Annotationen zu den Zeugen Jehovas
Hans Dollinger:
Schilderung meines "legalen" und "illegalen" Kampfes gegen die
Naziherrschaft
Im "Jahrbuch 2000 der Zeugen
Jehovas" kann man im dortigen Bericht über die Tschechische Republik auch den Fakt
zur Kenntnis nehmen, dass ein dortiger höherer WTG-Funktionär, Karel Kopetzky, 1936
seine Ämter niedergelegt hat. Es kann hier jetzt nicht darum gehen den
"Schulmeister" zu spielen. Immerhin kann man doch nicht umhin kommen zu
kommentieren, dass seine anschließende "Verwandlung" im Jahre 1940, dergestalt,
dass er nunmehr eine SS-Uniform trug, für einen mit Zeugen Jehovas-Vergangenheit,
zumindest ungewöhnlich ist.
Bei der Lektüre jenes Falles, kam mir wieder der tragische Fall des Hans
Dollinger ins Bewusstsein. Wie kein zweiter, war es doch Dollinger, der alle wesentlichen
Verhandlungen für die WTG, im krisengeschüttelten Jahre 1933 führte. Wie kein zweiter,
kann man Dollinger's Rolle dabei durchaus zwiespältig bewerten.
Auch dabei gilt: Es soll jetzt hier nicht der Schulmeister gespielt werden.
Was die Rettung materieller Besitztümer anbelangt, so hat die WTG dies in hohem Maße
Dollinger zu verdanken. Dennoch: Undank ist der Welten Lohn. Eine diesbezügliche
Würdigung steht in der WTG-Literatur bis heute aus. Und es ist auch ziemlich zweifelhaft,
ob sie jemals erfolgen wird. Auch nach 1945 sollte sich der Leidensweg des Hans Dollinger
noch fortsetzen; dieweil die Nazi-Gestapo zwar formal, aber nicht faktisch aufgelöst
wurde. Mit neuem Personal setzte sie in der DDR ihr Wirken fort. Auch Dollinger war für
sie zeitweilig eine Unperson.
Er hoffte zwar, dass dies so nicht sein müsse und tat das ihm mögliche um
es zu erreichen. Indes Bürokratenseelen haben kein Herz. Dies bestätigte sich sowohl
vor, als nach 1945. Einmal hoffte Dollinger noch, diesen Teufelskreis durchbrechen zu
können. Das diesbezügliche Dokument vom 15. 2. 1948, hat in den Akten des vormaligen
"Staatssekretariates für Kirchenfragen der DDR" überdauert. Zu DDR-Zeiten
blieb es unbeachtet. Nirgendwo seine Erwähnung oder Zitierung. Eben, weil auch Dollinger
für diesen Staat "Unperson" war.
Es sei nachstehend einmal dokumentiert. Kommentarlos. Die darin enthaltenen
Fakten sprechen meines Erachtens auch so für sich:
1.) Am 30. 1. 1933 befand ich mich in
Riga, Lettland, wo ich wegen des weiteren Ausbaus der Tätigkeit der "Internationalen
Bibelforschervereinigung", deren Generalbevollmächtigter und Syndikus mit dem Sitz
in Magdeburg ich war, mit dem lettischen Innenministerium Verhandlungen führte, als mich
die Nachricht ereilte, daß Hitler und damit die NSDAP die Regierungsgewalt in Deutschland
übernommen hatten.
Da durch die Zeitschriften und durch
die Verträge der Vereinigung in den Jahren vorher immer wieder die "Bewegung, die
das Kreuz führt, das einen Haken hat" offen Stellung genommen wurde, mußte ich
befürchten, daß Maßnahmen gegen die Vereinigung ergriffen werden. Ich fuhr daher sofort
Magdeburg zurück.
2.) Bereits am 23. 4. 1933 wurden die
Grundstücke der Vereinigung, die auf den Namen "Wachtturm- Bibel und
Traktat-Gesellschaft", der Tochtergesellschaft der amerikanischen "Watch Tower
Bible and Tract Society", Brooklyn, N. Y., USA eingetragen waren, welche Gesellschaft
die kaufmännischen Angelegenheiten der Vereinigung durchführte und praktisch mit der
Vereinigung identisch ist, durch Polizei, Kriminalpolizei und SA besetzt, der Betrieb
geschlossen. Ein ganzer Stab von Beamten durchwühlte die Büros und Druckereianlagen,
sowie die Wohnungen der Mitarbeiter, also auch meiner eigenen Wohnung, um belastendes
Material zu finden.
Ich selbst fuhr nach Berlin und suchte
das amerikanische Generalkonsulat auf. Ich verhandelte mit dem damaligen Generalkonsul
Messersmith und dem Konsul Geist. Ich besaß Vollmachten der amerikanischen Gesellschaft,
durch die ich nachwies, daß die Gesellschaft und das gesamte Besitztum derselben und der
Bibelforschervereinigung amerikanisches Eigentum ist.
