Kommentarserie 1948 zusammengefasst

Einige Stichworte in diesem Jahrgang (in Auswahl):

Irland, Schweiz, Deutschland, Frankreich, Polen, Adventisten, Dänemark, Beth Sarim, kalte Krieg, Alkohol, Nyassaland (Malawi), Giechenland, Chiropraktik, Mirin Dajo, knurrender russischer Bär, Tschechoslowakei, „Christliche Wissenschaft", WBBR, soll dein Narr sein, Robin de Ruiter, Remota, Rothkranz, Johannes, Katholische Filmzensur, Korah, Spanien, rote Limonade (USA), Juden-"Geschäftemacherei"

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Geschrieben von Drahbeck am 02. Januar 2008 06:43:03:

Als Antwort auf: Re: "Erwachet!" 22. 12. 1947 (Vor sechzig Jahren) geschrieben von Drahbeck am 23. Dezember 2007 12:50:23:

Wieder einmal verkündet der "Wachtturm" ( 1. 1. 1948) vom hohen Ross herab:
"Um sich besonders den Werken für den König zu widmen und treulich von ihm zu reden, teilen sie ihre Zeit und Aufmerksamkeit nicht zwischen ihm und den Dingen dieser Welt und lassen sich auf diese ein."

Zur Begründung wird weiter ausgeführt:
"Sie haben die zuverlässige Verheißung aus Gottes Wort der Prophezeiung, dass sein mächtiger König den furchtbaren Wirrwarr der menschlichen Angelegenheiten in Ordnung bringen wird, und dies mit mehr als nur menschlicher Macht und Weisheit."

Allerdings vergisst der "Wachtturm" hinzuzufügen, dass dies eine Verkündigung ist, die in etwa der vergleichbar ist. Einem hungrigen Hund wird eine Wurst vor die Nase gehalten. Aber so, dass er springen muss, um sie zu erreichen. Genau dann aber, wenn dies getan wird, der Hund springt, wird die Wurst blitzschnell weggezogen.

Dem "japsenden Hund" verkündet der "Wachtturm" weiter:
"Diesem Glauben entsprechend, beteiligen sie sich nicht an den eitlen Anstrengungen der politischen, kommerziellen und religiösen Bewegungen der Weltmenschen, die darauf abzielen, diese Welt vor ihrer Vernichtung zu erretten."

Die Destruktivität solcher Thesen ist nahezu handgreiflich. Offenbar aber wohl für einen nicht. Dem "japsenden Hund" um Bilde zu bleiben. Es ist das große Glück für diese Art von "Hunde-Dresseuren", dass sie ihren "Hunden" offenbar doch wohl intellektuell überlegen sind. Wäre nämlich der ihnen auf dieser Ebene gleichwertig, würde es ein anderes Ergebnis geben. Der Hund wurde nicht nach der Wurst japsen. Er würde statt dessen, den Dresseur anfallen und ihn hart zurichten, auf das ihm für immer, die Lust an solchen "Späßchen" vergehen möge!
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Geschrieben von Drahbeck am 09. Januar 2008 07:40:24:

Als Antwort auf: Re: "Wachtturm" 1. 1. 1948 (Vor sechzig Jahren) geschrieben von Drahbeck am 02. Januar 2008 06:43:03:

„Nur wer tatsächlich in Irland gelebt hat, wird begreifen können, was es für jemand bedeutet, die katholische Kirche zu verlassen und sich den Zeugen Jehovas anzuschließen. Beim geringsten Anzeichen, daß ein guter Sohn der Kirche 'ketzerisch' wird, ist ein Priester zur Stelle. Zuerst versucht man es mit ein wenig Einschüchterung; steht der Mann aber fest zu seinen Anschauungen, so nimmt man ihn schärfer in die Zange. Er verliert seine Arbeitsstelle, vielleicht verliert er gar seine Wohnung, und es ist vorgekommen, daß man einen solchen so gründlich boykottiert hat, daß kein Geschäft am Ort es wagte, ihm Lebensmittel zu verkaufen. Und natürlich bekommt man es dann stets noch mit Gewalttätigkeiten des Pöbels zu tun; mit kreischendem, unbeherrschten, gedankenlosen Leuten, die jederzeit bereit sind, dem Priester zu gehorchen, selbst wenn es darum geht, einem Nachbarn das Haus niederzubrennen, während er und seine Familie darin schlafen."

Diese Klage führt „Erwachet!" in seiner Ausgabe vom 8. 1. 1948 und nimmt das zum Anlass, einige weitere Details der irischen Geschichte etwas zu beleuchten.
Charakteristisches Merkmal erst mal seine politische Spaltung. Hierzulande echauffierte man sich jahrzehntelang über die hiesige politische Teilung. Was ist denn mit Irland - mit Verlaub zurückgefragt?!

Der kleinere nördliche Teil steht unter britischer Herrschaft.
„Diese Teilung kam nach fast 2000 Jahren innerer Fehden zustande. Das Land ist in fortwährenden Kriegen, die sich meist zwischen seinen Bürgern abspielten, mit Menschenblut getränkt worden, und das erzeugte unter Brüdern einen Haß, den zu sehen wehtut. Im Jahre 1921 führten die Kämpfe zur vollständigen Trennung der beiden Volksteile, nachdem 1920 noch ein entsetzlicher Krieg stattgefunden hatte, der durch Plünderungen, Folterungen, sinnlose Vernichtung von Sachwerten und Massenmord in unseligem Angedenken steht."

Bezüglich Südirland meint „Erwachet!":
„Alle ehrlichen Leute, die hinter die Kulissen geschaut haben, werden zugeben, daß die eigentliche Herrschaft … von den Priestern ausgeht."
90 % der Bevölkerung werden dort als römisch-katholisch klassifiziert.

Weiter meint „Erwachet!":
„Die Religionisten spekulieren auf die geistige Rückständigkeit der armen Leute, denen nur sehr wenig Schulbildung, und noch weniger von den Lebensbedürfnissen an Nahrung, Kleidung und gesunden Wohnverhältnissen zuteil wird. … Der Bauer klagt nicht. Er wird vom Priester gelehrt, Armut sei etwas Gutes. Dabei bedient man sich etwa des Arguments, Christus habe nicht einmal gewußt, wohin er sein Haupt legen konnte, und so könne man natürlich, je näher man der Armut komme, Jesus ebenfalls um so näher zu stehen hoffen.."

Vielleicht dem Bereich Skurrilität zuzuordnen ist auch die Angabe; dass es nur an einem einzigen Tag im Jahr, seitens der Regierung gestattet sei, eine Geldsammlung, die nicht der katholischen Kirche dient, durchzuführen:
„Nämlich an dem Tag, den die Regierung für die Heilsarmee reserviert. Diese darf jährlich an einem Tage, mit Genehmigung des Priesters, von Haus zu Haus Geld sammeln; und sie ist sowieso die einzige protestantische Gemeinschaft, die geduldet wird."

Bezüglich Nordirland meint „Erwachet!":
„Vor vielen Jahren wurden aufrichtige Bibelliebhaber durch Verfolgungen gezwungen, aus Schottland zu fliehen, und ließen sich in Nordirland nieder. Im Laufe der Zeit wurde auch hier die Religion allbeherrschend, und heute ist der Norden voller Religionisten, die gegen den Papst sind, aber alle päpstlichen Lehren glauben und ihnen nur andere Namen geben. Die Stimmung zwischen Katholiken und Protestanten ist sehr gespannt."

Ein Scharfmacher dabei der „Orange-Orden":
„Der Orange-Orden ist streng protestantisch und trägt seinen Namen nach König Wilhelm von Oranien (französisch: Orange), der im Jahre 1690 die Katholiken Irlands in der Schlacht an der Boyne besiegte. Der Überlieferung nach sollen die katholischen Heere damals um Mitternacht einen Überraschungsangriff geplant haben, aber Gott habe es einem Rotkehlchen in den Sinn gegeben, die Armee König Wilhelms zu wecken, indem es mit dem Schnabel auf eine Trommel klopfte. Dadurch, so erzählte diese Geschichte, verlieh Gott Wilhelm von Oranien den Sieg.

Jahr um Jahr treffen sich die treuen Mitglieder des Ordens am 12. Juli, marschieren in feierlichem Aufzug durch die Straßen und machen auf gewaltigen Trommeln eine wilde, seltsame Musik. In der anschließenden Versammlung spielen die Geistlichen eine wichtige Rolle, und es werden große Reden darüber geschwungen, daß die Protestanten an ihrem Glauben festhalten und in den Fußstapfen des längstverstorbenen Königs Wilhelm gehen müßten."

Neben einigen weiteren sarkastischen Bemerkungen gegen diese „Protestanten", kann „Erwachet!" sich auch die nachfolgende nicht verkneifen.
„Die protestantischen Sekten weichen zwar in verschiedenen Formen und Zeremonien voneinander ab, lieben aber vereint das 'Höllenfeuer'. Und wie sie es lieben! Sonntag um Sonntag, an den Wochenabenden und tagsüber, an den Straßenecken, in den Missionssälen und von den Kanzeln - stets und überall schrillt ihr Wort von der ewigen Verdammnis und der bewußten Qual menschlicher Seelen in einer Feuerglut. Mit großen Gesten und viel Stimmaufwand arbeiten sie sich in eine dämonische Raserei hinein bei dem Versuch die Sünder zu bekehren. Unausgesetzt verurteilen sie Jehovas Zeugen im Privatgespräch und in der Öffentlichkeit."

Zieht man die bereits geschilderten Spannungen zwischen Katholiken und Protestanten dabei mit in Betracht, wird man wohl sagen können. Das „Sendungsbewusstsein" der zeitgenössischen Zeugen Jehovas, muss als zusätzlicher, diese Spannungen verschärfender Faktor, gewertet werden!

Ergänzend sei noch aus dem Jahrbuch 1940 zitiert:
Am 23., 24. und 25. Juni 1939 kamen Jehovas Zeugen und ihre Gefährten auf der ganzen Welt zu Hauptversammlungen zusammen.
Die I.R.A. (Irisch-Republikanischer Armee, eine katholische Terroristen-Bewegung, die damals schon seit Monaten in ganz Britannien systematisch Bombenanschläge verübte), drohte am Sonnabend, dem 24. Juni dem Londoner Büro der Gesellschaft per Telefon in 'offizieller Form' und sagte, wenn für Richter Rutherfords Übersee-Vortrag der Anschluss London-Belfast nicht unterbleibe, würden sie eingreifen, worauf die Säle sowohl in Belfast wie auch in London von Schutz und Geheimpolizisten streng überwacht worden. Kurz nach der Kongresszusammenkunft vom Sonnabendabend explodierten im Zentrum Londons in der Nähe des Kingsway-Saales, wo sich Jehovas Volk versammelt hatte, fünf Bomben. Das war der schlimmste Bombenanschlag von jener Seite her. Er verursachte beträchtlichen Sachschaden und viele Personen wurden dabei verletzt. Jedoch ist trotz des schmutzigen Treibens dieser Leute keinem einzigen Wort vom Volke Gottes auch nur ein Haar gekrümmt worden. Innerhalb vier Monaten war dies uns gegenüber die dritte Drohung von Seiten jener Wahnsinnigen die sich als I.R.A. bezeichnen.

Auch das 1973er Jahrbuch und das 1986er, zitiert in Wiederholung, jenen Vorfall. Ebenfalls das Buch „Jehovas Zeugen in Gottes Vorhaben". In letzterem setzt sich der Bericht dann noch mit der Aussage fort:

„Am folgenden Tag umstanden 200 Polizisten und viele Detektive den 'Alexandra Palace', der für den offentlichen Vortrag am Sonntag gemietet worden war. Auch der Saal in Belfast, in dem der Kongreß stattfand, wurde innen und außen polizeilich bewacht. Es gab einige spannungsgeladene Augenblicke, als die Rundfunkwellen den Lärm, den die Ruhestörer im Madison Square Garden verursachten, den in London Versammelten übermittelten, da viele, darunter auch die Polizei, glaubten, dies sei das Signal für die I. R. A. In England, ihrem Beispiel zu folgen; doch geschah nichts, weder in London noch in Belfast, und jedes Wort dieses mächtigen öffentlichen Zeugnisses wurde von den Zuhörern in beiden Ländern deutlich vernommen."

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Geschrieben von Drahbeck am 16. Januar 2008 07:44:02:

Als Antwort auf: Re: "Erwachet!" 8. 1. 1948 (Vor sechzig Jahren) geschrieben von Drahbeck am 09. Januar 2008 07:43:08:

Als WTG-Präsident N. H. Knorr bei seinen Visiten im Jahre 1947 auch die Schweiz besuchte, versäumte er es nicht, den Schweizern im besonderen die "Leviten zu lesen". Nicht leistungsfähig genug seien sie. Auch wären sie vor dem Feind zurückgewichen. Und überhaupt, dass musste jetzt alles anders werden!. Der typische Managertyp läßt grüßen. Siehe dazu auch: Schweizer Visite
In der "Wachtturm"-Ausgabe vom 15. 1. 1948 findet man eine zusammenfassende Darstellung des Umganges des Knorr mit den Schweizern. Man liest darin:

"Die Tatsache, dass die Schweizer Geschwister im Jahre durchschnittlich nur etwa sechs gebundene Bücher pro Verkündiger absetzten, hatte schwerlich dazu beigetragen, bei den Leuten viele solche Heim-Bibelstudien einzuführen. Jahrelang ist nun die Zahl der Verkündiger in der Schweiz - im Gegensatz zu der großen Zunahme der Verkündigerzahlen in andern Ländern - ziemlich gleich geblieben."

Unerhört, befand Mister Knorr. Wo käme denn seine Society hin, sollte solche Tendenz auch andernorts Schule machen. Haben die Schweizer etwa vergessen, was schon Rutherford lehrte: Die "Ägypter" sollen beraubt werden. Im Klartext. Ihnen muss die WTG Literatur, möglichst kostenpflichtig aufgeschwatzt werden. Und da wagen diese "lahmaschigen Schweizer" es, nur sechs WTG-Bücher pro Jahr und Nase abzusetzen. Knorr ist außer sich vor Wut.
Man kann sich ihn buchstäblich als HB-Männchen aus einem früheren Werbespot vorstellen, der deswegen in die Luft geht.

Natürlich sieht auch Knorr, dass widrige Rahmenbedingungen herrschen. Das will er aber nicht gelten lassen. Fürs Geschäftemachen muss eben notfalls auch gekämpft werden. Da versteht der Ami Knorr wahrlich keinen Spass. Also vergattert er die Schweizer. Im "Wachtturm" liest sich das so:

"Knorr wies darauf hin, dass die Schweizer Verkündiger sich lange Zeit in eine falsche Klasse hatten einreihen lassen. Die religiös eingestellten Behörden des Landes hatten sie als 'Hausierer' oder Bücherverkäufer, die von Haus zu Haus ein Wandergewerbe betreiben, einklassiert, mit denen man in Uebereinstimmung mit den Gewerbegesetzen des Landes verfahren müsse. Das sollte nun aufhören!"

Knorr meint dekretieren zu können.
"Jehovas Zeugen … haben Anrecht auf all die Rücksicht und die Vergünstigungen, die der Religionsgeistlichkeit der Schweiz durch das Gesetz gewährt wird, einschließlich derjenigen, in ihren religiösen Versammlungen VOR ODER NACH DEM ABHALTEN EINER PREDIGT KOLLEKTEN ZU MACHEN. (Hervorhebung von mir).

Nachdem der "Wachtturm" so glasklar den geschäftlichen Aspekt herausgestellt hat, geht es weiter mit der Klage:
"Gottes Zeugen in der Schweiz haben aber gezögert, fest auf ihrem Dienstamt zu beharren und den Kampf um ihre Rechte und Freiheiten … auf Kosten einiger Verhaftungen, Einkerkerungen und eines harten Rechtskampfes aufzunehmen und bis vor die Gerichte zu ziehen."

So, nun wussten die Schweizer, was sie falsch gemacht haben. Nötigenfalls Kampf und nochmals Kampf. So Knorrs Parole.

Weiter klagt der "Wachtturm" damit auch ja nicht vergessen wird, was das wesentliche ist - nämlich: Money:
"Jahrelang haben sie sich passiv verhalten gegenüber der Falschanwendung der Gewerbe-Vorschriften, auf die man sich berief, um ihnen zu verbieten, für gedruckte Predigten, die sie von Haus zu Haus abgaben, Beiträge entgegenzunehmen."

Und als Schlussresümee verkündet Knorr:
"Knorr kündigte an, dass diesem Einhalt geboten werde. (Als Folge davon hatte das Pionierwerk gelitten, so dass jetzt nur 18 Pioniere in der ganzen Schweiz wirkten). Wenn nötig, soll der Kampf bis zum Gericht höchster Instanz geführt werden, um eine richterliche Entscheidung zu sichern …"

Nachdem Knorr so die für seine Society wichtigen Geschäftsprinzipien ins wie er meinte "rechte Lot" wieder gebracht hat, widmete er sich noch einer anderen von den Schweizern verursachten "Geschäftsschädigung". Seine These während der Kriegsjahre war zwar auch, alles zu tun, damit es nicht auch noch in der Schweiz zu einem Totalverbot käme. Dazu gehörte auch, dass man den Schweizer Anwälten der WTG freie Hand gab, notwendige Erklärungen dazu durchzusetzen. Nun aber waren die Kriegsjahre vorbei. Der schlimmste Kelch war vorüber gegangen. Jetzt war Knorr's Parole. Es müsse auch noch auf einem anderen Sektor "klar Schiff gemacht werden" Das liest sich dann im WT so:

"Nicht fest und unzweideutig genug haben sie (die Schweizer) in der breiten Öffentlichkeit Stellung bezogen, um sich als wahre Bibelchristen auszuweisen. Das ist offenbar der Fall gewesen in der Frage der Neutralität hinsichtlich der Angelegenheiten und Streitigkeiten dieser Welt. … Zum Beispiel nahm es das Schweizer Büro auf sich, in der Ausgabe des Trost vom 1. Oktober 1943 (Schweizer Ausgabe von Consolation), also während der zunehmenden Bedrängnis des letzten Weltkrieges, als die politische Neutralität der Schweiz bedroht zu sein schien, eine Erklärung zu veröffentlichen, in welcher ein Satz wie folgt lautet:
'Hunderte unserer Mitglieder und Glaubensfreunde haben ihre militärischen Pflichten erfüllt und erfüllen sie weiterhin".

Dazu befand nun Mister Knorr, in Inspiration des Grundsatzes seiner Society: Der Mohr hat seine Schuldigkeit getan - Der Mohr kann gehen.
"Diese einlullende Erklärung hatte sowohl in der Schweiz als auch in gewissen Teilen Frankreichs Beunruhigung hervorgerufen."
Ergo "legte nun Bruder Knorr als Präsident mutig dar". ... Der Mut eines, der selbst nie für seine Doktrinen ins Gefängnis ging!
"Das diese Worte der Erklärung abgelehnt werden".

Und natürlich müsse dass schon etwas Publikumswirksam geschehen. Daher, so der "Wachtturm", "war die Zeit für die Schweizer Geschwister gekommen, vor Gott und seinem Christus ein Bekenntnis abzulegen, und als Antwort auf … Knorrs Einladung, sich zu äußern, erhoben viele Geschwister die Hand, um alle Zuschauenden wissen zu lassen, dass sie ihre stillschweigende Zustimmung zu dieser Erklärung von 1943 zurückzuziehen und diese in keiner Weise mehr zu unterstützen wünschen."
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Geschrieben von Drahbeck am 23. Januar 2008 06:29:45:

Als Antwort auf: Re: "Wachtturm" 15. 1. 1948 (Vor sechzig Jahren) geschrieben von Drahbeck am 16. Januar 2008 07:44:02:

„Die Religion umwirbt die Vereinten Nationen"; mit dieser reißerischen Überschrift präsentiert sich „Erwachet!" vom 22. 1. 1948, angereichert mit einer entsprechenden Karikatur. Man behauptet weiter, schon auf dem Titelblatt als Untertitel:
„In ihrer Vermengung mit Politik begeht die Religion geistigen Ehebruch."
Der Hintergrund solcher Thesen ist ja letztendlich die Endzeit-Erwartung, die sich schon für die ersten Christen als Fiktion erwies.

Folgt man dieser WTG-Diktion, hätte es schon zweitausend Jahre lang keine Form politischen Handelns geben dürfen. Eine äußerst widersprüchliche These.
Nun gibt es in der Tat auch politisches Handeln und Entscheidungen, die man nur mit sehr gemischten Gefühlen betrachten kann. Auf dieses „unterschwellige Bauchgefühl" setzt letztendlich auch die WTG.

Der Analphabet - namentlich der politische Analphabet - zu dessen Erziehung die WTG aktive Dienste leistet, ist natürlich für jede Hilfeststellung, die seinem sehr, sehr eng begrenzten Horizont entspricht, dankbar.
Auch die UN-Hetze der WTG „bedient" diese Befindlichkeit. Es ist „Hilfe" jener Art, vergleichbar mit einem, der auf einem zugefrorenen See eingebrochen ist; und die am Ufer stehenden Zuschauer empfehlen ihm nur „Singe doch Halleluja".
So lässt sich wohl der Untergang leichter „ertragen"

http://www.manfred-gebhard.de/UN-Hetze.jpg

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Geschrieben von Drahbeck am 02. Februar 2008 05:09:

Als Antwort auf: Re: "Erwachet!" 22. 1. 1948 (Vor sechzig Jahren) geschrieben von Drahbeck am 23. Januar 2008 06:29:45:

Der "Wachtturm" vom 1. 2. 1948 berichtet über die Europareise der WTG-Funktionäre Knorr, Henschel und Covington und dass dabei besonders Deutschland ein besonderer Schwerpunkt war. Notiert wird auch, dass dazu eine besondere Bewilligung der amerikanischen Militärregierung vonnöten war und auch erteilt wurde. Erste Station dabei machten sie am Sitz der amerikanischen Militärregierung in Wiesbaden.
"Gleich nach Ankunft im Zentrum Wiesbadens meldeten sich die drei Reisenden im Besucher- und Quartierbüro der Heeres-Luftwaffe an. Dort wurde ihnen ihr Quartier zugewiesen. Sie kamen in ein Hotel für Heeresoffiziere in das Hotel 'Zum Schwarzen Bock'. Ferner wurde ihnen das Vorrecht eingeräumt, in der Offiziers-Kantine des Hotels zu essen. Unterkunft und Verpflegung, und zwar nach amerikanischen Lebensniveau, wurden von der Regierung zu Selbstkostenpreisen gewährt."

Ihre Verbindungen zu höchsten Regierungskreisen ausnutzend, notiert der "Wachtturm" weiter:
"Die drei amerikanischen Besucher taten alles, was in ihrer Macht stand … Schwierigkeiten zu überwinden, so zum Beispiel die Schwierigkeiten im Beschaffen weiterer Materialien und im Erlangen weiterer Rechte vor den Behörden. Sie hatten Besprechungen mit den Beamten der amerikanischen Militärregierung für Wiesbaden hinsichtlich einer Genehmigung, eine große Menge deutscher Bücher aus den Vereinigten Staaten einzuführen … und auch hinsichtlich der Bewilligung, einige Absolventen der Gileadschule dorthin zu senden, damit diese dem Werk in Deutschland eine Hilfe seien."

Von Deutschland aus ging es als nächstes in die Tschechoslowakei, die zeitweilig, jedenfalls zum Zeitpunkt dieser Visite, noch über eine bürgerlich dominierte Regierung verfügte (was sich bekannterweise aber auch noch ändern sollte). Aber schon zu diesem Zeitpunkt wurde den Amis deutlich. Die Russen sagen: Stopp! Beabsichtigt war auch die Reise nach Ungarn, Rumänien und Jugoslawien. Aber schon da musste Mister Knorr nebst Anhang erfahren. Die Einreisegenehmigung wird verweigert. Lediglich nach Österreich konnte man anschließend noch weiterreisen.

In Auswertung der erzielten Ergebnisse wurde beschlossen, Covington erneut nach Deutschland zurückzuschicken. Diesmal ging es nicht nach Wiesbaden, sondern zielgerichtet in die Westsektoren Berlins. Auch hier wiederum das gleiche Prozedere:
"Nachdem er (Covington) auf dem Militär-Reisebüro in Berlin angemeldet hatte, erhielt (er) in einem Hotel, das von der Armee der Vereinigten Staaten geleitet wird, seine Quartieranweisung."

Auf einige spezielle Aspekte dieser Covington-Visite geht dann noch die nachfolgende WT-Ausgabe ein; und auch im Rahmen dieser Rückblicke wird darüber noch zu sprechen sein.

Mit der Notierung wert. Die WT-Ausgabe vom 1. 2. 48 berichtet auch über ein "Gerücht", dass selbst weite Teile Englands schon erreicht haben soll. Gemäß diesem Gerücht hatten aus den KZ entlassene Zeugen die Tendenz zu offenkundiger Cliquenwirtschaft entwickelt. Nur wer zu ihrer Clique gehörte und analoge biographische Erfahrungen hinter sich hätte, sei von ihnen anerkannt worden. Das "passte" den Ami-WTG-Funktionären überhaupt nicht. Ihr Konzept hieß ja Expansion, und da mussten sie solche Cliquenwirtschaft als kontraproduktiv ansehen. Folgerichtig wurde in den Besprechungen mit den deutschen WTG-Funktionären dieses Thema offensiv angegangen. Letztere versicherten zwar hoch und heilig, das alles sei nur ein "bösartiges Gerücht" und selbstverständlich würden sie das nicht dulden. Wie das im Leben auch andernorts so ist. Ein Gerücht ist nie hundertprozentig "wahrheitsadäquat". Das dürfte auch in diesem Falle so gewesen sein. Aber ein gewisser Wahrheitskern diesbezüglich dürfte schon bestanden haben. Was die Konzentrationäre anbelangt, so haben die ihre traumatischen Erfahrungen keineswegs "alle" und "rückstandslos" weggesteckt.

Aber durch den höchsten WTG-Ukas war nun ein Wendepunkt diesbezüglich eingeleitet worden. Und sollten jene Konzentrationäre je die Illusion gehegt haben, ihnen würde in der ZJ-Organisation der Nachkriegszeit besondere Ehrenstellungen eingeräumt, so wurden sie jetzt auf brutalste Weise darüber belehrt, was es mit dem WTG-Grundsatz auf sich hat:
Der Mohr hat seine Schuldigkeit getan - Der Mohr kann gehen!

Als die WTG ihre bekannte „Standhaft"-Kampagne begann; bekanntlich zu einem Zeitpunkt, wo die KdöR-Kuh keineswegs schon „vom Eis war", flankiert auch von der Aufgabe ihres Rigorismus in Sachen Wehr-Ersatzdienste, da stellte sich vielfach heraus:
Die Einzelschicksale der ZJ-Konzentrationäre, haben die WTG - jahrzehntelang - einen „feuchten Kehricht" interessiert. Das änderte sich erst mit Beginn der „Standhaft"-Kampagne. Nun wurden auf einmal die noch verbliebenen Überlebenden dieser traumatischen Geschehnisse von vorne und hinten hofiert. Eine Gunst, die ihnen jahrzehntelang nicht gewährt wurde. Weshalb es zu dieser Form von Geschichtsverwerfung kam, darüber gab ja eben auch die zitierte WTG-Aussage Auskunft.

Eine Erfahrung übrigens, die auch etliche Zeugen Jehovas der früheren DDR noch sammeln sollten. Bis auf ein paar wenige Ausnahmen (namentlich solcher, die sich publizistisch Gehör verschafften, zu einer Zeit wo die Abrechnung mit dem Ostdeutschen Regime noch „in" war), konnten jene welche die Hitze der östlichen Verfolgung am eigenen Leibe verspüren mussten, erfahren. Die westlichen „Nadelstreifenchristen" waren jene, die nunmehr zunehmend auch in den östlichen Gemeinden das sagen bekamen. Jene, welche da tatsächliche Opfer erbracht, wurden in die zweite und dritte Garnitur zurückgedrängt!
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geschrieben von: Drahbeck
Datum: 09. Februar 2008 02:23

"Erwachet!" 8. 2. 1948 (Vor sechzig Jahren)
Wer die Werke Karlheinz Deschner's, besonders die mit Bezug zur katholischen Kirche kennt, etwa dessen "Mit Gott und den Faschisten"; oder auch "Ein Jahrhundert Heilsgeschichte", demjenigen teilt "Erwachet!" in seiner Ausgabe vom 8. 2. 1948 eigentlich nichts neues mit. Insofern es die kritische Wertung der katholischen Kirche betrifft, sehe ich eigentlich keinen Dissens zu diesen "Erwachet!"-Ausführungen. Stören tut mich eigentlich nur die Scheinheiligkeit, die sich da offenbart. Sind doch die Zeugen Jehovas eines der bedeutendsten Neokolonisierungsunternehmen der Gegenwart.
Und nun, wie "Erwachet!" richtig feststellt, auch die katholische Kirche ist vom gleichen imperialistischen Impetus befallen. Pech für die Catholica, dass deren strategische Partner, vielfach zu den geschichtlichen Verlierern gehörten.

Der strategisch-imperialistische Partner der Zeugen Jehovas heißt in der Tat nicht Nazismus, sondern USA. In der Neokolonisationsbestrebung indes sind die Unterschiede zunehmend geringer werdend. Sicher, der Nazismus wollte vorrangig mit Feuer und Schwert seine Ziele durchsetzen. Und in seinem Windschatten gedachte auch die Catholica zu partizipieren.
Indes man sehe sich mal einige der Länder näher an, wo der USA-Imperialismus, zur Durchsetzung seiner Ziele, "neuerdings" auch Feuer und Schwert einsetzte. Wer da alles im "Windschatten" mit partizipieren will. Ein ganzer "Rattenschwarm" von evangelikalen Kolonisatoren offenbart sich dem näher hinsehenden. Und in diesem Spektrum an wesentlicher Stelle auch die Zeugen Jehovas.

Die Zeiten haben sich gewandelt. Die heutigen Kolonisatoren segeln nicht mehr unter dem Firmenschild "Faschismus" - unbestritten.
Der gleiche machthungrige "Weltgensungsgeist", Genesung vor allem für die eigenen materiellen Interessen der Kolonisatoren, hat sich offenbar nicht gewandelt. Der politische Staat Italien, indem sich die Vatikanzentrale befindet, hat in diesem Jahrhundert noch nie eine herausragende politische Rolle gespielt. Ergo biederte sich die Catholica eher dem Faschismus an. Die USA hingegen haben sehr wohl eine herausragende weltpolitische Position erreicht. Und auch sie haben ihre Ideologieverkäufer, die da wähnen, in diesem Windschatten auch ihr Geschäftchen machen zu können.

Nachstehend die Dokumentation des "Erwachet!"-Artikels aus der oben genannten Ausgabe:


Treiben die Kreuzritter des Vatikans zu einem dritten Weltkrieg?
Die allgemein bekannten, jedoch nur von wenigen durchschauten Tatsachen lassen klar erkennen, dass die Eroberungskriege des zwanzigsten Jahrhunderts nichts weiter als Kreuzzüge waren. Es liegt im dauernden Interesse des Lesers, sich über die Kreuzzüge der Vergangenheit und der Gegenwart Aufschluß zu verschaffen, um vor den hinterlistigen Schachzügen jener Organisation auf der Hut zu sein, die alle diese Kreuzzüge hervorgerufen hat.

Während die Welt die gefährlichen Stromschnellen des ersten Weltkrieges passierte, nahm der Vatikan, der nach außen unparteiisch zu sein behauptete, in Wirklichkeit für den Dreibund Stellung, um die Freiheit niederzuringen. Die Staatsmänner der Welt waren darüber gut unterrichtet und schlossen daher den Vatikan von den späteren Friedensverhandlungen aus. In der Folge schloß das Papsttum ein Bündnis mit den katholischen Diktatoren, um die durch die Reformation und den Westfälischen Frieden geschaffene Freiheit zunichte zu machen und das Heilige Römische Reich sowie die mittelalterliche Herrschaft von Kirche und Staat wieder aufzurichten.

Der letzte Rest Ihres Zweifels dürfte durch aufrichtige Erwägung folgender Frage behoben werden: Warum schloß der Vatikan ein Konkordat mit dem katholischen Mussolini, und warum segnete er den Raub Abessiniens? Warum nahm der Vatikan für den Menschenschlächter Franco Stellung, und warum erteilte er ihm den Segen beim Niederringen der spanischen Demokratie? Warum schloß der Vatikan mit dem katholischen Hitler ein Konkordat, und warum segneten die Bischofskonferenzen die Nazi-Truppen im Kriege? Warum wurde der Kollaboratist Petain als ein "guter Marschall" gepriesen, und warum wurden von ihm antisemitische Gesetze eingeführt, die von der Hierarchie stammten? Warum hißte Kardinal Innitzer auf seiner Kathedrale das Hakenkreuz, um Hitlers Überrumpelung Österreichs zu feiern? Warum setzte der Katholik Hitler den katholischen Priester Tiso an die Spitze der Marionetten-Regierung in der Slowakei? Warum folgten katholische Priester mit fahrenden Kirchen Hitlers Legionen nach Polen und von dort nach Rußland, um die Eroberungen der Achse zu festigen? Warum ergriff der Vatikan Partei für die Sache Japans - Achsenpartner - in dessen Einfall in China? Und warum anerkannte er auch - entgegen den Interessen der Vereinigten Staaten - die von den Japanern auf den Philippinen eingesetzte Regierung?

Diese für den Vatikan so kompromittierenden Fragen könnten turmhoch aufgehäuft werden, doch wir wollen sie zusammenfassend durch eine Frage zum Abschluss bringen, die sich aus neuern Geschehnissen ergibt: Warum machte Stepinac, der hochwürdige Erzbischof der Hierarchie, gemeinsame Sache mit dem Pavellitsch-Regime in Jugoslawien, das sich unter Hitlers Schirmherrschaft befand, und warum leitete er in einem neuzeitlichen Kreuzzug des Vatikans den Mord Tausender Menschen?

Nach dem Geheimabkommen oder Konkordat des Vatikans mit dem Faschisten Mussolini vom Jahre 1929 wurde ein anderes, für Kreuzzugszwecke bestimmtes "Schwert der Kirche" willkommen geheißen, was im Jahre 1933 im Geheimkonkordat mit Nazideutschland seinen Ausdruck fand. Dieses "Schwert" wurde später aus der Scheide gezogen, um ein blutiges Werk zu verrichten, als die Hierarchie in ein lautes Jammergeschrei ausbrach, dass Spanien vom "Kommunismus" errettet werden sollte. Der vom Papst als "vortrefflicher Christ" gepriesene Menschenschlächter Franco führte damals den Kreuzzug allein gegen den Atheismus. Aber bald kamen ihm die Legionen seiner katholischen Kameraden Hitler und Mussolini zu Hilfe, und zusammen metzelten sie Hunderttausende rechtschaffener Katholiken nieder, indem sie gleichzeitig die vom Volke gewählte demokratische Regierung Spaniens zu Boden streckten.

Nachdem diese Generalproben vorüber waren, war für die katholischen Diktatoren die Zeit gekommen, für den Hauptkreuzzug den Vorhang zu lüften. Mit verblüffender Schnelligkeit und Macht setzte der Katholik Hitler seine Blitzkriege in Szene, und die Hierarchie segelte mit Erfolg in seinem Kielwasser. Die Kirchenführer beeilten sich, ihre Dankbarkeit zu bekunden. Ein Telegramm der Associated Press vom 27. August 1940 berichtete: "Wie das Deutsche Nachrichtenbüro, die amtliche Nachrichtenagentur, heute verlautbarte, soll nach Kriegsende von allen Kanzeln eine Treuegelöbnis der Konferenz der deutschen katholischen Bischöfe in Fulda Hitler gegenüber verlesen werden."

Im Juni 1941 heißt es: "Das deutsche Episkopat übersandte heute allen Diözesen eine Botschaft, in der der Feldzug gegen Rußland als ein Kampf der Christenheit der ganzen Welt bezeichnet wird" (New York Times) und im November 1941:

"Großes Interesse erweckte in Berlin ein vom Bischof zu Münster, Graf Klemens von Galen, erlassener Hirtenbrief, in welchem er Sowjetrußland verurteilt und den 'christlichen Soldaten Deutschlands' für ihren Kampf gegen die Sowjetunion Lob spendet." - New York Times.

Die Tatsachen des zweiten Weltkrieges lassen erkennen, dass, wo irgend die nazistische Militärmaschine in ihrem Triumph hinrollte, ihnen Verfolgungen der Freimaurer, Protestanten und Juden auf dem Fuße folgten, besonders der Juden, wie dies auch in den ersten katholischen Kreuzzügen während der Inquisition und in vielen antisemitischen Verfügungen des Vatikans zum Ausdruck kam.

Jesuitische Blutspuren überführen die Hierarchie der Verschwörung mit den katholischen Diktatoren während des zweiten Weltkrieges. Viele weitere Tatsachen könnten zum Beweis dessen angeführt werden, doch es sei hier abschließend nur noch auf eine Meldung hingewiesen:

"Die heute hier eingetroffene katholische Mailänder Zeitung L'Italia berichtet von einer großen katholischen Missionstätigkeit in den besetzten Gebieten Südrußlands. Der Leiter der Mission ist Luigi Kardinal Lavitrano, Erzbischof von Palermo."

