Weitere Bruchstücke - Blut in Sperrholz! = Holzfäller kein Beruf für Christen?


Rund ums Thema Zeugen Jehovas

Geschrieben von anonym am 17. Dezember 2005 03:18:35:

„Und so bedeutet auch das Gebot, ‘sich des Blutes zu enthalten’, überhaupt kein Blut in den Körper aufzunehmen.“
Du kannst für immer im Paradies auf Erden leben, Seite 216.

Enthalten sich Jehovas Zeugen heute noch wirklich vom Blut?

Die meisten Zeugen Jehovas würden mit einem durchdringenden JA antworten!
Warum werden Blutprodukte wie Albumin, EPO, Blutseren/Immunglobuline und Bluterpräparate (Faktor VIII und IX) für zulässig erklärt, die doch eindeutig nur zur Erhaltung des Lebens genommen werden?
Wie kann man danach noch ehrlich sagen, damit enthalte man sich vom Blut?
Man kann es nicht.
Der Gebrauch des Blutes aus medizinischen Gründen ist entweder richtig oder falsch.
Wenn er falsch ist, können wir uns nicht aussuchen, von welchen Blutfraktionen oder -produkten wir uns enthalten.
Eine solche Argumentation ist mit schwerwiegenden Fehlern behaftet.
Die meisten Zeugen Jehovas glauben aufrichtig, es sei eine schwerwiegende Sünde, eine Bluttransfusion anzunehmen, da die Bibel sage, man solle sich „vom Blut enthalten.“ (Apostelg. 15:29) Es ist daher sehr verständlich, daß viele die Haltung der WachtturmGesellschaft verwirrt — in bezug auf die verschiedenen Blutbestandteile oder Blutprodukte wie Albumin, nichtsynthetisches EPO (Erythropoetin), Impfstoffe, Immunglobuline und die Präparate zur Behandlung von Blutern. Es scheint nicht möglich zu sein, zu erklären, warum die Wachtturm-Gesellschaft für den einen Zeugen diese Blutkomponenten als zulässig bezeichnet, es aber ein Verletzen des Gesetzes Gottes sein soll, andere Komponenten wie Plasma, Blutplättchen sowie rote und weiße Blutkörperchen zu erhalten.
Überdies gibt es deutliche Hinweise, daß die Wachtturm-Gesellschaft ihre Vorschriften zur Verwendung von Blut völlig aufgeben wird.

Die Betrachtungsweise des Blutes hat sich so oft geändert.
Einmal waren alle Blutprodukte inakzeptabel. Später war es annehmbar, eine einzige Transfusion zu erhalten; man sah es als „Medizin“ und nicht als „Ernährung“ an. Noch später waren „geringe Mengen“ zulässig, dann wieder nicht einmal der geringste Bestandteil. Und noch immer folgten weitere Änderungen.
Soll das der Beweis für eine Führung durch einen Gott sein, der sie niemals ändert?
Kann die Behauptung, Jehova lasse sein Licht immer heller scheinen, vernünftig sein, wenn das „neue Licht“ manchmal wieder zu „altem Licht“ wird?
Einmal war es nicht erlaubt, daß Bluter Blutbestandteile erhielten (wie Faktor VIII- und IVPräparate). 1978 trat eine Änderung ein. Nun war es eine „Frage des Gewissens“. Vorher wäre jemand, der seinem Gewissen folgte, ausgeschlossen und ausgestoßen worden - angeblich der Vernichtung durch Gott wert. 1949 wurden Organtransplantationen „Wunder der modernen Chirurgie“ genannt (Awake!, 22. Dezember 1949, S. 20f.). 1967 wurden Organtransplantationen verboten. Wer sich einer solchen Operation unterziehe, ernähre sich vom Fleisch anderer. Das sei kannibalisch. 1980 wurde das Ganze wieder eine „Frage des Gewissens“. Sollte Gott, der sich nicht ändert (Maleachi 3:6), zulassen, daß Menschen wegen des Schwankens und der Unentschlossenheit seines „treuen und verständigen Sklaven“ sterben?

1892 Der Watchtower erwähnt erstmals die Blutfrage. Russells Ansicht war, die Anordnung aus Apostelgeschichte 15 sei eine zeitweilige Maßnahme, um im Verlaufe des Übergangs vom jüdischen zum kirchlichen Zeitalter die Einheit zu fördern (Watchtower, 15. Januar, Seite 349-352).

1892 „Er [Jakobus] schlug des weiteren vor, ihnen nur zu schreiben, sie sollten sich vor der Verunreinigung mit Götzen hüten (Vers 29), und von Erwürgtem und Blut — denn durch das Essen dieser Dinge könnten sie ein Stolperstein für ihre judenchristlichen Brüder werden (Siehe 1. Korinther 8:4-13) — und von Hurerei (Zion’s Watch Tower, 15. November 1892, Seite 1473 Reprints) **

1909 Bruder Russell kommentiert Apostelgeschichte, Kapitel 15, und zeigt an, daß er glaubt, das Beachten der Vorschrift „MACHE SIE NICHT ZU CHRISTEN“, sondern diene dazu, den Leib aus Christen und Heiden zu bewahren (Watchtower, 15. April 1909, Reprints Seite 4374).

1919 Clayton J. Woodwarth wird Herausgeber der Zeitschrift The Golden Age (Watchtower, 15. Februar 1952, Seite 128).

1923 Ein Artikel mit der Überschrift „Der Impfbetrug“ zeigt zum ersten Mal die gegnerische Einstellung der WTG zur Impfung (Golden Age, 3. Januar, Seite 211, Absatz 35). Als Probe dieses Zitat: „Wenn schlüssig gezeigt ist, daß es so etwas wie Tollwut nicht gibt . . .“ Ein Schlüssel für die Herausbildung der gegenwärtigen Lehre über Blut war die Ernennung von Clayton J. Woodworth zum Herausgeber der Zeitschrift The Golden Age. Bruder Woodworth benutzte die Zeitschrift als Sprachrohr für seine außergewöhnlichen persönlichen Ansichten zu Wissenschaft und Medizin. Hier, innerhalb von Wahnvorstellungen und Paranoia, finden wir die Saat der Lehre der Gesellschaft über das Blut. (Golden Age, 22. April, Seite 455, Absatz 15).

1925 Wer häufig Blut für Transfusionen spendet, ist zu loben (Golden Age, 29. Juli, Seite 683).

1927 Watchtower vom 15.Dezember 1927 wies auf Seite 371 deutlich darauf hin, daß das „Blutverbot“ aus 1.Mose 9:4 auf alle Menschen zutreffe. Als Speisevorschrift war dies keine kontroverse Frage.

1929 Impfungen werden wiederum verurteilt: „Denkende Menschen hätten lieber Pocken als eine Impfung . . . Daher ist die Praktik der Impfung ein Verbrechen, ein Frevel und eine Täuschung.“ (Golden Age, 1. Mai, Seite 502, Absatz 40).

1931 Impfungen sind eine Verletzung des ewigen Bundes, den Gott mit Noah schloß. (Golden Age, 4. Februar, Seite 293).

1931 Die Gesellschaft räumt ein, dass es in 1. Mose 9 und bei dem „ewigen Bund“ nicht wirklich um das Essen von Blut geht. „Alle vernünftig Denkenden müssen zu dem Schluss kommen, dass es nicht das Essen von Blut war, dem Gott widerstand, sondern das Blut von Tieren sollte nicht mit dem Blut von Menschen in Berührung kommen.“ (Golden Age, 4. Februar, Seite 294, Absatz 42).

1935 Eine Impfung ist die unmittelbare Injektion von tierischem Eiter in den Blutstrom und eine direkte Verletzung des Gesetzes Jehova Gottes. (Golden Age, 24. April 1935, Seite 465) Siebzehn Jahre lang verweigern die Zeugen nun die Pockenimpfung, bis die Gesellschaft nach dem Tod von Bruder Woodworth das Impfverbot aufhebt. Es stellt sich heraus, daß der Pockenimpfstoff nicht einmal aus Blut hergestellt wurde. Während dieser Zeit erschienen im Golden Age viele Karikaturen, die Dinge zeigen wie Haufen pockennarbiger Kinder, die durch den Impfstoff Schaden genommen haben. Andere Karikaturen bilden „Drogenärzte“ ab mit Spritzen in der Hand, auf denen „Eiter“ steht. Heute können wir uns kaum noch vorstellen, eine wie unglaubliche Situation sich um das Thema herum bildete. Kinder durften ohne Impfpaß nicht in die Schule, Zeugen konnten nicht in andere Länder ver- oder einreisen und Zeugen in Gefängnissen bekamen Einzelhaft.
Es ist wichtig, sich daran zu erinnern, ein wie schweres Problem die Pocken damals waren. Im Jahre 1921 gab es allein in den USA 100.000 Fälle von Pocken, und die Sterberate lag bei 40%. Man muß sich schon fragen, wie viele wirkliche körperliche Schäden und wie viele Tote es bei den Zeugen als Folge des Gehorsams gegenüber dem Impfverbot der Gesellschaft es gab.

1940 Bericht eines Arztes, der ein Quart von seinem Blut in einem Notfall gespendet hatte. Er wird als Held dargestellt (Consolation, 25. Dezember, Seite 19, Absatz 53).

