Der vorangegangene Jahrgang   1923

Vor (mehr als) 50 Jahren

Was 1924 Wahrheit war

Wir erwarten mit absoluter Zuverlässigkeit

So tönte man noch im Jahre 1924 in der Ausgabe vom 15. 3. 1924 des "Goldenen Zeitalters". Was erwartete man "mit absoluter Zuverlässigkeit?"

"Wir können heute auf Grund ernster Schriftforschung verkünden, dass eine Befreiung für die gesamte Menschheit nahe vor der Tür steht, dass eine Wiederherstellung des gefallenen Menschengeschlechts zur Vollkommenheit menschlichen Lebens auf Erden sehr bald beginnen und die bekannte Weihnachtsbotschaft: 'Ehre sei Gott in der Höhe und Frieden auf Erden und den Menschen ein Wohlgefallen!' sich restlos erfüllen wird, so dass alle Menschen, auch die größten Atheisten, von der Herrlichkeit Jehovas und der überreichen Gnade und Segnung, die er für seine Geschöpfe vorgesehen hat, überzeugt sein werden! Wir erwarten mit voller Gewissheit, dass die jetzige große Drangsal … Im Jahre 1925, etwa im Herbst, ihren furchtbaren Höhepunkt erreicht und alsdann zum endgültigen Abschluss kommen wird, damit anschließend das Werk der Wiederherstellung aller Dinge … unter der gerechten Regierung des Christus und seiner Getreuen … beginnen kann. Wir erwarten mit absoluter Zuverlässigkeit die nach der Drangsalszeit beginnende Auferstehung der gesamten Menschheit, die allmählich innerhalb eines Zeitraumes von 1000 Jahren aus dem Todesschlaf zurückkommen werden mit einem neuen gesunden Körper, und zwar so, dass die zuletzt Gestorbenen zuerst und die vor Jahrtausenden Gestorbenen, wie Adam z. B. zuletzt auferstehen werden, um durch die Gnade Gottes ewiges Leben unter vollkommenen Verhältnissen auf einer neu gestalteten Erde empfangen zu können. Ferner dürfen wir verkündigen, dass viele Menschen, die jetzt leben, die Möglichkeit werden kann, überhaupt nicht erst sterben zu brauchen, weil die Schrift sagt, dass es solche geben wird, die in dieser Drangsalszeit am Leben bleiben werden. Zwar werden sie durch großes Leiden in der Drangsal heimgesucht, aber dennoch lebend in das goldene Zeitalter nach 1925 hinüberkommen, um dann mit den Auferstehenden der Menschheit an der Segnung ewigen Lebens auf Erden teilzuhaben."

In seiner 1924 erschienenen, für die bereitere Öffentlichkeit bestimmten Broschüre "Eine wünschenswerte Regierung" (S. 35) hatte Rutherford gleichfalls verkündet:

"Im Lichte der Heiligen Schrift können wir erwarten, dass Jerusalem die Welthauptstadt sein wird, von der auferstandene vollkommene Männer wie Abraham, Isaak, Jakob, Moses, David, Daniel und andere die Regierungsangelegenheiten der Welt besorgen werden, während andere solcher glaubenstreuen Männer als Herrscher in den verschiedensten Teilen der Erde eingesetzt sein und von denen, die in Jerusalem herrschen, Anweisung betreffs der Regierungsangelegenheiten empfangen werden. Wir dürfen erwarten, dass Abraham mit vollkommenen Radio-Funkspruchstationen vom Berge Zion die Angelegenheiten der ganzen Erde leiten kann."

 

Copyright-Ansprüche für die 1925-Verkündigung

Das "Goldene Zeitalter" vom 1. 9. 1924 notierte:

"Überall hört man gegenwärtig von Erforschern der Bibel, dass das Jahr 1925 eine ganz besondere Bedeutung haben soll. Der Gedanke ist der, dass das Jahr 1925 einen Wendepunkt in der Menschheits-Geschichte bringen werde, indem in der Bibel enthaltene vorbildliche Geschehnisse dann ihr Ende erreicht haben sollen und das Gegenbild beginne, nämlich, dass große Jubeljahr der Menschheit, dass Messianische Königreich der Wiederherstellung der ganzen Menschheit zu Freiheit, Glückseligkeit und ewigem Leben auf der Erde. Allgemein findet man hier und da gegen alle Darlegungen des göttlichen Wortes Zweifler, die den Gegenstand in Frage ziehen und meinen, dass niemand wissen könne, dass gerade dieses Jahr der Anfang einer neuen Zeitperiode für die Menschheitsgeschichte sei. … So also finden wir, dass Satan, der Fürst dieser Welt, in jeder Weise bemüht gewesen ist, Imitationen der Wahrheit und dem, was in Wirklichkeit werden sollte, herzustellen. Wir finden heute gleichfalls, dass er bemüht ist, bezüglich des Jahres 1925 ein Gleiches zu schaffen. Allerdings nicht in Harmonie mit Gottes Plan. Momentan geht durch die ganze Presse eine Nachricht über ein katholisches 'Jubeljahr 1925'".

"Aufklärung" über den Verlust Oberschlesiens

Der deutsche Bibelforscher-Statthalter an Rutherford's Statt, Paul Balzereit, hatte sich die Freiheit genommen unter dem Alias "P. B. Gotthilf", auch handfeste Politik zu betreiben. Also nichts da mit der angeblichen "Neutralität". Dies tat er mittels seiner Broschüre: "Die größte Geheimmacht der Welt." Man vergleiche dazu auch:

Paul Balzereit's Geheimmacht

Da er gleichzeitig die Redaktion der deutschen Ausgabe des "Goldenen Zeitalters" innehatte, nutzte er dies, um auch in diesen Spalten massive Reklame für seine genannte Schrift zu betreiben. Drei Beispiele seien einmal zitiert.

Das "Goldene Zeitalter" vom 1. 12. 1924 schrieb:

"Staat und Kirche in Frankreich. … In jedem Lande der Welt verrichten Propagandeure Roms ihre klug den Verhältnissen eines jeden Landes angepasste Unterminier- und Werbearbeit zugunsten der Erreichung politisch orientierten Religions-Einflusses. Aufklärung hierüber bietet das im Sternverlag Leipzig, Eilenburgerstraße 53 erschienene Buch: 'Die größte Geheimmacht der Welt.'

Im "Goldenen Zeitalter" vom 1. 9. 1924 war zu lesen: "Gegenreformation im Lager der Hochkirchlichen Vereinigung.

Kennzeichnende Beiträge zu dem, was die Überschrift des hier Genannten besagt, bringt die diesmalige Monatsschrift der Hochkirchlichen Vereinigung Nr. 6, wo in einem Artikel 'Aufgaben und Bekenntnis der Hochkirchlichen Vereinigung' unter anderem folgendes zu lesen ist … Trotz manchen Mäntelchen, dass den wahren Absichten dieser Bestrebung umgehängt ist, sollte jeder erkennen, wohin die Fahrt geht: Sie geht nach Rom. Damit man die wahren Ziele Roms erkennen kann, empfehlen wir allen lieben Lesern des 'Goldenen Zeitalters' dringend den sofortigen Bezug der im Sternverlag in Leipzig, Eilenburgerstraße 53, erschienenen Broschüre 'Die größte Geheimmacht der Welt', einfach broschiert 30 Pfennig, in besserer Ausführung 50 Pfennig."

Das dritte Beispiel war im "Goldenen Zeitalter" vom 15. 9. 1924 zu lesen:

"Im Berliner Lokal Anzeiger Nr. 536 ist in einem Artikel zu lesen: 'Der Marsch ins Mittelalter'. … Vor wenigen Tagen wurde eine Gemeindeversammlung der 'Ernsten Bibelforscher' in Posen von einer Bande der Gläubigen überfallen, mit Revolvern und Knütteln christlich bearbeitet und mit den Rufen: 'An den Beichtstuhl, in die Kirche, ihr Ketzerpack!' auseinandergejagt. Viel zu wenig ist das Volk aufgeklärt über Roms Tätigkeit in Polen und man sollte allgemein hören, wem Deutschland den Verlust Oberschlesiens zu verdanken hat. Jeder Mann und jede Frau in Deutschland sollte die Broschüre lesen: Die größte Geheimmacht der Welt. Ein Jahrhunderte alter Betrug aufgedeckt."

