Re: Heute vor 90 Jahren ( III)


Rund ums Thema Zeugen Jehovas

Geschrieben von Drahbeck am 31. Oktober 2006 04:45:50:

Als Antwort auf: Re: Heute vor 90 Jahren ( II) geschrieben von Drahbeck am 31. Oktober 2006 04:42:53:

Traumtänzer

Mit was für „Träumtänzer" (man kann die Vokabel sehr wohl wörtlich verstehen), man es bei der Russell-Bewegung zu tun hat, macht auch eine weitere im berühmt-berüchtigten Band 7 der „Schriftstudien" wiedergegebene Episode (S. 437f.) deutlich. In ihr beschreibt Russell seine Kontinuitätslinie zu dem gescheiterten Endzeitpropheten William Miller (Endzeitdaten 1843/44)

Man liest im Band sieben:
Das Folgende ist William Millers Traum, wie er in „The Three Worlds" (die drei Welten) geschildert ist, dem ersten von Pastor Russells Büchern, das seit langem nicht mehr gedruckt wird, und worin es nur als ein Traum erzählt ist. …

Jetzt nun sei William Millers Traum wiedergegeben, und zwar in seinen eigenen Worten:

Ich träumte, daß Gott mir durch eine unsichtbare Hand ein seltsames gearbeitetes Kästchen gesandt habe, etwa zehn Zoll lang und sechs Zoll breit, hergestellt aus Ebenholz und künstlich darin eingefaßten Perlen. Am Kästchen war ein Schlüssel und öffnete das Kästchen, als ich zu meiner großen Verwunderung und Überraschung den Kasten voller Juwelen von allen möglichen Sorten und Größen fand - Diamanten und kostbare Steine - und Gold- und Silbermünzen von allen möglichen Größen und verschiedensten Wert, das Ganze schön und harmonisch sortiert und so künstlerisch gruppiert, daß die ganze Kollektion einen strahlenden herrlichen Glanz ausgoß, der nur in der Sonne seinesgleichen findet.

(Diese Juwelen sind die köstlich schönen Wahrheiten, die das offene Kästchen seinen Blicken darbot).

Ich dachte, es sei meine Pflicht, diesen wunderbaren Anblick nicht allein zu genießen, obgleich mein Herz voller Entzücken über den Glanz und den Schimmer war, die strahlende Schönheit und den unermeßlichen Wert, alles von diesem kleinen Kästchen eingeschlossen,
Ich wies somit dem Kästchen nebst seinem kostbaren Inhalt einen Platz auf einem mitten in meinem Zimmer stehenden Tisch an und ließ bekannt werden, daß alle, die danach verlangen, kommen möchten, um den herrlichsten und glänzendsten Anblick zu genießen, der sich jemals einem menschlichen Wesen in diesem irdischen Leben dargeboten habe. Auf meine Einladung hin kamen zuerst nur vereinzelte Leute, dann einige mehr, allmählich an Zahl zunehmend, bis ein ganzer Menschenschwarm daraus wurde.

Als die Leute zuerst in das Kästchen blickten, wurden sie von Wunder erfaßt, und Ausrufe des Entzückens wurden laut. Als aber die Zuschauer an Zahl zunahmen, hörte das bloße Beschauen auf, und die Juwelen hatten keine Ruhe mehr. Begierige Hände streckten sich nach den Kostbarkeiten aus, nahmen sie aus dem Kästchen und streuten sie über den ganzen Tisch hin.
In diesem Augenblick kam mir der Gedanke, daß der Eigentümer vielleicht das Kästchen und die Juwelen von mir zurück verlangen könne, und daß, wenn ich es ruhig geschehen ließ, daß sie hin und her gestreut wurden, ich sie niemals wieder in derselben Ordnung in das Kästchen einpacken könne. Ich fühlte, daß ich niemals imstande sein würde, die auf mir ruhende Verantwortlichkeit für die Sicherheit der Juwelen zu tragen, denn sie würde eine ungeheure sein.

