Abtrünnig und ausgestoßen

"Abtrünnig und ausgestoßen", so der Titel einer Fernsehsendung bezüglich der Zeugen Jehovas aus dem Jahre 1989.

In der Sendung wurde unter anderem mit ausgeführt, dass man auch der Wachtturmgesellschaft angeboten habe, ihre Sicht der Dinge im Film mit darzulegen. Zwar würde das dann kein "Pro WTG"-Film werden, die kritischen Akzente der ZJ-Aussteiger blieben bestehen. Aber man war bereit, der WTG zu gewähren, sich in dem Film mit zu verteidigen.
Das jedoch lehnte sie strikt ab. Diese Feststellung ist zwar nicht neu, dass die WTG sich sehr schwer tut, in Filmbeiträgen mit vertreten zu sein, die sie nicht dominieren kann.

Immerhin gilt es den Kontrast zu registrieren, etwa zur Neuapostolischen Kirche, die in gleichfalls für sie kritischen Fernsehbeiträgen, durchaus die Chance wahr nahm, in solchen Sendungen ihre konträre Meinung, zu der Meinung der Aussteiger, kundzutun. Beispiele solcher kritischen Filme über die Neuapostolische Kirche, die immer wieder dazu herausfordern, auch Vergleiche zu den Zeugen Jehovas-Verhältnissen zu ziehen, in den nächsten Tagen hier noch.

Eingangs bekommt man unter anderem eine nachgestellte Zeugen Jehovas-Predigtsituation an der Haustür zu sehen. Die Akteure dabei waren selbst einmal Zeugen Jehovas. Insofern fiel es ihnen auch nicht sonderlich schwer, die diesbezüglichen "Worthülsen" für den Filmbeitrag zu liefern.

In einer weiteren Filmsequenz lernt man dann einen der eingangs genannten "Schauspieler" noch dergestalt kennen, dass die Filmemacher es wohl als reizvoll ansahen, ihm vor seinem ehemaligen Königreichssaal, wo er als Ältester amtierte einige Fragen zu stellen.

Eine der gestellten Fragen lautete:
"Wird man unfähig in der normalen Gesellschaft zu leben, wenn man Zeuge Jehovas ist oder war?"
Antwort: "In der Tat man ist unfähig. Man braucht wie er an sich selber gesehen habe, viele Jahre, wieder ein normaler Mensch zu werden ..."
Dann folgen als nächstes ein paar kommentierte Kongreßaufnahmen.

Als nächstes sieht man im Bild den Joachim W. aus Hamburg. Wer etwa zu den ständigen Frequentierern des Bechhaus-Forums gehören sollte (ich sichte es eher nur sporadisch), der kann diesem Namen dort als Veranstalter von biblizistischen Tagungen etwa in Sandkrug (in der Nähe von Oldenburg), begegnen.
Im Gespräch verweist er dann auch noch auf die hohe Suizid-Gefahr

Als nächstes wird eine Tagung des "Bruderdienstes" im Bild vorgestellt

Im Bild: Twisselmann

Dann folgt der Detailfall Rainer R.

Weiter wird noch der Günther Pape in einem Interview vorgestellt. Letzterer verweist unter anderem auf einen "Wachtturm" wo die WTG-Drucktätigkeit als "vom Himmel her kommend" bildlich dargestellt wird.

Neuapostolische Kirche

Man kann sowohl Unterschiede als auch frappierende Ähnlichkeiten zwischen der Neuapostolischen Kirche (schon erheblich länger Körperschaft des öffentlichen Rechts als die Zeugen Jehovas) und letzteren registrieren. Auch im Falle der NAK machte sich eine gewisse Kritikerszene bemerkbar, auf unterschiedlichen Ebenen. Eine davon auch die Ebene kritischer Fernsehsendungen über sie.

Am 31. 7. 1994 brachte der Sender 3SAT in seiner Sendereihe "Tagebuch" einen diesbezüglichen Bericht von Annette L..
Einleitend fragt der Moderator Florian D., was sich denn hinter dem klangvollen Namen "Neuapostolische Kirche" verberge. Zum einen eine die dritt größte Glaubensgemeinschaft Deutschland's mit etwa 400.000 Mitgliedern. Zum anderen aber - das behaupten ehemalige Mitglieder - eine absolut autoritäre Sektenähnliche Vereinigung die ihre Mitglieder weitgehend isoliert und zu blindem Gehorsam anhält. Tatsache sei weiter, dass man kaum Informationen aus der Kirche selber erhält. Lediglich einige ehemalige Mitglieder, die eine Selbsthilfeorganisation für Ausgestiegene gegründet haben, seien zu Aussagen bereit.

In der nachfolgenden Filmsequenz wird das Image der NAK als freundlich, familiär, voller Geborgenheit beschrieben. Doch die Idylle täuscht. Hinter der Fassade der frommen Glaubensgemeinschaft, verberge sich eine autoritäre Organisation.
In der nächsten Filmsequenz wird ein Aussteiger aus der NAK (Bernd S.) vorgestellt, der früher selbst Priester dieser Gemeinschaft gewesen sei.

Eine seiner Kernaussagen, dass um ihm herum, vor seinem Ausstieg aus der NAK eine eiskaltes Klima geherrscht habe. Er berichtet von Tag und Nacht andauerndem Telefonterror. Seiner Frau sei geraten worden, sich doch von ihm scheiden zu lassen. Man wollte seinen Kindern helfen, sich von ihm zu lösen.
Seine Biographie beschreibend, wird insbesondere das von der Glaubensgemeinschaft gewollte Außenseitendasein, schon seit frühester Kindheit, herausgearbeitet. "Jede freie Minute gehörte der Kirche": eine weitere Kernaussage.
Man glaubt an die Bibel. Aber wichtiger als das Wort sind die Menschen, die Amtsträger, allen voran der Stammapostel. Diesen Amtsträgern nicht zu folgen, hieße Gott nicht zu folgen. Und als wesentliches Element einer solchen Binnenstruktur erweist sich der Glaube an die Wiederkunft Jesu, die man ständig als "nahe bevorstehend" erwartet.

Der Kommentar des Filmes fügt dann noch hinzu. "Doch das macht Angst …" Offenbar erweist sich das schüren solcher Angstemotionen als ein weiteres Charakteristikum. Auf sich selbst bezogen meint S., dass diese Angstpsychosen, die er auch anhand von Beispielen aus seiner Kindheit erläutert, sich dann auf ihn auch körperlich ausgewirkt haben. Über die Schiene psychosomatischer Folgewirkungen habe er auch sehr viel unter entsprechenden Krankheitssymptomen zu leiden gehabt.

Angst macht Gehorsam, so auch das Fazit im Begleittext des Filmes. Auf diese Weise sei es den Amtsträgern der NAK leicht, ihre Gemeinden zu kontrollieren; sie können so Kritik im Ansatz ersticken. Der neuapostolische Christ, abhängig von Fremdbestimmung.
Als kleines Individualbeispiel wird wiederum auf den Fall Stöhr verwiesen. Amtsträger der NAK ließen ihm über seine Frau wissen, dass ihnen die Haartracht von S. mißfalle. Und die Mechanismen taten ihr Werk. Zwar zähneknirschend, aber letztendlich folgsam, entsprach der geforderten Anordnung und passte nunmehr seine Haartracht den erwarteten "neuapostolischen Kodex" an.

Gehorsam, Elitedenken, Angst: Strukturen des neuapostolischen Glaubenssystems, so der Filmkommentar.
Führertreu waren sie auch im Dritten Reich, wie die Ausgaben ihrer Zeitschriften von damals belegen. Diese Ausgaben seien aber in den Archiven heute fast nicht mehr zu finden. Im Bild eingeblendet eine Ausgabe mit einem offenkundigen "Geburtstagsgruß" an Hitler.

Oder auch eine NAK-Kirche mit Hakenkreuzflagge

 

Eine kritische Auseinandersetzung mit dem Verhalten in der Nazizeit fand nie statt, so ein weiterer Kommentar.

"Lieb und teuer ist den Mitgliedern ihre Kirche allemal", so ein weiterer Kommentar. Hingewiesen wird auf die monatlichen "Spenden" von 10 Prozent des Einkommens, nebst zusätzlichen Spenden, etwa anlässlich des Erntedankfestes. Die Einnahmen der NAK in Deutschland werden etwa auf 750.000 DM pro Jahr geschätzt. Genaue Angaben seien aber nicht möglich, denn keines der einfachen Mitglieder kenne die Zahlen. Weder die Summe der Einnahmen, noch die Verwendung der Gelder. Angekreidet wird der NAK auch, dass sie im Gegensatz zu den anderen großen Kirchen keinerlei Sozial oder Krankendienste betreibt.

Der nächste Filmblock stellt eine in Stuttgart gegründete Selbsthilfegruppe vor.
Im Bild mit vorgestellt Joachim G., ehemals NAK-Priester (wobei man den Begriff "Priester" auf Zeugen Jehovas-Verhältnisse übertragen, etwa mit den hiesigen Ältesten gleichsetzen kann).

G. wird mit seiner Aussage vorgestellt:
"Der Bruch ging durch meine Familie und Verwandtschaft. Besonders schlimm ist es auch deshalb, weil die ganze Sozialisation und die ganzen Kontakte finden nur innerhalb der Neuapostolischen Kirche statt. Wenn Sie daraus herausgehen, sind Sie völlig allein, was eine schwierige Situation sei". Im weiteren Verlauf seines Statements schildert Gerbert, wie denn die in der NAK Verbliebenen, namentlich über die Schiene der verwandschaftlichen Beziehungen, einen massiven Psychoterror als Antwort des Austrittes von Gerbert aus der NAK entfalteten.

"Besonders Frauen leiden unter der Mitgliedschaft in der Neuapostolischen Kirche; denn in der patriarchalischem Gesellschaft müssen sie sich völlig unterordnen."
Zitat: " … Mir wurde klargemacht, da Jesus wiederkommt, hat es absolut keinen Sinn, eine höhere Schule zu besuchen".
Ein solcher Satz kommt ein denn auch in Zeugenverhältnissen, "verdächtig bekannt" vor.

Das nächste Statement von Siegfried D. bezeichnet das Glaubenssystem der Neuapostolischen Kirche als eine Art Psychogruppe oder Drogenähnliches System. "Und wie immer bei Drogen, entsteht Abhängigkeit, und wenn in dieser Abhängigkeit Zweifel entstehen, kritische Fragen, dann gibt es kein Gesprächsforum." Diese in etwa ist die Selbstbeschreibung von D. die ihn mit motivierte, eine Selbsthilfegruppe zu initiieren.

Zum Abschluß des Filmes wird noch ein kirchlicher Sektenbeauftragter (Walter S.) im Bild vorgestellt mit seiner Aussage, dass die NAK keine authentische Kirche sei. Nun muss man wohl bezüglich letzterem Statements, dass man als eine Art "Verbeugung" der Filmemacher vor den Noch Großkirchen bewerten kann, anmerken. Hätte man diesem Herrn nicht zu Wort kommen lassen. Die Substanz des Filmes hätte wohl nicht wesentlich gelitten. Wenn die noch Großkirchen sich zugute halten, es gäbe die inkriminierten Zustände so bei ihnen nicht; dann wohl nur deshalb, weil sie bereits massiv verweltlicht sind. Immerhin kann man auch innerhalb der Noch Großkirchen sehr wohl "Zirkel" vorfinden (besonders jene die sich als noch nicht massiv verweltlicht ansehen), wo man ähnliche inkriminierte Zustände gleichfalls nachweisen könnte. Aber darüber redet Sektenbeauftragter S. "natürlich" nicht.

Abschließender Kommentar des Filmes:
"Die Neuapostolische Kirche wollte zu den Vorwürfen keine Stellung nehmen; obwohl wir ihr die Möglichkeit dazu angeboten hatten. Ihre Begründung: Da es sich hierbei um Fragen des Glaubens, dessen persönlicher Wertung und subjektiver Empfindung handelt, sehen wir ein öffentliches Forum für die Behandlung solcher Themen als nicht geeignet an. Nach unserer Überzeugung ist der persönliche Dialog der richtige und angemessene Weg."

Ein Generationskonflikt und seine Auswirkungen

Das Thema der Hans Meiser Sendung auf RTL vom 13. 4. 1995 war auch die Neuapostolische Kirche.
In seiner Einleitungsmoderation führt Meiser aus, dass die großen Kirchen seit Jahren einen Exodus ungeahnten Ausmaßes hätten. Als Zahlenbeispiele dazu erwähnt er, 1989 hätten rund 800.000 Katholiken und 1,5 Millionen Protestanten ihrer Kirche den Rücken gekehrt. Aber auch die, welche geblieben sind, besuchen nicht mehr regelmäßig die Gotteshäuser. Es seien von den dann verbleibenden 100% noch 19% die noch regelmäßig in die Kirche gehen würden.

Austritte würden aber auch in anderen Kirchen vorkommen, und darüber werde gleich in dieser Sendung geredet.
Vorgestellt wird Heinz K. aus Berlin, der Mitglied der Neuapostolischen Kirche gewesen war.

Man könnte sagen "Sekte", so Meiser. Wir aber sagen einfach Glaubensgemeinschaft, da ein Diskussion über den Begriff "Sekte" nicht sonderlich hilfreich sei.
Auf seine Biographie eingehend berichtet Klinger (zum Zeitpunkt der Sendung 48 Jahre alt), dass er etwa als er 8 ½ Jahre alt war, in näheren Kontakt zur NAK kam, die dann nachfolgend auch ihn maßgeblich beeinflusste.

