Annotationen zu den Zeugen Jehovas

… und da fliegen die Fetzen

Der "Markt" der Religionen ist vielgestaltig. Auch gibt es ein Kommen und Gehen dort. Manche bevor sie denn "gehen" haben allerdings noch eine nicht unbeträchtliche "Vegetierfrist" vor sich. Plötzlich ändern sich die Rahmenbedingungen. Und damit eröffnen sich manchmal auch für auf dem absteigenden Ast sich befindliche, neue Perspektiven. Das ist unbestritten.

Dann noch dies: "Religion ist nicht gleich Religion". Da geht es hüh und hot her. Nicht nur zwischen denen, die da unterschiedliche "heilige" Bücher hochhalten. Auch zwischen denen, die sich theoretisch, auf das gleiche "heilige" Buch berufen. Dann die, die da noch Zusatzbücher in den Rang von "fast heiligen" Büchern stellen, und anderes mehr. Die Liste ist wahrlich unendlich. Sie muss notwendigerweise in ihrer Beschreibung abgebrochen werden.

Alles ist auf dem Markt der Religionen möglich. Der Glaube, wenn es einem schlecht geht, so ist das die Strafe für die Sünden "vorheriger Leben" ebenso, wie der Glaube, Krankheiten sind eigentlich nur Einbildung. Oder auch der Glaube an den großen Zampano, der alle Probleme auf wunderbare Weise lösen wird. Selbstredend in der Sicht der diesbezüglich Gläubigen, zur eigenen Lebenszeit.

Manche dieser Angebote haben auch eine nicht zu übersehende wirtschaftliche Komponente, die ihren Copyright-Inhabern einiges an materiellen Mitteln verschafft.

Über ein solches Beispiel äußerte der Schriftsteller Mark Twain (1835 - 1910) einmal:

"Wenn das Schicksal beschlossen hätte, sie (Mary Baker Eddy) zu einem Küchenmädchen in einer bankrotten Fremdenpension zu machen, so würde sie innerhalb 6 Monaten Eigentümerin der Pension gewesen sein, die unter ihr zur Geldgrube geworden wäre, 2 Jahre später alle Pensionen der Stadt, 5 Jahre später alle Pensionen im Staat, 20 Jahre später alle Hotels in Amerika besessen und die ganze Organisation so leicht regiert haben, wie ein Agent eine Hundeausstellung."

Damit beschrieb er die Religionsgemeinschaft der "Christlichen Wissenschaft". Heute eher ein Randdasein fristend; gleichwohl finanziell wohl kaum "arm".

Was nun, wenn die Vertreter des "großen Zampanos" registrieren, da gibt es auch welche die Krankheiten zur Einbildung degradieren? Dann "fliegen wohl die Fetzen", angesichts der Unvereinbarkeit beider Positionen.

Ein Beispiel: In der deutschen "Wachtturm"-Ausgabe vom Dezember 1916 konnte man bereits lesen:

Ein weiteres Beispiel sei zitiert. Nicht im Sinne der "Übereinstimmung" mit dem dort gesagten. Das ist sicher nicht der Fall. Sondern lediglich als Dokumentationsbeleg.

In seiner 1934 erschienenen Broschüre "Engel, die Bösen, die Guten" schreibt J. F. Rutherford:

"Satan, die alte Schlange und der Erzbetrüger, hat zusammen mit seinen bösen Engeln in der Neuzeit Millionen Menschen getäuscht. Die Organisation, die sich als 'Christliche Wissenschaft' bezeichnet, ist ein schlagendes Beispiel von solcher Täuschung. Es ist nicht zu glauben, dass so viele Männer und Frauen, die anscheinend aufrichtig wünschen, das Rechte zu tun, wissentlich dem Teufel dienen wollen. Sie sind ohne jeden Zweifel getäuscht worden, und dieser verschlagene Feind, der Teufel, hat einen arglistigen Plan ausgeheckt, sie von Gott abzuziehen. So hat er denn viele Personen verleitet, den Lehren einer Frau zu folgen, von welchen Lehren fälschlich behauptet wird, sie wären in der Heiligen Schrift begründet. Dadurch sind Menschen veranlaßt worden zu glauben, sie könnten die Kranken heilen, und ohne Zweifel hat ihnen Satan dabei mit all seiner Macht geholfen, sie für eine Zeitlang zu heilen. Sie sind der Urlüge Satans, es gäbe keinen Tod (1. Mose 3:4) zum Opfer gefallen."

Auch die um 1942 erschienene Rutherford-Broschüre "Gottes Vorhaben" geht auf die "Christian Science" ein, wenn dort ausgeführt wird:

"Der Teufel sucht Jehova Gott und dem Königreich Gottes stets zuvorzukommen. Um die Menschen zu täuschen, bringt Satan falsche Heilmittel auf. Seiner ersten in Eden ausgesprochenen Lüge entsprechend (1. Mose 3:4), verleitet er religiöse Menschen zu lehren, es gebe keinen Tod. Dann errichtete er in neuerer Zeit ein Religionssystem und brachte fälschlicherweise den Namen Christi damit in Verbindung, um das Volk irrezuführen. Dieses System wird zudem als 'wissenschaftlich' bezeichnet und lehrt, es gebe keinen Tod; schlechter Gesundheitszustand oder Krankheit seien nur Einbildung, und Männer und Frauen könnten heilen und allen Gesundheit geben, die an diese sogenannte 'Wissenschaft' glauben. Ein solches Heilmittel und andre 'Glaubenheilungs'-Systeme widersprechen durchaus dem Worte Gottes und seinem kundgetanen Vorsatz, die Heilung des gehorsamen Menschen durch seine theokratische Herrschaft unter Christus Jesus zu bewirken. Satan übt - soweit es ihm möglich ist - seine Macht aus, ein gewisses Maß von Krankenheilungen zustande zu bringen, und das tut er gerade zu dem Zweck, die Menschen von Gott hinweg auf Religion oder Dämonismus hinzulenken. Eines müssen alle Ehrlichen zugeben: dass kein einziger, der durch diese sogenannten 'Glaubensheilungs-Methoden' geheilt worden zu sein behauptet, jemals dauernd gesund blieb, sondern im Laufe der Zeit gestorben ist. Sogar die Heiler selbst werden krank und sterben ebenfalls."

Genau genommen, polemisierte schon C. T. Russell allerkräftigst gegen die „Christliche Wissenschaft". Wohl nicht zu Unrecht argwöhnend, deren „Heilsversprechen" sind für die eigenen Heilsversprechen (die zwar anders konzipiert, aber gleichfalls dubios) eine ernsthafte Konkurrenz. Und diese Konkurrenz gälte es nach Strich und Faden madig zu machen. Eines von mehreren Beispiel dafür begegnet man in der Ausgabe vom November 1905 des deutschen „Zions Wacht Turm". Da war unter anderem zu lesen:

Daß die Macht des Geistes über den Körper sehr groß ist, wird keiner, der Erfahrung besitzt, bestreiten. Jeder verständige Arzt weiß, daß er bei etwa der Hälfte von allen seinen Kranken den Geist ebensowohl wie den Leib behandeln muß, und daß er in solchen Fällen das volle Vertrauen seiner Patienten bedarf. In Amerika erzielte ein gewisser Arzt dadurch großen Erfolg, daß er häufig nur einfache Brotpillen verordnete, und zugleich auf die strengste Befolgung seiner Vorschriften hinsichtlich Nahrung und Kleidung hielt.

Jeder kluge General hat die Notwendigkeit erkannt, seinen Soldaten geistige Anregung zu verschaffen, um sie bei guter körperlicher Gesundheit zu erhalten. Aus diesem Grunde ist im Heer bei Kriegszeiten alle gefühlvolle Musik verboten, und nur lustige, kriegerische Weisen werden befohlen.

Man hat seit lange bei ansteckenden Krankheiten beobachtet, daß Leute, die sich vor denselben fürchten, und sich in Gedanken viel mit gefahrdrohenden Seuchen beschäftigen, am leichtesten davon befallen werden, und meistens in der heftigsten Art. Viele entsinnen sich vielleicht noch der bekannten Geschichte von dem Gymnasial-Professor, dessen Klasse aus Scherz einen Versuch mit ihm machte, ihn durch Einbildung krank werden zu lassen, um ihn einige Tage ans Bett zu fesseln. Dies gelang ihnen vollständig: Auf dem Wege zur Schule begegnete er wie zufällig an verschiedenen Stellen fünf Schülern, die einer nach dem andern ihm sagten, er sähe so elend aus, er müsse wohl sehr krank sein, er solle lieber umkehren und sich ins Bett legen. …

Jedermann weiß, daß ein Schmerz schlimmer wird, so lange man daran denkt. Wenn dies eine Tatsache ist, so ist es ebenso richtig anzunehmen, daß durch Ausübung der Geisteskraft in der entgegengesetzten Richtung der Schmerz geringer, oder eine Heilung zustande gebracht werden kann. … Die volle Erkenntnis der menschlichen Geisteskräfte, und wie sie angewendet werden können, gehört aber in eine spätere Zeit. Im vollen Sonnenlicht des Tausendjährigen Zeitalters wird dies eine Haupttriebkraft bei der Wiederherstellung der Menschheit.

Hüten wir uns aber wohl vor einer List des Feindes, welcher diesen Grundsatz, der bald zu immer weiterer Anerkennung gelangen wird, benutzt, und ihn zu einer Art Luftballon macht, durch den er die Augen des Publikums auf ehren und Theorien richten will, die der heil. Schrift entgegen sind. Wir beziehen dies hauptsächlich auf das, was sich in betrügerischer Weise „Christliche Wissenschaft" nennt. Dieses ganze Lehrsystem ist durchaus unwahr und verführerisch, obschon auch einige rechtlich denkende Seelen zu seinen Anhängern gehören mögen, die nur irre geleitet sind. Durch die krassen, falschen Darstellungen der sogenannten Orthodoxie in bezug auf Gottes Wesen und Absichten sind einige Menschen, als sie nach etwas Besserem herumtasteten, in diese Schlingen des Teufels geraten, während andere sich in Unglauben, Spiritismus, Theosophie usw. verstrickten. An der ganzen 'Christlichen Wissenschaft' ist nichts Christliches. …"

Auch in der frühen WTG-Veröffentlichung "Beröer Handbuch zum Bibelunterricht" kann man einer abwertenden Beurteilung der unter dem Namen "Christliche Wissenschaft" bekannt gewordenen Religionsgemeinschaft begegnen. Damals schon schrieb die WTG:

"Der 'Titel "Christliche Wissenschaft", den eine in der gegenwärtigen Zeit weit verbreitete kirchliche Sekte führt, ist in zweifacher Beziehung falsch. Sowohl des Wort "Christliche", als auch das Wort "Wissenschaft" ist unzutreffend. Die "Christliche Wissenschaft" leugnet die Existenz eines persönlichen Gottes, vergöttert den Menschen, setzt den Herrn Jesus Christus herab auf die Stufe eines guten Menschen, stellt den Bericht des Sündenfalles als eine bloße Erfindung hin, verkündigt eine Errettung durch Werke, und behauptet, daß der Tod nur Erfindung sei ...

Frau Eddy, gewissermaßen das Mundstück der "Christlichen Wissenschaft", sagt in einem veröffentlichten Bericht:

"Hätte es keinen galiläischen Propheten gegeben, so würde dieser Umstand für mich nichts ausgemacht haben'"


Dieses Thema hat auch in späteren Jahren die WTG nicht mehr losgelassen, woraus sich im Umkehrschluss die Erkenntnis ergibt. Die "Christliche Wissenschaft" wurde von der WTG in gewissem Umfange als relevante Konkurrenz empfunden, die es gälte "madig" zu machen.
Einigen Beispielen dafür begegnet man auch in ihrer Zeitschriftenliteratur.

So  ist zu registrieren, dass in einer durchaus schon grösser zu nennenden Abhandlung des "Goldenen Zeitalters" (Schweizer Ausgabe vom 15. 7. 1924; Magdeburger Ausgabe vom 1. 10. 1924), die "Christliche Wissenschaft", aus WTG-Sicht nach Strich und Faden erneut madig geredet wurde.
Diese Ausführungen seien nachstehend kommentarlos dokumentiert. Eine Bewertung erfolgt nicht. Allenfalls die schon früher gemachte Feststellung, für die Zeitgenössische WTG erwies sich wohl die "Christliche Wissenschaft" als relevante Konkurrenz, was man nicht zuletzt dem Umstand zuschreiben darf. Der besonderen Anfälligkeit der zeitgenössischen WTG für jeden "neuen Schrei" aus der "Heilpraktikerszene". Auf der Ebene "Gesundheitsratschläge - wenn auch unter anderen Kriterien - grasst ja auch die "Christliche Wissenschaft".