Die katholischen Diktatoren Hitler und Mussolini enttäuschten ihren Gebieter in der Vatikanstadt. Der Kreuzzug gegen Rußland während des zweiten Weltkrieges nahm ein unheilvolles Ende, gleich denjenigen gegen die ungläubigen Türken. Doch der schlaue Vatikan und dessen aalglatte Jesuiten haben in der Vergangenheit schon größere politische Rückschläge überlebt, und ihre Doppeldeutigkeit sowie die während des letzten Weltkrieges nach außen hin zur Schau getragene Neutralität machen sich jetzt dank einer feigen und abhängigen Presse in den demokratischen Ländern bezahlt. Millionen konnten sogar dazu gebracht werden, die Tätigkeit der Hierarchie während des zweiten Weltkrieges zu übersehen und widerspruchslos all die Propaganda hinunterzuschlucken, die jetzt von den Wortführern des Vatikans über die Welt dahingeht. Seine Schlauheit hat es dem Vatikan selbst ermöglicht, sich stärker als je wieder aus dem Kriege zu erheben, zu dem er geschürt hatte, obschon seine Partei eine militärische Niederlage erlitten hat. Und nun schmiedet der Vatikan emsig Pläne und agitiert für eine Wiederbelebung seines Kreuzzuges gegen das atheistische Rußland, nur sollen ihm diesmal die Demokratien Vorspann leisten und sich von ihm als Kreuzzugs-"Schwert" gebrauchen lassen.

Es gibt in Amerika 38.000 katholische Priester, die durch ihre Weihung dem Papste in Rom Treue gelobt haben. Diese predigen in ihren Kirchen vom "roten Gespenst". Durch ihre Propaganda spannen sie die rückgratlosen protestantischen und jüdischen Religionsorganisationen vor ihren Kreuzzugswagen, so dass auch diese "rot" sehen und predigen. Katholische Politiker und Jesuiten in Schlüsselstellungen der amerikanischen Regierung erheben den anklagenden Finger und schreien "rot!" auf alle anderen in der Regierung, die für den Vatikan keine Sympathie hegen. Dadurch wird ein gewaltiger Druck auf die Außenpolitik der Vereinigten Staaten ausgeübt. Die Propaganda der Hierarchie durchdringt die Erziehungseinrichtungen und sozialen Organisationen des Landes. Einige der lauten Schreie "Rot" wurden auch gegen die Arbeiterverbände ausgestossen. Zum Beispiel lese man folgenden Bericht in der Ausgabe vom 23. September 1946 der 'Courier-Post' von Camdon, N. Y.

"Es ist die heilige Pflicht eines jeden christlichen Gewerkschaftlers, die Versammlungen der Gewerkschaften zu besuchen, die Kommunisten zu vertreiben und einen Kreuzzug zu unterstützen, der das Monstrum des Kommunismus machtlos machen soll. Diese Herausforderung erging gestern von Bischof Eustace an nahezu 5000 Mitglieder der Heiligen-Namen-Vereine. Indem Bischof Eustace alle Leute seiner Diözese aufrief, sich einem Kreuzzug zur Vernichtung des Kommunismus anzuschließen, warnte er sie, dass es keinen Frieden unter der Arbeiterschaft und in der ganzen Welt geben könne, bis der Atheismus in Verruf gebracht worden ist."

Dieser Aufruf zu einem reinigenden Kreuzzug gegen die "Roten", in den Gewerkschaften wurde darauf von William Green, dem Präsidenten der Amerikanischen Arbeiterföderation aufgenommen.

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geschrieben von: Drahbeck
Datum: 16. Februar 2008 06:39

„Wachtturm" 15. 2. 1948
In Fortsetzung des Berichtes im WT vom 1. 2. 1948, berichtet die "Wachtturm"-Ausgabe vom 15. 2. 1948 weiteres über die Stippvisite des WTG-Funktionärs Covington in Berlin, wo er in dessen Westsektoren Quartier nahm. Die Konzentration auf den westlichen Teils Berlin hatte schon einen tieferen Sinn, denn schon in dieser WT-Ausgabe ist von massiven Schwierigkeiten im sowjetisch besetzten Teil Deutschlands die Rede. Von 40 seit 1945 durch die Sowjets erfolgten Verhaftungen ist die Rede. Zwar wurden einige der Verhafteten nach einiger Zeit wieder freigelassen. Offenbar aber doch nicht alle. Symptom dafür ist auch die Aussage:

"Doch bis zu diesem Tage sind die Fälle von drei Brüdern noch unaufgeklärt, die in der russischen Zone Deutschlands durch die GPU (Russische Geheimpolizei) verhaftet wurden, als sie im Zeugniswerk standen, und die gänzlich verschwanden. Niemand weiß, wohin sie verbracht worden sind. Die Russen verweigern irgendwelche Auskunft über ihren Verbleib oder die Anklagen, unter denen sie festgehalten wurden."

Zwar sprach Covington nebst Anhang, auch bei der SMAD in Ostteil Berlins vor. Sehr konstruktiv dürfte jenes Gespräch wohl nicht verlaufen sein, denn der "Wachtturm" meint rückblickend dozieren zu sollen: "Russische Beamte … welche das Potsdamer Übereinkommen vergessen oder unwissenderweise dafür halten, jener Teil Deutschlands, der unter ihrer Macht steht, sei hinter dem 'eisernen Vorhang' Rußlands."

Offenbar völlig anders verliefen die Kontakte mit den amerikanischen Militärbehörden. Jubelnd notiert der "Wachtturm" beispielsweise:
"Ferner wurde eine große Verbesserung in den Unterkunfts-Verhältnissen der Mitarbeiter des Berliner Zweigbüros erwirkt. Als Ergebnis der Verhandlungen mit Wohnämtern durch den befehlshabenden Offizier in Berlin wurde eine Vorrechtsstellung erlangt, die nur Amerikanern in Berlin zugänglich ist."

Weiter notiert der "Wachtturm" erfreut, dass die mit den Militärbehörden in Wiesbaden und Frankfurt bereits getroffenen Vereinbarungen, ausdrücklich noch einmal bestätigt wurden. Und um das Maß der Freude für die WTG voll zu machen, konnte der WT weiter berichten:
"Es wurde über das Recht verhandelt, auf schnellerem Wege die Korrespondenz durch die Militärpost nach Brooklyn befördern zu können, sowie über die Benutzung der Kabellinien zwecks Telegramme nach dem amerikanischen Hauptbüro."

Zweierlei offenbaren diese Berichte. Für die Sowjets waren die Zeugen, schon damals, "fünfte Kolonne des Imperialismus". Und getreu ihrem de facto Nachahmer Hitler, wandten auch sie ihnen gegenüber die berüchtigte "Nacht und Nebel Aktionen" an. Verhaftungen, mit der bewussten Zielstellung, die Angehörigen in Unwissenheit zu halten, um so den Terrorreffekt zu verschärfen, praktizierte schon das Hitlerregime. Wie man sieht, die Sowjets wahren gelehrige Schüler. Egal wenn man da als „Schüler" oder fallweise als „Lehrer" klassifizieren will.

Zweite Feststellung. Demgegenüber die USA-Politik; auch den Zeugen "Zucker in den Allerwertesten zu blasen". Beispiel die genannte Zurverfügungstellung der militärischen Kommunikationslinien auch für die Zeugen Jehovas. Dann erinnere man sich an das zeitgenössische "Erwachet!"-Impressum. Unzensierte Nachrichten in die Hauptzentrale aus allen Ländern einzusenden. Das war doch d a s gefundene Fressen für die Amis. Davon leben doch die Nachrichtendienste, in anderer Wortwahl derselben Dienste - Geheimdienste.
Und da hatten die Amis nun eine Organisation an der Hand, die für ein paar symbolische Geschenke, die eigentlich nicht viel kosteten, ihre Geschäfte mit betrieben. Der Coup war gut eingefädelt, ohne Frage.

Sicherlich man kann sich der Erkenntnis nicht entziehen. Wen einer so brüsk schlecht behandelt wird, wie es die Sowjets ohne Zweifel mit den Zeugen taten, dann wendet er sich eben dem zu, der ihn besser behandelt. Unter dem Gesichtspunkt der Menschenweisheit ist das alles verständlich und auch legitim. War es aber nicht auch so, dass diese Organisation vorgab, von "göttlicher" Weisheit geleitet zu sein?! Diese göttliche Leitung kann man dann allerdings nicht mehr erkennen. Es sei den, man macht die Gleichung auf: Politik der USA ist gleich "göttliche Leitung". Dieser Versuchung ist die WTG erlegen. Wie man weiß, kostete das dann auch einen entsprechenden Preis. Den zahlten allerdings wiederum nicht die Herrschaften, jenseits des großen Teiches. Den Preis ließen sie von denjenigen bezahlen, die da um des Linsengerichtes des Wohlwollens amerikanischer Militärbehörden, ihre Unabhängigkeit, faktisch verkauft hatten!

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Re: Vor sechzig Jahren ...
geschrieben von: Drahbeck
Datum: 23. Februar 2008 04:59

Erwachet! 22. 2. 1948

Über Jehovas Zeugen in Rumänien berichtet „Erwachet!" in seiner Ausgabe vom 22. 2. 1948. Da jenes Land um 1950 dann mit den den Ostblock ZJ-Verbotsländern gehörte, ist dieser frühe Bericht durchaus beachtlich
Ihm zufolge sei die Zahl der Gruppen (heutige Terminologie: Versammlungen) im Laufe des Jahres (1947) von 278 auf 389 angestiegen. Anlässlich eines Kongresses vom 28. bis 29. 9. 1946 in Bukarest seien 3.400 Stammteilnehmer und beim öffentlichen Vortrag, gar 15.000 Anwesende gezählt worden. Im Vorfeld dieses Kongresses stellten die Rumänischen Staatsbahnen einen „Sonderzug" zur Verfügung. Sein „Ambiente" war, wenn man so will, schon ein früher Fingerzeig auf das Verbot, dass die WTG-Religion auch in Rumänien noch ereilen sollte. Über diesen Sonderzug liest man:

„Er bestand aus 43 Güterwagen, wie man sie für den Transport von Vieh und anderen Waren benutzt."

Folgt man neueren Berichten, spielte insbesondere die Aufgabe der Rutherford'schen Obrigkeitslehre von 1929, dann im Jahre 1962/63 in der Geschichte der rumänischen Zeugen Jehovas, eine gewisse Rolle.
Analog zu ähnlich gestimmten Kreisen in der Sowjetunion, meinten das einige nicht „verkraften" zu können, mit gewissen Schismatischen Auswirkungen.

Gewisse hiesige Mittelstandskreise wollen es ja nicht so recht wahrhaben. Sie setzen ihre Zeugenkarriere, die fallweise auch eine Scientology oder Rudolf Steiner-Karriere hätte sein können; wenn sie denn anstatt von den Zeugen eben von der Anthroposophie (als Beispiel genannt. These von Rudolf Steiner. Wie erlangt man „Erkenntnis der höheren Welten") angesprochen worden wären. Genannte Mittelstandskreise setzen ja nicht selten ihre Befindlichkeit als „Maß aller Dinge".

Da sie auf der Suche nach dem „Tripp" sind, und unglücklicherweise bei den Zeugen landeten, die ihr Anliegen - letztendlich - auch nicht so richtig befriedigten.

Zurückkehrend zu den Rumänischen (fallweise auch Sowjetischen) Zeugen Jehovas-Kreisen.

Für die spielte nun die Befindlichkeit hiesiger Mittelstandskreise, überhaupt keine Rolle. Besonders sichtbar auch an dem „Schock", den ihnen die Aufgabe der Rutherford'schen Obrigkeitslehre durch die WTG versetzte.

Indem sie also die Opposition zum Staat (in religiöser Verklärung Made Rutherford'sche Obrigkeitslehre) als das für sie Wesentliche ansahen, zeigt sich einmal mehr, was denn die Hauptwurzel floriender Religiosität ist. Die Verklärung politischen Oppositionsverhalten auf die Ebene der Religion. Davon sind allerdings, hiesige Mittelstandskreise, Lichtjahre entfernt.

Die Geschichtsreise der WTG ist keineswegs beendet. Und es ist auch keineswegs „ausgemacht", ob denn eine gewisse derzeitige Dominanz von Mittelstandskreisen in ihr wirklich von Dauer sein wird. Die politischen Rahmenbedingungen in diesem Lande hier, haben sich schon verändert (Stichwort Hartz IV „Errungenschaften"). Das muss man auch langfristig sehen. Und langfristig wird das auch bei der Struktur hiesiger Zeugen Jehovas-Kreise sich bemerkbar machen.

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Re: Vor sechzig Jahren ...
geschrieben von: Drahbeck
Datum: 02. März 2008 06:10

Der "Wachtturm" vom 1. März 1948 berichtet über die Stippvisite der WTG-Funktionäre Knorr nebst Anhang in Frankreich. Dort war die Watch Tower Society im Jahre 1947 immer noch nicht gesetzlich anerkannt. Dennoch kann man dieses Verbot nicht mit dem in anderen Ländern vergleichen, denn es wurde relativ lasch gehandhabt.

So konnten 1947 in vier französischen Städten Kongressähnliche Versammlungen durchgeführt werden. Davon eine in Straßbourg, hauptsächlich auf die deutschsprachige Bevölkerung des Elsaß hin konzipiert. Gemäß dieser WT-Angabe gab es zu dieser Zeit etwa 500 WT-Abonnenten im Elsaß.

Desweiteren beziffert der WT die Zahl der örtlichen Gruppen in Gesamt-Frankreich zu dieser Zeit auf 100 und nennt eine Verkündigerhöchstzahl vom 2.337 im Jahre 1947 in Frankreich. Bis zum Jahre 2007 sind die dann auf 116.119 angewachsen; was einem Verhältnis von 1 zu 505 zur übrigen Bevölkerung entspricht.

Indes hatte man in Frankreich im Jahre 1995 schon mal eine Durchschniitsverkündigerzahl von 123 408 erreicht, was einem damaligen Verhältnis zur übrigen Bevölkerung von 1 zu 459 entsprach.

Angesichts der traditionellen Zahlenverliebtheit der WTG, die da als"Segen Jehovas" interpretiert wird, verdienen auch solche Details der Erwähnung
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Re: Vor sechzig Jahren ...
geschrieben von: Drahbeck
Datum: 09. März 2008 06:44

Abgrundtiefen Hass, konnte man in der jüngeren Neuzeit beispielsweise in dem Kaukasus-Staat Georgien registrieren. Jener Staat, in dem einst ein Stalin geboren wurde. Vielleicht ist dieser Hinweis sogar symbolträchtig; denn das was einige Priester der Georgischen Orthodoxen Kirche veranstalteten, lässt sich durchaus mit den Praktiken des Stalin vergleichen.
Unfähig die Grundsätze der Pluralität wirklich akzeptieren zu können, versuchte man mit Gewalt ein vermeintliches Monopol aufrecht zu erhalten.

Ob eine Diktatur unter religiösen oder säkularen Prinzipien antritt spielt dabei keine sonderliche Rolle. Die Ergebnisse sind in beiden Fällen - miserabel.
Noch ein Land, einige Jahrzehnte früher, offenbarte einen ähnlichen Intoleranzgrad. Im vom Hitlerdeutschland zeitweilig ausradierten Staat Polen, biederten sich einige der dort dominanten katholischen Kirche den faschistischen Okkupanten in einer bedenklichen Art und Weise an. Der Vergleich Georgien - Polen erscheint mir in diesem Kontext durchaus zulässig.

Man muss kein Freund der von der WTG geleiteten Zeugen Jehovas sein - durchaus nicht. Aber der Grundsatz, die Feinde der eigenen Feinde seien Bündnispartner, der sich da offenbart, kann nicht gutgeheißen werden. Genau das aber offenbarte sich auch in Polen. "Erwachet!" vom 8. 3. 1948 notiert:


"Schon als die Nacht der Hitlerherrschaft über Polen hereinbrach, begrüßten deshalb viele Priester voller Freude die Gelegenheit, mit diesen Zeugen Jehovas aufzuräumen. Unverzüglich stellten sie fest, welche Gemeindemitglieder sich als Zeugen Jehovas in den Kirchenbüchern hatten streichen lassen, und die hierüber angefertigten Listen händigten sie der Gestapo aus."

Die Folge kann man sich unschwer ausmalen. Die Catholica in Polen muss sich vorhalten lassen, ob das einem polnischen Papst in Rom nun gefiel oder nicht, Zuträgerdienste für die Beförderung polnischer Mitbürger in deutsche KZs geleistet zu haben.
Als Beispiel wird genannt:

"Aus dem Dorf Wisla in Oberschlesien Kreis Cieszyn haben 38 Männer und Frauen in deutschen Konzentrationslagern ihr Leben eingebüßt … als Zeugen Jehovas … und ihren … Gefährten aus Hunderten sonstiger Orte Polens ist es nicht besser ergangen."

Im Gegensatz zu den Zeugen Jehovas in der Schweiz, ist im Falle Polen auch eine bemerkenswerte Konsequenz registrierbar. Weshalb? Nun wohl auch deswegen, weil die überwältigende Mehrheit der Bevölkerung, die deutsche Besetzung als unerträgliche Okkupation bewertete. Man denke beispielsweise an den tragischen Fall des Aufstandes im Warschauer Ghetto, und man kann eine Vorstellung davon haben, dass etliche im buchstäblichen Sinne des Wortes, fast nichts mehr zu verlieren hatten. Weite Bevölkerungskreise hatten also mehr als genug politische Gründe und Motivation, um gegen das Hitlerregime, so denn möglich, Widerstand zu leisten. Der Knackpunkt ist allerdings der, ob dieser Widerstand sinnvollerweise möglich war, und die Chance zum Erfolg hatte.

Unplanmäßiger Widerstand zur Unzeit hingegen, bewirkte vielfach nur eine weitere Verschärfung der eigenen Leiden. Gerade auch am Fall Polen mit vielen weiteren Einzelbeispielen belegbar.

Dieses rationale Kalkül lag bei den Zeugen Jehovas nicht vor. Sie ließen sich dazu motivieren, symbolhaften, demonstrativem Widerstand zu leisten, bei dem schon im voraus absehbar war. Es gibt wohl als Ergebnis dessen nur ein Ende mit Schrecken. Märtyrertum um des Märtyrertums willen, leistet nur der, dem aufgrund entsprechender Indoktrination, auch Indoktrination religiöser Art, die Fähigkeit zu rationalem Denken bedenklich abhanden gekommen ist. Egal, ob es sich um islamistische Selbstmordattentäter in der jüngeren Neuzeit handelt. Oder eben um die potentiellen Selbstmörder der Zeugen Jehovas im faschistisch besetzten Polen.
Über letztere liest man in der genannten WT-Ausgabe noch:


"Als das hiesige Volk vor der Befreiung mit zum Ausheben von Schützengräben für die Hitlertruppen gezwungen wurde, beugte sich dem jedermann, mit Ausnahme der Zeugen Jehovas, soweit sie noch nicht in Konzentrationslagern interniert worden waren. Wenn diese eine solche Arbeitsaufforderung dann entschieden ablehnten, wurden auch sie in der Regel verhaftet und ohne Umschweife in ein Konzentrationslager gesteckt. In vielen Fällen jedoch schleppte man sie gewaltsam an die betreffende Arbeitsstätte, wo sie mit vorgehaltenem Revolver nochmals aufgefordert wurden, sich an die Arbeit zu machen. Weigerten sie sich auch dann noch, so schoß man sie einfach nieder oder schlug sie mit einem Gewehrkolben zu Boden und trampelte auf ihnen herum. Manchmal führte man sie für die Hinrichtung abseits, in vielen Fällen rief man hingegen alle Zwangsarbeiter zusammen, und dann, während aller Augen auf die Zeugen Jehovas gerichtet waren, wurden diese entweder erschossen oder verprügelt damit die andern Leute die von ihnen verrichtete Kriegsarbeit um so williger verrichten."

Der letztere Satz erscheint mit besonders beachtlich. Faktisches Ergebnis dieses demonstrieren der Zeugen Jehovas, die ja eine Minderheit waren, war zugleich auch die wirksame Einschüchterung der Mehrheit, die gleichermaßen über die faschistische Okkupation stöhnte.
Und auch unter dem Gesichtspunkt der Effektivität des Widerstandes gegen die Okkupanten, erwiesen sich somit die Zeugen Jehovas, letztendlich als kontraproduktiv!

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Re: Vor sechzig Jahren ...
geschrieben von: Drahbeck
Datum: 16. März 2008 04:13

Besteht eine Verwandschaftsbeziehung zwischen den Siebenten-Tags-Adventisten und den Zeugen Jehovas? Im weitläufigem Sinne schon. Beide hatten einen "Ahnvater" namens William Miller. Russell erwies dem Miller in seinen "Schriftstudien" noch ausdrücklich die Reverenz . Dann aber gingen die Wege auseinander.

Die ursprüngliche Miller-Bewegung scheiterte; auch organisatorisch. Aus ihrem Trümmerhaufen versuchten einige eine Neubelebung. Dabei gab es verschiedene Strömungen. Mit einer dieser Splittergruppen, von Russell "Second Adventist" genannt kam er in nähere Berührung und empfing von ihr wesentliche Inspirationen. Die "Second Adventist" konnten sich jedoch organisatorisch nicht behaupten. Die Organisation des Russell hingegen sehr wohl.

Damit ist aber das Spektrum des Trümmerhaufens der Millerrbewegung keineswegs vollständig. Es gab weitere, die aus dem Trümmerarsenal schöpften, und im Gegensatz zu den "Second Adventist" auch organisatorisch überlebten. Allen voran die heutigen Siebenten-Tags-Adventisten . Sie setzten aber gewisse Akzente anders.
Zunehmend spielte bei ihnen auch eine Rolle das Thema des Sabbats. Ihrer Auffassung gemäß wurde von den verweltlichten Großkirchen ersatzweise dafür der Sonntag eingeführt. Und diesen vermeintlichen Sündenfall glauben sie nicht hinnehmen zu können.

In der "Wachtturm"-Ausgabe vom 15. 3. 1948 wird auf diese STA eingegangen. Geradezu inflationär rutscht dem WT dabei das Wort "Sekte" über die Lippen. Der Außenstehende wird dabei jedoch eher der Meinung zuneigen. Es ist noch gar nicht ausgemacht. Wer von den beiden denn eine Sekte ist. Nicht das an sich unfruchtbare Thema die Stigmatisierung anderer als "Sekte" soll hier im Vordergrund stehen. Interessieren tut eigentlich nur, wie sich der WT, da mit der Konkurrenzorganisation STA auseinandersetzte.
Man liest in der genannten WT-Ausgabe:

"Wenn ein Sektierer, der glaubt, den siebenten Tag halten zu müssen, in dein Haus kommen oder dir beim Zeugnisgeben von Haus zu Haus begegnen sollte, wird er ziemlich sicher anfangen, zu dir über den Sabbattag zu reden. Er mag mit dir, was biblische Lehren betrifft in dem Punkt einig sein, was eine Menschenseele ist oder wo die Toten sind oder was die Unrichtigkeit der 'Dreieinigkeits'-Lehre angeht, ja über viele weitere schriftgemäße Punkte mit Ausnahme des Sabbats. Warum nun sollten wir, im Lichte der Worte des Apostels gesehen, den Sabbattag zu einer so wichtigen Streitfrage machen? Warum einem Sektierer sogleich einen Stein des Anstoßes in den Weg legen und ihn so daran hindern, andere Wahrheiten verstehen zu lernen, die man selbst kennt, und besonders die Hauptwahrheit von der Rechtfertigung der universellen Oberhoheit Jehovas durch sein Königreich?

Wir können die Klärung der Frage über den Sabbat im Sinne eines Sektierers ruhig der Zeit überlassen, während welcher er eine Erkenntnis der 'gegenwärtigen Wahrheit' erlangt und seine Augen für das großartige Vorhaben Jehovas weiter öffnet. Es ist kein Grund vorhanden, darauf zu beharren und darüber zu diskutieren, dass dieser Sektierer so gleich an Ort und Stelle seine Ansichten vom Sabbat aufgeben müsse, ansonsten er - verloren wäre!
Laßt dies vorderhand eine untergeordnete Privatangelegenheit sein. Gib ihm Gelegenheit, seinen Sinn zu erneuern und durch ein Studium des Wortes Gottes mit der falschen Lehre aufzuräumen. Warum denn meinen, er müsse sich in einiger einzigen Minute deinem Gedankengang anpassen, wenn du selbst vielleicht Monate oder sogar Jahre in der 'gegenwärtigen Wahrheit' gewesen bist?"


Die Urenkel schauen zurück

Manege frei ...

Ihr Wille beherrschte ihr Urteilsvermögen

Russells rollender Stein
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Re: Vor sechzig Jahren ...
geschrieben von: Drahbeck
Datum: 23. März 2008 03:09

In einem Bericht über Dänemark liest man in der „Erwachet!"-Ausgabe vom 22. 3. 1948:

„Am 9. April 1940 wurde ganz Dänemark an einem Tage besetzt, und dadurch, daß die dänische Regierung keinen Widerstand leistete, hat sie das Land vor rücksichtsloser Zerstörung bewahrt. Natürlich hat es passiven Widerstand gegeben, der von Zeit zu Zeit in einzelnen Sabotageaktionen zu Tage trat; aber im großen und ganzen ging die Sache während der ersten drei Jahre ganz ruhig vor sich. Doch Anfang 1943 wurde das Schalburg-Corps gebildet, eine Art Quislingbande, um sabotierende Arbeiter aufzustöbern. Der 29. August 1943 war ein wichtiger Zeitpunkt in der Besatzungsperiode; denn an diesem Tage übernahmen die Nazis die militärischen Stellungen Dänemarks und würden auch seine Flotte genommen haben, wenn der Admiral Vedel nicht Befehl gegeben hätte, alle Schiffe zu versenken, die nicht nach Schweden fliehen konnten. Bei diesem Akt wurden 23 Offiziere und Marinesoldaten getötet. Danach wurden alle dänischen Offiziere und Soldaten interniert, und über 200 Geiseln wurden in Haft genommen und das Standrecht über das Land verhängt. Unter diesen Umständen trat die dänische Regierung am nächsten Tage zurück, und Abteilungsleiter fuhren mit der Verwaltung des Landes fort. Von dieser Zeit an wurde die Untergrundbewegung organisiert und Waffen von englischen Flugzeugen abgeworfen. Eine unruhige Zeit war über Dänemark gekommen, und am 30. Juni 1944 brach infolge der mörderischen Tätigkeit des Schalburg-Corps in Kopenhagen ein Generalstreik aus. Zu jener Zeit wurden über 100 Menschen in den Straßen erschossen und mehrere hundert verwundet. Die Folge davon war jedoch, daß die Nazi dieses Korps zurückzogen, dem später dann ein anderes folgte, „Hippo"-Männer genannt.

Oft fanden in den Straßen Schießereien statt, und es war gefährlich, des Abends, besonders nach Einbruch der Dunkelheit, draußen zu gehen; und wenn die Leute ihre Köpfe aus den Fenstern streckten, wurden sie oft totgeschossen. Vom August 1943 bis zum Mai 1945 haben durch die Schalburger, die „Hippo"-Männer, durch Hinrichtungen und in Konzentrationslagern sowie durch die Luftangriffe der Alliierten 1932 Menschen das Leben verloren. Außerdem sind Hunderte von Dänen in den Konzentrationslagern in Deutschland gestorben.

Seltsam genug war es, daß das Werk der Zeugen Jehovas in Dänemark ruhig weiterging, während es in allen anderen Ländern, wo Hitler Macht erhielt, in Frankreich, Holland, Belgien, Luxemburg, Deutschland, der Tschechoslowakei, Österreich-Ungarn, Rumänien, Bulgarien, Jugoslavien, Griechenland, Norwegen und Finnland verboten war. Natürlich war seine Durchführung schwieriger; denn die „Hippo"-Männer hatten die Gewohnheit; an den Türen zu klingeln, und wenn ihr Mann, den sie suchten, zur Türe kam, diesen einfach zu erschießen. Die Folge davon war, daß die Leute zögerten, die Türen zu öffnen, solange sie nicht ganz sicher waren, wer da war. Wenn die Geistlichkeit bei den Nazi vorstellig geworden wäre, wäre das Werk zweifellos verboten worden; doch glücklicherweise fühlten sie sich zu vornehm, um sich vor den Bedrückern ihres Landes etwas zu vergeben."


Ergänzend kann man vergleichen:
Parsimony.24880

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Re: Vor sechzig Jahren ...
geschrieben von: Drahbeck
Datum: 02. April 2008 04:10

"Der Herr handelt jetzt nicht mit einzelnen. Er handelt mit einer Organisation, mit seiner theokratischen Organisation, und er handelt mit denjenigen Personen, die sich innerhalb oder unter dieser Organisation befinden. Er macht nicht Ausnahmen".
Dies verkündet siegestrunken der "Wachtturm" in seiner Ausgabe vom 1. 4. 1948.
Wähnt man sich auch als "Organisation des Herrn", so kann man jedoch nicht ganz an der Tatsache vorüber gehen, dass andere diese Euphorie nicht zu teilen vermögen. Ein Beispiel dafür auch die müde Verteidigung in der gleichen WT-Ausgabe:


"Die Tatsache, dass ihr hauptsächlichstes Produktionshaus seit dem Jahre 1909 in Brooklyn, New York, gelegen ist, macht die … Botschaft nicht zu einer amerikanischen. Die Tatsache, dass Geldbeträge, die von vielen Tausenden von Zeugen Jehovas in Amerika beigesteuert worden sind, zum Ankauf von Eigentum in verschiedenen fremden Ländern zwecks Errichtung von Zweigstellen dort, macht diese Botschaft vom Königreich keineswegs zu einer amerikanischen. Die weitere Tatsache, dass Jehovas Zeugen in Amerika manchmal die diplomatischen Dienste der Regierung der Vereinigten Staaten sowohl in Amerika als auch anderswo in Anspruch genommen haben, um die Watch-Tower-Besitztümer zu schützen und sie nach dem zweiten Weltkrieg wieder zu erhalten … macht aus dieser Organisation und ihrer Botschaft kein amerikanisches Produkt."

Man kann sich indes des Eindruckes nicht erwehren, dass diese Darstellung etwas unvollständig ist. Es ist richtig, dass Startkapital der WTG-Bewegung in vielen Ländern, stammte aus den USA. Nur vergas man hinzuzufügen, es wurde ergänzt im laufe der Jahre, auch durch Beiträge aus den jeweiligen Ländern. Man kann durchaus den Vergleich mit einem Kredit wählen, der mit Zins und Zinseszins letztendlich zurückgezahlt werden muss und wird.

Gab es zeitweilige Stockungen in diesem Geschäft, etwa beim Hitlerverbot in Deutschland; dann zeigte es sich sehr schnell, wohin der Hase lief. Man lese mal den Bericht des Hans Dollinger genau, der diesbezüglich in Deutschland zu dieser Zeit, eine Schlüsselposition wahrnahm, und man kann erkennen. Nichts, aber auch gar nichts, wird als "Verlust" abgeschrieben. Die Forderungen werden bis zum letzten Cent eingetrieben. Vielleicht gibt es da vorübergehende Stockungen. Langfristig plündert diese Society sehr wohl ihre Invesititionsländer aus. Es ist also ein glashartes Geschäft, zugunsten der Amerikaner.

Dann noch die ideologische Komponente. Das American way of Life. Das "am amerikanischen Wesen soll die Welt 'genesen'", hat vielerlei Gesichter. Die Kriegsfratze etwa im Irak oder eben auch die ideologische der sogenannten Zeugen Jehovas. Die Menschheit ist in den letzten Jahrzehnten verschiedentlich schon mal über religiös verblendete Selbstmordattentäter, insbesondere aus dem islamischen Bereich, erschüttert gewesen.

Sieht man sich die zeitgenössische Doktrin der Zeugen, besonders in den 30er bis 50er Jahrzehnten des 20. Jahrhunderts näher an, begegnet man auch dort Elementen, die hart an die religiös verblendeten Selbstmordattacken, andernorts, heranreichen.

Wir formulierte einmal Karlheinz Deschner , bezüglich der USA in seinem Buch "Der Moloch".
Politik der USA sei es, zwar "sanft" zu sprechen, aber immer den Knüppel parat und im Einsatz zu haben. Einer dieser Knüppel hört auf den Namen Zeugen Jehovas. Es ist nicht entscheidend, ob eine Organisation staatlicherseits zentralistisch gesteuert ist, wie man das beim Beispiel der vormaligen Ostblockstaaten vielfach registrieren konnte.

Das ganze, die Wahrnehmung der eigenen Interessen, kann auch weitaus geräuschloser vonstatten gehen. Gerade die USA liefern die vielfältigsten Beispiele. Egal, was man immer da auch als Einzelbeispiel heranziehen will. Ob Microsoft oder Zeugen Jehovas, ist nur ein oberflächlicher Unterschied. In der Praxis läuft beides auf dasselbe hinaus. Die Ausplünderung, der "Nehmerländer"; und auch wesentlich, der Versuch, offenkundige Konkurrenz, möglichst auch mit unlauteren Mitteln zu behindern, auf das keiner der sich der USA-Ausplünderung etwa entgegenzustellen gedenkt, eine Chance bekäme. Insofern sind die Zeugen Jehovas sehr wohl, integraler Bestandteil des American way of Life.

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Re: Vor sechzig Jahren ...
geschrieben von: Drahbeck
Datum: 09. April 2008 04:04

„Erwachet!" in seiner Ausgabe vom 8. 4. 1948, entrüstet sich über einen Zeugen Jehovas bezüglichen Artikel, welchen die in Zürich (Schweiz) erscheinende „Wochenzeitung", in ihrer Ausgabe vom 7. 2. 1948 gedruckt (genauer gesagt: Nachgedruckt) hatte. Selbiger Artikel war schon mal im Jahre 1942 in den Schweizer Tageszeitungen" „Berner Tagwacht" und die „Nation" erschienen. Er hatte im Jahre 1942 den Tod von Rutherford, im Januar, zum Anlass genommen, um eine paar für die WTG nicht wohlschmeckende Worte zu formulieren. Unter anderem wurde dabei der neuralgische Punkt „Beth Sarim" angeschnitten. Letzteres wurde jedoch nach 1945, von der WTG klammheimlich wieder verkauft. Ergo wünscht man wohl das Gras des Vergessens wachsen zu lassen. Und welches Pech. Jene „Wochen-Zeitung" spielt jenes Spiel nicht mit.

Dies sei ein „Hetzartikel" meint „Erwachet!" und verlangt Presserechtlich eine Gegendarstellung. Der inkriminierte Artikel als solches indes, wird nicht im Detail vorgestellt. Lediglich eine Zusammenfassung selbigen (aus der Sicht von „Erwachet!" gibt es). Und in selbiger liest man die Sätze:


„In diesem Artikel wird Jehovas Zeugen vorgeworfen ... mit dem Christentum Schindluder (zu) treiben und in Kalifornien einen Palast gebaut hätten, um die Quartierfrage der aus dem Himmel herniedersteigenden Regierung Jesu zu lösen ... wird ihr ... Glaube an eine neue Welt der Gerechtigkeit als etwas Lächerliches und Naives hingestellt."

Sonderlich sachkundig war jene Zeitungsredaktion sicherlich nicht, wofür auch der Umstand spricht, dass sie ihrem Nachdruck-Artikel Bildmaterial zuordnete, dass keinerlei sachliche Beziehung zum Thema hatte. Damit hat sie sich dann eine Blöße gegeben, auf welche die WTG auch prompt einhakte.

Um die geforderte Gegendarstellung kam dieses Presseorgan nun nicht mehr herum. Der WTG schwebte dabei allerdings vor, das ganze dann zugleich zu einem breit angelegten Propagandaartikel für sich auszugestalten. Diese Rechnung ging nun so nicht auf, denn der Redakteur der „Wochenzeitung" nahm nun an dieser Gegendarstellung Kürzungen vor, von etwa einem Drittel des von der WTG gewünschten Umfanges vor. Und darüber erbost, kontert „Erwachet!" seinerseits mit einem etwa Eineinhalb Druckseiten umfassenden Artikel zu diesem Thema.

Zu den Sachen die da „Erwachet!" offenbar „auf die Palme brachten" gehören auch die. „Erwachet!" schreibt in seiner Entgegnung:

„War es wohl nur ein Druckfehler oder gewollte Entstellung, wenn die 'Wochen Zeitung' folgenden Satz in unserer Entgegnung nicht richtig wiedergab?
'Seit 1919 haben Jehovas Zeugen unter großen persönlichen Opfern die Gesamtzahl von über 500.000.000 (die 'Wochen Zeitung' schreibt 500.000) Bücher und Broschüren in 88 Sprachen verbreitet."


Und das wird als „weltweiter biblischer Erziehungsfeldzug" betitelt, welche nun jenes Presseorgan „bagatellisiert" hätte.

Eigentlich hat sich ja „Erwachet!" die Antwort darauf schon selbst gegeben, indem es ja beklagte, dass der „Glaube an eine neue Welt der Gerechtigkeit als etwas Lächerliches und Naives hingestellt" würde.

Eine solche Auffassung zu vertreten ist für ein Presseorgan durchaus legitim. Und wenn da nun andere Fehler (die schon genannte Bilderfrage), jene Zeitung dazu zwingen, eine „Berichtigung" zu bringen, so folgt daraus durchaus nicht Zwangsläufig, nun all und jede Propagandathese, des Kritisierten „schlucken" zu müssen. Und ob denn die WTG-Tätigkeit mit dem Begriff „biblischer Erziehungsfeldzug" wirklich angemessen beschrieben ist, kann man aus der Sicht der Kritikers der WTG, sehr wohl anders werten.

