Im "Goldenen Zeitalter" gelesen - Eine Zeitreise (1925) -

Einige Stichworte in diesem Jahrgang (in Auswahl):

Kaup, Hal, 1925, Altarsakrament, Antisemitsmus, Bettauer, Hugo, Technik, Stahlhelmpastoren, Phrenologie, Wünschelrute, Philosemitsmus, Zehender, Jakob, Rauchen, Kreuz, Christian (Bomsdorff-Bergen), Freimaurer, Bibelforscherprozeß (St. Gallen 1925), Keller-Zoller, Fehrmann, "Evangelische Deutschland",  (Zeitschrift), Duft, Dr., Binkele, Conrad C., Klimawandel, Impfung, Fäkalientheorie, "Sternverlag" (Leipzig), Oschatz, Gesell, Silvio, Freiwirtschaft,  Vegetarismus, Hömöopathie, Augustinus, Gewerkschaft, Weltkirchenkonfrenz Stockholm 1925, "Christliche Wissenschaft", Zaugg, Ernst, Locarno-Konferenz (1925), Neef, Paul, Theosophie, Technik-Euphorie (Beendigung), "religiöse Sozialisten"


Im "Goldenen Zeitalter" gelesen - Eine Zeitreise
geschrieben von: Drahbeck
Datum: 11. Januar 2010 01:39

Schon im deutschen "Wachtturm" vom August 1911, begegnet man einem mit "Hal Kaup" namentlich gezeichneten Artikel, welcher auch die These ventilierte.

Zitat:
"Das Jahr 1925 n. Chr. ist dasjenige Jahr, mit welchem die volle Anzahl der Jubeljahre Israels erfüllt werden würde" (S. 120f.).

Direkten Widerspruch, oder auch Zustimmung zu dieser These, gab es damals nicht.
Die wurde einfach unkommentiert, im Raum stehen gelassen, wähnte die WTG ja, mehr das Jahr 1914 favorisieren zu sollen.
Aber schon damals war dieses Hintertürchen mit eingebaut.

Jener Herr Kaup aus der Frühzeit, ist der heutigen WTG allerdings keiner Erwähnung mehr wert.
Da gibt es aber noch einen Ausnahmefall, den des Herrn Ewald Vorsteher, einst auch WTG-hörig, nunmehr seinen eigenen Laden als "Wahrheitsfreund" betreibend.
Wer da der größere Spinner vor dem Herrn ist, die WTG oder jener Herr Vorsteher, darüber allerdings, ließe sich trefflich streiten.

Wähnte doch jener Herr Vorsteher gar, nicht 1925 sondern 1926 "sei es".
In seinem "Wahrheitsfreund" konnte man da zeitgenössisch die nachfolgende Polemik lesen:

"Nichts ja gar nichts von den unbiblischen Prophezeiungen dieser Sekte erfüllte, sich. Seit 1923 wurden diese falschen Propheten weiter darauf aufmerksam gemacht, daß ihre von Br. Hal Kaup ans dem Jahre 1911 übernommene Berechnung auf 1925 einen kleinen Fehler habe, weil Br. Kaup sich um ein Jahr verrechnet hatte, sodaß ca. l. Okt. 1926 erst die 70 Jahre voll seien. Aber mit blindem Eifer verkündigten diese Phropheten weiter das Jahr 1925, ca. l. Okt., als den Zeitpunkt, wo die alte Weltordnung völlig abgerissen sei und dann niemand mehr sterben werde.
Präsident Rutherford sagte, um die Sache vor der Welt sensationell zu machen, auf diesen Zeitpunkt voraus, daß die Zähne und die Haare der Alten dann wieder zu wachsen beginnen würden und viele andere Sensationskitzel mehr.

Und heute sagen die Lehrer der W.-G. sogar mit dem Munde, "der Herr verzieht". Aber immer noch weigern sie sich hartnäckig, zuzugeben, daß sie sich in der Berechnung auf 1925 geirrt haben und daß 1926 das biblisch angezeigte Datum ist ..."

Lassen wir den Spinner Vorsteher in seiner verdienten Vergessenheit ruhen, kehren wir zur WTG zurück.

Nun ist inzwischen das Jahr 1925 erreicht worden.

In einer "Neujahrsbetrachtung" der Schweizer Ausgabe des "Goldenen Zeitalters" vom 1. 1. 1925 liest man unter anderem:

"Wiederum findet ein Jahr seinen Abschluß, das in den Annalen der Menschheitsgeschichte nicht zu den glücklichen gezählt werden wird. Wenn wir die Ereignisse, die das verflossene Jahr kennzeichnen, scharf und nüchtern überblicken und zusammenfassen, so werden wir diese Zeitepoche als eine solche der fortgesetzten Enttäuschungen bezeichnen müssen.

Kriegs- und streitmüde hat die Menschheit das vergangene Jahr angetreten, mit tiefster Sehnsucht im Herzen horchte sie den verheißungsvollen Friedensversicherungen, Dawesplan, Völkerbund, Garantie-Pacht, das waren die bezaubernden Worte, auf die die bis dahin schon so reichlich enttäuschte und geprellte Menschheit hoffte. ...

Und nachdem nun auch der Dawesplan zur Liquidation des unglücklichen Reparationsplanes von allen Beteiligten angenommen war, durfte man da nicht berechtigterweise der Menschheit Friede und Sicherheit verkünden? Aber die Weltpresse macht kein Hehl daraus, daß der Völkerbund besonders alle diejenigen bitter enttäuschte, die von ihm große Taten erwarteten....
...im verflossenen Jahre haben (viele) das Vertrauen gänzlich weggeworfen und hoffen nicht mehr auf menschliche Hilfe.
"Das Goldene Zeitalter" hat seit seinem Bestehen nicht unterlassen, auf diese Entwicklung der Dinge hinzuweisen."


Und weiter der Kommentar des GZ:
"Gibt es denn wirklich gar keinen Hoffnungsschimmer?
0 gewiß, lieber Leser. Das Jahr 1925 ist nach biblischer Chronologie entschieden eines der bedeutungsvollsten in der Menschheitsgeschichte. Es ist gewissermaßen das Tor der Menschheit für eine bessere Zeit. - Das Tor zum goldenen Zeitalter. -

Furchtbare Stürme wird es noch bringen - eine Drangsal, dergleichen nie gewesen - aber gerade durch diese Geschehnisse wird es zum Torweg der Menschheit werden, zur allmählichen Wiedergeburt und so zum Völkerfrühling, zum goldenen Zeitalter führen.

Was sollen wir tun angesichts dieser Sachlage?
Bestelle dein Haus d. h. bringe dich schnellstens in Harmonie mit den Grundsätzen der neuen Weltordnung."


Und zur Untermalung dieser Ausführungen gab es dann noch ein entsprechendes Titelbild dieser GZ-Ausgabe, auf welches der vorgenannte Kommentar auch ausdrücklich hinwies

Sehe ich es richtig, gab es zum Jahresanfang, dieses Titelbild aber nur in der Schweizer Ausgabe des GZ, nicht aber in der deutschen. Letzteren Umstand kann man auch dahingehend erklären, dass die deutsche Ausgabe des "Goldenen Zeitalters" den gesamten Jahrgang 1925 hindurch, noch keinerlei Titelbilder verwandte. Dort gab es immer nur die "08/15 Vignette" mit welcher das GZ schon von Anbeginn glänzte.

Allerdings ist auch anzumerken. Auch die deutsche Ausgabe des "Goldenen Zeitalters" brachte noch (im Heftinneren) die gleiche ganzseitige Zeichnung, und zwar in der Magdeburger Ausgabe vom 15. 10. 1925.

Nun nochmal zur 1925-Aussage zurückkehrend. Auch dazu wusste diese GZ-Ausgabe noch eine nähere Erläuterung zu geben, in der auch zu lesen war:


"Dem Volke Israel wurde am Sinai von Gott eine wunderbare Verordnung gegeben über die Abhaltung eines Jubeljahres nach je 49 Jahren. Jedes fünfzigste Jahr sollte ein Jubeljahr sein ...
Dieses Jubeljahrgesetz ... schattete größere und bessere Dinge vor ...

Eine einfache Berechnung dieser Jubeljahre bringt uns zu folgender äußerst wichtiger Feststellung: Siebzig Jubeljahre zu je 50 Jahren ergibt eine Gesamtzahl von 3500 Jahren. Da diese Zeitperiode nach bestimmter Angabe der Heiligen Schrift beim Eintritt in da. Land Kanaan zu zählen beginnen sollte, so finden wir als Anfangsdatum dieses großen Jubeljahrzyklusses das Jahr 1575 vor Christi Geburt, in welchem Jahre das Volk im Lande Kanaan einzog. Wenn wir von diesem Jahre an 3500 Jahre vorwärts zählen, so erreichen wir das Jahr 1925. -

Sollte diese hochwichtige Feststellung nicht jeden Menschen zum Nachdenken bringen? Das Jahr 1925 bildet somit nach diesem erstaunlichen Hinweis der Heiligen Schrift und nach Gottes unabänderlichem Jubeljahrgesetz das letzte Glied dieses großen Jubeljahrzyklusses, von 70X50=3500 Jahren."


Und weiter fragt dann das "Goldene Zeitalter" rhetorisch:
"Ist es nicht logisch, anzunehmen, daß nach Ablauf dieses Zyklusses das große erhabene Gegenbild einsetzen muß - die Zeit der Erlösung und Befreiung des ganzen Menschengeschlechtes? Und hören wir denn nicht seit Jahren den gegenbildlichen Posaunenschall der Jubeljahrposaunen, die der ganzen Menschheit Freiheit ankündigen, da alle Unterdrückten und Entrechteten befreit werden sollen, und ewiger Friede und Glückseligkeit herrschen wird auf der Erde? ..."

Diese an Zirkelschlüssel sicherlich nicht arme Argumentation, wird dann noch durch eine entsprechende Zeichnung unterstrichen. Und ich würde dem Zeichner selbiger sogar bescheinigen. Er hat einen wesentlichen Aspekt herausgearbeitet. Man sehe sich doch mal die Gesichtsausdrücke jener dort Abgebildeten etwas genauer an (unten links in der Ecke). Sie offenbaren eine nahezu "fieberhafte" Erwartungshaltung. Damit kommt man unweigerlich zum Kern der WTG-Religion, welche davon lebt "es sei was man will".

In der Magdeburger Ausgabe des "Goldenen Zeitalters" findet man vorstehende Zeichnung erst in der Ausgabe vom 15. 3. 1925

Auch die Magdeburger Ausgabe des "Goldenen Zeitalters" vom 1. 1. 1925 enthielt solch eine "Gesegnetes Neujahr 1925" überschriebene Betrachtung. Nicht grundsätzlich anders als etwa die des Berner GZ. Aber in Nuancen doch etwas weniger bestimmt formuliert. Wobei anzumerken wäre, dass die Substanz jenes eben genannten Artikels sich auch in der Berner Ausgabe des "Goldenen Zeitalters" vom 15. 1. 1925 wiederfindet. Dort lediglich mit der geringfügig variierten Überschrift: "Das Jubeljahr 1925".
In ihm liest man etwa die Sätze:


"So viel hört man heute auf der Erde vom Jahre 1925. Allgemein wird verkündet, es sei ein Jubeljahr"

"Allgemein"? Den tatsächlichen Beweis für ein "allgemein" indes liefert das GZ nicht. Es bleibt auf der Ebene einer nicht bewiesenen Behauptung stecken.
Doch seien es, so das GZ
"zwei entgegengesetzte Gruppen der Menschenkinder, die dem Jubeljahr 1925 das Wort reden. -

Auf der einen Seite sind es solche, die voll Ehrfurcht auf den Knien liegen vor einem unvollkommenen Menschen, der mit Sünde beladen ist und wir alle - oder welcher Mensch auf der Erde hätte - menschlich gesprochen - keine Sünde? - Sie tun dies, weil jener behauptet, er sei der von Gott auf Erden eingesetzte Repräsentant und Herrscher des Königreiches und unter seine Hand und zurück in den Schoß der durch ihn repräsentierten Denominiation müßten alle christlichen Völker der Welt kehren im Jahre des Jubels 1925. ...

Auf der anderen Seite verkündigen auf der ganzen Erde einfache Männer und Frauen aus dem Volke ... Ein Jahr des Jubels 1925 ... Sie verkündigen und glauben, daß die demütigende Drangsal der Gegenwart nur die Schule ist, in welcher der Mensch die Unfähigkeit menschlicher Helfer und das traurige Ende der Sünde und Gottentfremdung lernen soll. ...

Sie behaupten, daß die in alten Zeiten dem Volke Israel gebotenen Jubeljahr-Vorschriften diesen großen und nahen Morgen der Wiederherstellung aller Dinge, wo der seufzenden Kreatur, Freiheit, Glückseligkeit und ewiges Leben auf Erden werden soll, vorbildeten. ...

70 dieser Jubeljahrzyklen, sich erstreckend über eine Zeit von 3500 Jahren, begannen zu zählen beim Einzug in das Land Kanaan 1575 v. Chr. und enden im Jahre 1925 n. Chr. Die Folgerung jener edlen Männer und Frauen, welche diese Lehre verkünden, ist, daß mit 1925 das Vorbild sein Ende erreicht hat und damit das Gegenbild beginnen muß ..."

"Beginnen muß".
Typisch für dieses Geisteshaltung. Man will etwas erzwingen, "zerbiegt dafür symbolische Gabeln" dass selbst ein "Gabelverbieger Uri Geller" vor Neid erblassen könnte, ist also völlig von Wunschdenken durchtränkt, und zu objektiven Einschätzungen offenbar nicht mehr in der Lage und Willens.

Aber natürlich wähnt man sich Kraft der eigenen Wassersuppe namens "Anzeichenbeweise" ausreichend gestärkt. Dafür stehen dann auch solche Sätze wie die:


"Jahr um Jahr ist in unserer Zeit das Blasen der Posaunen zu hören. Die Anarchisten blasen Posaunen und erbringen volle Beweise für die Tatsache, daß viele nicht die geringste Vorstellung vom rechten Gebrauch der Freiheit haben: die Sozialisten blasen gleicherweise ihre Posaunen, und während sie manche Wahrheit aussprechen, verkündigen sie, wie wir glauben, auch viele Irrtümer. Der hauptsächlichste ist der, daß sie nicht erkennen, daß Menschen das Jubeljahr nicht herbeiführen können."

Re: Im "Goldenen Zeitalter" gelesen - Eine Zeitreise
geschrieben von: Drahbeck
Datum: 12. Januar 2010 01:09
In der Rubrik "Fragekasten" des Magdeburger "Goldenen Zeitalters" vom 1. 1. 1925 (Schweizer Ausgabe vom 15. 5. 1925), geht es ans "Eingemachte", namentlich der katholischen Kirche, in der Form einer Frage und ihrer Beantwortung, wie folgt:

"Frage: Was hat man vom Altarsakrament der katholischen Kirche zu halten? Inwieweit ist diese Lehre berechtigt?
...
Antwort: Zunächst hören wir, was der frühere katholische Pfarrer Konstantin Wieland in seinem im Verlag von Theodor Lampart Augsburg 1924 erschienenen Werkchen - dem wir weiteste Verbreitung wünschen - "Los von Rom" über das Altarsakrament sagt. Unter der Überschrift: "Falsch ist die Lehre, daß Christus den Priestern die Macht verliehen habe, Brot und Wein in sein Fleisch und Blut zu verwandeln", sagt er, neben vielem anderen folgendes:

"Durch die Konsekrationsworte, welche der Priester während der Messe bei der sogenannten Wandlung ausspricht, wird nach römischen Dogma Brot und Wein, wirklich und wesentlich in das Fleisch und Blut Christi verwandelt in der Weise, daß von der Substanz (Wesenheit) dieser Nahrungsmittel auch nicht ein Atom, nicht der geringste Rest übrigbleibt. Nur die Accidentien (Eigenschaften) von Brot und Wein, wie Form, Farbe, Geruch, Geschmack, Dichte, Gewicht, Nährkraft, Korruptionsfähigkeit usw. Bleiben durch ein Wunder der göttlichen Allmacht erhalten, und zwar ohne daß sie an irgendeiner Substanz haften, sondern indem sie - bloße Eigenschaften! - ohne Träger und Subjekt völlig selbstständig in der Luft schweben. Diese gespenstischen Accidente werden "Die heiligen Gestalten" genannt.

Schwer ist es, dies zu glauben, allein für einen Mystiker immer noch erträglich unerträglich dagegen wird die Lehre, wenn man sie unerbittliche zu Ende denkt.

Das Sakrament gelangt in den Magen, unterliegt dort dem natürlichen Verdauungsprozeß und nimmt seinen natürlichen Ausgang.
Nun erhebt sich die Frage, aus welchem Stoff, welcher Substanz bestehen denn die Verdauuungsprodukte?
Nicht etwa aus der Substanz des Leibes und Blutes Christi, denn nach der Lehre hört die Gegenwart Christi unter den heiligen Gestalten in dem Augenblick auf, da sie sich zersetzen.
Aber auch nicht aus den Substanzen von Brot und Wein; denn diese haben infolge der Verwandlung (Transsubstantiation) für immer aufgehört zu existieren.

Es bleibt somit nur eine zweifache Möglichkeit: entweder Gott erschafft jedesmal neu den zu den Verdauungsprodukten erforderlichen Stoff, ihre Substanz; aber auch die Verdauungsprodukte sind bloße Accidentien, frei ohne Träger, ohne Materie, ohne Stofflichkeit, in der Luft hängende Eigenschaften und Qualitäten, ein leerer Schein, eine wesenlose Illusion von Verdauuungsprodukten! Dann wären sie ja noch größere Wunder als das Sakrament selbst!

Letztere Lösung haben die Theologen gewählt; aber sie hüten sich, ihre Gläubigen auf diese Konsequenz der Transsubstantiationslehre aufmerksam zu machen. An dem Absurden und Unwürdigen dieser notwendigen Gedankenfolge scheitert die ganze verkünstelt aufgebaute Theorie.

Damit aber bricht auch das mystische Paradies des römischen Katholizismus in sich zusammen. All die Verzückungen des Sakramentskultus, die weihevollen Gebetsstunden vor dem ewigen Licht, die rauschende Pracht der Prozessionen, die geheimnisreichen Schauer der Messe, die ekstatischen Wonnen der Kommunion erweisen sich als Autosuggestionen und müssen einer geistigeren und darum weniger gefahrvollen Betrachtungsweise weichen.

Damit bricht aber auch der ganze Glanz des Priestertums zusammen, denn es beruht vor allem auf der magischen Gewalt, Gott in sichtbare Gestalt zu bannen und dem gläubigen Volk zu vermitteln.

Schließlich bricht darüber die ganze Kirche zusammen; denn wo bleibt ihre Unfehlbarkeit, wenn ihre bezaubernste Lehre sich als unhaltbar erweist? Wo ihre bezwingende Anziehungskraft, wenn ihr das tägliche Opfer der Messe genommen wird? Wenn Gott nicht mehr greifbar und genießbar auf ihren Altären weilt?

Nichts bleibt für den Denkenden von der ganzen Herrlichkeit des römischen Sakramentkultus übrig, als die Tatsache, daß ungezählte Millionen Menschen viele Jahrhunderte lang eine Oblate und einen Tropfen Wein mit Kniebeugungen, Prachtornaten, Blumengewinden, Lobgesängen, Lichtern und Weihrauch angebetet haben. ...
Re: Im "Goldenen Zeitalter" gelesen - Eine Zeitreise
geschrieben von: Drahbeck
Datum: 13. Januar 2010 00:25
Antisemitismus - der "Sozialismus des dummen Kerls". Dieser von August Bebel geprägte griffige Slogan hat einiges für sich.

Komplizierte Vorgänge werden auf "Milchmädchenniveau" zurecht gestutzt. Und in Deutschland gab es offenbar etliche dieser Sorte, was sich spätestens 1933 und nachfolgende Jahre zeigte.

(besser gesagt: gibt es noch. Zwar vordergründig nicht unbedingt auf Juden mehr fixiert. Vielleicht sogar, wie bei einer Anti-Islamistischen Organisationsströmung feststellbar, Christentum und Judentum hoch haltend, auf ihren Veranstaltungen Israel-Fahnen schwenkend. Insofern ist die Verengung auf Juden heutzutage nicht mehr gegeben. Dafür umso mehr dann auf andere symbolische "Ersatzjuden".
Ausländer raaaus!, beispielsweise einer ihrer Schlachtrufe, nicht unbedingt beim eben genannten Beispiel, und anders mehr.
Aber das genannte Beispiel ist ja nicht das "einzigste" am Markt. Da gibt es ein ziemlich breites Spektrum, indem sich eben die auch tummeln, wo die Biedermänner der Anti-Islamisten sagen:
Mit denen haben "wir doch nichts zu tun!"
Die äußeren Formen haben sich gewandelt, die Gesinnung indes kaum).

Noch heute gibt es die ihnen Geistesverwandten Verschwörungstheoretiker unterschiedlicher Couleur. Wer da nun der "größere" Rattenfänger ist, ist wohl genauso schwer zu entscheiden wie die Frage, was denn nun übler sei: Pest oder Cholera?

Indem nun die frühe WTG durchaus auf der Seite der Gegner der Antisemiten stand, ist damit durchaus noch kein Beweis erbracht, dass sie nicht auch zum "Pest - Cholera-Zirkel" gehört. Immerhin gab es Dokumente, die auch die WTG-Ablehnung der zeitgenössischen Antisemiten belegen. Ein solches sei im nachfolgenden vorgestellt. Kommentarlos zitiert aus der Schweizer Ausgabe des "Goldenen Zeitalters" vom 1. 1. 1925, wo man in der Form einer Frage und ihrer Beantwortung lesen konnte:

"Seit zwei Jahren lese ich Ihre Zeitschrift, und haben Sie es meisterhaft verstanden, die Verkehrtheiten der protestantischen und katholischen Kirche zu beleuchten. Nun möchte ich Sie aber einmal fragen, warum Sie nie etwas gegen das Judentum schreiben, das ja doch an der ganzen Weltkatastrophe die Hauptschuld trägt. Ich finde es nicht recht gehandelt, wenn man den Schlechten schilt und bestraft während man den noch Schlechteren laufen läßt.

Antwort: Offenbar haben Sie sich von deutsch-völkischen Verleumdungen und den bekannten Judenhetzschriften etwas beeinflussen lassen. Die von Ihnen in Ihrem Schreiben ferner erwähnten jüdischen Protokolle haben sich als deutschvölkische Fälschungen erwiesen. Es ist wahr, daß der Geldjude viel Unheil angerichtet und aus dem Kriege grausamen Vorteil gezogen hat. Das ändert nichts an der Tatsache, daß alle, die da warten auf die bevorstehende Aufrichtung des Königreiches Christi auf Erden mit größtem Interesse die zionistische Bewegung und den durch alle Propheten zum voraus verkündigten Wiederaufbau Palästinas verfolgen, und es wäre sehr töricht, wenn auch wir in die allgemeine Hetze gegen das Judentum einstimmen würden.

