Im "Goldenen Zeitalter" gelesen - Eine Zeitreise (1925) -
Einige Stichworte in diesem Jahrgang (in Auswahl):
Kaup, Hal, 1925, Altarsakrament, Antisemitsmus, Bettauer, Hugo, Technik, Stahlhelmpastoren, Phrenologie, Wünschelrute, Philosemitsmus, Zehender, Jakob, Rauchen, Kreuz, Christian (Bomsdorff-Bergen), Freimaurer, Bibelforscherprozeß (St. Gallen 1925), Keller-Zoller, Fehrmann, "Evangelische Deutschland", (Zeitschrift), Duft, Dr., Binkele, Conrad C., Klimawandel, Impfung, Fäkalientheorie, "Sternverlag" (Leipzig), Oschatz, Gesell, Silvio, Freiwirtschaft, Vegetarismus, Hömöopathie, Augustinus, Gewerkschaft, Weltkirchenkonfrenz Stockholm 1925, "Christliche Wissenschaft", Zaugg, Ernst, Locarno-Konferenz (1925), Neef, Paul, Theosophie, Technik-Euphorie (Beendigung), "religiöse Sozialisten"
Schon im deutschen "Wachtturm" vom August 1911, begegnet man
einem mit "Hal Kaup" namentlich gezeichneten Artikel, welcher auch die These
ventilierte.
Zitat:
"Das Jahr 1925 n. Chr. ist dasjenige Jahr, mit welchem die volle Anzahl der
Jubeljahre Israels erfüllt werden würde" (S. 120f.).
Direkten Widerspruch, oder auch Zustimmung zu dieser These, gab es damals
nicht.
Die wurde einfach unkommentiert, im Raum stehen gelassen, wähnte die WTG ja,
mehr das Jahr 1914 favorisieren zu sollen.
Aber schon damals war dieses Hintertürchen mit eingebaut.
Jener Herr Kaup aus der Frühzeit, ist der heutigen WTG allerdings keiner
Erwähnung mehr wert.
Da gibt es aber noch einen Ausnahmefall, den des Herrn Ewald Vorsteher, einst
auch WTG-hörig, nunmehr seinen eigenen Laden als "Wahrheitsfreund" betreibend.
Wer da der größere Spinner vor dem Herrn ist, die WTG oder jener Herr
Vorsteher, darüber allerdings, ließe sich trefflich streiten.
Wähnte doch jener Herr Vorsteher gar, nicht 1925 sondern 1926 "sei es".
In seinem "Wahrheitsfreund" konnte man da zeitgenössisch die nachfolgende
Polemik lesen:
"Nichts ja gar nichts von den unbiblischen Prophezeiungen dieser Sekte
erfüllte, sich. Seit 1923 wurden diese falschen Propheten weiter darauf
aufmerksam gemacht, daß ihre von Br. Hal Kaup ans dem Jahre 1911 übernommene
Berechnung auf 1925 einen kleinen Fehler habe, weil Br. Kaup sich um ein Jahr
verrechnet hatte, sodaß ca. l. Okt. 1926 erst die 70 Jahre voll seien. Aber
mit blindem Eifer verkündigten diese Phropheten weiter das Jahr 1925, ca. l.
Okt., als den Zeitpunkt, wo die alte Weltordnung völlig abgerissen sei und
dann niemand mehr sterben werde.
Präsident Rutherford sagte, um die Sache vor der Welt sensationell zu machen,
auf diesen Zeitpunkt voraus, daß die Zähne und die Haare der Alten dann wieder
zu wachsen beginnen würden und viele andere Sensationskitzel mehr.
Und heute sagen die Lehrer der W.-G. sogar mit dem Munde, "der Herr verzieht".
Aber immer noch weigern sie sich hartnäckig, zuzugeben, daß sie sich in der
Berechnung auf 1925 geirrt haben und daß 1926 das biblisch angezeigte Datum
ist ..."
Lassen wir den Spinner Vorsteher in seiner verdienten Vergessenheit ruhen,
kehren wir zur WTG zurück.
Nun ist inzwischen das Jahr 1925 erreicht worden.
In einer "Neujahrsbetrachtung" der Schweizer Ausgabe des "Goldenen
Zeitalters" vom 1. 1. 1925 liest man unter anderem:
"Wiederum findet ein Jahr seinen Abschluß,
das in den Annalen der Menschheitsgeschichte nicht zu den glücklichen gezählt
werden wird. Wenn wir die Ereignisse, die das verflossene Jahr kennzeichnen,
scharf und nüchtern überblicken und zusammenfassen, so werden wir diese
Zeitepoche als eine solche der fortgesetzten Enttäuschungen bezeichnen müssen.
Kriegs- und streitmüde hat die Menschheit das vergangene Jahr angetreten, mit
tiefster Sehnsucht im Herzen horchte sie den verheißungsvollen
Friedensversicherungen, Dawesplan, Völkerbund, Garantie-Pacht, das waren die
bezaubernden Worte, auf die die bis dahin schon so reichlich enttäuschte und
geprellte Menschheit hoffte. ...
Und nachdem nun auch der Dawesplan zur Liquidation des unglücklichen
Reparationsplanes von allen Beteiligten angenommen war, durfte man da nicht
berechtigterweise der Menschheit Friede und Sicherheit verkünden? Aber die
Weltpresse macht kein Hehl daraus, daß der Völkerbund besonders alle
diejenigen bitter enttäuschte, die von ihm große Taten erwarteten....
...im verflossenen Jahre haben (viele) das Vertrauen gänzlich weggeworfen und
hoffen nicht mehr auf menschliche Hilfe.
"Das Goldene Zeitalter" hat seit seinem Bestehen nicht unterlassen, auf diese
Entwicklung der Dinge hinzuweisen."
Und weiter der Kommentar des GZ:
"Gibt es denn wirklich gar keinen
Hoffnungsschimmer?
0 gewiß, lieber Leser. Das Jahr 1925 ist nach biblischer Chronologie
entschieden eines der bedeutungsvollsten in der Menschheitsgeschichte. Es ist
gewissermaßen das Tor der Menschheit für eine bessere Zeit. - Das Tor zum
goldenen Zeitalter. -
Furchtbare Stürme wird es noch bringen - eine Drangsal, dergleichen nie
gewesen - aber gerade durch diese Geschehnisse wird es zum Torweg der
Menschheit werden, zur allmählichen Wiedergeburt und so zum Völkerfrühling,
zum goldenen Zeitalter führen.
Was sollen wir tun angesichts dieser Sachlage?
Bestelle dein Haus d. h. bringe dich schnellstens in Harmonie mit den
Grundsätzen der neuen Weltordnung."
Und zur Untermalung dieser Ausführungen gab es dann noch ein entsprechendes
Titelbild dieser GZ-Ausgabe, auf welches der vorgenannte Kommentar auch
ausdrücklich hinwies
Sehe ich es richtig, gab es zum Jahresanfang, dieses Titelbild aber nur in der Schweizer Ausgabe des GZ, nicht aber in der deutschen. Letzteren Umstand kann man auch dahingehend erklären, dass die deutsche Ausgabe des "Goldenen Zeitalters" den gesamten Jahrgang 1925 hindurch, noch keinerlei Titelbilder verwandte. Dort gab es immer nur die "08/15 Vignette" mit welcher das GZ schon von Anbeginn glänzte.
Allerdings ist auch anzumerken. Auch die deutsche Ausgabe des "Goldenen
Zeitalters" brachte noch (im Heftinneren) die gleiche ganzseitige
Zeichnung, und zwar in der Magdeburger Ausgabe vom 15. 10. 1925.
Nun nochmal zur 1925-Aussage zurückkehrend. Auch dazu wusste diese GZ-Ausgabe
noch eine nähere Erläuterung zu geben, in der auch zu lesen war:
"Dem Volke Israel wurde am Sinai von Gott
eine wunderbare Verordnung gegeben über die Abhaltung eines Jubeljahres nach
je 49 Jahren. Jedes fünfzigste Jahr sollte ein Jubeljahr sein ...
Dieses Jubeljahrgesetz ... schattete größere und bessere Dinge vor ...
Eine einfache Berechnung dieser Jubeljahre bringt uns zu folgender äußerst
wichtiger Feststellung: Siebzig Jubeljahre zu je 50 Jahren ergibt eine
Gesamtzahl von 3500 Jahren. Da diese Zeitperiode nach bestimmter Angabe der
Heiligen Schrift beim Eintritt in da. Land Kanaan zu zählen beginnen sollte,
so finden wir als Anfangsdatum dieses großen Jubeljahrzyklusses das Jahr 1575
vor Christi Geburt, in welchem Jahre das Volk im Lande Kanaan einzog. Wenn wir
von diesem Jahre an 3500 Jahre vorwärts zählen, so erreichen wir das Jahr
1925. -
Sollte diese hochwichtige Feststellung nicht jeden Menschen zum Nachdenken
bringen? Das Jahr 1925 bildet somit nach diesem erstaunlichen Hinweis der
Heiligen Schrift und nach Gottes unabänderlichem Jubeljahrgesetz das letzte
Glied dieses großen Jubeljahrzyklusses, von 70X50=3500 Jahren."
Und weiter fragt dann das "Goldene Zeitalter" rhetorisch:
"Ist es nicht logisch, anzunehmen, daß
nach Ablauf dieses Zyklusses das große erhabene Gegenbild einsetzen muß - die
Zeit der Erlösung und Befreiung des ganzen Menschengeschlechtes? Und hören wir
denn nicht seit Jahren den gegenbildlichen Posaunenschall der
Jubeljahrposaunen, die der ganzen Menschheit Freiheit ankündigen, da alle
Unterdrückten und Entrechteten befreit werden sollen, und ewiger Friede und
Glückseligkeit herrschen wird auf der Erde? ..."
Diese an Zirkelschlüssel sicherlich nicht arme Argumentation, wird dann
noch durch eine entsprechende Zeichnung unterstrichen. Und ich würde dem
Zeichner selbiger sogar bescheinigen. Er hat einen wesentlichen Aspekt
herausgearbeitet. Man sehe sich doch mal die Gesichtsausdrücke jener dort
Abgebildeten etwas genauer an (unten links in der Ecke). Sie offenbaren
eine nahezu "fieberhafte" Erwartungshaltung. Damit kommt man unweigerlich zum
Kern der WTG-Religion, welche davon lebt "es sei was man will".
In der Magdeburger Ausgabe des "Goldenen Zeitalters" findet man vorstehende
Zeichnung erst in der Ausgabe vom 15. 3. 1925
Auch die Magdeburger Ausgabe des "Goldenen Zeitalters" vom 1. 1. 1925
enthielt solch eine "Gesegnetes Neujahr 1925" überschriebene Betrachtung.
Nicht grundsätzlich anders als etwa die des Berner GZ. Aber in Nuancen doch
etwas weniger bestimmt formuliert. Wobei anzumerken wäre, dass die Substanz
jenes eben genannten Artikels sich auch in der Berner Ausgabe des "Goldenen
Zeitalters" vom 15. 1. 1925 wiederfindet. Dort lediglich mit der geringfügig
variierten Überschrift: "Das Jubeljahr 1925".
In ihm liest man etwa die Sätze:
"So viel hört man heute auf der Erde vom
Jahre 1925. Allgemein wird verkündet, es sei ein Jubeljahr"
"Allgemein"? Den tatsächlichen Beweis für ein "allgemein" indes liefert das
GZ nicht. Es bleibt auf der Ebene einer nicht bewiesenen Behauptung stecken.
Doch seien es, so das GZ "zwei
entgegengesetzte Gruppen der Menschenkinder, die dem Jubeljahr 1925 das Wort
reden. -
Auf der einen Seite sind es solche, die voll Ehrfurcht auf den Knien liegen
vor einem unvollkommenen Menschen, der mit Sünde beladen ist und wir alle -
oder welcher Mensch auf der Erde hätte - menschlich gesprochen - keine Sünde?
- Sie tun dies, weil jener behauptet, er sei der von Gott auf Erden
eingesetzte Repräsentant und Herrscher des Königreiches und unter seine Hand
und zurück in den Schoß der durch ihn repräsentierten Denominiation müßten
alle christlichen Völker der Welt kehren im Jahre des Jubels 1925. ...
Auf der anderen Seite verkündigen auf der ganzen Erde einfache Männer und
Frauen aus dem Volke ... Ein Jahr des Jubels 1925 ... Sie verkündigen und
glauben, daß die demütigende Drangsal der Gegenwart nur die Schule ist, in
welcher der Mensch die Unfähigkeit menschlicher Helfer und das traurige Ende
der Sünde und Gottentfremdung lernen soll. ...
Sie behaupten, daß die in alten Zeiten dem Volke Israel gebotenen
Jubeljahr-Vorschriften diesen großen und nahen Morgen der Wiederherstellung
aller Dinge, wo der seufzenden Kreatur, Freiheit, Glückseligkeit und ewiges
Leben auf Erden werden soll, vorbildeten. ...
70 dieser Jubeljahrzyklen, sich erstreckend über eine Zeit von 3500 Jahren,
begannen zu zählen beim Einzug in das Land Kanaan 1575 v. Chr. und enden im
Jahre 1925 n. Chr. Die Folgerung jener edlen Männer und Frauen, welche diese
Lehre verkünden, ist, daß mit 1925 das Vorbild sein Ende erreicht hat und
damit das Gegenbild beginnen muß ..."
"Beginnen muß". Typisch für dieses Geisteshaltung. Man will
etwas erzwingen, "zerbiegt dafür symbolische Gabeln" dass selbst ein "Gabelverbieger
Uri Geller" vor Neid erblassen könnte, ist also völlig von Wunschdenken
durchtränkt, und zu objektiven Einschätzungen offenbar nicht mehr in der Lage
und Willens.
Aber natürlich wähnt man sich Kraft der eigenen Wassersuppe namens
"Anzeichenbeweise" ausreichend gestärkt. Dafür stehen dann auch solche Sätze
wie die:
"Jahr um Jahr ist in unserer Zeit das
Blasen der Posaunen zu hören. Die Anarchisten blasen Posaunen und erbringen
volle Beweise für die Tatsache, daß viele nicht die geringste Vorstellung vom
rechten Gebrauch der Freiheit haben: die Sozialisten blasen gleicherweise ihre
Posaunen, und während sie manche Wahrheit aussprechen, verkündigen sie, wie
wir glauben, auch viele Irrtümer. Der hauptsächlichste ist der, daß sie nicht
erkennen, daß Menschen das Jubeljahr nicht herbeiführen können."
http://gutenberg.spiegel.de/buch/2107/1
Der St. Galler Bibelforscherprozess vom November 1924 war so ein Anlass für
die Antisemiten um ihren Frust loszuwerden. Charakteristisch dafür ist der
Artikel in der Deutschen Tageszeitung vom 3. 11. 1924 mit dem Titel: Die
ernsten Bibelforscher und das Judentum, denn die Zeitschrift Studierstube für
so bedeutungsvoll hielt, ihn auch noch nachzudrucken. [115]
Darin konnte man lesen:
Die Propaganda dieser sogenannten ernsten Bibelforscher richtet sich mit
fanatischer Schärfe und in brutalster Weise gegen die christlichen
Bekenntnisse. ... Dagegen kann sich die Propaganda der ernsthaften
Bibelforscher in der Verherrlichung des Judentums und des Zionismus ... nicht
genug tun. Gleichzeitig wirkt die Internationale Vereinigung der ernsten
Bibelforscher im jüdisch- internationalem Sinne staatszerstörend und predigt,
dass die heutigen Staaten verschwinden müssen, um einem
alt-testamentarisch-paradiesischen Friedensreiche der tausend Jahre Platz zu
machen.
Die Krone setzt sich jedoch die Deutsche Tageszeitung mit den nachfolgenden
Auslassungen auf:
Wir möchten dieses bemerkenswerte Urteil (Bibelforscherprozess St. Gallen)
welches hoffentlich dazu hilft, auch bei uns den ernsthaft biblischen
Verjudungsagenten endlich etwas mehr auf die hurtigen Finger zu sehen, mit
einem notwendigen Hinweis versehen. In einem leider in christlichen Kreisen
bisher nicht genügend beachteten jüdischen Buche: Die Stadt ohne Juden von dem
Wiener Schreibjuden Hugo Bettauer verfasst, finden sich sehr wertvolle
Hinweise auf die Naturgeschichte der ernsthaften Bibelforscher.
Dieses Buch ist das wertvollste Zeugnis für die maßlos gewordene Überhebung
des nachrevolutionären Judentums. In diesem Buche, der schamlosesten
Beschimpfung des christlichen Europas, die sich das zur Vergeltung überreif
gewordene Ostjudentum jemals herausgenommen hat.
Die Deutsche Tageszeitung behauptet dann:
So wird darin mit Hohngelächter geschildert, wie ein einziger Jude, der sich
selbst mit der jüdischen Frechheit rühmt, ein ganzes christliches Land in
Verwirrung und Selbstzerfleischung zu stürzen, indem er, nach dem Vorbilde der
ernsthaften Bibelforscher einen Bund der wahrhaften Christen gründet, der in
Wirklichkeit nur aus ihm, dem zerstörungslüsternen Juden, und einer Anzahl
dummer Christen besteht.
Soweit die Deutsche Tageszeitung.
Wenn man sich jedoch den fraglichen Roman einmal selbst ansieht, dann gewinnt
man einen ganz anderen Eindruck! [116]
Bettauer schildert darin, wie die fiktive Entwicklung in Österreich nach einem
faschistischen Sieg und der Ausweisung aller Juden aus Österreich weiter gehen
würde:
Um ein Uhr mittags verkündeten Sirenentöne, dass der letzte Zug mit Juden Wien
verlassen, um sechs Uhr abends läuteten sämtliche Kirchenglocken zum Zeichen,
dass in Österreich kein Jude mehr weilte. In diesem Augenblick begann Wien
sein großes Befreiungsfest zu feiern. [117]
Sehr bald zeigte es sich, dass alle diese Parteien, die Christlichsozialen wie
die Nationalsozialisten, nur darauf aufgebaut waren, dass man den Massen die
Juden als bösen Geist, als Wauwau und Prügelknaben darbot. Nun, wo es weder
Juden noch Judenstämmlinge in Österreich gab, verfing das nicht mehr, wurde
die Parteipolitik noch öder und langweiliger, als sie es vorher gewesen war.
Elend, Teuerung, Arbeitslosigkeit wuchsen, und die Führer waren in
Verlegenheit, weil sie nicht wussten, wem sie die Schuld daran geben sollten.
Die reichen Leute waren ja jetzt brave Christen, die Ausbeuter und Wucherer
auch, dass heißt, man durfte von solchen Menschen gar nicht sprechen, weil man
sonst hätte zugeben müssen, dass es christliche Wucherer und Ausbeuter genau
so gibt wie jüdische. Früher hatten die Hakenkreuzler mit ihren Plakaten
Aufsehen erregt, die Massen aufgehetzt. ... Die Plakate der Hakenkreuzler
waren nun so sinnlos geworden, dass sie niemand mehr las. [118]
Offensichtlich konnten die Antisemiten diese Demaskierung nicht verkraften;
sodass sie dazu zu einem Rundumschlag ausholten. Auch wenn die Deutsche
Tageszeitung eine Antwort auf die Frage, was das ganze denn nun mit den
Bibelforschern zu tun hätte, in schlüssiger Weise schuldig geblieben ist. So
offenbart es andererseits doch sehr viel über die Seelenverfassung jener, die
sich da als Christen bezeichneten und nicht in der Lage waren, das Anliegen
der Bibelforscher wirklich zu verstehen.
Auch Katholischerseits wurde die Zionismusbegünstigung der Bibelforscher
missdeutet. Ein mit kirchlicher Imprimatur vom 15. 1. 1925 erschienenes
Flugblatt warf den Bibelforschern vor:
Nach Ausrottung der christlichen Religion, nach dem Sturz von Kirche und Staat
bricht das tausendjährige Reich an, dass ist der Sieg des Judentums, die
Herrschaft des Zionismus. Das ist das Ziel der E(rnsten) B(ibelforscher).
Darum bezieht es von den Juden seine Gelder, unter anderem von dem jüdischen
Bankhaus Hirsch in New York. [119]
Diese Hirtenworte beziehen sich des weiteren auf den Bibelforscherprozess in
St. Gallen um daran die These anzuhängen, dass dort der Nachweis erbracht
worden sei, dass die Bibelforscher schwere Geldunterstützung aus den Taschen
des amerikanisch-freimaurerischen Judentums beziehen.
Eine Behauptung, die in dieser kategorischen Form nicht haltbar ist.
Selbst der in seinem Urteil, im Vergleich zu anderen, als bedächtig und
kenntnisreich einzuschätzende Dr. Algermissen, fiel auf die Propagandathesen
des St. Galler Bibelforscherprozesses herein, da sie eine einfache (man muss
aus heutiger Sicht sagen: zu einfache) Erklärung plausibel erscheinen ließen.
Zudem fügten sich die Ergebnisse dieses Prozesses sehr harmonisch in das
bereits seit Jahrzehnten bestehende katholische Weltbild, die Freimaurerei
betreffend, ein.
Algermissen schrieb damals:
Die Europäische Zentrale (der Bibelforscher) erhält reichliche Unterstützung
von Amerika, eigenartigerweise aber nicht nur von der dortigen Hauptstelle der
Ernsten Bibelforscher, sondern auch von der jüdisch-amerikanischen
Freimaurerei. Ein Prozess, der vor einigen Monaten in St. Gallen in der
Schweiz sich abspielte, gab noch interessante Enthüllungen über die intimen
Beziehungen zwischen diesen angeblich christlichen Bibelforschern und der
widerchristlichen, jüdisch-amerikanischen Freimaurerei. Es stellte sich bei
dem Prozess heraus, dass die sogenannten Ernsten Bibelforscher in dem Dienste
jüdisch-amerikanischen Freimaurertums stehen und von dort besoldet werden.
Damit sollte für jeden denkenden Menschen diese Gesellschaft gerichtet sein,
die vorgibt, das Christentum reinigen und veredeln zu wollen, in Wirklichkeit
aber im Dienste des ungläubigen Freimaurertums, der stärksten Feindin des
Christentums steht. [120]
Ein weiteres übles Beispiel, dieser an Oberflächlichkeiten hängenbleibenden
katholischen Apologetik, liefert auch Karrer in seinem 1942 in der Schweiz
erschienenen Buch über moderne Sekten. ...
Wieder eine Presse-Meldung über einen beabsichtigten Moschee-Bau
www.fr-online.de/frankfurt_und_hessen/nachrichten/kreis_offenbach/2193777_Dietzenbach-Dritte-Moschee-geplant.html
Da können sich die Anti-Islamistischen Gralswächter und Verteidiger der
"Christlich-abendländischen Kultur" (in welche - welche "große Gnade" -
mittlerweile die Juden mit eingeschlossen sind), wieder mal so richtig
aufregen.
Deren agieren indes erinnert verdächtig an den Spruch:
Der Überbringer der schlechten Nachricht wird geköpft, indes die Wurzel des
Übels ungeschoren gelassen.
Um im Bilde zu bleiben.
Die Moschee ist dann die sichtbare "Blüte". Die Wurzel der "Pflanze" indes
existiert schon weitaus länger.
Sie existierte insbesondere seit dem Zeitpunkt, wo die Vorläufer der jetzigen
"Christlich-Abendländischen Gralswächter", insbesondere nach dem Jahre 1961,
sich mit dem Umstand auseinandersetzen mussten.
Sie hatten ja alles getan, um den anderen deutschen Teilstaat möglichst in die
Kniee zu zwingen. (Nicht aber im gleichen Umfange auch gegen die auch
weitgehend Deutschsprachige Schweiz - als Beispiel) eine
Auch-Konfrontationspolitik betrieben.
Ihr weitgehend durchgesetztes Ziel, Ostdeutschland vor allem auch
wirtschaftlich ausbluten zu lassen.
Für die eigene Wirtschaft war der der "Ostzonen-Fluchtlingsstrom" (unter ihnen
auch solche Exemplare wie der Herr Simdorn), eine willkommene
"Blutauffrischung".
Nun machte der Osten aber einen Strich durch diese Rechnung.
Und siehe da, selbst die großmäuligen Amis, ließen ihre Panzer an der Berliner
Sektorengrenze stoppen, "anstatt einfach weiter zu fahren".
Da mussten die Großmäuler sich nun für andere
Arbeitskräftebeschaffungsmaßnahmen interessieren.
Das waren so einige der Wurzeln.
Und heutzutage stellen die Nachfahren jener Großmäuler fest.
Diese "Pflanzen" treiben ja sogar "Blüten" etwa in Form von Moscheebauten.
Nun wollen sie das Rad der Geschichte, im nachhinein mit Gewalt zurückdrehen.
Das beste zurückdrehen indes wäre wohl das zurückdrehen der
Großmäuler-Vereine!
Siehe auch:
Parsimony.23581
Wie denn die zeitgenössischen Bibelforscher so zu "ticken" pflegten, macht wieder einmal, ein Beitrag in der Magdeburger Ausgabe des "Goldenen Zeitalters" vom 15. 1. 1925 deutlich.
Noch heute hallt bei den Zeugen Jehovas, soweit sie sich denn
auch mit geschichtlichen Fragen intensiver beschäftigen (was bei der
Mehrheit von ihnen eher wohl weniger der Fall ist). Noch heute hallt bei
der genannten Minderheit die Erschütterung über den Dr. Robert Ritter in der
Nazizeit nach.
Selbiger berüchtigt durch die Erstellung seiner Rassegutachten, die namentlich
für die Sinti und Roma buchstäblich tödliche Folgen hatten. Selbiger hatte,
wie es Hesse mal sinngemäß formulierte, nach Vollbringung seiner
Zuträgerdienste für genannte Mordaktionen, sozusagen eine "Durststrecke". Er
war auf der Suche nach neuen Mordopfern via seiner Pseudowissenschaft. Und da
kam ihm der nicht unerwartete Gedanke. Das was er bei Sinti und Roma schon
mittels seiner Rassegutachten praktiziert (mit den daraus abgeleiteten
tödlichen Folgen für die Opfer). Selber machte sich dieser "saubere" Herr
ja nicht die Finger schmutzig dabei. Das überlies er in Arbeitsteilung den
KZ-Schergen. Aber die notwendige Schreibtischtäter-Arbeit dafür. Genau, die
lieferte er.
Nun auf der Suche nach neuen Opfern, zur Ausfüllung seiner "Durststrecke",
entdeckte er auch die Zeugen Jehovas, die er denn auch noch mit seinen
berüchtigten Rassegutachten zu "beglücken" dachte. Da sich das alles schon
zum Ende des zweiten Weltkrieges abspielte, und da just zu dieser Zeit auch
ein Heinrich Himmler die "unerhört positiven" Eigenschaften der Zeugen Jehovas
entdeckt hatte, wurde aus den Ritter'schen Plänen nichts konkretes mehr. Denn
in der Nazihierarchie stand Ritter unfraglich unter Himmler.
Ritter war zwar ein übles Subjekt, konnte aber sein Wirken auch nur im
Auftrag und mit Billigung anderer durchführen. Einen solchen Auftrag in Sachen
Zeugen Jehovas bekam er indes nicht mehr. Ritter's Pläne blieben somit
unrealisierte "Sandkastenspiele".
Nun ist Himmler und Konsorten eindeutig der Kategorie der Schergen zuzuordnen.
In früheren Jahrhunderten wäre der gleiche Mann wohl auch als
buchstäblicher Henker geeignet gewesen. Ritter hingegen wollte von seinem
Habitus her "Wissenschaftler" sein. Alles war er tat, verkaufte er als
"Wissenschaft". Die da an den SS-Selektionsrampen standen, waren nur
Ausführungsorgane. Ritter hingegen lieferte ihnen das "Rüstzeug", so
fragwürdig wie es auch immer war. Das also als grundsätzliche Vorbemerkung.
Der "Wissenschaftler" Ritter indes baute auch auf Theorien mit auf, die andere
vor ihm bereits entwickelt hatten. Gibt man etwa in der Wikipedia den
Suchbegriff "Phrenologie" ein; so ist das auch eine jener Theorien, die mit
zum Rüstzeug des "Wissenschaftlers" Ritter gehörten.
In genannten Wikipedia-Artikel liest man unter anderem:
"Die Phrenologie ... ist eine zu Beginn
des 19. Jahrhunderts von dem Arzt Franz Josef Gall (1758 - 1828) begründete
pseudowissenschaftliche Lehre, die versucht, geistige Eigenschaften und
Zustände bestimmten, klar abgegrenzten Hirnrealen zuzuordnen. Dabei wurde ein
Zusammenhang zwischen Schädel- und Gehirnform einerseits und Charakter und
Geistesgaben andererseits unterstellt."
Nun konnte der genannte Arzt Gall nicht wissen, was denn aus seiner Theorie
dereinst noch mal alles so werden würde. Namentlich konnte er auch nicht
wissen, dass er in der Nazizeit nochmals einen Jünger namens Dr. Robert Ritter
haben würde, der es zu besonderen Weiterentwicklungen seiner Theorie brachte.
Das ist sicherlich einzuräumen. Aber es entbehrt nicht einer gewissen
Pikanterie zu registrieren, dass auch die Bibelforscher, in ihrer nahezu
klassischen Anfälligkeit für allerlei pseudowissenschaftliches, eben auch in
den Zug Phrenologie mit eingestiegen sind. Natürlich konnten sie
ebensowenig, wie der genannte Arzt Gall wissen, dass es da in der Nazizeit
einen auch zu benennenden Dr. Robert Ritter geben würde. Dies eingeräumt,
ändert nichts an der Tatsache aufzuzeigen, wohin denn die Reise letztendlich
ging!
In der Schweizer Ausgabe des "Goldenen Zeitalters" vom 15. 1. 1925,
(Ausgabe Magdeburg vom 1. 4. 1925) veröffentlichte selbiges einen Artikel
über die Phrenologie. Selbige in einen größeren der WTG-gemäßen Rahmen zwar
eingeordnet. Aber in der Substanz nicht zu übersehen.
Dieser Artikel sei im nachfolgenden - kommentarlos - vorgestellt:
Psychologie gegen Unterbewusstsein und
Unsterblichkeit
Der Okkultismus ist nicht nur tief in die Dramatik und die Poesie
eingedrungen, sondern in die gesamte heutige Literatur, der er einen
bestimmten Zug aufgeprägt hat. Wir sahen einmal ein Bild, unter dem die Worte
standen: "Woher alles kommt". Dieses Bild zeigte Satan an einer
Schreibmaschine, deren Tasten den Intellekt der verschiedenen Volkserzieher
darstellten. Wir können versichert sein, daß auch die zahlreichen
psychologischen Bewegungen unserer Tage hiervon keine Ausnahme machen.
Weil man heute soviel von einem Unterbewußtsein sprechen hört, sogar von
Bibelkundigen, so möchten wir durch folgende Ausführungen zeigen, wie diese
okkulte Theorie durch die vernunftgemäßen Gesetze der Phrenologie
(Schädellehre), durch das, was wir heute über das Nervensystem, das Blut und
das Gehirn wissen, und durch die Psychologie vollständig widerlegt wird.
In der amerikanischen Fachzeitschrift "Human Culture" (die Kultur des
Menschen) lesen wir:
Alle geistigen Fähigkeiten haben ihren
Sitz in der Gehirnrinde. Da liegt z. B. in der Mitte des Hauptes der Sinn für
Schönheit, Kunst, Idealismus, die Fähigkeit des Menschen, sich emporzuheben
und zu bessern. Hinter der Stirn liegen die Organe für Bildung, Wissenschaft,
logisches Denken, Erfinden etc. Seitlich liegen die Organe für Gelderwerb,
Ernährung, Fortpflanzung, Selbsterhaltung etc. Und im Scheitelpunkt des Kopfes
liegt der Sinn für Religion, Gottesverehrung und die Fähigkeit des Glaubens,
des Erfassens abstrakter, geistiger Dinge.
Unter all diesen Fähigkeiten ist nicht eine, die Leben abzugeben oder zu
übertragen vermöchte oder Nahrung für Gehirn, Gedanken, Bewegungen oder
irgendwelche seelische Betätigung herstellen könnte. Was die Erhaltung des
Lebens und der Gesundheit anbelangt, so haben das Gehirn und die geistigen
Fähigkeiten nichts damit zu tun, sondern nur die Gehirnzentren, die unter
diesem liegen, deren wichtigste das Kleingehirn und das verlängerte Rückenmark
sind. Das Rückenmark ist das Verteilungsorgan. Es hat die Aufgabe, die Nahrung
auf alle Teile des Körpers zu verteilen oder zu übertragen. Diese Übertragung
ist zwiefältig. Anabolisch oder aufbauend und katabolisch oder ausscheidend.
In diesen beiden Vorgängen werden Leben und Tod dargestellt. Durch den
anabolischen Vorgang werden Nahrung und Leben auf die Stellen übertragen, wo
sie gebraucht werden. Durch die katabolischen Vorgänge werden schlechte
Stoffe, Unreinigkeiten und fremde Bestandteile durch die Haut, die Lungen, die
Därme, die Nieren und andere Ausscheidungsorgane aus dem Körper ausgeschieden.
Aus diesem Grunde sind Gesundheit und Krankheit größtenteils vom Rückenmark
abhängig.
