Annotationen zu den Zeugen Jehovas
und da fliegen die Fetzen
Der "Markt" der Religionen ist vielgestaltig. Auch gibt es ein Kommen und Gehen dort. Manche bevor sie denn "gehen" haben allerdings noch eine nicht unbeträchtliche "Vegetierfrist" vor sich. Plötzlich ändern sich die Rahmenbedingungen. Und damit eröffnen sich manchmal auch für auf dem absteigenden Ast sich befindliche, neue Perspektiven. Das ist unbestritten.
Dann noch dies: "Religion ist nicht gleich Religion". Da geht es hüh und hot her. Nicht nur zwischen denen, die da unterschiedliche "heilige" Bücher hochhalten. Auch zwischen denen, die sich theoretisch, auf das gleiche "heilige" Buch berufen. Dann die, die da noch Zusatzbücher in den Rang von "fast heiligen" Büchern stellen, und anderes mehr. Die Liste ist wahrlich unendlich. Sie muss notwendigerweise in ihrer Beschreibung abgebrochen werden.
Alles ist auf dem Markt der Religionen möglich. Der Glaube, wenn es einem schlecht geht, so ist das die Strafe für die Sünden "vorheriger Leben" ebenso, wie der Glaube, Krankheiten sind eigentlich nur Einbildung. Oder auch der Glaube an den großen Zampano, der alle Probleme auf wunderbare Weise lösen wird. Selbstredend in der Sicht der diesbezüglich Gläubigen, zur eigenen Lebenszeit.
Manche dieser Angebote haben auch eine nicht zu übersehende wirtschaftliche Komponente, die ihren Copyright-Inhabern einiges an materiellen Mitteln verschafft.
Über ein solches Beispiel äußerte der Schriftsteller Mark Twain (1835 - 1910) einmal:
"Wenn das Schicksal beschlossen hätte, sie (Mary Baker Eddy) zu einem Küchenmädchen in einer bankrotten Fremdenpension zu machen, so würde sie innerhalb 6 Monaten Eigentümerin der Pension gewesen sein, die unter ihr zur Geldgrube geworden wäre, 2 Jahre später alle Pensionen der Stadt, 5 Jahre später alle Pensionen im Staat, 20 Jahre später alle Hotels in Amerika besessen und die ganze Organisation so leicht regiert haben, wie ein Agent eine Hundeausstellung."
Damit beschrieb er die Religionsgemeinschaft der "Christlichen Wissenschaft". Heute eher ein Randdasein fristend; gleichwohl finanziell wohl kaum "arm".
Was nun, wenn die Vertreter des "großen Zampanos" registrieren, da gibt es auch welche die Krankheiten zur Einbildung degradieren? Dann "fliegen wohl die Fetzen", angesichts der Unvereinbarkeit beider Positionen.
Ein Beispiel: In der deutschen "Wachtturm"-Ausgabe vom Dezember 1916 konnte man bereits lesen:
Ein weiteres Beispiel sei zitiert. Nicht im Sinne der "Übereinstimmung" mit dem dort gesagten. Das ist sicher nicht der Fall. Sondern lediglich als Dokumentationsbeleg.
In seiner 1934 erschienenen Broschüre "Engel, die Bösen, die Guten" schreibt J. F. Rutherford:
"Satan, die alte Schlange und der Erzbetrüger, hat zusammen mit seinen bösen Engeln in der Neuzeit Millionen Menschen getäuscht. Die Organisation, die sich als 'Christliche Wissenschaft' bezeichnet, ist ein schlagendes Beispiel von solcher Täuschung. Es ist nicht zu glauben, dass so viele Männer und Frauen, die anscheinend aufrichtig wünschen, das Rechte zu tun, wissentlich dem Teufel dienen wollen. Sie sind ohne jeden Zweifel getäuscht worden, und dieser verschlagene Feind, der Teufel, hat einen arglistigen Plan ausgeheckt, sie von Gott abzuziehen. So hat er denn viele Personen verleitet, den Lehren einer Frau zu folgen, von welchen Lehren fälschlich behauptet wird, sie wären in der Heiligen Schrift begründet. Dadurch sind Menschen veranlaßt worden zu glauben, sie könnten die Kranken heilen, und ohne Zweifel hat ihnen Satan dabei mit all seiner Macht geholfen, sie für eine Zeitlang zu heilen. Sie sind der Urlüge Satans, es gäbe keinen Tod (1. Mose 3:4) zum Opfer gefallen."
Auch die um 1942 erschienene Rutherford-Broschüre "Gottes Vorhaben" geht auf die "Christian Science" ein, wenn dort ausgeführt wird:
"Der Teufel sucht Jehova Gott und dem Königreich Gottes stets zuvorzukommen. Um die Menschen zu täuschen, bringt Satan falsche Heilmittel auf. Seiner ersten in Eden ausgesprochenen Lüge entsprechend (1. Mose 3:4), verleitet er religiöse Menschen zu lehren, es gebe keinen Tod. Dann errichtete er in neuerer Zeit ein Religionssystem und brachte fälschlicherweise den Namen Christi damit in Verbindung, um das Volk irrezuführen. Dieses System wird zudem als 'wissenschaftlich' bezeichnet und lehrt, es gebe keinen Tod; schlechter Gesundheitszustand oder Krankheit seien nur Einbildung, und Männer und Frauen könnten heilen und allen Gesundheit geben, die an diese sogenannte 'Wissenschaft' glauben. Ein solches Heilmittel und andre 'Glaubenheilungs'-Systeme widersprechen durchaus dem Worte Gottes und seinem kundgetanen Vorsatz, die Heilung des gehorsamen Menschen durch seine theokratische Herrschaft unter Christus Jesus zu bewirken. Satan übt - soweit es ihm möglich ist - seine Macht aus, ein gewisses Maß von Krankenheilungen zustande zu bringen, und das tut er gerade zu dem Zweck, die Menschen von Gott hinweg auf Religion oder Dämonismus hinzulenken. Eines müssen alle Ehrlichen zugeben: dass kein einziger, der durch diese sogenannten 'Glaubensheilungs-Methoden' geheilt worden zu sein behauptet, jemals dauernd gesund blieb, sondern im Laufe der Zeit gestorben ist. Sogar die Heiler selbst werden krank und sterben ebenfalls."
Genau genommen, polemisierte schon C. T. Russell allerkräftigst gegen die Christliche Wissenschaft". Wohl nicht zu Unrecht argwöhnend, deren Heilsversprechen" sind für die eigenen Heilsversprechen (die zwar anders konzipiert, aber gleichfalls dubios) eine ernsthafte Konkurrenz. Und diese Konkurrenz gälte es nach Strich und Faden madig zu machen. Eines von mehreren Beispiel dafür begegnet man in der Ausgabe vom November 1905 des deutschen Zions Wacht Turm". Da war unter anderem zu lesen:
Daß die Macht des Geistes über den Körper sehr groß ist, wird keiner, der Erfahrung besitzt, bestreiten. Jeder verständige Arzt weiß, daß er bei etwa der Hälfte von allen seinen Kranken den Geist ebensowohl wie den Leib behandeln muß, und daß er in solchen Fällen das volle Vertrauen seiner Patienten bedarf. In Amerika erzielte ein gewisser Arzt dadurch großen Erfolg, daß er häufig nur einfache Brotpillen verordnete, und zugleich auf die strengste Befolgung seiner Vorschriften hinsichtlich Nahrung und Kleidung hielt.
Jeder kluge General hat die Notwendigkeit erkannt, seinen Soldaten geistige Anregung zu verschaffen, um sie bei guter körperlicher Gesundheit zu erhalten. Aus diesem Grunde ist im Heer bei Kriegszeiten alle gefühlvolle Musik verboten, und nur lustige, kriegerische Weisen werden befohlen.
Man hat seit lange bei ansteckenden Krankheiten beobachtet, daß Leute, die sich vor denselben fürchten, und sich in Gedanken viel mit gefahrdrohenden Seuchen beschäftigen, am leichtesten davon befallen werden, und meistens in der heftigsten Art. Viele entsinnen sich vielleicht noch der bekannten Geschichte von dem Gymnasial-Professor, dessen Klasse aus Scherz einen Versuch mit ihm machte, ihn durch Einbildung krank werden zu lassen, um ihn einige Tage ans Bett zu fesseln. Dies gelang ihnen vollständig: Auf dem Wege zur Schule begegnete er wie zufällig an verschiedenen Stellen fünf Schülern, die einer nach dem andern ihm sagten, er sähe so elend aus, er müsse wohl sehr krank sein, er solle lieber umkehren und sich ins Bett legen.
Jedermann weiß, daß ein Schmerz schlimmer wird, so lange man daran denkt. Wenn dies eine Tatsache ist, so ist es ebenso richtig anzunehmen, daß durch Ausübung der Geisteskraft in der entgegengesetzten Richtung der Schmerz geringer, oder eine Heilung zustande gebracht werden kann. Die volle Erkenntnis der menschlichen Geisteskräfte, und wie sie angewendet werden können, gehört aber in eine spätere Zeit. Im vollen Sonnenlicht des Tausendjährigen Zeitalters wird dies eine Haupttriebkraft bei der Wiederherstellung der Menschheit.
Hüten wir uns aber wohl vor einer List des Feindes, welcher diesen Grundsatz, der bald zu immer weiterer Anerkennung gelangen wird, benutzt, und ihn zu einer Art Luftballon macht, durch den er die Augen des Publikums auf ehren und Theorien richten will, die der heil. Schrift entgegen sind. Wir beziehen dies hauptsächlich auf das, was sich in betrügerischer Weise Christliche Wissenschaft" nennt. Dieses ganze Lehrsystem ist durchaus unwahr und verführerisch, obschon auch einige rechtlich denkende Seelen zu seinen Anhängern gehören mögen, die nur irre geleitet sind. Durch die krassen, falschen Darstellungen der sogenannten Orthodoxie in bezug auf Gottes Wesen und Absichten sind einige Menschen, als sie nach etwas Besserem herumtasteten, in diese Schlingen des Teufels geraten, während andere sich in Unglauben, Spiritismus, Theosophie usw. verstrickten. An der ganzen 'Christlichen Wissenschaft' ist nichts Christliches. "
Auch in der frühen
WTG-Veröffentlichung "Beröer Handbuch zum Bibelunterricht" kann man einer
abwertenden Beurteilung der unter dem Namen "Christliche Wissenschaft" bekannt
gewordenen Religionsgemeinschaft begegnen. Damals schon schrieb die WTG:
"Der 'Titel "Christliche Wissenschaft", den
eine in der gegenwärtigen Zeit weit verbreitete kirchliche Sekte führt, ist in
zweifacher Beziehung falsch. Sowohl des Wort "Christliche", als auch das Wort
"Wissenschaft" ist unzutreffend. Die "Christliche Wissenschaft" leugnet die
Existenz eines persönlichen Gottes, vergöttert den Menschen, setzt den Herrn
Jesus Christus herab auf die Stufe eines guten Menschen, stellt den Bericht des
Sündenfalles als eine bloße Erfindung hin, verkündigt eine Errettung durch
Werke, und behauptet, daß der Tod nur Erfindung sei ...
Frau Eddy, gewissermaßen das Mundstück der "Christlichen Wissenschaft", sagt in
einem veröffentlichten Bericht:
"Hätte es keinen galiläischen Propheten
gegeben, so würde dieser Umstand für mich nichts ausgemacht haben'"
Dieses Thema hat auch in späteren Jahren die WTG nicht mehr losgelassen,
woraus sich im Umkehrschluss die Erkenntnis ergibt. Die "Christliche
Wissenschaft" wurde von der WTG in gewissem Umfange als relevante Konkurrenz
empfunden, die es gälte "madig" zu machen.
Einigen Beispielen dafür begegnet man auch in ihrer Zeitschriftenliteratur.
So ist zu registrieren, dass in einer durchaus schon grösser zu nennenden
Abhandlung des "Goldenen Zeitalters" (Schweizer Ausgabe vom 15. 7. 1924;
Magdeburger Ausgabe vom 1. 10. 1924), die "Christliche Wissenschaft", aus
WTG-Sicht nach Strich und Faden erneut madig geredet wurde.
Diese Ausführungen seien nachstehend kommentarlos dokumentiert. Eine Bewertung
erfolgt nicht. Allenfalls die schon früher gemachte Feststellung, für die
Zeitgenössische WTG erwies sich wohl die "Christliche Wissenschaft" als
relevante Konkurrenz, was man nicht zuletzt dem Umstand zuschreiben darf. Der
besonderen Anfälligkeit der zeitgenössischen WTG für jeden "neuen Schrei" aus
der "Heilpraktikerszene". Auf der Ebene "Gesundheitsratschläge - wenn auch unter
anderen Kriterien - grasst ja auch die "Christliche Wissenschaft".
Nun das entsprechende GZ-Zitat:
Christliche Wissenschaft
Die Bezeichnung "Christliche Wissenschaft" ist eine unrichtige, denn die Lehre,
die von Mrs. Baker Eddy aufgestellt wurde, wird zwar als die Lehre Christi und
der Apostel ausgegeben, widerspricht aber derselben direkt und ist im Gegensatz
zu dem vereinigten Zeugnis des Alten und Neuen Testamentes. Mrs, Eddy gibt zwar
vor, Jesus als den Sohn Gottes anzuerkennen, erklärt aber, dass er es lediglich
in dem Sinne war, als mit übernatürlichen geistigen Kräften und einem
vollkommenen Verständnis der geistigen Gesetze des Universums ausgerüstet.
Sie versichert uns, dass wir alle in solche "Söhne Gottes" verwandelt werden
können, wenn wir es lernen, den groben, materiellen Sinn zu unterjochen und
unseren Geist und unsern Willen in "Einheit mit dem Gott-Geiste" zu bringen.