Wir können das umso weniger tun, als wir genügend Beweise dafür haben, mit welchen verwerflichen Mitteln eine systematische Judenhetze gerade von denjenigen betrieben wird, denen die Hauptschuld am Weltkriege zufällt, und es ist nachgerade in diesen Kreisen Sitte geworden, alles, was nicht über das Judentum loszieht, als jüdisch beeinflußt oder finanziert hinzustellen.

So müssen wir es ja sogar in der Schweiz erleben, daß man sich in den genannten Kreisen nicht scheut, sich der schamlosesten Lüge zu bedienen und zu behaupten, daß auch "Das Goldene Zeitalter" jüdisch finanziert werde. ...

Wir können Ihnen deshalb nur den guten Rat geben, solche Produkte einer kritischen Prüfung zu unterziehen, und Sie werden bald herausfinden, daß alle diese Verhetzer des Volkes nicht in der Lage sind, den Wahrheitsbeweis für ihre Behauptungen anzutreten.

Die Mentalität erwähnter "Hakenkreuzler" illustriert Nr. 35 der "Schweiz. Republ. Blätter" in einer Blütenlese von Artikeln aus Deutschvölkischen Organen. Davon nur eine kleine Probe; "Der Gott des Neuen Testamentes ist ebenso wie der des Alten Testamentes ein Judengott und entspricht der jüdischen Auffassung. Die Bibel ist ein Judenbuch, ein Buch der Juden für Nichtjuden. Germanien soll wieder auferstehen. - Fort mit dem Judenbuch, fort mit der Bibel -."
- Das Zusammengehen mit solchen "Wahrheitszeugen" erklärt vieles ..."

Exkurs:
Da sei aus gegebenem Anlass noch einmal eine schon früher geäußerte Reflektion zitiert:

"Der Stürmer" herausgegeben von Julius Streicher, hatte einen durchaus größeren Mitarbeiterstab. Streicher schrieb keinesfalls "alles" selbst. Er konnte sich auch einen eigenen Chefredakteur leisten. Sich also mehr auf die bloß repräsentative Funktion des Herausgebers beschränken.

Und just ein Dokument dieses "Stürmer"-Chefredakteurs ist dann in die Dokumentensammlung des Nürnberger Milittärtribunales mit eingegangen.
Mein Kommentar zu diesem Dokument. Es ist die nahezu klassische Bestätigung der These von August Bebel als dem Antisemitismus gleich "Sozialismus des dummen Kerls".

Der Dumme Kerl wird heutzutage auch bedient. Reichlich bedient. Sowohl "Bildzeitung" und Co als auch Verschwörungstheoretiker aller Art, (auch die Zeugen Jehovas nicht zu vergessen) umwerben ihn und haben auch vielerlei Erfolg. Das eben ist das tragische an der ganzen Sache. Deswegen gilt es Protest anzumelden. Deswegen gilt es den Ruf nicht verstummen zu lassen: "Wehret den Anfängen!"

Ich lasse diese Replik noch mit der Wiedergabe einiger Auszüge aus jenem "Stürmer"-Dokument. Ein "Kinderbuch" mit dem Titel "Der Giftpilz" ausklingen, welchem man auch in den Dokumentarbänden zum Nürnberger Kriegsverbrecherprozess begegnen kann. Die heutigen "Juden" denen der Hass der Antisemiten gilt, offenbaren sich (vielfach, nicht immer) in der Gestalt der Ausländer, denen der rechte Mob entgegen skandiert: "Ausländer raus!"

Nürnberg heißt die Stadt, wo der berüchtigte Julius Streicher seine Giftkübel ausgoss. Nürnberg war auch die Stadt, wo auch über jenen Julius Streicher nach 1945 zu Gericht gesessen wurde. Über ihn und seinesgleichen existierte eine mehr als 40-bändige Gerichtsdokumentensammlung (zwischenzeitlich auch auf CD-ROM erhältlich).
Im 38. Band wurde auch eine im Stürmerverlag erschienene Publikation als besonderer Beweisgegenstand dargestellt. "Der Giftpilz. Ein Stürmerbuch für Jung und Alt" nannte sich jene Publikation. Im genannten 38. Band wird auch aus ihr relativ ausführlich zitiert.
Darin waren denn auch Sätze lesbar wie die:

"Ich wiederhole noch einmal: es gibt gute Pilze und es gibt schlechte Pilze. Es gibt gute Menschen und es gibt schlechte Menschen. Die schlechten Menschen sind die Juden."

So einfach war also die Weltsicht für die Streicher und Konsorten und ist sie wohl auch heute noch für ihre Nachfolger, die da vorgeben über Gott und die Welt fabulieren zu wollen.

Streicher indes ging es nicht nur um billige Buhmann-Polemik. Zugleich war damit auch eine politische Zielstellung verbunden, die auch in dem schon genannten "Giftpilz"-Buch zum Ausdruck kam und zwar in nachfolgendem Dialog:

"Also, paßt auf, Jungens! Das ist schon viele, viele Jahre her. Ich war damals arbeitslos. Und ich war damals - das sage ich euch ganz offen und ehrlich -, ich war damals ein Kommunist. Ja! Ich war so ein richtiger 'Roter'. Ich glaubte damals, daß der Hitler der Feind der Arbeiter sei. Ich glaubte das alles, was in den roten Zeitungen stand. Ich wußte ja nicht, daß es nur Juden waren, die uns Arbeiter verhetzten. Ich wußte nicht, daß die Juden es so haben wollten, daß sich das deutsche Volk zerfleischte. Ich wußte nicht, daß die Juden die Todfeinde eines jeden geordneten Staates sind!"

So sah sie als aus, die nazistische Milchmädchen"logik". Offenbar besteht Anlass, sich mit ihr auch in der Gegenwart noch auseinanderzusetzen.

Exkus Nummer zwei (gleichfalls schon früher zitiert):

Es ist wohl ein heikles Thema, dass ist unbestritten. Da könnte man auch noch jene Schein-Selbstständigen aus Polen benennen, die den deutschen Arbeitsmarkt als Billiglöhner überfluten und anderes mehr. …
Die Frage muss aber doch gestattet sein, wenn solche Abschiebungen vorgenommen werden, ob sie in halbwegs zivilisierten Formen von statten gehen - oder nicht. Genannter "Panorama"-Beitrag erweckte eher den letzteren Eindruck.

Übrigens: Auch mit diesem Thema wurde einstmals die NSDAP in diesem Lande "stark". Es war eines ihrer billigen, zu billigen, Argumente; wenn eine stigmatisierte Gruppe (damals die Juden) ausgeschaltet würde, dass nur allein dadurch, die damals auch vorhandene Massenarbeitslosigkeit beseitigt würde. Eben typisches "Stammtischniveau". Jene nicht über ihr "Stammtisch-Tellerrand" hinaussehenden, werden allerdings, eine leichte Beute, alter und neuer Rattenfänger.

Zeitgenössisch erhob ein Schriftsteller namens Hugo Bettauer, seine Stimme gegen diese Nazidemagogie in seinem Roman "Die Stadt ohne Juden".
Solch einen Roman wirklich zu lesen und zu verstehen, übersteigt aber offensichtlich schon wieder den eingeschränkten Horizont der "Stammtisch-Tellergucker". Das ist eben die Tragik dabei. Bettauer musste auch für sein den Nazis einen Spiegel vorhalten, einen hohen Preis bezahlen. Er war eines der ersten Mordopfer, welche die Nazibewegung auf dem Gewissen hatte, zu einer Zeit, wo sie die politische Macht noch nicht usurpiert hatte.
Im Projekt Gutenberg, kann man diesen Roman noch heute lesen, wenn man denn mehr als nur "Bild"-Zeitungs-Überschriften" zu lesen, imstande ist!

Bettauer auch im Projekt Gutenberg

http://gutenberg.spiegel.de/buch/2107/1

Der St. Galler Bibelforscherprozess vom November 1924 war so ein Anlass für die Antisemiten um ihren Frust loszuwerden. Charakteristisch dafür ist der Artikel in der Deutschen Tageszeitung vom 3. 11. 1924 mit dem Titel: Die ernsten Bibelforscher und das Judentum, denn die Zeitschrift Studierstube für so bedeutungsvoll hielt, ihn auch noch nachzudrucken. [115]

Darin konnte man lesen:
Die Propaganda dieser sogenannten ernsten Bibelforscher richtet sich mit fanatischer Schärfe und in brutalster Weise gegen die christlichen Bekenntnisse. ... Dagegen kann sich die Propaganda der ernsthaften Bibelforscher in der Verherrlichung des Judentums und des Zionismus ... nicht genug tun. Gleichzeitig wirkt die Internationale Vereinigung der ernsten Bibelforscher im jüdisch- internationalem Sinne staatszerstörend und predigt, dass die heutigen Staaten verschwinden müssen, um einem alt-testamentarisch-paradiesischen Friedensreiche der tausend Jahre Platz zu machen.

Die Krone setzt sich jedoch die Deutsche Tageszeitung mit den nachfolgenden Auslassungen auf:

Wir möchten dieses bemerkenswerte Urteil (Bibelforscherprozess St. Gallen) welches hoffentlich dazu hilft, auch bei uns den ernsthaft biblischen Verjudungsagenten endlich etwas mehr auf die hurtigen Finger zu sehen, mit einem notwendigen Hinweis versehen. In einem leider in christlichen Kreisen bisher nicht genügend beachteten jüdischen Buche: Die Stadt ohne Juden von dem Wiener Schreibjuden Hugo Bettauer verfasst, finden sich sehr wertvolle Hinweise auf die Naturgeschichte der ernsthaften Bibelforscher.

Dieses Buch ist das wertvollste Zeugnis für die maßlos gewordene Überhebung des nachrevolutionären Judentums. In diesem Buche, der schamlosesten Beschimpfung des christlichen Europas, die sich das zur Vergeltung überreif gewordene Ostjudentum jemals herausgenommen hat.

Die Deutsche Tageszeitung behauptet dann:
So wird darin mit Hohngelächter geschildert, wie ein einziger Jude, der sich selbst mit der jüdischen Frechheit rühmt, ein ganzes christliches Land in Verwirrung und Selbstzerfleischung zu stürzen, indem er, nach dem Vorbilde der ernsthaften Bibelforscher einen Bund der wahrhaften Christen gründet, der in Wirklichkeit nur aus ihm, dem zerstörungslüsternen Juden, und einer Anzahl dummer Christen besteht.
Soweit die Deutsche Tageszeitung.

Wenn man sich jedoch den fraglichen Roman einmal selbst ansieht, dann gewinnt man einen ganz anderen Eindruck! [116]
Bettauer schildert darin, wie die fiktive Entwicklung in Österreich nach einem faschistischen Sieg und der Ausweisung aller Juden aus Österreich weiter gehen würde:

Um ein Uhr mittags verkündeten Sirenentöne, dass der letzte Zug mit Juden Wien verlassen, um sechs Uhr abends läuteten sämtliche Kirchenglocken zum Zeichen, dass in Österreich kein Jude mehr weilte. In diesem Augenblick begann Wien sein großes Befreiungsfest zu feiern. [117]
Sehr bald zeigte es sich, dass alle diese Parteien, die Christlichsozialen wie die Nationalsozialisten, nur darauf aufgebaut waren, dass man den Massen die Juden als bösen Geist, als Wauwau und Prügelknaben darbot. Nun, wo es weder Juden noch Judenstämmlinge in Österreich gab, verfing das nicht mehr, wurde die Parteipolitik noch öder und langweiliger, als sie es vorher gewesen war. Elend, Teuerung, Arbeitslosigkeit wuchsen, und die Führer waren in Verlegenheit, weil sie nicht wussten, wem sie die Schuld daran geben sollten.

Die reichen Leute waren ja jetzt brave Christen, die Ausbeuter und Wucherer auch, dass heißt, man durfte von solchen Menschen gar nicht sprechen, weil man sonst hätte zugeben müssen, dass es christliche Wucherer und Ausbeuter genau so gibt wie jüdische. Früher hatten die Hakenkreuzler mit ihren Plakaten Aufsehen erregt, die Massen aufgehetzt. ... Die Plakate der Hakenkreuzler waren nun so sinnlos geworden, dass sie niemand mehr las. [118]

Offensichtlich konnten die Antisemiten diese Demaskierung nicht verkraften; sodass sie dazu zu einem Rundumschlag ausholten. Auch wenn die Deutsche Tageszeitung eine Antwort auf die Frage, was das ganze denn nun mit den Bibelforschern zu tun hätte, in schlüssiger Weise schuldig geblieben ist. So offenbart es andererseits doch sehr viel über die Seelenverfassung jener, die sich da als Christen bezeichneten und nicht in der Lage waren, das Anliegen der Bibelforscher wirklich zu verstehen.

Auch Katholischerseits wurde die Zionismusbegünstigung der Bibelforscher missdeutet. Ein mit kirchlicher Imprimatur vom 15. 1. 1925 erschienenes Flugblatt warf den Bibelforschern vor:

Nach Ausrottung der christlichen Religion, nach dem Sturz von Kirche und Staat bricht das tausendjährige Reich an, dass ist der Sieg des Judentums, die Herrschaft des Zionismus. Das ist das Ziel der E(rnsten) B(ibelforscher). Darum bezieht es von den Juden seine Gelder, unter anderem von dem jüdischen Bankhaus Hirsch in New York. [119]

Diese Hirtenworte beziehen sich des weiteren auf den Bibelforscherprozess in St. Gallen um daran die These anzuhängen, dass dort der Nachweis erbracht worden sei, dass die Bibelforscher schwere Geldunterstützung aus den Taschen des amerikanisch-freimaurerischen Judentums beziehen.
Eine Behauptung, die in dieser kategorischen Form nicht haltbar ist.

Selbst der in seinem Urteil, im Vergleich zu anderen, als bedächtig und kenntnisreich einzuschätzende Dr. Algermissen, fiel auf die Propagandathesen des St. Galler Bibelforscherprozesses herein, da sie eine einfache (man muss aus heutiger Sicht sagen: zu einfache) Erklärung plausibel erscheinen ließen.
Zudem fügten sich die Ergebnisse dieses Prozesses sehr harmonisch in das bereits seit Jahrzehnten bestehende katholische Weltbild, die Freimaurerei betreffend, ein.

Algermissen schrieb damals:
Die Europäische Zentrale (der Bibelforscher) erhält reichliche Unterstützung von Amerika, eigenartigerweise aber nicht nur von der dortigen Hauptstelle der Ernsten Bibelforscher, sondern auch von der jüdisch-amerikanischen Freimaurerei. Ein Prozess, der vor einigen Monaten in St. Gallen in der Schweiz sich abspielte, gab noch interessante Enthüllungen über die intimen Beziehungen zwischen diesen angeblich christlichen Bibelforschern und der widerchristlichen, jüdisch-amerikanischen Freimaurerei. Es stellte sich bei dem Prozess heraus, dass die sogenannten Ernsten Bibelforscher in dem Dienste jüdisch-amerikanischen Freimaurertums stehen und von dort besoldet werden.
Damit sollte für jeden denkenden Menschen diese Gesellschaft gerichtet sein, die vorgibt, das Christentum reinigen und veredeln zu wollen, in Wirklichkeit aber im Dienste des ungläubigen Freimaurertums, der stärksten Feindin des Christentums steht. [120]

Ein weiteres übles Beispiel, dieser an Oberflächlichkeiten hängenbleibenden katholischen Apologetik, liefert auch Karrer in seinem 1942 in der Schweiz erschienenen Buch über moderne Sekten. ...


Wieder eine Presse-Meldung über einen beabsichtigten Moschee-Bau

www.fr-online.de/frankfurt_und_hessen/nachrichten/kreis_offenbach/2193777_Dietzenbach-Dritte-Moschee-geplant.html

Da können sich die Anti-Islamistischen Gralswächter und Verteidiger der "Christlich-abendländischen Kultur" (in welche - welche "große Gnade" - mittlerweile die Juden mit eingeschlossen sind), wieder mal so richtig aufregen.
Deren agieren indes erinnert verdächtig an den Spruch:
Der Überbringer der schlechten Nachricht wird geköpft, indes die Wurzel des Übels ungeschoren gelassen.

Um im Bilde zu bleiben.
Die Moschee ist dann die sichtbare "Blüte". Die Wurzel der "Pflanze" indes existiert schon weitaus länger.
Sie existierte insbesondere seit dem Zeitpunkt, wo die Vorläufer der jetzigen "Christlich-Abendländischen Gralswächter", insbesondere nach dem Jahre 1961, sich mit dem Umstand auseinandersetzen mussten.
Sie hatten ja alles getan, um den anderen deutschen Teilstaat möglichst in die Kniee zu zwingen. (Nicht aber im gleichen Umfange auch gegen die auch weitgehend Deutschsprachige Schweiz - als Beispiel) eine Auch-Konfrontationspolitik betrieben.
Ihr weitgehend durchgesetztes Ziel, Ostdeutschland vor allem auch wirtschaftlich ausbluten zu lassen.

Für die eigene Wirtschaft war der der "Ostzonen-Fluchtlingsstrom" (unter ihnen auch solche Exemplare wie der Herr Simdorn), eine willkommene "Blutauffrischung".
Nun machte der Osten aber einen Strich durch diese Rechnung.
Und siehe da, selbst die großmäuligen Amis, ließen ihre Panzer an der Berliner Sektorengrenze stoppen, "anstatt einfach weiter zu fahren".
Da mussten die Großmäuler sich nun für andere Arbeitskräftebeschaffungsmaßnahmen interessieren.
Das waren so einige der Wurzeln.

Und heutzutage stellen die Nachfahren jener Großmäuler fest.
Diese "Pflanzen" treiben ja sogar "Blüten" etwa in Form von Moscheebauten.

Nun wollen sie das Rad der Geschichte, im nachhinein mit Gewalt zurückdrehen.
Das beste zurückdrehen indes wäre wohl das zurückdrehen der Großmäuler-Vereine!

Siehe auch:
Parsimony.23581

Re: Im "Goldenen Zeitalter" gelesen - Eine Zeitreise
geschrieben von: Drahbeck
Datum: 18. Januar 2010 02:36

Wie denn die zeitgenössischen Bibelforscher so zu "ticken" pflegten, macht wieder einmal, ein Beitrag in der Magdeburger Ausgabe des "Goldenen Zeitalters" vom 15. 1. 1925 deutlich.

http://www.manfred-gebhard.de/GZM.25115.jpg

Re: Im "Goldenen Zeitalter" gelesen - Eine Zeitreise
geschrieben von: Drahbeck
Datum: 19. Januar 2010 03:37
Selbstredend musste sich die Bibelforscher-Religion auch gegenüber den älteren Konkurrenz-Religionen durchsetzen. Das konnte sie aber nur dann, wenn sie in der Klientel, die sie ansprach, auch eine entsprechende Resonanz vorfand, sozusagen deren "Nerv traf".

Eine im "Goldenen Zeitalter" (Schweizer Ausgabe) vom 15. 1. 1925 wiedergegebene kommentierte Pressemeldung erscheint mir durchaus symptomatisch für diese Sachlage. Dort war zu lesen:

Ein Stahlhelmmann Gottes
Ein Herr Berg in Bautzen - Stahlheimmann, deutschnationaler Agitator und Pastor der evangelischen Kirche in einer Person - scheint von der Praxis der christlichen Lehre eine eigenartige Auffassung zu haben. Bei der Fahnenweihe des Bautzner Stahlhelms äußerte dieser Mann in seiner Weihrede;

"Ein deutsches Männerantlitz unter dem Helm von Stahl ist wie ein Symbol von Kraft und Entschlossenheit. Unter diesem Zeichen wollen wir sammeln, die sich den Frontgeist von 1914 durch den Sumpf und die Pestlust der letzten fünf Jahre hindurch gerettet haben. Die Ultima ratio ist im Völkerleben immer das Schwert. Ein anderes Mittel gibt es auch für uns nicht. Ohne den Krieg verfault die Menschheit!"

Hierzu bemerkt die "Dresdener Volkszeitung" sehr zutreffend;
Wahrlich, eine Auffassung, die einem geistlichen Herrn, der berufen ist, Brüderlichkeit und Menschenliebe zu predigen, sehr gut steht. Aber wir sind es gewohnt, daß Diener der christlichen Kirche Anschauungen vertreten, die zu den christlichen Lehren passen wie die Faust aufs Auge. Ein solcher Geistlicher sollte in einer wahrhaft christlichen Kirche nicht möglich sein, aber in den deutschen christlichen Kirchen, wie sie nun einmal sind, ist leider von echt christlichem Geist nur wenig zu spüren.

Die Kirche hat dem alten Staat als Instrument zur Niederhaltung der unteren Volksmassen dienen müssen und dabei ist der Geist der Bruderliebe, der die Kirche nach den Lehren ihres Stifters beherrschen sollte, zum großen Teil verloren gegangen
.
Eine Kirche, die solche Geistliche wie den Bautzner Stahlhelmmann erträgt, braucht sich nicht darüber zu wundern, daß weite Kreise des Volkes sich von ihr abwenden. Gerade der im besten Sinne des Wortes religiöse Mensch kann nichts für eine Kirche übrig haben, deren Diener zum Teil begeisterte Apostel des Massenmordes sind. Die Leute vom Schlage des Bautzner Pastors tun gern so, als ob der sittliche Niedergang, den wir in den letzten Jahren beobachten konnten, sich erst in der Nachkriegszeit bemerkbar gemacht habe. Weiß der Herr Pastor nicht, daß wir es hier mit Kriegswirkungen zu tun haben, die schon in der Kriegszeit stark hervortrafen, weiß er nicht, daß schon im Kriege eine lebhafte ,Kriegskonjunktur einsetzte, bei der sich einzelne rücksichtslos auf Kosten ihrer Volksgenossen bereicherten, und wo der Satz galt: Wer im Krieg nichts verdient, der verdient den Krieg nicht?

Wüßte der Herr Pastor einigermaßen in der Geschichte Bescheid, dann wäre ihm bekannt, daß große Kriege stets Erscheinungen sittlichen Verfalls zur Folge haben. Aber davon darf der Herr Pastor, will er nichts wissen. Er wäre kein richtiger Stahlhelmmann, wenn er es nicht fertig brächte, das ebenso alte wie dumme Märchen von dem sittlichen Stahlbad wiederzukauen, das den sündigen Menschen vom lieben Gott beschert wird, wie sie sich in einem frisch-fröhlichen Kriege die Köpfe gegenseitig einschlagen dürfen.