Konsul Geist setzte sich daraufhin
sofort mit dem Staatssekretär Grauert im preuss. Ministerium des Innern in Verbindung und
vereinbarte eine Besprechung, die am nächsten Tage stattfand. Als gegen Mittag die
Freigabe des Eigentums in Magdeburg noch nicht verfügt war, telefonierte er in meiner
Gegenwart wiederholt mit Grauert mit dem Ziel und dem nachfolgenden Ergebnis, daß das
Eigentum freigegeben wurde.
Ich fuhr zurück nach Magdeburg,
meldete mich sofort beim Polizei-Vize-Präsidenten, Oberregierungsrat Kalb, der mit dem
Regierungspräsidenten telefonierte. Dieser ließ mir durch Herrn Kalb sagen, ich möchte
sofort zu ihm kommen. In der Regierung in Magdeburg, Domplatz, empfing mich
Regierungspräsident Nikolai sofort und erklärte mir, daß die Beschlagnahme aufgehoben
ist und ich sofort das Eigentum der Vereinigung und Gesellschaft wieder übernehmen
könne, er habe bereits die Polizei angewiesen.
Ich verlangte, da die Beschlagnahme
und Durchsuchung in der Presse bekannt gegeben worden ist, wobei auch Bilder von mir
veröffentlicht wurden, daß die Aufhebung der Beschlagnahme in Form einer
Regierungserklärung ebenfalls bekanntgegeben werden möchte. Dies wurde zugesichert.
In den nächsten Tagen erschien in
drei Magdeburger Zeitungen die Regierungserklärung, die u. a. hervorhob, daß die
Beschlagnahme aufgehoben sei, "weil sich die vermutete kommunistische Betätigung der
Gesellschaft als unzutreffend herausgestellt habe und daß "weder in politischer noch
in krimineller Hinsicht durch die Durchsuchung irgendwelches Material festgestellt worden
sei."
3.) Im Mai 1933 wurde in Bayern die
Vereinigung verboten und aufgelöst, das Vermögen beschlagnahmt und eingezogen. Es setzte
eine Verhaftungswelle ein, durch die Bibelforscher betroffen wurden. Ich fuhr nach
München, verhandelte mit der bayrischen Staatspolizei, im Polizeipräsidium mit Heydrich,
im Innenministerium wurde ich durch den Sachbearbeiter Ministerialrat Dr. Schmidt, der die
Beschlagnahme veranlaßte, wie sich später herausstellte, war er Angehöriger der
"Bayrischen Volkspartei", er handelte im Auftrage der katholischen Kirche
(Kardinal Faulhaber erklärte öffentlich: "Es sei anzuerkennen, daß der
Nationalsozialismus mit einer Handbewegung fertig gebracht habe, was die ganze Zeit vorher
nicht möglich war, nämlich die Bibelforscher zu verbieten. Und der Kultusminister
(bayerische) Schemm, (hatte die Zeugen Jehovas) abgewiesen mit der Begründung, es komme
noch schlimmer.
Es folgten die Verbote in Sachsen, in
Baden, Württemberg usw. Ich fuhr nach Dresden, nach Karlsruhe (verhandelte dort mit dem
Gestapo-Chef Dr. Best (Köpfe werden rollen)), der das Verbot dann lockerte um es später
wieder voll in Kraft zu setzen - und versuchtem durch Verhandlungen die unbegründete und
verfassungswidrige Verbotsmaßnahme zur Aufhebung zu bringen. Ich legte ausführlichst
begründete schriftliche Beschwerde ein, alarmierte das Ausland um durch unsere
Schwestervereinigung Protest senden zu lassen; alles war vergeblich.
Inzwischen wurden zahlreiche
Bibelforscher unter Anklage gesetzt, sich gegen die Versammlungsverbote vergangen zu
haben. Die Anzeigen, Strafbefehle und Anklageschriften kamen zu mir. Ich fertigte die
Verteidigungsschriften, benannte mich selbst als Zeugen. In den zahlreichen Verhandlungen
überall in Deutschland vor den Gerichten ließ ich durch vertrauenswürdige örtliche
Rechtsanwälte die Glaubensgenossen vor Gericht vertreten. In den meisten Fällen erfolgte
Freispruch, in anderen Fällen wurde Revision beantragt. Ich hatte bereits eine schöne
Kollektion von oberstgerichtlichen Entscheidungen (Kammergericht Berlin, Bayer. Oberstes
Landesgericht, Oberverwaltungsgericht Karlsruhe usw.) in denen die Gerichte freisprachen
mit der Begründung, daß die Verbote verfassungs- und rechtswidrig seien.