1945 Bluttransfusionen und Blutprodukte sind offiziell als „heidnisch und gottentehrend“ verboten. (Watchtower, 1. Juli 1945, Seite 198-201)

1949 Erwachet Artikel „Ist Bluttransfusion biblisch? (Erwachet 22.11.1949 Seite 12,13)

1949 Keine Einwände gegen Organtransplantationen; besprochen als „Wunder der modernen Chirurgie.“ (Awake!, 22. Dezember 1949 - „Ersatzteile für deinen Körper“)

1951 Clayton J. Woodworth, Herausgeber von Golden Age/Consolation [Das goldene Zeitalter/Trost] bis zur Umbenennung in Erwachet! im Jahre 1946, stirbt und wird am 18. Dezember 1951 begraben (Watchtower, 15. Februar 1952, Seite 128).

1951 „Das Leben ist Blute“
Das Blut, ein fließendes Gewebe
Das Blut wird als Gewebe betrachtet. Warum? Alle Gewebe bestehen aus einzelnen Zellen, welche in ein Gerüst oder Netz eingebettet sind, das als Stroma bekannt ist. Das Blut hat seine Zellen, die roten und weißen Blutkörperchen und die Blutplättchen, die in ein flüssiges Stroma, Netz oder Gerüst — das Plasma — eingebettet sind. Es ist ein flüssiges oder sich bewegendes Gewebe, im Gegensatz zu den übrigen Geweben des Körpers, die mehr oder weniger fest sind.
Je mehr der Mensch das Blut studiert, desto mehr wird er davon überzeugt, dass jeder von uns eine Bluteigenart hat, genau so wie jeder von uns eine geistige Eigenart besitzt. Man hat auch herausgefunden, dass Geisteskrankheiten viel sagende Giftmerkmale im Blut hinterlassen. Ein Wissenschaftler behauptete sogar, dass das Blut den Schlüssel zu allen Fertigkeiten enthalte und dass es sowohl die Rasse, als auch die geistigen und körperlichen Fähigkeiten anzeige. (Erwachet 22.1.1951 Seite15)

1952 In einem Brief, datiert vom 15. April 1952, werden Impfungen, wie gegen Pocken, jetzt offiziell erlaubt. Viele Zeugen hatten sie schon seit etwa einem Dutzend Jahren erhalten, und die Gesellschaft hat schon gewußt, daß sie kein Blut enthielten, seit sie von einem Zeugen namens William Cetnar darüber in Kenntnis gesetzt wurde.
Man kann mit Recht spekulieren, ob das Verbot erst 1952 aus Respekt von Clayton J. Woodworth aufgehoben wurde, der eine deutliche Abneigung gegen Impfstoffe hatte (Watchtower, 15. Dezember 1952, Seite 764; deutsch: Wachtturm, 15. Februar 1953, Seite 127-128).

1953 Impfungen werden nicht mehr als Essen von Blut angesehen und stehen auch nicht mehr in Verbindung mit sexuellen Beziehungen (Make Sure of All Things, Seite 48, Absatz 47).

1958 Eine „Frage von Lesern“ erklärt, dass es einer gesalbten Schwester erlaubt sein solle, beim Gedächtnismahl von den Symbolen zu nehmen, wenn sie eine Bluttransfusion erhalten hatte. Begründung: Gemeinschaftsentzug wegen Bluttransfusion ist in der Bibel nicht vorgesehen. (Watchtower, 1. August 1958, Seite 478; deutsch: Wachtturm, 1. Oktober 1958, Seite 606).
Nachfolgend der ganze Artikel:
Eine Zeugin Jehovas, die beansprucht, zum gesalbten Überrest zu gehören, begab sich kürzlich ins Krankenhaus und ließ sich freiwillig eine Bluttransfusion machen. Sollte ihr gestattet werden, beim Gedächtnismahl von den Symbolen, von Brot und Wein, zu genießen? — R. J., Vereinigte Staaten.
Mit dir bedauern wir es natürlich, daß diese Schwester, die sich dazu bekennt, ein Glied des gesalbten Überrests zu sein, sich freiwillig eine Bluttransfusion machen ließ, als sie im Krankenhaus weilte. Wir glauben, daß sie dem Willen Gottes zuwider, also nicht recht handelte. Indes sind die Versammlungen nie angewiesen worden, Personen, die sich freiwillig Bluttransfusionen machen lassen oder sie gutheißen, die Gemeinschaft zu entziehen. Das Gericht jener Personen, die Gottes Gesetz hinsichtlich der Heiligkeit des Blutes übertreten, überlassen wir Jehova, dem höchsten Richter. Das einzige, was im Falle einer solchen Person getan werden kann, ist, sie als unreif zu betrachten, als jemand, der nicht fähig ist, gewisse Verantwortlichkeiten zu übernehmen, so daß wir sie also mit gewissen Dienstaufgaben nicht betrauen.
Einer solchen Person wird die Gemeinschaft nicht entzogen, weil sie sich freiwillig eine Bluttransfusion machen läßt oder es gutheißt, daß eines ihrer lieben Angehörigen eine Bluttransfusion erhält, und daher habt ihr auch kein Recht, diese Schwester von der Feier des Abendmahles des Herrn auszuschließen. Als ein gesalbtes Glied des Leibes Christi steht sie unter dem Gebot und Befehl Christi Jesu, davon zu genießen. Ob sie nun untreu ist gegenüber dem, was sie zu sein bekennt, indem sie die Symbole des Abendmahles des Herrn einnimmt, wird Jehova Gott selbst entscheiden. Sein Gericht beginnt am Hause Gottes. Es steht nicht euch oder sonst jemandem zu, der die Gedächtnismahlsymbole darreicht, als Richter zu amten, sondern ihr sollt die Symbole allen Anwesenden in der üblichen Weise darreichen, so daß jeder eine Gelegenheit erhält, davon zu genießen.

1958 Die Vorschrift zu Blutseren wie Diphtherie-Antitoxin und Gammaglobulin besagt, dass es eine persönliche Entscheidung sei, sie zu nehmen. (Watchtower, 15. September 1958, Seite 575; deutsch: Wachtturm, 15. November 1958, Seite 703).

1958 Jedes Mal, da in der Schrift ein Verbot gegen den Blutgenuß erwähnt wird, geschieht es in Verbindung mit dem Genuß des Blutes als Speise, und somit interessieren wir uns für dessen Verbot als Nährstoff.
(Wachtturm, 15. November 1958, Seite 703).

1959 Blut muss ausgegossen werden; es wäre daher verkehrt, eigenes Blut abnehmen, es lagern und später zurückführen zu lassen. (Watchtower, 15. Oktober 1959, Seite 640; deutsch: Wachtturm, 1. Mai 1960, Seite 287-288)

1961 Auf die Annahme von Blut oder verbotener Blutbestandteile folgt ein Gemeinschaftsentzug. (Watchtower, 15. Januar 1961; Seite 63-64; deutsch: Wachtturm, 15. März 1961, Seite 190-191).

1961 Persönlichkeitszüge, die Impulse zu morden und Selbstmord zu begehen werden im Blut übertragen. (Watchtower, 15. September 1961, Seite 564; deutsch: Wachtturm, 1. Dezember 1961, Seite 724-725)
Nachfolgend Auszüge aus dem Artikel:
Dieser Punkt ist interessant, und dass er bei Bluttransfusionen in Frage kommen kann," wird von Ärzten bezeugt. So sagt zum Beispiel Dr. Alonzo Jay Shadman in seinem Buch Who Is Your Doctor and Why? (Wer ist dein Arzt und warum?) folgendes: „Das Blut irgendeiner Person ist in Wirklichkeit die Person selbst. Es enthält alle Eigenarten der Person, von der es stammt. Das schließt erbliche Belastung, Anfälligkeit für gewisse Krankheiten, Vergiftung durch die persönliche Lebensweise, durch Eß- und Trinkgewohnheiten ein ... Gifte, die jenen Trieb zur Folge haben, der zu Selbstmord, Mord oder Diebstahl drängt, liegen im Blute.“ Und Dr. Americo Valerio, der mehr als vierzig Jahre lang in Brasilien als Arzt und Chirurg praktizierte, pflichtet ihm bei. „Ein moralischer Defekt, sexuelle Perversität, Hemmungen, Minderwertigkeitskomplexe, kleinere Vergehen sind oft die Folge einer Bluttransfusion sagt er Doch wird in der Presse anerkannt daß Institute, von denen man denkt, das Blut, das bei ihnen vorrätig sei, sei für Transfusionen zuverlässig, Blut von Verbrechern erhalten, von denen bekannt ist, dass sie solche Charaktermerkmale haben. Bestimmt wird niemand, der den Werken des Fleisches zu entfliehen und sein Leben so zu verwenden sucht, wie Gott es durch sein Wort anweist, sich selbst einer solch verderblichen Zukunft aussetzen wollen. — Rom. 12:2; Eph. 4:22-24.

1963 Neue Vorschriften zu Blutseren. Die Vorschrift von 1958 wird über den Haufen geworfen. Nun wird jeder Blutbestandteil als Ernährung angesehen und verboten. Die Vorschrift trifft nicht auf Impfstoffe zu. (Watchtower, 15. Februar 1963, Seite 124; deutsch: Wachtturm, 15. Mai 1963, Seite 316).