In der vorstehend zitierten Form, konnte ich diesen Bericht in der Magdeburger Ausgabe des "Goldenen Zeitalters" nicht verifizieren. Dafür gibt es dort (Ausgabe vom 1. 8. 1925) einen ähnlichen Beitrag in dem zu lesen ist:

"Bei der Fahnenweihe des 'Stahlhelms' in Bautzen (Sachsen) hielt der dortige Pfarrer Berg, selbst Stahlhelmmitglies, die Weihrede. Nach den uns vorliegenden Berichten der beiden bürgerlichen Zeitungen Bautzens führte er aus:

Gibt es noch einen Weg zur Freiheit? Unsere Fahne ist die Kriegsflagge des alten glorreichen Deutschlands. Krieg etwa? Eine Welt um uns starrend in Waffen. Und der dumme Deutsche schwärmt für den Pazifismus. Nie ist dieses Wort auf germanischen Boden gewachsen. Im Wesen des Germanen lag immer die Freude am Waffenhandwerk, an Schlacht und Sieg. Von Rassefremden ist uns der Pazifismus eingeimpft worden, um die deutsche Kraft zu lähmen. Nie beugt sich ein Volk, wenn es um sein Leben geht, einem Schiedsrichter. Die ultima ratio ist im Völkerleben immer das Schwert. Ein anderes Mittel gibt es auch für uns nicht, denn der Franzose wird niemals freiwillig deutsches Land räumen. Ohne Krieg verfault die Menschheit. Wenn der gallische Hochmut sich isoliert hat in der Welt, dann wird unsere Stunde schlagen. Dazu müssen unsere Reihen noch stärker werden. Wir müssen den Arbeiter gewinnen.

Der Arbeiter denkt deutsch. Er glaubt nicht mehr an das marxistische Märchen der Internationale. Wir müssen erlöst werden von einem überlebten Parlamentarismus. Wir müssen wieder in germanischer Vasallentreue zu Einem aufblicken können, der der erste Diener seines Volkes sein will. Amen!

Hierzu bemerkt die 'Welt am Montag' treffend:
Christus befahl Petrus, sein Schwert einzustecken. Pfarrer Berg fordert auf, es als 'ultima ratio' zu gebrauchen. Er zieht den Stahlhelm dem Kreuze vor."

Auf ähnlicher Wellenlänge liegt auch jene Meldung, welche die Magdeburger Ausgabe des "Goldenen Zeitalters" in ihrer Ausgabe vom 15. 1. 1925 abdruckte und welche ausführte:

Beim 11. Regiment hielt Feldprediger Loosli am eidgenössischen Bettag die Feldpredigt. In seiner Predigt führte er unter anderem aus:
Du sollst nicht töten, und von diesem Gebot vermag uns keine Macht der Erde zu entbinden - so redet einer zu euch im Waffenkleid, in der Uniform, die er freiwillig und doch mit schwerem Bedenken trägt. Freiwillig, weil ich es als Pflicht des Bürgers ansehe, den Dienst der Gemeinschaft zu leisten, den sie von ihm fordern, und doch mit schwerem Bedenken, - weil in diesem Dienste - dem Waffendienste - der Mensch unter Umständen gezwungen wird, den andern zu töten, eine Tat, die gottlos ist, die sich nie und nimmer entschuldigen läßt. In diesem schweren Gewissenskonflikt sind wir alle. Sorgen wir dafür, daß es unsere Kindern einmal leichter wird, nur dem Gewissen zu folgen

Und dazu kommentiert das GZ:

"Dieser weitsichtigen Lebensauffassung eines Feldpredigers begegnet nun der "Solothurner Anzeiger", das Organ derjenigen Kirche, die sich ebenfalls ein Gebot gegeben, Du sollst nicht töten, und schreibt; diese Auffassung sei nach katholischer Auffassung unrichtig. Unter Umständen sei der Krieg, also das Töten erlaubt - wenn eine gerechte Ursache dafür da ist, daß nämlich der Feind einen Angriff verdiene.

Wenn wir heute die wirtschaftlichen Verhältnisse auf der ganzen Welt betrachten, so sehen wir, daß heute nur noch Kriege des lieben Geldes und der Macht wegen entstehen. Die katholische Kirche ist somit ausgesprochen eine Dienerin des Kapitalismus und sie wagt es gegen einen Feldprediger aufzustehen, der das Manneswort spricht, Du sollst nicht töten."
Re: Im "Goldenen Zeitalter" gelesen - Eine Zeitreise
geschrieben von: Drahbeck
Datum: 20. Januar 2010 02:48

Noch heute hallt bei den Zeugen Jehovas, soweit sie sich denn auch mit geschichtlichen Fragen intensiver beschäftigen (was bei der Mehrheit von ihnen eher wohl weniger der Fall ist). Noch heute hallt bei der genannten Minderheit die Erschütterung über den Dr. Robert Ritter in der Nazizeit nach.

Selbiger berüchtigt durch die Erstellung seiner Rassegutachten, die namentlich für die Sinti und Roma buchstäblich tödliche Folgen hatten. Selbiger hatte, wie es Hesse mal sinngemäß formulierte, nach Vollbringung seiner Zuträgerdienste für genannte Mordaktionen, sozusagen eine "Durststrecke". Er war auf der Suche nach neuen Mordopfern via seiner Pseudowissenschaft. Und da kam ihm der nicht unerwartete Gedanke. Das was er bei Sinti und Roma schon mittels seiner Rassegutachten praktiziert
(mit den daraus abgeleiteten tödlichen Folgen für die Opfer). Selber machte sich dieser "saubere" Herr ja nicht die Finger schmutzig dabei. Das überlies er in Arbeitsteilung den KZ-Schergen. Aber die notwendige Schreibtischtäter-Arbeit dafür. Genau, die lieferte er.

Nun auf der Suche nach neuen Opfern, zur Ausfüllung seiner "Durststrecke", entdeckte er auch die Zeugen Jehovas, die er denn auch noch mit seinen berüchtigten Rassegutachten zu "beglücken" dachte.
Da sich das alles schon zum Ende des zweiten Weltkrieges abspielte, und da just zu dieser Zeit auch ein Heinrich Himmler die "unerhört positiven" Eigenschaften der Zeugen Jehovas entdeckt hatte, wurde aus den Ritter'schen Plänen nichts konkretes mehr. Denn in der Nazihierarchie stand Ritter unfraglich unter Himmler.

Ritter war zwar ein übles Subjekt, konnte aber sein Wirken auch nur im Auftrag und mit Billigung anderer durchführen. Einen solchen Auftrag in Sachen Zeugen Jehovas bekam er indes nicht mehr. Ritter's Pläne blieben somit unrealisierte "Sandkastenspiele".

Nun ist Himmler und Konsorten eindeutig der Kategorie der Schergen zuzuordnen.
In früheren Jahrhunderten wäre der gleiche Mann wohl auch als buchstäblicher Henker geeignet gewesen. Ritter hingegen wollte von seinem Habitus her "Wissenschaftler" sein. Alles war er tat, verkaufte er als "Wissenschaft". Die da an den SS-Selektionsrampen standen, waren nur Ausführungsorgane. Ritter hingegen lieferte ihnen das "Rüstzeug", so fragwürdig wie es auch immer war. Das also als grundsätzliche Vorbemerkung.

Der "Wissenschaftler" Ritter indes baute auch auf Theorien mit auf, die andere vor ihm bereits entwickelt hatten. Gibt man etwa in der Wikipedia den Suchbegriff "Phrenologie" ein; so ist das auch eine jener Theorien, die mit zum Rüstzeug des "Wissenschaftlers" Ritter gehörten.

In genannten Wikipedia-Artikel liest man unter anderem:

"Die Phrenologie ... ist eine zu Beginn des 19. Jahrhunderts von dem Arzt Franz Josef Gall (1758 - 1828) begründete pseudowissenschaftliche Lehre, die versucht, geistige Eigenschaften und Zustände bestimmten, klar abgegrenzten Hirnrealen zuzuordnen. Dabei wurde ein Zusammenhang zwischen Schädel- und Gehirnform einerseits und Charakter und Geistesgaben andererseits unterstellt."

Nun konnte der genannte Arzt Gall nicht wissen, was denn aus seiner Theorie dereinst noch mal alles so werden würde. Namentlich konnte er auch nicht wissen, dass er in der Nazizeit nochmals einen Jünger namens Dr. Robert Ritter haben würde, der es zu besonderen Weiterentwicklungen seiner Theorie brachte. Das ist sicherlich einzuräumen. Aber es entbehrt nicht einer gewissen Pikanterie zu registrieren, dass auch die Bibelforscher, in ihrer nahezu klassischen Anfälligkeit für allerlei pseudowissenschaftliches, eben auch in den Zug Phrenologie mit eingestiegen sind. Natürlich konnten sie ebensowenig, wie der genannte Arzt Gall wissen, dass es da in der Nazizeit einen auch zu benennenden Dr. Robert Ritter geben würde. Dies eingeräumt, ändert nichts an der Tatsache aufzuzeigen, wohin denn die Reise letztendlich ging!

In der Schweizer Ausgabe des "Goldenen Zeitalters" vom 15. 1. 1925, (Ausgabe Magdeburg vom 1. 4. 1925) veröffentlichte selbiges einen Artikel über die Phrenologie. Selbige in einen größeren der WTG-gemäßen Rahmen zwar eingeordnet. Aber in der Substanz nicht zu übersehen.

Dieser Artikel sei im nachfolgenden - kommentarlos - vorgestellt:

Psychologie gegen Unterbewusstsein und Unsterblichkeit
Der Okkultismus ist nicht nur tief in die Dramatik und die Poesie eingedrungen, sondern in die gesamte heutige Literatur, der er einen bestimmten Zug aufgeprägt hat. Wir sahen einmal ein Bild, unter dem die Worte standen: "Woher alles kommt". Dieses Bild zeigte Satan an einer Schreibmaschine, deren Tasten den Intellekt der verschiedenen Volkserzieher darstellten. Wir können versichert sein, daß auch die zahlreichen psychologischen Bewegungen unserer Tage hiervon keine Ausnahme machen.

Weil man heute soviel von einem Unterbewußtsein sprechen hört, sogar von Bibelkundigen, so möchten wir durch folgende Ausführungen zeigen, wie diese okkulte Theorie durch die vernunftgemäßen Gesetze der Phrenologie (Schädellehre), durch das, was wir heute über das Nervensystem, das Blut und das Gehirn wissen, und durch die Psychologie vollständig widerlegt
wird.

In der amerikanischen Fachzeitschrift "Human Culture" (die Kultur des Menschen) lesen wir:

Alle geistigen Fähigkeiten haben ihren Sitz in der Gehirnrinde. Da liegt z. B. in der Mitte des Hauptes der Sinn für Schönheit, Kunst, Idealismus, die Fähigkeit des Menschen, sich emporzuheben und zu bessern. Hinter der Stirn liegen die Organe für Bildung, Wissenschaft, logisches Denken, Erfinden etc. Seitlich liegen die Organe für Gelderwerb, Ernährung, Fortpflanzung, Selbsterhaltung etc. Und im Scheitelpunkt des Kopfes liegt der Sinn für Religion, Gottesverehrung und die Fähigkeit des Glaubens, des Erfassens abstrakter, geistiger Dinge.

Unter all diesen Fähigkeiten ist nicht eine, die Leben abzugeben oder zu übertragen vermöchte oder Nahrung für Gehirn, Gedanken, Bewegungen oder irgendwelche seelische Betätigung herstellen könnte. Was die Erhaltung des Lebens und der Gesundheit anbelangt, so haben das Gehirn und die geistigen Fähigkeiten nichts damit zu tun, sondern nur die Gehirnzentren, die unter diesem liegen, deren wichtigste das Kleingehirn und das verlängerte Rückenmark sind. Das Rückenmark ist das Verteilungsorgan. Es hat die Aufgabe, die Nahrung auf alle Teile des Körpers zu verteilen oder zu übertragen. Diese Übertragung ist zwiefältig. Anabolisch oder aufbauend und katabolisch oder ausscheidend. In diesen beiden Vorgängen werden Leben und Tod dargestellt. Durch den anabolischen Vorgang werden Nahrung und Leben auf die Stellen übertragen, wo sie gebraucht werden. Durch die katabolischen Vorgänge werden schlechte Stoffe, Unreinigkeiten und fremde Bestandteile durch die Haut, die Lungen, die Därme, die Nieren und andere Ausscheidungsorgane aus dem Körper ausgeschieden. Aus diesem Grunde sind Gesundheit und Krankheit größtenteils vom Rückenmark abhängig.

Damit soll natürlich nicht gesagt sein, daß das Rückenmark an sich irgendwelchen Anteil am schöpferischen Vorgang des Lebens hätte. Es ist einfach nur das Krafthaus. Das Kleinhirn ist das Laboratorium des Lebens im biochemischen Sinne. Jeder Mensch mit einem stark entwickelten Kleinhirn hat eine lange Lebensdauer. Langlebigkeit ist die Folge eines gut entwickelten Kleinhirns und Rückenmarkes, Niemand kann erwarten, lange zu leben und widerstandsfähig gegen Krankheiten zu sein, der schwach in diesen Teilen des Gehirnes ist. Wenn diese Gehirnzentren versagen, ist der Lebensfaden zu Ende.

Professor Dr. Babbitt schreibt; Wenn man sagt, daß der Geist, dessen Sitz das Gehirn ist, kein besonderes Organ zum Denken, Überlegen und Empfinden braucht, so ist das ebenso, als ob wir sagen wollten, daß wir ohne Beine gehen, ohne Augen sehen, ohne Ohren hören könnten. Das ist der logische Schluß, zu dem unsere Männer der exakten Wissenschaft kommen mußten.


Die Phrenologie ist natürlich ein zu weites Gebiet der Wissenschaft, als daß man schon in all ihre Tiefen und Einzelheiten eingedrungen sein könnte, aber ihre Fundamentallehren müssen ewig wahr bleiben.

Ein anderer Gelehrter sagt;

"Man kann bei der Zergliederung des Gehirnes keinen Geist finden, aber man kann auch Geist nicht mit Materie vermengen, denn Geist ist keine Wesenheit an sich, sondern eine Kraft, die durch die Tätigkeit der Nerven entwickelt oder erzeugt wird. Sie wird durch lebende Zellen über die Nerven auf Gewebe und Organe übertragen (d. h. es findet eine Einwirkung auf die verschiedenen Fähigkeiten des Gehirnes durch die Nervenzellen statt.)

Dr. W. Burgess schreibt in "The New Field Science"!
"Die Nervenenden haben die Form von Schlangenköpfen und bestehen wie das Gehirn aus weißer und grauer Materie. Sie scheinen Selbstbewußtsein zu haben und eine Art Denkfähigkeit betreffs der Selbsterhaltung. Wie das Gehirn, so bedürfen auch sie des Blutes, um ihre Funktionen ausüben zu können. Darum behaupten wir; ,,Das Leben ist im Blute" und die Nerven und das Gehirn sind die Organe, durch die das Leben und die Empfindungen zum Ausdruck gebracht werden. Aber das Blut ist nicht das Leben; denn wenn es von den Nerven getrennt wird, ist keinerlei Leben in ihm."

Professor Dr. Hausmann schreibt in einem sehr anschaulichen Artikel: "Wie wir denken" folgendes: Eine der interessantesten und bezeichnendsten Offenbarungen, die die letzten Forschungen über den Bau des menschlichen Gehirnes zu Tage gefördert haben, ist, daß es eine außerordentlich innige Verbindung zwischen dem Bau jenes Organes und den geistigen Fähigkeiten des Denkens, Empfindens, etc. gibt. Es steht heute fest, daß alle geistigen Vorgänge auf Grund des Baues und der Tätigkeit des Gehirnes zu erklären sind. Alles Denken, Empfinden, Merken, Erinnern, Urteilen, Überlegen, kurz alle die verschiedenen Betätigungen des menschlichen Geistes sind an die Tätigkeit des Gehirnes gebunden. Viel Licht über die Beziehungen der pyramidalen Neuronen erhielt man durch die Untersuchung des Gehirnes von Schwachsinnigen und Idioten, wo man fand, daß Wechselwirkungen und Verbindungen von Gedanken, Erinnerungen und Gefühlen nicht möglich waren, wo keine physischen Verbindungen zwischen den pyramidalen Neuronen und den Nervensträngen bestand. Letztere können mit elektrischen Drähten verglichen werden, die das Gehirn mit der Außenwelt verbinden und umgekehrt."

Eine Folge der wunderbaren Entdeckungen, die auf sämtlichen Gebieten der physikalischen Wissenschaft während des neunzehnten Jahrhunderts gemacht wurden, war, daß man über geistige Dinge vollständig materialistisch und daher skeptisch denken lernte. Der deutsche Professor Wundt, der englische Prof. Carpenter und die amerikanischen Professoren James und Ladd haben durch ihre Forschungen die alte, traditionelle Lehre, daß alles geistige Leben einfach der Ausdruck der verschiedenen Kräfte eines unzerstörbaren, ewigen Prinzipes im Menschen, genannt Seele, ist, vollständig umgestoßen. Diese Gelehrten haben durch eine experimentelle Untersuchungsmethode in sorgfältiger Weise eine neue Psychologie ausgearbeitet, die in untrüglicher Weise in der Erkenntnis wurzelt, die man über das Zellgewebe des Gehirnes und andere Teile des Nervensystemes gewann. Sie haben unwiderlegliche Beweise dafür erbracht, daß alle geistigen Erscheinungen Kundgebungen der Nerven- oder Gehirnkräfte sind und daß es darum ohne Gehirn weder Verstand noch Bewußtsein geben kann. Darum wird die neue Psychologie mit Recht physiologische Phylosophie genannt.

So kann Psychologie nicht mehr vom Standpunkte nebelhaften Neuplatonismusses aus studiert werden, sondern von einem unverrückbaren Felsen wissenschaftlicher Beweise. Die wichtigen Ergebnisse wissenschaftlicher Forschung haben der Unsterblichkeitslehre einen unwiderruflichen Stoß versetzt. Das Dogma von der unsterblichen Seele ist mit der wahren Psychologie, die durch weitere Forschungen immer mehr bestätigt wird, gänzlich unvereinbar.


Man vergleiche folgende Stelle aus den Schriften des berühmten amerikanischen Gelehrten John Tiske:

"Verletzungen des Nervensystems bewirken Stockungen entweder in der geistigen Tätigkeit selbst oder in der Herrschaft, die diese über die Funktionen ausüben Entweder zeigt sich eine geistige Verwirrung oder Bewußtlosigkeit oder Muskellähmung. Von dem Augenblick an, wo der Tod eintritt, wo der Blutstrom aufhört, durch die Blutgefäße zu kreisen, hören alle Zeichen des Bewußtseins für den Beobachter auf, und welchen Grund sollten wir zu der Annahme haben, daß das Bewußtsein weiterlebt, nachdem sich das Nervensystem in seine Elemente aufgelöst hat? Könnten wir nicht ebensogut behaupten, daß die Nässe des Wassers weiter besteht, nachdem es in seine Bestandteile, Sauerstoff und Wasserstoff, aufgelöst ist? So weit unser irdisches Wissen reicht, können wir auf solch eine Frage nur eine Antwort finden. Wir haben keine Erfahrung, die uns dazu berechtigen könnte zu denken, daß das Bewußtsein ohne ein Nervensystem bestehen könnte, ebensowenig wie Wasser in einer Welt ohne Sauerstoff und Wasserstoff bestehen könnte.

Wie kommt es nun, daß angesichts solcher wissenschaftlicher Forschungsergebnisse ,,Wissenschaftler" sich dem Okkultismus zuwenden und das Gegenteil von dem lehren, was uns die natürlichen Wissenschaften, Psychologie und Phrenologie sagen, und die damit zugleich das Wort Gottes mißachten, die unwiderlegliche Wissenschaft der Bibel, indem sie sich bemühen, sichtbare Beweise für die heidnische Lehre von der Unsterblichkeit der Seele zu lehren?

"Die Weisen werden beschämt, bestürzt und gefangen werden; siehe, das Wort Jehovas haben sie verschmäht, und welcherlei Weisheit haben sie?" (Jeremia 8 : 9) Und ,,Satan hat den Sinn der Ungläubigen verblendet." - 2. Korinther 4 : 4.

Die Entdeckungen, die in neuerer Zeit in den großen psychologischen Laboratorien der Welt gemacht worden sind, sind von allergrößtem Interesse. Die führenden Psychologen versichern uns heute, daß der einzige Unterschied zwischen dem Geiste der Tiere und dem Geiste des Menschen der des Grades ist, das heißt, der Geist oder der Verstand des Menschen ist von der gleichen Art, wie dar des Tieres, nur viel stärker und ausgeprägter und vielseitiger. Moralische und religiöse Fähigkeiten im Verein mit Auffassungs- und Urteilsvermögen verleihen ihm einen viel weiteren Gesichtskreis. Fortgesetzte sorgfältige Untersuchungen haben ergeben, daß auch die niederen Tierarten einen Verstand haben, der nur durch Grade von dem des Menschen verschieden ist.


Alle organischen Wesen sind nichts weiter als Anhäufungen von Zellen, Stätten einzelner Lebewesen. Wir wissen bis heute noch nicht, was Leben ist, aber jede Zelle ist ein Zentrum oder eine Quelle des Lebens. Die Ganglien sind Knoten oder Ansammlungen von Zellen in kleineren Gemeinschaften, und verschiedene Zusammenstellungen ein und derselben Art von Zellen können verschiedene geistige Fähigkeiten hervorrufen, denn aus verschiedenartigen Verbindungen von gleichartigen Atomen (es gibt deren nur - eine Art) entstehen alle Phasen, die uns durch die Chemie und das Spektroskop enthüllt sind. Das Universum bestellt aus unendlich verschiedenen Zusammensetzungen von Lebenskörperchen. Und nach den letzten Analysen von Verstand und Gehirn scheint die Verschiedenartigkeit des Denkens durch Verschiedenartigkeit der Anhäufung einer Art von Gehirnzellen in den Ganglien verursacht zu werden. So erkennt man den Verstand jetzt als ein Erzeugnis der Gehirntätigkeit, d. h. als eine Folge oder ein Ergebnis derselben. Mäuse, Vögel und Insekten zeigen einen Grad von Verstand. Die Tiere lernen durch Erfahrung und bewahren diese Erfahrung für lange Zeit in ihrem Gedächtnis auf. Wir wissen heute genau, daß Tiere gewisse Grade, manchmal sogar hohe Grade von Liebe, Zuneigung, Verehrung, Schönheitsliebe, Dankbarkeit, Gewissenhaftigkeit, Überlegung, Zerknirschung, Traurigkeit, Sorge, Erbarmen, Mitleid und vieler anderer Eigenschaften besitzen, die man für lange Zeit nur dem Menschen zugesprochen hat.

Mehrere Bücher, in denen tausende von Fällen angeführt sind. sind über diesen Gegenstand veröffentlicht worden. Auch die allerpeinlichste Untersuchung, die in den letzten Jahren von sorgsamen und konservativen Psychologen gemacht worden ist. hat im menschlichen Körper und Gehirn auch nicht eine Spur von dem Dasein dessen gefunden, was man gewöhnlich die Seele nennt, noch irgend etwas, was eine Ähnlichkeit damit haben könnte.

Blutzellen bilden Fleisch, Magenzellen verdauen und Gehirnzellen entwickeln Verstand, Die Psychologen sind nicht imstande, irgend einen Unterschied bei diesen drei Vorgängen zu finden, Die psychologische Wissenschaft weiß bis heute nicht, was Geist ist, aber sie weiß, daß Geist, was es auch sein mag, durch die Tätigkeit des Gehirnes und der Nervenzellen verursacht oder hervorgerufen wird. Wenn diese Tätigkeit aufhört, so hört auch jede Spur von Verstand oder Geist auf, ebenso wie alles Aufbauen und Ausscheiden aufhört. Die Zellen, die den Sitz des Verstandes im Gehirn bilden, sind viel verwickelter zusammengesetzt als die, die den Sitz der Absonderung in den Nieren bilden.