Inzwischen hatten alle Länder, bis
auf Preussen, das Verbot ausgesprochen. Von der Leitung der deutschen Vereinigung wurde zu
einem Kongress in Berlin eingeladen, zu dem die Ortsgruppen in Deutschland Delegierte
entsandten. Ca. 6000 Vertreter waren erschienen. Eine Resolution in Form eines
öffentlichen Briefes an Adolf Hitler und die Reichsregierung wurde angenommen und
öffentlich in ganz Deutschland verteilt, gleichzeitig sämtlichen führenden Männern
Deutschlands im eingeschriebenen Brief übersandt. Gleichzeitig kam von sämtlichen
Ortsgruppen der Erde an diesem Tage je ein Telegramm an Hitler ungefähr des Inhalts:
"Wenn sie nicht aufhören, die Religionsverfolgung gegen die Bibelforscher und die
Unterdrückung deren Gottesdienst fortzusetzen, wird sie Gott strafen." Diese
Versammlung in Berlin fand am 23. und 24. 6. 1933 statt. (Einfügung M. G.: Die WTG nennt
als Datum den 25. 6.). Am 26. 6. 1933 wurde das Verbot der Vereinigung auch in Preussen
als letzten deutschen Staat ausgesprochen. Das Vermögen, auch der einzelnen Ortsgruppen,
wurde beschlagnahmt. Die Centrale in Magdeburg wurde durch SS besetzt, die Hakenkreuzfahne
auf dem Gebäude gehisst.
Wenige Tage später wurden in Neustadt
sämtliche im Bibelhaus vorhandenen Druckschriften im Wert von ca. 100 000,- DM
öffentlich verbrannt. Eine systematische Verfolgung setzte ein. Der Leiter des deutschen
Zweiges, Herr Balzereit, erhielt vom Präsidenten der Gesellschaft in den USA den Auftrag,
nach Prag zu gehen und von dort aus den illegalen Kampf fortzusetzen.
Ich fuhr nach Berlin, wohnte dort im
Hotel "Excelsior" setzte die schriftliche Verbindung mit den einzelnen
Ortsgruppen fort. Im Hotel wurde mir die Angelegenheit aber zu unsicher, da ich einen
erheblichen Posteingang hatte und den ganzen Tag selbst schrieb, während in meiner
Abwesenheit von meiner Frau geschrieben wurde. Ich mietete mir daher in der
Hedemannstrasse am Anhalter Bahnhof ein Zimmer und leitete von da aus den illegalen Kampf.
Sämtliche Rechtsangelegenheiten der
Glaubensfreunde wurden von da aus bearbeitet, die Rechtsanwälte in den einzelnen Städten
von mir mit der Wahrnehmung der Gerichtstermine beauftragt. Ich belieferte die Anwälte
mit Material zu deren Unterstützung im Gerichtssaal. Gleichzeitig verhandelte ich mit der
Gestapo in Berlin, dem Reichs- und Preussischen Innenministerium weiter, dauernde
Verbindung mit dem amerikanischen Generalkonsulat unterhaltend, sowie der amerikanischen
Botschaft in Berlin.
Bereits im Sommer 1933 wurde das
Vermögen der Gesellschaft auf amerikanischen Druck hin freigegeben. Ich fuhr nach
Magdeburg. Im Polizeipräsidium, wo ich gegen 16 Uhr ankam, wußte man angeblich nichts
davon. Ich sagte dem Beamten, ich hätte selbst durch den Polizeigeneral Delague mir sagen
lassen, daß die Freigabe des Vermögens durch Polizeifunk auch nach Magdeburg
übermittelt worden sei und bat, mir sofort eine Verbindung zum Innenministerium
herzustellen. Daraufhin telefonierte der Beamte mit dem Regierungspräsidenten in
Magdeburg, der ebenfalls behauptete nichts zu wissen.
Man händigte mir aber ein großes
Couvert mit den sämtlichen Schlüsseln, auch der Privatwohnung aus, die inzwischen von
den Bewohnern geräumt worden waren. Von der Leipzigerstrasse aus, dem rückwärtigen
Eingang unseres Grundstückes, betrat ich das Gebäude der Gesellschaft nahm dort die
wartenden von mir hinbestellten Glaubensfreunde mit und öffnete in den Wohnhäusern die
Wohnungen. Im Verwaltungsgebäude angekommen, begab ich mich zur SS-Wache und erklärte,
ich hätte bereits alle Räume geöffnet und würde nun die Geschäftsräume übernehmen.
Der SS-Führer sagte mir mit allen
Zeichen der Erregung, das würde so nicht gehen, er müsse erst Anweisung haben. Ich
erwiderte ihm, das sei seine Sache, sich diese zu beschaffen, ich hätte nicht die Arbeit
der SS zu machen, mir genüge es, daß mir der Polizeigeneral Delague selbst gesagt habe,
die Beschlagnahme wäre aufgehoben. Ich ging dann in die Geschäftsräume und stellte
fest, was dort in der Abwesenheit geschehen war. Am nächsten Morgen verlangte ich die
Abnahme der Hakenkreuzfahne, da es nicht anginge, diese auf amerikanischem Eigentum wehen
zu lassen. Als man zögerte, ging ich mit einigen Freunden auf das Dach und nahm selbst
die ca 2 Ztr. schwere Fahne ab, die ich im Büro niederlegte.