1964 Ärzte, die Zeugen sind, dürfen Patienten, die keine Zeugen sind, Bluttransfusionen geben. Blut wird zur Sperrholzverarbeitung verwendet – darf ein Christ als Holzfäller im Wald arbeiten wen das Holz zum Teil zu Sperrholz verarbeitet wird?
(Watchtower, 15.11.1964, Seite 682; deutsch: Wachtturm, 15. Januar 1965, Seite 42-43).
Hier ein Ausschnitt aus dem Artikel:
Heute verwendet man Blut häufig auf eine Art, die nach der Bibel unzulässig ist. Die alten Israeliten durften das Blut unter bestimmten Umständen auf dem Altar verwenden, andernfalls mussten sie es zur Erde fließen lassen. (B. Mose 17:11-14) Heute verwendet man Blut nicht nur bei Heilbehandlungen, sondern, wie berichtet wird, auch bei der Herstellung von verschiedenen Produkten wie Klebstoffen, die bei der Fabrikation von Sperrholz, Preßspan, Hartfaserplatten, Flaschenkapseln, Möbeln und Musikinstrumenten verarbeitet werden. Man verwendet Blutbestandteile bei der Polymerisation von Gummimassen, bei der Herstellung von Bindemitteln für Insektizide und von Fällungsmitteln für die Behandlung von Industrieabfällen, bei der Wasserklärung (in der Papierindustrie), bei der Uranreingewinnung, bei der Herstellung von Schaumlöschmitteln und von Schaumbildnern für Leichtbeton, bei der Klärung von Wein, bei der Herstellung von Schichtpapier, Leim und Kleister, ferner als Kaseinersatz in Latexemulsionen, bei der Emulgierung von Asphalt, in Korkmassen, in Lösungen für die photochemigraphische Plattenherstellung, in Lederappreturen, in wasserechten Farbträgern für das Bedrucken von Baumwollstoffen, in Düngemitteln, in Tierfutter und bei der Herstellung von Aminosäuren wie Histidin und Histamin. Vielleicht erfährt man in der Zukunft noch von weiteren Methoden der Blutverwendung. Die verschiedenen Methoden, wie man in der Welt mit dem Blut umgeht, entsprechen nicht den biblischen Anforderungen, denn nach der Bibel sollte das Blut auf die Erde gegossen werden. Der Christ ist jedoch für den in der Welt üblichen Missbrauch des Blutes, das heißt für das, was andere Leute mit dem Blut machen, nicht verantwortlich, und er kann nicht seine ganze Zeit darauf verwenden, genau zu untersuchen, wo man überall — besonders wenn es sich nicht um Nahrungsmittel handelt — Blut verwendet, sonst hätte er kaum noch Zeit für die Verkündigung der guten Botschaft von Gottes Königreich. Die Frage, wo man arbeiten sollte, mag nicht immer leicht zu entscheiden sein. Ihre Entscheidung ist eine Sache des Gewissens.
Den Israeliten wurde gesagt: „Von irgend einem Tierleichnam dürft ihr nicht essen; dem Fremdling, der an deinem Orte wohnt, magst du es zum Essen überlassen oder es einem Ausländer verkaufen; denn du bist ein dem Herrn [Jehova], deinem Gott, geweihtes Volk." (5. Mose 14:21, ZB) Wenn also ein Christ, der in einem Geschäft arbeitet, das Blutwurst oder andere bluthaltige Artikel führt, weltlichen Kunden, die solche Waren kaufen möchten, diese verkauft, so ist das seine Sache. Ein anderer Christ arbeitet vielleicht in einer Drogerie und verkauft Weltmenschen Präparate, die Blutbestandteile enthalten, oder er streut vielleicht auf Wunsch seines weltlichen Arbeitgebers bluthaltige Düngemittel. Auch das ist eine rein persönliche Angelegenheit. Natürlich könnte ein Christ niemandem empfehlen, ein bluthaltiges Produkt einem Produkt, das kein Blut enthält, vorzuziehen, noch könnte er sonst einen Missbrauch des Blutes befürworten. Was aber ein Christ tut, wenn er mit solchen Produkten umzugehen hat, müssen wir seinem eigenen Gewissen überlassen. Ein Christ darf einen anderen Christen in dieser Beziehung ebenso wenig kritisieren, wie ein Israelit einen anderen Israeliten kritisieren durfte, wenn dieser einem Ausländer ein verendetes, nicht richtig ausgeblutetes Tier verkaufte.
Da Christen nun bekannt ist, daß bei der Herstellung von Klebstoffen, wie bei der Fabrikation von Sperrholz und anderen allgemein gebräuchlichen Dingen, Blutbestandteile verwendet werden, führen wir Sperrholz hier als Beispiel an. Bei der Sperrholzfabrikation verwendet man heute häufig Blutalbumin-Klebstoffe. Es gibt aber auch Sperrholz, bei dem keine solchen Klebstoffe verarbeitet wurden. Ein christlicher Käufer oder Unternehmer mag versuchen, wenn möglich Sperrholz zu erhalten, bei dessen Herstellung keine bluthaltigen Klebstoffe verarbeitet wurden; entschließt er sich aber, jede Sperrholzart zu verwenden, so muss das seinem Gewissen überlassen werden. Es lässt sich nicht immer feststellen, wie das Sperrholz hergestellt wurde. Wenn auch bei manchen Sperrholzfabrikaten bluthaltige Klebstoffe verwandt werden, heißt das nicht, daß ein Christ kein Haus oder keinen Wohnwagen kaufen, verkaufen oder mieten dürfte, bei dessen Bau Sperrholz verarbeitet wurde. Wie weit er diese Sache untersuchen möchte, muss jeder Christ selbst entscheiden.
Auch muss ein Christ, der in einer Firma arbeitet, die bei der Herstellung von Sperrholz oder anderen Erzeugnissen Blutalbumin-Klebstoffe verwendet, diese Stelle nicht unbedingt aufgeben. Er arbeitet vielleicht als Holzfäller im Wald. Das Holz, das er fällt, mag zum Teil auf diese, zum Teil auf eine andere Art verarbeitet werden. Der Arbeiter ist nicht dafür verantwortlich, was mit dem Holz geschieht, wenn er es gefällt hat. Ein Christ, der in einer Sperrholzfabrik arbeitet, könnte vielleicht aber nicht mit gutem Gewissen den Blutalbumin-Klebstoff herstellen oder verarbeiten. Er mag deshalb seinen Arbeitgeber bitten, ihm eine andere Arbeit zu geben, bei der er nichts mit Blut zu tun« hat. Aber selbst das ist eine rein persönliche Sache. Erhielte er jedoch in derselben Firma eine andere Beschäftigung, zum Beispiel als Lastkraftwagenfahrer, als Verkäufer oder dergleichen, so fühlte er sich wahrscheinlich frei von jeder Verantwortung für den Missbrauch von Blut. Da heute bei der Herstellung von so vielen allgemein gebräuchlichen Artikeln Blut verwendet wird, kann es der Christ kaum völlig vermeiden, mit ihnen in Berührung zu kommen, denken wir zum Beispiel nur an Lederwaren, Möbel, Flaschenkapseln, Baumwolle usw. Was also ein Christ in dieser Hinsicht tut, ist eine Gewissensahngelegenheit, und niemand sollte ihn deswegen kritisieren. Bestimmt wäre es verkehrt, wenn irgendwo die Einheit einer Christenversammlung dadurch gestört würde, daß man die Entscheidung, die ein zur Versammlung gehörender Christ in dieser Frage getroffen hat, beanstandet und sie des langen ' und breiten erörtert. — ps. 133:1; Spr. 26:21: Jak. 3:16-18.
Die Gesellschaft billigt keine der heutigen medizinischen Methoden, Blut zu verwenden, auch nicht die Verwendung von Blut in Verbindung mit Impfungen. Impfungen sind für viele Leute jedoch einfach unumgänglich. Daher überlassen wir es dem Gewissen des einzelnen, darüber zu entscheiden, ob er sich ein Blutserum einspritzen lassen möchte, das die Bildung von Antikörpern zur Bekämpfung einer bestimmten Krankheit hervorruft. Der Betreffende könnte sich in einem solchen Fall damit trösten, daß er unter diesen Umständen nicht direkt Blut genießt, was nach dem Wort Gottes ausdrücklich verboten ist. Er nimmt das Blut nicht als Nahrung zu sich oder um einen Blutverlust zu ersetzen. Auch in diesem Fall ist das Gewissen des Christen ausschlaggebend. Ob sich also ein Christ ein Serum einspritzen lassen möchte oder ob Ärzte oder Krankenschwestern, die Christen sind, solche Spritzen verabreichen möchten, ist ihre Sache. Christen, die als Ärzte wirken oder sich in der Krankenpflege betätigen, sind für das, was sie in ihrem Beruf tun, selbst verantwortlich. Sie tragen gemäß dem in Galater 6:5 niedergelegten Grundsatz die Verantwortung für ihre Entscheidungen selbst. Manche Ärzte, die Zeugen Jehovas sind, haben bei weltlichen Patienten auf deren Wunsch schon Blutübertragungen vorgenommen. Bei einem Gott hingegebenen Zeugen Jehovas würden sie das jedoch nicht tun. Nach 5. Mose 14:21 bleibt es dem Gewissen des christlichen Arztes überlassen, ob er bei einem weltlichen Patienten eine Blutübertragung vornehmen möchte oder nicht. Er befindet sich in einer ähnlichen Lage wie ein christlicher Fleischer oder Lebensmittelhändler, der sich entscheiden muss, ob er es mit seinem Gewissen vereinbaren kann, weltlichen Kunden Blutwurst zu verkaufen.


