Beth-Sarim

In dem 1939 erschienenen Buch „Die Rettung" von Rutherford, findet sich auch eine Apologie „Beth-Sarim" betreffend. Dort konnte man lesen (S. 325, 326)

In San Diego, Kalifornien, ist im Jahre 1929 auf einem kleineren Grundstück ein Haus erbaut worden, dass die Bezeichnung Beth-Sarim trägt und unter diesem Namen bekannt ist. Die hebräischen Worte 'Beth-Sarim' bedeuten 'Haus der Fürsten'. Mit der Erwerbung des Grundstückes und dem Bau des Hauses wurde bezweckt, einen greifbaren Beweis zu schaffen, dass es heute Menschen auf Erden gibt, die völlig an Gott, an Christus Jesus und an sein Königreich glauben und auch glauben, dass der Herr die treuen Männer alter Zeiten bald auferwecken wird, sodass sie auf der Erde zurück sein werden und die sichtbaren Angelegenheiten der Erde in die Hand nehmen. Den Titel auf Beth-Sarim verwaltet die Watch Tower Bible and Tract Society, und dieses Besitztum soll gegenwärtig von dem Präsidenten der Gesellschaft und seinen Gehilfen benutzt werden und hernach immerdar den vorhin erwähnten Fürsten auf Erden zur Verfügung stehen.

Aber es wurde als gut und Gott wohlgefällig erachtet, dass das vorhin erwähnte Haus als ein Zeugnis für den Namen Jehovas gebaut wurde sowie als eine Kundgebung des Glaubens an Gottes angekündigte Vorsätze. Vielen Menschen der ganzen Erde hat dieses Haus bereits als ein Zeugnis gedient, und während sich die Ungläubigen darüber in Spott und Hohn ergangen haben, steht es doch da als ein Zeugnis für den Namen Jehovas, und wenn dann die Fürsten tatsächlich zurückkehren und jemand von ihnen das Besitztum benutzt, so wird das eine Bestätigung des Glaubens und der Hoffnung sein, die der Antrieb gewesen waren, das Haus der Fürsten zu bauen."

Im Jahrbuch 1931 der Bibelforscher, findet sich gleichfalls ein auf die Mentalität der eigenen Klientel abgestimmter Bericht über jene Fürstenvilla. Man wird schon sagen können, dass in ihm die neuralgischen Punkte in bewusst verharmlosenden Wendungen wiedergegeben wurden. Man konnte in ihm lesen:

"Während des Jahres haben liebende Hände ein gut eingerichtetes Haus bereitgestellt, schön gelegen in San Diego, Kalifornien, wo der Präsident und seine Büromitarbeiter der Strenge des Winters entgehen können und so in der Lage sind, mit dem Werk fortzufahren. Diese Vorkehrung ist gnädig vom Herrn anerkannt worden. Er weiß, wer die Geber sind, und er wird sie dementsprechend segnen. Das Recht auf dieses Haus besitzt die Gesellschaft, und sie verwaltet es als Treuhänder zum dauernden Gebrauch für Gottes Treue. Es wurde als passend erachtet, dem Hause einen Namen zu geben, und deshalb ist es bekannt unter dem Namen 'Beth-Sarim'. Dies ist ein zusammengesetztes hebräisches Wort, und seine Bedeutung ist 'Haus der Fürsten', und es ist den vom Herrn erwähnten Fürsten zugedacht. Es wird zuversichtlich erwartet, dass zu Gottes bestimmter Zeit einige der in Hebräer 11 erwähnten Männer, die Christus zu 'Fürsten auf der ganzen Erde' machen wird, einen Wohnplatz in diesem Hause finden werden, während sie das Werk ausführen, dass der Herr ihnen übertragen hat.

Der Feind brachte viele Redereien über den Bau dieses Hauses in San Diego auf. Seine Absicht hierbei war natürlich, Schmähung auf das Werk der Gesellschaft zu bringen."

