Der vorangegangene Jahrgang   1936

Vor (mehr als) 50 Jahren

Was 1937 Wahrheit war

Kriegserklärung

Der Jahrgang 1937 des "Wachtturm" begann gleich mit einer offensichtlichen Kriegserklärung. Sie kommt schon in einer Anpreisung des "Kalender 1937 der Zeugen Jehovas" zum Ausdruck:

"Der neue Kalender drückt sowohl im Text als auch im Bild Kriegsdienst aus. Der Jahrestext ist Obadja 1 entnommen: 'Machet euch auf, und lasset uns wider dasselbe aufstehen zum Kriege!'" (S. 2)

An wen und wie diese Kriegserklärung zu verstehen ist, wird auch in den nachfolgenden Ausführungen überdeutlich (S. 6):

"Unter allen Stolzen, Anmaßenden, Vermessenen und Ruchlosen der Erde ragt die römisch-katholische Hierarchie als der Leitbock der bösartigen Bockklasse hervor. Er ist frech und geht mit anderen hochfahrend um.

Diese verruchte Organisation macht nun energisch äußerste Anstrengungen, die Herrschaft über die Vereinigten Staaten und Britannien zu erlangen. Wie wahr ist doch die Weissagung des Herrn: 'Hoffart geht dem Sturze, und Hochmut dem Falle voraus'; und das wird in Harmagedon auch ihr Ende sein (Sprüche 16:18).

In früheren Zeiten müssen einige aufrichtige Menschen in der römisch-katholischen Hierarchie gewesen sein; heutzutage aber ist diese Institution gänzlich politisch geworden und bedient sich allerhand Betrügereien und Täuschungen zur Erlangung vollständiger Gewalt über das Volk. Dieses verruchte System erhebt jetzt nicht einmal den Anspruch, die Wahrheit des Wortes Gottes zu lehren und hat viele seiner früheren Lehren aufgegeben. Nach Macht steht jetzt ihr gieriges, ehrsüchtiges Verlangen und wie die Schrift erklärt, sind solche Leute aufgeblasen und wissen nichts von Jehovas Vorhaben (1. Tim. 6:4). Die römisch-katholische Hierarchie ist des Teufels Hauptwerkzeug auf der Erde; aber seine Organisation ist dem Untergang geweiht, und darin sind alle die eingeschlossen, die gegen Gott sind."

Es steht außer Frage, dass die Hiobsbotschaften, die um jene Zeit die WTG-Führung aus Deutschland, aber auch aus dem formal "unabhängigen" Danzig am laufenden Band erreichten, eine Bestätigung ihrer schlimmsten Alptraumvisionen darstellten. Es ist auch verständlich, dass sie in dieser Situation meinte, ihren Frust einmal artikulieren zu müssen. Ohne Zweifel ist jener Artikel im "Goldenen Zeitalter" vom 1. 2. 1937 ein diesbezügliches zeitgenössisches Dokument, indem man lesen konnte:

"Die standhafte, treuchristliche Gesinnung der Zeugen Jehovas hat das Tier mit dem Malzeichen (Offenbarung …), auf dem die alte Hure sitzt (Offenbarung 17:3), in wahrhaft satanische Wut versetzt; unglaublich dürften alltäglich sich in Deutschland ereignende Vorfälle nachfolgend geschilderter Art erscheinen; wenigstens jenen Menschen außerhalb der deutschen Staatsgrenzen, die ihren normalen Menschenverstand noch nicht eingebüßt haben und außerhalb der Reichweite romhöriger Nazibanditen stehen.

Kürzlich wurde ein Zeuge Jehovas aus seiner Arbeitsstelle entlassen, wie Tausende vor ihm, weil er sich weigerte, dem Raubtier zu huldigen, aus diesem Grunde die 'Betriebsappelle' mied und nicht mit 'Heil Hitler' grüßte. Das Arbeitsamt sperrte ihm 6 Wochen lang die Unterstützung (Offenbarung 13: 16, 17). Seine Frau steht kurz vor der Niederkunft. Er wird gezwungen, seine Wohnung zu räumen. … 'Heil Hitler!'

Neulich kamen Polizeibeamte, gesandt von der 'römischen Gestapo', um bei den Zeugen Jehovas, welche Kinder haben, festzustellen, wie ihre Personalien seien, dabei hatten sie Formulare mit, die folgenden Kopf hatten: 'Personalien der Eltern von gefährdeten Kindern.' Das satanische Tier betrachtet also die Kinder, welche streng christlich erzogen werden, als erzieherisch 'gefährdet', beabsichtigt also einen Kinderraub. Was schert sich das Raubtier um das Naturgesetz, dass ein Kind seiner Mutter gehört. Sowjetrussland ist (wenn wir die Nachrichten, die von dort hier gemeldet werden, glauben dürfen) von einem Konkurrenten überflügelt. … 'Heil Hitler!'

An den Türen und Eingängen aller Ämter steht es geschrieben: 'Der Deutsche grüßt mit Heil Hitler!' Dieses Kommando wird von dem abhängig gemachten Volk ja auch meistens ängstlich befolgt. Wer nicht den weltüberwindenden Glauben wahrer Christen hat, der kann diesem Tier nicht widerstehen. Wenn auch außerhalb der Amtsmauer dieser satanische Druck wieder abgeschüttelt wird und viele das Unwürdige ihres Tuns frei bekennen, wenn sie sich nicht bespitzelt glauben, so ist doch ein solcher Zustand eines Volkes derart unwürdig, dass nur Satan daran Gefallen finden kann. … Heil Hitler!'

Wie Höllenhunde benehmen sich viele öffentliche Beamte. Viele von ihnen muss man regelecht als Zuhälter dieses volksverräterischen Systems bezeichnen. Natürlich gibt es auch solche, die im stillen nicht von dieser satanischen Partei sind, doch müssen sie sich stark zurückhalten, da gerade der Beamtenapparat völlig mit Parteibonzen durchsetzt worden ist.

Lehrer z. B. äußern sich einige Tage vor den Wahlen, täglich sich steigernd, zu ihren Schulkindern wie folgt:

'Wer mit nein wählt (was ja an und für sich beinahe unmöglich ist, weil jeder Zettel für ja gilt, der gekreuzt oder ungekreuzt abgegeben wird, ein regelrechtes Nein muss handschriftlich vermerkt werden), ist ein Volksverräter, dem wird's übel ergehen, und wer es gar wagen sollte, von der Wahl fernzubleiben, der müsste ausgewiesen werden.' Einige Tage vorher werden dann systematisch einschüchternde Gerüchte verbreitet.

Dieses Femeystem ist wohl nur zu vergleichen mit dem jesuitischen Schachzügen der Inquisition. Dieses System hat einen Januskopf; ein Gesicht ist dem Ausland zugewandt und trägt die biedere Miene des deutschen Michel, der zwar ein wenig derb, aber ansonsten sehr gutmütig und hausbacken ist; dass andere Gesicht ist dem deutschen Volke zugewandt und ist meistens verhüllt. Zu gewissen Stunden wird die Hülle gelüpft, und das Volk sieht die scheußliche Fratze Neros.

Einem Bruder wurde gesagt, als er sich auf das Gesetz und den Willen Jehovas berief: 'Euer dämlicher Jehova, der regiert im Himmel, wir werden euch schon beibringen, unseren Gesetzen zu gehorchen.' Als ein anderer Bruder auf seinen Glauben und sein Gewissen Bezug nahm, wurde ihm gesagt: 'Ich glaube, dass 10-Pfund Rindfleisch eine gute Suppe ergeben.' Den Höhepunkt erlebte ein Bruder, welcher neben den üblichen Gotteslästerungen gesagt wurde: 'Wenn mir der Auftrag gegeben würde, und ich könnte nach meinem Begehr, dann würde ich sie eigenhändig derart mit der Knute bearbeiten, dass nicht eine Stelle von Ihrem Körperteil heil bliebe und das Fleisch in Fetzen herumhinge.'

Solche unglaublichen Vorfälle sind tägliches Ereignis in diesem 'gelobten Lande' von Rattis Planung (bürgerlicher Name des zeitgenössisch regierenden Papstes).

Solche 'obrigkeitlichen Gewalten', die zweifellos in keiner Weise 'Gottes Dienerinnen' sind, (da sie ja Gott lästern und verachten) haben jegliches Recht verwirkt, von Gott dem Allmächtigen zu reden, oder sich gar als seine Gesandten aufzuspielen und sich dem Volke als Christus anzubieten, um es zu heilen; sie sind vielmehr in völlig offenbarer Weise das 'Tier', dass abscheuliche und scheußliche Raubtier, dass in der Offenbarung als Endzeitregierung versinnbildet ist."

Wie wir durch die Studie von Friedrich Zipfel ("Kirchenkampf in Deutschland" S. 412-415) eindeutig wissen, wurde jener zitierte Artikel aus dem "Goldenen Zeitalter", in Kopie selbst von der Gestapo an ihre untergeordneten Dienststellen, zur Kenntnisnahme der mit den Zeugen Jehovas befassten Beamten, weitergeleitet. In dem Begleitschreiben zu dieser Artikelkopie führte die Gestapo ausdrücklich an:

"Der Auszug ist den unterstellten Beamten zur Kenntnis zu geben; daher ist ihnen erneut zur Pflicht zu machen, auf diese Staatsfeinde ein besonderes Augenmerk zu richten …"

Ein klares Feindbild

"Das Schreckgespenst, dass den Menschen jetzt überall, landaus, landein, vor Augen gehalten wird, ist das des Kommunismus, und das Papsttum selbst hat diese Schreckgespenst-Bewegung ins Dasein gerufen und steht dahinter. Jedermann, der es wagt, die Wahrheit über die römische Hierarchie herauszusagen, wird von dieser Organisation als ein Kommunist verschrieen. Tatsache ist, dass der Kommunismus von den Jesuiten, dem Geheimorden der römisch-katholischen Hierarchie, organisiert worden ist, um sodann als Mummerei und Schreckgespenst dazu benutzt zu werden, den Menschen Furcht einzujagen, damit sie sich zu einer Gegenbewegung organisierten, welch letztere Bewegung gänzlich unter der Gewalt des Papsttums steht. Auf diese Weise wurden die Nazis in Deutschland mit Hitler als Führer organisiert; diese üben nun in jenem Lande eine erbarmungslose, grausame und mörderische Herrschaft aus, und diese Klasse von Nazis hat Freude daran die zu verfolgen, die Gott und Christus treu vertreten und dem Volke die Früchte seines Königreiches bringen. Manche Zeugen Jehovas sind kürzlich in Deutschland zu Tode gebracht und Tausende weiterer eingekerkert worden, lediglich, weil sie Bibeln und bibelerläuternde Bücher in ihrem Besitz hatten, die es den Menschen ermöglichten, etwas von Gottes Fürsorge für die leidende Menschheit zu erfahren. Die Hitler-Regierung ist in voller Übereinstimmung mit dem Vatikan in Rom. Würde wohl der Herr Jesus Christus so etwas wie die Herrschaft Hitlers gutheißen? Sicherlich nicht; und da die römische Kirche Hitler unterstützt, beweist dies überzeugend, dass die römisch-katholische Organisation den Teufel vertritt und Gottes und Christi Feind ist.

Die römisch-katholische Hierarchie beherrschte einst Spanien und betrieb zu jener Zeit die verruchte Inquisition, wobei sie die Menschen zwang, entweder katholisch zu werden oder aber grausame Foltern zu erleiden. Das Volk erhob sich gegen die anmaßenden Gimpelfänger des Katholizismus und organisierte eine Republik. Darauf begannen die römisch-katholischen Militaristen einen Aufstand gegen die spanische Republik anzuzetteln und eröffneten einen grausamen und tückischen Rebellenkrieg mit dem Zwecke, die Herrschaft der römisch-katholischen Hierarchie in jenem Lande wiederherzustellen. Die Hierarchie setzte sich unrechtlicherweise in den Besitz von Obligationen der spanischen Regierung im Werte von Millionen, verbarg diese in ihren Kathedralen und benutzte sie zur Führung eines Rebellenkrieges, worin Hunderttausende von Menschen grausam getötet worden sind, viele von ihnen durch katholische Priester.

Mussolini und Hitler haben die römisch-katholische Hierarchie bei der Durchführung dieses Rebellenkrieges unterstützt. Sicherlich könnte sich kein Vertreter Gottes und Christi auf der Erde an einem solchen Krieg beteiligen, der doch eine offenbare Verletzung des ewigen Bundes Gottes hinsichtlich der Heiligkeit des menschlichen Lebens ist.

Seit dem Weltkrieg und seitdem die römisch-katholische Organisation wieder weltliche Macht erlangt hat, ist sie dreist und draufgängerisch wie nie zuvor geworden. Man müsste geistig blind sein, um jetzt nicht zu sehen, dass die römisch-katholische Hierarchie darauf ausgeht, die Herrschaft über die politischen Angelegenheiten der Welt zu erlangen und das Volk durch Diktatoren regieren zu lassen.

Das Papsttum hat ein Bündnis mit den politischen Herrschern Japans geschlossen, die doch keinen Anspruch erheben, Christen zu sein, und führt dort eine systematische Tätigkeit durch, mit dem Ziele, einen jeden mundtot zu machen, der die Wahrheit gegen den Katholizismus redet.

Die römisch-katholische Hierarchie betreibt eine energische Kampagne, um die Macht über die Ämter und politischen Angelegenheiten des Britischen Reiches zu erlangen. Ihre größte Anstrengung ist jetzt indes darauf gerichtet, die Vereinigten Staaten von Amerika unter ihre Herrschaft zu bekommen.