1966 Bluttransfusionen als Kannibalismus bezeichnet. (Wachtturm, 1. Juli 1966, Seite 401).

1967 Organtransplantationen sind jetzt Kannibalismus. Eine weitere völlige Kehrtwendung. Von Organspenden wird deutlich abgeraten. (Watchtower, 15. November 1967, Seite 702; deutsch: Wachtturm, 15. Februar 1968, Seite 126-128).

1971 Das Herz ist nicht bloß eine Pumpe; es ist durch Nerven mit dem Gehirn verbunden und das eigentliche Organ, in dem Affekte, Beweggründe, Wünsche und Emotionen entstehen. (Watchtower, 1. März 1971, Seite 133-135; deutsch: Wachtturm, 1. Juni 1971, Seite 325-331).

1974 Weiteres neues Licht, das in Wirklichkeit altes ist, zu Blutseren. Es handelt sich wieder um eine Sache des persönlichen Gewissens, obwohl der Artikel den Gedanken anklingen lässt, das sei ganz und gar nichts Großartiges. (Watchtower, 1. Juni 1874, Seite 352; deutsch: Wachtturm, 1. September 1974, Seite 541).

1975 Zur Bluterbehandlung mit Plasmafaktoren sagt die Gesellschaft natürlich, daß wahre Christen sich nicht so behandeln lassen und das Gebot der Bibel beherzigen, sich des Blutes zu enthalten. (Awake!, 22. Februar 1975, Seite 30; Artikel nicht in deutschen Ausgaben erschienen)

1975 Vier Monate später eine Kehrtwendung. Die leitende Körperschaft entscheidet, dass Blutbestandteile für Bluter als Gewissenssache akzeptabel sind. Wer nun nach dem 11. Juni die Gesellschaft angerufen hat, dem wurde gesagt, dass er eine persönliche Entscheidung über die Verwendung von Faktor VIII und -IX-Präparaten treffen sollte. Diese Politik wird erst drei Jahre später offiziell, weil die leitende Körperschaft sich nicht offiziell so schnell revidieren will. Wandten sich Bluter an die Weltzentrale oder ein Zweigbüro mit der Bitte um Auskunft, so wurde ihnen lange Jahre hindurch geantwortet, man hätte gegen den einmaligen Einsatz dieses Blutbestandteils nichts einzuwenden, da dies der Einnahme eines Medikaments gleichkomme. Werde das Mittel aber öfter als einmal eingesetzt, so stelle dies eine Zufuhr dieses Blutbestandteils „zur Ernährung" dar und werde deshalb als Verletzung des biblischen Verbots des Essens von Blut angesehen'.
Ein paar Jahre später wurde die Anweisung geändert. Den Mitarbeitern, die diese Anfragen bearbeiteten, war bewusst, dass sie in der Vergangenheit das Gegenteil geantwortet hatten, und dass Bluter, die ihre „genehmigte" eine Injektion schon bekommen hatten, immer noch der Meinung waren, ein zweites Mal würde als Übertretung des biblischen Gebots gelten. Sie konnten verbluten, weil sie sich daran hielten.
Da die frühere Regelung nur einzelnen auf Anfrage mitgeteilt, aber nie gedruckt worden war, mochte sich die Leitung nicht dazu durchringen, die neue Position zu veröffentlichen, denn das hätte erfordert, als erstes die alte Position zu erläutern und dann zu erklären, weshalb sie nun hinfällig war. Das erschien nicht wünschenswert. So durchforsteten die Mitarbeiter alle ihre Unterlagen, um Name und Anschrift sämtlicher Betroffenen zu ermitteln, damit sie schriftlich auf die Änderung hingewiesen werden konnten. Den Mitarbeitern war so wohler zumute.
Doch dann stieg ihnen auf, dass viele Anfragen telefonisch eingegangen waren und ihnen keine Aufzeichnungen über diese Gespräche vorlagen, so dass sie unmöglich herausfinden konnten, welche Bluter alle angerufen hatten. Sie wussten weder, ob in der Zwischenzeit einer von ihnen gestorben war, noch ob jemand in Zukunft sterben würde, weil er sich nach der alten Vorschrift richtete. Sie wussten nur, dass sie ihre Anweisungen befolgt und ihren Vorgesetzten innerhalb der Organisation gehorcht hatten. Diese Änderung der Richtlinien erhielt mit der Sitzung der leitenden Körperschaft vom 11. Juni 1975 schließlich offiziellen Charakter. Doch erst 1978 wurde die neue Regelung im Wachtturm vom 1. Oktober veröffentlicht, dazu noch in recht verschleierter Form und seltsamerweise im Zusammenhang mit der Frage der Injektion von Blutserum zur Abwehr von Krankheiten (während es sich bei Hämophilie, dem Leiden der Bluter, nicht um eine Krankheit, sondern um einen ererbten genetischen Defekt handelt). Noch immer wurde nicht zugegeben, dass dies eine Änderung der früheren Regelung über den mehrfachen Einsatz von Blutbestandteilen bei Blutern darstellte.

1975 Wer eine Organtransplantation oder Bluttransfusionen angenommen hat, leidet vielleicht auch an einer Übertragung von Persönlichkeitsmerkmalen. (Watchtower, 1. September 1975, Seite 519; deutsch: Wachtturm, 1. Dezember 1975, Seite 733).
Hier der ganze Artikel:
Schon seit langem ist bekannt, dass bei überdurchschnittlich vielen Patienten nach einer Herztransplantation psychische Probleme auftreten. Doch das scheint auch nach der Übertragung anderer lebenswichtiger Organe, z. B. einer Niere, der Fall zu sein. Dr. Pietro Castelnuovo-Tedesco, Professor der Psychiatrie, soll gesagt haben: „Es ist auffallend, dass nach einer Transplantation nicht selten schwere emotionelle Störungen festgestellt werden.“ Untersuchungen bei 292 Patienten, bei denen eine Nierentransplantation vorgenommen worden war, zeigten, dass nahezu 20 Prozent nach der Operation unter schweren Depressionen litten, und einige von ihnen unternahmen sogar einen Selbstmordversuch. Im Gegensatz dazu treten in der allgemeinen Chirurgie nur bei jedem 1 500. Patienten schwere emotionelle Störungen auf.
Eine Eigentümlichkeit, die mitunter beobachtet wird, ist die so genannte „Persönlichkeits-Übertragung“. Das heißt, der Organempfänger scheint manchmal bestimmte Persönlichkeitsmerkmale des Spenders anzunehmen. Eine junge Frau, die häufig den Geschlechtspartner gewechselt hatte und von ihrer älteren, konservativ eingestellten Schwester, die einen ordentlichen Lebenswandel führte, eine Niere erhielt, schien zunächst sehr verwirrt zu sein. Schließlich begann sie, den Wandel ihrer Schwester in vieler Hinsicht nachzuahmen. Ein anderer Patient behauptete nach einer Nierentransplantation, er habe nun eine andere Einstellung zum Leben. Ein Mildgesinnter Mann wurde nach einer Transplantation ebenso aggressiv wie sein Organspender. Das Problem mag größtenteils oder ausschließlich Einstellungssache sein. Doch es ist zumindest von Interesse, dass die Bibel die Nieren eng mit den Gefühlen des Menschen in Verbindung bringt. (Vergleiche Jeremia 17:10 und Offenbarung 2:23.)

1977 Bluttransfusionen werden jetzt als Organtransplantationen angesehen; Eltern muss es gestattet sein, eine Bluttransfusion für ihre Kinder zu verweigern. (Jehovah’s Witnesses and the Question of Blood/Jehovas Zeugen und die Blutfrage, Seite 41).

1978 Eine nachgiebigere Haltung zu Seren. Sie sind offenbar kein Weg, „Leben zu erhalten.“ Bluter erfahren nun offiziell, dass sie eine Behandlung mit Blutbestandteilen oder -Fraktionen annehmen dürfen; hätten sie sich an die Gesellschaft gewandt, so hätten sie das schon ein paar Jahre vorher erfahren. Wenn sie das nicht getan haben, sind sie jetzt wahrscheinlich schon tot. Zeugen dürfen an eine Herz-Lungen-Maschine angeschlossen werden, wenn sie mit blutfreien Flüssigkeiten geladen ist. (Watchtower, 15. Juni 1978, Seite 30-31; deutsch: Wachtturm, 1. Oktober 1978, Seite 30-31).

1980 Weiteres neues Licht — bzw. wieder altes Licht — über Organtransplantationen. Sie sind kein Kannibalismus mehr. (Watchtower, 15. März 1980, Seite 31; deutsch: Wachtturm, 15. Juni 1980, Seite 31).

1980 Die Gesellschaft richtet jetzt Hunderte von KVKs oder Krankenhausverbindungskomitees ein. Listen mit wohlwollenden Ärzten werden geführt, und die Komitees bemühen sich, Ärzte aus Sozialdiensten zu umgehen, die versuchen, sich für Minderjährige einzusetzen.

1982 Die Gesellschaft führt ihre Lehre über Haupt- und Nebenbestandteile bei Blut ein. Nebenbestandteile dürfen angenommen werden, Hauptbestandteile sind verboten. Blutverdünnung wird als unzulässig aufgeführt. (Awake!, 22. Juni 1982, Seite 25; deutsch: Erwachet!, 22. September 1982, Seite 25).

1984 Knochenmark wird als Gewissenssache diskutiert, es scheint aber davon abgeraten zu werden. (Watchtower, 15. April 1984, Seite 31; nicht in deutschen Ausgaben erschienen).