Diese Behauptung, die keinerlei Schriftgrund hat, ist weiter nichts als einer
der vielen Versuche, das Christentum mit dem heidnischen Mystizismus zu
verbinden. Es liegt in dieser Theorie weder ein neuer Gedanke, noch eine
besondere Offenbarung, denn sie ist nur auf dieselben Grundsätze aufgebaut, wie
sie in jedem heidnischen. Glaubensbekenntnis vom Baal bis zu Buddha zu finden
sind.
Obwohl Mrs. Eddy das Zeugnis des alten sowohl als des neuen Testamentes
unbeachtet lässt, zitiert sie, um ihre geheimnisvolle Lehre zu rechtfertigen,
einige Bibelworte, die sie jedoch missversteht, und versucht sie für ihre Zwecke
brauchbar zu machen. Eine der wenigen Stellen, die sie aus dem Alten Testament
anführt, ist;
"Wie der Mensch denkt, so ist er". Dies ist der eigentliche Kernpunkt der
sogenannten Christlichen Wissenschaft. Auf eine unleugbare biblische Wahrheit
gegründet (so weit dies anging), errichtete die Gründerin der Christlichen
Wissenschaft ein mächtiges Gebäude des Irrtums. Wir alle sind uns des
wunderbaren Einflusses des Geistes auf die Materie bewusst; doch indem wir dies
erkennen, dürfen wir nicht den ebenso starken Einfluss des körperlichen
Organismusses auf unsere Gedankenwelt und die Fähigkeit des Denkens übersehen. "
Aber Mrs. Eddy bestreitet, dass unser Körperzustand den Geist beeinflusst, indem
sie unsere physischen Gefühle und Empfindungen als trügerisch und als Irrtum,
und wie sie es nennt, bezeichnet.
Nach ihrer Lehre ist Geist das einzig Wirkliche und Materie ist nur eine
Wiederspiegelung der Gedanken; darum lernen wir durch "richtiges Denken" den
Irrtum der Sünde, der Krankheit, der Furcht und sogar des Todes abzulegen. Wir
lernen es, uns von den schädlichen Einbildungen dieser Dinge frei zu machen und
nur guten und reinen Gedanken Raum zu geben. Geistige und körperliche Gesundheit
ist die Rückwirkung oder Wiederspiegelung richtigen Denkens, darum darf dieses
allein als Wirklichkeit, betrachtet werden. Die bösen Gedanken mit ihren
Schatten - Sünde, Krankheit und Tod - müssen wir ausschalten und es lernen, an
diese Dinge nicht mehr zu glauben. Wenn wir ihr Dasein leugnen, hören sie auf zu
bestehen. So können wir uns einen kleinen zeitlichen Himmel errichten, indem wir
mit unserem Bewusstsein wohnen, gleich den Stoikern der alten Zeit, wie widrig
die uns umgebenden Umstände auch sein mögen. Das sind in grossen Zügen die
Grundgedanken der sogenannten Christlichen Wissenschaft.
Wenn diese Theorie nicht ein Körnchen Wahrheit enthalten würde, so könnte sie
nicht so viele Anhänger finden. Wir alle wissen, dass Selbstbeherrschung,
Geduld, Glaube, Mut und Freudigkeit einen günstigen Einfluss auf die Gesundheit
auszuüben vermögen. Der Irrtum, den die Christliche Wissenschaft begeht, liegt
darin, dass sie diesem Gedanken zu viel Macht beimisst und seine Begrenzung
leugnet. Denn wenn wir die Sache mit nüchternen Sinnen betrachten, so müssen wir
ohne weiteres zugeben, dass unsere körperlichen Organe ihre Bedürfnisse so
beharrlich geltend zu machen vermögen, dass wir sie ganz unmöglich ignorieren
können. Doch der diesem Gedankenkultus Ergebene ist in der Regel Vernunftgründen
nicht zugängig.
Er behauptet, dass der Geist den Körper beherrsche und dass er darum durch
Willenskonzentration - durch "richtiges Denken" - eine so völlige Herrschaft
über den Leib auszuüben imstande ist und übernatürliche Kräfte erlangen kann,
die ihn zum Herrn über sein Schicksal machen.
Wenn jemand ein überzeugter Anhänger der Christlichen Wissenschaft geworden ist,
ist er, ohne es zu wissen, der uralten Wissenschaft der "Magie" verfallen. Er
kommt allmählich zu der Ueberzeugung, dass Selbstbeherrschung eine Vorstufe zur
Beherrschung anderer ist. Das führt zu einem Glauben an "kinetische Kräfte",
oder an die Beherrschung der leblosen Materie durch seine Gedanken oder
Willensmacht. Der Gipfelpunkt dieser Magie ist der "yogis" - d. h. die
Fähigkeit, die Kräfte der Natur und den Gang der Geschichte zu lenken. Es ist
nicht schwer, zu erkennen, wohin dies führt. Der Gipfelpunkt dieser Theorie ist
Selbstüberhebung bis zur Gottebenbürtigkeit. Ein solcher masst sich
herausfordernd verbotene Kräfte an und möchte sich, wie einst Luzifer (Jesajas
14 : 12-14), Gott gleich machen, in dem Irrwahn, dass in jedem menschlichen
Wesen eine Gottheit - unentwickelte Kräfte - verborgen liegt.
Tatsächlich suggeriert wohl unbewusst die Christliche Wissenschaft in
gefährlicher Weise diese Anmassung, die sie das "Einssein mit Gott" nennt, was
nichts anderes als reiner Hinduismus ist. Der Mensch, der sich besonderer
Gedankenkräfte bewusst wird, betrachtet dieselben als unendliche und schliesst
daraus, dass er selbst ein Funke des göttlichen Bewusstseins ist, dass er "Gott
in sich" trägt und ein Bruchteil des universellen Gott-Geistes ist, der alles
Bestehende durchdringt. Darum glaubt er, dass sein persönliches Bewusstsein
unbegrenzt ausdehnungsfähig sei. Indem er darüber nachsinnt, weitet sich die
Seele und das Universum wird zum Tummelplatz seiner Einbildung; sein Geist
schwingt sich zu ungeahnten Höhen empor und ein übermässiges, unnüchternes
Selbstbewusstsein erfasst ihn. Er glaubt sich eins mit der Unendlichkeit des
Weltraumes und der Zeit und kommt zu dem Schluss: "Ich bin ein Atom des ewigen
Prinzips, und nicht einmal Gott vermag mich zu vernichten."
Dies ist der Gipfel der Torheit, denn wie schnell kann ein derart Betörter durch
Gesetze des Universums, die über sein Verstehen gehen und die er noch viel
weniger zu beherrschen vermag, an die Ohnmacht des Menschen erinnert werden.
Seine überhebende Anmassung steht einer Reihe von unvorhergesehenen und
unerwarteten Möglichkeiten gegenüber, die ihm zeigen, dass keine Willens- oder
Gedankenkraft imstande ist, das "Gesetz des Zufalls" aufzuheben, das wie und wo
es ihm beliebt, in das menschliche Schicksal eingreift. Der Mensch besitzt keine
Macht über die Zukunft; diese Macht ist allein dem Allmächtigen vorbehalten.
Mrs. Eddy gewährt diesem "Gesetz des Zufalls" in ihrer Theorie keinen Raum.
Zufälle sind (nach ihrer Theorie), materielle Erscheinungen - und alle Materie
ist Irrtum. Geist allein ist Wirklichkeit. Stoff oder Materie ist, gleich der
Sünde, die Folge "unrichtigen Denkens", wovon man befreit wird, wenn man seinen
Willen entschieden auf den Gedanken konzentriert, dass nur der Geist
Wirklichkeit ist, wodurch das körperliche Dasein zum Schatten des geistigen
Universums wird, und die Sünde als blosse Einbildung abgetan oder verneint wird.
Um "geistiges Verständnis" zu erlangen, muss man das "falsche Zeugnis" der Sinne
ignorieren und immer mehr das Bewusstsein von der Verbindung mit der materiellen
Welt zu lösen suchen, wodurch man in eine Art geistiger Ekstase ("Verzückung")
gerät, ähnlich wie dies die Indischen Fakire, die Buddhistischen Einsiedler und
die Taoistischen Magier üben.
Unzweifelhaft ist dies möglich, aber die Ergebnisse sind von zweifelhaftem Wert;
und hier besteht eine festbestimmte Grenze. Welcher menschliche Geist vermag die
gebieterisch sich geltend machenden Forderungen des Körpers nach Speise, Trank,
Obdach, Wärme, Schlaf etc. Zu missachten? Welcher noch so starke Wille kann
Feuer; Ueberschwemmung, Hungersnot, Trockenheit, Gift, wilde Tiere, Pestilenz,
Starrkrampf, Granaten oder Kohlengase als blosser Irrtum unbeachtet lassen? Die
Christliche Wissenschaft vergisst, dass unsere Fähigkeit des Denkens von dem
Besitz eines physischen Organismusses abhängt und dass jeder Gedanke in dem
Gewebe unseres Gehirns gebildet wird. Ueberall finden wir Menschen, die infolge
Vererbung oder erworbener körperlicher Fehler nicht vermögen, weise, gerecht,
und vernünftig zu denken.
Ein hervorragender Chirurg erklärt, dass die zivilisierte Menschheit das Opfer
der Endocrinopathie, einer heimtückischen Erkrankung der kanallosen Drüsen sei,
eine Folge der rastlosen unnatürlichen Lebensweise unserer Zeit, die zu nervösem
Zusammenbruch und allgemeiner Geisteskrankheit führt. Die Opfer dieser Krankheit
sind unbeherrschten Gemütserregungen unterworfen. Jede nachfolgende Generation
ist mehr noch als die vorhergehende für diese Krankheit disponiert, woran die
Teilnahme der Frauen am geschäftlichen Leben viel dazu beiträgt, da die
beruflich tätigen Frauen ihre Kräfte erschöpfen, anstatt die Kraft aufspeichern
zu können, die sie für das Embryo während der Schwangerschaft brauchen.
Charakterforschung lehrt uns, dass ein konvexes Profil auf ein angriffslustiges
Wesen deutet, ein "viereckiger" Kopf dagegen auf Klugheit; Kinder erben den
Charakter ihrer Eltern, und was immer die Faktoren waren, die ihn gestaltet
haben, es müssen materielle gewesen sein, die von den physischen Sinnen des
Gesichts, Gehörs, Geruchs, Gefühls und der Empfindung abhängen. Jedermann wird
die Beobachtung gemacht haben, dass die Denkfähigkeit der Menschen keine
einheitliche ist und dass niemand über die Grenzen seiner Fähigkeit hinaus zu
denken vermag. Jeder Idiot zeugt wider Mrs. Eddys Behauptung, dass Materie ein
blosser Widerschein des Geistes sei.
Unsere ganze Lebensgeschichte besteht aus einer Kette physischer Eindrücke,
deren Summe unser Bewusstsein bildet. Ohne diese Eindrücke würde unser
Urteilsvermögen unter dem Niveau des Tieres stehen. Von frühester Kindheit an
sammelten wir diese Eindrücke und unter der Leitung unserer physischen Sinne
lernen wir die Lektion des Lebens, das ist unsere Erfahrung. Wir lernen was uns
gut tut und was uns schadet, was zu erstreben und was zu meiden ist.
Wozu brauchen wir wohl einen so wunderbaren, komplizierten Mechanismus des
Körpers, wenn dieser nur ein Schatten wäre? und wie kommt es, dass Millionen von
Menschen ohne den physiologischen Bau ihres Körpers zu kennen, denselben dennoch
richtig zu gebrauchen wissen? Von wessen Gedanken wären dann diese Organismen
der Widerschein, wenn deren Inhaber sich ihres Besitzes gar nicht bewusst sind?
Von frühester Kindheit an bildeten die physischen Erfahrungen unsern Geist und
entwickelten denselben bis zur Reife.
Tatsache ist, dass der Geist vom Körper abhängig ist; und umgekehrt, der Körper
auf den Geist reagiert. Beide stehen in engster Wechselbeziehung zu einander.
Das ist in Uebereinstimmung mit der Bibellehre. Aber die Lehre der Christlichen
Wissenschaft fusst nicht auf der Bibel, sondern auf der ersten Lüge Satans "mit
nichten werdet ihr sterben", die den Grund zu der Lehre von der unsterblichen
Seele legte. So ist die Quelle der Inspiration der Christlichen Wissenschaft
leicht zu erkennen. Auf die Bibel, die so deutlich zwischen gut und böse
unterscheidet und die Wirklichkeit des Bösen bestätigt, kann diese Lehre nicht
gegründet sein, da Mrs. Eddy das Dasein des Bösen leugnet. Sie behauptet, es
kann nicht bestehen, weil es nicht von Gott ist. Er schuf es nicht, noch hiess
er es gut, also kann es auch nicht existieren. Wie ist es denn entstanden?
Fragen wir, Mrs. Eddy antwortet: es ist niemals entstanden, niemals geschaffen
worden. Es ist Irrtum, das Ergebnis einer krankhaften Einbildung.
Doch was verursachte diese krankhafte Einbildung? Falsches Denken. Was
veranlasste den Geist zu falschem Denken? Er war unvollkommen, nicht geistig
erleuchtet. Was machte ihn unvollkommen? Nichts und niemand; er war von Natur
aus unvollkommen. Gab es denn ursprünglich Unvollkommenheit? Unzweifelhaft! Ist
nicht ein unvollkommener Geist böse? Selbstverständlich; entsprechend dem Grad
der Unvollkommenheit muss er als ,,böse" betrachtet werden. Also gibt es doch
Böses? Aber das will die Christliche Wissenschaft nicht zugeben.
Dieses "Es gibt nichts Böses" ist die Hauptsache, die die Christliche
Wissenschaft der Menschheit einzuprägen wünscht. Wenn der Bekehrte diese
Voraussetzung angenommen hat, kann er sich der Selbsttäuschung hingeben und
seine selbstsüchtigen und ,,unterdrückten Triebe" entschuldigen. Es hat ja
nichts zu bedeuten, was das Fleisch tut, da es nur ein Schatten ist, - Materie!