Damit soll natürlich nicht gesagt sein, daß das Rückenmark an sich
irgendwelchen Anteil am schöpferischen Vorgang des Lebens hätte. Es ist
einfach nur das Krafthaus. Das Kleinhirn ist das Laboratorium des Lebens im
biochemischen Sinne. Jeder Mensch mit einem stark entwickelten Kleinhirn hat
eine lange Lebensdauer. Langlebigkeit ist die Folge eines gut entwickelten
Kleinhirns und Rückenmarkes, Niemand kann erwarten, lange zu leben und
widerstandsfähig gegen Krankheiten zu sein, der schwach in diesen Teilen des
Gehirnes ist. Wenn diese Gehirnzentren versagen, ist der Lebensfaden zu Ende.
Professor Dr. Babbitt schreibt;
Wenn man sagt, daß der Geist, dessen Sitz
das Gehirn ist, kein besonderes Organ zum Denken, Überlegen und Empfinden
braucht, so ist das ebenso, als ob wir sagen wollten, daß wir ohne Beine
gehen, ohne Augen sehen, ohne Ohren hören könnten. Das ist der logische Schluß,
zu dem unsere Männer der exakten Wissenschaft kommen mußten.
Die Phrenologie ist natürlich ein zu
weites Gebiet der Wissenschaft, als daß man schon in all ihre Tiefen und
Einzelheiten eingedrungen sein könnte, aber ihre Fundamentallehren müssen ewig
wahr bleiben.
Ein anderer Gelehrter sagt;
"Man kann bei der Zergliederung des
Gehirnes keinen Geist finden, aber man kann auch Geist nicht mit Materie
vermengen, denn Geist ist keine Wesenheit an sich, sondern eine Kraft, die
durch die Tätigkeit der Nerven entwickelt oder erzeugt wird. Sie wird durch
lebende Zellen über die Nerven auf Gewebe und Organe übertragen (d. h. es
findet eine Einwirkung auf die verschiedenen Fähigkeiten des Gehirnes durch
die Nervenzellen statt.)
Dr. W. Burgess schreibt in "The New Field
Science"!
"Die Nervenenden haben die Form von
Schlangenköpfen und bestehen wie das Gehirn aus weißer und grauer Materie. Sie
scheinen Selbstbewußtsein zu haben und eine Art Denkfähigkeit betreffs der
Selbsterhaltung. Wie das Gehirn, so bedürfen auch sie des Blutes, um ihre
Funktionen ausüben zu können. Darum behaupten wir; ,,Das Leben ist im Blute"
und die Nerven und das Gehirn sind die Organe, durch die das Leben und die
Empfindungen zum Ausdruck gebracht werden. Aber das Blut ist nicht das Leben;
denn wenn es von den Nerven getrennt wird, ist keinerlei Leben in ihm."
Professor Dr. Hausmann schreibt in einem
sehr anschaulichen Artikel: "Wie wir denken" folgendes:
Eine der interessantesten und
bezeichnendsten Offenbarungen, die die letzten Forschungen über den Bau des
menschlichen Gehirnes zu Tage gefördert haben, ist, daß es eine
außerordentlich innige Verbindung zwischen dem Bau jenes Organes und den
geistigen Fähigkeiten des Denkens, Empfindens, etc. gibt. Es steht heute fest,
daß alle geistigen Vorgänge auf Grund des Baues und der Tätigkeit des Gehirnes
zu erklären sind. Alles Denken, Empfinden, Merken, Erinnern, Urteilen,
Überlegen, kurz alle die verschiedenen Betätigungen des menschlichen Geistes
sind an die Tätigkeit des Gehirnes gebunden. Viel Licht über die Beziehungen
der pyramidalen Neuronen erhielt man durch die Untersuchung des Gehirnes von
Schwachsinnigen und Idioten, wo man fand, daß Wechselwirkungen und
Verbindungen von Gedanken, Erinnerungen und Gefühlen nicht möglich waren, wo
keine physischen Verbindungen zwischen den pyramidalen Neuronen und den
Nervensträngen bestand. Letztere können mit elektrischen Drähten verglichen
werden, die das Gehirn mit der Außenwelt verbinden und umgekehrt."
Eine Folge der wunderbaren Entdeckungen,
die auf sämtlichen Gebieten der physikalischen Wissenschaft während des
neunzehnten Jahrhunderts gemacht wurden, war, daß man über geistige Dinge
vollständig materialistisch und daher skeptisch denken lernte. Der deutsche
Professor Wundt, der englische Prof. Carpenter und die amerikanischen
Professoren James und Ladd haben durch ihre Forschungen die alte,
traditionelle Lehre, daß alles geistige Leben einfach der Ausdruck der
verschiedenen Kräfte eines unzerstörbaren, ewigen Prinzipes im Menschen,
genannt Seele, ist, vollständig umgestoßen. Diese Gelehrten haben durch eine
experimentelle Untersuchungsmethode in sorgfältiger Weise eine neue
Psychologie ausgearbeitet, die in untrüglicher Weise in der Erkenntnis
wurzelt, die man über das Zellgewebe des Gehirnes und andere Teile des
Nervensystemes gewann. Sie haben unwiderlegliche Beweise dafür erbracht, daß
alle geistigen Erscheinungen Kundgebungen der Nerven- oder Gehirnkräfte sind
und daß es darum ohne Gehirn weder Verstand noch Bewußtsein geben kann. Darum
wird die neue Psychologie mit Recht physiologische Phylosophie genannt.
So kann Psychologie nicht mehr vom Standpunkte nebelhaften Neuplatonismusses
aus studiert werden, sondern von einem unverrückbaren Felsen
wissenschaftlicher Beweise. Die wichtigen Ergebnisse wissenschaftlicher
Forschung haben der Unsterblichkeitslehre einen unwiderruflichen Stoß
versetzt. Das Dogma von der unsterblichen Seele ist mit der wahren
Psychologie, die durch weitere Forschungen immer mehr bestätigt wird, gänzlich
unvereinbar.
Man vergleiche folgende Stelle aus den Schriften des berühmten amerikanischen
Gelehrten John Tiske:
"Verletzungen des Nervensystems bewirken
Stockungen entweder in der geistigen Tätigkeit selbst oder in der Herrschaft,
die diese über die Funktionen ausüben Entweder zeigt sich eine geistige
Verwirrung oder Bewußtlosigkeit oder Muskellähmung. Von dem Augenblick an, wo
der Tod eintritt, wo der Blutstrom aufhört, durch die Blutgefäße zu kreisen,
hören alle Zeichen des Bewußtseins für den Beobachter auf, und welchen Grund
sollten wir zu der Annahme haben, daß das Bewußtsein weiterlebt, nachdem sich
das Nervensystem in seine Elemente aufgelöst hat? Könnten wir nicht ebensogut
behaupten, daß die Nässe des Wassers weiter besteht, nachdem es in seine
Bestandteile, Sauerstoff und Wasserstoff, aufgelöst ist? So weit unser
irdisches Wissen reicht, können wir auf solch eine Frage nur eine Antwort
finden. Wir haben keine Erfahrung, die uns dazu berechtigen könnte zu denken,
daß das Bewußtsein ohne ein Nervensystem bestehen könnte, ebensowenig wie
Wasser in einer Welt ohne Sauerstoff und Wasserstoff bestehen könnte.
Wie kommt es nun, daß angesichts solcher
wissenschaftlicher Forschungsergebnisse ,,Wissenschaftler" sich dem
Okkultismus zuwenden und das Gegenteil von dem lehren, was uns die natürlichen
Wissenschaften, Psychologie und Phrenologie sagen, und die damit zugleich das
Wort Gottes mißachten, die unwiderlegliche Wissenschaft der Bibel, indem sie
sich bemühen, sichtbare Beweise für die heidnische Lehre von der
Unsterblichkeit der Seele zu lehren?
"Die Weisen werden beschämt, bestürzt und gefangen werden; siehe, das Wort
Jehovas haben sie verschmäht, und welcherlei Weisheit haben sie?" (Jeremia 8 :
9) Und ,,Satan hat den Sinn der Ungläubigen verblendet." - 2. Korinther 4 : 4.
Die Entdeckungen, die in neuerer Zeit in den großen psychologischen
Laboratorien der Welt gemacht worden sind, sind von allergrößtem Interesse.
Die führenden Psychologen versichern uns heute, daß der einzige Unterschied
zwischen dem Geiste der Tiere und dem Geiste des Menschen der des Grades ist,
das heißt, der Geist oder der Verstand des Menschen ist von der gleichen Art,
wie dar des Tieres, nur viel stärker und ausgeprägter und vielseitiger.
Moralische und religiöse Fähigkeiten im Verein mit Auffassungs- und
Urteilsvermögen verleihen ihm einen viel weiteren Gesichtskreis. Fortgesetzte
sorgfältige Untersuchungen haben ergeben, daß auch die niederen Tierarten
einen Verstand haben, der nur durch Grade von dem des Menschen verschieden
ist.
Alle organischen Wesen sind nichts weiter als Anhäufungen von Zellen, Stätten
einzelner Lebewesen. Wir wissen bis heute noch nicht, was Leben ist, aber jede
Zelle ist ein Zentrum oder eine Quelle des Lebens. Die Ganglien sind Knoten
oder Ansammlungen von Zellen in kleineren Gemeinschaften, und verschiedene
Zusammenstellungen ein und derselben Art von Zellen können verschiedene
geistige Fähigkeiten hervorrufen, denn aus verschiedenartigen Verbindungen von
gleichartigen Atomen (es gibt deren nur - eine Art) entstehen alle Phasen, die
uns durch die Chemie und das Spektroskop enthüllt sind. Das Universum bestellt
aus unendlich verschiedenen Zusammensetzungen von Lebenskörperchen. Und nach
den letzten Analysen von Verstand und Gehirn scheint die Verschiedenartigkeit
des Denkens durch Verschiedenartigkeit der Anhäufung einer Art von
Gehirnzellen in den Ganglien verursacht zu werden. So erkennt man den Verstand
jetzt als ein Erzeugnis der Gehirntätigkeit, d. h. als eine Folge oder ein
Ergebnis derselben. Mäuse, Vögel und Insekten zeigen einen Grad von Verstand.
Die Tiere lernen durch Erfahrung und bewahren diese Erfahrung für lange Zeit
in ihrem Gedächtnis auf. Wir wissen heute genau, daß Tiere gewisse Grade,
manchmal sogar hohe Grade von Liebe, Zuneigung, Verehrung, Schönheitsliebe,
Dankbarkeit, Gewissenhaftigkeit, Überlegung, Zerknirschung, Traurigkeit,
Sorge, Erbarmen, Mitleid und vieler anderer Eigenschaften besitzen, die man
für lange Zeit nur dem Menschen zugesprochen hat.
Mehrere Bücher, in denen tausende von Fällen angeführt sind. sind über diesen
Gegenstand veröffentlicht worden. Auch die allerpeinlichste Untersuchung, die
in den letzten Jahren von sorgsamen und konservativen Psychologen gemacht
worden ist. hat im menschlichen Körper und Gehirn auch nicht eine Spur von dem
Dasein dessen gefunden, was man gewöhnlich die Seele nennt, noch irgend etwas,
was eine Ähnlichkeit damit haben könnte.
Blutzellen bilden Fleisch, Magenzellen verdauen und Gehirnzellen entwickeln
Verstand, Die Psychologen sind nicht imstande, irgend einen Unterschied bei
diesen drei Vorgängen zu finden, Die psychologische Wissenschaft weiß bis
heute nicht, was Geist ist, aber sie weiß, daß Geist, was es auch sein mag,
durch die Tätigkeit des Gehirnes und der Nervenzellen verursacht oder
hervorgerufen wird. Wenn diese Tätigkeit aufhört, so hört auch jede Spur von
Verstand oder Geist auf, ebenso wie alles Aufbauen und Ausscheiden aufhört.
Die Zellen, die den Sitz des Verstandes im Gehirn bilden, sind viel
verwickelter zusammengesetzt als die, die den Sitz der Absonderung in den
Nieren bilden.
Die Absonderung des Verstandes oder Geistes ist viel verwickelter als die
Absonderung der Galle und der gastrischen Säfte, aber alle werden durch das
Werk der Zellen hervorgerufen.
Vorstehende Ausführungen scheinen zu beweisen, daß es überhaupt keine Seele
gibt. Wir wünschten dadurch mit dem allgemein vorherrschenden Gedanken, daß
der Mensch ein gewisses, geheimnisvolles, unzerstörbares Etwas besitzt, was
von seinem Organismus trennbar ist, aufzuräumen. Da sich die wahre
Wissenschaft heute vor dieser Tatsache nicht mehr verschließen kann, werden
die Menschen dahin kommen, zu erkennen, daß das, was die Bibel von der Seele
sagt, immer das Richtige gewesen ist. Dagegen ist das, was die Kirche hierüber
lehrt, seit Jahrhunderten falsch gewesen und die "unsterbliche Seele" hat
ihren Ursprung in Satans erster Lüge; "Mitnichten werdet ihr sterben".
Das Wort Seele bedeutet fühlendes, empfindendes Wesen, ein Wesen, das atmet
und denkt, sei es Mensch oder Tier...."
Nun mag der Schwerpunkt vorstehender langatmiger Ausführungen in der Tat
beim Thema "unsterbliche Seele - oder nicht" liegen. Aber eben zur Stützung
der diesbezüglichen eigenen Position, bediente man sich dabei auch der
Phrenologie. Unterstrichen wird dieser Umstand insbesondere noch durch eine
beigefügte Zeichnung, die eben auf den Prämissen der Phrenologie basiert.
Genau diese Zeichnung sollte dann noch eine Presserechtliche sogenannte
"Berichtigung" zur Folge haben. In der Schweizer Ausgabe des "Goldenen
Zeitalters" vom 15. 5. 1925 liest man dazu:
"Auf ausdrückliches Verlangen von Am.
Kupfers Verlag für Carl Huters psycho-physiognomische Werke erscheint
nachfolgende Mitteilung an unsere Leser.
In ... unserer Zeitschrift ... hatten wir einen psycho-physiognomischen
Studienkopf, entworfen und gezeichnet nach eigenen Forschungen von Carl Huter,
veröffentlicht.
Wir wollen nicht verfehlen, unsere Leser darauf aufmerksam zu machen, daß
dieser Studienkopf aus dem Haupt- und Lebenswerk Carl Huter, Menschenkenntnis,
eine neue Lebens- und Seelenausdruckskunde auf wissenschaftlichen Grundlagen,
1904-1906, entnommen ist. Carl Huter hat ein neues System der Welt- und
Menschenkenntnis geschaffen und zu den Endergebnissen seiner Forschungen
gehört auch der erwähnte Studienkopf. ... Herausgegeben werden die
Originalwerke Carl Huters von dem Verlag Am. Kupfer in Schwaig bei Nürnberg."
Die Berufung auf die Phrenologie war für die zeitgenössischen Bibelforscher
offenbar etwas Selbstverständliches. Das "Goldene Zeitalter" (Ausgabe Bern
vom 15. 3. 1926; Ausgabe Magdeburg 15. 4. 1926) brachte zum Beispiel den
Text eines Radiovortrages, welcher zuerst über die eigene Station WBBR
ausgestrahlt wurde. In diesem "Wer ist dein Gott?" überschriebenen Beitrag,
findet man auch beiläufig eingeflochten, eine Bezugnahme auf die Phrenologie.
Das GZ meinte in diesem Beitrag zu wissen:
"Es ist bekannt, daß verschiedene Teile
des menschlichen Gehirns verschiedene Funktionen ausüben. Phrenologen haben
eine Karte des menschlichen Gehirns gezeichnet und in seine verschiedenen
Teile die verschiedenen Eigenschaften oder Fähigkeiten eingetragen. Unter
diesen verschiedenen Organen des Gehirns befindet sich auch das, was wir
Gottesverehrung nennen."
Man vergleiche auch:
http://forum.mysnip.de/read.php?27094,38325,38325#msg-38325
wo ebenfalls bereits auf das Stichwort Phrenologie hingewiesen wurde.
Es muss wohl so eingeschätzt werden, dass die Titelbilder, welche die Schweizer Ausgabe des "Goldenen Zeitalters" schon einige Zeit enthielt, in eigener Regie entstanden und verwendet wurden. Denn bis zur Ausgabe vom 31. 12. 1924 des "The Golden Age" (möglicherweise auch noch danach, was aber mangels Belegexemplare nicht beantwortet werden kann), enthielt das "Golden Age" so ziemlich regelmäßig die gleiche Titelbildzeichnung. Nachstehend ein Bildausriß daraus.
Hingegen machte das Schweizer "Goldene Zeitalter" zu der Zeit, schon in jeder Ausgabe, mit einem neuen Titelbild auf.
So also stellte sich der Zeichner des Schweizer "Goldenen Zeitalters" (Ausgabe vom 1. 2. 1925) also "Michael" vor. Die Magdeburger Ausgabe des "Goldenen Zeitalters" vom 15. 5. 1925 übernahm dieses Bild dann auch noch. Nicht aber als Titelbild. Als Bildtext schrieb man dazu: "Die Predigt eines Malers".
Unter der Überschrift: "Wohin treiben wir?" liest man
in der Schweizer Ausgabe des "Goldenen Zeitalters" vom 15. 3. 1925 auch die
Sätze:
"Die biblische Chronologie zeigt, daß im Jahre 1914 die Frist, in der
Satans Herrschaft über die Nationen zugelassen war, abgelaufen ist. Diese
Frist umfaßte eine Zeitperiode von 2520 Jahren oder sieben symbolischen
,,Zeiten'' von je 360 Jahren. Pünktlich begann der Zusammenbruch des Reiches
Satans und er wird seinen Fortgang nehmen, bis das ,,mystische Babylon" (die
Kirchensysteme) vollständig gefallen ist."
Und weiter meint genannte GZ-Ausgabe:
"Im Jahre 1575 vor Christo begann eine Jubeljahr-Periode von 3500 Jahren,
die im Jahre 1925 zu Ende gehen muß. Wenn nun 1925 das vorbildliche
Jubeljahr-System, das ein Vorbild von der "Wiederherstellung aller Dinge" ist,
wie wir in dieser Zeitschrift schon mehrmals gezeigt haben, zu Ende geht, muß
danach der Beginn des Gegenbildes zu erwarten sein. ... Laßt uns deshalb keine
vorgefaßte Meinung haben, sondern uns bereit halten und eifrig Ausschau
halten, was Gott tun wird und wir werden nie zu schänden werden."
Ein besonderer "Kronzeuge" wird dann noch in diesem Artikel zitiert. Da hatte
also ein am Münster zu Bern tätig gewesener Dekan mit Namen J. Jakob Zehender,
ein Buch im Jahre 1760 (!); nochmals das Erscheinungsdatum in Worten:
Siebzehnhundertsechzig.
Just in jenem Jahre hatte also dieser Dekan ein Buch veröffentlicht mit dem
Titel: "Versuch einer prophetischen Zeitrechnung von dem Anbruch der seligen
Tage der Kirche in den letzten Zeiten"
Und weil dieses Buch ja nun so "Brandaktuell" sei, sieht es das GZ als seine
Pflicht an, auch seine Leserschaft darüber zu informieren. Man kommt zwar
nicht umhin, zu konstatieren, dass dieser wohl inzwischen etwas "verstaubte"
Dekan, würde er heute leben, in seiner Kirche nicht auf sonderliche Gegenliebe
mit seinen Thesen stoßen würde. Aber das macht ja nichts - so das GZ -. Er
könnte sich dann ja dem "Goldenen Zeitalter" anschließen, dass ja der würdige
Fortsetzer seiner verstaubten Thesen ist.
Und als "Bonbon" seiner Lektüre dieser verstaubten Ansichten präsentiert das
GZ seinen Lesern dann, unter Berufung auf diesen Herrn Zehender, die These:
"Die geschätzten Leser des "G. Z." wird es interessieren, festzustellen,
daß diese in dieser Betrachtung erwähnte Berechnungsmethode symbolischer
Zahlen der Bibel, 360 buchstäbliche Jahre für eine biblische Zeit, schon sehr
alt ist."
Und selbiger wird dann mit den Sätzen zitiert:
"Wir werden in den Weissagungen klar belehret, daß in den prophetischen
Zeitrechnungen allezeit ein Tag für ein Jahr, eine Woche für 7 Jahr, ein Monat
für 30 Jahr in dem Gegenbild der Erfüllung müsse genommen werden. Nun auf
diese Grundsätze hin wollen wir die Weissagung selbst einschauen und unsere
Zeitrechnung darauf befestigen."
Da dieser Dekan offenbar aber nicht die Daten 1914 oder 1925 verkündete, muss
nun das GZ um eine Antwort ringen, warum das so sei. Und siehe da, die "grosse
Erleuchtung" tut sich dann in dem Satz des "Goldenen Zeitalters" kund:
"Der Fehler der nur immer gemacht wurde ist, daß die herausgefundenen
chronologischen Ketten am unrichtigen Zeitpunkt angesetzt wird."
A ja. Nun weiß man es also. Eine typische Zirkelschlusslogik. Jeder nimmt das
"Ausgangsdatum" für seine windigen Berechnungen, dass seinen Interessen am
dienlichsten erscheint. Also eine typische zweckbestimmte, keineswegs aber
eine "objektive" Argumentation.
Das alles indes ficht das "Goldene Zeitalter" wie andere vor ihm und nach ihm
nicht sonderlich an. Die ganze gekünstelte "Rechenlinie" die da jeweils
(unterschiedlich) präsentiert wird, kann man sich auch ersparen und einfach
durch den Satz ersetzen. "Es sei, was man will".
Der "Schönheitsfehler" ist nur, dass die Wirklichkeit nicht auf diesen
Zauberspruch zu hören gedenkt.
Macht nichts, so das "Goldene Zeitalter". Dann muss eben etwas "nachgeholfen"
werden. Was würde sich wohl als "Nachhilfeunterricht" besonders eignen, wäre
die "Preisfrage"?
Genau, eine Uhr, die selbstredend "fünf vor zwölf" anzeigt, wäre da wohl
geeignet. Gesagt - getan. So auch vom "Goldenen Zeitalter" in dieser Ausgabe!
"Nachfolgende Betrachtung wird jeden Leser des "G. Z." interessieren, und obschon nicht alle darin enthaltenen Schlußfolgerungen sich mit Gottes Wort decken, bleibt doch genügend, um auch aus diesen Ausführungen Dr. Thomasius zu erkennen, daß wir tatsächlich in der Zeit des Endes leben, in der nach prophetischem Zeugnis die allgemeine Erkenntnis sich so sehr mehren wird, bis sie schließlich die Erde bedecken wird wie Wasser den Meeresgrund. Aber nie wieder wird eine Periode des Rückganges zu verzeichnen sein, nie wieder wird es Nacht werden, sondern die Sonne der Gerechtigkeit, der Wahrheit, derErkenntnis, wird ewiglich leuchten."
Das ist die Einleitung, welche die Schweizer Ausgabe des "Goldenen
Zeitalters" vom 15. 2. 1925 (Ausgabe Magdeburg 1. 4. 1925) einem Presseartikel
redaktionell voranstellt, welchen es denn unbedingt auch zur Kenntnis seiner
Leserschaft bringen wollte.
Und nun noch der eigentliche Artikel:
Daß ein enger Zusammenhang zwischen Sonnenflecken und erdmagnetischen
Strömungen vorhanden ist, wurde schon längst nachgewiesen. Ob nun aber die
Veränderungen der erdmagnetischen Strömungen auch die menschliche
Geistestätigkeit in günstigem oder ungünstigem Sinne zu beeinflussen
vermögen, bedarf noch der Aufklärung. Sei dem wie ihm wolle: An der Tatsache
kann nicht gezweifelt werden, daß wir uns gegenwärtig in einer Periode
technischen Aufschwunges befinden, dessen Kurve vielleicht im Jahre 1925
ihren Kulminationspunkt erreicht.
So darf man also diesem Jahre mit berechtigten Hoffnungen entgegensehen. Der
Erwartungen gibt es ja gerade auf technischem Gebiete wahrlich genug! Im
Vordergrunde des Interesses steht gegenwärtig in allen Ländern der Welt das
Problem des Fernsehens. Mit Hilfe der elektrischen Wellen ist es uns im
Jahre 1924 gelungen, die menschliche Stimme über die Weite des Ozeans
hinüber zu senden und sie in fremden Erdteilen vernehmbar zu machen, Wird es
uns im Jahre 1925 glücken, auch unseren Blick in solche Fernen zu richten
und Vorgänge im vollsten Sinn des Wortes "mit eigenen Augen" zu verfolgen,
die sich in den Großstädten Amerikas, in den Wüsten Innerasiens oder im
australischen Buschland abspielen?
Schon 1924 verging kaum eine Woche, wo nicht irgendeine Zeitung, in erster
Linie natürlich eine amerikanische, die Nachricht brachte, daß es diesem
oder jenem Techniker gelungen sei, die Frage des Fernsehens zu lösen.
Allüberall, in Deutschland, in Italien, in Frankreich, in England, in
Amerika, beschäftigen sich die hervorragendsten Techniker, Männer mit
glänzendem Namen mit dieser Frage. Jeder Tag, jede Stunde kann die Erfüllung
bringen - ja noch mehr; diese Frage ist eigentlich schon gelöst. Sie stellt
gegenwärtig weniger ein technisches, als vielmehr ein finanzielles Problem
dar. Ein gewaltiger und kostspieliger Apparat ist nötig, ein Apparat, der
tausende von elektrischen Wellen verschiedener Längen gleichzeitig
aussendet.
In dem Augenblicke, wo die Summen zum Bau dieses Apparates zur Verfügung
stehen, dürften wir imstande sein, Vorgänge im gleichen Augenblick zu
beobachten, in dem sie sie an einem weit entfernten Orte abspielen. Wenn
also im Jahre 1925 eines "Medioäers Güte" der Technik leuchten wird, dann
wird dieses Jahr in ihrer Geschichte auf ewig eine ruhmvolle Rolle spielen.
Die Annalen werden melden, daß in ihm das Fernsehen zur Tatsache wurde.
Wie man sieht, wird das Fernsehen nur durch die Fortschritte der
Radiotechnik ermöglicht werden. Diese Fortschritte werden sich aber, und
zwar voraussichtlich im Laufe des Jahres 1925, auch nach verschiedenen
anderen Richtungen auswirken. Vorbereitungen sind im Gange, die es
Ermöglichen sollen, amerikanische Sender auch in Europa vernehmbar zu
machen. Man kann die Pariser Oper bereits in London abhören. Das von Nauen
täglich ausgesandte Zeitsignal dient dazu, um im Sudan die Uhren der dort
befindlichen Forschungsexpedition richtig zu stellen. So wird es
voraussichtlich im Jahre 1925 dazu kommen, daß ein einziger Mann imstande
sein wird, zu der ganzen Menschheit zu sprechen, und daß ungezählte
Millionen von Hörern seinen Worten lauschen. Ein Austausch von kulturellen
Gütern wird unter Vermittlung der elektrischen Wellen stattfinden, wie ilm
selbst die Erfindung der Buchdruckerkunst nicht hervorzubringen vermochte.
Die literarischen und künstlerischen Leistungen eines jeden Volkes werden
allen anderen Völkern in einer Weise zugängig gemacht, die in bezug auf
Unmittelbarkeit nicht mehr übertroffen werden kann. Eine einzige elektrische
Welle wird um den ganzen Erdball herumfluten und alle Uhren richtig stellen.
Kein Ort mehr auf der ganzen Welt, der nicht an den Segnungen der Kultur
teilnehmen könnte.
Im Eise der arktischen Meere, im entlegensten Gebirgsdorf, in der Weite des
Ozeans wird man den Stimmen der bedeutendsten Gelehrten, wird man den
berühmtesten Sängern, wird man den Klängen der schönsten Opern lauschen.
Die Fesseln aber, die Raum und Zeit der Menschheit auferlegten, dürften sich
gerade im Jahre 1925 in einem Umfange und in einem Ausmaße lösen, durch die
alle Erwartungen übertroffen werden. Der ruhmreiche Flug des ,,Z R III" über
den Ozean stellte den Auftakt zu einer neuen Entwicklung des Verkehrswesens
dar. Der Vertrag von Versailles gestattete für dieses Luftschiff nur
Abmessungen, wie sie bereits bei einem seiner Vorgänger dagewesen waren.
Schon beginnt in Amerika unter deutscher Leitung die neue Werft zu erstehen,
auf der während des Jahres 1925 jenes Luftschiff gebaut werden soll, das dem
Geiste der Konstrukteure des ,,Z R III" eigentlich vorschwebte. Ein Gigant
des Luftmeeres wird sich zu lichten Höhen erheben, ein Bahnbrecher des
Verkehrs der Zukunft.
In heute noch unwahrscheinlich anmutend kurzer Zeit wird es den Flug über
den Ozean zurücklegen, der zugleich die Eröffnung des regelmäßigen
Luftverkehrs zwischen den Kontinente darstellen wird. Man rechnet damit, daß
ein solches Luftschiff im Jahre vierzig Flüge hin und zurück macht. Stürme
werden ihm - der ,,Z R III" hat es ja bewiesen - nichts anhaben, er
überwindet sie spielend. Jede Gefahr ist ausgeschlossen, wird doch die
Füllung anstatt mit dem leicht brennbaren Wasserstoff mit dem fast ebenso
leichten unverbrennlichen Heliumgas erfolgen, das in Amerika in Form
natürlicher Gasquellen aus der Erde entströmt
"Frage: Was wird 1925?
Von verschiedenen Lesern des ,,G. Z." wird diese Frage erneut gestellt ...
Was erwarten wir für das Jahr 1925?
Antwort: Wir erwarten ganz genau das. was im Vorbilde geschehen ist. Mit dem
Jahre 1925 endet der große Jubeljahrzyklus ... und muß logischcrweise daran
anschließend das große Gegenbild einsetzen, Was geschah bei den Juden zu
Beginn des Jubeljahres.? War die erste Äußerung des Jubeljahres Friede und
Freude? Nein, keineswegs, das gerade Gegenteil war der Fall, große Unruhen,
ein allgemeines Durcheinander. Der Sklave reklamierte seine Freiheit,
gestützt auf das Jubeljahrgesetz wollte er nicht länger Sklave bleiben und
forderte energisch seine persönliche Freiheit und nahm sie sich nötigenfalls
mit Gewalt.
Der um sein Besitztum gekommene gleicherweise forderte, ebenfalls gestüzt
auf das Jubeljahrgesetz, die Wiedererstattung seines früheren Landbesitzes
und seines väterlichen Hauses. Der Besitzende jedoch wollte seine in den
letzten 50 Jahren erworbenen Privilegien nicht ohne weiteres preisgeben und
weigerte sich mit Entschiedenheit, Sklaven frei zu lassen und Land wieder
zurückzuerstatten. Es gab große Auseinandersetzungen. Die Richter Israels
hatten eine enorme Arbeit, um alle Forderungen und Gegenforderungen zu
untersuchen und zu schlichten, bis schließlich jeder zu seinem Rechte
gekommen war und erst dann endlich Ruhe und Frieden im Lande herrschten. ...
Was für Ereignisse sollen wir also vernünftigerweise erwarten, die dem nahe
bevorstehenden großen und gegenbildlichen Jubeljahr vorausgehen? Die Antwort
lautet; nichts anderes als genau das, was im Vorbilde sich zugetragen hat.
Große soziale Unruhen, ein gewaltiger Kampf zwischen Besitzenden und
Entrechteten, gewaltige Auseinandersetzungen zwischen diesen beiden Klassen,
in welche die ganze zivilisierte Menschheit zerteilt ist; und dieser
Riesenkampf zur Wiedereinsetzung jedes Einzelnen in sein rechtmäßiges Erbe
... muß nach dem Zeugnis der Heiligen Schrift in einer weltenweiten Drangsal
gipfeln, dergleichen nicht gewesen ist seitdem eine Nation besteht und nie
mehr sein wird.
Irgend jemand möchte geneigt sein anzunehmen daß der Ausgleich nach dem
Vorbilde des jüdischen Jubeljahres schließlich doch ohne weltenweite
Drangsal zustande kommen möchte. Dies ist aber nach der heutigen Lage der
Dinge völlig ausgeschlossen, weil anerkanntermaßen die besitzenden Klassen
bis auf das Äußerste entschlossen sind ihre Privilegien zu verteidigen.
Die Frage, was 1925 geschehen wird, ist also in wenigen Worten zu
beantworten. Die sozialen Schwierigkeiten, die weltenweite Drangsal, wird
sich noch gewaltig steigern und entscheidende Ereignisse auf diesem Gebiete
werden der Menschheit eindrucksvoll zum Bewußtsein bringen, daß wir in der
Tat in dieser Übergangsperiode leben und daß nun die Zeit gekommen ist, da
der Gott des Himmels sein ewiges Königreich mit Macht und Herrlichkeit
aufrichten wird, nach dem die weltenweite Drangsal den Herzensboden der
Menschheit zubereitet haben wird,. -
Wir verfolgen deshalb mit gespanntester Aufmerksamkeit die kommenden
Ereignisse und sind felsenfest davon überzeugt, daß noch in diesem Jahre
Geschehnisse eintreten werden, die das obengesagte in vollem Umtange
bestätigen werden. Was weiter unser großer Gott für gut erachten wird zu
tun, überlassen wir vertrauensvoll ihm. Es genügt uns vollkommen, zu wissen
und genau zu erkennen, daß die Zeit da ist, da die größten Ereignisse der
Menschheitsgeschichte sich abwickeln müssen und das Reich des Friedens imd
der Gerechtigkeit bald hereinbrechen muß zum Heil und Segen des ganzen
Menschengeschlechtes
"Wenn das Rauchen nicht gottgewollt ist, wie
soll man sich als Inhaber eines Zigarrengeschäftes stellen? Soll man das
Geschäft aufgeben? Ich bemerke, daß dieses den Lebensunterhalt meiner
Familie bestreitet und eine andere Existenzmöglichkeit fast ausgeschlossen
ist. Lade ich durch Weiterverkauf Schuld auf mich?"
