Annotationen zu den Zeugen Jehovas

Kommentare zu den eingescannten CV-Ausgaben ( Nr.1 - 31)

Weitere Kommentare siehe: Kommentar zu CV ab Nr. 32f.

Es kann nicht angehen, die CV-Ausgaben unkommentiert neu zu veröffentlichen. Es besteht durchaus berechtigter Anlass, kritische Anmerkungen dazu hinzuzufügen. Dies soll hiermit geschehen:

 

CV 31

Es verstand sich für den SED-Staat von selbst, dass ein staatlich ausgehaltenes Blatt, auch wenn es sich "Christliche Verantwortung" nannte, auch die Interessen des SED-Staates zu vertreten hat. Wie man weiß war eine seiner Achillesfersen die sogenannten "Wahlen". Zwar wähnte man 98 oder gar mehr Prozent der DDR-Bürgern vor den Wahlurnen versammelt zu haben. Aber die restlichen zwei Prozent wünschte man natürlich auch noch auszumerzen. Wie man wusste, waren ein wesentlicher Bestandteil von ihnen die Zeugen Jehovas. So ist denn diese CV-Ausgabe auch mit einem Artikel "gesegnet" in dem lang und breit versucht wurde, dieses Problem anzugehen. Mir indes erscheint nur eine ganz spezielle Passage daraus zitierenswert, und zwar die nachfolgende:

"Ein weiteres, von der WTG gebrauchtes Bibelzitat gegen jede Wahlbeteiligung ist Jesaja 41:24, wo es heißt: 'Siehe, ihr seid nichts und euer Tun ist Nichtigkeit, ein Greuel ist, wer euch erwählt'".

Die CV fragt dann: "Hat das etwa mit politischen Wahlen zu tun? Kann man sich zu recht hinter solchem Bibelvers verschanzen?" Nun sicherlich kann man diese Frage verneinen. Aber etwas anderes spricht dieser Artikel nicht mit an. Das wäre dann die subjektive Befindlichkeit jener, die dieser Artikel doch auch an die Wahlurnen locken möchte. Ein großer Kommentar dazu erübrigt sich eigentlich. Die genannte Bibelstelle gab schon selbst die Antwort darauf: "Euch zu wählen ist ein Greuel!"

Seit 1955 war der 1909 geborene Konrad Franke deutscher Zweigdiener der Zeugen Jehovas.

Am 1. 10. 1969 wurde er klammheimlich von seinem Posten abgelöst. Ein Info, etwa in der internen Zeugen Jehovas-Zeitschrift "Unser Königreichsdienst" gab es dazu nicht. Setzt man in Rechnung, dass es für WTG-Funktionäre keine reguläre Pensionierung gibt, so ist es schon verständlich, dass dieser Fall Anlass zu Spekulationen gab. Es wäre fast verwunderlich, sollten die sich nicht auch in der CV finden. Und in der Tat war dem so. Dieser CV-Ausgabe war ein zusätzliches Blatt beigelegt, dass mit der Überschrift aufmachte: "WTG-Zweigdiener Konrad Franke … wegen 1975 Dienstamts enthoben". Der Substanzkern dieses Artikels ist, bezogen auf seine Überschrift, mager. Aber aus anderen Quellen ist in der Tat belegt, dass Franke sich bezüglich der 1975-These als Hardliner erwies. Offenbar hielt man es in Brooklyn für angebracht, ihn durch einen Ami (Richard Kelsey) zu ersetzen, den man solch dezidierte öffentliche Aussagen zu 1975, wie Franke sie getätigt hatte, nicht nachweisen konnte.

CV31

 

CV 30

Auch diese Ausgabe widmet sich dem Thema "1975". Mittels vermeintlicher theologischer Argumente wird versucht es zu entkräften. Ich kann hier nur für mich sprechen. Diese vermeintlichen theologischen Argumente haben mich nicht sonderlich "beeindruckt". Um zu erkennen, dass mit der 1975-Theorie etliches faul ist, dazu bedarf ich nicht der in dieser CV-Ausgabe offerierten "theologischen Argumente". Immerhin ein "Highlight jener Argumentation sei doch noch zitiert:

"Wenn wir also sehen, daß Israel 430 Jahre in Ägypten gewohnt hat, so bedeutet das, daß in Wirklichkeit die Menschheit schon 215 Jahre älter ist, als in der Chronologie angegeben. Das würde aber bedeuten, wenn die Chronologie Pastor Russels richtig wäre, daß nicht 1874, sondern 1659 die 6000 Jahre um waren."

CV30

 

CV 29

Für die Heutigen ist das Datum 1975 eines aus der Vergangenheit. Für etliche genauso weit entfernt wie 1925 oder 1914. Alles Daten von denen man weiß: Sie wurden von der WTG im endzeitlichem Sinne strapaziert. Die Generationen "lösen sich ab". Einige vermögen sich noch darüber aufzuregen, dass beispielsweise in der Wachtturmausgabe vom 1. 11. 1995 die These zum alten Eisen gelegt wurde (wie immer bei der WTG bei solch heiklen Dingen - in einem Wortschwall sonstiger, nichtssagender Worte eingebettet). Also 1995 wurde die These endgültig zu den Akten gelegt, "die Generation von 1914 werde nicht vergehen", die davor zum Standardrepertoir der Zeugen Jehovas gehörte.

An diese geschichtliche Zäsur mag so manch einer sich noch persönlich erinnern, denn 1995 liegt ja noch nicht so übermäßig lange zurück. Aber 1975? Sicher etliche erinnern sich auch daran. Aber es gibt auch inzwischen eine neue Generation, die das so nicht bewusst miterlebt hat. Da kann es nicht verkehrt sein, einmal einen Rückblick zu tun, auf die Zeit vor 1975. Just auf jenem Zeitpunkt, wo diese These damals "neu auf dem Markt" war. Dies ist in dieser CV-Ausgabe möglich.

CV29

 

Kommentar zu den eingescannten CV-Ausgaben

CV 28

Das Jahr 1967 ist in die Geschichte der Zeugen Jehovas eingegangen, durch die erstmalige Propagierung des 1975-Datums, als neuem ideellen Anreiz. Offenbar hatte die WTG einen solchen nötig, wie zum Beispiel ihre Klage im "Wachtturm" vom 1. 6. 1967 verrät:

"In den letzten fünf Jahren ließen sich 323 986 neue Königreichsverkündiger taufen . . . In der gleichen Zeit stieg die Durchschnittszahl der Verkündiger jedoch nur um 174 088. Was geschah mit den anderen 149 898?? Wenn durch Tod jährlich ca 1 Prozent ausscheiden, bleiben noch immer 100 000 Ausgeschiedene."

Zum x-ten Mal wird auch in dieser CV-Ausgabe das leidige Thema Geldtransfer nach dem Westen hochgekocht. Es wird unterstellt, dass habe erst nach 1954 so begonnen. Was die Jahre davor demzufolge in der Geldangelegenheit gewesen sein soll, darüber bleibt der entsprechende Artikel eine plausible Erklärung schuldig.

Es wird ausgeführt: "Um also in der DDR verkündigen zu können, muß man Geld nach Westdeutschland schmuggeln? Da stimmt doch etwas nicht, denn das ist schriftwidrig und gesetzlos und wird von der WTG mit allen Mitteln geheim und im Verborgenen gehalten. Doch es kann nicht unsichtbar gehalten werden, es kommt an den Tag. … Um in der DDR eine schriftgemäße Verkündigung des Wortes Gottes durchführen zu können, braucht man nicht zu schmuggeln, denn eine solche Verkündigung ist in keiner Weise behindert."

Letzten Satz muss man sich mal auf der Zunge zergehen lassen. Ob der Schreiber das wirklich geglaubt hat, was er da so vollmundig von sich gab? Ich bin mir da nicht so sicher.

Weiter geht es mit der These: "Doch die Verkündigung im Auftrag der WTG ist nicht nur schriftwidrig, sie dient gleichzeitig auch dunklen, gesetzlosen Zwecken. … Gelder, die illegal aus der DDR ausgeschleust werden, können der WTG nur Nutzen bringen, wenn sie in Westberlin oder Westdeutschland bei den Kreditinstituten umgetauscht werden. Damit macht sich jedoch die WTG zum aktiven Unterstützer der dunklen Tätigkeit westlicher Geheimdienste, denen solches Geld aus der DDR zur Ausrüstung und Bezahlung ihrer Agenten und damit zur Vorbereitung neuer Kriegsabenteuer zufließt."

Damit wird deutlich, dass (unabhängig von der Frage: Was ist Ursache? Was ist Folge?) auch die Zeugen Jehovas ihren Part im kalten Krieg gespielt haben.

In der Einleitung zu CV 10 hatte ich bereits meine Meinung zu dem auch dort schreibenden "A.Z." kundgetan. Siehe CV10 Anlass dafür gaben namentlich seine dortigen und auch in der CV 12 enthaltenen Ausführungen über einen gewissen Paul Stoll aus Eisenach. Der Artikel endete mit dem Satz. dass es noch eine Fortsetzung dieser beiden Artikel geben solle. Die ist offenbar in dieser Ausgabe enthalten. Immerhin doch ein bemerkenswert langer Zwischenraum. Ich glaube dies dahingehend deuten zu können, dass auch der Willy Müller über diese "A.Z." Beiträge nicht sonderlich "begeistert" war.

Indes die Ausführungen in CV 28 sind eindeutig genug. Da wird dieser Paul Stoll, der in den vorangegangenen Artikeln gar mit seiner Wohnanschrift bezeichnet wurde, ganz unverblümt als Agent westlicher Geheimdienste bezichtigt.

"Er hatte für den 'CIC', die 'KgU' und den 'UfJ' gearbeitet. Für seinen bezahlten Dienst für den 'CIC' hatte er den Decknamen 'Salzfisch', wie er sagte."

Ich habe meine Einschätzung schon zum Ausdruck gebracht, dass ich diesen "A.Z." als offensichtlichen Hauptamtlichen der Stasi einschätze. Indem er das hier jetzt erneut so prononciert formuliert, ist meines Erachtens damit belegt, dass die Stasi im Falle Paul Stoll die aktive Zusammenarbeit eines höheren Zeugen Jehovas-Funktionärs aus der DDR, mit westlichen Geheimdiensten glaubt belegen zu können!

Ich kenne die Stasiakten des Falles Paul Stoll nicht. Aber die Apologeten der WTG sind hiermit aufgefordert sich für sie mal im Detail zu interessieren. Ansonsten bleibt - bis zum Beweis des Gegenteils - der Ruf an sie hängen, aktiv mit westlichen Geheimdiensten zusammengearbeitet zu haben. Ein solcher Fall heißt Paul Stoll!

CV28

CV 27

Das Thema Nichtbeteiligung an den Wahlen durch Jehovas Zeugen, brannte den Kommunisten und vor ihnen schon den Nazis, erheblich unter den Nägeln. Während letztere in ihrer Presse dazu auch einige Polemiken starteten, waren die Kommunisten, auf dem ersten oberflächlichen Blick gesehen, diesbezüglich scheinbar etwas zurückhaltender. Wähnten sie doch ohnehin "99 %" im Kasten zu haben. Und diesen schönen Schein wollte man sich nicht unbedingt durch öffentliche Pressepolemiken selbst zerstören.

Indes in ihrem Blatt "Christliche Verantwortung" kommt ihr diesbezüglicher Frost dennoch mal zum Vorschein. So auch in dieser CV-Ausgabe.

Man kann darüber rätseln, ob der betreffende mit ""W. R." gezeichnete Artikel wirklich einen echten Verfasser hat. Oder aber ob er nicht vielmehr als gestellt betrachtet werden muss. Die darin enthaltene Diktion erinnert mich doch zu sehr an die der sprichwörtlichen "Lieschen Müller vom Lande".

