Annotationen zu den Zeugen Jehovas

Eugenik

In dem Verein des Herrn Papstes, gibt es ja bekanntermaßen auch eine Enzyklika mit Namen „Humane vitae"

Man vergleiche etwa:

http://de.wikipedia.org/wiki/Humanae_Vitae

Nun kann man wohl auch dieses sagen. Wer nicht gerade Mitglied oder Sympathisant des Vereins des Herrn Papstes ist, steht nicht selten besagter Enzyklika, mit Fassungslosigkeit gegenüber.

In eine Detaildiskussion dazu, kann allerdings hier jetzt nicht eingetreten werden.

Dann gab es zu Nazizeiten noch eine berüchtigte „Aktion T4".

Graue Busse fuhren vor einschlägigen Anstalten vor. Grosse Teile der Insassen dort, wurden darin verladen. Und schon kurze Zeit danach erreichten, die Angehörigen jener Reisenden ohne Wiederkehr, ominöse, nebulös formuluierte Todesfall-Dokumente.

Es waren nicht fiele, die es wagten öffentlich, diese Aktionen als das zu bezeichnen, was sie waren. Organisierte Mordaktionen!

Zu recht definiert etwa die Wikipedia.:

„Die Aktion T4 von 1939-41 bildete wiederum eine Brücke zum Holocaust an den europäischen Juden"

Unter den wahrlich wenigen, die eben dazu nicht schwiegen, befanden sich in Sonderheit auch Funktionäre des Vereines des Herrn Papst. Und sie schwiegen auch dann nicht, wenn ihnen bewusst war, welches persönliches Risiko sie damit unter den Bedingungen des totalitären Nazistaates eingingen. Insofern muss man sich, was eine Polemik etwa gegen „Humanae vitae" anbelangt, wohl eine gewisse Zurückhaltung auferlegen. Trotz dieser Zurückhaltung besteht aber das Dilemma weiter, dass man (in der Regel), als Nicht-Mitglied des Vereines des Herrn Papstes, genannte Enzyklika, weiterhin nicht „gut" finden kann.

Was nun die Zeugen Jehovas anbelangt, so kann man denen wohl - pauschal - nicht unterstellen, auch sie würden eine Variante jener unglücklichen Enzyklika propagieren.

Insofern ist deren Position, sicherlich von der Position des Vereines des Herrn Papst verschieden (auch auf diesem Felde).

Beim lesen der Ausgabe des „Goldenen Zeitalters" vom 15. 10. 1933 stockt einem der Atem. Man fragt sich erschüttert, hat man wirklich richtig gelesen? Weil man sich dessen nicht so sicher ist, liest man also einem dort enthaltenen Artikel, nochmals, und muss ernüchtert feststellen. Man hat wohl doch richtig gelesen.

Unter anderem den Satz:

„So weit der Artikel des Sekretärs der eugenistischen Gesellschaft, der in der amerikanischen Ausgabe des "Goldenen Zeitalters" erschien."

Damit ist dann ja erst mal ein einschlägiges Stichwort geliefert. Das Stichwort Eugenik. Dieses Stichwort inspiriert dann doch wohl dazu, einmal zu sehen, was etwa die Wikipedia dazu zu berichten weis.

http://de.wikipedia.org/wiki/Eugenik

Unter anderem dieses:

„... Alfred Plotz führte 1895 im deutschsprachigen Raum den Begriff Rassenhygiene für Eugenik ein. Dieser wurde seit 1920 in der Weimarer Republik vorherrschend und bestimmte die Bevölkerungspolitik in der Zeit des Nationalsozialismus ...

Schon ihre ersten Vertreter betrachteten Bestrebungen nach sozialem Ausgleich, Zivilisierung von Gesellschaftskrisen und Angleichung der Lebenschancen als nachteilig für die Volksgesundheit und den humanen Fortschritt. Um die Nachkommenschaft von zugleich als minderwertig definierten Kranken zu verringern oder zu verhindern und gesunden und damit angeblich höherwertigen Menschen bessere Zukunftschancen zu eröffnen, forderten sie politische Eingriffe.

Ihre Hauptvertreter sorgten nicht nur für die theoretische Grundlegung und Verbreitung, sondern in Ansätzen auch für die politische Durchsetzung ihrer Forderungen. ...