Die "Bibel in Stein"

Beginnend mit der (deutschen) Ausgabe vom 15. 11. 1924 (bis einschließlich Jahresende) wurde im "Goldenen Zeitalter" ein umfangreicher Fortsetzungsartikel zum Thema der Pyramiden von Gizeh veröffentlicht. Man vergleiche zu diesem Thema auch:

1929er Rückblick zur Zeugen Jehovas-Geschichte. Dort den Unterabschnitt: Fred W. Franz und die Pyramide.

In jener 1924-er Artikelserie sind noch einmal in konzentrierter Form die Vorstellungen und Deutungen der Bibelforscher zum Thema Pyramide enthalten.

Etwas "leichtverständlicher", weil von der Tendenz als "kindgerecht" beabsichtigt, sind die Ausführungen in dem 1924 veröffentlichten Buch von E. W. Van Amburgh "Der Weg zum Paradies", zu dem Rutherford höchstpersönlich ein Vorwort schrieb. Van Amburgh bemühte sich darin also, die Bibelforscherlehren besonders Kinder und Jugendlichen plausibel zu machen. Auch der Pyramidenkomplex gehörte dazu, zudem er schrieb (S. 146, 147):

"Wir halten hier einen Augenblick inne, um einen Blick auf die Große Pyramide von Gizeh in Ägypten zu werfen, die schon bei den alten Völkern als ein Weltwunder betrachtet wurde. Dieses große und wunderbare Bauwerk umfasst nahezu 52000 Quadratmeter und ist, was seine Lage, seine Form und seine Größe sowohl, wie auch seine innere Einrichtung anbetrifft, dass merkwürdigste Bauwerk in der Welt. Seine Oberfäche ist heute roh und sehr unscheinbar, ist aber einstmals mit fein poliertem Marmor bekleidet gewesen, der in der Sonne wie Glas schimmerte. Es ist sehr wahrscheinlich, dass Sem, der Sohn Noahs, ein treuer Diener Gottes, mit dem Bau der Pyramide beauftragt worden war. In der Pyramide entdeckte die Wissenschaft einige der tiefsten Geheimnisse der Geometrie, der Geographie und der Mathematik. Auf eine eigene, besondere Art legt die Pyramide denselben Plan Gottes dar, den wir in der Bibel aufgezeichnet finden, und gibt Jahrtausende im Voraus genaue Zeitpunkte für die hervorragendsten Ereignisse der Weltgeschichte an. Sie zeigt uns das Datum des Auszuges der Kinder Israel aus Ägypten und das Datum der Geburt und des Todes Jesu. Sie gibt uns als das Datum der französischen Revolution das Jahr 1799 an und als das des großen Weltkrieges das Jahr 1914 und vieles mehr."

Mehr für die Erwachsenen waren die genannten Detailerläuterungen im 1924-er "Goldenen Zeitalter" gedacht. Nachstehend sei auch aus ihnen zitiert:

"Es gibt heute viele, die die Bibel verwerfen und behaupten, es gäbe keine Beweise dafür, dass sie göttlichen Ursprungs ist. Sie reden sich selbst und anderen ein, dass die Bibel nur eine Sammlung von alten Fabeln und Überlieferungen ist, die in ersten Dämmerschein der Intelligenz zusammengetragen wurde, und das sie darum für die sogenannte fortgeschrittene Weisheit unserer Tage nichts Anziehendes und Interessantes biete. Archäologische Funde beleuchten jedoch immer mehr bisher rätselhafte Schriftstellen, und regen zu erneutem Studium des geschichtlichen Teiles der Bibel an. Entdeckungen und Erfindungen auf technischem Gebiet bestätigen die Wahrhaftigkeit der Visionen der Propheten alter Zeit. Das Auto und die Eisenbahn können leicht als die 'Wagen glänzend wie Stahl' erkannt werden, die der Prophet Nahum in einer Vision 'auf den Straßen rasen' und 'wie Blitze daherfahren' sah. Die Leistungen auf dem Gebiet der Radiotechnik sind Wunder, die vor unseren Augen geschehen.