In seiner Antwort dazu schreibt das GZ:
"Neben dem Rauchen ist auch noch vieles andere
nicht gottgewollt. ... Es ist eben hierdurch in ,,dieser Welt", dem
Zeitalter des Bösen, ein Gottwohlgefälliges Leben mit Nöten,
Schwierigkeiten, Verleumdungen und Verfolgungen verknüpft ...
Wir verstehen Ihre Herzens- und Gewissensnot und wünschen ihnen sobald als
möglich von dieser Fessel loszukommen. ...
Wir können nicht empfehlen, das Geschäft, welches Ihnen und Ihren Lieben
vorläufig die Existenz gewährleistet, einfach aufzugeben. Sie würden
Niemandem nützen; sich aber schaden. Ihre Kunden besorgten sich ihre
Zigarren doch, nur eben bei anderen. Sie aber brächten Ihre Familie in Not.
Und "wer für die Seinen nicht sorgt, ist schlimmer als ein Heide" (l.
Timotheus 5:8).
Was alle jedoch tun können und sollen, ist, sich eine umfassende Kenntnis
der edlen Absichten des wahren Gottes aus der Bibel zu verschaffen. ...
Freilich muß man Ausschau halten, wo immer Gott helfen will, und dann auch
handeln ...
Es kann und ist schon oft zu willentlicher Aufgabe auch eines Geschäftes
gekommen. Doch darf so ein Entschluß nie auf Anraten anderer platzgreifen.
Wenn er das Resultat eigenen Denkens ist, und aber auch nur dann, kann
irgend ein Entschluß Gott wohlgefällig sein. Solche wird und hat Gott nie
verlassen."
Also letztendlich wurde das geschilderte Beispiel - damals - nicht Ultimativ
genötigt. Sollte er allen Beeinflussungsversuchen zum Trotz, bei der weiteren
Ausübung seiner geschilderten beruflichen Tätigkeit bleiben, würde das damals,
hingenommen worden sein. Schlimmstenfalls liefe er Gefahr in der örtlichen
Versammlung als "unreif" oder ähnliches tituliert zu werden. Jedoch soweit zu
gehen, daraus einen faktischen Exkommunikationsgrund abzuleiten, war man -
nochmals wiederholt damals - nicht bereit.
Da sollten allerdings in der späteren WTG-Geschichte noch ganz andere
Konditionen diesbezüglich Platz greifen.
Man vergleiche beispielsweise (durchaus übertragbar der Fall) den einer Zeugin
Jehovas, die allein deswegen exkommuniziert wurde, weil sie ihren Hühnern ein
Futter gab, von dem Hardliner meinten zu wissen, es enthalte Blutbestandteile.
Siehe dazu:
Hühnerfutter
Und was das Rauchen anbelangt, so sind diesbezüglich sogar Fälle von sensibel
veranlagten bekannt geworden, die den Konflikt des Rauchens nicht meistern
konnten. Im Gegensatz etwa zur Religionsgemeinschaft der
Siebenten-Tags-Adventisten, bieten die Zeugen Jehovas da ja keinerlei praktische
Hilfe, etwa in Form ärztlich geleiteter Raucherentwöhnungskurse an. Sie fordern
nur, ultimativ und kategorisch. Auch auf die Gefahr hin, dass es selbst schon
Fälle gab von solchen, dies deshalb im Selbstmord landeten!
Man vergleiche dazu den Bericht einer bekannten Boulevard-Zeitung vom 21. 10
1987, als ein makabres Beispiel dafür
(zitiert in Fallbeispiele Suizid)
"Wer aus der Heiligen Schrift erkennt, daß in
diesem Jahre 1925 der große Jubeljahrzyklus von 3500 Jahren zu Ende läuft
(1575 vor Chr., Einzug der Juden in Kanaan bis 1925 nach Chr.), der wird die
derzeitigen Geschehnisse in Palästina mit größtem Interesse verfolgen und
aus denselben den unumstößlichen Beweis finden, daß die Zeit des
gegenbildlichen großen Jubeljahres der Menschheit nicht mehr fern sein kann.
Über die am 7. April stattfindende Einweihung der neuen hebräischen
Universität entnehmen wir dem Isr. Wochenblatt folgendes:
Wie einst an den Wallfahrtsfesten werden die
Juden aus ganz Palästina nach Jerusalem herausziehen, um an diesem
Freudentage zugegen zu sein, und nach Zehntausenden zählen die jüdischen
Touristen in aller Welt, die an diesem Tage auf der Höhe Jerusalems stehen
und ihre Blicke auf die alte, heilige Stadt und auf die Berge Judas werden
schweifen lassen.
Zahlreiche Männer der Wissenschaft, Juden und Nichtjuden, nehmen an diesem
großen Ereignis teil. Ein Schritt ist geschehen, um das Wort wahr werden zu
lassen: "Von Zion wird die Lehre ausgehen und das Wort Gottes von
Jerusalem".
Und dann werden im Anschluss daran noch zur Unterstreichung einige
Grußadressen von Honoratioren, anläßlich dieses Spektakulums zitiert.
Einen weiteren Artikel zum Thema, wiederum eine Pressebericht als Anlass
nutzend, gab es dann noch im "Goldenen Zeitalter" (Ausgabe Magdeburg) vom 1. 8.
1925
Der 21. Januar 1925 ist in die Bibelforschergeschichte in
besonderer Weise eingegangen. Just an jenem Tage gab es in St. Gallen
(Schweiz) eine öffentliche Veranstaltung, kirchlicherseits initiiert, zum
Thema Bibelforscher. Als Referenten traten dort unter anderem der
Theologieprofessor Ludwig Köhler auf. Über das Referat, folgt man einigen
Berichten dazu, waren einige (nicht nur die Bibelforscher) nicht sonderlich
glücklich. Man meinte wahrzunehmen, Köhler wagt es nicht gegenüber den
Bibelforschern "Fraktur" zu reden.
Diese Veranstaltung schloß mit einer öffentlichen Aussprache, wo denn einige
dem Professor so seine "Versäumnisse" vorhielten. Als Wortführer dabei
kristallisierte sich besonders ein Arzt namens Dr. Fehrman heraus. Selbiger
hatte sich offenbar schon vorher mit einigen Ant-Bibelforscherschriften,
namentlich aus der antisemtischen Ecke befasst, und kolportierte daraus
wiederum, lautstark eine besondere These.
Die These, die Bibelforscher würden vom Judentum (respektive der Freimaurerei)
finanziell "ausgehalten". Die These schwirrte schon einige Zeit durch den
"Blätterwald", hatte aber keine sonderliche Wirkung dergestalt, als sie von
den Adressaten, den Bibelforschern, meistens mit Stillschweigen übergangen
wurde. So findet man sie schon in einem Anfang 1924 erschienenen Buches (unter
anderem) wieder
Jene öffentliche Veranstaltung indes, brachte nun den "Knoten zum Platzen".
Offenbar war sich Dr. Fehrmann der weitgehend positiven Resonanz unter den
Besuchern jener Veranstaltung sicher. Was "Christian Kreuz" alias Herbert von
Bomsdorff-Bergen nicht gelang, das gelang nun dem Dr. Fehrmann, die
Bibelforscher aus ihrer Deckung herauszulocken.
Sich der beachtlichen Resonanz bewusst werdend, welche dieser Dr. Fehrmann
offenbar erzielte, beschloss die Schweizer WTG, selbigen nun vor den Kadi zu
zerren.
Indes Pech für die WTG. Das Gericht befand: Dr. Fehrmann habe nur das
wiederholt, was seit geraumer Zeit auch schon andernorts geschrieben, lesbar
sei, ohne dass die WTG gegen diese (namentlich auch den Bomsdorff-Bergen)
Klage erhoben habe. Sie habe die Sache also klaglos hingenommen. Deshalb könne
das Gericht auch nicht anerkennen, dass Dr. Fehrmann die Ehre der WTG zu
Unrecht angetastet habe. Im Gegenteil es sprach ihm gar eine finanzielle
Entschädigung von 450 Schweizer Franken zu.
Die angestrengte Verleumdungsklage ging also für die WTG in "die Binsen".
Pfaffrath (S. 11f.) etwa schreibt noch aus zeitgenössischer Sicht:
"Die Zeitschrift Auf Vorposten, 1-2 Heft 1925,
Seite 20f. berichtet Chr. Kreuz habe in seiner Schrift 'Ein Weltbetrug durch
Zeichen, Wort und Griff', den Zusammenhang der E. B. mit der Freimaurerei
aufgedeckt. (Kreuz sei früher selbst Freimaurer im 33 Grade gewesen). Dessen
Freund Dr. Fehrmann habe am 21. Januar 1924 zu St. Gallen in öffentlicher
Versammlung die Behauptung wiederholt, das internationale Judentum wende den
E. B. reichliche Geldmittel zu. Im Morgen, katholisches Tageblatt der
Schweiz vom 30. Oktober 1924 wiederholte Dr. Fehrmann seine Behauptung. Der
Leiter der Zentrale der E. B. In Zürich, Conrad C. Binkele, erhob Klage
gegen ihn. Das Bezirksgericht St. Gallen aber hat die Klage des
Generalbevollmächtigen der E. B. Mister Binkele, abgewiesen, ihm eine
Gerichtsgebühr von 150 Franken auferlegt und die Kläger zudem zu einer
außerordentlichen
Entschädigung verurteilt."
Max Wörnhard interpretiert in einer neueren Publikation (Repression ...S. 52)
"In einem erstinstanzlichen Verfahren am 24. und
25.10.1924 lehnte es das Bezirksgericht St. Gallen ab, auf die Klage des
Leiters der "Ernsten Bibelforscher", Conrad C. Binkele, Zürich, einzutreten,
und zwar nicht aus materiellen Gründen, sondern weil die "Bibelforscher" als
juristische Person nicht ausreichend organisiert und legitimiert seien;
in zweiter Instanz stellte sich die Zweite Zivilkammer des Kantonsgerichts
St. Gallen am 13. und 14. 3. 1925 auf denselben Standpunkt. Materiell wurden
damit Fehrmanns Vorwürfe nicht gestützt, auch wenn die Gegner der Zeugen
Jehovas den Ausgang des Verfahrens wiederholt so interpretierten."
In der Öffentlichkeit erregte besonders das Fehrmann-Verfahren zeitgenössisch
ungeheures Aufsehen und dominiert nahezu die gesamte Publizistik dazu. Dennoch
gab es noch ein zweites Verfahren, dass jedoch in der öffentlichen Wahrnehmung
so gut wie keine Rolle spielte. Und dieses Verfahren strengte die WTG gegen den
Verleger des schon abgebildeten "Christian Kreuz"-Buches an.
Der wesentliche Unterschied dabei ist allerdings der. Jenes Verfahren gegen
Keller-Zoller endigte mit einem Vergleich.
Die WTG hatte gefordert:
Der Verleger möge den darin zitierten ominösen "Freimaurerbrief" im Original
vorlegen. Der Verleger konnte das nicht und bezeichnet den Brief als
"unauffindbar verlegt".
Jonak seinerseits kritisiert nun. Der Verleger habe sich mit der WTG verglichen,
ohne den Autor (Bomsdorff-Bergen) mit einzubeziehen. Selbiger hielt weiter an
seiner These fest und wurde auch nie von der WTG je gerichtlich belangt. Der WTG
reichte es also aus, dass der Verleger sich in der Vergleichsverhandlung dazu
bereit erklärte, das inkriminierte Buch nicht weiter verbreiten zu wollen.
Wenn nun die öffentliche Publizistik weitgehend nur den Fehrmann-Fall
herausstellte, so ist auf WTG-Seite das Gegenteil zu registrieren. Über den
Fehrmann-Fall redet selbige eher nebensächlich. Wenn von WTG-Seite das Thema
angeschnitten wurde dann immer unter Hinweis auf den Vergleich mit
Keller-Zoller.
Erstmals in der Magdeburger Ausgabe des "Goldenen Zeitalters" vom 15. 4. 1925,
erfuhr die dortige Leserschaft etwas darüber, dass es überhaupt die vorgenannten
Auseinandersetzungen gegeben habe.
Lediglich zwei Flugschriften der WTG ("Kulturfragen" und "Wahr oder nicht wahr")
sprachen die gleiche Thematik an. Aber auf Zeitschriftenebene gab es damals nur
jenen "Bericht" im Magdeburger GZ vom 15. 4. 1925. Ob denn das dort mitgeteilte
sonderlich "beeindruckend" ist, mag man eher bezweifeln. Indes seien im
nachfolgenden noch einige Kernsätze aus diesem GZ-Bericht vorgestellt.
"Kulturkampf überall
Nachdruck gestattet und um der Gerechtigkeit willen von der gesamten freien
deutschen Presse erbeten.
Der Katholizismus macht gewaltige Anstrengungen, seine verlorenen
Positionen, welche Reformation und Erwachen der Menschheit ihm nahmen,
zurückzugewinnen. In der Wahl der Mittel, diesen Kampf zu führen, scheint
man nicht wählerisch zu sein, und ist die Rücksichtslosigkeit und
Ungerechtigkeit, mit der an manchen Stellen dieser Kampf geführt wird,
geradezu typisch für den Geist, der ein Land und Volk umnachten wird, das
einmal wieder völlig unter den Einfluß dieser noch heute im Geistes des
Mittelalters steckenden Herrscher Roms kommen würde.
Was eine protestantische oder irgendeine andere Regierung unseres Landes zu
erwarten hätte, falls sie durch Abschluss eines Konkordats für das übrige
Deutschland ausländischen römischen Regenten dieselbe Herrschaft einräumte
wie Bayern es tat, und der Fall eintritt, daß die Regierung einmal nicht so
tanze wie in Rom geblasen wird, zeigen die augenblicklichen Erlebnisse in
Frankreich. Die Aufhebung der Botschaft beim Vatikan durch die Regierung
wird von den Kardinälen dadurch beantwortet, daß ... "Das Volk zur
Nichtbefolgung der bestehenden Gesetze auffordern, was eine Untergrabung der
Grundgesetze eines jeden freien Staates bedeutet." ... Darum ist das
Interesse dieser Kirchenpolitiker vor allen Dingen darauf gerichtet, alle
Arbeit irgendwelcher Bibelforscher zu diskreditieren und verächtlich zu
machen. ...
Die Int. Vereinigung Ernster Bibelforscher berichtet:
Seit Monaten tobt ein systematischer Verleumdungsfeldzug gegen uns, der
seinen Ausgang findet in der katholischen Presse, und dessen direkte
Unwahrheiten gelegentlich auch von der evangelischen Presse weiterverbreitet
werden, ohne daß man uns das Wort zur Richtigstellung der Aufklärung
wiedergibt. In wenigen Fällen, wo man eine Entgegnung von uns nach
vorausgegangener Verleumdung aufnahm, hatte man unsere Entgegnung durch
Streichungen usw. derart verschandelt, oder durch zwischengeschobene
redaktionelle Kommentare verdreht und damit wirkungslos gemacht, daß es
einer Nichtaufnahme gleich war.
Man suchte sensationell, ob man nicht irgend etwas finde gegen uns.
Im Memelgebiet besuchte ein Mann zweimal unsere Versammlungen, versuchte
einen Streit anzufangen mit einem unserer Redner, und wurde am anderen Tage
in eine Anstalt gebracht, und sofort verbreitete man die Verleumdung: er sei
durch das Lesen der Schriften der Bibelforscher krank geworden, trotzdem er
nie welche gelesen hatte. Dieselbe Lüge wurde verbreitet in Verbindung mit
einer Frau, die seit langer Zeit wegen Geschlechtskrankheit Einspritzungen
erhielt. Nachdem sie, wie dies oft geschieht, als Folge der Einspritzung
nervenkrank wurde, verbreitete ein Teil der uns religiös-feindlich
gegenüberstehenden Presse die Unwahrheit, sie sei durch Lektüre der
Bibelforscher krank geworden, trotzdem sie solche nie gelesen und einige
öffentliche Vorträge besucht hatte.
Systematische Verleumdung unserer Arbeit, der man biblisch nicht gewachsen
ist, ist die Triebfeder dieser niedrigen Handlungsweise.
Immer wieder publiziert man die Lüge, wir würden von den Juden bezahlt,
trotzdem wir immer wieder versicherten, daß dies absolute Unwahrheit ist,
weil wir noch nie einen Pfennig vom Judentum erhielten, sondern unsere
vieltausend deutschen Glaubensbrüder diejenigen sind, welche alle Ausgaben
für unsere ausgedehnte Missionstätigkeit bestreiten. Wir sind zu jeder Zeit
bereit, jeder deutschen zuständigen Behörde unsere dies beweisenden Bücher
vorzulegen, wie auch hier auf dem Amtsgericht in Magdeburg von uns seit
langer Zeit 1.000 Goldmark deponiert und öffentlich ausgeboten sind,
demjenigen zufallend, der auch nur ein Jota Beweismaterial bringt dafür, daß
wir vom Judentum bezahlt werden. Niemand vermochte dies bis zur Stunde,
dennoch verleumdet die kirchliche Presse aller Schattierungen ohne Ehrgefühl
in derselben schamlosen Weise weiter.
Eine Klage, welche von Bibelforschern in St. Gallen gegen einen Arzt Dr.
Fehrmann, der dieselben Unwahrheiten verbreitet hatte, eingereicht wurde,
ist vom Richter abgewiesen mit der absolut nicht zutreffenden Behauptung,
Dr. Fehrmanns Angriffe richteten sich ja gar nicht gegen die Bibelforscher,
sondern gegen die Juden.
Sofort stürzte die Meute der Verleumderpresse auf diese abgewiesene Klage
und behauptete, die Klage sei abgewiesen, weil Dr. F. bewiesen habe, daß
Bibelforscher von den Juden unterstützt würden. Diese wissentliche,
absichtliche oder verantwortungslose Irreführung, der wir alle Zeitungen,
die diese Falschmeldung brachten, für schuldig erklären, ist um so
gewissenloser, als es in der Urteilsbegründung jenes Prozesses ausdrücklich
wörtlich heißt:
"Die Klage ist somit mangels Tatbestand abzuweisen, womit der dem Beklagten
angetragene Wahrheitsbeweis - der allerdings an Hand der vorliegenden Akten
nicht erbringlich gewesen wäre - dahinfällt."
Es ist also unrichtig, daß Dr. Fehrmann den Beweis der eingeklagten
Behauptung erbracht, oder daß das Gericht ihm den guten Glauben zugebilligt
habe. Vielmehr wird festgestellt, daß Dr. Fehrmann diesen Beweis nach der
Aktenlage nicht hätte erbringen können."
An dieser Stelle muss der GZ-Bericht unterbrochen werden. Der
GZ-Interpretation ist dergestalt zu widersprechen. Dr. Fehrmann hätte sehr wohl
den Autor Bomsdorff-Bergen zur gerichtlichen Vernehmlassung beordern können. Im
Gegensatz zur GZ-Interpretation sah das Gericht dafür keine Notwendigkeit, weil
Fehrmann nur das wiederholte, was andere vor ihm schon gesagt. Diese jedoch von
den Bibelforschern gerichtlich nicht belangt wurde. Fehrmann war Angeklagter.
Angeklagt von der WTG-Organisation. Indem Fehrmann nur eine allgemein
verbreitete Auffassung wiederholte, gegen die bisher nicht erfolgreich
gerichtlich vorgegangen wurde, entfiel aus der Sicht des Gerichtes, die
Notwendigkeit, die WTG-Klage gegen Fehrmann als berechtigt zu akzeptieren. Das
ist der eigentliche Sachverhalt, den das GZ kunstvoll verdreht.
Weiter im GZ-Text:
"Die Klage wurde abgewiesen, weil nach
Auffassung des Gerichtes die vom Beklagten erhobenen Vorwürfe sich
ausschließlich gegen das internationale Judentum, nicht gegen Bibelforscher
wenden. Dieselbe skrupellose Unehrenhaftigkeit offenbarten diese
Presseleute, wenn sie hervorragend in katholischen, aber gelegentlich auch
in evangelischen Blättern den sogenannten Freimaurerbrief veröffentlichten,
nach welchem die Bibelforscher von den Freimaurern mit Geld unterstützt
würden, um deren Ziele - Freimaurer sind nebenbei gesagt starke Gegner des
Katholizismus - fördern zu helfen.
Die katholische Zeitung "der Morgen" veröffentlichte diesen Brief zum ersten
Male, und zwar tat sie dies, genau wissend, daß er ein Schwindelstück ist,
wie der Direktor des Verlages, der den Morgen herausgibt, Herr Otto Walter
an den Verlag L. Keller-Zoller Zürich schreibt am 25. Januar 1924. Der
betreffende Brief befindet sich im Aktenstück Nr. 29 der III. Abteilung des
Bezirks-Gerichtes Zürich, betrifft Verlag Walter gegen Verlag Zoller und hat
folgenden Wortlaut;
"Verlag Otto Walter A.-G. Olten.
Olten, den 25. Jan. 1924.
Herrn L. Keller-Zoller, Leonhardtr. 4, Zürich
Sehr geehrter Herr Keller
Ich besitze ihre Zuschrift vom 11. ds und komme erst heute zu deren
Beantwortung. Es kann ganz gut sein, daß der chiffrierte Brief wieder zum
Vorschein kommt. Ich habe ihn damals mit nach Rickenbach genommen, und er
wird wohl noch unter meinen Akten in Rickenbach zu finden sein. Wenn dem
aber auch so wäre, so halte ich doch diesen Brief für ganz unbedeutend. Ich
habe den Inhalt entziffert und ihn auch Männern der Freimaurerei gezeigt.
Die betreffenden Herren, die sich in ähnlichen Dingen sehr gut auskennen,
sprachen aber dem Schriftstück jede Bedeutung ab und bezeichneten es als
derart plumpen Schwindel, daß ich mich persönlich jederzeit hüten würde, auf
das Schriftstück hinzuweisen.
Es würde mich freuen, bald wieder mehr von Ihnen zu hören und begrüße Sie
indessen aufs beste als
Ihr ganz ergebener
Verlag Otto Walter A.-G.
Der Direktor
Sig. Otto Walter
Dazu wäre dann noch anzumerken.
Auch wenn Walter (als Verleger des "Morgen") sich nun gegenüber Kelller-Zoller
abwertend über den "Freimaurerbrief" äußert, so bleibt doch der Tatbestand
bestehen, dass seine Zeitung es war, die nun jenen inkriminierten Brief zuerst
publizierte.
Keller-Zoller war bei seinem Nachdruck dieses Briefes, mit der Forderung
konfrontiert, den Brief vorzulegen. Dazu kontaktierte er nun den Walter in der
vorzitierten Form. Walter bestreitet nicht, den Brief gehabt, gelesen und
publiziert zu haben, weis aber nicht wo er ihn konkret auffinden kann (soll). Er
muss also Keller-Zoller abschlägig bescheiden. Daraus folgt aber auch, dass
jenes zitierte Schreiben nicht jenes Gewicht gehabt hat, dass die WTG ihm gerne
zuschreibt.
Zusammenfassend gilt es Jonak dahingehend zuzustimmen, der bei der Referierung
dieser Sachlage auch konstatierte. Das einzigst sinnvolle wäre gewesen, den
Urheber (Bomsdorff-Bergen) vor Gericht den Beweis für diesen Brief antreten zu
lassen. Fallweise auch den eigentlichen Briefschreiber aus den USA, vor Gericht
laden zu lassen. Genau das ist nicht geschehen, und es sind auch nicht die
allergeringsten Anstrengungen dazu unternommen worden.
"Hat eigentlich das Tausendjährige Reich schon im Jahre 1914 begonnen, oder leben wir jetzt noch am Ende eines Zeitalters?"
In der gewundenen Antwort darauf findet sich dann auch die Angabe:
"Dieses siebente Jahrtausend hat nominell im Jahre 1874 begonnen zur Zeit der unsichtbaren Wiederkunft unseres gepriesenen Herrn und Meisters."
1914 habe habe dann "Christus seine Macht angetreten" und
Wir leben jetzt in dieser Übergangsperiode, wie alle Zeichen der Zeit uns
täglich beweisen."
Also die vermeintlichen Anzeichenbeweise müssen wieder mal als Prokrustesbett
herhalten.
Ein weiterer Fragesteller will in dergleichen GZ-Ausgabe wissen:
"Ist die Zahl der Herauswahl schon voll, und wenn ja, warum folgt die Segnung noch nicht?"
Auch dazu hat man eine Gummiband-Antwort parat:
"und dann [wenn die Königreichs-Verkündigung vollendet sein wird] wird das Ende kommen" ... Das Ende der ungerechten Weltordnung. ... Daraus ergibt sich klar, daß die Segnung aller Geschlechter der Erde, die durch Christus ... Durchgeführt werden soll, nicht vorher beginnen kann, bevor die alte Weltordnung zertrümmert, und eine neue Grundlage der Gerechtigkeit und Wahrheit gebildet ist, auf .der die neue Weltordnung aufgebaut werden kann."
Auch das erweist sich ja dann wohl wieder als eine Antwort nach dem Strickmuster: Wenn der Hahn kräht auf dem Mist, ändert sich das Wetter oder es bleibt so wie es ist!
Drahbeck
Auch das erweist sich ja dann wohl wieder als eine Antwort nach dem
Strickmuster: Wenn der Hahn kräht auf dem Mist, ändert sich das Wetter oder
es bleibt so wie es ist!
Apropos Wetter. Auch zu diesem Thema hat die GZ-Ausgabe (Schweiz) vom 1. 5. 1925 etwas zu sagen. In kommentierter Form berichtet sie unter anderem:
"Der vorletzte Winter, wenigstens seine erste
Hälfte, war besonders in Rußland und Nordamerika außergewöhnlich mild. In
Mittelrußland zeigte das Thermometer am l. Dezember 70 Grad Fahrenheit, In
Kiew blühte der Flieder und in Odessa dufteten die Veilchen. In weitem
Gebiet standen die Kirschbäume in Blüte, in Stratford in Ontario trugen am
20. Dezember die Erdbeeren Blüten und Früchte; und das Winterkorn, das im
Frühjahr unter dem Schnee zu sprossen pflegt, sproßte und wuchs.
Im Golf von St, Lawrence herrscht gewöhnlich am l. Dezember strenger Winter.
Doch im vergangenen Winter war es so mild, daß die Einwohner ihrer gewohnten
Winterbeschäftigung und des Fischfanges beraubt waren und die Kälte
herbeisehnten, die ihnen lieber sind als reife Erdbeeren und Schmetterlinge.
Weiter südlich in den Vereinigten Staaten war die Temperatur vor Weihnachten
wie sonst am l. Oktober, während dagegen der Winter auf den britischen
Inseln außerordentlich streng war."
Der GZ-Kommentar dazu:
"Die Beweise sind sehr zahlreich dafür, daß sich das Klima auf der nördlichen Halbkugel allmählich verändert; und mit Recht sagen alte, wetterkundige Leute, daß sie nichts mehr vom Wetter verstünden, weil alles völlig verändert sei. Die Eisfelder des Nordpols schmelzen und in Amerika dauern Frühling und Herbst länger als früher, die Sommer sind kürzer und nicht so heiß und die Winter sind auch kürzer und nicht so kalt; es findet also ein allmählicher Ausgleich statt. ..."
Weiter geht es mit der Aussage:
"Der Mai des Jahres 1923 war der kälteste seit
zweiundfünfzig Jahren in Chicago. In diesem Jahre war in Frankreich fast der
ganze Juni winterlich und am 19. Juni wurde das Land mit Schnee
überschüttet. Auch in England gab es im Juni Nachtfröste. In Südafrika
gingen im September 1923 Schneestürme nieder, daß die Weißen die
erschreckten Eingeborenen über das Schneewunder kaum beruhigen konnten.
Auf den kältesten Juni in der Geschichte Englands folgte der heißeste Juli,
den man je erlebt hatte, wo das Thermometer bis auf 129 Grad Fahrenheit in
der Sonne stieg. Die Hitze dehnte sich bis auf mehr als 300 Meter in der
Luft aus, so daß auch Luftschiffer genötigt waren, ihre Röcke abzulegen.
Viele Leute starben an Hitzschlag.
Im August 1921 erstreckte sich eine große Hitzewelle von der asiatischen
Türkei fast über ganz Europa, und über einem großen Teile Europas lastete
eine große Trockenheit.
In der Schweiz gingen die Gletscher stark zurück. Auch in Belgien, England
und Irland herrschte große Trockenheit. Irlands größter Fluß, der Shannon,
trocknete so weit aus, daß man hindurchwaten konnte."
Das alles interpretiert das "Goldene Zeitalter" dann wie folgt:
"Zweifellos ist es vom Herrn überwaltet, daß sich die Witterungsverhältnisse in den weiten Ebenen von Nord-Rußland, Sibirien, Alaska und Canada so gestalten, daß sich diese Länder der Ansiedlung öffnen. Diese weiten Länderstrecken werden zuerst gebraucht werden, denn die Bevölkerung der Erde wird bald bedeutend zunehmen, wenn die Auferstehung derer, die im Staube der Erde schlafen, während dem goldenen Zeitalter allmählich vor sich gehen wird."
Nun mag man dazu abschließend nur noch sagen. Dann muss man wohl dem Dieter
Nuhr, angesichts dieser "Goldenen Zeitalter-Wetter-Weisheiten" den Rat geben,
seine Interpretation des Wetters die er da in einen Sketch mal zum Vortrag
brachte, zu überdenken und gegebenenfalls zu ändern.
Nuhr meint ja, er käme mit dem Angst haben gar nicht so schnell nach, wie ihm da
neue Hiobsbotschaften um die Ohren sausten
Drahbeck
In der Rubrik Fragenbeantwortung der Ausgabe
des (Schweizer) "Goldenen Zeitalters" vom 1. 5. 1925
wird angefragt:
"Hat eigentlich das Tausendjährige Reich schon im Jahre 1914 begonnen, oder leben wir jetzt noch am Ende eines Zeitalters?"
In der gewundenen Antwort darauf findet sich dann auch die Angabe:
"Dieses siebente Jahrtausend hat nominell im Jahre 1874 begonnen zur Zeit der unsichtbaren Wiederkunft unseres gepriesenen Herrn und Meisters."
Warum wurden Bibelforscher verspottet?
WTG-Buch 1993 JEHOVAS ZEUGEN -VERKÜNDIGER DES KÖNIGREICHES
GOTTES S. 631
,, ...
dachten sie, die 6 000 Jahre Menschheitsgeschichte hätten 1873 geendet
und man befinde sich nun in der siebten Tausendjahrperiode der
Menschheitsgeschichte und damit sicherlich kurz vor dem Beginn des
vorhergesagten Millenniums ...
Berechnungen, ... entnahm man, daß vielleicht ein größerers Jubeljahr
für die ganze Erde im Herbst 1874 begonnen hatte, daß der Herr in jenem Jahr
anscheinend wiedergekommen und nun unsichtbar gegenwärtig war und daß
die ,,Zeiten der Wiederherstellung aller Dinge" gekommen waren ... "
Aber!
WTG-Buch 1993 JEHOVAS ZEUGEN - VERKÜNDIGER DES KÖNIGREICHES
GOTTES S. 632, 633
,,Zwischen 1935
und 1944 stellt sich bei einer Prüfung des gesamten Rahmenbaus der
biblischen Chronologie heraus, daß man sich bei der Berechnung der
Chronologie aufgrund einer schlechten Übersetzung von Apostelgschichte
13:19, 20 in der King-James-Bibel* und aufgrund anderer Faktoren
um mehr als ein Jahrhundert vertan hatte.#
Auszug aus der Fußnote:
WTG-Buch 1993 JEHOVAS ZEUGEN - VERKÜNDIGER DES KÖNIGREICHES
GOTTES S. 633
,,#
... Aus diesen korrigierten Aufstellungen der biblischen Chronologie war
klar ersichtlich, daß die genannten Daten 1873 und 1878, sowie andere
damit zusammenhängende Daten, die aufgrund von Parallelen zu Ereignissen
im ersten Jahrhundert davon abgeleitet worden waren, auf
Mißverständnissen beruhten."
Lernte "man" aus den früheren "Mißverständnissen?
WTG-Buch 1993 JEHOVAS ZEUGEN - VERKÜNDIGER DES KÖNIGREICHES
GOTTES S. 633
,,Dadurch
entstand später die Vorstellung - die teils als Möglichkeit,
teils auch nachdrücklicher formuliert wurde -, daß die mit dem Anfang
der Millenniumsherrschaft Christi verbundenen Ereignisse eventuell
von 1975 an eintreten, weil in jenem Jahr das siebte Jahrtausend der
Menschheitsgeschichte anbreche."
DER WACHTTURM 1. August 1970 S. 469
" ... gemäß der biblischen Chronologie, ... wären im Jahre 1975 u. Z. 6 000
Jahre Menschheitsgeschichte vergangen, und dann stünden uns noch 1 000 Jahre
der Königreichsherrschaft Christi bevor."
