibalg und einem Pfeifenröhrchen besteht. Es ist gleichgültig, wo man auch im Zimmer steht, ja, man kann auch durch die Tür pfeifen. Die Schallwellen treffen dann das Radio auf einen als Mikrofon wirkenden statischen Hochtonlautsprecher, der den Pfeifton aufnimmt. Über einen auf die Frequenz des Pfeifsignals abgestimmten Resonanzverstärker wird der Impuls dann zum Schaltrelais gesteuert, welches das Gerät ein- oder ausschaltet. Schon mit sehr schwachen Pfeiftönen kann man das Gerät an- oder abschalten. Nach Ansicht von Fachleuten eröffnen sich mit der drahtlosen akustischen Schaltung neue Perspektiven für die Automatisierung im Heim."

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Geschrieben von Drahbeck am 01. September 2006 06:10:16:

Als Antwort auf: Re: 22. 8. 1956 (Vor fünfzig Jahren) geschrieben von Drahbeck am 22. August 2006 15:36:30:

In der Rubrik "Mein Lebensziel verfolgend" des "Wachtturms" vom 1. 9. 1956, liest man den Bericht einer, welche dann später zur ersten Klasse der "Gilead-Schule" gehören sollte, als "Versuchskanichen", welche bemerkenswerte Vokabel, sie in diesem Kontext gebrauchte. Das sagt dann wohl einiges aus, wie es um die Logistik jener "Gilead-Schule" zur Anfangszeit bestellt war. Schon zu einem früheren Zeitpunkt wurde hier notiert, dass beispielsweise der Bücherbestand der Gileadschule, gemessen an den Anforderungen einer regulären Hochschule, mehr als mager war. Da mögen sich zwar in den späteren Jahren noch Verbesserungen ergeben haben. Damals jedenfalls, war das bestenfalls eine Indoktrinationsanstalt. Jedoch keine tatsächliche "Hochschule", welche auch wissenschaftlichen Kriterien entsprechen würde.

Ihre Pionierlaufbahn, begann die in Rede stehende Rosa May Dreyer am 1. 9. 1936. Zitat:
"Mein Problem war, ob es gerechtfertigt wäre, meiner verwitweten Mutter und meinen sechs jüngeren Brüdern und Schwestern mein finanzielles Einkommen zu entziehen. Doch sagte ich mir, daß einer von ihnen ebenso die finanzielle Last tragen könnte, da dieses möglich war."

Noch ein Zitat:
"Für einen neuen Pionier ist jede kleine Sache etwas Großes. Daher kann ich sagen, daß wir überglücklich waren, mit Bruder Rutherford sprechen zu dürfen, der uns ermutigte, unsere Arbeit fortzusetzen."

War Rutherford eine "charismatische Persönlichkeit"?

Vielleicht, zumindest in der Sicht seiner Anhängerschaft. Hört man sich einige überlieferte Tonaufzeichnungen von Rutherford-Vorträgen an, fällt schon mal auf, dass er etliche seiner Vorträge mit der Floskel, die wohl eine Grußfloskel darstellen soll "Hey" beendet und darauf ein frenetischer Beifallssturm einsetzt.

Jener Rutherford, der etwa in seinem "Rechtfertigung" (Band I S.154) polemisierte:

"Die Frauen machen Affen oder Drahtpuppen aus den Männern. Diese sind weibisch, Weichlinge und leicht beeinflußbar geworden und. haben wahre Männlichkeit und Festigkeit in der Verwaltung der Angelegenheiten des Staates und des Heimes eingebüßt. Wenn zum Beispiel Männer am Tische sitzen, und eine Frau tritt herein, so erheben sich alle Männer, um ihr Ehrerbietung zu zollen; und auf diese Weise stellen sie die Frau über den Mann. Die Männer nehmen den Hut ab, wenn sie einen Personenaufzug betreten, wo eine Frau zugegen ist; und von diesen Manieren heißt es, sie seien Bezeugungen der Ehrerbietung und zeigten, daß man ein Gentleman sei. Die Sache ist aber fein ausgelegt, und die wahre Bedeutung ist weit verschieden von der allgemeinen Auffassung. Es ist eine List Satans, die Menschen von Gott und seiner festgelegten Regel über die richtige Stellung von Mann und Weib wegzuwenden."

Jener Rutherford ist sich nicht zu schade gewesen, namentlich seine weibliche Anhängerschaft, wie man las, eben auch als Pioniere für seine "Society" auszunutzen. Die "Kärnerarbeit" dürfen sie zwar machen. Ansonsten aber befinden sie sich weitgehend auf dem Status relativer Rechtlosigkeit.

Unfähig aber, dass auch tatsächlich weitgehend zu begreifen. Aber dass kennt man ja auch andernorts, denn und darin ist ein Wahrheitskern enthalten:

"Die dümmsten Schweine suchen sich ihren Metzger selbst".

Rutherford Tonprobe

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Geschrieben von Drahbeck am 08. September 2006 07:17:16:

Als Antwort auf: Re: 1. 9. 1956 (Vor fünfzig Jahren) geschrieben von Drahbeck am 01. September 2006 06:10:16:

Im Gulag-Lager Workuta (Sibirien, im hohen Norden der vormaligen Sowjetunion) wurde laut Bericht von "Erwachet!" (8. 9. 1956) zeitgenössisch die Zahl der Zeugen Jehovas auf 122 und im ganzen Strafgebiet Workuta auf 1800 beziffert.
Das alles "verpackt" in einem für die Mentalität der Zeugen Jehovas beflügelnden Artikel mit der Überschrift:
"Ich fand Glauben an Gott in einem russischen Zwangsarbeitslager. Von einem repatriierten deutschen Staatsangehörigen".

Entsprach die Nazi-KZ-Politik weitgehend dem Grundsatz: "Vernichtung durch Arbeit", so galt für die russischen Gulag-Lager weitgehend ähnliches. So es "Abstufungen" in diesem Vergleich gibt, sind sie doch wohl eher als marginal zu bewerten. Da gibt es nichts zu beschönigen. Das einzelne Menschenleben war für beide Regime ein "Nichts".

Da lernt also ein Deutscher (offenbar ein Kriegsgefangener) im genannten Gulag-Lager auf spektakuläre Weise die Zeugen Jehovas kennen. Die dortigen Arbeitskolonnen, im Bergbau eingesetzt (draußen herrschen sechzig Grad Minus, was schon mal die gefürchteten dortigen Rahmenbedingungen veranschaulicht). Da lernt also ein Deutscher in seiner wild zusammengewürfelten Strafbrigade (Kennzeichen: babylonisches Sprachgewirr. Fast keiner versteht die Sprache des anderen) einen Zeugen Jehovas kennen. Auf erst einmal unerfreuliche Art. Seine Strafbrigade weist eines Tages beim "abzahlen" einen zu wenig auf. Es stellt sich heraus, der ist aus "politischen" Gründen verhaftet worden. Sein "Vergehen". Bei einer "Filzung" wird bei ihm eine Bibel beschlagnahmt. Er erklärt daraufhin in den Streik zu treten, bis er selbige wieder zurückbekommt. Das mit dem "zurückgeben" war dann wohl nichts. Sowjets und Nazis die man sehr wohl dabei im gleichem Atemzug nennen kann, pflegten solche Art von Aufmüpfigkeit auf ihre spezifische Art zu "lösen".

Für die Verbliebenen der Strafbrigade hatte das aber zur Folge, dass sie ihr Arbeitssoll (stets hochgeschraubt) nicht mehr erfüllen konnten. Das wiederum war für die russischen Apparateschicks "Sabotage". In dieser Zwickmühle befand sich nun auch der Deutsche (der zugleich Kolonnenführer war). Ein Wort ergab das andere. Und er solidarisiert sich mit dem verhafteten Opfer (Solidarisierung aus der Motivation heraus, wie das Problem der Norm-Untererfüllung wieder gelöst werden können). Jetzt verstehen Sowjets und Nazis (der Vergleich ist durchaus passend) erneut keinen Spaß. Der dortige Kerker bekommt einen zusätzlichen Bewohner. Eben den genannten Deutschen. Dort nun lernt er die Geschichte jenes ukranischen Zeugen Jehovas erstmals richtig kennen.

Als der Krieg ausbrach, bekam der Vater des Ukrainers den Stellungsbefehl zum einrücken in die Armee. Zum vorgesehenen Zeitpunkt verlässt er auch das Haus. Jedoch kommen am nächsten Tag die Geheimdienstbeamten ihn suchen. Sie finden ihn (vorerst) nicht. Es stellt sich heraus. Der Gesuchte hauste von da ab versteckt in einem Erdloch. Einige Zeit geht dieses Versteckspiel gut. Dann wird auch er erwischt. Zu den Kriegswirren gehört auch der Umstand, dass jene Gebiete zeitweilig unter deutsche Fremdherrschaft gerieten. Dann wieder erneut russisch wurden. Erst im Jahre 1953 sollte der Ukrainer seinen Vater wiedersehen. Allerdings sehr kurz nur, unter bedrückenden Rahmenbedingungen. Der Jugendliche hatte aufgrund seiner Biographie auch die Religion seines Vaters angenommen.

Zitat:
"Da, im Mai 1953 wurde ich bei der Arbeit festgenommen und nach Minsk gebracht. Nach dreimonatiger Untersuchungshaft kam ich vor Gericht. Dort fand ich auch Vater, Mutter und Schwester auf der Anklagebank. Die Anklagepunkte waren bei allen die gleichen: 'Vorbereitung zum Hochverrat' und 'Mitarbeit im Nachrichtendienst einer fremden Macht'.
für Vater lautete das Urteil Verbannung nach Sibirien auf Lebenszeit, für Mutter 20 Jahre und für die Schwester 15 Jahre Zwangsarbeit, und ich erhielt 10 Jahre."

Fazit. Das Leben auch dieser Familie wurde von den Sowjets-Nazi zerstört, im sehr buchstäblichen Sinne. Das für sie die Religion nun erst recht zum Strohhalm-Anker wurde, kann man durchaus nachvollziehen. Wenn die Zahl der heutigen Zeugen Jehovas auf dem Territorium der ehemaligen Sowjetunion als beachtlich einzuschätzen ist. So hat mit Sicherheit, die frühere Politik der Sowjet-Nazi ihren Anteil daran. Wesentlichen Anteil daran.
Weiteres Fazit. Parteien, namentlich mit relativer "Hausmacht" auf ostdeutschem Territorium, in der die "Gestrigen" nach wie vor präsent sind, werden für mich daher unwählbar bleiben. Wer sich nicht dazu bekennen kann, einen klaren und unzweideitigen Trennungsstrich zur früheren Sowjet-Nazi-Politik zu ziehen. Der sollte (eigentlich) nichts anderes verdienen!

Allerdings ebenso unwählbar bleiben (für mich) jene Parteien, für welche die Herren Theologieprofessoren der Berliner Humboldt-Universität sich berufen fühlten, zwei Wochen vor der Berliner Wahl, eine "Wahlempfehlung" auszusprechen.

In ihrem die Sowjetunion bezüglichen Video, stellt die WTG auch einige Zeitzeugen vor. Unter anderem einen Herrn Nikolaj Dubowinski. Der lebte auch in buchstäblichen Erdlöchern (respektive Bunkern). In diesem Falle aus dem Grunde, weil er dort WTG-Literatur vervielfältigte. Irgendwann wurde auch er erwischt, zum Tode verurteilt (später Urteilsumwandlung zu 25 Jahren Straflagern).


Herr Dubowniski

Liest man solche Berichte, kommt man nicht umhin "Farbe zu bekennen". Das gleiche WTG-Video zitiert auch eine Grundsatzaussage von Lenin, der da gemäß WTG-Aussage einmal erklärt haben soll:
"Jede religiöse Idee, jede Idee von einem Gott, selbst jedes kokettieren mit einem Gott, ist eine unsagbare Abscheulichkeit, die gefährlichste Torheit, die schändlichste Infektion."
Welche Konsequenzen aus der Lenin'schen Prämisse abgeleitet wurden, kann man "plastisch" auch am Falle Dubowinski ablesen.

Eines gilt es jedoch festzustellen, wie immer man auch zu der Aussage von Lenin steht. Die diesbezügliche Politik darf auf keinen Fall "kurzatmig" gesehen werden. Sie muss unter langfristigem Aspekt bewertet werden. Und dieser langfristige Aspekt lehrt, dass genau das, was Lenin und die Seinigen durch ihre Politik "verhindern" wollten. Das genau das letztendlich von ihnen befördert wurde.

Man mag viele Vorbehalte der WTG gegenüber haben. Aber zu diesem Beispiel Sowjetunion gilt es ein klares, und unzweideutiges. So nicht! zu sagen!
Zu den Kirchenpolitischen Rahmenbedingungen der Sowjetunion kann man beispielsweise in der 1947 im "Verlag der sowjetischen Militärverwaltung in Deutschland" erschienenen Schrift von O. Fjodorow "Die Religion in der UdSSR" auch den "denkwürdigen" Satz lesen:

"Wie vorsichtig, überlegt und taktvoll die Politik der Sowjetmacht in dieser religiösen Frage ist, zeigt auch die sowjetische Gesetzgebung über das Verfahren zur Schließung von Kirchen, Synagogen, Moscheen.
Die Sowjetbehörden gestatten die Schließung von Gotteshäusern nur, sofern die Gläubigen selbst es fordern ..."

Das rekapituliere man sich nochmals. Eine Schrift, welche die kirchlichen Verhältnisse der Sowjetunion in "rosaroten" Farben darstellen will, stellt das Verfahren von Kirchenschließungen als "taktvoll" hin.

Weiter liest man in dergleichen Schrift: (S. 37)
"Insgesamt wurden von den religiösen Organisationen und der Geistlichkeit viele Dutzende von Millionen Rubeln für die Verteidigung des Landes gespendet (zweiter Weltkrieg).
Bei der Überweisung der gesammelten Summen an die Sowjetbehörden wandten sich die Gläubigen mit feierlichen Zuschriften an den Führer des Sowjetvolkes, J. Stalin ..."

Da kann man als Kommentar nur sagen. Unter solchen Rahmenbedingungen, wurden die Menschen ja geradezu animiert in Opposition zum herrschenden Regime zu treten.
Die Zuwächse der Zeugen Jehovas zu damaliger Zeit, sind im wesentlichen als Ausdruck politischer Opposition in religiöser Verklärung zu werten. Und was die Zuwächse in der Nach-Sowjetunion-Zeit anbelangt, weitgehend auch noch die Nachwirkung, eines durch und durch morschen Regimes. Wobei die neue "Heilslehre" des Manchester-Kapitalismus, ein übriges tut, Menschen den einzigen Ausweg nur noch im religiösen Opium sehen zu lassen. Und was die davor liegende Phase anbelangt, wo dieses Opium verpönt war. Ein "Entzug" ist nur dann wirksam, wenn das Bedürfnis nach dem Stimulans-Mittel echt überwunden ist. Ist das nicht der Fall, sind Rückfälle vorprogrammiert. Das religiöse Opium wurde zu Sowjetzeiten durch etwas weit schlimmeres ersetzt. Durch die staatlichen Geheimdienststrukturen auf allen Ebenen. Ohne diese Geheimpolizei als eigentliche Staatstütze, wäre dieses Regime schon viel früher zusammengekracht.

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Geschrieben von Drahbeck am 15. September 2006 07:01:08:

Als Antwort auf: Re: 8. 9. 1956 (Vor fünfzig Jahren) geschrieben von Drahbeck am 08. September 2006 07:17:16:

Unter Berufung auf einen Presseartikel der "New York Times" zitiert der "Wachtturm" vom 15. 9. 1956 die nachfolgende Meldung aus Ungarn:
"Aus Budapest sandte ein amerikanischer Zeitungsherausgeber, Eugene Pulliam, seiner Zeitung einen Bericht über die Religion in Ungarn:
'In Übereinstimmung mit der neuen Sowjetlinie 'Süßigkeit und Licht' revidierte der kommunistische Hochkommissar in Ungarn seine Taktik der Verfolgung von Priestern und Pastoren. Ein Programm sogenannter Zusammenarbeit zwischen Staat und Kirche sei eingeführt worden. Statt daß die Leute gescholten werden und man sie bedroht, weil sie an Gott glauben und die Kirche besuchen, werden die Leute nun angespornt, die Messe und die Kirche zu besuchen. ... Nie habe Ungarn eine solche Wiederbelebung des Kirchenbesuches mit angesehen ... Natürlich ist immer irgendeine Falle dabei, diesmal die Bedingung, daß Priester und Pastoren jeden Sonntag eine kurze 'Predigt' lesen, worin die kommunistische Philosophie angepriesen wird.' - Times, 17. Oktober 1955."

Anstatt dass die WTG solch einem Element offensichtlicher "Tauwetterpolitik" einen positivem Aspekt abgewinnt, kann sie sich nur dazu bereitfinden, das ganze kritisch zu werten. Angesichts ihrer eigenen Erfahrungen - zu jener Zeit - mit den kommunistischen Regimen, hätte die ungarische Entwicklung doch nur in ihrem eigenen Interesse liegen können. Das dem so ist, sah man Jahrzehnte später, auch im Falle Polen. Das dortige kirchenpolitische "Tauwetter" nach den Danziger Streiks mit Etablierung der Solidarnosc, hatte zur Folge, dass der polnische Staat den Zeugen Jehovas sogar große, massenwirksame öffentliche Kongresse zubilligte. Ein Umstand, wovon Zeugen Jehovas (jener Zeit) in den anderen Ostblockstaaten nur träumen konnten.

Und man zeigte sich diesem polnischen Entgegenkommen auch anerkenntlich, indem nunmehr jegliche scharfmacherische Töne früherer Jahre vermieden wurden. Ob ähnliches schon damals, auch in Ungarn möglich gewesen wäre, mag einstweilen unbeantwortet bleiben. Zumindest war Ungarn zu damaliger Zeit auf der Ebene der Kirchenpolitik das liberalste von allen Ostblockstaaten. Selbst in der Kardinalfrage der Wehrdienstproblematik fand man dort noch einen "Königsweg".
Es hätte doch eigentlich im Interesse der WTG gelegen, durch Lob für die ungarische Entwicklung, selbige vielleicht gar noch weiter zu forcieren. Nichts von alldem zu damaliger Zeit. Und der Grund dafür ist auch offenkundig.

Die von Rutherford 1929 eingeführte Obrigkeitslehre, wurde von der WTG erst 1962/63 wieder revidiert. In den Jahren davor galt auf WTG-Seite die Prämisse, den kalten Krieg noch kälter zu machen!

Zum Thema Ungarn vielleicht noch ein Zitat, was schon zu einem früheren Zeitpunkt bezüglich dieses Landes notiert wurde:

Zu Ostblockzeiten, war ja Ungarn, nebst Polen, als relativ liberal bekannt, auch auf dem Sektor Kirchenpolitik. Gleichwohl gab es auch dort harte Auseinandersetzungen, für die der Name Kardinal Mindszenty in den Anfangsjahren nach 1945 steht.

In der deutschsprachigen "Budapester Rundschau" verkündete der seinerzeitige ungarische Staatssekretär für Kirchenfragen, Imre Miklos, im Jahre 1974 (Nr. 36 vom 9. 11. 74), dass der ungarische Staat die Kirchen jährlich mit fast 70 Millionen Forint bezuschusse (wie gesagt: zu kommunistischen Zeiten). Um so auch ihr Wohlverhalten zu erkaufen. Letzteres sagte er zwar so nicht, ist aber faktisch so.

Sandor Palotay, seinerzeitiger Präsident des Rates der Freikirchen in Ungarn, und gleichzeitiger Verfasser des Buches "Tevedesek Utjan A 'Jehova Tanui'" (Budapest 1977). Den Titel deutet der richtig, wer das als eine Schrift über die Zeugen Jehovas einschätzt!
Palotay bezifferte in der "Budapester Rundschau" Nr. 19/1975, die Gesamtzahl der den Freikirchen zugerechneten in Ungarn, auf circa 44- 45 000 Mitglieder.

Da ich schon mal die "Budapester Rundschau" zitiere, vielleicht auch noch die Ausgabe Nr. 16/1977. Darin wird mitgeteilt, dass der ungarische Staat, die circa 4 000 Mitglieder zählenden "Christgläubigen Nazarener", just (erst) 1977 staatlich anerkannt hatte. Jene "späte" Anerkennung basierte nicht zuletzt auf dem Problem, dass auch diese Religionsgemeinschaft Wehrdienst verweigert.
Man fand einen "Königsweg" dergestalt dass sie, Zitat: "anstelle Waffenausbildung und -dienst gesundheitliche, technische oder andere militärische Aufgaben verrichten."

Damit auch ja nicht zuviele in den Genuss dieses "Privilegs" kamen, vereinbarte man weiter, dass die Nazarener den Mitgliedern, die sich im Wehrdienstalter befanden, ausdrücklich "eine mit den Unterschriften von drei Kirchendienern versehene Bescheinigung geben" müssen.

Die genannten Zahlen verdeutlichen, dass christliche Kreise außerhalb der "Großkirchen", auch in Ungarn als numerisch klein eingeschätzt werden müssen. Das man ihnen demzufolge auch heute keine besonderen finanziellen Privilegien, wie in einigen anderen Ländern, zugestehen will.

Die Zeugen Jehovas, mit ihren derzeit rund 20 000 in Ungarn, dürften da wohl inzwischen etliche der anderen Freikirchen numerisch überflügelt haben.
Das der ungarische Staat eine geforderte Subvention in "Einzelfällen" jetzt verweigert, kann ich nur begrüßen. Der Kirche-Staat-Filzstaat Deutschland ist diesbezüglich wahrlich kein zu empfehlendes Vorbild.