Nun das entsprechende GZ-Zitat:

Christliche Wissenschaft
Die Bezeichnung "Christliche Wissenschaft" ist eine unrichtige, denn die Lehre, die von Mrs. Baker Eddy aufgestellt wurde, wird zwar als die Lehre Christi und der Apostel ausgegeben, widerspricht aber derselben direkt und ist im Gegensatz zu dem vereinigten Zeugnis des Alten und Neuen Testamentes. Mrs, Eddy gibt zwar vor, Jesus als den Sohn Gottes anzuerkennen, erklärt aber, dass er es lediglich in dem Sinne war, als mit übernatürlichen geistigen Kräften und einem vollkommenen Verständnis der geistigen Gesetze des Universums ausgerüstet.
Sie versichert uns, dass wir alle in solche "Söhne Gottes" verwandelt werden können, wenn wir es lernen, den groben, materiellen Sinn zu unterjochen und unseren Geist und unsern Willen in "Einheit mit dem Gott-Geiste" zu bringen. Diese Behauptung, die keinerlei Schriftgrund hat, ist weiter nichts als einer der vielen Versuche, das Christentum mit dem heidnischen Mystizismus zu verbinden. Es liegt in dieser Theorie weder ein neuer Gedanke, noch eine besondere Offenbarung, denn sie ist nur auf dieselben Grundsätze aufgebaut, wie sie in jedem heidnischen. Glaubensbekenntnis vom Baal bis zu Buddha zu finden sind.
Obwohl Mrs. Eddy das Zeugnis des alten sowohl als des neuen Testamentes unbeachtet lässt, zitiert sie, um ihre geheimnisvolle Lehre zu rechtfertigen, einige Bibelworte, die sie jedoch missversteht, und versucht sie für ihre Zwecke brauchbar zu machen. Eine der wenigen Stellen, die sie aus dem Alten Testament anführt, ist;

"Wie der Mensch denkt, so ist er". Dies ist der eigentliche Kernpunkt der sogenannten Christlichen Wissenschaft. Auf eine unleugbare biblische Wahrheit gegründet (so weit dies anging), errichtete die Gründerin der Christlichen Wissenschaft ein mächtiges Gebäude des Irrtums. Wir alle sind uns des wunderbaren Einflusses des Geistes auf die Materie bewusst; doch indem wir dies erkennen, dürfen wir nicht den ebenso starken Einfluss des körperlichen Organismusses auf unsere Gedankenwelt und die Fähigkeit des Denkens übersehen. "
Aber Mrs. Eddy bestreitet, dass unser Körperzustand den Geist beeinflusst, indem sie unsere physischen Gefühle und Empfindungen als trügerisch und als Irrtum, und wie sie es nennt, bezeichnet.


Nach ihrer Lehre ist Geist das einzig Wirkliche und Materie ist nur eine Wiederspiegelung der Gedanken; darum lernen wir durch "richtiges Denken" den Irrtum der Sünde, der Krankheit, der Furcht und sogar des Todes abzulegen. Wir lernen es, uns von den schädlichen Einbildungen dieser Dinge frei zu machen und nur guten und reinen Gedanken Raum zu geben. Geistige und körperliche Gesundheit ist die Rückwirkung oder Wiederspiegelung richtigen Denkens, darum darf dieses allein als Wirklichkeit, betrachtet werden. Die bösen Gedanken mit ihren Schatten - Sünde, Krankheit und Tod - müssen wir ausschalten und es lernen, an diese Dinge nicht mehr zu glauben. Wenn wir ihr Dasein leugnen, hören sie auf zu bestehen. So können wir uns einen kleinen zeitlichen Himmel errichten, indem wir mit unserem Bewusstsein wohnen, gleich den Stoikern der alten Zeit, wie widrig die uns umgebenden Umstände auch sein mögen. Das sind in grossen Zügen die Grundgedanken der sogenannten Christlichen Wissenschaft.

Wenn diese Theorie nicht ein Körnchen Wahrheit enthalten würde, so könnte sie nicht so viele Anhänger finden. Wir alle wissen, dass Selbstbeherrschung, Geduld, Glaube, Mut und Freudigkeit einen günstigen Einfluss auf die Gesundheit auszuüben vermögen. Der Irrtum, den die Christliche Wissenschaft begeht, liegt darin, dass sie diesem Gedanken zu viel Macht beimisst und seine Begrenzung leugnet. Denn wenn wir die Sache mit nüchternen Sinnen betrachten, so müssen wir ohne weiteres zugeben, dass unsere körperlichen Organe ihre Bedürfnisse so beharrlich geltend zu machen vermögen, dass wir sie ganz unmöglich ignorieren können. Doch der diesem Gedankenkultus Ergebene ist in der Regel Vernunftgründen nicht zugängig.

Er behauptet, dass der Geist den Körper beherrsche und dass er darum durch Willenskonzentration - durch "richtiges Denken" - eine so völlige Herrschaft über den Leib auszuüben imstande ist und übernatürliche Kräfte erlangen kann, die ihn zum Herrn über sein Schicksal machen.

Wenn jemand ein überzeugter Anhänger der Christlichen Wissenschaft geworden ist, ist er, ohne es zu wissen, der uralten Wissenschaft der "Magie" verfallen. Er kommt allmählich zu der Ueberzeugung, dass Selbstbeherrschung eine Vorstufe zur Beherrschung anderer ist. Das führt zu einem Glauben an "kinetische Kräfte", oder an die Beherrschung der leblosen Materie durch seine Gedanken oder Willensmacht. Der Gipfelpunkt dieser Magie ist der "yogis" - d. h. die Fähigkeit, die Kräfte der Natur und den Gang der Geschichte zu lenken. Es ist nicht schwer, zu erkennen, wohin dies führt. Der Gipfelpunkt dieser Theorie ist Selbstüberhebung bis zur Gottebenbürtigkeit. Ein solcher masst sich herausfordernd verbotene Kräfte an und möchte sich, wie einst Luzifer (Jesajas 14 : 12-14), Gott gleich machen, in dem Irrwahn, dass in jedem menschlichen Wesen eine Gottheit - unentwickelte Kräfte - verborgen liegt.


Tatsächlich suggeriert wohl unbewusst die Christliche Wissenschaft in gefährlicher Weise diese Anmassung, die sie das "Einssein mit Gott" nennt, was nichts anderes als reiner Hinduismus ist. Der Mensch, der sich besonderer Gedankenkräfte bewusst wird, betrachtet dieselben als unendliche und schliesst daraus, dass er selbst ein Funke des göttlichen Bewusstseins ist, dass er "Gott in sich" trägt und ein Bruchteil des universellen Gott-Geistes ist, der alles Bestehende durchdringt. Darum glaubt er, dass sein persönliches Bewusstsein unbegrenzt ausdehnungsfähig sei. Indem er darüber nachsinnt, weitet sich die Seele und das Universum wird zum Tummelplatz seiner Einbildung; sein Geist schwingt sich zu ungeahnten Höhen empor und ein übermässiges, unnüchternes Selbstbewusstsein erfasst ihn. Er glaubt sich eins mit der Unendlichkeit des Weltraumes und der Zeit und kommt zu dem Schluss: "Ich bin ein Atom des ewigen Prinzips, und nicht einmal Gott vermag mich zu vernichten."

Dies ist der Gipfel der Torheit, denn wie schnell kann ein derart Betörter durch Gesetze des Universums, die über sein Verstehen gehen und die er noch viel weniger zu beherrschen vermag, an die Ohnmacht des Menschen erinnert werden. Seine überhebende Anmassung steht einer Reihe von unvorhergesehenen und unerwarteten Möglichkeiten gegenüber, die ihm zeigen, dass keine Willens- oder Gedankenkraft imstande ist, das "Gesetz des Zufalls" aufzuheben, das wie und wo es ihm beliebt, in das menschliche Schicksal eingreift. Der Mensch besitzt keine Macht über die Zukunft; diese Macht ist allein dem Allmächtigen vorbehalten.

Mrs. Eddy gewährt diesem "Gesetz des Zufalls" in ihrer Theorie keinen Raum. Zufälle sind (nach ihrer Theorie), materielle Erscheinungen - und alle Materie ist Irrtum. Geist allein ist Wirklichkeit. Stoff oder Materie ist, gleich der Sünde, die Folge "unrichtigen Denkens", wovon man befreit wird, wenn man seinen Willen entschieden auf den Gedanken konzentriert, dass nur der Geist Wirklichkeit ist, wodurch das körperliche Dasein zum Schatten des geistigen Universums wird, und die Sünde als blosse Einbildung abgetan oder verneint wird. Um "geistiges Verständnis" zu erlangen, muss man das "falsche Zeugnis" der Sinne ignorieren und immer mehr das Bewusstsein von der Verbindung mit der materiellen Welt zu lösen suchen, wodurch man in eine Art geistiger Ekstase ("Verzückung") gerät, ähnlich wie dies die Indischen Fakire, die Buddhistischen Einsiedler und die Taoistischen Magier üben.


Unzweifelhaft ist dies möglich, aber die Ergebnisse sind von zweifelhaftem Wert; und hier besteht eine festbestimmte Grenze. Welcher menschliche Geist vermag die gebieterisch sich geltend machenden Forderungen des Körpers nach Speise, Trank, Obdach, Wärme, Schlaf etc. Zu missachten? Welcher noch so starke Wille kann Feuer; Ueberschwemmung, Hungersnot, Trockenheit, Gift, wilde Tiere, Pestilenz, Starrkrampf, Granaten oder Kohlengase als blosser Irrtum unbeachtet lassen? Die Christliche Wissenschaft vergisst, dass unsere Fähigkeit des Denkens von dem Besitz eines physischen Organismusses abhängt und dass jeder Gedanke in dem Gewebe unseres Gehirns gebildet wird. Ueberall finden wir Menschen, die infolge Vererbung oder erworbener körperlicher Fehler nicht vermögen, weise, gerecht, und vernünftig zu denken.
Ein hervorragender Chirurg erklärt, dass die zivilisierte Menschheit das Opfer der Endocrinopathie, einer heimtückischen Erkrankung der kanallosen Drüsen sei, eine Folge der rastlosen unnatürlichen Lebensweise unserer Zeit, die zu nervösem Zusammenbruch und allgemeiner Geisteskrankheit führt. Die Opfer dieser Krankheit sind unbeherrschten Gemütserregungen unterworfen. Jede nachfolgende Generation ist mehr noch als die vorhergehende für diese Krankheit disponiert, woran die Teilnahme der Frauen am geschäftlichen Leben viel dazu beiträgt, da die beruflich tätigen Frauen ihre Kräfte erschöpfen, anstatt die Kraft aufspeichern zu können, die sie für das Embryo während der Schwangerschaft brauchen.

Charakterforschung lehrt uns, dass ein konvexes Profil auf ein angriffslustiges Wesen deutet, ein "viereckiger" Kopf dagegen auf Klugheit; Kinder erben den Charakter ihrer Eltern, und was immer die Faktoren waren, die ihn gestaltet haben, es müssen materielle gewesen sein, die von den physischen Sinnen des Gesichts, Gehörs, Geruchs, Gefühls und der Empfindung abhängen. Jedermann wird die Beobachtung gemacht haben, dass die Denkfähigkeit der Menschen keine einheitliche ist und dass niemand über die Grenzen seiner Fähigkeit hinaus zu denken vermag. Jeder Idiot zeugt wider Mrs. Eddys Behauptung, dass Materie ein blosser Widerschein des Geistes sei.

Unsere ganze Lebensgeschichte besteht aus einer Kette physischer Eindrücke, deren Summe unser Bewusstsein bildet. Ohne diese Eindrücke würde unser Urteilsvermögen unter dem Niveau des Tieres stehen. Von frühester Kindheit an sammelten wir diese Eindrücke und unter der Leitung unserer physischen Sinne lernen wir die Lektion des Lebens, das ist unsere Erfahrung. Wir lernen was uns gut tut und was uns schadet, was zu erstreben und was zu meiden ist.


Wozu brauchen wir wohl einen so wunderbaren, komplizierten Mechanismus des Körpers, wenn dieser nur ein Schatten wäre? und wie kommt es, dass Millionen von Menschen ohne den physiologischen Bau ihres Körpers zu kennen, denselben dennoch richtig zu gebrauchen wissen? Von wessen Gedanken wären dann diese Organismen der Widerschein, wenn deren Inhaber sich ihres Besitzes gar nicht bewusst sind? Von frühester Kindheit an bildeten die physischen Erfahrungen unsern Geist und entwickelten denselben bis zur Reife.

Tatsache ist, dass der Geist vom Körper abhängig ist; und umgekehrt, der Körper auf den Geist reagiert. Beide stehen in engster Wechselbeziehung zu einander. Das ist in Uebereinstimmung mit der Bibellehre. Aber die Lehre der Christlichen Wissenschaft fusst nicht auf der Bibel, sondern auf der ersten Lüge Satans "mit nichten werdet ihr sterben", die den Grund zu der Lehre von der unsterblichen Seele legte. So ist die Quelle der Inspiration der Christlichen Wissenschaft leicht zu erkennen. Auf die Bibel, die so deutlich zwischen gut und böse unterscheidet und die Wirklichkeit des Bösen bestätigt, kann diese Lehre nicht gegründet sein, da Mrs. Eddy das Dasein des Bösen leugnet. Sie behauptet, es kann nicht bestehen, weil es nicht von Gott ist. Er schuf es nicht, noch hiess er es gut, also kann es auch nicht existieren. Wie ist es denn entstanden? Fragen wir, Mrs. Eddy antwortet: es ist niemals entstanden, niemals geschaffen worden. Es ist Irrtum, das Ergebnis einer krankhaften Einbildung.

Doch was verursachte diese krankhafte Einbildung? Falsches Denken. Was veranlasste den Geist zu falschem Denken? Er war unvollkommen, nicht geistig erleuchtet. Was machte ihn unvollkommen? Nichts und niemand; er war von Natur aus unvollkommen. Gab es denn ursprünglich Unvollkommenheit? Unzweifelhaft! Ist nicht ein unvollkommener Geist böse? Selbstverständlich; entsprechend dem Grad der Unvollkommenheit muss er als ,,böse" betrachtet werden. Also gibt es doch Böses? Aber das will die Christliche Wissenschaft nicht zugeben.


