Der vorangegangene Jahrgang   1948

Vor (mehr als) 50 Jahren

Was 1949 Wahrheit war

Rassentrennung

Offenbar jahrzehntelang wurde von der Bibelforscherorganisation in den USA das Prinzip der Rassentrennung mit durchgesetzt. Ihre Anpassung an den dortigen Zeitgeist, ist in diesem Punkt unübersehbar. So konnte man bereits im "Bibelforscher-Jahrbuch 1928" (S. 97) lesen:
"Der Herr hat uns auch seinen Segen deutlich gezeigt, dass es nach seinem Willen war, dass für unsere farbigen Geschwister in Amerika ein besonderer Zweig des Werkes aufrecht erhalten wird. Es geschieht dies nicht, um einen Unterschied zwischen Christen zu machen, weil jene farbig sind, sondern weil es uns so eine bessere Gelegenheit bietet, auch die zu erreichen, die ein Vorurteil haben. Es gibt durchaus keinen Grund, warum sich die farbigen Geschwister nicht mit ihren weißen Brüdern zum gemeinsamen Studium versammeln sollten. Aber wenn es sich um öffentliche Vorträge handelt, ist es viel besser für die Zuhörerschaft, wenn eine Trennung aufrecht erhalten wird."

Noch im Jahre 1949 notierte „Der Wachtturm" (S. 12), bezugnehmend auf Bezirksversammlungen der Zeugen Jehovas in den Südstaaten der USA:

„Im Bezirk Nr. 2, der sich im südlichen Teil der Vereinigten Staaten befindet, bestehen Farben- oder Rassenprobleme, denen die Königreichsverkündiger andernorts nicht gegenüberstehen. Hallen und Säle werden nicht vermietet, wenn sich eine gemischte Zuhörerschaft einfinden möchte. Indes verursachte die trennende Kraft, welche die alte Welt hoffnungslos zersplittert, keine Uneinigkeit an dieser Bezirksversammlung der Zeugen Jehovas. Allerdings mussten wir uns um den Saal mieten zu können, den Vorschriften anpassen, wonach die weißen und die farbigen Geschwister in verschiedenen Teilen des Saales sitzen mussten."

Dem Thema Rassentrennung in den USA widmet sich auch „Erwachet!" in seiner Ausgabe vom 22. 1. 1949. Laut Untertitel machen „offenkundige Benachteiligungen die Freiheits-Versprechungen lächerlich".
Diverse Beispiele dafür werden genannt. Ein Unterabschnitt in diesem Artikel ist dann überschrieben:
„Wie sich die Religion hierzu stellt".
In ihm wird ausgeführt:

„Eine Rundfrage unter Geistlichen von Oklahoma ergab, daß einige für, andere gegen die Absonderung in den Kirchen waren. Manche Kirchenverbände ersuchten ihre Mitglieder, diesen Brauch abzuschaffen. Sollte es aber in Birmingham (Alabama) geschehen, daß ein Weißer durch eine Tür, die nur für Farbige bestimmt ist, in eine Kirche eintritt, so wird er verhaftet, selbst wenn es sich um einen Senator der Vereinigten Staaten (z. B. Glen Taylor) handelt.

Ein religiöser Pressedienst brachte am 13. Mai 1948 folgende Notiz aus Columbia (S. C.): 'Völlige Rassentrennung ist der Wille Gottes' und muß beibehalten werden, wurde von der Generalkonferenz der Methodistenkirche des Südens erklärt … 'Der allmächtige Gott hat es in seiner unendlichen Weisheit für gut befunden, von Anfang her die Rassen abzusondern, und wir sind ernsthaft der Auffassung, daß dem Willen Gottes durch das Beibehalten einer völligen Trennung zwischen den weißen und den schwarzen Rassen am besten gedient wird.'"


Abschließend kommentiert „Erwachet!" dazu:
„Die Rassenbenachteiligung ist nicht ausschließlich 'Amerikas Dilemma'. Südafrika, Indien, Australien sind nur einige weitere Beispiele. Tatsächlich haben mindestens vierzig Mitgliedstaaten der Vereinigten Nationen ihre eigenen Rasseprobleme; und die volle Lösung dieser Probleme ist all den menschlichen Regierungen nicht gelungen, auch den demokratischen nicht.
Das lenkt uns erneut auf die unbestreitbare Wahrheit, daß nur die theokratische Herrschaft alles beseitigen wird, was mit Rassenhaß und Rassenbenachteiligung zusammenhängt - jene Herrschaft, bei der Christus Jesus als Friedefürst über gerechtigkeitsliebende Menschen 'aller Nationen' regiert."


Also wie gehabt: Orientierung auf Hoffen und Harren; auf den „Sankt Nimmerleinstag".

Geflissentlich indes vermeidet es „Erwachet!" zu erläutern, wie denn das praktische Verhalten der Zeugen Jehovas in diesen Fragen war. Denn das diese Fragestellung auch an ihnen nicht vorübergehen würde, ist offenkundig.