"Sie mussten ständig beichten, fromme Gesänge und Halleluja singen" so spricht Meiser in seiner Moderation K. an. Einige schmunzeln. Aber es war so."
K.: "Ja".
Sie haben aber ihren Weg gefunden in der Neuapostolischen Kirche. Sie haben Musikinstrumente erlernt, haben die Gottesdienste mit der Musik begleitet, und plötzlich als sie 16 Jahre alt waren, was Schluss mit alledem. Warum?

K. äußert dann in seinem Statement einleitend, dass dies kein Angriff auf die Neuapostolische Kirche sei. Er fühle sich dazu nicht befugt und befähigt, sondern er rede nur von seinen eigenen Erfahrungen.
Die Kirche hatte unterdessen seinen Lebensinhalt bedeutet, er sei betrachte er es rückblickend, von allen Vergnügungen isoliert; er durfte weder Freunde aus der "Welt" haben, dass heißt, keine Freunde, die nicht Neuapostolisch waren, und in der Gemeinde (er sei damals in Emden, Ostfriesland groß geworden) was zwar eine kleine Gemeinde damals gewesen sei, und da gab es nicht soviel Kinder in seinem Alter. Faktisch sei er dann ziemlich isoliert gewesen.

Trotzdem fühlte er sich in der Gemeinde wohl und fand auch besonders Gefallen daran, zu musizieren. Mit 13 /14 Jahren fing er in der Gemeinde an Harmonium und Geige zu spielen, als Gemeindegesangsbegleitung, und spätestens ab 15 Jahren sei er Chorleiter eines kleinen Kirchenchores gewesen. Und das habe ihm sehr viel Freude gemacht. Das war alles was er in seinem jungen Leben gehabt hätte.

Meiser moderiert wieder. Das sei Teil eins seiner Geschichte gewesen. Jetzt beginnt Teil zwei.
Sie sind sechzehn Jahre alt und plötzlich sagt die Gemeinde: Du darfst nicht mehr. Warum?

K.: Und zwar aus dem ganz einfachen Grunde. Es st ja für jeden einleuchtend, mit 14 bis 16 Jahren hat man noch Temperament, ist man jung, hat man Schwung. Und da bringt man Leben in die Bude. Und es war eben damals so. Die musikalische Betreuung der Gemeinde damals, war sehr veraltet. "Da war ein alter Mann sehr zittrig als gesundheitlichen Gründen wahrscheinlich" (Lachen im Zuschauerraum).

K. weiter: Nein, Tatsache. Er möchte darüber keinen Spott machen. Er meine es ernst; und anerkenne auch das derjenige sich bemühte sein bestes zu machen. Allerdings stimmte seine Anleitung des Gemeindegesanges überhaupt nicht mehr mit den Noten überein. Und er K., mit seinen frisch erworbenen Kenntnissen wollte nun alles neu machen … Und das brachte etwas Chaos in die Gemeinde.

Und darauf hätte ein damaliger Amtsträger, der nannte sich Bezirksevangelist, was ein ziemlich hohes Amt in der Neuapostolischen Kirche sei. Der habe ihn dann gesagt: Er (K.) sei hochmütig und sei aus dem Grunde nicht mehr würdig zu singen und im Gotteshaus zu spielen, zu musizieren.

Meiser: Und plötzlich standen Sie entwurzelt da, und die Folge sei gewesen, er geriet auf eine eher abschüssige Bahn.
Meiser: Alkohol trinken, Sünde. K. "Ja"
Wenn sie mal tanzen gehen und auch mal mit Mädchen checkern. Sünde. "Ja"
Sie haben einen über den Durst getrunken. Sünde: "Ja"
Sie waren dann wohl kein bloß armer Sünder.

K.: Na ja, von meiner Erziehung her, war ich wahrscheinlich noch nie für ein Kirchenleben besonders geeignet. Er sei dann aus diesen Konventionen ausgebrochen und aus der NAK ausgetreten.
Und er stand dann wurzellos da, konnte dann aber mit seinem frei gewählten Leben überhaupt nicht mehr anfangen, weil der "Geist der Verdammung", wolle er in Anführungsstrichen mal sagen, über ihm schwebte.
Man hatte immer gesagt, wer aus der Kirche austritt, ist nicht mehr in der Lage sein Leben zu führen.

Meiser: Es war bei Ihnen auch so. Sie waren nicht mehr in der Lage ihr Leben zu führen. Sie sind abgeglitten. Sie sind Trinker (Alkoholiker) geworden, haben als "so richtig zugegriffen": "Ja"
Sie haben mehrere Selbstmordversuche gehabt: "Ja"
Sie haben einen Weg eingeschlagen, sind mit der Justiz in Kontakt gekommen; wir brauchen das jetzt nicht in allen Einzelheiten zu schildern. Diese Anmerkungen würden reichen, um zu sehen, dass er total entwurzelt und bindungslos gewesen war.

Sie haben dann aber irgendwann wieder versucht, Kontakt zur Kirche zu bekommen. "Ja"
Hat man sie wieder aufgenommen?
Ja, und zwar war das in seiner Haftzeit, wo er nun alles bereute. Und auf diesem Tiefpunkt ging sein Gebet an seine damalige Vorstellung von Gott.
"Wenn du mich erhörst, dann mache ich das, und trete wieder in die Neuapostolische Kirche ein". Und es sei wirklich so gewesen, dass er sich von dem Moment an, schlagartig wohler fühlte. Die Kirche nahm ihn wieder auf, und von da an, habe er auch wieder Hoffnung gehabt und bin betreut worden.

Meiser: Und sind Sie jetzt noch in der Kirche? "Nein".
Es ging wieder nur zehn Jahre. Und nach der Haftzeit, als er die Gemeinde wieder besuchen konnte, habe er gemerkt, dass er sich inzwischen ein eigenes Gottesbild angeeignet habe, eine Art eigene Religion geschaffen habe, so wie er es aus der Bibel verstanden habe, und das stimmte überhaupt nicht mehr mit den Lehren überein. Er sei auch nicht mehr "angepasst" gewesen, sehr viel kritischer geworden, es sei schwieriger geworden. Und er kam damit nicht mehr zurecht.
Seine Kinder habe er zwar noch in der Neuapostolischen Kirche taufen lassen. Aber kurz nach ihrer Geburt sei er zum zweiten Mal aus der NAK ausgetreten.

Meiser: Also, ich habe gelernt, und habe das auch versucht zusammen mit meiner Frau in der Erziehung der Kinder, dass die Kirche auch Geborgenheit gibt, aber das vermisse ich sowohl in ihrem Fall …

Meiser: Wir haben Einzelfälle geschildert. Das waren keine Verallgemeinerungen. Es war einfach hier ein Fall, dort ein Fall, noch ein Fall … Es gebe sicherlich eine ganze Menge Priester und Pfarrer, die sich aureiben und aufarbeiten für die Christen und Gläubigen, und vielen anderen Menschen geholfen haben, und immer noch helfen und die dann natürlich, unter solchen Geschichten leiden müssen. Und man muss einfach darüber sprechen, und als Schlusswort. Man sollte nicht von einem Fall auf die Allgemeinheit schließen.

Kinderkreisel

Die Hans Meiser-Sendung auf RTL vom 15. 11. 1995, war wiederum dem Thema Neuapostolische Kirche gewidmet.
Diesmal wurde sie in der Einleitungsmoderation als "viertgrößte" Glaubensgemeinschaft in Deutschland bezeichnet. Wie man zu dieser Aussage gelangt, bleibt unerfindlich. Andere klassifizieren sie als "Drittgrößte".
Weiter wird angemerkt, dass die meisten Mitglieder in diese Kirche hineingeboren werden, was durchaus der Sachlage in Deutschland entspricht.

Einleitend sieht man ein Kartenspiel für Kinder im Stile eines Monopoly. Ein Textaussage solch einer Karte:
"Wir haben Dich heute im Kindergottesdienst vermisst. Schade. Dadurch ist der Segen verloren gegangen. Du setzt einmal aus".
Eine weitere Karte:
"Du hast Dich am Sontagnachmittag nicht zum Kindergeburtstag einladen lassen. Dafür erhälst Du eine Treuekarte".

Meiser selbst führt dann in seiner Einleitungsmoderation aus:
"Wir machen heute eine Sendung, die schon im Vorfeld seit Wochen für Aufruhr gesorgt hat, bei uns in der Redaktion und zum Thema: 'Ich hätte so gerne geglaubt. Die Neuapostolische Kirche'"
Noch nie sei eine solche Sendung so angegriffen worden, wie diese. Da wurde die Rechtsabteilung von RTL mit Briefen bombardiert, die Redaktion mit Telefonanrufen bombardiert, wurden mit Briefen und Postkarten bombardiert. Und er frage sich: Weshalb sich die Briefeschreiber und Anrufer gerechtfertigt haben, für etwas, was sie noch gar nicht kannten?!
Außer der Redaktion, die seit etwa acht Wochen für diese Sendung recherchierten, kannte doch noch keiner den Inhalt der Sendung. Weshalb dann dieser "Sturm im Wasserglas?"

Dann liest Meiser einige dieser Briefe ausschnittsweise vor:

Da heißt es zum Beispiel in einem Brief:
"Kann man denn die Wahrheit nicht mehr vertragen oder ist man so verblendet, dass man alles was mit der NAK (Neuapostolischen Kirche) zusammenhängt, verleumdet." Das ist ein Brief.
Meiser: Wir haben doch gar nichts verleugnet.
"Könnte Ihnen sehr viel zu diesem Thema sagen, aber ich finde, so etwas muss intern geklärt werden und nicht in der Öffentlichkeit. Oder haben Sie es gern in den Medien durch den Dreck gezogen zu werden. Das wäre nicht gerade angenehm für Sie und ihre Familie Hans Meiser".
Meiser dazu: "Ist das nee Drohung? Oder was soll dieser blöde Brief".

"Ich möchte Sie, Herr Meiser davor bewahren, Ihren Namen und allgemeinen guten Ruf für eine kleine Gruppe von Lügnern und Tatsachen verdrehenden Menschen schlechthin zu mißbrauchen."
Dazu Meiser: "Meine Gäste sind keine Lügner".

"Weder psychischer Angst, noch geistigem Terror nach Selbstmordversuchen sind wir nicht ausgesetzt, wir sind auch nicht politisch tätig. Wir sind auch keine Sekte."

Oder ein anderer Satz, dass sind rein zufällige Auswahlen:
"Einige für die heutige Zeit umstrittene, scheinbar unpassende Punkte ... gibt es in der gesamten Christenreligion".
Meiser: "Richtig. Wir haben solche Sendungen auch schon gemacht zur katholischen Kirche, zur Evangelischen Kirche, zu den Zeugen Jehovas und zu vielen anderen interessanten Themen ...
So werden wir es auch heute tun. Sauber recherchiert, nach allen Seiten abgeklopft. Und wir lassen beide Seiten zu Wort kommen."

Durch Mitglieder der NAK, der Spitze angehörend, sei der nun folgende erste Gast vermittelt worden. Peter J. aus Halle in Westfalen.

Mein persönlicher Eindruck als Berichterstatter über diese Sendung. Eine Art "Vorzeige-Liberaler". Ob denn diese Spezies wirklich "repräsentativ" ist, wäre wohl eine andere Frage.
J. sei Journalist, arbeitet im Rathaus von Bielefeld, ist seit 1984 Priester in der NAK, wurde mit drei Jahren Mitglied der NAK durch den Beitritt der Eltern.

Auf die Frage, was denn das für eine Kirche/Glaubensgemeinschaft sei, äußert J.:
"Eigentlich eine sehr froh gesinnte Glaubensgemeinschaft. Eine Glaubensgemeinschaft die eben auch auf die Gemeinschaft sehr viel Wert legt. Wir sind eine lebensbejahende Kirche, wir freuen uns über die alltäglichen Dinge des Lebens genauso, wie wir unsere Seele pflegen lassen in unseren Gottesdiensten."

In einem Kurzexkurs über einige theologische Besonderheiten taucht dann die Frage mit auf, ob der Vergleich des Stammapostels mit dem Papst in Rom in etwa zulässig sei.
Dazu J.: Er wisse nicht, ob der Stammapostel darüber erfreut wäre, aber er denke, vergleichbar sei das durchaus.
Meiser: "Auch wenn Sie sich jetzt deswegen eine 'eingefangen' haben".
J.: "Nein, ich fange mir auch keinen ein".

Auf die Frage nach der Rolle der Frau in der NAK, meint der Gast dann, die dortigen Frauen spielten die gleiche Rolle, wie in allen anderen Familien auch. Er würde da keinen Unterschied sehen.

Meiser weiter: "Können Sie sich erklären, weshalb wir zu hauf diese zitierten Briefe bekommen haben?"
J.: Nein, er wolle das schon ganz deutlich sagen, dass diese Briefe ein schlechter Stil seien. Er traue Meiser und seinen Gästen etwas mehr Sachlichkeit zu.

Als erste Gäste werden dann nach J., dessen Platz in der Zuschauertribnüne ist, das Ehepaar D. vorgestellt

Die ersten Fragen beziehen sich darauf, wie sie denn neuapostolisch wurden. Und die zu erwartende Antwort: Durch Geburt.
Herausgearbeitet wird dann die auch für die NAK-Erziehung typische "Käseglocke-Erziehung". Alles nach innen gerichtet. Möglichst wenig Kontakte zur "bösen Welt".