Gobineau sah das natürliche Weltherrschaftstreben der Arier von einer fortschreitenden Mischung mit minderwertigen Rassen begleitet ...

Friedrich Nietzsche 1844-1900) vertrat eine aristokratische elitäre Herrenmoral, die Machtstreben, Selbstbewusstsein, Rücksichtslosigkeit als Stärke bewertet. Er stellt sie der Sklavenmoral gegenüber, die Mitleid als gut bewertet, er dagegen betrachtete dies als Schwäche und Feigheit.

„Was ist gut? Alles, was das Gefühl der Macht, den Willen zur Macht, die Macht selbst im Menschen erhöht. Was ist schlecht? Alles was aus der Schwäche stammt."

Als Abkömmlinge der Sklavenmoral sah er Christentum, Demokratie, Sozialismus, Anarchismus und Feminismus.

Der Nationalsozialismus benutzte Nietzsches Herrenmoral zur Rechtfertigung einer mörderischen Eugenik. Heutige Interpreten weisen demgegenüber auf die Komplexität und Vieldeutigkeit von Nietzsches Philosophie hin.

Nach Ploetz' Ansicht begünstigten Kriege und Revolutionen überwiegend rassisch minderwertige Individuen, während hochwertige dabei „ausgemerzt" würden. Diese „Contraselection" wollte er künftig unterbinden ..."

Genug der Zitate aus der Wikipedia.

Nun also noch jener Artikel, zuerst im amerikanischen „Golden Age" erschienen, welchen auch der deutsche Ableger nachdruckte, und wo, wie bereits vernommen, der Sekretär der eugenistischen Gesellschaft (in den USA), sich via Golden Age/GZ verbreiten dürfte.

Was also dürfte dieser Herr Sekretär via der GZ-Tribüne da so von sich geben? Unter anderem dieses:

„Die Zahl der Hilfebedürftigen scheint schneller zu wachsen, als Hilfe geschaffen werden kann. Nun hat die moderne Wissenschaft Mittel in unsere Hände gegeben, die dazu dienen sollen, viele dieser Leiden zu verhindern. Das Studium der menschlichen Vererbung zeigt uns die Möglichkeit zu einer "Wohltätigkeit, die der Wohltätigkeit ein Ende machen kann". In der Eugenistik, der Wissenschaft, die sich mit der bewussten Leitung des menschlichen Daseins befasst, haben wir ein Mittel, zum Guten ...

Die eugenistische Gesellschaft sucht nun endgültig mit diesen grossen sozialen Übeln, die unsagbares Leiden verursacht haben, aufzuräumen ...

Die schlimmen Folgen des modernen Krieges aufmerksam gemacht, der einen grossen Teil der besten Männer vernichtet, viele Mädchen der Möglichkeit, zu heiraten, beraubt, oder schuld war, dass sie mit solchen Männern verheiratet wurden, die wegen körperlicher oder geistiger Untauglichkeit zum Militärdienste vom Kriege verschont wurden. Diese Gelehrten bekämpfen auch die Lehre gewisser kirchlicher Körperschaften ...

Eugenisten glauben, dass sie Laster und Verbrechen in hohem Grade verhindern könnten, wenn die Fortpflanzung solcher Personen, die über kein normales Selbstbeherrschungsvermögen verfügen, eingeschränkt würde. ...

Die Methoden zur Einschränkung der weniger wünschenswerten Menschenarten wären: Absonderung in Kolonien, die Einführung von Sterilisation (Unfruchtbarmachung) durch chirurgische Eingriffe, was bereits in 24 der Vereinigten Staaten gesetzlich ist und keine Leiden für den Betreffenden mit sich bringt. Zudem wird dadurch das Geborenwerden solcher Kinder verhindert, die nur eine Belastung der Gesellschaft bedeuten würden.

Eine andere Methode wäre die der Geburtenkontrolle. Letztere soll das Geborenwerden unerwünschter Kinder verhindern, die nur zu oft zu einem unglücklichen Leben verurteilt sind."

Und das alles, wie gesagt, abgedruckt in einer Zeitschrift der Zeugen Jehovas!

Was die Deutsche Variante dieses Artikels anbelangt, hängte die GZ-Redaktion dann allerdings noch ein eigenes redaktionelles Nachwort an.

Auch das gilt es nüchtern zu sichten.