Ein Buch, veröffentlicht im Jahre 1935 von einem früheren römisch-katholischen Jesuiten, der offenbar von der Doppelzüngigkeit der Herrscher dieser verworfenen Religionsorganisation genug hatte, berichtet unter andern Dingen: 'Theoretisch ist die katholische Aktion das Werk und der Dienst der katholischen Laien für die Sache der Religion unter der Führung der Bischöfe. In Wirklichkeit aber erkämpft die katholische Gruppe einen Weg zur Beherrschung Amerikas. …" ("Wachtturm" 1937 S. 250).

Jonak macht mobil

Der katholische, in Wien lebende Nazi, Dr. Hans Jonak von Freyenwald, hatte bekanntlich im Jahre 1936 im faschistischen Deutschland sein Buch über die Zeugen Jehovas veröffentlicht. Wie auch andere Autoren, versandte er davon Belegexemplare um auf diese Weise seine Verbreitung zu befördern. Unter den so Bedachten befanden sich auch einige katholische Bischöfe, die Ihrerseits Jonak den Empfang des Buches (in der Regel) mit konzilianten Schreiben beantworteten. Auf nicht geklärten Wegen, gelangte auch die Redaktion der Zeugen Jehovas-Zeitschrift "Das Goldene Zeitalter", in den Besitz einiger solcher Antworten, die sie in ihrer Ausgabe vom 1. 8. 1937 veröffentlichte. Danach erhielt Jonak unter anderem auch die folgenden Zuschriften:

"Graz, am 29. Mai 1936

Hochverehrter Herr Ministerialrat!

Ich danke sehr verbindlich für die freundliche Zusendung Ihres im Buchverlag Germania herausgegebenen Werkes 'Die Zeugen Jehovas' und beglückwünsche Sie zu dieser gediegenen Arbeit, die zweifellos sehr wertvolle Dienste leisten wird. Ich werde meinen Klerus auf diese Schrift, die im Kampfe gegen die Bibelforscher gute Dienste leisten wird, aufmerksam machen.

Mit dem Ausdruck größter Hochverehrung zeichne ich mich, Herr Ministerialrat, als Ihr ergebenster Dr. Ferdinand Pawlikowski, Fürstbischof von Seckau, Militärvikar.

Oder auch

Linz, 29. Mai 1936

Sehr geehrter Herr Ministerialrat!

Ich danke ergebenst für die gütige Übersendung Ihrer wertvollen Publikation 'Die Zeugen Jehovas' und beglückwünsche Sie aufrichtig zu dieser aktuellen Studie. Ein fachmännischer theologischer Referent bezeichnet die Studie als für den Klerus sehr empfehlenswert und ich werde sie auch in meinem nächsten amtlichen Diözesanblatt bestens empfehlen.

In aller Hochachtung geharre ich

Johannes Maria Gföllner, Bischof von Linz

Dito

St. Gallen, 20. Juni 1936

Sehr geehrter Herr,

Für die gütige Zusendung der 'Zeugen Jehovas' danke ich Ihnen sehr. Ein interessantes reich dokumentiertes und wertvolles Buch, dass überraschende Lichter auf so manche zeitgenössische Dinge wirft. Gerne werde ich dasselbe empfehlen.

In vorzüglicher Hochachtung! A. Scheiwiler, Bischof".

Mit derartigen Referenzen ausgestattet, standen Jonak nunmehr auch die Spalten der Zeitschrift "Korrespondenzblatt für den katholischen Klerus Österreichs" offen. In dessen Ausgabe vom 10. März 1937, veröffentlichte er eine Selbstdarstellung zu seinem ZJ-Buch, unter der Überschrift: "Die ernsten Bibelforscher - eine politische Kampforganisation". Auch daraus einige Zitate:

"Unter den christlichen Sekten ist die weitest verbreiteste und gefährlichste die 'Internationale Vereinigung Ernster Bibelforscher', die ihre geschäftliche Tätigkeit unter der Firma 'Wachtturm Bibel- und Traktatgesellschaft' ausübt.

Verbreitete sie sich, insbesondere nach dem Weltkriege, über fast alle Länder der Erde. Die Generaldirektion, deren Präsident seit 1916 der amerikanische Rechtsanwalt und angebliche Richter, J. F. Rutherford ist, befindet sich in Brooklyn. Ihr unterstehen die Wachtturm-Filialen in den verschiedenen Staaten aller Kontinente; sie werden von Direktoren geleitet, die nach Rutherfords Ausspruch von Gott eingesetzt und autorisiert sind, das Evangelium des 'wahren Christentums' zu predigen.

Ihre Lehre ist nur scheinbar eine christlich-religiöse, in Wirklichkeit eine politische mit religiöser Verbrämung. Aus ihrer Lehre erwähne ich bloß kurz, dass sie die Dogmen der heiligen Dreieinigkeit und der Unsterblichkeit der Seele verwerfen. Das heilige Sakrament des Altares ist ihnen eine gotteslästerliche Einrichtung, die Lehren vom Fegefeuer und der Hölle werden als satanische Erfindungen hingestellt und das Papsttum sowohl als die gesamte Geistlichkeit in unflätigster Weise angegriffen. Vom ganzen Christentum bleibt nichts übrig, alles wird in den Kot gezerrt. Um sich dennoch den Schein einer christlichen Glaubensbewegung zu geben, anerkennen die Ernsten Bibelforscher Jesus Christus als Sohn Gottes, machen aber aus ihm eine Art Angestellter Jehovas; sie nennen ihn daher den obersten Vollstreckungsbeamten, Scharfrichter und Generalfeldmarschall Jehovas.

Dieser neuartige Bibelforscher-Christus werde noch zu Lebzeiten unserer Generation das tausendjährige Königreich Jehovas auf Erden errichten; er sei von Gott bereits im Jahre 1914 zum König des in Bildung begriffenen irdischen Weltreiches ernannt worden. Es bedürfe nun eines weiteren Weltkrieges, verbunden mit Hungersnöten und Revolutionen um alle Staaten zu zerstören und aus ihnen ein die Erde umfassendes Universalreich zu machen, dessen bereits ernannter König der im Himmel bleibende Jesus Christus, und dessen sichtbare Regierung auf Erden ausschließlich aus jüdischen Persönlichkeiten bestehen werde. Alle Staatsgrenzen und alle nationalen Unterschiede sollen verschwinden, nur die jüdische Nation solle bestehen bleiben, und Welthauptstadt werde Jerusalem werden.

Klar schreibt Russell selbst: 'Die Juden werden die Herrschaft über die Erde erhalten.'

Plan der Bibelforscher ist, die Völker mit den Mitteln der Glaubensberaubung und wirtschaftlichen Revolutionierung zu entsittlichen und zu zermürben, um aus dem Chaos die jüdische Weltherrschaft entstehen zu lassen.

Indem die Ernsten Bibelforscher ein solches Programm verfolgen, ergibt sich die bisher leider noch nicht voll gewürdigte Tatsache, dass ihre Religionslehre nur Mittel zum Zweck und das sie keine religiöse, sondern eine politische Gesellschaft mit umstürzlerischem Programm sind.

Selbstverständlich leugnen dies die Ernsten Bibelforscher, sobald sie vor einem Gericht stehen und sich gegen den Vorwurf kommunistischer Ziele verteidigen müssen. Ein solcher Prozess fand erst vor kurzem vor einem Berliner Sondergericht statt, woselbst ein sogenannter Zeuge Jehovas wegen verbotener Betätigung zu sechs Monaten Gefängnis verurteilt wurde. Dem Gerichte lag unter anderem ein beschlagnahmter Brief eines amerikanischen Zeugen Jehovas vom 5. September 1936 vor, indem dieser schrieb: 'Die gegenwärtigen üblen Regierungen sind nun zu Ende, und bald wird eine ehrliche, rechtmäßige Regierung errichtet werden zugunsten der Menschheit unter der Oberaufsicht des großen Messias, unseres Heiligen Vaters Joseph Stalin von Neu-Rußland.'

Die Ernsten Bibelforscher arbeiten mit geradezu unbeschränkten Geldmitteln; in Amerika verbreiten sie ihre Lehre, insbesondere mittels Radio, in kostspieligen Kettenrundfunken. In Kanada, in Indien und Australien verwenden ihre Missionare Schlafwagen-Autobusse; in Kanada und Norwegen besitzen sie zwei Schiffe um die Küstengebiete zu bereisen.

Mehr als zweihundert Millionen Bücher und Broschüren wurden bisher verteilt, teils umsonst, teils zu Unterpreisen. Woher kommen die Gelder für eine solche Propaganda, wo doch Mitgliederbeiträge nicht eingehoben werden? Die geheime Geldquelle ist noch nicht entdeckt, doch ist allgemein die Ansicht vorherrschend, dass die finanziellen Förderer reiche amerikanische Juden und Freimaurer seien.

Einige Aussprüche aus ihren Schriften:
'Das Christentum soll durch Krieg, Revolution, Anarchie, Hungersnöte und Pestillenz zur Einöde gemacht werden.'

'Der Katholizismus ist in Wirklichkeit eine heidnische Religion, der Protestantismus betet ebenso den Moloch an.'

'Die sogenannte christliche Religion ist der größte Humbug und die abscheulichste Heuchelei, die je die Menschheit getäuscht hat.'

'Die Geistlichkeit, vom Papst hinunter bis zum einfachen Klassenleiter, schändete die Religion um des Vergnügen willen und wegen des Vorteiles, mit den Reichen und Mächtigen dieser Welt im Bunde zu stehen.'

'Das Volk wird zur Erkenntnis kommen, dass Krieg, Revolution und Anarchie die gerechten Gerichte des Allmächtigen gegen die geistlichen, politischen und volkswirtschaftlichen Greuel des Christentums waren.'

Bei solcher Predigt des Evangeliums ist es nicht zu verwundern, dass endlich auch die Staatsbehörden einschritten und die Gesellschaft in den letzten Jahren in verschiedenen Staaten verboten wurde, so in Österreich, Deutschland, Italien, Lettland und Japan. Doch ist damit die Gefahr noch lange nicht behoben, da die Bibelforscher überall illegal weiterarbeiten.

So besitze ich selbst das Original einer Einladung zu geheimen Bibelforscherbesprechungen, die eben jetzt im Jänner und Februar jeden Sonntag und Mittwoch in Wien stattfinden.

Hochwürdige Mitbrüder, die sich ausführlich über die Ernsten Bibelforscher orientieren wollen und für Versammlungen und für Unterrichtszwecke fachliches und neuestes Material brauchen, seien auf die ausgezeichnete Broschüre, die zu dem die Druckerlaubnis des erzbischöflichen Ordinariates Wien trägt; Die Zeugen Jehovas aufmerksam gemacht. Zu beziehen bei Mayer & Comp., Wien I, Singerstraße 7. Die Schriftleitung."

Siehe unter anderem auch: Jonak

Was die kirchlichen Mitheuler anbelangt, siehe als ein exemplarisches Beispiel auch den Kurt Hutten (vor 1945), der es sich auch angelegen sein ließ, das Jonak'sche Buch (ohne erkennbare Kritik) also wohlwollend zu rezensieren.

Siehe: Kurt Hutten (vor 1945)

Heinrich Metzler

Ich habe mich schon verschiedentlich zu dem Fall Jonak und dem damit verbundenen "Rattenschwanz" geäußert. Meine Sympathie gehört in dieser Auseinandersetzung in der Regel den Zeugen Jehovas, nicht jedoch ihren katholischen Kontrahenten mit faschistischer Schützenhilfe. Allerdings ist auch mir bewusst, dass auch die Zeugen Jehovas mit "allen Wassern der Rhetorik" gewaschen sind. Aber nicht nur sie. Für die zeitgenössischen Berufsgegner der Zeugen gilt ähnliches. Also man muss bei diesen zeitgenössischen Dokumenten schon genau hinsehen. Es ist bekannt, dass die Zeugen Jehovas in Österreich der dreißiger Jahre gleichfalls verboten wurden. Um dazu mal eine unverdächtige Quelle zu zitieren.

In dem 1982 erschienenen Band 2 der Dokumentation "Widerstand und Verfolgung in Oberösterreich wird dazu ausgeführt (S. 199): "Die Sekte der Zeugen Jehovas (Ernste Bibelforscher) war in Österreich 'durch den Bescheid des Sicherheitsdirektors von Wien vom 17. Juni 1935 und endgültig durch den Beschluss des Bundesgerichtshofes vom 17. Juni 1935 1936 verboten worden.' Die Verfolgung erschöpfte sich jedoch damals zumeist in der Beschlagnahme von Druckschriften, die aggressive Passagen gegen die römisch-katholische Kirche enthielten."

Diesen Hintergrund sollte man mit im Auge haben, wenn man das nachfolgende Dokument beurteilen will. Im Jahre 1937 gelang es der sogenannten "Schweizerischen Presse-Korrespondenz", die Zeugen Jehovas durchaus herauszufordern. Im Jahrgang 1937 des "Goldenen Zeitalters" lassen sich etliche Stellen nachweisen, die von dieser auch publizistisch ausgetragenen Kontroverse künden. Wie gesagt: In Rhetorik waren beide Seiten keine "Waisenknaben". Ein Dokument aus diesem Schlagabtausch, sei nachstehend doch noch wiedergegeben ("Goldene Zeitalter" 1. 12. 1937 S. 6):

Einleitend wird auf bereits frühere Veröffentlichungen hingewiesen, in denen sowohl die SPK als auch die Zeugen Jehovas versuchten, sich gegenseitig "aufs Glatteis" zu locken. Keiner der Kontrahenten konnte seine Ursprungsabsicht im vollen Umfange verwirklichen. Aber immerhin, auch das "Goldene Zeitalter" sieht sich genötigt, wenn auch widerwillig, auch der ihm unbequemen Gegenmeinung einmal Raum zu geben. Man kann dort lesen:

"Darauf Herr Metzler am 20. 1937 an Herrn Harbeck:

"Sehr geehrter Herr Harbeck!