Wie auch immer. Selbst wenn dieser Artikel gestellt sein sollte, so bringt er dennoch durchaus glaubhaft die Problematik auf den Punkt, wie Jehovas Zeugen mit sogenannten "Neutralitätsverletzern" umzuspringen belieben. Eigene, Individualentscheidungen, sind in dieser Organisation grundsätzlich nicht erlaubt

CV 27

CV 26

Nur äußerst selten, man muss fast schon mit der Lupe suchen, kommt der Herausgeber der CV, Willy Müller auch mal beiläufig auf seine ganz persönlichen Erfahrungen zu sprechen. Eine dieser seltenen Passagen ist auch in dieser CV-Ausgabe mit enthalten. Sie sei hier einmal kommentarlos zitiert. Man mag einwenden. Der entsprechende Artikel ist mit B. M. gezeichnet. Das ist wohl war. Nur war in der Frühzeit der CV die Zahl der aktiven Schreiber in diesem Blatt nicht so übermäßig groß. Sie war durchaus überschaubar. Daher möchte ich doch an meiner These festhalten, der entsprechende Artikel ist Müller zuzuordnen. Dies deckt sich auch mit den Erkenntnissen, die man aus anderen Quellen über seine Biographie gewinnen kann. Er schrieb da also:

"Was die große brüderliche Liebe untereinander anbetrifft, so ist man gezwungen, auch an die leitenden Brüder zu denken, die in der Verbotszeit ihre Brüder verrieten, wie es z. B. die Leiter des Werkes Frost und Franke taten und sie dadurch in Lebensgefahr brachten. Ich selbst durfte ähnliches erleben, daß dienende Brüder mich falsch beschuldigten, trotzdem sie genau wußten, daß ihre Anschuldigung Unwahrheit war. Sie meinten, wenn sie schon wegen Getzesverletzung bestraft würden, könnten es andere Brüder auch mit durchmachen, um den Schein einer Glaubensverfolgung zu vergrößern, denn es geht ja in erster Linie um Förderung seiner Organisation. Außenstehende waren darüber sehr verwundert, daß Brüder versuchen, unschuldige Brüder zu belasten, um die Organisation von ihren Anordnungen und Machenschaften zu entlasten und konnten dies nicht verstehen, daß es in einer "göttlichen Organisation" so etwas gibt. Nach Klärung des Falles standen sie als falsche Ankläger da. Als ich dann wieder unter den Brüdern und Schwestern erschien, wurde ich als Verräter bezeichnet, weil ich die falsche Anschuldigung abwehrte. Das ist die "wirkliche" große Liebe unter den leitenden und dienenden Brüdern. Man muß dies alles selbst erlebt haben, sonst glaubt man es nicht, daß die so viel gepriesene Liebe nicht im geringsten vorhanden ist, sondern ein jeder versucht, für sich irgendwelche Vorteile herauszuholen, auch, wenn man den anderen Bruder dabei irgendwie schädigt."

"Zwölf Jahre meines Lebens", so betitelt der Autor Gerhard Peters, seinen in dieser CV-Ausgabe beginnenden mehrteiligen Bericht. Sicherlich ein aufschlussreicher Bericht, mit einer Einschränkung. Meiner Erinnerung nach handelt es sich hierbei schon um die Zweitfassung seines eingesandten Berichtes. Die Erstfassung hingegen wurde nicht veröffentlicht und ihr Autor wurde aufgefordert sie nochmal umzuschreiben. Bei diesem Umschreiben haben ihm aber ganz offensichtlich einige Pate gestanden und ihm durch deutliche Fingerzeige gesagt, was er mitteilen dürfe und was nicht. Weshalb diese Behauptung? Nun, der Verfasser hatte in der Erstfassung auch davon gesprochen, wie er versucht hatte, dem DDR-Staat wieder zu entkommen. Indem er nämlich versuchte mit einer Taucherausrüstung die Elbe Richtung Westen zu durchschwimmen. Das ist dann aber offensichtlich schief gegangen. Es verstand sich für den DDR-Staat selbstredend, dass dieser "Republikflüchtling" intensiven Verhören unterzogen wurde. Und nachdem man seinen Hintergrund als Zeuge Jehovas wahrgenommen hatte, legte man ihm nahe, in der CV zu berichten. Dies nur als zwar nicht niedergeschriebene, nichtsdesto trotz, notwendige Ergänzung.

CV 26

CV 25

Nachdem allerlei theologisches Kontrapalaver, das in dieser CV-Ausgabe offenbar besonders massiv anzutreffen ist, zum besten gegeben wurde; wird man etwas deutlicher. Es zeichnete sich ab, dass die Zeugen Jehovas im Jahre 1969 in Nürnberg einen groß aufgemachten Kongress abzuhalten gedachten. Und es zeichnete sich weiter ab, dass etliche Zeugen Jehovas im Rentneralter, aus der DDR auch daran teilzunehmen wollten (denn die Rentner waren ja zu DDR-Zeiten so ziemlich die einzigste Bevölkerungsgruppe, die die Chance hatten, auch mal zu Besuchseisen nach dem Westen zu fahren). Die DDR-Staatssicherheit war über diese Möglichkeit nicht sonderlich erfreut. Und so spart sie denn auch nicht mit entsprechenden Drohungen. Etwa mit dem Satz: "Das Mindeste dürfte wohl sein, auf diese Weise weitere Urlaubsreisen nach WD nicht mehr zu bekommen." Ob es ihr was genützt hat? es darf bezweifelt werden.

CV 25

 

CV 24

Die USA waren noch nie ein Freund jenes politischen Systems, dass sich nach 1917 in der Sowjetunion etablierte. Dies offenbarte sich auch darin, dass seitens der USA erst in den dreißiger Jahren diplomatische Beziehungen zur Sowjetunion aufgenommen wurden. Dann trat das Hitlerregime auf den Plan, dessen Ostexpansionsgelüste evident waren. Nachdem halb Europa von letzterem bereits versklavt worden war, stellte sich auch für die USA die Frage: Was nun? Weiter tatenlos zusehen? So kam es letztendlich doch noch zu einer Annäherung zwischen den USA und der Sowjetunion. Nach 1945 stellten die USA fest, dass der vormalige Hegemonialanspruch des Hitlerregimes weiterbestand. Nur das inzwischen die Sowjetunion seinen Part übernommen hatte. Wäre das Trauma des Zweiten Weltkrieges nicht gewesen, hätten die USA vielleicht gar den Koreakrieg zu einem neuen Dritten Weltkrieg ausgeweitet. Der Sektenführer Moon bedauert das diesbezügliche "Versagen" der USA noch heute. In frischer Erinnerung des Zweiten Weltkrieges wagte man es jedoch nicht soweit zu gehen. Man ließ es erst einmal mit dem Fall Korea sein bewenden haben. Aber die grundsätzliche Aversion gegen den sowjetische System bestand und besteht ungebrochen fort. Der kalte Krieg folgte als Ersatzschlachtfeld für den möglichen heißen Krieg. Auch die Brooklyner Zeugen Jehovasleitung spielte dabei ihren Part. Den Gegner und der hieß nun mal Sowjetunion, unmöglich zu machen. In Schaufensterreden gab man vor, wie harmlos man doch sei und dass das sowjetische Regime sich doch keinen größeren Gefallen tun könne, als wie Himmlers Planung, die Zeugen Jehovasreligion in die Sowjetunion einzuführen, nun endlich in die Tat umzusetzen. Die sowjetischen Funktionäre sahen das freilich etwas anders und waren nicht bereit diesem Ansinnen von sich aus stattzugeben. Die diesbezügliche "psychologische Schlacht" spiegelte sich auch in der zeitgenössischen Literatur der Zeugen Jehovas wieder. Eine "Petion" an die Sowjetführer, seitens der Zeugen Jehovas war das diesbezügliche Vehikel.

Man muß kein "Freund" des sowjetischen Systems sein, um seine primär auf Propaganda abgestimmten Zwecke zu erkennen. Mit den damaligen "Schaufensterreden" der Zeugen Jehovas befasst sich auch diese CV-Ausgabe. Weitschweifig aufgezogen nicht immer sonderlich überzeugend, aber doch einen realen Kern beinhaltend, den Kern der Widersprüche zwischen dem USA und Sowjetsystem. Auch die nachfolgenden Sätze künden davon:

"Das Verbot der WTG hatte sich aus der erneuten Kampfansage der WTG nach 1945 gegen die sozialistische und kommunistische Gesellschaftsordnung ergeben. Ein Jahr vor den Petitionen hatte die WTG dies noch einmal im WT vom 1. April 1956 mit der Schlagzeile "Kommunistenführer fürchten die Wahrheit der Bibel" demonstriert, versehen mit einer entsprechenden Karikatur: Eine Bibel, die die Symbole der Arbeiter-und-Bauern-Macht und der Sowjetunion, Hammer und Sichel, zertrümmert hat. Ein Jahr zuvor, 1955, hatte die WTG dies mit einem millionenfach verbreiteten Artikel unter der Schlagzeile "Kommunismus oder Christentum - was wird triumphieren?" proklamiert. (Erwachet, 8. Juni 1955)."

In der Rubrik Leserbriefe dieser Ausgabe findet sich auch einer, der offensichtlich aus der Feder des Kirchenrates Dr. Kurt Hutten stammt. Stoff also für die heutigen Apologeten der WTG, sich in "Entrüstung" zu fabrizieren, über diese "Liaison" zwischen Stasi und Kirchenvertretern. Ihr heuchlerisches Getue, ihre Verteidigung des Totalitarismus unter dem Firmenschild "Religion" offenbart letztendlich nur eines. Das sie immer noch nicht begriffen haben, worum es eigentlich geht. Gell Herr Prof. Dr. B.... Auch Sie sind mit dieser Replik persönlich angesprochen. Ihre "Kollegin" Y... hat sich ja in Sachen Totalitarismus etwas unvorsichtiger verhalten als Sie. Aber letztendlich setze ich auch Sie mit Y... auch auf eine Stufe!

Hutten schrieb da also:

"Ich habe alles in CV mit größtem Interesse gelesen. Sie sind nun gewissermaßen das, was Brd. Twisselmann bei uns in der Bundesrepublik ist: Ein Mann: der nach Erkenntnis des Irrweges der Zeugen Jehovas eine Verpflichtung in sich entdeckt, die Anhänger dieser Lehre auf den rechten Weg zurückzuführen.

. . . Ich freue mich, daß Sie nun eine Mitverantwortung für diejenigen spüren, die noch von den Lehren der "Theokratischen Organisation" gebunden sind. Ich freue mich, daß Ihre Arbeit eine solche Weite erreicht hat. Ich hoffe, weiter CV zu erhalten . . ."

CV 24

 

CV 23

In dieser Ausgabe findet sich auch der Satz:

"Die Brüder in anderen Ländern erwarten sicherlich gar nicht, daß in CV ihre Probleme mit der WTG gelöst werden. Sie möchten viel eher sehen, wie man hier die Dinge in Angriff nimmt, wie man woanders die Dinge anpackt. Und muß man nicht sagen, daß die WTG-Frage in unserem Lande von beispiellosem Interesse ist?

Was ist nun das Hauptproblem? Das Hauptproblem ist die schwierige und bisher ungelöste Situation der Brüder und Schwestern in unserem Lande, einerseits bedingt durch die besondere Haltung der WTG und andererseits durch die fortschreitende gesellschaftliche Entwicklung. Hier prallen sozusagen Welten aufeinander. Man muß schon sagen, daß Deutschland auch in dieser Sache ein Brennpunkt ist. Das ist der Kern der Sache, damit hängt alles andere zusammen."

Dazu mag man als nachträglichen Kommentar nur noch sagen: Problem wohl erkannt. Indes gesetztes Ziel nicht erreicht. Warum nicht? Nicht zuletzt, weil das Totalitarismusklima der DDR, zugleich auch eine Art unterschwellig politisch motivierte Antihaltung provozierte, die sich im Falle der Zeugen Jehovas in religiöser Verbrämung widerspiegelte.

Nur Willi Heinicke und Friedrich Adler, waren in dem ersten 1950-er Schauprozess gegen die Zeugen Jehovas, hauptamtliche Mitarbeiter des Magdeburger Zweigbüros der WTG. Einige der anderen Angeklagten kann man zwar auch als hauptamtliche Mitarbeiter der WTG bewerten. Indes war ihr Wirkungskreis nicht die Magdeburger WTG-Zentrale. Heinicke hatte dort die Funktion des juristischen Leiters. Ein Artikel der CV 23 befaßt sich mit seinem Fall näher. Es wird ausgeführt, daß er zum Zeitpunkt der Artikelveröffentlichung sich in seinem 55 Lebensjahr befand. Rechnet man zurück, kommt man zu dem Ergebnis, das er als "blutjunger Jüngling" sich schon auf dem Posten eines "juristischen Leiters" befand. Die Diktionen dieses Artikels sind nicht die meinigen. Nicht genügend herausgearbeitet ist meines Erachtens auch die akute Endzeiterwartung bei den Zeugen Jehovas in jenen Jahren. Sie veranlasste Adler beispielsweise nach der Urteilsverkündigung (die für ihn auf lebenslänglich lautete) zu dem Ausruf gegenüber dem Obersten Gericht der DDR: "Sie meinen wohl ein Jahr".