Dieses "Es gibt nichts Böses" ist die Hauptsache, die die Christliche Wissenschaft der Menschheit einzuprägen wünscht. Wenn der Bekehrte diese Voraussetzung angenommen hat, kann er sich der Selbsttäuschung hingeben und seine selbstsüchtigen und ,,unterdrückten Triebe" entschuldigen. Es hat ja nichts zu bedeuten, was das Fleisch tut, da es nur ein Schatten ist, - Materie! Der vom groben weltlichen Getriebe losgelöste Geist kann gleichwohl in unaussprechlichen Höhen weilen und dabei die fleischliche Verfehlung seines Schattens, des Körpers, übersehen. Das Gewissen machte dem Wachstum in geistigem Verständnis Platz. Warum sollte man Mitleid mit dem Missgeschick anderer haben oder gar um ihretwillen etwas vom eigenen Wohlergehen daran geben, wenn sie selbst für ihr Elend, was ja nur Selbstbetrug ist, zu tadeln sind. Sie besitzen doch dieselbe Gelegenheit zu geistigem Wachstum. Wenn sie darin beharren, ihr Bewusstsein mit falschen Einbildungen von Furcht, Sünde, Krankheit zu nähren, was kann man dagegen tun? Mitleid mit ihren Schmerzen wäre gleichbedeutend mit dem Mitleid für ein Kind, das aus Furcht vor einem harmlosen Schornsteinfeger schreit. Vom richtigen Standpunkt aus erscheinen alle Kümmernisse lächerlich, weil sie unnötig sind. Sollten wir uns durch die Schwachheit und Unwissenheit anderer in unserm Fortschreiten aufhalten lassen?

Natürlich tritt dieser Gedankengang nicht so offen zu Tage wie hier angedeutet wird; aber der Sinn ist absolut derselbe. Die Christliche Wissenschaft hat eine ganze Menge moralischer Erfahrungen zur Hand und verbreitet diese in salbungsvollen Redensarten; aber der Geist ihrer Lehre ist Selbstsucht im höchsten Grade.

Die Christliche Wissenschaft ist ein sehr feines Netz des Irrtums, es ist geschickt geknüpft, um unsern Verstand gefangen zu nehmen, den Sinn für Recht und Unrecht zu verwirren, das Selbstbewusstsein zu heben und das Urteilsvermögen zu trüben. Ihre hauptsächlichsten Vertreter sind Frauen, denen sie besonders zuzusagen scheint, wie die Frauen überhaupt zu allen Zeiten dem Mystizismus besonders zugängig waren. Ein Grund dafür mag möglicherweise auch darin liegen, dass Mrs. Eddy gleiche Betonung auf die Vater- und Mutterschaft Gottes legt, oder vielmehr der "Mutterschaft" den Vorrang gibt. Hierin liegt die feine List der Schlange. Es ist ein Zug unserer Zeit, dass die Frauen nach Gleichberechtigung mit den Männern streben.


Die Christliche Wissenschaft verneint die Evangeliumsbotschaft. Mit der Erklärung, dass unser Meister nur ein gewöhnlicher Mensch und der Sohn menschlicher Eltern war, bestreitet sie seine Fähigkeit, ein Loskaufspreis für Adams Sünde zu sein. Die wahre Bedeutung des Titels "Sohn Gottes" wird geleugnet und behauptet, er bedeute nur die ,,geistige Idee Gottes". Mrs. Eddy erklärt, Christus stelle lediglich das Verhältnis Gottes zur Menschheit dar, und der ,,Christus-Geist" - vollkommenes geistiges Verständnis der Gesetze des Weltalls - könne von jedermann erlangt werden. So ist von ihrem Gesichtspunkt aus das Lösegeld unnötig und somit auch die Erlösung und die Auferstehung von den Toten. Der ihr zu Grunde liegende Gedanke ist dieselbe alte Lehre der Unsterblichkeit der Seele, die jeder heidnischen Religion und Philosophie zu Grunde liegt. Das Lockmittel ist Selbsterlösung durch Glaubensheilung, Selbstentwicklung, Gedankenbildung und Willensmacht. Tatsächlich glauben die Christlichen Wissenschafter, dass Jesus selbst ein mit ungewöhnlichen Kräften ausgerüsteter psychologischer Heiler gewesen sei.

Und das Wort:
"Er nahm unsere Schwachheit auf sich", wird von diesen Standpunkt aus zu nichte gemacht.
So verkleidet sich auch in dieser Form Satan als Engel des Lichts und täuscht tausende durch eine dem menschlichen Geist schmeichelnde Lehre der Selbsterrettung. Die Lehre Mrs, Eddys unterscheidet sich nicht wesentlich vom Neudenkertum. Sie ist offensichtlich der Geisteskultur der Hindus entlehnt. Während Mrs. Eddy nur ein gewöhnlicher Nachahmer ist, betrügt sie sich selbst mit dem Glauben, übernatürliche Weisheit zu besitzen. Wer zu Selbstüberhebung geneigt ist, wird gar leicht von diesem Neudenkertum angezogen. Selbst von Natur sehr edel veranlagte Menschen, die ihrem Nächsten zu helfen wünschen, können dadurch leicht irregeleitet werden und in Versuchung kommen, den "Neuen Gedanken" zur Besserung anderer zu gebrauchen.

Die Folge davon kann nur eine Störung der Harmonie der natürlichen menschlichen Beziehungen sein, eine Vergiftung der natürlichen Zuneigung.
Mrs. Eddy war also unbewusst eine eifrige Dienerin jenes Wesens, das sie selbst offen als den viel verleumdeten und missverstandenen Fürsten des Bösen - Satan verteidigte und es ist klar, dass mit ihrer Theorie und ohne machtvollen Eingriff des machtvollen Königs der Herrlichkeit das Böse nie überwunden und das goldene Zeitalter folglich nie anbrechen könnte."

Die Schweizer Ausgabe des "Goldenen Zeitalters" vom 15. 8. 1930, setzt diese abschätzige Berichterstattung in Sachen "Christliche Wissenschaft" fort.
In letzterer meinte die WTG sich wie folgt verbreiten zu sollen:


"Im Jahre 1879 wurde die "Christian Science" (christliches Wissen) zu Boston von Frau Mary Baker G. Eddy, gewöhnlich Mrs. Eddy, von ihren Anhängern, den Scientisten, Mother Mary genannt, gegründet.
Ihr der Heiligen Schrift gleichgestelltes Textbuch: 'Science & Health with Key to the Scripture' (1875, umgearbeitet 1904) bietet ein bizarres Gemisch christlicher, sittlicher und ausschweifend phantastischer Ideen, eine Art Panpsychismus, leugnet aber die wichtigsten christlichen Lehren der Heiligen Schrift.

Ihre rasche und große Ausbreitung über Amerika, England, Deutschland usw. verdankt die "Christliche Wissenschaft" dem hervorragenden Organisation-, Reklame- und Gcschäftstalent der Mrs. Eddy, und der sonderbaren "geistigen" Heilmethode, bei welcher der Heilpraktiker zur Krankheit sprechen soll wie einer, der Macht hat, eigentlich aber den Patienten zu suggerieren sucht, seine Krankheit beruhe nur auf Täuschung, Traum und Halluzination. Dadurch genoß Mrs. Eddy einen grenzenlosen Kult der Abgötterei.

Die Ansprüche, welche die "Christliche Wissenschaft" für sich geltend macht, sind zwar biblisch unreif, für die Namenchristenheit aber verlockend hoch!
"Was Jesus und die Apostel gewollt, das sei hier erst ein klares System und auf seinen endgültigen klassischen Ausdruck gebracht worden. Es sei die wahre Menschheitsreligion, die das kirchliche Christentum in seiner bisherigen Form auf die Seite räumen und erst das volle Heil schaffen werde."

Nach dem Grundgedanken der "Christlichen Wissenschaft" ist Gott Alles in Allem, der unendliche Geist, der alles erfüllt. Nur was ihm wesensgleich ist, ist auch wirklich. Was ihm aber nicht wesensgleich, nicht Geist ist, sondern Materie, Stoff, das ist nichts Wirkliches. Ebenso, auch, was nicht Leben ist, sondern sterblich, begrenzt leidend, ist nichts Wirkliches, sondern nur etwas, das zu sein scheint. Überall ist die scharfe Unterscheidung zu. machen zwischen der geistigen Welt, dem Ausfluß des Gottesgeistes, und der materiellen Welt, die keine Schöpfung Gottes und darum kein Wirklichkeitsgebilde, sondern nur eine sterbliche, irrtümliche Annahme ist. Unser getrübtes vom Gottesgeist entferntes, im Materiellen befangenes Gemüt gaukelt uns die trüben Irrtümer, diese bösen Traumbilder vor. Alles Übel, Krankheit, Sünde, Tod, liegt nur in unserem verirrten Innenleben. Von allem Übel muß somit eine Versenkung ins Geistige und Göttliche befreien.


Hieraus ergibt sich dann eben die Heiltätigkeit: Die Krankheit heilen, heißt immer den inneren Schaden, die Disharmonie mit Gott beseitigen. Denn die eine Krankheit ist nicht wirklicher als die andere; ob es sich um Trunksucht handle oder um Lungenentzündung - immer ist derselbe Irrtum des sterblichen Bewußtseins dahinter.
Bei dieser geistigen Kür, dem Gesunddenken, dem Gesundbeten, kommt dem Leidenden dann, falls er selber innerlich nicht "geistig genug ist" der Heiler, der berufsmäßig geschult ist, zu Hilfe.

Auch gegen die Sünde kehrt sich der hochgemute Machtspruch der Amerikanerin Mrs. Eddy: Die Sünde sei nur ein Irrtum des sterblichen Bewußtseins, eine Illusion. Der Mensch müsse nur mit seinem Gemüt in Gott leben, dann gehe ihn der Gedanke an die Sünde nichts mehr an; er müsse nicht mehr nach ihr umschauen. Ein Gebet um Vergebung der Sünde sei hier also niemals angebracht, weil sie überhaupt nicht "wirklich" sei.
Somit braucht man auch keinen Erlöser, da man sich selber zu erlösen vermag durch eine geistige Gemütskur. . .

Wenn man sich in Gott versenkt mit reinen Gedanken ist alles gut. Diese Religion kennt auch keinen Glauben an den persönlichen Gott, der sich zu uns kleinen Menschen herabläßt und ein Ohr hat für unser ernstes Flehen. Sie kennt nur eine Weltenseele, einen Geist der Liebe, darin man sich wortlos versenkt. Mit dieser Weltenseele läßt sich's nicht auf du und du reden.
Und der Tod? - Auch der Scientist, der sich noch so oft geheilt fühlen mag, wird dem Tod doch einmal den Tribut bezahlen müssen. So hieß es beim Tode von Mrs. Eddy, sie habe "diese Bewußtseinsebene verlassen".

Paulus, der ja auch ein hervorragender Scientist gewesen sei, wie man in jenen Kreisen behauptet, habe deshalb mit großem Ernste, mit geheimem Zittern von diesem ungeistigen Übel gesprochen: "Der letzte Feind, der noch zu überwinden ist, ist der Tod!" Wenn einst die Allgewalt des Geistes erfaßt sein wird, da werde der Sieg über die Materie noch viel sichtbarer demonstriert werden können, denn da habe der Geistesmensch keine körperlichen Bedürfnisse mehr, wie Speise, Trank und Schlaf und dergleichen.


Darum können bis jetzt nicht alle Krankenheilungen gelingen, darum tobt die Sünde in der materiellen Welt, darum waltet noch der grausame Tod, weil die "Welt noch nicht vollends von der Allgegenwart des göttlichen Geistes erfaßt ist".
"Bevor unsere Zeit die Allgegenwart des göttlichen Geistes erkennt, ist es zweckmäßiger, die Chirurgie und das Einrichten von gebrochenen Gliedern dem Arzte zu überlassen". - - -
Nur nebenbei sei erwähnt, daß die "Christliche Wissenschaft", deren utopische Lehrsätze bis hierher gekennzeichnet worden sind, auch schon geradezu geschadet hat, sei es, daß durch ihren Einfluß eine Heilung verunmöglicht wurde, sei es, daß Todkranke noch auf ihrem letzten Lager beunruhigt wurden - ähnlich wie nach dem Buch Hiob die drei Freunde den Heimgesuchten mit ihren Lehrsätzen quälten.

An einigen Punkten sei nun die Kluft noch angedeutet, die befestigt ist zwischen den unumstößlichen Wahrheiten der Heiligen Schrift und der Religion der sogenannten "Christlichen Wissenschaft". Wenn die vergängliche Natur vor unseren Augen keineswegs aus der Hand eines ewigen Schöpfers stammte, wie die Scientisten behaupten, da müßten aber die Psalmisten, die die Wunder Gottes in der Natur priesen, gründlich mit ihrem sterblichen Bewußtsein geirrt haben; und ebenso der Herr Jesus, wenn er den Gott preist, der die Lilien herrlich kleidet. Da wäre alle Freude an der herrlichen Gottesnatur doch im Grunde etwas für Geistesmenschen Unpassendes. -

Wie weit haben sich doch die Scientisten von Christum und seinem Leiden entfernt! Die biblische Frage: "Mußte Christus also Leiden?", ist demnach bei jenen ein Unding, während Gott seinen eingeborenen Sohn dafür dahingab, daß wir durch seine Erlösungstat Gnade suchen und finden dürfen vor Gott, dem Allmächtigen. Darum hat auch Jesus seine Leiden nicht verneint, ja die Heilige Schrift bestätigt uns, daß er betete: "Mein Vater, nicht wie ich will, sondern wie du willst!"

Auch Paulus bezeugt mit seinem Leiden, daß er kein Scientist ist, wie man ihn zu bezeichnen pflegt. In 2. Korinther 12 redet er ergreifend von den Leiden. Wie wenig hat er sich als Scientist benommen in seinem Gebet um Wegnahme des Pfahles im Fleisch! Er hielt sich fest an die Antwort seines Herrn: "Meine Kräh ist in den Schwachen wirksam". Er fühlte sich gerade da in der rechten Nachfolge seines gekreuzigten Herrn, wenn er schrieb: "Wir tragen allezeit das Sterben des Herrn Jesu an unserm Leibe".


