Im "Goldenen Zeitalter" gelesen - Eine Zeitreise (1924) -

Einige Stichworte in diesem Jahrgang (in Auswahl):

Klimawandel, Schlegel, Fritz, Abwehr (Zeitschrift), Freimaurer, Luftelektrizität, Christofleau, M., Elektro-Kultivator, 1925 Erwartungen, Impfung, Theosophie, Jerusalem, Welthauptstadt, Radio, Rauchen, Tabakrauchen, Elektrische Ring, Ludendorff, Heilpratikerszene,Miasmen, Sinclair, Upton, Fleischfressende Pflanze, "Christliche Wissenschaft" (Religionsgemeinschaft), Radio, Phrenologie, Bösenberg, Friedrich, Kunkel, Friedrich, Pyramide gelbe Gefahr Weihnachten


im "Goldenen Zeitalter" gelesen - Eine Zeitreise -

geschrieben von: Drahbeck

Datum: 14. Januar 2009 03:25

In der Rubrik „Zeichen der Zeit", zitiert die Schweizer Ausgabe des „Goldenen Zeitalters"vom 1.1. 1924 diesmal kommentarlos, eine Meldung aus dem „Leipziger Tagblatt" vom 6. 12 (1923), inhaltlich Aspekte des Klimawandels betreffend. Es ist wohl noch in Erinnerung, dass in früheren Ausgaben des GZ, selbiger im durchaus euphorischem Sinne gedeutet wurde. Siehe dazu auch beispielsweise den Kommentar zur GZ-Ausgabe vom 15. 5. 1923.
http://forum.mysnip.de/read.php?27094,797,4198#msg-4198 (Eintrag vom 19. Mai)

Diesmal berichtet, wie gesagt kommentarlos, das GZ das nachfolgende:

„Kirschenblüte in Russland - Schneesturm in Südfrankreich
Das Winterwetter dieses Jahres dürfte wohl den Rekord des Unnormalen erreichen. Nach Blättermeldungen hat sich über Russland eine Hitzewelle ausgebreitet, die dort einen zweiten Sommer gezeitigt hat.
Während Russland sonst um diese Jahreszeit bereits unter einer tiefen Schneedecke lag, herrscht heute dort Frühling. In Kiew blüht der Flieder, in Odessa werden frische Veilchen verkauft, in der ganzen Ukraine stehen die Kirschbäume in voller Blüte, und statt, dass dieser Landstrich wie sonst eine einzige Schneefläche ist, sind es die Kirschblüten, die die Ukraine in blendendes Weiss tauchen. Die Durchschnittstemperatur in diesen Gegenden beträgt 22 Grad Reaumur. Für die russische Landwirtschaft bedeutet dieses meteorologische Phänomen eine Katastrophe. Denn die Wintersaat beginnt bereits aufzugehen, und schon fangen die Halme an aufzuschiessen, während sonst die Schneedecke die keimenden Früchte zu schützen pflegt. Es ist also die Gefahr vorhanden, das bei eintretendem Frost die gesamte Wintersaat der Ukraine, der eigentlichen Brotkammer Russlands, vernichtet werden wird. Während aber im Norden Europas eine seit Menschengedenken nicht beobachtete Hitze herrscht, wird ein Teil des Südens unseres Weltteiles von einer erschreckenden Kälte heimgesucht. In Nimes, Avignon, Huere haben grosse Schneefälle stattgefunden. Die Berge in diesen Gegenden sind ganz mit Schnee bedeckt, furchtbare Stürme haben die schwersten Verwüstungen angerichtet.

Ja sogar in Nordafrika, in Algier, ist Schnee gefallen und sind Temperaturen beobachtet worden, wie sie so tief noch niemals verzeichnet wurden.

Diese aussergcwöhnlichen Naturerscheinungen weisen sicherlich darauf hin, dass auch in der Natur grosse Umwälzungen sich vorbereiten."


Ist der eben zitierte Bericht vom GZ auch kommentarlos wieder gegeben worden, so spart indes die erste Ausgabe des „Goldenen Zeitalters" des Jahres 1924, keineswegs an euphorischen Kommentaren.

So konnte man in der Magdeburger Ausgabe selbigen, vom 1. 1. 1924, beispielsweise das nachfolgende lesen:


„'Neu-Jahr', lieber Leser des Goldenen Zeitalters, rufen wir dir zu am Anfang des Jahres 1924; ist es doch das bedeutsamste Jahr, das kurz vor der Schwelle jenes glorreichen Zeitalters liegt, das das Sehnen und Hoffen des ganzen bedrängten Menschengeschlechtes erfüllen, das alles Leid beseitigen, alle Tränen trocknen, und den größten Feind der Menschheit, den Tod, vernichten soll. ..."

Das ganze dann aber gespickt mit den bekannten destruktiven Thesen, denn der Kommentar geht auch wie folgt weiter:
„Neue Überraschungen für alle die, welche ihre Hoffnungen auf ein Parteiprogramm und auf Versprechungen der Politiker unserer Tage setzen, und die da sehen werden, wie sich erfüllen wird, was geschrieben steht, Jesaja 8 Vers 10: 'Beschließet einen Ratschlag, und er soll vereitelt werden, redet ein Wort, und es soll nicht zustande kommen'.

Warum? so fragst du? O, die Antwort liegt ganz nahe ...
Das Königreich Gottes, wie es die Bibel verheißt, steht vor der Tür, das große 'Neu-Jahr' der Erde, der ganzen Welt; und jedes neu anbrechende Jahr bringt uns dem ersehnten Morgen dieses wunderbaren Goldenen Zeitalters der Menschheit näher und näher."


Die Schweizer Ausgabe des „Goldenen Zeitalters" vom 1. 1. 1924, ließ es sich dann noch angelegen sein, diesen Gedankengang durch eine entsprechende Zeichnung zu untermauern.

http://www.manfred-gebhard.de/Neu-Jahr.jpg

Re: im "Goldenen Zeitalter" gelesen - Eine Zeitreise -

geschrieben von: Drahbeck

Datum: 21. Januar 2009 01:19

Fritz Schlegel, Verfasser zweier Anti-Bibelforscher-Bücher aus den 1920er Jahren, in Personalunion katholischer Konfession.
Bezüglich besagtem Schlegel nehme ich mir die Freiheit, in namentlich als frühen katholischen Gesinnungs-Nazi zu bezeichnen.

Nun mag ja Herr Schlegel formal jener Partei nicht angehört haben. Das aber, ist dann wirklich nur eine Formalie.

Herr Schlegel gab damals auch eine Anti-Bibelforscher-Zeitschrift namens „Abwehr" heraus. Deren Lektüre ist noch heute hervorragend geeignet, um einem „die Haare zu Berge stehen zu lassen", selbst dann wenn diese nur schütter oder gar nicht mehr vorhanden sein sollten.

Aus besagter „Abwehr" vom August 1926 (S. 12f.) sei denn mal nachfolgendes zitiert:


„In meinem Buch ... habe ich (Schlegel) gezeigt, daß die Freimaurerei tatsächlich Satan als ihren Chef und Anführer betrachtet.
Es ist in diesem Zusammenhang interessant, daß die Bibelforscherzeitschrift „Das goldene Zeitalter" vor zwei Jahren den Eintritt in die Freimaurerei empfohlen hat!"


Hier schon muss das Zitat unterbrochen werden. Wie in Nazikreisen ja nicht unüblich, hält man sich nicht mit Belegen auf. Schlegel dito. Er redet also nur nebulös von einer „Goldenen Zeitalter"-Ausgabe, vor zwei Jahren (demzufolge wohl 1924???); nennt aber keine konkrete Ausgabe.

Nun bin ich zum Glück nicht auf Herrn Schlegel angewiesen, was das „Goldene Zeitalter" anbelangt. Habe deren Jahrgänge vom ersten bis zum letzten, selbst ausgewertet, und wie ich meine keinesfalls nur oberflächlich. Hätte ich da irgendwo auch nur den leisesten Anhaltspunkt im Sinne der Schlegel'schen Unterstellung gefunden. Er hatte mich garantiert magisch angezogen.
Auch die heutigen Schlegel-Jünger haben ja durchaus noch die Chance, diesen Beweis nachzuliefern. Auf selbigem warte ich allerdings nicht, im klaren Bewusstsein. Diese Schlegel'sche Unterstellung ist nicht beweisbar.
Weiter im Schlegel-Zitat:


„Und nun kommt noch die Tatsache hinzu, daß die Freimaurerei vom Internationalen Judentum geführt wird. So sieht man also, Bibelforscher, Freimaurer und Jude Hand in Hand gehen im Ansturm auf die verhaßte kath. Kirche! Alle drei leugnen die Dreieinigkeit! Alle drei leugnen die unverfälschten katholischen Wahrheiten! Jude und Bibelforscher erwarten beide ein irdisches Paradies! ..."

Nun damit mag denn dieses Zitat sein Ende haben. Das ich zu Schlegel keine gute Meinung habe, brachte ich schon früher deutlich zum Ausdruck
Siehe dazu

Vom Katholiken zum Nazi

Aber das muss man ja dann auch wohl sagen. Bei der Lektüre irgendeiner „Goldenen Zeitalter"-Ausgabe muss ja wohl dieser Schlegel in seiner bekannten Einäugigkeit, etwas verquer in seine Kehle bekommen haben (was bei ihm ja nicht mehr verwundert), dass ihm zu der Behauptung veranlasste, Bibelforscher würden zum Eintritt in die Freimaurerei aufgefordert.

Nach Durchsicht aller GZ-Ausgaben kann ich eigentlich nur vermuten, es handele sich um die, welche heute hier referiert wird, dieweil sie ja auch einen Freimaurer bezüglichen Artikel enthält.

Und da müsste es doch eigentlich für die heutigen auch noch vorhandenen Freimaurerriecher Ehrensache sein, darzulegen, wo denn in diesem Artikel zum Eintritt in die Freimaurerei aufgefordert wird.

Den Beweis werden genannte nicht antreten können. Das kann dem Sachkenner schon vordem klar sein.
Und weil das so ist, bezichtige ich die heutigen Freimaurerriecher in aller Form als in Kontinuität zu den Nazis stehend.

Wer denn sich in solcher Gesellschaft „wohlfühlt" dem ist dann allerdings nicht mehr zu helfen!

Auch das erscheint noch zitierenswert;.
In der Ausgabe der „Abwehr" vom August 1928, zitiert Schlegel auch umfänglich aus einer Anti-Freimaurer-Enzyklika des Papstes Leo XIII.

Besagter Herr Papst meinte darin auch den „obersten Grundsatz der Freimaurerei" den zu bekämpfen er Kraft seiner Wassersuppe sich auserwählt sah, wie folgt beschreiben zu sollen (wörtliches Zitat):


„Wie der Name genugsam andeutet, heißt der Hauptgrundsatz der Naturalisten: Die menschliche Natur und die menschliche Vernunft muß in allem oberste Lehrerin und Führerin sein. Von dieser Voraussetzung ausgehend, kümmern sie sich wenig um die Pflichten gegen Gott oder entstellen dieselben durch irrige und schwankende Meinungen. Sie leugnen nämlich jede göttliche Offenbarung; sie erkennen kein Dogma an in der Religion, keine Wahrheit, die der menschliche Verstand nicht begreift, keinen Lehrer, der Kraft seiner Amtsgewalt das Recht hat, Glauben von uns zu fordern. Da aber der katholische Kirche einzig und allein die Aufgabe zuteil wurde, die geoffenbarte Wahrheiten und das Lehramt mit den übrigen zum Heile notwendigen Gnadenmitteln unverkürzt zu besitzen und unversehrt zu beschützen, so richtet sich demnach gegen sie der ganze Zorn und der Ansturm der Feinde."

Und im weiteren Verlauf seiner Ausführungen, meinte besagter Herr Papst in dieser Enzyklika aus seinem Herzen keine Mördergrube machen zu sollen, wenn er denn den Freimaurern weiter vorwirft:

„In der Tat, seit langem ist sie (die Freimaurerei) unermüdlich bestrebt, den Einfluß des kirchlichen Lehramtes und der katholischen Autorität im Staate zu vernichten; aus diesen Grunde verkündigt und verteidigt sie überall den Satz, Kirche und Staat seien vollständig zu trennen."

Und offenbar fiel es der Catholica auch nicht sonderlich schwer, auch die Bibelforscher in dieses Raster hineinzupressen. Die Sozialisten und Kommunisten, so weis Herr Schlegel weiter zu belehren „hätten ja bereits nach dem Urteil dieses großen Papstes die Freimaurerei zur Mutter." Und in solcher Weltsicht kommt es dann wohl auf einen weiteren Buhmann mehr, namens Bibelforscher, auch nicht mehr an.

Diesen Kontext sollte man auch beachten. Wer sich daher zum heutigen Sprachrohr dieses verblichenen Papstes noch macht, der offenbart eine bemerkenswerte Geschichtslosigkeit. Noch schärfer formuliert.
Er offenbart Dummheit hoch zehn!

Entlarvend ist auch die Schlegelsche Aussage in Nr. 9/1929 (S. 148f.) seiner "Abwehr". In ihr unterstellt er wieder einmal, die Freimaurerei sei "die Mutter der Bibelforscher".
Er lässt es bei dieser aber nicht bewiesenen Unterstellung nicht bewenden, sondern steigert sich zu der Aussage:


"Selbst wenn es gelänge, den Bibelforschern ihr Handwerk zu legen (aber keine Bange: so was ist höchstens in der Schweiz möglich, aber nicht in Deutschland, wo Staatsfeinde bevorzugt, vaterlandslose liebende Männer aber verfolgt werden!); so hat die Mutter, die Freimaurerei, noch viele Kinder, die sie unter anderm Namen auf die Menschheit loslassen kann. Ob sie neben den Baptisten, Adventisten, Methodisten, Sabbatisten u. a. noch einige weitere Dutzende von Sektierern aufmarschieren läßt, macht ihr nichts aus."

Das sollten denn doch mal die Freimaurerriecher auch kommentieren, die da in ihrer "heiligen" Einfalt, noch heute diese Alt-katholischen Thesen kolportieren.
Im Stile eines Glaubensbekenntnisses. Und Glaubensbekenntnisse halten sich bekanntlich nicht mit Beweisen auf.

Es wurde schon verschiedentlich registriert, dass es besonders die Antisemiten waren, die in der Frühzeit der deutschen Bibelforscher, auf der Kritikerseite „tonangebend" waren. Sie waren die ersten, die zum großen „Hallerli" aufriefen. Kirchliche Kreise schloßen sich ihnen zwar an, sind jedoch als weitgehend in deren Windschatten stehend, zu bewerten.

Antisemitismus in Deutschland gab es mit Sicherheit nicht „erst" ab 1933, sondern eben auch schon davor. Als eine seiner Wurzeln ist beispielsweise die Inflation (die wiederum Folgewirkung des Weltkrieges) anzusprechen. Orientierungslose Kreise waren dabei für vielerlei Verschwörungstheorien anfällig. Die „marktbeherrschende" dabei wiederum der Antisemitismus.

Sieht man sich heutige evangelikale kirchliche Kreise etwas näher an, begegnet man in ihnen nicht selten, der theologischen Israel-Verklärung. Was heute in genannten Kreisen weitgehend verbreitet ist, war in den 1920er Jahren dort eher die Ausnahmeposition. Nachhaltig wirkte eben. Man war zur Kaiser's Zeiten „Staatskirche". Man war zunehmend „Kulturchristentum", weniger aber „Bibelchristentum".

Dieser Konflikt brach dann noch ganz gravierend etwa mit dem Aufkommen der „Deutschen Christen" auf. Sich politisieren zu lassen, der Schritt war und ist für „Kulturchristen" nur ein äußerst geringer. Auch heute noch. Allenfalls ist dabei lediglich die Frage für „was" man sich politisieren lässt. Man denke nur an eine Partei wie die CDU/CSU und man hat ein plastisches Beispiel der Politisierung von „Kulturchristen".

In ihrem Selbstverständnis waren die dem Urchristentum nachjapsenden Bibelforscher, keine „Kulturchristen" sondern wie sie es schon durch ihre Namenswahl zum Ausdruck brachten, Bibelchristen. Ihr Level der relativen „Weltentrücktheit" beinhaltete eben auch die theologische Israel-Verklärung. Auf diesem Felde leisteten sie damals (auch in Deutschland) relative Schrittmacherdienste. Das die diesbezügliche „Stafette" dann später auf andere überging; kann jetzt im Rahmen dieser Betrachtung nicht weiter bewertet werden.

Jedenfalls steht fest. Die zeitgenössischen „Kulturchristen" hatten so gut wie kein Verständnis für die Positionen der Bibelchristen.
In ihrer Sicht entsprach dieser „USA-Import" einem tatsächlichem „Kulturbruch" und entsprechend machten sie auch Front dagegen.

Wie auch bei anderen Kritikerpositionen
(Kritiker ist nicht gleich Kritiker. Auch da gibt es himmelweite Unterschiede). Wie auch bei anderen Kritikerpositionen, nahm die WTG nur relativ selten frontal dazu Stellung. Eine der wenigen Aussagen der zeitgenössischen WTG zu ihren antisemitischen Kritikern, kann man in der Magdeburger Ausgabe des „Goldenen Zeitalters" vom 15. 1. 1924 begegnen.
(In der Berner GZ-Ausgabe bereits am 1. 2. 1923 gedruckt. In der Frühzeit war es doch die Regel, dass die Magdeburger GZ-Ausgabe die Artikel der Ausgabe Bern, zeitverzögert nachdruckte).

In der Form einer Fragenbeantwortung, wird darauf von WTG-Seite eingegangen. Sonderlich aussagekräftig ist das dort gesagte sicherlich nicht. Das ist unstreitig. Es gilt aber, wie gesagt, auch den Kontext zu beachten, dass von WTG-Seite nur selten (damals und heute), auf Kritikerpositionen direkt eingegangen wird.

Nachstehend sei diese damalige Fragenbeantwortung einmal in ihren wesentlichen Aussagen (kommentarlos) vorgestellt werden.

Der Fragesteller den das GZ zu Worte kommen lässt, nimmt auf einen früheren kirchenkritischen Aufsatz des „Goldenen Zeitalters" bezug, um daran die Frage zu hängen:

„Mit Interesse habe ich den Aufsatz 'Die streitende Kirche' ... gelesen, ich vermisse aber die Angriffe gegen die jüdische Religion. Auch diese gehört doch zum Antichrist bezw. Großen Babylon. Die heutigen Juden sind doch Heiden d. h. absolute Christengegner. Dasselbe was die Katechismen bei den sonstigen Glaubensbekenntnissen ausmachen, bedeutet doch auch der Talmud der Heiligen Schrift gegenüber. Die Rabbiner haben doch gleich den Pfaffen auch die Menschen in den Krieg hineingepredigt."

Und als zweite Frage wird im selben Verschwörungstheoretischen Kontext noch angefragt:
„Ähnlich ist es doch mit der Freimaurerei, diese meiner Ansicht nach die gefährlichste spiritistische Sekte, gehört doch auch mit zum großen Babylon? ...."

In der Antwort äußert das GZ dann dazu:
„Natürlicherweise ist jeder Jude, der den Glauben an den erhabenen Schöpfer Himmels und der Erden und an den, den Gott zum alleinigen Heil für das ganze Menschengeschlecht gesetzt hat, verworfen hat, ein Heide und selbstverständlich ist genau dasselbe Widerspruchsvolle, Inhaltlose, im Gegensatz zur Schrift Stehende, was die Katechismen der Christenheit bedeuten, der Talmud der Juden. Der Talmud des Judentums ist eine einzige Zusammentragung von Behauptungen, Lehren und Dogmen der verschiedenen Schriftgelehrten der Juden, die Jesus auf das Härteste verurteilte. ... Denselben Standpunkt, den wir gegen die den Charakter Gottes verunehrenden Glaubensbekenntnisse der 'Christenheit' einnehmen, nehmen wir auch dem Talmud des Judentums gegenüber ein."

Orientierungslose, deren einzige Orientierung dann allenfalls marktbeherrschende Verschwörungstheorien sind. Dieser Spezies begegnet man auch heute noch. Auch und nicht zuletzt in Ex-ZJ-Kreisen. Ihre Fanfare die sie dabei zu blasen belieben heißt Freimaurerei.

Unfähig, wissenschaftlichem Diskurs Genüge zu leisten, können sie dabei ihren Frust nur in der Form neuer „Glaubensbekenntnisse" artikulieren. Glaubten sie früher was die WTG „vorbetete" eben heute das was die Verschwörungstheoretikerszene betet.
Den Level sich dabei in beiden Fällen nur auf der Glaubensebene zu bewegen, nicht aber auf der Ebene einer wissenschaftlich begründeten Argumentation. Diesen grundsätzlichen „Krebsschaden" kann und muss man registrieren.

In diesem Kontext hat durchaus die Aussage bezüglich der Freimaurerei in der genannten Ausgabe des GZ, Gewicht. Dazu schrieb es:


„Über Freimaurerei und ihren Charakter wissen wir nichts zu sagen, weil uns die Freimaurer-Bewegung vollständig unbekannt ist und wir nirgends etwas mit ihr zu tun hatten noch zu tun haben. Das Freimaurerei jedoch irgend etwas mit Spiritismus zu tun hätte, glauben wir nicht, soviel wir allgemein von der Freimaurerei, ihren Zielen und Bestrebungen gehört haben, sind wir eher geneigt, anzunehmen, daß es sich bei diesen Vereinigungen um Menschen handelt, die sich zusammengeschlossen haben, um die Menschheit von bedrückenden und verfinsternden Unwahrheiten durch Bekämpfen derselben zu befreien. Soviel wir aus katholischen Äußerungen entnommen haben, scheinen Freimaurer-Orden große Gegner katholischer Ziele und Bestrebungen zu sein; doch Ausführlicheres darüber vermögen wir nicht zu sagen aus schon vorgenannten Gründen. Wenn uns irgendwelches Material über Freimaurer, ihre Ziele, Bestrebungen und Absichten zugeht, wären wir geneigt, an anderer Stelle noch etwas Weiteres zu sagen."

Zu letzterem Thema kann man dann auch noch vergleichen:

Das leidige Thema: Freimaurerei

Seitens der Evangelischen Zentralstelle für Weltanschauungsfragen, ordnete deren Referent Pöhlmann in einer Schrift über die Freimaurerei, selbige dem Bereich der Esoterik zu.
Esoterik ist ein breiter Bereich; und da geht es „hüh und hott" zu. Strenge dogmatische Leitlinien, wie sie denn auch traditionelle christliche Strömungen vertreten wird man dort kaum vorfinden.

Ein weiterer Beitrag (eher der seltenen Art) zum Thema Freimaurerei ist auch der Magdeburger Ausgabe des „Goldenen Zeitalters" vom 15. 1. 1932 (Schweizer Ausgabe 15. 2. 1932) entnehmbar.

Was sagt er in der Substanz aus? Nach meiner Einschätzung dasselbe was schon Pöhlmann rekapitulierte, wenn er denn die Freimaurerei pauschal der Esoterik zuordnet.
Jedenfalls beweist auch dieser Artikel nicht das, was denn die Freimaurerriecher so gerne unterstellen.

Es ist weiterhin daran festzuhalten. Bibelforscher und Freimaurer haben allenfalls die relative „Gemeinsamkeit", die Welt auf unterschiedliche Art und Weise zu erklären. Und unterschiedliche Welterklärungsversuche gibt es viele.

Aber organisatorisch, und in Durchsetzung bestimmter Glaubensdogmen, gibt es eben keine Gemeinsamkeiten.

Nachstehend sei noch dieser Artikel aus der genannten GZ-Ausgabe kommentarlos zitiert.
Er trug die Überschrift „Freimaurerische Gebete" und führte aus:


„Die große Loge der Odd Fellows in Massachusetts hat der obersten großen Loge die Frage gestellt:
Ist es richtig, wenn ein Kaplan sein Gebet im Namen Christi beginnt und beendet?
Die Antwort, die darauf gegeben wurde, ist besonders merkwürdig, da die meisten Geistlichen Amerikas Freimaurer sind und doch jeder Geistliche, der mit der Bibel vertraut ist, weiß, daß „kein anderer Name [als der Name Christi] unter dem Himmel den Menschen gegeben ist, in welchem wir errettet werden müssen."

Und „was irgend ihr bitten werdet in meinem [Jesu] Namen, das werde ich tun, damit der Vater verherrlicht werde in dem Sohne". (Apostelgeschichte 4:12; Johannes 13:14) Die freimaurerische Antwort lautet:

„Unser Orden fordert als Qualifikation zur Mitgliedschaft nur einen Glauben an ein höheres Wesen und hat nichts mit irgendwelcher Sekte oder mit einem Glaubenssystem zu tun. Darum ist alles, was nach Sektierertum riecht, nicht zulässig. Die Worte System oder Sekte beziehen sich nicht auf die Sekten des Christentums, sondern haben eine viel weitere Bedeutung und schließen alle Religionen der Welt ein. In diesem Sinne ist das, ganze Christentum eine Sekte. Darum ist es unangebracht, und, wie ich denke, ungesetzmäßig, sich bei dem Werke der Logen besonders darauf zu beziehen. Wir haben Juden und vielleicht Mohammedaner und andere nichtchristliche Sekten in unserem Orden, und sie unterstehen den gleichen Bestimmungen wie die Mitglieder des christlichen Glaubens."

Auch die Enzyklopädie der Freimaurerei nimmt eine ähnliche Stellung ein.
Dort heißt es:

„Hutchinson und Oliver sind, wie ich zu glauben genötigt bin, einem großen Irrtum verfallen, indem sie den Grad eines Meisters der Freimaurer eine christliche Einrichtung nennen. Wenn das Freimaurertum nur eine christliche Einrichtung wäre, könnten die Mohammedaner, die Buddhisten und Brahmanen nicht an seinen Erleuchtungen teilhaben. Doch seine Universalität ist sein Ruhm. In ihrer Sprache können Glieder aller Nationen miteinander verkehren. An seinen Altären können alle Religionen knien, und sein Glaubensbekenntnis können Männer jeden Glaubens unterschreiben."

Daß diesem offenen Bekenntnis, daß das Freimaurertum keine christliche Einrichtung ist, sagt dasselbe Buch über das Gebet:

„Das Freimaurertum ist eine christliche Einrichtung, darum schließt es in seine Bestimmungen das Gebet als einen schuldigen Tribut der Dankbarkeit gegen den Urheber des Lebens ein. Die Religion der Freimaurer ist nicht sektiererisch. Sie birgt an ihrem gastlichen Busen Männer jedes Glaubensbekenntnisses. Sie ist auch nicht Judentum, obwohl sie nichts enthält, das einen Juden verletzen könnte."

Re: im "Goldenen Zeitalter" gelesen - Eine Zeitreise -

geschrieben von: Drahbeck

Datum: 20. Februar 2009 06:38

Lotterie-Verkäufer gibt es viele. Die „Aussicht" auf den „enormen Gewinn" veranlasst so manchen, ihnen auf den Leim zu gehen. Nüchtern betrachtet indes macht nur einer wirklichen Gewinn. Eben der Veranstalter der Lotterie; oder allenfalls auch der Staat in Form der abgezogenen Steuern.

Diejenigen indes, welche die Mittel dazu aufbringen, indem sie dem vermeintlicherweise „großen Glück" nachjapsen, sind in der Regel (von verschwindend geringen Ausnahmen abgesehen) immer die tatsächlichen Verlierer.

Eine besondere Form von Lotterien, stellt unfraglich auch die Religion dar. Natürlich offeriert man auch dort den „großen Gewinn".
Das „Goldene Zeitalter" (Ausgabe Magdeburg vom 1. 2. 1924) lies es sich mal angelegen sein, diesen vermeintlich „großen Gewinn" in der Form einer Zeichnung, bildlich darzustellen.
Kommentar dazu: Siehe Vorstehend

„Ist weltliche Bildung ein Mittel zum Heil des Menschen?" Diese Frage stellt und versucht zu beantworten das „Goldene Zeitalter" (Ausgabe Bern vom 1. 2. 1924; Ausgabe Magdeburg 1. 3. 1924).
Schon einleitend wird selbige als eine „trügerische Hoffnung" klassifiziert.
Als Kernsatz der diesbezüglichen Ausführungen kann man wohl den ansehen:

„Weltliche Weisheit führt nur zu Selbstvertrauen, Selbstbewußtsein, während der wahrhaft Weise in tiefer Herzensdemut erkennt, daß der armen blinden Welt mit rein menschlichen Mitteln niemals dauernd geholfen und geordnete Zustände auf der Erde, völlige Unterdrückung der Selbstsucht nur noch auf dem Wege. der göttlichen Intervention möglich sind, wie die Heilige Schrift dies mit aller nur wünschenswerten Deutlichkeit ankündigt."

Hier wird also gegen Selbstvertrauen gepredigt. Das Heil sei also die Unselbsständigkeit, die tatsächliche Abhängigkeit von den WTG-Lotterieverkäufern.

In der Tat ist damit eine weitgehend zutreffende soziologische Charakterisierung der Zeugen Jehovas-Gemeinden geliefert. Ob sie indes „hilfreich" ist, steht auf einem völlig anderem Blatt!

Re: im "Goldenen Zeitalter" gelesen - Eine Zeitreise -

geschrieben von: Drahbeck

Datum: 21. Februar 2009 03:51

Auf den Artikel über die „Loganbeere" der da seinerzeit die Redaktion des „Goldenen Zeitalters" euphorisierte, veröffentlicht in der Schweizer Ausgabe des GZ vom 15. 11. 1923, und danach noch in der deutschen GZ-Ausgabe vom 15. 2. 1924, wurde schon früher eingegangen.
Siehe dazu
GZZeitreise23 (Eintrag vom 18. 11. 2008)

Der Rubrik „Euphorie" ist sicherlich auch die nachfolgende Meldung aus dem „Goldenen Zeitalter" (Ausgabe Bern) vom 15. 2. 1924 zuzuordnen:

„Luftelektrizität als Kraftquelle der Zukunft
In dem unsere Erde umhüllenden Luftmantel werden durch Reibung fortwährend grosse Mengen an Elektrizität erzeugt. Das ist auch dem Laien aus der Erscheinung des Blitzes bekannt; aber wie ungeheuer gross die zeitweise in der Atmosphäre aufgespeicherte elektrische Energie in Wirklichkeit ist, kann sich doch nur derjenige annähernd vorstellen, welcher einmal die Entladung bei tropischen Gewittern zu beobachten Gelegenheit gehabt hat.
Wie nun, wenn der Mensch sich die innewohnende Energie zunutze machte?
Die praktische Durchführbarkeit, dieser Idee wird in einem Werk von Pladson ,,Gewinnung und Verwertung der atmosphärischen Elektrizität" eingehend erörtert. Pladson schlägt vor, grosse, metallische, zum Auftrieb mit Wasserstoff gefüllte Fesselballons zu verwenden, die ihrerseits durch metallische Seile miteinander verbunden sind. Durch scharfe Spitzen kommt es dann zu sogenannten "stillen Entladungen" und zur Ansammlung von elektrischer Energie zunächst in dem Sammelsystem der Ballons. Dieses Sammelsystem der Ballons in der Luft wird dann von Zeit zu Zeit mit geeigneten Apparaten auf der Erde verbunden, in welche die gesammelte Energie überfliesst und nun genau so verwendet werden kann, wie der elektrische Kraft- und Luftstrom unserer Elektrizitätswerke.

Praktische Versuche haben bisher pro Quadratkilometer Erdoberfläche 200 Pferdestärken ergeben. Das erscheint wenig, doch ist bisher keine bahnbrechende Erfindung gleich in höchster Vollkommenheit geboren worden.
Wahrscheinlich lässt sich das System noch verbessern und dadurch die Menge der gewonnenen Elektrizität vermehren.

Das System an sich ist vorteilhaft da es ausser der einmaligen Anschaffung der Ballons und der Apparate so gut wie gar keine Kosten macht, und da die Luft vorläufig wenigstens weder beschlagnahmt noch in Privatbesitz übergegangen ist. Ausserdem ist das System überall verwendbar, da elektrische Energie überall gleichmässig in der Luft vorhanden ist. Nach Berechnung Pladsons würden sich bei Ausnutzung von 175 000 Quadratkilometer Boden-Luft-fläche täglich 720 Millionen-Pferdestärken aus der Luftelektrizität gewinnen lassen, wodurch ein grosser Teil des Gesamtbedarfes der Industrie obiger Gebiete gedeckt werden könnte."


Nun werden diese Meldung wohl nur wirklich sackkundige Techniker beurteilen können. Das Thema: Weg von fossilen Brennstoffen, hin zu Alternativ-Energiequellen, ist ja auch heutzutage hochaktuell. Ohne diese Ausführungen inhaltlich bewerten zu können, scheint es doch wohl so zu sein, dass genannte Erfindung in keiner Weise sich durchgesetzt hat. Warum hat sie sich nicht durchgesetzt?

Das können nur sackkundige Techniker beantworten.
Aber als einer der sich nicht unbedingt zur vorstehenden Gruppe dazu zählt, kann man doch soviel sagen.

Sicherlich ist dem „Goldenen Zeitalter" eines zu danken. Die Überlieferung einer „Erfindung" für die Nachwelt, einortbar in die Rubrik:
„Erfindungen auf welche die Welt gewartet hat - und sie dennoch nicht gebrauchen kann"!

Man vergleiche thematisch auch die frühere euphorische GZ-Meldung
„Luftelektrizität als Kraftquelle der Zukunft "
Goldenen Zeitalter" (Ausgabe Magdeburg, 15. 11. 1923, Ausgabe Bern vom 15. 2. 1924)
http://forum.mysnip.de/read.php?27094,14762,17149#msg-17149

ferner:
"Wasserstoff als Benzin"
„Goldenen Zeitalter" vom 15. 4. 1935
http://forum.mysnip.de/read.php?27094,18193,18193#msg-18193

Das Thema Elektrizität beflügelte das „Goldene Zeitalter" offenbar auch noch zu späteren Zeitpunkten. Ein Beispiel dafür dessen (Schweizer) Ausgabe vom 1. 10. 1925 in der offenbar unter Zugrundelegung eines Presseartikels aus einer nicht näher verifizierten Zeitschrift, namens „Der Blitz" zu lesen war:


"Seit einigen Jahren kann man in der Nähe Berlins und anderer deutschen Großstädte Gärtnereien beobachten, die Riesenfrüchte und Gemüse von ungeheuren, früher nie geahnten Dimensionen hervorbringen. Diese Neuerer auf dem Gebiete der Gartenkunst sind Schüler eines großen Meisters, der ein Franzose ist, nämlich Dr. M, Justin Christofleau, in dem kleinen Dörfchen La Queue-les-Yvelines in der Normadie ansässig,"

Da mag schon die Einfügung gestattet sein. Gibt man vorgenannten Namen in eine der gängigen Internet-Suchmaschinen ein, bekommt man keinerlei relevantes Ergebnis geliefert. Weiter im GZ-Text. Selbiges weis zu berichten, der vorgenannte Herr „ist der Erfinder eines elektro-magnetischen Apparates zum Einfang der Erd-Elektrizität. Seine Methode ist in aller Welt mit großem Erfolg nachgeahmt worden. Sie besteht, kurz gesagt, darin, die natürliche Elektrizität der Erde aufzufangen und dem Wachsen der Pflanzen dienstbar zu machen. Dr. M. Christofleau ist ein entschiedener Gegner jeder Art Dünger, natürlich oder künstlich. Er geht von dem Standpunkte aus, daß die Pflanzenwelt alle Nahrung aus der Luft empfängt, an die die Erde allerdings einen Teil der nötigen Stoffe abgegeben haben muß.

Was wir Leben nennen, ist in Wirklichkeit nichts als natürliche Elektrizität, sagt M. Christofleau. Er legt seine Felder in der Richtung von Norden nach Süden an und zieht dieser Richtung entlang parallele Furchen, die etwa drei Meter von einander entfernt sind. In diese Furchen legt er galvanisierten Eisendraht der ganzen Länge nach. Im Norden verliert sich der Draht in der Erde. Im Süden wird er an einer 15-30 Fuß hohen Stange emporgeleitet und verliert sich an der Spitze in einer Antenne, Die Antenne fängt die atmosphärische (also positive) Elektrizität ein und leitet sie den Draht in den Furchen entlang in den Boden. Hier vereinigt sie sich mit der negativen Elektrizität, die ein dort befindliches Netzwerk von Drähten aufgefangen hat, und bildet so die natürliche belebende Kraft, die nun unmittelbar auf die Wurzeln einwirken kann.

Die Pflanze nimmt sozusagen ein elektrisches Fußbad, das von ungeheurer, befruchtender Wirkung ist. Auch Hitze wird auf diese Weise den Pflanzen zugeführt, indem man Sonnenschein in großen Spiegelscheiben von Kupfer und Zink auffängt und auf demselben Wege wie die positive Elektrizität den Pflanzenwurzeln zuführt. Die von Norden nach Süden führenden Drähte mögen unbedeckt von Erde bleiben, wenn es sich darum handelt, Weinstöcke, Beerensträucher, Zwergobst, Tomaten und Rankengewächse aller Art zu stutzen,

Es ist über allem Zweifel bereits festgestellt, daß durch diese Methode die Ergiebigkeit des Bodens mindestens verdoppelt wird. Dabei muß noch besonders bemerkt werden, daß Früchte und Obst, die auf diese Weise behandelt werden, zumeist eine ungewöhnliche Größe erreichen und viel mehr Aroma haben. Der Boden wird vollkommen von Ungeziefer frei, das die elektrischen Strömungen nicht vertragen kann. Was aber das Wichtigste ist; die Erdelektrizität macht Dünger jeder Art überflüssig,

Jeder Landwirt und Gärtner weiß, welch große Ersparnis das bedeutet, Umfragen bei Gärtnern und Landwirten, die die neue Methode erprobt, haben erstaunliche Resultate ergeben. Tomaten z. B. reiften auf einer Plantage in der Nähe Berlins in zwei Drittel der gewöhnlichen Zeit. "Elektrisierte" Apfelbäume, die früher nur geringe Sorten von Äpfeln brachten, trugen jetzt Früchte, die einen Durchmesser von 12 Zentimeter erreichten. Kartoffeln reiften sehr schnell zu ungewöhnlicher Größe, obwohl sie dabei über meterhoch ins Kraut schössen. Am günstigsten sind die Berichte über die Gesundung von Fruchtbäumen, die nach der Methode Christofleaus mit Elektrizität behandelt wurden


Und zur Unterstreichung des vorgesagten, fügt das GZ eigens noch eine Zeichnung dazu bei.

http://www.manfred-gebhard.de/GZBlitz.jpg

Offenbar brachte, in etwas abgewandelter Form, auch die Magdeburger Ausgabe des „Goldenen Zeitalters" vom 1. 10. 1925, einen Bericht zum selbigen Thema. In der Magdeburger GZ-Ausgabe war das ganze in die Form einer Frage und ihrer Beantwortung eingefasst. Dort las man als Frage, ob etwas bekannt sei „von einer neuen Erfindung, bei welcher das Radio aus der Luft aufgefangen wird und zur Düngung weiter Flächen von Ackerland verwandt wird, indem dieses (Radio) durch Drähte in die Erde geleitet wird. Die Erfolge, die hierdurch erzielt wurden, sollen geradezu Wunder hervorgerufen haben auf dem Gebiete der Garten- und Landwirtschaft. Vielleicht könnten Sie auch hierüber einmal näheres schreiben, da dieses doch ein ganz gewaltiger Beweis sein wird, daß jetzt schon Mittel und Wege vorhanden sind, die unvollkommene Erde in ein wirkliches Paradies umzuwandeln."

Und als Antwort auf diese Frage schreibt dann das Magdeburger GZ:
„Der Fragesteller bezieht sich jedenfalls auf die aufsehenerregende Erfindung des Franzosen Christtoffleau
(Einfügung. Auch diese etwas andere Namensschreibung in der Magdeburger GZ-Ausgabe, fördert in den Internet-Suchmaschinen kein relevantes Ergebnis zutage). Weiter im GZ-Text:
„Die ganze Anlage, Elektrokultivator genannt, setzt sich zusammen aus einem Apparatekasten, dessen wagerechte, weitauslandende Spitze genau nach dem Südpol der Erde zeigt. Der Kasten sitzt an einer Antennenstütze, die oben von Drahtspitzen zum Auffangen der atmosphärischen Elektrizität endigt. Von diesem Apparat aus führt ein verzinkter Eisendraht in das Erdreich und ist dort etwa 40 cm unter der Erdoberfläche genau in der magnetischen Süd-Nordrichtung verlegt. Die Wirkungsweise selbst soll sich auf einem Flächenstreifen von etwa 1,5 m rechts und links vom Drahte erstrecken und in der Längsrichtung etwa 1000 m weit reichen.

Ob die Steigerung der Fruchtbarkeit durch diesen Apparat auf der Vertilgung der schädlichen Parasiten beruht, oder auf einer chemischen Umwandlung, bezw. günstigen Beeinflussung der Erdbestandteile, das vermögen wir mit Bestimmtheit nicht anzugeben.
Aus uns vorliegenden Gutachten aus deutschen Gebieten entnehmen wir den Hinweis, daß die Pflanzen eines Kartoffelfeldes schon 4 Wochen nach Aufstellung des Apparates voller und größer waren, als in den benachbarten Teilen des Feldes. Nach 6 Wochen ergab sich eine Besserung der Fruchtbarkeit um etwa 50%
Wir dürfen wohl sagen, daß die Nutzbarmachung dieser Erfindung auf dem Gebiete der Landwirtschaft und des Gartenbaues gewaltige Umwälzungen hervorzubringen imstande wäre."


Nun muss man wohl einräumen: Es handelt sich (soweit es das Berner GZ anbelangt) nicht um einen Eigenbericht. Gleichwohl kann man sich des Eindruckes nicht erwehren. Die damals wohl als „revolutionär" angesehene „Methode", hat sich offenbar in keinster Weise durchgesetzt. Also auch eine Erfindung, auf welche „die Welt wartete" und dennoch keine Verwendung für sie hat!
Unwillkürlich wird man dabei auch wieder an die Euphorie in Sachen Wunderweizen erinnert.
Die Sache mit dem Wunderweizen

Offenbar bekam das GZ (Magdeburger Ausgabe vom 15. 11.1925) schon einige Zeit später, selbst wohl „kalte Füße" in seiner Elektrizitäts-Euphorie. Zumindest spricht dafür die Zitierung eines weiteren Presseartikels durch das GZ, der offenkundig in gewissem Widerspruch zu den voran gegangenen Euphorie-Artikeln steht. Da berichtet also jetzt das Magdeburger GZ unter der Überschrift „Elektro-Kultivator" das nachfolgende:

„Die „Dresdener Neuesten Nachrichten" brachten am 2. August eine Notiz unter vorstehender Überschrift. Da wir durch einen unserer Mitarbeiter auch im G. Z. bereits kurz über diese Sache berichteten, aber nicht in der Lage sind, das Für und Wider selbst nachzuprüfen, fühlen wir uns unserer Leserschaft gegenüber verpflichtet, auch nachstehende Ausführungen zu veröffentlichen.

Der „Elektro-Kultivator". Die Fachkammer für Gartenbau bei der Landwirtschaftskammer für den Freistaat Sachsen teilt uns folgendes mit:
Seit einiger Zeit preist eine Berliner Firma, die auch in Sachsen, z. B. In Dresden und Zittau, Vertreter hat, den sächsischen Gärtnern mit großer Reklame einen Apparat an, den „Elektro-Kultivator", von dem sie behauptet, daß durch ihn nicht nur auf dem Gebiete des Gemüsebaues und anderer Zweige der Bodenkultur, sondern auch in der gesamten Weltwirtschaft eine Umwälzung infolge Verdopplung bis Verfünffachung der Ernte zu erwarten sei. Die Erfolge würden ohne chemischen Dünger hervorgebracht. Gleichzeitig würden alle Parasiten der Pflanzen vernichtet.

Auf beweiskräftige Versuchsergebnisse von einwandfreier Seite kann sich die den Apparat verbreitende Firma nicht stützen. Dagegen liegen Urteile von maßgebenden Stellen vor, aus denen zu ersehen ist, daß die Anwendung des „Elektro-Kultivators" dem Pflanzenbau nicht im geringsten den in Aussicht gestellten Nutzen bringt. Die Höhere Staatslehranstalt für Gartenbau in Pillnitz hat in ihren Versuchskulturen keinen Unterschied zugunsten des „Elektro-Kultivators" feststellen können. Der Reichsverband des deutschen Gartenbaus in Berlin hat am 8. Juli eine Besichtigung der Versuchsanlagen der den Apparat vertreibenden Firma veranlaßt und die behaupteten Entwicklungssteigerungen nicht bestätigt gefunden.

Die Fachkammer für Gartenbau in Dresden hat durch eines ihrer Kammermitglieder sowie durch einen ihrer Fachbeamten in sächsischen gärtnerischen Betrieben aufgestellte „Elektro-Kultivatoren" besichtigen lassen, und auch hier konnte nicht der geringste Erfolg bemerkt werden. Aus diesen Gründen sieht sich die Fachkammer für Gartenbau pflichtgemäß veranlaßt. Alle sächsischen Gärtner und sonstige am Gartenbau beteiligte Kreise vor der Anschaffung des „Elektro-Kultivators" zu warnen, um sie vor Benachteiligung zu schützen."


Jene eben zitierte Kritik hat aber das Berner „Goldene Zeitalter" in keiner Weise beeindruckt. Dafür spricht dann ein voll euphorisierter Artikel im Berner GZ vom 1. 3. 1926. Selbiger ist zwar namentlich gezeichnet, mit K. A. Tschudi, Zürich. Allein schon die fünf beigefügten Bilder unterstreichen den voll euphorisiertem Charakter.
Es wird um Nachsicht gebeten, das aus technischen Zwängen, die Bildwiedergabe nicht optimal ist. Allein aber die jeweiligem vom GZ beigefügten Bildunterschriften sagen schon aus, worum es geht.

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Irgendwelche kritischen Akzente sucht man in diesem Artikel vergeblich. Herr Tschudi meint also via seines Sprachrohres „Goldenes Zeitalter" unter der Überschrift „Elektro-Terro-Kultur. Eine umwälzende Erfindung für die Landwirtschaft" unter anderem das folgende:

„Die hohen Kosten des Verfahrens erlaubten seine Anwendung nur bei wertvolleren Kulturen. Da kam der französische Bauer J. Christofleau und sagte; die künstliche Strombenutzung muß ausgeschaltet werden!
- Seit Jahren und in aller Stille machte er Versuche, sich die natürlichen Stromquellen nutzbar zu machen. Das Resultat ist heute sein "Elektro-Terro-Apparat"!

Diese einfache und geniale Erfindung gestattet dem Bauer, die elektromagnetischen Ströme der Erde und der Atmosphäre den Gewächsen zuzuführen. Mittels der Unterstützung dieser Naturkräfte wird die Vegetation befähigt, die ihr zur Verfügung stehenden Naturstoffquellen in Luft und Boden in einem weit höheren Maße auszunützen.

Die Aufnahme der Kohlensäure und des Stickstoffes aus der Luft wird erleichtert und gleichzeitig bedeutend gesteigert. Ebenso werden durch die Elektrolyse die Zersetzung im Erdreich begünstigt. Auf diese Weise wird der ganze Stoffwechsel, wie auch die Entwicklung der Pflanze beschleunigt, sodaß die relativ kurze Sonnenwirkung zu einer totalen Ausnützung gelangt.

Eine frühere Reife, verbunden mit einer besseren Qualität der Ernte sind als Erfolg zu buchen. Das bedeutet in Zukunft einen erheblichen Mehrwert der landwirtschaftlichen Produkte. Das unter dem Einfluß der Christofleau'schen Apparate gezogene Gemüse erwies sich nach offiziell angestellten Analysen als schmackhafter, die erhaltenen Früchte als viel größer, aromatischer und gehaltreicher an Zucker.

Der Apparat J. Christofleaus stellt sich als ein metallener, kleiner Kasten dar mit einer weit vorspringenden Nase. Das Gehäuse ist nach oben durch eine vertiefte Zinkplatte gedeckt, die Vertiefung aber mit einer Kupferplatte ausgefüllt. Eine seitlich senkrecht angeschlossene Metallspitze läuft oben in einen Drahtbündel aus, das einer Radioantenne ähnlich sieht. Das untere Ende dieser Metallspitze überquert eine aus Kupfer und Zink geschweißte kleine Röhre, die als Elektro-Termo-Element wirkt.

Diese einfache Konstruktion, deren Gewicht nicht mehr als 4 Kilogramm beträgt, wird auf einem ca. 7 Meter hohen Holzpfosten festmontiert und zwar so, daß die Nase mit dem Kompaß genau die Richtung nach Süden zugewiesen erhält. Der an der Nordseile angeschlossene Leitungsdraht gleitet dem Pfosten entlang ins Erdreich, wo er ebenfalls mit dem Kompaß, in Spatentiefe, in der Richtung von Süden nach Norden, auf eine ungefähre Länge von 1000 Metern die gewonnene Elektrizität, auf eine Distanz von ca. 1,50 Meter je nach beiden Seiten des gelegten Leitungsdrahtes in den Boden verteilt.

Die Gewinnung der Elektrizität basiert einzig und allein auf der Konstruktion des auf dem Pfosten ruhenden Apparates. - Da ist vor allem die nach Süden gerichtete Nase unter Mitwirkung des Kastens in der Lage, den Magnetismus der Erde aufzunehmen. Bei Sonnenwirkung ergibt sich folgendes; die gewellten Innenseiten des Metallkastens, d, h, die erhöhten Punkte, welche von der Luft geschützt sind, schließen die durch die Bestrahlung entstehende Wärme ein; die an den dünnsten Außenwandsteilen angebrachten Flügel hingegen, die im Kontakt mit den Strömen der Luft stehen, wirken abkühlend. Dadurch entsteht im Innern des Kastens selbst ein Temperaturunterschied, was logisch die Bildung eines elektrischen Herdes zur Folge hat, denn; die leichteste Temperaturdifferenz zwischen den einzelnen, im Kontakt zu einander sich befindlichen Metallteilen bewirkt eine elektrische Quelle.

Dieser Vorgang wiederholt sich je nach dem Stande der Sonne nach drei Richtungen. - Ferner wird die Sonnenwirkung von dem Elektro-Termo-Element der aus Kupfer und Zink geschweißten Röhre ausgenützt. Diese ist derart angebracht, daß bei der Bestrahlung immer eine der geschweißten Stellen der Sonne ausgesetzt, die andere geschützt bleibt. So bildet sich ebenfalls ein elektrischer Strom, der sich vom Kupfer zum Zink und von da in den Apparat bewegt. Der nämliche Prozeß geht auch vor sich bei Kälte und Frosteinflüssen. -

Die Elektrizität der uns umgebenden Atmosphäre, sowie jene der vorüberziehenden Wolken wird von dem Drahtbündel aufgefangen. - Die versenkte Zinkplatte bildet eine Art Sammler für Regenwasser, Kupfer und Zink verbinden sich und dienen so als Stromleiter wie ein Volta-Element, Alle so entwickelte und erraffte Energie gelangt nun, wie schon erwähnt, ins Erdreich ; die höchste Spannung mit ca. 120 bis 160, die niederste mit etwa 20 Milliampere, zerstört dort die der Pflanze schädlichen Mikroben und fördert die chemischen
Prozesse, wodurch der Pflanze die Aufnahme der nötigen Stoffe wesentlich erleichtert wird. Die Regulierung des Stromes ist den Einflüssen der Natur unterworfen; er ist kostenlos, weshalb der Apparat auch keiner Wartung bedarf. Das Leitungsnetz ist unterirdisch und wirkt weder bei der Bearbeitung des Grundstückes, noch beim Einbringen der Ernte hinderlich.

Als ein hervorragendes Element durch die Behandlung mit Elektro-Terro-Apparaten, ist Gesundung der Vegetation anzuführen. Behördlich angestellte Versuche haben ergeben, daß Weinreben, die kaum noch ertragfähig waren, auch solche, die durch die Reblaus der Vernichtung anheim gefallen wären, sich bei einer derartigen Behandlung im Verlaufe von l bis 2 Jahren wieder vollständig erholten und einen üppigeren Traubenhang aufwiesen als zuvor!

Zu bemerken ist ferner, daß der Erfinder bei allen seinen Versuchen der letzten 5 Jahre den Kunstdünger ganz fallen ließ. Es ist aber doch anzunehmen, daß sich der Boden nach und nach erschöpfen könnte, deshalb ist es angebracht auch weiterhin Düngemittel, - wie Kali, Kalk und Phosphorsäure in der Menge weiter zu verwenden, wie sie durch die Ernten dem Boden entzogen worden sind. Dagegen können alle andern schädlichen Kunstdünger ruhig bei Seite gelassen werden.

Da die mineralischen Bestandteile nur einen kleinen Teil der stofflichen Zusammensetzung der Pflanzen ausmachen, (z. B. bei jungem Gras nur 1,7%) so kommt die Düngung mit den erwähnten unschädlichen Dungmitteln sehr billig zu stehen und ändert am Ergebnis des Mehrertrages wesentlich nichts. Die zur Zeit angestellten Versuche an der Eidgenössisch-technischen Hochschule in Zürich mit und ohne Stalldüngung aber ohne Kunstdünger, werden voraussichtlich in dieser Hinsicht einigen Aufschluß geben können. -
Bereits sind in der Schweiz eine größere Anzahl von solchen Elektro-Terro-Apparaten zu unparteiischen Versuchen gratis zur Verfügung gestellt worden; das Ergebnis wird heute schon vielfach mit größtem Erstaunen verfolgt und einige Landwirte melden mit Enthusiasmus ihre Überraschung. - Der Erfinder ist von der "Societe d'engouragement pour l'Industrie nationale" mit der goldenen Medaille ausgezeichnet worden, - In Deutschland hat sich die Regierung im Interesse der Volksernährung eingehend der Elektro-Terro-Kultur angenommen und es besteht kein Zweifel, daß in absehbarer Zeit die Regierungen der beiden letzterwähnten Länder die Praktizierung dieser Methode tunlichst zu fördern suchen werden.

Offizielle Versuche sind nun auch in der Schweiz aufgenommen worden. Neben der landwirtschaftlichen Abteilung der Eidgenössisch-technischen Hochschule haben sich verschiedene offizielle Anstalten unter Führung amtlich-wissenschaftlicher Kontrollorgane mit Elektro-Terro-Kultur-Versuchen zu befassen begonnen."


Und seine Ausführungen beendet das „Goldene Zeitalter" mit der markigen Aussage:
„Wir stehen am Vorabend einer Umwälzung! In Europa sowie in mehreren überseeischen Staaten stehen heute über 150 000 Apparate in Funktion. In Amerika werden Versuche in gewaltigen Ausmaßen begonnen und von allen Seiten wird dem Erfinder und den Fabrikanten größte Anerkennung zuteil."

Und diese GZ-Ausführungen enden mit dem Satz:

„Zwecks näherer Auskunft wende man sich an folgende Stellen;
"Elektro-Kultur A.-G." Schleifheim (Schweiz)
Herrn B. Hornich, Brüsau 103. Mähren (Tschechoslovakei)."


Wenn letzteres mal nicht in dem Bereich der die Schleichwerbung schon übersteigenden massiven Reklame zuzuorten ist!

Wenn einleitend notiert wurde, im Internet lässt sich zum Thema fast nichts eruieren, dann muss dazu vielleicht doch noch eine Einschränkung gemacht werden. Unter dem Stichwort "Elektro-Terro" kann man tatsächlich einen historischen Zeitungartikel aus dem Jahre 1926 der "Wiener Landwirtschaftllichen Zeitung" ermitteln. Besagter Artikel führt aus.

Die Ernte der Zukunft
Der Landwirt Hans Wöllecke (Erbstetten, Württemberg) hat die Grundidee des Erfinders Justin Chritof Bau (Normandie) aufgegriffen und durch seine Tatkraft ungeahnte Erfolge im Gartenbau erzielt. Viele werden den Kopf schütteln und lächeln. Und doch sah ich auf meiner Reise 1925 bei ihm sein Versuchsfeld mit vorher nie gesehenen Apparaten besetzt. Auf meine Frage antwortete man mir, die Felder werden "elektrisch gedüngt".

Da ich großes Interesse zeigte, führte mich Herr Wöllecke durch seine Kulturen. Ich sah Karotten von 2 kg das Stück, mit dem Kraut 1.40 m hoch, die Rübe ohne Kraut gemessen 66 cm lang; ferner Sellerie von 1.12 m, Rote Rüben von 56 cm Länge. Die Kartoffeln hatten 2.2 m hohe Stauden, ihre Zahl pro Staude betrug 30-35 mit einem mittleren Knollengewicht von 0.50-1 kg. Kohl hatte einen Umfang von 3.5 m.

Auf einer Wiese, die weder gedüngt noch bewässert, sondern nur mit Elektro-Terro-Apparaten behandelt wurde, sah ich Gras von 1.80 m Höhe, während das unbehandelte fast ganz trocken war. Die Versuche wurden von verschiedenen Fachmännern als durchaus gelungen bezeichnet. Ein einfacher Apparat mit selbst erzeugtem Strom setzt die Pflanzen in die Lage, die zu ihrem Wachstum erforderlichen Nahrungsstoffe in erhöhtem Maße aufzunehmen.

Um diese Erfindung auch bei uns bekannt zu machen, bin ich zu näheren (nur brieflichen) Erklärungen an Interessenten (gegen Rückporto) gern bereit.
Leo Habesser, Wien (XVIII. Martinstraße 3).


Historischer Zeitungsartikel: Wiener Landwirtschaftliche Zeitung, 27.3.1926
http://www.wirgratulieren.at/index.php?kid=16&a_s=81&gr_a_sort=4&gr_a_sort_d=-1&gratulation_ausgabe_id=12&gratulation_typ=0&gratulation_online_datum=0

Dennoch bleibt der wohl nicht zu verwischende Gesamteindruck, dass jene damalige Euphorie sich als Eintagsfliege a la Wunderweizen
von Charles T. Russell und Co entpuppt hat.
Die erstaunliche Geschichte vom „Wunderweizen"

Dann wäre wohl noch die Frage zu klären, weshalb denn die zeitgenössische WTG auf den Zug allerlei windigen Theorien mit aufgesprungen ist, obwohl bei nüchterner Überlegung im voraus hätte klar sein können. „Ob da mal was draus wird, oder ob sich das nicht alles als Schuss in den eigenen Ofen entpuppt?!"

Die Antwort darauf findet man in der ideologischen Grundhaltung, wie sie etwa auch in der Rutherford-Schrift von den Millionen, die da angeblich (wunderbarer Weise) nicht zu sterben brauchten, wenn sie nur den WTG-Rattenfängern folgen, das eigene Gehirn ausschalten, und dafür Roboterhaft das befolgen, was die WTG ihnen eintrichtern will.
Und just in jener Rutherford'schen „Millionen"-Schrift findet man schon den Passus:

„Wenn das Königreich des Messias eingeführt sein wird, wird der große Messias für rechte Nahrungsverhältnisse Vorkehrung treffen.
So wird, wenn die Wiederherstellung beginnt, ein Mann von siebzig Jahren allmählich zu einem Zustande physischer Gesundheit und geistigen Gleichgewichts wieder hergestellt werden. Der Herr wird ihn unterweisen, wie er essen, was er essen und wie er sich andere Lebensgewohnheiten aneignen soll; und vor allem wird er ihn die Wahrheit lehren, und wie er denken und wie er seine Sinne auf heilige Dinge richten soll. Durch den allmählichen Prozeß der Wiederherstellung wird er durch den großen Mittler aufgerichtet und zu den Tagen seiner Jugend wieder hergestellt werden; er wird ewig auf Erden leben und den Tod niemals sehen."


Und eben zu vermeintlichen Stützung dieser Theorie, sind dann der WTG auch allerlei windige sonstige Theorien recht!

Re: im "Goldenen Zeitalter" gelesen - Eine Zeitreise -

geschrieben von: Drahbeck

Datum: 14. März 2009 06:02

Wieder einmal meint das „Goldene Zeitalter" (Schweizer Ausgabe vom 1. 3. 1924; Ausgabe Magdeburg, 1. 4. 1924) mit einer Exklusivmeldung aufwarten zu können.
„Weltweite Neurasthenie" so lautet der einleitende Artikel.

„Neurasthenie oder Nervenschwäche kann heute die Krankheit der Welt genannt werden - eine Folgeerscheinung des Zeitalters des Gehirns und des Goldes, eine Frucht der modernen Zivilisation, auf die die Welt so sehr stolz ist."

Weiter meint das GZ:
„Zweifellos besitzen die zivilisierten Völker heute manche Errungenschaften, die sie im Vergleich zu den wilden Völkern zu einem gewissen Stolz berechtigen; aber unser gegenwärtiges System der Zivilisation als ein Ganzes, enthält doch vieles, was eher zur Scham als zum Stolz berechtigt."

Man meint weiter zu wissen:
„Ehe die Neurasthenie zur Epidemie wurde - vor dem Weltkrieg, - gab es eine Zeit wo die Zivilisation noch nicht so entartet war, wo noch nicht alles in so grossem Maßstab und in so rasender Eile getan werden musste wie heute. Mit der im Dämmerlicht einer neuen Zeitordnung zunehmenden Erkenntnis begann sich alles Wissen, auf allen Gebieten auszudehnen denn "Erkenntnis bläht auf". So kam es, dass alles nur und mit äusserster Energie und Eile betrieben wurde, um nicht hinter der allgemeinen Ausdehnung zurückbleiben zu müssen. ... Die Zeitverhältnisse wirken nervenzermürbend und aus der Nervenkraft ist Nervenschwäche geworden. Die Zivilisation mit all ihren mehr oder weniger schädlichen Begleiterscheinungen ist die Ursache zu dieser Krankheit. ... Dem ganzen System muss Geldliebe, Ehrgeiz und Genusssucht zum Vorwurf gemacht werden. Und das Streben nach diesen Dingen hat unsere Nerven erschöpft, so dass sie an der äussersten Grenze ihrer Spannkraft angelangt sind und doch zur Stillung ihrer Begierden beständig nach grösserer Eile drängen. ..."

Aber das GZ meint Rat zu wissen:
„Die Leser des ,,Goldenen Zeitalters" haben jetzt den grossen Vorzug, ein klares Verständnis für diese Zeiterscheinung zu erlangen, während die Leser der vielen grossen oder kleinen Tageszeitungen und Zeitschriften keine wirkliche Belehrung über die wahren Ursachen der heutigen Zustände empfangen."

Der Clou kommt dann in der nachfolgenden Aussage:
„Nachfolgende Worte aus dem 'Birmingham Age-Herald' werden wahrscheinlich von den Lesern des "Goldenen Zeitalters" eher verstanden werden, als von den Lesern der Zeitung, darin sie ursprünglich erschienen. Es heisst da :

"Die Herzen der Menschen schlagen jetzt schneller als bisher. Die allgemeine Unruhe der Zeit hat sich sogar dem menschlichen Herzen mitgeteilt. Dr. W. W. Clapp, der Bezirksgcrichtsarzt in Birmingharn sagt zu diesem Gegenstand folgendes:
'Die Herzen der Menschen schlagen jetzt schneller als früher. Es gab eine Zeit, wo das normale Herz 65-75 Schläge in der Minute tat, aber heute schlägt das Herz durchschnittlich zehn oder oft noch mehr Schläge mehr.'
Er erklärt, dass nicht selten ein Mann bei verhältnismässig guter Gesundheit 90 Pulsschläge in der Minute hat. Die Durchschnittsgeschwindigkeit beträgt nunmehr 75 bis 85 Schläge.' Dr. Clapp sucht die Erklärung für diese Erscheinung in der Hast und Unruhe unserer Zeit."


Und dazu kommentiert das GZ:
„Wir glauben, dass Dr. Clapp mit seiner Beobachtung recht hat und betrachten sie, wie alle Geschehnisse unserer Tage, im Lichte der Bibel und ihrer Prophezeiungen; darum werden wir angesichts der allgemeinen Unruhe und Hast unserer Tage an die Worte des Einen erinnert, der der grösste Menschenfreund und beste Psychologe war - Jesus Christus. - Auf die Frage; "Was ist das Zeichen deiner Gegenwart und der Vollendung des Zeitalters"? antwortete er: "Und auf der Erde Bedrängnis der Nationen in Ratlosigkeit bei brausendem Meer und Wasserwogen; indem der Menschen Herzen vergehen (engl. Uebers.) vor Furcht und Erwartung der Dinge, die über den Erdkreis kommen, denn die Kräfte der Himmel werden erschüttert werden."
Diese Worte "der Menschen Herzen vergehen", drücken denselben Gedanken aus, wie Dr. Clapps Aussage, "die Herzen der Menschen schlagen schneller als früher".

Meint jedenfalls das GZ.

Nun mag man eine hektische Lebensweise in der Tat als bedenklich ansehen. Das jedoch als Erfüllung von Bibelprophezeiungen zu deuten, ist eben das „Besondere" offenbar dem „Goldenen Zeitalters" vorbehaltene.

Re: im "Goldenen Zeitalter" gelesen - Eine Zeitreise -

geschrieben von: Drahbeck

Datum: 14. März 2009 15:27

„Prozessor" bei Infolink hat eine Meldung aus „Consolation" bezüglich Aspirin entdeckt.

http://forum.sektenausstieg.net/index.php?topic=18213.msg427340#msg427340

Eine ähnliche Meldung und zwar nachfolgende aus dem Deutschsprachigen „Trost" vom 1. 4. 1938 hat er offenbar nicht entdeckt.
Siehe zu letzterer:

http://forum.mysnip.de/read.php?27094,969,3202#msg-3202

Innerhalb der Serie „Zeitgeschichte vor 70 Jahren"
Eintrag vom 28. April 2008 06:59
Tja so ist das halt, wenn man mit der Lektüre von Infolink und Co aus- bzw. schon überlastet ist ...

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Re: im "Goldenen Zeitalter" gelesen - Eine Zeitreise -

geschrieben von: Drahbeck

Datum: 21. März 2009 03:52

„Weltwirtschaft und Schöpfung", so lautet der Titel eines längeren Artikels im „Goldenen Zeitalter" (Magdeburger Ausgabe vom 15. 3. 1924).
Was auf dem ersten oberflächlichem Blick als „spröder Stoff" erscheinen mag, entpuppt sich bei näherem Hinsehen als von durchaus anderer Konsistenz. Theoretisch wird da ja „über Gott und die Welt fabuliert", kommt man vom „Hundersten ins Tausende". Allein gewisse Details dabei, haben es durchaus „in sich".
Zum Beispiel die auch in diesem Artikel (im Abschnitt „Weltschöpfung") enthaltene Aussage:

(Der Bibeltext) „wird im Lichte der seit 1874 fälligen Wahrheit völlig klar und deutlich verstanden; alle Bücher der Bibel, einschließlich der oft als ungelöstes Geheimnis angesehenen Offenbarung sind heute vollständig klar, sodaß in unseren Tagen Zweck und Ziel der göttlichen Absichten erkannt werden können. Wenn auch die augenblicklichen Zustände, die die Bibel mit voller Präzision vorausgesagt hat, den Anbruch eines goldenen Zeitalters für die meisten Menschen noch unwahrscheinlich bleiben lassen, so möge dies unsere lieben Leser nicht beunruhigen, denn wir können heute auf Grund ernster Schriftforschung verkündigen, daß eine Befreiung für die gesamte Menschheit nahe vor der Tür steht, daß eine Wiederherstellung des gefallenen Menschengeschlechtes zur Vollkommenheit menschlichen Lebens auf Erden sehr bald beginnen und die bekannte Weihnachtsbotschaft: 'Ehre sei Gott in der Höhe und Friede auf Erden und den Menschen ein Wohlgefallen!' sich restlose erfüllen wird, sodaß alle Menschen, auch die größten Atheisten, von der Herrlichkeit Jehovas und der überreichen Gnade und Segnung, die er für seine Geschöpfe vorgesehen hat, überzeugt sein werden!

Wir erwarten mit voller Gewißheit, daß die jetzige große Drangsal ... im Jahre 1925, etwa im Herbst, ihren furchtbaren Höhepunkt erreicht und alsdann zum endgültigen Abschluß kommen wird
[Hervorhebung nicht im Original], damit anschließend das Werk der Wiederherstellung aller Dinge ... unter der gerechten Regierung des Christus und seiner Getreuen ... beginnen kann.

Wir erwarten mit absoluter Zuverlässigkeit die nach der Drangsal beginnende Auferstehung der gesamten Menschheit, die allmählich innerhalb eines Zeitraumes von 1000 Jahren aus dem Todesschlaf zurückkommen werden mit einem neuen gesunden Körper, und zwar so, daß die zuletzt Gestorbenen zuerst und die vor Jahrtausenden Gestorbenen, wie Adam z. B., zuletzt auferstehen werden, um durch die Gnade Gottes ewiges Leben unter vollkommenen Verhältnissen auf einer neu gestalteten Erde empfangen zu können.

Ferner dürfen wir verkündigen, daß vielen Menschen, die jetzt leben, die Möglichkeit werden kann, überhaupt nicht erst sterben zu brauchen, weil die Schrift sagt, daß es solche geben wird, die in dieser Drangsalszeit am Leben bleiben werden. Zwar werden sie durch großes Leiden in der Drangsal heimgesucht, aber dennoch lebend in das goldene Zeitalter nach 1925 hinüberkommen, um dann mit den Auferstehenden der Menschheit an der Segnung ewigen Lebens teilzuhaben ..."