Zum Thema Ungarn kann man auch vergleichen:

Forumsarchiv A165

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Geschrieben von Drahbeck am 22. September 2006 07:01:23:

Als Antwort auf: Re: 15. 9. 1956 (Vor fünfzig Jahren) geschrieben von Drahbeck am 15. September 2006 07:01:08:

J. F. Rutherford schrieb in dem 1928 erschienenen Buch „Schöpfung"
„Es ist zu erwarten, dass die von Menschen stammenden Theorien über die Erschaffung der Erde voneinander abweichen. Diejenige Theorie aber, die vernünftig erscheint und von der Schrift unterstützt wird, hat Anspruch auf eine unparteiische Prüfung. Alle Theorien, die sich nicht im Einklang mit der Heiligen Schrift befinden, können als nutzlos beiseite gelegt werden.

Es scheint, dass es der Plan Jehovas war, das Licht über sein großes Werk zum Wohle der Menschen erst vom Jahr 1874 n. Chr. an zunehmen zu lassen. In diesen Jahre war es auch, daß Isaak N. Vail zum ersten Mal seine Schrift betitelt 'Das Ringsystem der Erde' veröffentlichte. Der Titel nimmt Bezug auf einer Reihe aufeinanderfolgender ringförmiger Hüllen von Wasserdampf, die die erschaffene Erde umgeben haben und in verschiedenen Perioden auf sie nieder gefallen sein sollen.

Vor der Untersuchung des Berichtes der Heiligen Schrift sei hier nachfolgend eine kurze Zusammenfassung dieses Vail'schen Ringtheorie gegeben:
Die Erde war anfänglich eine glühendflüssige Masse, die wirbelnd durch den Raum rollte. Ihre gewaltige Eisenhitze trieb alle Dämpfe, Wasserdämpfe sowie auch metallische Dämpfe, aus ihrem Inneren heraus und ließen sie zum Himmel aufsteigen. Hitze und Zentrifigulkraft zusammen bewirkten, dass diese Dämpfe sich in entsprechender Entfernung am Himmel aufsammelten, und zwar besonders in der Äquatorgegend.

Diese rotglühenden Dämpfe enthielten alle auf der Erde bekannten schmelz- und verdampfbaren Mineralien. Als die Erde sich abkühlte, legten sich die schwersten dieser Dämpfe die der Erde am nächsten waren, wie Ringe um dieselbe, und die leichteren Stoffe bilden zahlreiche andere Dinge, jeweils ihrem Gewichte und ihrer Dichte entsprechend. Diese Ringe oder Gürtel waren voneinander getrennt und scharf begrenzt. Die Umdrehung der dem Polargürteln näher gelegenen Ringe war langsamer als die der Ringe am Äquator. Als diese aus Wasserdampf geformten und schwer mit Kohlenstoff geladenen Ringe allmählich abkühlten, kreisten sie immer näher die Erde, bis sie schließlich zusammenbrachen und niederfielen. Die, welche der Erde am nächsten und am schwersten waren, fielen zuerst herab und ließen die entfernteren und leichteren Ringe sich allein in ihren Bahnen weiter um die Erde drehen, aber Ring um Ring kühlte in bestimmter Reihenfolge ab und fiel hernieder.

Professor Vail urteilt weiter, dass der letzte dieser Ringe hauptsächlich aus Wasser bestand, während die andern Ringe große Mengen Kohlenstoff und mineralische Stoffe, die durch die große Hitze der Erde ausgeschieden wurden enthielten. Das Sonnenlicht, das durch die Ringe, welche wie ein Baldachin die Erde einhüllten, hindurchdrang, verursachte gewissermaßen ein Treibhauszustand, der an den Polen das Pflanzen und Tierleben genauso wie auf anderen Teilen der Erde gedeihen ließ. Diese Ringe, die die Erde umgeben drehten sich rascher als die Erde um ihre Achse, und der Abkühlungprozeß bewirkte, das sie zur gegebenen Zeit auf die Erde fielen. Der Einsturz des letzten dieser Wasserringe trat erst nach der Erschaffung des Menschen ein und brachte die große Flut in den Tagen Noahs.
(S. 29, 30)

Weiter Rutherford:
„Ein sehr starker Beweis wird durch Prof. Vail für die Tatsache erbracht, dass alle Planeten durch ein allgemeines und unbeugsames Gesetz gebildet wurden, und da wir jetzt den Saturn von Ringen umgeben sehen und auf den Uranus an seinen noch unvollendeten Ringsystem ferner sehen, müssen wir den Schluss ziehen, dass auch die Erde durch fortschreitenden und aufeinanderfolgenden Zusammenbruch wasserhaltiger Ringe entwickelt wurde.

Das Ringsystem über die Bildung der Erde wie es Professor Vail befürwortet, ist vernünftig. Diese Theorie wird durch die im Worte Gottes offenbarte Wahrheit unterstützt.
(S. 33, 35)

Weiter liest man im genannten Rutherford-Buch:
„In den letzten Jahren wurden Tiere, die nur in den tropischen oder warmen Gegenden leben, eingefroren im ewigen Eis des Nordens entdeckt. Sie hatten grünes Gras im Magen, was beweist, dass sie beim Fressen des grünen Futters von einem plötzlichen Tode erteilt wurden und dass ihr Tod durch die Kälte verursacht wurde. Auch die Reste eines Mastodons mit grünen Futter im Maule, sind im Eis eingebettet gefunden worden. Dies ist ein weiterer Beweis für die vorstehende Behauptung. Die Tatsachen im Naturgeschehen widersprechen sich nicht und erscheinen nicht lächerlich, wie es mit Bezug auf gewisse Gelehrte gesagt werden muss. Wenn immer ein sogenannter Weiser die Bibel missachtet begibt er sich in einer schlimmen Lage". (S 95)

Was jene Ringtheorie anbelangt, begegnet man ihr noch im 1943 (Englisch) und 1946 (Deutsch) erschienenen WTG-Buch „Die Wahrheit wird euch frei machen". Dort unter anderem in Form einer Zeichnung dargestellt.

Schon in den „Schriftstudien" Band 6, kam der genannte Herr Vail mit einem ausführlichen Zitat zu Wort. Dort wird er wie folgt zitiert:

„Nachdem Vorstehendes geschrieben wurde, zitieren wir aus dem „Scientific American" folgende kurzgefaßte Darlegung aus der Feder Professors Vails:
Das erfrorene Mammut.
An den Redakteur des Scientific American:
„Ich habe mit großem Interesse in Ihrer Ausgabe vom 12. April die Bemerkung über die kürzlich gemachte Entdeckung eines Mammutkörpers in Kaltlagerung gelesen, der von Dr. Herz in den eishaltigen Regionen Ostsibiriens gefunden wurde. Meines Erachtens ist das wichtiger auf dem Pfade der Geologie als 'ein Stein von Rosetta'. Es liefert das stärkste Zeugnis zur Unterstützung der Behauptung, daß alle Eisepochen und alle Überflutungen, die die Erde je sah, durch das fortschreitende und aufeinander folgende Sinken ursprünglicher Erddünste, die unseren Planeten umgaben, verursacht wurden, wie die Wolkendünste des Planeten Jupiter und Saturn noch heute jene Körper umgeben.
„Es sei mir gestattet, meinen Kollegen vom Fache der Geologie die Annahme vorzuschlagen, wonach Überreste dieser feuchten Erddämpfe sich noch in geologisch sehr neuer Zeit um die Erde herum befunden hätten, wie die Wolkendecke den Jupiter noch jetzt umgibt. Solche Dämpfe mußten hauptsächlich in den Polarländern, woselbst die Anziehung am stärksten und die Zentrifugalkraft am schwächsten war, sich sammeln und dann als gewaltige Eismassen auf die Erde fallen. Solange hingegen die Dampfschicht bestand und die Erde gleichsam überdachte, mußte sie das Klima bis in die Polargegend hinein mild machen, daß der Boden zu einer Weide für Mammute und ihre Verwandten werden konnte, -- es war gewissermaßen wie eine Gewächshauserde unter einem Gewächshausdach. Wenn dies zugegeben wird, so kann man die Größe und Wirksamkeit der eine Welt voll reichen Lebens vernichtenden Eis- und Schneemassen nicht begrenzen. Das Mammut scheint mit so vielen anderen, die man mit unverdautem Futter im Magen aufgefunden hat, zu beweisen, daß es plötzlich vom Eis verschüttet wurde. Das ungekaute Gras in seinem Maule ist davon ein unwiderleglicher Zeuge. Glauben wir diesem Zeugnis, so können wir dem Eis seine Herrschaft nachweisen; wir brauchen nicht mehr bei der unwissenschaftlichen Annahme stehen zu bleiben, die Erde sei kalt geworden, um ein Schneebild zu erhalten, sondern sie erhielt das Schneekleid und wurde kalt.

„Während der Feuerzeit verdampften die Ozeane samt einer ungeheuren Menge von Mineralien und Metallen, und wenn wir zugeben, daß diese Dünste in ein Ringsystem geformt waren und im Laufe der Zeitalter in großen Abschlägen niederfielen, und einige sogar bis in das Zeitalter des Menschen hinein sich um die Erde lagerten, so können wir uns viele Dinge erklären, die heute dunkel und verwirrend sind.
„Schon 1874 habe ich einige dieser Gedanken in Broschürenform veröffentlicht, und daß ich heute die Ringtheorie erwähnte, geschieht mit der Hoffnung, die Denker des zwanzigsten Jahrhunderts möchten sie sich ansehen.
ISAAC N. VAIL." (S. 22, 23)

Auch in der Buchausgabe des „Photo-Dramas der Schöpfung", lässt sich die Ringtheorie nachweisen. So unter anderem auf Seite 5 (und an weiteren Stellen).

Ebenfalls in der "Der Weg zum Paradiese" von W. E. van Amburgh, mit Vorwort von Rutherford

Nun widmet sich „Erwachet!" vom 22. 9. 1956 in einem „Ein sonderbarer Planet. Der Saturn" betitelten Artikel erneut der Ringtheorie. In diesem Artikel findet sich auch der zustimmbare Satz:

„Natürlich ist der Saturn weit entfernt, unsere Kenntnis ist beschränkt, und bestimmt werden wir in Zukunft noch mehr hinzulernen."

Es wäre angemessen gewesen, hätte Rutherford schon ähnliches geäußert. Hat er aber nicht. Er stellte seinerzeit die Ringtheorie als für Gläubige unumstößlich hin. Es ist interessant zu registrieren, dass in dem genannten „Erwachet!"-Artikel die Vail'sche Ringtheorie nunmehr zum „Abschuss" freigegeben wird. „Erwachet!" schreibt:

„Im Jahre 1796 stellte Laplace die Nebeltheorie auf, um die Entstehung der Planten zu erklären. Er wies auf das Ringsystem des Saturns hin als Beispiel dieser Möglichkeit. Man glaubte, daß ebenso, wie Schmutz von dem Rand eines rotierenden Rades geworfen wird, wenn es schnell genug rotiert, auch Materie von der Sonne weggeschleudert wurde. Während sich die Sonne weiter zusammenzog, sammelte sich die hinausgeschleuderte Materie und kühlte ab, um so die Planeten zu bilden. W. M. Smart schreibt jedoch in seinem Buche 'The Orgien of the Earth' (der Ursprung der Erde), herausgegeben im Jahre 1951:

„Trotz des anscheinenden Erfolges - indem einige Hauptmerkmale unseres Planetensystems dadurch erklärt werden können - wird die Nebentheorie heute vollständig verworfen, zumindest, was die Entstehung der Planeten und Satelliten betrifft."

In seinem Buch 'The Earth's Annular Systems' (Das Ringsystem der Erde) wies Isaac N. Vail im Jahre 1902 auf die Ringe des Saturns hin, um zu beweisen, wie der Schöpfungsvorgang bezüglich der Erde vonstatten ging. Als die Erde noch ein glühender Ball war, stieß sie. so behauptet er, wie der Saturn, Feuchtigkeit und andere Stoffe in Form von Dampf aus, der im Raum schwebend mit der Erde rotierte, um später, als die Rotation verlangsamt wurde, wieder auf die Erde niederzugehen. Daß solch eine Hülle aus Dampf durch die Macht Gottes über der Erde gehalten wurde, wird in der Heiligen Schrift gezeigt; jedoch gibt es keinen Beweis, daß die Hülle jemals die Form eines Ringes hatte, und die Wissenschaft behauptet, daß der Planet Saturn keine Veranschaulichung dieses Vorgangs gibt."

Sicher ist es zu akzeptieren, wenn sich auch die WTG in naturwissenschaftlichen Fragen revidiert. Was das Unfaire an der ganzen Sache ist, stellt jedoch der Umstand dar, dass seitens der WTG, auch nicht andeutungsweise (nach dieser Korrektur) auf die vollmundigen Thesen zu Russell und Rutherford's Zeiten eingegangen wird. Es ist also wieder einmal das berühmte „Man hat geglaubt". Wer dieses „Man" in Sonderheit war, wird geflissentlich unterschlagen!

Noch eine Abwandlung der Ringtheorie

A(ugust) Fetz, dessen Bibelforscher bezügliches Buch aus dem Jahre 1925 man berechtigterweise, heutzutage tunlichst nur „mit der Kneifzange anfasst". Fetz war einer der zeitgenössischen Verschwörungtheoretiker (eine Spezies, es sei beklagt, die auch heute noch nicht „ausgestorben" ist). Unter den zeitgenössischen Verschwörungstheoretikern mit Bibelforscher-Bezug (es gab noch ein paar mehr von der üblen Sorte), war Fetz vielleicht gar der „ungekrönte Papst". Damaliges „Hauptverschwörungsthema" (wirklich nur damaliges? Da wäre ich mir nicht im entferntesten sicher) waren „die Juden".

Den Holocaust in der realen Form kannte man zwar um 1925 noch nicht; dieweil zeitlich später einzuordnen. Aber das es diesen dann gab. Mit Sicherheit hat auch Hetzer Fetz, seine nicht unwesentlichen Vorläuferdienste dabei geleistet. Da „Differenzierungen" für alte und neue Verschwörungstheoretiker ein Begriff „von einem anderen Stern" sind, mit dem sie überhaupt nichts anzufangen wissen. Da dies nun mal so ist, braucht man sich denn auch nicht zu wundern, dass Fetz „praktischerweise", die verhassten Bibelforscher zugleich in die „Judenschublade" mit hinein tat. Die war zwar keinesewegs „leer". „Bolschewisten" und andere Schreckgespenster, befanden sich dort schon. Aber auf ein „Schreckgespenst" mehr kam es den deutschnationalen Machern auch nicht mehr an. So landeten die „Judenfreunde" „Bibelforscher" (man denke nur an ihre Bücher „Die nahe Wiederherstellung Israels" (Russell), oder „Trost für die Juden" (Rutherford)) eben auch in dieser Schublade. Das sie dort landen konnten. Unzweifelhaft hat die WTG, wie diese Buchtitel schon verdeutlichen, es ihnen dabei leicht gemacht.

Was war denn der Herr Fetz noch? Im Hauptberuf ein stramm deutschnationaler Schuldirektor. Wenn die Bibelforscher in ihrer „Anklage gegen die Geistlichkeit" selbiger unter anderem vorwarfen, die Jugend in die Schützengräben des ersten Weltkrieges „hineingepredigt" zu haben, dann kann man sich sehr wohl auch Herrn Fetz bei dieser Tätigkeit plastisch vorstellen.

Offenbar aber hat sie ihn wohl nicht ganz „ausgefüllt", so das er sogar noch Zeit und Muße fand, sich dem Bibelforscherthema zu widmen. Einiges las er dazu. Aber auch „Stippvisiten vor Ort" gönnte er sich. Es wäre wohl etwas zu einfach, einen „gestandenen Schuldirektor" wie Herrn Fetz als „Milchmädchen" zu bezeichnen. Obwohl seine Logik nicht selten dazu animieren würde. Also wenn ich seine Grundsatzthesen nicht im entferntesten teile, so komme ich andererseits aber auch nicht umhin, auch die Ergebnisse seiner „Stippvisiten" bei den Bibelforschern zur Kenntnis zu nehmen. Und bei einer solchen registrierte er einen durchaus interessanten Aspekt. Der wiederum steht im Kontext zur bereits erläuterten „Ringtheorie". Er ist zugleich auch ein Zeugnis (analog auch zur Technikeuphorie der „Bibelforscher"), das einmal mehr aufzeigt, wie die denn zeitgenössisch so zu „ticken" pflegten.

Herr Fetz weiß als Zeitzeuge über das Resultat einer seiner „Stippvisiten" bei den „Bibelforschern" zu berichten:
„Wie wir neuerdings durch die Bibelforscher Redner erfahren, wird ein um die Erde liegender Elektrizitätsringing (den Saturnringen ähnlich) platzen und der Erde paradiesische Fruchtbarkeit ermöglichen. Als Beweis, dass die große Fruchtbarkeit überhaupt möglich sei berichtet ein Bibelforscher-Redner im Jahre 1923 im Bremerhafen, dass es schon jetzt einen Gelehrten gelungen sei unter dem Einflusse der Elektrizität eine Bohne zu züchten, an der sich 17 Personen hätten satt essen können." (Fetz S. 59).

Das Fetz sich seine Aussage keineswegs "aus den Fingern gesogen", sondern dass reale Vorstellungen und Diskussionen in Bibelforscher-Kreisen dahinter stehen, verdeutlicht (auch) jene Leserfrage, welche man in (der Schweizer Ausgabe) des "Goldenen Zeitalters" vom 15. 10 1923 lesen konnte (S. 31). Dort wurde angefragt:
"Wann denken Sie, dass der kürzlich im 'G.Z.' erwähnte elektrische Ring einstürzen wird?
Antwort: Die Bibel gibt hierüber keinerlei Auskunft. Im Zusammenhang mit den vorausgegangenen Betrachtungen über diesen elektrischen Ring möchten wir annehmen, dass dieses Ereignis stattfindet, wenn die weltenweite Drangsal, von der die Heilige Schrift spricht, ihren Höhepunkt erreicht haben wird."

Nun ja, da fällt einem unwillkürlich auch der „Wunderweizen" wieder ein, über den ebenfalls zeitgenössisch erstaunliches berichtet wurde.

Herrn Marley Cole indes scheint diese Euphorie in Sachen „Wunderweizen" schon nicht mehr beeindruckt zu haben, denn er müht sich in seinem ZJ-bezüglichen Buche, eben jenem „Wunderweizen" als eine nicht mehr reproduzierbare „Mutation" wegzuerklären. So haben diese „Wunder" wieder einmal einen bemerkenswert kurzen Zerfallswert!

Geschrieben von Drahbeck am 22. September 2006 07:14:25:

Als Antwort auf: Re: 22. 9. 1956 (Vor fünfzig Jahren) geschrieben von Drahbeck am 22. September 2006 07:01:23:

Dokumentation:

Artikel: "Die Ringe der Erde" in "Das Goldene Zeitalter" (Ausgabe Barmen), 15. 4.1923

Von manchen Forschern unserer Tage wird angenommen, unsere Erde sei während der 42.000 Jahre ihrer Zubereitung von einer Anzahl ringartiger Formationen bestehend aus Kohlenstoff, Dunst, Gasen, Dampf etc. umgeben gewesen. Unter dem Einfluß der Abkühlung verringerte sich die Rotationsgeschwindigkeit an der Peripherie, sodaß die Ringe sich immer völliger um unseren Planeten schlössen, bis im Laufe langer Epochen einer nach dem ändern einstürzte, was große Überschwemmungen und klimatische Veränderungen zur Folge hatte.. Die aus schwerer Materie — wie z. B. Kohlenstoff und schwerere Gase — bestehenden Ringe stürzten, weil sie sich der Erde am nächsten befanden, zuerst ein, die leichteren später. Auf diese Weise bildeten sich die verschiedenen Erdlagen, Felsgestein, Kohle, Mineralien usw. Der letzte dieser Ringeinstürze verursachte die zu Noahs Zeit stattfindende Sintflut mit ihrem urplötzlichen klimatischen Wachsel.

Es gibt zahlreiche geologische Beweise für die Richtigkeit dieser sogenannten Ringtheorie. Und nicht nur diese geologischen Zeugnisse besitzen wir, sondern selbst zwei stumme, himmlische Zeugen — Jupiter und Saturn — bestätigen und demonstrieren uns diese Ringtheorien.

Da die Erde sich noch immer in einem gewissermaßen unvollendeten Zustand befindet, so dürfen wir logischerweise den Schluß ziehen, daß der Entwicklungs- oder Schöpfungsprozeß fortschreitet, und daß noch andere Ringe die Erde umgeben, die zur bestimmten Zeit einstürzen und erstaunliche Folgen und Veränderungen auf unserem Planeten nach sich ziehen werden.

Angestellte Untersuchungen weisen das Vorhandensein drei unterschiedlicher Sphären, die mit Ringen verglichen werden können, in unserer gesamten Atmosphäre nach. Daß es in der oberen Luftschicht einen besonderen mit Elektrizität geladenen Ring gibt, wird aus einigen merkwürdigen Erscheinungen bei Radium-Signalen geschlossen.

Mit besondern Instrumenten können die unteren Schichten der Atmosphäre erforscht werden, indes die obern Regionen durch Beobachtung der Berührungsstrahlen der untergehenden Sonne untersucht wurden.

Die drei Schichten der Erdatmosphäre heißen Troposphäre, Stratosphäre und Coronium. Die 11 Kilometer hohe Troposphäre liegt direkt über der Erde. Sie enthält 79 Volumenteile Stickstoff und 21 Volumenteile Sauerstoff. Bis zu 10 Kilometer Höhe nimmt die Temperatur mit jedem Kilometer 5 Grad und beim 11 Kilometer sogar 9 Grad ab; von da ab bleibt sie mit — 55 Grad für die höheren Lagen beständig. Die Troposphäre erweist sich als ein schlechter elektrischer Konduktor, dafür als ein um so besserer Isolator.