Brauchten wir einen Sünderheiland, wenn wir uns die Sünde wegdenken könnten, wie es die Scientisten tun? Und das Pauluswort: "Wo die Sünde mächtig geworden", (nicht: als unwirklich weggedacht wird) - "da ist die Gnade noch viel mächtiger geworden", wäre auch außer Kurs gesetzt? Gleichen also die Scientisten jenem Zöllner, der in heiligem Beben ob seiner Sündenlast betet: "Gott sei mir Sünder gnädig!", oder dem Pharisäer dort vorn im Tempel, der nach scientistischer Manier spricht: "Ich danke dir, Gott, daß ich nicht bin wie die anderen Leute oder gar wie dieser Zöllner!"?

Doch, wie kommen die Scientisten dazu, auf den Gedanken zu bestehen: Wird nicht, ganz wie bei Jesus selber, hier gelehrt und geheilt aus einem Geist heraus? - Bei genauerem Zusehen fällt freilich die vermeintliche Übereinstimmung rasch dahin. Nicht nur hat Jesus seinen Heilungen als den begleitenden Zeichen seiner göttlichen Vollmacht und Heilandsliebe wenig Bedeutung beigelegt, so daß er oft verbot, davon zu reden, damit er nicht zum begehrten Krankenheiler herabsinke und so sein Werk veräußerlicht werde (Luk. 11:29; Job. 4:18), sondern seine Heilungen sind auch innerlich etwas anderes. Bei Jesus ist es ein machtvolles Gebieten über die Krankheit; er rechnet mit ihr als einer Wirklichkeit und gebietet darüber mit seiner stärkeren Kraft aus Gott, seinem Vater.

Der scientistische Helfer macht es aber völlig anders: er sucht in dem Patienten andere Gedanken wachzurufen, und dies beeinflußte Gemüt soll über die als unwirklich erkannte Krankheit Herr werden.
Wie wunderbar, daß Gott jetzt seinen Sohn Jesus Christus als König eingesetzt hat, damit er in seinem Königreiche machtvoll das wegräume, was soviele erfolglos glauben wegdenken zu müssen, damit es verschwinde. ..."

Zu dem zitierten WTG-Statement aus der Schweizer Ausgabe des "Goldenen Zeitalters" vom 15. 8. 1930, gab es dann noch in der Ausgabe vom 15. 12. 1930, eine Entgegnung, bei der die GZ-Redaktion wohl nicht darum herum kam, diese auch abzudrucken. Diese Entgegnung führte aus:

"Gestatten Sie mir einige Bemerkungen zu Ihren Ausführungen ... Es läßt sich jede religiöse Ansicht mit Stellen aus der Hl. Schrift verteidigen, und jede behauptet, die richtige Auslegung zu geben. Ausschlaggebend für die Richtigkeit ist aber nur ein handgreiflicher Beweis, den niemand ablehnen kann.

Jesus und seine Jünger leisteten ihren Zeitgenossen durch ihre Werke den Beweis, daß sie göttliche Autorität hatten. Jesus sagte ... "Glaubet mir, daß Ich im Vater und der Vater in mir ist; wo nicht, so glaubet mir doch um der Werke willen. Wahrlich, wahrlich, ich sage euch: Wer an mich glaubet, der wird die Werke tun, die Ich tue, und wird größere denn diese tun".

Diese Werke wiederholt die Christliche Wissenschaft. Sie sind zwar nicht der Zweck dieser Bewegung, sondern wie Jesus verheißen hat ... "die Zeichen aber, die da folgen werden denen, die da glauben".

Weder ein Scientist noch sein Gegner dürfen meinen, solche Werke können durch Suggestion, d. h. durch menschliche Willenskraft bewirkt werden. Wirkliche Heilung wird allein durch Gott vollbracht, wobei es unumgänglich nötig ist, daß "ein jeglicher sei gesinnet, wie Jesus Christus auch war"...

Das Ziel der Christlichen Wissenschaft ist die Überwindung der Sünde. Sie sagt, die Sünde sei nicht ein Teil der göttlichen Schöpfung; Jesus habe nicht einen Kampf gegen die göttlichen Einrichtungen geführt.

In Ihrem Artikel sagen Sie, die Christliche Wissenschaft kenne statt eines persönlichen Gottes nur eine Weltenseele, mit der es sich nicht auf du und du reden lasse. Das könnte mißverstanden werden. Die Christliche Wissenschaft lehrt den Glauben an einen persönlichen Gott in dem Sinne, daß Gott die einzige, unendliche Macht ist, aber nicht eine zur Erhabenheit vergrößerte und erhöhte menschenähnliche Persönlichkeit. Sie lehrt, daß Gott dem Menschen näher ist als Fleisch und Blut, näher als der Atem; denn Gott ist sein Leben, seine Substanz, seine Intelligenz, ohne Gott würde er überhaupt gar nicht existieren.
Heuchelei ist in der Christlichen Wissenschaft gerade so verwerflich wie in irgend einer religiösen Anschauung. Der Mensch muß dem Beispiele des Meisters folgen, von dem Mary Baker Eddy in "Science and Health with Key to the Scriptures" sagt (S. 476):


"Jesus sah in der Wissenschaft den vollkommenen Menschen, der ihm da erschien, wo den Sterblichen der sündige, sterbliche Mensch erscheint. In diesem vollkommenen Menschen sah der Heiland Gottes eigenes Gleichnis, und diese korrekte Anschauung von? Menschen heilte die Kranken."

Über das Gebet sagt das erwähnte Lehrbuch (S. 1): "Das Gebet, das die Sünder umwandelt und die Kranken heilt, ist ein absoluter Glaube, daß bei Gott alle Dinge möglich sind - ein geistiges Verständnis von Ihm, eine selbstlose Liebe."

Die Sünde wird nicht überwunden, indem man sie ignoriert, sondern indem man ihr entgegentritt, ihr die Maske abnimmt, ihre Lüge als das Gegenteil der göttlichen Wahrheit erkennt. Wenn die göttliche Liebe sich als des Menschen wahres Bewußtsein widerspiegelt, so verschwindet die Sünde wie Finsternis vor dem Lichte. So etwas kann Suggestion oder menschlicher Wille nie bewirken, "der Vater aber... tut die Werke". ...

Mrs. Eddy hat ihre eigene Bedeutung für die Geschichte der Menschheit besser erkannt als ihre Freunde und ihre Gegner. Sie hat die Bezeichnung "Mother" zurückgewiesen und den Titel "Lcader" (Führerin) verlangt, sie hat ihren Artikeln auch befohlen, ihr nur so weit zu folgen wie sie Christus folge. Sie hat sich selber die Entdeckerin und Gründerin der Christian Science und die Verfasserin ihrer Bücher genannt und das Lehrbuch als einen Schlüssel zur Hl. Schrift, nicht aber als eine Bibel bezeichnet. Aller Vergötterung ist sie scharf entgegengetreten.

Die Christliche Wissenschaft leugnet keineswegs die wichtigsten christlichen Lehren. Sie verlangt, daß man die zehn Gebote halte, die Bergpredigt und alle andern Lehren Jesu. Ein großer Teil der vier Evangelien erstreckt sich auf die Heilungen, die Jesus vollbrachte, und die Christliche Wissenschaft verlangt, daß der Christ auch darin des Meisters Beispiel folge und nicht nur das halbe sondern das ganze Gewand trage. Alles was aber die Gottesverehrung materialisiere, hindere das geistige Wachstum des Menschen.

Die Schönheit der Schöpfung geht nicht verloren mit der Erkenntnis, daß, wie Sie schreiben, "die vergängliche Natur vor unsern Augen keineswegs aus der Hand eines ewigen Schöpfers stammte". Die Schöpfung und die Schönheit sind nicht aus Materie noch in der Materie, nicht materiell und zeitlich, sondern geistig und ewig.
Die Scientisten "bekennen Jesu Sühnopfer als die Augenscheinlichkeit der göttlichen, wirksamen Liebe," (s.a. H. 497). Sie betrachten aber nicht sein Leiden als das höchste, sondern seinen Sieg: die Auferstehung,
M. Schnewlin, Christian Science Komitee für Veröffentlichungen für die deutsch-sprechende Schweiz.


Ganz wollte das GZ es mit dieser Entgegnung nicht bewenden lassen. Also hängte man an diese Entgegnung noch ein eigenes redaktionelles Nachwort an:
Selbiges verlautbarte:


"Jederzeit bereit zu sein "zur Verantwortlichkeit gegen jeden" der Rechenschaft von euch fordert über die Hoffnung, die in euch ist, aber mit Sanftmut und Furcht, muß aber auch mit 2. Petri 1: 20-21 gesagt werden: "Indem ihr dies zuerst wisset, daß keine Weissagung der Schrift von eigener Auslegung ist", daß es Selbstbetrug jeglicher christlichen Nomination ist, die vorgibt, es lasse sich jede religiöse Ansicht mit Stellen aus der Hl. Schrift verteidigen. Wo findet man z. B. in der Hl. Schrift die Unterlage für den Ausspruch der Christian Science: "Jesus sah in der Wissenschaft den vollkommenen Menschen, der ihm da erschien, wo den Sterblichen der sündige, sterbliche Mensch erscheint"?

Keine einzige Schriftstelle beweist, daß Jesus in die Welt gekommen ist, um eine Wissenschaft zu gründen, die in leidenschaftlichem Gebete Gott wunderbare Heilungen abtrotzen will, sondern kam, um den Willen seines Vaters zu tun, indem er sein Leben als Lösegeld für uns alle darbrachte. Gewißlich beweist die Schrift, daß Jesus als Heiler unter dem Volke mehr Zuspruch gefunden hatte, denn als Zeuge seines himmlischen Vaters, wie es Lukas 5:15-16 bestätigt:

"Und eine große Volksmenge versammelte sich, ihn zu hören und von ihren Krankheiten geheilt zu werden. Er aber zog sich zurück und war in den Wüsteneien und betete." Dieser Heiland stellt also das Gebot der Pflichterfüllung des Willens seines Vaters gegenüber dem Gebote der Nächstenliebe in den Vordergrund, und deshalb wurde ihm die Geistlichkeit auch gram. Wiederholt übertrug er darum seinen Jüngern auch diese Aufgabe, jeglichen ermahnend, sein Kreuz auf sich zu nehmen, "denn wer sein Leben erhalten will, der wird es verlieren". In dieser selbstlosen Weise Jcsu nachfolgen zu wollen, heißt aber auch zu beten;

"Nicht mein, sondern dein Wille geschehe", denn Gott weiß, wann Hilfe nottut, wie es die Hl. Schrift bei unserm Herrn Jesus und seinem Jünger Paulus bezeugt. Jesus, das "Licht der Welt", in welchem .die göttliche Liebe sich als des Menschen wahres Bewußtsein widerspiegelt', hatte sehr viele Kämpfe mit dem "Fürsten dieser Welt" zu bestehen, demnach "verschwindet die Sünde wie Finsternis vor dem Lichte" - nicht! Gerade darum lehrte uns Jesus beten: "Und bewahre uns in der Versuchung, und errette uns von dem Bösen." Erst wenn das "Zu uns komme dein Reich" da ist, wird des Teufels sündige Macht beendet sein, und mit der Auferstehung der Toten wird die materielle Schöpfung wie im ersten Paradiese wieder in vollendeter körperlicher Schönheit erstrahlen, und es wird wieder heißen müssen: "Es war alles sehr gut!"

In der Ausgabe des "Goldenen Zeitalters" vom 1. 9. 1935, begegnet man in einem weitschweifigen "Gesundheit und Leben für das Volk" überschriebenen Artikel, erneut einer "Breitseite" gegen die Mary Baker Eddy-Religion.
Zwar ist die nicht das Hauptthema des Artikels. Gleichwohl kommt sie darin auch mit vor. Etwa mit der Aussage:


"Um die Menschen zu täuschen, bringt Satan falsche Heilmittel auf. Zuerst verleitet er den Menschen, zu lehren, es gäbe keinen Tod. Jesus erklärte, daß dies die erste Lüge Satans war.
Dann errichtet Satan eine religiöse Organisation und legt ihr fälschlich den Namen Christi bei, um dadurch das Volk irrezuführen.

Diese Organisation wird "Christliche Wissenschaft" genannt und lehrt, es gäbe keinen Tod, schlechter Gesundheitszustand oder Krankheit wäre nur Einbildung, und Männer und Frauen könnten heilen und allen Gesundheit geben, die an die sogenannte "Wissenschaft" glauben.
Ein jedes dieser angepriesenen Heilmittel widerspricht durchaus dem Worte Gottes und seinem durch Christus verkündigten Vorsatz. Das zeigt, daß viele Menschen guten Willens durch den Teufel in die Falle der sogenannten "Christlichen Wissenschaft" und körperlicher Heilung hineingelockt worden sind.

Es ist wahr, daß Christus, als er auf der Erde war, einige Krankenheilungen vornahm, aber er erklärte auch, daß diese Heilungen lediglich ein Beispiel
und eine Vorschattung dessen waren, was er in seinem Königreiche tun würde. Sie dienten ferner dazu, den Glauben des Volkes an ihn als den Messias zu befestigen. Satan übt — soweit es ihm möglich ist — seine Macht aus, ein gewisses Maß von Krankenheilungen zustande zu bringen, und das tut er gerade zu dem Zweck, die Menschen von Gott abzuwenden.