Ich eröffnete zunächst die
juristische Abteilung wieder und lenkte von Magdeburg aus zentral die Verteidigung der
Glaubensfreunde. Gleichzeitig bemühte ich mich unter Zuhilfenahme amerikanischen
Einflusses, die Gestattung zu erwirken, daß wieder Bibelforscherschriften gedruckt und
verbreitet werden durften. Diese Bemühungen waren vorübergehend hoffnungsvoll, im
Endeffekt aber negativ. Im Zusammenwirken mit Herrn Balzereit in Prag und dem Büro der
Gesellschaft in Bern wurde nun im Ausland in erheblichen Masse Literatur hergestellt.
Diese Literatur ging über alle Grenzen nach Deutschland.
In Deutschland waren besonders
beauftragte, hauptamtliche Herren der Gesellschaft mit Organisationsaufgaben beschäftigt.
Ich berief dieselben wiederholte Male nach Berlin ein und versammelte mich mit diesen
Herren an ruhigen Vormittagen in verschiedenen Cafés (Vaterland, Gloriapalast an der
Gedächtniskirche, Café Fürstenhof, Aschinger am Leipzigerplatz usw.). Dort wurde die
Art der Übernahme der Schriften aus dem Ausland vereinbart und organisiert, die
innerdeutsche Organisation festgelegt, die allgemeine Richtlinie des illegalen Kampfes
festgelegt.
Dazwischen begab ich mich öfters nach
Bern, um die Herstellung und den Versand der Druckschriften zu besprechen und sehr oft
nach Prag, wo die dortige Druckerei im Zusammenwirken mit der Wiener Druckerei Schriften
erheblichen Ausmasses herstellte. Meistens fuhr ich mit der Bahn. Da mir die Kontrolle an
der Grenze sowohl hin als zurück zu gründlich war, flog ich mehrmals, besonders, wenn
ich verfängliche Dinge bei mir hatte, von Berlin nach Prag. Die Kontrolle auf dem
Zwischenlandeplatz Dresden, wo Zollkontrolle und Paßkontrolle stattfand, war unbedeutend.
Der Pass mit den Grenzvisen befindet sich noch in meinem Besitz.
Ich wußte, daß die gesamte
Korrespondenz, die von Magdeburg aus abging und da erhalten wurde, unter Kontrolle der
Gestapoleitstelle Magdeburg stand. Ich erfuhr das, als das Bahnpostamt 7 einmal aus Irrtum
ein Päckchen mit gesammelten Briefen der Gesellschaft, hübsch zusammengeschnürt, an die
Gesellschaft statt an die Gestapo sandte. Im Päckchen obenauf lag ein Zettel:
"Gemäß Verfügung der Staatspolizei-Leitstelle Magdeburg Nr.
vom
werden anbei die von der "Wachtturmgesellschaft" heute abgesandten Briefe
übermittelt. Unterschrift, Poststempel." Trotzdem setzte ich die Tätigkeit der
Führung der Verteidigung mit größter Intensität fort. Später, am Tage meiner
Verhaftung, mußte ich 1700 schwebende Prozess-Sachen unerledigt liegen lassen.
Der Leiter der Gestapo Magdeburg, Herr
Königshaus, sowie Herr Krätzsch, waren häufig bei mir, ich war häufig zu ihnen
geladen. Ich wurde verhört, mir wurden Verbote und Ermahnungen zuteil. Sie wußten
(Bescheid) über meine Tätigkeit und als mir eines Tages Herr Köbigshaus etwas
mitzuteilen hatte, meinte er: "Sie werden jetzt gleich zu ihren Freunden in die
amerikanische Botschaft fahren, nicht wahr? Ich bejahte und sagte, daß ich um 14.00 Uhr
mit dem nächsten Zuge nach Berlin fahre, was ich, wie auch sonst bei solchen Anlässen,
auch tat.
Inzwischen waren von den höchsten
deutschen Gerichten eine solche Abzahl die Verbote als ungesetzlich verurteilenden Urteile
ergangen, daß sich im Hinblick auf das Ausland die bisherige Taktik nicht mehr länger
durch die deutschen Verwaltungsbehörden aufrecht erhalten ließ. Da erschien in der
"Deutschen Juristenzeitung" ein Artikel des ehemaligen Staatssekretärs Dr.
Crohne (Reichsjustizministerium) indem die Verfassungsmäßigkeit der staatlichen
Verbotsmaßnahme nachgewiesen werden sollte und auf die völlige rechtsirrtümliche Praxis
einiger deutscher oberster Gerichte mit der ausgedrückten Erwartung hingewiesen wurde,
daß zukünftig keine derartigen Urteile mehr ergehen werden.
