Kommentarserie 1949 zusammengefasst
Einige Stichworte in diesem Jahrgang (in Auswahl):
Feuerbestattung, Alaska, Rassentrennung in den USA, Euthanasie, Care-Pakete,
Polen, Vatikanstaat, Mexiko, Quebeck (Kanada), Seelenlehre, Evolution, Arche
Noah, Griechenland, Kongress New York 1950, Blockade Berlin, Siegmund Freud,
Muttertag, Bibeln für Japan, letzte Verteidigungslinie der Religion, Mindszenty,
Argentinien, Ludwig Reinhardt, Seelenlehre, Nordlicht, Guayana, Sexualerziehung,
China, Hölle, Gangster in Amt und Würden, Theokratische Hilfe für
Königreichsverkündiger (Buch)
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Vor sechzig Jahren
geschrieben von:
Drahbeck
Datum: 02. Januar 2009 06:14
Im "Wachtturm" vom 1. 1. 1949 liest man:
"Zitieren wir das religiöse Monatsblatt 'Victorian'-Magazine
von Father Baker, welches in Lackawanna, New York, herausgegeben wird. Auf Seite
65 seiner Ausgabe vom Juni 1948 veröffentlicht die 'Victorian'-Zeitschrift unter
dem Titel 'Aufgepaßt, Amerikaner!' zwischen kurzen Artikeln über den Kommunismus
und einem letzten Artikel über das deutsche Volk, das durch Hitler verdorben
worden sei, in auffallender Schrift folgenden Artikel:
Die katholische Presse berichtet uns, dass die atheistische Regierung von Polen
Sekten finanziere wie diejenige der Zeugen Jehovas, um die Katholizität des
Volkes zu vernichten. 'Wachtturm'-Verkäufer machen in den Wohnungen die Runde
mit Pamphleten, die die Kirche verunglimpfen. Es werden auch Sonntagsvorträge
organisiert, wodurch der Katholizismus herabgewürdigt und der Kommunismus
verherrlicht wird.'
Von ähnlicher Tendenz wie das oben angeführte Stück römisch-katholischer
Propaganda ist folgende Rundfunkmeldung der katholischen Nachrichten, die am 16.
Oktober 1948 um 18.45 Uhr über die Radiostation WHKC, Columbus, Ohio
durchgegeben wurde in der Absicht, die Hilfsaktion in ein falsches Licht zu
setzen, die Jehovas Zeugen in Polen unter ihren eigenen Brüdern durchführten:
'J. Z.-Angebot für Polen: 15 Dollar für deine Seele.
WARSCHAU - Du kannst deine Seele für 15 oder 20 Dollar hier verkaufen - wenn das
deiner Vorstellung über ihren Wert entspricht. Die treuen Katholiken Polens
jedoch schätzen sie höher ein.
Jehovas Zeugen, die in grausamer Weise aus der Armut des Volkes Nutzen schlagen,
verabreichen ein amerikanisches Lebensmittelpaket und eine Anweisung auf Kohlen
im Werte von 10 Dollar irgendeiner Person, welche die katholische Kirche verläßt
und sich ihrer Sekte anschließt. Nur wenige sind Abnehmer.
Die Zeugen, deren Gratisschriften deutlich die Spuren kommunistischer Propaganda
tragen, werden von der Satelliten-Regierung der Sowjets ermutigt und finanziell
unterstützt.'
Diese Radiomitteilung erfolgte durch Monsignor Herman E. Mattingiy, den Redaktor
des (katholischen) Columbus-'Register'. Dies war eine Meldung der Vereinigten
Rundfunkgesellschaft, welche dem Interesse der Allgemeinheit dienen soll."
Dazu kommentiert der WT:
"Zu einer Zeit, da die Regierung der
Vereinigten Staaten alle Vorsichtsmaßnahmen wieder kommunistisches Eindringen in
das politische Gefüge ergreift und eine Kommunisten-Säuberung durchführt,
veröffentlicht die katholische Presse Propaganda gleich der obigen, um römische
Katholiken und so viele Amerikaner als möglich gegen Jehovas Zeugen aufzuhetzen.
Verantwortliche Amtspersonen der amerikanischen Regierung haben sich aber in den
letzten Jahren über Jehovas Zeugen zu gut unterrichten lassen, als dass sie
jetzt von einer solchen Lügenpropaganda der katholischen Presse getäuscht werden
könnten.
… Es ist eine willentliche Lüge der katholischen Presse, bekanntzumachen, dass
unsere Zweigstelle in Polen sowie die Tätigkeit christlicher Gruppen, die ihr
unterstellt sind, durch die 'atheistische Regierung Polens' finanziert werde."
Dazu wird man wohl bestätigend sagen können. Mit dieser zeitgenössischen
Agitation hat sich die Catholica selbst einen Bärendienst erwiesen.
Weiter. Es ist durchaus typisch für die "Gemeindefrömmigkeit" der Catholica, die
da mit unsachlichen "Argumenten" um sich wirft.
Was Naivität und Niveaulosigkeit anbelangt, gibt es eigentlich keinen
wesentlichen Unterschied zwischen den beiden Kontrahenten. Aber in diesem Fall
hat die Catholica wieder einmal den "schwaren Peter". Und daran gibt es nichts
zu deuteln.
Lehrreich auch dahingehend, dass der Demagoge aus dem Catholica-Stall in der
Neuzeit, namens Robin de Ruiter, offenbar schon Vorgänger auf demselben
Niedrigst"niveau" hatte. Und man kann die Kontinuitätslinie noch weiter
ausziehen. Schon zu Nazizeiten, etwa in Österreich, gab es ähnlich schockierende
Resultate eine religiösen Naivitätstheologie zu "bewundern".
Man vergleiche dazu:
Katholisches Österreich
Aber noch in anderer Hinsicht ist dieser Bericht aufschlußreich. Verweist doch
der WT auch darauf, dass amerikanische Regierungskreise die WTG durchaus
realistischer einzuschätzen wüssten, und dass in deren Sicht diese
Naivitätstheologie-Vorwürfe jeglicher Grundlage entbehrten. Und das allein, ist
für die WTG letztendlich entscheidend gewesen.
Das Gebell der katholischen Naivitätstheologie brauchte sie nicht ernst zu
nehmen. Es wirkte eher im Gegensatz zu den Intentionen seiner Macher, auf die
Zeugen stimulierend. Hatten sie doch da wieder einmal den Beweis frei Haus
geliefert bekommen, dass ihnen gegenüber mit Verleumdungen gearbeitet würde.
Letzendlich hat die Catholica mit ihren "Experten", dieser "Güte", sich nur
selbst Schaden zugefügt. Ähnliches wird man auch einmal im Rückblick auf den
Catholica-"Experten" Robin de Ruiter zu sagen haben!
Man vergleiche dazu auch:
Der unselige Herr de Ruiter
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Re: Vor sechzig Jahren
geschrieben von:
Drahbeck
Datum: 09. Januar 2009 06:10
Zwar polemisch ausgeführt, dennoch einen grundsätzlichen Dissenz
ansprechend, liest man in „Erwachet!" vom 8. 1. 1949:
„Die Kremation oder Feuerbestattung ist
bekanntlich den Katholiken streng untersagt. Wer z. B. die Verbrennung für
sich angeordnet hat, kann die Sakramente, auch in der Sterbestunde, nicht
empfangen. Kein Priester darf einer Kremation beiwohnen.
Begründet wird dieser Standpunkt unter andern damit, daß die Kremation eine
Unsitte sei, die das christliche Empfinden und die natürliche Pietät gegen die
Verstorbenen verletze, daß sie nicht dem Beispiel Christi und der ersten
Christen entspreche, ferner etwas Brutales und Gewaltsames an sich habe und
als heidnischer Brauch, der von den Gegnern der Kirche propagiert werde,
abgelehnt werden müsse. Jedoch wird zugegeben, daß kein biblisches Gebot gegen
die Feuerbestattung besteht.
Eigentümlich ist die katholische Auffassung immerhin schon. Gegen die
Verbrennung von toten Körpern läuft man Sturm, verwirft sie als unschön,
widernatürlich, brutal, unchristlich und heidnisch. Da fragt man sich zu
Recht: Wo sind denn alle diese Erwägungen und Bedenken geblieben zur Zeit der
Inquisition, wo die katholische Hierarchie nicht etwa tote, sondern lebende
Körper zu Hunderten und zu Tausenden dem Flammengrab übergab? Wurden hier
keine christlichen Gefühle verletzt, wie etwa das der Nächstenliebe? Wo,
fragen wir, gab denn Christus das Beispiel, das zu solchem Handeln
berechtigte?
Wo bleibt ferner die Folgerichtigkeit, wenn man dem katholischen Standpunkt
über die Feuerbestattung die katholische Lehre vom Fegfeuer gegenüberstellt?
Wenn das rasche Verbrennen eines Leichnams zu solchen Bedenken Anlaß gibt,
wievielmehr sollte sich da das katholische Gewissen gegen die Fegfeuer- und
Höllenlehre erheben, wonach die Seelen bei Bewusstsein entweder zeitlich oder
ewig in der Flammenpein zu schmachten haben. Ist nicht eine Inquisition, eine
Fegefeuer- und Höllenlehre tausend Mal unschöner, widernatürlicher, brutaler,
unchristlicher und heidnischer als die Kremation, gegen die überhaupt keine
biblischen Einwände vorgebracht werden können?
Man vergleiche ergänzend auch noch:
http://forum.mysnip.de/read.php?27094,1568,1568#msg-1568
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Re: Vor sechzig Jahren
geschrieben von:
Drahbeck
Datum: 16. Januar 2009 03:20
Die Vereinigten Staaten von Amerika (USA) sind bekanntlich ein
föderalistischer Bundesstaat. Einer dieser Bundesstaaten: Alaska. In der "Wachtturm"-Ausgabe
vom 15. 1. 1949 wird über einige nordamerikanische Bezirksversammlungen der
Zeugen Jehovas, des Jahres 1948 berichtet. Zwar wurde Alaska erst 1959 als 49.
Bundesstaat in die USA aufgenommen. Allein dies will bezüglich der Zeugen
Jehovas überhaupt nichts besagen. Pflegen sie doch generell auch außerhalb der
USA missionarisch tätig zu sein
1876 wurde dort von den Presbyterianern eine erste Missionarsschule gegründet.
Dieser Fakt verdeutlicht schon mal. Das Christentum war noch nicht, wie
andernorts, bereits seit Jahrhunderten ansässig. Seine Ureinwohner waren denn
mit Sicherheit keine Christen. Tatsächlich entdeckten die Europäer diese
klimatisch unwirtliche Gegend erst im Jahre 1741. Spektakulär dann auch der
Erwerb Alaskas für 7,2 Millionen US-Dollar von Russland im Jahre 1867. Seit
jenem Jahr datiert dann der US-amerikanische Einfluss dort. Noch heute wird
die ansässige Bevölkerung auf etwas mehr als eine halbe Million Einwohner
beziffert. Also ein sehr dünn besiedeltes Land, trotz seiner großen
geographischen Ausdehnung.
Inwieweit dort die christlichen Kirchen, außer den schon genannten
Presbyterianern, Fuß fassten, entzieht sich der näheren Kenntnis. Mutmaßlich
aber haben sie dort sicherlich nicht solch eine ausgeprägte Infrastruktur
aufbauen können, wie dass in den eigentlichen USA der Fall ist.
Noch in anderer Beziehung sind die USA eine Hochburg. Eine Hochburg des
Freimaurertums, der "Religion" ("Religion" in Anführungsstrichen) der
Highsociety von vorgestern. Soweit es Europa betrifft, Fürsten, Könige,
Philosophen, zu ihren Mitgliedern zählend. Ähnliches, mit Abwandlungen auch in
den USA. Selbst USA-Präsidenten (Warren G. Harding) waren Freimaurer.
Geschichtlich bedingt, bestehen besonders zwischen der katholischen Kirche und
den Freimaurern starke Spannungen. Meint die Catholica, doch ihren partiellen
Machtverlust in Europa, etwa den Verlust des Kirchenstaates in seiner
ursprünglichen Ausdehnung, auch den Freimaurern anlasten zu können. Und so
etwas, verzeiht die Catholica nie!
Auch andere Kirchen waren bekanntlich auf die von C. T. Russell gegründete
Religion nicht sonderlich gut zu sprechen. Als Russell anfing, verfügte seine
Bewegung natürlich noch nicht über einen umfänglichen Immobilienbestand, wie
das heutzutage der Fall ist. Wollte man eine größere Versammlungsstätte
nutzen, war man darauf angewiesen entsprechende Räumlichkeiten anzumieten. Die
Kirchen sagten zu solchen Ansinnen (damals und heute) erst mal generell nein:
Damit reduzierte sich schon mal das Angebot für die Bibelforscher/Zeugen
Jehovas beträchtlich.
Sonderlich wählerisch konnten sie daher nicht mehr sein. Und so ergab sich der
bekannte Umstand, dass die Freimaurer, die auch ihren eigenen "Strauß" mit den
Kirchen auszufechten hatten, in beachtlichem Umfange als Vermieter von
Räumlichkeiten (gegen klingende Münze), auch für die Bibelforscher tätig
wurden.
Offenbar bestand eine ähnliche Situation auch in Alaska. Liest man in der
genannten WT-Ausgabe auch davon, dass der öffentliche Vortrag, anlässlich der
1948er Bezirksversammlung, dort in einem Freimaurer-Tempel stattfand.
Überbewerten indes, sollte man diesen Fakt nicht. Andernorts haben Jehovas
Zeugen ihre Versammlungen auch schon mal in öffentlichen Schulgebäuden oder
Sportstadien und ähnliches durchgeführt. Auch dadurch sind sie dort nicht etwa
zu einer "Volkshochschule" oder „Sportverein" mutiert. Das sind sie mit
Sicherheit nicht. Ähnliches gilt auch für das Beispiel Freimauer-Tempel in
Alaska.
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Re: Vor sechzig Jahren
geschrieben von:
Drahbeck
Datum: 23. Januar 2009 06:38
Dem Thema Rassentrennung in den USA widmet sich „Erwachet!" in
seiner Ausgabe vom 22. 1. 1949. Laut Untertitel machen „offenkundige
Benachteiligungen die Freiheits-Versprechungen lächerlich".
Diverse Beispiele dafür werden genannt. Ein Unterabschnitt in diesem Artikel
ist dann überschrieben:
„Wie sich die Religion hierzu stellt".
In ihm wird ausgeführt:
„Eine Rundfrage unter Geistlichen von
Oklahoma ergab, daß einige für, andere gegen die Absonderung in den Kirchen
waren. Manche Kirchenverbände ersuchten ihre Mitglieder, diesen Brauch
abzuschaffen. Sollte es aber in Birmingham (Alabama) geschehen, daß ein Weißer
durch eine Tür, die nur für Farbige bestimmt ist, in eine Kirche eintritt, so
wird er verhaftet, selbst wenn es sich um einen Senator der Vereinigten
Staaten (z. B. Glen Taylor) handelt.
Ein religiöser Pressedienst brachte am 13. Mai 1948 folgende Notiz aus
Columbia (S. C.): 'Völlige Rassentrennung ist der Wille Gottes' und muß
beibehalten werden, wurde von der Generalkonferenz der Methodistenkirche des
Südens erklärt … 'Der allmächtige Gott hat es in seiner unendlichen Weisheit
für gut befunden, von Anfang her die Rassen abzusondern, und wir sind
ernsthaft der Auffassung, daß dem Willen Gottes durch das Beibehalten einer
völligen Trennung zwischen den weißen und den schwarzen Rassen am besten
gedient wird.'"
Abschließend kommentiert „Erwachet!" dazu:
„Die Rassenbenachteiligung ist nicht
ausschließlich 'Amerikas Dilemma'. Südafrika, Indien, Australien sind nur
einige weitere Beispiele. Tatsächlich haben mindestens vierzig Mitgliedstaaten
der Vereinigten Nationen ihre eigenen Rasseprobleme; und die volle Lösung
dieser Probleme ist all den menschlichen Regierungen nicht gelungen, auch den
demokratischen nicht.
Das lenkt uns erneut auf die unbestreitbare Wahrheit, daß nur die
theokratische Herrschaft alles beseitigen wird, was mit Rassenhaß und
Rassenbenachteiligung zusammenhängt - jene Herrschaft, bei der Christus Jesus
als Friedefürst über gerechtigkeitsliebende Menschen 'aller Nationen'
regiert."
Also wie gehabt: Orientierung auf Hoffen und Harren; auf den „Sankt
Nimmerleinstag".
Geflissentlich indes vermeidet es „Erwachet!" zu erläutern, wie denn das
praktische Verhalten der Zeugen Jehovas in diesen Fragen war. Denn das diese
Fragestellung auch an ihnen nicht vorübergehen würde, ist offenkundig.
Zitiert sei noch aus der deutschen „Wachtturm"-Ausgabe vom 1. 1. 1949 der
nachfolgende Passus.
„Im Bezirk Nr. 2, der sich im südlichen
Teil der Vereinigten Staaten befindet, bestehen Farben- oder Rassenprobleme,
denen die Königreichsverkündiger andernorts nicht gegenüberstehen. Hallen und
Säle werden nicht vermietet, wenn sich eine gemischte Zuhörerschaft einfinden
möchte. Indes verursachte die trennende Kraft, welche die alte Welt
hoffnungslos zersplittert, keine Uneinigkeit an dieser Bezirksversammlung der
Zeugen Jehovas. Allerdings mussten wir uns um den Saal mieten zu können, den
Vorschriften anpassen, wonach die weißen und die farbigen Geschwister in
verschiedenen Teilen des Saales sitzen mussten."
Herbert Stroup etwa, notierte dazu schon in seiner 1945 in New York
erschienenen Dissertation (später als Reprint erneut verlegt):
„In der Geschichte der Bewegung hat der
Führer der Gesellschaft einmal farbige Zeugen ausdrücklich aufgefordert, sich
nicht um Posten als Pioniere zu bewerben: 'Der Grund dafür ist der, dass nach
unserer Erfahrung Farbige weniger gebildet sind als Weiße - viele von ihnen
haben nicht genügend Wissen um aus der Lektüre unserer Literatur Nutzen zu
ziehen. Unsere Schlussfolgerung basiert daher auf der Annahme, dass Literatur,
die an eine Versammlung von Farbigen verteilt wird, weitgehend verschwendet
wäre, nur bei einem ganz geringen Prozentsatz wären gute Ergebnisse zu
erwarten.' Watchtower vom August 1928"
Man beachte als weitere Beispiele die Jahrbuchberichte.
Bereits im "Bibelforscher-Jahrbuch 1928" (S. 97) konnte man lesen:
"Der Herr hat uns auch seinen Segen
deutlich gezeigt, dass es nach seinem Willen war, dass für unsere farbigen
Geschwister in Amerika ein besonderer Zweig des Werkes aufrecht erhalten wird.
Es geschieht dies nicht, um einen Unterschied zwischen Christen zu machen,
weil jene farbig sind, sondern weil es uns so eine bessere Gelegenheit bietet,
auch die zu erreichen, die ein Vorurteil haben. Es gibt durchaus keinen Grund,
warum sich die farbigen Geschwister nicht mit ihren weißen Brüdern zum
gemeinsamen Studium versammeln sollten. Aber wenn es sich um öffentliche
Vorträge handelt, ist es viel besser für die Zuhörerschaft, wenn eine Trennung
aufrecht erhalten wird."
Oder etwa in dem USA-Bericht des 1933er Jahrbuches.
In selbigen eigens ein eigener Abschnitt „Andersfarbige Zeugen" überschrieben.
Darin wird die faktisch auch betriebene eigene Rassentrennung mit den Vokabeln
„geschönt" „den Verhältnissen
anzupassen". Oder auch dass
„die andersfarbigen Zeugen besonders dazu
bestimmt worden, unter Andersfarbigen zu arbeiten."
![](http://www.manfred-gebhard.de/Jb33.jpg)
![](http://www.manfred-gebhard.de/Jb33.1.jpg)
![](http://www.manfred-gebhard.de/Jb33.2.jpg)
[Hinweis Stroup, auch Rogerson (S. 81), zitieren den Englischsprachigen
'Wachtower' vom August 1928 zum Thema. Eine 100prozentige 1 zu 1 Übersetzung
und Übernahme, im deutschen Wachtturm" gab es damals noch nicht. Ergo ist die
fragliche Passage im deutschen WT des Zeitraumes 1928, so nicht nachweisbar.
Diese Feststellung ist deshalb auch angebracht, dieweil Rolf Nobel in seinem
Buch „Die Falschspieler Gottes", in einer Passage den Eindruck erweckt, als
gäbe es die fragliche Passage auch im deutschen WT, womit er falsch liegt,
dieweil die Unterschiede zwischen der Englischsprachigen und der deutschen
Ausgabe nicht beachtend.
Das ist dann aber nur die formale Seite. Auf der inhaltlichen Seite sieht es
schon erheblich anders aus. Beleg dafür auch jene Aussage aus der deutschen
Ausgabe des „Goldenen Zeitalters" vom 15. 10. 1929 (S. 311) die in ihrer
Tendenz inhaltlich sich auf demgleichen Niedrigstniveau bewegt, wie die
ebenfalls verabschauungswürdige Euthanasie-Thesen-Kolportierung der
zeitgenössischen WTG
![](http://www.manfred-gebhard.de/GZM29311.jpg)
Kolportierung von Euthanasie-Thesen durch die WTG
Euthanasie und Rassismus, waren auch und besonders ideologische
Merkmale des Nazismus.
Die heutige WTG als Evolutionsgegner beliebt ja besonders auch den
Sozialdarwinismus (in Worten) zu geisseln. In der Praxis indes, ihn selbst
allerkräftigst zu praktizieren. Es ist was dran an der These, Nietzsche, der
tote Gott müsse dadurch ersetzt werden, sich selbst zum Gott zu erklären.
Nazis diese Detailthese Nietzsches besonders aufgreifend und extensiv in die
Praxis umzusetzen. Wie gesagt, da ist was dran.
Wahrlich bin ich kein Freund der Catholica. Aber das anerkenne ich. Sie war
eine der wenigen Stimmen zur Nazizeit, die sich, unter auch erheblicher
persönlicher Gefährdung, dieser nazistischen Grundthese entgegenstellte. Wenn
die berüchtigte T4-Aktion zu Nazizeiten, letztendlich nach einiger Zeit,
klammheimlich wieder abgeblasen werden musste, dann kann die Catholica, sich
zu Recht, auch ihren Anteil daran zugute halten.
Und dann vergleiche man dazu die auf dem Nazilevel liegende Aussage aus der
genannten deutschen GZ-Ausgabe vom 15. 10. 1929]
Nun hat man wohl im Falle der USA zu registrieren. Der Name Martin Luther
King etwa, steht dafür. Die dortigen Rassisten mussten zurückstecken. Eher
unfreiwillig, aber sie mussten es. Das dies ein harter Kampf war, liegt auch
auf der Hand. Und da stellt sich schon die Frage.
Und, wo stand in der Zeit des Kampfes die WTG?
Wie verhielt sie sich? Darüber aber gibt dieser „Erwachet!"-Artikel keine
Auskunft.
Die Sachlage war doch so, dass die WTG in ihren Versammlungen auch partielle
Rassentrennung betrieb. Das die „Kastanien aus dem Feuer holen" lassen,
überlies sie wieder einmal anderen.
Wenn die WTG auch in ihrem Artikel, zeitgenössische kirchliche Stimmen aus den
USA zitiert, welche die Rassentrennung befürworteten, dann zeigt der Finger,
mit dem sie da auf andere zeigt, letztendlich auf sie selbst auch mit zurück.
Natürlich wusste man in Brooklyn zu der Zeit, auch im Rückblick auf die eigene
Geschichte. Soziale Unterklassen sind das Ursprungs-Potential der ersten
WTG-Generation. Insofern will auch jener Artikel sich nicht mit den
Benachteiligten „anlegen". An Lippenbekenntnisse für deren Interessen mangelt
es also nicht.
Indes „Sonntagsreden" - und tatsächliches Verhalten, pflegen nicht selten
„zwei linke Schuh" zu sein. Auch im Falle der WTG-Religion.
Siehe auch
Parsimony.20202
Parsimony.22640
Parsimony.22761
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Re: Vor sechzig Jahren
geschrieben von:
Drahbeck
Datum: 02. Februar 2009 05:16
In Euphorie schwelgt der Jahrbuch-Bericht der im "Wachtturm" vom 15. 2.
1949 partiell nachgedruckt wurde. Insbesondere interessiert hier der
Deutschland-bezügliche Teil. Schwere Gewitterwolken, vornehmlich politischer
Art, lagen seit 1948, synchron auch als beginnender kalter Krieg bekannt, in
der Luft. Konnte 1947 noch mit Genehmigung der SMAD eine Kongreßähnliche
Veranstaltung auch in Magdeburg veranstaltet werden; so scheiterten ähnliche
Planungen für das Jahr 1948 schon im Vorfeld. Kategorisch sagten die Sowjets "Njet".
Da tat sich für die Zeugen Jehovas die Chance auf, in der Westberliner
Waldbühne, ein geeignetes Tagungsgelände zu bekommen und das sogar kostenlos!
Durch Verzicht auf die Erhebung regulärer Mietgebühren, wurde schon mal von
den politisch Verantwortlichen im Westen dokumentiert, wohin man die Zeugen
Jehovas mit dem "Zuckerbrot" zu leiten gedachte. Von den Sowjets hatten sie ja
eher nur die Peitsche kennengelernt. Die Rechnung dieses politischen Kalküls
sollte denn auch noch aufgehen, wie ein, zwei Jahre später, mit aller
Deutlichkeit sichtbar wurde.
Auf die Mentalität der Anhängerschaft abgestimmt, kamen politische Komponenten
in ihrer Weltsicht nur als "Wirken des Herrn" vor. Auch der Bericht über die
deutschen Kongresse des Jahres 1948, deren es zwei gab (neben Berlin noch
Kassel) trieft nur so vor "Wunder des Herrn:"
Ein paar Zitate aus der genannten WT-Ausgabe:
"Während der Dauer dieses Dienstjahres
hielt die Not in Deutschland auf jedem Gebiet des Lebens an, ja sie erreichte
Höhepunkte, die - besonders in der Ostzone - durch keinerlei Erscheinungen
während einer Zeit des Krieges überboten wurden. … Es ist unvorstellbar, was
die große Lebensmittelspende von 22.000 Care-Pakten und die gewaltige
Kleidersendung von 220 Tonnen unter den bedürftigen, von langanhaltenden
Entbehrungen wirklich stark mitgenommenen Geschwistern an Freude und
Segensströmen bewirkte!"
Hier mag es schon angebracht sein, diesen WT-Bericht einmal kurz zu
unterbrechen. Auf 29.172 (Höchstzahl 36.526) beziffert die WTG ihre
Durchschnittsverkündigerzahl in Deutschland des Jahres 1948. Schon diese Zahl
macht deutlich, dass da durchaus nicht jeder in den Genuss "eines"
Care-Paketes kam. An anderer Stelle ist ersichtlich, dass deren Verteilung
auch nicht etwa nach Familienanzahl organisiert war. Es gab diverse Fälle, wo
einzelne Familien mit besonders für die WTG-Aktiven, mehrere Pakete erhielten.
Um so größer war die Masse jener, die überhaupt nichts erhielten!
Das dies letztendlich nur ein Instrumentarium war, um dem Esel die berühmte
Mohrrübe vor die Nase zu halten, wird auch daran deutlich, wenn man weiter in
diesem Bericht liest, dass man die ansteigenden Verkündigerzahlen sehr wohl in
diesem Kontext einordnete, wenn man verklärt dazu kommentierte:
"Dass Jehovas Zeugen in Deutschland im
Begriff sind, ihren Dank auf dem rechtmäßigsten Wege, durch treuen Dienst und
erhöhte Anstrengungen abzustatten."
Zu den vermeintlichen "Wunder des Herrn" überleitend liest man dann im WT:
"Da kam die Währungsreform und Entwertung
des deutschen Geldes. Sie begann im Westen und stoppte nahezu alle Geschäfte
und wirtschaftlichen Planungen in Westdeutschland. Unsere etwa bis zur Hälfte
gediehenen Vorabeiten wurden jedoch fortgesetzt um beide Bezirksversammlungen
aufrechterhalten. Der Herr tat Wunder. Alle Arbeiten in Kassel waren bis zur
Stunde des Beginns der Versammlung beendet. Statt des Dauerregens trat
pünktlich am Freitag morgen Sonnenschein ein, und angesichts der nicht aus dem
Staunen kommenden Bürger Kassels hielten Jehovas Zeugen auf der ausgedehnten,
festlich geschmückten Wiese ihre größte Zusammenkunft ab, die jemals in
Deutschland stattfand. 16.400 Verkündiger und Mitverbundene waren gekommen. …"
Damit hatte man sich selbst bescheinigt: "Wir sind wieder wer".
Sicherlich, ein psychologisch wichtiges Stimulans.
Wie aber sah es bezüglich der zweiten Veranstaltung in Berlin aus? Dazu liest
man:
"Inzwischen verdunkelten sich die
politischen Wetterwolken, die über Berlin hingen, immer mehr. Dort hatte kurz
nach der im Westen vollzogenen Währungsreform das gleiche Geldmanöver in der
Ostzone einen Zwiespalt unter den Besatzungsmächten hervorgerufen und eine
Hungerblockade über den weitaus größten Teil der Millionenstadt Berlin gelegt.
Die russische SMA (Sowjetische Militär-Administration) hatte unsern
anfänglichen Wunsch und Antrag, unsere Bezirksversammlung in Leipzigs
Messehallen zu veranstalten, abgelehnt, während uns im britischen Sektor
Berlins die schöne 'Waldbühne' … angeboten und für drei Tage zur freien
Verfügung gestellt worden war. Als die Tage der Zusammenkunft herbeigekommen
waren, befand sich die politische Spannung über Berlin auf dem Höhepunkt.
Lichtstromzufuhr in die Westsektoren war unterbrochen und der Verkehr der
großen Stadt ins Stocken geraten. Die Versorgung der 2.000.000 Menschen mit
Nahrung durch die 'Luftbrücke' von amerikanischen Großflugzeugen mußte unter
immer größeren Schwierigkeiten erfolgen.
Da geschah das zweite Wunder des Herrn. Wieder mußte das bis zum Donnerstag
abend anhaltende schlechte Wetter weichen, und am Freitag morgen die Eröffnung
der Bezirksversammlung für Ostdeutschland zu gestatten. 16.265 Menschen aus
allen Teilen der Ostzone hatten durch alle Widerstände und Schwierigkeiten
politischer, wirtschaftlicher und verkehrstechnischer Art sich den Weg nach
Berlin gebahnt und sich versammelt … inmitten des politischen Wirrwarrs. … Mit
hungrigen Mägen, doch vor Freude glänzenden Augen saßen sie in dem riesigen
Freilicht-Theater."
Der "Wachtturm" versäumt es allerdings hinzuzufügen, was denn wohl dabei
die "glänzenden Augen" verursacht habe. Der "wundersam und rechtzeitig
beendete Dauerregen" wird es wohl nicht gewesen sein. Das Stimulans war
anderer Art. Es sollte sogar noch als Kongressmotto ein Jahr später in großen
Buchstaben am dem Rasen jenes Amphitheater lesbar sein:
"Es ist später als du denkst!"
Das war es doch was die zeitgenössischen Zeugen Jehovas beflügelte. Das war es
doch, was noch im Jahre 1950 einen Friedrich Adler kommentierend zu seinem
eben vernommenen Gerichtsurteil (lebenslänglich) sagen ließ:
"Sie meinen wohl ein Jahr!"
Es waren in der Tat betrogene Betrüger, die sich da in der Waldbühne
versammelt hatten!
Die Jahrbuchzahlen aus der Neuzeit über die einzelnen Länder sind ja geläufig.
Da ist es mal nicht uninteressant einen Vergleich anzustellen, wie es denn
kurz nach Ende des zweiten Weltkrieges aussah. Aus der genannten WT-Ausgabe
einige Durchschnittsverkündigerzahlen des Jahres 1948 (in Klammern die gleiche
Zahl für das Jahr 1947)
USA 72.945 (67.680)
Argentinien 927 (679)
Australien 3.503 (3.284)
Belgien 1.177 (876)
Brasilien 1.077 (648)
Großbritannien 14.676 (12.149)
Chile 191 (137)
China 25 (9)
Dänemark 3.260 (2.724)
Deutschland 29.172 (15.856)
Finnland 2.610 (2.281)
Frankreich 2.627 (2.184)
Griechenland 2.238 (1.891)
Türkei 12 (6)
Kanada 12.603 (11.224)
Kuba 4.352 (3.199)
Mexiko 4.711 (4.125)
Niederlande 4.190 (3.764)
Nigeria 5.511 (3.710)
Norwegen 992 (799)
Österreich 1.286 (751)
Philippinen 3.589 (2.471
Polen 9.048 (6.334)
Rumänien 1.992 (1.990)
Rußland 8.000 (3.498)
Schweden 3.231 (2.894)
Schweiz 1.660 (1.512)
Südafrika 4.440 (3.843)
Njassaland 4.918 (3.542)
Nordrhodesien 9.873 (6.114)
Südrhodesien 3.599 (2.572)
Tschechoslowakei 1.581 (1.257)
Ungarn 1.346 (989)
Zypern 59 (37)------------------------------
Re: Vor sechzig Jahren
geschrieben von:
Drahbeck
Datum: 09. Februar 2009 06:49
Auf den politisch als britische Kronkolonie verwalteten Bermudainseln,
verzeichneten Jehovas Zeugen im Jahre 2008 eine Durchschnittsverkündigerzahl
von 447. Immerhin entspricht dies einem Verhältnis von 1 zu 142 zur übrigen
Bevölkerung. Also ein Wert der "besseren" Art. (Jene Verhältniszahl war
dort auch schon mal besser. Im Jahre 2002 betrug sie 1 zu 131).
Immerhin
lief dort nicht immer alles glatt für die Zeugen Jehovas. So gab es dort nach
1945 Kampagnen, die auf ein Verbot hinzielten. Die zogen sich zwar einige Zeit
hin, fanden dann aber am 26. 9. 1948 einen vorläufigen Höhepunkt, mit der
Ausweisung von zwei WTG-Missionaren. 19 lange Monate sollen diese
Auseinandersetzungen laut "Erwachet!" vom 8. 2. 1948 gedauert haben. Auf
WTG-Seite wurden da alle Register der Öffentlichkeitsbeeinflussung eingesetzt.
Offenbar aber doch nicht mit ausreichendem Erfolg, denn nur dass zählt
letztendlich.
Analog zu ähnlichen Auseinandersetzungen, auch in den USA, wurden die Zeugen
Jehovas dabei verbal in die "linke Ecke" gestellt. Verständlich schon, dass
sie sich als verleumdet ansahen. Und man meint auch den eigentlichen Urheber
all dieser Schwierigkeiten wahrzunehmen, wenn "Erwachet!" kommentiert:
"Den heulenden Wolf erkennt jedermann
schon an seiner Stimme. Als darum von 'Roten' und 'Kommunisten' geheult wurde,
hörte jedes kundige Ohr aus diesem Gebell der Freiheitsfeinde sofort heraus,
dass es jenen Kehlen entsprang, deren Geheul auch in anderen Teilen der Welt
auf 'rot' abgestimmt ist, nämlich den Kehlen der Katholischen Aktion."
Als im Interesse der Zeugen Jehovas liegend zitiert dann "Erwachet!"
unter anderem noch das Votum:
"'Dieser Versuch, die Zeugen (Jehovas) in
Verruf zu bringen', so bemerkte 'The Berrmuda Recorder', nimmt sich
einigermaßen wie die augenblickliche Kommunismus-Hysterie in den Vereinigten
Staaten aus. Wir hoffen wirklich, dass der Kommunistenschreck nicht in solchem
Maße zu uns dringt, wie das dort der Fall ist.'"
Mit der Ausweisung der WTG-Missionare zurück nach Großbritannien, nahm
dies auch dort die Formen einer politischen Kontroverse an. Es ist davon
auszugehen, dass der damit erzeugte Gegendruck, die Früchte für die
"Katholische Aktion" höher hängen ließ.
Da die WTG, wieder einmal glaubt die Catholica als eigentlich potenten Gegner
ausgemacht zu haben, nutzt man die Chance um in der gleichen "Erwachet!"-Ausgabe
noch eine gezielte "Abrechnung" abzudrucken. Es macht sich ohne Zweifel gut,
wenn man sich da als "Freiheitskämpfer" verkaufen und den Gegner das Stigma
finsterster Reaktion anhängen kann. Zu dem von "Erwachet!" noch zitierten
Votum ist zu sagen, dass es in der Zeit vor dem zweiten Vatikanischen Konzil
der Catholica in der Tat zutreffend war. Dann trat aber eine Wende ein.
Abgesehen von einigen katholischen Randgruppen, zu denen offenbar auch der
Robin de Ruiter zuzurechnen ist, repräsentiert es nicht mehr die offizielle
Position der heutigen Catholica. Beziehungsweise wagt es der jetzige Papst
noch nicht, die Position dieser Randgruppen, auf allen Ebenen durchzuboxen.
Noch nicht ...
"Erwachet!" schrieb noch:
"Das offizielle Organ der Gesellschaft
Jesu in Rom, 'Civilta Cattolica' ging in seiner Nummer vom April 1948 auf
Proteste gegen die Freiheitseinschränkungen für die spanischen Protestanten
ein und legte erneut den römisch-katholischen Standpunkt in Sachen der
Religionsfreiheit dar. Diesen Artikel gab die amerikanische Zeitschrift 'The
Christian Century' in ihrer Nummer vom 23. Juni 1948 wie folgt wieder:
'In der Überzeugung, dass sie auf Grund ihrer göttlichen Vorrechte die einzig
wahre Kirche ist, muß die römisch-katholische Kirche das Recht auf Freiheit
für sich allein in Anspruch nehmen, weil nur die Wahrheit ein solches Recht
besitzen kann, niemals der Irrtum. Was andere Religionen betrifft, wird die
Kirche sicherlich niemals das Schwert ziehen, aber sie wird verlangen, dass
jenen anderen keine gesetzmäßige Möglichkeit geboten wird, eine Irrlehre zu
verbreiten. In einem Staat mit mehrheitlich katholischer Bevölkerung wird die
Kirche demzufolge verlangen, dass dem Irrtum die legale Existenz versagt
bleibt, und dass bei tatsächlichem Vorhandensein religiöser Minderheiten diese
nur de facto existieren, ohne Gelegenheit zum Ausbreiten ihrer
Glaubensanschauungen zu bekommen. Wenn jedoch die tatsächlichen Verhältnisse,
entweder wegen feindlicher Einstellung von Regierungsseite oder wegen der
Stärke der andersdenkenden Gruppierungen eine vollständige Anwendung dieses
Grundsatzes unmöglich machen, dann wird die (katholische) Kirche für sich alle
möglichen Zugeständnisse beanspruchen und sich - als dem kleineren Übel -
darauf beschränken, die de jure-Tolerierung anderer Kultformen gelten zu
lassen.
In manchen Ländern werden die Katholiken genötigt sein, volle
Religionsfreiheit für alle zu fordern, und werden sich damit abfinden, zu
einem Zusammenleben mit anderen gezwungen zu sein, obwohl rechtmäßig nur ihnen
gestattet sein sollte, dort zu leben. Damit gibt die Kirche jedoch nicht die
These auf, die ihr gebieterisches Gesetz bleibt, sondern paßt sich lediglich
de-facto-Verhältnissen an, die bei praktischen Angelegenheiten berücksichtigt
werden müssen. …"
Die unsterblichen Irrtümer von Papst Benedikt
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Re: Vor sechzig Jahren
geschrieben von:
Drahbeck
Datum: 16. Februar 2009 05:34
Es ist eher eine Passage der nebensächlichen Art. Dennoch verdient jener
Satz im "Wachtturm" vom 15. 2. 1949 einmal beleuchtet zu werden. Nachdem
ausgeführt wurde, der Papst hätte das Jahr 1933 zum "heiligen Jahr" erklärt,
kommentiert der WT:
"Dies aber verschafft der Welt kein
Licht, denn erklärte der Papst nicht auch das Jahr 1933 als ein heiliges Jahr
und sagte, dass eine 'Welle der Religion' steigen und die Nationen in Frieden
und die Wohlfahrt hineingetragen werde'? Die Geschichte zeigt, dass der Papst
ein falsches Licht emporgehalten hat, denn statt in den Frieden und die
Wohlfahrt hineingetragen zu werden, wurde die Erde durch Hitler in den zweiten
Weltkrieg hineingezogen …"
Nun kann man sich in der Tat auf den Standpunkt stellen, der Papst hat
sich mit seinem 1933er "heiligen Jahr" grundlegend verkalkuliert. Dennoch
greift eine solche Sichtweise zu kurz. Da muss man doch wohl die Tradition der
katholischen Kirche insgesamt, mit ins Blickfeld nehmen. Und zu deren
Tradition gehört es nun mal, gewisse Äußerlichkeiten zu "verkaufen".
Egal ob es sich um den "heiligen Rock" im Dom zu Trier handelte, dessen
provokative Ausstellung dann noch bewirkte, dass sich eine Protestbewegung
formierte (in die Geschichte eingegangen als "Deutschkatholizismus"). Oder
eben um ein vermeintliches "heiliges Jahr". Auch den Zeugen Jehovas dürfte
doch wohl geläufig sein, dass Jesus nach christlicher Tradition 33 Jahre alt
wurde. So gesehen war 1933 ein Jubiläumsjahr. Sollte der Papst jenes Jahr
wirklich verstreichen lassen, ohne es symbolhaft zu nutzen? Das zu erwarten,
wäre doch wohl etwas blauäugig.
Gut, die "frommen Wünsche" des Papstes wurden nicht Realität. Und was ist mit
den "frommen Wünschen" der Zeugen Jehovas, namens Endzeit-Naherwartung?! Die
sind doch genauso, wenn nicht noch viel öfter, gescheitert. Sich da in die
Pharisäerbrust zu werfen, wie es der WT tut, dafür besteht wahrlich kein
Anlass.-----------------------------
Re: Vor sechzig Jahren
geschrieben von:
Drahbeck
Datum: 23. Februar 2009 06:27
Das die katholische Kirche in Polen eine Macht war und ist, dürfte
hinreichend bekannt sein. Wenn man die Kirchenpolitik der verschiedenen
osteuropäischen Länder in ihrer kommunistischen Phase miteinander vergleicht,
ist derjenige der sich damit beschäftigt, immer wieder erstaunt, welche
(relative) Privilegien jene Kirche doch in Polen hat. Vielleicht mit am
herausragendsten die kirchliche Universität in Lublin. Eine gesamte
Universität in kirchlicher Trägerschaft - das wäre wohl in keinem anderen
kommunistischen osteuropäischen Land denkbar gewesen.
