Kommentarserie "Goldenes Zeitalter" 1937 zusammengefaßt.

Einige Stichworte in diesem Jahrgang (in Auswahl):

Ruhnau, Wilhelm, Bär, Georg, Wegner, Rudolf, SPK Luzerner Kongress (1936), Harbeck, M. C., Schwarze Korps (Zeitschrift), Deutsche Justiz (Zeitschrift) Astrologie, Plejaden, Oxfordbewegung, Zennig, Gerhard, Bund, Der (Zeitung), Toedtli, Boris, Pohl, Fritz, Staehelin, Ernst, Barth, Karl, Brunschwig, Georges, Luz y Verdad, Jonak v. Freyenwald, Hans, Rockefeller, John D., Metzler, Heinrich, Father Divine, Koerber, Anton


Im August 1936 nahte für die deutschen Zeugen Jehovas eine besonders dunkle Stunde. Es gelang der Gestapo, den damals ranghöchsten deutschen Zeugen Jehovas, Fritz Winkler, in ihre Klauen zu bekommen. Mit den ihr eigenen Methoden, die sicherlich nicht der Art „feine englische Art" einzuordnen sind, wurde die „Zitrone Winkler" von der Gestapo allerkräftigst ausgepresst. Und siehe da, es floss „einiger (symbolischer) Zitronensaft".

Etliche Namen und Details gehörten in der Folge auch zum gesicherten Wissen der Gestapo. Das Winkler - unter anderem - auch den Namen Konrad Franke mit nannte, war sicherlich solch ein „Highlight" aus Gestaposicht. Unter den Winkler'schen Angaben befand sich unter anderem auch die:

„Ruhnau hat die Treffs mit den einzelnen B(ezirks)D(ienst)L(eitern) nur einmal wahrgenommen. Dann erhielt er durch Harbeck den Auftrag, als Verbindungsmann zwischen mir und Harbeck tätig zu sein. Harbeck schrieb seine Wünsche an Rubau (falsche Schreibweise) in Danzig, da die polnische Post keiner Kontrolle unterliegt. Rubau kam in der Folgezeit dann zu den Treffs mit den BDL in Berlin. Hier erhielt ich von ihm die Informationen, die ich dann noch an die anderen BDL weitergeleitet habe."

In der Substanz besagte diese Aussage, dass der in Freien Stadt Danzig wohnende Wilhelm Ruhnau, faktisch als Kurier zum WTG-Büro Bern agierte.
War nun Winkler der „einzigste", der auch in Sachen Ruhnau befragt wurde. Sicherlich nicht. Dieser Name taucht auch noch in anderen Gestapo-Vernehmungsprotokollen mit auf. So unter anderem im Protokoll des Georg Bär vom 9. 9. 1936.

Auch dort liest man:
"Bär, der nach Vorhalt bereit ist, ein volles Geständnis abzulegen, erklärte weiterhin. ... Von Rubau (falsche Schreibweise, richtig:Ruhnau) ist mir bekannt, dass er zwischen Bruder Harbeck, Bern und Winkler die Verbindung aufrecht erhielt."

Auch der schon genannte Konrad Franke wurde gleichfalls von der Gestapo bezüglich Ruhnau mit befragt. Franke gab laut Protokoll ebenfalls am 9. 9. 1936 bekannt:

"Rubau (Ruhnau) habe ich bei einer Zusammenkunft der BDL in Berlin kennengelernt. Er ist etwa 1,65 m. groß, hagere Gestalt, schmales Gesicht, bartlos und trägt meines Wissens nach eine Brille. Er ist nach meiner Schätzung 35 Jahre alt."

Spätestens an diesem Punkt wird es problematisch. Problematisch auch deshalb, weil Ruhnau allen derzeitigen Erkenntnissen zufolge, dann auch noch in einem Nazi-KZ umgekommen ist. Fassen wir nochmal zusammen. In allen drei genannten Protokollen wurde der Name des Ruhnau mit genannt. Die Gestapo war also informiert, „was das für einer ist."

Protokoll Georg Bär. Dieses muss insbesondere auch noch dahingehend ergänzt werden, dass Bär später dann, im ersten großen Zeugen Jehovas-Schauprozess der DDR mit zu den spektakulär Verurteilten gehörte. Hat sich das DDR-Blatt „Christliche Verantwortung" je qualifiziert auch zum Fall Georg Bär geäußert? Diese Frage kann eindeutig verneint werden. Stattdessen wurde aber schon relativ früh, in der 3 CV-Ausgabe sehr wohl der Fall Franke aufgegriffen. Im Kontext zu ihm auch der Fall Ruhnau. Jedoch ist diesen CV-Ausführungen die „Seriosität" abzusprechen. Und weshalb das so ist, hatte ich schon mal wie folgt formuliert:

„Da fängt man in der Tat schon mal an zu 'schlucken'. 'Aufs Schafott brachte'. Kann man das wirklich in dieser Rigorosität so stehen lassen? Ich meine nein! Das bezieht sich offenkundig auf den WTG-Kurier Willy Ruhnau aus Danzig, der als frühes Todesopfer der Nazis bezeichnet werden muss. Nun, wie war denn die Ausgangsbasis? Auch in den Gestapo-Vernehmungsprotokoll des Franke finden sich Angaben zu Ruhnau. Ob das dort ausgesagte indes so 'hieb- und stichfest' ist, um daraus ein 'aufs Schaffot bringen' konstruieren zu können, geht schon in den Bereich der Abenteuerlichkeit.

Gesetzt den theoretischen Fall. Die Gestapo hätte nie Franke in ihre Mangel bekommen. Auch dann wäre sie bei ihren Ermittlungen früher oder später auf Ruhnau gestoßen. Auch dann wäre Ruhnau, aufgrund seiner exponierten Stellung in der WTG-Organisation, womöglich auch ein Todesopfer der Nazis geworden. Den Tragikausgang Ruhnau allein Franke anzulasten, geht zu weit. Entschieden zu weit!"

Kehren wir zur Zeitgeschichte zurück. Der Bürger der „Freien Stadt Danzig", die ganz offensichtlich schon bedeutend nazistisch verseucht war, wurde am 25. September 1936, auf offener Straße ergriffen und ist danach niemehr irgendwo aufgetaucht. Ganz offensichtlich lag hier ein „abgekartetes Spiel" vor. Zwar wurde Ruhnau von der Danziger Polizei ergriffen. Die jedoch agierte im Auftrag der deutschen Gestapo, und alles spricht dafür, dass sie selbiger auch ihr Opfer übergab.

Deutsche Zeugen Jehovas, die verhaftet wurden, bekamen ja in der Regel (zumindest anfänglich), noch ein sogenanntes Gerichtsverfahren verpasst. Danzig gehörte aber zum fraglichen Zeitpunkt - de jure - noch nicht zu Deutschland. Ergo ist daraus zu schlußfolgern, dass hier ein „klassisches Geheimdienst-Kidnapping" veranstaltet wurde. Jedoch das Opfer nie ein reguläres Gerichtsverfahren zu Gesicht bekam. Jedenfalls ist bis heute keinerlei Akte aus der Nazijustiz oder Gestapo bekannt, die etwas anderes belegen würde. Ruhnau blieb auf Dauer „verschwunden"

Das Ruhnau in der zeitgenössischen WTG-Gemengelage eine Schlüsselposition einnahm, ist offensichtlich. Und so lies denn auch die WTG diesen Fall keineswegs auf sich „ruhen", sondern sprach ihn im Zürcher-Buch „Kreuzzug gegen das Christentum" und davor schon im „Goldenen Zeitalter" vom 1. Januar 1937 an.
Diese GZ-Ausführungen wurden zudem noch zusätzlich als Separatdruck verbreitet.


Danzig.jpg (183190 Byte)
Titelbild der GZ-Ausgabe vom 1. 1. 1937

Wie war nun die Situation für die Zeugen Jehovas zur fraglichen Zeit in Danzig? Nun alles andere als „rosig". Dafür steht auch folgende Angabe in genannter GZ-Ausgabe:

„Am 28. und 29. März (1935) erschienen 6 Beamte der Kriminalpolizei in unserem Lokal, Jakobsneugasse 7, und beschlagnahmten Flugblätter, Broschüren und Bücher, G.Z. und W.T-, sämtliches Aktenmaterial mit Korrespondenzen, Informationen, Statistiken und Berichte, Gerichtsakten und Dokumente, ausgearbeitete Serienfragen für Sprechplattenvorträge und Abhandlungen, Sprechplatten und Musikplatten, vier Kästen mit Lichtbildern unseres Photodramas, Photos und Verschiedenes von der Jugend Jehovas, sämtliche Karteien und Gebietskarten mit den dazugehörenden Schiebkästen. Überhaupt sämtliche Büroakten wurden sichergestellt, mit der unverkennbaren Absicht, unsere weitere Betätigung unmöglich zu machen."

Laut Zürcher „Kreuzzug" wurde zwar „Dank der energischen Intervention des amerikanischen Konsuls, Mr. Gallman, ein Teil des beschlagnahmten Eigentums der Watch Tower Bible and Tract Society zurückerstattet, aber jegliche Ausübung der Glaubenstätigkeit blieb weiterhin untersagt."

Und wesentlich auch, der Danziger WTG-Leiter Ewald Niehuß (laut Pass Reichsdeutscher) wurde außer Landes gewiesen. Und alle Versuche diesen Entscheid rückgängig machen zu können, blieben fruchtlos. Was aus Niehuß dann wurde, muss einstweilen unbeantwortet bleiben. Weder in den WTG-Veröffentlichungen, noch andernorts, habe ich bisher eine erläuternde Angabe dazu gefunden.

Jedenfalls lag nach diesem Entscheid die Last der Verantwortung, vermehrt auf Ruhnau.
Charakteristisch auch der Klagesatz:

„Viele GZ.-Leser wurden in N. und andern Orten unseres Freistaates öffentlich boykotiert; manche konnten den dauernden Schikanen nicht standhalten und bestellten darum das 'Goldene Zeitalter'" ab.

Vor seiner Ausweisung noch hatten das „Gespann" Niehuß - Ruhnau noch allerlei spektakuläre Schritte unternommen. Unter anderem auch eine notariell beglaubigte Erklärung abgegeben, die zu einigen für die Zeugen bedrohlichen Presseberichten Stellung nahm. In diesem notariellen Dokument hießt es unter anderem:

„In der Danziger Presse sind Ende Mai 1935 amtliche oder halbamtliche Verlautbarungen erschienen, wonach diese Vereinigung in Beziehungen zu kommunistischen geheimen Organisationen im Gebiet der Freien Stadt Danzig oder anderen kommunistischen Organisationen stände. Es ist u. a. auch behauptet worden, daß ein in Danzig festgenommener Bildhauer Rudolf Wegner, Danzig, Fuchswall 6 wohnhaft, Mitglied dieser Bibelforschervereinigung sei oder gewesen sei.

Wir erklären hiermit und sind bereit, dies jederzeit vor Gericht mit unserem Eide zu bekräftigen, daß die Danziger Bibelforschervereinigung aber, wie uns auch bekannt ist, auch die übrigen Bibelforscher-Vereinigungen der ganzen Welt, in keinerlei Beziehungen zu kommunistischen Organisationen, sondern sogar im Gegenteil im Gegensatz zum Kommunismus oder Bolschewismus oder ähnlichen politischen Bewegungen stehen. Insbesondere ist es unrichtig, daß etwa unsere Bibelforschervereinigung ein Deckname für eine Vereinigung von Kommunisten oder Bolschewisten oder ähnliche politische Organisationen ist, und weiterhin ist es auch unrichtig, daß Herr Rudolf Wegner aus Danzig, Fuchswall 6, jemals unserer Vereinigung angehört hat oder noch angehört.

Wir erklären, daß wir uns auf Grund unserer religiösen Aufassung im schärfsten Gegensatz zum Kommunismus oder ähnlichen politischen Bewegungen oder Überzeugungen befinden."

Der genannte Fall Wegner reduzierte sich denn auch auf dem Umstand, dass Familienangehörige letzteren, zu den Zeugen Jehovas gehörten. Solche Differenzierungen indes zu erwähnen, hielt die schon fast „gleicheschaltete" Danziger Presse schon nicht mehr für nötig.

Man vergleiche zu diesem Fall auch:
Die Frauen waren Zeugen Jehovas

Nachdem sich die Situation mit der Entführung Ruhnau's weiter zugespitzt hatte, setze die WTG zwar „Himmel und Hölle" in Bewegung. Unter anderem auch in Form einer Eingabe an den von ihr ansonsten doch wohl nicht sonderlich geschätzten Völkerbund. Indes alles dies blieb ergebnislos.

Die Frau des Ruhnau (Maria Ruhnau) wurde dann 1941 ins KZ verbracht (offenbar auch ohne Gerichtsverfahren). Ihr sollte dann noch das fragwürdige Privileg zuteil werden, wovon schon Eugen Kogon in seinem KZ-Buch „Der SS-Staat" berichtete, als Dienerin der Prinzessin Mafalda , die gleichfalls inhaftiert war, Verwendung zu finden.

Zu letzterer kann man vergleichen:
http://de.wikipedia.org/wiki/Mafalda_von_Savoyen

Immerhin darf man solch einen Job, im Vergleich zu den Jobs, die anderen KZ-Insassen zugedacht waren, doch zumindest dem Bereich der relativen Überlebensversicherung zuordnen. Und so vernimmt man denn auch die Kunde, sie habe nach 1945 nochmals geheiratet. Diesmal einen ebenfalls den Zeugen Jehovas zugehörigen, Autobus-Unternehmer.

Damit mag diese Referierung einiger wesentlicher Aussagen des „Goldenen Zeitalters" vom 1. 1. 1937 beendet werden, mit dem Hinweis, dass in - lockerer nicht termingebundener Art - noch einige weitere Ausgaben aus diesem sicherlich zeitgeschichtlich interessanten Zeitschriftenjahrgang, demnächst mit vorgestellt werden sollen.

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Geschrieben von Drahbeck am 30. Januar 2007 06:36:12:

Als Antwort auf: Re: Zeitgeschichte vor 70 Jahren ( geschrieben von Drahbeck am 25. Januar 2007 06:22:47:

Unfraglich war der Luzerner Kongress vom September 1936 der Zeugen Jehovas, mit der persönlichen Anwesenheit von Rutherford dort, ein „Meilenstein" in der Zeugen Jehovas-Geschichte. Namentlich und besonders auch im Hinblick auf Hitlerdeutschland; dieweil dort „Nägel mit Köpfen" gemacht wurden. Die Zeiten des relativen „Stillhaltens" seitens der WTG, waren nun endgültig vorbei.

Aber auch das wurde um jene Zeit schon deutlich. Auch an der Schweiz ging die Etablierung der Nazis in Deutschland, nunmehr nicht mehr „spurlos" vorüber. Rutherford selbst sollte das in Luzern erfahren, dieweil ein von ihm dort beabsichtigter öffentlicher Vortrag, mit Ach und Krach zwar noch durchgeführt werden konnte. Aber eben ohne die gewünschte Öffentlichkeit.
Man vergleiche dazu:
Schattenbilder vom Luzerner Kongress

Noch war die Schweiz ja keine direkte Diktatur, etwa nach faschistischem Beispiel. Noch konnte die Presse in der Schweiz, sehr wohl „die Finger in die Wunden legen". Einen solchen Pressebericht registrierte auch die WTG und stellte ihn in der Ausgabe des „Goldenen Zeitalters" vom 1. Januar 1937 unter der Überschrift „Zum Schutze von Ruhe und Ordnung" ihren Lesern vor. Zitiert wird da die Schweizer Zeitung: „Die Nation", vom 12. November 1936.

Die GZ-Leser erfahren aus deren Artikel unter anderem die nachfolgende Ausführung:

"Man hat sich im Lande herum gefragt: was ist geschehen, daß der Bundesrat plötzlich den Dreschflegel hervorzieht und mit der größten Glocke Fürio läuten läßt? Hat ein stürmischer Ostwind Moskauer Brandgeruch ins Land der Hirten getragen?
Die Kommunisten als Landesgefahr, du lieber Gott.
Man braucht nicht hinzusehen, wenn die Moskauer ihre Mannen zusammenkratzen, so klein ist das Häuflein. Seit 18 Jahren ist die kommunistische Partei der Schweiz keinen Schritt vorwärts gekommen; die Ablehnung in der Arbeiterschaft ist heute noch viel entschiedener als früher. "Eine politisch bedeutungslose Gruppe" ...

Wenn die politisch bedeutungslose Gruppe der Kommunisten von ihren Gegnern heute zum gefährlichen Staatsfeind aufgeblasen wird, so steckt eine bestimmte Absicht dahinter. Die ganze Mache soll dem Zweck einer politischen Offensive dienen, deren Führung bei den Katholisch-Konservativen liegt — und die sich gegen die neue Volksmehrheit richtet, die sich um die Richtlinien gruppieren könnte.

Der neueste Bundesbeschluß bricht mit diesem Prinzip: kommunistische, anarchistische, antimilitaristische und religionsfeindliche Schriften sind in Zukunft zu beschlagnahmen. Die Zollbehörden, die Post-, Telephon- und Telegraphenverwaltung werden in den Dienst der Bespitzelung der Bürger gestellt. Die Tragweite dieser Beschlüsse mag der Hinweis erhellen, daß sie, nach ihrem Wortlaut, gestatten, beispielsweise Schriften von Nietzsche und Voltaire zu konfiszieren. Und wie steht es mit dem "Mythos des 20. Jahrhunderts", den die katholische Kirche als religionsfeindlich auf den Index gestellt hat?

Was für eine muntere Interpretation man in Freiburg und in der Innerschweiz dem neuesten Erlaß geben wird, kann man sich ja vorstellen. In Luzern ist bereits, unter dem frenetischen Beifall der k.-k. Presse, eine Versammlung der Ernsten Bibelforscher "wegen religionsfeindlicher Betätigung" verboten worden. Die liberale Presse aber träumt versonnen in den Winter hinein."

Soweit das Votum der „Die Nation"
Da hatte die WTG eine „Steilvorlage" geliefert bekommen und prompt kommentiert sie denn auch Ihrerseits:

„Ja ja, die Bibelforscher! — Man wird sich noch manchmal auf sie besinnen, wenn die schwarze Flut höher und höher steigt."

Ihrer eigenen Verstimmung indes läßt sie auch freien Raum, wenn sie weiter beklagt:
„Aber sie zeigt (die Presse) sich dabei so wenig unterrichtet, daß sie Jehovas Zeugen noch immer mit der seit vielen Jahren abgelegten Bezeichnung "Ernste Bibelforscher" benennt.
Als in den ersten Septembertagen der Kongreß der Zeugen Jehovas in Luzern tagte, haben nur zwei Zeitungen in freundlicher Weise davon Notiz genommen, von denen eine dann, nach dem Verbot des öffentlichen Vertrages Richter Rutherfords, zu einer feindlichen Stellungnahme umschwenkte."

Aber man meint sich diesbezüglich keine ernsthaften Sorgen machen zu müssen, wenn man in der gleichen GZ-Ausgabe auch liest:
„Jehovas Zeugen sind keine Propheten. Aber wir haben ein unbedingtes Vertrauen zu der Prophezeiung der Bibel. Wir glauben, daß diese sich in unseren Tagen erfüllen müssen, denn wir haben hundertfältigen Beweis dafür, daß wir in den letzten Tagen oder "der Zeit des Endes" dieser seit der Sintflut bestehenden Weltordnung leben.
Auf Grund unserer Erkenntnis der Bibel haben wir seit Jahren darauf hingewiesen, daß in allen Ländern, die sich "christlich" nennen, Zustände eintreten werden, die eine Verfolgung der Zeugen Jehovas und eine Bedrückung der ganzen Menschheit mit sich bringen werden."

Man ordnet das ganze also in den Kontext vermeintlicher „Prophezeiungen" ein.
Und, auch in dieser Ausgabe lesbar:

„Trotz all der grausamen Verfolgungen, denen diese Zeugen ausgesetzt sind, und des Widerstandes, den man der Königreichsverkündigung in allen Ländern leistet, schreitet dieses Werk wunderbar voran; denn über 200 Millionen Exemplare von Richter Rutherfords Schriften fanden nun in den letzten 12 Jahren den Weg unter das Volk."

Tja, mit den 200 Millionen Rutherford-Schriften, konnten die Gegner der Zeugen, die es auch in der Schweiz gab, in der Tat nicht konkurrieren. Immerhin sei es registriert.
Das DDR-Blatt „Christliche Verantwortung" - heute noch eines der bestgehaßten für die WTG - brachte es zeit seines Bestehens nicht dazu, je in der offiziellen WTG-Literatur erwähnt zu werden. Das kam dann erst, als auch die „CV-Stunde" „abgelaufen" war. Aber zeitgenössisch lassen sich allenfalls einige indirekte Bezugnahmen - in der für die DDR-Zeugen Jehovas bestimmten Ausgabe des internen Blattes „Unser Königreichsdienst" nachweisen. Für die „große WTG-Literatur" hingegen war jenes Blatt in seiner Erscheinungszeit „Luft", wurde nicht kommentiert.

Hier nun schon ist der „Quantensprung" registrierbar. Auch in der Schweiz gab es damals so etwas wie eine „CV". Sie hat allerdings (auch) zwei wesentliche Makel.
Zum einen ist ihre faschistische Geburtshilfe nicht zu übersehen, auch wenn sie sich den „fromm katholisch" verkaufte. Zum anderen ist auch der Umstand zu registrieren. Es gibt heutzutage in keiner wissenschaftlichen Bibliothek irgendwo, nachgewiesene Bestände jener „Schweizerischen Presse-Korrespondenz". Ihre Existenz ist heutzutage lediglich mehr oder weniger nur durch jene Aussagen nachweisbar, die sich dazu im „Goldenen Zeitalter" (respektive „Trost") vorfinden.

Die CV-Verbreitung in den wissenschaftlichen Bibliotheken ist zwar auch nicht gerade „umwerfend" zu nennen. Zumindest aber die Deutsche Bücherei in Leipzig hat einen (fast vollständigen) Bestand davon. (Aber auch der Deutschen Bücherei fehlen die sogenannten CV-Sonderausgaben, die es von Zeit zu Zeit auch mal gab).
Bei dem Versuch indes heutzutage auch noch die „Schweizerische Presse-Korrespondenz" einsehen zu können, ist totale Fehlanzeige zu registrieren. Allenfalls kann man einige Ausgaben davon im WTG-Archiv in Thun vermuten. Das jedoch macht seine Bestände nicht „all und jedem" zugänglich.

Nun ist in der Ausgabe des „Goldenen Zeitalters" vom 15. Januar 1937 solch eine Bezugnahme auf die „Schweizerische Presse-Korrespondenz" zu registrieren, unter der Überschrift „Dicke Zeitungsenten" abgedruckt.
Das was das GZ da aus der SPK zitierte, sei einmal nachfolgend dokumentiert:

Zum "Offenen Brief" im "Goldenen Zeitalter" Nr. 339 teilt die Schweizerische Presse-Korrespondenz folgendes mit:
"Wir haben uns die Mühe genommen und in Rom selbst Informationen eingeholt und am 4. November 1936 von besonderer kirchlicher Seite folgende Mitteilung erhalten:
"Was die Angelegenheit "Rothschild" betrifft, es handelt sich um eine dicke Zeitungsente. Der Generalschatzmeister der Apostolischen Kammer ist der Erzbischof Cattaneo. An der Spitze der Verwaltung der päpstlichen Güter steht ein Kardinal, und alle Unterbeamten sind Römer. Die Spezialverwaltung der Entschädigungssumme aus dem Lateranvertrag, soweit sie nicht für Seminarbauten und Ausbau der Vatikanstadt schon verwendet worden ist, untersteht dem Commendatore Nogara, drei der weiteren Beamten sind Schweizer."

"Der Fall zeigt wieder einmal am Beispiel, daß die Redaktion der Zeitschrift "Das Goldene Zeltalter" keine Mittel scheut, in ihrem gemeinen Feldzuge gegen Kirche und Religion und daß diese Wühlarbeit der genannten Organisation die Aufmerksamkeit der Behörden verdient. Die Aufklärung über die letzten politischen Ziele dieser religiös getarnten Gesellschaft muß fortgesetzt werden und wir möchten bei dieser Gelegenheit nicht versäumen, auf die äußerst wertvolle Arbeit des Ministerialrates Dr. Hans Jonak von Freyenwald, Wien "Zeugen Jehovas" aufmerksam zu machen.
St Gallen, den 5. November 1936.
Gesellschaft für Kirche und Papst.
Anmerkung der Redaktion: Wir ersuchen die Presse besonders um Veröffentlichung dieser Erklärung als Antwort auf die sehr intensive Tätigkeit der Bibelforscher besonders in der Zentralschweiz."

Soweit also das GZ-Zitat die SPK betreffend.
Es ist dabei von einem im GZ veröffentlichten „Offenen Brief" die Rede. Der muss in der Tat schon mal etwas näher benannt werden. In der Ausgabe vom 1. November 1936 ist auf Seite 14f. jener Artikel enthalten, welcher die Überschrift trägt:
„Offener Brief an Herrn Dr. Hans Jonak von Freyenwald".
In der Sache wird darin auf das 1936 im faschistischen Deutschland, im Berliner katholischen „Germania-Verlag" erschienene Buch Jonak's Bezug genommen. Darauf wird also verwiesen. Da, wie gesagt, ich den Volltext jener SPK nicht kenne, mutet das offerierte Antwortgeplänkel geradezu anachronistisch an.

Die Frage ob da ein Herr Rothschild der katholischen Kirche eine Spende zukommen ließ oder nicht. Diese Frage, umfänglich vom GZ „gekontert", hat doch für die eigentlich wesentlichen Tagesfragen (Hitlerverbot ect.. und das der Östereichische Katholik Jonak in Hitlerdeutschland eine Kampfschrift publizierte. D a s wären doch die eigentlich interessanten Fragen gewesen).
Also in diesem Kontext haben die SPK-Zitate und ihre GZ-Entgegnung allenfalls Gossen"wert".

Der einzigst anerkennenswerte Satz der GZ-Entgegnung, und dieser Satz ist zustimmbar, besteht in der Feststellung:
„Zu dieser Mitteilung, die mehr als erneuter Hilferuf der Vertreter der römisch-katholischen Hierarchie um staatlichen Schutz, als eine wirkliche Aufklärung zu betrachten ist, ist zu bemerken:
Die Gesellschaft für Kirche und Papst hat sich um Aufklärung zweifellos an die falsche Adresse in Rom gewendet. ..."

Nun, was die eben mit genannte Vokabel „Aufklärung" indes betrifft, ist aber auch festzustellen. Auch die WTG hat dabei wesentliche Defizite. In Vergangenheit und in der Gegenwart!

Zum Weiterlesen empfohlen

Der Fall Jonak

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Geschrieben von Drahbeck am 25. Februar 2007 07:11:04:

Als Antwort auf: Re: Zum Weiterlesen empfohlen: geschrieben von D. am 30. Januar 2007 06:38:35:

Schon Friedrich Zipfel war beim Aktenstudium in Vorbereitung seines Buches „Kirchenkampf in Deutschland. 1933 - 1945" auf die Ausgabe des „Goldenen Zeitalters" vom 1. Februar 1937 gestoßen, welche auch in den Gestapo-Akten die Geschichtsläufe überlebt hat. Schon Friedrich Zipfel zitierte umfänglich aus dem darin enthaltenen Artikel „Alltägliches aus Deutschland."
Schon Zipfel konnte beim durchdenken der von ihm durchgesehenen Dokumente sich eines leisen oder auch laut geäußerten Unbehagens nicht erwehren. Keinesfalls „nur" an die Adresse der Nazis gerichtet. Exemplarisch dafür steht auch seine Aussage:

„Von geradezu verheerender Wirkung für die deutschen Bibelforscher war ein Beschluß, der von der mit den deutschen Verhältnissen nicht recht vertrauten ausländischen Leitung gefaßt und von den deutschen Glaubensbrüdern fanatisch durchgeführt wurde. ...
Diese (Luzerner) 'Resolution' war eine offene Kampfansage an die Regierung Hitlers, die in ihrer Form den Tatbestand eines 'heimtückischen Angriffs auf Staat und Partei' gemäß dem Gesetz vom 20. Dezember 1934 erfüllte und polizeiliche Maßnahmen geradezu herausforderte, zumal Abschriften und Telegramme entsprechenden Inhalts aus dem Ausland an 'Herrn Hitler' gesandt wurden."

Lässt also auch Zipfel schon durchblicken, dass er das tatsächliche Verhalten der Zeugen Jehovas-Führung in der Nazizeit nicht unbedingt als der „Weisheit letzter Schluss" anerkennen könne, so war sicherlich jene Ausgabe des „Goldenen Zeitalters" vom 1. 2. 1937 ein weiteres Mosaiksteinchen, dass auch ihn in diesem Unbehagen bestärkte.

In der Sache kommt man ja auch nicht umhin, geraden diesen GZ-Artikel als eine „gnadenlose Abrechnung" mit dem Naziregime zu bewerten. Da wurde in der Tat „Fraktur" geredet. Da gab es kein „Pardon" mehr. Und man muss auch konstatieren, dass sehr wohl mehr als genug objektive Gründe für solch eine Abrechnung vorlagen. Man muss also tatsächlich einräumen, dass die „Zeiten der Diplomatie" nunmehr endgültig - und unwideruflich - vorrüber waren.

Indes solch eine „Zeit der Diplomatie" gab es sehr wohl einmal. Dazu kann man ein anderes „Goldenes Zeitalter" und zwar das vom 15. Januar 1934 zitieren. In der dortigen umfänglichen Skizzierung der Situation in Hitlerdeutschland, findet sich auch ein „Verhandlungen" überschriebener Abschnitt. Alles spricht dafür, dass der sogar vom Verhandlungsführer im Naziregime auf Seiten der Zeugen Jehovas, Hans Dollinger, selbst verfasst wurde, obwohl sein Name nicht ausdrücklich genannt wird. In diesem Abschnitt liest man unter anderem:

„Die ungerechten Massnahmen der deutschen Behörden gegen das Werk in Deutschland begannen vor einem Jahr, im April 1933. Es war sehr schwierig, überhaupt an die führenden Beamten heranzukommen."

„Und in der weiteren Skizzierung dessen äußert das GZ dann unter anderem noch:
Kürzlich sagte Dr. Erbe einem Vertreter der Gesellschaft in Berlin. 'Wir kennen die Bibelforscher zur Genüge, von vorn und von hinten. Es hat keinen Zweck, die Sache mit mir zu besprechen. Sie würden nur Ihre und auch meine Zeit vergeuden. Unsere Entscheidung ist getroffen und ich zweifle daran, ob die amerikanische Regierung weiter ihretwegen intervenieren wird.'
Der Vertreter der Gesellschaft antwortete: 'Wenn sie sich weigern uns anzuhören, so ruht jetzt die Verantwortung auf Ihnen. Wir haben getan, was wir konnten und nun dürfen Sie nicht überrascht sein, wenn wir gezwungen sind, andere Massnahmen zu unserer Verteidigung zu treffen."

Zu diesen angekündigten „anderen Massnahmen" gehörte zweifellos dann auch die publizistische Attackierung des Naziregimes, wobei auch unfraglich, der Artikel „Alltägliches aus Deutschland!" ein besonderer Meilenstein darin bildet. Aus der Sicht der zeitgenössisch Handelnden, kann man die darin bis zum „Siedepunkt" angeheizten Emotionen, durchaus nachvollziehen. Wenn man das zwar einräumen muss, stellt sich dennoch die Frage, ob man beim hochkochen von Emotionen, zumindest teilweise, nicht doch etwas zu weit gegangen ist.

Als solche Stellen im Text würde ich beispielsweise die nachfolgenden Passagen ansehen:
„Neulich kamen Polizeibeamte, gesandt von der 'römischen Gestapo"".

Ist wirklich eine Klassifizierung der Gestapo als „römische Gestapo" sachgemäß? Da hätte ich doch einige Bedenken diesbezüglich.
Oder auch ein Satz wie der:

"Verhängnisvoll brodelt die Giftsuppe, die Deutschlands Heiland zur Genesung des deutschen Volkes in seinem Sinne zurechtgemischt hat.' ... 'Heil Hitler!'
Solche unglaublichen Vorfälle sind tägliches Ereignis in diesem 'gelobten Lande' von Rattis Planung."

Ratti, das war Papst Pius XI. Nun die Unterstellung, dass was sich in Hitlerdeutschland abspielte sei „seine Planung". Ich fürchte, bei solch einer These bekämen in dieser Kategoriertheit, auch andere Historiker, erhebliche „Bauchschmerzen".

Zu sehen ist natürlich auch. Die Politik der katholischen Kirche zur fraglichen Zeit war alles andere als „unanfechtbar". Als klassische Gegner der katholischen Kirche, registrierten die Zeugen Jehovas alles aufmerksam in der Richtung, was registrierenswert war.
Und da kam dann unweigerlich das Thema Mussolini und sein Abessinienkrieg mit hoch.

Dazu kann man vergleichen:
Wikipedia zum Abessinienkrieg

Prompt begegnet man diesbezüglichen Anwürfen auch in der GZ-Ausgabe vom 1. 2. 1937.
Etwa wenn man dazu liest:

„Die Art und Weise, wie der Papst geholfen hat, den italienischen Krieg zu finanzieren, war folgende: Millionen Katholiken verschiedener Länder steuerten für die Sache des Papstes (bei). Aber die Gelder konnten infolge des Devisenverbotes nicht nach Italien gelangen. Da schlossen Mussolini und der Papst einen Handel ab. Mussolini gab dem Papst italienisches Geld und übernahm dann die Beiträge (von Deutschland) in Kanonen, Bomben, Maschinengewehren, Giftgasen und was er gerade zur Kriegführung brauchte.
Und, ist es nicht zum Lachen? Der Papst hat Mussolini eine goldene Medaille zur Erinnerung an die Wiederaufrichtung der päpstlichen Macht verliehen. Später hat dann Mussolini diese 'goldene' Medaille geopfert, um damit die Kriegskasse füllen zu helfen. Aber als sie eingeschmolzen werden sollte, stellte es sich heraus, daß sie nur platiert war.
Als der Krieg ausbrach, haben alle Kirchenglocken Italiens, einschließlich der der Peterskirche in Rom geläutet
Als aber der Krieg zu Ende war und alle Glocken Italiens läuteten, um den Sieg zu feiern, hat die Glocke der Peterskirche diplomatisch geschwiegen.
Während des Krieges haben viele sogenannte 'Protestanten ', darunter auch der Erzbischof von Canterbury, ihre schwere Enttäuschung darüber ausgesprochen, daß sich 'in Italien keine christliche Stimme gegen den Gebrauch des barbarischen Giftgases erhoben hat'. Zahlreiche Versuche wurden gemacht, den. Papst zu bestimmen, gegen das Schlachten in Äthiopien Stellung zu nehmen. Aber es war alles vergeblich. Kein Papst hat je den Wunsch gehabt, einem Kriege Einhalt zu tun, solange die römische Hierarchie durch seine Fortdauer profitieren konnte.
Als aber die wehrlosen Äthiopier besiegt worden waren, rief dies der Papst als 'einen herrlichen Triumph für ein großes und gutes Volk' aus und dankte Gott für den Sieg Italiens."

Wie man sieht, der „Catholica" wurde nichts erspart, seitens ihrer Beurteilung durch die Zeugen Jehovas! Es liegt mir fern, die „Catholica" zu verteidigen. Dazu besteht in der Tat wenig Anlass.

Es muss aber noch ein weiterer Aspekt jener Ausgabe des „Goldenen Zeitalters" vom 1. 2. 1937 mit angesprochen werden. Im Rahmen der „Standhaft ..." Veranstaltungen der WTG, verstiegen sich gar einige ihnen Sekudantendienste leistende zu der polemischen Aussage. Was wäre wohl geschehen, hätten die katholische und protestantische Kirche zur Hitlerzeit in der „Judenfrage" ähnlich gehandelt wie die Zeugen Jehovas. Und eine meinte gar dabei den „Bock Rutherford" dabei zum „Gärtner" bestellen zu können.
Zu diesem Vorfall siehe auch:
Der Fall Eva Kuhn

Dazu wurde schon mal geantwortet, dass die zeitgenössischen Zeugen Jehovas sehr wohl auch dem religiösen Antisemitismus (nicht dem Rassenantisemitismus der Nazis; sehr wohl aber religiös motiviertem) mit verhaftet waren. Und just findet man auch in der Ausgabe des Goldenen Zeitalters" vom 1. 2. 1937 einen Beleg dafür. Unter der Überschrift „Unter dreifachem Fluche" liest man da auch:

„Um das neunzehnte Jahrhundert fielen in Rußland Hunderttausende von Juden einem ungeheuren Haß zum Opfer. Und die Judenhetze des Dritten Reiches ist ein Hohn auf alle Zivilisation. Man kann also wohl sagen, daß Israel seit der Zerstörung Jerusalems, zu jeder Zeit, bis auf den heutigen Tag, immer irgendwo in seiner Fremdlingschaft unter den Nationen Verfolgungen zu erleiden hatte. Das Schicksal dieses Volkes steht also einzig da in der Geschichte der Welt und ist mit dem Schicksal keines andern Volkes zu vergleichen.
Wahrlich, es ist etwas Furchtbares um ein dreifach verfluchtes Volk! Wenn auch bei allen Pogromen immer einzelne unschuldig gelitten haben, so hat sich doch das Judentum als Ganzes nicht ohne Schuld den Haß der Völker zugezogen, bei denen es Gastrecht genoß. Kann man auch von einem Volke, das einst in einem Bundesverhältnis zu dem allmächtigen Gott stand, und diesem trotz seiner unzähligen Wohltaten und unaussprechlichen Gütigkeiten immer und immer wieder untreu war und schließlich seinen Sohn kreuzigte, der gekommen war, es vom doppelten Fluche zu erlösen, anderes erwarten? Wie will man erwarten, daß ein dreimal verfluchtes Volk den Nationen, unter die es zerstreut wurde, zum Segen sein konnte, trotz aller Intelligenz und allen Geistesgaben? Ja, wenn man es sich recht besieht, so wurde dieses Volk der Juden zu einer Geißel für die, die sich nach dem Namen Christi nannten und doch mit ihren Herzen so weit von ihm entfernt waren. Denn wie die Juden ihren alten Bund nicht hielten und immer wieder Götzendienst trieben, so haben auch die sogenannten Christen mehr ihren Organisationen gedient, als Gott. Und heute treffen tatsächlich alle die Stellen der Bibel, die sich auf Israels Abfall und seine Verwerfung beziehen, im Gegenbilde auf die Nationen der Christenheit zu. Die ganze Welt ist in Schande gekommen. Das Volk der Juden, das heute noch meint bevorrechtet zu sein, weil es das einzige Volk ist, das sein Gesetz von Jehova Gott selbst bekommen hat, hat dieses Gesetz unaufhörlich gebrochen und die Völker geschädigt, unter denen es lebte. Und die Christen haben niemals Christentum geübt, das beweisen die Judenpogrome."

Fazit: Auch die zeitgenössischen Zeugen Jehovas waren ideologisch (religiös begründete) Antisemiten.
Aktives Handeln im Sinne der Rassen-Antisemitismus praktizierenden Nazis, wird nicht unterstellt.
Wohl aber eine ähnlich bedenkliche Geisteshaltung.

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Geschrieben von Drahbeck am 27. Februar 2007 07:14:22:

Als Antwort auf: Re: Zeitgeschichte vor 70 Jahren ( geschrieben von Drahbeck am 25. Februar 2007 07:11:04:

Versalzen!
Die Reihe seiner „Gesundheitsartikel", die unter anderem eine vehemente Impfgegnerschaft, Attacken gegen Aluminiumgeschirr, Empfehlungen von Weintraubenkuren als quasi „Wundermittel" und anderes mehr propagieren. Diese Reihe wird auch in der Ausgabe des „Goldenen Zeitalters" vom 15. 2. 1937 fortgesetzt. Diesmal wird der Salzgenuss als Übeltäter geoutet. Dazu werden Stellungnahmen auch von Leuten zitiert, welche einen Doktor-Titel tragen.

Als Medizinlaie kann und will ich deren Wertungen nicht beurteilen. Der „Etwas über Salzgenuss" überschriebene Artikel geht aber noch weiter. Der Artikel ist wie andere GZ-Artikel auch mit einem Kürzel abgezeichnet (L.M.) Er verwendet jedoch ausdrücklich auch die von der GZ-Redaktion nicht gelöschte Wendung "Wir".

Wir, das wird der Durchschnittsleser auch als Meinung der GZ-Redaktion interpretieren.
Man liest:

„Die homöop(atische) Schule hat die Wirkung des Kochsalzes an Menschen eingehend geprüft, und wir geben nachfolgend ihr Ergebnis bekannt."
Dann folgt eine lange Aufzählung.
Nach dieser Aufzählung sieht man sich doch zu der Aussage noch genötigt:

„Die hier vorgeführte Symptomenreihe gibt ein Gesamtbild der vom Salz bewirkten Schäden, bei einer Anzahl von Versuchspersonen, man darf also nicht meinen, daß sich bei allen Salzkranken alle ebenso zeigen. Bei jedem Salzkranken werden Symptome auffallen und andere werden so schwach auftreten, daß sie unbeachtet bleiben."

So, so, mag man dazu nur sagen. Da sind wir also nach dieser Lektüre wieder an jenem Punkt angelangt, wo die Volksweisheit zu belehren weis:
„Wenn der Hahn kräht auf dem Mist - ändert sich das Wetter, oder es bleibt so wie es ist."

Liest man die Aufzählung, welche das „Goldene Zeitalter" aus nicht näher verifizierten Homöopathischen Kreisen bemüht, drängt sich ja wohl der Eindruck auf.
Kaum ein Unwohlsein, kaum eine Beschwerde, die sich nicht auch auf den „Übeltäter Salz" zurückführen ließe.
Im Gegensatz zur durchaus aktiver zu nennenden Impfgegnerschaft, belässt es dieser Artikel dabei, lediglich „Ratschläge" zu geben, die man befolgen oder auch nicht kann. Ob jedoch dieses „Schreckenszenario" wirklich sachgerecht ist, welches da das GZ zeichnet, mögen denn andere beurteilen.

Laut GZ sei, gemäß ihren homöopathischen Gewährsleuten, das Salz für die nachstehenden Übel zuständig:

Haut und Drüsen: Schlechte Ernährung vom Blutmangel, trockene, welke, gelblich fettige Haut, Schuppen, Bläschen, Quaddeln, Flechten schuppend, nässend, schorfend. Talgdrüsenentzündung mit Mitesser, besonders während des Pubertätsalters, Nesselsucht.

Blut und Blut Zirkulation: Pulsationen, Wallungen, heftiges Herzklopfen flatternd. Wechselfiebererscheinungen, Bleichsucht.

Schleimhäute: Trocken brennend, Sekret scharf ätzend, Trockenheit mit großem Durst.

Dyskrasien: Abmagerung mit zunehmender Blutarmut, Erschöpfungszustände mit Schweißausbruch.

Stoffwechsel: Skorbute Zustände, Rachitis mit Darmstörungen, Basedow'sche Krankheiten, Rheumatismen, Gelenksteifigkeit, Knacken, Verschlimmerung bei naßkaltem Wetter. Schweißbildung bei jeder Anstrengung.

Skrofulöse: Drüsenanschwellungen am Hals, Schleimhäute trocken, Heißhunger und trotz gutem Essen Abmagerung.

Stimmung: Traurig, niedergeschlagen, weinerlich, hoffnungslos, hypochondrisch, melancholisch gereizt. Nachts erwachend mit unangenehmen Gedanken.

Nervensystem: Schlafsucht am Tage, besonders nach dem Essen, nachts schlaflos, Kopfschmerzen besonders bei Schulmädchen, Migräne, Rheumatische Schmerzen und lähmige Schwäche längs der Wirbelsäule, besonders auch Kreuzschmerzen.

Auge: Trockenheit der Bindehaut wie Sand. Tränen reichlich, scharf, salzig, ätzend. Lichtscheu, grauer Star.
Luftwege: Große Neigung zu Erkältung, besonders bei naßkaltem Wetter. Fließschnupfen, Stockschnupfen, Niesen, Geruch und Geschmack ganz verloren. Bronchialkatarrh mit salzig-schleimigem Auswurf.

Verdauungsorgane: Brennen an der Zungenspitze, Trockenheitsgefühl, Speichelfluß, Heißhunger, Verlangen nach Salz, Verstopfung, Durchfall wässrig.

Dann ist ja wohl das nachfolgende Bild relativ passend zur vorstehenden Thematik

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Geschrieben von Drahbeck am 27. Februar 2007 07:27:50:

Als Antwort auf: Re: Zeitgeschichte vor 70 Jahren ("Goldenes Zeitalter" 15. 2. 1937) geschrieben von Drahbeck am 27. Februar 2007 07:14:22:

Protest gegen die Zeugen Jehovas

Die in Luzern (Schweiz) zeitgenössisch erschienene katholische Tageszeitung „Das Vaterland" schrieb in ihrer Ausgabe vom 8. September 1936 (S. 3).

„Anläßlich ihres in Luzern stattfindenden Kongresses hat die Internationale Vereinigung Ernster Bibelforscher für Sonntag den 7. September 1936 eine öffentliche Versammlung mit einem Referat von Richter Rutherford angekündigt. Mit Rücksicht auf die bekannte Art heftigster Propaganda war die Leitung des Kongresses seitens der zuständigen Polizeibehörde aufgefordert worden, sich bei der Propaganda jeder Aktion enthalten zu wollen, welche zur Störung des interkonfessionellen Friedens und der öffentlichen Ordnung führen könnte. Die Leitung des Kongresses hatte eine derartige Erklärung abgegeben.
Dagegen war vom Versammlungsreferenten Richter Rutherford eine solche Erklärung nicht erhältlich.

Am Montag morgen fand nun im ganzen Kanton von Haus zu Haus in großem Maßstab die Verteilung von Drucksachen statt, welche die schwersten Invektiven gegen die christlichen Konfessionen enthalten und ohne Zweifel als eine gefährliche Störung des interkonfessionellen Friedens betrachtet werden müssen.

Aus diesem Grunde beschloß der Luzerner Regierungsrat ein Verbot der auf Montag den 7. September im Luzerner Kunst- und Kongreßhaus angekündigten öffentlichen Versammlung. Das Militär- und Polizeidepartement wurde angewiesen, die nötigen Vollzugsanordnungen zu treffen.

Zur Zeit, da die öffentliche Versammlung stattfinden sollte, fanden sich gestern abend etwa 500 bis 600 Personen vor dem Kunst- und Kongreßhaus ein und diskutierten lebhaft das regierungsrätliche Verbot. Aus Zürich waren etwa 50 Kommunisten erschienen, die Radau zu machen versuchten. Doch kam es zu keinen weiteren ernstlichen Zwischenfällen."

Was die im eben gebrachten Zitat mit genannten vorgeblichen „Kommunisten" anbelangt, wird darauf noch gesondert eingegangen.

Ein weiterer, etwas umfänglicherer Artikel erschien in dergleichen Zeitung am 17. Oktober 1936. Er sei nachstehend auch dokumentiert:
Wer sind die ernsten Bibelforscher und was wollen sie?
Von den 2000 Sekten der Vereinigten Staaten ist wohl die "Internationale Vereinigung Ernster Bibelforscher" oder die Vereinigung der "Zeugen Jehovas" (so seit 1931) die bei weitem gefährlichste, weil die Methode, mit der sie neue Gläubige zu gewinnen sucht, in ihrem Haß gegen das positive Christentum sowie gegen jegliche staatliche Ordnung geradezu infam anmutet.

Da in jüngster Zeit in Deutschland zahlreiche Bibelforscher verhaftet wurden (die Vereinigung ist dort seit Februar 1934 verboten!), die illegale Wühlpropaganda betrieben und anderseits diese widerliche Sekte seit geraumer Zeit auch in der Schweiz ihre Polypen-Fangarme wieder ausstreckt und die wenigsten wissen, was diese Herren mit dem schön klingenden Namen eigentlich darstellen, so erscheint eine kurze Betrachtung über die Sekte angebracht ...

Unterschied sich die Lehre von derjenigen Calvins nur in dem Punkte, daß ihr Gründer die ewige Verdammnis, die Calvin für die "Nicht-Pradestinierten" annahm, verwarf, und die Gläubigen im Zeitlauf von 1000 Jahren sich für oder gegen Gott entscheiden ließ.

Auf wirtschaftlichem Gebiete wollte der Amerikaner sein System bewußt in Gegensatz zur Anschauung Calvins stellen. Er fand nämlich, daß die rücksichtslose Arbeitsrast, die Calvin seinen Gläubigen zur Ueberwindung des offenbar sehr quälenden Gedankens, ob sie von Gott auserwählt seien oder nicht, anempfahl und die in ihrer direkten Konsequenz zum Kapitalismus führte, ungehörig sei und wollte den Arbeitern ein Paradies schon auf Erden im Sinne von Marx einrichten.