In seiner Zeit habe ihn (D.) auch die Botschaft des damaligen Stammapostel Bischof geprägt. Nach dieser Botschaft hätte er eigentlich mit acht Jahren sein Leben beenden müssen, denn da starb dieser Mann. Und er gab ja als Botschaft heraus, dass er nicht stirbt, oder wenn er hinweg genommen wird, dass dann alle Gläubigen mit ihm in den Himmel genommen werden. Und er starb, und dies trat nicht ein. Und bis heute hat sich die Kirche nicht in der Lage gesehen, dass als Irrtum dieses Mannes zu bezeichnen, sondern der Irrtum wird Gott zugeschoben.
Gott hat seinen Plan geändert, wir waren noch nicht "gut genug" um mitgenommen zu werden.
Das sei ein sehr prägendes Beispiel, und sei es bis heute, für die Kritikunfähigkeit in der NAK.

Auf die Frage nach dem Austritt, äußert Frau D., dass sie noch einige Monate länger als ihr Mann in der NAK verblieb. Sie habe sich dann zwar auch gelöst, aber es fiel ihr wohl etwas schwerer als ihrem Mann. Sie habe im Chor mitgesungen. Aber dann entwickelten die Geschehnisse ihre Eigendynamik, die kaum eine andere Option mehr zuließen.

Die berufliche Tätigkeit von D. ansprechend (beim Süddeutschen Rundfunk) äußert er dann, dass es da durchaus eine gewisse Janusköpfigkeit gäbe. Man habe es zwar gerne "mitgenommen", wenn er aufgrund seiner beruflichen Stellung der Kirche auch mal gewisse Vorteile verschaffen konnte. Erst 1986 habe er er sich erlaubt, einen Fernsehapparat anzuschaffen, obwohl er schon früher beruflich mit Medienpolitik befasst sei. Diese späte auch private Nutzung des Fernsehens, sei letztendlich dem diesbezüglichen Klima innerhalb der NAK zuzuschreiben.

Im Gegensatz zu J. betont Frau D. dann, dass sie die Rolle der Frau in der NAK als eine untergeordnete empfunden habe. Die Kirche putzen, den Altar mit Blumen schmücken. Vielleicht noch in der Chortätigkeit dirigieren. Das wäre dann schon das Maximum, was den Frauen zugestanden wird.

Meiser "Sie haben gesagt zu meiner Zeit gab es da einen Spruch: 'Der Mann ist die eins, die Frau die Null'. Und dann geht es weiter: 'Wenn die Frau sich hinter dem Mann stellt, ergibt sich der Wert zehn, und stellt sich die Frau vor dem Mann...?"
Antwort: "Weniger wie Null..."

Meiser: "Herr J., ich verstehe die Welt nicht mehr"
J.: "Ich auch nicht"
Meiser: "Gibt es verschiedene Gruppierungen innerhalb der NAK?"

J.: "Nein" Er meine eher, das geschilderte sei eine "subjektive Auffassung".
Meiser: "Wie ist das eigentlich, dürfen Ihre Kinder auf Kindergeburtstage gehen?"
J. "Ja, natürlich. Die laden auch selber zu ihren Geburtstagen ein."

D´.: Es habe sich zwar heute einiges gelockert. Aber die prinzipielle isolationistische Denkweise bestehe ungebrochen weiter.

Auf die Frage der Konfirmation der eigenen Kinder angesprochen, berichtet Frau D. von einem anderen Konfirmationsgottesdienst, wo der Konfirmant schon im Vorfeld gesagt haben soll. Das wäre dann sein letzter Gottesdienstbesuch. Die Mutter darüber tief betrübt. Der Konfirmant sei dann bei einem Badeunfall tödlich verunglückt. Die Mutter des Verunglückten habe das dann als relativen "Glücksumstand" gewertet, weil Gott damit das "Seelenheil" ihres Kindes gefördert hat. Diese öffentlich vorgetragene Episode habe dann bei Frau D. den eigenen Nachdenkungsprozeß massiv befördert.

Als nächster Gast ein Herr Jürgen W..
Er berichtet insbesondere über den Aspekt einer gewissen "Prügelpädagogik" die er selbst als Kind mit "auskosten" durfte.
Er wolle das zwar nicht verallgemeinern, aber auch aufgrund anderer Berichte sei er der Meinung, diese Tendenz sei überdurchschnittlich häufig innerhalb der Neuapostolischen Kirche gewesen.

Im Gegensatz zu J., welcher die NAK als lebensfroh bewertet, bemüht W. den Vergleich. Sie gleiche einem Kinderkreisel der mit der Peitsche angetrieben werden muss.

An dieser Frage entzündet sich dann ein Disput. J. dementiert, die NAK-Aussteiger widersprechen und zitieren dazu auch aus offiziösen Verlautbarungen der NAK, die sehr wohl die Erziehung zum Außenseitertum dokumentieren.

Nach einer Werbeunterbrechungs-Pause meint Meiser dann. Er habe gerade mal in der Regie nachgefragt. Und die dort eingegangenen Telefonate bestätigten die Aussagen der NAK-Aussteiger. Nun könne man zwar sagen, die Gäste die Meiser ausgesucht habe, bedingten dies. Aber die Anrufer indes, die das auch bestätigten, habe er eben nicht "ausgesucht".

Als nächstes wird J. von Meiser auf das Kartenspiel "Zum Ziel" für Kinder ab sieben Jahren angesprochen, dass ja schon in der Einleitung zu dieser Sendung mit angesprochen wurde.

 

Das versucht J. dahingehend zu "relativieren"; das Spiel wolle doch blos dazu anleiten, das Kinder beten lernten ...

Die Karte den Kindergeburtstag betreffend, mein J.. Er denke (obwohl die Karte etwas anderes aussagt). Auch andere (nicht nur seine) Kinder dürften zu Kindergeburtstagen gehen.
Er (J.) könne sich nicht vorstellen, woher das Vorurteil komme, neuapostolische Kinder dürften nicht zu Kindergeburtstagen gehen.

Meiser "Durch solche Karten!"

J.: "Das kann ich mir nicht vorstellen".
"Wenn es denn mal sein muss, kann man mal auch den Gottesdienst versäumen. Es gebe ja nicht den Druck, dass an der Kirchentür gezählt wird. Er war da oder nicht", so J. weiter.

Massiver Widerspruch von den D. daraufhin.
"Herr J.. Ich (D.) stand als Diakon an der Türe und hab gezählt mit der Zähluhr. ... Ich muss wirklich mal sagen. Was Herr J. hier vorführt, ist typisch diese Janusköpfigkeit. Was Sie darstellen ist die Fassade nach außen. Was den Menschen zu schaffen macht, und was die Menschen krank macht, ist das, was sich hinter den Kulissen abspielt. Das sind die Situationen die das Leben prägen" so D..
Beifall aus dem Publikum darauf!

Meiser in einem weiteren Statement bezugnehmend auf eingegangene Telefonate.
"Er habe nur die halbe Wahrheit gesagt (Meiser über sich). Es sind noch zwei weitere Telefonate eingegangen. Die Anrufer wollten aber anonym bleiben. Das muss ja auch einen Grund haben, sonst hätte man diese Anrufe auch ins Studio übertragen. Und die hätten ausgesagt. Uns ist in der Kindheit und Jugendzeit so zugesetzt, die sind jetzt in psychotherapeutischer Behandlung.

J. versucht dann die D.'schen Aussagen als "persönliches Kompliment" umzudeuten, da seine Erfahrungen ja mit denen von D. nicht identisch wären.

D. "Vielleicht sollten Sie Ihre persönlichen Erfahrungen nicht mal blos auf die Fassade beschränken, sondern dahinter gucken. Und dahinter spielt sich das Leben ab, und spielt sich der Mensch ab, mit all seinen Wünschen, seinen Gefühlen, seinen Zweifeln, seinen Fragen und Problemen.Und diese nimmt diese Organisation nicht wahr, weil eine von Amtswegen verordnete 'Wahrheit' gilt. Und dies ist das, was den Menschen wirklich in seinem Innersten bewegt."

Der nächste Gast Oswald E.
Angeworben. Einst katholisch, dann neuapostolisch geworden, Karriere gemacht, Priester geworden. So stellt ihn Meiser in Kurzform vor.
Die Auswirkungen seines Eintrittes in die NAK beschreibt er als "äußerlich positiv". Er sei ein pünktlicher angepaßter Mensch geworden, mit angepasstem Haarschnitt. Er habe aufgehört zu Rauchen. Jetzt als Ex-NAKler rauche er wieder.

Das ist eigentlich nicht schlecht, so auch Meiser. Bestätigung dieser Aussage auch durch den Gast.
Das einzige was er als Negativum hinstellen wolle. Er habe damals auch - um mit Herrn D. zu reden -, die Freundschaften zur sogenannten "Welt" aufgeben. Er sei dann beispielsweise aus der "Wasserwacht" ausgetreten und diese Dinge mehr.

Im Fall E. stellt sich ein spezifischer Aspekt heraus.
1981 erhielt er im Rahmen seiner "Karriereleiter" das Priesteramt. Und die Priester sollten eigentlich in der Neuapostolischen Kirche, so Meiser, verheiratet sein. Dann haben sie also geheiratet.

"Nein. Habe ich eben nicht" so die Antwort.
Gut wir sind hier lauter psychisch labile hier, so sein weiteres Statement. "Wenn die Herrschaften sich hier nicht betroffen fühlen. Er fühle sich betroffen." Er sei wenn nicht psychisch labil, zumindest pervertiert. Das heißt, als Homosexueller konnte er sehr schlecht heiraten.
Das habe er damals auch versucht einem vorgesetzten Bischof begreiflich zu machen.

Wie hat man darauf reagiert, so die Rückfrage:
"Mit Unverständnis, mit Kopfschütteln, sicher teilweise auch mit Entsetzen".
Und man habe ihm gesagt, wenn sie denn ihre Schwulität nicht ganz so zur Schau stellen, dann werde man ihm nicht von dem Platz weg nehmen. Bitte dezent und nichts an die Öffentlichkeit.

Dann gab es da noch ein paar Lehrmeinungsdifferenzen, wo er sich erlaubt habe Briefe dazu zu schreiben. Die wurden entweder überhaupt nicht oder sehr zögerlich beantwortet. Beantwortet mit Teilwahrheiten, Halbwahrheiten, die ihn unzufrieden gelassen haben. Das Fass zum überlaufen brachte dann, als er einen Gottesdienst übersetzen sollte. Die neuapostolische Französin war krank geworden und die machte sich Sorgen. Klappt das nun mit der Übersetzung?
Und dann hat man da geguckt: Wer ist denn das, der da jetzt ersatzweise übersetzt. Und dann hat man da das Privatleben etwas unmgebaggert. Und dann gings los:

"Was ging los" Rückfrage. Briefe der Art, wie ich (Meiser) sie vorgelesen habe?
Antwort: "Ja schön wär's" Nein. In seinem Fall setzte nun massiver Telefonterror ein. "Erst dachte er. Wer immer es auch sei. Als man dann aber sagte 'Sie Schwein' das Sie sich überhaupt noch wagen ‚Dienste zu halten'. Und "Dienste halten" sei ein typischer NAK-Terminus, da wurde klar, woher der Wind weht.

Auf die Frage wie denn der Umgang so mit Homosexuellen sei, antwortet J. "Sehr offen". Die Antwort darauf bekam er dann wohl in der Form einer Lachsalve aus dem Publikum.

Weitere Frage von Meiser an J. "Wie halten Sie es denn mit Behinderten?"
Tja, Behinderte gäbe es natürlich auch in den Reihen der NAK. Er kenne auch mehrere behinderte Priester. Es sei lediglich die Frage was er Meiser, jetzt unter Behinderung verstehe.

Antwort von Meiser: Zum Beispiel Blindheit.
J.: "Ja sicher".
Meiser "Was sicher?"
Ja gibt es.

Meiser wir haben einen eingeladen, der blind ist: Rainer V.
Letzterer beschreibt sich als von Kindheit an blind. Er schildert faktische Ausgrenzungssituationen die ihm zusätzlich psychisch schwer zu schaffen machten.

Ein Eklat krönt jetzt die Sendung. Ein anderer Neuapostole aus dem Publikum, meldet lautstark Protest an. "Das was in dieser Sendung dargestellt werde entspreche nicht seinen eigenen Erfahrungen" so der Tenor seiner Ausführungen.

Darauf als eine lautstarke Rückantwort von E.:

"Dann machen sie mal einen Test. und verkünden, dass sie homosexuell seien. Dann werden sie ein buntes Leben haben. Das kann ich ihnen garantieren"

V. in seinem Votum dann noch, dass die NAK via J. sich als "lebensfrohe Gemeinschaft" darstelle. Die sei so "lebensfroh", dass der Herr J. in seinem Votum schon die an und für sich wesentliche "Wiederkunft Christi" unterschlagen habe.

Das sind natürlich, Meiser in einem Resümee, und das wird man uns vorhalten, alles persönliche Erfahrungen.
Er denke aber, man könne nur aufgrund von persönlichen Erfahrungen, auch wenn man sie so geballt hört, sich sein eigenes Bild machen.

Als letzter Aussteiger wird in dieser Sendung noch Ulrich Wilhelm H. vorgestellt.
Ihm sei, so auf Nachfrage, der Austritt "ganz einfach" gemacht worden. Faktisch wurde er von NAK-Geschäftspartnern "über den Tisch gezogen". Hilfe dabei habe er seitens der NAK nicht erhalten. Deren einzigstes Interesse bestand am "deckeln", dem nicht ruchbar werden lassen unliebsamer Vorkommnisse. Er der sich als faktisches Opfer sah, hätte keinerlei Hilfe seitens der NAK erhalten. Die Erkenntnis "das Opfer ist selber schuld" habe ihm dann den "letzten Rest gegeben".