Hat "man" sich eventuell nochmals "um mehr als ein Jahrhundert
vertan"?
Zur Antwort auf die eingangs gestellte Frage im Verkündiger-Buch:
"Lagen sie mit ihren Erwartungen richtig?"
WTG-Buch 1993 JEHOVAS ZEUGEN - VERKÜNDIGER DES KÖNIGREICHES
GOTTES S. 633
,,Einige
Erwartungen hatten sich nicht erfüllt ... "
Meine Frage wäre: Welche hatten sich erfüllt?
Auch ziemlich vollmundig, dieses WTG-Flugblatt hier;
... haben wir keine Veranlassung, irgend etwas zu berichtigen
bezüglich der Zeitpunktes 1925. ...
Er steht nicht nur unerschütterlich da, ...
Diese an und für sich unbedeutende Schlußfolgerung, daß1925 wahrscheinlich
sichtbare Beweise des Beginnes dieses
Wiederherstellungswerkes, vielleicht durch die
Auferstehung der alttestamentlichen Überwinder, gegeben würden,
traf nicht ein. ...
Und wenn das Jahr 1925 den Beginn dieser
durch die Bibel klar und bestimmt festgelegten
Hoffnung der Befreiung der Menschheit vom Tode noch nicht brachte, so
ändert das nichts an drei Tatsachen; ...
... Also wenngleich mit aller Freimütigkeit bekannt wird, daß zwar der
größte Beweis der Wundermacht der beginnenden Herrschaft Gottes, die
Auferstehung aus den Toten, bis zur Stunde noch nicht in Wirksamkeit trat
(...), so haben wir dennoch nichts zurückzunehmen ...
Im Verkündiger-Buch der ZJ liest man S.76
in einer winzigkleinen Fußnote:
* Damals glaubte man, daß treue Männer der
alten Zeit ... vor dem Ende des Systems der Dinge auferstehen und als "Fürsten
auf der ganzen Erde" dienen würden. Diese Ansicht
wurde 1950 korrigiert, als weitere Nachforschungen
in der Bibel ergaben, daß die irdischen Vorväter Jesu Christi nach Harmagedon
auferweckt werden. ...
Das war dann mal wieder so eine Pointe, die dem WTG-Funktionär Fred W. Franz auf dem 1950er ZJ-Kongress in New York vorbehalten war. Neben anderen Publizisten hatte auch Kurt Hutten in seinem Buch "Seher, Grübler Enthusiasten" das Spektakulum festgehalten. In den Worten Hutten's:
"Als 1942 unter dem Eindruck der
Kriegsereignisse die Rede umging, man könne mit der Propaganda aufhören,
weil Harmagedon dicht bevorstehe, setzte Jehova durch einen
Wachtturm-Artikel »seine Diener in der ganzen Welt in Kenntnis«, daß weiter
geworben
werden muß. -
Als mit den Jahren die Schar der privilegierten »Überrest-Glieder«
dahinstarb und immer mehr Angehörige der »großen Volksmenge« oder »anderen
Schafe« die Reihen der Funktionäre füllten, von denen sich nicht wenige in
schweren Verfolgungen bewährt hatten, konnte man diese nicht mehr damit
abspeisen, daß sie im Tausendjährigen Reich nur das gewöhnliche
Untertanenvolk unter der Regierung Christi und der 144000 bilden werden.
Deshalb wurde 1950 auf dem Weltkongreß in New York als neue Offenbarung
Jehovas bekanntgegeben, daß »sich heute Abend hier, in unserer Mitte, eine
Anzahl der voraussichtlichen Fürsten der neuen Erde befinden«. Nach dem
Kongreßbericht gab »ein gewaltig anhaltender Applaus und Jubel dem Redner
die Gewißheit, daß die Zuhörer im Augenblick nichts anderes mehr
interessierte als dieses «. (Jehovas Zeugen in Gottes Vorhaben, S. 252)"
Gerd Wunderlich etwa kommentiert zu diesem Aspekt in seinem Buch "Jehovas Zeugen - Die Paradiesverkäufer":
"Ich selbst habe viele Kongresse der WTG erlebt
und kann mir die Reaktion meiner Brüder sehr gut vorstellen, als sie die
Worte des damaligen Vizepräsidenten F. W. Franz hörten: "Würde sich dieser
Kongreß freuen, zu erfahren, daß sich heute abend hier, in unserer Mitte,
eine Anzahl der voraussichtlichen Fürsten der neuen Erde befinden?"
Aber auch die Enttäuschung derjenigen kann ich mir vorstellen, die nun
erkennen mußten, daß nicht die Alten, wie Abraham, David, Moses oder
Johannes der Täufer, die "Fürsten" waren, sondern die "treuen Diener der
Neuzeit".
Damit waren die Kreisaufseher, Bezirksaufseher, Pioniere und viele andere
aus der Eliteklasse der WTG gemeint.
Nach der damals, bis zu diesem Abend, geltenden Lehre glaubten die Zeugen
Jehovas an die buchstäbliche Auferstehung vieler gottergebener biblischer
Männer. Gleichzeitig sollten alle wahren Christen erlöst werden. Dieser
Glaube an das nahe Ende und die Auferstehung von Abraham, Moses, David und
anderen Personen der biblischen Geschichte wurde an diesem 5. August 1950
von der WTG auf den Kopf gestellt.
Ohne ein Wort der Erklärung und ohne viel Federlesens ließ die Führung der
WTG ihre eigenen Funktionäre in die Rolle der biblischen "Fürsten"
schlüpfen. Daß das nicht der einzige Purzelbaum war, den die WTG in ihren
Lehren geschlagen hatte, ahnte ich noch nicht ..."
Günther Pape etwa schreibt zu diesem Aspekt in seinem "Ich war ..."-Buch (West-Ausgabe):
"Ich selbst hatte den Dienst als Kassierer in
der Cafeteria übernommen, der Stände, die das Essen und die Erfrischungen
verkauften. Es gab viel zu tun, und nur selten konnte ich meine
Aufmerksamkeit den Vorträgen und anderen Darbietungen zuwenden.
Der Abend hatte sich über die Zeppelinwiese in Nürnberg gesenkt. Auf dem
Programm standen die Vorträge über die "Neue-Welt-Gesellschaft". Ich machte
mich vom Dienste frei, um wenigstens diese wichtigen Vorträge richtig hören
zu können.
Über uns wölbte sich der Sternenhimmel, um uns erhellten wenige Lampen nur
spärlich die Menschenmassen. Eine feierliche Stille, nur von der Stimme aus
den Lautsprechern unterbrochen, lag über der Versammlung. Angestrengt
lauschte jeder den Worten, damit ja nichts von diesem bedeutungsvollen
Vortrag verlorengehe.
Überrascht heben alle die Köpfe, manche springen von ihren Plätzen hoch. Was
klang da eben über die Lautsprecher? Die Fürsten der Neuen Welt sind mitten
unter uns?" Begeisterung, wie ich sie bis dahin noch nie erlebt, bricht in
die Stille herein. Für Minuten hört man nur das Jauchzen der
Hunderttausende. Ohne Zweifel erwarteten die meisten unter uns, Abraham,
Isaak und Jakob würden jeden Augenblick auf die Bühne treten.
Ernüchternd kamen dann die Worte des Redners:
Die Fürsten sind unter uns, es sind die Diener der Organisation in den
Versammlungen, der Zweig- und Hauptbüros."
Wieder ein Beifall, der nicht enden will.
Im Taumel der Begeisterung hatten alle Zeugen eine neue "Wahrheit"
angenommen, die mich betrübte."
Siehe auch
Sie wurden selber zu "Fürsten"
Siehe auch die Karikatur von "Falco"
Drahbeck
Das war dann mal wieder so eine Pointe, die dem WTG-Funktionär Fred W. Franz
auf dem 1950er ZJ-Kongress in New York vorbehalten war.
Richtig, das 'Verkündiger'-Buch der ZJ
beschreibt es S.263 so:
Am vorletzten Tag des Kongresses sprach F.W. Franz, der damalige
Vizepräsident der Watch Tower Society, zu den Anwesenden über das Thema "Neue
Systeme der Dinge". Viele Jahre lang hatten Zeugen Jehovas geglaubt, noch vor
Harmagedon würden einige der vorchristlichen Diener Jehovas von den Toten
auferstehen, um in Erfüllung von Psalm 45:16 Fürsten der neuen Welt zu sein. Man
kann sich daher vorstellen, welche Wirkung es auf die riesige Zuhörerschaft
hatte, als der Redner fragte: "Würde sich dieser internationale Kongreß freuen
zu erfahren, daß sich heute abend hier, in unserer Mitte, eine Anzahl der
voraussichtlichen Fürsten der neuen Erde befinden?" Es folgte ein
anhaltender Beifallssturm, begleitet von Freudenrufen. Dann erklärte der Redner,
die biblische Verwendung des Wortes, das mit "Fürst" übersetzt worden sei, und
die Treue, die viele der "anderen Schafe" in der heutigen Zeit unter Beweis
gestellt hätten, berechtigten durchaus zu der Ansicht, daß einige, die heute am
Leben seien, von Jesus Christus für den Dienst als Fürsten ausgewählt würden.
"An den Müttern des Landes ist es, eine entschiedene Stellung einzunehmen, und bald würde es keinen Impfzwang mehr geben. Und ohne Zwang wird dieser scheußliche Mißbrauch bald verschwinden."
Und einer "tibetanischen Gebetsmühle" gleich, meint der Verfasser dieser Ausführungen sich auch zu dem Ausruf berechtigt:
"Ob wir uns oder unsere Kinder durch eine Impfung schänden lassen wollen, ist eine Frage der Vernunft. Eine solche freiwillige Schändung bedeutet eine Unterwerfung unter medizinischen Aberglauben. Eine aufgezwungene Schändung infolge Impfzwanges ist eine Schande für die Ärzte, ein Zeichen ihrer Tyrannei. Der Schreiber dieses hat und wird seine Kinder niemals impfen lassen und wenn es ihm sein Vermögen kosten sollte."
Wenn solches also via "Goldenes Zeitalter" postuliert wurde, kann man
unschwer erraten, wie denn diese Thesen bei der zeitgenössischen Leserschaft
"angekommen" sind.
Weiter meint dieser dogmatische Scharfmacher zu wissen:
"Vom sanitären Standpunkt aus wird unser Volk nicht eher aufhören, dahinzusiechen und immer mehr zu degenerieren, als bis man einmal den Impfzwang und die Serums abgeschafft hat."
Rolle rückwärts also seine These. Ob denn eine abergläubische Leserschaft, als die man die Leser des "Goldenen Zeitalters" unfraglich ansprechen kann. Ob die denn gerade die "geeignete" Tribüne ist, um das Für und Wider der Impftechnologie auszudiskutieren, erscheint doch wohl mehr als zweifelhaft. Überdies kann man sich des Eindruckes nicht erwehren. Es wird sehr selektiv "argumentiert". Etwaige positive Resultate der Impftechnologie kommen in Betrachtungen dieser Art, schon mal prinzipiell nicht vor.
"Ist anzunehmen, dass im Goldenen Zeitalter die Nahrungsaufnahme in bisheriger Weise weitergeht und demzufolge auch Fäkalien ausgeschieden werden? oder wirkt der Elektronenring veredelnd auf diese peinlichen Vorgänge? ..."
Siehe dazu den entsprechenden Bericht in der Kommentierung zur
"GZ"-Ausgabe vom 15. 10. 1923
Dort Eintrag vom 18. Oktober 2008 06:54
Offenbar waren angesichts solcher Thesen, wohl nicht alle GZ-Leser davon
sonderlich angetan. Davon kündet dann auch die Rubrik "Aus unserer Briefmappe"
in der Magdeburger Ausgabe des "Goldenen Zeitalters" vom 15. 5. 1925. Dort liest
man:
"In einer Nummer des G. Z. wurde einmal gesagt,
daß der Mensch einmal keine Excremente mehr ausstoßen werde.
Die Ansicht begegnete vielfach einem ungläubigen Lächeln."
Aber das GZ weis offenbar Rat, und belehrt wie folgt:
"Der nachstehende Artikel bestätigt aber, daß
etwas derartiges vorkommt im Tierreiche ...
Entnommen der 'Leipziger Illustrierten Zeitung' Nr. 4175, 104 Band vom 10.
März 1925, Seite 463:
Und dann zitiert das GZ:
Verdauung außerhalb des Körpers
Wenn ein Ameisenlöwe [Myrmeleo formicarius] auf dem Grund seines Trichters
eine Ameise erfaßt, so schlägt er seine Zangen in die Beute und läßt den
Verdauungssaft in das Opfer fließen. Kurze Zeit danach saugt er das Innere
aus, und nur die leere, ausgepumpte Chitinhülle der Ameise bleibt übrig. Der
eigentliche Verdauungsvorgang vollzieht sich also außerhalb des Körpers. So
verfährt auch die Larve des gelbrandigen Schwimm-Käfers [Dytiseus merginelis],
Kaulquppen, kleine Fische, ja die Artgenossen saugt er auf diese Weise aus,
nachdem er den Magensaft durch die scharfen Spitzen seiner Saugkiefer in die
Beute erbrochen hat. Da die Nahrung fast restlos durch den Darm aufgenommen
wird, ist der Mitteldarm hinten blind geschlossen. Erst nach der
Metamorphose der Larve ins fertige Insekt tritt der Enddarm mit dem
Mitteldarm in Verbindung und die geringen Rückstände der Verdauuung aus dem
Larvenleben werden entleert. Auch die Tintenfische verdauen in derselben
Weise die Muskeln und Weichteile eines erbeuteten Krebses außerhalb ihres
Körpers, sodaß nach der Mahlzeit nur der leere Panzer des Krebses
übrigbleibt. Von den Spinnen ist diese Art der Verdauung bekannt; bei der
großen amerikanischen Vogelspinne [Mygale evienlaria] haben neue
Beobachtungen diese Tatsache bestätigt. Auch die höheren Tiere und der
Mensch verdauen gewissermaßen außerhalb des Körpers. Denn Verdauuung ist die
Vorbereitung und chemische Zersetzung der Speise, bevor der Körper sie
wirklich aufsaugt. Der Eintritt der Säfte geschieht bei den höheren Tieren
und beim Menschen durch die Zotten der Dünndarmwände. Hier erst dringt die
Nahrung in die Masse des Körpers selbst ein. Der Verdauuungskanal ist
eigentlich nur ein Zuführungsrohr; arbeitet der Dünndarm nicht, dann
verhungert der Körper trotz reichlicher Nahrungsaufnahme in den
Speisekanal."
"... Die folgende kurze Lebensgeschichte möchte
dem lieben Leser in eindringlicher Weise zeigen wie .... (eine) einfache
Methode zur Rettung aus furchtbarer Verzweiflung und Qual führte.
Die erste Impfung im frühesten Kindesalter war erfolglos und mußte zweimal
widerholt werden, um überhaupt wenigstens eine Andeutung jener 'bekannten'
Pusteln hervorzurufen. Als dann - eine kleine Zeit später -, das vorher so
liebe und ruhige Kindchen furchtbar unruhig und schreiend wurde, zeigte sich
bald an der linken Fußsohle ein großes und größer werdendes Geschwür.
Während der Operation hörte der Arzt bei der Arbeit auf, und sagte: 'Ich
kann nicht weiterschneiden, denn das Kind ist ja blutvergiftet, und muß in
die Klinik!' 'Also Blutvergiftung vom Impfen?' 'Nein', sagte der Arzt und
gab der Krankheit einen lateinischen Namen! -
Auf die erste Operation folgte die zweite und so fort. Die Krankheit ging
über den Rücken, Arme, bis zu den Fingerspitzen. Im Laufe der Jahre wurde
das Kind ein richtiges 'Versuchs-Kaninchen', weil diese Krankheit mehr und
mehr verwickelter und fachärztlich interessanter wurde. Im vierzehnten
Lebensjahr hieß es: 'Unheilbar', und im vierundzwanstigsten schien das Ende
da. Das war 1914! Das einzige Linderungsmittel: Morphium oder die Kugel.
Dieser Zustand war nun Gottes Gelegenheit. Psalm 50:15 erfüllte sich und
brachte die Rettung und Erhörung.
Dem viele Jahre lang eifrigen und aufrichtigen Katholiken wurde kein anderer
Trostz gegeben, als: 'Wen Gott lieb hat, den züchtigt er.
Obwohl dann gleich die verzweifelt berechtigte Frage kam: 'ja, hat denn gott
nur mich lieb? Weil die Anderen alle so gesund sind und bleiben?' -
Doch dann kam die Rettung. Ein Buch wurde gebracht; betitelt: 'Die neue
Heilweise. Operations- und arzneilose Behandlung aller Krankheiten', von
Louis Kuhne. Diese 'neue Heilweise' wurde sofort unter Anweisung des Buches
begonnen. Und siehe. Als im Jahre 1914 der Weltkrieg ausbrach, konnte der
vor kurzem noch völlig zusammengebrochene und verzweifelte Kranke wieder
seinen Arbeitsplatz einnehmen in der Werkstatt; sehr zur Freude des
Meisters, da alle Angestellten im Kriege waren
. Als Detail wird dann beschrieben:
Die neue Heilweise ist die: Ein gewisses Quantum
(wenigstens 40 Liter) Brunnen oder Leitungswasser wird in eine ovale oder
runde Wanne gefüllt. In dieser Wanne wird eine Sitzgelegenheit, ein Bänkchen
oder Stühlchen so gestellt, daß die Sitzfläche hart über dem Wasser ist,
also noch völlig trocken. Der Badende setzt sich darauf. - Füße und
Oberkörper sind außerhalb des Wassers und können eingehüllt bleiben. Der
Badende nimmt ein etwa 20 mal 20 cm großes rauhes Tuch (Jute) und reibt
damit unter dem Wasser nach der besonders wichtigen Anleitung des Buches,
den Geschlechtsteil, zehn bis sechzig Minuten; je nach der Krankheit.
Frauen holen das Wasser mit dem Tuche herauf. Im Geschlechtsteil endet der
'Nervus Sympathicus' - der stärkste Nerv des Körpers. Nerven sind die
Alarmglocken des Körpers. Durch dieses Reibesitzbad wird der Hauptnerv
abgekühlt. Diese Kühlung dringt allmählich - im Verlaufe der Kur - vor bis
ins kleinste Nervenendchen. Im Unterleib sind die meisten Nerven. Der
Großteil des Unterleibes - der Magen - wird durch dieses Reibesitzbad zuerst
behandelt. Wenn bei der Uhr die Feder schlecht ist oder bricht, dann ist
Schluß. Der menschliche Magen ist die Triebfeder für das ganze lebendige
Wesen; bildlich gesprochen. Das beispiellos einfache Reibesitzbad bringt
dieses so wichtige Organ allmählich wieder in seine richtige Ordnung und
normale Tätigkeit, so daß es im Stande ist, alle im Körper befindlichen
Fremdstoffe nach und nach anzusaugen und durch den natürlichen Ausgang
auszuscheiden
. Nach dieser dubios anmutenden Geschichte geht es weiter mit der Aussage:
Aus Gründen des Urheber-Rechtes kann hier nicht mehr und Genaueres gebracht werden über die neue Heilweise. Es ist durchaus empfehlenswert, das Buch zu besitzen. Der Leser bekommt einen genauen Eindruck in die unglaublich einfache Wesensart aller Krankheiten und deren Heilung auf einheitlicher Basis. Preis des Buches z. Zt. 8.- M. Eine kleinere, gekürzte Ausgabe: "Bin ich gesund oder krank?" 1.- M.!"
Nicht genug damit, dass seitens des "Goldenen Zeitalters" diese Geschichte abgedruckt wurde. Man legt noch eigens nach mit der folgenden:
"Nachschrift der Schriftleitung:
Der verehrte Einsender dieser Zeilen ist uns persönlich bekannt und auch das
von ihm genannte Werk, welches wir unseren Lesern nur bestens empfehlen
können. Es ist zu beziehen durch den Sternverlag in Leipzig, Eilenburgerstr.
53, wo auch weitere Auskünfte erteilt werden können, die heute noch
bestehende "Louis Kühnsche Heilanstalt" betreffend.
Anfragen ist Rückporto beizufügen.
Die Schriftleitung."
Es ist wohl nachvollziehbar, dass man über den Inhalt einer in der Schweizer Ausgabe des "Goldenen Zeitalters" vom 1. 6. 1925 abgebildeten Photos nicht sonderlich erfreut war. In Gesamtheit betrachtet war das auch durchaus kein Einzelfall, wenn auch zu konstatieren ist. So oft kommen Fälle dieser Art nicht vor.
Erinnert sei auch daran, ein User, der sich "Extertaler" nennt von der Wikipedia, in der Neuzeit ein ähnliches Foto mal ins Netz gestellt hatte.
http://de.wikipedia.org/wiki/Bild:Vorsicht-zj.jpg
Erregt man sich auch zurecht über diese Art von primitiver Auseinandersetzung,
so bleibt dennoch die Frage offen. Warum denn einige zu solcher "Abwehr"
greifen. Wer eine plausible Antwort darauf suchen sollte, sucht jedenfalls im
"Goldenen Zeitalter" oder in anderen Zeugen Jehovas-Zeitschriften, vergebens.
Selbstkritische Reflexion war eben noch nie ihr Metier!
Wie meinte doch kürzlich ein Journalist der "Stuttgarter Zeitung" in Kommentierung der Regierungsamtlich wohl vorgesehenen "Neuordnung" des Zahlens von Rundfunk- und Fernsehgebühren in seinem Kommentar dazu, mit einflechten zu sollen:
"Vorbei sind die Zeiten der ebenso unangemeldeten wie unangenehmen Hausbesuche und der als "Stasimethoden" gescholtenen Gepflogenheiten von GEZ-Mitarbeitern, die sich damit noch unbeliebter gemacht haben als die Zeugen Jehovas."
Wie gesagt, jener eben zitierte Kommentar stammt nicht von mir.
Eine sachliche Notwendigkeit die Zeugen Jehovas bei einem Kommentar zum Thema
GEZ mit einzuflechten, bestand sicherlich nicht. Insofern lässt jenes
Journalistenvotum "tief blicken".
www.stuttgarter-zeitung.de/stz/page/2518118_0_2426_-neuordnung-der-rundfunkgebuehren-in-zukunft-zahlen-alle.html
Nachtrag:
Die Konzeption dieser Serie basiert ja auf Vorlagen welche das "Goldene
Zeitalter" jeweils lieferte.
Wenn nun gerade dieser Tage eine erschreckende Meldung aus Halle/S. die Runde
machte; man kann auch auf den davor liegenden Fall Oschatz verweisen, dann kann
ich meinerseits dazu nur sagen.
Dafür gibt es keinerlei "Entschuldigung". Nochmals wiederholt Keinerlei!
Ich habe mir den Zeitpunkt nicht ausgesucht, der Kommentar zum GZ wäre auch so
geschrieben worden. Da nun die vorgenannte Aktualität gegeben ist, werde ich
dazu auch noch ein paar ergänzende Worte sagen..
Wenn es dafür (für genannte Vorgänge) auch keinerlei Entschuldigung gibt, mögen
sie vielleicht doch eine zusätzliche Bestätigung jener Anfrage an die WTG sein:
Was ist Ursache - was ist Wirkung?
Eine Ursache mag der Frust gewisser Kreise über eine "Hartz IV-Republik" sein.
Dieser Frust berechtigt noch lange nicht, deshalb die Gesetzlichkeit zu
verlassen.
Aber bei der Frage, was Ursache und was Wirkung, wäre die WTG gut beraten, das
ganze nicht blos auf den Aspekt der Verletzung der Gesetzlichkeit durch andere,
zu reduzieren.
Oder sich in der "Nur-Rolle der verfolgten Unschuld vom Lande" zu sehen.
Die Halle/S. betreffende Meldung unter anderem in::
www.derwesten.de/nachrichten/im-westen/Rohrbombe-in-Briefkasten-der-Zeugen-Jehovas-id3097641.html
Seitens eines seinerzeitigen Mitarbeiters der "Evangelischen Zentralstelle für
Weltanschauungsfragen", wurde mal rekapituliert.
Halle/S. sei eine zu DDR-Zeiten mit am stärksten entkirchlichte Gegend geworden.
Der Betreffende weis sicher wovon er spricht, denn er selbst stammte aus dieser
Region.
Und noch etwas hat genannte Institution festgestellt.
Die Blütenträume, durch die deutsche Wiedervereinigung, könnte die Kirche, die
Entkirchlichung wieder rückgängig machen, haben sich nicht im entferntesten
erfüllt. Ergo blieb es in jener Gegend bei der Entkirchlichung.
Noch etwas haben aufmerksame Beobachter registriert.
Vielleicht nicht unbedingt in Halle/S., aber sehr wohl in anderen Regionen, etwa
in Sachsen (gleichfalls DDR-geprägt).
Nach dem der DDR-Staat das zeitliche gesegnet, landeten nicht unbeträchtliche,
orientierungslos gewordene Kreise, bei tumpen Neo-Nazi-Kreisen.
Ein Herr Eberhard Heiße etwa meinte in seinem Buch auch feststellen zu können.
Ein Teil der Orientierungslos gewordenen, landeten, nach dem Untergang der DDR,
bei den Zeugen Jehovas. Im Gegensatz zu Heiße würde ich diejenigen auf die das
wirklich zutrifft, als sehr, sehr gering einschätzen.
Ob denn die Zeugen Jehovas in der Region um Halle/S., nach dem Ende der DDR
wirklich nennenswerte Zuwächse dort erzielt haben, würde ich - bis zum Beweis
des Gegenteils - eher in Frage stellen.
Nicht in Frage stelle ich hingegen die Zuwächse dort, bei tumpen
Neonazi-Kreisen.
Aber natürlich betreiben auch die Zeugen Jehovas dort, aggressive Propaganda.
Zu DDR-Zeiten beschränkte sich die eher auf "informelles Zeugnisgeben".
Nach dem Ende der DDR konnten sie ungehindert aus ihren "Rattenlöchern"
hervortreten.
Und deren aggressive "Verkündigungstätigkeit", mag auch dort so manchem
Unterbelichteten, "auf den Keks" gehen.
Die Resultate davon, sieht man dann sowohl in Oschatz, wie in Halle/S.
Wie den in der Empfindungslage von entkirchlichten Kreisen, die aggressive
Verkündigung der Zeugen so "ankommt" brachte die seinerzeitige
Satire-Zeitschrift "Frischer Wind" angesichts des 1950er DDR-ZJ-Verbotes, auch
mal bildlich zum Ausdruck.
Spielen dann zu allem Überfluss noch "Hartz IV-Elemente" heutiger Prägung mit
hinein, welche die Betroffenen dazu zwingen, ihre einstmals gehabt habenden
Träume, nun mit dem Ende der DDR, würde für sie die Phase der bürgerlichen
Saturiertheit anbrechen. Statt dessen bricht dann "Hartz IV" an, dann braucht
man sich wohl über weniges nur noch zu wundern.
Eva G. Reichmann titelte mal ein lesenswertes Buch: "Flucht in den Hass".
Sie arbeitete darin mit heraus. In Stichpunkten.
Die Alldeutschen und ihr legitimer Nachfolger der Hitlerismus, weisen vielerlei
Übereinstimmungen auf.
Schon die Alldeutschen waren "versteckt" entkirchlicht. Ihre Entkirchlichung
äußerte sich aber eher in vermeintlicher Kritik am Christentum. Als offen
entkirchlicht sich zu bezeichnen vermieden sie.
Wem der Halleluja-Himmelsgesang abhanden gekommen ist, der muss sich
zwangsläufig neuorientieren.
Eines dieser Neuorientierungselemente, namentlich nach dem ersten Weltkrieg,
zugeschnitten auf die Unterbelichteten, und begierig von ihnen aufgenommen,
waren die massiven Verschwörungstheorien, deren Mit-Opfer eben auch das Judentum
wurde (das spezifische Thema des Buches von Frau Reichmann).
Sie arbeitet weiter heraus. Zwar haben die "Roten" sich diesem nazistischen
Antisemitismus so nicht angeschlossen. Schon der in ihrer Geschichtslinie mit
liegende August Bebel, hatte ja in einer Frühphase (vor dem ersten Weltkrieg)
den damaligen Antisemitismus, als "Sozialismus des dummen Kerls" zutreffend
charakterisiert.
Diese Zurückhaltung der "Roten" indes bedeutete nun nicht, dass sie da
prinzipiell "besser" wären. Selbige kreierten dann halt andere Buhmänner. Etwa
auch die "Sozialfaschisten".
Wenn jenes letztgenannte Schlagwort dann vielleicht nicht die
Geschichtsträchtigkeit etwa der brennenden Auschwitzöfen im Falle des Judentums
erreichte. Dann ist das allenfalls Zeit und Umständen zuzuschreiben. Nicht
jedoch einer prinzipiellen anderen, "humaneren" Geisteshaltung.
Was sich da beispielhaft in Halle/S. abspielt, ist eine neuzeitliche Variante
des "Sozialismus des dummen Kerls".
Der Wechsel von rot zu braun ist in der Tat fließend!
"Unsere jetzige Generation krankt an einer wahrhaft unersätlichen Gier nach dem Lesen von Romane. ... Wenn man in irgendeinem Gesellschaftskreis tritt, kann man sicher sein, daß im Laufe der Unterhaltung irgendein neuer Roman besprochen wird. Wer kein Interesse daran bekundet, wird für unbegreiflich rückständig und anormal gehalten. Sogar in religiösen Kreisen werden Romane gelesen und besprochen."
Diese Tendenz will das GZ selbstredend nicht gelten lassen, und preist die eigenen Erzeugnisse als Alternative an. Ein "Schmalspur"-"Alternative", vergass man lediglich noch hinzuzufügen!
"Freunde des Goldenen Zeitalters, Mitglieder des Freiwirtschaftsbundes, die als ihr Symbol das dreifache F. trägt, wenn wir recht unterrichtet sind: "Frei Land, frei Geld und feste Währung" teilen uns mit, daß sie erfreut sind, im Goldenen Zeitalter zu lesen, daß das, was auch diese Bewegung erstrebt, nämlich Befreiung der seufzenden Kreatur vom Fluch der Sünde, wie sie sich äußert in der Bedrückung der Welt durch den Götzen Mammon, nahe vor der Tür stehen soll. Sie schreiben uns weiter, daß man glaubt, es werde noch viel Kampf vonseiten der Anhänger dieser Bewegung bedürfen, um dies Goldene Zeitalter herbeizuführen und finden es infolgedessen schwierig zu verstehen, daß die Zeitschrift 'G.Z.' lehrt, diese Zeit stehe direkt vor der Tür. Man bittet uns diesen in Frageform gestellten Gegenstand unter der Überschrift 'Utopien' zu beantworten und zu beleuchten."
Und in der GZ-Antwort darauf liest man dann unter anderem:
"Die Anhänger und Freunde dieses
Freiwirtschaftsbundes haben ohne Frage gute und edle Absichten, ja wir
gehen weiter, indem wir sagen, daß auch diese Bewegung ohne Zweifel als
ein Zeichen des Goldenen Zeitalters zu betrachten ist ...
Durch die alten Propheten der Bibel droht Gott mit dieser durch die
Selbstsucht heraufbeschworenen Drangsal an, daß dem Gold und dem Silber
die Macht genommen werden soll ... Die Augen des Menschen, der
vorurteilslos die gegenwärtige Lage überblickt, können deutlich am Lauf
der Ereignisse erkennen, wie alles sich daraufhin vorbereitet, den im
Mammonsdienst stehenden Bedrückern der Erde ihre Macht zu nehmen. Wenn
auch die verschiedenen Konferenzen dieser Kreise im Völkerbund und
anderswo die Herrschaft der Selbstsucht und des Goldes mit Gewalt aufrecht
erhalten möchten, und zu diesem Zweck ratschlagen und immer wieder
ratschlagen, versichert uns dennoch Gottes Wort ... 'Tobet, ihr Völker,
und werdet zerschmettert! Und nehmet es zu Ohren, alle ihr Fernen der
Erde! Gürtet euch und werdet zerschmettert, gürtet euch und werdet
zerschmettert! Beschließet einen Ratschlag, und er soll vereitelt werden;
redet ein Wort, und es soll nicht zustande kommen'; denn jetzt ist die
Zeit, wo Gottes Königreich aufgerichtet wird, und er wird nur mit denen
sein und ihr Wort bestätigen, die ihre Hoffnung auf ihn gesetzt haben. Wir
empfehlen allen Freunden des Freiwirtschaftsbundes, das 'Goldene
Zeitalter' zu abonnieren und für weitere Verbreitung Sorge zu tragen ..."
Und in der Magdeburger Ausgabe des "Goldenen Zeitalters" vom 1. 3. 1926 begegnet man in der Rubrik "Fragekasten" erneut diesbezüglichen Ausführungen. Der Fragesteller stellt sich mit den Worten vor:
"Ich bin Leser des "Goldenen Zeitalters" und habe die Lehre Silvio Gesells "Freiland und Freigeld" durchstudiert und für richtig gefunden. Ich habe die feste Überzeugung, daß es zur wahren Christenheit überhaupt nicht kommen kann, ohne Verwirklichung Gesells genialer Vorschläge."
Der Fragesteller offeriert dann noch alllerlei Platitüden. Unter anderem die These:
"Also ich betrachte den Kapitalismus als die Quelle alles Übels ..."