Jener Artikel führt bezüglich Heinicke aus:

"Eine Diktatur, in der der Leiter der juristischen Abteilung die juristische Weisungs- und Befehlsgewalt innehatte, wurde erstellt. Er zögerte dann auch nicht, in seinem Sachbereich in der gleichen anmaßenden und höhnischen Weise, sowohl nach innen wie nach außen, vorzugehen. "In der Tat, Diktatur ist das richtige Wort. Gespeist aus religiösem Fanatismus, der Endzeiterwartung, wurden politische Systeme brüskiert. Die Nazis und die "DDR". Wie die Geschichte weiter ausgegangen ist, dürfte zur Genüge bekannt sein.

CV 23

 

CV 22

Vergleicht man die theologische Kritik an den Zeugen Jehovas, von Kurt Hutten (der lange Jahre innerhalb der Evangelischen Kirche als dortiger Experte galt). Oder die theologische Kritik von Hans-Jürgen Twisselmann, einem ehemaligen Zeugen Jehovas, der im weiteren Verlauf seines Weges, auch noch evangelischer Pfarrer wurde, dann kann man eines sagen. Der Leitartikel von Müller in der CV 22 offenbart es. Auch Müller ist letztlich auf deren Linie eingeschwenkt. Nicht sonderlich originell und auch ohne Angabe seiner Gewährsmänner, aber in der Sache sehr wohl. Man vergleiche mal seine nachstehende Ausführung mit den Schriften der oben Genannten. Etwa, wenn Müller äußert:

"Jene Kritiker fragen und sagen aber präziser: Geht es bei der WTG-Lehre um Christus und seine Botschaft? Es ist doch auffällig, daß in allen offiziellen Selbstbezeichnungen, die die WTG je trug das Wort 'christlich' fehlte! Wohl geht es ihr um die Bibel, aber das Merkwürdigste scheint uns zu sein, sie hat beim Bibelstudium das Wichtigste, den Höhe- und Mittelpunkt des Erlösungswerkes, abseits gestellt, nämlich Christi Wirken, Leiden und Auferstehung. ... Mißachtet die WTG, daß das Geschehen auf Golgatha in der Heiligen Schrift viel mehr bedeutet. ... Die WTG-Lehrer haben zu diesem Zeugnis von Golgatha keinen Zugang gefunden. Es liegt da eine merkwürdige Blindheit bei ihnen vor. Sie haben Golgatha seiner angreifenden Mächtigkeit beraubt. Mit dieser Behandlung von Golgatha hat die WTG-Führung unseres Erachtens das Herzstück aus dein Evangelium herausgebrochen. Ihre Königreichsbotschaft ist nüchtern gesehen ein Mittel zur Befriedigung natürlicher geistlicher Bedürfnisse, eine Art Selbstkultivierung."

Es hat sich gezeigt, dass einige Zeugen Jehovas, die sich im Ablöseprozeß von der WTG befinden, für diese Art von Argumentation durchaus empfänglich sind. Aber, dass sage ich ebenso deutlich: Bei weitem nicht "alle"! Wobei zu konstatieren ist, dass es einen "monolithischen Block" in der Nach-Zeugen Jehovas-Ära ohnehin nicht gibt.

Die Apologeten der WTG meinen sich darüber aufregen zu sollen, dass es durchaus gewisse Annäherungen zwischen der CV und den Kirchen gegeben hat. Prompt unterstellen sie unseriöse Motive. Sie liegen mit ihrer diesbezüglichen Sicht falsch. Sie sollten sich mal die oben zitieren Ausführungen von Müller "auf der Zunge zergehen lassen". Erst dann könnten sie wirklich verstehen, warum und weshalb das so war und ist!

Es ist naheliegend, dass für den deutschen Sprachraum die Verbotssituation in Hitlerdeutschland und der DDR ein gewichtiges Thema ist. William Schnell, einst selbst in Deutschland lebend, später in den USA, macht aus seiner Sicht einen geschichtlichen Rückblick. Bemerkenswert an seiner Darstellung erscheint mir besonders auch zu sein, wie er herausarbeitet, dass die Untergrundpraktiken der Zeugen Jehovas, mehr oder weniger allesamt schon im Ersten Weltkrieg im Falle Kanada erprobt wurden. In dieser CV-Ausgabe zu lesen. Bemerkenswert in dieser Ausgabe auch die Informationen bezüglich des früheren WTG-Funktionärs Jesse Hemery.

CV22

CV 21

In dieser CV-Ausgabe zitiert Müller einen seinen ersten offenen Briefe, die er seit Ende der 50-er Jahre bereits versandt hatte. Er hatte darin geschrieben:

"'Ihr verantwortlichen Diener und Vertreter der Gesellschaft, nehmt Stellung zu der im Widerspruch zur erklärten Neutralität stehenden politischen Propaganda in der Wachtturm-Literatur. Im Interesse Tausender Verkündiger in der DDR, die in sorgenvoller Unruhe über die unbiblischen politischen Verwicklungen sind, welche sich keinem Kampf gegen politische Systeme geweiht haben, sondern einem religiösen Werk politischer Neutralität und Gottesanbetung, verlangen wir, die hier aufgeworfenen Fragen öffentlich zur Aussprache zu stellen und klar zu beantworten.' Darauf erhielt ich nie eine Antwort. Jedoch ein mit Bleistift geschriebener Zettel lag im Briefkasten mit folgenden Worten: 'Auf Grund Ihres Verhaltens gegenüber der WTG-Leitung, werden Sie aus der Organisation ausgeschlossen. Ein Dreibrüderkomitee.' Keine Aussprache oder Erklärung."

Wie auch immer man zu Müller steht, eines indes macht dieser Vorgang deutlich. Das "Fußvolk" hat in der WTG-Organisation prinzipiell nichts zu sagen. Es soll und muss nur ohne nach rechts oder links zu schauen, im Kadavergehorsam der von Brooklyn vorgegebenen Linie folgen. Mag diese Linie auch das "verheizen" der eigenen Anhängerschaft in bestimmten politischen Konstellationen beinhalten. Mir drängt sich da ein anderer Vergleich auf. Es gab einmal einen Krieg zwischen China und Vietnam. Die Chinesen mussten bei ihrem Vorstoß registrieren, dass die Grenze verminet war. Und was tat daraufhin die chinesische Generalität? Sie ordnete an, dass die eigenen Leute als lebende Unterlage für den Vormarsch der chinesischen Panzer dienen mussten. Als jene Meldung die Weltpresse erreichte hat sie auch mich erheblich geschockt. Indes betrachte ich es nüchtern, es gibt noch ein paar mehr Generalstäbe vom zitierten chinesischen Kaliber. Einer von ihnen hat seinen Sitz in Brooklyn, New York, USA!

Ein Erlebnisbericht eines Zeugen Jehovas aus Berlin ist in dieser Ausgabe auch abgedruckt. Erpresst über verwandtschaftliche Beziehungen, die ihm viel wert waren, schlägt er auch die Zeugen Jehovas-Laufbahn ein. Eines Tages bekommt er die Order, eine Studiengruppe zu übernehmen, die bisher von einer Schwester geleitet wurde. Nicht das letztere gravierende Fehler gemacht hätte. Es war einfach der doktrinäre Konservatismus, den man auch nebst den Zeugen Jehovas, auch aus der katholischen Kirche kennt, der Frauen für Führungspositionen disqualifiziert. Und dies obwohl statistisch nachweisbar ist, dass bei den Zeugen Jehovas die Frauen in der Mehrzahl sind. Nicht Qualifikation zählt also, sondern mittelalterliche Dogmatik!

CV21

CV 20

Ein Sprichwort will wissen: Totgesagte leben länger. Wenn dem so ist, dann muss man es auch auf den Erich Frost anwenden. In dieser CV-Ausgabe wurde über ihn die Meldung verbreitet, dass Frost "im Frühjahr 1968 verstorben sei". Diese offensichtliche Falschmeldung. Sie wurde auch in späteren CV-Ausgaben nicht korrigiert, wie es von der Sache her angezeigt gewesen wäre. Richtig aber ist die Feststellung, dass der ehemals führende deutsche Zeuge Jehovas Erich Frost, seine letzten Jahre nicht in der WTG-Zentrale, sondern in der Kleinstadt Tuttlingen/Donau verbrachte. Richtig ist auch die Feststellung:

"Aus der Versammlung wird berichtet, daß er dort eine Etagenwohnung gemietet hatte und sich kaum noch öffentlich sehen ließ. Meist fuhr er nur in seinem VW aus. In der Versammlung galt er als erledigt, tat kaum den Mund auf und hatte keine Freunde. Alle wunderten sich, daß dieser einst so glänzende Redner sich so in ein Mauseloch verkroch."

Zur Geschichte der Zeugen Jehovas gehört es auch, dass nach dem Tode von Rutherford, der damalige neue WTG-Vizepräsident Covington, schon nach relativ kurzer Zeit gezwungen wurde, sein Amt wieder aufzugeben. Darauf wird in dieser CV-Ausgabe auch eingegangen.

Gleichfalls wird auch der Fall des Wilhelm Niemann angerissen, der seinerzeit an der WTG 1925-Verkündigung zerbrochen war.

CV20

CV 19

"Bietet die neue Verfassung der DDR eine Chance für Jehovas Zeugen?" fragt diese CV-Ausgabe unter anderem. Im Gegensatz zu dieser Fragestellung ist Schlichtweg zu antworten: Nein!

Warum?: Vergleicht man die 49-er DDR-Verfassung mit jener von 1968 gilt es zu registrieren, das de facto die kirchlichen Rechte eingeschränkt wurden. Im übrigen. unausgesprochen, aber in jeder zweiten Zeile enthalten ist die Forderung nach "Wohlverhalten". Wie man weiß, entsprachen gerade Jehovas Zeugen diesem Kriterium nicht. Damit erweist sich diese CV-Fragestellung als Farce.

Aus der Nazizeit, dem KZ Buchenwald, ist der Bericht über den ZJ Willi Töllner überliefert:

"Er vertrat offenbar rigoristische Positionen und nutzte seine Begabungen um sich in den Mittelpunkt zu stellen. Wer ihm diesbezüglich nicht in allem zu folgen vermochte, der sah sich der Verfemung ausgesetzt. Immerhin hat er durch sein charismatisches Auftreten auch Außenstehende beeindruckt. [55] Über ihn schrieb die Zeugen-Leitung: ..." (Geschichte der ZJ S. 385). Analog ist aus dem Konzentrationslager Wewelsburg der Fall des dortigen Lagerältesten überliefert, der bedingt durch die Umstände (überwältigende ZJ-Repräsentanz in jenem Lager) ein Zeuge Jehovas war. Über ihn wurden gleichfalls massive Vorwürfe laut (im Nachhinein von den "Neunmalklugen") was er in seiner Position doch alles anders hätte machen sollen.

Horst Kühn, musste 9 lange Jahre in den DDR-Gefängnissen für die Machenschaften der WTG einsitzen. Dort lernte er die übrige verhaftete WTG-DDR-Elite kennen. Seine diesbezüglichen Erfahrungen hat er später dann mal zu Papier gebracht. Sicher ist Kühn auch als problematisch einzuschätzen. Was man immer auch als Vorbehalt gegen ihn vorbringen mag, ändert jedoch nichts daran, dass er als Zeitzeuge es verdient beachtet zu werden. Seine Erfahrungen haben eine frappierende Ähnlichkeit mit jenen, über die Eingangs im Falle von Buchenwald und der Wewelsburg gesprochen wurde.

"Meine Herren, Sie meinen wohl ein Jahr". Mit diesem lapidaren Satz kommentierte Friedrich Adler, anlässlich der Urteilsverkündigung im 1950-er DDR-Zeugen Jehovas Prozess, sein persönliches Strafurteil, dass für ihn auf lebenslänglich lautete. Adler brachte damit zum Ausdruck, dass in einem Jahr "vielleicht" schon das göttliche "Harmagedon" sein könnte.