Die Stratosphäre dehnt sich vom 11. bis zum 75. Kilometer aus. In ihr nimmt der atmosphärische Druck so stark ab, daß sie sich besonders als elektrischer Konduktor eignet, daher auch ihr Name: der „Elektrische Ring". In dieser Schicht hat sich das Verhältnis zwischen Stickstoff und Sauerstoff verschoben; das leichtere Stickstoffgas nimmt zu, indes das erheblich schwerere Sauerstoffgas mit der Höhe volumetrisch abnimmt. Vom 74. Kilometer an verschwindet es gänzlich, so daß die Atmosphäre von da an nur noch aus Stickstoff besteht. Vom 74. bis 75. Kilometer erscheint Wasserstoffgas (das bekanntlich leichteste von allen Gasen), und vom 75. Kilometer an aufwärts enthält die Atmosphäre ausschließlich nur noch das letztere (Hydrogen). Der Stickstoffgürtel (bis zu 74 Kilometer Höhe) ist im Vergleich mit dem Wasserstoffring, der 220 Kilometer hoch ist, nur schmal. Auf der Sternwarte in Zürich wird die Atmosphäre auf 550 Kilometer Höhe angegeben. Außerhalb des Coroniums befindet sich der leere Weltraum. Wenn die letzten Sonnenstrahlen am Abend diesen durcheilen, so verliert der Himmel seine blaue Farbe, weil die Wasserstoffatome, welche die kurzen Lichtwellen brechen, fehlen.

Diese die Erde umgebenden Ringe greifen nicht ineinander, sondern sind vielmehr scharf voneinander abgegrenzt; daher auch ihre ringartige Gestalt.

Aus den Untersuchungen geht hervor, daß Stürme, Zyklone, Regen, Schnee etc. nur in der Troposphäre, einer im Verhältnis zur Erde sehr dünnen Schicht, vorkommen. (Hätte die Erde die Größe einer Orange, so wäre die Troposphäre etwa stark wie das die Orange umhüllende Papier.) Es besteht kein Zweifel, daß in kommenden Zeiten unser Planet noch gewaltige Veränderungen erfahren wird, die mit der Aufrichtung des Goldenen Zeitalters in engem Zusammenhang stehen.

Ein Großteil der Wissenschaftler glaubte sich berufen, einen unüberbrückbaren Gegensatz zu konstruieren zwischen dem in erhabener Einfachheit entworfenen Schöpfungsbericht der Bibel und den Resultaten der exakten Wissenschaft. Wenn wir die Dinge genau und vorurteilslos betrachten, so gewahren wir, daß die Bibel nichts über die Bildung der Erde selbst berichtet. Sie sagt uns nur, daß die Erde im Anfang war — „wüste und leer". Es waren auf ihr weder Berge noch Täler, weder Flüsse noch Ozeane, weder Pflanzen noch Tiere. Aber die Erde war da. Es wird nicht gesagt, wie lange zuvor sie geschaffen worden sei. Den Bericht den l. Mose l von den Schöpfungstagen gibt, bezieht sich nicht auf die Konstruktion unseres Erdballs, sondern auf seine Instandsetzung als menschliche Wohnstätte.

Es gibt verschiedene Theorien darüber, wie die Erde ihre jetzige Gestalt gewann. Wir folgen derjenigen, die mit der Bibel am engsten im Einklang steht. Es ist die sogenannte Valianische Theorie. Sie geht, wie oben erwähnt, von der Annahme aus, daß Ringe wie beim Saturn und Gürtel wie beim Jupiter die Entwicklung der Erde als Planet illustrieren.

Die Erde befand sich einst in glühendem Zustande, wie dies an den Gesteinen der azoischen oder unbelebten Periode zu erkennen ist, die zwar in der Bibel nicht erwähnt, von der Wissenschaft aber so bezeichnet wird. Als die Erde glühend war, wurden Wasser und Mineralien in gasförmiger Gestalt weithin abgestoßen. Nach deren Abkühlung und Formierung bildeten sie in einer gewissen Entfernung große Ringe um die Erde.

Allmählich wich die Rotation der Ringe von derjenigen der Erde ab, und zwar in dem Verhältnis ihrer Entfernung von dem Mittelpunkte der Schwerkraft. Diese Wasser- und Mineralringe wurden durch die am Äquator besonders starke Zentrifugalkraft von der Erde abgehalten.

Es gibt Gelehrte, welche in diesem Zusammenhang behaupten, daß in Kürze der oben besprochene elektrische Ring ebenfalls einstürzen werde, und daß dann durch dessen Einsturz in wenigen Jahren Gärung, Mikroben und Parasiten zerstört und Pflanzen und Tiere außerordentlich begünstigt werden würden.

Dürften wir nicht annehmen, daß der große Lenker des Universums all diese Dinge vorbereitet hat, um zur gegebenen, von ihm vorgesehenen Zeit, auch auf unserem Planeten Zustände zu schaffen, die dem Menschen ein ideales und glückliches Dasein ermöglichen?
R. H. L.

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Artikel: "Der Schöpfungsbericht der Erde" in: "Das Goldene Zeitalter" (Barmen) 1. 6. 1923

Die biblische Schöpfungsgeschichte berichtet nichts über die Bildung der Erde selbst. Sie sagt nur, daß die Erde "im Anfang war" — "wüste und leer". Es waren auf ihr weder Berge noch Täler, weder Flüsse noch Ozeane, weder Pflanzen noch Tiere. Aber die Erde war da. Es wird nicht gesagt, wie lange Zeit zuvor sie geschaffen worden sei. Der Bericht, den 1. Mose 1 von den Schöpfungstagen gibt, bezieht sich nicht auf die Konstruktion unseres Erdballs, sondern auf seine Instandsetzung als menschliche Wohnstätte.

Es gibt verschiedene Ansichten darüber, wie die Erde ihre jetzige Gestalt gewann. Am engsten mit der Bibel im Einklange steht die sogenannte Valianische Theorie. Sie geht von der Annahme aus, daß Ringe wie beim Saturn und Gürtel wie beim Jupiter die Entwicklung der Erde als Planet bewirkten.

Die Erde befand sich einst in glühendem Zustande, wie dies an den Gesteinen der azoischen oder unbelebten Periode zu erkennen ist, die zwar in der Bibel nicht erwähnt, von der Wissenschaft aber so bezeichnet wird. Als die Erde glühend war. wurden Wasser und Mineralien in gasförmiger Gestalt weithin abgestoßen. Nach deren Abkühlung und Formierung bildeten sie in einer
gewissen Entfernung große Ringe um die Erde.

Allmählich wich die Bewegung dieser Ringe von derjenigen der Erde ab, und zwar in dem Verhältnis ihrer Entfernung von dem Mittelpunkte der Schwerkraft. Diese Wasser- und Mineralringe wurden durch die am Äquator besonders starke Zentrifugalkraft von der Erde abgehalten. Die über den Wassern "schwebende" oder "brütende" Kraft Gottes entwickelte ein Licht, das möglicherweise der Aurora Borealis (Nordlicht) entsprach, aber kein Sonnenlicht war, denn die Sonne erschien nicht vor dem vierten Tage.

Es werde Licht! Und es ward Licht" (l. Mose 1:3). Diese Worte stellen also, kurzgefaßt, daß Resultat einer längeren Zeitperiode dar, genannt der "erste Tag". Dies heißt nicht, daß Gottes Wort nicht genügt haben würde, irgend ein Wunder zu bewirken, sondern Gott zieht es vor. seine herrlichen Vorsätze auf natürlichem Wege hinauszuführen.

Es gibt Gelehrte, welche behaupten, daß die Erde von noch einem Ringe umgeben sei, nämlich von einem elektrischen Ringe, durch dessen Einsturz in wenigen Jahren Gährung, Mikroben und Parasiten zerstört und Pflanzen und Tiere außerordentlich begünstigt werden würden.
Pax.
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Artikel: "Ein Festessen von einer einzigen Bohne. Zeichen des Anbruchs einer besseren Zeit. Ungeahnte Fruchtbarkeit im Goldenen Zeitalter"; in: "Das Goldene Zeitalter" (Bern) 1. 3. 1923
Siebzehn Personen haben sich vor kurzem von einer von einer einzigen Bohne satt gegessen. Dieses wirklich erstaunliche Festessen wurde auf einem amerikanischen Gut veranstaltet, und die Mammut-Bohne stammte von einem Dr. Briant, der Versuche anstellt, mit Radium riesige Gemüse zu züchten. Er hat dabei, wie wir einem amerikanischen Blatt entnehmen, die erstaunlichsten Ergebnisse erzielt, sowohl was die Schnelligkeit wie die Größe des Wachstums bei Gemüsen anbetrifft. Es gelang ihm, Bohnen zu erzielen, von denen eine 23 Pfund wog. Diese Bohnenungeheuer sind langgestreckt in der Form und liefern ein köstliches Mahl. Aus einer solchen Bohne veranstaltete Briant nun sein Festessen, indem er sie in drei Teile teilte. Jedes Bohnenstück wurde auf besondere Weise zubereitet, und diese drei Gerichte bildeten nun den Speisezettel des Essens, an dem 17 Personen teilnahmen und satt wurden.

Ähnliche großartige Erfolge wurden bei anderen Gemüsen erzielt. Kohlköpfe mit einem Umfang von 18 Fuß, Äpfel, so groß wie Fußbälle, Kürbisse, so gewaltig, daß sie nicht durch eine gewöhnliche Türe hindurchgingen — das sind so einige Beispiele von den Pflanzenwundern, die der Amerikaner in seinem Zaubergarten mit Hilfe des allmächtigen Radiums hervorgebracht hat.

Und da gibt es immer noch Menschen, die bezweifeln, daß Raum und Nahrung genug sein werde im Goldenen Zeitalter für alle Geschlechter der Erde?

Und ist die Tatsache, daß solche wunderbare Erfolge in der Früchte- und Gemüsekultur heute schon in Erscheinung treten, nicht ein neuer Beweis, daß wir im Anbruch des Goldenen Zeitalters leben?

Es sind der Redaktion des "Goldenen Zeitalters" auch´hochinteressante Angaben über Wunder-Weizen-Kulturen zugegangen, die wir in einer der nächsten Nummern veröffentlichen werden."

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Geschrieben von Drahbeck am 01. Oktober 2006 04:30:36:

Als Antwort auf: Re: 22. 9. 1956 (Vor fünfzig Jahren) geschrieben von Drahbeck am 22. September 2006 07:14:25:

Noch im Rutherford-Buch „Religion" (etwa in dessen 1. Kapitel) vertrat die WTG die These:

„Gog, der oberste Befehlshaber Satans, nimmt einen ähnlichen Platz ein wie Jesus Christus, der Fürst, Herrscher oder König der großen theokratischen Regierung."

Das Thema „Gog" fand sich breit dargestellt, auch auf den WTG-Kongressen des Jahres 1953 wieder. Dazu wurde schon einmal notiert:

„Jener Kongress von 1953 erstrahlte wieder einmal mit "neuem Licht". Unter der Überschrift "Die Neue-Welt-Gesellschaft vom fernen Norden her angegriffen" liest man etwas zur Auslegung des biblischen Begriffes "Gog von Magog". Alsbald wurde den Zeugen Jehovas eingetrichtert. Nicht wie früher ein konkret benannter Gegner sei dieser Gog. Sondern einer der mehr nebulösen Art.

Das 1958 in Deutsch erschienene WTG-Buch "Auch du kannst Harmagedon überleben und in Gottes neue Welt gelangen", greift diese Auslegung auf. Sinn der Verkündigung auf dem 1953er Kongress war es, die vorher personifizierten WTG-Auslegungen zu diesem Thema, zu den Akten zu legen. Über die Vorgeschichte dieser Doktrin berichtet die genannte "Wachtturm"-Ausgabe (vom 1. 12. 1953) ...

(In den „Schriftstudien" Band 4) Im 11. Kapitel dieses Buches wurde dargelegt, dass die im Lande Palästina wiederhergestellte Nation Israel das Ziel des Angriffs Gogs sein werde, und auf Seite 554 (engl. Ausgabe) heisst es: 'Israel wird schliesslich von Heerscharen unbarmherziger Plünderer belagert werden, die vom Propheten als die Horden von Gog und Magog (Hes. 38) bezeichnet werden, und groß wird die Bedrängnis des wehrlosen Israel sein.' (deutsch siehe S. 429). ...

Das Rutherford-Buch „Rechtfertigung" Band 2 (1932 erschienen) schrieb zum Thema:
„Der mächtigste Teil der satanischen Organisation auf der Erde ist das Großgeschäft. Die Prophezeiung scheint daher die satanische Organisation auf der Erde, deren führender Bestandteil das Großgeschäft ist, darzustellen, ferner auch andere Teile dieser Organisation unter der Oberaufsicht Gogs, des Fürsten der Organisation des Teufels, und zwar jenes Teiles dieser Organisation, der sich mit den Angelegenheiten der Erde befasst. Diese alle verschworen sich gegen Jehovas Volk, und Gog ist der Leiter bei der Ausführung er Taten, die dieses Komplott offenkundig dartun. Die Verschwörer bestehen sowohl aus gesetzlosen Engeln, wie auch aus gottlosen Menschen. Die Weissagung zeigt, daß Gog eine große Heeresmacht unter sich hat, die in ihrer Habgier die Hilflosen beraubt und ausplündert und die scheinbar Schutzlosen verfolgt..- (38;4,11,12) ...

Da das Großgeschäft seinen Hauptsitz in der siebenten 'Weltmacht hat, so wäre die Bezeichnung "Rösch", was Haupt bedeutet, wohl auch auf die siebente Weltmacht anwendbar, nämlich auf Britanien, das nördlich vom Heiligen Lande liegt und' die Nationen der Erde beherrscht. Es mag daher erwartet werden, daß die Verschwörung gegen. Gottes Volk, die Satan ausgeheckt hat und durch seinen Fürsten Gog in Szene gesetzt, durch die Verübung von offenkundigen Handlungen im Gebiet des siebenten Weltreiches eingeleitet werden und sich nach allen Teilen der Erde, wo Gottes Volk sich aufhält, ausbreiten würde." (S. 314, 315)

Auch das genannte Buch „Auch du kannst Harmagedon überleben ..." meinte:

„Die Zeit des Endes" nähert sich schnell ihrem Abschluß. Gegen ihr Ende hin ist ein Generalangriff auf die Neue-Welt-Gesellschaft zu erwarten, nämlich der Angriff des symbolischen Gog vom Lande Magog, von dem vor langer Zeit prophezeit wurde, daß er am Ende der Tage oder in den letzten Tagen" erfolgen werde. Es wird deutlich gesagt, daß Gog es mit seinem Angriff direkt auf die Glieder des wiederhergestellten Überrests des Volkes Jehovas abgesehen hat, denen ihrerseits geboten worden ist, Gog in Kenntnis zu setzen, daß Jehova Gott ihm widerstehen und vor ihren Augen seine Vernichtung herbeiführen wird."

Der „Wachtturm" vom 1. 10. 1956 (unter anderem mit einem „Jehovas Botschaft gegen Gog von Magog" überschriebenen Artikel, reflektiert erneut darüber. Gemäß diesem WT-Artikel sei nunmehr „Gog" nicht mehr, wie zu Rutherford's Zeiten ausgesagt „der oberste Befehlshaber Satans". Nein, nunmehr sei es Satan selbst.

Es ist eigentlich müßig diesen wechselnden WTG-Auslegungen besondere „Bedeutung" beizumessen. Es sei nur noch angeführt, zu welchem Resultaten, andere bei diesem Thema gelangt sind.

In einer auch im Internet zugänglichen Wissenschaftlichen Hausarbeit zur Ersten Staatsprüfung aus dem Jahre 1998 für das Lehramt an Haupt- und Realschulen. angefertigt im Fachbereich 01 der Universität Gesamthochschule Kassel Erziehungswissenschaften - Humanwissenschaften Studienbereich: Religionswissenschaften - (Kath. Theologie-
(Man vergleiche dazu: http://www.hausarbeiten.de/suchmaschine?searchstring=21058&search=id_autor&page=0 ) mit dem Titel:
„Der Mensch zwischen Weltuntergang und Heiligem Jahr Theologische Reflexionen zur Jahrtausendwende" kommt dessen Autor (Marcus C. Leitschuh) auch auf die Zeugen Jehovas zu sprechen. Was er zu letzteren auszusagen weiß, hält sich aber mehr in dem Bereich der Allgemeinplätze, wenn er über sie schreibt:

„Die bekannteste Gruppierung mit Weltuntergangsdaten sind die "Zeugen Jehovas". 1914, 1918, 1925 und zuletzt 1975 stand für sie die in der Johannes-Apokalypse angekündigte Schlacht Harmagedon bevor. Einzige Überlebende wären 144000 "Zeugen Jehovas", die von den "Fürsten" Abraham, Jakob, Isaak und David in einem 1000jährigen Paradies auf Erden regiert würden. Als die Vorhersage des Gründers Charles T. Russel 1914 nicht eintrat, wurde die vollständige Weltveränderung mit der Absetzung aller weltlicher Regierungen, der sichtbaren Regentschaft Jesu Christ in einem tausendjährigen Friedensreich zweimal verschoben. Es gilt momentan die Auffassung, daß die Generation, die 1914 erlebt habe, diesen Zeitpunkt noch erleben würde, später dahingehend präzisiert, daß es sich um die damals mindestens 12jährigen handele. Auch wenn der Weltuntergang von den "Zeugen" nicht mehr terminiert wird, so steht er doch letztlich auch als Motivation für die umfangreichen Missionierungsversuche "unmittelbar bevor", zumal das Wachstum der Sekte verschiedentlich mit der weltweiten Krisenstimmung in der zweiten Jahrhunderthälfte in Verbindung gebracht wurde."

Herr Leitschuh kommt aber auf weitere Endzeiterwartungen mit zu sprechen. Unter anderem die um die erste Jahrtausendewende. Da er nun auch die „eschatologischen" Tendenzen für das Jahr 2000 im Blick hat, bietet sich dieser Rückblick auf das Jahr 1000 durchaus mit an. Und dabei weis er unter anderem zu berichten:

Wie sah es nun um das Jahr 1000 nach Christus wirklich aus? Die Jahre zur Jahrtausendwende wurden begleitet von klimatischen Unregelmäßigkeiten. So gingen 987 sintflutartige Regenfälle nieder, wurden Ernte, Mensch und Vieh vernichtet. Im nächsten Jahr machte nach Aussage der Chronisten glühende Sonne furchterregenden Stürmen Platz. Herbststürme vernichteten 992 in Italien und Deutschland die Ernte, es folgten zwei frühe Wintereinbrüche und schwüle Sommer. Auf der anderen Seite haben Wissenschafter z.B. durch Untersuchungen fossiler Pollen herausgefunden, daß sich abgesehen von regionalen Katastrophen das Klima insgesamt verbessert hatte, das Leben angenehmer wurde, wodurch eine geringere Kindersterblichkeit, größere Familien und höhere Lebenserwartungen möglich wurden. Es war offensichtlich so, daß die Chronisten in ihrer Zeit mehr von regionalen Beschreibungen gefangen waren und alle Entwicklungen vor dem terminierten Jahrtausendwechsel gemacht wurden.

954 wollte Adso mit seinem "Libellus de Antichristo" die Königin Gerberga beruhigen und bestritt alle gegenwärtigen Strömungen, die das Kommen des Antichristen prophezeiten. Authentisch ist ein Briefwechsel erhalten, der sich auf die Jahrtausendwende bezieht. Geschrieben von einem unbekannten Mönch aus Saint-Germain an den Bischof von Verdun. In dem Brief wird geschildert, daß man in Lothringen vor der Jahrtausendwende keine Probleme mit der bisher ausgebliebenen Wiederkunft Jesu Christi habe, wohl aber, daß die Mönche sich kurz vor dem Ende der Zeiten sähen. Und sie erspähen auch deutliche Zeichen: Der Sieg der Ungarn über Otto den Großen (955 n. Chr. auf dem Lechfeld) wird von den französischen Mönchen als deutliches Zeichen gewertet, die Ungarn als die apokalyptischen Völker Gog und Magog gedeutet. ...

Außerdem sollen sich in Lothringen Gerüchte verbreitet haben, daß die Erde 992 unterginge, weil Mariä Verkündigung und Karfreitag (Empfängnis und Tod) zusammenfielen. Der burgundische Mönch Rodulf Glaber interpretierte ebenfalls die Bibel als Katastrophenbericht und formte so den Mythos des "Schreckensjahr 999". Fried hat auch noch weitere Belege für die Erwartung des Endgerichtes im Jahr 1000 gefunden. So wurden in Lothringen z.B. ein Erdbeben, ein Komet, ungewöhnliche Helligkeit der Sonne, als gewisse Zeichen gesehen. Die zunehmenden "guten Werke", erstaunlich viele Abschriften der Offenbarung des Johannes, die Zunahme der Zahl der Apokalypse-Fresken in Kirchen, Wallfahrten über lokale Reliquienstätten hinaus, z.B. nach Jerusalem und Saniago de Compostela, Schuldenerlasse, Amnestie, mit Büßern überfüllte Kirchen deuten ebenfalls auf diese Erwartung hin. Klöster erhielten Schenkungsurkunden mit den Worten "Mundi terminum appropinquante - Appropinquante etenim mundi terminis et ruinis crescentibus" ("Während das Ende der Welt naht - Während nämlich das Ende der Welt naht und die Unglücke zunehmen").

Diese wiederholt auftretende Formulierung mag auf apokalyptische Ängste deuten, doch traten diese Urkunden weit häufiger nach dem Jahrtausendwechsel auf als zuvor. Sie sind also allenfalls Dokumente der permanenten Angst, als daß sie eine Verbindung zur Silvesternacht 999/1000 herstellen. Von einer Massenhysterie, wie sie Charles Berlitz aus heutiger Sicht beschreibt, kann wohl nicht gesprochen werden, allenfalls von einer "Beunruhigung".

