„Rot-China"

„Erwachet!" vom 22. 5. 1959 meldet unter Berufung auf eine in Hongkong erscheinende „Morning Post" vom 17. 10. 1958:

„Radio Peking hat heute bekanntgegeben, daß China im Anschluß an die Verhaftung von zwei britischen Missionaren die religiöse Bewegung der Zeugen Jehovas verboten hat."

Und namentlich werden genannt Stanley Ernest Jones und Harold George King, welche seit 1947 „zwei Jahre bevor die Kommunisten Schanghai einnahmen nach China gesandt wurden", als Absolventen der WTG-Gileadschule.

Zusammen mit ihnen seien drei chinesische Zeugen Jehovas unter Anklage gestellt worden.

Wie nicht anders zu erwarten, ist die WTG ob solcher Meldungen nicht erfreut darüber. Und in bekannter Manier, wird denn auch den Chinesischen Kommunisten die „Vernichtung" als Strafe dafür angedroht.

Jetzt einen Zeitsprung vornehmend, kann man aber sagen, dass auch das Martyrium des Herrn Jones eines Tages sein Ende fand, worüber ja auch ein wirkungsvoll in Szene gesetzter „Wachtturm"-Artikel vom 1. 2. 1966 berichtet.

Passim auch von Raymond Franz zitiert.

http://forum.mysnip.de/read.php?27094,2253,3323#msg-3323

Eigens eine eigene Veranstaltung im New Yorker Yankee-Stadion, mit anschließender wirkungsvoller Vermarktung im „Wachtturm" bekam Herr Jones dafür als Lohn von der WTG kredenzt.

Da konnte eigentlich der auch für die WTG-Interessen in Ostdeutschen Gefängnissen einsitzende Fritz Adler, nur vor Neid erblassen.

Herrn Adler, sieht man von einem Aufsatz des Herrn Dirksen mal ab,  war die WTG keinen eigenen Artikel im „Wachtturm" wert.

Erst recht nicht eine eigens zu seinen Ehren einberufene Jubelveranstaltung. Statt dessen dürfte er noch in einem Alter, dass man gemeinhin dem Rentneralter zurechnet, für die WTG eine Schreddermaschine betätigen, denn so die WTG-Logik „unnütze Esser" könne man halt nicht gebrauchen.

Und dies trotz des Umstandes, dass Herr Adler einst den Kommunisten den im WTG-Sinne doch wirkungsvollen Satz entgegengeschleudert hatte, wie er sein auf lebenslänglich lautendes Gerichtsurteil zur Kenntnis nehmen musste:

„Meine Herren, sie meinen wohl ein Jahr ..."

Es wurde dann wohl nichts aus dem „nur einen Jahr", wäre da ergänzend hinzuzufügen.

Und davor hatte Adler schon den Kommunisten ins „Stammbuch" geschrieben: (Zitat auch bei Schilling; nebst Zitat im „Uraniabuch")

„Der Bezirksprediger Friedrich Adler bezeichnete daraufhin die Maßnahmen der Polizei in einem Protest-Telegramm an Ministerpräsident Grotewohl

Als "parteidiktatorischen Terror", der "die demokratische Verfassung zu einem Fetzen Papier" mache."

Dabei war Herr Adler zudem Doppelverfolgter. Also schon das Naziregime bereitete ihm ein ähnliches Schicksal. Insgesamt 25 Jahre musste er im Gefängnis in beiden Regimen absitzen. Da kann wohl auch der Herr Jones kaum mit konkurrieren.

Eigentlich Grund genug ihm eine ähnliche Würdigung wie im Falle Jones zuteil werden zu lassen.

Nichts von alledem. „Der Mohr hat seine Schuldigkeit getan - Der Mohr kann gehen."

Da hatte Herr Jones wohl etwas mehr Glück.

34708 Personen durften sich Im Yankee-Stadion Herrn Jones Vortrag anhören, der wie der WT titelt unter dem Motto stand:

„Stark im Glauben trotz sieben Jahre Gefängnis in Rotchina".

Und nicht nur jene 34708 waren als Zuhörer eingeladen. Als Zuschlag gab es dann noch die Dokumentation selbiger Veranstaltung, via „Wachtturm" für dessen weltweite Leserschaft.

Und im dem internen Blatt „Königreichsdienst") für Oktober 1960 gab es dazu noch die Kurznotiz:

„Zwei Missionare, Stanley Jones und Harold King, sind unter Falschanklage von "Spionage und antirevolutionärer Betätigung unter dem Deckmantel ihrer Predigttätigkeit" zu 7 bzw. 5 Jahre Gefängnis verurteilt worden. Sie wurden am 16. Oktober 1958 verhaftet, nachdem sie von Juni 1947 an in Shanghai gedient hatten. Diese Nachricht ist bis jetzt geheimgehalten worden."

Und wie die CV Nr. 9 via einer UPI-Meldung zitiert, sei der mitgenannte Harold King, nach Viereinhalb Jahren Haft von den Chinesen entlassen worden. Herr Jones musste also länger dort verbleiben.

Bis heute indes, ist das Volkreiche China, weiterhin ein „weisser Fleck" auf der WTG-Landkarte. Taiwan hingegen kann man ja nicht im gleichen Atemzuge nennen, dieweil dort andere politische Rahmenbedingungen herrschen.

Sicherlich träumt man in den höheren WTG-Etagen davon, analog zum Zusammenbruch des klassischen Ostblocks, dass chinesische Festland auch noch im WTG-Sinne zu „beglücken".

Was morgen oder übermorgen vielleicht noch sein mag oder auch nicht sein mag, ist nur schwer vorauszusagen. Ausgehend vom Stande des Jahres 2008, ist die WTG in China jedenfalls noch nicht an ihr Ziel gelangt.

1959er Rückblick zur Zeugen Jehovas Geschichte

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