Nachdem Sie nun bereits im Goldenen Zeitalter unsere bisherige Korrespondenz publiziert haben, komme ich heute dazu, Ihren Brief vom 18. Sept. 37 zu beantworten. Ich gebe der Hoffnung Ausdruck, dass Sie den Inhalt dieser Zeilen Ihren Lesern nicht vorenthalten werden.

Der Vorschlag vom 31. Juli dieses Jahres, auf gestellte Fragen an Sie Antworten zu erteilen und sowohl Fragen und Entgegnungen in der SPK als auch im 'Goldenen Zeitalter' zu veröffentlichen, haben Sie mit unsachlichen Argumenten abgelehnt. Dagegen haben Sie den Gegenvorschlag gemacht, biblische Fragen mit einem Vertreter der evangelischen oder katholischen Geistlichkeit öffentlich zu diskutieren, und Sie stellten das Ersuchen, Ihnen 'einen ebenbürtigen Vertreter der katholischen Kirche' zu nennen. Hierauf antworte ich Ihnen, dass ich nicht in der Lage bin, einen Ihnen ebenbürtigen Vertreter zu nennen, da zur Erfüllung der Voraussetzung der Ebenbürtigkeit der Betreffende ebenso wie Sie, wegen Vergehens der Religionsstörung verurteilt worden sein müsste.

Ich berufe mich in dieser Hinsicht auf das Urteil des Landgerichtes für Strafsachen in Wien vom 4. Mai 1934, mit welchem Sie wegen Vergehens der Beleidigung einer gesetzlich anerkannten Kirche nach § 303 Öst. Strafgesetz, und wegen Verbrechens der Religionsstörung nach § 122 Öst. Strafgesetz verurteilt worden sind. Der Oberste Gerichtshof in Wien hat ihre Nichtigkeitsbeschwerde zurückgewiesen und mit Erkenntnis vom 1. März 1935 das Urteil bestätigt.

Nicht anders erging es Ihnen in Bern. Auf Grund einer gegen Sie eingebrachten Strafanzeige wegen Herabwürdigung der Religion wurden Sie allerdings mit Urteil vom 26. August 1936 vom Berner Gericht freigesprochen, doch ergab sich nachträglich, dass Sie das erwähnte Urteil des Bundesgerichtes in Wien dem Berner Gerichte in gekürzter Abschrift vorgelegt hatten, so dass das Gericht irregeführt wurde. Es wurde daher gegen dieses Fehlurteil berufen und das Obergericht des Kanton Bern hat Sie mit Erkenntnis vom 28. Mai 37 laut Artikel 94 des Strafgesetzbuches wegen 'Herabwürdigung der Religion, fortgesetzt begangen in den letzten Jahren im Kanton Bern', für schuldig erklärt und Sie zu einer Buße und Tragung der Verfahrenskosten verurteilt. Mit diesen Urteilen stehen die Gerichte in Wien und Bern nicht vereinzelt da. So wurden Zeugen Jehovas auch von dem Gerichte in Vevey am 11. Juni 1930 wegen Herabwürdigung der Religion verurteilt, welche Erkenntnis das Bundesgericht in Lausanne bestätigte. Ebenso wurden erst unlängst Zeugen Jehovas in Kanada vor dem Schwurgericht in Quebec am 17. April 1937 wegen 'Conspiration se diticuse' verurteilt. Schließlich füge ich bei, dass unter Ihrer Leitung Zeugen Jehovas in der Schweiz fortgesetzt gesetzwidrig Schriften verteilen, was laut Jahrbuch 1936 Seite 165 in 66 Fällen, und laut Jahrbuch 1937 in 64 Fällen zu gerichtlichen Verurteilungen führte.

Unter diesen Umständen lehne ich es ab, einen katholischen Geistlichen zu verleiten, mit Ihnen religiöse Fragen zu diskutieren.

Hochachtend gez.: Metzler."

„Austrocknen bis zum Einschlafen"
„Heinrich Metzler und seine Presseagentur" betitelt „Trost" seine „Siegesmeldung" in seiner Ausgabe vom 15. 7. 1944. Aufhänger seiner Replik ist, wie „Trost" zitiert:

„In Nr. 68 der "Presse-Agentur Heinrich Metzler" vom 20. April 1944 ist nachstehende "Redaktionelle Mitteilung" zu lesen:

"Diese Blätter (nämlich Heinrich Metzlers Presse- Agentur-Blätter) erscheinen in zwangloser Folge und entsprechend den sich ergebenden Notwendigkeiten. Im Kampf um die 'Zeugen Jehovas', dem diese Publikationen bisher in besonderer Weise gedient haben, ist es merklich stiller geworden."
Und eben die darin enthaltene Formulierung von der „zwanglosen Folge", müht sich „Trost" nach allen Regeln der Kunst zu zerlegen.

Hatte das SPK-Projekt (angetreten unter dem verharmlosenden Namen „Schweizerische Pressekorrensponnz") nicht mal hochgestochene Pläne. Sicherlich hatte es die („Trost" selbst zitiert sie dann noch, etwa mit der Aussage):
„So stellte er in Nr. 55 vom l. Juli 1940 der SPK voreilig die Behauptung auf, daß "Jehovas Zeugen jetzt aus dem letzten Loch pfeifen". In der Ausgabe vom l. August 1940 rühmte er seine SPK mit den Worten:

"Es war durch die SPK möglich, mit einem verhältnismäßig geringen Aufwand, einem starken und mächtigen Gegner empfindliche Niederlagen beizubringen."

Metzler träumte aber von seinem großen Erfolg, den er unverfroren und siegesgewiß mit den Worten umschrieb:
"Der Kampf aber geht weiter bis zum Endziel: Verbot und Aufhebung der europäischen Zentrale der Zeugen Jehovas (Bibelforscher) in Bern."

Und nun, im Jahre 1944 meint „Trost" registrieren zu können, dieser Metzler pfeift ja nun selbst „aus seinem letzten Loch".
Herausgearbeitet wird von „Trost" weiter die faschistische Schützenhilfe, respektive die Einordnung in das faschistische Umfeld.

Letzteres - faschistisches Umfeld - sehe auch ich so. Was den Aspekt „Schützenhilfe" anbelangt, sehe ich das etwas anders. Namentlich der SPK-Gründer Toedtli, hatte sich auch um finanzielle Hilfe aus Hitlerdeutschland bemüht. Einige seiner Bettelschreiben wurden ja auch von „Trost" zitiert.
Die Toedtli'schen Intentionen, und das was tatsächlich geschah, sind indes „zwei paar Schuh".
Nach Ende des Berner Protokolleproßes, in dessen Windschatten auch die SPK entstand, hatte sich das Interesse des Naziregimes, namentlich was finanzielle Unterstützungen anbelangte, schon mal erheblich abgekühlt. Toedtli bekam keineswegs das, was er haben wollte. Es lassen sich im Bestand der „Wiener Library" (Tel Aview) einige Bettelbriefe des Toedtli nachweisen, die aber auch deutlich machen. Die Trauben hingen hoch; vielleicht zu hoch.

Das Naziregime meinte ja mittels der Gestapo, die Zeugen Jehovas-Frage ausreichend zu beherrschen. Es verließ sich in erster Linie nur auf die Gestapo.
Etwaige „ideologische Auseinandersetzungen", die dann doch wohl in der Toedtli'schem Intention begründet wären, hielt es weitgehend für überflüssig, bzw. wenn, dann nur eben als Domäne der eigenen Propagandisten. Das was Toedtli eigentlich erreichen wollte, war für diejenigen, welche im Naziregime das Sagen hatten, eigentlich völlig uninteressant.

Spätestens nachdem Toedtli in der Schweiz zum politisch toten Mann befördert war, ging die Trägerschaft der SPK zunehmend auf katholische Kreise über. Ab diesem Zeitpunkt kann auch keineswegs mehr unterstellt werden, dass da eventuell faschistische Gelder im nennensweerten Umfange, zur Verwendung kämen.

Nun im Jahre 1944 also wird die zitierte SPK-Ausgabe als deren Nr. 68 beziffert. Auch nicht eine besonders hohe Zahl.

Und dann muss man sehr wohl sehen. Die Catholica war und ist in zeitgeschichtlichen Zäsuren stets flexibel.
Das die Stunde des Faschismus demnächst erst mal vorläufig abgelaufen sein würde, erahnte im Jahre 1944 auch schon die Catholica. Ergo traf sie ihre Vorbereitungen für die Nachkriegszeit. Das in selbiger faschistisch belastete Objekte nicht mehr gefragt sein würden, lag auf der Hand. Ergo hieß die Devise: „Austrocknen lassen bis zum Einschlafen", der SPK.
So ist es dann ja wohl auch abgelaufen.

Muss man die Zeitbedingtheit des SPK-Projektes auch in gebührende Rechnung setzen, so ist dennoch der Jubel über die vermeintliche Niederlage eines Kontrahenten, welchen „Trost" da glaubt veranstalten zu können, ein etwas voreiliger Jubel.

Opposition zur WTG wird sich immer wieder neu artikulieren, solange eben der NÄHRBODEN für diese Opposition vorhanden ist. Angefangen von der „Wahrheitsfreundebewegung" zu Zeiten der Weimarer Republik, sich fortsetzend über das Sadlack-Buch „Die Verwüstung des Heiligtums" und anderes mehr.
Manchmal geht es diesbezüglich in der Tat nach dem Motto zu: „Drei Schritte vor - zwei zurück".
Einzelne Protagonisten mögen da in der Tat von Zeit zu Zeit, auch wieder von der Bildfläche verschwinden.
Bisher haben sie immer noch, irgendwelche, wie auch immer geartete Nachfolger gefunden.

Am Rande vermerkt. Bis heute haben es katholische Stasikeulenschwinger
nicht fertig gebracht, (deren Merkmal auch war, wie sich die Ostdeutsche Revolution anbahnte, jenen DDR-Oppositionellen Kräften gegenüber, ihre Kirchengebäude verschlossen zu halten, so dass selbst Stasifunktionäre im Nachhhinein noch jubelten, hätten sich alle kirchlichen Kräfte so verhalten, wie die Catholica, würde die „DDR" noch heute bestehen).
Auf dergleichen Linie liegt es auch, dass diese Herrschaften es nicht schaffen (bis heute) und vor allem auch nicht den Willen dazu haben, sich in seriöser Art und Weise, mit dem Fall Toedtli und Metzler, mal umfänglich auseinander zusetzen. Wie auch, es könnte dann ja (keinesfalls nur Zeugen Jehovas) bewusst werden, wieviel Dreck am Stecken - nachweisbar - die Catholica hat!

Koryphäe Boris Toedtli

Martin C. Harbeck

Noch Ende August 1933, war die deutsche WTG optimistisch, das Blatt doch noch zu ihren Gunsten wenden zu können. Schon als ihr Besitztum im April 1933 erstmals beschlagnahmt wurde; danach es aber gelang, diese Aktion wieder rückgängig zu machen, wurden gegenüber der Öffentlichkeit beschwichtigende Erklärungen abgegeben, worin sich denn auch solche Sätze fanden wie

"Wir erklären gern, daß während der ganzen Dauer dieser einwöchigen Besetzung und Durchsuchung unserer Grundstücke und Gebäude keiner unserer Mitarbeiter irgendwelche Ursache zur Beschwerde gegen die durchsuchenden Beamten gehabt hat. Alles ist trotz der ausgeübten Gründlichkeit in absolut anständiger Form und unter Vermeidung der Verursachung irgendwelcher Schäden vor sich gegangen. Wir geben hiervon sowohl dem Zentralbüro unser Gesellschaft in Brooklyn, wie auch allen Schwestervereinigungen in andern Ländern durch Übrsendung des Wortlautes dieser Erklärung Kenntnis, wie wir stets alles getan haben und auch weiter tun werden, was dazu beiträgt, um falsche Meinungen über Zustande in Deutschland (bekannt als Greuelpropaganda) auf den rechten Weg zurüchzuverweisen."

Nicht nur deutsche WTG-Funktionäre versuchten ihr möglichstes, dass sich anbahnende Ungemach, doch noch abzuwenden. Auch ausländische WTG-Funktionäre wurden dazu in Marsch nach Deutschland gesetzt. Einer auf dem das im besonderen zutraf, war M. C. Harbeck vom Schweizer WTG-Büro.

Harbeck seinerseits ließ nun mit Datum vom 28. 8. 1933 von Magdeburg ein weiteres beschwichtigendes Zirkular in Umlauf setzen. Siehe dazu auch M. James Penton "Jehovah's Witnesses and the Third Reich", Toronto 2004, S. 295f.

Darin wurden die deutschen Zeugen Jehovas von ihm mit den Worten angewiesen:

"Meine lieben Freunde

für die deutschen Freunde bestimmt!

Magdeburg, den 28. August 1933

Die vielen Anfragen, die hier eingegangen sind, möchte ich hiermit durch ein Zirkularschreiben beantworten:

Die Watch Tower Bible and Tract Society ist verboten. Ebenso die Tätigkeit der "Internationalen Bibelforscher-Vereinigung".

Als Bevollmächtigter der Watch Tower Bible and Tract Society, und Watch Tower Bible and Tract speziell als Beauftragter des Präsidenten, Richter Rutherford, möchte ich Euch hiermit bitten. Euch den gegenwärtigen Vorschriften und Massnahmen der Regierungs- und Polizeibehörden zu unterziehen. Vor allen Dingen möchte ich Euch bitten, keine verbotenen Schriften zu verbreiten und ohne polizeiliche Bewilligung keinerlei Versammlungen oder Vorlesungen abzuhalten.