Wir sind es aber gewohnt, Kommunisten und ernste Bibelforscher in einem Atemzug zu nennen, weshalb schon die Ansicht vertreten wurde, man hätte es bei letzterer Organisation mit einer Untersektion der moskowitischen Komintern zu tun. Das ist jedoch durchaus unrichtig. Es wird deshalb interessant sein,
die Gründe zu untersuchen, die zu diesem Fehlschluß geführt haben.

Bis zum Jahre 1932 wurde in Sowjetrußland gegen die Sekte der "Zeugen Jehovas", wie sie sich seit 1931 auch nennt, ein heftiger Kampf geführt, ein Kampf "gegen einen Hemmschuh des sozialistischen Aufbaus". In dem im Moskauer OGJB-Verlag 1932 erschienenen Bändchen "Der Bund der kämpfenden Gottlosen" sagt der Udarnik-Führer Kandidow wörtlich:
"Die Weltvereinigungen der Baptisten, Ernsten Bibelforscher", "Christian Science" versorgen ihre Abteilungen in der UdSSR mit Geldgeschenken "zur Einpflanzung des Christentums", was nichts anderes als eine "ideologische Verschleierung der interventionistischen Pläne" bedeutet.

Wir erkennen daraus einerseits, daß die ernsten Bibelforscher damals noch durchaus auf religiösem Boden standen und der Bolschewismus diese Sekte bekampfte.
Wie erklärt sich nun aber die heute zweifellos bestehende "Einheitsfront" zwischen Kommunisten und Bibelforschern, die doch mit obiger Tatsache in direktem Widerspruche steht?

Mit der Wahl des Nordamerikaners Rutherford 1916 zum Präsidenten der "Zeugen Jehovas" hat sich innerhalb dieser Sekte eine andere Richtung angebahnt. Das Religiöse wurde je länger je mehr in den Hintergrund gedrängt zugunsten des wirtschaftlichen Momente der Lehre.

Die Grundsätze, die Russell auf diesem Gebiet vorgetragen hatte, wurden marxistisch ausgebaut, um so über die Brücke des Weltproletariats zu vermehrter Anhängerschaft zu gelangen. Das Ziel der Sekte war schon vor 1930 nicht mehr ein religiöses als vielmehr ein politisches.
Dr. Hans Jonak v. Freyenwald geht kaum fehl, wenn er als Ziel der "Zeugen Jehovas" in seiner sehr interessanten Schrift "Die Zeugen Jehovas" (Germania-Verlag, Berlin, 1936) die Errichtung eines theokratischen Weltreichs mit dem Judentum an der Spitze ansieht.

Diese Kampfparole laßt uns einerseits bereits ahnen, wie diese "wunderbare Geldvermehrung" in den Kassen der Sekte zustande kommt, die sie selbst zu Rundfunksendern, Filmateliers und Camions befähigt, und andererseits weist sie uns auf die innere Affinitat der Vereinigung mit dem Bolschewismus hin.

Tatsächlich ist, wenn die Bibelforscher die Theokratie zugunsten der Arbeiterklasse, die zum Kampf gegen die Obrigkeit aufgehetzt wird und von Juden gelenkt werden soll, umbilden, wie (dies ja heute geschieht, kein großer Unterschied mehr vorhanden zwischen dem "Proletarier-Weltreich", das der Kommunismus predigt.

Wir sehen, daß sich die beiden Umsturzbewegungen hier sehr eng berühren. Als daher der Zertretung der kommunistischen Partei in Deutschland durch Hitler zwei Jahre später im Februar 1934 das Verbot auch der Sekte der "Zeugen Jehovas" folgte, nahm der Kommunismus die Bibelforsoher, die viele Anhänger unter den Arbeitern zählen, als Leidensgefährten gütig in seine Arme auf und von Moskau wurde fortan konsequent eine Annäherung der beiden Vereinigungen gewünscht und angestrebt.

Es ist seither augenscheinlich geworden, daß der Bolschewismus die Bibelforscher als Mittel zum Zweck betrachtet, da diese stark antiklerikal eingestellte Sekte auf wirtschaftlichem Gebiet mit dem Bolschewismus in idealer Harmonie lebt und sie den Moskauer "Rothäuten" deshalb als sehr wertvoll erscheinen muß, besonders auch, weil sie das ehemals religiöse Ziel umstürzlerischen Plänen opfert. Es ist nicht das erste Mal in der Weltgeschichte, daß eine ursprünglich religiöse Gemeinschaft in einem materialistischen Kommunimus versandet.

Denen aber, die auf dem Luzerner Bahnhofsplatz mit geteilter Freude den religiösen "Disputen" zwischen Katholiken und Bibelforscher-Kommunisten lauschten und ironisch meinten, von einem Exzeß reden zu müssen, da eben die Extreme aufeinandertrafen sei gesagt, daß man die Wahrheit und die Unwahrheit ja ganz gut als Extreme ansehen kann, und anderseits sei ihnen nochmals die Lehre erteilt, daß wir Katholiken durchaus nicht gewillt sind, dieses heuchlerische, kirchen- und staatsfeindliche Gewürm bei uns offen wühlen zu lassen.
Th.W."

Zunächst erst einmal die Zwischenbemerkung. Auf den im zitierten Artikel mit genannten „Aspekt Juden", wird noch gesondert eingegangen.

Unfraglich offeriert dieser zitierte Artikel Überzeichnungen. Schon die einleitend verwandte Vokabel „widerliche Sekte" zeigt, dass der Verfasser aus seinem Herzen keine Mördergrube macht.
Richtig beobachtet er, dass seit Rutherford's Machtantritt - je länger je mehr - das eigentlich religiöse in den Hintergrund trat.
Richtig beobachtet er weiter. Hier agiert eine stark „antiklerikale Gruppe".
Weiter ist auch beachtlich zu nennen, dass er auch bereit ist einzuräumen, die Sowjets hätten (bis 1932 wie er irrtümlich terminiert), nichts mit den Zeugen Jehovas „am Hut".

Die hatten auch nach 1932 weiter nichts mit denen „am Hut". Das gilt es in aller Deutlichkeit festzustellen.

Nun unterstellt er aber eine „Affinität" zwischen Bibelforschern und Bolschewisten. Hier kommt schon seine Holzschnittartige Kirchengeschichts-Sicht zum tragen. Ersichtlich auch mit seiner ziemlich weit her geholten Einordnung in den „Calvinismus". Ist er in seinen exakten Formulierungen mit Sicherheit nicht korrekt, so gilt es andererseits auch zu sagen.
Legt man die „Messlatte" nicht ganz so hoch, hat er durchaus gewisse wesentliche Dissenzen erfaßt.

Verwiesen sei auch die in dieser Ausgabe des „Goldenen Zeitalters" lesbare Aussage:
„Wir können nicht in die Pläne Gottes schauen und nicht wissen, ob der Bolschewismus nicht als Strafgericht über die Völker verhängt ist, wie vor Zeiten der König der Hunnen als Gottesgeißel. Harmagedon, das furchtbare Wort, das lähmenden Schrecken bei den schuldbeladenen Helden Babels auslöst."
Aussagen solcher Art, sind ja geradezu das „gefundene Fressen" für die zeitgenössischer Zeugen Jehovas-Gegner.

Kaum eine andere christliche Religion, erst recht nicht Kultkirchen wie die Katholische, lehren ein „irdisches Paradies". Dort soll doch das Jenseits, der Himmel „alles richten" In eben dieser Ablehnung des konventionellen Jenseitsglaubens, nähern sich in der Tat die Zeugen Jehovas den Kommunisten. Mit Sicherheit nicht organisatorisch. Die Unterstellung die deutschen Kommunisten hätten nach 1934 auch die Bibelforscher unter ihre Fittiche genommen, ist eine bösartige, durch keinerlei Fakten gedeckte Unterstellung.

Der zitierte Artikelschreiber gibt auch bekannt, dass er das Jonak'sche Zeugenbuch offenbar auch gelesen, und sich einige seiner Paradigmen zu eigen macht. Jonak hatte in der Tat markant herausgearbeitet. Das was zeitgenössische Zeugen Jehovas-Gegner im besonderen an den Zeugen Jehovas missfällt, ist deren politische Abstinenz (die Jonak aber als faktisch dennoch politisches Handeln interpretiert).
Hier nun setzt die Unterstellungslinie ein.
Angeblich ergäbe diese Abstinenz die „Wahrnehmung der Interessen Moskaus".

Da ist die Catholica in der Tat weiter. Die heult schon mal mit den Wölfen. Egal wer eben der jeweilige Wolf gerade mal ist. Von dieser ihrer Position aus, können sie sich daher nicht genügend in die Befindlichkeit jener hineinversetzen, die eben - durchaus religiös motiviert - jenes mit den Wölfen mitheulen, nicht mitmachen. Und dann setzt die verhängnisvolle Unterstellungskette ein. Dieweil mit den gerade aktuellen Wölfen nicht mitgeheult würde, müsste dies zwangsläufig die Wahrnehmung der Interessen der jeweiligen „Anti-Wölfe" bedeuten.

Das eben ist der kardinale Grunddenkfehler, von dem auch der zitierte Artikel nur so strotzt.

Und was die im Sinne des üblen antisemitischen Pamphlets „Protokolle der Weisen von Zion" betreffenden Andeutungen anbetrifft, so sei darauf verwiesen, dass die Redaktion des „Vaterlandes" sich in der Ausgabe vom 31. Oktober 1936 noch zur Veröffentlichung einer gewunden formulierten Entgegnung genötigt sah. Insbesondere deren Schlussatz scheint mir beachtlich, wenn es darin heisst:

„Die ganze Beweisfuhrung dieser Broschüre, auf der der Artikelschreiber des "Vaterland" aufbaut, erinnert an die Beweisführung jener anti-katholischen Schriften, die in ähnlicher Weise das Zusammenarbeiten von "Rom" und "Juda" zur Erlangung der Weltherrschaft darstellen. Das eine ist so unwahr wie das andere."

Nachstend dann noch diese „Entgegnung" im „Vaterland" vom 31. 10. 1936 unter der dortigen Überschrift:

"Ernste Bibelforscher und Judentum

(Einges.) Wir sind gewohnt, im "Vaterland" in den letzten Jahren Artikel über die Judenfrage zu lesen, in welchen versucht wird, das Problem in objektiver Weise zu erörtern. Umso mehr mußte der Leser erstaunt sein, wenn er in Nr. 244 dieser Zeitung vom 17. Oktober 1936 unter der Überschrift "Wer sind die ernsten Bibelforscher und was wollen sie?" las, daß "Herr Dr. Hans Jonak von Freyenwald kaum fehl gehe, wenn er als Ziel der "Bibelforscher" in seiner sehr interessanten Schrift "'Die Zeugen" usw. die Errichtung eines theokratischen Weltreiches mit dem Judentum an der Spitze ansehe."

Für die Beurteilung der Beweisfuhrung des Gewährsmannes des Herrn Th. W., nämlich des Herrn Dr. von Freyenwald, in bezug auf die angebliche Verbindung zwischen Juden und ernsten Bibelforschern, durften für den schweizerischen Leser folgende Tatsachen genügen.
Der von Freyenwald behandelt u.a. auch den vor dem Berner Gericht ausgetragenen Prozeß über die Protokolle der Wesen von Zion, in welchem bekanntlich festgestellt wurde, daß diese Protokolle, welche von Judengegnern immer und immer wieder angeführt werden, gefälscht sind.

Dem gegenüber behauptet er, daß gegen den bekannten schweizerischen Schriftsteller C. A. Loosli, der in jenem Prozeß als gerichtlicher Experte tätig war, vom Gericht ein Strafverfahren wegen Abgabe eines falschen Gerichtsgutachtens eröffnet worden sei. Jedermann kann aber leicht nachprüfen, daß das Berner Gericht im Gegenteil das Gutachten des Herrn C.A. Loosli als schlüssig betrachtet hat und kein Strafverfahren von Amtes wegen gegen ihn eroffnete.

Hingegen wollte ein pan-arabischer Verband Herrn Loosli durch die Einreichung einer derartigen Klage disqualifizieren. Diese wurde jedoch von den zuständigen Behörden, weil jeder Begründung entbehrend, abgewiesen.
Die ganze Beweisführung dieser Broschüre, auf der der Artikelschreiber des "Vaterland" aufbaut, erinnert an die Beweisführung jener anti-katholischen Schriften, die in ähnlicher Weise das Zusammenarbeiten von "Rom" und "Juda" zur Erlangung der Weltherrschaft darstellen. Das eine ist so unwahr wie das andere."

Noch einmal macht das „Vaterland" in Sachen Zeugen Jehovas von sich reden, und zwar in seiner Ausgabe vom 12. Januar 1937.
Ein dort abgedruckter „Protest gegen die 'Zeugen Jehovas' (Ernste Bibelforscher)" druckt auch das „Goldene Zeitalter" in seiner Ausgabe vom 15. 2. 1937 innerhalb eines Artikels nach.

Laut „Goldenes-Zeitalter"-Zitierung besagte dieser Protest:

„Seit einiger Zeit betreiben die "ernsten Bibelforscher" eine großangelegte Hetze gegen alles kirchliche Christentum, sowohl das protestantische, wie vor allem das katholische. Sie überschwemmen das Land bis in abgelegene Bergdörfer hinauf mit Hunderttausenden von Propagandaschriften, darunter die Halbmonatsschrift "Das goldene Zeitalter". Darin verhöhnen sie durch Wort und Bild in gehässigster Art die Kirche als Götzendienerin und Kriegshetzerin. Eines dieser Bilder stellt z. B. die Anbetung der hlst. Dreifaltigkeit mit der Anbetung eines Geldsackes, eines Affen und eines faschistischen Führers auf dieselbe Stufe.

Im Namen der gesamten katholischen Männerwelt der Schweiz protestiert der Schweizerische katholische Volksverein gegen diese Schmähung des katholischen Glaubens, gegen die Verhöhnung und Verleumdung des Papstes und des gesamten Priestertums, gegen die Untergrabung jeglichen ernsthaften Christentums, gegen die brutale Verletzung des religiösen Empfindens der Schweizerkatholiken, gegen die unverschämte Störung des religiösen Friedens.

Gibt es keinen Rechtsschutz gegen eine solche Vergiftung der Kraftquellen unseres Volkes und gegen die Unterwühlung der christlichen Grundlagen unserer Eidgenossenschaft ?
Wir fordern das entschiedene Einschreiten unserer Behörden gegen das freche Treiben der Friedensstörer, die durch ihre hetzerischen Schriften in unverantwortlicher Weise die staatlich anerkannten Religionsgemeinschaften, ihre Führer und Einrichtungen schmähen.
Der Zentralvorstand
des Schweizer, katholischen Volksvereins.
"Vaterland" v. 12. 1. 37. (Luzern)

Hierzu wäre schon mal zu sagen, dass auch in diesem Protest, die letztendlich grundsätzlich verschiedenen Sichtweisen aufeinanderprallen, was denn Christentum eigentlich sei.

Für die Kultkirche Catholica ist die Sache klar: Kult, Kult und nochmals Kult.
Demgegenüber die von Rutherford zur Klinkenputzerorganisation formierten Zeugen Jehovas. Endzeit, Endzeit und nochmals Endzeit, so deren Parole. Des einen seines Habitus stört den anderen in seiner Bequemlichkeit.

Eigentlich sollte es für eine Demokratie normal sein, solche Spannungen zu ertragen. Und die Schweiz wollte doch wohl zur fraglichen Zeit auch eine Demokratie (noch) sein. Aber sicher, da gab es das große Nachbarland Deutschland, dass nun genau in dieser Kardinalfrage einen so ganz anders gearteten Weg eingeschlagen hatte.
Und mehr noch, auch in die Schweiz vermeintlicherweise „hineinstrahlen" wollte.

Mit der Demokratie (ihre eigene Organisationsform belegt es), hatte die Catholica noch nie so recht was „am Hut". Zwar als „nicht abänderbares Übel" hingenommen. Aber wenn dann da vor den eigenen Toren der Schrei „Weg mit der Demokratie" immer lauter wird. Dann ist wohl die Catholica mit unter den Allerletzten, die sich solchen Tendenzen in den Wege stellen würde.

Wie, die Nazis praktizieren Verbote? Warum eigentlich nicht auch bei uns, so doch die nicht unübersehbare Botschaft dieses Protestes.
Das GZ wäre nicht das GZ, hätte es diesen Protest einfach so abgedruckt. Das tat man selbstredend nicht. Das ganze wurde schon in einen größeren Rahmen eingebunden, und man wusste auch relativ zielgenau zu treffen. Nämlich an der „Nahtstelle Catholica-Faschismus".

Dazu mal einiges als Zitat aus den diesbezüglichen Ausführungen des „Goldenen Zeitalters"

Um über die Hintergründe dieser "Katholischen Aktion" besser informiert zu sein, wird es notwendig, einige zusammenhängende Tatsachen zu beleuchten.
In Erfurt (Deutschland) wird im U. Bodung-Verlag durch den nationalsozialistischen Experten Ulrich Fleischhauer ein sogenannter "Weltdienst" herausgegeben. Diese Pressekorrespondenz bezweckt, unter allen Nationen eine systematische Hetze gegen Juden, Freimaurer und Zeugen Jehovas (Bibelforscher), wie s. Zt. bereits in der "Nat.-Zeitung" berichtet, zu entfachen und so auch gegenseitig sogenannte "Gutachten" zu konstruieren, die dann gelegentlich als Beweismittel bei Behörden und Gerichtsinstanzen dienen sollen.

Wie aus den Gerichtsakten des weltbekannten Berner Zionistenprozesses vom Jahre 1935 hervorgeht, erhielt das von Fleischhauer zusammengestellte Aktenmaterial den Segen und die Billigung der römisch-katholischen Hierarchie. In der Schweiz wird der Naziexperte Fleischhauer bezw. sein "Welt-Dienst" durch Boris Toedtli, "World Service" Bern III 10477, vertreten.

Toedtli zeichnet ferner mit H. Metzler, St. Gallen, als verantwortlicher Redaktor der "Schweiz. Presse-Korrespondenz" (SPK), einer schweizerisch-vaterländisch getarnten Hetz-Korrespondenz als Ergänzung des "Welt-Dienstes", mit reichlich viel Fehlern, in Maschinenschrift monatlich zweimal herausgegeben, welche von der 1931 in St. Gallen gegründeten "Gesellschaft für Kirche und Papst" als Eigentum beansprucht wird.
Diesem "Welt-Dienst" alias SPK dienen als Quellen nebst den bestellten nationalsozialistischen, jesuitischen Parteiberichten aus aller Welt auch die Schriften ihrer Gesinnungsgenossen ...

Mit dieser Veröffentlichung tritt die "Katholische Aktion" in offenen Aufruhr gegen die bestehende Rechtsordnung der Schweizerischen Eidgenossenschaft und empfiehlt ihren Anhängern die gelegentliche Anwendung des Faustrechtes zur Erreichung ihrer selbstsüchtigen und verbrecherischen Ziele. Spanien bietet heute ein treffendes Bild der praktischen Auswirkung der Handlungsweise seitens der "Katholischen Aktion".

Welche Früchte eine solche Gesinnung auch in der Schweiz zeitigen kann, beweist (ein) Plakat, das am 11. Januar in Arbon ohne Kenntnis und Erlaubnis der dortigen Plakatgesellschaft von verbrecherischer Hand an die Plakatsäulen angeschlagen wurde. Der Text des Plakates lautet folgendermaßen:
Schweizervolk
erhebe dich gegen die Lumpenhunde der
"Jehovas Zeugen" geborene Bibelforscher.
Natürlich waren die Auftraggeber zu feige, den Namen ihrer Organisation oder der verantwortlichen Person darunterzusetzen. ...

Es kann meines Erachtens nicht strittig sein, dass für die Catholica seit jeher der Grundsatz gilt, das Feinde der eigenen Feinde durch die Fixiertheit auf den gleichen Gegner, zu „Freunden" mutieren.
Bis heute hat die Catholica die Geschichte der SPK ihrerseits nicht in seriöser Weise aufgearbeitet. Und es würde überhaupt nicht verwundern, sollte das weitere Jahrzehnte so sein.

Ist also einzuräumen, dass hier eine faschistisch-katholische Interessenähnlichkeit vorlag, besagt diese nüchterne Feststellung überhaupt noch nichts über den Wert oder Unwert, der innerhalb dieser Interessenkoalition, zu Lasten der WTG vorgebrachten Argumente!
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Geschrieben von Drahbeck am 25. März 2007 14:50:15:

Als Antwort auf: Re: Zeitgeschichte vor 70 Jahren ("Goldenes Zeitalter" 15. 2. 1937) geschrieben von Drahbeck am 27. Februar 2007 07:27:50:

Was denn die WTG-Autoritätsansprüche „wert" sind, kann man auch der "Goldenes Zeitalter"-Ausgabe vom 1. 3. 1937 entnehmen. Bekanntlich war einmal die Pyramide zu Gizeh in Bibelforscher-Sicht ein bedeutendes Mosaiksteinchen im Gesamtgefüge ihrer Theorien. 1928 wurde das dann „gekippt". Und jene, die vordem auch jener Pyramide zujubelten, wollten nunmehr - angeblich - nie an ihre Bedeutung geglaubt haben.

Durchaus interessant zu nennen ist der Umstand, dass jenes Pyramidenthema sich auch in dieser Ausgabe des „GZ" wiederfindet. Allerdings in der Form eine konträre Wertung damit zu verbinden.
Genannte GZ-Ausgabe schreibt in einem "Leistungen der Dämonen" betitelt Beitrag:

„In Freital-Potschappel bei Dresden befinden sich die Bombastuswerke, eine Fabrik chemischer Erzeugnisse, die dem "Bund der Kämpfer für Glauben, Wahrheit und Recht" gehört, und deren Arbeiter ausschließlich diesem Bunde angehören sollen. Dort werden Medikamente, Mundwasser, Haarwasser etc. nach Rezepten hergestellt, die der Gründer der Fabrik und seine Nachfolger im Trancezustande empfangen haben. Die Lehre dieses Bundes ist in hohem Grade okkult und fußt zum größten Teil auf den Offenbarungen, die sein Gründer im Trancezustand empfangen hat, und die er nach seinem Tode, als ein "Geistwesen" also, heute noch seinen Anhängern geben soll.

Das ist natürlich ein Betrug der Dämonen; denn die Anweisungen geben sie selbst, aber nimmermehr der Verstorbene, der bei Lebzeiten ihr Werkzeug war.
Auch von schreibenden und musizierenden Medien hat man oftmals gehört. Es gibt Schriftsteller, deren Schriften nicht mehr als rein menschliche Phantasien betrachtet werden können, sondern aus denen starke dämonische Beeinflussung spricht. Johann Sebastian Bach hatte ein feines Gefühl für dämonische Musik und haßte diese.

Ja, manche Leistungen mögen dämonischen Kräften zuzuschreiben sein, ohne daß man eine Ahnung davon bat. Die Völker des Altertums, die viel Dämonenkult trieben, haben Bauwerke errichtet, die in ihren ungeheuren Ausmaßen, in den kolossalen Gewichten darauf schließen lassen, daß übermenschliche Kräfte mit am Werke waren; man denke an die Cheopspyramide. Noch heute ist es unerklärlich, wie man mit den technischen Hilfsmitteln der damaligen Zeit (Cheops regierte 2600 Jahre vor Christus) einen solch gewaltigen Bau errichten konnte. Die in der Pyramide enthaltenen Maße sind so merkwürdig, daß früher sogar Bibelforscher dachten, göttliche Macht müsse die Erbauer inspiriert haben.

Aber schon seit langem erkennt man, daß die Weisen und Magier an den ägyptischen Königshöfen Medien gewesen sein müssen, die den Baumeistern der damaligen Zeit ein Wissen übermittelten, das, weil es nicht menschlichen Forschungen entstammte, wieder verlorenging. Die Forschungen der amerikanischen ägyptologischen Gesellschaft ergeben unter vielem anderen folgendes:

Die ägyptischen Baukünstler rechneten in "heutigen Ellen" oder in "Pyramidenzoll", Maßen, die nur; einem kleinen Kreis Eingeweihter bekannt waren. Man kam so bei der Cheopspyramide zu einem Basisumfang von 36 534 und einer Höhe von 5813 Zoll, womit bereits ein weiterer wichtiger Schritt zur Enträtselung gegeben war, denn es zeigte sich, daß der Längengrad, auf dem die Pyramide errichtet ist, bis zu den beiden Polen verlängert, mehr Landgebiete und weniger Meere trifft als jeder andere Meridian und daß die alten Ägypter daher wahrscheinlich schon die Kugelgestalt der Erde kannten. Dividiert man aber die Basisfläche durch die doppelte Höhe, so ergibt, sich mit verblüffender Genauigkeit die Ludolfsche Zahl Pi, nämlich 3,1416.

Sollte es wirklich einen solchen Zufall geben? Multipliziert man weiter die Höhe (5813 Zoll) mit einer Million, so resultiert genau der Abstand der Erde von der Sonne. Und so gehen die überraschenden Erkenntnisse fort, bis man zur Überzeugung kommt, daß für den Bauplan der Pyramide die grundlegenden, den damaligen Gelehrten schon genau bekannten astronomischen und geographischen Einheiten maßgebend waren.

...
Doch leider halten die Irregeführten ihre Beeinflussung meist für eine göttliche und sind schwer vom Gegenteil zu überzeugen. ..."

Weiteres zum Thema Pyramide

Pyramiden-Euphorie

Parsimony.19912

Fred Franz und die Pyramide

(Fortsetzung bezogen auf diese GZ-Ausgabe, morgen)
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Geschrieben von Drahbeck am 26. März 2007 07:41:49:

Als Antwort auf: Re: Zeitgeschichte vor 70 Jahren ("Goldenes Zeitalter" 1. 3. 1937) geschrieben von Drahbeck am 25. März 2007 14:50:15:

Wer hätte das gedacht?
Dank dem „Goldenen Zeitalter" vom 1. März 1937 ist die Menschheit nun um eine „gesicherte" Erkenntnis reicher! Der die diesbezügliche Information vermittelnde Artikel ist zwar namentlich gekennzeichnet (mit „Ekar"). Man kann sich also auf den Standpunkt stellen. Es handelt sich nicht um die offizielle Meinung der WTG, sondern eben um die Meinung von „Ekar" (wer immer das auch sein mag). Andererseits kommt man aber auch nicht um den Umstand herum, das besagter „Ekar" seine Meinung nicht „irgendwo", sondern eben in der genannten Ausgabe des „Goldenen Zeitalters" kundtat.

Was wusste nun „Ekar" so fast sensationell zu nennendes mitzuteilen? Unter anderem dieses:
"Schon seit langem vermutete man auf unserer Erde, daß sich auf dem Planeten Mars menschliche Geschöpfe befinden; doch stießen diese Vermutungen stets auf starken Widerspruch, und die hohen Gelehrten und Verfechter dieser Idee mußten es sich gefallen lassen, daß man sie deswegen allerlei Spott und Hohn preisgab. Wie überrascht war man daher, als eines Tages ein Bewohner des Mars unserem Planeten eine Visite abstattete. Donner und Doria! Das gab ein Aufsehen! Und in einem Stratosphärenflugzeug kam er dahergeflogen, ohne sein Leben irgendwelchem Risiko auszusetzen. Angesichts dieser Leistung verblaßten natürlich die vielgerühmten technischen Fortschritte auf unserem Erdball.

War es Zufall, Glück oder eine gütige Fügung des Schicksals? — kurzum, der Marsbewohner landete an den schönen Gestaden des Genfersees, und wie überrascht war er, zu hören, daß dort ein Völkerbund seinen Sitz habe, der gerade mit Volldampf seines Amtes waltete. Bund der Völker? — Potz Blitz! das schien ihm eine Einrichtung zu sein, die gewiß dazu angetan sein konnte, den Mars von seinen Bedrängnissen zu befreien. Mit großer Bewunderung blickte er auf den herrlichen Palast. Ja, eine solche edle Institution ist gewiß dieses prächtigen Gebäudes würdig!

Der hohe Gast, den wir der Einfachheit halber Mister Mars nennen wollen, lenkte sogleich dorthin seine Schritte, um an Ort und Stelle die nötigen Erkundigungen einzuholen. Doch in diesen Musentempel hineinzukommen ist nicht so einfach. Der Herr Generalsekretär Avenol weigerte sich nämlich, ihn zu empfangen. Ein Vertreter des Mars? Was will dieser denn vom Völkerbund? ..."

Spätestens bei der letzteren Aussage wird es deutlich, wer denn als der ominöse „Ekar" anzusprechen sei. Kein geringerer als der seinerzeitige WTG-Funktionär M. C. Harbeck, der in der Tat zur fraglichen Zeit „die" Schlüsselstellung einnahm; namentlich auch auf der „Schiene" WTG und Untergrundorganisation der Zeugen Jehovas in Hitlerdeutschland. Besagter Herr Harbeck wusste auch zu berichten (nur eine Ausgabe des „Goldenen Zeitalters" davor. Ausgabe vom 15. 2. 37). Das er in Wahrnehmung seiner Schlüsselstellung gar selbst mit hohen Funktionären des Naziregimes konferierte. Nicht „irgendwo". Nein, sondern direkt in Hitlerdeutschland, in dessen Hauptstadt Berlin.

Besagter Herr Harbeck, 1891 geboren, nach eigener an anderer Stelle mal getätigter Aussage, Sohn eines lutherischen Pastors (somit kann man ihm durchaus ein gewisses Maß von Gewandtheit zusprechen).

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Besagter Herr Harbeck wusste auch mitzuteilen. Um überhaupt von den Nazifunktionären als Gesprächspartner akzeptiert zu werden; musste er denen erst mal seinen stramm arischen Stammbaum bis ins Mittelalter hinein nachweisen. Und in der Tat. Es gelang ihm. Kein in Nazisicht „disqualifizierender" Jude befand sich in dieser Stammbaumlinie.

Aber welcher „Katzenjammer" dennoch. Zwar empfingen die Naziherren, Herrn Harbeck das eine und andere mal. Allein jene Gespräche verliefen aus der Interessenlage von Harbeck nicht sonderlich „erfolgreich".
Sogar den Herrn Hitler hatte er sich als "Gesprächspartner" auserkoren. Nur welches Pech, der wollte von ihm nichts wissen. Immerhin ließ er bei "Herrn Hitler" auch seine "Visitenkarte", indem er ihm schon relativ früh (am 28. 9. 1933) einen ausführlichen Brief schrieb, in welchem er seine "Bauchschmerzen" mitteilte, und welcher denn auch die Zeitläufe überdauerte und sich heute im Bestand des Bundesarchivs vorfindet (R 43 II / 179, Bl. 202.f.) Was wusste Herr Harbeck dem "Herrn Hitler" darin mitzuteilen?
Nun, er stellte sich erst mal als Deutsch-Amerikaner vor und legitimierte sich als Bevollmächtigter Vertreter der amerikanischen Watch Tower Bible and Tract Society.

Harbeck amtierte seit Februar 1926 in der Schweiz. Er war für Rutherford "der Ersatzmann", nachdem der für ihn vorher die "Henkersarbeit" leistende Conrad C. Binkele (etwa im Fall Alexandre Freytag) selbst zum unsicheren Kantonisten wurde. Mit den von Rutherford als Ersatz erst vorgesehenen Herren Zaugg (Redakteur des Schweizer "Goldenen Zeitalters" und dem Leiter der Dienstabteilung Weber, welcher die 1925-These zu wörtlich nahm, und daher wie weiland Konrad Franke in einer späteren Geschichtsphase "geschaßt" wurde). Mit diesen beiden Binkele-Nachfolgern hatte Rutherford "in die Scheiße gefasst" (um es mal etwas vulgar zu formulieren. Der aus den USA eigens importierte Harbeck, sollte nun als Ersatz für die bodenständigen geschassten Schweizer, für die WTG die "Kastanien aus dem Feuer holen". Unmittelbar schon nach 1925. Verstärkt aber dann ihm Rahmen der politischen "Zeitenwende" nach 1933.

Zum Einstieg der Information für "Herrn Hitler" bekam der erst mal mitgeteilt, dass seine Behörden das Vermögen der von Harbeck vertretenen Gesellschaft beschlagnahmt hätten und das umfasse einen Wert von 4 Millionen Mark. Aber dieses Vermögen sei nun durch Intervention der amerikanischen Regierung wieder freigegeben worden. Und weil das so ist lege er auch Wert auf die Feststellung, dass es niemals die leiseste Verbindung zwischen SPD, KPD und Bibelforschern gegeben hätte. Diesbezügliche Vorwürfe des Naziregimes also sachlich völlig unbegründet seien.

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Um wieder auf das Harbeck-Schreiben an Hitler zurückzukommen.
Dazu zitiert er dann als seinen "Kronzeugen" den Ministerialdirigent im Preussischen Innenministerium Dr. Fischer, der ihm gegenüber, als auch anderen hochrangigen Personen gegenüber, als da wären der amerikanische Consul Geist, der in München wohnhafte Rechtsanwalt Justizrat Kohl, (der ja schon mal als Hitlerverteidiger, anlässlich des gescheiterten Hitlerputsches in den zwanziger Jahren fungiert habe) und noch einige andere. Diesen gegenüber habe also besagter Beamter des Preussischen Innenministerium auch zugegeben, das der Vorwurf von Verbindungen zwischen Kommunisten und Bibelforschern, völlig unbegründet sei.

Dann zitiert er aus der für die WTG sicherlich misslichen Verbotsentscheidung des Naziregimes jene Sätze wonach die Zeugen "unter dem Deckmantel angeblich wissenschaftlicher Bibelforschung eine unverkennbare Hetze gegen die staatlichen und kirchlichen Einrichtungen" verfolgen würden. "Sie untergraben, indem sie die staatlichen und kirchlichen Einrichtungen als Organe des Satans bezeichne, die Grundpfeiler des völkischen Gemeinschaftslebens.
Sie verhöhnen die Einrichtungen von Staat und Kirche in bewusster Verdrehung biblischer Bilder."

Dazu kontert Harbeck dann:
"Dabei ist der Behörde entgangen, das sich die Ausführungen der Bibelforscher) V(ereinigung) größtenteils mit dem Anglo-Amerikanischen Weltreich befassen, dass Einrichtungen des deutsches Volkes überhaupt nicht erörtert wurden, abgesehen von Parlamentarismus und Grossfinanz."

Und dann spielt Harbeck seinen vermeintlichen Trumpf aus:
"Gerade der Parlamentarismus aber wird als der Todfeind des nationalsozialistischen Staates bezeichnet, soweit es die gegenwärtigen Verhältnisse gestatten."

Er belehrt noch weiter, dass aus zahlreichen WTG-Veröffentlichungen hervorgehe,
"dass die Verheißungen und Prophezeiungen des Alten Testaments hauptsächlich auf das geistige Israel, nämlich auf wahre Christen Anwendung haben, dass die Juden das Verbrechen ihrer Vorväter, die Jesus Christus kreuzigten, nie bereut haben und dass den Juden daher keinen Vorzug über andere Nationen haben werden."
Damit sei, so Harbeck, "widerlegt, dass die B.V. ein Freund des Judentums oder des Kommunismus ist."

Er legt noch nach:
"Es darf fast als unverständlich bezeichnet werden, dass der nationalsozialistische Staat vergessen hat, wie sich ein Teil der katholischen Kirche gegen die Nationalsozialisten verhalten hat.
Kirchlicherseits wurde den Nationalsozialisten das Sakrament verweigert, ja sogar das Betreten der Kirchen verboten."

Dagegen, so Harbeck
"hat sich (die Bibelforschervereinigung) niemals auch nur mit einem Wort gegen den nationalsozialistischen Staat gewendet."
Harbeck meint weiter zu wissen:
"Sogar den Juden ist in Deutschland die Glaubens- und Gewissensfreiheit gewährleistet, den Mitgliedern der B. V." jedoch offenbar nicht.

Um etwaige Gegenargumente abzuwürgen meint er weiter:
"Wenn der eine oder andere Reiseprediger bei den vielen religiösen Zusammenkünften der Glaubensgenossen der B.V. sich in seinem Vortrag ungeschickt ausgedrückt haben sollte", so bitte er (Harbeck) "um Bezeichnung dieses Glaubensgenossen, um eine Nachprüfung zu ermöglichen."

Er meint dann weiter mit der Aussage "punkten" zu können:
"Bei einer Religionsbewegung, die sich auf über 1 Million von Glaubensgenossen erstreckt ist es kaum zu vermeiden, dass durch einen Prediger einmal ein missverständliches Wort fällt."

Einen echten "Nachweis" für die genannte "eine Million" führt Harbeck selbstredend nicht. Wie auch, die existierten allenfalls in seiner Fantasie. Vielleicht hat er sich vorgestellt; dass deutsche "Goldene Zeitalter" habe in seiner Glanzzeit eine Auflagenhöhe von über 400.000 erreicht. Unterstellt jeweils zwei Personen (mindestens) würde die Ausgaben lesen, könnte man so vielleicht die eine Million zusammenkonstruieren. Dagegen steht allerdings der Umstand, dass beim 1933er Gedächtnismahl in Deutschland, gerade mal eine Anwesendenzahl von rund 25.000 erreicht wurde. So schrumpfen offenbar "Millionen".

Um auf den Aspekt zurückzukommen, dass Harbeck einräumt, der eine oder andere Reiseprediger habe sich vielleicht etwas "ungeschickt" ausgedrückt, so lässt er aufbauend auf diesen Gedanken seinen Brief mit der Aussage ausklingen:
"Von diesem Schicksal ist auch die katholische Kirche ebensowenig bewahrt wie die protestantische. Jedenfalls sind Missbräuche der Kanzel der katholischen Geistlichkeit in übergroßem Masse nachzuweisen, während es sich bei allen missverständlichen Ausführungen von Reisepredigern der B. V. um ganz vereinzelte Ausnahmefälle handeln kann.

Es kann gar keine Schwierigkeiten bereiten, mit den Landesbehörden Vereinbarungen zu treffen, die auch derartige Fälle in der Zukunft völlig ausschalten."

Nun ist das zitierte Harbeck-Schreiben nicht das einzigste, welches zur fraglichen Zeit die Hitler-Regierung in Sachen Zeugen Jehovas erreichte. Auch der Hitlerverteidiger Justizrat Kohl verwandte sich zur fraglichen Zeit (offenbar im Auftrag der WTG) auch für die Zeugen Jehovas. Gleichfalls ergebnislos. Zu nennen wäre noch der "Nazipfarrer" Karl Gerecke. Der Nazipartei mag dieser Herr ja formal nicht angehört haben. Aber seiner Gesinnung nach, war er unfraglich ein "echter Nazipfarrer". Der nun beehrte die Hitlerregierung gar noch mit einem vermeintlichen "Memorandum" in Sachen Zeugen Jehovas. Liest man es, muss man diesen äußerst emotional aufgezogenen Ausführungen, weitgehend jegliche Objektivität absprechen.

Aber durchaus beachtlich. "Nazipfarrer Gerecke" ging als wesentlichem Aspekt seiner Ausführungen, auch auf die Berlin-Wilmersdorfer Veranstaltung vom 25. 6. 1933 mit ein. Und hierbei - "fast mit Schaum vorm Maul" - wirft er den Bibelforschern vor, sich ungebeten dem Naziregime anbiedern zu wollen. Und gegen diesen Anbiederungsversuch lege er (Gerecke) schärfste Verwahrung ein.

Was tat eigentlich Herr Harbeck in seinem Schreiben an Hitler? War das nicht auch eine Form von Anbiederung?!

Als Harbeck wieder einmal in Berlin seine Gesprächspartner aufsuchen wollte, ereilte ihn das Mißgeschick, dass er diesmal zu denen nicht mehr vorgelassen wurde. Statt dessen nahm sich die Gestapo seiner an, indem sie ihn einfach auf der Stelle verhaftete.

Harbeck wäre nicht Harbeck, hätte er sich nicht auch um diesen nun eingetretenen Fall so - im voraus - seine Gedanken gemacht. Und nun trat das ein, was für diesen Fall vorgesehen waren. Äußerst hochrangige Beamte der amerikanischen Regierung, intervenierten bei der Hitlerregierung. Sollte letztere geglaubt haben, den Harbeck „spurlos verschwinden" lassen zu können, so ging dieses Kalkül mit Sicherheit nicht auf. Und so musste sich denn das Naziregime dazu bequemen, Herrn Harbeck doch wieder freizulassen. Allerdings, seine anvisierten Gesprächspartner bekam er danach nicht mehr zu Gesicht. Harbeck wurde schlichtweg, ohne viel Tam Tam an die Grenze gebracht, und aus Hitlerdeutschland „rausgeschmissen".

Damit war nun die Gesprächslinie Harbeck - Hitlerdeutschland endgültig geplatzt.
Harbeck hatte aber noch (vermeintlicherweise) einige andere „Eisen im Feuer". Besonderen Stellenwert hatte darin - unfraglich - sein Danzig-Eisen.
Man kennt den Fall ja auch aus der Zeit nach 1945. Westberlin, war auch solch ein für die Kommunisten schmerzlicher „Pfahl im Fleisch". Über Westberlin lief zum allergrößten Teil die Infrastruktur der Zeugen Jehovas im Bereich Ostdeutschland. Und das ging so bis 1961; bis die Kommunisten den „Laden Westberlin" dicht machten. Danach mussten dann andere Strukturen (im Laufe der Zeit immer mehr verfeinert) als Mittel zum Zweck dienen.
Für Harbeck war unfraglich Danzig das, was zu einer späteren Zeit eben Westberlin für Herrn Wauer und danach Herrn Pohl war.

Eine gewaltige Schlappe hatte Herr Harbeck, allerdings schon bei seinem „Danzig-Eisen" hinnehmen müssen. Sein dortiger Statthalter, der Herr Ruhnau, wurde der deutschen Gestapo (offenbar) übergeben. Einen weiteren Aspekt zum Vergleich zum späteren Fall Westberlin gilt es noch zu benennen. Die „Insel Westberlin" war sich im antikommunistischen Konsens weitgehend einig. Der dortige SED-Ableger (SEW) konnte nie eine ernsthafte Rolle spielen. Da herrschten in Danzig allerdings, ganz andere Konditionen. Danzig war schon vor der Annexion, weitgehend nazistisch infiltriert.

Diesen Umstand musste zu seinem großen Bedauern auch Herr Harbeck registrieren. Und als „Gegensteuerungsmittel" setzte er dabei unter anderem auf den Völkerbund. Letzterer hatte ja formal das Mandat über Danzig. Aber welcher Schreck. Trotz aller wortgewaltigen Protest-Eingaben der WTG unter Harbecks Ägide, blieb der Völkerbund in Sachen WTG-Interessen, weitgehend passiv.

Harbeck, der selbst mit Nazifunktionären konferiert hat, wäre nicht Harbeck gewesen, hätte er nicht ähnliches auch mit hohen Völkerbund-Funktionären versucht. Darüber berichtet er ausführlich auch selbst im „Goldenen Zeitalter" vom 1. 3. 1937.
Aber o je. Die Situation für die Zeugen Jehovas in Danzig verschärfte sich immer mehr - trotz aller WTG-Eingaben. Und bei seinem Versuch, nun die Völkerbunds-Funktionäre persönlich zu kontaktieren, musste er wieder einmal die Erfahrungen sammeln. Die behandelten ihn ja als sei er „von einem fremden Stern", eben von besagtem Mars, angereist. Und diesen Frust - menschlich durchaus verständlich - lies er dann mal auch im besagtem Ekar-Artikel ab.

Kehren wir zum zitieren aus jenem Artikel zurück. Wir waren da stehengeblieben, wo ausgesagt wurde, Völkerbunds-Sekretär Avenol hätte das Gefühl Besuch von einem „Marsbewohner" zu bekommen, und das eben durchaus nicht jeder, die „heiligen Hallen" das Völkerbundes so ohne weiteres betreten könnte.
Es geht weiter im Text, dass Avenol reflektiert:

„Ein Vertreter des Mars? Was will dieser denn vom Völkerbund? Kommt er etwa mit irgendeiner Petition, mit einer Beschwerde? Oder will er gar gegen einen andern Planeten des Weltalls Sanktionen beantragen? Ach, der Völkerbund hat ja gerade genug Kopfzerbrechen mit der Erde, als daß er sich noch mit außerirdischen Dingen beschäftigen sollte. Um sich des unbequemen Gastes auf leichte Weise zu entledigen, empfahl Avenol Mr. Mars, sich an Mr. Eden zu wenden, der im Völkerkonzert in Genf bekanntlich die erste Geige spielt."

An gesagtem Herrn Eden nun „weitergerecht" lässt uns „Ekar-Harbeck" in dessen Gedankenwelt nunmehr eintauchen:
„Eden müßte nicht ein hundertprozentiger Engländer sein, wenn er nicht im Nu die großen Chancen erkannt hätte, die sich hier seinem Lande boten: nicht nur die Erde und alle ihre Meere zu beherrschen, sondern den britischen Machtbereich vielleicht auch noch auf den ganzen Mars auszudehnen. Also, neue Expansionsmöglichkeiten von unvorstellbaren Ausmaßen! Mit aller ihm eigenen Galanterie empfing er daher den hohen Gast, und in seiner Gesellschaft war es Mr. Mars natürlich leicht möglich, über die Schwelle des Völkerbundspalastes zu kommen und diese heilige Stätte zu betreten.

Fürwahr, die innere Ausstattung steigerte noch vielfach den gewaltigen Eindruck, den der Palast von außen machte. Überall blitzte ihm Marmor entgegen, kostbare Teppiche und Gobeline dämpften die Schritte. In den mit Statuen und Bildern berühmter Künstler geschmückten Räumen hingen an den kunstvoll ausgemalten Decken wunderbare Kandelaber — überall konnte sich das Auge an Prunk und Glanz weiden. Mr. Mars konnte nicht umhin, seiner Bewunderung Ausdruck zu geben.

... hob Eden bedächtig an zu sprechen. "Den Politikern und Diplomaten bereitet es immer wieder Vergnügen, hierher zu kommen. ... möchte ich Ihnen jedoch nicht verhehlen, daß den hier von überall zusammenkommenden Herren nicht zugemutet werden kann, ihre ganze Zeit nur mit Beratungen und Konferenzen in diesen schönen Sälen zuzubringen. Hier findet die Tätigkeit der Politiker eigentlich nur ihren offiziellen Ausdruck. Die größte Arbeit wird aber — wenn ich es so nennen darf -— hinter den Kulissen geleistet Auf großen Festessen und Banketten tauen die Herren erst recht auf, und manche Vereinbarung ist bei solchen Gelegenheiten schon zustande gekommen. Sie verstehen doch, Mr. Mars, ,Wein, Weib und Gesang' "... — Er zwinkerte seinem Partner vielsagend zu.

Mr. Mars verstand, was damit gemeint war. Aber er wollte nun auch etwas Positives über die Früchte der Tätigkeit des Völkerbunds erfahren.
"Wie ist bisher der Bund seiner Mission nachgekommen, die, wie Sie sagten, der Wahrung des Friedens und der Eintracht unter den Völkern der Erde gewidmet ist?"
— fragte er Mr. Eden.
"Gab es seit dem Bestehen des Völkerbunds keine Kriege mehr?" —
Eine heikle Frage, gewiß, jedoch brachte diese Eden keineswegs in Verlegenheit.
"Dieses Gebiet befindet sich noch im Stadium der Entwicklung. Den immerhin schon erzielten Fortschritt können Sie aus den vier Kriegen erkennen, die seitdem ausgebrochen sind. Im ersten Kriege zwischen Bolivien und Paraguay mußte sich der Völkerbund passiv verhalten, da dabei die großen Ölmagnaten ihre Hand im Spiele hatten. Im zweiten Kriege, wegen der Mandschurei, wurde das schuldige Land, Japan, gezwungen, den Völkerbund zu verlassen.

Was den abessinischen Krieg betrifft, so hat sich der Völkerbund zwar durch die Sanktionen eine große Schlappe geholt und es doch nicht verhindern können, daß Abessinien von Italien verschlungen wurde. Eine solche Blöße wollen wir uns aber nicht mehr geben, und daher haben wir wegen des jetzt tobenden spanischen Krieges ein Nichteinmischungskomitee geschaffen, das den Krieg auf das spanische Gebiet beschränken soll.

Zwar schlagen sich dort außer den Spaniern schon Deutsche, Italiener, Russen, Franzosen, Engländer etc., und man spricht bereits von einem Weltkrieg im kleinen, doch lassen wir uns deswegen einstweilen keine grauen Haare wachsen. Man muß sich immer den gegebenen Verhältnissen anpassen können.