Horst Kühn lernte jene Wachtower-Koryphäen dann noch persönlich in den DDR-Gefängnissen kennen. In der dritten Folge seiner Fortsetzungsreihe: "Wie mich die Wachtturmgesellschaft zugrunde richtete" berichtet er darüber:

Er erwies sich auch als kritischer Beobachter der WTG-Politik, die Jehovas Zeugen in der Ostzone/DDR bekanntlich "gegen die Wand gefahren hatte". Seinen diesbezüglichen Eindruck kleidete Kühn in die Worte;

"Wir wurden 1950 verboten auf Grund der Machenschaften von der Leitung. Was tat aber Erich Frost nach dem Verbot in der Waldbühne? Mit lauter Stimme rief er in die Versammlung: 'Brüder, geht es nicht überirdisch, so geht es eben unterirdisch!' 'Versammlungsdiener nach vorn!' Ebenso Ernst Wauer, er forderte uns immer auf, in den Haus-zu-Haus-Dienst zu gehen. Die meisten weigerten sich, dies zu tun, denn sie erkannten die Gefahren. Sie selbst gingen ja auch nicht bei uns, sie blieben schön im Westen. Wauer sagte: 'Wir sind doch immer noch eine Theokratie und keine Demokratie, bei uns wird von oben nach unten befohlen.'

Einige Brüder sagten, kommt doch bitte mit uns und geht mit gutem Beispiel voran. Wauer lehnte das ab mit der Begründung: Wir würden doch sofort verhaftet werden. Sieh an, wir wohl nicht?"

Nur wenige aus der heutigen Bundesrepublik Deutschland, namentlich solche aus der alten Bundesrepublik, können sich im Detail in die Verhältnisse in der DDR der 50-er und 60-er Jahre hineinversetzen. Es war doch so, dass beide deutsche Teilstaaten nach 1945 auf einem vergleichbar niedrigen Niveau anfangen mussten. Die Schere der wirtschaftlichen Diskrepanz öffnete sich mit den Jahren zusehends. Anfangs noch glaubten die Kommunisten das "bessere" Wirtschaftssystem zu haben. Das Ulbricht-Wort von dem "Überholen ohne Einholen" war ein Symptom dafür (Es wurde alsbald auch dem Vergessen überantwortet). Krampfhaft betonte man jene (wenigen) Wirtschaftszweige, wo man glaubte mit dem Westen noch ebenbürtig zu sein. Einer jener war die optische Industrie in und um Jena. Sie wurde zum Politikum hochstilisiert. So mussten beispielsweise bei Käufen von Waren aus diesem Bereich, auch DDR-Bürger ihren Personalausweis vorlegen, dessen Daten im Zusammenhang mit dem Kauf akribisch festgehalten wurden. Sie mussten zugleich einen Revers unterschreiben, diese Gegenstände nicht ins "kapitalistische Ausland" auszuführen. Muten einem heute solche Bedingungen makaber an - es war die Wirklichkeit. Diese Details sollte man vielleicht mit berücksichtigen, wenn man in dem Kühn-Bericht auch den Satz vernimmt:

"Wer gab zum Beispiel dem Bruder aus Weißenberg, den Auftrag, eine teure Kamera für den Kongreß 1954 zu kaufen? Der Bruder kam nicht zurück, er ging in Haft. Das Ausbleiben des Bruders löste unter der Dienerschaft eine Panik aus. Nur wenige wußten den Grund des Ausbleibens. Sind diese Brüder auch wegen ihres Glaubens inhaftiert Herr Knorr?"

Über den eingangs genannten Friedrich Adler berichtet Kühn dann noch:

"Im Herbst 1955 ging ich 9 Jahre in die Haftanstalt.

Hier fand ich Gelegenheit, die Elite der Wachtturm-Dienerschaft besonders gut kennenzulernen. Im besonderen die Diener Friedrich Adler, Willi Heinicke, Hoffmann, Quandt usw. Es waren die Auserlesenen der WTG-Dienerschaft. Man lernte hier im Umgang mit diesen Brüdern in der Haft das wahre Wesen und den wahren Charakter dieser Brüder kennen. ...

Adler war stets bemüht, den 'Boß' zu spielen. Nicht etwa, um etwas Erleichterung für die Brüder zu organisieren, nein, um auf dumme Art seine Herrschsucht zu befriedigen, und dadurch ständige Unruhe und Unordnung unter die Brüder zu bringen. Oft hatte ich deshalb mit Adler kameradschaftliche Aussprachen. Aber wie die Katze das Mausen nicht lassen kann, so konnte Adler vom Thron, den er glaubte, noch immer inne zu heben, nicht herabsteigen. Trotzdem er sich selbst nicht dazu ernennen konnte, maßte er sich das an. Er fand es z. B. ganz in Ordnung, in der Haftanstalt Diener zu ernennen. Es war doch glatter Unsinn, in der Haftanstalt Bibelstudiendiener, Rechnungsdiener usw. zu ernennen. Weshalb in der Haftanstalt einen Rechnungsdiener zu ernennen, ist unverständlich, da wir ja gar kein Geld hatten. Waren wir allein unter uns, so genügte es doch, wenn ein Bruder das Studium leitete, es kamen ja meist nur Tagestexte in Frage. Mit den Tagestexten war es so, daß diese nur Adler bestimmen wollte. Hier zeigte Adler seine ganze Größe und Unbelehrbarkeit. Adler legte den Tagestext fest, schrieb ihn auf einen Zettel 'Kassiber' genannt. Diese Kassiber wurden dann in der Freistunde in die Hände der Brüder gebracht, was natürlich streng verboten war."

CV19

 

CV 18

Ein geflügeltes Wort will wissen: "Trau keiner Statistik - die Du nicht selbst gefälscht" hast. Erinnert man sich an die Jubelzahlen der DDR-Propaganda, über die "Übererfüllung" ihrer Pläne, und an die anschließende reale Bestandsaufnahme nach dem November 1989, die den tatsächlichen wirtschaftlichen Bankrott attestierte, so fühlt man sich mit obigem Sprichwort nur bestätigt. Indes es gibt noch eine andere Art von fragwürdiger Statistik - und das ist die der Wachtturmgesellschaft. Umfassende, nachvollziehbare Zahlen veröffentlicht sie grundsätzlich nicht, nur solche selektiver Art. Das ergibt dann immer wieder mal Raum für Spekulationen über die Finanzen der WTG. So auch in dieser CV-Ausgabe. Man mag diesen Spekulationen skeptisch gegenüberstehen. Indes wer in der Lage ist, einmal seine Emotionen ausgeschaltet zu lassen, der wird vielleicht doch konstatieren, dass diese Spekulationen von der tatsächlichen Wirklichkeit soweit nicht entfernt liegen dürften!

Eine der größten Konfliktsituationen in der neuzeitlichen Geschichte der Zeugen Jehovas, spielte sich in dem afrikanischen Land Malawi ab. Diesem Fall widmet sich auch diese CV-Ausgabe. In dem Bemühen die Wurzeln dieses Konfliktes herauszuarbeiten, gelangte die CV dabei zu der Einschätzung:

"Die WT-Lehre von der angeblich schon begonnenen 'Neue-Welt-Ordung' mußte also verworfen werden, da sie Christen hindert, sich für eine menschliche Ordnung einzusetzen und den sozial Versklavten und Entrechteten physisch zu helfen. Haben wir doch das urchristliche Beispiel vor Augen, sozialpolitische Mitverantwortung nicht abzulehnen, wie es durch die Tatsache gezeigt wird, daß das echte Christensein nicht hinderte, sogar Schatzmeister in einer politischen Regierung zu sein. (Apostelgeschichte 8:27-39).

Die ganze von der WTG heute gepredigte sogenannte irdische Hoffnung in Verbindung mit der 'Neuen-Welt-Ordnung', seit 1919 stimmt also nicht! In der Tat, so ist es auch! Denn solange noch das Evangelium in der Welt gepredigt werden muß, gibt es überhaupt keine zweite Hoffnung, sondern nur die eine und einzige von Christus und den Aposteln gelehrte Hoffnung, und das ist die himmlische Hoffnung, die Hoffnung auf ein Bürgertum im Himmel! Christus und die Apostel predigten keine irdische 'Neue-Welt-Ordnung', kein irdisches Königreich, sondern einzig das 'Königreich der Himmel'. Es konnte somit richtigerweise zu keiner Feindschaft des Christen zu politischer Mitverantwortung kommen."

Abgeschlossen wird diese CV-Ausgabe durch den Hinweis auf den von WTG selbst publizierten Fakt, dass Zeugen Jehovas auf amerikanischer Seite im Koreakrieg mitgekämpft haben.

CV18

 

CV 17

Ein mehrteiliger Erlebnisbericht von Horst Kühn aus Zittau, jener Stadt wo auch der Stasiwasserträger und Mitglied der Gründungsversammlung der "Religionsgemeinschaft der Zeugen Jehovas in der DDR" (später in Deutschland) Hermann Laube alias "Hans Voss" wohnhaft war, beginnt in dieser CV-Ausgabe. "Wie mich die Wachtturm-Gesellschaft zugrunde richtete" titelt ihr Verfasser seine Ausführungen. Sie stellt gewissermaßen ein Korrelativ zu den Gefälligkeits- und Schönschreibern dar, die ich schon mehrmals namentlich benannt habe. Kühn betreibt auf seine Art (auch wenn ihm dies selbst so nicht bewusst gewesen sein mag) "Geschichtsschreibung von unten". Symptomatisch auch sein Ausruf:

"Ich selbst werde diese Organisation meiden wie die Pest. Die Verbrechen, die von dienenden Brüdern an meiner Person verübt worden sind, schreien zum Himmel. Wie viele Tränen habe ich schon in all den Jahren vergossen, wie viele Stunden der Enttäuschung und Verzweiflung durchlebt? Ja, wie viele Nervenzusammenbrüche habe ich schon auf Grund eures Verschuldens hinter mir? Nathan Knorr, komme her zu mir, damit ich Dir meine ganze Verachtung ins Gesicht schleudern kann. Eure Handlungen waren teuflisch."

In den nachfolgenden Fortsetzungen begründet er dieses sein Urteil dann noch im Detail.

In dieser CV-Ausgabe auch noch:

William Schnell berichtet, wie er 1937 von Rutherford in die amerikanische WTG-Hierarchie berufen wurde, wobei die Deutschland-Erfahrungen von Schnell für Rutherford motivationsfördernd waren. Dennoch verhinderte dies nicht, dass auch Schnell letztendlich zum WTG-Aussteiger wurde.

CV17

 

CV 16

Die Apologeten der WTG plustern sich künstlich und heuchlerisch auch darüber auf, dass der Willy Müller auch einen lockeren Briefkontakt mit dem Dr. Kurt Hutten hatte, der als Leiter der Evang. Zentralstelle für Weltanschauungsfragen zugleich auch eine Beobachterfunktion über die "religiöse Szene" außerhalb der Groß- und Freikirchen wahrnahm. Es versteht sich von selbst, dass auch die Zeugen Jehovas damit sich im Blickfeld seines Interesses befanden. Hutten nahm also das Angebot an, auch die "Christliche Verantwortung" zugesandt zu bekommen. Was hätte er auch anderes machen sollen? In der Postzeitungsliste der DDR war jenes Blatt nicht gelistet und somit hatte er nur die Chance es im Direktbezug zu erhalten. Auch heute ist es noch so. Man kann als Außenstehender, als Nichtmitglied der Evangelischen Kirche, dennoch ihre Zeitschriften im Abonnement beziehen und lesen. Indem also Nichtmitglieder der Evangelischen Kirche dennoch deren Zeitschriften lesen, ist damit keineswegs eine Liaison gegeben, wie es die WTG-Apologeten unterstellen. Die redaktionelle Hoheit liegt einzig und allein bei deren Redaktionen und nicht bei den Lesern auch aus anderen Lagern. Genauso verhält es sich im Umkehrschluß. Wenn Hutten also die "Christliche Verantwortung" auch las, dann bedeutet das keineswegs, dass er mit ihr inhaltlich involviert wäre. Im Prinzip ist diese Erkenntnis eine banale Selbstverständlichkeit. Offenbar aber nicht für die bornierten WTG-Apologeten; deshalb muss das hier nochmals so auseinandergeklaubt werden. In der CV 16 wird nun im einleitenden Artikel in indirekter Form auch aus den Ausführungen von Hutten über die Zeugen Jehovas, in seinem Standardwerk "Seher Grübler Enthusiasten" zitiert. Den zitierten Passagen kann man auch heute noch inhaltlich zustimmen. Hätte jene Passagen ein anderer Autor geschrieben und die CV zitierte es, dann gälte ein gleiches. Die Personen sind hierbei zweitrangig. Die Substanz ist das Entscheidende. Im Übrigen ist für Zitate der Zitierende verantwortlich, nicht aber der eigentliche Textschreiber, der keinen Einfluss darauf hat, wer was und wo von ihm zitiert.