Ich begann dann, auf die Leute einzureden, die Juwelen nicht mehr in die Hand zu nehmen und sie nicht mehr aus dem Kästchen herauszuholen. Aber je mehr ich sprach, desto mehr streuten sie die Steine umher, und jetzt schienen sie die Juwelen über das ganze Zimmer zu zerstreuen, auf den Fußboden sogar und über alle Möbelstücke. Ich bemerkte dann, daß unter den echten Juwelen und Münzen, die sie umhergestreut hatten, eine zahllose Menge von unechten Steinen und falschen Münzen waren. Ich war ganz empört über das gemeine Benehmen der Leute und ihre krasse Undankbarkeit und stellte sie mit den schärfsten Worten zur Rede; aber je mehr ich sie schalt, desto mehr streuten sie die unechten Steine und falschen Münzen unter die echten und vermischten sie ganz gründlich.

Ich wurde, sehr aufgeregt und geängstigt und versuchte es mit Gewalt, die Leute aus dem Zimmer hinauszudrängen, aber während ich einen hinauszuschieben suchte, kamen drei neue Leute herein und brachten Schmutz, Sägespäne, Sand und allen möglichen Kehricht herein, bis sie jeden einzelnen der echten Juwelen, Diamanten und Münzen mit Unrat bedeckt hatten, sodaß nichts mehr davon zu entdecken war. Auch rissen die Leute das Kästchen in Stücke und streuten die Trümmer unter dem Unrat umher. Ich glaubte, daß niemand auf meinem Kummer und meinen Zorn acht gab. Ich wurde vollständig entmutigt und setzte mich nieder und weinte,

(Als die Zeit von 1844 vorüberging, wie vollkommen ging dies alles in Erfüllung!)

Während ich so weinte und schluchzte und über meinen großen Verlust und meine große Verantwortlichkeit trauerte, kam mir der Gedanke an Gott, und ich betete ernstlich, daß er mir Hilfe senden möge.
Unmittelbar darauf öffnete sich die Tür, und ein Mann betrat das Zimmer, während die anderen Leute alle fortgingen. Dann öffnete der Mann die Fenster und begann mit einem Besen, den er mit sich gebracht hatten den Staub und Schmutz aus dem Zimmer zu kehren. Ich rief ihm zu einzuhalten, da unter dem Unrat kostbare Juwelen verborgen seien. Er aber sagte mir, ich brauche keine Furcht zu haben, da er sich ihrer annehmen werde.

Dann ereignete es sich, daß, während er fegte und bürstete, der Staub und Schmutz, die unechten Juwelen und falschen Münzen sich alle erhoben und zum Fenster hinausstürzten wie eine Wolke, und der Wind entführte sie nach allen Richtungen. In der Aufregung schloß ich die Augen für einen Augenblick. Als ich die Augen wieder aufmachte, war aller Unrat verschwunden, und die kostbaren Juwelen, die Diamanten, die Gold- und Sibermünzen lagen bunt durcheinander im ganzen Zimmer umher. Der Mann setzte dann ein Kästchen auf den Tisch, größer und schöner als das erste Kästchen, sammelte eine Handvoll nach der anderen von den Juwelen, Diamanten und Münzen vom Boden auf und tat sie in den Kasten, bis nicht ein einziges von den Schmuckstücken übrig blieb, obgleich manche der Diamanten nicht größer waren als eine Nadelspitze. Dann rief er mich zu näher zu treten und mir die Sache anzusehen. Ich blickte in das Kästchen, aber meine Augen wurden förmlich geblendet von dem Anblick, der sich mir bot. Der kostbare Juwelenschatz glänzte zehnmal so strahlend und herrlich wie zuerst.

Der Gedanke kam mir dann, daß die Schmuckstücke von den Füßen der bösen Menschen, die den Inhalt des Kästchens auf den Boden ausgestreut und in den Kehricht getreten hatten, im Sande abgescheuert waren. Die Juwelen lagen schön und harmonisch geordnet im Kästchen - ein jegliches an seinen Platz - ohne irgendein sichtbares Zeichen von Mühe und Arbeit auf Seiten des Mannes

(Pastor Russell), der sie in den Kasten getan hatte. Ich stieß einen Freudenschrei aus, und dieser Schrei weckte mich aus dem Schlaf und machte dem Traum ein Ende."

Fortsetzung Parsimony.19648


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