Da uns der Druck von Büchern, Broschüren und Zeitschriften verboten ist, konnten und können die laufenden Bestellungen nicht mehr ausgeführt werden. Anfragen sind daher völlig vorläufig zwecklos.

Wir wollen gute Bürger des Landes sein und auch durch unser Verhalten und unseren Lebenswandel ein beredtes Zeugnis für die Ehre Gottes und die Rechtfertigung seinen Namens und Wortes ablegen. Ich übermittle Euch die Grüsse, die mir Richter Rutherford aufgetragen hat und bitte Euch, in Glauben und Gebet ausharren, bis der Herr uns in seinem Königreich wiederum Gelegenheit gibt, zur Rechtfertigung seines Namens beizutragen.

In Liebe mit Euch verbunden, begrüsse ich Euch als

Watch Tower Bible and Tract Society

Brooklyn, New-York, U.S.A.

(gez.: M. C. Harbeck.)

Es war schon ein denkwürdiger Satz, den man im "Jahrbuch der Zeugen Jehovas 1934" lesen konnte (S. 100): "Seither haben zwischen dem Vertreter der Gesellschaft, dem Staatsdepartment und der deutschen Regierung in Berlin Verhandlungen stattgefunden, die bewirkten, dass die deutsche Regierung anfangs Oktober dieses Jahres (1933) die Freigabe des ganzen Eigentums der Gesellschaft anordne und dieses wieder in den Besitz unserer Vertreter zurückgab". Wie man weiß, war diese Vermögensfreigabe nicht mit einer Verbotsaufhebung identisch. Es sollte nachfolgend, noch zu weiterem Geplänkel in dieser Frage kommen. Das die Nazis über die ihnen abgetrotzte Vermögensfreigabe nicht sonderlich glücklich waren, versteht sich von selbst. Hatte diese doch unter anderem auch den "Nebeneffekt", das vormals in Magdeburg aufgestellte Druckmaschinen, nunmehr nach Prag und Bern gelangten. Es konnte auch den Nazis klar sein, dass dieser Export nicht dazu diente, die dort als "Museumsstücke" aufzubewahren, sondern, dass sie wider aktiviert würden und das dort gedruckte Erzeugnisse auch nach Deutschland zurück gelangen würden. Aber den Nazis blieb keine andere Wahl. Hatte die WTG es doch verstanden, auch die US-Regierung für ihre Belange zu mobilisieren.

Nach den im Bundesarchiv verwahrten Akten ergibt sich weiter die Erkenntnis, dass in dem Hickhack um die Vermögensfreigabe, es im Oktober 1935 zu einem weiteren bedeutenden Schritt kam. Aus der Sicht der Nazifunktionäre wurde er mit den Worten formuliert: "Nach der am 10. Oktober 1935 zwischen der Watch Tower Bible & Tract Society und dem Geheimen Staatspolizeiamt getroffenen Vereinbarung dürfen erst nach Bezahlung aller Schulden die in amerikanischen Eigentum stehenden Druckmaschinen usw. in das Ausland ausgeführt werden." Ein bedeutsamer Satz, ist doch darin von direkten Verhandlungen zwischen einem WTG-Vertreter und deutschen Behörden, sogar der Behörde Geheimes Staatspolizeiamt die Rede! Nun fragt man sich, wer wohl dieser WTG-Vertreter war? Die Antwort darauf, kann man in der Ausgabe vom 15. 2. 1937 des "Goldenen Zeitalters" nachlesen. Dort gibt der damalige Leiter des Zentraleuropäischen Zweigbüros der WTG, mit Sitz in Bern, Martin C. Harbeck, einen ziemlich persönlich gehaltenen Bericht.

Als Aufhänger nahm Harbeck einen von deutscher Seite lancierten Pressebericht mit dem Titel "Entwicklung der Kriminalität in Deutschland", wo in diese Rubrik auch die Bibelforscher/Zeugen Jehovas mit eingeordnet wurden. Harbeck erregt sich, dass dieser nazistische Artikel, unkommentiert auch in einer Schweizer Tageszeitung nachgedruckt wurde. Dies ist für ihn der Anlass zu einer entsprechenden Gegenerklärung. Am interessantesten sind dabei auch die von Harbeck in persönlichen Worten wiedergegebenen eigenen Erfahrungen. So schreibt er unter anderem:

"Dr. Crohne (deutsches Reichsinnenministerium) und andere maßgebende Vertreter der deutschen Behörden haben dem amerikanischen Vertreter der Bibelforscher im Jahre 1935 in Anwesenheit amerikanischer Regierungsvertreter in Berlin, sowie auch dem Schreiber dieser Zeilen ohne Weiteres zugestanden, dass Bibelforscher nichts mit Kommunisten zu tun haben. Daraufhin haben die Bibelforscher ihre gut begründete Schadensersatzklage gegen die deutsche Regierung zurückgezogen, woraufhin die Beschlagnahme der Vermögenswerte der Bibelforscherbewegung in Deutschland aufgehoben wurde."

Weiter führt Harbeck aus: "Als Beauftragter der Bibelforscher musste er (d. h. Harbeck) des öfteren in Berlin im Innenministerium mit maßgebenden deutschen Personen verhandeln, nachdem er durch den amerikanischen Konsul eingeführt worden war und nachgewiesen hatte, dass er kein Jude ist. (Der deutsche Stammbaum seines nordischen Bauerngeschlechts geht lückenlos zurück bis auf den Dreißigjährigen Krieg). Immer wieder wurde zugegeben, dass Bibelforscher keine Kommunisten seien, und der damalige Chef des Preußischen Innenministeriums, Ministerialrat Dr. Fischer, meinte, dass Verbot der Bibelforscher in Deutschland könne aufgehoben werden, sobald man die Bibel, besonders das Alte Testament, beiseite lasse und beginne, das deutsche Christentum aufzubauen. Unter anderem sagte Dr. Fischer: 'Am deutschen Wesen soll die ganze Welt genesen' und 'die Deutschen hätten Gott in sich, und wie sie Deutschland erweckt hätten, so würden sie auch andere Staaten, besonders auch die Schweiz, Holland und Amerika erneuern.' Weil aber die Bibelforscher mit der Bibel stehen oder fallen, war kein Zusammengehen mit Hitler möglich.

Als der Schreiber im Juli 1935 wiederum in Berlin und bereits bei Staatssekretär Dr. Grauert angemeldet war und von ihm persönlich empfangen werden sollte, wurde er ohne Grund und Ursache am 18. Juli in Berlin von zwei jungen Gestapo-Leuten verhaftet, die ihm die ehrenvolle wörtliche Zusage gaben, dass von einer Verhaftung keine Rede sei.

Vor der Abführung in den berüchtigten Gestapo-Keller an der Prinz-Albrecht-Straße gelang es dem Schreiber, in einem unbewachten Moment im Gebäude der Gestapo an den amerikanischen Generalkonsul zu telefonieren. Der Fall wurde in der englischen und amerikanischen Presse in großer Aufmachung behandelt; aber es wurde verschwiegen, dass es sich um einen Bibelforscher oder Zeugen Jehovas handelte. Die amerikanische Regierung intervenierte unter persönlicher Mitwirkung des amerikanischen Staatssekretärs Cordell Hull, welcher forderte, dass dem Betreffenden irgendein Verbrechen nachgewiesen werden müsse oder er innerhalb drei Tagen aus der Haft zu entlassen sei. Weder kommunistische noch staatsfeindliche Betätigung noch irgendein anderes Verbrechen konnte in diesem Fall zur Zufriedenheit der amerikanischen Regierung nachgewiesen werden, und dann wurde der Schreiber dieses Berichtes nach 4 Tagen Haft entlassen und, um doch irgendeine Entschuldigung für das ungerechtfertigte Vorgehen geben zu können, wegen staatsfeindlicher Gesinnung aus dem deutschen Reichsgebiet ausgewiesen."

Ergänzt werden diese Ausführungen noch durch den Bericht im "Jahrbuch 1936 der Zeugen Jehovas" (S. 184) wo man lesen konnte:

"Der Leiter des Zentral-europäischen Büros, M. C. Harbeck ist ein amerikanischer Bürger. Als die Schwierigkeiten in Deutschland zunahmen und Bruder Balzereit verhaftet und ins Gefängnis gebracht wurde, musste sich Bruder Harbeck nach Deutschland begeben, um nach dem Eigentum der Gesellschaft zu sehen. Er machte dort keinen Versuch, dass Zeugniswerk weiterzuführen, weil er einen anderen Auftrag hatte. Nachdem er in Berlin angekommen war und kaum begonnen hatte, nach den Dingen zu sehen, die die Watch Tower Bible and Tract Society betrafen, wurde er von der Geheimen Staatspolizei verhaftet und ins Gefängnis gebracht. Die Anklage gegen ihn lautete: 'Versuch, Geld aus dem Lande zu schaffen, die Tätigkeit der Gesellschaft fortzusetzen, Veröffentlichung des 'Goldenen Zeitalters' in der Schweiz, worin Kritik über die Deutsche Regierung geübt wurde.'

Die beiden ersten Anklagepunkte waren völlig unbegründet und es konnte denn auch kein Beweis erbracht werden. Hingegen hatte die Zeitschrift 'Das Goldene Zeitalter', wofür aber Bruder Harbeck nicht verantwortlich ist, einige Tatsachen zu Ungunsten Deutschlands veröffentlicht. Bruder Harbeck wurde dann mehrere Tage im Gefängnis festgehalten und man wollte ihm erst nicht gestatten, dass er eine Unterredung mit jemand habe, obschon vom Hauptbüro in Amerika aus Anstrengungen dazu gemacht wurden.

Daraufhin wurde Bruder Burton von London nach Magdeburg geordert.

Nach manchen Schwierigkeiten mit gewissen Polizeistellen erreichte dieser schließlich eine Unterredung mit höheren Beamten der deutschen Behörden, die dann der Freilassung Bruder Harbecks unter der Bedingung zustimmten, dass er das Land verlasse. Er hatte keine andere Wahl, denn die deutschen Gerichte geben einem Ausländer keine Garantie auf die gerechte Prüfung einer Angelegenheit; daher war Bruder Harbeck gezwungen, das Land zu verlassen."

Eine publizistische Fortsetzung dieser Geschichte gab es dann im "Goldenen Zeitalter" vom 1. 3. 1937. Und das ganze sogar in ironischer Form verpackt. Es wurde mal wie folgt referiert:

Wer hätte das gedacht?
Dank dem „Goldenen Zeitalter" vom 1. März 1937 ist die Menschheit nun um eine „gesicherte" Erkenntnis reicher! Der die diesbezügliche Information vermittelnde Artikel ist zwar namentlich gekennzeichnet (mit „Ekar"). Man kann sich also auf den Standpunkt stellen. Es handelt sich nicht um die offizielle Meinung der WTG, sondern eben um die Meinung von „Ekar" (wer immer das auch sein mag). Andererseits kommt man aber auch nicht um den Umstand herum, das besagter „Ekar" seine Meinung nicht „irgendwo", sondern eben in der genannten Ausgabe des „Goldenen Zeitalters" kundtat.

Was wusste nun „Ekar" so fast sensationell zu nennendes mitzuteilen? Unter anderem dieses:
"Schon seit langem vermutete man auf unserer Erde, daß sich auf dem Planeten Mars menschliche Geschöpfe befinden; doch stießen diese Vermutungen stets auf starken Widerspruch, und die hohen Gelehrten und Verfechter dieser Idee mußten es sich gefallen lassen, daß man sie deswegen allerlei Spott und Hohn preisgab. Wie überrascht war man daher, als eines Tages ein Bewohner des Mars unserem Planeten eine Visite abstattete. Donner und Doria! Das gab ein Aufsehen! Und in einem Stratosphärenflugzeug kam er dahergeflogen, ohne sein Leben irgendwelchem Risiko auszusetzen. Angesichts dieser Leistung verblaßten natürlich die vielgerühmten technischen Fortschritte auf unserem Erdball.

War es Zufall, Glück oder eine gütige Fügung des Schicksals? — kurzum, der Marsbewohner landete an den schönen Gestaden des Genfersees, und wie überrascht war er, zu hören, daß dort ein Völkerbund seinen Sitz habe, der gerade mit Volldampf seines Amtes waltete. Bund der Völker? — Potz Blitz! das schien ihm eine Einrichtung zu sein, die gewiß dazu angetan sein konnte, den Mars von seinen Bedrängnissen zu befreien. Mit großer Bewunderung blickte er auf den herrlichen Palast. Ja, eine solche edle Institution ist gewiß dieses prächtigen Gebäudes würdig!

Der hohe Gast, den wir der Einfachheit halber Mister Mars nennen wollen, lenkte sogleich dorthin seine Schritte, um an Ort und Stelle die nötigen Erkundigungen einzuholen. Doch in diesen Musentempel hineinzukommen ist nicht so einfach. Der Herr Generalsekretär Avenol weigerte sich nämlich, ihn zu empfangen. Ein Vertreter des Mars? Was will dieser denn vom Völkerbund? ..."

Spätestens bei der letzteren Aussage wird es deutlich, wer denn als der ominöse „Ekar" anzusprechen sei. Kein geringerer als der seinerzeitige WTG-Funktionär M. C. Harbeck, der in der Tat zur fraglichen Zeit „die" Schlüsselstellung einnahm; namentlich auch auf der „Schiene" WTG und Untergrundorganisation der Zeugen Jehovas in Hitlerdeutschland. Besagter Herr Harbeck wusste auch zu berichten (nur eine Ausgabe des „Goldenen Zeitalters" davor. Ausgabe vom 15. 2. 37). Das er in Wahrnehmung seiner Schlüsselstellung gar selbst mit hohen Funktionären des Naziregimes konferierte. Nicht „irgendwo". Nein, sondern direkt in Hitlerdeutschland, in dessen Hauptstadt Berlin.