Die Absonderung des Verstandes oder Geistes ist viel verwickelter als die Absonderung der Galle und der gastrischen Säfte, aber alle werden durch das Werk der Zellen hervorgerufen.

Vorstehende Ausführungen scheinen zu beweisen, daß es überhaupt keine Seele gibt. Wir wünschten dadurch mit dem allgemein vorherrschenden Gedanken, daß der Mensch ein gewisses, geheimnisvolles, unzerstörbares Etwas besitzt, was von seinem Organismus trennbar ist, aufzuräumen. Da sich die wahre Wissenschaft heute vor dieser Tatsache nicht mehr verschließen kann, werden die Menschen dahin kommen, zu erkennen, daß das, was die Bibel von der Seele sagt, immer das Richtige gewesen ist. Dagegen ist das, was die Kirche hierüber lehrt, seit Jahrhunderten falsch gewesen und die "unsterbliche Seele" hat ihren Ursprung in Satans erster Lüge; "Mitnichten werdet ihr sterben".

Das Wort Seele bedeutet fühlendes, empfindendes Wesen, ein Wesen, das atmet und denkt, sei es Mensch oder Tier...."


Nun mag der Schwerpunkt vorstehender langatmiger Ausführungen in der Tat beim Thema "unsterbliche Seele - oder nicht" liegen. Aber eben zur Stützung der diesbezüglichen eigenen Position, bediente man sich dabei auch der Phrenologie. Unterstrichen wird dieser Umstand insbesondere noch durch eine beigefügte Zeichnung, die eben auf den Prämissen der Phrenologie basiert.

http://www.manfred-gebhard.de/Phrenologie.jpg

Genau diese Zeichnung sollte dann noch eine Presserechtliche sogenannte "Berichtigung" zur Folge haben. In der Schweizer Ausgabe des "Goldenen Zeitalters" vom 15. 5. 1925 liest man dazu:
"Auf ausdrückliches Verlangen von Am. Kupfers Verlag für Carl Huters psycho-physiognomische Werke erscheint nachfolgende Mitteilung an unsere Leser.
In ... unserer Zeitschrift ... hatten wir einen psycho-physiognomischen Studienkopf, entworfen und gezeichnet nach eigenen Forschungen von Carl Huter, veröffentlicht.
Wir wollen nicht verfehlen, unsere Leser darauf aufmerksam zu machen, daß dieser Studienkopf aus dem Haupt- und Lebenswerk Carl Huter, Menschenkenntnis, eine neue Lebens- und Seelenausdruckskunde auf wissenschaftlichen Grundlagen, 1904-1906, entnommen ist. Carl Huter hat ein neues System der Welt- und Menschenkenntnis geschaffen und zu den Endergebnissen seiner Forschungen gehört auch der erwähnte Studienkopf. ... Herausgegeben werden die Originalwerke Carl Huters von dem Verlag Am. Kupfer in Schwaig bei Nürnberg."


Die Berufung auf die Phrenologie war für die zeitgenössischen Bibelforscher offenbar etwas Selbstverständliches. Das "Goldene Zeitalter" (Ausgabe Bern vom 15. 3. 1926; Ausgabe Magdeburg 15. 4. 1926) brachte zum Beispiel den Text eines Radiovortrages, welcher zuerst über die eigene Station WBBR ausgestrahlt wurde. In diesem "Wer ist dein Gott?" überschriebenen Beitrag, findet man auch beiläufig eingeflochten, eine Bezugnahme auf die Phrenologie. Das GZ meinte in diesem Beitrag zu wissen:

"Es ist bekannt, daß verschiedene Teile des menschlichen Gehirns verschiedene Funktionen ausüben. Phrenologen haben eine Karte des menschlichen Gehirns gezeichnet und in seine verschiedenen Teile die verschiedenen Eigenschaften oder Fähigkeiten eingetragen. Unter diesen verschiedenen Organen des Gehirns befindet sich auch das, was wir Gottesverehrung nennen."

Man vergleiche auch:
http://forum.mysnip.de/read.php?27094,38325,38325#msg-38325

wo ebenfalls bereits auf das Stichwort Phrenologie hingewiesen wurde.

Re: Im "Goldenen Zeitalter" gelesen - Eine Zeitreise
geschrieben von: Drahbeck
Datum: 13. Februar 2010 01:40

Es muss wohl so eingeschätzt werden, dass die Titelbilder, welche die Schweizer Ausgabe des "Goldenen Zeitalters" schon einige Zeit enthielt, in eigener Regie entstanden und verwendet wurden. Denn bis zur Ausgabe vom 31. 12. 1924 des "The Golden Age" (möglicherweise auch noch danach, was aber mangels Belegexemplare nicht beantwortet werden kann), enthielt das "Golden Age" so ziemlich regelmäßig die gleiche Titelbildzeichnung. Nachstehend ein Bildausriß daraus.

http://www.manfred-gebhard.de/GA24.jpg

Hingegen machte das Schweizer "Goldene Zeitalter" zu der Zeit, schon in jeder Ausgabe, mit einem neuen Titelbild auf.

http://www.manfred-gebhard.de GZB.25.1.2.JPG

So also stellte sich der Zeichner des Schweizer "Goldenen Zeitalters" (Ausgabe vom 1. 2. 1925) also "Michael" vor. Die Magdeburger Ausgabe des "Goldenen Zeitalters" vom 15. 5. 1925 übernahm dieses Bild dann auch noch. Nicht aber als Titelbild. Als Bildtext schrieb man dazu: "Die Predigt eines Malers".

Re: Im "Goldenen Zeitalter" gelesen - Eine Zeitreise
geschrieben von: Drahbeck
Datum: 14. Februar 2010 01:27
Eine als ziemlich mager zu bezeichnende Fragenbeantwortung begegnet man in der Ausgabe des Schweizer GZ vom 1. 2. 1925. Der Fragesteller will da wissen:

"Mit Interesse verfolge ich stets Ihre Ausführungen im "Gold. Zeitalter", wo immer und immer wieder betont wird, das Jahr 1925 sei der Beginn gewaltiger Ereignisse, d. h. der schrecklichen Drangsal. Haben Sie schon darüber nachgedacht, was werden würde, wenn die Ereignisse ausbleiben sollten?

Ich gebe gerne zu, unter die Kleingläubigen zu gehören, trotzdem bin ich von Zeit zu Zeit sehr besorgt und zugleich begierig zu wissen, wie Sie sich zu dieser Sache stellen! Bitte um gütige Antwort."


Eine vernünftige Antwort darauf bekam der Fragesteller wohl kaum, denn er wird lediglich mit den Floskeln abgespeist:

"Ihrer Besorgnis des Nichteintreffens der Erwartungen begegnen wir mit den Worten eines Gottespropheten: l. Könige 22:28 .... Wir verkündigen die Dinge nicht aus Menschenwitz, sondern auf Grund eines bibelgestützten Glaubens."

Noch nicht mal die angegebene Bibelstelle wird im Text ausgeschrieben. Schlägt man sie nach (zitiert nach der NW-Übersetzung) erweist sie sich zur gestellten Frage auch kaum als sonderlich "beeindruckend".

Liest man doch dort:
"Darauf sprach Micha - ja: "Wenn du überhaupt in Frieden zurückkehrst, hat Jehova nicht mit mir geredet." Und er fügte hinzu: "Höret, all ihr Völker."
Re: Im "Goldenen Zeitalter" gelesen - Eine Zeitreise
geschrieben von: Drahbeck
Datum: 18. Februar 2010 00:46
Von Zeit zu Zeit kann man im "Goldenen Zeitalter" auch Auseinandersetzungen mit Konkurrenz-Theorien begegnen. In der Magdeburger Ausgabe des GZ vom 15. 2. 1925, beispielsweise solch einer die sogenannte "Wünschelrute" betreffend. Selbige meint das GZ in Form einer Fragenbeantwortung wie folgt kommentieren zu können:

"Frage. Ist Ihnen bekannt, daß man bei Anwendung einer Wünschelrute, die im Erdreich befindlichen Wasseradern finden kann? Die Zeitschrift "Das Goldene Zeitalter" beantwortet so viele Fragen, sei es in Wissenschaft oder Spiritismus ... Ist das mit der Wünschelrute göttliche Kraft oder Satans Macht?

Antwort: Unter keinen Umständen können wir annehmen, daß göttliche Kraft hier in Verbindung mit der Wünschelrute irgendwie sich betätigt, sondern wenn überhaupt irgend etwas Vernünftiges an der ganzen Sache ist, so könnten es natürlich nur auf Anziehungskraft der im Erdinnern befindlichen Wassermengen beruhende Vorgänge sein, die das Ausschlagen der Wünschelrute bewirken. Jedoch alles, was man in wissenschaftlicher Beziehung über diesen Gegenstand hört, verneint meistenteils bei ernstlicher Prüfung auch diese Frage und folgert, daß entweder Täuschung und Zufall bei Anwendung der sogenannten Wünschelrute dem Leichtglauben und Aberglauben Tür und Tor öffnen, oder aber, was auch nicht ausgeschlossen erscheint, daß in der Tat dämonische Mächte wirksam sind, sich hier auf diese Weise einmal den Menschenkindern zu nähern.

Man möchte hierzu zwar sagen, welch ein Interesse hätten Dämonen daran, etwas Gutes zu tun, indem sie den Menschen Wasserquellen, die in der Tiefe des Erdbodens lagern, anzeigen. Tatsache ist, daß die Heilige Schrift sagt, daß Satan sich in die Gestalt eines Engels der Lichtes verkleidet, was auch des Teufels Methode ist, nicht immer gleich sich den Menschen auf böse Art und Weise zu zeigen. Er versucht mancherlei Mittel und Wege, und auch mancherlei gutaussehende Wege, im Anfang, um zunächst einmal mit den Menschenkindern in Verbindung zu treten, und wenn ihm dies gelungen ist, sie immer tiefer und tiefer in Netze und auf Wege zu ziehen, die ihnen zu einem betrüblichen Verhängnis werden. ...

Ein abschließendes Urteil möchten wir uns über die Wünschelrute nicht bilden, doch möchten wir meinen, daß angesichts des völligen Ungeklärtseins dieser Art Wassersuchens es viel besser ist, sich mit solchen Methoden nicht abzugeben. Bei dem heutigen Stande der unsere Erde erforschenden Wissenschaft ist es übrigens auch nicht schwer, unter Zuhilfenahme dessen, was sie uns sagt, die im Innern der Erde befindlichen Wasserquellen zu finden und zum Wohle der Menschheit zu verwenden.

Wir würden es jedenfalls vorziehen, diese, den Menschen viel näher liegenden und vernünftiger erscheinenden Wege zu wählen.


Die Magdeburger Ausgabe des "Goldenen Zeitalters" nahm in ihrer Ausgabe vom 1. 4. 1925 das Thema Wünschelrute erneut auf, indem sie einen dazu eingegangenen Leserbrief abdruckte. Letzterer führte aus:

"In der Wünschelrutenfrage ... sei mir als Wünschelrutengänger gestattet, kurz Stellung zu nehmen. Der Fragesteller geht anscheinend von der Ansicht aus, daß die Rute irgendein Wunderding und könnte mit demselben Rechte fragen. Ist die Elektrisiermaschine göttliche Kraft oder Satans Macht? Die Wünschelrute, aus Holz oder Metall, ist genau dasselbe, was die beiden Pole eines Elektrisierapparates sind, nämlich Leiter elektrischer Strömungen.

Das Rätselhafte oder Wunderbare liegt nur in der Tatsache, daß nur eine geringe Anzahl Menschen fähig sind, die aus dem unterirdischen Wasserlauf ausstrahlenden radio-aktiven Wellen anzuziehen.

Ich dürfte wohl hier mal an die Abhandlung von Dr. Abram erinnern, welcher nachwies, daß nicht ein Mensch dieselben elektrischen Wellen besäße, wie ein anderer; und daß das menschliche Nervensystem die feinste elektrische Anlage darstelle, die man sich denken könne. Der Beantworter der Frage scheint noch nie das Arbeiten mit einer Wünschelrute gesehen zu haben, deshalb werde ich mir erlauben, es nachstehend zu schildern.

Soll ein Wasserlauf festgestellt werden, so nimmt der Wünschelrutengänger meist eine frisch vom Baum oder Strauch geschnittene Rute in der Form V, beide Schenkel gleich stark, ungefähr fingerdick, faßt beide Schenkel mit festem Untergriff, Spitze wagerecht ab vom Körper nach vorn haltend, Arme fest an den Körper gepreßt, und begeht nun das Gelände. Ist nun ein Wasserlauf in der Nähe, dann beginnt zunächst in den Armen ein prickelndes Gefühl, ähnlich dem ersten Angreifen einer Elektrisiermaschine, gleichzeitig hebt sich die Spitze der Rute und dreht sich dem Körper zu, trotz krampfhaften Festhaltens der beiden Schenkel; dabei kommt es vor, wenn die Rute von brüchigem Holze, wie Pappeln und dergl. ist, daß die Schenkel glatt in der Hand zerbrechen.

Die Wirkung ist am stärksten direkt über dem Wasserlauf und dem Lauf entgegen. Geht man mit dem Lauf, kommt es zuweilen vor, daß die Rute sich nach unten herum dem Körper zudreht. Um nun die Tiefe festzustellen, ist es nur nötig, die Entfernung vom ersten Prickeln bis zum stärksten Ausschlag zu messen, denn in diesem Winkel strahlt der Wasserlauf aus. Die Wirkung bleibt auch dann nicht aus, wenn ein oder mehrere Personen zwischen geschaltet werden. Zuweilen kommt es auch vor, daß die Strahlen abgelenkt werden, wenn z. B. Ton in der Nähe ist.

Nicht nur Wasserläufe lassen sich feststellen, auch Kohlen und Mineralien, doch dazu gehören Ruten aus Metall; auch benutzt man am Polytechnikum in Cöthen schon Ruten, die auch ohne Mithilfe des menschlichen Körpers Wasserläufe und dergl. anzeigen. Falsch wäre es, aus der Tatsache, daß nur etwa 5 Prozent der Menschen (bei Männern ca. 7, bei Frauen ca. 3 Prozent) die Fähigkeit besitzen, die radio-aktiven Wellen wahrzunehmen, den Schluß zu ziehen, daß diese vom Teufel oder von den Dämonen besessen wären.

Ich meine, daß auch diese Erfindung wie so viele andere von unserem weisen Vater droben zugelassen und vorgesehen ist, der Menschheit zum Besten zu dienen und mitzuhelfen, die Erde in den Paradieszustand zu versetzen. Wieviel leichter ist es heute schon, einen unterirdischen Wasserlauf zu erschließen als früher, wo manchmal mehr wie ein Dutzend Bohrlöcher in die Erde getrieben werden mußten, und ich glaube sicher, daß mittels Wünschelruten an vielen öden Orten und in Wüsten Wasserläufe entdeckt werden, die dann der Menschheit nutzbar gemacht werden können. Und nun bitte ich zum Schluß, die in Nr. 4 gegebene Antwort zu revidieren und in der nächsten Nummer meine Erfahrungen mit der Wünschelrute zu veröffentlichen.

Ich bin gern bereit, etwaigen Interessenten die Wünschelrute vorzuführen und werde auch nicht versäumen, wenn ich mal nach Magdeburg kommen sollte, in der Redaktion des G. Z. vorzusprechen.
Hochachtungsvoll
G. D. Gemeindevorsteher."


Und dazu fügt dann das GZ seinerseits noch redaktionell an:
"Ohne Kommentar unseren werten Lesern zur Kenntnis mit der Note: Das klingt sehr einleuchtend. Die Redaktion".

Was den im Text mit genannten Dr. Abrams anbelangt, so bewahrheitete sich nun für die GZ-Redaktion, dass sie nun den "Fluch der eigenen bösen Tat" zu kassieren hatte. Sie selbst hatte ja den windigen Scharlatan Abrams, seinerzeit supergroß herausgestellt. Wenn nun dieser Wünschelruten-Fan sich auf den als vermeintliche "Autorität" mit berief, so wurde sie faktisch mit den eigenen Waffen geschlagen.

Zu Abrams siehe auch den Kommentar zum "Goldenen Zeitalter" vom 15. 10. 1923.

http://forum.mysnip.de/read.php?27094,14762,15344#msg-15344
Alternativ auch in:

Im „Goldenen Zeitalter" gelesen - Eine Zeitreise - 1923 Dort der Eintrag vom 18. Oktober 2008 06:54
Re: Im "Goldenen Zeitalter" gelesen - Eine Zeitreise
geschrieben von: Drahbeck
Datum: 19. Februar 2010 01:37
Noch einmal, inzwischen "ziemlich genervt", ging die Magdeburger Ausgabe des "Goldenen Zeitalters" vom 1. 6. 1925, auf das Thema Wünschelrute ein. Erneut war dazu ein Leserbrief eingegangen, welche die GZ-Redaktion nun der weiteren Leserschaft vorstellte. Der neuerliche Leserbrief-Schreiber meinte nun:

"Ich möchte Ihnen selbst und allen G.Z.-Lesern erklären, da ich selbst ein eifriger Wünschelrutengänger war und eine solche berühmte Stahlrute gehabt habe. ... Ich war ein vollständig verblendetes Werkzeug des Teufels. Die ganzen geheimen Kräfte, mit welchen ich, ohne zu wissen, daß sie vom Teufel waren, gearbeitet habe, habe einst auch ich als von Gott kommend betrachtet.

Jedoch die Wünschelrute ist vom Teufel, geleitet von seinen Dämonen. Sie wird beschrieben im sogenannten 6. und 7. Buch Moses, seinem geheimen Betrugsstück, genannt "das Buch der geheimen Künste". So gut wie nun unser himmlischer Vater einen Kanal hat, die fünf Bücher Moses und die übrigen uns bekannten Bücher der Bibel um ... seine Macht und Kraft mitzuteilen, so hat auch Satan als Gott dieser Welt, die vorhergenannten Bücher, um die Menschen unter seine Kraft und seinen Einfluß zu bringen, nur mit dem Unterschied, daß er hierbei nicht seinen Namen gebraucht, sondern den Namen Gottes und Jesu mißbraucht.

Ich habe mit beiden Wünschelruten gearbeitet, Holz und Stahl. Die erstere ist nur ein Lockmittel, um den gläubigen Menschen dafür zu interessieren. Mit der Holzrute kann man aber nur Wasser suchen. Um die edleren Sachen zu suchen, muß man eben die Stahlrute haben. ... Ehe aber diese Stahlrute die nachher aufgezählten Sachen anzeigt, muß sie getauft werden. ... Daß der (vorangegangene Leserbrief-) Schreiber ... meint, daß es radioaktive Strahlen sind, ist ein Verblendungsmittel. ...

Wenn die Stahlrute sicher und zuverlässig arbeiten soll (soweit es die Dämonen zulassen?) muß selbige Karfreitags, morgens, vor Sonnen-Aufgang am fließenden Wasser, mit dem Angesicht nach Osten, im Namen Gottes des Vaters, des Sohnes und des heiligen Geistes getauft werden und man muß dann von ihr zu gleicher Zeit verlangen, was man mit ihr suchen will.

Ich habe Quellen und auch die edleren Sachen gesucht. ... Ich bin überzeugt, daß alle Kräfte, welche unsichtbar sind und unter dem Namen Gottes und Jesu gebraucht werden, vom Teufel sind, und halte es deshalb für meine größte Pflicht, alle davor zu waren. ...
Hochachtungsvoll
Edgar Klettbach, Bürgermeister a. D. , Gutendorf b. Bad Berka."


Dazu hängte das GZ dann noch nachfolgenden "Nachsatz der Schriftleitung" an:
"Wir haben nun jeder Ansicht, die uns wert schien, betrachtet zu werden, die Möglichkeit der Äußerung gegeben. Wenn das von dem heutigen Einsender mitgeteilte, besonders die angebliche "Taufe" der Wünschelrute betreffend, den Tatsachen entspricht, würde dies unsere Meinung über das Wesen der Wünschelrutengängerei völlig klären. ...

Wir sind weder in der Lage noch willens, die beiden entgegenstehenden Meinungen zu prüfen und eine derselben endgültig zu verneinen, sondern halten es für die Sache mit unserem schon ... zum Ausdruck gebrachten Gedanken: "Unter keinen Umständen können wir annehmen, daß "göttliche Kraft" sich hier betätigt und würden es vorziehen, unser Wasser unter Benutzung wissenschaftlicher Instrumente, d. h. also unter Ablehnung der Wünschelrute zu suchen, und unseren Lesern raten wir dasselbe."

Wir schließen hiermit die Aussprache über diesen Gegenstand; weitere Einsendungen können keine Berücksichtigung mehr finden."


Wiederum gab es in der Magdeburger Ausgabe des "Goldenen Zeitalters" vom 1. 4. 1932 (Schweizer Ausgabe vom 15. 4. 1932), eine thematische Notiz dazu.

Letztere führte aus:

"In der Akademie für Ackerbau in der Tschechoslowakei hat man kürzlich die "Wünschelrute" untersucht, mit der die "Rutengänger" verborgene Quellen finden. Man ist zu dem Schluß gekommen:
"Der Körper des Rutengängers ist mit einem außerordentlich sensiblen Nervensystem ausgerüstet, das in der Art eines Radioempfangsgerätes reagiert. Seine Hände entsprechen den Polen eines Magneten, seine Beine sind die 'erde' und die Rute ist die Antenne."

Es ist leicht möglich, daß es so ist. Bisher waren wir der Meinung, daß solche Rutengänger Medien sind, die von gefallenen Engeln, den Dämonen, beeinflußt werden. Die neuerliche Erklärung schließt diese alte nicht ganz aus; denn Menschen mit überaus sensiblen Nervensystemen sind am leichtesten von den unsichtbaren Mächten zu beeinflussen. Jedenfalls sind dies alles nur Meinungen. Es gibt noch so manche Dinge, über die wir kein positives Wissen haben."


Das Thema liess die GZ-Redaktion nicht los, wofür auch die nachfolgende Notiz in der Schweizer Ausgabe des "Goldenen Zeitalters" vom 1. 12. 1932 spricht. Letzteres teilte seiner Leserschaft unter Berufung auf die "Dresdener Neuesten Nachrichten" vom 7.10. 1932 mit:

"Auf der Landstrasse nach Bremerhaven ereignete sich bei Kilometerstein 23,9 ein schwerer Unfall. Ein aus Richtung Bremen kommender Kraftwagen geriet ins Schleudern und überschlug sich. Von den vier Insassen wurden zwei schwer verletzt.

Dieses Unglück hat eine merkwürdige Vorgeschichte. Seit Inbetriebnahme der 1931 neu ausgebauten Chaussee Bremen-Bremerhaven folgte nämlich an dieser Stelle ein Autounfall nach dem andern. Unter anderm kam auch dort der Asienforscher Trinkler zu Tode. Schliesslich wurde die fragliche Stelle von Rutengängern untersucht, die starke Erdstrahlungen und unterirdische Wasserläufe feststellten.