Herbert Stroup etwa, notierte dazu schon in seiner 1945 in New York erschienenen Dissertation (später als Reprint erneut verlegt):
„In der Geschichte der Bewegung hat der Führer der Gesellschaft einmal farbige Zeugen ausdrücklich aufgefordert, sich nicht um Posten als Pioniere zu bewerben: 'Der Grund dafür ist der, dass nach unserer Erfahrung Farbige weniger gebildet sind als Weiße - viele von ihnen haben nicht genügend Wissen um aus der Lektüre unserer Literatur Nutzen zu ziehen. Unsere Schlussfolgerung basiert daher auf der Annahme, dass Literatur, die an eine Versammlung von Farbigen verteilt wird, weitgehend verschwendet wäre, nur bei einem ganz geringen Prozentsatz wären gute Ergebnisse zu erwarten.' Watchtower vom August 1928"

Man beachte als weitere Beispiele die Jahrbuchberichte.
Bereits im "Bibelforscher-Jahrbuch 1928" (S. 97)
Siehe Zitat weiter oben.

Oder etwa in dem USA-Bericht des 1933er Jahrbuches.
In selbigen eigens ein eigener Abschnitt „Andersfarbige Zeugen" überschrieben.
Darin wird die faktisch auch betriebene eigene Rassentrennung mit den Vokabeln „geschönt"
„den Verhältnissen anzupassen". Oder auch dass „die andersfarbigen Zeugen besonders dazu bestimmt worden, unter Andersfarbigen zu arbeiten."

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[Hinweis Stroup, auch Rogerson (S. 81), zitieren den Englischsprachigen 'Wachtower' vom August 1928 zum Thema. Eine 100prozentige 1 zu 1 Übersetzung und Übernahme, im deutschen Wachtturm" gab es damals noch nicht. Ergo ist die fragliche Passage im deutschen WT des Zeitraumes 1928, so nicht nachweisbar. Diese Feststellung ist deshalb auch angebracht, dieweil Rolf Nobel in seinem Buch „Die Falschspieler Gottes", in einer Passage den Eindruck erweckt, als gäbe es die fragliche Passage auch im deutschen WT, womit er falsch liegt, dieweil die Unterschiede zwischen der Englischsprachigen und der deutschen Ausgabe nicht beachtend.
Das ist dann aber nur die formale Seite. Auf der inhaltlichen Seite sieht es schon erheblich anders aus. Beleg dafür auch jene Aussage aus der deutschen Ausgabe des „Goldenen Zeitalters" vom 15. 10. 1929 (S. 311) die in ihrer Tendenz inhaltlich sich auf demgleichen Niedrigstniveau bewegt, wie die ebenfalls verabschauungswürdige Euthanasie-Thesen-Kolportierung der zeitgenössischen WTG


Kolportierung von Euthanasie-Thesen durch die WTG

Euthanasie und Rassismus, waren auch und besonders ideologische Merkmale des Nazismus.

Die heutige WTG als Evolutionsgegner beliebt ja besonders auch den Sozialdarwinismus (in Worten) zu geisseln. In der Praxis indes, ihn selbst allerkräftigst zu praktizieren. Es ist was dran an der These, Nietzsche, der tote Gott müsse dadurch ersetzt werden, sich selbst zum Gott zu erklären. Nazis diese Detailthese Nietzsches besonders aufgreifend und extensiv in die Praxis umzusetzen. Wie gesagt, da ist was dran.

Wahrlich bin ich kein Freund der Catholica. Aber das anerkenne ich. Sie war eine der wenigen Stimmen zur Nazizeit, die sich, unter auch erheblicher persönlicher Gefährdung, dieser nazistischen Grundthese entgegenstellte. Wenn die berüchtigte T4-Aktion zu Nazizeiten, letztendlich nach einiger Zeit, klammheimlich wieder abgeblasen werden musste, dann kann die Catholica, sich zu Recht, auch ihren Anteil daran zugute halten.
Und dann vergleiche man dazu die auf dem Nazilevel liegende Aussage aus der genannten deutschen GZ-Ausgabe vom 15. 10. 1929]


Nun hat man wohl im Falle der USA zu registrieren. Der Name Martin Luther King etwa, steht dafür. Die dortigen Rassisten mussten zurückstecken. Eher unfreiwillig, aber sie mussten es. Das dies ein harter Kampf war, liegt auch auf der Hand. Und da stellt sich schon die Frage.

Und, wo stand in der Zeit des Kampfes die WTG?
Wie verhielt sie sich? Darüber aber gibt der genannte „Erwachet!"-Artikel keine Auskunft.

Die Sachlage war doch so, dass die WTG in ihren Versammlungen auch partielle Rassentrennung betrieb. Das die „Kastanien aus dem Feuer holen" lassen, überlies sie wieder einmal anderen.

Wenn die WTG auch in ihrem Artikel, zeitgenössische kirchliche Stimmen aus den USA zitiert, welche die Rassentrennung befürworteten, dann zeigt der Finger, mit dem sie da auf andere zeigt, letztendlich auf sie selbst auch mit zurück.

Natürlich wusste man in Brooklyn zu der Zeit, auch im Rückblick auf die eigene Geschichte. Soziale Unterklassen sind das Ursprungs-Potential der ersten WTG-Generation. Insofern will auch jener Artikel sich nicht mit den Benachteiligten „anlegen". An Lippenbekenntnisse für deren Interessen mangelt es also nicht.