Des einen Freud - des anderen Leid. Jene übergroße Machtstellung der Catholica
sollten dort auch noch die Zeugen Jehovas zu spüren bekommen. Wenn letztere,
Anfang der 1990er Jahre auch durch ihre Streikbrecherdienste bei den von der
Solidarnosc inszenierten Streiks in Erscheinung getreten sind, dann muss man
wohl auch nach den Wurzeln einer solchen Entwicklung fragen. In der "Erwachet!"-Ausgabe
vom 22. 2. 1949, gab es schon zeitgenössisch einen umfänglichen Bericht über
Polen. Aus ihm sei nachstehend einiges zitiert:
"… Zwei 'Erwachet!'-Korrespondenten, die
Gelegenheit hatten, gut anderthalb Jahre lang in Polen umher zu reisen, wollen
sich nun bemühen, auf Grund eigener Anschauung ein richtiges Bild über gewisse
Verhältnisse in diesem Lande zu vermitteln.
In ihrer Nummer vom 27. Februar 1948 enthielt die Zeitung 'The Catholic
Chronicle' von Toledo, Ohio, USA einen Artikel mit der Überschrift 'Polnische
Rote finanzieren 'Jehova'-Agenten, wo es unter anderem hieß:
Warschau. - Die atheistische Regierung Polens finanziert Sekten wie die Zeugen
Jehovas, um das Volk zu entkatholisieren. 'Wachtturm'-Reisende klopfen mit
Schmähschriften gegen die Kirche die Privatwohnungen ab. An Sonntagen werden
auch Vorträge veranstaltet, die den Katholizismus angreifen und den
Kommunismus verherrlichen … Als nächstes setzen sie sich für den
Glaubensübertritt ein. Schließlich bieten sie Geldbeträge an, um zum Beitritt
anzureizen. Diese Bestechung wird als 'Wohltätigkeit' getarnt.'
Zuerst einmal werden alle einsichtigen Polen, die im Lande selbst leben, ohne
weiteres zugeben, dass die katholische Kirche dort nicht verfolgt wird, und
dass man ihr sogar ihre Vorrechte beläßt. Polen ist zu mehr als 90%
katholisch, und der starke Einfluß, den dieses System auf allen Lebensgebieten
ausübt, wird von der Regierung berücksichtigt. Darum ist ihm von Staats wegen
volle Bewegungsfreiheit eingeräumt. Das mit dem Vatikan abgeschlossene
Konkordat vom Jahre 1925 ist allerdings aufgehoben, und trotzdem ist das
jetzige Regime der Kirche sehr entgegengekommen.
In einem Interview, das Staatspräsident Bierut dem bekannten Schriftsteller
Ksawery Pruszynski gewährte, heißt es unter anderem:
'Der beste konkrete Beweis dafür, dass der Staat gute Beziehungen zur Kirche
wünscht, liegt im Status der kirchlichen Besitztümer. Diesen Status
(Rechtsstellung) haben auch private katholische Schulen der Unter-, Mittel-
und Oberklassen, darunter auch eine katholische Universität mit theologischer
Fakultät, der vom Staate volle öffentliche Rechte verliehen sind. Ferner
gehört hierzu die katholische Presse mit mehreren Organen. Schließlich ist in
den staatlichen Schulen der Religionsunterricht durch Religionslehrer ein
Pflichtfach, sofern die Eltern des Kindes nichts dagegen haben.
Wir fügen noch hinzu, dass die Geistlichkeit ihren Grundbesitz, vor allem die
Landgüter behalten durfte, trotz Bodenreform. In anderen Ländern wurde von
einer solchen Reform gewöhnlich die Kirche in erster Linie betroffen. Klöster
und Religionsinstitute die aus dem Gebiet jenseits des Bug evakuiert werden
mußten, haben von uns einen Sitz in den neuerworbenen Gebieten zugewiesen
erhalten.
Unsere Armee hat ihre Feldprediger; ihre Fahnen werden von Priestern
eingeweiht; sie beginnt den Tag mit einem religiösen Lied und beim
Morgenappell und geht Sonntags zur Kirche.
Der Rundfunk eröffnet bei uns sein Programm mit einem religiösen Lied und
überträgt Predigten und die Kulthandlungen in der Kirche. Wir glauben nicht,
dass Sie das in vielen Ländern finden werden. Und das geschieht in einem
Lande, dessen Regierung der Vatikan hartnäckigerweise nicht anerkennt. - Aus 'Wieczor
Warszawy' (Warschauer Abend), 24. Nov. 1946.
Trotz der unvorstellbaren Wohnungsnot sind Wiederherstellungsarbeiten an
beschädigten katholischen Kirchen schon jetzt staatlich bewilligt und an
vielen Orten bereits durchgeführt worden, während die Menschen in ihren
zertrümmerten Städten noch in Höhlen hausen.
Das Verhalten der Kirche in der Kriegszeit. Auch hierüber sprach sich
Staatspräsident Bierut im oben erwähnten Interview aus, und zwar wie folgt:
'Für unsere Mißstimmung gegenüber der Kirche liegen zweierlei Gründe vor. Der
erste ist sehr unangenehm, wir nennen ihn aber offen: die Deutschenliebe des
Vatikans. Während des Krieges und in der Zeit der schwersten Verfolgung, die
der polnischen Nation je widerfuhr, warteten wir vergeblich auf den Einspruch
des Heiligen Stuhls. Wenn er seine Stimme vernehmen ließ, so geschah dies
gewissermaßen beiläufig, zufällig, behutsam; sie wurde unseren schweren Leiden
und der deutschen Verbrechen nicht gerecht.
Heute hört man die gleiche, jedoch viel stärkere Stimme sich für das
unterdrückte Deutschland einsetzen, sogar in solchen Fällen, die nur wenig
Barmherzigkeit verdienen, wie bei dem Henker von Warthegau. -
Die zweite Ursache für unsere Mißstimmung liegt in gewissen Kreisen unserer
eigenen Geistlichkeit und ihrer betrüblichen Neigung, die Kanzel für eine
politische Kriegführung zu missbrauchen. Vielen Polen ist noch gut in
Erinnerung, wie die katholische Kirche in der Kriegszeit ihre Sympathien für
das Hitlerregime erkennen ließ, sich aber wenig um die furchtbaren Leiden des
polnischen Volkes kümmerte. Der Klerus war ja stets bereit, zur Förderung
seiner eigenen Interessen mit irgendwem zusammenzugehen. Jetzt soll es auch in
Polen, wie in der Tschechoslowakei, ein paar katholische Priester geben, die
der kommunistischen Partei angehören.
Hier ist noch auf die Beziehungen hinzuweisen, die Geistliche zu den
faschistischen Freischaren unterhielten, die von ihren Waldverstecken aus in
verschiedenen Gegenden Polens Mord- und Raubzüge unternahmen. Verschiedene
solcher Banden unterstehen der Führung eines katholischen Priesters, der
seinen Mordbrennern für ihre Untaten die Absolution erteilte. So schrieb die
Zeitung 'Robotnik' (Der Arbeiter) in ihrer Nummer vom 9. Januar 1947:
'Unlängst verurteilte das Militärgericht in Warschau den Priester Jurkiewicz
von Kierski zum Tode, weil er eine Terroristenbande organisiert und
Todesurteile über die 'Ungehorsamen' seines Pfarrkreises ausgesprochen hatte.
…
Bei den Gerichten laufen noch verschiedene Fälle solcher Art.
Das Munitionslager des Bande des Priesters Jurkiewicz befand sich in der
Pfarrkirche.
In der Kirche von Drohiezyn entdeckten die Sicherheitsbehörden ein ganzes
Arsenal von Kriegsausrüstung der 'Hamer'-Bande. Eine Kirche in Klimantow
diente als Speicher für das Raubgut, das sich die verheerende NS-Bande im
ganzen Umkreis aus Geschäften und staatlichen Institutionen verschafft hatte."
Nach dieser Beschreibung der Situation der katholischen Kirche, kommt
"Erwachet!" dann auf die Zeugen Jehovas zu sprechen. Insbesondere wird
herausgearbeitet, welcher Widerstand ihnen entgegengesetzt wird. Zum Beispiel
mit der Angabe:
"Am 1. Juli 1948 wurden Verkündiger aus
der Gruppe Piotrkow Trybunalski der Zeugen Jehovas, als sie in den Städten
Moszczenice und Gujkowice die Menschen guten Willens zu einem öffentlichen
Bibelvortrag einluden, von einer größeren Anzahl dortiger Einwohner überfallen
mit Besen und Holzschuhen geschlagen, mit Seinen beworfen und mit Wasser
übergossen. Vier von ihnen wurden verletzt, einer davon verlor das
Bewusstsein. Die Bürgermiliz sah zu, verhaftete keinen der Angreifer und
gewährte den Verkündigern nicht die notwendige Hilfe.
In Piotrkow Trybunalski wurden die Schreiber dieses Artikels und einige andere
am 5. September 1948 nach Abschluss einer Kreisversammlung der Zeugen Jehovas
von einer Rotte fanatischer, irregeleiteter Katholiken verprügelt. Man hatte
ihnen aufgelauert, um die 'Bischöfe', wie man diese Leiter der Veranstaltung
nannte, zu erwischen. Zwei der Zeugen Jehovas wurden bewußtlos geschlagen. Die
Sicherheitsbehörden verhafteten einige der Angreifer, die sich nun - wie
erwartet wird - bald vor Gericht zu verantworten haben werden.
Bei solchen Kreisversammlungen geschieht es fast stets, dass die Geistlichkeit
eine Rotte ihrer Anhänger aufstachelt, die Veranstaltung zu stören und
möglichst zu sprengen. In der Stadt Gorzow erzwang im Oktober 1947 ein
fanatischer Pöbelhaufen den vorzeitigen Abschluss einer solchen Zusammenkunft,
indem er mit Ziegeln und Steinbrocken die Saalfenster einschlug und gewaltsam
einzudringen suchte, so dass die Eingänge mit einer Barrikade aus Tischen und
Stühlen versperrt werden mußten. Den Raufbolden, unter denen sich ein Priester
befand, gelang es, ein gerichtliches Nachspiel zu vermeiden.
Unter sehr schwierigen Umständen wurde vom 2. bis 4. Juli 1948 in der
katholisch gemachten Stadt Lublin die Bezirksversammlung der Zeugen Jehovas
abgehalten. In besonderen Predigten hatte die Geistlichkeit ihre Pfarrkinder
im voraus auf diese Veranstaltung hingewiesen und gesagt, Jehovas Zeugen
kämen, um die Kirchen zu zerstören, und sie würden zu den Leuten in die
Wohnungen kommen, um dort die religiösen Bilder zu beseitigen. Hiergegen
sollten die Gemeindeglieder eine Abwehrstellung beziehen. Infolge dieser
Irreführung warteten Gruppen katholischer Männer und Frauen schon am Bahnhof
auf die ankommenden Zeugen Jehovas, um über sie herzufallen. Einige wurden
direkt nach dem Verlassen des Bahnhofes verprügelt, andere waren auf dem Weg
zur Versammlung Angriffen ausgesetzt. Am ersten Tage gab es so viele
Schlägereien, dass die Bürgermiliz und das Amt für öffentliche Sicherheit dem
Kongreßkomitee mitteilten, sie übernähmen keine Gewähr für die Sicherheit
derer, die eventuell am zweiten und dritten Tag eine Predigttätigkeit von Haus
zu Haus ausüben wollten. Später, als diese Unruhestifter merkten, dass ihre
Pläne für diese beiden Tage durchkreuzt worden waren, machten sie Überfälle
auf Jehovas Zeugen daheim und im Versammlungssaal.
Bei zwei Familien wurde die Wohnungseinrichtung teilweise zertrümmert, und
einige von ihnen erlitten Verletzungen. Vor gewissen Häusern, wo Zeugen
Jehovas wohnten, mußte die Miliz die ganze Nacht hindurch Wache halten.
Während des öffentlichen biblischen Vortrags in Lublin hatte die Miliz alle
Hände voll zu tun, die gegnerischen Zusammenrottungen an verschiedenen Plätzen
in Schach zu halten. Sie hatten Feuerwehruniformen an und zerstreuten eine
feindliche Menge beim Versammlungslokal mit einem Wasserstrahl. Nach Schluß
mußten sie die abreisenden Zeugen Jehovas in größeren Trupps durch die Straßen
nach dem Bahnhof geleiten. Auch dabei kamen noch Steinwürfe und gräßliche
Beschimpfungen vor, wie die Schreiber dieses Artikels es selbst erlebten. …"
In Reaktion darauf berichtet "Erwachet!" dann:
"Am 18. Februar 1948 reichten Jehovas
Zeugen an das Innenministerium und an das Amt für öffentliche Sicherheit in
Warschau ein Memorandum ein, worin folgendes aufgezählt war:
60 Fälle von Folterungen mit tödlichem Ausgang, 226 Fälle gräßlicher
Mißhandlung, 256 Fälle von Plünderungen, eine Anzahl gegen sie ausgesprochene
Todesurteile, Verwüstung von Wohnungseinrichtungen, Brandstiftungen,
Steinigungen, tätliche Beleidigungen und Drohungen. Und damit waren nicht etwa
alle, sondern nur die markantesten Fälle von Übergriffen aufgezählt, die sich
römisch-katholische Fanatiker seit Beendigung des zweiten Weltkrieges
gegenüber den Zeugen Jehovas erlaubt haben"
Weiter verwahrt sich "Erwachet!" gegen die Unterstellung, als würden die
Zeugen Jehovas von den Kommunisten finanziell unterstützt, und bezeichnet dies
als eine nicht sachgerechte Verleumdung. Die Hauptklage fasst man dann in den
Worten zusammen:
"Bis jetzt behandelt das gegenwärtige
Regime in Polen die Zeugen Jehovas nicht als gesetzlich anerkannte
Glaubensgemeinschaft oder Konfession. Es gibt in Polen rund zwölf religiöse
Glaubensrichtungen, einschließlich der römisch-katholischen, die bis auf eine
oder zwei alle vom Staat anerkannt sind. Jehovas Zeugen … kämpfen seit 1945 um
die gesetzliche Anerkennung. Schon oft sind Abordnungen von ihnen auf den
Amtsstellen in Warschau vorstellig geworden. Doch nehmen die Behörden auch
jetzt noch den Standpunkt ein, dass Jehovas Zeugen lediglich auf Grund der
Verfassung geduldet sind.
Alle Religionsgemeinschaften haben ihre Kirchen oder anderen
Versammlungsstätten, wo sie ihre Gottesdienst abhalten, ohne von Beamten oder
Privatpersonen gestört zu werden. Manche von ihnen, vor allem die
römisch-katholische Kirche, dürfen für ihre religiösen Veranstaltungen sogar
den Rundfunk benutzen, während es den Zeugen Jehovas bisher (gleiches)
verwehrt blieb …
Die meisten Religionsgemeinschaften in Polen erhalten gutes Druckpapier in
annehmbaren Mengen zugeteilt, um ihre Zeitschriften herausgeben zu können. Die
katholische Hierarchie erhält Papierzuteilungen für rund sechzig verschiedene
Zeitschriften, die das Land mit religiösen Überlieferungen und mit Propaganda
gegen die Zeugen Jehovas überschwemmen. Jehovas Zeugen hingegen müssen sich
damit begnügen, jede Nummer des für die Gruppen-Studien in den
Versammlungssälen und für die Heimbibelstudien bei den Menschen guten Willens
benutzten 'Wachtturms' auf Vervielfältigungsapparaten herzustellen...."
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Re: Vor sechzig Jahren
geschrieben von:
Drahbeck
Datum: 02. März 2009 07:02
"Dies sind nur Beispiele davon, wie
sich die organisierte Religion auf der ganzen Erde mit weltlichen
Angelegenheiten befaßt, und in der Schlacht von Harmagedon wird sie wie ein
Baum umgehauen und im Feuer zu Asche verbrannt werden."
Das ist die Quintessenz dessen, was der "Wachtturm" (wieder einmal) glaubt
seinen
Lesern freudestrahlend offerieren zu können.
Sicherlich hat er damit die Befindlichkeit seiner Klientel erreicht. Sich
von der Politik als "fernstehend" zu verkaufen,
macht
sich immer dann gut, wenn man zu registrieren hat, dass ein politischer Weg
in die Sackgasse geführt hat.
Zu einer Zeit, wo die Zeugen Jehovas noch nicht
"Körperschaft des öffentlichen Rechts" werden wollten, kritisierte man
beispielsweise massiv die katholische Kirche. So auch
in der WT-Ausgabe vom 1. März 1949. Was hatte die Catholica denn getan?
Nun, sie hatte zeitweilig mit den Wölfen geheult. Da gibt
es nichts zu beschönigen. Was aber ist denn der gewaltsame Kampf der
Zeugen Jehovas, um den KdöR-Status in der Gegenwart gewesen. Im
Prinzip doch ähnlich gelagert. Auch die Catholica sagte doch der
Sache nach nur; wer uns nützt ist unser Freund. Und wer uns schadet
ist unser Feind. Auf genau dem gleichen materiell orientierten
Level ist auch die Leitung der Zeugen Jehovas angelangt. Lediglich mit dem
Unterschied, dass die Geschichte der Catholica etliche
Jahrhunderte länger dauerte; und sich in diesem Zeitraum
einiges an kritisierenswertem angesammelt hat.
Aber die Weichen, für den gleichen abschüssigen Weg sind auch bei den Zeugen
Jehovas mittlerweile so gestellt. Nachstehend noch ein paar
Zitate, wie sich im Jahre 1949 der abschüssige Weg der Catholica laut WT vom
1.
3. 49 darstellte:
"Im Jahre 1870 weigerte sich der Papst,
sich mit dem König von Italien zu einigen. Am 20. September jenes Jahres
erbrachen die Truppen Italiens ... die Mauern der Stadt und drangen in
Rom ein. Am nächsten Tag erließ Kardinal Antonelli einen diplomatischen
Protest gegen die italienische Besetzung Roms. Mehrere Tage
später fügte der Papst seinen eigenen Protest hinzu. ... Dann wurde am 2.
Oktober eine Volksabstimmung veranstaltet, und von den 167.548
Stimmen waren 133.681 für die Vereinigung Roms mit dem Königreich Italien.
... Trotz allen Bemühungen des Königs Victor Emanuel, friedliche
Beziehungen mit dem Papste herzustellen, verharrte Pius IX. unnachgiebig auf
seinem hartnäckigen Protest wider den demütigenden Wechsel der
Dinge. ... Im Jahre 1922 ergriff Mussolini die Macht in Rom ... Im Jahre
1929 wurde der Vertrag zwischen den zweien unterzeichnet, wodurch der Papst
wiederum als weltlicher Herrscher eingesetzt und ihm als
Herrschaftsbereich die Vatikanstadt gegeben wurde. ... Mussolinis
ehrgeiziges Streben ging darauf hinaus, ein großer Kriegsherr zu werden; und
er sprach von der Demokratie Amerikas als von einem 'verwesenden
Leichnam', und unter Pius XI. arbeitete die römisch-katholische
Organisation mit ihm zusammen und unterstützte seine Bestrebungen. Als er
seinen blutigen Eroberungsfeldzug gegen die armen Schwarzen von
Abessinien zu unternehmen begann und einen Krieg führte, in welchem viele
Menschen ums Leben kamen, unterstützten der Papst und das katholische
Religionssystem Mussolini und 'segneten' seine mörderischen
Angriffe. Ebenso 'segnete' in späteren Jahren, während des
Eroberungsfeldzuges gegen Albanien und gegen die demokratischen
Nationen im zweiten Weltkriege, die römisch-katholische Geistlichkeit
Italiens die faschistischen Legionen Mussolinis doch mit dem
Schlußergebnis welches nun der ganzen Welt bekannt ist."
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Re: Vor sechzig Jahren
geschrieben von:
Drahbeck
Datum: 09. März 2009 04:12
In der "Erwachet!"-Ausgabe vom 8. März 1949 meint die WTG
Martin Luther als Kronzeugen für ihre Auffassung in der Seelenlehre bemühen
zu
können. Auszugsweise zitiert, meint man sagen zu
können:
"Die meisten Protestanten haben
vergessen, welche überaus wichtige Lehre Martin Luther entdeckte, als er
sich
einem ehrlichen Bibelstudium zuwandte. Nämlich die Lehre, dass die Seele von
Natur aus keineswegs unsterblich ist, und dass sie ewiges Leben nur auf
Grund des Glaubens und des Glaubensgehorsam erlangen wird."
Man meint weiter, die besonders in der katholischen Kirche
verbreitete Lehre einer weiterlebenden Seele, heidnischen
Ursprüngen zuordnen zu können. Luther zitiert man mit den Worten:
"Die Toten sind ohne
Bewusstsein. Sie ruhen, ohne die Tage oder Jahre zu zählen; aber wenn
auferweckt, wird es ihnen sein, als ob sie kaum einen Augenblick geschlafen
hätten. Sie liegen in tiefer Ruhe und schlafen bis zum
Tage des Gerichts, und wissen nicht, wo sie sind..."
Einen Autor namens Blackborn zitiert man dann
noch, der bezüglich Luther meinte, er trete
"für die Lehre vom Seelenschlaf ein und
benutzte diese Lehre dann zur Widerlegung des Fegfeuers und
der Heiligenverehrung. An diesem Glauben hielt er bis zum letzten
Augenblick seines Lebens fest. Luther stand klar und einwandfrei auf Seiten
derer, die den Seelenschlaf gelten lassen."
Nicht hinzugefügt in der genannten Ausführung wird allerdings, wie denn die
Reaktion der kirchlichen
Konkurrenz auf solche
Positionen ist. Zwar mag Luther (und die Zeugen Jehovas) da eine mittlere
Position eingenommen haben. Indem sie einerseits vom
Seelenschlaf reden; andererseits auf eine Auferstehung hoffen. Eine
Auferstehung, ohne vorhandenen "Kern" einer Seele (wenn man es
mal so nennen darf), dürfte dann doch wohl eher einer Art "Neuschöpfung"
entsprechen. Das wiederum mit dem Auferstehungsglauben in
Übereinstimmung zu bringen, fällt nicht jedem leicht.
Zudem belegt die
Katakomben-Praxis in der Frühchristlichen Phase , wie man sich damals
dass mit der Auferstehung vorstellte. Die in den
Katakomben gestapelten Leichen, sollten in dieser Lesart, wieder neu belebt
werden (Wundersamerweise).
In dieser Konsequenz haben auch etliche kirchliche Kreise (eben mit Ausnahme
der Zeugen Jehovas), eine Feuerbestattung etwa,
konsequent abgelehnt.
In der Praxis ist es denn auch so gewesen; dass etliche jener, die einmal
"A" sagten; irgendwann auch "B" sagten. Anders
formuliert. Wer akzeptiert, dass es mit dem Tode erst einmal aus ist, keine
Seele weiterlebt, der geht vielleicht auch soweit, die
christliche Auferstehungslehre gleichermaßen zurückzuweisen.
Dem trat die Catholica mit ihrer Variante der
Seelenlehre entgegen. Wer weiterlebende Seelen voraussetzt, dem fällt es
leichter eine Auferstehungslehre damit zu verbinden.
Insofern kann man der katholischen Seelenlehre durchaus eine größere
Plausibilität zuerkennen. Da die Zeugen Jehovas sie
aber nicht anerkennen, ergab sich nicht selten aus katholischer Sicht der
Vorwurf an die ZJ-Adresse. Sie gleichem einem, der ein Klavier
erst in Stücke zerschlägt und trotzdem glaubt, darauf noch
Musikstücke spielen zu können.
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Re: Vor sechzig Jahren
geschrieben von:
Drahbeck
Datum: 16. März 2009 06:23
Als im 16. Jahrhundert, die Spanier jenes Gebiet in
Mittelamerika eroberten, dass heute als Mexiko bekannt ist, und in ihren
Windschatten die
katholischen Missionare agierten, da
hatten sie zwar allerlei Pläne. In der Regel jedoch Pläne der
selbstsüchtigen Art.
Die indianischen Kulturen der
Mayas und Azteken wurden
gewaltsam unterdrückt und offenbar erfolgreich versucht, der dortigen
Bevölkerung den katholischen Glauben
aufzuotroyieren.
Immerhin zählen sich noch heute dort rund 90% der Gesamtbevölkerung nominell
zur Catholica, und dies trotz
des Umstandes, dass es
in Mexiko auch scharfe antireligiöse Wellen gab.
Aber wie schon der deutsche Sozialdemokrat (und
vormalige jüdische Rabbiner) Jakob Stern in seiner lesenswerten Schrift
"Halbes und Ganzes Freidenkertum" aus dem 19. Jahrhundert
herausgearbeitet hatte, (partiell editiert in einer Neuausgabe im
Alibri-Verlag) ist Religionskritik von der Warte der "oberen
Zehntausend" aus, zum Scheitern verurteilt. Religionskritik die nicht
in gebührendem Maße soziale Komponenten berücksichtigt; Religionskritik
welche den
Kerngedanken negiert, dass Religion soziale
Wurzeln hat, negiert oder nur Lippenbekenntnisse zollt. Ein solches "Freidenkertum"
mündet "bestenfalls" in elitäre, sich selbst belobhudelnde
Zirkel der "Highsociety". Genau dieser Fall ist auch in Mexiko eingetreten.
Die dortigen Religionskritiker kann man also unterm Strich,
geschichtlich gesehen, "vergessen". Die Catholica hat das Feld behauptet. Es
reichte der Catholica offenbar, nominelle Mitglieder zu haben.
Volksbildung - nicht ihr Thema. Und so hatte noch in den 1940er Jahren
Mexiko eine überdurchschnittlich hohe Analphabetenrate. Noch
heute registriert man dergestalt Nachwirkungen dessen, dass die staatliche
Schulpflicht in Mexiko lediglich 6 Jahre beiträgt; ein niedriger
Wert im Vergleich gesehen.
Zeugen Jehovas sind nicht
gerade als
überdurchschnittlich "Bildungsfördernd" bekannt. Allein in Mexiko hatten
auch sie ein Problem. Wie soll man einen Analphabeten
dazu bewegen WTG-Literatur zu lesen? Diese Quadratur des Kreises konnten
selbst sie nicht lösen. Und so entschlossen sie sich denn
tatsächlich, in Mexiko Alpabetisierungskurse anzubieten. Selbstredend
auf der Grundlage der
WTG-"Literatur". Denn
"selbstlos" waren die Zeugen noch nie. In der "Wachtturm"-Ausgabe vom 15. 3.
1949 feiern sie sich denn auch gebührend, ob
dieser
Großtat. Das sie diese ihre Investition in zwischen mit Zinzeszins wieder
zurückkassieren konnten, machen auch die
Jahrbuchstatistikzahlen über Mexiko deutlich 1938 wurde ihre Zahl dort auf
309 beziffert. 1948 waren es dann 4.711.
Und im Jahre 2007 gar 639.320 was einem Verhältnis von 1 zu 165
zur übrigen Bevölkerung entspricht
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Re: Vor sechzig Jahren
geschrieben von:
Drahbeck
Datum: 23. März 2009 03:30
Im Kommentar zur "Erwachet!"-Ausgabe vom
8. 2. 1954 wurde schon einmal auf die Auseinandersetzungen
eingegangen, die sich nach 1945 in der katholisch
dominierten kanadischen Provinz Quebeck ergeben hatten.
Man kann dazu auch vergleichen
ForumsarchivA59
Darüber hinaus gibt es auch an anderer Stelle in
den WTG-Veröffentlichungen einige Hinweise auf diesen Disput. So
beispielsweise in der "Erwachet!"-Ausgabe
vom 22. 3. 1949. Letzterer Bericht ist dahingehend besonders
interessant, als er einen Einblick in ein akutes
Gerichtsverfahren vom 15. 11. 1948, sozusagen relativ zeitsynchron
ermöglicht. Jener Artikel schließt denn auch mit der
Angabe, dass beim Redaktionsschluss das Verfahren noch nicht
beendet sei.
Man findet in ihm also durchaus einige Anhaltspunkte, die seitens der WTG
bei späteren redaktionellen Überarbeitungen
lieber unter den Tisch fallen gelassen wurden.
Berichtet wird, dass zu einem aktuellen
Gerichtsverfahren, selbst der WTG-Anwalt
Covington, damals noch personengleich WTG-Vizepräsident, angereist war.
Natürlich ist der Artikel nicht "wertfrei".
Er vertritt sehr wohl parteiisch die WTG-Sicht. Aber er erlaubt zumindest
ansatzweise, auch einen Einblick in die
Sicht der Gegenseite.
Die Gegenseite brachte vor, dass sie es als Provokation bewerte,
wenn in der nach ihrer Lesart, zu 95% katholisch geprägten
Provinz Quebeck, die Veröffentlichungen der
WTG verbreitet wurden, die in ihrer Sicht, den Tatbestand der
Beleidigung des religiösen Empfindens der
Katholiken erfüllen würden. Als Beweisgegenstand wurde besonders auf die
aggressive WTG-Flugschrift über "Quebeck's loderndem Hass"
und das
Rutherford-Buch "Feinde"
abgestellt.
Über den Part des Staatsanwaltes in diesem Verfahren berichtet
"Erwachet!":
"Er gebrauchte das Buch 'Feinde'.
Erklärte sich Herr Covington damit einverstanden, wenn dieses Buch die
römisch-katholische Hierarchie als zur Hure der Offenbarung gehörig
hinstellt?" Wie nicht anders zu erwarten bejahte Covington
diese Frage.
Weiter fragte der Staatsanwalt:
"Hielt er es für recht, eine solche Lehre in einer Provinz zu
verbreiten, deren Bevölkerung zu 95 bis 100% katholisch
ist?" Auch diese Frage bejahte Covington, der es denn auch
nicht verabsäumte, dem ganzen das
Mäntelchen angeblichen "göttlichen Auftrages" überzuhängen. Zitat:
"Es wurde betont,
dass diese Verurteilungen des Katholizismus dem Urteil Gottes entsprechen
und Jehovas Zeugen dies lediglich im
Gehorsam gegen Gottes Gebot bekanntmachten."
Einen vermeintlichen Sieg glaubte die
Gegenseite auch damit erringen zu können, dass sie es den Zeugen Jehovas
absprach, eine "Religion" zu sein.
Begünstigend kam für diese Argumentation hinzu, dass die zeitgenössischen
Zeugen Jehovas selbst diese These vertreten
hatten, die erst in den 1950er Jahren wieder revidiert wurde. Soweit war es
aber damals noch nicht. Damals galt noch,
dass Zeugen Jehovas selbst mit Plakaten umhängt durch die Straßen
marschierten auf denen zu lesen war:
"Religion sei ein Gimpelfang". Die "Feinheiten" dabei, dass man das in
eigener Lesart "wahre Christentum" nicht
als Religion bezeichne, dürften mit Sicherheit bei dem
Zufallsbeobachter solcher Zeugenmärsche, nicht angekommen sein.
Der registrierte doch lediglich, da lehnt eine Gruppe
pauschal Religion ab.
![](http://www.manfred-gebhard.de/anprangern.jpg)
Ein weiterer Fallstrick des Staatsanwaltes:
"Sie sagen doch, der Teufel sei der
Herrscher der jetzigen Welt; ist demnach dieser Gerichtshof hier
Ihrer Meinung nach vom Teufel?"
Mit gewundenen Worten sucht Covington sich aus
dieser Schlinge zu lösen. Es könnte ja sein, dass der
Gerichtshof auch eine Urteil fälle, das nicht im
Widerspruch zu "Gottes Geboten" stehe. Dann sei er selbstverständlich
nicht vom Teufel. Man sieht, Covington hat sein
Advokatenlatein beherrscht!
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Vor Sechzig Jahren
geschrieben von:
Drahbeck
Datum: 02. April 2009 02:54
Bekanntlich wird
seitens der Zeugen Jehovas die Lehre einer "unsterblichen Seele" abgelehnt.
Besonders die katholische Kirche ist es wohl, die im Gegensatz dazu, diese
Lehre nach wie vor aufrecht erhält. (Belege dafür auch in einem für
dem 4. April vorgesehenen Beitrag). Seitens der Zeugen Jehovas wird nun
unterstellt, dass sei eine Lehre heidnischen Ursprunges. Lang und breit wird
dieses Thema auch in der "Wachtturm"-Ausgabe vom 1. April 1949 ausgewalzt.
Vielleicht ein paar Kernsätze daraus, bezüglich des unterstellten
heidnischen Ursprunges. Der WT meint:
"Sie (die Verfechter der Lehre einer
unsterblichen Seele) werden auf den heidnischen griechischen Philosophen
Pythagoras hinweisen, der im Jahre 608 v. Chr. geboren wurde und lehrte, ein
jedes Menschengeschöpf habe eine Seele, die von seinem Fleischesleib
getrennt und verschieden und unsterblich sei und von einem fleischlichen
Körper in einen andern übergehen könne."
Weiter laut WT:
"Anderthalb Jahrhunderte später
erschien ein anderer griechischer Philosoph, Sokrates, der im Jahre 468 v.
Chr. geboren wurde und durch seinen hervorragendsten Schüler, durch Plato,
die Theorie von der 'Unsterblichkeit der Menschenseele' dem Volke
mundgerecht machte. Um den Schein einer biblischen Stütze zu haben, damit
den Lehren Platos gefolgt werden könne, mögen römisch-katholische Theologen
auf die Bücher 'Die Weisheit Salomos' oder 'Ekklesiastikus' (oder: Jesus,
der Sohn Sirachs) hinweisen. Um zu zeigen, dass die Wörter 'unsterblich',
Unsterblichkeit, unverweslich, Unverweslichkeit schon vor Christus und
seinen Aposteln vorkommen."
Dies sei aber in WT-Lesart kein Argument, da genannte Bücher nicht in den
heute gängigen offiziellen Bibelkanon aufgenommen wurden, und als "apokryph"
bezeichnet werden. Mit diesem Schlagwort hat sich dann das Thema
für den WT fürs erste erledigt.
Als Hintergrund, weshalb es zu dieser Übernahme
"heidnischer Lehren" in WT-Sicht, durch die katholische Kirche kam, meint
der WT als Beleg, auf eine eher der Rubrik "katholische Publikumsschriften"
zuzuordnenden Ausführung verweisen zu können. Dazu liest man:
"In einem Frage- und Antwortebuche, auf
dessen Titelseite wir lesen, es sei ein 'Expose über Jehovas Zeugen', gaben
die römisch-katholischen Priester, welche es verfaßten, auf die Frage: 'Ist
es eine offenbarte Lehre, dass die Seele des Menschen unsterblich sei?'
folgende Antwort:
'Der Bericht im 1. Buches Moses über die Erschaffung des Menschen beweist
es. Gott ist unsterblich und kann nicht sterben. Er hat den Menschen in
seinem Bild und Gleichnis erschaffen. Doch gleichen unsere Leiber Gott im
Aussehen keineswegs und sind sterblich. Daher befindet sich das eigentliche
Bild Gottes in unserer Seele, und es gleicht Gott durch die Unsterblichkeit
…"
Man kann sich des Eindruckes nicht erwehren, dass
hierbei in der Argumentation in hohem Maße mit Zirkelschlüssen gearbeitet
wird. Aber das ist ja ohnehin ein Charakteristikum der Religion. Lediglich,
dass jede Variante selbiger glaubt, ihre spezielle Form von Zirkelschlüssen,
müsse es wohl sein.
In der gleichen WT-Ausgabe findet sich, in WT-Vokabular
verpackt, auch der Erlebnisbericht einer 71jährigen Zeugin Jehovas, die in
Schweden zwanzig Jahre lang Übersetzungsarbeiten für die WTG aus dem
Englischen in Schwedische machte. In einigen Nebensätzen gewinnt man da
durchaus interessante Einblicke.
Etwa wenn sie über ihre eigene Biographie anmerkt:
"Dann gefiel es dem Herrn, mir den Weg
zum unentgeltlichen Besuch des nicht sektiererischen Ausbildungsheim für
Missionare in London von Dr. Grattan Guiness zu öffnen."
Schon hier muss man Widerspruch anmelden. "Nicht sektiererisch" meint
diese Dame, sei das Wirken des Herrn Guiness gewesen. Das kann man
bestenfalls dahingehend gelten lassen, als Guiness, ideologisch, auf einer
ähnlichen Wellenlänge schwamm wie Russell.
Dazu kann man vergleichen "Geschichte der Zeugen Jehovas. Mit Schwerpunkt
der deutschen Geschichte" S. 91 f.
Dann wird noch ein Brief zitiert, den diese Dame an den WTG-Präsidenten
Knorr richtete. In ihm findet sich auch der Satz:
"Nie dachte ich damals, dass die
Botschaft noch vor Harmagedon dorthin (nach Westafrika) gelangen würde. Du
weißt, Bruder Knorr, dass es dem Herrn um jene Zeit nicht gefallen hatte,
uns weiter als bis 1914 blicken zu lassen."
Jenen Satz sollte man sich in der Tat auf der Zunge zergehen lassen;
ist er doch ein Musterbeispiel dafür, wie ein ideologischer Bankrott, im
nachhinein zum "Wirken des Herrn" verklärt wird.
Russell und Rutherford, auf Besuchsreisen auch in Schweden Station machend,
lernte diese Dame dann auch dort noch persönlich kennen.
Bemerkenswert auch der Kommentar, den sie dabei Rutherford angedeihen ließ:
"Ich erinnere mich immer
noch, wie ängstlich bestrebt er war, auf den Herrn zu warten, damit alles im
Einklang mit dem Willen des Herrn geschehe. Besonders war dies der Fall, als
er im Jahre 1925 hier war.
Ich werde den Tag nie vergessen, als ein Wechsel im Büro hier eintrat, und
wie dankbar wir Jehova waren, alle, die in dieser Sache auf ihn gewartet
hatten.
Ich sagte zu Bruder Rutherford: 'Ich kann nicht sehen, wie wir hier auf
diese Weise noch länger weitergehen können.' Ich mußte ihm eine Liste von
all den Artikeln geben, die im amerikanischen Wachtturm erschienen, aber den
Freunden vorenthalten worden waren und nicht in den schwedischen Wachtturm
kamen; und diese las Bruder Rutherford am Kongress in Örebro allen
Anwesenden vor, und noch am selben Tage kam der Wechsel."
Auch hier wiederum ein Beispiel, wie handfeste Interessengegensätze in
dieser Beschreibung verniedlichend dargestellt werden. Noch am selben Tage
kam der Wechsel. Das bedeutete nichts anderes, dass die vormalige
Führungscrew in Schweden, die wohl noch auf der Linie von Russell weiter
segelte, von Rutherford "achtkantig" aus ihren Stellungen hinausgeworfen
wurden. Erfahrung diesbezüglich hatte er ja schon einige. Dies war mit
Sicherheit nicht der erste, und nicht der letzte diesbezügliche Fall.
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Re: Vor sechzig Jahren
geschrieben von:
Drahbeck
Datum: 09. April 2009 04:25
„Die Evolutionisten sind rückständig" titelt
„Erwachet!" in seiner Ausgabe vom 8. 4. 1949. Besonders kirchliche Kreise,
welche auch - teilweise - einen Spagat in Richtung
Evolutionstheorie versuchen, finden da das besondere Mißfallen von
„Erwachet!".
„Erwachet!" muss zwar einräumen. Es gäbe auch
Biologen, welche mit der Evolutionstheorie kokettierten. Aber das ficht
„Erwachet!" - wie zu erwarten, nicht sonderlich an.
Und liest man jenen Artikel im Detail, gewinnt man auch nicht den Eindruck
einer Detail-Auseinandersetzung, sondern eher das verkünden
eines „ex cathedra Grundsatzes". Für den aber die
Evolutionstheorie nur bestätigendes Beiwerk ist. Nicht jedoch die
Hauptstütze dieses hochgehaltenen Dogmas.
Und dieses Kerndogma lautet dann in der Lesart von „Erwachet!" so:
„Entgegen ihrer Meinung,
ganz auf der Höhe der Zeit zu stehen, sind die Evolutionisten hinter dem
aufrüttelnden Zeitgeschehen der jetzigen 'letzten Tage' derart weit
zurück, daß sie so veraltet wirken."
Das Dogma der „letzten Tage" ist also der Kern. Die Frage Evolution
oder nicht, das dem untergeordnete „Beiwerk". Insofern argumentiert die
WTG unredlich, arbeitet mit Taschenspielertricks.
Nun mag man in Sachen Evolution in der Tat eine gewisse Unsicherheit haben
(des „sowohl als auch möglich sein"). Dann wäre es
aber angemessen auf diese Kernpunkte einzugehen. Das Dogma der „letzten
Tage" hat dabei den Wert eines überflüssigen
Kropfes.
„Die Entwicklungslehre wurzelt in heidnischen Religionen" meint
„Erwachet!".
Unter anderem wurde dazu ausgeführt:
„Sie wurde schon im fünften
Jahrhundert vor Christus verbreitet. Als 'Vater der Entwicklungsidee' hat
man den
griechischen Philosophen Empedokles (493 - 435 v. Chr.)
bezeichnet. Auch Aristoteles vertrat diese Theorie, ja sie wurde allgemein
von den griechischen Philosophen gepredigt. Folgende
Darlegungen der 'Encyclopedia Americana', Band 10, Seite 606, Ausgabe von
1942, lassen erkennen, wie viele Grundbegriffe dieser - heute allerdings
abgegriffenen und abgeschliffenen - Theorie im
Entwurf schon vor zweitausenddreihundert Jahren vorlagen:
Empedokles … glaubte, daß der Ursprung des Lebens
durch Selbstentstehung [Urzeugung] zu erklären ist, und er glaubte, daß es
keine gleichzeitige Hervorbringung verschiedenartiger
Lebensformen gegeben hat. Zuerst entstand das pflanzliche Leben, das
Tierleben hingegen erst nach einer langen Reihe von Versuchen; aber der
Ursprung der Organismen war ein ganz allmählicher
Vorgang. 'Alle Organismen gingen aus dem Zufallspiel hervor, das die
beiden großen Naturgewalten mit den vier Elementen trieben.