Vor der Erwartung des Weltendes mußten sich zwangsläufig die Naturdeutungen in die erwarteten Zeichen der Apokalypse einreihen. Einen vergleichbaren Widerspruch finden wir auch in den politischen und sozialen Entwicklungen. So sind sich Philologen, Archäologen und Klimatologen darin überein, daß das Jahr 1000 den romantischen Vorstellungen und nicht der Realität entsprach: Epidemien suchten Europa um die Jahrtausendwende weit weniger heim, als dies noch zuvor z.B. im 6. Jahrhundert und später zwischen dem 14. und 17. Jahrhundert der Fall war. Ebenso verhielt es sich zumindest im Westen mit der Lepra: Kranke mit farbigen Bandagen, roten und gelben Abzeichen und Klappern prägten zu anderen Zeiten das Bild. - Zeitgenössische Begriffe wie pestis und pestilentia sind vielmehr Oberbegriffe unterschiedlichster epidemischer Infektionen. Lungen- oder Leistenpest waren damit nicht automatisch gemeint. Weit mehr kam die "Antoniusfeuer" genannte Epidemie "mal del ardents" vor, die 952, zwischen 994 und 997 und dann erst in den 50er Jahren des jungen Jahrtausends in Frankreich und Deutschland ausbrach und durch ihre brennenden Ausschläge an die Qualen der Hölle denken ließen.

Viel realistischer wurden die apokalyptischen Erwartungen 1260 und 1533, als Reformation, Hungersnöte, Krieg und Pest die Menschen verunsicherten, was der überzeugte Lutheraner Michael Stiefel in Lochau gekonnt predigte. Erst lange nach dem Millenium kam es zu wirklich apokalyptischen Massenbewegungen, so im 11. Jahrhundert mit dem Aufruf zum ersten Kreuzzug oder Armutsbewegungen und Häretikern. Die Historiker sind sich nahezu einig, daß das beschriebene Heulen und Zähneknirschen um die Jahrtausendwende mehr "Projektion der Alpträume späterer Generationen auf die Vergangenheit" sind. Um so euphorischer waren die Jubelstürme, als weder der Antichrist noch der Heiland in der Silvesternacht 999 erschien, vielmehr alles beim Alten blieb, was für die Menschen damals Leben bedeutete. Der Nacht folgte in Rudolf Glabers Beschreibung die Morgendämmerung, wie ich sie schon am Anfang zitiert habe."

Rekapitulieren wir noch einmal. Also zeitgenössisch wurde "Gog von Magog" schon mal auf die "Ungarn" ausgedeutet. Das ist eben das Charakteristikum solcher Auslegungen. Sie werden - je nach Bedarf - hin- und hergezerrt. Sie sind nicht das Papier wert, auf dem sie geschrieben sind!

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Geschrieben von Drahbeck am 08. Oktober 2006 04:39:48:

Als Antwort auf: Re: 1. 10. 1956 (Vor fünfzig Jahren) geschrieben von Drahbeck am 01. Oktober 2006 04:30:36:

Schon seit ihren Gründungstagen - bis in die Gegenwart - wird seitens der Zeugen Jehovas der Glaube an eine immaterielle "Seele" abgelehnt. Dieser Umstand hat bei etlichen "Jenseitsaposteln" wie man sie namentlich in anderen Kirchen größerer oder kleinerer Art vorfindet, Gegenreaktionen verursacht, die mit dem Begriff "Fassungslosigkeit" wohl durchaus zutreffend beschreibbar sind.

Einer dieser "Fassungslosen" warf den den Bibelforschern auch prompt vor. Sie zerstörten das "Klavier des Glaubens" mit einer Axt und würden dann behaupten, auf dem übriggebliebenen Trümmerhaufen ein "herrliches Lied" spielen zu können.
Dabei muss wohl ein Blick in die Kirchenhistorie getan werden. Ohne Frage war im Urchristentum die Endzeit-Naherwartung latent. Albert Schweitzer etwa hat in seinem theologischen Werk herausgearbeitet, dass Jesus verkündete, seine Jünger würden mit den Städten Israels nicht mit ihrer Verkündigung "durchkommen" (alle erreichen), dieweil schon vorher das Ende eintreten würde.

Ob denn alle in Israel zeitgenössisch "erreicht" wurden, mag man in der Tat anzweifeln. Fakt ist ja auch, dass ein "Paradigmawechsel" dergestalt stattfand, dass die "Heidenchristen" zunehmende Bedeutung erlangten. Während im eigentlichen "israelitischen Kernland" die Christen weiterhin eine relativ unbedeutende Sekte blieben. Was die Christen als sich etablierende Bewegung ausmachte, wäre ohne den Resonanzboden den sie in den "Heidenvölkern" in der Tat fanden, nicht denkbar gewesen. Hätte es einen Paulus nicht gegeben, der das im besonderen forcierte, würde heute "kein Hahn mehr nach dem Christentum krähen".

Diese Verlagerung des Schwerpunktes erweiterte sich auch in ideologischer Hinsicht. Allen Wunschdenken zum Trotz, blieb das erwarterte "Weltende" als "metaphysisches Geschehnis" aus. Gab es tatsächliche "Weltenden" (die Kriege der Menschheit darf man getrost diesem Bereich zuordnen), waren sie "hausgemacht" und keineswegs "metaphysisch". Indem sich der Schwerpunkt zum Heiden-Christentum verlagerte, bewirkte der "Selbsterhaltungstrieb" den einmal gegründeten "Laden" auch weiter am "laufen zu halten", auch eine wesentliche Akzent-Verschiebung. Die Endzeit Naherwartung wurde zusehends "eingemottet" und durch den Jenseitsglauben kompensiert. Der wiederum um die ursprüngliche Hoffnung einer "herrlichen Zukunft" aufrecht zu erhalten, verlegte die ursprünglich irdischen Erwartungen in den "Himmel", wo sie ja für Irdische nicht nachprüfbar sind.

Dieweil der Wunsch nach einer "herrlichen Zukunft" in der Menschheit offenbar unausrottbar ist, existieren die "Jenseitsverkäufer" bis in die Gegenwart. Und ihr Geschäft, sieht man von saisonellen Störungen mal ab, "läuft und läuft und lauft ...."
Allerdings gehört zu den "saisonellen Störungen" auch der Umstand, dass den klassischen Kirchen - zunehmend - der Alleinvertretungsanspruch abhanden kommt.
"Jenseitsverkäufer" gibt es in vermehrtem Umfange auch außerhalb der "klassischen Kirchen".

Besonders nach dem ersten Weltkrieg hatten sie eine bedeutende Konjunkturphase. Die Millionen Toten, die jener Krieg hinterließ, kulminierte das "Bedürfnis" nach "Kontakten" zu ihnen. Wer denn schon mal prinzipiell bereit ist, eine immaterielle "Seele" als gegeben zu akzeptieren, der ist im zweiten Schritt nicht selten auch bereit, sich mit den Jenseitsverkäufern außerhalb der Kirchenmauern zu arrangieren.

"Anthroposophie" und Vorläufer "Theosophie" wären solche Stichworte. Im engeren Sinne einer festen organisatorischen Bindung, läuft wohl die "Anthroposophie" des Rudolf Steiner (den ein Nazi-Autor Schwartz-Bostunitsch) mal als "einen Schwindler wie keinen zweiten" titulierte. Im Sinne einer Schaffung einer "starken Organisation", laufen diese Strömungen wohl eher unter "ferner liefen". Dennoch soll man sie nicht unterschätzen. Das Stichwort "Waldorf-Schulen" ist ein Beleg dafür, dass diese irrationalen Strömungen, gekoppelt mit vermeintlich Schulreformatorischen Akzenten, bis in die Gegenwart, nachhaltig wirken.

Um auf den Vergleich mit dem zertrümmerten Klavier zurückzukommen. Es ist eine Fehlinterpretation kirchlicher Kreise, wenn diese nun mutmaßen, mit der Aufgabe des Seelenglaubens, wäre unweigerlich das "abdriften" in vermeintlich "plattesten Materialismus" verbunden. Das dem eben so nicht ist, dafür sind auch die Zeugen Jehovas Beleg. Wer etwa das umfängliche Schrifttum eines Rutherford mal im Detail gelesen hat, der weiß, wurde man aus ihm den Begriff "Satan der Teufel" heraus extrahieren, wäre das was dann noch übrig bliebe, mit einem "Fisch ohne Wasser" vergleichbar. Ohne diese Fiktion wäre das gesamte Rutherford'sche Glaubensgebäude nicht mehr lebensfähig. Insofern muss man den kirchlichen "zertrümmertes Klaviervergleichern" schon auf den Kopf zu sagen. Ihr habt eines noch zu lernen: Differenzierungen. Eure "Holzschnitthesen" zeugen von mangelnder Vorstellungskraft, was denn alles so möglich ist.

Von Zeit zu Zeit kommt die WTG auch auf die andernorts verbreiteten Varianten des Jenseitsglaubens zu sprechen. Dann aber mehr unter dem andernorts weniger geläufigen Sammelbegriff "Spiritismus". So auch in der "Wachtturm"-Ausgabe vom 8. 10. 1956 in einem dortigen "Kann man mit den Toten reden?" betitelten Artikel. Da ja nun einige Kreise, außerhalb der Zeugen Jehovas meinen, man könne es, sieht sich auch der WT genötigt, mit diesem Umstand auseinanderzusetzen.
Die "Patentantwort" des WT dazu lautet:
"Die Bibel zeigt, daß es sich dabei um eine Personenverwechslung handelt. Es sind nicht Geister von Verstorbenen, mit denen die Verbindung aufgenommen wird, sondern unsichtbare, böse Geistpersonen, böse Engel oder Dämonen, deren Haupt Satan, der Teufel, ist."

Hier prallen also zwei irrationale Glaubensformen aufeinander. Welche Position die WTG dazu bezieht, wurde bereits zitiert. Offenbar ist es wohl so. Der größere Frauenanteil bei den Zeugen Jehovas ist auch (indirekter) Beleg dafür, dass besonders beim weiblichen Bevölkerungsanteil das "Bedürfnis" nach irrationalen "Antworten" stärker ausgeprägt ist. Dieses Bedürfnis scheint auch dann noch fortzubestehen, wenn vielleicht soziologische Umstände, einzelne Damen dazu bringen, ihr Zeugen Jehovas-Dasein mit einem "Ex-Zeugen Jehovas-Dasein" einzutauschen. Ein "Trauerspiel" dieser Art konnte man kürzlich bei einer anderen bekannten Webseite beobachten. Da hat jemand in sehr buchstäblichem Sinne, lediglich eine Form von Jenseitsglauben durch eine andere ausgetauscht. Und für einige "Stimmung" (Verstimmung) "nebenbei" gesorgt.

Die Position der Betreffenden - das sei mit aller Deutlichkeit gesagt - ist nicht die meinige.
Und den Grund weshalb das so ist, hatte der Philosoph Emanuel Kant schon einmal auf den Punkt gebracht, als er sinngemäß resümierte. "Erkenntnisse der jenseitigen Welt" könne man nur um den Preis erkaufen, von dem notwendigem Verstande, dem man zum behaupten im "diesseitigen Leben" nötig hat, ein gefährliches Quantum zu verlieren!

Auf den mit genannten Rudolf Steiner, eingeschätzt als "esoterisch-'spiritueller' Gegenentwurf" zu den Zeugen Jehovas, wurde gelegentlich früher hier schon mal etwas eingegangen. Man vergleiche dazu bei Bedarf die Forumsarchive A122, A155, A164,

Parsimony.13979
Parsimony.17682

Parsimony.18843

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Geschrieben von Drahbeck am 15. Oktober 2006 07:56:09:

Als Antwort auf: Re: 8. 10. 1956 (Vor fünfzig Jahren) geschrieben von Drahbeck am 08. Oktober 2006 04:39:48:

Unter der Überschrift "Krankenhäuser: Achtung" liest man im "Wachtturm" vom 15. 10. 1956:
"Ein persönliches Zeugnis einer Zeugin Jehovas besagt:
'Eine Blutung nach der Geburt meines Kleinen hielt sechs Stunden lang an, und ich war sozusagen bewußtlos, als ich ins Krankenhaus ... kam. Der Arzt sagte, ich hätte zwei Drittel meines Blutes verloren, und ohne Bluttransfusion hätte ich keine Möglichkeit, wieder zu genesen. Auf eigene Verantwortung ließ mein Mann zwei Flaschen Dextran holen und bestand darauf, daß diese angewandt wurden. Wegen seiner Beharrlichkeit beschlossen die Ärzte, sich meiner als eines Probefalles zu bedienen. Ich reagierte auf Dextran so gut, daß der diensttuende Arzt bemerkte: 'Das ist ein überraschendes Mittel. Es wurde sogleich absorbiert, und es tritt bei ihr eine wunderbare Besserung ein.' Meine Genesung ging viel schneller vor sich, als die Ärzte erwartet hatten, und ich habe danach keine ungünstigen Folgen festgestellt. Heute, zweieinhalb Jahre später, erfreue ich mich immer noch guter Gesundheit. Dies war das erste Mal, daß die Mediziner des Krankenhauses ... Dextran verabreichten. Heute haben sie stets einen Notvorrat für ähnliche Fälle auf Lager ..."

Vergleicht man in der Wikipedia einschlägige Stichworte, etwa:
http://de.wikipedia.org/wiki/Blutplasma
http://de.wikipedia.org/wiki/Dextran
ergibt sich der Eindruck. Es handelt sich da wohl um eine Art Blutersatzmittel.
An dem zitierten WT-Bericht erscheint mit besonders die Vokabel "Probefall" beachtlich.

Etwas drastischer ausgedrückt. Zeugen Jehovas sind in solchen Fällen (mit Augurenlächeln bewertet) "willkommene Versuchskaninchen". Gut für das "Versuchskaninchen", geht das Experiment positiv aus. Was ist aber, wenn der bittere Spruch eintritt:
"Operation gelungen - Patient tot".
Wer trägt dann die Verantwortung?

Sicherlich, es ist bekannt, dass seitens der Zeugen Jehovas in solchen Fällen den Ärzten die juristische Verantwortung abgenommen wird. Sie machen ihrer Einschätzung als "Versuchskaninchen" wirklich alle "Ehre". Eine makabre Ehre.

In der Sache reduziert sich dieser Bericht doch wohl darauf, dass da Medizin-Laien, den Medizin-Fachleuten "Nachhilfeunterricht" erteilen, wo es "lang zu gehen habe."
Spinnt man diesen Gedanken etwas weiter, bleibt nur Unbehagen zurück.
Wenn denn die Medizin-Laien alles "so viel besser" wissen. Wozu dann noch die kostspielige universitäre Ausbildung der Ärzte und anderes mehr in der Richtung. Dann könnte man ja wohl gleich ein paar in Afrika noch übergebliebene Medizinmänner importieren, und könnte sich wohl so den ganzen kostspieligen Medizinbereich erheblich kostengünstiger gestalten. Das wäre doch die letzte Konsequenz die sich daraus ergibt.

Angesichts der Urteilsunfähigkeit der weitgehend nur im übertragenen Sinne "Bild-Zeitungs-Gebildeten" Zeugen Jehovas. Lediglich dass ihr "Bildungsmedium" auf den Namen "Erwachet!", alias "Reader's Digest" ect. hört, darf man die Veröffentlichung in der offiziösen Zeugen Jehovas-Zeitschrift "Der Wachtturm", des zitierten Berichtes, getrost dem Bereich:
Verantwortungslos!
zuordnen.
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Geschrieben von Drahbeck am 22. Oktober 2006 08:36:26:

Als Antwort auf: Re: 15. 10. 1956 (Vor fünfzig Jahren) geschrieben von Drahbeck am 15. Oktober 2006 07:56:09:

Bezugnehmend auf die USA zitiert "Erwachet!" vom 22. 10. 1956:
"Seit dem Jahre 1926 ist die Zahl der Kirchenglieder doppelt so schnell gewachsen wie die Zahl der Bevölkerung, die Sittlichkeit dagegen verwildert immer mehr. Seitdem Jahre 1930 hat die Bevölkerung der Vereinigten Staaten um 5 % zugenommen, die Zahl der Verbrechen aber um 20%. Im Jahre 1940 wurde jede sechste Ehe geschieden, heute jede vierte. Die Jugendkriminalität ist eine Seuche geworden. Jedes Jahr kommen nahezu 300.000 Kinder vor Gericht. Über die Hälfte aller Eigentumsdelikte gehen auf das Konto von Jugendlichen unter 21 Jahren. Die Zahl der Frauen, die wegen eines schweren Verbrechens festgenommen werden müssen, steigt erschreckend. Erpresssung und Gewalttat, der Alkoholismus, die Rauschgiftsucht und die Korruption im Staatsapparat nehmen überhand. Die Religion ist sonst die Mutter und Hüterin der Sittlichkeit, aber bis jetzt hat die Rückkehr zur Religion keine entsprechenden Früchte gezeigt."

Versteht man es recht, möchte sich doch die WTG-Religion als "positive Alternative" dazu verkaufen.
- Wirklich? -
Zieht man einige Beispiele aus der jüngeren Zeit mit heran, ergibt sich wohl ein anderes Bild.
Summarisch läßt sich sagen. Es gibt nichts, was es nicht auch bei den Zeugen Jehovas gäbe!
Sogar versuchte Mordanschläge!

Natürlich ist so etwas nicht "verallgemeinbar". Es sind nicht "die" Zeugen Jehovas. Es sind Einzelfälle. Das ist richtig. Indes kann auch ein "Einzelfall", ein "Fall zu viel sein".

Gewisse Tendenzen, ja keine Schmach "auf die Organisation bringen" zu wollen, sind dabei auch nicht zu übersehen. Da lässt sich das Opfer vor Gericht noch durch einen Rechtsanwalt als Nebenkläger vertreten. Selbstredend ist dessen Honorar gemäß den entsprechenden Vergütungs-Richtlinien, erst mal vom Auftraggeber dieses Rechtsanwaltes zu übernehmen. Falls der verurteilte Täter später nicht zahlungsfähig sein sollte, könnte es sogar passieren, dass das Opfer selbst noch auf diesen Kosten "sitzen bleibt".

Der Fall wird selbstredend von der Staatsanwaltschaft zur Anklage gebracht. Eine Nebenkläger-Beauftragung ist zwar legitim und möglich; aber in der Sache nicht zwingend notwendig. Was soll man angesichts dieser Konstellation dann von der - laut Pressebericht - verlautbarten Meldung halten. Das mit Mühe und Not doch noch überlebt habende Mordopfer habe dem Täter "verziehen"? Welchen Glaubwürdigkeitswert hat solch eine Aussage, angesichts der Einschaltung eines Rechtsanwaltes als Nebenkläger?

Es sei gestattet, den Faden noch etwas weiter zu spinnen. Der des versuchten Mordes Angeklagte, zeichnet sich auch durch den Umstand aus (worauf er selbstredend keinen Einfluss hatte) über einen relativ seltenen Vornamen zu verfügen. Denn dass das sechste Bibelbuch bei der Vornamenswahl Pate stand, darf man in deutschen Gefilden, durchaus wohl eher dem Bereich der seltenen Vornamen zuordnen. Seine Eltern, dürften demzufolge, ebenfalls stark religiös geprägt sein (wenn sie nicht gar selbst auch Zeugen Jehovas waren oder sind).

Vielleicht lässt sich diese familiäre Zeugen Jehovas-Linie noch weiter verfolgen. Wäre so ungewöhnlich ja nun wirklich nicht.
Um das "Sandkastenspiel" noch weiter fortzusetzen. Da gab es mal einen inzwischen älteren Pressebericht der "Nürnberger Nachrichten" über die Erstellung eines Königreichssaales der Zeugen Jehovas. In dem Bericht konnte man unter anderem lesen:

"Versammlungssaal und mehreren Wohnungen fertig. Hans Pausch lebte jahrzehntelang mit seiner Familie in dem Anwesen. Auch der heute 72-Jährige hatte unter den Nazis gelitten. Mutter Anna Pausch wurde von der Gestapo verhaftet und in ein Arbeitslager nach München verschleppt. Vater Georg Pausch kam ins KZ Buchenwald. Hans Pausch musste bereits als 14-Jähriger die Schuhmacherei des Vaters übernehmen, um sich und seine 16-jährige Schwester und seinen achtjährigen Bruder zu ernähren. Das Handwerk hatte ihm sein Papa schon in Kinderjahren beigebracht. Nach Kriegsende kehrten die Eltern wieder zurück. All diese Erinnerungen wurden jetzt wieder wach, als die drei Senioren bei einem Ortstermin das neue Zentrum besichtigten.

Wie schon in den fünfziger Jahren wurden alle Arbeiten von freiwilligen Helfern unentgeltlich erledigt. Bis zu 500 Zeugen Jehovas, zum Teil aus ganz Nordbayern, haben bei den Arbeiten mitgeholfen. Wochenende für Wochenende waren sie in der heißen Bauphase seit März 2001 im Einsatz. Das historische Gebäude wurde vollkommen entkernt. Der Neubau entstand im ehemaligen Garten dahinter. Bau-Koordinator Günther Bollmann schätzt, dass allein die Materialkosten rund eine Million Euro betragen. Das Glaubenszentrum verfügt jetzt über drei Säle mit jeweils 100 Sitzplätzen. Neben fünf deutschsprachigen Gemeinden haben hier künftig auch die italienische, griechische und französische Gruppen ihre regelmäßigen Zusammenkünfte."

cd.kpnet.de/messageboard/data/1003.html

Es sei ausdrücklich betont. Namensähnlichkeiten, beweisen in keiner Weise eine Verwandtschaftslinie. Das wird nicht unterstellt.
Immerhin wird jene Familie Pausch auch dem Nürnberger Raum geograpisch zugeordnet. Man vergleiche mal.

www.standhaft.org/forschung/biograph/pausch.htm

Zu jener Familie Pausch, von der wie gesagt, nicht unterstellt wird, dass sie in verwandschaftlicher Beziehung zu dem des versuchten Mordes Angeklagten steht, ist auch noch eine Akte der Nazijustiz überliefert, die nachstehend einmal zitiert sei:

Handakten
Oberreichsanwalt beim Volksgerichtshof
(NJ 1450 ehemaliges Zentrales Parteiarchiv beim ZK d. SED; später in den Bestand des Bundesarchivs übergegangen).