Eines Tages hörten plötzlich die Unfälle bei Kilometerstein 23,9 vollkommen auf. Erst jetzt erfährt man, dass der Rutengänger Karl Wehrs heimlich, aber in Anwesenheit von Zeugen, an dieser Stelle einen "Entstrahlungsapparat" eingebaut hatte, der die schädlichen Strahlen abfangen soll. Am 2. Oktober wurde dieser Apparat — abermals in Gegenwart von Zeugen — wieder entfernt, und bereits am nächsten Tage geschah das oben erwähnte Unglück. Diejenigen, die an die sogenannte Strahlentheorie glauben, sehen darin ein verblüffendes Zeugnis für die Richtigkeit und Wichtigkeit der Rutengängeruntersuchungen. Wir nehmen von dieser Meldung mit allem Vorbehalt Notiz."
Re: Im "Goldenen Zeitalter" gelesen - Eine Zeitreise / GWUP
geschrieben von: X ~ mysnip
Datum: 19. Februar 2010 16:21
Ohne Kommentierung:
http://blog.gwup.net/2009/09/10/psi-test-spiegel-tv-gwup-heiler/
Re: Im "Goldenen Zeitalter" gelesen - Eine Zeitreise
geschrieben von: Drahbeck
Datum: 20. Februar 2010 03:43
Erneut griff die Schweizer Ausgabe des "Goldenen Zeitalters" in ihrer Ausgabe vom 1. 6. 1933 die Wünschelrute-Thematik auf. Diesmal wurde in einem namentlich gezeichneten Bericht (mit: Walter Baumann) nachfolgendes berichtet:

"Der Strahlungswahn
Vor einigen Tagen hat die Universität Tübingen in einer Pressemitteilung öffentlich Stellung gegen den weitverbreiteten Unfug genommen, der sich an die "Entstrahlung der Wasseradern" knüpft.
Damit ist endlich ein entscheidender Vorstoss gegen eine Irreführung und Verängstigung der Massen erfolgt, die ihresgleichen sucht. Im Anschluss an den Artikel von Professor Herrmann in der letzten Nummer der S.-Z. sei hierüber noch folgendes bemerkt.

Im Sommer 1930 brachte Pater Wehrmeister O.S.B, von St. Ottillen einen Apparat in den Handel der nach Ihm "Wehrmeisterapparat" genannt wurde. Dieses Wunderding aus Blech, Draht, Beton und Öl soll die gesundheitsschädigende Wirkung der "Wasseradernstrahlung" aufheben. Man baut an der Ein- und Austrittsstelle der Wasseradern unter den Gebäuden einen dieser Apparate ein und behauptet, dass dadurch die "Strahlung" kompensiert werde. Die Wasseradern werden vor dem Versetzen mit der Wünschelrute festgestellt. Nach dem Einbringen der Apparate soll die Rute innerhalb des "abgesperrten" Streifens nicht mehr reagieren.

Im Herbst 1930 ging ich interessehalber mehrere solcher entstrahlter Häuser mit der Wünschelrute nach und erhielt zu meinem Erstaunen überall trotz der Apparate noch Rutenausschläge.
Freiherr v. Maltzahn-München, der Vorstand des Verbandes zur Klärung der Wünschelrutenfrage, prüfte auf meine Bitte hin mehrere dieser Fälle nach und bestätigte mein Ergebnis. Die Apparate waren also wirkungslos.

Dies hinderte aber die Apparatesetzer nicht, weiterhin Tausende solcher Abschirmgeräte zu versetzen. Bald entstand St. Ottilien auch eine zahlreiche Konkurrenz (u. a. Freiherr v. Pohl-Pasing). Der glänzende mühelose Verdienst hatte angelockt! In Südbayern und besonders im Allgäu gibt es fast keine Ortschaft mehr, in der nicht solche Wunderkisten Menschen und Tiere vor Schaden bewahren sollen, über 2 Millionen sind dem verarmten Volk auf diese Weise entzogen worden!

Die genaue Ursache des Wünschelrutenausschlags in den betreffenden Fällen ist immer noch unbekannt Es ist aber mit grosser Wahrscheinlichkeit anzunehmen, dass nicht eine "Strahlung" im landläufigen Sinn, sondern eine Änderung des Potenzialsgefälls (Unregelmässigkelten des elektrostatischen Feldes der Erde) den Wünschelrutenausschlag bedingt.

Es ist also mehr als kühn, eine derart unbewiesene Annahme als Grundlage der Anfertigung von "Entstrahlungsapparaten" zu benützen. Selbst wenn man die Möglichkeit zugibt, dass Grundwasser durch Ausstrahlung auf Menschen und Tiere schädlich wirken kann (allerdings eine sehr umstrittene Hypothese!), so ist es doch unmöglich, wirksame Abschirmgeräte zu bauen, solange man noch nicht weiss, um welche Vorgänge es sich eigentlich handelt. Der Dynamo konnte erst erfunden werden, als man die Gesetze der Elektrizität kannte.

Einen neuen Auftrieb erhielt die Abschirmbewegung durch die Behauptung des Pariser Gelehrten Lakhovsky, dass kosmische Strahlen (Ultragammastrahlen) als Krebsursachen anzusehen seien. Diese Behauptung ist zwar von der Pariser Sorbonne als unbewiesen abgelehnt worden. Die Apparateerfinder machten sich aber sogleich Lakhovskys Ansicht zu eigen und erklärten, dass in die Erde eindringende kosmische Strahlen von den Wasseradern reflektiert werden und, an die Oberfläche zurückgekehrt, schädigend auf Menschen und Tiere einwirken. Natürlich hatte man auch dagegen rasch Apparate erfunden.

Man ging schliesslich soweit, selbst Verkehrsunfälle auf Strahlen zurückzuführen. Bei fachkritischer Prüfung sind diese fantastischen Behauptungen in allen Fällen zu Nichts zerronnen.
Heute sind eben an allem Unerklärbaren geheimnisvolle Strahlen schuld. Es ist seit langem bekannt, dass durch den Zerfall radioaktiver Elemente dauernd in wechselnder Stärke sogenannte Alfa-, Beta- und Gammastrahlen von der Erdrinde ausgeschleudert werden. Die ersten beiden werden schon durch ein paar Dezimeter dicke Luftschichten absorbiert. Die Gammastrahlen sind bedeutend durchdringender und können nur durch dezimeterdicke Bleiplatten abgeschirmt werden. Ihr Vorkommen ist aber so gering, dass eine schädigende Wirkung unwahrscheinlich ist. Sonst müsste ja im Laute der Jahrhunderte alles Leben ausgestorben sein.

Die kosmischen (Ultragamma-) Strahlen sind noch vielfach härter (kurzwelliger) als die Gammastrahlen und dringen mehrere hundert Meter tief in die Erde und die Meere ein. Sie scheinen von atomaren Zerfallserscheinungen im Weltall herzurühren. Es ist geradezu lächerlich, derart heftige Wirkungen mit etwas Draht und Blech unwirksam machen zu wollen.

Der Aberglaube geht aber noch weiter. Nicht nur Apparate schützen uns gegen die bösen Strahlen, es gibt auch schon ... Schmuckketten, Astralabschirmgürtel, Abschirmbettdecken, Bettisolieruntersätze, Galvanigringe, Elektrumbernsteinkissen und dergleichen Plunder mehr; alles Dinge, die uns vor Strahlenschäden bewahren sollen. Einmal entfesselt, scheint dieser Wahn keine Grenzen mehr zu kennen.

Im letzten Jahr haben nun endlich Männer der Wissenschaft, Geologen, Hydrologen, Ärzte und auch Rutengänger gegen diese unerhörte Ausbeutung der Unwissenheit breiter Schichten Stellung genommen. In vielen Zeitungen und Zeitschriften ist die üble Geschäftsmacherei der verschiedenen Apparateerfinder bekämpft worden.
Es wäre zu wünschen, dass bald von staatlicher Seite gegen den Unfug eingeschritten wird. In der Schweiz ist schon ein Verbot des Vertriebs von Abschirmapparaten erlassen worden."


Dem "Hin- und Hergerissensein" in der Wünschelrutenfrage kann man indes auch in späteren WTG-Veröffentlichungen noch begegnen; etwa wenn man in "Erwachet!!" 1979 liest:

"MANCHE Schilderungen von Rutengängern scheinen nicht auf einer wissenschaftlichen Grundlage zu beruhen. In einigen Fällen zuckt der gegabelte Zweig wild hin und her, in anderen zerrt er so stark nach unten, daß er zerbricht. Andere Rutengänger behaupten, sie könnten Wasseradern ausfindig machen, indem sie einfach mit einer Wünschelrute über eine Landkarte des betreffenden Gebiets fahren.

Solche Berichte erregen den Verdacht, daß in gewissem Maße dämonische Kräfte im Spiel sind. In der Ausgabe der Zeitschrift Der Wachtturm vom 1. Januar 1963 erschien ein interessanter Artikel über böse Geistermächte und ihren Betätigungen. Er vertrat den Standpunkt, daß bei solchen Erlebnissen dämonische Kräfte mitwirken könnten.


In dem Artikel hieß es aber auch :
"Obwohl viele Wissenschaftler heute bestreiten, daß das Wassersuchen mit einem gegabelten Zweig auf Naturgesetzen beruhe, ist nicht gesagt, daß sie vollkommen recht haben. Es könnte sein, daß gewisse grundlegende Naturgesetze dabei mitwirken."

Sechzehn Jahre später erschien über dieses Thema ein interessanter Artikel in dem namhaften Magazin New Scientist (8. Februar 1979). Der Untertitel zu dem Thema "Das Rutengehen gewinnt neue Glaubwürdigkeit heißt:
"Berichte aus der Sowjetunion über erfolgreiche wissenschaftliche Experimente auf dem Gebiet des Ermittelns von Wasseradern und Mineralvorkommen mit Hilfe der Wünschelrute zwingen dazu, eine mögliche praktische Anwendung dieser Methode neu zu überdenken".

Die an der Forschung beteiligten sowjetischen Geologe "betonten die Vorzüge einer besonderen Methode, die vor einiger Zeit in der Sowjetunion entwickelt wurde und als 'BPM bekannt ist". In dem Artikel wurde hinzugefügt: "Wie sich herausstellte, ist BPM (biophysikalische Methode) lediglich ein respektabler neuer Name für das Auffinden von Wasseradern und Mineralvorkommen mit Hilfe der Wünschelrute."


Man vergleiche auch "Erwachet!" vom 22. 9. 1979 und 22. 4. 1992 mit einem entsprechenden thematischen Artikeln dazu.

Siehe auch den Artikel in der Wikipedia, welche das ganze auch in die Rubrik
Parawissenschaft, Esoterik einordnet.

Wikipedia zum Thema Wünschelrute
Re: Im "Goldenen Zeitalter" gelesen - Eine Zeitreise
geschrieben von: Drahbeck
Datum: 17. März 2010 00:16
Das Rutherford-Buch "Trost für die Juden" "glänzt" unter anderem mit der Angabe, dass zu den Ehrengästen der Eröffnung der Hebräischen Universität in Palästina, auch offizielle WTG-Vertreter gehörten. Wenn es denn unter den Religionsgemeinschaften in den 20er Jahren, solche mit Philosemitischer Tendenz gab, waren selbige zu damaliger Zeit, "dünn gesät". Namentlich auch in Deutschland.

Hierzulande schwammen die Großkirchen doch eher im Sog der Antisemiten, denn umgekehrt. Insofern leistete die damalige WTG-Religion durchaus Schrittmacherdienste für den Zionismus. Diesen Umstand kann man auch an den Hasstiraden der zeitgenössischen Gegner der Bibelforscher ablesen, welche nichts unversucht ließen, diese in die Ecke der "Judenknechte" hinzu stellen. Welche Brisanz Unterstellungen solcher Art noch haben sollten, wird allein schon dadurch deutlich, dass eine der wesentlichen Wurzeln des Nazismus, eben auch der Antisemitismus war.

Insofern war die Würdigung jüdischerseits, durch Aussprechen von Ehrengästen-Einladungen für führende WTG-Vertreter, nur folgerichtig.

In der Magdeburger Ausgabe des "Goldenen Zeitalters" vom 1. 3. 1925 begegnet man wieder solch einem Dokument des Philosemitismus. Entnommen der Zeitung "Berliner Tageblatt" und wie es heisst, mit dessen freundlicher Genehmigung.

In der Substanz enthält jener Zeitungsbericht ein Interview mit dem jüdischen Funktionär Chaim Weizmann. Und wie gesagt, zu seiner Verbreitung trug auch das "Goldene Zeitalter" tatkräftig mit bei.

Weizmann unterstellt, dass es für mehrere Millionen Juden nur die Option der Auswanderung geben würde, um bedrückenden Verhältnissen zu entrinnen.

"Diese Wanderung zweckmäßig zu regulieren" so Weizmann, "ist ein internationales Interesse. Heute seien die Tore der meisten Länder, vor allem auch Amerikas infolge der neuen Immigrationsgesetze für die Einwanderung geschlossen. Unter diesen Umständen" so Weizmann "gewinnt Palästina erhöhte Bedeutung. Aufgabe der Zionisten ist es, das Land durch planmäßigen Aufbau so aufnahmefähig zu machen, daß ein erheblicher Teil der zur Auswanderung gedrängten Juden dort Aufnahme finden kann."

Sein Sendungsbewusstsein als zionistischer Funktionär äußert sich dann auch in solchen Sätzen, auf die Nachfrage der Zeitungs-Redaktion:
"Auch ist die Majorität der Bevölkerung heute arabisch, und man versucht sie gegen die jüdische Einwanderung aufzuhetzen. Wir können uns durch diese Dinge nicht beirren lassen."

Dieses sich nicht "beirren lassen", kann man dann ja wohl im Rückblick etwas besser dahingehend einschätzen, dass jene Region vom Frieden noch immer weit entfernt ist. Etwaige Probleme, seien allerdings - in Weizmanns Sicht - "alle lösbar". Er versäumt es auch nicht eine "grandiose Erfolgsgeschichte" seiner Politik darzustellen. Dafür stehen dann auch solche Sätze:

"Insgesamt kann man schätzen, daß in den letzten sieben Jahren etwa 7 Millionen Pfund an privaten und öffentlichen Geldern nach Palästina geflossen sind.
Wo werden diese Gelder aufgebracht?
"Der größte Teil kommt aus Amerika ... und ich (Weizmann) muß mit Genugtuung erklären, daß die drei oder vier Millionen amerikanischer Juden sich in wachsendem Maße der Verpflichtung gegenüber Palästina bewußt werden."


Und zu den Erfolgsmeldungen in diesem Weizmann-Interview gehört dann auch die Angabe, demnächst werde "die jüdische Universität auf dem Ölberg eingeweiht werden".

Letzteres Ereignis war es dann auch, dass man sich seitens der Zionisten wieder der Bibelforscher, als einer ihrer "fünften Kolonnen im Christentum" dankbar erinnerte.

Nach der Zitierung dieses Presseartikels fügt das "Goldene Zeitalter" seinerseits noch an:
"Wir erinnern uns angesichts dieser Aussagen und Zeugnisse der bestimmten Verheißungen des Wortes Gottes, die uns zeigen, daß der allgemeinen Segnung der ganzen Menschenwelt die Wiederherstellung des Volkes Israel vorangehen wird, das in sein Land zurückkehren werde. ... Wenn auch in jüdischen Kreisen heute noch keinerlei Neigung besteht, Jesus, den Größten aus der Mitte dieses Volkes, als den Sohn Gottes anzunehmen, so liegt doch die deutliche Vorhersage der Schrift vor, daß sie dies bald tun werden."

Unwillkürlich wird man bei dem Lesen solcher Sätze an den Fall Martin Luther erinnert. Selbiger schmierte - anfänglich - auch den Juden allerkräftigst "Honig ums Maul". Von demselben Luther sind dann allerdings einige Jahre später, ganz andere Verlautbarungen zum Thema Juden bekannt geworden. Selbige waren so drastisch, dass der im Nürnberger Hauptkriegsverbrecherprozess zum Tode verurteilte Judenhetzer, Julius Streicher, sich zu seiner Verteidigung glaubte ausdrücklich auf Luther berufen zu können.

Auch für die philosemitischen Bibelforscher gilt. Als sie selbige nicht mehr sein wollten, sondern eben "Zeugen Jehovas". Da interessierte sie ihr Gewäsch von gestern nicht mehr. Auch und besonders beim Thema Juden!
Re: Im "Goldenen Zeitalter" gelesen - Eine Zeitreise
geschrieben von: Drahbeck
Datum: 18. März 2010 00:25

Unter der Überschrift: "Wohin treiben wir?" liest man in der Schweizer Ausgabe des "Goldenen Zeitalters" vom 15. 3. 1925 auch die Sätze:

"Die biblische Chronologie zeigt, daß im Jahre 1914 die Frist, in der Satans Herrschaft über die Nationen zugelassen war, abgelaufen ist. Diese Frist umfaßte eine Zeitperiode von 2520 Jahren oder sieben symbolischen ,,Zeiten'' von je 360 Jahren. Pünktlich begann der Zusammenbruch des Reiches Satans und er wird seinen Fortgang nehmen, bis das ,,mystische Babylon" (die Kirchensysteme) vollständig gefallen ist."

Und weiter meint genannte GZ-Ausgabe:
"Im Jahre 1575 vor Christo begann eine Jubeljahr-Periode von 3500 Jahren, die im Jahre 1925 zu Ende gehen muß. Wenn nun 1925 das vorbildliche Jubeljahr-System, das ein Vorbild von der "Wiederherstellung aller Dinge" ist, wie wir in dieser Zeitschrift schon mehrmals gezeigt haben, zu Ende geht, muß danach der Beginn des Gegenbildes zu erwarten sein. ... Laßt uns deshalb keine vorgefaßte Meinung haben, sondern uns bereit halten und eifrig Ausschau halten, was Gott tun wird und wir werden nie zu schänden werden."

Ein besonderer "Kronzeuge" wird dann noch in diesem Artikel zitiert. Da hatte also ein am Münster zu Bern tätig gewesener Dekan mit Namen J. Jakob Zehender, ein Buch im Jahre 1760 (!); nochmals das Erscheinungsdatum in Worten:
Siebzehnhundertsechzig.
Just in jenem Jahre hatte also dieser Dekan ein Buch veröffentlicht mit dem Titel: "Versuch einer prophetischen Zeitrechnung von dem Anbruch der seligen Tage der Kirche in den letzten Zeiten"

Und weil dieses Buch ja nun so "Brandaktuell" sei, sieht es das GZ als seine Pflicht an, auch seine Leserschaft darüber zu informieren. Man kommt zwar nicht umhin, zu konstatieren, dass dieser wohl inzwischen etwas "verstaubte" Dekan, würde er heute leben, in seiner Kirche nicht auf sonderliche Gegenliebe mit seinen Thesen stoßen würde. Aber das macht ja nichts - so das GZ -. Er könnte sich dann ja dem "Goldenen Zeitalter" anschließen, dass ja der würdige Fortsetzer seiner verstaubten Thesen ist.

Und als "Bonbon" seiner Lektüre dieser verstaubten Ansichten präsentiert das GZ seinen Lesern dann, unter Berufung auf diesen Herrn Zehender, die These:

"Die geschätzten Leser des "G. Z." wird es interessieren, festzustellen, daß diese in dieser Betrachtung erwähnte Berechnungsmethode symbolischer Zahlen der Bibel, 360 buchstäbliche Jahre für eine biblische Zeit, schon sehr alt ist."

Und selbiger wird dann mit den Sätzen zitiert:
"Wir werden in den Weissagungen klar belehret, daß in den prophetischen Zeitrechnungen allezeit ein Tag für ein Jahr, eine Woche für 7 Jahr, ein Monat für 30 Jahr in dem Gegenbild der Erfüllung müsse genommen werden. Nun auf diese Grundsätze hin wollen wir die Weissagung selbst einschauen und unsere Zeitrechnung darauf befestigen."

Da dieser Dekan offenbar aber nicht die Daten 1914 oder 1925 verkündete, muss nun das GZ um eine Antwort ringen, warum das so sei. Und siehe da, die "grosse Erleuchtung" tut sich dann in dem Satz des "Goldenen Zeitalters" kund:

"Der Fehler der nur immer gemacht wurde ist, daß die herausgefundenen chronologischen Ketten am unrichtigen Zeitpunkt angesetzt wird."

A ja. Nun weiß man es also. Eine typische Zirkelschlusslogik. Jeder nimmt das "Ausgangsdatum" für seine windigen Berechnungen, dass seinen Interessen am dienlichsten erscheint. Also eine typische zweckbestimmte, keineswegs aber eine "objektive" Argumentation.

Das alles indes ficht das "Goldene Zeitalter" wie andere vor ihm und nach ihm nicht sonderlich an. Die ganze gekünstelte "Rechenlinie" die da jeweils (unterschiedlich) präsentiert wird, kann man sich auch ersparen und einfach durch den Satz ersetzen. "Es sei, was man will".

Der "Schönheitsfehler" ist nur, dass die Wirklichkeit nicht auf diesen Zauberspruch zu hören gedenkt.
Macht nichts, so das "Goldene Zeitalter". Dann muss eben etwas "nachgeholfen" werden. Was würde sich wohl als "Nachhilfeunterricht" besonders eignen, wäre die "Preisfrage"?

Genau, eine Uhr, die selbstredend "fünf vor zwölf" anzeigt, wäre da wohl geeignet. Gesagt - getan. So auch vom "Goldenen Zeitalter" in dieser Ausgabe!

http://www.manfred-gebhard.de/Uhr.jpg

Re: Im "Goldenen Zeitalter" gelesen - Eine Zeitreise
geschrieben von: Drahbeck
Datum: 19. März 2010 05:04
Auch die Magdeburger Ausgabe des "Goldenen Zeitalters" vom 15. 3. 1925, kommt auf das Thema "1925" zu sprechen. Dort aber schon mit offenkundiger abwiegelnder Tendenz. In der Form einer Fragenbeantwortung liest man dort:

"Als eifrige Leserin des Goldenen Zeitalters halte ich es für meine Pflicht, Ihnen mitzuteilen, daß in Leipzig und auch anderen Städten hartnäckig behauptet wird, die Bibelforscher hätten seit Jahren durch Wort und Schrift verkündet, 1925 wäre das zweite Erscheinen Jesu und damit das Ende der Welt zu erwarten. Ich bitte höflichst, in der nächsten Nummer des Goldenen Zeitalters dazu Stellung zu nehmen. Einliegender Zeitungsausschnitt aus der Leipziger Volkszeitung wurde mir mit ähnlichen Bemerkungen gebracht.
Hochachtungsvoll Frau Dr. St."