Eins müssen alle zugeben: daß kein einziger, der durch die Methode der "Christlichen Wissenschaft" geheilt worden zu sein behauptete, jemals dauernd gesund blieb, sondern im Laufe der Zeit gestorben ist; ferner daß die Heiler selbst krank werden und auch sterben."


Man kommt nicht umhin einzuschätzen, dass besagte "Christliche Wissenschaft" in WTG-Sicht als Gefahr für die eigenen Interessen eingestuft wurde. Offenbar ist die Klientel welche die WTG mit Erfolg anzusprechen vermag, fallweise auch besonders "anfällig", sollten selbige auch von der "Christlichen Wissenschaft" "abgeworben" werden. Letzteres ist wohl eher weniger der Fall. Indes mag es solche Einzelfälle durchaus gegeben haben.

Auch in der "Trost"
(Nachfolge-Zeitschrift des "Goldenen Zeitalters") Ausgabe vom 1. 7. 1939, gab es erneut eine "volle Breitseite" gegen die "Christliche Wissenschaft" dort. Der Artikel dort belehrt (erneut):

"Von dem phantastischen Lehrsystem der "Christlichen Wissenschaft", das kein Problem löst und auch keins erläutert, weil es eine andere Methode hat, damit fertig zu werden, nämlich das Problem einfach zu verneinen, kann mit Fug und Recht gesagt werden, daß nicht alles, was sich christlich nennt, auch wirklich christlich ist, und nicht alles, was sich als Wissenschaft bezeichnet, wirklich eine Wissenschaft ist.

Die ,,Christliche Wissenschaft" ist ein religiöses Bestreben, sich eine Welt der Einbildung zu bauen, indem die Wirklichkeit für Phantasie und vieles, was erlebt und empfunden wurde, nur als falsches Denken erklärt wird. Für die Anhänger dieser Anschauungen ist alles nur das Produkt wahren bzw. falschen Glaubens oder Denkens. Bist du müde, so kommt dies nur von deiner irrigen Vorstellung; hast du Durst," so sagt dir das nur dein verkehrtes Denken.
Nun war aber auch Jesus müde und durstig. Da müßte ja sein Glaube nicht recht in Ordnung gewesen sein, trotzdem "christliche Wissenschaftler" erklären, er sei der erste, der ihre Religion richtig ausgelebt habe. Und die Leiden Jesu am Holz? Sie waren ebensowenig das Ergebnis unvollkommenen Denkens, als sich der Mensch seinen wunderbaren, feinempfindenden Körper durch eigenes Denken geschaffen hat oder ihn durch bloßes Denken zerstören kann.

"Christliche Wissenschaftler" sagen, daß, weil in Gott nur Leben und Gesundheit ruhe, nicht Krankheit und Tod, und weil Krankheit und Tod darum etwas Ungöttliches seien, es in Wirklichkeit Krankheit und Tod überhaupt nicht gebe, denn etwas Ungöttliches könne nicht wirklich existieren, sondern sei nur ein Truggebilde, eine Einbildung, eine falsche Meinung. Dasselbe wird von aller Unvollkommenheit, von der Sünde, von jedem Schmerz, von allem Bösen behauptet: es ist alles nur Einbildung.

Ebenso von der Materie: diese existiere nicht wirklich; nur das Geistige sei wirklich.
Mit Bezug auf den Tod ist es ebenso. Für "christliche Wissenschaftler" gibt es keinen wirklichen Tod; das ist alles nur Schein, falsche Vorstellung. Aber gerade daß kein wirklicher Tod zu befürchten sei, war ja die erste Lüge des Teufels ...
Lehrt die "Christliche Wissenschaft": "Wenn Gott das Unvollkommene oder Böse kennen würde, so würde das die Zerstörung Gottes bedeuten."
Die Begründerin der "Christlichen Wissenschaft" schrieb:


"Die Naturwissenschaft weicht langsam der Metaphysik." -
Natürlich ist rein materielles Denken verkehrt, weil es die überragende Bedeutung des Geistes unbeachtet läßt. Aber bei der "christlich-wissenschaftlichen" Behauptung: "die
Erde ist eine zusammengesetzte Idee", wurde geflissentlich übersehen, daß diese Idee greifbare, vielgestaltete Formen angenommen hat. Man will es nicht wahr haben daß Gott eine himmlische und eine irdische Schöpfung hat, und will das Irdische, das Materielle einfach durch eifriges "Glauben" aus dem Dasein hinwegdenken. Fest zu sein im Glauben bedeutet für sie, mit Beharrlichkeit einfach nicht zuzugeben, daß bestimmte wirklich vorhandene Dinge existieren, z. B. daß ein Schmerz ein Schmerz ist.

Nun, was soll man von einer solchen Verachtung der Materie sagen? Eine einzige Tischkante, gegen die man aus Versehen anrennt, sollte genügen, von diesem Irrweg abzubringen. "Leicht beieinander wohnen die Gedanken, doch hart im Räume stoßen sich die Sachen."
Wer meint, alles nicht rein Geistige sei "Truggebilde" und Lockung zur "angeblichen Sünde", sollte konsequenterweise dafür eintreten, daß sofort mit allen materiell-wissenschaftlichen Studien aufgehört werde.

Denn "angebliche" Pflanzen, Steine, Chemikalien, "eingebildete" (weil materielle) Tragfähigkeit einer Brückenkonstruktion und lauter solche Sachen lohnen dann gar nicht eine Erforschung, sondern führen nur immer tiefer in die "falsche" Idee hinein, etwas Festes sei wirklich etwas Festes und etwas Flüssiges sei etwas Flüssiges! Sie sollten dann auch persönlich sofort von der Erlernung einer jeden materiellen Berufstätigkeit abstehen. Das alles tun sie nicht und sollten sich deshalb fragen, ob sie eigentlich konsequent nach ihrer "Weltanschauung" handeln.

Es ist festzustellen, daß "christliche Wissenschaftler" den materiellen Erwerb von Hab und Gut durchaus nicht verachten. Die Mehrzahl der Anhänger dieser Religion sind nicht unbemittelt. Buddhistische Mönche, die sich einmauern lassen, um ganz in das "Anschauen des Geistigen" zu versinken, handeln da offenbar konsequenter.

Zwar liest man in einer "christlich-wissenschaftlichen" Schrift: "Daß wir existieren, kann nicht geleugnet werden"; aber wenn so flott all das geleugnet wird, was unsere Existenz ausmacht, sieht man nicht ein, warum man mit dem Ableugnen nicht gleich bei unserer Existenz selbst anfangen sollte.


Daß Leben in der Materie sei, wird als "falscher Glaube", als "Truggebilde" erklärt. Hätten "christliche Wissenschaftler" den l. Vers der Bibel geschrieben, dann würde er wohl lauten: "Gott ist das All, und die Erde bildet sich der Mensch in seiner Wahnvorstellung ein."
Ihre Schriften leugnen sogar wörtlich, daß die Materie aus Substanz besteht.

Warum man für solche Anschauungen gerade den Namen "Wissenschaft" genommen hat, bleibt rätselhaft. Wenn Wissenschaft als Ergründung der Wirklichkeit erklärt wird, haben wir hier das gerade Gegenteil von Wissenschaft, nämlich: bewußtes Fernhalten von der Wirklichkeit. Gesicht, Geruch, Gehör, Geschmack, Gefühl: alles ist Einbildung!
Man könnte ja eine Menge Bibelstellen anführen zum Beweis dafür, daß Geburt und Tod, Hunger und Durst, Krankheit, Müdigkeit, Schmerz, und dergleichen sehr reale

Es bedarf nun wohl keiner besonderen Hervorhebung mehr, daß für die "Christliche Wissenschaft" auch das Böse und der Teufel nur Sachen der Einbildung sind. Ihre Idee ist:
"Der angebliche Teufel sagte dem angeblich materiellen Menschen, daß das Böse angeblich etwas Wünschenswertes sei." Höchst seltsam mutet es an, wie bei diesen Leuten aus dem, was "nicht wirklich besteht", das also auch keine Ursache sein könnte, trotzdem gemäß ihrer Ansichten immer eine Wirkung abgeleitet wird.

Ein "angebliches" Gesetz führt auch bei ihnen ganz gesetzmäßig stets zu "angeblichen" Folgen.
Einfachste Überlegungen scheinen ihnen nie in den Sinn gekommen zu sein, wie z. B.: Wo ein Gesetz ist, dort ist auch eine Übertretung möglich. Die Folgen der Übertretung eines guten, göttlichen Gesetzes aber können nicht wieder etwas Gutes, Göttliches, sondern müssen etwas wirklich Böses sein. ...
"Christliche Wissenschaftler" sagen:


"Das Böse ist nichts, es ist kein Ding, kein Gemüt, keine Macht." Um so fester hat der Böse sie in der Gewalt. ...
Die Bibel sagt, daß Gott "am Ende dieser Tage zu uns geredet hat im Sohne" (Hebr. l: l), wohingegen die "christlichen Wissenschaftler" meinen, zu allerletzt habe er gesprochen durch die Tochter; denn begründet wurde diese Lehre von einer Frau, der verstorbenen Mary Baker Eddy, mit der ein wahrer Kult getrieben wird. Was die Bibel erklärt: "des Weibes Haupt ist der Mann"; "er soll dein Herr sein"; "eure Weiber sollen schweigen in den Versammlungen", d. h. sich nicht als Lehrer aufspielen, gilt den "christlichen Wissenschaftlern" gar nichts. In dieser Bewegung spielen Frauen die Hauptrolle.

Aus einer offiziellen Liste geht hervor, daß im Jahre 1936 in Deutschland 185 weiblichen "Ausübern" (Gesundbetern und Lehrern) der "Christlichen Wissenschaft" nur 37 Männer gegenüberstanden, und in der Schweiz waren es 54 Frauen und nur 9 Männer. Meistens ist eine Frau "Führerin" dieser angeblich "Ersten Kirche Christi". Da wundert man sich, warum Jesus nicht auch seine Apostel unter den Frauen gesucht hat.

Viele Anhänger der "Christlichen Wissenschaft" setzen sich nicht auf tief- oder übersinnliche Weise mit ihrer Religion auseinander, sondern halten den einen ihrer Lehrsätze besonders lieb und wert, welcher lautet:

"Man muß nur recht erkennen, wie und was Gott ist, dann kann man über ihn verfügen, sich ihn zunutze machen", und diese praktische Auswertung ihres "Gottes" suchen sie dann im "Gesundbeten", "Gemütsheilen" oder "Gesunddenken". Wirkliche Unvollkommenheit, wirkliche Übel, wirkliche Krankheit gibt es ja nun aber nicht!? "Alle Erscheinungsformen des Übels sind im Letzten nicht persönlich und materiell, sondern sind bloß verschiedene Anschauungsformen des gleichen Irrtums oder der gleichen Lüge", schreibt man dort.
Der eine hat demnach als "Anschauungsform" einer (wirklichen oder angeblichen?) Lüge einen Klumpfuß, der andere wieder Asthma, etc.!

Aber wenn "christliche Wissenschaftler" auch stets nur von "sogenannten" Krankheitsgesetzen sprechen, können doch auch ihre Gebete eine von Tuberkulose zerfressene Lunge oder das mit einem Stein ausgeschlagene Auge nicht ersetzen.
Es gibt genug Fälle, wo sogar Lehrer der "christlichen Wissenschaft" bei einer Erkrankung lieber zur Heilkunde, als zum "Gesunddenken" Zuflucht nehmen.


Was aber mit den vielen "beglaubigten" Fällen, wo Menschen durch solche Gesundbeter von leiblichen Übeln befreit worden sind ? Eine gute Anzahl davon mögen auf reiner Suggestion beruhen, ein anderer Teil kommt gewiß unter dämonischer Einwirkung zustande, etwa wie folgender, im "Herold der Christlichen Wissenschaft" vom August 1936 berichteter Fall:
"Ich stürzte und renkte mir den Oberarm aus. Mein Mann hob mich auf und bat mich, zu versuchen, den Arm oder wenigstens die Hand zu bewegen; aber es war unmöglich. Der Arm. hing schlaff herab und schien schwer wie Blei. Einige Jahre vorher renkte ich mir den rechten Arm aus. Ich mußte sofort zum Arzt gehen, und es hatte Monate gedauert, bis ich nach mehreren schmerzhaften Übungen den Arm wieder gebrauchen konnte. Einige Jahre später renkte ich mir den Arm wieder aus. Ich mußte sofort in die Klinik gehen; der Kleiderärmel wurde aufgeschnitten und der Arm, während ich in der Narkose lag, eingerenkt...

Als ich nachdachte, wurde mir klar, daß ich in Zoppot keinen Arzt kannte; denn wir wohnten noch nicht lange hier. Ich sah, daß der Weg zu Gott näher ist als zum Arzt; und es fiel mir der Vortrag ein, den ich gerade gelesen hatte, worin es hieß, daß wir uns nur unter Gottes Gesetz zu stellen brauchen, um der Segnungen dieses Gesetzes teilhaftig zu werden. Ich wandte mich von dem materiellen Vorkommnis ab und dem unwandelbaren und vollkommenen Gesetz Gottes, des Guten, zu.

Da spürte ich plötzlich einen Ruck durch meinen Körper, so stark, daß ich aufschrie. Mein Mann erschrak und fragte mich, was geschehen sei. Ich konnte in tiefster Dankbarkeit zu Gott antworten: Der Arm ist geheilt; ich kann ihn wieder bewegen."
Nun, wenn Dämonen einen Menschen heftig zu schütteln vermögen ... können sie auch seinen Arm wieder einrenken!