Am 26. 4. 35 kam ich von einer Reise
nach Berlin zurück, wo ich im Innenministerium und bei der Gestapo verhandelt hatte und
fand, als ich nachts ankam, das Gebäude der Gesellschaft am Fuchsberg in Magdeburg hell
erleuchtet. Ich sah dunkle Gestalten im Garten stehen und wußte, daß etwas
außerordentliches vorlag. Ich war im Besitz von genügend Geldmitteln und eines bis 1937
geltenden deutschen Auslandspasses. Wir hatten aber vereinbart, daß wir, im Gegensatz zu
Leitern anderer Bewegungen, nicht ins Ausland flüchten wollten - geflüchtete Hirten die
ihre Schafe im Elend zurücklassen. Daher betrat ich das Haus, wo ich von der SS gleich
mit "Hallo" in Empfang genommen wurde. Das ganze Gebäude war besetzt, auch
meine Wohnung wurde gründlich durchwühlt.
4.) In dieser Nacht wurden meine Frau
und ich verhaftet. Wir wurden zunächst in die Zellen im Staatspolizeigebäude in der
Regierungsstraße überführt. Gegen 2 Uhr nachts wurden wir dann herausgeführt, ich
mußte einen PKW besteigen, meine Frau einen anderen, dann ging es in Richtung Berlin. Die
Maßnahme wurde in Magdeburg geleitet von dem Kapitän Leutnant Baustädt vom
Sicherheitsdienst und vom Kriminalkommissar Krefft von der Gestapo Berlin. Ich saß neben
Krefft.
Die Nacht war Dunkel, der Himmel mit
Wolken verhangen. Das Auto mit meiner Frau fuhr vor mir. Hinter Burg fuhr dieses Auto
plötzlich rechts heran und zeigte hierbei das rote Stopplicht. Mein Auto setzte sich
dahinter. Mir kam hierbei unwillkürlich der Gedanke: "Auf der Flucht
erschossen." Es war aber nicht so, sondern meine Frau hatte sich beschwert, dass sie
sich in dem Polizeiwagen, dessen Verdeck aus abnehmbaren Zeitbahnen bestand, erkälten
würde. Sie wollte in meinen Wagen, in der Hoffnung, mit mir zusammen sein zu können,
mein wagen war ein gewöhnlicher, großer PKW. Ihr Ziel wurde nicht erreicht, denn sie kam
wohl in meinen Wagen, ich aber mußte in den anderen Wagen umsteigen.
Im Morgengrauen kamen wir in Berlin
an. Meine Frau kam in das Polizeigefängnis am Alexanderplatz, während ich in das
Kellergefängnis der Gestapo in der Prinz-Albrecht-Straße gebracht wurde. Cirka drei
Wochen hindurch wurden nervenzermürbende Vernehmungen in den Räumen der Gestapozentrale
vorgenommen. Die Verpflegung war schauderhaft, persönliche Reinlichkeitspflege, rasieren
usw. unmöglich, von den morgendlichen Waschen in etwas Wasser abgesehen. Die Zelle war
nur 2 ½ x 3 m groß.
Die Vernehmung wurde durch Krafft
durchgeführt, Kapitänleutnant Baustädt war dauernd zugegen. Nach drei Wochen oder mehr
wurde meine Frau entlassen, nachdem ich erklärt hatte, nunmehr überhaupt keine Aussagen
mehr zu machen. Meine Erklärungen bis dahin beschränkten sich darauf, nur auf gesetzlich
zulässigen Wegen die Verbotsmaßnahmen zur Aufhebung angestrebt zu haben. Nach ca. 5
Wochen wurde ich in das Konzentrationslager "Kolumbia" überführt. Dort traf
ich auch Herrn Balzereit, der inzwischen freiwillig aus Prag gekommen war und inzwischen
verhaftet wurde.
Inzwischen hatte die
Watchtower-Gesellschaft den Berliner Rechtsanwalt von Harbau mit der Wahrnehmung der
Interessen der Gesellschaft durch das amerikanische Generalkonsulat beauftragt.
Rechtsanwalt von Harbau bekam das Recht, mich in der "Kolumbia" zu besuchen, um
mir in Gegenwart von SS-Führern ein Schriftstück vorzulegen, das er ausgearbeitet hatte.
Darin versuchte er an die preussische Regierung den Beweis für die Unrechtmäßigkeit der
gegen die Vereinigung und Gesellschaft gerichteten Maßnahmen darzutun.
Das von ihm ausgearbeitete Material
war schwach. Ich erklärte ihm, das habe keinen Sinn. Nützen können jetzt nur ein
Prozess vor dem Preussischen Verwaltungsgericht. Ich erbot mich, die Anklageschrift
auszuarbeiten, er sollte die Genehmigung hierzu einholen, weil mir als Häftling weder
Schreibzeug zur Verfügung stand, noch das Recht, derartiges zu tun. Er erhielt auch über
die amerikanische Botschaft das Recht für mich.