Der vom groben weltlichen Getriebe losgelöste Geist kann gleichwohl in
unaussprechlichen Höhen weilen und dabei die fleischliche Verfehlung seines
Schattens, des Körpers, übersehen. Das Gewissen machte dem Wachstum in geistigem
Verständnis Platz. Warum sollte man Mitleid mit dem Missgeschick anderer haben
oder gar um ihretwillen etwas vom eigenen Wohlergehen daran geben, wenn sie
selbst für ihr Elend, was ja nur Selbstbetrug ist, zu tadeln sind. Sie besitzen
doch dieselbe Gelegenheit zu geistigem Wachstum. Wenn sie darin beharren, ihr
Bewusstsein mit falschen Einbildungen von Furcht, Sünde, Krankheit zu nähren,
was kann man dagegen tun? Mitleid mit ihren Schmerzen wäre gleichbedeutend mit
dem Mitleid für ein Kind, das aus Furcht vor einem harmlosen Schornsteinfeger
schreit. Vom richtigen Standpunkt aus erscheinen alle Kümmernisse lächerlich,
weil sie unnötig sind. Sollten wir uns durch die Schwachheit und Unwissenheit
anderer in unserm Fortschreiten aufhalten lassen?
Natürlich tritt dieser Gedankengang nicht so offen zu Tage wie hier angedeutet
wird; aber der Sinn ist absolut derselbe. Die Christliche Wissenschaft hat eine
ganze Menge moralischer Erfahrungen zur Hand und verbreitet diese in
salbungsvollen Redensarten; aber der Geist ihrer Lehre ist Selbstsucht im
höchsten Grade.
Die Christliche Wissenschaft ist ein sehr feines Netz des Irrtums, es ist
geschickt geknüpft, um unsern Verstand gefangen zu nehmen, den Sinn für Recht
und Unrecht zu verwirren, das Selbstbewusstsein zu heben und das Urteilsvermögen
zu trüben. Ihre hauptsächlichsten Vertreter sind Frauen, denen sie besonders
zuzusagen scheint, wie die Frauen überhaupt zu allen Zeiten dem Mystizismus
besonders zugängig waren. Ein Grund dafür mag möglicherweise auch darin liegen,
dass Mrs. Eddy gleiche Betonung auf die Vater- und Mutterschaft Gottes legt,
oder vielmehr der "Mutterschaft" den Vorrang gibt. Hierin liegt die feine List
der Schlange. Es ist ein Zug unserer Zeit, dass die Frauen nach
Gleichberechtigung mit den Männern streben.
Die Christliche Wissenschaft verneint die Evangeliumsbotschaft. Mit der
Erklärung, dass unser Meister nur ein gewöhnlicher Mensch und der Sohn
menschlicher Eltern war, bestreitet sie seine Fähigkeit, ein Loskaufspreis für
Adams Sünde zu sein. Die wahre Bedeutung des Titels "Sohn Gottes" wird geleugnet
und behauptet, er bedeute nur die ,,geistige Idee Gottes". Mrs. Eddy erklärt,
Christus stelle lediglich das Verhältnis Gottes zur Menschheit dar, und der
,,Christus-Geist" - vollkommenes geistiges Verständnis der Gesetze des Weltalls
- könne von jedermann erlangt werden. So ist von ihrem Gesichtspunkt aus das
Lösegeld unnötig und somit auch die Erlösung und die Auferstehung von den Toten.
Der ihr zu Grunde liegende Gedanke ist dieselbe alte Lehre der Unsterblichkeit
der Seele, die jeder heidnischen Religion und Philosophie zu Grunde liegt. Das
Lockmittel ist Selbsterlösung durch Glaubensheilung, Selbstentwicklung,
Gedankenbildung und Willensmacht. Tatsächlich glauben die Christlichen
Wissenschafter, dass Jesus selbst ein mit ungewöhnlichen Kräften ausgerüsteter
psychologischer Heiler gewesen sei.
Und das Wort:
"Er nahm unsere Schwachheit auf sich", wird von diesen Standpunkt aus zu nichte
gemacht.
So verkleidet sich auch in dieser Form Satan als Engel des Lichts und täuscht
tausende durch eine dem menschlichen Geist schmeichelnde Lehre der
Selbsterrettung. Die Lehre Mrs, Eddys unterscheidet sich nicht wesentlich vom
Neudenkertum. Sie ist offensichtlich der Geisteskultur der Hindus entlehnt.
Während Mrs. Eddy nur ein gewöhnlicher Nachahmer ist, betrügt sie sich selbst
mit dem Glauben, übernatürliche Weisheit zu besitzen. Wer zu Selbstüberhebung
geneigt ist, wird gar leicht von diesem Neudenkertum angezogen. Selbst von Natur
sehr edel veranlagte Menschen, die ihrem Nächsten zu helfen wünschen, können
dadurch leicht irregeleitet werden und in Versuchung kommen, den "Neuen
Gedanken" zur Besserung anderer zu gebrauchen.
Die Folge davon kann nur eine Störung der Harmonie der natürlichen menschlichen
Beziehungen sein, eine Vergiftung der natürlichen Zuneigung.
Mrs. Eddy war also unbewusst eine eifrige Dienerin jenes Wesens, das sie selbst
offen als den viel verleumdeten und missverstandenen Fürsten des Bösen - Satan
verteidigte und es ist klar, dass mit ihrer Theorie und ohne machtvollen
Eingriff des machtvollen Königs der Herrlichkeit das Böse nie überwunden und das
goldene Zeitalter folglich nie anbrechen könnte."
Die Schweizer Ausgabe des "Goldenen Zeitalters" vom 15.
8. 1930, setzt diese abschätzige Berichterstattung in Sachen "Christliche
Wissenschaft" fort.
In letzterer meinte die WTG sich wie folgt verbreiten zu sollen:
"Im Jahre 1879 wurde die "Christian
Science" (christliches Wissen) zu Boston von Frau Mary Baker G. Eddy, gewöhnlich
Mrs. Eddy, von ihren Anhängern, den Scientisten, Mother Mary genannt, gegründet.
Ihr der Heiligen Schrift gleichgestelltes Textbuch: 'Science & Health with Key
to the Scripture' (1875, umgearbeitet 1904) bietet ein bizarres Gemisch
christlicher, sittlicher und ausschweifend phantastischer Ideen, eine Art
Panpsychismus, leugnet aber die wichtigsten christlichen Lehren der Heiligen
Schrift.
Ihre rasche und große Ausbreitung über Amerika, England, Deutschland usw.
verdankt die "Christliche Wissenschaft" dem hervorragenden Organisation-,
Reklame- und Gcschäftstalent der Mrs. Eddy, und der sonderbaren "geistigen"
Heilmethode, bei welcher der Heilpraktiker zur Krankheit sprechen soll wie
einer, der Macht hat, eigentlich aber den Patienten zu suggerieren sucht, seine
Krankheit beruhe nur auf Täuschung, Traum und Halluzination. Dadurch genoß Mrs.
Eddy einen grenzenlosen Kult der Abgötterei.
Die Ansprüche, welche die "Christliche Wissenschaft" für sich geltend macht,
sind zwar biblisch unreif, für die Namenchristenheit aber verlockend hoch!
"Was Jesus und die Apostel gewollt, das sei hier erst ein klares System und auf
seinen endgültigen klassischen Ausdruck gebracht worden. Es sei die wahre
Menschheitsreligion, die das kirchliche Christentum in seiner bisherigen Form
auf die Seite räumen und erst das volle Heil schaffen werde."
Nach dem Grundgedanken der "Christlichen Wissenschaft" ist Gott Alles in Allem,
der unendliche Geist, der alles erfüllt. Nur was ihm wesensgleich ist, ist auch
wirklich. Was ihm aber nicht wesensgleich, nicht Geist ist, sondern Materie,
Stoff, das ist nichts Wirkliches. Ebenso, auch, was nicht Leben ist, sondern
sterblich, begrenzt leidend, ist nichts Wirkliches, sondern nur etwas, das zu
sein scheint. Überall ist die scharfe Unterscheidung zu. machen zwischen der
geistigen Welt, dem Ausfluß des Gottesgeistes, und der materiellen Welt, die
keine Schöpfung Gottes und darum kein Wirklichkeitsgebilde, sondern nur eine
sterbliche, irrtümliche Annahme ist. Unser getrübtes vom Gottesgeist entferntes,
im Materiellen befangenes Gemüt gaukelt uns die trüben Irrtümer, diese bösen
Traumbilder vor. Alles Übel, Krankheit, Sünde, Tod, liegt nur in unserem
verirrten Innenleben. Von allem Übel muß somit eine Versenkung ins Geistige und
Göttliche befreien.
Hieraus ergibt sich dann eben die Heiltätigkeit: Die Krankheit heilen, heißt
immer den inneren Schaden, die Disharmonie mit Gott beseitigen. Denn die eine
Krankheit ist nicht wirklicher als die andere; ob es sich um Trunksucht handle
oder um Lungenentzündung - immer ist derselbe Irrtum des sterblichen Bewußtseins
dahinter.
Bei dieser geistigen Kür, dem Gesunddenken, dem Gesundbeten, kommt dem Leidenden
dann, falls er selber innerlich nicht "geistig genug ist" der Heiler, der
berufsmäßig geschult ist, zu Hilfe.
Auch gegen die Sünde kehrt sich der hochgemute Machtspruch der Amerikanerin Mrs.
Eddy: Die Sünde sei nur ein Irrtum des sterblichen Bewußtseins, eine Illusion.
Der Mensch müsse nur mit seinem Gemüt in Gott leben, dann gehe ihn der Gedanke
an die Sünde nichts mehr an; er müsse nicht mehr nach ihr umschauen. Ein Gebet
um Vergebung der Sünde sei hier also niemals angebracht, weil sie überhaupt
nicht "wirklich" sei.
Somit braucht man auch keinen Erlöser, da man sich selber zu erlösen vermag
durch eine geistige Gemütskur. . .
Wenn man sich in Gott versenkt mit reinen Gedanken ist alles gut. Diese Religion
kennt auch keinen Glauben an den persönlichen Gott, der sich zu uns kleinen
Menschen herabläßt und ein Ohr hat für unser ernstes Flehen. Sie kennt nur eine
Weltenseele, einen Geist der Liebe, darin man sich wortlos versenkt. Mit dieser
Weltenseele läßt sich's nicht auf du und du reden.
Und der Tod? - Auch der Scientist, der sich noch so oft geheilt fühlen mag, wird
dem Tod doch einmal den Tribut bezahlen müssen. So hieß es beim Tode von Mrs.
Eddy, sie habe "diese Bewußtseinsebene verlassen".
Paulus, der ja auch ein hervorragender Scientist gewesen sei, wie man in jenen
Kreisen behauptet, habe deshalb mit großem Ernste, mit geheimem Zittern von
diesem ungeistigen Übel gesprochen: "Der letzte Feind, der noch zu überwinden
ist, ist der Tod!" Wenn einst die Allgewalt des Geistes erfaßt sein wird, da
werde der Sieg über die Materie noch viel sichtbarer demonstriert werden können,
denn da habe der Geistesmensch keine körperlichen Bedürfnisse mehr, wie Speise,
Trank und Schlaf und dergleichen.
Darum können bis jetzt nicht alle Krankenheilungen gelingen, darum tobt die
Sünde in der materiellen Welt, darum waltet noch der grausame Tod, weil die
"Welt noch nicht vollends von der Allgegenwart des göttlichen Geistes erfaßt
ist".
"Bevor unsere Zeit die Allgegenwart des göttlichen Geistes erkennt, ist es
zweckmäßiger, die Chirurgie und das Einrichten von gebrochenen Gliedern dem
Arzte zu überlassen". - - -
Nur nebenbei sei erwähnt, daß die "Christliche Wissenschaft", deren utopische
Lehrsätze bis hierher gekennzeichnet worden sind, auch schon geradezu geschadet
hat, sei es, daß durch ihren Einfluß eine Heilung verunmöglicht wurde, sei es,
daß Todkranke noch auf ihrem letzten Lager beunruhigt wurden - ähnlich wie nach
dem Buch Hiob die drei Freunde den Heimgesuchten mit ihren Lehrsätzen quälten.
An einigen Punkten sei nun die Kluft noch angedeutet, die befestigt ist zwischen
den unumstößlichen Wahrheiten der Heiligen Schrift und der Religion der
sogenannten "Christlichen Wissenschaft". Wenn die vergängliche Natur vor unseren
Augen keineswegs aus der Hand eines ewigen Schöpfers stammte, wie die
Scientisten behaupten, da müßten aber die Psalmisten, die die Wunder Gottes in
der Natur priesen, gründlich mit ihrem sterblichen Bewußtsein geirrt haben; und
ebenso der Herr Jesus, wenn er den Gott preist, der die Lilien herrlich kleidet.
Da wäre alle Freude an der herrlichen Gottesnatur doch im Grunde etwas für
Geistesmenschen Unpassendes. -
Wie weit haben sich doch die Scientisten von Christum und seinem Leiden
entfernt! Die biblische Frage: "Mußte Christus also Leiden?", ist demnach bei
jenen ein Unding, während Gott seinen eingeborenen Sohn dafür dahingab, daß wir
durch seine Erlösungstat Gnade suchen und finden dürfen vor Gott, dem
Allmächtigen. Darum hat auch Jesus seine Leiden nicht verneint, ja die Heilige
Schrift bestätigt uns, daß er betete: "Mein Vater, nicht wie ich will, sondern
wie du willst!"
Auch Paulus bezeugt mit seinem Leiden, daß er kein Scientist ist, wie man ihn zu
bezeichnen pflegt. In 2. Korinther 12 redet er ergreifend von den Leiden. Wie
wenig hat er sich als Scientist benommen in seinem Gebet um Wegnahme des Pfahles
im Fleisch! Er hielt sich fest an die Antwort seines Herrn: "Meine Kräh ist in
den Schwachen wirksam". Er fühlte sich gerade da in der rechten Nachfolge seines
gekreuzigten Herrn, wenn er schrieb: "Wir tragen allezeit das Sterben des Herrn
Jesu an unserm Leibe".