Indes „Sonntagsreden" - und tatsächliches Verhalten, pflegen nicht selten „zwei linke Schuh" zu sein. Auch im Falle der WTG-Religion.
Siehe auch
Parsimony.20202

Parsimony.22640

Parsimony.22761

Harmagedon seit 31 Jahren überfällig

„Die menschliche Familie hätte dieses einunddreissig Jahre seit 1918 n. Chr. niemals erlebt, wär es nicht durch Jehovas Barmherzigkeit gewesen. Nicht, dass wir sagen wollen, der Erste Weltkrieg sei in jenem Jahre von ihm zum Stillstand gebracht worden. Nein, denn seit 1918 haben wir einen noch längeren und schlimmern Weltkrieg erlebt, und nun sind alle Anzeichen für einen dritten vorhanden, der diesmal mit Atomkrieg beginnen und nicht nur damit enden soll wie der Zweite Weltkrieg. Wir alle müssen zugeben, dass das Jahr 1918, in dem der Erste Weltkrieg endete, sich nicht als das Ende der Weltwochen erwies. …

Hier ist unsere Antwort: Während die Jahre des Ersten Weltkrieges gegen 1918 vorrückten, dachten Jehovas Zeugen auf Erden, der Weltkrieg werde direkt in die 'Schlacht von Harmagedon' münden, in welcher Weltanarchie die Oberhand erhalten würde, wobei eines jeden Hand sich wider seinen Nächsten erhebe. Unter dem Titel 'Der Beginn der Wehen' hieß es in der Kriegsausgabe der 'Wachtturm' vom 1. August 1915 (engl.):

'Wir sehen das Vorspiel zur großen Schlacht von Harmagedon. Unser Gedanke ist, dass Harmagedon selbst das mächtige Erdbeben sein wird, wovon die Offenbarung spricht. (Offb. 16: 16-18). In dieser grossen Revolution und in der darauffolgenden Anarchie werden alle irdischen Einrichtungen weggefegt werden. Das Ergebnis des Zornes Hasses und Streites wäre, wenn man es unbegrenzt andauern ließe, so schrecklich, dass es die Vernichtung des Menschengeschlechts herbeiführen würde. Aber um der Auserwählten willen, damit sie ihre herrliche Herrschaft beginnen können, wird Gott das Gemetzel verkürzen und sein eigenes Königreich unter Christus und seiner auserwählten Kirche aufrichten.' Harmagedon ist im Jahre 1918 nicht gekommen." (WT 1949 S. 227).

Berliner Waldbühnenkongress

Ende Juli 1949 inszenierten die Zeugen Jehovas, unter bewusster Einschaltung der Presse, in der Berliner Waldbühne einen Kongress, der zugleich auch eine öffentliche Abrechnung mit den bis dahin schon sichtbaren DDR-Massnahmen darstellte. In der Reihe der diesbezüglichen Presseberichterstattung ragt besonders, die der „Die neue Zeitung" aus Berlin hervor. Letztere war ursprünglich mal ein Organ der amerikanischen Militärregierung in Deutschland. In ihr schrieben aber auch viele unabhängige deutsche Journalisten. Und in dem hier interessierenden Kontext ist es besonders beachtlich, dass sie keine billige „Hofberichterstattung" veranstalteten, sondern auch deutlich kritisch akzentuierte Beiträge zum Thema vortrugen. Am 2. 8. 1949 brachte „Die neue Zeitung" gleich zwei Artikel zum ZJ-Kongress. In ihnen konnte man auch lesen:

Hans Schwab-Fehlisch unter der Überschrift "Sie leben vom Gruseln der anderen"

"Als am 17. März die Welt untergehen sollte ...
All das hat nicht nötig gehabt (und hat es auch in Zukunft nicht nötig gehabt), wer zur Gemeinde der Auserwählten, zu den "Zeugen Jehovas" gehört.
Aber auch sie leben von dem Gruseln der anderen. Und dass nicht nur als passive Beobachter und nicht nur in vorübergehenden Momenten, sondern als aktive Wegbereiter, als Prediger der Psychose und in Permanenz. Wie jeder exklusive Orden, machen sie es sich dabei nicht leicht. Sie verweigern zum Beispiel den Kriegsdienst in jeder Form. Das hat sie unter den Nationalsozialisten Tausende von Opfern gekostet und unzählige von ihnen ins Konzentrationslager gebracht. Das macht sie symphatisch und umgibt sie mit einem unangreifbaren ethischen Pathos. Das aber tauschen sie gegen diese Reibereien mit der weltlichen Ordnung ein:
Von dem Untergang der Welt bleiben sie verschont. Das ist immerhin ein lohendes Ziel.

"Auserkorene Werkzeuge"
"Sie flüchteten vor der Verantwortung, die ihnen der Kampf ums Dasein auferlegt hatte, in die Märtyrerrolle eines 'Zeugen Jehovas'", schreibt Margarete Buber-Neumann in ihrem Bericht über das Konzentrationslager Ravensbrück.
"Sie eiferten in dessen Namen gegen die 'ungläubigen Weltmenschen'. Seit sie Bibelforscher geworden waren, hatte sich ihre Stellung im Leben mit einem Schlage gewandelt: aus unterdrückten, dienenden, mit dem Schicksal unzufriedenen Menschen wurden sie zu 'Auserwählten', erhoben sie sich über die gesamte Menschheit. Ihr einstiger Groll gegen die ihnen widerfahrenden Ungerechtigkeiten verwandelten sich in Haß gegen alles, was nicht zu ihrer Glaubensgemeinschaft gehörte. Jeder einzelne fühlte sich als auserkorenes Werkzeug des rächenden Gottes Jehovas und schwelgte in der Vorstellung vom baldigen Sturz der Menschheit in der Verdammnis, von dem nach ihrer Meinung nur einige tausende Bibelforscher ausgenommen wären.'