Es wird für die meisten unserer Leser interessant sein, zu hören, dass die uns allen bekannte Bibel in Wirklichkeit den zweiten Zeugen darstellt, der den Beweis ihrer göttlichen Inspiration erbringt; und das Jehova überdies noch einen andern, noch älteren Zeugen seines göttlichen Vorherwissens und seiner Überwaltung der menschlichen Angelegenheiten auf den Schauplatz treten ließ.

Dies alles fand man niedergeschrieben in der 'wissenschaftlichen Bibel'. Sogar der Zeitpunkt, da Moses das Volk Israel aus Ägypten führte, wurde 400 Jahre vor seiner Geburt darin verzeichnet. Zahlreiche bedeutsame Geschichtsdaten finden wir dort angegeben, sogar den Beginn des Weltkrieges 1914; ebenso ist das Jahr 1925 besonders verzeichnet.

In Daniel 11: 29-45 finden wir unzweideutig Napoleons Laufbahn skizziert. In Vers 29 lesen wir: 'Zur bestimmten Zeit wird er (Napoleon von Frankreich als dem Königreich des Nordens) wiederkehren und gegen den Süden (Ägypten) ziehen, aber es wird nicht sein wie das frühere (der Krieg unter Markus Antonius) noch wie das spätere (unter Aurelian). Denn Schiffe von Kittim (England) werden wider ihn kommen und er wird verzagen und umkehren' (engl. Übersetzung).

Die von Admiral Nelson befehligte englische Flotte griff Napoleon in der Aboukir Bay im August 1798 'zur bestimmten Zeit' an und bereitete diesem Welteroberer eine große Niederlage, dass er, wie der Prophet voraussagt, bald darauf verzagt wieder nach Frankreich zurückkehrte.

Der geschätzte Leser wird nun sicher wünschen, näheres über diese sonderbare Wissenschaftler-Bibel zu hören, von der bis jetzt anscheinend kein Mensch etwas wusste. Die wissenschaftliche Bibel darf mit Fug und Recht als die Bibel Nr. 1 oder die erste Bibel bezeichnet werden, da sie um einige hundert Jahre älter ist als die geschriebene. Es ist die große Pyramide von Gizeh in Ägypten. Sie ist die wunderbare Steinbibel der Wissenschaftler. Sie redet zu uns durch ihre geographische Lage, ihre innere Einrichtung, ihre Maße und ihre Neigungswinkel, durch ihre Gänge und Kammern und durch ihr Baumaterial, durch die graniten Wände der Königskammer und die marmonen der Königinskammer, durch die besonderen Eingänge zu beiden Seiten, durch die an verschiedenen Stellen eingefügten Steine, die so angebracht sind, dass sie Ereignisse und Daten bezeichnen. Jeder Fachkundige und Gelehrte bezeichnet diese Pyramide als ein Meisterwerk ohnegleichen, dass heute mit all unseren Errungenschaften der Technik nicht hergestellt werden könnte.

Obwohl sie von Menschen erbaut ist, so liegt doch auf der Hand, dass kein menschliches Wesen ihr Entwerfer, ihr Baumeister sein konnte; denn kein Mensch konnte zu jener Zeit das gewusst haben, was durch sie demonstriert und gezeigt wird, es sei denn durch göttliche Inspiration.

Die Pyramide steht auf einem Felsplateau, westlich vom Nilufer, in einer Entfernung von annähernd acht Meilen von Kairo in Ägypten und 110 Meilen vom Meere. Die alten Geschichtsschreiber Herodotus und Strabo schildern sie als ein prachtvolles, mit polierten Marmorsteinen bedecktes Bauwerk, das in den Strahlen der Sonne schimmert wie ein Berg von Glas. Alten Überlieferungen zufolge sollte diese Pyramide unermessliche Schätze enthalten, die von früheren Königen darin verborgen wurden. In diesem himmelanstrebenden Bauwerk befand sich ein verborgener Eingang auf der Nordseite, der so geschickt angebracht war, dass derselbe vom Boden aus gar nicht wahrgenommen werden konnte. Man nannte die Große Pyramide an erster Stelle unter den sieben Weltwundern des Altertums. In ihrer schlichten Einfachheit und Schönheit verblieb sie während nahezu 3000 Jahren so stumm wie die neben ihr stehende Sphinx und anscheinend nutzlos. Etwa um das Jahr 820 n. Chr. beschloss ein arabischer Kalif, Al Mamoun, sich ihrer verborgenen Schätze zu bemächtigen.