Soweit es die deutschsprachigen Ausgaben des „Goldenen Zeitalters" anbelangt, ist das offenbar dort die erste definitive Aussage zum „Wunderjahr 1925"; nebst der einschlägigen Rutherford-Einfaltspinsel-Schrift

http://www.manfred-gebhard.de/Weltschoepfung.jpg

Was die mit erwähnte „Auferstehung" anbelangt, ist auch eine bildliche Darstellung dazu überliefert, und zwar im „Goldenen Zeitalter" (Ausgabe Magdeburg) Ausgabe vom 15. 7. 1923.

http://www.manfred-gebhard.de/Auferstehung.jpg

„Passend" zu dieser Euphorie-Haltung auch jene Zeichnung aus der parallelen Ausgabe des Schweizer „Goldenen Zeitalters" vom 15. 3. 1924; betitelt „Zeichen des Menschensohnes"

http://www.manfred-gebhard.de/Zeichen.jpg

In seinem Begleittext zu diesem Bild schrieb das GZ:
„Jeder weiss, dass innerhalb des vergangenen Jahrhunderts die Buchdruckereikunst auf jedem Gebiete der Anlass zu einer grösseren Entwicklung der Erkenntnis gewesen ist, als es während der vorhergehenden neunundfünfzig Jahrhunderte möglich war. Jeder weiss, dass Telegraphie. Telephon, elektrische Bahnen, Dampfschiffe Automobile usw., wie wir sie heute haben, vor hundert Jahren alle unbekannt waren.
Aber obgleich wir wissen, dass dies wahr ist, scheint es doch der aufwachsenden Generation fast unverständlich. Diese Dinge sind so allmählich gekommen, dass nur wenige erkennen, dass sie Vorboten des grossen Tausendjahrtages des Messianischen Königreiches sind,
unter welchem der Fluch völlig entfernt und statt dessen der langverheissene Segen Gottes überströmend auf die Menschheit ausgegossen wird.
Die Bibel spricht von der kommenden Herrlichkeit der Erde, von der Zeit, da Gott den Schemel seiner Füsse herrlich machen und die ganze Erde in ein Paradies Gottes verwandeln wird. Auch unsere grossen Gelehrten, die der Bibel keine Beachtung schenken, sagen, dass die gegenwärtigen Errungenschaften nichts seien, im Vergleich zu dem, was vor der Türe stehe.
Gott beschreibt unsere Zeit in der Prophezeiung Daniels, indem er sagt, dass zur Zeit des Endes (dieses Zeitalters) viele hin- und herrennen werden [Grundtext], dass die Erkenntnis sich mehren werde, dass die Verständigen es verstehen werden, und dass eine Zeit der Drangsal sein werde, wie sie nicht gewesen ist, seit eine Nation besteht (Daniel 12:1-10; Matthäus 24:21).

Stehen wir nicht inmitten des Hin- und Herrennens, von dem diese Prophezeiung redet? Wir müssen daher heute in der Zeitperiode leben, die als die Zeit des Endes bezeichnet wird, die Zeit, mit der dieses Zeitalter allmählich abschliesst und das neue Zeitalter langsam heraufdämmert, grossere Segnungen bringend. Die erste Lokomotive wurde vor erst neunzig Jahren gebaut. Heute fahren in allen Ländern Millionen Menschen hin und her, deren Grossväter vielleicht niemals mehr als wenige Meilen über die Grenzen ihres Kirchspiels hinauskamen. Wahrlich keine Prophezeiung könnte sich deutlicher erfüllt haben, als diese,
Wer, ausser Gott, hätte diese markanten Eigentümlichkeiten unseres Tages wissen können? Jesus führte einen Teil dieser Prophezeiung an."

Im "Goldenen Zeitalter" gelesen - Eine Zeitreise -

geschrieben von: Drahbeck

Datum: 18. April 2009 03:38

Was die als „klassisch" bekannte Impfgegnerschaft der Bibelforscher anbelangt, so begegnet man in der Ausgabe des „Goldenen Zeitalters" (Ausgabe Bern vom 15. 7. 1923; Ausgabe Magdeburg 15. 10. 1923) schon einer diesbezüglichen Horrormeldung. Um ihrer Leserschaft den diesbezüglichen Schrecken einzujagen, meint das GZ berichten zu können:

„Angesichts der sich mehrenden Todesfälle, ist es nutzlos, zu behaupten, daß der Impfzwang eine segensreiche Einrichtung wäre. Folgende Beobachtung, die auf den Philippinen gemacht wurde, ist bemerkenswert:
Diese Inseln wurden in den letzten Jahren von drei Epidemien heimgesucht. Bei einer Pockenepidemie vor 1905 verliefen 10% der Pockenfälle tödlich. Damals hatte man noch keine systematische Impfung vorgenommen.

Eine weitere Epidemie trat 1905-1906 auf. Damals war die allgemeine Impfung schon in die Wege geleitet und die Zahl der Todesfälle belief eich dann auf 16%.
Im Jahre 1908-1909, als die Impfung noch allgemeiner durchgeführt wurde, starben 25% an den Pocken, und während des letzten Ausbruches der Epidemie, als der Impfzwang eingeführt war, zählten die Todesfälle über 56%."


Diese Zahlen können (so das GZ) "in dem Bericht des philippinischen Gesundheitsamtes nachgeprüft werden". Eine detaillierte Zitierung besagter Quelle erfolgt allerdings nicht.

Weiter Originalton GZ:

„Ferner erbringen heute Statistiken der Regierung der Vereinigten Staaten die Beweise, daß die Epidemien der Maul- und Klauenseuche, von der das Land in den Jahren 1902-1903, 1908 und 1914 heimgesucht wurde, durch Impfgift verursacht wurden. Es wird behauptet, daß Tausende von Schulkindern unter Impfzwang mit Serum, das Maul- und Klauenseuchebazillen enthielt, geimpft wurden, wodurch eine totale Vergiftung des Blutes erfolgte, ein Übel, dessen ganze Tragweite vielleicht erst in späteren Jahren an ernsten Folgen zu erkennen sein wird."

Und der abschließende GZ-Kommentar lautet dann:
„Es ist höchste Zeit, daß die Menschheit aufwacht, und in der Tat kann ein solches Erwachen festgestellt werden. Die Massen fangen an zu prüfen. Althergebrachte Theorien werden nicht mehr ohne weiteres verdaut. Man prüft, untersucht und vergleicht und was die Prüfung der gesunden Vernunft nicht besteht, wird abgelehnt."

Auch zu späteren Zeiten mühte sich das „Goldene Zeitalter" kräftigst, Abscheu gegen das Impfen zu schüren. Etwa wenn es in seiner Ausgabe (Ausgabe Bern) vom 15. 7. 1925 schrieb:
„Vor einiger Zeit erschien im "Goldenen Zeitalter"
ein Artikel, in dem gegen die sogenannte Schutzimpfung und die Serumbehandlung geschrieben wurde. Dazu schreibt uns ein lieber Leser folgendes:

"Das Einpfropfen von Eiter oder toten Keimen in den menschlichen Körper ist damit zu vergleichen, wenn man tote Ratten in das Haus bringt, um Ratten auszutreiben. Die toten Ratten werden die lebenden austreiben, das ist sicher, aber ist das Haus mit den toten Ratten besser daran? Zuerst wird man aufatmen von den lebenden befreit zu sein. Doch warte ein Weilchen und du wirst dich nicht mehr wohl fühlen. Zuerst wird die Nase von dem unangenehmen Geruch berührt, dann wird der Magen in Mitleidenschaft gezogen. Schließlich wird es unmöglich sein, in einem Hause zu leben, in dem tote Ratten angehäuft sind, denn da sie sich nicht selbst wieder aus dem Hause entfernen können, so kommt das Haus durch sie in einen sehr schlechten Zustand.

Ebenso ist es, wenn tote Keime und Eiter in den Körper gebracht werden. Die lebenden Bazillen mögen dadurch aus dem Körper ausgetrieben werden, aber die toten Keime können sich nicht von selbst wieder entfernen; dadurch entsteht Fieber und Entzündung und oft zum Tode führende Krankheit. - Möchten wir lernen, vernünftiger zu leben, uns richtig zu ernähren, uns rein zu halten, frische Luft zu genießen und uns richtig auszuarbeiten."


Wie nicht anders zu erwarten, kommen bei dieser einseitigen Betrachtungsform, etwaig anders herum gelagerte Erkenntnisse, grundsätzlich nicht in den Betrachtungsradius.

Unter der Überschrift „Ist Impfen nützlich?" publizierte die Magdeburger Ausgabe des „Goldenen Zeitalters" vom 1. 4. 1924 einen größeren Artikel dazu. Einleitend wird auf eine abwertende (weiter oben zitierte) Notiz verwiesen.

Man bedankt sich dann beim „Allgemeinen deutschen Impfgegnerverband, Sitz Leipzig" und nennt auch ausdrücklich die Anschrift seiner Geschäftsstelle (Südstraße 68), welcher „weiteres Material zur Verfügung gestellt" habe.

Als Quintessenz selbigen sieht man an, dass
„unbedingt etwas geschehen müßte, um zunächst die Zwangs-Impfung zu beseitigen."
Und an Reklame für diesen Verband lässt man es auch nicht fehlen:

„Obengenannte Vereinigung ist wie uns (dem GZ) bekannt, bereit Eltern und Erziehern mit Rat zwecks Bewahrung vor Impfschäden zur Seite zu stehen."

Dann wird ausführlich aus einem Flugblatt dieses Impfgegnerverbandes zitiert. Die von letzteren vorgestellten Meinungsäußerungen, sind in der Tat hochgradig parteiisch. Eine etwaige Äußerung, die einen positiven Sinn im Impfen anzuerkennen bereit ist, sucht man darin vergebens. Dafür gibt es abwertende Urteile in Fülle. Zum Beispiel Aussagen wie die:

„Das Impfwesen ist das brennendste Unrecht, die tiefste Schmach, das furchtbarste Unheil, das dem Menschengeschlecht jemals angetan wurde ...
Die Zwangsimpfung macht den Mord gesetzmäßig ...
Nicht Pulver noch Blei, nicht Schwert noch Lanze haben soviel Leben akut und chronisch vernichtet, wie die Lanzette des Impfarztes. ...
Der Impfzwang ist beinahe ebenso scheußlich wie der im Mittelalter durch die Inquisition ausgeübte Glaubenszwang. ..."


Ein äußerst knappes redaktionelles Nachwort seitens der GZ-Redaktion gibt es zwar. Das aber erschöpft sich in der Kernaussage:
"Wir notwendig ist doch das Königreich Gottes, wo nicht mehr solche Ungerechtigkeiten geschehen können."

Fazit: Der zeitgenössische Leser des „Goldenen Zeitalters" bekam in umfänglicher wörtlicher Zitierung die Argumentation dieses Impfgegnerverbandes vorgestellt. Etwaige Gegenargumente dazu blieben außen vor. An tendenzieller Schwarzmalerei mangelt es in der Argumentation des Impfgegnerverbandes mit Sicherheit nicht.
Seitens des GZ wurde zudem noch die volle Anschrift des Verbandes genannt, was auch mit einer Werbemassnahme gleichzusetzen ist. Dessen Argumentation wurde im GZ, unwidersprochen als „Non plus ultra" vorgestellt. Man kommt also nicht umhin, dies als weitgehende Übereinstimmung des GZ damit, zu interpretieren.

Letztendlich muss der Rubrik „Schleichwerbung" auch jene „Fragenbeantwortung" in der Magdeburger Ausgabe des „Goldenen Zeitalters" vom 1. 10. 1924 zugeordnet werden.
Dort wird angefragt:

„Ist es möglich, ohne mit den Behörden in Konflikt zu kommen, unsere Kinder nicht impfen zu lassen und sie vor diesem Unfug zu schützen?"

In der Antwort darauf widerspricht das GZ der Einschätzung „Impfen sei Unfug" erst einmal prinzipiell nicht. Es führt lediglich aus:
„Soviel uns bekannt ist, erlassen in der Tat einzelne Behörden Strafbefehle gegen irgendwelche Leute, die sich weigern, ihre Kinder impfen zu lassen. Wieweit dieselben berechtigt sind oder nicht entzieht sich unserer Kenntnis. Wir sind auch nicht in der Lage, darüber ausführlich Auskunft zu erteilen, sondern bitten unsere Leser, sich mit ihren Anfragen an besser orientierte Stellen zu wenden. Fragen, irgendwelche Schritte betreffend, von der Impfung frei zu werden, sind zu richten an den Allgemeinen deutschen Impfgegner-Verband, Leipzig, Südstraße 68."

Auch zu späteren Zeiten lässt sich die Sympathie des "Goldenen Zeitalters" ("Trost") für die Impfgegner verschiedentlich nachweisen.

Zu nennen ist das beispielsweise der „Tatsachen und Zahlen als Beweise medizinischer Unwissenheit" überschriebene Artikel in der Schweizer Ausgabe vom 15. 2. 1925, der laut Untertitel „Von einem Arzt" verfasst sei. Was dieser gewundene Titel auf den ersten Blick nicht erkennen lässt, wird deutlich, sieht man sich ihn im Detail an. Auch er erweist sich in seiner Hauptaussage, als massive Attacke gegen das Impfen und das generell.

Schon einleitend lässt dieser Arzt wissen:

„Meine reichen praktischen Erfahrungen liessen mich ein ausgesprochener Gegner der Schulmedizin werden."
GEGNER DER SCHULMEDIZIN; nochmals redaktionell wiederholt

Nun verwundert eine solche Aussage bei Gesamtkenntnis des „Goldenen Zeitalters" („Trost") nicht im geringsten. Dieser Gegnerschaft gegen die Schulmedizin begegnet man dort allerorts. Nicht immer wird dann dabei aber auch plakativ mit ausgesprochen. Man sei grundsätzlicher Gegner der Schulmedizin. Hier jedoch sprach es ein „Arzt" selber aus, und seine willfährige Tribüne dafür ist das „Goldene Zeitalter".

Mehr im Detail seiner Ausführungen findet man dann Horrormeldungen wie die:


„Niemand kann darum wissen, was ein Medikament, eine Impfung oder ein Serum an außer Gleichgewicht gebrachten, in Unordnung geratenen und zerstörten Zellen ausrichten wird ...

Medikamente, Impfungen, Serums etc. die Leute krank machen, und häufig töten. Das ist auch der Grund, daß die Menschen so plötzlich an Bräune, Diphterie, Herzschlag, Lungenentzündung, Grippe etc. sterben, wenn Medikamente, Impfungen, Serums etc. bei ihnen angewendet wurden. Als ich das erste Mal Zeuge einer Serumanwendung bei Bräune war, starb das Kind innerhalb einer Viertelstunde, nachdem ihm das Serum verabreicht worden war. Das Kind starb nicht an Erstickung. ...

Von 169 Personen, die von tollwütigen Tieren gebissen waren, 7 mit Serum behandelt; von diesen starben 3, während von den nicht behandelten 162 kein einziger starb. ...

Trotzdem man sich rühmt, das gelbe Fieber unterdrücken zu wollen, kennt niemand seine Ursache. Alles, was man über sein Entstehen weiß, ist, daß es von der Mosquitofliege, der sogenannten Stegomyia, übertragen wird, die jemanden gestochen haben muß, der das gelbe Fieber hat, ehe sie das gelbe Fieber auf andere übertragen kann.

Die medizinische Welt weiß noch nicht, wie der erste Patient das gelbe Fieber bekommen hat, ehe es durch die Mosquitofliege von ihm auf andere übertragen werden konnte. Über seine Entstehung herrscht große Unwissenheit, und bedarf keineswegs der Entfaltung besonderer Gelehrsamkeit, die an gelbem Fieber Erkrankten zu isolieren und die Mosquitos zu töten. Es bedarf keines gewaltsamen Krankmachens und Mordens der Menschen, um das gelbe Fieber zu unterdrücken.

Jetzt wird mit Kuhblattern- und Blatterngift und außerdem noch mit vierzehn anderen Giften geimpft. Wo das Impfen Zwang ist, ist die Zahl der an Blattern Gestorbenen von 10,14 und 18 % auf 65 und 85 % gestiegen.

Die Länder, in denen der strengste Impfzwang ohne Rücksicht auf Hygiene herrscht, haben die meisten Todesfälle an Blättern zu verzeichnen, während in den Ländern, die der Hygiene mehr Beachtung schenken und weniger impfen, weniger Menschen an Blattern sterben. ...

Weiter schreibt Dr. Sallmann von der Universität Cleveland in seinem Buche "Die Wirkung der Medikamente", daß die Impfgifte die Zellen zerstören, und Dr. Millard berichtet von Japan in seinem Buche "Die Impffrage", das im Jahre 1914 veröffentlicht wurde:

"Trotz Impfens, Wiederimpfens und außerordentlichen Impfens wurden von 1890 bis 1910 80.000 Personen von den Blattern befallen und starben 23.000.
Auf den Phillippinen starben trotz des Impfens und Wiederimpfens in den Jahren 1918-1919 59.741 Personen an den Blattern."

"The Hygeia", eine medizinische Zeitschrift in Amerika, schreibt in der Novemberausgabe von 1923 von Japan, einem Lande mit strengem Impfzwang:
"Japan hat, seit Einführung des Impfzwanges, andauernd Blattemepidemien gehabt."

Aber sie unterläßt, hinzuzufügen, daß in Japan von 1889 bis 1908 28.280 Todesfälle und von 1917 bis 1920 3.397 Todesfälle infolge von Blattern trotz strengen Impfzwanges und hygienischer Maßnahmen gezählt wurden. Wenn strenge Isolierung und Hygiene angewendet und das Impfen unterlassen worden wäre, könnte sicher von Japan dasselbe berichtet werden, wie von Meridiam, Miss,, wo seit mehr als siebzehn Jahren, seit man den Impfzwang aufhob und mehr Wert auf Hygiene legte, keine Blatternepidemie mehr geherrscht hat. Ebenso ist in Leicester mit 250.000 Einwohnern seit 30 Jahren keine Blatternepidemie mehr aufgetreten.
Auch dort gibt es keinen Impfzwang mehr, sondern gute sanitäre Maßnahmen."


Und seine tendenziösen Ausführungen lässt er dann mit der Aussage ausklingen:
„Möge man doch endlich diesem gesundheitsschädlichen, mörderischen Impfen für immer ein Ende machen, und vor allen Dingen dem Impfzwang!"

Sicherlich wird man diesem Arzt dahingehend beipflichten können, dass Hygiene wichtig und notwendig ist. Nur ist es Brunnenvergifterei es so darzustellen, als wären nur die Gegner der Schulmedizin zu solch einer Einsicht gelangt.

Die subjektiven Meinungen dieses Arztes mag er meinetwegen unter Fachkollegen austragen. Jedenfalls ist eine Zeitschrift vom Stile des „Goldenen Zeitalters" dafür als die verkehrte Tribüne bezeichenbar.

Das selbige solche Thesen begierig wie ein Schwamm aufsaugte, wurzelt nicht zuletzt in der Grundsatz-Prämisse, man dürfe ja Gott „nicht ins Handwerk pfuschen". Die Details sind dem GZ eigentlich völlig bedeutungslos. Hauptsache, es kann vorgenannte These, gleich einer alten Fidel, immer wieder bis zum erbrechen abspielen.

Aufmerksam werden auch etwaige Pressemeldungen zum Thema verfolgt. So notiert etwa die Magdeburger Ausgabe des „Goldenen Zeitalters" in der Ausgabe vom 15. 6. 1925:


„Impfgegner werden sich freuen zu hören, daß der hessische Landtag gegen eine kleine Minderheit einen Antrag angenommen hat, der den Gewissenszwang in der Impffrage beseitigt. Er ersucht die Regierung die Kreisgesundheitsämter anzuweisen, daß sie die wiederholte Aufforderung zur Impfung unterlassen, falls der Erziehiehungsberevhtigte, nachdem er einmal wegen Unterlassung der Impfung seiner Pflegebefohlenen gerichtlich rechtskräftig bestraft worden ist die eidesstaatliche Versicherung abgibt, daß er es mit seinem Gewissen nicht vereinbaren kann, seinen Pflegebefohlenen impfen zu lassen."

Aber fragt das GZ im Anschluß an diese Meldung weiter:
„Warum, so fragen wir, macht denn der hessische Landtag nicht gleich ganze Arbeit? Könnte er denn mit der Beseitigung des Gewissenszwanges zur Impfung nicht auch den Strafzwang gleich mit über Bord werfen?"

Erneut meint das „Goldene Zeitalter" in seiner Ausgabe vom 1. 12. 1927, bezüglich der Impfgegnerschaft fündig geworden zu sein. Diesmal schrieb man:

„Dr. J. G. Wilkinson, der einst für die Impfung entrat, sagte, nachdem er einmal genötigt war, den Gegenstand sorgfältig zu untersuchen, voller Abscheu:
„Obwohl ich nicht leugnen kann, daß es noch andere Arten sozialer Schlechtigkeit gibt, betrachte ich doch jetzt nach sorgsamen Studium die Impfung als eines der größten und tiefsten Übel. Sie nimmt dem Menschengeschlecht die letzte Hoffnung, die neugeborene Gesundheit.

Dr. Milton Roß, ein berühmter Arzt und Professor, gibt die überraschende Erklärung ab:
„Ich müßte den größten Interessen der Menschheit gegenüber unehrlich sein, wenn ich nicht meine Überzeugung, die auf unbestreitbaren Tatsachen beruht, aussprechen wollte, daß die Impfung ein ungemildeter Fluch und der schwerste medizinische Betrug ist, der je dem Menschengeschlecht zugefügt werden konnte."

Dr. med. John Henry Clrke, ein berühmter Arzt in Boltom St. London, England sagt:
„Eine Impfepidemie (oder mit anderen Worten eine Schutzimpfung gegen Blattern) ist ein sicherer Vorläufer zu einem Ausbruch von Krankheiten. Ich habe eine Anzahl von Fällen angetroffen, wo Abschwellungen der Milz und Schmerzen in der Gegend des Krummdarms unmittelbare Folgen der Impfung waren. In solchen Fällen sind Heilmittel, die die Wirkung der Lymphe aufheben, absolut unerläßlich, um dem Patienten Erleichterung und Heilung zu verschaffen."

Dr. Adolph, Professor der sanitären Statistiken und der Hygiene in Bern, gab vor der kaiserlich britischen Kommission folgendes Zeugnis:
Nachdem ich die genauen Einzelheiten von 400.000 Blatternfällen gesammelt habe, sehe ich mich gezwungen zu bekennen, daß mein Glaube an die Schutzimpfung vollständig zunichte geworden ist."

Dr. Charles Creighton, eine anerkannte Autorität auf dem Gebiete der Epidemien, erbringt unwiderlegbare Beweise von der Verkehrtheit des Impfens.
Prof. Edgar M. Crooksband, Bakteriologe am Königskollegium erklärt in seinem Werke „Geschichte und Pathologie des Impfens", diesen Brauch für „unsicher, unwissenschaftlich und gefährlich."

Professor Russell Walace sagt:
„Der ganze Brauch des Impfens widerspricht aller sanitären Wissenschaft."
Der berühmte Dr. S. Monckton Copeman sagt:
„Als das geeignetste Material (zum Impfen) erwies sich die eitrige Masse, die man den Blattern von Leichen entnahm, die in einem zeitigen Stadium der Kranheit gestorben waren."

Dr. Carlo Ruaia, Professor der Medizin an der Universität zu Perugia, sagt:
„Ich glaube nicht an den Nutzen des Impfens. Es ist eine weltweite Täuschung, ein unwissenschaftlicher Brauch, ein schrecklicher Aberglaube, dessen Folgen Tausende von Toten und Verwundeten, Tränen und Schmerzen ohne Ende sind."

Dr. Walter H. Hadwen, der unermüdliche und erfolgreiche Impfgegner sagt:
„England hat 400.000 Pfund Sterling zur Heilung von Solaten, die als Invaliden aus dem Kriege heimkehrten, ausgegeben. Ich habe selbst viele Fälle behandelt, deren Krankheit nur die Folge des Impfens gegen Typhus war."

Dr. Zachery T. Miller sagt:
„Wir müssen diese Bemühung des Menschen, aus Furcht, daß einige wenige an Blattern erkranken könnten, ein ganzes gesundes Volk krank zu machen, ein Ende bereiten. Wir müssen gegen die Idee ankämpfen, daß ein gesunder Mensch eine Bedrohung anderer ist. Wir müssen darauf sehen, daß die Erziehung unserer Kinder nicht von der vergifteten Lanzette bedroht wird. Wir müssen gegen diesen Aberglauben, der durch den Staat verübt wird, Front machen. Wir müssen unser persönliches Recht wahren, uns unsere Nahrung, unsere Religion, unsere Politik und unsere Medizin selbst wählen zu können."


Und dem fügt das „Goldene Zeitalter" dann noch ein eigenes redaktionelles Nachwort an. Grundsätzlich wird man wohl sagen können. Hier wird ein Medizinerstreit auf die Laienebene verpflanzt. Es werden zwar diverse Anti-Impfen-Voten bemüht. Jedoch kein einziges für die gegenteilige Ansicht. Dennoch wird quasi der Laienleser des GZ, in diesem Streit zum „Richter" bestellt. Wobei das Urteil allerdings schon vorgegeben ist.

Das GZ fühlt sich also bemüßigt, als eigenes Resümee den Ausruf zu tätigen:

„Möchten doch auch bei uns in Deutschland die Ärzte, die dieses Übel erkennen, mit noch größerem Freimut dieses scheußliche Verbrechen, das unsere Jugend vergiftet, bekämpfen helfen!"

Eine weitere Meldung im Stile der Impfgegner findet man auch in der Ausgabe des „Goldenen Zeitalters" vom 1. 9. 1928. Dort wird unter der Überschrift „Opfer der 'Schutzimpfung'" in der Wortwahl betont parteiisch berichtet:

„Aus Bundaberg in Australien wird wieder von zwölf blühenden Kindern berichtet, die als Opfer des schrecklichen Aberglaubens der Impfung mit Eiter von kranken Kühen den Tod fanden. Mit dieser Schmutzerei sollte Diphterie verhindert werden. In Dallas (Texas, Verein Staaten) wurden im Jahre 1919 auf diese Weise zehn Kinder getötet, und in der Nähe Wiens im Jahre 1924 sechs. In Amerika haben schon mehrere Eltern auf Schadenersatz für das furchtbare Unheil, das ihren Kindern zugefügt wurde, geklagt. In vielen Fällen wo die Kinder nicht starben, sind sie doch siech und von Krämpfen befallen geblieben."

Einen dokumentierten Nachweis für die getätigten Anschuldigungen indes gibt es nicht. Es „ist" halt so, weil das GZ „mit direktem Draht zu Jehova", es so für Recht befindet.

Auf ähnlicher „Wellenlänge" liegt beispielsweise auch jene Kurzmeldung im "Trost" vom 15. 3. 1938, welche da unter der Überschrift "Weniger Impfungen - bessere Gesundheit" wissen wollte:


"In Australien werden jetzt weniger als ein Prozent der Kinder geimpft. Die Blattern sind durch Verbesserung der sanitären Verhältnisse verschwunden. Es sind in Australien, während der letzten zehn Jahre nur 5 Kinder an Blattern gestorben."

Auch die „Trost"-Ausgabe vom 15. 7. 1938 präsentiert solch eine tendenziöse Meldung.
Ihr zufolge habe „der Bergbewohner John Marsh von Carlisle in Pennsylvanien erklärt, lieber im Gefängnis verfaulen zu wollen, als zuzugeben, daß sein siebenjähriger Sohn geimpft wird; denn seine Nichte sei durch Impfung erblindet. Wahrscheinlich hat er auch davon gehört, wie unwirksam sich das Impfen in Japan und auf den Philippinen, wo es eifrig betrieben wird, erwiesen hat. Er will vor allem seinen kerngesunden Jungen nicht durch Gifteinspritzungen krank machen lassen.
Schon mehrmals hat er wegen seiner Weigerung im Gefängnis gesessen, einmal acht Monate hintereinander."


Und da kann es sich das „Trost" nicht versagen, als eigene redaktionelle Meinung noch hinzuzufügen:
„Derartige Verfolgungen sind äußerst ungerecht."

Wer indes erwarten sollte, ein wissenschaftlichen Kriterien entsprechender Beweis (oder zumindest der Quellennachweis, wer denn diese Meldung zuerst verbreitet hat), für die Behauptung „seine Nichte sei durch Impfung erblindet." zu bekommen..

Wer nun erwartet, der Beweis für diese Behauptung wird mit geliefert, wird allerdings wieder einmal enttäuscht. Es wird einfach behauptet, und der reguläre „Trost"-Leser, hat auch das im Glaubensstil einfach herunterzuschlucken.

Dem Bereich Impfgegnerschaft ist auch das Votum eines Dr. John Harvey Kellogg zuzuordnen, der sich gemäß den im „Trost" vom 1. 3. 1939 von ihm wiedergegebenen Statement unter anderem wie folgt verbreitete
:

„Zu den unverständigsten Dingen, die von der Ärzteschaft befürwortet werden, gehört die Impfung von Kindern und Erwachsenen gegen Blattern; denn man kann tatsächlich nicht beweisen, ob schon ein einziger Mensch durch die Impfung von Blattern verschont blieb. Dieser sogenannte Schutz vernichtet alle Beweismittel; denn wie können wir wissen, ob ein Geimpfter, der diese Krankheit nicht bekommt, sie ohne Impfung je bekommen hätte.

Man kann wohl mit Bestimmtheit sagen, daß nicht mehr als zehn Prozent der Menschen für diese Krankheit empfänglich sind, selbst wenn sie mit einem Blatternkranken im selben Bett schlafen würden. Am ehesten kommt Ansteckung vor bei solchen, die in sehr schmutziger Umgebung leben. Doch kann niemand sagen, ob er von Natur aus immun ist, oder ob er seine Immunität dem Impfschutz verdankt.

Ich kann von einer Blatternepidemie berichten, bei der von den mehr als 900 Erkrankten 95 Prozent geimpft waren. Aus meiner eigenen Praxis weiß ich von einer kleineren Epidemie, bei der unter 33 Patienten 29 geimpft waren, etliche davon erst letztes Jahr. Es hatte ihnen also nichts genützt!
Dagegen war in einer Familie, in der fünf Personen von der Krankheit befallen waren, ein ungeimpftes Mädchen, das gesund blieb, obwohl es alle fünf Patienten pflegte.
Also: immun von Natur!

Dasselbe trifft auch auf andere Krankheiten zu. Warum erkranken zum Beispiel bei Ausbruch einer Grippeepidemie nicht alle Menschen? Die Keime (wenn es sich hier um Keime handelt, was wir nicht wissen) sind überall. Man kann ihnen nicht entfliehen; und doch werden nur vielleicht 10 Prozent der Bevölkerung von der Krankheit betroffen. Was schützt die anderen 90 Prozent? Natürliche Immunität.

Doch, wenn wir in diesem Jahre immun sind, sind wir es vielleicht im nächsten Jahre nicht, und dann kann uns kein sogenannter Impfschutz immun machen.

Es ist eine bekannte Tatsache, daß bei einer Diphtherie-Epidemie höchstens 15 Prozent der Kinder in dem betroffenen Gebiet erkranken. Die anderen 85 Prozent bleiben verschont, wie sehr sie auch der Ansteckungsgefahr ausgesetzt sein mögen. Wir haben verschiedene Schutzmittel angewendet, um die Kinder immun zu machen, und müssen doch zugeben, daß 15 Prozent erkranken, also nicht immun sind.

Vor einigen Jahren impfte man im Krankenhaus der Cook County in Illinois die Hälfte des Personals mit Diphtherie-Serum, und später brach unter diesen Geimpften Diphtherie aus. Es wurden dann auch Ungeimpfte von der Krankheit befallen, aber die größere Anzahl der Patienten befand sich unter den Geimpften.

Ich habe mich seit nunmehr dreißig Jahren auf die Behandlung chronischer Krankheiten spezialisiert; und während dieser dreißig Jahre sind mir viele Fälle vorgekommen, wo kleine Kinder, die bis zu ihrer Impfung keinen einzigen Tag lang krank gewesen waren, in den darauffolgenden Jahren keinen Tag mehr gesund waren. Ich konnte nicht feststellen, welche Krankheit sie hatten; sie waren einfach nicht gesund; ihre Widerstandskraft war dahin.

In England, wo die Statistiken etwas zugänglicher sind als z. B. in Amerika, zeigen die offiziellen Berichte, daß in den letzten 21 Jahren dreimal soviel Todesfälle durch Impfung als durch Blattern zu verzeichnen waren. Und ich möchte wetten, daß, wenn man in den Berichten selbst dreimal soviel Todesfälle der Impfung zuschreibt, in Wirklichkeit noch dreimal mehr Fälle auf diese zurückzuführen sind.

Ein Unempfänglichmachen gibt es nicht
Es gibt in Wahrheit kein Unempfänglichmachen gegen irgendeine Krankheit. Wenn es möglich wäre, durch künstliche Mittel dem menschlichen Körper die natürliche Widerstandskraft gegen Krankheiten zu verleihen, so würde ich mich darüber sehr freuen. Aber dies gibt es eben nicht. Der Körper hat seine eigene Abwehrmethode. Sie ist abhängig von der jeweiligen Lebenskraft des Körpers. Ist diese stark genug, dann widersteht der Körper jeder Ansteckungsgefahr; aber man kann die Lebenskraft nicht durch Gifteinspritzen bezw. Impfen steigern. ....

Da ist zum Beispiel das Insulin gegen Zuckerkrankheit. Hat es nicht vielen Kranken gut getan? Gewiß; hat es aber ihr Leben verlängert? Die Zahl der Zuckerkranken hat prozentual zugenommen, seitdem wir wissen, was diese Krankheit ist. Das Insulin hat diese Zunahme nicht verhindert. Wir haben das Leben der Diabetiker nicht verlängern können.
Es gibt auch Fälle, wo der Patient zuviel Insulin genommen hat und darauf schneller verfallen ist. Das hat natürlich die Sterblichkeitsziffer noch erhöht."


Unter Berufung auf den "Kalifornischen Vivisektionsgegner- u. Tierschutzverband", Los Angeles, macht sich „Trost" vom 15. 9. 1939 erneut zum Sprachrohr entsprechender Ressentiments. Um denn den Abscheu gegen das Impfen generell anzuheizen, weis besagter Verband via des Sprachrohres „Trost", das nachfolgende zu berichten:

„Wie das Blattern-Impfgift hergestellt wird
Man schnallt ein Kalb auf den Operationstisch, rasiert in der Magengegend etwa 30 qcm glatt ab und macht ungefähr hundert Einschnitte. In einen solchen Einschnitt läßt man einen Tropfen glyzerinisierter Lymphe (eine Blatternkultur, die durch eine Glyzerinlösung gegangen ist) fallen und reibt sie gründlich hinein. Dann tritt Fieber auf und das Tier wird schwerkrank.

In ein paar Tagen kommen Bläschen zum Vorschein, Schorf bildet sich und das Kalb beginnt Blut und Unreinigkeiten verschiedener Art in Form von Eiter auszuscheiden. Nach Ablauf von sechs Tagen ist der Ausscheidungsprozeß so weit gediehen, daß die Bläschen voll sind von Eiter, verfaulten Zellen usw. Diese Ablagerungsstellen der Krankheit sind mit Schorf bedeckt. Dann wird das Kalb nochmals auf den Operationstisch geschnallt. Der geimpfte Körperteil wird mit warmem Wasser abgewaschen und jedes Bläschen
einzeln mit Klammern eingefaßt. Die Kruste wird sorgfältig mit der Schneide eines Stahlwerkzeuges abgekratzt, und die tote Haut, die Lymphe, der giftige Eiter und das ausgestoßene Blut kommen in einen kleinen Tiegel. Diesem schrecklichen verfaulten Zeug wird eine gleiche Menge Glyzerin zugesetzt und das Ganze dann gründlich durcheinandergerührt und mit Hilfe eines kleinen Elektromotors gemischt. Wenn das geschehen ist, kommt die Masse in einen anderen Tiegel und wird durch ein sehr feines Sieb abgegossen, um die gröberen Stücke verfaulten Fleisches, die Haare usw. zu entfernen.
Dann wird die Mischung nochmals geschlagen, gründlich durcheinandergerührt, in Röhren abgefüllt und als reine Kalbslymphe über das ganze Land verteilt, obwohl es so etwas wie reine Lymphe überhaupt nicht gibt. Trotzdem sind die Gesundheitsämter, Schulbehörden und Ärzte darauf versessen, jährlich das Blut von Millionen von Schulkindern mit diesem verfaulten Zeug zu verunreinigen!


In der gleichen „Trost-Ausgabe, wird dann noch unter Berufung auf die gleiche tendenziöse Quelle, die nachfolgende Behauptung weiter gegeben:

„Wie Statistiken zugunsten der Impfung gefälscht werden
Dr. Carr, der frühere Redakteur des "Medical Journal" von Columbus (Vereinigte Staaten) sagte:
,,In unserer Stadt (Columbus, Ohio) war angeblich eine Blatternepidemie. Viele wurden unter Quarantäne gestellt, und sehr viele wurden geimpft. Ich machte mir die Mühe, mir die Liste dieser Erkrankten zu verschaffen. Sie wurden alle als niemals geimpft bezeichnet. Die Liste verschaffte ich mir aus den Büchern des Gesundheitsamtes und begann, die darauf angeführten Personen zu besuchen, und zwar besuchte ich die ersten dreißig.

Diese waren alle, ohne Ausnahme, geimpft worden, manche davon drei- bis viermal. Ich ging ins Amt zurück und verlangte eine Erklärung über diese falsche Statistik, worauf man mir erwiderte:
,Es hat nichts zu sagen, wie viele Impfnarben jemand hat. Wenn er die Blattern bekommt, ist er nicht richtig geimpft worden. Der einzige Beweis, den wir dafür brauchen, daß er nicht richtig geimpft wurde, ist die Tatsache, daß er an Blattern erkrankt ist. Und wenn er nicht richtig geimpft wurde, ist das ebensogut, als wenn er überhaupt nie geimpft worden wäre.' -

Man stellt also einfach fest, wer die Blattern hat, und notiert sie dann als niemals geimpft."
Eine andere Methode, Blattern-Statistiken niedriger zu halten, ist, solche Fälle, wo bereits geimpfte Kinder an Blättern erkranken, als Windpocken zu bezeichnen."


Es war für das „Goldene Zeitalter" („Trost") offenbar eine Art „Ehren"pflicht, alle relevanten Impfgegnerischen Artikel, die es andernorts entdeckte, prompt auch an die eigene Leserschaft weiter zureichen. So geschehen auch im „Trost" vom 15. 3. 1940. Dort konnte man beispielsweise lesen:

„Die Impffreunde betrachten es als selbstverständlich, daß bei Kriegszeiten das ganze Volk durchgeimpft werden sollte. Bekanntlich ist der Impfzwang beim Militär eingeführt, und zwar aus dem Grunde, weil die Schulmedizin heute auf dem Standpunkte steht, daß das Impfen einen Schutz gegen Ansteckung von Pocken sei. Es ist dies eine Behauptung, über die bis heute noch die entsprechenden Beweise fehlen. Im Gegenteil, es ist bei der letzten Pockenepidemie, welche zwar in der Schweiz ganz leicht aufgetreten ist, vorgekommen, daß auch viele Geimpfte erkrankten.

Im ganzen sind in den vier Jahren 1921 bis 1924 in der Schweiz ca. 1700 Personen an Pocken erkrankt, davon sind nicht mehr als 10 Todesfälle vorgekommen. Es zeigte diese geringe Mortalität schon, daß diese Epidemie, die ungeheuer viel Aufsehen und bewußte Verängstigung des Volkes gebracht hatte, doch nicht so schlimm war. Man behauptet, wer geimpft ist, sei vor Pocken gefeit, aber eine große Anzahl von Geimpften bekommen die Pocken trotzdem.

Herr Dr. Campell behauptete damals, es seien nur Ungeimpfte erkrankt, während dies den Tatsachen nicht entsprach. In der Schweiz haben wir mit Ausnahme der welschen Kantone und Graubünden keinen Impfzwang. Es ist auch ganz richtig so, und wir sind damit sehr gut gefahren und hoffen, daß die Impffreiheit weiter bestehen bleibt, auch in diesen Kriegszeiten.

In der Statistik wird vielfach das Material etwas merkwürdig verarbeitet. Wer geimpft ist, bekommt keine Pocken, und wenn er sie trotzdem bekommt, so sind es die "wilden Pocken" und diese werden in der Pockenstatistik nicht angeführt. Bei einem, der nicht geimpft ist, zählen die Windpocken oder wilde Pocken auch als Pockenfall. Auf diese Weise wird die Statistik nicht ganz ehrlich. Windpocken und echte Pocken müßten streng voneinander geschieden werden. Da dies in vielen Fällen nicht möglich ist, besteht eine gewisse Willkür in der Taxierung der Pockenart.

Bei den Kindern kommen sehr häufig die Windpocken vor, welche zu Hause behandelt werden können. - Was aber sehr verbesserungsfähig wäre, das ist die Methode der Pockenbehandlung. Im Pockenspital wird eigentlich so gut wie nichts gemacht, "abwartend" ...
Die Pockenlymphe, welche zum Impfen verwendet wird, ist bekanntlich tierischen Ursprungs. Die Kuhpocken werden beim Rinde erzeugt, die reifen Blasen abgekratzt, in dem Inhalt der Blasen sind viele Eiterbazillen und etwas Serum. Nun wird das Ganze mit Glyzerin vermischt und durch einen Bakterienfilter durchgetrieben. Dabei kann es leicht vorkommen, daß nicht nur Serum, sondern auch Strepto- oder Staphylo-Kokken durch den Filter gehen. Bei der Kontrolle der Lymphe ist es nicht leicht, festzustellen, welche Zusammensetzung diese hat, sie ist auch ganz verschieden, manchmal wirkt sie leicht, manchmal sehr schwer. Und wer ist das Opfer des Zufalls?
Wenn man eine Verletzung der Haut macht und den Impfstoff einreibt, ist die Folge, daß die nächsten Lymphdrüsen, die Achseldrüsen, in wenigen Tagen aufschwellen. Diese Schwellung der Lymphdrüse geht öfters auch auf die Halsdrüse über und somit ins ganze Blut- Diese Schwellungen bleiben öfters mehrere Monate, sie können sogar bösartig werden, man spricht von Skrofulöse, manchmal wird der ganze Körper durch diese Impfung stark hergenommen.
Es gibt aufgeschwollene, entzündete Bronchialdrüsen, Augen- und Ohrenkrankheiten, Nierenleiden, Hautausschläge und andere Krankheiten. Daß die Reaktion oft erst ein halbes oder ganzes Jahr nach der Impfung erfolgt, ist gar nicht verwunderlich.

Nun ist das Schwierige und Problematische bei der Pockenimpfung, man kennt den Bazillus der Pocken nicht und doch wird geimpft. Ist das nicht etwas Unwissenschaftliches? Auch die Grippe, die Kinderlähmung, Scharlach und Masern sind Krankheiten, bei denen der Bazillus bis heute nicht entdeckt wurde. Es ist bekannt, daß alle Serums, die bei diesen Krankheiten angewandt werden, keinen überzeugenden Erfolg haben. Warum, soll man bei den Pocken den Menschen eine Tierlymphe einimpfen, welche nachgewiesenermaßen öfters zu leichteren oder schwereren Krankheiten Anlaß gibt?, welche den Menschen oft Jahre oder Jahrzehnte in der Gesundheit schwer schädigen? Außerdem wird von Impfärzten zugestanden, daß der supponierte Impfschutz nur l-6 Monate bis höchstens ein Jahr daure. Somit müßte man sich alle Jahre wieder impfen lassen. - Es ist auch höchst unlogisch und unwissenschaftlich, ein Serum gegen eine Krankheit herzustellen, deren Erreger wir noch gar nicht kennen.

1. Der körperlichen Gesundheitspflege soll gerade in den seuchengefährlichen Zeiten besondere Aufmerksamkeit gewidmet werden. Vor allem gehört dazu viel Genuß von frischer Luft! Unsere Gesundheit hängt ab vom richtigen Genuß freier Luft, vom tüchtigen Atmen, Bergsteigen und Sport! Der Stubenhocker ist empfindlicher als der Freiluft- und Bewegungsmensch!
2. soll man möglichst reizloses Essen zu sich nehmen.
Stark gesalzene Speisen sind sehr ungesund und vermindern die Widerstandsfähigkeit des Körpers, wie auch der Alkohol.
Man meide stark gesalzene Speisen, wie Würste, Rauchfleisch,Käse, gesalzene Fische und Konserven. Vegetarische Diät vorziehen! Viel rohes Obst und Rohgemüse essen! Verstopfung bekämpfen!
3. Die persönliche Hautpflege und Reinlichkeit ist die beste Verteidigung des Körpers gegen Infektionen. Man sollte mindestens jede Woche ein heißes Reinigungsbad nehmen, sich abseifen und bürsten. Jeden Morgen soll man den Körper abbürsten mit einer Badebürste, nachher kurz eine Ganzabwaschung mit kaltem Wasser machen. Diese Ganzabwaschung dient im Winter dazu, die Widerstandsfähigkeit gegen Erkältungen zu heben.
Dr. med. A. K.
(Mit freundl. Genehmigung der Schriftlg. dem Heft 1/1940 der "Volksgesundheit", Zürich, entnommen.)


Solcherart Meldungen sind dann „Wasser auf die Mühlen" der Heilpraktikerszene, welche bei den Bibelforschern ein besonders gläubiges Potential vorfand (und nicht selten heute noch: vorfindet). Wehe dem, wer den auf diesem Humus blühenden Geschäftemachern, die es sehr wohl gibt, in die Quere kommt. Das mussten schon selbst solche Institutionen, wie der Fernsehsender ZDF, in der Gegenwart erfahren, wovon denn auch eine Notiz in der Zeitschrift „Focus" Nr. 42/2007 kündet.

Re: Im "Goldenen Zeitalter" gelesen - Eine Zeitreise -

geschrieben von: Drahbeck

Datum: 19. April 2009 05:54

Von der vermeintlich Schulreformerischen Einrichtung der „Waldorf-Schulen", werden etliche sicherlich schon etwas gehört haben. Ihr Spiritus rector ein gewisser Rudolf Steiner, 1925 verstorben. Mit seinem Namen wird insbesondere eine „Strömung" namens „Anthroposophie" verbunden. Die wiederum wurzelt in der sogenannten „Theosophie", welcher Steiner auch mal angehörte, bevor er sich dann selbstständig machte.
Siehe auch:
Parsimony.16730
Parsimony.13334

Sicherlich ist die „Theosophie" hier kein reguläres Thema, und wird es auch nicht werden.
Lediglich der Umstand ist zu registrieren; dass „Goldene Zeitalter" (Ausgabe Magdeburg vom 15. 4. 1924; Ausgabe Bern vom 1. 8. 1924) kam in Rahmen einer Fragenbeantwortung mal auf sie zu sprechen. Ob denn überzeugend - oder nicht - geantwortet wurde, sei hier jetzt nicht weiter bewertet, da ihre Gedankengänge - darüber kann es keinen Zweifel geben - ohnehin den der Bibelforscher/Zeugen Jehovas, diametral gegenüberstehen.

Es sei also einfach bloß das kommentarlos zitiert, was die genannte GZ-Ausgabe da als Fragenbeantwortung schrieb.

„Die Theosophie ist eine der vielen Theorien, die der Widersacher benutzt, um die Menschheit von Gott und von Christo abzulenken. Der ausgesprochene Gedanke der Theosophie ist der der Selbsterlösung, indes die Schrift unbedingt den Standpunkt vertritt, daß keiner seinen Bruder erlösen kann, und nicht vermag irgend jemand für seinen Bruder ein Lösegeld zu geben. Wir sehen das ganze Menschengeschlecht in Sünde gesunken, und wir finden, daß alle Bemühungen der Menschen immer mehr und mehr dazu führen, daß sie tiefer und tiefer hineinsanken in Sünde und Selbstsucht. Keineswegs können wir auf die Geschichte und Dinge in der Welt und der Angelegenheiten der Völker und Menschen und Parteien blicken und sagen, daß irgendwelches menschliches Bemühen die Menschheit vorwärts oder höher gebracht hätte, wie es der ausgesprochene Gedanke der Theosophie ist, daß der Mensch sich fortentwickeln soll, selbst nach seinem Tode verschiedene Leiber durchwandeln soll, um endlich göttlich zu werden.

Alle diese Theorien der Theosophie stützen sich absolut auf Hypothesen. Wir verstehen, daß irgendein Christ keinerlei Dinge annehmen sollte, sie stützten sich denn auf Gottes Wort. Alles aber, was sich auf 'Menschenweisheit', 'Schlußfolgerung' und Hypothese und bloße Annahme stützt, sollte unbedingt abgelehnt werden. Wir beabsichtigen nicht auf die Einzelheiten theosophischer Lehrsätze einzugehen, denn wir glauben, daß die Untersuchung des Irrtums keineswegs zum Segen gereicht. Wir empfehlen vielmehr allen denjenigen, die von theosophischen Ansichten angekränkelt sind, daß sie das untrügliche Wort Gottes zur Hand nehmen möchten, um sich an Hand desselben davon zu überzeugen, daß das, was die Theosophie vertritt, für Menschen ganz unausführbar ist, denn unmöglich kann jemand der selbst im Schlamm und Selbstsucht der Sünde sitzt, sich selbst daraus hervorheben, und auch menschliche Unterweisungen irgendwelcher Art vermögen dies nicht zu tun.

Um herauszukommen aus Sünde und Selbstsucht vermag nur das Wort Gottes zu helfen und auch nur dann, wenn wir es so annehmen, wie es uns gebracht wird unter beständiger Bezugnahme auf den für uns dahingegebenen Sohn Jesus, der sein kostbares Leben zur Erlösung für uns auf Golgatha gelassen hat. Nur alle die in ihm zum himmlischen Vater kommen, können von Gott gesegnet werden und werden befähigt werden durch die Kraft des Wortes der Wahrheit und durch den Geist der Wahrheit frei zu werden von allem Menschlichen, von allem Irdischen, vom Staube der Selbstsucht und der Sünde. Wir empfehlen allen Lesern dieser Zeilen ein fortgesetztes Studium des Goldenen Zeitalters, sie werden durch die in dem Goldenen Zeitalter behandelten biblischen Gegenstände unter die Bibel bestätigenden Hinweise auf Gegenstände des allgemeinen Wissens vielmehr zu Gott gezogen werden und vielmehr geadelt werden als durch alles menschliche Denken und alle menschliche Weisheit ohne Gottes Wort."


Am Rande vermerkt.
Erneut in der Magdeburger Ausgabe vom 15. 10. 1924, wurde wortwörtlich wieder die Fragenbeantwortung in Sachen „Theosophie" abgedruckt. Offenbar hatte da die GZ-Redaktion wohl den Überblick verloren!

Re: Im "Goldenen Zeitalter" gelesen - Eine Zeitreise -

geschrieben von: Drahbeck

Datum: 20. April 2009 04:29

Da reibt man sich verwundert die Augen. Da versucht das „Goldene Zeitalter" (Ausgabe Bern) vom 15. 4. 1924, sich doch tatsächlich in der Rolle eines Märchenerzählers. Nur eine Kleinigkeit fehlt wohl noch. Der betreffende Artikel leitet nicht, wie bei Märchen sonst üblich, mit: „Es war einmal ..." ein.

Statt dessen ist in der Überschrift von einem Traum die Rede. Nicht die Rede von einem Alptraum, diese Bezeichnung wäre doch wohl angemessener. Aber bilde sich jeder sein eigenes Urteil. Nachstehend mal einige der wesentlichen Aussagen, die da glaubte der GZ-Artikelschreiber zum „besten" geben zu sollen: [Redaktionelle Anmerkung. Das eingebettete Bildmaterial entstammt teilweise auch dem „Goldenen Zeitalter", jedoch nicht dieser konkreten Ausgabe]

„Ich träumte, und mir war, die ganze Welt befinde sich im grössten Elend und jede Nation liege im Todeskampfe, Der Geschäftsgang und Handelsverkehr stockten beinahe vollständig, und jedes Menschen Hand war wider seinen Nächsten gerichtet. Allerorten herrschte Anarchie und hielt unter allen Ständen und Klassen blutige, furchtbare Ernte. In hellem Zorn erhob das Volk seine Hand gegen die Tyrannei, Geistlichkeit und Grossindustrie und die übrigen Bedränger und verwüstete in seiner unvernünftigen Wut alles, bis auf den von ihm selber in Anspruch genommenen Eisenbahn-, Telegraphen, Telephon- und Ocean-Verkehr, den nach Möglichkeit zu schützen, in seinem eigenen Interesse und Willen lag. ...

Jerusalem, immer noch von den Völkern als heilige Stadt betrachtet, war der Zufluchtsort für viele Tausende geworden, nicht allein nur Juden, sondern aus allen Völkern flüchteten dorthin viele. Nach schweren Kämpfen mit zahlreichen Feinden, kehrte in ihr anscheinend langsam Friede, Wohlfahrt und Glück ein. Aber gerade in diesem Moment stand die Stadt neuerdings in höchster Gefahr vor mächtigen Feinden, die sie gänzlich zu verderben drohten. Die ganze Welt wandte nun begehrliche Blicke voller Hass und Neid nach dem neuaufblühenden Palästina, wo die Bewohner auch mit dem Wiederaufbau der heiligen Stadt und des Tempels begonnen hatten und daher weder Zeit noch Gedanken hatten, sich mit Kriegsrüstungen abzugeben. Mit eiligen Schritten näherte sich die Drangsal Jakobs - wie sollen sie sich nun verteidigen! - ...

Vor einigen wenigen Jahren hatte sich eine kleine Gesellschaft in Ran Allah, in der Nähe Jerusalems, niedergelassen, um von dort die Ereignisse dieser bedeutsamen Zeit mit grösster Aufmerksamkeit zu verfolgen. Nun sahen sie die Streitkräfte Gogs sich um Palästina zusammenziehen und die Heerscharen Dedans, Schebas und Tarsis sich den Eindringlingen entgegenwerfen; zwischen den feindlichen Heeren befand sich die geängstigte Stadt Jerusalem, eingeschlossen wie zwischen zwei Mühlsteinen ...

Am Morgen des ersten Neumondes nach der Frühlings Tag- und Nachtgleiche stieg die Sonne über den Bergen Judäas empor, diesen Bergen rings um Jerusalem; aber gar nichts Aussergewöhnliches kündete die Wunder an, die schon vor dem nächsten Sonnenaufgang die Welt in Staunen setzen würden. ...

Am Abend dieses Tages erstrahlte der Himmel in rosigem Glanz, der sich mit der untergehenden Sonne in Purpurherrlichkeit verwandelte. Die langgestreckten Schatten der westlichen Hügelketten lagen über dem Weg, auf dem ich und noch ein Freund der erwähnten Ram Allah-Gesellschaft Jerusalem zukamen. Wir hatten den Tag am südlichen Abhang des Oelberges inmitten der Gräber der Propheten zugebracht und befanden uns nun auf dem an den Grabmälern Absaloms und König Josaphats vorbeiführenden Weg.

"Mein Glaube", sagte mein Freund in hebräischer Sprache, die wir beide in der neugegründeten Universität in Palästina gelernt hatten, ,,steht auf harter Probe. Könnte es möglich sein, dass sich ein Fehler in der chronologischen Berechnung eingeschlichen hätte?"

Mein Freund war etwas jünger als ich, mit etwas vorgebeugtem Haupt einherschreitend, schlug er mit seinem Stock die Steine aus dem Wege, wahrend er fortfuhr: "Aber die Sache immer wieder überprüfend, entdeckte ich nicht den geringsten Fehler. Warum denn nun diese Verzögerung?
Was mag ihre Ursache sein?"

Ich stimme dir voll und ganz zu, erwiderte ich, vielleicht, ja sehr wahrscheinlich haben wir eben noch etwas Geduld zu lernen. Unser Glaube, unser Verständnis, sind richtig; eine Ahnung sagt mir auch, dass unsere Prüfung bald vorüber sein wird. Daher, lieber Freund, blicke getrost empor. Die Verheissung einer neuen Erde muss sich bald erfüllen. Siehe einmal diesen Purpurglanz, die Königsfarbe: es ist wie ein Vorzeichen des Herannahens eines grossen Königs! Dazu der wundervolle Hauch des verlöschenden Tages - ein treffliches Bild des vergangenen Zeitalters. Und diese milde, die Nähe des Frühlings verratende Luft! Wir wollen ferner im Glauben Abrahams ausharren, sehen wir doch den Feigenbaum - ein Sinnbild des Volkes Israel - knospen, ja sogar schon Blätter treiben. Wahrlich, nicht ein einziges Zeichen fehlt mehr, das von unserem Herrn und Meister als Beweis des Endes der Weltzeit aufgezählt wurde!

Eben bei einer scharfen Kurve des Weges angelangt, befanden wir uns unversehens in nächster Nähe eines Mannes. Sein Angesicht war von uns abgewandt, er ruhte auf einem Stein und schien ganz in Gedanken versunken zu sein. Wie wir aber an ihn herantraten, wandte er sich mit etwas erstauntem Gesichtsausdruck, doch sogleich freundlich lächelnd uns zu und fragte liebreich grüssend ebenfalls auf Hebräisch; ,,Sagten Sie nicht eben etwas von Abraham?"

"Ja", antwortete ich erstaunt, "wir sprachen soeben vom Abraham des Alten Testaments, auch über seinen wunderbaren Glauben und die an diesen Glaubenshelden geknüpften Verheissungen Gottes."

„0, dann sprechen Sie doch noch weiter über diese Dinge und gestatten Sie mir, mit Ihnen zu gehen."

"Mit Vergnügen laden wir Sie ein, mit uns zu gehen. Sind Sie in dieser Gegend fremd?"

Ja und nein, lautete die Antwort, „es ist dies eigentlich mein Heimatland. Gleichwohl komme ich mir sonderbarerweise fremd vor, ähnlich wie einem, der nach langem Schlafe aufgewacht, seinen Traum in Erfüllung gehen sieht. Aber ,Abraham'! - Dieser Name interessiert mich nicht wenig."

Uns beiden klopfte das Herz stärker bei diesen Worten des Fremdlings. Mit einem raschen, vielsagenden Blick auf meinen Ram Allah-Freund sagte ich dem Fremdling :
"Schon vor langer, langer Zeit wurde es in den Büchern Mose niedergeschrieben, dass Gott dieses Land dem Abraham verheissen hatte. Aber wiewohl er lange lebte, besass er doch keinen Fussbreit davon. Nun sehen wir aus den heiligen Schriften, dass die Zeit der Auferstehung für Abraham fällig ist; sein Volk wartet auf ihn, damit er das verheissene Land in Besitz nehme. Das war der Gegenstand unserer Unterhaltung, als wir uns Ihnen näherten."

"Ist es möglich", fiel hier der Fremdling ein, und während er sprach, leuchteten seine dunklen, schönen Augen in fast überirdischem Glanze. Wir erkannten in ihm einen grossen Denker, voll Weisheit und Erfahrung. Er mochte ungefähr ein Alter von 30-35 Jahren sein. Einen Moment stand er ganz in Gedanken versunken da; hierauf ging er einige Schritte vorwärts. Wir wagten nicht, das Stillschweigen zu unterbrechen, ein sonderbares Etwas hielt uns zurück; aber unsere Herzen brannten, und wir ahnten etwas Aussergewöhnliches, Hoffnung und Furcht, Zweifel und kühne Vermutung bewegte uns derart, dass wir kaum mehr sprechen konnten, und so wanderten wir langsam Jerusalem zu.

Nun kamen wir durch den Garten Gethsemane und gelangten über Steinstufen an eine Stelle, von der aus wir die Stadt überblicken konnten. In der Ferne sahen wir zur Linken die Bahnstation, in welcher gerade ein Zug einfuhr. Ueber uns gleitete ein Aeroplan in elegantem Fluge dahin. Autos eilten. auf den Strassen der Stadt zu und vom Hauptbahnhof her.


Der Fremdling war aufs höchste erstaunt über diesen Anblick und eine Zeitlang wieder ganz in Gedanken versunken. Mit erhobener Hand, als ob er Schweigen gebieten wollte, betrachtete er Jerusalem. Endlich wandte er sich wieder uns zu und sagte; "Ach, ich finde mich langsam zurecht. Ich erinnere mich, dieses Bild schon einmal gesehen zu haben." "Wirklich", fragten wir immer mehr erstaunt,

,,Ja", fuhr der Fremdling fort, "Ich sah dieses vor uns liegende Bild - der rauchende Ofen mit dem langen nachfolgenden Zug von vielen Wagen, das fliegende Schiff über uns und diese wie Blitze hin- und herfahrenden Wagen - in einer Vision wohl vor sehr langer Zeit. Eine tiefe Finsternis hatte mich überfallen am Abend eines angestrengten Tages, wo ich herabfliegende Vögel von meinen Opfertieren verscheuchen musste; auf Gottes Geheiss sollte ich dieselben darbringen, um Antwort auf meine Frage zu erhalten, woran ich erkennen sollte, dass ich dieses Land ererben werde. Hierauf gab mir Gott zu verstehen, dass dann, wenn ich dieses alles in Wirklichkeit sehen würde, die Erfüllung der Verheissung für mich gekommen sein werde. Und nun - träume oder wache ich? Ist es Wirklichkeit oder wiederum nur eine Vision?" -

Wie aus einem Munde riefen wir beide in höchstem Erstaunen: "Wer sind Sie denn? Nur Abraham selber könnte so etwas sagen."

"Sie haben recht, ich bin Abraham", erwiderte er ganz schlicht und einfach.

Sprachloses, überwältigendes Erstaunen bemächtigte sich uns beider. Sollte es möglich sein, sollte wirklich endlich nach so langem, endlos scheinendem Warten das grosse Geschehen sich vor uns abspielen und Abraham auferstanden sein? Wer kann es fassen, ist es Wirklichkeit oder Traum? Das waren die Gedanken, die sich jagten bis ich endlich wieder Worte fand.

"Wenn du wirklich Abraham bist, dann ist dies Dein Land, Vater Abraham, Wir harrten und warteten auf Dich "

"Ach dann seid Ihr sicher zwei zu meinem Geleite gesandte Boten?"

"Darüber besteht wohl kein Zweifel", lautete unsere Antwort, "Wozu noch warten? Komm, wir bringen Dich ins Hauptquartier; dort sind Freunde, die hoffen und warten gleichfalls auf Dein Kommen."

Bald traten wir durchs Tor in Jerusalem ein und durchschritten in tiefes Nachdenken versunken und voll Jubel und Dankbarkeit im Herzen die alten Strassen der geliebten Stadt. Welche Freude und Ehre erfährt heuten die Stadt! bemerkte ich im Weil ergehen. Ja, und gerade in dem Moment, als ich mutlos geworden war, erwiderte mein junger Freund.

Nun gelangten wir in jenen als "Neustadt" bezeichneten Stadtteil, wo die Harrenden für Abraham bereits sein schönes Haus zu seiner Aufnahme in Bereitschaft hielten - einesteils zu seiner würdigen Unterbringung und andernteils auch zur Empfangsmöglichkeit des wohl bald herbeiströmenden Volkes.

Das nächste Bild
„Abrahams" Selbsternannter „Platzhalter"

Bei der Ankunft auf dem grossen vor der Halle gelegenen Platz, waren wir nicht wenig erstaunt, als wir sahen, wie noch andere Gruppen von allen Richtungen heran gezogen kamen und sich in der mit Marmorsäulen geschmückten grossen Halle mit ihren Freunden einfanden. Welch leuchtende Augen, welches Erstaunen auf allen Gesichtern! Jetzt wurde uns alles klar, es war kein Zweifel mehr, der grosse Tag der Auferstehung hatte begonnen. Wir führten unsern wunderbaren Gefährten in die Säulenhalle wo wir ihn den Anwesenden als Abraham vorstellten. Unbeschreibliches Erstaunen, Aufregung und Freude leuchteten aus allen Angesichtern, und nahm stets zu als eine Gruppe nach der andern ankam, die den Versammelten als die auferstandenen Patriarchen - Isaak, Jakob, Joseph, Moses, Josua, Samuel und noch viele andere vorgestellt und gegenseitig mit unbeschreiblichem Jubel begrüsst wurden. ...

Einem unmittelbaren Impulse folgend, begaben wir zwei uns wieder auf die Strasse; wir wollten sehen, was noch weiter geschehen würde. Den steilen Weg hinaufeilend, gelangten wir bald zu einem Turm, von dem aus wir eine schöne Aussicht über die ganze Stadt genossen; beim Hinschauen wurden wir Zeugen eines der grössten Wunder, das die Welt je sah.

In langen .feierlichen Prozessionen wallten durch die Tore weissgekleidete Menschen. Die einen kamen aus der Richtung der Gräber der Propheten von Norden, andere von Westen, ein Teil von Hebron her im Süden, aber die meisten vom Oelberg im Osten. Sie sangen alle wundervolle Lieder. ...

Keiner von diesen Auferstandenen wusste woher er kam, so wenig als ein Kind von seiner Geburt oder Adam von seiner Erschaffung wusste. Das Bewusstsein kehrte erst zurück, nachdem heilige Engel den wiedererschaffenen Leib an den von Gott bestimmten Ort hingebracht hatten.

Zahlreiche Frauen der Patriarchen und der treuen Knechte und weniger hervorragenden Dienern, deren treue Dienste nicht unbelohnt bleiben sollten, befanden sich unter den Scharen.

Alles schien auf einen Punkt hinzusteuern; bald bemerkten wir, dass sie sich zum Hause begaben, zu dem wir Abraham geleitet hatten. Sogleich eilten wir nun wieder dahin zurück und kamen gerade an, als diese Prozessionen auf den Platz einzogen, wo dann sofort Vorbereitungen zum Empfang der Auferstandenen getroffen wurden. Eine würdige Erscheinung kam eben von der Halle herunter, und indem er sie mit ergreifenden Worten herzlich und freudig willkommen hiess, gebot er mit erhobener Hand Stille.

Voll tiefer Ehrfurcht und Ergriffenheit redete dieser Führer das Volk an. Kurz schilderte er den Verlauf der Weltgeschichte von der Zeit Christi an und verbreitete sich dann etwas eingehender über das Ende des Evangeliums-Zeitalters. Dann erklärte er eingehend die Aufgabe, die dem in sein Land zurückgekehrten Volk Israel in der Wiederherstellung der Welt zugewiesen sei ...

Hierauf erklärte er ihnen kurz die nächstliegenden Aufgaben und mahnte, dass alles in Ruhe und Ordnung getan werde. Als er zu Ende war, erhob sich eine andere Stimme. Es war ein Mann von königlicher Erscheinung, dessen Stimme klar und deutlich bis zu den entferntesten Reihen der Zuhörer drang.

,,Kommet her und lasset uns anbeten", sprach der liebliche Sänger David, der jetzt das Volk mit einer kurzen aber ergreifenden Ansprache begrüsste. Und als er seine Rede schloss, brauste ein gewaltiges "Amen" durch die Luft, in das ein unsichtbarer Sängerchor einzustimmen schien: ...

In aller Eile wurde nun ein neuer Triumphzug geformt. Wie vor alters ... setzte sich derselbe mit dem Schall der silbernen Trompete in Bewegung, Voran die Musik, dann Sänger, hierauf von Abraham und seinen Begleitern angeführt, alle auferstandenen Väter und Patriarchen, denen die Volksscharen nachfolgten. Die Musik spielte die Jubelhymne ...

Und das Volk stimmte in den Refrain ein ...

Verschiedene Regierungs- und Stadtbeamte, die Kenntnis von den Vorgängen erhalten hatten, demütigten sich aber und riefen den Namen des Herrn an, und Er - seine Verheissung treu erfüllend - rettete sie aus ihrer Bedrängnis. Daher waren ihre Herzen freudig und dankbar bewegt, als sie den Zug kommen sahen und eine Stimme vernahmen, die, wie es sich herausstellte, dem Propheten Elias angehörte. ...

"Der Wagen Gottes sind Tausende und aber Tausende;

Jetzt erschien am Himmel plötzlich eine leuchtende Wolke - eine Feuersäule, von deren Spitze goldfarbene Lichtstrahlen ausgingen, durch die man eine Herrlichkeit erblickte wie eines erhabenen Thrones, auf dem Einer wie eines Menschen Sohn sass, gekrönt und geschmückt wie zu einem Hochzeitsfest. Um diesen Thron herum standen umgeben von glänzenden Engelscharen göttliche Wesen, die wie die Sonne leuchteten im Reiche ihres Vaters. Wie das Volk diese Herrlichkeit sah, fiel es auf sein Angesicht und betete an.

Nun schien die Wolke über dem Tempel, dem sich der Triumphzug näherte, stillzustellen. In ganz kurzer Zeit war das Gebäude samt den äussern Vorhöfen mit einer Menge Menschen angefüllt. Herrliche Musik durchbrauste die Tempelhallen und begrüsste die Auferstandenen und Sänger mischten sich ihr bei und ihre unvergleichlichen Lieder erschallen, wie sie die Erde noch niemals in so vollendeter, Klangfülle vernommen hatte.

Als die Musik endete, trat eine vornehme achtunggebietende Gestalt nach vorn - und Josua, denn er war es, richtete einige Worte an das versammelte Volk und sprach ...

Schon war die Nacht weit vorgerückt; der Morgen eines neuen Tages nahte. Ehe aber die Sonne aufging, hat sich noch etwas Grosses zugetragen.

Wiederum formte sich der Zug, doch diesmal gegen den Verwaltungspalast, wo die Gesandten und Vertreter der Nationen sich versammelt hatten. Von den Türmen und Zinnen herunter grüssten die Flaggen vieler Länder. Die Befehlshaber und höheren Beamten hatten die Kunde der überwältigenden Geschehnisse vernommen und ahnten, was nun geschehen mochte. Sie standen in grosser Erwartung in der mächtigen Halle. Sowie die Prozession mit dem alten Banner König Davids, hinter dem die vielen Auferstandenen einhergingen, in Sicht kam, wurden alle übrigen Flaggen als Zeichen der Ehrfurcht auf Halbmast gehisst.

In edler, einfacher, aber bezwingender Würde und Erhabenheit betraten die alttestamentlichen Ueberwinder die Halle, wo ihnen alsdann die Staatsdokumente von mit den Staatsangelegenheiten vertrauten Beamten übergeben wurden. Vater Abraham nahm sie in Empfang und gab sie durch den Propheten Samuel weiter an David. Hierauf brachte man eine Krone und setzte sie dem sich auf die Knie niederlassenden David aufs Haupt, indes Samuel die bei der Krönung übliche Zeremonie erfüllte. ...

Im Moment der Krönung Davids wurden sämtliche Flaggen der fremden Staaten heruntergelassen und die mit dem weissen Stern geschmückte Fahne auf die höchste Zinne gehisst, wo sie der Morgenwind entfaltete und zugleich mit der eben aufgehenden Sonne der Erde das goldene Zeitalter ankündete. ... Kaum ehe es völlig Tag geworden, durchlief schon die einzigartige Botschaft telegraphisch und auf dem Radiowege den ganzen Erdkreis."