Gott ist mit seinem Plan, diese Welt zu vernichten, völlig im Recht, konnte man von dem Magdeburger Prediger Frost der Zeugen Jehovas am Sonntag in der Waldbühne lernen. Er hat der Menschheit 2520 Jahre Zeit gegeben, ihre Angelegenheiten zu ordnen. Wenn er sie nun vernichtet, nicht nur Individuen, sondern ganze Völker, nachdem er trotz des Aufruhrs gegen ihn Geschlecht um Geschlecht hat weiterleben lassen, so ist das eigentlich nur recht und billig.
Er wird nicht 'mit sich reden lassen.' Der Beginn der Endzeit hat unwiderruflich seit 1914 eingesetzt, und an unserem Geschlecht noch wird sie sich erfüllen. Alle Versuche, die Welt doch noch zu ordnen, der Weltstaat, ein Weltbund der Nationen, alles, alles ist nichtig. Es steht nicht im Einklang mit dem Vorhaben Gottes.

Der Unterschied zwischen Diktaturen und Demokratien besteht nur darin, daß die einen den Zeugen Jehovas Schwierigkeiten in den Weg legen, ja sie verfolgen, die anderen sie aber wirken lassen. Das aber ist nicht genug, und deshalb ist eine Teilnahme der Zeugen Jehovas an den Entscheidungen dieser Welt sinnlos und ausgeschlossen.

Wirklich eine sonderbare Art der Auserwähltheit, die erst die Zerstörung braucht, ehe sie die Herrschaft antritt. Sie ist totalitär, sie ist unmenschlich. Sie spekuliert mit der Angst, wie das im Mittelalter üblich war und wie es heute wieder attraktiv zu werden scheint.

"Es ist später, als du denkst" hat die Veranstaltung geheißen. Dieser apokalyptische Titel hat Tausende angelockt. Hätte sie doch "und Frieden auf Erden" geheißen oder doch ähnlich, kein Mensch wäre gekommen außer denen, die ohnehin wußten, daß dieser Friede nicht ohne die Vernichtung "der anderen" zu erkaufen ist. Die "Zeugen Jehovas" stehen nicht allein da. Sie haben mehr Geistesverwandte, als sie vielleicht selbst glauben mögen."


In der gleichen Ausgabe der "Die Neue Zeitung", gab es noch einen zweiten thematischen Artikel, welcher im nachfolgenden auch noch dokumentiert sei:

"Tagung der Zeugen Jehovas.
Seit Tagen schon stand Berlin im Zeichen der "Zeugen Jehovas". Am Sonntag hatte die beschworene Weltuntergangsstimmung soviel Menschen in die Waldbühne gelockt, daß es angesichts solch massiver Lebendigkeit schwer fiel, an das Ende der Welt zu glauben.
Das gewaltige Rund der Tribünen war nicht nur gefüllt, es quoll auch über alle Gänge und die umgebende Landschaft.
Fliegende Händler mit Getränken, Zigaretten und den (in Millionenauflage vertriebenen) Goldschriftbüchern des Dogmas hatten ihr einträgliches Geschäft. Die Ordner ordneten die Anströmenden mit einem orientierendem Blick als "Schwestern" und "Gäste". Unklar woran sie sie erkannten.

Ein Wald von aufrüttelnden Schildern säumte die Auffahrtstraße. Im Rund der Zuschauer hoch aufgepflanzt, die Hinweise auf den Standort der Hergereisten: Eberswalde, Bautzen, selbst Aue.
Es war ein Treffen der Zeugen Jehovas aus der gesamten Ostzone. 'Es ist später als du denkst!' stand in weißer Schrift auf dem Rasen unten. 'Es ist später als du denkst!' hieß das Referat des Redners Frost aus Magdeburg. Jeden Tag kann nach der Deutung der Bibelforscher die moderne Sinflut, diesmal durch Feuer, wie es den Zeugen sicher scheint, über die Menschheit kommen. Seit 1914 regiere Jehova der rächende Gott, auf dieser sündigen Welt. Deutliche Zeichen in Gestalt all der politischen Unruhen und Wirrnisse dem Sehenden aufzeigend. Darum erkenne jeder Zeuge Jehovas die Unzulänglichkeit aller internationaler Bemühungen, verachte alle Regierungs- und Parteisysteme, um bereit zu sein für das Ende und bereit für die eigene belohnende Aussparung aus dem allgemeinen Desaster. Den genauen Zeitpunkt der Vernichtung wußte allerdings auch der Redner nicht.

"So wenig, wie sie die Nazis fürchteten, fürchten sie auch die Drangsale der Ostzone nicht, und mutig konnte der Magdeburger Frost fragen: 'Ist der Bolschewismus schöner als andere Systeme? Glaubt die SED, dass das, was Hitler begann, von ihr zum Ziel gebracht werden müsste? Wir fürchten die SED genau so wenig, wie wir die Nazi gefürchtet haben.'
Er rechnete mit Kreikemeyer ab der schikanös die bestellten Sonderzüge zurückhielt und nicht einmal die vereinnahmten Fahrgelder herausgab."