Die Erklärung, daß, wenn Jesus Kranke geheilt habe, jeder seiner Nachfolger ebenfalls dazu fähig sein müsse, ist ganz abwegig. ...
Auch Timotheus hatte ein chronisches Leiden, und Paulus empfahl ihm dagegen nicht das Beten, sondern "etwas Wein" zur Magenstärkung.
Die "Christliche Wissenschaft" erhebt Anspruch auf die richtige Auslegung der Bibel, leugnet dabei aber alle Grundlehren der Heiligen Schrift und setzt an deren Stelle feindämonische Hirngespinste. ..."


Zu dem zuletzt zitierten "Trost"-Artikel musste selbiges dann aber erneut registrieren, dazu von seiten der "Christlichen Wissenschaft" eine "Entgegnung" zugesandt bekommen zu haben, worüber "Trost" in seiner Ausgabe vom 15. 10. 1939 berichtet.


"An die Halbmonatszeitschrift "TROST"
In Bern
In Ihrer Nummer vom l. Juli nimmt ein Artikel Stellung gegen die Christliche Wissenschaft, und zwar von einem Standpunkte aus, der dieser Lehre entgegengesetzt ist. Die großen Fragen des Daseins, seiner Ursache und seiner Grundlage können von verschiedenen Standpunkten aus gestellt werden. Man kann, wie in dem erwähnten Artikel, mit den Erscheinungen anfangen, die von den fünf körperlichen Sinnen wahrgenommen werden, und dann seine Schlußfolgerungen daraus ableiten. Den Wahrnehmungen entsprechend kommt man auf eine Ursache, die beides. Gut und Böse, in sich schließt.

Die Christliche Wissenschaft betritt den entgegengesetzten Weg: Sie beginnt mit der Ursache und findet der Ursache entsprechende Folgen. Als Ursache betrachtet sie das, was in der Bibel Wahrheit, Liebe, Geist oder Gott genannt wird. Der unbegrenzte Geist kommt in Ideen zum Ausdruck, nämlich dem Menschen und dem Universum. Diese Ideen sind in ihrem wirklichen Sein ebenso geistig und vollkommen wie ihre Ursache oder ihr Erzeuger, der ihr Leben ist. Zum Beweise der Richtigkeit ihrer Auffassung weist die Christliche Wissenschaft u. a. auf die heilenden Demonstrationen hin, die selbst von den körperlichen Sinnen nicht weggeleugnet werden können. Jesus Christus faßte seine Anschauung einmal kurz in die Worte: "Der Geist ist's, der da lebendig macht; das Fleisch ist nichts nütze." (Joh. 6:63).
Meinrcid Schnewlln
Christian Science Komitee für Veröffentlichungen für die deutsch-sprechende Schweiz.


Dazu meint "Trost" dann noch:
"Mit diesen wenigen Zeilen wird keine einzige der logischen Erwägungen und biblischen Beweisführungen des TROST-Artikels vom l. Juli abgetan. Es ist auch nicht korrekt, als einzige Untersuchungsmethode jenes Artikels den Rückschluß von der Wirkung auf die Ursache zu bezeichnen. Mit dieser Methode käme man zu so gut wie gar keiner Erkenntnis über den Schöpfer und zu überhaupt keiner Erkenntnis über sein Vorhaben. Vielmehr müssen als Grundlage der Erkenntnis die eigenen Aussagen Gottes, also seine Belehrungen in seinem Wort, der Bibel, gelten.

Christliche Wissenschaftler lassen nun sowohl die Lehren der Wirklichkeit (oder der Wirkungen), als auch diese Aussagen des Schöpfers außer acht und verlieren sich in menschlichen Überlegungen, die weder zum Anfang (der Ursache) noch zum Ende (der Wirkung) führen, so daß sie dann, wie in obigem Schreiben, zum Beispiel den Menschen bloß für eine Idee halten, was verkehrt ist, und noch dazu für eine vollkommene Idee, was beim jetzigen Zustand des Menschen ebenfalls verkehrt ist. Damit werden Sündenfall und Erlösung geleugnet.

Sind Jesu Worte: "Der Geist ist's, der da lebendig macht; das Fleisch ist nichts nütze", wirklich eine Rechtfertigung der Christlichen Wissenschaft? Sprach Jesus hier davon, daß nur der Geist etwas Wirkliches, das Fleisch jedoch etwas Unwirkliches, nur Gedachtes sei ?

Das kann man aus seinen Worten unmöglich herauslesen! Er hat nicht die tatsächliche Existenz das Fleisches geleugnet, wie Christliche Wissenschaftler es tun, sondern hat betont, daß das Fleisch ohne den Geist nichts ist, weil das Leben nicht vom Fleische ausgeht. Jesus hatte niemals die merkwürdige Idee, fleischliche Leiber gäbe es überhaupt nicht. Aus Stellen wie Johannes 3: 6, Lukas 24: 39 und andern geht das klar hervor.

Es besteht eine Ähnlichkeit zwischen den Worten Jesu in Johannes 6: 63 und dem Ausspruch des Apostels Paulus In 2. Kor. 3: 6, wo es heißt: "Der Buchstabe tötet, der Geist aber macht lebendig." Das zeigt der Zusammenhang In Johannes Kapitel 6. Wie In den vorhergehenden Versen (53 bis 55 u.a.) berichtet, hatte Jesus seine Zuhörer in der Synagoge belehrt, sie könnten kein ewiges Leben haben, wenn sie nicht sein Fleisch äßen und sein Blut tränken. "Die Juden stritten nun untereinander und sagten: Wie kann dieser uns sein Fleisch zu essen geben?" (Vers 52). Sie verstanden also die geistige Bedeutung seiner Worte nicht, und so mußte Jesus ihnen tatsächlich erst klar machen, daß es sich ja nicht um das Fleisch seines (wirklich vorhanden gewesenen) Menschenkörpers handle, sondern um sein als Opfer gebrochenes und als Lösegeld dargebrachtes Menschenleben.


Und so sagte er: "Der Geist ist es, der lebendig macht; das Fleisch nützt nichts. Die Worte, welche ich zu euch geredet habe, sind Geist und sind Leben."
Diese Worte eines gesunden, lebengebenden Geistes sind kein geeignetes Material für ein phantastisches Weltbild, das die Wirklichkeit und das Wort Gottes außer acht läßt.

 

Eine weitere WTG-Stellungnahme konnte man der "Trost"-Ausgabe vom 1. 6. 1943 entnehmen. Dort ist in der Form eines Frage- und Antwortspiels zu lesen:

Frage : Entsprechen die wichtigsten Lehren der „Christlichen Wissenschaft" (Gesundbeten) der Wahrheit? Sind sie mit der Bibel, der Naturwissenschaft oder dem gesunden Sinn in Übereinstimmung ?

Antwort: In den Darlegungen der „Christlichen Wissenschaft" kann man lesen, Gott sei Geist; alles, was Gott geschaffen habe, sei Geist; Materie (Stoff) sei das Gegenteil von Geist und also nicht von Gott geschaffen, sondern nur Einbildung des sterblichen (unvollkommenen) Gemüts. Da es demnach in Wirklichkeit keine körperlichen Menschenleiber gibt, können sie nach dieser krausen Lehre auch nicht wirklich krank sein. Somit, meinen ihre Anhänger, genüge richtiges Denken, um völlig gesund zu werden und es ewig zu bleiben.

Wahrscheinlich hat nur der Wunsch, gesund zu sein, jemals einen denkenden Menschen veranlaßt, eine solche Lehre ernst zu nehmen. Was tut man nicht alles um der Gesundheit willen!

Ob diese Lehre biblisch oder wissenschaftlich ist, kann leicht entschieden werden. Obwohl Gott ein Geist ist, erschuf er doch unzählige Dinge, die nicht Geist sind: Myriaden Sterne, Sonne, Mond und Erde; auf Erden überdies leblose Stoffe, wie Mineralien, Gewässer, Luft, dazu Pflanzen, Tiere und Menschen aus dem "Staub vom Erdboden". Es war eine göttliche Idee, sogar Tiere und Menschen aus Staub zu schaffen. "Betrachtet die Lilien des Feldes, wie sie wachsen: sie mühen sich nicht, auch spinnen sie nicht." (Matthäus 6:28) So gab Gott dem Gras, das gewiß nicht geistig ist, sondern stofflich, Pracht, die Salomos Herrlichkeit übertraf. Kein Mensch hätte dies tun können; es wäre auch keinem in den Sinn gekommen, solche materielle Gebilde zu schaffen. Und nun mutet man uns zu zu glauben, daß die erstaunliche Herrlichkeit der stofflichen Natur nur Einbildung des verdorbenen Gemüts sei!

Frage: In einer Abhandlung der „Christlichen Wissenschaft" schreibt ein Mitglied des Vortragsausschusses: „Die Definition der Gottheit im christlich-wissenschaftlichen Lehrbuch besteht aus folgenden sieben Synonymen: ,Gemüt, Geist, Seele, Prinzip, Leben, Wahrheit und Liebe' (S. 465)." Ist das biblische Wahrheit?

Antwort : Solche angebliche Definitionen verdunkeln mehr als sie aufhellen. Gewiß schreibt Johannes: „Gott ist Liebe", aber das ist keine wissenschaftliche Definition. Liebe und Gott oder Wahrheit und Leben, Prinzip, Seele, Geist und Gemüt sind wirklich nicht synonym (gleichbedeutend). Gottes Wort gestattet die Trennung oder Unterscheidung dieser Dinge. "Denn das Wort Gottes ist… schärfer als jedes zweischneidige Schwert, und durchdringend bis zur Scheidung von Seele und Geist…" (Hebräer 4:12) Gott ist ein Geist (Geistwesen), und der Mensch war ursprünglich "im Bilde Gottes" aus „Staub vom Erdboden" erschaffen. Jedenfalls ist Jehova, der Schöpfer, ein persönlicher Gott. Auch Adam war eine Person. Aber Liebe, Wahrheit, Gemüt oder Prinzip sind keine Personen. Diese Wörter sind nicht synonym.

Frage: Ist die Behauptung der „Christlichen Wissenschaft" richtig: "Da der Mensch Kundwerdung oder Widerspiegelung (Gottes) ist, liegt es uns ob, uns in unserm wahren Wesen mit der göttlichen Natur, die in diesen Synonymen ausgedrückt ist, zu identifizieren." ?

Antwort: Nein, der Mensch ist nicht von göttlicher Natur. Im Anfang des zweiten Briefes des Petrus kann man lesen, daß die Glieder der Christusklasse die Verheißung haben, durch die Auferstehung auf geistiger Stufe Teilhaber der göttlichen Natur zu werden. Erst nach der Verwandlung werden die 144 000 Glieder Christi göttliche Natur (Unsterblichkeit) erlangen. Menschen sind niemals unsterblich und ihrem wahren „Wesen" (Sein) nach nicht Gott, auch nicht bloß Gemüt, Prinzip, auch nicht Geist.

"Der erste Mensch ist von der Erde, von Staub." (l. Korinther 15:47) Die "Christliche Wissenschaft" widerspricht dem Apostel und dem gesunden Sinn.

Frage: "Das christlich-wissenschaftliche Lehrbuch besteht auf der Allheit und der Unendlichkeit Gottes und folgert vernunftgemäß daraus, daß das Böse unwirklich ist, daß es in einer Unendlichkeit des Guten keinen Raum für das Böse gibt, und daß es nichts außer der Unendlichkeit geben kann." Was ist dazu zu sagen?

Antwort : Diese Folgerungen sind völlig unvernünftig und schriftwidrig. Die Bibel sagt schon auf dem ersten Blatt, daß das Böse wirklich ist. Und der Lohn der Sünde ist der Tod. Der Tod beweist die Wirklichkeit des Bösen sehr eindringlich. Nur eine ganz närrische Philosophie kann den Tod leugnen, ebenso die Wirklichkeit von Krankheit, Sünde oder Unrecht. Es verlohnt sich nicht, über Selbstverständliches zu streiten. Wer die Wirklichkeit des Bösen nicht anerkennt, hat zuvor aufgehört, vernunftgemäß zu denken. Wer die Wahrheit finden will, muß mit gesundem Sinn denken; er darf nicht den Fabeln folgen. Wir sind zu jeder Auskunft über biblische Dinge bereit. Aber wir disputieren nicht mit Menschen, die keck behaupten, das Böse sei unwirklich. Solche Lehren verdienen keine Widerlegung. Wer der Lüge oder der Narrheit glauben will, wünscht die Wahrheit offenbar nicht zu kennen.

Frage : Beweisen die Krankenheilungen, daß die Lehre von der geistigen oder göttlichen Natur des Menschenwesens richtig ist?

Antwort: Nein, alle Täuschungen und selbst Wunder der Lüge können unmöglich beweisen, daß der Mensch nicht irdisch oder daß Gottes Wort falsch sei. Jesus heilte wirkliche Kranke wirklich. Er heilte nicht bloß Einbildungen. Er wird auch den Tod hinwegtun samt Sünde und Krankheit. Doch beweist dies nicht die Unwirklichkeit des Bösen. Wegen etwas Unwirklichem wäre kein Lösegeld nötig.

Der Apostel Paulus wurde trotz wiederholtem Gebet nicht geheilt, weil Gottes Kraft in den (wirklich) Schwachen mächtig ist. (2. Korinther 12:9) Und in l. Timotheus 5:23 wird vom Apostel gegen Unwohlsein etwas Wein, nicht etwa Gebet empfohlen.

Wieder mal - nun wahrlich nicht zum „ersten" Male - begegnet man in „Trost" vom 15. 11. 1943 einer polemischen Auseinandersetzung selbigen, mit der sogenannten „Christlichen Wissenschaft" Und zur rechten Einstimmung der eigenen Leserschaft, bekam dieser Artikel, der dem „Trost" erneut 1,5 seiner Druckseiten „wert" war, die Überschrift:
„Philosophie und eitler Betrug".