Zu dem erneuten Artikel zum Thema WTG-Geldschmuggel in dieser CV-Ausgabe, wurde in den Kommentaren zu CV 6, 8 , 9 und 11 schon das Wesentliche gesagt.

Aufschlussreich auch der Artikel "Bemerkenswerte Vorbereitungen der WTG in Westdeutschland". Liest man ihn aufmerksam, kann man gewisse Tendenzen zur Ausweitung der Konspiration, außerhalb der "klassischen Verbotsländer" nicht übersehen. Man weiß von der DDR-Stasi heute, dass sie ein System der Infiltration mit sogenannten "Offizieren im besonderen Einsatz" eingerichtet hatte. Die besetzten allerhand Schlüsselstellungen, galten aber als "gewöhnliche" Zivilisten. Zwei solcher Kreaturen, Hauptabteilungsleiter Peter Heinrich und sein Adlatus Stephan im Staatssekretariat für Kirchenfragen, hatte ich mal zu DDR-Zeiten auch flüchtig kennengelernt. Heinrich, von mir als "Briefkasten der Stasi" damals tituliert, reagierte mit der offenen Drohung ein Ermittlungsverfahren über die DDR-Staatsanwaltschaft gegen mich eröffnen zu lassen. Hat es dann aber wohl doch nicht realisiert. Offenbar reichten ihm die unter dieser Ebene liegenden Stasi-Zersetzungsmassnahmen gegen meine Person noch aus. Offenbar war ihm diese deutliche, lediglich auf Indizien beruhende Demaskierung nicht recht. Nach der politischen Wende vom November 1989 sind dann allerdings meine damaligen Vermutungen bestätigt worden. Allerdings, zu DDR-Zeiten herrschte totales Schweigen, meines Wissens auch in den westlichen Medien, über dieses Stasisystem der OibE.

Das die "Christliche Verantwortung" ein Stasiinfiltriertes Blatt ist, bedarf hier jetzt keiner weiteren Verifizierung. Man kann ihr also durchaus unterstellen, dass sie bei allen konspirativen Machenschaften der Zeugen Jehovas eine besondere Sensibilität und Seismographfunktion wahrnahm. Daher hat meines Erachtens die nachfolgende CV-Aussage einen durchaus realen Kern:

Für besondere vertrauliche Dinge werden Anlaufstellen für Kuriere, leitende Diener und Mitarbeiter des Zweigbüros geschaffen. In einigen Fällen schuf Zweigdiener Franke in Abstimmung mit dem Hauptbüro in Brooklyn neben den offiziellen und bekannten Bezirks- und Kreisdienern sogenannte Sondervertreter, die nach einem vom Hauptbüro festgelegten Plan ihre Tätigkeit im Verborgenen beginnen sollen usw. usf.

CV 16

 

CV 15

Wieder ein Kind auf dem Altar des WTG-Blutkultes. Der erste Gerichtsprozeß dieser Art in der Bundesrepublik. Dies ist eines der Themen von CV 15. Im Hinblick auf die Apologie der Zeugen Jehovas in Sachen Bluttransfusion, verdienen solche gegenteiligen Berichte durchaus der aufmerksamen Beobachtung.

In der Rubrik "Aus eingegangenen Briefen" befindet sich auch ein solcher aus der Schweiz (offenbar von der Buchautorin Josy Doyon), die da das Statement abgab:

"Du darfst nicht vergessen, daß uns im Westen die Gesellschaft immer mit den Brüdern aus dem Osten in Atem gehalten hat. Sie schilderte in allen Nuancen den Heldenmut und die Opferbereitschaft der ostdeutschen Zeugen, wie sie freudig ins Gefängnis gingen usw. Dann haben wir Zeugen im Westen uns immer wieder geschämt, daß wir ermüden wollten in der Hetze, wenn doch die tapferen ostdeutschen Brüder keine Mühe scheuten und keine Gefahr. Wir haben alles geglaubt und ihr seid so für uns zum Köder geworden. Auch beim missionieren haben wir bei den Leuten immer von Eurem heldenhaften Einsatz erzählt, von Eurem unbezwingbaren Mut usw. Die Leute mußten das bewundern und wurden uns oft nur deshalb gut gesinnt. Weißt Du, die Leute sollten wissen, wie es unter den Zeugen dort in Wirklichkeit aussieht."

 

CV 14

Die Frage weshalb das DDR-Verbot weiter bestehen bleibe, versucht diese CV-Ausgabe mit zu beantworten. Diese "Antwort" hält einer kritischen Hinterfragung nicht stand. Man gibt vor, politisch akzentuierte WTG-Artikel seien es, die den Kommunisten, die auch keine Kritik vertragen, als "Hauptgrund" dienen. Eine typische Nebelwand-Antwort. Der WTG-Funktionär Pohl wird mit seiner internen Aussage zitiert, die Kommunisten nicht über Gebühr auf propagandistischer Ebene zu reizen, aber gelegentlich doch mal die Zähne zu zeigen, damit den Kommunisten Paroli geboten werde. Das letzte Beispiel dieser Art stammte beispielsweise aus dem Jahre 1965 und ist der WTG-Organisation nicht sonderlich gut bekommen. Als die Stasi nämlich dessen gewahr würde, hat sie sich umgehend grünes Licht für ihre 1965-er Verhaftungsaktion (Nov. 65) bei den SED-Politbürobürokraten eingeholt. Großspurig verkündet die CV dazu:

"Bei der letzten Verhaftung leitender Funktionäre in der DDR (Liebig und andere) wurde bewiesen, daß sie politisch im Auftrage der Leitung in Brooklyn tätig und bemüht waren, diesen Auftrag zur Zufriedenheit der Leitung in Brooklyn durchzuführen."

Bemerkenswert auch die indirekte Zitierung einer weiteren Pohl-Aussage:

"Die leitenden Brüder im Bethel erklären dazu weiter, die Ablehnung dieser politischen Artikel werde den Brüdern in der DDR aufgezwungen, es ist gar nicht die Meinung der Brüder." Da offenbart sich die eigentliche Sachlage. Und es offenbaren sich auch die tönernen Füße des DDR-Regimes, dass da meint diese Sachlage wegerklären zu müssen, um jeden Preis. Mögen sich die heutigen ZJ-Funktionäre mit dieser Feststellung zur damaligen Sachlage auch "bestätigt" sehen. So würde ich ihnen dennoch empfehlen, nunmehr nicht in "Jubelstürme" auszubrechen. Es könnte sich nämlich eines Tages noch erweisen, dass nicht nur das DDR-Regime auf "tönernen Füßen" stand, sondern dass es noch andere dieses Kalibers gibt!

"Wer da meint er stehe fest - der sehe zu, dass er nicht falle!" meint (indirekt zitiert) schon ein gängiger Bibelspruch. 1. Korinther 10: 12.

CV14

 

CV 13

Erstmalig enthält diese Ausgabe eine Kontonummer. Die vorangegangenen Ausgaben erschienen ohne diese und auch ohne Preisangabe.

Herausragend in jener CV-Ausgabe auch ein internes Schreiben von WTG-Präsident Knorr, indem man auch den Satz lesen kann: "sie (höhere WTG-Funktionäre) haben wahrscheinlich auch eine Anzahl Versammlungsdiener so weit gebracht daß sie glaubten, sie wären mit Arbeit überladen."

Jener Satz erinnert mich an den 17. Juni 1953 in der seinerzeitigen DDR. Dort mussten auch hohe SED-Funktionäre für kurze Zeit sich in "Selbstkritik" einkleiden. Das wurde dann aber so schnell wie möglich wieder vergessen und erneut auf den Repressionsapparat als eigentliche Staatsstütze vertraut. Wenn Knorr da in einer schwachen Minute mal die Wendung gebrauchte "sie glaubten, sie wären mit Arbeit überladen", so lässt sich das nicht nur auf einen unbestimmten "Glauben" verifizieren, sondern stellt eine Tatsachenfeststellung dar. In beiden Fällen (DDR und Knorr) wurde diese vorgebliche Selbstkritik allerdings schleunigst wieder dem vergessen zugeführt.

In einem Nebensatz wird erneut die 1965-er Verhaftungsaktion angesprochen. Zitat:

"Wenn im Herbst 1965 die illegale Leitung der Organisation in der DDR unter Bruder Werner Liebig, Dresden, verhaftet werden musste. Der Grund dazu war: Untergrundarbeit, antikommunistische Hetze, Staatsverleumdung, Behördenbetrug und illegale Nachrichtentätigkeit und noch weitere Gesetzesverletzungen mehr." So stellte die Stasi das also dar. Es war ein typische Aneinandervorbeireden, jedoch keine ernst zu nehmende Auseinandersetzung mit der Gesamtverbotsproblematik.

CV13

 

CV 12

Erneut enthält diese CV-Ausgabe einen mit "Eingesandt von A. Z." gezeichneten Artikel. Schon in der CV 10 hatte dieser "A. Z." unrühmlich von sich reden gemacht, mit seiner Darstellung des Zersetzungsfalles Paul Stoll. Ich unterstelle - bis zum Beweis des Gegenteils - dass dieser "A. Z." ein offensichtlicher MfS-Funktionär gewesen sein mag.

Skurril empfinde ich persönlich in dieser CV-Ausgabe auch die vermeintlich "weltbewegenden" Erkenntnisse, dass "der Erzengel Michael nicht Jesus Christus" sei. O heilige Einfalt, möchte ich dazu nur ausrufen. Aber vielleicht benötigen einige solche Art von Einfalt. Deshalb sei meine persönliche Meinung zu diesem Punkt nicht verabsolutiert.

Es war ein Satz, der über den Tag hinaus grundsätzliche Bedeutung (und folgenschwere Reaktionen) hatte. Die Verhaftungsaktion der führenden DDR Zeugen Jehovas im November 1965 ist letztendlich auch eine Art Antwort auf ihn gewesen. Dieser Satz:

"Die Zeugen Jehovas in Ostdeutschland mussten zuerst auf das Ende der Naziherrschaft Hitlers abwarten, und jetzt müssen sie das Ende der neuen totalitären Regierung abwarten, die die Naziregierung ablöste, das Ende der kommunistischen Regierung, die von dem zur Zeit von Breshnew beherrschten Sowjetrussland abhängig ist." (WT 15. Febr. 1965,S.110, Abs. 10, deutsch)." wird in jener CV-Ausgabe auch kommentiert.

CV12

 

CV 11

Ein neuralgischer Punkt wird in der CV 11 angesprochen. Zitat: "Manche Brüder beschäftigt die Frage, wie wir die Kosten bestreiten, die uns aus dem Druck und Versand von CV erwachsen, da wir diese kostenlos zur Verfügung stellen. Die WTG hat ihre eigene Art, diese Frage zu beantworten. Um die weite Verbreitung von CV zu verunglimpfen, ließ die WTG-Leitung unter Zeugen Jehovas das Gerücht aufkommen, daß CV aus staatlichen Mitteln finanziert wird, und ähnliches mehr.

Müller unternimmt nun den misslungenen Versuch darzulegen, dass dies angeblich so nicht sei. Indes gilt es die Relationen hierbei zu beachten. Die technischen Kosten wurden ganz eindeutig staatlicherseits getragen. Daran gibt es nichts zu deuteln. Allerdings "reich" ist keiner bei der CV geworden. Müller beispielsweise, betrieb den ja nicht unbeträchtlichen Aufwand der mit der Zeitschriftenherausgabe verbunden war, als Altersrentner. Ist also für seine Auftraggeber eine verhältnismäßig billige Kraft gewesen. Einzuräumen ist allerdings, dass  unter der Ägide der Nachfolger des Müller, diese Sachlage sich noch veränderte, sich "institutionalisierte". Und im übrigen: Auch die Kirchen pflegen ihre Sekten- und Weltanschauungsbeauftragten aus ihrem jeweiligen Haushalt zu finanzieren. Vielfach allerdings auch auf Mischfinanzierungsbasis. Das heißt, wo man mittels psychologischer Einwirkungsmechanismen Geldbeträge rekrutieren kann, hat man keine Bedenken zuzulangen, und auch sonstige Gebühren zu erheben, sofern sie sich am Markt durchsetzen lassen. Das ein Unternehmen wie die CV nicht ohne Geldmittel existieren kann, dürfte evident sein. Und die Auftraggeber in der DDR haben sich das auch etwas kosten lassen. Nicht übermäßig viel, wenn man die einfache Druckgestaltung (in der 0 8 15 Art) gegenüber den technischen Druckmöglichkeiten vergleicht, wie sie etwa in anderen Zeitschriftenprojekten üblich sind.