Strafsache gegen
Anna Pausch;
These Jung und
Lydia Breitenbücher
wegen Wehrkraftzersetzung und Feindbegünstigung
Bearbeiter Kammergerichtsrat Bischoff
Auskunft aus dem Strafregister der Staatsanwaltschaft zu Großportach
Äyter, Lydia, verwitwete Breitenbücher geb. 11. 1. 1883
Crailsheim, Friedrichstr. 4
ohne Strafliste

Nürnberg, den 23. März 1945
eing. Reichsanwaltschaft beim Volksgerichtshof 7. April 1945
Auskunft aus dem Strafregister der Staatsanwaltschaft zu Großgundach
Bauer, Anna verh. Pausch geb. 14. 2. 1904, Ehefrau, Wohnort Boxdorf (Fürth)
ohne Strafliste,

Nürnberg, den 23. März 1945
eing. Reichsanwaltschaft beim Volksgerichtshof 7. April 1945
Auskunft aus dem Strafregister der Staatsanwaltschaft zu Weiden
Kirchberger, Thesere verh. Jung geb. 13. 2. 1892
Ehefrau, Nürnberg, Hillerstr. 14/III
eing. Reichsanwaltschaft beim Volksgerichtshof 7. April 1945
sämtlich am 1. Juli 1944 vorläufig festgenommen und jetzt in Haft

19. Februar 1945 (Anklageschrift)
klage ich an von 1942 bis 1944 in Nürnberg, Crailsheim und an anderen Orten als Funktionärinnen der Internationalen Bibelforscher-Vereinigung durch Weitergabe wehrfeindlicher Schriften und durch verbotene Betätigung für die Bibelforscher-Vereinigung öffentlich den Willen des deutschen Volkes zur wehrhaften Volksbehauptung zu lähmen und zu zersetzen.
Seit 1931 gehört die Angeklagte Breitenbücher der IBV an

Anklageschrift
Oberreichsanwalt beim Volksgerichtshof
Berlin, den 19. Februar 1945
Die Ehefrau Anna Pausch
Die Ehefrau Therese Jung
Die Witwe Lydia Breitenbücher
sämtlich am 1. Juli 1944 vorläufig festgenommen und jetzt in Haft
klage ich an
Von 1942 bis 1944 in Nürnberg, Crailsheim und an anderen Orten als Funktionärinnen der Internationalen Bibelforscher-Vereinigung durch sonstige Weitergabe wehrfeindlicher Schriften und durch sonstige Betätigung für die Bibelforscher-Vereinigung öffentlich den Willen des deutschen Volkes zur wehrhaften Selbstbehauptung zu lähmen und zu zersetzen gesucht und dadurch der Kriegsmacht des Reichs einen Nachteil zugefügt zu haben, oder an der Erfüllung des Wehrdienstes zu entziehen.

Die Internationale Bibelforscher-Vereinigung (IBV), deren getaufte Anhänger sich auch "Zeugen Jehovas" nennen, ist eine in Amerika entstandene Glaubenssekte, die nach dem Ersten Weltkrieg auch in Deutschland Fuß fassen konnte. Ihre Lehre ist eine eigentümliche Verquickung von religiösen und politischen Gedanken. Sie stellen gegenüber dem Gebot Gottes als dem höchsten Gesetz, wie sie es durch eine oft krause Auslegung der Bibel zu erkennen glauben, die staatlichen Gesetze zurück, soweit sie nach ihrer Auffassung nicht mit dem Gebot Gottes in Einklang stehen. Dies gilt auch ihrer Ansicht insbesonders von den Gesetzen des nationalsozialistischen Staates, den sie in ihren illegalen Schriften mit großer Gehässigkeit angreifen.

Besondere politische Bedeutung erhält aber die Lehre der Bibelforscher im Kriege durch ihre wehrfeindliche Einstellung.
Entsprechend dem Gebot "Du sollst nicht töten" lehnen sie jeden Kriegseinsatz durch Heranziehung zur Wehrpflicht und zur Arbeit in der Rüstungsindustrie, ja sogar zum Luftschutz ab. Diese Einstellung kommt an zahlreichen Stellen in ihren illegalen Schriften zum Ausdruck, die im übrigen neben dem hier nicht interessierenden religiösen Inhalt eine wüste Hetze gegen alle Einrichtungen der nationalsozialistischen Staatsführung enthalten. Für ihre wehrfeindliche Einstellung machen die Bibelforscher ferner dadurch Propaganda, daß sie Zusammenstellungen der Abschiedsbriefe von wegen Wehrdienstentziehung hingerichteten Bibelforschern, in denen der Tod als ein "Zeugnisgeben" und als Opfer verherrlicht wird, vervielfältigen und wie ihre verbotenen Schriften verbreiten.

Die Angeschuldigte Pausch stand mit dem in dem Verfahren 7 (8) J 191/43 (6L 80/44) bereits abgeurteilten Funktionär der IBV Julius Engelhard in Verbindung, der zunächst von Süddeutschland und später vom Rheinlande aus im Reichsmaßstab Herstellung und Verbreitung illegaler Bibelforscherschriften betrieb. Von ihm wurden sie bis zum Frühjahr 1943 laufend mit den jeweils erschienenen Bibelforscherschriften beliefert. Darunter waren die sogenannten "Mitteilungsblätter", die meist politischen Inhalt haben, ferner "Wachttürme" mit den Prophezeiungen Daniels und Michas (politisch!) die Flugschrift "Neutralität" (sehr wehrfeindlich!) und Vervielfältigungen von Abschiedsbriefen hingerichteter Bibelforscher.

Die Angeschuldigte Pausch besorgte Verbreitung dieser Schriften in Nürnberg und Umgebung. Außer der Angeschuldigten Jung, die ihrerseits wieder Unterverteiler war, hatte sie in Nürnberg zwei Abnehmer, nämlich die Glaubensschwester Babette Höhn und Maria Drexler. Ferner lieferte sie an den Funktionär Sigmund aus Neidenfels bei Crailsheim. Sigmund war von einem Wehrmachtsgericht Anfang 1942 wegen Wehrdienstverweigerung zum Tode verurteilt worden, kurz darauf aber, als sich herausstellte, daß er geisteskrank war, aus der Haft entlassen worden und hatte dann seine Tätigkeit für die IBV wieder aufgenommen.

Angeschuldigte Jung
Im März 1943 traf sie in der Wohnung einer Glaubensschwester mit dem Spitzenfunktionär der IBV Narziso Riet zusammen, der in dem Verfahren 6 J 87744 vom Volksgerichtshof abgeurteilt worden ist, und erfuhr, daß Engelhard festgenommen worden war. Als später auch Riet verhaftet wurde, fuhr sie nach den Angaben von Siegmund mit einer Glaubensschwester von München zu Siegmund und nahm an der Beratung darüber teil, wie man dem Funktionär Riet die Flucht nach der Schweiz ermöglichen könne.

Ihren Sohn erzog die Angeklagte Breitenbücher im wehrfeindlichen Sinne und legte ihm nahe, den Wehrdienst zu verweigern. Als er ins Feld rücken sollte, trug er sich mit dem Gedanken, dem Rate seiner Mutter zu folgen.
Ob es dazu gekommen ist, steht nicht fest.
Die Angeschuldigten sind in dem vorstehend geschilderten Umfang geständig gewesen. Zu ihrer Tatseite haben sie sich wie folgt eingelassen.

Anna Pausch hat zugegeben, die Schriften, darunter Briefe von Brüdern, die wegen Wehrdienstverweigerung "von Satans Dienern" zum Tode verurteilt worden, so wie das Flugblatt "Neutralität" gelesen und auch ihren politischen Inhalt erkannt zu haben. Sie lehnt es ab, in einer Munitionsfabrik zu arbeiten, und ist der Ansicht, daß man den Wehrdienst verweigern müsse.

Therese Jung hat die Schriften, darunter Briefe wegen Wehrdienstverweigerung zum Tode verurteilter Glaubensbrüder gelesen und auch den politischen Inhalt erkannt. Sie will aber den politischen Inhalt nicht gebilligt und die Meinung vertreten haben, daß die politischen Dinge mit dem Glauben nichts zu tun haben.
Lydia Breitenbücher hat geständlich gewußt, daß die IBV als wehrfeindliche Organisation angesehen wird, und steht selbst auf dem Standpunkt, daß man keinen Kriegsdienst verrichten dürfe.

Wie auch immer letztendlich die Frage einer verwandschaftlichen Linie - oder Nicht-Linie - zu entscheiden wäre. Eines lehrt der Fall wohl auch.
Es gibt nichts - was es nicht auch bei den Zeugen Jehovas irgendwann gäbe. Allenfalls ist ihr Bestreben solch unangenehme Fälle unter den Teppich zu kehren, stärker ausgeprägt, als andernorts.

Parsimony.Thread19413

www.tir-regional.de/PagEd-index-topic_id-24-page_id-115.html

www.mittelbayerische.de/SID_c5d1d5244cba75f1a655880a044154c2/nachrichten/kurzzeitung/meldung.shtml?rubrik=mz&id=77425

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Geschrieben von Drahbeck am 22. Oktober 2006 08:41:50:

Als Antwort auf: Re: 22. 10. 1956 (Vor fünfzig Jahren) geschrieben von Drahbeck am 22. Oktober 2006 08:36:26:

Die "Meistersingerhalle", das "Germanische Nationalmuseum" und andere illustre Orte, allesamt in Nürnberg, dienten Ende 1998 auch den Zeugen Jehovas als willkommene Kulisse für ihre "Standhaft"-Veranstaltungen in Nürnberg.


Stolz wird in einem diesbezüglichen Video auch einer der neueren Königreichssäle in Nürnberg vorgestellt. Vier Säle seien dort untergebracht, quasi halb Nürnberg sei damit abgedeckt.


Ob das jener Saal ist von dem vorzitierten Pressebericht auch die Rede war, sei einstweilen dahingestellt. Eigentlich wäre ja dieser Saal so nicht notwendig geworden, denn laut seinerzeitigen WTG-Präsidenten N. H. Knorr, in seinem Schlusswort auf dem Kongress Nürnberg 1955, sei der "vielleicht" der "letzte", "vor Harmagedon" gewesen.

Aber wie schon der Volksmund zu berichten weiß: Erstens kommt es anders, und zweitens (als Knorr und bornierte Zeugen Jehovas) es denken.

Da ja nun "Harmagedon" "wegen Nebel" sein Kommen "verschiebt", ist es wohl der lauf der Dinge, dass man sich in der Zwischenzeit "einrichtet". Zum "Einrichten" gehört dann wohl auch die Herausbildung einer faktischen "Honoratioren-Schicht". Dann wie man auch schon vom Volksmund weis, unter den "Gleichen" gibt es immer noch welche, die "etwas Gleicher" sind. Was liegt nahe, dass besonders jene, die unter dem faschistischen Regime vieles erleiden mussten, nun aber gar noch durch großzügige Spenden in die örtliche Zeugen Jehovas-Geschichte eingegangen sind, in besonderem Umfange den Honoratioren zuzurechnen.

Wenn der Herr Papst in Rom, wie kürzlich in einer Pressemeldung zu lesen war, nunmehr VW-Fahrer wird (selbstredend mit Chauffeur) dann wird das VW im besonderen freuen. Ist es doch nicht etwa ein "Polo" oder "Golf", der da geordert wurde. Nein, "standesgemäß" ein Modell namens "Phaeton". Unbestätigten Berichten zufolge, soll diese Modellreihe "etwas mehr" als etwa ein "Polo" kosten. Aber natürlich sicherlich einem Fürsten "angemessen".

Ein paar Stufen tiefer, meinetwegen auch Stockwerke tiefer, müssen sich die Zeugen Jehovas-Honoratioren derzeit noch abfinden. Kein Wunder. Haben sie doch noch nicht einmal anderthalb Jahrhunderte Geschichte hinter sich. Da kann der Herr Papst in Rom in der Tat mit beachtlicheren Zahlen "glänzen".

Und so wurde denn selbstredend auch nicht versäumt, auf genannter "Standhaft"-Veranstaltung, das Schicksal dieser Familie im besonderem herauszustellen.


Auch als Zeitzeuge beispielsweise, ist einer aus der Familie Pausch (Hans Pausch) sehr gefragt gewesen.


Im Bild: Mitte Hans Pausch, links Lothar Hörnig (sicherlich auch ein sehr bewegtes Leben geführt habend) und rechts die (zu damaliger Zeit) Schülerin Jana Dominik, die gar einen Preis beim "Schülerwettbewerb 'Deutsche Geschichte'" gewann. Das Sujet das ihr diesen Preis einbrachte, war eben ein Interview mit jenem Hans Pausch. Wenn der also schon indirekt einer Schülerin dazu mit verholfen hat, einen Preis einzuheimsen, dann kann man sich sehr gut vorstellen, wie der Interviewte in der örtlichen Zeugen Jehovas-Hierarchie angesiedelt ist.

Und nun - sofern die hypothetisch unterstellte - Familienlinie gegeben, dieses "schwarze Schaf" in dieser glanzvollen Familienlinie. Schlimmer kann es wohl kaum kommen!

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Geschrieben von Drahbeck am 01. November 2006 06:00:42:

Als Antwort auf: Re: Nürnberg geschrieben von Drahbeck am 22. Oktober 2006 08:41:50:

Auch für Organisationen sind fünf Jahrzehnte eine relativ lange Zeit. Sie bewirkt zugleich auch soziologische Umschichtungen.
Was sind die heutigen Zeugen Jehovas, soziologisch bewertet? Eine zunehmende Mittelklassenreligion. Das ist für Kenner der Kirchengeschichte keineswegs überraschend. Es sei nur auf das Beispiel der Mennoniten verwiesen. Die haben in ihrer Geschichte einige Exodusse hinter sich. Sei es von Deutschland nach Russland (im 18 Jahrhundert). Oder von Russland nach Südamerika im Anfang des 20. Jahrhunderts, und anderes mehr.

Gerade das Beispiel Mennoniten in der Sowjetunion ist besonders lehrreich. In den Augen der zeitgenössischen Sowjetbürokratie waren die einst als Habenichtse in Russland eingewanderten Mennoniten, inzwischen zur Großbauernschicht aufgestiegen. Und aus eben politischen Gründen, wollte das Sowjetregime, diese faktische Mittelstandsschicht nicht dulden. Kam noch die Erinnerung hinzu. Zur Zeiten des Bürgerkrieges, agierte diese Mittelschicht auf Seiten der "Weißrussen" (als politische Bezeichnung). Mit deren Niederlage war zugleich auch die "Abrechnung" mit ihnen vorprogrammiert. Viele Mennoniten in russischen Gefilden sahen nur noch den Ausweg in einem neuen Exodus.

Aber auch in ihren neuen Emigrationsländern in Südamerika vernimmt man nicht selten die Kunde. Von den angestammten Einheimischen werden sie misstrauisch beäugt, dieweil die wieder zum "Mittelstand" aufgestiegen. Die Einheimischen hingegen nicht selten proletarisiert blieben.

Ähnliches kennt man ja auch schon aus der bewegten jüdischen Geschichte. Antisemitismus etwa ("Der Sozialismus des dummen Kerls": August Bebel) fand eben eine wesentliche Nährquelle auch darin, dass jüdische Kreise, nach jahrhundertelanger Diskriminierung, es vermochten erneut in den Mittelstand aufzusteigen. Und den proletarisierten "dummen Kerls" war das eben so nicht möglich. Dieses Reservoir schöpfte der Nazismus im besonderen aus, indem er diese Ressentiments noch zusätzlich nach Kräften "anheizte".

Insofern ist die Feststellung, es bei den Zeugen Jehovas mit einer zunehmenden Mittelklassenreligion zu tun zu haben, keineswegs "überraschend".

Eine gewichtige Einschränkung gilt es aber doch noch zu machen. Das mit der "Mittelklasse" gilt bestenfalls für deren zweite und dritte Generationen usw. Keineswegs jedoch für die erste Generation der Neu-Konvertierten. Die sind nicht selten den ausgesprochenen Unterschichten zuzuordnen.

Ausdrücklich beachtet werden muss auch der (relativ) bildungsfeindliche Aspekt bei den Zeugen Jehovas. Etwa in der Prämisse nur halbtags zu arbeiten sichtbar, um so mehr Zeit für den WTG-Predigtdienst abzuzweigen, und anderes mehr in der Richtung.
Genau diese Prämissen sind es ja, welche letztendlich bewirken, dass die Mittelstandsschicht bei den Zeugen Jehovas nicht jenes Ausmaß erreicht, wie man es in anderen vergleichbaren soziologischen Schichten vorfindet.

Und was diejenigen anbelangt, die sich irgendwann "selbst am Schopf aus diesem verhängnisvollen Sumpf gezogen". Oder jene welche es verstanden haben, die WTG-Doktrinen nicht so heiss zu essen, wie sie denn gekocht werden.
Es stellt sich gerade bei denen die Frage, wie lange denn die Zeit ihres Verbleibens bei den Zeugen Jehovas ist.
Ein Beispiel dieser Sachlage begegnet man auch in der "Wachtturm"-Ausgabe vom 1. 11. 1956. Da setzt sich die WTG mit einem Pressebericht auseinander, der letztendlich (mehr ungewollt) auch dieses Thema mit thematisierte. In genannter "Wachtturm"-Ausgabe liest man:

"In der Wochenschrift der nationalen Katholischen Aktion, betitelt 'Our Sunday Visitor', vom 20. Mai 1956, schrieb der Geistliche John A. O'Brien über Jehovas Zeugen. Um zu zeigen, daß die Zeugen als Gruppe uninteressant und unerwünscht seien, sagte der Geistliche, daß sich in ihren Reihen in erster Linie arme Leute befänden, Arbeitslose, Arbeiter und Angehörige der in geistiger und wirtschaftlicher Hinsicht unteren Klassen. Dieses Argument verfolgend, fügte er dann hinzu:

'Gemäß dem 'Christian Century' vom Juli 1955 ist jeder fünfte Zeuge ein Farbiger. Die Massen umgesiedelter Puertorikaner, die in New York leben, und der Mexikaner aus Kalifornien und dem Südwesten haben die Mitgliederzahl der Sekte beträchtlich vermehrt. In der Tat, die Organisation erzielt ihre größten Erfolge in rückständigen Ländern, wo das Analphabetentum herrscht."

Diesen Vorhalt will die WTG so nicht auf sich sitzen lassen. Und so kontert sie dann;
"In erster Linie sind die 'rückständigen Länder, wo das Analphabetentum herrscht' katholische Länder, in denen die katholische Kirche große Macht ausübt und die Bildungsstätten beherrscht."

Sicherlich gibt es - namentlich in den USA - weitere Varianten vom "Mittelstandsreligionen" bis hin zu ausgesprochenen "Großbürgertum-Religionen". Insofern ist die WTG-Religion keine prinzipielle Ausnahme von der Regel. Aber nicht selten sind die anderen "Eliteclubs". Wer nicht über das entsprechende Bankkonto verfügt, hat es dort mehr als schwer, "dazu zu gehören". Insofern muss man der WTG-Religion schon bescheinigen. Sie lässt Unterklassen-Schichten nicht prinzipiell außen vor. Unterklassen haben sehr wohl die Chance, neu zu den Zeugen Jehovas hinzuzustoßen. Was wiederum aber auch - nicht selten - zu Gruppenbildungen innerhalb der Zeugen Jehovas-Versammlungen führt. Opfern sich diese Unterschichten dann für die WTG-Interessen auf, können sie in der Tat "etwas bei den Zeugen Jehovas werden".

Wie es dann um ihre Kinder und Kindeskinder bestellt ist, erreichen die dereinst das volle Selbstständigkeitsalter, steht auf einem anderen Blatt.
Man vergleiche auch

Parsimony.18791

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Geschrieben von Drahbeck am 08. November 2006 08:04:23:

Als Antwort auf: Re: 1. 11. 1956 (Vor fünfzig Jahren) geschrieben von Drahbeck am 01. November 2006 06:00:42:

Es ist wohl so ein besonderes Lieblingsthema, was schon in ihrem Namen zum Ausdruck kommt, der "Sabbat" bei den "Siebenten-Tags-Adventisten". In Europa etwa, haben aufgrund ihrer Klinkenputzertätigkeit, die Zeugen vor den Adventisten die "Nase vorn". Das war um die Wende vom neunzehnten zum 20. Jahrhundert so noch nicht der Fall. So können sich Strukturen ändern.

Gleichwohl gibt es einen Kontinent (Australien) wo diese Regel offenbar umgedreht zutreffend ist. Dort scheinen die Adventisten die "Nase vorn" zu haben, vor den Zeugen Jehovas.

Paul-Günther Weber etwa, veröffentlichte in seinem 1975 erschienenen Buch "Religiosität und soziale Organisationsformen in Sekten", im Anhang (S. 152f.) auch eine Zahlenvergleichsstatistik zwischen Zeugen Jehovas und Siebenten-Tags-Adventisten. Die von Weber genannten Zahlen, nehmen nur auf das Jahr 1966 bezug. Sind also nur als Stichprobe zu werten. Gleichwohkl sind die dabei genannten Zahlen nicht uninteressant.
So gab es nach Weber im Jahre 1966 in Australien 16.588 Zeugen Jehovas.
Zur gleichen Zeit wird die Zahl der Siebenten-Tags-Adventisten in Australien auf 30.144 beziffert.