So traten die Tiere anfänglich nicht als vollständige
Einzelwesen in Erscheinung, sondern als Köpfe ohne Hals, Arme ohne
Schultern, Augen ohne die Augenhöhlen. Infolge des
Triumphes der Liebe über den Haß begannen diese Einzelteile einander zu
suchen und sich zu vereinigen, aber rein zufällig. So entstanden aus
diesem wirren Spiel der Körper alle Arten
unbeabsichtigter, außergewöhnlicher Wesen.' Diese unnatürlichen
Erzeugnisse starben jedoch rasch aus, weil sie sich nicht
fortpflanzen konnten. Nach dem Aussterben dieser Mißbildungen
entstanden andere Formen, die sich zu erhalten und zu vermehren
vermochten. Wenn man will, kann man also in den
Gedankengängen des Empedokles den Keim zur Theorie vom Überleben der
Tüchtigsten, von der Zuchtwahl, erkennen.
Aristoteles (384 - 322 v. Chr.), der größte unter den
griechischen Naturphilosophen … Die Natur, sagt er, ist in ständigem
Fortschreiten mittels allmählicher Verwandlungen vom
Unvollkommensten zum Vollkommensten … Der Mensch ist der Höhepunkt eines
langen, ständigen Aufstieges … Im ganzen genommen, lieferten die Griechen
in mehr oder weniger unfertiger Form die Idee von
einer Ausmerzung der Entwicklungs-Mißgriff, und demgemäß die Idee vom
Überleben der Tüchtigsten, die Idee vom Sichanpassen der
Einzelteile."
Und mit mißbilligend erhobenen Zeigefinger notiert „Erwachet!" weiter:
„Wenn Wissenschaftler die
Evolutionstheorie schlucken können, dann die
Geistlichkeit erst recht. Dementsprechend beteiligen sich ordinierte
Diener der Christenheit und des Judentums voller Verzückung am religiösen
Gesang der Wissenschaft. Bei ihrer langen Übung im
Zurechtstutzen heidnischer Lehren, wie der 'Dreieinigkeit', der
'unsterblichen Seele', dem 'Fegfeuer' und der 'Hölle', bringen sie das
bestimmt auch mit dem heidnischen Evolutionsdogma
fertig. Die 'Catholic Encyclopedia' Band 5, Seiten 654, 655 Ausgabe von
1909, sagt unter 'Evolution':
Sie stimmt mit der christlichen Auffassung vom
Weltall vollkommen überein; denn die Heilige Schrift sagt uns nicht, in
welcher Form die jetzigen Arten von Pflanzen und Tieren ursprünglich von
Gott erschaffen worden sind. Schon im Jahre 1877
erklärte Knabenbauer, 'daß von seiten des Glaubens nichts gegen die
Annahme einzuwenden ist, daß alle Pflanzen- und
Tierarten von wenigen Grundformen herkämen'. (Stimmen aus Maria Laach,
XIII, Seite 72) … Inwieweit ist die Evolutionstheorie auf den
Menschen anwendbar? - Daß Gott bei der Bildung des
menschlichen Körpers von naturgemäßen, evolutionären Erstursachen Gebrauch
gemacht haben mag, ist per se nicht unwahrscheinlich
und wurde als Gedanke schon von St. Augustin vorgebracht [Augustinus von
Hipp, 354-430 n. Chr.].
Im Jahre 1930 wurde von einer Konferenz anglikanischer
Bischöfe in Lambeth die Annahme einer Resolution berichtet, welche
besagte, daß 'die Evolution als ein Vorgang
schöpferischer Entwicklung, der sich mit der christlichen Theologie
vertrage, hingenommen werde.' Der bekannte protestantische Theologe S.
Parkes Cadman erklärte: 'Im Bibelbericht spiegelt
sich der primitive Zustand der damaligen Zeit; Darwins Erklärung kommt mir
als die großartigste vor, die ich je gehört habe.' Dr. Albert E. Ribourg
stellte die Behauptung auf: 'Der Glaube an eine
schöpferische Entwicklung legt edlere Vorstellungen von Gott nahe, als
eine unvermittelte, zeitbegrenzte Erschaffung; denn jener Glaube hilft uns
verstehen, daß Gott allezeit in seiner Welt ist und
sie entwickelt und vervollkommnet.'
Bischof Barnes von Birmingham predigte in der Westminster-Abtei: 'Darwins
Behauptung, daß der Mensch vom Affen abstamme, hat
in mehr als einem halben Jahrhundert den kritischen Untersuchungen
standgehalten; zunehmendes Wissen und sorgfältige Forschung haben ihre
Richtigkeit nur bestätigt. Die Geschichten von Adams und Evas
Erschaffung und von ihrer ursprünglichen Unschuld und ihrem Fall sind für
uns Volkssagen geworden.'
Für das Judentum äußert sich die 'Jewish Encyclopedia' Ausgabe
von 1910, Band 5, Seite 281, das Verhältnis der jüdischen Religion zur
Evolutionstheorie sei 'nicht notwendigerweise
feindlich und abweisend'."
Derart siegesgewiß ist es wohl nur konsequent, wenn „Erwachet!" in seiner
Ausgabe vom 22. 2. 1949 auch die nachfolgende
Meldung für weitergebenswert hielt:
„Noahs Arche gefunden?
Vor einigen Jahren hieß es, ein russischer Flieger habe beim
Überfliegen des Berges Ararat ein gegen das Ufer eines
Gletschersees gestrandetes, gewaltiges Schiff gesichtet. In den
entsprechenden Nachrichten hieß es, daß es sich um
die Arche Noahs handle. Der Bericht erfuhr aber keine weitere Bestätigung,
obwohl er wiederholt und auch ausgeschmückt wurde. Die
neuesten Nachrichten über die Arche auf dem Gebirge Ararat kommen
nun aus Istanbul durch die Associated Press, in einer Notiz vom 13.
November 1948.
Die Meldung berichtet über versteinerte Reste eines Objektes,
die den Überbleibseln eines Schiffes gleichen und hoch oben auf dem Berge
Ararat gefunden wurden. Diese waren für Jahrhunderte
verborgen und kamen nun letzten Sommer ans Licht, zufolge des ungewöhnlich
warmen Wetters, das einen alten Mantel von Schnee und Eis wegschmolz.
Viele Bauern der Dörfer am Fuße des Berges erklommen die
Stelle um die versteinerten Überreste zu sehen;
sie erzählten dann aufgeregt, daß es sich um ein Schiff
handle. - Doch diese und andere Berichte über Noahs Arche stoßen bei
Wissenschaftlern auf Skepsis und lassen sie leider immer noch kühl.
Nun haben die Arche Noah-Storys in der WTG-Religion (wohl nicht
"nur" in dieser) mittlerweile Tradition
Schon in der frühen WTG-Publikation "Beröer-Buch"
findet man einen Euphorie-Bericht dazu. Etwa wenn da auch zu lesen ist:
Die "Chicago-Tribüne" vom 13.
August 1883 brachte ein Telegramm von London, aus Konstantinopel sei der
Bericht gekommen, daß eine türkische Kommission auf dem Berge
Ararat die Arche entdeckt habe - mit Gletschereis bedeckt. Das Innere der
Arche sei in Kammern von 15 Fuß Höhe eingeteilt.
1975 hingegen, wollte dasselbe "Erwachet" (Ausgabe vom 22. 12. 75)
nichts mehr von der früheren Vollmundigkeit in Sache
Arche Noah wissen.
Etwa wenn es nun 1975 schrieb:
"Selbst wenn man überzeugend
nachweisen könnte, daß dieses Holz über 4 300 Jahre alt ist, daß es aus
der Zeit Noahs stammt, wäre das dann ein Beweis dafür, daß es ein Stück
von der Arche ist? Zur Zeit Noahs gab es zweifellos außer der
Arche auch andere Bauwerke aus Holz (Luk. 17:26-28). Trümmer davon konnten
von dem Wasser, das die Erde überschwemmte, weite Strecken
mitgeführt werden, ja bis an den Ararat. Noch fehlt es an überzeugenden
Beweisen dafür, daß die Holzstücke vom Ararat von der Arche Noah
stammen. ...
Diese Organisation hat der Awake!-Redaktion ein 20 × 25 cm großes
Schwarzweißfoto von der Arche überlassen. Bei diesem Bild handelt es sich
um eine Vergrößerung. Ist es ein überzeugender Beweis? Die
Vergrößerung wurde von sieben Berufsfotografen untersucht. Fünf von ihnen
sagten, daß das verschwommene Bild nicht vom Originalnegativ,
sondern von einem Abzug davon stamme, der offensichtlich retuschiert
worden sei. Das sei vor allem geschehen, um den Eindruck
hervorzurufen oder zu verstärken ...
Das alles sollte man erwägen, bevor man den Behauptungen, die
veröffentlicht worden sind, Glauben schenkt. Indizien dürfen
noch lange nicht als Tatsachen betrachtet werden. Aber es gibt noch etwas
Wichtigeres zu bedenken. Was ist das? Man darf nicht vergessen, daß der
Apostel Paulus erklärte, Christen würden durch Glauben, nicht
durch Schauen wandeln (2. Kor. 5:7)."
Indes Elementen der „heiligen Einfalt" kann man auch weiterhin in
der WTG-Religion benennen. Etwa, wenn sie in einem neueren Video ziemlich
genau meint zu wissen, wie denn die Arche ausgesehen haben
soll. Solche bildlichen Darstellungen sind ja nicht unbedingt zwingend.
Angepasst an das Level ihrer Anhängerschaft,
präsentiert die WTG dennoch solch eine.
![](http://www.manfred-gebhard.de/Arche.jpg)
Tja, dass liegt dann wohl auf derselben Ebene wie
(beispielsweise) die WTG-Euphorie in Sachen Pyramide zu Gizeh.
An der ergötzten sich ja die frühen WTG-Narren auch über
alles.
„Nach Tisch" mussten dann dieselben Narren auch noch einräumen:
Das war wohl nichts ...
(wieder einmal).
Die Gegenposition dazu hatte schon der von Russell als namentlicher Gegner
georte Thomas Paine formuliert, wenn letzterer unter
anderem auch schrieb:
Man nehme der Genesis den
Glauben, daß Moses deren Verfasser war, worauf allein der sonderbare
Glaube, daß dieselbe das Wort Gottes sei, beruht hat, und es bleibt von
der Genesis nichts übrig, als ein namenloses Buch voll Märchen,
Fabeln und überlieferter oder erfundener Abgeschmacktheiten oder
unverschämter Lügen. Die Geschichten von Eva und der Schlange
und von Noah und seiner Arche sinken herab auf gleiche Stufe mit den
arabischen Märchen, ohne daß erstere ebenso unterhaltend sind,
und die Erzählung von Menschen, welche vor ... Iahren lebten, wird ebenso
fabelhaft, wie die Unsterblichkeit der Riesen in der Götterlehre.
Da ja nun der ominöse Berg Ararat auch genannt wurde, sei denn mal
aus der verstreuten Literatur (Neuwinger) dazu unter
anderem auch dieses zitiert:
Zum Beispiel an „Albrecht
Bengel zu erinnern, der zu Ende des 18.. Jahrhunderts die Wiederkunft
Christi für das Jahr 1836 voraussagte, ohne die Gefahren zu erkennen, die
derartige Theologastereien heraufzubeschwören imstande sind. Viele
schwäbische Familien verließen damals Haue und Hof und zogen mit Kind und
Kegel zum Ararat, um des Wunders teilhaftig zu werden, und das
Ende vom Lied waren bittere Armut und unsagbares Elend.
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Re: Vor sechzig Jahren
geschrieben von:
Drahbeck
Datum: 16. April 2009 02:04
Klagend notiert der "Wachtturm" (15 April 1949)
:
"Tatsächlich ist eine
Anzahl von Christen ermattet, weil Gott im Herbeiführen der Schlacht von
Harmagedon und im Vernichten aller Feinde und im Einführen der tausend
Jahre des Friedens und der Gerechtigkeit scheinbar
so langsam vorgegangen ist. So sind sie denn abgefallen vom emsigen
Dienste Gottes Jehovas und von der Verkündigung
der Botschaft seines Königreiches."
Was wäre wohl die WTG-Führungscrew ohne die ständig "aktualisierte"
Endzeit-Naherwartung? Sie
wäre ein Nichts.
Genau dieser Aspekt ist es doch, vergleichbar der Möhre die dem Esel vor
die Nase gehalten wird und die er doch nicht
bekommt. Und so setzt man denn auch in dieser WT-Ausgabe alle Register
in Bewegung, um die "Ermattenden" möglichst neu hochzuputschen. Weil
das aber nicht immer im gewünschtem Umfange gelingt, gilt
auch das besondere Augenmerk dahingehend, möglichst Neukonvertierungen
zu erreichen. Jene Neuen sind ja noch nicht in dem
Umfang von Ermattungsanfällen betroffen, wie jene die den Brooklyner
Rattenfängern schon etwas länger gefolgt sind.
Auch das muss man sagen. Es besteht sehr wohl ein sozialer Nährboden
dafür. Unmittelbar nach dem zweiten Weltkrieg
ohnehin. Aber auch in der Gegenwart werden die Entwurzelten nicht
weniger. Sie werden eher mehr. Das sind die Brutsümpfe in
denen der WTG-Mückenschwarm so recht zur Entwicklung
gelangen kann. Wer im laufe der Zeit kritisch werden
sollte, der wird vor die glasharte Alternative gestellt. Entweder
er marschiert im bisherigen Trott weiter (grundlegende Voraussetzung
dafür: Eigenes Denken ist an der Garderobe
abzugeben). Oder er läuft Gefahr den sozialen
Ächtungsmechanismen der WTG ausgesetzt zu sein.
Die WTG ist sich der Schärfe dieser Waffe sehr wohl bewusst und setzt
sie auch entsprechend ein. Gelingt es dann gar
noch ein paar Unbedarfte Neuzugänge zu gewinnen, läuft das
Geschäft um so besser. Gerade diese Neuzugänge haben dann ja
auch die Chance, sofern auf WTG-Kurs schwimmend, relativ schnell
"Karriere" in dieser Organisation zu machen. Damit
kann man dann die "Ermatteten", noch zusätzlich in de Ecke drängen.
Falls man wissen will, wie menschenverachtender Kapitalismus
in seiner Reinkultur funktioniert. Bei der WTG-Organisation hat
man da ohne Zweifel ein besonders aussagekräftiges
Veranschaulichungsbeispiel!
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Re: Vor sechzig Jahren
geschrieben von:
Drahbeck
Datum: 23. April 2009 04:29
Griechenland, im zweiten
Weltkrieg mit von
deutschen Truppen besetzt, hatte auch danach eine bewegte Geschichte.
Als Reaktion auf die deutsche Besetzung
bildeten
sich Widerstandsgruppen. Anrainende kommunistische Staaten aus der
Zeit nach 1945 (Albanien, Bulgarien,
Jugoslawien), suchten den kommunistisch orientierten Widerstand in
Griechenland zu stärken. Aber auch die Westmächte. Anfangs besonders
Großbritannien, suchten den "Fuß in der Tür" Griechenlands
zu behalten. Dabei sah es für die Briten düster aus. Ihre politischen
Gegenspieler hatten zeitweise fast (bis auf wenige
Gebiete) die Majorität in Griechenland. In dem Moment griffen die USA
ein, bekannt auch als
"Truman-Doktrin" .
Die Zurückdrängung der kommunistisch orientierten Kräfte dauerte Jahre
und zog sich bis Ende der
1940er Jahre hin.
Faktisch herrschte der Bürgerkrieg.
Jede Bürgerkriegsseite nahm für sich in Anspruch, in dem von ihr
beherrschten
Gebiet, Rekrutierungen für's
Militär vorzunehmen. Und in den Sog dieser Auseinandersetzungen
gerieten auch die Zeugen Jehovas, mit ihrem
Grundsatz der Wehrdienstverweigerung.
Ihre politischen Gegner fackelten nicht lange und schreckten auch
nicht vor
Todesurteilen zurück. Zwar konnten die
westlich orientierten Kräfte, dank den USA, letztendlich das Feld
beherrschen. Aber in
der Wehrdienstfrage waren
sie genauso rabiat, wie ihre politischen Gegenspieler. Hinzu kam der
Umstand, dass 97% der
griechischen Bevölkerung,
nominell zur Griechisch-orthodoxen Kirche gehört. Letztere war und
ist, alles andere als
"gut" auf die Zeugen
Jehovas zu sprechen. Sie konnte es beispielsweise erreichen, dass der
Besitz von nur zwei gleichen
Ausgaben einer
Zeugen Jehovas-Zeitschrift, als gerichtlich strafwürdiger
Proselytismus gewertet wurde. Das sagt dann ja
wohl schon einiges über das dortige Intoleranzklima aus.
Die "Erwachet!"-Ausgabe vom 22. 4. 1949 ist im
besonderen dem Thema Griechenland, und der Beleckung der eigenen
Wunden durch die Zeugen Jehovas dort, gewidmet.
Man vergleiche thematisch auch:
Griechenland
Das Buch von Reppas
Und da „der Apfel nicht weit
vom Stamm zu fallen
pflegt", darf man getrost auch die Geschehnisse, der im besonderem
Maße im Mittelalter, gleich nach dem
Islam
kommend, steckengebliebenen Orthodoxen Kirche, etwa in Georgien, auch
diesem Kontext zuordnen.
Siehe unter anderem:
Parsimony.509
Parsimony.7228
Parsimony.7284
Parsimony.22488
Re: Vor sechzig Jahren
geschrieben von:
Drahbeck
Datum: 02. Mai 2009 06:25
Bereits in der "Wachtturm"-Ausgabe vom 1. Mai 1949, machte die
WTG die Vorankündigung für ihren "Internationalen Kongress" vom 30. 7 - 6. 8.
1950 in New York. Also mehr als ein Jahr im voraus.
Erklärte Zielstellung dabei war es auch, möglichst viele Besucher aus anderen
Ländern mit anzulocken. Dies war die erste größere "Heerschau" seit die WTG
unter der Administration von N. H. Knorr stand. Davor gab es eigentlich, mehr
oder weniger, nur regionale Veranstaltungen.
Zwei weitere solcher Mammutveranstaltungen in New York (1953 und 1958) sollten
noch folgen. Danach wurde wieder mehr auf regionale Veranstaltungen gesetzt;
zumal solche Mammutveranstaltungen, mit dem zwangsläufigem System von
Simultanübersetzungen der Vorträge, eher in den Bereich der Zumutungen
einzuordnen sind.
Aber das kennt man ja auch von anderen Diktaturen, die da bei ihren
Nationalfeiertagen große Defilees vor der Führungscrew abhalten lassen.
Offenbar konnte auch die religiöse Diktatur der Zeugen Jehovas, dieser
Versuchung nicht entsagen.
![](http://www.manfred-gebhard.de/Jubilummyspace.jpg)
![](http://www.manfred-gebhard.de/KingVasall2.jpg)
![](http://www.manfred-gebhard.de/WiedersehenParadies2.jpg)
![](http://www.manfred-gebhard.de/Wunderlich.jpg)
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Re: Vor sechzig Jahren
geschrieben von:
Drahbeck
Datum: 09. Mai 2009 03:34
Es ist ein Lieblingsthema der Religionen; auch der Zeugen Jehovas. Die Kritik
an der Evolutiontheorie. So, beispielhaft auch in der "Erwachet!"-Ausgabe vom
8. Mai 1949 nachlesbar, unter der Überschrift: "Fehlende Bindeglieder fehlen
immer noch".
Man kann sich der darin vorgetragenen Kritik sicherlich nicht entziehen. Wer
anerkannt, die Kritik ist fundiert, der muss weiter fragen. Welche
Konsequenzen werden daraus abgeleitet. Für die Religionen, das ist schon mal
klar, der Schöpfungsglaube.
Es geht aber weiter, und das beweist die Kritik an der Evolutionstheorie
keinesfalls, dass die Religionen diesem Schöpfer auch in der Gegenwart noch
aktives Handeln zuschreiben.
An diesem Punkt muss allerdings gesagt werden, so schlüssig ist das offenbar
nicht. Am Beispiel Zeugen Jehovas auch deutlich. Ursprünglich mal
adventistische Endzeiterwartungen fortschreibend, im Sinne des
"Zeitgewinnens", habe sich dann die eigenen diesbezüglichen Theorien als
genauso brüchig und spekulativ erwiesen als die ihrer Vorgänger. Ihr Gott ist
offenbar aus seinem "Mittagsschlaf" immer noch nicht erwacht. Weder zu Zeiten
des ersten, noch des zweiten Weltkrieges, noch beim Holocaust und vielem
ähnlichem mehr. Man kann, wenn man will, dann einen Schritt weiter gehen und
das Bonmot bemühen "Gott ist tot".
Dies beinhaltet ja auch, dass man einen Schöpfergott als Option, nicht
grundsätzlich ausschließt. Wenn Menschen sterben müssen, warum soll das nicht
auch für diesen Gott zutreffend sein?!
Jetzt beginnt automatisch der große Zirkelschluß der Religionen: Es kann nicht
sein, was nicht sein soll. Sie setzen somit ihr Wunschdenken mit der Realität
gleich.
Letztendlich stochern alle im Nebel. Egal ob Evolutionisten oder Religionisten.
Für beide gilt: "Nichts genaues weiss man nicht".
Die Frage nach dem Woher und Wohin ist sicherlich eine interessante Frage.
Immer wieder aufs neue werden sich einige darüber die Köpfe zerbrechen;
letztendlich jedoch aus dem Hypothesenstadium (mit all seinen Risiken) nicht
herauskommen. Der Überlieferung nach soll der Astronom Laplace auf die Frage
Napoleons, warum in seinem System Gott nicht vorkomme geantwortet haben:
"Sir, ich bedurfte dieser Hypothese nicht".
Sehr zum Schrecken der Religionsvertreter, die eben von dieser Hypothese
leben. So gilt es denn immer auch die Auswirkungen der entsprechenden Thesen
zu sehen.
www.bbaw.de/akademie/kalender/BiographienNew/Laplace.htm
Wer sich darauf versteht, die Erde ist und bleibt ein Jammertal, der wird mit
Sicherheit eines erreichen; dass sie es auch tatsächlich bleibt. Er erfüllt
somit seine eigene Prophezeiung selbst. Es ist somit ein hoher Preis, der für
diese religiöse Weltsicht gezahlt wird. Meines Erachtens, ein zu hoher Preis!
Thematisch siehe auch:
Laplace
Parsimony.19242
Parsimony.20158
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Re: Vor sechzig Jahren
geschrieben von:
Drahbeck
Datum: 16. Mai 2009 06:07
Zwar begann die Geschichte der jetzigen Zeugen Jehovas mit C. T. Russell, der
adventistische Thesen übernommen und modifiziert hatte. Der Höhepunkt seiner
Bewegung war ohne Zweifel mit dem Jahre 1914 erreicht, dem man zufieberte.
Danach ging es peu a peu erstmal abwärts. Noch ließ sich die Mehrheit mit
Vertröstungen hinhalten. Aber vertröstete Hoffnungen vermögen nur eine
begrenzte Zeit wirksam sein. Als Russell dann 1916 verstarb, war der Zeitpunkt
erreicht, wo mancher der vormaligen Russell-Aktivisten ernsthaft darüber
nachdachte, nunmehr seinen "eigenen Laden" aufzumachen. Die orientierungslos
gewordenen boten jeder ihre eigene "Orientierung" an, die in der Regel nicht
mit der anderer konform ging.
Die Weltkriegsverhältnisse waren widrig. Es blieb kaum Zeit zum Luft holen,
geschweige denn größere organisatorische Anstrengungen zu realisieren. Das war
letztendlich der "Platzvorteil", den Russell's ungeahnter Nachfolger dann auch
ausspielte. Als der dann gar noch den siebenten Band der "Schriftstudien" auf
den Markt bringen ließ, war die "Stunde der Wahrheit" gekommen. Die
potentiellen selbsternannten Nachfolger Russells mussten sich entscheiden.
Ordnen sie sich dem "neuen König" unter, oder eben nicht.
Ein beträchtlicher Teil von ihnen entschied sich für die zweite Variante. Und
die konnte Rutherford dann in der Tat dauerhaft abschreiben. Hinzu kam, dass
er selbst, zumindest zeitweise, in der Weltkriegssituation die Mauern eines
Gefängnisses von innen kennenlernte. Es ist dem "Wachtturm" daher durchaus
dahingehend zuzustimmen (WT 15. 5. 1949), dass 1919 als das eigentliche
Gründungsjahr der jetzigen Zeugen Jehovas angesehen werden muss; denn erst da,
hatte Rutherford die Zügel wieder fest in der Hand. Symbolisch demonstriert
auch auf dem Kongress Cedar Point, September 1919, wo er die rund 7.000
Anwesende auf seinem Kurs einschwörte. Das war die eigentliche Keimzelle.
Und noch etwas ist bemerkenswert. Nicht in den USA ging es mit dieser
Organisation zu jener Zeit voran. Gemessen an der Größe des Landes, dümpelte
man dort eher so vor sich hin. Das sollte sich zu Zeiten Rutherford's auch
nicht mehr wesentlich dort verändern. Die eigentlichen Zuwachsraten wurden im
vom Krieg und Inflation gebeutelten Europa, besonders in Deutschland,
erreicht.
Hier, nur hier, ging es mit dieser Organisation, vor 1933 nennenswert
aufwärts. Auch hier das gleiche Bild. Die alten Russellianer hatten sich aus
dieser Organisation mehr oder weniger verabschiedet. Wer jetzt in der
Organisation war, war dies zum überwältigenden Teil erst nach 1919.
Dann noch jener ideologische Schwenk, um die Endzeit-Naherwartung aufrecht zu
erhalten. Nach 1925 wagte man es lange Jahre nicht mehr, konkrete Daten direkt
und unverblümt auszusprechen. Man zog da eher die indirekte Variante vor. Das
herumreiten auf den vermeintlichen "Zeichen der Zeit" gehörte auch,
selbstverständlich, weiter zum Standardrepertoir und wird es wohl zeitlebens
in dieser Organisation weiterhin gehören.
Jetzt aber der Trick, dass man 1935 erklärte, wer danach zu dieser
Organisation hinzustoße, bekomme nur noch eine "irdische Hoffnung". Die
"himmlische Hoffnung" überließ man, kalendarisch bestimmt, den alten
Veteranen. Und da diese Stichtaglösung bewirkt das deren Zahl immer geringen
wird, kann man dem einfältigen Volk auch so eine Endzeiterwartung
"unterjubeln". Und so notiert denn der "Wachtturm" in seiner zitierten
Ausgabe, dass deren Zahl im Jahre 1949 schon auf 25.395 zurückgegangen sei. In
späteren Jahren reduzierte sich diese Zahl weiter.
So erfüllt man vermeintliche "Prophezeiungen" selbst. Und das wird auch
weiterhin so sein.
Das „Wort zum Tage von der WTG"
Re: Vor sechzig Jahren / Eine kleine Auswahl!
geschrieben von:
X ~ mysnip
Datum: 16. Mai 2009 12:08
Zitat:
Drahbeck
... Dann noch jener ideologische Schwenk, um die Endzeit-Naherwartung
aufrecht zu erhalten. Nach
1925wagte man es lange Jahre nicht mehr, konkrete
Daten direkt und unverblümt auszusprechen. Man zog da eher die indirekte
Variante vor. Das herumreiten auf den vermeintlichen "Zeichen der Zeit"
gehörte auch, selbstverständlich, weiter zum Standardrepertoir und wird es
wohl zeitlebens in dieser Organisation weiterhin gehören. ..
WTG-Buch
1925
Das vollendete Geheimnis
S. 10, 261, 393, 451, 496, 586
,,Wir glauben, daß alle wahrhaft Geweihten,
welche dieses Buch lesen und wertschätzen, die Worte des Meisters, ,Das
Reich der Himmel ist nahe gekommen!' in
den Ohren klingen werden wie helle Trompetentöne in klarer Morgenluft ... "
7010.HTM
,,Gottes Wort hingegen verurteilt ungerechte
Regierungen der Erde als tierisch, selbstsüchtig, bedrückend, und erkennt nur
ein ,Königreich' als von Gott verordnet an, nämlich das Königreich, daß
bald auf der
ganzen Erde errichtet werden soll ..."
7261.HTM
,,Des Herrn Weisheit sieht, daß die
Zeit der
Auflösung der jetzigen ungerechten und gottlosen Systeme
gekommen ist."
7393.HTM
,,Die Apokalypsis [Enthüllung, Offenbarung] ist
nahe
gekommen. Siehe Offb. 16:15."
7451.HTM
,,Die Wiedergeburt der Welt ist
nahe
gerückt."
7496.HTM
,,Gott sagt, daß er dafür sorgen wird, daß sie
nicht mehr so sprechen werden, denn nahe
vor der Tür steht die Zeit der Drangsal, das Königreich Gottes und die
Erfüllung aller Prophezeiungen."
7586.HTM
Re: Vor sechzig Jahren / Eine kleine Auswahl!
geschrieben von:
Drahbeck
Datum: 16. Mai 2009 13:07
![](http://www.manfred-gebhard.de/Geisterstunde.jpg)
------------------------------
Re: Vor sechzig Jahren
geschrieben von:
Drahbeck
Datum: 23. Mai 2009 05:35
Griechenland, im zweiten Weltkrieg mit von deutschen Truppen besetzt,
hatte auch danach eine bewegte Geschichte. Als Reaktion auf die deutsche
Besetzung bildeten sich Widerstandsgruppen. Anrainende kommunistische Staaten
aus der Zeit nach 1945 (Albanien, Bulgarien, Jugoslawien), suchten den
kommunistisch orientierten Widerstand in Griechenland zu stärken. Aber auch
die Westmächte, anfangs besonders Großbritannien, suchten den "Fuß in der Tür"
Griechenlands zu behalten. Dabei sah es für die Briten düster aus. Ihre
politischen Gegenspieler hatten zeitweise fast (bis auf wenige Gebiete) die
Majorität in Griechenland. In dem Moment griffen die USA ein, bekannt auch als
"Truman-Doktrin".
Die Zurückdrängung der kommunistisch orientierten Kräfte dauerte Jahre und zog
sich bis Ende der 1940er Jahre hin. Faktisch herrschte der Bürgerkrieg.
Jede Bürgerkriegsseite nahm für sich in Anspruch, in dem von ihr beherrschten
Gebiet, Rekrutierungen für's Militär vorzunehmen. Und in den Sog dieser
Auseinandersetzungen gerieten auch die Zeugen Jehovas, mit ihrem Grundsatz der
Wehrdienstverweigerung.
Ihre politischen Gegner fackelten nicht lange und schreckten auch nicht vor
Todesurteilen zurück. Zwar konnten die westlich orientierten Kräfte, dank der
USA, letztendlich das Feld beherrschen. Aber in der Wehrdienstfrage waren sie
genauso rabiat, wie ihre politischen Gegenspieler. Hinzu kam der Umstand, dass
97% der griechischen Bevölkerung, nominell zur Griechisch-orthodoxen Kirche
gehört. Letztere war und ist, alles andere als "gut" auf die Zeugen Jehovas zu
sprechen. Sie konnte es beispielsweise erreichen, dass der Besitz von nur zwei
gleichen Ausgaben einer Zeugen Jehovas-Zeitschrift, als gerichtlich
strafwürdiger Proselytismus gewertet wurde. Das sagt dann ja wohl schon
einiges über das dortige Intoleranzklima aus.
Die "Erwachet!"-Ausgabe vom 22. 4. 1949 ist im besonderen dem Thema
Griechenland, und der Beleckung der eigenen Wunden durch die Zeugen Jehovas
dort, gewidmet.
Siehe auch:
http://forum.mysnip.de/read.php?27094,24906,26068#msg-26068
Das wiederholt sich jetzt in der Ausgabe vom 22. Mai 1949. Dazu wird zitiert:
"Durch die Trumandoktrin tat die
amerikanische Regierung im März 1947 ihren Entschluss kund, dem griechischen
Volke ihren Entschluss kund, dem griechischen Volke im Interesse der Wahrung
freier demokratischer Einrichtungen Hilfe zu leisten. Am 12. März 1947 sagte
Präsident Truman dem Gesamtkongress:
'Jeder ausgegebene Dollar wird dazu beitragen, dass Griechenland sich
schliesslich selbst erhalten kann … indem eine gesunde Demokratie blühen
kann."
Im Hinblick auf die eigenen Erfahrungen wird das Erreichen dieser
Zielstellung verneint. Insbesondere wird darauf verwiesen, dass in
Griechenland Todesurteile ausgesprochen wurden, wegen Wehrdienstverweigerung.
Nicht nur dass. Wegen simpler Zusammenkünfte der Zeugen Jehovas wurden
staatlicherseits rabiate Maßnahmen ergriffen.
Zitat
:
"In Larissa (Thessalien) wurden Jehovas
Zeugen am 15. September 1948 bei ihrem gemeinsamen Bibelstudium verhaftet. Die
ursprüngliche Anklage lautete auf unerlaubtes Zusammenkommen, verurteilt
wurden sie aber am 8. Oktober 1948 auf Grund des Sondergesetzes 509, das sich
gegen die Kommunisten richtet. Sechs Personen erhielten Gefängnisstrafen von 4
bis 15 Jahren.
In Vola (Thessalonich) waren im Juli 1947 bei einem biblischen Vortrag 55
Zeugen Jehovas verhaftet worden. Gegen 14 von ihnen wurde Anklage erhoben … 9
von ihnen erhielten Gefängnisstrafen von neun Monaten bis zu fünf Jahren wegen
unerlaubtem Zusammenkommen.
In Athen erfolgte am 9. Juli 1948 eine Massenverhaftung von 35 Zeugen Jehovas,
die einer Predigt … beiwohnten. Ihr Fall kam am 25. September 1948 vor dem
Militär-Sondergericht in Athen zur Verhandlung."
Als Strafen wurden verhängt
"gegen 22 von den 33 Angeklagten
Gefängnisstrafen von zwei Monaten bis zweieinhalb Jahren … und einer erhielt
eine Geldstrafe von 2.000.000 Drachmen."
Am 11. Februar 1948 ging dann die Meldung über die erste Hinrichtung
eines Zeugen Jehovas in Griechenland, durch die Presse.
Weiter zitiert "Erwachet!":
"Diese Regierung hat sich inzwischen mit
weiterer solcher Blutschuld befleckt. Am 12. Februar 1949 wurde George
Orphanidis von Piräus, der zu Jehovas Zeugen gehörte, von einem Sondergericht
in Nauplia zum Tode verurteilt und am 2. März 1949 hingerichtet. Ausserdem
befinden sich in griechischen Militärgefängnissen noch sechs bereits zum Tode
verurteilte Zeugen Jehovas, über deren schließliches Los eine Berufungsinstanz
zu entscheiden hat. Vier Zeugen Jehovas wurden von Militärgerichten zu
lebenslänglicher Haft verurteilt, und fortlaufend geschieht es, dass viele
andere auf solche Weise für längere Zeit ihrer Freiheit beraubt werden."
Und "Erwachet!" schließt kommentierend seine Berichterstattung mit dem Satz:
"Wenn Griechenland mit ausländischer
Hilfe vor dem Kommunismus gerettet wird, in welcher Verfassung soll dann das
'gerettete' griechische Volk leben?"
Es ist in der Tat so, dass man vorstehende Beispiele nicht primär den USA
anlasten kann.
Maßgeblichen Einfluss auf diese Entwicklung hatte zweifelsfrei die
Griechisch-orthodoxe Kirche. Sie ist als der eigentliche Scharfmacher
anzusprechen. Jahrhunderte echter Demokratie entfremdet, tat und tut sie sich
besonders schwer, mit weltanschaulichem Pluralismus zu leben.
Sie kommt damit in ihrem Intoleranzklima gleich nach dem Islam.
-----------------------------
Re: Vor sechzig Jahren
geschrieben von:
Drahbeck
Datum: 02. Juni 2009 02:47
Nahezu schwelgend inflationär flutscht dem "Wachtturm" (1. Juni
1949) das Wort Krieg oder Kriegsdienst über die Lippen. Fast meint man eine
Militärtheoretische und nicht eine religiöse Zeitschrift zu lesen. So belehrt
der WT etwa:
"Der Krieg, den die ausgehobenen
Israeliten auskämpften, war ein Theokratischer Krieg, denn er geschah nicht
aus Gehorsam gegen einen Menschen, sondern aus Gehorsam gegen Jehova Gott,
ihren König. So handelten sie denn in ganz buchstäblichem Sinne als die
menschlichen Scharfrichter Gottes an all den heidnischen Nationen, die Gottes
Ratschlüssen im Wege standen."
Verbleiben wir mal einen Moment bei letzterem Satzteil: "die … im Wege
standen". Wer bitte schon soll das für bare Münze nehmen, wer der Politik
einer bestimmten Priesterklasse im Wege steht …
Das ist doch der Kern. Nicht "Gott", sondern sein vermeintliches
"Bodenpersonal" definiert.
Wer diesem Bodenpersonal "im Wege steht", der wird kraft metaphysischer
Verklärung, zum vernichtungswürdigen Feind erklärt.
Es ist sicherlich nichts neues, dass Menschen unterschiedliche
Interessen, nicht zuletzt materieller Art haben, die dann nicht selten
kollidieren. In profane Sprache übersetzt heißt dieser Vorgang Krieg.
Besonders übel ist es jedoch, wenn irdische Kriegsziele metaphysisch verklärt
werden. Da macht es überhaupt keinen Unterschied, ob sich jemand, wie weiland
Hitler, auf die "Vorsehung" oder wie die WTG bei ihrer Kriegsverklärung auf
"Gott" beruft. Es ist in beiden Fällen derselbe stinkend egoistische
Humus auf dem solche Blüten gedeihen.
Scheinheilig betont die WTG weiter, in der Gegenwart könne keine Nation
rechtmäßig für sich in Anspruch nehmen, "Gottes Nation" zu sein. Auch hier
wieder das gleiche Spiel. Die Priesterklasse, in diesem Fall die WTG, nimmt
für sich die Definitionsmacht in Anspruch. Sie setzt sich somit an "Gottes
Statt".
Im übrigen, ruft die WTG, den Umständen angepaßt, sehr wohl zum realen
Krieg auf. Symptomatisch dafür auch der Satz, dass es
"hohe Zeit" sei, "aufzuhören, unsere Hoffnung und
unser Vertrauen in Fürsten zu setzen, seien es religiöse oder politische,
ferner in menschliche nationale und internationale Gebilde, und dagegen Gott
den Glauben, die Hoffnung, das Vertrauen, die Anbetung darzubringen, die ihm
gebühren."
Nüchtern betrachtet ist das nichts anderes als die Kriegserklärung der
WTG-Priesterschaft an den Rest der Welt. Wobei sie wie selbstverständlich
voraussetzt, ihre Irrlehren, seien "Gottes Lehren".
Re: Vor sechzig Jahren
geschrieben von:
X ~ mysnip
Datum: 02. Juni 2009 15
Zitat:
"Wachtturm" (1. Juni 1949)
"Der Krieg, den die ausgehobenen Israeliten auskämpften, war ein
Theokratischer Krieg, denn er geschah nicht aus Gehorsam gegen einen
Menschen, sondern aus Gehorsam gegen Jehova Gott, ihren König. So
handelten sie denn in ganz buchstäblichem Sinne als
die
menschlichen Scharfrichter Gottes
an all den heidnischen Nationen, die Gottes Ratschlüssen im Wege standen."
>>>http://www.youtube.com/watch?v=JgPr_ovDbMk
----------------------
Re: Vor sechzig Jahren
geschrieben von:
Drahbeck
Datum: 09. Juni 2009 05:38
Drei Meldungen aus der Rubrik „Wir beobachten die Welt" in
„Erwachet! vom 8. 6. 1949 sind zugleich Zeitdokumente der Weichenstellung im
Kalten Krieg, dessen überheiße Phase gerade noch einmal abgewendet werden
konnte. Sie verdeutlichen aber auch, dass die Bahnen des kalten Krieges
weiterhin verstärkt zementiert wurden.
Ohne es ausdrücklich festzustellen, gilt es auch zu registrieren, dass auch
die WTG ihren Part dabei mitspielte. Jedenfalls passte sie sich dem
herrschenden Mainstream westlicher Prägung an.
Zwei Meldungen
betreffen politische Sachverhalte. Die dritte streift ein anderes Gebiet.
„Erwachet!" notiert:
„Die Blockade
Berlins fand am 12. Mai ihr Ende. Das bedeutet, wenn auch nicht des Ende des
'kalten Krieges', so doch Waffenruhe an der einen Front. Westberlins
Bevölkerung wird nun vieles erhalten, was sie bisher entbehren musste. Ausser
den wieder aufgenommenen Landtransporten bleibt auch die 'Luftbrücke' weiter
in Betrieb, 'um die Vorräte aufzufüllen'. 1.500.000 Tonnen Waren sind in den
letzten zehn Monaten von den amerikanischen und britischen Transportflugzeugen
nach Berlin geschafft worden, darunter 950.000 Tonnen Kohle! Auch die
Gegenblockade der Westmächte fiel am 12. Mai dahin, so dass die deutsche
Ostzone die dringend benötigten Maschinen, elektrotechnische Erzeugnisse und
anderes erhalten kann. Auf den 23. Mai ist nach Paris eine
Aussenministerkonferenz der vier Grossmächte einberufen, bei der sich Ost und
West wieder gemeinsam über Deutschland beraten wollen.
Eine Verfassung für Westdeutschland
ist vom Parlamentarischen Rat in Bonn am 8. Mai mit 53 gegen 12 Stimmen
angenommen worden. Die Beratungen über dieses Verfassungswerk hatten Anfang
September 1948 begonnen. Ein ursprünglicher Entwurf, gegen den die drei
Militärgouverneure der Westmächte Einspruch erhoben, erfuhr gewisse
Abänderungen, besonders nach der Richtung, dass die Gewalt der einzelnen
Länder gegenüber der Bundesgewalt gestärkt wurde. Einleitend werden
persönliche Grundrechte gewährleistet, wie sie anderswo in einer 'Bill of
Rights' verankert sind. Diese Verfassung kann später ohne Schwierigkeit auf
ganz Deutschland ausgedehnt werden. Deutschland wird darin als Bundesrepublik
bezeichnet. Die Landesfarben sind wie die der Weimarer Republik:
Schwarz-Rot-Gold.