Brauchten wir einen Sünderheiland, wenn wir uns die Sünde wegdenken könnten, wie
es die Scientisten tun? Und das Pauluswort: "Wo die Sünde mächtig geworden",
(nicht: als unwirklich weggedacht wird) - "da ist die Gnade noch viel mächtiger
geworden", wäre auch außer Kurs gesetzt? Gleichen also die Scientisten jenem
Zöllner, der in heiligem Beben ob seiner Sündenlast betet: "Gott sei mir Sünder
gnädig!", oder dem Pharisäer dort vorn im Tempel, der nach scientistischer
Manier spricht: "Ich danke dir, Gott, daß ich nicht bin wie die anderen Leute
oder gar wie dieser Zöllner!"?
Doch, wie kommen die Scientisten dazu, auf den Gedanken zu bestehen: Wird nicht,
ganz wie bei Jesus selber, hier gelehrt und geheilt aus einem Geist heraus? -
Bei genauerem Zusehen fällt freilich die vermeintliche Übereinstimmung rasch
dahin. Nicht nur hat Jesus seinen Heilungen als den begleitenden Zeichen seiner
göttlichen Vollmacht und Heilandsliebe wenig Bedeutung beigelegt, so daß er oft
verbot, davon zu reden, damit er nicht zum begehrten Krankenheiler herabsinke
und so sein Werk veräußerlicht werde (Luk. 11:29; Job. 4:18), sondern seine
Heilungen sind auch innerlich etwas anderes. Bei Jesus ist es ein machtvolles
Gebieten über die Krankheit; er rechnet mit ihr als einer Wirklichkeit und
gebietet darüber mit seiner stärkeren Kraft aus Gott, seinem Vater.
Der scientistische Helfer macht es aber völlig anders: er sucht in dem Patienten
andere Gedanken wachzurufen, und dies beeinflußte Gemüt soll über die als
unwirklich erkannte Krankheit Herr werden.
Wie wunderbar, daß Gott jetzt seinen Sohn Jesus Christus als König eingesetzt
hat, damit er in seinem Königreiche machtvoll das wegräume, was soviele
erfolglos glauben wegdenken zu müssen, damit es verschwinde. ..."
Zu dem zitierten WTG-Statement aus der Schweizer Ausgabe des "Goldenen
Zeitalters" vom 15. 8. 1930, gab es dann noch in der Ausgabe vom 15. 12. 1930,
eine Entgegnung, bei der die GZ-Redaktion wohl nicht darum herum kam, diese auch
abzudrucken. Diese Entgegnung führte aus:
"Gestatten Sie mir einige Bemerkungen zu
Ihren Ausführungen ... Es läßt sich jede religiöse Ansicht mit Stellen aus der
Hl. Schrift verteidigen, und jede behauptet, die richtige Auslegung zu geben.
Ausschlaggebend für die Richtigkeit ist aber nur ein handgreiflicher Beweis, den
niemand ablehnen kann.
Jesus und seine Jünger leisteten ihren Zeitgenossen durch ihre Werke den Beweis,
daß sie göttliche Autorität hatten. Jesus sagte ... "Glaubet mir, daß Ich im
Vater und der Vater in mir ist; wo nicht, so glaubet mir doch um der Werke
willen. Wahrlich, wahrlich, ich sage euch: Wer an mich glaubet, der wird die
Werke tun, die Ich tue, und wird größere denn diese tun".
Diese Werke wiederholt die Christliche Wissenschaft. Sie sind zwar nicht der
Zweck dieser Bewegung, sondern wie Jesus verheißen hat ... "die Zeichen aber,
die da folgen werden denen, die da glauben".
Weder ein Scientist noch sein Gegner dürfen meinen, solche Werke können durch
Suggestion, d. h. durch menschliche Willenskraft bewirkt werden. Wirkliche
Heilung wird allein durch Gott vollbracht, wobei es unumgänglich nötig ist, daß
"ein jeglicher sei gesinnet, wie Jesus Christus auch war"...
Das Ziel der Christlichen Wissenschaft ist die Überwindung der Sünde. Sie sagt,
die Sünde sei nicht ein Teil der göttlichen Schöpfung; Jesus habe nicht einen
Kampf gegen die göttlichen Einrichtungen geführt.
In Ihrem Artikel sagen Sie, die Christliche Wissenschaft kenne statt eines
persönlichen Gottes nur eine Weltenseele, mit der es sich nicht auf du und du
reden lasse. Das könnte mißverstanden werden. Die Christliche Wissenschaft lehrt
den Glauben an einen persönlichen Gott in dem Sinne, daß Gott die einzige,
unendliche Macht ist, aber nicht eine zur Erhabenheit vergrößerte und erhöhte
menschenähnliche Persönlichkeit. Sie lehrt, daß Gott dem Menschen näher ist als
Fleisch und Blut, näher als der Atem; denn Gott ist sein Leben, seine Substanz,
seine Intelligenz, ohne Gott würde er überhaupt gar nicht existieren.
Heuchelei ist in der Christlichen Wissenschaft gerade so verwerflich wie in
irgend einer religiösen Anschauung. Der Mensch muß dem Beispiele des Meisters
folgen, von dem Mary Baker Eddy in "Science and Health with Key to the
Scriptures" sagt (S. 476):
"Jesus sah in der Wissenschaft den vollkommenen Menschen, der ihm da erschien,
wo den Sterblichen der sündige, sterbliche Mensch erscheint. In diesem
vollkommenen Menschen sah der Heiland Gottes eigenes Gleichnis, und diese
korrekte Anschauung von? Menschen heilte die Kranken."
Über das Gebet sagt das erwähnte Lehrbuch (S. 1): "Das Gebet, das die Sünder
umwandelt und die Kranken heilt, ist ein absoluter Glaube, daß bei Gott alle
Dinge möglich sind - ein geistiges Verständnis von Ihm, eine selbstlose Liebe."
Die Sünde wird nicht überwunden, indem man sie ignoriert, sondern indem man ihr
entgegentritt, ihr die Maske abnimmt, ihre Lüge als das Gegenteil der göttlichen
Wahrheit erkennt. Wenn die göttliche Liebe sich als des Menschen wahres
Bewußtsein widerspiegelt, so verschwindet die Sünde wie Finsternis vor dem
Lichte. So etwas kann Suggestion oder menschlicher Wille nie bewirken, "der
Vater aber... tut die Werke". ...
Mrs. Eddy hat ihre eigene Bedeutung für die Geschichte der Menschheit besser
erkannt als ihre Freunde und ihre Gegner. Sie hat die Bezeichnung "Mother"
zurückgewiesen und den Titel "Lcader" (Führerin) verlangt, sie hat ihren
Artikeln auch befohlen, ihr nur so weit zu folgen wie sie Christus folge. Sie
hat sich selber die Entdeckerin und Gründerin der Christian Science und die
Verfasserin ihrer Bücher genannt und das Lehrbuch als einen Schlüssel zur Hl.
Schrift, nicht aber als eine Bibel bezeichnet. Aller Vergötterung ist sie scharf
entgegengetreten.
Die Christliche Wissenschaft leugnet keineswegs die wichtigsten christlichen
Lehren. Sie verlangt, daß man die zehn Gebote halte, die Bergpredigt und alle
andern Lehren Jesu. Ein großer Teil der vier Evangelien erstreckt sich auf die
Heilungen, die Jesus vollbrachte, und die Christliche Wissenschaft verlangt, daß
der Christ auch darin des Meisters Beispiel folge und nicht nur das halbe
sondern das ganze Gewand trage. Alles was aber die Gottesverehrung
materialisiere, hindere das geistige Wachstum des Menschen.
Die Schönheit der Schöpfung geht nicht verloren mit der Erkenntnis, daß, wie Sie
schreiben, "die vergängliche Natur vor unsern Augen keineswegs aus der Hand
eines ewigen Schöpfers stammte". Die Schöpfung und die Schönheit sind nicht aus
Materie noch in der Materie, nicht materiell und zeitlich, sondern geistig und
ewig.
Die Scientisten "bekennen Jesu Sühnopfer als die Augenscheinlichkeit der
göttlichen, wirksamen Liebe," (s.a. H. 497). Sie betrachten aber nicht sein
Leiden als das höchste, sondern seinen Sieg: die Auferstehung,
M. Schnewlin, Christian Science Komitee für Veröffentlichungen für die
deutsch-sprechende Schweiz.
Ganz wollte das GZ es mit dieser Entgegnung nicht bewenden lassen. Also
hängte man an diese Entgegnung noch ein eigenes redaktionelles Nachwort an:
Selbiges verlautbarte:
"Jederzeit bereit zu sein "zur
Verantwortlichkeit gegen jeden" der Rechenschaft von euch fordert über die
Hoffnung, die in euch ist, aber mit Sanftmut und Furcht, muß aber auch mit 2.
Petri 1: 20-21 gesagt werden: "Indem ihr dies zuerst wisset, daß keine
Weissagung der Schrift von eigener Auslegung ist", daß es Selbstbetrug jeglicher
christlichen Nomination ist, die vorgibt, es lasse sich jede religiöse Ansicht
mit Stellen aus der Hl. Schrift verteidigen. Wo findet man z. B. in der Hl.
Schrift die Unterlage für den Ausspruch der Christian Science: "Jesus sah in der
Wissenschaft den vollkommenen Menschen, der ihm da erschien, wo den Sterblichen
der sündige, sterbliche Mensch erscheint"?
Keine einzige Schriftstelle beweist, daß Jesus in die Welt gekommen ist, um eine
Wissenschaft zu gründen, die in leidenschaftlichem Gebete Gott wunderbare
Heilungen abtrotzen will, sondern kam, um den Willen seines Vaters zu tun, indem
er sein Leben als Lösegeld für uns alle darbrachte. Gewißlich beweist die
Schrift, daß Jesus als Heiler unter dem Volke mehr Zuspruch gefunden hatte, denn
als Zeuge seines himmlischen Vaters, wie es Lukas 5:15-16 bestätigt:
"Und eine große Volksmenge versammelte sich, ihn zu hören und von ihren
Krankheiten geheilt zu werden. Er aber zog sich zurück und war in den Wüsteneien
und betete." Dieser Heiland stellt also das Gebot der Pflichterfüllung des
Willens seines Vaters gegenüber dem Gebote der Nächstenliebe in den Vordergrund,
und deshalb wurde ihm die Geistlichkeit auch gram. Wiederholt übertrug er darum
seinen Jüngern auch diese Aufgabe, jeglichen ermahnend, sein Kreuz auf sich zu
nehmen, "denn wer sein Leben erhalten will, der wird es verlieren". In dieser
selbstlosen Weise Jcsu nachfolgen zu wollen, heißt aber auch zu beten;
"Nicht mein, sondern dein Wille geschehe", denn Gott weiß, wann Hilfe nottut,
wie es die Hl. Schrift bei unserm Herrn Jesus und seinem Jünger Paulus bezeugt.
Jesus, das "Licht der Welt", in welchem .die göttliche Liebe sich als des
Menschen wahres Bewußtsein widerspiegelt', hatte sehr viele Kämpfe mit dem
"Fürsten dieser Welt" zu bestehen, demnach "verschwindet die Sünde wie
Finsternis vor dem Lichte" - nicht! Gerade darum lehrte uns Jesus beten: "Und
bewahre uns in der Versuchung, und errette uns von dem Bösen." Erst wenn das "Zu
uns komme dein Reich" da ist, wird des Teufels sündige Macht beendet sein, und
mit der Auferstehung der Toten wird die materielle Schöpfung wie im ersten
Paradiese wieder in vollendeter körperlicher Schönheit erstrahlen, und es wird
wieder heißen müssen: "Es war alles sehr gut!"
In der Ausgabe des "Goldenen Zeitalters" vom 1. 9. 1935,
begegnet man in einem weitschweifigen "Gesundheit und Leben für das Volk"
überschriebenen Artikel, erneut einer "Breitseite" gegen die Mary Baker
Eddy-Religion.
Zwar ist die nicht das Hauptthema des Artikels. Gleichwohl kommt sie darin auch
mit vor. Etwa mit der Aussage:
"Um die Menschen zu täuschen, bringt Satan
falsche Heilmittel auf. Zuerst verleitet er den Menschen, zu lehren, es gäbe
keinen Tod. Jesus erklärte, daß dies die erste Lüge Satans war.
Dann errichtet Satan eine religiöse Organisation und legt ihr fälschlich den
Namen Christi bei, um dadurch das Volk irrezuführen.
Diese Organisation wird "Christliche Wissenschaft" genannt und lehrt, es gäbe
keinen Tod, schlechter Gesundheitszustand oder Krankheit wäre nur Einbildung,
und Männer und Frauen könnten heilen und allen Gesundheit geben, die an die
sogenannte "Wissenschaft" glauben.
Ein jedes dieser angepriesenen Heilmittel widerspricht durchaus dem Worte Gottes
und seinem durch Christus verkündigten Vorsatz. Das zeigt, daß viele Menschen
guten Willens durch den Teufel in die Falle der sogenannten "Christlichen
Wissenschaft" und körperlicher Heilung hineingelockt worden sind.
Es ist wahr, daß Christus, als er auf der Erde war, einige Krankenheilungen
vornahm, aber er erklärte auch, daß diese Heilungen lediglich ein Beispiel
und eine Vorschattung dessen waren, was er in seinem Königreiche tun würde. Sie
dienten ferner dazu, den Glauben des Volkes an ihn als den Messias zu
befestigen. Satan übt — soweit es ihm möglich ist — seine Macht aus, ein
gewisses Maß von Krankenheilungen zustande zu bringen, und das tut er gerade zu
dem Zweck, die Menschen von Gott abzuwenden.