1984 Die Gesellschaft lässt still und leise die Vorstellung fallen, das buchstäbliche Herz sei für Affekte, Beweggründe, Wünsche und Emotionen verantwortlich. (Watchtower/Wachtturm, 1. September 1984, Seite 6).

1985 AIDS wird aufgegriffen, um der Haltung der Gesellschaft zu Blut Glaubwürdigkeit zu verleihen. (Watchtower/Wachtturm, 1. September 1984, Seite 6).

1988 AIDS ist zu einem weltweiten Problem geworden, das die Gesellschaft häufig als Beweis für die Richtigkeit ihrer Lehre anführt. Sie behauptet, ihre Richtlinien hätten Jehovas Zeugen vor AIDS geschützt. Sie räumt ein, daß etwa 10.000 Amerikaner mit schwerer Hämophilie infiziert worden sind. Sie erwähnt aber nicht, daß diese Personen wegen Behandlung mit Faktor VIII und -IX-Präparaten infiziert worden sind, die schon seit über zehn Jahren auf der Liste der erlaubten Blutbestandteile standen. Die Haltung der Gesellschaft hat für diese armen Brüder nie einen Schutz dargestellt. (Awake!/Erwachet!, 10. August 1988, Seite 11).

1989 Die Gesellschaft scheint die Tür zur intraoperativen Eigenbluttransfusionen aufzustoßen. Sie werden zwar nicht extra genannt, doch wird unterstellt, daß Blutsammeltechniken zulässig sind. (Watchtower/ Wachtturm, 1. März 1989, Seiten 30, 31).

1991 Zeugen werden ermuntert, mögliche Antworten, die sie vielleicht vor einem Richter geben müssen, vorher einzustudieren. (Our Kingdom Ministry, März 1991 deutsch September 1992).

1991 „ Auch heute müssen Christen standhaft sein, fest entschlossen, das göttliche Gesetz nicht zu übertreten, selbst wenn ihnen dadurch von Seiten des Staates Gefahr droht... Sofern es zu einer Bestrafung käme, könnte der Christ die Sache so ansehen, als leide er um der Gerechtigkeit willen...“
Wenn es sein muss, dürfen auch weltliche Gesetze übertreten werden.
(Der Wachtturm“, 15. Juni 1991, Seite 31)

1992 Die Gesellschaft sagt, wir sollten uns keine Sorgen machen, ob Nahrungsmittel Blut enthalten oder nicht, wenn wir keinen hinreichenden Verdacht haben, daß sie Blut enthalten. (Watchtower/Wachtturm, 15. Oktober 1992, Seite 30).

1994 Artikel über das Thema „Jugendliche, die Gott an die erste Stelle setzen“. Es geht um Jugendliche, die als Folge des Blutverbotes gestorben sind. (Awake!/Erwachet!, 22. Mai 1994, Seite 3-15). Erörterung des Rhesus-Faktor-Antiserums (aus Blutserum hergestellt). In dem Artikel heißt es: „In der vorliegenden Zeitschrift sowie der Begleitzeitschrift Der Wachtturm ist stets übereinstimmend zu dieser Frage Stellung genommen worden.“ (Awake!/Erwachet!, 8. Dezember 1994, Seite 27). Man beachte, daß die Gabe von Rh-Faktor-Antiserum bis 1974 verboten war und noch bis 1978 davon abgeraten wurde.

1995 Ein Zeuge darf sich unter bestimmten Umständen sein eigenes Blut zurück infundieren lassen. Blutverdünnung durch synthetische Mittel und Sammeltechniken für autologes Blut sind annehmbar und schließen ein kurzes Lagern des Blutes außerhalb des Körpers ein. (Watchtower/Wachtturm, 1. August 1995, Seite 30).

1997 Älteste werden ermuntert, denen zu einem rechten Verständnis zu verhelfen, die eine Bluttransfusion angenommen haben. Bei Rechtskomiteeverhandlungen sollten sich Älteste daran erinnern, daß Liebe das Rückgrat des Christentums ist, und Standfestigkeit durch Barmherzigkeit abmildern. (Watchtower/Wachtturm, 15. Februar 1997, Seite 20).

1997 Die Wachtturm-Gesellschaft erlaubt einem Zeugen Jehovas in Australien, eine neue Therapie, die die Transfusion weißer Blutkörperchen einschließt, zu erhalten. Weiße Blutkörperchen stehen immer noch auf der Liste der von der WTG verbotenen Blutbestandteile. Die Prozedur nennt sich „Autotransplantation“, was mehr nach Transplantation als nach Transfusion klingt.

Die Entwicklung der Wachtturm-Blutpolitik

Um zu verstehen, wie die Einwände der Gesellschaft gegen die Transfusionsmedizin ursprünglich ersonnen und formuliert wurden, muss man sich zuerst darüber im klaren sein, daß die Menschheit nicht immer genau verstanden hat, welche Rolle das Blut bei der Erhaltung des Lebens in einem Körper spielt.
Eine sehr grundlegend falsche Auffassung, die seit der Zeit von Claudius Galen im 2. Jahrhundert bis ins späte 19. Jahrhundert hinein existierte, war der Glaube, das Blut sei letzten Endes die Nahrung, auf die sich ein Körper innerlich stütze.
Dieses Missverständnis findet sich hier und da in der Literatur jener Zeit, und sogar noch später bis ins 20. Jahrhundert hinein, weil es die „falsche Vorstellung von Laien“ blieb.
Als Beispiel, wie diese falsche Vorstellung sogar im Denken intelligenter und gebildeter Leute in der Vergangenheit verankert war, diene ein Zitat aus dem 1898 entstandenen Roman „Krieg der Welten“.

„So seltsam es einem Menschen auch erscheinen mag, der ganze komplexe Verdauungstrakt, der den Großteils unseres Körpers ausmacht, existierte bei den Marsianern nicht . . . Sie aßen nicht, geschweige denn daß sie verdauten.
Statt dessen nahmen sie frisches Blut von anderen Lebewesen und injizierten es sich in ihre Venen.“

H. G. Wells phantastische Spekulation, wie eine hoch entwickelte Rasse sich am Leben erhalten könnte, spiegelt dasselbe völlige Missverständnis wider, das es eben im Hinblick darauf gab, welche Rolle das Blut bei der Ernährung des Körpers spielt.
Wenn man das Blut in diesem Licht sieht, dann wird vollkommen verständlich, warum die Gesellschaft aufgrund biblischer Argumente die Praxis der Bluttransfusion abzulehnen pflegt.
Wenn nämlich das Blut letztlich das Nahrungsmittel darstellt, das unseren Körper erhält, dann stellt die Annahme von Blut von einer anderen Person in einem sehr realen Sinne ein „Essen“ von Blut eines anderen Geschöpfes dar.
Die Verbindung zwischen dem Essen von Blut und einer Bluttransfusion wurde erstmals in der Ausgabe des Watchtowers vom 1. Juli 1945, Seiten 200, 201, hergestellt, wo es hieß:
Unter den barbarischen und wilden, unzivilisierten Nationen wir den Skyten, Tartaren, wüstenbewohnenden Arabern, Skandinaviern usw. die sich hauptsächlich von Tierblut ernährten, gab es einige, die sogar das Blut ihrer Feinde tranken, nachdem sie ihre Schädel zu Trinkbechern gemacht hatten. Es ist recht interessant, daß bei unserem Nachschlagen in verschiedenen Werken zum Thema Blut der folgende damit zusammenhängende Punkt in der Encyclopedia Americana, revidierte Ausgabe von 1929, Seite 113, Spalte 1 ans Licht kam:
„Bluttransfusionen gehen bis auf die alten Ägypter zurück. Der erste überlieferte Fall ist der von Papst Innozenz VIII im Jahre 1492. Die Operation kostete drei junge Menschen das Leben, das Leben des Pontifex wurde nicht gerettet. Große Fortschritte in Forschung und Praxis der Transfusion bei Tieren wurden nach Harveys Entdeckung des Blutkreislaufs Mitte des 17. Jahrhunderts gemacht.
Ärzte in Deutschland, England und Frankreich waren nach der Entdeckung besonders auf dem Gebiete der Bluttransfusionen tätig. Sie argumentierten, da das Blut das Hauptmittel sei, durch das sich ein Körper ernähre, seien Transfusionen schneller und eine Abkürzung, einen mangelernährten Körper mit Nahrung zu versorgen, als daß er Speise zu sich nehme, die nach mehreren Veränderungen zu Blut wird. So dachte man sich eine Transfusion nicht nur als eine Behandlung, sondern auch als Jungbrunnen.“

Man sollte festhalten, daß das Zitat aus der Encyclopedia Americana von 1929, das im Watchtower wiedergegeben wurde, dieses Material nicht als den gegenwärtigen Stand der Medizin wiedergab, sondern als die Meinung der Forscher des 17. Jahrhunderts.
Sicherlich war 1945 bekannt, daß dieser Standpunkt falsch war.
Warum diese Tatsache übersehen wurde, ist heute schwer zu sagen, doch es spielt zweifellos die Tatsache dabei eine Rolle, daß es um die Erkenntnisse von Personen geht, die sich ihre Vorstellungen und persönlichen Ansichten viele Jahre vor 1945 gebildet hatten.
In den folgenden fünf Jahren wurde dieser Fehler noch weiter verschlimmert, als die Gesellschaft gebieterisch zu lehren begann, es gebe keinen physischen Unterschied zwischen der Transfusion eines Blutproduktes und dem Essen von Vollblut.
Bis 1950 hatte sich diese Ansicht bis zu dem Punkt verfestigt, an dem die Gesellschaft beides einfach als „Übertragung“ von Blut bezeichnete. Dieser Standpunkt war in Erklärungen wie derjenigen kristallklar, die im Watchtower vom 1. Juli 1951 auf Seite 415 erschien:

Ein Patient im Krankenhaus kann oral, durch die Nase oder durch die Venen ernährt werden. Wenn ihm intravenös eine Zuckerlösung gegeben wird, nennt man das intravenöse Ernährung. So erkennt die eigene Terminologie in einem Krankenhaus den Prozeß, jemandem durch seine Venen Nährstoffe zu geben, als Ernährung an. Wer daher jemandem eine Bluttransfusion verabreicht, ernährt den Patienten durch die Venen, und der Patient, der die Nahrung erhält, ißt quasi durch seine Venen.