Replik.
Als Herr Knorr wieder mal die Weisheit mit Löffeln gefressen hatte, wusste auch er bzw. seine Speichellecker in dem WTG-Buch „Die neue Welt" zu verkünden:

Re: Im "Goldenen Zeitalter" gelesen - Eine Zeitreise -

geschrieben von: Drahbeck

Datum: 11. Mai 2009 06:30

Eine ganzseitige Zeichnung im „Goldenen Zeitalter" (Ausgabe Bern vom 1. 5. 1924; Ausgabe Magdeburg, 15. 6. 1924) zeigt wieder einmal welche euphorische Wirkung und Stimulanz, dass damals neu aufgekommene Radio, offenbar auch auf die Bibelforscher ausübte.

Um über technische Innovationen als Laie zu staunen, braucht man in der Tat kein „Bibelforscher" zu sein. Diesbezüglichen Emotionen können sicherlich auch andere sich nicht entziehen. Der entscheidende Punkt ist aber dann der. Seitens der Bibelforscher wurde das alles in das Korsett vermeintlicher „Bibelprophezeiungen" hineingepresst, die von der Sache her, indes überflüssig wie ein Kropf sind.

Die propagandistischen neuen Möglichkeiten, welche durch das Radio erschlossen wurden, haben natürlich auch andere erkannt. Etwa die Nazis. Damalige - relativ preiswerte Radiogeräte - hiessen deshalb nicht umsonst im Volksjargon „Goebbelsschnauze". Aber eben auch die Bibelforscher meinten gar das Radio für sich usurpieren zu können. Eine Rechnung, die nicht aufging. Die euphorische Grundstimmung macht auch der Text in dieser Zeichnung deutlich:


„Radio ist entschieden die grösste Errungenschaft der Gegenwart, weil man in einer Minute auf der ganzen Erde verkündigen kann, dass das goldene Zeitalter nahe vor der Türe steht."

Das Radio sei Jehovas Erfindung

Die vermeintlich unterdrückte „Wahrheit"

Der verlorene Kampf

Technologische Auslegungen
 

Re: Im "Goldenen Zeitalter" gelesen - Eine Zeitreise - / 85 Jahre später

geschrieben von: Frau von x

Datum: 11. Mai 2009 11:13

Zitat:

„Radio ist entschieden die grösste Errungenschaft der Gegenwart, weil man in einer Minute auf der ganzen Erde verkündigen kann, dass das goldene Zeitalter nahe vor der Türe steht."


"Jehova wird bald alles beseitigen, was das Leid verursacht."

"Jeden Tag werden wir mir traurigen Nachrichten bombardiert. Doch weil Gottes himmlische Regierung gehorsamen Menschen bald Frieden bringen wird, können wir dennoch optimistisch sein."

Quelle: WT vom 1.MAI 2009 S.9 u.17

Re: Im "Goldenen Zeitalter" gelesen - Eine Zeitreise -

geschrieben von: Drahbeck

Datum: 13. Mai 2009 03:34

Rauchen
Das Rauchen ist ein Thema, dass auch andere Religionsgemeinschaften, mit Gesundheitsreformerischen Ambitionen, etwa die Siebenten-Tags-Adventisten, sich besonders angelegen sein lassen.
Der Knackpunkt dabei ist wohl der. Die STA bieten (oder boten teilweise) Rauchern, unter ärztlicher Anleitung, eigene Entwöhnungskurse an. Man orientiert also auf praktische Hilfestellungen. Bei den heutigen Zeugen Jehovas indes wird diesbezüglich einfach nur kategorisch gefordert. Wer zu schwach ist, diesen Forderungen zu entsprechen, kann und wird sogar mit Exkommunikation bestraft. Das ist doch das eigentliche Skandalum.


Immerhin ist es durchaus beachtenswert, was aus gesundheitlicher Sicht bewertet, das „Goldene Zeitalter" ( Ausgabe Bern 1. 5. 1924; Ausgabe Magdeburg 15. 6. 1924), in einem das Rauchen bezüglichen Artikel einmal ausführte:

Einiges über Tabak
In Amerika wurde von einem hervorragenden Sachverständigen, Bernarr Macfadden, ein Buch von 183 Seiten unter obigem Titel herausgegeben, das so viele Wahrheiten betreffs des Tabakgenusses enthält, dass sie unbedingt jeder kennen sollte. Von vielen dieser Tatsachen haben die Menschen keine Ahnung, weil die Aerzte selbst rauchen, sich darüber hinwegtäuschen, und sie verschweigen, und weil es Männer gibt, die eine so starke Konstitution haben, dass sie ungestraft fast jeden Missbrauch mit ihrer Gesundheit treiben können. Es besteht natürlich auch ein grosser Unterschied zwischen der geringen Schädlichkeit, die der Rauch hat, wenn er nur die Mund- und Nasenhöhle passiert und dem schweren Schaden, den der Rauch verursacht, wenn er in die Lungen eingeatmet wird.

In einem englischen Werke, das von der "Wirksamkeit der Gifte" handelt, wird gesagt;
"Unzählige ernste Krankheitsfälle werden durch das Einatmen von Tabakrauch und die Einwirkung auf Lungen und Schleimhäute erzeugt. In vielen Fällen ist eine Vergiftung durch Tabak erfolgt. Einige dieser Fälle sind auf absichtliches oder zufälliges Einatmen des Tabakrauches zurückzuführen. Nächst der Blausäure ist Nikotin dass am schnellsten und stärksten wirkende Gift".

Der Vergleich des Nikotins mit Blausäure ist treffend. Ein Tropfen Blausäure auf die Zunge eines Menschen tötet diesen wie ein Blitzschlag. Ein Tropfen Nikotin auf der Haut eines Kaninchens verursacht dessen Tod. Wenn das Nikotin, das in einer einzigen Zigarette enthalten ist, unter die Haut eingespritzt wird, so genügt es, einen Menschen, der den Tabakgenuss nicht gewöhnt ist, zu töten.

Doch das Nikotingift ist nicht das einzige, was den Tabak schädlich macht. Wenn der Tabak brennt, verwandeln sich 70 Prozent des Nikotins in Pyridin und Colidin; die übrigen 30 Prozent des Nikotins werden eingeatmet. Pyridin ist so giftig, dass es mit dazu verwendet wird den Alkohol zu denaturalisieren; d. h. es wird dazu verwendet den Alkohol noch schädlicher zu machen, als er sonst sein würde.

Wenn der Tabak brennt, entwickelt er ein weiteres Gift, das Kohlenstoff-Monoxid. Dr. Kress sagt in einer Abhandlung über die schädlichen Einwirkungen auf das Blut, das dieses Gift, das in Sumpf und Leuchtgas zu finden ist, fast ebenso tödlich wirkt, wie das Nikotin. Er führt aus, dass Tabakraucher unwissentlich oder wissentlich langsam Selbstmord begehen und sagt:
„In vielen Fallen wird Selbstmord mit diesem Gift begangen. Bei Gasvergiftungen ist die Ursache das Ausströmen von Kohlenstoff-Monoxid. Das Blut nimmt natürlicherweise alle Gifte auf, die ihm durch Einatmung zugeführt werden. Die meisten der Gase, die sich in der Luft befinden, werden glücklicherweise ebenso schnell vom Blute wieder abgesondert, wie sie eingenommen werden. Doch mit Kohlenstoff-Monoxid ist es anders. Es verbindet sich sofort mit dem Hämoglobin, dem Farbstoff der roten Blutkörperchen. So nimmt das Blut dieses Gas schnell in sich auf, ist aber nicht imstande, es wieder auszustossen; so häuft es sich an und zerstört schliesslich die roten Blutkörperchen, wodurch die Funktion des Blutes, dem Zellgewebe Sauerstoff zuzuführen, gestört und gehindert wird."

Doch nicht das allein ist es, wodurch das Tabakrauchen dem Blute gefährlich ist. Das Blut wird durch die Luft, die wir durch die Lungen einatmen, von den Unreinigkeiten gereinigt. Wenn Tabakrauch eingeatmet wird, wird dieser Reinigungsprozess gehindert, und erwiesenermassen haben sich viele durch gewohnheitsmässiges Rauchen Lungenkrankheiten zugezogen.

Noch auf eine weitere Art wird das Blut durch Tabakrauch verdorben. Das Herz wird geschwächt und kann den warmen Lebensstrom nicht allen Teilen des Körpers so zuführen, wie es nötig ist. Weil das System mit verbrauchten Blutkörperchen angefüllt ist, die es nicht auszuscheiden vermag, arbeitet das Herz, um eine Reinigung des Blutes zu bewirken automatisch stärker, bis es schliesslich schwach wird und hüpft anstatt zu schlagen, bis schliesslich Erscheinungen eintreten, die als ,,Raucherherz" bekannt sind,

Zuerst lahmt oder verlangsamt das Nikotin den Herzschlag und vermehrt den Blutdruck oder Andrang. Dadurch wird eine narkotische oder bedrückende Wirkung auf das
Gehirn ausgeübt. Da das Gehirn den Mittelpunkt des Nervensystems bildet, so kommt durch eine ungünstige Einwirkung auf das Gehirn das ganze Nervensystem in Unordnung:
Es gibt viele Menschen, die behaupten, das Rauchen beruhige ihre Nerven. Der Tabak beruhigt wohl zuerst die Nerven, aber, wie andere narkotische Mittel, wird er mehr und mehr zum Bedürfnis, um diese beruhigende Wirkung hervorzurufen, bis schliesslich der Raucher ein Sklave dieser Gewohnheit wird.

Obwohl der Tabak bis zu einem gewissen Punkte die Nerven beruhigt, so hat doch, wenn dieser Punkt überschritten ist, jede weitere Zigarre oder Zigarette eine gegenteilige Wirkung, und der Raucher bekommt bestimmt ein Bedürfnis nach starken Getränken. Das Rauchen führt leicht zum Trinken; die beiden Gewohnheiten gehen Hand in Hand. Ein Schnapstrinker, der Tabak raucht, kann das Trinken nicht lassen, ehe er sich das Rauchen nicht abgewöhnt hat.
Ein weiteres Gift, das durch Tabakrauch hervorgebracht wird ist Furfurol. Das Furfurol im Zigarettenrauch ist es, das das charakteristische Zwinkern und Zittern der Nerven hervorruft, an dem man den leidenschaftlichen Zigarettenraucher sofort erkennt. Der Rauch einer Zigarette enthält ebensoviel Furfurol, wie zwei Gramm schlechten Whiskys, denn es ist dasselbe Gift, das allen Schnaps so gefährlich macht. Darum sind Schnaps und Zigarette verwandt.

Tabak stumpft das Gedächtnis ab und unterbricht die Gedankengänge. Interessant ist, dass innerhalb von fünfzig Jahren niemals ein Raucher den ersten Preis der Harvard- Universität in Amerika erlangt hat. Ein Professor der Columbia-Universität stellte fest, dass sich die nichtbestandenen Examina der Raucher zu denen der Nichtraucher wie
zehn zu vier verhalten. Doch was sollen wir nun von jenen klugen Männern denken, die da behaupten, dass ihre Gedanken beim Genuss einer Zigarette besser in Fluss kommen? Sie sind einfach in derselben Lage wie alle an Gifte gewöhnte Personen, deren Gedanken in Fluss kommen ausser unter Anwendung von gewohnten Giftstoffen. Diese Männer würden allezeit in „Stimmung" sein, wenn sie nicht der Gewohnheit des Rauchens unterworfen wären.

Das Zigarettenrauchen übt einen zerstörenden Einfluss auf die Präzision des Gehirns aus, es mindert die Genauigkeit des Denkens und Arbeitens sowohl, als auch den Willen zum Denken und Arbeiten. Richter haben festgestellt, dass fast ausnahmslos alle mit Lastern Behafteten auch starke Raucher sind.

Dr. Bankroft, ein amerikanischer Irrenarzt erklärte, dass ihm mehrere Fälle von Geisteskrankheit bekannt sind, denen unzweifelhaft als einzige Ursache der Tabakgenuss zugrunde liege. Andere Irrenärzte bestätigen das.

Dr. Forbes Winstow, ein berühmter englischer Psychiater, erklärt, dass die wahren Ursachen für Geisteskrankheit nicht die Leiden der zivilisierten Welt, sondern die Laster derselben sind. Er stellt die Trunksucht an die erste, das Rauchen an die zweite und die Unkeuschheit an die dritte Stelle dieser Laster.

Nach einer in der New-York-World veröffentlichten Statistik finden von elf Fällen von Wahnsinn neun Fälle ihren Ursprung im übermässigen Trinken, dem wieder übermassiges Rauchen zugrunde liegt. Dr. Winstow bestätigt das, indem er die interessante Beobachtung machte, dass der grösste Teil der Degeneration, dem Alkohol der als Folge grossen Tabakgenusses zum Laster wurde, zuzuschreiben ist,

Geisne, ein französischer Arzt, untersuchte achtunddreissig Zigaretten rauchende Knaben im Alter von neun bis fünfzehn Jahren, Zweiundzwanzig trugen die Merkmale gestörter Blutzirkulation an sich und litten an Herzklopfen; dreizehn hatten unregelmässigen Pulsschlag. Acht litten an ausgeprägter Anonie, vier hatten Mundgeschwüre, einer litt an Schwindsucht, mehrere litten an Nasenbluten, Schlaflosigkeit und Alpdrücken - alles dieses eine Folge des Tabakgenusses. Der Tabak hindert das geistige und körperliche Wachstum der Knaben.

Ein kleines Stück Tabak auf die Zunge eines Knaben, der noch niemals geraucht hat, gelegt, wird Ekel, Erbrechen und schwere Störung der Herztätigkeit und Blutzirkulation hervorrufen. Der Mensch ist der einzige Tor unter allen animalischen Lebewesen, der durch einen einmaligen Versuch nicht kuriert wird. Kein Tier würde ein zweites Mal ein Kraut ins Maul nehmen, dessen Schädlichkeit es erprobt hat.

Thomas A. Edison erklärt, dass er niemals jemanden anstellen wird, der der Gewohnheit des Rauchens unterworfen ist. Er behauptet, dass das Akrolein, ein weiteres Gift, das beim Rauchen erzeugt wird, eine starke Wirkung auf das Nervenzentrum ausübt, eine Entartung des Gehirns bewirkt, was bei Knaben in ausserordentlich schnellem Masse vor sich geht. Und diese Entartung ist eine fortdauernde und unhemmbare.

Die Richter Amerikas sind sich im allgemeinen darüber einig, dass der Tabakgenuss einen verheerenden Einfluss auf die Moral der Jugend ausübt. Sie sagen, dass Zigarettenrauchende Knaben die Fähigkeit zu erröten verlieren, den Masstab für "mein und dein" und für die Wahrhaftigkeit einbüssen usw. Es ist bezeichnend, dass in Amerika jeder jugendliche Verbrecher, der zum elektrischen Stuhl verurteilt wird, seinen Gang dorthin mit einer Zigarette antritt.

Seid dem l. April 1900 ist in Japan der Verkauf von Tabak in irgendeiner Form an junge Männer unter zwanzig Jahren verboten, weil Tabak, ebenso wie Opium narkotische Gifte enthält, die das Nervensystem angreifen und die geistige und moralische Kraft der Jugend schwächen und so der Lebenskraft des Volkes den Todesstoss versetzen.

Ein amerikanischer Arzt berichtet von den Ergebnissen, die bei zweihundertzehn Männern, die in athletischen Uebungen wetteiferten, beobachtet wurden. Man fand, dass die Nichtraucher die Raucher um 32 % übertrafen. Mit anderen Worten, der Mann, der raucht, ist 2/3 des Mannes, der er sein würde, wenn er nicht raucht.

Der Tabakraucher verhärtet die Arterien. Wenn Tiere dem Rauch ausgesetzt werden, so verhärten sich ihre Adern sehr schnell. Der Mensch ist zäher als das Tier. ...

Neben allen anderen schon erwähnten Schäden, die das Tabakrauchen anrichtet, raubt es den Zellgeweben ihre
Elastizität und schwächt das Augenlicht. Lippen-, Zungen- und Kehlkopfkrebs waren gar oft bei Männern auf Entzündung zurückzuführen, die durch die Pfeife, den heissen Rauch und die Ammoniakschärfe des Tabaks verursacht wurden.

Es gibt in Amerika zahlreiche grosse und kleinere Unternehmungen, die konsequent keine Tabakraucher mehr anstellen, darunter sind bekannte Namen wie Wanamahes, Morgan, etc.

Niemand kann sagen, wieviel stärker an Zahl die einzelnen Völker sein würden, wenn das Tabakrauchen nicht unter ihnen gebräuchlich wäre. Die Statistiken beweisen, dass rauchende Frauen weniger Kinder haben als nichtrauchende und dass die Gesundheit der Kinder von ersteren viel schwächer ist, als die der Kinder nichtrauchender Frauen. Brustkinder saugen das Nikotin direkt mit der Muttermilch ein.

Dr. D. H. Kress behauptet: "Die Zigarette verursacht eine Entartung der Drüsen und ganz natürlicherweise entarten die geschlechtlichen Drüsen mit den anderen Drüsen des Körpers. Der Tabakrauch, der Insekten, die ihm ausgesetzt sind, tötet, übt dieselbe schädliche Wirkung auf die feinen empfindlichen Zellen aus, aus denen sich ein Kind entwickelt. In Ländern, wo das Rauchen zur Gewohnheit der Frauen geworden ist, ist ein rapider Geburtenrückgang zu verzeichnen."

In den Vereinigten Staaten Amerikas schätzt man den jährlichen Verlust, der durch Rauchen entstandenes Feuer verursacht wurde, auf 50 000 000 Dollars ausser den Menschen, die dabei ums Leben kamen. Ausserdem ist der Geruch, der von einem Raucher ausgeht für viele, besonders für Menschen mit feinem Geruchsinn und starkem Empfinden für Reinlichkeit, sehr ekelhaft. Nächst den Steinarbeitern, sind die Zigarren- und Zigarettenarbeiter diejenige Klasse, bei der die meisten Todesfälle infolge von Tuberkulose zu verzeichnen sind. Interessant ist die Feststellung, dass die Summe, die jährlich in der Union für Tabak aufgewendet wird den Gesamtwert aller Metalle (Eisen, Kupfer, Silber, Gold, etc.) die in demselben Zeitraum in den Vereinigten Staaten gefördert werden, übertrifft, dass sie die Summe, die zur Erziehung, vom Kindergarten bis zur Universität, aufgewendet wird, übertrifft und fast das doppelte des Gesamtwertes des Anthrazits und der Kohle ausmacht, die jährlich in den Vereinigten Staaten gefördert werden. In anderen Ländern wird eine derartige Feststellung ähnliche Verhältnisse ergeben.

Das Tabakrauchen hat seinen Ursprung in einer religiösen Zeremonie, die die Wilden Nordamerikas zur Teufelsverehrung ausübten. Die Wilden brannten den Tabak in dem Glauben, dass der Rauch ihre erzürnten und rachsüchtigen Götter zu besänftigen vermöchte. Die Medizinmänner die in direkter Verbindung mit den Dämonen und unter deren direktem Einfluss standen, waren die ersten Tabakraucher ..."

Weiteres zum Thema Rauchen

Re: Im "Goldenen Zeitalter" gelesen - Eine Zeitreise -

geschrieben von: Drahbeck

Datum: 18. Mai 2009 05:19

Gesellschaftskritik in religiöser Verbrämung. Das ist unzweifelhaft eine der Wurzeln, wenn nicht gar „die" Wurzel, welche die erste Generation der Bibelforscher in Deutschland (mit Abstrichen auch andernorts) ansprach.
Die saturierten „Großkirchen" hatten zwar in der Inflationszeit auch zu kämpfen. Aber das waren dann doch wohl eher zeitweilige „Täler".

Man war schon früher bürgerlich orientiert. Und diese Orientierung hielt man bei. Für die „Proleten" war je länger je mehr, in den „Grosskirchen" kaum noch Platz. Die orientierten sich, wenn sie denn meinten, weiter die religiöse Sozialisation als wesensbestimmendes Merkmal beibehalten zu wollen, eben auf solche Gruppen wie die Bibelforscher.

Charakteristisch dazu auch die zeitgenössische Zitierung durch Fritz Schlegel eines Artikels aus dem „Miesbacher Anzeiger" vom 19. 10. 1919, der


„wörtlich aus Rosenheim berichtet: "Seit dem Ausbruch der Revolution blüht hier der Weizen der sog. Ernsten Bibelforscher, die das Volk mit ihren Sprüchen vollends konfus zu machen versuchen. In den Tagen der Rosenheimer Räterepublik erfreute sich diese kleine Gesellschaft der besonderen Gunst der Spartakisten, die den Hauptteil der Versammlungsbesucher stellten und an dem Herunterreißen von Staat und Kirche helle Freude hatten. Diese Bibelforscherversammlungen wurden zu regelrechten Verbrüderungskundgebungen zwischen den Adventisten (lies: Ernsten Bibelforschern) und Bolschewisten."

Zum Thema kann man auch vergleichen:
Miesbacher Anzeiger

In zwei Zeichnungen, bringt die Schweizer Ausgabe des "Goldenen Zeitalters" vom 15. 5. 1924 diese Sachlage auch bildlich zum Ausdruck.

(Eben wiedergegebenes Bild wurde von der Magdeburger Ausgabe des GZ erst am 1. 8. 1924 übernommen)

Re: Im "Goldenen Zeitalter" gelesen - Eine Zeitreise -

geschrieben von: Drahbeck

Datum: 20. Mai 2009 05:13

Da musste sich das „Goldene Zeitalter" (Magdeburger Ausgabe vom 15. 5. 1924) in seiner „Fragekasten"-Rubrik, wieder einmal mit einer nicht „eingeplanten" Frage auseinandersetzen.
Man teilt mit

:
„Einige 'G. Z.'-Leser sind der Ansicht, daß, wenn es im 'Goldenen Zeitalter' so werden soll, wie es vor dem Falle Adams war, es keine modernen Einrichtungen, wie z. B. Telephon, Telegraph, Automobile usw. geben könne, sonst wäre dies nicht wie in Eden."

Dieser Auffassung mag die GZ-Redaktion sich nun überhaupt nicht anzuschliessen. Aber ihr Antwortversuch offenbart ein einziges „Herumgeeire". Immer so formuliert, dass jeder das daraus entnehmen kann, was er denn gerne hören möchte. Ein klares Entweder - oder wird jedoch vermieden. Der vielleicht relevanteste Satz in diesem um den heißen Brei herumreden besteht in der GZ-Aussage:

„Ohne Zweifel sind alle diejenigen die Bedenken haben, wie sie oben genannt sind, außerdem nicht völlig von einer irrtümlichen Auffassung los, die früher auch uns beseelt, wenn wir uns das Paradies wie einen himmlischen Zustand dachten. Das Paradies wird auf der Erde sein."

Re: Im "Goldenen Zeitalter" gelesen - Eine Zeitreise -

geschrieben von: Drahbeck

Datum: 21. Mai 2009 05:39

Eine der motivierenden Ideen der frühen Bibelforscher-Bewegung war auch der vermeintliche elektrische Ring, dem da gar wunderbare Sachen zugeeignet werden. Darauf wurde schon früher etwas eingegangen. Siehe etwa:
Parsimony.19242
Parsimony.19243

Erneut fühlt sich das GZ bemüßigt (Magdeburger Ausgabe vom 15. 5. 1924) in einem „Der elektrische Ring in Wissenschaft und Bibel" überschriebenen Artikel darauf einzugehen.

In diesem Artikel meint man unter anderem zu wissen:


„Die Erde ist von 3 Gasringen umgeben.
Der 1. ist die 11 Kilometer hohe Troposphäre. Sie enthält 79 Volumenteile stick- u. Kohlenstoff, sowie 21 Volumenteile Sauerstoff. Die Stratosphäre, welche die 2. Gasschicht ist, dehnt sich 63,5 Kilometer hoch aus. Diese ist der sogenannte 'Elektrische Ring', welcher sich aus verschiedenen Gasen zusammensetzt, welche zum Teil mit negativer und teilweise mit positiver Elektrizität geladen sind.
Der 3. Gasring ist das Coronium. Er ist von reinem Wasserstoffgas gebildet und erhebt sich 220 Kilometer hoch empor. Diese Ringe bilden zusammen die Erdatmosphäre. Alsdann folgt der luftleere und unendliche Weltenraum."


Diese eben zitierten Aussagen kommentiert das GZ dann mit dem Satz:
„Dürften wir nicht annehmen, daß der große Lenker des Universums alles genau so vorbereitete, um zur gegebenen Zeit auch auf unserem Planeten Zustände der Vollkommenheit herbeizuführen?"

Und man meint weiter zu wissen:

„Die Wissenschaft bestätigt uns, daß der elektrische Ring sich in Kürze zur Erde niedersenken werde, und daß der Wasserstoffgasring daraufhin eine günstigere Wirkung auf die Erde ausüben wird. Schwere Erdbeben und Vulkanausbrüche werden die ernsten Folgen dieser geologischen Umwälzung sein. Ohne Zweifel wird unser Planet in den kommenden Zeiten noch ganz gewaltige Veränderungen erfahren, welche mit dem Abbruch der alten Ordnung der Dinge und der Aufrichtung des Goldenen Zeitalters in engen Zusammenhange stehen.

Die Elektrizität wird einen sehr großen Teil der Weltmeere in Sauer- und Wasserstoff auflösen, wodurch die Luft gereinigt und schließlich vollkommen gemacht wird, und somit die Gefahren ansteckender Krankheiten beseitigt sind."


Da man seitens des GZ nun schon nahezu klassischerweise zur Heilpraktikerszene tendiert, darf dann auch ein Satz wie der nicht fehlen:
„Elektrische Kräfte werden, wie uns die Heilmethode der Elektro-Homöapathie zeigt, alle Bakterien ausnahmslos vernichten."

Nun soll es in der heutigen „Heilpraktikerszene" etliche geben, welche da ihr Geschäft auch mit der Angst vor elektrischen Strahlen (Elektrosmog und ähnliche Stichworte) befördern. Demgegenüber war offenbar das GZ - zumindest zu damaliger Zeit - noch anderer Auffassung, denn es meinte auch zu wissen:

„So hat man z. B. die Beobachtung gemacht, daß die Arbeiter der elektrischen Straßen- und Eisenbahnen, kurz gesagt alle Männer, welche mit wirkender Elektrizität zu tun haben, auf Grund der heilsamen Einflüsse derselben von Rheumatismus verschont blieben."

Dann lässt der Artikelschreiber seiner Fantasie freien Lauf wenn er glaubt auch zu wissen:

„Alle Extreme werden, teils durch warme Strömungen, teils durch elektro-magnetische Energien gemäßigt, sodaß in wenigen Jahrhunderten allerorts südländische Früchte gedeihen können. In dieser neuen Aera wird es weder Frost noch Hitze geben, sondern es wird allenthalben eine gleichmäßige Temperatur herrschen. ... Auch wird es in dieser neuen Zeitverwaltung keine Stürme mehr geben, sondern nur ein mildes und sanftes Lüftchen durchziehen."

An Pseudowissenschaftlichem Palaver lässt man es auch im weiteren Verlauf des Artikels nicht mangeln. Etwa in Form der Aussage:

„Während der letzten Jahre wurden von Astronomen und Geologen starke Schwankungen der Erdachse festgestellt, welche auf elektro-magnetische Störungen zurückzuführen sind. Man nimmt an, daß die Erdachse, welche jetzt in einem Winkel von 33 Grad zur Sonne steht, infolge Einwirkung elektro-magnetischer Energien ihre Stellung zur Sonne so weit verändert, daß sie senkrecht zur Sonne zu stehen kommt. Diese Veränderung würde auf der ganzen Erde einen ewigen Frühling hervorrufen.

Während dieser allgemeinen Revolution in der Natur werden auch die zahlreichen Spaltpilze umkommen, sodaß alsdann keine Milch mehr sauer werden, und, weil die Gährung auch vermittels der Elektrizität beseitigt ist, kein Wein mehr gähren, also auch nicht mehr berauschend wirken würde. Obst und Kartoffeln würden nicht mehr faulen, wenn dann die Fäulniserreger getötet und alle schädlichen Stoffe der Pflanzen zerstört sein werden. Dann kann sich auch die Vegetation zur Vollkommenheit entwickeln, wodurch Pflanzen und Tiere außerordentlich begünstigt werden."


Seine Ausführungen „krönt" der GZ-Artikelschreiber dann noch mit der Aussage;

„In dieser Vollkommenheit wird der Menschheit die Elektrizität ein gehorsamer Diener sein. Wunderbar gebaute Teleskope werden den sternenbesäten Himmelsdom in nächste Nähe rücken, während der Radiograph und das Radiophon den persönlichen Verkehr über den gesamten Erdball vermitteln.

Die Menschen werden mittels Radium, welches wohl allgemein im Gebrauche sein wird, ersinnen und experimentieren, was ihnen gefällt. Wenn genügend Radium vorhanden sein wird, was wir im Gegensatz zur sogenannten Wissenschaft annehmen, wird man mit demselben kochen, heizen und Maschinen treiben, sodaß nichts mehr einer mühseligen Handarbeit bedarf. ... Würde nicht elektrische Beleuchtung überflüssig werden, wenn die Innenwände der Häuser mit radiumhaltigen Farben bestrichen werden, welche genügend Helligkeit ausstrahlen. Ja, so würde sich somit wiederum die Schrift erfüllen, auch buchstäblich, wie geschrieben steht, daß man keine Lampe mehr brauche: Jehovas Blitze erleuchten den Erdkreis."

Re: Im "Goldenen Zeitalter" gelesen - Eine Zeitreise -

geschrieben von: Drahbeck

Datum: 18. Juni 2009 07:50

Man muss sich wohl die Frage stellen, ob denn die Redaktion des „Goldenen Zeitalters" (Schweizer Ausgabe vom 1. 6. 1924) sich wirklich im klaren war, auf was für Geister sie sich da berief?
Es sei ihr allenfalls zugebilligt, das sie als faktische politische Halbidioten, sich in der Tat nicht im klaren war, wen sie da zu ihrem Gewährsmann beförderte. Und zwar niemand anders als den Weltkriegsgeneral Erich Ludendorff. Man kann eigentlich kein scharf genug akzentuiertes Urteil dazu aussprechen. Und muss darauf bestehen.
„Pardon" kann diesem schon damals „Ewiggestrigen" nicht gewährt werden.

Ludendorff im besonderen war es, der dem vermeintlich dem Deutschen Volke „nur" zustehenden „Siegfrieden", dann auch noch zu Weimarer Republikzeiten nachtrauerte.
Ludendorff war es, der da den Buchmarkt
(unter anderem) mit diversen Kriegsverherrlichenden Ergüssen überschwemmte. Beispiele der Ludendorff'schen Kriegsapologetik etwa die:

Ludendorff war es, der im besonderen

(nebst auch anderen; etwa dem „Deutschvölkischen Schutz- und Trutzbund"; selbiger als wesentliche Wurzel den „Alldeutschen Verband" zu Kaisers-Zeiten aufweisend; und zugleich massgeblicher Kriegstreiberverband auf deutscher Seite, im Vorfeld des ersten Weltkrieges. Der Anti-Bibelforscher-Apologet August Fetz etwa ist diesen Kreisen zuortbar. Sein Parteichef machte den prompt auch in den „Deutschvölkischen Blättern", und auch als Separat-Schriften, massive Reklame für den Fetz'schen Anti-Bibelforscherguss.
Nicht zu vergessen der auf gleicher Wellenlänge liegende Karl Weinländer (letzterer unter dem Pseudonym „Lienhardt" und noch ein paar mehr Pseudonym-Namen agierend.
Wer sich mit diesen Ergüssen mal aus eigener Anschauung auseinandergesetzt hat, kann über diese politisch Rechtsgerichteten Apologeten, nur ein total vernichtendes Urteil aussprechen. "Rechtskreise" gab es damals viele; nicht zuletzt auch in den Großkirchen. Die "Lienhardt" und Fetz hingegen können sich "zugute" halten, den Ultrarechten "in die Schützengräben hineinpredigende" zuortbar zu sein).
Sie alle inspirierte die
„Dolchstoßlegende" , welche in letzter Konsequenz zum Hitlerismus führte.

Man komme auch nicht mit dem billigen - zu billigen - Argument; auch Ludendorff habe sich dann ja noch mit Hitler überworfen.
Weshalb hat er sich denn mit diesem überworfen? Weil er Hitler noch „von rechts" überholen wollte, weil Hitler im Vergleich zu ihm immerhin noch mehr (zeitweiliger) Realpolitiker war.

Eigentlich wollte ja Ludendorff jene Rolle wahrnehmen, die dem Hitler dann vergönnt war. Es klappte für ihn aber nicht.
Dann steht man bei der Bewertung vor dem Dilemma, was denn nun das kleinere Übel sei:
Der Teufel oder der Beelzebub?
Ich kann keinem der beiden Protagonisten etwas „abgewinnen". Ausdrücklich auch nicht dem Ludendorff.

Nun sei dem GZ zugebilligt, dass eine Aussage von ihm in ihr Konzept passte.
Vorab erst mal ein paar Auszüge aus der Wikipedia zum Thema Ludendorff.


[Ergänzend die Anmerkung: Texte der Wikipedia sind variabel. Die Zitierung kann auch aus einer älteren Variante stammen. Eine Gewähr, dass sie auch den derzeitigen Textbestand der Wikipedia entspricht, kann nicht übernommen werden].

In der Weimarer Republik „spielte Ludendorff eine führende Rolle in den republikfeindlichen und chauvinistischen Kreisen der völkischen Bewegung und war sowohl am Kapp- als auch am Hitlerputsch aktiv beteiligt. In dem auf den Hitlerputsch folgenden Prozess wurde er aber trotz des schwerwiegenden Belastungsmaterials freigesprochen. ...
1925 ließ sich Ludendorff als Kandidat der Völkischen für die Wahl zum Reichspräsidenten nominieren, da Hitler zu diesem Zeitpunkt noch in Festungshaft saß. Im ersten Wahlgang errang er aber nur 1,1 Prozent der Stimmen. Nachdem Hitler, auf dessen Unterstützung er gerechnet hatte, seine Anhänger dazu aufgefordert hatte, für Hindenburg zu stimmen, trat Ludendorff im zweiten Wahlgang nicht mehr an. ...
Das Scheitern seiner parteipolitischen Karriere erklärte er verschwörungstheoretisch mit dem „Wirken überstaatlicher Mächte […]". Damit waren der Jesuitenorden, die Freimaurerei, das Judentum und die kommunistische Internationale gemeint, die sich, so wähnte der immer paranoider werdende Ludendorff, zusammengetan hätten, um Deutschland zu demütigen und zu knechten.
Zu diesem Zweck hätten sie unter anderem schon 1914 die Morde von Sarajevo inszeniert, die russische Revolution, den Kriegseintritt der USA, den Umsturz vom 9. November 1918 und den Versailler Vertrag. Dass die einzelnen Gruppierungen in dieser angeblichen Weltverschwörung einander zum Teil spinnefeind waren, hielt Ludendorff nicht davon ab, immer mehr dergleichen konspirationistisches Garn zu spinnen. ...
Unter dem Einfluss von Ludendorffs zweiter Frau Mathilde entwickelte sich der Bund aber zu einer Gruppierung, in der zunehmend antichristliches Gedankengut vertreten und in der an Stelle des Christentums die Philosophie Mathilde Ludendorffs gestellt wurde. In den späteren Veröffentlichungen des Tannnenbergbundes konstruierte Ludendorff nicht nur weitere Verschwörungstheorien, sondern vermutete kabbalistische Hintergründe bei bestimmten Geschichtsdaten:

Da die Ziffern 10 und 5 als kabbalistische Zahlwerte der ersten beiden Buchstaben des Gottesnamens JHWH den Juden heilig sind, müsse der nächste Weltkrieg, der von ihnen ausgelöst werden würde, am 1. Mai 1932 oder 1941 beginnen, denn die Zahlen 1932 und 1941 haben als Quersumme 15.

Die abstrusen Phantasmen des ehemaligen Kampfgenossen waren selbst den Nationalsozialisten zu viel, die ansonsten Verschwörungstheorien wie den Protokollen der Weisen von Zion nicht abgeneigt waren, und die ja selbst Krieg führen wollten. Alfred Rosenberg vermutete, der ehemalige Generalquartiermeister sei psychotisch geworden, während Goebbels in seinem Tagebuch ätzte:
"Diese Frau ist sein böser Geist".

Bereits am 5. Februar 1927 war ein Rundschreiben an alle Gauleitungen der NSDAP ergangen, das parteioffiziell feststellte:
"Exz. Ludendorff ist nicht Mitglied der NSDAP und hat deshalb auf diese keinerlei Einfluss".


Und ergänzend gibt es in der Wikipedia noch ein passendes Bild.
http://de.wikipedia.org/wiki/Datei:Bundesarchiv_Bild_102-16742,_Erich_Ludendorff_mit_Adolf_Hitler.jpg

Dieser Ludendorff nun mutiert auch zum Gewährsmann des „Goldenen Zeitalters". Das muss man sich zweimal auf der Zunge zergehen lassen!

Auch die „Madame" Ludendorff sei dann nicht vergessen.
Sie war zwar auch eine Art "Religionskritikerin". Stellvertretend sei nur ihr Pamphlet genannt

Es muss ausdrücklich wert auf die Feststellung gelegt werden.
Religionskritiker zu sein, ist an sich noch kein „Qualitätsbeweis". Unter selbigen kann man auch Typen des Gossenniveaus namhaft machen. Sucht man nach einem exemplarischen Beispiel einer Gossenschreiberin, wird man bei der „Madame" Ludendorff garantiert fündig!

Die Motivation, welche das GZ zu diesem akrobatischen Schritt veranlasste sich auf Ludendorff zu berufen, war offenbar eine antikatholische Attacke von Ludendorff im Hitler-Prozess.

Es wurde schon beim Zitat aus der Wikipedia deutlich. Hitler und Ludendorff konnten je länger je mehr nicht so recht miteinander. Eigentlich hätte sich ja Ludendorff gerne in der Rolle gesehen, die dann Hitler tatsächlich ausübte. Das ihm diese Gunst nicht zuteil wurde, hat er zeitlebens nicht mehr verkraftet. Waren Hitler und Ludendorff im Hitlerputsch noch gemeinsam am Werke, so änderte sich das schon kurze Zeit danach. Der Katalysatorpunkt dabei war massiver Antiklerikalismus auf Seiten Ludendorffs, der selbst Hitler zu weit ging.

Überliefert ist dazu die sinngemäße Aussage von Hitler, als er von Ludendorff zur Rede gestellt wurde, weil er seinem Kurs nicht folge:

„Exzellenz können es sich leisten, ihren Gegnern zu sagen, sie totzuschlagen. Ich aber (Hitler) benötige sowohl die Protestanten und Katholiken Deutschlands zum Machterwerb".

Fortan waren beide Herrschaften geschiedene Leute. Das alles konnte einem die politische Tagesszene genau Beobachtenden, schon damals bekannt sein. Offenbar aber nicht dem GZ.
Man mag lediglich als Grund dafür anerkennen. Die Schweizer GZ-Redaktion war eben mit den deutschen Verhältnissen nicht ausreichend genug vertraut.
(Diese „Entschuldigung" kann allerdings nur begrenzt gelten, denn auch das deutsche „Goldene Zeitalter" druckte
in seiner Ausgabe vom 15. 7. 1924, diese Ludendorff-Meldung, unverändert nach. Man lies sich eben durch den Umstand blenden, dass ihr eine antikatholische Aussage enthalten ist. Im „Goldenen Zeitalter" liest dass sich dann so.

Unter der Überschrift: „Die Kirchenhimmel werden zusammengerollt" eingeordnet in die Rubrik „Zeichen der Zeit", wird ausgeführt:
„Was der Ministerpräsident Deutschlands, das sich als Hort des Protestantismus betrachtet, an den päpstlichen Nuntius zu berichten weiss."
Und man fragt dazu:
„Wo ist da der Geist Luthers und wo der Protest der Protestanten hingekommen? Man könnte glauben, sich im Mittelalter zu befinden!"


Und dann ziert man:
„(Wir entnehmen dem 'Expreß'):
Der preussische Ministerpräsident hat vor einiger Zeit an den päpstlichen Nuntius Pacelli in Berlin ein Schreiben gerichtet, das dem amtlichen preussischcn Pressedienst zufolge folgenden Wortlaut hat;

Die von dem General der Infanterie a. D. Ludendorff in seiner Verteidigungsrede vor dem Münchener Volksgericht gegen Seine Heiligkeit, den Papst, gerichteten Angriffe geben mir Veranlassung, Ihrer Exzellenz zum Ausdruck zu bringen, wie lebhaft die preussische Regierung die Ausfälle des Generals gegen Seine Heiligkeit bedauert. Sie bedauert sie umsomehr, als sie sich bewusst ist, wie unbegründet die Angriffe sind und welchen warmen Dank sie dem Heiligen Stuhl für seine Bemühungen um den Frieden und die Wohlfahrt des preussischen Volkes während und nach dem Kriege schuldet. Wenn es sich auch bei General Ludendorff um eine rein private Person handelt, die als Angeklagte bemüht ist, alles vorzubringen, was ihrer Ansicht nach für sie von Nutzen sein könnte, so hält sich die preussische Regierung bei den ausgezeichneten Beziehungen, deren sie sich zu dem Heiligen Stuhl zu erfreuen hat, gleichwohl für verpflichtet, ihr tiefes Bedauern über das Vorgehen des Herrn Ludendorff auszusprechen.
Ihrer Exzellenz wäre ich ganz besonders dankbar, wenn Seiner Heiligkeit die Auffassung der preussischen Regierung über den Vorfall zu übermitteln Sie die Güte hätten."


Das GZ registriert also, dass selbst der damaligen preussischen Regierung, Ludendorff mit seinen Ausfällen unheimlich wurde, und dass sie versucht, diplomatisch gegenzusteuern. Das alles will das GZ eigentlich nicht wissen. Es starrt nur auf den Umstand, dass da ein Radikalinski regierungsamtlich in die Schranken gewiesen wurde. Und genau jenen Aspekt deutet es seinerseits als „faktischen Verrat an Luther".
Also für das GZ war es offensichtlich recht und billig, das der Teufel auch mit dem Beelzebub ausgetrieben werden könne!

Die Unbedarftheit des „Goldenen Zeitalters" gegenüber Ludendorff, offenbart sich auch in seiner unkritischen Reflektion der Ludendorff-Schrift „Weltkrieg droht auf deutschem Boden".
In Parsimony.25631
bin ich auf selbige schon mal etwas näher eingegangen.

Zurückkehrend zum „Goldenen Zeitalter". Ob denn selbiges die genannte Ludendorff-Schrift tatsächlich auch mal gelesen hat, stelle ich mit gewichtigen Gründen in Frage. Es wird wohl eher so sein. Das was das GZ in Sachen Ludendorff mit aus Tageszeitungen aufgeschnappt hat, gibt es an seine Leser weiter. Sich mit dem Fall Ludendorff indes im Detail auseinanderzusetzen. Dazu waren die Politik-Idioten, in der GZ-Redaktion schon wieder nicht fähig.

Jedenfalls konnte man in der Magdeburger Ausgabe des „Goldenen Zeitalters" vom 1. 5. 1931
(Schweizer Ausgabe vom 15. 5. 1931) noch die nachfolgende Kurzmeldung lesen:

„Ludendorffs düstere Prophezeiungen
General Ludendorff, der oft das Gehirn des deutsch-kaiserlichen Heeres genannt wurde, sagt für das Jahr 1932 einen neuen Weltkrieg voraus. Er meint Frankreich, Rumänien, Polen, die Tschechoslowakei und Jugoslawien würden gegen England, Deutschland, Österreich und Ungarn gehen. Und Russland würde nach den Knochen jagen, die von beiden übriggelassen würden. Er sagt, 45.000 Deutsche würden in Russland im militärischen Kommunismus ausgebildet."


Dann in der Schweizer Ausgabe des „Goldenen Zeitalters" vom 1. 3. 1932, kam man erneut auf Ludendorff zu sprechen. Diesmal hatte man es wohl (wenn auch spät) noch erfasst, um was für eine Koryphäe es sich bei diesem Ludendorff handelt.
Die zuletzt genannte Ausgabe des GZ notierte zu ihm:


„Erich Ludendorff's "Krieg im Jahre 1932".
Die Veröffentlichung dieses Zukunftskriegsbuches hat Furore gemacht und je nach Einstellung wurde es als Hirngespinst, Utopie, oder Evangelium bezw. "Prophezeiung" angesprochen.
Was man auch vom Sujet denken kann, die Aktualität des behandelten Stoffes "der Krieg im Jahre 1932", sowie die Kompetenz des Verfassers in kriegerischen Dingen, sind nicht zu bestreiten. (General Ludendorff war bekanntlich während des letzten Krieges Generalquarticrmeisler und Mitarbeiter von Hindenburg.) Mit einer präzisen "Gabe des Voraussehcns" schildert General Ludendorff, nachdem er in der Einleitung die Ursachen des neuen Weltbrandes erklärt hat, wobei L. die sich bekriegenden Gegner in drei Systeme gruppiert (Moskau, Rom und Paris), im Einzelnen die Phasen des Konfliktes, der zuerst Europa, dann die ganze Welt verheeren soll und dessen Beginn er vielleicht nicht aufs geratewohl auf den 1. Mai 1932 festlegt.
Der ganze Wagemut und die Phantasie, die dieser General im Verlaufe des letzten Krieges auf verantwortungsvollstem Posten zeigte, findet man in dieser Antizipation wieder. Er schildert Tag für Tag, nachdem „die Gewehre von allein losgegangen sind", den Marsch der Truppen der drei Systeme, im Rahmen der sich entwickelnden Ereignisse, berechnet die mobilisierten Streitkräfte der Systeme, erläutert und kommentiert die Strategie und die Taktik der Führer und schlägt, immer in der Zukunft, Riesenschlachten - zum Glück nur auf dem Papier -.
Die zwischendurch gestreuten Schilderungen über Vernichtungen, Greueltaten und Elend sind derart realistisch, dass man tief und nachhaltig erschüttert ist. Ein lesenswertes Buch!

Doch wie jedes Werk, so hat auch Ludendorff's Schrift ein Ziel. Die vaterländische Einstellung des Verfassers ist bekannt. Er versucht nachzuweisen, dass die Reichswehr, die er im imaginären Konflikt mit ihrem alleinigen Effektivbcstand von 100.000 Mann im "horizontalen System", an der Seite der Engländer, Österreicher, Bulgaren, Italiener etc. gegen das "vertikale System" der Franzosen, Belgier, Polen etc., aufmarschieren lasst, unbedingt zu schwach ist, um nur die Grenzen zu beschützen, geschweige denn um sie zu verteidigen. Eskamotiert sind z. B. die militärischen Formationen, deren es im heutigen "abgerüsteten" Deutschland eine Unzahl gibt, kein einziger Mann, kein Freiwilliger, nichts von der grosssen Kraftreserve Deutschlands, das 60 Millionen Menschen zählt, werden in dieser Berechnung eingesetzt. Allein die durch den Versailler Vertrag festgesetzten Ziffern der Effektivstärken der Wehrmacht und der Rüstungsmittel sind in der Berechnung eingesetzt und auf der andern Seite stehen die rüstungstrotzenden Feindstaaten.

So moralisch wertvoll eine solche Schrift sein konnte im Interesse des Friedens, so wertlos und aufstachelnd wirkt sie im gegenteiligen Sinn eben durch diese ungeheuerliche Camoufflage der realsten Wirklichkeit zur Stimmungsmache "für eine energische Aufrüstung Deutschlands" hei gleichzeitiger Abrüstung für die ändern. Sachlich ist die Schrift nicht, nur zu sehr einseitig.

Der französischen Ausgabe dieses Werkes, das überall zum Preise von 10 Fr. zu haben ist, geht eine Einleitung von Co'lonel Jean Fabre, Depute, ehemaliger Minister und Präsident der Armeekommission voraus, der in markigen Strichen manchen Widerspruch aufdeckt und auf das oben angedeutete Endziel des Buches Ludendorffs hinweist. Hoffen wir, noch zahlreiche Kommentare im Kreislauf der Jahre erleben zu dürfen, ohne dass Ludcndorffs Prophezeiung vom „Krieg im Jahre 1932" in Erfüllung geht.


Spät, im Jahre 1933, findet auch das Schweizer „Goldene Zeitalter" in seiner Ausgabe vom 15. 1. 1933 deutlich-kritische Worte zu Ludendorff. Das allerdings wird durch den Umstand entwertet. Zu spät. Diese kritischen Worte posaunten zu der Zeit auch noch andere Publikationsorgane. Das GZ springt somit lediglich auf einen zeitweilig fahrenden Zug mit auf.

In der zuletzt genannten GZ-Ausgabe war dann zu lesen:


„Immer noch der " Gott"
General Ludendorff hielt bei einer Gedächtnisfeier für den Sieg von Tannenberg eine Rede, worin er die völkische Doktrin verteidigte und die Politik des Judaismus und der römischen Kirche streng verurteilte. "will", sagte er, "die Deutschen endlich erkennen, dass die jüdische Bibel ein Gesetzbuch ist, das dazu dient das deutsche Volk m knechten; ich will, dass die Deutschen die nötige Kraft aufbringen, eine solche Doktrin zu verwerfen und dass sie sich zu jener Doktrin bekennen, die von Gott kommt und dem Instinkt der deutschen Rasse entspricht jener Doktrin, welche erklärt, dass für den Menschen das höchste Gut die Freiheit ist"

Frau Ludendorf hielt ebenfalls eine Rede, worin sie ähnliche Anschauungen vertrat
Ludendorf will nichts mit dem Gott der "jüdischen Bibel" zu tun haben! Begreiflich, denn dieser Gott verbietet das Töten. Der ehemalige deutsche Generalstabschef scheint nur von diesem blutigen Handwerk leben zu können, und so wünscht er, dass das arme deutsche Volk aufs neue zum deutsch-rassigen Gott Zuflucht nehmen möchte, zu jenem, der es bereits im Weltkriege trotz aller scheinheiligen Gebete im Stiche gelassen hat ..."


Exkurs:
Ernst Niekisch in seinem 1958 erschienenen Erinnerungsband mit dem Titel „Gewagtes Leben" über die Ludendorff's
(S. 176f.)

In meiner Dresdener Zeit hatte ich eine Begegnung mit dem General Ludendorff. Er war in die sächsische Hauptstadt gekommen, um gemeinsam mit seiner Frau Mathilde einen Vortragsabend zu veranstalten. Ihm lag offenbar daran, einen Bericht im 'Volksstaat' zu erhalten, und er ließ mich bitten, ihn zu besuchen.
Er empfing mich in der Wohnung eines seiner Bekannten, der sich eine Ehre daraus gemacht hatte, ihn als Gast aufzunehmen.
Ludendorff kannte, wie sich zeigte, meinen 'Widerstand'
[Einfügung: Zeitschrift dieses Namens].
Unverkennbar litt der General, der sich mit stolzem Selbstbewußtsein als geborener Feldherr fühlte, unter die Niederlage, mit welcher der erste Weltkrieg geendet hatte.
Es hätte sein Selbstbewußtsein beeinträchtigt, wenn er die Schuld an dem Zusammenbruch bei sich gesucht hätte. Er war bestrebt, andere Schuldige zu entdecken, und fand sie in den „Überstaatlichen Mächten."
Unter den „Überstaatlichen Mächten" verstand er die Jesuiten, die Juden und die Freimaurer.
Die Jesuiten verkörperten nach seiner Auffassung einen intrasigenten, gegen das protestantische Deutschland gerichteten katholischen Universalismus, die Juden das fremdrassige Blut, das instinktiv die hochwertigen Germanen rachsüchtig zu ruinieren trachtete, die Freimaurer die internationale Geldmacht, das Bank- und Finanzkapital.

Seine Frau hatte diesen symbolischen Feindestrio einige mystische, religiös gefärbte Elemente beigemischt; sie sprach von einer deutschen Gotterkenntnis und ließ durchblicken, daß die Deutschen wertvoll genug seien, eines eigenen, allein ihnen zugetanenen Gottes gewiß sein dürfen.

Hitler sollte ihn mit der Massenbasis versorgen. Hitler war es anfänglich zufrieden, nur als Trommler des berühmten Feldherrn zu gelten.
Nach dem Münchner Novemberputsch 1923 wurde Ludendorff zwar freigesprochen, war aber doch reichlich kompromitiert. Als Hitler, um wieder auf freien Fuß gesetzt zu werden, den bayerischen Klerikalen das Versprechen gegeben hatte, den Kampf gegen die Kirche einzustellen, rückte Ludendorff von Hitler ab.
Mit seiner neuen Lehre hoffte er, Massen an sich ziehen zu können; sein Erfolg war, daß er in seinem „Tannenbergbund" kleinbürgerliche Rentner und Rentnerinnen, verzweifelte Handwerker und unglückliche alleinstehende alte Weiblein zusammenbrachte; zu ihnen gesellten sich noch zahlreiche entlassene Offiziere, die Ludendorff als Soldaten bewunderten und die es gewohnt waren, von ihrem Weltkriegsgeneral jedes Wort als letzte Weisheit entgegenzunehmen.

Ich zeigte etliches Widerstreben und einige Skepsis. Da ereignete sich etwas höchst Seltsames. Die Gesichtszüge des Generals wie die seiner Frau veränderten sich, die Augen glühten, in maskenhafter Starrheit saßen die beiden vor mir, von dämonischer Besessenheit zeigten sie sich ergriffen. Der Anblick fesselte mich so sehr, daß ich kaum auf ihre Worte hörte; endlos wiederholten sie:
Jude, Freimaurer, Jesuit, überstaatliche Mächte.
Es war eine unheimliche Situation.

Ludendorff zog das Publikum an; er war noch eine Sensation. Viele waren auf der Suche nach einem neuen Heiland gekommen.
Der General redete trocken, kühl und nüchtern; der Ton stand im Gegensatz zu der Verworrenheit seiner Ideen.
Nach etwa fünfzig Minuten endete er. Dann trat seine Frau an das Rednerpult.
Sie sprach fanatisch, sektenpriesterlich und endlos. Sie mochte zweieinhalb Stunden das Wort behauptet haben.
Es war ersichtlich, daß sie sich als die Hauptperson fühlte; ihr Mann hatte ihr nur als Lockmittel gedient, die Menschen herbeizuschaffen.

Später schrieb ich im „Widerstand" einen Aufsatz über Ludendorff, in dem ich ihn als germanischen Recken und Barbaren darstellte, der aus Urwelt- und Urwaldunstinkten gegen Rom, gegen den Westen revoltierte.
Als ich dann aber in der „Entscheidung", einer Wochenschrift, Ludendorffs Abhängigkeit von seiner Frau beklagte und das Bild gebrauchte, seine Frau schleppe ihn wie einen Bären aus Germaniens Urwäldern am Nasenring von Ort zu Ort, erklärten mir das Haus Ludendorff und der Tannenbergbund den Krieg. Ich wurde zu den „überstaatlichen Mächten" gerechnet. ..

Noch ein Exkurs:
In Rudimenten gibt es ja heutzutage auch noch Ludendorfferianer. Wie auch andere Gruppen, haben auch sie bei ihrer "Geschichtsschreibung" eine bemerkenswerte Fähigkeit entwickelt, die eigene Geschichte "schönzuschreiben".
In diesem Kontext scheint ihnen auch zu passe zu kommen, dass es da tatsächlich Differenzen zu den Hitlerianern gab.
Ein zeitgenössischer Text aus dem Jahre 1931 (also noch bevor die Hilterianer die Macht usurpieren konnten), kündet (als Beispiel) auch davon.

Lawrence D. Stokes zitiert in seinem Buch
"Kleinstadt und Nationalsozialismus
Ausgewählte Dokumente zur Geschichte von Eutin 1918-1945" auch diese Pressepolemik, in einer seinerzeitigen Tageszeitung veröffentlicht. Laut Stokes gab es da im
"Anzeiger für das Fürstentum Lübeck" vom 14.10. 1931 den nachfolgenden Text. Bei dem in Text genannten "Tannenbergbund" handelt es sich um eine (damalige) Kernorganisation der Ludendorfferianer. Nun noch das entsprechende Zitat:


"Eingesandt der NSDAP-Ortsgruppe Eutin.
Am 9.10. 1931 fand in Eutin eine Versammlung des Tannenbergbundes statt. Zu dem Vortrag des Redners Hans M. (aus Halberstadt) und über die Tapferkeit dieses "Urdeutschen" Tannnenbergbundes kurz folgendes. Der Redner weist darauf hin, dass keine Partei außer dem Tannenbergbund in ihrem Programm entscheidende Maßnahmen für Entschädigung der Sparer, Maßnahmen gegen die Bodenspekulation, Maßnahmen gegen jüdische Machenschaften usw. getroffen hätten.

Es sei dem Tannbergbund an dieser Stelle einmal empfohlen, das Programm der NSDAP (vom 24. Februar 1920) etwas eingehender zu betrachten. Sodann spricht der Redner eingehend über die Freimaurerei, stellt aber seiner Ausführung so hin, als hätte außer (General) Ludendorff noch kein Mensch dies alles eingesehen und außerdem Tannenbergbund noch niemand entscheidende Maßnahmen dagegen getroffen....

Wie aber die NSDAP gegen die internationale Freimaurerei kämpft, davon will oder darf der Redner nichts wissen. Der Kampf Hitlers gegen das Zentrum, gegen Freimaurer und Judenherrschaft sei nur ein Scheinkampf, die täglich hingemordet SA- und SS-Leute die nach Tausenden zählenden verletzten der NSDAP, sind alles nur Scheinmorde, es sei ein Listkampf. Eigenartig ist nur, dass es heute noch kein Tannenbergler von der internationalen Mordbestie angerührt wurde. Kein Wunder, denn die internationale Hochfinanz des Judentums hat bisher ihren Kampf nur gegen wirkliche Kämpfer der Wahrheit geführt und nicht gegen hohlköpfige Phrasendrescher.

Außerordentliche Kühnheiten wagte sich der Redner in seinen Ausführungen über die Religion. Er lobte auf der einen Seite Martin Luther als Beispiel der großen deutschen Religionsreformators, und nach der Pause, als man dem in der Versammlung anwesenden Landespropst Kieckbusch ... verweigert hatte, öffentlich dazu Stellung zu nehmen, und er darauf das Lokal verließ, dann erst fällt der Redner über jede christliche Religion her....

Den Höhepunkt allen Irrsinns, hervorgerufen durch krankhafte Unlogik, erreichte der Redner, als er folgendes behauptete:
"1931 wäre schon der große Weltkrieg ausgebrochen, das Völkermorden hätte eingesetzt, doch dann kam der große Feldherr Ludendorff griff in das Getriebe der Weltgeschichte ein und es ward wieder Ruhe."

Und wie kam das? Weil General Ludendorff den Gegnern der deutschen Volkes hinter die Karten gesehen hatte!!! ... Der ganze Hitler ... besteht nur aus Scheinkampf - und warum? Weil Hitler Christ ist. Die Logik ist folgende: Christ sein heißt jüdische Weltanschauung haben, wenn man nicht jeden Priester aufhängt heißt man romhörig.
Wenn man den Romhörigen Gegner nicht sofort auf illegalem Wege aus der Welt schafft, ist man Freimaurer. Folgerung Hitler verrät das deutsche Volk. ... immer mehr zersplittert und der Freimaurerei nur noch mehr ausliefert, dann ist man nach dem Dafürhalten der Tannengergler urdeutsch. ... Überhaupt urdeutsche Tugend und Tapferkeit über alles!

Leider nur in Worten. Den als ein Redner der NSDAP sich meldete und öffentliche Diskussion verlangte (der Nationalsozialist ist aus München), wurde ihm dies verweigert und er sogar mit den Worten beschimpft
"Die Süddeutschen täten besser zu Hause zu bleiben als hier in Norddeutschland das Volk zu verseuchen"!!
Kurz vorher sprach der Redner noch von deutscher Einigkeit. Die Begründung, warum die NSDAP zu keiner Diskussion zulassen wird, erklärte der deutschen Herr M. folgendermaßen:
"Der Tannenbergbund schlägt sich mit geistigen Waffen und ist nicht gewohnt, dass man bei Diskussion sich erst dann durchsetzt, wenn man erst die Joppe ausziehen muss." ...
Den tapferen Urdeutschen Tannbergbund (Vulgo Kneifer) wird hiermit dringend geraten, sich bei Gelegenheit mal einige Zentner Logik und auch einige Tonnen Tapferkeit zu bestellen.
Im Tacitus aus dem der Herr Hans M. zum Schluss seiner Ausführungen vortrug, steht auch geschrieben, dass die Germanen ein tapferes Volk waren, die sich jederzeit zum Kampf stellten und noch keine Ahnung von dem Begriff "Kneifer" hatten.
Am Rande vermerkt. Skurril wirkt es, wie Mlynek in einer Dokumentation zitiert, wenn man im
"Lagebericht der Staatspolizeistelle Hannover an das Geheime Staatspolizeiamt Berlin für den Monat April 1935" vom 4. Mai 1935 auch die Sätze liest:


"Anlässlich des Geburtstages des Generals Ludendorffs (70. Geburtstag am 9.4. 1935) wurden an verschiedenen Orten des Bezirks Geburtstagsfeiern abgehalten, die keine besonders zahlreiche Beteiligung aufzuweisen hatten. Neben Anhängern des früheren Tannenbergbundes nahmen die Mitglieder der Partei und ihre Gliederungen, aber auch frühere Mitglieder der KPD und SPD und Bibelforscher teil."

Nun mag man über die Authentizität dieser Aussage streiten. Fest steht auf jeden Fall:
Sie ist so authentisch in den Naziakten überliefert.
Der Religionskritische Drall des Ludendorff wurde ja bereits vermerkt. Es ist allerdings nicht auszuschließen, dass bei jenen als "Bibelforscher" bezeichneten, es sich um von der WTG abgesplitterte Kreise handelt (einiges spricht für diese Interpretation).
Wie auch immer, "der Apfel fällt selten weit vom Stamm"!
Für die These, dass die Splittergruppen der WTG gemeint sind, spricht ein weiterer bei Mlynek mit abgedruckter Lagebericht. Und zwar der von der Staatspolizeitstelle Hannover an das Geheime Staatspolizeiamt in Berlin abgefasste für den Monat Februar 1936 vom 4. 3. 36.
Und daselbst gibt es auch den Passus:

"Während die Anhänger der IBV (Zeugen Jehovas) als die radikalere Bewegung ausnahmslos den deutschen Gruß ablehnen und sich auch weigern, Ehrenamtliche Stellen als Luftschutzwart usw. anzunehmen, gibt es unter den ernsten Bibelforscher hierüber verschiedene Ansichten."

Wem diese Replik vielleicht zu abenteuerlich erscheint, der sei noch auf ein weiteres Dokument aus der Studie von Mlynek verwiesen. Und zwar auf den Lagebericht der Staatspolizeistelle Hannover an das Geheime Staatspolizeiamt Berlin für den Monat Oktober 1935 vom 4. November 1935.
Daselbst ist zu lesen:


"In der Berichtszeit ist eine zunehmende Werbetätigkeit der Ludendorffbewegung in Erscheinung getreten. Eine Versammlung die in Marienhagen Krs. Alfeld, geplant war und auf welcher der bekannte Agitationsredner des früheren Tannenbergbundes (Paul) Neuhaus aus Elze reden sollte, ist verboten worden, da die Gefahr bestand, dass unter dem Deckmantel der Religion reaktionäre Politik betrieben werden sollte.
Als Neuhaus das Lokal für dieser Versammlung mieten wollte, sprach immerfort von "Eurer Führer". Auf die Frage ob er nicht auch sein Führer sei erklärte er: "Nein mein Führer ist das nicht".
Auf Vorhalt warum er den Gruß "Heil Hitler" nicht erwiderte, sagte er, der Gruß käme für ihn nicht in Betracht." Zitatende.

Nun wie man weis, gibt es ja noch eine andere Gruppe, welche sich (heutzutage) auch viel auf die Verweigerung des Hitlergrußes zugute hält. Haben sich da also zeitgenössisch in der Frage "gleichgestimmte" Kräfte gesucht und gefunden, wäre so ungewöhnlich, das auch nicht!

Man vergleiche etwa in der Gegenwart, den Umstand der Bestückung der WTG-eigenen Bibliothek in Selters.
In einem (gewährten) Interview mit der evangelikalen Zeitschrift „idea" gibt es auch darin die (beiläufige) Anmerkung.
Die Werke des Kirchenkritikers Karlheinz Deschner, sind dort (zumindest einige von ihm) vorhanden. Deschner ist ja nicht „irgendwer", sondern hat (unter anderem) eine „Kriminalgeschichte des Christentums" verfasst.
Nicht hingegen (jedenfalls nicht öffentlich) sind dort die Bücher von Raymond Franz, und andere WTG-Kritiker vorhanden.

Siehe auch
Parsimony.24254
Und zuletzt in gedruckter Form, ist der Artikel auch im Buch von Kühne enthalten („Eine schrecklich nette Familie")
Analog kann man auch den Fall Ludendorff einordnen.
Man lässt sich von seiner militanten Kirchengegnerschaft blenden (ohne sich wirklich mit ihm auseinanderzusetzen).
Und im Rahmen dieser Oberflächlichkeit, werden auch einige „Kröten" äußerst bedenklicher Art, mit heruntergeschluckt!

Re: Im "Goldenen Zeitalter" gelesen - Eine Zeitreise -

geschrieben von: Drahbeck

Datum: 19. Juni 2009 05:06

Wie schon verschiedentlich festgestellt wurde, ließ es sich das „Goldene Zeitalter" angelegen sein, (fast) jeden neuen Schrei aus der „Heilpraktikerszene", die auch zur Kenntnis der GZ-Redaktion gelangte, prompt auch an ihre Leserschaft weiter zu geben.

In der Berner Ausgabe des „Goldenen Zeitalters" vom 15. 6. 1924
(Magdeburger Ausgabe vom 1. 8. 1924) begegnet man wieder mal solch einem Fall. Das GZ zitiert zwar nur, vermeidet einen eigenen Kommentar. Wäre es indes nicht von der Nützlichkeit solcher Zitate überzeugt, hätte es sie sicherlich nicht gebracht.

Nun denn, halten wir es ähnlich: Zitieren wir nur das, was das GZ zitierte. Eine inhaltliche Bewertung kann und wird nicht gegeben. Die Verantwortung muss das GZ alleine, bzw. seine Gewährsmänner (Frauen) tragen).

Genannte GZ-Ausgabe berichtet:


Sauermilch, ein Mittel zur Verlängerung des Lebens
Mit freundlicher Genehmigung der Verfasserin Frau Maria Binzegger, H.
In dem heutigen Zeitalter, in dem das hilfesuchende kranke Publikum so viel mit nutzlosen künstlichen Nährpräparaten, die mit einer marktschreierischen Reklame in allen Zeitungen angepriesen werden, überflutet wird, ist es angezeigt, auf den Heilwert vieler natürlicher Nahrungsmittel, die uns die gütige Natur als lebendige Medizin geschenkt hat, hinzuweisen und so für die Verbreitung eines diätischen Regimes zu wirken, das in der Krankenbehandlung und in der Vorbeugung von Krankheiten mehr zu leisten berufen ist, als alle in den letzten Jahrzehnten von der pharmazeutischen Industrie ausgeklügelten, mit so schönen Namen belegten künstlichen Heilmittel.

Eine ständige Gefahr und damit eine Grundursache für viele Krankheiten besteht in dem zu langen Verweilen des Inhaltes im Darmrohre, Die ungeheure Menge von Bakterien im Darme wird dadurch befähigt, fäulniserregendc Prozesse einzuleiten. Nach den Untersuchungen von Dr. med. Strassburger besteht ein Drittel des Trockengewichtes des Kotes aus Bakterien, so dass der Mensch täglich etwa 8 Gramm Bakterien entleert, was wohl an 128 Billionen Bakterien sind. So ist es einleuchtend, welche Folgen eine zu lange Stauung des Dickdarminhaltes haben muss. Stellen sich auch nur geringfügige Darmstörungen ein, so erhöht sich auch die Zahl der Bakterien. Es entwickeln sich dann Fäulnisprozesse, die den Darm angreifen, aber auch die Bildung giftiger Stoffe begünstigen.

Der Körper ist allerdings in der Lage, sich gegen diese Feinde zu schützen und dieselben durch den Einfluss der Bauchspeicheldrüse und der Galle unschädlich zu machen. Dann werden die Gifte umgewandelt und ausgeschieden. Ist der Ansturm jedoch ein zu grosser, so kommt es zur Selbstvergiftung des Organismus, der stark bedroht werden kann. Vor allem werden so die Grundursachen für viele chronische Krankheiten geschaffen.

Der vor einigen Jahren in Paris gestorbene Professor Metschnikoff, der Leiter des Instituts Pasteur in Paris, sah die geschilderten Vorgänge im Darm, das allmählige Unterliegen der natürlichen Schutzkräfte, als die Grundursache für das frühe Altern und den vorzeitigen Tod an. Nach Metschnikoffs Anschauung ist der Mensch mit seinem langen Darmrohre von Natur aus kein Fleischesser, sondern auf Vegetabilien, besonders Früchte und Nüsse, angewiesen. Die Rückstände dieser Nahrung würden niemals die geschilderten Fäulnisprozesse hervorrufen können. Diesem Umstande und der Tatsache, dass die Vögel keinen Dickdarm besitzen, schreibt Metschnikoff die lange Lebensdauer vieler Vögel und deren ungeminderte Frische im hohen Alter zu.

Im Jahre 1907 hat Dr. Dutowski die Aufmerksamkeit auf eine Sauermilch gelenkt, wie sie in Bulgarien gerne von allen Volksschichten unter dem Namen "Yogurth" genossen wird. In dortigen Landesteilen, in denen diese Dickmilch zu den ständigen Nahrungsmitteln gehört, lässt sich eine ungewöhnliche Langlebigkeit der Bevölkerung feststellen. Zur Bereitung der Yogurth verwendet man meistens die bulgarische Maya, ein Ferment (Gärungserreger), welches in der Milch eine Gärung hervorruft. Da man heute schon in den meisten grösseren Städten, d. h. in den Molkereien fertige Yogurth-Milch beziehen kann, so brauchen wir die Zubereitung hier nicht zu beschreiben.

Die Zubereitung der Yogurth-Milch ist umständlich und verlangt Zeit. Wir selbst sind Anhänger der Dick- oder Sauermilch nach deutscher, resp. schweizerischer Art, welche Methode einfach und ohne viel Mühe angefertigt wird und für uns Abendländer den gleichen Zweck aufweist: die Gärungsvorgänge im Darm aufzuheben, den Darm zu desinfizieren und damit die Bildung der gefürchteten Selbstgifte im Organismus zu verhindern.