Täter und Opfer zugleich

"Bei Schweizer" so der Titel eine Gesprächssendung auf dem Fernsehsender NTV. Als Gast am 5. 5. 1995 dort zugegen: Siegfried D.

In seiner Einleitungsmoderation äußert Wolfram Schweizer, dass "Sekten in Deutschland im Trend lägen". Daneben gäbe es aber noch Glaubensgemeinschaften, die als seriös gelten, zumindest nach außen. Eine von ihnen sei die Neuapostolische Kirche ... Eine Gemeinschaft der "heilen Welt und der Liebe" . Das sei alles nur Lug und Trug, sagen Menschen, die dort aktiv waren. Hinter der NAK verberge sich eine Welt der Täuschung, verpfuschter Leben, der Angst und der Abhängigkeit.

Nicht erst seit dem Giftgasanschlag in Japan und dem Massenmord im texanischen Wacoo, stellt sich die Frage: Wie gefährlich sind diese Seelenfänger?
Die Wahl zwischen Himmelreich und Hölle, die Neuapostolische Kirche, sei das heutige Thema.

Als Studiogast wird der ehemalige NAK-Priester Siegfried D. begrüßt.

 

Den Zuschauern wird offeriert, dass sie telefonisch Life mitdiskutieren könnten.

D. berichtet dann auf Nachfrage. Er selbst sei in diese Kirche hineingeboren worden, wie eigentlich die meisten Mitglieder hier in Deutschland. Und er habe etwa zwölf Jahre in der NAK ein Amt innegehabt.
Allerdings, etwa in Afrika, in der Dritten Welt, werde eifrig missioniert, werden auch Erwachsene gewonnen.
Schweizer: "Rein theoretisch könnte ich also Mitglied werden"
D.: Man würde sich sehr freuen dort.

Schweizer: Lassen Sie uns erst einmal fragen: Wie lebt es sich in der Glaubensgemeinschaft? ... Wie sieht der Alltag aus?
D.: ... Wenn man erzogen wird in dieser Kirche, dann findet von frühester Kindheit eine Abgrenzung nach außen statt. Das heißt, man wird erzogen, innerhalb der Mauern dieser Kirche. ... Von der Jugendzeit an werden nicht nur sehr viele Aktivitäten angeboten, sondern man wird auch gedrängt, mitzumachen, einfach, um alle Freizeit zu absorbieren für die Kirche. Und in frühester Jugend, mit achtzehn bei mir, bei den meisten anderen auch, wird man dann, wenn man schön brav aktiv ist, in ein Amt ordiniert.

Das erste Amt ist das des Unterdiakons. Diese Ordination dient, wie man mir (D.) gesagt hat damals, auch der "Bewahrung". Der Bewahrung vor der bösen schlechten Welt draußen. Das heisst, das ganze Leben findet statt innerhalb der Mauern. Und wenn man dann ein Amt hat, ist man jeden Tag aktiv für die Kirche, jeden Abend.
Ich habe, muss ich heute gestehen, die Familie vernachlässigt, man übt ja auch den Beruf aus und nach dem Berufsalltag ist man jeden Abend für die Kirche unterwegs, auch den gesamten Sonntag.

Schweizer: Und dann gab es wohl irgendwann den Moment, wo Sie sich langsam gesagt haben: Hier stimmt irgend etwas nicht; sie haben dann 1989 ihr Amt als Priester niedergelegt. Was, warum?

D. Es ist nicht "das" Schlüsselerlebnis. Es gäbe eine Entwicklung. Sie begann Mitte der achtziger Jahre. Ich hatte als Priester zu predigen und da suchte ich nach geistigen Inhalten. Ich erkannte die Phrasen, die sich ständig wiederholten und die man im Grunde auf zehn bis zwanzig Phrasen verengen kann. Bei der Suche nach geistigen Inhalten habe ich diese dann auch gepredigt. Und dieses wurde ihm verübelt. Parallel dazu habe er Dinge erfahren, die sich hinter den Fassaden, hinter den Kulissen, vor allem der Führungsschicht zugetragen haben. Und das habe ihn sehr zum aufwachen gebracht. Er sei zwar überzeugt gewesen, von diesem "Heilsweg" sozusagen, sei dann aber 1988, als er sich etwas von den strengen, vorgegebenen Phrasen gelöst, und mehr den Kern des christlichen Glaubens gelehrt habe, sehr angegriffen worden.

Verleumdungen begannen, Ausgrenzungen begannen. Seine Familie wurde im Grunde aufs Abstellgleis geschoben. Telefonterror haben sie erlebt. Es waren schlimme Dinge. Denunziantentum haben wir erlebt. Wir haben erfahren, wer bei uns zu Besuch ist, wir wurden überwacht. Und er wurde zu Inquisitionsartigen Gesprächen zur Kirchenleitung vorgeladen

Ein weiteres Enttäuschungserlebnis für ihn sei die Feststellung, wie wenig geistige Substanz dort (in der Kirchenleitung) vorhanden sei

Eingeblendet wird dann ein Telefonanruf einer Frau B. die da wissen will.
Sie habe einen Bekannten in der Neuapostolischen Kirche, und sie weis zum Beispiel, dass er verboten sei ins Kino zu gehen, weil angeblich Gott ihn da nicht sehen kann. Er darf keine Zeitschriften lesen; aber andererseits wird ihm gestattet ein Studium zu beginnen, was ja auch einen sehr freien Umgang mit Literatur usw. beinhalte. Um dann praktisch einen Beruf erlernen zu können, der in ihren Augen der Kirche wieder mehr Geld hereinbringt. Und sie habe das Gefühl, dass er (als Sohn einer NAK-Familie) sich einfach nicht recht entscheiden könne, ob er in dieser Kirche bleiben wolle oder nicht. "Es war halt einfach eben so".

D.: Das sei ein typisches Beispiel dafür wie das Bewusstsein kontrolliert werde, wie Fremdbestimmung stattfindet, und Abhängigkeit. Ohne das dies bewusst sei; er habe dies viele Jahre lang mitgemacht, obwohl er einen eigentlich ordentlichen Beruf ausübt, einfach, weil so eine Art Bewusstseinsspaltung stattfindet. Einerseits ist die Kirche ganz dankbar, wenn sie renommieren kann mit Leuten, die entsprechende Berufe ausüben. An die Spitze der Kirche treten neuerdings fast nur noch Leute mit Studium oder Promotion. Während andererseits aber das Bewusstsein sehr verengt wird und eng gehalten wird.

Er zitiert als Beispiel dann aus einem NAK-Dokument, Theaterbesuch betreffend. In diesem wird ausgesagt, das Theater sei ein wesentlicher Faktor bei der Bildung von Wertvorstellungen, eine moralische Erziehungsanstalt. Das Ziel des Theaterbesuches könne es sein, Nachdenken auszulösen und das für manche der Theaterbesuch eine wertvolle Lebensgestaltung bedeutet. Wörtlich: "Diese Einschätzung teilen wir (die NAK) nicht".
Also man versieht alle diese Dinge mit der Formel, dass sind weltliche Genüsse, die Schaden uns nur. Da werden wir beeinflusst

Auf Nachfrage des Moderators, ob diese Abschottungspolitik nicht letztendlich doch einen Nachdenkungsprozeß darüber befördert, meint D.:
Das dies zwar zu hoffen sei, aber es sei ein äußert schwieriger Vorgang. Denn sobald man sozusagen an die Kirchentüre trete, gebe man den Verstand ab. Weil man von frühesten Kindheitszeiten getrimmt wird, absolut zu glauben, blind gehorsam zu sein und nachzufolgen den "Vorangängern", also dem jeweils höher geordneten Amtsträgern.
Und das bringe es mit sich dass man in Glaubens- und religiösen Fragen, überhaupt nicht mehr selbstständig nachdenkt. Kritisches Bewusstsein werde bis heute, in eine schlimme Ecke gestellt. Der oberste Kirchenleiter, der sich Stammapostel nennt, warne bis heute in seinen Predigten davor, kritisch nachzudenken oder zu hinterfragen.

Solange man innerhalb der Kirche sei, bestehe keinerlei Möglichkeit zu Kritik oder Hinterfragungen. Es gelte nur die vorgegebene Meinung, die wirklich absolutistisch durchgesetzt wird. Deshalb wird ein Aktiv-Amtsträger dies nicht tun. Sobald er dies tut, ist er Repressalien ausgesetzt, seiner vorgesetzten Amtsträger. Er wird in Frage gestellt, man predigt den anderen Zuhörern, dass hier schlimme Geister am Werke sind, fremde Feuer auf dem Altar brennen. Er wird sozusagen unglaubwürdig gemacht und abgewertet. Und letztendlich wird er entfernt aus dem Amt. So ging es mir, vielen Freunden, und Hunderten von anderen Amtsträgern. Einfach, weil sie aufgrund ihrer inneren Fragen, angefangen haben, kritische Fragen zu stellen.

Ein Anrufer aus Hannover wird als nächstes in die Sendung eingeblendet. Er sei ganz entsetzt.
Warum er entsetzt sei?
Antwort: Weil, er 55 Jahre alt sei, und genau wie der ehemalige Priester, auch darin hineingeboren wurde. Er fragt sich, was er seiner Familie erzählen solle. Die sind ja alle darin. ... Wenn das alles so stimmt, dann habe ich ja 55 Jahre für umsonst gelebt. ... Und was der Studiogast da sagt. Das stimmt ja wirklich. Als Detail führt der Anrufer an:
"Wir durften kein Fernsehgerät zu Hause haben. Alle drei Wochen gab es Hausbesuche und die kontrollieren.
Über sich selbst sagt der Anrufer "Wir gehen dahin." Ein Amt indes habe er dort nicht.
Warum er denn dort noch hingehe? die Rückfrage:
Antwort: Er selber nicht so sehr, aber die Familie. An irgend etwas muss man glauben. Wenn man so durch die Gegend geht wie die ganzen Rocker und so. Dazu wollte er seinen Sohn nicht haben. Darum sei er froh, wenn sein Sohn Sonntag früh aufsteht, und kommt dann freudestrahlend wieder.

Als nächstes fragt der Moderator seinen Studiogast, auch unter Hinweis auf andere Beispiele außerhalb der NAK, ob Kirche nicht per se etwas sei, was sich mit Demokratie nicht vereinen lasse.
Die Fragestellung spitzt sich jetzt auf finanzielle Aspekte zu. Und da meint D. das es da durchaus große Unterschiede gäbe. Die obligatorischen 10% bei den NAK seien eben (in der Regel) erheblich mehr als andernorts.
Zum zweiten fände über die Kirchensteuer eine Rechenschaftslegung statt. Das ist bei der Neuapostolischen Kirche nicht der Fall. Man kann nur spekulieren, für was das Geld ausgegeben wird. Er wisse nur, dass die Spitze sehr teure Dienstwagen fährt, und viele teure Reisen unternimmt .

Es gäbe aber vor allem den Unterschied: Bei der Kirchensteuer wisse man, auf was man sich einlasse.
Bei der sogenannten Opferabgabe der NAK indes werde ein psychischer Druck ausgeübt. Mir wird gesagt, ich bekomme den Segen Gottes nur, wenn ich die 10% abliefere. Und Gott sieht alles, Gott darf nicht betrogen werden. Das heisst, es ist mit soviel psychischem Druck und Angst verbunden, wie überhaupt das ganze System, dass man überhaupt nicht mehr frei entscheiden kann.
Auch gebe es in der evang. und kath. Kirche eine öffentliche Diskussion. Das heißt, man könne dort aus dem Spektrum, das man aus der Presse und öffentlichen Diskussionen entnehmen könne, sich einen Platz suchen, oder entscheiden, ob man rausgehe oder drinnbleibe.

Durch den Angstmechanismus, der bei der NAK zu greifen beginne, wenn man zweifle, wenn innere Probleme entstehen, wird man festgehalten. Man könne sich nicht frei entscheiden. Es findet keine freie Information statt, über das, was hinter den Kulissen und im gesamten Spektrum geschieht.

Eine nächste Anruferin wird zugeschaltet, die anonym bleiben will.
Den geschilderten Aspekt der Angst könne sie nur bestätigen. Sie sei auch reingeboren worden.
Sie sei heute kein Mitglied mehr. Aber sie berichtet, wie mittels massiver Hausbesuche und ähnliches auch bei ihr versucht wurde, sie von dieser Entscheidung abzuhalten.

Die eingegangenen Telefonate kommentiert der Moderator dahingehend: "Sie kriegen heute offenbar viele Bestätigungen".

Als nächsten Fragenkomplex will der Moderator wissen: "Gefährlichkeit wie hoch?"
Er verweist da auf das Beispiel jener japanischen Sekte, welche da ein Giftgasanschlag in der U-Bahn von Tokio gemacht habe. "Wäre die Kirche, weil es in ihrem Kram passt, dazu in der Lage Gewalt anzuwenden, oder Mitglieder dazu zu bewegen?" so jetzt seine Frage.
D.: "Nein. diese Frage würde ich verneinen." Er möchte allerdings an dieser Stelle bemerken:
Wir haben in unserem Mediensystem und Gesellschaftssystem immer sehr viel Aufmerksamkeit, wenn solche Dinge passieren wie in Japan. Wir haben indes sehr wenig Aufmerksamkeit, für Dinge die psychisch ablaufen. Und in dieser Kategorie, der psychischen Gewalt, sehe er durchaus das Glaubenssystem. Er wolle nicht einzelne Gläubige oder Menschen angreifen. Die meisten sind wirklich Opfer und Täter zu gleich. Er wolle aber aufgrund der vielen hundert Fälle, mit denen er via einer Selbsthilfegruppe bekannt wurde, darauf hinweisen, dass die psychische Problematik viel zu sehr unterschätzt werde. Es entstehen daraus Krankheiten, familiäre Trennungen. Die Spaltungen gehen durch die Familien. Was da passiert mit den Menschen, sei hochdramatisch und hat schlimme Auswirkungen.