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Re: Vor sechzig Jahren ...
geschrieben von: Drahbeck
Datum: 16. April 2008 07:11

Der "Wachtturm" vom 15. 4. 1948 verkündet vollmundig:
"Haben wir mit der religiösen Überlieferung von den 'obrigkeitlichen Gewalten' gebrochen. Wir bekennen nun, dass Jehova Gott und sein hoch erhöhter Sohn Christus Jesus die wahren obrigkeitlichen Gewalten sind, denen untertan zu sein allen christlichen Seelen verordnet ist. Diese Stellungnahme stört natürlich die Politiker …"

Diese selbst zugegebene "Störung" hatte aber auch praktische Konsequenzen, als da sind, beispielsweise Verbotssituationen. Für die Zeugenführung offenbar kein ernsthaftes Thema. Dann geht es eben "unterirdisch" weiter, so ihre Logik. Im fernen Brooklyn lief man ja auch nicht Gefahr, sich dafür in deutschen Konzentrationslagern wiederzufinden. So "einfach" ist diese WTG-Logik.

Weiter belehrt der "Wachtturm":

"Wenn wir uns daher zu irgendeiner Zeit unterirdisch betätigen, so sind wir doch mit keiner andern unterirdischen Bewegung verbunden, die aus politischen und militärischen Gründen Widerstand leistet."

Auch das kann man bestätigen. Zu Zeiten wo andere in Hitlerdeutschland den 20. Juli 1944 vorbereiteten, agierten gefangene Zeuginnen Jehovas als Haushaltshilfen für SS-Schergen. Und es kam ab diesem Zeitpunkt für sie noch "besser". Sie erhielten zunehmend größer werdende Freiheiten. Von den Perspektivplänen des Himmler, sie gar als "Wehrbauern" im besetzten Russland einsetzen zu wollen, erst gar nicht zu reden.

Offensichtlich gehören Verbotssituationen durchaus mit zum Kalkül der WTG-Manager. Man muss dabei keineswegs den WTG-Apologeten Cole zitieren, der da plakativ verkünden lässt. Die Schwäche der Kirche, sei das fehlen von Verfolgungen. Diese "Schwäche" trifft sicherlich nicht für die Zeugen Jehovas zu.

Wann kommt es denn zu Verfolgungssituationen? Nun, doch wohl dann, wenn es um die gesellschaftspolitischen Rahmenbedingungen in einem Lande, nicht zum besten bestellt ist.
Man kann dies auch anders formulieren. Diktaturen provozieren Protest. Ob der sich sinnvollerweise in direkter Form äußern kann, erscheint in vielen Fällen fraglich. Ist dieses Protestpotential auch dazu verurteilt, schweigsam zu sein (gemäß dem geflügelten Spruch "Lieber Gott mach mich stumm, dass ich nicht nach Dachau komm"), so ändert das nichts an der Tatsache, dass unter der Oberfläche dieser Protest fortbesteht. In religiöser Verklärung nimmt die WTG-Verkündigung diesen Protest auf und leitet ihn daher als "Wasser auf die eigenen Mühlen" um. Die eingangs genannte Obrigkeitsdoktrin ist auch ein diesbezügliches Element.

Es verwundert daher keineswegs, wenn der gleiche "Wachtturm" auch verkünden kann.

"Jehova hat öfters zugelassen, dass die lautere Gottesanbetung sozusagen 'unterirdisch' ausgeübt werden mußte. Sie hat dadurch nicht Schaden gelitten. Sie ist dort nie ausgestorben, sondern hat weiterbestanden".

Auch diese Aussage "sie hat dadurch nicht Schaden gelitten" kann man bestätigen. Sieht man sich geschichtliche Verbotsländer näher an, stellt man nicht selten fest. Trotz der Widrigkeiten, ein beachtliches Wachstum. Sollte es dem einen oder anderen dieser zeitweiligen Verbotsländer gar gelingen, später einmal eine positive Entwicklung, mit Wirtschaftswachstum, mit relativ ausgeglichenen sozialen Verhältnissen zu nehmen, kann man weiter gehen und sagen. Gerade in der Verbotsphase, bzw. kurz danach, sind die stärksten ZJ-Zuwächse zu registrieren. Später, wenn sich die Verhältnisse normalisiert, ist die Tendenz eher in Richtung auf Stagnation.

Offensichtlich ist auch der WTG-Führung dass geläufig, und sie trägt daher bewusst dazu bei, solche Konfrontationen, wo sie sich anbahnen, ihrerseits nicht zu entschärfen.

Voller Stolz notiert denn die genannte WT-Ausgabe weiter:

"In den zwei Jahren seit dem 'V-J-Tag' (dem Tag des Sieges im Osten) des Jahres 1945 haben sie ihre Organisation zum Geben des Königreichszeugnisses unter allen Nationen erweitert. Sie haben die Zahl der Zweigstellen der Watch Tower Society von 38 auf 61 erhöht, und 84 Nationen unter diesen Zweigstellen erstatten nun dem Büro des Präsidenten der Gesellschaft in Brooklyn, N. Y., Bericht. Die Zahl der Absolventen der Wachtturm-Bibelschule Gilead, die aus den Vereinigten Staaten in das Missionswerk entsandt wurden, hat sich von den 104 vor zwei Jahren Ausgesandten auf über 500 erhöht, die sich heute in 65 Ländern befinden."

Bemerkenswert in dieser WT-Ausgabe auch noch, der beiläufige Bericht über den Verkauf der Fürstenvilla "Beth Sarim". Darüber wurde an anderer Stelle schon weiteres ausgeführt.

Siehe dazu: Beth Sarim

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Re: Vor sechzig Jahren ...
geschrieben von: Drahbeck
Datum: 02. Mai 2008 06:43

Eine der vielen WTG-obligatorischen "Resolutionen" wurde auch auf den USA-Kongresses des Jahres 1947 angenommen, worüber der "Wachtturm" vom 1. 5. 1948 berichtet.
Im Prinzip kann man das eigentlich nur als eine Art Vereidigung auf die WTG-Dogmatik bewerten, denn für Außenstehende haben diese "Resolutionen" doch wohl eher den gleichen Wert, wie gewisses Papier das auf den "stillen Örtchen" Verwendung findet.

Besonders hervorhebenswert ist vielleicht bloß der Umstand, dass die schon früher getätigte Hetze gegen den Völkerbund nunmehr ausdrücklich auf die 1945 gegründeten Vereinten Nationen übertragen wird. Diese Orgasnisationsform interpretiert man als im Gegensatz zum "Königreich Gottes" stehend. Man meint sich zu der Aussage versteigen zu können:

"indem wir sie als eine Kundgebung des prophezeiten 'Greuels der Verwüstung' betrachten, den die Christenheit als eine menschliche Standarte und als Ersatz des erhöhtem Signales Jehovas an 'heiligem Orte' stehen läßt."

Das ganze eingebunden in die Endzeit-Naherwartungen. "Erfüllbar" am Sankt Nimmerleinstag. Bis dahin soll die Menschheit also auf Organisationen wie die UN verzichten. Nur religiöse Spinner vermögen eine solche Forderung mitzutragen!

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Re: Vor sechzig Jahren ...
geschrieben von: Drahbeck
Datum: 09. Mai 2008 05:41

„Erwachet!" vom 8. 5. 1948 hängt sich wieder mal massiv mit in die zeitgenössische Tagespolitik hinein. Das der „kalte Krieg" zu jener Zeit auf der Tagesordnung stand ist wohl wahr, und offenkundig. Auch der „Erwachet!"-Artikel kündet davon. Jede Stellungnahme zu dem Thema in der zeitgenössischen Konstellation, hatte zugleich auch eine nicht zu unterschätzende „Nebenwirkung". Je nachdem, auf welcher Seite des Disputes die relevanten politischen Kräfte standen, werden sie in der Regel nur zwei Kommentare dazu übrig gehabt haben.

Entweder: „Erwachet!" Spricht auch das aus, was wir denken. Also ein lautes „Bravo!" Als Kommentar dazu, wenn nicht noch gar mehr ...
Oder im gegenteiligen Fall. „Erwachet!" artikuliert die Positionen unserer politischen Feinde. Ergo, erklärt es sich selbst zu unserem Feind! Das dies durchaus so empfunden wurde, belegten nicht zuletzt dann die Zeugen Jehovas-Verbote, Anfang der 1950er Jahre im Ostblock.

Bestand nun für eine Religionsgemeinschaft die zwingende Notwendigkeit, sich derart massiv in die Tagespolitik hineinzuhängen? Eine Notwendigkeit dazu bestand sicherlich nicht. Es sei denn man wertet das ganze auch unter dem Aspekt, sich bei herrschenden USA-Kreisen anzubiedern. Nicht so sehr bei den damaligen USA-Falken um McCarthy. Die bekamen in dieser WTG-Replik „auch ihr Fett weg". Und das allein schon aus dem Grunde, dieweil die USA-Falken um McCarthy, auch Zeugen Jehovas Interessen empfindlich tangierten. Indes McCarty und seine Mannen, befanden sich in den USA ohnehin auf dem „absteigendem Ast". Sie wurden von denen dort abgelöst, die „geschmeidiger" agierten, ein Ziel jedoch nie aus den Augen verloren: Den USA-Imperialismus. Und für imperialistische Ambitionen eignet sich auch die WTG-Religion. Und diesen tatsächlichen Siegern der USA-Politik, biederte sich die WTG-Religion schon frühzeitig an. In Sachen „Anbiederung" hatte die WTG ja mittlerweile einige Erfahrung. Spätestens seit der missglückten 1933er „Anbiederung" in Hitlerdeutschland, weis man das ja nur zu genau.

Nun also die Anbiederung an die tatsächlichen Sieger der USA-Politik! Nicht mehr aber auch nicht weniger, stellt dieser „Erwachet!"-Artikel in inhaltlicher Hinsicht dar.
Bereits früher wurden einige Hauptaussagen aus ihm zitiert. Etwa die:
„Was hat Rußland vor ... Angst vor Bürgerkriegen und Anarchie macht sich breit. Auch von einem dritten Weltkrieg wird in hohen Regierungskreisen ganz offen gesprochen, schon jetzt, wo überall noch die Trümmer der letzten Kriegsverheerungen umherliegen und die in diesem Ringen umgekommenen noch nicht einmal ihre letzte Ruhestätte gefunden haben. Politische Führer von internationalem Ruf dringen darauf, Deutschland als Puffer gegen Russland im Westen wieder stark zu machen, und ebenso Japan als Puffer gegen Russland im Osten. Manche bezeichnen es sogar als tragischen Fehler, von den Naziverbrechern, ihren faschistischen Trabanten und den japanischen Kriegsheeren die bedingungslose Kapitulation gefordert zu haben, weil durch die völlige Niederlage Deutschlands und Japans in weite Gebiete Europas und Asiens die rote Flut hereingelassen worden sei. In den Demokratien scheinen also manche Staatsmänner der Ansicht zuzuneigen, die demokratische Welt hätte lieber mit Hitler gegen den Kommunismus, statt mit den Kommunisten gegen Hitler kämpfen sollen. Welch unglaublichen Meinungsumschwung bringen diese gefährlichen Zeiten doch mit sich!

So dringt von allen Seiten die Frage auf uns ein: Warum haben sich die Wege der drei Großmächte, Amerika, Großbritannien und Russland so schnell getrennt? Haben sie nicht vor kurzem noch gemeinsame Sache gemacht gegen den Faschismus? Kämpften sie nicht auf Zehntausenden von Kilometern Frontlinie gegen einen gemeinsamen rücksichtslosen Feind, den sie auf Kosten eines Riesenaufwandes an Material, finanziellen Mitteln und Menschenleben niederrangen? Ist nur Russland schuld an der jetzigen Zweiteilung der Welt, die den Frieden erneut bedroht?

Aus den Ratssälen geht zuweilen an Hysterie grenzende Propaganda hinaus in alle Welt. Ihre geschickten Schlagwörter und kriegerischen Lösungen sind darauf berechnet, die schläfrigen Massen zu neuen Ausbrüchen rasenden Hasses gegen andere Völker und Gruppen aufzupeitschen. In der westlichen Welt steigern sich im Chor die Haßgesänge gegen die kommunistische Gefahr, bis alle Vernunft und jedes gesunde Wort im Getöse der von Panik ergriffenen Masse untergeht. Dem Verfolgungswahn verfallen, sieht man rot auch dort, wo in Wirklichkeit alle anderen Farben vorhanden sind. Freiheitsfeindliche Elemente beuten den Kommunistenschreck dafür aus, alle als kommunistisch zu verschreien, die dem Mann aus dem Volke sein anständiges Auskommen wünschen, oder die gegen irgendeine imperialistische Regung der Vereinigten Staaten und Großbritanniens Stellung nehmen, oder die auch nur sagen, dass der Faschismus immer noch sehr lebendig ist und sich wieder zu einer größeren Gefahr für den Weltfrieden entwickeln könnte als der Kommunismus.

Aber auch der sphinxhafte Kreml lässt seine Propagandamaschine auf höchsten Touren laufen und überschüttet seine einstigen Verbündeten mit Schimpfkanonaden und bösartigen Verdächtigungen. Nimmt es einen da wunder, dass Menschen in allen fünf Erdteilen von den Propagandathesen entweder der einen oder der anderen Seite dieser entzweiten Welt hypnotisiert sind?

Wer die Weltgeschichte vorurteilsfrei beurteilen möchte und dementsprechend seine eigene Meinung zum Ausdruck bringt, riskiert heutzutage in manchen Ländern, so auch in den Vereinigten Staaten, seine Anstellung. Hinweise darauf, dass die USA in ihrer Außenpolitik faschistische Mächte begünstigen, nur um Russland Einhalt zu gebieten, und dass die katholische Hierarchie einer freiheitsfeindlichen Einstellung huldigt und die Demokratien in dieser Richtung zu beeinflussen sucht - solche Hinweise sind keineswegs kommunistisch, bringen aber den, der in den Vereinigten Staaten derartige Äußerungen wagt, in den Ruf, ein Kommunist zu sein und setzen ihn einer politischen Inquisition aus, bei der der Angeklagte von vornherein als schuldig gilt und sich hernach weder angemessen verteidigen darf, noch eine unparteiische Untersuchung in aller Öffentlichkeit zugestanden bekommt. Das wäre der Charakter der 'Loyalitätsprüfungen', die Präsident Truman nicht nur für zwei Millionen Bundesangestellte gefordert hat, sondern die auch auf Privatbetriebe übergreifen. Oft fürchten sich die Richter, in solchen Fällen einen Angeschuldigten freizusprechen, um sich nicht selbst verdächtig zu machen.

In der Vorhut der antikommunistischen Kreuzfahrer marschiert die allgegenwärtige römisch-katholische Hierarchie. Sie entfacht in ihrer leichtgläubigen Gefolgschaft Fiebergluten der Kriegshysterie. Durch ihre früheren Taten ist sie bekannt als Züchterin des Hasses und als Kriegsschürerin. All die vielen bewährten, listigen und schlauen Mittel werden angewandt, um die niedrigsten Leidenschaften unwissender Menschen in Wallung zu bringen und ihre Vorurteile wachzurufen; denn es gilt, die Weltmeinung gegen Russland zu mobilisieren.

Die Hochfinanz, die politischen Lakaien, die eine eingeschüchterte und willfährige öffentliche Presse und das ganze gesinnungslose Heer derer, die ihren Mantel nach dem Winde hängen und stets zu Kupplerdiensten für die geistig prostituierten Religionisten bereit sind - all diese Knechtsseelen, die nur an ihre persönlichen und politischen Interessen denken, beugen ihre Knie vor jener alten 'Mutter der Huren und dem Greuel der Erde.'

Sie alle scheinen bereit, sich mit ihr ins Bett des Faschismus zu legen. Doch dafür verlangt sie ihren Preis; man muss sich ihr im internationalen Katzengejammer gegen Russland anschließen. Es ist klar, dass die katholische Hierarchie in der Sowjetunion ihren stärksten Konkurrenten bei der Hetzjagd um die Weltherrschaft erblickt. Das totalitäre freiheitsfeindliche kommunistische Russland könnte ja vielleicht wie ein Vandale in die grünen Weideplätze der Hierarchie eindringen und die Reichtümer, welche die Hierarchie von Millionen Menschen auf unrechtmäßige Weise erworben hat, in seinen Besitz bringen. Die römisch-katholische Hierarchie ist entschlossen, unter den Nationen ans Ruder zu kommen, und will sich auf dieser Bahn von niemand aufhalten lassen.

Russland ist ihr im Wege, und sein Einfluss auf das Weltgeschehen muss darum auf ein Minimum reduziert oder aber mit den Zielen der katholischen Aktion in Einklang gebracht werden. Andernfalls bleibt nur das weitere Mittel, den Kommunismus weltweit zu verfemen.

Aus einleuchtenden Gründen wird ein kommunistischer Umsturz von der Hochfinanz ebenso gefürchtet wie von der kapitalistischen katholischen Hierarchie. Das Ganze läuft darauf hinaus, dass der Kommunismus und der Katholizismus auf dieselbe Sache erpicht sind. Sie sind beide totalitär und greifen beide zu Inquisitionsmethoden, um sich die Völker zu unterjochen. Nur darin besteht ein Unterschied, dass Russland mit eigenen Streitkräften viele seiner Ziele durchsetzen konnte, während sich die Hierarchie für ihr unsauberes Werk ein 'Schwert der Kirche' beschaffen muss.

In der Meinung, dass der unnachgiebige Kommunismus die Welt zu verschlingen droht, lassen sich die Demokratien beeinflussen, täuschen, verlocken und vergiften von den schlauen Sendlingen der katholischen Aktion, die sich mit ihren Lippen zur Demokratie bekennen, deren Herzen aber weit davon entfernt sind. Die internationalen Führer der Demokratie lassen sich dazu überreden, den Faschismus stillschweigend als das kleinere von zwei Übeln anzusehen. Unter katholischem Druck liebäugeln demokratische Länder mit dem despotischen Franco in Spanien, schmiegen sich an den faschistisch gesinnten Peron in Argentinien, stärken den freiheitsfeindlichen Regimes in China und Griechenland den Rücken, und was das schlimmste ist: sie flirten offen mit der römisch-katholischen Hierarchie, derselben Macht, die der unrühmlichen Achse Rom-Berlin eines Mussolini und Hitler zu Gevatter stand.

Dass den besiegten Achsenmächten die bedingungslose Kapitulation auferlegt wurde, machte das unheimliche Streben des katholisch-nazistisch-faschistischen Verschwörerbundes zur Unterjochung der Erde zunichte. Nach dem Fehlschlag dieses ungeheuerlichen Versuchs zur Erringung der Weltherrschaft führte die katholische Hierarchie in echt machiavellischer Missachtung ihres unheiligen Bündnisses mit Nazi und Faschisten, eine zweckbedingte, glatte Schwenkung aus und machte der Demokratie nun überschwengliche Liebeserklärungen. Die römisch-katholische Kirche setzt ihre machtvollen Propagandawerkzeuge jetzt innerhalb der Demokratien ein, verschafft ihren Anhängern staatliche und industrielle Schlüsselstellungen und schaltet durch einen Zermürbungsprozess allmählich den verfassungsmäßigen Widerstand der katholischen Aktion aus. So wird die Demokratie gefährdet. Zu diesem Zweck darf aber das Kriegsgespenst und die kommunistische Gefahr
niemals dem Welthorizont entschwinden. ...

Weil alle Welt damit beschäftigt ist, über Russland und den internationalen Kommunismus Krach zu schlagen, können die Faschisten der öffentlichen Aufmerksamkeit unterdes völlig entgehen. Genau so ging es zum Schaden der Völker schon früher. ...
Dieselbe Sache wiederholt sich jetzt. Die westliche Welt ist gegenüber den Gefahren des Kommunismus wachgerüttelt, scheint aber die wendigen Faschisten aus dem Augen verloren zu haben. Die verschlagenen Befürworter des Faschismus schreien 'Haltet den Dieb!', damit jedermann hinter den Kommunisten herjagt und der Faschismus ungestört die Beute einsacken kann. Darum tritt es immer klarer zutage, dass, wenn die außenpolitischen Wortführer der Demokratien gegen die bolschewistische Bedrohung geifern und gleichzeitig die Gefahr eines Wiederauflebens des Faschismus geringschätzig abtun, ja, wenn sie sogar das Vorrücken des Kommunismus durch merkwürdige, mit ein paar faschistischen Schnörkeln versehene Verträge abstoppen wollen, dies unweigerlich zu internationalen Reaktionen führt, die die Welt weiter erschüttern werden. Man inszeniert damit eine Drangsal, wie sie die Welt noch nie erlebt hat. ..."


Ergänzend seien noch einige weitere Passagen aus demselben „Erwachet!"-Artikel zitiert:
„Aber auch die Sowjetunion hat keine sauberen Hände. Sie ist beladen mit der Schuld für eine Menge Sünden grausamer Unterdrückung ganzer Völker. Zweifellos ist sie dabei, ein ehrgeiziges Programm weltweiter Ausdehnung in die Tat umzusetzen. Mit eiserner Faust hat sie ihre politischen Gegner in einem halben Dutzend kommunistisch regierter Länder niedergeschlagen. Unheildrohend bereitet sich der Schatten des Kreml über Polen, die Tschechoslowakei, Rumänien, Bulgarien, Österreich, Ungarn, Jugoslawien und Albanien und droht nach Westeuropa weiterzurücken. Millionen Menschen nichtrussischen Volkstums sind in den russischen Machtbereich gezerrt. Die Hoffnung auf Weltrevolution ist für Rußland zugleich die Hoffnung auf Welteroberung"

Nicht in diesem Artikel ausgeführt - aber durch die tatsächliche Politik der USA belegbar, wurde darauf von USA-Kreisen die These ausgegeben: „Rollback". Rollback dem Kommunismus. Auch die WTG-Religion ordnete sich dieser Zielstellung ein und unter.

Der kalte Krieg, ist in voller Wucht ausgebrochen, zu diesem Resultat kommt man unzweideutig, wenn man die Ausführungen in der "Erwachet!"-Ausgabe vom 8. 5. 1948 gelesen hat.. Formal ist diese Berichterstattung auf "neutral" getrimmt. Beide Seiten bekommen "ihr Fett weg". Genaugenommen: drei Seiten. Denn "Erwachet!" versäumt es nicht, auch die katholische Kirche in die Wertung mit einzubeziehen.
Was soll man nun diese "Erwachet!"-Ausführungen sagen? Einmal, dass ist offenkundig; ist der WTG daran gelegen, alles was für ihre "Harmagedon"-Theorie geeignet erscheint, aufzugreifen. Offenbar gab es da zeitgenössisch genug Stoff.
Ich würde meinen. Nicht so sehr der Inhalt dieser "Erwachet!"-Ausführungen, die Substanz seiner Fakten, sind zu hinterfragen. Diesen Ausführungen kann man sich über weite Passagen durchaus anschließen. Der entscheidendere Punkt dürfte doch wohl der sei. Die Außenwirkung dieser Ausführungen in dem Kontext, dass sie von einer Religionsgemeinschaft verbreitet werden.

Dieselben Ausführungen, sollten sie etwa in einem politisch orientierten Organ, wie etwa beispielsweise den "Spiegel" oder ähnliches, zeitgenössisch abgedruckt werden, könnte man als respektable Meinungsäußerung akzeptieren. Nun ist bekannt, um beim Beispiel "Spiegel" zu bleiben, dass nicht jeder mit dessen politischer Tendenz "glücklich" ist. Beispiel Altkanzler Helmut Kohl. Der hat den "Spiegel" mit grundsätzlicher, auch öffentlich geäußerter Ächtung gestraft, weil ihm in nicht wenigen Fällen seine Tendenz nicht gefiel. Liest man jene "Erwachet!"-Ausführungen, muss man zugeben. Die formal "neutrale" Diktion trägt nicht genug. "Erwachet!" begab sich damit aufs politische Glatteis.

Wer sich als politisch Denkender und Handelnder versteht, für den ist es eine Selbstverständlichkeit, gegebenenfalls auch Dinge auszusprechen, die eben der Gegenseite nicht gefallen. Nur, muss der Betreffende auch damit leben können, gegebenenfalls entsprechend gekontert zu werden.

Die Zeugen Jehovas verstehen sich als internationale Religionsorganisation, noch dazu als "politisch neutrale". Nachweislich haben zeitgenössische Politiker, etwa auf kommunistischer Seite, deren "Neutralität" massiv bezweifelt. Und der unvoreingenommene Beobachter muss bestätigen, sie haben die Grenze einer Religionsgemeinschaft überschritten, die sich "neutral" wähnt. Nicht wie man sich selbst sieht, sondern wie das andernorts "ankommt", ist hierbei die entscheidende Frage.

Es bestand für die Zeugen Jehovas keine zwingende Notwendigkeit, auf das politische Tagesgeschäft, so unappetitlich es sein mag, einzugehen. Bibelglauben, noch dazu bei pietistisch orientierten Kreisen, macht das nicht zwingend notwendig.

Sie haben sich trotzdem dazu entschlossen, aus freien Stücken, diese für eine Religionsgemeinschaft ungeschriebene Grenze zu überschreiten. Und sie sind damit, ob sie es wollten oder nicht, auf dem politischen Glatteis gelandet.
Auch diese "Erwachet!"-Ausgabe ist eine von mehreren Belegen dafür.

Nachstehend die entsprechenden "Erwachet!"-Ausführungen.


Die heutige Welt - ein entzweites Haus
Bis an die Enden der Erde blitzen die drohenden Anzeichen des heraufziehenden Unwetters. Undurchdringliches Gewölk hängt über der Menschenwelt. Voller Angst und Aufregung stellen sich die Menschen eine Frage nach der anderen.
Was hat Rußland vor? Werden dort hinter dem "Eisernen Vorhang" schreckliche Verschwörungen ausgeheckt? Steht die ganze Welt in Gefahr, von einer Flutwelle des Kommunismus überschwemmt zu werden? Werden die Demokratien von innen heraus zerfallen?

Aber nicht nur die Angst vor Bürgerkriegen und Anarchie macht sich breit. Auch von einem dritten Weltkrieg wird in hohen Regierungskreisen ganz offen gesprochen, schon jetzt, wo überall noch die Trümmer der letzten Kriegsverheerungen umherliegen und die in diesem Ringen umgekommenen noch nicht einmal alle ihre letzte Ruhestätte gefunden haben. Politische Führer von internationalem Ruf dringen darauf, Deutschland als Puffer gegen Rußland im Westen wieder stark zu machen, und ebenso Japan als Puffer gegen Rußland im Osten. Manche bezeichnen es sogar als tragischen Fehler, von den Naziverbrechern, ihren faschistischen Trabanten und den japanischen Kriegsheeren die bedingungslose Kapitulation gefordert zu haben, weil durch die völlige Niederlage Deutschlands und Japans in weite Gebiete Europas und Asiens die rote Flut hereingelassen worden sei. In den Demokratien scheinen also manche Staatsmänner der Ansicht zuzuneigen, die demokratische Welt hätte lieber mit Hitler gegen den Kommunismus, statt mit den Kommunisten gegen Hitler kämpfen sollen. Welch unglaublichen Meinungsumschwung bringen diese gefährlichen Zeiten doch mit sich!

So dringt von allen Seiten die Frage auf uns ein: Warum haben sich die Wege der drei Großmächte, Amerika, Großbritannien und Rußland so schnell getrennt? Haben sie nicht vor kurzem noch gemeinsame Sache gemacht gegen den Faschismus? Kämpften sie nicht auf Zehntausenden von Kilometern Frontlinie gegen einen gemeinsamen rücksichtslosen Feind, den sie auf Kosten eines Riesenaufwandes an Material, finanziellen Mitteln und Menschenleben niederrangen? Ist nur Rußland schuld an der jetzigen Zweiteilung der Welt, die den Frieden erneut bedroht?

Aus den Ratssälen geht zuweilen an Hysterie grenzende Propaganda hinaus in alle Welt. Ihre geschickten Schlagwörter und kriegerischen Losungen sind darauf berechnet, die schläfrigen Massen zu neuen Ausbrüchen rasenden Hasses gegen andere Völker und Gruppen aufzupeitschen. In der westlichen Welt steigern sich im Chor die Haßgesänge gegen die kommunistische Gefahr, bis alle Vernunft und jedes gesunde Wort im Getöse der von Panik ergriffenen Massen untergeht. Dem Verfolgungswahn verfallen, sieht man rot auch dort, wo in Wirklichkeit alle anderen Farben vorhanden sind. Freiheitsfeindliche Elemente beuten den Kommunistenschreck dafür aus, alle als kommunistisch zu verschreien, die dem Mann aus dem Volke sein anständiges Auskommen wünschen, oder die gegen irgendeine imperialistische Regung der Vereinigten Staaten und Großbritanniens Stellung nehmen, oder die auch nur sagen, dass der Faschismus immer noch sehr lebendig ist und sich wieder zu einer größeren Gefahr für den Weltfrieden entwickeln könnte als der Kommunismus.

Aber auch der sphinxhafte Kreml läßt seine Propagandamaschine auf höchsten Touren laufen und überschüttet seine einstigen Verbündeten mit Schimpfkanonaden und bösartigen Verdrehungen. Nimmt es einen da wunder, dass Menschen in allen fünf Erdteilen von den Propagandathesen entweder der einen oder der anderen Seite dieser entzweiten Welt hypnotisiert sind? Wer die Weltgeschehnisse vorurteilslos beurteilen möchte und dementsprechend seine eigene Meinung zum Ausdruck bringt, riskiert heutzutage in manchen Ländern, so auch in den Vereinigten Staaten, seine Anstellung.
Hinweise darauf, dass die USA in ihrer Außenpolitik faschistische Mächte begünstigen, nur um Rußland Einhalt zu gebieten, und dass die katholische Hierarchie einer freiheitsfeindlichen Einstellung huldigt und die Demokratien in dieser Richtung zu beeinflussen sucht - solche Hinweise sind keineswegs kommunistisch, bringen aber den, der in den Vereinigten Staaten derartige Äußerungen wagt, in den Ruf, ein Kommunist zu sein, und setzen ihn einer politischen Inquisition aus, bei der der Angeklagte von vornherein als schuldig gilt und sich hernach weder angemessen verteidigen darf, noch eine unparteiische Untersuchung in aller Öffentlichkeit zugestanden bekommt. Das wäre der Charakter der "Loyalitätsprüfungen", die Präsident Truman nicht nur für zwei Millionen Bundesangehörige gefordert hat, sondern die auch auf Privatbetriebe übergreifen. Oft fürchten sich die Richter, in solchen Fällen einen Angeschuldigten freizusprechen, um sich nicht selbst verdächtig zu machen.

In der Vorhut der antikommunistischen Kreuzfahrer marschiert die allgegenwärtige römisch-katholische Hierarchie. Sie entfacht in ihrer leichtgläubigen Gefolgschaft Fiebergluten der Kriegshysterie. Durch ihre früheren Taten ist sie bekannt als Züchterin des Hasses und als Kriegsschürerin. All die vielen bewährten, listigen und schlauen Mittel werden angewandt, um die niedrigsten Leidenschaften unwissender Menschen in Wallung zu bringen und ihre Vorurteile wachzurufen; denn es gilt, die Weltmeinung gegen Rußland zu mobilisieren. Die Hochfinanz, die politischen Lakaien, die eingeschüchterte und willfährige öffentliche Presse und das ganze gesinnungslose Heer derer, die ihren Mantel nach dem Winde hängen und stets zu Kupplerdiensten für die geistig prostituierten Religionisten bereit sind - alle diese Knechtsseelen, die nur an ihre persönlichen und politischen Interessen denken, beugen ihre Knie vor jener alten "Mutter der Huren und dem Greuel der Erde." Sie alle scheinen bereit, sich mit ihr ins Bett des Faschismus zu legen. Doch dafür verlangt sie ihren Preis: man muß sich ihr im internationalen Katzenjammer gegen Rußland anschließen. Es ist klar, dass die katholische Hierarchie in der Sowjetunion ihren stärksten Konkurrenten bei der Hetzjagd um die Weltherrschaft erblickt. Das totalitäre, freiheitsfeindliche kommunistische Rußland könnte ja vielleicht wie ein Vandale in die grünen Weideplätze der Hierarchie eindringen und die Reichtümer, welche die Hierarchie von Millionen Menschen auf unrechtmäßige Weise erworben hat, in seinen Besitz bringen. Die römisch-katholische Hierarchie ist entschlossen, unter den Nationen ans Ruder zu kommen, und will sich auf dieser Bahn von niemand aufhalten lassen. Rußland ist ihr im Wege, und sein Einfluß auf das Weltgeschehen muß darum auf ein Minimum reduziert oder aber mit den Zielen der katholischen Aktion in Einklang gebracht werden. Andernfalls bleibt nur das weitere Mittel, den Kommunismus weltweit zu verfemen. Aus einleuchtenden Gründen wird ein kommunistischer Umsturz von der Hochfinanz ebenso gefürchtet wie von der kapitalistischen katholischen Hierarchie. Das Ganze läuft darauf hinaus, dass der Kommunismus und der Katholizismus auf dieselbe Sache erpicht sind. Sie sind beide totalitär und greifen beide zu Inquisitionsmethoden, um sich die Völker zu unterjochen. Nur darin besteht ein Unterschied, dass Rußland mit eigenen Streitkräften viele seiner Ziele durchsetzen konnte, während sich die Hierarchie für ihr unsauberes Werk ein "Schwert der Kirche" beschaffen muß.

In der Meinung, dass der unnachgiebige Kommunismus die Welt zu verschlingen droht, lassen sich die Demokratien beeinflussen, täuschen, verlocken und vergiften von den schlauen Sendlingen der katholischen Aktion, die sich mit ihren Lippen zur Demokratie bekennen, deren Herzen aber weit davon entfernt sind. Die internationalen Führer der Demokratie lassen sich dazu überreden, den Faschismus stillschweigend als das kleinere von zwei Übeln anzusehen. Unter katholischem Druck liebäugeln demokratische Länder mit dem despotischen Franco in Spanien, schmiegen sich an den faschistisch gesinnten Peron in Argentinien, stärken den freiheitsfeindlichen Regimen in China und Griechenland den Rücken, und was das schlimmste ist: sie flirten offen mit der römisch-katholischen Hierarchie, derselben Macht, die der unrühmlichen Achse Rom - Berlin eines Mussolini und Hitler zu Gevatter stand.

Dass den besiegten Achsenmächten die bedingungslose Kapitulation auferlegt wurde, machte das unheimliche Streben des katholisch-nazistisch-faschistischen Verschwörerbundes zum Untergang der Erde zunichte. Nach dem Fehlschlag dieses ungeheuerlichen Versuchs zur Erringung der Weltherrschaft führte die katholische Hierarchie in echt machiavellistischer Mißachtung ihres unheiligen Bündnisses mit den Nazi und Faschisten, eine zweckbedingte, glatte Schwenkung aus und machte der Demokratie nun überschwängliche Liebeserklärungen.
Die römisch-katholische Kirche setzt ihre machtvollen Propagandawerkzeuge jetzt innerhalb der Demokratien ein, verschafft ihren Vorkämpfern staatliche und industrielle Schlüsselstellungen und schaltet durch einen Zermürbungsprozess allmählich den verfassungsmäßigen Widerstand gegenüber der katholischen Aktion aus. So wird die Demokratie gefährdet.
Zu diesem Zweck darf aber das Kriegsgespenst und die kommunistische Gefahr niemals dem Welthorizont entschwinden.

Mit vollendetem Geschick werden alle Mittel der Propaganda und des Nachrichtenwesens aufs äußerste ausgenutzt, um an die kommunistische Gefahr zu erinnern, damit dies den Leuten aus dem Volk beständig in den Köpfen summt. In den Vereinigten Staaten z. B. vernimmt man diese Propaganda polternd von den Kanzeln, sie schreckt ihre Opfer mit den düstern Schlagzeilen der Tagespresse, sie fällt sie kreischend aus Rundfunkempfängern an und wendet sich mit schlauen Andeutungen von der Filmleinwand herab geschickt an die Gefühle. Das Volk muß in Angst und Schrecken hineingejagt werden; man muß es dahin bringen, stets auf der Lauer zu liegen, damit sich nicht etwa ein Kommunist einschleiche und die "christliche Zivilisation" über den Haufen werfe.

Weil alle Welt damit beschäftig ist, über Rußland und den internationalen Kommunismus Krach zu schlagen, können die Faschisten der öffentlichen Aufmerksamkeit unterdes völlig entgehen. Genau so ging es zum Schaden der Völker schon früher. Vor zwanzig Jahren schlugen die Politiker Amerikas, Großbritanniens und Frankreichs Alarm wegen des Kommunismus und schlossen sich gegen diese Gefahr zusammen, währenddem sie von heimtückischen Faschisten und Nazi umwimmelt waren, die völlig unbemerkt ihre internationale Machtstellung ausbauen konnten. Dieselbe Sache wiederholt sich jetzt. Die westliche Welt ist gegenüber den Gefahren des Kommunismus wachgerüttelt, scheint aber die wendigen Faschisten aus den Augen verloren zu haben. Die verschlagenen Befürworter des Faschismus schreien "Haltet den Dieb!", damit jedermann hinter den Kommunisten herjagt und der Faschismus ungestört die Beute einsacken kann. Darum tritt es immer klarer zutage, dass, wenn die außenpolitischen Wortführer der Demokratien gegen die bolschewistische Bedrohung geifern und gleichzeitig die Gefahr eines Wiederauflebens des Faschismus geringschätzig abtun, ja, wenn sie sogar das Vorrücken des Kommunismus durch merkwürdige, mit ein paar faschistischen Schnörkeln versehene Vorträge abstoppen wollen, dies unweigerlich zu internationalen Reaktionen führt, die die Welt weiter erschüttern werden. Man inszeniert damit eine Drangsal, wie sie die Welt nie erlebt hat.