In der abwiegelnden, wesentliche Aspekte ausblendenden (etwa die Rutherford-Schrift "Millionen jetzt lebender werden nie sterben") Antwort des GZ heißt es dazu:

"Wir bemerken hierzu, daß die auf der ganzen Erde verbreitete Literatur der Bibelforscher nichts derartiges enthält. Es wird der Fragestellerin bekannt sein, daß das Bibelhaus in Magdeburg eine kleine Broschüre herausgab: "Die Wiederkunft unseres Herrn, in welcher verschiedene chronologische Zeitpunkte enthalten sind, welche zeigen, daß mit einer sichtbaren Wiederkunft unseres Herrn Jesu überhaupt nicht zu rechnen ist, weil er ... nicht mehr Fleisch ist, sondern Teilhaber der göttlichen Natur, welche für Menschenaugen unsichtbar ist. Das Jahr 1925 ist ... vielen Bibelkennern als ein bedeutendes Jahr bekannt; doch wenn irgendjemand behauptet, wie dies in dem uns zur Einsicht gesandten Zeitungsartikel der Fall ist, und was tatsächlich augenblicklich auch einige religionsfeindlich gesinnte Zeitungen ihren geduldigen Lesern auftischen, daß Erforscher der Bibel behauptet haben sollen, 1925 würde kein Schnee fallen und wenn es doch geschehe, würden sie ihre Bibeln verbrennen, ist natürlich wissentliche Unwahrheit ... Kein wahrer Christ und Bibelkenner wird solch alberne Behauptungen aufstellen."

Dazu wäre schon mal anzumerken. Keiner der inkriminierten Presseberichte wird im eigentlichen Wortlaut vorgestellt. Konkrete Nachweise gibt es zudem auch nicht. Die bemühte Behauptung von dem "nicht fallenden Schnee", bleibt somit auf der Ebene der unbewiesenen Behauptung stecken. Nun kann man nicht ausschließen, dass es solche journalistische Überspitzungen gegeben haben mag. Dennoch bleibt die Forderung des Beweises dafür, bestehen. Insgesamt drängt sich der Eindruck auf. Da werden Mücken ausgesiebt, um dafür Elefanten zu "verschlucken"!
Re: Im "Goldenen Zeitalter" gelesen - Eine Zeitreise
geschrieben von: Drahbeck
Datum: 13. April 2010 02:47

"Nachfolgende Betrachtung wird jeden Leser des "G. Z." interessieren, und obschon nicht alle darin enthaltenen Schlußfolgerungen sich mit Gottes Wort decken, bleibt doch genügend, um auch aus diesen Ausführungen Dr. Thomasius zu erkennen, daß wir tatsächlich in der Zeit des Endes leben, in der nach prophetischem Zeugnis die allgemeine Erkenntnis sich so sehr mehren wird, bis sie schließlich die Erde bedecken wird wie Wasser den Meeresgrund. Aber nie wieder wird eine Periode des Rückganges zu verzeichnen sein, nie wieder wird es Nacht werden, sondern die Sonne der Gerechtigkeit, der Wahrheit, derErkenntnis, wird ewiglich leuchten."

Das ist die Einleitung, welche die Schweizer Ausgabe des "Goldenen Zeitalters" vom 15. 2. 1925 (Ausgabe Magdeburg 1. 4. 1925) einem Presseartikel redaktionell voranstellt, welchen es denn unbedingt auch zur Kenntnis seiner Leserschaft bringen wollte.

Und nun noch der eigentliche Artikel:

Daß ein enger Zusammenhang zwischen Sonnenflecken und erdmagnetischen Strömungen vorhanden ist, wurde schon längst nachgewiesen. Ob nun aber die Veränderungen der erdmagnetischen Strömungen auch die menschliche Geistestätigkeit in günstigem oder ungünstigem Sinne zu beeinflussen vermögen, bedarf noch der Aufklärung. Sei dem wie ihm wolle: An der Tatsache kann nicht gezweifelt werden, daß wir uns gegenwärtig in einer Periode technischen Aufschwunges befinden, dessen Kurve vielleicht im Jahre 1925 ihren Kulminationspunkt erreicht.

So darf man also diesem Jahre mit berechtigten Hoffnungen entgegensehen. Der Erwartungen gibt es ja gerade auf technischem Gebiete wahrlich genug! Im Vordergrunde des Interesses steht gegenwärtig in allen Ländern der Welt das Problem des Fernsehens. Mit Hilfe der elektrischen Wellen ist es uns im Jahre 1924 gelungen, die menschliche Stimme über die Weite des Ozeans hinüber zu senden und sie in fremden Erdteilen vernehmbar zu machen, Wird es uns im Jahre 1925 glücken, auch unseren Blick in solche Fernen zu richten und Vorgänge im vollsten Sinn des Wortes "mit eigenen Augen" zu verfolgen, die sich in den Großstädten Amerikas, in den Wüsten Innerasiens oder im australischen Buschland abspielen?

Schon 1924 verging kaum eine Woche, wo nicht irgendeine Zeitung, in erster Linie natürlich eine amerikanische, die Nachricht brachte, daß es diesem oder jenem Techniker gelungen sei, die Frage des Fernsehens zu lösen. Allüberall, in Deutschland, in Italien, in Frankreich, in England, in Amerika, beschäftigen sich die hervorragendsten Techniker, Männer mit glänzendem Namen mit dieser Frage. Jeder Tag, jede Stunde kann die Erfüllung bringen - ja noch mehr; diese Frage ist eigentlich schon gelöst. Sie stellt gegenwärtig weniger ein technisches, als vielmehr ein finanzielles Problem dar. Ein gewaltiger und kostspieliger Apparat ist nötig, ein Apparat, der tausende von elektrischen Wellen verschiedener Längen gleichzeitig aussendet.
In dem Augenblicke, wo die Summen zum Bau dieses Apparates zur Verfügung stehen, dürften wir imstande sein, Vorgänge im gleichen Augenblick zu beobachten, in dem sie sie an einem weit entfernten Orte abspielen. Wenn also im Jahre 1925 eines "Medioäers Güte" der Technik leuchten wird, dann wird dieses Jahr in ihrer Geschichte auf ewig eine ruhmvolle Rolle spielen. Die Annalen werden melden, daß in ihm das Fernsehen zur Tatsache wurde.

Wie man sieht, wird das Fernsehen nur durch die Fortschritte der Radiotechnik ermöglicht werden. Diese Fortschritte werden sich aber, und zwar voraussichtlich im Laufe des Jahres 1925, auch nach verschiedenen anderen Richtungen auswirken. Vorbereitungen sind im Gange, die es Ermöglichen sollen, amerikanische Sender auch in Europa vernehmbar zu machen. Man kann die Pariser Oper bereits in London abhören. Das von Nauen täglich ausgesandte Zeitsignal dient dazu, um im Sudan die Uhren der dort befindlichen Forschungsexpedition richtig zu stellen. So wird es voraussichtlich im Jahre 1925 dazu kommen, daß ein einziger Mann imstande sein wird, zu der ganzen Menschheit zu sprechen, und daß ungezählte Millionen von Hörern seinen Worten lauschen. Ein Austausch von kulturellen Gütern wird unter Vermittlung der elektrischen Wellen stattfinden, wie ilm selbst die Erfindung der Buchdruckerkunst nicht hervorzubringen vermochte.

Die literarischen und künstlerischen Leistungen eines jeden Volkes werden allen anderen Völkern in einer Weise zugängig gemacht, die in bezug auf Unmittelbarkeit nicht mehr übertroffen werden kann. Eine einzige elektrische Welle wird um den ganzen Erdball herumfluten und alle Uhren richtig stellen. Kein Ort mehr auf der ganzen Welt, der nicht an den Segnungen der Kultur teilnehmen könnte.

Im Eise der arktischen Meere, im entlegensten Gebirgsdorf, in der Weite des Ozeans wird man den Stimmen der bedeutendsten Gelehrten, wird man den berühmtesten Sängern, wird man den Klängen der schönsten Opern lauschen.
Die Fesseln aber, die Raum und Zeit der Menschheit auferlegten, dürften sich gerade im Jahre 1925 in einem Umfange und in einem Ausmaße lösen, durch die alle Erwartungen übertroffen werden. Der ruhmreiche Flug des ,,Z R III" über den Ozean stellte den Auftakt zu einer neuen Entwicklung des Verkehrswesens dar. Der Vertrag von Versailles gestattete für dieses Luftschiff nur Abmessungen, wie sie bereits bei einem seiner Vorgänger dagewesen waren. Schon beginnt in Amerika unter deutscher Leitung die neue Werft zu erstehen, auf der während des Jahres 1925 jenes Luftschiff gebaut werden soll, das dem Geiste der Konstrukteure des ,,Z R III" eigentlich vorschwebte. Ein Gigant des Luftmeeres wird sich zu lichten Höhen erheben, ein Bahnbrecher des Verkehrs der Zukunft.

In heute noch unwahrscheinlich anmutend kurzer Zeit wird es den Flug über den Ozean zurücklegen, der zugleich die Eröffnung des regelmäßigen Luftverkehrs zwischen den Kontinente darstellen wird. Man rechnet damit, daß ein solches Luftschiff im Jahre vierzig Flüge hin und zurück macht. Stürme werden ihm - der ,,Z R III" hat es ja bewiesen - nichts anhaben, er überwindet sie spielend. Jede Gefahr ist ausgeschlossen, wird doch die Füllung anstatt mit dem leicht brennbaren Wasserstoff mit dem fast ebenso leichten unverbrennlichen Heliumgas erfolgen, das in Amerika in Form natürlicher Gasquellen aus der Erde entströmt

Re: Im "Goldenen Zeitalter" gelesen - Eine Zeitreise
geschrieben von: Drahbeck
Datum: 14. April 2010 00:55
Und angesichts der im vorangegangenen Beitrag zitierten Technik-Euphorie, will es denn das "Goldene Zeitalter" (Schweizer Ausgabe vom 15. 2. 1925) auch nicht versäumen, die eigenen spezifischen Theorien, bezüglich 1925 wieder einmal zu präsentieren. Das ganze dann in die Form einer Fragenbeantwortung gegossen in der zu lesen ist:

"Frage: Was wird 1925?
Von verschiedenen Lesern des ,,G. Z." wird diese Frage erneut gestellt ... Was erwarten wir für das Jahr 1925?
Antwort: Wir erwarten ganz genau das. was im Vorbilde geschehen ist. Mit dem Jahre 1925 endet der große Jubeljahrzyklus ... und muß logischcrweise daran anschließend das große Gegenbild einsetzen, Was geschah bei den Juden zu Beginn des Jubeljahres.? War die erste Äußerung des Jubeljahres Friede und Freude? Nein, keineswegs, das gerade Gegenteil war der Fall, große Unruhen, ein allgemeines Durcheinander. Der Sklave reklamierte seine Freiheit, gestützt auf das Jubeljahrgesetz wollte er nicht länger Sklave bleiben und forderte energisch seine persönliche Freiheit und nahm sie sich nötigenfalls mit Gewalt.

Der um sein Besitztum gekommene gleicherweise forderte, ebenfalls gestüzt auf das Jubeljahrgesetz, die Wiedererstattung seines früheren Landbesitzes und seines väterlichen Hauses. Der Besitzende jedoch wollte seine in den letzten 50 Jahren erworbenen Privilegien nicht ohne weiteres preisgeben und weigerte sich mit Entschiedenheit, Sklaven frei zu lassen und Land wieder zurückzuerstatten. Es gab große Auseinandersetzungen. Die Richter Israels hatten eine enorme Arbeit, um alle Forderungen und Gegenforderungen zu untersuchen und zu schlichten, bis schließlich jeder zu seinem Rechte gekommen war und erst dann endlich Ruhe und Frieden im Lande herrschten. ...

Was für Ereignisse sollen wir also vernünftigerweise erwarten, die dem nahe bevorstehenden großen und gegenbildlichen Jubeljahr vorausgehen? Die Antwort lautet; nichts anderes als genau das, was im Vorbilde sich zugetragen hat.
Große soziale Unruhen, ein gewaltiger Kampf zwischen Besitzenden und Entrechteten, gewaltige Auseinandersetzungen zwischen diesen beiden Klassen, in welche die ganze zivilisierte Menschheit zerteilt ist; und dieser Riesenkampf zur Wiedereinsetzung jedes Einzelnen in sein rechtmäßiges Erbe ... muß nach dem Zeugnis der Heiligen Schrift in einer weltenweiten Drangsal gipfeln, dergleichen nicht gewesen ist seitdem eine Nation besteht und nie mehr sein wird.

Irgend jemand möchte geneigt sein anzunehmen daß der Ausgleich nach dem Vorbilde des jüdischen Jubeljahres schließlich doch ohne weltenweite Drangsal zustande kommen möchte. Dies ist aber nach der heutigen Lage der Dinge völlig ausgeschlosse
n, weil anerkanntermaßen die besitzenden Klassen bis auf das Äußerste entschlossen sind ihre Privilegien zu verteidigen.

Die Frage, was 1925 geschehen wird, ist also in wenigen Worten zu beantworten. Die sozialen Schwierigkeiten, die weltenweite Drangsal, wird sich noch gewaltig steigern und entscheidende Ereignisse auf diesem Gebiete werden der Menschheit eindrucksvoll zum Bewußtsein bringen, daß wir in der Tat in dieser Übergangsperiode leben und daß nun die Zeit gekommen ist, da der Gott des Himmels sein ewiges Königreich mit Macht und Herrlichkeit aufrichten wird, nach dem die weltenweite Drangsal den Herzensboden der Menschheit zubereitet haben wird,. -
Wir verfolgen deshalb mit gespanntester Aufmerksamkeit die kommenden Ereignisse und sind felsenfest davon überzeugt, daß noch in diesem Jahre Geschehnisse eintreten werden, die das obengesagte in vollem Umtange bestätigen werden. Was weiter unser großer Gott für gut erachten wird zu tun, überlassen wir vertrauensvoll ihm. Es genügt uns vollkommen, zu wissen und genau zu erkennen, daß die Zeit da ist, da die größten Ereignisse der Menschheitsgeschichte sich abwickeln müssen und das Reich des Friedens imd der Gerechtigkeit bald hereinbrechen muß zum Heil und Segen des ganzen Menschengeschlechtes

Re: Im "Goldenen Zeitalter" gelesen - Eine Zeitreise
geschrieben von: Drahbeck
Datum: 19. April 2010 02:12
In der Rubrik Fragenbeantwortung der Schweizer Ausgabe des "Goldenen Zeitalters" vom 15. 4. 1925, begegnet man einer, welche auch aus heutiger Sicht, noch bemerkenswert ist. Der Fragesteller will wissen:

"Wenn das Rauchen nicht gottgewollt ist, wie soll man sich als Inhaber eines Zigarrengeschäftes stellen? Soll man das Geschäft aufgeben? Ich bemerke, daß dieses den Lebensunterhalt meiner Familie bestreitet und eine andere Existenzmöglichkeit fast ausgeschlossen
ist. Lade ich durch Weiterverkauf Schuld auf mich?"

In seiner Antwort dazu schreibt das GZ:

"Neben dem Rauchen ist auch noch vieles andere nicht gottgewollt. ... Es ist eben hierdurch in ,,dieser Welt", dem Zeitalter des Bösen, ein Gottwohlgefälliges Leben mit Nöten, Schwierigkeiten, Verleumdungen und Verfolgungen verknüpft ...

Wir verstehen Ihre Herzens- und Gewissensnot und wünschen ihnen sobald als möglich von dieser Fessel loszukommen. ...
Wir können nicht empfehlen, das Geschäft, welches Ihnen und Ihren Lieben vorläufig die Existenz gewährleistet, einfach aufzugeben. Sie würden Niemandem nützen; sich aber schaden. Ihre Kunden besorgten sich ihre Zigarren doch, nur eben bei anderen. Sie aber brächten Ihre Familie in Not. Und "wer für die Seinen nicht sorgt, ist schlimmer als ein Heide" (l. Timotheus 5:8).
Was alle jedoch tun können und sollen, ist, sich eine umfassende Kenntnis der edlen Absichten des wahren Gottes aus der Bibel zu verschaffen. ...
Freilich muß man Ausschau halten, wo immer Gott helfen will, und dann auch handeln ...

Es kann und ist schon oft zu willentlicher Aufgabe auch eines Geschäftes gekommen. Doch darf so ein Entschluß nie auf Anraten anderer platzgreifen. Wenn er das Resultat eigenen Denkens ist, und aber auch nur dann, kann irgend ein Entschluß Gott wohlgefällig sein. Solche wird und hat Gott nie verlassen."

Also letztendlich wurde das geschilderte Beispiel - damals - nicht Ultimativ genötigt. Sollte er allen Beeinflussungsversuchen zum Trotz, bei der weiteren Ausübung seiner geschilderten beruflichen Tätigkeit bleiben, würde das damals, hingenommen worden sein. Schlimmstenfalls liefe er Gefahr in der örtlichen Versammlung als "unreif" oder ähnliches tituliert zu werden. Jedoch soweit zu gehen, daraus einen faktischen Exkommunikationsgrund abzuleiten, war man - nochmals wiederholt damals - nicht bereit.

Da sollten allerdings in der späteren WTG-Geschichte noch ganz andere Konditionen diesbezüglich Platz greifen.
Man vergleiche beispielsweise (durchaus übertragbar der Fall) den einer Zeugin Jehovas, die allein deswegen exkommuniziert wurde, weil sie ihren Hühnern ein Futter gab, von dem Hardliner meinten zu wissen, es enthalte Blutbestandteile.
Siehe dazu:
Hühnerfutter

Und was das Rauchen anbelangt, so sind diesbezüglich sogar Fälle von sensibel veranlagten bekannt geworden, die den Konflikt des Rauchens nicht meistern konnten. Im Gegensatz etwa zur Religionsgemeinschaft der Siebenten-Tags-Adventisten, bieten die Zeugen Jehovas da ja keinerlei praktische Hilfe, etwa in Form ärztlich geleiteter Raucherentwöhnungskurse an. Sie fordern nur, ultimativ und kategorisch. Auch auf die Gefahr hin, dass es selbst schon Fälle gab von solchen, dies deshalb im Selbstmord landeten!
Man vergleiche dazu den Bericht einer bekannten Boulevard-Zeitung vom 21. 10 1987, als ein makabres Beispiel dafür

http://www.manfred-gebhard.de/Bannenberg3.jpg

(zitiert in Fallbeispiele Suizid)

Re: Im "Goldenen Zeitalter" gelesen - Eine Zeitreise
geschrieben von: Drahbeck
Datum: 20. April 2010 00:18
Unter der Überschrift "Israels Wiederherstellung" kann man in der Schweizer Ausgabe des "Goldenen Zeitalters" vom 15. 4. 1925 den nachfolgenden euphorischen Bericht lesen:

"Wer aus der Heiligen Schrift erkennt, daß in diesem Jahre 1925 der große Jubeljahrzyklus von 3500 Jahren zu Ende läuft (1575 vor Chr., Einzug der Juden in Kanaan bis 1925 nach Chr.), der wird die derzeitigen Geschehnisse in Palästina mit größtem Interesse verfolgen und aus denselben den unumstößlichen Beweis finden, daß die Zeit des gegenbildlichen großen Jubeljahres der Menschheit nicht mehr fern sein kann.
Über die am 7. April stattfindende Einweihung der neuen hebräischen Universität entnehmen wir dem Isr. Wochenblatt folgendes:

Wie einst an den Wallfahrtsfesten werden die Juden aus ganz Palästina nach Jerusalem herausziehen, um an diesem Freudentage zugegen zu sein, und nach Zehntausenden zählen die jüdischen Touristen in aller Welt, die an diesem Tage auf der Höhe Jerusalems stehen und ihre Blicke auf die alte, heilige Stadt und auf die Berge Judas werden schweifen lassen.

Zahlreiche Männer der Wissenschaft, Juden und Nichtjuden, nehmen an diesem großen Ereignis teil. Ein Schritt ist geschehen, um das Wort wahr werden zu lassen: "Von Zion wird die Lehre ausgehen und das Wort Gottes von Jerusalem".

Und dann werden im Anschluss daran noch zur Unterstreichung einige Grußadressen von Honoratioren, anläßlich dieses Spektakulums zitiert.

Einen weiteren Artikel zum Thema, wiederum eine Pressebericht als Anlass nutzend, gab es dann noch im "Goldenen Zeitalter" (Ausgabe Magdeburg) vom 1. 8. 1925

http://www.manfred-gebhard.de/GZM.1825.jpg

Re: Im "Goldenen Zeitalter" gelesen - Eine Zeitreise
geschrieben von: Drahbeck
Datum: 25. April 2010 06:22

Der 21. Januar 1925 ist in die Bibelforschergeschichte in besonderer Weise eingegangen. Just an jenem Tage gab es in St. Gallen (Schweiz) eine öffentliche Veranstaltung, kirchlicherseits initiiert, zum Thema Bibelforscher. Als Referenten traten dort unter anderem der Theologieprofessor Ludwig Köhler auf. Über das Referat, folgt man einigen Berichten dazu, waren einige (nicht nur die Bibelforscher) nicht sonderlich glücklich. Man meinte wahrzunehmen, Köhler wagt es nicht gegenüber den Bibelforschern "Fraktur" zu reden.

Diese Veranstaltung schloß mit einer öffentlichen Aussprache, wo denn einige dem Professor so seine "Versäumnisse" vorhielten. Als Wortführer dabei kristallisierte sich besonders ein Arzt namens Dr. Fehrman heraus. Selbiger hatte sich offenbar schon vorher mit einigen Ant-Bibelforscherschriften, namentlich aus der antisemtischen Ecke befasst, und kolportierte daraus wiederum, lautstark eine besondere These.

Die These, die Bibelforscher würden vom Judentum (respektive der Freimaurerei) finanziell "ausgehalten". Die These schwirrte schon einige Zeit durch den "Blätterwald", hatte aber keine sonderliche Wirkung dergestalt, als sie von den Adressaten, den Bibelforschern, meistens mit Stillschweigen übergangen wurde. So findet man sie schon in einem Anfang 1924 erschienenen Buches (unter anderem) wieder

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Jene öffentliche Veranstaltung indes, brachte nun den "Knoten zum Platzen". Offenbar war sich Dr. Fehrmann der weitgehend positiven Resonanz unter den Besuchern jener Veranstaltung sicher. Was "Christian Kreuz" alias Herbert von Bomsdorff-Bergen nicht gelang, das gelang nun dem Dr. Fehrmann, die Bibelforscher aus ihrer Deckung herauszulocken.

Sich der beachtlichen Resonanz bewusst werdend, welche dieser Dr. Fehrmann offenbar erzielte, beschloss die Schweizer WTG, selbigen nun vor den Kadi zu zerren.
Indes Pech für die WTG. Das Gericht befand: Dr. Fehrmann habe nur das wiederholt, was seit geraumer Zeit auch schon andernorts geschrieben, lesbar sei, ohne dass die WTG gegen diese (namentlich auch den Bomsdorff-Bergen) Klage erhoben habe. Sie habe die Sache also klaglos hingenommen. Deshalb könne das Gericht auch nicht anerkennen, dass Dr. Fehrmann die Ehre der WTG zu Unrecht angetastet habe. Im Gegenteil es sprach ihm gar eine finanzielle Entschädigung von 450 Schweizer Franken zu.