Nun entstand im Konzentrationslger
"Kolumbia" eine 74 Seiten umfassende "Anklageschrift im
Verwaltungsstrafverfahren gegen den Staat Preussen wegen Verfassungsbruch, Verletzung des
Handels- Freundschafts- und Konsulatsvertrages von 1922 zwischen den Vereinigten Staaten
von Amerika und dem Deutschen Reiche und rechtsbrechender Zuwiderhandlungen gegen
geltendes deutsches Recht." Bei der Ausarbeitung stand mir keinerlei Material zur
Verfügung. Ich entwickelte alles aus dem Kopf, aus der Erinnerung.
Diese Klageschrift wurde eingereicht.
Das Ergebnis war, daß das Deutsche Reich mit den Vereinigten Staaten in Verhandlungen
eintrat mit dem Ziel, die Zentrale der Bibelforscherbewegung in den USA zu bewegen, daß
die Anklage zurückgenommen wurde, wogegen Deutschland die gesamten Vermögenswerte der
Gesellschaft in Deutschland freigeben wollte.
Dieses Übereinkommen wurde
abgeschlossen, das Vermögen wurde auf Grund meiner Tätigkeit damit zum 4. Male
freigegeben und blieb bis zum 8. Mai 1945 trotzdem durch den Kriegseintritt der USA dieses
Vermögen inzwischen auch noch "Vermögen eines Feindstaates" geworden war, von
Beschlagnahme frei, es wurde lediglich in devisenrechtlicher Hinsicht durch einen
Treuhänder verwaltet, der zuletzt Herr Dr. Wendt in Magdeburg war. Mir selbst war damals
klar, daß ich durch diese Anklage gegen Preussen bei den Nazis alles verscherzt hatte,
was ich vielleicht bis dahin noch an Aktivum besass.
Trotzdem erschien eines Tages der
Lagerkommandant von "Kolumbia" in meiner Zelle, zog die Tür hinter sich zu und
versuchte mir ins Gewissen zu reden. mir, als deutschem Offizier (ich war nie Offizier)
müsse doch die Ehre im Herzen liegen, als die Interessen einer Gesellschaft. Ich möchte
mir das doch überlegen. Er könne mir die bindende Erklärung abgeben, er sei dazu
beauftragt, daß ich mit einem hohen Posten im Nazi-Staat bekleidet würde, sobald ich
mich endgültig von den Bibelforschern löse.
Ich erwiderte, gerade weil ich
Ehrempfinden hätte, würde ich meiner Sache treu bleiben, kein Verräter werden, auch
nicht zu Gunsten des Staates, der so unter Bruch jeder gesetzlichen und rechtlichen
Tatsachen gegen meine Vereinigung vorgegangen wäre, daß ich dies als im stärksten Masse
im Widerspruch zum deutschen Wesen stehend bezeichnen müsse. Darauf liess er mich allein.
Darauf wurde ich im PKW, zusammen mit
dem Krim. Komm. Krafft nach Magdeburg überführt. Ich kam erst in das Stapo-Gefängnis,
am nächsten Tag in das Polizeigefängnis. Ich wurde dann in die Geschäftsräume der
Gesellschaft geführt, wo man mir beweisen wollte, dass es sich nicht um amerikanisches,
sondern um deutsches Vermögen, beim Vermögen der Bibelforscher handeln würde.
Ich verwies auf die Tatsache, daß die
Gesellschaft nach Art. X. des Einführungsgesetzes zum BGB durch den Reichsrat eine in
Deutschland zugelassene amerikanische Gesellschaft sei. In diesem Falle würde das
Vermögen amerikanisch sein, ganz gleich, wo er herkommt. Man versuchte damals, auf diesem
Umweg das Vermögen doch noch einzuziehen, auf Grund dieser meiner Erklärung gab man es
auf.
Im Zimmer des Leiters der
Staatspolizeileitstelle Magdeburg erklärte mir Kapitänleutnant Baustädt erneut, ich
würde sofort in gehobener Stelle in den Staatsdienst übernommen, wenn ich meinen
Standpunkt ändern würde. Ich lehnte dieses Ansinnen erneut ab.
5.) Im Polizeigefängnis in Magdeburg
blieb ich bis Anfangs Dezember 1935. Einer der dort tätigen Polizeibeamten, der mich am
meisten durch Freiheiten auszeichnete, war Herr Jörn. Er ist heute Regierungsrat und
Leiter der Bezirksprüfstelle in Magdeburg. Vom Polizeigefängnis in Magdeburg aus, wohin
ich mir Essen durch meine Frau bringen lassen durfte, unterhielt ich mit dem Essenkorb und
der Thermosflasche als Vermittler eine ausgedehnte Korrespondenz quer durch ganz
Deutschland. Und schrieb auch nach den USA.
Einmal kamen ca. 40 Bibelforscher auf
einem Transport für eine Nacht ins Gefängnis. Ich liess durch meine Frau für diese
Freunde Essen bringen, die Polizeibeamten liessen es zu,
Im Dezember 1935 wurde ich in das
Gerichtsgefängnis überführt, später in das Gerichtsgefängnis nach Halle. Dort erhielt
ich meine Anklageschrift zum Sondergericht, das mich im Dezember 1935 zu 2 Jahren
Gefängnis verurteilte. Ich hatte durch meinen Verteidiger, RA Wenzel in Halle, die
Möglichkeit, in meine Prozessakten, die er sich vom Gericht ausgeliehen hatte, Einblick
zu nehmen. Ich stellte dabei fest, daß die Gestapoakten Anklage wegen Wehrkraftzersetzung
mit dem Ziel: Todesstrafe, erhoben hatte.