Besagter Herr Harbeck, 1891 geboren, nach eigener an anderer Stelle mal getätigter Aussage, Sohn eines lutherischen Pastors (somit kann man ihm durchaus ein gewisses Maß von Gewandtheit zusprechen).

Besagter Herr Harbeck wusste auch mitzuteilen. Um überhaupt von den Nazifunktionären als Gesprächspartner akzeptiert zu werden; musste er denen erst mal seinen stramm arischen Stammbaum bis ins Mittelalter hinein nachweisen. Und in der Tat. Es gelang ihm. Kein in Nazisicht „disqualifizierender" Jude befand sich in dieser Stammbaumlinie.

Aber welcher „Katzenjammer" dennoch. Zwar empfingen die Naziherren, Herrn Harbeck das eine und andere mal. Allein jene Gespräche verliefen aus der Interessenlage von Harbeck nicht sonderlich „erfolgreich".
Sogar den Herrn Hitler hatte er sich als "Gesprächspartner" auserkoren. Nur welches Pech, der wollte von ihm nichts wissen. Immerhin ließ er bei "Herrn Hitler" auch seine "Visitenkarte", indem er ihm schon relativ früh (am 28. 9. 1933) einen ausführlichen Brief schrieb, in welchem er seine "Bauchschmerzen" mitteilte, und welcher denn auch die Zeitläufe überdauerte und sich heute im Bestand des Bundesarchivs vorfindet (R 43 II / 179, Bl. 202.f.) Was wusste Herr Harbeck dem "Herrn Hitler" darin mitzuteilen?
Nun, er stellte sich erst mal als Deutsch-Amerikaner vor und legitimierte sich als Bevollmächtigter Vertreter der amerikanischen Watch Tower Bible and Tract Society.

Harbeck amtierte seit Februar 1926 in der Schweiz. Er war für Rutherford "der Ersatzmann", nachdem der für ihn vorher die "Henkersarbeit" leistende Conrad C. Binkele (etwa im Fall Alexandre Freytag) selbst zum unsicheren Kantonisten wurde. Mit den von Rutherford als Ersatz erst vorgesehenen Herren Zaugg (Redakteur des Schweizer "Goldenen Zeitalters" und dem Leiter der Dienstabteilung Weber, welcher die 1925-These zu wörtlich nahm, und daher wie weiland Konrad Franke in einer späteren Geschichtsphase "geschaßt" wurde). Mit diesen beiden Binkele-Nachfolgern hatte Rutherford "in die Scheiße gefasst" (um es mal etwas vulgar zu formulieren. Der aus den USA eigens importierte Harbeck, sollte nun als Ersatz für die bodenständigen geschassten Schweizer, für die WTG die "Kastanien aus dem Feuer holen". Unmittelbar schon nach 1925. Verstärkt aber dann ihm Rahmen der politischen "Zeitenwende" nach 1933.

Zum Einstieg der Information für "Herrn Hitler" bekam der erst mal mitgeteilt, dass seine Behörden das Vermögen der von Harbeck vertretenen Gesellschaft beschlagnahmt hätten und das umfasse einen Wert von 4 Millionen Mark. Aber dieses Vermögen sei nun durch Intervention der amerikanischen Regierung wieder freigegeben worden. Und weil das so ist lege er auch Wert auf die Feststellung, dass es niemals die leiseste Verbindung zwischen SPD, KPD und Bibelforschern gegeben hätte. Diesbezügliche Vorwürfe des Naziregimes also sachlich völlig unbegründet seien.

 Um wieder auf das Harbeck-Schreiben an Hitler zurückzukommen.
Dazu zitiert er dann als seinen "Kronzeugen" den Ministerialdirigent im Preussischen Innenministerium Dr. Fischer, der ihm gegenüber, als auch anderen hochrangigen Personen gegenüber, als da wären der amerikanische Consul Geist, der in München wohnhafte Rechtsanwalt Justizrat Kohl, (der ja schon mal als Hitlerverteidiger, anlässlich des gescheiterten Hitlerputsches in den zwanziger Jahren fungiert habe) und noch einige andere. Diesen gegenüber habe also besagter Beamter des Preussischen Innenministerium auch zugegeben, das der Vorwurf von Verbindungen zwischen Kommunisten und Bibelforschern, völlig unbegründet sei.

Dann zitiert er aus der für die WTG sicherlich misslichen Verbotsentscheidung des Naziregimes jene Sätze wonach die Zeugen "unter dem Deckmantel angeblich wissenschaftlicher Bibelforschung eine unverkennbare Hetze gegen die staatlichen und kirchlichen Einrichtungen" verfolgen würden. "Sie untergraben, indem sie die staatlichen und kirchlichen Einrichtungen als Organe des Satans bezeichne, die Grundpfeiler des völkischen Gemeinschaftslebens.
Sie verhöhnen die Einrichtungen von Staat und Kirche in bewusster Verdrehung biblischer Bilder."

Dazu kontert Harbeck dann:
"Dabei ist der Behörde entgangen, das sich die Ausführungen der Bibelforscher) V(ereinigung) größtenteils mit dem Anglo-Amerikanischen Weltreich befassen, dass Einrichtungen des deutsches Volkes überhaupt nicht erörtert wurden, abgesehen von Parlamentarismus und Grossfinanz."

Und dann spielt Harbeck seinen vermeintlichen Trumpf aus:
"Gerade der Parlamentarismus aber wird als der Todfeind des nationalsozialistischen Staates bezeichnet, soweit es die gegenwärtigen Verhältnisse gestatten."

Er belehrt noch weiter, dass aus zahlreichen WTG-Veröffentlichungen hervorgehe,
"dass die Verheißungen und Prophezeiungen des Alten Testaments hauptsächlich auf das geistige Israel, nämlich auf wahre Christen Anwendung haben, dass die Juden das Verbrechen ihrer Vorväter, die Jesus Christus kreuzigten, nie bereut haben und dass den Juden daher keinen Vorzug über andere Nationen haben werden."
Damit sei, so Harbeck, "widerlegt, dass die B.V. ein Freund des Judentums oder des Kommunismus ist."

Er legt noch nach:
"Es darf fast als unverständlich bezeichnet werden, dass der nationalsozialistische Staat vergessen hat, wie sich ein Teil der katholischen Kirche gegen die Nationalsozialisten verhalten hat.
Kirchlicherseits wurde den Nationalsozialisten das Sakrament verweigert, ja sogar das Betreten der Kirchen verboten."

Dagegen, so Harbeck
"hat sich (die Bibelforschervereinigung) niemals auch nur mit einem Wort gegen den nationalsozialistischen Staat gewendet."
Harbeck meint weiter zu wissen:
"Sogar den Juden ist in Deutschland die Glaubens- und Gewissensfreiheit gewährleistet, den Mitgliedern der B. V." jedoch offenbar nicht.

Um etwaige Gegenargumente abzuwürgen meint er weiter:
"Wenn der eine oder andere Reiseprediger bei den vielen religiösen Zusammenkünften der Glaubensgenossen der B.V. sich in seinem Vortrag ungeschickt ausgedrückt haben sollte", so bitte er (Harbeck) "um Bezeichnung dieses Glaubensgenossen, um eine Nachprüfung zu ermöglichen."

Er meint dann weiter mit der Aussage "punkten" zu können:
"Bei einer Religionsbewegung, die sich auf über 1 Million von Glaubensgenossen erstreckt ist es kaum zu vermeiden, dass durch einen Prediger einmal ein missverständliches Wort fällt."

Einen echten "Nachweis" für die genannte "eine Million" führt Harbeck selbstredend nicht. Wie auch, die existierten allenfalls in seiner Fantasie. Vielleicht hat er sich vorgestellt; dass deutsche "Goldene Zeitalter" habe in seiner Glanzzeit eine Auflagenhöhe von über 400.000 erreicht. Unterstellt jeweils zwei Personen (mindestens) würde die Ausgaben lesen, könnte man so vielleicht die eine Million zusammenkonstruieren. Dagegen steht allerdings der Umstand, dass beim 1933er Gedächtnismahl in Deutschland, gerade mal eine Anwesendenzahl von rund 25.000 erreicht wurde. So schrumpfen offenbar "Millionen".

Um auf den Aspekt zurückzukommen, dass Harbeck einräumt, der eine oder andere Reiseprediger habe sich vielleicht etwas "ungeschickt" ausgedrückt, so lässt er aufbauend auf diesen Gedanken seinen Brief mit der Aussage ausklingen:
"Von diesem Schicksal ist auch die katholische Kirche ebensowenig bewahrt wie die protestantische. Jedenfalls sind Missbräuche der Kanzel der katholischen Geistlichkeit in übergroßem Masse nachzuweisen, während es sich bei allen missverständlichen Ausführungen von Reisepredigern der B. V. um ganz vereinzelte Ausnahmefälle handeln kann.

Es kann gar keine Schwierigkeiten bereiten, mit den Landesbehörden Vereinbarungen zu treffen, die auch derartige Fälle in der Zukunft völlig ausschalten."

Nun ist das zitierte Harbeck-Schreiben nicht das einzigste, welches zur fraglichen Zeit die Hitler-Regierung in Sachen Zeugen Jehovas erreichte. Auch der Hitlerverteidiger Justizrat Kohl verwandte sich zur fraglichen Zeit (offenbar im Auftrag der WTG) auch für die Zeugen Jehovas. Gleichfalls ergebnislos. Zu nennen wäre noch der "Nazipfarrer" Karl Gerecke. Der Nazipartei mag dieser Herr ja formal nicht angehört haben. Aber seiner Gesinnung nach, war er unfraglich ein "echter Nazipfarrer". Der nun beehrte die Hitlerregierung gar noch mit einem vermeintlichen "Memorandum" in Sachen Zeugen Jehovas. Liest man es, muss man diesen äußerst emotional aufgezogenen Ausführungen, weitgehend jegliche Objektivität absprechen.

Aber durchaus beachtlich. "Nazipfarrer Gerecke" ging als wesentlichem Aspekt seiner Ausführungen, auch auf die Berlin-Wilmersdorfer Veranstaltung vom 25. 6. 1933 mit ein. Und hierbei - "fast mit Schaum vorm Maul" - wirft er den Bibelforschern vor, sich ungebeten dem Naziregime anbiedern zu wollen. Und gegen diesen Anbiederungsversuch lege er (Gerecke) schärfste Verwahrung ein.

Was tat eigentlich Herr Harbeck in seinem Schreiben an Hitler? War das nicht auch eine Form von Anbiederung?!

Als Harbeck wieder einmal in Berlin seine Gesprächspartner aufsuchen wollte, ereilte ihn das Mißgeschick, dass er diesmal zu denen nicht mehr vorgelassen wurde. Statt dessen nahm sich die Gestapo seiner an, indem sie ihn einfach auf der Stelle verhaftete.

Harbeck wäre nicht Harbeck, hätte er sich nicht auch um diesen nun eingetretenen Fall so - im voraus - seine Gedanken gemacht. Und nun trat das ein, was für diesen Fall vorgesehen waren. Äußerst hochrangige Beamte der amerikanischen Regierung, intervenierten bei der Hitlerregierung. Sollte letztere geglaubt haben, den Harbeck „spurlos verschwinden" lassen zu können, so ging dieses Kalkül mit Sicherheit nicht auf. Und so musste sich denn das Naziregime dazu bequemen, Herrn Harbeck doch wieder freizulassen. Allerdings, seine anvisierten Gesprächspartner bekam er danach nicht mehr zu Gesicht. Harbeck wurde schlichtweg, ohne viel Tam Tam an die Grenze gebracht, und aus Hitlerdeutschland „rausgeschmissen".

Damit war nun die Gesprächslinie Harbeck - Hitlerdeutschland endgültig geplatzt.
Harbeck hatte aber noch (vermeintlicherweise) einige andere „Eisen im Feuer". Besonderen Stellenwert hatte darin - unfraglich - sein Danzig-Eisen.
Man kennt den Fall ja auch aus der Zeit nach 1945. Westberlin, war auch solch ein für die Kommunisten schmerzlicher „Pfahl im Fleisch". Über Westberlin lief zum allergrößten Teil die Infrastruktur der Zeugen Jehovas im Bereich Ostdeutschland. Und das ging so bis 1961; bis die Kommunisten den „Laden Westberlin" dicht machten. Danach mussten dann andere Strukturen (im Laufe der Zeit immer mehr verfeinert) als Mittel zum Zweck dienen.
Für Harbeck war unfraglich Danzig das, was zu einer späteren Zeit eben Westberlin für Herrn Wauer und danach Herrn Pohl war.

Eine gewaltige Schlappe hatte Herr Harbeck, allerdings schon bei seinem „Danzig-Eisen" hinnehmen müssen. Sein dortiger Statthalter, der Herr Ruhnau, wurde der deutschen Gestapo (offenbar) übergeben. Einen weiteren Aspekt zum Vergleich zum späteren Fall Westberlin gilt es noch zu benennen. Die „Insel Westberlin" war sich im antikommunistischen Konsens weitgehend einig. Der dortige SED-Ableger (SEW) konnte nie eine ernsthafte Rolle spielen. Da herrschten in Danzig allerdings, ganz andere Konditionen. Danzig war schon vor der Annexion, weitgehend nazistisch infiltriert.

Diesen Umstand musste zu seinem großen Bedauern auch Herr Harbeck registrieren. Und als „Gegensteuerungsmittel" setzte er dabei unter anderem auf den Völkerbund. Letzterer hatte ja formal das Mandat über Danzig. Aber welcher Schreck. Trotz aller wortgewaltigen Protest-Eingaben der WTG unter Harbecks Ägide, blieb der Völkerbund in Sachen WTG-Interessen, weitgehend passiv.