Noch ein Vergleich. Da gibt es höhere WTG-Funktionäre, die in Selters stationiert sind. Sie agieren aber zugleich auch als Vortragsredner, bei den Kongressen der Zeugen Jehovas, beispielsweise in Berlin. Anreisen tun sie mit PKW der Marke Mercedes. Nun ist einzuräumen, dass vergleichbare Funktionäre in anderen Kirchenorganisationen, sich ebenfalls dieser oder ähnlicher Auto-Nobelmarken bedienen. Der Unterschied dürfte aber darin bestehen, dass letztere ein reguläres Gehalt beziehen, dass zudem versteuert wird. Die WTG-Funktionäre hingegen behaupten kein Gehalt zu erhalten. Nur ein Taschengeld, nebst Kost und Loggie. Wie man das Kunststück fertigkriegt, mit einem Taschengeld, dass unter der 610,-- DM-Grenze liegt, einen Mercedes fahren zu können, dies wäre eine Frage die die breitere Öffentlichkeit auch mal interessieren würde. Viele jener einfachen Zeugen Jehovas, von deren Spendengelder letztendlich auch ein Herr Pohl lebt, müssen sich aber mit preiswerteren Marken begnügen. Die Krokodilstränen der Schreiberlinge im Solde der WTG erweisen sich diesbezüglich als ziemlich durchsichtig. Man vergleiche in diesem Zusammenhang auch den CV-Bericht über die "WTG-Dienstwagen" in der DDR. Man beachte auch den an anderer Stelle veröffentlichten Bericht:

Die Geldgier der Zeugen Jehovas

Noch ein Vergleich. Der "Spiegel" interviewte mal den Amerikaner Stevan Hassan (Autor des Buches "Ausbruch aus den Sekten"). Hassan erhält in den USA verständlicherweise für sein Wirken keinerlei staatliche Gelder. Er ist finanziell ganz auf sich gestellt. Und man nehme mal zur Kenntnis, was dieser "Ausstiegsberater" so als Honorar zu kassieren pflegt. Da ist mit einer schwindelerregenden Leichtigkeit von 10 000,- Dollar und mehr pro Fall die Rede. Dagegen sind die Kosten der CV im Vergleich ein "Klacks".
Man vergleiche den entsprechenden SPIEGELtext

"Das ist irre anstrengend"

Interview mit dem amerikanischen Ausstiegsberater Steven Hassan

Spiegel: Herr Hassan, Sie leben davon, Menschen zum Ausstieg aus Sekten zu bewegen. Was kostet es, Sie anzuheuern?
Hassan: Mein Tagessatz sind 1.500 Dollar, plus Flüge, Hotels und Verpflegung. Ich bringe auch ein ehemaliges Mitglied der Gemeinschaft mit, in der sich das Sektenmitglied aufhält. Das macht noch mal 200 bis 500 Dollar am Tag. Am Ende kommen sie auf gut 10.000 Dollar für einen Fall in Deutschland.
Spiegel: Kein schlechtes Geschäft.
Hassan: Ich kann Ihnen versichern: Reich wird dabei keiner. Wenn die Leute kein Geld haben, arbeite ich in dringenden Fällen auch ohne Bezahlung. Und ich übernehme nur einen, höchstens zwei Fälle im Monat, danach brauche ich mehrere Tage Erholung. Das ist irre anstrengend.
Spiegel: Wer engagiert Sie ?
Hassan: Angehörige oder Freunde von Kultmitgliedern. Wenn sich die Sprachprobleme bewältigen lassen, arbeite ich überall auf der Welt. Die meisten Klienten kommen aus den USA, Deutschland, England, Luxemburg und Frankreich..
Spiegel: Können Sie Erfolg garantieren ?
Hassan: In den letzten fünf Jahren gab es nur zwei Fälle, bei denen es trotz tagelanger Gespräche nicht geklappt hat.
Spiegel: Wie vielen Sektenmitgliedern haben Sie geholfen ?
Hassan: In 18 Jahren habe ich vielleicht 400 Fälle bearbeitet, weniger als ein Dutzend sind in der Sekte geblieben.
Spiegel: Wie arbeiten Sie ?
Hassan: Ich bin kein Deprogrammierer. Das sind Leute, die Sektenmitglieder gewaltsam entführen und sie in einem demütigenden Psycho-Marathon so lange bearbeiten, bis sie dem Kult abschwören. Ich lehne das strikt ab. Ich bereite die Intervention lange vor, ich schule die Eltern, wie sie überhaupt wieder mit ihrem Sohn oder ihrer Tochter kommunizieren können. Wenn es dann zu einem Treffen kommt, stelle ich mich als Ausstiegsberater vor. Ist es eine verdeckte Intervention, bin ich ein Nachbar oder Freund, der sich viel mit Religion beschäftigt hat. Der Rest ist Erfahrung und psychologisches Geschick.
Spiegel: Wie weit reicht die Abhängigkeit von Menschen, die einer Psycho-Sekte verfallen sind ?
Hassan: Überzeugte Mitglieder totalitärer Gemeinschaften tun alles für ihre Gruppe - sie töten sogar. Ein Giftgasanschlag, wie ihn die Aum-Sekte in Japan verübte, kann überall passieren, wenn die Organisationsspitze es befiehlt. Ich war als Munie zu Dingen bereit, die mir heute vollkommen absurd erscheinen. Mun sagte zum Beispiel, nach unserer Machtübernahme würden wir alle Menschen umbringen, die Sex mit Personen haben, die ihnen nicht zugewiesen wurden. Und ich sagte: "Selbstverständlich, Vater."
Spiegel: Wie bringen Sie derart umgepolte Menschen dazu, Ihnen überhaupt zuzuhören ?
Hassan: Das Sektenmitglied ist zwar ein Gefangener der Indoktrination - aber die ist nie ganz perfekt. Ein kleines Stück der ursprünglichen Persönlichkeit ist immer übrig, und dieses wahre ich will frei und selbstbestimmt sein. Die eigentliche Identität anzusprechen und zu unterstützen, das ist die Kunst. Der oder die Betroffene muß wieder Kontakt zu seinem eigentlichen Denken und Fühlen bekommen. Dabei helfen Begegnungen mit Schlüsselfiguren aus der Vergangenheit, zum Beispiel mit alten Freunden und Vorbildern, sowie Erinnerungen an die Kindheit.
Spiegel: Und dann schaltet das Kultmitglied irgendwann wieder um ?
Hassan: Das ist natürlich ein Prozeß. Man muß dem Menschen vor allem die Angst nehmen, daß etwas Schreckliches passiert, wenn er seine Gruppe verläßt. Diese Phobien impfen alle Sekten ihren Mitgliedern ein, um sie an sich zu ketten. Sie sagen, daß sie einen Unfall haben oder Krebs kriegen werden, daß Satan sie unglücklich machen wird und sie ohne die Gruppe gar nicht existieren können. Da hilft dann ein ehemaliges Mitglied, das ihm gesund gegenübersteht und sagt: "Ich bin seit fünf Jahren raus, es geht mir gut."
Spiegel: Gibt es aussichtslose Fälle ?
Hassan: Nein, nur schwierige. Zu denen zählen etwa die Scientologen, eine der gefährlichsten Sekten überhaupt. Die trainieren systematisch Verhaltensformen, um Kritiker einzuschüchtern.
Spiegel: Sie machen den Sekten Mitglieder abspenstig. Lassen die sich das einfach so gefallen ?
Hassan: Sie tun alles mögliche, um es zu verhindern. Sie verleumden mich, etwa im Fernsehen. Sie gehen zu meinen Nachbarn und sagen: "Wissen Sie, daß Sie mit einem Kriminellen in einem Haus wohnen?" Und sie schreiben mir Briefe, daß ich bald sterben werde.
Spiegel: Wer ist besonders anfällig, Opfer totalitärer Sekten zu werden ?
Hassan: Leute, die viel Streß haben, zum Beispiel viel reisen, sich scheiden lassen, den Job wechseln. Die Anwerber sind psychologisch so geschult, daß jeder, der sich in so einer Lage befindet und nichts über Bewußtseinskontrolle weiß, in den Bann einer solchen Gruppe geraten kann. Am leichtesten zu manipulieren sind jene, die denken, ihnen könne sowas nie passieren, und glauben, das ist nur was für Labile und Doofe.
Spiegel: Woran läßt sich erkennen, daß eine Gruppe totalitär ist ? Hassan: Testen Sie die Grenzen: Können die Mitglieder kommen und gehen, wann sie wollen ? Dürfen alle alles wissen oder nur ein paar Auserwählte ? Liegen die Bilanzen wirklich offen ?
Spiegel: Was können Eltern tun, die sich keinen teuren Ausstiegsberater leisten können ?
Hassan: Sie sollten eine neugierige, aber kritische Haltung zeigen und sagen: "Wir sind Deine Eltern, wir lieben Dich, laß uns uns gemeinsam mit Deinem Glauben beschäftigen." Sie müssen eine Beziehung aufbauen. Dann haben sie eine Chance.
Auszug aus: DER SPIEGEL-28/95-10-07.95

Es ist offensichtlich, dass der Verbotssituation in der DDR nicht all und jeder gewachsen war. Dies soll kein Vorwurf sein, nur eine Feststellung. Ein in dieser CV-Ausgabe abgedruckter Erlebnisbericht bestätigt auch diese Sachlage. Daraus nur ein Zitat:
"Es war im Dezember 1962, als verschiedene Diener verhaftet wurden.  Unter den Verhafteten war auch ich.  Ich sollte der V(ersammlungs)D(iener) sein, was aber nicht stimmte.  Es stellte sich aber bei der Vernehmung bald heraus, daß nicht ich es sei, sondern die Brüder selbst, die mich angegeben hatten.  Es war ein 'schönes' Zeugnis für die Behörden, welche Liebe unter den Brüdern herrscht.  Man sagte mir, sie haben ja wirklich feine und liebe Brüder.  Sie belasten sie, um sich einer Strafe zu entziehen, das ist wirklich brüderlich gehandelt.  Haben sie davon noch mehr in ihren Reihen?  Sie dagegen haben ihre Brüder noch in Schutz genommen.  Wir fanden aber bald die Wahrheit und wußten genau, wer VD und wer HVD war sowie auch alle anderen Diener ihrer Gruppe."
Aus dem gleichen Erlebnisbericht sei auch noch ei  Passus zitiert, der auf die fünfziger Jahre (vor dem DDR-Mauerbau) bezug nimmt. Nun mag man den Berichtsschreiber vielleicht als "Querulant" einstufen. So sicher wäre ich mir mit diesem "flotten Urteil" allerdings nicht. Aber sicher mag er einer gewesen sein, der aneckte. Wie auch immer. Er bringt auch eine Episode mit zum Vortrag, die von der CV in der Sache auch anderweitig schon genannt wurde und die nach meiner Einschätzung durchaus Glaubwürdigkeitscharakter besitzt. Sie macht zugleich das Zusammenspiel mit gewissen, antikommunistisch orientierten staatlichen Behörden (auf westlicher Seite) mit der WTG in den fünfziger Jahren deutlich. Der fragliche Passus lautet:
 
"Erst bei näheren Angaben erinnerte ich mich.  Die beiden Brüder besuchten mich im Jahre 1962.  Ungefähr ein halbes Jahr vorher hatte ich einen Brief an liebe Geschwister im Westen geschrieben.  In dem Brief stand unter anderem, ob das Ausstellen von gefälschten Ausweisen an Kreisdiener in der DDR auch noch etwas mit Glauben zu tun hat usw.  Ein Kreisdiener bei uns hatte mir dies mitgeteilt, sonst hätte ich es gar nicht gewusst.  Auf diesen Brief an die Westgeschwister habe ich nie eine Antwort bekommen.  Auch schrieben sie nie wieder.  Bei dem Besuch der beiden Brüder W. und N. wurde nun klar, daß die Geschwister diesen Brief ihrem VD in der Gruppe V. gegeben haben, und dieser hat ihn nach Wiesbaden geschickt.  Von Wiesbaden kam nun die Anweisung an meine Gruppe, mich auf Grund des Briefes auszuschließen, denn ich könnte ihnen gefährlich werden."

In dieser CV-Ausgabe wird auch der Fall Werner Liebig angesprochen. Dazu habe ich mich auf Seite 465 + 647 meines Buches schon geäußert.