Eine merkwürdige Vokabel verwendet „Erwachet!" in seiner Ausgabe vom 8. 6.
1949 auch noch:
„Freud-Sekte".
Nun ist das wohl so mit den Stigmatisieren zu einer „Sekte". Keiner der so
Titulierten schätzt das sonderlich, was denn auch in diesem Falle gilt. Und
die entsprechende Artikelüberschrift gibt sich auch eher neutral, wenn
getitelt wird „Legen sie sich auf die Couch".
Man kann diesem Artikel auch nicht absprechen, eine relativ sachliche
Information zu vermitteln. Dennoch kommt die eigene Auffassung zum Thema der
Abhandlung eben auch in dem Begriff „Sekte" zum Ausdruck. Man wähnt sich also
überlegen, nicht der Erkenntnisse dieser „Sekte" bedürfend. Aber bilde sich
jeder seine eigene Meinung dazu. Nachstehend ein paar der Infos, die auch
„Erwachet!" vermittelte:
„... Die Psychoanalyse ist eine Erfindung
Siegmund Freuds. Seine Theorie geht dahin, dass Erinnerungen, die vom
Bewusstsein als zu schmerzlich abgelehnt werden, ins Unterbewusstsein
verdrängt würden. Solche Verdrängung mache den Menschen geistig und körperlich
krank. Werde der Patient aber gezwungen, sich die schmerzliche Gefühlsbewegung
oder Erfahrung ins Gedächtnis zurückzurufen, so befreie ihn das von seinem
Empfinden der Schuld oder der Angst oder der Minderwertigkeit, und er könne
gesunden. Um nun das Unterbewusstsein wie in einer Falle zu fangen, liess
Freud seine Patienten sich auf eine Couch legen, wo sie ihren Gedanken und
ihrer Zunge freien Lauf lassen sollten, während er ausserhalb ihres
Blickfeldes dabei sass und zuhörte. So gelang es ihm, wie er sagte, nach
Monaten oder manchmal auch erst nach Jahren, die seelische Wunde ausfindig zu
machen, die angeblich das Grundübel für die Beschwernisse seines Patienten
bildete. Dieses Verfahren nannte er Psychoanalyse.
Durch die Vokabel „angeblich" bringt die WTG schon ihre Distanziertheit zum
Ausdruck, welche sich dann bis zum Kampfbegriff „Sekte" fortsetzt.
Ein Kritikaspekt aus der Sicht von „Erwachet" stellt auch die Aussage dar:
„Durch Behandlung vieler Patienten
gelangte Freud zu der Überzeugung, dass der Ursprung von Neurosen
(Nervenerkrankungen) ohne Ausnahme in irgendeinem geschlechtlichen Erlebnis
der Jugendzeit zu suchen sei, ja dass solche seelischen Verletzungen sogar bis
in die Kindheit zurückreichten. Zufolge der gesellschaftlichen Moralschranken
hätten sich die geschlechtlichen Triebe damals aus der Sphäre des Bewussten
ins Unbewusste flüchten müssen und später kämen sie in Form neurotischer
Symptome wieder zum Vorschein. Freuds Psychologie baut sich auf dem
Geschlechtsleben auf und stellt die menschliche Natur in ein ziemlich übles
Licht. Manche Psychiater schlucken zwar, als brave Freud-Jünger, diese Pille
von der Allherrschaft des Geschlechtlichen, andere hingegen wenden sich gegen
solche Auffassungen als schmutzig, geil und anstössig, und manche lehnen das
psychoanalytische Vorgehen überhaupt ab. Andere, die sich ihm verschrieben
haben, möchten es an Stelle Gottes und Christi zum Retter der Welt machen."
„An Stelle Gottes und Christi", auch damit, nebst der im Kontext prüden
WTG-Sexuallehre zu sehenden Kritikaspekt, bringt die WTG auch ihre
Distanziertheit zum Ausdruck. Selbige wurde von ihr später noch eindeutiger
dahingehend spezifiziert. Ein Christ hätte - ihrer Meinung nach - eigentlich
keinen Grund die Dienste eines Psychiaters in Anspruch zu nehmen. Wer es
dennoch tue erkläre ja damit den Bankrott der WTG-Ideologie, da man ja (vermeintlicherweise)
in
einem „geistigen Paradies" lebe, und da könne eben nicht sein,
was nicht sein soll.
Man vergleiche zu der letzten Meldung, thematisch etwa auch:
http://forum.mysnip.de/read.php?27094,27984,27984#msg-27984
-----------------------------------------
Re: Vor sechzig Jahren
geschrieben von:
Drahbeck
Datum: 16. Juni 2009 03:04
Dem Thema "Auferstehung" und den damit verbundenen, sich
widersprechenden Theorien, widmet sich die "Wachtturm"-Ausgabe vom 15. Juni
1949 im besonderen.
Erst mal eine Bestandsaufnahme vornehmend notiert der WT:
"Auch die ganze nichtjüdische Welt
dachte, die Auferstehung der Toten sei unglaubwürdig, oder hatte überhaupt nie
so etwas gehört. "
Das interpretiert der WT dahingehend:
"Dem war so, weil Nicht-Juden an die
falsche Lehre von einer der Menschenseele anhaftenden Unsterblichkeit
glaubten. Sie dachten, dass diese Seelen etwas Nicht-Materielles,
Intelligentes sei, das im menschlichen Körper wohne und durch diesen handle,
bis der Tod den Leib überwältige, und dass sie darauf den Körper verlasse, um
ihr bewusstes Dasein anderswo weiterzuführen."
Weiter wird in diesem Zusammenhang die Frage gestellt
"warum eine Auferstehung der Toten
überhaupt notwendig sei, wenn doch die Seele gar nicht sterbe?"
Weiter wird im Blick auf die Konkurrenz notiert:
"Es ist viel darüber spekuliert worden,
wie die Auferstehung dieser Toten vor sich gehen werde. Wir denken an einen
Vortrag, den im Jahre 1891 ein sehr gelehrter presbyterianischer Geistlicher
vor einer Zuhörerschaft in der Stadt Brooklyn gehalten hat und über den in der
öffentlichen Presse berichtet worden ist. Er suchte zu erklären, dass die
Auferstehung in einem Zusammenbringen und Wiederbeleben all der Gebeine und
Sehnen und all des Fleisches und der Haut usw. bestehe, aus denen je
menschliche Körper bestanden haben, unbekümmert, ob sie durch Feuer zerstört
worden seien oder im Grabe oder sonstwie zerfielen. Jawohl, unbekümmert, ob
gewisse Teile davon durch Chirurgen entfernt oder durch Unfälle zerstört oder
von Fischen, Vögeln oder Raubtieren verschlungen wurden, oder ob sie verwest
seien und als Düngemittel in verschiedene Früchte, Gemüse, Grasland usw.
übergegangen und so immer und immer wieder umgewandelt und von andern lebenden
Geschöpfen assimiliert worden seien."
Auch dieser Theorie erteilt der WT eine Absage.
Auch in den eigenen Reihen registriert der WT dann noch eine paar nicht
"Rechtgläubige". Über sie wird ausgeführt:
"In den Tagen, da Charles T. Russell
Präsident der Watch Tower Bible & Tract Society war, wurde von einem an der
Wahrheit interessierten Manne der Gedanke angedeutet, die Auferstehung werde
durch sogenannte Metempsychose oder Seelenwanderung (Übersiedlung der
Menschenseele) stattfinden. Seine Ansicht war, die Seele eines Verstorbenen
werde in den menschlichen Leib eines Kindes verpflanzt, das einem Ehepaar
geboren werde … Demzufolge verfocht jener Befürworter der Seelenwanderung die
Ansicht, Johannes der Täufer sei buchstäblich der Prophet Elia gewesen, der
aus den Toten zurückgekommen sei."
Wie man sieht, dass Spektrum der diesbezüglichen Spekulationen ist ziemlich
breit, und eine bezichtigt die andere, nicht "rechtgläubig" zu sein.
Sicherlich ist aber Glauben eine unabdingbare Voraussetzung. Wer diese Art von
Glauben nicht (oder nicht mehr) hat, für den stellt sich das allerdings etwas
nüchterner dar. Derjenige wird sich vielleicht auch mal die praktische Frage
stellen.
Im Fall der Fälle:
Ärzte erachten eine Bluttransfusion als notwendig. Soll ich dennoch mit dem
Kopf durch die Wand rennen und stur an einer dogmatischen Auslegungsform
festhalten, die andere Dogmatiker der gleichen Firma Christentum, so noch
nicht einmal teilen? Ist er verblendet genug, wird er sich für das faktische
Selbstmordkommando entscheiden. So wie es auch Islamisten gibt, die aus
ähnlicher
Verblendung sich für Selbstmordkommandos bereit finden.
Das gibt denen, die an den verantwortlichen Schaltstellen sitzen eine
ungeheure Macht, die zu missbrauchen, ihre Bereitschaft dazu, sie schon mehr
als genug unter Beweis gestellt haben. Dennoch muss man den Opfern sagen: Sie
sind betrogene Betrüger.
Rationalem nicht mehr in ausreichendem Maße
zugänglich.
Warum? Weil sie mehr vom Leben haben wollen, als letzteres wirklich zu bieten
vermag. Und so verfallen sie in ihrer Gier auch den Flötenspielern der
Christentums, wie weiland die Kinder dem Rattenfänger von Hameln. Sie wollten
"alles" haben. Am Ende haben sie nicht selten, weniger als Nichts bekommen!
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Re: Vor sechzig Jahren
geschrieben von:
Drahbeck
Datum: 23. Juni 2009 05:42
Bereits in der "Erwachet!"-Ausgabe vom 22. 2. 1949 ward das Klagelied über die
Verhältnisse in Polen angestimmt. Eine Fortsetzung erfährt dieser Bericht nun
in der "Erwachet!"-Ausgabe vom 22. 6. 1949. Man erfährt nun, dass es zu einem
weiteren Mordfall an einem Zeugen Jehovas gekommen sei. Man liest dazu:
"Ist doch am 21. November 1948 in dem Dorfe Borowianka, Gemeinde Kamyk, Bezirk
Czestochowa, wieder ein Zeuge Jehovas namens Josef Sieja, ermordet worden. …
Die Polizei nimmt oft Protokolle über Misshandlungen von Zeugen Jehovas auf.
Sie werden in den meisten Fällen an die Gerichte weitergeleitet. Jedoch, wenn
es dann zur Verhandlung kommt, steht die Geistlichkeit für ihre Gimpel ein und
verschafft ihnen mehrere Verteidiger. In manchen Fällen werden die Übeltäter
von Schuld und Strafe freigesprochen, während sie in anderen Fällen nur
bedingt verurteilt werden; worauf sie ihr Treiben ungestraft fortsetzen. Bei
solchen Gelegenheiten erscheinen in der Presse nirgendwo Meldungen über das
Unrecht, das Jehovas Zeugen widerfahren ist.
Nach mehrstündiger Beratung des Gerichts wurden über neun Angeklagte folgende
Strafen verhängt:
Pelagia Maruwska, drei Jahre Gefängnis, fünf Jahre Einstellung in den
bürgerlichen Ehrenrechten, 5000 Zloty Gerichtsgebühren;
Antonia Krawczyk, anderthalb Jahre Gefängnis, 2000 Zloty Gerichtskosten;
Konstatyn Jagodzinski, zweieinhalb Jahre Gefängnis (er hatte dem bereits
bewusstlosen Paul Mahuluk einen Schlag auf den Kopf versetzt, Jagodzinski ist
inzwischen im Gefängnis gestorben);
Helena Glowacka, ein Jahr Gefängnis;
Mieczyslaw Langin Hubert, ein Jahr Gefängnis;
Zdzislaw Szarun, ein Jahr Gefängnis;
Janina Rutowicz und Stefan Siurka, je sechs Monate Gefängnis;
und Jan Chruszcz wurde schuldig befunden, aber lediglich seine Mutter für sein
künftiges Wohlverhalten haftbar gemacht.
Die Anwälte der Angeklagten legten Berufung zum Obergericht ein, und so steht
zu erwarten, dass die Angelegenheit demnächst vor dieser Instanz nochmals
aufgerollt wird.
Aus Vorstehendem ist ersichtlich, dass jene, die über Jehovas Zeugen
herfielen, angemessene Strafen erhielten. Jedoch berichtete keine einzige
Zeitung über diesen zweitägigen Prozess, obwohl jeden Tag ein Reporter
anwesend war."
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Vor sechzig Jahren
geschrieben von:
Drahbeck
Datum: 02. Juli 2009 05:28
Wieder mal vor Konservatismus triefend, so muss man
wohl die "Wachtturm"-Ausgabe vom 1. Juli 1949 bezeichnen, die sich dem
Hauptthema "Frauen" widmet.
Abwertend schon der WT-Kommentar zu dem kulturellen Brauch des
Muttertages. Dies sei
"törichte Sentimentalität" , so der WT.
Ansonsten wird nur wiederholt, was zur Grunddoktrin der WTG gehört. In
deren Augen kann die Welt nur dann in "Ordnung" sein, wenn es Herren und
Knechte gibt. "Selbstverständlich", so der Tenor, haben die Knechte
ihren Status nicht in Frage zu stellen. Der ist "gottgewollt". Die
gesamte Hierarchie käme ja ins Rutschen, sollte an einer Stelle da
"aufgemuckt" werden.
Natürlich brauchen die Herren auch Wasserträger. Wie sollten sie sonst
weiter Herren sein. Das muss dem gläubigen Volke entsprechend
rübergebracht werden. Und da ist die konservative Auffassung in der
Frauenfrage offenbar ein geeignetes Vehikel dazu.
Den Frauen wird gepredigt "schluckt runter - Gott will es so" Zitat:
"Um der Theokratie Jehovas willen
herrscht der Grundsatz der Leitung durch ein Haupt im ganzen Universum,
und dementsprechend müssen alle Geschöpfe Untergebenheit unter den
göttlichen oder Theokratischen Willen lernen."
In diesem Zusammenhang entblödet sich der WT dann auch noch, des
lang und breit über den
"kulturellen Brauch" des Verschleierns, von Frauen
versteht sich, zu reflektieren. Als Begründung dafür wird dann noch eine
antiquierte Bibelstelle herangezogen in der das als
"Achtung vor den Engeln"
interpretiert wird. Das wird dann gar noch als wörtlich zu
verstehen dargestellt: auf dass auch auf dieser Ebene der Aberglaube,
die Verdummung, so richtig gezüchtet werden möge.
Zitat:
"Wer die hier erwähnten Engel sind,
aus Respekt vor denen sich unsere christlichen Schwestern den obigen
Verordnungen unterziehen sollten, ist schon verschiedentlich erwogen
worden. Wenn wir aber einfach den Aufschluss annehmen, den uns die
lautere Heilige Schrift gibt, so scheinen es die ungesehenen Geistengel
zu sein."
Also auch damit versucht die WTG ihre Schäfchen ins Boxhorn zu
jagen, indem sie ihren Konservatismus noch nach Kräften metaphysisch
erhöht. Offenbar ist sich wohl auch die WTG bewusst, dass sie heutzutage
die Verschleierungspraxis nicht mehr generell durchsetzen kann. Sie muss
daher die Einschränkung machen, nur dort anwendbar, wo es auch
andernorts noch üblich ist. Aber an ihrem grundsätzlichen Anspruch auf
die Anwendung von Unterwerfungsritualen, mag sie nicht verzichten. Dafür
steht auch der Satz in der genannten WT-Ausgabe:
"Wenn also in den apostolischen
Tagen an gewissen Orten für Frauen die Sitte herrschte, Haupt und
Angesicht in der Öffentlichkeit zu verschleiern, weshalb beobachteten
sie christliche Frauen? Um nicht einen volkstümlichen Brauch zu
verletzen und Missverständnisse heraufzubeschwören und sich Schande
zuzuziehen? Jawohl, besonders aber, um die Untergebenheit des weiblichen
unter das männliche Geschlecht im Hinblick auf die Engel anzuzeigen."
![](http://www.manfred-gebhard.de/Spruch.jpg)
Der Aspekt des WTG-Konservatismus kam kürzlich auch in einem anderen
Disput zum Vorschein.
Um zuerst nochmals auf die „Frauenfrage" in WTG-Sicht zurückzukommen.
In soziologischer Hinsicht besteht die überwältigende Mehrheit der
Zeugen Jehovas-Gemeinden aus Frauen. Jedenfalls mehr, als Männern.
Trotzdem sind die Ältestenposten etwa, grundsätzlich Männern
vorbehalten.
Gelegentlich gab es in der jüngeren Vergangenheit auch schon (seltene)
Fälle, wo etwa bei „Standhaft"-Veranstaltungen, ganz vereinzelt, Frauen
gegenüber der säkularen Presse, als SprecherInnen auftraten.
Das sind dann aber wirklich die vereinzelten „Schwalben", die noch lange
keinen Sommer machen.
Der andere angedeutete Streitpunkt betrifft den Aspekt „Apartheid". Es
macht sich ja gut, etwa auf ZJ-Kongress-Veranstaltungen, in Bildern ein
rassisch gemischtes Publikum zu präsentieren.
Als indes in den USA ein Martin Luther King etwa, diesbezügliche Kämpfe
um Gleichberechtigung führte, da jedenfalls (auch dabei) erfuhr er
seitens der WTG nicht den Bruchteil eines Jota an Unterstützung.
Rückblickend gesehen indes, haben sich die von Martin Luther King (als
Beispiel) repräsentierten Kräfte in den USA (relativ) durchgesetzt.
Öffentliche Verkehrsmittel, getrennt nach Rassen benutzbar, dass ist
auch heute in den USA nicht mehr möglich. Es war aber mal (in den
dortigen Südstaaten) sehr wohl möglich.
Diesen Veränderungen der Rahmenbedingungen kann letztendlich auch die
WTG sich nicht entziehen.
Wohl kaum aus eigener Einsicht; aber wohl aus Anpassung an den
Mainstream.
Wer sich von den genannten Kongressbildern blenden lässt, und eben nicht
genauer hinsieht, zeigt lediglich seine eigene Oberflächlichkeit in der
Bewertung relevanter Tatbestände.
Was für die „Frauenfrage" gilt, gilt analog auch für die „Rassenfrage".
Letztere fand ihre besondere Zuspitzung (Zeit nach 1945, von der Zeit
33-45 lieber in dem Kontext nicht redend) weniger in europäischen
Ländern. Dafür um so mehr in Ländern wie Südafrika und den USA.
Und solange dort die Apartheid-Verfechter das Feld behaupteten, war auch
die WTG-Religion eine, die selbigen keinerlei Schwierigkeiten bereitete.
Hätten also die Apartheid-Verfechter dort auf Dauer, das Feld behauptet,
hätte auch die WTG-Religion dort auf Dauer nur „Ja und Amen" dazu
gesagt.
Wie ja bereits in der Bibel ein Paulus das Sklaventum als ehernes Gesetz
verteidigte.
Denn der WTG-Hinweis auf das imaginäre „Eingreifen Gottes" am Sankt
Nimmerleinstag, besitzt dabei noch nicht mal den Wert von
Toilettenpapier!
-----------------------------------
Re: Vor sechzig Jahren
geschrieben von:
Drahbeck
Datum: 09. Juli 2009 05:46
Zwei Kurzmeldungen aus „Erwachet!" vom 8. 7. 1949:
„Gegen Unterdrückungen in Ostdeutschland
sprach sich der evangelische Bischof von Berlin, Dr. Otto Dibelius in einer
Pfingstbotschaft u. a mit den Worten aus:
„Die K5-Abteilungen der sogenanten Volkspolizei ist nichts anderes als eine
Wiedergeburt der Gestapo, die mit den gleichen Methoden arbeitet."
Von kommunistischer Seite sind daraufhin Versuche im Gange, Dibelius zum
Rücktritt zu zwingen."
Da wird man wohl als erstes dazu sagen müssen:
Da hat der Herr Dibelius „den Nagel auf den Kopf getroffen!"
Zweite Kurzmeldung aus dergleichen „Erwachet!"-Ausgabe:
„Bibeln für Japan",
ist das Programm General MacArthurs, des amerikanischen Befehlshabers in jenem
Lande. Er meint, Japan brauche dreissig Millionen Bibeln, damit das Volk zum
Christentum bekehrt werden könne. Die amerikanische Bibelliga will im ersten
Jahr eine Million „Neue Testamente" einführen und ihre Aktion zehn Jahre
fortsetzen. Solche Bibelaktionen, die nicht unbedingt mit sektiererischer
Mitgliederwerbung verbunden sein müssen, schaffen in solchen Ländern die
Grundlage für die Verbreitung biblischer Erkenntnis. Denn auch einem Japaner
wird die biblische Botschaft erst dann wirkungsvoll nahegebracht werden
können, wenn er die Bibel besitzt und sich mit ihrem Inhalt vertraut machen
kann."
Auf den ersten Blick haben diese beiden Meldungen nichts mit einander
gemein. Auf den zweiten (indirekten) Blick schon durchaus einiges.
Was sich da im Falle Japan abspielte, war nichts anderes als der über einen
Umweg vorgenommene Export des „American way of Life" auch in jenes Land. Dem
Bibelexport würden durchaus noch die entsprechenden Missionare folgen.
Zahlenmäßig auch am Beispiel der Zeugen Jehovas belegbar.
Gerne hätten USA-Kreise ähnliches auch beispielsweise in China veranstaltet.
Ansätze dazu gab es auch. Aber die dortigen politischen Rahmenbedingungen,
verurteilten das (bisher) zum scheitern.
Im Falle Deutschland war ein Bibelimport, im engeren Sinne, so nicht nötig.
Die gab es dort aus der Tradition her, schon in ausreichendem Maße. Also
konnten in Deutschland, USA-Kreise gleich zum „Schritt zwei" übergehen, dem
massiven Missionarseinsatz. Und vielfältig ist dabei auch die Begünstigung der
WTG durch die US-Militärregierung in Deutschland nachweisbar.
Wiederum das Beispiel Japan - China aufnehmend. Was in Japan möglich war, eben
weil man dort einen US-Befehlshaber zu sitzen hatte, war eben in China nicht
möglich.
Einen ähnlichen Vergleich kann man auch auf Deutschland übertragen,
dergestalt, dass je länger je mehr, sich hier eine Zweistaatlichkeit
herauskristallisierte. Was in den Westzonen möglich war, war in der Ostzone
durchaus nicht zwangsläufig „gewünscht".
Die zitierte Dibelius-Äußerung und die Reaktionen auf selbige, machten schon
mal deutlich. Wer eine bestimmte „ungeschriebene" Grenze überschreitet, begibt
sich ins Kriegsgebiet. Die WTG war also vorgewarnt. Sie hat diese Warnung in
ihrer Zeitschrift selbst dokumentiert. Das jedoch hinderte US-Kreise nicht
daran, auch um den Preis weiterer Kriegsverluste, ihre Form von Politik auch
in der Ostzone versuchsweise durchzusetzen.
Auf der eigentlichen Politikebene war das sicherlich nicht möglich. Umso
größere Bedeutung erlangten für US-Kreise jene religiösen Narren, namens
Zeugen Jehovas, die sich in ihrer Verblendung als entsprechendes
„Kanonenfutter" zur Verfügung stellten!
Das auch die Zeugen Jehovas mitten in der Politik gelandet sind, wird auch in
der „Erwachet!„-Ausgabe vom 8. 7. 1949, mit einem Bericht über Kanada
deutlich.
Darin wird beklagt:
„Man sollte es zwar nicht meinen, und
doch ist es so, dass Kanada keine schriftliche Urkunde besitzt, die seinen
Bürgern solch grundlegende Rechte wie die Glaubens-, Rede-, Presse- und
Versammlungsfreiheit gewährleistet. Kanadas jetzige Verfassung wurde 1867 vom
britischen Parlament aufgestellt und ist in der Britisch-Nordamerika-Akte
niedergelegt. Dieses Grundgesetz bildet mit seinen Zusätzen im wesentlichen
die rechtliche Grundlage für alle Befugnisse der Regierung und Gesetzgebung
des Bundes und der Provinzen. Diese Verfassung gewährleiste zwar gewisse
Minderheitenrechte, jedoch enthält die Akte keine 'Bill of Rights' mit
ausdrücklichen Garantien für die persönlichen Bürgerfreiheiten."
Zur Änderung dieses Zustandes, griff nun die WTG aktiv in die kanadische
Politik ein.
Dazu berichtet „Erwachet!":
„Im Rahmen dieser Aktion war dem
kanadischen Unterhaus bereits bei einer früheren Gelegenheit, am 9. Juni 1947,
eine Petition mit 500.967 Unterschriften vorgelegt worden …
Auf einem Kongress, den Jehovas Zeugen im Juni 1948 in Kanadas Hauptstadt
abhielten, gab der Präsident der Watch Tower Bible and Tract Society den
Tausenden von Teilnehmern bekannt, dass eine zweite, diesmal noch bestimmtere
Petition im ganzen Lande in Umlauf gesetzt wurde. …
Zur Zeit der ersten Petition war behauptet worden, viele hätten ihre
Unterschrift nicht gegeben, wenn ihnen bekannt gewesen wäre, dass die Aktion
zugunsten von Jehovas Zeugen war. …
Ehe die Einladung erging, die Petition zu unterzeichnen, erhielt jeder
Haushalt ein Flugblatt mit der Überschrift 'Kampf um die Freiheit!' … Von
diesen Flugblättern druckten Jehovas Zeugen 1.490.000 Stück und verbreiteten
sie unter 9.000.000 Einwohnern. … Die anschliessende Sammlung von 625.510
Unterschriften spricht für sich selbst …
Eng mit dieser Petition zusammenhängend, gab die Watch Tower Society, als
weitere Unterstützung dieser Aktion für eine 'Bill of Rights', zwei englische
Broschüren heraus, nämlich 'Die dynamische amerikanische Bill of Rights' und
'Was für eine kanadische Bill of Rights spricht. Von diesen Heften wurden je
10.000 Stück gedruckt und mit einem Begleitbrief an Rechtsanwälte, Richter,
Gesetzgeber, Redakteure, Journalisten, Parlamentsabgeordnete und an Angehörige
freier Berufe im ganzen Lande versandt."
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Re: Vor sechzig Jahren
geschrieben von:
Drahbeck
Datum: 16. Juli 2009 05:50
In der Rubrik "Erfahrungsberichte" des "Wachtturm" vom 15. Juli 1949, liest
man von einem in den USA, der auf seiner Weltanschauungsreise auch mal bei den
Kommunisten Station machte; sich aber letztendlich unbefriedigt wieder von
ihnen abwandte. In seinem Fall kam noch hinzu, dass engere Verwandte von ihm
(seine Schwester und ihr Mann) bereits Kontakt zu den Zeugen Jehovas hatten.
Dies scheint mir bei diesem Fall der entscheidende Aspekt zu sein. Ihnen
gelang es somit, das Unbefriedigtsein mit dem vorherigen Lebensweg in den
WTG-Kanal einzuleiten. Wären diese Umstände, Verwandte schon bei den Zeugen,
so nicht gegeben. Es wäre wohl fraglich, ob es in diesem Fall zur
Konvertierung gekommen wäre. Das dies durchaus kein "Alltagsfall" war, wird
auch durch den Umstand seiner Erwähnung im WT als etwas außergewöhnlichem
hervorgehoben.
Laut WT soll der Betreffende sich euphorisch mit den Worten geäußert haben:
"Im Lichte der Wahrheit habe ich den Kommunismus aufgegeben und Gottes Wort
als die Wahrheit angenommen. Ich habe Marx verworfen und zur Wahrheit der
Bibel gegriffen. Ich danke Gott in Wahrheit für seine führende Hand, die er
mir durch Jehovas Zeugen gnädig gereicht hat."
Es ist unbekannt, ob diese Euphorie indes dauerhaft vorgehalten hat.
Nun ist es vom Prinzip her nicht außergewöhnlich, dass es immer mal
Konvertierungen aus Lagern gibt, die eigentlich nicht zu der klassischen
Anwerbeklientel gehören. So etwas kommt auch heutzutage vor; und dabei geht es
nicht nur die "Einbahnstraße" entlang. Es kann ebensogut auch anders herum
passieren. So gesehen verdient dieser Vorgang keine sonderliche
Aufmerksamkeit. Nicht ganz, muss man ergänzend hinzufügen. Das ganze wurde im
Jahre 1949 veröffentlicht; also in der Hochzeit des politischen kalten
Krieges. Und diesen Zeitrahmen beachtend, stellt das durchaus auch ein
Politikum dar.
Der WT wollte damit auch rüberbringen: Seht, wir besiegen den Kommunismus.
Weitere WT-Kommentare im Ohr, die die katholischen Kirche beispielsweise
vorwarfen, in Sachen Kommunismus ein "zahnloser Tiger" zu sein, ist davon
auszugehen, dass dieser Bericht über den engeren Bereich der Zeugen Jehovas
Beachtung fand. In unterschiedlicher Wertung allerdings.
Für die USA-Falken stand damit einmal mehr fest: Das sind unsere Leute.
Für ihre Gegenspieler indes auf dem europäischen Kontinent, bedeutete dies
auch: Das sind unsere Feinde!
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Re: Vor sechzig Jahren
geschrieben von:
Drahbeck
Datum: 23. Juli 2009 05:54
Wenn man nur das DDR-Buch über die Zeugen Jehovas aus dem Jahre 1970 zur Hand
nimmt (Uraniabuch) und dort die Seite 239 aufschlägt, dann bekommt man in der
Tat einen schiefen Eindruck vermittelt. In Reproduktion wird darin die
reißerische Überschrift aus "Erwachet!" vom 22. Juli 1949 wiedergegeben, die
da von einer "letzten Verteidigungslinie der Religion" redet. Für das
Uraniabuch ist es eine "ausgemachte Sache", dass in diesem Kontext auch die
Zeugen Jehovas ein "antikommunistisches Bollwerk" seien.
Nun bestreite ich jedenfalls nicht, dass auch die Zeugen Jehovas eine scharfe
politische Waffe im kalten Krieg gegen den verhassten Osten waren. Sie sind
auch heute noch eine der schärfsten politischen Waffen, wenn es darum geht,
dem Rest der Welt den US-Anspruch beizubringen, dass sie die Weltgeschicke
bestimmen wollen, und zu dieser Bestimmungsbefugnis gehört auch, die
Konservierung ungerechter Strukturen, zum Nutzen des Establishments der USA.
Insofern besteht eher ein formaler, weniger aber ein sachlicher Dissens zu
diesem Detailaspekt des Uraniabuches. Fakt ist aber auch, jenes DDR-Buch
zitierte tendenziös einen "Erwachet!"-Artikel. Liest man nämlich den gesamten
Artikel im Zusammenhang, erschließt sich ein völlig anderer Eindruck.
Denn in der Substanz, berichtet jener Artikel über den Fall des Kardinal
Mindszenty, der just zu dieser Zeit, zeitgenössische Schlagzeilen machte. Man
muss "Erwachet!" zudem bescheinigen, relativ sachlich über den Fall Mindszenty
berichtet zu haben. Insofern erweist sich jener Artikel, als "Beleg" für die
These des Uraniabuches, als ungeeignetes Objekt. Hinzu kommt erschwerend noch,
dass im DDR-Buch nicht die Spur einer Andeutung enthalten ist, jener Artikel
bezöge sich auf den Fall Mindszenty. Der Leser wird also in eine bewusst
falsche Richtung geschickt. Dies muss ausgesprochen werden als nicht
entschuldbar, wie immer man sonst auch zu den Thesen des Uraniabuches stehen
mag.
Nachstehend eine etwas ausführlichere Zitierung des fraglichen "Erwachet!"-Artikels
aus seiner oben genannten Ausgabe:
Die letzte Verteidigungslinie der Religion
Düsteres Sturmesgewölk ballt sich im Osten zusammen. Mit jedem Tag türmt es
sich, unheildrohend, höher empor und senkt sich tiefer drückender auf die
Menschheit herab. Es ist nur noch eine Frage der Zeit, bis aufzuckende
Blitzstrahlen in dieses Wolkenmeer die Löcher reißen, aus denen ein Sturm der
Vernichtung herniederprasseln wird. Hiervon haben die Religionen der
Christenheit am meisten zu befürchten. Sie werden bald in die letzte
Verteidigungslinie gedrängt sein. Schon jetzt steht die Religion vor einer
Krise, durch die kommunistische Flut aus dem Osten heraufbeschworen. Wird sie
überleben? Wird sie, um sich zu decken, die Nationen durch ihre Schutzmächte
in den Wahnsinn eines dritten Weltkrieges hineinpeitschen können?
Im Falle des ungarischen Kardinals Mindszenty hat sie dafür gesorgt, dass die
Hysterie riesige Wellen schlug. Ein Wust von Propaganda begrub unter sich die
spärlich gemeldeten Tatsachen. Jetzt, nachdem etwas Abkühlung eingetreten ist,
die wegen der Hysterie sich verflacht haben und die in der Flut zeitweilig
erstickte Urteilskraft wieder zum Leben erwacht, ist es angebracht, die
Tatsachen auszugraben und zu sehen, wie sie sich in dieses Bild von einem
heraufziehenden Sturm und der letzten Verteidigungslinie einfügen.
Der erste Weltkrieg sollte der Welt die Demokratie sichern. Das trat nicht
ein. Der zweite Weltkrieg sollte die Welt vor Diktaturen sichern. Auch das
traf nicht ein. Nun spricht man vielerorts von einem dritten Weltkrieg, als
einzigem Mittel, der Welt die Religion zu sichern. Der Sprengstoff liegt
beisammen, die Zündschnur ist gelegt, das Zündhölzchen schon zum Abstreichen
angesetzt. Nur wenig braucht es noch, damit der Zündfunke aufflammt, die
Zündschnur glimmt und das vernichtende Feuerwerk losgeht. Die Aufregung über
den Mindszenty-Prozess lieferte fast genug Reibung, um einen dritten Weltkrieg
zu entflammen.
Am 29. Dezember 1948 gab die ungarische Regierung Kardinal Mindszentys
Verhaftung bekannt. Die Anklage gegen ihn lautete auf Verrat, Spionage,
Verbrechen mit dem Ziel einer staatlichen Umwälzung und Verkauf von Dollar und
Dollarschecks auf dem Schwarzen Markt. Als Mitschuldige wurden zwölf weitere
Personen verhaftet, darunter acht Priester. Kurz zuvor war Mindszentys
Sekretär, der Priester Zakar, in Haft genommen worden. Der Papst erklärte sich
als "tief betrübt und erschüttert", und alle ungarischen Katholiken, die mit
der Verhaftung des Kardinals etwas zu tun hatten, wurden exkommuniziert.
Die Anklagen stützten sich hauptsächlich auf Dokumente, die der Polizei am 23.
Dezember in die Hände gefallen waren. Man hatte sie in einer Metallhülse
entdeckt, die im Keller des fürsterzbischöflichen Palastes vergraben war. Der
Prozess begann am 3. Februar 1949 und richtete sich gegen sieben von den
insgesamt vierzehn Angeklagten. Fünf hiervon waren Priester, darunter Kardinal
Mindszenty.
Nur Zakar hatte einen Offizialverteidiger; die anderen sechs Angeklagten, auch
Mindszenty, hatten sich ihre Anwälte selbst gewählt. Der Kardinal erklärte, in
den Vorbereitungen zu seiner Verteidigung nie behindert worden zu sein und
stets Gelegenheit gehabt zu haben mit seinem Anwalt in Verbindung zu treten.
Im Prozess stand den Angeklagten das Schlusswort zu.
Auslandskorrespondenten waren einundvierzig zugegen, aus vielen verschiedenen
Ländern. Eine große britische Zeitung schrieb, das Beunruhigende sei nicht
"Mangel an Nachrichten, sondern die Nachrichten selbst." Der Budapester
Gerichtssaal war nicht durch einen "eisernen Vorhang" von der Welt abgesperrt,
und die Zeitungskorrespondenten gaben in einer gemeinsamen Erklärung bekannt,
es sei keinerlei Zensur ausgeübt worden und es treffe auch nicht zu, dass nur
solchen Korrespondenten, die Kommunisten seien oder mit den Kommunisten
sympathisierten, ein Visum erstellt oder der Zutritt in den Gerichtssaal
bewilligt worden wäre. Nur der Berichterstatter der 'Times' von New York und
der United Press unterzeichneten diese Erklärung nicht, der erste, weil er zu
spät zum Prozess zugelassen worden war, und der zweite, weil solche
Erklärungen bei der United Press nicht üblich seien.
Wir übergehen hier die von Mindszenty zugegebenen Schwarzmarkt-Spekulationen
mit ausländischen Valuten und wenden uns dem ernsteren Anklagepunkt zu, der
auf Verrat lautete. Dass der Kardinal ein Gegner des Regimes war, bildete nie
ein Geheimnis. Die Bodenreform hat er energisch bekämpft, schon weil die
katholische Kirche einer der grössten Grundbesitzer des Landes war. Die
katholische Kirche missgönnte den Bauern die ihnen zugemessenen fünf Hald Land
(287 Aren) und beschwerte sich, dass die einem jeden Bischof zugemessenen 100
Hald nicht zum Leben ausreichten! Der Kardinal beeinflusste die Wähler und
suchte Royalisten (die für die Rückkehr der Habsburger sind) in
Schlüsselstellungen des politischen Parteiwesens hineinzubringen.
Mindszenty und die ungarischen Bischöfe widersetzten sich der Verstaatlichung
der Schulen und verurteilten diese Maßnahme in mehreren Hirtenbriefen,
trotzdem die Schulen doch auch so weit stärker unter religiösem Einfluss
blieben, als dies zum Beispiel in den Vereinigten Staaten der Fall ist. Das
Recht, in den staatlichen Schulen durch Priester, Nonnen und andere Lehrer
Religionsunterricht zu erteilen, blieb den verschiedenen Religionen gewahrt,
und die Bezahlung dieser Religionslehrer übernahm der Staat. Das ist weit
mehr, als in den Vereinigten Staaten und anderen Ländern zugelassen ist.
Die Anklage wegen Verrat stützte sich jedoch auf nichts von alledem, sondern
auf folgendes:
Vor Gericht erzählte der Mitangeklagte Dr. Jusztin Baronyai von einem im Jahre
1947 gefassten Plan für die Ersetzung der jetzigen ungarischen Regierung. Der
Plan ging von mehreren Voraussetzungen aus:
Erstens einem dritten Weltkrieg, zweitens dem Sieg der Westmächte, drittens
dem Einmarsch der Amerikaner in Ungarn, als militärische Besatzungsmacht. Das
politische Vakuum hätte dann der Ausfüllung bedurft. Hierfür hatte Baronyai
einen Plan ausgearbeitet und ihn Mindszenty unterbreitet, der ihn prüfte und
billigte und ihn schließlich in der Metallhülle unterbrachte, die im Keller
seines Palastes vergraben wurde. Der Plan, den Mindszenty im Gerichtssaal
verlas, lautete wie folgt:
"Wenn dieses große Vacuum juris eintritt, wird die allererste, die wichtigste
und die schwierigste Frage sein, ein auf moralischer Grundlage beruhendes
Regime zu finden. Es auf die besiegte Revolution (anderswo mit Bolschewismus
übersetzt) zu gründen, wäre politisch eine Unmöglichkeit. Das Hortyregime
wiederherzustellen, würde neue, unübersehbare Verwicklungen schaffen. Für eine
ruhige Entwicklung gibt es nur eine Möglichkeit. Das Fürstprimat des Landes
ist, mit der hohen Stellung des Fürstprimas (Mindszenty), als einzigem im
Lande durch die Überlieferungen von Jahrhunderten, von beinahe tausend Jahren,
geheiligt. Gemäß den altererbten Gesetzen unserer Nation wird bei Abwesenheit
des Königs die Herrschergewalt dem Fürstprimas in Verwahrung gegeben. Seine
Autorität ist von der öffentlichen Meinung des Landes nie in Frage gezogen
worden. In Not- oder Katastrophenzeiten hat die Nation stets erwartet, dass er
die Initiative ergreife. Heute liegt die außerordentlich glückliche Lage vor,
dass der jetzige Inhaber dieses Ranges Kardinal Jozsef Mindszenty, in den
beiden letzten Jahren, diesen besonders traurigen Jahren unseres nationalen
Lebens, das Prestige des Fürstprimates außerordentlich gehoben hat. Wohl
erstmals in der neueren Geschichte des Landes ist es dahin gekommen, dass
Protestanten - Kalvinisten und Lutheraner -, die auf nationaler Plattform
stehen, in ihm ebenfalls den wahren, prädestinierten Führer der Nation
erblicken. Heute ist die nationale Sehnsucht des ganzen Volkes in ihm
verankert. Auch in der Politik werden nur seine Worte befolgt. Wie der
Metropolit von Athen, scheint er die einzige zuständige Autorität zu sein, und
gleicherweise wäre es zu Beginn einer amerikanischen Besetzung hier seine
Pflicht, die neue Regierung zu ernennen."
Dem war eine Namenliste von Anwärtern auf die Ministerposten beigefügt!
Baronyai gab vor Gericht zu, dass Plan hätte der amerikanischen Gesandtschaft
unterbreitet werden sollen. Wozu? Damit die amerikanischen Besetzungsbehörden
zur gegebenen Zeit Mindszenty mit der Regierungsbildung beauftragten!
Inzwischen drängte der Kardinal die Amerikaner zum Eingreifen und versorgte
sie mit Berichten über die Lage im ganzen Lande. Vor Gericht erklärte er:
"Ich wünschte mit amerikanischer Hilfe einen Wechsel des Regimes
herbeizuführen. Aus diesem Grunde unterhielt ich regelmässige Verbindungen mit
den Budapester Gesandschaften der Westmächte."
Der Streit drehte sich auch um die ungarische Krone, die zur Zeit von der
amerikanischen Armee in Wiesbaden verwahrt wird. Deswegen schrieb Mindszenty
dem amerikanischen Gesandten, Chapin, am 31. August 1947:
"Mein Ansuchen an Sie geht dahin, von Ihrer Regierung die Anweisung zu
erwirken, dass die Krone durch die Armee an den gleichen apostolischen
Machthaber, seine Heiligkeit den Papst, weitergeleitet werde, dessen Vorgänger
im Jahre 1000 St. Stephan mit dieser heiligen Krone beschenkte. Da dies für
unsere Nation eine sehr wichtige Sache ist und Rückgabeforderungen oder ein
militärischer Vormarsch für die Krone verhängnisvoll werden könnten, kann nur
Rom Beruhigung bieten."