Gemüse, Früchte und Sauermilch ist die gegebene Idealernährung das ganze Jahr hindurch und besonders in sommerlicher Zeit!

Reklamebild aus der zeitgenössischen „Freiburger Zeitung" entnommen, wo man auch unzählige Male in Reklame-Inseraten, diesem vermeintlichen Wundermittel begegnen kann. Beide abgebildete Herren sollen achtzig Jahre (so meint der Reklametext) alt sein. Der linke, strammer Yoghurt-Konsument; der rechte dann eben nicht.

Re: Im "Goldenen Zeitalter" gelesen - Eine Zeitreise -

geschrieben von: Drahbeck

Datum: 20. Juni 2009 07:24

Die Serie seine „Gesundheitsartikel" setzt übrigens das „Goldene Zeitalter" (Berner Ausgabe vom 15. 6. 1924; Magdeburger Ausgabe vom 15. 7. 1924) mit einem Artikel fort, der von der Sache her nicht unbedingt „negativ" bewertet werden soll. Allenfalls kann man Staunen darüber bekunden, solche Ausführungen in der Zeitschrift einer Religionsgemeinschaft vorzufinden, und wie „emotional aufgeheitzt" er doch abgefasst ist. Genannte GZ-Ausgabe berichtet

Was das Volk wissen muss
Dass der Alkoholismus und die Geschlechtskrankheiten mit ihren furchtbaren Folgen die Volksgesundheit untergraben, wissen wir leider zur Genüge. In der neueren Zeit droht aber unserem Volksganzen von anderer - ebenfalls skrupelloser grosskapitalistischer - Seite eine noch viel tiefer greifende Schädigung, die vom kleinsten Kinde angefangen alle Menschen jedes Alters trifft: das ist die gewissenlosen Industriezwecken dienende Entwertung und systematische Vergiftung unserer grundlegenden Nahrung.

Seit Sinclairs ,,Sumpf" hat kein Buch solches Aufsehen erregt, wie A. W. McCann's "Kultursiechtum und Säuretod" (Verlag von E, Pahl in Dresden). McCann hat seine Erfahrung hinter den Kulissen der amerikanischen Nahrungsmittelindustrie erworben. Er war viele Jahre Vorstand des chemischen Laboratoriums einer der grössten und modernsten Nahrungsmittelfabriken. In dieser Eigenschaft hatte er täglich mit staatlichen und gemeindlichen Nahrungsmittelfabrikanten, Importeuren, Schiebern und Agenten zu tun. Als Propagandachef einer Nährstoffabrik, die im Jahre einen Umsatz von mehr als 12 Millionen Dollars hatte, kam er zu der Ueberzeugung, dass diese Fabriken am Ruin der Menschheit arbeiten und Schuld am Tode von jährlich 400 000 Kindern allein in den Vereinigten Staaten sind.
McCann ist heute Gesundheitskommissar von New-York und anderen grossen Gemeinden und ein unerschrockener Mann, der seine einträgliche Stellung aus Gewissensgründen aufgab, um die Wahrheit in alle Winde zu schreien zur Rettung des betrogenen Volkes. Sein Buch ist eine flammende Anklage gegen diese besondere Art Volksausbeuter, die die Nahrungsmittel entkeimen, auslaugen, bleichen, färben, ihnen ihre lebensnotwendigen Mineralsalze und Vitamine nehmen und Gifte zusetzen. Das gilt nicht nur für Amerika, sondern überall.

Seit Casimir Junk die Vitamine als Träger der Lebenskraft entdeckt und durch Ragnar Berg die von Hensel und Lahmann geahnte unbedingte Notwendigkeit der nur in den äußersten Deckschichten des Getreidekorns, den Früchten und Gemüsen vorkommenden Mineralsalze, bezw. Basen wissenschaftlich begründet wurde, wissen wir, dass es ein Volksverbrechen ist, einer hohen Ausmahlung des Brotgetreides, bezw. einem hellen Brote das Wort zu reden.
Bis zu Ludwig XIV. ass man in allen Ländern Vollbrot; dieser König, durch seine Mätressenwirtschaft in Schulden geraten, ordnete, um die Mahlsteuer ergiebiger zu gestalten, an, dass der Weizen nur einmal aufgeschüttet werden dürfe, so dass nur das erste helle Mehl erhalten blieb und von da an Weissbrot gegessen werden musste.

Die ,,Vornehmen" anderer Länder äfften dies nach und seitdem gilt es als "feiner", ein möglichst helles und weisses Brot zu essen. Das Brot aus höher ausgemahlenem Getreide aber ist minderwertig. Weissbrot und Feinmehlspeisen legen die Grundlage zu Bleichsucht, Rhachitis, Körperschwäche und Schwindsucht. Die in den äusseren Schichten des Getreidekorns enthaltenen organischen Mineralsalze sind in einem Masse lebensnotwendig, dass ganze Völker dem Untergang preisgegeben sind, wenn sie weiter diese wertlose Ernährung mit Weissmehl, poliertem Reis und Feinmehlspeisen betreiben. Die enorm zunehmende Tuberkulose, Zahnkaries, Blutarmut und Nervenschwäche, Krebs und Neurithis, kurz ein Heer von Krankheiten sind das Ergebnis dieser entmineralisierten die Widerstandskraft des Körpers untergrabenden Ernährung mit dem "Bleichsuchtfutter" des landläufigen Brotes und Weissmehls.

Die Schäden, die dadurch entstehen, sind noch grösser als diejenigen des Alkoholismus, denn schliesslich ist nicht jeder, besonders nicht jedes Kind, ein Alkoholiker, während mit wenigen aufgeklärten Ausnahmen fast jeder Mensch diese entwertete Nahrung geniesst.

Wenn Nährmittel, aus denen die Mineralsalze aus Geschäftsgründen oder durch falsche Zubereitung enfernt wurden, gegessen werden, so kommt es zur Bildung von freier Schwefel- und Phosphorsäure. Diese Säuren müssen so schnell wie möglich neutralisiert werden. Wenn nun die neutralisierenden Basen - die Mineralsalze - fehlen, dann reissen diese Säuren basische Elemente einfach aus dem lebenden Gewebe, was zu dessen Zerstörung führt.

Während vor dem Kriege schon alle Aufgeklärten nur unpolierten Reis und hundertprozentig ausgemahlenes Vollmehl verwendeten und ihre Kinder damit zu starken und kräftigen Menschen heranbildeten, ist uns jetzt zwangsweise auferlegt, dass wir nur Weissmehl und - mit Ausnahme des jetzt schon in vielen Städten erhältlichen vollwertigen Steinmetz-Brotes - von entwertetem Mehl hergestelltes Brot zu kaufen bekommen. Unwissende loben das Mehl noch, wenn es besonders schön weiss ist.

Dem Volke wurde von den profitgierigen Agrariern das Märchen von der leichten Verdaulichkeit des helleren Brotes eingehämmert, wie die verbrecherische, braukapitalistische Lüge, dass Bier ,,flüssiges Brot" sei, bis es beides glaubte. Das Volk in seiner entschuldbaren Unwissenheit glaubt "Autoritäten", auch wenn sie Söldlinge des Alkoholkapitals und der Nahrungsmittelindustrie sind, und wenn sie noch solchen Unsinn lehren. Es glaubte seinerzeit gehorsam die heute längst widerlegte Lehre von der Uebertragbarkeit der Rindertuberkulose auf den Menschen und trank auf höheren Befehl nur abgekochte und dadurch entwertete Milch, während die ärztlichen Autoritäten heute das Gegenteil anordnen: trinkt nur rohe Milch, weil durch das Kochen die lebenswichtigen Vitamine getötet und das Eiweiss unverdaulich gemacht wird. Zehn Jahre wurde ihm gepredigt, es müsse seine Ernährung nach dem Kolorienwert, d. h. nach Wärmeeinheiten bemessen. Das klang furchtbar gelehrt und hat doch beispielloses Fiasko gemacht, denn nicht die Kalorie ist das Wichtigste, sondern die Erhaltung der Mineralsalze (Basen) und Vitamine, Man kann bei 3-4000 Kalorien taghell doch elend zugrunde gehen.

McCann erzählt in seinem fesselnden Buche die Tragödie der Mannschaft des deutschen Kreuzers ,,Kronprinz Wilhelm", die 255 Tage bei einer Ernährung von reichlich Fleisch, Speck, Butter, ausgelaugten Konserven, poliertem Reis, Weissbrot und Feinmehlbisquits an schwerer Acidose, d. i. Uebersäuerung des Blutes, die die furchbarsten Kalk-Zerstörungen der Gewebe hervorruft, erkrankt und dem Tode nahe war, durch Darreichung von Kartoftelschalenaufguss, Weizenkleie, Vollweizenbrot, Gemüse und Obst aber geheilt und gerettet wurde.

McCann berichtet, wie die Scott- und die erste Sliakleton-Expedition zusammengebrochen seien, weil sie jene Nahrungsmittel ausser Acht gelassen hatten, die die lebensnotwendigen Stoffe enthalten und fast nur Fleisch und Feinmehlnahrung mitgenommen hatten. Mann für Mann brach an Acidosis und deren schweren Folgekrankheiten zusammen, während bei der MacMillan- und der zweiten Shalcleton-Expedition, die nur Vollweizenmehl, Vollweizenzwieback, Trockengemüse, Südfrüchte, Hülsenlrüchte und weder Fleisch noch Weissmehl mitgenommen hatten, kein Mann auch nur einen Tag krank war und alle heil wiederkehrten.

Was für die Polarforscher recht ist, ist für unsere Kinder billig. Unsere Mütter füttern ihre Kinder mit jenen Nahrungsmitteln, Bleichsuchtbrot, Weissmehlspeisen, poliertem Reis, Makkaroni, Feinmehlbisquits - jenen aus Obstabfällen, Sacharin, Glykose, roter Teerfarbe, Phosphorsäure und Natriumbenzoat bestehenden "Marmelade", jener aus verdächtigem, minderwertigem, oftmals verdorbenem, durch Chemiekünste entstänkerten Fleisch hergestellten ,,Wurst'', den in feinen Packungen zum Wohle der Dividendenaktionäre käuflichen ,,reparierten", d. h. entwerteten Feinmehlen und Extrakten gar nicht zu reden - langsam um Kraft und Gesundheit zu gewinnen und wundern sich, wenn diese blutarm, zart und zu allen Krankheiten disponiert sind. Sie verstehen es nicht besser und unterliegen der Suggestion der Reklame und eines vom Volksuntergang lebenden gewissenlosen Grosskapitals.

Der Uebersetzer des Buches von McCann, Dr. von Borosini, lernte eines Tages einen Nahrungsmittel-Grossindustriellen kennen, den er auf diese Misstände aufmerksam machte, worauf dieser edle Menschenfreund entgegnete: ,,Geschäft ist Geschäft! Wir scheren uns drum, ob die Leute draufgehen, wenn wir nur verdienen. Warum sind sie so dumm und kaufen den Dreck?"

Dieser klassische Ausdruck sollte allen Frauen und Männern aus dem Volke die Augen öffnen und zu einer Prüfung der Ernährungsfragen anregen.
(Sonderdruck aus der Zeitschrift "Die Lebenskunst")

Re: Im "Goldenen Zeitalter" gelesen - Eine Zeitreise -

geschrieben von: Drahbeck

Datum: 21. Juni 2009 05:56

Angeblich fand „1914 im Himmel ein Kampf statt". So das Ammenmärchen, auch der heutigen Zeugen Jehovas. Das indes irdische Kriege, auch sehr irdische Ursachen zu haben pflegen, dass wird mit solchen Ammenmärchen-Thesen bewusst verschleiert. Und durch diese Verschleierung wiederum faktische Politik betrieben.

Eine der seltenen Ausnahmen, worin auf die irdischen Interessengegensätze als Ursachen von Kriegen eingegangen wird, kann man in der Ausgabe des „Goldenen Zeitalters"
(Ausgabe Magdeburg 15. 6. 1924;Ausgabe Bern schon am 1. 5. 1924; ) begegnen.
Unter der Überschrift „Der nächste Krieg" kann man darin auch das folgende lesen.
Aber es ist schon mehr als bemerkenswert zu nennen, dass die wesentlichen Ausführungen eben nicht auf dem eigenen GZ-Mist gewachsen sind; sondern dass es sich um eine Zitierung handelt. Letzteres macht schon die Angabe deutlich:


„Die folgenden Betrachtungen sind einem Aufsatz des Amerikaners Upton Sinclair entnommen, der in der "Weltbühne" kürzlich abgedruckt war."
Zu letzteren kann man etwa die Wikipedia vergleichen.
http://de.wikipedia.org/wiki/Upton_Sinclair
Interessant zum Thema auch:
http://www.evolver.at/stories/Upton_Sinclair_Der_Dschungel/

Das Sinclair bei der WTG ein besonderen Stellenrang einnimmt, kann man auch einer Angabe im 1975er ZJ-Jahrbuch entnehmen. Bezugnehmend auf die Verhaftung von Rutherford und Anhang während des ersten Weltkrieges, wird Sinclair dazu wie folgt bemüht:
„Als die Herausgeber der Kirchenzeitungen davon erfuhren, daß die Angeklagten zu zwanzig Jahren verurteilt worden waren, jubelten sie praktisch alle, ob klein oder groß, über das Ereignis. Ich konnte nicht ein einziges Wort der Anteilnahme in irgendeinem orthodoxen
religiösen Blatt finden. ,Es kann kein Zweifel darüber bestehen, schloß Upton Sinclair, daß ,die Verfolgung . . . zum Teil daher kam, daß sie sich den Haß der "orthodoxen" Religionen zugezogen haben."


In dem neueren WTG-Buch: „Die Offenbarung. Ihr großartiger Höhepunkt ist nahe", wird diese Sinclair-Passage erneut zitiert. Zitiert wurde der Pazifist Sinclair auch in der Ausgabe des „Goldenen Zeitalters" vom 1. 4. 1936. Da die Substanz seiner Aussagen darin ähnlich ist, sei die Wiedergabe seiner Aussagen auf jene im GZ (Bern) vom 1. 5. 1924 beschränkt.
Sinclair wird dann wie folgt zitiert:


„Das britische Reich baute sich auf Schiffen auf, die aus Eichenholz verfertigt waren; England besass selbst das Material und die Seeleute dazu, die prahlten, dass ihre Herzen aus Eichenholz seien. Dann aber kam die Entdeckung der Dampfkraft, und das britische Reich entwickelte sich auf einer Basis von unbeschränkten Kohlenvorräten. Vor etwa dreissig Jahren wurde die Selbstzündermaschine erfunden; es stcllle sich heraus, dass Schifte, die als Heizmaterial Petroleum benutzten, doppelt so viel wert waren, und dass ein auf Kohle basiertes Reich dem Untergang geweiht sei.

Die englischen Kapitalisten suchten daher sich allen Petroleums zu bemächtigen, und sie organisierten Gesellschaften wie die ,,Royal Dutch" oder die "Shell". Heute kontrollieren sie das ganze Petroleum von Mexiko, Zentral-
und Südamerika, sowie Holländisch-Indien und anderen Weltteilen.

Deutschland wollte ebenfalls eine mit Petroleum betriebene Flotte besitzen; deshalb planten die Deutschen die Bagdadbahn, um sich in den Besitz der Petroleumquellen Mesopotamiens, Persiens und des Kaukasus zu setzen. Die Engländer, Franzosen, Russen und Italiener verbündeten sich, dies zu vereiteln, und der Weltkrieg brach aus.

Uns Amerikanern wurde eingeredet, dieser "Krieg werde geführt, um für immer den Krieg aus der Welt zu schaffen"; aber der Mann, der dies verkündete, hatte Theologie studiert, war Politiker und Rechtsanwalt - nicht Geograph oder Nationalökonom oder Spezialist für Selbstzündcr und Petroleumfinanz. Er bedachte nicht, dass die Engländer, Franzosen und Italiener nach der Vernichtung der Petroleum-Industrie Deutschlands die Beute unter einander teilen müssen - und nicht würden teilen können, weil jeder alles verlangen würde. Auch zog er nicht in Betracht, dass der Petroleumvorrat der Vereinigten Staaten äusserst beschränkt ist, und dass die Standard Oil Company oder vielmehr die zweiunddreissig vom Höchsten Gerichtshof der Vereinigten Staaten gegründeten Standard Oil Companies seit etwa zwanzig Jahren genügend Macht besitzen, um einen Präsidenten oder eine politische Partei fortzujagen, falls diese sich in ihre Pläne einmischen und sie daran hindern wollen, der Kontrolle der britischen Royal Dutch Company oder Shell Groups über die Petroleumquellen in Mexiko, Guatemala, Nicaragua, Columbia, Venezuela - abgesehen von Mesopotamien und dem Kaukasus - einen Riegel vorzuschieben.

Heute versucht Frankreich, sich des ganzen Petroleums im Nahen Osten zu bemächtigen, während sich England mit Italien verbündet, um Frankreich daran zu hindern. Die Vereinigten Staaten aber haben sich in Mexiko, Zentral- und Südamerika, sowie in Mesopotamien und anderen fernen Ländern festgesetzt.

Der nächste Krieg naht mit Riesenschritten, und er wird ein Petroleumkrieg zwischen England und Frankreich sein. Italien wird hineingezogen und alle Länder Zentraleuropas. Die Vereinigten Staaten aber werden auf dem Zaun sitzen und so lange zuschauen, bis die Standard-Oil-Kapitalisten festgestellt haben, welche der kriegführenden Gruppen ihnen den höchsten Preis bietet; dann werden die Propagandabureaux der Petroleum-Industrie ans Werk gehen, und in ein bis zwei Monaten wird jeder biedere patriotische Amerikaner überzeugt sein, dass es sich hier um einen Krieg für Kultur und Demokratie handelt.

Ich lebe in der Nähe einer der neuen Petroleumquellen. Einige meiner Freunde sind in der letzten Zeit reich geworden, andere auch, aber schnell wieder verarmt. Ich sah den jähen Aufschwung einer kalifornischen Stadt, die ganz in Baugründe eingeteilt war. Ich sah, wie die Besitzer sich veruneinigten, wieder vereinigten, bekämpften. Ich sah in einem einzigen Stadtblock kleine Weltkriege wüten. Die Kriegsbazillen scheiden in den Körpern ihrer Opfer das Gift des Neides, der Habgier und des Hasses aus, und die Unseligen schicken sich an, das Glück ihrer Nachbarn und dadurch das eigene zu zerstören.

Für die Petroleumgewinnung in Süd-Kalifornien ist eine Riesensumme ausgeworfen. Dreiviertel davon wird verschwendet, indem man einfach falsch bohrt. Ein Dutzend Brunnen wird auf einem einzigen Block gegraben, weil man sich beeilen muss, damit der Besitzer des nächsten Blocks nicht das Petroleum fortpumpt. So kommt es, dass Dreiviertel des Nutzens, den die Menschheit haben könnte, in die Erde sickert oder für sinnlos aufgebaute Holzgerüste vergeudet wird. Das wiederholt sich im nationalen Masstab, weil sich die Kapitalisten nicht zu einer gerechten Verteilung entschliessen können: sie gehen bei dem Versuch, das Petroleum des Nachbarn zu rauben, selbst bankrott.

Der Statistik nach hat die amerikanische Regierung im Jahre 1920 - also in einem Friedensjahr - für gewesene und zukünftige Kriege 93 Prozent des gesamten Nationaleinkommens ausgegeben. Mit anderen Worten : wir wenden ein Vierzehntel unserer Energien an den Aufbau des menschlichen Lebens und 13 Vierzehntel an dessen Zerstörung - und dann wundern wir uns, dass Gott die Welt mit so viel Unglück heimsucht."

Re: "Ein Gott zu sein ist schwer"

geschrieben von: X ~ mysnip

Datum: 29. Juni 2009 17:07

Zitat:

Drahbeck
... Interessant zum Thema auch:
http://www.evolver.at/stories/Upton_Sinclair_Der_Dschungel/

Zitiert wurde der Pazifist Sinclair auch in der Ausgabe des „Goldenen Zeitalters" vom 1. 4. 1936. Da die Substanz seiner Aussagen darin ähnlich ist, sei die Wiedergabe seiner Aussagen auf jene im GZ (Bern) vom 1. 5. 1924 beschränkt.
Sinclair wird dann wie folgt zitiert:


„ ... Ich lebe in der Nähe einer der neuen Petroleumquellen. Einige meiner Freunde sind in der letzten Zeit reich geworden, andere auch, aber schnell wieder verarmt. Ich sah den jähen Aufschwung einer kalifornischen Stadt, die ganz in Baugründe eingeteilt war. Ich sah, wie die Besitzer sich veruneinigten, wieder vereinigten, bekämpften. Ich sah in einem einzigen Stadtblock kleine Weltkriege wüten. Die Kriegsbazillen scheiden in den Körpern ihrer Opfer das Gift des Neides, der Habgier und des Hasses aus, und die Unseligen schicken sich an, das Glück ihrer Nachbarn und dadurch das eigene zu zerstören.

Für die Petroleumgewinnung in Süd-Kalifornien ist eine Riesensumme ausgeworfen. Dreiviertel davon wird verschwendet, indem man einfach falsch bohrt. Ein Dutzend Brunnen wird auf einem einzigen Block gegraben, weil man sich beeilen muss, damit der Besitzer des nächsten Blocks nicht das Petroleum fortpumpt. So kommt es, dass Dreiviertel des Nutzens, den die Menschheit haben könnte, in die Erde sickert oder für sinnlos aufgebaute Holzgerüste vergeudet wird. Das wiederholt sich im nationalen Masstab, weil sich die Kapitalisten nicht zu einer gerechten Verteilung entschliessen können: sie gehen bei dem Versuch, das Petroleum des Nachbarn zu rauben, selbst bankrott.

Der Statistik nach hat die amerikanische Regierung im Jahre 1920 - also in einem Friedensjahr - für gewesene und zukünftige Kriege 93 Prozent des gesamten Nationaleinkommens ausgegeben. Mit anderen Worten : wir wenden ein Vierzehntel unserer Energien an den Aufbau des menschlichen Lebens und 13 Vierzehntel an dessen Zerstörung - und dann wundern wir uns, dass Gott die Welt mit so viel Unglück heimsucht."

 

Arkadi und Boris Strugazki Ein Gott zu sein ist schwer S. 80, 81
www.michael-andre-werner.de/bs/gott.htm

Ob die Einwohner ahnten, daß Furchtbares auf sie zukam, ob sie, wie der übergescheite Don, glaubten, daß man sich zum Tag des heiligen Mika rüste? Zweihunderttausend Männer und Frauen - Schmiede, Waffenschmiede, Schlächter, Galanteriewarenhändler, Juweliere, Hausfrauen, Prostituierte, Wechsler, Soldaten, Landstreicher, überlebende Bücherfreunde - wälzten sich in stickigen, verwanzten Betten: schliefen, liebten, überschlugen in Gedanken ihre Profite, knirschten vor Wut oder wegen erlittener Kränkung mit den Zähnen. Zweihunderttausend! Doch etwas hatten sie für einen von der Erde kommenden Fremden gemeinsam: Sie waren ausnahmslos alle noch keine Menschen im eigentlichen Sinn, sondern Rohmaterial, aus dem Jahrhunderte blutiger Geschichte einmal einen wirklichen, stolzen und freien Menschen meißeln würden. Sie waren passiv, gierig und unerhört egoistisch. Psychologisch gesehen, waren fast alle Sklaven: Sklaven der Religion, Sklaven untereinander, Sklaven ihrer kleinlichen Leidenschaften und ihrer Habsucht. Wenn einer von ihnen durch Schicksalsfügung zum Herrn geboren wurde, wußte er mit seiner Freiheit nichts anzufangen und hatte nichts Eiligeres zu tun, als Sklave des Reichtums, Sklave widernatürlicher Ausschweifungen, Sklave sittenloser Freunde, Sklave der eigenen Sklaven zu werden. Ihre überwiegende Mehrheit aber war unschuldig daran. Passivität und Unwissenheit führten sie in die Sklaverei, die ihrerseits immer neue Sklaverei hervorbrachte. Wären alle gleich gewesen, gäbe es keine Hoffnung. Immerhin aber waren es Menschen mit einem Funken Verstand, und bald hier, bald dort tauchten immer wieder in ihrer Mitte Leuchtzeichen einer fernen, doch unausweichlichen Zukunft auf, trotz allem, trotz ihrer scheinbaren Sinnlosigkeit, trotz aller Unterdrückung, obwohl man sie mit Füßen austrat. Obwohl niemand auf der Welt sie brauchte, alle Welt gegen sie war und sie bestenfalls auf verächtliches, befremdetes Mitleid rechnen konnten. ...

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Re: Arkadi und Boris Strugazki

geschrieben von: X ~ mysnip

Datum: 30. Juni 2009 16:49

Arkadi und Boris Strugazki Ein Gott zu sein ist schwer S. 81, 82
http://www.michael-andre-werner.de/bs/gott.htm
Sie wußten nicht, daß die Zukunft für sie war, daß es ohne sie keine Zukunft gäbe. Sie wußten nicht, daß sie in dieser Welt gespenstischer Vergangenheit die einzige reale Zukunft, das Ferment, das Vitamin im Organismus der Gesellschaft waren. Zerstörte man dieses Vitamin, dann verfaulte die Gesellschaft, sozialer Skorbut breitete sich aus, die Muskeln erschlafften, die Augen verlören ihre Sehkraft und die Zähne fielen aus.

Ein Staat ohne Wissenschaft wird von seinen Nachbarn vernichtet. Ohne Kunst und allgemeine Kultur ist er unfähig zur Selbstkritik; er beginnt fehlerhafte Tendenzen zu fördern und bringt auf Schritt und Tritt Heuchler und Minderwertige hervor. Konsumdenken und Überheblichkeit seiner Bürger führen dazu, daß er letzten Endes einsichtvolleren Nachbarn zum Opfer fällt.

Man kann die Bücherfreunde verfolgen, Wissenschaften verbieten, die Kunst vernichten, aber früher oder später muß man sich eines Besseren besinnen und, wenn auch zähneknirschend, den Weg für alles, was herrschsüchtige Dummköpfe und Ignoranten hassen, freigeben.

So sehr die grauen Männer an der Macht auch das Wissen verachteten, waren sie doch machtlos gegenüber der geschichtlichen Entwicklung, die sie zwar hemmen, nicht aber verhindern konnten.

Trotz ihrer Abneigung und Furcht vor dem Wissen, würden sie, um sich halten zu können, gezwungen sein, es zu fördern. Früher oder später würden sie Universitäten und wissenschaftliche Vereinigungen gestatten, Forschungszentren, Observatorien und Laboratorien ins Leben rufen, Kader des Denkens und Wissens schaffen müssen: ihrer Kontrolle entzogene Menschen mit völlig andersgearteter Psyche und ganz anderen Bedürfnissen.

Diese Kader aber würden in der althergebrachten Atmosphäre von unwürdiger, niederer Habgier weder existieren noch wirken können - inmitten von Menschen, deren Gott der Bauch ist, die in stumpfer Selbstzufriedenheit und ausschließlich grob sinnlichen Bedürfnissen leben. Sie brauchten eine Atmosphäre allgemeiner, umfassender, von schöpferischer Spannung erfüllter Erkenntnis, bildende Künstler und Komponisten.

Die grauen Machthaber würden auch diese Konzession machen müssen. Und wer sich sträubte, würde im Kampf um die Macht von einem schlaueren Rivalen hinweggefegt werden, aber auch der zu Konzessionen Bereite würde sich durch diese seine Bereitschaft paradoxerweise wider Willen sein Grab graben. Denn todbringend ist für Unwissende, Egoisten und Fanatiker das kulturelle Wachstum des Volkes in seiner ganzen Vielfalt und Breite: von der naturwissenschaftlichen Forschung bis zur Begeisterung für große Musik. Eine Epoche tiefer sozialer Erschütterungen würde anbrechen, in der sich die Wissenschaften ungemein entwickeln und ein breiter Intellektualisierungsprozeß der Gesellschaft einsetzen würde, eine Epoche, in der das Graue seine letzten Gemetzel lieferte, um die Menschheit ins Mittelalter zurückzuwerfen, doch es würde eine Niederlage erleiden und in der von Klassen unterdrückung befreiten Gesellschaft als reale Kraft für immer verschwinden.

Holger Biege Reichtum der Welt
http://www.youtube.com/watch?v=tfJhX48JjrI

(2 von 2)

Im "Goldenen Zeitalter" gelesen - Eine Zeitreise -

geschrieben von: Drahbeck

Datum: 12. Juli 2009 06:19

Die Schweizer Ausgabe des „Goldenen Zeitalters" vom 15. 6. 1924, endete auf der letzten Seite mit einer ganzseitigen, in der Sicht ihrer Macher, sicherlich aussagekräftigen Zeichnung.

Was das äußere Erscheinungsbild der frühen deutschen Ausgaben des GZ anbelangt, wirkt es eher „banal", wie das auch das Titelblatt der gleichen genannten Ausgabe verdeutlichen kann.

Dieses banale Titelblatt wurde von der Magdeburger Ausgabe des GZ noch bis einschließlich der Ausgabe vom 15. 1. 1926 fortgesetzt.

Indes die Schweizer Ausgabe des „Goldenen Zeitalters" begann mit der Ausgabe vom 1. 7. 1924 eine ganzseitige Zeichnung als Titelblatt einzuführen.

Quasi als Einstandzeichnungen, begegnet man da solchen mit eschatologischer Orientierung. Dem vermeintlichen „verschwinden" des Todes. (Die Magdeburger Ausgabe des GZ übernahm zwar in ihrer Ausgabe vom 15. 9. 1924 auch diese Zeichnung, aber nicht als Titelbild, dieweil wie ausgeführt, sie geraume Zeit noch ohne Titelbild erschien).

Re: Im "Goldenen Zeitalter" gelesen - Eine Zeitreise -

geschrieben von: Drahbeck

Datum: 18. Juli 2009 05:07

Noch zwei weitere Kurzmeldungen aus der Schweizer GZ-Ausgabe vom 15. 6. 1924 seien zitiert. Die erste war eine redaktionelle Mitteilung in der es heissst:
„Zur gefl. Bedienung aller unserer geschätzten Abonnenten, deren Abonnement mit 15. Juni abgelaufen ist. - Für alle diejenigen Abonnenten, die den Betrag für das ganze Jahr schon bezahlt haben, hat dieser Einzahlungsschein keine Bedeutung, und bitten wir, denselben aufzubewahren für eine spätere Erneuerung des Abonnements. - Sollte der fällige Abonnementsbetrag bis 15. Juli nicht eingegangen sein, so erlauben wir uns, denselben per Nachnahme in den ersten Tagen des Monats August einzuziehen, zuzüglich der Nachnahmespesen, die jedoch durch den Gebrauch des inliegenden Einzahlungsscheines erspart werden können. - Wir bitten unsere werten Abonnenten, die für Freunde oder Bekannte im In- und Ausland abonniert haben, auch diese Abonnements zu begleichen."

Ich weiss zwar nicht, wie sich die Gepflogenheiten in der Schweiz zur fraglichen Zeit beim Bezug anderer Zeitschriften verhielten. Indes von heutigen Verhältnissen geurteilt, erscheint mir die Drohung, gegebenenfalls eine teueres „Nachnahme-Inkasso" anzuwenden, etwas befremdlich.

Die zweite Kurzmeldung sollte wohl ein eventuell „vorhandenes" Bedürfnis das „Gruseln zu lernen" befriedigen? Oder wie soll man sie deuten? Die GZ-Redaktion betont ausdrücklich. Das sei keine „Eigenmeldung", sondern eine aus der „grossen Presse" entnommene. Das mag so sein. Dennoch bestand ja kein Zwang, diese Meldung auch zu übernehmen!

Das GZ lehrte also seine Leser mit der nachfolgenden Meldung das „Gruseln":


„Zwei Botaniker von einer fleischfressenden Pflanze überfallen?
Unter allem Vorbehalt, dass die z. Zt. die Presse durchlaufende Meldung sich bewahrheitet, geben wir nachfolgende interessante Mitteilung:
Aus New Orleans in Amerika wird die folgende unglaubliche Geschichte berichtet, die man als eine Erfindung bezeichnen möchte, obwohl sie von der grossen amerikanischen Zeitungsagentur Central News verbreitet wurde.
Zwei Botaniker fanden auf einer kleinen Insel in einem sumpfigen Gelände eine seltsame Pflanze, die einer Palme glich und deren Stamm von einer dicken grauen Rinde bedeckt war. Sie trug gelbe, sehr wohlriechende Blüten, und der eine der beiden Botaniker war schon dabei, sie zu pflücken, als er sich plötzlich von Fangarmen ergriffen sah, die sich um den Baumstamm ringelten. Sie fühlten sich wie weiches Fleisch an und zogen sich wie Muskeln zusammen. Er wurde von ihnen zu einer rötlich glänzenden Oeffnung auf dem Wipfel des Baumes emporgezogen, Sein Gefährte eilte ihm mit einer Axt zu Hilfe, wurde aber gleichfalls an einem Bein gepackt. Erst nach stundenlangen schweren Bemühungen gelang es ihnen, sich zu befreien. Sobald einer der Arme abgehackt war, erhoben sich andere, wie die Saugarme eines Polypen. Während des Kampfes wurden auch Hasen und Kaninchen, die sich der Pflanze näherten, ergriffen und verschlungen."

Ob dem nun so war - oder eher nicht -
Die Tendenz jener Meldung konterkariert dann wohl wieder einmal das eigene Dogma, von der von Gott geschaffenen "wunderbaren" Welt.

Re: Im "Goldenen Zeitalter" gelesen - Eine Zeitreise -

geschrieben von: Drahbeck

Datum: 20. Juli 2009 05:28

In der Juli-Ausgabe 1914 des deutschen „Wachtturms" verbreitete sich die WTG unter anderem mit den Worten:

„Wenn dieses Jahr vorübergehen sollte, ohne dass die Herauswahl eine besondere Offenbarung göttlicher Gunst, durch die Auferstehungsverwandlung von der irdischen zur geistigen Daseinsstufe erfährt, so werden wir wissen, dass wir in unseren Urteil hinsichtlich der Zeit, in welcher diese glorreiche Ereignis zu erwarten steht, geirrt haben.

Es ist noch die Möglichkeit vorhanden, dass wir hinsichtlich der Zeit nicht geirrt haben, wohl aber hinsichtlich der zu erwartenden Dinge. ...
Die große Krisis, der große Zusammenbruch, der symbolische als ein Feuer dargestellt wird, dass die kirchlichen Himmel und die soziale Erde verzehren wird, ist sehr nahe.
Aber in dem wir dieses gesagt haben, haben wir so ziemlich alles gesagt, was wir mit Sicherheit zu sagen vermögen und was sich uns zu sagen geziehmt ...

Nichtsdestoweniger möchte der Schreiber alle Wachtturmleser darauf aufmerksam machen, wie er es bereits zweimal in diesem Jahre getan hat, dass es nach seinem Urteil jetzt unangebracht scheint, während des gegenwärtigen Jahres alles das erwarten, was wir unserer früheren Annahme gemäß vorausgesetzt hatten.

Er sieht keine Möglichkeit dafür, dass das Kirchenbündnis seinen Höhepunkt der Organisation und Macht erreichen und dann während der noch übrigen Monate dieses Jahres zusammenbrechen werde. Und er erwartet mit Bestimmtheit, dass dies vor dem vollen Abschluss dieses Evangeliums-Zeitalters stattfindet, vor der Verherrlichung der letzten Glieder der Herauswahl, welche der Leib Christi ist.

Hierdurch erweist sich die Chronologie nicht als falsch noch auch beweist dies, dass die Zeiten der Nationen nicht mit diesem Jahre enden. Es kann sein, dass die Zeiten der Nationen enden, ehe die Kirchenherrschaft zu einer geistlichen Macht auswächst. Wir müssen abwarten und sehen."


Indes Wunschdenken hat die WTG-Organisation schon immer beflügelt. Wenn nicht heute, dann eben morgen. So ihre trotzige Parole. Das Wünsche eben nicht mit der Realität identisch sind, wird dabei bewusst ausgeblendet.

Einem Beispiel dieser Art kann man auch im „Goldenen Zeitalter"
(Schweizer Ausgabe vom 15. 7. 1924) begegnen. In der dortigen Rubrik „Fragenbeantwortung" wird auf die gestellte Frage:

„Wieso wissen Sie, dass das goldene Zeitalter nächstes Jahr, oder doch in nächster Zukunft kommt?
Im neuen Testament heisst es doch, man weiss weder Zeit noch Stunde";


wie folgt lamentiert:

„Wenn wir glauben, dass das goldene Zeitalter in wenigen Jahren hereinbrechen wird, so stützt sich dieser Glaube allein auf die Verheissungen der Heiligen Schrift. ...
Alles weist darauf hin, dass die Prophezeiungen der Heiligen Schrift in ganz besonderer Weise seit 1914 ihre Erfüllung finden.

Kriege, Revolutionen, Seuchen, Hungersnöte, finanzielle und wirtschaftliche Schwierigkeiten, Bedrängnis der Nationen auf allen Gebieten, sind unzweideutige Erfüllungen der vielen Prophezeiungen, die von dem Uebergang der alten Weltordnung in das neue goldene Zeitalter zeugen. Wer offene Augen und Ohren hat und diese Dinge zu identifizieren versteht ... (hat) nicht den leisesten Zweifel, dass wir jetzt in dieser Uebergangsperiode leben.

Die biblische Chronologie weist gleicherweise darauf hin, dass nun die Zeit gekommen ist, da der Gott des Himmels sein ewiges Reich auf der Erde aufrichten will. ...

Es würde töricht sein, anzunehmen und zu behaupten, dass dies in ein oder zwei Jahren eine vollendete Tatsache sein werde. Wesentlich für uns aber ist, die Tatsache zu erkennen, dass wir jetzt in dieser Uebergangsperiode leben und dass fast täglich Dinge geschehen, die auf den Abbruch der allen Weltordnung hinwirken und einer neuen besseren Ordnung der Dinge Bahn brechen.

Die bisherigen Geschehnisse beweisen klar, dass Gott alle diese Dinge auf natürlichem Wege herbeiführt und dass die morsch gewordene alte Weltordnung sich selbst aufbrauchen muss und in einem grossen Schlusskampf, den die Bibel als den Krieg von Harmagedon bezeichnet, endgültig aufgelöst werden wird. Dass wir diesem Schlusskampfe immer näher kommen, empfindet jeder Denker und weitsichtige Politiker.

Auch die Aufrichtung des neuen Reiches des Friedens und der Gerechtigkeit wird ganz naturgemäss eine längere Zeitepoche in Anspruch nehmen.

Die Bibel sagt uns nur, dass das neue Reich in seinem Embryozustand in Palästina gegründet werden wird. Unter der Leitung des neuen unsichtbaren Regierungskollegiums Christus und seiner auserwählten Schar von Getreuen, sichtbar auf der Erde vertreten durch die alttestamentlichen Helden, wie Abraham, Isaak, Jakob, Moses, David und die Propheten, wird die neue Herrschaft sich allmählich entwickeln und ausdehnen. ...

Dass dies nicht in wenigen Monaten geschehen kann, liegt auf der Hand. Es wird Jahrzehnte in Anspruch nehmen, bis schliesslich die ganze Menschheit gelernt haben wird, ihre Knie zu beugen und bis sich die wundervolle Prophezeiung für alle Volker erfüllen wird, die wir in Jesajas 2, Vers 2-4 finden.

Der Fragesteller zitiert noch einen Ausspruch des Herrn Jesus in Matth. 25 ; 13, der wörtlich lautet;
"denn ihr wisset weder Tag noch Stunde".
In Markus 13 :32 lesen wir diese Stelle, wie folgt:
"Von jenem Tage aber oder der Stunde weiss niemand, weder die Engel, die im Himmel sind, noch der Sohn, sondern der Vater allein".
Und in Apostelgeschichte l ; 7 lesen wir:
"Es ist nicht eure Sache, Zeit oder Zeiten zu wissen, die der Vater in seine eigene Gewalt gesetzt hat". -

Aus diesen Schriftstellen wird in der Regel der voreilige Schluss gezogen, dass der Vater zu aller Zeit dieses verborgen zu halten gedenkt und dass nie zu einer Zeit jemand Zeit oder Zeiten würde verstehen können, die in der Bibel angegeben sind. ...

Sie besagen lediglich, dass es zu Beginn des Evangelium-Zeitalters, also zur Zeit der Apostel nicht die gegebene Zeit war, hierüber Aufschluss zu geben. Gott hatte sich in seiner Weisheit dieses vorbehalten für eine spätere Generation, die dann in der Zeit der Erfüllung dieser Dinge leben würde. ...

In diesem Sinne ist auch der Ausspruch des scheidenden Herrn Jesu zu verstehen im Evang, Johannes 16 ; 13;
"Noch vieles habe ich euch zu sagen, aber ihr könnt es jetzt nicht tragen; wenn aber jener, der Geist der Wahrheit, gekommen ist, wird er euch in die ganze Wahrheit leiten, denn er wird nicht aus sich selbst reden, sondern was irgend er hören wird, wird er reden und das Kommende wird er euch verkündigen."

In diesem Zusammenhang betrachtet wäre es sicher töricht, die erstgenannten Aussprüche des Herrn Jesu stets wieder in dem Sinn zu interpretieren, dass niemand sich mit chronologischen Daten der Heiligen Schrift befassen dürfe. Wozu sollte Gott die vielen Zeitangaben in die Bibel geschrieben haben, wenn Sie zu keiner Zeit verstanden werden sollten? ...

Es hatte keinen Wert für die Christen zu Beginn unseres Zeitalters zu wissen, wann das Reich aufgerichtet werden sollte, aber es ist sicherlich von allergrösster Bedeutung für die Christen unserer Tage dieses zu wissen, und der Gott, der Noah 120 Jahre zum voraus über seine Absichten informierte und ihm Instruktionen erteilte in Bezug auf die kommenden Geschehnisse ..."

Offenbar ist vorstehende Antwort in der Sicht der zeitgenössischen Leserschaft des "Goldenen Zeitalters" keineswegs "befriedigend" ausgefallen, was man einer ebenfalls in der Rubrik Fragenbeantwortung abgedruckten Frage im "Goldenen Zeitalter" (Schweizer Ausgabe vom 1. 9. 1924) entnehmen kann.
Der Fragesteller machte sich dort wie folgt "Luft"


„Wie reimt sich die im ... "Goldenen Zeitalters" erteilte Antwort auf die Frage, woher Sie wüßten, daß "das goldene Zeitalter nächstes Jahr oder doch in nächster Zukunft kommt", mit dem Inhalt der von der ,,Internationalen Vereinigung Ernster Bibelforscher" veröffentlichten Schrift; ,,Millionen jetzt lebender Menschen werden nie sterben''?

Die Argumentation Ihrer Antwort steht meines Erachtens im Widerspruch zum Inhalt der im deutschen Text 128 Seiten starken Schrift und im besondern der darin niedergelegten biblischen Chronologie. Wie lösen Sie diesen Widerspruch?

Für mich, der ich jene mehrfach genannte Veröffentlichung in trüben Stunden immer und immer wieder als Trostquelle benützte, bedeutet er eine bittere Enttäuschung."


Als Antwort darauf unterstellt man erst einmal der Fragesteller habe aus der GZ-Antwort eine "ganz unrichtige Schlußfolgerung" gezogen.

„Aus diesem Bericht wird, wie aus weiteren Ausführungen des Fragestellers ersichtlich ist, der irrige Schluß gezogen, daß die Menschen noch jahrzehntelang weiter sterben werden und daß die ältere Generation von heute gar keine Hoffnung mehr habe, in das goldene Zeitalter hinüberleben zu können, so daß also die Botschaft, Millionen jetzt lebender Menschen werden nie sterben, als eine Utopie für sie bezeichnet werden müsse."

Man lamentiert weiter:

„Wir begegnen hier wiederum demselben Fehler, der so häufig gemacht wird von Freunden biblischer Wahrheiten, die der Annahme zuneigen, daß die Aufrichtung des Königreiches eine Sache von wenigen Monaten oder auch wenigen Jahren sei, d.h., daß eine plötzliche Umwälzung vor sich gehen werde und die Menschheit sich fast urplötzlich aus der gegenwärtigen bösen Weltordnung in das goldene Zeitalter hineinversetzt finden wird. ..."

Und man zieht sich dann auf das Gummiband zurück:

„Wer könnte bezweifeln, daß alle Weltereignisse seit 1914 auf diesen zielbewußten Abbruch einer überlebten Weltordnung hinwirken? - und der Zerfall schreitet unaufhörlich weiter. Keine Macht der Welt vermag ihn aufzuhalten."

Und nicht nur bei vermeintlichen Anzeichenbeweisen lässt man es bewenden. Man meint kraft der eigenen Wassersuppe auch sagen zu können:

„Die biblische Chronologie weist ebenfalls klar auf das Jahr 1925 hin als den chronologischen Beginn des großen gegenbildlichen Jubeljahres, genau wie das Jahr 1914 das chronologische Ende der Zeiten der Nationen markierte. Von diesem Zeitpunkt an dürfen wir vernünftigerweise erwarten, daß Vater Abraham und die alttestamentlichen Überwinder allmählich in den Besitz des Landes gelangen werden, das Gott dem Abraham mit einem Eide zugeschworen hat ...
Es ist daher nicht der leiseste Grund vorhanden, an der herrlichen Hoffnung zu zweifeln, daß bald die alttestamentlichen Überwinder unter der unsichtbaren Herrschaft des Christus Haupt und Leib eingesetzt und der Aufbau der neuen Weltordnung beginnen wird. Aber es wird selbstverständlich Jahrzehnte brauchen, bis dieses gewaltige Missionswerk weltenweite Ausdehnung erreicht haben wird."

Re: Im "Goldenen Zeitalter" gelesen - Eine Zeitreise -

geschrieben von: Frau von x

Datum: 20. Juli 2009 12:01

Zitat:

Drahbeck
In der Juli-Ausgabe 1914 des deutschen „Wachtturms" verbreitete sich die WTG unter anderem mit den Worten:
„... Die große Krisis, der große Zusammenbruch, der symbolische als ein Feuer dargestellt wird, dass die kirchlichen Himmel und die soziale Erde verzehren wird, ist sehr nahe. ..."


WT vom 1.JULI 2009 S.11,12 und 15.JULI 2009 S.8, 25:

"Wo kann mann denn nun wirklich Frieden finden? Bei unserem Schöpfer, Jehova Gott! ... Unter seiner Regierung, die bald beginnt, wird "Fülle von Frieden" vorhanden sein (Psalm 72:7; ...).

Es stimmt natürlich, dass Gott bald eine neue Welt herbeiführt, die unter seiner Regierung stehen wird.

Bald wird die böse Welt Satans ihr Ende finden.

Die großartige Befreiung von Satans bösem System steht nahe bevor."

Zitat:

Einem Beispiel dieser Art kann man auch im „Goldenen Zeitalter" (Schweizer Ausgabe vom 15. 7. 1924) begegnen.
„ ... Wesentlich für uns aber ist, die Tatsache zu erkennen, dass wir jetzt in dieser Uebergangsperiode leben ... .

WT vom 15.MAI 2009 S.9:

"Wir leben heute in der Zeit, wo sich die Prophezeiung Jesu endgültig bewahrheitet."

Re: Im "Goldenen Zeitalter" gelesen - Eine Zeitreise -

geschrieben von: Drahbeck

Datum: 25. Juli 2009 08:04

Bereits in der frühen WTG-Veröffentlichung "Beröer Handbuch zum Bibelunterricht" kann man einer abwertenden Beurteilung der unter dem Namen "Christliche Wissenschaft" bekannt gewordenen Religionsgemeinschaft begegnen. Damals schon schrieb die WTG:

"Der 'Titel "Christliche Wissenschaft", den eine in der gegenwärtigen Zeit weit verbreitete kirchliche Sekte führt, ist in zweifacher Beziehung falsch. Sowohl des Wort "Christliche", als auch das Wort "Wissenschaft" ist unzutreffend. Die "Christliche Wissenschaft" leugnet die Existenz eines persönlichen Gottes, vergöttert den Menschen, setzt den Herrn Jesus Christus herab auf die Stufe eines guten Menschen, stellt den Bericht des Sündenfalles als eine bloße Erfindung hin, verkündigt eine Errettung durch Werke, und behauptet, daß der Tod nur Erfindung sei ...

Frau Eddy, gewissermaßen das Mundstück der "Christlichen Wissenschaft", sagt in einem veröffentlichten Bericht:

"Hätte es keinen galiläischen Propheten gegeben, so würde dieser Umstand für mich nichts ausgemacht haben'"

Dieses Thema hat auch in späteren Jahren die WTG nicht mehr losgelassen, woraus sich im Umkehrschluss die Erkenntnis ergibt. Die "Christliche Wissenschaft" wurde von der WTG in gewissem Umfange als relevante Konkurrenz empfunden, die es gälte "madig" zu machen.
Einige Beispiele dafür sind auch in

Da fliegen die Fetzen

genannt.

Nun also ist zu registrieren, dass in einer durchaus schon grösser zu nennenden Abhandlung des "Goldenen Zeitalters"
(Schweizer Ausgabe vom 15. 7. 1924; Magdeburger Ausgabe vom 1. 10. 1924), die "Christliche Wissenschaft", aus WTG-Sicht nach Strich und Faden erneut madig geredet wurde.
Diese Ausführungen seien nachstehend kommentarlos dokumentiert. Eine Bewertung erfolgt nicht. Allenfalls die schon früher gemachte Feststellung, für die Zeitgenössische WTG erwies sich wohl die "Christliche Wissenschaft" als relevante Konkurrenz, was man nicht zuletzt dem Umstand zuschreiben darf. Der besonderen Anfälligkeit der zeitgenössischen WTG für jeden "neuen Schrei" aus der "Heilpraktikerszene". Auf der Ebene "Gesundheitsratschläge - wenn auch unter anderen Kriterien - grasst ja auch die "Christliche Wissenschaft".

Nun das entsprechende GZ-Zitat:

Christliche Wissenschaft
Die Bezeichnung "Christliche Wissenschaft" ist eine unrichtige, denn die Lehre, die von Mrs. Baker Eddy aufgestellt wurde, wird zwar als die Lehre Christi und der Apostel ausgegeben, widerspricht aber derselben direkt und ist im Gegensatz zu dem vereinigten Zeugnis des Alten und Neuen Testamentes. Mrs, Eddy gibt zwar vor, Jesus als den Sohn Gottes anzuerkennen, erklärt aber, dass er es lediglich in dem Sinne war, als mit übernatürlichen geistigen Kräften und einem vollkommenen Verständnis der geistigen Gesetze des Universums ausgerüstet.
Sie versichert uns, dass wir alle in solche "Söhne Gottes" verwandelt werden können, wenn wir es lernen, den groben, materiellen Sinn zu unterjochen und unseren Geist und unsern Willen in "Einheit mit dem Gott-Geiste" zu bringen. Diese Behauptung, die keinerlei Schriftgrund hat, ist weiter nichts als einer der vielen Versuche, das Christentum mit dem heidnischen Mystizismus zu verbinden. Es liegt in dieser Theorie weder ein neuer Gedanke, noch eine besondere Offenbarung, denn sie ist nur auf dieselben Grundsätze aufgebaut, wie sie in jedem heidnischen. Glaubensbekenntnis vom Baal bis zu Buddha zu finden sind.
Obwohl Mrs. Eddy das Zeugnis des alten sowohl als des neuen Testamentes unbeachtet lässt, zitiert sie, um ihre geheimnisvolle Lehre zu rechtfertigen, einige Bibelworte, die sie jedoch missversteht, und versucht sie für ihre Zwecke brauchbar zu machen. Eine der wenigen Stellen, die sie aus dem Alten Testament anführt, ist;

"Wie der Mensch denkt, so ist er". Dies ist der eigentliche Kernpunkt der sogenannten Christlichen Wissenschaft. Auf eine unleugbare biblische Wahrheit gegründet (so weit dies anging), errichtete die Gründerin der Christlichen Wissenschaft ein mächtiges Gebäude des Irrtums. Wir alle sind uns des wunderbaren Einflusses des Geistes auf die Materie bewusst; doch indem wir dies erkennen, dürfen wir nicht den ebenso starken Einfluss des körperlichen Organismusses auf unsere Gedankenwelt und die Fähigkeit des Denkens übersehen. "
Aber Mrs. Eddy bestreitet, dass unser Körperzustand den Geist beeinflusst, indem sie unsere physischen Gefühle und Empfindungen als trügerisch und als Irrtum, und wie sie es nennt, bezeichnet.

Nach ihrer Lehre ist Geist das einzig Wirkliche und Materie ist nur eine Wiederspiegelung der Gedanken; darum lernen wir durch "richtiges Denken" den Irrtum der Sünde, der Krankheit, der Furcht und sogar des Todes abzulegen. Wir lernen es, uns von den schädlichen Einbildungen dieser Dinge frei zu machen und nur guten und reinen Gedanken Raum zu geben. Geistige und körperliche Gesundheit ist die Rückwirkung oder Wiederspiegelung richtigen Denkens, darum darf dieses allein als Wirklichkeit, betrachtet werden. Die bösen Gedanken mit ihren Schatten - Sünde, Krankheit und Tod - müssen wir ausschalten und es lernen, an diese Dinge nicht mehr zu glauben. Wenn wir ihr Dasein leugnen, hören sie auf zu bestehen. So können wir uns einen kleinen zeitlichen Himmel errichten, indem wir mit unserem Bewusstsein wohnen, gleich den Stoikern der alten Zeit, wie widrig die uns umgebenden Umstände auch sein mögen. Das sind in grossen Zügen die Grundgedanken der sogenannten Christlichen Wissenschaft.

Wenn diese Theorie nicht ein Körnchen Wahrheit enthalten würde, so könnte sie nicht so viele Anhänger finden. Wir alle wissen, dass Selbstbeherrschung, Geduld, Glaube, Mut und Freudigkeit einen günstigen Einfluss auf die Gesundheit auszuüben vermögen. Der Irrtum, den die Christliche Wissenschaft begeht, liegt darin, dass sie diesem Gedanken zu viel Macht beimisst und seine Begrenzung leugnet. Denn wenn wir die Sache mit nüchternen Sinnen betrachten, so müssen wir ohne weiteres zugeben, dass unsere körperlichen Organe ihre Bedürfnisse so beharrlich geltend zu machen vermögen, dass wir sie ganz unmöglich ignorieren können. Doch der diesem Gedankenkultus Ergebene ist in der Regel Vernunftgründen nicht zugängig.

Er behauptet, dass der Geist den Körper beherrsche und dass er darum durch Willenskonzentration - durch "richtiges Denken" - eine so völlige Herrschaft über den Leib auszuüben imstande ist und übernatürliche Kräfte erlangen kann, die ihn zum Herrn über sein Schicksal machen.

Wenn jemand ein überzeugter Anhänger der Christlichen Wissenschaft geworden ist, ist er, ohne es zu wissen, der uralten Wissenschaft der "Magie" verfallen. Er kommt allmählich zu der Ueberzeugung, dass Selbstbeherrschung eine Vorstufe zur Beherrschung anderer ist. Das führt zu einem Glauben an "kinetische Kräfte", oder an die Beherrschung der leblosen Materie durch seine Gedanken oder Willensmacht. Der Gipfelpunkt dieser Magie ist der "yogis" - d. h. die Fähigkeit, die Kräfte der Natur und den Gang der Geschichte zu lenken. Es ist nicht schwer, zu erkennen, wohin dies führt. Der Gipfelpunkt dieser Theorie ist Selbstüberhebung bis zur Gottebenbürtigkeit. Ein solcher masst sich herausfordernd verbotene Kräfte an und möchte sich, wie einst Luzifer (Jesajas 14 : 12-14), Gott gleich machen, in dem Irrwahn, dass in jedem menschlichen Wesen eine Gottheit - unentwickelte Kräfte - verborgen liegt.

Tatsächlich suggeriert wohl unbewusst die Christliche Wissenschaft in gefährlicher Weise diese Anmassung, die sie das "Einssein mit Gott" nennt, was nichts anderes als reiner Hinduismus ist. Der Mensch, der sich besonderer Gedankenkräfte bewusst wird, betrachtet dieselben als unendliche und schliesst daraus, dass er selbst ein Funke des göttlichen Bewusstseins ist, dass er "Gott in sich" trägt und ein Bruchteil des universellen Gott-Geistes ist, der alles Bestehende durchdringt. Darum glaubt er, dass sein persönliches Bewusstsein unbegrenzt ausdehnungsfähig sei. Indem er darüber nachsinnt, weitet sich die Seele und das Universum wird zum Tummelplatz seiner Einbildung; sein Geist schwingt sich zu ungeahnten Höhen empor und ein übermässiges, unnüchternes Selbstbewusstsein erfasst ihn. Er glaubt sich eins mit der Unendlichkeit des Weltraumes und der Zeit und kommt zu dem Schluss: "Ich bin ein Atom des ewigen Prinzips, und nicht einmal Gott vermag mich zu vernichten."

Dies ist der Gipfel der Torheit, denn wie schnell kann ein derart Betörter durch Gesetze des Universums, die über sein Verstehen gehen und die er noch viel weniger zu beherrschen vermag, an die Ohnmacht des Menschen erinnert werden. Seine überhebende Anmassung steht einer Reihe von unvorhergesehenen und unerwarteten Möglichkeiten gegenüber, die ihm zeigen, dass keine Willens- oder Gedankenkraft imstande ist, das "Gesetz des Zufalls" aufzuheben, das wie und wo es ihm beliebt, in das menschliche Schicksal eingreift. Der Mensch besitzt keine Macht über die Zukunft; diese Macht ist allein dem Allmächtigen vorbehalten.

Mrs. Eddy gewährt diesem "Gesetz des Zufalls" in ihrer Theorie keinen Raum. Zufälle sind (nach ihrer Theorie), materielle Erscheinungen - und alle Materie ist Irrtum. Geist allein ist Wirklichkeit. Stoff oder Materie ist, gleich der Sünde, die Folge "unrichtigen Denkens", wovon man befreit wird, wenn man seinen Willen entschieden auf den Gedanken konzentriert, dass nur der Geist Wirklichkeit ist, wodurch das körperliche Dasein zum Schatten des geistigen Universums wird, und die Sünde als blosse Einbildung abgetan oder verneint wird. Um "geistiges Verständnis" zu erlangen, muss man das "falsche Zeugnis" der Sinne ignorieren und immer mehr das Bewusstsein von der Verbindung mit der materiellen Welt zu lösen suchen, wodurch man in eine Art geistiger Ekstase ("Verzückung") gerät, ähnlich wie dies die Indischen Fakire, die Buddhistischen Einsiedler und die Taoistischen Magier üben.

Unzweifelhaft ist dies möglich, aber die Ergebnisse sind von zweifelhaftem Wert; und hier besteht eine festbestimmte Grenze. Welcher menschliche Geist vermag die gebieterisch sich geltend machenden Forderungen des Körpers nach Speise, Trank, Obdach, Wärme, Schlaf etc. Zu missachten? Welcher noch so starke Wille kann Feuer; Ueberschwemmung, Hungersnot, Trockenheit, Gift, wilde Tiere, Pestilenz, Starrkrampf, Granaten oder Kohlengase als blosser Irrtum unbeachtet lassen? Die Christliche Wissenschaft vergisst, dass unsere Fähigkeit des Denkens von dem Besitz eines physischen Organismusses abhängt und dass jeder Gedanke in dem Gewebe unseres Gehirns gebildet wird. Ueberall finden wir Menschen, die infolge Vererbung oder erworbener körperlicher Fehler nicht vermögen, weise, gerecht, und vernünftig zu denken.
Ein hervorragender Chirurg erklärt, dass die zivilisierte Menschheit das Opfer der Endocrinopathie, einer heimtückischen Erkrankung der kanallosen Drüsen sei, eine Folge der rastlosen unnatürlichen Lebensweise unserer Zeit, die zu nervösem Zusammenbruch und allgemeiner Geisteskrankheit führt. Die Opfer dieser Krankheit sind unbeherrschten Gemütserregungen unterworfen. Jede nachfolgende Generation ist mehr noch als die vorhergehende für diese Krankheit disponiert, woran die Teilnahme der Frauen am geschäftlichen Leben viel dazu beiträgt, da die beruflich tätigen Frauen ihre Kräfte erschöpfen, anstatt die Kraft aufspeichern zu können, die sie für das Embryo während der Schwangerschaft brauchen.

Charakterforschung lehrt uns, dass ein konvexes Profil auf ein angriffslustiges Wesen deutet, ein "viereckiger" Kopf dagegen auf Klugheit; Kinder erben den Charakter ihrer Eltern, und was immer die Faktoren waren, die ihn gestaltet haben, es müssen materielle gewesen sein, die von den physischen Sinnen des Gesichts, Gehörs, Geruchs, Gefühls und der Empfindung abhängen. Jedermann wird die Beobachtung gemacht haben, dass die Denkfähigkeit der Menschen keine einheitliche ist und dass niemand über die Grenzen seiner Fähigkeit hinaus zu denken vermag. Jeder Idiot zeugt wider Mrs. Eddys Behauptung, dass Materie ein blosser Widerschein des Geistes sei.

Unsere ganze Lebensgeschichte besteht aus einer Kette physischer Eindrücke, deren Summe unser Bewusstsein bildet. Ohne diese Eindrücke würde unser Urteilsvermögen unter dem Niveau des Tieres stehen. Von frühester Kindheit an sammelten wir diese Eindrücke und unter der Leitung unserer physischen Sinne lernen wir die Lektion des Lebens, das ist unsere Erfahrung. Wir lernen was uns gut tut und was uns schadet, was zu erstreben und was zu meiden ist.

Wozu brauchen wir wohl einen so wunderbaren, komplizierten Mechanismus des Körpers, wenn dieser nur ein Schatten wäre? und wie kommt es, dass Millionen von Menschen ohne den physiologischen Bau ihres Körpers zu kennen, denselben dennoch richtig zu gebrauchen wissen? Von wessen Gedanken wären dann diese Organismen der Widerschein, wenn deren Inhaber sich ihres Besitzes gar nicht bewusst sind? Von frühester Kindheit an bildeten die physischen Erfahrungen unsern Geist und entwickelten denselben bis zur Reife.

Tatsache ist, dass der Geist vom Körper abhängig ist; und umgekehrt, der Körper auf den Geist reagiert. Beide stehen in engster Wechselbeziehung zu einander. Das ist in Uebereinstimmung mit der Bibellehre. Aber die Lehre der Christlichen Wissenschaft fusst nicht auf der Bibel, sondern auf der ersten Lüge Satans "mit nichten werdet ihr sterben", die den Grund zu der Lehre von der unsterblichen Seele legte. So ist die Quelle der Inspiration der Christlichen Wissenschaft leicht zu erkennen. Auf die Bibel, die so deutlich zwischen gut und böse unterscheidet und die Wirklichkeit des Bösen bestätigt, kann diese Lehre nicht gegründet sein, da Mrs. Eddy das Dasein des Bösen leugnet. Sie behauptet, es kann nicht bestehen, weil es nicht von Gott ist. Er schuf es nicht, noch hiess er es gut, also kann es auch nicht existieren. Wie ist es denn entstanden? Fragen wir, Mrs. Eddy antwortet: es ist niemals entstanden, niemals geschaffen worden. Es ist Irrtum, das Ergebnis einer krankhaften Einbildung.

Doch was verursachte diese krankhafte Einbildung? Falsches Denken. Was veranlasste den Geist zu falschem Denken? Er war unvollkommen, nicht geistig erleuchtet. Was machte ihn unvollkommen? Nichts und niemand; er war von Natur aus unvollkommen. Gab es denn ursprünglich Unvollkommenheit? Unzweifelhaft! Ist nicht ein unvollkommener Geist böse? Selbstverständlich; entsprechend dem Grad der Unvollkommenheit muss er als ,,böse" betrachtet werden. Also gibt es doch Böses? Aber das will die Christliche Wissenschaft nicht zugeben.

Dieses "Es gibt nichts Böses" ist die Hauptsache, die die Christliche Wissenschaft der Menschheit einzuprägen wünscht. Wenn der Bekehrte diese Voraussetzung angenommen hat, kann er sich der Selbsttäuschung hingeben und seine selbstsüchtigen und ,,unterdrückten Triebe" entschuldigen. Es hat ja nichts zu bedeuten, was das Fleisch tut, da es nur ein Schatten ist, - Materie! Der vom groben weltlichen Getriebe losgelöste Geist kann gleichwohl in unaussprechlichen Höhen weilen und dabei die fleischliche Verfehlung seines Schattens, des Körpers, übersehen. Das Gewissen machte dem Wachstum in geistigem Verständnis Platz. Warum sollte man Mitleid mit dem Missgeschick anderer haben oder gar um ihretwillen etwas vom eigenen Wohlergehen daran geben, wenn sie selbst für ihr Elend, was ja nur Selbstbetrug ist, zu tadeln sind. Sie besitzen doch dieselbe Gelegenheit zu geistigem Wachstum. Wenn sie darin beharren, ihr Bewusstsein mit falschen Einbildungen von Furcht, Sünde, Krankheit zu nähren, was kann man dagegen tun? Mitleid mit ihren Schmerzen wäre gleichbedeutend mit dem Mitleid für ein Kind, das aus Furcht vor einem harmlosen Schornsteinfeger schreit. Vom richtigen Standpunkt aus erscheinen alle Kümmernisse lächerlich, weil sie unnötig sind. Sollten wir uns durch die Schwachheit und Unwissenheit anderer in unserm Fortschreiten aufhalten lassen?

Natürlich tritt dieser Gedankengang nicht so offen zu Tage wie hier angedeutet wird; aber der Sinn ist absolut derselbe. Die Christliche Wissenschaft hat eine ganze Menge moralischer Erfahrungen zur Hand und verbreitet diese in salbungsvollen Redensarten; aber der Geist ihrer Lehre ist Selbstsucht im höchsten Grade.

Die Christliche Wissenschaft ist ein sehr feines Netz des Irrtums, es ist geschickt geknüpft, um unsern Verstand gefangen zu nehmen, den Sinn für Recht und Unrecht zu verwirren, das Selbstbewusstsein zu heben und das Urteilsvermögen zu trüben. Ihre hauptsächlichsten Vertreter sind Frauen, denen sie besonders zuzusagen scheint, wie die Frauen überhaupt zu allen Zeiten dem Mystizismus besonders zugängig waren. Ein Grund dafür mag möglicherweise auch darin liegen, dass Mrs. Eddy gleiche Betonung auf die Vater- und Mutterschaft Gottes legt, oder vielmehr der "Mutterschaft" den Vorrang gibt. Hierin liegt die feine List der Schlange. Es ist ein Zug unserer Zeit, dass die Frauen nach Gleichberechtigung mit den Männern streben.

Die Christliche Wissenschaft verneint die Evangeliumsbotschaft. Mit der Erklärung, dass unser Meister nur ein gewöhnlicher Mensch und der Sohn menschlicher Eltern war, bestreitet sie seine Fähigkeit, ein Loskaufspreis für Adams Sünde zu sein. Die wahre Bedeutung des Titels "Sohn Gottes" wird geleugnet und behauptet, er bedeute nur die ,,geistige Idee Gottes". Mrs. Eddy erklärt, Christus stelle lediglich das Verhältnis Gottes zur Menschheit dar, und der ,,Christus-Geist" - vollkommenes geistiges Verständnis der Gesetze des Weltalls - könne von jedermann erlangt werden. So ist von ihrem Gesichtspunkt aus das Lösegeld unnötig und somit auch die Erlösung und die Auferstehung von den Toten. Der ihr zu Grunde liegende Gedanke ist dieselbe alte Lehre der Unsterblichkeit der Seele, die jeder heidnischen Religion und Philosophie zu Grunde liegt. Das Lockmittel ist Selbsterlösung durch Glaubensheilung, Selbstentwicklung, Gedankenbildung und Willensmacht. Tatsächlich glauben die Christlichen Wissenschafter, dass Jesus selbst ein mit ungewöhnlichen Kräften ausgerüsteter psychologischer Heiler gewesen sei.

Und das Wort:
"Er nahm unsere Schwachheit auf sich", wird von diesen Standpunkt aus zu nichte gemacht.
So verkleidet sich auch in dieser Form Satan als Engel des Lichts und täuscht tausende durch eine dem menschlichen Geist schmeichelnde Lehre der Selbsterrettung. Die Lehre Mrs, Eddys unterscheidet sich nicht wesentlich vom Neudenkertum. Sie ist offensichtlich der Geisteskultur der Hindus entlehnt. Während Mrs. Eddy nur ein gewöhnlicher Nachahmer ist, betrügt sie sich selbst mit dem Glauben, übernatürliche Weisheit zu besitzen. Wer zu Selbstüberhebung geneigt ist, wird gar leicht von diesem Neudenkertum angezogen. Selbst von Natur sehr edel veranlagte Menschen, die ihrem Nächsten zu helfen wünschen, können dadurch leicht irregeleitet werden und in Versuchung kommen, den "Neuen Gedanken" zur Besserung anderer zu gebrauchen.

Die Folge davon kann nur eine Störung der Harmonie der natürlichen menschlichen Beziehungen sein, eine Vergiftung der natürlichen Zuneigung.
Mrs. Eddy war also unbewusst eine eifrige Dienerin jenes Wesens, das sie selbst offen als den viel verleumdeten und missverstandenen Fürsten des Bösen - Satan verteidigte und es ist klar, dass mit ihrer Theorie und ohne machtvollen Eingriff des machtvollen Königs der Herrlichkeit das Böse nie überwunden und das goldene Zeitalter folglich nie anbrechen könnte."


[Eine Thematische Fortsetzung morgen dann noch]

Re: Im "Goldenen Zeitalter" gelesen - Eine Zeitreise -

geschrieben von: Drahbeck

Datum: 26. Juli 2009 04:55

Die Schweizer Ausgabe des "Goldenen Zeitalters" vom 15. 8. 1930, setzt diese abschätzige Berichterstattung in Sachen "Christliche Wissenschaft" fort.
In letzterer meinte die WTG sich wie folgt verbreiten zu sollen:


"Im Jahre 1879 wurde die "Christian Science" (christliches Wissen) zu Boston von Frau Mary Baker G. Eddy, gewöhnlich Mrs. Eddy, von ihren Anhängern, den Scientisten, Mother Mary genannt, gegründet.
Ihr der Heiligen Schrift gleichgestelltes Textbuch: 'Science & Health with Key to the Scripture' (1875, umgearbeitet 1904) bietet ein bizarres Gemisch christlicher, sittlicher und ausschweifend phantastischer Ideen, eine Art Panpsychismus, leugnet aber die wichtigsten christlichen Lehren der Heiligen Schrift.