Aus diesen Feststellungen wird klar, daß nach der Ansicht der Gesellschaft, Blut sei ein ‘Nährstoff’ und eine Transfusion sei eine ‘intravenöse Ernährung’, auch kein materieller Unterschied zu der Verabreichung von Dextran bestand.
Zehn Jahre später mühte sich die Gesellschaft noch immer mit derselben falschen Vorstellung ab.
So versuchte die Wachtturm-Ausgabe vom 1. Dezember 1961, Seite 718-719, diesem Standpunkt mit einer leicht geänderten Erklärung Gewicht zu verleihen:

Es ist nicht von Bedeutung, ob das Blut in den Körper durch die Venen statt durch den Mund aufgenommen wird. Auch ist die Behauptung, die einige erheben, daß dies nicht dasselbe sei wie eine intravenöse Ernährung, nicht von Belang. Tatsache ist, daß es nährt oder den Körper am Leben erhält. In Übereinstimmung damit ist eine Erklärung von Dr. Med. George W. Crile, A. M., der in seinem Buch Hemorrhage and Transfusion (Blutungen und Transfusion) einen Brief von Denis, dem französischen Arzt und Pionier auf dem Gebiet der Bluttransfusion, anführt und sagt: „Wenn eine Transfusion gemacht wird, ist das nichts anderes, als wenn man sich auf einem kürzeren Weg als gewöhnlich Nahrung zuführt, das heißt, man läßt den Venen schon fertiges Blut zukommen, statt Nahrung aufzunehmen, aus der erst nach mehreren Umwandlungen Blut entsteht.“

Hier erkennen wir, wie dieselbe falsche Vorstellung vom Blut wiederholt wird: daß Nahrung in Blut verwandelt wird und daß Blut das sei, was den Körper eigentlich ernähre.
Ein praktisch identisches Zitat erschien auf der Seite 14 der Broschüre Blut, Medizin und das Gesetz Gottes (1961).
Doch was die Gesellschaft bei beiden Zitaten nicht zu sagen für nötig hielt: Das Buch Hemorrhage and Transfusion: An Experimental and Clinical Research war 1909 veröffentlicht worden und konnte auch bei bestem Wohlwollen noch 52 Jahre später nicht als maßgeblicher medizinischer Text angesehen werden.
Des weiteren informierte die Gesellschaft niemanden, daß Jean Baptiste Denys seine Forschungen im 16. Jahrhundert angestellt hatte und im Jahre 1961 schon seit 257 Jahren tot war.
Noch beunruhigender als diese beiden Versäumnisse ist jedoch die Art und Weise, in der dieses Zitat vorsätzlich den falschen Eindruck erweckt, der vorgestellte Standpunkt hätte die Unterstützung der neueren medizinischen Autorität Georg W. Crile selbst.
Dies wird an der Studienfrage zu diesem Absatz selbst erkennbar:

Was zeigt, daß die Bluttransfusion einer „Ernährung“ mit Blut gleichkommt?

Im folgenden das komplette Zitat aus dem Originalwerk, wie es in Kapitel VII, „Eine kurze Geschichte der Transfusion“, erscheint:

Im selben Jahr schrieb Denys de Montpellier über Experimente, die er mit Tieren angestellt hatte. Er folgte damit Lowers Methode in ganz allgemeinen, außer daß er nicht genügend Blut vom Spender entnahm, um seinen Tod zu verursachen. Er versuchte auch Transfusionen von drei Kälbern auf drei Hunde, die sich jedesmal als erfolgreich erwiesen. In einem Brief an M. de Montpellier beschreibt er zwei Transfusionen, die er bei Patienten durchführte. Seine Vorstellung war: „Wenn man Transfusionen vornimmt, kann man nur das Vorbild der Natur nachahmen, die, um den Fötus im Uterus der Mutter zu ernähren, ständig Blut von der Mutter in den Körper des Kindes durch die Nabelschnurvene transfundiert. Bluttransfusionen vorzunehmen, ist also nichts anderes als eine Ernährung auf einem kürzeren Weg als gewöhnlich — das heißt, man bringt Blut in die Venen, statt Nahrung aufzunehmen, die sowieso nach mehreren Verwandlungen zu Blut wird.“ (Hemorrhage and Transfusion: An Experimental and Clinical Research, Seiten 153, 154.)

Wenn man das Zitat im richtigen Textzusammenhang sieht, wird klar, daß Crile einfach eine historische Erzählung über die Zwischenfälle, die Unkenntnis und die Fehler liefert, die frühen Forschern auf diesem Gebiet unterliefen, und wohl nicht ernstlich mit dem schon komischen Stand an Unkenntnis übereinstimmt, die er in einem (1909) 252 Jahre altem Forschungsbericht vorfand.
Überdies hätte niemand im Vollbesitz seiner geistigen Kräfte selbst 1909, geschweige denn 1961, ernsthaft Denys’ eigenem Grund für diese Feststellung geglaubt — daß das Blut der Mutter ständig in den Körper des Kindes transfundiert werde.

Es ist schon ein Treppenwitz der Geschichte, daß heute die Beziehung Mutter/Fötus benutzt wird, um bestimmte Blutbestandteile zu verbieten.
Selbst wenn wir das Element der Unaufrichtigkeit, das sich in der Behandlung des Themas zu zeigen begann, unberücksichtigt lassen, stehen wir immer noch vor einem eindeutigen Beispiel für ein massives Missverständnis der Grundlagen der Biologie seitens der Gesellschaft. Das Blut transportiert Nährstoffe zu den Zellen des Körpers.
Das geschieht durch das Plasma und die darin gelösten Stoffe.
Jede Zelle im Körper eines Menschen wird einzeln für sich ernährt —durch den direkten Kontakt mit dem Blutstrom.
Das Verdauungssystem schließt die Nahrung, die man isst, auf und macht daraus lösliche Stoffe, die in das Plasma diffundieren können, nämlich Aminosäuren, einfache Zuckerarten, Fettsäuren, Spurenelemente (Vitamine und Mineralien) und Wasser.

Das Plasma, das selbst hauptsächlich aus Wasser besteht, funktioniert ganz einfach als Transportmittel, analog zu der Art und Weise, in der die Hände ein Transportmittel sind, die die Nahrung zum Mund führen.

Man beißt sich nicht die Finger ab und schluckt sie beim Essen hinunter. So verschlingen die einzelnen Zellen im Körper nicht das Blut, wenn es vorbeiströmt.

Das war sicher in den 1950er und den frühen 60er Jahren bekannt. Dennoch spiegelten die Aussagen der Gesellschaft zum Blut während dieser Zeit alle diese falsche Vorstellung wider.
Die Ausgabe von 1953 des Buches „Make Sure Of All Things“ gab auf der Seite 47 die folgende Definition einer Bluttransfusion:

Die Übertragung von Blut aus den Venen oder Arterien einer Person auf eine andere. Wie bei der intravenösen Ernährung handelt es sich um ein Essen von Blut. Ein unbiblischer Brauch.

Doch schließlich begann die Organisation zu erkennen, daß diese Sichtweise ein schlimmer Fehler war.
In der nächsten Erklärung wurde der Versuch unternommen, das Problem anzusprechen, indem man eine mehr auf dem aktuellen Stand befindliche Darstellung dafür gab, warum man glaubte, eine Transfusion stelle ein „Essen“ von Blut dar.
Sie erschien in der Watchtower-Ausgabe vom 1. Dezember 1967, Seite 720 [deutsch: Wachtturm, 1. April 1968, Seite 209], einen Monat, nachdem das neue Verständnis, das Organtransplantationen verbot, eingeführt wurde:

Zur Verteidigung der Bluttransfusion wird ferner angeführt, daß das, was transfundiert werde, lediglich ein Vehikel sei, um dem menschlichen Körper direkt Nahrung zuzuführen, und daß sich der Körper nicht von dem Vehikel selbst ernähre. Wir fragen daher: Wird das Blut, das als Vehikel dient, nachdem es transfundiert worden ist und es seinen Sauerstoff und die Nährstoffe an das Körpergewebe abgegeben hat, dem Patienten wieder entzogen und dem Blutspender wieder transfundiert? Das wäre ziemlich kompliziert oder unmöglich, besonders in Fällen, in denen der Blutspender oder die Blutspender unbekannt sind oder wenn es sich um Blut von Leichen handelt. Der transfundierte, als Vehikel dienende Stoff bleibt daher im Körper des Patienten. Was geschieht dann? Im Laufe der Jahre, in denen sich der menschliche Körper völlig erneuert, macht sich der Körper des Patienten dieses als Vehikel dienende Blut zunutze oder er verbraucht es, ein Vorgang, der ja auch bei jeder Transplantation zu beobachten ist. Inwiefern wäre das im wesentlichen etwas anderes als sich von dem transfundierten Blut ernähren? Die Ergebnisse sind die gleichen: Der Körper des Patienten ernährt sich von dem transfundierten Stoff.