CV11

CV 10

Da verkündete der Wachtturm im Jahre 1966 in wünschenswerter Deutlichkeit: "Wie Moses und Aaron die vor Pharao erschienen und die Plagen, die über Ägypten kommen sollten, ankündeten, haben Jehovas Zeugen sich daran beteiligt, diese Plage über den Weltkommunismus zu verkünden." Falls die Kommunisten noch einen Grund für ihre Aversion gegen die Zeugen Jehovas benötigt haben sollten. Hier haben sie ihn frei Haus geliefert bekommen. Nun mag man gegenüber der Realität des kommunistischen Systems gewisse Einwände haben. Über die kann man durchaus diskutieren. Worüber man allerdings nicht diskutieren kann ist die verlogene Behauptung der Zeugenführung angeblich politisch "neutral" zu sein. Sollte es je "politische Neutralität" auf dem Sektor der Religion gegeben haben (einer These der ich widerspreche); dann aber mit Sicherheit nicht bei den Zeugen Jehovas. Ihre Leitung praktizierte und praktiziert durchaus handfeste Politik. Politik der Art, wie sie den Herrschenden Kreisen der USA opportun erscheint. Befinden sich andere Staaten im relativen Gleichklang mit der USA-Politik läuft alles relativ reibungslos. Ist dieser Gleichklang nicht gegeben, bekommen sie einige Knüppel vor die Füße geworfen und einer von ihnen heißt: Jehovas Zeugen. Deren Spezialität das "salbungsvolle Verbreiten von Nebelvorhängen" ist. Über die DDR-Politik hier und jetzt im Detail zu diskutieren wäre sicher müßig. Aber eines wird man den Kommunisten noch im Nachhinein bescheinigen können, dass sie sehr wohl klar den politischen Hintergrund der Nebelvorhänge Made in Jehovas Zeugen erkannten.

Das "Zauberwort" der Stasi gegenüber ihr Missliebigen, seien es Personen oder auch Organisationen, hieß "Zersetzung". Es ist festzustellen, dass diese Strategie von ihr auf allen Ebenen zur Anwendung kam - nicht "nur" im Falle der Zeugen Jehovas. Politisch motivierte vormalige DDR-Bürgerrechtler können da auch ein "Lied davon Singen". Etwa - um nur ein Beispiel zu nennen, sie plötzlich mit Waren (und Rechnungen) bombardiert wurden, die sie nie bestellt. Oder wenn es der Stasi sogar gelang Keile selbst in Ehegemeinschaften hineinzutreiben, wie etwa Vera Wollenberger in "Virus der Heuchler", anschaulich schildert. Also Jehovas Zeugen haben keineswegs ein "Opferprivileg" auf dieser Ebene. Aus persönlichem Erleben kann ich bestätigen, dass die Stasi ihre Zersetzungsprämisse auch im Falle von Zeugen Jehovaskritikern zur Anwendung brachte, wenn diese der Stasi unbequem wurden. Da verschwanden - beispielsweise - auf dem von Videokameras überwachten Berliner Bebelplatz, der zu damaliger Zeit auch öffentlicher Parkplatz war und in der Nähe der Ostberliner Staatsbibliothek gelegen ist, "plötzlich" die Nummerschilder von meinem dort stundenweise geparkten PKW "Trabant", um noch das harmloseste zu nennen. Also ich bestreite vehement, dass die Zeugen Jehovas "alleinige" Opfergruppe waren. Aber sicher waren sie auch eine. Gegenseitiges ausspielen, verschärfen von vorhandenen Gegensätzen und anderes mehr, dass war das Feld, wo die Stasi ihr Wirken offenbarte. Dem aufmerksamen Beobachter kann es nicht entgehen, dass auch in der CV Berichte über solche Machenschaften nachweisbar sind. Man lese mal aufmerksam und konzentriert den Bericht über den Zeugen Jehovas Paul Stoll in der CV Nr. 10 und 12. Dann hat man zugleich auch ein plastisches Veranschaulichungsbeispiel wie die Strippenzieher der Stasi im Hintergrund auf der Ebene Zeugen Jehovas agierten. Jener Bericht unterstellt um nur ein Beispiel zu nennen, das besagter Paul Stoll (offenbar ein ZJ-Aktivist), sich während seiner Haftzeit als "Gehlen-Geheimdienstagent" gegenüber anderen ZJ-Mitgefangenen geoutet haben soll. Prompt gelang es der Stasi, ihn nach seiner Haftentlassung auf der Flüsterparolenebene missliebig zu machen und Keile in die örtliche ZJ-Organisation zu treiben. Die Herren von der Thüringer Bezirksverwaltung der Stasi haben ihre Lektionen in Sachen "Zersetzung" offenbar in "hervorragendem" Maße verinnerlicht! Man vergleiche auch: CV28

CV10

 

CV 9

Schon einleitend geht auch diese CV-Ausgabe davon aus, dasss eine "neuen Lage" bestehen würde, "seitdem die WT-Strategie der theokratischen Kriegslist in der DDR 1965 zusammenbrach und die leitenden Brüder sich gerichtlich verantworten mußten." Rückblickend hat man zu konstatieren, dass dies wieder einmal typischer DDR-Zweckoptimismus war. Auf dem Papier in ihren "Plänen" hatten die DDR-Oberen "alles im Griff". Die Alltagswirklichkeit ihrer Untertanen sah indessen etwas anders aus. Man hat festzustellen, dass die 1965er Verhaftungsaktion keineswegs die ZJ-Organisation aus "den Angeln hob". Personen sind in der WTG-Organisation lediglich Schachfiguren. Wirkliche Kompetenz besitzt nur Brooklyn respektive seine deutschen Statthalter. Wenn der DDR-Staat also einige vermeimtlich führende Funktionäre Schachmatt setzte, so war es für die Schachspieler in Brooklyn, respektive Wiesbaden ein leichtes, sie durch andere zu ersetzen. Bestimmungsvollmacht hatten auch die ohnehin nicht. Auch sie waren lediglich Schachfiguren in jenem "Spiel", dessen eigentliche "Spielmacher" jenseits des "großen Teiches" sitzen.

Wieder einmal, wird zum xten Mal das Dauerthema Geldtransfer aufgenommen. Diesmal erregt man sich über die nach 1961 eingeführte Praxis. West-Zeugen Jehovas zahlen Geld in der WTG-Zentrale mit der Maßgabe ein, für Verwandte oder Bekannte aus Zeugenkreisen in der DDR. Es wird unterstellt, dass dieses Geschäft so florierte, dass es auch zum Geldtransfer für Nicht Zeugen Jehovas zur Anwendung kam. Der Haken an der ganzen Sache. Die im Osten gesammelten Spendengelder werden auf diese Art aufgebraucht und Wiesbaden macht so seinen Reibach dabei. Pech nur für jene nicht wenigen DDR-Zeugen Jehovas, die keine zahlungsfähig und willigen Verwandten im Westen hatten. Der ganze Vorgang erinnert an etwas anderes. Im Jahre 1948 wurden einmal eine Paketaktion gestartet. 20 000 Carepakete kamen aus den USA nach Deutschland. Die WTG-Verteilungsrichtlinien, laut WTG-Rundschreiben vom Januar 1948 besagten: Empfänger dürfen nur regelmäßige Verkündiger sein. Wenn in einer Familie mehrere Verkündiger sind, die dieser Anforderung entsprechen, so haben alle einzelnen Familienglieder einen Anspruch auf ein Carepaket. Das Kriterium der Bedürftigkeit gilt nicht als Verteilungsrichtlinie. Nach dem Motto: Wer da hat, dem wird noch gegeben werden. Wer da nichts hat, der bekommt auch nichts. Persönlich habe ich die 1948er Aktion nicht miterlebt. Aber den geschilderten Geldtransfer sehr wohl. Und ich habe meine damaligen (heruntergeschluckten) Emotionen durchaus noch in Erinnerung. Sie waren auch eines von vielen Mosaiksteinchen auf dem Wege zur endgültigen Trennung von dieser Geschäftsreligion made in USA. Ist die Diktion der "Christlichen Verantwortung" auch nicht die meinige, so konzediere ich ihr dennoch, dass hier ein dunkles WTG-Kapitel mit angesprochen wurde.

CV9

 

CV 8

"Jahrzehntelang habe ich meine ganze Person, mein Hab und Gut, Freiheit und Gesundheit eingesetzt, wie so viele andere auch, bis ich erkennen durfte, daß man mit unserem Glauben Mißbrauch trieb." Diese Sätze des Blattgründers W. Müller in dieser CV-Ausgabe bringen die Problematik auf den Punkt. Ein Blatt wie die "Christliche Verantwortung" hätte es nie gegeben, bestände nicht diese skizzierte Sachlage.

Kombiniert war das mit den politischen Interessen des DDR-Staates. Beispielsweise, wenn auch in dieser Ausgabe wieder die Frage des Geldtransfers der Zeugen Jehovas von Ost nach West mit angesprochen wurde, der als "lichtscheues Unternehmen" qualifiziert wurde. Eindeutig auch der Satz, den man zugleich auch als Drohung bewerten kann:

"Die gerichtlichen Folgen für die Brüder interessierten ihn (einen führenden WTG-Funktionär in Westberlin) überhaupt nicht. Sie hatten sich für die WTG-Geldinteressen bedenkenlos zu opfern." Liest ein Außenstehender jene Ausführungen, so kann er den Eindruck gewinnen, Verhaftungen von DDR-Zeugen Jehovas erfolgten primär auf Grund des Geldtransfers, den der DDR-Staat als Schmuggel klassifizierte. So denn solche Tatbestände je gerichtlich verwertet worden sein sollten, darf man hinzufügen, dass sie ein Zerrbild repräsentieren. Der DDR-Staat und die Zeugen Jehovas befanden sich aus anderen Gründen auf Kriegsfuß. Die Frage Geldtransfer ist in diesem Kontext eine untergeordnete Bedeutung zuzumeßen. Gleichwohl wurde in der CV es fast so dargestellt, als sei es der "Hauptgrund".

CV 8

 

CV 7

Wo dem DDR-Regime "der Schuh drückte" macht auch diese Folge deutlich. Das Thema des Geldttransfers durch die Zeugen Jehovas von Ost nach West, wird erneut aufgegriffen. Es werden dafür Vokabeln verwandt, die eindeutig die Sache als kriminell darstellen.

Die Fälle Frost und Franke werden gleichfalls wieder angerissen. Dem DDR-Bürger war das Nachrichtenmagazin "Der
Spiegel" nicht zugänglich. Normale Bibliotheken führten es nicht. Und in den wenigen, die es dennoch hatten, wie die Berliner "Deutsche Staatsbibliothek", war es in die "Abteilung für spezielle Forschungsliteratur" verbannt, zu der Normalsterbliche keinen Zutritt hatten. Dennoch publiziert die CV erneut in dieser Ausgabe vom Januar 1967, daß der "Spiegel" mal im Jahre 1961 einen Artikel über Frost gebracht hatte. Der genaue Wortlaut wird nicht geboten. Er war erst im 1970 erschienenen Uraniabuch enthalten.

Die Taktik der WTG dazu, des "aussitzen allen Unbequemens", wird als Verschwörung des Schweigens interpretiert.

Vollmundig wird der Leserschaft auch in dieser Ausgabe verkündet:

"Im November 1965 wurden die hauptverantwortlichen Brüder wegen feindlicher Nachrichtentätig antikommunistischen Hetze und des Behördenbetruges im Auftrage der WTG, verhaftet." Wenn man sich fragt, warum gerade im Jahre 1965 die Stasi sich dazu berufen fühlte noch einmal im Stil von 1950 zuzuschlagen, dann findet man die Antwort darauf in der Zitierung eines Wachtturmartikels, gleichfalls aus dem Jahre 1965. Es ist evident, dass die Kommunisten ihn als besondere Herausforderung bewerteten und dass die Stasi sich dafür "grünes Licht" zum zurückschlagen, beim SED-Politbüro eingeholt haben dürfte. Die Sätze, die den Kommunisten besonders an die "Nieren" gingen lauteten gemäß dieser CV-Ausgabe:

"Die ZeugenJehovas in Ostdeutschland mußten zuerst auf das Ende der Naziherrschaft Hitlers warten, und jetzt müssen sie das Ende der neuen totalitären Regierung abwarten, die die Naziregierung ablöste, das Ende der kommunistischen Regierung, die von dem zur Zeit von Breshnew beherrschten Sowjetrussland abhängig ist." (WT 15. Februar 1965, S. 110, Abs. 10).