Erst im 19. Jahrhundert kamen einige Gelehrte auf den Gedanken, dass die Große Pyramide wissenschaftliche Geheimnisse bergen könnte. Im Jahre 1799 begannen einige französische Forscher, die Napoleon auf der ägyptischen Expedition begleiteten, die Große Pyramide zu untersuchen. … Colonel Howard Vyse beschäftigte im Jahre 1837 mehrere hundert Arbeiter bei den Räumungsarbeiten an der Pyramide. Colonel Vyse veröffentlichte drei ziemlich umfangreiche Bände unter dem Titel 'Operations of the Pyramid of Gizeh' (Arbeiten bei den Pyramiden von Gizeh); dieselben riefen großes Interesse hervor und regten andere zu weiteren Forschungen an. Im Jahre 1859 gab John Taylor ein Werk heraus unter dem Titel: 'The Great Pyramid; why was it built? and who built ist?' (Die Große Pyramide; warum und von wem wurde sie gebaut?) Er war der Erste, der den Gedanken ausprach, die Pyramide könne vielleicht göttlichen Ursprungs sein. Kurz vor seinem Tode vermochte er Professor C. Piazzi Smyth, Schottland, für dieses Bauwerk zu interessieren.

Im Jahre 1864-1865 brachte Professor Smyth mehrere Monate bei der Großen Pyramide zu. Er stellte zahlreiche Messungen und astronomische Berechnungen an, die er in drei Bänden mit dem Titel: 'Life and Work of the Great Pyramid' (Leben und Arbeit bei der Großen Pyramide) veröffentlichte. Ferner schrieb er: 'Our Inheritance in the Great Pyramid' (Unser Erbe in der Großen Pyramide). Auch später besuchte er die Pyramide noch öfters, um weitere Messungen anzustellen und sich von der Richtigkeit der früheren zu überzeugen; seine astronomischen Berechnungen erfuhren in der Folge in einigen Punkten kleine Verbesserungen.

William Petrie, der Vater von Professor Flinders Petrie, kam zuerst auf den Gedanken, dass der 'Giebelstein' der an sich eine kleine Pyramide bildete, die Gestalt und Winkel für den Gesamtbau bestimmte, in gewissem Sinne Christus darstellen könnte. In Hiob 38: 4-7 ist der 'Eckstein' erwähnt …

Um das Jahr 1881 herum gab Professor Flinders Petrie, nachdem auch er die Pyramide erforscht und umfassende Messungen, vorwiegend der oberen Teile der Pyramide vorgenommen hatte, sein denkwürdiges Werk 'The Pyramids and Temples of Gizeh' (Die Pyramiden und Tempel von Gizeh) heraus. Auch er schilderte voller Begeisterung den meisterhaften Bau, die Dichte der Verbindungen der Steine untereinander, die Genauigkeit der einzelnen Winkel, die in dem ganzen Bau zutage tritt. Obige Bücher sind nicht mehr erhältlich und sind leider nur noch in einigen Privatbibliotheken zu finden.

Im Jahre 1893 erschien ferner ein Buch des bekannten amerikanischen Schriftstellers C. T. Russell, unter dem Titel: 'Dein Königreich komme'. Professor P. Smyth's Werk 'Unser Erbe in der Großen Pyramide' hatte einen derartigen tiefen Eindruck auf ihn gemacht, dass er den theologischen Lehren, die in der Pyramide enthalten sind, ein Kapitel in seinem oben erwähnten Buche widmete. Ein Freund, der von dieser Absicht hörte, ersuchte ihn um die Erlaubnis, dass Manuskript dieses Kapitels über die Große Pyramide vor seiner Drucklegung zur Durchsicht vorlegen zu dürfen, was auch geschah. Professor Smyth sandte das Manuskript mit einem Brief zurück, aus dem wir folgendes hier anführen:

'Je mehr ich mich in diese Blätter vertiefte, kamen mir das Können und die Eigenart des Verfassers zum Bewusstsein und es gab nicht wenige Betrachtungen, von denen ich gern das Reproduktionsrecht hätte, um unter Namensangabe in meinem nächsten Werke über die Große Pyramide dieselben anzuführen … Ich bemerke ferner noch, dass der Verfasser, was die chronologischen Ausführungen über die verschiedenen Teile der Pyramide anbetrifft, vorzügliche und neue Gedanken zum Ausdruck bringt; insonderheit gilt dies von der ersten aufwärtsführenden Passage mit dem granitenen Pflock, an der großen Galerie, die das Leben Jesu darstellt, dem Parallelismus zwischen der Königskammer, die in Granit enthüllt, was in der Stiftshütte in Gold dargestellt ist und von der allgemeinen Bestätigung und wunderbaren Übereinstimmung der Bibel und der Großen Pyramide.'

Das Buch 'Dein Königreich komme' erregte in der Folge einerseits wiederum das lebhafteste Interesse von Professor Dr. med. John Edgar und seines Bruders Morton Edgar von Glasgow, Schottland. Diese beiden bedeutenden Forscher beschlossen, die von Pastor Russell aufgestellten Theorien an Ort und Stelle persönlich einer genauesten und kritischen Prüfung zu unterziehen. Mit den besten und modernsten wissenschaftlichen Instrumenten ausgerüstet, besuchten sie die Pyramide im Jahre 1909 und brachten dann zusammen viele Monate dort zu, wo sie mit unermüdlichem Fleiß ihre Studien betrieben und Messungen vornahmen, sowie die Aufzeichnungen der vorgängigen Forscher Colonel Vyse, Professor Smyth und Petrie nachprüften.

Überdies ließen sie die unteren Gänge mit beträchtlichen Kosten selbst von Schutt säubern und nahmen genaue Messungen von sämtlichen Gängen, Kammern und Winkeln vor, die sie in manchen Fällen dreimal überprüften, um ja jeden Irrtum zu vermeiden. Viele photographische Blitzlichtaufnahmen von allen Teilen der inneren Passage wurden gemacht, ebenso wurde das Äußere und die Umgebung der Pyramide auf das sorgfältigste gemessen und photographiert.

Mr. Morton Edgar besuchte in der Folge die Pyramide nochmals in den Jahren 1912 und 1914, um gewisse Züge, die nicht völlig klar waren, noch sorgfältiger zu prüfen. Die Ergebnisse dieser beiden aufopfernden Forscher sind in dem bedeutendsten Pyramidenwerk 'Great Pyramid Passage' (Gänge der Großen Pyramide) in drei Bänden zusammengefasst. Der erste enthält zahlreiche Photographien, Zeichnungen und erklärt den Symbolismus der Pyramide; der zweite behandelt hauptsächlich die chronologischen Züge und der dritte befasst sich mit den in diesem Wunderbau verborgenen wissenschaftlichen Lehren. Diese 3 Bücher müssen ohne weiteres zu den gründlichsten und hervorragendsten Abhandlungen gezählt werden, die jemals über die Große Pyramide geschrieben wurden. Mit der gütigen Zustimmung und unter bester Verdankung an Herrn Morton Edgar sind wir in der glücklichen Lage, dem geschätzten Leser des 'G. Z.' einige dieser Illustrationen vorlegen zu können.

Professor Smyth war der erste, der auf den Gedanken kam, dass der Erbauer der Pyramide möglicherweise das Geheimnis des Datums ihrer Erbauung in ihrer geometrischen Lage und dem Neigungswinkel der Passagen niedergelegt haben könnte, seine erste Berechnung ergab das Jahr 2170 v. Chr.; doch bei späterer Nachprüfung und Nachmessungen erwies sich das Jahr 2140 v. Chr. als das richtige Datum. Das Jahr 2140 v. Chr. war nur 332 Jahre später als die Sinflut und 18 Jahre vor dem Tode Noahs und zwanzig Jahre nach der Geburt Abrahams. Sem, der Sohn Noahs, wird von einigen Geschichtsforschern für den König Melchisedek von Salem, dem späteren Jeru-Salem gehalten, der Abraham segnete, als dieser auf dem Rückweg in seine Heimat war, nachdem er die Könige, die den ersten 'Völkerbund' gebildet hatten, geschlagen hatte (1. Mose 14). Es wird angenommen, dass Sem, der König Melchisedek, auch der Erbauer der Pyramide gewesen ist und diese Annahme ist in verschiedener Hinsicht nicht unbegründet.