Als Kontrast, sei dann noch aus der in Ostberlin erscheinenden "Berliner Zeitung", ebenfalls die Ausgabe vom 2. 8. 1949, zitiert. Letztere schrieb:

"Falsche Propheten
Die Zeit nach einem verlorenen Kriege ist reich an harmlosen und weniger harmlosen Narreteien aller Art. Religiöse Sekten sprießen wie Pilze aus dem Boden. Im allgemeinen sollte man ihnen die Missachtung schenken, die sie verdienen. Wenn sie aber, wie die 'Zeugen Jehovas', getarnt durch einen Schwall religiöser Phrasen, eifrig die Geschäfte der Kriegstreiber und der Feinde der Einheit Deutschlands besorgen, darf es nicht bei dieser Missachtung bleiben.

Das Oberhaupt der "Zeugen", ein gewisser Frost, behauptete kürzlich, die "Endzeit der Welt sei angebrochen", womit er offenbar seine Anhänger von der Teilnahme am Wiederaufbau unserer Heimat abhalten will. Frost hetzte dann in bekannter Manier gegen die demokratischen Parteien und Institutionen der Ostzone.

Bei den Wahlen zum Volkskongress und beim Volksbegehren für die Einheit Deutschlands haben die 'Zeugen Jehovas' durch ihre Wühlereien deutlich genug gezeigt, dass sie gar nicht beabsichtigten, sich nur als 'Zeugen Jehovas' zu betätigen. Jehova hat sie bestimmt nicht beauftragt, gegen die Beteiligung am Volksbegehren und an den Wahlen zum Volkskongress aufzutreten oder die Durchführung des Zweijahresplanes so sabotieren. Solche konkreten Aufträge pflegen nicht aus dem himmlischen Jenseits zu kommen, wohl aber aus einem gewissen Lande jenseits des Atlantik und von einigen seiner Einwohner, deren oberste Gottheit nicht Jehova, sondern Mammon heißt.

Von diesen Leuten werden die leitenden "Zeugen" jedenfalls nicht schlecht bezahlt. Sie erhalten so reichliche Zuwendungen, daß sie einen riesigen Reklameapparat finanzieren, die größten Versammlungsräume mieten und ohne jedes Eintrittsgeld auskommen können. Die Geldgeber der "Zeugen" bleiben im Dunkeln. Sie haben allen Grund dazu. Man geht nicht fehl, wenn man sie in den Kreisen sucht, die das Ostbüro der SPD sowie andere Spionage- und Sabotagetruppen finanzieren.

Die Mitläufer der "Zeugen" können nicht eindringlich genug davor gewarnt werden, diesen falschen Propheten nachzulaufen. Den Initiatoren dieses Schwindelunternehmens sollte man wachsam auf die Finger sehen und man wird dabei manche überraschende Entdeckung machen."

Der 1949er Waldbühnenkongress in der Sicht des "Uraniabuches"

Wer sich an dem Umstand stossen sollte.
Das Uraniabuch vertritt parteiisch die Interessen des Ostens, und zudem sei ja 1949 die Hochzeit des kalten Krieges gewesen.
Der sei daran erinnert.
Auch ein Raymond Franz fand deutlich kritische Worte zum agieren der WTG etwa in Malawi und Mexiko.
Einer Ikone wie Raymond Franz mögen nun die Ostkritiker alles zugestehen, dessen Beispiele liegen ja so „schön weit weg von der eigenen Haustür". Da kann man dann ja „billig schwätzen". Nur im Falle des Ostens, soll das dann nicht mehr gelten.
Springer-Bild-Zeitung hat ja es gesagt .. Und die ist dann für diese Leute offenbar gleich das zweite „Evangelium" nach dem vorangegangenen „WTG-Evangelium" ...
So etwa, wie Wallraff das mal dokumentiert hat.

Im Prinzip weisen die Fälle Malawi, Mexiko und Ostdeutschland durchaus gewisse (relative) Gemeinsamkeiten auf.

Der Berliner "Tagesspiegel" schrieb am 2. 8. 1949:


"Protestversammlung der Zeugen Jehovas
Mehr als 30 000 'Zeugen Jehovas' versammelten sich am Sonntag in der 'Waldbühne', um gegen die Unterdrückung ihrer Organisation in der Ostzone zu protestieren.
'Wir fürchten die Gewalt der Kommunisten ebenso wenig, wie wir die Nationalsozialisten gefürchtet haben', sagte Erich Frost der leitende Prediger der 'Zeugen Jehovas', der wie viele seiner Glaubensfreunde von den Nationalsozialisten in ein Konzentrationslager gebracht worden war. Die 'Zeugen Jehovas' - die man auch unter dem Namen Ernste Bibelforscher kannte - hatten es abgelehnt, die Hakenkreuzfahne zu grüßen und am Kriege teilzunehmen.
Die kommunistischen Staatsorgane, so sagte Frost, hätten durch undemokratische und verfassungswidrige Verbote die Abhaltung von Gottesdiensten behindert, und sie hätten Versammlungen der Organisation mit Holzknüppeln auseinandergetrieben. Frost warnte die SED, dass sie ein ähnliches Schicksal wie die
Nationalsozialisten erleiden könnte.

Mit scharfen Worten protestierte er gegen die Willkürmaßnahmen des Generaldirektors der ostzonalen Eisenbahn, Kreikemeyer, der bereits versprochene und bezahlte Sonderzüge zur Berliner Bezirksversammlung der 'Zeugen Jehovas' unmittelbar vor der Abfahrt abgesagt hatte. Die zu Unrecht kassierten Fahrgelder seien von der Eisenbahndirektion bisher nicht zurückerstattet worden. Nach Ansicht der Zeugen Jehovas' ist die 'Endzeit der Welt' angebrochen, die das Reich Gottes einleite.