Die Häufigkeit mit der „Trost" dieses Thema aufgreift, und der für seine Verhältnisse nicht geringe Umfang, der ihm jeweils gewidmet wird, zeigt einmal mehr die Befürchtung der „Trost"-Redaktion, dass besagte „Christliche Wissenschaft" ja auch im eigenen Revier „wildern" könnte. Man wird der Mary Baker Eddy-Religion nun nicht unterstellen können, dass sie in der Richtung gezielte Anstrengungen unternahm. Das wohl eher weniger. Aber „Trost" hat wohl nicht zu unrecht erfasst, dass die eigene Klientel, eben eine besondere Anfälligkeit auch für deren Thesen - fallweise - zeitigen würde. Und dem sucht man nun entgegenzusteuern.

Es ist wohl auch offenkundig, dass eine Religion, die von „Trost" schon in der Überschrift als „eitler Betrug" gebrandmarkt wird, über just diesen Umstand alles andere denn als „erfreut" ist. Und so wurde denn „Trost" auch prompt mit Gegendarstellungen seitens der Mary Baker-Eddy-Religion eingedeckt. „Trost" kam auch nicht umhin, ein paar Sätze aus diesen Gegendarstellungen zu zitieren. Lässt aber keinen Zweifel darüber aufkommen, wie es dazu steht.
Als gewievte Profis verpackt „Trost" das ganze in eine agressive Polemik, von der schon die Artikel-Überschrift kündet.

Nicht ungeschickt, leitet jener Artikel mit der Ausführung ein:

„Da die Welt voller Geheimnisse und Rätsel ist, versuchen alle natürlichen Menschen, sogar schon im frühen Kindesalter, sich in der Überfülle der Erscheinungen zurechtzufinden. Man möchte wissen, warum man des Nachts Sterne sieht, weshalb der Mond zu- und abnimmt, warum das Wasser zu hartem Eis werden kann, woraus der Blitz oder die Sonne besteht, wieso aus Samen Blumen und Bäume hervorwachsen, worauf die Vererbung von Tugenden und Fehlern von Geschlecht zu Geschlecht beruht, warum Menschen sterben müssen, ob es ein Weiterleben nach dem Tode gibt, wie das Böse in die ursprünglich vollkommene Welt kommen konnte, ob es von Anfang neben Gott einen Teufel gab, und was man tun kann, um dem allgemeinen Verderben zu entrinnen. Auf solche und viele ähnliche Fragen geben kaum zwei selbständig denkende Menschen ganz die gleiche Antwort; denn wir erkennen nur stückweise. So entsteht dann die Frage: Welche Auffassung entspricht nun
der Wirklichkeit? Was ist Wahrheit?"

Aber damit ist der „höfliche Teil" der „Trost"-Replik schon mal beendet. Im folgenden macht man dann aus dem eigenen Herzen keineswegs eine Mördergrube.
So belehrt dann „Trost":
„Nach dieser "eitlen" Grundlehre ist also Sünde, Krankheit und Tod nicht wirklich vorhanden. An anderer Stelle leugnet die "Christliche Wissenschaft" überdies auch die Wirklichkeit der materiellen Schöpfung. Nach dieser "Weltweisheit" oder Philosophie ist es nicht wahr, daß Adam aus Staub war, daß er eine wirkliche Sünde getan hat und wirklich den Tod dafür erntete. Wenn es nach dieser eitlen Lehre keine wirkliche Krankheit gibt, dann braucht man die Kranken auch nicht zu heilen."

Und als weiteres „Highlight" darf sich die Mary Baker-Eddy-Religion, via „Trost" dann noch ins „Stammbuch" schreiben lassen:
„Wer die vernünftigen Lehren der Bibel verwirft, gerät in die Schlingen des Fürsten der Finsternis. Paulus schreibt: "Und deshalb sendet ihnen Gott eine wirksame Kraft [oder Wirksamkeit] des Irrtums, daß sie der Lüge glauben."

Auch über den „Trost"-Satz, dürfte die Mary Baker Eddy-Religion wohl kaum erfreut gewesen sein:
„Tatsächlich ist uns noch kein Gläubiger dieser unnüchternen Lehre begegnet, der im Ernst das selber wirklich glaubt, was er nach dem Lehrbuch der Gründerin seiner Gemeinschaft anerkennen sollte. Mit jedem Atemzug leben auch sie in völliger Abhängigkeit von dem, was sie unwirklich nennen."

Und ausklingen tut die „Trost"-Replik dann noch mit den Worten:
„Aber Jesus heilte ... Nicht durch Belehrung über Philosophie und eitlen Betrug. Und dadurch unterscheiden sich Jesu Heilungen gründlich von allen religiösen Heilungsnachahmungen."

Etwas abgemildert, im Grundsatz aber weiter strikt ablehnend, begegnet man auch nach 1945 noch  ähnlichen Stellungnahmen zum Thema; etwa im "Wachtturm" vom 1. 6. 1964. Auch dieser Artikel schließt mit der Aussage:

"Sie (die Christliche Wissenschaft) bemüht sich, physische Krankheiten zu heilen, indem sie den Leidenden klarzumachen sucht, dass Schmerz sowie das materielle Dasein unwirklich seien und nur vermeintlich existierten. Diese Lehre kommt aber nicht von Gott; sie läßt sich weder durch Gottes Wort, der Bibel, noch durch wissenschaftliche Tatsachen beweisen. Folglich muß die Kraft, die Mary Baker Eddy inspirierte, von bösen Geistermächten stammen."

Exkurs
Auch die Schrift des den frühen deutschen Bibelforscherkreisen entstammenden Friedrich Bösenberg, der dann etwa ab 1916 (Tod Russells seine eigenen, mehr liberaleren Weg ging).
Dessen Schrift "Willst du gesund werden?" thematisiert letztendlich auch die Gegenposition zur Mary Baker Eddy-Religion.


Etwa, wenn er in ihr schreibt: (S. 5):
"Da werden gar mancherlei Wege eingeschlagen. Es darf nicht verschwiegen werden, daß auch viele Gläubige sich von den Verlockungen der fälschlich sogenannten "Christlichen Wissenschaft blenden und verführen lassen und den "Gesundbetern" in die Hände fallen; in diesem Falle ist eine etwa eintretende Linderung oder Heilung leiblicher Beschwerden mit ewigem Verluste allzu teuer erkauft."

In der Sache als solches, propagiert Bösenberg dann Fastenkuren, welche seine Meinung nach, Giftstoffe aus dem Körper wieder entfernen würden.
Also seine Tendenz ist dahingehend klar, zur Heilpraktikerszene zu tendieren, womit er ja weitgehend auch die Positionen der WTG-Hörigen vertritt, welche sich auf einem ähnlichen Level bewegen.
Und die Mary Baker Eddy-Religion habe halt einen anderen Ausgangspunkt.

Um nochmals auf die sogenannt "Christliche Wissenschaft" zurückzukommen. Aus einem ihrer Bücher (im Bestand der Berliner Staatsbibliothek)
Mary Baker Eddy "Vermischte Schriften", Boston (USA) 1967 sei noch nachfolgender, durchaus charakteristischer Passus zitiert
(S. 53f.):

"Fragen und Antworten
Halten Sie es zuweilen für ratsam, eine Arznei anzuwenden, um den Heilungsverlauf zu unterstützen, wenn sich die Wiederherstellung des Patienten verzögert?
(Antwort):
Durch irgendwelchen Kompromiß mit der Materie schwächen Sie nur Ihre Kraft, durch Gemüt zu hellen; das hieße tatsächlich anerkennen, daß Gemüt unter schwierigen Umständen der Materie nicht Herr werden könne, Wer seine Zuflucht zum Physischen nimmt, sucht nach denn, was nicht über, sondern unter der Norm der Metaphysik steht, und er beweist damit seine Unkenntnis der Bedeutung dieses Begriffes und der Christlichen Wissenschaft."


Exkurs Nummer zwei:
Es soll ja bekanntlich vielerlei Art von "Weltreisenden" geben. Über einen der "besonderen Art", der dann auch darüber einen Bericht abgeliefert hatte, wurde schon mal berichtet.
Um nicht weitere Stationen seiner "Weltreise" schon vorab in "Angst und Schrecken" zu versetzen, hatte besagter "Weltreisender" für seinen Bericht den Pseudonym-Namen "All" auserkoren, worunter man dann ja "alles und nichts" verstehen kann.

Das besondere an diesem "Weltreisenden" war halt, seine Stationen hießen nicht Länder, sondern Religionen.
Auch der Religion der Zeugen Jehovas hatte er denn ja mal einen Besuch abgestattet, um alsbald danach, es auch anderswo mit seinem "Glück" zu versuchen.
Der Zeugen Jehovas bezügliche Teil der "Weltreise" des "All".

Und siehe da, sieht man sich seinen Bericht an, kann man auch registrieren, selbst der Religion der Mary Baker Eddy stattete er einmal einen Besuch ab.
Da seine diesbezüglichen, dort gesammelten Eindrücke, hier noch nicht zitiert wurden, mag das jetzt mal nachgeholt werden. Die nachfolgende Zitierung erfolgt kommentarlos. Es wird also nur berichtet, was besagter "All" denn selbst da so zu Papier brachte. Er schreibt:


Anläßlich eines deutschsprachigen Vertrags im Institut "Die Brücke" in meiner Heimatstadt (die Brücke ist bekanntlich das britische Kulturzentrum in westdeutschen Städten), an den sich eine kurze Diskussion in englischer Sprache anschloß, lernte ich eine Dame kennen, dadurch, daß sie neben mir saß, die mir durch ihr feines und gebildetes Englisch auffiel und die mir zum Schluß auch noch einige sehr interessante Bücher der zeitgenössischen, nordamerikanischen Literatur empfahl. Sie selbst war wohl Deutsche, hatte aber lange Jahre in den Vereinigten Staaten zugebracht und zwar in Boston/Massachusetts. Ihr Englisch war wie gesagt sehr gediegen und sie schien allem Schönen und Hohen so aufgeschlossen und gab sich selbst derart gelöst und frei, daß ich brennend daran interessiert war, zu erfahren, wie man so eine Lebenshaltung nicht nur haben, sondern vor allen Dingen auch aufrechterhalten konnte, in dieser argen Welt.

Es ist hier hinzuzufügen, daß ihr Wesen nicht etwa nur einmalig s o war, sondern ich hatte dann öfter Gelegenheit, mit ihr zusammen bei Vorträgen zu sein, und sie war stets von der gleichen Art. Hat man nun, wie ich, so gerungen mit allem und fühlte man sich so entleert zuzeiten, so ausgeschlossen gleichsam von einem gesunden und klaren Strom von Geistigkeit, dann konnte es schon sein, daß man einen Menschen wie diese Dame ansprach und nach dem "Warum" ihres So-seins fragte. Diese Frage stellte ich ihr.

Ihre Reaktion darauf war weder gekünstelt, noch todernst, noch lächerlich, sondern ganz natürlich und freundlich lächelnd meinte sie, mir darüber gerne ein wenig erzählen zu wollen, wenn es mir genehm sei, sie einmal in ihrer Wohnung zu besuchen, weil wir schon Ruhe und Zeit würden haben müssen, um über etwas so wichtiges und zugleich auch persönliches zu sprechen. Jedenfalls aber war sie gleich auf meine Frage eingegangen und die Art, wie sie es getan hatte, versprach mir ein gutes und auferbauendes Gespräch und mögliche Aspekte des Lebens und der eigenen Haltung, die ich noch nicht kannte.


Mein Besuch in ihrem Haus, es war eines der vornehmsten Häuser im vornehmsten Viertel unserer Stadt, verlief so. wie ich es mir wünschte. Keine lärmende Halleluja-Atmosphäre. Doch auch keine verdunkelten Zimmer. Kein Plüsch und auch keine krampfhafte Moderne.
Beim Betreten des Vorraums Ihrer Wohnung empfing mich die Dame schon, denn sie hatte mich kommen sehen, aus ihrem Arbeitszimmer, das zur (ruhigen) Straße hinaus lag.

Es umfing mich von Anfang an eine Atmosphäre, die ich nur die CHRISTLICH-WISSENSCHAFTLICHE nennen kann. Man findet sie bei den akkreditierten "AUSÜBERN" und in den LESEZIMMERN dieser Denomination wieder.
Eine Wand des Vorraumes war mit einem großen Portrait der Mrs. Eddy — Entdeckerin und Gründerin der CHRISTIAN SCIENCE - dekoriert. Farben und Figurationen dieses Bildes waren so harmonisch abgestimmt, daß ich es schön fand, wenn wohl auch nicht sehr überzeugend, denn es stellte Mrs. Eddy so dar — da man es ja doch mit ihrer irdisdien Persönlichkeit zu tun hatte — als sei sie schon im Ätherischen aufgelöst, denn leichte Schleier verhüllten — außer dem Gesicht — alles.

Das Gesicht wiederum war so pointiert lieblich und so mit rosigen Schlimmern überhaupt, daß man eine Göttin zu sehen glauben konnte.
Durch dieses Bild und durch sofort folgende erklärende Bemerkungen meiner liebenswürdigen Gastgeberin hatte ich also nun erfahren, daß ich im Heim einer Christlichen Wissenschaftlerin war.

Sie führte mich dann in ihre Bibliothek, wo wir den Tee zusammen nahmen und dort erzählte sie mir von ihrer Religion und dem Grund ihres strahlenden Wesens.
Wir sprachen gedämpft. Keine frömmelnde Maske fiel. Keine Angriffe wurden aus dem Hinterhalt auf andere gestartet. Niederes und negatives Verhalten, oder ein absolutes Verurteilen Andersgläubiger würde niemals auf der Linie der Christian Science liegen. Auch nicht auf der Linie dieser Dame.