Die angestrengte Verleumdungsklage ging also für die WTG in "die Binsen". Pfaffrath (S. 11f.) etwa schreibt noch aus zeitgenössischer Sicht:

"Die Zeitschrift Auf Vorposten, 1-2 Heft 1925, Seite 20f. berichtet Chr. Kreuz habe in seiner Schrift 'Ein Weltbetrug durch Zeichen, Wort und Griff', den Zusammenhang der E. B. mit der Freimaurerei aufgedeckt. (Kreuz sei früher selbst Freimaurer im 33 Grade gewesen). Dessen Freund Dr. Fehrmann habe am 21. Januar 1924 zu St. Gallen in öffentlicher Versammlung die Behauptung wiederholt, das internationale Judentum wende den E. B. reichliche Geldmittel zu. Im Morgen, katholisches Tageblatt der Schweiz vom 30. Oktober 1924 wiederholte Dr. Fehrmann seine Behauptung. Der Leiter der Zentrale der E. B. In Zürich, Conrad C. Binkele, erhob Klage gegen ihn. Das Bezirksgericht St. Gallen aber hat die Klage des Generalbevollmächtigen der E. B. Mister Binkele, abgewiesen, ihm eine Gerichtsgebühr von 150 Franken auferlegt und die Kläger zudem zu einer außerordentlichen
Entschädigung verurteilt."

Max Wörnhard interpretiert in einer neueren Publikation (Repression ...S. 52)

"In einem erstinstanzlichen Verfahren am 24. und 25.10.1924 lehnte es das Bezirksgericht St. Gallen ab, auf die Klage des Leiters der "Ernsten Bibelforscher", Conrad C. Binkele, Zürich, einzutreten, und zwar nicht aus materiellen Gründen, sondern weil die "Bibelforscher" als juristische Person nicht ausreichend organisiert und legitimiert seien;
in zweiter Instanz stellte sich die Zweite Zivilkammer des Kantonsgerichts St. Gallen am 13. und 14. 3. 1925 auf denselben Standpunkt. Materiell wurden damit Fehrmanns Vorwürfe nicht gestützt, auch wenn die Gegner der Zeugen Jehovas den Ausgang des Verfahrens wiederholt so interpretierten."

In der Öffentlichkeit erregte besonders das Fehrmann-Verfahren zeitgenössisch ungeheures Aufsehen und dominiert nahezu die gesamte Publizistik dazu. Dennoch gab es noch ein zweites Verfahren, dass jedoch in der öffentlichen Wahrnehmung so gut wie keine Rolle spielte. Und dieses Verfahren strengte die WTG gegen den Verleger des schon abgebildeten "Christian Kreuz"-Buches an.

Der wesentliche Unterschied dabei ist allerdings der. Jenes Verfahren gegen Keller-Zoller endigte mit einem Vergleich.
Die WTG hatte gefordert:
Der Verleger möge den darin zitierten ominösen "Freimaurerbrief" im Original vorlegen. Der Verleger konnte das nicht und bezeichnet den Brief als "unauffindbar verlegt".

Jonak seinerseits kritisiert nun. Der Verleger habe sich mit der WTG verglichen, ohne den Autor (Bomsdorff-Bergen) mit einzubeziehen. Selbiger hielt weiter an seiner These fest und wurde auch nie von der WTG je gerichtlich belangt. Der WTG reichte es also aus, dass der Verleger sich in der Vergleichsverhandlung dazu bereit erklärte, das inkriminierte Buch nicht weiter verbreiten zu wollen.

Wenn nun die öffentliche Publizistik weitgehend nur den Fehrmann-Fall herausstellte, so ist auf WTG-Seite das Gegenteil zu registrieren. Über den Fehrmann-Fall redet selbige eher nebensächlich. Wenn von WTG-Seite das Thema angeschnitten wurde dann immer unter Hinweis auf den Vergleich mit Keller-Zoller.

Erstmals in der Magdeburger Ausgabe des "Goldenen Zeitalters" vom 15. 4. 1925, erfuhr die dortige Leserschaft etwas darüber, dass es überhaupt die vorgenannten Auseinandersetzungen gegeben habe.

Lediglich zwei Flugschriften der WTG ("Kulturfragen" und "Wahr oder nicht wahr") sprachen die gleiche Thematik an. Aber auf Zeitschriftenebene gab es damals nur jenen "Bericht" im Magdeburger GZ vom 15. 4. 1925. Ob denn das dort mitgeteilte sonderlich "beeindruckend" ist, mag man eher bezweifeln. Indes seien im nachfolgenden noch einige Kernsätze aus diesem GZ-Bericht vorgestellt.

"Kulturkampf überall
Nachdruck gestattet und um der Gerechtigkeit willen von der gesamten freien deutschen Presse erbeten.
Der Katholizismus macht gewaltige Anstrengungen, seine verlorenen Positionen, welche Reformation und Erwachen der Menschheit ihm nahmen, zurückzugewinnen. In der Wahl der Mittel, diesen Kampf zu führen, scheint man nicht wählerisch zu sein, und ist die Rücksichtslosigkeit und Ungerechtigkeit, mit der an manchen Stellen dieser Kampf geführt wird, geradezu typisch für den Geist, der ein Land und Volk umnachten wird, das einmal wieder völlig unter den Einfluß dieser noch heute im Geistes des Mittelalters steckenden Herrscher Roms kommen würde.
Was eine protestantische oder irgendeine andere Regierung unseres Landes zu erwarten hätte, falls sie durch Abschluss eines Konkordats für das übrige Deutschland ausländischen römischen Regenten dieselbe Herrschaft einräumte wie Bayern es tat, und der Fall eintritt, daß die Regierung einmal nicht so tanze wie in Rom geblasen wird, zeigen die augenblicklichen Erlebnisse in Frankreich. Die Aufhebung der Botschaft beim Vatikan durch die Regierung wird von den Kardinälen dadurch beantwortet, daß ... "Das Volk zur Nichtbefolgung der bestehenden Gesetze auffordern, was eine Untergrabung der Grundgesetze eines jeden freien Staates bedeutet." ... Darum ist das Interesse dieser Kirchenpolitiker vor allen Dingen darauf gerichtet, alle Arbeit irgendwelcher Bibelforscher zu diskreditieren und verächtlich zu machen. ...
Die Int. Vereinigung Ernster Bibelforscher berichtet:

Seit Monaten tobt ein systematischer Verleumdungsfeldzug gegen uns, der seinen Ausgang findet in der katholischen Presse, und dessen direkte Unwahrheiten gelegentlich auch von der evangelischen Presse weiterverbreitet werden, ohne daß man uns das Wort zur Richtigstellung der Aufklärung wiedergibt. In wenigen Fällen, wo man eine Entgegnung von uns nach vorausgegangener Verleumdung aufnahm, hatte man unsere Entgegnung durch Streichungen usw. derart verschandelt, oder durch zwischengeschobene redaktionelle Kommentare verdreht und damit wirkungslos gemacht, daß es einer Nichtaufnahme gleich war.

Man suchte sensationell, ob man nicht irgend etwas finde gegen uns.
Im Memelgebiet besuchte ein Mann zweimal unsere Versammlungen, versuchte einen Streit anzufangen mit einem unserer Redner, und wurde am anderen Tage in eine Anstalt gebracht, und sofort verbreitete man die Verleumdung: er sei durch das Lesen der Schriften der Bibelforscher krank geworden, trotzdem er nie welche gelesen hatte. Dieselbe Lüge wurde verbreitet in Verbindung mit einer Frau, die seit langer Zeit wegen Geschlechtskrankheit Einspritzungen erhielt. Nachdem sie, wie dies oft geschieht, als Folge der Einspritzung nervenkrank wurde, verbreitete ein Teil der uns religiös-feindlich gegenüberstehenden Presse die Unwahrheit, sie sei durch Lektüre der Bibelforscher krank geworden, trotzdem sie solche nie gelesen und einige öffentliche Vorträge besucht hatte.

Systematische Verleumdung unserer Arbeit, der man biblisch nicht gewachsen ist, ist die Triebfeder dieser niedrigen Handlungsweise.
Immer wieder publiziert man die Lüge, wir würden von den Juden bezahlt, trotzdem wir immer wieder versicherten, daß dies absolute Unwahrheit ist, weil wir noch nie einen Pfennig vom Judentum erhielten, sondern unsere vieltausend deutschen Glaubensbrüder diejenigen sind, welche alle Ausgaben für unsere ausgedehnte Missionstätigkeit bestreiten. Wir sind zu jeder Zeit bereit, jeder deutschen zuständigen Behörde unsere dies beweisenden Bücher vorzulegen, wie auch hier auf dem Amtsgericht in Magdeburg von uns seit langer Zeit 1.000 Goldmark deponiert und öffentlich ausgeboten sind, demjenigen zufallend, der auch nur ein Jota Beweismaterial bringt dafür, daß wir vom Judentum bezahlt werden. Niemand vermochte dies bis zur Stunde, dennoch verleumdet die kirchliche Presse aller Schattierungen ohne Ehrgefühl in derselben schamlosen Weise weiter.

Eine Klage, welche von Bibelforschern in St. Gallen gegen einen Arzt Dr. Fehrmann, der dieselben Unwahrheiten verbreitet hatte, eingereicht wurde, ist vom Richter abgewiesen mit der absolut nicht zutreffenden Behauptung, Dr. Fehrmanns Angriffe richteten sich ja gar nicht gegen die Bibelforscher, sondern gegen die Juden.
Sofort stürzte die Meute der Verleumderpresse auf diese abgewiesene Klage und behauptete, die Klage sei abgewiesen, weil Dr. F. bewiesen habe, daß Bibelforscher von den Juden unterstützt würden. Diese wissentliche, absichtliche oder verantwortungslose Irreführung, der wir alle Zeitungen, die diese Falschmeldung brachten, für schuldig erklären, ist um so gewissenloser, als es in der Urteilsbegründung jenes Prozesses ausdrücklich wörtlich heißt:
"Die Klage ist somit mangels Tatbestand abzuweisen, womit der dem Beklagten angetragene Wahrheitsbeweis - der allerdings an Hand der vorliegenden Akten nicht erbringlich gewesen wäre - dahinfällt."
Es ist also unrichtig, daß Dr. Fehrmann den Beweis der eingeklagten Behauptung erbracht, oder daß das Gericht ihm den guten Glauben zugebilligt habe. Vielmehr wird festgestellt, daß Dr. Fehrmann diesen Beweis nach der Aktenlage nicht hätte erbringen können."

An dieser Stelle muss der GZ-Bericht unterbrochen werden. Der GZ-Interpretation ist dergestalt zu widersprechen. Dr. Fehrmann hätte sehr wohl den Autor Bomsdorff-Bergen zur gerichtlichen Vernehmlassung beordern können. Im Gegensatz zur GZ-Interpretation sah das Gericht dafür keine Notwendigkeit, weil Fehrmann nur das wiederholte, was andere vor ihm schon gesagt. Diese jedoch von den Bibelforschern gerichtlich nicht belangt wurde. Fehrmann war Angeklagter. Angeklagt von der WTG-Organisation. Indem Fehrmann nur eine allgemein verbreitete Auffassung wiederholte, gegen die bisher nicht erfolgreich gerichtlich vorgegangen wurde, entfiel aus der Sicht des Gerichtes, die Notwendigkeit, die WTG-Klage gegen Fehrmann als berechtigt zu akzeptieren. Das ist der eigentliche Sachverhalt, den das GZ kunstvoll verdreht.

Weiter im GZ-Text:

"Die Klage wurde abgewiesen, weil nach Auffassung des Gerichtes die vom Beklagten erhobenen Vorwürfe sich ausschließlich gegen das internationale Judentum, nicht gegen Bibelforscher wenden. Dieselbe skrupellose Unehrenhaftigkeit offenbarten diese Presseleute, wenn sie hervorragend in katholischen, aber gelegentlich auch in evangelischen Blättern den sogenannten Freimaurerbrief veröffentlichten, nach welchem die Bibelforscher von den Freimaurern mit Geld unterstützt würden, um deren Ziele - Freimaurer sind nebenbei gesagt starke Gegner des Katholizismus - fördern zu helfen.

Die katholische Zeitung "der Morgen" veröffentlichte diesen Brief zum ersten Male, und zwar tat sie dies, genau wissend, daß er ein Schwindelstück ist, wie der Direktor des Verlages, der den Morgen herausgibt, Herr Otto Walter an den Verlag L. Keller-Zoller Zürich schreibt am 25. Januar 1924. Der betreffende Brief befindet sich im Aktenstück Nr. 29 der III. Abteilung des Bezirks-Gerichtes Zürich, betrifft Verlag Walter gegen Verlag Zoller und hat folgenden Wortlaut;

"Verlag Otto Walter A.-G. Olten.
Olten, den 25. Jan. 1924.
Herrn L. Keller-Zoller, Leonhardtr. 4, Zürich
Sehr geehrter Herr Keller
Ich besitze ihre Zuschrift vom 11. ds und komme erst heute zu deren Beantwortung. Es kann ganz gut sein, daß der chiffrierte Brief wieder zum Vorschein kommt. Ich habe ihn damals mit nach Rickenbach genommen, und er wird wohl noch unter meinen Akten in Rickenbach zu finden sein. Wenn dem aber auch so wäre, so halte ich doch diesen Brief für ganz unbedeutend. Ich habe den Inhalt entziffert und ihn auch Männern der Freimaurerei gezeigt. Die betreffenden Herren, die sich in ähnlichen Dingen sehr gut auskennen, sprachen aber dem Schriftstück jede Bedeutung ab und bezeichneten es als derart plumpen Schwindel, daß ich mich persönlich jederzeit hüten würde, auf das Schriftstück hinzuweisen.
Es würde mich freuen, bald wieder mehr von Ihnen zu hören und begrüße Sie indessen aufs beste als
Ihr ganz ergebener
Verlag Otto Walter A.-G.
Der Direktor
Sig. Otto Walter

Dazu wäre dann noch anzumerken.
Auch wenn Walter (als Verleger des "Morgen") sich nun gegenüber Kelller-Zoller abwertend über den "Freimaurerbrief" äußert, so bleibt doch der Tatbestand bestehen, dass seine Zeitung es war, die nun jenen inkriminierten Brief zuerst publizierte.

Keller-Zoller war bei seinem Nachdruck dieses Briefes, mit der Forderung konfrontiert, den Brief vorzulegen. Dazu kontaktierte er nun den Walter in der vorzitierten Form. Walter bestreitet nicht, den Brief gehabt, gelesen und publiziert zu haben, weis aber nicht wo er ihn konkret auffinden kann (soll). Er muss also Keller-Zoller abschlägig bescheiden. Daraus folgt aber auch, dass jenes zitierte Schreiben nicht jenes Gewicht gehabt hat, dass die WTG ihm gerne zuschreibt.

Zusammenfassend gilt es Jonak dahingehend zuzustimmen, der bei der Referierung dieser Sachlage auch konstatierte. Das einzigst sinnvolle wäre gewesen, den Urheber (Bomsdorff-Bergen) vor Gericht den Beweis für diesen Brief antreten zu lassen. Fallweise auch den eigentlichen Briefschreiber aus den USA, vor Gericht laden zu lassen. Genau das ist nicht geschehen, und es sind auch nicht die allergeringsten Anstrengungen dazu unternommen worden.

Re: Im "Goldenen Zeitalter" gelesen - Eine Zeitreise
geschrieben von: Drahbeck
Datum: 25. April 2010 06:43
In Fortsetzung des voran gegangenen Postings

http://forum.mysnip.de/read.php?27094,51229,53190#msg-53190

Exkurs:
Die Zionismus-Begünstigung der frühen WTG, erwies sich namentlich im Deutschsprachigen Teil Europas, letztendlich als ein zweischneidiges Schwert.
Konnte Russell seinen Auftritt vor Juden, etwa im New Yorker Hippdrom noch in die Rubrik "Aktiva" zu seinen Gunsten verbuchen, sah das in Europa eben anders aus.

Antisemitische Kreise gab es hier schon länger, allerdings in der Zeit vor Ausbruch des ersten Weltkrieges, eher ein Schattendasein führend.
Der Weltkrieg endete aber eben nicht mit den von den deutschen Heißspornen einzig für "möglich" gehaltenen "Siegfrieden".
Statt dessen waren sie nach Weltkriegsende auf der fieberhaften Suche nach einem Buhmann, dem sie meinten die Schuld in die Schuhe schieben zu können, das aus dem verpatzten Siegfrieden eben nichts wurde.

Und sie waren dann ja alsbald auch fündig geworden. Eine ganze Galerie von Buhmännern meinte man wahrzunehmen; deren bedeutendste davon eben das Judentum.

Und dann muss man es klar aussprechen.
Mag Rutherford mit seiner Vokabel Geistliche hätten in die Schützengräben hineingepredigt, im Sinne des dokumentierten Beweises auch überzogen haben. In der Substanz, auf der Meinungsebene, hat er es wohl weniger.
Auch große Teile der Deutschsprachigen Religionsindustrie, namentlich auf deren Funktionärsebene, gehörten mit zu den Nachtrauerern des verpatzten Siegfriedens.

Nun gingen letztere aber alsbald zu ihrer Tagesordnung über, dem herunterleiern salbungsvoller Sprüche. Insoweit wollten und wollen sie auch nicht gerne an ihre "zeitweiligen" politischen Positionen erinnert werden.
Die Speerspitze des deutschen Antisemitismus nahmen daher sicherlich Außerkirchliche Kreise wahr. Aber stille Kumpanei zu den Antisemiten gab es auch in kirchlichen Kreisen, und das sicherlich nicht zu knapp.


Mit Beginn des zweiten Weltkrieges setzte im Zuge der sogenannten Papiereinsparung, in Deutschland ein massenhaftes Zeitschriftensterben, nicht zuletzt auch religiöser Zeitschriften ein. Die ganz wenigen Exemplare dieses Genres die diese Radikalkur überlebten, waren sehr zählbar. Eine der wenigen Zeitschriften auf dem Religionssektor, welche die Nazis bis einschließlich 1945 bestehen ließen, trug den Titel "Das Evangelische Deutschland".

Das jenes Blatt genannten Selektionsprozess überlebte darf getrost auch vorskizzierter unausgesprochener Kumpanei zugeschrieben werden.
Natürlich machte sich "Das evangelische Deutschland" nicht selbst die Finger schmutzig, etwa im Stile der "Stürmer"-Hetze. Dazu war es halt zu vornehm. Ausgesprochene Hetzattitüden überließ es somit anderen. Aber eine verhaltene politische Meinung, hat es sicherlich in der Gesamtheit seiner Existenzfrist auch formuliert.
Das als grobe Hintergrund-Skizzierung.


Im nachfolgenden seien dann noch fünf zeitgenössische Texte kommentarlos zitiert, die eben im Kontext des genannten St. Galler Bibelforscherprozess stehen.
Zitat Nr 1.
"Das Evangelische Deutschland"
Nr. 9/1925
S. 70f
Ernste Bibelforscher und Judentum
Die Abweisung der Klage der "Ernsten Bibelforscher" gegen den Arzt Dr. Fehrmann, der behauptet hat, die "E.B. bezögen zur Bestreitung ihrer Propagandakosten jüdisch-amerikanisches Geld", durch das Bezirksgericht St. Gallen hat eine lebhafte Erörterung hervorgerufen. Wir stellen auf verschiedene Anfragen an Hand des Prozessberichtes der "Basler Nachrichten" (Nr. 443 vom 28. Okt. 1924) erneut fest, daß das St. Gallener Bezirksgericht die Klage unter Kostenfolge abgewiesen und dem Beklagten Dr. Fehrmann eine außerordentliche Entschädigung von 450 Fr. zugesprochen hat. Den von Dr. F. angebotenem Wahrheitsbeweis durch einen zu stellenden weiteren Zeugen hielt das Gericht nicht für erforderlich, da, nachdem die "Internationale Vereinigung ernster Bibelforscher" jahrelang sich nicht habe dazu aufraffen können, die von Dr. F. aufgestellte Behauptung früher schon einmal einer gerichtlichen Beurteilung zu unterstellen, der Wahrheitsbeweis auch so als erbracht angenommen werden müsse.

Im Verlauf des Prozesses hatte der Verteidiger darauf hingewiesen, daß die "E. B." die seit Jahren oft aufgestellte Behauptung, die "E.B. lassen sich durch das New-Yorker Bankhaus Hirsch jüdische Gelder zuschießen u. a. m. eingesteckt haben, ohne jemals dagegen gerichtlich aufzutreten. Auch gegenüber den neuesten Angriffen im Oltener "Morgen" haben sie kein Strafverfahren durchzuführen gewagt, obgleich dort ein Brief eines jüdisch-amerikanischen Freimaurers abgedruckt sei, aus dem unzweideutig hervorgehe, daß zwischen den E.B. und den Juden nicht bloß eine geistige Verbindung bestehe, sondern tasächlich auch jüdische Gelder der "I.V.E.B." zuflossen. Ein geistiger Zusammenhang müsse unbedingt bestehen.


Zitat Nr. 2
"Basler Nachrichten" (Schweiz)
Dienstag, 28. Oktober 1924 (Nr. 443) 2. Beilage zu Nr. 443
Ein interessanter Prozeß
St. Gallen, 25. Okt.
Am 21. Januar, anläßlich einer von der Freien protestantischen Vereinigung veranstalteten, von über 1200 Personen besuchten Volksversammlung, an der der Zürcher Theologieprofessor Ludwig Köhler über die Internationale Vereinigung der ernsten Bibelforscher referierte, stellte Dr. med Fehrmann als Diskussionsredner die Behauptung auf, die Internationale Vereinigung Ernster Bibelforscher werde von den Juden finanziell unterstützt, um Verwirrung in die westeuropäische Christenheit zu bringen. Diesen Vorwurf wiederholte Dr. F. nachher auch in einem St. Galler Blatte und machte sich anheischig auch den Beweis für seine Behauptung erbringen zu wollen.
Diese Äußerung und die angedeutete Zeitungserklärung bildeten nun Gegenstand einer Klage. Als Kläger traten auf die Internationale Vereinigung ernster Bibelforscher und in zweiter Linie deren Leiter für Zentraleuropa, der in Zürich domilizierte Deutsch-Amerikaner Binkele, verbeiständet durch Dr. A. Reichstein (Zürich).

Der Beklagte bestritt vorerst die Aktivlegitimation der beiden Kläger zur Klageberechtigung. Die IVEB sei keine juristische Person nach geltendem Schweizerischen und St. Gallischem Recht. Das Gericht hat denn auch die Aktivlegitimation der IVEB verneint, diejenige des verantwortlichen Leiters Binkele dagegen bejaht und den Kläger zugelassen, so daß die Angelegenheit nichts destoweniger materiell zur Behandlung gelangen konnte.

Von seiten der Klägerschaft wurde nun vor den Gerichtsschranken geltend gemacht, daß die von Dr. Fehrmann gemachte Behauptung, die Juden seien die Geldgeber der Internationalen Vereinigung ernster Bibelforscher, und sie bezweckten damit, eine Verwirrung in die westeuropäische Christenheit, nichts anderes sei als der Vorwurf, die IVEB lasse sich von den Juden bestechen, da dieselben ein Interesse daran hätten, in Europa ein Durcheinander herbeizuführen, wobei dann die Söhne Israels am besten im Trüben fischen könnten.