'Wahlveranstaltungen dieser Welt seien ein Anachronismus.' An der Veranstaltung nahmen auch russische Gläubige teil. Bereits am Sonnabend hatten 1050 'Zeugen Jehovas', die zum Teil aus der Ostzone gekommen waren, im Spandauer Stadtbad die Erwachsenentaufe erhalten."

Quasi als „Ausläufer" gab es in der im Westtteil Berlins damals erscheinenden Wochenzeitung „Das Freie Wort" am 5. 8. 1949 auch noch einen Bericht bezüglich des Waldbühnenkongresses der Zeugen Jehovas, über welchen die Mehrheit der Blätter bereits am 2. 8. 1949 berichtet hatten.
 
Genanntes „Freie Wort" schrieb:

„Es ist später, als du denkst"
von Alois
Jehovas Zeugen tagten in der Waldbühne.
8 Sonderzüge nicht gestellt.
Die diesjährige Bezirksversammlung der Zeugen Jehovas für die sowjetische Besatzungszone hat vom 29. bis 31. Juli in der Waldbühne stattgefunden. Der Transportfrage war rechtzeitig für die vielen Tausende von Teilnehmern Aufmerksamkeit geschenkt worden. 8 Sonderzüge waren bei den jeweiligen Eisenbahndirektionen bestellt und zugesichert worden. In Leipzig wurden zwei Tage vor der Tagung die Fahrkarten für den Sonderzug gegen Zahlung von rund 16.000 Ostmark ausgehändigt. Zehn Stunden später teilte man telefonisch mit, daß auf Anweisung der Reichsbahndirektion der Sonderzug 'wegen Wagonmangels' nicht gestellt werden könne. Das Fahrgeld wurde in diesem Fall wie für die anderen Sonderzüge nicht zurückgezahlt. Insgesamt etwa 100.000,-DM. In Magdeburg wurde den Zeugen Jehovas erklärt, für die Rückzahlung benötige man 14 Tage. Die gelösten Sonderzugfahrkarten wurden zum größten Teil auch nicht für normale Fahrten in Zahlung genommen und die Benutzung der D-Züge Jehovas Zeugen verboten.

Trotzdem sind rund 18.000 Zeugen Jehovas nach Berlin gekommen. Sie waren nicht alle pünktlich zur Stelle wie vorgesehen. Sie hatten oft große Umwege zu machen. Es wurde ihnen nicht nur von Herrn Kreikemeyer, sondern auch von Seiten der Polizei die größten Hindernisse in den Weg gelegt. Die Polizeistationen am Stadtrand Berlins hatten Anweisung erhalten, alle Verkehrsmittel, insbesondere LKWs und Omnibusse zu kontrollieren. Die Polizei hatte den Auftrag bekommen, nicht nur die Personalien der Zeugen Jehovas festzustellen, sondern auch die Fahrzeugbesitzer und die Dienststellen, die die Fahrpapiere ausgestellt haben. Alle diese Schikanen haben die Zeugen Jehovas nicht abhalten können.

Aus dem Erzgebirge waren sie gekommen und von der Ostsee, aus Thüringen und Frankfurt a. d. Oder, Barth in Pommern und Görlitz, aus den entlegensten Dörfern und allen Städten der Ostzone.

Für viele war es schon schwer gewesen, das Fahrgeld für den Sonderzug aufzubringen. Als sie das Fahrgeld dann nicht zurückhielten, haben sie oft ihr letztes Geld genommen, um nach Berlin zu kommen. Ganze Karwawanen, mit Mundvorrat, einer Schlafdecke und der Eintrittskarte am Rock, sind am zweiten Tag der Bezirksversammlung noch eingetroffen. Die Solidarität, in den nazistischen Kzs erprobt, war so groß, daß auch die fahrgeldlosen Zeugen Jehovas wieder nach Hause gekommen sind. Die Tagung fand ihre Krönung mit dem Vortrag „Es ist später als Du denkst".

Und die Kommunisten, die jetzt die Bibelforscher drangsalieren, stellten erneut unter Beweis, daß sie die Fortführer des Naziregimes unter anderem Namen sind.


Damit hatten die Zeugen Jehovas ihren politischen Marktwert unter Beweis gestellt.
"Ein stilles Leben führen" gemäss einer Bibelaussage, war noch nie ihr Anliegen.
Schrille Thesen, den Osten demaskierend, das war es doch was im Westen gefragt, gesucht - und wie gelesen - geliefert wurde!
Von der Bibelaussage in 1. Timotheus 2:2, war und ist die WTG-Religion „Lichtjahre" entfernt!

„Er ist näher als sie denken"

„Ob nun ein dritter Weltkrieg komme oder nicht, ist doch eines ganz sicher: der universelle Kampf von Harmagedon, 'die Schlacht jenes großen Tages Gottes, der Allmächtigen', steht dieser Welt bevor. …

Unerschrocken trotzen Jehovas Zeugen dem populären Wunschtraum der Menschen, wonach dieser Tag nicht so nahe sei, und beharren auf der Verkündigung, dass sein Tag der Weltvernichtung nahe ist, ja näher als jene denken....