Man beachte, daß die Gesellschaft hier zwei Fliegen mit einer Klappe schlug, als sie gleichzeitig ihre Einwände gegen Organtransplantationen wie auch Bluttransfusionen darlegte und dabei für beides exakt dieselbe Erklärung gab.
Gespendete Organe, die über Transplantationen in den Körper gehen, wie auch gespendetes Blut, das durch Transfusionen in den Körper gelangt, werden aus im Prinzip demselben Grund so angesehen, als seien sie „gegessen“ worden.
Obwohl diese Erklärung vom medizinischen Standpunkt aus vernünftiger war, war sie in einer ‘realen Welt’ ungereimt, weil der beschriebene Prozess der Stoffwechselaufspaltung und der zellulären Erneuerung mit unserem Blut wie auch mit unseren Organen geschieht.
Wenn dieser Prozess, wie die Gesellschaft behauptet, tatsächlich ein „Essen“ darstellt, dann ist jedermann schuldig, denn nach der eigenen Auslegung der Bibel durch die Gesellschaft ist es gleichfalls eine Übertretung, das eigene Blut zu essen, wie das eines anderen.
Daher verurteilte diese Erklärung tatsächlich jedermann auf dem gesamten Planeten.
Mit der Kehrtwendung beim Verbot von Organtransplantationen musste diese Erklärung fallengelassen werden.
Dies war auch der letzte Versuch, eine Erklärung vorzubringen, die eine Bluttransfusion direkt einem Essen von Blut gleichsetzte.
Damit ist zu sehen, daß die Gesellschaft begann, sich einige schwere Probleme zu bereiten, wenn sie den ursprünglichen Standpunkt aus den späten 60er Jahren beibehalten wollte.
Erinnern wir uns daran, daß die falsche Vorstellung vom Blut, das eigentlich ein Nährstoff sein sollte, der grundlegende Eckpunkt der Ablehnung der Transfusionsmedizin war, wie es die Wachtturm-Ausgabe vom 15. November 1958, Seite 703, deutlich zeigt:

Jedes Mal, da in der Schrift ein Verbot gegen den Blutgenuß erwähnt wird, geschieht es in Verbindung mit dem Genuß des Blutes als Speise, und somit interessieren wir uns für dessen Verbot als Nährstoff.

Doch das Blut an sich ist kein Nährstoff, und deshalb ernährt eine Bluttransfusion auch nicht den Körper, es ist auch nicht dazu geschaffen worden und wird dem Patienten nicht gegeben, weil er Nahrung braucht. Dies ist eine Tatsache, die die Gesellschaft allmählich schweigend einzuräumen gezwungen war.
Mit der zweite Erklärung überlappend, aber diese schließlich überdauernd, schuf eine dritte Erklärung eine Analogie zwischen Blut und anderen Substanzen.

Ein Beispiel:
Bestimmte Substanzen haben dieselbe Wirkung auf den Körper, egal ob sie durch den Mund eingenommen oder injiziert werden; ein Verbot, eine Substanz durch den Mund einzunehmen, würde auch auf die Injektion zutreffen.
Dieser Grundsatz sollte angeblich auch auf Blut zutreffen.
Diese Analogie taucht bereits in der Publikation Die Wahrheit, die zum ewigen Leben führt aus dem Jahre 1968 auf, wie auch neueren Datums im Jahre 1989 in der Publikation Unterredungen anhand der Schriften.
In beiden Büchern war die Substanz in der Analogie der Alkohol.
In der Broschüre Jehovas Zeugen und die Blutfrage wurde auf Seite 18 dieselbe Argumentationslinie benutzt, diesmal mit Antibiotika:

Ärzte wissen, daß jemand sowohl durch den Mund als auch intravenös ernährt werden kann. Bestimmte Arzneimittel können auf verschiedenen Wegen verabreicht werden. Einige Antibiotika zum Beispiel können oral in Tablettenform eingenommen werden; sie können aber auch in die Muskeln oder in den Blutkreislauf (intravenös) eingespritzt werden. Stellen Sie sich vor, Sie hätten eine gewisse antibiotische Tablette eingenommen, darauf hätte sich eine gefährliche allergische Reaktion gezeigt und man hätte Ihnen daher geraten, sich in Zukunft dieser Droge zu enthalten. Wäre es vernünftig, anzunehmen, der Arzt hätte mit seiner Warnung gemeint, Sie sollten das Mittel nicht mehr in Tablettenform einnehmen, könnten es sich aber gefahrlos in den Blutkreislauf injizieren lassen? Wohl kaum! Es käme nicht auf die Form der Verabreichung an, sondern darauf, daß Sie dieses Antibiotikum überhaupt nicht zu sich nehmen dürften. Genauso verhält es sich mit der Entscheidung, daß sich Christen des Blutes enthalten müssen: Sie bezieht sich auf die Aufnahme von Blut in den Körper, ganz gleich, ob diese durch den Mund oder direkt in den Blutkreislauf erfolgt.

Bei Substanzen wie Alkohol und bestimmten Antibiotika macht es keinen Unterschied, wie sie verabreicht werden, da das Endergebnis — die Aufnahme in den Körper — dasselbe ist.
Würde dir ein Arzt verbieten, Alkohol zu trinken, dürftest du ihn natürlich auch nicht in deinen Blutstrom injizieren, weil er dieselbe unerwünschte Wirkung hätte.
Bedeutet dies aber, daß du jetzt auch kein Mundwasser benutzen oder Hustensaft einnehmen darfst, oder Alkohol nicht mehr als Antiseptikum oder als Aftershave nehmen darfst?
Natürlich nicht.
Schon die ganze Vorstellung ist absurd, da entweder das Endergebnis nicht dasselbe ist oder der Nutzen das Risiko bei weitem aufwiegt.
Ist im Falle von Blut das Endergebnis einer Transfusion dasselbe, als hättest du Blut gegessen?
Ein lebensfähiges Blutprodukt wie beispielsweise gepackte rote Blutkörperchen lebt; es ist ein lebendes Gewebe.
Das ist der ganze Grund, warum Blutprodukte typischerweise eine begrenzte Lagerfähigkeit haben.
Wenn sie nicht mehr lebensfähig sind, kann man sie nicht mehr verwenden.
Wenn man sie isst, tötet der Verdauungsvorgang dieses lebende Gewebe ab.
Transfundiertes Blut jedoch behält seine Form und nimmt seine von Gott vorgesehen Funktion im Körper des Empfängers wieder auf.
Im Grunde genommen ist eine Bluttransfusion also eine Organtransplantation.
Selbst in der Broschüre Jehovas Zeugen und die Blutfrage wird dies auf der Seite 41 anerkannt:

Daher lehnen manche Personen ungeachtet ihrer religiösen Überzeugung Bluttransfusionen einfach deswegen ab, weil es sich dabei im Grunde genommen um eine Organverpflanzung handelt und bestenfalls nur eine teilweise Verträglichkeit mit dem eigenen Blut besteht.

Es besteht also ein grundlegender Unterschied zwischen dem Essen von Blut als Speise und einer Tranfusion.
Es ist derselbe Unterschied wie zwischen dem Essen einer Niere eines anderen Menschen und dem Empfangen als Transplantat.
Die beiden Handlungen sind radikal unterschiedlich, eine Tatsache, die die Gesellschaft jetzt anerkennt.
Es gab also keinen Grund für den Vergleich einer Transplantation lebenden Gewebes — in einer Weise, die mit dem Zweck übereinstimmt, für den es geschaffen wurde — mit dem Einnehmen einer Substanz, die einfach vom Körper absorbiert wird, egal wie sie verabreicht wird.
Das Lächerliche an der Analogie, zu der die Gesellschaft greift, wird leicht an einem Vergleich sichtbar:

Wie verhält es sich zum Beispiel mit jemandem, dem der Arzt dringend geraten hat, sich des Alkohols zu enthalten?
Würde er den Rat befolgen, wenn er zwar aufhören würde, Alkohol zu trinken, ihn sich aber statt dessen direkt in die Venen spritzen würde? (Unterredungen anhand der Schriften, Seite 77)

Wie verhält es sich zum Beispiel mit jemandem, dem der Arzt dringend geraten hat, sich vom Fleisch zu enthalten?
Würde er den Rat befolgen, wenn er zwar aufhören würde, Fleisch zu essen, aber eine Nierentransplantation annähme?

