Miesbacher Anzeiger

Was waren die Großkirchen in der Zeit nach dem Ersten Weltkrieg? Ich kann zur Charakterisierung ihrer Rolle nur ein Wort verwenden: STOCKREAKTIONÄR!

Ihre heutigen Nachfolger auf Funktionärsebene, belieben sich mit dieser Sachlage nicht sonderlich gerne auseinanderzusetzen. Aber das kennt man ja auch von den Zeugen Jehovas zur Genüge, die auf ihre Art und Weise (wenn auch mit anderen Akzenten) auch nur ein gebrochenes Verhältnis zu ihrer Geschichte haben.

Ein zeitgenössisches Dokument, wie die stockreaktionären Kirchen auf die neu auftretende Herausforderung durch die Bibelforscher reagierten, ist auch in der Tageszeitung "Miesbacher Anzeiger" vom 19. 11. 1919 überliefert. Der entsprechende Artikel sei nachstehend einmal zitiert:

"Die Schrittmacher der Bolschewismus

Rosenheim, 17. Oktober.

Seit dem Ausbruch der Revolution blüht hier der Weizen der sog. Ernsten Bibelforscher die das Volk mit ihren Sprüchen vollends konfus zu machen versuchen. In den Tagen der Rosenheimer Rätepublik erfreute sich diese kleine Gesellschaft der besonderen Gunst der Spartakisten, die den Hauptteil der Versammlungsbesucher stellten und an dem Herunterreißen von Staat und Kirche helle Freude hatten. Diese Bibelforscherversammlungen wurden zu regelrechten Verbrüderungskundgebungen zwischen den Adventisten und Bolschewisten. Neuerdings entfalten diese 'ernsten' Bibelforscher ein geradezu gemeingefährliches Treiben. Beide Lokalblätter, Wendelstein und Rosenheimer Anzeiger, lehnten fernerhin die Aufnahme der Versammlungsanzeigen dieser Gruppe ab. In der letzten Versammlung beim Gillitzer wurde an Unterwühlung und Verhetzung das Menschenmögliche geleistet.

Unvermeidlicher Staatsbankrott, rettungsloser Zusammenbruch mit baldigem Weltuntergang - das ist das Ergebnis des Studiums der Hl. Schrift durch die 'ernsten' Bibelforscher. Auf denkfaule und urteilslose Zuhörer machen diese albernen Sprüche immerhin einigen Eindruck und es wäre wirklich an der Zeit, wenn dieser neuen Art kommunistischer Propaganda bald das Handwerk gelegt würde. Die 'ernsten' Bibelforscher sind - bewusst oder unbewusst - die Schrittmacher des Bolschewismus!"

Auch die zeitgenössische Publikation herausgegeben vom Verein zur

Abwehr des Antisemitsmus (2. Auflage 1924 "Abwehr ABC" S. 8)

notierte: Das zu der antisemitisch-Deutschvölkischen Verhetzung nach dem Weltkrieg

mehrere Hetzorgane beitrugen. Namentlich genannt wird dabei auch der

der "Miesbacher Anzeiger"

Bemerkenswert auch die Detailangabe von Kurt Gossweiler in dessen   Buch "Kapital, Reichswehr und NSDAP 1919 -1924".

Gossweiler bezeichnet den Miesbacher Anzeiger darin als "direkten Vorläufer des

berüchtigten Schmutzblattes 'Der Stürmer' Bezüglich eines mit jenem Blatt verbundenen Bernhard Stempfle

meint er weiter, er sei einer der Helfer gewesen bei der Abfassung von Hitlers  "Mein Kampf"

Dieser Umstand bewahrte ihn allerdings nicht davor, mit zu

Hitlers Opfern während des sogenannten Röhmputscher" im Jahre 1934 zu gehören

http://de.wikipedia.org/wiki/Miesbacher_Anzeiger

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