Ihre rasche und große Ausbreitung über Amerika, England, Deutschland usw. verdankt die "Christliche Wissenschaft" dem hervorragenden Organisation-, Reklame- und Gcschäftstalent der Mrs. Eddy, und der sonderbaren "geistigen" Heilmethode, bei welcher der Heilpraktiker zur Krankheit sprechen soll wie einer, der Macht hat, eigentlich aber den Patienten zu suggerieren sucht, seine Krankheit beruhe nur auf Täuschung, Traum und Halluzination. Dadurch genoß Mrs. Eddy einen grenzenlosen Kult der Abgötterei.

Die Ansprüche, welche die "Christliche Wissenschaft" für sich geltend macht, sind zwar biblisch unreif, für die Namenchristenheit aber verlockend hoch!
"Was Jesus und die Apostel gewollt, das sei hier erst ein klares System und auf seinen endgültigen klassischen Ausdruck gebracht worden. Es sei die wahre Menschheitsreligion, die das kirchliche Christentum in seiner bisherigen Form auf die Seite räumen und erst das volle Heil schaffen werde."

Nach dem Grundgedanken der "Christlichen Wissenschaft" ist Gott Alles in Allem, der unendliche Geist, der alles erfüllt. Nur was ihm wesensgleich ist, ist auch wirklich. Was ihm aber nicht wesensgleich, nicht Geist ist, sondern Materie, Stoff, das ist nichts Wirkliches. Ebenso, auch, was nicht Leben ist, sondern sterblich, begrenzt leidend, ist nichts Wirkliches, sondern nur etwas, das zu sein scheint. Überall ist die scharfe Unterscheidung zu. machen zwischen der geistigen Welt, dem Ausfluß des Gottesgeistes, und der materiellen Welt, die keine Schöpfung Gottes und darum kein Wirklichkeitsgebilde, sondern nur eine sterbliche, irrtümliche Annahme ist. Unser getrübtes vom Gottesgeist entferntes, im Materiellen befangenes Gemüt gaukelt uns die trüben Irrtümer, diese bösen Traumbilder vor. Alles Übel, Krankheit, Sünde, Tod, liegt nur in unserem verirrten Innenleben. Von allem Übel muß somit eine Versenkung ins Geistige und Göttliche befreien.

Hieraus ergibt sich dann eben die Heiltätigkeit: Die Krankheit heilen, heißt immer den inneren Schaden, die Disharmonie mit Gott beseitigen. Denn die eine Krankheit ist nicht wirklicher als die andere; ob es sich um Trunksucht handle oder um Lungenentzündung - immer ist derselbe Irrtum des sterblichen Bewußtseins dahinter.
Bei dieser geistigen Kür, dem Gesunddenken, dem Gesundbeten, kommt dem Leidenden dann, falls er selber innerlich nicht "geistig genug ist" der Heiler, der berufsmäßig geschult ist, zu Hilfe.

Auch gegen die Sünde kehrt sich der hochgemute Machtspruch der Amerikanerin Mrs. Eddy: Die Sünde sei nur ein Irrtum des sterblichen Bewußtseins, eine Illusion. Der Mensch müsse nur mit seinem Gemüt in Gott leben, dann gehe ihn der Gedanke an die Sünde nichts mehr an; er müsse nicht mehr nach ihr umschauen. Ein Gebet um Vergebung der Sünde sei hier also niemals angebracht, weil sie überhaupt nicht "wirklich" sei.
Somit braucht man auch keinen Erlöser, da man sich selber zu erlösen vermag durch eine geistige Gemütskur. . .

Wenn man sich in Gott versenkt mit reinen Gedanken ist alles gut. Diese Religion kennt auch keinen Glauben an den persönlichen Gott, der sich zu uns kleinen Menschen herabläßt und ein Ohr hat für unser ernstes Flehen. Sie kennt nur eine Weltenseele, einen Geist der Liebe, darin man sich wortlos versenkt. Mit dieser Weltenseele läßt sich's nicht auf du und du reden.
Und der Tod? - Auch der Scientist, der sich noch so oft geheilt fühlen mag, wird dem Tod doch einmal den Tribut bezahlen müssen. So hieß es beim Tode von Mrs. Eddy, sie habe "diese Bewußtseinsebene verlassen".

Paulus, der ja auch ein hervorragender Scientist gewesen sei, wie man in jenen Kreisen behauptet, habe deshalb mit großem Ernste, mit geheimem Zittern von diesem ungeistigen Übel gesprochen: "Der letzte Feind, der noch zu überwinden ist, ist der Tod!" Wenn einst die Allgewalt des Geistes erfaßt sein wird, da werde der Sieg über die Materie noch viel sichtbarer demonstriert werden können, denn da habe der Geistesmensch keine körperlichen Bedürfnisse mehr, wie Speise, Trank und Schlaf und dergleichen.

Darum können bis jetzt nicht alle Krankenheilungen gelingen, darum tobt die Sünde in der materiellen Welt, darum waltet noch der grausame Tod, weil die "Welt noch nicht vollends von der Allgegenwart des göttlichen Geistes erfaßt ist".
"Bevor unsere Zeit die Allgegenwart des göttlichen Geistes erkennt, ist es zweckmäßiger, die Chirurgie und das Einrichten von gebrochenen Gliedern dem Arzte zu überlassen". - - -
Nur nebenbei sei erwähnt, daß die "Christliche Wissenschaft", deren utopische Lehrsätze bis hierher gekennzeichnet worden sind, auch schon geradezu geschadet hat, sei es, daß durch ihren Einfluß eine Heilung verunmöglicht wurde, sei es, daß Todkranke noch auf ihrem letzten Lager beunruhigt wurden - ähnlich wie nach dem Buch Hiob die drei Freunde den Heimgesuchten mit ihren Lehrsätzen quälten.

An einigen Punkten sei nun die Kluft noch angedeutet, die befestigt ist zwischen den unumstößlichen Wahrheiten der Heiligen Schrift und der Religion der sogenannten "Christlichen Wissenschaft". Wenn die vergängliche Natur vor unseren Augen keineswegs aus der Hand eines ewigen Schöpfers stammte, wie die Scientisten behaupten, da müßten aber die Psalmisten, die die Wunder Gottes in der Natur priesen, gründlich mit ihrem sterblichen Bewußtsein geirrt haben; und ebenso der Herr Jesus, wenn er den Gott preist, der die Lilien herrlich kleidet. Da wäre alle Freude an der herrlichen Gottesnatur doch im Grunde etwas für Geistesmenschen Unpassendes. -

Wie weit haben sich doch die Scientisten von Christum und seinem Leiden entfernt! Die biblische Frage: "Mußte Christus also Leiden?", ist demnach bei jenen ein Unding, während Gott seinen eingeborenen Sohn dafür dahingab, daß wir durch seine Erlösungstat Gnade suchen und finden dürfen vor Gott, dem Allmächtigen. Darum hat auch Jesus seine Leiden nicht verneint, ja die Heilige Schrift bestätigt uns, daß er betete: "Mein Vater, nicht wie ich will, sondern wie du willst!"

Auch Paulus bezeugt mit seinem Leiden, daß er kein Scientist ist, wie man ihn zu bezeichnen pflegt. In 2. Korinther 12 redet er ergreifend von den Leiden. Wie wenig hat er sich als Scientist benommen in seinem Gebet um Wegnahme des Pfahles im Fleisch! Er hielt sich fest an die Antwort seines Herrn: "Meine Kräh ist in den Schwachen wirksam". Er fühlte sich gerade da in der rechten Nachfolge seines gekreuzigten Herrn, wenn er schrieb: "Wir tragen allezeit das Sterben des Herrn Jesu an unserm Leibe".

Brauchten wir einen Sünderheiland, wenn wir uns die Sünde wegdenken könnten, wie es die Scientisten tun? Und das Pauluswort: "Wo die Sünde mächtig geworden", (nicht: als unwirklich weggedacht wird) - "da ist die Gnade noch viel mächtiger geworden", wäre auch außer Kurs gesetzt? Gleichen also die Scientisten jenem Zöllner, der in heiligem Beben ob seiner Sündenlast betet: "Gott sei mir Sünder gnädig!", oder dem Pharisäer dort vorn im Tempel, der nach scientistischer Manier spricht: "Ich danke dir, Gott, daß ich nicht bin wie die anderen Leute oder gar wie dieser Zöllner!"?

Doch, wie kommen die Scientisten dazu, auf den Gedanken zu bestehen: Wird nicht, ganz wie bei Jesus selber, hier gelehrt und geheilt aus einem Geist heraus? - Bei genauerem Zusehen fällt freilich die vermeintliche Übereinstimmung rasch dahin. Nicht nur hat Jesus seinen Heilungen als den begleitenden Zeichen seiner göttlichen Vollmacht und Heilandsliebe wenig Bedeutung beigelegt, so daß er oft verbot, davon zu reden, damit er nicht zum begehrten Krankenheiler herabsinke und so sein Werk veräußerlicht werde (Luk. 11:29; Job. 4:18), sondern seine Heilungen sind auch innerlich etwas anderes. Bei Jesus ist es ein machtvolles Gebieten über die Krankheit; er rechnet mit ihr als einer Wirklichkeit und gebietet darüber mit seiner stärkeren Kraft aus Gott, seinem Vater.

Der scientistische Helfer macht es aber völlig anders: er sucht in dem Patienten andere Gedanken wachzurufen, und dies beeinflußte Gemüt soll über die als unwirklich erkannte Krankheit Herr werden.
Wie wunderbar, daß Gott jetzt seinen Sohn Jesus Christus als König eingesetzt hat, damit er in seinem Königreiche machtvoll das wegräume, was soviele erfolglos glauben wegdenken zu müssen, damit es verschwinde. ..."


[Thematische Fortsetzung morgen]

Re: Im "Goldenen Zeitalter" gelesen - Eine Zeitreise -

geschrieben von: Drahbeck

Datum: 27. Juli 2009 05:20

Zu dem gestern zitierten WTG-Statement aus der Schweizer Ausgabe des "Goldenen Zeitalters" vom 15. 8. 1930, gab es dann noch in der Ausgabe vom 15. 12. 1930, eine Entgegnung, bei der die GZ-Redaktion wohl nicht darum herum kam, diese auch abzudrucken. Diese Entgegnung führte aus:

"Gestatten Sie mir einige Bemerkungen zu Ihren Ausführungen ... Es läßt sich jede religiöse Ansicht mit Stellen aus der Hl. Schrift verteidigen, und jede behauptet, die richtige Auslegung zu geben. Ausschlaggebend für die Richtigkeit ist aber nur ein handgreiflicher Beweis, den niemand ablehnen kann.

Jesus und seine Jünger leisteten ihren Zeitgenossen durch ihre Werke den Beweis, daß sie göttliche Autorität hatten. Jesus sagte ... "Glaubet mir, daß Ich im Vater und der Vater in mir ist; wo nicht, so glaubet mir doch um der Werke willen. Wahrlich, wahrlich, ich sage euch: Wer an mich glaubet, der wird die Werke tun, die Ich tue, und wird größere denn diese tun".

Diese Werke wiederholt die Christliche Wissenschaft. Sie sind zwar nicht der Zweck dieser Bewegung, sondern wie Jesus verheißen hat ... "die Zeichen aber, die da folgen werden denen, die da glauben".

Weder ein Scientist noch sein Gegner dürfen meinen, solche Werke können durch Suggestion, d. h. durch menschliche Willenskraft bewirkt werden. Wirkliche Heilung wird allein durch Gott vollbracht, wobei es unumgänglich nötig ist, daß "ein jeglicher sei gesinnet, wie Jesus Christus auch war"...

Das Ziel der Christlichen Wissenschaft ist die Überwindung der Sünde. Sie sagt, die Sünde sei nicht ein Teil der göttlichen Schöpfung; Jesus habe nicht einen Kampf gegen die göttlichen Einrichtungen geführt.

In Ihrem Artikel sagen Sie, die Christliche Wissenschaft kenne statt eines persönlichen Gottes nur eine Weltenseele, mit der es sich nicht auf du und du reden lasse. Das könnte mißverstanden werden. Die Christliche Wissenschaft lehrt den Glauben an einen persönlichen Gott in dem Sinne, daß Gott die einzige, unendliche Macht ist, aber nicht eine zur Erhabenheit vergrößerte und erhöhte menschenähnliche Persönlichkeit. Sie lehrt, daß Gott dem Menschen näher ist als Fleisch und Blut, näher als der Atem; denn Gott ist sein Leben, seine Substanz, seine Intelligenz, ohne Gott würde er überhaupt gar nicht existieren.
Heuchelei ist in der Christlichen Wissenschaft gerade so verwerflich wie in irgend einer religiösen Anschauung. Der Mensch muß dem Beispiele des Meisters folgen, von dem Mary Baker Eddy in "Science and Health with Key to the Scriptures" sagt (S. 476):

"Jesus sah in der Wissenschaft den vollkommenen Menschen, der ihm da erschien, wo den Sterblichen der sündige, sterbliche Mensch erscheint. In diesem vollkommenen Menschen sah der Heiland Gottes eigenes Gleichnis, und diese korrekte Anschauung von? Menschen heilte die Kranken."

Über das Gebet sagt das erwähnte Lehrbuch (S. 1): "Das Gebet, das die Sünder umwandelt und die Kranken heilt, ist ein absoluter Glaube, daß bei Gott alle Dinge möglich sind - ein geistiges Verständnis von Ihm, eine selbstlose Liebe."

Die Sünde wird nicht überwunden, indem man sie ignoriert, sondern indem man ihr entgegentritt, ihr die Maske abnimmt, ihre Lüge als das Gegenteil der göttlichen Wahrheit erkennt. Wenn die göttliche Liebe sich als des Menschen wahres Bewußtsein widerspiegelt, so verschwindet die Sünde wie Finsternis vor dem Lichte. So etwas kann Suggestion oder menschlicher Wille nie bewirken, "der Vater aber... tut die Werke". ...

Mrs. Eddy hat ihre eigene Bedeutung für die Geschichte der Menschheit besser erkannt als ihre Freunde und ihre Gegner. Sie hat die Bezeichnung "Mother" zurückgewiesen und den Titel "Lcader" (Führerin) verlangt, sie hat ihren Artikeln auch befohlen, ihr nur so weit zu folgen wie sie Christus folge. Sie hat sich selber die Entdeckerin und Gründerin der Christian Science und die Verfasserin ihrer Bücher genannt und das Lehrbuch als einen Schlüssel zur Hl. Schrift, nicht aber als eine Bibel bezeichnet. Aller Vergötterung ist sie scharf entgegengetreten.

Die Christliche Wissenschaft leugnet keineswegs die wichtigsten christlichen Lehren. Sie verlangt, daß man die zehn Gebote halte, die Bergpredigt und alle andern Lehren Jesu. Ein großer Teil der vier Evangelien erstreckt sich auf die Heilungen, die Jesus vollbrachte, und die Christliche Wissenschaft verlangt, daß der Christ auch darin des Meisters Beispiel folge und nicht nur das halbe sondern das ganze Gewand trage. Alles was aber die Gottesverehrung materialisiere, hindere das geistige Wachstum des Menschen.

Die Schönheit der Schöpfung geht nicht verloren mit der Erkenntnis, daß, wie Sie schreiben, "die vergängliche Natur vor unsern Augen keineswegs aus der Hand eines ewigen Schöpfers stammte". Die Schöpfung und die Schönheit sind nicht aus Materie noch in der Materie, nicht materiell und zeitlich, sondern geistig und ewig.
Die Scientisten "bekennen Jesu Sühnopfer als die Augenscheinlichkeit der göttlichen, wirksamen Liebe," (s.a. H. 497). Sie betrachten aber nicht sein Leiden als das höchste, sondern seinen Sieg: die Auferstehung,
M. Schnewlin, Christian Science Komitee für Veröffentlichungen für die deutsch-sprechende Schweiz.


Ganz wollte das GZ es mit dieser Entgegnung nicht bewenden lassen. Also hängte man an diese Entgegnung noch ein eigenes redaktionelles Nachwort an:
Selbiges verlautbarte:


"Jederzeit bereit zu sein "zur Verantwortlichkeit gegen jeden" der Rechenschaft von euch fordert über die Hoffnung, die in euch ist, aber mit Sanftmut und Furcht, muß aber auch mit 2. Petri 1: 20-21 gesagt werden: "Indem ihr dies zuerst wisset, daß keine Weissagung der Schrift von eigener Auslegung ist", daß es Selbstbetrug jeglicher christlichen Nomination ist, die vorgibt, es lasse sich jede religiöse Ansicht mit Stellen aus der Hl. Schrift verteidigen. Wo findet man z. B. in der Hl. Schrift die Unterlage für den Ausspruch der Christian Science: "Jesus sah in der Wissenschaft den vollkommenen Menschen, der ihm da erschien, wo den Sterblichen der sündige, sterbliche Mensch erscheint"?

Keine einzige Schriftstelle beweist, daß Jesus in die Welt gekommen ist, um eine Wissenschaft zu gründen, die in leidenschaftlichem Gebete Gott wunderbare Heilungen abtrotzen will, sondern kam, um den Willen seines Vaters zu tun, indem er sein Leben als Lösegeld für uns alle darbrachte. Gewißlich beweist die Schrift, daß Jesus als Heiler unter dem Volke mehr Zuspruch gefunden hatte, denn als Zeuge seines himmlischen Vaters, wie es Lukas 5:15-16 bestätigt:

"Und eine große Volksmenge versammelte sich, ihn zu hören und von ihren Krankheiten geheilt zu werden. Er aber zog sich zurück und war in den Wüsteneien und betete." Dieser Heiland stellt also das Gebot der Pflichterfüllung des Willens seines Vaters gegenüber dem Gebote der Nächstenliebe in den Vordergrund, und deshalb wurde ihm die Geistlichkeit auch gram. Wiederholt übertrug er darum seinen Jüngern auch diese Aufgabe, jeglichen ermahnend, sein Kreuz auf sich zu nehmen, "denn wer sein Leben erhalten will, der wird es verlieren". In dieser selbstlosen Weise Jcsu nachfolgen zu wollen, heißt aber auch zu beten;

"Nicht mein, sondern dein Wille geschehe", denn Gott weiß, wann Hilfe nottut, wie es die Hl. Schrift bei unserm Herrn Jesus und seinem Jünger Paulus bezeugt. Jesus, das "Licht der Welt", in welchem .die göttliche Liebe sich als des Menschen wahres Bewußtsein widerspiegelt', hatte sehr viele Kämpfe mit dem "Fürsten dieser Welt" zu bestehen, demnach "verschwindet die Sünde wie Finsternis vor dem Lichte" - nicht! Gerade darum lehrte uns Jesus beten: "Und bewahre uns in der Versuchung, und errette uns von dem Bösen." Erst wenn das "Zu uns komme dein Reich" da ist, wird des Teufels sündige Macht beendet sein, und mit der Auferstehung der Toten wird die materielle Schöpfung wie im ersten Paradiese wieder in vollendeter körperlicher Schönheit erstrahlen, und es wird wieder heißen müssen: "Es war alles sehr gut!"

[Eine weitere thematische Fortsetzung morgen]

Re: Im "Goldenen Zeitalter" gelesen - Eine Zeitreise -

geschrieben von: Drahbeck

Datum: 28. Juli 2009 00:51

In der Ausgabe des "Goldenen Zeitalters" vom 1. 9. 1935, begegnet man in einem weitschweifigen "Gesundheit und Leben für das Volk" überschriebenen Artikel, erneut einer "Breitseite" gegen die Mary Baker Eddy-Religion.
Zwar ist die nicht das Hauptthema des Artikels. Gleichwohl kommt sie darin auch mit vor. Etwa mit der Aussage:


"Um die Menschen zu täuschen, bringt Satan falsche Heilmittel auf. Zuerst verleitet er den Menschen, zu lehren, es gäbe keinen Tod. Jesus erklärte, daß dies die erste Lüge Satans war.
Dann errichtet Satan eine religiöse Organisation und legt ihr fälschlich den Namen Christi bei, um dadurch das Volk irrezuführen.

Diese Organisation wird "Christliche Wissenschaft" genannt und lehrt, es gäbe keinen Tod, schlechter Gesundheitszustand oder Krankheit wäre nur Einbildung, und Männer und Frauen könnten heilen und allen Gesundheit geben, die an die sogenannte "Wissenschaft" glauben.
Ein jedes dieser angepriesenen Heilmittel widerspricht durchaus dem Worte Gottes und seinem durch Christus verkündigten Vorsatz. Das zeigt, daß viele Menschen guten Willens durch den Teufel in die Falle der sogenannten "Christlichen Wissenschaft" und körperlicher Heilung hineingelockt worden sind.

Es ist wahr, daß Christus, als er auf der Erde war, einige Krankenheilungen vornahm, aber er erklärte auch, daß diese Heilungen lediglich ein Beispiel
und eine Vorschattung dessen waren, was er in seinem Königreiche tun würde. Sie dienten ferner dazu, den Glauben des Volkes an ihn als den Messias zu befestigen. Satan übt — soweit es ihm möglich ist — seine Macht aus, ein gewisses Maß von Krankenheilungen zustande zu bringen, und das tut er gerade zu dem Zweck, die Menschen von Gott abzuwenden.

Eins müssen alle zugeben: daß kein einziger, der durch die Methode der "Christlichen Wissenschaft" geheilt worden zu sein behauptete, jemals dauernd gesund blieb, sondern im Laufe der Zeit gestorben ist; ferner daß die Heiler selbst krank werden und auch sterben."


Man kommt nicht umhin einzuschätzen, dass besagte "Christliche Wissenschaft" in WTG-Sicht als Gefahr für die eigenen Interessen eingestuft wurde. Offenbar ist die Klientel welche die WTG mit Erfolg anzusprechen vermag, fallweise auch besonders "anfällig", sollten selbige auch von der "Christlichen Wissenschaft" "abgeworben" werden. Letzteres ist wohl eher weniger der Fall. Indes mag es solche Einzelfälle durchaus gegeben haben.

Auch in der "Trost"
(Nachfolge-Zeitschrift des "Goldenen Zeitalters") Ausgabe vom 1. 7. 1939, gab es erneut eine "volle Breitseite" gegen die "Christliche Wissenschaft" dort. Der Artikel dort belehrt (erneut):

"Von dem phantastischen Lehrsystem der "Christlichen Wissenschaft", das kein Problem löst und auch keins erläutert, weil es eine andere Methode hat, damit fertig zu werden, nämlich das Problem einfach zu verneinen, kann mit Fug und Recht gesagt werden, daß nicht alles, was sich christlich nennt, auch wirklich christlich ist, und nicht alles, was sich als Wissenschaft bezeichnet, wirklich eine Wissenschaft ist.

Die ,,Christliche Wissenschaft" ist ein religiöses Bestreben, sich eine Welt der Einbildung zu bauen, indem die Wirklichkeit für Phantasie und vieles, was erlebt und empfunden wurde, nur als falsches Denken erklärt wird. Für die Anhänger dieser Anschauungen ist alles nur das Produkt wahren bzw. falschen Glaubens oder Denkens. Bist du müde, so kommt dies nur von deiner irrigen Vorstellung; hast du Durst," so sagt dir das nur dein verkehrtes Denken.
Nun war aber auch Jesus müde und durstig. Da müßte ja sein Glaube nicht recht in Ordnung gewesen sein, trotzdem "christliche Wissenschaftler" erklären, er sei der erste, der ihre Religion richtig ausgelebt habe. Und die Leiden Jesu am Holz? Sie waren ebensowenig das Ergebnis unvollkommenen Denkens, als sich der Mensch seinen wunderbaren, feinempfindenden Körper durch eigenes Denken geschaffen hat oder ihn durch bloßes Denken zerstören kann.

"Christliche Wissenschaftler" sagen, daß, weil in Gott nur Leben und Gesundheit ruhe, nicht Krankheit und Tod, und weil Krankheit und Tod darum etwas Ungöttliches seien, es in Wirklichkeit Krankheit und Tod überhaupt nicht gebe, denn etwas Ungöttliches könne nicht wirklich existieren, sondern sei nur ein Truggebilde, eine Einbildung, eine falsche Meinung. Dasselbe wird von aller Unvollkommenheit, von der Sünde, von jedem Schmerz, von allem Bösen behauptet: es ist alles nur Einbildung.

Ebenso von der Materie: diese existiere nicht wirklich; nur das Geistige sei wirklich.
Mit Bezug auf den Tod ist es ebenso. Für "christliche Wissenschaftler" gibt es keinen wirklichen Tod; das ist alles nur Schein, falsche Vorstellung. Aber gerade daß kein wirklicher Tod zu befürchten sei, war ja die erste Lüge des Teufels ...
Lehrt die "Christliche Wissenschaft": "Wenn Gott das Unvollkommene oder Böse kennen würde, so würde das die Zerstörung Gottes bedeuten."
Die Begründerin der "Christlichen Wissenschaft" schrieb:

"Die Naturwissenschaft weicht langsam der Metaphysik." -
Natürlich ist rein materielles Denken verkehrt, weil es die überragende Bedeutung des Geistes unbeachtet läßt. Aber bei der "christlich-wissenschaftlichen" Behauptung: "die
Erde ist eine zusammengesetzte Idee", wurde geflissentlich übersehen, daß diese Idee greifbare, vielgestaltete Formen angenommen hat. Man will es nicht wahr haben daß Gott eine himmlische und eine irdische Schöpfung hat, und will das Irdische, das Materielle einfach durch eifriges "Glauben" aus dem Dasein hinwegdenken. Fest zu sein im Glauben bedeutet für sie, mit Beharrlichkeit einfach nicht zuzugeben, daß bestimmte wirklich vorhandene Dinge existieren, z. B. daß ein Schmerz ein Schmerz ist.

Nun, was soll man von einer solchen Verachtung der Materie sagen? Eine einzige Tischkante, gegen die man aus Versehen anrennt, sollte genügen, von diesem Irrweg abzubringen. "Leicht beieinander wohnen die Gedanken, doch hart im Räume stoßen sich die Sachen."
Wer meint, alles nicht rein Geistige sei "Truggebilde" und Lockung zur "angeblichen Sünde", sollte konsequenterweise dafür eintreten, daß sofort mit allen materiell-wissenschaftlichen Studien aufgehört werde.

Denn "angebliche" Pflanzen, Steine, Chemikalien, "eingebildete" (weil materielle) Tragfähigkeit einer Brückenkonstruktion und lauter solche Sachen lohnen dann gar nicht eine Erforschung, sondern führen nur immer tiefer in die "falsche" Idee hinein, etwas Festes sei wirklich etwas Festes und etwas Flüssiges sei etwas Flüssiges! Sie sollten dann auch persönlich sofort von der Erlernung einer jeden materiellen Berufstätigkeit abstehen. Das alles tun sie nicht und sollten sich deshalb fragen, ob sie eigentlich konsequent nach ihrer "Weltanschauung" handeln.

Es ist festzustellen, daß "christliche Wissenschaftler" den materiellen Erwerb von Hab und Gut durchaus nicht verachten. Die Mehrzahl der Anhänger dieser Religion sind nicht unbemittelt. Buddhistische Mönche, die sich einmauern lassen, um ganz in das "Anschauen des Geistigen" zu versinken, handeln da offenbar konsequenter.

Zwar liest man in einer "christlich-wissenschaftlichen" Schrift: "Daß wir existieren, kann nicht geleugnet werden"; aber wenn so flott all das geleugnet wird, was unsere Existenz ausmacht, sieht man nicht ein, warum man mit dem Ableugnen nicht gleich bei unserer Existenz selbst anfangen sollte.

Daß Leben in der Materie sei, wird als "falscher Glaube", als "Truggebilde" erklärt. Hätten "christliche Wissenschaftler" den l. Vers der Bibel geschrieben, dann würde er wohl lauten: "Gott ist das All, und die Erde bildet sich der Mensch in seiner Wahnvorstellung ein."
Ihre Schriften leugnen sogar wörtlich, daß die Materie aus Substanz besteht.

Warum man für solche Anschauungen gerade den Namen "Wissenschaft" genommen hat, bleibt rätselhaft. Wenn Wissenschaft als Ergründung der Wirklichkeit erklärt wird, haben wir hier das gerade Gegenteil von Wissenschaft, nämlich: bewußtes Fernhalten von der Wirklichkeit. Gesicht, Geruch, Gehör, Geschmack, Gefühl: alles ist Einbildung!
Man könnte ja eine Menge Bibelstellen anführen zum Beweis dafür, daß Geburt und Tod, Hunger und Durst, Krankheit, Müdigkeit, Schmerz, und dergleichen sehr reale

Es bedarf nun wohl keiner besonderen Hervorhebung mehr, daß für die "Christliche Wissenschaft" auch das Böse und der Teufel nur Sachen der Einbildung sind. Ihre Idee ist:
"Der angebliche Teufel sagte dem angeblich materiellen Menschen, daß das Böse angeblich etwas Wünschenswertes sei." Höchst seltsam mutet es an, wie bei diesen Leuten aus dem, was "nicht wirklich besteht", das also auch keine Ursache sein könnte, trotzdem gemäß ihrer Ansichten immer eine Wirkung abgeleitet wird.

Ein "angebliches" Gesetz führt auch bei ihnen ganz gesetzmäßig stets zu "angeblichen" Folgen.
Einfachste Überlegungen scheinen ihnen nie in den Sinn gekommen zu sein, wie z. B.: Wo ein Gesetz ist, dort ist auch eine Übertretung möglich. Die Folgen der Übertretung eines guten, göttlichen Gesetzes aber können nicht wieder etwas Gutes, Göttliches, sondern müssen etwas wirklich Böses sein. ...
"Christliche Wissenschaftler" sagen:

"Das Böse ist nichts, es ist kein Ding, kein Gemüt, keine Macht." Um so fester hat der Böse sie in der Gewalt. ...
Die Bibel sagt, daß Gott "am Ende dieser Tage zu uns geredet hat im Sohne" (Hebr. l: l), wohingegen die "christlichen Wissenschaftler" meinen, zu allerletzt habe er gesprochen durch die Tochter; denn begründet wurde diese Lehre von einer Frau, der verstorbenen Mary Baker Eddy, mit der ein wahrer Kult getrieben wird. Was die Bibel erklärt: "des Weibes Haupt ist der Mann"; "er soll dein Herr sein"; "eure Weiber sollen schweigen in den Versammlungen", d. h. sich nicht als Lehrer aufspielen, gilt den "christlichen Wissenschaftlern" gar nichts. In dieser Bewegung spielen Frauen die Hauptrolle.

Aus einer offiziellen Liste geht hervor, daß im Jahre 1936 in Deutschland 185 weiblichen "Ausübern" (Gesundbetern und Lehrern) der "Christlichen Wissenschaft" nur 37 Männer gegenüberstanden, und in der Schweiz waren es 54 Frauen und nur 9 Männer. Meistens ist eine Frau "Führerin" dieser angeblich "Ersten Kirche Christi". Da wundert man sich, warum Jesus nicht auch seine Apostel unter den Frauen gesucht hat.

Viele Anhänger der "Christlichen Wissenschaft" setzen sich nicht auf tief- oder übersinnliche Weise mit ihrer Religion auseinander, sondern halten den einen ihrer Lehrsätze besonders lieb und wert, welcher lautet:

"Man muß nur recht erkennen, wie und was Gott ist, dann kann man über ihn verfügen, sich ihn zunutze machen", und diese praktische Auswertung ihres "Gottes" suchen sie dann im "Gesundbeten", "Gemütsheilen" oder "Gesunddenken". Wirkliche Unvollkommenheit, wirkliche Übel, wirkliche Krankheit gibt es ja nun aber nicht!? "Alle Erscheinungsformen des Übels sind im Letzten nicht persönlich und materiell, sondern sind bloß verschiedene Anschauungsformen des gleichen Irrtums oder der gleichen Lüge", schreibt man dort.
Der eine hat demnach als "Anschauungsform" einer (wirklichen oder angeblichen?) Lüge einen Klumpfuß, der andere wieder Asthma, etc.!

Aber wenn "christliche Wissenschaftler" auch stets nur von "sogenannten" Krankheitsgesetzen sprechen, können doch auch ihre Gebete eine von Tuberkulose zerfressene Lunge oder das mit einem Stein ausgeschlagene Auge nicht ersetzen.
Es gibt genug Fälle, wo sogar Lehrer der "christlichen Wissenschaft" bei einer Erkrankung lieber zur Heilkunde, als zum "Gesunddenken" Zuflucht nehmen.

Was aber mit den vielen "beglaubigten" Fällen, wo Menschen durch solche Gesundbeter von leiblichen Übeln befreit worden sind ? Eine gute Anzahl davon mögen auf reiner Suggestion beruhen, ein anderer Teil kommt gewiß unter dämonischer Einwirkung zustande, etwa wie folgender, im "Herold der Christlichen Wissenschaft" vom August 1936 berichteter Fall:
"Ich stürzte und renkte mir den Oberarm aus. Mein Mann hob mich auf und bat mich, zu versuchen, den Arm oder wenigstens die Hand zu bewegen; aber es war unmöglich. Der Arm. hing schlaff herab und schien schwer wie Blei. Einige Jahre vorher renkte ich mir den rechten Arm aus. Ich mußte sofort zum Arzt gehen, und es hatte Monate gedauert, bis ich nach mehreren schmerzhaften Übungen den Arm wieder gebrauchen konnte. Einige Jahre später renkte ich mir den Arm wieder aus. Ich mußte sofort in die Klinik gehen; der Kleiderärmel wurde aufgeschnitten und der Arm, während ich in der Narkose lag, eingerenkt...

Als ich nachdachte, wurde mir klar, daß ich in Zoppot keinen Arzt kannte; denn wir wohnten noch nicht lange hier. Ich sah, daß der Weg zu Gott näher ist als zum Arzt; und es fiel mir der Vortrag ein, den ich gerade gelesen hatte, worin es hieß, daß wir uns nur unter Gottes Gesetz zu stellen brauchen, um der Segnungen dieses Gesetzes teilhaftig zu werden. Ich wandte mich von dem materiellen Vorkommnis ab und dem unwandelbaren und vollkommenen Gesetz Gottes, des Guten, zu.

Da spürte ich plötzlich einen Ruck durch meinen Körper, so stark, daß ich aufschrie. Mein Mann erschrak und fragte mich, was geschehen sei. Ich konnte in tiefster Dankbarkeit zu Gott antworten: Der Arm ist geheilt; ich kann ihn wieder bewegen."
Nun, wenn Dämonen einen Menschen heftig zu schütteln vermögen ... können sie auch seinen Arm wieder einrenken!

Die Erklärung, daß, wenn Jesus Kranke geheilt habe, jeder seiner Nachfolger ebenfalls dazu fähig sein müsse, ist ganz abwegig. ...
Auch Timotheus hatte ein chronisches Leiden, und Paulus empfahl ihm dagegen nicht das Beten, sondern "etwas Wein" zur Magenstärkung.
Die "Christliche Wissenschaft" erhebt Anspruch auf die richtige Auslegung der Bibel, leugnet dabei aber alle Grundlehren der Heiligen Schrift und setzt an deren Stelle feindämonische Hirngespinste. ..."


Zu dem zuletzt zitierten "Trost"-Artikel musste selbiges dann aber erneut registrieren, dazu von seiten der "Christlichen Wissenschaft" eine "Entgegnung" zugesandt bekommen zu haben, worüber "Trost" in seiner Ausgabe vom 15. 10. 1939 berichtet.


"An die Halbmonatszeitschrift "TROST"
In Bern
In Ihrer Nummer vom l. Juli nimmt ein Artikel Stellung gegen die Christliche Wissenschaft, und zwar von einem Standpunkte aus, der dieser Lehre entgegengesetzt ist. Die großen Fragen des Daseins, seiner Ursache und seiner Grundlage können von verschiedenen Standpunkten aus gestellt werden. Man kann, wie in dem erwähnten Artikel, mit den Erscheinungen anfangen, die von den fünf körperlichen Sinnen wahrgenommen werden, und dann seine Schlußfolgerungen daraus ableiten. Den Wahrnehmungen entsprechend kommt man auf eine Ursache, die beides. Gut und Böse, in sich schließt.

Die Christliche Wissenschaft betritt den entgegengesetzten Weg: Sie beginnt mit der Ursache und findet der Ursache entsprechende Folgen. Als Ursache betrachtet sie das, was in der Bibel Wahrheit, Liebe, Geist oder Gott genannt wird. Der unbegrenzte Geist kommt in Ideen zum Ausdruck, nämlich dem Menschen und dem Universum. Diese Ideen sind in ihrem wirklichen Sein ebenso geistig und vollkommen wie ihre Ursache oder ihr Erzeuger, der ihr Leben ist. Zum Beweise der Richtigkeit ihrer Auffassung weist die Christliche Wissenschaft u. a. auf die heilenden Demonstrationen hin, die selbst von den körperlichen Sinnen nicht weggeleugnet werden können. Jesus Christus faßte seine Anschauung einmal kurz in die Worte: "Der Geist ist's, der da lebendig macht; das Fleisch ist nichts nütze." (Joh. 6:63).
Meinrcid Schnewlln
Christian Science Komitee für Veröffentlichungen für die deutsch-sprechende Schweiz.


Dazu meint "Trost" dann noch:
"Mit diesen wenigen Zeilen wird keine einzige der logischen Erwägungen und biblischen Beweisführungen des TROST-Artikels vom l. Juli abgetan. Es ist auch nicht korrekt, als einzige Untersuchungsmethode jenes Artikels den Rückschluß von der Wirkung auf die Ursache zu bezeichnen. Mit dieser Methode käme man zu so gut wie gar keiner Erkenntnis über den Schöpfer und zu überhaupt keiner Erkenntnis über sein Vorhaben. Vielmehr müssen als Grundlage der Erkenntnis die eigenen Aussagen Gottes, also seine Belehrungen in seinem Wort, der Bibel, gelten.

Christliche Wissenschaftler lassen nun sowohl die Lehren der Wirklichkeit (oder der Wirkungen), als auch diese Aussagen des Schöpfers außer acht und verlieren sich in menschlichen Überlegungen, die weder zum Anfang (der Ursache) noch zum Ende (der Wirkung) führen, so daß sie dann, wie in obigem Schreiben, zum Beispiel den Menschen bloß für eine Idee halten, was verkehrt ist, und noch dazu für eine vollkommene Idee, was beim jetzigen Zustand des Menschen ebenfalls verkehrt ist. Damit werden Sündenfall und Erlösung geleugnet.

Sind Jesu Worte: "Der Geist ist's, der da lebendig macht; das Fleisch ist nichts nütze", wirklich eine Rechtfertigung der Christlichen Wissenschaft? Sprach Jesus hier davon, daß nur der Geist etwas Wirkliches, das Fleisch jedoch etwas Unwirkliches, nur Gedachtes sei ?

Das kann man aus seinen Worten unmöglich herauslesen! Er hat nicht die tatsächliche Existenz das Fleisches geleugnet, wie Christliche Wissenschaftler es tun, sondern hat betont, daß das Fleisch ohne den Geist nichts ist, weil das Leben nicht vom Fleische ausgeht. Jesus hatte niemals die merkwürdige Idee, fleischliche Leiber gäbe es überhaupt nicht. Aus Stellen wie Johannes 3: 6, Lukas 24: 39 und andern geht das klar hervor.

Es besteht eine Ähnlichkeit zwischen den Worten Jesu in Johannes 6: 63 und dem Ausspruch des Apostels Paulus In 2. Kor. 3: 6, wo es heißt: "Der Buchstabe tötet, der Geist aber macht lebendig." Das zeigt der Zusammenhang In Johannes Kapitel 6. Wie In den vorhergehenden Versen (53 bis 55 u.a.) berichtet, hatte Jesus seine Zuhörer in der Synagoge belehrt, sie könnten kein ewiges Leben haben, wenn sie nicht sein Fleisch äßen und sein Blut tränken. "Die Juden stritten nun untereinander und sagten: Wie kann dieser uns sein Fleisch zu essen geben?" (Vers 52). Sie verstanden also die geistige Bedeutung seiner Worte nicht, und so mußte Jesus ihnen tatsächlich erst klar machen, daß es sich ja nicht um das Fleisch seines (wirklich vorhanden gewesenen) Menschenkörpers handle, sondern um sein als Opfer gebrochenes und als Lösegeld dargebrachtes Menschenleben.

Und so sagte er: "Der Geist ist es, der lebendig macht; das Fleisch nützt nichts. Die Worte, welche ich zu euch geredet habe, sind Geist und sind Leben."
Diese Worte eines gesunden, lebengebenden Geistes sind kein geeignetes Material für ein phantastisches Weltbild, das die Wirklichkeit und das Wort Gottes außer acht läßt.

[Noch ein thematisch ähnlicher, und dann dieses Thema abschließender Bericht, ist für morgen vorgesehen].

Re: Im "Goldenen Zeitalter" gelesen - Eine Zeitreise -

geschrieben von: Drahbeck

Datum: 29. Juli 2009 06:12

Exkurs
Auch die Schrift des den frühen deutschen Bibelforscherkreisen entstammenden Friedrich Bösenberg, der dann etwa ab 1916 (Tod Russells seine eigenen, mehr liberaleren Weg ging).
Dessen Schrift "Willst du gesund werden?" thematisiert letztendlich auch die Gegenposition zur Mary Baker Eddy-Religion.


Etwa, wenn er in ihr schreibt: (S. 5):
"Da werden gar mancherlei Wege eingeschlagen. Es darf nicht verschwiegen werden, daß auch viele Gläubige sich von den Verlockungen der fälschlich sogenannten "Christlichen Wissenschaft blenden und verführen lassen und den "Gesundbetern" in die Hände fallen; in diesem Falle ist eine etwa eintretende Linderung oder Heilung leiblicher Beschwerden mit ewigem Verluste allzu teuer erkauft."

In der Sache als solches, propagiert Bösenberg dann Fastenkuren, welche seine Meinung nach, Giftstoffe aus dem Körper wieder entfernen würden.
Also seine Tendenz ist dahingehend klar, zur Heilpraktikerszene zu tendieren, womit er ja weitgehend auch die Positionen der WTG-Hörigen vertritt, welche sich auf einem ähnlichen Level bewegen.
Und die Mary Baker Eddy-Religion habe halt einen anderen Ausgangspunkt.

Um nochmals auf die sogenannt "Christliche Wissenschaft" zurückzukommen. Aus einem ihrer Bücher (im Bestand der Berliner Staatsbibliothek)
Mary Baker Eddy "Vermischte Schriften", Boston (USA) 1967 sei noch nachfolgender, durchaus charakteristischer Passus zitiert
(S. 53f.):

"Fragen und Antworten
Halten Sie es zuweilen für ratsam, eine Arznei anzuwenden, um den Heilungsverlauf zu unterstützen, wenn sich die Wiederherstellung des Patienten verzögert?
(Antwort):
Durch irgendwelchen Kompromiß mit der Materie schwächen Sie nur Ihre Kraft, durch Gemüt zu hellen; das hieße tatsächlich anerkennen, daß Gemüt unter schwierigen Umständen der Materie nicht Herr werden könne, Wer seine Zuflucht zum Physischen nimmt, sucht nach denn, was nicht über, sondern unter der Norm der Metaphysik steht, und er beweist damit seine Unkenntnis der Bedeutung dieses Begriffes und der Christlichen Wissenschaft."


Exkurs Nummer zwei:
Es soll ja bekanntlich vielerlei Art von "Weltreisenden" geben. Über einen der "besonderen Art", der dann auch darüber einen Bericht abgeliefert hatte, wurde hier schon mal berichtet.
Um nicht weitere Stationen seiner "Weltreise" schon vorab in "Angst und Schrecken" zu versetzen, hatte besagter "Weltreisender" für seinen Bericht den Pseudonym-Namen "All" auserkoren, worunter man dann ja "alles und nichts" verstehen kann.

Das besondere an diesem "Weltreisenden" war halt, seine Stationen hießen nicht Länder, sondern Religionen.
Auch der Religion der Zeugen Jehovas hatte er denn ja mal einen Besuch abgestattet, um alsbald danach, es auch anderswo mit seinem "Glück" zu versuchen.
Der Zeugen Jehovas bezügliche Teil der "Weltreise" des "All".

Und siehe da, sieht man sich seinen Bericht an, kann man auch registrieren, selbst der Religion der Mary Baker Eddy stattete er einmal einen Besuch ab.
Da seine diesbezüglichen, dort gesammelten Eindrücke, hier noch nicht zitiert wurden, mag das jetzt mal nachgeholt werden. Die nachfolgende Zitierung erfolgt kommentarlos. Es wird also nur berichtet, was besagter "All" denn selbst da so zu Papier brachte. Er schreibt:


Anläßlich eines deutschsprachigen Vertrags im Institut "Die Brücke" in meiner Heimatstadt (die Brücke ist bekanntlich das britische Kulturzentrum in westdeutschen Städten), an den sich eine kurze Diskussion in englischer Sprache anschloß, lernte ich eine Dame kennen, dadurch, daß sie neben mir saß, die mir durch ihr feines und gebildetes Englisch auffiel und die mir zum Schluß auch noch einige sehr interessante Bücher der zeitgenössischen, nordamerikanischen Literatur empfahl. Sie selbst war wohl Deutsche, hatte aber lange Jahre in den Vereinigten Staaten zugebracht und zwar in Boston/Massachusetts. Ihr Englisch war wie gesagt sehr gediegen und sie schien allem Schönen und Hohen so aufgeschlossen und gab sich selbst derart gelöst und frei, daß ich brennend daran interessiert war, zu erfahren, wie man so eine Lebenshaltung nicht nur haben, sondern vor allen Dingen auch aufrechterhalten konnte, in dieser argen Welt.

Es ist hier hinzuzufügen, daß ihr Wesen nicht etwa nur einmalig s o war, sondern ich hatte dann öfter Gelegenheit, mit ihr zusammen bei Vorträgen zu sein, und sie war stets von der gleichen Art. Hat man nun, wie ich, so gerungen mit allem und fühlte man sich so entleert zuzeiten, so ausgeschlossen gleichsam von einem gesunden und klaren Strom von Geistigkeit, dann konnte es schon sein, daß man einen Menschen wie diese Dame ansprach und nach dem "Warum" ihres So-seins fragte. Diese Frage stellte ich ihr.

Ihre Reaktion darauf war weder gekünstelt, noch todernst, noch lächerlich, sondern ganz natürlich und freundlich lächelnd meinte sie, mir darüber gerne ein wenig erzählen zu wollen, wenn es mir genehm sei, sie einmal in ihrer Wohnung zu besuchen, weil wir schon Ruhe und Zeit würden haben müssen, um über etwas so wichtiges und zugleich auch persönliches zu sprechen. Jedenfalls aber war sie gleich auf meine Frage eingegangen und die Art, wie sie es getan hatte, versprach mir ein gutes und auferbauendes Gespräch und mögliche Aspekte des Lebens und der eigenen Haltung, die ich noch nicht kannte.

Mein Besuch in ihrem Haus, es war eines der vornehmsten Häuser im vornehmsten Viertel unserer Stadt, verlief so. wie ich es mir wünschte. Keine lärmende Halleluja-Atmosphäre. Doch auch keine verdunkelten Zimmer. Kein Plüsch und auch keine krampfhafte Moderne.
Beim Betreten des Vorraums Ihrer Wohnung empfing mich die Dame schon, denn sie hatte mich kommen sehen, aus ihrem Arbeitszimmer, das zur (ruhigen) Straße hinaus lag.

Es umfing mich von Anfang an eine Atmosphäre, die ich nur die CHRISTLICH-WISSENSCHAFTLICHE nennen kann. Man findet sie bei den akkreditierten "AUSÜBERN" und in den LESEZIMMERN dieser Denomination wieder.
Eine Wand des Vorraumes war mit einem großen Portrait der Mrs. Eddy — Entdeckerin und Gründerin der CHRISTIAN SCIENCE - dekoriert. Farben und Figurationen dieses Bildes waren so harmonisch abgestimmt, daß ich es schön fand, wenn wohl auch nicht sehr überzeugend, denn es stellte Mrs. Eddy so dar — da man es ja doch mit ihrer irdisdien Persönlichkeit zu tun hatte — als sei sie schon im Ätherischen aufgelöst, denn leichte Schleier verhüllten — außer dem Gesicht — alles.

Das Gesicht wiederum war so pointiert lieblich und so mit rosigen Schlimmern überhaupt, daß man eine Göttin zu sehen glauben konnte.
Durch dieses Bild und durch sofort folgende erklärende Bemerkungen meiner liebenswürdigen Gastgeberin hatte ich also nun erfahren, daß ich im Heim einer Christlichen Wissenschaftlerin war.

Sie führte mich dann in ihre Bibliothek, wo wir den Tee zusammen nahmen und dort erzählte sie mir von ihrer Religion und dem Grund ihres strahlenden Wesens.
Wir sprachen gedämpft. Keine frömmelnde Maske fiel. Keine Angriffe wurden aus dem Hinterhalt auf andere gestartet. Niederes und negatives Verhalten, oder ein absolutes Verurteilen Andersgläubiger würde niemals auf der Linie der Christian Science liegen. Auch nicht auf der Linie dieser Dame.

Unser Gespräch blieb natürlich nicht immer neutral und unpersönlich, denn meint man zum ersten Mal auf ein edles Verstehenwollen und Verstehen können seitens des Gegenübers zu stoßen, dann möchte sich wohl jeder gerne einmal aussprechen.
Endlich machte mir die Dame aber doch klar, daß alle anderen Kirchen und Bewegungen sich im Irrtum befänden, wiewohl die Christliche Wissenschaft deren keine angreift, oder antastet. Nach Ansicht der Christlichen Wissenschaft muß jedoch alles Bemühen der Anderen vergeblich sein, weil sie alle i m
A u s g a n g mit einem irrigen Gottesbegriff beginnen und, ist die Prämisse falsch, wird es immer auch die Conclusion sein.

Die Verpersönlichung Gottes stürzt uns — so lehrt Christian Science — kopfüber in Nacht und Wirrsal. Gott ist, so sagt Christian Science, indem er erstens weder männlich noch weiblich, oder aber zumindest beides ist, mehr als eine Person — er ist das ALL, ist WAHRHEIT, LEBEN und LIEBE selbst, IST IM WEITEREN PRINZIP, ist INTELLIGENZ, der ALLIEBENDE, ALLGEGENWÄRTIGE und ALLWISSENDE. Der ALLMÄCHTIGE!
Der Mensch war ist und wird sein nie mehr und nie weniger als das Ebenbild dieses Gottes, der ihn ja schuf in seinem Bild und Gleichnis.
Zudem ist der Mensch völlig geistiger Natur — wie Gott selbst. Was unseren Augen wie eine materielle Welt erscheint, ist — mit allem was uns darin quält und erfreut - IRRTUM, ILLUSION, LÜGE.
Auf solchen und ähnlichen Schlußfolgerungen ruht das ganze Lehrgebäude der Christlichen Wissenschaft.

Waren schon die Zeugen Jehovas nicht auf den ersten Blick zu durchschauen,
so sicher nicht die Christian Science — und auch nicht auf den zweiten und dritten Blick.

Wenn ich das jetzt sagte, so soll damit nicht gesagt sein, daß man diese Wissenschaft überhaupt durchschauen soll, denn ich kann keinen bedauern, der in ihr seine Zuflucht suchte und fand. Sie bietet Großes und Vielerlei und ihre Geistigkeit ist nicht von niederer Art.
Ich muß gestehen, daß jener Tag bei der so kultivierten Dame einer der liebsten in meinem Denkleben war und ich hatte mich zumindest herausgehoben gefühlt aus einem Irrgarten des Denkens über alles mögliche — sowie hineinversetzt in kristallklare Sphären.

Meine Gastgeberin hatte zu meiner Freude auch immer wieder darauf aufmerksam gemacht, daß das Reich des Wirklichen, (The realm of the real), in unserem Denken ist. Mit einem erhobenen Denken wird in der Christlichen Wissenschaft geheilt, wozu ein Heer von geschulten und anerkannten Praktikern rund um den Globus tätig ist, versorgt und mild kontrolliert von der MUTTERKIRCHE (MOTHER CHURCH) in BOSTON aus. DIE VERLAGSGESELLSCHAFT dieser Kirche, die sich ebenfalls in Boston befindet, schüttet täglich eine Riesenflut von Schriften über die Erde — wenn auch diszipliniert und wohlgeordnet und nicht in einem wilden Pamphleten-Dienst, wie ihn manche Sekten unterhalten.

Und doch — es ist aber auch nur eine Sekte.
Wie man es auch dreht und wendet.
Mrs. MARY BAKER-EDDY war eine Bürgerin der Vereinigten Staaten von Nordamerika und lebte außerdem noch in einer rüschen- und spitzenfreudigen Zeit der Damenmode. Daher kommt es, daß sie von manchen Menschen für einen Modegecken gehalten wird, weil es in ihrer Garderobe der erfolgreichen, späteren Jahre nicht an einer Flut von Schleiern, Federn und Pelzverbrämungen fehlt und dazu noch wagemutigen Hüten, die in etwa auch den Geschmack von Mrs. Eddy getroffen haben mußten, denn sonst hätte sie sie ja nicht tragen müssen.

Es ist mir selbst durchaus verständlich, wenn sich viele Sekten nach ihrem geistigen Ideal kleiden und zu einer Puritanerin, solange sie eine solche ist, paßt sicher am besten jener dürftigen Nackenknoten, den man oft bei Anhängerinnen von Sekten trifft und, den böse Mäuler die "Sektenzwiebel" genannt haben.
Oder nehmen wir die Heilsarmee, bei der es doch ohne Litzen und Mützen, ohne Ränge und die dazugehörigen Epauletten nicht zünftig vor sich ginge, wenn ich mich nicht irre.
Darum soll auch Mrs. Eddy sie ruhig so getragen haben, wie sie es für angemessen und geboten erachtet.

Anders ist es schon für ihre Anhängerinnen. Wenn man diesen nämlich abspürt und ansieht, daß sie sich bewußt "auf Mrs. Eddy" zurechtstutzen, in Haltung, Mimik, in Frisur usw., dann merkt man, daß eben doch, entgegen aller Dementis, ein Kult mit Mrs. Eddy getrieben wird.

In den Kreisen der Christlichen Wissenschafter ist eine gewisse Art von Wohlanständigkeit und Gutsituiertheit das Selbstverständliche.
Zunächst kann man sich dabei wie geborgen fühlen. Kommt man aber in vielen Zweigen dieser Bewegung herum, wie ich dann spürt man doch, daß hier eine Gleichmacherei im Spiele ist und das ist bedrückend genug — bei so hohem Anspruch der Christlichen Wissenschaft als Lehre.
Wer es wagen würde, in Gesprächen mit Christlichen Wissenschaftern, bei allem was er äußert, nicht immer wieder geschickt einzuflechten, daß und wie Mrs. Eddy dies auch gesagt und gemeint hat — würde als nicht sehr up-to-date erfunden und müßte mit höflichen Korrekturen seiner Meinung rechnen.

Zwei Jahre bin ich — man mag es kaum glauben — dieser Lehre in Theorie und Praxis nachgegangen und ich könnte nicht sagen, daß es mir langweilig dabei geworden wäre.
Es ist immens, was für ein Lehrgebäude — äußerlich zum Ausdruck gekommen in den Kirchenbauten dieser Bewegung in Boston — von Mrs. Eddy errichtet worden ist.
Großzügiges Denken, solange es sich nicht von den Kategorien der Christian Science entfernt — ist diesen Leuten kein Dorn im Auge, wie so vielen anderen Sekten wohl.
Royalität im Geldausgeben und Einnehmen - nicht einmal gemünzt jetzt auf die Honorare der Ausüberschaft — sind ihnen natürlich. Sie leben oft einen gewissen Lebensstil dar, den ich den Bostoner-Eddy'schen nennen möchte. —
Überhaupt, dieses ganze Boston-Getue in den Kreisen der Wissenschaftler, ein Liebäugeln damit, als junger Novize in Harvard, (diesem Harvard-Nest), zu studieren - war einer der Punkte, die mich nüchtern machten.

Die Lehren der Mrs. Eddy kann man selbstredend nicht so aus der lockeren Hand abtun, wenn man dies überhaupt will. Es ist ihr unbestrittenes Verdienst - für meine Ansicht — in jedem Fall ein Bollwerk aufgerichtet zu haben gegen den grassierenden Materialismus ihrer Zeit. Sie hat in ihrer engeren Heimat wenig Freunde gehabt, Zeit ihres Wirkens und viele, zum Teil sehr unfaire, Feinde.

Erwähnen muß ich auch - ohne, daß ich mich dahinter stellen will - was Stefan Zweig in seinem Buch: "HEILUNG DURCH DEN GEIST" auf vielen Buchseiten über Mrs. Eddy sagte.
Immerhin i s t es aber gesagt, und man wird einen so großen Mann wohl auch nicht in jedem Punkt Lügen strafen wollen.
Kein Zweifel kann daran bestehen, daß Mrs. Eddy eine kolossal aktive und redegewandte Dame war, und nur ihr konnte es möglich sein, im Alter von 80 Jahren - allein - noch eine Zeitung zu gründen, den CHRISTIAN SCIENCE MONITOR, der heute eine der drei größten nordamerikanischen Tageszeitungen von vorbildlichem Niveau ist
.


[Redaktionelle Einfügung. Erscheint nicht mehr als Printausgabe. Nur noch Online]

Mrs. Eddy hatte ein religiöses Leben gleich mir hinter sich und war lange eine Suchende und erst spät eine Findende gewesen. Sie war als ein echtes religiöses Genie allen alles gewesen und hatte sich mit den SHAKERN ekstatisch geschüttelt, mit den streng puritanischen Gemeinden durchgehungert und war den Spiritisten ein erstaunliches Medium gewesen.

Sie hatte sich aber durch alle hindurchlaviert und konnte erst Ruhe finden, als sie etwas Eigenes zu zimmern begann.
Zu diesem neuen Beginnen half ihr ihre schicksalhafte Begegnung mit dem Heiler Quimby — der ja damals bereits einen großen eigenen Anhängerkreis besaß und heute, obwohl er selbst längst tot ist, noch besitzt, es sind vornehmlich die Anhänger von NEW THOUGHT.
Wie weit Mrs. Eddy und ihr Kreis von den New-Thought-Leuten auch immer abrückte — und vice versa — und welche schmutzigen Prozesse es auch immer zwischen diesen Polen gegeben haben mag, zu tun hatten sie miteinander.

Und heute ist die CHRISTLICH-WISSENSCHAFTLICHE-KIRCHE, wenn auch mit Säuseltönen, die entschieden unnachgiebigere und "unfehlbarere".

Lange und intensiv habe ich — und ohne allzu große Vorbehalte — die ganze Lehre und Botschaft der Christlichen Wissenschaft studiert, gemäß dem Rat der Mrs. Eddy: "Study it and ponder it." Ich hatte mir WISSENSCHAFT UND GESUNDHEIT, MIT SCHLÜSSEL ZUR HEILIGEN SCHRIFT erstanden und sogar noch in rotem Leder, mit Goldschnitt.
Dennoch bin ich heute von dieser Wissenschaft ab.

Ein Feind derselben werde ich niemals werden, wie ich überhaupt keines Menschen und keiner Sache Feind werden möchte, liegt es an mir. Gerade aber deswegen, weil ich so intensiv in die Tiefen dieser Lehre eingestiegen war, wurden mir verschiedene Dinge als Unmöglichkeiten klar, die ich hier aussprechen werde.
Erstens war es ein Handicap für mich, da ich mich ganz dieser Sache hingeben wollte, daß ich — wieviel auch davon geredet und geschrieben wurde, nie eine regelrechte Heilung zu sehen bekam.
Alle sprechen davon — jeder wünscht es sich — doch keiner hat es konkret erlebt.

Doch ich fand auch das nicht gut, daß soviel Standesdünkel und Hochnäsigkeit bei vielen Wissenschaftern Hand in Hand gehen konnten mit dem Anspruch, Prätendenten der RELIGION DER LIEBE zu sein. -

Oder:
Die Christliche Wissenschaft lehrt, daß Gott, so allgegenwärtig er ist, so allgut ist er auch, obwohl es den Menschen oft doch ganz offensichtlich schlecht geht.
Macht man darauf aufmerksam, bekommt man zu hören, daß dies darum so sei, daß diese Menschen Gott nicht richtig verstehen.
Daß sie heil und reich sein würden, würden sie Gottes Kraft, RECHT VERSTANDEN, in Anwendung bringen.

FRAGE:
WER VERSTEHT DENN Gott SCHON RECHT?
Und, auch der cleverste Christliche Wissenschafter scheint Gott eben doch auch nicht richtig zu verstehen, nicht absolut richtig zumindest, denn auch er muß noch — sterben.
Dies, obwohl die Wissenschaft lehrt, daß der Tod, wie die Sünde, ein Irrtum ist.
Außerdem werden die vielen Fälle, wo selbst das beste Verständnis Gottes den Patienten nicht gesund machten, geflissentlich unterdrückt, hintangehalten, oder mit tausend geschickten Argumenten hinweggeredet.

Ich selbst kenne einen alten Herrn gut, der sich um Hilfe an die Wissenschaft, in Gestalt von nacheinander 14 Ausübern, wandte und nicht geheilt wurde, obwohl er mehr als guten Willen, viel Geld und gute Worte in sein Verlangen und in die Wissenschaft investierte. Über den Vorgang, den ich hier meine, habe ich einen Schriftwechsel in meinem Besitz. Er leidet an der Parkinsonschen Krankheit.

Würde ich diese Schrift zu einem Buch größeren Umfangs anwachsen lassen wollen, könnte ich hier fortfahren und berichten über meine Berührungspunkte mit vielen anderen Sekten der Christenheit, so mit den Nachfolgern und Anhängern JAKOB LORBERS, könnte darlegen, was mir die Antroposophie war und, was sie mir nie sein und werden konnte, oder die sich aus ihr erbauende CHRISTENGEMEINSCHAFT Friedrich Rittelmeyers. ...

Darum kann es mir aber an dieser Stelle nicht gehen, es mit diesem Riesenbau von einer Lehre, oder dem Konglomerat unzähliger Teillehren, aufzunehmen. Darum geht es mir auch nicht. Ich bin heute da angelangt, daß ich jeden das seine lasse, was er sein will, wenn ich mich auch unsagbar freue, wenn ich von unnötigen Umwegen erretten kann.
Mein Suchen ist keineswegs am Ende und wird, solange ich ein Leben als Mensch auf Erden zu führen habe, wohl auch kaum an ein solches kommen.

Re: Im "Goldenen Zeitalter" gelesen - Eine Zeitreise -

geschrieben von: Drahbeck

Datum: 12. August 2009 06:47

Eine verschwindend kleine - und noch dazu fast bedeutungslose Minderheit - in der zeitgenössischen evangelischen Kirche, waren die sogenannten "Religösen Sozialisten". Einer ihrer Wortführer war der Pfarrer Hermann Kutter. Ein Buch letzteren gelangte auch zur Kenntnis der Redaktion des "Goldenen Zeitalters". Sie war offenbar dergestalt beeindruckt, dass sie glaubte auch ihrer Leserschaft einige Auszüge aus diesem Buch einmal vorstellen zu sollen.

Nachstehend diese GZ-Zitate aus dem Buch von Kutter
(Magdeburger Ausgabe vom 1. 8. 1924; Berner Ausgabe schon am 15. 6. 1924)

"Vom Götzen 'Mammon' und der 'christlichen Religion' des 20. Jahrhunderts
(Von Pfarrer Herm. Kutter am Neumünster Zürich aus seinem Werke "Gerechtigkeit". Verlag Hermann Walter, Berlin 1905)
Seite 16/17:
So verschieden sie (die Menschen) sonst sein mögen, zu Füssen des Götzen Mammon versammeln sich fromm und unfromm, Pharisäer und Zöllner, Herr und Knecht.
Hier gilt der Unterschied zwischen Kirche und Welt nicht, Hier verstummt die Moral und beugt sich die Religion, Geld ist die Macht der Regierungen wie der Untertanen. Unsere Politik ist der Mammon, die Seele unseres wirtschaftlichen Lebens der Geldsack. Unsere innersten Gedanken und Wünsche kreisen um das Geld, träumen und reden vom Geld.

Wahrlich nicht unfromm ist die moderne Menschheit, sie hat auch ihre Religion! Sie schwelgt in inbrünstiger Andacht, sie betet an und verehrt in tiefer Ehrfurcht. Sie glaubt, liebt, hofft inniger als je eine Zeit. Aber ihr Gott ist der Mammon, ihre Priester die Geldkönige, ihre Bibel die Kurszettel und Börsenpapiere, ihre Andachtsstätten die Banken, ihr Glaube das Geld, ihre Hoffnung der Gewinn, ihre Liebe die Million.

Seite 118/119:
Die "RELIGION" ist die grösste Lüge unseres Daseins. Sie hat uns Gott, der aller Wahrheit Wahrheit, alles Leben ist, zum GÖTZEN verwandelt. Dass die Menschen so wenig von Gott wissen, das hat sie verschuldet. Sie ist es, die uns seine Wahrheit durch ihre Dogmen und Zeremonien, ihre fromme Engherzigkeit und Unduldsamkeit aus dem Herzen getilgt hat. Wir können nicht mehr an Gott denken, ohne all der Greuel mitzugedenken, womit sie unser Gedächtnis und unser Herz befleckt. Dass wir auf der einen Seite ein rastloses, jetzt von den Ausbrüchen des Lasters besudeltes, von unersättlicher Geldgier dahingeschlepptes Dasein führen, dessen absolute Torheit sich uns Tag für Tag wie bittere Galle zu schmecken gibt, auf der andern Seite an lauter sinnlose Phrasen gewiesen sind, wenn wir unsern Geist einmal mit den Erkenntnissen der Ewigkeit zu sättigen begehren, - das haben wir der RELIGION zu verdanken. So lange sie uns für GOTT, ein religiöses Gespenst anbietet, sind wir für die Wahrheit verloren.

Sie (die Religion) hat kein Recht, sich auf Gott zu stützen, denn sie ist nichts anderes, als die mit dem Namen Gottes legitimierte Gottlosigkeit, die Lüge unter dem Deckmantel der Wahrheit, Wenn wir GOTT wieder, verstehen wollen, so müssen wir aller RELIGION gründlich absagen. Sie hat kein Recht auf die BIBEL, es gibt keinen grösseren Gegner, der Religion als die Bibel,

Sie hat kein Recht auf Abraham, Moses oder andere Gestalten der Bibel. Diese Männer gehen sie nichts an. Waren sie doch erfüllt von eben denselben Erlebnissen Gottes, die die RELIGION ertöten muss, um sie zu dem Zwecke zu gebrauchen, einem starren Formelwesen den Glorienschein des wunderbaren Ursprungs um das dürre Haupt zu weben. Das Leben der Gottesmänner dient ihr dazu, ihren eigenen Tod zu legitimieren.

Sie vergöttert die Zeugen der Vergangenheit, um ein Recht zu bekommen, die der Gegenwart niederzuschlagen. Nur darum liegt sie vor den Grossen der Vergangenheit im Staube, weil sie dieselben nicht selbst in den Staub zu legen vermag. Eben darin besteht ihre Lüge, dass sie das anbetet, was sie grimmig hasst, was ihr selbst, - in Berührung mit ihr gebracht - ein Ende bereiten würde.

Sie heuchelt vor der Welt Freundschaft mit Mächten, die ihr den Todesstoss geben würden, wenn sie wieder zum Erwachen kämen - nur um sich einen Gegenstand der Anbetung und des Kultus zu geben. Diese Freundschaft, mit der vergangenen Wahrheit soll ihr die Berechtigung verleihen, die gegen sie aufstehende gegenwärtige zu unterdrücken.
Sie lehnt sich an die Vergangenheit an, um ihrer Heuchelei den Strahlenkranz der Wahrheit umzuwerfen.

Das Judentum beruft sich auf Abraham - ohne Grund. Die christliche (?) Religion auf Jesus mit Unrecht, Der Katholizismus auf Petrus, der Protestantismus auf Paulus - und wissen nicht, was sie tun. Die lutherische Kirche verherrlicht Luther, die reformierte Calvin und Zwingli - zum grossen Unglimpf der Reformatoren. Diese Männer haben mit dem Judentum, dem Christentum, dem Katholizismus und Protestantismus, dem Luthertum, dem Calvinismus oder Zwinglianismus nichts zu schaffen, so wenig als das lebendige Wesen mit dem Fossil etwas zu schaffen hat, das spätere Generationen ausgraben, oder der Schatten mit dem Körper, dessen Umrisse er wiedergibt.

Re: Im "Goldenen Zeitalter" gelesen - Eine Zeitreise -

geschrieben von: Drahbeck

Datum: 13. August 2009 06:25

"Bildet nicht das Radio einer der eindrucksvollsten und greifbarsten Beweise, dass wir an der Schwelle dieses glücklichen Zeitalters angelangt sind? Alle ernsten Christen sind darin einig, dass wir uns in den letzten Tagen befinden, Kummer, Schmerzen und Sünde werden bald von der Erde hinweggetan werden.

Bildlich gesprochen sind die Schwingen des Radio die Flügel des bezeugenden Engels, dass wir an der Schwelle des neuen Zeitalters stehen, des Zeitalters, das den Höhepunkt menschlichen Glückes, nach dem sich die ganze Welt in blinden, törichten Tagen gesehnt hat, mit sich bringen wird."


Diese Sätze liest man zum Abschluss eines längeren Artikels über die Entwicklung des Radios in der Berner Ausgabe des "Goldenen Zeitalters" vom 1. 8. 1924 (Magdeburger Ausgabe vom 15. 10. 1924).

Weiter meint dieser Artikel:
"Wir glauben, dass auch bei der Verbreitung wahrer Religion das Radio eine wichtige Rolle spielen wird. Das wird allerdings dann auch das Ende mancher Einrichtung bedeuten, die sich heute "eine Kirche" oder christliche Institution oder Lehrstätte nennt, die aber im Grunde eine rein weltliche Einrichtung mit religiösem Anstrich ist."