Harbeck, der selbst mit Nazifunktionären konferiert hat, wäre nicht Harbeck gewesen, hätte er nicht ähnliches auch mit hohen Völkerbund-Funktionären versucht. Darüber berichtet er ausführlich auch selbst im „Goldenen Zeitalter" vom 1. 3. 1937.
Aber o je. Die Situation für die Zeugen Jehovas in Danzig verschärfte sich immer mehr - trotz aller WTG-Eingaben. Und bei seinem Versuch, nun die Völkerbunds-Funktionäre persönlich zu kontaktieren, musste er wieder einmal die Erfahrungen sammeln. Die behandelten ihn ja als sei er „von einem fremden Stern", eben von besagtem Mars, angereist. Und diesen Frust - menschlich durchaus verständlich - lies er dann mal auch im besagtem Ekar-Artikel ab.


Kehren wir zum zitieren aus jenem Artikel zurück. Wir waren da stehengeblieben, wo ausgesagt wurde, Völkerbunds-Sekretär Avenol hätte das Gefühl Besuch von einem „Marsbewohner" zu bekommen, und das eben durchaus nicht jeder, die „heiligen Hallen" das Völkerbundes so ohne weiteres betreten könnte.
Es geht weiter im Text, dass Avenol reflektiert:

„Ein Vertreter des Mars? Was will dieser denn vom Völkerbund? Kommt er etwa mit irgendeiner Petition, mit einer Beschwerde? Oder will er gar gegen einen andern Planeten des Weltalls Sanktionen beantragen? Ach, der Völkerbund hat ja gerade genug Kopfzerbrechen mit der Erde, als daß er sich noch mit außerirdischen Dingen beschäftigen sollte. Um sich des unbequemen Gastes auf leichte Weise zu entledigen, empfahl Avenol Mr. Mars, sich an Mr. Eden zu wenden, der im Völkerkonzert in Genf bekanntlich die erste Geige spielt."

An gesagtem Herrn Eden nun „weitergerecht" lässt uns „Ekar-Harbeck" in dessen Gedankenwelt nunmehr eintauchen:
„Eden müßte nicht ein hundertprozentiger Engländer sein, wenn er nicht im Nu die großen Chancen erkannt hätte, die sich hier seinem Lande boten: nicht nur die Erde und alle ihre Meere zu beherrschen, sondern den britischen Machtbereich vielleicht auch noch auf den ganzen Mars auszudehnen. Also, neue Expansionsmöglichkeiten von unvorstellbaren Ausmaßen! Mit aller ihm eigenen Galanterie empfing er daher den hohen Gast, und in seiner Gesellschaft war es Mr. Mars natürlich leicht möglich, über die Schwelle des Völkerbundspalastes zu kommen und diese heilige Stätte zu betreten.

Fürwahr, die innere Ausstattung steigerte noch vielfach den gewaltigen Eindruck, den der Palast von außen machte. Überall blitzte ihm Marmor entgegen, kostbare Teppiche und Gobeline dämpften die Schritte. In den mit Statuen und Bildern berühmter Künstler geschmückten Räumen hingen an den kunstvoll ausgemalten Decken wunderbare Kandelaber — überall konnte sich das Auge an Prunk und Glanz weiden. Mr. Mars konnte nicht umhin, seiner Bewunderung Ausdruck zu geben.

... hob Eden bedächtig an zu sprechen. "Den Politikern und Diplomaten bereitet es immer wieder Vergnügen, hierher zu kommen. ... möchte ich Ihnen jedoch nicht verhehlen, daß den hier von überall zusammenkommenden Herren nicht zugemutet werden kann, ihre ganze Zeit nur mit Beratungen und Konferenzen in diesen schönen Sälen zuzubringen. Hier findet die Tätigkeit der Politiker eigentlich nur ihren offiziellen Ausdruck. Die größte Arbeit wird aber — wenn ich es so nennen darf -— hinter den Kulissen geleistet Auf großen Festessen und Banketten tauen die Herren erst recht auf, und manche Vereinbarung ist bei solchen Gelegenheiten schon zustande gekommen. Sie verstehen doch, Mr. Mars, ,Wein, Weib und Gesang' "... — Er zwinkerte seinem Partner vielsagend zu.

Mr. Mars verstand, was damit gemeint war. Aber er wollte nun auch etwas Positives über die Früchte der Tätigkeit des Völkerbunds erfahren.
"Wie ist bisher der Bund seiner Mission nachgekommen, die, wie Sie sagten, der Wahrung des Friedens und der Eintracht unter den Völkern der Erde gewidmet ist?"
— fragte er Mr. Eden.
"Gab es seit dem Bestehen des Völkerbunds keine Kriege mehr?" —
Eine heikle Frage, gewiß, jedoch brachte diese Eden keineswegs in Verlegenheit.
"Dieses Gebiet befindet sich noch im Stadium der Entwicklung. Den immerhin schon erzielten Fortschritt können Sie aus den vier Kriegen erkennen, die seitdem ausgebrochen sind. Im ersten Kriege zwischen Bolivien und Paraguay mußte sich der Völkerbund passiv verhalten, da dabei die großen Ölmagnaten ihre Hand im Spiele hatten. Im zweiten Kriege, wegen der Mandschurei, wurde das schuldige Land, Japan, gezwungen, den Völkerbund zu verlassen.

Was den abessinischen Krieg betrifft, so hat sich der Völkerbund zwar durch die Sanktionen eine große Schlappe geholt und es doch nicht verhindern können, daß Abessinien von Italien verschlungen wurde. Eine solche Blöße wollen wir uns aber nicht mehr geben, und daher haben wir wegen des jetzt tobenden spanischen Krieges ein Nichteinmischungskomitee geschaffen, das den Krieg auf das spanische Gebiet beschränken soll.

Zwar schlagen sich dort außer den Spaniern schon Deutsche, Italiener, Russen, Franzosen, Engländer etc., und man spricht bereits von einem Weltkrieg im kleinen, doch lassen wir uns deswegen einstweilen keine grauen Haare wachsen. Man muß sich immer den gegebenen Verhältnissen anpassen können.

Nehmen wir einmal den Danziger Streitfall. Der Völkerbund mußte da vor dem Terror der Nazis kapitulieren, doch haben wir dafür gleich ein anderes Gebiet, nämlich den Sandschak, unter die Oberhoheit des Völkerbunds gestellt. Es wird dort wieder einen Völkerbundskommissar geben, wir werden Zwistigkeiten zu schlichten haben und wieder lange Debatten führen können. In dieser und vielen anderen Sachen wird sich immer wieder Gelegenheit bieten, hier zusammenzukommen, große Reden zu halten und die Welt mit allerlei Resolutionen zu unterhalten."

Man kommt wohl nicht umhin, diesem von Harbeck durchaus kunstvoll vorgetragenem Bericht, ein hohes Maß an Ernüchterung, angesichts eines weiteren Scheiterns seiner Mission zu entnehmen. Und dieser Frustration begegnet man durchaus an weiteren Stellen in dieser GZ-Ausgabe. Etwa in der Form der Aussage:

„Der weiße Palast in Genf und der feierliche Völkerbundsvertrag sind nichts anderes als Dokumente der Macht Satans, als Engel des Lichts zu erscheinen, und ein Beweis der Erfüllung des prophetischen Wortes in Jesaja 8:9-16: "Tobet, ihr Völker, und werdet zerschmettert! Und nehmet es zu Ohren, alle ihr Fernen der Erde! Gürtet euch und werdet zerschmettert, gürtet euch und werdet zerschmettert! Beschließet einen Ratschlag, und er soll vereitelt werden; redet ein Wort, und es soll nicht zustande kommen; denn Gott ist mit uns. Denn also hat Jehova zu mir gesprochen, indem seine Hand stark auf mir war und er mich warnte, nicht auf dem Wege dieses Volkes zu wandeln: Ihr sollt nicht alles Verschwörung nennen (oder "Bund" Luther), was dieses Volk Verschwörung nennt; und fürchtet nicht ihre Furcht und erschrecket nicht davor. Jehova der Heerscharen, den sollt ihr heiligen; und er sei eure Furcht, und er sei euer Schrecken. Und er wird zum Heiligtum sein; aber zum Stein des Anstoßes und zum Fels des Straucheins den beiden Häusern Israels, zur Schlinge und zum Fallstrick den Bewohnern von Jerusalem [der Namenchristenheit]. Und viele unter ihnen werden straucheln, und werden fallen und zerschmettert und verstrickt und gefangen werden."
Mag eben zitiertes auch eine ziemlich weitschweifige Verklärung der Sachlage sein, so bringt vielleicht die nachfolgende Aussage die Sache kürzer auf den Punkt, wenn man liest:

„In Rußland und Italien gibt es überhaupt so gut wie gar keine Zeugen Jehovas mehr, und in vielen anderen Ländern werden sie durch die römisch-katholische Hierarchie verfolgt.
Angesichts dieser Tatsachen sollte man es als ein großes Vorrecht erkennen, heute noch die Botschaft hören zu dürfen, die Gottes Gebot gemäß durch alle Lande tönt."

Allen (nicht geringen) Widrigkeiten zum Trotz, vermögen diese Schwierigkeiten, das eigentliche Sendungsbewusstsein der Zeugen Jehovas offenbar nicht zu tangieren. Ganz im Gegenteil, sie wirken eher als zusätzlicher Katalysator.

Offener Brief

Das Jahr 1937 war auch durch eine Flugblattaktion in Deutschland, mit Protestcharakter gekennzeichnet. "Offener Brief an das bibelgläubige und Christus liebende Volk Deutschlands" nannte sich jene Schrift, als deren Ergebnis eine weitere Intensivierung der Gestapo-Bekämpfungsaktionen zu registrieren ist. In der Tat, wurden darin deutliche Worte über die Verhältnisse in Hitlerdeutschland zum Ausdruck gebracht. Von grausamen Verfolgungen, Misshandlungen und Verleumdungen ist die Rede. Es wird der Vergleich mit dem Pharao Ägyptens gezogen. "Die Schrift erklärt, dass Pharao der Vertreter des Teufels war und dass er samt seinen Helfershelfern von Gott bestraft und vernichtet wurde." Mit dieser Aussage spendierte man sich somit selbst eine Art "Trostbonbon".

Einen Hauptanklagepunkt gegen die Hitlerregierung kann man vielleicht auch in der Passage sehen: "Die gegenwärtige unchristliche und bibelfeindliche Regierung maßt sich ferner an zu erklären, dass nur die römisch-katholische Kirche und die Staatskirche eine Art Religionsfreiheit ausüben kann, dass aber allen anderen wahrhaft bibelgläubigen Christen keine Glaubens- und Gewissensfreiheit gewährt wird."

In der Tat, wird man diesem Vorwurf dergestalt zustimmen können, dass der Konflikt nicht diese bedrückenden Dimensionen hätte anzunehmen brauchen, wenn es im Hitlerregime so etwas ähnliches wie Glaubens- und Gewissensfreiheit gegeben hätte. Fakt ist aber, dass dies leider nicht der Fall war, mit allen sich daraus ergebenden Weiterungen. Geradezu skandalös ist auch jener Revers, denn das Hitlerregime da den Zeugen Jehovas zur Unterzeichnung vorlegte. Man wird schon konstatieren können, dass die darin zum Ausdruck kommende "Der Herr im Hause sind wir"-Gesinnung, der Nazichargen, jegliches psychologisches Feingefühl entbehrt. Diese geforderte Erklärung überforderte die Zeugen Jehovas total. Sie basiert auf den Empfindungen der Nazifunktionäre und bietet nicht den geringsten Ansatz, sich auch einmal in die psychische Befindlichkeit der Zeugen Jehovas hinein zu versetzen. Entsprechend groß war der Misserfolg. Nur einige wenige haben je diese Erklärung unterzeichnet. Laut dem genannten Flugblatt lautete sie:

"Ich versichere hiermit an Eidesstatt, dass ich die staatsfeindlichen Machenschaften der jüdischen internationalen Bibelforschervereinigung erkannt habe und mich als treuer Deutscher von dieser Vereinigung, so weit ich ihr angehörte oder nahestand , losgesagt habe. … Ich werde die Gesetze und die Anweisungen der Partei und des Staates befolgen und vor allen Dingen auch in meiner Familie den Geist des Führers, besonders im Herzen meiner Kinder, aufrichten. Ich bedaure, dass ich früher einmal mich irreführen ließ und damit mich und meine Familie in Gefahr brachte. … Ich bin mir bewusst, dass jede weitere Betätigung für die Internationale Bibelforscherbewegung, ganz gleich in welcher Beziehung, schärfste Bestrafung nach sich zieht, da ich dann nicht mehr wert und würdig bin in der Gemeinschaft des deutschen Volkes zu leben und zu arbeiten. Falls in der kommenden Zeit staatsfeindliche Elemente an mich herantreten sollten mit Broschüren, Flugblättern, Büchern etc. werde ich die Täter sofort der zuständigen Partei- oder Polizeistelle melden und die Druckschrift abliefern. Heil Hitler! (Unterschrift)"

Der Terror des Naziregimes wird auch anhand einiger Namensnennungen, in diesem Flugblatt personalisiert:

"Bei der Misshandlung haben sich unter anderen besonders der Kriminal-Assistent Theiss aus Dortmund, Tenhoff und Heimann von der Geheimen Staatspolizei Gelsenkirchen und Bochum hervorgetan. Man hat sich nicht gescheut, Frauen mit Ochsenziemern und Gummiknüppeln zu misshandeln. Für sadistische Grausamkeit bei der Misshandlung von christlichen Frauen ist, wie erwähnt, besonders Kriminal-Assistent Theiss in Dortmund und ein Mann der Staatspolizei in Hamm bekannt. Wir besitzen auch nähere Angaben und Namen von ca. 18 Fällen, wo Jehovas Zeugen grausam getötet worden sind. Anfang Oktober 1936 wurde zum Beispiel der in der Neuhüllerstraße, Gelsenkirchen, Westfalen, wohnhaft gewesene Zeuge Jehovas, Peter Heinen, von Beamten der Geheimen Staatspolizei im Rathaus zu Gelsenkirchen erschlagen. … Die grausamen Misshandlungen und die gewaltsame Verschleppung von Willy Ruhnau, wohnhaft gewesen in (Danzig) Zoppot, Adolf Hitlerstraße 809, ist bereits dem Völkerbund unterbreitet und in der Weltpresse bekanntgemacht worden. Die Danziger Polizei weigert sich, irgendwelche Auskünfte über den Verbleib Ruhnaus mitzuteilen. Ruhnau ist ohne Zweifel von der Danziger Polizei verschleppt und nachher getötet worden."