Weber listet noch diverse weitere Länder im gleichem Sinne Zahlenvergleichsmäßig auf. In der überwältigenden Mehrzahl der weiteren genannten Länder ist dann aber immer das Verhältnis umgekehrt. Das heißt: Australien repräsentierte einen einsamen "Ausreißer" unter jenen Ländern, die nicht ausgesprochen der Dritten Welt zuzurechnen sind.

Weil es diesen seltenen Fall auch gibt, versäumte denn ein adventistischer Verlag es auch nicht, ein ursprünglich in Australien in englischer Sprache abgefaßtes Buch, dem deutschen Publikum auch in deutsch zu präsentieren ( In den siebziger Jahren. E. B. Price "Gottes Kanal der Wahrheit - ist es der Wachtturm?") Man erfährt in ihm von dem (zumindest für Deutschland mehr als raren Fall). Das im "Konkurrenzkampf der Missionare" sich eine Familie zugunsten der Adventisten und gegen die Zeugen Jehovas entschied.

Gleichwohl muss auch gesagt werden, dass insbesondere in der Dritten Welt, es nach wie vor eine Reihe von Ländern gibt, wo die Adventisten eindeutig vor den Zeugen Jehovas die "Nase vorn haben". Da wirkt insbesondere das ausgeprägte Gesundheits- und Privatschulwesen der Adventisten als soziologischer Grund. Während dort die Zeugen Jehovas nichts, bis nullkomma nichts, in dieser Richtung, in diesen Ländern anzubieten haben.

Da das Sabbat-Thema ein Lieblingsthema der Adventisten ist, konnte es nicht ausbleiben, dass sich auch die WTG genötigt sah, mit ihm auseinander zu setzen.
Einem solchen Fall begegnet man unter anderem in der "Erwachet!-Ausgabe vom 8. 11. 1956.
Nachstehend (kommentarlos) einige Auszüge dessen, was die WTG glaubt in Antwort auf genannte adventistische Doktrin glaubt ausführen zu können.

"Es wird behauptet, der Sonntag oder Tag der Sonne sei als Ruhetag anstelle des Sabbats gewählt worden, weil Jesus an einem ersten Wochentag auferstanden ist und dann acht Tage später wiedergesehen wurde und weil an einem ersten Wochentag, zu Pfingsten der heilige Geist ausgegossen wurde. Als Beweis für diese Auffassung werden 1. Korinther 16:2 und Apostelgeschichte 20:7 angeführt. Der erste Text zeigt jedoch lediglich, daß Paulus die Christen anwies, an jedem ersten Wochentag sich etwas Geld für die bedürftigen Brüder in Jerusalem beiseite zulegen. Er sagte jedoch nichts davon, daß sie sich am ersten Wochentag versammeln sollten. Der zweite Text spricht davon, daß Paulus und seine Freunde am ersten Tag der Woche zusammenkamen, was jedoch nur natürlich war, weil er ja am folgenden Tag abreiste.

Der eigentliche Grund, weshalb man dazu überging, anstelle des siebenten den ersten Tag zu feiern, scheint der Wunsch gewesen zu sein, mit dem Judentum zu brechen. Justinus. der Märtyrer, ein "Kirchenvater" aus dem 2. Jahrhundert, der als erster den Ausdruck "Sonntag" verwandte, erklärte: 'Wir halten keinen Sabbat.' Und Konstantin, der als erster antisemitische Gesetze erließ, verordnete im Jahre 321, daß der Sonntag für alle, ausgenommen die Bauern, ein Ruhetag sein sollte, und als er diesen Erlaß bekanntgab, bemerkte er: 'Wir wollen nichts mit diesem feindseligen Pöbel, den Juden, zu haben.' Im 8, Jahrhundert wurden alle allgemeinen Arbeiten verboten sowie das Kaufen und Verkaufen und das Gerichtehalten. Katholische und protestantische Theologen stimmen jedoch darin überein, daß die Verschiebung des Ruhetages vom siebenten auf den ersten Wochentag nicht mit der Heiligen Schrift begründet werden könne."

Die WTG argumentiert dann noch weiter, weshalb sie glaubt, für sich und ihre Anhängerschaft habe das Sabbatthema keine Relevanz mehr. Das die STA das grundlegend anders sehen, ist bekannt, und die geschichtlichen Wurzeln dessen kommen meines Erachtens auch in dem vorgenannten Zitaten schon zum Ausdruck.
Sowohl Zeugen Jehovas als auch Adventisten, sehen sich ja als "Rückkehr zum Urchristentum". Wer da eigentlich "die Nase vorn hat", mag jeder für sich selbst beantworten.

In der Magdeburger Ausgabe des "Goldenen Zeitalters" vom 1. Juni 1930 (Berner Ausgabe: 1. Juli), gab es mal von WTG-Seite eine Stellungnahme zu den Siebenten-Tags-Adventisten. Wer nun hoffen (oder befürchten sollte. Je nach Geschmacksrichtung). Da werden dann wohl auch ihre theologischen Prämissen "zerpflückt", der sieht sich eigentlich schmählichst enttäuscht. Zu den theologischen Aspekten, wusste dieser Artikel eigentlich nur einen Satz mitzuteilen und zwar den:

"Wer zwischen Geist und Buchstaben des Gesetzes zu unterscheiden vermag, dem bieten die Lehren der Adventisten keinerlei Beachtenswertes"

Statt dessen hob die WTG etwas anders als ihr besonders Bedeutungsvoll erscheinendes hervor. Und zwar das:
"Und zwar sind das die etwa zehnmal so hohen Preise, die der Adventist für die angebotene Literatur fordert".

Auf diesem Aspekt sich nun "eingeschossen" habend legt man weiter noch nach:
"Wir wundern uns nur, dass nicht die Angehörigen der Adventisten-Bewegung darauf aufmerksam werden, welch ungeheuren Verdienste von der Vertriebsstelle der Advent-Bewegung bei diesen Preisen erzielt werden müssen. In solche Hände dann auch noch den zehnten Teil alles Einkommens hineinzulegen, ist fast unverantwortlich von denen die es tun."

Tja mag man dazu nur sagen. Wie war (oder ist das) eigentlich mit dem Lebensmittel-Discounter "Aldi" (als Beispiel).
Gelegentlich liest man ja in der Presse auch mal was von den reichsten Männern dieses Landes. Und siehe da; in diesbezüglichen Auflistungen finden sich immer die Inhaber der Aldi-Kette auf vorderen Plätzen.

Es muss wohl was dran sein an dem Spruch "Das Geiz geil sei" - und sogar reich machen kann!
Wenn das mal nicht auch ein Omen für die "Aldi-Religion" namens Zeugen Jehovas ist!

Geschrieben von Drahbeck am 08. November 2006 08:11:34:

Als Antwort auf: Re: 8. 11. 1956 (Vor fünfzig Jahren) geschrieben von Drahbeck am 08. November 2006 08:04:23:

Vielleicht noch ein paar "Dialoge" aus dem adventistischen Buch von E. B. Price "Gottes Kanal der Wahrheit - ist es der Wachtturm?", dass wie gesagt damit "glänzt", dass eine australische Familie - hin- und hergerissen - zwischen Adventisten und Zeugen Jehovas, sich letztendlich dann für die Adventisten entschied:

"'Davon habe ich aber in meinem ganzen Leben noch nichts gehört!" warf Lorna ein. Da müssen Sie mir schon sagen, wo das stehen soll.'

Nun, da gibt es ebenfalls genügend Hinweise, sagte Bob zuversichtlich. Notieren Sie bitte die Seiten 65,69,153, 22l, 571, 573,575,580/581, 607, während ich Ihnen nur einige Sätze vorlese, die Sie auf den genannten Seiten finden ("Schriftstudien" Band 7):

,... Dieses Kapitel bezieht sich auf den göttlichen Zorn, der nach 1918 über die christlichen Regierungen, sinnbildlich ,Berge und Hügel Israels' genannt, und über die Gründe' (Bäche), die Kirchengemeinschaften, kommen wird. Alle Kirchensysteme sollen buchstäblich und geistig durch das Schwert gerichtet und vernichtet werden...' ,Die Christenheit soll durch Krieg, Revolution, Anarchie, Hunger und Pestilenz (Lukas 21, 26) völlig zur Einöde gemacht werden ...' .

Das Scheren des Bartes war ein Teil der zeremoniellen Behandlung eines Aussätzigen (3. Mose 14, 8-9) und deutet an, dass die Christenheit nach dem Jahre 1918 von der ergrimmten Gerechtigkeit Gottes wie ein Aussätziger behandelt werden wird...',... diejenigen, die die Kraft der Christenheit ausmachten, (werden) in der kurzen, aber ereignisvollen Schreckenszeit der grossen Drangsal, die auf 1918 folgen wird, ihrer Macht und ihres Einflusses beraubt.,.' .Wenn nun die Wehen im Frühling 1918 über die Namenschristenheit kommen sollen...' ,.... dass es vom Herbst 1914, dem Ausbruch des Weltkrieges an gerechnet, zehneinhalb Jahre gehen wird (1925), bis Babylon, die Namenschristenheit, völlig zu Fall gebracht sein wird...'.

'Dann gibt es da noch die Jahrzahl 1921', fuhr Bob fort. Auf diese Zeit sagte der Wachtturm sogar die Zerstörung der Republiken durch eine weltumspannende Anarchie voraus. Es wird
dies auf Seite 777 ganz klar beschrieben.'
'Sie haben das alles scheinbar ganz genau studiert, Bob', stellte Lorna fest, nachdem sie auch diese letzte Seitenzahl in ihrem Notizbüchlein festgehalten hatte.
'Die Annahme Jesu Christi als meinen persönlichen Heiland und das Forschen nach der Wahrheit sind für mich Angelegenheiten, die ich sehr ernst nehme, da sie letztlich über Leben und Tod entscheiden. Die Bibel sagt: ,Mein Volk ist dahin, darum, dass es nicht lernen will...', und damit könnten sehr leicht auch wir gemeint sein, wenn wir es versäumen, wirklich gründlich nach der Wahrheit zu forschen.

'Aber gehen wir doch zurück zu den Wachtturmdaten, die wir noch miteinander prüfen wollen.'
'Ja, haben Sie denn noch mehr solche?' fragte Lorna fast ein wenig beunruhigt.

'Natürlich', erwiderte Bob und zwar kommen jetzt die interessantesten von allen! Da ist zum Beispiel die Jahreszahl 1915, ein Datum, das dann später auf 1925 umgelegt wurde und das die Aufrichtung des Königreiches in Palästina kennzeichnen sollte. Es wird hier in diesem Buche, ,Das vollendete Geheimnis', auf Seite 152 erwähnt. Da heisst es: ,... es liegen Beweise vor, dass die Aufrichtung des Reiches in Palästina wahrscheinlich ins Jahr 1925 fällt, also zehn Jahre später, als wir einst annahmen'.

Diese Prophezeiung wurde dann später in der Broschüre 'Millionen jetzt Lebender werden nie sterben' von Richter Rutherford noch weiter entwickelt. Ich habe das Buch bei mir und zeige Ihnen gerne die Stelle, die ich meine.'

Während Bob die grüne Broschüre aus seiner Tasche zog, bemerkte Nanna sinnend: 'Es ist schon lange her, seit ich das letzte Mal eines dieser Büchlein gesehen habe.'

'Hast du es nicht mehr zu Hause bei dir, Mutter?' fragte Lorna.
'Nein', erwiderte die alte Dame. Wir haben schon vor Jahren alle Exemplare, die wir bekommen konnten, verbrannt. Es war ein Unglück, dass es überhaupt je gedruckt wurde.'
'Wieso?' fragte Lorna verwundert.
Nanna schüttelte abwehrend den Kopf. 'Stecken Sie das Buch wieder weg, Bob!' forderte sie den jungen Mann auf. Es interessiert uns wirklich nicht, was Sie uns da zeigen wollen. Das war vor vielen Jahren.'

'Aber Mutter, ich möchte es doch gerne sehen!' erwiderte Lorna bestimmt. 'Machen Sie nur weiter, Bob, ich möchte der ganzen Sache auf den Grund gehen.'
'Nun also, wie Sie wollen. In diesem Büchlein wird für das Jahr 1925 die Auferstehung Abrahams und anderer Patriarchen sowie die Aufrichtung des Königreiches vorausgesagt. Auf den Seiten 79 und 80 finden Sie dies alles ganz klar und ausführlich beschrieben. Es wird dort zum Beispiel gesagt, dass das Volk Israel angeblich im Jahre 1575 v. Chr. ins Land Kanaan einzog, dass seither bis zum Jahre 1925 siebzig Jubeljahre zu je 50 Jahren, oder 3500 Jahre vergangen seien und wir so im Jahre 1925 vertrauensvoll eine Auferstehung Abrahams, Isaaks, Jakobs und anderer Treuer des Alten Bundes erwarten dürfen. Aber es wird am besten sein, ich lese Ihnen die betreffenden Stellen gerade vor.

Es heisst also da auf Seite 79: ,Das menschliche Geschlecht zum Leben zurückzubringen, ist es hauptsächlich, was wiedergebracht werden soll; und da andere Schriftstellen der Tatsache bestimmt Ausdruck geben, dass eine Auferstehung Abrahams, Isaaks, Jakobs und anderer Treuen des Alten Bundes stattfinden wird, und dass diese die erste Gunsterweisung empfangen werden, können wir erwarten, im Jahre 1925 Zeuge zu sein von der Rückkehr dieser treuen Männer Israels aus dem Zustand des Todes, indem sie auferweckt und zur vollkommenen Menschlichkeit wiederhergestellt sein werden, um gemacht zu werden zu
sichtbaren, gesetzlichen Vertretern der neuen Ordnung der
Dinge auf Erden.' -

Und auf Seite 8l finden Sie den Satz:
,Daher können wir vertrauensvoll erwarten, dass mit 1925 die Rückkehr Abrahams, Isaaks, Jakobs und der glaubenstreuen Propheten des Alten Bundes eintreten wird, besonders derjenigen, deren Namen von dem Apostel in Hebräern genannt werden - zu dem Zustande menschlicher Vollkommenheit.'

'Hier habe ich übrigens eine Fotografie, die das Haus zeigt, das Richter Rutherford für Abraham, Isaak und die anderen Patriarchen erbaute, damit sie nach ihrer Auferstehung darin wohnen sollten. Er nannte das Haus ,Beth-Sarim', was zu deutsch ,Haus der Prinzen' oder ,Haus der Fürsten' bedeutet. Es steht heute noch in San Diego, Kalifornien.'

Bob zeigte Lorna die Fotografie, die er mitgebracht hatte.
'Ist dieses Bild auch echt? Keine Fälschung?' fragte sie ein wenig skeptisch. Statt einer Antwort hielt Bob das Buch mit dem englischen Titel ,Salvation' (zu deutsch: 'Die Rettung'), das er ebenfalls mitgebracht hatte, empor und wandte sich an Nanna, indem er sie fragte: 'Nanna, Sie erinnern sich doch sicher noch an dieses Buch hier, nicht wahr?'

'Ja', entgegnete die alte Dame. 'Wir veröffentlichten es ungefähr zu Beginn des Zweiten Weltkrieges.'
'Genau! Hier haben Sie nun in dieser englischen Ausgabe auf Seite 312 eine Zeichnung des Hauses ,Beth-Sarim', und Sie können selbst sehen, dass sie fast genau dem Bild entspricht, das ich Ihnen gerade gezeigt habe und das übrigens erst kürzlich aufgenommen wurde. Unter der Überschrift ,Beth-Sarim' wird hier in diesem Buch auf Seite 311 alles über diesen Wohnplatz berichtet; wie er gebaut wurde, damit die Prinzen oder Patriarchen nach ihrer Rückkehr darin wohnen sollten. Aber unglücklicherweise sind diese Patriarchen nie zurückgekommen.'

Bob reichte Lorna das Buch hinüber.
'Oh, daher kommt das also', sagte sie langsam, wie wenn sie über etwas nachsinnen würde. 'Jetzt wird mir manches klarer.
Gestern abend las ich in dem Buch 'Jehovas Zeugen in Gottes Vorhaben!' etwas über die sogenannten 'Millionen-Feldzüge', und in diesem Zusammenhang war da auch ein Zitat über das Jahr 1925. Warten Sie, ich habe das Buch gerade hier.'
Sie nahm den Band vom Regal, blätterte ein wenig darin und rief dann:
'Ja, hier ist es. Auf Seite 110 heisst es da: 'Besonders das Jahr 1925 erwies sich für viele Glieder des Volkes Jehovas als ein Jahr grosser Prüfungen. Einige gaben das Warten auf und gingen mit der Welt.'

'Ja, es war eine grosse Enttäuschung damals', räumte Nanna ein. 'Nichts von dem, was vorausgesagt worden war, traf ein.
Aber auf der anderen Seite hatte diese Enttäuschung auch wieder ihr Gutes. Durch sie wurde die Gesellschaft alle diejenigen los, die dem Wachtturm sowieso nicht treu geblieben wären.'
'So kann man es auch sagen', bemerkte Bob trocken.
'Wenn ich mich recht an meine Studien der Geschichte des Wachtturms erinnere, haben in diesen kritischen Jahren drei Viertel aller Bibelforscher ihr Vertrauen zur Organisation verloren. Gerade um diese Zeit erkannte auch meine Mutter in diesem ganzen Durcheinander,
dass der Wachtturm auf keinen Fall Gottes Kanal der Wahrheit sein konnte, und so suchte sie nach einem anderen Weg ...'"

Geschrieben von Drahbeck am 08. November 2006 08:31:16:

Als Antwort auf: Re: E. B. Price geschrieben von Drahbeck am 08. November 2006 08:11:34:

Wer die eben zitierten Ausführungen von Price - ohne fundierte Konfessionskundliche Kenntnisse - liest; mag vielleicht zu dem Trugschluß gelangen.
Na ja. Dann sind die Adventisten in Sachen Endzeitspekulationen wohl die "reinsten Engel".
Dem allerdings muß widersprochen werden.

Es sei dazu nochmal eine Passage aus dem Forumsarchiv 96 zitiert:
Die 1925-Verkündigung wäre nicht ausreichend dargestellt, wenn man nicht noch auf eine spezielle Gegenschrift dazu, zu sprechen kommen würde. Bereits in vierter Auflage erschien in dem der Gemeinschaft der Siebenten-Tags-Adventisten gehörenden Hamburger Advent-Verlag im Jahre 1924 eine Gegenpublikation mit dem Titel: "Werden Millionen jetzt Lebender nicht sterben? Ein wahrheitsgemäßer Aufschluss über das Wunderjahr 1925."

Seine Meinung bringt der Verfasser mit eindeutigen Worten zum Ausdruck:
"In zahlreichen großen Versammlungen werden diese Lehren aufs lebhafteste verkündigt und die Menschen auf das Wunderjahr hingewiesen. Viele Menschen hören, lesen, sind erstaunt entrüstet oder lachen und spotten darüber. Der Schreiber dieser Zeilen gehört zu den Entrüsteten, weil sterbliche Menschen es wagen, so mit dem ewigen unveränderlichen Worte Gottes umzugehen. Solche Hypothesen dürfen nicht unwidersprochen bleiben." [42]

Als Kern seiner Gegnerschaft formuliert Gugel: "Es ist eine bekannte Tatsache, welche in der Geschichte der Vergangenheit oft zutage trat, dass, wenn eine Prophezeiung aus der Heiligen Schrift von Menschen willkürlich ausgelegt wurde und deshalb sich nicht erfüllte, viele Menschen, welche auf solche Verkündigung bauten schwer enttäuscht und, um das Geringste zu sagen, vom Glauben an die Bibel als das Wort Gottes abgebracht wurden. Das ist eine ernste Gefahr. Darum schreiben wir dagegen, damit im Jahre 1925 oder später das Wort Gottes nicht auf Grund solcher Ideen als Lüge und Unwahrheit hingestellt werden
kann und aufrichtige Seelen in ihrem Glauben Schiffbruch leiden könnten." [43]

Auch der Katholik Algermissen, hatte die Gugel'sche Gegenschrift aufmerksam gelesen. Seine Reflexionen darüber hatte er im Jahre 1926 in der Zeitschrift "Schild der Wahrheit" veröffentlicht. Unter der Überschrift: "Adventisten gegen 'Ernste Bibelforscher'" führt er darin unter anderem aus:
"Beim Durchlesen der Schrift könnte man zunächst den Eindruck haben, es mit den Ausführungen eines katholischen oder positiv gläubigen protestantischen Verfassers zu tun zu haben. Einige Stellen aber machen stutzig. Das ist denn doch eigenartig:
Ausgerechnet die Adventisten fühlen sich berufen, gegen die leichtsinnigen Berechnungen und Auslegungen der 'Ernsten Bibelforscher' über die biblischen Prophezeiungen vom Weltende und von der Wiederkunft Christi in die Schranken zu treten!
Es gibt Menschen, die die beiden Sekten der Adventisten und 'Ernsten Bibelforscher' mit einander verwechseln und für eine Sekte halten. Das ist allerdings falsch. Es sind zwei verschiedene Sekten, mit verschiedenen Gründern, verschiedener Gründungszeit und manchen verschiedenen Lehren."

Weiter führt Algermissen dann aus:
"Aber in gewissen Punkten, und dazu gehört ganz besonders die Leichtfertigkeit in der Auslegung jener biblischen Stellen, die sich auf die Wiederkunft Christi beziehen, zeigen doch beide, soviel Gemeinsames wie sonst nur Geschwister untereinander haben.
Nun sollte man ja denken, dass zwei Brüder, die beide in einem Glaskasten sitzen, sich nicht gegenseitig mit Steinen bewerfen würden. Auch meine ich früher einmal in einem Sprichwort gehört zu haben, dass eine Krähe der anderen die Augen nicht aushackt.
Das scheint heute wohl nicht mehr zu gelten."