Und als besonderes Highlight (zumindest in der Sicht der Stammleserschaft des GZ), weis dieser Artikel auch mitzuteilen:
"Die geschätzten Leser des "Goldenen Zeitalters" wird es interessieren, zu vernehmen, dass die englische Ausgabe unserer Zeitschrift "The Golden Age" bereits mit einer grossen Radiosendestation bei New-York ausgerüstet ist, um auch auf diesem modernsten Wege Licht, Wahrheit und neues Hoffen in die tiefe Finsternis menschlicher Philosophien hineinleuchten zu lassen.

Unermüdlich sind auch edle Menschenfreunde an der Arbeit, eine ebensolche mächtige Sendestation in der Schweiz oder sonst an geeigneter Stelle in Europa zu errichten, sodass in absehbarer Zeit "Das Goldene Zeitalter" seine trostreiche erhabene Botschaft auch auf drahtlosem Wege bis nach dem dunkeln Norden und Osten Europas und angrenzender Länder wird senden können."


Nun, was die Europa bezüglichen Ambitionen anbelangt, wird man rückblickend wohl sagen müssen. Diese Blütenträume gingen nicht in Erfüllung.

Re: Im "Goldenen Zeitalter" gelesen - Eine Zeitreise -

geschrieben von: Drahbeck

Datum: 14. August 2009 03:11

Mag man die berichtete Radioeuphorie als Zeichen der Aufgeschlossenheit gegenüber technischen Innovationen deuten, so gibt es indes in der gleichen Ausgabe der Schweizer Ausgabe des "Goldenen Zeitalters" (1. 8. 1924; Ausgabe Magdeburg vom 15. 10. 1924) in der Rubrik "Fragenbeantwortung", eine Auskunft, die Wissenschaftlern wohl eher des Stirnrunzeln abringen dürften. Zumindest jenen Wissenschaftlern, welche sich mit Meteorologie befassen.

Da will also ein Fragesteller wissen:

"Können die Luftgeister wohl auch die Witterung, Temperatur oder Windrichtung, vielleicht gar die Entstehung und Verbreitung verderblicher Miasmen beeinflussen?"


Und in seiner Antwort entblödet sich das GZ dann zur der Aussage:
"Wir glauben diese Frage mit einem bestimmten Ja beantworten zu können, und zwar in folgendem Sinn: Während der ganzen langen Periode der Menschheitsgeschichte seit dem Sündenfall in Eden hat Gott das Böse zugelassen, und zwar zu dem alleinigen Zweck, der Menschheit dauernde und eindringliche Lektionen zu erteilen über die überaus grosse Sündhaftigkeit der Sünde und die vernichtenden Folgen des Ungehorsams gegenüber den ewigen Gesetzen des allweisen Schöpfers, Die Bewegungsfreiheit der Geister, die in der Luft herrschen, erstreckt sich nur innerhalb dieses Rahmens der Zulassung des Bösen...."

Am Rande vermerkt. Angesichts der Anfälligkeit der GZ-Ausführungen für jeden neuen Schrei der Heilpraktikerszene, ist es nicht uninteressant zu registrieren, dass man dem Begriff "Miasmen" (giftige Ausdünstungen) auch beim Begründer der Homöopathie (Hahnemann) begegnen kann. Die "Wikipedia" etwa, notiert dazu:

"... Die Miasmatheorie ist einer der umstrittensten Aspekte der Hahnemannschen Lehre, da sie insbesondere heutigen Erkenntnissen über Mikroorganismen direkt widerspricht."

Die Miasmentheorie - und sei es nur in zitierter Form - begegnet man noch andernorts im "Goldenen Zeitalter", etwa in der Schweizer Ausgabe selbigen vom 1. 1. 1925, wo das GZ glaubt, die folgende "Weisheit" zum besten geben zu können:
"Miasmen (auf deutsch: in der Luft verbreiteter Seuchenstoff - d. Red.) des Todes ausstreuen lassen; Giftmiasmen, die nicht nur den Körper zerstören, sondern den Geist zersetzen durch Furcht und starre Angst vor dem Unbekannten. Miasmen von flüssigem, tödlichem Gift, das wie Regen von den Wolken fällt. Wie ein Sumpffieber breitet über weite Ebenen Gift sich aus, das in der Höhe mittels Luftdrucks zur Entladung gebracht wird, vollständig geräuschlos, und es wird zum Meister der Welt.
(Edwin Ch. Hilli im "New York Herald")


Das war dann zwar nur ein Fremdzitat. Indes eine inhaltliche Absetzung von ihm ist nicht zu registrieren. Ergo soll dann ja wohl dieses Zitat zugleich auch die eigene Meinung widerspiegeln!

Re: Im "Goldenen Zeitalter" gelesen - Eine Zeitreise -

geschrieben von: Drahbeck

Datum: 21. August 2009 06:40

Die Reihe seiner Gesundheitsratschläge setzt das "Goldene Zeitalter" (Ausgabe Magdeburg in seiner Ausgabe vom 15. 8.. 1924 fort. (Den in Rede stehenden Artikel gab es schon in der Ausgabe Bern vom 1. 5. 1923). Die darin enthaltenen Details sollen nicht im Detail kommentiert werden. Sicherlich wird man solchen Banalitäten wie etwa Zwischenüberschrift "Der menschliche Körper braucht Mineralsalze" und anderes mehr zustimmen können. Das ist wohl nicht die Frage.

Die Frage wäre allenfalls die, ob der nicht genannte Artikelverfasser nicht doch über's Ziel hinausschießt. Ob sein "Patentrezept" wirklich ein solches wäre. Dies jetzt wiederum nur als Frage verstanden. Eine Bewertung seiner Aussagen - ob falsch oder richtig - soll und kann an dieser Stelle nicht stattfinden.

In diesem Artikel unter anderem gelesen
(unkommentiert zitiert. Eine Kommentierung kann allenfalls in dem Umstand gesehen werden, was zitiert wird und was nicht):

"Und doch können wir verlorene Gesundheit und Kraft wiedererlangen, wenn wir die Gesetze richtiger Lebensweise studieren und sie täglich in Anwendung bringen. ...
Doch sind die meisten Menschen vollständig unwissend bezüglich der Gesetze, die befolgt werden müssen, um den Körper in gutem Zustand zu erhalten.
Sogar medizinische Sachverständige, zu deren Weisheit man in Gesundheitsfragen aufschaut, sind oft so unwissend, daß sie nicht einmal ihren eigenen Körper in der richtigen Weise zu pflegen wissen. ...

Wenig Menschen nur erkennen, wie einfach die richtige Lebensweise ist, im Vergleich zu komplizierten Methoden, die täglich von Erwachsenen ausgeübt werden. ...
Zwei Mahlzeiten am Tage sind viel besser, als die gebräuchlichen drei Mahlzeiten, zu denen vielfach noch Zwischenmahlzeiten hinzukommen. ...

Es sollte daher das Bestreben aller vernünftigen Leute sein, ihren ausscheidenden Mechanismus bis zum höchsten Grade der Wirksamkeit zu entwickeln.
Die Reinigung des Blutes!
Die erste Bedingung beim Aufbau der Gesundheit ist die Reinigung des Blutes. Diese wird am schnellsten und sichersten erreicht durch täglich einmalige oder besser zweimalige Anwendung eines Klistiers und die richtige Auswahl der Speisen.

Sehr wenig Leute wissen, wie wichtig bei der Erlangung und Erhaltung eines gesunden, reinen Körpers innerliche Waschungen oder Spülungen sind. Wenn es möglich wäre, der großen Masse der Menschheit zu dieser Erkenntnis zu verhelfen, und wenn sie Gebrauch davon machen würden, so würden Ärzte und Totengräber weniger zu tun haben und die Krankenhäuser würden nicht mehr so überfüllt sein. ...

Es ist Medizinern und anderen, die den Gegenstand studiert haben, eine wohlbekannte Tatsache, daß 95 % aller Krankheiten, die den menschlichen Körper befallen, von Darmverstopfung und den sich daraus ergebenden Störungen herrühren. ...
Darm-Verstopfung kann zu Nieren und Leberstörungen, geistiger und körperlicher Erschlaffung, Blutandrang, Hautausschlag, Magenbeschwerden und vielen anderen Krankheiten führen. Viele berühmte Ärzte haben durch Leichenuntersuchungen festgestellt, daß Darmverstopfung bei 95 % der Toten die Krankheitsursache gewesen ist. ...

Wenn man sich gesund und stark erhalten will, so ist es von größter Wichtigkeit, daß der Körper vor Ansammlung schädlicher Gifte bewahrt wird. ...
Wenn man die in vergangenen Jahren verlorene Kraft zurückerhalten will, sollte man täglich wenigstens einmal, (zweimal ist jedoch besser), eine innerliche Spülung vornehmen. Es hinauszuschieben wäre falsch, besser heute als morgen. Es ist ebenso wichtig, das Innere des Körpers zu waschen, wie das Äußere: ja es ist noch wichtiger ...

Wenn ein Arzt gerufen wird, gibt er gewöhnlich erst ein Abführmittel. Man nimmt fast allgemein an, daß ein Abführmittel die Därme reinigt. Abführmittel haben die Wirkung, die Därme von ihrem festen Inhalt zu leeren. Doch was ist der Nutzen eines Abführmittels? Praktisch genommen hat es tatsächlich keinen Nutzen. ...

Doch die Nachwirkung solcher Mittel ist die, daß, weil der Körper seiner Flüssigkeit beraubt worden ist, Verstopfung eintritt. Um die zu beheben, muß der ganze schmerzhafte Prozeß wiederholt - ein weiteres Abführmittel genommen werden.

Bei einer Spülung aber wirkt das warme Wasser direkt auf den Inhalt der Därme, Es weicht ihn auf und löst ihn von den Wänden und wäscht die Gedärme aus. Das Wasser ergänzt die Flüssigkeit des Körpers und verhindert daher weitere Verstopfungen, anstatt sie zu verursachen. Bei einem solchen innerlichen Bad oder Klistier gebraucht man zuerst soviel Wasser, als bequem gehalten werden kann. Nachdem dieses seine Wirkung getan hat, wiederholt man den Prozeß solange, bis schließlich 8 Liter verbraucht worden und keine festen Stoffe mehr zurückgeblieben sind, sodaß das zurückfließende Wasser kaum noch gefärbt wird.

Um das Blut zu reinigen, ist es immer empfehlenswert gelegentlich einmal zu fasten, besonders, wenn kein Appetit vorhanden ist. Ebenso ist das Trinken von heißem und kaltem Wasser in nüchternem Zustande sehr hilfreich. Man kann gut 2-3 Liter Wasser im Laufe des Vormittags trinken ohne etwas zu essen; dann später genießt man vielleicht ein paar Früchte ...

Durch die Entziehung der besten Nährstoffe wird allerhand Krankheiten Raum geschaffen; auch Augenschwäche, schlechte Zähne, Haarausfall und Absesse werden dadurch begünstigt, sowie eine allgemeine Schwächung der Sehnen, Muskeln und Flechsen, die die verschiedenen Organe an ihrem Platze halten. Mineralsalze sind für das Leben des Zellengewebes des menschlichen Körpers ganz unentbehrlich ...

Und wie Sauerstoff das Lebenselixier ist, so ist Kohlenoxid (Kohlensäure) der größte Feind des Lebens. ...
Mit wenig Ausnahmen könnten Männer und Frauen stark und gesund werden, wenn sie die Gebote einer richtigen Lebensweise lernen und dann täglich nach diesen Geboten leben würden. ...

Viele Leute haben nach Jahren des Siechtums endlich angefangen, den menschlichen Körper und seine Bedürfnisse zu studieren und sind dadurch zu voller Gesundheit wiederhergestellt worden."


Vorstehende Zitierung ohne inhaltliche Gewähr!
Für diese Aussagen haftet allein die zugrunde gelegte "vergötterte" Heilpraktikerszene.

Re: Im "Goldenen Zeitalter" gelesen - Eine Zeitreise -

geschrieben von: Drahbeck

Datum: 11. September 2009 04:20

In der Frühzeit der deutschsprachigen Bibelforscher, sind in der Tat noch Unterschiede zwischen der deutschen und der Schweizer Ausgabe des "Goldenen Zeitalters" registrierbar.
Beide schöpften zwar aus Übersetzungen des englischsprachigen "Golden Age", publizierten selbige aber nicht selten zu unterschiedlichen Terminen.
Dann gibt es durchaus Fälle, wo sich bestimmte Artikel nur in einer der beiden deutschsprachigen Ausgaben nachweisen lassen. Ein solcher Fall ist meines Erachtens auch der
"Das Jahr 1925!" überschriebene Artikel in der Magdeburger Ausgabe vom 1. 9. 1924.

Man liest dort:

"Ueberall hört man gegenwärtig von Erforschern der Bibel, daß das Jahr 1925 eine ganz besondere Bedeutung haben soll. Der Gedanke ist der, dass das Jahr 1925 einen Wendepunkt in der Menschheits-Geschichte bringen werde, indem in der Bibel enthaltene vorbildliche Geschehnisse dann ihr Ende erreicht haben sollen und das Gegenbild beginne, nämlich, dass große Jubeljahr der Menschheit, dass Messianische Königreich der Wiederherstellung der ganzen Menschheit zu Freiheit, Glückseligkeit und ewigem Leben auf der Erde. Allgemein findet man hier und da gegen alle Darlegungen des göttlichen Wortes Zweifler, die den Gegenstand in Frage ziehen und meinen, dass niemand wissen könne, dass gerade dieses Jahr der Anfang einer neuen Zeitperiode für die Menschheitsgeschichte sei.

Momentan jedoch geht eine Nachricht durch die Presse, welche sehr zum Nachdenken Veranlassung geben sollte. Vorausschickend möchten wir bemerken, daß man gefunden hat, daß alles, was die Bibel, als Gottes Planbuch, enthält und dem aufmerksamen Erforscher der Heiligen Schrift offenbart, der Fürst dieser Welt, der große Widersacher nachahmt, indem er eine Imitation geschaffen hat, sodaß man also bei jedem Teil, den der Fürst dieser Welt, Satan, nachahmt, bestimmt voraussetzen kann, daß auch eine große wunderbare Wirklichkeit vorhanden ist.

So also finden wir, dass der Fürst dieser Welt, als er erkannte, daß die Heilige Schrift an irgendwelchen Stellen von einer wahren Kirche, die mit Christo zusammen die Entwicklung des Menschengeschlechtes im Königreiche Gottes vornehmen soll, redet, bemüht war, eine solche Kirche zu imitieren, indem er das Namenchristentum der ganzen Erde entstehen ließ. Das gleiche hat er getan, als offenbar wurde, daß gemäß göttlichen Plane alle diejenigen, die wahrhaft Jesu Nachfolger sind, ein 'Priestertum' genannt ... werden; er fabrizierte sofort auch ein Priestertum, und zwar das sogenannte Berufspriestertum der Erde, das die Verkündigung des Wortes Gottes um Brot, Lohn und Geldes willen betreibt, in Wahrheit aber wenig Verwandtes hat mit dem Priestertum Gottes, das sein Evangelium und seine Ehre aus Liebe verkündigt.

So also finden war, daß Satan, der Fürst dieser Welt, in jeder Weise bemüht gewesen ist, Imitationen der Wahrheit und dem, was in Wirklichkeit werden sollte, herzustellen. Wir finden heute gleichfalls, dass er bemüht ist, bezüglich des Jahres 1925 ein Gleiches zu schaffen. Allerdings nicht in Harmonie mit Gottes Plan.

Momentan geht durch die ganze Presse eine Nachricht über ein katholisches 'Jubeljahr 1925'. Überall findet man, daß auf der Erde ernste Bedenken vorhanden sind, eine Neigung des päpstlichen Roms betreffend, die ganze Welt unter die Ober-Herrschaft und Ober-Aufsicht des Papstes zu stellen, die momentan publiziert wird über das beabsichtige Jubeljahr 1925, gibt zu allerlei ernstem Nachdenken Veranlassung.

Wir bringen die Notiz, die wir der 'B. Z. am Mittag' Nr. 147 vom 30. 5. entnehmen zum Teil wie folgt:

"Das katholische Jubeljahr 1925.
Rom, 29. Mai. Heute Vormittag erfolgte die feierliche Verkündung des Jubeljahres 1925. Die Verkündigung fand durch den ersten päpstlichen Pronotor zuerst in der Peterskirche, dann in der Laternenbasilika statt. Sie enthielt neben allgemeinen Erwägungen auch manche politischen Gedanken. So bekräftigt das Schriftstück, das die Begierde nach Macht, bei einzelnen Staaten ungerechtfertigt ins Maßlose gesteigert sei.

An die sich nicht zur heiligen römischen Kirche bekennenden Völker ergeht der Appell, im heiligen Jahre zu der einzig wahren Kirche zurückzukehren usw. usw."

Man sieht aber deutlich, wohin die Reise geht. Dies sollte allen nachdenklichen Personen in der Tat zu denken geben."

An diesen GZ-Ausführungen ist schon mal eine gewisse Janusköpfigkeit auffällig.
Einerseits reklamiert man eine Art Copyright-Anspruch für die eigene 1925-Verkündigung.
Zum anderen wird die katholische Kirche mit ins Spiel gebracht, wobei man unterschlägt, dass deren "heilige Jahre", sich - inhaltlich - erheblich von der eigenen eschatologisch orientierten Verkündigung unterscheiden.

Re: Im "Goldenen Zeitalter" gelesen - Eine Zeitreise -

geschrieben von: Drahbeck

Datum: 12. September 2009 06:37

In der gleichen Magdeburger Ausgabe des GZ vom 1. 9. 1924, begegnete man noch einem weiterem Male dem Thema 1925, verpackt in eine sogenannte "Fragenbeantwortung". Wieder auffällig.
Kombiniert mit allerlei anderen Fragen, so dass am Ende der Leser kaum weis, was war denn nun der "Kern" der Ausführungen. Soweit es den Aspekt "1925" anbelangt, wird der nach Kräften zerredet.

In der Fragestellung findet sich auch der Passus:

"Bibelforscher, welche hier Vorträge halten, leben in der Hoffnung, daß das Jahr 1925 den Anfang der Entscheidung bringt. Wie ist das in Einklang zu bringen mit Matthäus 24, Vers 36?"

Zu dieser Frage lamentiert man unter anderem wie folgt:
"Es ist natürlich wahr, daß in der Bibel prophetische Zeitangaben gemacht worden sind, und dieser Umstand allein ist der deutlichste Beweis dafür, daß solche prophetische Zeitangaben dazu da sind, irgendeine bestimmte Zeit anzudeuten, in der das von diesen prophetischen Zeitangaben bezeichnete sich ereignen wird, und in der Tat erscheint in der Bibel eine chronologische Darlegung, die auf das Jahr 1925 nach Christo hinweist, wie es auch von dem werten Fragesteller schon unter Bezugnahme auf die Bibelforscherliteratur gesagt wird.

Daß in der genannten Schriftstelle von unserem Herrn Jesus gesagt wird, von jenem Tage und seiner Stunde weiß niemand, auch nicht die Engel im Himmel, sondern mein Vater allein, hat seine volle Berechtigung. Denn Sie müssen verstehen, daß unser Herr Jesus, in seiner Zeit als Mensch auf der Erde lebend, natürlicherweise sich noch nicht in der Stellung befand, wie er uns geschildert wird in Offenbarung im fünften Kapitel ...

Anders klingen schon seine Worte im Evangelium Johannes, im sechzehnten Kapitel im dreizehnten Verse; dort hören wir, daß er zu seinen Jüngern sagt: "Noch vieles habe ich euch zu sagen, aber ihr könnt es jetzt noch nicht tragen; wenn aber jener, der Geist der Wahrheit gekommen sein wird, so wird er euch in die ganze Wahrheit leiten und auch das Zukünftige und das Kommende wird er euch verkündigen".

Da wird deutlich von ihm zum Ausdruck gebracht, daß eine Stunde kommen werde, wo die Jünger auch in das eingeweiht werden dürfen, was die Zukunft angehe. ..."

Re: Im "Goldenen Zeitalter" gelesen - Eine Zeitreise -

geschrieben von: Drahbeck

Datum: 19. September 2009 01:25

Gesellschaftskritik in religiöser Verbrämung, ist unzweifelhaft auch das Konzept des "Goldenen Zeitalters". Ein Beispiel dafür liefert auch der über mehrere GZ-Ausgaben gesplittete Artikel "Die Söhne Japhets". Aus dessen letzter Folge (Magdeburger Ausgabe des GZ vom 15. 9. 1924, Schweizer Ausgabe schon am 1. 7. 1924) seien einmal einige Passagen vorgestellt.

Offenbar verstand das GZ in Anwendung biblischer Allegorien unter den "Söhnen Japhets" die Weiße Rasse insgesamt. In genannter Ausgabe liest man:

"Wenige unter den geschätzten Lesern ahnen wohl mit welchen unsäglichen Leiden die Gummigewinnung verbunden ist. Dieses Produkt, das für die Annehmlichkeiten des heutigen Lebens so unentbehrlich ist, wird tatsächlich unter grossen Leiden der Eingeborenen am Kongo und am Amazonenstrom gewonnen. Die belgischen und brasilianischen Kapitalisten beuten diese Ärmsten in furchtbarer Weise aus.

Die blosse Berührung der weissen mit der farbigen Rasse scheint die letztere ihrer Lebenskraft zu berauben, gerade als ob der Atem der Weissen verpestete, als ob die weisse Haut Gift ausströmte. ...
So gross ist die Abneigung gegen die Weissen und sie ist die natürliche Folge unsäglicher und endloser Greueltaten. Es möchte fast den Anschein haben, als seien wir in unbewusster Weise, da wo wir unsere "weissen" Gesundheitsmassregeln verkünden, gefährliche Bazillenträger und Verbreiter von Krankheitskeimen, die schlimmmer sind als die Seuchen des Mittelalters. Wir scheinen für sie mit Giften und Gegengiften erfüllt zu sein - so dass unsere blosse Nähe auf nicht in gleicher Weise behaftete Menschen ekelerregend wirken muss, ähnlich wie die Gesellschaft eines Gewohnheitstrinkers Nichtalkoholikern abstossend ist. Jedenfalls ist erwiesen, dass der Weisse ein Bazillenträger ist, der ansteckende Krankheiten über den ganzen Erdball verbreitete.

Holländische Schiffe verschleppten einst die Blättern nach Süd-Afrika, wodurch die Hottentotten Kraale entvölkert wurden, sowie nach Ceylon und China. Einige unserer Kinderkrankheiten, wie Masern, Scharlach, Keuchhusten, erwiesen sich, wenn sie auf die Wilden übertragen wurden, als ganz bösartige Seuchen, die die Stämme schnell dahinrafften.

In zahlreichen Fällen impfte der Weisse dem unwissenden Wilden absichtlich Krankheitsstoffe ein, wie zum Beispiel gewisse "Tierhautjäger", die begierig waren, Büffelhäute zu erlangen, einem indischen Dorfe sehr freundlichen Besuch abstatteten, bei dem sie unbemerkt Cholerabazillen hinterliessen. Als sie dann später zurückkehrten, sammelten sie ihre Beute von den zahlreichen Opfern, Sogar Pest und Parasiten benutzte der Weisse, um sich damit Platz auf dem Erdball zu schaffen.

Zweifellos ist die rasche Entartung der Eingeborenen, nachdem sie mit den Weissen in Berührung gekommen waren, zum grossen Teil ihrer Unfähigkeit zuzuschreiben, ihre rauhen, aber oft gesunden Sitten mehr den erkünstelten der Zivilisation anzupassen. Sie konnten sich nicht darauf einstellen. Die Lebensgewohnheiten der Weissen waren für Europäische Verhältnisse zugeschnitten und ungeeignet für mit der Natur verwachsene Völker; aber mit unnachgiebiger Dogmatik zwang der Weisse alle Völker, seinen Standpunkt einzunehmen und sich nach seinem Geschmack umzumodeln.

Der Basuto setzte seinen nackten ungewaschenen Körper den desinfizierenden Sonnenstrahlen und dem Sauerstoff der Luft aus und blieb dabei gesund; als ihn aber die Prüderie der Missionare in von Mikroben wimmelnde Lumpen steckte, erlag er allerlei Krankheiten. Der Mandane ass ungestraft das stinkende Fleisch des Bisonkadavers, den der Missouri gelegentlich mitschwemmte. Wenn der Umatille sich an einem verdorbenen Lachs überessen hatte, so heilte er sich mit einem Dampfbad; aber des Händlers, durch Zinn vergiftete Konserven und Patentmedizinen spielten ihm übel mit.

Der Weisse hatte unbewusst den Ehrgeiz, die ganze Welt zu "europäisieren". Wohin immer er kam, überwältigte ihn das Heimweh, und er suchte, sogut es ging, die heimatliche Atmosphäre in der Fremde nachzubilden. Sogar die Landschaft suchte er heimatlich zu gestalten. Daher pflanzten die Kolonisten europäische Bäume, Blumen, Gemüse, Gräser und züchteten ihre heimatlichen Tiere, so dass die einheimische Flora, sowie die Fauna allmählich verschwanden. Unabsichtlich verpflanzten sie dabei auch das europäische Unkraut und Ungeziefer, das sich dort auf dem neuen Boden mit erstaunlichem Gedeihen verbreitete.

Unglücklicherweise erstreckte sich die Missachtung des Europäers für andere Rassen auch auf die Bäume und das Wild dieser Länder, die er ohne Bedenken verheerte, ohne ihren Wert schätzen zu lernen. Der Australische Ansiedler rottete parkähnliche Wälder von Eukalyptusbäumen aus, um seine Wiesen und Weiden zu vergrössern, wodurch er den Boden der Trockenheit aussetzte und seine Weideplätze ganz verlor. Der Amerikaner verbrannte achtlos solche Mengen von Baumstämmen, die für den Bedarf von mehreren Generationen gereicht hätten; seine Unüberlegtheit wurde durch Ueberschwemmungen und Erdrutsche und Austrocknen des Landes bestraft. Das Verschwinden zahlloser Herden von Büffeln. Elchen, Pferden, Enten und Truthühnern etc. ist bei der Ausbreitung des Weissen über Amerika nicht verwunderlich, und kommt ebenso wie der Rückgang des Wildbestandes in Afrika und den Antipoden auf ihre Kosten.

Die Geschichte beweist, dass die allumfassend weisse Herrschaft nicht überall mit Gleichgültigkeit von den resignierten unterjochten Rassen angenommen worden ist und dass diese zufrieden unter der weissen Vormundschaft blieben, bis sie langsam denselben Grad der Zivilisation erreicht hatten. Im Gegenteil, unter einem ergebenen Aeussern schlummert fast immer das brennende Verlangen nach Befreiung in der Brust der vergewaltigten Völker. Aber so lange die Abendländische Macht ungeschwächt fortbestand, überhörte man das Murren der Unzufriedenen.

Wilhelms Gespenst der "Gelben Gefahr" wurde nicht ernst genommen; und das jämmerliche Flehen und Zähnefletschen der unter die Füsse getretenen Punkahwallahhorden oder der betrogenen "rickshaw-boys" bestätigte den Weissen in ihrer Ueberhebung nur die echte Sklavennatur der Orientalen.

Aber ganz allmählich begann im Osten eine leise Veränderung Platz zu greifen, die der abendländische Egoismus und die abendländische Selbstüberhebung absichtlich übersah. Es entging der Beobachtung des Weissen, dass der Orient aus seiner Jahrhunderte langen Erstarrung aufwachte und dass sich seine verschiedenen Elemente miteinander verschmolzen. Die verschiedenen Religionen und sozialen Parteiungen, die die Entwicklung eines wahren Volksgeistes so lange gehemmt hatten, verbanden sich miteinander. Infolge des Fortschrittes auf technischem Gebiete, wodurch das wirtschaftliche Leben des Orients in neue Bahnen gelenkt und der Kampf ums Dasein und die Hoffnungslosigkeit der Armut noch erheblich vermehrt wurde, wich der frühere passive Gehorsam gegen den Weissen allmählich einem erbitterten Hass.

Der plötzliche Uebergang zu fabrikmässiger Industrie bewirkte in Aegypten, Indien und Japan ebenso wie in Europa eine Abnahme der Landbevölkerung; der Zuzug nach den Städten brachte eine Uebervölkerung derselben und begünstigte eine moralische Versumpfung der Grossstädte. Cairo, Bombay, Lucknow, Kalkutta, Tokio, Nagasaki etc. übertreffen darin sogar die europäischen Grossstädte bei weitem.

Im Orient sind heute die sozialen Verhältnisse für die Industrie noch trostloser wie irgendwo anders. Dort wird das menschliche Leben für nichts mehr geachtet, und fast ungehindert geschieht die gefühllose Ausnutzung der verachteten Frauen und Mädchen. Es steht zu befürchten, dass der ganze Orient, unfähig, mit der Leistungsfähigkeit des Westens Schritt zu halten, machtlos die eigenen Ernährungs- und Gesundheitsprobleme zu losen, ein ungeheurer Sumpf werden könnte, eine Brutstätte des Bolschewismus, des moralischen Niederganges und damit verbunden ein Seuchenherd, der den ganzen Erdball bedrohen könnte.

Die verkommenen Bürger dieser Stätten des Elends, denen mittels der Zivilisation früher ungekannte Bedürfnisse anerzogen wurden und die beständig unter ihrer Unfähigkeit, dieselben zu stillen, leiden, besonders, wen in den Gegensatz ihrer eigenen Dürftigkeit zu dem Luxus der europäischen Viertel sehen, werden von Jahr zu verdrossener und unzufriedener.

Das Sündenregister der weissen Rasse mag vielleicht manchem Leser dieser Abhandlung etwas übertrieben erscheinen, aber wenn einst all die Millionen Opfer der unterdrückten Rassen auferstehen und als Belastungszeugen gegen die Söhne Japhets zeugen werden, wird es sich erweisen, dass diese Anklagen noch weit hinter der Wirklichkeit zurückbleiben. Es wird dann offenbar werden, dass der weisse Mann für die Erde kein Segen war, dass vielmehr sein Verdienst sein wird, die ganze Erde in ein gewaltiges Jammertal und Tränental von Unzufriedenen und Unglücklichen verwandelt zu haben.

Im letzten Jahrzehnt finden wir überall eine allgemein zunehmende Ablehnung des europäischen Einflusses. Die mohammedanische Welt ist von neuem aus jahrhundertelanger Lethargie erwacht. Das Jungtürkentum brachte neues Leben in diesen gewaltigen Organismus, und die moderne Türkei hat es als besiegtes Land fertig gebracht, die europäischen Fesseln abzuwälzen und sich zu einem Machtfaktor zu entwickeln, mit dem alle europäischen Grossmächte rechnen müssen.

Japans ungeahnter Sieg über eine der grössten europäischen Mächte tat - trotzdem dies nicht sofort zum Vorschein kam - dem Ansehen der weissen Rasse im Orient bedeutend Abbruch. Das Trugbild von der Unübertroffenheit der Weissen Rasse verschwand - eine weitere Nation war von einer farbigen besiegt worden, indem diese sich derselben Ausrüstung bediente, auf die die Ueberlegenheit der Weissen begründet war. Dies war ein noch nie dagewesener Fall; nun durften die ausgebeuteten farbigen Rassen ihre Häupter erheben und den Helden und Befreier - den Sohn des Amaterasu - feiern, dessen Kriegsruf "Asien den Asiaten!" als belebende Verheissung eines neuen, besseren Tages, bis zu den Dorfbewohnern Indiens erscholl.

Japan nützte in erster Linie seinen Sieg zur Erweiterung seines Einflusses in China aus; aber das nationale Misstrauen seines ehrgeizigen Nachbarn liess Japan in China nicht populär werden, trotzdem es ihm gelang, auf Chinas Finanz und Industrie einen wirksamen Druck auszuüben. Die geheime Absicht Japans war, wie man glaubte, China unter Japanischem Schutz neu zu organisieren, um sodann die Europäer gemeinsam aus Asien vertreiben zu können.

Trotzdem die Asiatischen Hoffnungen durch Japans Sieg neu angefacht wurden, blieb - wenigstens nach aussen - hin - das Ansehen der Weissen bis zum Ausbruch des Weltkrieges noch bestehen. Für die farbigen Volker war aber dieser Krieg ein Anschauungsunterricht, in dem es die Torheit der Weissen kennen lernte. Dieselben brudermörderischen Instinkte der Rasse, die diese zum Pelopnesischen Krieg und zu allen Bürgerkriegen führten, fand ihre höchste Bestätigung in diesem selbstmörderischen Kriege, zu dem selbst die farbigen Rassen herbeigezogen wurden, weil das weisse Menschenmaterial nicht ausreichte zur gegenseitigen Vernichtung. Die zerstörenden Nachwirkungen für Europa erregten grimmige Schadenfreude, da man sie für eine gerechte Vergeltung für die jahrhundertelang an ihnen verübte Raubgier betrachtete.

Die gegeneinander erbitterten Europäer waren so unfähig farbige Völker in dies "innere Heiligtum" der Söhne Japhets hineinzuziehen und sie an diesem Morden, Rauben und Plündern teilnehmen zu lassen. Die Folge davon war, dass die Farbigen den letzten Rest der beinahe abergläubischer Ehrfurcht vor der weissen Überlegenheit verloren. Als der Berber zu seinen Brüdern zurückkehrte, spottete er über die blinde Torheit der Kaffern und verkündete diesen den baldigen Sturz derer mit "dem wahren Glauben".

Tausende entlassener Chinesen, die während des "roten Schreckens" in Russland als Soldaten, Henker und Gefangenenaufseher beschäftigt waren, nahmen vom Lande der Weissen den Eindruck eines Raub- und Mordgefildes mit heim. Mehr als alles andere wurde der Spott und die Entrüstung der Orientalen durch die Unaufrichtigkeit der Alliierten in Versailles herausgefordert, wo sie - ihre feierlichen Versprechen, den kleinen Nationen das Selbstbestimmungsrecht zu verbürgen brechend - ihre deutlichen Absichten, ihren Machtbereich auf Kosten der kleinen Nationen auszudehnen, verrieten.

Schon während des Krieges wurde ein Aufstand in Mohammedanischen Ländern nur mit Schwierigkeit unterdrückt, was von den Briten offen zugegeben wurde, sie bestätigten, dass ein um sich greifender Aufruhr beinahe das Besitztum der Alliierten in Asien und Afrika in Mitleidenschaft gezogen habe. Dies wurde durch die Nationalistischen Führer verhindert, die, auf das nach dem hergestellten Frieden versprochene Selbstbestimmungsrecht für ihre Länder bauten, und darum ihren Einfluss gebrauchten, die unzufriedenen Elemente zurückzuhalten.

Als dann die Versailler-Konferenz grosse Enttäuschungen brachte, inszenierten die empörten Nationalisten unter der Mithilfe des Volkes Aufstände. In Ägypten gingen die Fellachen aus ihrer bisherigen passiven Abneigung gegen die Fremden, die durch die ihnen auferlegte Zwangsarbeit und zwangsmässige Abgabe von Lebensmitteln und Futter hervorgerufen war, zu offener Feindschaft über. Es brach eine gefährliche Rebellion aus, die Aufständigen rissen Eisenbahnschienen auf, hielten Eisenbahnzüge an und plünderten sie aus und zerstörten Telegraphenverbindungen. Die wilden Beduinen zogen ihren Vorteil aus den Unruhen; sie schwärmten herbei, um zu plündern und zu rauben.

Eine zeitlang schien es, als ob die britische Oberherrschaft ins Wanken geraten sei; die Regierung stellte schleunigst sudanesische Truppen zusammen und rief britische Regimenter herbei, um die Unruhen zu unterdrücken. Man fürchtete das schlimmste. Die Bewegung brach jedoch in sich zusammen, als es die nationalistischen Führer, nachdem sie bolschewistischen Wühlereien auf die Spur gekommen waren, es für klüger erachteten, unter dem britischen Schutz zu bleiben.

In Indien war die Integrität der Kaiserlichen Herrschaft in ähnlicher Weise durch nationalistische Intrigen und durch die Unzufriedenheit der Massen bedroht. Die Zeit nach den Kriegen war eine der dunkelsten Perioden der Geschichte dieses Landes. Furchtbare Nöte - Dürre, Ernteausfall, Epidemien, Hungersnöte etc. - suchten die Bevölkerung heim; dazu kam die Geldentwertung, eine drohende finanzielle Katastrophe und eine Sturmflut der Unruhe, die über ganz Indien daherfegte und in Aufruhr, Schreckensherrschaft, Zerstörung und Mord an Beamten und weissen Zivilisten gipfelte.

Der Aufruhr war allgemein; und als Maschinengewehre in die aufständischen Massen feuerten, brachen die revolutionären Elemente die noch zurückgehalten wurden, vollends hervor und kristallisierten sich schliesslich in die nicht cooperative Bewegung, der die Gandhi Vorschub leisteten, die alles was britisch war, boykottierten. Für den Augenblick schien es so, als ob die Machthaber die Situation beherrschten. Aber die indischen Moslems waren über die dem Sultan-Kalifen zuteil gewordene Demütigung empört und irgend ein Radikalanschlag der Alliierten auf Konstantinopel, würde das Signal zu einem "Heiligen Krieg" gewesen sein, an dem sich Indien beteiligt hätte. Auch in Ostafrika sind ernste Störungen nicht ausgeblieben. Eingeborene Meuterer kämpften gegen die Sikh-Polizei und weisse Ansässige. In Süd-Afrika bestand bei den Eingeborenen eine Unterströmung von Unzufriedenheit, die ein akutes Stadium erreichte, als vor kurzem während der Arbeiterunruhen weisse streikende Bergarbeiter auf schwarze Streikbrecher schossen. Ernste Besorgnis vor einem allgemeinen, schwarzen Aufstand veranlasste die Regierung, die schärfsten Massnahmen zu ergreifen, um den Aufstand zu unterdrücken.

Was aber die Oberherrschaft der weissen Rasse am meisten zu bedrohen scheint, ist die überall sich ausbreitende bolschewistische Propaganda, die die Befreiung der unterdrückten Massen aus ihrer langen Knechtschaft verkündigend, den ganzen Osten durchdringt. Die These von der Herrschaft des Proletariats hatte bisher für die Morgenländer wenig Bedeutung, obwohl bereits grosse Mengen bolschewistischer Literatur in asiatische Sprachen übersetzt und im ganzen Orient verbreitet wurden. Aber die schlauen Bolschewisten verstanden es, ihr Programm den östlichen Ländern anzupassen und den Vorurteilen der Eingeborenen zu begegnen, um diese allmählich zu ihren Sovietprinzipien zu erziehen. Zahlreiche Anzeichen lassen erkennen, dass der ,,Sauerteig" zu wirken begonnen hat, zumal in Japan, wo eine Arbeiterbewegung zur Bekämpfung der herrschenden Klasse im Gange ist. Diese ist infolge der ständig zunehmenden Teuerung der darum ständig steigenden Unzufriedenheit, immer stärker geworden und äusserte sich in Reis-Arbeiteraufständen und antimilitaristischen Kundgebungen. Tatsächlich ist im ganzen Osten in den grossen Städten, wo viel Arbeiterbevölkerung ist, der Kern für die Soviet-Formationen gebildet.

Noch ist die Oberfläche der weissen Herrschaft intakt, sind die Verbindungslinien zwischen den weissen Völkern nicht unterbrochen, aber unter der Oberfläche nehmen die umstürzlerischen Elemente täglich an Macht zu. China ist ein gewaltiges Reservoir potentieler Kraft und der in Bürgerkriegen geschulte Chinese scheint kriegerische Fähigkeiten zu entwickeln; er übt sich in der Handhabung des abendländischen Militarismus. China hat jetzt ein sehr gut geschultes bedeutendes Kriegsheer, das nach Belieben rasch vergrössert werden kann und es ist nicht unwahrscheinlich, dass in naher Zukunft ein grosser militärischer Diktator die sich bekämpfenden Parteien vereinigt und dass China in Gemeinschaft mit Japan eine neue Ära für den Osten herbeiführen wird.

Bei alledem finden wir Europa zerrissener denn je zuvor; von irgend welcher Einheitsfront der Söhne Japhets gegenüber den ihr drohenden Gefahren der farbigen Rasse, kann keine Rede mehr sein. Europa gleicht vielmehr nach wie vor einem Pulverfass.

Inzwischen mehrt und verstärkt sich die "Rote Armee". Sie bildet heute die stärkste Armee der ganzen Welt. Was mit einem zerrütteten und bereits schon so zerrissenen desorganisierten Europa unter dem Ansturm der Bolschewisten, Asiaten und Afrikaner geschehen würde, ist zu furchtbar, um es sich auszumalen. Jedenfalls ist es sicher, dass Europa seiner dunkelsten Stunde entgegengeht. Ueberall umzingelt von erbitterten Feinden, steht es innerlich zerfallen da wie ein morsches Gebäude vor dem Einsturz.

Die Heilige Schrift scheint darauf hinzudeuten, dass der Fall der "Christenheit" - der kapitalistischen Regierungen - die sich hinter dieser Bezeichnung verbergen Vorspiel einer Ueberschwemmung ihrer Länder mit raubgierigen Horden der Anarchie sein wird. ...

Im "Goldenen Zeitalter" gelesen - Eine Zeitreise -

geschrieben von: Drahbeck

Datum: 12. Oktober 2009 06:02

Bereits zu Russell's Zeiten ("Wachtturm" Mai 1910 S. 86) begegnete man dem Stichwort "Phrenologie". Zwar nicht als "Evangelium" verkauft, immerhin aber in einem nicht unbedingt total abwertendem Sinne erwähnt.

Zum Stichwort "Phrenologie" (welches das "Goldene Zeitalter, Schweizer Ausgabe vom 1. 10. 1924 mit "Schädellehre" übersetzt), kann man in die "Wikipedia" etwa die Definition lesen:
"Pseudowissenschaftliche Lehre, die versucht, geistige Eigenschaften und Zustände bestimmten, klar abgegrenzten Hirnarealen zuzuordnen. Dabei wurde ein Zusammenhang zwischen Schädel- und Gehirnform einerseits und Charakter und Geistesgaben andererseits unterstellt. ... Diese Lehre wurde vor allem Anfang des 20. Jahrhunderts im Zusammenhang mit rassistischen Theorien, populär."

Dieser anrüchige Hintergrund hinderte das GZ indes nicht, seinerseits dieses Thema aufzunehmen. Als Quelle diesbezüglicher Ausführungen wird eine Schrift mit dem Titel "Menschengeist und Charakter" angegeben von einem gewissen E. Peters.
Weder der Katalog der Deutschen Bücherei noch irgeneiner anderen wissenschaftlichen Bibliothek indes, weist diese Schrift nach. Man könnte allenfalls zu Gunsten des GZ unterstellen. Irgendeiner Zeitschrift entnommen, denn Zeitschriftenaufsätze, werden im Prinzip nicht detailliert nachgewiesen. Aber die Angaben welche Zeitschrift es denn sein könnte, fehlt auch im GZ.

Nun sollen diese Äußerlichkeiten nicht so sehr im Vordergrund stehen.
Inhaltlich meint das GZ unter anderem:
"Als besonders geeignetes Beispiel bringen wir hier den bekannten Christuskopf. Die wundervoll reine und klare Linie des hochgewölbten Mittelhauptes zeigt höchste Vollkommenheit der erwähnten Eigenschaften. Alles ist hier, Fühlen, Ahnen, Liebe, Reinheit und kindliche Anbetung. Das große, offene und reine Auge spricht von einer reinen, sich anbetend neigenden Seele. Selbst wenn dieser Christuskopf nicht der historische wäre, so bliebe doch erstaunlich, ie ein großer Seelenkenner an diesem Kopfe in der edlen und ruhigen Wölbung des Vorderhauptes, die selbstlose und grenzenlose Güte und Barmherzigkeit und im Mittelhaupt die innige Gläubigkeit und tiefe Ergebenheit unter eine außerweltliche Macht zeichnete, während im schwächeren Hinterhaupt die Selbstlosigkeit wohnt.

Diese Stirnlinie ist in sich selber still und steigt wie in Andacht zum Mittelhaupt empor. Sie ist von kindlicher Reinheit. Es ist keine Grüblerstirn. Sie ist nicht von Zweifeln, von Problemen und inneren Widersprüchen zerrissen. Nein - in ihr liegt der Friede und die Gewißheit des Glaubens, die leuchtend und schön aus dem Grunde der Seele erblüht, wie Seerosen still aus tiefen Wassern steigen. Diese Stirn verkörpert die Reinheit einer hingebenden Gotteskindschaft. Was dieser Mund spricht, ist nicht das Ergebnis der Logik der ,,exakten Wissenschaft" oder des "methodischen Denkens", sondern es entsteht aus tiefer Erkenntnis und ist ewige Wahrheit. Vergleicht diese Stirne mit den zahlreich im Alltag vorkommenden niedrigen, gedrückten, faltig verzerrten Stirnen, und ihr begreift den Unterschied zwischen Niedrigkeit und Hoheit."

Und zur Illustration wird dann noch vom GZ der vermeintliche "Christuskopf" abgebildet. Unerfindlich bleibt indes, woher denn das GZ wissen will, so sah der "Christuskopf" aus?! Einen Quellenbeleg dafür - man ahnt es schon - gibt es selbstredend nicht.

Angesichts der Anfälligkeit der frühen Bibelforscher, für allerlei Formen der Quacksalberei, ist man allerdings darüber nun auch schon nicht mehr verwundert.Die ganze Perfidie solcher "Argumentationen" erschliesst sich auch an einem anderen Beispiel.
Darüber morgen mehr.

Re: Jesus im Wandel der Zeiten

geschrieben von: X ~ mysnip

Datum: 12. Oktober 2009 22:39

Zitat:

Drahbeck
Bereits zu Russell's Zeiten ("Wachtturm" Mai 1910 S. 86) begegnete man dem Stichwort "Phrenologie". Zwar nicht als "Evangelium" verkauft, immerhin aber in einem nicht unbedingt total abwertendem Sinne erwähnt.
 

"Ein solches Charakterlesen trügerisch sein könnte" 

WTG-Buch 1925 Das goldene Zeitalter S. 523
,,Die Stirn ist ein Symbol von Weisheit. Ein Mann von hoher Stirn, wie es Pastor Russell war, ist ein hochstehender Typus menschlichen Verstandes. Pastor Russell wurde an Geist und Charakter in seinem Standhalten gegen die Widersacher der Reformation stark und fest gemacht, die das ewige Königreich des Messias einleitet. Es ist für Irrtum und Irrlehren ein Ding der Unmöglichkeit, der Wahrheit zu widerstehen."
http://www.manfred-gebhard.de/7523.HTM

Brooklyner Jesusdarstellung im 20. Jahrhundert:

Zitat:

Unerfindlich bleibt indes, woher denn das GZ wissen will, so sah der "Christuskopf" aus?! Einen Quellenbeleg dafür - man ahnt es schon - gibt es selbstredend nicht.


 

 
Brooklyner Jesusdarstellung im 21. Jahrhundert:
www.watchtower.org/x/20050915/article_01.htm

Re: Im "Goldenen Zeitalter" gelesen - Eine Zeitreise -

geschrieben von: Drahbeck

Datum: 13. Oktober 2009 05:02

(Fortsetzung des gestrigen Beitrages in Sachen Phrenologie).

Einer der ersten Hetzer auf deutschem Boden gegen die neu aufgekommene Bibelforscherbewegung, war ein Schullehrer namens Karl Weinländer. Besagter Herr zog es aber vor, seine Schrift "Ein Riesenverbrechen am deutschen Volke und die ernsten Bibelforscher" (inhaltlich wie der Titel schon veranschaulicht, stark Verschwörungstheoretisch orientiert) unter dem Pseudonym-Namen "Hans Lienhardt" erscheinen zu lassen. (Er bediente sich noch einiger weiterer Pseudonym-Namen). Im Jahre 1933 war ja nun für Herrn Weinländer - in Form des Hitlerregimes - das "gelobte Land" angebrochen. Ergo hatte er es von da an, auch nicht mehr nötig, sich hinter Pseudonymnamen zu verschanzen.

Eine "reife Leistung" des späten Weinländers ist unfraglich seine 1933 unter seinem Klarnamen erschienene Schrift "Rassenkunde, Rassenpädagogik und Rassenpolitik. Der naturgesetzliche Weg zu Deutschlands Aufstieg". Aus diesem Elaborat seien mal ein paar Sätze zitiert, welche veranschaulichen, welche "Geister" da das GZ (mit seinen Phrenologie-Thesen) auch rief. Nicht das seitens des GZ man sich dessen bewußt war. Das ist wohl als ausgeschlossen anzunehmen. Aber es verdient durchaus dokumentiert zu werden, wohin denn der Weg dieser Rassejünger führte.

Weinländer schrieb in seinem genanntem Buch unter anderem:
"Schon vor 25 Jahren fiel mir die verschiedene Schädel- und Körperbildung der gut und schlecht veranlagten Schüler auf. Ich bemerkte, daß Schädel- und Körperbildung und Veranlagung in einem ganz bestimmten Verhältnis zu einander stehen und daß man letztere im allgemeinen aus jener zu erkennen vermag. Dies veranlaßte mich, Schüler zu photographieren, ihre Schädelmaße festzustellen und ihre Schädeldurchschnitte zu zeichnen. (S. 50).

"Nur die arische Rasse ist nach dem Gesetz des Goldenen Schnittes gebaut." (S. 109).

"Die germanische Rasse ist daher zu militärischen Marschleistungen mehr geeignet, als die niederen Rassen. Der Germane ist buchstäblich der geborene Soldat. Die militärische Überlegenheit des Deutschen im Weltkrieg 1914/18 beruhte zum nicht geringen Teil auf den oben geschilderten anatomischen und physiologischen Körperverhältnissen, "auf den stärkeren Beinen." (S. 130)

"Die Blutprobe ergibt, daß Neger und Mongolen den höheren Affenarten viel näher stehen als den Germanen." (S. 133)

Spätestens bei den von Weinländer mit skizzierten vermeintlichen militärischen Aspekten, dürfte wohl auch das "Goldene Zeitalter" nicht mehr mitziehen wollen. Das ist auch klar, und unbestritten.

Als "Pikant" wäre noch ein anderer früher Bibelforscher-Gegner in diesem Kontext zu bezeichnen. Und zwar der Herr Herbert von Bomsdorff-Bergen. Der ist insbesondere durch seine unter dem Pseudonym "Christian Kreuz" publizierten Angriffe zum Finanzgebaren der frühen Bibelforscher, in die Geschichte eingegangen. Bomsdorff war es, der wie kein zweiter, die These ventilierte, die Bibelforscher würden von den Freimaurern "bezuschusst".

Wie es sich für einen Adligen "gehört", standen ihm vielerlei Publikationsmöglichkeiten, zu den unterschiedlichsten Themen offen. So interessierte er sich offenbar auch für das Thema "Karl May". Was also näherliegend, als diesbezügliche Aufsätze in einem vorhandenen "Karl May Jahrbuch" zu publizieren.

Gesagt, getan, unter anderem in dessen 15. Jg. 1932.
Dort wusste sich Herr Bomsdorff über "Karl May, der Mensch und Künstler" zu verbreiten. Die Besonderheit seiner Ausführungen zeigt sich in einer redaktionellen Anmerkung in der zu lesen ist (S. 440, Fußnote):
"Unterbreiten wir den Lesern hier das Urteil eines Psychophysiognomikers über Karl Mays Charakter, wie er sich nach der Erkenntniss dieser Wissenschaft aus Gesichtsform, Schädelbau usw. des Dichters ergibt."

Das waren also die Geister, welche auch das GZ im Begriffe stand sie zu rufen!

Das alles erklärt sich, unfraglich, aus der Anfälligkeit des GZ für allerlei Quacksalbereien.
Im weiteren Sinne gehört auch die 666-Theorie dazu.

Diese mystische Zahl hat ja schon von jeher vielerlei Quacksalber inspiriert. Besonders hervorgetreten dabei auch die Interpretation, welche die Adventisten dieser Zahl angedeihen ließen. Sehe ich es richtig, übernahm Russell auch anfänglich die adventistische Interpretation der Zahl 666.

(Siehe Schriftstudien" Band 7 (Ausgabe 1925) S. 288
Offenbar hielt man jetzt die Zeit für gekommen, sich von dieser adventistischen Interpretation allmählich abzusetzen. Diesem Umstand kann man in der genannten Ausgabe des Schweizer GZ begegnen, wo in der Form einer Fragenbeantwortung zu lesen ist:

"Die Zahl 666 scheint, statt sich auf ein einzelnes Individuum zu beziehen, auf die große Vereinigung der kirchlichen, politischen und finanziellen Elemente der Erde mit ihren Hilfsquellen hinzuweisen- So wird diese gewaltige Vereinigung der Ausdruck einer wirklichen Gewaltherrschaft auf Erden werden, die einen ausgesprochenen "tierischen" Charakter hat. Manche Erforscher der Heiligen Schrift glauben, daß diese Zahl sich auf den römischen Pontifex beziehe. Wir geben nebenstehend auch eine Darlegung dieser Erklärung.
(Redaktionelle Einfügung. Griechische Buchstaben werden hier bei der Zitierung nicht nachgewiesen)
Im Griechischen ist die Zahl 600 durch den griechisch Buchstaben ... dargestellt und die Zahl 60 durch den griechischen Buchstaben ... und ... durch den griechischen Buchstaben ... Die nebenstehend aufgeführte Erklärung entnehmen wir dem Werk betitelt "Die Reformation", das im Jahre 1832 veröffentlicht wurde!"

Und dann zitierte man noch mal dass, was bereits auf der genannten Seite des Bandes 7 zu lesen war. Unter anderem eben auch der Satz:
"Auf der Tiara (der dreifachen Papstkrone) befindet sich die Aufschrift ; VICARIUS FILII DEI, d. h. Stellvertreter des Sohnes Gottes. Wenn wir nun, wie nebenstehend gezeigt, für jeden Buchstaben dieser Worte den entsprechenden Zahlenwert aussetzen, so erhalten wir bei
der Addition der Zahlen die Zahl 666."

Re: Im "Goldenen Zeitalter" gelesen - Eine Zeitreise -

geschrieben von: Drahbeck

Datum: 14. Oktober 2009 00:40

Ein weiteres bemerkenswertes Beispiel ist auch der Ausgabe des Berner GZ vom 1. 10. 1924 entnehmbar , wo zu lesen ist (in Zitierung eines Presseberichtes):

"Man ist in gewissen Kreisen sehr beflissen, die Greuel zu verhüllen, der sich die christliche (!) Geistlichkeit während dem Weltkriege hüben und drüben schuldig machte, und es möchte deshalb angebracht sein, einige dieser Greuel dem Gedächtnis aufzufrischen, damit niemand sich täuschen lasse über das wahre Wesen dieser Kirche.
.. . . Noch einen geistlichen Volksverbrecher liefere ich der öffentlichen Beurteilung aus, einen hochgestellten Kirchenbeamten in Dresden, den Konsistorialrat Dietrich Vorwerk, Pfarrer an der Andreaskirche. Der Gottesmann dichtet auch, man kann unzählige junge Hunde damit vergiften.
Im Weltkrieg schuf er für seine Gemeinde und für das deutsche Volk Kriegsgesänge unter dem harmonischen Doppelruf; "Hurrah und Halleluja". Nun, jeder blamiert sich eben so gut er kann.
In diesem bis in die Kriegslazarette gedrungenen Druckheft, hat der Dresdener Konsistorialrat "das christliche Vater-Unser" gemütsvoll umgedichtet. Nun lautet es also;


Vater unser, aus Himmelshöh'n,
Eile, den Deutschen beizusteh'n,
Hilf uns im heiligen Kriege,
Lass Deinen Namen sternengleich
Uns vorleuten: Dein deutsches Reich,
Führe zum herrlichen Siege,
Wer wird unter den Siegern steh'n?
Wer wird ins dunkle Schwertgrab geh'n?
Herrr Dein Wille geschehe!
Ist auch kärglich des Krieges Brot,
Schaffe nur täglich den Feinden Tod,
Und zehnfältiges Wehe.
In barmherziger Langmut vergib,
Jede Kugel und jeden Hieb,
Die vorbeigesendet.
In die Versuchung führe uns nicht,
Daß unser Zorn Dein Gottesgericht
Allzumilde vollende.
Uns und unsern Bundesfreund
Gib Erlösung vom höllischen Feind
Und seinen Dienern auf Erden.
Dein ist das Reich, das deutsch Land,
Und muß durch Deine gepanzerte Hand,
Kraft und Herrlichkeit werden.
(Aus "Berliner Volkszeitung" vom 28. III.. 1920)"


Es ist sicherlich so dass breite Bereiche der Religionsindustrie "Brotdiener" waren und sind. Exemplarisch auch an entsprechenden Ergüssen zu Zeiten des ersten Weltkrieges belegbar (nicht nur diesem).
Der Knackpunkt tritt dann ein, "haben sie etwas zu verlieren".
Am Beispiel der Adventisten auch belegbar. Deren Funktionäre hatten etwas zu verlieren; ergo heulten sie wie es ernst wurde "mit den Wölfen".
Noch 1933 (oder wenn man so will besonders 1933), meinte "ein" Kirchenvertreter der staatlich besoldeten Art (Theologie-Fakultät, Universität Marburg) nachfolgenden Erguss von sich geben zu sollen:

Dito auch die Bibelforscher zu Zeiten des ersten Weltkrieges.
Der zweite ist insofern anders zu werten, als die Untergrundfunktionäre in Hitlerdeutschland "gehetztes Wild" waren. Ideologisch zudem stark Endzeitlich geprägt. Die glaubten im Stile eines Konrad Franke noch tatsächlich, an die Endzeitthesen.

Die heutigen Zeugen Jehovas kann man da schon eher ambivalent sehen.
Wie auch in der übrigen Gesellschaft, beobachtet man bei ihnen zwei entgegengesetzte Pole.
Jene, die es eher zum Mittelstand gebracht haben (nicht selten die 2. und 3 Generationen). Und die daher am ehesten in Richtung "Kulturchristentum" tendieren.

Gott ist für die "ein guter Mann". Dieweil sie in diesem Milieu groß geworden, den Wechsel prinzipiell scheuen, suchen sie sich zu arrangieren, mit dem "Wasser nach beiden Seiten tragend".

Endzeitthesen plappern sie zwar wie auch andere "Kulturchristen" treudoof nach.
Wirklich existenziell indes wirken die bei der Mittelstandsklientel kaum.

Anders die "ersten Generationen", nicht selten Personengleich auch "weltlich Gestrandeten" (was ja nicht zwangsläufig Dauerzustand bleiben muss, es aber doch - zunehmend - in einer "Hartz IV-Gesellschaft" ist).

Da ist man doch geneigt an den Schriftsteller Fallada zu erinnern, mit seinem flotten Spruch:
"Wer einmal au dem Blechnapp frass ..."
In dieser skizierten Klientel der "Gescheiterten" kann man in der Tat auch heute noch denjenigen begegnen, für die Endzeitthesen keineswegs nur ein "Lippenbekenntnis" sind.

Sieht man indes zur gleichen Zeit hin was in der Schweiz ablief, kommt man nicht umhin zu konstatieren.
Es ist wohl auch eine Frage, wieweit die staatliche Druckschraube angezogen wird.
KdöR-Kirchen (ohne relevante Ausnahmen) dürfen sich getrost in die Reihe jener einordnen, deren Nagelprobe sich in dem Satz offenbart:
Sie haben etwas zu verlieren, und ob es dabei zu Zuspitzungen kommt (so selten ja nicht), hängt eben vom staatlichen Druck ab. Der mag in den USA und Großbritannien nicht so stark ausgeprägt gewesen sein, wie etwa in Hitlerdeutschland. Man kann also durchaus verschiedene Stufen dieses Druckes registrieren. Und demzufolge auch, verschiedene Stufen des reagierens.
.
Selbst die Mennoniten, vor dem ersten Weltkrieg Sonderrechte in Sachen Wehrdienst sich erkämpft habend, knickten in der Belastungsprobe des ersten, noch mehr des zweiten Weltkrieges, ruhmlos ein.

Soweit es die WTG-Hörigen anbelangt, ist verschiedentlich dokumentiert worden, dass sie im Ersten Weltkrieg den Wehrdienst absolvierten.
Gleiches gilt übrigens auch für die Splittergruppen.
Die in der Schweiz erscheinende "Aussicht" berichtete verschiedentlich davon, dass ihr Redakteur zu (zeitlich befristeten) Wehrübungen eingezogen sei (nicht nur einmal sondern mehrmals). Also auch an der Schweiz ging das kriegerische Geschehen in den Nachbarländern nicht spurlos vorbei.

In Deutschland etwa, hatte Friedrich Bösenberg, einstmals WTG-Hörig ab Juli 1915
eine eigene Zeitschrift gegründet ("Botschafter für den Haushalt des Glaubens").
Sie wurde anfänglich übrigens von demselben Drucker gedruckt (Maximilian Mevius in Strehlen (Schlesien)), welche auch den "Volkboten" herausgab, der zu der Zeit (gegen Money) Russells wöchentliche Predigten in Deutschland publizierte.
In der Ausgabe des "Botschafters" vom 15. November 1916 findet sich auch die nachfolgende Mitteilung:

Laut "Botschafter" Ausgabe Dezember 1916, teilt Bösenberg darin weiter mit, er sei 47 Jahre alt und ein nicht allzu kräftiger Mann. Die Widrigkeiten des Krieges belasteten auch ihn bis an die Grenze seiner Kraft.
Immerhin habe er dahingehend doch noch Glück gehabt, als Offiziersordonanz verwendet zu werden, müsse also nicht aktiv kämpfen. Dieses aber schließt er nicht prinzipiell aus, sofern ein diesbezüglicher "Kelch" auch an ihm nicht vorübergehen würde.

In der Januar-Ausgabe 1917 liest man dann, Bösenberg befinde sich nunmehr als "Leichtkranker" in einem deutschen Lazarett. Seine Erkrankung deutet er als "vom Herrn geleitet ... da ihm dadurch vermehrte Gelegenheit zum Forschen in der Schrift und zum Gebet gegeben ist."

Die Ausgabe des "Botschafters" vom 15. Juni 1917 druckte dann eine ganze Reihe von Voten solcher ab, die mit dem Zusatz gezeichnet sind.
"z(ur) Zeit) im Felde".
Von einem F. Kliegel liest man da beispielsweise auch das Votum:

"Was die Quartiere anbelangt, so geht es mir ebenfalls wie Bruder B(ösenberg). Sogar Granatlöcher haben schon als Lagerstätte dienen müssen."

Solcherlei Angaben sprechen dann wohl für aktive Involvierung in das Kriegsgeschehen (und keinesfalls nur "in Einzelfällen").
Insofern wirkt die WTG-Angabe im 1974 ZJ-Jahrbuch von einem aus dem WTG-Zweigbüro Barmen, der als Soldat zum "Akten sortieren" Verwendung fand, als bewusst bagatelisierend, den tatsächlichen Sachverhalt verfälschend!

Hinweis den 2 und 3. Jg. des "Botschafter für den Haushalt des Glaubens" im Zeitungsformat gedruckt, namentlich an den Falzstellen damit heutzutage äußerst desolat. Das wiederum hätte zur Folge, in wissenschaftlichen Bibliotheken für die Benutzung prinzipiell gesperrt. Dieses Problem stellt sich aber nicht, da auch die Deutsche Bücherei Leipzig über genannte Jahrgänge nicht verfügt. Und selbige ist bezüglich der anderen Jahrgänge so ziemlich der einzigste Bestandsnachweis.
Genannte beiden Jahrgänge - stelle ich zu einem späteren Zeitpunkt noch, Online.soweit technisch möglich.
"Otto Normalverbraucher" wird diese vergilbten Texte eher weniger bis nicht, auch tatsächlich lesen. Wirklich "vom Hocker reißendes" bieten sie ohnehin nicht. Es gilt halt die zerfallenden Papierfetzen wenigstens so noch, soweit möglich zu "konservieren".
Davor möchte ich aber den Fall Bösenberg noch in weiteren Details erst mal selber aufgearbeitet haben. Ein Nachlass-Detail-Erwerb (nicht gerade "billiger" Art) liegt dem dann zugrunde.
Aber es vergeht noch einige Zeit, bis es soweit ist.

Eine weitere dem Splittergruppenbereich zuortbare Zeitschrift war die von Friedrich Kunkel mit dem Titel "Beiträge zum Schriftverständnis" (in späteren Jahren dann noch mit der "Aussicht" zusammengelegt). Auch Kunkel hatte mal eine WTG-Karriere, die er aber alsbald wieder zu beenden vorzog.
In deren Ausgabe vom April 1917 war beispielsweise nachfolgendes zu lesen:

"Der Krieg als Erlebnis
Jesaias 26, 9-21
Diejenigen, welche praktisch am Kriege beteiligt sind, können unendlich viel erleben. Schon oft bin ich von Brüdern im Felde gefragt worden, wie ich zur praktischen Beteiligung der Gottgeweihten am Kriege stehe. Zumeist antworte ich folgendes:
Falls ich Soldat werde, hege ich keine Gewissensbedenken, mich im Gebrauch scharfer Waffen zu üben und sie auch zu gebrauchen, und zwar aus folgenden Gründen:
Mein ganzes Leben habe ich Gott geweiht, ich gehöre Ihm auf Leben und Tod

Der Weg in die Kaserne oder in den Schützengraben ist bei einem Gottgeweihten wohl kein selbstgewählter, wenn ich ihn gehen muß, dann gehe ich ihn mit Gott, ebenso wie jeden anderen Weg. Jesus, unser Vorbild, hat wohlweislich verschwiegen, ob wir den Weg gehen sollen oder nicht, folglich hänge ich da vollkommen von den Umständen ab. Die Tatsache, daß ich ihn gehen muß, daß Gott es nicht verhühet, zeigt mir, daß es für mich eben Gottes Wille ist. Wäre es sein Wille nicht, dann würde Er mich davor bewahren; in Seiner Macht steht solches doch. Tut er es nicht, dann übernimmt Er aber auch die volle Verantwortung für alles, was ich auf diesem Wege tun muß. Und wenn ich beim Gebrauch scharfer Waffen jemand töte, ist er für mich verantwortlich. Für mich ist dann das Töten absolut kein Mord, sondern eine notwendige Pflicht, an der mein eigenes Empfinden gar keinen Teil hat, da ich meistens ja gar nicht weiß, auf wen ich schieße. Für mich ist weder der einzelne Franzose noch Russe ein Feind, ich handele, weil ich muß, weil Gott es nicht verhührte, daß ich den Weg gehen mußte. Außerdem steht im Kriege Volk gegen Volk, der Einzelne gilt da nicht. ..."

Siehe auch die Kommentare zur Herrberger-Schrift

Zu den Mennoniten in der Nazizeit; siehe auch:
http://forum.mysnip.de/read.php?27094,24915,24915#msg-24915

Exkurs:
Der Mennoniten-Funktionär Ernst Crous, hielt auf dem fünften Deutschen Mennonitentag einen Vortrag am 18. Juni 1939 zu Krefeld, welcher sowohl in den "Mennonitischen Geschichtsblätter" als auch zusätzlich als Separat-Abdruck publiziert wurde. Letzterer hatte den Titel: "Wie die Mennoniten in die deutsche Volksgemeinschaft hineinwuchsen."
In selbigem führte Herr Crous unter anderem aus

"Im Grenzgebiet des Staatlichen hatten sie über Eid, öffentliche Ämter und namentlich den Wehrdienst eine eigene Lehre.
Immerhin gab es Beispiele für einen Verzicht auf ursprüngliche Auffassungen.

Wie sehr dieser Rechtsentwicklung eine seelische Umstellung zur Seite gegangen war, mag die Tatsache zeigen, daß derselbe Wilhelm Mannhardt, der 1863 die Wehrfreiheit der altpreußischen Mennoniten nach außen hin geschichtlich begründet hatte, 1868 - 70 in einer Aufsatzreihe zur Wehrfrage nach innen hin die neue Ordnung seinen Glaubensgenossen gerade um ihres geistlichen Lebens willen empfahl. Wie sehr dann zwei Menschenalter später die Gleichstellung nach Pflicht und Recht den Mennoniten in Fleisch und Blut übergegangen war, erwies sich im Jahre 1933, als die Vereinigung der Mennonitengemeinden im Deutschen Reich von sich aus erklärte, im Falle der Wiedereinführung der Wehrpflicht keine besonderen Vorrechte mehr beanspruchen zu wollen.

Und wenn die Mennoniten dankbar ihrer im Weltkrieg gefallenen Brüder gedenken, so verdient es in gegenwärtigem Zusammenhang hervorgehoben zu werden, daß unter diesen der Anteil an Offizieren etwa dreimal so groß ist wie im Reichsdurchschnitt."

Re: Im "Goldenen Zeitalter" gelesen - Eine Zeitreise -

geschrieben von: Drahbeck

Datum: 17. Oktober 2009 05:51

Da in der jüdischen Religion, das Schweinefleisch von jeher verpönt ist, braucht man sich nicht darüber zu wundern, dass auch das "Goldene Zeitalter" dieses Thema einmal aufnehmen würde. In der Schweizer Ausgabe des GZ vom 15. 10. 1924 war es dann soweit. Der "Schweinefleisch gesundheitsschädlich" überschriebene Artikel endet mit dem Schlusssatz:

"Wir können deshalb allen Erziehern und Eltern nur dringend empfehlen, das Schweinefleisch mehr und mehr von der Speisekarte verschwinden zu lassen."

Also man hat zu konstatieren. Eine Verbotsähnliche Ausführung erfolgte nicht. Man beschränkt sich lediglich darauf, unter vermeintlich gesundheitlichen Aspekten, dass Schweinefleisch "madig" zu machen. Alle vermeintlichen - oder auch tatsächlichen - Gesundheitsreformerischen Verkündigungen, haben ja schon von jeher das besondere Augenmerk des GZ gefunden. So auch in diesem Falle.

Ohne inhaltliche Bewertung - dazu fühle ich mich nicht befugt, sei also lediglich auszugsweise zitiert, was das GZ unter Gesundheitsaspekten, glaubte am Schweinefleisch aussetzen zu sollen:

Der GZ-Schreiber "hat sich lange gewundert, warum wohl den Juden das Essen von Schweinefleisch ... verboten war, und erst kürzlich kam ihm ein medizinisches Werk in die Hände, in dem er eine Erklärung für dieses Gebot fand ...

