Jonak macht mobil

Der katholische, in Wien lebende Nazi, Dr. Hans Jonak von Freyenwald, hatte bekanntlich im Jahre 1936 im faschistischen Deutschland sein Buch über die Zeugen Jehovas veröffentlicht. Wie auch andere Autoren, versandte er davon Belegexemplare um auf diese Weise seine Verbreitung zu befördern. Unter den so Bedachten befanden sich auch einige katholische Bischöfe, die Ihrerseits Jonak den Empfang des Buches (in der Regel) mit konzilianten Schreiben beantworteten. Auf nicht geklärten Wegen, gelangte auch die Redaktion der Zeugen Jehovas-Zeitschrift "Das Goldene Zeitalter", in den Besitz einiger solcher Antworten, die sie in ihrer Ausgabe vom 1. 8. 1937 veröffentlichte. Danach erhielt Jonak unter anderem auch die folgenden Zuschriften:

"Graz, am 29. Mai 1936

Hochverehrter Herr Ministerialrat!

Ich danke sehr verbindlich für die freundliche Zusendung Ihres im Buchverlag Germania herausgegebenen Werkes 'Die Zeugen Jehovas' und beglückwünsche Sie zu dieser gediegenen Arbeit, die zweifellos sehr wertvolle Dienste leisten wird. Ich werde meinen Klerus auf diese Schrift, die im Kampfe gegen die Bibelforscher gute Dienste leisten wird, aufmerksam machen.

Mit dem Ausdruck größter Hochverehrung zeichne ich mich, Herr Ministerialrat, als Ihr ergebenster Dr. Ferdinand Pawlikowski, Fürstbischof von Seckau, Militärvikar.

Oder auch

Linz, 29. Mai 1936

Sehr geehrter Herr Ministerialrat!

Ich danke ergebenst für die gütige Übersendung Ihrer wertvollen Publikation 'Die Zeugen Jehovas' und beglückwünsche Sie aufrichtig zu dieser aktuellen Studie. Ein fachmännischer theologischer Referent bezeichnet die Studie als für den Klerus sehr empfehlenswert und ich werde sie auch in meinem nächsten amtlichen Diözesanblatt bestens empfehlen.

In aller Hochachtung geharre ich

Johannes Maria Gföllner, Bischof von Linz

Dito

St. Gallen, 20. Juni 1936

Sehr geehrter Herr,

Für die gütige Zusendung der 'Zeugen Jehovas' danke ich Ihnen sehr. Ein interessantes reich dokumentiertes und wertvolles Buch, dass überraschende Lichter auf so manche zeitgenössische Dinge wirft. Gerne werde ich dasselbe empfehlen.

In vorzüglicher Hochachtung! A. Scheiwiler, Bischof".

Mit derartigen Referenzen ausgestattet, standen Jonak nunmehr auch die Spalten der Zeitschrift "Korrespondenzblatt für den katholischen Klerus Österreichs" offen. In dessen Ausgabe vom 10. März 1937, veröffentlichte er eine Selbstdarstellung zu seinem ZJ-Buch, unter der Überschrift: "Die ernsten Bibelforscher - eine politische Kampforganisation". Auch daraus einige Zitate:

"Unter den christlichen Sekten ist die weitest verbreiteste und gefährlichste die 'Internationale Vereinigung Ernster Bibelforscher', die ihre geschäftliche Tätigkeit unter der Firma 'Wachtturm Bibel- und Traktatgesellschaft' ausübt.

Verbreitete sie sich, insbesondere nach dem Weltkriege, über fast alle Länder der Erde. Die Generaldirektion, deren Präsident seit 1916 der amerikanische Rechtsanwalt und angebliche Richter, J. F. Rutherford ist, befindet sich in Brooklyn. Ihr unterstehen die Wachtturm-Filialen in den verschiedenen Staaten aller Kontinente; sie werden von Direktoren geleitet, die nach Rutherfords Ausspruch von Gott eingesetzt und autorisiert sind, das Evangelium des 'wahren Christentums' zu predigen.

Ihre Lehre ist nur scheinbar eine christlich-religiöse, in Wirklichkeit eine politische mit religiöser Verbrämung. Aus ihrer Lehre erwähne ich bloß kurz, dass sie die Dogmen der heiligen Dreieinigkeit und der Unsterblichkeit der Seele verwerfen. Das heilige Sakrament des Altares ist ihnen eine gotteslästerliche Einrichtung, die Lehren vom Fegefeuer und der Hölle werden als satanische Erfindungen hingestellt und das Papsttum sowohl als die gesamte Geistlichkeit in unflätigster Weise angegriffen. Vom ganzen Christentum bleibt nichts übrig, alles wird in den Kot gezerrt. Um sich dennoch den Schein einer christlichen Glaubensbewegung zu geben, anerkennen die Ernsten Bibelforscher Jesus Christus als Sohn Gottes, machen aber aus ihm eine Art Angestellter Jehovas; sie nennen ihn daher den obersten Vollstreckungsbeamten, Scharfrichter und Generalfeldmarschall Jehovas.