Die Sache mit der Fürstenvilla musste man auch zeitgenössisch den Bibelforschern irgendwie "beibringen". Versteht sich in dem Sinne, das alles "rechtens" sei. Dazu veröffentlichte das "Goldene Zeitalter" (Schweizer Ausgabe 15. 9. 1930) einen Artikel des damaligen Druckerei-Direktors der WTG, Robert J. Martin. Er rührt die Rührseligkeitstrommel dergestalt, dass Rutherford wegen einer schweren Lungenentzündung das Winterklima in Brooklyn nicht mehr vertragen würde, und er während dieser Zeit in das klimatisch günstiger gelegene Kalifornien ausweichen müsste. Im einzelnen schrieb Martin dann noch:

"Da es nun sehr unbequem und kostspielig ist, sich für nur einige Monate ein Haus mieten zu müssen, habe ich und einige andere Glaubensbrüder, die eng mit Richter Rutherford verbunden sind, ihn auf die Notwendigkeit eines Hauses in San Diego aufmerksam gemacht, wo er und seine Mitarbeiter während ihres Aufenthaltes arbeiten könnten. Im vergangenen Jahre, als der Herr für die nötigen Mittel gesorgt hatte, ohne das die Gesellschaft damit belastet zu werden brauchte, redeten wir ihm eindringlich zu. Schließlich gab er seine Zustimmung unter der Bedingung, dass das Haus lediglich dem Werke des Herrn und nicht irgendwelchen Privatzwecken dienen solle. Daraufhin reiste ich im Oktober 1929 nach Kalifornien, kaufte ein Grundstück ließ es auf meinen Namen eintragen, schloss mit dem Baumeister einen Vertrag ab und das Haus wurde auf meinen Namen gebaut. Anfang des Jahres 1930 begab ich mich von neuem nach Kalifornien, um den Bau zu übernehmen. … Als Richter Rutherford von treuen Freunden zu dem Bau eines Hauses gedrängt wurde, weigerte er sich, es für sich selbst zu tun und willigte nur unter der Bedingung ein, dass es dem Werke des Herrn diene. Er setzte selbst eine Urkunde über den Besitz des Hauses auf…"

Als weiteres Detail führt Martin in seinem Bericht aus:

"Urkunde. Robert J. Martin (unverheiratet) in Brooklyn, Adams Street 117 wohnhaft, garantiert hiermit den Gelegenheitskauf und verkauft für die Summe von zehn Dollars (10,-) an Joseph F. Rutherford, Brooklyn, Columbia Heights 124, für die Zeit seines Lebens und hernach zu Gunsten der Wachtturm Bibel- und Traktat-Gesellschaft. … Besagte Grundstücke sind in den alleinigen Besitz von Joseph F. Rutherford übergegangen und sollen solange er auf Erden lebt zu seiner Benutzung dienen … "

Um der Sache noch einen "theologischen Anstrich" zu geben, wurde in dem fraglichen Dokument weiter ausgeführt.

"Sie (Martin und Rutherford) erkennen auch die Beweise für die jetzt stattfindende Aufrichtung des Königreiches Gottes zur Segnung der Menschen auf Erden und sind überzeugt, dass die herrschende Macht und Autorität dieses Königreiches den Menschen unsichtbar ist, dass aber dieses Königreich sichtbare Vertreter auf Erden haben wird, die unter der Oberleitung des unsichtbaren Herrschers Christus die Angelegenheiten der Nationen der Erde leiten werden, dass unter diesen treuen Repräsentanten und sichtbaren Regenten der Welt folgende sein werden: David (der einstige König Israels), Gideon, Barak, Simson, Jephta, Joseph (früherer Herrscher in Ägypten), Samuel (der Prophet) und andere treue Männer, deren Namen die Bibel in Hebräer 11 lobend hervorhebt. Die Sachlage ist nun die, dass die Wachtturm Bibel- und Traktat-Gesellschaft besagte Besitzung verwalten soll, bis einige oder alle dieser Männer (wie oben erwähnt) die die sichtbaren Vertreter des Königreiches Gottes auf Erden sein werden, davon Besitz ergreifen und derart gebrauchen, wie es ihnen zum Nutzen des Werkes, dass sie zu tun haben, am zweckmäßigsten erscheint.

Das Grundstück wurde erworben und das Gebäude darauf errichtet unter der Leitung des besagten Joseph F. Rutherford. Es wurde Jehova Gott und seinem König Christus, dem rechtmäßigen Herrscher der Erde, zu dem ausdrücklichen Zweck gewidmet, dass es nur von solchen benutzt werde, die Diener Jehovas sind. … Ferner ist vorgesehen, dass es besagtem Joseph F. Rutherford zusteht, während er noch auf Erden lebt, kontraktlich oder urkundlich zu bestimmen, dass irgendwelche anderen Personen, die mit der Wachtturm Bibel- und Traktat-Gesellschaft in Verbindung stehen, das Recht haben auf besagtem Grundstück zu wohnen, bis David oder andere der Männer, wie sie im 11. Kapitel des Hebräerbriefes erwähnt sind, dass Eigentum in Besitz nehmen werden. Eigentum, welches Jehova Gott geweiht ist, und das für immer seinem Königreich dienen soll. Jede Person, die Anspruch auf diese Anlagen erhebt, soll sich den Beamten besagter Gesellschaft gegenüber zuerst als eine der im Hebräerbrief erwähnte Person, wie in diesem Kontrakt beschrieben, ausweisen.