Offensichtlich zielt er mit seiner Fragstellung dahin, das GZ möge sich nun eindeutig zu Gesell und Geistesverwandten bekennen. Indes wird er auch mit dem Satz beschieden:
"Wir können mit Ihnen nicht in allem übereinstimmen."
Auch unter Hinweis auf "Schriftstudien" Band 4, macht das GZ zwar einige
verbale Zugeständnisse gegenüber den Gesell-Anhänger. Die aber haben dieselbe
"Qualität", wie die auch dort lesbaren Zugeständnisse gegenüber dem
Kommunismus. Der "göttliche König" würde zwar dessen Prinzipien anwenden. Nur
sei eben die Gegenwart nicht die Zeit dafür. Und in der Gegenwart bewertete
auch Russell den Kommunismus als kontraproduktiv.
Genau in dieselbe Richtung weist auch die Antwort an die Gesell-Anhänger. Vor
allem vermisst das GZ bei beiden Strömungen etwas seiner Meinung nach
"Unverzichtbares". Das vermeintliche "göttliche Eingreifen", das man selber
verbal hochhält. Und an diesem Kriterium werden dann alle anderen Strömungen
vom GZ gemessen, und "fallen selbstredend durch".
Über sein Grunddogma des "großen Zampano", der da zu "seiner Zeit", alles auf
gar wunderbare Weise "richtet" (in der Praxis indes Null bis Null komma Nichts
"richtet"). Über dieses Grunddogma lässt das GZ nicht mit sich verhandeln.
Egal, wer da gerade als aktueller Fragesteller ansteht.
"Eifrige Kirchengänger und sogar die
Geistlichen sitzen gern um den Kartentisch. Eines Tages begab ich mich zur
Bibliothek, um der Geschichte der Spielkarten nachzuspüren, und fand, daß
sie alten, heidnischen, östlichen Ursprungs ist. Man findet keine
Erwähnung der Spielkarten in der Geschichte der Juden während der Zeit, da
sie in Gottes Gunst standen. ...
Die französische Geistlichkeit frönte sehr dem Kartenspiel, bis es im
Jahre 1404 durch eine Synode verboten wurde."
Solcherlei Argumentation ordnet sich dann wohl in diejenige zum Thema etwa
Geburtstagsfeiern usw. ein. Solcherart Prüderie ist partiell auch aus anderen
religiösen Kreisen bekannt. Sinn der "ganzen Übung". Die so "frei werdenden
Ressourcen" möglichst auszufüllen mit religiösen "Übungen". So entfremdet man
schon Kinder ihrer Umwelt, um sie um so besser in der eigenen engen Hürde,
nach "Strich und Faden" "als Zitrone auspressen" zu können.
Aber wie man nicht erst seit heute weis, es gibt immer ein paar "Gleiche", die
etwas "Gleicher" als die Gleichen sind.
Angefangen von einem (auch) Weihnachts-Lieder-Vermarkter aus dem Zeugen
Jehovas-Bereich, sich fortsetzend über den Blutrünstigen Krimi-Autor Mickey
Spillane und noch einige mehr.
Und so verwundert es nicht, dass es im Umfeld der WTG Firmen gibt, welche auch
diesbezügliche Spiel-Angebote offerieren, etwa die Firma Krispen (auf eine
Verlinkung zu letzterer verzichte ich aber).
Jedenfalls kann man, sichtet man ihre Preisangaben, wohl sagen:
Marktwirtschaftlich orientiert.
Ein besonderes "Event" in ihrem Angebot, auf welches "dann die Welt wohl
wartete" wäre nach meinem Eindruck die Rubrik "Predigtdienst-Jacke". ...
Auf das man Zeugen Jehovas schon am äußeren Qutfit erkenne ...?!
Auch "darauf wartete die Welt dann" wohl.
Neu im Angebot: Ein Bibelzollstock für "soziale" 47 Euro erhältlich.
Ob er denn auch für Vermessungen an der Cheopspyramide geeignet ist, wird
allerdings nicht mitgeteilt.
Aber kehren wir doch lieber wieder zu den Kartenspielen zurück.
Wer es etwas preisgünstiger hätte (das Internet macht es ja möglich), der sei
dann vielleicht auf das nachfolgende Angebot hingewiesen:
http://forum.mysnip.de/read.php?27094,2329,2329#msg-2329
"Beleuchtung und Widerlegung einer Kritik der Hoffnung auf eine Tausendjahrherrschaft Christi im Goldenen Zeitalter".
So der Titel eines mehrteiligen Artikels im "Goldenen Zeitalter". Ausgangspunkt selbigen ist die These: Im Laufe der Menschheitsgeschichte haben ja schon viele Millionen Menschen gelebt. Würde man die Bibelforschertheorien für bare Münze nehmen, stellt sich doch die Frage, "wo" die alle unterbringen, bei einer "Auferstehung". In den dazu getätigten weitschweifigen Ausführungen (unter anderem "Goldenes Zeitalter", Ausgabe Magdeburg vom 1. 7. 1925; Ausgabe Bern schon in der Ausgabe vom 1. 3. 1925) findet sich unter anderem die Angabe:
"Nach derselben Rechnungsmethode erhielten wir die bereits erwähnte Zahl 28.411.123.838".
Dazu dann die herunter spielende GZ-Anmerkung, diese Zahl würde aber
"die Wirklichkeit um das Doppelte übersteigen."
Und weiter im Text:
"Was bedeutet dies nun in bezug auf den Flächenraum, der jedem, der je in der Welt gelebt hat, zur Verfügung stehen würde, d. h. wenn wir die sehr liberale Schätzung als Basis nehmen? Es würde bedeuten, daß für jeden kleinen Ort von 200 Familien (also ungefähr tausend Personen) 1275 acres vorhanden wären."
Und dazu meint das GZ, dass doch
"jedermann zugeben wird, gerade Raum genug unter
den von Gott verheißenen neuen Verhältnissen und Zuständen."
Und etwaige "ungläubige Thomasse" belehrt das GZ weiter:
"Wenn wir diesen Glauben aufbringen, so wird uns die Überzeugung nicht schwer fallen, daß es durchaus im Bereich der göttlichen Macht liegt, große Kontinente aus den Meerestiefen emporsteigen zu lassen, oder tatsächlich sowohl eine buchstäbliche als auch symbolische Erfüllung jener Schriftstelle zu bewirken; 'Das Meer ist nicht mehr.'"
Ein gewisses Unwohlsein, angesichts der astronomischen Zahlen, welche das GZ für eine "Auferstehung" veranschlagt, kann selbst selbiges nicht unterdrücken. Es löst dieses Problem aber in der Art "altbewährter" Zirkelschlüsse. Etwa wenn es weiter äußert:
"Eine kleine Rechnung zeigt uns, daß am Ende des ersten Jahrtausends dieser 50.000 Jahre die lebende Bevölkerung unseres Planeten auf über 580 Milliarden angewachsen wäre, und bei demselben Vermehrungsverhältnis würde das zweite Jahrtausend eine Erdbevölkerung von über 210.500.000.000.000 aufweisen, während am Schlusse des dritten Jahrtausends dieser 50.000 Jahre die Menschheit auf über 76.328.500.000.000.000 Seelen angewachsen wäre."
Aber auch dazu weis das "Goldene Zeitalter" wiederum Rat, und zwar dergestalt:
"Was lehren diese Beispiele? Sie zeigen, daß wenn Gottes Wort nicht wahr ist, und der große Zeitalterwechsel, den wir verkünden, nicht bald stattfindet, alsdann die ganze Menschheit in große Verlegenheit kommen müßte, nicht nur wegen der Ernährungs- sondern auch bezüglich der Raumfrage. Wir haben aber - wohl gemerkt - von den 50.000 Jahren ... nur die ersten drei zur Rechnung herangezogen! Zu welchen monströsen Zahlen würden wir erst gelangen, wenn wir die Berechnung für 50.000 Jahre durchführen würden."
Und weiter das GZ dann noch:
"Ist es bei solchen Aussichten nicht Zeit, daß jene, die nicht an das Kommen des Tausendjahrreiches glauben, ernsthaft beten sollten, daß Gott doch dies herbeiführen möchte! Ist es nicht ganz offensichtlich, daß die Welt in einen verzweifelten Zustand hineingeraten müßte, wenn Gottes Reich nur um 300 Jahre hinausgeschoben würde? In diesem Falle würde die Bevölkerung bei der gegenwärtigen Zunahme auf über 16 Milliarden angewachsen sein ..
Man vergleiche zum Thema auch:
Wir haben gerade Prozentrechnen ..mp3
"Es wird uns von einem berühmten Arzte berichtet, der das Alter von 98 Jahren erreichte. Er verwendete statt Zucker nur Honig zum Süßen der Speisen, weil er, wie er sagte, so lange wie möglich leben und sich, solange er lebte, wohl fühlen wollte. Er schrieb:
,,Es würde den Gesundheitszustand der jetzigen Generation außerordentlich heben, wenn der Honig wenigstens teilweise wieder zu einem allgemeinen Nahrungsmittel gemacht werden könnte. Das fast allgemeine Verlangen nach Süßigkeiten irgendwelcher Art beweist, daß der Körper ein wirkliches Bedürfnis in dieser Richtung hat. Aber der übermäßige Genuß von Zucker hat eine lange Reihe von Krankheiten im Gefolge. In dem wunderbaren Laboratorium des Bienenstockes finden wir eine Süßigkeit, die keines Verdauungsprozesses bedarf. So sorgfältig ist sie von den wunderbaren kleinen Chemikern, den Bienen, bereitet, daß sie niemals den Magen oder die Nieren belasten wird."
"Vor einigen Jahren wurde ein schlagender
Beweis dafür erbracht, was richtige Nahrung sei. Es traten zweiundzwanzig
Männer einen Wettlauf von siebzig Meilen an. Vierzehn dieser Männer waren
Fleischesser, acht waren Vegetarier. Alle Vegetarier kamen in guter
Verfassung ans Ziel, Der erste legte die Entfernung in vierzehn Stunden
und fünfzehn Minuten zurück: er lief ungefähr fünf englische Meilen in der
Stunde. Eine Stunde nach Ankunft aller Vegetarier kam einer der vierzehn
Fleischesser ans Ziel. Er war völlig erschöpft und verlangte nach
anregenden Mitteln. Die weiteste Entfernung, die von einem der dreizehn
übrigen erreicht wurde, war eine Strecke von füntunddreißig englischen
Meilen.
Viele Leute sagen, sie könnten ohne Fleisch nicht bestehen. Dann ist es
die höchste Zeit, daß sie das Fleischessen völlig einstellen. Wenn jemand
sagte, er könne ohne Bier, ohne Schnaps, ohne Cigaretten oder ohne Opium
nicht bestehen, so wirst du sagen, daß er bis zu einer sehr gefährlichen
Gewohnheitsmäßigkeit gekommen ist, der er früher oder später völlig
unterliegen wird. Und ebenso gefährlich ist gewohnheitsmäßiger,
reichlicher Fleischgenuß. Es ist nur eine Frage der Zeit, wann du
unterliegen wirst. Er führt zu Rheumatismus, Gicht, Wucherungen, Krebs,
Zuckerkrankheit, Siechtum und anderen Krankheiten, die einen bösen Ausgang
nehmen."
Im "Goldenen Zeitalter" (Schweizer Ausgabe vom 15. 9. 1925; Magdeburger Ausgabe vom 15. 11. 1925) wollte man gar wissen. Der Noah soll ja 950 Jahre gelebt haben. Das die heutige Menschheit dieses Alter nicht erreicht, wird auch dem Fleischverzehr als "Übeltäter" zugeschrieben. In der etwas gewundenen Schreibweise des GZ liest sich das dann so:
"Nach der Flut wurde die Lebensdauer auf ein
Siebentel oder noch weniger der früheren durch den Genuß der Fleischkost
herabgesetzt. Daß diese große Verkürzung der Lebensdauer nicht allein der
klimatischen Veränderung zuzuschreiben ist, beweist Noah, der noch 350
Jahre nach der Flut lebte und in einem Alter von 950 Jahren starb.
Offenbar änderte er seine früheren Lebensgewohnheiten nicht und ist diese
Tatsache der Grund zu seinem langen Leben."
Exkurs:
Unter der Überschrift "Der große Schüttelfrust" setzt sich der "Spiegel" Nr.
28/2010 in einem Artikel S. 58f. auch kritisch mit der Hömöopathie
auseinander.
www.spiegel.de/spiegel/print/d-71558786.html
Zwar gibt es in den hier gebrachten "Goldenen Zeitalter"-Zitaten keine direkte
Bezugnahme auf letztere. Aber die Anfälligkeit jeden "neuesten Schrei" der
Heilpraktikerszene positiv zu überhöhen (contra Schulmedizin "die Böse") lässt
sich im "Goldenen Zeitalter" vielfach belegen, bis einschließlich
"Nachwirkungen" in der Gegenwart.
In einem Textkasten innerhalb jenes Beitrages auch die durchaus
charakteristische Überschrift "Hauptsache anders ..." (als eben die
Schulmedizin).
Auch ein historisches Foto in jenem Beitrag mit der Bildunterschrift
Homöopathischer Weltkongress in Berlin 1937 "Verjudete Schulmedizin"
Und da sieht man dann im Vordergrund die Nazigranden in ihren Uniformen
(dazwischen "einsam und verlassen" in der ersten Reihe ein Zivilist flankiert
links und rechts von Uniformträgern.
Da ja von Vegetariern bereits die Rede war. Auch der Herr Hitler zählte sich
zu diesem erlauchten Club. Das wiederum sollte nicht verhindern, dass er als
einer der größten Menschenschlächter in die Geschichte eingegangen ist.
"Auch ein Zeichen der Zeit
Jüngst, während einer Aussprache in der französischen Sektion für den
Völkerbund in Paris, stand ein Chinese auf und berichtete, unter lautloser
Stille der Versammelten, vom russisch-japanischen Block gegen das
Abendland und von China als Menschenreservoir und mutmaßlichem
Schlachtfeld. Vor der Riesengefahr einer langsamen, aber planvollen
Mobilisierung Asiens durch Rußland verkleinerten sich, sagte der
Gewährsmann aus dem Osten, alle innereuropäischen Sicherheitsfragen bis
zur Bedeutungslosigkeit. Der Chinese erzählte der Versammlung indessen
nichts Neues. Ein Blick in die englischen und französischen Zeitschriften
und Zeitungen der letzten Monate zeigt, daß das Unbehagen über die
Entwicklung Asiens in Paris und in London wächst.
Dann leitet das "Goldene Zeitalter" in seiner Berichterstattung zu Afrika über:
Hier in Basel bleibt die Prophezeiung des französischen Senators de Jouvenel neulich während des Vertrages in der Aula unvergessen. Aber nicht nur Asien ist in gewaltiger unterirdischer Bewegung, sondern auch Afrika. Sowjetagenten hetzen unter den schwarzen Arbeitern der südafrikanischen Goldminen, wie in Algier und Tunis. Und die französischen Regierungsleute laufen einander um die Gunst Krassins, des russischen Botschafters in Paris, den Rang ab! "Rußland will den Frieden!" so lautet die Osterbotschaft dieses humorvollen Mannes in einer Wiener Zeitung. "Es sucht mit allen Ländern den freundschaftlichen Kontakt. Friede! Friede! Das ist unser Losungswort. . ."
Nach Meinung des GZ sei der russischen Propaganda besonders zugänglich
der südafrikanische Stamm der Bastards,
Mischlinge aus Hottentotten und Buren, welche, zu Anfang des 19.
Jahrhunderts von den reinblütigen Buren vertrieben, sich aus der
Kapkolonie nach dem späteren Deutschsüdwestafrika verzogen hatten. Stolz
auf ihren Anteil an weißem Blute sprechen sie nur die kapholländische
Sprache und lehnten erst jegliche Vermischung mit den Eingeborenen in
ihrer Umgebung ab. Als der Weltkrieg seinem Ende zuging, versprach ihnen
die Kapregierung mancherlei Günstiges, was sie seither nicht gehalten hat.
Die Bastards gelangten an den Völkerbund, und als sie auch hier taube
Ohren fanden, griff der 2000 Köpfe starke Stamm "zu den Waffen". Zu einem
Waffengang mit dem übermächtigen Heer der südafrikanischen Union wird es
natürlich nicht kommen, jedoch wird die Ausweisung der Rebellen nach
ungefährlicheren Gegenden Innerafrikas erwogen.
Weiter meint das GZ
Die neuesten Nachrichten melden den
endgültigen Bruch der Bastards mit den Weißen und den resoluten Anschluß
an die Farbigen. Schon greift der Aufstand auf die Hereros und die
Hottentotten über und die 2000 intelligenten Leute, welche mit der
Eigenart der Schwarzen denkbar gut vertraut sind, werden lauter Agenten
der großen äthiopischen Emanzipationsbewegung.
Was sich in Afrika gegen Europa vorbereitet, belegt ein Aufsatz in einer
der letzten Nummern der Londoner "Quarterly Review".
Er wird mit der Aussage zitiert;
Die ,,Schwarze Flut" in der südafrikanischen Union steigt erschreckend. Nur l 1/2 Millionen Weißer gegen 7 Millionen Farbiger (zugewanderte Inder mit Inbegriffen)! Unaufhaltsam rückt der Farbige aus seiner Unterwelt in jene höhere Region hinauf, welche bis jetzt Privileg des Weißen war. Er erobert sich dieselben Bürgerrechte, aus dem verachteten Paria wird selbst ein Unternehmer, ein Herr. Dagegen wäre kein Gesetz gewachsen, auch jene Colour-Bar-Verordnung nicht, welche - ein Versuch, das Helotendasein der Farbigen zu verewigen - von der Regierung des Generals Hertzog dem Parlament zur Genehmigung unterbreitet wurde, aber bald wieder zurückgezogen werden mußte. Die Qualität der Weißen selbst scheint unaufhaltsam geringer zu werden.
Das nächste Detailzitat des GZ deutet dann:
Die "Dunston Commission for Mental Disorders" hat herausgebracht, daß die geistig minderwertigen Kinder in den Schulen sich unheimlich vermehrten. Der Verfasser beschreibt die Schlaffheit der Weißen gegen die gewaltige Expansion der Schwarzen und sieht als unabwendbar voraus, "daß Südafrika eines Tages von der farbigen Majorität beherrscht werden wird." Was stellen dann die Engländer im Süden an? "Afrika den Afrikanern" verkündigt die große islamische Revue, welche in englischer, in holländischer und in der Kaffernsprache erscheint.
Dann geht es weiter mit der Aussage:
Krieg in Europa - und in Asien und Afrika bricht die große, unabsehbare Revolution gegen Europa aus, Der Nimbus des Europäers in Afrika ist zerschlagen. Nicht umsonst hielten Neger das Frankfurter Goethehaus besetzt! Aber die Zahl der sehenden und wissenden Europäer wächst hoffentlich schnell genug, damit ihre Stimme und die Macht ihrer Vernunft nicht zu spät komme!"
In keinem Punkte der Lehre Jesu scheint sich
der große katholische Kirchenlehrer so sehr geirrt zu haben als in seiner
Auffassung vom christlichen "Kirchenstaat" oder vom Reiche Gottes auf
Erden, seinem "De Civitate Dei". -
Man kann nicht gut sagen, daß Augustinus der Urheber der christlichen
Sozialpolitik sei, denn die ersten herrschsüchtigen Bestrebungen innerhalb
der christlichen Kirche sind schon zur Zeit der Apostel zustande gekommen.
Bereits in der Urkirche gab es Männer, die des Dienens und Leidens in
Christo müde waren und herrschen wollten. Paulus hatte diese Klasse
umsonst gewarnt, als er ihr schrieb:
"Schon seid ihr gesättigt, schon seid ihr reich geworden, ihr habt ohne
uns geherrscht. Und ich wollte wohl, daß ihr herrschtet, auf daß auch wir
mit euch herrschen möchten. Aber wir,", fügt der Apostel offenbar etwas
ironisch hinzu, "wir sind Narren um Christi willen, ihr aber klug in
Christo, wir schwach, ihr aber stark, ihr herrlich, wir aber verachtet
..." - l. Korinther 4 : 10-17.
Nach dem Tode der Apostel scheint sich diese Herrschsucht immer mehr
entwickelt zu haben. Sie ergriff in erster Linie die Ältesten, die
ursprünglich als geistige Vorsteher ihren Versammlungen in höchster
Einfachheit, Uneigennützigkeit und Bescheidenheit ,,dienten". - Dann
dehnte sich diese Lust schließlich auf die Allgemeinheit aus, bis sie
allmählich die ganze Kirche ergriff und zum jähen Abfall brachte. Als im
Jahre 387 n. Chr. Augustinus nach mancherlei geistigen Verirrungen und
körperlichen Leidenschaften vom Heidentum zur christlichen Kirche
übertrat, war sie schon völlig vom Geiste ,,dieser Welt" erfüllt und der
Herrschsucht verfallen.
Zwischenruf "Geist der Herrschsucht" - Und was ist die heutige WTG
diesbezüglich?!
Weiter im GZ-Zitat:
Unter dem Einfluß dieses verweltlichten
Geistes kamen dann nach und nach seine Schriften zustande, unter denen die
vom ,,Gottesstaat" die hervorragendste ist. In dieser Schrift, welche
mehrere Bände umfaßt, gibt Augustinus dem schon längst erwarteten
Bestreben Kraft und Ton, daß die Kirche nicht mehr länger den weltlichen
Mächten untertan sein sollte, sondern über dieselben herrschen und
regieren muß, da Jesus Christus der rechtmäßige Herrscher und König der
Erde sei.
Am meisten interessiert für diese Herrschaft war natürlich der Bischof von
Rom, der bereits von Kaiser Konstantin dem Großen als weltlicher Fürst
anerkannt worden war. In diesem Sinne stellte nun Augustinus mit
philosophischer und rhetorischer Genialität seine universal-politischen
Theorien auf, deren verhängnisvolle Folgen oder Auswirkungen wir im
Verlauf der blutigen Weltgeschichte, ganz besonders aber in den
furchtbaren Verirrungen der heutigen Weltpolitik rings um uns wahrnehmen
können. Das Papsttum ist der höchste Ausfluß davon. Unter dem Einfluß der
augustinischen Lehre hat es an Macht und Größe, an Reichtum und Ehre
zugenommen, sodaß schließlich das Papsttum an Stelle der römischen
Weltherrschaft trat und mittels geistiger und weltlicher Macht über alle
Reiche der Erde direkt oder indirekt herrschte ...
Während Jesus und die Apostel klar und deutlich die weltlichen Mächte oder
Regierungen als von Gott zu einem bestimmten Zweck und für eine bestimmte
Zeit, nämlich bis zur Aufrichtung des Reiches Gottes durch Jesum Christum,
verordnet oder zugelassen bestätigten und von jedem Menschen Gehorsam
gegenüber diesen jeweiligen weltlichen Herrschaftssystemen forderten,
stellte Augustinus die schriftwidrige und völlig entgegengesetzte Lehre
von der Unterordnung des Staates unter die Kirche auf, welche für das
ganze Mittelalter und sogar bis in unsere Zeit hinein vorbildlich wurde.
Zwischenkommentar: Da ist man doch an die eigenen Obrigkeitslehr-Kapriolen
der WTG erinnert. Zwar sind die erst ab 1929 terminierbar, gleichwohl von
einem gleichen herrschsüchtigen Geiste gespeist.
Weiter im GZ-Zitat:
Selbst die christlich-protestantische Lehre
vom Kirchenstaat und Gottesgnadentum der Fürsten und Monarchen wurde auf
diesem augustinischen Kardinalirrtum vom ,.Reiche Gottes" aufgebaut.
Dr. Hans von Frisch, Professor an der Basler Universität sagt in seiner
überaus lehrreichen sozialwissenschaftlichen Abhandlung; "Die Aufgaben des
Staates in geschichtlicher Entwicklung";
"Neue Ideen kamen in die staatswissenschaftliche Literatur durch die christlichen Schriftsteller Augustinus und Thomas von Aquino. Augustinus macht einen strengen Unterschied zwischen dem irdischen und himmlischen Staate und schreibt beiden ursprünglich getrennte Zwecke zu. Der irdische Staat oder die "Civitas terrena" sei aus verbrecherischen Gründen entstanden, sein Zweck würde nur die irdische Glückseligkeit sein oder die "Felicitas terrena", die durch Friedensbewahrung erreicht werden würde. Die irdischen Staaten, die nur diesen Zweck verfolgen, müßten aber notgedrungen von Gott abfallen und zur ,,Civitas Diabolis" oder zum Teufelsstaat werden, der niemals wahren Frieden und Glückseligkeit erreichen kann und am Ende aller Tage in die Hölle fahren muß. Davor kann der irdische Staat nur bewahrt werden, wenn er sich in den Dienst der Kirche stellt, der "Civitas coelestis" und diesem dient." -
Diesem furchtbaren Irrtum gegenüber, sagt
Jesus zu Pilatus, als er ihn fragte, ob er der König der Juden sei: "Du
sagst es, daß ich es bin, aber mein Reich ist nicht von dieser Welt", d.
h. Jetzt ist mein Reich nicht von dieser Welt. Augustinus Lehre ist
demnach verfrüht, er hat seinem Herrn etwas vorgegriffen und die
Herrschaft des Christus in eine Zeit verlegt, in welcher Satan, der Fürst
dieser Welt, nach Gottes weisem Plan oder Ratschluß die Herrschaft ausüben
sollte. In dieser Zeit sollte die Kirche den irdischen Obrigkeiten
Untertan sein und geduldig die Zeit abwarten, da der Gott des Himmels sein
Reich aufrichten wird, Jesus lehrte seine Jünger und somit alle wahren
Christen um dieses Reich im 'Unser Vater' beten: "Zu uns komme dein
Reich". Wenn die Reiche dieser Welt unter der Herrschaft des Papsttums das
Reich Gottes oder Jesu Christi ausmachen würden, dann würde das Gebet
darum im Vaterunser überflüssig sein.
Gottlob wurde aber die Bitte noch nicht erfüllt, sodaß wir das wahrhaftige
Reich Gottes, in welchem Liebe und Friede, Gerechtigkeit und Wahrheit als
oberste Grundsätze regieren werden, noch immer erwarten und darum beten
können. ... Paulus schreibt an die Philipper: ,,Unser Bürgertum ist in den
Himmeln, von woher wir auch den Herrn Jesum Christum als Heiland
erwarten." -
"Erinnere sie," schreibt er an Titus, ,,Obrigkeiten und Gewalten Untertan
zu sein, Gehorsam zu leisten."
"Geliebte, ich ermahne euch als Fremdlinge und als die ohne Bürgerrecht",
- schreibt Petrus - "unterwerfet euch aller menschlichen Obrigkeit um des
Herrn willen."
Johannes ersucht die Seinen, nicht diese Welt zu lieben, da diese Welt
nicht nach dem Willen Gottes sei, sondern "im Bösen" läge;
Jakobus geht noch weiter und sagt, daß "Freundschaft mit dieser Welt
Feindschaft mit Gott" wäre; und das entspricht vollständig demjenigen, was
Jesus selbst über das Verhältnis seiner Nachfolger zur Welt sagte:
"Ihr seid in der Welt, aber nicht - von der Welt; wenn ihr von der Welt
wäret, so würde euch die Welt lieben, aber da ihr nicht von der Welt seid,
so haßt euch die Welt, wie sie auch mich gehaßt hat." -
Der abschließende damalige GZ-Kommentar dazu dann:
Augustinus scheint aber unter dem
verblendenden Einfluß "des Geistes dieser Welt" diese klaren Worte völlig
übersehen zu haben, und forderte in seiner Schrift gerade das Gegenteil,
nämlich, daß der Staat der Kirche untertan sein sollte. "Denn der Staat",
sagt er, "der nicht zu einem Raubnest werden will, zu einem "latrocinium",
muß sich auf die Kirche stützen und, nach ihren Vorschriften sein Handeln
bestimmen. Und deshalb sind die Kaiser glücklich zu nennen, die solches
tun.
Nach Papst Gregor VII war demgemäß das Herrschen der weltlichen Fürsten
,,ein todwürdiges Verbrechen." -
Zu seiner Entschuldigung möchte man vielleicht annehmen, daß Augustinus
das wahre Ideal des Staates im Auge gehabt hatte, denn in der Tat, ein
jeder Staat, sei er Demokratie oder Monarchie, der nicht auf dem Prinzip
göttlicher Gerechtigkeit aufgebaut ist, wird weder auf die Dauer bestehen
noch zum Wohle der Allgemeinheit regieren können. ... Der gelehrte Heilige
glaubte seinem Herrn durch seine ideale Lehre vom "Gottesstaat" oder "Civitalc
Dei", einen großen Dienst erwiesen zu haben, aber in Wirklichkeit hat er
ihm den allerschlechtesten getan. Denn dadurch, daß die römischen Kaiser
die Kirche zur Staatskirche erhoben, haben sie dieselbe zur Weltmagd
erniedrigt, wie Prof. Wilh. Kahl in seiner Abhandlung über "Kirche und
Staat" so treffend bemerkt.
Der Staat hat ihr innerstes Wesen, die Freiheit auf dem Wege zu Gott
verleugnet und verkehrt. Im Namen Christi begann nun der Vernichtungskampf
der Gesetzgebung und des Schwertes gegen Juden, Heiden und Ketzer. Der
Staat hat die falschverstandenen Aufgaben des Christentums zu den seinigen
gemacht und führt sie mit seinen Machtmitteln durch. Diese am Ende des 4.
Jahrhunderts begründete Einheit hat auf nicht weniger als vierzehn
Jahrhunderte hinaus das maßgebende Prinzip für die Verhältnisbildung von
Staat und Kirche abgegeben.
Wen es (wieder Erwarten) interessieren sollte.
Am 28. 8. 1930 gab es in der "Freiburger Zeitung" einen Artikel zum 1500.
Todestag jenes Augustinus.
Es ist sicherlich keine Bildungslücke, verzichtet man auf dessen
Kenntnisnahme.
Gleichwohl kann es nicht prinzipiell verkehrt sein, seine Existenz zu
erwähnen.
Zum Schluss jenes Artikels, wird er dann auch noch als "Brückenbauer zwischen
Heidentum und Christentum" charakterisiert, was sicherlich nicht unzutreffend
ist.
http://az.ub.uni-freiburg.de/show/fz.cgi?cmd=showpic&ausgabe=02&day=29a1&year=1930&month=08&project=3&anzahl=4
" Die Juden hatten das Gebot von Gott; Du
sollst nicht töten. Wie kommt es, daß sie in ihren ewigen Kriegen, die sie
noch zudem auf göttlichen Befehl führten, mehr und grausamer als andere
Völker töteten?
Jehova zeigt sich im Alten Testament weder als göttlich gut, noch gerecht;
auch erscheint er als grenzenlos willkürlich (z. B. Jesaja 6 ; 10-11). Er
sanktioniert das Morden um nebensächlicher Zwecke willen, wie etwa das
Deplacement der Juden aus Ägypten nach Kanaan. Und weswegen werden denn
die unschuldigen Tiere, die zudem keine Verheißung einer Entschädigung im
ewigen Leben haben, auf eine höchst grausame Art zur Ehre Jehovas getötet
und geopfert und, wie der ganze Ton des Alten Testamentes beweist, nur als
Sachen behandelt? Sollte nicht wegen dieses Mangels an Ethik das ganze
Alte Testament, als die Moral anderer Zeilen vertretend, für uns erledigt
sein?"
Offenbar wurde mit dieser Frage das "Eingemachte" berührt, und das wohl
nicht blos im Falle der Bibelforscher.
Was wusste man dem Fragesteller darauf zu antworten?
Antwort: Platitüden, Nichtigkeiten.
Man belehrt als Antwort darauf:
"Gott ist heilig und darum geziemt es uns Menschen, mit großer Ehrfurcht von ihm zu reden. Und wenn uns Weisheit mangelt, seine Reden und sein Handeln zu verstehen, dann sollen wir sie von Gott erbitten und durch sein Wort uns belehren lassen. ..."
Alecto
1925… Was sagt das in Bezug auf das Hier und Heute aus? ...
Nun, man wird immer sicherlich "Haare in der Suppe" finden können.
Indes gilt es wohl auch den Kontext zu beachten.
Der Kontext ist die Bibelforscher-Zeitschrift "Das Goldene Zeitalter", auf
welche man sich zeitgenössisch auch sehr viel einbildete, und die auch eine
weitaus höhere Auflagenhöhe als etwa der "Wachtturm" zur gleichen Zeit hatte.
Man kann durchaus weiter gehen und sagen, dass selbige für die WTG eine
weitaus größere Werbewirksamkeit entfaltete.
Ohne das "Golden Age", welches erst Rutherford einführte, würde -
möglicherweise - heute kaum ein "Hahn" nach der WTG-Religion krähen.
Dann wäre die WTG-Religion höchstwahrscheinlich auf ähnlichem Level stehen
geblieben, wie ihr "Konkurrenzblatt" "Die Aussicht" etwa, die heute auch kaum
einer noch kennt.
Und wenn dieses Urteil als zu weitgehend empfunden werden sollte, dann mag man
die "klassischen Freikirchen" in Deutschland, als Vergleich heranziehen.