Report

Die ARD-Sendung "Report" (Baden-Baden) kam in ihrer Ausgabe vom 30. 10. 1995 auch auf das Thema NAK mit zu sprechen.
"Freikirche oder Sekte? Wie ehemalige Mitglieder die Neuapostolische Kirche angreifen", so der Titel des diesbezüglichen Berichts. Der Moderator (Jochen Waldmann) meint eingangs dass in Deutschland sich die Sekten und pseudoreligiöse Organisationen "krakenartig" ausbreiteten. Ob denn eine solche Einschätzung sachgerecht ist, würde ich eher mit Fragezeichen versehen. Zumindest war dieses Thema mal zeitweise "in", eben auch für "Report". Was die Vokabel "pseudoreligiös" anbelangt. Offenbar ist der Maßstab der "Großkirchen" auch für Herrn Waldmann "das Maß aller Dinge". Insofern differiere ich schon mal grundsätzlich mit seinem Eingangs-Statement.

Die Politiker seien weitgehend hilflos. Die katholische und evangelische Kirche "fassungslos" lässt er weiter wissen. Tja Herr Waldmann. Man könnte noch über einiges anderes in diesem Lande "fassungslos" sein. Um Ihre offenbaren Gedächtnislücken etwas aufzufrischen. Zum Beispiel über jenes von der Hitlerregierung mit der katholischen Kirche abgeschlossenes Konkordat, das bis heute unveränderte Gesetzeskraft besitzt.

Der eigentliche Filmbericht den "Report" dann ausstrahlt stammt von Holger Reile.
www.lagopress.de

(Korrektur. Auf seiner (seinerzeitigen) Webseite datiert Herr Reile den NAK-Beitrag ins Jahr 1993. Im Abspann des "Report"-Beitrages ist dieser jedoch eindeutig mit der Jahreszahl 1995 gekennzeichnet. Ob die Sache sich so aufklärt, dass er etwa zwei Jahre bis zur Ausstrahlung beim Sender "geschmort" hat, vermag ich nicht zu beantworten).

Einleitend werden Bilder von einem NAK-Gottesdienst in Stuttgart gezeigt. Die Mitglieder zahlen monatlich den Zehnten. Etwa 700 Millionen DM würden so pro Jahr zusammen kommen. Insider würden das Gesamtvermögen der NAK auf mindestens 5 Milliarden DM schätzen. Genaue Angaben seien aber nicht möglich, die Finanzen werden nicht offen gelegt.
In Einzel-Interviews von NAK-Mitgliedern vor der Kirche, wird besonders der "Exklusivanspruch" gemäß dem Motto "Nur wir" herausgestellt.

Als nächstes werden Bilder von einem ersten NAK-Aussteigertreffen in Schmitten im Taunus gezeigt.
Vor allem NAK-Jugendliche ständen, so die Kritiker, vor oft unlösbaren Problemen. Alles "Weltliche" sei verpönt und das wiederum zeitigt Auswirkungen.

Eine weitere Filmsequenz zeigt, wie ein NAK-Kritiker bei einer Veranstaltung in Bielefeld von einem früheren Glaubensbruder gefilmt wird. In letzter Zeit würden sich die Vorwürfe ehemaliger Neuapostolen häufen. Von Intrigen und Machtmißbrauch ist die Rede. Mit Kritik könne die NAK nur schwer umgehen. Einer der im typischen blauen oder schwarzen Anzug gewandeten NAK-Amtsträger gibt dann das Statement ab:

"Und ich glaube einfach. Und das soll auch das letzte sein. Sie haben Probleme mit sich (damit meint er den Kritiker), nicht aber mit der Neuapostolischen Kirche"
Aber die fromme Fassade bröckelt, so Reile weiter. Die Zahl der Aussteiger wächst.
Als nächstes wird ein Statement von D. eingeblendet, der zu Protokoll gibt. Es gäbe Monatsberichte der Vorsteher an ihre Vorgesetzten, ohne Wissen der einzelnen Gemeindeglieder. Und da wird über alle Details des Glaubenslebens, des normalen Lebens der Mitglieder, berichtet.

Im Bild gezeigt wird eine sogenannte "Formelle Liste" welche die NAK-Priester ausfüllen müssen, wo Details über passiv gewordene NAK-Mitglieder erfasst werden. Das gehe dann wirklich bis in alle Details. Vom Stichwort Alkoholiker bis zu nervlichen Problemen. Und dies alles geschehe ohne Wissen der Betroffenen.

 

Ein Drohsystem das nachwirkt. Selbst auf die welche ausgestiegen sind. Viele seien davon seit Jahren in psychotherapeutischer Behandlung.
Als nächstes wird in einem Kurzstatement einer der Initiatoren solch einer Aussteigergruppe (Krappatsch) vorgestellt.

 

Zu dieser Gruppe (Artikel 4) wäre noch anzumerken. Bis heute tätig. In ihr sammelten sich neben NAK-Mitgliedern auch etliche aus dem Zeugen Jehovas-Bereich, und anderer Gruppierungen. Soweit es den Zeugen Jehovas-Bereich anbelangt, darf man allerdings einschätzen. Initiativen wie etwa "Infolink" haben "Artikel 4" inzwischen den "Rang abgelaufen".
Zu "Artikel 4" siehe auch deren Webseite:
http://www.artikel-4.de/

Auch dieser Film enthält dann wieder das offenbar "obligatorische" Statement des Herrn Walter S. von der Württembergischen Landeskirche (evangelisch).

Abschließend merkt "Report" noch redaktionell an. Man hätte gerne auch die Neuapostolische Kirche zu Wort kommen lassen, wovon diese jedoch keinen Gebrauch machte. Statt dessen sei lediglich ein lapidares Fax mit der Mitteilung eingegangen. Die von "Report" erhobenen Anschuldigungen seien aus der Sicht der NAK unzutreffend.

Wie hält's man mit sozialen Aspekten?

In der Sendereihe "Aktuelle Stunde" des WDR vom 14. 11. 1995 ist wiederum die NAK "Thema".
Mehr als 100.000 Menschen sollen ihr allein in Nordrhein-Westfalen angehören
Bisher galt die NAK als harmlose Freikirche. Nunmehr aber, sei sie in die Kritik geraten.
Ehemalige Mitglieder würden darüber klagen, dass die NAK ihre Mitglieder unter Druck setze, ja sogar wie eine Psychosekte arbeiten würde.

Einleitend werden Bilder aus einem NAK-Gottesdienst in Essen gezeigt.
Danach wird ein Aussteiger Ludwig H. aus Aachen vorgestellt, der sich nach seinen Aussagen bei seinem Ausstieg "bedrängt" fühlte.
Konträr dazu wird die Aussage Von Dieter K., Neu-Apostolische Kirche, eingeblendet, der da äußert, dass er sich den Vorwurf der Bedrängnis kaum erklären könne.
Er wüsste nicht von Fällen, wo solche Bedrängnisse wären. Wenn jemand davon berichtet, könne er den nicht ernst nehmen.

H. seinerseits betont. Es werde bedingungsloser Gehorsam eingefordert. Und dieser Gehorsam bezöge sich eben nicht nur auf Glaubensdinge. Er geht bis in alle Bereiche des privaten Lebens hinein.
Als Beispiel zitiert er:
Vorschriften für die Kleiderordnung bei Chorproben und gehe hin bis zur Berufswahl, bis zur Wahl des Ehepartners.
"Offiziell findet solch eine Einmischung nicht statt. Es werden aber sehr wohl 'Empfehlungen' für eine gottesfürchtiges Leben ausgesprochen", so der Filmkommentar dazu.

Als nächstes wird das Ex-Mitglied Evelyn G. vorgestellt. Sie berichtet. In den Jugendstunden würde beispielsweise gesagt, Frauen sollten sich nicht die Fingernagel lackieren, nicht übermäßig Schmuck tragen .
Bereits Kinder wurden beeinflusst wie beispielsweise durch ein NAK-typisches Monopoly-Spiel
(Letzteres wurde bereits auch in einer "Hans Meiser-Sendung" auf RTL mit thematisiert).

Ein weiterer Aussteiger (Ingo G.) äußert; dass den Kindern durch die Totenlehre der NAK eine ganz schlimme Angst gemacht werde.

Indes den Ex-Mitgliedern gehe es bereits um mehr. Sie fühlen sich nicht nur im geistlichen Sinne betrogen, so ein Votum dieses mit H. Schröder und U. Glagau gezeichneten Filmes. Dazu wiederum äußert Herr H. in einem Statement, dass ihn die Praxis der NAK zehn Prozent des monatlichen Einkommens als Spenden zu erwarten, doch nachdenklich gemacht habe. Vor allem auch deshalb, weil es keinerlei detaillierte Rechnungslegung über die dabei eingehenden riesigen Summen gäbe.
Etwa 30 Millionen DM dürften allein in Nordrhein-Westfalen monatlich im Opferstock landen, so der weitere Filmkommentar.

Der bereits vorgestellte Herr Kruse meint dazu, was mit dem Geld gemacht werde, sei doch offenkundig (betrachtet man die NAK als weltweite Organisation). Indes wirkliche "Details" lieferte er denn auch nicht. Er belässt es also bei einer summarischen Aussage.
"Krankenhäuser, Kindergärten oder Altenheime" unterhält die NAK nicht, so der weitere Filmkommentar.
Jetzt aber, wird diese Aussage relativiert, sollen die Neuapostolen doch erstmals den Bau eines Altersheimes planen. "Die erste soziale Einrichtung, in einer weit über hundertjährigen Kirchengeschichte".

Dann wird der evang. Sektenbeauftragte Joachim K. interviewt, welcher den eben genannten Fall Bau eines Altersheimes, den Bereich "Augenauswischerei" zuordnet.

Auf Nachfrage meint K. Das er denke, die hohen Einnahmen der NAK werden tatsächlich für die Missionierung ausgegeben.

NAK, Zeugen Jehovas, Adventisten

Auch "Spiegel-TV" griff in seiner Sendereihe "Thema" vom 22. 11. 1995 den Begriff "Sekten" auf. Diesmal war es aber nicht nur auf die Neuapostolische Kirche beschränkt.
Einleitend werden Bilder von einer Massenhochzeit der Moonsekte (Vereinigungskirche) gezeigt.
Danach sieht man Ausschnitte aus einem Werbevideo der "Children of God"
Immer mehr Kinder werden in eine Sekte hineingeboren. Sie haben keine Wahl; so der Eingangskommentar dieser Sendung.

Dann kommt der Sektenbeauftragte der Westfälischen Landeskirche (Rüdiger H.) mit einem Kurzstatement zu Wort.
Aufgrund des Exklusiv-"Wahrheits"-Anspruches vieler solcher Gruppen, wie auch der Zeugen Jehovas, wachsen die Kinder zwangsläufig in die von den Eltern gewählte Isolation auf.

Nach H. wird Jutta Birlenberg von kids e. V. in einem Kurzstatement eingeblendet.

Als Aussteigerin aus der NAK wird dann Evelyn G. vorgestellt, die in ihrem Votum von regelrechtem Psychoterror (Druck) redet.
Ein Ausstieg der Sektenkinder bedeutet fast immer den Bruch, mit den Eltern und der eigenen Biographie.

Der Hauptteil der Sendung besteht dann in einer von Marijana Stoisits geleiteten Gesprächsrunde.
Vertreten für den NAK-Bereich Carmen G. welche etwa nach ihrer Konfirmation begann, sich allmählich "abzunabeln".

Geschaft habe sie es eigentlich, sie sei jetzt 29 Jahre, erst vor zwei Jahren. Bis dahin wirkte die eingeimpfte Indoktrination noch nach. Das Gemeinschaftsgefühl beispielsweise, und sie halte sich für musikalisch, bewertet sie auf Nachfrage als das, was sie eigentlich noch "bei der Stange hielt". Das sei eine gewisse Geborgenheit, die eigentlich aber nur eine Scheingeborgenheit sei.

Ein gewisses für sie Nachdenklichkeit verursachendes Moment war auch der Umstand, dass sie mal eine Berufsplanung hatte, die aber zur Folge gehabt hätte, auch Schichtdienste machen zu müssen. Dies wiederum hätte sich nachteilig für den regelmäßigen NAK-Gottesdienstbesuch ausgewirkt. Die subtile Druckschraube, diesen Berufsweg doch nicht einzuschlagen, wurde dann auch bei ihr erfolgreich eingesetzt.

Auf die finanziellen Aspekte angesprochen äußert Carmen G., dass sie innerhalb von 13 Jahren Berufstätigkeit, sie habe das mal nachgerechnet, etwa 40.000 DM "freiwillig" (freiwillig in Anführungsstriche gesetzt) geopfert habe. Sie weist auch darauf hin, dass die erwartete Zehntenzahlung innerhalb der NAK sich auf der Basis des Bruttoeinkommens (nicht netto) berechnen soll. Schon als Kind sei sie dazu angehalten worden. Als sie damals eine Mark Taschengeld erhalten habe, hatte sie davon schon zehn Pfennig "geopfert".

Ein weiterer Gesprächs-Teilnehmer, Bernhard L.