Als Zeuge unterzeichne ich, Robert J. Martin und besagter Joseph F. Rutherford, am 24. Dezember 1929."

Zum Fall Beth Sarim vermittelt Günther Pape in seinem Buch: "Die Zeugen Jehovas. Ich klage an. Bilanz einer Tyrannei", auch einige interessante Aspekte. Danach habe Robert J. Martin, Direktor der Wachtower Society und Leiter der Wachtturmdruckerei in Brooklyn die technischen Angelegenheiten dieses Hausbaues besorgt. Zum Ambiente des Hauses gehörte auch, dass im Bad schwarzglänzende Fliesen mit weißer Verfugung Verwendung fanden. Jeder Fliesenleger, wird jedem Laien plausibel erklären können, dass dies die luxuriöseste Variante der Wandfliesenauswahl darstellt, die im Angebot ist. Auch wenn sie nicht unbedingt dem heutigen Zeitgeschmack entspricht und in Bezug auf sich niederschlagende Wassertropfen auf der Fliesenglasur relativ pflegeintensiv ist. Aber ein "Fürst" macht sich zu letzterem keine großen Gedanken. Schließlich hat man für die Hauspflege entsprechendes Personal!

Unter Verweis auf die englischsprachige Studie von Edmond C. Gruss, wird als Hintergrund dieser Villenbauaktion noch ausgeführt: "Macmillan, ein WTG-Direktor, berichtet, 'das Beth Sarim erbaut wurde, weil man entschlossen war, den trunksüchtigen und sich verschlechternden Rutherford aus Brooklyn herauszubekommen.' "

Makaber auch die Passage: "Da Rutherfords Ableben abzusehen war, gründeten Knorr, Franz und Rutherfords Sekretär Heath eine Friedhofs-Gesellschaft und versuchten im Talhang hinter der Villa Beth-Sarim eine Begräbnisstätte genehmigt zu bekommen. Sie begannen mit dem Bau einer Krypta, in der Rutherford bestattet werden sollte und zu der dann seine Anhänger pilgern sollten. Allerdings erhielten sie keine Genehmigung für den Friedhof und die Krypta, so dass Rutherford erst fast vier Monate nach seinem Tod nach New York überführt und dort beerdigt wurde."

Zu den Hypotheken, die der neue WTG-Präsident Knorr mit übernehmen musste, gehörte auch jene kalifornische Fürstenvilla „Beth Sarim" in dereinst, nach Rutherford, die wieder auferstehenden „alttestamentlichen Überwinder" eine Wohnstätte vorfinden sollten. Letztendlich wurde jenes Projekt im Nachgang der 1925-Verkündigung, mit Alibifunktion gestartet. Da die vorgesehenen "Fürsten" es permanent vorzogen, doch nicht wieder zu erscheinen, nutzte Rutherford das fürstliche Ambiente dann für sich. Wie nun, nach dem Tode von Rutherford mit dieser Immobilie verfahren? Es war offensichtlich, dass die Kritiker es nicht versäumen würden, ihren „Salzstreuer" auf diese Wunde zu richten. Noch im Jahre 1997 hatte Edmond C. Gruss (in Englisch) unter dem Titel: „Jehovah's Witnesses -- their Monuments to false Prophecy" eine umfängliche Schrift veröffentlicht, die dem Beth-Sarim Thema gewidmet ist.

Knorr meinte die Sache „elegant" über die Bühne bringen zu können in der Form einer beiläufigen Bemerkung. „Der Wachtturm" (1948 S. 127) zitiert:

„Kongress, Los Angeles, Kalifornien, August 1947.