Eins müssen alle zugeben: daß kein einziger, der durch die Methode der
"Christlichen Wissenschaft" geheilt worden zu sein behauptete, jemals dauernd
gesund blieb, sondern im Laufe der Zeit gestorben ist; ferner daß die Heiler
selbst krank werden und auch sterben."
Man kommt nicht umhin einzuschätzen, dass besagte "Christliche
Wissenschaft" in WTG-Sicht als Gefahr für die eigenen Interessen eingestuft
wurde. Offenbar ist die Klientel welche die WTG mit Erfolg anzusprechen vermag,
fallweise auch besonders "anfällig", sollten selbige auch von der "Christlichen
Wissenschaft" "abgeworben" werden. Letzteres ist wohl eher weniger der Fall.
Indes mag es solche Einzelfälle durchaus gegeben haben.
Auch in der "Trost" (Nachfolge-Zeitschrift des "Goldenen Zeitalters")
Ausgabe vom 1. 7. 1939, gab es erneut eine "volle Breitseite" gegen die
"Christliche Wissenschaft" dort. Der Artikel dort belehrt (erneut):
"Von dem phantastischen Lehrsystem der
"Christlichen Wissenschaft", das kein Problem löst und auch keins erläutert,
weil es eine andere Methode hat, damit fertig zu werden, nämlich das Problem
einfach zu verneinen, kann mit Fug und Recht gesagt werden, daß nicht alles, was
sich christlich nennt, auch wirklich christlich ist, und nicht alles, was sich
als Wissenschaft bezeichnet, wirklich eine Wissenschaft ist.
Die ,,Christliche Wissenschaft" ist ein religiöses Bestreben, sich eine Welt der
Einbildung zu bauen, indem die Wirklichkeit für Phantasie und vieles, was erlebt
und empfunden wurde, nur als falsches Denken erklärt wird. Für die Anhänger
dieser Anschauungen ist alles nur das Produkt wahren bzw. falschen Glaubens oder
Denkens. Bist du müde, so kommt dies nur von deiner irrigen Vorstellung; hast du
Durst," so sagt dir das nur dein verkehrtes Denken.
Nun war aber auch Jesus müde und durstig. Da müßte ja sein Glaube nicht recht in
Ordnung gewesen sein, trotzdem "christliche Wissenschaftler" erklären, er sei
der erste, der ihre Religion richtig ausgelebt habe. Und die Leiden Jesu am
Holz? Sie waren ebensowenig das Ergebnis unvollkommenen Denkens, als sich der
Mensch seinen wunderbaren, feinempfindenden Körper durch eigenes Denken
geschaffen hat oder ihn durch bloßes Denken zerstören kann.
"Christliche Wissenschaftler" sagen, daß, weil in Gott nur Leben und Gesundheit
ruhe, nicht Krankheit und Tod, und weil Krankheit und Tod darum etwas
Ungöttliches seien, es in Wirklichkeit Krankheit und Tod überhaupt nicht gebe,
denn etwas Ungöttliches könne nicht wirklich existieren, sondern sei nur ein
Truggebilde, eine Einbildung, eine falsche Meinung. Dasselbe wird von aller
Unvollkommenheit, von der Sünde, von jedem Schmerz, von allem Bösen behauptet:
es ist alles nur Einbildung.
Ebenso von der Materie: diese existiere nicht wirklich; nur das Geistige sei
wirklich.
Mit Bezug auf den Tod ist es ebenso. Für "christliche Wissenschaftler" gibt es
keinen wirklichen Tod; das ist alles nur Schein, falsche Vorstellung. Aber
gerade daß kein wirklicher Tod zu befürchten sei, war ja die erste Lüge des
Teufels ...
Lehrt die "Christliche Wissenschaft": "Wenn Gott das Unvollkommene oder Böse
kennen würde, so würde das die Zerstörung Gottes bedeuten."
Die Begründerin der "Christlichen Wissenschaft" schrieb:
"Die Naturwissenschaft weicht langsam der Metaphysik." -
Natürlich ist rein materielles Denken verkehrt, weil es die überragende
Bedeutung des Geistes unbeachtet läßt. Aber bei der
"christlich-wissenschaftlichen" Behauptung: "die
Erde ist eine zusammengesetzte Idee", wurde geflissentlich übersehen, daß diese
Idee greifbare, vielgestaltete Formen angenommen hat. Man will es nicht wahr
haben daß Gott eine himmlische und eine irdische Schöpfung hat, und will das
Irdische, das Materielle einfach durch eifriges "Glauben" aus dem Dasein
hinwegdenken. Fest zu sein im Glauben bedeutet für sie, mit Beharrlichkeit
einfach nicht zuzugeben, daß bestimmte wirklich vorhandene Dinge existieren, z.
B. daß ein Schmerz ein Schmerz ist.
Nun, was soll man von einer solchen Verachtung der Materie sagen? Eine einzige
Tischkante, gegen die man aus Versehen anrennt, sollte genügen, von diesem
Irrweg abzubringen. "Leicht beieinander wohnen die Gedanken, doch hart im Räume
stoßen sich die Sachen."
Wer meint, alles nicht rein Geistige sei "Truggebilde" und Lockung zur
"angeblichen Sünde", sollte konsequenterweise dafür eintreten, daß sofort mit
allen materiell-wissenschaftlichen Studien aufgehört werde.
Denn "angebliche" Pflanzen, Steine, Chemikalien, "eingebildete" (weil
materielle) Tragfähigkeit einer Brückenkonstruktion und lauter solche Sachen
lohnen dann gar nicht eine Erforschung, sondern führen nur immer tiefer in die
"falsche" Idee hinein, etwas Festes sei wirklich etwas Festes und etwas
Flüssiges sei etwas Flüssiges! Sie sollten dann auch persönlich sofort von der
Erlernung einer jeden materiellen Berufstätigkeit abstehen. Das alles tun sie
nicht und sollten sich deshalb fragen, ob sie eigentlich konsequent nach ihrer
"Weltanschauung" handeln.
Es ist festzustellen, daß "christliche Wissenschaftler" den materiellen Erwerb
von Hab und Gut durchaus nicht verachten. Die Mehrzahl der Anhänger dieser
Religion sind nicht unbemittelt. Buddhistische Mönche, die sich einmauern
lassen, um ganz in das "Anschauen des Geistigen" zu versinken, handeln da
offenbar konsequenter.
Zwar liest man in einer "christlich-wissenschaftlichen" Schrift: "Daß wir
existieren, kann nicht geleugnet werden"; aber wenn so flott all das geleugnet
wird, was unsere Existenz ausmacht, sieht man nicht ein, warum man mit dem
Ableugnen nicht gleich bei unserer Existenz selbst anfangen sollte.
Daß Leben in der Materie sei, wird als "falscher Glaube", als "Truggebilde"
erklärt. Hätten "christliche Wissenschaftler" den l. Vers der Bibel geschrieben,
dann würde er wohl lauten: "Gott ist das All, und die Erde bildet sich der
Mensch in seiner Wahnvorstellung ein."
Ihre Schriften leugnen sogar wörtlich, daß die Materie aus Substanz besteht.
Warum man für solche Anschauungen gerade den Namen "Wissenschaft" genommen hat,
bleibt rätselhaft. Wenn Wissenschaft als Ergründung der Wirklichkeit erklärt
wird, haben wir hier das gerade Gegenteil von Wissenschaft, nämlich: bewußtes
Fernhalten von der Wirklichkeit. Gesicht, Geruch, Gehör, Geschmack, Gefühl:
alles ist Einbildung!
Man könnte ja eine Menge Bibelstellen anführen zum Beweis dafür, daß Geburt und
Tod, Hunger und Durst, Krankheit, Müdigkeit, Schmerz, und dergleichen sehr reale
Es bedarf nun wohl keiner besonderen Hervorhebung mehr, daß für die "Christliche
Wissenschaft" auch das Böse und der Teufel nur Sachen der Einbildung sind. Ihre
Idee ist:
"Der angebliche Teufel sagte dem angeblich materiellen Menschen, daß das Böse
angeblich etwas Wünschenswertes sei." Höchst seltsam mutet es an, wie bei diesen
Leuten aus dem, was "nicht wirklich besteht", das also auch keine Ursache sein
könnte, trotzdem gemäß ihrer Ansichten immer eine Wirkung abgeleitet wird.
Ein "angebliches" Gesetz führt auch bei ihnen ganz gesetzmäßig stets zu
"angeblichen" Folgen.
Einfachste Überlegungen scheinen ihnen nie in den Sinn gekommen zu sein, wie z.
B.: Wo ein Gesetz ist, dort ist auch eine Übertretung möglich. Die Folgen der
Übertretung eines guten, göttlichen Gesetzes aber können nicht wieder etwas
Gutes, Göttliches, sondern müssen etwas wirklich Böses sein. ...
"Christliche Wissenschaftler" sagen:
"Das Böse ist nichts, es ist kein Ding, kein Gemüt, keine Macht." Um so fester
hat der Böse sie in der Gewalt. ...
Die Bibel sagt, daß Gott "am Ende dieser Tage zu uns geredet hat im Sohne" (Hebr.
l: l), wohingegen die "christlichen Wissenschaftler" meinen, zu allerletzt habe
er gesprochen durch die Tochter; denn begründet wurde diese Lehre von einer
Frau, der verstorbenen Mary Baker Eddy, mit der ein wahrer Kult getrieben wird.
Was die Bibel erklärt: "des Weibes Haupt ist der Mann"; "er soll dein Herr
sein"; "eure Weiber sollen schweigen in den Versammlungen", d. h. sich nicht als
Lehrer aufspielen, gilt den "christlichen Wissenschaftlern" gar nichts. In
dieser Bewegung spielen Frauen die Hauptrolle.
Aus einer offiziellen Liste geht hervor, daß im Jahre 1936 in Deutschland 185
weiblichen "Ausübern" (Gesundbetern und Lehrern) der "Christlichen Wissenschaft"
nur 37 Männer gegenüberstanden, und in der Schweiz waren es 54 Frauen und nur 9
Männer. Meistens ist eine Frau "Führerin" dieser angeblich "Ersten Kirche
Christi". Da wundert man sich, warum Jesus nicht auch seine Apostel unter den
Frauen gesucht hat.
Viele Anhänger der "Christlichen Wissenschaft" setzen sich nicht auf tief- oder
übersinnliche Weise mit ihrer Religion auseinander, sondern halten den einen
ihrer Lehrsätze besonders lieb und wert, welcher lautet:
"Man muß nur recht erkennen, wie und was Gott ist, dann kann man über ihn
verfügen, sich ihn zunutze machen", und diese praktische Auswertung ihres
"Gottes" suchen sie dann im "Gesundbeten", "Gemütsheilen" oder "Gesunddenken".
Wirkliche Unvollkommenheit, wirkliche Übel, wirkliche Krankheit gibt es ja nun
aber nicht!? "Alle Erscheinungsformen des Übels sind im Letzten nicht persönlich
und materiell, sondern sind bloß verschiedene Anschauungsformen des gleichen
Irrtums oder der gleichen Lüge", schreibt man dort.
Der eine hat demnach als "Anschauungsform" einer (wirklichen oder angeblichen?)
Lüge einen Klumpfuß, der andere wieder Asthma, etc.!
Aber wenn "christliche Wissenschaftler" auch stets nur von "sogenannten"
Krankheitsgesetzen sprechen, können doch auch ihre Gebete eine von Tuberkulose
zerfressene Lunge oder das mit einem Stein ausgeschlagene Auge nicht ersetzen.
Es gibt genug Fälle, wo sogar Lehrer der "christlichen Wissenschaft" bei einer
Erkrankung lieber zur Heilkunde, als zum "Gesunddenken" Zuflucht nehmen.
Was aber mit den vielen "beglaubigten" Fällen, wo Menschen durch solche
Gesundbeter von leiblichen Übeln befreit worden sind ? Eine gute Anzahl davon
mögen auf reiner Suggestion beruhen, ein anderer Teil kommt gewiß unter
dämonischer Einwirkung zustande, etwa wie folgender, im "Herold der Christlichen
Wissenschaft" vom August 1936 berichteter Fall:
"Ich stürzte und renkte mir den Oberarm aus. Mein Mann hob mich auf und bat
mich, zu versuchen, den Arm oder wenigstens die Hand zu bewegen; aber es war
unmöglich. Der Arm. hing schlaff herab und schien schwer wie Blei. Einige Jahre
vorher renkte ich mir den rechten Arm aus. Ich mußte sofort zum Arzt gehen, und
es hatte Monate gedauert, bis ich nach mehreren schmerzhaften Übungen den Arm
wieder gebrauchen konnte. Einige Jahre später renkte ich mir den Arm wieder aus.
Ich mußte sofort in die Klinik gehen; der Kleiderärmel wurde aufgeschnitten und
der Arm, während ich in der Narkose lag, eingerenkt...
Als ich nachdachte, wurde mir klar, daß ich in Zoppot keinen Arzt kannte; denn
wir wohnten noch nicht lange hier. Ich sah, daß der Weg zu Gott näher ist als
zum Arzt; und es fiel mir der Vortrag ein, den ich gerade gelesen hatte, worin
es hieß, daß wir uns nur unter Gottes Gesetz zu stellen brauchen, um der
Segnungen dieses Gesetzes teilhaftig zu werden. Ich wandte mich von dem
materiellen Vorkommnis ab und dem unwandelbaren und vollkommenen Gesetz Gottes,
des Guten, zu.
Da spürte ich plötzlich einen Ruck durch meinen Körper, so stark, daß ich
aufschrie. Mein Mann erschrak und fragte mich, was geschehen sei. Ich konnte in
tiefster Dankbarkeit zu Gott antworten: Der Arm ist geheilt; ich kann ihn wieder
bewegen."
Nun, wenn Dämonen einen Menschen heftig zu schütteln vermögen ... können sie
auch seinen Arm wieder einrenken!