Sämtliche dieser "Freikirchen" hat die WTG-Religion hierzulande mittlerweile
numerisch überholt (die "Neuapostolische Kirche" - als "Frühgeborener"
vielleicht ausgenommen, welche in der Frühzeit in ähnlichen Milieukreisen zu
"grasen" pflegte wie die WTG. Nur eben in Deutschland früher startete).
Man mag den von Rutherford eingeführten "Zwangs-Predigtdienst" auch als
wesentliches Element dabei bewerten. Das ist er sicherlich. Aber eben auch
wesentlich flankierend dabei wirkte das "Goldene Zeitalter".
Insofern bildet für diese Serie "Im Goldenen Zeitalter gelesen", jene
Zeitschrift die Ausgangsbasis.
Nicht hingegen (innerhalb dieser Serie) was denn so sonst noch im
entsprechenden Jahre alles relevantes geschah. Wollte man letzteres auch noch
"bewerkstelligen" würde man garantiert vom Hundersten ins Tausendste gelangen.
Da jenes "Goldene Zeitalter" in Deutschland im Jahre 1923 startete (in der
Schweiz schon im Herbst 1922) ergibt sich daraus die Vorlage, der hier gefolgt
wird.
Im übrigen sei auf die Datei
Jahrgangsdateien verwiesen, wo ein Überblick des bereits erfassten
(bzw. noch nicht erfassten) gegeben ist.
Dann noch eine Anmerkung zu dem Kommentar Frau R. betreffend (an anderer
Stelle).
Da gab es ja (in diesem Jahre) bereits zwei (inzwischen wieder verblichene)
Blogbetreiber, welche eine ausgesprochene Hetztour fuhren.
Ein dritter Blogbetreiber dieses Typus, der sich scheinbar nunmehr besonders
Frau R. auserkoren hat, ist da derzeit noch im Netz; ohne allerdings auch
jenen extremen Demagogie-Charakter errreicht zu haben, welchen man den anderen
beiden Blogbetreibern, durchaus attestieren muss.
Meine Position in Sachen Frau R. ist die.
Kritisch zu selbiger habe ich mich schon verschiedentlich geäußert.
Indes für die Gegenwart gilt, soll sich das wiederholen, muss auch ein akuter
Anlass aus der Gegenwart dafür vorhanden sein.
Ihr Kommentar zu einem Posting des "Königreichsdienstes" betreffend, bewegt
sich im Rahmen der Meinungsfreiheit. Da gibt es nichts daran zu rütteln.
Insofern sind Anti-Kommentare dazu, die ihrerseits wiederum in Richtung
Demagogie tendieren, alles andere als hilfreich und auch nicht erwünscht.
"Darf ein Anhänger der von Ihnen vertretenen Sache einem politischen Verein oder einer Gewerkschaft angehören, welche Organisationen darauf ausgehen, die Existenzbedingungen zu verbessern? Darf er ferner die Bürger-, d. h. Stimmpflicht erfüllen?
Als Antwort darauf wurde ausgeführt:
Wir sind mit Pastor Russell (vergl.
Schriftstudien Bd. VI, S. 539) der Ansicht, daß ein geweihter Nachfolger
Christi solchen Vereinen, welche bloß die Erleichterung der
wirtschaftlichen Existenz ihres Mitgliedes im Auge haben, wohl angehören
dürfe. Sie bezwecken ja keine Verletzung göttlicher und menschlicher
Gesetze. Anders verhält es sich mit politischen Parteien und
Kampforganisationen. Wenn wir auch mit ihrem großen Zweck, wofern sie
nämlich gegen die übergroße Anhäufung von Reichtum im Besitze Einzelner
ankämpfen, herzlich sympathisieren, so möchten wir doch für ihr Vorgehen
nicht in allen Stücken die Verantwortung mit übernehmen.
Nun wissen wir freilich, welch einen Kampf es gekostet hat, bis die
Arbeiterverbände sich Anerkennung verschafft hatten und daß es ohne sie
mit den Löhnen, Lebens- und Arbeitsverhältnissen der Arbeiter bedeutend
schlimmer stehen würde. Darum erachten wir, daß wahre Christen, welche in
Ortschaften wohnen, wo Arbeiterorganisationen Einfluß haben und die Löhne
hoch erhalten, denselben einen Mitgliederbeitrag regelmäßig und freiwillig
bezahlen, jedoch den von dort ausgehenden Befehlen nur insofern
nachkommen, als sie nicht gegen ihr Gewissen verstoßen. Sie bekunden
damit, daß sie nicht von den Früchten der Arbeiterbewegung genießen
wollen, ohne zu den Kosten und Opfern derselben das Ihrige beizutragen. Im
ganzen sollten sie ihre Mitwirkung auf solche Gelegenheiten beschränken,
wo sie ein gutes Wort zur Erhaltung von Frieden, Eintracht und
Gerechtigkeit einlegen können.
Weiter das GZ
Wird eine Arbeitseinstellung angeordnet, so
mögen sie mitmachen, aber an nichts teilnehmen, was die öffentliche
Ordnung und die Freiheit anderer beeinträchtigen könnte. Daß sie hierfür
nicht zu haben sind, sollten sie den Vereinsbehörden mitteilen, damit sie
nicht zu solchen, ihrem Gewissen zuwiderlaufenden Diensten beordert
werden.
Da der geweihte Christ nicht die geringste Hoffnung auf eine Beeinflussung
der Zustände dieser Welt setzt, so wird er naturgemäß kein großes
Interesse an Wahlen und Abstimmungen nehmen können; ja ein
leidenschaftliches Interesse für solche Dinge würde seiner himmlischen
Bestimmung verderblich werden. Er wird sich daher in der Regel an Wahlen
oder Abstimmungen gar nicht beteiligen.
Wo aber der Stimmzwang besteht oder sein Fernbleiben von der Urne
Mißverständnis und Anstoß erwecken würde, füge er sich der bürgerlichen
Ordnung und stimme nach Gutfinden oder lege seinen Zettel leer ein."
Man vergleiche dazu mal - als Fallbeispiel - den Fall Gerhard Peters, wo
die Zeugen Jehovas-Organisation sehr wohl auf ein demonstratives Verhalten (de
facto) bestand. Das selbiges für den das dann so Ausübenden, nicht folgenlos
blieb, konnte man schon im voraus wissen. Es wurde also unter dem Einfluss der
Zeugenorganisation, dem Betreffenden zusätzlicher Schaden zugefügt, ja
billigend in Kauf genommen.
Solche ZJ-Hardliner wie ein Konrad Franke, oder ein Willi Pohl, haben
diesbezüglich vor der Geschichte, ein gerütteltes Maß an Schuld auf sich
geladen!
Fallbeispiel Gerhard Peters
Namentlich die Einlassung, wenn der äußere Druck zu groß ist, an sogenannten
Wahlen teilnehmen zu können, steht dann wohl kontrastierend zum tatsächlichen
Verhalten in der Nazizeit. In Sonderheit die Nichtbeteiligung an den
Novemberwahlen 1933 wurde dann ja von jenem Regime als Affront bewertet und
auch entsprechend "beantwortet".
Die Eskalation im Naziregime ist nachweisbar, zum hohen Anteile auch dem
Nichtwählen zuortbar. Da wurde letztendlich "demonstriert". Jenes Regime war
indes nicht von der Art, sich solcherlei Demonstrationen auch Resonanzlos
gefallen zu lassen. Das indes konnte man schon früh genug wissen. Es sei denn
man war ein verblendeter religiöser Narr. Narren pflegen ja nicht selten "auf
die Fresse zu fallen". Das hatte sich dann auch bestätigt.
In der Ausgabe des "Goldenen Zeitalters" vom 15. 1. 1936 gab es erneut eine
Verlautbarung in der Gewerkschaftsfrage. Sie war wiederum so ausformuliert,
dass jeder das herauslesen konnte, was er denn wollte; wenn nicht gar die
ablehnenden Aspekte dominierten.
Und bezüglich letzterer muss man dann doch wohl nach den
"Ausführungsbestimmungen" fragen. Jedenfalls wurde in der genannten GZ-Ausgabe
zu der Frage
"Ist es nötig, daß wir als Arbeiter aus unserer Arbeiterorganisation austreten, um nicht von der Welt befleckt zu sein?"
ausgeführt:
"Jeder Arbeiter ist seines Lohnes wert. Es ist
bekannt, daß die Großen und Gewalttatigen dieser Welt den Lohn der
Arbeiter vorenthalten. ...Um nicht allzusehr unter diesem Unrecht zu
leiden, haben sich oft die Unterdrückten zusammengetan, um gemeinsam für
ihr gutes Recht einzustehen. Wenn sie dabei nicht selbst wieder Unrecht
oder Gewalt geübt haben, so ist darin an sich noch nicht Verwerfliches zu
sehen. Jeder darf für sein gutes Recht einstehen, aber niemand soll seinen
Vorteil durch Unrecht und Gewaltat erzwingen!
Wenn Arbeiterorganisationen durch verwerfliche Mittel ihre Ziele zu
erreichen suchen (Man denke etwa an Rußland!) und dabei vor
Gewalttätigkeit nicht zurückschrecken, so beweisen sie damit, daß auch sie
nur ihren eigenen Vorteil suchen, ohne Rücksicht auf Gerechtigkeit. Daran
nehme kein Gutgesinnter teil! Wenn aber die Organisation nur ihr gutes
Recht mit billig anzuerkennenden Mitteln des öffentlichen Rechts zu
verteidigen sucht, ohne andern böswillig zu schaden durch Gewalttätigkeit,
so steht es jedem frei, mitzumachen oder fernzubleiben, was das Gewissen
vor Gott betriftt.
Nicht jeder Zusammenschluß von bedrückten Menschen, um sich zu wehren vor
Ausbeutung ist "weltlich" im hohen Sinn. Linderung vermag eine solche
Zusammenarbeit vielleicht zu erwirken. Doch sei man sich klar, daß das
Streben nicht darauf hinzielen sollte, die Welt von Grund auf zu
reorganisieren.
"Habet nun Geduld, Brüder, bis zur Gegenwart des Herrn", ermahnt Jakobus.
Niemand außer dem Herrn kann dauernde Abhilfe schaffen. Und dazu wird
große Macht oder Gewalt (welche dann aber unbedingt im Dienst der
göttlichen Gerechtigkeit steht) notwendig sein. Wenn
Menschenorganisationen sich diese Gewalt anmaßen, so ist dies verwerflich
und jeder Gutgesinnte halte sich davon fern.
Dagegen kann billigerweise nicht verlangt werden, daß die Arbeiter auch
auf die möglichen gerechten Mittel verzichten, sich zu wehren vor grobem
Unrecht""
Und was die angefragten "Ausführungsbestimmungen anbelangt.
Die WTG-Funktionäre, wie zum Beispiel der Herr Rudtke (geübt im
"Kreidefressen" und das "Zenterweise" wenn es gilt der säkularen Presse
gegenüber "wohllautende Statements" abzugeben), gaben ja einmal in einem
solchen Interview zu Protokoll:
"Rudtke:
"Wir machen hierzu darauf aufmerksam, daß es eine rein persönliche
Entscheidung ist, ob der einzelne Zeuge Jehovas Mitglied in einer
Gewerkschaft, einem Verband oder einem Verein sein möchte, ohne daß es
hier Reglementierungen durch die Religionsgemeinschaft gibt."
Außerhalb der Rudtke'schen "Sonntagsreden" (an anderer Stelle) liest sich das etwas anders. So zum Beispiel in einem von Horst Knaut geführten Interview mit seinem Gesprächspartner "Reinhold Aigner" (veränderter Name), den er wie folgt zitiert:
"Auch mit dieser (beruflichen) Umschulung
wurden in Reinhold Aigner neue Konflikte aufgewühlt, die ihn in einen
Zwiespalt mit den Lehren von Brooklyn brachten. Auch darüber sprach er
jetzt mit dem Kreisdiener:
'Jahraus, jahrein habe ich auch gepredigt, daß die Mitgliedschaft in einer
Gewerkschaft ein Dienst an der Hure sei. Was war das für ein Unsinn!'
sagte er.
'Nein, Bruder Reinhold, das war kein Unsinn', konterte der Kreisdiener,
'du weißt genau, daß die Gewerkschaften den freiheitlichen Rechtsstaat
bejahen. Das steht sogar in ihren Programmen. Als ein Mitglied der
Gewerkschaft mußt du also zwangsläufig diesen Staat für gut erklären. Und
das ist für uns, die wir die Wahrheit kennen, doch ein unmögliches
Verlangen. Wir haben politisch neutral zu sein, denn alle Systeme auf der
Welt sind mit der großen Hure verflochten ...'
Für die tatsächliche WTG-Praxis vorstehend beschriebene Sachverhalte
betreffend, gibt es nur ein Wort der Charakterisierung:
Doppelzüngig!
Am 14. Juni des Jahres 325 vollzog Konstantin,
der letzte römische Kaiser, die Eröffnung des Konzils zu Nicäa, und am 25.
August desselben Jahres wurde die Synode geschlossen. Die Veranlassung zur
Einberufung dieses Konzils bildeten innerkirchliche Lehrstreitigkeiten.
Konstantin verlangte zu wissen, weshalb die apostolischen Bischöfe, alle
von demselben Geist Gottes inspiriert - so verschiedene Lehren vertraten.
Er erbot sich, für alle Bischöfe, die er zum Konzil von Nicäa einberief,
alle Kosten für ihre Reise und ihren Unterhalt daselbst zu tragen; aber
die meisten der Bischöfe, die wohl befürchteten, daß der Kaiser unter der
Kontrolle des Bischofs von Rom stehen möchte, (der sich bis dahin noch
nicht als Papst ausgab), lehnten es ab, sich am Konzil zu beteiligen.
Nur der dritte Teil, oder bei 384 Bischöfe fanden sich zum Konzil ein.
Aber selbst diese waren außerstande, zu einer Einigung zu gelangen. Viele
hielten wohl an den Lehren der Bibel fest, aber der Mystifikations (auf
Täuschung berechnete oder auf Täuschung beruhende) Gedanke der
Dreieinigkeit hatte sich schon bei einigen der Bischöfe eingenistet.
Daraufhin entschied Kaiser Konstantin die Sache, und das sogenannte
Nicäische Glaubensdogma, hinter dem die ganze Machtgewalt des Kaisers
stand, wurde in aller Form als "das christliche Glaubensbekenntnis"
aufgestellt und irgend eine Lehre, die diesem Dogma widersprach, für
Ketzerei erklärt.
Entgegen den Lehren des Arius, eines eifrigen Kämpfers für biblische
Wahrheiten, wurde nämlich behauptet, daß die Bibel 3 Götter lehre, die
alle drei doch 'nur eine Person bilden würden' 3X1=1 ! ...
Es möge aber nicht vergessen werden, daß nur etwa ein Drittel der Bischöfe
auf dem Konzil zugegen waren, und daß sie nicht eher dazu gezwungen werden
konnten, ein "Mysterium" an die Stelle des Wortes Gottes zu setzen, als
bis der Kaiser seinen Einfluß in die Wagschale warf. In solcher Weise
wurde das "Mysterium" der Dreieinigkeit von einem heidnischen Kaiser, der
überhaupt gar nicht getauft war - nicht einmal mit Wasser besprengt - in
die Heiligkeitsglorie eingehüllt und in den Heiligenschrein erhoben.
Mit politischem Scharfblick erkannte Konstantin, daß der christlichen
Religion die Zukunft gehörte und stellte sein Handeln danach ein. Viele
der damaligen Christen jubelten dem Kaiser als dem Befreier von schwerer
Verfolgung zu; denn manche trugen noch die Wunde aus der letzten großen
Christenverfolgung unter Kaiser Diokletian an ihrem Körper!
Und nun erfolgte gesetzliche Anerkennung des bis dahin vom römischen
Staate geächteten und verfolgten Christentums!
Dann geht es im GZ weiter mit der Aussage:
Wir lassen hier ein bezügliches Wort aus einem
Artikel des Luzerner-Tagblatt'' folgen;
"Die vorher so feindlichen Mächte, römischer Staat und christliche Kirche,
sanken einander versöhnt in die Arme. Die Kirche, gegen welche soeben noch
der blutige Vernichtungskampf getobt hatte, sah sich plötzlich anerkannt,
bevorzugt, privilegiert und wie eine Braut an die Seile des Kaisertums
erhoben. Wie ein Himmelswunder erschien ihr diese Umwandlung, und voll
Dankbarkeit und Verehrung schmiegte sie sich an ihren kaiserlichen
Erretter an, bereit, ihrem Herrn zu dienen und allen seinen Wünschen
nachzukommen. ...
Aber gar schnell wurde nun aus der verfolgten, dem Herrn Jesus anverlobt
sein sollenden Kirche, eine verfolgende - denn kaum 70 Jahre nach dem
Edikt von Mailand (313), durch welches den Christen Duldung,
Gleichberechtigung mit den Heiden, Begünstigung, kurz, die eben erwähnte
gesetzliche Anerkennung gewährt wurde, floß das erste Ketzerblut, Die
kath. Kirche war allein berechtigte Staatskirche geworden: wer ihren
Dogmen und Satzungen sich nicht fügte, ging der bürgerlichen Rechte
verlustig. Wer die Annahme der Taufe verweigerte, riskierte sein Leben. So
kam es zu dem kaiserlichen Staatskirchenregiment, schließlich mit den
Päpsten und Kardinalen als Herrschergewalten an der Spitze. ..."
Und dann meint das GZ noch den sinnigen Vergleich bringen zu können:
1925! Wir erleben heute so ziemlich das
Gegenstück. In Stockholm tagt die Weltkirchenkonferenz für praktisches
Christentum. - Wie damals ein weltlicher Herrscher das Konzil eröffnete,
genau so heute, König Gustav von Schweden eröffnete die Konferenz im
königlichen Schlosse.
- Damals galt es, die streitig gewordenen Bischöfe zur, Ruhe und Einigkeit
zu ermahnen, heute sucht man nach Mitteln und Auswegen, der streitig
gewordenen Christenheit dauernde Ruhe und den Frieden zu geben. Dabei soll
aber die alte Welt bestehen bleiben."
Ich meinerseits würde allerdings einem anderen Vergleich eindeutig den
Vorrang geben. Selbiger läßt sich mit nur einem Begriff beschreiben:
"Körperschaft des öffentlichen Rechtes"!
"Wie immer an dieser Konferenz schickten die einzelnen Delegationen ihre besten Sprecher ins Feuer und so wurde denn auch mit hohen Worten die internationale Mission der Kirche gefeiert. Der Krieg wurde verurteilt und betont, daß der Weg der Kirche nur ein Weg des Friedens sein könne. Es ist fast nicht anders denkbar, als daß in der großen Versammlung von Theologen man viel selbstverständliches ein paarmal sagt, schon weil die Rededauer sehr beschränkt ist. Aber dies fort und fort zu hören, ist fast eine Qual. Gerade in diesen Fragen, die die großen Massen der Völker interessieren, wäre größere Konzentration sehr von Nöten. Leider kam in dieser Aussprache kaum ein besonderes Wort zum Ausdruck, das mehr war, als was schon hundert mal gesagt worden ist.
Dann meinte das GZ weiter:
Es ist den Völkern, die auf eine Botschaft von
Stockholm warten, nicht geholten, wenn jeder in seiner Sprache im Namen
des Gekreuzigten eine längstgehörte declaration du bonsens abgibt.
Geholfen ist ihnen nur, wenn man ihnen einen Weg weist, der dem Wege
Christi entspricht.
Alles andere, was so in allgemeinen Worten und sei es mit dem von den
Sozialisten übernommenen; Krieg dem Kriege ausgesprochen werden kann,
nimmt die allgemeine Meinung gerne an. Aber damit tut eine Kirche Christi
in der heutigen Situation zu wenig. Es gilt das zu sagen, was unter
Umständen auch Widerspruch und Haß hervorrufen könnte.
Es gilt darauf hinzuweisen, daß die jetzige Situation des beständigen
Rüstens, des bewaffneten Friedens, der fortwährenden Vervollkommnung der
Erfindungen zum Zwecke der Vernichtung jeden Lebens, sobald es auf der
ändern Seite der Grenzpfähle steht, Sünde ist. Statt dessen begnügt man
sich mit allgemeinen Erklärungen, daß man die Abrüstung begrüße, wie wenn
das nicht sogar im Versailler Vertrag stünde.
Und, was tat denn das GZ diesbezüglich? Wohl kaum etwas positiv anders zu
bewertendes!
Weiter im Zitat:
Daß auch zwischen den Auffassungen der
einzelnen Christen innerhalb gleicher Staaten noch die größten Gegensätze
bestehen, zeigte die Diskussion über die Frage der Stellung des Christen
zum Staate.
Da redeten die Angehörigen der durch den Weltkrieg neuentstandenen
Nationalstaaten ganz ungebrochen von dem Zusammengehen von Christentum und
absolutem Staatsgehorsam. Gedämpfter wurden die Töne schon, als Vertreter
von nationalen Minderheiten, z. B. ein deutscher Gencralsuperintendent in
Posen, zu Worte kam. ...
Aber alles drängt natürlich auf die Frage des Waffendienstes hin, keiner
der kirchlichen Redner ging näher darauf ein. Den erschien das
Waflentragen selbstverständliche Pflicht zu sein, obwohl die Konsequenz ja
so sein kann, daß binnen kurzem viele Konferenzteilnehmer als feindliche
Brüder gegeneinander marschieren."
"Die "Metallarbeiter Zeitung" vom 4. Juli 1925 verweist ihre Leser unter der Spitzmarke: "Wenn die Arbeiterschaft gesiegt" auf ein Bibelwort, nämlich Jes. 65: 21 - 23: "Sie werden Häuser bauen und bewohnen und derselbigen Früchte essen. Sie wollen nicht bauen, daß ein anderer bewohne, und nicht pflanzen, daß ein anderer esse. Denn die Tage meines Volkes werden sein wie die Tage eines Baumes, und das Werk ihrer Hände wird alt werden bei meinen Auserwählten..."
Dazu kommentiert das GZ:
"Auch wir sind der Überzeugung, daß, was die
gerechten Forderungen der arbeitenden Menschheit nach genügender
Entlohnung und die übrigen Bedürfnisse anständigen Menschenlebens angeht,
der Sieg nicht mehr ferne ist. Denn deutlich spricht die Bibel allerwärts
davon, daß Gott den "Armen" Gerechtigkeit verschaffen wolle ...
"Der Sieg der Arbeiter -?" --
Streiks und andere Dinge mögen bei der gegenwärtigen selbstischen
Einstellung der Welt in den Augen der Menschen, die sich übervorteilt
fühlen, unentbehrliche Dinge sein, und doch wissen wir, daß durch sie und
durch das Programm zur Abwehr sozialer Härten der Gegenwart, wie es die
meisten Gewerkschaften heute verfolgen, dieser Sieg nie erreicht wird.
Unsere Sympathie gilt stets den wirtschaftlich Schwachen, aber gerade
deshalb müssen wir es sagen: Das Programm ist ein Fehlschlag! Ein längerer
Streik bringt den schwer kämpfenden Arbeitern eine geringe Lohnerhöhung,
doch noch ist nicht einmal der durch die lange Streikzeit entstandene
empfindliche Verdienstausfall wieder gedeckt, da hat bereits die
automatisch mit jeder Lohnsteigerung einsetzende Preissteigerung der
Lebensbedürfnisse das schwer Erkämpfte wieder überholt. Die beiden
Schrauben, Lohn und Preis, sind durch Streiks und Aussperrung in ihrer
zersetzenden Wahnsinnsarbeit nicht aufzuhalten."
Nach dieser "Bestandsaufnahme" meint man weiter:
"Helfen kann nur der Kampf gegen die rücksichtslose Gesinnung derer, die die darbende Armut ihrer Volksgenossen nicht stört. Und da es sich hier um Kampf gegen "Geist" - bösen Geist - handelt, kann er nur mit Waffen des Geistes ausgefochten werden. Würde die Arbeiterschaft nur gemeinsam auf der absoluten Einhaltung der Bibel bestehen, und den Einfluß, der heute für politische Propaganda in falscher Richtung angewandt wird, gebrauchen für die Durchdringung der Menschheit mit dem Geiste der Bibel, (nicht dem Mißbrauch der Bibel, wie ihn der Weltkrieg und das Kirchentum unserer Tage darstellt ...."
Und ausklingen läßt man diese Betrachtung mit dem zu erwartendem Votum:
"In "Gottes Königreich" wird der Sieg der Arbeiterschaft kommen, doch nicht durch Streik, sondern durch Geist ...
Nun muss man ja wohl die Klientel, welche das "Goldene Zeitalter" im
besonderen ansprach, im Auge haben. In der Regel waren das solche, welche
bereits über eine gewisse religiöse Sozialisation verfügten. In deren Ohren
war es doch "Balsam für die Seele" hörten sie wieder mal "Gott würde alle
Probleme lösen."
Politischem Denken waren die doch schon von Haus aus entfremdet, und wurden es
zusätzlich noch durch das GZ. Es wäre wohl müßig, solcherart "Gestrickte"
"bekehren" zu wollen, obwohl die Versuchung naheliegend ist, ihnen die
lügnerische Basis ihres Selbstbetruges unter die Nase zu reiben. Selbstbetrug.
Genau darum handelt es sich. Sie wollten und wollen betrogen werden (nicht
absichtlich; aber unterm Strich läuft es darauf hinaus).
Man gestatte es mir mal die Konventionen der Höflichkeit einen Moment zu
verlassen. Die in Rede stehende Organisation besteht ja noch heute. Und sie
findet noch heute solche, welche "selbstbetrogen" werden möchten. Ich gestatte
mir das mal zu personifizieren mittels eines Ausschnittes aus einem
Fernsehvotum. Ich möchte da besonders auf den im nachfolgendem Link abrufbarem
Tonausschnitt hinweisen. Die da jenes Votum von sich gab, gehört in meiner
Sicht auch zu den "Leichtgestrickten"; entfremdet auch in politischen
Kategorien denken zu können. Ihre zum Ausdruck gebrachte Ernüchterung spricht
"Bände". Sowohl im Individualfall, als auch bezogen auf die fragliche
Organisation!
"Immer mehr breitet sich eine Bewegung auf Erden aus, die man als "Gesundbeter" bezeichnet, und von angeblichen Wundern wird berichtet, die von angeblichen Aposteln, die jetzt auf Erden lebten (Apostolische Gemeinden) verrichtet seien."
Weiter im Text:
"Jedoch hat die Erfahrung von Jahrtausenden bewiesen, wenn die Menschen versuchen, die Gesundheit des Körpers durch wunderbare und übernatürliche Mittel zu erlangen, der Erfolg mit wenigen Ausnahmefällen entschieden zweifelhaft war. Sogar die eifrigsten Wunderwirker der Christenheit wollen nicht zugeben, daß die indischen Fakire, die Derwische der Mohammedaner und die Medizinmänner der amerikanischen Indianer ihre unzweifelhaft wunderbaren Heilungen mittels "göttlicher" Kraft ausüben. Im Gegenteil erklären die Heiler, sowohl im Christentum, wie im Heidentum, daß alle Heilungen, außer denen ihres eigenen Systems nicht des Herrn Werk sind.."
Selbiges "erklärt" das GZ dann mit den Worten:
"Viele wissen nicht, daß es dem Widersacher gestattet ist Wunder zu verrichten."
Und zum Ausklang seiner Betrachtung äußert das GZ dann noch:
"Manche mögen Anstoß nehmen an unserer Stellungnahme diesen Heilungen gegenüber und sagen: "Wenn die Wunder sich als wohltuend erweisen, warum denn danach fragen, was dahinter steckt?"
Und dieses Votum kommentiert das GZ mit dem Ausruf:
"Das ist so ähnlich, als ob wir von
überzuckertem Gift sagen wollten: "Wenn es äußerlich süß ist, warum denn
nach dem Inwendigen fragen?"
Jede sorgfältige, vorurteilsfreie Prüfung angeblich "göttlicher Heiler"
und ihre Besuche hat überraschend wenig Gutes ergeben. Der Fälle, wo das
körperliche und geistige Befinden sich verschlechtert hat, sind nicht
wenige.
Während der Heiler gewöhnlich große Summen für sein "wunderbares Wirken"
forderte. ... Das Volk hört im allgemeinen nur die Berichte großer
"Zeichen und Wunder", während die Ärzte in den Krankenhäusern und
Irrenanstalten oft die einzigen sind, die außer dem engsten Kreis der
Eingeweihten die Kehrseite der Geschichte kennen lernen."
Diese Ausführungen stellen dann sozusagen eine Fortsetzung der
WTG-Ausführungen in Sachen "Christliche Wissenschaft" dar. Siehe dazu die
Refererierung der GZ-Ausgabe vom
15. 7. 1924
Dort: 25. Juli 2009 08:04
Alternativ auch:
http://forum.mysnip.de/read.php?27094,31100,31865#msg-31865
Oder auch
Und da fliegen die Fetzen
Schon bei diesen Anlässen drängte sich der Eindruck auf. Das wird von
WTG-Seite als ernstzunehmende Konkurrenz empfunden, und entsprechend
"gegengesteuert". Man muss wohl zu dem Resultat kommen. Der "Humus" auf
welchem die Bibelforscher-Ideologie und die der "Christlichen Wissenschaft"
gedeihen konnte und kann, ist ziemlich ähnlich. Es ist der "Humus" der
Leichtgläubigen; noch besser formuliert: Der vom Wunschdenken dominierten!
Als eine relativ umfängliche Stellungnahme des "Goldenen Zeitalters" (das zu
der Zeit bereits in "Trost" umbenannt war) in Sachen "Christliche
Wissenschaft", muss auch die "Trost"-Ausgabe vom 1. 6. 1943 angesehen werden.
Auf einer Druckseite sind da gleich fünf thematische Leserfragen
zusammengefasst. Da wurde zum Beispiel angefragt:
"Entsprechen die wichtigsten Lehren der "Christlichen Wissenschaft" (Gesundbeten) der Wahrheit? Sind sie mit der Bibel, der Naturwissenschaft oder dem gesunden Sinn in Übereinstimmung ?"
Und als Antwort darauf liest man dann:
" ... Da es demnach in Wirklichkeit keine körperlichen Menschenleiber gibt, können sie nach dieser krausen Lehre auch nicht wirklich krank sein. Somit, meinen ihre Anhänger, genüge richtiges Denken, um völlig gesund zu werden und es ewig zu bleiben. Wahrscheinlich hat nur der Wunsch, gesund zu sein, jemals einen denkenden Menschen veranlaßt, eine solche Lehre ernst zu nehmen. Was tut man nicht alles um der Gesundheit willen!..."
In Beantwortung der nächsten Frage wird dann das "Wortgeklingel" der "Christlichen Wissenschaft" mit den Worten "zerlegt":
" Solche angebliche Definitionen verdunkeln mehr als sie aufhellen. Gewiß schreibt Johannes: "Gott ist Liebe", aber das ist keine wissenschaftliche Definition. Liebe und Gott oder Wahrheit und Leben, Prinzip, Seele, Geist und Gemüt sind wirklich nicht synonym (gleichbedeutend)."
Weiter bekommt die Mary Baker Eddy-Religion dann noch von "Trost" ins "Stammbuch" geschrieben:
"Die "Christliche Wissenschaft" widerspricht dem Apostel und dem gesunden Sinn."
Weiter darf selbige sich dann auch noch von "Trost" die Sätze zueignen:
"Der Tod beweist die Wirklichkeit des Bösen sehr eindringlich. Nur eine ganz närrische Philosophie kann den Tod leugnen, ebenso die Wirklichkeit von Krankheit, Sünde oder Unrecht. Es verlohnt sich nicht, über Selbstverständliches zu streiten. ..."
Gleichwohl sind Fälle von "Weltanschaungsreisenden" bekannt, namentlich
jener die da auf "Dauersuche" sind (und doch nirgends so recht finden, was sie
suchen), die nebst den Zeugen Jehovas, auch schon mal bei der "Christlichen
Wissenschaft" Station gemacht haben.
Ein solcher Fall ist sicherlich auch der des "Weltanschauungsreisenden" der
sich da den Namen
"All" gab.
"Eine vom Verfasser aufgestellte Tabelle umfaßt 175 Fälle von Enderwartungen, die sich über alle Jahrhunderte erstrecken. Sie sind bei weitem nicht vollzählig. Unter ihnen befinden sich nur neun Prophezeiungen, welche die Endereignisse in eine Ferne von mehr als 100 Jahren rücken. Von den restlichen Prophezeiungen verzichten die meisten auf eine genaue Bezeichnung des Datums und begnügen sich mit der Aussage: Das Ende steht nahe bevor! Immerhin haben sich 36 Prophezeiungen auf Grund dieses oder jenes Berechnungssystems auf ein bestimmtes Jahr oder gar auf einen Tag festgelegt, an dem der große Weltumbruch eintreten soll. Unter den Urhebern solcher Berechnungen finden sich nicht nur sektiererische Winkelpropheten, sondern auch ernsthafte Theologen, so außer Joachim von Fiore und Bengel auch Männer wie Nikolaus von Kues (1401-64), Andreas Osiander (1498-1542), Johann Heinrich Alstedt (15888-1638).
Hutten konnte also auch nicht der Versuchung widerstehen: "Die Guten ins Töpfchen - die Schlechten ins Kröpfchen". Nun muss man wohl einem Theologen zugestehen, dass er von der Kultivierung des Wunschdenkens "lebt". Ohne Wunschdenken ist auch er ein "Fisch ohne Wasser". Oder um es mit Ludwig Feuerbach zu zitieren.
