Re: Georgien

Rund ums Thema Zeugen Jehovas

Geschrieben von Drahbeck am 04. Mai 2007 14:48:55:

Als Antwort auf: Re: Georgien geschrieben von D. am 01. Februar 2005 15:49:27:

Eine Meldung (und ein Kommentar dazu)
Zuerst die Meldung:

Der Europäische Menschenrechtsgerichtshof hat Georgien wegen Übergriffen auf Zeugen Jehovas verurteilt. In der Stadt Gldani war 1999 eine Splittergruppe extremistischer orthodoxer Gläubiger in einem Theatersaal gegen rund 60 Zeugen Jehovas mit Schlagstöcken und Eisenkreuzen vorgegangen. Dieser Angriff stelle eine verbotene Misshandlung dar, urteilten die Richter in Strassburg. Die Polizei habe den Zwischenfall nicht verhindert oder beendet. Der Vorfall wurde nie angemessen juristisch geahndet. In Georgien war es zwischen 2000 und 2002 zu mehreren gewalttätigen Übergriffen gegen religiöse Minderheiten gekommen. Die Straßburger Richter betonten, die georgischen Behörden hätten auch das Recht auf Religionsfreiheit verletzt.

Okay. In Ordnung. Da gibt es nicht viel zu diskutieren zu dieser Gerichts-Entscheidung.
Die eigentliche Brisanz indes liegt wohl darin, wer denn diese Meldung verbreitet.
Würde sie etwa der Evangelische Pressedienst, oder apd (Adventistischer Pressedienst), oder ein sonstiger säkularer Pressedienst verbreiten, würde ich auch noch sagen: Okay.

Indes, und das ist das wirkliche bedeutsame daran. Verbreiter dieser Meldung ist - man höre und staune - Radio Vatikan. Ruft man die entsprechende Webseite auf, wird man belehrt "Die Stimme des Papstes".

Nicht vom jetzigen, wohl aber von einigen seiner Amtsvorgänger, sind mir da noch ganz, grundsätzlich ganz andere Voten aus dieser "Ecke" geläufig. Wie auch in umgekehrter Richtung, was selbstredend nicht "unter" dem Tisch gehört.

Die Catholica hatte mal eine ganz andere Politik. Wer etwa das voluminöse Werk des seinerzeitigen katholischen Konfessionskundler Konrad Algermissen kennt (Konfessionskunde), und dort die Abschnitte über die "Unierten Kirchen" liest, weis "wo der Wind hinweht". Ein gewisses Maß an Eigenständigkeit ist die Catholica zwar bereit den "Unierten" zuzubilligen (unter anderem auch verheiratete Priester), aber immer unter der Bedingung: Unterstellung unter den Papst in Rom.
Zu Zeiten der militärischen Höhepunkte nazistischer Aggression träumte man gar davon, die Orthodoxe Kirche "endgültig" einsacken zu können.
Pech für die Catholica. Die Rechnung ging auch für sie nicht auf.

Mit dem Ende der Sowjetunion, und ihrer Religions-Unterdrückungspolitik, konnte sich die Orthodoxie dort neu "aufrappeln" und die diesbezüglichen vatikanischen Blütenträume verschwanden noch weiter in den Bereich des nicht erreichbaren.

Letztendlich wiederholt jetzt der Vatikan nur seine "altbewährte" Strategie, dass die Feinde der eigenen Feinde, allein durch diesen Umstand zu zeitweiligen (begrenzten) Freunden mutieren können.

An Skrupellosigkeit hat es wohl kaum einer Kirchenleitung in der Geschichte je gemangelt.
Man erlebt gerade wieder mal ein diesbezügliches Lehrbeispiel!


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