Nehmen wir einmal den Danziger Streitfall. Der Völkerbund mußte da vor dem Terror der Nazis kapitulieren, doch haben wir dafür gleich ein anderes Gebiet, nämlich den Sandschak, unter die Oberhoheit des Völkerbunds gestellt. Es wird dort wieder einen Völkerbundskommissar geben, wir werden Zwistigkeiten zu schlichten haben und wieder lange Debatten führen können. In dieser und vielen anderen Sachen wird sich immer wieder Gelegenheit bieten, hier zusammenzukommen, große Reden zu halten und die Welt mit allerlei Resolutionen zu unterhalten."

Man kommt wohl nicht umhin, diesem von Harbeck durchaus kunstvoll vorgetragenem Bericht, ein hohes Maß an Ernüchterung, angesichts eines weiteren Scheiterns seiner Mission zu entnehmen. Und dieser Frustration begegnet man durchaus an weiteren Stellen in dieser GZ-Ausgabe. Etwa in der Form der Aussage:

„Der weiße Palast in Genf und der feierliche Völkerbundsvertrag sind nichts anderes als Dokumente der Macht Satans, als Engel des Lichts zu erscheinen, und ein Beweis der Erfüllung des prophetischen Wortes in Jesaja 8:9-16: "Tobet, ihr Völker, und werdet zerschmettert! Und nehmet es zu Ohren, alle ihr Fernen der Erde! Gürtet euch und werdet zerschmettert, gürtet euch und werdet zerschmettert! Beschließet einen Ratschlag, und er soll vereitelt werden; redet ein Wort, und es soll nicht zustande kommen; denn Gott ist mit uns. Denn also hat Jehova zu mir gesprochen, indem seine Hand stark auf mir war und er mich warnte, nicht auf dem Wege dieses Volkes zu wandeln: Ihr sollt nicht alles Verschwörung nennen (oder "Bund" Luther), was dieses Volk Verschwörung nennt; und fürchtet nicht ihre Furcht und erschrecket nicht davor. Jehova der Heerscharen, den sollt ihr heiligen; und er sei eure Furcht, und er sei euer Schrecken. Und er wird zum Heiligtum sein; aber zum Stein des Anstoßes und zum Fels des Straucheins den beiden Häusern Israels, zur Schlinge und zum Fallstrick den Bewohnern von Jerusalem [der Namenchristenheit]. Und viele unter ihnen werden straucheln, und werden fallen und zerschmettert und verstrickt und gefangen werden."
Mag eben zitiertes auch eine ziemlich weitschweifige Verklärung der Sachlage sein, so bringt vielleicht die nachfolgende Aussage die Sache kürzer auf den Punkt, wenn man liest:

„In Rußland und Italien gibt es überhaupt so gut wie gar keine Zeugen Jehovas mehr, und in vielen anderen Ländern werden sie durch die römisch-katholische Hierarchie verfolgt.
Angesichts dieser Tatsachen sollte man es als ein großes Vorrecht erkennen, heute noch die Botschaft hören zu dürfen, die Gottes Gebot gemäß durch alle Lande tönt."

Allen (nicht geringen) Widrigkeiten zum Trotz, vermögen diese Schwierigkeiten, das eigentliche Sendungsbewusstsein der Zeugen Jehovas offenbar nicht zu tangieren. Ganz im Gegenteil, sie wirken eher als zusätzlicher Katalysator.

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Geschrieben von Drahbeck am 27. März 2007 07:16:49:

Als Antwort auf: Re: Zeitgeschichte vor 70 Jahren ( geschrieben von Drahbeck am 26. März 2007 07:41:49:

Fahnengruß
Symptomatisch ist meines Erachtens auch der nachfolgende in dieser GZ-Ausgabe abgedruckte Pressebericht:

„Von der Wiege an zu Friedensmärtyrern erzogen"
Unter dieser Überschrift stand unlängst in der in New-York erscheinenden Zeitschrift ,,The Literary Digest" (Literarische Rundschau) folgende Notiz:
"Seit Jahrhunderten haben Pazifisten lieber Gefängnis ertragen als die Uniform anzuziehen. Heute gehen die 20.000 fanatischen Mitglieder einer merkwürdigen, in Amerika entstandenen Sekte noch weiter. Indem sie ihren Kindern nicht erlauben, die Sterne und Streifen zu grüßen, die für sie "ein Banner des Teufels" sind.
Vor einem Jahr beschäftigte der erste dieser Fälle die Zeitungen.
"Und wenn Sie mich töten, werde ich nicht grüßen!" plapperte ein 11 Jahre alter Schuljunge. Er wurde von der Schule ausgeschlossen.
Bald danach wurde in Canonsburg in Pennsylvania ein Lehrer entlassen, weil er sich weigerte, "die Flagge des Schreckens und Hasses" zu grüßen. Ähnliche Fälle solchen Eiferns und ihre Bestrafung folgten in Secaucus, New Jersey, Shelburne, Falls, Massachusetts und Los Angeles.
In Lynn, Massachusetts, wurde ein achtjähriger Bengel von der Schule gejagt. Bald fanden die Autoritäten, daß noch mehr Ausschließungen nötig waren, um der steigenden Flut Einhalt zu gebieten. ..."
Was für eine Art von Religion ist das, die die Kinder schon in der Wiege zu Märtyrern erzieht? Ihre 50.000 Eiferer in dreiundachtzig Ländern der Welt nennen sich Jehovas Zeugen. ..."

Auch im Blick besonders auf Hitlerdeutschland, erscheint mir die nachfolgende auch im GZ zitierte Passage durchaus beachtlich:
„Der Schweizer Landvogt Gessler befahl, daß ein Hut auf einer Stange gegrüßt wurde. Die drei jüdischen Männer, die nicht vor dem Standbild niederfielen, weil sie keinen Götzendienst treiben wollten, wurden von Jehova in den Feuerofen, in den man sie zur Strafe warf, wunderbar bewahrt. Wilhelm Teil, der den Gesslerhut nicht grüßte, wurde der Schweizer Nationalheld bis auf diesen Tag. Und nun eine solche Wiederholung — jetzt in unserer Zeit?"

Es ist wohl auch jener Aussage aus dem „Goldenen Zeitalter" vom 1. 3. 1937 zuzustimmen, und in ihr ist meines Erachtens ein durchaus wesentlicher „Nerv" erfasst .

„Viele, die sich am Weltkriege beteiligt haben, haben es nur getan, weil sie von den "obrigkeitlichen Gewalten" dazu gezwungen waren. Der Krieg hat die Heuchelei und Doppelzüngigkeit der Geistlichen offenbar gemacht. Sie haben andere dazu verleitet, ihre .Mitmenschen zu töten. Durch dieses Verhalten der religiösen Führer sind viele aufrichtige Menschen sehr erschüttert worden."

Es ist jener These eindeutig zu widersprechen, welche Religion lediglich auf den Faktor „Priesterbetrug" reduziert. Religion hat zugleich auch immer tiefer gehende soziale Wurzeln. Eine der Wurzeln, die zu genanntem Fanatismus befähigten wurde eben genannt. Bei aller Tragik, die sich dabei offenbart, stellt sich dennoch die Frage nach dem Flötenspiel des „Rattenfängers von Hameln". Wohin führte er die von ihm Betörten? Sie wähnten: Vielleicht ins „Paradies". Das eben ist der grundsätzliche Irrtum.

Der Rattenfänger Rutherford höchstpersönlich, postuliert in dieser GZ-Ausgabe auch noch die nachfolgenden Sätze:

„Was ist also der Greuel der Verwüstung, von dem der Prophet Daniel und auch Jesus sprachen? Es ist der Völkerbund, der kurz nach dem Weltkrieg ins Dasein gerufen und von den Religionsvertretern als ein Ersatz für Gottes Königreich zur Beherrschung der Welt gepriesen wurde.
Bekümmert Euch nicht darum, wer in Harmagedon sterben, oder wer nicht sterben wird, sondern jeder bekümmere sich um seine Pflicht, die Botschaft darzureichen - wie Gott geboten hat Der Herr wird Sorge tragen für den Erfolg.
Der Teil des Krieges, der das "befremdende Werk" ist, ist jetzt im Gange. Wirst Du Deinen Teil tun im Gehorsam gegen Gottes Gebot? Das Werk wird zur bestimmten Zeit vollendet werden."

Rutherford selbst fordert also vor allem eines ein: Gehorsam, wohin es immer auch gehen mag. Und indem er diese Gehorsamsforderung faktisch auf sich selbst (respektive die anonyme WTG) überträgt, erfüllt er die Charakteristiken des Rattenfängers von Hameln.
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Geschrieben von Drahbeck am 28. März 2007 06:11:20:

Als Antwort auf: Re: Zeitgeschichte vor 70 Jahren ("Goldenes Zeitalter" 1. 3. 1937) geschrieben von Drahbeck am 27. März 2007 07:16:49:

Utopia

Interessant auch ein „Utopia und goldenes Zeitalter" überschriebener Beitrag in dieser GZ-Ausgabe.
Dazu wird in einem geschichtlichen Rückblick ausgeführt:

„Das Wort Utopie stammt, wie uns jedes Lexikon zeigt, aus dem Griechischen und bedeutet soviel als "nirgendwo" oder "Niemandland". Das Wort Utopia würde niemals seine weltweite Bedeutung bekommen haben, wenn nicht der berühmte englische Staatskanzler Thomas Morus seinen so genannten Staatsroman unter dieser Überschrift veröffentlicht hätte. Seit diesem Werk sollen sämtliche ähnlichen Schriften "Utopien" genannt worden sein. Ihre Eigenart besteht darin, daß der Verfasser die von ihm herbeigewünschten Änderungen der Rechtsordnung als schon durchgeführt voraussetzt und die Wirkung dieser Änderungen am Bilde eines erdichteten Staatswesens zeigt. Man nennt solche Schriften auch "Staatsromane". Und so werden in unserer Zeit alle Sozialreformer zuerst als Utopisten bezeichnet, weil sie sich mit Weltverbesserungsplänen beschäftigen, die nicht auf dem Boden der Wirklichkeit stehen.

Unter diesem poetischen Deckmantel des Utopia-Romanes wandte sich seiner Zeit der englische Staatskanzler an seine Landsleute, insbesondere aber an seinen König, Heinrich VIII, um ihm seine sozialpolitischen Reformpläne nahezulegen.

Ein solches Bestreben hat natürlich das "Goldene Zeitalter" nicht. Im Gegenteil, es sucht sich von jeder weltpolitischen Einmischung fernzuhalten, indem es der Ansicht ist, daß all die sozialen Staats- und Weltprobleme nur durch die Aufrichtung des Königreiches Gottes, niemals aber durch Menschen oder menschliche Parteien und Regierungen gelöst werden können.

Thomas Morus stützte sich in seiner geistreichen Abhandlung keineswegs auf die Heilige Schrift oder auf die biblischen Verheißungen, sondern auf seine eigene "geniale staatsmännische" Phantasie Der jetzt heiliggesprochene Thomas Morus, der mutige Verfasser des "Utopia"-Romanes, soll tatsächlich keiner der übelsten Menschen und Staatsmänner Englands gewesen sein.
In seinem Buche bringt er Gedanken und Auffassungen zum Ausdruck, die manchem Freidenker, Kommunisten und Sozialisten der Gegenwart Ehre einlegen würden. Er geht sowohl mit den jeweils bestehenden politischen und kirchlichen Einrichtungen scharf ins Gericht und bezeichnet die ganze Gesetzgebung als barbarisch und eines fortschrittlichen Menschen unwürdig.

Um seinen selbstsüchtigen Landsleuten den Unterschied zwischen einer wahren und falschen Staatsordnung zu zeigen, versetzt er sie im Geist auf eine paradiesisch gelegene Insel im Großen Ozean, die er nach ihrem kühnen Eroberer Utopus, Utopia, nennt."

Und nach einer Detailreferierung von Morus „Utopia" heisst es dann:
„Obwohl auch das "Goldene Zeitalter" der Menschheit die Hoffnung auf eine neue Weltordnung durch Gottes Königreich vorzuhalten sucht, so stützt es sich doch keineswegs auf menschliche Ansichten oder Meinungen, sondern, wie schon eingangs erwähnt, auf die untrüglichen Verheißungen der Heiligen Schrift, wie dies besonders im Buche "Regierung" von Richter Rutherford dargelegt wird.

Die Herausgeber der GZ-Literatur sind der festen, unerschütterlichen Überzeugung, daß die von allen edlen Menschen so heißersehnte ideale Staats- und Weltordnung nur durch die bevorstehende Aufrichtung des Königreiches Christi auf Erden verwirklicht werden kann, durch jene neue göttliche Regierung."

„Nur durch die „bevorstehende" Aufrichtung des Königreiches Christi"
Damit reduziert sich die WTG-Religion bewusst und mit voller Absicht auf den reinen Opiat-Charakter der Religion.

(Fortsetzung bezogen auf diese GZ-Ausgabe morgen)

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Geschrieben von Drahbeck am 29. März 2007 07:57:52:

Als Antwort auf: Re: Zeitgeschichte vor 70 Jahren ("Goldenes Zeitalter" 15. 3. 1937) geschrieben von Drahbeck am 28. März 2007 06:11:20:

Kommentar
Die Zeiten etwaiger Kompromissangebote an das Naziregime waren 1937 endgültig vorbei. Die harte Hand des Naziregimes hatte man inzwischen mehr als übergenug kennengelernt. Ergo ergab sich für das GZ daraus auch die Konsequenz, bei passender Gelegenheit, zumindest publizistisch, zurückzuschlagen, und dem verhassten Gegner dabei auch nichts zu ersparen. Einem solchen Beispiel kann man (auch) in der GZ-Ausgabe vom 15. 3. 37 begegnen. Beachtlich dabei auch die immer wieder mit eingeflochtene antikatholische Tendenz, obwohl letztere von der Sache her nicht unbedingt „zwingend notwendig" war. Genannte GZ-Ausgabe schrieb:

"Hiermit bestimme ich, daß das deutsche Volk diesen Tag der Geschichte feierlich begehe", so lautete die Anordnung des Reichskanzlers am letzten Jahrestag des mißglückten Hitlerputsches anno 1922.

Die "neue Ära" Deutschlands war damals noch von einem dunklen Schleier umhüllt. In der Münchener Bierstube ratschlagte eine kleine Schar von Genossen mit dem künftigen "Führer" über das Schicksal des Reiches, bis sie sich eines Tages entschlossen, mit der Waffe in der Hand öffentlich ihren Willen zu bekunden, das daniederliegende Deutschland wieder aufzurichten. Der Putsch wurde jedoch rasch liquidiert. Einige Genossen bezahlten ihre Waghalsigkeit mit dem Leben, doch der "Führer" kam ganz heil davon und mußte wegen dieses Abenteuers nur einige Monate im Gefängnis zubringen. Er soll bei diesem Putsch sein eigenes Leben nicht besonders aufs Spiel gesetzt haben, indem er sich offenbar schon damals der großen Rolle bewußt war, welche ihm das Schicksal in der Geschichte des deutschen Volkes zugewiesen hatte.

Um dieses klägliche Ereignis wird nun jetzt ein Kranz des Ruhmes gewunden, und die Erinnerung daran soll für alle Zeiten erhalten bleiben.
Es wäre kaum zu fassen, daß sich ein Mensch zu solcher "Geschlechter und Jahrtausende" umfassenden Anordnung versteigen kann, wenn man nicht wüßte, daß grenzenlose Aufschneiderei und Prahlerei die Seele der ganzen nationalsozialistischen Bewegung ist. Der braune Faschismus stellt sich als ein Geschenk des Himmels dar und spricht immer wieder von der herrlichen Zukunft Deutschlands, damit das Volk geduldig die Mühsale ertrage, die ihm aus der bisherigen vierjährigen Herrschaft dieses tyrannischen Systems erwachsen sind.

Doch das menschliche Leben ist kurz, und die Zeit wird kommen, wo die gegenwärtigen dünkelhaften Machthaber Deutschlands im Staube der Erde liegen werden. Es soll aber niemand denken, daß dann auch das von ihnen geschaffene System der Vergangenheit angehören wird. Eine der Hauptaufgaben der braunen Despoten besteht gerade darin, das Volk glauben zu machen, daß der Nationalsozialismus Jahrtausende, ja ewig bestehen wird. In diesem Sinne wirkt nicht nur eine gewaltige Propaganda, und der Nationalsozialismus ist nicht allein bemüht, seine Ideologie allen Bürgern, besonders der heranwachsenden Jugend, einzuimpfen, sondern hat sich schon mit aller Energie dazu genommen, einen sogenannten "Führernachwuchs" heranzuziehen.

Welch originelle Idee! Bisher war es mehr oder weniger dem Spiel des Schicksals überlassen, ob in einem Staate die rechten Männer ans Ruder kamen. Das nationalsozialistische Regime soll jedoch solche Ungewißheit nicht kennen. Man schuf daher im Dritten Reiche eine Reihe Führer-Erziehungsanstalten, die Ordensburgen genannt werden. Besonders begabte und mit ganzer Seele dem Nationalsozialismus ergebene junge Männer werden dort einer strengen Erziehung unterzogen, um in sich alle Tugenden eines Führers zu entwickeln.

Diese Ordensburgen, die man auch Parteiklöster nennen könnte, erinnern in vielem sowohl an den Kreuzritterorden als auch an den Jesuitenorden. Der Nationalsozialismus hat übrigens manches von der verhaßten römisch-katholischen Kirche übernommen. Der Unfehlbarkeit des Papstes entspricht die geradezu schon zum Dogma erhobene Unfehlbarkeit des Führers. Letzterer hat immer recht und handelt immer richtig, und es scheint fast, daß er deswegen so hartnäckig im Junggesellenstand verharrt, um auch in dieser Hinsicht dem römischen Papa gleich zu sein. Der Nationalsozialismus ist nicht nur eine politische Bewegung, sondern auch eine Religion; er hat seinen Mythus, seine Dogmen und muß natürlich auch seine Klöster haben.

Die Zöglinge der Ordensburgen sind jedoch keine Aszeten und kasteien keineswegs ihren Körper. Körperliche Ertüchtigung ist vielmehr ein Hauptpunkt ihrer Erziehung. Durch Fallschirmabsprünge, gefährliche Bergbesteigungen etc. müssen sie nach und nach immer öfter den Beweis ihres Mutes liefern und zeigen, daß ihnen jegliche Furcht fernliegt.

Ein solcher Erziehungskurs dauert drei Jahre. Im ersten Jahre erfolgt die Auslese derer, die "zuchtvoll" sind. Die Untauglichen scheiden aus. Außer verschiedenen anderen Tugenden wird den Eleven der Ordensburgen auch Verachtung für den Mammon beigebracht, damit sie später bei der Ausübung von Macht gegen jegliche Versuchung von dieser Seite gefeit wären. Die hohe Moral des Führers wird allen Zöglingen als leuchtendes Beispiel hingestellt. Diese Zuchtstätten sollen die Stetigkeit des nationalsozialistischen Regimes sowie die Reinheit der Parteiideologie garantieren.

Ohne Zweifel ist diese und manche andere Einrichtung dazu angetan, die Herzen leichtgläubiger Menschen für den Nationalsozialismus zu gewinnen. Schaut man jedoch auf solche Dinge kritisch und besonders von Standpunkt der Schrift, so erkennt man darin Täuschung und in den lärmenden Gebärden der Naziführer — Bluff und Possenreißerei.

Der Urheber dieser großen Komödie ist natürlich Satan, der Teufel. Es ist ja ein öffentliches Geheimnis, daß sich der Führer in' den Bergeshöhen von Berchtesgaden für seine Handlungen immer in spiritistischen Seancen inspirieren läßt. Angesichts der überall verkündigten Botschaft vom nahen Königreich Gottes sucht der Teufel die Sinne der Menschen von Gottes Vorhaben abzulenken und mit allerlei Einrichtungen zu täuschen, die angeblich paradiesische Zustände auf Erden einführen sollen.

In seinem Buche "Mein Kampf" sagt Hitler, daß eine geschickte Propaganda den Menschen die Hölle als Paradies darzustellen vermag, und dieses Kunststück will er offenbar vollbringen. Viele Bürger des Dritten Reiches erkennen bereits, daß man ihnen an Stelle des versprochenen Paradieses ein tyrannisches System beschert hat, das an Grausamkeit dem russischen Bolschewismus keineswegs nachsteht."

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Geschrieben von Drahbeck am 30. März 2007 08:08:01:

Als Antwort auf: Re: Zeitgeschichte vor 70 Jahren ("Goldenes Zeitalter" 15. 3. 1937) geschrieben von Drahbeck am 29. März 2007 07:57:52:

Kleingedruckt
Kleingedruckt, in der Rubrik „Fragekasten", erfährt man im „Goldenen Zeitalter" vom 15. 3. 1937, dass da ein Katholik gegenüber letzterem mal „Dampf abließ". Man kann wohl sagen. Zur fraglichen Zeit (nur zu fraglichen Zeit?) waren wohl Jehovas Zeugen und die Katholiken so etwas wie gegenseitige „Erbfeinde".
Dieser Schlagabtausch sei einmal etwas dokumentiert:
Unter dem Datum Luzern, den 5. Januar 1937 schrieb ein mit Name und Anschrift ausgewiesener Katholik an das „Goldene Zeitalter":

"Seit einem halben Jahr habe ich als wahrheitssuchender Katholik das "Goldene Zeitalter" aufmerksam gelesen und verschiedene Ihrer Schriften studiert und sie auf mich wirken lassen. Aus demselben Grunde habe ich anläßlich der Vorkommnisse während des Luzernar Kongresses jeder Äußerung enthalten. Heute habe Ich mich nach ruhiger Überlegung zu einem Standpunkt durchgerungen, daß ich zu Ihrer Irrlehre — so und nicht anders muß ich sie nach meiner Innersten und reiflichsten Überlegung bezeichnen — nicht weiter schweigen kann und deshalb einige Entgegnungen und Fragen an Sie richten muß:

1. Wo waren und wer waren die "Zeugen Jehovas" bis Russel kam und Ihm das Alte Neue Testament überlieferten? Wer hätte Ihrem Hrn. Russel das Evangelium und das Alte Testament über 1800 Jahre überliefert, wenn die Kath. Kirche wirklich Satans Werk wäre? Hätte das Satan wirklich getan

2. Ich finde es deshalb etwas vermessen jenes Weltreich, das der Prophet Daniel unter dem Bilde des Tieres, das mit eisernen Klauen und Zähnen alles an sich zieht und vermalmt, was gewöhnlich auf das große heidnische Weltreich der Römer ausgelegt wird, auf das Papsttum anzuwenden. Zu jener Kirche, die er mit Petrus dem ersten Stellvertreter Christi begründete, nicht erst 539 oder seit Russel, sprach Christus die Worte von unermeßlicher Tragweite:
"Mir ist alle Gewalt gegeben. Im Himmel und auf Erden" und "Siehe, ich bleibe bei euch alle Tage bis an das Ende der Welt" (Mt 28,12, 20; Mt 28, 16-20: Mk. 16, 9-20; Lk. 24, 47-53; Apg. l, 78, Joh. 21, 1-17)
Hierin liegt die ganze Sendung der Kirche Christi begründet wie auch die Gottheit Christi, die sie nicht anerkennen. Daß deshalb Christi die einzig-wahre (nach meiner innersten Überzeugung) katholische Kirche nie verlassen hat und verlässt beweist deutlich die Geschichte, selbst wenn sie verleumdet wird.

3. Sehr vermessen finde ich auch die mathematischen Berechnungen über die Geburt Adams wie auch des Weltuntergangs, dh. der Beginn des "tausendjährigen Reiches", das sie bald 50 Jahre "baldigst" ankündigen. Warum ist es z. B. 1925 nicht eingetreten? Jesus sagte noch kurz vor der Himmelfahrt: "Es kommt nicht euch zu, die Zeitläufe und Fristen zu kennen, die der Vater In seiner Macht festgesetzt hat." (Apg. 1.7.) Ähnlich sprachen die Apostel in Ihren Briefen. Durch die ganze Hl. Schrift des Neuen Testamentes geht das Echo jenes Jesuswortes, das vom Ende jedes Menschenlebens wie vom Weltende und dem Weltgericht gilt: "Ihr wisset weder den Tag noch die Stunde."

4. Wer die geheimnisvolle Offenbarung und Lehre von dem unvermeßlichen Reichtum des göttlichen Innenlebens (Sakramente), der Lehre von Gott dem Einen und Dreieinigen, das Glaubensbekenntnis der hochheiligen Dreifaltigkeit antastet und leugnet kann niemals Anspruch auf Wahrheit erheben. "Wer anders überwindet die Welt, als der, welcher glaubt, daß Jesus der Sohn Gottes ist? ... Wir haben gesehen und bezeugen, daß der Vater seinen Sohn als Heiland der Welt gesandt hat ... Wer bekennt, daß Jesus der Sohn Gottes ist, in dem bleibt Gott und der bleibt in Gott. ... Jeder Geist, der bekennt daß Jesus Christus im Fleische gekommen ist, ist aus Gott; der Geist aber, der Jesus nicht bekennt, ist nicht aus Gott. ...

5. In unerhörter Weise greifen Sie das Papsttum an und setzen seine Stiftung auf das Jahr 539 fest. Wie Sie zu dieser Zahl kommen, erscheint ganz unbegreiflich. Schon im Alten Testamente weisen einige geheimnisvolle Linien auf das Papsttum hin. Der Prophet Nathan sprach vom ewigen Throne Davids, der bis an das Ende der Welt bestehe. Der Engel überraschte Maria in Nazareth mit seiner Ansprache, indem er ausführte: "Der Herr wird ihm (dem Kinde Mariens) den Thron seines Vaters David geben und er wird herrschen im Hause Jakobs ewiglich und seines Reiches wird kein Ende sein. (Luk. 1. 32, 33)
Für die Stiftung des Papsttums, des Petrus-Amtes (Du bist Petrus der Fels....) besitzen wir eine unmißverständliche Verheißungsurkunde im 16. Kap. des Matth.-Evangelium und eine ebenso klare Einsetzungsurkunde im 21. Kap. des Johannesevangeliums. Und von Petrus an zieht die Reihe der Männer mit dem Amte des Felsenfundamentes, der obersten Autorität der Kirche, mit der obersten und ersten Schlüsselgewalt im Reiche Gottes, mit dem Hirtenamte über die Lämmer, die Schäfchen, die Schafe durch die Weltgeschichte dahin bis auf Pius XI.

6. Was Ihr tausendjähriges Reich anbelangt, so muß ich bemerken, daß wohl Johannes in der Apok. 20. Kap. davon spricht, daß jedoch das "tausend" keinenfalls wörtlich aufgefasst werden kann. Tausend ist in der Bibel die Zahl der Größe, der Fülle, der Feierlichkeit, so wie wir z. B. sagen tausend Dank. Tausend Jahre kann aber auch aufgefaßt werden, als die ganze Geschichte der Kirche, während einer Zeitspanne, in der die wahre Kirche auf dem Petrus-Fundament allen Stürmen, Kriegen, Strafgerichten und Läuterungen der Menschheit, wie auch perfiden Verleumdungen standhält.

7. Falsch ist es meiner Ansicht nach auch das Weltgericht in eine bloße Prüfung oder eine Vernichtungsfeldzug gegen Satan darzustellen. Selbst der hl Petrus weissagt den Weltbrand nach dem Weltgericht (2. Petr. 2, 3, 10) Aber mit ihm verkündet die Hl Schrift auch einen neuen Himmel und eine neue Erde.
Gott wird seine herrliche Schöpfung sicher nicht zerstören, das würde seiner Allweisheit widersprechen, aber er wird alles wunderbar erneuern. (2. Petr. 3, 13, Apok. 21, l t. Is. 65,17; 66, 22)
Damit durfte auch die kühne Behauptung (fallen fallen, daß Millionen jetzt lebender Menschen nie sterben werden (sh. l. Thess. l, 14 ff. (Vers 14 gibt es nicht — Red.) vgl. l. Kor. 15. 61)

8. Was Harmagedon betrifft, so scheint mir, daß vor allem die sog. "Zeugen Jehovas", die erst seit rund 60 Jahren bestehen, also keinen Anspruch auf christliche Tradition erheben können, dh. nicht als unmittelbare Nachfolger der ersten Christen sind, vor allem von der Schlacht Gottes vernichtet werden. Oder können Sie mir anderweitige Zeugen Ihrer "Wahrheit" angeben, z. B. analoge Wunder der Gnade wie z. B. Lourdes, d. sei. Niklaus von der Flüe, um von einem solchen aus nächster Nähe zu sprechen.

9. Wo bleibt die von Jesus gepredigte Nächstenliebe und Feindesliebe? Das "Goldene Zeltalter" strotzt nur so von Haß und noch einmal Haß. Dies einige Gedanken zu Ihrer Irrlehre von einem Katholiken, der die Bibel zu lesen weiß, ohne in Phantastereien zu verfallen. Wenn Sie Mut haben, so veröffentlichen Sie diesen Briet Im GZ., Ihre Leser werden sicher dankbar sein.
Hochachtungsvoll …"

Da nun das GZ diesen Brief in der Tat abdruckte, war es offenkundig, dass dies nicht ohne „Entgegnung" geschehen würde. Abgedruckt in dieser GZ-Ausgabe (in Fortsetzung aber auch in der nachfolgenden vom 1. 4. 37) In Entgegnung" las man u. a.:

Frage: "Wo waren und wer waren die "Zeugen Jehovas" bis Russell kam und ihm das Alte und Neue Testament überlieferten?
Wer hätte Ihrem Hrn. Russell das Evangelium überliefert, wenn die Kath. Kirche wirklich Satans Werk wäre? Hätte das Satan wirklich getan?"

Bezüglich dieses Vorhalts zieht sich das GZ auf die Linie zurück
"Da es Jehovas ausdrücklicher Vorsatz ist, sein Volk zur Zeit des Endes der Welt, am Höhepunkt der Welt- und Menschheitsgeschichte, "am Tage seiner Macht" (Ps. 110: 3), zu dem großen Werke der Rechtfertigung seines Namens zu unterweisen, hatte er zweifellos die Umstände und Mittel vorgesehen, um sein Wort der Wahrheit bis zu jenem Zeitpunkt — dem Ende der Welt oder des Zeitalters — zu erhalten. Daß also die Heilige Schrift bis heute erhalten geblieben ist, ist einzig und allein das Verdienst Gottes — des großen Autors und Erhalters seines Buches. Hätte die römisch-katholische Geistlichkeit die Bibel nie gekannt, so wäre jetzt auch Ihre Verantwortung nicht so groß. Nun aber wird sie gerichtet nach dem "geschriebenen Gericht", und zwar sowohl als Körperschaft als auch jeder einzelne von ihnen nach dem Maße seiner Erkenntnis oder wie er Gelegenheit hatte, Erkenntnis zu erlangen."

Frage: "Gewöhnlich wird doch jenes Weltreich, das der Prophet Daniel unter dem Bilde des Tieres, das mit eisernen Klauen und Zähnen alles an sich zieht und zermalmt geschaut hat auf das große heidnische Weltreich der Römer angewandt. Ist es nicht etwas vermessen, dieses Bild auf das Papsttum anzuwenden, jener Kirche, die mit Petrus als dem ersten Stellvertreter Christi begründet wurde, und zu der Christus die Worte von unermeßlicher Tragweite sprach: "Mir ist alle Gewalt gegeben Im Himmel und auf Erden" und "Siehe, ich bleibe bei euch alle Tage bis an das Ende der Welt"?

Die Antwort auf diese Frage fällt eigentlich recht diffus aus. Man meint wahrzunehmen, der Fragesteller baut ja auch noch die Thesen anderer „Bibelausleger" mit in seine Frage ein, und unterstellt sie dann der WTG. Da man das als „unfein" empfindet, kontert man ebenso unfein, etwa mit der Aussage:
„Der päpstliche Aufruf zu "Katholischen Aktionen"- mit Hilfe des Faschismus und Hitler-Ismus ist nichts anderes als ein Feldzug zur Wiedergewinnung der verlorenen Weltmacht- Stellung wie einst im "Heiligen Römischen Reiche". Es wird Ihm indes nicht gelingen, den Uhrzeiger der Weltgeschichte zurückzudrehen, weil Jehova der Verwalter oder Haushalter der Zeiten ist …
Vielleicht kann oder will der Fragesteller nicht begreifen, daß der Apostel Petrus in keinem Sinne des Wortes ein "Papst" oder "Heiliger Vater" war, sondern einfach einer der treuen Brüder und Apostel des Herrn. Er hatte nicht zu allen Zeiten den Vorsitz oder Vorrang unter den Aposteln, denn aus Apgesch. 15:13-21 geht deutlich hervor, daß während der damaligen Apostelkonferenz Jakobus den Vorsitz führte. Später ging die Führung der damaligen Versammlungen der Christen deutlich auf den Apostel Paulus über."

Frage: "Sind nicht die Worte Jesu an Petrus:
"Aber auch ich sage dir, daß du bist Petrus;
und auf diesen Felsen will ich meine Versammlung bauen" ein Beweis für die Erhebung des Apostels Petrus zum ersten Papst oder "Heiligen Vater"?

Antwort: "Nein. In keiner Weise. Hier handelt es sich um eine jener Schriftstellen, die von der römisch-katholischen Hierarchie seit langer Zeit mißbraucht und absichtlich falsch gedeutet wurden, sodaß schließlich selbst aufrichtige Katholiken und Geistliche der Lüge statt der Wahrheit Glauben schenkten. Dieses Vorgehen des Teufels ist nicht befremdend, sucht er doch "wenn möglich, auch die Auserwählten zu verführen".

Frage: "Ist es nicht vermessen, durch mathematische Berechnungen die Erschaffung Adams, den Weltuntergang, sowie den Beginn des "Tausendjährigen Reiches" ergründen zu wollen, das Sie nun bald 50 Jahre "baldigst" ankündigen? Warum ist es z. B. 1925 nicht eingetreten?"

Zu dieser Frage meint das GZ äußern zu können:
"Wer sich die Mühe nimmt, in seiner Bibel aufmerksam das 5. Kapitel des l. Buches Mose zu lesen und die einzelnen Daten festzuhalten, wird überrascht sein über die Einfachheit der biblischen Chronologie. So wie man dort ohne Schwierigkeit die Zeit von Adam bis zur Sintflut als eine Periode von 1656 Jahren errechnen kann, so kann man aus der Einrichtung des Jubeljahr-Zyklusses ohne Schwierigkeit das Jahr 1925 als Beginn des großen Jubeljahres der Menschheit erkennen."

Dann aber kann man es sich nicht versagen, die eigene Geschichte zu verleugnen, indem man frech behauptet.

" Niemand hat seit bald 50 Jahren "baldigst" oder für das Jahr 1925 das Paradies verkündigt, wie der Fragesteller entweder aus Unwissenheit oder in böser Absicht darlegt bezw. vermutet."

Und um den Fragesteller weiter mit rhetorischen Redensarten „besoffen zu reden" wird er dann noch belehrt:

„Das mit Ende 1925 begonnene große Jubeljahr der Erde dauert nicht 365 Tage, wie das Schattenbild, sondern "von nun an, bis in Ewigkeit".

Da man sich selbstredend zu den „Wachen" zählt, wird der Fragesteller weiter belehrt:
„Diejenigen, die dann um diese bestimmte Zeit zu den Wachenden und Aufmerksamen gehören, sollen um die Zeiten und Zeitpunkte wissen."

Zu den weiteren „Belehrungen" gehört dann:
„Keiner der wirklichen Zeugen Jehovas hat jemals einen "Weltuntergang" für einen Tag von 24 Stunden verkündet, und darunter auch niemals eine buchstäbliche Vernichtung der Erde verstanden. … Die Erfüllung der großen Prophezeiung des Herrn Jesus in Matth. 24 seit dem Jahre 1914 ist für den Wachenden so augenfällig, daß die chronologische Berechnung dieses Zeitpunktes keine stärkere Stütze haben könnte."

"Markig" auch der GZ-Antwortsatz:
"Die Botschaft "Millionen jetzt lebender Menschen werden niemals mehr sterben" ist in der Tat eine "kühne Behauptung", jedoch nicht kühner als jeder andere Teil "der gegenwärtigen Wahrheit" (2. Petr. 1:12), die den Feinden und Hassern Gottes soviel Kopfzerbrechen, Sorgen und Qualen bereitet."

Da man sich schon in der Rolle des vermeintlichen Gegenangreifers sieht, wird diese Linie denn im folgenden weiter gefahren.

Frage: "Sind nicht die Wunder von Lourdes, des sel. Niklaus von der Flüe und andere deutliche Beweise der Gnade Gottes und der Wahrhaftigkeit der römisch-katholischen Kirche?"

Antwort: "Diese Wunder passen gut zur römisch-katholischen Kirche, denn ihre Gläubigen sind geschult, an Wunder zu glauben. Die vom Fragesteller erwähnten Dinge sind doch nur eine Geringfügigkeit im Vergleich mit dem "Wunder" der Transsubstantiation, wonach der Priester während der Wandlung die Gewalt besitzt, aus Wein Blut und aus Brot Fleisch zu machen, sowie den Herrn Jesus Christus nach Belieben zu erschaffen und auf unblutige Weise zu schlachten und zu opfern. Zu diesem Wunder bedarf es lediglich eines römisch-katholischen Priesters, etwas Weines und Brotes, einiger Worte des Priester und des Kreuzzeichens mit der Hand.

Ein ähnliches, vielleicht noch größeres Wunder, das ist der Vorgang der Seelenreinigung im Fegefeuer: Irgend jemand erscheint beim Priester, meldet den Tod eines Angehörigen, hinterlegt einen gewissen Geldbetrag, der Priester spricht ein Gebet, und — das Wunder ist vollzogen: Die Seele des Verstorbenen erfuhr in diesem Augenblick eine Fegung oder Reinigung und kam eine gewisse Stufe näher zu Gott. Nicht wahr, Lourdes und Niklaus von der Flue verblassen vollständig vor jenen zuletzt genannten "Wundern". Allerdings, die Hauptsache zum wirklichen Gelingen des Wunders ist — der Glaube des Katholiken."

Noch einmal sah sich das "Goldene Zeitalter" genötigt auf diesen unbequemen Fragesteller einzugehen. Und zwar in seiner Ausgabe vom 1. August 1937.
Da erfährt man dann, dass der Fragesteller einen weiteren Brief an die GZ-Redaktion geschrieben hatte, weil er mit den bisher erteilten Antworten nicht zufrieden sei. Das GZ seinerseits argwöhnt (und da hat es sicher Recht) zu einem Konsens mit diesem "Streithansel" kommt es sicher nicht. Aber da ihr großer Häuptling Rutherford in marktschreierischen Thesen die katholische Kirche schon verschiedentlich herausgefordert hatte, mit ihm über Rundfunk zu diskutieren. Daher sah man sich einstweilen noch nicht in der Lage, diese Diskussion im GZ nun einfach abrupt abzubrechen. Man macht daher gute Miene "zum miesen Spiel" und betont. Man hoffe doch nun in katholischen Presseorganen auch solche Möglichkeiten zur Selbstdarstellung zu erhalten, und bedaure, dass dies offenbar nicht der Fall sei.

Der "Streithansel" warf der GZ-Redaktion nun erneut vor;
"Ausgekneift sind Sie meiner Frage No. 9 betr. der christlichen Nächstenliebe."

Weiter wirft er dem GZ unter anderem vor:
"Also bitte etwas mehr Objektivität, ebenso in Sachen Vatican und Hitlerismus.
Sind Sie wirklich so naiv zu glauben, daß Hitler dem Papst hilft, nach all dem, was in letzter Zeit in Deutschland gegen die Katholische Kirche geschah (Hirtenbrief, Aussöhnung mit dem Gottlosen Ludendorff) Lesen Sie mal das Lesen Sie mal das "Schwarze Korps".


Zu seinen Vorwürfen gehört auch der:
"Im weiteren muß Ich Ihnen gestehen, daß ich es nicht fertig gebracht habe, an Hand der Bibelstellen die Jahreszahl 1925 zu errechnen, wie Sie es angeben, trotz meinem ehrlichen Bemühen."

In der GZ-Antwort, die über weiten Strecken einem "Herumgeeire" gleicht, ist schon mal auffällig, das seitens des GZ der erneute Vorwurfe in Sachen 1925 mit Schweigen übergangen wird.

So äußert man etwa zu dem Vorhalt, man würde Hass predigen:
"Freilich klingt die Ankündigung des Tages der Rache unseres Gottes über die Organisation Satans nicht wie ein liebliches Lied in den Ohren der "Gefängniswärter", und man sollte annehmen, daß "langjährige Leser des GZ" die Mission dieser Zeltschrift längst erfaßt hätten."

Mit letzterer Aussage wird deutlich, dass in der Kardinalfrage Hassbotschaft oder nicht, die Rutherford'sche WTG und ihre Schweizer Satrapen keineswegs auf der Seite der "Gerechtfertigten" standen.

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Als Antwort auf: Re: Zeitgeschichte vor 70 Jahren ("Goldenes Zeitalter" 15. 3. 1937) geschrieben von Drahbeck am 30. März 2007 08:08:01:

Am Rande vermerkt.
Was die im Text mit enthaltene Vokabel "Gefängniswärter" anbelangt, so gibt es dazu auch eine einschlägige WTG-Karikatur, welche selbst noch - zeitgenössisch - als Argument gegen die WTG in einschlägigen Gerichtsverhandlungen Verwendung fand (mit unterschiedlichen Ergebnissen. Je nach politischer "Großwetterlage")

Selbst wenn man die Freiheit zu "frechen Karikaturen" akzeptiert, ist wohl deutlich. Die zeitgenössische WTG reizte ihr diesbezügliches Limit voll aus.

Gefaegniswaerter.jpg (132176 Byte)

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Geschrieben von Drahbeck am 25. April 2007 07:04:39:

Als Antwort auf: Re: Zeitgeschichte vor 70 Jahren ( geschrieben von D. am 30. März 2007 08:30:13:

In mehrfacher Hinsicht erweist sich die WTG als „hochgeschreckt", wovon als ein herausragendes Dokument auch die Ausgabe des „Goldenen Zeitalters" vom 1. April 1937 kündet
Schon einleitend findet man eine sogenannte „Autorisierte Erklärung", datiert vom 1. 3. 1937 überschrieben: „ Warum Todesstrafe für Jehovas Zeugen (Bibelforscher)".

Man erwähnt, dass diese „Erklärung" bereits von einer Reihe Schweizer Tageszeitungen, denen sie zugestellt wurde, abgedruckt worden ist.
Das besondere an dem Vorgang ist offenbar auch das, dass da faschistische Propaganda in Sachen Zeugen Jehovas, auch in die Schweiz „übergeschwapt"ist. Dazu zitiert das GZ:

„Zum Beispiel die Lügenmeldung deutscher Zeitungen, daß Bibelforscher in Düsseldorf Zettel verteilt hätten, auf welchen zu lesen war:
"Bald wird eine ehrliche, rechtmäßige Regierung errichtet werden zugunsten der Menschheit, unter der Oberaufsicht des großen Messias, unseres Heiligen Vaters Josef Stalin von Neu-Rußland der Sowjetrepubliken"

Indem nun unterstellt wurde, „irgendjemand" habe gar vom „Heiligen Vater Josef Stalin" gefaselt, kann man es durchaus nachvollziehen, dass da die Alarmglocken auf höchster Stufe anzuschlagen begannen, und dass man solch eine Unterstellung nicht auf sich sitzen lassen wollte. Auch in späteren Ausgaben des „Goldenen Zeitalters" sah man sich noch genötigt, auf diesen Vorfall einzugehen, und seinerseits Recherchen anzustellen, wie und warum es dazu überhaupt kommen konnte
Der Fall wurde schon mal referiert.
Dazu kann man vergleichen

Der Fall Hope Slipachuk

Noch ein weiteres Novum in dieser GZ-Ausgabe wäre zu registrieren.
Und zwar jener „Persönliche Brief", datiert vom 11. 1. 1937 der an den Nazidikator Hitler gerichtet wurde. Allerdings, dass mit dem „persönlich" hat das GZ dann aber doch abgeändert. Indem es diesen Brief abdruckt, hat es ihm den Charakter eines Offenen Briefes verpasst.

Ob denn eine in diesem Brief auch enthaltene Textpassage wirklich noch der Zeit angemessen war, müssen der Briefschreiber und die GZ-Redaktion mit sich selbst ausmachen, wenn es darin auch heißt:
„Das wiederholte Studium Ihres Buches 'Mein Kampf' bestärkte mich in diesem Entschluß; denn ich sagte mir, dieses Buch zeugt von einer Erfahrung und von einem geschichtlichen Wissen, daß der Schreiber desselben meine Ausführungen unbedingt verstehen muß."

Nun ja, lasen wir es bei dem kritischen Zwischenton bewenden. Man sagt ja nicht umsonst: „Zuletzt stirbt die Hoffnung". Offenbar hatte der Schreiber noch Hoffnung.
Zu diesem Thema kann man auch vergleichen
Brief an Hitler

Um auf die Eingangs genannte „autorisierte Erklärung" zurückzukommen. Offenbar stützte man sich da auf eine Notiz der Schweizer Zeitung „Der Bund", der wiederum aus der SS-Wochenzeitung „Das Schwarze Korps" zitierte. Jedoch wird die konkrete Ausgabe des „Schwarzen Korps" nicht verifiziert.

Das GZ zitiert:
„Das "Schwarze Korps" verlangt die Todesstrafe für die "Ernsten Bibelforscher" und schreibt u. a.: "Bisher wurden die Bibelforscher wegen Ihrer verbotenen Betätigung lediglich auf Grund des Paragraphen 4 der Verordnung: vom 28. Februar 1933 bestraft Dieses Verfahren Ist unseres Erachtena vollig unzulänglich. Das deutsche Volk muß seinen Feinden mit brutaler Kraft jede Lust nehmen, das religiöse Mäntelchen zur Unterwühlung seines Bestandes zu mißbrauchen. Narren gehören ins Narrenhaus. Für Verbrecher solcher Art reichen das Zuchthaus und die Sicherungsverwahrung als Strafe kaum aus."
„Der Bund" Nr. 83 vom 19. II. 37

Aufgrund der Datumsangabe kann man den fraglichen Artikel also schon mal als vor dem 19. Februar 37 lokalisieren.

Meines Erachtens käme da nur ein Artikel im „Schwarzen Korps" vom 11. Februar 1937 (S. 14) in Frage. Er sei einmal nachstehend in seinen wesentlichen Aussagen dokumentiert.

(Redaktionelle Vorbemerkung):
Nachstehender zu Dokumentarzwecken wiedergegebener Text, stellt ein Paradebeispiel faschistischer Propaganda dar. Es wird ausdrücklich darauf hingewiesen, dass eine inhaltliche Identifizierung mit ihm,
n i c h t erfolgt)

Besuch beim Sondergericht
Die Kleinen lässt man laufen
Du heilige Einfalt! Wie es im Kriege richtig war, die nächste in Entlausungsanstalt aufzusuchen, so ist es auch in unserer Zeit richtig, das Vorhandensein einiger Läuse im Staatspelz keineswegs zu verschweigen. Nicht alle 67 Millionen Reichsdeutsche laufen als patentiert hochanständige und hochwertige Menschen durch die Weltgeschichte. Am Rande der Volksgemeinschaft wird es immer Abfall geben. Es fragt sich lediglich, wie man mit diesem Abfall fertig wird. Das ist aber eine Frage, die das ganze Volk angeht. Was ist das für ein Abfall, und wie soll man ihn behandeln?

Ein Besuch bei einem Sondergerichts ist in dieser Beziehung ungemein lehrreich. Sondergerichte sind unseren Kriminalgerichten angegliedert. Die verhandeln diejenigen Fälle, die nach dem sogenannten Heimtückegesetz unter Anklage stehen. Dieses Gesetz erfasst Übeltäter, die sich gegen den Staat, die Bewegung, ihre führenden Personen oder Einrichtungen vergehen, ohne dass sie deshalb Hochverräter sind. Die Verhandlungen sind selbstverständlich öffentlich.

Ein willkürlich gegriffener Verhandlungstag ergibt folgendes Bild.
Fall A:
Der Angeklagte, ein alter, schwer beweglicher Mann, dessen Augen aber listig und scheinheilig ruhelos umherwandern, der sich für die staatsgefährliche verbotene Vereinigung der sogenannten Bibelforscher betätigt. Er hat sich systematisch an Leute herangemacht, die für seine „Ideen" empfänglich schienen, und hat sie mit verbotenen Druckschriften versorgt, wovon er in seinem Keller ein ganzes Lager hatte.