Bruder Knorr sprach darauf von den Farmen und Zufluchtsstätten, die im Ausdehnungswerk keinem guten Zwecke dienten und die demgemäß veräußert würden. Dies führte ihn folgerichtigerweise auch auf die Erwähnung des Besitztums der Gesellschaft in San Diego, Kalifornien, von Beth-Sarim, was „Haus der Fürsten" bedeutet. Die Zuhörerschaft ... zollte Beifall, als sie unterrichtet wurde, dass der Direktionsausschuß der Gesellschaft einstimmig beschlossen habe, über Beth-Sarim zu verfügen, sei es nun durch direkten Verkauf oder durch vermieten, weil es seinem Zweck völlig gedient habe und jetzt nur noch als ein Denkmal diene, dass zu behalten ziemlich kostspielig sei. Unser Glaube an die Wiederkehr der Männer aus alter Zeit, die der König Christus Jesus auf der ganzen Erde (und nicht nur in Kalifornien), zu Fürsten einsetzen wird, stützt sich nicht auf das Haus Beth-Sarim, sondern auf Gottes Verheißungswerk."

Im Jahre 1942, hatte derselbe Knorr allerdings noch anders getönt. In seiner Broschüre „Hoffnung für die Verstorbenen für die Überlebenden in einer gerechten Welt", die 1948 auch in deutscher Übersetzung erschien hatte er verkündet:

„Die Bibel und die 'Zeichen der Zeiten' zeigen an, dass nun binnen kurzem - Sie mögen es miterleben - jene treuen und heiligen Männer der alten Zeit, welche die Bibel geschrieben haben, aus dem Grab zurückkehren werden - Männer wie Daniel und Jesaja, auch Abraham, Isaak und Jakob. (Überrascht Sie das? Es steht so in Matthäus 8:11 und Lukas 13: 28-30 zu lesen!) (S. 6)"

 

So zeigt die WTG besagten Robert Martin, als Vasall seines Herrn (Hut ab).

Martin war es der für Rutherford den Beth Sarim-Deal einfädelte

Ist er es? Oder ist er es nicht? Letzteres Foto wurde aus dem Internet "herausgefischt". Da das offizielle WTG-Foto des Robert J. Martin sehr klein ist, bleiben Zweifel offen. Dennoch scheint mir die Ähnlichkeit frappierend.

Ein im Zusammengang mit Beth Sarim zu nennendes Dokument ist auch die WTG-Publikation „The Messenger" aus dem Jahre 1931 (nur in Englisch erschienen).

http://www.archive.org/details/1931MessengerBethSarim

Anlässlich ihres Kongresses in Columbus, Ohio (USA), der auch durch die Einführung des Namens „Jehovas Zeugen" berühmt wurde, veröffentlichte die WTG zwischen dem 25 - 30 Juli 1931 (im Zeitungsformat) fünf spezielle „Kongress-Reporte". Besonders die erste Ausgabe davon (25. 7. 31) ragt besonders hervor, dergestalt, dass dort das Beth-Sarim Thema offensiv angegangen wurde, während die sonstige WTG-Literatur es in der Regel vorzieht, zu dem Thema zu schweigen, oder sich auf nichtssagende Wendungen zu beschränken.

Rutherford belehrt darin seine Leser, dass er seine Verhaftung im ersten Weltkrieg gesundheitlich nicht gut überstanden habe. Weiter, dass in San Diego (Kalifornien) ähnliche klimatische Bedingungen herrschen würden wie in Palästina.

Weiter belehrt er:

Sein Arzt, Dr. A. G. Eckols, von San Diego, habe ihn gedrängt, die Stadt als seinen dauerhaften Wintersitz zu nehmen nachdem er schon fünf Jahre lang dort zur Winterszeit logierte; und im letzten Teil des Jahres 1929 hätten sich „einige Brüder" gefunden, die von ihren eigenen persönlichen Kapital heraus, Geld für die Aufrichtung von Beth-Sarim, gaben, „das Haus der Fürsten" von, welchen einige Abbildungen in dieser Ausgabe erscheinen.

Seine weitere Belehrung besagt, dass dadurch ja auch der Glaube an die baldige Wiederauferstehung der alttestamentlichen Patriarchen, durch die Publicity, die Beth Sarim verursachte, weit verbreitet wurde. Seine Milchmädchenlogik schlussfolgert messerscharf weiter, wenn dieselbe Publicity auf üblichen Wege hätte erzielt werden sollen, wären da wohl hunderttausende Dollars für bezahlte Zeitungsannoncen nötig gewesen. So sei aber der gleiche Effekt quasi „kostenlos" eingetreten.

Und was die Miesepeter betrifft, denen diese „Suppe" immer noch nicht so recht schmecken will, da fährt er dann ganz scharfes Geschütz auf. Er vergleicht sie mit Judas, der auch daran Anstoß genommen hätte, dass Jesus mit einer kostbaren Salbe gesalbt worden sei.