Die Erklärung, daß, wenn Jesus Kranke geheilt habe, jeder seiner Nachfolger
ebenfalls dazu fähig sein müsse, ist ganz abwegig. ...
Auch Timotheus hatte ein chronisches Leiden, und Paulus empfahl ihm dagegen
nicht das Beten, sondern "etwas Wein" zur Magenstärkung.
Die "Christliche Wissenschaft" erhebt Anspruch auf die richtige Auslegung der
Bibel, leugnet dabei aber alle Grundlehren der Heiligen Schrift und setzt an
deren Stelle feindämonische Hirngespinste. ..."
Zu dem zuletzt zitierten "Trost"-Artikel musste selbiges dann aber erneut
registrieren, dazu von seiten der "Christlichen Wissenschaft" eine "Entgegnung"
zugesandt bekommen zu haben, worüber "Trost" in seiner Ausgabe vom 15. 10. 1939
berichtet.
"An die Halbmonatszeitschrift "TROST"
In Bern
In Ihrer Nummer vom l. Juli nimmt ein Artikel Stellung gegen die Christliche
Wissenschaft, und zwar von einem Standpunkte aus, der dieser Lehre
entgegengesetzt ist. Die großen Fragen des Daseins, seiner Ursache und seiner
Grundlage können von verschiedenen Standpunkten aus gestellt werden. Man kann,
wie in dem erwähnten Artikel, mit den Erscheinungen anfangen, die von den fünf
körperlichen Sinnen wahrgenommen werden, und dann seine Schlußfolgerungen daraus
ableiten. Den Wahrnehmungen entsprechend kommt man auf eine Ursache, die beides.
Gut und Böse, in sich schließt.
Die Christliche Wissenschaft betritt den entgegengesetzten Weg: Sie beginnt mit
der Ursache und findet der Ursache entsprechende Folgen. Als Ursache betrachtet
sie das, was in der Bibel Wahrheit, Liebe, Geist oder Gott genannt wird. Der
unbegrenzte Geist kommt in Ideen zum Ausdruck, nämlich dem Menschen und dem
Universum. Diese Ideen sind in ihrem wirklichen Sein ebenso geistig und
vollkommen wie ihre Ursache oder ihr Erzeuger, der ihr Leben ist. Zum Beweise
der Richtigkeit ihrer Auffassung weist die Christliche Wissenschaft u. a. auf
die heilenden Demonstrationen hin, die selbst von den körperlichen Sinnen nicht
weggeleugnet werden können. Jesus Christus faßte seine Anschauung einmal kurz in
die Worte: "Der Geist ist's, der da lebendig macht; das Fleisch ist nichts
nütze." (Joh. 6:63).
Meinrcid Schnewlln
Christian Science Komitee für Veröffentlichungen für die deutsch-sprechende
Schweiz.
Dazu meint "Trost" dann noch:
"Mit diesen wenigen Zeilen wird keine
einzige der logischen Erwägungen und biblischen Beweisführungen des
TROST-Artikels vom l. Juli abgetan. Es ist auch nicht korrekt, als einzige
Untersuchungsmethode jenes Artikels den Rückschluß von der Wirkung auf die
Ursache zu bezeichnen. Mit dieser Methode käme man zu so gut wie gar keiner
Erkenntnis über den Schöpfer und zu überhaupt keiner Erkenntnis über sein
Vorhaben. Vielmehr müssen als Grundlage der Erkenntnis die eigenen Aussagen
Gottes, also seine Belehrungen in seinem Wort, der Bibel, gelten.
Christliche Wissenschaftler lassen nun sowohl die Lehren der Wirklichkeit (oder
der Wirkungen), als auch diese Aussagen des Schöpfers außer acht und verlieren
sich in menschlichen Überlegungen, die weder zum Anfang (der Ursache) noch zum
Ende (der Wirkung) führen, so daß sie dann, wie in obigem Schreiben, zum
Beispiel den Menschen bloß für eine Idee halten, was verkehrt ist, und noch dazu
für eine vollkommene Idee, was beim jetzigen Zustand des Menschen ebenfalls
verkehrt ist. Damit werden Sündenfall und Erlösung geleugnet.
Sind Jesu Worte: "Der Geist ist's, der da lebendig macht; das Fleisch ist nichts
nütze", wirklich eine Rechtfertigung der Christlichen Wissenschaft? Sprach Jesus
hier davon, daß nur der Geist etwas Wirkliches, das Fleisch jedoch etwas
Unwirkliches, nur Gedachtes sei ?
Das kann man aus seinen Worten unmöglich herauslesen! Er hat nicht die
tatsächliche Existenz das Fleisches geleugnet, wie Christliche Wissenschaftler
es tun, sondern hat betont, daß das Fleisch ohne den Geist nichts ist, weil das
Leben nicht vom Fleische ausgeht. Jesus hatte niemals die merkwürdige Idee,
fleischliche Leiber gäbe es überhaupt nicht. Aus Stellen wie Johannes 3: 6,
Lukas 24: 39 und andern geht das klar hervor.
Es besteht eine Ähnlichkeit zwischen den Worten Jesu in Johannes 6: 63 und dem
Ausspruch des Apostels Paulus In 2. Kor. 3: 6, wo es heißt: "Der Buchstabe
tötet, der Geist aber macht lebendig." Das zeigt der Zusammenhang In Johannes
Kapitel 6. Wie In den vorhergehenden Versen (53 bis 55 u.a.) berichtet, hatte
Jesus seine Zuhörer in der Synagoge belehrt, sie könnten kein ewiges Leben
haben, wenn sie nicht sein Fleisch äßen und sein Blut tränken. "Die Juden
stritten nun untereinander und sagten: Wie kann dieser uns sein Fleisch zu essen
geben?" (Vers 52). Sie verstanden also die geistige Bedeutung seiner Worte
nicht, und so mußte Jesus ihnen tatsächlich erst klar machen, daß es sich ja
nicht um das Fleisch seines (wirklich vorhanden gewesenen) Menschenkörpers
handle, sondern um sein als Opfer gebrochenes und als Lösegeld dargebrachtes
Menschenleben.
Und so sagte er: "Der Geist ist es, der lebendig macht; das Fleisch nützt
nichts. Die Worte, welche ich zu euch geredet habe, sind Geist und sind Leben."
Diese Worte eines gesunden, lebengebenden Geistes sind kein geeignetes Material
für ein phantastisches Weltbild, das die Wirklichkeit und das Wort Gottes außer
acht läßt.
Eine weitere WTG-Stellungnahme konnte man der "Trost"-Ausgabe vom 1. 6. 1943 entnehmen. Dort ist in der Form eines Frage- und Antwortspiels zu lesen:
Frage : Entsprechen die wichtigsten Lehren der Christlichen Wissenschaft" (Gesundbeten) der Wahrheit? Sind sie mit der Bibel, der Naturwissenschaft oder dem gesunden Sinn in Übereinstimmung ?
Antwort: In den Darlegungen der Christlichen Wissenschaft" kann man lesen, Gott sei Geist; alles, was Gott geschaffen habe, sei Geist; Materie (Stoff) sei das Gegenteil von Geist und also nicht von Gott geschaffen, sondern nur Einbildung des sterblichen (unvollkommenen) Gemüts. Da es demnach in Wirklichkeit keine körperlichen Menschenleiber gibt, können sie nach dieser krausen Lehre auch nicht wirklich krank sein. Somit, meinen ihre Anhänger, genüge richtiges Denken, um völlig gesund zu werden und es ewig zu bleiben.
Wahrscheinlich hat nur der Wunsch, gesund zu sein, jemals einen denkenden Menschen veranlaßt, eine solche Lehre ernst zu nehmen. Was tut man nicht alles um der Gesundheit willen!
Ob diese Lehre biblisch oder wissenschaftlich ist, kann leicht entschieden werden. Obwohl Gott ein Geist ist, erschuf er doch unzählige Dinge, die nicht Geist sind: Myriaden Sterne, Sonne, Mond und Erde; auf Erden überdies leblose Stoffe, wie Mineralien, Gewässer, Luft, dazu Pflanzen, Tiere und Menschen aus dem "Staub vom Erdboden". Es war eine göttliche Idee, sogar Tiere und Menschen aus Staub zu schaffen. "Betrachtet die Lilien des Feldes, wie sie wachsen: sie mühen sich nicht, auch spinnen sie nicht." (Matthäus 6:28) So gab Gott dem Gras, das gewiß nicht geistig ist, sondern stofflich, Pracht, die Salomos Herrlichkeit übertraf. Kein Mensch hätte dies tun können; es wäre auch keinem in den Sinn gekommen, solche materielle Gebilde zu schaffen. Und nun mutet man uns zu zu glauben, daß die erstaunliche Herrlichkeit der stofflichen Natur nur Einbildung des verdorbenen Gemüts sei!
Frage: In einer Abhandlung der Christlichen Wissenschaft" schreibt ein Mitglied des Vortragsausschusses: Die Definition der Gottheit im christlich-wissenschaftlichen Lehrbuch besteht aus folgenden sieben Synonymen: ,Gemüt, Geist, Seele, Prinzip, Leben, Wahrheit und Liebe' (S. 465)." Ist das biblische Wahrheit?
Antwort : Solche angebliche Definitionen verdunkeln mehr als sie aufhellen. Gewiß schreibt Johannes: Gott ist Liebe", aber das ist keine wissenschaftliche Definition. Liebe und Gott oder Wahrheit und Leben, Prinzip, Seele, Geist und Gemüt sind wirklich nicht synonym (gleichbedeutend). Gottes Wort gestattet die Trennung oder Unterscheidung dieser Dinge. "Denn das Wort Gottes ist schärfer als jedes zweischneidige Schwert, und durchdringend bis zur Scheidung von Seele und Geist " (Hebräer 4:12) Gott ist ein Geist (Geistwesen), und der Mensch war ursprünglich "im Bilde Gottes" aus Staub vom Erdboden" erschaffen. Jedenfalls ist Jehova, der Schöpfer, ein persönlicher Gott. Auch Adam war eine Person. Aber Liebe, Wahrheit, Gemüt oder Prinzip sind keine Personen. Diese Wörter sind nicht synonym.
Frage: Ist die Behauptung der Christlichen Wissenschaft" richtig: "Da der Mensch Kundwerdung oder Widerspiegelung (Gottes) ist, liegt es uns ob, uns in unserm wahren Wesen mit der göttlichen Natur, die in diesen Synonymen ausgedrückt ist, zu identifizieren." ?
Antwort: Nein, der Mensch ist nicht von göttlicher Natur. Im Anfang des zweiten Briefes des Petrus kann man lesen, daß die Glieder der Christusklasse die Verheißung haben, durch die Auferstehung auf geistiger Stufe Teilhaber der göttlichen Natur zu werden. Erst nach der Verwandlung werden die 144 000 Glieder Christi göttliche Natur (Unsterblichkeit) erlangen. Menschen sind niemals unsterblich und ihrem wahren Wesen" (Sein) nach nicht Gott, auch nicht bloß Gemüt, Prinzip, auch nicht Geist.
"Der erste Mensch ist von der Erde, von Staub." (l. Korinther 15:47) Die "Christliche Wissenschaft" widerspricht dem Apostel und dem gesunden Sinn.
Frage: "Das christlich-wissenschaftliche Lehrbuch besteht auf der Allheit und der Unendlichkeit Gottes und folgert vernunftgemäß daraus, daß das Böse unwirklich ist, daß es in einer Unendlichkeit des Guten keinen Raum für das Böse gibt, und daß es nichts außer der Unendlichkeit geben kann." Was ist dazu zu sagen?
Antwort : Diese Folgerungen sind völlig unvernünftig und schriftwidrig. Die Bibel sagt schon auf dem ersten Blatt, daß das Böse wirklich ist. Und der Lohn der Sünde ist der Tod. Der Tod beweist die Wirklichkeit des Bösen sehr eindringlich. Nur eine ganz närrische Philosophie kann den Tod leugnen, ebenso die Wirklichkeit von Krankheit, Sünde oder Unrecht. Es verlohnt sich nicht, über Selbstverständliches zu streiten. Wer die Wirklichkeit des Bösen nicht anerkennt, hat zuvor aufgehört, vernunftgemäß zu denken. Wer die Wahrheit finden will, muß mit gesundem Sinn denken; er darf nicht den Fabeln folgen. Wir sind zu jeder Auskunft über biblische Dinge bereit. Aber wir disputieren nicht mit Menschen, die keck behaupten, das Böse sei unwirklich. Solche Lehren verdienen keine Widerlegung. Wer der Lüge oder der Narrheit glauben will, wünscht die Wahrheit offenbar nicht zu kennen.
Frage : Beweisen die Krankenheilungen, daß die Lehre von der geistigen oder göttlichen Natur des Menschenwesens richtig ist?
Antwort: Nein, alle Täuschungen und selbst Wunder der Lüge können unmöglich beweisen, daß der Mensch nicht irdisch oder daß Gottes Wort falsch sei. Jesus heilte wirkliche Kranke wirklich. Er heilte nicht bloß Einbildungen. Er wird auch den Tod hinwegtun samt Sünde und Krankheit. Doch beweist dies nicht die Unwirklichkeit des Bösen. Wegen etwas Unwirklichem wäre kein Lösegeld nötig.
Der Apostel Paulus wurde trotz wiederholtem Gebet nicht geheilt, weil Gottes Kraft in den (wirklich) Schwachen mächtig ist. (2. Korinther 12:9) Und in l. Timotheus 5:23 wird vom Apostel gegen Unwohlsein etwas Wein, nicht etwa Gebet empfohlen.
Wieder mal - nun wahrlich nicht zum „ersten" Male - begegnet man in „Trost" vom
15. 11. 1943 einer polemischen Auseinandersetzung selbigen, mit der sogenannten
„Christlichen Wissenschaft" Und zur rechten Einstimmung der eigenen Leserschaft,
bekam dieser Artikel, der dem „Trost" erneut 1,5 seiner Druckseiten „wert" war,
die Überschrift:
„Philosophie und eitler Betrug".