Was besagt dieses Nachwort? Etwa eine partielle Distanzierung? Mitnichten.

In der Lesart dieses Nachwortes, sei dieser „gute Mann" halt etwas zu voreilig. Alle Probleme der Welt, auch dieses, sollen ja durch das Eingreifen des großen Zampano (am Sankt Nimmerleinstag) gelöst werden. Und die Betonung dieses Aspektes, sieht die GZ-Redaktion, in dem von ihr bemühten Artikel nicht gewahrt. Das ist also die einige Absetzung vom Ausgeführten.

Ansonsten sei der Autor wohl ein „Ehrenmann", als der er sich ja wohl auch selbst sieht.

Bemerkenswert in seiner Rezeptur auch die Komponente „Absonderung in Kolonien".

Schon zu Zeiten der Veröffentlichung dieses Artikels, wusste auch die Schweizer GZ-Redaktion, dass es in Deutschland bereits solche Kolonien gäbe. Nur lautete ihr Name etwas anders; nämlich: Konzentrationslager!

Man mag ja diesem US-Amerikaner noch entschuldigend attestieren. Er habe eben Anfang 1933 noch nicht die volle Tragweite seiner Ausführungen erfasst. Wahrlich, ein schwacher Trost!

Man mag vielleicht entschuldigend darauf hinweisen. Das alles sei ja dem Ursprung der USA zuzuordnen. Und die könne man ja nicht mit Hitlerdeutschland gleichsetzen.

Wirklich nicht? wäre meine Rückfrage dazu.

Wie bereits ausgeführt, war die T4-Aktion eine der Vorstufen des Holocaust. Geht man noch etwas weiter zurück, kann man noch andere Vorstufen benennen.

Etwa die SA-Männer, welche sich mit Schildern bewaffnet vor jüdische Geschäfte platzierten, auf denen zu lesen war:

"Kauft nicht bei Juden".

Und die einmal in Gang gesetzte Esklalationsschraube, drehte und drehte sich weiter.

In diesem Kontext beurteile man doch mal nachfolgende Pressemeldung, welche via ihrer Zitierung um "Goldenen Zeitalter" wieder gegeben wird.

Mein zusätzlicher Kommentar wäre der.

Das GZ ist ein Organ des Narrentums. Narren kann man manchmal für ihr Narrentum nicht haftbar machen, da sie offenbar durchaus nicht alle wesentlichen Aspekte erfassen (bzw. erfassen wollen).

Das mag dann ja wohl auch in dem Falle gelten, dass man diesem Eugeniker eine Tribüne via GZ bot. Das erklärt zwar einiges. Entschuldigend im eigentlichen Sinne jedoch ist es wohl weniger.

Und nun bilde sich jeder noch seine Meinung zu jener Meldung, die im "Goldenen Zeitalter" vom 1. 11. 1933 zu lesen war:

"Schwarze Attraktion

Das "Hamburger Fremdenblatt" (Nr. 238) erwähnt in einem Bericht von der Chicagoer Weltausstellung auch ein Zelt, In dem "hübsche Amerikanerinnen und mutige Herren" mit dem Ball nach einem Hebel werfen.

"Jedesmal, wenn sie das Ziel treffen — und das geschieht ganz oft —, löst sich eine Arretierung, und ein armer Neger, der in einem Drahtkäfig auf einer Stange sitzt, fällt zwei Meter tief ins Wasser. Kaum kriecht so ein armer Teufel wieder auf seine Stange, geht's von neuem hinunter und hinauf, bis die Kräfte nicht mehr zum Klettern langen und ein frischer Unglücklicher ans Werk muss. ans Werk"

In "Erwachet!" vom 22. 9. 2000 (S. 4-6) gab es dann einen Artikel, denn man als Absetzbewegung von der Eugenik deuten kann. Ist dieses zwar zutreffend, hinterläßt er einen fahlen Beigeschmack dergestalt, indem auf den eigenen, vorstehend zitierten Part aus dem Jahre 1933, in der Sache nicht mit dem Bruchteil einer Silbe eingegangen wird.

Man vergleiche thematisch auch die Ausführungen in Sachen Phrenologie, einer Pseudowissenschaft, welche auch in der WTG einen Kolporteur fand:

http://forum.mysnip.de/read.php?27094,44388,44953#msg-44953

 

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