Es ist, darüber besteht keine Frage, ein bedrückendes Dokument, dass mit diesem Flugblatt vorliegt. Es wurde inhaltlich noch erheblich erweitert und dann im Jahre 1938 von Franz Zürcher als Buch unter dem Titel "Kreuzzug gegen das Christentum" im Europa-Verlag, Zürich herausgegeben. Die deutliche Sprache gegen das Hitlerregime, war allerdings auch den Schweizer Behörden nicht geheuer. Und so ist der bemerkenswerte Fakt zu registrieren, dass schon Anfang der 40-er Jahre der weitere Vertrieb des Zürcher-Buches von den Schweizer Behörden untersagt wurde. Erst 1944, als sich die Niederlage des Hitlerregimes abzeichnete, wurde jenes Vertriebsverbot wieder aufgehoben.

Vielleicht sollte man auch aus dem vorgenannten Flugblatt noch jenen Passus wiedergeben, der markant das damalige Selbstverständnis der Zeugen Jehovas widerspiegelt und zugleich ihre Art der Weltsicht verdeutlicht, die sie in jenen kritischen Jahren praktizierten:

"Der Beweis ist endgültig erbracht, dass Satan Jehovas Widersacher und der größte Feind der Menschen ist, dass er stets Religion gebrauchte um die Menschen zu täuschen und sie Gott und Christus zu entfremden. Ferner, dass alle, die Religion lehren und sie ausüben, Feinde derer sind, die Gerechtigkeit suchen. Alle weltlichen Machthaber vertreten irgendeine Religion, und bewusst oder unbewusst nehmen sie eine Stellung gegen Gott und sein Königreich ein. Die Religion ausübenden Geistlichen bilden einen Teil der herrschenden Klasse und sind Freunde der Welt, und die Schrift erklärt, dass sie Feinde Gottes sind (Jakobus 4: 4). Jehova Gott befiehlt, dass jetzt die Menschen von seinem Vorhaben, Satan und alle ruchlosen Organisationen zu vernichten, was er in Harmagedon tun wird, Kenntnis erhalten sollen."

Siehe hierzu auch: Ziel erreicht ...

Erich Frost macht Meldung

Wenn man der Frage nachgeht, warum gerade Erich Frost es gewesen ist, der nach 1945 auf den höchsten Repräsentationsposten der Zeugen Jehovas in Deutschland geklettert ist, dann wird man sicher auch jenes zeitgenössische Dokument mit in Betracht ziehen müssen, dass der "Wachtturm" im Jahre 1937 (S. 139) veröffentlichte. In der für einen Zeugen Jehovas-Funktionär geforderten devoten Grundeinstellung, machte er da seinem Chef, Rutherford Meldung, über den Vollzug der Verbreitung der Luzerner Resolution am 12. 12. 1936 in Deutschland. Der Text beginnt schon mit der obligat devoten Anrede:

"Lieber Bruder Rutherford!

Es ist mein Vorrecht, Dir im Namen aller Geschwister in Deutschland den Bericht über die Tätigkeit während der letzten Wochen zu übersenden und gleichzeitig einen Ausdruck der großen Freude zu übermitteln, die uns alle bewegt."

Frost kommt dann als nächstes auf die Verbreitungsaktion der Luzerner Resolution zu sprechen:

"Wir hatten alle Sorgfalt angewandt, die Vorbereitungsarbeiten streng geheim zu halten. Die Resolutionen wurden bereitgemacht. Durch ihre Spitzel in H. hatte auch die deutsche Geheime Staatspolizei von der bevorstehenden Verteilung erfahren, doch über den von uns festgesetzten Zeitpunkt blieb sie völlig im dunkeln. Selbst die Geschwister wurden erst an dem der Verteilung vorangehenden Tage in Kenntnis gesetzt. Jeder erhielt sein Päckchen mit den einzeln in Briefumschläge gesteckten Resolutionen, sowie sein Arbeitsgebiet zugestellt, und am Sonnabend, den 12. Dezember, nachmittags Punkt 17 Uhr begann schlagartig die Arbeit, die bis 19 Uhr wieder beendet war. In sämtlichen Gegenden Deutschlands, in allen größeren und vielen kleinen Städten setzten zum selben Zeitpunkt 3 540 mutige Zeugen zum Sturmangriff ein. Es wurde ein großer Sieg, ein empfindlicher Schlag wider den Feind und eine unbeschreibliche Freude für die treuen Mitarbeiter.

Eineinviertel Stunde nach Beginn, also 18.15 Uhr, verkündete der Polizei-Rundfunk die Verteilung unserer Flugschriften, und binnen einer weiteren halben Stunde wurde die gesamte Polizei, SA und SS auf die Beine gebracht. Doch da war es schon zu spät. Unsere Arbeit war getan.

Die Wut des Feindes, überrumpelt worden zu sein, kennt keine Grenzen. Aber auch große Angst und Verwirrung hat ihn erfasst, und dies aus folgendem Grunde.

Er weiß nicht, wie viele solcher Flugblätter wir unter das Volk gebracht haben, sieht jedoch, dass dieselben in allen Gegenden des Reiches zu finden sind. Bei den Nachfragen, die die Polizei hielt, behaupten die meisten Leute, nichts erhalten zu haben. Nun glaubt man ihnen nicht, weil man ja längst weiß, dass weitaus die meisten Menschen in Deutschland Gegner des Hitlerregimes sind und sich freuen, wenn die Menschen die Wahrheit erfahren.

An einigen Orten holte die Polizei gerade diejenigen Geschwister ab, die sich nicht an der Arbeit beteiligt hatten, während die Mutigen verschont blieben.

Unter ihnen herrscht nun eine große Freude, wie sie eigentlich seit dem Verbot in Deutschland nie gewesen ist. Sie alle warten und fragen beständig nachdem nächsten Sturmangriff, und eine Anzahl derer, die sich diesmal aus Angst enthalten hatten, wünschen das nächste Mal mitzuarbeiten. …

Natürlich werden außer diesen Flugschriften nach wie vor Bücher und Broschüren verbreitet, die Jonadabe aufgesucht und in einzelnen Orten auch noch etwas Schallplattendienst durchgeführt.

Während des letzten Vierteljahres 1936 (1. Oktober bis 31. Dezember) ist der Tätigkeitsbericht folgender. Ungefähr 3 600 Arbeiter, 21 591 Stunden, 300 Bibeln, 9624 Bücher, 19 304 Broschüren.

In Haft befinden sich gegen 4 000 Geschwister. Gegenwärtig finden überall große Prozesse statt, die - da die Zeitungen jetzt mehr darüber berichten als früher - ebenfalls unter dem Volke viel Aufsehen erregen. … Trotz der harten Verfolgungen von Seiten der braunen und schwarzen Henkersknechte sind die Geschwister dennoch unverzagt … der entschlossene Wille zur treuen Pflichterfüllung auch angesichts des Todes wird immer nur stärker durch die zunehmende Hitze des Feuerofens, der in Deutschland wahrlich 'siebenfältig' geheizt ist."

Jene Luzerner Resolution und ihre Verteilung in Deutschland, wird von den Zeugen Jehovas, und den mit ihnen liierten "Gefälligkeitsaposteln" aus dem wissenschaftlichen Spektrum, im allgemeinen mit positiven Worten kommentiert, oder zumindest "neutral", unter Ausklammerung kritischer Akzente dazu. Eine Ausnahme von diesem Trend, stellte Friedrich Zipfel dar. Es ist einzuräumen, dass auch Zipfel Fehler beim recherchieren unterlaufen sind. Auch Zipfel ist Außenstehender, dass heißt, er hat nie eine persönliche Beziehung zu den Zeugen Jehovas gehabt. Ihn interessierte das Thema lediglich unter wissenschaftlichen Gesichtspunkten. Allerdings nahm sich Zipfel auch die Freiheit, sich bei seinen Wertungen nicht als Lakai der Kirchen zu verstehen, die da teilweise belieben, als Feigenblatt für ihr eigenes Versagen in der NS-Zeit, das Thema Zeugen Jehovas hochzukochen, unter Eliminierung wesentlicher kritischer Gesichtspunkte. Ein herausragender Vertreter dieser Tendenz ist bekanntlich Garbe und seine Nachbeter. Jedenfalls, ich würde die Formulierungen von Zipfel auch so nicht übernehmen wollen. Zipfel ist im Gegensatz zu Garbe, wieder "zu weit weg" von den Zeugen Jehovas. Dennoch halte ich jenes Statement von Zipfel für durchaus diskussionswürdig, der da in Kommentierung der Luzerner Resolution in seiner Studie "Kirchenkampf in Deutschland (S. 186) äußerte:

"Von geradezu verheerender Wirkung für die deutschen Bibelforscher war ein Beschluss, der von der mit den deutschen Verhältnissen nicht recht vertrauten ausländischen Leitung gefasst und von den deutschen Glaubensbrüdern fanatisch durchgeführt wurde."

Scharfmacher-Resolution

Wie vorstehend ausgeführt, bezifferte Frost die Zahl der aktiven Zeugen Jehovas Ende 1936 in Deutschland, auf rund 3 600. Zählt man die bereits inhaftierten hinzu, so kann man zu jenem Zeitpunkt von rund 8 000 Aktiven ausgehen (maximal). Jedoch wollte man, nach eigenen Angaben in Deutschland bis zum Jahre 1933 einen maximalen Bestand von rund 25 000 erreicht haben. Unter Berücksichtigung dieser Zahlen, kann man wohl sagen, dass rund zwei Drittel der Zeugen Jehovas nach 1933 in Deutschland inaktiv wurden.

Diese Sachlage kommt auch in einem als "Brief aus Deutschland" titulierten Bericht des "Wachtturms" zum Ausdruck (1937 S. 254). Der Briefschreiber leitet ein: "Nachdem die Arbeit in der letzten Aktionswoche hier ohne besondere Störung beendet werden konnte, darf ich … auch den Rapport über die heutige Stellung der Geschwister hier zu Jehova und seinem Werk erstatten. Die Musterung erfolgt meistens in kleineren Gruppen. Solche Geschwister, die der Aufforderung nicht Folge leisteten, konnten in einigen Fällen auch nicht weiter befragt werden und sind somit im Bericht auch nicht erfaßt."

Mit anderen Worten: Die vorgenannten zwei Drittel blieben unberücksichtigt. Über den verbliebenen harten Restkern wird dann ausgeführt:
"Von 86 Geschwistern und Jonadaben, denen nachfolgende Entschließung vorgelesen wurde, erklärten 83 sich mit dem Inhalt derselben einverstanden und versprachen aufs Neue, nach besten Kräften auch weiterhin für Jehova und sein Königreich einzutreten.

Resolution

Jehovas Zeugen und ihre Gefährten in unserem Gebiet erklären hiermit, dass sie Jehova als den allein wahren Gott des Universums und Christus Jesus als den von Jehova rechtmäßig eingesetzten König anerkennen. Sie erkennen ferner, die Watch Tower Bible and Tract Society als den sichtbaren Teil der Organisation Jehovas auf der Erde an und bekunden hiermit ihr volles Vertrauen zu dieser und ihre Bereitwilligkeit, alles zu tun, was dem Herrn wohlgefällig erscheint, durch seine Organisation zur Rechtfertigung seines Namens hinausführen zu lassen. Angesichts der Tatsache, dass die Agenten Satans allein seit Beginn dieses Jahres mehr als 50 unserer Brüder und Genossen verhafteten und ins Gefängnis warfen, von welchen zwei völlig verschwunden sind und eine Anzahl zu langen Gefängnisstrafen verurteilt wurden, nur weil sie Gott und Christus Jesus allein die Ehre gaben, sind wir weiter bereit, Jehovas Zeugnis den Menschen guten Willens zu überbringen, weil wir dieses als den gegenwärtigen Auftrag des Herrn für sein Volk erkennen.

Wir bekunden unsere Einmütigkeit mit allen denen auf der ganzen Erde, die bereit sind, den Willen Jehovas zu tun, und wünschen unsern Anteil an allem zu nehmen, was der Herr zur weiteren Bloßstellung Satans und seiner verruchten Organisation für nötig und gut befinden mag. Fest entschlossen, den einmal begonnenen Kampf im Vertrauen auf den verheißenen Schutz und Beistand des Herrn fortzuführen, ohne Rücksicht darauf, welche Folgen dies für uns auch haben mag, vertrauen wir dem Herrn, dass er mächtig ist, sein Volk zu seiner Zeit völlig zu befreien. Wir geben unsere Zustimmung, von dieser Resolution weitgehendsten Gebrauch zu machen, falls dies für gut befunden werden sollte.

Im Mai 1937."