Die Häufigkeit mit der „Trost" dieses Thema aufgreift, und der für seine
Verhältnisse nicht geringe Umfang, der ihm jeweils gewidmet wird, zeigt einmal
mehr die Befürchtung der „Trost"-Redaktion, dass besagte „Christliche
Wissenschaft" ja auch im eigenen Revier „wildern" könnte. Man wird der Mary
Baker Eddy-Religion nun nicht unterstellen können, dass sie in der Richtung
gezielte Anstrengungen unternahm. Das wohl eher weniger. Aber „Trost" hat wohl
nicht zu unrecht erfasst, dass die eigene Klientel, eben eine besondere
Anfälligkeit auch für deren Thesen - fallweise - zeitigen würde. Und dem sucht
man nun entgegenzusteuern.
Es ist wohl auch offenkundig, dass eine Religion, die von „Trost" schon in der
Überschrift als „eitler Betrug" gebrandmarkt wird, über just diesen Umstand
alles andere denn als „erfreut" ist. Und so wurde denn „Trost" auch prompt mit
Gegendarstellungen seitens der Mary Baker-Eddy-Religion eingedeckt. „Trost" kam
auch nicht umhin, ein paar Sätze aus diesen Gegendarstellungen zu zitieren.
Lässt aber keinen Zweifel darüber aufkommen, wie es dazu steht.
Als gewievte Profis verpackt „Trost" das ganze in eine agressive Polemik, von
der schon die Artikel-Überschrift kündet.
Nicht ungeschickt, leitet jener Artikel mit der Ausführung ein:
„Da die Welt voller Geheimnisse und
Rätsel ist, versuchen alle natürlichen Menschen, sogar schon im frühen
Kindesalter, sich in der Überfülle der Erscheinungen zurechtzufinden. Man möchte
wissen, warum man des Nachts Sterne sieht, weshalb der Mond zu- und abnimmt,
warum das Wasser zu hartem Eis werden kann, woraus der Blitz oder die Sonne
besteht, wieso aus Samen Blumen und Bäume hervorwachsen, worauf die Vererbung
von Tugenden und Fehlern von Geschlecht zu Geschlecht beruht, warum Menschen
sterben müssen, ob es ein Weiterleben nach dem Tode gibt, wie das Böse in die
ursprünglich vollkommene Welt kommen konnte, ob es von Anfang neben Gott einen
Teufel gab, und was man tun kann, um dem allgemeinen Verderben zu entrinnen. Auf
solche und viele ähnliche Fragen geben kaum zwei selbständig denkende Menschen
ganz die gleiche Antwort; denn wir erkennen nur stückweise. So entsteht dann die
Frage: Welche Auffassung entspricht nun
der Wirklichkeit? Was ist Wahrheit?"
Aber damit ist der „höfliche Teil" der „Trost"-Replik schon mal beendet. Im
folgenden macht man dann aus dem eigenen Herzen keineswegs eine Mördergrube.
So belehrt dann „Trost":
„Nach dieser "eitlen" Grundlehre ist also
Sünde, Krankheit und Tod nicht wirklich vorhanden. An anderer Stelle leugnet die
"Christliche Wissenschaft" überdies auch die Wirklichkeit der materiellen
Schöpfung. Nach dieser "Weltweisheit" oder Philosophie ist es nicht wahr, daß
Adam aus Staub war, daß er eine wirkliche Sünde getan hat und wirklich den Tod
dafür erntete. Wenn es nach dieser eitlen Lehre keine wirkliche Krankheit gibt,
dann braucht man die Kranken auch nicht zu heilen."
Und als weiteres „Highlight" darf sich die Mary Baker-Eddy-Religion, via „Trost"
dann noch ins „Stammbuch" schreiben lassen:
„Wer die vernünftigen Lehren der Bibel
verwirft, gerät in die Schlingen des Fürsten der Finsternis. Paulus schreibt:
"Und deshalb sendet ihnen Gott eine wirksame Kraft [oder Wirksamkeit] des
Irrtums, daß sie der Lüge glauben."
Auch über den „Trost"-Satz, dürfte die Mary Baker Eddy-Religion wohl kaum
erfreut gewesen sein:
„Tatsächlich ist uns noch kein Gläubiger
dieser unnüchternen Lehre begegnet, der im Ernst das selber wirklich glaubt, was
er nach dem Lehrbuch der Gründerin seiner Gemeinschaft anerkennen sollte. Mit
jedem Atemzug leben auch sie in völliger Abhängigkeit von dem, was sie
unwirklich nennen."
Und ausklingen tut die „Trost"-Replik dann noch mit den Worten:
„Aber Jesus heilte ... Nicht durch
Belehrung über Philosophie und eitlen Betrug. Und dadurch unterscheiden sich
Jesu Heilungen gründlich von allen religiösen Heilungsnachahmungen."
Etwas abgemildert, im Grundsatz aber weiter strikt ablehnend, begegnet man auch nach 1945 noch ähnlichen Stellungnahmen zum Thema; etwa im "Wachtturm" vom 1. 6. 1964. Auch dieser Artikel schließt mit der Aussage:
"Sie (die Christliche Wissenschaft) bemüht sich, physische Krankheiten zu heilen, indem sie den Leidenden klarzumachen sucht, dass Schmerz sowie das materielle Dasein unwirklich seien und nur vermeintlich existierten. Diese Lehre kommt aber nicht von Gott; sie läßt sich weder durch Gottes Wort, der Bibel, noch durch wissenschaftliche Tatsachen beweisen. Folglich muß die Kraft, die Mary Baker Eddy inspirierte, von bösen Geistermächten stammen."
Etwa, wenn er in ihr schreibt: (S. 5):
"Da werden gar mancherlei Wege
eingeschlagen. Es darf nicht verschwiegen werden, daß auch viele
Gläubige sich von den Verlockungen der fälschlich sogenannten
"Christlichen Wissenschaft blenden und verführen lassen und den
"Gesundbetern" in die Hände fallen; in diesem Falle ist eine etwa
eintretende Linderung oder Heilung leiblicher Beschwerden mit ewigem
Verluste allzu teuer erkauft."
In der Sache als solches, propagiert Bösenberg dann Fastenkuren,
welche seine Meinung nach, Giftstoffe aus dem Körper wieder entfernen
würden.
Also seine Tendenz ist dahingehend klar, zur Heilpraktikerszene zu
tendieren, womit er ja weitgehend auch die Positionen der WTG-Hörigen
vertritt, welche sich auf einem ähnlichen Level bewegen.
Und die Mary Baker Eddy-Religion habe halt einen anderen
Ausgangspunkt.
Um nochmals auf die sogenannt "Christliche Wissenschaft"
zurückzukommen. Aus einem ihrer Bücher (im Bestand der Berliner
Staatsbibliothek)
Mary Baker Eddy "Vermischte Schriften", Boston (USA) 1967 sei noch
nachfolgender, durchaus charakteristischer Passus zitiert (S.
53f.):
"Fragen und Antworten
Halten Sie es zuweilen für ratsam, eine Arznei anzuwenden, um den
Heilungsverlauf zu unterstützen, wenn sich die Wiederherstellung des
Patienten verzögert?
(Antwort):
Durch irgendwelchen Kompromiß mit der Materie schwächen Sie nur Ihre
Kraft, durch Gemüt zu hellen; das hieße tatsächlich anerkennen, daß
Gemüt unter schwierigen Umständen der Materie nicht Herr werden könne,
Wer seine Zuflucht zum Physischen nimmt, sucht nach denn, was nicht
über, sondern unter der Norm der Metaphysik steht, und er beweist
damit seine Unkenntnis der Bedeutung dieses Begriffes und der
Christlichen Wissenschaft."
Exkurs Nummer zwei:
Es soll ja bekanntlich vielerlei Art von "Weltreisenden" geben. Über
einen der "besonderen Art", der dann auch darüber einen Bericht
abgeliefert hatte, wurde schon mal berichtet.
Um nicht weitere Stationen seiner "Weltreise" schon vorab in "Angst
und Schrecken" zu versetzen, hatte besagter "Weltreisender" für seinen
Bericht den Pseudonym-Namen "All" auserkoren, worunter man dann ja
"alles und nichts" verstehen kann.
Das besondere an diesem "Weltreisenden" war halt, seine Stationen
hießen nicht Länder, sondern Religionen.
Auch der Religion der Zeugen Jehovas hatte er denn ja mal einen Besuch
abgestattet, um alsbald danach, es auch anderswo mit seinem "Glück" zu
versuchen.
Der Zeugen Jehovas bezügliche Teil der "Weltreise" des "All".
Und siehe da, sieht man sich seinen Bericht an, kann man auch
registrieren, selbst der Religion der Mary Baker Eddy stattete er
einmal einen Besuch ab.
Da seine diesbezüglichen, dort gesammelten Eindrücke, hier noch nicht
zitiert wurden, mag das jetzt mal nachgeholt werden. Die nachfolgende
Zitierung erfolgt kommentarlos. Es wird also nur berichtet, was
besagter "All" denn selbst da so zu Papier brachte. Er schreibt:
Anläßlich eines deutschsprachigen
Vertrags im Institut "Die Brücke" in meiner Heimatstadt (die Brücke
ist bekanntlich das britische Kulturzentrum in westdeutschen Städten),
an den sich eine kurze Diskussion in englischer Sprache anschloß,
lernte ich eine Dame kennen, dadurch, daß sie neben mir saß, die mir
durch ihr feines und gebildetes Englisch auffiel und die mir zum
Schluß auch noch einige sehr interessante Bücher der zeitgenössischen,
nordamerikanischen Literatur empfahl. Sie selbst war wohl Deutsche,
hatte aber lange Jahre in den Vereinigten Staaten zugebracht und zwar
in Boston/Massachusetts. Ihr Englisch war wie gesagt sehr gediegen und
sie schien allem Schönen und Hohen so aufgeschlossen und gab sich
selbst derart gelöst und frei, daß ich brennend daran interessiert
war, zu erfahren, wie man so eine Lebenshaltung nicht nur haben,
sondern vor allen Dingen auch aufrechterhalten konnte, in dieser argen
Welt.
Es ist hier hinzuzufügen, daß ihr Wesen nicht etwa nur einmalig s o
war, sondern ich hatte dann öfter Gelegenheit, mit ihr zusammen bei
Vorträgen zu sein, und sie war stets von der gleichen Art. Hat man
nun, wie ich, so gerungen mit allem und fühlte man sich so entleert
zuzeiten, so ausgeschlossen gleichsam von einem gesunden und klaren
Strom von Geistigkeit, dann konnte es schon sein, daß man einen
Menschen wie diese Dame ansprach und nach dem "Warum" ihres So-seins
fragte. Diese Frage stellte ich ihr.
Ihre Reaktion darauf war weder gekünstelt, noch todernst, noch
lächerlich, sondern ganz natürlich und freundlich lächelnd meinte sie,
mir darüber gerne ein wenig erzählen zu wollen, wenn es mir genehm
sei, sie einmal in ihrer Wohnung zu besuchen, weil wir schon Ruhe und
Zeit würden haben müssen, um über etwas so wichtiges und zugleich auch
persönliches zu sprechen. Jedenfalls aber war sie gleich auf meine
Frage eingegangen und die Art, wie sie es getan hatte, versprach mir
ein gutes und auferbauendes Gespräch und mögliche Aspekte des Lebens
und der eigenen Haltung, die ich noch nicht kannte.
Mein Besuch in ihrem Haus, es war eines der vornehmsten Häuser im
vornehmsten Viertel unserer Stadt, verlief so. wie ich es mir
wünschte. Keine lärmende Halleluja-Atmosphäre. Doch auch keine
verdunkelten Zimmer. Kein Plüsch und auch keine krampfhafte Moderne.
Beim Betreten des Vorraums Ihrer Wohnung empfing mich die Dame schon,
denn sie hatte mich kommen sehen, aus ihrem Arbeitszimmer, das zur
(ruhigen) Straße hinaus lag.
Es umfing mich von Anfang an eine Atmosphäre, die ich nur die
CHRISTLICH-WISSENSCHAFTLICHE nennen kann. Man findet sie bei den
akkreditierten "AUSÜBERN" und in den LESEZIMMERN dieser Denomination
wieder.
Eine Wand des Vorraumes war mit einem großen Portrait der Mrs. Eddy —
Entdeckerin und Gründerin der CHRISTIAN SCIENCE - dekoriert. Farben
und Figurationen dieses Bildes waren so harmonisch abgestimmt, daß ich
es schön fand, wenn wohl auch nicht sehr überzeugend, denn es stellte
Mrs. Eddy so dar — da man es ja doch mit ihrer irdisdien
Persönlichkeit zu tun hatte — als sei sie schon im Ätherischen
aufgelöst, denn leichte Schleier verhüllten — außer dem Gesicht —
alles.
Das Gesicht wiederum war so pointiert lieblich und so mit rosigen
Schlimmern überhaupt, daß man eine Göttin zu sehen glauben konnte.
Durch dieses Bild und durch sofort folgende erklärende Bemerkungen
meiner liebenswürdigen Gastgeberin hatte ich also nun erfahren, daß
ich im Heim einer Christlichen Wissenschaftlerin war.
Sie führte mich dann in ihre Bibliothek, wo wir den Tee zusammen
nahmen und dort erzählte sie mir von ihrer Religion und dem Grund
ihres strahlenden Wesens.
Wir sprachen gedämpft. Keine frömmelnde Maske fiel. Keine Angriffe
wurden aus dem Hinterhalt auf andere gestartet. Niederes und negatives
Verhalten, oder ein absolutes Verurteilen Andersgläubiger würde
niemals auf der Linie der Christian Science liegen. Auch nicht auf der
Linie dieser Dame.
