Kommentar zu den eingescannten CV-Ausgaben:
CV 28

Das Jahr 1967 ist in die Geschichte der Zeugen Jehovas eingegangen, durch die erstmalige Propagierung des 1975-Datums, als neuem ideellen Anreiz. Offenbar hatte die WTG einen solchen nötig, wie zum Beispiel ihre Klage im "Wachtturm" vom 1. 6. 1967 verrät:

"In den letzten fünf Jahren ließen sich 323 986 neue Königreichsverkündiger taufen . . . In der gleichen Zeit stieg die Durchschnittszahl der Verkündiger jedoch nur um 174 088. Was geschah mit den anderen 149 898?? Wenn durch Tod jährlich ca 1 Prozent ausscheiden, bleiben noch immer 100 000 Ausgeschiedene."

Zum x-ten Mal wird auch in dieser CV-Ausgabe das leidige Thema Geldtransfer nach dem Westen hochgekocht. Es wird unterstellt, dass habe erst nach 1954 so begonnen. Was die Jahre davor demzufolge in der Geldangelegenheit gewesen sein soll, darüber bleibt der entsprechende Artikel eine plausible Erklärung schuldig.

Es wird ausgeführt: "Um also in der DDR verkündigen zu können, muß man Geld nach Westdeutschland schmuggeln? Da stimmt doch etwas nicht, denn das ist schriftwidrig und gesetzlos und wird von der WTG mit allen Mitteln geheim und im Verborgenen gehalten. Doch es kann nicht unsichtbar gehalten werden, es kommt an den Tag. … Um in der DDR eine schriftgemäße Verkündigung des Wortes Gottes durchführen zu können, braucht man nicht zu schmuggeln, denn eine solche Verkündigung ist in keiner Weise behindert."

Letzten Satz muss man sich mal auf der Zunge zergehen lassen. Ob der Schreiber das wirklich geglaubt hat, was er da so vollmundig von sich gab? Ich bin mir da nicht so sicher.

Weiter geht es mit der These: "Doch die Verkündigung im Auftrag der WTG ist nicht nur schriftwidrig, sie dient gleichzeitig auch dunklen, gesetzlosen Zwecken. … Gelder, die illegal aus der DDR ausgeschleust werden, können der WTG nur Nutzen bringen, wenn sie in Westberlin oder Westdeutschland bei den Kreditinstituten umgetauscht werden. Damit macht sich jedoch die WTG zum aktiven Unterstützer der dunklen Tätigkeit westlicher Geheimdienste, denen solches Geld aus der DDR zur Ausrüstung und Bezahlung ihrer Agenten und damit zur Vorbereitung neuer Kriegsabenteuer zufließt."

Damit wird deutlich, dass (unabhängig von der Frage: Was ist Ursache? Was ist Folge?) auch die Zeugen Jehovas ihren Part im kalten Krieg gespielt haben.

In der Einleitung zu CV 10 hatte ich bereits meine Meinung zu dem auch dort schreibenden "A.Z." kundgetan. Siehe CV10 Anlass dafür gaben namentlich seine dortigen und auch in der CV 12 enthaltenen Ausführungen über einen gewissen Paul S... (Name in der CV ausgeschrieben; hier verkürzt) . Der Artikel endete mit dem Satz. dass es noch eine Fortsetzung dieser beiden Artikel geben solle. Die ist offenbar in dieser Ausgabe enthalten. Immerhin doch ein bemerkenswert langer Zwischenraum. Ich glaube dies dahingehend deuten zu können, dass auch der Willy Müller über diese "A.Z." Beiträge nicht sonderlich "begeistert" war.

Indes die Ausführungen in CV 28 sind eindeutig genug. Da wird dieser Paul S..., der in den vorangegangenen Artikeln gar mit seiner Wohnanschrift bezeichnet wurde, ganz unverblümt als Agent westlicher Geheimdienste bezichtigt.

"Er hatte für den 'CIC', die 'KgU' und den 'UfJ' gearbeitet. Für seinen bezahlten Dienst für den 'CIC' hatte er den Decknamen 'Salzfisch', wie er sagte."

Ich habe meine Einschätzung schon zum Ausdruck gebracht, dass ich diesen "A.Z." als offensichtlichen Hauptamtlichen der Stasi einschätze. Indem er das hier jetzt erneut so prononciert formuliert, ist meines Erachtens damit belegt, dass die Stasi im Falle Paul S... die aktive Zusammenarbeit eines höheren Zeugen Jehovas-Funktionärs aus der DDR, mit westlichen Geheimdiensten glaubt belegen zu können!

Ich kenne die Stasiakten des Falles Paul S... nicht. Aber die Apologeten der WTG sind hiermit aufgefordert sich für sie mal im Detail zu interessieren. Ansonsten bleibt - bis zum Beweis des Gegenteils - der Ruf an sie hängen, aktiv mit westlichen Geheimdiensten zusammengearbeitet zu haben. Ein solcher Fall heißt Paul S...!

CV Christliche Verantwortung

Informationen der Studiengruppe Christliche Verantwortung
Konto-Nr. 4564-49-20156 Bank für Handel und Gewerbe 65 Gera Straße des 7. Oktober

Nr. 28 Gera November 1969

Christliche Verantwortung Jahrgangsmäßig zusammengefasst 1969

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