Vormals einem Elternhaus aus dem Bereich der "Siebenten-Tags-Adventisten" entstammend. Schon seine Urgroßmutter sei Siebenten-Tags-Adventistin gewesen. Und diese Linie setzte sich dann bis in seine Generation fort. Erste Nachdenklichkeiten bewirkte bei ihm die Absolvierung des Zivildienstes und damit verbunden, zeitweiliger Wegzug aus dem Elternhaus. Die dort geknüpften Kontakte gaben ihm Anstösse, gewisse Sachen nüchterner zu sehen. Er konnte damit, wie er es formuliert "zum ersten Mal über den Tellerrand schauen", ohne das "Korrektiv" der permanenten adventistischen Indoktrination.

In seinem Fall kommt noch das Moment der Scheidung der Eltern (der Vater ist Adventisten-Prediger) mit zum tragen.
Wörtliches Zitat:
"Der Konflikt zog sich schon seit der Scheidung hin. Also als meine Mutter, kurz bevor sie selbst daran kaputt ging, die Koffer packte und abhaute, sozusagen, wurde sie daraufhin erst mal ausgeschlossen von der Gemeinschaft und ihr die Schuld zugewiesen. Und das wurde gar nicht hinterfragt. Wieso ist das passiert, usw.".
Er betont, es gab keine echte Liebe. Es wurde nur darauf geachtet, dass nach außen hin, "alles funktionierte".

Eine weitere Gesprächsteilnehmerin, Gudrun.L.; bis zu ihrem 18. Lebensjahr bei den Zeugen Jehovas eingebunden.

 

Es sei eine Art Elitedenken; sie möchte sagen, fast eine Art "Gehirnwäsche", womit sie rückblickend die eigene Zeugen Jehovas-spezifische Erziehung bewertet. In ihrem Fall bezog sie mit Beginn der Volljährigkeit eine eigene Wohnung. Diese äußere Trennung ermöglichte es ihr nüchterner Bilanz zu ziehen. Sie räumt aber ein, dass der Zeugen Jehovas-Einfluss noch Jahre danach, nachhaltig bei ihr wirkte.

"Sind Sie auch wochentags zur Kirche gegangen (Carmen. G.)?
Ja fleissig. Dreimal zum Gottesdienst, dann noch einmal in die Gesangstunde. Und dann standen da immer, gerade als Jugendlicher, Dinge an, wie Zeugnisbringen. Früher hätte man da gar ähnlich den Zeugen Jehovas, sogar an fremden Türen geklingelt. Das würde aber heute nicht mehr gemacht.

Ob es denn Unterschiede zwischen den einzelnen Gemeinden gäbe; sodass es nicht überall gleichmäßig dogmatisch sei, so eine Frage.
Sie wurde dahingehend beantwortet, dass sie denke, dem sei so nicht. Es sei im Prinzip auf der ganzen Welt ähnlich.
Ob sie denn als Kind Freunde gehabt hätte, die nicht der Neuapostolischen Kirche angehört hätten.
Antwort: Nein, überhaupt nicht ... Sie erweitert diese Aussage noch dahingehend, dass sie als Kind überhaupt keine Freunde gehabt hätte. Was dann ja wohl, und das ist mein Kommentar dazu, primär dem Klima innerhalb dieser Kirche, und weit weniger Individualumständen zuzuschreiben ist. Der in einem anderen Film gebrachte Vergleich mit einem "Kinderkreisel", der immer wieder mit der Peitsche angetrieben werden muss, bestätigt sich einmal mehr. Nicht nur im Falle NAK. Auch und besonders auch den Zeugen Jehovas ist ähnliches zuschreibbar.

Nach einer Werbeunterbrechung wird in einer Filmsequenz die vormals neuapostolische Familie G. etwas näher vorgestellt. Durch einen Wohnungsumzug ergab sich in ihrem Fall das kennenlernen neuer Leute. Diese Kontakte ermöglichten es gewisse Dinge in der NAK nunmehr aus einer etwas distanzierteren Sicht zu sehen. Die Schaffung eines neuen Freundeskreises, noch zu neuapostolischen Zeiten, bewerten sie als Glück. Wenn man solch einen nicht hat, und dann die NAK verlässt, fällt man in ein tiefes Loch, so das Votum.
Bei einem Interview der Kinder dieser Familie (Flora 6 Jahre alt) wird insbesondere herausgearbeitet, die Angst-Erziehung der NAK. Jede noch so geringe Verfehlung wird mit dem Verdikt "der Teufel", schon seit frühesten Kindheitstagen, belegt. Und das innerhalb der NAK in systematisierter Form. Auch in diesem Fall wird auf das spezifische Kartenspiel der Neuapostolischen Kirche für Kinder verwiesen, dass letztendlich die Angstmomente schürt, Nichtteilnahme an Kindergeburtstagen preist und anderes mehr.

Zu dem Herrn L. übergehend, erfährt man, dass er sogar eine adventistische Schule besucht hätte. Das einzigste adventistische Gymnasium in Deutschland, in Darmstadt.
Das adventistische Gymnasium mit angeschlossenem Internat, bestand zwar auch aus Nichtadventistischen Schülern. Aber in der Praxis bestand dann doch sehr wohl eine "unsichtbare Mauer". Beide dieser Gruppen blieben letzt endlich mehr oder weniger nur unter sich.

Zu Gudrun L. überleitend (die bei den Zeugen Jehovas war) erfährt man unter anderem, dass sie in der Kindheit sexuell mißbraucht wurde. Dieser Umstand indes wurde von der Organisation "gedeckelt" und hatte keinerlei disziplinarische oder juristische Konsequenzen. Sie äußert, dass sie Ihrerseits, damals darüber nicht geredet habe. Aufgrund der tatsächlichen Machtstrukturen, auch auf familiärer Ebene. Wenn dem so war, ist dies letztendlich wohl kaum als echte Entlastung für die Zeugen Jehovas-Organisation zu werten.

Auch sie bestätigt analog zum NAK-Beispiel, die Erziehung zum Außenseitertum.
Sie redet von einer von außen schön anzusehenden Fassade. "Wenn man jedoch dahinter sah, konnte man sehen, dass diese Fassade ganz schön abbröckelte."

Nach einer weiteren Werbeunterbrechung wird ein Film bezüglich des deutschen Ablegers der "Boston Church of Christ" eingespielt. Mein Kommentar dazu ist relativ kurz. Er besteht vor allem in der Feststellung dass die von großkirchlichen Kreisen genährte Mär. Die "guten" ins Töpfchen, die "schlechten" ins Kröpfchen, wirklich eine Mär ist.
Lediglich dem Umstand, dass die Grosskirchen als weitgehend verweltlicht anzusprechen sind, verdanken sie ihre Fassade des "besser seins". Man sollte lieber nicht hinter diese Fassade mal schauen ...
Nun ist die "Boston Church of Christ" sicherlich nicht mit Großkirchen identisch. Unstrittig. Aber ihre Kinderstube in den USA kann sie wohl kaum verleugnen. Und genau diese "Kinderstube" ist schon Selbstanklage genug!

Zitat aus einer Publikation dieser Gruppe:
"Schreibe einige Dinge über Dein altes Ich auf, die bewirken, daß du den Tod verdienst".
Dieses in "den Staub drücken" ist dann ja wohl geradezu klassisch zu nennen. So brutal formulieren andere es nicht. Das "Strickmuster" indes pflegen auch sie!

37 Grad

Eine Sendung des ZDF vom 30. 1. 1996, mit dem Titel "37 Grad" behandelt auch das Thema der Neuapostolischen Kirche.
Die Einleitung beginnt mit dem Hinweis auf die Volkstempelsekte des Jim Jones und deren Massenselbstmord.
"1978 schien es noch ein Einzelfall", so die dazu gehörige Moderation. "Doch neuerdings häufen sich die Sektendramen". Es wird dann auf den Fall im texanischen Wacoo aus dem Jahre 1993 verwiesen, wo es 68 Tote gab.
1994 wurde die Welt von den "Sonnentemplern" aufgeschreckt. In der Schweiz und in Kanada sterben 53 Mitglieder.
1995 eine neue Dimension der Gewalt. Der Giftgasanschlag einer Sekte in der U-Bahn von Tokio.
Und 1995 erneut ein "Sonnentemplerfall" mit 15 Todesopfer.

Zu dieser Filmeinleitung möchte ich dann doch anmerken. Sie ist das makaber typische Beispiel einer Journalistik, der es nur um Sensationsmache; weit abgeschlagen, dann erst um sachliche Inhalte geht.

Es ist Herrn D. zuzustimmen, dass dies in dieser Form nicht sachgerecht ist. Da werden "Apfel und Birnen" in einen Topf geworfen, und dem "Leser" der anstelle der konventionellen "Bildzeitung" nur die "Bildzeitung in Fernsehformat" konsumiert, treudoof erklärt, Äpfel und Birnen zusammengekocht, ergäben einen "vorzüglichen Fleischbraten". Genau das macht diese Sorte mieser "Journalistik".

Nach dieser "Einstimmung" beginnt dann der eigentliche "Sehnsucht nach einfachen Antworten. Die sanfte (?) Gewalt der Sekten" betitelte Beitrag von Thomas Greulich. Es sei eingeräumt, dass diese Überschrift schon sachgerechter als die eben skizzierte Filmeinleitung ist.

Dann wird ein Fallbeispiel einer Frau vorgestellt, die gerade eine Lebenskrise in der Form einer Trennung hinter sich hatte. "In dieser Situation kam die Einladung eines Handwerkers, doch einmal einen Gottesdienst der Neuapostolischen Kirche zu besuchen, ihr gerade recht."

Rückblickend nach 30-Jahre dann folgender NAK-Zugehörigkeit betont sie dann, es ihr eigentlich damals nur darum ging, in eine Gemeinschaft hineinzukommen, die ihr Wärme gab und wo sie sich aufgehoben fühlen konnte.
Offenbar muss es doch so etwas gegeben haben, sonst wäre sie wohl kaum drei Jahrzehnte dort verblieben, mag man dazu nur kommentieren.
Mit der Zeit muss sie aber auch feststellen, dass die NAK-Mitgliedschaft ihr Leben zu verändern beginnt, oft auch schmerzlich.

Rückblickend konstatiert sie, dass zum Beispiel die Kappung von Freundschaften zu Nicht NAK-Mitgliedern (erwartet und praktiziert), doch wohl ein etwas zu hoher Preis für die vermeintliche Geborgenheit war.
"Der Preis der Geborgenheit ist also die Einengung ihres Horizonts, ihres Alltags, ihrer Persönlichkeit".
Andererseits könnte sie ja ihre Glaubensgemeinschaft wieder verlassen. Warum tut sie es nicht?
Sie meint zu dieser Frage rückblickend, dass sie wohl erst ihre Erfahrungen sammeln musste, bis eines Tages die Erkenntnis "dass Du dich abschottest. Das kann es doch wohl einfach nicht sein", übermächtig wurde.
"Auf alles zu verzichten, was mir in früheren Jahren unendlich viel Freude gemacht habe", so beschreibt sie ihre diesbezügliche Mentalitätslage. "Ihre seelischen Nöte werden größer. In ihrem Selbstvertrauen geht es abwärts".
Auf ihre Zweifel und Fragen geben ihr die NAK-Amtsträger keine einfachen Antworten, sondern überhaupt keine.
Sie beginnt den Glauben an ihre Kirche zu verlieren, und entdeckt dafür - zaghaft - den Glauben an sich selbst.
Sie konnte so nicht mehr leben. Sie wollte diese Abhängigkeit, diese ständige Bevormundung nicht mehr, so das Fazit ihres Entschlusses, nun doch zu handeln.

Die Folgewirkungen des Bruches mit der NAK beschreibt sie. Das sei wie auch bei jedem anderen (etwa Rauschgift)-Entzug. Es fällt nicht leicht. Letztendlich ist es aber nur die einzigst sinnvolle Alternative.

Danach werden Bilder von einem Treffen der Selbsthilfegruppe "Artikel 4" gezeigt.

Frage: Was ihrer Meinung nach der Reiz der Sekten sei?
Antwort: Das Gefühl, dass da eine Ersatzfamilie vorhanden sei. Das wiederum heiße im Umkehrschluss, dass ein Defizit vorhanden ist, bei Leuten die auf der Suche nach so etwas sind. Es wird, um in der Sprache der Psychologie zu sprechen, eine Bedingungsliebe aufgebaut. Das heißt man wird nur "geliebt" in Anführungsstrichen; wenn man diese oder jene Bedingung erfüllt.
Es wird aber nicht nur "Liebe" vermittelt, sondern auch etwas, was gar nicht beabsichtigt war: Angst.

Danach ein paar Bilder aus dem "Sekten Info Essen", einer "konfessionell nicht gebundenen Beratungsstelle", wie man meint sagen zu können.
Zitat von deren Webseite;
"Die Arbeit wird zu einem großen Teil vom Land NRW und er Stadt Essen finanziert. Die Deckung der Gesamtkosten muss jedoch durch Spenden gewährleistet werden."

www.sekten-info-essen.de/

Danach wird der Fall einer Schweizerin vorgestellt, die in den USA in die Fänge der Moon-Sekte geriet. Fassungslos die Eltern, über die kurzfristige "Umpolung" ihrer Tochter.

"Eltern und Geschwister von Satan gesteuert, das war schon Manipulationsstufe drei. Indem das neue Mitglied von alten Kontakten abgespaltet und isoliert wird.
Folgt Stufe vier. Zerstörung der alten Identität, Persönlichkeit. Beliebtes Mittel dazu: Schlafentzug und Überarbeitung."

Ein Statement des Journalisten Hugo Stamm wird dann eingeblendet, der die in diesem Fall angewandte gewaltsame "Deprogrammierung" als einzige Möglichkeit bewertet.

Diesem Votum würde ich mich außerhalb des Bereiches der Moonsekte, um die sich dieser Fall dreht, grundsätzlich n i c h t anschließen. Auch Stamm räumt ein, dass die "Deprogrammierung" unter anderem strafrechtlich mehr als bedenklich sei ...