Unser Gespräch blieb natürlich nicht immer neutral und unpersönlich,
denn meint man zum ersten Mal auf ein edles Verstehenwollen und
Verstehen können seitens des Gegenübers zu stoßen, dann möchte sich
wohl jeder gerne einmal aussprechen.
Endlich machte mir die Dame aber doch klar, daß alle anderen Kirchen
und Bewegungen sich im Irrtum befänden, wiewohl die Christliche
Wissenschaft deren keine angreift, oder antastet. Nach Ansicht der
Christlichen Wissenschaft muß jedoch alles Bemühen der Anderen
vergeblich sein, weil sie alle i m
A u s g a n g mit einem irrigen Gottesbegriff beginnen und, ist die
Prämisse falsch, wird es immer auch die Conclusion sein.
Die Verpersönlichung Gottes stürzt uns — so lehrt Christian Science —
kopfüber in Nacht und Wirrsal. Gott ist, so sagt Christian Science,
indem er erstens weder männlich noch weiblich, oder aber zumindest
beides ist, mehr als eine Person — er ist das ALL, ist WAHRHEIT, LEBEN
und LIEBE selbst, IST IM WEITEREN PRINZIP, ist INTELLIGENZ, der
ALLIEBENDE, ALLGEGENWÄRTIGE und ALLWISSENDE. Der ALLMÄCHTIGE!
Der Mensch war ist und wird sein nie mehr und nie weniger als das
Ebenbild dieses Gottes, der ihn ja schuf in seinem Bild und Gleichnis.
Zudem ist der Mensch völlig geistiger Natur — wie Gott selbst. Was
unseren Augen wie eine materielle Welt erscheint, ist — mit allem was
uns darin quält und erfreut - IRRTUM, ILLUSION, LÜGE.
Auf solchen und ähnlichen Schlußfolgerungen ruht das ganze Lehrgebäude
der Christlichen Wissenschaft.
Waren schon die Zeugen Jehovas nicht auf den ersten Blick zu
durchschauen,
so sicher nicht die Christian Science — und auch nicht auf den zweiten
und dritten Blick.
Wenn ich das jetzt sagte, so soll damit nicht gesagt sein, daß man
diese Wissenschaft überhaupt durchschauen soll, denn ich kann keinen
bedauern, der in ihr seine Zuflucht suchte und fand. Sie bietet Großes
und Vielerlei und ihre Geistigkeit ist nicht von niederer Art.
Ich muß gestehen, daß jener Tag bei der so kultivierten Dame einer der
liebsten in meinem Denkleben war und ich hatte mich zumindest
herausgehoben gefühlt aus einem Irrgarten des Denkens über alles
mögliche — sowie hineinversetzt in kristallklare Sphären.
Meine Gastgeberin hatte zu meiner Freude auch immer wieder darauf
aufmerksam gemacht, daß das Reich des Wirklichen, (The realm of the
real), in unserem Denken ist. Mit einem erhobenen Denken wird in der
Christlichen Wissenschaft geheilt, wozu ein Heer von geschulten und
anerkannten Praktikern rund um den Globus tätig ist, versorgt und mild
kontrolliert von der MUTTERKIRCHE (MOTHER CHURCH) in BOSTON aus. DIE
VERLAGSGESELLSCHAFT dieser Kirche, die sich ebenfalls in Boston
befindet, schüttet täglich eine Riesenflut von Schriften über die Erde
— wenn auch diszipliniert und wohlgeordnet und nicht in einem wilden
Pamphleten-Dienst, wie ihn manche Sekten unterhalten.
Und doch — es ist aber auch nur eine Sekte.
Wie man es auch dreht und wendet.
Mrs. MARY BAKER-EDDY war eine Bürgerin der Vereinigten Staaten von
Nordamerika und lebte außerdem noch in einer rüschen- und
spitzenfreudigen Zeit der Damenmode. Daher kommt es, daß sie von
manchen Menschen für einen Modegecken gehalten wird, weil es in ihrer
Garderobe der erfolgreichen, späteren Jahre nicht an einer Flut von
Schleiern, Federn und Pelzverbrämungen fehlt und dazu noch wagemutigen
Hüten, die in etwa auch den Geschmack von Mrs. Eddy getroffen haben
mußten, denn sonst hätte sie sie ja nicht tragen müssen.
Es ist mir selbst durchaus verständlich, wenn sich viele Sekten nach
ihrem geistigen Ideal kleiden und zu einer Puritanerin, solange sie
eine solche ist, paßt sicher am besten jener dürftigen Nackenknoten,
den man oft bei Anhängerinnen von Sekten trifft und, den böse Mäuler
die "Sektenzwiebel" genannt haben.
Oder nehmen wir die Heilsarmee, bei der es doch ohne Litzen und
Mützen, ohne Ränge und die dazugehörigen Epauletten nicht zünftig vor
sich ginge, wenn ich mich nicht irre.
Darum soll auch Mrs. Eddy sie ruhig so getragen haben, wie sie es für
angemessen und geboten erachtet.
Anders ist es schon für ihre Anhängerinnen. Wenn man diesen nämlich
abspürt und ansieht, daß sie sich bewußt "auf Mrs. Eddy"
zurechtstutzen, in Haltung, Mimik, in Frisur usw., dann merkt man, daß
eben doch, entgegen aller Dementis, ein Kult mit Mrs. Eddy getrieben
wird.
In den Kreisen der Christlichen Wissenschafter ist eine gewisse Art
von Wohlanständigkeit und Gutsituiertheit das Selbstverständliche.
Zunächst kann man sich dabei wie geborgen fühlen. Kommt man aber in
vielen Zweigen dieser Bewegung herum, wie ich dann spürt man doch, daß
hier eine Gleichmacherei im Spiele ist und das ist bedrückend genug —
bei so hohem Anspruch der Christlichen Wissenschaft als Lehre.
Wer es wagen würde, in Gesprächen mit Christlichen Wissenschaftern,
bei allem was er äußert, nicht immer wieder geschickt einzuflechten,
daß und wie Mrs. Eddy dies auch gesagt und gemeint hat — würde als
nicht sehr up-to-date erfunden und müßte mit höflichen Korrekturen
seiner Meinung rechnen.
Zwei Jahre bin ich — man mag es kaum glauben — dieser Lehre in Theorie
und Praxis nachgegangen und ich könnte nicht sagen, daß es mir
langweilig dabei geworden wäre.
Es ist immens, was für ein Lehrgebäude — äußerlich zum Ausdruck
gekommen in den Kirchenbauten dieser Bewegung in Boston — von Mrs.
Eddy errichtet worden ist.
Großzügiges Denken, solange es sich nicht von den Kategorien der
Christian Science entfernt — ist diesen Leuten kein Dorn im Auge, wie
so vielen anderen Sekten wohl.
Royalität im Geldausgeben und Einnehmen - nicht einmal gemünzt jetzt
auf die Honorare der Ausüberschaft — sind ihnen natürlich. Sie leben
oft einen gewissen Lebensstil dar, den ich den Bostoner-Eddy'schen
nennen möchte. —
Überhaupt, dieses ganze Boston-Getue in den Kreisen der
Wissenschaftler, ein Liebäugeln damit, als junger Novize in Harvard,
(diesem Harvard-Nest), zu studieren - war einer der Punkte, die mich
nüchtern machten.
Die Lehren der Mrs. Eddy kann man selbstredend nicht so aus der
lockeren Hand abtun, wenn man dies überhaupt will. Es ist ihr
unbestrittenes Verdienst - für meine Ansicht — in jedem Fall ein
Bollwerk aufgerichtet zu haben gegen den grassierenden Materialismus
ihrer Zeit. Sie hat in ihrer engeren Heimat wenig Freunde gehabt, Zeit
ihres Wirkens und viele, zum Teil sehr unfaire, Feinde.
Erwähnen muß ich auch - ohne, daß ich mich dahinter stellen will - was
Stefan Zweig in seinem Buch: "HEILUNG DURCH DEN GEIST" auf vielen
Buchseiten über Mrs. Eddy sagte.
Immerhin i s t es aber gesagt, und man wird einen so großen Mann wohl
auch nicht in jedem Punkt Lügen strafen wollen.
Kein Zweifel kann daran bestehen, daß Mrs. Eddy eine kolossal aktive
und redegewandte Dame war, und nur ihr konnte es möglich sein, im
Alter von 80 Jahren - allein - noch eine Zeitung zu gründen, den
CHRISTIAN SCIENCE MONITOR, der heute eine der drei größten
nordamerikanischen Tageszeitungen von vorbildlichem Niveau ist.
[Redaktionelle Einfügung. Erscheint nicht mehr als Printausgabe. Nur
noch Online]
Mrs. Eddy hatte ein religiöses
Leben gleich mir hinter sich und war lange eine Suchende und erst spät
eine Findende gewesen. Sie war als ein echtes religiöses Genie allen
alles gewesen und hatte sich mit den SHAKERN ekstatisch geschüttelt,
mit den streng puritanischen Gemeinden durchgehungert und war den
Spiritisten ein erstaunliches Medium gewesen.
Sie hatte sich aber durch alle hindurchlaviert und konnte erst Ruhe
finden, als sie etwas Eigenes zu zimmern begann.
Zu diesem neuen Beginnen half ihr ihre schicksalhafte Begegnung mit
dem Heiler Quimby — der ja damals bereits einen großen eigenen
Anhängerkreis besaß und heute, obwohl er selbst längst tot ist, noch
besitzt, es sind vornehmlich die Anhänger von NEW THOUGHT.
Wie weit Mrs. Eddy und ihr Kreis von den New-Thought-Leuten auch immer
abrückte — und vice versa — und welche schmutzigen Prozesse es auch
immer zwischen diesen Polen gegeben haben mag, zu tun hatten sie
miteinander.
Und heute ist die CHRISTLICH-WISSENSCHAFTLICHE-KIRCHE, wenn auch mit
Säuseltönen, die entschieden unnachgiebigere und "unfehlbarere".
Lange und intensiv habe ich — und ohne allzu große Vorbehalte — die
ganze Lehre und Botschaft der Christlichen Wissenschaft studiert,
gemäß dem Rat der Mrs. Eddy: "Study it and ponder it." Ich hatte mir
WISSENSCHAFT UND GESUNDHEIT, MIT SCHLÜSSEL ZUR HEILIGEN SCHRIFT
erstanden und sogar noch in rotem Leder, mit Goldschnitt.
Dennoch bin ich heute von dieser Wissenschaft ab.
Ein Feind derselben werde ich niemals werden, wie ich überhaupt keines
Menschen und keiner Sache Feind werden möchte, liegt es an mir. Gerade
aber deswegen, weil ich so intensiv in die Tiefen dieser Lehre
eingestiegen war, wurden mir verschiedene Dinge als Unmöglichkeiten
klar, die ich hier aussprechen werde.
Erstens war es ein Handicap für mich, da ich mich ganz dieser Sache
hingeben wollte, daß ich — wieviel auch davon geredet und geschrieben
wurde, nie eine regelrechte Heilung zu sehen bekam.
Alle sprechen davon — jeder wünscht es sich — doch keiner hat es
konkret erlebt.
Doch ich fand auch das nicht gut, daß soviel Standesdünkel und
Hochnäsigkeit bei vielen Wissenschaftern Hand in Hand gehen konnten
mit dem Anspruch, Prätendenten der RELIGION DER LIEBE zu sein. -
Oder:
Die Christliche Wissenschaft lehrt, daß Gott, so allgegenwärtig er
ist, so allgut ist er auch, obwohl es den Menschen oft doch ganz
offensichtlich schlecht geht.
Macht man darauf aufmerksam, bekommt man zu hören, daß dies darum so
sei, daß diese Menschen Gott nicht richtig verstehen.
Daß sie heil und reich sein würden, würden sie Gottes Kraft, RECHT
VERSTANDEN, in Anwendung bringen.
FRAGE:
WER VERSTEHT DENN Gott SCHON RECHT?
Und, auch der cleverste Christliche Wissenschafter scheint Gott eben
doch auch nicht richtig zu verstehen, nicht absolut richtig zumindest,
denn auch er muß noch — sterben.
Dies, obwohl die Wissenschaft lehrt, daß der Tod, wie die Sünde, ein
Irrtum ist.
Außerdem werden die vielen Fälle, wo selbst das beste Verständnis
Gottes den Patienten nicht gesund machten, geflissentlich unterdrückt,
hintangehalten, oder mit tausend geschickten Argumenten hinweggeredet.
Ich selbst kenne einen alten Herrn gut, der sich um Hilfe an die
Wissenschaft, in Gestalt von nacheinander 14 Ausübern, wandte und
nicht geheilt wurde, obwohl er mehr als guten Willen, viel Geld und
gute Worte in sein Verlangen und in die Wissenschaft investierte. Über
den Vorgang, den ich hier meine, habe ich einen Schriftwechsel in
meinem Besitz. Er leidet an der Parkinsonschen Krankheit.
Würde ich diese Schrift zu einem Buch größeren Umfangs anwachsen
lassen wollen, könnte ich hier fortfahren und berichten über meine
Berührungspunkte mit vielen anderen Sekten der Christenheit, so mit
den Nachfolgern und Anhängern JAKOB LORBERS, könnte darlegen, was mir
die Antroposophie war und, was sie mir nie sein und werden konnte,
oder die sich aus ihr erbauende CHRISTENGEMEINSCHAFT Friedrich
Rittelmeyers. ...
Darum kann es mir aber an dieser Stelle nicht gehen, es mit diesem
Riesenbau von einer Lehre, oder dem Konglomerat unzähliger Teillehren,
aufzunehmen. Darum geht es mir auch nicht. Ich bin heute da angelangt,
daß ich jeden das seine lasse, was er sein will, wenn ich mich auch
unsagbar freue, wenn ich von unnötigen Umwegen erretten kann.
Mein Suchen ist keineswegs am Ende und wird, solange ich ein Leben als
Mensch auf Erden zu führen habe, wohl auch kaum an ein solches kommen.