Der Grund war: Am 15. 3. 1935 kam das
Wehrgesetz heraus, die Musterungen hernach ergeben, daß kein Bibelforscher erschien. Man
suchte die Schuld bei der Leitung. Ich hatte die Gelegenheit, vor der Gerichtsverhandlung,
bevor wir in den Gerichtssaal geführt wurden und wir durch Unvorsichtigkeit des
Justizwachtmeisters kurz allein gelassen wurden, meine Mitangeklagten von der Sachlage zu
unterrichten und die gemeinsame Verteidigungslinie festzulegen.
Ich habe immer auf dem Standpunkt
gestanden, daß wir, wenn auch als Christen keine Notwendigkeit hatten, die Organe des
satanischen Nazistaates dadurch zu unterstützen, daß wir ihnen die Wahrheit sagten.
Demgemäß lehnten wir, auch während des Ausschlusses der Öffentlichkeit, in der die
militärischen Dinge hervorgehoben wurden, das Argument ab, gegen die Wehrpflicht zu sein.
Damit fiel der Versuch der im Saal anwesenden Gestapovertreter in sich zusammen, uns von
dieser Seite her zu fassen. Eine Verurteilung hätte eine Lawine von Todesurteilen gegen
unsere Freunde im Lande nach sich gezogen.
So wurden wir nur wegen illegaler
Arbeit verurteilt, ich, wie gesagt, zu 2 Jahren Gefängnis. Diese Zeit verbrachte ich in
Naumburg, Erfurt und Suhl. Von dort wurde ich entlassen. Ich erwartete meine Überführung
in ein KZ, dies trat aber, auch zur Überraschung des Gefängnisdirektors nicht ein.
Jedoch wurde ich kurze Zeit darauf,
nachdem ich über ganz Deutschland hin einen Autohandel aufgezogen hatte und Vertreter
("Vertreter") suchte, beim Morgengrauen durch die Kriminalpolizei aus dem Bett
geholt und in das Polizeigefängnis überbracht. Nach einigen Tagen kam ich per Schub nach
Dessau, wurde dort mit zwei Verbrechern zusammen durch Handschellen gefesselt in das
Polizeigefängnis gebracht (heute ist mein Freund Binroth Polizeipräsident von Dessau) um
nach einigen Tagen in das Konzentrationslager Lichtenburg überführt zu werden.
Im Herbst 1937 wurde das KZ
Lichtenburg aufgelöst, ich kam mit dem ersten Transport nach dem neuen KZ
"Buchenwald", welches ich mit aufbauen helfen mußte. Ich hatte die Nummer 773.
Als Bibelforscher war ich in der Strafkompanie, arbeitete im Steinbruch, erst spät gelang
es mir durch Vermittlung anderer Häftlinge in die Schneiderei zu kommen. Ich wäre sonst
dort zugrunde gegangen. Mein schweres Herzleiden entstand in Buchenwald.
Im Sommer 1939 wurde ich plötzlich
aus Buchenwald entlassen, der Grund dürfte in den fortgesetzten Interpellationen meiner
Frau an die verschiedensten Stellen, auch an Hess und ihre persönliche Vorsprachen bei
diesen Stellen gefunden werden können.
6.) Nun versuchte ich eine Stellung zu
bekommen. Dies war ungemein schwer, da niemand den "Vorbestraften" aus dem KZ
kommenden Menschen zu haben wünschte. Schließlich bekam ich eine Tätigkeit als
Buchhalter bei der Öl- und Mostrichfabrik Riemann in Irxleben. Herr Riemann war damals
der einzige Mensch, der das Risiko auf sich nahm, mich zu verpflichten, trotzdem ich mich
täglich noch in Magdeburg bei der Staatspolizei zu melden hatte. Später gelang es mir,
bei der Firma Jabinsky und Becker, ebenfalls als Buchhalter, Stellung zu bekommen. Herr
Sabinsky war Freimaurer gewesen und scharfer Gegner des Nationalsozialismus.
Im Januar (1940) wurde ich auf
Betreiben der Staatspolizei zur Wehrmacht einberufen. Ich mußte mich in Hannover stellen.
Ich bemerke, daß ich Schwerkriegsbeschädigter aus dem ersten Weltkrieg bin, dazu hatte
ich von Buchenwald her ein schweres Herzleiden. In Hannover wurde ich im Januar 1940 als
"a.v.Heimat" entlassen bei der Einstellungsmusterung. Trotzdem brachte die
Staatspolizeistelle es fertig, daß ich im Juni 1940 zu den Landesschützen in Halberstadt
eingezogen und dort behalten wurde.