Auch Kardinal Spellman schrieb an den amerikanischen Kriegsminister, um die
Rückgabe der Krone an Ungarn zu verhindern. Warum wollte Mindszenty die Krone
haben? Die Antwort finden wir in seinem Geständnis:
"Für die Krönung Ottos (von Habsburg) wünschte ich mit allen Mitteln die
heilige ungarische Krone sicherzustellen. Darum unternahm ich alles mögliche,
um zu verhindern, dass die heilige Krone von den amerikanischen Heeresbehörden
der jetzigen ungarischen Regierung übergeben wird. Von einem militärischen
Vormarsch sprach ich (im Brief an Chapin), weil ich den Ausbruch des dritten
Weltkrieges erwartete."
Sowohl Mindszenty, als auch Zakar, sein Sekretär, sprachen von einer geheimen
Zusammenkunft zwischen dem Kardinal und Erzherzog Otto, die im Juli 1947, als
Mindszenty die Vereinigten Staaten besuchte, in einem Nonnenkloster bei
Chikago stattfand. Dabei wurde die Sache der Royalisten erörtert.
Am 23. Januar 1949, ein paar Tage vor der Gerichtsverhandlung, ersuchte der
Kardinal die amerikanische Gesandtschaft um Hilfe bei einem Versuch, aus dem
Lande zu fliehen, doch wurde dieser Brief abgefangen. Hernach schrieb er an
den Justizminister, dass er die ihm zur Last gelegten Straftaten zugebe,
wodurch, wie es ihm scheine, die Notwendigkeit für eine Gerichtsverhandlung,
soweit es seine Person betreffe, nicht mehr unbedingt vorliege und er darum
bitte, ihn mit Rücksicht auf seine Stellung nicht in den Prozess vom 3.
Februar einzubeziehen. Dieser Versuch, seine kirchliche Würde in die
Waagschale zu werfen und die Mitangeklagten im Stich zu lassen, misslang.
Der Prozess fand statt, und wenige Tage darauf erfolgte die
Urteilsverkündigung: Mindszenty wurde für schuldig erklärt und zu
lebenslänglicher Haft verurteilt; seine sechs Mitangeklagten erhielten
Gefängnisstrafen zwischen drei Jahren und lebenslänglich. Alle, mit Ausnahme
des Priesters Zakor, legten Berufung ein.
Auf dieses Gerichtsverfahren wurden in der westlichen Welt alle nur denkbaren
Schimpfnamen angewendet. Nun sollte man aber meinen, wenn es sich um eine so
offensichtliche Rechtsverdrehung handle, müsste der Gerichtsbefund durch eine
Unmenge von Tatsachen zu widerlegen sein. Aber nach dieser Seite war die
Zeitungspropaganda ebenso schwächlich, wie Mindszentys Verteidigung vor
Gericht.
Gericht über die Religion?
Um die Aufmerksamkeit von Mindszentys politischen Intrigen abzulenken, suchte
vor allem der katholische Klerus den Menschen weiszumachen, der Prozess habe
sich gegen die Religion, überhaupt gegen jede Religion gerichtet.
Beweise? Nichts da, auf solche Nebensachen lässt man sich nicht ein; und wenn
jemand etwas dagegen hat, bekommt er das Etikett "Kommunist" aufgeklebt! So
wird in Bausch und Bogen, hemmungslos, die Anklage erhoben: Russland hat der
christlichen Welt den Krieg erklärt!
Es ist kein Kampf zwischen Katholizismus und Kommunismus, sondern zwischen
jeder Art Christentum und dem gottlosen Kommunismus! Zwischen Christus und dem
Antichrist!
Der Mindszenty-Prozess reiht sich dem Gerichtsverfahren gegen Christus an, und
Budapest ist das Jerusalem des zwanzigsten Jahrhundert! Aber auch hier wieder
genügt dem nüchternen Sinn all diese Schaumschlägerei.
Keineswegs Beweise?
Mindszentys religiöse Tätigkeit wurde für die Anklage überhaupt nicht in
Betracht gezogen, nicht einmal seine herausfordernden Predigten und
Hirtenschreiben. Unter dem katholischen Klerus, wie auch unter der Laienschaft
Ungarns gab es solche, die schon seit einiger Zeit verlangt hatten, der
Kardinal solle sich zurückziehen, weil er ein Übereinkommen zwischen Kirche
und Staat unmöglich mache. Übrigens sind die staatlichen Aufwendungen für die
Religion in Ungarn immer noch höher, als es bei den meisten der grossen
Westmächte der Fall ist.
Mindszenty bezog vom Staat ein dreimal so hohes Gehalt wie der ungarische
Ministerpräsident! Das alles bleibt unberücksichtigt von solchen, die an der
Wahnvorstellung leiden, ein Mann im Priestergewand sei unantastbar und dürfe
auch für Unrecht nicht zur Verantwortung gezogen werden. …
Von protestantischer Seite wäre gegen die Ausschlachtung des
Mindszenty-Prozesses sicher kräftiger protestiert worden, als es geschehen
ist, wenn diese Kreise nicht befürchtet hätten, als Kommunisten verschrieen zu
werden. Immerhin wurde von einigen beklagt, dass mit dieser Sache der kalte
Krieg geschürt werde, und manche erinnerten daran, dass "die beiden grossen
Bedrohungen des Weltfriedens heute die kommunistische Internationale und die
papistische Internationale" sind. Die totalitären Neigungen des Vatikans sind
allzu gut bekannt. In Wirklichkeit ist die römisch-katholische Hierarchie,
mitsamt der ihr hörigen Presse, nicht aufrichtig an der Freiheit für alle
interessiert, sondern nur an der Freiheit für den Katholizismus. …
Die Religion sucht ein "Schwert der Kirche", um den Kommunismus zu durchbohren
und diese Bedrohung ihrer eigenen Existenz zu beseitigen. Sie schürt einen
Kreuzzug. Ihre eigenen Misserfolge aber bedeuten Erfolge für den Atheismus.
Nun ist sie bestürzt über das Sturmesgewölk im Osten und hat dazu alle
Ursache. Sie ist ja so verwundbar
----------------------------------
Re: Vor sechzig Jahren
geschrieben von:
Drahbeck
Datum: 02. August 2009 05:26
In beiläufigen Nebensätzen, zugleich aber garniert mit weiterer
Hoffnungshinhaltung, geht die WTG gelegentlich auch mal auf einige dunkle
Punkte ihrer Illusionsgeschichte ein. So etwa auch im "Wachtturm" vom 1.
August 1949.
Das Prinzip des "Hoffen und Harrens" wird dabei bewusst beibehalten. War es
nicht beim anvisierten Termin, dann eben "etwas" später; aber mit Sicherheit
"demnächst", so der WT-Tenor. Das was man dabei notgedrungen auch zugeben
muss, soll so zugleich wieder eliminiert werden. Sicherlich kann man der WTG
bestätigen, dass sie psychologische Taktiken beherrscht.
Da liest man in der genannten WT-Ausgabe auch den beiläufigen Satz:
"Während die Jahre des Ersten Weltkrieges
gegen 1918 vorrückten, dachten Jehovas Zeugen auf Erden, der Weltkrieg werde
direkt in die 'Schlacht von Harmagedon' münden, in welcher Weltanarchie die
Oberhand erhalten würde, wobei eines jeden Hand sich wider seinen Nächsten
erhebe. Unter dem Titel 'der Beginn der Wehen' hiess es in der Kriegsausgabe
des 'Wachtturm' vom 1. August 1915 (engl.):
'Wir sehen das Vorspiel zur grossen Schlacht von Harmagedon. Unser Gedanke
ist, dass Harmagedon selbst das mächtige Erdbeben sein wird, wovon die
Offenbarung spricht (Offb. 16: 16-18). In dieser grossen Revolution und in der
darauffolgenden Anarchie werden alle irdischen Einrichtungen weggefegt werden.
Das Ergebnis des Zornes, Hasses und Streites wäre, wenn man es unbegrenzt
andauern liesse, so schrecklich, dass es die Vernichtung des
Menschengeschlechts herbeiführen würde. Aber um der Auserwählten willen, damit
sie ihre herrliche Herrschaft beginnen können, wird Gott das Gemetzel
verkürzen und sein eigenes Königreich unter Christus und seiner auserwählten
Kirche aufrichten.'
Harmagedon ist im Jahre 1918 nicht gekommen."
Letzteren Satz aufnehmend, ist hinzuzufügen: Nicht "nur" 1918. Die gesamte
innere Geschichte des Christentums von seinen ersten Tagen an, ist doch die
Kultivierung einer Endzeitnaherwartung, die in der erwarteten Form - allen
tatsächlichen Schrecknissen zum trotz - (egal ob Weltkriege,
Pestkatastrophen, Geißlerzüge, 30jährige Kriege und was immer man da an
einschlägiges nennen will).
Egal, trotz dieser Widerwärtigkeiten, ist die
Ursprungserwartung nie eingetreten.
Die sich institutionalisierende Kirche "lernte" daraus. Insbesondere ab dem
Zeitpunkt, wo sich eine besoldete Priesterschaft herausbildete. Dann eben ist
im Sinne eines Wortes von Loisy ernst gemacht worden, mit dem Satz:
Anstelle des Reiches Gottes kam die Kirche.
Auch bei den Zeugen wiederholte sich dieses Spiel. Randvokabeln verdeutlichen
es auch.
Etwa wenn man davon redete, nunmehr eine "Neue Welt Gesellschaft" zu sein;
etwa wenn ihre Funktionärsschicht von "Dienern" zu "Aufsehern" avancierten.
Man erinnere sich auch daran, dass Himmler seine KZ-Schergen nie als "Diener"
titulierte, sehr wohl aber als Aufseher. Dann hat man einen keineswegs so
abwegigen Vergleich, wohin der "Hase läuft".
Die Aufseher bestimmen, immer zum Wohle ihrer eigenen Kaste. Ihre Untergebenen
notfalls auch mal "verheizend", egal ob politisch verursacht (Stichworte
Naziregime und DDR, Malawi usw.)
oder dogmatisch motiviert
(Stichwort Bluttransfusionsproblematik, Ersatzdienstverweigerung usw.).
Die WTG-Aufseher herrschen wirklich, im negativsten Sinne des Wortes. Sie
sind eine wirkliche Kirchenhierarchie, wie es deren davor schon mehr als genug
gab. Indem diese Grenze, der glasharten Institutionalisierung, der absoluten
Herrschaft von oben nach unten, überschritten wurde, hat auch die Bewegung der
Zeugen Jehovas, wie so viele vor ihnen, und wahrscheinlich auch nach ihnen,
ihre "Unschuld" und Glaubwürdigkeit, endgültig verloren!
--------------------------
Re: Vor sechzig Jahren
geschrieben von:
Drahbeck
Datum: 09. August 2009 04:47
"Erwachet!" vom 8. August 1949 berichtet aus Argentinien:
"Am 3. April unterbrach die Polizei von Buenos Aires einen öffentlichen
Bibelvortrag, den sie vorher genehmigt hatte, mitten in seinem Verlauf,
verhaftete den Redner, einen Bürger der Vereinigten Staaten, und ging daran,
die gesamte Zuhörerschaft von 1200 Männern, Frauen und Kindern ebenfalls zu
verhaften. Der Polizeiwagen brachte in vielen Fahrten eine Gruppe Zuhörer nach
der anderen ins Polizeipräsidium, bis ihm das Benzin ausging, worauf die
übrigen Anwesenden im Versammlungssaal eingeschlossen und polizeilich bewacht
wurden.
Die Polizei hatte am 31. März die vor mehreren Wochen erteilte Genehmigung für
eine dreitägige Zusammenkunft der Zeugen Jehovas in Los Ambassadeurs von
Buenos Aires zurückgezogen. Das Kernstück der Zusammenkunft sollte ein
öffentlicher Vortrag von N. H. Knorr, dem Präsidenten der Watchtower Bible and
Tract Society in Brooklyn (N. Y.) sein.
Die Genehmigung wurde erst einen Tag vor Beginn des angekündigten Kongresses
rückgängig gemacht. Gründe für ihr Vorgehen abzugeben, lehnte die Polizei ab,
genehmigte aber die Abhaltung der Zusammenkunft im Königreichssaal der Zeugen
Jehovas von Buenos Aires, wo schon seit acht Jahren regelmässig Versammlungen
stattfinden. Am Freitag waren 672, am Samstag 772 Teilnehmer zugegen.
Es wurde ein Gesuch gestellt, den öffentlichen Vortrag in Los Ambassadors
abhalten zu dürfen, weil der Königreichssaal zu klein ist, doch lehnte man
dieses Gesuch in letzter Minute ab. Bei der argentinischen Polizei soll es
gang und gäbe sein, etwas erst in letzter Minute rückgängig zu machen oder zu
verweigern, damit es den Veranstaltern unmöglich wird, andere Anordnungen zu
treffen oder Beschwerden einzulegen, die noch rechtzeitig erledigt werden
können. Der Vortrag begann am 3. April nachmittags 4 Uhr. Es waren 1200
Personen zugegen. Zwanzig Minuten vor fünf wurde der Vortrag von der Polizei
unterbrochen. Ohne ein Wort der Erklärung begann man mit dem Abtransport der
Anwesenden auf das Polizeipräsidium. Die Polizisten, deren man 46 zählen
konnte, hatten ihre Revolver gezogen und hielten Tränengasbomben in der Hand.
Den jeweils dreissig Personen, die mit dem Wagen zur Polizei geführt wurden,
untersuchte man vorher die Taschen. Die Polizei merkte bald, dass der
Abtransport aller 1200 Personen die ganze Nacht beansprucht hätte, und ließ
darum zuerst die Frauen mit Kindern gehen und später alle Frauen. Als dem
Polizeiwagen das Benzin ausging, schloss man die verbliebenen Männer im Saale
ein und stellte davor einen Polizeiposten auf.
Auf dem Polizeipräsidium nahm man die Personalien des Herrn Knorr und seiner
engen Mitarbeiter auf und fertigte Fingerabdrücke an, wie das auch mit allen
anderen Eingelieferten geschah, deren Zahl sich schliesslich auf rund 500
belief. Sie mussten sich in einem ungedeckten Hof des Polizeipräsidiums
aufhalten, hatten keine Sitzgelegenheit, hatten seit Mittag nichts zu essen
bekommen und waren der Kälte ausgesetzt. Als Herrn Knorr morgens vier Uhr
weggehen durfte, waren sie immer noch dort.
Die Montagsblätter von Buenos Aires enthielten keine Meldung über die
gewaltsame Beendigung des biblischen Vortrags über die Massenverhaftungen …"
----------------------------------
Re: Vor sechzig Jahren
geschrieben von:
Drahbeck
Datum: 16. August 2009 05:17
Einer bekannten Streitfrage zwischen den Zeugen Jehovas und etlichen anderen
Kirchen, widmet sich die "Wachtturm"-Ausgabe vom 15. August 1949.
Wieder einmal geht es darum, wie denn ein Jesuanisches Wort "recht" zu
verstehen sei.
"Heute wirst du mit mir im Paradies sein", wie es die Kirchen interpretieren.
Oder "Ich sage dir heute, Du wirst mit mir im Paradies sein."
Streitet man sich da um des Kaisers Bart? Aus der Sicht jener, für die die
Bibel nur ein interessantes Buch, aber nicht "Gottes Wort" ist, sicherlich.
Jene die diese Position nicht zu teilen vermögen, sehen es indes anders. Da
geht es in deren Sicht ans "Eingemachte"; dieweil sich aus der
unterschiedlichen Interpretation, unterschiedliche, weitergehende Folgerungen
ableiten ließen.
Wer dem Standpunkt zuneigt, "heute wirst Du mit mir im Paradiese sein"; für
den ist es durchaus logisch, dass zum Beispiel das Lazarus-Gleichnis wörtlich
zu verstehen sei. Wörtlich verstanden, gäbe es also eine Hölle.
Jahrhundertelang war das dann auch weitgehender Konsens zwischen den
unterschiedlichen Kirchen. Mag sie einiges getrennt haben, in der Regel die
Machtansprüche ihres Führungspersonals. In dieser Detailfrage waren sie doch
wieder einig.
Und da trat nun in der Neuzeit die Bibelforscherbewegung (jetzige Zeugen
Jehovas) in Erscheinung, und kippte dieses Konsens. Große Empörung darüber
allerorts. Einige konnten sich in ihrem "heiligen Zorn", angesichts dieses
"Sakrilegs" gar nicht genug tun. Das ist die kaum verhüllte Vorstufe zum puren
Unglauben, verkündeten sie mit zittriger oder auch lautstarker Stimme.
Exemplarisch studierbar an der mit "Schaum vorm Maul"-Agitation des
katholischen Herrn Fritz Schlegel in seinem Bibelforscher-Buch-
Das mag mit dem Unglauben mag so sein, oder nicht. Fakt ist, dass hier eine
Detail-Übersetzungsfrage auf den Stand einer Grundsatzfrage erhoben wurde.
Verstehen die einen, jene Aussage wörtlich, so ziehen andere es vor sie
symbolisch zu interpretieren. Also doch der Streit um des Kaisers Bart!
Die symbolischen Interpretierer, in diesem Falle die Zeugen Jehovas, gelangen
dabei aber auf eine immer größer werdende abschüssige, schiefe Bahn.
Ein Beispiel dafür liefert auch vorgenannte WT-Ausgabe, wo man versucht sich
auch mit der in der Bibel enthaltenen Aussage von einer Entrückung in den
dritten Himmel auseinanderzusetzen. Letztendlich hat man dabei schlechte
Karten. Man ist genötigt immer mehr Aussagen, die man durchaus auch
buchstäblich verstehen könnte, zu symbolisieren. So auch diesen "dritten
Himmel", den man nicht buchstäblich, sondern symbolisch glaubt deuten zu
können.
Ob die Verfasser jener Bibelaussagen indes daran geglaubt haben, es würden mal
spätere "Jünger" kommen, die Aussagen die sie als wörtlich verstanden wissen
wollten; symbolisch erklären würden, darf mit Fug und Recht bezweifelt werden.
Das vorwissenschaftliche Weltbild der Bibelschreiber und ihre neuzeitlichen
Symbolik-Ausleger, sind sich so "nah" wie Feuer und Wasser.
Was nun, mag die Rückfrage kommen. Gilt die Symbolik-Auslegung nicht, dann
muss es also doch eine Feuerhölle usw. geben. Die ist aber wissenschaftlich
bis heute im Wortsinne nicht erwiesen. In der Tat, dass ist sie nicht.
Betrogene Betrüger gibt es offenbar auf beiden Seiten dieses Streites!
Re: Vor sechzig Jahren / heute
geschrieben von: Frau von x
Datum: 16. August 2009 13:44
Zitat:
Drahbeck
Einer bekannten Streitfrage zwischen den Zeugen Jehovas und etlichen anderen
Kirchen, widmet sich die "Wachtturm"-Ausgabe vom 15. August 1949.
...
"Heute wirst du mit mir im Paradies sein", wie es die Kirchen
interpretieren.
Oder "Ich sage dir heute, Du wirst mit mir im Paradies sein." ...
Folgender Text findet sich im WT für die
Öffentlichkeit vom 1.AUGUST S.23:
Kurz vor seinem Tod sagte Jesus zu einem Verbrecher, der wie er am
Sterben war: "Du wirst mit mir im Paradies sein" (Lukas 23:43).
Jemand der sich nicht in der Bibel auskennt
oder keine Neue-Welt-Übersetzung besitzt, weiß nicht, daß es dort genau heißt:
"Wahrlich ich sage dir heute: ...".
Warum wurde der Text nicht korrekt
wiedergegeben oder zumindest durch ... nach den Anführungsstrichen angezeigt,
daß man etwas weggelassen hat?
Bin ich einfach nur kleinlich?
Re: Vor sechzig Jahren / heute
geschrieben von:
Drahbeck
Datum: 16. August 2009 14:49
Nun, schon seit Russells Tagen, ist ja der WTG bekannt, dass
ihre Art der Interpretation zu Luk. 23, 43 lediglich auf der Interpunktion
beruht.
Baut man ein Komma in den Text ein, kann man einen ganz anderen Sinn
herauslesen; als wenn der gleiche Text ohne Komma gelesen wird.
Zudem gab es diese Interpunktion (Zeichensetzung) in den Ursprungstexten ja
gar nicht. Das kam erst alles später auf.
Insofern ist den WTG-Granden sehr wohl bewusst, auf welch schwachen Füßen ihre
These basiert.
Man bedient sich da mit Vorliebe der Hilfskonstruktion, der Sinn des
"göttlichen Planes", wie ihn die WTG verstehen (will) als Gott der Liebe,
könne halt keine Feuerhölle und ähnliches gebrauchen, wovon die
Petrusapokalypse plastisch redete (auch wenn die siegreiche Kirche, selbige
"Petrusapokalypse" mit dem Stigma "apokryph" versah). Jedenfalls wie diese
Schriften (damals) mal neu waren, wurden sie sehr wohl als echt gehandelt,
unter den Zeitgenossen.
Ein Herr H. soll dem vernehmen nach (was dann ja auch praktiziert wurde mit
dem inszenierten Überfall auf den Sender Gleiwitz, am 31. 8. 1939, als Beginn
des Krieges gegen Polen).
Besagter Herr H. soll da ja wohl mal geäußert haben.
Es wird propagandistischer Anlass gegeben werden, und der Sieger wird später
nicht gefragt werden, ob der zu Recht bestand oder nicht.
Es wäre wohl etwas blauäugig zu meinen, dass diese Art von "Philosophie" nur
einem Herrn H. zu eigen wäre.
Das machte schon die siegreiche Kirche der Frühzeit so, mit ihrer
Aussortierung gewisser Schriften als "apokryph".
Aussortierung deshalb, dieweil sie nicht ins Konzept der siegreichen Kirche
mehr passten, und da wurde halt "propgandistischer Anlass" gegeben.
Gelehrige Schüler vorgenannter werden sich nicht in
Detail-Auseinandersetzungen, in Schriften für die Öffentlichkeit aufhalten.
Da wird einfach nur behauptet, und was unbequem unter den Tisch verschwinden
gelassen.
Dann die "Partei", "Kirche" ersatzweise "Leitende Körperschaft", muss ja immer
recht haben.
Passt etwas nicht, wird es halt "passend" gemacht!
Man vergleiche mal (beispielsweise) wie die Menge-Übersetzung Lukas 23,43
wiedergibt:
![](http://www.manfred-gebhard.de/Menge2343.jpg)
Und da, wie aus dem Textausriss ersichtlich ist, verweist die
Menge-Übersetzung mittels ** auf eine zugehörige Fußnote.
Selbige sei dann auch noch zitiert:
"Abzulehnen ist die Übersetzung: "Wahrlich ich sage dir (schon) heute: Du
wirst mit mir im Paradiese sen."
Diese Übersetzung verkennt völlig, was mit dem Paradies gemeint ist, nämlich
der Ort, an dem die Gerechten der Vollendung des Reiches Gottes
entgegenharren."
Re: Vor sechzig Jahren / heute
geschrieben von:
X ~ mysnip
Datum: 17. August 2009 23:37
Zitat:
Drahbeck
Nun, schon seit Russells Tagen, ist ja der WTG bekannt, dass ihre Art der
Interpretation zu Luk. 23, 43 lediglich auf der Interpunktion beruht.
Baut man ein Komma in den Text ein, kann man einen ganz anderen Sinn
herauslesen; als wenn der gleiche Text ohne Komma gelesen wird.
Im Buch Geschichte der Zeugen Jehovas erwähnst du interessanterweise
Reinhardt.
http://books.google.de/books?id=dYVWgHsYxJkC&pg=PA39&dq=wahrlich+ich+sage+dir:+du+wirst+mit+mir+im+Paradies+sein&source=
Seine Übersetzung entspricht nicht der Menge-Auslegung.
Zitat:
Man vergleiche mal (beispielsweise) wie die
Menge-Übersetzung Lukas 23,43 wiedergibt:
![](http://www.manfred-gebhard.de/Menge2343.jpg)
Vegelahn zählt einige Bibeln auf, die dem Sinn der NWÜ
entsprechen.
Reinhardt
,,Und Jesus sprach zu ihm: Wahrlich, ich sage
dir heute: Mit mir wirst du im Paradies sein."
http://www.bibelarchiv-vegelahn.de/Lukas_23_43.html
Die Volxbibel
,,Eins kann ich dir heute sicher versprechen:
Du wirst mit mir im Paradies landen!"
Wenn ich mich recht erinnere, fragte mal jemand zu dieser Art von
Interpretation:
Wann hätte Jesus es angesichts des Todes auch sonst versprechen sollen?
Re: Vor sechzig Jahren / heute
geschrieben von:
Drahbeck
Datum: 18. August 2009 05:03
Möglicherweise muss man es auch so deuten, dass in dieser Streitfrage Russell
(und Nachfolger) nicht eigenständig waren.
Schon in adventistischen Kreisen lässt sich ähnliches nachweisen.
E. Rühling etwa, schreibt in seinem im adventistischen Saatkorn Verlag
erschienenen Buch "Am Scheideweg" (S. 166, 167; Zitierung ohne inhaltliche
Bewertung):
"Der Doppelpnkt vor dem Wort 'heute' gibt dem Satz einen ganz andern Sinn. Wir
dürfen nämlich nicht vergessen, daß die Zeichensetzung für die Heilige Schrift
erst gegen Ende des 15. Jahrhunderts eingeführt wurde. Damals wurde der
Doppelpunkt als Folge der inzwischen ins Christentum eingesickerten Irrlehre
von der Unsterblichkeit der Seele an die falsche Stelle gesetzt und stört nun
das Verständnis der tatsächlich vom Heiland gegebenen Verheißung."
Es waren (und sind) in der "klassischen Theologenzunft" nicht viele, die in
dieser Streitfrage auf der Seite von Russell und Nachfolger stehen.
Reinhardt ist in der Tat einer der Wenigen, auf den das zutrifft.
In einem von seinem Schüler Staehelin herausgegebenen Buch, findet man dann
auch Schriftwechsel zwischen Reinhardt und Russell-Jüngern dokumentiert, wo
genannte Herrschaften sich gegenseitig ihre Hochachtung bekunden.
Zu Reinhardt kann man auch vergleichen:
http://forum.mysnip.de/read.php?27094,26783
04. Mai 2009 03:57
Noch ein N ... Bericht
Dort auch eine Verlinkung zu dem Kapitel im Buch "Geschichte der Zeugen
Jehovas", wo auf Reinhardt weiter eingegangen wird (außerhalb der auch
möglichen Google-Variante).
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Re: Vor sechzig Jahren / heute
geschrieben von:
X ~ mysnip
Datum: 18. August 2009 23:18
Zitat:
Drahbeck
Möglicherweise muss man es auch so deuten, dass in dieser Streitfrage
Russell (und Nachfolger) nicht eigenständig waren.
Schon in adventistischen Kreisen lässt sich ähnliches nachweisen.
E. Rühling etwa, schreibt in seinem im adventistischen Saatkorn Verlag
erschienenen Buch "Am Scheideweg" (S. 166, 167; Zitierung ohne inhaltliche
Bewertung):
"Der Doppelpnkt vor dem Wort 'heute' gibt dem
Satz einen ganz andern Sinn. Wir dürfen nämlich nicht vergessen, daß die
Zeichensetzung für die Heilige Schrift erst gegen Ende des 15. Jahrhunderts
eingeführt wurde. Damals wurde der Doppelpunkt als Folge der inzwischen ins
Christentum eingesickerten Irrlehre von der Unsterblichkeit der Seele an die
falsche Stelle gesetzt und stört nun das Verständnis der tatsächlich vom
Heiland gegebenen Verheißung."
Es waren (und sind) in der "klassischen Theologenzunft" nicht viele, die in
dieser Streitfrage auf der Seite von Russell und Nachfolger stehen. ...
Dem rot Hervorgehobenen entspricht ebenso die Auslegung der
Missionszeitschrift vom MHA e.V..
Fundament für ein befreites
Leben - Auf der Suche nach der unsterblichen Seele Nr. 3 2008 S. 22,
23
,,Noch heute im Paradies?"
www.hoffnung-weltweit.de//Publikationen/auf-der-suche-nach-der-unsterblichen-seele.pdf
Informationen zum MHA e.V.:
www.ekd.de/ezw/42714_informationen_das_missionswerk_historischer_adventisten_eine_neue_splittergruppe.php
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Re: Vor sechzig Jahren
geschrieben von:
Drahbeck
Datum: 23. August 2009 06:05
Seinen einleitenden mit "Eingesandt" gezeichneten Artikel gibt "Erwachet!" in
seiner Ausgabe vom 22. 8. 1949 den Titel: "Die Aramco schafft sich ein
Weltreich. Eine Studie über Monopole." Und dieser Abkürzungsname wird dann in
dem Artikel aufgelöst als "Arabian American Oil Co"
Also ums begehrte Erdöl dreht es sich. Und führt man sich den Artikel dann im
Detail zu Gemüte, könnte man fest meinen, einen zeitgenössischen
USA-kritischen Artikel aus einer kommunistischen Gazette zu lesen. Aber eben
nur "fast". So äußert dieser "Eingesandt" unter anderem:
"Und während sie sich um die Zahlung von Einkommenssteuern drückte, brach sie
auch ihr Versprechen, als Gegenleistung für den Schutz, den ihr eigenes Land
ihr gewährte, diesem Land Petroleumprodukte zu einem angemessenen Preis zu
liefern. Mit Hilfe schamloser Lügen überforderte sie die Kriegsmarine der
Vereinigten Staaten im grössten Trubel des zweiten Weltkrieges um mehr als 38
000 000 Dollar für Petroleum, während sie andere Länder, darunter auch das
feindliche Japan, zu niedrigeren Preisen belieferte. Bei alledem darf man
sicher sein, dass es die ARAMCO während ihres rücksichtslosen Aufstieges
niemals an Hurra-Patriotismus fehlen liesse."
In diesem Stil verbreitet sich der "Eingesandt" in diesem Artikel weiter.
Dennoch bleibt ein gewisser fader Rückgeschmack dabei zurück. Zusammenfassbar
in dem Satz. Wieder einmal wird das Rezept verwandt:
"Wasch mir den Pelz, aber mach mich nicht nass."
Das was der "Eingesandt" da mitteilt, ist wohl kaum als exklusiv zu
bezeichnen. Er bietet allenfalls eine thematisch konzentrierte Presseschau,
wiederholt also nur das, was andere vor ihm schon ausgeführt haben. Dennoch
versäumt es dieser Artikel auch nicht, seinen Lesern zum Artikelende dann noch
eine bestimmte Orientierung mit auf den Weg zu geben. Die liest sich in
"Erwachet!" dann so:
"Solch bedrückende Monopole sind eine Begleiterscheinung des Kapitalismus.
Totalitäre Bedrückung ist eine Begleiterscheinung des Kommunismus. Von keiner
dieser beiden Seiten könnte der Menschheit Hilfe kommen in ihrem Leid. Nur
Jehovas Königreich mit Christus als König, wird die Bedrückten aus ihrer
misslichen Lage befreien."
Man nutzt das alles wieder einmal, als Wasser auf die eigenen Endzeitmühlen.
"Zahlbar" am Sankt Nimmerleinstag!
"Wird die ehrfurchtgebietende Erscheinung des Nordlichts durch ein
Zusammenwirken von Sonnenflecken und Erdstürmen inszeniert?" fragt "Erwachet!"
in dieser Ausgabe weiter, um darauf zu antworten:
"'Morgendämmerung des Nordens' ist die buchstäbliche Bedeutung von 'Aurora
borealis', einem Namen, den man dieser prächtigen, dem Menschen Ehrfurcht
einflössenden Naturerscheinung seinerzeit gab, weil sie gewöhnlich nach Norden
zu beobachtet wurde und weil das am nördlichen Himmel aufglimmende Licht
besonders in den niederen Breiten einer Morgendämmerung ähnlich schien. Jetzt
bezeichnet man dies einfach als 'Nordlicht'. ...
Durch Beobachtung wurde festgestellt, dass die gewaltigen Stürme, die uns auf
der Sonnenoberfläche als Sonnenflecken sichtbar werden, sich in Zyklen von
ungefähr elf Jahren allmählich von einem Minimum zu einem Maximum steigern,
und dass auch das Nordlicht in Zyklen von gleicher Dauer an Häufigkeit
zunimmt, im Gleichmass mit den Sonnenflecken. Offenbar hängen die beiden
Naturerscheinungen miteinander zusammen.
Nach der neuesten Theorie werden von diesen Sonnenflecken aus riesige Mengen
Wasserstoffatome in den Raum geschleudert, etwa wie von einem Vulkanausbruch,
oder vielleicht eher noch dem Wasserstrahl aus einem ungeheuren Schlauch
vergleichbar. Solche Wasserstoffströme spritzen in grosser Zahl von den
verschiedensten Stellen der Sonne aus nach vielen Richtungen. Was dabei die
treibende Kraft ist, bleibe dahingestellt; jedenfalls steht fest, dass die
magnetischen Stürme, von denen die in den mittleren Breiten gesehenen hellen,
wandernden Nordlichter stets begleitet sind, vierundzwanzig bis fünfundzwanzig
Stunden nach der Zeit eingetreten, wo der zugrundeliegende Sonnenfleck den
mittleren Meridan der Sonne durchschritt, also wo der Sonnenfleck in die
Richtung der Erde 'zielte'. Um in dem angegebenen Zeitraum den Weg von der
Sonne bis zur Erde zu durchlaufen, müssen die abgeschossenen Teilchen in der
Sekunde rund 1600 km zurücklegen.
Diese magnetischen Stürme sind nicht zu verwechseln mit den elektrischen, den
Gewittern. Magnetische Stürme können bei ganz wolkenlosen Himmeln vor sich
gehen, ohne dass man etwas sieht, ausser dem Polarlicht. Aber diese Stürme
stören die Fernsprech-, Fernschreib- und Radioverbindungen und verursachen
unregelmässige Abweichungen der Kompassnadel. Deshalb versucht man jetzt, mit
einigem Erfolg, solche Stürme vorherzusagen."
Und dieser "Erwachet!"-Artikel schließt mit der Aussage:
"Früher haben aussergewöhnliche Nordlichter, die doch nur ein Zeichen der
Macht des Schöpfers und seiner Liebe für die Geschöpfe sind, religiösen Leuten
manchmal Angst und Bestürzung eingejagt, weil sie dabei plötzlich auf die Idee
kamen, nun werde der Erdball in Flammen aufgehen ..."
An dieser Darstellung stört eigentlich nur eines. Die zur Schau getragene
"Abgeklärtheit", in der man solche Naturgeschehnisse in diesem Falle zu
verkaufen sich bemüht.
"Früher haben (solche Geschehnisse) ... manchmal Angst und Bestürzung
eingejagt:"
Wirklich "blos früher".
Aus dem Munde der WTG wirkt solch wie Votum wie der Wettkampf zwischen dem
Hasen und dem Igel. Der Haase keucht mit aller Gewalt durch die Furchen, um
sich am Ziele doch immer wieder von seinem Widerpart anzuhören: "Ich bin schon
lange da". Das der Igel dabei mit List und Tücke arbeitete, wird "großzügig"
verschwiegen.
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Re: Vor sechzig Jahren
geschrieben von:
X ~ mysnip
Datum: 23. August 2009 20:29
Zitat:
"Erwachet!" vom 22. 8. 1949
"Früher haben
aussergewöhnliche Nordlichter, die doch nur ein Zeichen der Macht des
Schöpfers und seiner Liebe für die Geschöpfe sind, religiösen Leuten
manchmal Angst und Bestürzung eingejagt, weil sie dabei plötzlich auf die
Idee kamen, nun werde der Erdball in Flammen aufgehen ..."
An dieser Darstellung stört eigentlich nur eines. Die zur Schau getragene
"Abgeklärtheit", in der man solche Naturgeschehnisse in diesem Falle zu
verkaufen sich bemüht.
"Früher haben (solche Geschehnisse) ...
manchmal Angst und Bestürzung eingejagt:"
Wirklich "blos früher".
Aus dem Munde der WTG wirkt solch wie Votum wie der Wettkampf zwischen dem
Hasen und dem Igel. Der Haase keucht mit aller Gewalt durch die
Furchen, um sich am Ziele doch immer wieder von seinem Widerpart anzuhören:
"Ich bin schon lange da". Das der Igel dabei mit List und
Tücke arbeitete, wird "großzügig" verschwiegen.
Die WTG in der Rolle des pfiffigen Igel?
Hier eine Variation der Geschichte.
http://www.youtube.com/watch?v=kw7FI1ooL4A
-----------------------------------
Re: Vor sechzig Jahren
geschrieben von:
Drahbeck
Datum: 02. September 2009 05:45
Bereits in der "Erwachet!"-Ausgabe vom 8. August 1949 war ein Bericht über
Argentinien enthalten, der im Detail beschrieb, wie eine beabsichtigte
öffentliche Veranstaltung der Zeugen Jehovas behindert; und nachdem sie
trotzdem begonnen hatte, schließlich polizeilich gesprengt wurde.
http://forum.mysnip.de/read.php?27094,30601,32859#msg-32859
Unter den dabei Verhafteten befand sich auch WTG-Präsident N. H. Knorr.
Letztere suchte sich nach Kräften zu wehren, durch Einschaltung von
Rechtsanwälten usw. Allein dies konnte nicht verhindern, dass auch er etliche
Stunden sich im Polizeigewahrsam befand, unter entwürdigenden Umständen.
Immerhin gelang es ihm, aufgrund seiner Interventionen, einige Stunden früher
wieder freigelassen zu werden, als die übrigen Verhafteten.
In der "Wachtturm"-Ausgabe vom 1. September 1949 wird auf diese Vorgänge
erneut, und noch ausführlicher eingegangen. Es drängt sich in der Tat der
Eindruck auf, dass da bürgerliche Freiheitsrechte, gemäß westlichen Maßstäben,
gröblichst missachtet wurden. Ihren Frust lässt die WTG dann auch in einer
Bemerkung zum Ausdruck kommen, die den Argentinischen Herrscher Peron mit
Hitler vergleicht.
Auch in Argentinien hatte es die Presse abgelehnt, darüber zu berichten. Das
liest sich im WT so:
"Gemäss Berichten hatten die Montagsblätter in Buenos Aires, die englischen
wie die spanischen, nichts über die Polizeiaktion zu melden. Es wurde uns
gesagt, dass über derartiges nicht Bericht erstattet werde; doch wird es
bestimmt die 1200 Personen, die dem Vortrag beiwohnten, nicht am Reden
hindern. Und wenn 1200 Leute in ganz Argentinien zu sprechen beginnen, werden
die Nachrichten in Umlauf kommen. Es wird interessant sein zu beobachten, ob
Argentinien dem gleichen Muster folge wie Hitler …"
Im Gegensatz zur argentinischen Presse, ging die US-Tageszeitung "New York
Times", in einer kurzen Meldung, doch auf diese Vorgänge ein. Über deren Text
war die WTG alles andere als erfreut. Dies wiederum bewirkte, dass
WTG-Vizepräsident Franz, postwendend eine "Berichtigung" an die "New York
Times" einsandte; allerdings ohne gewünschten Erfolg.
In ihrer vom 28. 4. 1949 datierten Antwort an Franz, schrieb die "New York
Times":
"Geehrter Herr Franz!
Wir schätzen die Aufmerksamkeit und das Interesse, das Sie veranlasst hat, uns
die beigeschlossene Einsendung zu übermitteln, bedauern aber, dass wir davon
nicht Gebrauch machen können.
In Aufrichtigkeit
The New York Times
Briefredaktor"
In der von der WTG kritisierten Meldung der "New York Times" war zu lesen:
"Buenos Aires, 13. April -
Nathan Homer Knorr, Präsident der Wachtower Bible and Tract Society von
Brooklyn, der Herausgeberzweigstelle der Zeugen Jehovas, wurde zusammen mit
einer Zuhörerschaft von mehr als 200 Personen verhaftet, als er hier kürzlich
eine Ansprache zu halten suchte. Die Polizei sagt, dass die erforderliche
Genehmigung für den Vortrag nicht erlangt worden sei.
Mr. Knorr, der jetzt in Rio de Janeiro weilt, und all die andern wurden kurz
nach ihrer Verhaftung wieder freigelassen.
Weder die Polizei noch Mitglieder von Jehovas Zeugen sind begierig, von dem
Vorfall zu sprechen, der sich am Sonntag vor einer Woche ereignete, und die
Presse hat nichts davon erwähnt."
Man wird der WTG konzedieren müssen, dass die Behauptung, auch Jehovas Zeugen
wollten darüber nicht sprechen, eine maßlose Falschdarstellung ist. Se wollten
schon; nur sie bekamen eben keine Tribüne dafür, mit Ausnahme ihrer eigenen
Publikationen.
Vielleicht sollte man dabei aber auch die Größenordnungen noch mit im Blick
haben.
Gemäss eigenen Angaben gab es im Jahre 1945 363 Verkündiger der Zeugen Jehovas
in Argentinien. Zum Zeitpunkt dieses Vorfalles, war deren Zahl dann auf 1149
angestiegen.
Wie bereits zu lesen war, hat die WTG in ihrer Reaktion darauf, dass
argentinische Peron-Regime in die Nähe des Hitlerregimes gerückt. Und da
stellt sich in der Tat die Frage, was für eine Motivation diesem Eklat
letztendlich zugrunde lag. Auch die WTG bemüht sich dieser Frage nachzugehen.
Sie zitiert dazu einige Aussagen, die ihrer Meinung nach zum "Lichtbeschaffen"
geeignet wären. Rückblickend wird man wohl eher meinen, sie beschaffte
Zwielicht.