Dieser neuartige Bibelforscher-Christus werde noch zu Lebzeiten unserer Generation das tausendjährige Königreich Jehovas auf Erden errichten; er sei von Gott bereits im Jahre 1914 zum König des in Bildung begriffenen irdischen Weltreiches ernannt worden. Es bedürfe nun eines weiteren Weltkrieges, verbunden mit Hungersnöten und Revolutionen um alle Staaten zu zerstören und aus ihnen ein die Erde umfassendes Universalreich zu machen, dessen bereits ernannter König der im Himmel bleibende Jesus Christus, und dessen sichtbare Regierung auf Erden ausschließlich aus jüdischen Persönlichkeiten bestehen werde. Alle Staatsgrenzen und alle nationalen Unterschiede sollen verschwinden, nur die jüdische Nation solle bestehen bleiben, und Welthauptstadt werde Jerusalem werden.

Klar schreibt Russell selbst: 'Die Juden werden die Herrschaft über die Erde erhalten.'

Plan der Bibelforscher ist, die Völker mit den Mitteln der Glaubensberaubung und wirtschaftlichen Revolutionierung zu entsittlichen und zu zermürben, um aus dem Chaos die jüdische Weltherrschaft entstehen zu lassen.

Indem die Ernsten Bibelforscher ein solches Programm verfolgen, ergibt sich die bisher leider noch nicht voll gewürdigte Tatsache, dass ihre Religionslehre nur Mittel zum Zweck und das sie keine religiöse, sondern eine politische Gesellschaft mit umstürzlerischem Programm sind.

Selbstverständlich leugnen dies die Ernsten Bibelforscher, sobald sie vor einem Gericht stehen und sich gegen den Vorwurf kommunistischer Ziele verteidigen müssen. Ein solcher Prozess fand erst vor kurzem vor einem Berliner Sondergericht statt, woselbst ein sogenannter Zeuge Jehovas wegen verbotener Betätigung zu sechs Monaten Gefängnis verurteilt wurde. Dem Gerichte lag unter anderem ein beschlagnahmter Brief eines amerikanischen Zeugen Jehovas vom 5. September 1936 vor, indem dieser schrieb: 'Die gegenwärtigen üblen Regierungen sind nun zu Ende, und bald wird eine ehrliche, rechtmäßige Regierung errichtet werden zugunsten der Menschheit unter der Oberaufsicht des großen Messias, unseres Heiligen Vaters Joseph Stalin von Neu-Rußland.'

Die Ernsten Bibelforscher arbeiten mit geradezu unbeschränkten Geldmitteln; in Amerika verbreiten sie ihre Lehre, insbesondere mittels Radio, in kostspieligen Kettenrundfunken. In Kanada, in Indien und Australien verwenden ihre Missionare Schlafwagen-Autobusse; in Kanada und Norwegen besitzen sie zwei Schiffe um die Küstengebiete zu bereisen.

Mehr als zweihundert Millionen Bücher und Broschüren wurden bisher verteilt, teils umsonst, teils zu Unterpreisen. Woher kommen die Gelder für eine solche Propaganda, wo doch Mitgliederbeiträge nicht eingehoben werden? Die geheime Geldquelle ist noch nicht entdeckt, doch ist allgemein die Ansicht vorherrschend, dass die finanziellen Förderer reiche amerikanische Juden und Freimaurer seien.

Einige Aussprüche aus ihren Schriften:
'Das Christentum soll durch Krieg, Revolution, Anarchie, Hungersnöte und Pestillenz zur Einöde gemacht werden.'

'Der Katholizismus ist in Wirklichkeit eine heidnische Religion, der Protestantismus betet ebenso den Moloch an.'

'Die sogenannte christliche Religion ist der größte Humbug und die abscheulichste Heuchelei, die je die Menschheit getäuscht hat.'

'Die Geistlichkeit, vom Papst hinunter bis zum einfachen Klassenleiter, schändete die Religion um des Vergnügen willen und wegen des Vorteiles, mit den Reichen und Mächtigen dieser Welt im Bunde zu stehen.'

'Das Volk wird zur Erkenntnis kommen, dass Krieg, Revolution und Anarchie die gerechten Gerichte des Allmächtigen gegen die geistlichen, politischen und volkswirtschaftlichen Greuel des Christentums waren.'

Bei solcher Predigt des Evangeliums ist es nicht zu verwundern, dass endlich auch die Staatsbehörden einschritten und die Gesellschaft in den letzten Jahren in verschiedenen Staaten verboten wurde, so in Österreich, Deutschland, Italien, Lettland und Japan. Doch ist damit die Gefahr noch lange nicht behoben, da die Bibelforscher überall illegal weiterarbeiten.

So besitze ich selbst das Original einer Einladung zu geheimen Bibelforscherbesprechungen, die eben jetzt im Jänner und Februar jeden Sonntag und Mittwoch in Wien stattfinden.

Hochwürdige Mitbrüder, die sich ausführlich über die Ernsten Bibelforscher orientieren wollen und für Versammlungen und für Unterrichtszwecke fachliches und neuestes Material brauchen, seien auf die ausgezeichnete Broschüre, die zu dem die Druckerlaubnis des erzbischöflichen Ordinariates Wien trägt; Die Zeugen Jehovas aufmerksam gemacht. Zu beziehen bei Mayer & Comp., Wien I, Singerstraße 7. Die Schriftleitung."

Siehe unter anderem auch: Jonak

Was die kirchlichen Mitheuler anbelangt, siehe als ein exemplarisches Beispiel auch den Kurt Hutten (vor 1945), der es sich auch angelegen sein ließ, das Jonak'sche Buch (ohne erkennbare Kritik) also wohlwollend zu rezensieren.

Siehe: Kurt Hutten (vor 1945)

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1937er Rückblick zur Zeugen Jehovas-Geschichte