Zahllose Versuche der Firma Sabinsky
und Becker in Magdeburg, mich durch Reklamationen frei zu bekommen, schlugen an der
Tatsache fehl, daß die Staatspolizei Wert darauf legte, daß ich bei der Wehrmacht war.
In dieser Zeit fanden zahlreiche Erschiessungen von Glaubensfreunden statt, die sich
geweigert hatten, Heeresdienst zu leisten. Ich sah nicht ein, den gleichen Weg zu gehen,
da mir bewußt war, daß mein Tod niemanden nützt, mein Leben wohl aber nützen könnte.
Ich wurde nach einigen Wochen als
Rechnungsführer eingesetzt, später kam ich zu einer anderen Truppe nach Frankreich, wo
ich in der Zahlmeisterei tätig war. Dort hatte ich Gelegenheit wesentlich beizutragen,
daß Härten von der franz. Zivilbevölkerung abgewendet wurden. Ich spreche die
französische Sprache fast so gut wie die deutsche, ich war Dolmetscher des Bataillons.
Als solcher hatte ich in zahllosen Fällen Vernehmungen durchzuführen, an die
Zivilbevölkerung heranzutreten, französische Versammlungen zu überwachen.
Ich darf zu meiner Freude feststellen,
daß es mir immer gelungen ist, Härten zu mildern, Strafmaßnahmen wegen irgendwelcher
Dinge, z. B. Verdunklungssünden, nicht zur Durchführung kommen zu lassen usw. heute
erhalte ich von meinen Bekannten aus Frankreich, wo ich eingesetzt war, fortgesetzt die
freundschaftlichsten Briefe, mit Versicherungen, daß sie entweder hierher zu Besuch
kommen oder ich mit meiner Frau bei sich bietender Gelegenheit nach dort kommen soll.
Bei einer besonderen Gelegenheit einer
privaten Aussprache mit meinem Zahlmeister Herrn Schramm, ergab sich, daß auch er nicht
einverstanden ist mit den Maßnahmen Deutschlands. Wir haben in der Folge viel
ausländische Sender abgehört. Zusammen mit dem Oberleutnant Werlitz (früher
Rechtsanwalt in Magdeburg) die Gesamtlage pessimistisch beurteilt. Dieser Einfluß
erstreckte sich schließlich auf alle Mitarbeiter des Zahlmeisters und des
Bataillonkommando-Stabes.
7.) Heute gehöre ich nicht mehr der
durch die Wachtturm-Gesellschaft vertretenen Richtung der Bibelforscher an. Diese Richtung
hat nach meiner und vieler meiner Glaubensfreunde Meinung eine Tendenz angenommen, die mit
den alten Zielen der Vereinigung im Widerspruch steht. Wir haben uns isoliert und bilden
eine Vereinigung die die alte Bibelforscherrichtung pflegt. Abgesehen von unzweifelhaft
unbiblischen Lehren der uns fernstehenden Wachtturmlinie, hat mich und viele
Glaubensfreunde in der Zeit unseres Kampfes, wo wir mit unserem Körper und Leben vor die
Gesellschaft und die Glaubensfreunde stellten (ich war einmal in der Höhle des Löwen, in
das Braune Haus in München zu Rudolf Hess gegangen, habe dort mit dem Justitiar desselben
Dr. Heim verhandelt und erreicht, daß im Frühjahr 1935 durch ein Rundtelegramm ca. 500
Bibelforscher auf einmal aus dem KZ entlassen wurden), die Tatsache abgestossen, daß die
Gesellschaft um das Vermögen zu retten, die Glaubensfreunde der Willkür der Nazi
preisgab.
Nur so konnte es aufgefaßt werden,
daß meine gegen den Staat Preussen gerichtete Klage im Verwaltungsstreitverfahren gegen
die Herausgabe des Vermögens zurückgezogen wurde. Würde die Klage durchgeführt worden
sein, wäre das Unrecht der Nazis offenbar geworden oder es hätte sich die Möglichkeit
der Anrufung des Haager Schiedsgerichtes ergeben. In diesem Falle wären die
Glaubensfreunde in Deutschland, wenigstens bis zum Ausbruch des Krieges 1939 geschont
worden im Hinblick auf die internationale Auswirkung einer Verurteilung Preussens oder
Deutschlands.
Ich hatte im KZ die Anklageschrift
ohne Rücksicht auf mich selbst gegen die Nazis fertig gemacht. Eine wohl einmalige
Tatsache, daß ein KZ-Häftling Derartiges tat. Und die Gesellschaft liess die
Glaubensfreunde fallen, um Geldwerte zu retten.
Dies ging mir nicht in den Sinn und
bewirkte eine innere Isolierung, der nunmehr und nachdem ich festgestellt habe, daß
zahlreiche andere Freunde in ganz Deutschland die gleiche Meinung vertreten, die offene
Abtrennung der "alten" Bibelforscher folgte.