Danach macht Algermissen sich mit den Worten Luft:
"Man kann sich wirklich amüsieren, wenn man diese Schrift liest; denn gerade in diesem Fall wirkt der Angriff der Adventisten auf die 'Ernsten Bibelforscher' geradezu tragikkomisch. Ausgesprochen Adventisten sind es nämlich gewesen, die den wenigstens in diesem Punkt noch unschuldigen Russell dahin beeinflussten, dass Jahr der Wiederkunft Christi zu berechnen." [44]

Im folgenden befasst sich Algermissen mit einigen Details dieser Schrift, die er mit den Worten kommentiert:
"Es wirkt deshalb tatsächlich komisch, wenn in der vorliegenden Schrift der Adventismus in aller kindlichen Harmlosigkeit und unschuldsvollen Einfalt Herrn Russell und seinen Anhang übers Knie legt und für das Böse bestraft, wozu er ihn selber verführt hat." [45]

Ein Kernsatz von Algermissen lautet:
"Es sei gestattet, den Adventismus zu erinnern an die Jahre 1843, 1844, 1874 und andere. Hat der Adventismus sich so gründlich bekehrt, dass er den Wesenskern seiner Lehre aufgeben will? - Gut! Dann gibt es keinen Adventismus mehr. Dann ist es auch an der Zeit den Namen 'Adventisten' abzuschaffen." [46]

Die Detailwiderlegung der einschlägigen Bibelforscherlehren durch Gugel werden von Algermissen als sachgerecht begrüßt. Abschließend kommentiert er dazu:
"Das, was der Verfasser in dieser Hinsicht schreibt, ist durchweg ganz gut. Man wird nur während der ganzen Lektüre den fatalen Eindruck nicht los, dass hier eine Sekte vor der Tür einer anderen Sekte zu kehren sucht, die vor der eigenen Tür reichlich Schmutz derselben Gattung liegen hat, dessen Hinwegräumung sie auf lange Zeit beschäftigen könnte." [47]

Eine ähnliche Feststellung gilt es auch für eine 1972 im Zürcher Adventverlag erschienene Gegenschrift zu machen.

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Geschrieben von Drahbeck am 15. November 2006 07:22:06:

Als Antwort auf: Re: Zur Gedchtnisauffrischung geschrieben von Drahbeck am 08. November 2006 08:31:16:

Ich bin mir keineswegs sicher, dass das was der "Wachtturm" in seiner Ausgabe vom 15. 11. 1956 zitiert. Ob das auch noch für die Gegenwart zutreffend wäre, oder ob es schon damals und heute eine Zerrbild-Karikatur repräsentierte.
Allerdings sehe ich mich nicht imstande, in der Frage - derzeit - zu einem verbindlichen Votum zu gelangen. Ich ziehe es also vor, mich auf die Position zurückzuziehen:
"Es kann so - oder auch anders gewesen sein".
Die inhaltliche Verantwortung des nachfolgenden Zitates trägt also allein der "Wachtturm".

Nun ist ja bekannt, dass das Thema Israel heutzutage, besonders in evangelikalen Kreisen, eine Art "Lieblingsthema" ist, mit teilweise skurillen Auswüchsen. Es sei nur der Name Wim Malgo (als Beispiel) genannt.

Auch die frühe Bibelforscherbewegung segelte seinerzeit in diesem "Kielwasser" bis dann Rutherford in den dreißiger Jahren beschloss, auch in dieser Frage einen Purzelbaum zu veranstalten.

Israel bezüglich kann man deshalb die heutigen Zeugen Jehovas, keineswegs mehr mit der frühen Bibelforscherbewegung vergleichen.

Nun das angekündigte Zitat:
Unter der Überschrift "Agnostizismus in Israel" schreibt genannte "Wachtturm"-Ausgabe:
"Die Menschen nehmen oft an, daß von allen Staaten der Neuzeit die Herrscher Israels zu denen gehören, die am religiösesten wären. Ein Korrespondent einer berühmten Zeitung stellte vor kurzem etwas anderes fest. In seinem Artikel 'Das Volk Israel' schrieb der Reporter John Beavan im britischen 'Manchester Guardian Weekly' vom 8. Dezember 1955: 'Trotz der Zugeständnisse, die der Staat den orthodoxen Parteien machte, ist er auffallend weltlich geblieben und von Männern in öffentlichen Ämtern wird weder Glaube noch die Ausübung des Glaubens verlangt. In der Tat zollen sie der organisierten Religion weniger Lippendienst als von Engländern in offiziellen Stellungen, die Agnostiker sind, verlangt wird. Häufiger aber sind sie in einem weiteren Sinne religiös. Ansichten der Agnostiker, Humanisten oder Rationalisten werden mit einer Inbrunst und Überzeugung geäußert, wie ich sie in den jüngsten Jahren nirgends gefunden habe. Irgendwo in einem Gespräch ist es stets nötig, von der 'Menschenwürde' zu sprechen.'

Zerschlagen also sind irgendwelche Behauptungen, daß die neuzeitliche Nation Israel irgendwie mit der Erfüllung biblischer Prophezeiungen in Verbindung stehe! Die prophezeite Rückkehr sollte dem Zwecke dienen, die wahre Anbetung Jehovas wiederherzustellen. Dies hat sich am geistigen, nicht am natürlichen Israel erfüllt."

Dieweil thematisch ähnlich akzentuiert, sei aus der gleichen "Wachtturm"-Ausgabe noch ein weiteres Statement zitiert. Auch hierbei sei nochmals betont. Seine inhaltliche Verantwortung trägt allein der "Wachtturm" (respektive seine zitierten Gewährsmänner). Die wiedergegebene Meinung, entspricht keineswegs der meinigen.
Unter der Überschrift "Der Zionismus hat kein unveräußerliches Recht" schreibt der "Wachtturm" weiter:

"Arnold J. Toynbee, einem der hervorragendsten der noch lebenden Historiker, kann die Ehre zugeschrieben werden, Glauben an die Bibel als Gottes inspiriertes Wort zu besitzen. Er ist der Auffassung, Christen sollten anerkennen, daß alle höheren Religionen Offenbarungen dessen seien, was gut und recht ist', und daß sie nicht die eigene Religion als die ausschließlich richtige ansehen. Es ist daher interessant zu beachten, wie Toynbee auf Grund der Bibel die Schwäche der Ansprüche des Zionismus auf Palästina entdeckt. Toynbee beschuldigt Zionisten 'der Zudringlichkeit, die an Frechheit grenzt, wenn sie versuchen, die Erfüllung der Verheißung Gottes, Israel auf seine eigene Initiative hin nach Palästina zurückzuführen, selbst in die Hand zu nehmen'. Er weist darauf hin, daß dem Volke Israel kein unveräußerliches Recht auf Palästina gegeben worden sei, sondern daß der Besitz dieses Landes ausschließlich von der Gunst Gottes und von Israels Gehorsam gegenüber Gottes Geboten abhinge und daß der Zionismus diese Bedingungen außer acht lasse.

'Gottes Willen und das Verhalten Israels so außer acht lassend, hat sich der Zionist von der geistigen Grundlage getrennt, die die einzige sichere Basis bildete für das Anrecht der Juden auf den Grund und Boden des Heiligen Landes', stellt Toynbee fest. Er geht so weit zu sagen, der sicherste Weg für Israel, das Anrecht auf das Heilige Land zu verlieren, sei der, daß der Zionismus sich in die Illusion verirrt, eine bedingte 'Zuwendung Gottes, des Allmächtigen, sei ein unveräußerliches Geburtsrecht'. (A Study of History, Bd. VIII, S. 601) ..."

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Wim Malgo
Zu dem mit zitierten Wim Malgo sei noch aus einem früheren Beitrag zitiert:
Ein direkter Zusammenhang Bin Laden, 11. September, Irak ist nicht gegeben und bis heute auch nicht dokumentarisch bewiesen. Die USA haben dies auch nicht als formalen Hauptkriegsgrund behauptet. Das herumreiten auf den 11. September als Entschuldigungsgrund für die USA-Aggression offenbart nur eines. Das Gefangensein in der Gedankenwelt christlicher Fundamentalisten.

Um die Wette mit den Zeugen Jehovas in endzeitlichen Spekulationen machend, ist für diese Leute Israel das vermeintliche Gotteszeichen. Einer von dieser Sorte, Wim Malgo (aber nicht nur er. Auch der Lothar Gassmann, Verfasser eines ZJ-Buches, dass ich inhaltlich nur ablehnen kann); bemühen das Jahr 1948 (Staatengründung Israels) in penetranter Weise in ähnlicher Form wie die Zeugen Jehovas ihr 1914 oder 607 v. Chr.

Allerdings gibt es im Raum in und um Israel bis heute keine Ruhe. Und den Anschlag vom 11. September kann man sehr wohl in diesen Kontext einordnen. Dieweil die USA über die Jahrzehnte hinweg die Schutzmacht ihres Hätschelkindes Israel in Vergangenheit und Gegenwart waren und sind.
Auch dann, wenn dort (wie sowohl in den USA als auch in Israel) die Falken das sagen haben. Groß-Israel ihre Devise. So wie weiland die Araber die Israelis mal ins Meer jagen wollten, wenn es denn ginge; würden diese Kreise sich nicht scheuen, dass gleiche in umgedrehter Richtung machen zu wollen, so sie die Möglichkeit dazu haben. Da hat sich auf beiden Seiten ein tödlicher Hass aufgestaut, der dann auch in entsprechenden Aktionen sichtbar wird.

Das erinnert mich an die Situation im Baltikum nach dem Ersten Weltkrieg. Dort gab es in relativ kurzer Zeit politische Wechsel. Kommunistische Herrschaft, anschließend bürgerliche, dann wieder kommunistisch und danach bis zum zweiten Weltkrieg bürgerlich. Jede der genannten Gruppen entfaltete während ihrer Herrschaftszeit einen mörderischen Terror zu Lasten ihrer Gegner.

Kamen die dann ans Ruder spielte sich das ganze - unter umgekehrten Vorzeichen - erneut wieder ab.
Der SED-Propagandist Albert Norden, prägte mal in einem das Baltikum betreffenden Buch den Begriff der "Drachensaat" die da aufgegangen sei.
Das seine Genossen allerdings eine ähnliche Drachensaat in ihrer Herrschaftsphase waren, vergaß er hinzuzufügen.

Fakt ist allerdings, da hat Norden recht.
Wesentliche Teile der frühen Nazibewegung, beispielsweise Alfred Rosenberg, die den Nazismus streng antikommunistisch formierten, entstammt der Baltikumer "Drachensaat". Ähnlich tief sitzt der Hass zwischen Araber und Israelis. Er wird nicht weniger werden, wenn nur die Falken und die Gross-Israelis oder Gross-Arabier das sagen haben.

Er wird nicht weniger werden, wenn die Falken in Washington ihre Söhne in Israel nur stärken, ohne sich über einen Interessenausgleich irgendwelche ernsthaften Gedanken zu machen.
Er wird nicht weniger werden, wenn die christlichen Fundamentalisten mit das Geschäft der Falken in den USA und im Nahen Osten betreiben.

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Exkurs:
Die Gedankenwelt des Wim Malgo
Ein Buch das einen Überblick über die "religiöse Szene" vermittelt ist auch das von Oswald Eggenberger: "Die Kirchen, Sondergruppen und religiösen Vereinigungen". Unter anderem darin mitbehandelt das "Missionswerk Mitternachtsruf", des in der Schweiz lebenden gebürtigen Holländers Wim Malgo (geb. 1922).

Zu seiner Biographie wird vermerkt, dass er 1947-49 die "Bibelschule Beatenberg" (Schweiz) besuchte, danach als freier Evangelist zu wirken begann. Eines seiner Kennzeichen ist auch die starke Einbeziehung Israels in sein theologisches Gebäude, weshalb denn Eggenberger ihn auch der Rubrik zuordnete: Endzeit-Gemeinden unter Einbezug des Jüdischen Volkes.

In seiner abschließenden Gesamteinschätzung schreibt der genannte Verfasser:
"Die 'prophetische Auslegung' der Bibel, vorgebracht in der bestimmten Art Wim Malgos, ist für viele problematisch. Der Leiter des Missionswerkes Mitternachtsruf schreibt (in 'Wenn der Morgen kommt', S. 81), die Bibel habe 'vor Jahrtausenden schon das, was die Tageszeitungen heute bringen', berichtet. Eine solche Verwendung der Bibel führt leicht zu einer Vermischung von göttlichem Handeln und menschlichen Gedankenkonstruktionen."

Malgo hat insofern eine überregionale Bedeutung erlangt, als er beispielsweise in den 1960-er Jahren in den kommerziell-religiösen Radiosendungen des Senders "Radio Luxemburg" ständig mit vertreten war. Seine Zeitschrift "Mitternachtsruf" erscheint mittlerweile in sieben Sprachen und thematisiert besonders auch: "Nachrichten aus Israel". Und dies schon zu einem Zeitpunkt wo an analoge heutige "Sacharja-Israel-Ausleger" noch nicht zu denken war.

Weiter vermerkt Eggenberer, dass sich Wim Malgo und sein Missionswerk "Mitternachtsruf" dem Fundamentalismus mit strenger Bibelbezogenheit verpflichtet wisse.

Fundamentalismus: Dies ist in der Tat das bedeutsamste Stichwort dabei. Man registriert immer wieder mal neue Varianten a la Malgo, die sich im Kern letztendlich aber auch nur als eine Variante des Fundamentalismus offenbaren.

Die "verweltlichten" Großkirchen, sind heutzutage nicht unbedingt mehr Hort des Fundamentalismus. Um so mehr jene "kleinen Kreise in ihrem Umfeld". Da gibt es durchaus Strukturen und Seilschaften die man da beim Namen nennen kann, so denn man will. Sei es über Tagungsstätten die von von Ex-ZJ genutzt werden und deren Organisatoren, die bei Lichte besehen auch stark fundamentalistisch orientiert sind.

Die Gretchenfrage heisst daher. Wie hältst du es mit dem Fundamentalismus? Zugegebenermaßen sind auch Jehovas Zeugen diesem Kontext zuzuordnen. Es kristallisieren sich wohl immer mehr die beiden "Alternativen" für ehemalige ZJ heraus. Weiter auf der Fundamentalismusschiene zu fahren oder das ihm zugrunde liegende Weltbild etwas kritischer zu durchleuchten.

Man fragt sich bloß, warum ist das "Mittelfeld" so schwach besetzt? Das "Mittelfeld" wäre dann doch wohl die Absage an dem Fundamentalismus dergestalt, wie er sich in den Randgruppen der "Großkirchen" manifestiert. Man glaubt weiter Christ zu sein, vermeidet aber Überspitzungen wie sie gerade dem Fundamentalismus im besonderem Maße zu eigen sind.

Nochmal einige Zitate mal aus dem Malgo-Buch "An Jerusalem führt kein Weg vorbei".

Schon auf S. 7 schreibt er, dass "alle gegenwärtigen und zukünftigen weltpolitischen Krisen engen Zusammenhang mit Jerusalem" stehen würden.

Und damit das ganze einen biblischen Anstrich bekommt, verkündet er vollmundig:
"Nicht von ungefähr heißt es in Psalm 147,2: 'Der Herr baut Jerusalem und bringt zusammen die Verjagten Israels'. Man kann deshalb den Ewigen, Jerusalem und Israel nie voneinander trennen" (S. 48).

Weiter weiß er zu vermelden:
"Man muß nur die Zeitungskommentare lesen oder Radiomeldungen hören, dann stellt man fest, wie alle verlogen sind. Niemand kümmert sich um das, was die Bibel sagt. Alle aber, die Nein sagen zu Jerusalem und Nein zur Vereinigung Jerusalems und Israels, machen den ewigen Gott zum Lügner, wie das der Teufel schon im Paradies tat, als er zu Eva sagte: 'Ihr werdet mitnichten des Todes sterben' (1. Mose 3, 4). Deshalb nimmt das Lügen und Verleumden generell weltweit zu, auch in Kreisen der Gläubigen" (S. 52).

Derart belehrt ermahnt er dann seine Leser:
"Wenn sich heute alle Nationen gegen Jerusalem wenden und sich erpressen lassen, so achte darauf, daß du in diesen letzten entscheidenden Stunden vor dem Wiederkommen des Herrn Jesus Christus nach Jerusalem nicht auch verführt wirst."

Das ganze muss dann noch in die Aura der "Prophezeiung" getaucht werden, Dazu verbreitet sich der genannte Herr mit einem sinnigen Vergleich. Er lässt seine Leser wissen, das Jahr 1948 habe weltgeschichtliche Bedeutung, dieweil da drei bedeutsame Ereignisse
sich ereignet hätten.

Er schreibt: "Da war zunächst Rom, und zwar durch die Gründung des Weltkirchenrates, 1948 in Amsterdam, mit dem Zweck, Katholizismus und Protestantismus zu vereinigen Die zweite Stadt, die im Jahre 1948 den Anspruch anmeldete, Hauptstadt der Welt zu sein, war Moskau. Denn in diesem Jahr wurden China und die Tschechoslowakei kommunistisch und die 'Deutsche Demokratischer Republik' wurde gegründet."
Als drittes bedeutsames Ereignis sieht er dann die Gründung des Staates Israel gleichfalls 1948.

In seiner Schrift "Nicht ohne Blut" vermerkt er diesbezüglich gar:
"Abram lebte im Jahre 1948 nach dem ersten Adam. Die Nachkommen Abrams, das neugeborene Israel, begann 1948 nach dem letzten Adam, Jesus Christus, wieder in Erscheinung zu treten. Das war am 14. Mai 1948. Das ist eine der wunderbaren Nuancen der Symmetrie biblischer Prophetie in großen Zeiträumen" (S. 36).

Während er "Rom" und "Moskau" aberkennt, je "Welthauptstadt" werden zu können, will er dies sehr wohl auf Jerusalem angewendet wissen, dass zum fraglichen Zeitpunkt (1948) durchaus noch nicht vollständig in jüdischem Besitz war. Malgo dokumentiert dies selbst auch dadurch, dass er ein Foto mit abbildet, dass zeigt, wie Jerusalem einst "analog" der (späteren) Berliner Mauer, gleichfalls durch einen ähnlichen (im Vokabular der Kommunisten) "antifaschistischen Schutzwall" getrennt war.

Kritische Rückfragen zu seiner Theorie beantwortet er mit den Worten:
"Stellen wir uns die Frage noch einmal: Warum denn gerade Jerusalem?
Darauf gibt es eine kurze, aber alles aussagende Antwort des Herrn in Sacharja 8,3: 'Ich will zu Jerusalem wohnen.' Gott der Herr ändert Seinen Willen und Ratschluß nie. Deshalb war, ist und wird Jerusalem in jeder Hinsicht das Zentrum dieser Welt. Sogar rein geographisch hat Gott der Herr Jerusalem zentral gestellt" (S. 66).

Und weiter: "Die Wiederherstellung Jerusalems bzw. seine Wiedervereinigung mit Israel hat heils- und weltgeschichtliche Bedeutung, weil der Herr Jesus den 7. Juni 1967 voraussagte; den Tag, an dem ganz Jerusalem wieder in israelische Hände kam. Das war eine gewaltige Wende in der Heilsgeschichte!" (S. 72)

Diesen Gedankengang weiter fortführend belehrt er:
"Eines ist klar: Jerusalem wird bevor es zur Hauptstadt des Friedens der Welt wird, noch das Zentrum weltweiter kriegerischer Auseinandersetzungen werden. Aber alle Nationen werden an Jerusalem abprallen und sich zerschneiden, wie das Sacharja 12, 2-3 sagt" (S. 72).

Nun muss er allmählich zur Tagespolitik (Anfang der 80-er Jahre) übergehen. Dazu Malgo:
"Nachdem der Irak sogenanntes 'heiliges arabisches Gebiet' zurückerobert hat, das eine Zeitlang unter der Oberhoheit des Iran war, tönt es immer lauter: 'Die Zeit für die Befreiung Jerusalems ist da!' So spitzt sich die Bedrohung Jerusalems durch die Eroberung dieser arabischen Gebiete gewaltig zu. Dieser Krieg, der zur Zeit der Drucklegung dieser Broschüre noch im Gange ist, gehört zu den Vorgefechten für den Endkampf der Völker bei Jerusalem, aber auch bei Harmagedon, wie Sacharja es in Kapitel 12 und 14 schildert" (S. 160)

Und weiter: "Inzwischen, wir schreiben den 22. November 1980, hat der Irak eine Wende Richtung Harmagedon vollzogen. Wie zuverlässig ist doch das prophetische Wort!" (S. 163)

Da er sich nun dergestalt festgelegt hat, kommt er nicht umhin detaillierter zu werden:
"Da stellt sich die Frage: ist denn die Stunde und der Tag und der Monat und das Jahr schon da, wo die vier entsetzlichen Kriegsengel, die am Euphrat beim Persischen Golf gebunden sind, losgelassen werden, wodurch ein Drittel der Menschheit getötet wird? Ich meine nein. Noch hat Rußland sein Gerichtsziel, Israel, nicht erreicht" (S. 165).

Analog seinem amerikanischen evangelikalen Pendant, Hal Lindsey, weiß er aber Rat. Die "Entrückung" soll's richten. Dazu Malgo:
"Trotzdem ist nach meiner Erkenntnis die Stunde von Harmagedon noch nicht da. Denn noch hat die Entrückung der Gemeinde nicht stattgefunden und noch hat sich der Antichrist nicht offenbaren können" (S. 166).