Zunächst wollen wir die auffallende Lage der 'Bibel in Stein', wie Dr. Seiß die Pyramide so trefflich benennt, betrachten.

Im Jahre 1868 sandten die Vereinigten Staaten Amerikas Mr. Henry Mitchell, Chef des Küstenvermessungsamtes, nach Ägypten, um über die Arbeiten am Suezkanal Bericht zu erstatten. Bei dieser Gelegenheit nahm er eine Vermessung der Küste Ägyptens vor und war überrascht von der Kreisförmigen Gestalt der Küstenlinie des Nildeltas. Er stellte eine sorgfältige Untersuchung an und fand einen beinahe vollkommenen Viertelkreis, dessen Abschluss die das Unterland einsäumenden Hügelketten bildeten und in der Nähe von Kairo zusammentrafen. Bei genauer Messung fand er, dass die Große Pyramide genau die Spitze dieses natürlichen Winkels bildete. Seine Überraschung war nicht gering und mit Recht fragte er sich, wer der Schöpfer dieser erstaunlichen Anlage sei. Dieses majestätische Bauwerk steht auf einer felsigen Hochebene und überblickt ganz Unterägypten. Mitchell war über diese Entdeckung so erstaunt, dass er erklärte: 'Diese Denksäule befindet sich in einer wichtigeren geographischen Lage als irgend ein anderes von Menschen errichtetes Bauwerk.' Man kann sagen, dass es im Mittelpunkt und gleichzeitig an der Grenze Ägyptens steht. Vor 2500 Jahren schrieb der Prophet Jesaja: 'An jenem Tage wird inmitten des Landes Ägypten ein Altar dem Herrn Jehova geweiht sein, und eine Denksäule ruhe an seiner Grenze dem Jehova; und das wird zu einem Denkzeichen und zu einem Zeugnis sein dem Jehova der Heerscharen im Lande Ägypten.' - Jesaja 19: 19, 20.

Eine der ersten wissenschaftlichen Züge, der in der Großen Pyramide entdeckt wurde, war, dass sich ihre Höhe zu der Länge von zwei ihrer Seiten an der Grundlinie (Basis), wie 1 zu 3,14159 verhält …

Damit der geschätzte Leser sieht, dass die hierin gegebenen Darlegungen und Messungen nicht auf bloßen Vermutungen beruhen, führen wir nachfolgend noch einen Abschnitt aus dem Werk 'Pyramid Passages' an:

'D. J. Seiß weist in seinem Werk 'Miracle in Stone' (Das Wunder in Stein) viel auf den in der Pyramide zum Ausdruck gebrachten biblischen Symbolismus hin. Und der bekannte Schriftsteller C. T. Russell widmet in seinem Buche 'Dein Königreich komme' der wunderbaren Harmonie zwischen der Bibel und der Großen Pyramide in theologischer wie in chronologischer Beziehung ein ganzes umfangreiches Kapitel. … Hier ist wiederum das Jahr 1914 klar angedeutet und in Verbindung damit das Jahr 1925, auch ein von der Bibel als bedeutsam angegebenes Jahr."

Thematisch wurde in der Frühzeit (unter anderem) das Thema auch in einer Ausgabe des "Schriftforschers" abgehandelt:

Friedrich Ritter von Lama

Beim Revue passieren lassen des Jahres 1924, darf man ein spektakuläres Ereignis nicht vergessen. Und das war der St. Galler Bibelforscherprozess vom November 1924. Er hat wie kein zweites Ereignis die Bibelforscher in die Schlagzeilen der Tagespresse katapultiert. In meiner "Geschichte der Zeugen Jehovas. Mit Schwerpunkt deutsche Geschichte" S. 136-153 gehe ich im Detail darauf ein. Das dort bereits gesagte will ich hier jetzt nicht unbedingt wiederholen. Ein anderer Aspekt (oder besser gesagt ein Detailaspekt) sei einmal noch etwas näher herausgestellt. Da gab es in Konstanz am Bodensee auch eine Initiative, die sich der Erforschung der Geschichte der Zeugen Jehovas widmete. Sie ist aber über gewisse, partiell durchaus interessante Ansätze, nicht hinausgekommen. Ihre seinerzeitige Webseite, wurde nach einem Wenseiten-Crash, nicht wieder neu aufgebaut. Überhaupt wirkte diese Webseite sehr torsohaft.