Folgendes führen wir aus dem Buche ,,Plain Hörne Talk and Medical Common Sense" von Dr. med. Toote an:

"Eine der häufigsten Ursachen für unreines Blut ist der Genuß von Schweinefleisch. Schweinefleisch übt als Nahrungsmittel entschieden einen ungünstigen Einfluß auf das Blut aus, da es dasselbe mit Kohlenstoffgas überladet und mit Skrofeln füllt. Das Schwein ist kein gesundes Tier. Von seiner Geburt an ist es ein ausgesprochener Vielfraß, und um seine Gier nach Nahrung zu befriedigen, verschlingt es alles, was ihm auf seinem Wege begegnet und läßt es in seinen geräumigen Magen hinuntergleiten. Es frißt Schmutz, wälzt sich in Schmutz und ist selbst eine lebendige Schmutzmasse. So muß sich ein Schweinefleischesser wohl oder übel eingestehen, daß er nach der Lehre der Psychologie diese tierischen Bestandteile in seinen eigenen Organismus aufnimmt.

Von seiner frühesten Geschichte an ist nachgewiesen, daß das Schwein mehr als jedes andere Tier der Skrofulöse unterworfen ist... auch ist es bekannt, daß im Schweinefleisch Lebewesen (Würmer) enthalten sind . . . diese werden Trichinen genannt und die Krankheit, die sie hervorrufen, heißt Trichinose. Diese Parasiten sind so winzig klein, daß sie in alle Teile des Organismusses eindringen können .... Im Jahre 1865 herrschte die Trichinose als eine Art Epidemie in Deutschland und griff auch in Amerika um sich. Die Entdeckung der Trichinen und des Verhängnisses, das ihre Übertragung für den menschlichen Körper bedeutet, führte zu einer Polemik zwischen Schweinefleischliebhabern und Schweinefleischverächtern.

Bei einer Versammlung der Berliner Fleischerzunft stellte ein Professor der Medizin das beste Mittel zur Verhinderung der Ausbreitung der Trichinose fest. Er wurde von einem anderen Arzte, Dr. Urban, überholt, der verkündete, daß die ganze Aufregung unbegründet sei und daß man Trichinenschweinefleisch essen könne soviel man wolle. Doch als man ihm eine Scheibe Schweinefleisch mit Trichinen anbot, weigerte er sich sie zu essen. Es wird berichtet, daß er nach einigem Zögern, getroffen vom Spotte der ganzen Versammlung, ein kleines Stückchen von dem angebotenen Stück Schinken nahm und dann aber schleunigst den Saal verließ, sich sofort in die nächste Apotheke begab und dort sich selbst das stärkste Brechmittel verordnete.

Es gibt aber auch noch Leute, die, obwohl sie das Vorhandensein von Parasiten in Schweinefleisch zugeben, es doch für unschädlich erklären, wenn es gründlich gekocht werde. Es ist zweifellos wahr, daß die Trichinen-Epidemie in Deutschland von dem Genuß rohen Schweinefleisches (Schinken, Wurst) herrührte. Meine eigene Überzeugung geht natürlich auch dahin, daß Trichinen, wenn sie gekocht sind, in den menschlichen Verdauungsorganen nicht zur Wiederbelebung gelangen, aber niemand wird behaupten wollen, daß die Zufuhr solcher Stoffe dem menschlichen Organismus zuträglich sei und eine geeignete Ernährung bilde . . . Wenn jemand skrofulös ist oder eine andere Krankheit des Blutes hat, werden die Trichinen in seinem Verdauungssystem den denkbar günstigsten Nährboden finden und es besteht dann große Gefahr, daß halbertötete Keime, ob gekocht oder gebraten, neu belebt werden.

Wenn demgegenüber von gewisser Seite behauptet wird, daß auch im Trinkwasser, in den Gemüsen, im Mehl, in allem, was wir essen, winzige Lebewesen ähnlicher Art sich vorfinden, so erwidere ich hierauf, daß diese pflanzlichen Lebewesen vollständig vernichtet werden, sobald sie mit den gastrischen Säften unseres Magens in Berührung kommen, während dies bei Parasiten, die sich im Tierfleisch befinden, nicht der Fall ist. Zahlreiche Versuche haben bewiesen, daß die Eier dieser Parasiten, getrocknet, gekocht, geräuchert werden können, ohne daß ihr Leben vernichtet wird; und wenn sie in den Magen aufgenommen werden, kommen sie fast genau so zur Ausbrütung, als wenn sie nicht getrocknet oder gekocht worden wären. Die im Trinkwasser oder in Vegelabilien enthaltenen Tierchen haben kein so zähes Leben. Die mildeste Säure oder alkoholische Lösung vernichtet sie.

Es ist nicht unwahrscheinlich, daß sich Trichinen, nachdem sie in den menschlichen Magen aufgenommen sind, zu anderen Würmern entwickeln. So ist z. B. Festgestellt worden, daß vom Bandwurm meistens nur Leute befallen werden, die Schweinefleisch essen. Bei den Juden kommt der Bandwurm äußerst selten vor. Auch bei Hunden, die viel mit Schweinefleischresten gefüttert werden, zeigt sich häufig der Bandwurm.

Dr. Küchenmeister in Zittoria machte an einem zum Tode verurteilten Verbrecher ein Experiment und dieses hat die Tatsache unwiderruflich bestätigt, daß übermäßiger Schweinefleischgenuß den Bandwurm erzeugt. Es gibt natürlich Schweinefleischesser, denen es offenbar gar nichts schadet, sie haben eine gesunde Konstitution, die alle diese Krankheitserreger überwindet. Es würde aber nicht schwer fallen, nachzuweisen, daß skrofulöse Unreinigkeiten in ihren Organismus eingedrungen sind und darin verbleiben; sie werden als Krankheitskeime auf ihre Kinder übertragen, ohne sich im elterlichen Geschlecht bemerkbar gemacht zu haben. ..."

(Zitierung dieser Ausführungen, ohne inhaltliche Gewähr).

Re: Im "Goldenen Zeitalter" gelesen - Eine Zeitreise -

geschrieben von: Drahbeck

Datum: 26. Oktober 2009 00:25

Ein beliebtes - beliebt bis in die Gegenwart - "Gummiband" der Bibelforscher/Zeugen Jehovas, thematisiert die Schweizer Ausgabe des "Goldenen Zeitalters" vom 15. 10. 1924 in der Form einer Zeichnung.

Siehe auch

Friede und Sicherheit-These als "religiöses" Gummiband

Hetze gegen die UN

Re: Im "Goldenen Zeitalter" gelesen - Eine Zeitreise -

geschrieben von: X ~ mysnip

Datum: 26. Oktober 2009 17:37

Zitat:

Drahbeck
Ein beliebtes - beliebt bis in die Gegenwart - "Gummiband" der Bibelforscher/Zeugen Jehovas, thematisiert die Schweizer Ausgabe des "Goldenen Zeitalters" vom 15. 10. 1924 in der Form einer Zeichnung.


Siehe auch

Friede und Sicherheit-These als "religiöses" Gummiband
 

WTG- Buch 1973 Wahrer Friede und Sicherheit - woher zu erwarten?
,,Es gibt noch ein weiteres bestimmtes Ereignis, das kommen muß, und das als unverkennbares Signal dient, daß die Weltvernichtung bevorsteht ..."

WTG- Buch 1988 Die Offenbarung - Ihr großartiger Höhepunkt ist nahe! S. 251 Abs. 14
,,Welche Form wird dieser bezeichnende Ruf ,,Frieden und Sicherheit" annehmen? Gemäß den obigen Worten ist es ein außergewöhnlicher Ruf, der kurz vor der plötzlichen Vernichtung derer zu hören ist, die ihn erheben. Es muß sich daher um eine deutlichere Erklärung führender Persönlichkeiten der Welt handeln, als es irgendeine ihrer früheren Erklärungen war. Ohne Zweifel wird dieser Ruf auf der ganzen Erde ertönen."

Unser Königreichsdienst, September 2006
Korrekturenverzeichnis für das Buch: Die Offenbarung - Ihr großartiger Höhepunkt ist nahe!
S. 6

,,S. 251, Abs. 14 jetzt: In den letzten Jahren haben Politiker die Wendung ,,Frieden und Sicherheit" für die verschiedensten Pläne benutzt. Sind diese weltpolitischen Bemühungen der Anfang der Erfüllung von 1. Thessalonicher 5:3? Oder meinte der Apostel Paulus nur ein besonderes Ereignis, das derart dramatisch sein würde, daß es weltweit Aufmerksamkeit erregt? Da biblische Prophezeiungen oft nur dann vollständig verstanden werden, wenn sie sich erfüllen oder erfüllt haben, müssen wir dies abwarten ... "

Re: Im "Goldenen Zeitalter" gelesen - Eine Zeitreise -

geschrieben von: Drahbeck

Datum: 12. November 2009 00:19

Wieder einmal schwebte die Redaktion des "Goldenen Zeitalters" auf "Euphorie-Wolke 7".
Was sie im besonderen beflügelte war eine in der Schweizer Ausgabe bereits am 1. September 1924 beginnende Fortsetzungsserie, die sich bis einschließlich der Ausgabe vom 1. 11. 1924 hinzog
(in der Magdeburger Ausgabe zeitverzögert erst ab 15. 11. 1924 bis 15. 1. 1925)
Die markante Überschrift dieser Serie:

"Eine Bibel für Wissenschaftler". Was das sein sollte, wurde schon verschiedentlich kommentiert, nämlich die Große Pyramide zu Gizeh, die es schon Russell angetan hatte.

Als diesbezügliche Kommentare sei beispielsweise auf das Kapitel 6 in der
Geschichte der Zeugen Jehovas verwiesen.
Oder auch auf:
Bibel in Stein

Wenn dieses Thema jetzt aufgegriffen wird, ist sicherlich nichts grundsätzlich neues zu berichten.
Aber es mag doch einmal reizvoll sein, sich in die Befindlichkeit der zeitgenössischen Leser des "Goldenen Zeitalters" selbst hinein zu versetzen. Selbst die vorgetragenen Argumente auf sich einwirken zu lassen.

Dazu sei einmal diese Artikelserie vollständig und unkommentiert im Nachfolgenden zitiert. Ein Urteil dazu mag dann jeder für sich selbst finden:

Eine Bibel für Wissenschaftler
"Aus zweier oder dreier Zeugen Mund wird jede Sache bestätigt werden" schrieb der große Apostel Paulus an die Korinther-Gemeinde.

Es gibt heute viele, die die Bibel verwerfen und behaupten, es gäbe keine Beweise dafür, daß sie göttlichen Ursprungs ist. Sie reden sich selbst und anderen ein, daß die Bibel nur eine Sammlung von alten Fabeln und Überlieferungen ist, die im ersten Dämmerschein der Intelligenz zusammengetragen wurde, und daß sie darum für die sogenannte fortgeschrittene Weisheit unserer Tage nichts Anziehendes und Interessantes mehr biete.

Archäologische Funde beleuchten jedoch immer mehr bisher rätselhafte Schriftstellen, und regen zu erneutem Studium des geschichtlichen Teiles der Bibel an. Entdeckungen und Erfindungen auf technischem Gebiet bestätigen die Wahrhaftigkeit der Visionen der Propheten alter Zeit. Das Auto und die Eisenbahn können leicht als die "Wagen glänzend wie Stahl" erkannt werden, die der Prophet Nahum in einer Vision "auf den Straßen rasen" und "wie Blitze daherfahren" sah.

Die Leistungen auf dem Gebiet der Radiotechnik sind Wunder, die vor unseren Augen geschehen. Wenn der Mensch sich die Naturkräfte so zu Nutze machen kann, daß er den Herzschlag eines anderen in einer Entfernung von 1200 Meilen zu hören vermag, erscheint es da wirklich so unglaublich, daß Gott, der Urheber aller Naturgesetze, das Gebet seiner Kinder, die im Kämmerlein zu ihm rufen, hören kann? Beweist nicht auch der an der Ostküste von Florida im Jahre 1917 gefangene Riesenfisch, der mit einem Schwarzfisch von 1500 Pfund, einem kleineren von 400 Pfund, und mehr als 500 Korallen im Magen gefunden wurde, die Wahrscheinlichkeit der Erzählung Jonas? - Matthäus 12 : 40.

Es wird für die meisten unserer Leser interessant sein, zu hören, daß die uns allen bekannte Bibel in Wirklichkeit den zweiten Zeugen darstellt, der den Beweis ihrer göttlichen Inspiration erbringt; und daß Jehova überdies noch einen andern, noch älteren Zeugen seines göttlichen Vorherwissens und seiner Überwaltung der menschlichen Angelegenheiten auf den Schauplatz treten ließ. Als Moses die Kinder Israels aus Ägypten herausführte, stellte er nur einen Zug des göttlichen Planes, dessen Einzelheiten Gott vor vielen Jahrhunderten niederschreiben, versiegeln und aufbewahren ließ, im Vorbilde dar. Moses erklärte selbst, daß er nur das Schattenbild eines Größeren darstelle, der nach ihm kommen würde. - 5. Mose 18 ; 15.

Alle Propheten der Bibel erklärten, daß sie gesandt waren, Botschaften Jehovas zu überbringen, daß ihre Beschreibungen des kommenden goldenen Zeitalters auf göttlicher Inspiration beruhten. So unglaublich und unwahrscheinlich erschienen damals einige ihrer Weissagungen, daß dieselben vom Volk bezweifelt und verworfen und die Propheten zum Teil getötet wurden. - Hebräer 11 : 36-39.

Zuweilen wurden scheinbar ganz unbedeutende Einzelheiten erwähnt; zum Beispiel nannte der Prophet Micha (5 : 2) Bethlehem, die kleine Stadt als den Geburtsort des erwarteten Messias. Heute weiß man, daß der Prophet der Allgemeinheit den Ort nannte, der mehr als 1200 Jahre vor ihm, in der für die Gelehrten bestimmten ersten "Bibel" angegeben wurde.

Wenn der Apostel schreibt: "Der Tod herrschte von Adam bis auf Moses", so bezieht sich das auf die Gelegenheit der Errettung, die den Juden am Berg Sinai angeboten wurde, durch welche sie sich hätten ewiges Leben sichern können, wenn sie im Stande gewesen wären, das Gesetz zu halten (Lukas 10 : 18). Paulus erklärt, daß kein unvollkommener Jude dieses Gesetz halten konnte, und daß die Errettung für Juden sowohl wie für Heiden auf andere Weise kommen mußte (Römer 8:3). Dies alles fand man niedergeschrieben in der "Wissenschaftlichen Bibel". Sogar der Zeitpunkt, da Moses das Volk Israel aus Ägypten führte, wurde 400 Jahre vor seiner Geburt darin verzeichnet. Zahlreiche bedeutsame Geschichtsdaten finden wir dort angegeben, sogar den Beginn des Weltkrieges 1914; ebenso ist das Jahr 1925 besonders verzeichnet.

Petrus wurde verhaftet und gefangen genommen, weil er Jesus, den Gekreuzigten verkündigte. Er erklärte dem Synedrium: "Und es ist in keinem andern das Heil, denn auch kein anderer Name ist unter dem Himmel, der den Menschen gegeben ist, in welchem wir errettet werden müssen" (Apostelgeschichte 4: 12). So war es von Jehova beschlossen, und so war es schon 2000 Jahre, ehe Petrus es aussprach, niedergeschrieben in diesem ältesten Zeugen Gottes.

Beide Bibeln - die für das Volk und die für die Wissenschaftler erwähnen zwei von Gott dargebotene Errettungen; die eine bezieht sich auf den Christus, die Teilhaber der hohen, himmlischen Berufung einer kleinen Klasse, die ihrem Herrn und Meister, Jesus Christus, auf dem schmalen Wege der Schmach und der Leiden zu himmlischer Herrlichkeit, Ehre und Unsterblichkeit, d. h. Zur göttlichen Natur, nachfolgt. Sodann ergeht das zweite Angebot oder eine zweite Einladung an alle Geschlechter der Erde zur Vollkommenheit der menschlichen Natur, zu ewigem Leben in irdischer Paradiesesherrlichkeit. ,,Glückselig die Sanftmütigen, denn sie werden das Erdreich besitzen!"

Die Tatsache, daß diese beiden Angebote nicht von einander unterschieden wurden, verursachte große Verwirrung bei vielen Erforschern der Heiligen Schrift, Beide Bibeln zeigen ferner deutlich, daß Gott nicht der Urheber des Bösen oder des Leidens der Welt ist, daß dieses aber für eine bestimmte Zeit und zu einem gewissen Zweck zugelassen wurde, um den Menschen zu überzeugen, daß sie weder sich noch andere zu retten vermögen. Während Jehova die Menschenkinder diese Erfahrungen durchkosten ließ, führte er sein majestätisches Werk in aller Stille unbemerkt hinaus.

Die geschriebene Bibel kann fast in allen Sprachen gelesen werden; sie ist heute in so kleiner Buchform erhältlich, daß sie in der Tasche getragen werden kann. Die wissenschaftliche Bibel dagegen bedeckt einen großen Flächenraum und ihr Gewicht wird auf mehr als 6.000.000 Tonnen geschätzt. Sie ist in der Sprache der Wissenschaft, und doch ohne einen einzigen Hieroglyphen, und ohne einen einzigen Federstrich geschrieben. Außer der Darlegung desselben göttlichen Heilsplanes zur Errettung der Welt, wie ihn die geschriebene Bibel enthält, birgt sie reiche Minen wissenschaftlicher Erkenntnisse, Schätze, die unerschöpflich zu sein scheinen. Die Gelehrten bemühen sich aufs Eifrigste, dieselben zu heben.

Jedermann von durchschnittlicher Bildung und Befähigung könnte, falls ihm die nötigen Daten zur Verfügung stehen, einen Bericht über vergangene Weltereignisse schreiben. Das ist Geschichte. Doch einen solchen Bericht einige tausend Jahre im voraus zu schreiben, ist eine andere Sache, das ist Prophetie. Und diese gab uns Gott in seinen beiden Zeugen. Vieles von dieser Prophetie ist nun zur Geschichte geworden. Viele Geschichtsschreiber haben der Bibel nicht geglaubt. Einige haben sie nicht einmal gekannt und dennoch bestätigen ihre Aufzeichnungen die Wahrhaftigkeit der biblischen Prophetie. Die Genauigkeit, mit der die bereits fälligen Prophezeiungen sich erfüllt haben, beweist uns, daß sich die noch nicht erfüllten Weissagungen ebenso pünktlich erfüllen werden.

Der Umstand, daß sich so viele biblische Voraussagen so genau erfüllten, zeigt wie Jehova seinen vor langer Zeit beschlossenen Plan unaufhaltsam hinausführt. Er verwehrte niemandem die Freiheit des Willens, obwohl er oft die Freiheit des Handelns einschränkte. Seinen Plan konnte nichts durchkreuzen.

Die geschriebene Bibel
Welche Beweise haben wir für den göttlichen Ursprung der Bibel? Laßt uns einige betrachten. Dieses Buch ist eine Zusammenstellung der Schriften von etwa dreißig verschiedenen Verfassern, die sich auf einen Zeitraum von annähernd 1700 Jahren verteilen, von Moses bis zu Johannes, dem Offenbarer. Diese Schreiber gehörten den verschiedensten Ständen an; sie gingen aus Fischern, Ärzten, Hirten, Rechtsgelehrten, Priestern, Fürsten und Königen hervor. Alle ihre Schriften sind von einem Hauptgedanken getragen und durchzogen. Kein Buch auf der ganzen Erde hat einen so erhebenden Einfluß auf einzelne Menschen und auf ganze Völker ausgeübt, wie die Bibel. Sie appelliert an den Verstand sowie an das Gemüt des Menschen und zeigt ihm einen Gott der Liebe, Gerechtigkeit, Weisheit und Allmacht, der das Böse bestraft und das Gute belohnt.

Kein Buch wurde von seinen Freunden so geliebt und von seinen Feinden so gehaßt wie die Bibel. Zeitweise war sie in Acht und Bann getan, und wer im Besitz einer Bibel oder Teile derselben getroffen wurde, der kam in das Gefängnis oder an den Feuerpfahl, Kurz nach dem Tode der Apostel brach eine große Verfolgung über die Christen und die Bibel aus. Ganze Völker gerieten in der Folge in eine undurchdringliche Wolke von Vorurteil und Grausamkeit und fielen in Unwissenheit und Aberglauben, wovon sie noch nicht völlig befreit sind. Einige der Verfolger wüteten gleich Dämonen. Jene Zeitepoche wird mit Recht das ,,finstere Mittelalter" genannt. Die geschriebene Bibel erhebt nicht den Anspruch, eine wissenschaftliche Abhandlung zu sein. Sie ist eine Darlegung des göttlichen Planes und Gesetzes; sie ist eine Abhandlung über Gerechtigkeit und Sittlichkeit und ein Appell an das Gute im Menschen. Sie berichtet von Gottes Handlungsweise mit dem Volke Israel, mit dem er einen Bund geschlossen hatte und das er als Vorbild gebrauchte. Sie berichtet ohne Schönfärberei die Fehler dieses Volkes und zeigt nachsichtlos einzelne Persönlichkeiten in ihrem wahren Licht.

Zukünftige Weltreiche und große Männer erscheinen Jahrhunderte voraus als Schattenbilder auf der prophetischen Leinwand. Babylon, Medo-Persien, Griechenland und Rom werden uns sonnenklar als die vier großen Weltmächte gezeigt, auf die dann Gottes Königreich folgen soll. Der König Nebukadnezar sah diese Reiche im Traume als ein gewaltiges, wunderbares Standbild; das fünfte oder das Gotteskönigreich als einen durch die Luft sausenden Stein, der das prachtvolle Standbild zertrümmerte. Daniel schaute dieselben vier Weltmächte als vier nacheinander kommende wilde Tiere, und das Reich Gottes als großen Befreier. Die Geschichte hat die Richtigkeit dieser Vision bewiesen. Die vier Weltreiche gehören der Vergangenheit an und nun tritt das fünfte Universalreich in Erscheinung. Daniel 2,7,8.

Doch nicht nur Nationen werden vorbildlich dargestellt, sondern auch die Umrisse einzelner Persönlichkeiten zeigt uns die Bibel so deutlich, daß sie von Geschichtsforschern leicht erkannt werden müssen. Zum Beispiel ist Alexander der Große in Daniel 8 ; 21, 22 und 11:3, 4 mit Leichtigkeit zu erkennen. Sogar die Vierteilung seines Reiches finden wir da klar geschildert.

Nachdem die Prophetie das Schicksal Griechenlands gezeigt hat, spricht sie von Ägypten als dem ,,König des Südens", und von Rom oder Teilen dieses Reiches als von dem "König des Nordens". Daniel 11 : 17-19 deutet auf Ereignisse, die während der Zeit des Markus Antonius und der Königin Kleopatra geschahen. Kaiser Augustus wird in Vers 20 als ein ,,Eintreiber der Abgaben" gezeigt und aus Lukas (2:1) erkennen wir ihn auch als einen solchen. Vers 21 nennt Kaiser Tiberius einen "Verachteten" oder "Verächtlichen", der sich durch Schmeicheleien des Königtums bemächtigt. Vers 25 erwähnt den zweiten Krieg zwischen Rom und Ägypten unter Aurelian und der Königin Zenobia.

In Daniel 11:29-45 finden wir unzweideutig Napoleons Laufbahn skizziert. In Vers 29 lesen wir: "Zur bestimmten Zeit wird er (Napoleon, von Frankreich als dem Königreich des Nordens) wiederkehren und gegen den Süden (Ägypten) ziehen, aber es wird nicht sein wie das frühere (der Krieg unter Markus Antonius) noch wie das spätere (unter Aurelian). Denn Schiffe von Kittim (England) werden wider ihn kommen und er wird verzagen und umkehren" (engl. Übers.).

Die von Admiral Nelson befehligte englische Flotte griff Napoleon in der Aboukir Bay im August 1798 "zur bestimmten Zeit" an und bereitete diesem Welteroberer eine große Niederlage, daß er, wie der Prophet voraussagt, bald darauf verzagte und wieder nach Frankreich zurückkehrte. Kein Geschichtsschreiber hätte Napoleon ferner charakteristischer beschreiben können, als es Daniel in den Versen 36-45 tat. Wie hätte Daniel diese Einzelheiten 2300 Jahre vor Napoleons Geburt vorauswissen können, wenn er nicht durch göttliche Weisheit inspiriert gewesen wäre? Die Bibel machte im Voraus genaue Angaben über die Daten der Geburt und des Todes Jesu, wie sie auch als den Beginn des Weltkrieges das Jahr 1914 genau bestimmte, sodaß Erforscher der Heiligen Schrift Jahrzehnte vor Ausbruch desselben ihn verkündigen und die Menschheit warnen konnten.

Die geschriebene Bibel gibt die klarste, bündigste Beschreibung von der Erschaffung der Erde, die je gegeben wurde. Professor Dana, ein hervorragender Geologe und bekannter naturgeschichtlicher Schriftsteller, sagt inbezug auf den Mosaischen Schöpfungsbericht:

"Das erste, was dem wissenschaftlich gebildeten Leser auffällt, ist das offenbar Göttliche nicht nur in den ersten Versen des Berichtes mit seinen aufeinander folgenden Machtsprüchen "Es werde", sondern auch in der ganzen Anordnung der Schöpfung. Es ist darin so vieles enthalten, was die Gelehrten nach den letzten Entdeckungen auf wissenschaftlichem Gebiet zum erstenmale zu der Erklärung veranlaßte, daß die Bibel unmöglich als Menschenwerk zu betrachten sei. Indem die Wissenschaft den Beweis der Wahrheit des Berichtes erbringt, erbringt sie auch den Beweis seiner Göttlichkeit; denn wer könnte die Geheimnisse der Ewigkeit so genau erzählen, wie Gott selbst? Das erhabene, alte Buch Gottes bleibt bestehen, und je mehr die Blätter der Geschichte unserer alten Erde gewendet und gelesen werden, umsomehr wird Gottes heiliges Wort bestätigt und beleuchtet."

Sicherlich ist es keine unberechtigte Erwartung, daß eines Tages die von dem großen Jehova bis zu seiner von ihm bestimmten Zeit verwahrten ursprünglichen Manuskripte des Alten und Neuen Testamentes zum Vorschein kommen werden. Viele haben die Bibel unter dem Vorwand verworfen, daß sie, wenn sie göttlichen Ursprungs wäre, Abhandlungen aller Wissenschaften enthalten müßte. Das ist aber ein großer Irrtum und wir werden in der Folge nun beweisen, daß der weise Gott aus guten Gründen die Sache trennte und für die Wissenschaft eine besondere Bibel schrieb. Wird übrigens einem Schriftsteller ein Vorwurf daraus gemacht, daß er nicht alles sagt, was er weiß?

Das gesamte Naturgeschehen im Weltall, sowie die Mannigfaltigkeit und Kompliziertheit der "Naturgesetze" legen beredtes Zeugnis davon ab, daß ihr Schöpfer und Lenker in seiner Weisheit so hoch erhaben ist, daß es Menschen nicht gut auszudenken vermögen. Schon unser kleiner, von uns bewohnter Planet, ist ein Wunderwerk und ein Zeugnis für die Weisheit seines Schöpfers und dessen liebende Fürsorge für seine Geschöpfe. Und wären die Menschen nur "menschlicher", so könnte die Erde leicht und bald in ein Paradies verwandelt werden, denn Gott hat reichlich Vorsorge für alle unsere Bedürfnisse in leiblicher und geistiger Hinsicht getroffen.

Die Riesen Luft, Wasser, Elektrizität und andere, die noch der Zügelung bedürfen, warten nur auf einen Wink des Menschen, um in seinen Dienst zu treten. Diese Diener vermögen weit größere und wertvollere Arbeit zu leisten, als menschliche Diener. Sie sind willig, die niedrigsten und schwierigsten Arbeiten zu verrichten, ohne Entgelt Wäsche zu waschen, Zimmer zu reinigen, sich in der Küche nützlich zu machen, Wohnungen zu beleuchten und zu erwärmen, uns über Land und Meer zu tragen, Botschaften gleichsam auf Ätherschwingen bis zu den äußersten Grenzen der Erde zu tragen und uns den Genuß zu verschaffen, daß wir Vorträge oder gute Musik in unserem Hause hören können, als ob wir in einer Entfernung von tausenden von Kilometern im Konzertsaal oder im Theater gegenwärtig wären.

Alle Diener bedürfen eines Herrn. Der Mensch besitzt die Fähigkeit, ihr Herr sein zu können. Er wurde als ein König der Erde erschaffen und nicht als ein Sklave, und ein ganzes Gefolge der treuesten Diener steht für ihn in Bereitschaft. Gott erschuf den Menschen und gab ihm die Erde, um sie zu beherrschen. Heute wird sich die Menschheit immer mehr dieser Tatsache bewußt. Noch reibt sie sich die Augen, als ob sie aus tausendjährigem Schlafe erwache wie Rip von Winkel, und es wird ihr schwer zu verstehen, was tatsächlich alles um sie her vorgeht. Das Wort Gottes liefert die Schlüssel zu diesem Geheimnis.

Beide Bibeln zeigen ferner ausdrücklich, daß der Mensch vollkommen, erschaffen wurde und ursprünglich in der Gunst seines Schöpfers stand; daß er aber kurz nachdem er erschaffen worden war, durch seinen Ungehorsam aus seiner Gnadenstellung fiel und von da an auf dem Weg der Sünde wandelte, der zum Tode führt. Beide Bibeln lehren auch, daß der Mensch nicht im Stande ist, sich selbst zu erretten, und die Tatsachen bestätigen dies. Die Menschheit bedarf der Hilfe von oben. Beide Bibeln lehren, daß eine solche Hilfe vorgesehen ist und daß, "wer da will", wiederhergestellt werden kann zu der ursprünglichen Vollkommenheit, die Adam verlor. "Der Sohn des Menschen kam, zu suchen, was verloren ist"; und "alle Propheten Gottes redeten von den Zeiten der Wiederherstellung" - von der Rückerstattung dessen, was der erste Mensch einstmals besaß, dann verlor, und was von einem ändern, zweiten Adam, Jesus Christus, wiedergefunden wurde. Das Reich Gottes bildet das Haupthema beider Bibeln.

Die wissenschaftliche Bibel
Der geschätzte Leser wird nun sicher wünschen, näheres über diese sonderbare Wissenschaftler-Bibel zu hören, von der bis jetzt anscheinend kein Mensch etwas wußte. Die wissenschaftliche Bibel darf mit Fug und Recht als die Bibel Nr. I oder die erste Bibel bezeichnet werden, da sie um einige hundert Jahre älter ist als die geschriebene. Es ist die große Pyramide von Gizeh in Ägypten, Sie ist die wunderbare Steinbibel der Wissenschaftler. Sie redet zu uns durch ihre geographische Lage, ihre innere Einrichtung, ihre Maße und ihre Neigungswinkel, durch ihre Gänge und Kammern und durch ihr Baumaterial, durch die granitenen Wände der Königskammer und die marmornen der Königinkammer, durch die besonderen Eingange zu beiden, durch die an verschiedenen Stellen eingefügten Steine, die so angebracht sind, daß sie Ereignisse und Daten bezeichnen. Jeder Fachkundige und Gelehrte bezeichnet diese Pyramide als ein Meisterwerk ohnegleichen, das heute mit all unseren Errungenschaften der Technik nicht hergestellt werden könnte.

Jeder Schriftsteller pflegt sein Werk mit dem Datum der Veröffentlichung zu versehen; auch die Steinbibel macht dabei keine Ausnahme. Wir finden das Datum des "Verlagsrechtes'', wenn wir so sagen wollen - zweimal angegeben in der Sprache ihres Erbauers: Einmal in der Astronomie-Sprache, sodann in ihrer Bauart an sich. Obwohl sie von Menschen erbaut ist, so liegt doch auf der Hand, daß kein menschliches Wesen ihr Entwerfer, ihr Baumeister sein konnte; denn kein Mensch konnte zu jener Zeit das gewußt haben, was durch sie demonstriert und gezeigt wird, es sei denn durch göttliche Inspiration. - Nachfolgend bringen wir nur einige der frappantesten Beweise, und es ist unser Bestreben, jedem aufrichtigen Forscher das Studium zu erleichtern und hoffen auch, daß jeder Wahrheitsliebende diese Beweise gründlich an Hand der hier gegebenen Grundlagen prüfen möchte.


Die Pyramide von Gizeh - die Stein-Bibel
Die Pyramide steht auf einem Felsplateau, westlich vom Nilufer, in einer Entfernung von annähernd acht Meilen von Kairo, in Ägypten und 110 Meilen vom Meere. Die alten Geschichtsschreiber Herodotus und Strabo schildern sie als ein prachtvolles, mit polierten Marmorsteinen bedecktes Bauwerk, das in den Strahlen der Sonne schimmert wie ein Berg von Glas. Alten Überlieferungen zufolge sollte diese Pyramide unermeßliche Schätze enthalten, die von früheren Königen darin verborgen wurden. In diesem himmelanstrebenden Bauwerk befand sich ein verborgener Eingang auf der Nordseite, der so geschickt angebracht war, daß derselbe vom Boden aus gar nicht wahrgenommen werden konnte. Man nannte die Große Pyramide an erster Stelle unter den sieben Weltwundem des Altertums.

In ihrer schlichten Einfachheit und Schönheit verblieb sie während nahezu 3000 Jahren so stumm wie die neben ihr stehende Sphinx, und anscheinend nutzlos. Etwa um das Jahr 820 n. Chr. beschloß ein arabischer Kalif, Al Mamoun, sich ihrer verborgenen Schätze zu bemächtigen. Er stellte eine große Zahl von Arbeitern an und versprach, die Schätze, die sie finden würden, mit ihnen zu teilen. Aber ihr Suchen nach dem verborgenen Eingang blieb vergeblich. So erzwangen sie sich einen Eingang, indem sie ein häßliches Loch in die schöne Oberfläche der Pyramide, dort wo sie den geheimen Eingang vermuteten, brachen. Durch das solide Bauwerk massiver Steine, die mit feinem Mörtel ganz unzertrennbar miteinander verbunden waren, erkämpfte man sich mühsam eine Öffnung von etwa 100 Fuß Tiefe, durch die man schließlich die inneren Gänge erreichte.


Man war tatsächlich in eine Schatzkammer gekommen, aber sie enthielt nichts von Gold und Edelsteinen, wie man gehofft hatte, sondern unergründliche Schätze der Weisheit. Aber weder AI Mamoun noch seine Arbeiter hatten Verwendung für das, was sie bot und verließen enttäuscht den Ort ihrer Forschungen. Sie glichen dem unwissenden Soldaten, der den Palast eines besiegten Königs durchsuchte; der König hatte in seiner überstürzten Flucht einen Beutel, der die königlichen Juwelen von größtem Wert enthielt, fallen lassen. Der Soldat fand und hob ihn auf. Er öffnete ihn und fand die kostbaren Steine. Verwundert fragte er sich, wozu denn ein König solch wertlose Steinchen brauche. Er warf sie weg und zeigte den leeren Beutel einem Kameraden, und sagte: Siehe, was für einen feinen Brotbeutel ich gefunden habe! AI Mamoun war nicht nur enttäuscht, sondern er mußte obendrein, um die Enttäuschung und den Zorn seiner Arbeiter zu beschwichtigen, eine Menge seines eigenen Goldes in der Pyramide verbergen und es von ihnen finden lassen.

Später wurden die prächtigen, weiß-schimmernden Decksteine entfernt, um dieselben bei ändern Bauwerken zu verwenden, bis beinahe alle von ihnen abgelöst und zum Schmuck für öffentliche Gebäude und Paläste verwendet waren. Gleich Dämonen, die einen Verwundeten ausrauben, setzten diese Vandalen ihr Zerstörungswerk fort, so daß die Große Pyramide heute ihres prächtigen schimmernden Kleides beraubt, einem gewaltigen, alten, völlig entblößten Riesen gleicht, der unverändert mit ungebrochener Kraft den Elementen trotzt und die ihm in Verwahrung gegebenen verborgenen wissenschaftlichen Schätze behütet, bis sie von denen gehoben sein werden, für die sie bestimmt sind.

Gerade wie ein königlicher Gesandter strikten Befehl hat, seine Botschaft nur gewissen Persönlichkeiten und zur festgesetzten Zeit zu übergeben, so erfüllt dieser mächtige "Bote" des großen Gottes seinen Auftrag, seine Schätze den "Edlen des Geistes'' - zur festbestimmten Zeit als ein Zeugnis auszuhändigen. Diese Zeit ist herbeigekommen, und dieser unvergleichliche Gesandte Gottes enthüllt seine Schätze vor den erstaunten Blicken der Gelehrten. Gleich den Erfindungen dieser "Zeit der Wunder" scheinen seine Gaben unerschöpflich zu sein. Wir belächeln heute die Bemerkung, die der Präsident des Patentbureaus in Washington im Jahre 1844 gemacht haben soll, daß der Kongreß eigentlich das Patentbureau schließen könne, weil alles, was erfunden werden könnte, nun patentiert sei. In der Vergangenheit mögen es viele für eine Torheit gehalten haben, daß ein so mächtiges Bauwerk, wie die Pyramide, errichtet worden ist, was doch niemandem etwas nutzte.

Erst im 19, Jahrhundert kamen einige Gelehrte auf den Gedanken, daß die Große Pyramide wissenschaftliche Geheimnisse bergen könnte. Im Jahre 1799 begannen einige französische Forscher, die Napoleon auf der ägyptischen Expedition begleiteten, die Große Pyramide zu untersuchen. Sie ließen einige der den Boden bedeckenden Schuttmassen wegschaufeln, die sich bei dem Abbruch der mit Zement befestigten Decksteine abbröckelnden Splitter und durch den herangewehten Wüstensand angesammelt hatten. Bei dieser Gelegenheit fanden sie zwei der gewaltigen Grundpfeiler, viereckige große in den Felsen eingesenkte Steine, auf denen die Pyramide ruht.

Colonel Howard Vyse beschäftigte im Jahre 1837 mehrere hundert Arbeiter bei den Räumungsarbeiten an der Pyramide. Er ließ stellenweise fünfzig Fuß tief graben, um, wenn möglich, die ursprüngliche Grundlinie zu finden. Er erreichte, was er wollte und hatte außerdem noch das Glück, auf drei der noch in ihrer ursprünglichen Lage befindlichen Decksteine zu stoßen. Obwohl diese in ihrer Stärke verschieden sind, mißt jeder derselben 4 Fuß und 11 Zoll Höhe und alle weisen das gleiche Schrägmaß auf. Das Gewicht des einen dieser drei Steine wird auf 19 Tonnen geschätzt. Diese Decksteine sind so dicht zusammengefügt, daß man kaum mit einem Federmesser die Verbindungsstelle unterscheiden kann. Obwohl die Zementschicht kaum ein fünfzigstel Zoll stark ist, so halten doch die Steine so fest zusammen, daß sie eher beschädigt werden, als daß sie getrennt werden könnten, Angesichts dieser gewaltigen Oberfläche, die aus so mächtigen Steinblöcken so fein zusammengefügt ist, müssen wir die Meisterschaft und Geschicklichkeit der Erbauer bewundern, die alle heutigen Leistungen auf diesem Gebiet weit übertreffen. Durch diese Decksteine erhielt Colonel Vyse Aufschluß über die äußeren Größenverhältnisse und die Maße der Seiten dieses Monumentes. Er fand auch die von den französischen Forschern erwähnten Eckpfeiler; und kam zu der Annahme, daß sie in den Naturfelsen eingesenkt wurden, um bestimmte Anhaltspunkte bei Messungen zu geben. Spätere Entdeckungen bestätigten dies. Man entdeckte auf ihnen seltsame, feine Linien, die man später als mit anderen in dem Bau zusammenhängend fand. In keiner der andern Pyramiden befinden sich solche Eckpfeiler. Offenbar sind es diese, auf die Hiob (38:4-7) sich bezieht, wenn er sagt:
"In was wurden ihre Grundfesten eingesenkt? Oder wer hat ihren Eckstein gelegt?''


Der Grossen Pyramide wird mehr Beachtung geschenkt
Colonel Vysc veröffentlichte drei ziemlich umfangreiche Bände unter dem Titel:
,,Operations at thc Pyramids of Gizeh" (Arbeiten bei den Pyramiden von Gizeh); dieselben riefen großes Interesse hervor und regten andere zu weiteren Forschungen an. Im Jahre 1859 gab John Taylor ein Werk heraus unter dem Titel: ,,The Great Pyramid: why was it built? and wha built it ?" (Die Große Pyramide; warum und von wem wurde sie gebaut?) Er war der Erste, der den Gedanken aussprach, die Pyramide könne vielleicht göttlichen Ursprungs sein. Kurz vor seinem Tode vermochte er Professor C. Piazzi Smyth, Schottland, für dieses Bauwerk zu interessieren.

Im Jahre 1864-1865 brachte Professor Smyth mehrere Monate bei der Großen Pyramide zu. Er stellte zahlreiche Messungen und astronomische Berechnungen an, die er in drei Bänden mit dem Titel; ,,Life and Work at the Great Pyramid" (Leben und Arbeit bei der Großen Pyramide) veröffentlichte. Ferner schrieb er: "Our Inheritance in the Great Pyramid" (Unser Erbe in der Großen Pyramide). Auch später besuchte er die Pyramide noch öfters, um weitere Messungen anzustellen und sich von der Richtigkeit der frühern zu überzeugen; seine astronomischen Berechnungen erfuhren in der Folge in einigen Punkten kleine Verbesserungen.

William Petrie, der Vater von Professor Flinders Petrie, kam zuerst auf den Gedanken, daß der "Giebelstein", der an sich eine kleine Pyramide bildete, die Gestalt und Winkel für den Gesamtbau bestimmte, in gewissem Sinne Christus darstellen könne. In Hiob 38:4-7 ist der ,,Eckstein" erwähnt und Jesus sagte zu den Pharisäern: "Habt ihr nie in den Schriften gelesen; Der Stein, den die Bauleute verworfen haben, dieser ist zum Eckstein geworden" (Matthäus 21:42). Mit diesen Worten nahm Jesus offenbar auch Bezug auf Psalm 118:22 und Jesajas 28; 16. Es ist leicht ersichtlich, wie zutreffend diese Bemerkung auf den Giebelstein der Pyramide paßt. Dieser paßte während der Erbauung der Pyramide nirgends hin, aber als der Gipfel erreicht war, paßte kein anderer Stein als dieser und er wurde zum Haupt und Schlußstein.

Um das Jahr 1881 herum gab Professor Flinders Petrie, nachdem auch er die Pyramide erforscht und umfassende Messungen, vorwiegend der oberen Teile der Pyramide vorgenommen hatte, sein denkwürdiges Werk "Thc Pyramids and Temples of Gizeh" (Die Pyramiden und Tempel von Gizeh) heraus. Auch er schilderte voller Begeisterung den meisterhaften Bau, die Dichte der Verbindungen der Steine untereinander, die Genauigkeit der einzelnen Winkel, die in dem ganzen Bau zutage tritt. Obige Bücher sind nicht mehr erhältlich und sind leider nur noch in einigen Privatbibliotheken zu finden.

Im Jahre 1893 erschien ferner ein Buch des bekannten amerikanischen Schriftstellers C. T. Russell, unter dem Titel: "Dein Königreich komme". Professor P. Smyth's Werk "Unser Erbe in der Großen Pyramide" hatte einen derartig tiefen Eindruck auf ihn gemacht, daß er den theologischen Lehren, die in der Pyramide enthalten sind, ein Kapitel in seinem oben erwähnten Buche widmete. Ein Freund, der von dieser Absicht hörte, ersuchte ihn um die Erlaubnis, das Manuskript dieses Kapitels über die Große Pyramide vor seiner Drucklegung Professor Smyth zur Durchsicht vorlegen zu dürfen, was auch geschah. Professor Smyth sandte das Manuskript mit einem Brief zurück, aus dem wir folgendes hier anführen:

"Je mehr ich mich in diese Blätter vertiefte, kamen mir das Können und die Eigenart des Verfassers zum Bewußtsein und es gab nicht wenige Betrachtungen, von denen ich gern das Reproduktionsrecht hätte, um unter Namensangabe in meinem nächsten Werke über die Große Pyramide dieselben anzuführen ... Ich bemerke ferner noch, daß der Verfasser, was die chronologischen Ausführungen über die verschiedenen Teile der Pyramide anbetrifft, vorzügliche und neue Gedanken zum Ausdruck bringt; insonderheit gilt dies von der ersten aufwärtsführenden Passage mit dem granitenen Pflock, an der großen Gallerie, die das Leben Jesu darstellt, dem Parallelismus zwischen der Königskammer, die in Granit enthält, was in der Stiftshütte in Gold dargestellt ist und von der allgemeinen Bestätigung und wunderbaren Übereinstimmung der Bibel und der Großen Pyramide."

Das Buch "Dein Königreich komme" erregte in der Folge einerseits wiederum das lebhafteste Interesse von Professor Dr. med. John Edgar und seines Bruders Morton Edgar von Glasgow, Schottland. Diese beiden bedeutenden Forscher beschlossen, die von Pastor Russell aufgestellten Theorien an Ort und Stelle persönlich einer genauesten und kritischen Prüfung zu unterziehen. Mit den besten und modernsten wissenschaftlichen Instrumenten ausgerüstet besuchten sie die Pyramide im Jahre 1909 und brachten dann zusammen viele Monate dort zu, wo sie mit unermüdlichem Fleiß ihre Studien betrieben und Messungen vornahmen, sowie die Aufzeichnungen der vorgängigen Forscher Colonel Vyse, Professor Smyth und Petrie nachprüften.

Ueberdies ließen sie die unteren Gänge mit beträchtlichen Kosten selbst vom Schutt säubern und nahmen genaue Messungen von sämtlichen Gängen, Kammern und Winkeln vor, die sie in manchen Fällen dreimal überprüften, um ja jeden Irrtum zu vermeiden. Viele photographische Blitzlicht-Aufnahmen von allen Teilen der inneren Passage wurden gemacht, ebenso wurde das Äußere und die Umgebung der Pyramide auf das sorgfältigste gemessen und photographiert.



Mr. Morton Edgar besuchte in der Folge die Pyramide nochmals in den Jahren 1912 und 1914, um gewisse Züge, die nicht völlig klar waren, noch sorgfältiger zu prüfen. Die Ergebnisse dieser beiden aufopfernden Forscher sind in dem bedeutendsten Pyramidenwerk "Great Pyramid Passages" (Gänge der Großen Pyramide) in drei Bänden zusammengefaßt. Der erste enthält zahlreiche Photographien, Zeichnungen und Pläne und erklärt den Symbolismus der Pyramide; der zweite behandelt hauptsächlich die chronologischen Züge, und der dritte befaßt sich mit den in diesem Wunderbau verborgenen wissenschaftlichen Lehren.

Diese 3 Bücher müssen ohne weiteres zu den gründlichsten und hervorragendsten Abhandlungen gezählt werden, die jemals über die Große Pyramide geschrieben wurden.
Mit der gütigen Zustimmung und unter bester Verdankung an Herrn Morton Edgar sind wir in der glücklichen Lage, dem geschätzten Leser des "G. Z," einige dieser Illustrationen vorlegen zu können



Datum ihrer Erbauung
Professor Smyth war der erste, der auf den Gedanken kam, daß der Erbauer der Pyramide möglicherweise das Geheimnis des Datums ihrer Erbauung in ihrer geometrischen Lage und dem Neigungswinkel der Passagen niedergelegt haben könnte. Seine erste Berechnung ergab das Jahr 2170 v. Chr.; doch bei späterer Nachprüfung und Nachmessungen erwies sich das Jahr 2140 v. Chr. als das richtige Datum. Das Jahr 2140 v. Chr. war nur 332 Jahre später als die Sintflut und 18 Jahre nach dem Tode Noahs und zwanzig Jahre nach der Geburt Abrahams. Sem, der Sohn Noahs, wird von einigen Geschichtsforschern für den König Melchisedek von Salem, dem spätem Jeru-Salem, gehalten, der Abraham segnete, als dieser auf dem Rückweg in seine Heimat war, nachdem er die Könige, die den ersten "Völkerbund" gebildet hatten, geschlagen hatte (l. Mose 14). Es wird angenommen, daß Sem, der König Melchisedek, auch der Erbauer der Pyramide gewesen ist und diese Annahme ist in verschiedener Hinsicht nicht unbegründet.

Vor 4064 Jahren oder im Jahre 332 nach der großen Flut können sich die Grenzen der bewohnten Gegenden der Erde im Osten nicht weit über Mesopotamien, und im Norden vielleicht bis an die Küsten des Kaspischen- Schwarzen- und Mittelländischen Meeres, und im Süden bis nach Unterägypten ausgedehnt haben. Die Verkehrsmittel waren noch beschränkt und die Länder waren nicht dicht bevölkert. Was kann man damals von der Größe und Gestalt und der geographischen Einteilung der Erde gewußt haben?

Was wußte man von der Entfernung der Sonne von unserem Planeten, oder vom Vorrücken der Äquinoktien, von geographischen Breiten und Längen, von dem polarischen oder dem äquatorialen Durchmesser der Erde? Behalten wir diese Fragen im Sinn, wenn wir von den Geheimnissen der Großen Pyramide in der Folge mehr hören werden, denn sie sind in der Tat bedeutungsvoll zur Beantwortung der Frage über den Ursprung dieses unvergleichlichen Bauwerkes. - Zunächst wollen wir die auffallende Lage der ,,Bibel in Stein", wie Dr. Seiß die Pyramide so trefflich benennt, betrachten. Die hier beigegebene Illustration wird dabei hilfreich sein.



Im Jahre 1868 sandten die Vereinigten Staaten Amerikas Mr. Henry Mitchell, Chef des Küstenvermessungsamtes, nach Ägypten, um über die Arbeiten am Suezkanal Bericht zu erstatten. Bei dieser Gelegenheit nahm er eine Vermessung, der Küste Ägyptens vor und war überrascht von der kreisförmigen Gestalt der Küstenlinie des Nildeltas. Er stellte eine sorgfältige Untersuchung an und fand einen beinahe vollkommenen Viertelkreis, dessen Abschluß die das Unterland einsäumenden Hügelketten bildeten und in der Nähe von Kairo zusammen trafen. Bei genauer Messung fand er, daß die Große Pyramide genau die Spitze dieses natürlichen Winkels bildete. Seine Überraschung war nicht gering und mit Recht fragte er sich, wer der Schöpfer dieser erstaunlichen Anlage sei. Dieses majestätische Bauwerk steht auf einer felsigen Hochebene und überblickt ganz Unterägypten. Mitchell war über diese Entdeckung so erstaunt, daß er erklärte; ,,Diese Denksäule befindet sich in einer wichtigeren geographischen Lage als irgend ein anderes von Menschen errichtetes Bauwerk". Man kann sagen, daß es im Mittelpunkt und gleichzeitig an der Grenze Ägyptens steht. Vor 2500 Jahren schrieb der Prophet Jesaja: "An jenem Tage wird inmitten des Landes Ägypten ein Altar dem Herrn Jehova geweiht sein, und eine Denksäule nahe an seiner Grenze dem Jehova; und das wird zu einem Denkzeichen und zu einem Zeugnis sein dem Jehova der Heerscharen im Lande Ägypten." - Jesaja 19:19, 20.



Professor Smyth machte die Beobachtung, daß, eine Längengradlinie durch die Große Pyramide gezogen, mehr Land der Erdoberfläche durchschneiden würde als irgend eine andere solche Linie, während ihr Antipode, mit Ausnahme des westlichen Teiles von Alaska, sehr wenig Land berührt. Er erklärte darum, daß dieser Zentralpunkt für alle Nationen der geeignetste sei als der Mittelpunkt der Welt bezeichnet zu werden, denn auch eine die Pyramide durchschneidende Breitengradlinic würde mehr Land berühren als irgend eine andere. Was wußte wohl Sem von einer so wichtigen geographischen Lage, und wie konnte er sie beim damaligen Stand der Wissenschaft herausfinden?

Quadratur des Kreises und Maß-System
Einer der ersten wissenschaftlichen Züge, der in der Großen Pyramide entdeckt wurde, war, daß sich ihre Höhe zu der Länge von zwei ihrer Seiten an der Grundlinie (Basis), wie l zu 3.14159 verhält, oder mit andern Worten; die zwiefache Höhe als Durchmesser eines Kreises betrachtet, verhält sich zur ganzen Basis wie der Durchmesser des Kreises zum Kreisumfang. So wurde also tatsächlich vor 4000 Jahren das Problem der Quadratur des Kreises gelöst und dort niedergelegt. Wer kannte in jener Zeit das Problem der Quadratur des Kreises? Die Wissenschaft beweist uns, daß nicht einmal die griechischen Naturphilosophen, noch auch die griechischen Mathematiker die Lösung kannten, und dennoch finden wir sie in diesem Wunderbau.

Erst anfangs des sechzehnten Jahrhunderts fand Rudolf von Ceulen, daß sich das Verhältnis des Durchmessers eines Kreises zu seinem Umfang wie l zu 3,14159 verhält. Diese Entdeckung erschien ihm so bedeutsam, daß er sie auf seinem Grabstein in der St. Peterkirche in Leyden geschrieben haben wollte. Aber sie - war bereits 3800 Jahre vor seiner Geburt in dem gewaltigen Steinzeugen niedergelegt worden.

Lange Zeit haben die Mathematiker versucht, ein Maßsystem zu finden, das von allen Völkern angenommen werden könnte. In der Annahme, dasselbe müsse in gewissem Zusammenhange mit der Erde stehen, nahm man schließlich die Entfernung des Erdquadranten (vom Pol zum Äquator) und dividierte sie mit 10 000 000. Das Ergebnis 39.37 Zoll wurde als Grundlage für eine allgemeine Elle angenommen. Dieses Maß wurde im Jahre 1799 von Frankreich angewendet und später auch noch von ändern Staaten. Dieses System ist als das metrische System zur Längenmessung bekannt.

Nach sorgfältigen, gründlichen Berechnungen, die auf Vergleiche und von zahlreichen Messungen begründet waren, entdeckte Professor Smyth, daß die Große Pyramide ihr eigenes Längen- und Ellenmaß besaß. Er fand, daß ihre Elle 25 Zoll mißt und nannte sie Pyramidalelle. Der Pyramidalzoll ist ein Tausendstel länger als der britische Zoll; mit ändern Worten: tausend brit. Zoll ergeben 999 Pyramidalzoll. Bei der Anwendung dieses Maßes war er erstaunt über die Fülle der Erkenntnis, die es erschloß. Der Polardurchmesser der Erde war nach britischen Meilen berechnet, als 78.993 Meilen oder 500.500.500 Zoll befunden worden. Ohne hier auf nähere Einzelheiten eingehen zu wollen, möchten wir sagen, daß die Große Pyramide die Länge der Erdachse als 500.000.000 Pyramidalzoll angibt, was fast genau 500.500.500 brit. Zoll beträgt. Indem wir dies durch 2 teilen, um den Polarradius kennen zu lernen, erhalten wir 250.000.000 Pyramidalzoll als Basis, Diese Zahl durch 10.000.000 dividiert, erhalten wir 25 Pyramidalzoll oder eine Pyramidalelle. Dies ergibt einen besseren Maßstab als der auf den Erdquadraten gegründete. Die Pyramidalelle spielt überhaupt eine bedeutsame Rolle in den mathematischen und astronomischen Zügen der Großen Pyramide.

Zahl der Tage eines Sonnenjahres
Die genaue Länge des Sonnenjahres beträgt 365 Tage, 5 Stunden, 48 Minuten und 46 Sekunden, oder als Dezimalbruch ausgedrückt; 365.242 Tage, Gewöhnlich rechnet man das Jahr zu 365 Tagen, in Wirklichkeit aber ist es um einen Vierteltag länger. Deshalb wird jedem vierten Jahr, dem sogenannten Schaltjahr, ein Tag hinzugefügt. Dies ist aber wiederum ein kleiner Bruchteil zu viel, da ein Jahr nicht ganz um einen Vierteltag länger ist. Um dies wiederum auszugleichen, werden nur solche Jahrhundertjahre als Schaltjahr betrachtet, die durch 400 teilbar sind. Wir erinnern uns vielleicht, daß das Jahr 1900 kein Schaltjahr war; die Zahl 1900 ist wohl durch 4 teilbar, aber nicht durch 400.

Die Länge jeder Seite der Großen Pyramide beträgt an ihrer Basis 761 Fuß, 8 Zoll oder 9.140 brit. Zoll. In Pyramidalzoll umgerechnet (von jedem 1000 ein Zoll abgezogen) ergibt 9.131. Diese Zahl durch 25 geteilt, um Pyramidalellen zu bekommen, ergibt 365,24, Die vier Seiten nach Ellen berechnet, ergeben genau die Zahl der Tage von vier Jahren einschließlich des einen Tages für das Schaltjahr.

Entfernung der Erde von der Sonne
Die Astronomen haben die Entfernung der Erde von der Sonne auf 91.000.000 bis 93.000.000 Meilen berechnet. Wir zitieren hier eine Stelle "aus "Pyramid Passages", Vol. I., p. 22:

"Die Tatsache überdenkend, daß die Große Pyramide die genaue Länge des Sonnenjahres angibt, verband William Petrie, der Vater von Prof. Flinders Petrie dies mit John Taylors Entdeckung, daß die Scheitelhöhe der Pyramide gleich der Länge des Radius eines Kreises ist, dessen Umfang dem Gesamtmaß der Grundfläche der Pyramide gleich kommt. Er kam dabei zu dem Schlüsse, daß, wenn der Gibelstein der Pyramide von diesem Gesichtspunkt aus die Sonne darstellt, ihre Scheitelhöhe irgendwie die mittlere Entfernung der Sonne von der Erde angeben müsse.

Die Aufgabe war nun, den Maßstab zu finden. Er nahm an, daß derselbe 10 zu neun sei (oder mathematisch ausgedrückt 10"), da die Pyramide dieses Maß selbst anzeigt. Denn wenn von einem der Eckpfeiler bis zur senkrechten Zentralachse dieses Bauwerkes gemessen wird, und für jede 10 Längenfuß horizontal nach innen, 9 Längenfuß vertikal nach oben gemessen werden, so wird schließlich, genau gemessen, der ursprüngliche Scheitelpunkt der Pyramide bis auf 2 Zoll innerhalb erreicht. Das heißt; die horizontale Länge von einem der Eckpfeiler bis zum Mittelpunkt verhält sich zur senkrechten Höhe der Pyramide wie 10 zu 9 (6.456,61 Pyramidalzoll zu 5.813,01 P.Z.= 10:9). Nachdem das Maßverhältnis gefunden war, war es ein einfaches Rechenexempel, auszurechnen, wieviele Meilen in der senkrechten Höhe der Pyramide dargestellt sind.

,,Indem er die 5.813,01 Pyramidalzoll durch Dividieren mit 999 in brit. Zoll umrechnete und mit 10° (d. i. l.000.000.000) multiplizierte und das Ergebnis in brit. Meilen umwandelte, erhielt er 91.837.578 Meilen als mittlere Entfernung der Sonne von der Erde; was mit den neuesten Berechnungen der Astronomen in vollkommener Übereinstimmung ist."

Das gleiche Ergebnis wurde auch mit andern Berechnungen erzielt.

Das Vorrücken der Äquinoktien
Schon seit langem haben die Astronomen erkannt, daß sich unser Sonnensystem im Kreislaut durch das Universum befindet; Jehova fragte Hiob; "Kannst du die Bilder des Tierkreises hervortreten lassen zu ihrer Zeit?" (Hiob 38 : 32) Dieser Lauf durch den Weltenraum wird als das Vorrücken der Äquinoktien oder Tag- und Nachtgleichen bezeichnet. Man nimmt an, daß die Länge dieses Kreislaufes 25.694 Jahre ist. Auch das fand Prof. P. Smyth in der Pyramide angegeben. Die Längen der beiden Diagonalen der Pyramide auf der Basis, auf der die Decksteine ruhen, betragen 25.697 Pyramidalzoll - ein Zoll für ein Jahr gerechnet, ergeben 25.697 Jahre.

Die Theologie der Großen Pyramide
Wir möchten die Aufmerksamkeit all derer, die die Inspiration der Bibel nicht anerkennen, auf einige beachtenswerte Züge der Großen Pyramide und ihrer Lehren auf theologischem Gebiete lenken. Diese werden allen denen, die die Überwaltung der menschlichen Angelegenheiten durch einen persönlichen Gott bezweifeln, interessant sein. Dem demütigen Christen, der im Glauben wandelt und um vermehrtes Licht für seinen Pfad bittet, werden sie zur Ermunterung gereichen. Suchende und verzagte Herzen werden mit neuer Hoffnung erfüllt werden, wenn sie hören, daß der, der einst in Galiläa dem Sturm und den Wellen Stille gebot und mit seinem Wort die Naturgewalten bezwang, bald mit derselben Autorität den jetzt über den Erdkreis daherfegenden Sturmwettem ein "Friede! Sei stille!" zurufen wird. Dann werden sich die wilden Leidenschaften bebend vor dem gebieterischen Zuruf legen und gehorchen. - Psalm 46 : 10.

Damit der geschätzte Leser sieht, daß die hierin gegebenen Darlegungen und Messungen nicht auf bloßen Vermutungen beruhen, führen wir nachfolgend noch einen Abschnitt aus dem Werk "Pyramid Passages" an:

"Die auf der Pyramidenkarte angegebenen Maße sind in der Hauptsache den Werken von Prul P. Smyth und Flinders Petrie entnommen; ,,Life and Works at the Great Pyramid" und "The Pyramids and Temples of Gizeh". Wenn wir bedenken, unter welchen Schwierigkeiten in den engen, dunkeln, schlüpfrigen Gängen der Pyramide; die Messungen gemacht werden mußten, können wir wohl verstehen, daß, wie sorgfältig und genau diese Forscher auch bei ihrer Arbeit zuwege gingen, ihre Ergebnisse doch da oder dort geringfügige Abweichungen aufweisen können . . Wenn wir die Maße dieser beiden hervorragenden Gelehrten miteinander vergleichen, finden wir, daß die meisten ihrer Messungen des oberen Teiles des Innern der Pyramide ganz unbedeutende Unterschiede aufweisen und auch die Ergebnisse unserer eigenen Messungen stimmen ziemlich genau mit den ihrigen überein. Deshalb sind wir gewiss, daß die Berechnungen so genau sind, wie es nur möglich ist. Sie bringen Übereinstimmung in alle Lehren der Pyramide und werden wieder und wieder durch die zahlreichen Zeitangaben bestätigt, die auf die biblische Chronologie gegründet sind; sowohl durch die innere Einrichtung wie durch die äußere Gestalt offenbart dieser Wunderbau einen großartigen Plan. Sämtliche Maße sind in brit. Zoll angegeben."

Alle unsere Meßinstrumente sind nach dem britischen Maß-System geeicht; aber diese können leicht in Pyramidalzoll umgerechnet werden, indem, wie vorerwähnt, 999 Pyramidalzoll für 1.000 brit. Zoll gerechnet werden, oder mit andern Worten: Ziehe von jedem 1.000 brit. Zoll einen ab, dann hast du die Zahl der Pyramidalzoll.

D. D. J. Seiss weist in seinem Werk "Miracle in Stone' (Das Wunder in Stein) viel auf den in der Pyramide zum Ausdruck gebrachten biblischen Symbolismus hin. Und der bekannte Schriftsteller C. T. Russell widmet in seinem Buche "Dem Königreich komme" der wunderbaren Harmonie zwischen der Bibel und. der Großen Pyramide in theologischer wie in chronologischer Beziehung ein ganzes umfangreiches Kapitel. Wir bringen hier eine Skizze des Innern der Pyramide im Durchschnitt und eine Vergrößerung der Passagen oder Gänge mit einigen Maßangaben der drei erwähnten Gelehrten.

Die Gänge im Innern der Pyramide stellen in symbolischer Sprache die Geschichte der Menschheit von Adam an dar. Ein Blick auf den Abriß ... zeigt, daß sich der einzige Eingang auf der Nordseite etwa 70 Fuß über der Grundfläche befindet. Die Eingangspassage ist 42 Zoll breit und 48 Zoll hoch und führt südwärts mit einer Neigung von 26° 18' 10" abwärts,

Der Abstieg in diesem schmalen Gang ist schwierig und gefährlich. So waren auch die Erfahrungen, die die Menschheit seit dem Verlust des Paradieses durchkosten mußte. Adam besaß vollkommene Lebenskraft und stand in der Gunst seines Schöpfers. Diese Gunst verlor er in dem Augenblick seiner Gesetzesübertretung, denn nun wurde das Urteil über ihn verhängt: ,,Im Schweiße deines Angesichtes sollst du dein Brot essen, bis du zurückkehrst zur Erde". Das wird hier durch den schmalen, mühseligen, abwärtsführenden Gang trefflich dargestellt und auf diese Weise der abwärtsführende Lauf des Menschengeschlechtes dargestellt.

Ungefähr an dem Punkte, wo der abwärtsführende Gang in den Naturfelsen einmündet, beginnt die erste aufwärtsführende Passage, die im gleichen Neigungswinkel nach oben steigt, wie der abwärtsführende Gang nach unten führt.



Das stellt eine Gelegenheit dar, den abwärtsführenden Pfad des Todes zu verlassen und wieder zum Leben und zur Gnade bei Gott emporklimmen zu können. Wir wissen, daß Gott die Kinder Israel aus allen Völkern auserwählte und am Berge Sinai einen Bund mit ihnen schloß, daß sie ewiges Leben erhalten sollten, wenn sie sein Gesetz halten würden (Lukas 10:28). Wenige Fuß weiter oben ist dieser Weg durch einen granitenen Pflock vollständig gesperrt. Dieser ist so genau und dicht in den Gang eingerammt, daß es unmöglich ist, ihn zu entfernen. Dieser Steinblock ist als der ,,granitene Pflock" bekannt. In der Stiftshütte in der Wüste und im Tempel in Jerusalem wurden die göttlichen Dinge durch Gold dargestellt. In der Pyramide stellt Granitstein die göttlichen Dinge dar. Den unvollkommenen Juden war es unmöglich, das vollkommene göttliche Gesetz zu halten, darum konnten sie die durch das Gesetz gebotene Gelegenheit zu ihrer Errettung nicht ergreifen. Dieser Bund "war durch das Fleisch kraftlos" (Römer 8:3). Das ist in der Absperrung des ersten aufwärtsführenden Ganges durch den "Granitpflock" dargestellt. Der Granitpflock stellt das göttliche Gesetz dar. Durch seine Lage in dem Gange bezeichnet er das genaue Jahr, wo Moses die Kinder Israel aus Ägyptenland führte und sie zu einem von allen übrigen Nationen abgesonderten Volk organisierte. Wir kommen später noch darauf zurück.

Der abwärtsführende Lauf der Menschheit
Die Juden bewegten sich ebenso auf dem abwärtsführenden Gang wie die übrigen der Menschheit (Römer 3:20), Der enge, schlüpfrige, in den Felsen eingehauene und pfeilgerade Pfad führt 228 Fuß weit abwärts. An diesem Punkt befindet sich rechts eine kleine Öffnung, der sogenannte "Brunnenschacht", der zunächst ein wenig westwärts, dann aber in beinahe rechtem Winkel ungefähr 200 Fuß weit aufwärts führt und sich an seinem oberen Ende mit dem Knotenpunkt der drei aufwärtsführenden Gänge verbindet. Dieser "Schacht" ist sehr unregelmäßig und führt stellenweise fast senkrecht in die Höhe, so daß es unmöglich ist, ohne Hilfe darin hinaufzusteigen. Ursprünglich bildete er den einzigen Aufstieg zu dem oberen Teil der Pyramide. Hiermit ist offenbar eine Gelegenheit dargestellt, dem abwärtsführenden Weg des Todes zu entrinnen. Das kann nur ein Bild oder eine Darstellung von dem Erlösungsopfer Christi sein.

Unterhalb dieses Brunnenschachtes führt die abwärtsführende Passage in gerader Richtung noch etwa 30 Fuß weiter abwärts, dann macht sie eine Biegung und führt horizontal weiter. Dieser Richtungswechsel ist so gelegen, daß er die Zeit der großen Reformation durch Luther angibt. Die horizontale Strecke führt ungefähr 20 Fuß weit bis zu einer kleinen in den Felsen gehauenen "Nische" von sechs Qf. Größe und 50 Zoll Höhe. Dies bezeichnet, in Pyramidalzoll gemessen, genau das Jahr 1789 und stellt die französische Revolution dar.

Von dieser "Nische" aus führt der Gang wieder vier Fuß weiter und mündet in den sogenannten "Abgrund", dem größten Raum in der Pyramide. Derselbe mißt auf der Ost- und Westseite annähernd 46 Fuß, dagegen auf der Nord- und Südseite nur 27 Fuß, und seine Höhe beträgt vom Boden bis zur Decke 1-17 Fuß, sofern man überhaupt von einem Fußboden reden kann, denn derselbe ist rauh und uneben und bildet ein wirres Durcheinander. Im Westen mißt der Raum zwischen Fußboden und Decke kaum einen Fuß; auf der Ostseite hingegen senkt sich der Boden und bildet einen unheimlichen Schacht von unbekannter Tiefe. Dieser war beinahe ganz mit Schutt angefüllt. Die Pyramidenforscher Edgar ließen ihn bis in etwa 40 Fuß räumen, sie fanden jedoch nichts, was der Kosten und der Mühe wert gewesen wäre, weiter zu graben. Die Bezeichnung "bodenloser Abgrund" für diesen Schacht scheint sehr passend zu sein. Die Nordseite des Abgrundes bezeichnet das Jahr 1914, in dem die ganze Welt in einen "Abgrund'' hineintaumelte, in dem sie sich jetzt noch befindet.

Alle durch die Bohrarbeiten dieses mehr als 280 Fuß langen, abwärtsführenden Ganges, sowie durch die Ausgrabung der "Nische" und des "Abgrundes" erzeugten Schuttmassen mußten durch den engen aufwärtsführenden Gang befördert werden. Wie mühsam und langwierig muß diese Arbeit in den engen Räumen gewesen sein. Es konnte nur ein Mann auf einmal arbeiten und in den Felsen bohren, und es erfordert außerordentliche Geschicklichkeit und präzise Arbeit zur Innehaltung so gerader Linien.

 

Zweifellos sind diese unterirdischen Ausgrabungen vollendet worden, ehe der Oberbau begonnen wurde. Der "Abgrund" befindet sich ungefähr 100 Fuß unter der Oberfläche des Felsens, auf dem die Pyramide ruht.