Hier wiederum haben wir die wiederholte Zusicherung aus Gottes Wort, dass der Sturz der bösen Weltorganisation nahe ist. Er ist näher, als die neuzeitlichen Babylonier zu denken belieben. … Der Tage dieser Welt werden es jetzt nicht mehr viele sein, nein, jetzt nicht mehr…" (WT 1949 S. 358, 360, 363).

Siehe auch: Es ist später als du denkst!

Gangster in Amt und Würden

Es war schon eine reißerische Überschrift, die in der „Erwachet!"-Ausgabe vom 8. 11. 1949 Verwendung fand. Und damit keine Unklarheiten entstehen, wohin die Reise zu gehen habe, wurde sie noch mit dem Untertitel: „Überzeugender Beweis dafür, dass die Politiker nicht die von Gott verordneten obrigkeitlichen Gewalten sind", ergänzt. Im einzelnen wurde ausgeführt: „Das 'Gottesgnadentum der Könige' wird in demokratischen Ländern nicht mehr gepredigt, dafür aber die religiöse Lehre verbreitet, die politischen Herrscher seien die 'von Gott verordneten obrigkeitlichen Gewalten.'" (S. 3)

Als Kernsatz wurde dazu ausgeführt: „Wenn dem so wäre, wenn Gott die Politiker dieser bösen verderbten Welt verordnet hätte, dann müsste er unweigerlich in die scheußlichen Verbrechen solcher Regenten verwickelt sein. Diese lächerliche und lästerliche Auslegung von Römer 13 durch die Geistlichkeit wird von nachdenklichen Erforschern der Bibel nicht akzeptiert."

Der Artikel schließt mit der These (S. 5): „Bei den wirklichen 'obrigkeitlichen Gewalten' von denen der Apostel Paulus sagt, die Christen sollten sie anbeten und ehren, handelt es sich um niemand anders als um Jehova Gott, den umumschränkten Herrscher des Weltalls, und seinen gesalbten, von ihm verordneten Theokratischen König, Christus Jesus. Echte Christen geben zwar dem Cäsar, was des Cäsars ist, vergessen dabei aber nie, dass sie gehorsame Diener der wahren obrigkeitlichen Gewalten sein müssen; denn nur durch diese höchsten Mächte wird eine gerechte Herrschaft herbeigeführt werden."

Andre Gursky hat in seiner Publikation "Zwischen Aufklärung und Zersetzung" jenen "Erwachet!"-Artikel auch reproduziert. Er sei auch an dieser Stelle dokumentiert:

 

Lausitzer Rundschau

Es ist offensichtlich, dass das DDR-Zeugen Jehovas-Verbot von 1950 eine Vorgeschichte hatte. Wie immer man die DDR-Politik auch einschätzt. Eines kann man sagen. Wenn sich Anlässe anboten, wurden sie auch ausgenutzt. Ein „Stimmungsmacher" in dieser Beziehung war auch der Artikel der „Lausitzer Rundschau" vom 28. 5. 1949. Unter der Überschrift: „Bluttat eines 'Zeugen Jehovas'" konnte man darin lesen:

„Am Dienstag früh gegen 6 Uhr ermordete, wie uns von der Kriminalpolizeiabteilung Bautzen mitgeteilt wird, der 37jährige Steinbrucharbeiter Fritz Löbelt in Belmsdorf bei Bischofswerda in seiner Wohnung seine 42jährige Ehefrau Martha Löbelt, geb. Jaeschke, indem er ihr mit einem Küchenmesser und einem Büchsenöffner den Hals durchschnitt. Zuvor hatte er ihr zahlreiche Stiche und tiefklaffende Schnitte in die linke Rückseite beigebracht. Seine beiden 15jährigen Kinder Sonja und Lotte Löbelt konnten sich nur durch rasche Flucht dem gleichen Schicksal entziehen.

Nach den polizeilichen Feststellungen beging Löbelt, der überzeugter Anhänger der religiösen Auffassungen der 'Zeugen Jehovas' ist, die furchtbare Tat in einem Zustand religiösen Wahnes. Er befahl seiner Frau und den Kindern, sich nackt auszuziehen, riss ihnen dann selbst die Kleider vom Leibe, forderte sie auf, sich die Haare aufzulösen, allen Schmuck abzulegen und die Bilder von den Wänden abzunehmen. Nach der Tat hackte der Wahnsinnige, mit einem Eisenstück bewaffnet, nackt auf dem Küchenfenster und hielt vor den auf der Straße sich sammelnden Bewohnern Predigten, in denen er zum Ausdruck brachte, dass Jehova regiere und dass er die Tat bzw. das Opfer im Sinne Jehovas vollbracht habe. Er wurde dann von Polizeibeamten überwältigt und gefesselt, da er - immer unter Anrufung Jehovas - stark tobte. Die Einwohnerschaft bekundete beim Abtransport Löbelts nach der Landesanstalt Großschweidnitz in lebhaften Kundgebungen ihre Empörung über die grauenvolle Bluttat."

Am 16. 6. 1949 brachte die gleiche Zeitung einen weiteren Artikel. Er war überschrieben: „Jehovas Zeugen aggressiv."

„Am 12. Juni veranstalteten die 'Zeugen Jehovas' einen Werbesonntag in Bischofswerda. Vermutlich hängt diese Maßnahme mit der Mordtat des Jehova-Anhänger Löbelt in Belmsdorf bei Bischofswerda zusammen.