Wenn das Jesus recht war, dann könne die Nutzung von Beth Sarim, ihm Rutherford nur „billig" sein. Und damit dürften dann wohl die eventuellen Kritiker in den eigenen Reihen endgültig verstummt sein.

Wie schon gesagt, ragt die zitierte „Messenger"-Ausgabe auch besonders dadurch hervor, dass in ihr eine ganze Reihe von Fotos über Beth Sarim veröffentlicht wurden, die so in der gesamten übrigen WTG-Literatur nicht auch an anderer Stelle nachweisbar wären. Diese Bilder besitzen in der Tat Rara-Charakter.

Natürlich gibt es von Beth Sarim heutzutage auch Farbfotos. Hier in der Messenger-Ausgabe indes nur Schwarz-weiss-Fotos. Durch Kopien von Kopien sind sie in der „Qualität" zwischenzeitlich auch als äußerst unbefriedigend zu werten. Dennoch seien sie auch an dieser Stelle einmal offeriert, damit man sich zumindest einen groben Überblick verschaffen kann.

 

 

 

Einen makabren Pressebericht (Sun Diego Sun vom 9.Januar 1931) gibt es in Sachen Beth Sarim auch noch zu registrieren

Man vergleiche: http://www.jehovahs-witness.com/12/69810/1.ashx

Ein abgezehrter, unrasierter Landstreicher war der alleinige Antragsteller für die US-$ 75.000 teure südkalifornische Villa von David, König von Israel, seit sie vor einem Jahr auf diese biblische Figur übertragen wurde.
Dies wurde heute von Richter Joseph Rutherford offenbart, dem zeitweisen Besitzer der luxuriös möblierten Villa im spanischen Stil in der 440 Braeburn Road im exklusiven Bezirk Kensington Heights.


Bei einer der seltsamsten je verzeichneten Besitzübertragungen hat Rutherford, Präsident der Internationalen Bibelforscher-Vereinigung und der Watch Tower Bible and Tract Society, den prächtigen Besitz treuhänderisch für die alten Könige und Propheten Israels übernommen.
Der Totschläger Goliaths und seine Mitgenossen dürfen das 10-räumige, moderne Haus mit seinen Landschaftsgärten und einer Terrasse so bald übernehmen, wie ihre Legitimationen von Rutherford und den Beamten seiner Gesellschaft, die dazu von Gott autorisiert wurden, anerkannt wurden.

„Eines morgens, als ich vom Haus zur Garage ging, kam ein merkwürdig dreinschauendes Geschöpf auf mich zu, tippte an seinen schmutzigen Hut und rief: 'Wie geht's, Richter? Ich bin David'. 'Verschwinde und sag das jemand anderem', sagte ich ihm, und er ging ohne jede weitere Diskussion. Ich konnte auf einen Blick erkennen, daß es nicht David war. Er sah nicht so aus, wie ich mir David vorstellte." Gefragt, wie er denn wohl meinte, daß David und seine erlauchten Brüder im Herrn aussehen würden, öffnete Rutherford ohne Zögern seine riesige Bibel und wies auf einen Vers hin, in dem es hieß, daß die Fürsten des Universums als „vollkommene Menschen" von den Toten auferstehen würden.


„Ich lege das so aus", erklärte der würdevolle Richter, „daß David, Gideon, Barak, Samson, Jephtha, Joseph und Samuel hierher geschickt werden, um die Welt Satans Klauen zu entreißen, modern angezogen wie wir und mühelos in der Lage, unsere Sprache zu sprechen." Rutherford zeichnete ein Bild von der Ankunft der biblischen Delegation vielleicht in Gehröcken, mit hohen Hüten, Spazierstöcken und Gamaschen. In Beth Sarim (Haus der Fürsten), wie Rutherford seine Villa genannt hat, wird David die modernsten Hilfsmittel finden, die die Wissenschaft ersonnen hat.


Wenn die erlauchten Gäste die Wendeltreppe zur ersten Etage hochgehen, werden sie ein großes Büro vorfinden, mit roten Ledersesseln und einem glänzenden Schreibtisch mit indirekter Beleuchtung. Selbst Tastentelefone warten auf die Berührung durch die Fürsten. Wenn sie eine weite Tür öffnen, werden die Söhne Palästinas ein großes Badezimmer erblicken, leuchtend mit glänzenden schwarzen Fliesen mit Dusche und einem reichlich gefüllten Medikamentenschrank.