Einerseits fand man auf dieser Webseite interessantes; andererseits vermochte ich mich einigen dortigen Wertungen nicht anzuschließen. Stellvertretend nenne ich die dortige milde Kommentierung, die man seitens dieser Gruppe dem Karl Gerecke zuteil werden lässt. Jener Gerecke, der auch durch ein an die Hitlerregierung eingereichtes Memorandum zum Zeugen Jehovas-Verbot "glänzte". Ich habe im Gegensatz dazu, zu Gerecke schärfere Worte gewählt (Man vergleiche: "Geschichte der Zeugen Jehovas" S. 436-440). Noch etwas, auch der Konstanzer Gruppe ist der St. Galler Bibelforscherprozess bekannt. Ein Wortführer jener Gruppe meinte mal in einer persönlichen Mail, dass der katholische Publizist Ritter von Lama, schon alles wesentliche gesagt hätte. Vielleicht mag Lama wesentliches gesagt haben, darüber will ich nicht streiten. Sehr wohl streite ich darüber, diesen Herrn noch heute als akzeptablen Kronzeugen zu bemühen, wie es übrigens auch der sattsam bekannte Robin de Ruiter und sein geistiger Kompagnon Helmut Friedlmayer tut. Letzterer reproduziert in seinem zweifelhaften ZJ-Buch gleich einleitend einen Zeitungartikel dieses Friedrich Ritter von Lama aus dem "Miesbacher Anzeiger" vom 13. 11. 1924. Darin kann man beispielsweise auch Wortspielereien darüber finden, dass der Name des Bibelforscherklägers Binkele "jüdisch als Pinkeles" ausgesprochen werden müsste. Eine solche beiläufige Anmerkung sagt schon einiges über diesen Lama aus. Antisemitismus ist für ihn ganz offenbar kein Fremdwort. Offensichtlich hat Lama noch andere Presseorgane "en gro" mit seinem Artikel versorgt, denn auch im "Neuen Münchner Tageblatt" findet sich eine entsprechende Dublette. (Man kann es aber auch anders sehen, dass der "Miesbacher Anzeiger" lediglich das "Neue Münchner Tageblatt" nachgedruckt hat.) Sei dem wie es sei. Beide Artikel sind inhaltlich identisch. Allerdings enthält das "Neue Münchner Tageblatt" noch einen Schlussabschnitt, der in der Wiedergabe von Friedlmayer nicht enthalten ist. Ihn zitiere ich hier noch nachstehend. Ich verweise aber als zusätzliche Anmerkung nochmals darauf dass ich mich mit Lama und seinen neuzeitlichen Nachbetern nicht identifiziere. Das "Neue Münchner Tagblatt" schrieb als Schlussabschnitt:

"Wenn ein schweizerischer Richter zum Schutze der Klage der 'Ernsten Bibelforscher' und des Herrn Binkele aufträte, so bedeutete dies für alles, was angetan ist, die christliche Weltanschauung zu untergraben, einen Freibrief, eine Anerkennung der geistesverwirrenden Tätigkeit einer ausländischen Gesellschaft, deren Wesen mit dem schweizerischen Volksempfinden unvereinbar ist. Gesunder Schweizergeist und die angeblichen Wahrheiten der sog. 'Ernsten Bibelforscher' stellen unvereinbare Gegensätze dar. So sind die Ausführungen des Beklagten (Dr. Fehrmann) nicht als persönliche Ansichten zu werten, sondern er handelte im ehrlichen Bewusstsein, gestützt auf maßgebende Dokumente, christliche und schweizerische Volksinteressen zu wahren und zu verteidigen."

Weiteres zu Friedrich Ritter von Lama

Im Goldenen Zeitalter gelesen - Eine Zeitreise (1924)

Der nächste Jahrgang   1925

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