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CV 6
Im November 1965 war es soweit. Ein letztes mal versuchte die Stasi im Stile von 1950, das Gesetz des Handelns mit einer "Enthauptungsaktion", das heißt, der Verhaftung führender DDR Zeugen Jehovas an sich zu reißen. Das ab Oktober 1965 die
gedruckte Ausgabe der "Christlichen Verantwortung" erscheinen konnte, darf man vielleicht auch in diesem Kontext einordnen. Dies um so mehr, als es in der DDR nicht so ohne weiteres möglich war, eine neue Zeitschrift auf den "Ententeich" zu setzen.
Die Kirchen können davon in ihrem ergebnisvollen diesbezüglichen Bemühungen, ein Leideslied singen! Wenn also auf dem
Religionssektor ein neues Blatt erschien (ein äußerst rarer Vorgang), dann kann man schon sagen, das dem eine
hochbürokratische Vorbereitungsphase zugrunde lag. Oder aber, eben machtvolle Kreise, wie die Stasi, dabei im Hintergrund fördern standen. Dann konnte sich der Bürokratismus plötzlich um etliches verringern.

Am "ersten Jahrestag" ihrer Verhaftungsaktion hält die Stasi in der CV "Rückschau" und meint triumphierend registrieren zu können, das bezüglich der DDR die "Strategie der WT zusammengebrochen" sei. Da den Stasiisten mittlerweile schwante, dass dem, trotz Verhaftungsaktion, wohl doch nicht ganz so sei, werden in dieser CV-Ausgabe zugleich massive Drohungen
ausgestoßen. Namentlich werden die DDR "Rentner-Geschwister" bedroht, sich ja nicht als Kuriere, auf ihren Besuchsreisen in den Westen missbrauchen zu lassen. Ihnen wird angedroht, widrigenfalls könne das zukünftig zur Folge haben, dass diese
Westreisen nicht mehr genehmigt werden. Der Stasi war dieses Ventil der Westreisen von Bürgern im Rentneralter, ohnehin ein Dorn im Auge. Im Falle der Zeugen Jehovas "bot" es sich an, dieses Missmut einmal zu artikulieren. Und die CV war das
Werkzeug dazu!

Es ist ein weiteres "heißes Eisen", dass in der CV 6 mit angepackt wurde. Bereits aus dem Naziregime kannte man den
Vorgang. Damals betraf es vorzugsweise die katholische Kirche. Das Naziregime hatte strenge Devisenbewirtschaftungsgesetze erlassen. Sie besagten unter anderem, dass es dem Normalsterblichen nicht so ohne weiteres möglich war, Geld ins Ausland zu transferieren. Aus welchen Gründen auch immer. Nun gelang es dem Naziregime nachzuweisen, dass beispielsweise katholische Ordensangehörige sich über diese Anordnungen hinwegsetzten und zum Teil bedeutende Beträge versuchten ins Ausland zu "schmuggeln". Wie man dieser Sachlage gewahr wurde, handelte man sofort. Man Beschränkte sich nicht nur darauf, die Ertappten vor Gericht zu stellen. Das Naziregime ging einen Schritt weiter und nutzte diese Sachlage zu einer großangelegten Pressekampagne gegen die katholische Kirche. Und nun trat etwas bemerkenswertes zutage. Die Kirchenoberen versagten den Angeklagten ihren Schutz! Wäre der Schmuggel gut gegangen, wäre es ihnen Recht gewesen. Jetzt aber, wo sie dabei noch selbst in Mitleidenschaft gezogen wurden, wollten sie von allem "nichts gewusst" haben!

Im Prinzip wiederholte sich der Vorgang bei den DDR-Zeugen Jehovas. Lediglich, dass es hier keine auch für Außenstehende sichtbare Pressekampagne gab. Aufgrund entsprechender "Spickungen" durch seine Hintermänner, unterstellt die "Christliche Verantwortung", dass vor 1961 jährlich bis zu einer Million Ostmark seitens der Zeugen Jehovas in den Westen geschmuggelt wurde. Es wird der ZJ-Funktionär Oskar Thiele zitiert, der dieses Geld in Westberliner Wechselstuben zu Vorzugsbedingungen umtauschte. Das heißt, der gewöhnliche Ostler musste dort vier bis fünf Ostmark für eine Westmark berappen. Indem von Vorzugsbedingungen die Rede ist, kann davon ausgegangen werden, dass diese auf den von den Zeugen Jehovas angelieferten großen Geldmengen basierten.

Wie üblich, bei allen konfliktträchtigen Vorgängen, schiebt die Zeugenleitung das Risiko in die Schuhe der Betroffenen. In den von der CV zitierten internen Anweisungen an die DDR Zeugen Jehovas liest sich das so:

"Natürlich muss jeder in dieser Angelegenheit gemäß seinem eigenen geschulten christlichen Gewissen seine eigene
Entscheidung treffen."

Mit anderen Worten: Geht es gut, ist es der WTG recht. Geht es schief handelt sie nach dem Grundsatz: "Mein Name ist Haase - ich weiß von nichts"

Die katholische Kirche unter den Naziregimebedingungen lässt offenbar auch im Falle der Zeugen Jehovas, als deren gelehrige Schüler grüßen!

Unabhängig von meiner Kritik auch an der sogenannten "Christlichen Verantwortung", unterschreibe ich allerdings auch heute noch deren Einschätzung der Zeugen Jehovas als auf der "Stufe von politischen Untergrundorganisationen im Range von 5.
Kolonnen (stehend)… wie sie im sog. kalten Krieg gegen die sozialistischen Länder auch in religiöser Hinsicht eine Rolle spielen."

Nicht "zufällig" haben die Zeugen Jehovas ihr Begehren "Körperschaft des öffentlichen Rechtes" werden zu wollen, bewusst über ihre vormalige DDR-Organisation (nach der offiziellen Wiederzulassung) stellen lassen. Und dies, obwohl deren gewieften Taktikern von vornherein klar sein konnte, dass sie mit einer (unterlassenen) Antragstellung in einem alten Bundesland, weit größere Chancen dazu gehabt hätten. Aber man ging diesen Weg bewusst nicht, weil man gedachte, aus der DDR-Geschichte entsprechendes politisches Kapital schlagen zu können. Nun, man wird am 20. 9. 2000 sehen ob diese Rechnung  aufgeht.

Nicht zufällig arbeitet der um eine Promotion an der Universität Stuttgart bemühte Alt-Bundesrepublikaner Waldemar Hirch, in seinen Untersuchungen zur DDR-Geschichte der Zeugen jene Aspekte heraus, die gleichfalls einen politischen Bezug im Sinne der heute vorherrschenden Meinung haben. Etwa, wenn er in seiner Untersuchung zu den Stasi-Abschlussarbeiten mit Bezug zu den Zeugen Jehovas, deren konspiratives Verhalten zu DDR-Zeiten billigt und glorifiziert. Die Beispiele ließen sich noch vermehern

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CV 5
wählt als Überschrift. "Keine Irreführung ist ohne positive Mittel möglich", womit dem Einfluss den die WTG auf die Zeugen Jehovas auszuüben vermag, indirekt die entsprechende Reverenz erwiesen wird. Das eigene Anliegen den Zeugen Jehovas
helfen zu wollen, wird aber dadurch desavouiert, dass auf Grund vermeintlicher oder tatsächlicher Leserbriefe "kräftig im Dreck herumgewühlt wird.".

Die "Blauäugigkeit" der diesbezüglichen "Argumentation" kommt beispielsweise in dem Fragesatz eines vorgeblichen offenen Briefes aus Zeugenkreisen zum Ausdruck, indem die WTG-Funktionäre in Wiesbaden gefragt werden:

"Stimmt es, daß Bruder Frost ein Gestapoagent war?

Wenn nicht, warum wurde er seines Dienstamtes enthoben?

Stimmt es, daß Du lieber Bruder Franke, viele Brüder an die Gestapo verraten hast?"

Das eine solche "Argumentation" bestenfalls den Solidarisierungseffekt weiter unterstützt, darüber haben sich die CV-Macher offenbar keine Rechenschaft abgelegt.

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CV 4

thematisiert insbesondere das vermeintlichen "Unpolitischsein". Der WTG-Funktionär Willi Pohl wird mit seiner Aussage zitiert: "Wenn wir uns nicht mit Politik befassen, dann können wir einen Spruch nach dem anderen aus der Bibel entfernen." Dieser Feststellung ist durchaus zuzustimmen. Der Knackpunkt liegt darin, dass die WTG-Politik den DDR-Machthabern nicht genehm war und sie dies unter der unseriösen These eines angeblichen "Unpolitischseins" noch zu verschleiern suchten. In diesem Kontext werden interne WTG-Anweisungen an die DDR Zeugen Jehovas zitiert sich als "unwissend" hinzustellen, gemäß dem WTG-Grundsatz der "theokratischen Kriegslist". Es ist offensichtlich, dass die DDR-Behörden nicht bereit waren auf dem Leim dieses Dummenfanges zu kriechen. Dies ließen sie also mit dieser CV-Ausgabe den Zeugen Jehovas auch offiziell wissen.

CV4

 

CV 3

Die dritte Ausgabe kommt auf den "Abwehrkampf" der WTG zu sprechen. Isolation von "Infizierten" und die Parole "alles ungelesen verbrennen" lautet deren Parole. In einer Gesellschaft wie der DDR, in der sich, durch die staatliche Gängelung, viele in unterschwelliger Opposition befanden, mag man einer solchen These eine gewisse Wirksamkeit nicht aberkennen. Wie ja auch für den säkularen DDR-Bürger, der Blick ins Westfernsehen, vieles ihm verklärt erscheinen ließ.

Erneut auf Frost und Franke eingehend, wird die sowjetische "Prawda" als Kronzeuge herangezogen, um mittels ihrer These von der "Kollaboration der Zeugenfunktionäre mit dem Naziregime" dies zu wiederholen. Bekanntlich wurde der diesbezügliche Sachverhalt, dann noch im Uraniabuch lang und breit ausgewalzt. Er ist aber im Ansatz schon in diesen frühen CV-Ausgaben enthalten.

CV3

 

CV 2

Die 2 Folge macht die Tendenz deutlich, alles möglichst mit irgendwelchen Bibelstellen zu "garnieren". Nicht immer besonders "überzeugend".

Ein besonderes negatives "Highlight" der 2 Ausgabe ist die tendenziöse Berichterstattung "Mietlinge für 30 000 Westmark". Da hatte also der DDR-Staat einige aus der Haft entlassene Zeugen Jehovas nach dem Westen ausreisen lassen. Dort wurde ihnen offenbar eine gewisse Entschädigungssumme aus politischen Gründen zuerkannt. Dieser Sachverhalt wird nun benutzt, um auf die Tränendrüsen zu drücken. Müller gibt vor, die diesbezüglichen Informationen von Zeugen Jehovas aus Jena erhalten zu haben. Tatsächlich dürfte man der Wahrheit näher kommen, wenn man unterstellt, dass diese "Briefeschreibenden Zeugen Jehovas aus Jena", besoldete Beamte der Thüringer Bezirksverwaltung der Stasi waren.

Wiederum wird das schon in der Nummer 1 thematisierte Thema Frost und Franke aufgegriffen, erneut wird gegen das Nichtwählen polemisiert.

CV2

 

CV 1:

Im Oktober 1965 erschien sie also. Die erste gedruckte Ausgabe der "Christlichen Verantwortung" Aus Ihrem Inhalt ist ersichtlich, dass ihr ein sogenannter Briefversand des Herausgebers Willy Müller voranging. Später wird dieses Blatt großsprecherisch darauf verweisen, "1959 gegründet" worden zu sein, womit offensichtlich auf diese "Briefe" als Vorläufer Bezug genommen wurde.

Schon die erste gedruckte Ausgabe macht mit der reißerischen Überschrift auf: "Die WT-Säulen fallen!"

Bezug genommen wird auf Erich Frost und Konrad Franke, die mit dem überzogenen, wenig schmeichelhaften Titel "Gestapo-Handlanger" bedacht werden.

Wo es den Machern "unter den Nägeln brennt" macht auch die Polemik gegen die bekannte Wahlenthaltung der Zeugen Jehovas, anlässlich der 1965-er DDR-"Wahl" deutlich. Auf der gleichen Ebene liegt die Polemik gegen den vermeintlichen "Antikommunismus".

CV1

Weitere Einscannungen und Kommentare folgen noch.

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