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Re: Vor sechzig Jahren ...
geschrieben von: Drahbeck
Datum: 16. Mai 2008 06:16

Der "Wachtturm" vom 15. 5. 1948 kommentiert:
"Die Leute dieser Welt handeln klug oder mit selbstischem Weitblick gegenüber andern weltlichen Personen der heutigen Generation. Sie betrachten die Dinge vom Standpunkt der Weltsicht aus und suchen sich einen künftigen Vorteil oder Nutzen zu verschaffen, besonders indem sie sich durch freundliche Taten viele zu Freunden machen.
Wer kann bestreiten, dass die Vereinigten Staaten mittels des sogenannten 'Marshall-Plans' in ihrem Verkehr mit europäischen Nationen, die sich in Not befinden, schlau, gewissermaßen mit erleuchteter Selbstsucht, zu handeln suchen? Das Chaos und der Tiefstand in der Wirtschaft, gefolgt von ungünstigen politischen Umstürzen, die gemäß den Befürchtungen Amerikas in Europa platz greifen werden, wenn dieser 'Plan' nicht verwirklicht wird, spornt die Vereinigten Staaten an, den bedürftigen Nationen Hilfe zu bringen. Das tun sie, um sich dadurch politische Freunde zu sichern, und auch um eine Depression und politische Unruhen zu verhüten, die ein europäischer Zusammenbruch auch in Amerika zur Folge haben könnte. Somit haben die Vereinigten Staaten ihre eigenen künftigen Interessen im Auge, und dies beeinflußt sie und führt sie auf den Weg, den sie jetzt einschlagen. Dieser Lauf ist nicht unbedingt unehrlich und ungerecht andern gegenüber, wiewohl er schließlich zum größten Nutzen einer selbstsüchtigen Art führen mag. Das ist kluger Rat von einem weltlichen Standpunkt aus und wird diktiert vom Interesse für das eigene Wohl."


Dazu sein noch ergänzend aus einem Lexikonbeitrag zitiert:
"Mit ihrem Hilfsprogramm verfolgten die USA vier Ziele: Erstens war Europa potentiell ein großer Absatzmarkt für amerikanische Waren. Durch den Wegfall der Kriegsgüterproduktion nach 1945 drohte der Wirtschaft in den USA ein massiver Einbruch, der sowohl durch Lieferungen und Leistungen im Rahmen eines Wiederaufbauprogramms als auch durch eine rasche wirtschaftliche Gesundung des Absatzmarktes Europa umgangen werden sollte. Zweitens bestand aus Sicht der USA die Gefahr, dass Westeuropa ohne amerikanische Hilfe in den Einflussbereich der Sowjetunion geraten könnte, was die USA als Bedrohung für die amerikanischen Sicherheitsinteressen betrachteten und durch den Marshallplan zu verhindern suchten. Drittens musste Deutschland, historisch der industrielle Mittelpunkt Europas, als Puffer gegen die sowjetische Expansionspolitik wieder aufgebaut werden und in ein gegen die Sowjetunion und ihren Einflussbereich geeintes Europa integriert werden. Und viertens mussten Hunger und Not überwunden werden, und zwar nicht nur aus humanitären Gründen, sondern auch als Vorbedingung für die Verwirklichung der drei vorgenannten Ziele.

Am 5. Juni 1947 stellte Marshall in einer Rede das Europäische Wiederaufbauprogramm der Öffentlichkeit vor. … Die Sowjetunion lehnte die Teilnahme an dem Programm, das sie als „Instrument des Dollarimperialismus" interpretierte, ab, und in ihrer Gefolgschaft zogen auch Polen und die Tschechoslowakei ihre bereits gegebenen Zusagen wieder zurück. …70 Prozent davon gaben die Europäer für den Kauf von Gütern in den USA aus. … Als im Rahmen des Kalten Krieges ab 1949 die Spannungen zwischen West und Ost immer stärker wurden, flossen mehr und mehr Mittel in Militärausgaben statt in den Aufbau der Wirtschaft. Das Programm erreichte sowohl seine kurzfristigen als auch seine langfristigen Ziele: Als die Hilfe 1952 endete, war die Gefahr einer Einflussnahme der UdSSR auf Westeuropa abgewendet, die Industrieproduktion lag 35 Prozent über dem Vorkriegsstand, und die Bundesrepublik Deutschland war ein eigenständiger Staat mit einer Wirtschaft, die sich schnell erholte."


Auch dieser Lexikonbeitrag bestätigt im Prinzip die gemachte Aussage. Deutlich wird dabei auch die politische Zielstellung der USA. Hilfe, ja-aber. Hilfe sehr wohl zweckorientiert auf die eigenen Interessen. Unverblümt wird zugegeben, diese Interessen seien nicht die der UdSSR, um es milde zu formulieren. Und letztere hat dass auch klar erkannt, auch durch ihre ablehnende Haltung dokumentiert. Im Prinzip kann man sagen. Damit schon, wurde eine wesentliche Weiche für den bald seine heiße Phase erreichenden kalten Krieg gestellt.

Es wäre naiv anzunehmen, dass in dieser politischen Großwetterlage, die Zeugen Jehovas, die auch durch massiven Missionarsexport nach Europa, die Gunst der Stunde nutzten. Das die in diesem politischen Kalkül "außen vor" waren. Ganz im Gegenteil. Die spielten auch ihren Part. Und der Part hieß, weitere Verschärfung des kalten Krieges. Die Endzeit-Harmagedon-Theologie der Zeugen, in der Zeit besonders aggressiv vorgetragen, war das Instrumentarium dabei. Wenn der WTG-Funktionär Friedrich Adler, bei der Urteilsverkündigung im Zeugen Jehovas-Schauprozess 1950, vollmundig kommentierend sagte zu seinem Urteil (lebenslänglich) "Meine Herren, sie meinen wohl ein Jahr", dann ist das auch ein Indiz für die zeitgenössische Verblendung der Akteure.

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Re: Vor sechzig Jahren ...
geschrieben von: Drahbeck
Datum: 23. Mai 2008 07:10

Unter der Überschrift „Verhätschelte Trunkenbolde" geht „Erwachet!" vom 22. 5. 1948 auf das „Übel des Alkohols und des übermäßigen Trinkens" detailliert ein. Wohl wissend (wenn auch nicht aussprechend), dass Rutherford seinerzeit einen aktiven Kampf gegen die Prohibitionsgesetzgebung in den USA führte, also eher die „Trunkenbolde" begünstigte, erteilt man militanten Abstinenzbewegungen, namentlich solcher mit religiösem Background, dennoch eine eindeutige Absage.
Selbstredend brachte "Erwachet!" in dem in Rede stehenden Kontext, dieses zur Illustration doch auch geeignete Bild
n i c h t:


Für „Erwachet!" ist die Sache klar. Auch Völlerei werde in der Bibel verurteilt. Jedoch verlangten die Abstinenzler nicht, dass man mit dem Essen aufhöre (und Essen sei ja auch die Vorstufe zur Völlerei). Es käme also auf die richtige „Dimensionierung" an; nicht aber auf ein Totalverbot in Sachen Alkohol.

Auch ansonsten hat „Erwachet!" in der in Frage stehenden Problematik durchaus einen klaren Blick, was Ursache und Wirkung betrifft. Den diesbezüglichen Ausführungen kann man über weite Strecken zustimmen.

Allerdings auch diese Gedankenassoziation ergibt sich nach der Lektüre dieser Ausführungen. Es gibt wohl nicht nur die Flucht in den vermeintlichen Sorgenlöser Alkohol. Etliches was da ausgesagt wird, kann man auch übertragen, auf die Flucht in den vermeintlichen Stimulanzbeschaffer Religion. Auch und besonders der „Stimulanzreligion" Made in Zeugen Jehovas.
Da gab es ja mal ein markantes Bild dazu (Selbstredend nicht in „Erwachet!"):




Nachstehend einige Ausführungen aus diesem „Erwachet!"-Artikel, der die herausgearbeiteten tieferen Ursachen, selbstredend „nur" auf den Alkohol angewendet wissen will:

„'Mein Vater ist ein Trunkenbold', jammert das mutterlose Kind in einer rührseligen Ballade aus Urgroßvaters Zeiten, in einem Klagelied, das mit dem Tod des halb verwaisten Mädchens endet. 'Geschah ihm recht', bemerken hierzu bissig die übermodernen Psychologen; 'der herzlose Balg hätte seinen armen, leidenden, alkoholisch erkrankten Vater nicht einen 'Trunkenbold' schimpfen dürfen. Dieser Vater war einfach zu empfindsam, um Leid und Schmerz ertragen zu können. Seine zarte Seele konnte sich mit den harten Tatsachen des Lebens nicht abfinden, vielleicht nicht einmal die Eintönigkeit ertragen. Deshalb erwählte sich dieser Alkoholkranke als Doktor den Schankwirt und nahm Zuflucht zu den Betäubungsmitteln in Krug und Becher. Und während er von einem dieser Krankheitsanfälle wieder genas, kommt dieses gefühllose Kind zu ihm hereingeplatzt und jammert ihm die Ohren voll, er sei ein Trunkenbold! Sie hätte ruhig einen zarteren Ausdruck gebrauchen, vielleicht von 'Sorgentrank' reden können, um ihm eine solche Beschämung zu ersparen. Und selbst wenn sie ein empfindsames Kind war, hätte sie mutig die Schande, die Obdachlosigkeit, den Hunger, die Kälte und den Tod auf sich nehmen, statt als eigennütziger Wicht sich selbst bemitleiden sollen. Der Papa mußte seine alkoholische Medizin haben, die ihn nach ein paar herzhaften Schlücken aus der gemeinen Welt der Wirklichkeit in eine alkoholische Traumwelt hinüberschweben ließ, wo er sich auf den Schwingen großartiger Phantasien als Held fühlen und aufspielen konnte. ...

Als untergeordneter Grund wird die Tatsache hingestellt, daß manche Alkoholiker mit dem Trinken in Gesellschaft begannen und von da aus in die Gewohnheit hineinrutschten, der sie nun versklavt sind. ... Dr. Joseph Thimann, der Direktor des einzigen Spitals in den Vereinigten Staaten, das ausschließlich Alkoholkranke behandelt, sagte im Jahre 1945:
'Gewohnheitstrinker beginnen alle in Gesellschaft und gleiten allmählich in die Trunksucht hinein.' ..."

Auf die Heilungsoptionen eingehend schreibt „Erwachet!" unter anderem:
„Später werden sie dazu angehalten, ihre Abstinenz dadurch auszubauen, daß sie sich vor nervöser und gefühlsmäßiger Ermüdung hüten ... Sich auf natürliche Weise entspannen, sich nicht Träumereien über frühere alkoholische Vergnügungen hingeben, unnötige Hetze und unnötige Sorgen vermeiden, sich ernsthaft bei guter Gesundheit erhalten und nie die Wachsamkeit fallen lassen! Der letzte Punkt ist unerläßlich; denn es heißt, der Alkoholiker sei niemals geheilt, sondern er lebe fortan immer nur einen Schritt von erneuter Trunksucht entfernt.

Die von Ärzten und Psychiatern bei Entwöhnungskuren erzielten Erfolge werden selten höher als 50% der behandelten Fälle eingeschätzt. 75% Erfolge hingegen schreibt man einer Gruppe zu, die in den Vereinigten Staaten unter dem Namen 'Anonyme Alkoholiker' die Trunksucht bekämpft und seit ihrer im Jahre 1935 durch einen Alkoholiker erfolgten Gründung bis jetzt 40.000 ehemalige Trunksüchtige als Mitglieder gewonnen hat. ... Im Gegensatz zu Psychiatern, Ärzten und Freunden, die mit ihren Worten auf den Alkoholiker keinen Eindruck machen, weil er meint, daß sie ihn ja doch nicht verstehen, findet ein Mitglied der genannten Ex-Alkoholiker-Gruppe eher Gehör, da er ja derselben Sucht verfallen war.
Mit einem ehemaligen Alkoholiker in Berührung zu kommen, hat auf den chronischen Trinker auch noch eine andere Wirkung: es zeigt ihm, daß man diese Sucht überwinden kann. Er hat ein lebendiges Beispiel dafür vor Augen. Auch Alkoholiker 'sehen' eben lieber eine Predigt, statt eine anzuhören. ...

Es ist, wie Dr. Thimann sagt: 'Gewohnheitstrinker beginnen alle in Gesellschaft und gleiten dann allmählich in ihre Sucht hinein.' Unzählige Millionen trinken um der Geselligkeit willen. ... Am ehesten packt es jene, die da meinen, daß sie 'viel ertragen'. ..."


In seiner Ausgabe vom 22. 5. 1948 berichtet „Erwachet!" unter der Überschrift „Der Vatikan und die französische Rassengesetzgebung" auch noch, und dieser Bericht sei im folgenden kommentarlos zitiert:

„Zu Beginn des Monats Dezember 1947 wurde in Paris die Gerichtsverhandlung gegen Xavier Vallat, den Kommissar für jüdische Angelegenheiten in Vichy-Frankreich durchgeführt. Für die Einführung der drastischen und mörderischen judenfeindlichen Gesetze in Frankreich brachte er die Entschuldigung vor, daß ihre Bekanntmachung erst dann erfolgte, nachdem sie vom Vatikan gebilligt worden waren. Bei seiner Einvernahme fügte Vallat hinzu, daß der Antisemitismus sowohl der Tradition Frankreichs als auch der Christenheit entspreche. Vallat wurde zu zehn Jahren Gefängnis und zum Verlust der bürgerlichen Rechte verurteilt."

Nachstehend drucken wir aus dem 'Jewish Chronicle' London, Ausgabe vom 8. November 1946, eine Übersetzung des zusammengefaßten vertraulichen Berichtes ab, den Marschall Petain von seinem Botschafter beim Vatikan über die angebliche Stellungnahme des Heiligen Stuhls gegenüber Juden erhielt. Aufgefunden wurde dieser vom 2. September 1941 datierende Bericht in den Archiven des Kommissariats für jüdische Angelegenheiten, und seine kommentarlose Veröffentlichung erfolgte im vollen Wortlaut in der Pariser Zeitung 'Le monde Juif'.

In diesem Bericht wurde Petain von dem Vichy-Botschafter, Herrn Leon Berard, gesagt, daß er sich über die Folgen einer antijüdischen Gesetzgebung keine Sorgen zu machen brauche; nie sei irgendein Protest erfolgt von seiten der päpstlichen Behörden, die, wie er behauptete, in Wirklichkeit eine „milde" Diskriminierung (unterschiedliche Behandlung) der Juden begünstigten.

„In ihrem Brief vom 7. August 1941", schrieb Herr Berard, „beehrten Sie mich damit, daß Sie einige Auskunft verlangten über die Fragen und Schwierigkeiten, die vom römisch-katholischen Gesichtspunkt aus in Verbindung mit den von Ihrer Regierung hinsichtlich der Juden ergriffenen Maßnahmen auftauchen mögen. In einer vorhergehenden Antwort hatte ich die Ehre, zu erklären, daß mir im Vatikan zu keiner Zeit irgend etwas gesagt wurde, was andeuten würde, daß der Heilige Stuhl den erwähnten gesetzlichen Maßnahmen gegenüber kritisch eingestellt wäre oder sie ungern sähe. Nun kann ich darüber hinaus bestätigen, daß die päpstliche Obrigkeit keine Spur davon erkennen läßt, daß sie diesem Zug der französischen Politik jemals die geringste Aufmerksamkeit gewidmet hätte."

Nachdem Herr Berard erklärt hat, daß sich dieser Bericht auf ausgedehnte, peinlich genaue Erhebungen stützte, sagt er:
„Die Kirche hat die Rassenpolitik verurteilt, so wie sie den Kommunismus verurteilt hat. Doch sollte nicht gefolgert werden, daß die Kirche notwendigerweise eine jede Einzelmaßnahme verurteile, die der Staat gegen das ergreift, was man die jüdische Rasse nennt. Die Kirche macht geistige Unterscheidungen und sieht Schattierungen vor, die der Beachtung wert sind ..."

Für den „Numerus clausus"
„Aus der Weltgeschichte wissen wir, daß die Kirche oft die Juden vor der Gewalttätigkeit und Ungerechtigkeit ihrer Verfolger geschützt, sie aber gleichzeitig in die Gettos verwiesen hat. Einer ihrer größten Doktoren, St. Thomas Aquinas, hat Lehren hinterlassen, die diese Haltung erklären. Er lehrt, kurz gesagt; Was ihre Religionsausübung betrifft, muß man den Juden gegenüber duldsam sein ... Aber während St. Thomas jede Unterdrückungspolitik den Juden gegenüber angreift, empfiehlt er trotzdem angemessene Maßnahmen, um ihre gesellschaftliche Betätigung zu begrenzen und ihren Einfluß zu beschränken. Es wäre unvernünftig, sie in einem christlichen Staat die Regierungsfunktionen ausüben zu lassen und dadurch die Katholiken ihrer Gewalt zu unterstellen. Hieraus ergibt sich, daß es berechtigt ist, ihnen den Zugang zu Amtsstellungen zu verbieten, und daß ebenfalls rechtmäßigerweise ein 'Numerus clausus' für ihren Eintritt in die Universitäten und die freien Berufe verhängt werden kann."

Die Kirche gegen die Gleichberechtigung
„In der Tat", so fügt Herr Berard hinzu, „hielt man sich im Mittelalter sehr streng an diese Verfahrungsweise. Zu dem Zweck wurde vorgeschrieben, daß die Juden durch ein Kennzeichen an ihren Kleidern von den Christen zu unterscheiden sein mußten ... Grundsätzlich enthalten diese Maßnahmen [die antijüdischen Gesetze des Vichy-Regimes] nichts, was den Heiligen Stuhl zur Kritik herausfordert. Dieser hält dafür, daß ein Staat durch den Erlaß solcher Verordnungen in gesetzlicher Weise seine Gewalt ausübt und daß die geistliche Behörde keine Ursache habe, sich deswegen in die interne Staatseinrichtung einzumischen. Übrigens hat sich die Kirche nie dazu bekannt, daß allen Bürgern die gleichen Rechte gewährt oder zuerkannt werden sollten ... Die Kirche hat keineswegs damit aufgehört, einen wesentlichen - sehr weisen und vernünftigen - Unterschied zwischen These und Hypothese zuzugeben und in die Tat umzusetzen: die These dort, wo das Prinzip unveränderlich bestätigt und aufrechterhalten wird, die Hypothese dort, wo es um die Ordnung praktischer Angelegenheiten geht."

Herr Berard schloß seine Ausführungen wie folgt: „Wie eine maßgebende Persönlichkeit des Vatikans mir sagte, ist nicht beabsichtigt, uns in irgendeiner Art und Weise wegen unserer Judengesetzgebung zur Rede zu stellen. Jedoch wurde von den Vertretern des Heiligen Stuhls ein zwiefacher Wunsch geäußert, offensichtlich mit dem Verlangen, dies dem Oberhaupt des französischen Staates zu unterbreiten: daß unsere Judengesetzgebung keine Bestimmung über die Eheschließung enthalten sollte, was Schwierigkeiten religiöser Art hervorrufen würde ..., und daß bei der Gesetzesanwendung die Vorschriften der Gerechtigkeit und der Milde in Betracht gezogen werden sollten. Meine Gesprächspartner schienen vor allem an die Liquidierung von Geschäftskonzernen, mit denen jüdische Interessen verflochten sind, zu denken." -
Aus 'The Day', New York, 28. Dezember 1947.

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Re: Vor sechzig Jahren ...
geschrieben von: Drahbeck
Datum: 02. Juni 2008 06:37
Nyassaland, später unter dem Namen Malawi unrühmlich in die Zeugen Jehovas Geschichte eingegangen, war eine jener britischen Kolonien, wo während des zweiten Weltkrieges die WTG-Tätigkeit ganz oder teilweise verboten war. Die überwiegenden Teilverbote bezogen sich auf das WTG-Schrifttum.

Der "Wachtturm" vom 1. Juni 1948 berichtet darüber, wie sich die WTG bemühte, dort das Schrifttums-Verbot wieder aufheben zu lassen. In diesem Zusammenhang fällt dann auch der Satz:

"Die Beamten schienen zu befürchten, die Eingeborenen könnten zu große Kenntnisse erwerben und das Ergebnis wäre Unzufriedenheit mit der gestrengen Herrschaft der Regierung. Doch wurde darauf hingewiesen, dass die Erkenntnis der biblischen Wahrheiten und ihre Befolgung die Eingeborenen zu besseren, gesetzestreuen Leuten machen würde."

Das ist ein in doppelter Hinsicht ein entlarvender Satz. Zum einem sagt er einiges über die Motivation des Kolonialregimes aus. In typischer Herrenmenschenpose hält man es nicht für nötig, sich wirklich ernsthaft mit der WTG-Angelegenheit auseinanderzusetzen. Man glaubt nur eines zu wittern. Kommunistischen Umsturz. Und da, so weiter die Logik der Kolonial-Herrenmenschen, lieber Rasenmäherverbote anwenden. Das erspart dann mühselige Kleinarbeit.

Indes auch die Resonanz dessen bei der WTG ist auch bemerkenswert. Zeigt sie doch, dass man sich sehr wohl der politischen Auswirkungen der eigenen Opium-Verkündigung bewusst ist.
In der Tat, hätte die WTG einen bestimmenden Einfluss in Nyassaland jener Jahre gehabt, so wäre dass heute noch, möglicherweise ein kolonial unterjochtes Land. Die späteren Konflikte mit der Unabhängigkeitsbewegung in Malawi, haben schon hier ihre Wurzel.

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Re: Vor sechzig Jahren ...
geschrieben von: Drahbeck
Datum: 09. Juni 2008 05:34
"Erwachet!" berichtet in seiner Ausgabe vom 8. 6. 1948 über Griechenland. Jenes Land, dass politisch gesehen, nach 1945 zeitweilig auf der Kippe stand. Bestand dort doch die Gefahr, dass ähnlich wie in Italien, die Kommunisten maßgeblichen politischen Einfluss gewinnen könnten. Was für Italien galt, traf auch auf Griechenland zu. Die USA waren fest entschlossen, notfalls auch mit dem Dollar-Scheckbuch, eine solche Entwicklung zu stoppen. Andeutungsweise kommt den auch in dem Schlusssatz des "Erwachet!"-Artikels zum Ausdruck, wenn dort der Ausruf getätigt wurde:
"So sieht eine 'orthodoxe' Freiheit aus, eine Freiheit, Christen zu verfolgen. Und diese Freiheit wird von der Truman-Doktrin gefördert!"

Dazu ist zu sagen, dass die Truman-Doktrin mit Sicherheit nicht im Hinblick auf die Zeugen Jehovas konzipiert war. Die nahmen da eher eine Statistenrolle ein. Auch wenn sie sich selbst vielleicht nicht nur als Statisten sahen. Ein Lexikon notiert, dass die USA Griechenland und die Türkei als strategisch wichtige Orte auf der Landkarte ansahen, die es gelte dem sowjetischen Einflussbereich zu entziehen. Weiter: "Truman stellte die vermeintlich seitens der Sowjetunion drohende Gefahr bewusst überzogen dar, um vom Kongress die Zustimmung zu einem 400 Millionen US-Dollar umfassenden Militär und Wirtschaftshilfeprogramm für Griechenland und die Türkei zu erhalten."

Nicht so sehr die politischen Rahmenbedingungen waren es, die "Erwachet!" den Schweiß auf die Stirn trieben. Namentlich der Widerstand der mächtigen orthodoxen Kirche gegen die Zeugen Jehovas machte ihnen zu schaffen. Laut "Erwachet!" hatte der Klerus jener Kirche schon vor dem zweiten Weltkrieg sein missbilligendes Auge auf die Zeugen Jehovas geworfen. Zitat: "Im Jahre 1939 ließ sie (die Kirche) das Zweigbüro der Wachtturm Bibel- und Traktat-Gesellschaft schließen und dessen Personal in Haft nehmen, damit es auf eine der kahlen Inseln des Ägäischen Meeres verbannt werde. In letzter Minute wurde dieser Plan durchkreuzt. ... Dann kam die Kriegszeit, in der die Kirche ihre neuen Nazi-Liebhaber eifrig umwarb und mit ihm zusammenarbeitete."
Die nächste Phase dieser Auseinandersetzung setzte nach 1945 ein. Dazu wird angegeben:
"In den letzten zwei Jahren (wurden) 1154 Zeugen Jehovas verhaftet und Hunderte davon ... als 'Proselytenmacher' und 'Ketzer' verurteilt. Nicht eingeschlossen hierin sind die unzähligen Fälle derer, denen der Pöbel und die Polizei zusetzten, worauf sie ohne Anzeige wieder laufen gelassen wurden."

Erschwerend bei all dem ist die dominante Stellung der Kirche in Griechenland. Dazu notiert "Erwachet!": "In Griechenland beherrscht die orthodoxe Hierarchie so gut wie jeden Zweig der staatlichen Verwaltung. Die Bindung zwischen Kirche und Staat ist in diesem Lande enger als in Italien und Spanien. Die Geistlichen dürfen Verhaftungen vornehmen, wie der Polizei Artikel 1 der Verfassung sagt, dass die 'vorherrschende Religion in Griechenland die Orthodoxe Kirche Christi des Ostens' ist."

Zusammenfassend gilt es festzustellen. Der Proselytismus der Zeugen Jehovas "passte" der Kirche überhaupt nicht. Sie wahr festentschlossen ihn mit Polizeistaatlichen Mitteln - nicht mit Überzeugung - nein, mit blankem Terror, zu bekämpfen. Dies besonders in den ersten Jahren nach 1945. Aber auch noch in den Jahren danach, mittels Stellvertreterkriege. Ein solcher Stellvertreterkrieg war die Wehrgesetzgebung. In keinem anderen europäischen Land, wurden Jehovas Zeugen in Sachen Wehrdienst, nach 1945, so hart und so rabiat bestraft, wie in Griechenland. Thanassis Reppas etwa, hat das in seinem auch in deutscher Übersetzung vorliegendem Buch "Aus Gewissensgründen" im Detail dargelegt. Sieht man sich andere Länder mit einer dominanten orthodoxen Kirche näher an, etwa Georgien beispielsweise, registriert man ähnlich unerfreuliche Erscheinungen. Die Orthodoxe Kirche ist in der Tat, gleich in der Negativwertung nach dem Islam kommend, noch am weitesten im Mittelalter stehengeblieben. Geht es nach diesen Kräften, dann wird in der Tat der Zeiger der Weltenuhr, gewaltsam zurückgestellt.

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Re: Vor sechzig Jahren ...
geschrieben von: Drahbeck
Datum: 16. Juni 2008 04:36
Das "Schreckgespenst des Kommunismus" beschäftige im ausgebrochenen kalten Krieg des Jahres 1948 viele Menschen. Das man einen Niederschlag dessen auch im "Wachtturm" beispielsweise in seiner Ausgabe vom 15. 6. 1948, vorfindet, verwundert eigentlich nicht sonderlich. Was im Falle des "Wachtturms" jedoch besonders bemerkenswert ist, dürfte wohl seine besondere antikatholische Spitze sein, mit der dies verbunden wurde. Man scheut sich auch nicht dabei mit Unterstellungen zu argumentieren, die von einer "was wäre wenn" Position ausgehen. Diese aber nicht durch tatsächliche Fakten untermauern kann.
Ein Beispiel dafür ist auch die "Wachtturm"-Behauptung:


"Bis jetzt hat die römisch-katholische Hierarchie von Amerika noch nicht Anklage erhoben, die Organisation der Zeugen Jehovas sei ein 'getarnter Unterschlupf', ein Versteck für die geächteten kommunistischen und marxistischen Elemente. Die Zukunft allein wird zeigen, ob die amerikanische Hierarchie sich zu einer solchen Behauptung versteigen wird."

Der "Wachtturm" meint den "Grund" für diese Unterstellung darin zu sehen, dass die Nazis bei ihrem Verbot der Zeugen Jehovas, die berüchtigte Reichstagsbrandverordnung als formaljuristische Grundlage heranzogen. Nachdem der Deutsche Reichtstag brannte (nicht wenige sind der festen Überzeugung von den Nazis selbst angezündet), nutzen sie dies als billigen Vorwand zur Außerkraftsetzung aller bürgerlichen Freiheiten. Die Nazis behaupteten, die Kommunisten hätten den Reichstag angezündet. Die in aller Eile formulierte Verordnung zur Abwehr kommunistischer Tätigkeit, verfocht das Rasenmäherprinzip. Alles was den Nazis nicht passte, und was sie verboten wissen wollten, wurde mit dieser Reichstagsbrandverordnung "begründet". Eben auch das Verbot der Zeugen Jehovas. Wenn da Nazifunktionäre behaupteten, letztere hätten kommunistischen Funktionären "Unterschlupf" gewährt, so war das in der Tat, eine an den Haaren herbeigezogene Behauptung.

Der "Wachtturm" macht aber nun die Gleichung auf. Drei Wochen nach dem Zeugen Jehovas Verbot, sei es es zum offiziellen Abschluss des Konkordates mit der katholischen Kirche gekommen. Diese Gleichung wird man als genauso an den Haaren herbeigezogen bewerten müssen, als es die nazistische Reichtsgsbrandverodnung war.

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Re: Vor sechzig Jahren ...
geschrieben von: Drahbeck
Datum: 23. Juni 2008 06:59
In der Rubrik „Wir beobachten die Welt" des „Erwachet!" vom 22. 6. 1948 liest man auch:

„In Berlin ist die gemeinsame Verwaltung der Polizei durch die 'Alliierten' zusammengebrochen. Wenn sich keine andere Lösung findet, wird die Polizei im russischen Sektor einerseits und in den Sektoren der drei Westmächte andererseits von zwei verschiedenen Stellen aus dirigiert werden und nach unterschiedlichen Richtlinien arbeiten."

Nun, auch diese Meldung kündet dann wohl vom akut ausgebrochenen kalten Krieg.

Noch eine weitere Meldung aus dergleichen „Erwachet!"-Ausgabe:


„Bedingungen für 'Marshall-Länder'
Vor einem Senatsausschuß bemerkte der amerikanische Leiter der Wiederaufbauhilfe für Europa, Paul Hoffmann, über die Geldempfänger:
Wir werden ihnen sagen:
Unsere Dollar bekommt ihr nur, wenn ihr dies und das in wirtschaftlicher Hinsicht tut."
Diese Bemerkung sollte ernüchternd wirken auf jene, die immer noch die Illusion haben, die Amerikaner wüßten nicht, daß Geld Macht bedeutet, und sie würden zwar ihr Geld hergeben, dabei aber niemand ihre Macht fühlen lassen."


Auch diese Meldung ist eindeutig der Rubrik kalter Krieg zuzuorten. Gerade der Marshallplan erwies sich ja in der Praxis als eine besonders scharfe Waffe auf westlicher Seite. Weil das so war, sorgte das „Njet" aus Moskau auch dafür, dass jene Ostblockländer, die zeitweilig mit dem Gedanken liebäugelten, diese „Hilfe" mit anzunehmen, strikt „zurückgepfiffen" wurden. In diesem Kontext ordnet sich sehr wohl auch die WTG-Religion ein, als ein scharfes Instrumentarium zur Durchsetzung USA-Imperialistischer Intentionen.

Wer das klar sah, waren nicht zuletzt die Ostblockländer, die dann mit ihrer Verbot-Entscheidung darauf entsprechend reagierten.

Wer denn die WTG-Religion nur auf den Faktor Religion gedeutet wissen will, dem mag man seine individuelle Naivität als Entschuldigung für diese Fehldeutung zugute halten.

Die Leute indes, die das wirkliche Sagen haben, wissen das anders einzuschätzen, und instrumentalisiert, auch einzusetzen. Ohne die Schiffsladungen voll, von in den USA gedruckter deutschsprachiger WTG-Bücher, etwa ihr „Gott bleibt wahrhaftig" und anderes mehr, die da unmittelbar nach 1945 schon nach Deutschland eingeführt werden konnten, wäre die rasante Expansion der WTG-Religion, so nicht möglich gewesen.

Dazu bedurfte es selbstredend der wohlwollenden Protektion verantwortlicher USA-amerikanischer Kreise. Und an der hat es mit Sicherheit, auch nicht gemangelt!

Einige weitere neuralgische Punkte der Weltpolitik, die noch Jahrzehntelang nachwirken sollten, erwähnt „Erwachet!" in dieser Ausgabe vom 22. 6. 1948 in seiner Rubrik „Wir beobachten die Welt" auch noch. Die Motivation des „Erwachet!" ist klar. Das alles „passt" vermeintlicherweise, in das Bild der ach so nahen Endzeit. Man liest darin unter anderem:


USA und Sowjetunion
Stalin erklärte sich bereit, mit den Vereinigten Staaten auf Grund der Vorschläge von Henry Wallace zu verhandeln, der zum amerikanischen Regierungskurs in scharfer Opposition steht. Wenn Stalin in solcher Weise mit einem Oppositionsführer anknüpfte, hat er von Washington sicher nichts anderes erwartet, als was erfolgt ist, nämlich eine Absage.

Judenstaat „Israel"
Die Errichtung des jüdischen Staates „Israel" wurde am Nachmittag des 14. Mai vom jüdischen Nationalrat in Tel-Aviv feierlich proklamiert. Dies geschah einige Stunden vor dem Erlöschen des britischen Mandats. … In merkwürdiger Hast sprachen die USA. die Anerkennung dieses neuen Staates aus, worauf die Sowjetunion und andere Länder des Ostblockes dasselbe taten. Ferner wurde „Israel" auch von Südafrika anerkannt, während Großbritannien wegen seiner vertraglichen Bindungen zu verschiedenen Araberstaaten noch zögert.

Kampf gegen „Israel"
Wenige Stunden nach Proklamierung des Judenstaates gaben Ägypten, Transjordanien, Syrien, Libanon und Irak offiziell bekannt, daß Truppen dieser Araberländer die Grenzen Palästinas überschritten hätten. Tel-Aviv wurde von den Ägyptern mehrfach bombardiert. Die Hauptschlacht ist in Jerusalem und an der Straße nach Tel-Aviv im Gange. Aufforderungen des Sicherheitsrates der UNO, die Feindseligkeiten einzustellen, wurden von den Arabern abgelehnt. …

Der Patriarch von Antiochien forderte dazu auf, daß sich die griechisch-orthodoxe Kirche den Arabern im Kampf gegen die Errichtung eines jüdischen Staates in Palästina anschließe. Er proklamiert den 21. Dezember zu einem besonderen Tag des Gebetes, um „den Allmächtigen zu bitten, daß er unseren Kriegern Kraft und Sieg über die Streitkräfte des Bösen verleihen und das Heilige Land, für dessen Beschützung und Erhaltung unser Leben aufgeopfert werden sollte, dem Christentum und dem Islam erhalten möge. …"

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Vor sechzig Jahren
geschrieben von: Drahbeck
Datum: 02. Juli 2008 07:14
Wenn es um Publicity geht, sind Zeugen Jehovas offenbar keine "Kostverächter".
Zwei Beispiele dafür findet man auch in der "Wachtturm"-Ausgabe vom 1. 7. 1948.
Im USA Staat Connecticut erhielten die Zeugen von der Stadtverwaltung die Erlaubnis, einen ihrer Vorträge in einer öffentlichen Parkanlage abhalten zu dürfen. Nun trat die Situation ein, getreu dem Motto "die linke Hand weiß nicht was die rechte tut", dass just am gleichen Ort zur gleichen Zeit, auch eine Musikkapelle die Genehmigung zum Auftritt hatte. Dieser Umstand wurde aber noch im Vorfeld bemerkt. Hektische Verhandlungen daraufhin.
Das Angebot die Zeugen Jehovas-Veranstaltung um einige Tage zu verschieben, wollten diese nicht annehmen. Als Kompromiss einigte man sich darauf, die Zeugen-Veranstaltung findet zwei Stunden nach dem Musikkonzert statt.

In der Sache lief es dann aber so ab, dass unmittelbar vor Beginn des Musikkonzertes ein Vertreter der Zeugen Jehovas über die Mikrofonanlage ihre Veranstaltung ankündigte. Auch noch einmal während einer Pause. Und mit stolzgeschwellter Brust registrierte man, dass man so unterm Strich mehr Besucher gehabt hätte, als wenn es diese Vorläuferveranstaltung nicht gegeben hätten.

Die zweite Episode die der WT für mitteilenswert hielt, spielte sich im kanadischen Quebeck ab. Da hatte man einen Restaurantbesitzer dazu überredet, in seinen Räumlichkeiten, vor den Gästen WTG-Schallplatten abspielen zu dürfen. Allerdings vergaß der WT hinzuzufügen, wie denn die überwiegende Mehrheit der Gäste auf dieses Zusatzangebot reagierte. Ob der Gastwirt nicht eher eines damit erreichte - seine potentiellen Gäste für alle Zukunft zu verscheuchen!

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Re: Vor sechzig Jahren
geschrieben von: Drahbeck
Datum: 09. Juli 2008 05:53
„Gesundheit - ein ungesicherter Besitz" titelt „Erwachet!" in seiner Ausgabe vom 8. 7. 1948. Fairerweise wird man wohl diesem Satz zustimmen müssen. Allerdings nur solche Banalität mitzuteilen ist nicht die Intention von „Erwachet!". Es will offenbar mehr. Und dieses „mehr" offenbart sich dann schon an dem Untertitel „Wie die Chiropraktik dazu beiträgt, uns ein gewisses Maß Gesundheit zu verschaffen."