Versuchen wir einmal, uns in die Pyramide hineinzudenken, so wie sie ursprünglich von ihren Erbauern verlassen worden war. Wir befinden uns auf dem zum Tod hinführenden Weg und können nicht mehr rückwärts, denn die Nachkommenden drängen vor. Nun erreichen wir die untere Mündung des "Brunnenschachtes" und treten zur Seite.



Wir ergreifen die uns dargebotene Hilfe von oben, und klimmen mit ihrem Beistand in die Höhe. Sowie wir am obern Ende angelangt sind, gelangen wir vom Westen her in den großen Gang der Pyramide, in die sogenannte Große Gallerie. Wir blicken nach Osten. Die Große Gallerie führt aufwärts in scheinbar unbekannte Höhen; ein anderer Gang führt unmittelbar unter der Großen Gallerie in horizontaler Richtung nach Süden,



und zu unserer Linken ist das obere Ende des ersten aufwärtssteigenden Ganges, der unten durch den Granitpflock versperrt ist. Alle drei Gänge treffen bei dem "Brunnenschacht" zusammen. Aufmerksam Umschau haltend, gewahren will, daß die Große Gallerie etwa 150 Fuß steil emporsteigt, und .zwar im gleichen Neigungswinkel wie die erste aufwärtsführende Passage. Die Breite dieses Ganges (der Gr. Gallerie) ist am Fußboden 42 Zoll, erweitert sich aber oberhalb der "Rampe" bis auf sieben Fuß; aber dann verengen sich die Wände wieder durch siebenmaliges Übereinandergreifen der Steine, bis in einer Höhe von 28 Fuß die Decke wieder 42 Zoll breit ist. Am Südende schließt die Gallerie jäh ab, aber nicht senkrecht, da an ihren beiden Enden die Wände siebenmal übereinandergreifen. Bekanntlich spielt die Zahl Sieben in der Bibel eine bedeutsame Rolle; dasselbe ist in der Pyramide der Fall.



Werfen wir nun einen Blick auf die Mündung des "Brunnenschachtes". Es sieht gerade so aus, als ob hier einmal eine Explosion stattgefunden hätte, als ob diese Öffnung gewaltsam gemacht worden wäre. Das erinnert uns an das Wort des Apostels Petrus; "Den hat Gott aufgeweckt, nachdem er die Wehen des Todes aufgelöst hatte, wie es, denn nicht möglich war, daß er von demselben behalten würde." - Apostelgeschichte 2 : 24.

Christus brachte Leben und Unvergänglichkeit ans Licht (2. Timotheus 1:10). Er eröffnete einen Weg, auf dem einige zu unsterblichem Leben im Himmel gelangen können, und andere eine Gelegenheit zu ewigem Leben auf Erden als menschliche Wesen geboten wird. Die Große Gallerie stellt den Pfad des Christen zu Unsterblichkeit, himmlischer Herrlichkeit und Ehre dar. Der Weg dahin ist schmal, steil und mühselig, und doch hoch, d. h. voller Freude und Hoffnung.

Wunderbarerweise bezeichnet die Länge der Großen Gallerie die Zeit zwischen dem ersten und zweiten Advent Christi.
Die Illustration ... wird uns zu einem bessern Verständnis verhelfen. Am obern Ende grenzt der steile Boden plötzlich an einen drei Fuß hohen Tritt und führt in einen kurzen, horizontalen Gang. Fünf Fuß von dem Südende der Großen Gallerie entfernt erweitert sich dieser zu dem sogenannten "Vorzimmer". Hier ist wiederum das Jahr 1914 klar angedeutet und in Verbindung damit das Jahr 1925, auch ein von der Bibel als bedeutsam, angegebenes Jahr.

Die Königs- und die Königinkammer
der Durchgang vom südlichen obern Ende der Großen Gallerie ist 42 Zoll breit und 48 Zoll hoch, und das "Vorzimmer" ist um ein weniges breiter als der Gang, etwa 10 Fuß lang, 12 ½ Fuß hoch und ist in zwei ungleiche Abteilungen geteilt. Um durch den Gang in dieses Vorzimmer eintreten zu können, muß man sich tief bücken. Aber unmittelbar nach dem Eintritt steht der Besucher unter granitner Decke. Das bedeutet, daß jeder, der in den Dienst Gottes eintritt, sich ihm weiht, sich zuerst unterwerfen, beugen muß unter die mächtige Hand Gottes, dann aber des besonderen göttlichen Schutzes teilhaftig wird.

Aber nun kann er scheinbar nicht weiter; denn er steht vor einem großen granitnen Block. Um weiter zu kommen, muß man sich nochmals tief bücken. Dies illustriert trefflich die Nachfolge Christi; "Wer nicht sein Kreuz trägt und mir nachfolgt, kann nicht mein Jünger sein" (Lukas 14 ; 27). So wie man sich bückt, um das Kreuz aufzunehmen, das heißt: unter diesem herabhängenden granitnen Block durchzugehen, tritt man auf granitnen Fußboden. (Siehe Illustration.) Nun hat man einen göttlichen Stand, einen festen Grund, sowie eine göttliche Bedeckung. "Ist jemand in Christo, so ist er eine neue Schöpfung", diese Tatsache wird hier schon dargestellt. Dieses "Vorzimmer" kann auch als "Schulzimmer" bezeichnet werden, in dem sich der Christ auf die zukünftige Herrschaft mit Christo vorzubereiten hat (Offenbarung 3:21); denn wahrend des Restes seines Lebens befindet er sich nun in der Schule Christi.

Das nochmalige tiefe Niederbücken stellt den Tod der menschlichen Natur dar, denn "Fleisch und Blut können das Reich Gottes nicht ererben." Dieser zweite niedrige Gang führt in die Königskammer, ein prächtiger Raum, der trefflich den Thronsaal - die göttliche Natur und Unsterblichkeit - darstellt. Es ist dies der schönste Raum in der Pyramide. Auf der Nord- und Südseite mißt er annähernd 17 Fuß, auf der West- und Ostseite 34 und seine Höhe beträgt 19 Fuß. Der Fußboden, die Wände und die Decke sind ganz aus poliertem Granit.

Von der Nord- und der Südwand aus führen zwei Luftkanäle, die schräg nach oben bis an die Außenseite des Raumes des Baues laufen; durch sie wird frische Luft in das Innere geleitet. Damit wird auf eine Wohnmöglichkeit hingewiesen, ein schönes Symbol der Stätte, die Christus für seine Herauswahl zubereiten verhieß; "Ich gehe hin, euch eine Stätte zu bereiten"; und "wer überwindet, dem werde ich geben, mit mir auf meinem Throne zu sitzen" (Johannes 14:l-3; Offenbarung 3;21). So drückt die Pyramide in ihrer symbolischen Sprache die Worte des Apostels Paulus aus, da er sagt; " ... zu dem Kampfpreis der Berufung Gottes nach oben in Christo Jesu." - Philipper 3:14.

Zu dem untern Ende der Gallerie zurückkehrend, gelangen wir zu der südwärts laufenden horizontalen Passage, die unmittelbar unter dem Boden der Großen Gallerie beginnt. Auch dieser Gang ist 42 Zoll breit und 48 Zoll hoch und scheint die eigentliche Fortsetzung des ersten aufwärtsführenden Ganges zu sein, und die Große Gallerie scheint gewissermaßen ein zwischen hinein geschobenes Werk darzustellen. Wir denken daran, daß Gott den Juden mit dem Gesetz eine Gelegenheit zur Erlangung des Lebens anbot, die sie nicht ergreifen konnten, und in der Zwischenzeit ein anderes Werk an der Herauswahl aus allen Nationen hinausführte. Wenn später das Volk Israel durch den "Brunnenschacht" emporklimmen wird, d. h. in der Auferstehung eine neue Gelegenheit des Lebens erhalten wird, wird Gott ein Werk der Wiederherstellung an ihnen tun und durch sie an allen übrigen Nationen. Paulus sagt in seinem Briefe an die Römer gerade das, was die Pyramide in symbolischer Sprache verkündet: "Denn ich will nicht, Brüder, daß euch dieses Geheimnis unbekannt sei... Daß Verstockung Israel zum Teil widerfahren ist, bis daß die Vollzahl der Nationen (die bestimmte Zahl der zu himmlischer Herrlichkeit Berufenen) eingegangen sein wird; und also wird ganz Israel (von seiner Verstocktheit und Blindheit) gerettet werden, wie geschrieben steht; Es wird aus Zion der Erretter kommen, er wird die Gottlosigkeiten von Jakob abwenden; und dies ist für sie der Bund von mir, wenn ich ihre Sünden wegnehmen werde." - Römer 11 :25-27

Dieser Gang ist in seinen ersten sechs Siebenteln, also etwa in einer Länge von 108 Fuß gleichmäßig 48 Zoll hoch; bei dem letzten Siebentel des Ganges senkt sich plötzlich der Fußboden um 21 Zoll, sodaß man durch dieses letzte Stück des zur Königinkammer führenden Ganges bequem aufrecht gehen kann. Die Königinkammer ist ein eigenartiger siebenseitiger Raum, an der Nord- und Südwand 17 Fuß und an der Ost- und Westwand 18 Fuß lang;

Von den senkrechten, fünfzehn Fuß hohen Nord- und Südseiten erhebt sich ein Giebeldach, unter dessen Spitze der Raum eine Höhe von 20 Fuß mißt. Auch dieser Raum ist mit Luftkanälen versehen, womit gleicherweise auf eine Wohnstätte hingedeutet ist. Die Wände sind mit Marmor bekleidet, ein schönes Symbol der vollkommenen menschlichen Natur. "Glückselig die Sanftmütigen, denn sie werden das Land ererben!" (Luth. Übers: "das Erdreich besitzen".)

Der Apostel Petrus, der in seiner großen Pfingstpredigt den Plan Gottes erklärt, sagt; " . .. welchen freilich der Himmel aufnehmen muß bis zu den Zeiten der Wiederherstellung den Mund 'seiner heiligen Propheten (und durch die Große Pyramide) von jeher geredet hat" (Apostelgeschichte 3:21). Es ist bedeutsam, daß der Boden der Königinkammer nur um ein Weniges höher ist als der Eingang zur Pyramide, und sich in gleicher Höhe mit dem Punkte auf dem Fußboden des ersten aufwärtsführenden Ganges befindet, der die Geburt Jesu anzeigt, der als vollkommener Mensch geboren wurde. Man beachte auch den Zusammenhang zwischen den drei ersten Kapiteln des I. Buches Mose und den drei letzten Kapiteln der Offenbarung.

Adam verlor die Vollkommenheit der menschlichen Natur, vollkommenes menschliches Leben, und eine irdische Herrschaft. Er verlor nichts Himmlisches. Folglich können ihm keine himmlischen Zustände, Leben oder Herrschaft in himmlischen Örtern wiederhergestellt werden.

In dem in sieben Siebentel geteilten, zur Königinkammer führenden Gang ist der ganze Lauf der Menschheit, während ihrer großen "Woche der Zulassung der Sünde" dargestellt, - sechs Tage der Mühe und Arbeit, und darauffolgend ein Tag der Ruhe und Wiederherstellung, wie uns das Gesetz Moses lehrt. Diese Tage des Menschengeschlechtes bestehen nicht aus 24 Stunden, sondern umfassen je tausend Jahre. Sechs Tage sind 6000 Jahre der Sünde und des Todes; ein Tag, 1000 Jahre ist der Tag der Wiederherstellung und Befreiung von Tod und Unvollkommenheit. Dies lehrt sowohl die geschriebene Bibel, wie die Große Pyramide. Beide erzählen von einer Zeit, wo die Sünde noch nicht gekannt war; beide zeigen, daß wiederum eine Zeit kommen wird, wo man keine Sünde kennen wird, außer daß man sich ihrer erinnert, wie eines schrecklichen Alpdrückens der Vergangenheit. Beide lehren, daß des Menschen Erfahrung mit der Sünde und dem Tode, so furchtbar sie auch war, unter Gottes Überwaltung ihm doch zum höchsten, zukünftigen Wohl dienen soll, und daß jeder, der nur will, in die Gunststellung Gottes zurückkehren kann. Bibel und Pyramide sind in so vollkommener Übereinstimmung miteinander, daß kein vernünftiger Mensch daran zweifeln kann, daß der Geist, der den einen Plan erdachte, auch der Urheber des anderen sein muß, denn beide bezeugen dasselbe.

Prophetische Chronologie der Großen Pyramide
In einem Brief an Professor Smyth erklärte Mr. Robert Menzies, ein junger Schottländer, der zuerst auf die biblischen Züge der Pyramide aufmerksam machte, folgendes;

"Vom Anfang der Großen Gallerie im Norden, nach oben zu gemessen, beginnen die Jahre des Lebens Jesu - je ein Zoll für ein Jahr; 33 Zolljahre führen daher gerade zur Mündung des "Brunnenschachtes".

Dieser Gedanke führt zu der weiteren Annahme, daß, wenn die nördliche Wand der Großen Gallerie die Geburt Christi, und die Mündung des "Brunnenschachtes'' seinen Tod darstellen, die Maße, die nördlich von der senkrechten Nordwand festzustellen sind, die Jahre, die vor Christi liegen, darstellen, und die Maße südlich dieser Linie die Jahre nach Christi. Professor Smyth entschloß sich, diese Behauptung einer kritischen Untersuchung zu unterziehen.

Damit die Übereinstimmung zwischen den biblischen Daten und den Maßen der Pyramide mit einem Blick übersehen werden kann, geben wir hier einen kurzen Auszug chronologischer Daten aus der Bibel. Die Bibel enthält einen zusammenhängenden Bericht von Adam bis zum ersten Jahre des Cyrus, des Königs von Persien. Von diesem Datum an ist der biblische Bericht nicht mehr chronologisch zusammenhängend. Das "erste Jahr des Cyrus" war das Jahr 536 v. Chr. Das ist in Übereinstimmung mit dem Bericht der Weltgeschichte, die von da an zuverlässig wird. Die Tatsache, daß der biblische Bericht vollständig ist, bis er sich mit dem weltgeschichtlichen vereinigt, ist ein Beweis der göttlichen Überwaltung.

Indem wir also mit dem ersten Jahre des Cyrus, als dem Jahre 536 v.Chr. beginnen, verfolgen wir den biblischen Bericht zurück bis auf Adam. Im 2. Buche der Chronika, 36:20-22 heißt es: "Und die vom Schwerte Übriggebliebenen führte er (Nebukadnezar) nach Babel hinweg; und sie wurden ihm und seinen Söhnen zu Knechten, bis das Königreich der Perser zur Herrschaft kam; damit erfüllt würde das Wort Jehovas durch den Mund Jeremias, bis das Land seine Sabbathe genossen hätte. Alle die Tage seiner Verwüstung hatte es Ruhe, bis siebzig Jahre voll waren. Und im ersten Jahre Cyrus, des Königs von Persien, damit das Wort Jehovas durch den Mund Jeremias erfüllt würde, erweckte Jehova den Geist Cyrus, des Königs von Persien; und er ließ. einen Ruf ergehen durch sein ganzes Königreich, und zwar auch schriftlich, indem er sprach .. ." Hier folgt der Erlaß, der den Juden die Erlaubnis erteilte, nach Jerusalem zurückzukehren. Das Land hatte seine siebenzig Jahre Verwüstung hinter sich, und die Zeit war herbeigekommen, da sie Gott wieder heimkehren ließ, wie er verheißen hatte, "wenn siebenzig Jahre voll sind" (Jeremia 25:11-12). Diese siebenzig Jahre der Verödung sind nicht mit der "Gefangenschaft" der Juden zu verwechseln. Jüdische Gefangene waren von 617 bis zu 454 v. Chr. In Babylon, also mindestens während 150 Jahren.

Die biblische Chronologie
Das erste Jahr des Cyrus, das Ende der 70 Jahre der Verödung des Landes . . . 536 v. Chr.
Anfang der 70 Jahre der Verödung des Landes 606"
(Dies war das 19. Jahr der Regierung Nebukadnezars; - Jeremia 51:12, 13.)
Zedekias Regierung begann 11 Jahre früher, (2. Chronika 36 : 11) oder . ..... 617 "
Jojakim (2. Chron. 36;5) 11 Jahre früher, oder 628"
Josia (2. Chronika 34:1) 31 Jahre früher, oder 659 "
Amon (2. Chronika 33:21) 2 Jahre früher, oder 661 "
Manasse (2. Chron. 33;l) 55 Jahre früher, oder 716"
Jehiskia (2. Chron. 29;l) 29 Jahre früher, oder 745 "
Ahas (2. Chronika 28: l) 16 Jahre früher, oder 761 "
Jotham (2. Cronika 27 ; l) 16 Jahre früher, od, 777 "
Ussija (2. Chronika 26; l) 52 Jahre früher, od. 829 "
Mamzja (2. Chronika 25:1) 29 Jahre früher, od, 858"
Joas (2. Chronika 24:1) 40 Jahre früher, oder 898 "
Athalja (2. Chronika 22:12) 6 Jahre früher, od. 904 "
Ahasja (2, Chronika 22:2) l Jahr früher, oder 905 "
Joram (2. Chronika 21:20) 8 Jahre früher, od, 913 "
Josaphat (2. Chron. 20;31) 25 Jahre früher, od. 938"
Asa (2. Chronika 16:13) 41 Jahre früher, oder 979 "
Abija (2. Chronika 13:2) 3 Jahre früher, oder 982 "
Rehabeam (2. Chron. 2:13) 17 Jahre früher, od. 999"
Salomo (2. Chronika 9:30) 40 Jahre früher, od. 1039 "
David (l. Chronika 29:27) 40 Jahre früher, od. 1079 "
Saul (Apostelgesch. 13:21) 40 Jahre früher, öd, 1119"
Die Periode der Richter begann 450 Jahre früher (Apostelgeschichte 13:20), oder 1569"
Die Eroberung des Landes begann 6 Jahre früher, oder 1575 "
(Diese Periode finden wir, wenn wir 4. Mose 33:3; 9:1; 10:11; 13:1-3, 25, 26; 32:8; Josua 14:5-7, 10 miteinander vergleichen.)
Die Eroberung des Landes begann mit dem Übergang des Jordan 1575 "
(Von diesem Jahre an begannen die Juden ihre Jubeljahre zu zählen; jedes 50. war ein Jubeljahr. - 3. Mose 25 : 1-30.)
Die Juden zogen aus dem Land Ägypten 40 Jahre früher, oder 1615 "
(5. Mose 8 ; 2. Dieses Datum ist in der Pyramide besonders hervorgehoben.)
Gott schloß einen Bund mit Abraham 430 Jahre früher, oder 2045 "
(2. Mose 12 ; 40-42; Galater 3 : 17. Abraham war 75 Jahre alt, als er nach Kanaan kam; im gleichen Jahre wurde der Bund mit ihm geschlossen (1. Mose 12:4-7; Apostelgeschichte 7:4). Abrahams Geburtsjahr wäre somit 75 Jahre früher, also 2120 v. Chr. - 20 Jahre nach der Erbauung der Pyramide.)
Unmittelbar nach dem Tode seines Vaters zog Abraham nach Kanaan, oder 2045 "
Das Jahr der Sintflut 2472 v. Chr.
(427 Jahre vor dem Tode Tarahs, des Vaters Abrahams. - l. Mose 11; 10-32.)
Von der Flut bis zur Erschaffung Adams waren 1656 Jahre, oder 4128 "
(l. Mose 5; 1-29; 7:6; 8: 13.)
Von Adam bis einschließlich dem ersten Jahre des Cyrus verflossen 3592 Jahre. Mit andern Worten; Das erste Jahr des Cyrus war das Jahr 3592 nach Adam.
3592 plus
536 v. Chr.
plus 1924 n. Chr.
sind gleich 6052 Jahre von Adams Erschaffung bis heute. Wenn Adam dem göttlichen Gesetz gegenüber gehorsam geblieben wäre, so würde er heute noch als kräftiger, gesunder Mann von 6052 Jahren leben, mit der verlockenden Aussicht auf zukünftige herrliche Zeitalter, die er, als ein in jeder Hinsicht vollkommener, ewig junger Mensch durchleben würde.

Unser Gregorianischer Kalender stimmt, wie zugegeben wird, um 15 Monate nicht. Jesu wurde ungefähr am l. Oktober 2 v, Chr. geboren, also 1 ½ Jahr vor dem Zeitpunkt, den unser Kalender dafür angibt. Der Januar 1924 sollte also eigentlich der fünfte Monat von 1925 sein. Die Alten begannen das Jahr im Herbst, wie denn auch die Juden heute noch ihr Neujahr in dieser Jahreszeit Feiern.

Mr. Menzies kam daher der Wahrheit sehr nahe, wenn er die Mündung des "Brunnenschachtes" als den Tod Christi bezeichnend annahm. Insbesondere stellt diese die Auferstehung Jesu dar. Obwohl sein Tod und die Auferstehung im gleichen Jahre stattfanden, finden wir, daß manchmal der ,,Brunnenschacht" und manchmal die Nordwand der Großen Gallerie das Jahr 33 n, Chr. bezeichnet. Da Jesus im Frühjahr starb, beträgt seine Lebenszeit nach dem Kalender nur 32 ¼ Jahre; zählt man aber 15 Monate hinzu, so sehen wir, daß sein Alter 33 ½ Jahre war

Die Pyramide im Jahre 2140 v. Chr. erbaut
Wie bereits erwähnt, haben die genauesten, astronomischen Berechnungen ergeben, daß die Lage der Großen Pyramide in Verbindung mit dem Neigungswinkel der abwärtsführenden Passage das Jahr 2140 v. Chr. als das Jahr der Erbauung angeben. Die Pyramide bestätigt selbst dieses Datum. Siehe Abbildung.



Indem wir die senkrechte Linie der Nordwand der Großen Gallerie als den Tod Christi im Jahre 32 ½ n. Chr. darstellend annehmen, messen wir zurück, durch die erste aufwärtsführende Passage bis hin zu dem Punkte, wo ihr Fußboden den Fußboden des abwärtsführenden Ganges schneidet. Die Entfernung beträgt 1545 britische oder 1543,50 Pyramidalzoll, Wenn wir davon 32,25 (Jahre n. Chr.) abziehen, kommen wir auf 1511,25 (Jahre vor Chr.). Der Schneidepunkt der beiden Fußböden stellt somit das Jahr 1511,25 v. Chr. dar. Wenn wir die abwärtsführende Passage nach aufwärts messen, bemerken wir zwei feine Linien, auf jeder Seite der Mauer eine der andern genau gegenüber und im rechten Winkel zum Fußboden. Die Entfernung bis dahin mißt 628,75 britische oder 628,25 Pyramidalzoll. Diese Zahl zu den 1511,25 zugezählt, erhalten wir 2139,50 Pyramidalzoll als Entfernung von dem Punkt, der die Geburt Christi markiert bis zu diesen feinen Linien. In Jahren ausgedrückt, bedeutet dies die Mitte des Jahres 2140 vor Christi. Es ist interessant, daß um Mitternacht der Herbst- Tag- und Nachtgleiche des Jahres 2140 v. Chr. diese beiden Linien direkt auf die Plejaden hinwiesen, die von einigen Astronomen, besonders von dem berühmten v. Mädler, als Zentralpunkt des ganzen Universums, also als den Thron Gottes, betrachtet werden, während gleichzeitig in jener Nacht das Drachengestirn, das Symbol Satans, in die abwärtsführende Passage hinunterblickte. So hat der Erbauer der Pyramide die Zeit ihrer Errichtung unwiderleglich angegeben.

Auszug der Juden aus Ägypten im Jahre 1615 v. Chr.
Die erste aufwärtsführende Passage bezieht sich fast ausschließlich auf die Juden und Gottes Handlungsweise mit ihnen als Volk. Wir können sie darum das "jüdische Zeitalter" nennen. Die Große Gallerie hingegen befaßt sich ausschließlich mit der Herauswahl und kann darum das "Evangelium-Zeitalter" genannt werden. Beide haben ihre bestimmten Anfänge und Enden. Der "Granitptlock" am untern Ende des "jüdischen Zeitalters" bezeichnet, daß es den Juden unmöglich war, das Gesetz zu halten und seine Länge in Verbindung mit diesem Gange zeigt die genaue Zahl der Jahre, in denen Gott mit diesem Volke handelte.



Vorstehende Illustration hilft zu einem besseren Verständnis, Die Entfernung von der Nordwand der Großen Gallerie bis zum untern Ende des Granitptlockes beträgt 1470,75 britische Zoll. Der Pflock allein ist 178 Zoll lang. Wenn man den Pflock herausziehen könnte, so daß sein oberes Ende dort zu liegen käme, wo jetzt das untere ist, so erhielte man eine Gesamtlänge von 1648,75 britischen oder 1647,25 Pyramidalzoll; davon die 32,25 Jahre n. Chr. abgezogen, erhalten wir das Jahr 1615 v. Chr., wo Gott begann, mit den Juden zu handeln und sich ihrer, als eines Volkes, annahm. Es ist, wie wir aus der im ... ,,G. Z," gebrachten Chronologie gesehen haben, das Jahr, da Moses die Kinder Israel aus Ägyptenland führte und sie zu einem Volk organisierte. Am Berg Sinai schloß er einen Bund mit ihnen - "durch die Hand Moses" (3. Mose 26:45, 46). Durch ihren Führer, Moses, ließ er ihnen sagen: "Denn ein heiliges Volk bist du Jehova, deinem Gott; und dich hat Jehova erwählt, ihm ein Eigentumsvolk zu sein, aus allen Völkern, die auf dem Erdboden sind." - 5. Mose 14:2.

Kurz vor der Kreuzigung Jesu wurde das Volk Israel aus der Gunst Gottes verworfen (Matthäus 23:38-39); und einmal aus der göttlichen Gnade gefallen, ging das jüdische Staatswesen bald zugrunde. Eusebius "Ecclesiastical History" sagt hierzu:

"Es gebührt sich auch auf alle die Begebenheiten hinzuweisen, die dank einer gütigen Vorsehung ihre Zerstörung um 40 Jahre nach dem an Christus begangenen Verbrechen hinausschob."

Und in Cornils "History of the Poeple of Israel" lesen wir;

"Am 15. Nisan, also im April des Jahres 73 n.Chr., am ersten Tage des Osterfestes, an dem Tage, da nach der Überlieferung der Gott Israels sein Volk aus der Knechtschaft Ägyptens in die Freiheit führte, fiel das letzte Bollwerk der Freiheit dieses Volkes, das nun neuerdings der Knechtschaft zum Opfer fiel."

Diese Tatsache wird in der Großen Pyramide durch die erste aufwärtsführende Passage dargestellt. Überhaupt zeigt dieser Gang zahlreiche Begebenheiten aus der Geschichte des Volkes Israels; doch fehlt es uns an Raum, sie hier alle aufzuzählen.

Wie wir bereits gesehen haben, deutet der Punkt, wo die beiden Gänge sich schneiden, das Jahr 1511,25 v.Chr. an. Wir messen nun in dem abwärtsführenden Gang von diesem Punkte an nach abwärts. Nach 3037,50 Zoll hört die abwärtsführende Richtung dieser Passage auf und der Weg wird eben, was auf einen Wendepunkt in der Geschichte der Menschheit hindeutet. Der Fußboden dieser horizontalen Strecke trifft nicht genau mit dem Boden des abwärtsführenden Ganges zusammen; denn der letztere hört 2,75 Zoll unter der Fläche des horizontalen Fußbodens auf. Der Schneidepunkt befindet sich somit um 2,75 Zoll höher, als das unterste Ende der Passage. Wenn wir diese 2,75 Zoll abziehen, (3037,50-2,75) erhalten wir 3034,75 brit. oder 3031,75 Pyramidalzoll. 3031,75 Jahre weniger 1511,25 (v. Chr.) führt zu 1520,50 n. Chr. Wir wissen, daß im Mai 1521 n.Chr., also in Wirklichkeit 1520,50, Martin Luther vor dem Reichstag in Worms erschien; und im selben Jahre wurde der päpstliche Bann gegen Luther erklärt. Dies war die Ursache, daß sich das Christentum in zwei Teile - Katholiken und Protestanten - teilte. Hier - hundert Fuß unter der Oberfläche des Grundfelsens für mehr als 3600 Jahre verborgen - wurde in Stein geschrieben die große Spaltung der Christenheit mit genauer Zeitangabe, wann sie geschehen würde, niedergelegt, Wie konnte Sem wissen, was im Jahre ) 520 n. Chr. geschehen würde?

Die letztvergangenen 50 Jahre werden oft das "Zeitalter der Wunder" genannt. Innerhalb dieses Zeitraumes haben die Völker auf allen wissenschaftlichen Gebieten mehr Erleuchtung empfangen, sind mehr Erfindungen und Verbesserungen auf technischem Gebiet gemacht worden als je zuvor in der ganzen Menschheitsgeschichte. Noch niemals hat es solche Gelegenheiten zur allgemeinen Bildung und Schulung für das allgemeine Volk gegeben, wie wir sie heute haben, und die Menschen erfreuen sich größerer Annehmlichkeiten des Lebens, ja haben auch weit größeren Luxus als je zuvor. Und fast alle diese Dinge sind Errungenschaften der letzten fünfzig Jahre. Woher kommt das wohl? Hören wir ein kleines Geschichtchen als Beispiel:

Die Mutter mußte auf unbestimmte Zeit verreisen und ließ ihre beiden Kinder von 10 und 12 Jahren zurück; sie hatten ihr versprochen, in der Zeit ihrer Abwesenheit den Haushalt so gut wie möglich zu besorgen. Aber es dauerte nicht lange, so sah man überall, daß die Mutterhand fehlte. Ach, wie ersehnten die Kinder doch die Rückkehr der Mutter!

Eines Tages, als die Kinder in der Schule waren, kam sie zurück und begann sogleich, die gute Ordnung und Behaglichkeit in ihrem Heim wiederherzustellen. Dann ging sie aus, um einiges zu besorgen. Währenddem kehrten die Kinder heim und nachdem sie einen Blick in die Küche getan hatten, jubelten sie: "Die Mutter ist wieder da!" Wie konnten sie dieses wissen? Sie hatten sie ja noch gar nicht erblickt. Sie erkannten überall die Hand ihrer Mutter, die wie "ein Dieb in der Nacht" zurückgekehrt war und deren Gegenwart nun deutlich zu erkennen war. Genau so sehen wir heute die Dinge in der Welt. Der große Wiederhersteller ist gegenwärtig und bereitet nun die verheißenen Segnungen vor, die über alle Geschlechter der Erde kommen sollen. Seine Getreuen, sie erkennen ihn mit dem Geistesauge an den wunderbaren Geschehnissen und Veränderungen der Gegenwart.

Christi Wiederkunft im Jahre 1874
Die Prophetie der Heiligen Schrift beweist, daß Jesus im Jahre 1874 "wie ein Dieb" zurückkehren würde. Obwohl die Welt seit jener Zeit ihren gewohnten Lauf weiter ging, haben seitdem doch bemerkenswerte Veränderungen stattgefunden. Die Jünger fragten ihren Meister; "Was ist das Zeichen deiner Gegenwart (in der gewöhnlichen Übersetzung fälschlich mit Ankunft übersetzt) und der Vollendung des Zeitalters?" (Matthäus 24:3.) Darauf antwortete er ihnen und gab ihnen weitere Beweise seiner Gegenwart. Es werden sein Kriege, Pestilenz, Hungersnöte, Erdbeben, Bedrängnis der Nationen, allgemeine Ratlosigkeit und Furcht vor bevorstehenden Dingen. Die mächtigen Reiche der Welt, das große Bild, von dem Daniel in Daniel 2 : 44-45 berichtet, würden in Stücke zerschlagen werden und es würde eine Zeit der Verwüstung sein. - Jesaja 13:4-13. Dieselbe Prophezeiung ist in der Pyramide zu finden und sogar der Zeitpunkt angegeben. (Siehe Illustration.)

Laßt uns wieder sehen, was die Pyramide dazu sagt. Vom obern Schneidepunkt bis zum äußersten Ende der abwärtsführenden Passage sind 3037,50 Zoll. Die Länge der horizontalen Strecke bis zum "Abgrund" mißt 350,75 Zoll, das sind zusammen 3388,25 britische oder 3384,75 Pyramidalzoll. Ziehen wir davon die 1511,25 v.Chr. Jahre ab, so erhalten wir 1873,50 oder in gerader Zahl ausgedrückt; 1874 Jahre. Wieviel leichter kann man sich in einem Räume wie dem genannten "Abgrund" bewegen, als in dem dahinführenden engen Gange. Man kann dies mit dem Anfang des "Zeitalters der Wunder" vergleichen, wo so große Veränderungen in den Verhältnissen der ganzen Welt eintraten. Wer über fünfzig Jahre alt ist, vergleiche einmal die Verhältnisse seiner Kindheitstage mit denen unserer Zeit.

Alle diese großen Veränderungen, dieses Hindrängen nach günstigeren Lebensverhältnissen sind Beweise dafür, daß der Herr in die Angelegenheiten der Erde eingegriffen hat. Es sind "die Zeichen seiner Gegenwart."

Der Weltkrieg im Jahre 1914
Der "Abgrund" stellt eine große Veränderung der Angelegenheiten der Welt in verschiedener Hinsicht dar. Was man auch über das Zeugnis der Großen Pyramide denken mag, diesen Umschwung der Dinge in den letzten fünfzig Jahren muß jedermann wahrnehmen und zugeben. Angenommen, die abwärtsführende Passage hätte ihre Richtung nicht verändert, sondern wäre in gerader Linie bis zur Nordkante des ,,Abgrundes" weitergegangen, so müßten wir von dem Punkte der Biegung an, zu den 3037,50 Zoll noch 391,25 Zoll dazumessen, erhielten also die Summe von 3428,75 britische oder 3425,25 Pyramidalzoll; die 1511,25 Jahre v Chr. abgezogen ergeben 1914 n Chr., das Jahr, an dem der große Weltkrieg seinen Anfang nahm. Hier taumelten die Nationen in den "bodenlosen Abgrund" hinein, aus dem zu entrinnen die Aussichten täglich geringer werden.

Die senkrechte Linie der Nordkante des Abgrundes, die sich in gleicher senkrechter Linie mit der Südwand der Großen Gallerie befindet, zeigt das Jahr 1914 an. Wenn wir die ganze, etwa 200 Fuß lange senkrechte Linie (siehe Abbildung) als das Jahr 1914 bedeutend betrachten und dann wieder von der Nordwand des Abgrundes den horizontalen Gang bis zur Nordseite des Gelasses messen, erhalten wir 126,75 Zoll oder Jahre. 126 Jahre vor 1914 ist 1788. Wir erinnern uns, daß die französische Revolution im Jahre 1789 ausbrach, obwohl sie wie ein heraufziehendes Gewitter schon vorher bemerkbar war.

Doch wenden wir unsere Aufmerksamkeit wieder den oberen Teilen der Pyramide zu. Wir haben hier einen Abriß der Großen Gallerie und der "Stufe" an ihrem obern Ende.



Wir beginnen bei der senkrechten Linie des Nordendes der Großen Gallerie, denn das Evangelium-Zeitalter nahm seinen Anfang erst nach dem Tod und der Auferstehung Christi - zu Pfingsten des Jahres 32,25 n. Chr. Die Länge der Großen Gallerie bis zur senkrechten Linie der Südwand gradeaus durch die "Stufe" oder den Tritt gemessen beträgt 1883,25 britische oder 1881,25 Pyramidalzoll. Zu dieser Zahl die 32,25 Jahre zugezählt, bringt uns zu 1913,50 oder 1914 n. Chr. Im August dieses Jahres brach der Weltkrieg aus. Wir haben oben schon gesehen, daß eine senkrechte Linie von der Nordwand des Abgrundes, die ebenfalls das Jahr 1914 darstellt, gezogen, genau die Südwand der Großen Gallerie schneidet, die wiederum das Jahr 1914 darstellt. Das schroffe Aufhören der Großen Gallerie deutet auf einen plötzlichen Umschwung in den Erfahrungen der Kirche sowohl als der Angelegenheiten der Welt. Vergleiche Offenbarung 3:14-18.

Das letzte jüdische Jubeljahr im Jahre 1925 n. Chr.
Um die Bedeutung, die die Heilige Schrift dem Jahre 1925 beimißt, verstehen zu können, müssen wir noch kurz das jüdische Gesetz betreffs des Jubeljahres betrachten. In 3. Mose 25 finden wir dieses Gesetz, das das Volk Israel zu halten verpflichtet war, ausführlich dargelegt. Diese Gesetze waren Vorbilder von bessern, zukünftigen Dingen, wie der Apostel in l. Korinther 10:11 erklärt. Das Gegenbild muß darum einen viel höheren Sinn haben als das Vorbild und dort beginnen, wo sein Vorbild aufhört. Kurz zusammengefaßt war das Jubeljahrgesetz folgendes: Von der Zeit an, da die Kinder Israel das Land Kanaan betraten, mußten sie die Jahre zählen; und jedes siebente Jahr sollte ein Sabbat- oder Ruhejahr sein, jedes fünfzigste Jahr ein Jubeljahr. Während des Jubeljahres mußte jeder jüdische Sklave freigegeben, jedes Stück Land seinem vorigen Besitzer oder dessen Erben zurückerstattet werden. In jedem fünfzigsten Jahre wurde das ganze Volk frei und alle kamen wieder in gleichen Besitz - ein Vorbild der ..Wiederherstellung aller Dinge", von der Petrus geredet hatte. - Apostelgeschichte 3:21.

Weil die Juden ihre verordneten Sabbate nicht gehalten hatten, wurden sie in die Gefangenschaft nach Babylon geführt, und ihr Land verödete; "alle die Tage seiner Verwüstung wird es ruhen, was es nicht geruht hat in euren Sabbaten, als ihr darin wohntet" (3. Mose 26 : 35). Mit anderen Worten, weil die Juden das Jubeljahrgesetz nicht gehalten hatten. Gott hatte eine bestimmte Anzahl vorbildlicher Jubeljahre festgesetzt, die vergehen mußten, ehe das Gegenbild eintrat; und diese Zahl ist siebzig. (Siehe 2. Chronika 36; 21; Jeremia 25:11-12, 29:10; Daniel 9:2.) Jeder Jubeljahrzyklus umfaßte fünfzig Jahre. 70X50 =-3500. 3500 Jahre mußten also von dem Eintritt in das Land Kanaan bis zur Erreichung des Gegenbildes vergehen. Im Frühling des Jahres 1575 v, Chr. überschritten die Kinder Israel den Jordan, und von diesem Zeitpunkte an begann ihre Zählung. Wenn also die 3500 Jahre im Jahre 1575 vor Christi zu zählen begannen, müssen sie im Jahre 1925 n. Chr. zu Ende sein. Somit wäre dieses Jahr das fünfzigste Jahr oder das letzte Jubeljahr des siebzigsten Zyklusses. Das Vorbild gelangt hier zum Abschluß.

Demzufolge sollten wir erwarten, daß mit dem Jahr 1926 das Gegenbild beginnt, daß dieses Jahr der Anfang des großen Jubeljahres der Erde sein wird, in dem jeder Nachkomme Adams, der da will, ein freier Mensch werden, in sein Erbteil, die Erde und zu der geistigen und körperlichen Vollkommenheit, die Adam besaß, allmählich zurückkehren kann. Dieses Gegenbild umfaßt nicht nur die Zeit von einem Jahre, wie das Vorbild, sondern wird tausend Jahre umfassen, während denen Christus das ihm übertragene, große Werk an der Menschheit hinausführen wird. Wenn dieses in der Großen Pyramide bestätigt ist, sollten wir es in Verbindung mit der Auferstehung, Himmelfahrt und Rückkehr Jesu zur Aufrichtung seines Reiches zu finden erwarten, auch nach Vollendung seines besonderen Werkes mit seiner Herauswahl, das durch den schroffen Abschluß der Großen Gallerie am Südende angedeutet ist.

Das Nordende der Großen Gallerie stellt den Tod Christi und das Ende des Gesetzesbundes im Jahre 32.25 n. Chr. dar (Kolosser 2:14-15). Der "Brunnen" stellt die Auferstehung Jesu dar, die am dritten Tage nach seiner Kreuzigung erfolgte. Die Wiederherstellungssegnungen stehen in engem Zusammenhang mit der Auferstehung Jesu Christi. Darum muß das Jahr 32,25 n. Chr., was durch die Lage des "Brunnens" angedeutet ist, den richtigen Ausgangspunkt für Zeitberechnungen bilden.

Die Messungen der Gänge sind immer in der Mitte der Fußböden vorgenommen, außer, wo dies besonders angegeben ist. Der ,,Brunnen" endet an der Seitenwand der Gallerie und befindet sich daher 21 Zoll von der Bodenmitte der Großen Gallerie entfernt. Die Mündung desselben ist rauh und uneben und etwa 26 Zoll weit; somit wäre die Mitte der Öffnung der rechtmäßige Ausgangspunkt für die Messungen. Diese Mitte ist 39 Zoll von der senkrechten Linie der Nordwand entfernt. Während die ganze Länge der Gallerie 1815,25 Zoll beträgt, zählen wir hier nur 1776,25 Zoll und zwar vom Nordende bis zur ,,Stufe". Die Mitte des "Brunnens" stellt also das Jahr 32,25 n. Chr. Dar, dazu rechnen wir die 21 Zoll bis zur Fußbodenmitte hinzu, dann die 1776,25 Zoll bis zur Stufe am obern Ende des steilen Bodens, sodann 36 Zoll an diesem Tritt empor, und schließlich die horizontale Fläche der "Stufe", 61 Zoll vom Rand derselben bis zur Südwand der Gallerte; also 32,25 + 21 + 1776,25 + 36 + 61 = 1926,50 britische oder 1924,50 Pyramidalzoll, oder 1924 ½ Jahre oder Mitte 1925 n. Chr.

Dies dürfte dahin gedeutet werden, daß bis zu diesem Zeitpunkt das besondere Werk des Evangelium-Zeitalters, die Herauswahl seines Eigentumsvolkes aus den Nationen, seinen Abschluß finden wird, und anschließend daran ein neues Werk für die Welt seinen Anfang nehmen wird. - Apostelgeschichte 15:14-17; Römer 11:25-26.

Um noch kurz die Genauigkeit der einzelnen Züge zu zeigen, erwähnen wir eine scheinbar ganz nebensächliche Begebenheit: Der Prophet Micha (5:2), bezeichnete Bethlehem als Geburtsort des Messias. Auf diese Weissagung wurde Herodes aufmerksam gemacht, als er sich nach dem Geburtsort Christi erkundigte (Matthäus 2 : 4-6). Doch schon lange vorher, ehe sich dort Menschen angesiedelt haben, hat die Große Pyramide auf die Stelle hingewiesen. Wenn wir die Breitengradlinie der Pyramide als Grundlinie betrachten und nach Nordosten zu eine Diagonale in derselben Schräge, wie der Neigungswinkel der Gänge ziehen (26 " X 18' 10"), so führt diese Diagonale direkt durch die Stadt Bethlehem hindurch. (Siehe Abriß.)



Die Entfernung von der Pyramide bis Bethlehem ist 233 Meilen. Auch diese Maßangabe finden wir im Innern der Pyramide bestätigt.

Wir müssen es hiermit genügen lassen, obwohl wir noch manch interessanten Zug der Großen Pyramide, der Bibel in Stein, anführen könnten. Es ist wahrlich, wie unser Meister sagte: "Wenn diese schweigen (oder zum Schweigen gebracht werden), so werden die Steine schreien!" (Lukas 19:40) und sie werden so laut und eindringlich schreien, daß auch das verhärtetste Gelehrtenherz schließlich ihre Sprache hören muß und es lernen wird, sich in Demut vor der Majestät und Weisheit eines Höheren zu beugen

Re: Im "Goldenen Zeitalter" gelesen - Eine Zeitreise -

geschrieben von: Drahbeck

Datum: 20. November 2009 04:58

Als Kommentar zu diesem im "Goldenen Zeitalter" (Schweizer Ausgabe vom 15. 11. 1924) veröffentlichten Zeichnung, meinte die GZ-Redaktion unter anderem:
"Vom göttlichen Standpunkt betrachtet, haben alle Reiche dieser Welt einen tierischen Charakter."

Es ist offenkundig, dass solcherlei abwertende Urteile wohl kaum geeignet sind, ein halbwegs verträgliches Verhältnis zu den tatsächlichen weltlichen Obrigkeiten zu schaffen. Und so braucht man sich denn auch nicht zu wundern, dass besonders die Bibelforscher/Zeugen Jehovas, in ihrer Geschichte mit diesen "Obrigkeiten" im besonderem Umfange in Konflikte gerieten.

Re: Im "Goldenen Zeitalter" gelesen - Eine Zeitreise -

geschrieben von: Drahbeck

Datum: 21. November 2009 01:55

Der Magdeburger Ausgabe des "Goldenen Zeitalters" vom 15. 11. 1924 erschien unter anderem die nachfolgende Pressemeldung beachtlich, die sie deshalb auch an ihre Leserschaft weiterreichte.
Zitat:


"Wir entnehmen dem 'Stuttgarter Tageblatt' Nr. 17, nachfolgende Notiz.

Fernsehen, ein neues technisches Wunder der Zukunft.
Der bekannte englische Physiker Professor Fournier d'Albe macht den 'Daily News' sensationelle Mitteilungen über ein noch in diesem Jahre zu erwartendes neues technisches Wunder. Fournier d'Albe behauptet, die Welt sei am Vorabend eines neuen technischen Fortschrittes, der darin besteht, daß man demnächst ebenso, wie es heule möglich ist, mit dem drahtlosen Telephon über weite Entfernungen zu hören, in der Lage sein wird, Ereignisse zu sehen, die sich in weiter Ferne abspielen.

Der Gelehrte glaubt, daß diese technische Errungenschaft noch im Laufe dieses Jahres Tatsache werden wird. Seine Forschungen widmet er ausschließlich nur noch diesem Problem. Er verspricht, daß schon in der diesjährigen großen britischen Reichsausstellung ein, wenn auch noch primitiver, doch schon vielverheißender Apparat für Fernsehen vorgeführt werden wird.

Fournier d'Albe ist die bekannteste Persönlichkeit auf diesem technischen Spezialgebiet; er erwarb sich bereits einen großen Ruf als Erfinder des 'Optophons', das den Blinden gewissermaßen mit den Ohren zu lesen befähigt, des 'Tonoskops', das Töne für Taube sichtbar macht, und eines anderen Apparates, der die drahtlose Übermittlung von Photographien durch Flugzeuge bewirkt. Wenn ein Flieger eine photographische Aufnahme in der Luft gemacht hat läßt er sie durch eine Maschinerie gehen, die sie sofort entwickelt und in weniger als einer halben Stunde, nachdem die Lichterscheinungen in Klangwirkungen mit Hilfe des Selens umgewandelt worden sind, zur Landbasis des Fliegers übermittelt."


Die gleiche Meldung gab es (geringfügig abgewandelt, ohne Quellenangabe) schon in der Berner Ausgabe des GZ vom 1. 2. 1924. Das Berner GZ zitierte jene Meldung nur; enthielt sich jeglicher redaktionellen Anmerkung dazu. Nicht so die Magdeburger Ausgabe. Letztere fügte dann noch als redaktionellen Nachsatz mit an:
"Wir fügen hinzu. Alle diese Dinge befinden sich heute natürlich erst in den Kinderschuhen. Was alles das vollkommene Königreich Gottes den Menschen auf Erden bringen wird, vermag kaum der Sinn des Menschen zu sehen."

Man ordnet das also in die sattsam bekannte Technikeuphorie der Bibelforscher ein.

Rückblickend kann man feststellen. Das Fernsehen hat sich tatsächlich entwickelt - ohne vermeintliches "Königreich Gottes", dass für diese technischen Innovationen so überflüssig ist wie ein Kropf!

Re: Im "Goldenen Zeitalter" gelesen - Eine Zeitreise -

geschrieben von: Drahbeck

Datum: 06. Dezember 2009 04:37

Wieder einmal glaubt das "Goldene Zeitalter" (Schweizer Ausgabe vom 1. 12. 1924); Ausgabe Magdeburg, 15. 2. 1925), beim Blick in die politische Landschaft, einen relativen "Kassenknüller" für sich reklamieren zu können, und bringt dies schon durch ein entsprechendes Titelbild zum Ausdruck.

Als Begleittext dazu liest man in dieser Ausgabe:

"Die gelbe Gefahr in ihrer neuesten Form
Die jüngsten Geschehnisse im fernen Osten lassen die alte Legende einer kommenden gelben Gefahr in einem ganz neuen Licht aufleuchten. Sollte es der eifrigen Agitation Moskaus wirklich gelingen, das Reich der Mitte zu bolschewisieren? Und würde dies nicht der morsch gewordenen westlichen Kultur den Todesstoß verleihen? Das sind jedenfalls berechtigte Fragen, wenn man die Vorgänge in China aufmerksam verfolgt

Unwillkürlich wird man da an das Prophetenwort erinnert (Joel 2:l-11); "Sie rennen wie die Helden, wie Kriegsleute ersteigen sie die Mauer [also auch die chinesische Mauer] ... sie laufen in der Stadt umher, rennen auf die Mauer, steigen in die Häuser; durch die Fenster dringen sie ein wie der Dieb. Vor ihnen erbebt die Erde [gesellschaftliche Ordnung der Dinge], erzittert der Himmel [kirchliche und geistige Ordnung]; Sonne und Mond [das Evangelium und das Gesetz] verfinstern sich, und die Sterne [die Kirchenlichter] verhalten ihren Glanz . .. Denn groß ist der Tag Jehovas und sehr furchtbar, und wer kann ihn ertragen?" -

Wenn die zahlreichen Zeitungsberichte sich bewahrheiten, daß Moskau hinter den sich bekämpfenden chinesischen Generälen steht und diese der Sowjetregierung Millionenheere zur Bolschewisierung Europas, im Falle des Sieges, zugesichert haben, so muß der zerrüttete Westen mit Recht sorgenvoll seine Blicke nach Osten wenden."


Eine Fortsetzung der Thematik gibt es in der Schweizer Ausgabe des "Goldenen Zeitalters" vom 15. 12. 1924. (Ausgabe Magdeburg 1. 3. 1925). Dort liest man:
"In Ergänzung unserer Illustration ... "Die gelbe Gefahr in ihrer neuesten Form", bringen wir nachfolgend noch einen weiteren Zeitungsbericht:
Eine chinesisch-japanische Union?
Sun-Yat-Sen, der sich gegenwärtig in Kobe befindet, hielt in einer Versammlung des Verbandes "Union der asiatischen Völker" eine Rede. Er erklärte darin, daß alle asiatischen Völker dem Beispiel Japans folgen und ein für allemal die Beherrschung durch Amerika und Europa abschütteln sollten. Zu diesem Zwecke müsse zunächst eine feste Verständigung zwischen China und Japan geschaffen werden. Dann müsse jede Spur westlicher Zivilisation ausgemerzt werden, denn diese sei nur eine Zivilisation der Schande, die sich aus List und fauler Logik zusammensetze.
Die westliche Zivilisation verschmähe es nicht, die Waffen zu ergreifen, um freie Völker zu unterjochen, während die asiatische Zivilisation sich der Waffen nur zu Verteidigungszwecken bediene. Sun-Yat-Sen teilte ferner mit, daß er Japan in den nächsten Tagen verlassen werde, um nach Tientsin zurückzukehren, wo er mit den hauptsächlichsten Führern Chinas eine Unterredung haben werde."


"(Einfluß der Hetzarbeit Moskaus?)" fragt das GZ zum Schluss seiner Ausführungen.

Nun sind wohl die Bibelforscher nicht die einzigsten in der religiösen Szene gewesen, welche das zeitgenössisch thematisierten. Aber vielleicht doch die relativ Bedeutensten bezüglich dieses Themas.

In einer Zusammenfassung dazu, wurde schon früher einmal ausgeführt:


"Seit den 1890-er Jahren begann das Schlagwort von der "gelben Gefahr" seine Kreise zu ziehen. [89] Es wurde von etlichen Politikern und Journalisten in inhaltlich unterschiedlicher Form, rezipiert. [90]
Unter denen, die dieses Schlagwort mit aufnahmen, befand sich auch Russell. Er kombinierte es mit seiner Grundsatzposition die er in die Worte gekleidet hatte:

"Es ist weder weise noch gerecht, dem Kapital daraus einen Vorwurf zu machen, dass es auch seinen Vorteil sucht. Unter den Armen sind viele nicht minder herzlos als unter den Reichen und würden, im Besitze von Reichtümern grausamer und weniger freigebig sein als ihre gegenwärtigen Beherrscher. Lasst uns daher nicht die Reichen hassen oder brandmarken, wohl aber die Selbstsucht und den Eigennutz im allgemeinen, der an allem gegenwärtigen Übel schuld ist." [91]

Zur Untermauerung seiner These fügt er dann noch eine Bezugnahme auf die Einwanderungswelle von Chinesen in die USA hinzu und äußert die Frage:
"Wie werden sich diese Massen in fünfzehn Jahren vermehrt haben, wenn die gelbe Konkurrenz die Löhne noch mehr gedrückt hat?" [92]

Auch andere religiöse Sonderlinge nutzten dieses Schlagwort für ihre zum Teil abstrusen Thesen. [93] Furore hatte ein besonders übles Exemplar von ihnen (L. A. N. Olschowy) bereits mit einer für den 12. April 1915 terminierten Weltuntergangsprophezeiung gemacht. [94] Jener Olschowy erwies sich in der Folge, wie auch andere Glieder der gleichen Kirche, als Antisemit. Seine wüsten antisemitischen Ausfälle erreichten, man ist versucht zu sagen, im Vorgriff auf Hitler, noch ungeahnte Steigerungen.
Etwa, wenn die jüdische "CV-Zeitung" von diesem Katholiken Olschowy das folgende Zitat aufspießt:

"Diesen, auf ewige Zeiten verfluchten, meuchelmörderischen, gotthassenden, moralisch bis auf die Knochen verfaulten Satanskinder wird in den Tagen der Vergeltung das verfluchte, gotteslästerliche Kloakenmaul vom König des Schreckens, dem Tode, auf immer zerrissen werden. Und da die Zeit zu ihrer gänzlichen Ausrottung schon herbeigekommen ist bis sie nach ihrem Beispiele in Russland und entsprechend dem eigenen, den christlichen Völkern zugedachten Plane selbst geschächtet, geschlachtet, lebendig verbrannt und mitten entzwei gerissen werden." [95]

Auch Russells Nachfolger Rutherford, nahm das Schlagwort von der "gelben Gefahr" mit auf. Zwar nicht so plump wie Olschowy, in der Tendenz jedoch analog aggressiv. Nach Rutherford stelle sich die "gelbe Gefahr" nunmehr in ihrer "neuesten Gestalt" dar. Und die sei, dass sowjetische Militärberater in den Jahren 1924-27 versuchten, in China politischen Einfluss zu gewinnen. Rutherfords Zeitschrift kommentiert das mit den Worten:

"Das Moskau hinter den sich bekämpfenden chinesischen Generälen steht und diese der Sowjetregierung Millionenheere zur Bolschewisierung Europas, im Falle des Sieges zugesichert haben, so muss der zerrüttete Westen mit Recht sorgenvoll seine Blicke nach Osten wenden." [96]

Auch die heutigen Zeugen Jehovas segeln noch im indirekten Fahrwasser von Russell, auch wenn sie ihn nicht mehr als Person übermäßig betonen. Die Russellsche betonte Konkurrenzposition legt es nahe, allen Geschichtsklitterungen der heutigen Zeugen Jehovas zum Trotz, ihn als das zu charakterisieren, was er wirklich war. Ein ideologisch gescheiteter Religionsgründer.

In der seinerzeitigen Zeitschrift "Der Geisteskampf der Gegenwart" (Heft 2/1926) nahm übrigens auch ein kirchlicher Autor, kommentierend diese Thematik mit auf. In einem die Bibelforscher betreffenden Artikel darin (Rohkohl, "Krisis und Spannung im Lager der 'Ernsten Bibelforscher'") zitiert er als erstes den dem GZ entnommenen Text. Sein Kommentar:

"Noch mehr zeigt sich die Dürftigkeit, wenn man die prophetischen Weissagungen zu politischen Gegenwartserscheinungen in Beziehung setzt. In Nr. 4 [Ausgabe Magdeburg] des "Goldenen Zeitalters" vom 15. 2. 25 findet sich ein solcher Versuch unter der Überschrift: "Die gelbe Gefahr in ihrer neuesten Form" indem heißt es:

"Die jüngsten Geschehnisse im fernen Osten lassen die alte Legende einer kommenden gelben Gefahr in einem ganz neuen Licht aufleuchten. Unwillkürlich wird man an das Prophetenwort erinnert (Joel 2, 1-11).
'Sie rennen wie die Helden, wie Kriegsleute ersteigen sie die Mauer (also auch die chinesische Mauer) ... Sie laufen in der Stadt umher, rennen auf die Mauer, steigen in die Häuser, durch die Fenster dringen sie ein wie ein Dieb. Vor ihnen erbebt die Erde (gesellschaftliche Ordnung der Dinge), erzittert der Himmel (kirchliche und geistige Ordnung); Sonne und Mond (das Evangelium und das Gesetz) verfinstern sich, und die Sterne (die Kirchenlichter) verhalten ihren Glanz ... Denn groß ist der Tag Jehovas und sehr furchtbar, und wer kann ihn ertagen?"


Und nach dieser Zitierung hängt Rokohl dann seinerseits noch einen Nachsatz mit an, und der lautet:

"O sancta simplicitas!"

Und in einer Definition etwa der Wikipedia kann man dazu lesen:
http://de.wikipedia.org/wiki/Liste_lateinischer_Phrasen/O

O sancta simplicitas.
"O heilige Einfalt!": Dieses Zitat wird Jan Hus zugeschrieben, der diese Worte sprach, als eine eifrige Frau Holz für seinen Scheiterhaufen brachte. Es wird durch Mephistopheles in Goethes Faust I zitiert. Heute wird dieses Zitat als ironischer Ausdruck des Erstaunens über Dummheit gebraucht."

Re: Im "Goldenen Zeitalter" gelesen - Eine Zeitreise -

geschrieben von: Drahbeck

Datum: 07. Dezember 2009 03:41

Womit das "Goldene Zeitalter", zeitgenössisch so seine Stamm-Leserschaft "erreichte" mag auch jener in der Magdeburger Ausgabe vom 1. 12. 1924 abgedruckte, "Ein Scherz des Teufels" überschriebene Artikel veranschaulichen.

Im Prinzip handelt es sich dabei um eine Zitierung, also kein Eigenbericht. Indes bestand ja keine zwingende Notwendigkeit für die GZ-Redaktion, diesen Artikel auch zu übernehmen, indem sie es trotzdem tat, wollte man damit durchaus eine gewisse Tendenz zum Ausdruck bringen. Das genannte GZ schrieb:


Ein Scherz des Teufels
Wir entnehmen der "Litterarischen Beilage" der "Westfälischen Neuesten Nachrichten" eine interessante Betrachtung
von Fjodor M. Dostojewski


Diese Geschichte fiel mir ein, als ich die Predigt des Gefängnisgeistlichen hörte und ich schrieb sie am 13. Dezember 1849 an die Mauer

Vor dem Altar einer prächtigen Kirche, die von Gold und Silber strahlte und durch eine Anzahl Kerzen erleuchtet war, stand, angetan in schönem Kleide und glänzendem Mantel, ein Priester. Es war ein beleibter, würdiger Mann mir roten Backen und wohlgepflegtem Barte. Seine Stimme klang volltönend, in seinen Mienen war Hochmut. Die Erscheinung des Priesters glich an Glanz und üppiger Fülle der Kirche. Die Gemeinde aber bot ein ganz anderes Bild. Sie bestand zum größten Teil aus armen Arbeitern und Bauern, alten Weibern und Bettlern. Die Kleidung der Leute war schäbig und hauchte den eigentümlichen Geruch der Armut aus. Die dünnen Gesichter waren vom Hunger gezeichnet, die Hände zeigten die Spuren harter Arbeit. Es war ein Bild der Not und des Elendes.

Der Priester verbrannte Weihrauch vor den heiligen Bildern, dann erhob er fromm und feierlich seine Stimme und predigte:

"Meine geliebten Brüder in Christo", sagte er, "unser geliebter Herr gab euch das Leben, und es ist eure Pflicht, damit zufrieden zu sein. Aber seid ihr damit zufrieden? Nein.

Ihr habt vor allem nicht genug Glauben an unseren geliebten Herrn und seine heiligen Wunder. ihr gebt nicht so freigebig, wie ihr solltet, der Kirche ihren Teil von eurem Verdienst!

Zweitens gehorcht ihr nicht den Obrigkeiten. Ihr widersetzt euch den Mächten der Welt, dem Zaren und seinen Dienern. Ihr verachtet die Gesetze.

In der Schrift aber steht geschrieben. "Gebt dem Cäsar was des Cäsars ist, und Gott, was Gottes." Ihr tut es nicht. Und wißt ihr, was das zu bedeuten hat: eine Todsünde! Wahrlich, ich sage euch: es ist der Teufel, der euch versucht, diesen Weg zu gehen! Ja, er ist es, der eure Seelen versucht, und ihr wähnt, es sei euer freier Wille, der euch auf solche Art handeln heißt. Aber es ist des Teufels Wille und nicht der eure. Er brennt schon vor Begier, eure Seelen zu besitzen. Er wird vor den Flammen tanzen, darin eure Seelen Todesqualen erleiden werden!

Darum warne ich euch, meine Brüder! Ich ermahne euch, den Pfad der Verdammnis zu verlassen! Noch ist es Zeit! O, Gott sei gnädig!"

Die Leute hörten diese Predigt mit Zittern. Sie glaubten an die feierlichen Worte des Priesters. Sie seufzten und bekreuzigten sich und küßten inbrünstig den Boden. Auch der Priester bekreuzigte sich, kehrte den Leuten den Rücken - und lächelte.

Nun geschah es aber, daß der Teufel gerade an der Kirche vorüberging, als der Priester solcherart zu den Leuten sprach. Er hörte seinen Namen nennen, blieb darum vor dem offenen Fenster stehen und hörte auch zu. Und er sah, wie die Leute des Priesters Hand küßten, sah, wie der Priester vor dem vergoldeten Bilde irgendeines Heiligen sich verneigte und das Geld, das ihm die armen Leute für die heilige Kirche gegeben hatten, eilig einsteckte. Das reizte den Teufel, und er rief dem Priester, kaum daß dieser die Kirche verlassen hatte nach und packte ihn bei seinem heiligen Mantel.

"Halloh, feistes Väterchen", rief er, "wer hieß dich denn diese armen, mißleiteten Menschen so anlügen? Was für Höllenqualen hast du ihnen geschildert? Weißt du denn nicht, daß sie die Qualen der Hölle schon in ihrem irdischen Leben erleiden?
"Du bist es, der sie die Qualen der Hölle, mit dehnen du ihnen drohst, erleiden läßt: Weißt du das nicht? Nun, dann komm mit!"

Und der Teufel packte den Priester beim Kragen und hob ihn hoch in die Luft und trug ihn zu einer Fabrik, in eine Eisengießerei. Und der Priester sah dort die Arbeiter in der sengenden Hitze hin- und herlaufen und hasten und ihre schwere Arbeit tun.

Und dem Priester wurde die dicke, schwere Luft und die Hitze alsbald zuviel, und mit Tränen in den Augen bat er den Teufel: "Laß mich fort, laß mich fort von dieser Hölle!"

"O, nein, lieber Freund, ich muß dir noch manch andern Ort zeigen."

Und der Teufel packte ihn aufs neue und schleppte ihn nach einem Landgut. Hier sah er die Arbeiter beim Korndrusch. Der Staub und die Hitze waren unerträglich. Und der Aufsehen trug einen Knüppel und schlug unbarmherzig auf jeden los, der aus Ermüdung oder Hunger hinfiel.

Dann trug er den Priester in die Hütten, wo diese Arbeiter mit ihren Familien wohnten - schmutzige, rauchige, übelriechende Löcher.

Der Teufel grinste. Er wies auf die Armut und das Elend, die hier zu Hause waren.

"Nun, ist's nicht genug?" fragte er. Und es schien, als ob selbst er, der Teufel, mit diesen Leuten Mitleid hätte.

Der fromme Diener Gottes kann es kaum ertragen. Mit erhobenen Armen fleht er: "Laß mich fort von hier" Ja, ja, das ist die Hölle auf Erden!"

"Nun denn, du siehst es! Und doch versprachst du ihnen noch eine andere Hölle! Du quälst sie auch noch geistig zu Tode, da sie körperlich fast schon tot sind! Aber ich will dir noch eine Hölle zeigen - eine von den schlimmsten!"

Und er nahm den Gefangenen und zeigte ihm ein Gefängnis mit seiner stinkenden Luft und den vielen menschlichen Gestalten, die, aller Gesundheit und Kraft beraubt, nackte, abgezehrte Leiber, am Boden lagen.

"Zieh deine seidenen Kleider aus!" sagte der Teufel zum Priester, "und in schwere Ketten, wie sie diese Unglücklichen tragen, um deine Fußknöchel! Leg dich auf den kalten, schmutzigen Boden hin - und dann sprich ihnen von einer Hölle, die sie noch erwartet!"

"Nein, nein!" antwortete der Priester. "Ich kann mir nichts Schrecklicheres denken! Ich flehe dich an, laß mich fort von hier!"

"Ja, das ist die Hölle! Es kann keine schlimmere Hölle geben als diese! Wußtest du es nicht? Wußtest du nicht, daß diese Männer und Frauen, die du mit den Bildern einer Hölle erschreckest, die sie nach diesem Leben erwartet - wußtest du nicht, daß sie schon hier, noch ehe sie sterben, recht in der Hölle sind?"

Der Priester ließ sein Haupt niedersinken. Er wußte in seiner Verwirrung nicht, wohin er blicken sollte.

Der Teufel lächelte boshaft. "Ja, Väterchen, du bist daran, zu sagen, die Welt liebe es getäuscht zu werden! Nun geh!"

Und er ließ ihn los.
Und der Priester schürzte seinen langen Mantel auf und lief davon, so schnell ihn seine Beine tragen wollten.
Und der Teufel sah ihm nach und lachte.

Re: Im "Goldenen Zeitalter" gelesen - Eine Zeitreise -

geschrieben von: X ~ mysnip

Datum: 12. Dezember 2009 14:14

Le Bon beschreibt in PSYCHOLOGIE DER MASSEN auf Seite 81 Dostojewski als "tiefgründig".

Zitat:

Drahbeck
"Goldene Zeitalter" ... Magdeburger Ausgabe vom 1. 12. 1924 ...

Ein Scherz des Teufels
Wir entnehmen der "Litterarischen Beilage" der "Westfälischen Neuesten Nachrichten" eine interessante Betrachtung
von Fjodor M. Dostojewski


Darum warne ich euch, meine Brüder! Ich ermahne euch, den Pfad der Verdammnis zu verlassen! Noch ist es Zeit! O, Gott sei gnädig!"

Die Leute hörten diese Predigt mit Zittern. Sie glaubten an die feierlichen Worte des Priesters.

 

Im 19. Jahrhundert lebte Dostojewski.

Im 20. Jahrhundert predigte die Wachtturm Bibel- und Traktat-Gesellschaft, Brooklyn, N.Y., U.S.A.:

WTG-Buch 1925 Das Vollendete Geheimnis S. 496
,,Die Wiedergeburt der Welt ist nahe gerückt."
http://www.manfred-gebhard.de/7496.HTM

Im 21. Jahrhundert predigt die Watchtower Bible and Tract Society of New York, Inc. Brooklyn (New York, USA):

WTG-Buch 2005 Was lehrt die Bibel wirklich? S. 191 Abs. 17
,,In der Bibel heißt es: ,Predige' ... Warum ist das gerade heute so dringend? Die Heilige Schrift gibt uns die Antwort: ,Der große Tag Jehovas ist nahe'. Er ist nahe, und er eilt sehr' (Zephanja 1:14) Ja, die Zeit, in der Jehova dem gesamten gegenwärtigen System der Dinge ein Ende machen wird, kommt schnell näher. Die Menschen müssen gewarnt werden! Sie müssen wissen, dass es jetzt an der Zeit ist, Jehova als Souverän anzuerkennen. Das Ende ,wird sich nicht verspäten' (Habakuk 2:3)."
http://www.watchtower.org/x/bh/article_19.htm

Aus Dostojewskis Roman DIE BRÜDER KARAMASOW Der Großinquisitor

,,Fünfzehn Jahrhunderte sind vergangen, seit Er die Verheißung gegeben hat, Er werde wiederkommen und sein Reich aufrichten, fünfzehn Jahrhunderte, seit sein Prophet schrieb: "Ich komme bald, von dem Tag und der Stunde aber weiß nicht einmal der Sohn, sondern allein mein himmlischer Vater." Aber die Menschheit erwartet ihn noch immer mit dem früheren Glauben und der früheren Sehnsucht, sogar mit größerem Glauben, denn fünfzehn Jahrhunderte sind schon vergangen seit der Zeit, da der Himmel aufgehört hat, dem Menschen Unterpfänder zu geben."

Re: Im "Goldenen Zeitalter" gelesen - Eine Zeitreise -

geschrieben von: Drahbeck

Datum: 11. Dezember 2009 02:13

"Heidnisch soll der Gebrauch des Tannenbaumes sein, hat man gesagt. Ob das wohl richtig ist? ..."

Mit diesen Sätzen leitet die Magdeburger Ausgabe des "Goldenen Zeitalters" vom 15. 12. 1924 ein.
Der fragliche Artikel wurde schon früher im Detail zitiert.

Siehe
Weihnachten

Auch von der Schweizer Ausgabe des "Goldenen Zeitalters" vom 15. 12. 1924 kann man sagen, dass sie ganz "auf Weihnachten gestimmt" ist, dass wohl kaum nennenswerte Abweichungen zu Weihnachts-Argumentation, etwa in anderen Kirchen, zu registrieren sind (zu damaliger Zeit).
Bekanntlich sollte sich das "Dank" Rutherford noch ändern. Ende 1924 indes war es noch nicht soweit.

Nachstehend ein paar Impressionen zum Weihnachtsthema aus der Schweizer Ausgabe des "Goldenen Zeitalters" vom 15. 12. 1924:

1924

Im Goldenen Zeitalter gelesen - Eine Zeitreise (1923)

Im Goldenen Zeitalter gelesen - Eine Zeitreise (1925)

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