"Der Glaube an die Vorsehung ist der Glaube an
den eigenen Wert - daher die wohltätigen Folgen dieses Glaubens, aber auch
die falsche Demut, der religiöse Hochmut, der sich zwar nicht auf sich
verlässt, aber dafür dem lieben Gott die Sorge für sich überlässt -, der
Glaube des Menschen an sich selbst, Gott bekümmert sich um mich; er
beabsichtigt mein Glück, mein Heil; er will, dass ich selig werde; aber
dasselbe will ich auch; mein eigenes Interesse ist also das Interesse
Gottes, mein eigener Wille Gottes Wille, mein eigener Endzweck
Gottes Zweck - die Liebe Gottes zu mir nichts als meine vergötterte
Selbstliebe. Woran glaube ich also in der Vorsehung als an die göttliche
Realität und Bedeutung meines eignen Wesens?
Aber wo die Vorsehung geglaubt wird, da wird der Glaube an Gott von dem
Glauben an die Vorsehung abhängig gemacht. Wer leugnet, dass eine
Vorsehung ist, leugnet, dass Gott ist oder - was dasselbe - Gott G o t t
ist; denn ein Gott, der nicht die Vorsehung des Menschen, ist ein
lächerlicher Gott, ein Gott, dem die göttlichste, anbetungswürdigste
Wesenseigenschaft fehlt. Folglich ist der Glaube an Gott nichts anderes
als der Glaube an die menschliche Würde, der Glaube des Menschen an die
absolute Realität und Bedeutung seines Wesens."
Dem Jahre 1925 hatten die Bibelforscher bekanntermaßen zugefiebert. Der
Herbst jenes Jahres sollte "es sein". Nun waren namentlich im vom Krieg und
Inflation geschüttelten Deutschland, die allermeisten erst in den 1920er
Jahren zu den Bibelforschern hinzugekommen. Diejenigen unter ihnen, die schon
die Spekulationen für 1914, 1918 usw. persönlich miterlebt hatten, waren schon
zur Minderheit geworden. Teils waren sie inzwischen - wie Rutherford zu
formulieren beliebte - "hinausgeschüttelt" worden. Teils tat ihr biologisches
Alter den Rest. Um 1925 waren die "neu Hinzugekommenen" in der Tat
dominierend.
Siehe dazu eine entsprechende Aussage im Rutherford-Buch "Licht" Band 1
Ihr Erwartungs-Fieberwahn war allerdings, durchaus dem früherer Generationen
ebenbürtig.
Nun also - die "Goldene Zeitalter"-Ausgabe (Ausgabe Bern) vom 15. Oktober
1925, darf man jawohl dem anvisiertem Herbst zuordnen. Nun war es für selbiges
wieder mal an der Zeit, etwas zum Thema zu sagen.
Eine "unscheinbare" Veränderung in dieser Ausgabe des Schweizer "Goldenen
Zeitalters" ist auch zu registrieren. In dessen Impressum las man bis
(einschließlich) die Ausgabe vom 1. 10. 1925 die Angabe: Direktion und
Redaktion: E. Zaugg. Nun die Ausgabe vom 15. Oktober. Da wurde diese Angabe
erstmals gesplittet. Jetzt taucht für die Redaktion erstmals der Name F(ranz)
Zürcher auf, während Zaugg weiter für den Begriff "Direktion" genannt wurde.
Darf man den relevanten Inhalt dieser GZ-Ausgabe also Zürcher zuordnen? Ich
würde eher vermuten, das war die "alte Zaugg-Linie". Zaugg wurde zwar von der
WTG einige Zeit später auch noch geschasst. Zu dem Zeitpunkt indes, war es
wohl noch nicht soweit. Ohne Zweifel war der erste Redakteur der Schweizer
Ausgabe des GZ, Ernst Zaugg, eine schillernde Persönlichkeit ohne Frage.
Früher mal zum Kreis der inzwischen zur Bibelforscher-Opposition gehörenden
Zeitschrift "Die Aussicht" gehörend, verstand es offenbar "rechtzeitig die
Kurve" zu bekommen. Die "Aussicht" befand sich ja auf dem "absteigendem Ast".
Das bekam auch Zaugg mit. Mehr noch. Er trat damals den Canossagang zurück zur
WTG an. Einige andere taten es ihm wohl gleich, etwa auch Karl J. Lüthi.
Aber soviel waren es doch wohl nicht, welche von der "Aussicht" zur WTG
zurückkehrten. Unter denen war dann wohl Zaugg der bedeutendste. Als dann im
Herbst 1922 der Posten eines Chefredakteurs der Schweizer-deutschen Ausgabe
des neu auf den Markt gebrachten "Goldenen Zeitalters" zu vergeben war, fiel
offenbar die Wahl auf Zaugg. Selbigen würde ich in gewisser Beziehung mit
einem
Konrad Franke vergleichen. Beide hängten sich bezüglich der jeweils
aktuellen Endzeitdaten (Franke bezüglich 1975, Zaugg eben bezüglich 1925) mehr
als andere, "aus dem Fenster". Beiden ist es letztendlich nicht sonderlich gut
bekommen, dieweil sie offenbar (in WTG-Sicht) nicht ausreichend taktierten.
Noch ein weiterer neuer Name taucht im Impressum dieser Schweizer Ausgabe des
"Goldenen Zeitalters" erstmals auf. Bezeichnet als Redaktions-Mitarbeiter "Dr.
Phil. W(erner) Hodler".
Auch selbigen darf man wohl dem Bereich der "schillernden Persönlichkeiten"
zuordnen, denn ein dauerhaftes Verbleiben von Hodler in den WTG-Gefilden ist
nicht gegeben. Man begegnet selbigem später noch als Verfasser
WTG-unabhängiger Schriften etwa "Israel das Schicksal der Welt", oder auch
sein 1936 erschienenes "Elias wird zuvor kommen". Hodler vermochte offenbar
bis in die USA hinein auszustrahlen, wofür der Umstand spricht, dass die
dortige Gruppe "Tagesanbruch" 1932 unter seinem Verfassernamen eine Schrift
publizierte mit dem Titel: "A Voice from Switzerland".
Als dann im Jahre 1940 von der WTG unabhängige Kreise in der Schweiz ihr
Zeitschriftenprojekt "Die brennende Lampe" starteten, nachdem offenbar etwa
das Vorgängerorgan "Der Herold des Königreiches Gottes" nicht mehr erschien,
begegnet man in der "Brennenden Lampe" erneut dem Namen Hodler.
Beginnend mit der Ausgabe vom 1. 9. 1926, enthielt das Schweizer GZ im
Impressum nur noch den Namen des Presserechtlich Verantwortlichen. Aber keine
Namen mehr von einzelnen Redaktions-Mitarbeitern. Und damit verschwand auch
der Name Hodler, sang- und klanglos in der Versenkung, so wie er einst
gekommen war.
Zu Hodler kann man auch vergleichen "Geschichte der Zeugen Jehovas. Mit
Schwerpunkt der deutschen Geschichte" S. 128f, und S. 169f.
Parsimony.2373
Im Herbst 1925 schwebte auch Zaugg "auf Wolke sieben", was die
Endzeit-Euphorie anbelangt. In der Schweizer GZ-Ausgabe vom 15. 10. 1925, kann
man solch einem Zaugg'schen Erguß bewundern.
Besonders die Tagespolitisch aktuelle Locarno-Konferenz hatte es ihm da
angetan. Folgerichtig titelt der einleitende Aufsatz in dieser GZ-Ausgabe "Die
Konferenz von Locarno. Von einem erhabenen Standpunkt aus betrachtet". Und
dieser "erhabene Standpunkt" kommt dann schon gleich im Untertitel zum
Ausdruck: "Wenn sie sagen Friede und Sicherheit - dann ...!"
Mit schon erheblich zu nennenden Verzögerung, druckt, geringfügig modifiziert,
diesen Locarno-Artikel dann auch das Magdeburger Goldene Zeitalter" in seiner
Ausgabe vom 1. 2. 1926 ab. Die Überschrift lautet jetzt nur noch "Der 'Geist'
von Locarno". Die vorgeblich "erhabene Betrachtungsstandpunkt" ist in der
Überschrift jetzt entfallen. Aber der Hauptinhalt ist unverändert.
Nun spielt besagte Locarno-Konferenz in der Tat eine weltpolitische Rolle.
Jene Kreise etwa in Deutschland, die maßgeblichen Anteil an der
Mit-Inszenierung des ersten Weltkrieges hatten. Und welche die Parole
ausgaben: Es könne für Deutschland nur einen "Siegfrieden" geben. Alles andere
sei "unwürdig". Und soweit solche auch in kirchlichen Kreisen anzutreffen
waren (sie waren es. Stichwort
Küppers und Co), manifestierte sich bei denen zunehmend die
Dolchstoßlegende. Die tatsächliche Entwicklung hatte ja ihrem "Siegfrieden"
ins Wolkenkuckucksheim befördert. Ergo - so ihre Lesart - könne nur ein
"Dolchstoß" in den Rücken des "im Felde unbesiegten deutschen Heeres" dafür
verantwortlich sein.
Eine besondere "Schmerzgrenze" war für jene Kreise nun offenbar mit der
Locorno-Konferenz erreicht. Bestand doch eines ihrer substanziellen Ergebnisse
auch in einer Annäherung zwischen Deutschland und der Sowjetunion. Letztere
war doch für weite Kreise nach wie vor "das Schmuddelkind". Die USA
beispielsweise lehnten es noch bis in die dreißiger Jahre strikt ab,
diplomatische Beziehungen zur Sowjetunion aufzunehmen. Indem nun die beiden
relativen Kriegsverlierer, Deutschland und Sowjetunion, sich vorsichtig
annäherten, schlugen eben nebst den USA, auch bei den dem "verpassten"
"Siegfrieden" nachtrauernden, die Alarmglocken an. Und das Reizwort für
selbiges, war ganz offensichtlich die Locarno-Konferenz.
Nun wähnte, wie ausgeführt, das GZ, selbiges nicht aus den "Niederungen" der
Tagespolitik, sondern eben von einer "höheren Warte" aus zu beurteilen. Diese
"höhere Warte", manifestiert sich dann in dem fraglichen Artikel auch in
solchen Sätzen wie:
"Und wieso gerade 1925 ?
Weil, wie sie versichern, der große vorbildliche Jubeljahrzyklus von 3500
Jahren, der in der Heiligen Schrift so deutlich bezeichnet wird, in diesem
Jahre 1925 zu Ende läuft und folglich hier das große gegenbildliche
Jubeljahr, die Wiederherstellung aller Dinge ... den Anfang nehmen muß.
Und nun? 1925 geht der Neige entgegen, und schon lassen sich Spötter
vernehmen, die da sagen, das ist alles nichts (2, Petrus 3 ; 3-4), es
bleibt ja doch alles im Alten, und das merkwürdige goldene Zeitalter kommt
noch lange nicht" -
Aber - die Spötter werden beschämt werden, alle, die diese Sprache führen!
Sollte Gott die Reiche dieser Welt, die er bis aufs Mark erschütterte (Haggai
2: 6, 7) wieder befestigen? Nimmermehr!"
Dieses vollmundige "Nimmermehr" verdeutlicht zugleich, was die Substanz
allen religiösen Denkens ist - Wunschdenken!
Weiter reflektiert das GZ:
"Gibt es greifbare Beweise dafür, wird das
zweifelnde Herz fragen? Woran kann ich es erkennen, welche Anzeichen sind
vorhanden?
Jawohl, lieber Leser, es gibt greifbare Beweise dafür"
Und die wären dann, man ahnt es schon, die sattsam bekannten
"Anzeichenbeweise" und in denen passte offenbar auch die Locarno-Konferenz mit
hinein.
Weiter in den GZ-Ausführungen:
"Das "Suchen nach einem wahren Völkerfrieden,
nach Frieden und Sicherheit, nach einem Universalheilmittel nach einem
Erretter, die weltweite Ratlosigkeit der Staatsmänner und Regierungen,
ferner die Unruhe bei den unteren Volksschichten (Lukas 21 : 25), sind
weitere gewaltige handgreifliche und unleugbare Beweise von der
unmittelbaren Aufrichtung seines Reiches. Die Wiederherstellung Palästinas
ist ein weiterer gewaltiger und überwältigender Beweis, denn der große
Meister erklärte feierlich, daß die Zertretung Palästinas aufhören werde,
wenn die Zeiten der Nationen abgelaufen seien (Lukas 21:24), daß also
parallel mit dem Abbruch der Reiche dieser Welt die neue, bessere, auf
Gerechtigkeit gegründete Weltordnung sich anbalmen werde. Zuerst ganz
unscheinbar, dann deutlicher
Die Bibel bezeugt ferner, daß dieser Anfang im gelobten Lande zu erwarten
sei, daß nicht selbstsüchtige Geldjuden oder Wucherer daran teilhaben
werden, sondern jene treuen Helden der Vergangenheit, die uns als
Glaubenshelden in Hebräer 11 gepriesen werden. Und. nun, werter Leser,
wende doch bitte dein Auge hin nach diesem gelobten Lande. Siehst du da
nichts? Siehst du nicht, wie diese Stätte neu erblüht und sichtlich
zubereitet wird für die ihrer wartende, erhabene Aufgabe! Siehst du nicht,
wie gerade in diesem Jahre 1925 sichtbar die Gunst Gottes sich wieder
diesem Lande zuwendet? Siehst du es nicht? weist du es nicht? So laß dir
doch genaue Berichte geben über den mit Riesenschritten fortschreitenden
Wiederaufbau Palästinas."
Es wurde schon ausgeführt. Gegen Wunschdenken anzukämpfen, ist offenbar
eine hoffnungslose "Sisyphusarbeit". Heute will dieselbe Organisation von
ihrer damaligen Zionismus-Begünstigung nichts mehr wissen. Landete selbiger
bei ihnen zwar auf den Müllhaufen, so jedoch nicht die hinter ihm stehende
Geisteshaltung des Wunschdenkens. Die Austauschung der jeweiligen
Anzeichenbeweise, erweist sich als ziemlich beliebig!
Und weiter jubelt das GZ:
"Ach, dieser Kleinglaube, wie wird er bald,
bald beschämt dastehen!
"Wenn sie sagen ; Friede und Sicherheit ! ..." -
Locarno in diesem Lichte betrachtet muß jeden vernunftbegabten Menschen
zum Nachdenken bringen. Zum ersten Mal seit dem Weltkriege, zum ersten Mal
überhaupt in diesem Rahmen in der Menschheitsgeschichte, versammeln sich
die mächtigsten Nationen der alten Welt, Wozu? Zu dem ausgesprochenen
Zweck, - Frieden, - einen Völker- und Welt-Frieden herzustellen und
"Sicherheit"! zu schaffen den bedrängten, von drohenden Giftgaskriegen
neuerdings bedrohten europäischen Völkern durch einen ewigen Pakt -
Sicherheit - zu verschaffen.
"Wenn sie sagen: Friede und Sicherheit! dann kommt, ein plötzliches
Verderben über sie, gleichwie die Geburtswehen über die Schwangere, und
sie - werden nicht entrinnen."
Ob der Frieden- und Sicherheits-Gesang, der den Blätterwald der Weltpresse
in diesen Tagen durchrauscht, schon die Erfüllung dieses so
bedeutungsvollen Hinweises darstellt, oder ob der "Sicherheits-Pakt" -
wirklich zustande kommen und alle Welt dann aufatmen und sagen wird -; Nun
haben wir den längstersehnten Weltfrieden, nun ist die Menschheit in
Sicherheit; denn keine Nation der Erde wird den Wahnsinn begehen, diesen
Sicherheitspakt der Nationen zu brechen, - das werden wir bald sehen.
Einige Auszüge zusammengefasst aus
jenem Artikel, der dann für die zeitgenössischen Bibelforscher die "Erfüllung"
ihres 1925-Wahnes war.
Gemessen an der 1925-Euphorie, welche die Schweizer Ausgabe des GZ vom 15. 10.
1925 verbreitete, erweist sich selbige in der parallelen Magdeburger Ausgabe,
als "mager" ausfallend. Zwar bringt man in dieser Ausgabe nun auch - mit
monatelanger Verspätung - jenes Bild, den 1925-Erwartungshorizont
thematisierend, welches schon die erste Januar-Ausgabe 1925 des Magdeburger GZ
"schmückte". Aber das war es dann wohl mehr oder weniger. Nicht, dass man nun
sich in "Sack und Asche" hüllen würde. Davon ist auch das Magdeburger GZ weit
entfernt. Aber gewisse Nuancen fallen beim näheren Hinsehen schon auf.
Thematisierte das Berner GZ, schon im Leitartikel, via der
Locorna-Ausführungen das 1925-Thema, so bietet der Leitartikel der Magdeburger
Ausgabe ein Sammelsurium unterschiedlichster, der Presse entnommener
Kurznotizen. Kaum aber eine eindeutige 1925-Thematisierung. Die kann man
bestenfallls, weit abgeschlagen, im hinteren Teil des Heftes als beiläufige
Notiz vorfinden. Auch hierbei ist die Akzentverschiebung beachtlich. Das
Magdeburger GZ, legt offenbar großen Wert auf den Akzent "Selbsterfüllung".
Das liest sich dann so:
"1918 - 1925. "Millionen jetzt lebender
Menschen werden niemals sterben". Wie der Ruf eines Narren schien vielen
diese Kunde, weil sie nicht verstanden, daß der Mensch nicht zum Sterben,
sondern zu ewigem Leben auf Erden erschaffen war. ... Wachet auf, ihr
Nationen! Das Goldene Zeitalter ist angebrochen! Der König des neuen
Weltreiches heißt Jesus. Die ganze Erde wird sein Königreich. In allen
Teilen der Erde laufen Druckerpressen Tag und Nacht; unermüdlich legen
eifrige Hände Buch für Buch beiseite. Unaufhörlich rollt Wagen um Wagen
auf eisernen Wegen durch die Lande mit Schriften und Traktaten beladen,
alle dieselbe Botschaft enthaltend ... Auf der ganzen Erde ziehen Männer
und Frauen umher, Scharen von 5 - 50 Personen, manchmal noch mehr und auch
weniger; sie ziehen singend durch Städte und Dörfer, mit braunen und
schwarzen Ledertaschen gerüstet verteilen sie sich in Dörfer und Orte,
gehen von Haus zu Haus, von Tür zu Tür. Was wollen sie denn? Sie melden
den neuen König an und sein Königreich der Gerechtigkeit. Sie verkünden
den Anbruch des Goldenen Zeitalters, der langersehnten Zeit der
Wiederherstellung aller Dinge ...
Doch siehe, statt ihnen zuzujubeln, und das hehre Werk dieser
Friedensboten mit allen Mitteln zu fördern, führt man einen erbitterten
Kampf gegen sie."
Einen "Nachschlag" zur Locarno-These gab es dann noch in der Magdeburger Ausgabe des "Goldenen Zeitalters" vom 15. 2. 1926. Dort entblödete man sich, in der Form eines Leserbriefes die nachfolgenden Ausführungen abzudrucken. Der Briefschreiber bejubelt darin das WTG 1925-Datum, um es wie folgt zu ergänzen:
"Der Versöhnungstag des Jahres 1925, welcher bei Berechnung alttestamentlicher Prophezeiung als Meßpunkt zu beachten ist, begann bekanntlich mit dem 28. September abends 6 Uhr. Lag nun irgendein geschichtliches Ereignis der Nationen in der Nacht vom 28. zum 29. September vor? Ich selbst bin sehr erstaunt, daß dem so ist, denn am 28. September stand die geplante Sicherheitspakt-Konferenz wegen der Kriegsschuldfrage in Gefahr. Aus diesem Grunde tagte in der Nacht vom 28. zum 29. September, bis nachts gegen 2 Uhr in Berlin ein großer Ministerrat, wie ja alle Zeitungen berichteten. Bei Gelegenheit dieser Ministerzusammenkunft wurde die Konferenz des Sicherheitspaktes endgültig für den 5. Oktober festgesetzt und Locarno wurde als Konferenzort bestimmt."
Dann zitiert der Leserbriefschreiber einen anderen Pressebericht mit der Aussage:
"Auf dem Parteitag der westfälischen Zentrumspartei ergriff Reichskanzler a. D. Marx das Wort zu einem Referat über die politische Lage. Er beschäftigte sich zunächst mit dem Vertrage von Locarno, der "einen Wendepunkt in der ganzen Weltgeschichte" darstellen könnte."
Und als Höhepunkt lässt jener Leserbriefschreiber dann verkünden:
"Als ich diese Notiz las, dachte ich: "Manche Zeitungsredakteure wissen garnicht, wie oft sie, wenn auch unbewußt, die besten Ausleger biblischer Propheizeiung sind."
Am Rande vermerkt, und damit schließt sich der Kreis, dass keineswegs "nur"
Bibelforscher Wunschdenkens-Vorstellungen huldigen.
Karl Zehrer, ein methodistischer Pfarrer, kommt in seiner Dissertation auch
auf einen aus seiner Freikirchen-Gilde namens Paul Neef zu sprechen. Letzterer
zwar nicht Methodist, aber eben Baptist. Beide Kirchen verstehen sich ja unter
dem Begriff "Freikirchen". Seine Dissertation gab es auch in einer
Buchausgabe. Letztere hat aber den gravierenden Mangel, den Fall Neef nicht
mehr mit zu erwähnen. Die Kürzungen der Buchausgabe kommen in meiner Sicht
einer gravierenden inhaltlichen Verstümmelung gleich. Immerhin, im Bestand
einiger Universitätsbibliotheken befindet sich auch (Maschinenschriftlich) das
Original der Dissertation von Zehrer.
Besagter Paul Neef lies es sich übrigens auch angelegen sein, auf dem Thema
Locarno mit "herumzureiten" wie nachstehender Ausriss verdeutlichen kann
Dazu kann man auch vergleichen
"Geschichte der Zeugen Jehovas. Mit Schwerpunkt der deutschen Geschichte" S.
260f
"Seit kurzer Zeit erscheint auch das "Goldene Zeitalter" in Esperanto, wenn auch in kleinerem Umfange als einige Ausgaben in nationalen Sprachen."
Und eine zu dieser Angabe hinzugefügte Fußnote notiert:
"Adresse: P. F, 15988, Baden, Schweiz. Bezugspreis jährlich Mk. 5,-, Postscheckkonto Karlsruhe 70236"
Verspätet in der Schweizer Ausgabe des "Goldenen Zeitalters" vom 15. 4.
1926, taucht dort dergleiche Artikel auf. Auch die genannte Bezugsanschrift
ist identisch. Lediglich, dass ein Schweizer Postscheckkonto in Aarau genannt
wird, anstelle des in Karlsruhe.
Indes im regulären Impressum des GZ, tauchte diese Angabe meines Wissens nie
auf. Auch wäre noch die Preisfrage zu beachten. Nehmen wir dieselbe Ausgabe
des Magdeburger GZ zum Vergleich. Dessen Impressum notiert, die verschiedenen
Bezugsmöglichkeiten und Preise. Die teuerste Variante dabei (für den
gebundenen Jahrgang 1924) wird mit Mark 3,- angeben.
Die zitierte Esperanto-Ausgabe erweist sich also auch als teurer. Auffällig
ist weiter, dass dessen kryptische Adressenangabe, offenbar auch nicht mit
einem der bekannten WTG-Büros identisch ist.
Es spricht wohl einiges dafür, dass es sich hierbei um eine nicht sonderlich
langlebige Sache handelte. Gleichwohl ist zu registrieren, dass die WTG sich
schon früher positiv über Esperanto geäußert hatte.
Dazu kann man vergleichen
Esperanto
Zu beachten ist allerdings auch, dass auch zu späteren Zeitpunkten
WTG-Jubelgesänge in Sachen Esperanto zu registrieren sind. Einen solchen kann
man der "Trost"-Ausgabe vom 1. 11. 1943 entnehmen, in der unter anderem zu
lesen war:
"So ist beispielsweise die ganze Heilige Schrift in Esperanto übersetzt, eine vortreffliche Wiedergabe, die gelegentlich sogar die Elberfelderbibel an Klarheit oder Genauigkeit übertrifft. Der Übersetzer war ja ein sehr gründlicher Kenner des Hebräischen. Auch die (WTG) Broschüren "Millionen jetzt Lebender werden niemals sterben" und "Wo sind die Toten?" sind in Esperanto erschienen."
Ein offenbar der Presse entnommenes Foto in dieser Ausgabe des Magdeburger
GZ, erwies sich als "Wasser auf dessen Mühlen". Da kann es wohl keine Frage
geben. Auch wenn die Bildreproduktion aus technischen Gründen alles andere als
"optimal" ist, so kann man doch sicherlich den dabei im Talar amtierenden
Pfarrer im Hintergrund erkennen.
Ein weiterer Pressebericht, welchen dieselbe GZ-Ausgabe auch übernahm, sei
auch hier noch nachfolgend dokumentiert.
Legende von 1925.
(Aus "Nach der Arbeit") C. Kirsten
Fast zweitausend Jahre waren seit seinem Tode vergangen, da geschah es,
daß er wieder zu den Menschen kam, um zu sehen, was sie aus seiner Lehre
gemacht hatten. Aber da waren viele, die ihn gar nicht kannten, so sehr
war ihnen sein Bild durch das Dogma verzerrt und entstellt worden, und
wieder andere, die ihm scheu auswichen, wenn er sie aus seinen großen,
dunklen Augen ernst und fragend ansah; nur einige wenige kamen zögernd zu
ihm und gestanden ihm: "Es ist schwer, in dieser Welt nach deiner Lehre zu
handeln." Die Kinder aber liefen ihm zutraulich nach, denn er war gut und
freundlich zu ihnen, und die, welche auf der Schattenseite des Lebens
saßen, blickten aus ihren vergrämten Augen hilfesuchend zu ihm auf und
begannen zu hoffen. Die meisten aber traten ihm ablehnend und feindselig
gegenüber - und da er ihnen immer unbequem wurde, ließen sie ihn
schließlich gefangen nehmen.
Und alle, die etwas wieder ihn vorzubringen hatten, traten zusammen, um
Gericht über ihn zu halten.
"Er hat gesagt, ein Kamel käme leichter durch ein Nadelöhr als ein Reicher
in das Himmelreich, und wir Reichen sollten unseren Überfluß verkaufen und
den Armen geben!" schrie ein dicker Herr mit krebsrotem Gesicht und schlug
wütend mit der Faust auf den Tisch. "Habe ich etwa darum jahrelang
geschoben und unruhige Nächte gehabt und mit meinen Arbeitern die
erbittersten Lohnkämpfe ausgefochten, bloß um jetzt meinen mühsam
erworbenen Gewinn mit ihnen zu teilen?! Der Mensch ist ein Schädling, ein
Volksverführer - weg mit ihm!" -
Ein verknöcherter Pedant erhob sich steifbeinig, hüstelte und blinzelte
über seine Brillengläser hinweg: "Der Mensch vergiftet mir mit seinen
Lehren von Liebe und Friedfertigkeit die heranwachsende Jugend. Unsere
altbewährten, reaktionären Erziehungsmethoden werden damit gänzlich über
den Haufen geworfen und in den Augen der unreifen, urteilslosen Knaben
herabgesetzt. Dagegen muß auf das energischste Protest eingelegt werden,
sonst werden all die hoffnungsvollen zarten Ansätze zerstört oder in der
Entwicklung gehemmt, die sich dank unserer rastlosen Bemühungen hier und
da schon bemerkbar machen. Ich beantrage, daß man mit allen Mitteln gegen
diesen Menschen vorgeht!"-
"Er ist ein Jude!" krähte eine scharfe Kommandostimme, "allein schon Grund
genug, ihn auf irgendeine Weise zu beseitigen. Außerdem unkorrigierbarer
Pazifist; beantrage schärfste Maßnahmen!"
"Man hat ihn häufig in mehr als zweifelhafter Gesellschaft gesehen",
gähnte gelangweilt ein Lebejüngling und jonglierte mit seinem Monokel.
"Was soll man von einem Menschen halten, der sich mit gemeinem Volk an
einen Tisch setzt und die Dirnen in Schutz nimmt! Ich bin dafür, daß man
derartige Elemente einfach aus der menschlichen Gesellschaft ausmerzt!" -
"So sehr es meinem Empfinden widerstrebt, zu gewaltsamen Mitteln zu
greifen", schloß der Herr Hofprediger die Reihe der Anklagemomente, "aber
unangebrachte Milde ist falsche Sentimentalität und Schwäche. Auch ich
kann den Herren Vorrednern nur beipflichten. Dieser Mensch ist nicht nur
äußerst unbequem, sondern auch höchst gefährlich. Wir müssen uns unbedingt
seiner zu entledigen suchen!
Bedenken Sie, meine Herren, dieser Mann verkündet allerorten Nächsten- und
Bruderliebe, Frieden, Versöhnung, Duldung - also, wenn Sie es recht
betrachten, das gerade Gegenteil von dem, was ich jeden Sonntag meiner
lieben Gemeinde von der Kanzel herab in die Gemüter hämmere. Sollen wir
uns das länger bieten lassen? Schließlich gehen den Leuten die Augen
einmal auf, und was dann?!
Einer meiner Amtsbrüder fand neulich den schönen Bekennermut, den Kampf
bis aufs Messer zu predigen, dreimal heiligen, frisch-fröhlichen Krieg.
Wiederherstellung der alten Herrlichkeit, forsches Säbelrasseln - ja,
meine Herren, ist denn das nicht auch wirklich das einzige, was uns heute
wieder auf die Beine bringen kann! Auge um Auge, Zahn um Zahn! Was heißt
da Völkerversöhnung, Bruderliebe, Duldung! Kann man mir zumuten, Anhänger
anderer Konfessionen zu lieben oder zu dulden? Nein, und dreimal nein,
liebe Brüder! Wir müssen uns kräftig unserer Haut wehren mit allen
Mitteln, sonst sind wir verloren! Auspeitschen, jawohl, auspeitschen muß
man diese Nichtswürdigen, die es wagen, uns daran zu hindern!" -
Und der Herr Hofprediger faltete die Hände auf dem Rednerpult und sah
befriedigt über die Köpfe seiner begeisterten Zuhörer hinweg: "Liebe
Brüder, auch ich gebe, betreu meiner Gesinnung, meine Stimme ab - dieser
Mensch muß für immer verschwinden!"
Und wieder wie vor zweitausend Jahren wurde jener verurteilt und ans Kreuz
geschlagen.
Es ist doch wohl eher so, dass jene, welche da auf der Suche nach
(vermeintlicher) Spiritualität sind, besondere Gefahr laufen, im Gewässer der
Anthroposophie zu versanden. In gewisser Hinsicht kommt der Aspekt
"Spiritualität" auch in der Fragestellung im GZ und ihrer Beantwortung zum
Ausdruck.
Dort wurde in der genannten Ausgabe angefragt
"Was halten Sie vom Spiritualismus, der nach
meiner Information mit Spiritismus nichts gemein hat? Der Unterschied
zwischen Spiritismus und Spiritualismus besteht hauptsächlich darin, daß
dasselbe Mittel zu verschiedenen Zwecken gebraucht wird. Der Mediumismus,
überhaupt die okkulten Kräfte, dienen auf der einen Seite vorwiegend
materiellen Zwecken. ...
Der Spiritualismus sucht die spiritualen (geistigen) Kräfte deutlicher auf
das Jenseits hinzuweisen, und durch Verbindung mit hohen geistigen Wesen
seelisch-geistigen Vorteil zu erlangen. ...
Das Verbot liegt meines Erachtens also nicht auf den Fähigkeiten selbst,
sondern auf dem falschen Gebrauch derselben. Der Spiritualismus ist
vorwiegend Verkehr mit guten Geistwesen (wie es ja logischeiweise, wenn es
schlechte Geistwesen gibt, auch gute geben muß). Der Verkehr mit niederen
Wesen, wenn sich solche einstellen (ein zitieren von Geistern findet
überhaupt nicht statt), beschränkt sich darauf, dieselben anhand der Lehre
Christi seelisch höher zu führen.
Können sich diese guten Geister nicht auch durch Menschen offenbaren,
durch solche Menschen, die auf Grund ihres Gott wohlgefälligen
Lebenswandels zu solcher Stufe gelangt sind, daß sie ... Geistesgaben
würdig sind, zukünftige Dinge zu sehen, hell zu hören und auch, das
Stoffliche durchdringend, Geistwesen zu sehen?
Ein guter Bekannter von mir, welcher ebenfalls mit Ihren Lehren seit
längerer Zeit vertraut ist, hatte Gelegenheit, an mehreren Zusammenkünften
von Spiritualisten teilzunehmen, wo durch Medien u. a. auch
Bibelerklärungen gegeben wurden, welche zu seinem Erstaunen mit denen der
Ernsten Bibelforscher absolut übereinstimmen.
Auch die Andacht vor und während solcher Zusammenkünfte ließe auf alles
andere als auf böse Einflüsse schließen. Wie denn auch überzeugte Anhänger
schon in ihrem Lebenswandel so eingestellt sind, daß nach menschlichem
Ermessen von schlechten Einflüssen keine Rede sein kann. ...
Dies alles hat mir und einem Freund seit geraumer Zeit viel zu denken
gegeben. Wollen Sie mir anhand von Schriftbeweisen eine ausführliche und
überzeugend Antwort zukommen lassen, welche unsere Zweifel hebt und uns
gegen diesseitige Anfechtungen zu wappnen vermag."