„Chiropraktik" das jetzt rückgefragt, gehört die auch zum Repertoire der „klassischen Schulmedizin". Wohl doch eher weniger. Das ist doch mehr eine Art „Technologie" dem Bereich Heilpraktikertum zuzuordnen. Nun mag es in der Tat so sein: Allein der Erfolg entscheidet. Auch die klassische Schulmedizin verwendet beispielsweise Massagepraktiken und ähnliches. Vielleicht besteht sogar eine gewisses Maß an Überschneidung zwischen diesen beiden. Das sei nicht in Abrede gestellt. Aber macht da einer eine Praxis auf, die nur oder vorrangig Chiropraktik anbietet, kann man wohl mit hoher Wahrscheinlichkeit davon ausgehen. Über eine abgeschlossene klassische Schulmedizinausbildung verfügt er nicht. Er ist eher dem Bereich „Quereinsteiger", sprich Heilpraktikertum zuzuordnen.

Nun wurde ja bereits eingeräumt, dass letztendlich der Erfolg das entscheidende Kriterium ist. Wie ist es aber bezüglich letzterem bei den Chiropraktikern bestellt? Doch wohl eher „durchwachsen" muß man da wohl antworten. Dafür spricht unter anderem der Satz in diesem „Erwachet!"-Artikel:


„Wegen der unweisen Behauptung mancher Chiropraktiker, daß sie die Wirbelverschiebungen genau abtasten können, haben viele das Zutrauen zu dieser Wissenschaft verloren. Vielen ihrer Patienten, die von ihnen enttäuscht wurden, hätte bei gründlicherer Handhabung der Sache geholfen werden können."

Das im Einzelfall durchaus gewisse Linderungseffekte leidender Patienten erzielt werden, dafür gibt es aus der Nazizeit ein nahezu klassisches Beispiel. Der leidende Patient hieß Reichsführer der SS Heinrich Himmler. Und der ihn mit einer gezielten Massage Erleichterung verschaffende hieß Felix Kersten. Himmler war von dessen Fähigkeiten so beeindruckt, dass er ihm sogar allerlei Privilegien zustand, wovon auf der indirekten Ebene wiederum sogar Zeugen Jehovas mit von profitierten. Das alles ist in der wissenschaftlichen Literatur überliefert.

Schon unmittelbar nach 1945 konnten die Zeugen Jehovas ihr erstes provisorisches Büro in Magdeburg in eben der Praxis eines solchen ihnen zugehörigen Chiropraktikers eröffnen. Dem vernehmen nach gibt es noch mehr von dieser „Berufszunft" in ihren Reihen. Diesem Umstand ist es vielleicht auch geschuldet, dass der zitierte „Erwachet!"-Artikel in der Gesamttendenz für diese „Berufszunft" positiv ist; sich streckenweise wie ein ausgesprochener PR-Bericht liest. Die Affinität zu allerlei aus der „Heilpraktikerszene" hat sich somit bei ihnen auch nach 1945 ungebrochen fortgesetzt, wovon auch dieser Artikel kündet.

Bereits in der „Erwachet!"-Ausgabe vom 8. 7. 1947, war selbiges auf den „Wundermann" Mirin Dajo eingegangen.
Siehe dazu nochmals:

Parsimony.23167
Das Thema war für Zeugen Jehovas-Verhältnisse verhältnismäßig umfänglich referiert worden. In Wertung selbigem Umstandes ergibt sich daraus.

Einerseits meinte die WTG die diesbezüglich Leichtgläubigen „im Griff" zu haben. Andererseits empfand sie eine gewisse (partielle) Konkurrenzsitution. Und für Konkurrenz gibt es in WTG-Sicht nur zwei Optionen. Entweder Totschweigen, oder „madig reden".
In diesem Falle entschied man sich für die letztere Variante.

Da sowohl Herr Dajo als auch die WTG, grundsätzlich an Leichtgläubigen interessiert sind, um sie für sich zu vereinnahmen, ergab sich für die WTG auch die Konsequenz, dass wenn Konkurrenz, die auch in ihrem Leichtgläubigem-Revier „wildert", sich eine empfindliche Blöße gibt, man sich das nicht entgehen lässt.

In der „Erwachet!"-Ausgabe vom 8. 7. 1948 war es dann soweit.

Sagt man zwar im allgemeinen, über Tote soll man nicht mehr schlecht reden, so wollte das die WTG im Falle Dajo so nicht gelten lassen.

Und so versäumt sie es denn nicht, auch ihren Lesern mitzuteilen:
„Ein 'Unverwundbarer' ist tot".
Im Detail erfährt dann der „Erwachet!"-Leser:


„Ende Mai ist der als Mirin Dajo bekannte Holländer, der sich als Medium durchstechen ließ, sich als unverwundbar bezeichnete und sich eine göttliche Mission zuschrieb, in Winterthur aus einem Tranceschlaf nicht wieder erwacht. Vier Wochen vorher hatte er eine lange Nadel heruntergeschluckt, um sie im Magen zu „entmaterialisieren", was jedoch nicht eintrat, so daß der gefährliche Gegenstand einige Tage später durch eine Operation entfernt werden mußte."

In in Folgewirkung all dessen sei nun sein Tod eingetreten.
Ergo Lehre der WTG für ihre Leichtgläubigen. Glaubt nur uns (der WTG) nicht jedoch anderen Anbietern, die im selben Marktsegment auch „fischen" wollen.

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Re: Vor sechzig Jahren
geschrieben von: Drahbeck
Datum: 16. Juli 2008 06:14
Großzügig übergeht der "Wachtturm" in seiner Ausgabe vom 15. Juli 1948 bei seiner Interpretation der 144.000 These den Umstand, dass die Bibel von 144.000 aus den Stämmen Israels redet. Für den WT ist es ausgemachte Sache, damit können nur ihre Verkündiger gemeint sein. Die aber hätten sich, der WT erwähnt es mit Freunden, inzwischen schon über die magische Zahl der 144.000 hinaus vermehrt. So im Jahre 1947 auf einen Verkündigerdurchschnitt von 187.071.

Das sich daraus ergebende Problem glaubt man schon vor Jahren gelöst zu haben mit der Einführung der Zweiklassen-Theorie. Und demzufolge hätten im Jahre 1947 nur 26.745 aktiv von den Gedächtnismahlsymbolen genommen.

Der WT macht noch eine weitere Rechnung auf. Derzufolge hätte es im Jahre 1935 allein in den USA 25.435 Symbolnehmer bei der Gedächtnismahlfeier gegeben. Die aber sei dort bis 1947 auf 10.795 abgesackt, während die numerische Zahl der Anwesenden, auch in den USA angestiegen sei.

Mit solchen Taschenspielertricks kann man natürlich zusätzlich die Endzeit-Naherwartung anheizen. Man kennt ähnliche Beispiele auch andernorts.

Da gründete sich in den dreißiger Jahren des 19. Jahrhunderts eine "Katholisch-apostolische Kirche" (eines ihrer "Enkel" die heutige Neuapostolische Kirche). Jene "Katholisch-apostolischen" riefen neue Apostel für die "Endzeit" aus. Weil man die als gekommen ansah, schloß man es kategorisch aus, Apostelausfälle durch Tod zu ersetzen. Ergo setzte man sich selbst so auf die organisatorische Aussterbeliste. Nicht alle waren bereit diese Rigorosität so mitzumachen. Und so entstand den die Neuapostolische Kirche, die verstorbene Apostel durchaus ersetzt.

In der Sicht der Katholisch-apostolischen war das eigentlich ein Sakrileg; denn es beinhaltet ja eine Abschwächung der Endzeit-Naherwartung.

Im Prinzip kann man die 144.000 Theorie der Zeugen Jehovas in ähnlichem Kontext einordnen. Wenn deren Zahl mal „eines Tages" auf "Null" abgesackt ist, dann wird das Ende wohl da sein. Es fragt sich nur, was für eine Ende? Ein tatsächliches Weltende. Oder das Ende einer überspannten Endzeit-Organisation!

Das mit dem „eines Tages" muss man dann da wohl bewusst in Anführungsstriche setzen, denn wie man anhand der Zahlen sieht, finden immer wieder mal Neue zu dem vermeintlichen „Überrest".
So aber kann man das „Spiel" weiter „strecken". Es kommt halt auf etwas „Erfindungsreichtum" an ...

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Re: Vor sechzig Jahren
geschrieben von: Drahbeck
Datum: 23. Juli 2008 07:31
Ein düsteres Szenario in einer düsteren Zeit, zeichnet „Erwachet!" in seiner Ausgabe vom 22. 7. 1948. Schon der einleitende, umfängliche Rumänien gewidmete Artikel liegt auf dieser Linie. Er zeichnet nach, wie Rumänien vom Vasall Hitlers zu kommunistischen Diktatur wurde und versäumt es selbstredend nicht, namentlich die rumänische Geistlichkeit, darin in einem schlechten Lichte erscheinen zu lassen. Aber auch den gegenwärtig (1948) herrschenden kommunistischen Machthabern einschließlich ihren russischen Hintermännern dort, wird nichts erspart. Aus der Sicht der westlichen Kritiker des kommunistischen Systems sind diese Ausführungen sicherlich nachvollziehbar. Aus der Sicht der beschriebenen kommunistischen Satrapen hingegen sind sie die offene Kampfansage. Die Kampfansage durch eine Organisation, die damit ihre äußerst unglaubwürdige These „neutral" sein zu wollen, einmal mehr selbst demontiert.

Herausgearbeitet wird in dem Artikel auch, wie die rumänische Geistlichkeit (Orthodoxe Kirche), ja nach Großwetterlage, ihr Mäntelchen in den Wind hing.

Das alles in der Diktion so formuliert, dass man dazu sagen könnte. Könnte auch einem Politik-Organ, etwa der Art des „Spiegels" entnommen sein.
Offenkundig auch.
Kommunistische Kreise dürften an dem Ausgeführten wohl kaum „Freude" gehabt haben. Und weil das so ist, kann man in der weitergehenden Konsequenz sagen. Von „Neutralität" keine Spur.

Die Frage muss schon gestattet sein. Ist es Aufgabe einer Religionsgemeinschaft, sich derart aktiv in die Tagespolitik mit hineinzuhängen. Man tat es ganz offensichtlich, dem Beifall der herrschenden USA-Kreise gewiss. Wer sich derart positioniert, braucht sich aber im Umkehrschluss nicht zu wundern, von den politischen Gegnern der herrschenden USA-Kreise, mit in die Reihe der erkannten Feinde eingeordnet zu werden.

Jede Wirkung hat auch eine Ursache. Das gilt auch für die Zeugen Jehovas-Verbote Ende der1940er Anfang der 1950er Jahre im Ostblock.

Eine dieser Wurzeln kann man eben auch in besagtem Artikel besichtigen

Diese Linie setzt sich fort auch in der „Erwachet!"-Rubrik „Wir beobachten die Welt"; wo sich diverse weitere Beispiele solcher die Kommunisten aufs äußerste reizender Berichterstattung vorfinden. Aber auch einen die USA direkt betreffenden Bericht gibt es dort. Wie immer bei den Zeugen, ist diese Berichterstattung zweckgebunden. Der Zweck die Endzeit-Naherwartung.

Über die USA liest man:

„Die Militärdienstpflicht in den USA ist nunmehr eingeführt, nachdem Präsident Truman das entsprechende Gesetz unterzeichnet hat. Die Ausbildungszeit der diensttauglichen jungen Männer von 19 bis 25 Jahren ist auf ein Jahr festgesetzt. Mit den Einberufungen kann 90 Tage nach Bekanntgabe des Gesetzes begonnen werden. - Nun dürfte es wohl stimmen, was kürzlich 'The Boston Globe' schrieb: 'Wie die Dinge augenblicklich stehen, ist die amerikanische Regierung für jede Eventualität gerüstet - außer für den plötzlichen Ausbruch eines tiefen Friedens.' Doch ist diese 'Friedensgefahr' nicht sehr groß."
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Re: Vor sechzig Jahren

geschrieben von: Drahbeck
Datum: 02. August 2008 07:09

Etwas in die Geschichte zurückblickend meint der "Wachtturm" vom 1. 8. 1948 belehren zu können:
"Wir leben nun im Jahre 1948, und zwangsweise wird Papst Pius XII. daran erinnert, dass in diesem Jahre hundert Jahre verflossen sind seit dem Jahre 1848, als große politische Revolutionen über Europa fegten, nachdem das "Kommunistische Manifest" von Karl Marx veröffentlicht wurde.

Schließlich brach der Aufstand in Rom aus, und am 24. November 1848 floh Papst Pius IX. verkleidet von Rom nach Gaeta bei Neapel, von wo aus er wieder die Taten der provisorischen Regierung von Rom protestierte. Heute ist es wohl möglich, dass die totalitären kommunistischen Herrscher hoffen, dieses hundertste Jahr 1948 durch ähnliche Revolutionen oder politische Staatsstreiche zu kennzeichnen wie zum Beispiel in der Tschechoslowakei. Zweifellos schwant dem Papst Pius XII., die Geschichte könnte sich dieses Jahr wiederholen und er müsse vielleicht im Sprung aus der Vatikanstadt entweichen ..."


Gegenüber solchen Überlegungen indes, meint der WT gewappnet zu sein und verweist dazu auf seine Theorie vom "Nord- und Südkönig". Das jener Nordkönig sich indes im laufe der WTG Geschichte einige male wandelte (mal soll es Napoleon, dann Hitler, dann die Sowjetunion gewesen sein) wird dezent nicht mit erwähnt. An "Glaubwürdigkeit" gewinnt diese Theorie damit an Sicherheit nicht. Aber das hat religiös Gläubige noch nie sonderlich angefochten. Warum sollte es da bei den Zeugen anders sein?

Bei dem einen ist im Himmel Jahrmarkt. Und bei dem anderen eben ist der Jahrmarkt in der "Hölle".

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Re: Vor sechzig Jahren
geschrieben von: Drahbeck
Datum: 09. August 2008 05:29
Über den in voller Schärfe entbrannten kalten Krieg zwischen Ost und West, erfährt man auch einiges in der "Erwachet!"-Ausgabe vom 8. 8. 1948. So in der Rubrik „Wir beobachten die Welt" über die „Luftbrücke" nach Westberlin, als Reaktion auf das sowjetischerseits als politisches Erpressungsmittel eingekesselte Westberlin; nachdem im Vorfeld die Westmächte als einseitigen politischen Akt die Währungsreform, inklusive „Marshallplan" mit seiner bewussten wirtschaftlichen Westorientierung, durchgeführt hatten.

Aber auch in den USA selbst standen die Zeichen auf Sturm. Beleg dafür ist auch eine Rede des amerikanischen Präsidenten Truman über die „Erwachet!" berichtet:


„Im März dieses Jahres wurde in den USA ein Theaterstück inszeniert. Alles war in Hochspannung. Hierfür hatte der „Nervenkrieg" schon gesorgt. Als gar vom 11. bis 14. März in Key West, Florida, eine streng geheime Zusammenkunft all der hohen Persönlichkeiten des Generalstabes einberufen wurde, wisperte man, daß die Dinge bald eine tragische Wendung. nehmen könnten. Man durchlebe eine „schwere Krise", schicksalhafte Stunden. Was nun?

Es wurde angekündigt, der Präsident der Vereinigten Staaten werde am 17. März zu beiden Häusern des Kongresses sprechen. Am Abend vorher steigerte sich die Spannung noch dadurch, daß der Präsident fortlaufend Konferenzen mit Kabinettsmitgliedern und den maßgebenden außenpolitischen Beratern abhielt. Und gleichsam als letzte Vorbereitung erklärte der Sprecher des Repräsentantenhauses, Martin, am 16. März:

„Wir müssen unsere Heeres- und Marine-Anlagen ausbauen. Wir müssen eine machtvolle Luftverteidigung schaffen und in Stand halten. Wir müssen auf den Meeren die stärkste Flotte haben. Wir müssen uns die absolute Überlegenheit in der Luft und unter Wasser sichern.

'Ich bin hier', begann Truman seine Rede, 'um Handlungen zu empfehlen.' Er sprach dabei gleichzeitig zur größten Radiozuhörerschaft, die seit Beendigung des Krieges in Europa zusammengebracht worden war. Nach Darlegungen darüber, daß der erwartete Friede ausgeblieben sei, ließ er die Bombe platzen und verlangte den 'unverzüglichen Erlaß von Gesetzen über die allgemeine Militärdienstpflicht' und die Annahme von Aushebungsbestimmungen als Notmaßnahme. Dann sagte er, als wolle er seinen ersten Redekunststückchen eine zwingende Logik geben: 'Wir haben gelernt, wie wichtig die Beibehaltung der militärischen Kraft als Mittel zur Verhinderung des Krieges ist. Wir haben festgestellt, daß ein gesunder militärischer Apparat in Friedenszeiten notwendig ist, um den Frieden wahren zu können.' Ferner bemerkte er: 'Unsern internationalen Verpflichtungen können wir nur dann nachkommen, wenn wir unsere Streitkräfte beibehalten.' Zum Schluß schwang Truman nochmals die Alarmglocke, um die gesetzgebenden Versammlungen dazu aufzurütteln, daß sie die notwendigen Kriegsvorbereitungen treffen: 'Die von mir gemachten Empfehlungen sind die dringendsten Schritte zur Sicherung des Friedens und Verhinderung des Krieges … Mit Gottes Hilfe werden wir Erfolg haben.'

Wenngleich Truman in seiner Rede Sowjetrußland nicht den Krieg erklärt und auch keinen nationalen Notstand proklamiert hat, lief die Wirkung doch fast auf dasselbe hinaus. Der Schalthebel war heruntergezogen; und im ganzen Lande, wie auch in den Hauptstädten der Welt, ging es in den Redaktionsräumen der Nachrichtenagenturen wieder ebenso fieberhaft zu wie im zweiten Weltkrieg. Die Presse- und Rundfunk-Maschinerie lief im Dienste aufstachelnder Propaganda auf höchsten Touren. 'Es ist notwendig, daß die Nation ihre Streitkräfte durch ausgebildete Männer verstärkt, die überall, wo Bedarf ist, für Dienstleistungen zur Verfügung stehen' - so ließ sich die 'Tribune' von Minneapolis vernehmen. 'Wir glauben, daß der Kongreß für diesen Notstand zusammenstehen sollte wie im Kriege, und daß wir die Nation durch alle notwendigen Waffen und Forschungen in Bereitschaft halten sollten', schrieb 'The Consticution' von Atlanta, Ga. 'Ständige unüberwindliche Kriegsbereitschaft scheint zur Zeit unser Los zu sein', sagten die 'Times' von Seattle. Und die 'Times' von New York drückten sich wie folgt aus: 'Im Weltgeschehen eilt die Flutwelle rasch dahin; wir können uns von ihr tragen oder unter ihr begraben lassen. Wir haben die Wahl.'

Je kräftiger man in einer dumpfen, düsteren Höhle schreit, desto lauter und vielgestaltiger wird das Echo. So auch erscholl nach jener Stimmungsentladung vom 17. März in den USA eine Stimme nach der anderen, die nur das wiederholte, was tonangebend geworden war. …

Auch die 'Helden' in heiligen Religionsgewändern werden durch die kriegerischen Trompetenstöße aufgeweckt. Sie stellen ihren Patriotismus so wirkungsvoll wie möglich zur Schau und suchen ihre Gefolgschaft zu moblisieren. Einer von fünf Geistlichen, die sich auf der ersten Seite einer Nummer des 'Examiner' von San Franzisko ins Licht rückten, erklärte dort: 'Die allgemeine militärische Ausbildung bezweckt, sich zu rüsten, um den Krieg abzuwenden.' Alle fünf sprachen sich für das Militärprogramm aus. Einen Tag nach Trumans 'Aufrüstungsrede' meldeten die 'Times' von New York unter der Überschrift

'Vatikan begrüßt Trumans Rede': 'Rom, 18. März. - Der 'Osservatore Romano' stimmte heute der Rede Präsident Trumanns von ganzem Herzen zu.' Das Organ des Vatikans bezeichnete diese Rede als ein 'politisches Ultimatum', das 'eine neue Vorkriegs-Entwicklungsstufe in der Form kriegsähnlicher Mobilisierungen und Vorbereitungen einleiten' könnte.

Wenn es gilt, schwungvolle Reden zu halten, scheint niemand tüchtiger zu sein als Kardinal Spellman. Am St.-Patricks-Tag, der direkt im Anschluß an die fragliche Präsidentenrede stattfand, machte sich der bekümmerte Spellman, im Beisein Trumans und anderer hochstehender Persönlichkeiten, bei einer Ansprache in New York auf folgende Weise Luft:

'Ich hasse den Krieg. Und gerade weil ich den Krieg hasse, muß ich Vertrauen haben zu den Männern, die besser als ich die Gefahren kennen, von denen Amerika umlauert ist; und wenn diese von der Stimme und dem Vertrauen des amerikanischen Volkes gewählten Männer glauben, daß der Krieg durch das Bereitsein zu verhindern ist, dann stimme ich, der ich Amerika mehr liebe als mein eigenes Leben, als privater amerikanischer Bürger der allgemeinen militärischen Ausbildung zu.'"


Das alles ist für „Erwachet!" eingeordnet in der These vom nahe bevorstehenden Harmagedon. Das schwarz in schwarz Gemälde das hier aufgezeichnet, schien das ja nur zu bestätigen. Noch einen Aspekt hatte jene USA-Politik. Darüber allerdings, redet „Erwachet!" schon weniger. Sie wurde massiv flankiert von der psychologischen Kriegführung.

Als Beispiel sei nur genannt, der aus amerikanischen Steuergeldern finanzierte Rundfunksender RIAS in Westberlin. In das Konzert der psychologischen Kriegführung ordnete sich indes auch „Erwachet!" aktiv mit ein. Wo man das am klarsten sah und registrierte, das war in den Ostblockstaaten. Letztere zogen dann auch die sich für sie daraus ergebende Konsequenz.

Für die WTG ordnet sich das ganze in ihr Endzeitszenario ein. Dennoch ist zu fragen. Wem nutzte diese Art von Berichterstattung. In ihr unter anderem die Sätze:


„Wir müssen uns die absolute Überlegenheit in der Luft und unter Wasser sichern." Wir dürfen in dieser Streitsache, wo das Schicksal der Zivilisation auf dem Spiele steht, nichts unterlassen, um des Ausgangs gewiß zu sein."

Die Forderung nach einer „absoluten Überlegenheit" ist nicht zwangsläufig identisch mit Selbstverteidigung. Sie geht bewusst einen Schritt weiter.

Kam diesen imperialistischen Bestrebungen, nun die WTG „in die Quere"? Das wird man wohl kaum sagen können, denn sie machte sich ja auch zum Multiplikator diesbezüglicher Presseverlautbarungen. Substanziell ernst zu nehmende Kritik erfuhren jedenfalls die Vertreter der imperialistischen Linie von Seiten der WTG nicht.

Natürlich gibt es in pluralistischen Gesellschaftsordnungen, wie der in den USA, graduelle Unterschiede in der Formulierung der herrschenden Politik. Eine Gleichschaltung in der Wortwahl, etwa nach Vorbild des Faschismus und Kommunismus, ist nicht gegeben.

Dennoch hat man zu dieser WTG-Berichterstattung zu sagen. Sie tat den damals herrschenden Kreisen in den USA nicht weh. Sie vermittelte deren Gedankengut, etwas in der Wortwahl transformiert, auch jenen soziologischen Schichten, welche von der WTG-Verkündigung erreicht wurden.

In der Sicht der herrschenden Kreise befolgte damit auch die WTG den Weg, zwar getrennt zu marschieren, aber in der Sache auch die Interessen der herrschenden USA-Kreise wahrzunehmen.
Re: "das ultimative Megasystem"
geschrieben von: X ~ mysnip
Datum: 09. August 2008 14:59
Philip Zimbardo Der Luzifer - Effekt S.9,10
,,Indem die Interessen dieser diversen Makler der Macht sich verbinden, definieren sie in immer höherem Maße unsere Realität - ganz so, wie es George Orwell in seinem Klassiker 1984 prophezeite. Der militärisch-industriell-religiöse Komplex ist das ultimative Megasystem, das heute einen Großteil der Ressourcen und der Lebensqualität vieler US- Amerikaner kontrolliert.

Verbündet sich Macht mit chronischer Angst, wird sie gigantisch. Eric Hoffer, The Passionate of Mind (1954)

Die Macht, ,,den Feind" zu erschaffen

Für gewöhnlich machen die Mächtigen sich nicht selbst die Hände schmutzig, ebenso wie Mafiabosse die ,,Drecksarbeit" ihrem Fußvolk überlassen. Systeme schaffen Hierarchien der Dominanz, in denen Einfluß und Kommunikation von oben nach unten - und kaum umgekehrt - stattfinden. Wenn eine Machtelite eine feindliche Nation vernichten will, beauftragt sie Propagandaexperten, ein Programm des Hasses zu fabrizieren. Was ist notwendig, damit die Bürger einer Gesellschaft die Bürger einer anderen Gesellschaft so sehr hassen, dass sie sie aussondern, quälen, gar töten wollen? Eine ,,hasserfüllte Illusion" - ein psychologisches Konstrukt, das tief in ihrer Vorstellungswelt verankert ist, und zwar durch Propaganda, die jene Anderen in ,,den Feind" verwandelt. Diese Einbildung ist das stärkste Motiv des Soldaten, sie lädt sein Gewehr mit der Munition des Hasses und der Angst. Das Bild eines furchterregenden Feindes, der das eigene Wohlergehen und die nationale Sicherheit bedroht, treibt Mütter und Väter dazu, ihre Söhne in den Krieg zu schicken und ermöglicht es Regierungen, die Prioritäten der Politik zu ändern und Pflugscharen zu Schwertern der Zerstörung zu machen.
Das alles wird mit Worten und Bildern vollbracht. In Abwandlung eines alten Sprichworts könnte man sagen: Stöcke und Steine können Knochen brechen, doch Namen können manchmal töten. Der Prozess beginnt mit der Erzeugung stereotyper Vorstellungen und entmenschlichter Wahrnehmungen des Anderen als wertlos, als allmächtig, als fundamentale Bedrohung geschätzter Überzeugungen und Wertvorstellungen. Wenn die öffentliche Angst geschürt ist und die Bedrohung durch den Feind imminent erscheint, werden vernünftige Menschen irrational, unabhängige Menschen zu blinden Konformisten und friedliebende Menschen zu Kriegern. Dramatische Bilder des Feindes auf Plakaten, im Fernsehen, auf Zeitschriftentiteln, in Kinofilmen und im Internet nisten sich in den Nischen des limbischen Systems, diesem archaischen Teil des Gehirns, ein und erzeugen dort übermächtige Gefühle der Angst und des Hasses.
Der Sozialphilosoph Sam Keen hat glänzend beschrieben, wie diese hasserfüllte Illusion von der Propaganda beliebiger Nationen auf dem Weg in den Krieg erzeugt wird und hat die transformative Macht dieser ,,Feindbilder" über die menschliche Psyche enthüllt. Nachträglich wird versucht, das Verlangen, diese Bedrohungen unschädlich zu machen, zu rechtfertigen; solche nachträglichen Erklärungen sind für die Geschichtsbücher gedacht, aber nicht zur kritischen Analyse des Schadens geeignet, der angerichtet wird oder werden soll.
Die extremsten Auswirkungen dieser hasserfüllten Illusion zeigen sich natürlich, wenn sie zu Völkermord führt - der Absicht eines Volkes, alle Menschen in ihrer Existenz zu vernichten, die als Feind dargestellt werden. Wir kennen einige der Methoden, mit denen Hitlers Propagandamaschinerie jüdische Nachbarn, Arbeitskollegen, sogar Freunde zu abscheulichen Staatsfeinden gemacht hat, die die ,,Endlösung verdient" hatten. Der Samen für diesen Prozess wurde bereits in der Grundschule gelegt, in Schulbüchern, die Bilder und Texte enthielten, die sämtliche Juden als verabscheuungswürdig und unwert menschlichen Mitgefühls darstellten."

Das schmutzige Geschäft mit den Nazis - Das 3.Reich und die US- Industrie
http://www.veoh.com/watch/v17072393CZB7Pgrb

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Re: Vor sechzig Jahren
geschrieben von: Drahbeck
Datum: 16. August 2008 09:27
Wieder einmal trifft die Polemik des "Wachtturms" den Papst in Rom. Liest man den WT (Ausgabe Bern vom 15. 8. 1948), so besteht wohl einer seiner Kernsätze in der Aussage:

"Trotzdem die Zeugen Jehovas soviel von diesem seit dem Jahre 1914 aufgerichteten Königreiche predigen, fährt die gegenwärtige Welt der Politik, des Handels und der organisierten Religion fort, sein Königreich zugunsten der Selbstregierung oder der eigenen Weltherrschaft zu verwerfen."

Es ist schon eine ungeheuerliche Zumutung, was der WT anderen der weismachen will; und weil diese den WT berechtigterweise als nicht ernst zu nehmende Spinner, als Wolkenkuckucksheimer bar jeden Realitätssinnes bewerten, glaubt man gegenüber der eigenen Anhängerschaft sich in der Pose der "beleidigten Leberwurst" präsentieren zu können.
Wer bitte schön, sollte die These, seit 1914 hätte es keine Selbstregierungen mehr geben dürfen, je ernst nehmen sollen, außer jenen Selbstsuggestierten in Brooklyn nebst Anhang?!

Die Frage hat sich von selbst gelöst. "Ernst" genommen hat diese These in der Tat keiner außer jenen Realitätsfernen , die sich da Zeugen Jehovas nennen. Dennoch meint der WT den Buhmannfinger in Richtung Papst erheben zu können.
Worum ging es. Nun, es ging darum, dass in den ersten Jahren nach 1945 in Italien der Kommunismus, auch aus Sicht der katholischen Kirche, eine bedrohliche Stärke erreicht hatte. Und dazu versuchte man auch kirchlicherseits gegenzusteuern. In "Wachtturm" liest sich dann das so:


"Der gegenwärtige Papst in der Vatikanstadt fügt seinen Sünden eine neue hinzu. Da er Befürchtungen hegte wegen der nationalen Wahlen, die im April 1948 in Italien stattfinden sollten, richtete der Papst an Roms Ortspfarrer und Fastenpriester folgende Worte:
'Es ist euer Recht und eure Pflicht, die Aufmerksamkeit der Treuen auf die außerordentliche Wichtigkeit der bevorstehenden Wahlen und auf die moralische Verantwortung all derer zu lenken, die das Stimmrecht besitzen.'
Er sagte, es sei die strikte Pflicht aller, sowohl der Männer wie der Frauen, die zum Stimmen berechtigt sind, an den Wahlen teilzunehmen. Wer sich irgendwie enthalte, besonders aus Nachlässigkeit oder Feigheit, begehe eine schwere Sünde - eine Todsünde. Nun sei offenbar, dass sich jeder aufrichtige Katholik durch sein Gewissen gedrängt fühle, seine Stimme jenen Kandidaten oder Wahllisten zu geben… (Neuyork-Times, 11. März 1948)."


Wie immer man zu diesem päpstlichen Wahlaufruf auch stehen mag, die Kommunisten beispielsweise, werden über ihn mit Sicherheit nicht "erfreut" gewesen sein. Das eine steht doch wohl fest: Selbst wenn der Papst keinen solchen Wahlaufruf erlassen hätte, das imaginiere "Königreich Gottes" der Zeugen Jehovas, wäre auch dann nicht auf Erden gekommen.
Aber das können und wollen jene Selbstsuggestierten nicht begreifen.

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Re: Vor sechzig Jahren
geschrieben von: Drahbeck
Datum: 23. August 2008 06:57

Ein vermeintliches "Kronargument", der einen begrenzten Horizont offenbarenden Apparatschiks in den seinerzeitigen kommunistischen Staaten, bestand in dem Vorwurf, die Zeugen Jehovas seinen politische Antikommunisten. Ein frühes Beispiel für die diesbezügliche Argumentation bestand auch in dem Hinweis auf die "Erwachet!"-Ausgabe vom 22. 8. 1948, mit dem dortigen Artikel über: "Die Sowjetunion. Eine sachliche Betrachtung von Land und Leuten."
Besonders angetan hatte es den kommunistischen Apparatschiks der darin enthaltene Fragesatz:


"Welche Mittel können die anderen gefräßigen Reiche dieser Welt anwenden, um den knurrenden russischen Bären kräftig auf die ausgestreckten Tatzen zu klopfen?"

Sicherlich war dieser Artikel kein "Liebesartikel" für das sowjetrussische System. Er passte auch in das Klima des aktiv brodelnden kalten Krieges hinein. Dennoch muss man sagen. Wenn kommunistische Kreise daran Anstoß nahmen, dann haben sie letztlich nur eines dokumentiert. Das sie sich damit selbst lächerlich machten. Wenn man selbst solch banale Sachen nicht aussprechen darf, wie sie jener Artikel mitteilt, dann allerdings steht es wohl um denjenigen, der daran Anstoß nimmt, nicht zum besten. Da wurde doch bloß nüchtern beschrieben, allerdings kritisch akzentuiert, wie sich die Sowjetunion entwickelt hatte. Wer diese nüchterne Beschreibung zum Vorwand von Aversionen nimmt, der beweist eigentlich nur eines damit; das der auf ihn bezogene Vorwurf, er sei totalitär - zurecht besteht.

"Niedriger hängen". Das wäre in der Tat eine angemessenere Reaktion gewesen. Jedoch das ganze aufzubauschen, spricht nicht gerade für diejenigen, die sich dessen schuldig gemacht haben!

Man las in diesem Artikel unter anderem:

"Unter zaristischer Herrschaft wurden die vielen Minderheiten vom russischen Herrenvolk schamlos ausgebeutet und unterdrückt. Die bolschewistischen Revolutionäre beseitigten zwar diese zaristisch-klerikale Tyrannei im Jahre 1917 auf blutige Weise, waren aber auf den Zusammenhalt des Riesenreiches nicht weniger erpicht, als seinerzeit die Zaren. Wie nun sollten sie die Gefühle des Hasses besänftigen, welche die Minderheiten gegen die russische Mehrheit hegten?

Hier folgte man in gewisser Hinsicht der britischen Politik, die verschiedenen überseeischen Besitzungen Britanniens, wie Kanada und Australien, die Eigenstaatlichkeit verliehen hatte, sie dem Mutterland gleichstellte und zum Britischen Staatenbund (Commonwealth of Nations) zusammenschloß. Etwaigen Haßgefühlen von Minderheiten wurde hierdurch der Boden entzogen; die eigentlichen Briten traten mehr in den Hintergrund, und Kolonialvölker fühlten sich unabhängiger und an der Regierung stärker beteiligt.

Im ersten Jahr des zweiten Weltkrieges raffte der Sowjetbär mit seinen mächtigen Pranken fünf weitere Gebiete an sich, nämlich Finnisch-Karelien, Estland, Lettland, Litauen und die Moldau. Diese Länder wurden neue Sowjetrepubliken. Wer steckt hinter dieser Politik der Sowjets, ihre Grenzen auf Kosten schwächerer Länder und Völker auszudehnen? Führen sie damit nur die alte Politik der Romanows weiter? An Land fehlte es den Sowjets nicht, und trotzdem haben sie sich von 1939 bis 1945 weitere 640.000 km2 einverleibt und ihr Riesenreich damit um rund 3% vergrößert. In Europa verschluckten sie Petsamo, Finnisch-Karelien, die baltischen Staaten, die nördliche Hälfte Ostpreußens, die östliche Hälfte des Vorkriegs-Polens, Ruthenien, Bessarabien und die Nordbukowina. In Asien eigneten sie sich auf Kosten Japans den Süden der Insel Sachalin, die Kurilen und Tannu-Tuva an.

Nun darf man allerdings nicht vergessen, dass in der Zeit von 1800 bis 1914 über die Hälfte der Landfläche auf der Erde den Besitzer gewechselt hat. Die Vereinigten Staaten vergrößerten sich in dieser Zeit auf fast das Fünffache, das Britische Weltreich auf das Vierfache, und Frankreich vergrößerte sich, von seinen 550.000 km2 europäischen Bodens aus, bis zum Ende des ersten Weltkrieges auf 10.000.000 km2. Seither gab es hier und dort wieder Abstriche. Immerhin beanspruchen all diese Mächte die Erde, die Jehova gehört, für sich selbst …

Was den Sowjetkoloß für seine Gegner so furchterregend macht, ist das Ansteigen des Kommunismus in Europa und anderen Erdteilen. Mindestens elf Millionen organisierte Kommunisten in Frankreich und Italien! Machtübernahme durch die Kommunisten in Rumänien, Ungarn, der Tschechoslowakei! Kommunistische Regierungen auch in Polen, Jugoslawien, Bulgarien und Albanien! Werden diese für den Bestand der anderen lebensgefährlichen Manöver nicht alle von der Moskauer Sowjetzentrale gelenkt? Welche Mittel können die anderen gefräßigen Reiche dieser Welt anwenden, um den knurrenden russischen Bären kräftig auf die ausgestreckten Tatzen zu klopfen?

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Re: Vor sechzig Jahren
geschrieben von: Drahbeck
Datum: 02. September 2008 07:29
"Nicht in der heidnischen Stadt Rom, sondern in der syrischen Stadt Antiochien wurde die Bezeichnung 'Christen' zuerst gebraucht."Dies teilt der "Wachtturm (Ausgabe Bern) in seiner Ausgabe vom 1. 9. 1948 mit.