In einem Genesungsheim, dass ihm, den ganz gut versorgten Rentenempfänger, der also bekämpfte Staat eröffnete, hat er gleichfalls Reden geschwungen und den deutschen Gruß verweigert.
Er verteidigt sich überaus geschickt, in dem er den Vorsitzenden mit einem Wust von wirren Reden überschüttet. Er hat nicht das geringste gegen den Staat. Sein Reich ist gewissermaßen nicht von dieser Welt. Er hält sich lediglich an Anweisungen Jehovas, die ihn beispielsweise veranlassen, die Wehrdienstverweigerung zu programmieren. Der Staatsanwalt fordert ein Jahr, das Gericht erkennt auf sechs Monate Gefängnis.

Der Verurteilte geht anscheinend unberührt hinaus. Er wird die sechs Monate absitzen und danach wieder anfangen, sein Sprüchlein aufzusagen, die, wie die Erfahrungen der Gerichte lehren, zwar wirr, aber nicht ungefährlich sind, weil sie immer wieder bei einfältigen Leuten Unheil anrichten. Aber was soll man mit ihm tun? Eine schwerere Strafe würde ihn auch nicht zur Vernunft bringen, ein Freispruch würde die scheinheilige Unverfrorenheit verdoppeln, mit der sich seinesgleichen über das Verbot hinwegsetzt.

Nicht das ist im Falle entscheidend, dass der unentwegte Bibelforscher ein persönlich bedauernswerter Greis ist. Entscheidend ist, dass er trotz staatlichen Verbotes Propaganda für eine Sekte, deren Staatsgefährlichkeit der Laie gar nicht übersehen kann.

Solche Leute sind keine Staatsfeinde sie sind lediglich Idioten, und es ist viel wichtiger, die Erzeugung solcher Idioten zu verhindern, als mit schwerem Geschütz die leider Gottes nun einmal vorhandenen Exemplare zu bekämpfen.

Wenn schon das „Schwarze Korps" zitiert wird, dann sei auch noch jener Artikel im selbigen, in der Ausgabe vom 24. 12. 36 zitiert. Letzterer nimmt auch auf den Luzerner Kongreß der Zeugen Jehovas und seine Folgewirkungen Bezug. Ich würde das so interprtieren.
Da „schaukelte man sich gegenseitig hoch".

Wenn man zu Recht den Terror des Naziregimes brandmarkt, stellt sich dennoch die Frage, ob die WTG-Organisation ihrerseits nicht auch zu dessen weiteren Eskalation beitrug.
Das „Schwarze Korps" vom 24. 12. 36 schrieb:

(Redaktionelle Vorbemerkung):
Nachstehender zu Dokumentarzwecken wiedergegebener Text, stellt ein Paradebeispiel faschistischer Propaganda dar. Es wird ausdrücklich darauf hingewiesen, dass eine inhaltliche Identifizierung mit ihm,
n i c h t erfolgt)

Zeugen Jehovas gesucht
Im September tagte der "Mitteleuropäische Kongress der Zeugen Jehovas" in Luzern. Es kam dabei zur Abfassung einer Resolution, die in Flugblättern gedruckt wurde und an deren Schluß es heißt, dass "je eine Abschrift dieser Resolution an Herrn Hitler und an den Papst in der Vatikanstadt, dem Haupt der römisch-katholischen Hierarchie" gesendet wird. ...

Wir wissen nicht, wer die Zeugen Jehovas sind. Sie scheinen sich jedenfalls selbst für Ernst zu nehmen und berufen sich u. a. auf Hesekiel, Matthäus und Jesaja. Da versteht man auch, wenn sie, wie alle anderen, die sich ebenfalls auf Hesekiel, Matthäus und Jesus berufen, an die Menschheit appellieren wie zum Beispiel:

"Wir rufen alle gut gesinnte Menschen auf, davon Kenntnis zu nehmen, dass Jehovas Zeugen in Deutschland, Österreich und anderswo grausam verfolgt, mit Gefängnis bestraft und auf teuflische Weise misshandelt und manche von ihnen getötet werden. Alle diese verruchten Taten werden gegen sie von einer grausamen, heimtückischen und bösen Macht verübt, wozu diese durch jene religiöse Organisation, nämlich die römisch-katholische Hierarchie, welche viele Jahre lang das Volk betäubt und den heiligen Namen Gottes gelästert hat, veranlasst wird.

Die Hitler-Regierung, die von den Jesuiten, der römisch-katholischen Hierarchie unterstützt und beeinflusst wird, hat wahren Christen jeder Art grausamer Verfolgung auferlegt und fährt fort, dies zu tun, gleichwie auch Christus Jesus usw.
siehe nach bei Hesekiel 33: 8, 9.

Wie gesagt, die Resolution wurde in Luzern abgefasst und dabei könnte man die Geschichte auf sich beruhen lassen, wenn dieses Flugblatt nicht auch in ganz Deutschland zur Verteilung kommen würde, obwohl davon nichts bei Hesekiel, Matthäus und Jesaja, Lukas oder in den Büchern des Moses zu lesen ist.

Verteilen kann man diesen Vorgang nicht nennen. Man findet die Resolution einfach im Briefkasten. Gesehen wurden bei dieser Werbeaktion für die "Zeugen Jehovas" nur einige Juden. Nun scheint man aber doch nicht genug der in Bern gedruckten Flugblätter über die Grenze gebracht zu haben, nachdem es auch Exemplare gibt, die mit einem Vervielfältigungsapparat hergestellt wurden. "Herzliche Grüße" liegen ebenfalls bei "an unsere verfolgten Geschwistern Deutschland", die wir hiermit weiter geben.

Die Jesuiten werden nicht weniger empört sein, dass man ihnen nachsagt, sie steckten mit den Nationalsozialisten unter einer Decke, und wir sind nicht weniger aufgebracht, dass man uns das gleiche zumutet. Aber damit hat man noch immer nicht den Schlüssel zu den "Zeugen Jehovas", die in Österreich genauso verfolgt, misshandelt und getötet werden sollen wie bei uns im Reich. In Österreich geht es nämlich den Juden, abgesehen von der angespannten Wirtschaftslage, verhältnismäßig sehr gut. Und bei uns im Reiche dürfen sie sich auch nicht beklagen, denn das Gesetz schützt sie und damit sie ganz unter sich bleiben, werden noch eigene zu diesem Zwecke erlassen. Es bleibt also schleierhaft, wer gepeinigt, gequält, misshandelt und getötet wurde! Aber diese Toten sind ebenso geheimnisvoll wie die "Zeugen Jehovas" die keine Zeugen nennen, die die grässlichen Missetaten gesehen haben.

Nur eines ist erwiesen: die Zeugen Jehovas huschen über die Treppen und stecken Resolutionen in die Briefkasten. So jemand einen solchen "Zeugen" erwischt, bitte nicht zu quälen, zu misshandeln oder gar zu ermorden, aber setzt im ruhig eine richtig hinter die Löffel, aber bitte nicht vor Zeugen; es sei denn der einzige "Zeuge Jehovas" selbst.

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Geschrieben von Drahbeck am 27. April 2007 06:41:31:

Als Antwort auf: Re: Zeitgeschichte vor 70 Jahren ( geschrieben von Drahbeck am 25. April 2007 07:04:39:

Im Band II von Rutherford „Rechtfertigung" findet man auch den denkwürdigen Satz: (S. 277):
„Wir dachten einmal, der Herr würde vielleicht die Herzen einiger weltlich Reichen berühren, und sie würden eine Menge Geld beisteuern und so die finanzielle Kraft zur Ausbreitung seiner Botschaft der Wahrheit mächtig vergrößern.

Nun aber sieht Gottes Volk, daß eine solche Erwartung unrichtig war ...Feinde der Wahrheit haben böswillig gelogen, indem sie behaupteten, Gottes Werk würde von bolschewistischen Juden unterstützt. Eine solche Behauptung ist eine böswillige Lüge."

Wer denn jene weltlich Reichen gewesen seien, von denen man mal dachte, „sie würden eine Menge Geld beisteuern" lässt die WTG im Dunkeln. Sie verwahrt sich lediglich entschieden dagegen, dies würden „bolschewistische Juden" sein. Das war ja so eine Lieblingsthese antisemitischer Kreise, und in ihrem Gefolge auch deren kirchlichen Schleppenträger; dass mit den „bolschewistischen Juden" als Finanziers. Wahlweise waren da auch die Freimaurer mit im Gespräch.

Nun fällt es schon auf, dass zumindest in der eben zitierten Rutherford-Passage die Freimaurer nicht genannt werden. Und Freimaurer ortet man nicht selten als zu den „finanziell Betuchten" weitgehend Gehörenden. „Arme Schlucker" verirren sich in deren Reihen eher weniger. Allerdings - auch das ist richtig - und damit ist in der Tat noch kein definitiver „Beweis" erbracht.

Offenbar muss es aber doch weltlich Reiche gegeben haben (auch nach dem Eingeständnis der WTG), die zumindest zeitweise ein gewisses Scherflein zu den WTG-Finanzen beigetragen haben. Selbstredend ist damit noch keine „Dauerfinanzierung" erwiesen. Selbstredend haben auch die eigenen WTG-Anhänger finanzielle Opfer erbracht.

Allerdings ist es schon bemerkenswert zu nennen, dass die WTG-Religion, die zu Zeiten Rutherfords besonders Unterklassen-Schichten rekrutierte, dass die sich ihre unfraglich kostspieligen Radio-Ambitionen leisten konnte. William Schnell berichtet als Zeitzeuge („Dreissig Jahre Sklave des Wachtturms") wie man in den USA, in der Weltwirtschaftskrise, WTG-Bücher selbst auf dem Wege Tauschgeschäft absetzte.

Getauscht wurden da etwa alte schrottreife Autokühler oder Batterien gegen WTG-Bücher. Aber auch Lebensmittelkonserven, welche zuvor die Bedürftigen von Hilfsorganisationen erhalten hatten wurden in "Zahlung genommen". Da hatte man keine Skrupel und lies es selbst darauf ankommen, dass solche Praktiken einer gerichtlichen Bewertung zugeführt wurden.

Berücksichtigt man dem Umstand, dass im Vergleich zu sonstigen Buchhandelspreisen, das WTG-Schrifttum in der Preisgestaltung am unteren Ende rangierte, kann man schon unterstellen, das deren Ertrag keineswegs kostspielige kommerzielle Radiosendungen und gar eigene Sendestationen abdecken würde.

Die Notwendigkeit entsprechender Sponsoren dafür, ist förmlich mit den Händen zu greifen.
Hier nun setzte die seinerzeitige sowjetische Publizistik in Sachen Zeugen Jehovas ein, indem letztere unterstellte (ohne dokumentarischen Beweis. Das muss ausdrücklich hinzugefügt werden). Jedenfalls wurde unterstellt, dass Kreise wie etwa um den USA-Milliardär Rockefeller, die Anschubfinzierung für Rutherford's kostspielige Radioambitionen vorgenommen haben.

Wenn die WTG in ihrem 1931er „Rechtfertigungs"-Buch nun eine gewisse Ernüchterung erkennen lässt, kann das allenfalls so gedeutet werden. Es war eben eine Anschubfinanzierung, aber doch keine „Dauerfinanzierung". Diesbezüglichen Spekulationen könnte die WTG eigentlich nur aus dem Wege gehen, indem sie detailliert offenlegt, wie sich der finanzielle Aspekt von Rutherford's Radio-Ambitionen im Detail zusammensetzte.

Rutherford selbst verwandte dazu mal die Floskel. Er sei von einer Tageszeitung angefragt worden. Wer bezahlt die Rundfunkkosten. Dazu Rutherford „einige die sich freuen es tun zu dürfen".
Solch eine nichtssagende Auskunft ist keineswegs dazu geeignet, die genannten Spekulationen zu entkräften. Zitat Rutherford in „Des Volkes Freund" (1929):

„'Ich habe ein Telegramm von einer der New Yorker Tageszeitungen erhalten', erwähnte Richter Rutherford im Laufe seines Vortrages, worin gefragt wird, wieviel dieser Vortrag koste und wer ihn bezahle. Meine Antwort ist, daß er 50.000 Dollars kostet und von einer Anzahl Christen in den Vereinigten Staaten bezahlt wird, die froh sind, es tun zu können."

Nun sei erwähnt, dass seitens des „Goldenen Zeitalters" (15. 4. 1937) in einer kleineren Notiz besagter Rockefeller erwähnt wird. Man liest dort:

„John D. Rocketeller jr. als Religionsstifter
PAT. New York
Der bekannte Milliardärssohn John D. Rockefeller jr. der Baptist ist, ließ eine längere Rundfunkrede vom Stapel, in der er die gesamte Christenheit der Welt aufforderte, sich in einem Glauben zusammenzuschließen, um so die Zivilisation vor dem Verfall zu bewahren. Insbesondere galt der Appell Rockefellers den 33 amerikanischen protestantischen Sekten, die er zur Gründung einer gemeinsamen Religion unter dem Motto 'Die Kirche Christi in Amerika' aufrief."

Nun mag man aus dieser offenbar von einer Nachrichtenagentur verbreiteten Meldung schlußfolfgern, dass Rockefeller für eine Art Interkonfessionalismus einträte. Andererseits gilt im Umkehrschluß daraus dann auch wohl, dass seine Förderungs-Ambitionen keineswegs nur auf jene Baptistenkirche beschänkt waren, welchen er persönlich angehörte. Damit ist also die genannte sowjetische Spekulation keineswegs schon als „entkräftet" zu betrachten!

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Geschrieben von Drahbeck am 28. April 2007 07:12:12:

Als Antwort auf: Re: Zeitgeschichte vor 70 Jahren ("Goldenes Zeitalter" 15. 4. 1937) geschrieben von Drahbeck am 27. April 2007 06:41:31:

In einer Kurznotiz zitiert das "Goldene Zeitalter" vom 15. 4. 1937, auch aus der in Hitlerdeutschland erscheinenden Zeitschrift „Deutsche Justiz" Nr. 1/1937. Der dortige Artikel von dem Ministerialdirektor Dr. Crohne war überschrieben „Strafrechtspflege 1936". Er ist also keineswegs „nur" dem Bibelforscherthema gewidmet, erwähnt die eher am Rande. Immerhin machte er deutlich, wo dem Naziregime der „diesbezügliche Schuh drückte", wenn die „Deutsche Justiz" auch schrieb:

„Zu einer ernsten Gefahr haben sich allmählich auch die Internationalen Bibelforscher herausgebildet. Während man sie zunächst als eine harmlose Gesellschaft religiöser Wirrköpfe betrachtete, die in einer wörtlichen, un- oder mißverstandenen Bibelauslegung ihr Lebensziel suchten, haben sie sich jetzt zu einer umfangreichen, nicht mehr nur aus jenseitsnahen Greisen bestehenden Organisation herangebildet, die in ihrem Kampf gegen die Wehrfähigkeit, die Eidespflicht, gegen die Grundsätze des Dritten Reiches hochpolitische Bedeutung gewonnen hat, immer mehr ein Sammelbecken staatsfeindlicher Elemente bildet und bald zu einer getarnten Abzweigung des Kommunismus sich entwickeln wird. Im Dezember sind den Staatsanwaltschaften die neuesten Forschungen über die Internationalen Bibelforscher mitgeteilt worden mit der strengen Anweisung, insbesondere gegen die Funktionäre alle nach der Schutzverordnung vom 28. Februar 1933 gegebenen Strafmöglichkeiten voll auszunutzen, bis neue strafgesetzliche Bestimmungen gegeben werden."

Da taucht sie wieder auf, die Vokabel von „einer getarnten Abzweigung des Kommunismus."
Unfraglich waren die Zeugen Jehovas in organisatorischer Beziehung das nicht.
Aber genanntes Blatt muss auch einräumen, es handelt sich dabei (sehr zu seinem Verdruss) keineswegs nur um „jenseitsnahe Greise." Hier eben ist der springende Punkt.
Nazifunktionären, namentlich solchen der „juristischen Linie", war der Begriff etwa der „Eschatologie" ein Rätsel mit sieben oder noch mehr Siegeln. Mit Endzeit-Erwartungen konnten die doch persönlich (damals) überhaupt nichts anfangen. Und nun diese „nicht jenseitsnahen (nicht) Greise".
Eben jene Eschatologie war doch deren ein und alles!

Die Unfähigkeit sich in die Gedankenwelt der Zeugen hineinversetzen zu können, gepaart mit der durchaus richtigen Erkenntnis, hier einer (faktischen) politischen Opposition in religiöser Verklärung zu begegnen, schuf dann eben jene gefährliche Symbiose, die noch heute in vielerlei Beziehung „Gesprächsthema" ist.

Das seitens des Naziregimes durch seine Alltagspolitik - geradezu die Opposition in religiöser Verklärung" zusätzlichen Munitionsstoff geliefert bekam, davon kündet auch ein weiterer Artikel in dieser Ausgabe des „Goldenen Zeitalters". Er behandelt vordergründig zwar nicht die Zeugen Jehovas. Aber er zeigt zugleich auch, dass es genug Gründe gab, um schon zeitgenössisch dem Naziregime mehr als kritisch gegenüber zu stehen.

Unter der Überschrift „Herr Schulze wird Zellenleiter" las man da:
„Vor kurzem wurden im Dritten Reiche sogenannte Zellenleiter eingesetzt, die darauf zu achten haben, daß die Anordnungen und Prinzipien des nationalsozialistischen Regimes im Privatleben der deutschen Bürger streng durchgeführt werden.

Fritz Schulze wurde zum Zellenleiter ernannt. Es soll aber niemand denken, daß ihm diese Auszeichnung unverdient in den Schoß fiel. In seinem jungen Ehestande hatte er es schon zu einem Nachwuchs von vier Kindern gebracht und damit das vorgeschriebene Mindestmaß zur Vermehrung der edlen deutschen Rasse beigetragen. Bei allen Parteianlässen, Appellen, Fackelzügen etc. war er stets einer der ersten und ließ bei jeder Gelegenheit ein kräftiges "Juda verrecke!" über seine Lippen gleiten. Nun hatte er es erreicht!

Sein Mariechen schaute mit leuchtenden Augen zu ihm empor. Ja, sie war bereit, durch noch weitere Fruchtbarkeit die Karriere ihres Mannes zu fördern. Fritz Schulze gehörte nicht zu denen, die auf ihren Lorbeeren ausruhen. Weitere Taten mußten folgen. Obwohl er begreiflicherweise zufolge seiner Ernennung schier berauscht war, bedurfte es nur eines kräftigen inneren Ruckes, um alle Sentimentalität abzustreifen und seiner heroischen Eigenart wieder die Oberhand gewinnen zu lassen. Nun hieß es, erst recht ans Werk zu gehen und ein treuer Verfechter des Hakenkreuzes zu sein.

Fritz Schulze hatte das Bedürfnis, seinen Schaffensdrang sofort zu bekunden, und so begann er denn seine amtliche Tätigkeit als Zellenleiter, indem er einen Brief an den ihm jetzt unterstellten Mitbürger Müller schrieb, von dem er schon längst wußte, daß er kein waschechter Nazi ist.
"Herr Müller", hob Fritz Schulze an zu schreiben, "in meiner Eigenschaft als Zellenleiter sehe ich mich genötigt, Sie auf folgendes aufmerksam zu machen.

Am vergangenen Sonntag ist bei Ihnen das Eintopfgericht in drei Töpfen gekocht worden, was ich als eine grobe Verletzung der Anordnung des Führers betrachte. Da in Ihrem Mülleimer des öfteren Zahncreme-Tuben und andere hochwertige Abfälle gefunden wurden, die zum wirtschaftlichen Wiederaufbau des Reiches Verwendung finden können, liegt der Verdacht vor, daß Sie absichtlich den zweiten Vierjahresplan des Führers sabotieren. Damit lassen Sie sich ein schweres Vergehen zuschulden kommen, das im Wiederholungsfälle ernste Folgen für Sie nach sich ziehen könnte.

Es ist festgestellt worden, daß Sie in jüdischen Geschäften Einkäufe tätigen, was als eine Art Rassenschändung betrachtet werden muß. Schon wiederholt mußten an Sie adressierte ausländische Zeitschriften retourniert werden, denen für das ganze Reichsgebiet der Debit entzogen wurde. Auch sollen Sie oft ausländische Radiostationen einstellen, um sich in politischen Dingen zu informieren. Das ist nicht zulässig. Wer sich nicht gleichschalten läßt, wird aus der Volksgemeinschaft ausgeschaltet. Sie heben immer ganz nachlässig den Arm, und der Hitlergruß kommt kaum über Ihre Lippen. Wollen Sie sich etwa gegenüber dem nationalen Erwachen dauernd verschließen und die göttliche Sendung des Führers nicht einsehen? Mit Schwung und Energie muß der Arm nach vorn gestreckt und kräftig "Heil Hitler" gesagt werden.

Da alle Konzentrationslager und Gefängnisse zur Zeit überfüllt sind, will ich vorläufig davon absehen, wegen obiger Vergehen gegen Sie Strafantrag zu stellen. Ich bestelle jedoch hiermit Herrn Karl Schwarz zum Unterzellenleiter, dem Sie für zwei Wochen Unterkunft und Verpflegung zu geben haben. Er wird während dieser Zeit alle Angelegenheiten Ihres Privatlebens regeln und Ihnen alle Tugenden eines echten Deutschen beibringen. Heil Hitler!
Für die Richtigkeit:
E. R."

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Geschrieben von Drahbeck am 27. Mai 2007 06:56:15:

Als Antwort auf: Re: Zeitgeschichte vor 70 Jahren ("Goldenes Zeitalter" 15. 4. 1937) geschrieben von Drahbeck am 28. April 2007 07:12:12:

In der Ausgabe des „Goldenen Zeitalters" vom 1. Januar 1937 gab es auch einen „Was ist Astrologie" überschriebenen Artikel. Nun wird man mit Sicherheit nicht sagen können, dass dieser Artikel etwa eine „Lanze für" die Astrologie brach. Eher geht doch seine Tendenz dahin, jene Richtung als ungebetene Konkurrenz zu bewerten, und man wähnt sich dabei auch im Einklang mit der Bibel.
Dennoch enthielt dieser Artikel doch wohl einige Wendungen, die vielleicht auch Anhänger der Astrologie hoffen ließen, bei den Zeugen Jehovas „Fuß fassen" zu können.
Der fragliche Artikel leitet mit einem Lexikonzitat ein:

„Der Große Brockhaus gibt uns auf diese Frage folgende Antwort: "Astrologie (grch.) Sternkunde, Sterndeutung, der Glaube, daß alles irdische Geschehen, besonders das Menschenschicksal, von den Sternen abhängt, und daß man aus der Stellung der Gestirne, der sogenannten Konstellation, vorauserkennen kann, was für Schicksale einem Individuum, einer Stadt und einem ganzen Volke bevorstehen. Zahllose Handbücher vieler Jahrhunderte und Völker geben die widersprechendsten Wegweiser und Wahrsagertexte, wie man am sichersten den Sternen die Geheimnisse der Zukunft entreißen kann. Neben diesen im Gewände der Wissenschaft auftretenden Werken geben zahlreiche populäre Texte einer anderen Astrologie eine Zukunftsenthüllung aus der Stellung der Sterne".

Nach dieser Definition wird dann ausgeführt:
„Was an dieser Erklärung des "Brockhaus" für uns von Wichtigkeit ist, ist, daß Astrologie keine Wissenschaft, sondern eine Wahrsagekunst ist; und damit fällt sie ein für allemal unter die Dinge, die Jehova Gott seinem vorbildlichen Volke, dem Volke Israel, und damit auch seinem Volke in der Nachfolge Jesu verboten hat."

Soweit, so gut, mag man diesen Gedankengängen noch zu folgen. Dann aber meint das GZ auch noch:
„Zunächst besteht kein Zweifel, daß tatsächlich von den Sternen etwas zu erfahren ist; denn sonst hätte es Jehova seinem Volke nicht so eindringlich verboten, das Heer des Himmels zu sehen und ihm zu dienen. Allerdings sieht die Astrologie zunächst sehr harmlos aus. Eine Frage tritt an uns heran: "In welchem Monat bist du geboren?" Und dann erfährt man, unter welchem Sternbild man geboren ist und erhält eine Beschreibung der Charakterart, die die unter diesem Sternbilde Geborenen haben, und man ist erstaunt, wie gut man da gekennzeichnet wird. Man hat plötzlich eine Erklärung für so manche Eigenschaft, die man besitzt. Kann darin schon eine Gefahr liegen? Der Anfang zu einer Gefahr ganz bestimmt. Wir anerkennen damit eine fremde Beeinflussung unseres ganzen Seins, und ohne daß wir es merken, kultivieren wir gewisse Eigenschaften, die wir glauben haben zu müssen, weil wir, sagen wir ein Fisch- oder Waagemensch oder dergleichen sind."

Genau diese Andeutung, es könnte in begrenztem Umfang „etwas dran sein" an der Astrologie, veranlasste nun einen GZ-Leser eine Entgegnung darauf zu verfassen, die dann in der Ausgabe vom 1. 5. 1937 abgedruckt wurde.
Er bezeichnet jene eben zitierten Passagen als „volkstümliche Auffassung" und meint weiter, er würde sich freuen, „wenn auch der wissenschaftliche Standpunkt Raum finden könnte."

Und weiter:

„Ähnlich wie es ehrlichen Leuten nicht gleichgültig ist, ob Ihre Mitmenschen durch kirchlich falsche Lehren betrogen werden, und das Bestreben haben, den Mitmenschen die Wahrheit kundzutun, so haben viele Kenner der Astronomie das ehrliche Bedürfnis, das Volk auf die falschen Lehren der (seit Moses Zeiten) "verdammten" Sterndeuter aufmerksam zu machen. Noch ist viel Aberglaube zu beheben."

Da das GZ ja andeutungsweise die Option offen ließ, es „könnte ja was dran sein", fragt der fragliche Schreiber das GZ dann:
„Die einfachste Frage ist hier die: Woher wissen die Astrologen, daß das Menschenschicksal von den Sternen abhängt?
Die andere Frage ist dann die: Wie sollte es dann möglich sein, die Art und Weise dieser (angeblichen) Abhängigkeit zu bestimmen, sodaß man aus der Planetenstellung oder aus der der Sonne wirklich auf die Charakterveranlagung schließen kann?"

Sein Hauptargument sieht er offenbar in der Aussage:
„ Die Freiheit des Willens macht überhaupt allen astrologischen Voraussagen immer einen dicken Strich durch die Rechnung. Die Sterndeuter vergessen oder wissen nicht, daß der Mensch Willensfreiheit hat; die Sterne dagegen bewegen sich völlig zwangsmäßig nach den Gesetzen der Schwerkraft und des Beharrungsvermögens, also mechanisch. ...
Aber auch hier wieder ist zu sagen, daß der Mensch wegen seiner Willensfreiheit bei Sternensicht und bei bedecktem Himmel gut oder böse sein kann, nach Gutdünken, und unabhängig vom Stand der Sterne. Warum beachten dies die Sterndeuter nicht? Weil sie ihrem Glauben nicht eigenhändig das Grab schaufeln wollen. ...
Rein sachlich ist noch zu sagen: Wenn zwischen Sternstellungen und dem Tun der Menschen kein zwangsmäßiger Zusammenhang besteht, so ist auch irgendeine Voraussage unzuverlässig."

Trotz dieser Entgegnung hielt aber das GZ in einem redaktionellem Nachwort, weiter an seiner Auffassung fest, „es könnte etwas dran sein." Nur sei das eben von der verfemten Konkurrenz.
Dafür steht dann wohl auch die GZ-Aussage:

„Wir bedauern, mit dem Satz, daß zweifellos etwas von den Sternen zu erfahren sein muß, weil Jehova das Befragen der Sterndeuter an mehreren Stellen der Bibel verboten hat, eine so heftige Abwehr herausgefordert zu haben. Selbstverständlich vertreten wir auch nicht die naive Ansicht, daß die Sterne an sich den Menschen etwas erzählen könnten. Aber es bleibt eine Tatsache, daß die Astrologen aus der Konstellation der Sterne viel über die Charakterart und den Lebenslauf eines Menschen zu sagen vermögen. Sie haben dazu Ihre vielverzweigten Berechnungen. Wie diese anzustellen sind und wieso die Ergebnisse erlangt werden, könnte uns natürlich nur ein Astrologe erklären."

Da wurde es dem GZ dann doch wieder etwas unheimlich, und man fügt den Satz hinzu. Man wolle aber keinem erklärten Astrologen im „Goldenen Zeitalter" Raum zu einer Selbstdarstellung geben.

Was zeigt diese Kontroverse? Nun soweit entfernt voneinander sind Kaffesatzleser, Astrologen und Endzeitdeuter Made in Zeugen Jehovas offenbar nicht! Der „Humus" auf dem ihre jeweiligen „Blüten" gedeihen, hat offensichtlich eine verdächtige Ähnlichkeit!

In der „Trost"-Ausgabe vom 15. 5. 1939 kommt das Thema „Astrologie" erneut zur Sprache. Dieser Artikel ist namentlich gezeichnet mit Fred C. Ketty, was ja immerhin so gedeutet werden kann. Es sei die Meinung dieses Verfassers, jedoch nicht zwangsläufig auch die Meinung der „Trost"-Redaktion.

Immerhin in seinem „Astrologie - ein Riesenschwindel" überschriebenen Artikel, nimmt er kein Blatt vor dem Mund.

Auch seine Ausführungen sollen nachstehend noch vorgestellt werden:

„Ein Riesenheer leichtgläubiger Menschen wirft jedes Jahr Millionenbeträge für eine unsinnige Täuschung hinaus, nämlich für astrologische Wahrsagerei. Einen Wissenschafter kann es nur mit Ekel erfüllen, daß in einem Lande mit allgemeiner Schulbildung ein solcher Hokuspokus noch so viel Anhänger hat.

Die Astrologen Babylons und Assyriens machten den Anfang, und ihre Kollegen in Arabien, Ägypten, Griechenland und Rom, die die Planeten mit ihren heidnischen Göttern identifizierten, setzten dieses Treiben fort. Sie schrieben den Planeten Kräfte zu gleich denen der Götter, deren Namen sie trugen. Heute glaubt sicher nicht einmal der unwissendste Astrologe, daß Jupiter, Venus, Mars und die andern Heidengötter jemals in einem anderen Sinne, als nur in der Mythologie existiert haben. Trotzdem wollen sie uns weismachen, daß riesige Gesteinsbrocken oder Gasanhäufungen, die sich in einer Entfernung von Millionen von Kilometern durch den Raum bewegen, irgendwie auf uns Einfluß hätten, weil sie den Namen von Märchengestalten tragen. Ist das nicht ebenso widersinnig, als zu meinen, die Fahrt in einem Wagen, der Venus genannt wird, sichere Glück in der Liebe?

Professor Bart J. Bok, Astronom an der Harvard-Stemwarte, bemerkte:
"Wenn wir glauben sollten, daß sich der Einfluß einer bloßen Masse von Materie im menschlichen Charakter bemerkbar mache, dann müßte die Einwohnerschaft von New York sicher weit mehr vom Empire State Building [dem höchsten Wolkenkratzer] als von einem Millionen von Kilometern entfernten Planeten beeinflußt werden."

Professor John Q. Stewart von der astronomischen Fakultät der Princeton-Universität antwortete auf die Frage, was er als wichtigsten wissenschaftlichen Beweis für die Ungereimtheit der Astrologie ansehe:
"Es ist schwer, eine wissenschaftliche Antwort zu geben, weil die Astrologen keine wissenschaftlichen Unterlagen zur Prüfung unterbreiten.

Den Astrologen nach wird unser Charakter von gewissen Planeten bestimmt, die je nach ihrer Stellung zur Zeit der Geburt in Frage kommen. Es werden aber jeden Tag zur selben Stunde Tausende von Menschen geboren - trotzdem haben nicht zwei dieser Menschen denselben Charakter und dieselben Fähigkeiten, noch haben sie im Leben den gleichen Erfolg. Einander ähnlich sehende Zwillinge sind oft ihrer Art nach sehr verschieden. Selbst wenn die Himmelskörper auf uns Einfluß hätten, ist nicht einzusehen, warum soviel Gewicht auf die Stellung der Planeten zur Zeit der Geburt gelegt wird. Käme da nicht eher die Zeit der Empfängnis in Frage?
Wenn man die Zeit der Geburt für so wichtig hält, muß man auch glauben, daß ein Arzt, der zum Wohle der Mutter eine Geburt beschleunigt, die ganze Zukunft des Kindes verändere."

Dem Direktor der Sternwarte der Yale-Universität, Professor Frank Schlesinger, machte ein Astrologe einmal das Anerbieten, für jemand, über dessen Geburtszeit der Professor auf Tag, Stunde und Minute genaue Angaben mache, ein Prüfungshoroskop auszuarbeiten. Zufällig wußte der Professor auf den Bruchteil einer Sekunde genau, wann sein Sohn bei der Geburt den ersten Laut von sich gegeben hatte.
Professor Schlesinger sagt:
"Ich weiß nicht, ob sich die Astrologen nach Normalzeit oder nach der Sommerzeit richten; aber ich machte jenem Burschen alle notwendigen Angaben für Zeitkorrekturen in New York und anderswo, einschließlich Peiping. Die Stellung der Planeten ist in ein und derselben Stunde natürlich sehr verschieden, je nachdem wo man geboren wird. Von dem, was mir der Astrologe über das Leben meines Sohnes sagte, traf nicht eine einzige Sache zu."

Selbst der Leichtgläubigste sollte die Astrologie als Marktschreierei erkennen, wenn er an zwei Ereignisse in der Geschichte der Sternkunde denkt. Gerade als die Astrologen all den Planeten ihre Einflußrolle hübsch zugeteilt hatten, entdeckte der Astronom Herschel den Planeten Uranus. Dann, im Jahre 1846, tauchte Neptun auf. Uranus und Neptun waren offenbar jahrhundertelang nur so herumgelungert und hatten sich nicht mit an der Leitung der menschlichen Angelegenheiten beteiligt - obwohl jeder von ihnen größer ist als Merkur, Mars und Venus zusammengenommen!

Sobald sie bekannt wurden, fanden die Astrologen allerdings schnell eine angemessene Beschäftigung für sie. In einem volkstümlichen Buch der verstorbenen Evangeline Adams, die die Astrologie finanziell gut auszuschlachten verstand, finden wir, daß Uranus die Eisenbahnen und Neptun die Luftfahrt beherrscht.

Was in den astrologischen Ecken der Tageszeitungen oder in Astrologie-Büchern steht, ist meist derart banal, daß man schaudert über die Geistesverfassung derer, die so etwas ernst nehmen.
"Ein guter Tag, um ein harmonischeres Verhältnis zu Verwandten zu schaffen", oder: ,,Laß dich bei der Planung künftiger geschäftlicher Änderungen von vergangenen Erfahrungen leiten."
Natürlich! Warum soll das aber für den einen Tag mehr zutreffen als für den anderen?
Und warum sollte man eine solche Sorte von Gelehrsamkeit dem Sterngucken zuschreiben?
Ein typischer Artikel mit "Vorhersagungen für solche, die zwischen dem 24. Oktober und dem 23. November geboren wurden", enthält folgende Perlen;
"Uranus im siebenten Haus, von wo aus er dir die Schwingungen sendet, die grundlegend sind für dein Leben, verursacht vieles von den Aufregungen deines Lebens, die sich aus deinem Zusammentreffen mit ändern Leuten ergeben."

Mit solchem endlos wiederholten Gefasel machen die Astrologen auf ihre
Opfer Eindruck.
Professor Schlesinger machte es sich seit Jahren zur Gewohnheit, solchen Zeitungen, die der Astrologie Platz einräumen, zu schreiben und höflich anzufragen, warum sie der Verbreitung von Wahrheit und Aufklärung zu dienen vorgeben, aber vorsätzlich den Aberglauben fördern.
Gewöhnlich lautet die Entschuldigung, die ,,Horoskope vom Tage" wären für die Unwissenden unterhaltend, veranlaßten sie, eine Zeitung zu kaufen, und schadeten ja nicht.

Aber natürlich schaden sie. Durch solch regelmäßige Zeitungsveröffentlichungen wird ein Aberglaube lebendig erhalten, der es Schwindlern ermöglicht, unter falschem Vorwand Geld einzukassieren."
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Geschrieben von Drahbeck am 28. Mai 2007 01:46:

Als Antwort auf: Re: Zeitgeschichte vor 70 Jahren ("Goldenes Zeitalter" 1. 5. 1937) geschrieben von Drahbeck am 27. Mai 2007 06:56:15:

„Die Erforscher der Bibel haben ein besonderes Interesse an der Gruppe der Plejaden oder dem "Siebengestirn", weil sie dreimal in der Bibel erwähnt sind, zweimal in Hiob 9:9; und 38:31, und einmal in Amos 5:8. Jedesmal wird das Siebengestirn in Verbindung mit dem Orion genannt, der leuchtendsten Sternengruppe des südlichen Himmels im Winter und Frühling.

Schon in alten Zeiten scheint den Plejaden aus verschiedenen Gründen besondere Aufmerksamkeit zugewendet worden zu sein. Die Plejadengruppe steht im Herbste, zu der Zeit, da bei den alten Völkern das Jahr anfing, am frühen Abendhimmel. Auch die Juden kannten nur das Jahr von Herbst zu Herbst, bis ihnen Gott beim Auszug aus Ägypten das heilige Jahr verordnete, das im Frühjahr begann.

Ferner ist die Stellung der Plejaden zur Zeit der
Vollendung der Großen Pyramide in Ägypten, Gottes großen Steinzeugen, ein hervorragender Zug dieses bedeutsamen Wunderbauwerkes. Aus diesen und anderen Gründen nehmen wir an, daß die Plejaden den Mittelpunkt des Universums einnehmen, von wo aus die süßen Einflüsse (seine Herrschaft) des Allmächtigen über die Erde und das ganze Universum ausgehen.

Von einigen Astronomen wurde einmal angenommen, daß der Stern Alcyone aus der Plejadengruppe das physische Zentrum sowie auch das Zentrum der Schwerkraft bildet.
Jedoch hat sich diese Theorie nach zunehmender Erkenntnis als unzutreffend erwiesen, so anziehend sie auch war.

Wenn der Zentralsitz Jehovas, dessen Thrones Grundfesten Gerechtigkeit sind, sich irgendwo innerhalb der Plejadengruppe befindet, so ist diese Gruppe wohl eingehender Betrachtung wert."

Diese „markigen" Thesen kann man im „Goldenen Zeitalter" (Schweizer Ausgabe) vom 1. 3. 1925 S. 169f. nachlesen. (Ausgabe Magdeburg erst in der Ausgabe vom 15. 4. 1926).

In dem neueren WTG-Buch „Einsichten in die Heilige Schrift" (Band II S. 56) begegnet man - in abgeschwächter Form - unter dem Stichwort „Kima-Sternbild" noch ähnliches. Dort liest man:
KIMA-STERNBILD.
Dieser Ausdruck wird in Hiob 9:9; 38:31 und Amos 5:8 auf ein Sternbild angewandt. Man nimmt an, daß damit die Plejaden gemeint sind, ein aus sieben großen und vielen kleineren Sternen bestehender und von Nebel umgebener Sternhaufen, der ungefähr 300 Lichtjahre von der Sonne entfernt ist. Gemäß Hiob 38:31 fragte Jehova Hiob, ob er "die Bande des Kima-Sternbildes knüpfen" könne. Einige sehen darin einen Hinweis auf die Kompaktheit der Plejadengruppe, des Sternhaufens, den man mit bloßem Auge am ehesten sehen kann. Welches Sternbild hier wirklich gemeint ist, kann zwar nicht mit Sicherheit gesagt werden, doch bei der gestellten Frage ging es offenbar darum, ob der Mensch imstande ist, eine Gruppe von Sternen zu einem Haufen zusammenzubinden, so daß sie für immer als Sternbild zusammenbleiben. Durch diese Frage führte Jehova Hiob vor Augen, wie klein der Mensch ist im Vergleich zum Souverän des Universums.

Damit dürfte wohl eine der Wurzeln offengelegt sein, weshalb die frühe WTG in Sachen Astrologie so schwankend agierte.
Man vergleiche auch:

Parsimony.9460

Parsimony.9551
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Geschrieben von Drahbeck am 29. Mai 2007 05:00:17:

Als Antwort auf: Re: Zeitgeschichte vor 70 Jahren ("Goldenes Zeitalter" 1. 5. 1937) geschrieben von Drahbeck am 28. Mai 2007 01:46:

Von Zeit zu Zeit machen gewisse „Modebewegungen" der religiösen Szene, in der öffentlichen Publizistik von sich reden. Nach einer gewissen Zeit verflacht dann wieder das Interesse, und andere Themen sind dann eben "in". Für die seinerzeitigen „Modethemen" interessieren sich dann allenfalls noch die Spezialisten.

Ein solches „Modethema" Mitte der 1930er Jahre war offenbar die sogenannte „Oxfordbewegung" Der Band 2 des „Calwer Kirchenlexikons" (1941 erschienen) widmet ihm einen umfänglichen Artikel. Andere - neuere - Lexikas, speziell zum Religionsthema, weisen diesen Begriff kaum noch als selbstständigen Artikel nach. Allenfalls gibt es da weiterführende Verweise, durch die man sich dann bei Bedarf „durchhangeln" muss.

Immerhin definierte mal ein mehr allgemein orientiertes Lexikon besagte „Oxfordbewegung" mit der Ausführung:

„Im 19. Jahrhundert in England entstandene religiöse Erneuerungsbewegung, die eine Rückbesinnung auf die katholischen, d. h. die apostolischen Ursprünge der anglikanischen Kirche fordert. Die Vertreter der Bewegung behaupteten, dass die apostolische Sukzession, also die legitime Übertragung der apostolischen Autorität zur Verabreichung der Sakramente, durch die englische Reformation nicht unterbrochen wurde, und dass die anglikanische Kirche, wie die römisch-katholische und die griechisch-orthodoxe auch, lediglich ein Zweig der katholischen Kirche sei."

Offenbar kam auch das „Goldene Zeitalter" nicht umhin, sich auch mit besagter Strömung auseinander zu setzen. So wurde schon in dessen Ausgabe vom 15. Mai 1936 eine entsprechende Leserfrage abgedruckt. Da konnte man lesen:

„Frage: Ich sende Ihnen 3 Zeitungsartikel über die 'Oxfordbewegung' ... Nach meiner Ansicht ist die Oxfordbewegung mit ihrer Art von Charakterentwicklung und eigenartiger Zeugnisgabe vom wahren Christentum weit entfernt."

Zur Begründung der Einschätzung „vom wahren Christentum weit entfernt", äußert der Leserbriefschreiber dann weiter:
„Ganz abgesehen davon, daß diese Bewegung weder von der Gegenwart Christi, noch vom Königreich und der bevorstehenden Schlacht von Harmagedon irgendwie Zeugnis gibt. Ein Zeitungsschreiber berichtet, daß der Inhalt der Bergpredigt der Kern des Glaubens sei, den die Oxfordbewegung in ihren vier Grundsätzen der absoluten Ehrlichkeit, Reinheit, Selbstlosigkeit und Liebe bezeuge."

Also wie eben gelesen, macht die Nichtverwendung der einschlägigen Harmagedon-Theorien der Zeugen Jehovas, besagte Bewegung in deren Augen schon mal suspekt.

In seiner Antwort äußert das GZ dann auch:
„Darum sind alle andern, die keinen Anteil haben an der Verkündigung des Tages der Rache Gottes ... nicht gesalbt durch Jehovas Geist, also keine eigentlichen Christen. Sobald wir dies sagen, werden wir häufig mißverstanden, als ob alle andern, die keine Christen sind im Sinne der Schrift, nun deswegen schlechte Menschen seien. ..."

In der Ausgabe des „Goldenen Zeitalters" vom 15. Mai 1937 kam letzteres erneut darauf zu sprechen. Schon einleitend wird ausgeführt:
„Es gibt sicher nicht viele Leser des GOLDENEN ZEITALTERS, die einen klaren Einblick besitzen in die Oxfordbewegung in England."

Ein erneuter Bericht in einer Tageszeitung, war offenbar auch für das GZ Anlass, das Thema nochmals aufzunehmen.
In der Einschätzung dieser Bewegung liest man dann auch den Satz:

„In der Pflege der individuellen Frömmigkeit erschöpft sich anscheinend ihr Christentum."

Als eigenen Kommentar fügt das „Goldene Zeitalter dann noch hinzu:
„Hier stehen vor unserem Geiste zwei religiöse Weltanschauungen: diejenige der Oxfordleute und diejenige des Berichterstatters; beide sind so verkehrt und falsch wie der Teufel selbst; und ohne allen Zweifel würde sich Jesus Christus weder in der einen noch in der anderen wohlfühlen. Während sich erstere in Charakterentwicklung, Pharisäismus und Selbstgefälligkeit gefallen — einem Geist der "ich bin heiliger als du"-Klasse —, treten letztere für eine Reformierung, Besserung und Erneuerung der bestehenden "argen und bösen Welt" (Gal. l: 4) ein."

Und weiter Originalton GZ:
„Würden diese Religiösen und Selbstgefälligen wirklich ein Ohr haben für "das heutige Gottesgericht", so würden sie ihre eigenen Pläne der Welterneuerung aufgeben und den klaren Richtlinien des Wortes Gottes Beachtung schenken. Jehova sagt: "Darum harret auf mich, ... auf den Tag, da ich mich aufmache zur Beute!"

Also das GZ legt wert auf den reinen Opiumcharakter der Religion und sieht selbigen andernorts verwässert! Und um die in Rede stehende Bewegung endgültig bei den Zeugen Jehovas „unten durchfallen" zu lassen. meint das GZ auch noch die nachfolgende Meldung bringen zu können:

„Der Begründer der "Oxford-Bewegung" für Hitler
Die sogenannte Oxford-Bewegung, eine religiöse Emeuerungsbewegung, die gegenwärtig große Mode ist, hat seit ihrer Entstehung faschistische Tendenzen gezeigt. Neu aber ist das offen faschistische Geständnis ihres Begründers, Dr. Franck Buchman, der laut "News Chronicie" erklärte, "Ich danke dem Himmel, daß er einen Mann wie Adolf Hitler gesandt hat, der die Frontlinie der Verteidigung gegen den kommunistischen Antichrist errichtet hat"

Thematisch ordnet sich dem auch die in „Trost" vom 1. 9. 1939 wiedergegebene Pressemeldung ein:

„Himmler und die Oxford-Gruppe
In der Londoner "News Cronicle" vom 5. Januar 1939 schreibt A. J. Cummings, daß Himmler, der Chef der deutschen Polizei, mit den Oxfordlern in Verbindung stehe. Es heißt dort:
"Vergangene Woche erfuhr ich von einer Landsmännin der Frau Himmlers, des berüchtigten Chefs der deutschen Polizei, daß Frau Himmler ein eifriges Mitglied der Oxford-Gruppe ist. Als ich das hernach einem prominenten englischen Konservativen gegenüber in ziemlich skeptischer Weise erwähnte, erwiderte er: 'Natürlich, diese Meldung ist gar nichts Neues. Sie wissen offenbar auch noch nicht, daß Himmler selbst ein hervorragender Oxford-Gruppenmann ist.' -

Und dazu kommentiert „Trost" seinerseits::
Himmler als Exponent 'moralischer Aufrüstung' - ein Sammlungsruf der Oxford-Gruppe -. das wird sicherlich in der Unterwelt dämonische Lachsalven auslösen!"
Wir könnten den Oxfordlern wirklich nicht gratulieren, wenn sie in ihren Reihen einen Mann haben, der an der Spitze einer mit Verbrechen aller Art belasteten Organisation, der Gestapo, steht."

Nicht direkt, wohl aber vielleicht doch indirekt, gehört zum Thema auch die nachfolgende dem „Trost" vom 15. 9. 1939 entnommene Glosse.
"Moralische Aufrüstung"
In Hollywood in Kalifornien fand die Eröffnung der Weltkonferenz für moralische und geistige Aufrüstung statt, zu der sich 30 000 Personen einfanden ... Der geneigte Leser wird nicht verfehlen, bei dieser Nachricht aufzuatmen und endlich wieder Hoffnung auf eine rosige Zukunft zu schöpfen. Denn jetzt kann es nicht mehr fehlen, um so weniger, als die moralische Erneuerung ausgerechnet von Hollywood, dem Zentrum der Filmproduktion, ausgehen soll. Die tiefe Verwandtschaft zwischen dem Film und diesen Erneuerern und moralischen Rüstungsindustriellen ist mir schon längst aufgefallen; denn beide haben die Kunst, sich um die Wirklichkeit herumzudrücken und dem Zuschauer ein Leben vorzuflimmem, das nirgends existiert, bis zur Vollkommenheit entwickelt.