Bürgerliche Freiheiten hat Argentinien mit diesem Vorfall eklatant mit Füßen
getreten. Das steht außer Frage. Verstand sich indes das Peronregime wirklich
als Kopie des Hitlerregimes? In seinem Selbstverständnis wohl kaum. Noch waren
die rund 1200 damaligen Zeugen Jehovas dort, für das herrschende Regime eine
Splittergruppe, der man wohl kaum intensivere, und vor allem auch
differenziertere Aufmerksamkeit zuwandte. Insofern wiederholt sich, etwas
abgemildert, auch im Falle Argentinien das Hitlersche Prinzip. Und das heißt:
Rasenmähermethode.
Das sind aber meines Erachtens schon die einzigsten Gemeinsamkeiten. Der "Hase
liegt im Pfeffer" wohl eher dahingehend, dass da ein unbestimmtes Gefühl des
Widerspruches gegen US-koloniale Bestrebungen, sich auch an diesem Ort und an
diesem Objekt, sichtbar machte.
Dies wird auch daran deutlich, dass auch die WTG zitiert, das argentinische
Peron-Regime habe erst kürzlich mit der Neuausstrahlung einer Radiosendung in
die USA begonnen. Dazu liest man:
"Peron beginnt mit Kurzwellenreden
Im Programm, das nach den US, ausgestrahlt wurde, sagt er, die 'Stimme' wolle
ehrliche Angaben über Argentinien machen.
Von Virginia Lee Warren
Sondersendung an The New York Times.
Buenos Aires, 11. April -
Juan Peron, Präsident eines Landes, dessen Wirtschaft weitgehend unter der
Regierungsgewalt steht, sang heute Abend das Lob der Privatunternehmung in
einer Radioansprache an die Vereinigten Staaten. Er sagte auch, der Zweck des
neuen täglichen Kurzwellenprogramms bestehe darin 'über die Ergebnisse unseres
harten Kampfes um ein besseres Land und um eine im Interesse ihrer
wesentlichen Pflichten geschlossenere Menschheit ehrlich Bericht zu
erstatten.'
Die Radioansprachen, die unter dem Titel 'Stimme von Argentinien' bekannt sein
sollen, sollten am 1. Mai beginnen; doch heute Abend nahmen sie unerwartet
einen eindrucksvollen Anfang, als sowohl Sefior als Sefiora Peron sprachen."
Als ein weiteres Argentinien-spezifisches Zitat wird im WT noch zitiert:
"Wir fragten uns, welchen Lauf General Juan D. Peron in den kommenden Tagen
einschlagen werde, in Anbetracht seiner Rede, über die im Buenos Aires
'Harald' vom Sonntag, 3. April 1949, wie folgt zu lesen war:
"BÜRGERSTREIT WIRD DEM INTERNATIONALEN KAMPF VORAUSGEHEN"
Präs. Peron über die Frage, wie der nächste Krieg beginne.
Der nächste Krieg wird nicht mit militärischen Operationen beginnen, sondern
in 90 Prozent der Länder, die schliesslich darin verstrickt werden, wird er
mit Streit unter dem Volke selbst beginnen, was mit Leichtigkeit zum
Bürgerkrieg führt. Präsident H. E. Peron sagte gestern in seiner Ansprache an
höhere Offiziere anlässlich der Einführungssitzung ihres Stabstudienkurses …
Er fuhr weiter:
"Es wird die Verantwortung einer Regierung sein, dafür zu sorgen, dass zivile
Streitigkeiten nicht einem Kriege vorausgehen. Dies kann geschehen, indem
Spaltungen unter den Massen vermieden werden, damit ein Land nicht durch Chaos
überwältigt werde.
Die Zeit hierzu ist die Zeit, da Friede herrscht, und es kann bewirkt werden
durch die Harmonie zwischen den bewaffneten Streitkräften und der Regierung."
Aus diesem Grunde, sagte der Präsident, unterstütze er den Gedanken
gemeinsamen Studiums der Vertreter der bewaffneten Streitkräfte und der
Ministerien.
Er hob auch die Notwendigkeit einer Zusammenarbeit mit den bewaffneten
Streitkräften des Innern hervor."
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Re: Vor sechzig Jahren
geschrieben von:
Drahbeck
Datum: 09. September 2009 07:15
Als Fortsetzungs-Serie aus dem WTG-Buch "Theokratische Hilfe für
Königreichsverkündiger" offeriert "Erwachet!" in seiner Ausgabe vom 8. 9. 1949
dessen 81. Kapitel überschrieben
"Der Kampf der Hierarchie gegen die junge Demokratie."
Genanntes WTG-Buch, Englisch 1945, in Deutsch aber erst 1950 erschienen,
enthält in seinem letzten Abschnitt, welcher "Religion" überschrieben ist, in
begrenzten Umfange, auch gewisse geschichtliche Erkenntnisse darüber.
Selbstredend Interessegeleitet. Und auch in diesem Falle, mit einem starken
antikatholischen Akzent. Wie gesagt, brachte nun "Erwachet!" daraus schon mal
als Vorabdruck, einige dieser Kapitel. Nachstehend dann einige Auszüge aus dem
die katholische Kirche betreffenden WTG-Ausführungen:
"Der Versuch, sieh der heranwogenden protestantischen Bewegung
entgegenzustemmen und die totalitäre Hierarchie wieder sattelfest zu machen,
ging mit Gewalt und mit dem Schwert vor sich, so daß die Welt in eine
vierhundertjährige Periode des päpstlichen Ringens gegen die erstarkende
Demokratie gestürzt wurde.
Der Hierarchie wurde diese Kriegführung hauptsächlich durch den ausdauernden
Eifer der Jesuiten, dieses jüngst ersonnenen "Schwertes der Kirche",
ermöglicht. So fest auch der Protestantismus im Volke verankert war, hatte er
sich doch durch Gezänk über Lehrpunkte verzettelt, während die Kräfte des
Katholizismus unter der Zucht der Jesuiten zu einem Block mannhafter,
streitbarer Kämpfer zusammengefaßt worden waren. ... Der Jesuitenorden ist
eine Kampforganisation von Priestern, die aufs trefflichste ausgebildet wurden
in Verschlagenheit, Betrug, Intrigen, Meuchelmord und in der Kriegführung als
Untergrund- und "Fünfte Kolonne". ...
Sogar die Hierarchie selber wurde in Opfer jesuitischer Machtgier, so daß sich
ein päpstliches Verbot des Ordens notwendig machte, wie es von 1750 bis 1814
in Kraft war. 1814 bewilligte die Hierarchie jedoch eine allmähliche
Wiederherstellung dieses Geheimordens, und im Jahre 1935 hatte er sich zu
einer erstaunlichen Streitmacht von 24.732 bestgeschulten Agenten ausgeweitet.
...
Nach dem Kriege (1919) (kehrten sie, die Jesuiten) zurück. Von da an waren mit
der Ausführung von Plänen für die Ausbreitung des Faschismus und Nazismus in
Europa und der ganzen Welt beteiligt....
1618, begann ein Religionskrieg, der mit vernichtender Heftigkeit dreißig
Jahre lang hin und herwogen sollte, geschürt von der katholischen Hierarchie
in dem vergeblichen Bemühen, die Geburt dessen zu verhindern, was sich nunmehr
zur Demokratie — mit ihrem Glauben an Gottesdienstfreiheit — entwickelt hatte.
Die Blutschuld für den Dreißigjährigen Krieg ruht auf dem Haupte der
Hierarchie....
Schließlich ... am 24. Oktober 1648 wurde in Münster der Westfälische Friede
geschlossen. Die römisch-katholische Hierarchie hat ihn nie als Frieden
anerkannt, sondern ihn all die Zeit hindurch angefochten und zu beseitigen
gesucht. ...
Im weiteren Verlauf ihres Kampfes gegen die erstarkende Demokratie hat die
Hierarchie die Gewissensfreiheit in vielen amtlichen Äußerungen verurteilt.
...
Ein weiteres besonders abscheuliches Beispiel, ein Meisterstreich ist, wie
Hierarchie der amerikanischen Demokratie durch den Bürgerkrieg den Garaus
machen wollte....
Die völlige Bloßstellung dieser mit Haß gegen die Demokratie erfüllten Sekte
ist nur eine Frage der Zeit."
Wie gesagt, dass veröffentlichte die WTG so, erstmals 1945. War man bisher der
Meinung Balzereit's Schrift
"Die größte Geheimmacht der Welt" sei stark antikatholisch
orientiert. Und "vielleicht" hatte der Balzereit damals dafür gar nicht den
offiziellen WTG-Segen, so wird man wohl diese Spekulation, angesichts
vorstehender Ausführungen, wohl endgültig zu Grabe tragen müssen.
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Re: Vor sechzig Jahren
geschrieben von:
Drahbeck
Datum: 16. September 2009 03:27
Verpackt in Nebensätzen, die "runtergeschluckt" werden sollen, ohne das tiefer
darüber nachgedacht wird; dass ist die Taktik der WTG, wenn es darum geht,
ihrer Anhängerschaft dogmatische Veränderungen, die sich nicht allein durch
aussitzen oder ausschweigen bewerkstelligen lassen, mitzuteilen.
Ein Beispiel dafür kann man auch in der "Wachtturm"-Ausgabe vom 15. September
1949 begegnen. Dort kann man auch den dürren Satz lesen:
"Die Geburt des Königreiches erfolgte im Jahre 1914 n. Chr., und danach kam
das Toben der Nationen. Doch offenbarte Gott dieses Zeichen seinem treuen
Volke, seinen Zeugen auf Erden, erst im Jahre 1925, das heißt etwa elf Jahre
nachdem die Wehen und die Tage der Drangsal für Satans Weltorganisation
begonnen hatten."
Diesen Satz sollte man sich einmal auf der Zunge zergehen lassen. Kritiker
werden schon zum ersten nicht akzeptieren das "Gott", da etwas "offenbart"
habe. Es wäre schon ein merkwürdiger Gott, der erst elf Jahre nach Beginn,
seinen vermeintlichen "Dienern" wissen läßt, was er denn da so habe beginnen
lassen. Religion lebt ja bekanntermaßen von vermeintlichen "Prophezeiungen".
Wenn man eine "Prophezeiung" erst dann "erkennen" kann, wenn sie eingetreten
sei, dann ist das schon ein merkwürdiger Umstand. Dann ist das nur blanke
Spekuliererei, zu der man wahrlich keiner metaphysischen Erhöhung bedarf.
Aber das kennt man ja beispielsweise auch schon aus der Frühgeschichte der
Adventisten.
Als deren Endzeitdaten 1843/44 in die Binsen gingen, da "erkannten" auch dort
einige "Neunmalkluge", dass alles habe sich in "himmlischen Sphären"
abgespielt.
Genau diese "Technologie" wendet auch die WTG an.
Ihre Ursprungserwartungen für 1914 waren ganz andere, als man sie heute
darstellt. Gen Himmel wollte man fahren; und zugleich sollte auf Erden eine
"irdische Phase" des "Königreiches Gottes" beginnen. Den "Patriarchen", die da
wunderbarerweise "auferstehen" würden, war gar die Rolle von irdischen
Regenten zugedacht. Als dann Anfang der zwanziger Jahre die Rundfunktechnik
spruchreif wurde, entblödete man sich gar, sich vorzustellen, diese
"Patriarchen" würden von Jerusalem aus, ausgerüstet mit vollkommenen
Radiostationen, die Welt regieren.
Schon im Jahre 1914 war das Scheitern der Ursprungserwartungen der WTG
offenkundig. Man half sich fürs erste mit dem hinhalten und vertrösten. Dann
1918 der neue "Lichtblick". 1925 hieß nun jenes Datum, dem man erneut
zufieberte.
Die soziologische Struktur der Anhängerschaft hatte sich ohnehin gravierend
verändert. Schätzungsweise mehr als 90 Prozent der Anhängerschaft in
Deutschland, waren erst nach 1918 zu dieser Organisation hinzugestoßen. Die
1914 Enttäuschungen hatten diejenigen nicht mehr am eigenen Leibe erlebt. Was
sie aber erlebt hatten waren Krieg, Inflation, politische Wirren. Sie griffen
nach jedem Strohhalm der ihnen geboten wurde. Und einer der aktivsten
Strohhalm-Anbieter war wie WTG. Sie fieberten nun 1925 zu. Und das Ende vom
Lied: Wieder Enttäuschung.
Jetzt im Jahre 1925 konnte man die bisherige WTG-Theologie so nicht mehr
weiter gelten lassen. Änderungen waren notwendig. Systematisch eingeleitet.
Die Russellschen "Schriftstudien" mit der alten WTG-Theologie wurden ins
planmäßige Vergessen hineingedrängt. Und damit dass auch so sei, überschwemmte
ihr neuer Guru Rutherford, sie förmlich mit immer neuen Büchern und Broschüren
aus seiner Feder, so dass auch so kaum noch eine Chance zum innehalten und zum
vergleichen gegeben war. Die Rechnung ist aufgegangen.
Und das alles wird dann noch dahingehend verklärt Gott habe erst elf Jahre
später "Neues Licht" gegeben. Zynischer geht es kaum!
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Re: Vor sechzig Jahren
geschrieben von:
Drahbeck
Datum: 23. September 2009 05:24
Das WTG-Buch "Theokratische Hilfe für Königreichsverkündiger" erschien
Englisch 1945 (in Deutsch erst 1950). Schon in der "Erwachet!" Ausgabe vom 22.
September 1949, also vor dem deutschen Erscheinen, wurde auf das darin
enthaltene Kapitel 82 besonders hingewiesen. Letzteres ist insofern
bemerkenswert, als es die zeitgenössische Sicht der politischen Bedeutung der
katholischen Kirche, durch die Zeugen Jehovas, reflektiert.
Nachstehend die Kernaussagen aus diesem Kapitel:
Italien. Als ersten nehmen wir in der Parade der Buhlerstaaten kurz die Heimat
der Hierarchie, Italien, in Augenschein. Dort hat sich der Vatikan durch eine
Vereinigung von Kirche und Staat wiederverheiratet; der jüngste Ehekontrakt,
auch Konkordat genannt, wurde 1929 mit Mussolini unterzeichnet und ist noch in
Kraft. Folgende Auszüge mögen für sich selber sprechen.
Kardinal Gasparri erklärte als persönlicher Vertreter von Papst Pius auf dem
Eucharistischen Kongreß in Salmona, Italien : "Die faschistische Regierung
bildet die einzige Ausnahme in der weltweiten Anarchie von Regierungen,
Parlamenten und Systemen." [Das war vor der Nazideutschland-Zeit des
Katholiken Hitler.] (Daily Herald, London, 15. September 1932)
Am 22. August 1935, dem gleichen Tage, wo der Völkerbund zusammentrat, um über
den faschistischen Angriff auf das hilflose Abessinien zu beraten, meldete der
Osservatore Romano, daß 57 Bischöfe und 19 Erzbischöfe Italiens an Mussolini
gemeinsam das folgende Telegramm abgesandt hätten : "Das katholische Italien
dankte Jesus Christus für die erneuerte Größe des Landes, das durch Mussolinis
Politik erstarkt ist."
Kardinal Schuster von Mailand, ein Freund von Papst Pius XI., soll am 28.
Oktober 1935 erklärt haben : "In diesem Augenblick bringt die italienische
Flagge triumphierend das Kreuz Christi nach Abessinien, um der
Sklavenbefreiung den Weg zu bahnen und ihn gleichzeitig unserer
Missionspropaganda zu erschließen."
Spanien. In Spanien hat die Hierarchie mit fester, blutbefleckter,
tyrannischer Hand gewirkt. 1931 wurde auf gesetzmäßige Weise die Republik
gebildet, deren neue Verfassung dazu ermächtigte, die Trennung von Kirche und
Staat durchzuführen, kirchlichen Besitz zugunsten der Allgemeinheit zu
enteignen und den Volksunterricht den Händen der Geistlichkeit zu entwinden.
Die Hierarchie rächte sich unverzüglich durch Einleitung einer Gegenrevolution
unter der Führung eines ihrer ergebenen Söhne, des Generals Franco, den sie
segnete und als "christlichen Gentleman" bezeichnete. Der von der Hierarchie
entfachte Bürgerkrieg fand seinen Abschluß am 28. März 1939 mit der Übergabe
von Madrid an den "Schlächter" General Franco, der also unter Beihilfe der
Kirche und ihrer ergebenen Söhne Hitler und Mussolini die demokratische
spanische Republik niedergerungen hatte.
Franco ging sofort an die Errichtung eines totalitären Staates, setzte die
Kirche in ihre frühere Stellung wieder ein, gab beschlagnahmten Kirchenbesitz
zurück und legte den Schulunterricht erneut in die Hände der Pfarreien. Die
folgende Anführung ist lehrreich und widerlegt nebenbei die Behauptung der
Hierarchie, Franco habe Spanien vor dem Kommunismus gerettet.
Alexander H. Uhl, Auslandsredaktor des PM, erklärt Augenzeuge : "Bis zum
Ausbruch des Bürgerkrieges war ich ein Jahr lang in Madrid Korrespondent der
Associatet Press. Was ich jetzt schreibe, betrifft Dinge, die ich selber
gesehen habe. Francos Revolution war die Revolution der spanischen
Großgrundbesitzer, der reaktionären spanischen Geistlichkeit, der
monarchistischen Aristokraten und Großindustriellen Spaniens, (gegenüber der
steigenden Flut der Demokratie, die sich seit dem ersten Weltkrieg jeden Tag
stärker und stärker herangewälzt hatte. Der Aufstand Francos und seiner
Generäle richtete sich gegen eine Volksfrontregierung, die sich aus
Republikanern, Liberalen, Gewerkschaftsparteien und Sozialisten
zusammensetzte. Sie wies keinen einzigen Kommunisten auf. Es handelte sich um
eine Regierung, die entschlossen war, Kirche und Staat voneinander zu trennen,
wie es bei uns in den Vereinigten Staaten Fall ist, und das Schulwesen
nichtkonfessionell zu gestalten, wir es auch haben."
Deutschland. Den deutschen Religionskessel hat die Hierarchie stets siedend
erhalten. Sie hat Deutschland immer als "Kirchenschwert" bevorzugt. Man sollte
nicht vergessen, daß der Londoner Vertrag von 1915, der mit dem Königreich
Italien abgeschlossen wurde, den Papst nach dem ersten Weltkrieg von alle
Verhandlungen über den Friedensvertrag ausschloß, weil sein Beziehungen zu den
teutonischen Bundesgenossen zu offenkundig waren. Als der Katholik Hitler 1933
an die Macht kam, unterzeichnete die Hierarchie mit dem Naziregime
unverzüglich ein Konkordat, das noch heute besteht. Weitere Beweise folgen.
Franz von Papen, päpstlicher Kammerherr und Sendbote Hitlers für das Ausland,
erklärte am 14. Januar 1934 im "Völkischen Beobachter" : "Das dritte Reich ist
die erste Macht, welche die hohen Grundsätze des Papsttums nicht nur
anerkennt, sondern praktisch verwirklicht."
"Dr. Edmund A. Walsh, Rektor der Auslandsdienst-Schule bei der Universität
Georgetown [einer Jesuiten-Universität in der Nähe von Washington, D. C.,],
skizzierte heute Abend die deutschen Kriegsziele als eine Wiedererrichtung des
Heiligen Römischen Reiches . . . Dr. Walsh erklärte, er habe Adolf Hitler
sagen hören, das Heilige Römische Reich, das ein germanisches Reich war, müsse
wiederaufgerichtet werden." (Times, New York, 17. Februar 1940)
"Berlin, 27. August (AP). — Ein Treuegelöbnis der deutschen katholischen
Bischofskonferenz von Fulda gegenüber Adolf Hitler soll bei Kriegsende auf den
Kanzeln an die Gläubigen verlesen werden, wie das amtliche D. N. B. heute
bekanntgab. Das Gelöbnis für Hitler ist in Dankesbezeugungen für die deutschen
Truppen eingefaßt und wurde von der Konferenz, die am 22. August zu Ende ging,
beschlossen. Wie die Presseagentur sagt, herrschte auf der Konferenz die
Ansicht vor, daß ,die katholische Kirche in Deutschland den deutschen Truppen
Dank schuldet für ihr siegreiches Vordringen und für die Verteidigung der
deutschen Heimat. Ohne die erfolgreiche Abwendung eines feindlichen Einbruchs
durch die deutschen Streitkräfte hätten die deutschen Katholiken nicht so
ruhig und ungestört ihre kirchliche Arbeit und ihre Seelsorge fortsetzen
können'." (Veröffentlicht im Record von Philadelphia am 28. August 1940)
Japan. Zwischen Japan und dem Vatikan wurden die diplomatischen Beziehungen im
Juni 1942, also nach dem heimtückischen Überfall auf Pearl Harbor,
aufgenommen! Man beachte das Folgende:
Die japanische Times, Tokio, brachte als Meldung : "Vom Vatikan her ist die
Stimme der Gerechtigkeit ertönt. Nie zuvor hat das jetzige Vorgehen Japans in
China außerhalb unseres Landes so von ganzem Herzen Unterstützung gefunden.
Die Bedeutung der Anweisungen des Heiligen Stuhls liegt auch darin, daß es
beinahe vierhundert Millionen Römisch-Katholische gibt, denen das Wort des
Vatikans als Gesetz gilt. Demnach kann gesagt werden, daß beim chinesischen
Zwischenfall ein Viertel der Bevölkerung der Erde auf selten Japans steht. Die
katholische Kirche ist für uns eingetreten und hat uns dringend ersucht zu
kämpfen, um die kommunistische Durchdringung Asiens zu verhindern." Eine von
der United Press registrierte amtliche japanische Rundfunkmeldung vom 9.
Januar 1942 besagte: "M. 0. Daughberty, der irische Erzbischof von Großmanila,
und Bischof Madrigra, der Vertreter des Papstes auf den Philippinen, gelobte
am Donnerstag, sich mit den japanischen Streitkräften von ganzem Herzen für
die Schaffung einer Neuordnung in Ostasicn einzusetzen." (Veröffentlicht im
Courier-Journal, Louisville, Ky.)
"Eine heute abend von der CBS registrierte Berliner Rundfunkmeldung für das
Inland brachte eine Nachricht aus Manila, wonach die von den Japanern
eingesetzte Regierung ,jetzt vom Vatikan anerkannt worden ist'." (Times Union,
Florida, 11. Januar 1944) So hat die Hierarchie die Eroberungen neuzeitlicher
Diktatoren gefördert und als rechtsgültig anerkannt, den Demokratien aber
Ohrfeigen gegeben. Man könnte weitere Beweisstücke beibringen, doch sind die
Tatsachen ohnehin wohlbekannt. Wer unterrichtet ist, wird sich erinnern, daß
Kardinal Innitzer in Österreich zur Feier der Machtübernahme durch Hitler an
seinem Dom die Hakenkreuzfahne der Nazi heraushängte; ferner daß Hitler einem
katholischen Priester, Prälat Tiso, dazu verhalf Staatsoberhaupt der
unterjochten Slowakei zu werden; und auch daß in Polen katholische Priester
den Nazilegionen auf dem Fuße folgten und dem Volke zuredeten, sich der
deutschen Herrschaft zu beugen; und schließlich wird man sich noch daran
erinnern, wie unheilvoll in Frankreich die "Fünfte Kolonne" der Hierarchie
beim Zusammenbruch der Republik tätig war.
Hernach setzte man in Vichy Petain als Strohmann ein, und die Hierarchie lobte
ihn als "guten Marschall". Dem folgte die Einführung antisemitischer Gesetze
im Geiste der Hierarchie. Und wenn wir unser Auge über die politische Bühne in
Kanada, Mexiko, Argentinien und andere Länder der beiden Welthälften gleiten
lassen, stößt es auf dieselben Diktatoren-Intrigen der Hierarchie.
Nachdem sich aber das Kriegsglück den Alliierten zuneigte, begann der wendige
Vatikan im Spätjahr 1944 zu erwägen, daß es wünschenswert sei, politisch
umzusatteln. Bei dieser Gelegenheit machte einer der Kardinale eine
Kehrtwendung gegenüber dem "guten Marschall" Petain und bezeichnete ihn als
einen Mann, der "aller sittlichen und religiösen Überzeugungen bar" sei.
Dieser Kunstreiter-Organisation mag es zwar gelingen, vom totalitären Roß
umzusatteln auf das "demokratische" Friedens-Tier, doch wird sie nicht von
dieser Kreatur wieder herunterrutschen und sich hinter Christus Jesus auf
dessen Pferd des gerechten Krieges schwingen können, wenn er in Harmagedon
gegen die gesetzlose, durch und durch religiöse Welt zu Felde zieht. Sie wird
dann am längsten geritten haben.
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Vor sechzig Jahren
geschrieben von:
Drahbeck
Datum: 02. Oktober 2009 05:03
Bereits im "Wachtturm" vom 15. 11. 1946 gab es einen Bericht über
Britisch-Guayana (Man vergleiche den diesbezüglichen Kommentar dazu in dieser
Serie).
Kommentarserie1946
Eintrag vom 16. November 2006 07:14:38: (am Textende)
Damals verhandelte WTG-Präsident N. H. Knorr höchstpersönlich mit den britischen
Kolonialbehörden, um ein Einfuhrverbot für die WTG-Literatur wieder rückgängig
zu machen.
Nun, im Jahre 1949, hatte Knorr auf einem Südamerika-Trip, auch diesem Land
einen erneuten Besuch abgestattet. Sogar eine örtliche Radiosendung berichtete
darüber. Es kam aber für die WTG noch besser. Interviewt wurde Knorr durch einen
Zeugen Jehovas in dieser Sendung.
Das hatte dann schon mal den Vorteil die Gewissheit zu haben, dass eventuelle
kritische Journalistenfragen nicht gestellt wurden. Was will die WTG also mehr?
Das ist es doch, was sie als Idealfall ansieht. Wenn Sie allein bestimmt, was
gefragt und geantwortet werden darf.
Im "Wachtturm" vom 1. Oktober 1949 liest man dazu:
"Am Samstagabend räumte die Radiostation ZFY eine Viertelstunde für ein
Interview ein. Bruder Philips stellte die Fragen, Bruder Knorr antwortete. Die
Fragen behandelten Punkte von besonderem Interesse für Britisch-Guyana, zum
Beispiel den Zweck der Versammlung, die Organisation der Gesellschaft, die
Grösse der Organisation, ob sie irgend welche politischen Ansichten vertrete
usw. Eine Frage lautete, ob der Kommunismus das Werk begünstige.
Aus der Antwort auf diese letztere Frage ging hervor, welch ungünstige
Behandlung Jehovas Zeugen in den kommunistischen Ländern zuteil wird, und dass
in Russland kein Büro der Gesellschaft eröffnet werden konnte. In Jugoslawien,
Rumänien und der Tschechoslowakei seien die Büros geschlossen worden. Viele
Zeugen Jehovas habe man nach Sibirien verschickt. Der Kommunismus sei nicht in
Übereinstimmung mit der Auffassung, dass Gottes Königreich die einzige Hoffnung
der Welt sei."
Interessant an dieser Ausführung ist schon mal, dass es bereits vor dem
DDR-Verbot der Zeugen Jehovas, ähnliche Entwicklungen in anderen osteuropäischen
Ländern gab. Die DDR ist da in der Tat das Schlusslicht gewesen.
Die WTG-Verkündigung sei die einzige Hoffnung der Welt, tönt Knorr weiter. Ist
bekannt diese These. Glaubwürdiger wird sie durch ihre erneute Verkündigung
indes nicht. Auch die kommunistische Ideologie sah sich als "einzige Hoffnung".
Hier prallten in der Tat zwei Totalitätsansprüche frontal aufeinander.
Guayana (vormals Britisch-Guayana) geriet durch die Selbstmordsekte des Jim
Jones im November 1978 erneut in die Schlagzeilen der Weltpresse. Nun mag man
urteilen, Jones wurde durch seine Kritiker in die Ecke gedrängt und hat dann in
Kurzschlussmanier reagiert. Dem mag so sein. Dennoch erregt es schon einiges
Aufsehen, dieses Geschehen. Woher hatte Jones just in diesem Moment, in dieser
abgelegenen Urwaldsiedlung, dass Zyankali für das brauen seines Mordtrunkes?!
Da gilt es in der Tat weiter zu fragen. Da steckt Logistik, Planung hinter.
Zudem, weiß man aus anderen Beispielen; etwa der rechtlosen USA-Kolonie
Guantanamo auf Kuba, dass die USA schon mal außerhalb der Legalität operieren.
Weiter gefragt. Warum ausgerechnet, wanderte die Jim Jones-Anhängerschaft, aus
den hochindustrialisierten USA in dieses wirtschaftlich zurückgebliebene Guayana
aus und siedelte sich zudem noch im tiefsten Urwald an?
Fragen, die zugleich mißtrauisch werden lassen. Eine Antwort darauf kann man
auch in dem 1983 erschienenen Buch von Günter Neuberger und Michael Opperskalski
über die "CIA in Mittelamerika" lesen.
Man liest dort:
"Niemand anderes als der CIA steht hinter diesen grauenhaften Ereignissen. So
war einer der Vertrauten des Sektenführers Jones ein gewisser Philip Blakey, der
im Auftrag des Geheimdienstes im Jahre 1975 - bereits als Tempel-Mitglied - in
Angola, für die konterrevolutionäre Gruppierung UNITA Söldner angeworben hatte.
Einer der engsten Freunde von Jim Jones war ein gewisser Dan Mitrione, ebenfalls
vom CIA. Als Vertreter der Geheimdienst-Organisation Agency for International
Developmenl (AID) hatte Mitrione von 1962 bis 1963 in Brasilien reichlich
Erfahrung gesammelt. Später war der CIA-Spezialist Polizeiberater in der
US-Botschaft in Montevideo, wo er die uruguayischen Polizeikollegen in der
Bekämpfung der Stadtgucrrilla trainierte.
Die CIA-Unterwanderung des People's Temple hatte ihren Grund. Die Sekte war Teil
der CIA-Aktion »MK-Ultra«. So deckte der Berater des in Jonestown ermordeten
US-Kongreßabgeordneten Leo Ryan, J. Holsinger, auf, daß Jim Jones Agent des CIA
war und den Auftrag hatte, im Rahmen dieses »MK-Ultra«-Programms Experimente zu
veranstalten, bei denen Methoden zur Kontrolle des menschlichen Verhaltens
durchgespielt wurden. Dieses Programm hatte der CIA fast 25 Jahre lang
durchgeführt, und es wurde - so die Carter-Regierung -1963 eingestellt. Die
Behauptung entspricht jedoch nicht den Tatsachen. »MK-Ultra« wurde nicht
gestoppt, sondern »privaten Gruppen« übertragen. Eine von ihnen war People's
Temple.
Die fanatisierte Sekte des Jim Jones war ein nahezu ideales Experimentierfeld
für den CIA, der die Kontrolle menschlichen Verhaltens erforschen und
ausprobieren wollte. Dabei wurden unter anderem stark wirkende Rauschgifte wie
LSD getestet, wurden Zwangsarbeit, Schlafentzug, besondere Diät, Gehirnwäsche
und so weiter erprobt. Das Ziel der Experimente bestand darin, Menschen für Mord
und Selbstmord zu »programmieren«.
Als der US-Kongreßabgeördnete Ryan nachzuforschen begann, drohte das
CIA-Experiment an die Öffentlichkeit zu geraten. Als der Abgeordnete am 18.
November 1978 schließlich in Jonestown von Anhängern der Sekte ermordet wurde,
drohte »MK-Ultra« vollends außer Kontrolle zu geraten. So beschloß man, alle
Spuren zu verwischen. Die Jones-Sekte People's Temple wurde »selbstgemordet«.
Über 900 Personen, einschließlich ihres Führers, fielen dem Massaker zum Opfer."
Siehe auch
http://forum.mysnip.de/read.php?27094,16925,16925#msg-16925
Re: Dokumentation - Bewußtseinskontrolle - MKULTRA
geschrieben von:
X ~ mysnip
Datum: 02. Oktober 2009 14:39
PHOENIX Die dressierten
Killer - Geheimdienste und Gehirnwäsche
,,MKULTRA heißt nichts anderes als
Manipulation, den Willen zu brechen, die Denkweise umzukrempeln, die Moral zu
verdrehen ..."
>>>
http://www.youtube.com/watch?v=GQ4qkLjxU0w
vgl.: Steven Hassan
Ausbruch aus dem Bann der Sekten S. 70, 306
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Re: Vor sechzig Jahren
geschrieben von:
Drahbeck
Datum: 09. Oktober 2009 06:05
Das Thema Sexualerziehung ist offenbar ein heikles Thema. Einerseits werden
voreheliche Intimbeziehungen verworfen und bei Bekanntwerden, nicht selten
noch nachträglich abgestraft. Andererseits rekrutiert die sogenannte
"Ordensähnliche Gemeinschaft der Bethel-Vollzeitdiener" der Zeugen Jehovas,
ihren Nachwuchs (in der Regel) aus Unverheirateten. Nicht selten, sofern es
den Betreffenden nicht gelingt, höhere Hierarchieplätze zu erreichen. Nicht
selten enden Heiratsambitionen zugleich auch damit, dass die Mitgliedschaft in
der "Ordensähnlichen Gemeinschaft" beendet wird, oder werden muss. Einen
Kindergarten etwa, wird man in diesen Institutionen vergeblich suchen. Stellt
sich dennoch Nachwuchs ein, ist dass um so mehr ein Grund für den faktischen
Rausschmiss aus der "Ordensähnlichen Gemeinschaft".
Wer Herrscher über Sexualität ist, verfügt über ein enormes Machtpotential.
Nicht zuletzt Religionsfunktionäre pflegen auf diesem "Feuer" ihr inviduelles
Machtsüppchen zu kochen. Zeigen sie dabei mit dem Finger auf andere, so etwa
"Erwachet!" in seiner Ausgabe vom 8. 10. 1949 mit einem Artikel: "Ist
erzwungene Ehelosigkeit löblich oder verwerflich?", in dem man ahnt es schon,
ohne den Artikel selbst gelesen zu haben, die katholische Kirche ihr "Fett weg
bekommt".
Nun soll diese Kritik an der katholischen Kirche hier nicht weiter kommentiert
werden. Die Frage die sich allerdings stellt wäre die, ob denn nicht der "Erwachet!-Finger",
der da so gekonnt auf andere zeigt, nicht letztendlich auf sich selbst
zurückzeigt. Oder wie soll man es deuten, wenn die gleiche "Erwachet!"-Ausgabe
noch einen zweiten Artikel abdruckt mit der Überschrift:
"Versündigung am eigenen Leibe". Auch der präsentiert ja, aus der Sicht von
Religions-Funktionären, eine Art "Sexualethik".
Zwar wird zwangsweises Nicht-Heiraten in ihm nicht propagiert. Gleichwohl will
er doch wohl auch eine Art von Sexualethik vermitteln.
Nun ist das Thema Sexualethik generell ein heikles Thema. Es sei
Religions-Funktionären auch nicht prinzipiell abgesprochen, dass sie auch
dabei ein gewisses Maß an Orientierung zu vermitteln sich bemühen.
Allerdings stellt sich dann schon die Frage. Wie weit sie denn da gehen, und
ob sie fallweise nicht zuweit gehen. Man muss dabei keineswegs auf Siegmund
Freud verweisen, der etliche Neurosen-Ursachen auch auf religiöse (Des)Orientierung
zurückführt, namentlich auf der Ebene Sexualität.
Angesichts der Diffizilität des Themas mag es jetzt so gehalten werden, dass
einfach "neutral" nur zitiert wird, was da "Erwachet!" meint in genannter
Ausgabe zum "besten" geben zu können.
Der mündige Bürger, mag denn sich seinen eigenen Reim darauf machen.
"Erwachet! meint zu wissen:
"Ein anderer Fall wäre nun aber, dass jemand der Onanie oder Selbstbefleckung
zum Opfer fällt. Was die Onanie betrifft, wird gewöhnlich auf eine in der
Bibel berichtete Begebenheit hingewiesen, über die wir den folgenden
Sachverhalt lesen:
"Es geschah zu selbiger Zeit, dass Juda von seinen Brüdern hinabzog und zu
einem Manne von Adullam einkehrte, mit Namen Hira. Und Juda sah daselbst die
Tochter eines kanaanitischen Mannes, mit Namen Schua, und er nahm sie und ging
zu ihr ein. Und sie wurde schwanger und gebar einen Sohn, und er gab ihm de
Namen Gher. Und sie wurde abermals schwanger und gebar einen Sohn, und sie gab
ihm den Namen Onan. Und wiederum gebar sie einen Sohn, und sie gab ihm den
Namen Schela, Juda war aber zu Kesib, als sie ihn gebar.
Und Juda nahm ein Weib für Gher, seinen Erstgeborenen, und ihr Name war Tamar.
Und Gher, der Erstgeborene Judas, was böse in den Augen Jehovas, und Jehova
tötete ihn. Da sprach Juda zu Onan:
Gehe ein zu dem Weibe deines Bruders, und leiste ihr die Schwagerpflicht und
erwecke deinem Bruder Samen. Da aber Onan wusste, dass der Same nicht sein
eigen sein sollte, so geschah es, wenn er zu dem Weibe seines Bruders einging,
dass er ihn verderbte zur Erde, um seinem Bruder keinen Samen zu geben. Und es
war übel in den Augen Jehovas, was er tat: und er tötete auch ihn." - 1. Mose
38: 1-10.
In der englischen 'Catholic Confraternity'-Übersetzung, Ausgabe von 1948, sagt
an dieser Stelle eine Fussnote:
"Wie es scheint, machte sich Gher irgendeiner geschlechtlichen Sünde schuldig.
Onan verübte die Sünde der Empfängnisverhütung, die ihren Namen, Onanie, von
ihm hat."
Unter Onanie versteht man allgemein eigentlich die geschlechtliche
Selbstbefleckung oder Selbstbefriedigung. Aber bei Onans Sünde handelt es sich
offensichtlich nicht darum, dass er vor dem Geschlechtsverkehr mit Tamar der
Selbstbefleckung gefrönt habe. Was er tat, das tat er nicht aus Vergnügen. Er
tat es, um nicht Kinder zu zeugen, die dem Gesetz nach nicht ihm gehört
hatten. Somit bestand seine Sünde hauptsächlich darin, dass er absichtlich der
Pflicht zur Leviratsehe auswich oder entgegenwirkte, während er sich
heuchlerisch den Anschein gab, diese Pflicht zu erfüllen. Vor allem deswegen -
nicht wegen gewöhnlicher Selbstbefriedigung - hat Gott ihn umgebracht.
Damit wird jedoch nicht bestritten, das die Onanie oder Selbstbefriedigung
etwas Unsauberes ist, etwas, das gegen die Naturgesetze verstösst und demnach
in Gottes Augen Unrecht darstellt. ...
Wenngleich man gemäss Landesgesetzen oder von seiten der christlichen Gemeinde
wegen der Sünde der Selbstbefriedigung nicht belangt werden mag, ist dies doch
ein widernatürliches Laster und führt letzten Endes zu einer Verminderung der
geistigen und körperlichen Kräfte ... Bitte Gott um Hilfe zum Überwinden."
"Kommissar Zufall" hat es so gefügt.
Es gibt am 15. 10 (Serie "Vor fünfzig Jahren") genau zu diesem Thema, noch
eine thematische Fortsetzung
Re: Vor sechzig Jahren
geschrieben von: Frau von x
Datum: 09. Oktober 2009 11:00
Zitat:
Drahbeck
... Einerseits werden voreheliche Intimbeziehungen verworfen und bei
Bekanntwerden, nicht selten noch nachträglich abgestraft. Andererseits
rekrutiert die sogenannte "Ordensähnliche Gemeinschaft der
Bethel-Vollzeitdiener" der Zeugen Jehovas, ihren Nachwuchs (in der Regel)
aus Unverheirateten. Nicht selten, sofern es den Betreffenden nicht gelingt,
höhere Hierarchieplätze zu erreichen. Nicht selten enden Heiratsambitionen
zugleich auch damit, dass die Mitgliedschaft in der "Ordensähnlichen
Gemeinschaft" beendet wird, oder werden muss. ... Stellt sich dennoch
Nachwuchs ein, ist dass um so mehr ein Grund für den faktischen Rausschmiss
aus der "Ordensähnlichen Gemeinschaft".
Wer Herrscher über Sexualität ist, verfügt über ein enormes Machtpotential.
...
Steven Hassan Ausbruch aus dem Bann
der Sekten S.108:
Viele Gruppen halten die zwischenmenschlichen Beziehungen unter totaler
Kontrolle. Führer können Mitgliedern vorschreiben, bestimmte Mitglieder zu
meiden oder ihre Zeit mit bestimmten anderen zu verbringen.
Manche schreiben sogar vor, wen man heiraten darf, und kontrollieren
die gesamte Beziehung bis hin zum Geschlechtsleben. Einige Gruppen
verlangen von ihren Anhängern, daß sie sexuelle Gefühle leugnen oder
unterdrücken. Die daraus entstehenden aufgestauten Frustrationen lassen sich
dann in andere Kanäle z.B. härtere Arbeit, umlenken. Andere Gruppen
verlangen Sexualität, ... . In beiden Varianten betreibt die Gruppe
Gefühlskontrolle.
Wer glaubt, daß dies auf ZJ nicht zutrifft,
sollte
- den Gemeinschaftsentzug wegen Ehebruch oder Hurerei,
- die Aufforderung "nur im Herrn" zu heiraten und
- Ablehnung gleichgeschlechtlicher Beziehungen usw. nicht vergessen.
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Re: Vor sechzig Jahren
geschrieben von:
Drahbeck
Datum: 16. Oktober 2009 03:02
Wer die Literatur der Verschwörungstheoretiker etwas näher sichtet, in meiner
Sicht ist sie nichts anderes als wie ein halbsäkularisierter Religionsersatz,
ausgerichtet darauf etwas zum Glauben anzubieten. Wer sich mit dieser
unappetitlichen Angelegenheit etwas näher beschäftigt hat, der weiß: Auch die
Zeugen Jehovas wurden schon in dieses Raster hineingepresst.
Besonders in den 1920er Jahren, mit Auswirkungen bis in die Gegenwart, machte
da eine These die Runde, wonach Juden und Freimaurer Finanzier der
Bibelforscher (Zeugen Jehovas) gewesen seien.
Nun kann man nicht in Abrede stellen, dass die WTG da den
antisemitisch-Gläubigen eine Steilvorlage gegeben hat, die von letzteren
postwendend aufgenommen wurde. Soweit es die Großkirchen in diesem Zeitraum
betrifft, waren davon wesentliche Teile gleichfalls antisemitisch angehaucht.