Verbleibt man einen Augenblick länger bei dieser Aussage, so ergibt sich doch auch daraus, dass es im Christentum eine Weiterentwicklung gab. Erst eine jüdische Sekte, dann ins heidnische Rom ausstrahlend, schließlich in Antiochia schon als selbstständige Größe registriert. Worum es dem "Wachtturm" geht ist klar. Er möchte auf dem "Status von Jerusalem" stehen bleiben und nachfolgende Entwicklungen als "Abfall" stigmatisieren. Die Frage ob eine Endzeitsekte Jerusalemischer Prägung indes wirklich dauerhaft lebensfähig wäre, stellt er sich indes nicht.

Böse Zungen sagen schon jetzt, würde ein Charles T. Russell heutzutage zu den Zeugen Jehovas hinzustoßen. Er liefe hohe Gefahr, von ihnen mit einem Ausschlußverfahren bedacht zu werden. Es gab also auch bei der Endzeitsekte der Bibelforscher in der Neuzeit, Weiterentwicklungen. Heute noch aus den Pyramidenmaßen Endzeitdaten herauszulesen, wie es Russell noch tat, wagt man nicht mehr. Wohl wissend, würde man es noch so handhaben, würde man sich das eigene Grab noch schneller schaufeln.

Auch das Urchristentum musste die "Kurve meistern". Hätte es sich nicht verändert, der sichere Untergang wäre sein Resultat.
Vereinfacht auf den Punkt gebracht, wurde dieser Tatbestand schon mal in dem Satz zusammengefasst:

"Jesus verkündete das Reich Gottes - Und was kam, dass war die Kirche".

Auch die Leitung der Zeugen Jehovas hat diese Lektion inzwischen schon begriffen, indem auch sie, der organisatorischen Dimension ihrer Bewegung eine zunehmend größer werdende Bedeutung zumisst. Das "warten auf Gott" - das ist doch bloß noch was für die Narren in den eigenen Reihen. Was allein zählt sind die Organisationsstrukturen und damit verbunden auch materieller Besitz. So wiederholt sich Geschichte. Auch die Zeugen Jehovas haben inzwischen ihr Antiochia erreicht!

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Re: Vor sechzig Jahren
geschrieben von: Drahbeck
Datum: 09. September 2008 06:14
Wenn es darum geht, mit der katholischen Kirche „abzurechnen", dann versäumt das „Erwachet!" der Zeugen Jehovas mit Sicherheit keine sich dazu bietende Möglichkeit. So auch wieder in der „Erwachet!"-Ausgabe vom 8. 9. 1948, mit einem „Politisierende Geistliche in der Tschechoslowakei" überschriebenen Artikel.

Wer nun erwarten sollte, jener Artikel würde im besonderen, oder zumindest auch, das Thema der kommunistischen Machtursurpation nach 1945 dort thematisieren, der findet diese Erwartung nicht bestätigt. Zumindest nicht in diesem Artikel. Es sei aber gleich angemerkt. Auch für „Erwachet!" gilt:
Aufgeschoben ist nicht aufgehoben. Die kommunistische Machtursurpation wurde von „Erwachet!" sehr wohl noch ausführlich behandelt; nur eben (nicht) in diesem Artikel. Der legte insbesondere sein Augenmerk auf die Jahre ab 1938; boten die dortigen Geschehnisse doch mehr als genug Anlass zur nachträglichen Abrechnung mit der katholischen Kirche.

Nun sei „Erwachet!" nicht unterstellt, es würde prinzipiell falsches berichten. Das ist sicherlich so nicht der Fall. Aber was man doch sagen kann ist: Förmlich genießerisch zelebriert „Erwachet!" alles, was insbesondere die katholische Kirche in das schwärzeste Licht stellt.

Einige Kostproben daraus. Nachdem man mitteilte, dass in den Jahren nach Ende des ersten Weltkrieges die von dem katholischen Priester Andrej Hlinka gegründete Partei, in der Slowakei zur zweit stärksten politischen Kraft aufgestiegen war. Und Hlinka schon im Vorfeld den katholischen Priester Dr. Josef Tiso zu seinem Kronprinzen bestellt hatte, leitet man zum Geschichtsträchtigen Jahr 1938 über.


"Als das 1938, beim Tode Hlinkas eintrat (Übernahme der Parteileitung durch Tiso), erfaßte Tiso, daß ihm die Parteiführung gerade in dem Moment zugefallen war, der am günstigsten schien, um die Tschechoslowakische Republik zu zerschlagen und sich zum Diktator der Slowakei zu machen. Seine Umtriebe förderten im stärksten Maße die politische Krise, die im selben Jahre zum Münchner Diktat führte und schließlich das Land der Gewalt Hitlers auslieferte. … Ihren Höhepunkt erreichte die Staatskrise, als der Priester Dr. Joseph Tiso in seiner Eigenschaft als Präsident der autonomen slowakischen Regierung zusammen mit dem Justizminister Ferdinand Durcansky, am 13. März 1939 nach Berlin fuhr, wo sie mit Reichskanzler Adolf Hitler und dessen Außenminister Ribbentrop die Trennung der Slowakei von der Tschechoslowakischen Republik besprachen. Tags darauf proklamierte das slowakische Parlament die staatliche Unabhängigkeit der Slowakei und half dadurch Hitler, ungestört Böhmen und Mähren zu besetzen."

Weiter notiert „Erwachet!":
„Als Oberbefehlshaber des Heeres schrieb Tiso in einem Artikel, der an die Soldaten gerichtet war und am 3. Juli 1941 in der Zeitung 'Slovenske Vojsko' (Slowakische Armee) erschien: 'Ihr habt euch, auf der Seite aller christlichen Völker Europas, in die siegreiche deutsche Front eingereiht, um von eurem eigenen Volk und von Europa die höllische Bedrohung abzuwenden. Mit Recht bezeichnet ihr euch als Kreuzfahrer des antibolschewistischen Feldzuges.' …

Zur Lösung der Judenfrage übernahm die Tisoregierung in den Jahren 1941 und 1942 alle Methoden der hitlerischen Gestapo. … Zu Tausenden in Viehwagen gepfercht, wurden sie der Massenvernichtung in deutschen Konzentrationslagern zugeführt. Slowakische Bischöfe stimmten dieser Art Lösung der Judenfrage zu, und Tiso selbst erklärte am 16. August 1942 bei einer Ansprache in Halic, die Beseitigung der Juden liege im Interesse der Selbsterhaltung des Volkes, und es sei christlich, sich von seinen Feinden zu befreien. Die führenden Kreise des Katholizismus in der Slowakei gingen durchaus mit Tisos Regime und mit allem einig, was er in seiner Zusammenarbeit mit Nazideutschland unternahm."


Über Tiso, der nach 1945 hingerichtet wurde heißt es noch:
„Hervorragende Geistliche bemühten sich, ihm zu helfen und ihn freizubekommen, und als sie schließlich einsehen mußten, daß dies unmöglich war, suchten sie ihm wenigstens in seiner Verteidigung vor dem Volksgericht beizustehen."

Die auf Grund dieser Haltung basierende innenpolitische Niederlage der katholischen Kirche, ist für „Erwachet!" dann der Anlass zur Ventilierung seiner Grundsatzthese vermeintlicher „Politiklosigkeit".

Indes schon durch die Publizierung des vorstehend skizzierten Artikels betreibt auch „Erwachet!" selbst Politik. Die Frage kann nicht sein, ob, sondern welche Art von Politik betrieben wird. Die Politik des Nachkriegs- „Erwachet!" war mit Sicherheit jene, welche auch das US State Department als angemessen erachtete!

Über kaum eine Konkurrenz-Religion hat sich die WTG so oft verbreitet wie über die sogenannte „Christliche Wissenschaft".
Dazu kann man vergleichen.
Da fliegen die Fetzen

Und auch bei den später vorgesehenen Kommentaren zu den Ausgabe des „Goldenen Zeitalters" etwa die vom 15. 7. 1924 und 1. 10. 1925 wird das nochmals zu thematisieren sein. Man kann diese aktive Gegenpublicity nur so deuten, dass der WTG sehr wohl bewusst ist, auch die „Christliche Wissenschaft" spricht jene Kreise an, welche auch die WTG für sich gewinnen möchte. Beide „grasen" somit dasselbe Feld ab und nehmen sich dabei durchaus als Konkurrenz wahr. Es versteht sich für die WTG, dass sie an ihrer Konkurrenz kein gutes Haar läßt.

In der „Erwachet!"-Ausgabe vom 8. 9. 1948 war es wieder mal so weit. Da nahm die WTG erneut zur sogenannten „Christlichen Wissenschaft" Stellung.

In genannter „Erwachet!"-Ausgabe liest man dazu:

„Ein weiteres System der 'Glaubensheilung' bildet die 'Christliche Wissenschaft'. Sie betont die Macht des Geistes über die Materie, eine Behauptung, von der nicht bestritten wird, daß sie auf Tatsachen beruht. Jedoch steigern die 'Christlichen Wissenschaftler' diesen Grundsatz ins Extreme und behaupten, sich selbst und andere gesunddenken zu können. Gesunddenker sind bereit, sich jedermann zur Verfügung zu stellen, der die ziemlich gesalzenen Rechnungen für ihre Dienste bezahlen kann. Im Februar des vergangenen Jahres brachte die Londoner Zeitung 'News Chronicle' eine Notiz über einen Mann, der sich als praktizierender 'Christlicher Wissenschaftler' ausgegeben hatte und für jeweils ein Pfund Sterling einem anderen Mann 'Fernbeheilungen' zuteil werden ließ; der Behandelte starb trotzdem. Nach Aussage des beigezogenen Leichenschauers hätte der Verstorbene durch eine Operation gerettet werden können.

Die 'Christliche Wissenschaft' gibt bekannt, Heilung von Krankheiten sei einfach dadurch zu erzielen, daß man Mary Baker Eddys Buch 'Wissenschaft und Gesundheit, mit Schlüssel zur Heiligen Schrift' liest. Daß schon bloßes Lesen eines Lehrbuches zum Erfolg führt, ist allerdings außergewöhnlich. Bei den meisten Wissenschaften muß man, um Erfolg zu haben, das Gelernte praktisch auswerten. Aber die 'Christliche Wissenschaft' ist in jeder Hinsicht etwas recht Ungewöhnliches, bestreitet sie doch tatsächlich, daß es Krankheit überhaupt gibt. 'Das Kranksein bildest du dir lediglich ein, so daß du nichts weiter tun mußt, als deine Einbildung oder deine 'fleischliche Gesinnung' zu ändern. Es gibt einfach überhaupt nichts Böses.'


Nebst einigen weiteren Beispielen aus der religiösen Szene insgesamt, kann die WTG es sich nicht versagen, auch erneut den „Wundermann Mirin Dajo" zu erwähnen, über den sie ja bereits früher berichtet hatte.
Siehe auch:
Parsimony.23167

Und
„Vor sechzig Jahren" Kommentar zum „Erwachet vom 8. 7. 1948

In der hier vorgestellten „Erwachet!"-Ausgabe schrieb die WTG zum Fall Dajo erneut:


„Außergewöhnliche Wunderwirkungen unter Hypnose vollbrachte der sogenannte Mirin Dajo, der als unverletzbar galt, nun aber doch an den Folgen einer Verletzung, die er sich bei seinen Experimenten zuzog, gestorben ist. Dieser Mann erhob zwar für sich Anspruch auf eine göttliche Mission, doch war, was er tat, dem Geiste des Wortes Gottes fremd."

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Re: Vor sechzig Jahren
geschrieben von: Drahbeck
Datum: 16. September 2008 05:25

Der "Wachtturm" (Ausgabe Bern) kommt in seiner Ausgabe vom 15. 9. 1948 auf einen eingegangenen Leserbrief zu sprechen. In gewundenen Worten wird dabei "um den heißen Brei herumgeredet". Jedenfalls wird der eigentliche Leserbrief als solches nicht vorgestellt. Zugegeben wird aber, dass dessen Schreiber sich kritisch zu einigen "Wachtturm"-Ausführungen geäußert hat. Offenbar hatte sein Schreiber es nicht nur bei Kritik belassen, sondern gleichzeitig eine aus seiner Sicht sich ergebende "Richtigstellung" mit angeboten. Letztere wird aber vom WT strikt abgelehnt. In der Sache dreht es sich um die von der WTG gemachten chronologischen Angaben.

Dieser Leserbriefschreiber war mit Wahrscheinlichkeit wohl kaum der erste, und mit Sicherheit auch nicht der letzte, der über sie gestolpert ist. Ganze Bücher sind ja mittlerweile darüber schon geschrieben worden. So beispielsweise von Carl Olof Jonsson und anderen.

Auch wenn es in diesen "Wachtturm"-Ausführungen nicht gesagt wird. Die mit Einführung des WTG-Buches "Die Wahrheit wird euch frei machen", vorgenommene Chronologieverschiebung um rund hundert Jahre
(aus 1872 wurde 1972 weil es der WTG aktuell besser ins Zerrbild passte), fordert zu Kritik heraus. Und so ist denn die Kritik, die die WTG der Geschichtsklitterung zeiht, bis heute nicht verstumm (beispielsweise das WTG-Datum 606 v. u. Z.; dass in der Lesart der überwältigenden Mehrheit der Forscher außerhalb der WTG, eigentlich 586 v. u. Z. ist). Aber das ficht die WTG-Schreiber offenbar nicht weiter an.

Ihre Methodik ist ja die des Prokrustesbettes. Etwas wird solange gestreckt und hin- und hergedeutet, bis es vermeintlicherweise "passt". Ist dieses "passende" Datum dann später von den Ereignissen endgültig desavouiert, wird erneut herumgezogen und gestreckt, bis es wieder "passt".

Das ist offenbar schon jenem Leserbriefschreiber aus dem Jahre 1948 aufgestoßen. Zu seiner mit eingesandten Chronologiekorrektur weiß der WT indes nur zu vermelden:

"Es soll hier nicht auf eine Besprechung der chronologischen Tabellen eingegangen werden, die Du unterbreitest."

Der WT meint sich damit herausreden zu können, dass in den Ursprungs-Bibeltexten Zahlen manchmal als Ziffern, aber auch in ausgeschriebener Form vorkämen; und das daraus sich Differenzen ergeben könnten. Dann meint der WT sich selbst den entscheidenden "Persilschein" auszustellen, wenn er äußert:

"Es stimmt, wie in Deinem Briefe gesagt wird, dass wir nicht mit Bestimmtheit wissen, ob 'die Apostel und ihre Mitjünger alle Zahlen voll ausschrieben, denn wir wissen nicht, ob ihre Original-Aufzeichnungen überhaupt noch existieren.'… So wie wir die Sache betrachten, erheischt diese Angelegenheit Duldsamkeit gegenüber verschiedenen Meinungen, während wir zugleich herauszufinden suchen, nach welcher Seite sich die maßgebende Auffassung zu neigen scheint und ihr dann folgen, auch wenn dadurch frühere Ansichten umgestoßen werden sollten."

Letzteres ist dann ja doch wohl eine reichlich geschönte Darstellung. "Duldsamkeit" wird nur gegenüber den WTG-eigenen Interpretationen eingefordert. Änderungen werden in der Tat vorgenommen. Nicht weil man die Erkenntnisse externer Wissenschaftler nunmehr besonders berücksichtigt wissen will. Sehr wohl aber, um "Zeit zu gewinnen", wie das Beispiel Verschiebung von 1872 auf 1972 belegt. Und was die "maßgebende Seite" anbelangt, der man sich angeblich "anpasst"; so ist in WTG-Sicht "maßgebend", was in die eigene Dogmatik am besten hineinpasst. Prokrustes hätte seine helle Freude, an seinem Nachfolger namens WTG!

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Re: Vor sechzig Jahren
geschrieben von: Drahbeck
Datum: 23. September 2008 02:58
Gemessen an den deutschen Staatskirchlichen Verhältnissen, herrschen in den USA andere Verhältnisse. Auf dem ersten Blick jedenfalls. Eine direkte staatliche Subvention ist dort eher die Ausnahme, was man von dem Kirchenfilz-Staat Bundesrepublik Deutschland nun wirklich nicht sagen kann. In den USA müssen sich die Religionen eben am "freien Markt" behaupten. Und wirtschaftlich gesehen geht dieses Kalkül auch weitgehend auf (dort zumindest). Aber natürlich gibt es durchaus skurril zu nennende Blüten dort. Genüsslich zelebriert "Erwachet!" in seiner Ausgabe vom 22. 9. 1948 einige erlesene Beispiele davon.

Unausgesprochen im Hintergrund die Botschaft: Seht ihr, so was haben wir nicht nötig. Noch nicht nötig. Aller Tage abend ist wohl noch nicht. Wie auch immer. Nachstehend einige Beispiele was "Erwachet!" da so andernorts alles aufspießte:


"… Unter den Protestanten treten manche Erweckungsprediger mit theatralischem Pomp auf. In den Vereinigten Staaten gibt es z. B. Evangelistinnen, die sich als 'Cowgirls' kleiden und den Leuten sagen, daß sie eine 'Erweckung' nötig hätten und dann nicht mehr ins Theater gehen würden; und tatsächlich bieten solche Erweckungsversammlungen ja genug Theater.

In 'Collier's' Zeitschrift vom 7. Februar 1948 ist zu lesen, daß 'ungefähr 200 amerikanische Geistliche jetzt einfache Zauberkunststückchen vorführen, um in Sonntagsschulen und Bibelstunden bestimmte Punkte in ihren Ansprachen hervorzuheben. Zum Beispiel besteht eines der Kunststückchen darin, durch eine Röhre auf der das Wort 'Kirche' steht, ein Taschentuch zu schieben, das beim Hineinstecken schwarz und beim Herausziehen weiß ist. Das soll veranschaulichen, wie eine geschwärzte Seele von ihren Sünden gereinigt werden könne. Diese Geistlichen haben sich zur 'Magier-Prediger'-Gesellschaft zusammengeschlossen und pflegen Gedankenaustausch in einer Spalte, die in einer Zauberer-Zeitschrift extra für sie reserviert ist.' …

Das 'Journal' von Milwaukee im nordamerikanischen Staat Wisconsin meldete am 18. August 1947, daß die römisch-katholische 'Little-Flower-Kirche' bei einer einzigen ihrer Glücksspiel-Veranstaltungen 1500 Dollar eingenommen habe. Gegenüber dieser Kirche waren in einem großen Zelt an vierzig Tischen Würfelspiele im Gange, außerdem Glücksräder, Pfeilwurfspiele und Kartenspiele. Die Gewinnchancen waren nicht sehr groß. Hauptsächlich verspielten dort die Kinder, von denen einige mit der Nasenspitze kaum bis an die Tischplatten reichten, ihren Besitz an klingender Münze.

Derlei Spiele sind in den Vereinigten Staaten von Gesetzes wegen nicht erlaubt. Auf seine Frage, ob eine behördliche Bewilligung für diesen Spielbetrieb eingeholt werden mußte, erhielt der Reporter des 'Journal' von Joseph De Maria, dem Priester der katholischen 'Little-Flower-Kirche', die Auskunft: 'Nein. Diese Spiele werden geduldet. Man duldet sie um der Kirchen willen.' Auf die Frage, ob er denn nicht befürchte, daß die jungen Leute dadurch schlechte Gewohnheiten auflesen, erwiderte der Priester: 'Natürlich nicht, mein Sohn. Diese paar Batzen! Das ist gerade, als wenn sie daheim ein Spiel machten.' Immerhin summierten sich die 'paar Batzen' für diese Kirche zu 1500 Dollar, die der 'Vater' seinen 'Kindern' abgeknöpft hatte. Daheim kommt es wohl kaum vor, daß die Väter nach dem Fleische auf solche Weise das Taschengeld ihrer Kinder wieder an sich bringen.

Auch der Polizeipräsident von Milwaukee, namens Polcan, vertrat öffentlich den Standpunkt, daß der Glücksspielbetrieb in den Kirchen die Jugend auf jeden Fall ungünstig beeinflusse und der Polizei, wenn nicht sofort, so doch nach zehn oder fünfzehn Jahren, wenn die Kinder herangewachsen sind, zu schaffen mache. Das 'Journal' von Milwaukee hob noch hervor, wie ungereimt es da sei, daß solche Kirchen trotzdem über die zunehmende Jugendkriminalität lamentieren. …

'Besonders toll treiben es die Jesuiten in Kanada. Sie geben dort in der katholischen Provinz Quebeck Schuldverschreibungen als 'Erste Hypothek auf das Reich der Himmel' heraus. Für jeden der 52 Coupons einer solchen Obligation sind wöchentlich 25 Cent einzuzahlen. Die Schuldverschreibung kommt angeblich vom 'Himmels-Dominion, Wohltätigkeits-Provinz'. Als Ausgabefirma werden die 'Ehrwürdigen Jesuitenpater von Villa Manrese' genannt. Gegründet haben sie ihre Firma nach den 'Statuten des Paradieses'. Die Gesamtsumme ihrer Schuldverschreibungen beträgt 100.100 Dollar. zum Zinsfuß von 100%, einlösbar bei der Bank des Himmels'. Angeblich ließen sie ihre Obligationen unterschreiben von 'dem Ewigvater, dem Hauptverwalter aller geistigen Guthaben, sowie von Sankt Petrus, dem Geschäftsführer und seinem Gehilfen Sankt Matthäus, dem Rechnungsführer und Steuereinnehmer'. Schließlich folgen Unterschriften von 'Pater' Pare und 'Senator' Vaillancourt.

Das Geld kassieren sie, die Rückzahlung überlassen sie Gott! Verpfändet wird dabei nicht etwas von ihrem großen irdischen Besitz, sondern verpfändet wird einfach der Himmel!"


Mögen diese Bespiele auch „ausgesucht" und an den Haaren herbeigezogen erscheinen; so stellt sich dennoch die Frage. Ist die WTG wirklich „besser"? Auch sie gehört zu den „Jenseitsverkäufern", mag sie das ihrige auch als „Zeit nach Harmagedon" oder ähnliches titulieren. Das ist Wortgeklingel. In der Substanz ist auch die WTG vom „Stamme nimm", und das nicht zu knapp. Denkt man an ihre Praktiken beispielsweise in Sachen Königreichssaalbau stellt sich schon ernsthaft die Frage, wer da unterm Strich, seine „Schäfchen" am allerkräftigsten schert.

Aber sicher ist es richtig. Die in vorzitierten Beispielen genannten Glücksspieler sind ja nicht gezwungen daran teilzunehmen, und sich so ausbeuten zu lassen. Das gilt dann im Umkehrschluss auch für die WTG-Gefilde.

Allerdings ist in beiden Fallen, die Chance, dass eine rationaleres Überdenken der Sachlage stattfindet, wohl eher gering.

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Re: Vor sechzig Jahren
geschrieben von: Drahbeck
Datum: 02. Oktober 2008 07:10

Der "Wachtturm" berichtet in seiner Ausgabe vom 1. 10. 1948 auch über die seinerzeitige WTG-Radiostation WBBR, welche seit 24. 2. 1924 in aktivem Betrieb war. Sonderlich glücklich waren ihre Macher allerdings nicht, dieweil ihr von der vorgesetzten Radiobehörde nur eine äußerst ungünstige Sendefrequenz zugeteilt wurde, die sich zudem bei einigen Frequenzwechsel im laufe der Zeit noch weiter verschlechterte. Der WT schätzt es selbst so ein, dass er damit in die, Zitat "Friedhofs-Abteilung" der Radioskala verbannt gewesen sei.

Klagend muss man registrieren. Eine weitere Verschlechterung trat im Jahre 1941 ein. In jenem Jahre wurden einige Sendeplätze neu belegt bzw. ausgetauscht. Man ahnt es schon, wie die WTG dabei abschnitt. Sie bekam
"von neuem eine höhere Frequenz zugeteilt, was ihren Effekt verminderte, nämlich 1330 Kilohertz (235 m). Diese Frequenz blieb bis zum heutigen Tag in Kraft, und sie legt ein beredetes Zeugnis davon ab, welch geringen Wert die Behörden dieser Welt der Botschaft (der Zeugen Jehovas) … beimessen."

Dabei hätte das alles doch ganz anders laufen sollen, ginge es nach Rutherford. Wusste er doch seinem staunenden Publikum zu erzählen, dass Radio sei von Jehova und speziell für die Endzeit aufbewahrt worden. Nun, wo es tatsächlich da war, wollte Rutherford als selbsternanntes Sprachrohr Jehovas, es auch kräftigst nutzen. Nur machten, wie vorstehend lesbar, die Behörden einen gewissen Strich durch die Rechnung. So schnell allerdings, war Rutherford nicht willens das Feld zu räumen. Es gab ja noch kommerziell betriebene Radiostationen in den USA, und die durften (gegen klingende Münze versteht sich), dann auch Rutherford's Vorträge aussenden. Gelang es dabei, mehrere Stationen gleichzeitig zu chartern, konnte man in neuen Superlativen schwelgen, wieviele Sender zur gleichen Zeit Rutherford's Botschaften ausstrahlten. Das abgesehen von der eigenen Klientel, kaum ein anderer von diesen "Friedhofsbotschaften" Gebrauch machte, darüber legte man sich vorsichtshalber vorerst lieber keine Rechenschaft ab.

Immerhin wurden laut "Wachtturm" rund zwei Millionen Dollar, aus den Taschen der Anhängerschaft, für diesen Radiospleen verpulvert. Ab 1938 war es dann mit den kommerziellen Sendungen ohnehin vorbei. Weniger des Geldes wegen, vielleicht auch. Aber doch wohl eher weil man den sich formierenden Widerstand gegen das Rutherford-Gedudel im Radio, glaubte nicht länger standhalten zu können. Noch hatte man ja als Trostpflaster die eigene Radiostation. Und im Jahre 1948, deshalb war dem WT diese Reminiszenz wert, konnte man die Sendeleistung auf 5 Kilowatt aufstocken und man habe dazu "die modernste Einrichtung, die erhältlich war, installiert."

Verständlicherweise konnte der 1948 WT nicht in die Zukunft schauen. Hätte er das gekonnt, hätte er nämlich hinzufügen können, dass trotz dieser Radioeuphorie schließlich auch WBBR noch (im Jahre 1957) die Segel strecken musste. Und so hat man zu registrieren, dass, wohl nicht zuletzt wegen dieser traumatischen Erfahrungen, man kaum die WTG im Radio oder Fernsehen mehr vorfindet. Im Gegensatz zu einigen anderen evangelikalen Gruppen, einschließlich, zumindest zeitweise, auch des "Tagesanbruches", der ja auch seine Wurzeln bei Russell hat. Aber auch einigen anderen evangelikalen Radiopredigern ist im laufe der Zeit schon mal der finanzielle Atem, der dazu unabdingbar ist, ausgegangen. Ihr Nichtmehr vorhanden sein in der Funkszene, ist sicherlich kein Verlust!

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Re: Vor sechzig Jahren
geschrieben von: Drahbeck
Datum: 09. Oktober 2008 02:23
Nun denn, wenn „Erwachet!" Anekdoten zum besten gibt, die bei Lichte besehen, sogar einen gewissen Bibelkritischen Akzent enthalten, (ohne das dies offenbar der „Erwachet!"-Redaktion zum Bewusstsein kam), dann soll solch ein seltener Fall nicht vorenthalten werden. Ihm konnte man in der „Erwachet!"-Ausgabe vom 8. 10. 1948 begegnen. Kommentarlos zitiert, konnte man dort nachfolgendes lesen:

„Zu Lessings Zeit besaß die Bibliothek in Wolfenbüttel einen Bibelband aus dem 16. Jahrhundert, der von einem unglaublichen Vorfall Zeugnis ablegte. Es war ein zu Augsburg gedrucktes Stück, in nichts von seinesgleichen zu unterscheiden, nur daß in seinem Kapitel der Genesis zwei Buchstaben verstellt waren, wodurch sich der Sinn eines gewissen göttlichen Befehls in eigentümlicher Weise veränderte.

Wir alle kennen die Erzählung vom Sündenfall, wie sie im ersten Buche Mose im 3. Kapitel verzeichnet steht. Eben diese Stelle war es, die Lessing dann und wann vor seinen Besuchern aufschlug, um sie auf den 16. Vers hinzuweisen. „Du sollst mit Schmerzen Kinder gebären", hieß es dort, wie es in allen Bibeltexten heißt, „und dein Verlangen soll nach dem Manne sein, und er soll den
Narr sein." Wie der Narr aber in die Verheißung gekommen war, hat Lessing einmal einem Bücherfreunde anvertraut, und der hat es uns nach des Dichters Worten aufgeschrieben:

Lessing erzählte: „Der Verleger dieser Bibel, der zugleich Buchdrucker war, hatte ein junges, leichtsinniges, sehr ehrgeiziges Weib zur Gattin gehabt, dem die Handgriffe des Setzers vollkommen vertraut waren. Der Mann sagt einmal beiläufig: Gottlob! Der erste Bogen meiner heiligen Schrift ist nun genau korrigiert und ganz fehlerfrei. Er zeigt der Frau einen Abzug, vom Senior des geistlichen Ministeriums revidiert und unterschrieben, und setzt mit innigster Freude hinzu: morgen lasse ich nun fortdrucken. Ihr Blick fällt auf die Stelle, wo Gott zu der Eva spricht: ... 'und er soll dein Herr sein.' Sie findet sich, ihr ganzes Geschlecht dadurch äußerst beleidigt; sie sagt kein Wort, schleicht aber heimlich in die Offizin, hebt die Buchstaben He heraus und setzt dafür Na hinein. Die Bibel wird endlich fertig; einige hundert Exemplare waren schon verschickt und verkauft, ehe man dieser Verfälschung gewahr wurde.

Es entsteht ein fürchterlicher Lärm. Der arme unschuldige Mann wird arretiert, überwiesen, die noch vorhandene Auflage weggenommen und er dem Kriminalgericht übergeben. Ein Lehrjunge, der in einem Verschlag der Offizin schlief und die Frau vom Hause bei der Verfälschung beobachtet hatte, erinnerte sich endlich der Manipulation und zeigte es der Obrigkeit an. Sie wird eingezogen, gesteht, bekommt öffentlich den Staupbesen und endigt ihr Leben im Zuchthause. - Man suchte zwar die verkauften Exemplare zurückzuerhalten und diese Ausgabe ganz zu vernichten, doch die hiesige Bibliothek besitzt eines davon."


Wenn denn schon das Thema Lessing angeschnitten ist, wäre vielleicht als Ergänzung es nützlich, auch mal nachfolgenden Link zu sichten. Auch Lessing begegnete ja schon zu seinen Lebzeiten, so etwas ähnlichem wie den heutigen Zeugen Jehovas. Die gab es damals aber so noch nicht. Was es aber damals schon gab, waren die „Herrnhuter". Und soweit pflegen die Äpfel wohl nicht vom Stamme zu fallen!

http://www.zeno.org/Literatur/M/Lessing,+Gotthold+Ephraim/Theologiekritische+und+philosophische+Schriften/Gedanken+%C3%BCber+die+Herrnhuter

Noch was von Lessing

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Re: Vor sechzig Jahren
geschrieben von: Drahbeck
Datum: 16. Oktober 2008 05:54
Wieder einmal postuliert der „Wachtturm" in seiner Ausgabe vom 15. 10. 1948:

„Politiker haben stets weltliche Religion gefordert und sie als ihre Handlangerin benutzt. Seit der Zeit des ehemaligen Babylons und des alten Ägyptens bis hinab zur heutigen Stunde haben die sichtbar herrschenden Mächte aller weltlichen Nationen ihre „Weisen", Astrologen, Wahrsager und andere dämonenbeherrschte Religionisten als Berater zur Seite gehabt, Solche Herrscher haben stets „mehr Religion" gefordert, sei es nun eine sogenannte „Staatsreligion" oder eine mehr kirchliche Religion gewesen.

Bis auf den heutigen Tag fahren die Herrscher im Abendland fort, mehr Religion zu befürworten, indem sie sagen, daß „die Religion zu der sich jemand persönlich bekenne, alles sei, was nötig ist, sei diese Religion nun die katholische, protestantische, jüdische oder mohammedanische. Irgendeine von diesen genüge, wenn man nur eine Religion habe.

Selbst in den Vereinigten Staaten besteht, sagen der Präsident und die Gouverneure der achtundvierzig Staaten:
„Wir müssen mehr Religion haben, sonst kann die Regierung der Vereinigten Staaten nicht bestehen."


Das war dann wohl auch nach 1945 offizielle USA-Politik in Deutschland, wovon auch die Schiffsladungen voll WTG-Bücher, schon in den ersten Wochen/Monaten nach Kriegsende, eigens aus den USA nach Deutschland „herangekarrt" Zeugnis ablegen.

Diese Politik ist nicht neu. Schon Fürst Bismarck formulierte sie, als er davon sprach, die Religion müsse dem Volke erhalten bleiben. Ob die Herren der Wallstreet oder die Klientel einer Großbürgerlichen Zeitung.. In dem Punkt sind sie sich wohl einig.

Persönlich haben sie ja bereits ihre „Religion" namens Aktienkurse und ähnliches, die sie denn aufmerksam studieren. Und Doppel-Religionen brauchen sie eben auch nicht. Allenfalls "Kulturchristentum". Weils so schön feierlich ist, und sozusagen mal Abwechslung vom Alltag ihrer Festbankette.

Aber der kleine Mann, für den die Frage von Aktienkursen, mangels Masse, eher uninteressant ist. Der soll und müsse eben auch Religion haben. Sonst könnte er ja vielleicht auf für die Wallstreet-Herrschaften unangenehme Gedanken kommen.

Es ist wohl auch kein Zufall, dass in dem vormaligen KdöR-Streit, die FAZ auf Seiten der WTG-Interessen stand. Es ist wohl auch weiter kein Zufall, dass in der WTG-eigenen Bibliothek in Selters, auch ausdrücklich die FAZ als Zeitungsangebot mit ausliegt. Zeitungen aus dem entgegengesetzten Spektrum zur FAZ, wohl eher weniger bis nicht.

Mutmasslich, bis zum Beweis des Gegenteils. Als solche gegenteilige Beweise würde ich etwa die taz ansehen. Ob die auch in Selters gehalten wird???
Von WTG-kritischen Büchern wohl zu schweigen.
Die Bibliothek in Selters ist ja „Freihand-Bibibliothek". Das System großer Bibliotheken, dass wesentliche Teile des Bestandes nur als Magazin-Bestellung erhältlich sind, findet dort ja keine Anwendung.
Und wo Magazin-Bestellung praktiziert wird, da lässt sich ja auch „gut" eine „Giftschrank-Abteilung" einrichten. Kennt man alles schon, unter anderem von den Nazis und der DDR.

WTG-kritische Literatur dürfte wohl in Selters, sofern auch „geführt" sich wohl auf dem Level der genannten „Giftschrank-Abteilungen" bewegen.
Offenbar aber, macht man es sich in Selters noch einfacher. Durch Nicht zur Verfügung stellen. Jedenfalls nicht in den regulären Bibliotkeksräumen dort.

Zumindest aus dem damaligen WTG-Büro in Magdeburg ist bekannt. Auch die damalige „Rote Fahne", nebst dem „Völkischen Beobachter", lag dort aus. Aber, lang ist es her!

Das ist ja keine neue Erfahrung. Das von dem Getrennt marschieren und gemeinsam schlagen.

Das wissen auch die Wallstreet-Kreise und beherzigen es auch!

In gewundenen Worten schreibt der „Wachtturm" vom 15. 10. 1948 unter der Überschrift„Göttliches Vorauswissen und das Geschick der Menschen":auch noch::
„Bei biblischen Besprechungen erhebt sich oft die Frage, ob Gott der Allmächtige vorauswußte, daß im Garten Eden eine Rebellion ausbrechen werde, und ob er den vollkommenen Menschen trotz diesem Vorauswissen dorthin tat und auch Luzifer als schirmenden Cherub über ihn einsetzte. Wußte er das Geschick Adams voraus, und weiß er ebenso das Geschick eines jeden seiner Nachkommen voraus? Als Antwort behaupten einige, daß Gott es nicht erwählt habe, den Ausgang der Dinge im Garten Eden im voraus zu wissen, sondern für den Fall, da Adam etwa versagen sollte, ebenfalls einen Plan bereit hatte. Andere, welche der Ansicht sind, daß Gott das Geschick eines jeden im voraus kenne, erwähnen den Apostel Petrus und führen an, wie Jesus vorausgesagt habe, daß Petrus seinen Herrn in jener Nacht dreimal verleugnen werde.

Als Antwort möchten wir sagen, daß der Allmächtige es nicht nötig hatte, einen zweiten Plan zu haben, um in einem kritischen Augenblick gewappnet zu sein. Er ist so mächtig und weise, daß er jedem Notfall gewachsen ist, ohne sich im voraus in die Sache zu vertiefen, und er kann augenblicklich einen Vorsatz fassen in der Frage, wie er den Fall behandeln und darin zu seinem eigenen Ruhm und zu seiner Rechtfertigung verfahren will. Somit besteht für ihn keine Notwendigkeit, seine Macht anzuwenden, um im voraus das Geschick eines jeden seiner Geschöpfe zu erkunden, um auf das, was sich daraus entwickelt, gerüstet zu sein. Nichts kann ihn überraschen und ihm zuvorkommen. …"


Als Kontrastkommentar vergleiche man dazu die Ausführungen von Ludwig Feuerbach


Noch ein Post Skriptum:
Der Verlag des unseligen Herrn „Robin de Ruiter" beschwert sich in einer (unangeforderten) Reklame-Aussendung, jetzt über die Bayrische Staatsbibliothek zu München. Aufgrund der für die Verlage geltenden Plichtexemplarsablieferungen, müsse er eben auch genannter Bibliothek seine Erzeugnisse zustellen.