Wir betrachten es als selbstverständlich, daß die sechsmal geschiedene Frau des achtmal geschiedenen Filmstars Ravel Blockhead das Ehrenpräsidium dieser Weltkonferenz erhält.
Mit ganz besonderer Befriedigung vernehmen wir, daß sich 17 prominente Führer des schweizerischen Kulturlebens bereit erklärt haben, an der moralischen und geistigen Aufrüstung der Welt mitzuarbeiten ... An der Spitze der löblichen Aufrüstung steht, wie zu erwarten, der Herr Professor Dr. Rohn, Präsident des eidgen. Schulrates; bekanntlich hat er durch die Absetzung von Professor Bernoulli bereits einen außerordentlich wertvollen Beitrag zur geistigen Aufrüstung der Schweiz geleistet ...
Wir gehen ohne Zweifel herrlichen Zeiten entgegen; die moralische Aufrüstung der Welt liegt in bewährten Händen, und nachdem in Hollywood schon so viele Filmsterne aufgestiegen sind, wird dort auch der Friedensstern aufgehen; ein Bethlehem liegt ja bereits in Amerika; wie Hollywood durch seine Sterne, ist es berühmt durch seine vorzüglichen Kanonen.
(Auszüge aus einem Artikel des „Demokraten", Heiden, v. 27.7, 39.)

An diese Weltkonferenz für moralische und geistige Aufrüstung richteten die Präsidenten des Schweizerischen National- und Ständerates und aller Fraktionen, sowie über 1000 Mitglieder beider Räte, Angehörige aller Parteien, eine Botschaft, an welcher auffällt, daß sie in der Ausdrucksweise der Oxford-Gruppe abgefaßt ist. Diese Botschaft lautet:

"Wir" Mitglieder des Parlamentes der ältesten Demokratie grüßen unsere Kollegen der größten Demokratie an der Welt-Konferenz für moralische und geistige Aufrüstung in Kalifornien. Wir wissen, daß unsere Demokratien nur Bestand haben können, wenn die moralischen und geistigen Werte wieder an erster Stelle stehen.

Die heutige Not hat den Ruf nach moralischer und geistiger Aufrüstung geweckt, die uns neuen Ausblick und neue Hoffnung bringt - einen neuen Ausblick für unser Land und eine neue Hoffnung für uns selbst.

Moralische und geistige Aufrüstung ist die tragende Kraft jeder nationalen Entscheidung. Sie überwindet Angst, Ehrgeiz, Habsucht, Selbstnachgiebigkeit und Haß.
Moralische und geistige Aufrüstung ist das Fundament wahrer Freiheit. Sie macht den Bürger frei zum höchsten Dienst.

Moralische und geistige Aufrüstung ist das Geheimnis des Friedens. Sie bringt Frieden ins Herz, Frieden ins Heim, Frieden ins Land. Sie allein bietet sichere Hoffnung auf Frieden zwischen den Völkern, einen aufbauenden Frieden, der hervorgeht aus dem Gehorsam aller gegenüber einem höchsten Plan.
Moralische und geistige Aufrüstung ist ein Schlachtruf, der an Männer und Frauen aller Klassen und Alter ergeht, zum Kampf gegen die Mächte des Chaos, zum Kampf, der mit einem gottgegebenen Sieg über jene Mächte in uns selbst beginnt. Moralische und geistige Aufrüstung bedeutet vor allem eine Umwandlung des Herzens. Sie bedeutet, daß wir die Verantwortung für die Vergangenheit auf uns nehmen und daß jeder einzelne und jedes Land von sich aus ein Leben der Ehrlichkeit, Reinheit, Selbstlosigkeit und Liebe beginnt, täglich auf Gott hört und Seinen Befehlen gehorcht.

In dieser entscheidenden Stunde geloben wir, uns voll und. Ganz mit Herz, Gedanken und Willen einzusetzen für die moralische und geistige Aufrüstung unseres Landes, für den Aufbau der Welt von morgen, einer Welt von neuen Menschen, neuen Völkern, wo jeder Quell menschlicher Schöpferkraft freigelegt, unter Gottes Führung das Erbe der Menschheit bereichert."

Dieses Dokument sei hier festgehalten für kommende Ereignisse. Zweifellos bedeutet dieses Gelöbnis von 121 führenden Politikern der Schweiz, ganz gleich ob sie Duttweiler oder Grimm heißen, weit mehr, als sich wohl die meisten dieser im Parteihader stehenden Herren darunter vorgestellt haben. Ob sie sich nicht auch weiterhin eher um ihre Parteiführung, als um Gottes Führung kümmern werden? ...

Die nahe Zukunft wird viele Anlässe bieten, diese 121 Prominenten an ihr "Gelöbnis" zu erinnern.
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Geschrieben von Drahbeck am 30. Mai 2007 06:19:33:

Als Antwort auf: Re: Zeitgeschichte vor 70 Jahren ("Goldenes Zeitalter" 15. 5. 1937) geschrieben von Drahbeck am 29. Mai 2007 05:00:17:

Große Aufregung in der Redaktion des „Goldenen Zeitalters"!
Da gelangte eine Pressenotiz in einer in Wien erscheinenden Tageszeitung auch zu deren Kenntnis.
Diese Notiz besagte:

"Deutscher Kommunist in Ungarn verhaftet"
"Budapest: In der Gegend von Nylregihaza nahmen die Gendarmen einen reichsdeutschen kommunistischen Agitator namens Bernhard Zennig fest, der im Auftrage einer Prager kommunistischen Zentrale eine Agitationsreise in verschiedene ungarische Gegenden unternommen hat. Die Tätigkeit des verhafteten Kommunisten richtete sich in erster Linie gegen die katholische Religion."
"Der Morgen", Wien, 5. IV. 1937.

Gemäß späteren Berichten, kann wohl geschlussfolgert werden, dass der in Rede stehende wohl Gerhard Zennig hieß.
Über letzteren gibt es etwa die Aussage:

„Am 26. März 1932 wurde dann in Budapest eine eigene Religionsgesellschaft der Zeugen Jehovas bei Gericht registriert, deren Leiter Lajos Szabö und der Deutsche Gerhard Zennig wurden. Als das Missionswerk Fortschritte machte, zog die ungarische Regierung die
Genehmigung zum Druck der Schriften zurück." ...
Am 24. März 1937 wurde Zennig von Gendarmen verhaftet und mißhandelt. Die Presse veröffentlichte Hetzartikel, wie in der Zeitung "Függetlenseg" am 4. April 1937:
"Die ermittelnde Unterabteilung der Debrecener Gendarmerie enttarnte in den Bezirken Szaboles-Szatmär und Ung eine großflächige, bis nach Prag verzweigte kommunistische Verschwörung. Den Behörden war bekannt geworden, daß in der Gemeinde Mätyus die Sekte namens Jehovas Zeugen stark tätig ist und aus der Tschechoslowakei stammende Bibelübersetzungen vertreibt. Die Gendarmen überrumpelten sie bei einer solchen Zusammenkunft, bei der gerade 'Auslegungen' aus der gefälschte und kommunistische Lehren beinhaltenden Bibel abgegeben wurden.
Unter den Gliedern der Versammlung geriet ihnen der 34jährige in Budapest wohnende Gerhard Zennig, der Leiter der Sekte in Ungarn, in
die Schlinge.
Zennig konnte aus der U-Haft einen Brief schreiben, den die Zeitung
"Esti Kurir" am 9. April 1937 unter der Überschrift "Ich bin kein Kommunist" abdruckte. ...
Nach drei Monaten U-Haft kam es schließlich im Juni 1937 zu einer Gerichtsverhandlung in Budapest, bei der Zennig zu drei Monaten Gefängnis verurteilt und aus Ungarn ausgewiesen wurde. Auch eine Beschwerde an Ministerpräsident Daränyi erbrachte keine Verbesserung."

Nun also jene Meldung im Wiener „Morgen". Seitens der WTG wurde selbiger kontaktiert und zur Berichtigung aufgefordert, was zur Genugtuung der WTG dann auch geschah. Der „Morgen" verwies aber darauf. Er habe nur unkommentiert die Nachricht einer großen Nachrichtenagentur weitergegeben. Wenn der WTG selbige nicht passe, wäre es schon angemessener, mit dieser in einen Disput einzutreten.

In ihrer Berichtigungs-Aufforderung an den Morgen hatte die WTG auch geschrieben:

„l.) Es ist nicht wahr, daß Herr Zennig ein kommunistischer Agitator ist
Wahr ist vielmehr, daß Herr Zennig ein wahrer Nachfolger des Herrn und treuer Zeuge Jehova Gottes ist, welche mit Politik nichts zu tun haben und daher auch mit keiner solchen Organisation irgendwelche Beziehungen unterhalten.
2.) Es ist nicht wahr, daß Herr Zennig im Auftrage einer Prager kommunistischen Zentrale eine Agitationsreise nach Ungarn zu unternehmen hatte.
Wahr dagegen ist, daß Herr Zennig im Dienste der amerikanischen philanthropischen Gesellschaft, der WATCH TOWER BIBLE AND TRACT SOCIETY steht und als deren Bevollmächtigter für Ungarn und im Einvernehmen mit den Behörden von Budapest daselbst seit Jahren seine Amtspflicht erfüllt.
Da die vorgenommene Verhaftung des Genannten auf irrtümlichen Voraussetzungen beruht und durch unwahre Angaben seitens gewisser, dieser menschenfreundlichen Gesellschaft feindlich gesinnten Kreise veranlaßt wurde, sind sofort die erforderlichen rechtlichen Schritte zur Haftbefreiung des Herrn Zennig unternommen worden."

In der Ausgabe vom 15. 10. 1937 kam dann das „Goldene Zeitalter" erneut auf Ungarn zu sprechen, und musste registrieren, die Verhältnisse dort für die Zeugen Jehovas sind alles andere als „rosig". Zum Fall Zennig wurde (ohne Namensnennung) ausgeführt:
„Die Festnahme des ausländischen Vertreters der Budapester Watch-Tower-Filiale, der am 24. März durch Polizisten von Budapest nach Kisvärda geschafft und dort verhaftet wurde, ist in vielen Blättermeldungen ganz entgegen den Tatsachen als Aufdeckung einer kommunistischen Verschwörung hingestellt worden, deren Leiter der Verhaftete gewesen sein soll, obwohl er niemals Kommunist war und sich jederzeit völlig unpolitisch verhalten hat"

Thematische zum Thema Ungarn gehört auch die Meldung aus „Trost" vom 1. 9. 1939. Letzteres schreibt:

„So meldete eine ungarische Zeitung am 10. Juni 1939 aus Szegedin (im ungarischen Tiefland):
"Gegen Josef Börcsök und Maria Juhasz, einfache Landarbeiter, fand ein Verfahren statt wegen Aufreizung gegen die Konfessionen und die Geistlichkeit, weil sie die Jehovaner- Propagandaschrift 'Jenseits' verbreitet hatten, in der man zügellose Hetz- und Scnmähworte gegen die anerkannten Religionen und deren Geistliche lesen kann. Daa Gericht verurteilte Börcsök zu 4 Monaten Gefängnis, während es Maria Juhaaz aus Mangel an Beweisen frei- sprach." -
Und dazu meint „Trost" kommentieren zu sollen:
„Kennen Sie die von Richter Rutherford geschriebene Broschüre 'Jenseits'? Sie stellt klar,
wie die Geistlichkeit die uralte Lüge des Teufels, "Mitnichten werdet ihr sterben", auch
heute noch verbreitet, und zeigt, was im Gegensatz dazu Gottes Wort über die Hoffnung nach
dem Tode sagt. Wegen Verbreitung solche(s) ... sperrt man im "heiligen Ungarn" Leute vier Monate ein! ...
Nach Aufwärmung der stinkenden Lüge, daß es sich bei Jehovas Zeugen um Kommunisten handle, schreibt diese ungarische Zeitung noch:
"Die Behörden und hauptsächlich die Geistlichkeit tun in Szegedin und Umgebung ihr Bestes, um den giftigen Zungen Einhalt zu gebieten; aber den Jehovanem gegenüber sind sie beinahe machtlos. Auch das Auftreten der Polizei nützt nichts, weil sich diese Leute im geheimen, zur Nachtzeit, nach kommunistischer ZelIenbildungs-Methode organisieren." - ...

Wenn Behörden und Geistliche dort im ungarischen Alföld den Zeugen Jehovas gegenüber "beinahe machtlos" sind, so kommt das daher, daß die von Großgrundbesitzern, zu denen vor allem auch der hohe Klerus gehört, aufs schändlichste ausgebeutete, so gutartige ungarische Tanya-Bevölkerung das unausrottbare Verlangen nach tröstender Wahrheit bat, die sie zwar nicht bei ihren Bedrückern, wohl aber durch den Dienst der Zeugen Jehovas im Worte Gottes findet."

Als neuere Meldung zum Thema Ungarn kann man auch vergleichen:

Parsimony.2298
Parsimony.17613

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Geschrieben von Drahbeck am 31. Mai 2007 05:10:29:

Als Antwort auf: Re: Zeitgeschichte vor 70 Jahren ("Goldenes Zeitalter" 15. 5. 1937) geschrieben von Drahbeck am 30. Mai 2007 06:19:33:

Noch einen weiteren Grund zur „großen Aufregung" bekam die GZ-Redaktion zu jener Zeit „frei Haus geliefert". Stein des Anstoßes diesmal sogar eine in der Schweiz in Bern erscheinende Tageszeitung mit dem Titel „Der Bund".
Letzterer hatte in seiner Ausgabe vom 13. April 1937 unter der Überschrift „Gehirnverkleisterung" einen Kommentar abgedruckt, in dem unter anderem zu lesen war:

„Gehinverkleisterung.
Diese schöne Wort gehörte zum Zeughaus der marxistischen Aufklärung, die alles ablehnte, was nicht zu ihrem platten Materialismus passen wollte. Man kann es aber, recht besehen, immer noch brauchen, vielleicht sogar etwas besser. Jedenfalls fällt einem der Ausdruck leicht ein, wenn man sieht, wie der vernunftfeindliche Zug und die erstaunliche Vergeßlichkeit heutiger Menschen ausgebeutet werden.
Das Beispiel des 'Richter Rutherford', der das Ende der Welt auf ein seither längst abgelaufenes Jahr mit allem Tamtam amerikanischer Geschäftsreklame prophezeit hat, schreckt wohl niemand mehr ab. Der Mensch, der vor aller Welt als falscher Prophet entlarvt ist, durfte sich vor dem gleichen Publikum ungescheut nochmals produzieren. Andere Wahrsager sind freilich vorsichtiger. ..."

WTG-Funktionär M. C. Harbeck höchstpersönlich, wandte sich daraufhin an die Redaktion des „Der Bund". ("Goldene Zeitalter" 16. 5. 1937) Schon einleitend lässt Harbeck wissen, dass der „weltbekannte Richter Rutherford", „dessen bevollmächtigter Vertreter zu sein (er Harbeck) die Ehre habe".
In der Substanz meint Harbeck sich verteidigen zu sollen:

Rutherford habe „weder in seinen umfangreichen Schriften, die in Millionen von Exemplaren in der ganzen Welt verbreitet werden, noch in seinen Vorträgen jemals ein Ende der Welt im landläufigen Sinne prophezeit."

Also eine typisch sophistische Argumentation. Ein Kommentar etwa zu Rutherford's "Millionen jetzt lebender werden nie sterben" mit dem darin sehr wohl propagierten Datum 1925, gibt Harbeck schon mal nicht ab. Wohl auch spekulierend, vielleicht ist diese Schrift jener Zeitungsredaktion ja auch gar nicht zugänglich.

Immerhin sieht man von Wortklaubereien ab, widerlegt sich das „Goldene Zeitalter" selbst auch in dieser Ausgabe. Etwa wenn in einer Verlagsreklame auf Seite 2 dieser Ausgabe auch lesbar ist:
„Die Rüstungen für die Schlacht der Schlachten werden gegenwärtig fieberhaft betrieben und werden bald einen Höhepunkt in Harmagedon erreichen."

Also schon 1925 war in der Substanz von einem „bald" die Rede. Und noch 1937 bekommt man ebenfalls dieses Gummiband-„bald" erneut präsentiert. Es ist für einen Zeitungsredakteur durchaus zulässig (der ja nicht eine gelehrte theologische Abhandlung schreiben will), diesen Sachstand in verkürzter Form mit anzusprechen. Genau das ist geschehen. Insofern greift Harbeck schon mal grundsätzlich daneben.

Offenbar sah Harbeck dann sein Heil im Gegenangriff, wenn er die Zeitungsredaktion dann wie folgt belehrt:
„An Stelle 'des Beispiels des Richters Rutherford' könnten wir dem Artikelschreiber mit besseren Beispielen dienen. Der gegenwärtige Papst z. B. proklamierte vor aller Welt, daß das Jahr 1933 ein heiliges Jahr sei und daß, nachdem er eine Tür im Vatikan mit goldenem Hammer geöffnet hatte, nun für die Welt und für die Menschheit Frieden und Wohlfahrt kommen würden. Seine Prophezeiung hat sich nicht erfüllt, indem die Zeitereignisse den Gegenbeweis erbracht haben: der Eroberungskrieg in Abessinien und der Bürgerkrieg in Spanien, für welche Kriege der Vatikan nicht nur die Waffen der Soldaten segnet, sondern sie außerdem in materieller Weise unterstützen ließ."

Die Rhetorikkünste von Herrn Harbeck in allen Ehren. „Eindruck" hat er dabei bei der Redaktion des „Der Bund" mit Sicherheit nicht gemacht. Und sollte er vielleicht gehofft haben, auch in diesem Falle eine „Berichtigung" durchdrücken zu können, so ging diese Kalkulation mit Sicherheit nicht auf!
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Geschrieben von Drahbeck am 29. Juni 2007 05:38:06:

Als Antwort auf: Re: Zeitgeschichte vor 70 Jahren ("Goldenes Zeitalter" 1. 6. 1937) geschrieben von Drahbeck am 28. Juni 2007 07:24:40:

Ein relatives Novum ist in der Ausgabe des „Goldenen Zeitalters" vom 15. Juni 1936 zu registrieren. Und zwar der dortige Artikel „Die Bibelforscher vor dem Berner Obergerichte".
Eine darin vorkommende Hauptfigur, ein Herr namens Boris Toedtli. Weshalb ist von einem Novum die Rede? Nun fast hätte der es geschafft, nazistische Zeugen Jehovas-Verbotsverhältnisse zu damaliger Zeit, auch in die Schweiz zu importieren. Fast.... Erstens kam es anders, und zweitens als er dachte.

Neben Jonak, man vergleiche
Jonak
ist besonders Toedtli der „Urtypus" der katholisch-faschistischen Symbiose. Um es klar zu sagen, und das habe ich schon früher deutlich erklärt. Ich habe die miese Kreatur Toedtli in keiner Weise zu verteidigen. Und ich greife den katholischen Ex-ZJ Günther Pape diesen Aspekt betreffend auch scharf an, weil er genau das tut (den Toedtli zu verharmlosen).

Wer sich mit der WTG kritisch auseinandersetzen will (das tue ich bekanntermaßen auch), kann es auf der sachbezogenen Ebene durchaus tun. Einer Kreatur indes wie eines Boris Toedtli bedarf es dazu in keiner Weise. Auch dann nicht, wenn man zu registrieren hat, diesem Toedtli gelang es ja, führende Schweizer WTG-Funktionäre gerichtlich belangen zu lassen.
Wer den weiteren Background des Toedtli verschweigt, und genau das tut Pape, der disqualifiziert sich diesbezüglich grundlegend. In dieser Frage kann es nur ein Entweder - Oder geben.
Pape und noch mehr seine katholische Kirche, hätten da noch einiges an unaufgearbeiteter Geschichte vor ihrer Haustür zu liegen.

Da es im Falle Toedtli noch eine Fortsetzung der Gerichtsexkapaden gab, sei auf den diesbezüglich schon früher abgegebenen Kommentar dazu verwiesen.
19382Toedtli

In der heutigen GZ-Referierung, sei deshalb der genannte GZ-Artikel lediglich im weiteren kommentarlos, im nachfolgenden (etwas gekürzt), vorgestellt und dokumentiert. Die Kürzungen betreffen jene Aspekte, die nicht zwingend zum Hauptthema gehören.

Die Bibelforscher vor dem Berner Obergericht
Die II. Strafkammer des bernischen Obergerichts hatte sich am 28. Mai mit einer nicht alltäglichen Rechtsmaterie zu befassen. Dieser Prozeß ist nun nicht nur wegen den daran beteiligten Personen interessant, sondern weil es hier um weltanschauliche und grundsätzliche Fragen ging, die das heißumstrittene "alte Judenbuch", die Bibel, zum Gegenstand hatten und dazu die verfassungsmäßigen Freiheitsrechte tangierten.

Die Beklagten, die der Herabwürdigung der Religion und des Vergehens gegen das Gesetz über Schmutz- und Schundliteratur und das .Lichtspielwesen angeklagt waren, M. C. Harbeck und F. Zürcher, sind die beiden verantwortlichen Funktionäre der amerikanischen Bibel- und Verlagsgesellschaft für Jehovas Zeugen (früher Bibelforscher geheißen), die Watch Tower Bible and Tract Society. Diese Körperschaft, die seit vielen Jahren in der Schweiz tätig ...

Mit Urteil vom 26. August hatte der Gerichtspräsident IV von Bern die beiden Angeschuldigten freigesprochen, gegen welches Erkenntnis der Privatkläger die Appellation einlegte. Eingeklagt sind verschiedene Stellen der Buchreihen "Schriftstudien", "Rechtfertigung", "Licht", "Das Königreich, die Hoffnung der Welt" und eine Anzahl bildlicher Darstellungen, die in den Büchern und Broschüren der Zeugen Jehovas enthalten sind.
Zu Beginn der obergerichtlichen Verhandlung gab der Präsident des Gerichtes eine Erklärung ab: es sei in letzter Zeit der Unfug eingerissen, Fragen dem Gericht zu stellen, die nicht in die Kompetenz des Gerichtes gehörten, Fragen weltanschaulicher und historischer Natur. Es sei nicht Sache des Gerichtes, zu prüfen, ob die Zeugen Jehovas schädlich seien, ob sie Vorposten des Bolschewismus, ob sie staatsgefährlich seien u. s. w., auch nicht, ob sich der Privatkläger wirklich in seinen religiösen Gefühlen verletzt fühlen durfte; das Gericht habe lediglich zu untersuchen, ob der Tatbestand der "Herabwürdigung der Religion" vorliege oder nicht.

Wir überlassen es dem Leser, über die Richtigkeit dieser Äußerung zu urteilen, fragen uns aber, ob nicht gerade hier die Entstehungsgeschichte des Prozesses von großer Wichtigkeit sei. Bekanntlich ist in Bern noch immer der Prozeß über die "Protokolle der Weisen von Zion" hängig. Der in diesem Prozeß auf Veranlassung des Beklagten, eines Mitgliedes der nationalen Front, zugezogene Experte Fleischhauer ist der bekannte Leiter der antijüdisch-nationalsozialistischen Propagandazentrale in Erfurt (Deutschland) und steht zugleich dem sattsam bekannten U-Bodung-Verlag vor. In seinem umfangreichen Expertengutachten hat nun Fleischhauer die Behauptung aufgestellt, die Zeugen Jehovas seien die Wegbereiter der jüdischen Weltherrschaft, die verantwortlichen Leiter der Bibelforscher glaubten selbst nicht an "diesen Zauber" und benützten die Gläubigen lediglich als Werkzeuge. Auf diese Angriffe hin gaben die Vertreter der Zeugen Jehovas eine Erklärung ab: "Antwort auf die Lügentirade von Fleischhauer".
(Redaktionelle Einfügung. Dazu kann man vergleichen:
19352Fleischhauer)

Diese hatte zur Folge, daß einerseits der Experte die Verfasser dieser Erklärung wegen Verleumdung einklagte, anderseits die Leiter der Vereinigung der Zeugen Jehovas Fleischhauer einklagten wegen bewußt falscher Abgabe einer Expertise. Fleischhauer gab hierauf eine sog. "Vernehmlassung" zu den Akten, und plötzlich reicht nun ein Dritter, der heutige Kläger Tödtli, Strafanzeige ein gegen die Zeugen Jehovas wegen Herabwürdigung der Religion.

Wer ist nun dieser Tödtli, der sich in seinen heiligsten Gefühlen verletzt glaubt durch die Schriften und Bilder der Zeugen Jehovas? Dem Eingeweihten gibt schon sein
Briefkasten genügend Aufschluß:
U. Bodung-Verlag
Schweizerische Presse Korrespondenz
B. Tödtli
World Service
Welt Dienst
Wir haben schon erwähnt, daß dem U-Bodung- Verlag der Nationalsozialist Fleischhauer vorsteht; er ist aber auch Chefredaktor des "Weltdienstes". Und nun staune der Leser erst noch: Eigentümer der Schweizerischen Presse-Korrespondenz ist die im Jahre 1931 in St. Gallen gegründete Aktion: "Für Kirche und Papst"!
Hie Nationalsozialismus — hie Katholizismus! Wie ist das möglich, wird der erstaunte Leser fragen. Wir können ihm die Antwort darauf geben:

Die Beschuldigung, daß die Bibelforscher getarnte Kommunisten seien, daß sie mit den Freimaurern und Juden den gewaltsamen Umsturz der christlichen Regierungen anstrebten und auf den Trümmern der Christenheit ein jüdisches Reich errichten wollten, wurde zuerst im katholischen Bayern von deutsch-völkischen Pfarrern und katholischen Priestern erhoben.
Ein sogenannter Freimaurerbrief spielte im Jahre 1925 in einem Prozeß in St. Gallen eine unrühmliche Rolle. Es sollte mit diesem der Beweis erbracht werden, daß die Bibelforscher von den Juden finanziell unterstützt würden. Der Brief wurde vom Bezirksgericht Zürich als Beweis abgelehnt und war später unauffindbar! Aber dessen ungeachtet berufen sich der Kläger und insbesondere dessen geistige Urheber, Fleischhauer und der noch zu erwähnende Dr. Jonak, immer noch auf dieses nicht mehr existierende Schriftstück von zweifelhafter Bedeutung.

Auch in diesem Prozeß liegt wiederum ein mysteriöser Brief bei den Akten, aus dem die politische und kommunistische Einstellung der Zeugen Jehovas bewiesen werden soll. Der Brief soll von Winnipeg (Kanada) an das Bureau der Wachtturm-Gesellschaft in Magdeburg (Deutschland) im September 1936 gesandt worden sein, obschon das Bureau seit der Machtergreifung durch Hitler im Jahre 1933 von der Gestapo besetzt und geschlossen war, eine Tatsache, die jedem Zeugen Jehovas bekannt ist und sogar in den Jahresberichten aller Sprachen der Zeugen Jehovas besprochen wurde. Und trotzdem sollte ein solch wichtiges Schriftstück in dem zum ersten Mal, nach sechzig Jahren unpolitischer Tätigkeit, die Zeugen Jehovas aufgefordert werden, den "Heiligen Vater Stalin" zu unterstützen und den sozialistischen und kommunistischen Arbeiterorganisationen beizutreten, ausgerechnet an das geschlossene, von der Gestapo bewachte Bureau in Deutschland gesandt worden sein, während sich in der gesamten, in siebzig Sprachen verbreiteten Literatur von 230 Millionen Exemplaren auch gar nichts oder auch nur ein einigermaßen ähnlich tönendes, politisches Wort findet.
(Redaktionelle Einfügung. Man vergleiche zu diesem Aspekt
19382Hope)

Ist es nun Ironie des Schicksals, daß die Vertreter der Weltanschauung, die in Deutschland die Zeugen Jehovas aufs schärfste bekämpft, gerade weil sie Gott über alles, auch über den Staat stellen, nun hier in der Schweiz die Vertreter derselben Bewegung wegen Herabwürdigung der "Religion" anklagen?
Und nun zum Urteil zurück: Die beiden Angeschuldigten, die Herren Harbeck und Zürcher, wurden zu einer Buße von je Fr. 100.— verurteilt wegen Herabwürdigung der Religion und zu den Staats- und Interventionskosten der Gegenpartei; eine Widerhandlung gegen das Schundliteraturgesetz wurde verneint. Aus der nicht gerade imponierenden Begründung entnehmen wir folgendes:

Was einmal die Legitimation des Klägers betrifft, so ist zuzugeben, daß Tödtli, ehemals Mitglied der griech.-katholischen Kirche, allerdings nicht Mitglied der römisch-katholischen Kirche geworden ist, aber er ist, wie er uns versichert hat, Anhänger dieses Glaubens, eines Glaubens, der durch das bern. Strafgesetz geschützt wird; Tödtli ist also als "Verletzter" zu betrachten. So die Ansicht des Gerichts betr. Aktivlegitimation des Klägers. Wir überlassen es dem vorurteilslosen Leser, sich über diesen "juristischen Scharfsinn" einen Reim zu machen.
Hierauf geht der Präsident zur Bewertung einzelner Schriften und Bilder über, für deren Verbreitung die beiden Angeschuldigten strafrechtlich verantwortlich seien als Verbreiter und Drucker.

Es war erstaunlich, was man nun zu hören bekam: Es sei allerdings zuzugeben, das die Schriften biblische Ausdrücke wie das Wort "Hure" im biblischen Sinne gebrauchten, dieser Ausdruck werde aber immer und immer wieder verwendet, so daß ein damit verbundener Zweck leicht zu erkennen sei. Es gehe im übrigen nicht an (der Leser staune), daß biblische Wendungen, die vor 2000 Jahren ein Prophet Hesekiel zur Geißelung der damaligen verdammungswürdigen jüdischen Zustande gebraucht habe, einfach zur Kritik der Mißstände der katholischen Kirche und des Klerus heute benützt würden! Äußerungen, wie "das Christentum sei hochgezüchtete Heuchelei" seien dazu angetan, sowohl bei den Katholiken wie bei den Protestanten schweres Ärgernis zu erregen.

Diese Kostproben aus der Urteilsbegründung mögen dem Leser zur Genüge zeigen, von welch "hoher geistiger" Warte aus dieser Prozeß beurteilt wurde. Wir möchten uns hier noch einige Bemerkungen erlauben.
Der Referent des Bundesgerichts hat in der Beschwerdesache der Zeugen Jehovas gegen den luzernischen Regierungsrat erklärt (die eingeklagten Schriften und Bilder lagen bei den Akten des Bundesgerichtes!): allerdings seien, vielleicht einige Wendungen in den Schriften der Bibelforscher zu scharf und polemisch gehalten, doch sei immerhin darauf hinzuweisen, daß die Wendungen, die z. B. Luther in seinen "Tischreden" gebrauche, in nichts hinter den angefochtenen Schriftstellen stehen und teilweise sogar in ihrer aggressiven Form noch weitergingen. Wir fragen: Ist es Herabwürdigung der Religion, wenn eine Christenheit, deren Priester Kanonen segnen, die zur Hinmordung unschuldiger Neger hergestellt wurden, als hochgezüchtete Heuchelei bezeichnet wird? (Von den Greueln der Inquisition gar nicht zu reden.) Oder werden demnächst die Werke eines Nietzsche verboten? Steht doch darin die nicht völlig unrichtige Ansicht, daß "die Kirche akkurat das sei, wogegen Christus gepredigt habe"?

Für denjenigen, der sich die Mühe genommen, die Bewegung der Zeugen Jehovas näher kennenzulernen, ist es ohne weiteres klar, daß die Zeugen aus lauteren Motiven handeln. Sind das Kommunisten, die monatelang in Konzentrationslagern schmachten, nur weil sie Gott über Hitler stellen und von ihm allein das "Heil" erwarten? Die Zeugen Jehovas stehen, wie ein Bundesrichter in der Verhandlung vom 30. April ausgeführt hat, auf dem Boden des Urchristentums, und sie gebrauchen deshalb in ihren Schriften die Sprache der Bibel. Seit Jahrzehnten verbreiten die Bibelforscher ihre Schriften, niemand hat sich verletzt gefühlt, und heute kommt ein griechisch-orthodoxer national-sozialistischer Agent und behauptet in seinen heiligsten, religiösen Gefühlen verletzt zu sein durch die Schriften Rutherfords! Und ein — notabene — bernisches Obergericht schützt eine solche Kreatur, die, nachdem sie bereits die Strafanzeige eingereicht hat, Hrn. Jonak in Wien bitten, muß, ihm Stellen aus den Schriften Rutherfords, des Präsidenten der Zeugen Jehovas, zur Verfügung zu stellen, um seine Strafanzeige zu begründen!

Wo bleiben unsere verfassungsmäßig garantierten Freiheitsrechte; wird demnächst in Bern die Bibel verboten,- weil sie die "Religion" herabwürdigt, oder als Schundliteratur bezeichnet werden muß?"

Exkurs:
Was Günther Pape in seinem Buch "Die Wahrheit über Jehovas Zeugen" zum Fall Toedli zu sagen wusste. Liest man das, soll wohl der Eindruck vom "braven Katholiken" entstehen. Das war so ein "braver Katholik", in Personalunion stramm antikommunistischer Exilrusse, nicht mal - wie gerichtlich fetgestellt - tatsächliches Mitglied der katholischen Kirche.
http://www.manfred-gebhard.de/Pape.W55.jpg


http://www.manfred-gebhard.de/Pape.W56.jpg


Toedtli schmückte sich mit allerlei Titeln, und sonstigem anfechtbaren Gebaren. Ein Auszug daraus im lesenswertem Buch von Norman Cohn "Die Protokolle der Weisen von Zion".
http://www.manfred-gebhard.de/Cohn286.jpg


http://www.manfred-gebhard.de/Cohn287.jpg


http://www.manfred-gebhard.de/Cohn288.jpg


http://www.manfred-gebhard.de/Cohn289.jpg

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Geschrieben von Drahbeck am 29. Juli 2007 06:56:43:

Als Antwort auf: Re: Zeitgeschichte vor 70 Jahren ("Goldenes Zeitalter" 15. 6. 1937) geschrieben von Drahbeck am 29. Juni 2007 05:38:06:

Gelesen im „Goldenen Zeitalter" vom 1. 7. 1937 unter Bezugnahme auf die zeitgenössische Sowjetunion:

„Was aber hinter diesen schönen Parolen in Wirklichkeit steckt, davon geben uns eine Vorstellung die ständigen politischen Prozesse in diesem Lande, die gewöhnlich mit der Hinrichtung oder Verbannung all derer enden, die sich nicht tief genug vor dem roten Zaren beugen.
Das Volk wird dort zu einer willenlosen Masse herabgewürdigt, die für das ihr auferlegte Joch ihren Tyrannen knechtische Ergebenheit darbringen muß.
Man sollte erwarten, daß aus Gründen der Humanität andere Völker sich verpflichtet fühlen würden, gegen diese Herabwürdigung des russischen Volkes schärfsten Protest zu erheben. Gewahren wir eine solche Reaktion zugunsten dieses bedrückten Volkes? — Gewiß! Ja, man ruft sogar zu einem Kreuzzug gegen die roten Despoten auf.

Wer sind jedoch diejenigen, die angeblich das russische Volk befreien und die ganze Welt vor der kommunistischen Seuche bewahren wollen? Es sind dies die Faschisten, besonders die Anbeter des Hakenkreuzes, die Gründer eines nicht minder tyrannischen Systems, als es der Bolschewismus ist. Der Umstand, daß die Staaten immer mehr unter den Einfluß entweder des faschistischen oder des kommunistischen Systems geraten, offenbart deutlich die Verrohung, in welche die Menschheit zusehends verfällt."

Mit dieser Einschätzung dürfte klar sein, was die zeitgenössischen Zeugen Jehovas im eigentlichen motivierte. Kritik an den Weltpolitischen Umständen. Diese Kritik an sich kann man sehr wohl nachvollziehen. Darüber kann es keine Frage geben. Und das ganze dann noch kombiniert mit der Sauce der Endzeiterwartungen der Zeugen Jehovas. Das da „Zeugen Jehovas-Bekehrer" von der „Marke Hitler'sche KZ", völlig chancenlos waren, dürften doch schon die Spatzen von den Dächern gepfiffen haben. So „bekehrt" man Menschen mit Sicherheit nicht!

Geschrieben von D. am 29. Juli 2007 07:05:14:

Als Antwort auf: Re: Zeitgeschichte vor 70 Jahren ("Goldenes Zeitalter" 1. 7. 1937) geschrieben von Drahbeck am 29. Juli 2007 06:56:43:

Online gestellte Zeitungsbeiträge verschwinden nicht selten nach einer gewissen Zeit wieder. Was die im vorangegangenen Posting Parsimony.23247 mit genannte innenpolitische Situation in der Sowjetunion anbelangt, so erscheint mir ein solcher Zeitungsbeitrag, auf den in Parsimony.23239 hingewiesen wurde, durchaus aussagekräftig und zum Verständnis beitragend.

Axt statt Skalpell
Im Mai 1937 gab der Geheimdienst 75 950 Feinde pro Monat vor: Stalins Terror auf dem Gipfel ...
Hinweis: Externe Texte,außerhalb strenger Zeugen Jehovas-Bezüglichkeit, die weiterhin andernorts Online zugänglich sind, werden künftig hier nicht mehr zitiert.

Umstellung auf Nur-Quellennachweis

www.berlinonline.de/berliner-zeitung/archiv/.bin/dump.fcgi/2007/0728/feuilleton/0006/index.html


Geschrieben von Drahbeck am 29. Juli 2007 07:09:36:

Als Antwort auf: Re: Zeitgeschichte vor 70 Jahren ("Goldenes Zeitalter" 1. 7. 1937) geschrieben von D. am 29. Juli 2007 07:05:14:

Hat man auch einzuräumen, dass zu jener Zeit die Zeugen Jehovas
sich vielfach in der Opfer-Stuation befanden,
so kennt die Geschichte genügend Beispiele,
wo aus einst Verfolgten, selbst Verfolger werden
und dass nicht selten in erstaunlich kurzer Zeit.
Es kommt nur auf die Rahmenbedingungen an,
ob es der vormaligen "Kein Teil der Welt" -
nunmehr im staatlichen Bett befindlichen
"Körperschaft des öffentlichen Rechts" gestattet wird,
für ihre "Hurerei" auch alle von ihr gewünschten
Preise zu kassieren.
An Polemik lies es denn jene Organisation
zu früheren Zeiten nie mangeln.
Auch diese GZ-Ausgabe ist voll davon.
Nachstehend davon eine Kostprobe:

http://www.manfred-gebhard.de/Schach.jpg

Geschrieben von X am 29. Juli 2007 13:23:53:

Als Antwort auf: Re: Zeitgeschichte vor 70 Jahren ("Goldenes Zeitalter" 1. 7. 1937) geschrieben von Drahbeck am 29. Juli 2007 06:56:43:

UdSSR:

"Axt und Skalpell

Als der NKWD-Chef von Omsk es zu kritisieren wagte, dass für jede Region eine feste Quote an Verhaftungen gefordert wurde, ohne dass zuvor gerichtliche Untersuchungen durchgeführt worden seien, wurde er noch im Saal verhaftet. Sein Nachfolger nahm sich dieses Schicksal zu Herzen: Er bat Moskau im Wochentakt die Quote für die "1. Kategorie" auf 8000 zu erhöhen. Bis Ende 1937 wurden in Omsk schließlich 11000 statt der im Befehl 00447 vorgesehenen 1000 Menschen erschossen."

---

Griechenland (ort.-kirchl. Einfluß):

"Nicht zu viel Denken

Emotionen sind durchaus erwünscht - nicht aber EIGENE intellektuelle Anstrengung. Die Deutungshoheit über die Beziehung des Menschen zum Göttlichen und über das was Kultur sein darf, soll in der Kirche bleiben."

---

Goldene Zeitalter vom 1.7.1937.

"Das Volk wird zu einer willenlosen Masse herabgewürdigt ... das knechtische Ergebenheit darbringen muß."

von 2005:

"Organisiert, Jehovas Willen zu tun

S.18 ...rückhaltloses Vertrauen zur Sklavenklasse ...

S.19 ...uneingeschränkt mit denen zusammearbeiten, die die Führung übernehmen ...

...obliegt es uns, der Anleitung von Aufsehern zu folgen und uns unterzuordnen ...

---

Der Film:

"Es ist nicht leicht ein Gott zu sein"

gibt hervorragende Einblicke in unser Innerstes, aber auch was Macht, Aberglauben, Gruppeneinfluß und das soziale Umfeld bewirken.

Nicht jedem ist er zu empfehlen, ich fand beeindruckend dargestellt wie schnell wir Menschen unsere Meinung ändern.

www.metal-district.de/movie.php?ID=10

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Geschrieben von Drahbeck am 30. Juli 2007 04:46:32:

Als Antwort auf: Re: Zeitgeschichte vor 70 Jahren ("Goldenes Zeitalter" 1. 7. 1937) geschrieben von Drahbeck am 29. Juli 2007 07:09:36:

Das in Deutsch 1912 (Englisch 1908) herausgekommene „Beröer Handbuch zum Bibelunterricht" der WTG, macht schon gleich auf der ersten Seite bekannt, was es denn so alles enthalte. Unter anderem auch ein „Verzeichnis der unechten Stellen im Neuen Testament".


http://www.manfred-gebhard.de/Beroe1.jpg

Liest man so etwas, denn horcht man schon mal auf. „Was es nicht alles so gibt ..."
Offensichtlich hat nun in der Ausgabe des „Goldenen Zeitalters" vom 15. Juli 1937 deren Redaktion der „Fluch der guten Tat" eingeholt. Da fühlte sich ein Leserbriefschreiber beflügelt, genannte Redaktion als kompetente Auskunftsstelle bezüglich solcher Fragen zu konsultieren.

Der Fragesteller wollte wissen:
„Frage: Wie verhält es sich mit der Aussage Jesu in Luk. 23: 34: "Vater, vergib Ihnen, denn sie wissen nicht, was sie tun!"? Jemand hat mir gesagt, daß diese Aussage in anderen Bibelausgaben (ich habe die Lutherausgabe) nicht zu finden wäre."

In ihrer Antwort äußert die GZ-Redaktion dann:
„In einer von G. W. Seibert zusammengestellten Zusammenstellung aller nach obigen Dokumenten "unechten Stellen" befindet sich auch jene in Luk. 23: 34, und er scheint damit im Recht zu sein, denn weder Matthäus noch Markus noch Johannes bringen diese Worte."

Nun ist das Wörtchen „er" schon mal mißverständlich. Wer ist mit „er" gemeint. Lukas, dann okay. Sollte jedoch G. W. Seibert gemeint sein, dann war das eine „Sie".
Zu Russells Zeiten durchaus gut gelitten. Nicht jedoch mehr zu Rutherford's Zeiten, der auch in dieser Frage die Frauen an den Kochtopf verbannte (oder doch besser formuliert, allenfalls als Verkäuferinnen für die Rutherford-Schriften noch Verwendung hatte).

Aber offensichtlich ist das GZ in der in Rede stehenden Sache sich selbst nicht mehr so sicher gewesen, wofür denn auch die Aussage steht;
„Überlassen wir gerne die Ausmerzung jener unbedeutenden Stellen einer späteren Zeit und anderen Umständen."

Und zu welchem Ergebnis ist man in diesen späteren Zeiten gekommen? Jene Textpassage ist noch in der heutigen Neuen-Welt-Bibelübersetzung der Zeugen Jehovas enthalten. Lediglich durch den Umstand gekennzeichnet in eckige Klammern gesetzt zu sein. Also auch deren Macher sind offenbar nicht viel weiter gekommen.

Man kann es auch so sagen. „Genaues weis man nicht". Läßt man diesen Satz gelten, wäre er übrigens auch sehr treffend für die Gesamt-Ideologie der Zeugen. Sie meinten ein Pfündlein gefunden zu haben, dass sich bei Licht besehen, als ein „Genaues weis man nicht" entpuppt!

Nun gibt es "Genaues weis man nicht"-Verkäüfer en mas, auch andernorts. Dann wäre allerdings die Frage des Preises der so verkauften Ware noch zu klären.
Sicherlich, "vom Stamme nimm ..." sind ebenfalls noch viele andere.
Bedenklich, sogar sehr bedenklich, wird es aber, geht der "Verkaufpreis" der "Genaues weis man nicht"-Ware, in Richtung islamistischer Selbstmord-Attentäter. Lassen wir mal den Aspekt "Selbstmord" außen vor, so kann man die "Genaues weis man nicht-Ideologie-Verkäufer" durchaus mit denen vergleichen. Man sehe sich die Substanz der sogenannten "Standhaft"-Doktrin, oder die verblendeten Herren in den DDR-ZJ-Prozessen an, die da wähnten als Kommentierung ihres empfangenen Urteiles (lebenslängliches Zuchthaus) meinten sagen zu können.
"Meine Herren, Sie meinen wohl ein Jahr". Auch diese "Blüte" gehört mit in den Kontext der "Genaues weis man nicht"-Verkünder.

Geschrieben von D. am 30. Juli 2007 04:48:52:

Als Antwort auf: Re: Zeitgeschichte vor 70 Jahren ("Goldenes Zeitalter" 1. 7. 1937) geschrieben von Drahbeck am 30. Juli 2007 04:46:32:

Zwei zeitgenössische Presseberichte dazu:
http://www.manfred-gebhard.de/NatZtg41050.jpg
http://www.manfred-gebhard.de/NatZtg51050.jpg

Als Antwort auf: Re: Zeitgeschichte vor 70 Jahren ("Goldenes Zeitalter" 1. 7. 1937) geschrieben von D. am 30. Juli 2007 04:48:52:

Am Rande vermerkt. Der abgebildete Heinicke, befand sich zur Zeit des ZJ-Prozesses in seinem 32 Lebensjahr. (der Mitangeklagte Adler war damals bereits 61 Jahre alt). Beide Genannten erhielten Lebenslänglich. Folgt man D., so wurden sie beide Mitte der 60er Jahre entlassen. Adler's weiterer Part im Bethel Wiesbaden ist bekannt geworden. Da man dort "keine Rentner durchfüttert", gemäß dem WTG-eigenen, ihr in Fleisch und Blut übergegangenen Grundsatzes, extensivem Manchester-Kapitalismus;(lediglich dass Herr Pohl wohl keine Schreddermaschine betätigen muss. Welches Glück für ihn.)

Einer seiner Vorgänger, der Herr Erich Frost, wurde gar noch aus dem Bethel "hinauskomplimentiert". Durfte dort seine letzten Tage nicht verbringen. Das blieb ja dem Herrn Pohl offenbar erspart. Nun ja Herrn Frost's Gestapo-Akten hatten sich ja auch in WTG-Kreisen schon herum gesprochen. Das mag wohl mit dabei hineingespielt haben.

Herrn Pohl's Vater, ein Schmied (Schulausbildung regulärer Art mit ordentlichem Abschluss war ihm nicht vergönnt), musste auch noch Gestapo-Bekanntschaft schließen. Jedenfalls sind seine Aussagen keineswegs mit denen des Herrn Frost vergleichbar. Der Schmied Pohl schlug sich für seine Verhältnisse wacker. Seinem Sohn Willy bescheinigt er aber, weiter WTG-hörig zu sein. Selbiges Attest wird allerdings den anderen Kindern des Schmied Pohl. so nicht ausgestellt.

Ein Zitat aus einer Gestapo-Akte:
"Hamburg am 22. Juli 1937
Nach der von ... angegebenen Personenbeschreibung kann als Verbreiter der Bibelforscher-Schriften der hier als Bibelforscher bekannte Schmied Fritz Pohl, geb. am 2. 1. 1890 zu Kurzmirafka/Ukraine, in Frage kommen. Pohl ist hier am 1. 7. 37 in der Sache II B1 - 2052/37, Flugblattaktion der Bibelforscher am 20. 6. 37 betr. Verbreitung des Flugblattes 'Offener Brief an das bibelgläubige und Christusliebende Volk Deutschlands' vernommen worden. In der Sache befindet sich sein Sohn Willi Pohl wegen Verbreitung von Flugschriften in Schutzhaft. Fritz Pohl konnte bisher jedoch nicht nachgewiesen werden, dass er an der Flugblattaktion beteiligt ist.
"

In dem Protokoll des Fritz Pohl wird von dessen drei Kindern (Werner, Willy, Hildegard) nur der Willy als im Sinne der ZJ weiter gläubig bezeichnet. Der Werner brachte es gar zum Ludendorff-Anhänger (Insider können wissen was der Name Ludendorff bedeutet. Unter anderem dieses. Ein programmatischer Buchtitel der Mathilde Ludendorff lautet: "Erlösung von Jesu Christo")

Selbstredend konnte die Gestapo im Jahre 1937 noch nicht erahnen, was aus Pohl junior in der WTG-Hierarchie dereinst noch werden würde. Offenbar hat sie ihn letztendlich in die Kategorie "kleiner Fisch" eingestuft.
Pohl junior 1919 geboren. Also schon vom Alter her, schätzte ihn die Gestapo nicht als "bedeutungsvoll" ein. Laut 99er ZJ Jahrbuch sei Pohl auch "ein KZ-Überlebender". So so. Und wo ist der Detailbeweis für diese Behauptung?