Was für ein spannendes Erlebnis der breitschultrige Samson, der mit seinen bloßen Fäusten einen Palast zerstörte, haben mag, wenn er ein goldenes Sicherheitsrasiermesser und einen Streichriemen vorfindet! Rutherford baute das Schlafzimmer im ersten Stock, das er zeitweise selbst belegt, groß, um mehreren der erwarteten Eigentümer Platz zu bieten. Mit großen verglasten Fenstern, die auf die purpurfarbenen Cuyamacas im Osten und Kaliforniens erste Mission im Norden blicken, ist das Schlafzimmer fast schmucklos in seiner Möblierung.
Die Herrscher des Universums werden einen einfachen Geschmack haben, so glaubt der Richter offenbar, obwohl die nüchternen Beistelltische mit FictionZeitschriften in munterer Aufmachung protzen.


Rutherford hat Kölnisch Wasser importiert, damit die Fürsten nach der Rasur ihr Gesicht erfrischen können. Ein schwarzes Scheitelkäppchen hängt über einem der Bettpfosten.
Die Ankunft von David und seinen Gefährten wird die größte Neuigkeit aller Zeiten werden, sagte Rutherford voraus. „Ich suche keine Publicity", sagte Rutherford mit einem Zwinkern seiner freundlichen braunen [?] Augen, „aber ich denke, die Welt sollte es wissen, wenn sie kommen. Das wird eine große Neuigkeit." Die Nachricht von seinem „Haus von König David" habe jeden Winkel der Erde erreicht, meinte der Richter. „Überall, wo ich war, fragten mich die Leute nach diesem Ort", sagte Rutherford. „In Chicago bot mir ein millionenschwerer Fabrikant an, noch ein Haus für David zu bauen, aber ich habe das Angebot abgelehnt.


Buchstäblich Tausende sind hierhergefahren, um den Ort zu sehen", sagte Rutherford weiter. „Viele sind an die Tür gekommen, und mein Sekretär hat sie herumgeführt." Die Terrasse mit ihrem silbernen Pool und Olivenbäumen und Palmen leuchtet von Blumen. Weiter unten in Richtung Canyon wurden Wege angelegt, damit David und seine Freunde dort meditierend entlanggehen könnten. Viele Obstbäume, die aus Palästina stammen, werden die Herrscher begrüßen, wenn sie ankommen.


In der Doppelgarage eine Tür weiter steht eine neues 16-Zylinder-Coupé, das den Herrschern zusammen mit allem persönlichen Besitz dort übergeben werden wird.
„Alles wird ihnen gehören, das Haus, das Land, die Möbel und selbst die Kleidung, wenn sie sie benötigen", sagte Richter Rutherford. „Was ich tun werde? Machen Sie sich darüber keine Sorgen. Ich werde schon irgendwie klarkommen", lächelte der Richter. Er hatte eine weitere Wachtturm-Wohnung auf Staten Island und praktisch eine gesamte Etage im Bethel [siehe den Fall Moyle gegen Franz et al., 10.-27.5. 1943, N.Y Supreme Court].


Die sieben berühmten Männer werden sich nicht lange Zeit in ihrem Haus in San Diego auszuruhen brauchen, weil sie schon bald die Heere des Herrn führen werden, um Satans Günstlinge in der Schlacht von Harmagedon zu bezwingen, glaubte Rutherford. „Aber sie werden siegen. Der Herr wird den Teufel bestrafen und zeigen, daß die Prediger und Politiker dem Volk falschen Rat erteilt haben", sagte Rutherford zuversichtlich. Rutherford wird am 9. Mai nach Europa fahren, wo er auf Kongressen in Berlin, Paris und London sprechen wird..

Will man ein Schlussresümee ziehen, dann könnte es wohl dieses sein. In seiner 1928 erschienenen Broschüre „Wohlfahrt sicher", hatte er schon auf dem Titelbild ausmalen lassen, wie es denn demjenigen ergehen „würde", der seine Stange halte.

 

Eines wird man wohl sagen können. Nicht für die breite Masse seiner Anhänger, sehr wohl aber für ihn, Rutherford persönlich, hatte sich das tatsächlich erfüllt!

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Weitere externe Links

http://www.freeminds.org/women/barb_bethsarim.htm

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"Goldene Zeitalter" (Schweizer Ausgabe) vom 15. 9. 1930 mit einem Beth-Sarim bezüglichen Artikel.

Die Ära Rutherford

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