Anzeige im Wochenblatt

Die Sendung "Miteinander" des SW3 (eine Art Magazinsendung mit mehreren unterschiedlich Themen in der jeweiligen Sendung) kam am 9. 3. 1996 auch auf die Neuapostolische Kirche zu sprechen. Zum Anfang gab es eine allgemeine Einführung, abgestimmt auf den "Wissensstand" des konfessionskundlich nicht sonderlich informierten Durchschnitts-Zuschauers.
Dann wird der Aussteiger Dr. Olaf S. vorgestellt, der in seinem Votum hervorhebt, dass er im Nachhinein als am schlimmsten bewerte, dass er Menschen für die NAK manipuliert habe. (Also auch bei diesem Fall zeigt sich die altbekannte "Täter- und Opfer zugleich" Problematik.

Er konstatiert, dass die Theologie der NAK im besonderen durch die in ihr enthaltenen Angstelemente, psychosomatischen Krankheiten Vorschub leiste.
"Die Ansprüche an die Gläubigen seien so hoch gesteckt, dass sie im Grunde niemand erfüllen kann."
Problematisch empfinde er auch das massive Kontrollsystem.

Als Folge dessen etablieren sich einige Selbsthilfegruppen. Allein bei solch einer in Stuttgart, hätten sich innerhalb von zwei Jahren 400 Personen aus dem NAK-Background gemeldet.
"Aus der Frohbotschaft wurde auch schon mal eine Drohbotschaft."

"Als Bernhard P. im "Kaiserlautener Wochenblatt" per Anzeige Betroffene suchte, wurde er massiv bedroht."

"Ja dass ich jetzt bluten werde, dann das man mir den Kopf abschneiden werde, mich körperlich verstümmeln werde, wobei man mich kastrieren wollte."

Dazu der NAK-Bischof Gert O..
Zu letzterem kann man auch vergleichen:
SpiegleinSpieglein
"Also, wenn so etwas vorgekommen ist, distanzieren wir uns davon in aller Form."
P. seinerseits berichtet über massivem Telefonterror, inklusive Beleidigungen, Morddrohungen und ähnliches dieser "Güte".

Auch wenn dies von der NAK verurteilte Einzelfälle seien, bleibt doch der Vorwurf, dass die NAK strukturell zu konservativ, zu autoritär, fremd- und kritikfeindlich sei.
O. seinerseits meint, dass sich da im laufe der Zeit doch schon einiges geändert habe. Das die Kirche durchaus offener, freier und Kritik-Annehmender geworden sei.

Vielleicht können öffentliche Aufmerksamkeit, und Kritik der Aussteiger, auch hier positive Reformen befördern, so das Schlussvotum dieses Filmberichtes von Theo Schneider.

Wenn der Rest der Welt dein Feind ist

"S-Zett" das Magazin der Süddeutschen Zeitung brachte am 2. 4. 1996 auf dem Sender "Vox" einen einschlägigen Bericht.
"Wenn der Rest der Welt dein Feind ist", ein Film von Rainer Fromm so der Sendetitel.
Offenbar gibt es zu diesem Film noch eine Entwicklung zu registrieren.
In der Datei "Doppellleben" bin ich schon mal darauf eingegangen. Leicht abgewandelt wurde dort konstatiert

Da wird über den Buchhandel auch eine Videokassette angeboten: "Sekten unauffällig aber allgegenwärtig" deren Teil I den Zeugen Jehovas gewidmet ist. Stolze 59,80 DM (jetzt 29 Euro) der Verkaufspreis. Weitere Teile gibt es unter dem genannten Titel auch noch. Ordert man alle fünf angebotenen, so sind noch stolzere 250,-- DM fällig.

Man konnte es aber auch erheblich billiger haben. Da gibt es einen Verlag in Frankfurt/Main, der nennt sich: "Verlag Gemeinschaftswerk der Evangelischen Publizistik e.V." Er ist auch im Internet präsent: http://www.gep.de

Suchte man auf seiner Seite etwas gezielter, dann fand man den dort den Titel
Rainer Fromm/ Kurt-Helmuth Eimuth "Sekten unauffällig aber allgegenwärtig" Forum - Streifzüge durch die Welt der Religionen. Heft 13. (Derzeit offenbar nicht mehr im Angebot).
Darin bekam man auch den wesentlichen Inhalt dessen mitgeteilt, wofür andere bis zu 250,-- DM ausgeben. Nur eben nicht als Video sondern eben "nur" als Broschüre. Der "feine" Unterschied dabei ist allerdings der, dass dafür allenfalls 6,90 DM + Versandkosten fällig wurden.

Bezüglich der Zeugen Jehovas ist festzustellen, dass die wesentlichen Videoaussagen, auch in dieser Broschüre nachlesbar sind. Namentlich das "Doppelleben" vormals jugendlicher Zeugen Jehovas wird thematisiert. Einerseits die harten Anforderungen: Versammlungsbesuch, Predigtdienst, Sozialkontakte nur auf Zeugen Jehovas beschränkt.
Andererseits das mehr oder weniger glücklose Rebellieren von Jugendlichen gegen diese Einschränkungen. Beispielsweise eine diesbezügliche Zeugenaussage:

"Die zwölf Jahre haben mir eine Menge Jugend genommen und in eine unheimliche Schizophrenie getrieben. Ich habe mein halbes Leben lang ein Doppelleben geführt." Die diese Sätze schrieb, berichtet weiter, wie sie mit Hilfe anderer Eltern aus dem Klassenverbund gedeckt wurde um auch einmal eine Disco und ähnliches besuchen zu können. Ihr weiterer Kommentar dann:

"Ich habe mich gewundert, daß ich da viele getroffen habe, die auch Zeugen Jehovas waren und genauso ein Doppelleben geführt haben. Denen genauso die Zigarette aus der Hand fiel in dem Moment, als sie mich entdeckt haben und man dann lachend sich gegenüberstand und am nächsten Tag in der Versammlung klarmachte: Wir sind keine Feinde, wir wissen voneinander und haben keine Panik. Denn die Panik, erwischt zu werden, war das schlimmste."

Ob der eben genannte Fall "repräsentativ" im Falle der Zeugen Jehovas ist? Ich wage es eher zu bezweifeln. Wer es soweit gebracht hat, sich mit einem Doppelleben durch die Konflikte durchzumanövrieren, die eine Zeugen Jehovas-Erziehung beinhaltet, der ist in der Tat schon als "abgebrüht" zu bezeichnen. Das soll jetzt nicht im Sinne eines Vorwurfes verstanden werden. Sehr wohl aber in dem Sinne, dass andere an diesen Konflikten zerbrechen.

Folgerichtig findet man in dem zitierten Bericht auch noch die Selbsteinschätzung:
"Positiv ist heute nach den Jahren, daß ich mich nicht mehr gängeln lasse. Das hat auch einen Negativeffekt und zwar, daß ich nicht unbedingt für jeden Job geeignet bin, auch oft anecke, auch im Privaten. Daß Leute meinen, ich wäre ziemlich hart. Ich bin gar nicht so hart. Nur ich hab mich zu lange gängeln lassen und nicht den Mund aufgemacht, um heute auch nur eine Sekunde Ungerechtigkeit mir gegenüber zu akzeptieren."

Nun ist wohl der auf "S-Zett" ausgestrahlte Film keine Hundertprozentige Kopie des eingangs genannten Kaufvideos. Aber vergleicht man beide Filme, begegnet man schon mal den Akteuren in beiden Filmen. Und soweit "auseinander" sind die inhaltlichen Aussagen, denen man in beiden Filmen begegnen kann, sicherlich nicht.

Im S-Zett-Beitrag wird eingangs auf die Neuapostolische Kirche eingegangen. "Ihre Kinder werden in Angst erzogen. Vor dem scheinbar allgegenwärtigen Satan."
Dann werden NAK-Aussteiger mit ausgewählten Statements dazu vorgestellt. "Diese menschlichen Führer werden ins Göttliche überhöht. Und das sei das Fatale von Kindheit an"; so etwa Dannwolf in seinem Votum.
Durch diese göttliche Überhöhung entziehen sie sich jeder menschlichen Auseinandersetzungsmöglichkeit.

Nach diesem Filmteil werden als nächstes dann die Zeugen Jehovas thematisiert.

Bild eine "Schulstunde" bei den Zeugen Jehovas, genannt "Wachtturm-Studium"

Eine ZJ-Familie und ihre Kinder werden dann näher vorgestellt. Wenn man die dann vorgetragenen "Worthülsen" der befragten Kinder mal nüchtern analysiert, merkt man schon allein von der "Tonlage" her: was sie sind: Indoktrinierte Worthülsen. Zynischerweise könnte man da Friedrich Nietzsche mit seiner Christentums-kritischen Aussage bemühen:
"Erlöster müssten die Christen wirken, wenn er sie denn ernst nehmen sollte" (sinngemäß zitiert)

Im nächsten Statement kommt Lisa L. zu Wort.

Das Buch "Abwärts in den Himmel" von Anne-Grethe Dahms, welches die Zeugen Jehovas-Erziehung kritisch thematisiert, wurde von ihr einmal in der Zeitschrift "Berliner Dialog" rezensiert, wobei schon der Untertitel aussagekräftig genug ist:
"Leider kein Märchen".

Sowohl Frau L. als auch Gina L. kann man dann noch in dem eingangs genannten Kaufvideo begegnen.
Zu letzterer wäre noch anzumerken.

 

Sie wurde in der Folge (solcher öffentlichen Auftritte) von einzelnen Zeugen Jehovas noch massiv, auch körperlich bedroht, was wiederum ein juristisches Nachspiel hatte, worin die Gewalt praktizierende aus dem Zeugen Jehovas-Bereich zu Geldstrafen verurteilt wurden. Sicherlich sind solche Fälle nicht verallgemeinerungsfähig; aber sie sind vorgekommen!

Angstmacher

In der Talkserie "Ilona Christen" auf RTL vom 13. 3. 1996 kamen auch NAK-Aussteiger mit zu Wort. Unter anderem Evelyn G., die auch schon mal in anderen einschlägigen Sendungen mit vertreten war.

" Ihr Leben war geprägt vom Glauben und der Liebe zu Gott".
Antwort: "Als Liebe habe sie das aber in der Praxis eher weniger empfunden. Da waren mehr Angstzustände dominierend."
"Man verlernt sein freies Denken?"
Antwort: "Das habe ich dort nie gelernt".
"Haben Sie nicht irgendwann das Gefühl gehabt. Irgend etwas stimmt da nicht ...?"
Doch, das habe sie schon sehr früh gehabt. Aber die Angsterziehung wirkte da nach. "Das habe sie damals nicht bewältigt gekriegt."
Sie sei mit einer geschiedenen Mutter aufgewachsen, und da sei ihr schon sehr früh die Diskriminierung der Frauen innerhalb der NAK plastisch deutlich geworden.
Auf ihren dann noch erfolgten Ausstieg angesprochen, merkt sie an: "Das sei ein Prozeß von drei Jahren, bis sie dann soweit war sich sagen zu können: Jetzt kann ich angstfrei daraus gehen."
"War das so einfach?"
"Nee, das war überhaupt nicht einfach! "
"Uns wurde da letztens noch (als Drohung) gesagt. Da gibt es in der Bibel eine Rotte Korah, da habe sich die Erde aufgetan und sie verschlungen."
"Was ist Glaube heute für Sie?"
Antwort: "Gar nichts mehr ... dagegen sei sie völlig allergisch."

Am 26. 4. 1996 gab es eine weitere "Ilona Christen"-Sendung zum Thema. Titel: "Wer's glaubt wird selig". Mehrere Gruppierungen werden angesprochen. Unter anderem die NAK. Für die wird vorgestellt vorgestellt: Helga O.

Im Vorfeld der Sendung wurde Druck auf sie ausgeübt, doch nicht dort aufzutreten. Nach einigem Schwanken hielt sie dann aber doch ihre Zusage für die Sendung mit ein.
In ihrem Fall gab es eine familiäre Tragödie. Ihre elf Jahre ältere Schwester, die schon früher aus der NAK ausgetreten war, was damals als äußerst ungewöhnlicher Skandal hingestellt wurde, verstarb (Details werden nicht genannt. Spielen aber auch keine wesentliche Rolle). Das wiederum wurde seitens der NAK massiv als "Strafe Gottes" interpretiert.

Der wesentliche Nachdenkungsprozeß setzte bei ihr ein, als die eigenen Eltern verstarben. Sensibilisiert in dieser Phase wurden ihr besonders die Strukturen der NAK deutlich. Das zum Beispiel "Nächstenliebe" nur den "Wert" einer Worthülse habe, und anderes mehr. "Und sie zu der Zeit schon unregelmäßig in die Kirche ging. Und man argwöhnisch beobachtete: Na, wann geht es mir denn schlecht ..."
Sie (die NAK-Amtsträger) hätten ihr dann auch gezielt auf das eigene Kind Angst gemacht, weil ihnen offenbar die Erziehung im Sinne der NAK nicht streng genug gewesen sei.

Ein anwesender NAK-Amtsträger wird insistierend auch auf die Botschaft des seinerzeitigen Stammapostels Bischoff angesprochen, dass er nicht sterben werde, weil es die Wiederkunft Jesu noch seinen Leibzeiten gäbe.
"Entschuldigend" meint dieser NAK-Amtsträger. Er hat damit den Blick auf den zentralen Kern des Christentums gelenkt. Zu einer kritischen Bewertung dieser Bischoff'schen These kann er sich offenbar nicht durchringen.