Da er sich offenbar auch zu denjenigen zählt, die allen Widrigkeiten auf dieser keinesfalls "besten aller Welten" durch eine "Entrückung" noch aus dem Wege zu gehen gedenken, macht es ihm folgerichtig auch nichts mehr aus, den Übergebliebenen in schroffster WTG-Manier ein schreckliches Szenario anzukündigen:

"Wir wissen aber, daß beim Kampf bei Harmagedon, wenn alle Nationen wider Jerusalem marschieren und kämpfen werden, das eigentliche Gericht bzw. die eigentliche Strafe Gottes kommen wird. Das wird eine nukleare Katastrophe sein. Die dann von atomarer Verseuchung befallenen Menschen werden vom Propheten Sacharja sehr plastisch geschildert"

Und weiter: "Es ist sehr, sehr spät an der Weltenuhr! Das geht auch daraus hervor, daß die Iraker mit sowjetischen Waffen kämpfen, die ihnen Moskau im Hinblick auf einen eventuellen Waffengang gegen Israel geliefert hat. Das besagt im Grunde nichts anderes, als daß die Sowjetunion den Kampf gegen Israel bereits angetreten hat. Es müssen nur noch wenige Hindernisse weggeräumt werden" (S. 167).

Einen Unterschied zu den heutigen "Sacharja-Auslegern" gilt es doch aber noch ausdrücklich zu benennen. Sowohl Lindsey als auch Malgo, bauten in ihre Systeme die Sowjetunion als einen notwendigen Bestandteil ein. Verständlich, kann man dazu sogar sagen. Denn zu dem
Zeitpunkt wo Lindsey und Malgo schrieben, war die Sowjetunion in der Tat noch ein weltpolitischer Faktor, der zu einigen Befürchtungen Anlass gab.

Nun hat sich dieser "Nordkönig" aber zwischenzeitlich aus der ihm zugedichteten Rolle zurückgezogen und sucht gar in der Anwendung frühkapitalistischer Prinzipien seinen einstigen Konkurrenten USA noch zu überflügeln. Dem "Südkönig" ist damit sein "alter Kontrahent" für's erste abhanden gekommen. Die dortigen Ideologen und ihre evangelikalen Nachbeter sind noch am Grübeln, wem sie denn nun die Rolle als neuen "Nordkönig" jetzt zudichten sollen. Sicher, irgendwann werden sie auch mal fündig werden. Und die evangelikale Szene wird dann, als wäre nie etwas anders gewesen, auch diesen "neuen Nordkönig" in den "Bibelprophezeiungen" "entdecken". Aber wie gesagt, zur Zeit ist es noch nicht ganz so weit.

Also die derzeitige diesbezügliche Parole der neuzeitlichen "Sacharja-Ausleger". Das Kapitel "Nord- und Südkönig" derzeit nicht von sich aus ansprechen, solange bis die diesbezüglich dringend erwartete "Erleuchtung von oben" endlich angekommen ist!

Als Resümee des Buchkapitels "Der Fall Walter Küppers" hatte ich mal festgestellt, dass im Vergleich der verschiedenen Endzeitspekulanten (Russell, Küppers und Co) mir "beinahe" Russell noch der "sympathischere" sei; dieweil die anderen noch ins stockreaktionäre deutschnationale Fahrwasser (nach Tisch) bei der Umdeutung ihrer Fehlprophezeiungen abgedriftet sind.

Es sind offenbar tolle Erkenntnisse, die der Herr Malgo da auf der "Bibelschule Beatenberg" mit bekommen hat. Die Zeugen Jehovas haben (abgesehen von ihrem totalitären Innenklima), sich mittlerweile einige (wenn auch bei weitem nicht "alle") ihrer Hörner abgeschliffen. Um so mehr sprießen die Hörner bei den Malgo's und Co!

Auf der Webseite gelesen:
http://freunde.imperium.de/gansel/weltuntergang.htm
Wim Malgo, Gründer des Missionswerks Mitternachtsruf Lehre: Wim Malgo, der Gründer des Missionswerks Mitternachtsruf, terminierte im Jahr 1979 aus astrologischen Gründen das Weltende auf den Frühling 1982.

Wim Malgo und Norbert Lieth, Missionswerk Mitternachtsruf Lehre: 1986 wies Wim Malgo, der Gründer des Missionswerks Mitternachtsruf, und Norbert Lieth, sein publizistischer Nachfolger, auf den Mai 1988, dem 40. Geburtstag Israels, als möglichen Weltuntergangstermin hin.

Verkündet von: etlichen Weltuntergangsgläubigen Lehre: Viele Christen glaubten, das im Oktober 1988 die Welt untergehen würde, da nach der Gründung Israels (1948) eine Generation (40 Jahre) vergangen war.

Norbert Lieth, der publizistische Nachfolger des 1993 verstorbenen Wim Malgo, scheint von seinem Vorgänger die Lust auf das Verkünden von Weltuntergangsterminen geerbt zu haben: 1993 meint Lieth, dass im Jahr 2000 der Auftritt des Antichristen schon vorbei wäre, was einen Beginn der Weltendsereignisse um 1995 erfordern würde

Hal Lindsey
In seinem Buch 'The Late Great Planet Earth' sagt Hal Lindsey die Schlacht Armageddon für das Jahr 2000 und die Wiederkehr Christi für 2007 vorraus.

Einer anderen Quelle zufolge schreibt Lindsey, dass die Gründung Israels eine wichtige Vorbedingung für den Beginn der Endzeit sei. Die Generation, die diesem Ereignis beiwohne, werde nach Lindsey auch das Ende erleben. Da eine Generation im bibl. Sinne 40 Jahre dauert, müßte die Welt spätestens 1988 untergehen.

Man vergleiche auch:
Noch so ein USA-Export

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Geschrieben von Drahbeck am 22. November 2006 07:12:28:

Als Antwort auf: Re: 15. 11. 1956 (Vor fnfzig Jahren) geschrieben von Drahbeck am 15. November 2006 07:22:06:

Es sei noch mal zitiert

"In der Woche vom 27. 11 dieses Jahres steht in der "Dienstversammlung" der Zeugen Jehovas ein auf 15 Minuten terminierter Programmpunkt zum Thema Blut auf der Tagesordnung. ... Nun sagen die WTG-Talmudschreiber den ihrigen. Sie mögen sich vorher Gedanken über solch eine "Was ist wenn"-Situation machen. Klassifiziert wird das ganze als "Gewissensentscheidung". Der Schlusssatz besteht denn auch in der Aussage, dass man nicht die Gewissensentscheidung eines anderen Christen kritisieren sollte.
Nun denn man nehme sie beim Wort. Allerdings ist der ganze darum herum aufgebaute "WTG-Talmud" mehr als überflüssig! "

Parsimony.19263

Parsimony.19334

Die Bocksprünge der WTG namentlich in der Frage Blutbestandteile wurden ja schon verschiedentlich kommentiert.
Erinnert sei auch an den von Günther Pape in seinem Buch "Die Wahrheit über Jehovas Zeugen" berichteten Fall des Gemeinschaftsentzuges für eine Zeugin Jehovas lediglich deshalb, weil sie ihren Hühnern ein Futter gab, welches wie man meinte, Blutbestandteile enthielt.

Man vergleiche zu diesem skurrilen Fall

Parsimony.14404

Nun widmete sich die "Erwachet!"-Ausgabe vom 22. 11. 1956 auch in einem Artikel dem Thema Blutbestandteile oder -substanzen.
Die Tendenz ist klar, sie geht in Richtung Ablehnung. Man versäumt es auch nicht "kunstgerecht" mögliche Risiken herauszustellen. Immerhin sieht man sich genötigt einzuräumen, dass bei der Verwendung von nur Teilen des Blutes, im Vergleich zur Verwendung von Vollblut, in bestimmten Konstellationen das Risiko doch vermindert werden könnte.

Dazu wird nachfolgendes Votum bemüht:
"Es ist dem Menschen gelungen, viele Bestandteile des Blutes zu isolieren. So schreibt Dr. L. A. Erf vom 'Jefferson Medizinischen College und Krankenhaus' in Philadelphia in der medizinischen Hauszeitung 'Seminar', Sommer 1956, daß 70 verschiedene Blutstoffe oder -substanzen - rein oder gemischt mit anderen Bestandteilen - isoliert oder fraktioniert (abgetrennt) worden seien. Einige der von ihm erwähnten Blutbestandteile sind: rote Blutkörperchen [Hämoglobin], weiße Blutkörperchen, Bluttplättchen, Albumin, Thromboplastin, Thrombin, Fibrinogen, Pronthrombin, Gammaglobulin, Cholesterin, 'Serum Esstarase', 'Pasmogen' usw. Er bemerkt auch, daß man mit der Zeit vielleicht Tausende von Blutbestandteilen feststellen werde.
Obschon er sich für die Verwendung von gewissen dieser Blutbestandteile einsetzt, sind seine Argumente trotzdem interessant, die er gegen die Verwendung von Vollblut vorbringt ..."

Diesen Artikel lässt dann die WTG ihrerseits mit der Aussage ausklingen:
"Aber obschon sich dieser Arzt für die Verwendung gewisser Blutbestandteile einsetzt, besonders von Albumin, fallen auch diese unter das biblische Verbot. Diese Blutbestandteile werden aber nicht nur von Ärzten verwandt, sondern auch von Nahrungsmittelfabrikanten. Es ist daher zu empfehlen, die Etiketten auf solchen Produkten zu lesen, um festzustellen, ob diese Nahrungsmittel Blutbestandteile enthalten. Wenn man im Zweifel ist, tut man besser, sie nicht zu kaufen."

Man vergleiche zum Thema auch:

Parsimony.15844

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Geschrieben von Drahbeck am 01. Dezember 2006 07:40:43:

Als Antwort auf: Re: 22. 11. 1956 (Vor fünfzig Jahren) geschrieben von Drahbeck am 22. November 2006 07:12:28:

Warum gibt es im "Kloster Selters" eigentlich keine Kindergärten, Schuleinrichtungen für Kinder oder adäquates?
Nun, allein schon aus dem Grunde, weil die Betreffenden, so sich Familienzuwachs einstellen sollte, höflich aber bestimmt "hinauskomplimentiert" werden.
Damit kann und will sich der WTG-Konzern nicht "belasten".
Nun mag man auf die katholische Kirche mit ihrem Zölibat verweisen.
Sicher, machen andere fragwürdiges, ist dass dann Entschuldigungsgrund für's eigene ähnliche Verhalten?
Man wird schon wohl sagen können. Unter den gewiss nicht wenigen christlichen Kirchen, steht die WTG-Religion, gleich nach der Catholica kommend, ziemlich einsam da, auch in dieser Frage.

Einer Wurzel dieser Verhaltensweise kann man auch im "Wachtturm" vom 1. 11. 1956 (S. 744) begegnen, wenn man dort lesen kann:

"Heute ist den Christen kein Fortpflanzungsauftrag erteilt worden. Andernfalls sollte kein Christ ledig oder kinderlos bleiben. Es besteht deshalb keine christliche Verpflichtung heute, vor der Schlacht von Harmagedon, Kinder hervorzubringen. Um sich für den direkten Gottesdienst, nämlich das Predigen der guten Botschaft seines Königreiches, so frei wie möglich zu halten, erwählen es sich manche christliche Ehepaare, kinderlos zu bleiben. Dadurch vermeiden sie elterliche Verpflichtungen und bleiben unbelastet...."
Kloster Selters

Rutherford's "Tatsachen"

Rutherford's "Kinder"-Buch lässt grüßen!

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Geschrieben von Drahbeck am 08. Dezember 2006 01:28:51:

Als Antwort auf: Re: 1. 12. 1956 (Vor fünfzig Jahren) geschrieben von Drahbeck am 01. Dezember 2006 07:40:43:

Diesmal, in der "Erwachet!"-Ausgabe vom 8. 12. 1956, sind es besonders psychologische Aspekte, welche es der WTG angetan haben. Ihren einleitenden Artikel titelt sie "Psychologen und Religion"
Zu den den da zitierten gehört auch Albert Einstein, der da erklärt haben soll:
"Ich kann nicht glauben, daß Gott mit dem Kosmos würfelt."

Wie man weis wurde jener Spruch auch von dem Filmemacher Poppenberg als besonders aussagekräftig empfunden, wovon den auch der Titel eines seiner Video's kündet.
Und was kaum einem gelingt (extreme Pfingstler, extreme Fundamentalisten und Zeugen Jehovas, die sich wegen theologischer Differenzen relativ Spinnefeind sind) unter einem "Hut zu versammeln" ist Poppenberg offenbar mit diesem Video gelungen. Zumindest dergestalt, dass alle Genannten zu seinen Käufern zählen. Und nur das allein zählt letztendlich für den Geschäftemacher Poppenberg.

Aber auch "Erwachet!" kommt nicht ganz um den Umstand herum zu registrieren, dass es auch anders geartete Voten gibt. Dafür steht zum Beispiel die Aussage:
"Die andere Gruppe dagegen denkt wie der französische Mathematiker und Astronom Laplace (1749 - 1827). Es wird berichtet, daß Laplace auf die Äußerung Napoleons - unter dem er eine Zeitlang ein Regierungsamt bekleidete -, er habe gehört, daß Laplace ein umfangreiches Werk über das Weltall geschrieben habe, ohne Gott, seinen Schöpfer, ein einziges Mal darin zu erwähnen, geantwortet habe: 'Er bedurfte keiner solchen Hypothese. Sie ist überflüssig!'"

Es ist eigentlich voraussehbar, dass mit dem letzteren Votum sich die WTG nicht anfreunden kann. Immerhin kam sie doch wohl nicht ganz umhin, es zu erwähnen. Andere einschlägige Voten indes erwähnt sie schon mal prinzipiell in diesem Artikel nicht.
Etwa das Votum eines Friedrich Nietzsche, dass Gott tot sei.
Oder das Votum eines Ludwig Feuerbach (in Fortschreibung einer Aussage von J. W. v. Goethe)

"'Wer Wissenschaft hat', sagt schon Goethe, 'braucht die Religion nicht'. Ich setze statt des Wortes 'Wissenschaft' Bildung, weil Bildung den ganzen Menschen umfaßt."

Statt dessen bemüht "Erwachet!" einige Aussagen aus Psychologen-Kreisen (sorgfältig ausgewählt) und unter Verschweigung des Umstandes, dass die von "Erwachet!" gebrachten Zitate keineswegs "repräsentativ" sind, die da zum Beispiel aussagen (Zitat "Erwachet!"):

"Dr. V. Frankl, Professor der Psychologie an der Universität Wien und Präsident der österrreichischen Gesellschaft für medizinische Psychotherapie. Nach seiner Meinung trägt das Bemühen der Menschen, ihr Bedürfnis nach Religion zu unterdrücken - so wie einige in der Vergangenheit versucht haben, ihr sexuelles Verlangen zu unterdrücken -, viel Schuld an den Spannungen und der Verwirrung in der heutigen Welt. Dreiviertel der europäischen Bevölkerung, erklärt er, leiden in irgendeiner Weise darunter, daß sie versuchen, ihr Bedürfnis nach Religion zu unterdrücken oder zu mißachten."

Nun wird man unfraglich einräumen müssen, dass der Mensch als soziales Wesen, nicht nur von Brot allein lebt. Indes, was da als "Zusatznahrung" zum Brot eingenommen wird, darüber ließe sich in der Tat trefflich streiten. Es ist weiter einräumbar, dass jene, die denn "nur" vom Brot leben wollten, nicht selten im übertragenen Sinne als "Kulturbanausen" bezeichenbar wären. Insofern ist der Begriff "Zusatznahrung zum Brot" (symbolisch verstanden) durchaus existenziell.

Unfraglich vermögen auch Religionsformen solche Bedürfnisse in gewissen Rahmen abzudecken. Das wird nicht in Frage gestellt. Man denke etwa, an den Euphorie-Charakter namentlich der Zeugen Jehovas-Großveranstaltungen, ihrer Kongresse, und man hat einen Beleg dafür. Jene Euphorie-Atmosphäre vermag in der Tat (für eine gewisse Zeit) ein "seelischen Auftanken" zu bewirken.

Was indes entschieden zu bestreiten ist, ist der Umstand, als wäre "allein" nur Religion (noch dazu in der relativ kultlosen Variante der Zeugen Jehovas), zu solch einem "auftanken" befähigend.
Die Antwort gab schon Ludwig Feuerbach (siehe Zitat weiter oben).

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Geschrieben von Drahbeck am 15. Dezember 2006 04:48:18:

Als Antwort auf: Re: 8. 12. 1956 (Vor fünfzig Jahren) geschrieben von Drahbeck am 08. Dezember 2006 01:28:51:

In Kommentierung eines Votums amerikanischer Baptisten für die Rassentrennung, kommentiert der "Wachtturm" vom 15. 12. 1956:
"Ob die Bibel sie aber lehrt oder nicht, bleibt die Streitfrage der Rassentrennung doch bestehen, und ist eine der hitzigsten Streitfragen der Gegenwart. Selbst viele Leute, die denken, sie seien gegen die Rassentrennung, handeln nach deren Prinzip, sobald die Streitfrage in ihrer Nähe, statt in die Nähe anderer rückt."

Eben zitierte Beobachtung wird man wohl bestätigen können (müssen). Im weiteren Sinne rechnet auch in diesem Lande nicht unbekannter Ausländerhass zu diesem Umständen.
Das hat auch in diesem Lande hier schon "Tradition". Erinnert sei daran, dass es nach dem Ersten Weltkrieg (als dessen Folge) zeitweise Besetzungen durch französische Truppen im Rheinland gab. Auch die WTG mit ihrem Büro in Barmen war davon tangiert, konnte aber noch rechtzeitig nach Magdeburg umsiedeln.

Frankreich mit seiner Tradition der Fremdenlegion setzte da auch Truppenteile ein mit schwarzen Soldaten. Besonders von der aufkommenden Nazibewegung wurde dieses Thema aufgegriffen und als "schwarze Schmach" thematisiert. Als die Nazis dann an der Macht waren und 1936 die Olympiade durchgeführt wurde, lehnte es Hitler ostentativ ab, schwarzen Olympiasiegern zu gratulieren. Insofern ist diese Geisteshaltung auch in diesem Lande (und keineswegs nur in den USA, welche in der Frage gar schon mal einen Bürgerkrieg hatten Nord- gegen Südstaaten). Insofern ist auch dieses Land hier keine Insel der "Seligen".

Länder wie Südafrika praktizierten Jahrzehntelang ähnliches, bis sie gezwungen wurden (durch die Majoritätsverhältnisse) ihre Politik zu modifizieren.

Nun kann man den derzeitigen Zeugen Jehovas mit Sicherheit keinen Rassismus unterstellen. Wenn es denn "Multikulti" im Bereich Religion gibt, dann doch wohl besonders bei ihnen. Der Anteil geborener Deutscher in ihren Reihen verflacht sich doch immer mehr. Etliche fremdsprachige Versammlungen und Kongressveranstaltungen künden auch davon.

Gleichwohl gab es zu Rutherford's Zeiten in den USA auch bei den Zeugen Jehovas, faktisch durchgeführte Rassentrennungen. Weniger aus eigentlich "rassistischen Motiven". Eher mehr in Anpassung an das Gesamtgesellschaftliche "Umweltklima". Sich in dieser Streitfrage zu exponieren. Dem ging auch die WTG aus dem Wege.

Dieses solchen Fragen "aus dem Wege gehen" kommt auch in dem zitierten WT-Artikel zum Ausdruck, wenn es darin auch heißt:
"Was nun sollte der wahre Christ in dieser Hinsicht tun? Er verbringt seine Zeit nicht damit, alle solche sozialen Probleme lösen zu wollen ...."

Auszugsweise (gekürzt) sei noch aus einem Beitrag von "+" zum Thema Rassenlehre zitiert:

Parsimony.19437

Zu dieser Zeit folgte man auch der allgemein gültigen Auffassung dass sich die Menschen in drei Rassen aufteilen lassen.
Im Photodrama der Schöpfung wurde dieses Gedankengut weltweit gesät.
http://i113.photobucket.com/albums/n209/mspanger/Pd21b.jpg Die weiße Herrenrasse in Uniform, die Semiten mit Knollennase und die Neger.
Dies spiegelte sich dann natürlich im ganz normalen Alltag wieder.
Beispiel 1:
Im Gedächtnismahl wurden die Weißen und Neger getrennt.
Hier als Beispiel der Gedächtnismahlbericht von 15.9.1925
http://i113.photobucket.com/albums/n209/mspanger/WT1591925detaila.jpg

http://i113.photobucket.com/albums/n209/mspanger/WT1591925detailb.jpg

http://i113.photobucket.com/albums/n209/mspanger/WT1591925detailc.jpg

http://i113.photobucket.com/albums/n209/mspanger/WT1591925detaild.jpg

http://i113.photobucket.com/albums/n209/mspanger/WT1591925detaile.jpg

http://i113.photobucket.com/albums/n209/mspanger/WT1591925detailf.jpg

http://i113.photobucket.com/albums/n209/mspanger/WT1591925detailg.jpg

http://i113.photobucket.com/albums/n209/mspanger/WT1591925detailh.jpg Aus dem Zeugen Jehovas-bezüglichen Buch des Engländers Alan Rogerson (S. 81), sei noch der nachfolgende Passus zitiert:
"Den größten Vorwurf kann man Rutherford vielleicht dafür machen, daß er die Rassentrennung der Neger billigte. In den Ecclesias der Bibelforscher herrschte in einigen Fällen Rassentrennung, sogar in New York. Stroup erwähnt, daß es während der Jahre von Rutherfords Präsidentschaft Rassentrennung gab:
In der Geschichte der Bewegung hat der Führer der Gesellschaft einmal farbige Zeugen ausdrücklich aufgefordert, sich nicht um Posten als Pioniere zu bewerben:
"Der Grund dafür ist der, daß nach unserer Erfahrung Farbige weniger gebildet sind als Weiße - viele von ihnen haben nicht genügend Wissen, um aus der Lektüre unserer Literatur Nutzen zu ziehen. Unsere Schlußfolgerung basiert daher auf der Annahme, daß Literatur, die an eine Versammlung von Farbigen verteilt wird, weitgehend verschwendet wäre, nur bei einem ganz geringen Prozentsatz wären gute Ergebnisse zu erwarten." Watchtower vom August 1928."

1956

Kommentarserie 1955

1957

Kommentarserie 1957

 

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