Das müssen andere auch, wäre dazu erst mal wertfrei festzustellen.

Das aber ist mit Sicherheit nicht der entscheidende Kritikpunkt aus der Sicht dieses Verlages.
Er muss nämlich die Erfahrung machen. Genannte Bibliothek sammelt und bibliographiert zwar, ihrem Auftrag gemäss. Ordnet die Erzeugnisse dieses Verlages jedoch zum überwiegenden Teil ihrer „Remota" zu.

Nun habe ich früher schon ein diesbezügliches Klagelied gesungen. Was sich in München „Remota" nennt, nannte sich in Ostberlin „Abteilung für spezielle Forschungsliteratur" und in Leipzig analog, „Sachgebiet für spezielle Forschungsliteratur",
Insofern bin ich ja bei solcherlei Praktiken, immer „ganz Hin und Hergerissen".
Ich kenne auch etliche Buchtitel, welche sowohl zu Nazizeiten als auch in der DDR, so sekretiert waren (zum Beispiel das „Zürcher"-Harbeck-Buch „Kreuzzug gegen das Christentum" und anderes mehr).

Allerdings auch das sage ich. Sehe ich mir die da namentlich angeführten Buchtitel näher an, sticht sofort ins Auge. Überproportional vertreten dort der „Haustheologe" dieses Verlages. Ein Herr Johannes Rothkranz.
Schon der Titel eines seiner Bücher „Die Protokolle der Weisen von Zion' erfüllt", spricht Bände.
Entweder ist Herr Rothkranz so naiv (was ich aber durchaus nicht glaube), dass er nicht weis, dass just auch ein Herr Adolf Hitler, genau der Meinung war, die er in seinem Buchtutel nun erneut zum Ausdruck bringt.

Ein anderer Titel der Schriften dieses Herrn (den ich mir zwar nicht antun werde) der aber meines Erachtens, ohne eine Zeile davon gelesen zu haben, verdeutlicht. „Die Inquisition lässt grüssen!" lautet da „Vom Zartgefühl gegen Seelenmördern. Vom rechten Umgang mit Irrlehrerm". Das Herr Rothkranz sich selbst nicht zur Kategorie der Irrlehrer zählt, dürfte wohl offen zu Tage liegen.

Die Wikipedia etwa notiert zu diesem Herrn Rothkranz (der auch einer der relevanten Gewährsmänner des „Robin de Ruiter" ist):

"Freimaurer und Zionisten sind für ihn die eigentlichen Drahtzieher des kirchlichen und weltlichen Geschehens. Um seine Verschwörungstheorie zu stützen, greift er in seinen zahlreichen Veröffentlichungen gelegentlich auch auf Quellen aus dem Bereich des Geschichtsrevisionismu zurück. In seinem mehrbändigen Werk Die Protokolle der Weisen von Zion - erfüllt! nutzt er Versatzstücke einer in Deutschland seit 2001 indizierten antisemitischen Fälschung und Hetzschrift, der sogenannten Protokolle der Weisen von Zion ... Rothkranz nutzt verschwörungstheoretische und antisemitische Denkmuster, indem er von einer mächtigen Organisation spricht, die seit langer Zeit die Weltherrschaft unter antichristlichen Vorzeichen an sich reißen wolle. Es handele sich dabei um das organisierte Judentum" und seine vielen Hilfsorganisationen als deren bedeutendste die ... Freimaurerei zu gelten habe. Man habe es mit der „Synagoge Satans" zu tun, einer Organisation, welche die Zahl 666 verbreiten wolle, um die Menschheit zu unterjochen.
Rothkranz war ferner als Autor für das spanische Neonaziu-Netzwerk CEDADE aktiv.

http://de.wikipedia.org/wiki/Johannes_Rothkranz

Bemerkenswert auch die Webseiten:

http://www.h-ref.de/personen/rothkranz-johannes/index.php

http://www.trend.infopartisan.net/trd7800/t557800.htm

http://www.phil.uni-sb.de/projekte/imprimatur/1998/imp980508.html

http://www.sekteninfo.net/guide-read-w-Rothkranz,+Johannes.html

Insofern kann ich die Entscheidung der Bay. Staatsbibliothek sogar nachvollziehen, würde sogar wünschen, sie würde noch einen weiteren Autor dieses Verlages, mit Namen „Robin de Ruiter" auch sekretieren.

Erinnert sei auch daran, der Freistaat Bayern besitzt die Rechte an Hitlers „Mein Kampf", und hat schon einigen „Möchte-gern-Nachdruckern", bei ihrer Absicht Schwierigkeiten bereitet.

Nun würde ich vielleicht mich auch der Meinung anschliessen. Eine kommentierte Ausgabe zulassen - Ja.
Eine unkommentierte - Nein.
Gleichwohl ist das nicht mein Thema.
Die Rothkranz und de Ruiter sind da schon eher, auch für mich „Thema"

Also auch ich komme nicht umhin einzuräumen, dass es Fälle gibt, wo man Unbelehrbare, nicht unbedingt mit Samthandschuhen anfassen kann.

Dann stellt sich ja noch die Frage. Wie streng ist denn das Regularium, um fallweise auch an gesperrte Bücher heran kommen zu können. In der DDR musste ich dabei „Achten rennen", um diese Hürde halbwegs zu nehmen. Sollte das in Bayern auch so sein, könnte ich das auch nicht unbedingt „gut" finden.

Aber einen wesentlichen Unterschied sehe ich doch noch.
Selbst wer in der Bay. Staatsbibliothek nicht an die Erzeugnisse dieses unseligen Verlages herankommen kann, hat immer noch die Möglichkeit, sie sich per Direktbestellung kaufen zu können. Diese Option hatte man in der DDR nicht. Insofern bewegt sich mein nicht vorhandenes Mitleid, mit diesem Verlag, mal auf sehr magerem Niveau!

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Re: Vor sechzig Jahren

geschrieben von: Drahbeck
Datum: 23. Oktober 2008 06:57
Das Thema der Katholischen Filmzensur in den USA greift „Erwachet!" in seiner Ausgabe vom 22. 10. 1948 auf.
Man meint resümieren zu können:


„Zum mindesten läßt das gewaltige Zetergeschrei der katholischen Kirche über unsittliche Filme die Vermutung zu, daß damit nur das Hauptziel der römischen Zensur vernebelt werden soll, das darin besteht, alle historischen, politischen und religiösen Filmszenen, die Kritik an der katholischen Kirche veranlassen könnten, zu unterdrücken und auszumerzen."

Man meint registrieren zu können, dass Filmszenen mit spärlicher Bekleidung lediglich als Vorwand dienen, um jegliche Kritik an der Geschichte der katholischen Kirche im Keime zu ersticken. Da es genannten, selbsternannten Zensoren gelungen sei, entsprechende Machtstellungen zu besetzen, müssen diese Zensureingriffe als tatsächlich gegeben bewertet werden.
Das mag so sein oder auch nicht. Die eigentliche Frage dabei ist; ob die WTG-Religion, so sie entsprechende Machtstellungen erreichen kann, "besser" ist:

Im Kontext der vielfach geschönten WTG-Geschichtsschreibung, muss man dass wohl verneinen.
Nachstehend die Attacke gegen die "katholische Filmzensur in den USA, via "Erwachet!":


Sechzig Millionen Amerikaner sind Kinobesucher, und jeder Film, den sie zusehen bekommen, hat die Zensur einer katholischen, dem Papsttum verpflichteten Vereinigung passiert. Obgleich die Katholiken schätzungsweise weniger als ein Drittel des Kinopublikums in der Welt ausmachen, und obgleich sie in den Vereinigten Staaten noch nicht einmal ein Fünftel der Gesamtbevölkerung darstellen, haben sich alle größeren Filmproduzenten dennoch einer katholischen Zensur unterworfen, die es an Gründlichkeit schon bald mit Nazivorbildern aufnehmen kann. Aber auch ausländische Filmhersteller und solche, die dem amerikanischen Verband der Filmproduzenten nicht angehören, haben sich der päpstlichen Kontrolle gefügt, weil ihre Filme vom Production Code Administrator (PCA., Produktionskodex-Verwalter) genehmigt sein müssen, um in Verbandskinos vorgeführt werden zu können. Außerdem gibt es eine private Zensurstelle der Katholiken, die als Legion of Decency (Sittsamkeitsvereinigung) bezeichnet wird und alles in den Händen hat.

Wie bringt man so etwas in einem nichtkatholischen, demokratischen Lande nur fertig? Liegt das, wie behauptet wird, im Interesse des katholischen Volkes? Wie konnte es so weit kommen? Was sind die Folgen? Warum sind sich die Amerikaner im allgemeinen dieser Bedrohung ihrer Freiheit gar nicht bewußt geworden? All diese Fragen über einen so wichtigen Zweig des öffentlichen Lebens lassen sich nicht mit einer Handbewegung abtun. Es liegt im Interesse der Öffentlichkeit, sich mit der Herkunft, dem Aufbau und der Arbeitsweise dieser Zensur zu befassen. Auch sollten Katholiken nicht fälschlicherweise annehmen, es handle sich hier um einen protestantischen Angriff auf ihre Religion. Sie sind an einer Abklärung dieser Frage der Filmzensur ebenso interessiert wie ihre nichtkatholischen Mitbürger. Oder um es mit den Worten eines amerikanischen Journalisten auszudrücken: „Da die meisten Katholiken hierzulande gute Bürger und gute Amerikaner sind, scheint es unvermeidlich, daß sie die von ihrer Priesterschaft ausgeübte Zensur früher oder später als das erkennen, was sie ist: ein Überbleibsel mittelalterlicher Zwangsmethoden, dem unter amerikanischen Verhältnissen kein Platz gebührt." („Römisch-katholische Zensur, II. Die Kirche und die Kinos", The Nation, 8. Mai 1948) Filmzensur und katholische Presse- und Rundfunk-Zensur gehen Hand in Hand und bilden eine unheilige Dreieinigkeit. Als Teil einer machtvollen Einrichtung, die darüber verfügt, was das Volk zu hören und zu sehen bekommen darf, sollte jene Abteilung, die angeblich die katholische Moral vor geilen Filmhandlungen beschützen soll, scharf unter die Lupe genommen werden. Daß die römisch-katholische Hierarchie auf Pressemeldungen eine Zensur ausübt, wird zugegeben. Offenbar besteht diese Zensur nicht darauf, daß die Katholiken vor den ausführlichen Zeitungsberichten über Diebstähle, Mordfälle und Sittlichkeitsverbrechen geschützt werden müßten. Ist Unsittlichkeit in den Filmen etwas Schlimmeres?

Zum mindesten läßt das gewaltige Zetergeschrei der katholischen Kirche über unsittliche Filme die Vermutung zu, daß damit nur das Hauptziel der römischen Zensur vernebelt werden soll, das darin besteht, alle historischen, politischen und religiösen Filmszenen, die zu Kritik an der katholischen Kirche veranlassen könnten, zu unterdrücken und auszumerzen. Spätere Darlegungen über einige von der Sittsamkeitsvereinigung verurteilte Filme werden diese versteckte Absicht aufdecken. In welcher Weise das allgemeine Volk hinters Licht geführt wurde, zeigt der Verfasser jenes Artikels in The Nation wie folgt:

Die meisten Amerikaner denken wahrscheinlich, daß die Sittsamkeitsvereinigung als römisch-katholische Filmzensurstelle ihr Hauptaugenmerk auf das richte, was H. L. Mencken einmal als „durchscheinende Schlüpfer" zusammengefasst hat. Ihr Name stellt diese Vereinigung als Hüterin der Reinheit hin... Die katholische Hierarchie sieht es gern, wenn Amerikaner über jenen Verband eine solche Anschauung haben, denn wenn er als „Katholische Zensurstelle für politische und doktrinäre Angelegenheiten" bezeichnet würde, verlöre er sofort seine Nützlichkeit für die Kirche... In Wirklichkeit kümmert sich die Sittsamkeitsvereinigung bei ihrer privaten Zensur von jährlich beinahe vierhundert Filmen weit mehr um das katholische Dogma und die katholische Philosophie, als um die Sittsamkeit.

Man darf nicht vergessen, daß eine ordnungsgemäße staatliche Filmzensur besteht, wo anzügliche Bildfolgen, Szenen über Liebkosung in liegender Stellung usw. ausgemerzt werden. Nachdem dieses Zensuramt seine Arbeit verrichtet hat, spielt sich die Sittsamkeitsvereinigung als noch höhere Instanz für die Aussichtung von Filmsünden auf. Man spricht dann oft von einer zuweitgehenden Entblößung des Oberschenkels, wobei aber nicht so sehr diese gemeint ist, sondern vielmehr eine „zuweitgehende" Entblößung der Geschichte Roms
den Stein des Anstoßes bildet.

Viele werden sich noch darauf besinnen, dass Pius XI., der Vorgänger des jetzigen Papstes, 1933 zu einem „heiligen Jahr" erklärte, das ein „goldenes Jubiläum der Wohlfahrt" einleiten sollte. Wie erinnerlich, war es im selben Jahre, daß Adolf Hitler zur Macht gelangte und durch ein Konkordat mit jenem Papst salonfähig gemacht wurde. Um jene Zeit warf das Papsttum auch ein Auge auf das amerikanische Filmwesen, von dem der Apostolische Delegierte in den Vereinigten Staaten, Amieto Giovanni Cicognani (plus Titel), in jenem Jahre 1933 sagte: „Welch eine Abschlachtung jugendlicher Unschuld geht doch vor sich — ein unberechenbarer Einfluß zum Bösen." (American Mercury, Juni 1945)

Von diesem gebieterischen Schrei des Papsttums in Bewegung gesetzt, gingen die katholischen Bischöfe Amerikas ans Werk. 1934 entstand die Sittsamkeitsvereinigung, zwecks „Zusammenarbeit der Laienschaft mit der Hierarchie, damit die Vorführung unanständiger oder schlüpfriger Filme möglichst verhindert werde.". Katholischer Wortschwall, dem die Zeitungen viel Raum einräumten, und der Boykott von Filmen trieb die verängstigten größeren Filmproduzenten zu knechtischer Unterwerfung. Ohne sich die schließlichen Folgen einer „Politik der Anbiederung an Rom" weiter zu überlegen, wollten sie sich auf kriecherische Weise Liebkind machen, indem sie den streitbarsten jesuitischen Pamphletschreiber des Landes, Pater David Lord, in ihre Dienste nahmen und ihn die Bestimmungen für die Produktionskodex-Verwaltung ausarbeiten ließen. Diese PCA wird jetzt oft als Breen-Büro bezeichnet, weil ihr der römisch-katholische Joseph I. Breen vorsteht. Die Filmindustrie — vor allem die großen fünf: Paramount, MGM, RKO, Twentieth Century Fox und Warner Brothers — verpflichtete sich zur Zahlung einer Buße von 25000 Dollar für jeden Film, der eine Vorschrift jenes jesuitischen Kodex verletzt, und erklärte sich femer bereit, für jede Vorführung eines solchen Films in einem Verbandskino weitere 25 000 Dollar Buße zu zahlen. Nachdem sich die Filmindustrie selbst an Händen und Füßen gebunden hatte, führte die Sittsamkeitsvereinigung das Knebeln und Fesseln zu Ende. Wundert man sich da noch, warum das Filmwesen weitgehend ein Propagandamittel zur Verherrlichung von Gestalten und Funktionen der katholischen Kirche geworden ist?

Die Sittsamkeitsvereinigung hat keine amtlichen Befugnisse und ist dennoch mit Recht als „stärkstes Druckmittel des Landes", als „einengende, undemokratische Gewalt", als „Minderheitsgruppe, die aller Welt ihre Zensur aufdrängt" und als „Beleidigung der Demokratie" bezeichnet worden. Ihre Waffe ist die Einschüchterung. In seiner Schlauheit, die einer fünfzehnhundertjährigen Erfahrung entspringt, findet Rom es vorteilhafter, das Filmschaffen nicht erst an seinem öffentlichen Ausfluß einzudämmen, sondern es schon an der Quelle nach Wunsch zu färben. Weder das, was Gottes Wort, die Bibel, verherrlicht, noch das, was die Schuld Roms aufdeckt, soll hinausfließen dürfen. Trübe Wasser müssen alle Missetaten der Religion, wie die Zusammenarbeit mit den Nazi, zudecken, und schmutzige Wasser die verräterischen Zeichen unschuldig vergossenen Blutes überspülen.

Zum Beispiel wurde die Sittsamkeitsvereinigung ersucht, das Manuskript für eine Neuverfilmung der „Drei Musketiere" von Dumas zu begutachten. Sie erhob sofort Einspruch gegen die lebenswahre Darstellung des Kardinals Richelieu als grundsatzlosen Prinzipalminister Ludwigs XIII., worauf sich die Filmhersteller, zwecks Beschwichtigung, damit einverstanden erklärten, den Kardinal nicht in seinen kirchlichen Gewändern darzustellen. Damit war die Vereinigung noch nicht zufrieden. Sie bestand darauf, daß nur sein Herzogs-, nicht aber sein Kardinalstitel erwähnt werde! Bei einem Columbiafilm über die berüchtigte Giftmischerin Lucrezia Borgia gelang es dem Vernehmen nach dieser Sittsamkeitsvereinigung, die vor Beginn der Aufnahmen zu Beratungen hinzugezogen worden war, die Tatsache zu unterdrücken, daß es sich bei jener Frau um die illegale Nichte Papst Alexanders VI. handelte! In einem anderen Falle mußte bei einer Darstellung des Lebens von Galilei die geschichtliche Tatsache weggelassen werden, daß er wegen seiner wissenschaftlichen Lehren von der römisch-katholischen Inquisition eingekerkert und verfolgt worden ist.

Bis jetzt handelte es sich um Einmischungen in die Filmproduktion. Später wird noch von der Verstümmelung bereits fertiggestellter Filme zu sprechen sein. Außerdem drängt die Sittsamkeitsvereinigung auch direkt auf Herstellung von Filmen, die für die römische Kirche schmeichelhaft sind. Von den Filmen mit Priesterrollen, wie „Ich gehe meinen Weg", „Boys Town", „Das Lied von Bemadette" und „Die Glocken von St. Maria" heißt es, daß sie „für die Schaffung einer der Hierarchie günstigen Atmosphäre wahrscheinlich mehr ausgerichtet haben als die gesamte von den offiziellen Kirchenorganen zur Bekehrung Andersgläubiger in einem Jahrzehnt entfaltete Propaganda".

Das Zensieren geschieht gewöhnlich durch einen Ausschuß von fünfunddreißig Katholikinnen in Hollywood und siebzig Katholikinnen in New York. Diese „Meinungspolizisten" beraten sich fortwährend mit jesuitischen Vertretern der Hierarchie. Gewöhnlich sehen sie sich die Filme in einer Vorschau an, die extra für sie veranstaltet wird. Verlangte Änderungen werden von den Herstellern selten abgelehnt. Geschieht das doch einmal, wie bei Walter Wangers Film „Blockade", der ein etwas abschätziges Bild vom faschistischen Spanien gab, so wird der Film von diesem Ausschuß als „verurteilt" zensiert, das heißt er kommt auf die schwarze Liste. Zur nächsten Stufe, „teilweise anfechtbar", gehören alle Filme, die ihrer Tendenz nach irgendeine katholische Lehre in Abrede stellen. Zum Beispiel wurde der Film „Die Frau des Bischofs" zu dieser Klasse gezählt, weil er die Tatsache enthüllt, daß ein Bischofsamt käuflich ist. „Das Wunder der 34. Straße" kam ebenfalls in diese Kategorie, weil darin eine Ehescheidung als Lösung ins Auge gefaßt wird. Aus dem gleichen Grunde verfiel der Film „Gentlemen's Agreement" („Die unsichtbare Mauer") einer teilweisen Ablehnung, abgesehen davon, daß er den Antisemitismus rücksichtslos bloßstellt, was nicht im Geiste der Hierarchie ist, die den Antisemitismus schon lange vor dem Katholiken Hitler zu handhaben verstand.

Eine weitere Zensurnote der Sittsamkeitsvereinigung lautet „einwandfrei für Erwachsene", und einige Filme werden als „für Familienbesuch empfohlen" bezeichnet. Nur die Note „verurteilt" hat merklichen Einfluß auf die Kasseneinnahmen, obwohl auch ein Film dieser Klasse, „Die Gesetzlose", mit Jane Russell als Hauptdarstellerin, seinem Hersteller, Howard Hughes, ziemlich viel Geld einbrachte.

In manchen Fällen zeigt sich diese amerikanische Sittsamkeitsvereinigung eigensinniger als die Filmzensur gewisser katholischer Länder, wie Irland. Der britische Film „Schwarze Narzissen", eine Schilderung des enttäuschten Lebens anglikanischer Nonnen, wurde von der irischen Zensur genehmigt, unter der Bedingung, daß ein Vorwort klarstellte, um welche Art Nonnenkloster (Kirche Englands, nicht römisch-katholisch) es sich handelte. Die Sittsamkeitsvereinigung hingegen erhob ein gewaltiges Geschrei gegen die Freigabe dieses Films für Amerika. Er wurde als „verurteilt" zensiert, weil darin eine Szene vorkommt, wo eine junge Novize von einem roten Kleid und von ihrem Liebsten träumt, und überhaupt weil darin das entsagungsvolle Klosterleben geschildert wird. Einer solchen Kritik liegt dieselbe abwegige Philosophie zugrunde, die dazu führte, die unterhaltsame Filmkomödie „Life with Father" in die Mittelstufe einzureihen, weil sie die Taufe in unkatholischer Weise darstellt. Das heißt der zugrundeliegende Gedanke ist, die römisch-katholische Kirche sei die Verwahrerin der christlichen Religion und müsse sie schützen.

Wenn es immerhin nur drei bis vier Filme sind, die im Laufe eines Jahres auf die schwarze Liste gesetzt werden, so ist das darauf zurückzuführen, daß jenes „private Druckmittel" schon lange vor Herausgabe eines Films in Tätigkeit tritt. Wird der Hierarchie Widerstand geleistet, wie im Fall von Walter Wangers Spanienfilm „Blockade", so organisiert sie einen Boykott und eine heftige Zeitungskampagne, und vor den Kinos, die den Film „Blockade" auf dem Programm hatten, stellte man sogar Warnungsposten auf. Ähnliche Unannehmlichkeiten hatte Wanger hernach mit einem Aufklärungsfilm über Geschlechtskrankheiten.

Aus rein politischen Gründen wurde der Film „The Mission to Moscow" verurteilt. Das gleiche geschah im Jahre 1944 aus denselben Gründen mit zwei Spanienfilmen. Und als Parnell Thomas den Splitter des Kommunismus aus Hollywoods Augen ziehen wollte, wurde der Balken katholisch-faschistischer Beherrschung völlig übersehen. Hierzu äußerte sich Dr. Emery Shipler, der Redaktor des Episcopal Churchman, wie folgt:

Ich möchte daran erinnern, daß es eine machtvollere Gruppe als das Parlamentarische Untersuchungskomitee für unamerikanische Umtriebe gibt, die allzu erfolgreich bemüht ist, allen Amerikanern vorzuschreiben, was sie in den Kinotheatern zu sehen bekommen sollen und was nicht. Damit spiele ich natürlich auf die römisch-katholische Hierarchie an. Dieser Vertretung eines ausländischen Staates gelingt es seit langem, viele Filme, die zu sehen die Amerikaner berechtigt wären, von den Kinos fernzuhalten, so auch den vom Gesundheitsdepartement der Vereinigten Staaten für amerikanische Soldaten geplanten Film über Geschlechtskrankheiten. (Post-Dispatch, St. Louis, 16. Oktober 1947)

Jeder Kinobesucher hat schon genug Beweise vor Augen gehabt, wie in den Filmen das Römisch-Katholische herausgestrichen wird. Zum Beispiel in der Verfilmung des mexikanischen Volkshelden Juarez, eines reinblütigen Zapotek-Indianers, der von 1858 bis 1872 Präsident des Landes war und durch seinen Kampf gegen den übermächtigen Einfluß der katholischen Priester und ihren Aberglauben, sowie gegen Maximilian, den Sendling der Franzosen und des Papstes, volkstümlich wurde. Der Film „Juarez" enthielt keinerlei Erwähnung dieses Kampfes gegen katholische Sklaverei.

Für den RKO-Füm „Leben und Wundertaten der Franziska Cabrini" machten die Times, Los Angeles, in ihrer Nummer vom 29. Januar 1948 Reklame durch ein rundes Bild mit dem Gesicht dieser „ersten amerikanischen Heiligen", und darunter stand: „Blicke zuerst 15 Sekunden fest in die Augen von St. Franziska Cabrini und hernach 5 Sekunden auf einen bestimmten Punkt am Himmel oder an einer Wand. Konzentriere dich auf St. Cabrini, dann wird eine Vision erscheinen." Zu diesem Trick bemerkte The Converted Catfwiic (April 1948): „Daß man eine solch wohlbekannte optische Täuschung benutzt, um leichtgläubigen Leuten weiszumachen, sie hätten eine ,Vision' von einer Heiligen, nur um diese Leute ins Kino zu bringen, das zeigt, wozu die Filmindustrie fähig ist, um ihre Kasseneinnahmen zu steigern und der römisch-katholischen Kirche in Amerika gefällig zu sein."

Andere katholische Produkte, wie „Miracle of the Beils", mit Fred MacMurray, Valli und Frank Sinatra, lassen sich rundweg in die Kategorie der Kitschfilme einreihen.

Mindestens einer der Filmproduzenten ist sich der Gefahr bewußt, daß es für die Filmindustrie einer „tödlichen Umarmung" gleichkommen mag, sich um die Billigung der Hierarchie zu bemühen. Er sagte: „Was wir in den Kinos an den Mann bringen, ist eine Scheinmoral. Im Leben sieht es anders aus. Wenngleich man übers Maß gegangen ist, ehe das Breen-Büro und die Sittsamkeitsvereinigung ins Dasein traten, konnte man damals doch wenigstens das Leben ehrlich zeichnen."

Wer hingegen Müsterchen neuzeitlicher Heuchelei sammelt, sei auf eine Rede verwiesen, die Eric Johnston, der Vorsitzende des amerikanischen Filmverbandes, kürzlich in New York gehalten hat. Er sagte dabei: „Im Mittelpunkt aller Hoffnungen und Pläne für Hollywood und für die Zukunft unseres Landes steht, ob es gelingt, die Gefahren einer Zensur über das Mitteillungsgewerbe wirksam zu bekämpfen ... Wer nach Zensur ruft, hat den Glauben an die Demokratie verloren ... Wir in unserem Gewerbe haben die Absicht, die Zensur an jeder Front zu bekämpfen." (Times, New York, 28. Jan. 1948)

Im Hintergrund des Saales saß bei dieser Rede einer, der wahrscheinlich innerlich grinste und äußerlich Beifall klatschte. Sein Name ist: Ehrwürden Patrick J. Masterson, Generalsekretär der Nationalen Sittsamkeitsvereinigung.

Natürlich ist die Masse der Hollywoodfilme eine fragwürdige Angelegenheit. Vieles daran ist morsch und faul. Und doch leistet der Film auch seinen Beitrag zur Erziehung und Unterhaltung und verrichtet damit einen Dienst für die Allgemeinheit. Was die Mißstände in unserer Zeit betrifft, ist es eher so, daß sie sich im Filme spiegeln, als daß sie von ihm geschaffen werden. Übrigens kann das Filmwesen auch gar nicht frei sein, solange es als Erwerbszweig vom Zuspruch all der vielen abhängt, die keinen besseren Geschmack haben. Aber gerade in ihrem eigenen Interesse sollte sich die Filmindustrie der Gefahr ihrer jetzigen Handlungsweise bewußt werden. Wenn sie weiter durch Einspritzungen den Leichnam einer unaufrichtig organisierten Religion wieder lebendig zu machen versucht und der römisch-katholischen Hierarchie ein Zensurrecht einräumt, wird sie sich doppelte Schwierigkeiten zuziehen. Sie wird es dann auch finanziell zu spüren bekommen, daß sich das Publikum gegen sie wendet. Hollywood sollte Vernunft annehmen!

Zwar habe jene katholische Filmzensur keine de jure Befugnisse. Unterhalb dieser Schwelle allerdings floriert das Geschäft der Einschüchterung. Und das so gut, dass nur selten ein Filmproduzent es wagt, der katholischen Kirche in den beanstandeten Detailfragen, Paroli zu bieten. Solche Filme werden dann auf eine schwarze Boykottliste gesetzt, und die sei gefürchtet.


Dies alles mag ja so sein. Und die Kritik an diesen Umständen ist sicherlich berechtigt. Dennoch will ein ungutes Gefühl bei diesem Bericht einfach nicht weichen. Ob denn die WTG dabei der „geeignete" Ankläger ist.

Die Medien-Landschaft verändert sich bekanntlich. 1948 hatten Kinofilme sicherlich eine weitaus größere Akzeptanz, als zu späteren Zeitpunkten, wo bereits Fernsehen ein Massenphänomen geworden war. Auch in den Aufsichtsgremien von Fernsehanstalten sollen ja Kirchenvertreter sitzen, wäre da anzumerken. Wohl war. Die aber können (in der Regel) kaum das Geschehen allein mehr dominieren. Sie müssen zu einem Konsens mit den anderen Kräften in jenen Gremien gelangen. Insofern waren die Zeiten, wo Kirchen noch eigene Zensurgremien erfolgreich durchdrücken konnten, für selbige „rosige Zeiten". Sofern sie heute noch rosig sind, dann doch wohl eher „blass-rosa".

Aber das ist ja wohl nicht der Aspekt. Auch nach der „Fernsehzeit" hat sich die Medienlandschaft weiter verbreitert. Insbesondere das Stichwort Internet wäre zu nennen. Und selbigem sagt man wohl nicht zu Unrecht ein gewisses Maß an Anarchie (Herrschaftlosigkeit) nach. Dort bestimmte Tendenzen (aus welcher Motivation auch immer) zu unterdrücken, erweist sich für die Unterdrücker zusehends schwieriger.

Und siehe da, weil das so ist, findet man auch die WTG unter den „Miesmachern des Internets. Das ist dann ihre Form der „katholischen Filmzensur" die ihrem Vorbild in nichts nachsteht!

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Re: Vor sechzig Jahren
geschrieben von: Drahbeck
Datum: 02. November 2008 05:08
Wenn es darum geht, mit Schlagworten zu "argumentieren", dann sind wohl auch die kirchlichen Kontrahenten der Zeugen Jehovas nicht "besser". Ein Beispiel dafür liefert die "Wachtturm"-Ausgabe vom 1. 11. 1948.
An die Adresse ihrer innerorganisatorischen Kritiker gerichtet, droht der WT:


"So wisse, dass jene, die sich wieder Jehovas theokratische Anordnungen und Anweisungen für sein organisiertes Volk auflehnen, dem Beispiel Korahs, des Rebellen, folgen und ebenso bestimmt umkommen werden wie er und seine Schar."

Das ist dann ja wohl nichts anderes als eine ultimative Drohung. Ob die Kritiker vielleicht ein berechtigtes Anliegen aufnehmen. Darüber will der WT nichts wissen. Ihm geht es nur um die Holzhammer-Totschlagmethode.

Sind die "Großkirchen" "besser", wenn sie mit ähnlich akzentuierten Schlagworten arbeiten? Wohl kaum. In den USA der fünfziger Jahre, war es "dank" eines McCarthy und Anhang, geradezu lebensgefährlich in den Geruch kommunistischer Nähe zu stehen. In diesem Kontext muss man den großkirchlichen Versuch, sich das zunutze machen zu wollen, als ausgesprochenen "Schlag unter die Gürtellinie" werten. Sachlich "begründbar" ist dabei weder das vorstehend genannte Beispiel der Zeugen Jehovas, noch dass der selbstherrlichen "Großkirchen". Der "Wachtturm" zitiert:


"'Was auch immer Jehovas Zeugen zu tun vorgeben, so gibt es doch nicht Raum für Zweifel, dass die Wachtturm-Tätigkeit praktisch darauf abzielt, den Kommunismus, um nicht zu sagen die Anarchie, zu entfachen und jedes Gefühl der Ehrerbietung vor einer Autorität zu untergraben.' (Aus der Zeitschrift 'Catholic Mind') Die tatsächliche Wahrheit verhält sich aber direkt entgegengesetzt ... In den Vereinigten Staaten von Amerika z. B. haben diesen Frühling mehr als 76.800 Zeugen Jehovas Berichte abgegeben ... Der 'World Almanac' des Jahres 1948 ... besagt jedoch... dass es in den Vereinigten Staaten nur 70.000 Kommunisten gebe. Im römisch-katholischen Land Italien hingegen enthüllten die nationalen Wahlen am 18. und 19. April 1948, daß trotz dem starken antikommunistischen Druck und der Beeinflussung zwischen 30,5 und 32,1%, das heißt 8.025.990 Italiener kommunistisch gestimmt hätten. Durch wessen Tätigkeit wurde denn dieser hohe kommunistische Prozentsatz erzielt? Der Vatikan und die römisch-katholische Hierarchie sind seit mehr als sechzehnhundert Jahren in Italien gewesen. Mögen sie diese Frage ehrlich beantworten, wenn sie es können!"

Damit meint man den katholischen Widerpart "abgefertigt" zu haben. Hat man, sicherlich. Interessant ist jedoch auch die indirekte Tendenz, die der WT mit der Offerierung dieses Beispiels verfolgt. Will er doch indirekt damit auch sagen. Seht, in den USA kommen die Kommunisten auf keinen grünen Zweig. Vielleicht haben auch wir unseren nicht so recht gewürdigten Anteil an dieser Aktie.

Nun las man den WT mit Sicherheit nicht nur in den USA, wo sich vorstehende Ausführungen sicherlich gut machten. Es lasen diese Ausführungen auch die Kommunisten im alten Europa. Es lasen letztere auch die Ausführungen des "Wachtturms" an anderer Stelle, dass man eigentlich schon seit 1879 gegen den Kommunismus eingestellt gewesen sei. Auch die Kommunisten waren auf der Suche nach ihrem Feindbild. Hier wurde ihnen wieder einmal, eines frei Haus geliefert!

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Re: Vor sechzig Jahren
geschrieben von: Drahbeck
Datum: 09. November 2008 03:02
„Erwachet!" notiert in seiner Ausgabe vom 8. 11. 1948:
„Das Verhältnis der USA zu Spanien wurde beleuchtet durch eine Erklärung des Staatssekretärs Marshall, die Regierung der Vereinigten Staaten sehe den UNO-Beschluss von 1946 über die Abberufung der Missionschefs in Madrid nicht mehr als zeitgemäß an, wenngleich sie sich jetzt noch daran halte. Chan Gurney, Vorsitzender des Militärausschusses der Vereinigten Staaten machte Franco in Madrid seine Aufwartung und sprach sich für einen Zusammenschluß der USA und Spaniens aus. Wenige Tage später traf James Early, Vizepräsident der amerikanischen Demokratischen Partei, ein Führer des politischen Katholizismus Amerikas in Madrid ein und sprach sich hernach für Einbeziehung Spaniens in die amerikanische Europahilfe aus.

Man ist also geneigt, ohne Rücksicht auf demokratische Grundsätze, aus strategischen Erwägungen, dem „demokratischen Block" ein faschistisches System einzugliedern."


Ein weiterer Artikel derselben „Erwachet!"-Ausgabe ist betitelt: „Die lange Verbrecherlaufbahn der griechischen Orthodoxie". In selbigem wird dieser - in WTG-Sicht selbstverständlich - nichts erspart. Unter anderem liest man in diesem Beitrag:

„Ketzer!" Das ist die Bezeichnung, mit der die Orthodoxie alle zu benennen liebt, die eine andere Meinung haben als sie selbst. Doch es ist nicht genug, daß sie Namen gibt. Gegen alle, die ihrer tyrannischen Herrschaft widerstehen, setzt heftige Verfolgung ein. ...

Während jener dunklen Periode der Zivilisation verfolgte die Staatskirche jede Art sozialer Betätigung mit dem Eifer, der für totalitäre Regierungen so charakteristisch ist. Einem jeden, der nicht Mitglied der orthodoxen Kirche wurde, versagte man alle Bildungsmöglichkeiten. ...

Diese orthodoxen Verbrecher, die zu hartnäckig waren, um sich bessern zu können, setzten ihre Laufbahn von diesem „goldenen Zeitalter" der Orthodoxie im sechsten Jahrhundert bis in unsere gegenwärtige Zeit fort. Wohl haben sie von Zeit zu Zeit einen Rückschlag erfahren, wenn ihre staatlichen „Schwerter der Kirche" durch die eindringenden Horden der Kurden und Ottomanen zerbrochen wurden. Aber auf irgendeine Weise ist es ihnen immer gelungen, neue anzustiften, mit denen sie ihre Gaunerei verteidigen und durchführen konnten. ...