Für den Zeugen Jehovas Bereich schildert dann Annette E. ihre Erfahrungen. Das ist diejenige, die etwa auch in dem Kaufvideo "Die Traktatverteiler" mit vertreten ist. In letzterem Video hatte sie insbesondere auch jene Aspekte geschildert, die sie zu einer Art "Doppelleben" führten. Meine Meinung dazu hatte ich schon früher kundgetan, dass man solcher Art "Doppellleben" nicht unbedingt in die Kategorie "repräsentativ" einordnen könne.

Man nimmt seinen Opfern systematisch seine gesunde Urteilsfähigkeit.





• Wenn Einzelpersonen die WT-Organisation aus Gewissensgründen verlassen, wird es als Beweis dargestellt, daß Gott schützend seine Hand über die Zeugen legt, indem er eine siebende Arbeit erledigt.
Wenn aber Menschen eine andere christliche Religion verlassen oder aus ihr austreten, wird es als Beweis angesehen, daß die Kirche moralisch verdorben und nicht imstande oder abgeneigt ist, für die Angelegenheiten ihrer Mitglieder zu sorgen.
Habe ich Recht?
Ist es nicht so?





• Während der Zeiten des schnellen Wachstums behauptet die Organisation Gottes Zustimmung für das Werk zu haben.
Mehrung = Segen Jehovas
Während der Zeiten des schwachen oder gar negativen Entwicklung, behauptet die Organisation, daß dies ein Beweis ist, daß das Ende nahe ist, weil es scheint, daß das Zeugniswerk fast vorüber sei oder Gott die Organisation reinigt.
Rückgang= Segen Jehovas

Wachtturm 01.01.1986
Seite 27



…Gehirnwäsche…
Interessanterweise glauben Zeugen Jehovas tatsächlich bessere Menschen zu sein.
Dabei gibt es dort genauso viele Mörder, Diebe, Ehebrecher etc. wie überall sonst auch.
• Wenn die Wachtturm Organisation falsch prophezeit, liegt es an der Unvollkommenheit und an der Neigung der Menschen, das neue System sehen zu wollen.
Wenn aber ein andere Kirche falsch prophezeit, ist es ein Beweis, dass sie ein falscher Prophet ist, in Anlehnung der Erfüllung der Worte Jesu über die Anwesenheit vieler falscher Propheten während der letzten Tage.
Stimmt’s oder habe ich Recht?





• Wenn andere christliche Glaubensgruppen von Wachstum berichten können, zeugt dies davon, dass der Teufel die gesamte bewohnte Erde irreführt.
Wenn Zeugen Jehovas Zuwachs berichten, ist es ein unleugbarer Beweis dafür, dass Jehovas Geist aktiv die Organisation führt.

Wachtturm 15.06.1973
Seite 379




…Gehirnwäsche…
Was die Wachtturm Gesellschaft hier aber verschweigt ist das zahllose Jugendlicher aus allen Generationen scharenweise in die Drogenfalle tappen, gerade weil sie aus dem Zwangskorsett der Wachtturm Gesellschaft ausbrechen wollen.
Wenn die Wachtturm Gesellschaft wenigstens in der Lage wäre unsere jungen Leute zu schützen – aber gerade das Gegenteil ist der Fall.

Erwachet! 22.10.1986
Seite16



…Gehirnwäsche…
Verstehst Du jetzt warum Ex-Zeugen dir glatt Deine Zurechnungsfähigkeit absprechen wenn du mit Zeugen den Wachtturm studierst?

• Wenn ein Zeuge Jehovas einen anderen Zeugen betrügt, kann er vor den Ältesten für mögliche Sanktionen vorgeladen werden, wenn er schuldig ist.
Man wird aber angehalten keine Schmach auf Gottes Namen zu bringen und jede gerichtliche (z.B. durch einen Staatsanwalt) Anklage zurückzuziehen.
Wenn der Staat oder ein Christ eines anderen Glaubens einen Zeugen betrügt oder übervorteilt, ist es die Aufgabe der Ältesten einem Zeugen Jehovas zu helfen zu seinem Recht zu verhelfen und sei es sein Recht einzuklagen.

Gezielt wird die Persönlichkeit zersetzt indem Begriffe von der Wachtturm Gesellschaft genau in das Gegenteil verkehrt werden:
Zuerst ein Beispiel:
Ein kreuzbraver ehrlicher Wohnungsinhaber spricht an der Tür voller Glauben beseelt, von der Kreuzigung Christi.
Er meint es ehrlich, offen und ist voller Glauben.
Der ihm gegenüberstehende Wachtturmverkündiger hört jedoch das Wort „KREUZ“ und sieht vor sich automatisch einen Todfeind der „Wahrheit“.





• Christenheit – eigentlich doch toll – im Wortschatz des Wachttumdictionary jedoch sehr böse
• Vergnügung – genauso im Grunde positiv – laut Wachtturmneusprech verwerflich
• Gehirnwäsche – normalerweise eine Folter – im Sektenjargon wird daraus ein zu begrüßender Vollwaschgang
• persönliche Gewissensentscheidung – freie Entscheidung nach dem eigenen Gewissen – bei der Wachtturm Gesellschaft ist dies jedoch Gesetzlich reglementiert und steht für gewöhnlich unter Sanktionen.
• Überwältigende Beweise – na Beweise eben – bei der Wachtturm Gesellschaft sind dies Dinge die man zu glauben hat weil es die Wachtturm Gesellschaft sagt. Auch wenn es eigentlich nur überwältigende Gegenbeweise gibt.
• Vorauseilen – normalerweise ein Zeichen des Eifers – Im Wachtturmneusprech sehr verwerflich
• Höhere Bildung – Löbliches Ziel in der freien Wildbahn - extrem verwerflich nach der Sprachverbiegung der Wachtturm Gesellschaft.
• Akademiker – Respektsperson unter gesunden Menschen - anmaßende, selbstsüchtige Faktenfälscher, nur bedacht darauf, sich einen Namen zu machen; Protagonisten der Weisheit dieser Welt, die bald vergehen wird wenn es nach dem Wachtturm geht
• Vergewissert euch aller Dinge – unter freiem Himmel bedeutet das: Sammlung aller greifbarer Informationen – Im Sinne der Wachtturm Gesellschaft bedeutet dies sich nur der Wachtturm „Dinge“ zu vergewissern. Stichwort „Verbot jeglicher Abtrünnigen Literatur“
• auffällige Zurschaustellung der Mittel die jemand zum Leben hat – normales Verhalten – Im Wachtturm Kontext sehr verwerflich

Als permanente Gehirnwäsche wird der Sprache die eigentliche Bedeutung genommen:
• Wahrheit – für gesunde Menschen ein absoluter Begriff der allen offen steht – für Wachtturm Zeugen einerseits im exklusiven Besitz, andererseits nur relativ, Stichwort „gegenwärtige Wahrheit“.
• Bald – normalerweise ein unbestimmter Begriff der Nähe darstellt – Im Wachtturmneusprech ist dies eine Rhetorische Waffe die eine in der unendlich weit entfernten Nähe bezeichnen soll.
• Verehrung – unter gesunden Menschen hat dies eine positive Bedeutung – unter Wachtturm Zeugen ist dies geradezu ein Warnsignal!. Stichwort Menschen Verehrung, Ahnenverehrung
• Neutralität – für einen Gesunden bedeutet dies Unparteiisch – Im Sektendeutsch bedeute es Neutral zu sein eine einseitige Stellungnahme für die Wachtturm Gesellschaft. Also alles andere als Neutral.
• Unabhängigkeit – ein erstrebenswerter zustand des Erwachsenwerdens – laut Wachtturm Gesellschaft ein handeln nach dem Diktat des Teufels. Stichwort unabhängiges Denken
• Neues Licht – auf freier Wildbahn bedeutet dies: ein neues Leuchtmittel z.B. eine Lampe oder eine Glühbirne – Im Wachtturmneusprech ist es das ersetzten alter Irrtümer durch neue Auslegungsvarianten.
• Vorrecht – Ein gesunder Mensch versteht darunter ein Privileg, Bevorzugung, Begünstigung, dass man etwas erhält – nach dem gnadenlosen Zeugensprech versteht man darunter dass man etwas geben muss. Stichwort von Marie Freifrau von Ebner-Eschenbach: „Der größte Feind des Rechts ist das Vorrecht.“
• 1914 – gewöhnliche Jahreszahl – hochstilisiert zu einer Glaubensgrundlehre





Das Folterprinzip der Wachtturm Gesellschaft ist Desinformation: jeder weiß nur so viel, als er unbedingt wissen muss.
Gleichzeitig wird die Bedeutung des Wissens durch »die Reine Sprache« und »Einheit im Reden« verändert.
Es entsteht eine Art geistiges Vakuum, denn die früheren Wertvorstellungen sind verschwunden.
Wertvorstellungen werden systematisch in das Gegenteil verkehrt.

Dieses Vakuum wird mit Wachtturm-»Wissen« aufgefüllt.
Wachtturmstudium - Bibelstudium - »Studieren« wird dieser Vorgang genannt und dadurch scheinbar objektiviert.
Denn »Studieren« bedeutet im heute üblichen Sinne des Wortes das Absolvieren einer Berufsausbildung, mit dem Ziel, davon zu leben.

Ganz anders bei der Wachtturm Gesellschaft:
Das hier Erlernte kann außerhalb einer Wachtturm-Organisation quasi nicht wirtschaftlich verwertet werden.
Außer man steht auf den Job als Staubsaugervertreter.
Die Folge ist nicht selten geistige und wirtschaftliche Abhängigkeit.
Dieser Vorgang ist Gehirnwäsche und wird neuerdings auch als Psychomutation, als Umwandlung der Psyche bezeichnet.
Am Ende dieses Persönlichkeitszertrümmerns sind die Wachtturm-Anhänger bereit, auch das Unmögliche zu glauben, Wunder, Geistleitung und die übliche Endzeit-Scharlatanerie.





Wie in allen Diktatorischen Systemen wird die Sprache als rhetorische Waffe eingesetzt.
Als Mittel um Feindbilder zu Konstruieren.

• Idol – normale Bedeutung = Vorbild und Inspiration – nach einem Gehirnwäschewaschgang der Wachtturm Sekte wird daraus ein gefährliches Teufelszeug. Stichwort „Poster an der Zimmerwand“
• Philosophie – Normalerweise ein anerkannter Wissenschaftszweig – Unter Wachtturm Zeugen der Inbegriff der Worte Satans.
• Feiertage – Normalerweise: schöne festliche Tage – unter Sekteneinfluss: Götzendienst
• Welt – wertfreier Begriff für unseren Planeten – im Sektendeutsch das Reich Satans.
• Vergnügungssüchtig – Normalerweise: beneidenswert schöne freie Tage – unter dem Wachtturm Kontext sehr verwerflich
• dieses System der Dinge – sofern es unter normalen Umständen überhaupt einen Sinn ergibt – das System Satans

Kombiniert man diese Neusprechbegriffe entsteht daraus eine Art Blitzempfänger für die Zornesblitze Gottes.
Beispielsweise weltliche Feiertage.
Oder weltliche Philosophien.
Aufrichtige Christen fragen sich, ... (damit sind jedoch nur Zeugen Jehovas konforme Gedankengänge gemeint)
Denkende Menschen bestätigen/erkennen, dass ... (denken wird jedoch nur den konformen Denken zugestanden. Wer nicht Wachtturm konform denkt, wird automatisch gedankenlos)

Zu dem wirksamen Instrument ihrer Gehirnwäsche gehört die perfektionierte Kunst der Wachtturm Gesellschaft, viele Worthülsen zu produzieren ohne etwas zu sagen.
Huldvoll Orakeln sie über ihr zur Schau gestelltes Wissen und bauen jedoch in jede pseudo Weisheit ein juristisches Hintertürchen:

"..es ist offensichtlich, dass..." oder
"..es ist ganz eindeutig, dass.." oder
"...es ist völlig klar und unmissverständlich, das..."
„das Muster gesunder Worte halten“

Das Einzige was dabei jedoch "völlig klar und unmissverständlich" ist, ist dass der Schreiber des Artikels keinen blassen Dunst hat worüber er eigentlich schreibt.





Zentraler Mittelpunkt der Gehirnwäsche ist ihre ungezählte Menge an kuriosen Sonderbegriffen oder Wortmonster.
• leitende Körperschaft
• zeitschriftenbewußt
• Zeitschriftentage
• Königreichsinteressen
• "Hilfs"pionier (helfen sie Pionieren? Stichwort: "Pioniere helfen Verkündigern"!?)



Hierzu sei angemerkt das der Begriff neben den erwähnten 3790-mal im Wachtturm, 8610 Mal in der CD-Rom vorkommt…
Wachtturm 1.7.1999
Seite 26





Körperlicher Zwang ist bei der Gehirnwäsche a la Wachtturm Gesellschaft keineswegs erforderlich, weil die Interessierten und Verkündiger sich der Prozedur freiwillig stellen, in der Annahme, es handele sich lediglich um eine persönlichkeitsbildende Prozedur.
Zwang wird durch Täuschung ersetzt.





Seelischen Qualen werden die Wachtturm Zeugen allerdings in reichem Maße ausgesetzt:
Schuldgefühle sind Usus,
das weltliche Leben mit all seinen Verlockungen ist per se des Teufels.

Spieglein Spieglein an der Wand Sag mir, wer ist die schönste im Land?

Abgerichtet Kindheit in einer Sekte

Glaube zwischen Lebenshilfe und Wahn

Hans Meiser

Mysnip.130812

Detailauszug, Wenderoth, Arbeit an Moral

ZurIndexseite