Und sei es nur aus vermeintlich "theologischen" Gründen, wonach in dieser
Lesart, die Juden Mörder Jesu gewesen seien. Das der Antisemitismus dann noch
in säkulare Formen ausuferte, insbesondere durch seine Vermengung mit
rassistischem Ideengut (Herrenmenschen und vermeintliche Untermenschen), ist
dann die andere, noch weniger erfreulichere Seite der Medaille.
Zeitgenössisch unterschieden sich die Bibelforscher davon. Insbesondere
deshalb, weil sie Pionierleistungen für den Philosemitismus vollbrachten (der
theologischen Israel-Verklärung). Das war in den zwanziger Jahren in der Tat
lm Deutschsprachigem Raum, eine Ausnahme von der Regel. Aber auch dabei gilt:
Nichts ist so alt wie der Ruhm von gestern.
Schon Anfang der dreißiger Jahre kippte Rutherford jenes
Bibelforscher-Markenzeichen des Philosemitismus. Vielleicht hat das massive
Sperrfeuer der Antisemiten auf die Bibelforscher seinen Teil zu dieser
Kurskorrektur beigetragen. Der andere Teil dürfte das bemühen Rutherford's
gewesen sein "mit den Wölfen zu heulen".
Deutschland hatte in den zwanziger Jahren prozentual weit mehr WTG-Anhänger,
als wie zur gleichen Zeit in den USA. Nur Blinden konnte es entgehen, dass der
zunehmend mit kräftigen Finanzspritzen hochgehätschelte Nationalsozialismus,
in Deutschland erstarkte. Als eine Morgengabe an jene Rabauk-Antisemiten muss
dieser Rutherford'sche Kurswechsel gesehen werden. Noch bis in den Herbst 1933
(und in Ausläufern auch noch danach), setzte die WTG auf Verhandlungskurs mit
den Nazis. So wie man plötzlich eine "Norddeutsche" und eine "Süddeutsche"
Bibelforschervereinigung aus dem Boden stampfte, in der Sitz und Stimme nur
deutsche Staatsbürger hätten, laut ihrer Satzung, so war auch die
Kurskorrektur in Sachen Philosemitismus angelegt.
In den zwanziger Jahren war das noch anders. Da trompeteten die Antisemiten
lauthals in die Welt hinaus. Die Bibelforscher würden von den Juden und
Freimaurern finanziert. Stichfeste Beweise für diese These, haben sie bis
heute, einschließlich ihrer Nachbeter, nicht geliefert. Jene
Propagandaschlachten waren offenbar nach dem Muster gestrickt: Recht behält,
wer am lautesten schreit. Nicht, wer die besseren Argumente hat. Die WTG hatte
schon zeitgenössisch die Finanzierungs-Unterstellung zurückgewiesen. Mehr oder
weniger ging das im Propagandakrieg unter.
Im "Wachtturm" vom 15. Oktober 1949 kommt die WTG auch darauf zu sprechen. Als
beiläufige Bemerkung verpackt. Ohne auf die Hintergründe, etwa den
Rutherford'schen Kurswechsel, näher einzugehen.
In der genannten WT-Ausgabe liest man:
"Viele Jahre lang sind wir der Rückkehr der Juden nach Palästina mit Sympathie
begegnet, besonders seit der Veröffentlichung unseres Artikels 'Jüdische
Wiederherstellung' im Wachtturm (engl. vom März 1880). Während all der Jahre
seither bis 1932 haben Jehovas Zeugen die Ansicht gehegt, wie sie in der
Christenheit allgemein herrscht, dass sich die
Wiederherstellungs-Prophezeiungen auf den natürlichen Juden und seine Rückkehr
ins buchstäbliche Land Palästina bezögen. Mittels mancher Schriften, die
besonders für jüdische Leser bestimmt waren und unter ihnen verbreitet wurden,
und durch viele öffentliche Vorträge über Themen, die für Juden von Interesse
waren, haben Jehovas Zeugen liebevoll versucht, den natürlichen Juden
behilflich zu sein, den wahren Messias, Jesus Christus zu erkennen und
anzunehmen. Wir sind glücklich zu sagen, dass einige Juden, wenn auch
verhältnismäßig wenige, darauf eingingen.
Wir verneinen die Behauptung, dass wir in all dieser Zeit durch jüdische
Bankiers und jüdische Organisationen unterstützt worden sind."
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Re: Vor sechzig Jahren
geschrieben von:
Drahbeck
Datum: 23. Oktober 2009 06:17
Gezeichnet mit der Autorenangabe "Erwachet!-Korrespondent in China" liest man
in der "Erwachet!"-Ausgabe vom 22. 10. 1949 unter der Überschrift "Wie
Schanghai den Kommunisten anheimfiel" unter anderem:
"Durch Einnahme der Sechsmillionenstadt Schanghai haben die chinesischen
Kommunisten wieder einmal einen mühelosen Sieg errungen. Die Besetzung dieses
gewaltigen chinesischen Handelszentrums durch die Roten galt zwar seit langem
unvermeidlich; aber dass dies so reibungslos vor sich ging, war für die
meisten doch eine angenehme Überraschung. Von den Nationalisten, die rings um
die Stadt eine hohe Holzbarrikade errichtet und für die Verteidigung einige
ihrer besten Truppen aufgeboten hatten, war gesagt worden, sie würden aus
Schanghai ein zweites Stalingrad machen. Dass es ganz anders kam, war sicher
für alle das beste.
Richtigen Widerstand leisteten die Nationalisten eigentlich nur im Hafen von
Wusung und längst der Bahnlinie Hangtschau-Schanghai, wo es galt, den
Vormarsch der Roten auf den grossen Flugplatz von Lunghwa zu verlangsamen. ...
Langsam aber sicher wurde die Verteidigung der Nationalisten niedergerungen.
Angesichts der unausweichlichen Niederlage begannen sich die höheren Offiziere
der Nationalisten unauffällig mit Hilfe jedes verfügbaren Flugzeugs aus dem
Staube zu machen. Am 24. Mai drang von Südwesten her eine Kolonne der Roten in
die Aussenbezirke der Stadt ein und machte - gegen schwachen Widerstand
vereinzelt zurückgelassene Deckungstruppen der Nationalisten - während der
Nacht auf der Hauptstrasse so rasche Fortschritte, dass sie morgens um halb
drei Uhr schon das Stadtzentrum erreichte. ...
Nirgends gab es Belästigungen oder Zwischenfälle. Die Soldaten waren aus
eigenen Vorräten genügend versorgt, ganz im Gegenteil zu den Heeresangehörigen
der Nationalisten, die gewohnt waren, sich nach ihrem jeweiligen Bedürfnis
alles und jedes anzueignen, ganz gleich, wer der Leidtragende war.
Die Bevölkerung verhielt sich den Roten gegenüber nicht feindlich, aber auch
nicht übermäßig freundlich. ...
Monatelang hatten die Nationalisten eine eventuelle Besetzung durch die Roten
in düstersten Farben geschildert. Im Gegensatz hierzu hatten die meisten in
Schanghai das Gefühl, der Anfang sei durchaus nicht schlecht gewesen.
Tatsächlich legten die Roten viel Weisheit und gesunden Sinn an den Tag,
sowohl bei der Besetzung, als auch in den schwierigen
Verwaltungsangelegenheiten der Stadt. ...
Ob eine Beherrschung Chinas durch die Roten etwas Gutes ist oder nicht,
darüber gehen die Meinungen auseinander. Hingegen leuchtet es allen, die sich
mit dem Chinaproblem befasst haben, nun ein, dass sich das morsche, korrupte
System der Nationalisten nicht halten kann. Das haben sogar die Vereinigten
Staaten als loyalste Helfer dieses Regimes, schließlich einsehen müssen,
allerdings erst, nachdem sie es miterleben mussten, dass drei Viertel ihrer
reichlichen Hilfssendungen der roten Gegenpartei entweder verkauft oder
überlassen wurden. Uneinigkeit, krasse Korruption und erstaunliche Unfähigkeit
herrschten in dieser Regierung, die im internationalen Leben zu den Grossen
Fünf zählte, sich aber im eigenen Land nicht mehr auf den Füssen halten kann;
und dass dieses Regierungsgefüge jetzt zerbröckelt, ist nur die
Dividendenzahlung für derartige Misswirtschaft. Das haben die Roten für ihre
Propaganda weidlich auszunutzen verstanden, so dass ihre Streitkräfte
tatsächlich von einer patriotischen Welle getragen werden. Sie sehen sich als
die Befreier des Volkes an.
Für Schanghai ist der Bürgerkrieg nun zu Ende, und die Einwohnerschaft richtet
ihre Aufmerksamkeit rasch auf das, was der Stadt in zweiter Linie
Kopfschmerzen verursachte, nämlich die Währungsfrage. Die Nationalisten
erwiesen sich als absolut unfähig, eine stabile Währung zu schaffen. Ihr 'Goldyüan'
hatte anfangs zum amerikanischen Dollar ein Verhältnis von vier zu eins und
entwertete sich innerhalb von neun Monaten auf das Verhältnis von fünfzig
Millionen zu eins, und sogar noch darunter. Man hofft, dass die rote Währung,
die unter dem Namen Jen Ming Piao, das heisst Volksgeld jetzt in Umlauf kommt,
nicht ebenfalls auf die Rutschbahn der Inflation gerät. ...
Aber zum mindesten hat Schanghai einen besonders kritischen Wechsel
überstanden, und ein neues Blatt wird beschrieben im Buch der verwirrenden
Geschichte dieser zauberhaften, frevlerischen Stadt ..."
Zur Vorgeschichte vorstehendem Artikels gehört offenbar auch, dass Schanghai
"die" Stadt in China war (das heutzutage nicht mehr in den Jahrbuchberichten
der Zeugen Jehovas mit auftaucht. Bestenfalls in der den Verbotsländern
gewidmeten Sammelrubrik). Zur Vorgeschichte gehört offenbar auch, dass eine
deutschsprachig in Schanghai erscheinende Nazipostille, unter dem Titel
"Ostasiatischer Beobachter", in zwei Artikeln im Jahre 1938 (Juli 1938 und
September 1938) auch auf die Zeugen Jehovas zu sprechen kam.
Ihr Verfasser, ein gewisser Ernst H. Becker, reflektiert das einschlägige
nazistische Zerrbild, welches die Bibelforscher (Zeugen Jehovas) in die
kommunistische Ecke stellte. Und zu diesem Zwecke der abenteuerlichen
Verschwörungstheorie: Juden - Freimaurer - Zeugen Jehovas bedurfte.
Gemessen an sonstigen Veröffentlichungen des Naziregimes zum Thema Zeugen
Jehovas, die mehr oder weniger nur aus trivalen Zeitungsartikeln, bzw.
Ausführungen in juristischen Fachzeitschriften bestanden (die Schrift des Dr.
Jonak mal ausklammernd), ist dieser Artikel im "Ostasiatischen Beobachter"
durchaus "beachtlich". Beachtlich in dem Sinne, als er die nazistische Sicht
in der Weltöffentlichkeit darzustellen sich bemüht.
Zum thematischem Weiterlesen auch:
Nazistische Auslandspropaganda
Rotchina
Kommentarserie1947
Dort: Eintrag vom
09. Juni 2007 06:58:57
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Re: Vor sechzig Jahren
geschrieben von:
Drahbeck
Datum: 02. November 2009 03:03
"Die 'Hölle', als Schreckmittel gebraucht"; so der Titel des
Studienartikels im "Wachtturm" vom 1. 11. 1949. Um diesen Ausführungen einen
etwas zeitgemäßeren Anstrich zu verpassen, garniert man das ganze mit einer
der Presse entnommenen Aussage des damaligen Papstes. Dazu liest man:
"Die New York 'Sun' brachte in ihrer
Ausgabe vom 23. März 1949 folgende fettgedruckte Schlagzeilen:
'Papst Pius drängt auf das Predigen der Hölle um Menschen zu retten.' Darauf,
nach der Datumszeile 'Vatikanstadt, 23. März,' führte sie eine Meldung der
Associated Press an, welche auszugsweise wie folgt lautet:
'Papst Pius drängte heute darauf, die Hölle zu predigen, um die Menschen zu
Gott zurückzurufen. Indem er sich in seiner jährlichen Fastenansprache an
römische Geistliche wandte, sagte er: 'Es ist traurig, heute so viele zu sehen
- darunter viele Katholiken -, die da leben, als ob es ihr einziges Ziel sei,
den Himmel auf Erden zu haben, ohne irgendwelchen Gedanken an das Jenseits und
die Ewigkeit … Die Anfangswahrheiten des Glaubens zu predigen … ist dringender
denn je … und gleich verhält es sich mit dem Predigen der Hölle. Ohne Zweifel
muss ein solches Thema mit Würde und Weisheit behandelt werden. Es ist wahr,
dass der Wunsch nach dem Himmel an sich ein vollkommenerer Beweggrund ist als
die Furcht; doch daraus folgt nicht, dass er für alle Menschen das wirksamste
Mittel ist, sie von der Sünde fernzuhalten und zu Gott zu bekehren.'"
Die New York 'Times' machte am darauffolgenden Tag ein Zitat aus derselben
Mitteilung und sagte: 'Papst Pius forderte heute, … dass in der Kirche mit
grösserem Nachdruck das Höllenfeuer gepredigt werde.'"
Nun ist ja bekannt, dass Jehovas Zeugen die konventionelle Höllenlehre
ablehnen. Aber richtig stellen sie fest, dass jenes Dogma in der Praxis als
"Schreckmittel" gebraucht wird. Was wären die Grosskirchen wohl geworden,
hätten sie in ihrer Geschichte nicht jene Drohbotschaft verwandt? Man darf
bezweifeln, ob es in der Phase ihrer größten Machtausübung auch noch zum Bau
gewaltiger Dome und ähnliches gekommen wäre, bei gleichzeitigem buchstäblichem
Elend breiter Bevölkerungsschichten. Wer solche Doktrinen für bare Münze
nimmt, und das ist ja der Anspruch der Kirchen, der lässt sich ins Boxhorn
jagen.
Der lässt sich auch im "Namen Gottes" von vorne und hinten melken. Und da wär
man schon auf der Basis jener Religionskritiker angelangt, welche in Religion
generell eine tragfähige Geschäftsidee sehen. Nicht zum "Nutzen" ihrer Käufer,
wohl aber zum Nutzen ihrer Verkäufer.
Auch das muss man sagen. Wo keine Nachfrage, da ist auch kein Markt. Offenbar
fand und finden solche Angebote ihre Abnehmer. Um einen Vergleich zu ziehen.
Auch Hollywood-Filme, egal mit welcher Thematik, finden ihre zahlungskräftigen
Abnehmer. Nicht selten auch solche der Kategorie Schnulzen, die da eine "heile
Welt" zumindest für die Dauer des Filmes, herbeizaubern. Nach Filmende ist die
Welt zwar nach wie vor unheil. Aber zumindest zeitweise gelingt ihren
Konsumenten eine vermeintliche Flucht aus der Wirklichkeit.
Ob da nun ein Angebot konventionell in der Form althergebrachter Religion;
oder ein Angebot in der Form eines mit allen Raffinessen ausgestatteten
Hollywood-Filmes daherkommt, ist eigentlich nur ein marginaler Unterschied.
Wie sind denn nun die Zeugen Jehovas, innerhalb des vorgenannten
Angebotsspektrums zu bewerten? Wohl kaum anders. Zwar lehnen sie das
Drohmittel Feuerhölle ab. Gleichwohl hat sich auch bei ihnen, und das
keineswegs an "unbedeutender" Stelle, ein vergleichbares Drohpotential
etabliert; namens Harmagedonlehre.
Die WTG kann sich ja nicht genug daran tun, dass entsprechend auszumalen. Man
vergleiche mal beispielsweise ihre Bilder dazu in ihrem Buch "Vom verlorenen
zum wiedererlangten Paradies". Besser kann die Fantasie der Befürworter der
Höllenfeuerlehre wohl auch nicht sein.
![](http://www.manfred-gebhard.de/Harmagedon.jpg)
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Re: Vor sechzig Jahren
geschrieben von:
Drahbeck
Datum: 09. November 2009 03:26
Großes Aufsehen, mit Nachwirkungen bis in die Gegenwart,
verursachte der "Erwachet!"-Artikel mit dem programmatischen Titel "Gangster
in Amt und Würden", der in der "Erwachet!"- Ausgabe vom 8. November 1949
erschien.
Man vergleiche dazu auch:
Gangster
Zugrunde lag dem immer noch die Rutherford'sche Obrigkeitslehre von 1929, die
maßgeblichen Anteil an den Konflikten im Naziregime, und in Fortsetzung,
dann auch in der DDR hatte. Ausdrücklich wird dies auch durch die
weitere Titelzeile des Artikels dokumentiert, die da besagte:
"Überzeugender Beweis dafür, dass
Politiker nicht die 'von Gott verordneten obrigkeitlichen Gewalten sind.'"
Wer eine weltliche Obrigkeit in aller Öffentlichkeit als pauschal als
"Gangster" tituliert, der hat in der Tat eine Schwelle überschritten. Und die
Konsequenzen dessen ließen ja auch nicht auf sich warten.
Thematisch listet dieser Artikel diverse
Korruptionsfälle auf. Wenn
man sich vergegenwärtigt, dass der seinerzeitige WTG-Präsident N. H. Knorr,
sich von dem reich gewordenen Anton Koerber, mit einem Auto aus dem Segment
der Nobelmarken beschenken ließ; dann ist auch das ein Korruptionsbeispiel.
Koerber tat das nicht uneigennützig. Dafür bekam er einem seinem
Geltungsbedürfnis entsprechenden Posten innerhalb
der
WTG-Organisation. Man vergleiche dazu:
Koerber
Solange Menschen leben, wird es wohl immer wieder Korruptionsfälle geben. Und
früher oder später auch ihre Aufdeckung. Insofern ist der daraus abgeleitete
WTG-Ansatz, alle weltliche Macht pauschal, stigmatisierend abzulehnen, als zu
weitgehend, zurückzuweisen.
Nachstehend die Dokumentation der wesentlichen Aussagen dieses
Zeitdokumentes:
Das 'Gottesgnadentum der Könige' wird in
demokratischen Ländern nicht mehr gepredigt, dafür aber die religiöse Lehre
verbreitet, die politischen Herrscher seien die 'von Gott verordneten
obrigkeitlichen Gewalten.' Um diese Behauptung zu stützen, führen katholische
Priester und protestantische Pfarrer aus dem Brief des Apostels Paulus an die
Römer, Kapitel 13, die Verse 1 und 2 an: 'Jede Seele unterwerfe sich den
obrigkeitlichen Gewalten; denn es ist keine Obrigkeit, ausser von Gott, und
diese, welche sind, sind von Gott verordnet. Wer sich daher der Obrigkeit
widersetzt, widersteht der Anordnung Gottes.' Eine Fussnote in 'Ha Dock's
Catholic Bible' sagt hierzu:
'Damit Christen ihre christliche Freiheit nicht falsch deuten, lehrt er
(Paulus) sie hier, dass ein jeder (sogar Priester und Bischöfe, sagt S. Chrys)
den Fürsten, nach den Heiden, wie es sie damals gab, hinsichtlich der Gesetze,
die mit der Politik der Zivilbehörden zu tun haben, untertan und gehorsam sein
müsse, da dies der Wille Gottes ist, weil die Gewalt, die sie ausüben, von
Gott kommt. So dass ihnen zu widerstehen soviel ist, wie Gott zu widerstehen.
Und jeder Christ muss ihnen eben um des Gewissen willen gehorchen.'
Wenn dem so wäre, wenn Gott die Politiker dieser bösen verderbten Welt
verordnet hätte, dann müsste er unweigerlich in die scheusslichen Verbrechen
solcher Regenten verwickelt sein. Diese lächerliche und lästerliche Auslegung
von Römer 13 durch die Geistlichkeit wird von nachdenklichen Erforschern der
Bibel nicht akzeptiert. Hier nur soll an Hand der Sachlage in den Vereinigten
Staaten gezeigt werden, wie selbstsüchtige, ehrgeizige Politiker nicht etwa
'von Gott verordnet', sondern von mächtigen parteipolitischen Organisationen
zu Amt und Würden gebracht werden. Solche Parteiapparate laufen im
Gangsterstil der Unterwelt.
Älteren Leuten ist aus der Präsidentschaftszeit Harding-Coolidge vielleicht
noch erinnerlich, wie der Teupot-Dame-Skandal zum Platzen kam. Es wirbelte
viel Staub auf, als bekannt wurde, dass Albert Bacon Fall als Sekretär des
Innern (Innenminister) sehr wertvolle erdölhaltige Ländereien in Wyoming und
Kalifornien aus staatlichen in privaten Besitz übergeführt und dafür eine
Bestechungssumme von 100000 Dollar eingesackt hatte. Auf solche Weise waren
die schwer besteuerten Bürger der Vereinigten Staaten durch diesen angeblich
'von Gott verordneten' Schelm um Landstriche gebracht worden, die viele
Millionen Dollar wert sind. Im Jahre 1924 wurde dann der Bundesanwalt der
Vereinigten Staaten seines Amtes enthoben, weil er undurchsichtige Beziehungen
zu fragwürdigen Individuen unterhalten hatte.
Einer, der in neuerer Zeit Geschichte machte, war Haey Long von Luisiana. Er
fiel der Kugel eines Attentäters zum Opfer, und danach wurden in der von ihm
aufgebauten politischen Maschinerie R. S. Maestri (Bürgermeister von New
Orleans), R. W. Leche (Gouverneur des Staates) und andere tonangebend. Während
sie die Fuchtel schwangen, hatte ihr gesetzloser Parteiapparat Hochbetrieb im
Unterschlagen und widerrechtlichen Aneignen von Bundes- und Staatsgeldern, in
der Einkommensteuerhinterziehung, in Wahlbetrügereien und einschüchternde
Massnahmen gegen Mitglieder und Nichtmitglieder. Als die Bande ausgehoben
wurde, begingen drei Mann Selbstmord und mehr als 200 wurden von Bundes oder
Staats wegen unter Anklage gestellt. Bis dahin hatten staatliche und
städtische Angestellte fünf Prozent ihrer Gehälter an die Parteikasse dieser
Gangster abzuführen gehabt, was jährlich 100000 Dollar ausmachte.
Als einer, der nach Gangsterart anvertrautes Geld zusammenraffte, muss Senator
Theodore G. Bilbo von Missisippi bezeichnet werden. Dieser Mann des Südens war
einst offiziell als Baptistenprediger tätig. Seine Karriere als bestechlicher
Politiker reicht bis ins Jahr 1910 zurück. Schon damals forderte man ihn auf,
als Staatssenator zurückzutreten, da er nicht dazu tauge, 'bei ehrlichen,
rechtschaffenen Männern zu sitzen.' Später, als Bilbo zuerst
Gouverneur-Stellvertreter und dann Gouverneur des Staates geworden war,
brachte dieser Mann durch seine untergründigen Abmachungen mit
Strassenbauunternehmen den Staat an den Rand des finanziellen Ruins. In seinen
zwölf Jahren als Senator der Vereinigten Staaten hat sich Bilbo sein Nest mit
Geschenken aller Art ausgepolstert, Kriegsaufträge brachten ihm 'geschenkweise'
einen neuen Cadillac, kostspielige Möbel, ein 'Märchenschloss' im Wer von
75000 Dollar, ein luxeriöses Schwimmbassin, und eine ihm gehörende
Gemeindekirche ein. Die Kosten dafür wurden zum grössten Teil für den Bau
eines Militärflugplatzes verrechnet.
Im Süden von New Jersey war es Enoch L. Johnson, der durch eine schlimme
Korruptionswirtschaft zu Reichtum gelangte. Er hatte zwanzig Jahre lang den
Posten eines Kreiskassiers inne und bezog noch … jährlich ein Gehalt von 6000
Dollar, sackte aber hinten herum jedes Jahr annähernd eine Viertelmillion
Dollar ein. Alle im Rahmen der Politik besetzten Posten - und dazu gehören die
der Publizisten, der Richter, der Sheriffs und der Geschworenen - wurden in
der Einflussphäre Johnsons von ihm vergeben, gegen Bezahlung. Alle
Absteigquartiere, Spielhöllen und Bordelle, wie auch gewöhnliche
Geschäftsunternehmen mussten sich seinen 'Schutz' erkaufen.
Ferner gab es da dreissig Jahre hindurch in Jersey City, N. J. einen
Bürgermeister namens Frank Hague. Verbrechen, Korruption, Bestechung und
Einschüchterung standen unter seinem Regiment in Blüte. Brutale Erpresser wie
Joe Fay, Rauschgifthändler der Unterwelt und Strolche wie Anthony Zuvalick,
genossen seinen Schutz. Der Gestank, den Jerseys Gerichtswesen unter Hagues
System speziell ausgesuchter Richter und Geschworenen verbreitete, war weit
und breit zu riechen. Als aufgeblasener Tyrann suchte Hague die Redefreiheit
zu unterdrücken und verkündete, mit der Anmassung eines Hitler: 'Ich bin das
Gesetz in Jersey City!' Schmiergelder sackte Hague mit einer Gier ein, wie sie
nur aus dem Schweinestall bekannt ist. Wie hätte er sonst bei einem
Jahresgehalt von 9000 Dollar ein Vermögen zusammenraffen können, das auf
40000000 Dollar veranschlagt wurde?
Aus demselben unsauberen Nest von New Jersey kam der Politiker J. Pannell
Thomas, der viele Jahre lang als angesehenes Mitglied dem Kongress angehörte,
weil er mit fanatischem Eifer 'Hexenjagden' auf die 'Boten' veranstaltete und
seinen eigenen 'Patriotismus' frömmlerisch zur Schau stellte, wurde er im
Repräsententenhaus zum Vorsitzenden des 'unamerikanischen Komitees' ernannt.
Aber im vergangenen November zerplatzte der Ultra-Amerikanismus des Herrn
Thomas wie ein riesiger Gasballon, indem bekannt wurde, dass Thomas für
fingierte Sekretäre, also solche, die es in seinem Büro gar nicht gab,
jahrelang die Gehaltszahlungen bezogen und auf solche Weise die
Bundesregierung bestohlen hatte. Für die 34 offenkundigen Vergehen, die ihm
zur Last gelegt wurden, erhielt er eine Höchststrafe von 32 Jahren und eine
Busse von 40000 Dollar.
In der Stadt New York geht das Chef-Unwesen bis ins vergangene Jahrhundert
zurück, wo der 'fabelhaft unehrliche' William N. Tweed und seine
Tammony-Hall-Sippschft die Stadt um 50 bis 100 Millionen Dollar betrogen.
Anfang dieses Jahrhunderts hatte Richard Croker von der Gaswerk-Banda das
Kommando inne, und der darauffolgende 'Chef', Charles F. Murphy, war so
'erfolgreich', dass sein Nachlass 2000000 Dollar betrug. Heute hat der
Tammony-Tiger nicht mehr so lange Krallen wie früher, aber an seinem
gestreiften Fell hat sich nichts geändert. Im Jahre 1940 wanderte James J.
Hines, ein einflussreicher Bezirksvorstand der Tammony-Organisation, in das
Sing-Sing-Gefängnis, weil er mit 'Dutch Schultz', einem Gangster der
Unterwelt, Geschäfte gemacht hatte. Zu den heutigen Rädelsführern von Tammony
gehört Edward J. Flynn, der einst Landesvorsitzender der Demokratischen Partei
war. Es handelt sich um denselben, der durch seine Abmachungen mit einer
Hypothekenbank für einen Verlust von über einer Million Dollar an öffentlichen
Geldern verantwortlich ist; denselben, der einmal den Gangster 'Dutch Schultz'
zum stellvertretenden Sheriff ernannte; denselben, den Truman als Botschafter
nach Australien senden wollte. Die Meinungsäusserungen in der Öffentlichkeit
verhinderten dies, als bekannt geworden war, dass sich Flynn von der Stadt New
York Pflastersteine für seinen Privatbesitz angeeignet hatte.
Manchmal stecken Gangster auch in richterlicher Amtstracht. Einen von dieser
Sorte, Thomas A. Aurelio, der in der Stadt New York einen Richterposten inne
hatte, gelüstete es Richter am Obergericht von New York zu werden. Der Mann,
der Aurelius Kandidatur durchdrückte, sein Busenfreund Frank Castello, war
selbst ein Erpresser und Spieler gewesen und hatte mit den schlimmsten
Revolverhelden und Halsabschneidern des Landes in Verbindung gestanden, wie
aus seinem Vorstrafenregister hervorging. Länger als an Aurelio wird man sich
wohl aber, was verbrecherische Justizbeamte betrifft, an Martin T. Manton
erinnern. Obwohl Manton als Richter an einem der neun amerikanischen
Kreisgerichte (Circuit Courts) amtete, auf der juristischen Rangliste des
Landes an zehnter Stelle stand und die Würde eines katholischen St.
Gregor-Ritters innehatte, war er in höchstem Masse bestechlich. Dabei ertappt,
erhielt er wegen käuflicher Rechtsprechung eine Strafe von zwei Jahren
Einsperrung in Sing-Sing und eine Busse von 10000 Dollar.
In Boston ist der gefeierste politische Gangster niemand anderes als der
Bürgermeister, James Michael Curley. Nachdem er in Washington, D. C. einer
Betrugsaffäre in Verbindung mit Kriegsaufträgen, bei der es um 60000 Dollar
ging, verurteilt worden war, wurde dieser 'Held' bei seiner Rückkehr nach
Boston am Bahnhof von einer Kapelle der Bürgerwehr und einem grossen
Volkshaufen, darunter auch katholischen Priestern, willkommen geheissen. Mit
seinen zwei Appellationen an den Obersten Gerichtshof drang er nicht durch,
und da auch alle anderen Kniffe, sich um die Strafe zu drücken, nicht
verfingen, musste dieser Schwindler eine Busse von 1000 Dollar zahlen und am
26. Juni 1947 seine Gefängnisstrafe antreten, die auf 6 bis 18 Monate lautete.
Präsident Truman setzte sie nach Ablauf von fünf Monaten auf die verbüsste
Zeit herab, und da er Curley auch die bürgerlichen Ehrenrechte zurückgab,
konnte dieser sofort wieder als Bürgermeister von Boston amtieren, damit
jährlich seine 20000 Dollar verdienen und erneut als Chef der
Parteimaschninerie von Boston tätig sein.
Was Gangster betrifft, ist keine Stadt der Welt verrufener als Chikago. Zur
Zeit der Prohibition war es besonders die Bande von Al Capone, die dort allen
überhaupt denkbaren Verbrechen oblag. Heute wird diese Sündenstadt von einer
neuen Gangstergeneration beherrscht, deren gesetzwidrige Geschäfte auf
politischen und anderen Gebieten schätzungsweise einen jährlichen Rohertrag
von 700000000 Dollar abwerfen.
'Chikago ist immer noch eine der unehrlichsten Städte der Welt … (Die alten
Gangstergewerbe) bestehen weiter, und daneben auch das unheilige Bündnis
zwischen Verbrecher, Polizist und Politiker … Das Gesindel hat immer noch
hohen Orts - in politischen Stellungen und im Polizeidepartment seine Freunde
sitzen … Beim organisierten Verbrechen gibt es etwas, das von vornherein
absolut sicher ist: wo immer es besteht, haben die Politiker und die Polizei
ihre Hand im Spiel; denn Verbrecherbanden und Bestechung gehen Hand in Hand.'
- Life, 29. November 1948.
Einer aus Capones engem Freundeskreis, ein gewisser Roland Libenati, ist heute
Staatssenator. Auch Lawrence Dows, von dem in Verbrecherkreisen mit höchster
Verehrung gesprochen wird, ist Staatssenator und hat neben diesem politischen
Amt noch Zeit und Lust, die Unterweltgangster Chikagos vor Gericht zu
verteidigen. 1947 hatte er etwa 500 derartige Klienten.
'Praktisch und mit politischem Blick besehen' sagt 'Newsweek' 'ist nie etwas
der alten Pendergeist-Maschinerie der Demokraten in Kansas City, wie sie vor
zehn oder mehr Jahren bestand, gleichgekommen.' Über diese Stadt schrieb einst
ein Journalist: 'Vieleicht mit Ausnahme so berühmter Orte wie Singapore und
Port Said, hat Kansas City wahrscheinlich das umfangreichste Sündengewerbe der
Welt.' In den Wahllisten standen Tausende, die ihre Wohnadresse auf unbebauten
Grundstücken oder auf Friedhöfen hatten, und nach einer dieser legendären
Wahlen wurde einmal festgestellt, dass mehr als 60000 solch 'gespenstischer'
Stimmzettel vorlagen. Das ging alles aufs Konto des Gangsterapparates von
Thomas J. Pendergast.
Präsident Harry S. Truman ist ein Produkt und ein zahlendes Mitglied dieser
berüchtigten Pendergast-Maschinerie und hielt seinem Chef bis zuletzt die
Treue. Er fuhr sogar auf Staatskosten in einem Militärflugzeug zu Pendergasts
Begräbnis. Der Rubrik-Journalist Westbrock Pegler gibt noch folgende
Einzelheiten bekannt:
'Kansas City ist Trumans alte Heimatstadt. Er hatte dort in einer Zeit, wo
sich einige der theatralischen Diebereien und Schlechtigkeiten aus der
Kriminalgeschichte der Vereinigten Staaten abspielten, das Amt eines
Grafschaftskommissärs inne … Nachdem er Präsident geworden war, gewährte er
vielen vom Gesindel der Pendergast-Unterwelt, die eine Gefängnisstrafe
abgesessen hatten, eine Präsidialbegnadigung. Es waren seine alten politischen
Kameraden. Sie hatten Seite an Seite mit Harry dem gleichen alten gaunerhaften
Meister gedient.'
Seit Truman Präsident geworden ist, hat er einige der Funktionen übernommen,
die Pendergast als Chef ausübte. Zum Beispiel gab er die Anweisung, bei Wahlen
in Kansas einen gewissen Slaughter nicht gewinnen zu lassen. So kann man jetzt
von einem Truman-Pendergast-Parteiapparat reden; aber nicht jedermann findet
Geschmack daran, dass der Präsident zugleich Chef einer solchen Clique ist.
Wenn man sogar bis in die höchsten Spitzen für Gangsterpraktiken zu haben ist,
darf es nicht wundernehmen, dass auch von den Untergebenen viele einen krummen
Weg einschlagen. Bei der Vergebung von Kriegsaufträgen gelangten unehrliche
Regierungsbeamte rasch zu Reichtum. Hier einige Namen:
Generalmajor Bennett D. Myers und Generallleutnant Ira Eaker, die mit dem
22-Millionen-Dollar-Flugzeugauftrag an Howard Hughes zu tun hatten. Ehe Myers
es sich versah, hatte er durch unsaubere Aktienmanipulationen 90000 Dollar
verdient. Bei der Untersuchung dieser Angelegenheit sickerte auch durch, dass
Senator Owen Breuster seine Amtsstellung dazu missbraucht hatte, sich
persönlich und seiner Luftfahrtgesellschaft Vorteile zu verschaffen.
Als weiteres scheinfrommes Muster der Cliquenwirtschaft ist der
Kongressabgeordnete Andrew Jackson zu nennen. Dieser einstige
Sonntagsschullehrer der Baptisten zeigte sich als vorsitzender des
einflussreichen Parlamentskomitees für Heeresangelegenheiten gegenüber
Munitionskonzernen sehr gefügig, nahm Schmiergelder in der Höhe von 53000
Dollar entgegen, beging 35 offenkundige Vergehen, wurde schuldig erklärt und
zu Gefängnis verurteilt.
Möge niemand meinen mit diesen wenigen Beispielen seien alle Gangster des
staatlichen oder allgemein politischen Lebens aufgezählt. Die politischen
Parteien sind selbst nichts anderes als derartige Ratten, von einem
Glorienschein umgeben. Steht eine allgemeine Wahl bevor, so wird von den
Orts-, Grafschafts-, Staats- und Landesgewaltigen ein Parteikongress
einberufen. Statisten werden als Redner aufgestellt, man steckt die Köpfe
zusammen, setzt Komitees für die Wahlvorbereitungen ein, trifft Abmachungen.
Schliesslich lässt der starke Mann dieser Bande überall die Drecksschleudern
eines Wahlkampfes in Bewegung setzen, eines Wahlkampfes, der viele Millionen
Dollar kostet. Das Volk geht an die Urnen; und der Gewinner verteilt, als
'Auserwählter des Volkes', an hochverdiente Bandenmitglieder einträgliche
politische Ämter.
Das sich die Religion besonders in letzter Zeit immer stärker in die Politik
stürzt, ist wohlbekannt. Bei den letztjährigen Parteikongressen in Amerika
wurde jeder Tag dieses gottfremden Lärmens mit dem Gebet eines Geistlichen
eröffnet.
'Chikagos Geistliche haben sich für den 2. November zu einer 'Geht
wählen!'-Aktion zusammengeschlossen, und dafür werden in gewissen Abständen
alle Kirchenglocken der Stadt geläutet werden' (New York Times).
Priester und Nonnen wurden bei dieser Gelegenheit ermahnt, an die Urnen zu
gehen. Jedes Jahr findet in den Vereinigten Staaten extra eine Messe statt,
'um zu Beginn einer neuen Sitzungsperiode des Kongresses die göttliche Hilfe
zu erbitten'; und der Kongress lässt auch täglich einen bezahlten Geistlichen
für sich beten.
In Italien bezeichnen katholische Würdenträger es als schweres Vergehen, ja
als Todsünde, den Wahlen fernzubleiben. Kardinal Griffin von London erklärte:
'Vom Beitritt zu einer politischen Partei deshalb Abstand zu nehmen, weil
Politik etwas Schmutziges ist, bildet keine Entschuldigung.' Wie lächerlich!
Die Geistlichen geben zu, dass die Politik voller Fäulnis ist, aber sie
unterstützen, segnen und verehren sie. In lästerlicher vermessenener Weise
möchten sie Gott sogar gebieten, solche Politiker überall in der Welt zu
seinen Vertretern zu ernennen, ganz gleich welcher Bande sie angehören.
'Stalin von Gott erwählt, sagt der Patriarch von Moskau'. (Überschrift in der
Times, New York, 12. März 1948).
Eine weitere Schlagzeile: 'Gott auf Spaniens Seite, sagt Franco der Jugend'
(Times, New York, 30. März 1948). Und Monsignore Flannelly, der für Kardinal
Spellmann die St. Patricks-Kathedrale verwaltet, behauptete, der Amerikanismus
sei 'die Aufrechterhaltung der göttlichen Ordnung im Staatswesen.'
-Times, New York, 5. Juli 1948.
Aber gerade der Umstand, dass der Vatikan, als Freund der jetzigen Welt, mit
über vierzig Ländern diplomatische Beziehungen unterhält, sowie der Umstand,
dass Hunderte von Politikern, gleich dem früheren amerikanischen
Staatssekretär Marshall und Vizepräsident Barkley, sich an den Pforten des
Vatikans einfinden, ist stärkster Beweis dafür, dass weder Politiker noch
Religionisten von Gott verordnet sind. Dies unterliegt keinem Zweifel, hat
Gott doch durch den Mund seines Dieners Jakobus erklärt:
'Wer nun irgend ein Freund der Welt sein will, stellt sich als Feind Gottes
dar.' (Jakobus 4:4). Denn 'der Gott dieser Welt' ist Satan, der Teufel. (2.
Korinther 4:4; Johannes 12:31; Epheser 6:12). Demzufolge ist das, was die
menschlichen Staatswesen an Betrug und verbrecherischer Korruption durchsetzt,
vom Teufel. Man kann gewiss sein, dass der allmächtige Gott keine solche
Missherrschaft verordnete.
Bei den wirklichen 'obrigkeitlichen Gewalten' von denen der Apostel Paulus
sagt, die Christen sollten sie anbeten und ehren, handelt es sich um niemand
anders als um Jehova Gott, den unumschränkten Herrscher des Weltalls, und
seinen gesalbten, von ihm verordneten Theokratischen König, Christus Jesus.
Echte Christen geben zwar dem Cäsar, was des Cäsars ist, vergessen dabei aber
nie, dass sie gehorsame Diener der wahren obrigkeitlichen Gewalten sein
müssen; denn nur durch diese höchsten Mächte wird eine gerechte Herrschaft
herbeigeführt werden.
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Re: Vor sechzig Jahren
geschrieben von:
Drahbeck
Datum: 16. November 2009 02:51
Im "Wachtturm" vom 15. November 1949 liest man auch:
"Höhere Textkritiker" und andere
Modernisten-Religionisten glauben nicht an die biblische Lehre vom
Loskaufopfer. Sie lassen sich herab, zu sagen, Jesus sei ein grosser und guter
Mann gewesen, aber für sie bedeutet sein Tod am Stamme nichts weiteres als der
Tod irgendeines andern Menschen, soweit es die Erkaufung des
Menschengeschlechtes betrifft. Da sie über Gottes Vorkehrungen zur Errettung
des Menschen willentlich unwissend sind, sind diese "höheren Textkritiker" und
Modernisten weise in ihrer Einbildung und blind für die Wahrheit …"
Mit dieser Aussage ordnet sich die WTG-Religion eindeutig in das Heer der
Fundamentalisten ein. Die gibt es vielerorts. Sowohl im Christentum, im Islam
und etlichen anderen Religionen, einschließlich der "politischen Religionen".
Es wäre müßig, mit Leuten dieser Art ein Streitgespräch anzufangen. Wohin sie
denn tendieren, wenn jemand ihre "Wahrheiten" hinterfragt, haben sie schon
mehr als genug bewiesen.
Ein willkürliches Beispiel der Fall des Salman Rushdie. Der hatte
mit seinem Roman "Die satanischen Verse" einige islamistische Fundamentalisten
so "auf die Palme" gebracht, dass sie sich gar zu öffentlichen Mordaufrufen
hinreißen ließen. Liest man Rushdie's Roman, als einer der weder dem
christlichen noch dem islamistischen Fundamentalismus angehört, selbst, dann
fragt man
sich: Weshalb die Aufregung? Nachvollziehbar
ist meines Erachtens dabei nur, dass der Roman-Titel reißerisch gestaltet ist.
Das der Titel als solches religiöse Gefühle zu verletzen vermag. Beim
eigentlichen Inhalt indes muss man schon eine Lupe zum suchen benutzen, und
wird dabei kaum fündig.