--?--

Es gibt ganz eindeutig keinen Zusammenhang zwischen dem Essen und Verdauen von Nahrung und der Transplantation von lebendem Gewebe. Die Alkohol/Antibiotikum-kontra-Blut-Analogie ist nicht mehr als ein Scheinbeweis.
Das klingt vielleicht etwas harsch, aber man muss sich vor Augen halten, daß eine Analogie nur ein Sprachbegriff ist, eine Art und Weise, eine Aussage durch das Ziehen eines Vergleichs zu machen.
Eine Analogie kann man wie jede andere Redetechnik dazu benutzen, alles mögliche zu sagen, egal ob es richtig oder falsch ist. Typischerweise nehmen falsche Analogien ihren Anfang bei falschen Vergleichen.
Man kann das an den Analogien der Gesellschaft sehen, wo alles davon abhängt, daß der Leser die Gleichsetzung zwischen der Transplantation eines lebenden Gewebes wie Blut mit der Injektion einer Substanz wie Alkohol akzeptiert.
Die Schlüssigkeit einer jeden Analogie liegt nicht in der Analogie selbst, sondern in dem Beweis, daß der zu ziehende Vergleich tatsächlich stimmt, was normalerweise an erster Stelle zu klären wäre.
Das Jahr 1980 brachte eine Kehrtwendung in der Vorschrift der Gesellschaft aus dem Jahre 1967 zur Frage von Organtransplantationen. Nun waren sie wieder eine Sache des Gewissens des einzelnen und damit erlaubt.
Damit stand die Bluttransfusion auf schwächeren Füßen als zuvor.
Man darf nicht vergessen, daß im Jahre 1967 Organtransplantationen aus genau demselben Grund verurteilt wurden wie Bluttransfusionen. Nun wurde diese Begründung offiziell zurückgenommen.
Nachdem öffentlich gesagt wurde, die Aufnahme eines gespendeten Organs in den Körper durch eine Transplantation müsse im Prinzip nicht als ein Essen betrachtet werden, konnte die Gesellschaft ja an diesem Punkt nicht gut wieder auf die Erklärung zurückfallen, die sie gerade verworfen hatte, und sagen, gespendetes Blut über eine Transfusion in den Körper aufzunehmen heiße, es zu essen; besonders nachdem sie gerade einmal drei Jahre zuvor eingeräumt hatte, eine Bluttransfusion sei „im wesentlichen eine Organtransplantation.“
Sie konnte, ohne sich zu widersprechen, nicht mehr behaupten, eine Bluttransfusion sei selbst dem Grundsatz nach ein Essen von Blut, und deshalb war die Verbindung zum biblischen Verbot, Blut zu essen, unreparabel zerrissen.
Die Gesellschaft gab nicht auf, doch von diesem Punkt an stellte man jede Verbindung zwischen Bluttransfusionen und dem Essen von Blut nur noch in der nebelhaftesten und weitschweifigsten Weise her.
In der Broschüre Wie kann Blut dein Leben retten? (1990) wurde auf der Seite 6 wiederum der Versuch unternommen, eine Verbindung zwischen dem Essen von Blut und Transfusionen herzustellen, indem man einen Anatomieprofesser aus dem 17. Jahrhundert namens Thomas Bartholin anführte, der glaubte, die zwei Dinge seinen einander ähnlich:

Ähnlich verhält es sich mit der Aufnahme von Fremdblut aus einer aufgeschnittenen Vene, sei es nun durch den Mund oder durch Transfusionsinstrumente.
Die Urheber dieser Operation haben das göttliche Gesetz gegen sich, das das Essen von Blut verbietet.

Die Gesellschaft unternahm nicht einmal den Versuch zu erklären, warum die beiden Dinge ähnlich waren; sie stützte sich voll und ganz auf das Zitat Bartholins.
Da sie jedoch selbst ganz offenbar dreißig Jahre zuvor die Rolle, die Blut spielt, missverstanden hatte, warum sollten wir da die Gedanken eines Mannes akzeptieren, der vor über 300 Jahren lebte.
Bartholin hatte bei seiner Argumentation offensichtlich die gleiche falsche Vorstellung von der Rolle des Blutes im Körper wie sein Zeitgenosse Denys (und in dieser Hinsicht wie jeder andere im 17. Jahrhundert).
In Bartholins Tagen waren Blutegel und Abführmittel die Allheilmittel für alles mögliche, und die Anwendung einer Narkose bei einem Patienten erforderte es, auf seinen Kopf eine Metallschale zu setzen und mit einem Hammer darauf zu schlagen.
Er starb 184 Jahre, bevor das Thema der Urzeugung geklärt war, und 92 Jahre, bevor der Sauerstoff entdeckt wurde.
Vielleicht war er ein guter Mensch, aber genaue Beobachtungen in medizinischen Dingen benötigen nun einmal das genaue Wissen über die Zusammenhänge.
Schließlich hörte man ganz mit Erklärungen auf.
In dem größten Artikel zum Thema Blut aus neuerer Zeit,
„Das wirkliche Leben schätzen“, der in der Wachtturm-Ausgabe vom 15. Januar 1995 erschien, wurde überhaupt kein Versuch mehr unternommen, zu erklären, warum eine Bluttransfusion dasselbe wie das Essen von Blut sei.
Um mit dem völligen Fehlen auch nur eines Zipfelchens an Beweisen zu Rande zu kommen, das in irgendeiner Weise diese Vorstellung untermauern würde, hat die Gesellschaft dabei Zuflucht gesucht, Bibelstellen auszuschmücken, d.h. die relevanten Texte in einer Weise umzuformulieren, daß ihr Aussagebereich erheblich vergrößert wird.
Die üblichste dieser Umformulierungen in den Publikationen spricht vom „Verbot des Schöpfers, Blut anzunehmen, um das Leben zu erhalten.“ Bei diesem Ansatz gibt es jedoch eine Anzahl von Problemen.
Zuallererst würde ein derart drakonisch formuliertes Gesetz Jehovas jegliche Verwendung von Blut verbieten.
Das kann aber unmöglich mit der gegenwärtigen Haltung der Gesellschaft in Einklang gebracht werden, die einige Blutbestandteile erlaubt und andere verbietet.
Das offensichtlichste Problem bei diesem Ansatz ist jedoch, daß sich NIRGENDWO in der Bibel ein in solchen Worten ausgedrücktes Gebot Jehovas finden lässt.
Nirgendwo in der Bibel wird ein Unterschied im Hinblick auf die Beweggründe gemacht, die jemand, der Blut isst, vielleicht hat.
Es spielte keine Rolle, ob damit Leben erhalten wurde oder nicht, und deshalb ging es nicht um das ‘Erhalten des Lebens’.
In gleicher Weise ist das Ersetzen des Wortes ‘essen’ durch den Begriff ‘Leben erhalten’ völlig bedeutungslos und sogar ein Ablenkungsmanöver, weil es nirgends in der Bibel auch nur einen Hinweis gibt, daß Blut in einer anderen Weise als durch Essen in den Körper gelangte.
Und deswegen ist auch der erweiterte Aspekt des ‘Annehmens’ (z.B. eine Gewebetransplantation) nicht das Thema.
Die Tatsachen zeigen, daß die Transfusion eines Blutproduktes nicht dasselbe ist wie ein Essen von Blut.
Das Umformulieren der Bibel erweckt den Eindruck, als sage sie etwas aus, was sie in Wirklichkeit nicht aussagt.
Man muss sich schon fragen, warum eigentlich die Bibelstellen umformuliert werden müssen.
Will man versuchen, einen Punkt zu beweisen, der mit Vernunft und Logik nicht bewiesen werden kann?
Man muss doch vernünftigerweise annehmen, daß Jehova Gott, der Schöpfer der Sprache selbst, dazu in der Lage ist, seinen Willen klar und eindeutig gegenüber seinen Dienern in einer Weise auszudrücken in der Lage ist, die es unnötig macht, daß spätere Generationen etwas hinzufügen, neuinterpretieren und umformulieren müssen.
Angesichts der abschätzigen Weise der Argumentation, die verwendet wurde, um das Verbot von Bluttransfusionen aufrechtzuerhalten, muss man sich wirklich fragen, warum die Gesellschaft so verbissen an der Ansicht festhält, Transfusionen seien in Wirklichkeit eine Ernährung mit Blut.

Die Gesellschaft hat immer die moralische Notwendigkeit anerkannt, eine eindeutige Verbindung herzustellen, die die medizinische Prozedur einer Transfusion innerhalb der klaren Grenzen dessen setzt, was in der Bibel ausdrücklich verboten wird, nämlich Blut zu essen.
Das war in knappen Worten vor über 40 Jahren gesagt worden:

Es ist sein Gesetz, das wir in dieser Blutfrage zu erfüllen suchen, und nachdem wir seinem Erfordernis nachgekommen sind, Tiere ausbluten zu lassen: Ist das nicht genug? Wir müssen nicht unsinnig werden und wie die Pharisäer herumstreiten, und Lasten anhäufen, die über die Forderungen des göttlichen Gesetzes hinausgehen. — Matth. 23:4 (Watchtower, 1. Juli 1951, Seite 415)

Es heißt entschieden, die „Sünde der Pharisäer“ im vollsten Wortsinne zu begehen, wenn man das annimmt, worüber sie im einzelnen spekuliert und Mutmaßungen im Hinblick darauf angestellt haben, was das Verbot, Blut zu essen, im Kontext der Medizin des 20. Jahrhunderts bedeuten mag, und es zu erhöhen, so daß es ein absoluter Maßstab für andere wird, den sie anzunehmen und dem sie zu glauben haben.
Daher sollte es offensichtlich sein, daß die Notwendigkeit, eine Verbindung zwischen Transfusion und dem ursprünglichen Verbot herzustellen, so lange Thema bleibt und bleiben wird, wie die Annahme eines Blutproduktes ein Vergehen bleibt, das einen Gemeinschaftsentzug zur Folge hat.

Das ist jedoch genau das Problem, vor dem die Gesellschaft jetzt steht. Wie kann jemand erwarten, daß Eltern diese Art von Entscheidungen für die Gesundheitsvorsorge ihre

ZurIndexseite