Dafür macht dann Willy Pohl nach 1945 seine bekannte WTG-Karriere in der WTG-Hierarchie. Da seine Gestapo-Vernehmungen offenbar nicht aus heutiger Sicht belastend sind wie die Protokolle des Erich Frost, wird ihm naturgemäß auch nicht nahe gelegt, das Bethel im hohen Alter zu verlassen, wie es Frost (faktisch) musste.
Der Wachtturm vom 1. Juli 1964 war der letzte, für den Frost noch als verantwortlicher deutscher WT-Redakteur zeichnete. Enthoben dieses Postens hatte man wohl keine rechte Verwendung mehr für ihn.

Man kennt zwar nicht die Detailbegründung mit der er dann wohl "hnauskomplementiert" wurde. Aber man kennt sehr wohl die letzte Wohnanschrift des Frost (außerhalb des "Bethels, Tuttlingen/Donau, Bruderhofstr. 32). Lapidar notiert das 99 ZJ-Jahrbuch, er habe sich veranlasst gesehen "aus gesundheitlichen Gründen" das Bethel zu verlassen. Seine Gesundheit ermöglichte es aber dem 1900 geborenen Frost immerhin noch, das Alter von 86 vollendeten Lebensjahren zu erreichen.

Auch braucht Pohl wohl nicht wie der "dumme" Adler, der sich für die WTG verheizen ließ) noch (wohl stundenweise) eine Schreddermaschine betätigen (welche alte Papiere zerkleinert). Nun rechne mal jeder sich selbst aus, wenn Adler 1950 schon 61jährig, in welchem Alter er dann jenem "Job" nachging.

Von Heinicke heißt es (ebenfalls nach D.). Er litt unter TBC. Jedenfalls hatte er dann doch wohl die DDR-Haftanstalten noch lebend verlassen können.
Nach einer detaillierten weiteren Heinicke-Biographie (nach der Haftentlassung) sucht man im einschlägigem Schrifttum allerdings vergebens. Wozu auch. Seine Funktion als "Kanonenfutter" hat er ja erfüllt. Solch einem Mann noch nachträglich zu würdigen, dafür ist der WTG offenbar selbst das Druckpapier zu schade. Da hatte der "Hans Voss" offenbar mehr Glück. Der bekam sogar einen eigenen Artikel in der WTG-Literatur. Pech nur, dass die WTG und ihre Satrapen, wohl heute auch nicht mehr so gerne an diesen Artikel erinnert werden möchten.
"Hans Voss" von der WTG gewürdigt

Heinicke drehte das DDR-Regime insbesondere aus dem von ihm verantworteten "Kirchlichen Nachrichtendienst" (etwa mit "Unser Königreichsdienst" bezogen auf die frühen DDR-Verhältnisse) den Strick. Es waren also letztendlich politische Motivationen, die zum tragen kamen. Als "treuer Diener seines Herrn", setzte auch Heinicke nur jene Politik um, welche im fernen Brooklyn bestimmt wurde und wird.

Gravierend wurde auch das System der "Haus-zu-Haus-Notizen" bewertet, vielleicht auch überbewertet. Indes schon der Außenstehende Rolf Nobel rekapitulierte, dass jenes Notizsystem ungute Assoziationen hervorrufen könne.

Heute bestreitet man, dass solche Notizen weiter gegeben wurden. Indes in den ab 1945 verbreiteten "Organisations-Anweisungen für die Königreichsverkündiger" las sich das etwas anders. Zum Beispiel auf Seite 16 so:
" Wenn der Pionier abgelegenes Gebiet bearbeitet, so behält er alle Belege, die sich aus der richtigen Durcharbeitung des Gebietes ergeben, bei sich, zum Beispiel die Nachbesuchskartothek und Studienleiter-Berichte. Ist das Gebiet dann fertig bearbeitet und wünscht der Verkündiger in ein neues Gebiet zu gehen, so werden diese Belege, wenn keine Gruppe gegründet werden konnte, zusammen mit dem Bericht über die vollständige Durcharbeitung des Gebietes an die Gesellschaft gesandt"
"Gesellschaft" so ein zeitgenössisches Synonym für die WTG, wie auch in eben zitierter Schrift nachlesbar ist.

Geschrieben von Drahbeck am 30. Juli 2007 05:13:44:

Als Antwort auf: Re: Zeitgeschichte vor 70 Jahren ("Goldenes Zeitalter" 1. 7. 1937) geschrieben von Drahbeck am 30. Juli 2007 05:07:24:

Wenn ich was zu sagen hätte, würde ich auch einem Herrn Pohl liebend gerne noch heute - unter Einhaltung Rechtsstaatlicher Konventionen - "den Strick drehen", und zwar für solche von ihm (beziehungsweise seinem Ostbüro-Chef, über den im Rang aber Pohl stand) verantworteten Dokumente. Zudem war Pohl in entscheidenden Jahren, selbst WTG-Ostbüro-Chef.

Aber das muss man realistischerweise auch noch sagen. Im Kirchenfilzstaat (namentlich dem CDU-geprägten, und davor von den USA protegierten Religionsfilz). Im Kirchenfilzstaat Bundesrepublik Deutschland, hat Herr Pohl wohl nichts zu befürchten. War und ist er doch allezeit im faktischem Einklang mit dem herrschenden Mainstream. Und die oberste Verdummungsparole in diesem Lande (schon von Bismarck formuliert) lautet ja. Die Religion müsse
- dem V o l k e -
erhalten bleiben. Genau dafür setzt sich ja auch Herr Pohl ein. Bekam Herr Engleitner kürzlich (ziemlich spät) noch ein paar Orden verpasst, würde es mich nicht wundern, sollte das Schicksal auch im Falle Pohl noch ähnliches bewirken.

http://www.manfred-gebhard.de/Verhaftung1a.jpg

http://www.manfred-gebhard.de/Verhaftung2a.jpg

Diese Dokumente sind im Rang durchaus mit der Indoktrinierung zu islamistischen Selbstmordattentätern vergleichbar. Allenfalls ist einzuräumen. Die Islamisten nehmen billigend den Tod unschuldiger Drítter in Kauf, legen es gar darauf an.
Das Unschuldige Dritte durch die WTG-Doktrin bewusst tangiert würden, kann man so verallgemeinernd nicht sagen. Diese Einschränkung muss man ausdrücklich machen. Allenfalls wäre zum Beispiel über die Hinterbliebenen bei Blutdoktrins-Opfern noch zu reflektieren.

Solcherlei Anweisungen gab es keineswegs nur bezogen auf die DDR. Schon Jonak v. Freyenwald zitierte 1936 ein ähnliches Dokument.
Auch in den 1947 von der WTG Wiesbaden herausgebenen "Ratschlägen für Königreichsverkündiger", also zu einem Zeitpunkt, wo die Konfrontation mit Ostdeutschland noch nicht ihren Höhepunkt erreicht hatte. In genannter WTG-Publikation las man allgemein gehalten, quasi für ganz Deutschland geltend beispielsweise auch die Sätze:

"Wir raten, daß die Brüder keine Geldstrafen bezahlen. Wenn das Gericht eine Geldstrafe festgesetzt hat, dann ziehe vor, selbst wenn sie rechtskräftig geworden ist, ins Gefängnis zu gehen."

Solcher Art von Aussagen kann man nur als bewusste Konfrontationsverschärfung - von Seiten der WTG - bewerten.

Das ganze hat durchaus System. William Schnell etwa berichtete in seinen Erinnerungen:
„Ich mochte etwa zehn Worte gesprochen haben, als zwei Kriminalbeamte auf mich zu traten und mich aufforderten, herunterzukommen. ,,Sie sind verhaftet" sagten sie. Um die Sache noch weiter aufzubauschen und möglichst viel Kapital daraus zu schlagen, hatte ich angeordnet, daß die Verkündiger im Augenblick meiner Verhaftung durch die Menge gehen und Flugblätter verteilen sollten, auf denen die Ansicht des Wachtturms über die Gründe der Verhaftung dargelegt waren. Daraufhin wurden siebzehn von ihnen verhaftet, darunter auch Frauen und Kinder.

Während wir auf das Eintreffen der grünen Minna warteten, wurden wir zu einem öffentlichen Schauspiel. Wenn das keine billige und ausgezeichnete Reklame war! ...

Das war aber keineswegs so gewesen. Ich hatte sie herausgefordert, einen ganz anderen Zweck verfolgt! Ich hatte die Verhaftung von siebzehn Menschen heraufbeschworen, unter denen sich Kinder befanden. Ich war keineswegs stolz auf meine Tat. Ich schämte mich, und meine Seele war ganz verwirrt. Mir war elend zumute, und ich hielt mich für ein ganz schlechtes Wesen."

Solche zuletzt zitierten Skrupel hat Herr Pohl in Sachen der DDR-Verhaftungen offenbar nicht!

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Geschrieben von Drahbeck am 29. August 2007 05:12:47:

Als Antwort auf: Re: Zeitgeschichte vor 70 Jahren ( geschrieben von Drahbeck am 30. Juli 2007 05:13:44:

Eher dem Bereich Kuriositäten zuzuordnen, weis die Ausgabe des "Goldenen Zeitalters" vom 1. 8. 1937 folgendes zu berichten.

Man liest da auch folgende Sachbeschreibung. Schon ein dazugehöriger Bildtext äußert:

„Knöpfe sind ihnen sündhafter Luxus. —
http://www.manfred-gebhard.de/GZ.1837.jpg

Sektenprediger in ihrer überbetont einfachen Kleidung, die keine Knöpfe aufweist, da diese von den Anhängern als unnötiger Prunk abgelehnt werden. An ihre Stelle treten Hakenverschlüsse. Ebenfalls protestierten diese Prediger bei der Bundesregierung in Washington gegen Bereitstellung einer Spende zum Neubau Schulen in ihrem Bezirk. Sie mußten ihre Kinder mit Autobussen zu den neuen Schulen fahren lassen, was mit den strengen Grundsätzen ihrer Sekte unvereinbar wäre, die ihnen jegliche Benutzung von Kraftfahrzeugen als sündhaft untersage."

Und den eigentlichen Artikel gab die GZ-Redaktion den Titel:
„Ausgeburten der Religion"
Und in diesem Artikel liest man dann auch:

„ ...Da lasen wir vor kurzem die Berichte über die Krönungsfeier des englischen Königs und konnten im Rundfunk die ganze feierliche Zeremonie hören. Welche Pracht und welcher Pomp wurde da dem Volke, unter dem so viele sind, die kaum das Nötigste haben, zur Schau gestellt! Welche Gotteslästerung wurde da getrieben! Man entfaltete denselben Pomp und dieselbe Pracht, wie die römische "Kirche" bei allen ihren Veranstaltungen, trotzdem sich die englische "Kirche" stolz eine "protestantische", eine "evangelische" nennt. Und warum diese Prachtentfaltung? Um Gott zu dienen? 0 nein, um dem Volke zu imponieren. Das arme Volk, das nur zu gut den Mangel kennt, steht in ehrfürchtiger Bewunderung vor dem verschwenderischen Luxus; denn wenn man auch die große Masse nicht damit überzeugen kann, so kann man sie doch damit einschüchtern.

Aber nicht alle! Es hat zu allen Zeiten Leute gegeben, die sich von all dem Formenwesen, von aller Üppigkeit und Pracht der "Weltkirche" abgestoßen fühlten, und darum dem Unglauben verfielen, oder sie landeten mit ihrem Verlangen nach Wahrheit in einer der vielen Sekten, die alle ihren Ursprung im Wahrheitssuchen haben und die der Teufel wieder einfing, als sie ihm entwischen wollten. ...

Unser Bild zeigt zwei Anhänger einer amerikanischen Sekte, deren Hauptprinzip größte Einfachheit ist. Diese Menschen verwenden allen Fleiß darauf, alles zu vermeiden, was man irgendwie als überflüssigen Luxus bezeichnen könnte. Sie halten es für einen einem Christen nicht geziemenden Luxus, ein Kraftfahrzeug zu benützen; denn Jesus Christus ist auch nicht im Auto gefahren. Er ritt höchstens auf einer Eselin. Aus diesem Grunde sandten sie zwei Abgeordnete nach Washington, um bei der Bundesregierung gegen Bereitstellung einer Spende zum Neubau von Schulen in ihrem Bezirk zu protestieren. Ihre Kinder würden bei dem Besuch dieser Schulen zur Benutzung des Autobusses gezwungen sein und somit eine "Sünde" begehen müssen.

Nicht einmal Knöpfe dürfen die Anhänger dieser Sekte an ihren Röcken tragen. Sie schließen ihre Kleider mit einem einfachen Hakenverschluß. Jesus hatte auch keine Knöpfe. Man kann sich gut denken, wie einmal diese Sekte entstanden ist, ohne ihre Geschichte zu kennen. Da haben aufrichtige Menschen den unerhörten Luxus gesehen, der von der katholischen Kirche getrieben wird, und krank davon, wandten sie sich von diesem System ab und fielen in eine neue Schlinge des Teufels, in das Extrem. ..."

Versteht man die Tonlage dieses Berichtes richtig, bringt er doch eigentlich auch zum Ausdruck:
„Uns könnte so etwas sicher nicht passieren"

Wirklich, wäre da zurückzufragen? Was ist denn zum Beispiel mit der zeitgenössischen aktiven Impfgegnerschaft der Zeugen Jehovas, weil da ja auch „Gott ins Handwerk gepfuscht" werde.

Dies ist dann eben ein anderes Beispiel auf der medizinischen Ebene. Die ihm zugrunde liegende Geisteshaltung indes, erweist sich in beiden Fällen, als ziemlich ähnlich!
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Geschrieben von Drahbeck am 30. August 2007 02:11:01:

Als Antwort auf: Re: Zeitgeschichte vor 70 Jahren ("Goldenes Zeitalter" 1. 8. 1937) geschrieben von Drahbeck am 29. August 2007 05:12:47:

Bereits in seiner Ausgabe vom 15. Juni 1937 musste das „Goldene Zeitalter" darüber berichten, dass es dem Nazi-Agenten Boris Toedtli in der Schweiz offenbar gelungen war, führende WTG-Funktionäre vor Gericht zu ziehen und sie unter dem Vorwand „Herabwürdigung der Religion", daselbst erfolgreich belangen zu lassen.
Nachdem man sich in WTG-Kreisen, ob dieses Umstandes einigermaßen wieder gefangen hatte, ging man zum Gegenangriff über. Besonders herausragend ist dabei unfraglich die Ausgabe vom 1. August 1937 des „Goldenen Zeitalters".

Auf einige diesbezügliche Details wurde schon früher eingegangen.
Etwa in
19372Jonak
19372Metzler
Auch in Parsimony.23036

In diesem Zusammenhang werden von der WTG auch für sie entlastende Voten der Theologieprofessoren Ernst Staehelin und Karl Barth zitiert. Die sind dann auch in das „Zürcher" (Harbeck)-Buch „Kreuzzug gegen das Christentum" mit eingeflossen. Und in Kommentierung jenes Buches wurde schon da zu dem Votum des Karl Barth näher Stellung genommen. Siehe dazu:
Zuercher

Was nun Staehelin anbelangt (auf den zu einem späteren Zeitpunkt im Rahmen der Kommentierung der GZ-Ausgaben; dann die aus den zwanziger Jahren, noch näher eingegangen werden wird), so kann man diesem unfraglich schon „von Hause aus" ein gewisses, größeres Maß an Verständnis (als andern Orts) für die Bibelforscher unterstellen.

Ein Beleg dafür ist auch seine 1925 publizierte Schrift "Was haben wir von den 'Ernsten Bibelforschern' zu halten?" Kennt man andere zur gleichen Zeit publizierte Schriften zum Thema, die nicht selten fast "mit Schaum vorm Maul" agitierten, kann man Staehelin unfraglich Sachlickeit bescheinigen:
Etwa wenn er schreibt:

"Nun gibt es ein Gesetz der Geistesgeschichte, daß, wo eine Wahrheit verkürzt wird, eine Gegenbewegung entsteht, die den verkürzten Teil der Wahrheit zur Geltung bringt. Aber als Gegenbewegung ist sie immer in Gefahr einseitig zu werden ... Durch ihn (Rutherford) ist ein schärferer Zug in die Bewegung gekommen. ...
Wenn wir aber so auf einen äußeren Kampf verzichten, so wollen wir uns desto mehr innerlich an die Arbeit machen und mithelfen, die Reichsgotteshoffnung im Leben unserer Kirche ganz anders zur Geltung zu bringen, als sie bisher in Geltung stand."

Für diese Tendenz spricht unter anderem auch seine Herausgebertätigkeit insbesondere auch für das Buch von Ludwig Reinhardt, "Im Bannkreis der Reichsgotteshoffnung". Bearbeitet von Ernst Staehelin, München 1924.

Wer es je gelesen hat, weis. Wenn es überhaupt in Theologenkreisen Verständnis für die Bibelforscher gab, dann eben hier. Und so verwundert es eben auch nicht, dass sich auch Staehelin zu einem Verteidigungsvotum für die WTG bereit fand. Insbesondere den Aspekt betreffend, dass faschistische Kreise das Zerrbild entworfen, die Zeugen Jehovas wären angeblicherweise eine „politische Kampftruppe". Das wies nebst Barth auch Staehelin zurück.

Dazu zitiert diese GZ-Ausgabe:
Herrn Direktor Harbeck
Sehr geehrter Herr Direktor,
Gerne stelle ich Ihnen mein Urteil über die "Zeugen Jehovas" (früher: Internationale Vereinigung Ernster Bibelforscher) zur Verfügung. Die "Zeugen Jehovas" sind eine Bewegung, die sich bemüht, die Grundwahrheiten der Heiligen Schrift zur Geltung zu bringen.
Vor allem sind es die Verheißungen und Weissagungen des kommenden Reiches Gottes, die im Mittelpunkt ihres Interesses stehen. Dabei wird viel Richtiges gesehen und betont; allerdings mischt sich in die Bibelerklärung auch viel Menschliches; besonders ein gewisser "Amerikanismus" macht sich bemerkbar.
Die ganze Bewegung gehört hinein in die Geschichte der christlichen Kirchen. Es gab immer wieder solche Bewegungen, die von einem neuen Lesen der Bibel ausgingen und Göttliches mit Menschlichem vermischend, neue Denominationen und Gruppen bildeten. Zu diesen kirchengeschichtlichen Bewegungen gehören auch die "Zeugen Jehovas". Mit politischen Tendenzen und Bestrebungen haben sie nichts zu tun. Ihre Kritik an unseren staatlichen und kirchlichen Zuständen ist von der Bibel aus gemeint und will der Botschaft vom Reiche Gottes dienen.
In vorzüglicher Hochachtung
Ihr
Prof. Dr. Ernst Staehelin

Weiter wird in dieser GZ-Ausgabe der beachtliche Umstand herausgearbeitet, dass der Boris Toedtli, sich unterm Strich als Strohmann entpuppt. Das Gerüst für seine Gerichtsklage muss er sich von dem Wiener (Nazi) Dr. Hans Jonak v. Freyenwald erstellen lassen.

Es versteht sich selbstredend - da wie die WTG richtig erkannt - Jonak ihr eigentlicher Gegner ist, sie an selbigen kein gutes Haar lässt. Auch in dieser GZ-Ausgabe nachlesbar. Das ist in der Tat ein gewichtiger Umstand. Ohne Frage. Er bedarf einer ausführlichen Kommentierung.
Da selbige schon früher erfolgte, sei diese jenen, die sie noch nicht kennen sollten, sehr zur Lektüre empfohlen.
Siehe dazu:
Jonak
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Geschrieben von Drahbeck am 31. August 2007 08:09:21:

Als Antwort auf: Re: Zeitgeschichte vor 70 Jahren ("Goldenes Zeitalter" 1. 8. 1937) geschrieben von Drahbeck am 30. August 2007 02:11:01:

Die Erregung (auf WTG-Seite) anlässlich der vom Regierungsrat des Kantons Luzern (Schweiz) beim Luzerner Kongress 1936 ausgesprochenen partiellen Verbote, hallt auch noch in der Ausgabe des „Goldenen Zeitalters" vom 15. 8. 1937 nach. Wie bereits früher ausgeführt, wurde der Fall seitens der WTG vor das Schweizerische Bundesgericht gezogen, welches zugunsten der Zeugen Jehovas entschied. Bei solchen vor höchstrichterlichen Instanzen durchgeführten Verfahren ist die Vertretung durch versierte Rechtsanwälte unabdingbar. So auch in diesem Falle. Für die WTG agierte da der Berner Rechtsanwalt Georges Brunschvig.

Letzterer war sicherlich kein „unbeschriebenes Blatt", wofür auch die Aussage des nicht unbekannten Dr. Jonak in einer seiner Pseudonym-Schriften (Vasz) steht:
„Am 26. Juni 1933 brachten der Schweizerische Israelitische Gemeindebund und die Kultusgemeinde Bern durch ihren Anwalt Georges Brunschvig die Strafanzeige beim Berner Gericht wegen Verletzung des Verbotes betreffend die Schundliteratur auf Grund des Artikels 14 des Berner Gesetzes über das Lichtspielwesen und Maßnahmen gegen Schundliteratur ein."

Das Brunschvig sich in die Materie eingearbeitet hatte wird auch durch den Umstand deutlich, dass er beispielsweise 1938 als Koautor (zusammen mit Emil Raas) für das Buch „Vernichtung einer Fälschung. Der Prozeß um die erfundenen 'Weisen von Zion'" agierte. Insofern kann man ihn als einen durchaus sachlich kompetenten Mann bewerten. Das wiederum (man ahnt es schon), schützte ihn nicht vor dem Umstand, von faschistischer Seite als „Judenknecht" beschimpft zu werden.

Folgt man den Ausführungen in der genannten GZ-Ausgabe, gab es da wohl seitens des Regierungsrates des Kantons Luzern, eine umfängliche sogenannte „Vernehmlassung". Die wiederum wurde nun von Anwalt Brunschvig „zerpflückt". Dabei handelt es sich nun keineswegs um „leicht verständliche Texte". Sicherlich nicht. Der an sich schon spröde Stoff, wurde ebenso „spröde" beantwortet. Die für den hiesigen Kontext besonders interessanten Aspekte finden sich untergeordnet in sogenannten „Anlagen". Also „Exkursen" die nicht in die Hauptstellungnahme von Brunschvig eingearbeitet waren, sondern quasi eben in faktischen „Fußnoten". Über etliche Fortsetzungen gesplittet, zieht sich die Auseinandersetzung mit dieser „Vernehmlassung" bis zur GZ-Ausgabe vom 15. 9. 1937 hin.

Es kann meines Erachtens keinen Zweifel darüber geben, dass jene so beschriebenen „Fußnoten" dem Anwalt von den WTG-Funktionären zugearbeitet wurden. Das sie somit letztendlich originäre WTG-Funktionärs-Aussagen repräsentieren. Damit gewinnen sich zugleich ihre Interessantheit für den hiesigen Kontext.

Grundsätzlich ist schon mal zu konstatieren, dass der Regierungsrat des Kantons Luzern (mit katholischen Ohrenbläsern maßgeblich verquickt), die Grundsätze der Demokratie mit seinen Verbotsentscheidungen schmählichst verletzte. Zu dieser Feststellung bedarf es keiner „juristischen Spitzfindigkeiten". Das lag auch so offen zutage. Wenn der Demokratie-Staat Schweiz der Heilsarmee (als Beispiel) freies Wirken zubilligt (und selbige legt auch viel Wert auf spektakuläre Öffentlichkeitswirksamkeit), dann kann man im Gegenzug selbiges auch den Zeugen Jehovas nicht vorenthalten. Genau aber in diesem Punkt hat die Demokratiefremde katholische Kirche, mit ihrem Sprachrohr (in diesem Falle dem Regierungsrat des Kantons Luzern) zu Recht sich ihre verdiente Niederlage eingehandelt.

Bei seiner „Zerpflückung" der „Vernehmlassung" kommt Anwalt Brunschwig auf einige Details zu sprechen, was denn da so der Regierungsrat des Kantons Luzern, alles für vermeintliche „Geschütze" aufgefahren hatte. Unter anderem das eines polnischen Richters Richter namens Zygmond Wolski, der mit Hilfe eines katholischen Pfarrers namens Edward Gorski (Dr.) eine Broschüre betitelt "Anarchistische Tendenzen der Bibelforscher" verfasst hatte.

Da hatten die WTG-Funktionäre schon mal ein leichtes Heimspiel, konnten sie besagtem Herrn selbst durch Aussagen aus dem eigentlichen katholischen Lager widerlegen. Etwa so:

„So schrieb das katholische Kirchenblatt "Gazeta Koscietna" in Nr. 21 vom 21. Mai 1933:
"Dabei kann man jedoch diese Sektierer nicht mit dem Kommunismus identifizieren, gegen den auch die Bibelforscher sind." Beim Zitieren von Äußerungen der Bibelforscher dürfen wir auch diese nicht übersehen, die ausdrücklich besagen, daß Kommunismus oder Anarchie der Menschheit das Glück nicht bringen können, sondern daß zur Sicherung des Friedens und des Glückes eine auf theokratischer Grundlage aufgebaute Regierung notwendig ist. Zwischen den Bibelforschern und dem Kommunismus besteht somit ein tiefer Abgrund."

Eindeutiger Punktsieg für die Zeugen in diesem Fall also.

Ein weiterer Punkt betraf offenbar ein von Jonak „ausgebudeltes" Dokument.
Hier ist schon mal auffällig. Es wird im „Goldenen Zeitalter" weder im Detail zitiert, noch näher beschrieben. Man ist will man der Sache auf den Grund gehen, letztendlich darauf angewiesen nachzusehen, was denn Jonak selbst über dieses sein vermeintliches „Fündlein" berichtete.

Dazu zitiere ich mal jene Passage, die von mir schon früher einmal thematisch ausgeführt wurde:

„Wie man weiß, war Jonak seit Anfang der 40-er Jahre, ständiger Mitarbeiter des antisemitischen Schmutz- und Hetzblatt "Der Stürmer". Dessen Archiv hat die Nazizeit überdauert und wird heute vom Stadtarchiv Nürnberg verwaltet. In besagtem Archiv befindet sich nun ein bemerkenswertes Dokument, auf das Jonak offenbar Bezug genommen hat, und das nachfolgend hier noch wiedergegeben sei:

"De Luz y Verdad (spanische Ausgabe des Goldenen Zeitalters)
Ausgabe von 1936

Cuidado con el fascismo!
(deutsche Übersetzung im Stürmerarchiv)
Stadtarchiv Nürnberg E 9/37 Nr. 1487/6

Was ist Faschismus?
Er ist kein Instrument des Kapitalismus. Er ist ein Werkzeug des Vatikans. Katholische Kirche und Faschismus arbeiten eng zusammen.

Das katholische Bayern wurde die Wiege des Nationalsozialismus. Beide Bewegungen werden von den Jesuiten kontrolliert.

Der größte Sieg der Jesuiten ist der, dass sie in den letzten Jahren im Herzen Europas von Neuem das 'Heilige Römische Reich' geschaffen haben, dass aus Österreich, Deutschland, Italien, Ungarn und Polen besteht, aus lauter faschistischen Ländern. Diese Länder sind die Schwerter des Vatikans, der in Europa einen neuen Krieg entfesseln will.

In Spanien gibt es zwei faschistische Parteien: eine offen faschistische (Primo de Revera) und eine andere, jesuitisch-faschistische Volksaktion (Gil Robles).

Wir, die Zeugen Jehovas (Los Testigos de Jehova), treten für keine religiöse Propaganda ein. Wir sind in unversöhnlicher Weise antiklerikal und antireligiös (= gottlos). Wir sprechen von einer vollkommenen Welt, von einer vollkommenen Menschenrasse und von einer vollkommenen sozialen Ordnung auf der Welt. Wir mischen uns nicht in die Politik. Wir wenden uns an die ganze Welt. Denn unsere Bewegung ist international. Alle Religionen haben als Instrument der Unterdrückung gedient. Der größte und erbittertste Feind der ganzen Menschheit ist die römisch-katholische Geistlichkeit; die Jesuiten und die Faschisten.

Es ist die Zeit gekommen, dass jeder von uns überlegt, ob er sich auf die eine oder andere Seite stellt. Indessen verkünden wir die bevorstehende Zerstörung der teuflischen Unterdrückungsorganisationen (gemeint ist die Kirche und ihre faschistischen Anhängsel) und die Errichtung des vollkommenen Reiches Gottes auf Erden."

Genannte zitierte Zeitschrift stellte also die Spanischsprachige Ausgabe des „Goldenen Zeitalters" dar. Das dem so ist, bestätigt das „Goldene Zeitalter" selbst einmal, indem es beispielsweise in seiner Ausgabe vom 15. 8. 1936 einmal auflistete, unter welchen Namen es fremdsprachig alles so erscheine:
Name:
Ny Verden
Das Goldene Zeitalter
The Golden Age
Kultainen Aika
L'Age d'Or
Chrysous Aion
Het Gouden Tijdperk
Zloty Wiek
Den Gyllne Tidsäldern
Luz y Verdad
Zlaty Vek
Az Aranykorszak

Hingewiesen werden kann auch auf jenen „Jubelbericht" im „Goldenen Zeitalter" vom 15. 12. 1933 wo zu lesen ist:
„Er (der Interessent) bestellte sofort alle Bücher und Broschüren von Richter Rutherford und abonnierte Luz y Verdad und den Wachtturm"

Jonak hatte nun bei seinem Zitat insbesondere an der darin auch enthaltenen Wendung Anstoß genommen, man sei antireligiös.

Dafür gibt es auch einen Beleg aus der Freyenwald-Collection der Universität Tel Aviv. Als Beleg dafür sei auf das Schreiben vom 29. 10. 1936 von Jonak an den Boris Toedtli verwiesen. Als Beleg sei auf einen entsprechenden Briefausriß verwiesen:

Angesichts dessen ist es zu billig, wenn die WTG-Funktionäre in Antwort auf die Vernehmlassung des Regierungsrates Luzern behaupten:

„Ebenfalls nicht einzusehen ist, was das Zitat aus der spanischen Zeitung "Luz y Verdad" mit der Beschwerde zu tun haben soll. "Luz y Verdad" ist eine selbständige Zeitung. Die Beschwerdeführer erhielten von diesem Zitat zum ersten Mal Kenntnis durch die Vernehmlassung des Regierungsrates des Kantons Luzern. In Spanien herrschen, wie jedermann weiß, aufgeregte und außerordentliche Zustände, so daß unmöglich ein Artikel, der dort selbständig erscheint, den Zeugen Jehovas der Schweiz angelastet werden könne"

Hingewiesen sei auch darauf, dass die spanischsprachige Ausgabe des GZ auch in anderen Ländern (etwa Argentinien) vertrieben wurde, wofür auch die Angabe im 1972er ZJ-Jahrbuch steht::
„Ein Ansporn für das Werk in Argentinien war im Jahre 1932 der Besuch von Bruder Roberto Montero, der in Mexiko diente. Er wurde von Bruder Rutherford gesandt, um den Feldzug mit der neuen Zeitschrift Luz y Verdad (Das Goldene Zeitalter in Spanisch) einzuführen."

Genannt sei auch jene Passsage aus "Erwachet! vom 22. 1. 1972::
„Der Geschichtsbericht wurde durch die Anwesenheit einer einundachtzigjährigen Zeugin Jehovas belebt, die Gottes Wahrheit im Jahre 1927 kennenlernte. Sie ist blind und sehr klein, doch welch eine Energie strahlte sie aus, als sie sprach! Sie erzählte, daß sie im Jahre 1934 als Schriftleiter der Zeitschrift Luz y Verdad (Licht und Wahrheit, wie die Zeitschrift Erwachet! damals in Spanien hieß) amtete, weil damals keine Spanier in dem Büro arbeiteten und der Aufseher, da er ein gebürtiger Engländer war, die Fahnenabzüge nicht unterzeichnen konnte, die von der Regierung genehmigt werden mußten."

Also in diesem Punkt: K e i n Punktsieg für die Zeugen.
Wenn die WTG-Funktionäre sich auch mit den Worten verteidigen::

„Daß die Zeugen Jehovas einen haßerfüllten Kampf gegen das "organisierte Christentum" und gegen den beutigen Staat und seine Behörden führen, wie die erst nachträglich zur Kenntnis des Regierungsrates gelangten Streitschriften glauben machen wollen, entspricht den Tatsachen nicht."

Angesichts solch eines Votums kann man wohl nur sagen, in Gesamteinschätzung der zeitgenössischen Zeugen Jehovas:
Gewogen und für zu leicht befunden!

Nun aber wird es „richtig interessant". Auch Jonak selbst wird von den WTG-Funktionären angegriffen.
Dafür steht beispielsweise die Passage::

„Verschweigt Jonak bewußt, um einen falschen Eindruck beim Leser hervorzurufen, daß der Begründer der Bibelforscher-Lehre, Pastor Russell aus einem Geschichtswerke von Cook zitiert und tut so, als ob es Russell selber schreibt."

So so. Und wie sieht dieses Vergehen im Einzelnen aus? Wird das auch im „Goldenen Zeitalter" mitgeteilt. Kurze Antwort aus einem Wort: Nein.
Man ist also erneut genötigt sich bei Jonak selbst anzusehen, was er denn da so „schief dargestellt" habe. Tja, und da muss man schon registrieren. Eine Seitenangabe macht das GZ ja nicht.

In Gesamteinschätzung indes kann man wohl sagen. Es drehte sich um den Kommunismusstreit. Im Band 4 der "Schriftstudien" gibt es im "Der Kommunismus" überschriebenen Abschnitt (S. 374, 375) in der Tat die Zitierung eines Rev. J. Cook. :
Man liest dort:

"Der Kommunismus
ist eine Organisation der Gesellschaft, bei welcher die Güter der Gesamtheit gehören, im Interesse der Allgemeinheit verwaltet werden, und der dabei erzielte Nutzen für die allgemeine Wohlfahrt verwendet wird, wobei jedem zuteil wird, was er bedarf. Rev. J. Cook sagt von demselben:
'Der Kommunismus bedeutet die Abschaffung des Erbrechts, der Familie, der Nationalitäten, der Religion und des Eigentums.'
Gewisse Züge am Kommunismus könnten wir empfehlen (etwa den Sozialismus), aber als Ganzes ist er undurchführbar. Er setzt vollkommene Menschen voraus, die nicht selbstische Herzen haben. Er würde alle zu Faulenzern machen, sodaß die Menschheit schnell in Barbarei zurückfallen und dem Ruin entgegentreiben würde."

Hierbei ist schon mal beachtlich. Das Cook-Zitat bringt eine Defition, klar abgegrenzt durch Anführungsstriche::
"Der Kommunismus bedeutet ..."
Die nachfolgenden Sätze hingegen::
"Gewisse Züge am Kommunismus könnten wir empfehlen ..." sind eindeutig Russells eigener Kommentar, und keineswegs durch ein Cook-Zitat ausgewiesen.

Genau auf diesen Umstand hat sich nun auch Jonak mit "eingeschossen", wenn er schreibt::
"In einem eigenen Kapitel in 'Schriftstudien', Band IV, beschäftigt sich Russell mit dem Kommunismus. Dieses System der Gütergemeinschaft verurteilt er keineswegs, er hält es nur für die heutige Zeit noch nicht für anwendbar; wohl aber tritt er für die Vorstufe, den Sozialismus, ein:
'Gewisse Züge am Kommunismus können wir empfehlen, etwa den Sozialismus, aber als Ganzes ist er undurchführbar. Er setzt vollkommene Menschen voraus'. ('Schriftstudien' IV, S. 375.)"

Wenn den WTG-Funktionären in der aktuellen Auseinandersetzung dieses Zitat nun nicht passt, dann kann man das zwar nachvollziehen. Indes erweist sich ihre Ausrede, es wurde ja "nur Cook zitiert", als ein plumper Taschenspielertrick :
Wiederum das Urteil: Gewogen und als zu leicht befunden.

Die nächste Jonak bezügliche „Breitseite" lautet::
„Dr. Jonak schreibt: "Ob Russell jüdischer Abstammung war, ist nicht erwiesen". Ferner daß Russells Eltern "angeblich schottisch-irischer Abstammung waren" und "daß Russells angeblicher Pazifismus ihn nicht abhalten läßt zu wünschen, daß alle christlichen Nationen durch Krieg und Revolution zerstört werden".

Auch dazu die Anmerkung. Für eine ganze Latte von miesen Autoren aus dem deutschnationalem und kirchlichem Lager, war die Unterstellung Russell sei (angeblicherweise) „Jude" ein „Glaubenssatz" xmal bis zum Erbrechen heruntergebet.
Nun ist Jonak unzweifelhaft auch in Kontinuität zu den deutschnationalen Vorgängern zu sehen. Das er nun aber einräumt jener „Glaubenssatz" sei nicht erwiesen, ist doch die eigentliche Aussage (der relative) „Fortschritt". Die WTG-Funktionäre machen es sich zu einfach, wenn sie diesen Kontext nicht beachten, nicht beachten wollen.
Und das über die Harmagedon-Theorien der Zeugen trefflich zu streiten ist, bis heute, pfeifen doch die Spatzen von den Dächern
Insofern gilt auch hier: Gewogen und für zu leicht befunden.

Dann noch die Aussage::
„Dr. Jonak schreckt nicht davor zurück, eine als plumpe und langst entlarvte Fälschung wie den sogenannten Freimaurerbrief ...als Hauptbeweismittel zu verwenden."

Es ist wahr, Jonak hat in seinem Buch auch ein Kapitel „Die Geldmittel der Bibelforscher" betitelt, worin er das leidige Thema einer vermeintlichen Fremdfinanzierung mit abhandelt. Indes wäre sehr trefflich darüber zu streiten, ob das wirklich den Rang eines „Hauptbeweismittels" einnimmt. Ich jedenfalls habe da einen anderen Eindruck gewonnen. Jonak zeigt sehr detalliert (detaillierter als alle anderen Vorgänger) die diesbezüglichen Facetten auf. Dennoch meine ich seine Hauptintention im Untertitel seines Buches zu erkennen, der da lautet::
„Die politischen Ziele der Internationalen Vereinigung Ernster Bibelforscher".
In diesem Kontext mutiert das Gezänk um die Finanzierungsfrage zum unter ferner liefen.
Erneut ist festzustellen: Gewogen und als zu leicht befunden!

Das Fallbeispiel Jonak ist für die WTG gesuchter Vorwand um ihrerseits dem Gericht gegenüber frech zu behaupten::
„Mit Bezug auf den Inhalt der Schriften beruft er (der Regierungsrat des Kantons Luzern) sich auf die bewußt verzerrte und verfälschte Wiedergabe in der Tendenzliteratur oder auf herausgerissene und sinnentfremdete Zitate."

Die genannten Beispiele aus dem Jonak-Disput indes verdeutlichen, dass solch eine Behauptung auf ziemlich wackligen Füssen steht.

Weiter heisst es dann, und dem ist dann allerdings zuzustimmen::
„Es wird nicht bestritten, daß die Zeugen Jehovas in den Diktaturländem Deutschland, Rußland usw. verboten sind. doch dürfte diese Tatsache kaum ein Präjudiz für die Auslegung von Freiheitsrechten der Schweizerischen Bundesverfassung darstellen."

Offenbar muss man den Gesamtkontext wohl so einschätzen, dass da - namentlich katholische Kreise - angesichts des Verbotes der Zeugen Jehovas u. a. in Hitlerdeutschland, für ihre Interessen „Morgenluft witterten". Wenn diese Rechnung letztendlich nicht aufging, wäre das „als das eine" zu bezeichnen.
„Das andere" hingegen wären die Details, namentlich wie man glaubte Jonak „widerlegt" zu haben.

Zu Jonak noch grundsätzlich. Gemäß eigener, an anderer Stelle getätigter Aussage, schätzte die WTG Jonak dahingehend ein, er wolle die katholische Kirche besser machen als sie sei, und er wolle für sie staatlichen Schutz reklamieren. Einer solchen Einschätzung kann man durchaus zustimmen.

Ein späteres durchaus relevantes Dokument ist auch Jonak's 1941 erschienenes Buch "Jüdische Bekenntnisse aus allen Zeiten und Ländern". In ihm ließ er erneut seine wesentlichen die Zeugen Jehovas betreffenden Thesen mit einfließen.

Bezüglich Russell muss er erneut einräumen, die von antisemitischer Seite getätigte Unterstellung, "Russell sei Jude", die keineswegs von Jonak stammt. Schon Fetz und andere vom antisemitischen Rattenschwanz hatten sie ohne stichhaltige Belege, vorgebetet.
Jonak sieht sich erneut auch an diesem Ort genötigt einzuräumen, die These sei in der Tat "bisher" nicht bewiesen. Er bedient sich da der Hilfskonstruktion und stempelt Russell zum "Gesinnungsjuden". Ein schillernder Begriff unfraglich.

Nimmt man aber auch Dokumente zur Kenntnis wie Russell's "Die nahe Wiederherstellung des Volkes Israel", kann man solches Konstrukt nicht unbedingt in den Bereich "Wolkenkuckucksheim" verbannen.
Russell muss es sich schon vorhalten lassen, es seinen antisemitischen Gegnern leicht gemacht zu haben, in der Verleumdung seines Wirkens.

Was unfraglich zustimmbar ist, dass ist der Umstand, dass der antisemitische Rattenschwanz, egal in welcher Person man ihn besichtigt, nicht wirklich treffsicher argumentiert. Das ist dann eine ähnliche Sachlage wie im Falle des später aufgekommenen Themas Impfgegnerschaft. Einige Oberflächliche bei dieser These haben das zum Verbot deklariert. Prompt gab es gerichtliche Auseinandersetzungen, die genau auf diese ungenaue Vokabel abstellten.

Trotzdem bleibt der Sachverhalt bestehen, dass es eine über Jahrzehnte währende Impfgegnerschaft innerhalb der WTG-Organisation gab. De jure zwar nicht in der Form eines de jure Verbotes. Das war auch garnicht notwendig. Der WTG-Beeinflussungsdruck in der Frage war auch - ohne de jure Verbot - schon wirksam genug.

Ähnlich ist auch die Polemik der Antisemiten in Sachen Russell und Zionismus einschätzbar. Semantisch ungenau. Ohne Frage. Dennoch einen wesentlichen Aspekt zeitgenössisch aus damaliger Sicht, abhandeln.
Eine heutige Polemik gegen diese Sachlage aus WTG-Sicht, erweist sich somit als nicht echt stichhaltig.

Dann noch der Aspekt der WTG-Kirchenfeindschaft. In seinem oben genannten Buch bringt Jonak auch diverse Auszüge aus der WTG-Literatur genau zu diesem Thema. Die WTG stellt sich nicht echt dieser Sachlage, ist nach wie vor festzustellen.

Nachstehend einmal solche von Jonak in seinem genannten Buch gebrachten WTG-Literaturzitate, einschließlich der von Jonak jeweils mit genannten Quellenangaben.

Das Volk Israel wird niemals aufhören, eine Nation zu sein.
J. F. Rutherford in „Millionen jetzt lebender Menschen werden nie sterben", Bern 1920, S. 116.

Das Christentum soll durch Krieg, Revolution, Anarchie, Hungersnot und Pestilenz zur Einöde gemacht werden von einem Ende bis zum anderen.
Ch. T. Russell in „Schriftstudien" Barmen 1922, 7 Band, S. 535.

Alle Staatskirchen sollen zerstört werden, sowohl buchstäblich durch das Schwert als auch im Sinnbilde durch die Wahrheit, die das Wort Gottes das Schwert des Geistes, über sie ausspricht.
Ch. T. Russell in „Schriftstudien", Barmen 1922, 7. Band, S 536.

Die böse und vererbte Zivilisation, die als „Christentum" bekannt ist, soll noch öder und wüster gemacht werden als die Wildnis, welche Palästina umgibt. Sie soll ganz vom Erdboden hinweggefegt werden.
Ch. T. Russell in „Schriftstudien" Barmen 1922, 7 Band, S. 538.

Der römische Katholizismus ist in Wirklichkeit eine heidnische Religion. Der Protestantismus betet ebenso den Moloch an.
Ch. T. Russell „Schriftstudien", Barmen 1922,7 Band, S. 553.

Der Protestantismus soll voll und tief das Maß der römischen Kirche trinken. ... Er wird zum Hohn und Spott der ganzen Welt werden.
Ch. T. Russell „Schriftstudien", Barmen 1922, 7. Band, S. 663.

Die große Hure (Offenbarung 17) stellt die Teufelsreligion dar, die fälschlicherweise ein „organisiertes Christentum" oder Christenheit genannt wird und einen Teil der satanischen Organisation ausmacht.
J. F. Rutherford in „Licht", Bern 1930, 2. Band, S. 79.

Die sogenannte „christliche Religion" ist der größte Humbug und die abscheulichste Heuchelei, die je die Menschen getäuscht hat.
J. F. Rutherford in „Licht" Bern 1930, 2.Band, S. 107.

Die Christenheit ist die heuchlerischste aller Organisationen. ... Sie ist hochgezüchtete Heuchelei und die sträflichste aller Völkergruppen.
J. F. Rutherford in „Rechtfertigung", Bern 1931, 1. Band, S. 205.

Israel wurde von allen Völkern der Erde begünstigt, weil Gott es als sein Volk erwählte.
J. F. Rutherford in „Trost für die Juden", Magdeburg 1925, S. 37.

Wäre das tausendjährige Reich auf Erden aufgerichtet und hätten die für diese Zeit verheißenen göttlichen Regenten ( ... ) ihre Herrschaft angetreten ... dann könnte der Kommunismus gedeihen. Er wird dann wohl die beste Gesellschaftsform sein, die sich der König der Könige zu seiner Methode macht. Aber auf das warten wir.
C. T. Russell in „Schriftstudien" 4. Band „Der Krieg von Harmagedon (1. Auflage 1897), Magdeburg 1926, S. 379.

Die weltlichen Regierungen werden zerstört und die soziale Ordnung der Dinge in Anarchie verwüstet werden.
Ch. T. Russell in „Schriftstudien", 7. Band Auflage 1922 S. 573.

Gott wird gegen sie (die katholische und protestantische Kirche) einen großen Pöbelhaufen zusammenbringen, Leute mit ein scharfen Gefühl für vergewaltigte Gerechtigkeit - Sozialisten, organisierte Gewerkschaftler, radikale Arbeiterelemente, Sozialdemokraten, Nihilisten und Anarchisten.
Ch. T. Russell in „Schriftstudien", Barmen 7. Band, Auflage 1922, S. 635.

Gott wird die weltliche Ordnung der Dinge der Gewalt der bösen Anarchisten preisgeben, und er wird des „Christentums" Ordnung der Dinge wüste und öde machen, und zwar buchstäblich durch die Gewalt der Anarchisten, wie der bestehenden Ordnung fremd und feindselig gegenübertreten, und geistlicher Weise durch die Söhne Gottes ( ... )
Ch. T. Russell in „Schriftstudien", Barmen, 7. Band Auflage 1922, S. 671.

Gott wird es so überwalten, dass die Nationen von riesenhaften Revolution erschüttert werden.
Ch. T. Russell „Schriftstudien", Barmen 7. Band Auflage 1922, S. 676.

Dann schließlich wird das Volk, das übriggeblieben ist, zur Erkenntnis kommen, dass Krieg, Revolution und Anarchie die gerechten Gerichte des Allmächtigen gegen die geistlichen, politischen und volkswirtschaftlichen Greuel des „Christentums" waren.
Ch. T. Russell in „Schriftstudien" Barmen, 7. Band Auflage, 1922, S. 700.

Alle prophetischen Äußerung lassen darauf schließen, dass dieser Kampf ( ... ) ehe er sein Ende erreicht hat, ein fürchterliches Blutvergießen, eine höchst blutiger Konflikt sein wird, ein schrecklich wütender Sturm.
Ch. T. Russell in „Schriftstudien", Barmen, Auflage 1922 7 Band S. 305.

Gott wird alle kriegslustigen Regierungen, die an der Spitze großer Nationen stehen, vernichten, auch sollen weltlich gesinnte Leute das Volk nicht mehr bedrücken, und alle Völker soll nicht mehr vor grausamen Regierungen geknechtet werden.
Ch. T. Russell in „Schriftstudien", Barmen, Auflage 1922, 7. Band S. 680.

Gottes Wort der Wahrheit weist deutlich daraufhin, dass der schrecklichste aller Kriege und ein Menschensterben ohnegleichen in sehr naher Zukunft bevorstehe.
J. F. Rutherford in „Zuflucht zum Königreich", Bern 1933 S. 7.