Aber dieses Beispiel zeigt: Mit Fundamentalisten ist "nicht gut Kirschen
essen".
Weil das nun mal so ist: Soll man deshalb die eigene Meinung
"herunterschlucken"? Es ist ein bisschen viel Selbstverleugnung, dass da
verlangt wird. Auch Fundamentalisten werden damit leben müssen, in ihrer
"irdischen Lebensphase", der sich ihrer Meinung nach noch eine andere
anschließt, auf Widerspruch zu stoßen. Im "Jenseits" mögen sie sich dann unter
ihresgleichen tummeln, nach ihrer Auffassung. Noch aber leben sie im
Diesseits.
Erlösungslehre kritisch bewertet
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Re: Vor sechzig Jahren
geschrieben von:
Drahbeck
Datum: 23. November 2009 02:20
Auf das Thema Bluttransfusion eingehend, verweist "Erwachet!"
vom 22. 11. 1949 auf Beispiele älterer Art. So sei schon bei Papst Innozenz
VIII. eine gescheiterte Bluttransfusion versucht worden.
"Erwachet!" kann es sich aber nicht versagen, das dann gleich mit einer
polemischen Spitze zu verbinden:
"Einem Papst bedeutet es natürlich nichts
Unbiblisches, das Blut von drei Jünglingen direkt in seinen Organismus
aufzunehmen, behauptet er doch, durch Hersagen der Worte 'Hic est sanguis meus'
bei der Messe den Wein in das buchstäbliche Blut Jesu Christi zu verwandeln
und dann dieses buchstäbliche Blut zu trinken. Für einen Papst ist Blut eben
Blut, sei es nun dasjenige Jesu Christi oder anderer Menschengeschöpfe."
Einige weitere Wegbereiter nennend, etwa Harvey mit seiner Entdeckung
des Blutkreislaufes im siebzehnten Jahrhundert, wird registriert, dass der Weg
dieser Forscher nicht immer "steinlos" war. Es stellten sich ihnen
mancherlei in den Weg, wie das wohl bei vielerlei neueren
Innovationen, nicht selten der Fall ist.
"Die Transfusion als chirurgisches
Verfahren nach einem Blutsturz einzuführen, wurde am eifrigsten gegen Ende des
achtzehnten und zu Beginn des 19. Jahrhunderts betrieben."
Noch immer handelte es sich wohl - mehr oder weniger - um Einzelfälle.
Ihre Verwendung als breites chirurgisches System ist wohl in der Tat erst den
Jahren nach 1945 zuschreibbar. Und
damit erst beginnt
der Zeitpunkt, wo diese chirurgische Massnahme eine theologische Ausdeutung
erfuhr, durch die Zeugen Jehovas.
Letztere nehmen in etwa damit eine ähnliche Position ein, wie
seinerzeit der Streit zwischen Naturwissenschaftlern und der Kirche.
"Bei der Frage, ob die Erde im
Mittelpunkt des Weltalls stehe, kommt die Heilige Mutter Kirche ins Spiel. Da
das geozentrische Weltbild sich widerspruchsfreier mit der Bibel vertrug, galt
es 1800 Jahre als unumstößlich. Wer etwas anderes behauptete war
günstigstenfalls nur ein Narr (Luther über Kopernikus) oder es wurde an ihm
ein Exempel statuiert. Galilei bekam ja bis an sein Lebensende Hausarrest, da
er der kirchlichen Autorität nicht mehr widersprach."
Ursächlich steht der Streit dahinter, was denn größere Priorität habe.
Naturwissenschaftliche Erkenntnisse oder dogmatische Bibelauslegungen. Die
Kirche gab erst dann nach, als es für sie
wirklich nicht
mehr anders ging.
Ähnlich kann man wohl auch den Streit in Sachen Bluttransfusion bewerten. Das
war auch kein "ausgereiftes System". Siehe den eingangs genannten Todesfall
Papst Innozenz VIII. Mühselig tasteten - mit Rückschlägen - sich
diesbezügliche Forscher voran. Ihnen eigen war indes, dass dogmatische
Bedenken sie nicht generell daran hinderten, eben
weiter
zu forschen, zu experimentieren. Und auch Rückschläge einzustecken. Das ist
generell Forscherdrang.
Ginge es nach den Dogmatikern (in diesem Fall speziell den Zeugen Jehovas.)
Und hätten sie
die entsprechenden Machtpositionen. Sie
würden wohl Forschungs- und Experimentierversuche auf diesem Felde nach
Kräften verhindern. Nur hat eine unabhängige Forschung sich davon nicht
sonderlich beeindrucken lassen.
Letztendlich war das Beispiel Bluttransfusion eigentlich nur ein Anfang. Es
setzte sich fort, wieder mit Rückschlägen (nach dem Motto: Operation gelungen.
Patient
tot), etwa im Bereich Organtransplantationen,
oder in neuerer Zeit etwa in solchen Reizworten, wie Stammzellenzüchtung,
Klonen und ähnliches. Auch da hört man den
Aufschrei
religiöser Dogmatiker. Auch da gibt es Rückschläge.
Unterm Strich gesehen ist es aber wohl doch immer noch so, dass im Machtkampf
zwischen Dogmatikern und Forschern, wohl
das Leninwort
Geltung hat.
"Es geht drei Schritte vorwärts und zwei Schritte zurück"!
Als Beispiel kann man auch auf die Weltraumfahrt verweisen. Da
ziehen die religiösen Dogmatiker es inzwischen vor, sich weitgehend in
"vornehmes Schweigen" zu hüllen. Gibt es ernsthafte Rückschläge indes,
vergessen sie schon mal ihr Schweigen, und
machen aus
ihrem Herzen dann keine Mördergrube. Das sei ein hineinpfuschen in Gottes
Schöpfung, so ihre Logik. Schon beim Untergang der Titanic erlebte
man dieses Strickmuster.
Die Häme der Dogmatiker kannte keine Grenzen als sie davon erfuhren.
Siehe dazu auch:
http://forum.mysnip.de/read.php?27094,31513,31513#msg-31513
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Re: Vor sechzig Jahren
geschrieben von:
Drahbeck
Datum: 02. Dezember 2009 04:47
Als programmatisch wird man ihn schon bezeichnen können,
jenen "Wachtturm"-Artikel aus der Ausgabe vom 1. Dezember 1949, unter der
Überschrift:
"Es ist näher als sie denken". Betont er
doch in besonderem Maße die Endzeit-Naherwartung. Etwa wenn er verlautbart:
"Dämonen suchen die Menschen
zur Annahme zu verleiten, dass Jehovas Tag der Vernichtung für diese Welt
nicht so nahe sei … Unerschrocken trotzen Jehovas Zeugen dem
populären Wunschtraum der Menschen, wonach dieser Tag nicht so nahe sei,
und beharren auf der Verkündigung, dass sein Tag der Weltvernichtung nahe ist,
je näher als jene denken!"
Politisch urteilende Kreise haben ihn denn auch als der Schürung von
Kriegsängsten bezichtigt. Auch dieser Artikel ist eine von mehreren
Wurzeln, für das ein Jahr später eingetretene DDR-Verbot der
Zeugen Jehovas.
"Rollback dem Kommunismus", dass war zu jener Zeit
offizielle USA-Politik. In politischer Wertung liegen auch diese
WTG-Ausführungen auf dieser Linie. Das perfide daran:
Vormal in vermeintlich "neutralen" Vokabeln abgefasst. In der praktischen
Auswirkung, in der Alltagspraxis, jedoch gegen die
Interessen der kommunistischen Regime, ausgerichtet.
Nachstehend einige weitere Zitate aus dieser WT-Ausgabe:
Er ist näher als sie denken
"Heulet, denn nahe ist der Tag Jehovas; er kommt wie eine Verwüstung vom
Allmächtigen." - Jes. 13:6.
Doch für
alle, die sich nach dem Sieg der Gerechtigkeit sehen, wird dieser Tag, trotz
seiner Furchtbarkeit, herrlich sein.
Alles Gute, alles Wünschenswerte wird durch diesen Tag gewonnen, dessen
Hauptzweck es ist, Jehova als den wahren Gott und Souverän des
Universums zu rechtfertigen, indem er die mächtige Organisation wegfegt,
welche die gegenwärtige böse Welt beherrscht und alle guten
Maßnahmen zur Segnung der Menschheit bekämpft hat.
Personen, die die gesetzlose Organisation lieben und ihr dienen, mögen zufolge
der Vernichtung am Tage Jehovas alles verlieren und
wünschen nicht, dass er komme und dass die Gerechtigkeit die Oberhand gewinne.
Da Jesus Christus jetzt in den unsichtbaren Himmeln
regiert, läßt er die Erklärung der Prophezeiung durch seine Jünger, die
neuzeitlichen Zeugen Jehovas, dieser Welt kundtun. Wir können nicht erwarten,
dass jene, welche diese babylonische Welt lieben und
unterstützen, ihren Untergang voraussehen und ankündigen werden; Jehovas
Zeugen von heute machen gleichwie Jesaja allen Nationen
die Prophezeiung deutlich kund, die dieser Welt ihren baldigen Untergang
anzeigt. Mutig erklären sie den "Tag der Rache unseres Gottes".
Ob nun ein dritter Weltkrieg komme oder nicht, ist doch eines ganz
sicher: der universelle Kampf von Harmagedon, "die Schlacht jenes großen Tages
Gottes, des Allmächtigen", steht dieser Welt bevor. In
dieser Schlacht wird Jehovas Zorn an der unsichtbaren und sichtbaren
Organisation des Teufels, an Dämonen und Menschen völlig zum Ausdruck kommen.
Horcht auf! Höret ihr ihn, den unheilkündenen Schall der Sammlung
der himmlischen Truppen Jehovas als Antwort auf seinen Aufruf? Höret ihr es
trotz dem gräßlichen Lärm der Regierungen des Ostblocks und
des Westblocks, die ihre militärischen und. ideologischen Streitkräfte
zum Atomkrieg eines dritten Weltkonflikts mustern?
Seid nicht verlegen, wenn ein neuzeitlicher Babylonier euch
sagt, daß ihr diese himmlischen Heerscharen Jehovas, die für Harmagedon
aufgeboten werden, nicht sehen könnt. Gottes Wort dient euch als geistige
Augen.
Es ist daher nicht recht, wenn Personen, die an die
prophetische Vision von Jesaja 13; 4,5 glauben, sich durch das Sammeln der
weltlichen Nationen zum Kampf von Harmagedon erschrecken lassen. Für diese
Nationen dreht sich die Streitfrage um die Beherrschung
unserer Erde, sei es nun mittels vereinigter Nationen oder geteilter Nationen,
wobei ein .Block über den anderen die Oberhand hat. Sei es so oder
anders, sie alle sind gegen Jehova Gott und sein durch den
Messias, durch Jesus Christas regiertes Reich. Haben wir aber das Königreich
auf unserer Seite, so sind mehr für uns, als die ganze
Organisation des Teufels ausmacht, die gegen uns ist.
Die treuen Überrestglieder der gesalbten Nachfolger Jesu aber, die bis hinab
zur Schlacht von Harmagedon auf Erden am Leben bleiben, werden keinen
Anteil haben an irgend einem gewaltsamen Widerstand gegen die
politischen Nationen oder an irgendeiner Vernichtung derselben. Sie sind das
friedsamste Volk unter allen irdischen Nationen. Sie gehorchen den
Befehl Jehovas und warnen bloß die Menschen vor der Vernichtung, die in
Harmagedon über die Nationen hereinbrechen wird.
Heulet, weil er so nahe ist!
Bereits sind die Weltherrscher, was Politik, Handel und Religion betrifft, in
einem Zustand, als ob sie dem Befehle Gottes an sie
nachkämen, der in Jesaja 13:6-8 enthalten ist: "Heulet, denn nahe ist der Tag
Jehovas; er kommt wie eine Verwüstung vom Allmächtigen. Darum werden alle
Hände erschlaffen, und jedes Menschenherz wird
zerschmelzen. Und sie werden bestürzt sein, Wehen und Schmerzen werden sie
ergreifen, sie werden sich winden gleich einer
Gebärenden; einer starrt den anderen an, ihre Angesichter glühen." Diese
Schwierigkeitcn, die schon seit 1914 n. Chr. auf den Nationen lasten, eine
indes nicht von Jehova verursacht worden.
Indem Satan der Teufel und seine Dämonen, seitdem sie aus dem Himmel
hinausgeworfen worden sind, sich für den Frieden, die Wolhlfahrt, die
Gesundheit und das Glück der Menschen als so verheerend erweisen,
zeigen sie, daß sie eins sind in ihrer Taktik, über diese Erde und ihre Völker
zu "herrschen" oder sie "zu vernichten". Wenn sie nicht
alles haben können, wollen sie auch nicht, daß Gott und Christus etwas haben.
Der Teufel und seine Dämonen wissen wohl, daß ihre Zeit kurz ist.
Dessenungeachtet suchen sie die Menschen zur Annahme zu verleiten,
daß Jehovas Tag der Vernichtung für diese Welt nicht so nahe sei, wie es die
Weltereignisse seit 1914 gläubigen Menschen im Lichte
der biblischen Weissagung zeigen. Daher wird der Tag Jehovas mit der
Plötzlichkeit eines Diebes in der Nacht über sie kommen. Jehovas Zeugen sind
und werden für die plötzliche Ankunft jenes Tages der
Verheerung nicht verantwortlich sein. Gleich Jehovas bestellten Wächtern, die
für das Blut des Volkes verantwortlich gemacht werden,
wenn sie irgendwie verfehlen, es vor der kommenden Weltvernichtung zu warnen,
sind Jehovas Zeugen hinaufgestiegen auf die Hausdächer und haben die Warnung
ausgerufen, indem sie ihrer Salbung, "den Tag der Rache
unseres Gottes" anzukündigen, nachgekommen sind. Unerschrocken trotzen Jehovas
Zeugen dem populären Wunschtraum der Menschen, wonach
dieser Tag nicht so nahe sei, und beharren auf der Verkündigung, daß sein Tag
der Weltvernichtung nahe ist, ja näher als jene denken. Auf diese Weise
beherzigen die Zeugen die Ermahnung des Apostels Petrus
betreffs des Endes dieser Welt, indem sie 'erwarten und beschleunigen die
Ankunft des Tages Gottes dessentwegen die Himmel, in Feuer geraten, werden
aufgelöst und die Elemente (Himmelskörper) im Brande
zerschmelzen werden' (2. Pet. 3:11,12). Es ist jetzt nicht an der Zeit, die
Menschen zum Narren zu halten, indem man sie ungewarnt gewähren läßt,
dieses Ereignis in ihren Sinn hinauszuschieben. Jetzt wie nie
zuvor ist es an der Zeit, die Menschen guten Willens zu lebensrettendem
Handeln aufzurütteln, indem ihnen an Hand der Bibel und
der Weltgeschehnisse die Nähe des Tages Jehovas Gottes gezeigt wird.
Diese Botschaft über den "Tag der Rache unseres Gottes" ist
keine angenehme, optimistische Botschaft für diese Welt. Es ist eine
Botschaft, die den hoffnungslosen Zustand dieser Welt und die Nichtigkeit all
der verzweifelten Bemühungen, sie jetzt zu retten,
nachweist. .Deswegen heulen die Unterstützer dieser Welt, indem sie
protestieren und behaupten, unsere Botschaft sei aufrührerisch und schwäche
das Vertrauen des Volkes in die Weltherrscher. Wenn sie
jetzt schon bei der bloßen Prophezeiung klagen und heulen, wie werden sie erst
heulen, wenn der Tag über sie hereinbricht wie ein Dieb und
wenn all ihre weltlichen Hoffnungen, Einrichtungen und Hilfsmaßnahmen
versagen und sie in bitterer Enttäuschung zurücklassen!
Wohlan nun, ihr Reichen, heulet und schreiet über euer Elend, das
über euch kommt!" (Jak. 5;1, Reinhart). Schlotternd vor fieberhaften
Anstrengungen, werden, ihre Hände schlaff niedersinken.
Ihre Herzen, die in Selbstvertrauen und Trotz wieder Jehova einst kräftig
schlugen, werden vor Furcht zerschmelzen. Starke Männer werden wie Frauen in
Kindesnöten sein; ihre Lenden, die einst stark waren wie
gehärteter Stahl, werden durchbohrt von plötzlicher Qual, so daß sie sich
winden werden vor Schmerzen. Unfähig zu verstehen, warum nichts
gelingen will, warum kein menschliches Heilmittel mehr hilft,
warum Götzen und Götter die Gebete um Hilfe und Rettung weder beantworten
können noch beantworten werden, starren sie einander
entsetzt an, und ihre Gesichter glühen vor angstvoller Erregung. Dies ist
keine übertriebene Beschreibung.
Weil jetzt aber die Zeit zur Vergeltung gekommen ist, wird
Jehova Gott gerechterweise mit diesem gegenbildlichen Babylon grausam
sein. Die große Mehrheit der .Menschen fürchtet dieses Babylon, und dennoch
liebt, bewundert, unterstützt sie es und kämpft dafür.
Sie wird die Strafe tragen, weil sie an ihren Sünden und Ihrer Bosheit
teilgcnommen hat. Die ihrer Vernichtung entgehen, werden an Zahl gering sein
gleich den Überlebenden der Flut, durch welche die
vorsinflutliche Welt unterging. Auf alle Fälle ist es JETZT an der Zeit, die
Warnung erschallen zu lassen, daß sich die Prophezeiung ihrer
Enderfüllung nähert:
Siehe, der Tag Jehovas kommt grausam, und Grimm und Zornglut, um die Erde zur
wüste zu machen, und ihre Sünder wird er von derselben
vertilgen. Denn die Sterne des Himmels und seine Gestirne werden ihr Licht
nicht leuchten lassen; die Sonne wird finster sein bei ihrem Anfang, und der
Mond wird sein Licht nicht .scheinen lassen. Und ich
werde an dem Erdkreis heimsuchen die Bosheit, und an den Gesetzlosen ihre
Missetat, und ich werde ein Ende machen dem Hochmut der
Stolzen und die Hoffart der Gewalttätigen erniedrigen. Ich will den
Sterblichen kostbarer machen als gediegenes Gold, und den Menschen (einen
gewöhnlichen Menschen als Gold von Ophir." - Jes.
13:9-12.
Alle Voraussagen eines schöneren Morgens und hellerer künftiger Tage, die für
sie kämen, sind falsch, grundlos und im Widerspruch mit
der Bibel.. Immer noch sitzen Personen in hohen politischen, kommerziellen,
militarischen und religiösen Ämtern, die einst die babylonischen Himmel
erleuchteten. Aber diese Hochgestellten sind jetzt düster betrübt
und unsicher geworden.
Indern Jehova die stolzen. Arroganten, Hochmütigen und Schrecken erregenden zu
Fall bringt und all die Volksmassen, die an Babylons
Sünden teilhaben, vernichtet, wird er breite Schwaden durch die wimmelnde
Erdbevölkerung ziehen.
Harmagedon wird kein örtlich begrenzter Kampf sein, der
drüben im Felde von Megiddo in Nordpalästina toben würde, wo bei bedeutsamen
Ereignissen in alten Zeiten blutige Schlachten geschlagen wurden. Die kommende
Schlacht, welche die Prophezeiung unter diesem Namen
erwähnt, wird sowohl auf der sichtbaren Erde als auch in den unsichtbaren
Himmeln toben, denn zum gegenbildlichen Babylon gehört
ein irdischer und ein himmlischer oder geistiger Teil.
Erschüttert durch die unwiderstehlichen Angriffe der Kampfheere Jehovas, die
unter seinem König Jesus Christus, dem größeren Kores,
stehen, wird keiner von Satans babylonischer Organisation standhalten können.
Die sie bildenden Teile werden zerbrochen, und jeder
losgelöste Teil wird fliehen, indem er seine eigene Sicherheit sucht.
Panikartige Streitereien, wodurch sie sich unter sich selbst aufreiben, werden
ausbrechen, wenn Jehova Gott Satans Streitkräfte mit Verwirrung
schlägt. Ein jeder, der den verheerenden Folgen dieses anarchistischen Krieges
zwischen den religiösen, finanziellen, politischen und
militärischen Streitkräften entgeht, wird von Jehovas Verfolgungsstreitkräften
erfaßt.
Wenn es auch nazistischen, faschistischen und
kommunistischen Mächten gegenüber bis jetzt den Anschein von
"Unzerstörbarkeit" machte, so wird sich doch das vom Vatikan
beherrschte System in Harmagedon nicht als unzerstörbar erweisen, nicht
vor Gott dem Allmächtigen, dem großen Feinde Babylons.
Hier wiederum haben wir die wiederholte Zusicherung aus Gottes
Wort, daß der Sturz der bösen Weltorganisation nahe ist. Er ist näher, als die
neuzeitlichen Babylonier zu denken belieben, während sie
sich jetzt um das, was sie selbstsüchtig erhaschen können, reißen, aus Furcht,
sonst alles zu verlieren. Der Tage dieser Welt werden es
jetzt nicht mehr viele sein, nein, jetzt nicht mehr, da Gottes
Königreich aufgerichtet und Christus Jesus als Rechtfertiger der universellen
Oberhoheit und als Befreier der. bedrückten Menschheit
im Amte ist. Die entscheidende Schlacht des Königrciches wider diese
babylonische Welt wird deren .Ruin herbeiführen und die Erde von ihren Kindern
befreien. Sie wird niemals wieder aufgebaut werden.
Unser .Erdball aber, über den sie jahrtausendelang ihre Mißherrschaft ausgeübt
hat, wird nicht verödet daliegen wie das alte Babylon. Nein, sondern
durch ihre Vernichtung wird der Erdboden gesäubert, damit unter
der Oberherschaft Gottes Jehovas, die durch Christus Jesus ausgeübt wird,
allenthalben eine sichtbare Organisation der
Gerechtigkeit errichtet werde.
Mit dem ernsten Verlangen, das aus einem richtigen Verständnis entspringt,
wachen wir und beten um die baldige Ankunft des vorausgesagten "Tages
Jehovas" mit seinem gründlichen Werke der ..Gerechtigkeit zu
seinem Ruhme. Bis dahin singen wir das Spottlied wider den "König von Babylon"
…
----------------------------
Re: Vor sechzig Jahren
geschrieben von:
X ~ mysnip
Datum: 04. Dezember 2009 17:14
Zitat:
Drahbeck
... "Wachtturm"-Artikel
aus der Ausgabe vom 1. Dezember 1949, unter
der Überschrift: "Es ist näher als sie denken". ...
Jehovas Zeugen von heute machen
gleichwie Jesaja allen Nationen die Prophezeiung deutlich kund, die dieser
Welt ihren baldigen Untergang anzeigt ...
Heulet, weil er so nahe ist! ...
Der Teufel und seine Dämonen wissen wohl, daß ihre Zeit kurz ist.
Dessenungeachtet suchen sie die Menschen zur Annahme zu verleiten, daß
Jehovas Tag der Vernichtung für diese Welt nicht so nahe sei ...
Unerschrocken trotzen Jehovas Zeugen dem populären Wunschtraum der Menschen,
wonach dieser Tag nicht so nahe sei, und beharren auf der Verkündigung, daß
sein Tag der Weltvernichtung nahe ist, ja näher als jene denken ...
Es ist jetzt nicht an der Zeit, die Menschen zum Narren zu halten, indem man
sie ungewarnt gewähren läßt, dieses Ereignis in ihren Sinn hinauszuschieben
...
Auf alle Fälle ist es JETZT an der Zeit, die Warnung erschallen zu lassen,
daß sich die Prophezeiung ihrer Enderfüllung nähert:
Siehe, der Tag Jehovas kommt ...
Hier wiederum haben wir die wiederholte Zusicherung aus Gottes Wort, daß der
Sturz der bösen Weltorganisation nahe ist. Er ist näher, als die
neuzeitlichen Babylonier zu denken belieben, während sie sich jetzt um das,
was sie selbstsüchtig erhaschen können, reißen, aus Furcht, sonst alles zu
verlieren. Der Tage dieser Welt werden es jetzt nicht mehr viele sein, nein,
jetzt nicht mehr ...
Offizielle Website der Zeugen
Jehovas
,,Agboola weiß nun, dass bald alles
Böse von der Erde verschwinden wird. Jehova wird dafür sorgen ..."
Erschienen im Wachtturm
vom 1. Januar 2009
www.watchtower.org/x/20090101a/article_01.htm
,,Gott bat seine Diener inständig, das
Leben zu wählen.
Heute ist es noch dringender, auf diese Bitte zu reagieren, denn das Ende des
gegenwärtigen Systems rückt schnell näher ... "
Erschienen im Erwachet!
von Februar 2009
www.watchtower.org/x/200902/article_01.htm
Gustave Le Bon Psychologie der
Massen S. 75
Die Kunst, die Einbildungskraft der
Massen zu erregen, ist die Kunst, sie zu regieren.
http://www.textlog.de/35451.html
-----------------------------------
Re: Vor sechzig Jahren
geschrieben von:
Drahbeck
Datum: 09. Dezember 2009 01:43
"Erwachet!" zitiert in seiner Ausgabe vom 8. 12. 1949 einen
amerikanischen Journalisten der sich zu dem Schlagzeilen machenden
Mindszenty-Prozess in Ungarn wie folgt äußerte:
"Ich bin nicht genügend unterrichtet, um
mich über das Wesentliche des Mindszentyprozesses auslassen zu können, aber
die Streitfrage
zwischen ihm und der ungarischen Regierung unterscheiden sich nicht
stark von denen zwischen dem amerikanischen Kardinal [Spellman] und dem
Kongress. Mindszenty war gegen die Landreform und gegen
staatliche Kontrollierung des Schulwesens. Dadurch allein hat er sich noch
keineswegs des Verrates schuldig gemacht. Doch lässt sich hieran erkennen,
dass es bei den Streitfragen nicht eigentlich um 'kommunistische
Gottlosigkeit' ging, sondern um Reformen, die in anderen Ländern schon lange
durchgeführt sind ..."
Und, es wäre zu diesem Votum noch zu ergänzen:
Übrigens gilt ähnliches, dass es letztendlich um politische Fragen, und ihre
Durchsetzung in vermeintlich "religiöser" Verklärung
geht, was sich auch in den Kontroversen der Ostblockstaaten mit den Zeugen
Jehovas offenbarte.
Re: Vor sechzig Jahren
geschrieben von:
Drahbeck
Datum: 16. Dezember 2009 01:20
"Das Spottlied gegen Satan den Teufel"
ist der Studienartikel in der "Wachtturm"-Ausgabe vom 15. 12. 1949
überschrieben.
Wer spottet, noch dazu in der Form eines
"Liedes", dürfte sich in der Regel seiner Sache sicher sein. In seinem
subjektivem Selbstverständnis. Ob er es denn auch objektiv ist, wäre
schon eine andere Frage.
Ein wesentliches Element für diese vermeintliche "Sicherheit" liegt wohl auch
in der nachfolgenden Aussage:
"Sie (die Zeugen
Jehovas) handeln nicht mehr der Behauptung Babylons entsprechend, dass die
'goldene Stadt' die 'Obrigkeit' sei, die Gott
verordnet habe und der jede christliche Seele ohne Einwendung ihres
Gewissens untertan sein müsse."
Diese Aussage ist in der Tat das, was auch
in dem legendären Bibelbericht von Simson und Delila zum Ausdruck kommt
(Richter 16). Delila fragt, was denn wohl der
Grund der übermenschlichen Kraft wäre. Und sie erfahrt: Simsons Haare
sind es. In dem Moment, wo es gelingt die Haare scheren zu
lassen, sei die vormalige Kraft vorbei gewesen.
"Geschert" hat sich im Falle der WTG-Religion, sie sich selbst. Indem Moment
wo ihr Verlangen nach den Fleischtöpfen
Ägyptens unbeherschbar wurde (Stichwort KdöR-Ansprüche) muss sie "mit
dem Staat ins Beet gehen", denn das ist der dafür fällige Preis.
Sie wird nie mehr jene Ursprungskraft haben, die sie
einstmals hatte. Sie ist damit in den Klub der übrigen verweltlichten Kirchen
eingetreten. Sollte irgendwann einmal die
Situation eintreten, in ihrer eigenen Terminologie, dass "Babylon" nackt und
mit Feuer verbrannt werden sollte, wird sie
die Gewissheit haben, mit zu diesem "Babylon" zu gehören!
Re: Vor sechzig Jahren / heute
geschrieben von: Frau von x
Datum: 16. Dezember 2009 15:11
Zitat:
Drahbeck
"Das Spottlied gegen Satan den Teufel"
ist der Studienartikel in der "Wachtturm"-Ausgabe
vom 15. 12. 1949 überschrieben.
Wer spottet, noch dazu in der Form eines "Liedes", dürfte sich in der Regel
seiner Sache sicher sein. In seinem subjektivem
Selbstverständnis. Ob er es denn auch objektiv ist, wäre schon eine andere
Frage.
Auszug aus dem Studienartikel für
vergangenen Sonntag im WT vom 15.Oktober 2009 S.11 Absatz 15:
... Alles Böse kommt letztlich von Satan, dem Teufel (...).
Jesu gesalbte Brüder haben Satan "wegen des Blutes des Lammes und wegen des
Wortes ihres Zeugnisses besiegt". Darauf weist
Jesus in der Offenbarung des Apostels Johannes ausdrücklich hin (Offb. 12:11).
Somit können Satan und sein böser Einfluss auf das
gegenwärtige System am besten durch Gutestun, das heißt durch unsere
Zeugnistätigkeit, das Predigen der guten Botschaft
vom Königreich, besiegt werden.
Wenn die Leitende Körperschaft der ZJ Gutestun
mit Predigen (reden) gleichsetzt, bin ich froh, daß die "böse Welt" unter
Gutestun Taten (praktische Hilfe), durch soziale Projekte und Einrichtungen
versteht. Wer hier im Sinne von 1. Johannes 3:18 handelt, darf jeder selbst
beurteilen.
------------------------------------
Re: Vor sechzig Jahren
geschrieben von:
Drahbeck
Datum: 23. Dezember 2009 03:05
Unter der Überschrift "Jetzige Religionen des Westens"
bringt "Erwachet!" vom 22. 12. 1949, als Vorabdruck aus dem WTG-Buch
"Theokratische Hilfe für Königreichsverkündiger", einen
knappen - ziemlich knappen - Überblick, was es denn da so alles an
religiöser Konkurrenz außerhalb der eigenen Mauern gäbe.
Jedes bessere Lexikon dürfte indes zu den einzelnen Stichworten,
ausführlichere Informationen liefern.
Indes kann man das bei den im eigenen Saft schmorenden Zeugen
Jehovas, wohl nicht als Maßstab anlegen. Da muss man wohl
sagen, dass sie überhaupt mal etwas - wenn auch ziemlich dürftiges - an
Informationen über die religiöse Konkurrenz
liefern, ist schon ein "Wert an sich". So sei denn nachfolgend vorgestellt was
man in diesen knappen Informationen alles
lesen (oder besser: nicht lesen) konnte.
Ausgehend von der USA-Sicht. Ersichtlich auch daran, dass solche für
Deutschland beachtliche Religionen, wie die Neuapostolische
Kirche, darin nicht vorkommen. Andererseits begegnet man Namen, die in
Deutschland noch nie recht Fuß fassen
konnten: (Soweit nachstehend auch numerische Zahlenwerte genannt werden,
ist das Veröffentlichungsdatum der genannten
Publikation zu beachten).
Adventisten. Es gibt sechs
Adventisten-Sekten; die grösste davon nennt sich
Adventisten vom siebenten Tage. Ihr Name leitet sich von ihrer
Glaubensansicht über den zweiten Advent oder die Wiederkunft Christi ab. Sie
entspringen einer Bewegung, die 1831 von William Miller ins
Leben gerufen wurde, und verkündigten das Jahr 1844 als Zeitpunkt des Kommens
Christi. Die Siebententags-Adventisten sind der Meinung, die
Zehn Gebote seien noch in Kraft und der Sabbat müsse buchstäblich eingehalten
werden. In den Vereinigten Staaten zählen sie etwa 165.000
Anhänger.
Baptisten. Es gibt heute mindestens 25
verschiedene Baptisten-Sekten, die in der ganzen Welt 71.725 Kirchen haben und
ihre Gesamtmitgliederzahl auf 11.276.091 angeben. Die
Baptisten entsprangen der englischen Separatistenbewegung, die um
das Jahr 1593 aufkam. Nachdruck legen sie besonders auf die Lehren
von der Busse, von der Taufe durch Untertauchen, vom
Händeauflegen, von der Auferstehung der Toten, der ewigen Qual, der
"Dreieinigkeit" und der "Unsterblichkeit der Seele".
Brüder. Auch als "Plymouthbrüder" bekannt. Sie sind in acht Sekten
aufgespalten und haben in den Vereinigten
Staaten 25.000 Anhänger. Die Sekte wurde um das Jahr 1827 in Dublin, Irland,
von John N. Darby gegründet. Doch wurde
später Plymouth, England, der Mittelpunkt der Bewegung. Sie lehnen
Glaubensbekenntnisse und Kulthandlungen ab und haben keine ordinierte
Geistlichkeit. Sie üben die Taufe durch Untertauchen aus,
nehmen jeden Sonntag das "Abendmahl" und lehren unter anderem auch die
"Dreieinigkeit" und die "Unsterblichkeit der Seele".
Christadelphianer. Auch "Brüder Christi" genannt. Die Sekte wurde 1834 von
dem Engländer John Thomas in den Vereinigten Staaten
gegründet. Sie hat zur Zeit etwa 3.000 Mitglieder in den Vereinigten Staaten
und einige Anhänger in England. Sie hält alle
andern Kirchen für abtrünnig, glaubt nicht an die "Dreieinigkeit" und nicht an
einen persönlichen Teufel und lehrt, Christi
Königreich werde auf der Erde aufgerichtet, mit Palästina als Mittelpunkt. Sie
glaubt an die Taufe durch Untertauchen und
hat keine ordinierte Geistlichkeit.
Christliche Wissenschaftler. Diese
Religionsgemeinde (mit dem Namen "Kirche Christi, Wissenschaftler") wurde 1866
in Boston gegründet von Mary Baker-Eddy, der Entdeckerin der
"Christlichen Wissenschaft" und Verfasserin ihres Lehrbuches
"Wissenschaft und Gesundheit, mit Schlüssel zur Heiligen
Schrift". Sie lehren, alle Ursache und Wirkung beruhe auf
Gedanken; Sünde, Krankheit und Tod würden beseitigt durch ein volles
Verständnis der göttlichen Grundsätze in der
Lehre und den Heilungen Jesu. In den Vereinigten Staaten zählte man von ihnen
268.915 Anhänger.
Dunkards (auch Dunkers, d. h. Tunker). Die Tunker-Bewegung
begann in Deutschland, 1708 von Alexander Mack ins Leben
gerufen, und ihre Anhänger wurden später als Deutsche
Baptistenbrüder bekannt, und zwar wegen ihres Glaubens an die dreifache Taufe
durch dreimaliges Untertauchen, für jeden
Namen in der "Dreieinigkeit" einmal. 1719 liessen sie sich in Pennsylvanien
nieder, wo ihre Mitgliederzahl nun auf etwa
186.000 angewachsen ist. Sie glauben, man dürfe der Welt auch äusserlich nicht
gleichförmig sein, und schreiben deswegen unter
anderem einfache Kleidung, einfache Haartracht, Meidung des Luxus in der
Wohnung sowie starker Getränke und des Tabakgenusses vor. Sie
halten auch an den Fusswaschungen und an der Krankensalbung
mit Öl fest.
Evangelische. Mehrere Religionsgemeinschaften
nennen sich evangelisch, was heissen soll, dass sie sich als
Heilsgrundlage an die Botschaft der vier Evangelien und aller griechischen
Bücher der Heiligen Schrift halten. Sie
treten dafür ein, dass die Errettung durch den Glauben an Christus Jesus wegen
des sündigen Zustandes der Menschen am
wichtigsten sei. Sie lehren "Dreieinigkeit", "ewige Qual" und "Unsterblichkeit
der Seele".
Heilsarmee. Diese Religionsorganisation ist
nach militärischen Richtlinien aufgebaut und nennt als ihren Zweck die
Bekehrung und soziale Hebung der Armen und
Verwahrlosten, die von den Kirchen nicht erfasst würden. Die Bewegung wurde
1865 von William Booth, einem englischen
Methodistenprediger, ins Leben gerufen. Booth organisierte im östlichen Teile
Londons eine Mission, und von da an breitete sich die Bewegung über die
ganze Welt, in 96 Länder aus. Sie hat ihren Angaben nach in
diesen Ländern jetzt 17.567 Posten, die von 26.877 Offizieren befehligt
werden. Allein in den Vereinigten Staaten
zählt sie über 100.000 Anhänger. Ein Unterscheidungsmerkmal dieser Sekte ist,
dass sie Versammlungen im Freien, auf der
Strasse, abhält und ihre Lieder auf Blasinstrumenten vorspielt. Ihre Lehren
sind die gleichen wie bei den sogenannt
"evangelischen" Kirchen; sie lehrt also die "Dreieinigkeit", "ewige Qual" und
"Unsterblichkeit der Seele". Diese
Organisation stützt sich stark auf weibliche Lehrkräfte.
Die Frau von William Booth spielte in der Heilsarmee
eine führende Rolle und wirkte bahnbrechend dafür, dass Frauen in
den Religionsorganisationen Stellungen bekleiden
dürfen. Volle Gleichberechtigung der Frauen als Führer, Prediger und
Amtswalter ist ein hervortretendes Merkmal dieser Religion. Sie ist eine
Temperenzbewegung; völlige Abstinenz ist eine Bedingung für
die Mitgliedschaft.
Judaismus. In den Vereinigten Staaten zählte
die jüdische Religion 4.641.184 Anhänger, in der ganzen Welt 15.000.000 [seit
den Gemetzeln durch die Nazi vielleicht
12.000.000]. Diese Religion stützt sich auf die Überlieferungen der
altjüdischen Rabbiner, nach den Aufzeichnungen im Talmud. Der orthodoxe
Judaismus hält sich in strenger, der Reform-Judaismus in
loser Form daran. Es gibt allerdings auf der ganzen Erde auch zehn- bis
zwölftausend Karäer-Juden (Karaiten), die den Talmud nicht
anerkennen. Der Talmud besteht aus zwei Teilen: der Mischna mit dem
eigentlichen Wortlaut des jüdischen kanonischen Rechtes und
der mündlichen Überlieferungen, und der Gemara, welche die
Erklärungen zur Mischna enthält, wie ein paar hervorragende
Religionsführer der Juden sie im Laufe einiger Jahrhunderte gegeben
haben. Der Talmud ist ein sehr umfangreiches Werk. Gemäss
der Encyclopädia Americana glaubt der orthodoxe Judaismus an
die "Unsterblichkeit der Seele".
Jünger Christi. Diese Sekte wurde 1809 in Pennsylvanien von Thomas und
Alexander Campbell gegründet und ist kräftig
gewachsen, so dass in der jetzigen Zeit ihre Gesamtzahl in der ganzen Welt auf
1.535.658 angegeben wurde, wovon über eine
Million auf die Vereinigten Staaten entfallen. Sie lehnen menschliche
Glaubensbekenntnisse und Sektennamen ab,
sehen die Bibel allein als Richtschnur des Glaubens und des Handelns an,
feiern jeden Sonntag das "Abendmahl", taufen
nur durch Untertauchen und haben eine kongregationale Form der
Kirchenverwaltung.
Kirche der Nazarener. Diese Gruppe wurde 1895 von Dr.
P. F. Bresee in Los Angeles gebildet und später (1908) zu ihrer
jetzigen Form reorganisiert. Die Bewegung zählt in den
Vereinigten Staaten etwa 136.000 Anhänger. Diese halten sich an
"fünfzehn Glaubensartikel" und legen Nachdruck auf ihre Lehren über "völlige
Heiligung", Taufe mit dem heiligen Geist und
göttliches Heilen.
Kirche Englands. Bis zur Reformationszeit war Römisch-Katholisch die
amtliche Religion Englands. Zufolge der Tätigkeit Luthers in
Deutschland wurde 1531 ein Kongress britischer Geistlicher einberufen, um
Besprechungen über eine Loslösung von Rom aufzunehmen.
Hernach unterbreitete man dem Parlament Empfehlungen im Sinne einer solchen
Trennung. König Heinrich VIII. war aus privaten Gründen
ebenfalls für einen solchen Schritt. 1534 schaffte das Parlament alle
päpstliche Autorität in England ab; an Stelle
davon wurde der jeweils regierende König zum Oberhaupt der Kirche bestimmt,
wie es heute noch ist. Im Laufe der Jahre
passte die Kirche Englands dann ihre Lehren den Protestantischen Richtlinien
an. Sie verwarf die "Fegfeuer"-Lehre, die
Ablässe, die Bilderverehrung und die "Heiligsprechung". Doch hält diese Kirche
immer noch an der "Dreieinigkeit", der "ewigen Qual", der
"Unsterblichkeit der Seele" fest, und sie fasst ihre Lehren in ein
Glaubensbekenntnis. Die Mitglieder der Kirche Englands werden auch als
Anglikaner bezeichnet.
Verschiedene Reformversuche liessen die Separatistenbewegungen entstehen, die
im sechzehnten Jahrhundert begannen und sich
ins siebzehnte hineinzogen. Jene Bewegungen brachten die Baptisten, die
Plymouthbrüder und die Kongregationalisten-Gemeinschaften hervor. Im
achtzehnten Jahrhundert trat eine weitere Spaltung ein, indem sich die
Methodistenbewegung von der Staatskirche trennte.
Kirche Gottes. Auch als Winebrennerianer bekannt. Eine kleine
Gemeinschaft mit etwa 45.000 Anhängern, die keine andere Autorität
oder kein anderes Glaubensbekenntnis anerkennen als das, was 1830 in den
Lehren ihres Gründers, John Winebrenner von
Pennsylvanien, dargelegt wurde.
Kirchen Christi. Ursprünglich ein Teil der Jünger-Christi-Gruppe.
1906 wurden sie eine Sekte für sich und zählen in den
Vereinigten Staaten über 300.000 Anhänger. Was ihre Lehre betrifft, siehe
"Jünger Christi".
1949
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1948 zusammengefasst
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1950 zusammengefasst
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