Man wird diese Resolution auch in dem Kontext einordnen dürfen, dass sie eine politische Oppositionserklärung gegen das Hitlerregime in religiöser Phraseologie darstellt.

Interne Spannungen

Der von Rutherford in den dreißigen Jahren durchgesetzte rigide Kurs, bei dem er hauptsächlich sich bemühte, die Jugend zu instrumentalisieren. Dergestalt, dass Jünglinge, neben ergrauten "Ältesten" mit Machtpositionen bekleidet wurden, als "Erntewerksvorsteher", und dabei so "ganz nebenbei", den "Ältesten" etliche Machtbefugnisse wegnahmen. Jenem Kurs ist es zuzuschreiben, dass die Organisation der Bibelforscher/Zeugen Jehovas, trotz aller Expansionsanstrengungen, in den Dreißiger Jahren faktisch dennoch stagnierte.

Ein Dokument für jene Sachlage ist auch die nachfolgende zeitgenössische Polemik ("Wachtturm" 1937 S. 303):

"Wer Gott geweiht zu sein erklärt, dabei aber behauptet, die 'obrigkeitlichen Gewalten' (Römer 13:1) bedeuten die Herrschermächte dieser Welt; betrügt sich selbst und auch andere. Viele der früheren Ältesten der Versammlungen oder Bibel-Klassen bestehen darauf, die vom Apostel in Römer 13 beschriebenen 'höheren Gewalten' bedeuten die herrschenden Mächte dieser Welt. Da diese Ältesten selbstsüchtig sind, sind sie der Offenbarung der Wahrheit Gottes gegenüber blind geworden. 'Gott sendet ihnen eine wirksame Kraft des Irrwahns, dass sie der Lüge glauben" (2. Thess. 2:11). Sie verfehlen auch Jehovas Organisation zu sehen, und darum ermangeln sie die Tatsache zu würdigen, dass das Königreich herbeigekommen ist. Sie sehen Gottes Königreich nicht und lehnen es daher ab, dafür einzustehen. Sie fahren fort, dem Teufel und seiner Organisation gegenüber leise aufzutreten, und werden in die äußere Finsternis geführt."

Jene spannungsgeladene Atmosphäre, kommt auch in der nachfolgenden Polemik des "Wachtturms" zum Ausdruck (1937 S. 52):

"Die Eingebildeten und Nachlässigen der 'Wahlältesten'-Klasse haben bis heute gesagt: Das Gesetz oder die Vorschrift des Herrn, dass seine Zeugen von Haus zu Haus gehen sollen, mag sich wohl auf die gewöhnlichen Glieder des Volkes Gottes beziehen; doch kann diese Gesetzesvorschrift schwerlich die Klasse der 'erwählten Ältesten' oder die 'Hauptältesten' in der Versammlung betreffen. Diese Dünkelhaften bilden sich ein, sie nähmen eine viel zu hohe Stellung ein, um einen nach ihrer Schätzung derart 'niedrigen Dienst' verrichten zu können. Diese 'Wahlältesten' und Eingebildeten suchen Gottes Gesetz abzuschwächen oder es mit Schalldämpfern zu verkündigen, damit sie ja nicht den Eindruck erwecken, sie gingen gar zu hart mit der Geistlichkeit und anderen Religionen um, wie mit den Politikern, die sich der Religion zu selbstsüchtigen Zwecken bedienen. Wenn das Gesetz Gottes in Konflikt mit dem von Menschen aufgestellten Gesetz des Landes geriet, so haben sich die untreuen vor den menschlichen Herrschern auf der Erde gebeugt und erklärt, diese Herrscher seien 'die obrigkeitlichen Gewalten'; das haben sie als Ausrede für ihre Ablehnung gebraucht, die Botschaft vom Königreich von Haus zu Haus zu verbreiten, so wie Gott geboten hat. Sie haben auch gesucht, ihre hohe und ehrenvolle Stellung unter den Gottgeweihten zu behalten, damit sie sich weiter als die Herren über andere aufspielen könnten und weise und mächtig erscheinen möchten. Statt gegen das Vorgehen der sichtbaren Organisation Gottes gemurrt, daran herumgenörgelt und sich geweigert, dem Gesetze seiner Organisation zu entsprechen."

Schizophrenie oder "böse Geister"?

Unter dem Stichwort "Schizophrenie" kann man in Lexika folgende Definition lesen:

"Schizophrenie (griech.) Spaltungsirresein: akut und chronisch verlaufende Störungen des Denkablaufs, Wollens, Handelns, Gefühlslebens und des zwischenmenschl. Kontaktes; Halluzinationen, Illusionen, Wahnideen und systematisierte Wahnbildungen treten auf. Schizophrenie wurde früher als Dementia praecox bezeichnet."

Mit dieser wissenschaftlichen Definition kann die WTG offenbar nicht allzu viel anfangen. Sie nimmt dies nicht zur Kenntnis, sondern ersetzt die Sachlage durch eine eigene Definition in Milchmädchenlogik. Für sie sind solche Vorgänge schlicht und einfach das Wirken "böser Geister". Ein makabres Veranschaulichungsbeispiel, stellt auch ihr Kommentar zum deutschen Reichstagsbrand dar, den der "Wachtturm" 1937 veröffentlichte (S. 198):

"Ein … Beispiel, wie diese bösen Geister wirken, kann im folgenden gesehen werden: In der Nacht vom 27. Februar 1933 wurde das deutsche Reichstagsgebäude in Brand gesetzt, und das bahnte Hitler und seiner Gesellschaft den Weg, die vollständige Gewalt über Deutschland zu erlangen, und das gelang ihnen denn auch unmittelbar darauf. Jenes Verbrechen der Brandstiftung brachte genau das zustande, was die Nazis begehrten. Die Nazis selbst hatten das Gebäude angezündet, und danach schoben sie das Verbrechen ihren politischen Feinden zu, und viele von diesen wurden verhaftet. Ein Holländer, mit Namen van der Lubbe, den die Presse als schwachsinnig bezeichnete, wurde zusammen mit mehreren Kommunisten verhaftet und des Verbrechens der Brandstiftung am Reichstagsgebäude angeklagt.

John Gunther, ein amerikanischer Journalist war an der betreffenden Gerichtsverhandlung zugegen und erstattete darüber Bericht. In seinem Buche 'Inside Europe' sind die Tatsachen veröffentlicht worden, und daraus sei hier das Folgende angeführt:

'Van der Lubbe, ein unglückseliges Nebenprodukt unserer modernen Zivilisation, das typisch genug ist, war nicht nur schwachsinnig, sondern hegte auch einen tiefen Groll gegen die Gesellschaft und Behörden, den sein schwaches Gehirn durch seinen Brandstiftungstrieb zu beschwichtigen suchte. Er war der echte Typ eines Brandstifters. Ein obdachloser Landstreicher, der sich in den Berliner Elendsvierteln herumtrieb und bereits mehrmals Feuer gelegt hatte, womit er sich in seiner plumpen Art brüstete, und Nazis hörten ihn. Die weiteren Tatsachen offenbarten, dass die Nazis es van der Lubbe ermöglicht hatten, mit Zündmaterial im Gebäude zu sein, damit sie ihn als den Schuldigen hinstellen könnten. Das Feuer, dass das Gebäude zerstörte, war das von den Nazis gelegte chemische Feuer, die ihr Material durch den Göring-Tunnel hingebracht und den Zeitzünder so eingestellt hatten, dass er gerade in dem Moment losging, als van der Lubbe dachte, er selbst hätte das Feuer angezündet. Lubbe verließ das Gebäude in stolzem Triumph und wurde von der Polizei verhaftet, und das war es, was die Nazis geplant hatten.

Lubbe war ein unverkennbares Opfer einer irrsinnigen, schwermütigen Psychose.'

Ferner erklärt die oben angeführte Autorität:

'Der Gerichtshof erschrak, wann immer Lubbe seinen Mund öffnete. Lubbe wurde auf den Zeugenstand gestellt und gab zu, dass er das Gebäude angezündet hatte. Er gestand Dinge getan zu haben, die er unmöglich hätte tun können.

Er war stolz auf seine Brandstiftung. Er nahm es sehr übel auf, wenn jemand auf der Bildfläche erschien, der sein Verdienst hätte teilen wollen.'

Die Öffentlichkeit stand seither jenem Brande wie einem Rätsel gegenüber.

Was ist denn die wahre Erklärung? Von der Lubbe war ohne Zweifel ein Opfer der oben beschriebenen bösen Geister, die sich seines Sinnes bemächtigt und ihn glauben gemacht hatten, er wäre der Brandstifter gewesen. Diese bösen Geister erzeugen Irrsinn in einem jeden, der ihren Einfluss nachgibt."

"Harmagedon" fällt auch im Jahre 1940 aus, "wegen Nebel"

Man kennt jenen Spruch eines führenden Zeugen Jehovas-Funktionärs bezüglich 1975: Es könnte sein, nochmals es könnte sein - doch wir sagen das nicht. Und möge sich auch niemand bestimmt darüber äußern, was zwischen der Gegenwart (1967) und 1975 geschehen wird. Aber über einem könne kein Zweifel sein. Die Zeit läuft.

Jener Spruch brachte ganze Heerscharen von Zeugen Jehovas "aus dem Häuschen." Nach jahrzehntelanger Zukunfts-Datenspekulationsabstinenz, nun "endlich" mal wieder was "greifbares". Die zeitgenössische Berichterstattung vermerkt weiter, dass die Diskussion um jenes Datum, alles andere überschattete. Je nach Interessenlage, machten die einen in Skepsis und die anderen glaubten nun das lang ersehnte Signal erhalten zu haben. So las es sich "vor Tisch". Nach 1975 waren dann diejenigen, die das zu wörtlich genommen hatten "selbst schuld". Ihnen wurde analog zu den Sprüchen nach 1945 gesagt: Zeit wird niemals zu lang, wenn man nur genügend zu tun hat. Und die "Errichtung der Theokratie" wäre doch ein so hehres Ziel, für das man ein ganzes Leben lang warten könne.

Ach so, wie heißt es in den Schlusssätzen von Märchen doch so schön: "Und wenn sie nicht gestorben sind, dann warten sie noch heut!"

Aber sicher gilt es zu registrieren, dass in der Grundtendenz solche Spekulationen und ihrer Schürung bzw. Dämpfung, immer wieder aufs in gewissen Abständen, bei den Zeugen Jehovas Furore machen. Ein Beispiel dafür sind auch jene Ausführungen im "Goldenen Zeitalter" vom 1. 12. 1937, wo man lesen konnte:

"Frage: Ist jemand ein Zeuge Jehovas, der vorgibt, mit Bestimmtheit zu wissen, dass 'Harmagedon' - die Schlacht des großen Tages Gottes, der Allmächtigen (Offenbarung 16:16) - im Jahre 1940 beginne? Darf man einer solchen Person Glauben und Vertrauen schenken?

Antwort: Jehovas Zeugen wissen, dass die wahren Lehrer des Überrestes auf Erden Jehova Gott und Christus Jesus sind, und dass es Jehova wohlgefiel, sich seit 58 Jahren des 'Wachtturms' bzw. der Wachtturm-Literatur zu bedienen, um die für sein Volk beschiedene Speise und jede fällige Wahrheit darzureichen und weltweit bekanntzumachen (Jesaja 30: 20; 54:13). Warum sollte nun Jehova plötzlich diese Methode ändern und irgend jemand eine private Auslegung der Bibel offenbaren? Sagt nicht der Apostel Petrus unmissverständlich, dass die Weissagung Gottes nicht von eigener oder privater Auslegung ist? (2. Petr. 1: 20,21). Gott verhindert es indes nicht, dass sich jemand an seinem Werke beteiligt, der eine hohe Meinung von sich besitzt und darum vorgibt, Geheimnisse zu wissen, die allen anderen Geschöpfen auf Erden vorenthalten seien. Solche befinden sich natürlich in großer Gefahr, und wenn sie nicht schnell zu Jehova umkehren und sich vor ihm demütigen, so werden die Engel Gottes sie als 'Ärgernisse' aus dem Reiche Gottes hinaustun (Matth. 13:41).

Bei solchen Gerüchtemachern muss freilich unterschieden werden zwischen harmlosen Mutmaßungen, indem einer z.B. sagt: 'Nun wird weltenweit die Schlacht Gottes, Harmagedon genannt, angekündigt und vielleicht beginnt diese gewaltige Abrechnung mit den Feinden Jehovas im Jahr 1940.' Oder wenn ein anderer mit genau errechneten und ausgeklügelten Plänen kommt und seine Weisheit zum Besten gib, um in der Wahrheit unbefestigte irre zu machen und hinter sich her abzuziehen. Letztere bezeichnet der Apostel als 'verderbliche Wölfe, die der Herde nicht schonen' (Apostelgeschichte 20: 29,30). Der allein richtige Weg ist indes, nichts wissen und nichts sagen oder tun zu wollen, außer dem, was Jehova durch seine Organisation enthüllt und bekanntgemacht hat. Der Wahlspruch des Knechtes Jehovas lautet noch immer: 'Vater, dein Wille geschehe!' Man muss nicht viele Jahre in der Wahrheit sein um wenigstens soviel Weisheit und Erkenntnis zu besitzen wie die unvernünftigen Tiere, von welchen geschrieben steht: 'Ein Ochse kennt seinen Besitzer, und ein Esel die Krippe seines Herrn' (Jesaja 1:3).

Bis jetzt ist niemand beauftragt worden, als Zeuge Jehovas ein genaues Datum für den Beginn Harmagedons bekanntzugeben, und irgendwelchen diesbezüglichen Äußerungen sollte kein Gewicht beigelegt werden."

Siehe auch: Kommentarserie Goldenes Zeitalter 1937 zusammengefaßt

Der nächste Jahrgang   1938

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