Satan, sehend, dass seine Zeit zur Vorbereitung für die Schlacht von Harmagedon kurz ist, fuhr seither damit fort, die Nationen der Erde zu Rüstung für einen weiteren großen Krieg aufzustacheln.
J. F. Rutherford in „Regierung", Magdeburg, Verlagsrecht 1928, S. 181.

Es muß noch einen Krieg geben, um die ruchlose Organisation Satans ( ... ) auszufegen und das ist der Krieg des großen Tag Gottes des Allmächtigen, oder der Krieg von Harmagedon.
J. F. Rutherford in „Zuflucht zum Königreich" Bern 1933, S. 49.

Die Nationen werden mit einer Kraft regiert werden, der zu widerstehen unmöglich ist - „jedes Knie soll sich beugen und jede Zunge soll bekennen" - und Gehorsam wird erzwungen werden. ... Wegen ihrer Festigkeit und Unbeugsamkeit wird diese Herrschaft sinnbildlich einer eiserne Zucht und Rute genannt.
Ch. T. Russell in „Schriftstudien" Barmen Auflage 1922, 7. Band, S. 52.

Die irdische Stufe des Königreiches wird israelitisch sein. ... Sowohl von den Propheten als auch von den Apostel finden wir Aussprüche, die klar zeigen, dass in den Zeiten der Wiederherstellung Israels das erste Volk sein wird das mit der neuen Ordnung der Dinge in Einklang kommt.
Ch. T. Russell in „Schriftstudien", Magdeburg Auflage 1926, 1. Band S. 280.

Die Bedingungen des neuen Bundes während das Milleniums werden in jeder Weise dem jüdischen Gesetzesbund entsprechen, mit der Ausnahme jedoch, dass der neue Bund einen besseren Mittler haben wird.
Ch. T. Russell in „Schriftstudien", Magdeburg Auflage 1926, 5. Band, S. 315.

Nach dem Talmud lehren jüdische Theologen, dass der Messias alle über die Erde vertriebenen Nachkommen der jüdischen Stämme aus der Zerstreuung einsammeln wird, um ihre fremden Unterdrücker zu verwirren und zu schlagen, und dass die Juden von Jerusalem aus, als einem Weltzentrum die ganze Erde beherrschen werden, die ein Schauplatz irdischer Freude und Wohlfahrt werden soll. So schreibt R. Salomon: Es ist bestimmt, dass die Welt 6000 Jahre bestehen soll nach der Zahl der Tage in der Woche, aber am siebenten Tag ist der Sabbath, und während der siebenten Millenniums hat die Welt Ruhe.
Ch. T. Russell in „Schriftstudien", Barmen Auflage 1922, 7. Band, S. 401.

Die Juden werden die Herrschaft über die Erde erhalten.
Ch. T. Russell in „Schriftstudien" Barmen Auflage 1917, 7. Band, S. 666.

Die kommenden Segnungen werden überreich sein zum Segen für alle Menschen, aber für die Juden zu erst.
Ch. T. Russell in „Die nahe Wiederherstellung des Volkes Israels", Bern, 3. Auflage, S. 8.

Wir lesen: „Der Messias wird Frieden reden zu den Nationen." Aber dieser Segen des Friedens wird zuerst zu Gottes auserwählten Volke kommen und durch diesen zu den Nationen.
Ch. T. Russell in „Die nahe Wiederherstellung des Volkes Israel", Bern, 3. Auflage S. 44.

Die Schrift lehrt klar und deutlich, dass das Heil von Juden kommt, weil Schilo, der Messias, welcher der Erretter und Befreier der Menschheit - zuerst der Juden und darauf der Nationen - sein wird, aus dem Stamme Juda hervorgeht.
J. F. Rutherford in „Trost für die Juden", Magdeburg 1925, S. 12.

Die Hoffnung der Juden werden erfüllt werden, denn der Messias wird ein universales Königreich auf Erden errichten.
J. F. Rutherford in „Trost für das Volk", Magdeburg Verlagsrecht 1925, S. 47.

So gewinnt nach und nach das geographische Zentrum der Erde, die Gegend von Jerusalem, Bedeutung in den Augen der Welt. Diejenigen, welche die Sache durch das prophetische Teleskop anschauen, sehen die Zeit voraus, da das Gesetz ausgehen wird vom Berge Zion - dem geistigen Israel auf himmlischer Stufe - und das Wort des Herrn von Jerusalem - der künftigen Hauptstadt der Welt unter den Einrichtungen des messianischen Königreiches. Dorthin werden alle Völker der Erde in ihre Gesandten senden und dort ihre Gesetze empfangen.
Ch. T. Russell in „Die nahe Wiederherstellung des Volkes Israels" Bern, 3. Auflage, S. 9.

Christus wird bei der Organisierung der neuen Erde keine nationalen Unterschiede außer den zwölf durch die zwölf Stämme Israel dargestellten Abteilungen anerkennen. Jeder Lebende muss einen dieser Teile und Stämme zugewiesen werden. ... Unter der Herrschaft der Organisation Satans ( ... ) gab es verschiedene Nationen, zum Beispiel die britische, die amerikanische, die deutsche, die italienische und andere, aber alle diese Unterscheidungen müssen und werden aufhören. ... Das zeigt das unter dem messianischen Königreich eine vollständige Reorganisierung aller Völker der Erde stattfinden wird. Für die heute gebrauchten Landkarten der Erde und im Königreich keine Verwendung mehr sein.
J. F. Rutherford in „Rechtfertigung", Bern Verlagsrecht 1932 3. Band S. 321.

http://www.manfred-gebhard.de/Jonak.29.10.36.jpg
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Geschrieben von Drahbeck am 29. September 2007 14:34:31:

Als Antwort auf: Re: Zeitgeschichte vor 70 Jahren ("Goldenes Zeitalter" 15. 8. 1937) geschrieben von D. am 31. August 2007 08:10:32:

"Wir dachten einmal, der Herr würde vielleicht die Herzen einiger weltlich Reichen berühren, und sie würden eine Menge Geld beisteuern und so die finanzielle Kraft zur Ausbreitung seiner Botschaft der Wahrheit mächtig vergrößern. Nun aber sieht Gottes Volk, dass eine solche Erwartung unrichtig war" (Rutherford in „Rechtfertigung" Bd. II S. 277).

Diese Worte enthüllen dann doch wohl eine gewisse Enttäuschung.
Namentlich angesichts Rutherford's kostspieliger Radio-Ambitionen wollen jene Stimmen einfach nicht verstimmen, die da fragen. Wie lief das im Detail ab? Konnte die zu Rutherford's Zeiten doch ausgesprochene Unterklassen-Religion wirklich aus eigenen Mitteln die dafür notwendig hohen Beiträge aufbringen? Oder war es nicht vielmehr so, dass sie da von interessierter Seite finanziell mit unterstützt wurde. Ein Name taucht da immer wieder auf: Rockefeller.

In der zeitweilig in der Schweiz erscheinenden WTG-Zeitschrift „Jehovas Jugend" gibt es eine Ausgabe welche den amerikanischen Automobilkönig Henry Ford in einer Weise als „Tugendheld" und Vorbild bejubelt, dass einem gelinde gesagt, beim lesen dieser Auslassungen schlecht werden kann. Just im Anschluss daran gibt es die nebulöse Aussage, Rockefeller habe einer von ihm einst geförderten Kirche, mitgeteilt. Sie müsse zukünfig ohne solche Förderung von seiner Seite auskommen.
Um welche Kirche es sich da handelte, lässt „Jehovas Jugend" allerdings im Dunkeln. Es kann eine andere, außer der WTG sein. Aber damit ist noch keineswegs ausgeschlossen, dass auch die WTG - zumindest zeitweise - zu den von Rockefeller Mit-Begünstigten gehört.

„Jehovas Jugend" schreibt in der Redaktion von Franz Zürcher in ihrer Nummer 38:

„Als Ford im Dezember 1920 seine Fabrik schloss, triumphierte die Hochfinanz darüber, dass er nun sicher am Ende seiner Kraft angelangt sei. Bald darauf erhielt er von ihr das Anerbieten eine Anleihe von 50 Millionen anzunehmen und so sein Unternehmen zu „retten".
Ohne weiteres würde dieses listige Anerbieten zur größten Überraschung der Hochfinanz abgelehnt. Bald darauf bekam Ford Rohmaterial zu den Preisen, die er wünschte, weil man froh war, das er endlich wieder einkaufte. Henry Fords Unternehmen ist ein schlagender Beweis dafür, dass bei intelligenter Führung des Betriebes, auf einer weniger selbstsüchtigen Grundlage als der allgemein üblichen, der Fabrik dem Arbeitern und auch den Käufer enorme Vorteile erwachsen gegenüber den Unternehmen, deren Basis Gewinnsucht ist.

Ist Henry Fords Prinzip der „Dienstleistung" vielleicht das Mittel, welches überall angewandt die Weltkrise beheben könnte? Ist sein Prinzip tatsächlich die goldene Regel, die wie ein Zaubermittel alle Schwierigkeiten beseitigt und das langersehnte bringt? Existiert ein solches Mittel überhaupt?

Eine solche Regel gibt es in der Tat, und ganz klar aufgedrückt heißt sie: „Alles was ihr wollt, dass euch die Leute tun sollt ihr ihnen tun."
Du wünsches selber nicht Übervorteilt, sondern gerecht behandelt zu werden, darum verkehre du zuerst mit den andern, wie du wünschest, das er mit dir verkehren soll. Was hindert die Menschen daran, sich nach dieser Regel zu richten?

Die Antwort ist: Es gibt keine gerechte Entscheidung für jemand der diese Regel kennt und sie nicht befolgt. Wer es ernst nimmt, diese in Matthäus 7:12 gegebene Regel zu achten, findet das er im allgemeinen leicht und schön ist, sich danach zu richten. Dies wird bestätigt durch 1. Johannes 5:3: „Seine Gebote sind nicht schwer."
Die Zeit kommt eilends herbei, da der neue Herrscher der Erde, Christus Jesus, allen Menschen das Lebensrecht geben wird, die bereit sind dieses Gebot zu erfüllen. Für jener aber, die in Selbstsucht verharren wird es keine Existenzberechtigung geben. Im Königreich Gottes wird dann die goldene Regel in vollkommener Wirksamkeit sein, zum besten und zur Ehre Jehova, der sie gab.

Da aber Geistliche nun beginnen wirtschaftliche Lehrsätze aufzustellen, so meint Mr. Utley, sollten sie froh sein, wenn ihre Pfarrkinder von solchen Predigten fernblieben, ohne einen Kirchenskandal herbeizuführen. John D. Rockefeller jun. hat einer Kirche, die er bisher finanziell unterstütze mitgeteilt, dass sie künftig auf diese Hilfe nicht mehr zählen dürfe."
(Hervorhebung von mir).

Anmerken muss man, dass es dieselbe Ford-Lobhudelei noch in einer weiteren Ausgabe von „Jehovas Jugend" gibt, der sogenannten „Probenumer". Dort ist der Rockefeller-Passus allerdings nicht enthalten. Er wurde ofenbar eigens in der Nr. 38 hinzugefügt. Mit der Nr. 39/40 bendete „Jehovas Jugend" auf Geheiss von Rutherford, dann ohnehin ihr weiteres Erscheinen.

In diese Indizienkette reiht sich dann auch das agieren im Schweizer Bibelforscherprozess der Jahre 1924/25 ein. Namentlich abgestellt auf den Urheber diesbezüglicher Anwürfe, Herbert v. Bomsdorff-Bergen. Und wie in Zuschriften selbigen an die „Münchener Katholische Kirchenzeitung" dokumentiert. Bomsdorff wich nicht einen Milimeter von seinen für die WTG ehrenrührigen Unterstellungen ab. Die WTG bei ihrer juristischen Gegenoffensive - hat dann faktisch - Bomsdorff-Bergen außen vor gelassen.

Was den eingeknickten Verleger des Bomsdorff anbelangt, der in der Tat mit der WTG einen Vergleich abschloss (dessen finanzielle Kosten zudem noch die WTG trug), so lässt Bomsdorff in seiner Zuschrift an die „Münchener Katholische Kirchenzeitung" auch kein gutes Haar an dem, bezichtigt ihn zudem einer kriminellen Vergangenheit. Schon allein das hätte für den Verleger Grund genug sein müssen, sich zu wehren. Er liess aber alle ehrenrührigen öffentlichen Anschuldigungen auf sich sitzen.
Das war den wohl auch der geeignete Partner für die WTG.

Nun hat man zwar zu konstatieren. Ein dokumentenmäßiger Beweis für die Behauptung einer (zeitweiligen) Fremdfinanzierung der WTG ist bis heute nicht geliefert worden. Gleichwohl ist es unstrittig, dass der späte Rockefeller massiv in die religiöse Szene hinein investierte. Allenfalls ist bestreitbar. Wer Nutznießer und wer eben nicht.
Eingangs genanntes Rutherford-Zitat belegt aber auch, dass solche Finanzspritzen nicht an sich den Status eines „Dauerzustandes" erreichten. Bekam da einer mal was, und später trocknete die Quelle aus, dann kann man eine diesbezügliche Enttäuschung durchaus nachvollziehen.
Registriert der so Enttäuschte, von dritter Seite gibt es eine hämische „Abrechnung" mit dem einstigen Wohltäter, kann man es auch nachvollziehen, dass selbige als interessant eingestuft wird. Man spricht ja keine eigenen Werturteile aus. Man zitiert einfach nur.

Ein solcher Fall liegt meines Erachtens in der Ausgabe des „Goldenen Zeitalters" vom 1. September 1937 vor. Da wird ein Rockefeller bezüglicher Artikel aus einer anderen Zeitschrift („Der öffentliche Dienst") zitiert.

Bereits in seiner Ausgabe vom 15. 9. 1933 hatte das „Goldene Zeitalter" notiert:
„Seitdem sich John D. Rockefeller sen. im Jahre 1898 vom geschäftlichen Leben zurückgezogen hat, hat er etwa sechshundert Millionen Dollar verschenkt; aber sein Vermögen vergrössert sich schneller als er es wegbringen kann."

Eine zwingende Notwendigkeit, einen neueren Artikel in Sachen Rockefeller auch der Leserschaft des „Goldenen Zeitalters" zur Kenntnis zu bringen, bestand sicherlich nicht. Nun kann man die Motivation der GZ-Redaktion dafür sicherlich unterschiedlich deuten. Das sei nicht in Abrede gestellt. Lassen wir die Frage also einstweilen unbeantwortet. Zitieren wir einfach das, was das GZ in Sachen Rockefeller seinen Lesern mitteilte:

„Das Denkmal des Millionärs
Am 23. Mai 1937 ist auf seinem Landgut in Florida John Davison Rockefeller im Alter von 97 Jahren 10 Monaten und 14 Tagen gestorben. Er war ein Mann, dem die Welt viel Böses zu verdanken hat, Böses, das er durch riesige Stiftungen wieder gutmachen wollte, ein Mann, der einen einzigen, wirklich großen Glauben hatte, den Glauben an das Geld. In diesem Glauben handelte er, als er alt wurde, selbst mit Gott. Die riesigen Stiftungen des alten Rockefeller sind nichts anderes als Schweigegelder.

De mortuis nihil nisi bene. Wollte man diesem Grundsatz treu bleiben, der da besagt, man solle von Toten nichts, wenn nicht Gutes sagen, so müßte man über John D. Rockefeller schweigen ... Mit einer Rücksichtslosigkeit sondergleichen, der hervorragendsten Eigenschaft dieses Mannes, kämpfte er die andern Gesellschaften, die sich ihm nicht anzuschließen bereit waren, nieder. Mit welchen Mitteln dieser Kampf geführt wurde? Mit allen! ...

Eisenbahntarife sind zwar festgesetzt, dürfen auch nicht unterschritten werden, aber Herr Rockefeller wußte damals (1870) schon, daß es nicht leicht ist, gewissen Summen Widerstand zu leisten. Er bestach einzelne Inhaber von Bahnen. Hatte er es so erreicht, daß eine Bahngesellschaft ihm ungesetzliche Vorzugstarife einräumte, so spielte er diese Gesellschaft gegen andere aus, scheute sich auch nicht, gelegentlich ein bißchen zu drohen. Vanderbilt, der erheblichen Widerstand leistete, gewann er durch eine kleine Interessenbeteiligung an der Standard Oil. Die Standard Oil erhielt durch diese Methoden Frachtpreise, gegen die keine andere Gesellschaft aufkommen konnte.
Gewiß, es handelte sich um einen kleinen Betrug, aber wenn ein Betrug derart sicheren Gewinn abwarf, so konnte eben das Gesetz, das derartiges verbot, einfach nicht stimmen -, dachte Herr Rockefeller, und er dachte es während seiner ganzen geschäftlichen Laufbahn.

Das Auto wurde erfunden. Der Ölverbrauch stieg dauernd. Ein Transport in Fässern war nicht mehr lohnend, man mußte Rohrleitungen legen. Herr Rockefeller legte sie - neben die Schienen der Eisenbahn. Es gab Bahngesellschaften, die das nicht zugeben wollten. Aber die gab es nur kurze Zeit. Denn jetzt wurde Rockefeller rabiat. Ganze Armeen von Gangstern mietete er sich, und die Bahnlinien, die ihm das Legen der Röhren neben dem Schienenstrang nicht gestatten wollten, wurden plötzlich von unheimlichen Unfällen aller Art bedroht. Ihre Arbeiter wurden überfallen und ermordet, die Schienen wurden zerstört, Züge wurden angehalten und ausgeraubt. Die Mannen Rockefellers arbeiteten gut. Die Bahnen willigten in die Rohrleitungen ein.

Die Standard Oil hatte damit das Monopol der Ölversorgung.
Hier sehen wir das zweite Geschäftsprinzip Rockefellers, des
"königlichen" Kaufmannes: Gewalt geht vor Recht Die Welt hat es mit Schrecken erlebt... Von den 35 Millionen barrels (l barrel, zu deutsch Faß, enthält etwa 160 l Öl) Weltverbrauch lieferte die Standard Oil im Jahre 1882 mehr als 30 Millionen. Selbst für damalige amerikanische Verhältnisse waren die Geschäftsmethoden des ersten Trusts ein wenig zu gewalttätig. Von 1887 bis 1911 ist daher immer wieder der Versuch gemacht worden, den Trust gerichtlich - also de jure - zu belangen. Man hat ihn auch mehrfach aufgelöst Aber Geld ist stärker als das Gesetz. Die Herren trustees blieben zusammen, auch wenn ihre Gesellschaften "gar nichts mehr miteinander zu tun hatten".

Und die 30 Millionen Dollar, zu denen der Bundesrichter Landis, gestützt durch den Präsidenten Theodor Roosevelt, dem erbitterten Feind der Trusts (das haben die Roosevelts anscheinend so in sich), die Standard-Oil im Jahre 1907 verurteilte, sind - wenigstens bis heute - noch nicht bezahlt Aber der Satz des Bundesrichters ist gerichtsnotorisch: "Ihr verletzt durch eure fluchwürdigen Methoden die menschliche Gesellschaft tiefer als Falschmünzer und Posträuber."

Damals schon - um die Jahrhundertwende - handelte Rockefeller mit Gott.
Große Spenden wurden verteilt. Hunderttausende von Dollar. John Davison war kein junger Mann mehr, mußte Vorsorge treffen, daß er dereinst gut aufgenommen würde, wenn er im Himmel seinen Kontoauszug zeigen muß. Er spendete mit Vorliebe für Kirchen. Und da traf ihn einmal ein harter Schlag: Eine Kirche, der er 100 000 Dollar überwiesen hatte, schickte den Betrag zurück mit dem Bemerken, es könne dem Herrn nicht mit dem unreinen Geld des Ölkönigs gedient werden. ... Man wundert sich manchmal, daß die Politik der letzten 30 Jahre sich der Methoden bedient, die man nur noch als verbrecherisch bezeichnen kann. Man wundert sich nur deshalb, weil man nicht sieht, daß die Politik nichts anderes mehr ist, als die Ausführung der Befehle, die die sogenannte Wirtschaft den Staaten gibt Diese Wirtschaft aber wird in genau dem gleichen Zeitraum nahezu ausschließlich von der Ölwirtschaft beherrscht, und diese Ölwirtschaft, in der Hunderte von Milliarden investiert sind, hat immer unverkennbar die "Geschäftsmethoden" ihres eigentlichen Gründers angewandt, die Methoden des "Ölkönigs" John Davison Rockefeller. Es ist nicht zuletzt John D. Rockefeller, der in nächster Zeit die Welt in einen Krieg stürzen wird, dessen Ausmaße ungeheuerlich sein werden.

Wo er auch ausbricht - und es ist nicht gesagt, daß Europa das erste Schlachtfeld sein muß -, er wird ein Krieg, der keinen Erdteil verschonen wird, ein "Überweltkrieg" unter garantiert patriotischsten Parolen für - Öl! Denn Öl ist flüssiges Gold, und Gold ist das Hirngespinst der Menschheit, das aus Menschen Unmenschen macht.

Herr Rockefeller ist tot ... Aber seine "Idee", die er so stark gehabt hat, daß sie ihn besaß, lebt, die Idee des Öls, des Geldes, die Idee der Welt von heute. - De mortuis nihil nisi bene. Wollte man diesem Grundsatz treu bleiben, so müßte man über John D. Rockefeller schweigen. Leider, leider ist das nicht möglich, denn die Welt erntet schon dauernd die bitteren Früchte, die dieser jetzt Tote gesät hat. Und Millionen Toter erheben Anklage, Anklage von solcher Wucht, wie sie kein irdisches Gericht erheben kann, Anklage gegen John Davison Rockefeller!" (Entnommen aus "Der öffentliche Dienst" Nr. 23 - 1937 - Seite 4.)"
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Geschrieben von Drahbeck am 30. September 2007 04:53:48:

Als Antwort auf: Re: Zeitgeschichte vor 70 Jahren ("Goldenes Zeitalter" 1. 9. 1937) geschrieben von Drahbeck am 29. September 2007 14:34:31:

Mit einem die Befindlichkeit der Zeugen Jehovas im besonderen ansprechenden Titelbild macht die Ausgabe des „Goldenen Zeitalters" vom 15. 9. 1937 auf. Hitler, Mussolini und Stalin als „Riesen Kanaans" dargestellt.
http://www.manfred-gebhard.de/Kanaan.jpg Da muss man der GZ-Redaktion neidlos zugestehen: Volltreffer.
Der Volltreffer wird noch durch einen gleichfalls in dieser Ausgabe abgedruckten Artikel mit der Überschrift „Marx und der Sozialismus" unterstrichen. Auch zu diesem Artikel kann man wohl nur eines sagen: Volltreffer.
Er wurde auch hier schon früher dokumentiert. Man sollte ihn in der Tat einmal gelesen haben. Link zu ihm am Ende dieser Ausführungen.

Auch weniger erfreuliches weiß diese GZ-Ausgabe zu berichten. Unter der Überschrift „Terror im Dritten Reich", begegnet man schon einigen wesentlichen Ausführungen, die dann zusammengefasst, auch in dem „Zürcher" (Harbeck)-Buch „Kreuzzug gegen das Christentum" präsentiert sind.

Also hat die GZ-Redaktion unfraglich die Befindlichkeit der zeitgenössischen Zeugen Jehovas erreicht, indem ihre Grundsatzthese, nur der große Zampano namens Gott, könne alle Probleme lösen. Indem diese Befindlichkeit unfraglich zusätzliche Munition geliefert bekam, muss es dennoch gestattet sein, diese These als die eigentliche Schwachstelle der Zeugen Jehovas zu bezeichnen. Auch anhand eines weiteren Artikels aus dieser GZ-Ausgabe nachweisbar, der da den sinnigen Titel trägt:
„Streik und Kampf - alles vergebens".

Letzterer macht gar mit einem Pressephoto auf, dass da zeigt, wie selbst Totengräber auf einem Friedhof vor der Kamera posieren, als nunmehr in Streik getreten. Ist das vielleicht auch ein Extrembeispiel, so indes Streik als Waffe im allgemeinen betrachtet wohl weniger.

Es gibt eben immer wieder handfeste Interessengegensätze. Sie mögen sich in einem Totengräberstreik auf einem Friedhof in den USA äußern. Oder noch schlimmer etwa in der Form von Diktaturstaaten von denen das genannte Titelbild kündet.

Egal um welche Konfliktlage es sich auch handelt. Immer lautet das vermeintliche „Patentrezept" der Zeugen Jehovas. Nur der große Zampano könne und werde die Probleme „lösen". Das der eben nichts löst, darüber - will - man sich keine Rechenschaft geben. Gleich dem Ertrinkenden klammert man sich an den Strohalm „nur er könne es".

Bezeichnet man nun diese Strohhalm-Hoffnung als das was sie ist (und das eben ist das eigentliche Handicap), bedeutet das im Umkehrschluß nun durchaus nicht, dass die genannten Streikenden wirklich erfolgreich wären. Eine Garantie für letzteres gibt es mit Sicherheit nicht. Wer nun das Pech hatte in seiner Lebenszeit unter Diktatur-Rahmenbedingungen geboren worden zu sein, steht vor einem ähnlichen Dilemma. Sofern er überhaupt in der Lage ist bewusst zu handeln, muss er sich schon Rechenschaft darüber ablegen, was er nun tut oder nicht tut. Anpassen? Durchlavieren? In passive oder gar aktive Opposition treten? Jede Option enthält ihre nicht geringen Risiken. Dann gibt es gar (wie etwa im Hitlerregime (unter anderem) bei dem Fall der Juden nachweisbar), solche welchen noch nicht einmal ansatzweise die Chance zum „anpassen" zugebilligt wurde.

Also dass es zu Tragiksituationen kommt, egal wie die Entscheidung ausfällt, ist doch buchstäblich mit Händen zu greifen.

Nun kann man sich dabei - wie es die Zeugen Jehovas tun - in die Traumwelt des großen Zampano hineinflüchten. Das diese Traumwelt sie indes auch nicht vor den Hitler'schen KZ und ähnlichem bewahrte, haben nicht wenige von ihnen schmerzlich erfahren.

Man kann unfraglich - im Kampf auch verlieren. Wer indes nicht kämpft, der hat schon verloren!

Marx und der Sozialismus
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Geschrieben von Drahbeck am 26. Oktober 2007 08:02:04:

Als Antwort auf: Re: Zeitgeschichte vor 70 Jahren ("Goldenes Zeitalter" 15. 9. 1937) geschrieben von Drahbeck am 30. September 2007 04:53:48:

Breit ausgewalzt findet man etwa im Rutherford-Buch „Feinde" unter Ausnutzung biblischer Allegorien; (etwa Hesekiel 28) schon mal „kernige Sätze" wie den:

„Das moderne Tyrus wird zugrunde gerichtet sein. Das wird natürlich das Werk der außergewöhnlichen Arbeit Jehovas sein, wodurch das moderne Tyrus, die römisch-katholische Organisation, vollständig verwüstet werden wird, so daß hernach niemand sie auffinden noch zu ihr einfahren kann."

Oder auch den ähnlichen Satz:
„Im Vergleich mit dem Geheul, das sie loslassen wird, wenn Jehova das heutige Tyrus in Trümmer legt. Jehova sagt durch seinen Propheten: Heulet, ihr Tarsisschiffe! denn Tyrus ist verwüstet"; und wenn das geschieht, so wird es das moderne Tyrus wirklich aufheulen machen. Dieses Wehgeschrei wird anheben, wenn der Größere als Nebukadnezar, Christus Jesus, der Vollstrecker der Beschlüsse Jehovas, der mächtige Kriegsherr, beim Losbrechen Harmagedons ins Treffen zieht.

Es ist wahr, daß die Weltmächte 1848 und 1870 einen Versuch machten, die römisch-katholische Hierarchie-Organisation zu verwüsten; doch mißlang es. Die bleibende Verwüstung wird solcherart sein, daß sie ein gewaltiges Heulen verursachen wird ..."

Auch das Rutherford-Buch „Religion" legt sich bei dem Thema sicherlich keinerlei Zurückhaltung auf, etwa wenn es (Kap. 10) verlautbart:
„Tyrus war ein Vorbild der römisch-katholischen Hierarchie-Organisation, und der Herr hat das neuzeitliche Tyrus lange Zeit seinen politischen Racket ohne Störung betreiben lassen. ..."

Unter Bezugnahme auf einen zeitgenössischen „Wachtturm", der als „hochaktuell" angepriesen wird. Zitat:
„Der WACHTTURM hat in einer wunderbaren Artikelserie vom l. V. bis l. VI. 1937 eingehend und überzeugend dargelegt, daß alles, was die Bibel über das alte Tyrus sagt, heute auf das größte, verdorbenste und verderblichste Religionssystem der Welt zutrifft, auf die römisch-katholische Hierarchie."

Derart motiviert, wollte das „Goldene Zeitalter", dass doch nach eigenem Bekunden breitere Leserschichten erreichen will als nur die eigentlichen „Wachtturm"-Leser. Offenbar wollte die GZ-Redaktion, wie vorstehend beschrieben, beschwingt, da nicht nachstehen, und legt denn in ihrer Ausgabe vom 1. 10. 1937 entsprechend nach. Da bekam also dessen Leserschicht (wie gesagt theoretisch nicht „nur" Zeugen Jehovas) auch zu lesen:

„Dieses System, das der Teufel ins Leben gerufen hat und durch seine Inspirationen aufrechterhält, ist heute unbestritten das reichste und mächtigste Unternehmen der Erde. Überall und unaufhörlich saugt dieser Vampir die Pfennige und Groschen seiner Anhängerschaft auf, und sein riesiges, sich ständig mehrendes Vermögen steckt in allen großen Unternehmungen der Welt. Allein in der Stadt New York beträgt der Gesamtwert des Eigentums der katholischen "Kirche" 228 Millionen Dollar, außer dem zu versteuernden Besitz wie Landbesitz, Aktien, Anteilscheine und Bargelder, die noch auf eine "gewinnbringende" Anlegung warten.

Auch an der Rüstungsindustrie ist natürlich die Hierarchie stark beteiligt. Darum hat das Großgeschäft ein Interesse am Bestehen der Religion, wie die Religion ein Interesse am Bestehen des Kapitalismus hat. Diese beiden Teile der Satansorganisation tragen und stützen sich gegenseitig und bedienen sich der Politik zur Aufrechterhaltung und Ausbreitung ihrer Macht.

Das ist Tyrus. Das ist die große, prächtige, stolze Stadt, der an so vielen Stellen der Bibel das Gericht Jehova Gottes angekündigt wird. Es ist das System, das von seiner mächtigen Hand zerschlagen werden muß, damit die betörte, geknechtete und in Unwissenheit über Gottes Wort gehaltene Menschheit befreit werden kann..."

Wenn ein Heinrich Himmler, anläßlich seiner 1943er Umkonzipierung der Zeugen Jehovas-Politik, mit der Zielstellung, den dem sowjetischen Volke zugedachten Sklavenstatus, auch mittels Pazifizierung durch die Zeugen Jehovas zu befördern. Und in seiner diesbezüglichen Begründung auch darüber jubelte, dass letztere unter anderem „schärfstens gegen die katholische Kirche eingestellt seien".

Dann liefern vorstehende Zitate auch Belege dafür.

Die Zeugen Jehovas meinen der katholischen Kirche unter anderem ihre Verquickung mit der Politik vorhalten zu können. Sie allerdings müssen sich gleichfalls fragen lassen, inwieweit sie denn diesbezüglich „besser" wären.

Der Unterschied besteht allenfalls im Graduellen. Die einen (die Katholiken) mischen aktiv mit. Die anderen (die Zeugen Jehovas) lassen sich gleichfalls als Mittel zum Zweck von fremden Regisseuren ausnutzen. Ohne sich über diesen Umstand allerdings bewusst Rechenschaft abzulegen. Wer da unterm Strich also der „nützlichere Idiot" für die Ziele fremder Regisseure ist. Das wäre in der Tat eine Frage über die trefflich zu streiten wäre.

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Geschrieben von Drahbeck am 27. Oktober 2007 04:47:49:

Als Antwort auf: Re: Zeitgeschichte vor 70 Jahren ("Goldenes Zeitalter" 1. 10 1937) geschrieben von Drahbeck am 26. Oktober 2007 08:02:04:

Über einen „Schlagabtausch", berichtet das GZ, zu dessen Veröffentlichung sich das „Goldene Zeitalter" doch nach einigem Zögern veranlasst sah (lieber hätte man es wohl mit dem Schweigen gehalten. Was die WTG-Regel ist. Das diese Regel doch durchbrochen wurde, zeigt schon wieweit man gereizt war).

Die Antwort an den Vertreter der sogenannten SPK („Schweizerische Presse Korrespondenz" der „Gesellschaft für Kirche und Papst" in St. Gallen) war von dem WTG-Funktionär M. C. Harbeck abgefasst (der ohnehin die entscheidenden Fäden der Schweizer WTG zur fraglichen Zeit zog).

Letzterer warf in seiner schließlich doch noch erfolgtem Antwort seinem Widerpart, dem Herrn Heinrich Metzler von der SPK unter anderem vor:

„Ihre zerfahrenen und unwahren Auslassungen, die Ihnen meistens von Ihren sehr unzuverlässigen Hintermännern, Fleischhauer und Jonak, geliefert werden, beweisen jedoch, daß Sie selbst nicht imstande sind, in der Öffentlichkeit Fragen mit mir zu diskutieren, von welchen Sie keine Vorkenntnisse besitzen und für die Ihnen die notwendige Bildung fehlt. Es tut mir leid, aber ich finde es wirklich etwas kühn von Ihnen, wenn Sie Ihre SPK auf gleiche Stufe wie unsere Zeitschrift "Das Goldene Zeitalter" stellen."

Und weiter:
„Sie sind ein indirekter Vertreter eines politischen Systems und der Nazi-Organisation, mit dem Ihre Presse-Korrespondenz und der Weltdienst von Erfurt zusammenhängen. In dem Prozeß, den Tödtli gegen uns führte, offenbarte sich, daß der Anklagestoff von Fleischhauer und Jonak zusammengebraut und nur von Tödtli pro forma serviert wurde."

Man wird Harbeck zugestehen müssen mit seiner Einschätzung, in Jonak und Co den eigentlichen Gegner zu sehen, richtig zu liegen. Konnte man schon Toedtli als ausgesprochenen Strohmann outen, dem es immerhin gelang, der Schweizer WTG einen empfindlichen gerichtlichen Nadelstich zu versetzen. So dürfte wohl der Herr Metzler diesbezüglich nicht viel anders einschätzbar sein.

Fakt ist jedenfalls. Die „SPK" wurde von Toedtli aus der Taufe gehoben. Offenbar war nun eine personelle Veränderung dergestalt eingetreten, dass nicht mehr der politisch stark angreifbare Toedtli, sondern eben ein Herr Metzler für dieses „Blatt" verantwortlich zeichnete. Metzler nahm nun auf einen Artikel im „Goldenen Zeitalter" bezug, in welchem die WTG ihren Schmerz über die ihr von Toedtli verpasste gerichtliche Niederlage wegen angeblicher (oder tatsächlicher) Herabwürdigung der Religion zum Ausdruck brachte.

Da das „Goldene Zeitalter" in seiner Ausgabe vom 15. 10. 1937 sich genötigt sah dieses Anschreiben des Metzler abzudrucken, sei es nachstehend erst einmal zitiert:

Heinrich Metzler,
S t. G a l l e n den 31. Juli 37.
Postscheckkonto IX 6707
Telephon 4374
Herrn M. C. Harbeck,
Bern
Allmendstraße 39
Sehr geehrter Herr!
Der Artikel "Barabbas oder Jesum" in Nr. 357 des GZ vom l. Aug. 37 über das Berner Urteil vom 28. Mai 37 zeigt mir wieder so recht die Tatsache, daß Sie überhaupt noch nicht im Bilde sind über die Gegner Ihrer Organisation "Zeugen Jehovas". Sonst könnten Sie nicht solche unsinnige Kombinationen "U. Bodung-Verlag-SPK-Gesellschaft für Kirche und Papst" zusammenstellen, wo Sie für diese Idee nur einen einzigen "Beleg" (in Anführungszeichen) besitzen, als die Photo des Briefkastens von Herrn Toedtli in Bern.
Derweil wissen Sie ganz gut, daß Herr Toedtli bevor er Mitarbeiter der SPK war und weil er dazu über die notwendige Zeit verfügte auch die Expedition der SPK bis zum l. Juli 37 besorgte, Vertreter des Bodung-Verlages und des Weltdienstes war. Das heißt er hatte die Inkasso-Stelle für den Bodung-Verlag inne.

Deshalb ist die Behauptung: "Diese Propaganda-Organisationen haben ihren Ursprung in Deutschland und importieren von dort ihr geistiges Gut" sehr verallgemeinert und deshalb unpräzis. Sie können das vom Weltdienst vielleicht behaupten aber nicht von der SPK und ihrer Eigentümerin der Gesellschaft für Kirche und Papst in hier

So phantasiert das GZ immer wieder von der katholischen-faschistischen Front. Sie könnten wissen, wenn Sie überhaupt einigermaßen die Kirche kennen wollen, daß die Kirche kein politisches System begünstigt noch fördert. Sie fordert nur daß der Glaube und seine Ausübung nicht behindert wird, das System ist ihr gleichgültig. Der Katholik ist ebensogut Monarchist oder er kann Republikaner sein, ganz nach den Verhältnissen seines Landes.

Dann hören Sie bitte einmal auf Ihren Lesern das Märchen von dem angeblichen jesuitischen Grundsatz immer wieder vorzusetzen: Der Zweck heiligt die Mittel! Bringen Sie bitte einmal den Nachweis, daß je in der Geschichte dieses Ordens nur einmal dieser Grundsatz anerkannt und gelehrt worden ist. Wenn Sie diesen Nachweis nicht erbringen, so verleumden Sie diesen Orden und Ihre Methoden zeigen den Geist Ihrer Bewegung.

Dann eine kleine Frage. Warum übernimmt das GZ oftmals aus der jüdischen 'Nationalzeitung' in Basel Berichte und warum haben die "Zeugen Jehovas" einen Juden als ständigen Anwalt und juristischen Berater. Ist das nicht ein Anhaltspunkt für die Anklage, daß Bibelforscher von dem Judentum und der Freimaurerei gefördert werden? ...

Allerdings muß ich Sie zum Voraus darauf aufmerksam machen, daß es nicht angeht, wenn Sie ihren Lesern vorsetzen "ein prominenter Vertreter der kath. Kirche" wünsche von den "Zeugen Jehovas" Beantwortung einiger Fragen, denn ich unternehme dies aus privater und eigener Initiative und rechne mich nicht unter die "prominenten Vertreter" sondern nur unter die einfachen Gläubigen.
Hochachtungsvoll
sig.: H. Metzler

Wie immer man Metzler's Ausführungen man jetzt im Detail auch bewertet.
Fakt ist, die SPK wurde von dem politisch als Antidemokrat belasteten Toedtli gegründet. Wenn nun ein vermeintlich einfacher Katholik deren Redaktion übernommen hat, muss schon die Frage gestattet sein, wie es den um dessen Background bestellt ist.
Sein nachfolgender Satz gibt da durchaus einige Anhaltspunkte:

„Warum übernimmt das GZ oftmals aus der jüdischen 'Nationalzeitung' in Basel Berichte und warum haben die "Zeugen Jehovas" einen Juden als ständigen Anwalt und juristischen Berater. Ist das nicht ein Anhaltspunkt für die Anklage, daß Bibelforscher von dem Judentum und der Freimaurerei gefördert werden? ..."

Ob denn die „Nationalzeitung" „jüdisch" sei, werden wohl sowohl deren Herausgeber bestreiten, als auch objektive Einschätzungen diese Bestreitung bestätigen.
Ob denn das GZ „oftmals" aus jenem Blatt zitierte wäre ebenfalls anzweifelbar. Sicher ist aber richtig, dass jene Zitate der „Nationalzeitung" das Naziregime nicht im positivem Lichte erscheinen liessen. Damit dürfte schon mal die Motivation des Metzler deutlich sein.

Dann zu dem Tiefschlag:
„einen Juden als ständigen Anwalt und juristischen Berater".
Damit ist ganz offensichtlich der Anwalt Brunschvig gemeint. Wie bereits früher ausgeführt, agierte letzterer auch als Prozeßvertrter für den Israelitischen Gemeindebund in der Schweiz, bei dem von ihm angestrengten Prozeß bezüglich der antisemitischen Hetzschrift „Protokolle der Weisen von Zion".

Im Verlaufe dieses Prozesses agierte dann, vom faschistischen Deutschland kommend, der Herr Ulrich Fleischhauer als „Gutachter" für die faschistische Seite. Dieses sogenannte „Gutachten" wurde dann auch noch in Buchform publiziert. Wer es gelesen weis, dass darin auch die Zeugen Jehovas mit angegriffen wurden, als angebliche „neuzeitliche Erfüller" der „Protokolle der Weisen von Zion".

Insofern ist die Beauftragung jenes Anwaltes, durchaus sachlich begründet. Der Mann hatte sich schon in die Materie eingearbeitet. Irgendein anderer Anwalt hätte erst bei „Null" anfangen müssen. Zudem beweist die Verwendung dieses Anwaltes in keiner Weise eine persönliche Religionszugehörigkeit. Anwalt Brunschvig könnte theoretisch zwar auch Jude gewesen sein, musste es aber keineswegs sein. Die ohne jegliche tatsächliche Beweise gemachte Unterstellung, der sei „doch Jude", erweist sich im politischen zeitgenössischen Gesamtklima als übelste Brunnenvergiftung.

Insofern hat sich auch Metzler allein durch diese Aussage, grundlegend desavouiert.
Zum Thema Metzler kann man auch vergleichen:
Metzler
Und: „Geschichte der Zeugen Jehovas. Mit Schwerpunkt der deutschen Geschichte" S. 421f., 432f.)

Insofern besteht das Gesamtresümee in der Feststellung. Strohmann Metzler ist ebenso „vergeßbar" wie Strohmann Toedtli. Der eigentliche (personifizierte) Gegner hieß Dr. Jonak in Wien.
Mag die WTG angesichts der präsentierten Strohmänner auch einen Etappensieg (in der Sicht ihrer Anhängerschaft ohnehin) gefeiert haben. Ob selbiges im gleichem Umfange auch für den Dr. Jonak galt, ist zumindest mehr als krtisch hinterfragbar.

Wie es denn um die zeitgenössische katholische Kirche bestellt war, in deren Kontext auch der „Laie Metzler" agierte, mag auch eine andere Kurznotiz in dieser Ausgabe des „Goldenen Zeitalters" verdeutlichen. Sie stammt aus den USA. Bekanntermaßen wie auch die Schweiz sogenannt demokratisch konstituiert. Wohin in diesen Demokratien die Sympathien der zeitgenössischen Katholiken und eben auch eines Metzlers, hingingen, macht auch die nachfolgende Meldung deutlich:

„In einer Predigt In der St-Patricks-Kathdrale der Stadt New York sagte "Hochwürden Walter P. Kellenberg:
"Jeder spanische Rebell, der sein Leben läßt, um die katholische Kirche von der Bedrückung einer atheistischen Regierung zu befreien, stirbt als heiliger Märtyrer." Somit kämen also viele Mauren, Italiener und Deutsche im Verein mit den katholischen Priestern, mit denen sie Seite an Seite kämpfen, um die spanische Republik zu vernichten, in den Himmel."

Der Hass der Toedtli, Metzler und Co galt primär der Sowjetunion. Unfähig die Intentionen der Bibelforscher/Zeugen Jehovas objektiv einzuschätzen (ein grundsätzliches Charakteristikum der zeitgenössischen Catholica) wurde unterstellt, die Bibelforscher seien der „Bolschewismus der Religion". Besonders üble Exemplare wie der deutsche Kanonenpastor Karl Gerecke und Co unterstellten gar noch, die Bibelforscher hätten das Ziel sowjetrussische politische Verhältnisse „einzuführen". Ein groteskes Fehlurteil, kann man dazu nur sagen.

Auch die Zeugen Jehovas waren mit Sicherheit nicht sonderlich „angetan" von der sowjetrussischen Wirklichkeit. Zwei Kurzmeldungen auch in dieser GZ-Ausgabe künden davon:
„Orden für Mordaktion
Die Agentur Taß teilt mit:
"Der Staatsanwalt der USSR., Wyschtnski, wurde für die erfolgreiche Tätigkeit auf dem Gebiete der Stärkung der revolutionären Gesetzlichkeit und der Organe der Staatsanwaltschaft mit dem Lenin-Orden ausgezeichnet"
Kirchen geschlossen
Im ersten Semester 1937 wurden in der Sowjetunion ,,auf Wunsch der Bevölkerung" 612 kirchliche Gebäude, nämlich 402 russisch-orthodoxe, 81 katholische, 60 Moscheen, 55 Synagogen sowie eine Reihe von Gotteshäusern anderer Glaubensbekenntnisse und Sekten geschlossen. Es geschah dies teilweise, weil die Gebäude baufällig geworden waren, und teilweise, well die Gemeinden die vorn Staate geforderten Steuern nicht mehr aufzubringen vermochten.
("Der Freisinnige" Nr. 169)."

„Passend" zur Profaschistischen Begünstigung durch die Catholica in Vergangenheit und Gegenwart, auch die Pressemeldung:
Rom spricht 498 Priester selig, die im spanischen Bürgerkrieg ermordet wurden - aber kein einziges Franco-Opfer.

Zitat:
"Die Rolle, die sie selbst spielte während des Bürgerkriegs und während der Diktatur, reflektiert die offizielle Kirche nicht. Dass sie den Vormarsch der Putschisten zum "Kreuzzug" erklärte. Dass sie die Putschisten anspornte: "Keine Befriedung ist möglich, wenn es nicht die Befriedung durch die Waffen ist", sagte der damalige Kardinal von Toledo, Isidro Gomá. Dass sie Franco erlaubte, sich als "Caudillo von Spanien durch Gottes Gnade" zu bezeichnen. Dass Bischöfe an Francos Seite den Arm zum Faschistengruß erhoben.,,,"
www.fr-online.de/in_und_ausland/politik/aktuell/?em_cnt=1232941

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Geschrieben von Drahbeck am 27. November 2007 07:50:07:

Als Antwort auf: Re: Zeitgeschichte vor 70 Jahren ("Goldenes Zeitalter" 15. 10 1937) geschrieben von Drahbeck am 27. Oktober 2007 04:47:49:

In ihrem Geschichtsbericht über die Schweiz im 1987er ZJ-Jahrbuch,berichtet die WTG auch über den Fall Toedtli. Letzterer hatte die WTG als Strohmann, wegen „Herabwürdigung der Religion" verklagt. In erster Instanz nicht sonderlich erfolgreich. Es gab aber noch eine Revisions-Verhandlung. Über letztere notiert genanntes Jahrbuch:
„Toedtli legte Berufung ein, und der Fall wurde am 28. Mai 1937 vor dem Berner Obergericht erneut aufgerollt. Das Urteil der ersten Instanz wurde umgestoßen, und die Vertreter der Gesellschaft wurden wegen „Herabwürdigung der Religion" zu einer Buße von je 100 Franken verurteilt. Immerhin hielt das Gericht die Entscheidung aufrecht, daß keine Verletzung des Gesetzes gegen „Schundliteratur" vorlag."

Es ist schon verständlich, dass die WTG alles andere als „gut" auf diesen Toedtli zu sprechen ist. Jetzt kam (auch) der WTG der „Kommissar Zufall" zu Hilfe. Durch Indiskretionen gelangte eine ganze Reihe von Briefen (geschriebene als auch empfangene) in die Schweizer Presse.
Bereits Norman Cohn hatte in seinem Buch über „Die Protokolle der Weisen von Zion" umfänglich daraus zitiert. Zu Zeiten von Cohn in der Wiener Library in London befindlich. Später nach Tel Aviv (Israel) gelangt. Dabei handelt es sich um die sogenannte „Freyenwald-Collection".

Nun kann in Zweifel gezogen werden, ob jene Briefe welche über Toedtli in der Schweizer Presse veröffentlicht wurden, identisch mit der „Freyenwald-Collection" sind. Zumindest finden sich in beiden Quellen inhaltlich ähnliche Dokumente.

Indem nun Toedtli durch jene per Indiskretion in die Presse gelangten Briefe, zum politisch toten Mann befördert wurde, verwundert es nicht, dass auch die WTG dieses gefundene Fressen rezipierte. Ein solcher Fall liegt (unter anderem) in der Ausgabe des „Goldenen Zeitalters" vom 1. 11. 1937 vor.
Nachstehend die Zitierung des dortigen Artikels: „Die Achse Rom - Berlin".