Die Geistlichkeit Griechenlands hat immer die herrschende diktatorische Macht oder die royalistische Macht des Landes unterstützt, und das hat sie seit den Tagen Justinians getan, ungeachtet wie sie heißen mag. Es ist eine anerkannte Tatsache, daß während der Besatzung Griechenlands durch die Deutschen und die Italiener im letzten Kriege die meisten Metropoliten (Erzbischöfe) mit den Eroberern zusammenarbeiteten. Der Metropolotit (Erzbischof) von Athen, Damaskinos, beglückwünschte in seinem Brief vom 10. Juni 1941 die Quislinge, die mit dem Feinde gemeinsame Sache gemacht hatten; denn durch ihre Unterstützung hatte er sein Amt erhalten. Der Metropolit James von Mytilene, ein Partisan der Nazi, hat nicht nur seiner Herde geraten, die Nazi zu unterstützen, sondern er ging sogar so weit, daß er sie aufstachelte, ihre Mitbürger, die den Eindringlingen widerstanden, zu ermorden. Das ging jedoch zu weit, und der Staatsanwalt war genötigt, einzugreifen. Andere berüchtigte Metropoliten, einschließlich des Spiridion von Zante, des Amurassios von Fthiotis, des Ierotheos von Akarnania und des Yxennadios von Saloniki, vereinten sich und machten mit den eindringenden Gaunern gemeinsame Sache. - Siehe die Zeitungen ...

Diese schreckliche Liste von Verbrechen hatte auch noch kein Ende gefunden, als die Horden der Achsenmächte dorthin zurückgetrieben waren, woher sie kamen. Man sollte meinen, daß die siegreichen alliierten Mächte, die sich rühmten, wie sie Gericht halten und an denen, die diese Verbrechen an der Menschheit begangen haben, Rache üben wollten, dieser langen Laufbahn des orthodoxen Verbrechens ein Ende machen würden. Doch ... entschuldigten die alliierten Mächte diese Verbrecher und ermutigten sie indirekt durch materielle Hilfe und Unterstützung ..."
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Re: Vor sechzig Jahren

geschrieben von: Drahbeck
Datum: 16. November 2008 06:15
Rund eine Verdoppelung der Verkündigerzahl gegenüber dem Vorjahr in Deutschland, vermeldet der "Wachtturm" in seiner Ausgabe vom 15. 11.1948.
Waren es 1947 16.077 gewesen; so jetzt im Jahre 1948: 32.064.
Diese Zahl macht eines deutlich: Je schlechter die wirtschaftlichen Verhältnisse, um so besser blüht der Weizen der WTG. Nicht wenige der damaligen Zeitgenossen griffen nach jedem Strohhalm. Einer der aktivsten Strohhalm-Anbieter dabei waren ohne Zweifel die Zeugen.

Man kann, mit den gebotenen Abwandlungen, auch in der Gegenwart ähnliches noch registrieren. Bei der Alt-Bundesrepublikanischen Bevölkerung, insbesondere den wirtschaftlich normal bis besser Gestellten, stößt die WTG auf zunehmendes Desinteresse. Trotzdem geht es statistisch auch in Deutschland, wenn auch mühselig, vorwärts; respektive bezogen auf die letzte Zeit, mehr in Richtung Stagnation weisend. Letztere muss dann aber auch in den Kontext zu den Zahlen anderer Anbieter der „Religionsindustrie" gesetzt werden. Und da steht die WTG wohl immer noch auf den vorderen Plätzen der Bestandswahrung.

Dazu mal eine Vergleichsmeldung:
„Die Mitgliederzahl der Evangelischen Kirche Berlin-Brandenburg-schlesische Oberlausitz ist eigenen Angaben zufolge um 2,2 Prozent zurückgegangen. Ende 2007 gehörten ihr noch 1,14 Millionen evangelische Christen an, das waren 30.000 weniger als 2006. Fast 60 Prozent der Mitglieder sind Frauen, etwa die Hälfte der Kirchenangehörigen ist älter als 50 Jahre."
fuenf.scm-digital.net/show.sxp/1991_bischof_huber_ruft_zur_beteiligung_an_volksbegehren_.html?sxpnoid=0

Interessant wird es aber erst dann, wenn man sich die soziologische Struktur der hiesigen Zuwächse an Neukonvertierten näher ansieht. Das man die eigene Jugend gewinnen möchte, ist sicherlich nicht nur bei den Zeugen so. Da sind die Erfolge aber doch eher mäßig. Die absoluten Zuwächse indes bringen jene, die erst vor relativ wenigen Jahren in dieses Land gekommen sind.

Es spricht für sich, dass die Zahl fremdsprachiger Versammlungen der Zeugen Jehovas in Deutschland, immer größer wird.

So manch einer aus diesem Bereich hat so seine Integrationsschwierigkeiten. Das war seinerzeit schon so, als die USA noch ein ausgesprochenes Einwanderungsland waren. Auch dort rekrutierten die Bibelforscher einen wesentlichen Teil ihrer Zuwächse, aus diesem Reservoir. Hatte die zweite oder dritte Generation sich integriert, dann sah es schon wieder anders aus.

Die Wurzellosen, sind das eigentliche "Nachwuchsreservoir". Und je schlechter die Gesamtwirtschaftlichen Rahmenbedingungen werden, um so größer wird dieses Reservoir; allen Aufklärungsbemühungen zum Trotz.
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Re: Vor sechzig Jahren

geschrieben von: Drahbeck
Datum: 23. November 2008 08:00
Der kalte Krieg war im Jahre 1948 ohne Zweifel schon in voller Fahrt.
Aus politischer Sicht
(nicht aus der Sicht des eigenen Selbstverständnisses) spielten auch die Zeugen Jehovas darin ihren Part. Dies wird auch daran deutlich, dass laut "Erwachet!" vom 22. 11. 1948 die für die Sowjetzone zuständige SMA, die Genehmigung für einen beabsichtigten Zeugen Jehovas-Kongress in Leipzig verweigerte. 1946 war ein solcher Kongress mit Genehmigung der SMA in Magdeburg noch möglich gewesen. Dazu kann man vergleichen den entsprechenden Bericht im "Trost" vom 15. 9. 1946.

Daher wichen die Zeugen alternativ nach Westberlin in die dortige "Waldbühne" aus. Laut "Erwachet!" sollen mehr als 16.000 Teilnehmer aus der Ostzone am 1948er Waldbühnenkongreß teilgenommen haben. Die säkulare Presse nahm von diesem 48er Waldbühnenkongreß noch nicht sonderlich Kenntnis. Auch das sollte sich ein Jahr später noch ändern, als der 1949er Waldbühnenkongreß zugleich als wirksame Waffe gegen den Osten, im kalten Krieg instrumentalisiert wurde.

Auch andernorts waren die Zeugen Jehovas wegen ihres grundsätzlichen Proselytismus nicht sonderlich gut gelitten. Nicht nur in der Neuzeit, etwa in Georgien und Russland, kann man es registrieren, dass die Orthodoxe Kirche diesbezüglich besonders borniert und engstirnig, als Zeichen der eigenen Schwäche, reagiert. Die Orthodoxie scheut sich auch nicht, wo immer möglich, dazu Polizeistaatpraktiken in Anspruch zu nehmen.

Egal ist es ihr dabei auch, wer die anbietet. Nazis, Kommunisten oder vermeintliche "Demokraten".
Skrupellos giert die Orthodoxie diesbezüglich nach dem Polizeistaat. Ein Beispiel dafür liefert auch die genannte "Erwachet!"-Ausgabe in der man bezüglich Griechenland lesen konnte:


"Athen - Gemäß einer Verordnung des Finanzministeriums ist es gesetzlich unzulässig, irgendwelche religiöse Schriften nach Griechenland einzuführen, sofern nicht jedes einzelne Exemplar den Namen der Religionsgemeinschaft oder Sekte aufgedruckt trägt. Wer dagegen verstößt, kann, wie das Ministerium bekanntgibt, zu sechs Monaten Gefängnis und einer Geldstrafe von 100.000 Drachmen verurteilt werden. Jehovas Zeugen müssen gemäß dieser Anordnung auf ihre Schriften eine der folgenden Angaben aufdrucken:
'Ketzerei der Milleniumsleute'.
'Ketzerei der Zeugen Jehovas' oder
'Ketzerei der Bibelforscher'.

Alle Druckschriften, die die Lehren der Orthodoxen Kirche enthalten, sowie die bei den Gottesdiensten aller anderen Religionsgemeinschaften gebrauchten Gesang- und Gebetbücher fallen nicht unter dieses Gesetz. Sieben Mitglieder der Zeugen Jehovas sind hier verhaftet worden, um vor ein Kriegsgericht gestellt zu werden. Sie werden beschuldigt, junge Männer dazu angehalten zu haben, nicht gegen die Guerillas zu kämpfen."

.......................................

Re: Vor sechzig Jahren
geschrieben von: Drahbeck
Datum: 02. Dezember 2008 06:46

„Auf dem Weg zur Disco lauern Mörder" .

Diese sinnige Schlagzeile wählte mal ein Autor, der sich kritisch auch mit der "Neuapostolischen Kirche" auseinandersetzt.

Man vergleiche zu letzterem aktuell auch:
http://pressemitteilung.ws/node/141789

Nun ist es sicherlich keine "neue" Erfahrung, dass wurde verschiedentlich schon bestätigt, dass es im Sozialverhalten solcher Gruppen wie Zeugen Jehovas und Neuapostolen, durchaus gewisse Parallelen gibt. Natürlich gibt es auch Unterschiede, unbestritten, aber doch auch gewisse relative Gemeinsamkeiten, nicht unbedingt solche der "positiven" Art. Es wäre vom Prinzip her, durchaus denkbar, dass ein Satz wie: "Auf dem Wege zur Disco lauern Mörder", auch in den Publikationen der Zeugen Jehovas, hätte auftauchen können. Sind sich beide Gruppen doch relativ einig, dem Zeitgenossen einiges mies zu machen, was andernorts als Ausdruck der Lebensfreude hoch im Kurs steht.

Die seinerzeitige "Spiessburger"-Webseite
(welch treffender Name!) http://web.archive.org/web/20010924123654/http://spiessburger.purespace.de
formulierte mal in ihrem Ironie-Angebot auch;

"In Vorbereitung für ähnliche Notfälle sind folgende Dokumente:
"KEIN GEBURTSTAG", "KEINE DISCO", "KEIN WEIHNACHTEN", "KEINE HUREREI",
"KEINE TECHNOMUSIK", "KEIN INTERNET", "KEINE ZIGARETTEN", "KEIN MINIROCK", "KEINE DROGEN".
Nicht mehr auf Lager:
"KEIN KLASSENSPRECHER", "KEIN BETRIEBSRAT", "KEINE HOCHSCHULBILDUNG", "KEINE ORGANSPENDE", "KEIN SCHNAUZBART", "KEIN HUMOR".

Herr Michael Kuras meint in seinem Zeugen Jehovas bezüglichen Buch, die Organisation, der er angehört, auch damit belobigen zu sollen; dass in den Abendstunden Disco-Besucher an einer Baustelle der Zeugen Jehovas vorbeikamen, und ihr Erstaunen zum Ausdruck brachten, wie schnell da so ein Königreichssaal hochgezogen wurde.
Dieses Erstaunen mag in der Tat gegeben sein. Allerdings „rafft" wohl kaum Herr Kuras, was er da selbst indirekt mit zum Ausdruck brachte. Gehen andere in die Disco, absolvieren Zeugen Jehovas zur gleichen Zeit, relativ freiwillige Fronarbeit.

Beispiele zur Erziehung zur "Sauertöpfigkeit", eben auch bei den Zeugen Jehovas, kann man auch in die "Wachtturm"-Ausgabe vom 1. 12. 1948 begegnen. Etwa, wenn der "Wachtturm" belehrt:

"Der Vater des Timotheus war ein Grieche, und zu seiner Zeit trieben die Griechen viele Leibesübungen, zum Beispiel Turnen und Athletik und Feldsport. Im Gegensatz zu jener beliebten Form der Weltlichkeit gab Paulus dem Timotheus keine Anweisung, in seiner Eigenschaft als Aufseher neben den christlichen Versammlungsstätten Turnhallen zu erbauen und Jugendorganisationen in Gang zu bringen, um die Kinder von den Straßen fernzuhalten und dem Jugendverbrechertum zu wehren …"

Weiter weiß der "Wachtturm" zu belehren:
"Wenn jemand ein dringendes Verlangen nach Leibesübungen hat, so braucht er bloß in die Reihen der Verkündiger des Königreiches einzutreten, von Tür zu Tür und von Haus zu Haus gehen … und dabei eine Last von Königreichsschriften zu tragen, um sie zu verbreiten."

Die so Indoktrinierten werden dann vom WT abschließend mit dem Lob bedacht:
"Dies ist interessanter und fesselnder, als dem Radio zuzuhören, Filme anzusehen, sich mit Fernsehen abzugeben oder einer Vorstellung im Theater oder in einem Zirkus beizuwohnen."

Summa summarum besteht das Erziehungsziel der Zeugen Jehovas n i c h t in der sinnvollen Förderung des individuellen Wohlergehens. Ihr Erziehungsziel besteht in erster Linie in der Förderung Organisationsegoistischem Verhaltens. Und dazu werden alle Register der Indoktrination gezogen!

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Re: Vor sechzig Jahren
geschrieben von: Drahbeck
Datum: 09. Dezember 2008 06:27
Ein düsteres Szenario zeichnet die "Erwachet!"-Ausgabe vom 8. 12. 1948. War das Szenario nicht düster? Mag man zurückfragen.
Es war es, da gibt es nichts zu beschönigen.

Der entscheidende Punkt aber ist der. Was leistet "Erwachet!" um mitzuhelfen die Situation zu verbessern? Da wird es in der Tat kritisch. Das düstere Szenario ist für "Erwachet!" nur eine willkommene Folie zum schwarzmalen, um ihr Hoffen und Harren auf den Sankt-Nimmerleins-Tag, als vermeintliche "Alternative" anzupreisen. Es wird unterm Strich gesehen also nichts wirklich konstruktives angeboten. Man bietet nur geistiges Opium an.

Opium mag, dass ist auch aus der Medizin bekannt, starke Schmerzen zeitweilig zu lindern. Aber, auch das wissen die Mediziner, als Dauermedikamentation alles andere als "geeignet". Hat es doch die Eigenschaft Sucht nach mehr zu erzeugen und letztendlich kontraproduktiv zu wirken. Die Ursachen werden durch Opium keineswegs angegangen. Sie werden lediglich betäubt und das auch noch um den Preis, dass immer höhere selbstzerstörerische Dosierungen erforderlich sind, um die Wirkung eine Zeitlang aufrecht erhalten zu können.

Genauso verhält es sich auch mit der Wachtturmreligion!

Dann noch dies. Jener "Erwachet!"-Artikel, überschrieben: "Die Menschheit am Scheidewege", musste auch für die kommunistische Propaganda herhalten, als angeblicher Beweis des Antikommunismus der Zeugen Jehovas.
Waren die Zeugen Jehovas keine Antikommunisten, mag mancher bornierter Kommunist zurückfragen. In der Substanz waren sie es sicherlich (das bestreite auch ich nicht). Aber schon bei ihrem eigenen Selbstverständnis fängt es an kritisch zu werden. In ihrem eigenen Selbstverständnis sahen und sehen sie sich, so nicht.

Kommunistischerseits nahm man besonders an dem Satz Anstoß:

"In der einen Hälfte des europäischen Kontinents sitzen die politischen, militärischen und revolutionären Kräfte des kommunistischen Rußland im Sattel. So leben nicht nur die 192.000.000 Russen im unheilkündenden Schatten des Kremls, sondern auch die osteuropäischen Völker bis zum Eisernen Vorhang. Anderswo, wie in Frankreich, Italien und Griechenland, macht sich der Einfluß der Bolschewisten immer hartnäckiger bemerkbar, und sie warten nur auf einen günstigen Moment, um sich mit vernichtender Gewalt zu Herren ganz Europas aufzuschwingen."

Wenn man schon an diesem isolierten Zitat Anstoß nimmt, dann hätte man, bitte schön, auch mal nachstehendes Zitat zitieren sollen. Genau das aber, tat man nicht. Somit ist diese selektive Zitierung der Kommunisten Geschichtsklitterung und kommt als Bumerang auf sie selbst zurück. Im gleichen Artikel war unter anderem auch lesbar:

"Kaum einer ist (in den USA) sicher vor der Verdächtigung, heimlich ein 'Roter' zu sein, auch wenn er nichts weiter getan hat, als rote Limonade zu verkaufen."

Nachstehend weitere Zitate aus diesem "Erwachet!"-Artikel:

Die Nachkriegs Welt von heute blickt voll Schrecken den Stürmen politischer Krisen entgegen, die schwarz und schwer den internationalen Horizont verhängen. Die weisen Männer der Christenheit rufen. "Friede! Friede! Friede!", während doch kein Friede ist, und der Schall ihrer Stimme pflanzt sich fort zu einer mit Bitternis erfüllten Welt und gelangt zu ihnen zurück als höhnendes Echo, wenn sich all ihre schönen Worte und lockenden Versprechungen als hohl und leer erweisen. In allen Ländern unter dem Himmel erhaben sich die Klagelaute der verbitterten, unzufriedenen Massen, und all die angenehmen Hoffmungen auf eine treffliche, von Menschenhand gebildete neue Welt liegen zerschmettert am Boden, während Hunderte von Millionen Menschen ihre Herzen verhärten und über solch ungeheuren Fehlschlag mit den Zähnen knirschen.

Seit drei Jahren mühen sich die verstümmelten Nationen nun ab, ihre schrecklichen Wunden zu verbinden, die gräßlichen Kriegsandenken loszuwerden und für die Zukunft Frieden, Wohlfahrt und Festigkeit zu erlangen. Die Fortschritte auf dem Gebiet der Atomwissenschaft haben bewirkt, dass auch die Großen dieser Erde nicht mehr mit verschränkten Armen, einem selbstgefälligen Lächeln und dem Gefühl völliger Geborgenheit in ihren Palästen sitzen. Angesichts der unmißverständlichen Anzeichen eines weltweiten Chaos und in panischem Schreck vor dem Gespenst weltweiter Anarchie rufen sie verzweifelt aus:

"Schließt euch zusammen, ihr bestürzten Völker der Erde! Die Grundlagen der christlichen Zivilisation dürfen nicht zerbröckeln! Die Menschheit darf sich nicht selbst auslöschen! Jetzt, wo das Geschick der Menschheit auf dem Spiele steht, dürft ihr nicht zögern, dem größten Ideal der Menschheitsgeschichte, der Organisation der Vereinigten Nationen, euren Tribut zu zollen! Setzt euer Vertrauen und eure Hoffnung auf diese Sache, sogar für die noch ungeborenen Geschlechter! Gebt diesem Ideal eure moralische, geistige, finanzielle und politische Unterstützung! Laßt alle Errungenschaften in der Geschichte der Zivilisation gekrönt sein von den Vereinigten Staaten der Welt! Das ist unsere letzte Chance, unsere einzige Friedenshoffnung."

Während die Menschen diesen Ruf zur Sammlung vernehmen, brennt in ihnen die Erinnerung an das schreckliche Geschehen der letzten Zeit. Denn sie erinnern sich daran, dass in der zwanzigjährigen Waffenpause nach dem ersten Weltkrieg die Menschenrechte verdrängt wurden von einer internationalen Flut der Wirtschaftskrisen, der Uneinigkeit, der sozialen Umwälzungen und Bürgerkriege, die so manchem rücksichtslosen Diktator zum Aufstieg verhalfen. Nichts war wohlfeiler als das Menschenleben. Kleine Völker wurden preisgegeben und am Auktionstisch der internationalen Diplomatie in Sklaverei verkauft, um die unersättliche Gier der machtlüsternen Großmächte zu stillen, bis schließlich in der Katastrophe eines zweiten Weltkrieges auf einem weltumspannenden blutigen Schlachtfeld ein gigantisches Ringen um das Überleben der Stärkeren ausgetragen wurde.

Dies alles kam über die Menschheit, weil die Nationen in sich und unter sich gespalten waren; sie konnten einander nicht trauen; sie konnten nicht als friedliche Nachbarn nebeneinander leben. Weltweiter Argwohn, bewusst verbrecherisches Handeln und Verschwörerumtriebe erzeugten einen Wirbel politischer und gesellschaftlicher Umwälzungen, in denen eine Klasse gegen die andere, eine Nation gegen die andere, ein Kontinent gegen den anderen stand.

Vom Himmel regneten Bomben auf wehrlose Männer, Frauen und Kinder hernieder. Große Städte zerfielen in Schutt und Asche. Millionen von Menschen vergießen ihr Blut. Das aber war nur der Anfang der Leiden. Fünfhundert Millionen Menschen sind es, die heute wie die wilden Tiere auf Nahrungssuche gehen.

Der Krieg scheint nichts bereinigt zu haben. Die Sieger sind ebenso desorganisiert wie die Besiegten. Einstige Verbündete liegen sich wegen der Verteilung der Beute in den Haaren, und es besteht die Gefahr, dass sie sich in einem selbstmörderischen dritten Weltkrieg zerfleischen. An die Stelle der Verwüstung durch die Waffen ist die Verwüstung durch die Propaganda getreten und bewirkt, dass die Menschen immer tiefer im Schlamm ihrer erschreckenden Unwissenheit über die Zeichen der Zeit versinken. Die Kräfte des Bösen werden übermächtiger von Tag zu Tag, und die Blinden folgen den Augenblickseinfällen ihrer blinden Führer. So ist denn für die ganze Menschheit die schicksalsschwere Stunde der Entscheidung gekommen.

Was läßt sich tun gegen die jahrhundertealten politischen, sozialen und geistigen Überlieferungen der Nationen, die das eine Land von anderen trennen? Was läßt sich insbesondere unternehmen gegen die Sprachenschranken, die religiösen Zerwürfnisse, die absondernden gesellschaftlichen Bräuche, ja selbst gegen die angeborenen Rasseninstinkte und all jene Eigenarten, die die Menschen in Klassen und Kasten aufspalten und zu offener Feindseligkeit der einen Rasse gegen die anderen Anlaß geben?

Ferner sehe man sich den bedrohlichen Hexenkessel "Europa" an, wo fünfhundert Millionen Menschen in eine Vielzahl ,miteinander streitender Staaten und Parteien zerspalten sind und wo die Intrigen der hohen Politik, die gegenseitige Spionage und Wühlarbeit, sowie bedenkenlos revolutionäre Elemente das Pulverfaß der fälschlich sogenannten "Zivilisation des Westens" in die Luft zu sprengen drohen. Westeuropa steckt voll von jenen politischen und religiösen Reaktionären, die im zweiten Weltkrieg den Nazis und Faschisten in die Hände arbeiteten, und die der Ansicht sind, eine Herrenschicht sei vorherbestimmt, über eine Klasse von Sklaven Gewalt auszuüben und die Früchte der Arbeit anderer einzusacken.

Auch noch über eine andere Ursache der weltweiten Ratlosigkeit und Not mußt du dir deine Gedanken machen. Unsere vom Krieg zerfressene Erde ist vollgespickt mit Hunderten von Kirchensystemen, deren Mitgliederzahl in die Hunderte von Millionen geht.
In der einen Hälfte des europäischen Kontinents sitzen die politischen, militärischen und revolutionären Kräfte des kommunistischen Rußland im Sattel. So leben nicht nur die 192.000.000 Russen im unheilkündenden Schatten des Kremls, sondern auch die osteuropäischen Völker bis zum Eisernen Vorhang. Anderswo, wie in Frankreich, Italien und Griechenland, macht sich der Einfluß der Bolschewisten immer hartnäckiger bemerkbar, und sie warten nur auf einen günstigen Moment, um sich mit vernichtender Gewalt zu Herren ganz Europas aufzuschwingen.

Großbritannien, das seinen politischen Aufbau aus der protestantischen Reformation vor vierhundert Jahren herausgebildet hat und vierhundert Jahre hindurch das Bollwerk gegen eine weltweite Herrschaft des römisch-katholischen Systems war, ist durch zwei Weltkriege stark entkräftet. Es ist neidisch auf den überragenden Einfluß Amerikas und würde gern ein Mächtegleichgewicht nach seiner Art wiederherstellen, muß aber statt dessen die politische Gewalt über die Dominion des weltweiten Britischen Reiches immer mehr lockern. Das Britische Weltreich, das mächtigste der Weltgeschichte, schrumpft zusammen, und dorthin, wo es Boden aufgibt, suchen die Vereinigten Staaten und die Sowjetunion, als die beiden großen Gegenspieler im Wettlauf um die Weltherrschaft, nachzustoßen.

Frankreich stellt sich unseren Blicken als eine Nation dar, die, nachdem sie vor acht Jahren von katholischen Klerikalen an die Nazi verraten wurde und dann unter den Demütigungen durch Hitlers Truppen zu leiden hatte, heute reif ist für einen gewaltsamen Umschwung nach der äußersten Rechten oder der äußersten Linken, mit all den Bürgerkriegsgefahren, die das einschließt.

Nach der westlichen Erdhälfte gewandt, sehen wir den Koloß der Vereinigten Staaten sich turmhoch über alle anderen Länder ganz Amerikas erheben. Immer stärker bilden sich die USA, als "Waffenkammer der Demokratien" heraus und werden gerühmet als das Land, von wo aus "Freiheit die Welt erleuchtet", als der "große Verteidiger der Menschenrechte und der menschlichen Würde gegenüber der Barbarei des gottlosen Kommunismus". Doch diese ruhmredigen Behauptungen stimmen allzu oft mit den Tatsachen nicht überein.

Wohin man in Amerikas auch schaut, ist überall Habgier und Bedrückung festzustellen. Ein großer Teil der jungen Generation schlägt eine Laufbahn des Verbrechens ein. Schreckliche Elendsviertel fressen in den größten Städten des Landes um sich. Die Hälfte der Einwohner können nicht so leben, wie es sich gehörte. Ein Drittel der Bevölkerung ist in der Ernährung, der Behausung und der Kleidung schlechtgestellt. Millionen der Neger und der "verarmten Weißen" leben geradezu in einer Schuldenknechtschaft, aus der sie ihr Lebtag nicht loskommen.
Die Lebenshaltungskosten sind so hoch wie nie zuvor in der Geschichte Amerikas, so dass überall Streike aufflammen.

Während Präsident Truman den Kongress als "schlechtesten den es je gab" bezeichnet und Kongreßmitglieder sich damit rächen, dass sie Truman den "schlechtesten Präsidenten" schimpfen, geistert der Kommunistenschreck im Lande umher, und kaum einer ist sicher vor der Verdächtigung, heimlich ein "Roter" zu sein, auch wenn er nichts weiter getan hat, als rote Limonade zu verkaufen.

Vergreiste "ältere Staatsmänner" flüstern dem Präsidenten ins Ohr, man könne den Frieden am besten wahren, indem man für den Krieg rüste. Und so läßt es sich die amerikanische Regierung Milliarden kosten, in Europa und anderswo - wie man sagt - den Frieden aufrechtzuerhalten, gleichzeitig aber gibt sie noch viel größere Summen für Kriegsvorbereitungen aus.

Mehrmals zeigte sich der mehrheitlich republikanische achtzigste Kongress sogar noch kriegerischer als der demokratische Präsident. Die Parteien wissen gut genug, dass, wer am kräftigsten gegen den Kommunismus wettert, am meisten Aussicht hat, die Stimmen der katholischen Wähler für sich einzufangen und auch die finanzielle Unterstützung des Großkapitals zu erhalten.

Unlängst setzten sich die Republikaner im Repräsentantenhaus ja sogar für eine Finanzhilfe an das faschistische Spanien ein und wurden nur unter dem Druck der öffentlichen Meinung gezwungen, sich zurückzuziehen.

In alldem zeigt sich ein erschreckender Niedergang der Demokratie, und das ausgerechnet in einer Zeit, wo es um den Bestand der Demokratie geht. Im Ränkespiel um die Macht erkaufen sich eigenwillige politische Führer der Demokratien die Gunst der katholischen Hierarchie um den Preis der menschlichen Freiheit und werden hierin unterstützt von einem schlappen Protestantismus, der nicht mehr den Mut aufbringt, geschlossen zu protestieren gegen die Entweihung demokratischer Ideale, gegen die inoffizielle Vereinigung von Kirche und Staat und gegen die als antikommunistische Propaganda getarnte Unterhöhlung der Demokratie. Die bleichsüchtige Weltpresse ist zu bestechlich und zu feig, um die internationale Fünfte Kolonne katholischer Prägung bloßzustellen. Es ist eine Ironie, dass sich die demokratischen Nationen für die katholische Hierarchie zu einem antikommunistischen Kreuzzug hergeben müssen, dessen Ziel schließlich nur die Zerschlagung der Demokratie selbst ist.

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Re: Vor sechzig Jahren
geschrieben von: Drahbeck
Datum: 16. Dezember 2008 06:35

"Um mitzuhelfen, das Zeichen auf die Stirnen der Menschen guten Willens zu machen, wie Hesekiel 9 es voraussagt, werden Jehovas Zeugen in diesem letzten Monat des Jahres 1948 das neueste Buch 'Gott bleibt wahrhaftig' und die Broschüre 'Der bleibende Herrscher aller Nationen' (oder Freude für alles Volk) allen gegen einen … Beitrag von Fr. 1.50 abgeben. Jeder Leser des 'Wachtturms' kann aktiv an diesem Werk des Zeichnens mitmachen, welches dazu führt, dass wir in der nahenden Schlacht von Harmagedon von Gottes Scharfrichtern verschont bleiben."

 

 


Eingangs zitierten flotten Spruch konnte man beispielsweise in der "Wachtturm"-Ausgabe (Bern) vom 15. 12. 1948 lesen.
Inzwischen ist das genannte Buch auch der "Schnee von gestern". Das "nahe" Harmagedon, wurde danach auch schon mal durch "noch näheres" ersetzt. Die Lächerlichkeit solcher Thesen kommt allerdings den daran Glaubenden nicht so recht zum Bewusstsein. Kritik daran pflegen sie abzuschütteln, wie ein nasser Hund sein Fell zu trocknen pflegt.

Sie wollen glauben.
Man kann es auch anders formulieren.
Sie wollen betrogen werden.
Sie sind dabei sicherlich in der "richtigen" Organisation gelandet, die dieses ihr Anliegen, tatsächlich erfüllt. Und wie der Besoffene sich an seinem Rausch erfreut, so sonnen auch sie sich daran einen vermeintlichen Anteil an einem "Werk des Zeichnens" zu haben. Gezeichnet sind sie in der Tat. Ihr Zeichen heißt: Narren!

 

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Re: Vor sechzig Jahren

geschrieben von: Drahbeck
Datum: 23. Dezember 2008 07:08

Mit diesem Inserat machte die WTG Reklame für ihr Buch „Gott bleibt wahrhaftig", entnommen der "Erwachet!"-Ausgabe vom 22. 12. 1948.

(Englisch 1946, in Deutsch 1948 erstmals erschienen) wird der nachfolgenden Text offeriert:

„Die Rückkehr der Juden
nach Palästina hat die Aufmerksamkeit der Welt auf sich gelenkt. Die Gründung des Staates Israel hat zudem der UNO eine weitere Nuß zum Knacken aufgegeben, da die Arbaber diesen Staat nicht gelten lassen wollen und ihrer Ansicht mit der Waffe Nachdruck verleihen. Damit findet die Leidensgeschichte dieses Volkes auf jenem „heiligen" Boden seine Fortsetzung. Warum?

Kann das Volk der Juden immer noch als Gottes auserwählte Nation angesehen werden? Hat seine Rückkehr eine biblische Bedeutung? Werden die Juden in Palästina ihr Glück finden? - Diese und andere Fragen werden in unserem neuesten Buche
„Gott bleibt wahrhaftig"
schriftgemäß beantwortet, und zwar im Kapitel 16: „Sammlung der Juden - einst und jetzt".


Von den 24 Kapiteln genannten Buches, wird also dieses besonders hervorgehoben. Da stellen sich dann allerdings einige Fragen.
Wird in jenem Buch auf die früheren WTG-Schriften, etwa „Die nahe Wiederherstellung Israels" von Russell, oder„Trost für die Juden" von Rutherford, irgendwie mit eingegangen. Klare Antwort. Nicht mal erwähnt werden sie, denn geschweige zu den damaligen Aussagen Stellung genommen. Die werden einfach als „tot", als „nie existent" behandelt.

Solcherlei Praktiken dann von einer Organisation, die zwar im Stile von George Orwells „1984" auch die Vokabel „Wahrheit" (bei Orwell „Wahrheitsministerium") im Munde führt, aber wie schon Orwell herausarbeite, faktisch ein Lügen- und Verdrehungs"ministerium" ist.

Wie bereits erwähnt, erschien jenes Buch in Englisch bereits 1946. Es setzt in seiner Diktion immer noch voraus, dass eine „Welle des Antisemitismus über die Welt" fege.

Es stellt weiter die Frage ob die in Palästina versammelten Juden „durch biblische Prophezeiung ... unterstützt" wurden, um dann just jene Frage selbst zu verneinen.
Unter Totalverschweigung des Umstandes, dass man da „vor Tisch" das Gegenteil sagte, und das keineswegs an untergeordneter Stelle.

Am Rande vermerkt.
Die aktuelle Print-Ausgabe des „Spiegels" enthält eine DVD-Beilage über die religiöse Szene in Jerusalem. Ein „Hochexplosives Gemisch" mag man da nur kommentierend sagen. Ein „falscher Ton" und schon gravierende Auswirkungen.
Die WTG darf sich getrost in die Rubrik „falsche Töne zu blasen" mit einordnen.
Ende der Einfügung; weiter in der Kommentierung der WTG-Aussagen.

Dann kann man etwa im Abschnitt 14 die Sätze lesen:

„Wegen des antisemitischen Geistes und der weltweiten Tätigkeit gegen die Juden durch sogenannte „Christen" sind viele Bewegungen organisiert worden, um ihnen zu helfen. Durch Theodor Herzl einberufen, wurde im Jahre 1897 der erste Zionistenkongreß in Basel, Schweiz, abgehalten, an dem 206 Abgeordnete teilnahmen. Diese Versammlung kennzeichnete den Anfang dessen, was man heute als die „Zionisten"-Bewegung kennt, die „dem jüdischen Volke in Palästina eine durch Gesetz zugesicherte Heimat verschaffen soll."

Auch an dieser Aussage bemerkenswert, dass man es tunlichst unterlässt zu der genannten Zahl von 206 Abgeordneten jener Konferenz, näher Stellung zu nehmen. Rutherford hatte sich dabei ja noch entblödet zu verkünden, das menschliche Skelett hätte auch 206 Knochen. Und die Übereinstimmung beider Zahlen, als vom „Herrn so arrangiert" verkündet.
Man vergleiche dazu:
http://forum.mysnip.de/read.php?27094,1349,1349#msg-1349

Und diese vermeintlich „objektiven" Ausführungen lässt die WTG in ihrem 1948er Buch dann noch mit den Sätzen ausklingen:

„Viele ihrer Leiden haben sie sich durch ihre Geschäftemacherei und ihr rebellisches Handeln zugezogen ..."

Ob solche Sätze, in Kenntnis des vorangegangenen Holocaust noch „angemessen" waren, mag man wohl zurecht anzweifeln. Zumindest künden sie von einer bemerkenswerten Instinktlosigkeit; wenn nicht darüber hinausgehend (unter ausdrücklicher Bewertung der früheren WTG-Positionen zu diesem Thema) von einer ausgesprochenen Skrupellosigkeit.

Eine Skrupellosigkeit, die schon KZ-Kommandant Höss „bewunderte" , als er seine Verwunderung darüber zum Ausdruck brachte, dass die Bibelforscher/Zeugen Jehovas nicht nur gegen die katholische Kirche, sondern auch gegen die Juden eingestellt seien, die ihrer zeitgenössischen Meinung nach „zu Recht leiden müssten".

Kann man daraus zwar nicht ableiten, selbst aktive Antisemiten gewesen zu sein. Zumindest eine bedenkliche ideologische Nähe zu selbigen ist gegeben. Und dies besonders auch dem Umstand zufolge, dass diese Organisation in ihrer Frühzeit einer der Schrittmacher des Philosemitismus gewesen ist, wenn nicht vielleicht sogar „der" Schrittmacher!

In der ersten Auflage von „Gott bleibt wahrhaftig" finden sich quasi als Bestätigung der Aussage des KZ-Kommandanten Rudolf Höß, die Zeugen Jehovas seien schärfstens gegen die Juden eingestellt, und der Meinung, die Juden würden zu Recht leiden, auch aus WTG-Munde nachfolgende „markige" Sätze.

Höß hatte die Zeugen Jehovas auch mit dem Satz charakterisiert:
„Eigenartigerweise waren sie alle davon überzeugt, daß die Juden nun gerechterweise zu leiden und zu sterben hätten, weil ihr Vorväter einst Jehova verrieten."

Lediglich in der (Deutsch 1958) zweiten Auflage von „Gott bleibt wahrhaftig", hat die WTG ihren Ausrutscher den Juden gegenüber dann stillschweigend revidiert; ohne sich indes je dafür entschuldigt zu haben.
Nun gab es religiöse Antisemiten auch andernorts. Auch die WTG verweist darauf, dass z. B. die katholische Kirche zu ihnen gehörte. Dennoch muss der Fall WTG anders bewertet werden. Die katholische Kirche gehörte nie zu den glühenden Befürwortern des Philosemitismus. Die WTG indes sehr wohl. Ja letztere leistete für ihn maßgebliche Schrittmacherdienste. Noch in seinem 1925 erschienenen Buch „Trost für die Juden" und danach auch noch in dem 1929 erschienenen WTG-Buch „Leben" tönte Rutherford noch.

Insofern wiegt der „Ausrutscher" der WTG in Sachen Antisemitismus doppelt schwer!

1948

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