Unser Gespräch blieb natürlich nicht immer neutral und unpersönlich, denn meint man zum ersten Mal auf ein edles Verstehenwollen und Verstehen können seitens des Gegenübers zu stoßen, dann möchte sich wohl jeder gerne einmal aussprechen.
Endlich machte mir die Dame aber doch klar, daß alle anderen Kirchen und Bewegungen sich im Irrtum befänden, wiewohl die Christliche Wissenschaft deren keine angreift, oder antastet. Nach Ansicht der Christlichen Wissenschaft muß jedoch alles Bemühen der Anderen vergeblich sein, weil sie alle i m
A u s g a n g mit einem irrigen Gottesbegriff beginnen und, ist die Prämisse falsch, wird es immer auch die Conclusion sein.

Die Verpersönlichung Gottes stürzt uns — so lehrt Christian Science — kopfüber in Nacht und Wirrsal. Gott ist, so sagt Christian Science, indem er erstens weder männlich noch weiblich, oder aber zumindest beides ist, mehr als eine Person — er ist das ALL, ist WAHRHEIT, LEBEN und LIEBE selbst, IST IM WEITEREN PRINZIP, ist INTELLIGENZ, der ALLIEBENDE, ALLGEGENWÄRTIGE und ALLWISSENDE. Der ALLMÄCHTIGE!
Der Mensch war ist und wird sein nie mehr und nie weniger als das Ebenbild dieses Gottes, der ihn ja schuf in seinem Bild und Gleichnis.
Zudem ist der Mensch völlig geistiger Natur — wie Gott selbst. Was unseren Augen wie eine materielle Welt erscheint, ist — mit allem was uns darin quält und erfreut - IRRTUM, ILLUSION, LÜGE.
Auf solchen und ähnlichen Schlußfolgerungen ruht das ganze Lehrgebäude der Christlichen Wissenschaft.

Waren schon die Zeugen Jehovas nicht auf den ersten Blick zu durchschauen,
so sicher nicht die Christian Science — und auch nicht auf den zweiten und dritten Blick.

Wenn ich das jetzt sagte, so soll damit nicht gesagt sein, daß man diese Wissenschaft überhaupt durchschauen soll, denn ich kann keinen bedauern, der in ihr seine Zuflucht suchte und fand. Sie bietet Großes und Vielerlei und ihre Geistigkeit ist nicht von niederer Art.

Ich muß gestehen, daß jener Tag bei der so kultivierten Dame einer der liebsten in meinem Denkleben war und ich hatte mich zumindest herausgehoben gefühlt aus einem Irrgarten des Denkens über alles mögliche — sowie hineinversetzt in kristallklare Sphären.

Meine Gastgeberin hatte zu meiner Freude auch immer wieder darauf aufmerksam gemacht, daß das Reich des Wirklichen, (The realm of the real), in unserem Denken ist. Mit einem erhobenen Denken wird in der Christlichen Wissenschaft geheilt, wozu ein Heer von geschulten und anerkannten Praktikern rund um den Globus tätig ist, versorgt und mild kontrolliert von der MUTTERKIRCHE (MOTHER CHURCH) in BOSTON aus. DIE VERLAGSGESELLSCHAFT dieser Kirche, die sich ebenfalls in Boston befindet, schüttet täglich eine Riesenflut von Schriften über die Erde — wenn auch diszipliniert und wohlgeordnet und nicht in einem wilden Pamphleten-Dienst, wie ihn manche Sekten unterhalten.

Und doch — es ist aber auch nur eine Sekte.
Wie man es auch dreht und wendet.
Mrs. MARY BAKER-EDDY war eine Bürgerin der Vereinigten Staaten von Nordamerika und lebte außerdem noch in einer rüschen- und spitzenfreudigen Zeit der Damenmode. Daher kommt es, daß sie von manchen Menschen für einen Modegecken gehalten wird, weil es in ihrer Garderobe der erfolgreichen, späteren Jahre nicht an einer Flut von Schleiern, Federn und Pelzverbrämungen fehlt und dazu noch wagemutigen Hüten, die in etwa auch den Geschmack von Mrs. Eddy getroffen haben mußten, denn sonst hätte sie sie ja nicht tragen müssen.

Es ist mir selbst durchaus verständlich, wenn sich viele Sekten nach ihrem geistigen Ideal kleiden und zu einer Puritanerin, solange sie eine solche ist, paßt sicher am besten jener dürftigen Nackenknoten, den man oft bei Anhängerinnen von Sekten trifft und, den böse Mäuler die "Sektenzwiebel" genannt haben.
Oder nehmen wir die Heilsarmee, bei der es doch ohne Litzen und Mützen, ohne Ränge und die dazugehörigen Epauletten nicht zünftig vor sich ginge, wenn ich mich nicht irre.
Darum soll auch Mrs. Eddy sie ruhig so getragen haben, wie sie es für angemessen und geboten erachtet.


Anders ist es schon für ihre Anhängerinnen. Wenn man diesen nämlich abspürt und ansieht, daß sie sich bewußt "auf Mrs. Eddy" zurechtstutzen, in Haltung, Mimik, in Frisur usw., dann merkt man, daß eben doch, entgegen aller Dementis, ein Kult mit Mrs. Eddy getrieben wird.

In den Kreisen der Christlichen Wissenschafter ist eine gewisse Art von Wohlanständigkeit und Gutsituiertheit das Selbstverständliche.
Zunächst kann man sich dabei wie geborgen fühlen. Kommt man aber in vielen Zweigen dieser Bewegung herum, wie ich dann spürt man doch, daß hier eine Gleichmacherei im Spiele ist und das ist bedrückend genug — bei so hohem Anspruch der Christlichen Wissenschaft als Lehre.
Wer es wagen würde, in Gesprächen mit Christlichen Wissenschaftern, bei allem was er äußert, nicht immer wieder geschickt einzuflechten, daß und wie Mrs. Eddy dies auch gesagt und gemeint hat — würde als nicht sehr up-to-date erfunden und müßte mit höflichen Korrekturen seiner Meinung rechnen.

Zwei Jahre bin ich — man mag es kaum glauben — dieser Lehre in Theorie und Praxis nachgegangen und ich könnte nicht sagen, daß es mir langweilig dabei geworden wäre.
Es ist immens, was für ein Lehrgebäude — äußerlich zum Ausdruck gekommen in den Kirchenbauten dieser Bewegung in Boston — von Mrs. Eddy errichtet worden ist.
Großzügiges Denken, solange es sich nicht von den Kategorien der Christian Science entfernt — ist diesen Leuten kein Dorn im Auge, wie so vielen anderen Sekten wohl.
Royalität im Geldausgeben und Einnehmen - nicht einmal gemünzt jetzt auf die Honorare der Ausüberschaft — sind ihnen natürlich. Sie leben oft einen gewissen Lebensstil dar, den ich den Bostoner-Eddy'schen nennen möchte. —
Überhaupt, dieses ganze Boston-Getue in den Kreisen der Wissenschaftler, ein Liebäugeln damit, als junger Novize in Harvard, (diesem Harvard-Nest), zu studieren - war einer der Punkte, die mich nüchtern machten.


Die Lehren der Mrs. Eddy kann man selbstredend nicht so aus der lockeren Hand abtun, wenn man dies überhaupt will. Es ist ihr unbestrittenes Verdienst - für meine Ansicht — in jedem Fall ein Bollwerk aufgerichtet zu haben gegen den grassierenden Materialismus ihrer Zeit. Sie hat in ihrer engeren Heimat wenig Freunde gehabt, Zeit ihres Wirkens und viele, zum Teil sehr unfaire, Feinde.

Erwähnen muß ich auch - ohne, daß ich mich dahinter stellen will - was Stefan Zweig in seinem Buch: "HEILUNG DURCH DEN GEIST" auf vielen Buchseiten über Mrs. Eddy sagte.
Immerhin i s t es aber gesagt, und man wird einen so großen Mann wohl auch nicht in jedem Punkt Lügen strafen wollen.
Kein Zweifel kann daran bestehen, daß Mrs. Eddy eine kolossal aktive und redegewandte Dame war, und nur ihr konnte es möglich sein, im Alter von 80 Jahren - allein - noch eine Zeitung zu gründen, den CHRISTIAN SCIENCE MONITOR, der heute eine der drei größten nordamerikanischen Tageszeitungen von vorbildlichem Niveau ist
.


[Redaktionelle Einfügung. Erscheint nicht mehr als Printausgabe. Nur noch Online]

Mrs. Eddy hatte ein religiöses Leben gleich mir hinter sich und war lange eine Suchende und erst spät eine Findende gewesen. Sie war als ein echtes religiöses Genie allen alles gewesen und hatte sich mit den SHAKERN ekstatisch geschüttelt, mit den streng puritanischen Gemeinden durchgehungert und war den Spiritisten ein erstaunliches Medium gewesen.

Sie hatte sich aber durch alle hindurchlaviert und konnte erst Ruhe finden, als sie etwas Eigenes zu zimmern begann.
Zu diesem neuen Beginnen half ihr ihre schicksalhafte Begegnung mit dem Heiler Quimby — der ja damals bereits einen großen eigenen Anhängerkreis besaß und heute, obwohl er selbst längst tot ist, noch besitzt, es sind vornehmlich die Anhänger von NEW THOUGHT.
Wie weit Mrs. Eddy und ihr Kreis von den New-Thought-Leuten auch immer abrückte — und vice versa — und welche schmutzigen Prozesse es auch immer zwischen diesen Polen gegeben haben mag, zu tun hatten sie miteinander.


Und heute ist die CHRISTLICH-WISSENSCHAFTLICHE-KIRCHE, wenn auch mit Säuseltönen, die entschieden unnachgiebigere und "unfehlbarere".

Lange und intensiv habe ich — und ohne allzu große Vorbehalte — die ganze Lehre und Botschaft der Christlichen Wissenschaft studiert, gemäß dem Rat der Mrs. Eddy: "Study it and ponder it." Ich hatte mir WISSENSCHAFT UND GESUNDHEIT, MIT SCHLÜSSEL ZUR HEILIGEN SCHRIFT erstanden und sogar noch in rotem Leder, mit Goldschnitt.
Dennoch bin ich heute von dieser Wissenschaft ab.

Ein Feind derselben werde ich niemals werden, wie ich überhaupt keines Menschen und keiner Sache Feind werden möchte, liegt es an mir. Gerade aber deswegen, weil ich so intensiv in die Tiefen dieser Lehre eingestiegen war, wurden mir verschiedene Dinge als Unmöglichkeiten klar, die ich hier aussprechen werde.
Erstens war es ein Handicap für mich, da ich mich ganz dieser Sache hingeben wollte, daß ich — wieviel auch davon geredet und geschrieben wurde, nie eine regelrechte Heilung zu sehen bekam.
Alle sprechen davon — jeder wünscht es sich — doch keiner hat es konkret erlebt.

Doch ich fand auch das nicht gut, daß soviel Standesdünkel und Hochnäsigkeit bei vielen Wissenschaftern Hand in Hand gehen konnten mit dem Anspruch, Prätendenten der RELIGION DER LIEBE zu sein. -

Oder:
Die Christliche Wissenschaft lehrt, daß Gott, so allgegenwärtig er ist, so allgut ist er auch, obwohl es den Menschen oft doch ganz offensichtlich schlecht geht.
Macht man darauf aufmerksam, bekommt man zu hören, daß dies darum so sei, daß diese Menschen Gott nicht richtig verstehen.
Daß sie heil und reich sein würden, würden sie Gottes Kraft, RECHT VERSTANDEN, in Anwendung bringen.


FRAGE:
WER VERSTEHT DENN Gott SCHON RECHT?
Und, auch der cleverste Christliche Wissenschafter scheint Gott eben doch auch nicht richtig zu verstehen, nicht absolut richtig zumindest, denn auch er muß noch — sterben.
Dies, obwohl die Wissenschaft lehrt, daß der Tod, wie die Sünde, ein Irrtum ist.
Außerdem werden die vielen Fälle, wo selbst das beste Verständnis Gottes den Patienten nicht gesund machten, geflissentlich unterdrückt, hintangehalten, oder mit tausend geschickten Argumenten hinweggeredet.

Ich selbst kenne einen alten Herrn gut, der sich um Hilfe an die Wissenschaft, in Gestalt von nacheinander 14 Ausübern, wandte und nicht geheilt wurde, obwohl er mehr als guten Willen, viel Geld und gute Worte in sein Verlangen und in die Wissenschaft investierte. Über den Vorgang, den ich hier meine, habe ich einen Schriftwechsel in meinem Besitz. Er leidet an der Parkinsonschen Krankheit.

Würde ich diese Schrift zu einem Buch größeren Umfangs anwachsen lassen wollen, könnte ich hier fortfahren und berichten über meine Berührungspunkte mit vielen anderen Sekten der Christenheit, so mit den Nachfolgern und Anhängern JAKOB LORBERS, könnte darlegen, was mir die Antroposophie war und, was sie mir nie sein und werden konnte, oder die sich aus ihr erbauende CHRISTENGEMEINSCHAFT Friedrich Rittelmeyers. ...

Darum kann es mir aber an dieser Stelle nicht gehen, es mit diesem Riesenbau von einer Lehre, oder dem Konglomerat unzähliger Teillehren, aufzunehmen. Darum geht es mir auch nicht. Ich bin heute da angelangt, daß ich jeden das seine lasse, was er sein will, wenn ich mich auch unsagbar freue, wenn ich von unnötigen Umwegen erretten kann.
Mein Suchen ist keineswegs am Ende und wird, solange ich ein Leben als Mensch auf Erden zu führen habe, wohl auch kaum an ein solches kommen.

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