Der Berner päpstliche Nuntius gibt einem Nazi-Agenten Empfehlungsbriefe.
Unter Anschrift "Lieber, sehr geehrter Herr Oberstleutnant" schrieb am 5. Juli 1936 Boris Tödtli, Vertreter des Weltdienstes in Bern, Mitglied der Nationalen Front, früher Mitglied des Bundes nationalsozialistischer Eidgenossen, ferner stellvertretender Führer des ,,Verbandes der allrussischen Fascisten", Hauptsitz Charbim in der Mandschurei, und Ankläger der Zeugen Jehovas wegen "Herabwürdigung der Religion", an den Vorgesetzten Fleischhauer in Erfurt u. a. folgendes:

"Herr Ruef (Anwalt der eingeklagten Frontisten im Zionistenprozeß. Red.) riet mir, ich soll Ihnen schreiben und Sie um Entlohnung meiner Arbeit bitten. Er denkt, daß die deutsche Devisenstelle doch verstehen wird, daß wir in erster Linie für Deutschland kämpfen und deshalb auch einen Gegendienst beanspruchen dürfen. Herr Ruef bat mich, den Kampf nicht aufzugeben, da wir hier keine zuverlässigen Leute haben, die die Sache übernehmen könnten. Ich überlasse es Ihnen, diese Frage zu entscheiden.

Ich habe mir bis jetzt gute Beziehungen bei Katholiken verschafft für die Bibelforschersache. Ich wurde auch vom Papstnuntius empfangen und besprach mit ihm die ganze Angelegenheit. Er gab mir zwei Empfehlungsbriefe nach Zürich und St. Gallen. Mit dem Einverständnis von Ruef werde ich diese Woche hinfahren.

Es wäre ratsam, bereits heute ein Mitteilungsblatt für die Presse erscheinen zu lassen, indem wir verschiedenes über die Bibelforscher veröffentlichen. Das Blatt sollte zweiwöchentlich erscheinen und als Herausgabeort Bern nennen. Deutschland sollte besser nicht genannt werden, da dies der Unparteilichkeit schaden könnte."
"Freier Aargauer" Nr. 228 und 229, vom 29. und 30. Sept. 1937.

Für die langjährigen Leser des GZ ist diese Nachricht keine besondere Neuigkeit mehr, haben sie doch schon des öfteren in den Spalten dieser Zeitschrift lesen können, daß die Hierarchie und das ganze Nazisystem in gewissen Unternehmen zusammen paktieren. Wir führen diese Zeitungsnotiz auch nur an, weil sie neues Licht in den gegen die Zeugen Jehovas seitens Tödtli und Konsorten geführten Prozeß bringen. ..."

Ergänzend noch;
In ihrer auch im Internet zugänglichen Studie
"Der Frontismus in der Stadt Bern. Viel Lärm aber wenig Erfolg"
siehe dazu:
www.bzgh.ch/1_03/arber.pdf
kommt Catherine Arber auch auf den Fall Boris Toedtli mit zu sprechen. Auszugsweise zitiert führt sie aus:

"Im Herbst 1937, noch vor der Appellationsverhandlung, wurde in der Öffentlichkeit bekannt, dass die in den Prozessen um die «Protokolle der Weisen von Zion» angeklagten Berner Frontisten vom Erfurter Weltdienst Gelder bezogen. Die so genannten Tödtli-Briefe wurden in verschiedenen, vorwiegend sozialdemokratischen Zeitungen publiziert und belegten eindeutig die finanzielle Abhängigkeit der Frontisten von Nazi-Deutschland. Die «Berner Tagwacht» etwa berichtete am 23. September 1937 zum ersten Mal von der «Landesverräter-Front» und veröffentlichte in den folgenden Ausgaben Passagen aus den Briefen.

Das umfangreiche Korrespondenzmaterial, in dem meistens mit Decknamen gearbeitet wurde, gibt ein schönes Bild über die Versuche einiger führenden Frontisten, mit nationalsozialistischen Stellen zusammenzuarbeiten. Wie mehrere unerfreuliche Briefe nach Erfurt zeigen, erfüllten sich die Hoffnungen der Frontisten auf grosszügige finanzielle Unterstützung aber nicht. ...

Die sechs Schachteln Korrespondenzmaterial entstammen einer Hausdurchsuchung bei Boris Tödtli (1901–1944), dem Kassenwart des Gaues Bern der Nationalen Front. Durch den Prozess um die «Protokolle der Weisen von Zion» war der Russlandschweizer mit Ulrich Fleischhauer in Kontakt gekommen, der nach der Publikation seines Gutachtens im Berner Prozess zum prominenten Sachverständigen und gesuchten Redner über Juden- und Freimaurerfragen avanciert war. Tödtli übernahm die Berner Vertretung des U-Bodung-Verlags, einer Unterabteilung des Erfurter Weltdienstes. Der Weltdienst war eine «seltsame Kombination aus Verlag, Propagandaanstalt und Nachrichtenbüro». Die Institution konnte sich durch den Berner Zionistenprozess profilieren und wurde daher reichlich mit öffentlichen Mitteln unterstützt. Der Weltdienst arbeitete unter anderem mit dem NS-Sicherheitsdienst zusammen.

Bereits bevor Tödtli die Vertretung des U-Bodung-Verlags übernommen hatte, nannte er sich Vertreter der allrussischen Partei, die den Sturz der Regierung der kommunistischen Internationale und die Gründung eines neuen nationalen Russlands anstrebte.
Tödtli, der während seines Dienstes in der Weissen Armee einen Gehörschaden erlitten hatte, fühlte sich persönlich als Opfer der jüdisch-freimaurerischen Machenschaften. Aus seiner Sympathie für die nationalsozialistische Ideologie machte er keinen Hehl ...

Während Tödtlis Frau in den Ferien weilte, war er zu Hause mit der Gründung der Panarischen Union beschäftigt. Diese Kontakte führten am 13. November 1936 zur Durchsuchung seiner Berner Wohnung im Anschluss an die Verhaftung von Gregor de Pottere, dem ehemaligen Fleischhauer-Mitarbeiter, und dem in Salzburg wohnhaften Schriftsteller Edwin Cooper. Beide waren nach Bern gekommen, um Kontakte mit antisemitisch und antibolschewistisch gesinnten Personen zu knüpften zwecks Gründung besagter Panarischen Union.

Da keine Beweise für strafbare Handlungen vorlagen, wurden de Pottere und Cooper wieder freigelassen und aus der Schweiz ausgewiesen.
Bei Boris Tödtli wurde ein umfangreiches Briefarchiv beschlagnahmt. Ein Grossteil dieses Korrespondenzmaterials stand im Zusammenhang mit dem Berner Prozess um die «Protokolle der Weisen von Zion». Laut den Ermittlungen der Bundesanwaltschaft ergab sich aus diesen Briefen, dass Tödtli einen politischen Nachrichtendienst im Interesse des Auslandes betreibe und somit gegen den Bundesbeschluss betreffend den Schutz der Eidgenossenschaft vom 21. Juni 1935 gehandelt habe. Boris Tödtli hatte seinen Auftraggebern in Erfurt Fotos und Nachrichten über das politische Verhalten verschiedener Schweizer Persönlichkeiten wie beispielsweise Robert Grimm (1881–1958), Carl Albert Loosli und Boris Lifschitz (1879–1967) übermittelt.

Fleischhauer benötigte diese Angaben für sein geplantes Buch über den Berner Zionistenkongress. Die Bundesanwaltschaft ordnete eine Strafuntersuchung an und überwies den Fall Boris Tödtli dem Untersuchungsrichteramt Bern zur weiteren Untersuchung. Fürsprecher Boris Lifschitz wurde als Übersetzer der teils in russischer Sprache abgefassten Briefe eingeschaltet, obschon er selbst ein Opfer von Tödtlis Nachrichtendienst war. Aus diesem Grund legte Lifschitz am 2. Juli 1937 sein Amt als Übersetzer nieder. Er behielt sich aber das Recht vor, die Briefe – trotz Verzicht auf sein Übersetzermandat – für eine Weile bei sich zu behalten und teilte dies dem Gericht auch mit. Lifschitz hatte vor, das Material im Ehrbeleidigungsprozess Leonhardt gegen Loosli, wo er als Looslis Verteidiger wirkte, einfliessen zu lassen. Via Lifschitz und Loosli fanden die Briefe Tödtlis den Weg zu weiteren Kreisen – und schliesslich in die Zeitungen. ...

Boris Tödtli selber musste sich am 4. April 1938 vor dem Strafamtsgericht Bern verantworten – doch er erschien nicht. Der Russlandschweizer befand sich zu jenem Zeitpunkt bereits seit einem halben Jahr in Deutschland. Er wurde in Abwesenheit für schuldig erklärt wegen Widerhandlung gegen den Bundesbeschluss betreffend den Schutz der Eidgenossenschaft vom 21. Juni 1935. Das Gericht verurteilte Boris Tödtli wegen seiner Spionagetätigkeit zu drei Monaten Gefängnis unbedingt. Der deutsch-russische Pakt zwang Tödtli im Dezember 1939, Deutschland zu verlassen und in die Schweiz zurückzukehren, wo er sofort in Haft genommen wurde. ..".
Zum Thema Toedtli sei noch hingewiesen auf:
Toedtli

Sowie auf „Geschichte der Zeugen Jehovas. Mit Schwerpunkt der deutschen Geschichte"

Kapitel 18 „Anti-Bibelforscher „koryphäen" in Aktion"
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Geschrieben von Drahbeck am 28. November 2007 04:06:54:

Als Antwort auf: Re: Zeitgeschichte vor 70 Jahren ("Goldenes Zeitalter" 1. 11. 1937) geschrieben von Drahbeck am 27. November 2007 07:50:07:

In dem seinerzeitigen, langjährigen konfessionskundlichen Standardwerk von Kurt Hutten („Seher Grübler Enthusiasten") gibt es auch einen Abschnitt über „Father Divine"; obwohl dessen Anhängerschaft im deutschsprachigen Raum, eher bescheiden zu nennen ist. Zumindest in der Schweiz soll es wohl solche Kreise gegeben haben.
In den Ausführungen von Hutten findet sich auch der Satz:

„Das Heil, das er verkündigte, war betont diesseitig. 'Diejenigen, die von einem Himmel über den Wolken reden, lehren etwas, was nur in ihrer Vorstellung und Einbildung, aber nicht in der Wirklichkeit existiert. Wie kann das Königreich kommen, wenn der eingebildete Himmel im Weg steht? Räumt ihn weg, und der neue Himmel und die neue Erde können einziehen!"

Nun gibt es theologische Kritiker der Zeugen Jehovas, namentlich solche, welchen starke Betonung auf eine „himmlische Hoffnung" legen, welche den Zeugen Jehovas auch vorhalten, nach ihrer Meinung nach, zu stark „Diesseits orientiert" zu sein.

Wie immer man in dieser Streitfrage auch Position beziehen mag, so scheint schon ein Zeitschriftentitel wie „Das Goldene Zeitalter" auch Beleg für diese Tendenz zu sein.

Trotz der verhältnismäßig geringen Bedeutung der „Faither Divine"-Anhänger im deutschsprachigen Raum, lies es sich das „Goldene Zeitalter" in seiner Ausgabe vom 15. 11. 1937 nicht entgehen, dieses Thema auch aufzunehmen. Die Überschrift, welche das GZ seinem Bericht gab, lautete: „Immer neue Religionsgeschäfte". Damit bringt man schon eine gewisse Distanziertheit zum Ausdruck, deren tiefere Wurzel man wohl darin sehen darf. Da haben sich zwei „Jenseits-Geschäftemacher", die formal mehr auf das „Diesseits" als Hoffnungs-Köder hinweisen, gegenseitig als Konkurrenz entdeckt!

Im einzelnen führte das GZ unter anderem aus:
Wie wir der "Neuen Zürcher Zeitung" entnehmen, hat sich in Wallisellen (Schweiz) die Filiale eines jener Religionsgeschäfte aufgetan, an denen Amerika so reich ist. Chef oder Papst der Bewegung ist ein Neger, der sich "Father Divine" (göttlicher Vater) nennt und von seinen Nachfolgern als "personifizierter Christus in der Vaterschaftsstufe" anerkannt wird. Dieser Neger hat seinen täglichen Geldbedarf mit einer Million Dollar angegeben, aber zugleich erklärt, daß es für ihn nichts bedeuten würde, täglich zehn Millionen auszugeben. Ganz offenbar ist er ein besonderer Liebling des Fürsten dieser Welt. Er besitzt zahlreiche Liegenschaften, Warenhäuser, Kleiderläden, Restaurants, und alle seine Unternehmungen gehen unter der Überschrift: "Glory be to Father Divine" (Ehre sei dem göttlichen Vater). Die von dieser Religionsbewegung herausgegebene Zeitschrift "The Spoken Word" (Das gesprochene Wort), die in deutschsprachiger Ausgabe auch in Wallisellen erscheint, erklärt, daß die gewaltigen, ans Unfaßbare grenzenden Taten des "Father Divine" die Aufmerksamkeit der ganzen Welt auf sich lenken; denn "ob es sich darum handle, irgendeine unheilbare Krankheit zu heilen. Tote zu erwecken, ungezählte Millionen auszugeben, um die größten, schönsten und wertvollsten Ländereien gegen Barzahlung zu kaufen und sie an seine Nachfolger zu verschenken, sei für "Father" dasselbe.

Wie unbeschreiblich schlau doch der Teufel arbeitet! In dem Augenblick, wo sich die biblische Prophezeiung zu erfüllen beginnt und das größte Religionsgeschäft Satans, die römisch-katholische Hierarchie, ganz offenbar vor ihrem endgültigen Zusammenbruch steht, hat er ein neues Unternehmen bereit, das ganz dazu angetan ist, solche Menschen anzuziehen, die des katholischen Geschäftes, das ewig ewig Geld fordert, müde geworden sind.
Das ist nun hier etwas ganz anderes. "Father Divine" hat etwas Greifbares zu bieten. Während man der Hierarchie unter Androhung einer sehr unangenehmen Ewigkeit im Fegefeuer immer nur helfen muß ihre Schätze zu häufen, scheinen die Anhänger des "Father Divine" von seinem ungeheuren Vermögen zu profitieren, indem sie ihm in von ihm angelegten schönen Siedlungen, die alle Annehmlichkeiten aufweisen, helfen, das "Himmelreich", das "Land der Verheißung" auf Erden aufzurichten und unter seinem wundertätigen Einfluß ein schönes Leben führen können.

Ist nicht dieser "Father Divine" ein Wohltäter der Menschheit?
Es scheint so. Und wären seine Speisungen von täglich 2500 bis 3000 Arbeitslosen, seine Schenkungen von Grund und Boden an seine Mitmenschen nicht mit Religion verbunden, dann wäre er wirklich ein Wohltäter. Aber daß er sich als ein göttlicher Vater, als personifizierter Christus ausgibt, daß er im Dämonismus und Spiritismus Wunder tut, um. die Menschen zu bewegen an ihn zu glauben, das macht alle seine Guttaten, zunichte und läßt ihn als das erkennen, was er ist: als ein Werkzeug des Teufels, die Menschen durch Religionsausübung von dem allein wahren Gott abzuwenden.

Es gibt keine einzige Religion, die die Ehre des allmächtigen Gottes, Jehovas, zum Inhalt, Zweck und Ziel ihrer Lehre gemacht hätte. Ausnahmslos drehen sich alle um das Geschick der Geschöpfe, um ihre Seligkeit. Der Katholizismus macht sein Geschäft damit, daß er die Seelen seiner Gläubigen aus einem angeblichen Fegefeuer herausbetet. "Father Divine" ist etwas ehrlicher. Er verdient sein Geld in Warenhäusern und anderen Unternehmungen und will mittels dieses Geldes und seiner spiritistischen Wundertaten seinen Nachfolgern ein Paradies auf Erden errichten - wenn sie ihn anbeten. ..."

Um nochmals das Stichwort des „Father Divine" aufzunehmen.
Da es sich bei selbigen um einen Farbigen handelt, mag noch auf eine Leserfrage hingewiesen werden, welche gleichfalls in dieser Ausgabe des GZ (15. 11. 37) abgedruckt wurde.
Folgt man den Ausführungen etwa des Engländers Alan Rogerson, so betrieben auch die zeitgenössischen Zeugen Jehovas, zu Zeiten Rutherfords, partielle Rassentrennung. Selbige setzte sich bis in die Knorr-Ära fort. Ihre Motivation war allerdings nicht „rassstisch", das gilt es auch zu sagen. Sie war lediglich ein anpassen an dem amerikanischen Zeitgeist (besonders in den Südstaaten präsent). Erst als dieser rassistische Zeitgeist (ohne aktives Dazutun der Zeugen) überwunden wurde, und man mit Gemischt-Rassischen Versammlungen nicht mehr gegen den Strom schwamm, entfiel auch für die WTG die Grundlage, weiter rassisch getrennte Versammlungen aufrecht zu erhalten.

Man vergleiche auch:
Parsimony.20202

Zu diesem Aspekt liest man in der GZ-Ausgabe vom 15.11. 1937 auch eine Leserfrage:
„Frage: Wir lesen in der Bibel, daß alle Menschen von Adam und Eva abstammen. Diese hatten doch weiße Körper. Warum sind wir Afrikaner so schwarz und nicht talentiert wie die Europäer?
Antwort: Die Verschiedenartigkeit der Rassen bezüglich der Hautfarbe und anderer Merkmale steht offenbar in Verbindung mit den klimatischen Verhältnissen. Gelegentlich wird auch behauptet, der Stammvater der schwarzen Rasse sei Ham, derjenige der drei Söhne Noahs, der seitens seines Vaters mit einem Fluch belegt wurde: "Verflucht sei Kanaan ein Knecht der Knechte sei er seinen Brüdern!" (l. Mose 9: 25). Da im Worte Gottes geschrieben steht: "Und keinerlei Fluch wird mehr sein" (Offb. 22: 3), so dürfen die Afrikaner die Gewißheit haben, daß alle Spuren jenes Fluches für immer im Königreiche Gottes verschwinden werden, übrigens ist erwiesen, daß es sehr viele intelligente Neger gibt, die den Weißen in keiner Weise nachstehen; ja, Kenner der Verhältnisse behaupten, daß manche Negerstämme den Europäern bezüglich der Moral weit überlegen wären, denn die moderne Kriegführung der Europäer spottet tatsächlich jeder Beschreibung. Die vermeintlich höhere Begabung gereicht den Europäern lediglich zum rascheren Untergang und zur gegenseitigen Vernichtung, und scheint daher eher ein Fluch als ein Segen zu sein. Wie der jetzige Krieg in China beweist, hat die "edle" europäische Kultur bereits die gelben Nationen erreicht. Noch zwanzig oder dreißig Jahre, und auch die schwarzen Völker werden durch sie beglückt sein!

Die Tatsache, daß Jehova zur jetzigen Zeit keinen Unterschied macht zwischen den einzelnen Nationen und allen Menschen ohne Ansehen der Person die Gelegenheit schenkt, zur Erkenntnis der Wahrheit zu kommen und ihm in seinem Tempel zu dienen, ist Grund genug für alle. Ihm zu danken und seinen heiligen Namen zu besingen und zu lobpreisen."

Noch eine Leserfrage aus dieser GZ-Ausgabe sei zitiert. In ihr wird wieder einmal das Hislop-Buch „Die zwei Babylons" als maßgebende Quelle zitiert. Man sagt wohl nicht zuviel, schätzt man letzteres als „heimliche zweite Bibel der Zeugen Jehovas" ein.

Man vergleiche dazu:
Parsimony.11719

Die diesbezügliche Frage und ihre Beantwortung im GZ lautet:
„Frage: Ist es richtig und schriftgemäß, auf das Grab eines dem Herrn Geweihten ein Grabkreuz zu setzen?
Antwort: Nein. Die Bibel oder Hl. Schrift erteilt niemandem einen Auftrag, so etwas zu tun. Gewiß, sie verbietet es auch nicht in offener und direkter Weise; wer indes Richter Rutherfords Broschüren SCHUTZ und AUFGEDECKT aufmerksam gelesen hat, dem kann es nicht entgangen sein, daß Religion und von Menschen überlieferte Formen und Zeremonien - und dies ist das Kreuzzeichen - Jehovas Namen verspotten und darum teuflischen Ursprungs sind. Was die Bibel zu obiger Sache aber deutlich beweist ist die Tatsache, daß Gottes geliebter Sohn, Christus Jesus, nicht an einem Kreuze, sondern am Holz des Fluches starb, wie dies gemäß der Gesetzesvorschrift in Palästina für Gotteslästerer vorgezeichnet war (5. Mose 21:22; GaL 3:13). Wie die WACHTTURM-Schriften es darlegen, war dieses "Fluchholz" ein gewöhnlicher Holzstamm, an welchen der Übeltäter mit beiden Händen über dem Kopf genagelt wurde. ... Wie das Weltgeschichtswerk "The two Babylons" - ("Die beiden Babylon") einwandfrei feststellt, ist der Gebrauch des Kreuzzeichens heidnischen Ursprungs und existierte bereits viele Jahrhunderte vor Christi Geburt."

Herr Lothar Gassmann etwa meint zum Thema Hislop, und damit mag die Ziterei dieser GZ-Ausgabe ihr Ende finden:
„Die Wachtturm-Gesellschaft beruft sich - etwa in ihrer 1963 auf amerikanisch und 1965 auf deutsch veröffentlichten Schrift »Babylon die Große ist gefallen« - immer wieder auf das erstmals 1853 herausgegebene Buch »The Two Babylons« von Alexander Hislop. Hislop versuchte in seinem extrem romfeindlichen und theologisch keineswegs unumstrittenen Werk, die römisch-katholische Kirche als Wiederbelebung der babylonischen Mysterienreligion zu »entlarven«. Er äußerte in diesem Zusammenhang auch Kritik an den Trinitäts-Vorstellungen, wie sie im Heidentum und in manchen abergläubischen Formen (z. b. Bilderkult) auch im Katholizismus auftreten. Was die Wachtturm-Gesellschaft allerdings verschweigt, ist die Tatsache, daß ihr »Kronzeuge« Hislop die Trinitätslehre deshalb keineswegs pauschal ablehnt, sondern nur deren Entstellung und Mißbrauch."

Mag Herr Gassmann sein Augenmerk auch besonders auf das Thema Trinität gerichtet haben, die er ja verteidigt; so ist es dennoch für jeden der das Hislop-Buch selbst mal in aller Ruhe gelesen hat offenkundig, das viele „Speziallehren" der Zeúgen, etwa auch die Frage Kreuz oder Pfahl, sich schon bei Hislop nachweisen lassen. Mag Hislop auch nicht Quelle im strengem Sinne des Wortes sein. Inspirator für die WTG war er allemal.

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Geschrieben von Drahbeck am 29. Dezember 2007 03:17:

Als Antwort auf: Re: Zeitgeschichte vor 70 Jahren ("Goldenes Zeitalter" 15. 11. 1937) geschrieben von Drahbeck am 29. November 2007 07:25:30:

„Gottes ergebenes Volk auf der Erde betonte die Wichtigkeit der Daten 1914, 1918 und 1925. Es hatte viel über diese Daten auszusagen und was an diesen Zeitpunkten eintreten würde; aber es traf nicht alles ein, was es vorausgesagt hatte. Was die Daten selbst betrifft, waren die Voraussagen ganz richtig; aber was da geschah, konnte im voraus nur unvollständig gesehen werden. Das Ausbleiben etlicher der vorausgesagten Dinge hat den Satansdienern in der Christenheit, besonders der Geistlichkeit und dein "Menschen der Sünde", eine willkommene Gelegenheit geboten, die treuen Knechte des Herrn zu verspotten, sie zu schmähen und von ihnen und ihren Voraussagen zu erklären: "Alle ihre Visionen und Prophezeiungen haben sich nicht erfüllt, und das beweist, daß sie im. unrecht sind, und daß alle ihre Voraussagen über die Zukunft zunichte werden müssen."

Dieses Rutherford-Votum kann man in seinem 1931 erschienenen „Rechtfertigung" Band I S. 143, 144 nachlesen.

Hatte der Wolf damit Kreide gefressen? Wohl kaum, denn ein paar Sätze weiter heißt es dann:
„Gewiß, kein Mensch kann sagen, an welchem bestimmten Tage oder in welchem Jahre Harmagedon ausgefochten wird; aber es ist leicht zu sehen, daß die Zustände unter den Menschen derartig sind, daß eine große Krisis nahegekommen ist."

Werden also spektakuläre Rechenkunststückchen in das zweite Glied zurückverwiesen; so bleibt doch die Endzeit-Naherwartung aufgrund der „Anzeichenbeweise" ungebrochen aufrecht erhalten. Und wie man weiß verschärfte Rutherford diese Linie gar noch, etwa mit seiner These mit dem „Heiraten bis nach Harmagedon" zu warten und anderes mehr in dieser Richtung.

Es kann kein Zweifel darüber bestehen, dass auf der Linie vermeintlicher Anzeichenbeweise Rutherford sehr wohl die Befindlichkeit seiner Anhängerschaft traf. Genau das wollte die doch hören, und sie bekam es immer wieder zu hören. Wunschdenken bestätigte sich damit immer wieder selbst. Es wäre sicherlich fehlgeurteilt, wollte man postulieren, die Endzeitthesen seien doch bloß Ausdruck einer gewissen „Abgehobenheit" ihrer Führung.

Ganz im Gegenteil. Die breite Masse der WTG-Anhänger fieberte, dürstete ihnen geradezu zu. Das ist was man hören wollte. Hätte man es nicht zu hören bekommen, wäre das Interesse an dieser Organisation merklich abgeflaut. Genau letzterer Fall aber trat nicht ein.

So befand und befindet sich die WTG-Führung diesbezüglich in einer Art Zwickmühle. Aufrechterhalten und anheizen der Endzeit-Naherwartung auf der einen Seite. Ja.
Auf der anderen Seite aber aufpassen, nicht durch fragwürdige Rechenkunststückchen den Kritikern dieser Organisation quasi Munition frei Haus zu liefern.

Einem Beispiel der dazu notwendigen akrobatischen Verrenkungskunststücke, kann man auch in der Ausgabe des „Goldenen Zeitalters" vom 1. 12. 1937 in der dortigen Rubrik „Fragekasten" begegnen.
Da wird angefragt:

„Ist jemand ein Zeuge Jehovas, der vorgibt, mit Bestimmtheit zu wissen, daß "Harmagedon" - die Schlacht des großen Tages Gottes, des Allmächtigen (Offenbarung 16:16) - im Jahre 1940 beginne? Darf man einer solchen Person Glauben und Vertrauen schenken?"

Die Antwort darauf fällt verhältnismäßig behutsam aus:
„Warum sollte nun Jehova plötzlich diese Methode ändern und irgend jemand eine private Auslegung der Bibel offenbaren?" bescheidet man dem Fragesteller.

Und weiter:
„Gott verhindert es indes nicht, daß sich jemand an seinem Werke beteiligt, der eine hohe Meinung von sich besitzt und darum vorgibt, Geheimnisse zu wissen, die allen anderen Geschöpfen auf Erden vorenthalten seien. Solche befinden sich natürlich in großer Gefahr, ... wenn sie nicht schnell zu Jehova umkehren und sich vor ihm demütigen."

Man ist auch noch bereit dem Fragesteller dahingehend entgegenzukommen, indem man zwischen „harmlosen" Aussagen dazu und solchen, welche das nicht mehr sind, unterscheidet.

Zitat:
„Bei solchen Gerüchtemachern muß freilich unterschieden werden zwischen harmlosen Mutmaßungen, indem einer z. B. sagt: "Nun wird weltenweit die Schlacht Gottes, Harmagedon genannt, angekündigt und vielleicht beginnt diese gewaltige Abrechnung mit den Feinden Jehovas im Jahre 1940." Oder wenn ein anderer mit genau errechneten und ausgeklügelten Plänen kommt und seine Weisheit zum Besten gibt, um in der Wahrheit Unbefestigte irrezumachen und hinter sich her abzuziehen."

Und als Schlussresümee bekommt der Fragesteller mitgeteilt:
„ Der allein richtige Weg ist indes, nichts wissen und nichts sagen oder tun zu wollen, außer dem, was Jehova durch seine Organisation enthüllt und bekanntgemacht hat

Bis jetzt ist niemand beauftragt worden, als Zeuge Jehovas ein genaues Datum
für den Beginn Harmagedons bekanntzugeben, und irgendwelchen diesbezüglichen Äußerungen sollte kein Gewicht beigelegt werden."

Also glaubt die WTG-Führung sich mit solcher Befindlichkeit ihrer Anhängerschaft arrangieren zu können.
Allenfalls bedenklich wird es aus ihrer Sicht nur dann, läuft das in die Richtung, das so „Gestrickte" eine gewisse Breitenwirkung entfalten, die letztendlich der WTG angelastet wird. Da möchte man schon seine „Hände in Unschuld waschen".

Indes ist dies so nicht der Fall, wäre die WTG der letzte, der hierbei „dämpfend" wirken würde.

Man vergleiche zum Thema auch:
Harmagedon
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Geschrieben von Drahbeck am 30. Dezember 2007 07:23:26:

Als Antwort auf: Re: Zeitgeschichte vor 70 Jahren ("Goldenes Zeitalter" 1. 12. 1937) geschrieben von Drahbeck am 29. Dezember 2007 03:17:

Ein Schlagabtausch der besonderen Art ist in der Ausgabe des „Goldenen Zeitalters" vom 15. 12. 1937 zu registrieren. Ausgetragen zwischen dem Herrn Metzler von der SPK und dem GZ.
In ihm findet sich auch der charakteristische Satz seitens des GZ:

„Der nicht getaufte Katholik Toedtli spielte jedenfalls die Rolle des in seinen Gefühlen verletzten Katholiken, nachdem Dr. Jonak aus Wien ihm die Stellen aus unseren Büchern herausgeschrieben hatte, über die Toedtli als Mittel zum heiligen Zweck verletzt sein wollte."

Weiter zitiert das GZ einen Kommentar der Tageszeitung „Die Nation" zum Toedtli-Prozeß

Im 18. Kapitel der „Geschichte der Zeugen Jehovas. Mit Schwerpunkt der deutschen Geschichte" wurde bereits kommentierend auf die diesbezüglichen Details eingegangen. Man vergleiche dort insbesondere den Abschnitt über Toedtli S. 419 - 436 und soweit es den genannten Kommentar aus der „Die Nation" anbelangt S. 640 Anm. Nr. 131.
Das dort bereits ausgeführte, sei an dieser Stelle nicht wiederholt. Interessenten wird ohnehin empfohlen, vorgenannten Quellenbeleg selbst zu sichten.

Weiter zitiert diese GZ-Ausgabe noch einen weiteren Presseartikel aus den „Neuen Zürcher Nachrichten" vom 2. 10. 1937 mit dem Titel: „Wie Jehovas Zeugen sich wehren". Einige Aussagen aus ihm. Katholische Kreise hatten in jener Zeitung eine Protestresolution gegen die Zeugen Jehovas publiziert. Letztere nun, schickten der Redaktion einen Gegendarstellung zu. Darin finden sich dann die Sätze:

„1. Es entspricht nicht den Tatsachen, wenn gesagt wird, die Schriften der Zeugen Jehovas würden die katholische Kirche eine alte Hure und ihre Priester als verkommene ... bezeichnen.
Wahr dagegen ist, daß ihre biblischen Darlegungen des Propheten Hesekiel sich auf das damalige Judentum beziehen, dessen gottlose Handlungsweise die von Gott abgefallene und daher als gottlos zu bezeichnende Christenheit illustriert und vorschattet. ... Jehovas Zeugen (früher Bibelforscher genannt) sind einzig und allein bestrebt den Namen Jehovas Gottes zu ehren und zu dessen Rechtfertigung beizutragen. Wenn nun in ihren Schriften, inbegriffen 'Das Goldene Zeitalter', gegenüber Lehren und religiösen Einrichtungen, die mit dem Gesetze Gottes, welches einzig und allein in der Bibel niedergelegt ist, nicht übereinstimmen, Kritik geübt wird, so kann eine solche biblisch begründete und daher berechtigte Kritik nicht als Beschimpfung bezeichnet werden.

2. bedeutet es eine bewußte, böswillige Unterschiebung, wenn erklärt wird, Jehovas Zeugen würden kommunistisches Gedankengut durch Verbreitung ihrer Schriften unter das Volk bringen.

3. ist es eine bewußte Unwahrheit und daher eine böswillige Verleumdung, zu behaupten, die Glaubensgemeinschaft 'Jehovas Zeugen' sei in Rußland zugelassen und werde von dem Stalinschen Regime geschützt und gepflegt.
Wahr dagegen ist, daß die Verkündigung des Evangeliums vom Reiche Gottes durch Jehovas Zeugen noch zu keiner Zeit in Rußland durch dessen Machthaber zugelassen worden ist, und daß daher in diesem Lande auch keine Zeugnistätigkeit je ausgeübt werden konnte. ..."

Die „Neuen Zürcher Nachrichten" ihrerseits kommentierten dazu:
„Wir bringen diese 'Berichtigung', weil sie uns zeigt, mit welcher Unverfrorenheit hier vorgegangen wird. Wir wollen die 'Berichtigung' mit einigen Stellen 'belegen'.

Zu Punkt 1: Im Buche 'Licht' II, Seite 108, lesen wir zu Offenbarung 17, 16, wo von Strafen gegen die von Gott abgefallene Menschheit die Rede ist. 'Eben dieses hat bereits in Rußland begonnen ... In jenem Lande wurde die sogenannte christliche Kirche immer reicher, während das Volk Armut und Hunger litt. Nun aber ist das Volk Rußlands zusammen mit seinen Herrschern aufgestanden, sie verbrennen die alte Hure in jenem Lande, vernichten ihr Eigentum und werfen sie beiseite. Das ist genau das, was über die ganze 'Christenheit' kommen wird.'

Ebenso heißt es im Buche 'Licht' II Seite 79:
'Wer ist nun die große Hure, die gerichtet und verurtelt wird? ... Die große Hure stellt die Teufelsreligion dar, die fälschlicherweise 'organisiertes Christentum' oder 'Christenheit' genannt wird und einen Teil ihrer satanischen Organisation ausmacht ... Es ist eine Mischung vieler Arten von Religionen, die alle unter der christlichen Flagge segeln, worin Heidentum, Papismus, Protestantismus, Christliche Wissenschaft und andere Teufelsreligionen mit eingegriffen sind.'

Solche Stellen lassen sich massenhaft in den Schriften der ernsten Bibelforscher finden. Man lese das Berner Urteil vom 28. Mai 1937. Darin heißt es:
'Rutherford bezeichnet die christlichen Kirchen als Huren, als Organisation des Teufels und die Geistlichen als Teufelsanbeter.'

Wenn die Berichtigung der 'Zeugen Jehovas' sich auf die hl. Schrift und auf die sogenannte Vorschattungstheorie beruft, so verweisen wir sie wieder auf das Berner Urteil:
'Die Behauptung, daß die Ausführungen in den von den Angeschuldigten verbreiteten Traktaten sich aus der Bibel selbst ableiten ließen, gibt keinen Freibrief ... mit der Sprache eines Landsknechtes über die Bernische Landeskirche herzufallen.' So urteilt ein Berner Gericht.

Zu Punkt 2: Hier ist es nicht mit einzelnen aus dem Zusammenhang gerissenen Stellen getan. Wir zitieren darum das Urteil von Kennern der Bibelforscherliteratur:
Lic. theol. Pastor Dr. Ulrich Bunzel (prot.):
'Echter Kommunismus mit christlichen Phrasen verbrämt.'
Dr. Johannes Busch (kathol.) (Otto Karrer nennt ihn den gründlichsten Kenner):
'Noch charakteristischer ist schon die Freundschaft der Sekte mit den Spartakisten in den letzten Jahren. Die Bibelforscherversammlungen wurden zu regelrechten Verbrüderungskundgebungen zwischen den ernsten Bibelforschern und den Bolschewisten'.
(Das Sektenwesen unter besonderer Berücksichtigung der ernsten Bibelforscher Seite 93).
Pfr. Julius Kuptsch (prot.): 'Immer echt kommunistisch nur das Geschrei über den Kapitalismus.'
Dr. Konrad Algermissen: 'In Riesenversammlungen der ernsten Bibelforscher wurden die revolutionären und kommunistischen Instinkte der Massen aufgepeischt durch antikapitalistische Reden und Flugblätter. An manchen Orten schienen die ernsten Bibelforscher geradezu gemeinsame Sache mit den Kommunisten machen zu wollen.'

Zu Punkt 3: In den Jahrbüchern der Zeugen Jehovas wird über alle Länder, in denen sie verboten sind (Deutschland, Italien, Österreich usw.) bewegte Klage geführt. Allein über Rußland kein einziges Wort!
Pfr. Bräunlich (Bad Sulza, Thüringen) schreibt:
'Nur in Sowjetrußland erfreuen sie (die Zeugen Jehovas) sich, wie es heißt, der als Bundesgenossen wohlverdienten Vorzugsstellung vor sämtlichen Religionen:'
Um genauere Angaben gebeten, berichtet er:
'Aus Rußland kommende erklärten: 'Das Goldene Zeitalter' sei die verbreiteste 'christliche' Zeitschrift Rußlands!'
Über Rußland schreibt ein Bibelforscher (Mr. F. J. Francis) einen Brief, datiert vom 11. November 1935 aus Moskau, indem er ein 'rosenrotes Bild von Moskau' in zwölf Punkten entwirft. Punkt 7 lautet:
'Religionsverkünder werden nicht verhaftet, wie in der Presse gesagt wird, aber sie müssen arbeiten und dann können sie im übrigen in ihrer Freizeit predigen, wenn sie Lust haben ...'
In Punkt 12 heißt es:
'Ich wurde eingeladen, einen Vortrag zu halten über das selbstgewählte Thema: 'Wohin kommen wir?' (Gemeint ist die Schlacht von Harmagedon). 'Sie sagten, daß ich voraussehend sei usw.'

Zu Punkt 4 erübrigt sich nach dem Gesagten jede Bemerkung; zumal die Erklärung im Vortrag bereits behandelt wurde. Nun mag der Leser urteilen, wie es um das Zeugnis der 'Zeugen Jehovas' bestellt ist."

Was die im Bericht der genannten Zeitung mit enthaltene Angabe des Bräunlich anbelangt, angeblich wäre das „Goldene Zeitalter" in Russland weit verbreitet.
So ist dazu festzustellen.
1.) In der von Bräunlich vorliegenden Publizistik ist mir eine Passage in der zitierten Form derzeit nicht bekannt. Wenn das Bräunlich so geäußert haben soll, dann allenfalls in einem nicht näher verifizierten Privatschreiben.
2.) Weitaus relevanter hingegen ist der Umstand. Das „GZ" konnte nie in Russland vertrieben werden. Nachweisbare Sondierungsversuche der Zeugen Jehovas in Sachen Russland, verliefen alle im Sande.
Allerdings gaben genau diese Sondierungsversuche durchaus Anlass zu Misstrauen.
Hingewiesen sei auf den WT-Artikel über Anton Koerber. Letzterer war nicht „irgendwer", sondern er bekleidete in der Knorr-Ära gar noch offiziell das Amt, des Verbindungsmannes zwischen der WTG und der US-Regierung. Davor schon hatte er „delikate" Aufgaben, so auch in Hitlerdeutschland.

Wörtlich schreibt der „Wachtturm" 1968 (S. 508) von ihm:
„Im Jahre 1935 wurde er (Koerber) nach Deutschland gesandt, um zu versuchen, die Rotationsmaschinen im Zweigbüro der Watch Tower Society in Magdeburg, die Hitler hatte beschlagnahmen lassen, herauszubekommen und sie nach Rußland zu befördern ,[Hervorhebung nicht im Original] in der Hoffnung, dort ein Zweigbüro eröffnen zu können.

Das war eine äußerst schwierige Aufgabe, denn er wurde ständig von Agenten der Nationalsozialisten oder der Kommunisten beobachtet, von denen weder die einen noch die anderen viel für Jehovas christliche Zeugen übrig hatten. Obwohl seine Mission nicht von Erfolg gekrönt war, konnte er immerhin mit den Zeugen in Rußland Verbindung aufnehmen, und natürlich kam er auch in Deutschland mit vielen zusammen und konnte sie ermutigen."

Wenn daraus nichts wurde, so liegt das Verschulden sicherlich nicht primär bei der WTG. Wenn kirchliche Kreise nun durch „undichte" Stellen erfahren haben, die Zeugen wollten gar in der Sowjetunion eine eigene Druckerei aufbauen, und diesen Gerüchtemäßigen Umstand entsprechend aufbauschen, dann kann man sich da schon einiges „zusammenreimen".

Gleichwohl ist es schon bemerkenswert, dass in Anlehnung an Jonak und Co und Vorläufer selbiger, in diesem Pressebericht die Zeugen Jehovas in die kommunistische Ecke gestellt werden. Nun ist es unfraglich, dass organisierte Kommunisten, zeitgenössisch in der Schweiz auf „keinen grünen Zweig" kommen konnten. Angesichts der aus Russland herüberschwappenden kirchenfeindlichen Meldungen, war sich der übergroße Teil der Schweizer Bevölkerung in antikommunistischen Ressentiments weitgehend einig. Genau diese „Gemengelage" wurde offenbar nun auch von katholischen Kreisen in ihrem Kampf gegen die Zeugen Jehovas ausgenutzt.

Sieht man sich die Kreatur eines Boris Toedtli näher an, kommt man gleichfalls nicht umhin, Antikommunismus als eigentliche Triebfeder all seines Handelns zu charakterisieren.

Nun also die Zitate aus der deutschen Anti-Bibelforscherliteratur, welche die Zeugen Jehovas in die kommunistische Ecke stellten. Wenn darin in besonders zugespitzten Formulierungen gar von partiellen Verbrüderungen zwischen Bibelforschern und Kommunisten die Rede ist, dann gilt es auch dabei das rechte Augenmaß zu haben.

Wie war denn die rein zahlenmäßige Entwicklung? Offenbar noch vor Deutschland (beziehungsweise wenn man das nicht gelten lassen will, dann zumindest zeitgleich) fassten die aus den USA überschwappenden Russell-Anhänger in der Schweiz festen Fuß. Symptom dafür auch ihre dort seit 1902 in Thun erscheinende Zeitschrift „Die Aussicht", die just zu dem Zeitpunkt herauskam, als der deutsche „Zions Wachtturm" (seit 1897 erscheinend) einen nicht zu übersehenden „Schwächeanfall" erlitt. Russell's Erwartungen bezüglich der deutschen „Wachtturm"-Ausgabe hatten sich nicht im entferntesten erfüllt. Er war nahe daran, die deutsche Ausgabe endgültig einschlafen zu lassen. In diesem Augenblick machten seine damaligen Schweizer Anhänger ihr eigenes Blatt auf, eben „Die Aussicht".

Russell war sich offenbar im klaren darüber, was dies letztendlich bedeuten konnte, nämlich dass sein Fuss in der „Tür Europa" drohte abrupt zurückgestoßen zu werden. Das wiederum wollte er nicht zugestehen. Und so setzte ab 1904 (auch in bewusster Konkurrenz zur „Aussicht") der deutsche „Zions Wachtturm" zu einem erneuten, diesmal weitaus massiveren Vorstoß an. Riesenmengen dieses Blattes wurden kostenlos als Werbemaßnahme, deutschen Tageszeitungen beigelegt. Da konnte die „Aussicht" in der Tat nicht mithalten. Und so hat sich denn dieser Konkurrenzkampf auch letztendlich zugunsten des „Wachtturms" entschieden.

Nun aber das Jahr 1937. Für das Jahr 1934 weisen die WTG-Stastiken in der Schweiz 805 „Verkündiger" aus.
1938 waren es immer noch nur 813 „Verkündiger".
Und dann vergleiche man mal die Zahlen für Deutschland zur fraglichen Zeit. Von rund 25.000 im Jahre 1933 ist die Rede. Muss man jene Zahl auch als die der Gedächtnismahlbesucher bewerten (und nicht als die der geringer zu veranschlagenden „Verkündiger"). So macht diese Zahl dennoch deutlich. Nur in Deutschland gab es zur fraglichen Zeit echten Fortschritt für die WTG. Kaum aber in der Schweiz.

Und dann stellt sich schon die Frage, warum das so ist. Und eine Antwort lautet eben auch. Der Schweiz blieb sowohl der erste als auch der zweite Weltkrieg (als aktiv in ihm mit hinein involviert) erspart.

Eine Folge des ersten Weltkrieges eben in Deutschland auch, das relative Erstarken der Kommunisten (in der Schweiz zur gleichen Zeit: Undenkbar). Und hier muss man schon sagen. Jene der ersten Generation der deutschen Bibelforscher, waren unfraglich soziologisch christlich geprägt. Aber von ihren sozialen Interessen standen sie den Kommunisten ziemlich nahe. Nicht organisatorisch. Da bestanden klare Trennungsstriche.
Aber etwa auf dem Felde massiver Kirchenfeindschaft (an den verweltlichten Kirchen die da „in die Schützengräben hineingepredigt hätten"). Da erkannten sich beide Strömungen, als zumindest in diesem Punkte Geistesverwandt.

Die Funktionärsschicht der Kirchen hingegen trauerte weitgehend noch den theoretisch beendeten Staatskirchentums-Verhältnissen nach. Die Funktionärsschicht der Kirchen trauerte weiter, dass die Arbeiterschaft ihr weitgehend entglitten. Und o welcher Schreck für sie. Besonders „fromme" Teile dieser Arbeiterschaft, musste sie nun in den Reihen der Bibelforscher wieder erkennen. Das war es doch, was die zeitgenössischen kirchlichen Anti-Bibelforscher-Apologeten im besonderen motivierte. Und nun dieser Toedtli, der genau diese Argumentationslinie auch vor Schweizer Gerichten (einstweilen mit Erfolg) zum tragen brachte. Da half der Katzenjammer der WTG nur wenig, das sie daraus verweisen konnte. Der Toedtli ist ja nur eine Marionette. Auch wenn er das unfraglich war. Weitaus entscheidender war doch, das breitere katholische Kreise eben dessen Argumentation mit übernahmen, wovon auch der zitierte Artikel der „Neuen Zürcher Nachrichten" kündet.

In einer Entgegnung auf diesen meint das GZ:
„Ihre Belege betreffend, gibt Zitate von sogenannten Geistlichen deutscher nationalsozialistischer Kreise wieder, welche durch den Erfurter Weltdienst in der Schweiz sattsam bekannten Naziagenten Fleischhauer bereits in seinem Parteigutachten zum sogen. Berner Prozeß des Jahres 1935 vorgelegt hat. Diese Herren Bunzel, Busch, Kuptsch und Konrad Algermissen sind Leute, die auf der einen Seite im Verein mit katholischen Kreisen den Kampf gegen Jehovas Zeugen (Bibelforscher) als die allseitig bekanntgewordenen Vertreter biblischen Gottesglauben inszenieren - und andererseits neuheidnische Ideen vertreten und die Bibel als Gottes Wort verleugnen."

Ob denn der mit genannte Konrad Algermissen „neuheidische Ideen" vertrat, dürfte der wohl mit Entschiedenheit zurückgewiesen haben (und zu Recht zurückweisen). Beleg dafür ist auch sein Buch „Germanentum und Christentum", dass Nazikreisen dermaßen auf die Nerven ging, dass sie es mit einem faktischen Verbot belegten. Dazu müsste man es allerdings schon mal selbst gelesen haben. Dazu waren jedoch die ZJ-Kreise mit ihrer vermeintlichen „Nur-Fiktion" auf die Bibel schon wieder nicht in der Lage. Man agiert in der Form vielleicht nicht ungeschickt. In der Sache indes, geht man den wirklich entscheidenden Fragen aus dem Wege.

Wie weltfremd und zugleich provokativ man von WTG-Seite aus agierte, kann man als einem Indiz auch der in dieser Ausgabe des GZ enthaltenen Ankündigung entnehmen, ab 1938 wird das „Goldene Zeitalter" in „Trost" umbenannt. In der diesbezüglichen weitschweifigen Begründung liest man auch Sätze wie:
„Das bedeutet indes nicht, daß unsere Zeitschrift religiös sein wird. Vielmehr hat der alte Name an Religion und Überlieferung erinnert."

Damit mag man zwar an die Befindlichkeit der Zeugen anknüpfen. Spätestens seit Jonak's Aufspießung der spanischen Ausgabe des „Goldenen Zeitalters" mit der darin enthaltenen Aussage: „Wir sind nicht religiös", konnte auch die GZ-Redaktion erahnen, wie denn solche Thesen andernorts „ankommen".

Will man - günstigenfalls, günstigtenfalls für die WTG - das ganze auf dem Status „Mißverständnisse" reduzieren, muss man allerdings auch sagen. Die WTG tat ihr möglichtes, solche „Mißverständnisse" zu forcieren!

1937


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