Aus Dresden waren eine Anzahl zur Verstärkung der Bischofswerda Gruppe herangezogen worden. Sie traten bei ihrer 'Hauswerbung' sehr aggressiv in Gruppen von 4 bis 6 Mann auf, stellten die Füße zwischen die Türen, wenn besonders verängstigte alleinstehende Frauen die Türen wieder schließen wollten und bedrohten die Abweisenden, dass sie 'aufgeschrieben' würden. Auf Grund des religiösen Mordes und des Auftretens der Zeugen weigerte sich die Wirtin des 'Goldenen Engels', ihren Saal der Sekte zur Verfügung zu stellen. Daraufhin bedrohte sie der Wortführer der Zeugen Jehovas, Herr Haufe, mit den Worten: 'Sie werden ihre Ablehnung noch bitter bereuen.'

Haufe und zwei andere Zeugen weigerten sich, dass Grundstück zu verlassen, so dass die Wirtin des 'Goldenen Engels' polizeiliche Hilfe anfordern musste.

Am Nachmittag aber behaupteten die Zeugen Georg Bär und Gottfried Klenke aus Dresden, dass die Arbeiterpartei den Saal nicht freigebe. Die 'wahrheitsliebenden' Zeugen widerriefen ihre Verleumdung auch dann nicht, als durch polizeiliche Gegenüberstellung festgestellt wurde, dass die Wirtin von sich aus den Saal nicht freigibt.

Das Auftreten der 'Zeugen Jehovas' beunruhigte die Einwohnerschaft, so dass es in den Straßen Bischofswerda zu lebhaften Antipathiekundgebungen gegen die Sekte kam. Vor der Wohnung des Haufe versammelten sich ebenfalls viele Einwohner, die ihren Unwillen gegen das empörende Verhalten der Zeugen zum Ausdruck brachten. Durch Eingreifen demokratischer Funktionäre wurde dann Ruhe und Ordnung wieder hergestellt."

„Was kommt, kommt von Gott"

In der Ostzone, hatte der dortige Frauenbund auch ein Publikationsorgan mit dem Titel: „Die Frau von heute". In dessen Ausgabe Nr. 6/1949 (2. Märzheft) konnte man die Ausführungen lesen:

„Was kommt, kommt von Gott auch die Atombombe, auch Krieg" - nach Ansicht der Sektierer Jehovas. Während der Atombomben-Aktion, die unsere Frauen von Haus zu Haus führte, trafen viele von ihnen mit Anhängern dieser Sekte zusammen. Das Wesen eines Sektierers, eines Eiferers ist es, jede Gelegenheit beim Schopfe zu fassen und nichts unversucht zu lassen, durch starre Argumentation Proselyten d. h. Neubekehrte zu machen. So auch hier.

Eine Frau als Wortführerin dieser Sekte, die geschlossen die Atombomben-Aktion ablehnte, fasste die Begründung ihres Widerstandes in die Worte: 'Was kommt, kommt von Gott', oder Gott entscheidet, ob Atombomben geworfen werden oder nicht. Diese passive Haltung, die schon als Fatalismus bezeichnet werden muss, ist der größte Feind allen Fortschritts.

Wir wissen, dass es amerikanische Monopolisten sind, die Atombomben produzieren, um mit ihrer Hilfe den Völkern die Unabhängigkeit zu nehmen und ihre Weltherrschaft aufzurichten. Die sind ihr eigener Gott. Wir wollen hier nicht weiter beweisen, dass ergebene, gleichmäßige Hinnahme alles Guten und Bösen als gottgewolltes Geschehen ein Stillstand, ja ein Rückgang der Zivilisation bedeutet. Wir wissen, dass nichts 'unabänderlich' ist. …

Die Geschichte von Jahrhunderten beweist, dass nur der Wille des Menschen, die Anwendung seines Intellektes, der Menschheit Heil oder Unheil bringen kann. Es gibt keinen von Gott gesandten Krieg, kein Krieg ist unabwendbar, hinter jeder Handlung sei sie nun gut oder böse, stehen immer nur Menschen.

Der Einwand, dass es sich bei den 'Zeugen Jehovas' doch nur um einen kleinen Kreis 'Heilssuchender' handele, darf nicht gelten. Und selbst, wenn er, gemessen am überragenden Maß der Aufgeklärten klein erscheint, ist es deshalb nicht als weniger gefährlich anzusehen.

Denn wieviel Menschen gibt es, die nur allzugern solchen Einflüsterungen ein Ohr leihen, weil diese Lehre und Auffassung sie von jedem schwierigen Denken befreit. Wie vielen Menschen fehlt heute die Kraft, mit den Schwierigkeiten des Lebens allein fertig zu werden und die deshalb Halt an anderen suchen. Diese schwachen Menschen müssen gestützt und aufgerichtet werden, sie brauchen einen geistigen Halt, ein Mittel zur Anregung, dass sie aus ihrer Lethargie befreit.

Die Sekten finden unter diesen Niedergeschlagenen ihre meisten Opfer, denn ihre Lehre: 'Was kommt, kommt von Gott' erfordert keine Anstrengung, keine Leistung, keine Verantwortung gegenüber sich und seinen Nächsten. Sie kommt ihnen in ihrer Haltung des Nichtstuns entgegen. Sie ist bequem und deshalb gefährlich. …"

Der Wachtturm

Kommentarserie 1949 zusammengefasst

Der nächste Jahrgang    1950

Notizen aus "Informator" 1949

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