Soweit die sicherlich nicht "kurz" abgefasste Fragestellung, die zugleich einige geschickte Steilvorlagen für das GZ mit enthielt, etwa die, die Bibelerklärungen würden,
"zu seinem Erstaunen mit denen der Ernsten Bibelforscher absolut übereinstimmen."
In der Antwort darauf schreibt dann das GZ:
"Der Spiritualismus, wie ihn der Fragesteller
darstellt, ist eine Abart oder nur eine moderne Bezeichnung der sog.
Theosophie (d. i. "Wissenschaft von Gott" oder vom Göttlichen), die heute,
besonders in der von Dr. Rudolf Steiner begründeten Form der
Anthroposophie, viele zum Teil aufrichtige und edle Geister gefangen
nimmt.
Wir beschränken uns hier darauf, unsere grundsätzliche Einstellung zu
derartigen Lehren darzulegen.
Und dazu meint das GZ dann:
1. Alle theosophischen Lehren (wovon auch der
Spiritismus eine Abzweigung ist) wollen Wege oder Methoden sein, die uns
zur Erkenntnis höherer, geistiger Welten und Wirklichkeiten, geistiger
Wesen, selbst Gottes bringen sollen. Diese Erkenntnis soll weiter zu einer
Steigerung der menschlichen Natur, zur Gottähnlichkeit, zur Vergeistigung,
ja schließlich zur Vergottung des Menschen führen.
Es ist mithin ein Weg zur Selbsterlösung des Menschen durch das Mittel
eines systematischen geistig-sittlichen Trainings. Damit stoßen wir aber
schon auf den entecheidenden Punkt: Diese Lehren leugnen samt und sonders
den Wert des Lösegeldes Jesu Christi. Daß im übrigen bemerkenswerte
sittliche Gesichtspunkte eingenommen werden, daß Befreiung von niederen
Leidenschaften, Furcht, Selbstsucht zu den Erfordernissen dieses
Erkenntnisweges gehören, ja daß sogar der christlichen Ethik und der Bibel
eine Ehrenstelle eingeräumt werden unter den Hilfsmitteln der
geistig-seelischen Entwicklung, kann neben diesem Fundamentalirrtum nicht
mehr sehr ins Gewicht fallen und nicht darüber hinwegtäuschen, daß diese
Lehren vom Widersacher inspiriert sind. ...
2. Theosophen und Spiritualisten erklären, daß heute auch in religiösen
Dingen die Zeit des Glaubens vorüber und die einer mehr wissensmäßigen
Erkenntnis (mit Hilfe "höherer Erkenntnismethoden", die die Fähigkeit des
Hellsehens und -hörens entwickeln sollen) angebrochen wäre. Dieses ist
nicht der Standpunkt der Heiligen Schrift, welche vielmehr erklärt, "daß
es ohne Glauben unmöglich sei, Gott wohlzugefallen" ... und "daß, wer Gott
naht, glauben muß, daß er ist". Demgegenüber wird die Erkenntnis gering
eingeschätzt. ...
Der gefallene Mensch ist unfähig, den Weg des Heils selbst zu erkennen.
Darum eben hat Gott ihm sein Wort gegeben, damit er nicht durch
menschliche Erkenntnismethoden weise werden müsse, sondern durch Glauben
zur Erkenntnis gelangen könnte; damit auch Gelehrte und Gebildete und
Kluge nichts vor den Ungelehrten und Einfältigen voraus hätten. ...
Nirgends weist der, welcher gesagt hat;
"Ich bin der Weg, die Wahrheit und das Leben; niemand kommt zum Vater denn
durch mich" darauf hin, daß ein Christ der Fähigkeit des Hellsehens und
-hörens bedürfte.
3. Es ist ein Irrtum, anzunehmen, daß die "Gnadengaben des Geistes", von
denen l. Korinther 12 ; 8-10 die Rede ist, den ersten Christen als Lohn
für ein besonderes Verdienst verliehen worden seien. Sie wurden ihnen zum
Zeugnis ihrer Sohnschaft und zu einem Zeugnis für die unbekehrte Welt
verliehen (l. Korinther 14:22), weil in jener Zeit zur Ausbreitung der
Lehre noch etwas handgreiflichere Beweise für die Macht des Geistes der
Wahrheit nötig sein mochten.
Es liegt kein Grund vor, anzunehmen, daß die ersten Nachfolger des Herrn
eine "höhere Entwicklungsstufe" erreicht gehabt hätten als spätere. Diese
hatten, wenn ihnen gewisse Gaben des Geistes nicht mehr verliehen wurden,
jenen gegenüber den großen Vorzug, den vollständigen Kanon des göttlichen
Wortes zu besitzen.
Der Apostel legt gar kein sehr großes Gewicht auf diese mehr äußerlichen
Gaben des Zungenredens, Wunderwirkens, Heilens. (Mit prophezeien, l.
Korinther 14:5, ist übrigens das "öffentliche Auslegen der Schrift", nicht
"weissagen" gemeint.) Er verkündet vielmehr voraus, daß sie alle
verschwinden würden, und allein die Liebe bleibe (l. Korinther 13 ; 8).
Wichtiger ist die Pflege der Charakterfrüchte des Geistes (Galater 5; 22
und l. Korinther 13 : l).
4. Das Wort Gottes weiß nichts davon, daß Menschen willkürlich in Verkehr
mit lauten Geistwesen treten können, oder daß solche selbständig mit
Menschen in Verbindung treten. Die Engel sind Gottes treue und ergebene
Diener, die nicht das Geringste aus sich selbst, noch weniger auf Befehl
oder auf Wunsch des Menschen tun. Und den Menschen ihrerseits ist geboten:
"Ihr sollt nicht ändern Göttern nachgehen ... denn ein eifernder Gott ist
Jehova" ...
Die Heilige Schrift kennt oder gebietet keine Engelverehrung. Der Christ
hat mit keinem Geistwesen Verbindung zu suchen und zu wünschen außer mit
Gott, dem Herrn, und unserem göttlichen Mittler Jesus Christus ...
Würde sich doch auch ein irdischer Fürst bedanken, wenn seine Untertanen,
indem sie eine Vergünstigung von ihrem Herrn erlangen wollen, seine Diener
statt ihn selbst darum ansprechen wollten.
Wenn daher irgendwelche Geistwesen selbständig mit dem Menschen in
Beziehung treten - und in der Tat kann der Mensch nichts außerordentliches
leisten, die Grenzen seiner Natur und Erkenntnis nicht überschreiten ohne
entweder die Hilfe Gottes oder der Dämonen - dann sind diese Geister immer
abgefallene dämonische Wesen, mögen sie sich noch so sehr als Engel des
Lichtes gebärden. Selbst wenn sie die Wahrheit redeten, verdienten sie
kein Vertrauen, sondern müßten abgelehnt werden, wie Paulus es in Philippi
mit der wahrsagenden Magd machte (Apostelgeschichte 16 : 16-18) und unser
Herr mit dem Besessenen (Markus l ;24).
Noch weniger kann es Sache des Menschen (der außerstande ist, sich selbst
zu erlösen) sein, "niedere Geistwesen", die mit ihm Verbindung suchen,
"anhand der Lehre Christi seelisch höher zu führen". Es ist, wie die
vielen Volksmärchen vom übertölpelten Teufel beweisen, ein alter Trick
Satans, sich unbedeutender und dümmer darzustellen, als er ist.
Tatsächlich ist Satan ein dem Menschen weit überlegenes, kein "niederes"
Wesen ... und wer sich mit ihm oder seinen Abgesandten einläßt, sehe zu,
daß er nicht der Betrogene sei.
5. Leider bietet selbst große Intelligenz und ein "guter" Charakter keine
Gewähr dafür, daß ein gefallener Mensch nicht vom Widersacher geblendet,
dem Irrtum anheimfallen könnte. Daher sollte man die Anhängerschaft selbst
rechtschaffener, liebenswürdiger und intelligenter Leute niemals für den
Beweis der Wahrheit einer Lehre halten. Wir haben übrigens auch keinen
Grund uns von irgendwem sagen zu lassen, was die Wahrheit sei. Gottes Wort
ist die Wahrheit ... Und "jeder, der weiter geht und nicht bleibt in der
Lehre des Christus, hat Gott nicht"
Schon am Umfang dieser Antwort kann man ablesen, dass die zeitgenössische WTG insbesondere die "Anthroposophie" nebst der sogenannten "Christlichen Wissenschaft", als die für ihr eigenes System relevantesten Bedrohungen ansah.
"Zu seiner eigenen bestimmten Zeit offenbart Jehova seinem Volke sowohl sich selbst als auch sein Vorhaben. Seine Prophezeiung kann daher nicht verstanden werden, bis Gottes bestimmte Zeit zu ihrem Verständnis gekommen ist. Dies wurde dem Propheten Daniel deutlich gesagt. Er schreibt: "Und ich hörte es (die Prophezeiung durch den Engel) aber ich verstand es nicht, und ich sprach: "Mein Herr, was wird der Ausgang von diesem sein? Und er sprach: Gehe hin Daniel, denn die Worte sollen verschlossen und versiegelt sein bis zur Zeit des Endes." Und das Daniel verschließe die Worte und versiegle das Buch bis zur Zeit des Endes. Viele werden es durchforschen (viele werden hin und her rennen (engl. B.) und Erkenntnis wird sich mehren. (Dan. 12:8,9 4)
Nun kommt der bemerkenswerte Satz:
Eine gute Weile haben Erforscher der Prophezeiung gedacht, in der Erfüllung bezögen sich die letzterwähnten Worte auf das Hin- und Herrennen der Menschen auf der Erde mittels schneller Verkehrsmittel, wie Lokomotiven Schiffe Autos Flugzeuge und ähnliche Mittel, ferner auf die große Zunahme der Erkenntnis bezüglich der Dinge auf dem Gebiete der wissenschaftlichen Erforschung, wie Radio usw., was zeitlich mit der Entwicklung des Schnellverkehrs auf der Erde zusammenfällt."
Hier schon "vergisst" der "Wachtturm" zu spezifizieren, wer denn diese
vermeintlichen "Erforscher der Prophezeiung" waren, nämlich niemand anders als
die Spitze der eigenen Organisation!
Weiter geht es im WT-Text:
"Man beachte aber, dass mit der
wissenschaftlichen Entwicklung oder der Erfindung von Maschinen Gottes
Volk nicht in besonderer Weise verbunden gewesen ist. In der englischen
Übersetzung werden alle Worte "hin und her rennen" gebraucht. Offenbar
weisen sie jedoch nicht auf irgendwelche schnelle Reisen von einem Ort zum
andern hin, ja nicht einmal auf eiliges Forschen. Die Worte weisen
deutlich auf Fleiß hin, (nicht auf Eile). Im Suchen nach etwas was
befriedigt, und wer etwas anderes sucht als das Wort des Herrn, findet es
nicht. In der Elberfelder Übersetzung lautet die Stelle von Daniel 12:5
richtiger Weise
"Viele werden es durchforschen und die Erkenntnis wird sich mehren."
So lautet dieser Text sozusagen in allen anderen deutschen Bibel ebenso in
der skandinavischen Übersetzung."
Um 1925 war diese Ernüchterung noch nicht akut. Da schwebte man noch auf
"Wolke sieben" der eigenen Technik-Euphorie. Ein Beispiel dafür auch jener im
"Goldenen Zeitalter" (Schweizer Ausgabe vom 1. 12. 1925; Ausgabe Magdeburg 1.
1. 1926) veröffentlichte Artikel unter der Überschrift:
"Stimmenverbindung im Weltall". Aus ihm nachstehend einige charakteristische
Auszüge:
"Der Gedanke der Stimmenverbindung im Weltall
ist überraschend. Aber überraschende Dinge sind heute an der Tagesordnung.
Die letzten Jahre brachten so viele Überraschungen, und die Menschen haben
so oft staunend vor neuen Dingen gestanden, daß sie heute schon fast daran
gewöhnt sind und etwas Außergewöhnliches geschehen muß, ehe sie in Staunen
versetzt werden.
Das ,,Unwiderstehliche" der physischen Tatsachen von heute hat so viele
der "feststehenden" Theorien und Glaubensbekenntnisse von gestern
zertrümmert, daß die Welt buchstäblich mit den Trümmern der Zeit übersät
ist. Diese Trümmer können nicht wieder zusammengesetzt und wieder
hergestellt werden. Das einzige, was getan werden kann, ist, den Schutt
wegzuräumen, um Raum für etwas anderes zu schaffen. Was dieses "andere"
sein wird, wird man bald sehen. Aber, was es auch sein mag, es wird einen
weit größeren Maßstab haben und auf viel breiterer Grundlage der
Erkenntnis ruhen, als alles, was man bisher gekannt und wovon man geträumt
hat. Seine Erbauer werden viel Weisheit brauchen, um sich die ungeheure
Menge des Wissenmaterials, das bisher gesammelt wurde, zu Nutze zu ziehen.
Der Mensch ist ein wunderbares Geschöpf. Doch ist er nicht der Schöpfer
irgend eines ursprünglichen Stoffes. Aber bei dem Arbeiten mit den bereits
vorhandenen Stoffen hat er innerhalb der letzten fünfzig Jahre so viele
Erfindungen gemacht, daß er beinahe die Welt auf den Kopf gestellt hat, so
weit Lebensweise und Arbeitsmethoden in Betracht kommen. Während dieser
Zeit sind auf wissenschaftlichem und technischem Gebiet mehr Erfindungen
und Entdeckungen gemacht worden, als während der ganzen vorherigen Zeit
seit das Menschengeschlecht besteht.
Als nächstes wähnt das GZ rekapitulieren zu sollen:
Jeder Fünfzigjährige kann sich der Zeit
erinnern, wo es noch keine Schreibmaschinen, Additionsmaschinen,
Grammophons oder elektrische Waschmaschinen gab, wo man noch keine Autos,
elektrische Bahnen, Unterseeboote und Flugzeuge kannte, keine Zentrifugen,
keine Registrierkassen, keine Kinomatographen, keine Röntgenstrahlen,
keine Vakuumreiniger, kein Telephon, kein Bogenlicht, nicht zu reden von
tausend anderen Dingen, die wir jetzt täglich im Gebrauch haben.
Wir lächeln, wenn wir ein Kind, das beim Spiel mit seinen Bauklötzen eine
neue Zusammenstellung gefunden hat, rufen hören; "Komm und sieh, was ich
gemacht habe!"
Der Mensch ist nur etwas größer als so ein spielendes Kind und spielt mit
etwas größeren Dingen, die ihm ein Anderer gegeben hat.
Und ein "Spielzeug" das es ihm besonders angetan hat, wähnt das GZ auch noch entdeckt zu haben:
Wir haben jetzt wieder ein neues Spielzeug, das Radio. Welch eine Welt von Freude hat es Millionen Menschenkindern gebracht! Tausende, die wohl in der Stadt wohnen, die aber infolge von Krankheit, Alter oder Pflichten an das Haus gefesselt oder nach des Tages Last und Mühe erschöpft sind, können ihre Freude und ihre Erholung darin finden, daß sie das Radio hören. Und Tausende, die auf dem Lande wohnen und die Stadt nur selten besuchen können, können jetzt die besten Opern, Konzerte, Vorträge und Predigten, die in den entferntesten Städten gehalten werden, in ihrem eigenen Heim hören.
Mag man diese Euphorie aus zeitgenössischer Sicht, auch noch nachvollziehen
können, so ist die nachfolgende Interpretation, doch wohl etwas weit
hergeholt, wenn das GZ postuliert:
Dieser neue Diener des Menschen ist der
aufmerksamste, flinkste und gehorsamste, den die Menschheit je gekannt
hat. Niemand weiß, wie lange er schon dagewesen ist und gewartet hat, daß
ihn jemand zur Arbeit anstellte. Der Mensch hat ihn nicht geschaffen oder
gemacht, sondern einfach "gefunden" und ihm verschiedene Kleider
angefertigt, in denen er die verschiedenen Arbeiten verrichtet. Und seine
Leistungsfähigkeit scheint unbegrenzt zu sein. Es macht keinen
Unterschied, ob wir deutsch, französisch, englisch, russisch oder
chinesisch sprechen, das Radio spricht alle Sprachen und steht uns zu
Diensten, in welcher Sprache wir wünschen. Es bringt uns nicht nur die
neuesten Nachrichten, Börsenberichte, Musik und Fröhlichkeit, sondern es
berührt mit seinem Gesang auch die religiösen Gefühle in der Tiefe unseres
Herzens und dient uns bei der Abendandacht mit dem Wort und stärkt und
tröstet unsere Herzen. Und alles das können wir haben, ohne uns ankleiden
oder bei schlechtem Wetter ausgehen zu müssen.
Als wir noch Kinder waren, lasen wir "Aladin und die Wunderlampe" und
machten große Augen vor Erstaunen. Aber neben dem Radio sieht diese
wunderbare Lampe wie ein Kinderluftballon neben einem Zeppelin aus. Alles,
was die Phantasie je erträumte, wird von den wirklichen Tatsachen auf dem
Gebiete des Radio übertroffen. Und bei alledem hat der Mensch nichts Neues
geschaffen, auch hat er keine neuen Naturgesetze entdeckt.
Er hat einfach einen Weg gefunden, auf dem er sich etwas zu Nutze machen
kann, das eine höhere Macht schon längst vorgesehen hat. Diese Welt ist
ein angenehmer Ort, darin zu wohnen. Wenn alle Bösewichte an der
Ausführung ihrer Absichten verhindert wären, wenn sich jedermann guter
Gesundheit erfreuen könnte und es keinen Kummer, keine Sorge, keine
Trauer, keine Unglücks- und Sterbefälle mehr geben würde, so würde es auf
diesem Planeten fast so schön wie im Himmel sein. Er ist auch tatsächlich
ein Teil des Himmels, einer der Himmelskörper, die unter der Herrschaft
und Leitung des Einen, Höchsten stehen.
Mit einer Geschwindigkeit von 1600 km in der Minute, 108 000 km in der
Stunde läuft diese Erde ruhig ohne viel Stoßen und Rütteln dahin. Sie
läuft nicht auf Schienen, aber sie hält ihre genaue Bahn ein und kehrt auf
die Minute pünktlich von ihrem Jahreslauf zu demselben Punkte zurück, von
dem sie vor Jahresfrist ausging. Und dabei legt sie die weite Strecke von
931000000 km zurück.
Kein Schnellzug hat je pünktlicher seinen Kurs eingehalten, Sie muß
offenbar einen ausgezeichneten Abfertiger und Führer haben.
Doch die Erde ist nur einer von einer großen Planetenfamilie, von denen
alle in rasender Eile dahinsausen, majestätisch ruhig, stets pünktlich,
ohne sich um einander zu kümmern oder einander zu stören, obwohl wir
gelegentlich einen anziehenden Einfluß eines anderen Planeten fühlen, als
ob dieser wünschte, näher mit uns bekannt zu werden.
Welche Überraschung würde es sein, wenn wir eines Abends mit dem Mars
verbunden wären! Wenn wir die Ankündigung hören würden: ,,Station
Hoffnung, Kanalzone, Planet Mars"! - Unsinn, wird man sagen, "das ist
unmöglich!" Dasselbe sagten die Leute früher von vielen Dingen, die uns
jetzt im täglichen Gebrauch dienen. Jemand möchte fragen: "Wie können wir
wissen, ob der Mars bewohnt ist?" Wir wissen es nicht, aber es gab auch
eine Zeit, in der unsere Erde noch nicht bewohnt war. Das war kein Beweis
dafür, daß sie niemals bewohnt sein würde. Wenn uns jemand vor fünfzig
Jahren gesagt hätte, ein Arzt in London wird den Herzschlag eines
Patienten in Moskau, 2400 km weit entfernt, hören, ja sogar ohne Draht,
würden wir zweifellos gedacht haben, bei dem Betreffenden sei im
Oberstübchen etwas nicht ganz richtig. Und doch ist dies geschehen.
Was ist Unmöglichkeit? Das Wort ist bedeutungslos geworden. Wir können
außer Stande sein, heute etwas zu tun; aber das ist kein Beweis dafür, daß
wir morgen nicht im Stande sein werden, es zu tun. Wer kann wissen, ob wir
morgen nicht imstande sein werden, mit dem Planeten unseres Sonnensystems
eine Verbindung herzustellen? Ein großer Meister mit unbeschränkter Macht
erschuf sie und erhält sie in ihrer Bahn, genau wie unsere Erde.
Andernfalls würden wir sofort in Stücke zerfliegen. Diese Planeten
erschufen sich nicht selbst, noch gaben sie sich selbst ihren Lauf,
ebenso, wie unsere Taschenuhr sich nicht selbst machte und in Gang
brachte. Jeder gesunde Verstand muß zugeben, daß die Offenbarung solcher
Weisheit und Macht, wie sie sich in der Ordnung und Leitung unseres
Sonnensystems dartut, ein Beweis dafür ist, daß ein intelligenter Schöpfer
in den Himmeln ist. Die Bibel sagt, daß er Himmel und Erde gemacht hat,
und es gibt gewißlich keinen Grund, an dieser Aussage zu zweifeln.
Wenn Gott den Menschen erschuf und ihn, mit Intelligenz und Fähigkeiten
ausgerüstet, auf die Erde setzte, könnte er nicht, wenn er es wollte, mit
Mars, Jupiter, Saturn und allen anderen Planeten also tun? Gibt es einen
Grund, daß er nicht ein universelles Gesetz errichten und die Bewohner der
Erde mit den anderen Planeten in Verbindung bringen könnte? Die Bibel
erklärt, daß Engel von irgendwoher auf die Erde kamen und wichtige
Botschaften und Unterweisungen beachten. Was könnte sie daran hindern,
auch andere Planeten zu besuchen? Könnten sie nicht ebensogut zwischen den
verschiedenen Planeten verkehren und ihre Bewohner miteinander in
Verbindung bringen?
Auch als Prophet meint das GZ sich betätigen zu können, wenn es weiter verkündet:
Es liegt nichts Unvernünftiges in dem
Gedanken, daß alle Planeten einmal mit intelligenten Wesen bevölkert sein
werden, die in Verbindung miteinander stehen. Zweifellos wird der
Menschheit noch manche "Überraschung" vorbehalten sein. Wenn Gott
intelligente Wesen erschaffen und auf diese Erde setzte und ihnen so
wunderbare, herzerfreuende Dinge, wie das Radio geben konnte, ist kein
Grund vorhanden, daß er dasselbe nicht auch anderswo tun und seinen
Geschöpfen ein himmlisches Radio geben könnte, daß sie miteinander
verkehren könnten.
Die Astronomen sagen uns, daß unser Sonnensystem nur wie ein kleines Kind
in der großen Familie des Universums ist. Professor Curtis behauptet, mit
Hilfe des mächtigen Teleskopes des Licht-Observatoriums in Californien 900
000 Spiral-Nebelflecke gezählt zu haben. Das Licht läuft mit einer
Geschwindigkeit von 9 ½ Billionen Kilometer im Jahr. Jedoch sind einige
Sterne des Universums so weit von uns entfernt, daß ihr Licht Tausende von
Jahren braucht, um unsere Erde zu erreichen. Für die Menschen auf dieser
Erde arbeitet das Licht schnell genug. Für alle ihre Bedürfnisse ist es
augenblicklich zur Hand, Aber für eine interplanetarische Verbindung würde
es viel zu langsam sein. Wenn etwas nicht in Ordnung wäre und sich eine
sofortige Verbindung mit dem Hauptquartier nötig machte, und das
ausgesandte Wort nur 300 000 km in der Sekunde durchlaufen würde, würde es
Jahrhunderte lang dauern, bis eine Botschaft erhalten und ebensolange, bis
Antwort zurückgesandt werden könnte. Und die Elektrizität würde für den
himmlischen Verkehr wie ein Ochsenfuhrwerk sein, Gott muß etwas haben, was
ihm viel schneller dient als das Licht und die Elektrizität, um mit den
äußersten Teilen seiner unendlichen Herrschaft in Verbindung stehen zu
können, und dieses Etwas wird vielleicht eines Tages auch seinen
Geschöpfen zugängig gemacht werden.
Würde es nicht interessant sein, wenn wir von unserem kleinen Sonnensystem
aus, das durch den Weltenraum dahinsaust, einmal eines der größeren
Systeme anrufen und seine Bewohner kennen lernen könnten? Freilich rufen
die Menschen heute noch wie aus einem Munde: ,,Unmöglich, unmöglich!" Aber
wie können wir wissen, daß es unmöglich ist? Wenn Gott diese Millionen
Sonnensysteme erschaffen und während all der vergangenen Millionen Jahre
in wundervoller Harmonie erhalten hat, was könnte ihn daran hindern, sie
weiter zu erhalten und sie schließlich zu bevölkern und in Verbindung
miteinander treten zu lassen?
Wo so viele Unmöglichkeiten um uns her aufgehört haben, unmöglich zu sein,
warum sollte da nicht noch mehr Unmögliches möglich werden?
"Aber, wir werden es nicht erleben" - werden hier manche sagen. Wie können
Sie das wissen? Die Durchschnittsdauer des menschlichen Lebens nimmt von
Jahr zu Jahr zu. Täglich mehrt sich die Erkenntnis und viele Menschen
werden über hundert Jahre alt. In New York gibt es einen Klub der
Hundertjährigen, dem niemand beitreten darf, ehe er nicht 100 Jahre alt
ist. ...
Eine Stimmenverbindung des Weltalls in der Zukunft ist nicht unmöglich.
Nichts ist dem Schöpfer unmöglich für seine Geschöpfe zu tun. Und warum
sollten die Menschen nicht für immer am Leben bleiben können? Warum
sollten menschliche Wesen nicht so lange leben können, wie die Engel?
Warum sollten die Menschen nicht hier bleiben können, wo sie eingewöhnt
sind, wo ihre Freunde sind, anstatt in den Himmel zu kommen, wohin die
Wenigsten wirklich zu gehen wünschen?
Diese Erde ist wahrlich ein schöner Ort, und von Jahr zu Jahr wird sie
schöner, besonders seit das Radio die Menschen mehr und mehr unter
einander verbindet. Für die meisten Menschen ist die Erde sehr anziehend.
Wenn jemand krank ist, tut er, was ihm nur möglich ist, um auf dieser Erde
bleiben zu können. Er würde lieber von anderen Weltenkörpern eine
Botschaft hören, als sich selbst hinzuwünschen. Und warum sollte Gott
seinen Geschöpfen nicht zu seiner Zeit die Freude der Stimmenverbindung im
Weltall schenken?"
Da mag man als abschließenden Kommentar zu diesen GZ-Ausführungen wohl nur noch anmerken. Da lies wohl Jules Verne grüßen. Nur, benötigte letzterer keine biblischen Verbrämungen!
"Der Prophet Jeremia bezeichnet im Kapitel 52
; 12 seines Buches den zehnten Tag des fünften Monats als das genaue Datum
der Zerstörung Jerusalems unter Zedekia im Jahre 607 vor Chr. (oder, wie
man auch sagen kann, 606 Jahre vor Chr.)
An diesem Tage begannen die 7 "Zeiten der Nationen", d. h. die 2520 Jahre
der Lehensherrschaft der Nationen, Sie endigen auf den Tag genau 2520
Jahre später, am 1. August 1914."
Und dazu wird folgende Spekulation angestellt:
"Die biblischen Monate begannen bekanntlich
jeweils mit dem Neumond; der l. Monat des sog. heiligen Jahres mit dem l.
Neumond nach der Frühlings-Tag- und Nachtgleiche; der fünfte Monat mit dem
fünften Neumond etc.
Der 5. Neumond nach der Frühlings-Tag-und Nachtgleiche des Jahres 1914
fiel auf den 22. Juli, abends 9 Uhr 38 Minuten.
Nach biblischer Zählung beginnt ein neuer Tag nicht, wie wir heute zu
rechnen pflegen, um Mitternacht, sondern am Abend mit Einbruch der
Dämmerung. Demnach fiel der fünfte Neumond des Jahres 1914 oder der erste
Tag des fünften Monats nach biblischer Zahlung eigentlich auf den 23.
Juli.
An diesem Tage stellte Österreich-Ungarn sein verhängnisvolles Ultimatum
an Serbien. Der 10. Tag des 5. Monats fiel demnach im Jahre 1914 auf den
l. August, dem Tage des Ausbruches des Weltkrieges, wo der große und
unaufhaltsame Zermalmungs- und Vernichtungsprozeß der Nationenherrschaft
einsetzte ...
Im 2; Buch der Könige; Kapitel 25 ; 8, berichtet der Chronist, daß
Nebusaradan, der Oberste der Leibwache Nebukadnezars schon am 7. Tag des
5. Monats, von Ribla in Syrien herkommend, mit dem Auftrage Nebukadnezars
eintraf, Jerusalem, zu zerstören."
Es sehr "sehr einleuchtend", so weiter dieser Leserbriefschreiber,
"daß die Stadt nicht sofort nach dem
Eintreffen Nebukadnezars angezündet wurde. Zwischen der Zeitangabe in 2.
Könige 25 ; 8 und Jeremia 52 ; 12 besteht darum einleuchtenderweise kein
Widerspruch. Zwischen dem 7. und 10. Tage wurden anscheinend die
Kostbarkeiten: die Gefangenen u. a. m., aus der Stadt herausgeschafft,
bevor man sie in Flammen aufgehen ließ. Es ist nun sehr bemerkenswert; daß
im Jahre 1914, am Abend des 28. Juli, nach biblischer Zeitrechnung zu
Beginn des 29. Juli oder des 7. Tages des 5. Monats (dem Jahrestage des
Eintreffens Nebusaradans mit dem Zerstörungsbefehl in Jerusalem) die ganze
zivilisierte Welt durch den Telegraph und Extrablätter Kenntnis von der
Kriegserklärung Österreich-Ungarns an Serbien erhielt. - So sehen wir in
der Heiligen Schrift mit bewundernswerter Präzision das Ende der Zeiten
der Nationen in drei bedeutsamen Phasen auf den Tag genau markiert; l) das
Ultimatum Österreichs an Serbien,
2) die Kriegserklärung Österreich-Ungarns an Serbien und
3) den Ausbruch des Weltkrieges."
Da klopft man sich also wieder mal gegenseitig kräftigst auf die Schenkel, was für "wundersame" "Erkenntnis" man doch aus einem verschimmelten Kaffegrund nach dreimaligem Aufkochen, noch heraus zu destillieren weis!
"Es ist unzweifelhaft richtig, daß die Menschheit aus den Händen des Kapitalismus befreit werden muß, denn unter gar keinen Umständen sind die Finanz- und Wirtschaftsverhältnisse der Gegenwart zufriedenstellend, sondern müssen den Widerspruch jedes gerecht denkenden Wesens hervorrufen. Der ideale Zustand des Königreiches Gottes auf Erden ist unzweifelhaft der, daß eines jeden Menschen körperliche und wirtschaftliche Wohlfahrt vollauf gesichert ist, während unter den gegenwärtigen Verhältnissen gesagt werden muß, daß nur die wirtschaftliche Wohlfahrt einiger weniger - weit über das Maß ihrer Bedürfnisse hinaus - gedeckt ist, währenddes die große Masse mit leeren Händen und magerem Leide sich einem Ungeheuer gegenüber gestellt findet, das in wahnsinniger Gier die Schätze der Erde auf große Haufen rafft und sie sorgfältig bewachen läßt; nie in der Lage, sie zu verbrauchen und dennoch unbarmherzig nicht bereit, vom Überfluß auch nur ein Geringes denjenigen mitzuteilen, die nicht einmal das Notwendigste zum Leben haben. Die Frage ist nun die, sind die ohne Zweifel ungesunden Verhältnisse zu beseitigen auf Wegen, wie sie der Sozialismus unserer Tage anbahnt? Wir verstehen völlig zu unterscheiden zwischen allgemeinen Sozialismus und dem hier zur Besprechung gelegten religiösen Sozialismus; wenngleich uns das Programm des letzteren nicht in allen Einzelheiten bekannt ist, so zeigt doch ein Ausdruck in der vorliegenden Frage, daß ohne Zweifel diese Bewegung mit ihrem hauptsächlichen Ziele, Bekämpfung des Ungeheuers Kapitalismus, das eigentliche Übel nicht kennt und infolgedessen auch nicht in der Lage ist, ihm erfolgreich zu Leibe zu gehen. Das Übel heißt nicht Kapitalismus; denn der Kapitalismus ist nur eine Begleiterscheinung des eigentlichen Übels und selbst wenn es gelingen würde, einen Zweig des riesengroßen Baumes "Selbstsucht", genannt Kapitalismus abzuschlagen, so würden tausend andere Zweige in einem Augenblick wachsend, die Erde und Menschheit mit neuen Übeln überschwemmen. Das Übel heißt Selbstsucht, und die Selbstsucht entspringt der Sünde."
Spätestens an dieser Stelle, würde (sofern das möglich) ein Karl Marx kommentieren. Wieder einmal ein Beispiel unterschiedlicher Welterklärungen von Seiten der Religionen und Philosophen. Die es dabei jedoch bewenden lässt, in irgendwelchen "Erklärungen" zu versanden. Nichts reales tut außer der Kultivierung des Wolkenkuckuchsheim.
Im Goldenen Zeitalter gelesen - Eine Zeitreise (1924)
Im Goldenen Zeitalter gelesen - Eine Zeitreise (1926)