Die IVEB bestreitet nun entschieden, daß jemals jüdisches Geld ihnen zugekommen sei, wie auch das einer bezüglichen bestimmten Erklärung des Generalkassierers der IVEB hervorgehe. Übrigens habe die Vereinigung gar nicht zu sagen, woher sie ihre reichen Geldmittel, die sie für propagandistische Zwecker verwende, habe.


- Dr. Reichstein sagte, sie flössen ihr von begüterten und opferfreudigen Anhängern der Idee der neuen Lehre zu - , wohl aber sei es Pflicht der Beklagten, nun klipp und klar zu beweisen, daß die Juden hier die Hand im Spiele hätten, wie er behauptet habe.

Der Rechtsvertreter des Beklagten, Advokat Dr. Duft ... Nationalrat in St. Gallen, findet es auffallend, daß nun hier die IVEB bezw. ihr Leiter Binkele, als Kläger auftreten, nicht aber die Juden, denen doch der Vorwurf von Dr. F. in erster Linie haben gelten müssen.
Dann schildert er die Entstehung und den Werdegang der IVEB, deren Lehren und Weltuntergangsprophezeiungen, die bis jetzt immer hätten von einem Termin auf den andern zurückgestellt werden müssen, bis nun im kommenden Jahr das Verhängnis eintreffen werde.
Die neue Lehre sei eine Irrlehre, die nur dazu angetan sei, geistige Verwirrung zu schaffen.
Zum Teil aufgebaut auf dem Alten Testament, richte sie sich in ihrer Auswirkung mit aller Schärfe gegen die heutigen christlichen Kirchen, die mit allen Mitteln und in rücksichtslosester, brutalster und gemeinster Weise bekämpft und beschimpft würden.
Die katholische Kirche habe man in den Büchern und Traktätchen der IVEB die "große Hure" genannt, die protestantischen dagegen die "kleine Hure". Die IVEB sei zudem staatsgefährlich; durch die angestrebte Ausmerzung der christlichen Kirche versuche sie gleichzeitig auch die Trägerin der Staatshoheit zu treffen, die Staaten sollten verschwinden, um dem von den Bibelforschern erträumten Friedensreiche der tausend Jahre als einem Paradies Platz zu machen.

Ebenso verwerflich wie diese Irrlehre sei auch die Art und Weise, wie sie vertreten werde. Mit Lüge und Verleumdung werde da rücksichtslos operiert, keine Spur von Toleranz werde zuerkannt, überall Unverträglichkeit, maßlose Aufdringlichkeit, aufgebaut nach einem besonderen Leitfaden zuhanden der zahlreichen Agenten usw.
Gewiss haben die Apostel der IVEB schon vieles hören und lesen müssen; sie haben sich "Bibelpfuscher und fälscher" nennen lassen, haben die seit Jahren schon oft aufgestellte Behauptung in der Presse und andern Publikationen, die IVEB lasse sich von den Juden Geldmittel durch das New Yorker Bankhaus Hirsch zuschießen u. a. m. Eingesteckt, ohne jemals den Mut zu finden, dagegen in einem Strafverfahren aufzutreten; man habe es lediglich auf vereinzelte Drohungen abgestellt.

Dagegen habe man in der Verherrlichung des Judentums (Herzl) nicht genug tun können. Ein geistiger Zusammenhang zwischen den IVEB und den Juden müsse unbedingt bestehen.
Das zeige schon die gelegentliche Ähnlichkeit der Lehren der Bibelforscher und des Talmud, weiter die Tatsache, daß jene von protestantischer Seite einberufene Volksversammlung in St. Gallen von zahlreichen Israeliten besucht gewesen sei, daß auch der gegnerische Anwalt diesen Kreisen angehöre und daß das "Israelitische Wochenblatt für die Schweiz" schon seit Wochen ein ganz auffallendes Interesse für den heutigen Prozeß an den Tag gelegt habe,

Auch gegenüber den neuesten Angriffen im Oltener "Morgen" habe die IVEB kein Strafverfahren durchzuführen gewagt, obgleich just dort ein Brief eines jüdisch-amerikanischen Freimaurers an seinen Bruder in der Schweiz zum Abdruck gelangt sei, aus dem unzweideutig hervorgehe, daß zwischen den Bibelforschern und den Juden nicht bloß eine geistige Verbindung bestehe, sondern daß tatsächlich auch jüdische Gelder der IVEB zuflossen.

Der Beklagte, gegen den man nun den Richter anruft, obschon er nichts anderes gesagt und behauptet hat, was zuvor von anderer Seite bereits Dutzende geschrieben haben, ohne daß die IVEB deshalb zum Kadi gelaufen wäre - die gute Treue könnte ihm auf keinen Fall abgesprochen werden -, macht sich nun anheischig, darüber hinaus auch noch einen direkten Beweis anzutreten und durch einen in Konstanz lebenden Schriftsteller beweisen zu lassen, daß nicht bloß der im "Morgen" abgedruckte Brief authentisch sei, sondern daß auch die darin enthaltenen Behauptungen ihre Richtigkeit hätten.

Das Gericht fand nun, daß der offerierte Zeuge gar nicht notwendig sei, da, nachdem die IVEB jahrelang sich nicht dazu aufraffen können, die von Dr. F. gemachte Behauptung vorher schon einer gerichtlichen Beurteilung zu unterstellen, da sie Binkele und Konsorten doch schon längst habe bekannt sein müssen, der vom Beklagten zu erbringende Beweis auch so als erbracht angenommen werden müsse.

Das Gericht wies deshalb die Klage unter Kostenfolge ab und sprach dem Beklagten zudem eine außerrechtliche Entschädigung von 450 Fr. zu. ...


Zitat Nr. 3
"Das Evangelische Deutschland" 23. März 1926, S. 95
Noch einmal: Der Prozeß der Ernsten Bibelforscher
Das Bezirksgericht St. Gallen hat sich nunmehr authentisch zu dem Bericht der "Basler Nachrichten" über den Prozeß der Ernsten Bibelforscher ... geäußert.
Es bestätigt, das dort wiedergegebene Urteil, berichtigt indessen die Angabe, der Wahrheitsbeweis für die Behauptung, "die E. B. bezögen zur Bestreitung ihrer Propagandakosten jüdisch-amerikanisches Geld, sei vom Gericht, wenn auch nur durch die Tatsache, daß die E. B. jahrelang nie dagegen gerichtlich vorgegangen, als erbracht angenommen werden.
Dies sei nicht richtig, da diese Frage überhaupt nicht zur Erörterung stand. Die Klage ist vielmehr abgewiesen worden, weil das Gericht in der Behauptung, daß "die Juden die E. B. finanzieren helfen, um Verwirrung in die europäische Christenheit hineinzutragen", eine Ehrenverletzung der E. B. nicht sehen konnte, da nicht behauptet war, daß die E. B. in
K e n n t n i s, dieser Absichten der Juden, um ihnen behilflich zu sein, Gelder von ihnen annahmen.
Die Richtigkeit der Behauptung, daß die IVEB von den Juden Geld erhalte, blieb bestritten."


Zitat Nr. 4
"Der Morgen. Katholisches Tagblatt der Schweiz"
Nr. 255; Donnerstag, 30. Oktober 1924
Abrechnung mit den "Ernsten Bibelforschern"
Am letzten Samstag hat vor dem Bezirksgericht St. Gallen ein Prozeß sein Ende gefunden, dessen Resultat eine schwere Niederlage der "Ernsten Bibelforscher" bildet
Ihr gerichtlicher Schritt ist ihnen nun selber zum Verhängnis geworden.

Es war dies ein aktuelles Erfordernis im Zeitalter der ins uferlose wachsenden Bibelforscher Propaganda. Schon Pius IX. hat einmal gesagt, man müsse den Wörtern ihre Bedeutung zurückgeben. Diesmal wurde gezeigt, was "Ernste Bibelforscher" sind.

Die Vorgeschichte des Prozesses datiert seit dem letzten Winter. In einer an 21. Januar 1924 im großen Schützengartensaale in St. Gallen abgehaltenen Protestantenversammlung, wo der Professor an der theologischen Fakultät der Zürcher Universität Dr. Köhler, einen Vortrag hielt, behauptete der (protestantische) Arzt Dr. Fehrmann in der anschließenden Diskussion, "das internationale Judentum wende den sog. "Ernsten Bibelforschern" seine reichen Geldmittel zu, um durch sie Verwirrung in die westeuropäische Christenheit hineinzutragen.

Obwohl die Behauptung angegriffen, gab darauf Dr. Fehrmann im "St. Galler Tagblatt" folgende Erklärung.
Die von mir in der Diskussion vertretene Ansicht halte ich in vollem Umfange aufrecht, Eingangs nämlich stellte Herr Prof. Dr. Köhler die Behauptung auf, daß es ihm ein Rätsel sei, woher die ernsten Bibelforscher die reichen Geldmittel zu ihrer enormen Propaganda beziehen. Im gleichen Atemzuge aber betonte er entschieden, daß nicht jüdisches Geld mitspiele. Gegen diese Ansicht vertrat ich meine Überzeugung, daß die Juden das größte Interesse an der möglichst raschen Ausbreitung der Lehre der Ernsten Bibelforscher haben und daß das internationale Judentum deswegen diese Bibelforscherbewegung finanzieren hilft, weil es hofft, durch die Verwirrung der Christenheit seine Ziele zu erreichen. Daß die Lehre der Ernsten Bibelforscher geistige Verwirrung hervorruft, hob auch der Referent wiederholt hervor."

Dagegen erhoben nun die Internationale Vereinigung ernster Bibelforscher und deren verantwortlicher Leiter Conrad C. Binkele, Zürich, gerichtliche Klage, die Gegenstand eines anderthalb Tage dauernden Prozesses vor dem Bezirksgericht St. Gallen war. Die klägerischen Parteien, "Internationale Vereinigung ernster Bibelforscher" und Conrad C. Binkele (sprich: Bainggele), Bürger der Vereinigten Staaten von Nordamerika waren vertreten durch das jüdische Advokatenbureau Dr. Liebermann in Zürich, für das der ehemalige polnische Jude Dr. Adam Reichstein, der erst seit kurzem Mutter Helvetia seine "Heimat" nennt, den Prozeß führte. Anwalt des Beklagten Dr. med. Fehrmann war Nationalrat Dr. Duft vom Advokatiebureau Duft u. Rohr in St. Gallen.


Die Klage verlangte, daß Dr. Fehrmann der Verleumdung und Beschimpfung schuldig ernannt werde. Das Bezirksgericht St. Gallen aber hat die Klage des Generalbevollmächtigten der Ernsten Bibelforscher, Mister Binkele, abgewiesen, ihm eine Gerichtagebühr von 150 Franken auferlegt und dem Kläger zudem zu einer außerrechtlichen Entschädigung von 450 Franken an den Beklagten verurteilt.

Das Gericht hat auf den vom Beklagten Dr. Fehrmann offerierten Wahrheitsbeweis verzichtet, aber so noch bildete das Plädoyer von Nationalrat Duft eine gründliche Abfertigung der Ernsten Bibelforscher, ihrer Ziele und Wege und ihrer Verbindungen. Interessant war zu vernehmen, welch innigen Zusammenhang Bibelforscher und Juden haben. Daß das internationale Judentum den Ernsten Bibelforschern sehr nahe steh, geht hervor aus der Schrift Rutherfords "Millionen jetzt Lebender werden nie sterben". Erstmals ließen die ernsten Bibelforscher sagen, daß jedem der nachweisen könne, daß jüdisches Geld mitspiele, für jeden Dollar deren 1000 gegeben werde, später heißt es, man gebe demjenigen 1000 Dollar, der nachweisen könne, daß jüdisches Geld an die Bibelforscher gehe und in diesem Prozesse marktete der jüdische Anwalt soweit, daß er 1000 Dollar nur noch für den Beweis versprach, daß eine jüdische B a n k den Ernsten Bibelforschern Geld zukommen lasse.

Ist ein Brief aus höchsten Freimaurerkreisen ... bekannt. In diesem Briefe, dessen Echtheit feststeht
Der Briefschreiber, ein Hochgradmaurer vom 33. Grad, versichert also schriftlich, daß die Juden die Ernsten Bibelforscher mit "viel Geld" unterstützen.

Mit Recht appellierte der Verteidiger Dr. Duft an das Gericht: ... Gesunder Schweizergeist und die angeblichen Wahrheiten der sogen, "Ernsten Bibelforscher" stellen unvereinbare Gegensätze dar.
Wir schließen unsern Artikel mit den Worten, in die das Plädoyer des Verteidigers ausklang:


Unter Mißbrauch ihres Gastrechtes führen ausländische Agitatoren mit außergewöhnlichen Mitteln und in außergewöhnlichen Formen einen Kampf gegen das, was unserm Volke heilig und groß, lieb und teuer ist. - Kampf gehen die Ernsten Bibelforscher und ihre Irrlehren heißt Heimatschutz gegen geistige Überfremdung. Heute geht es nicht um Personen. es gilt der Kampf um eine heilige gerechte Sache, um christliche und schweizerische Volksgüter."

Zitat Nr. 5
"Der Morgen. Katholisches Tageblatt der Schweiz"
Nr. 39; Donnerstag, 16. April 1925
"Eine skrupellose Unterschiebung
Das "Oltener Tageblatt" bringt in seiner Nummer 86 vom Dienstag, den 14. April 1925 einen Leitartikel unter der Überschrift: "Ein Freimaurerbrief und seine Folgen".
Der Artikel ist gezeichnet mit - n.

Er geht aus von einem Privatbrief, den der "Morgen" am 18. Mai 1923 veröffentlicht und den ein prominentes Mitglied der amerikanischen Freimaurerei an einen schweizerischen Hochgradmaurer gerichtet hat.
Der Leitartikler des "Oltner Tagblatt" veröffentließt nun im Anschluß an dieses Schreiben eine durchaus sensationell wirkende Enthüllung: Es habe die Direktion des Verlages Otto Walter A.-G. das obige im "Morgen" abgedruckte Schreiben über die Bewegung der "ernsten Bibelforscher" selbst als "ganz unbedeutend" und als "plumper Schwindel" bezeichnet und abgelehnt und publiziert als schlagendes Beweisstück den nachfolgenden von uns unterm 25. Januar 1924 an L. Keller-Zoller in Zürich gerichteten Brief:

Sehr geehrter Herr Keller!
Ich besitze ihre Zuschrift vom 11. ds. und komme leider erst heute zu deren Beantwortung. Es kann ganz gut sein, daß der chiffrierte Brief zum Vorschein kommt. Ich habe ihn damals mit nach Rickenbach genommen und wird noch unter meinen Akten in Rickenbach zu finden sein. Wenn dem aber auch so wäre, so halte ich doch diesen Brief für ganz unbedeutend.

Ich habe den Inhalt entziffert und ihn auch Kennern der Freimaurerei gezeigt. Die betreffenden Herren, die sich in ähnlichen Dingen sehr gut auskennen, sprachen aber dem Schriftstück jede Bedeutung ab und bezeichneten es als derart plumpen Schwindel, daß ich mich persönlich jederzeit hüten würde, auf das Schriftstück hinzuweisen,
Es würde mich freuen, bald wieder von Ihnen zu hören und begrüße Sie indeesen aufs Beste
als Ihr ergebener Verlag Otto Walter A.-G, Der Direktor

...
In seiner gestrigen Nummer druckt nun auch das "Solothurner Tagelatt" das wesentliche aus dem erwähnten Leitartikel unter dem Stichwort ab:
"Pressegepflogenheiten des 'Morgen'"
Der "Morgen" und mit ihm der Verlag Otto Walter A.-G. hat das Folgende zu erwidern:

1. Das im "Morgen" veröffentlichte Schreiben des amerikanischen Freimaurers lag der Redaktion des "Morgen" im Original vor.
Es besteht nicht der geringste Zweifel an der Echtheit
d i e s e s handschriftlichen Dokuments. Dasselbe liegt heute nicht, wie der Leitartikeler des "Oltner Tagblatt" lächerlicherweise vermutet, auf der Nuntiatur in Bern, sondern es befindet sich bei den Prozeßakten in St. Gallen, wo die "Ernsten Bibelforscher" bekanntlich vor kurzem einen Aufsehen erregenden Prozeß verloren haben.

2. Dieses Schreiben war in keiner Weise "chiffriert" sondern in gewöhnlicher englischer Sprache geschrieben.
Wenn wir nun in unserer Zuschrift an L. Keller-Zoller ausdrücklich ein "chiffriertes" Dokument als "plumpe "Schwindel" ablehnten - man mag das oben nachlesen! - so konnte darunter unmöglich ein gewöhnliches englisches Handschreiben verstanden sein.

3. Und es handelt sich um etwas ganz anderes! Denn über das im "Morgen" abgedruckte Schreiben über die "ernsten Bibelforscher" hat sich unsere Verlagsleitung nirgends und nie in der vom "Oltner Tageblatt" bezeichneten Weise geäußert!

Was von uns als ganz unbedeutend und als "plumpen Schwindel" abgelehnt und zurückgewiesen wurde, war ein anderes Dokument, war eine in Geheimschrift (chiffriert) mit Blaustift vorgenommene Abschrift eines angeblichen politischen Revolutionsplanes der Loge, worin die Aufgaben der europäischen Logen in den nächsten Jahren (z. B. "weitere Republikanisierung Europas, Vertreibung des spanischen Königs etc., etc.") umschrieben war.
Dieses und nur dieses uns in Abschrift vorgelegte Dokument haben wir als eine Lächerlichkeit bezeichnet und infolgedessen einfach ad acta gelegt.


4. Für die Richtigkeit dieser Erklärung stehen ein halbes Dutzend einwandfreie Zeugen zur Verfügung.

Man vergleiche thematisch auch:

Sylvie Freymond und die Verschwörungstheoretiker
Re: Im "Goldenen Zeitalter" gelesen - Eine Zeitreise
geschrieben von:  Drahbeck
Datum: 12. Mai 2010 04:31
In einem Artikel der Schweizer Ausgabe des "Goldenen Zeitalters" vom 1. 5. 1925 unter der Überschrift "Bildende Künste, Musik und Literatur" wird auf eine diesbezügliche Leserfrage bezug genommen. Es wird zwar nicht wörtlich, aber sehr wohl in der Substanz ausgeführt (um jetzt mal die etwas späteren Nazis zu zitieren), dass es auch "entartete Kunst" gäbe. Für selbige hat das GZ wie die Nazis, selbstredend keine Verwendung.

Die Nazis ließen es sich angelegen sein, dass in ihrer Sicht als "entartete Kunst" gesehene, in eigenen Propaganda-Ausstellungen zu brandmarken. Soweit geht das GZ nicht. Aber der angedeutete Weg dorthin ist durchaus ähnlich.
Re: Im "Goldenen Zeitalter" gelesen - Eine Zeitreise
geschrieben von:  Drahbeck
Datum: 13. Mai 2010 02:38
In der Rubrik Fragenbeantwortung der Ausgabe des (Schweizer) "Goldenen Zeitalters" vom 1. 5. 1925 wird angefragt:

"Hat eigentlich das Tausendjährige Reich schon im Jahre 1914 begonnen, oder leben wir jetzt noch am Ende eines Zeitalters?"

In der gewundenen Antwort darauf findet sich dann auch die Angabe:

"Dieses siebente Jahrtausend hat nominell im Jahre 1874 begonnen zur Zeit der unsichtbaren Wiederkunft unseres gepriesenen Herrn und Meisters."

1914 habe habe dann "Christus seine Macht angetreten" und
Wir leben jetzt in dieser Übergangsperiode, wie alle Zeichen der Zeit uns täglich beweisen."
Also die vermeintlichen Anzeichenbeweise müssen wieder mal als Prokrustesbett herhalten.

Ein weiterer Fragesteller will in dergleichen GZ-Ausgabe wissen:

"Ist die Zahl der Herauswahl schon voll, und wenn ja, warum folgt die Segnung noch nicht?"

Auch dazu hat man eine Gummiband-Antwort parat:

"und dann [wenn die Königreichs-Verkündigung vollendet sein wird] wird das Ende kommen" ... Das Ende der ungerechten Weltordnung. ... Daraus ergibt sich klar, daß die Segnung aller Geschlechter der Erde, die durch Christus ... Durchgeführt werden soll, nicht vorher beginnen kann, bevor die alte Weltordnung zertrümmert, und eine neue Grundlage der Gerechtigkeit und Wahrheit gebildet ist, auf .der die neue Weltordnung aufgebaut werden kann."

Auch das erweist sich ja dann wohl wieder als eine Antwort nach dem Strickmuster: Wenn der Hahn kräht auf dem Mist, ändert sich das Wetter oder es bleibt so wie es ist!

Re: Im "Goldenen Zeitalter" gelesen - Eine Zeitreise
geschrieben von:  Drahbeck
Datum: 14. Mai 2010 03:24

Drahbeck
Auch das erweist sich ja dann wohl wieder als eine Antwort nach dem Strickmuster: Wenn der Hahn kräht auf dem Mist, ändert sich das Wetter oder es bleibt so wie es ist!

Apropos Wetter. Auch zu diesem Thema hat die GZ-Ausgabe (Schweiz) vom 1. 5. 1925 etwas zu sagen. In kommentierter Form berichtet sie unter anderem:

"Der vorletzte Winter, wenigstens seine erste Hälfte, war besonders in Rußland und Nordamerika außergewöhnlich mild. In Mittelrußland zeigte das Thermometer am l. Dezember 70 Grad Fahrenheit, In Kiew blühte der Flieder und in Odessa dufteten die Veilchen. In weitem Gebiet standen die Kirschbäume in Blüte, in Stratford in Ontario trugen am 20. Dezember die Erdbeeren Blüten und Früchte; und das Winterkorn, das im Frühjahr unter dem Schnee zu sprossen pflegt, sproßte und wuchs.
Im Golf von St, Lawrence herrscht gewöhnlich am l. Dezember strenger Winter. Doch im vergangenen Winter war es so mild, daß die Einwohner ihrer gewohnten Winterbeschäftigung und des Fischfanges beraubt waren und die Kälte herbeisehnten, die ihnen lieber sind als reife Erdbeeren und Schmetterlinge.
Weiter südlich in den Vereinigten Staaten war die Temperatur vor Weihnachten wie sonst am l. Oktober, während dagegen der Winter auf den britischen Inseln außerordentlich streng war."

Der GZ-Kommentar dazu:

"Die Beweise sind sehr zahlreich dafür, daß sich das Klima auf der nördlichen Halbkugel allmählich verändert; und mit Recht sagen alte, wetterkundige Leute, daß sie nichts mehr vom Wetter verstünden, weil alles völlig verändert sei. Die Eisfelder des Nordpols schmelzen und in Amerika dauern Frühling und Herbst länger als früher, die Sommer sind kürzer und nicht so heiß und die Winter sind auch kürzer und nicht so kalt; es findet also ein allmählicher Ausgleich statt. ..."

Weiter geht es mit der Aussage:

"Der Mai des Jahres 1923 war der kälteste seit zweiundfünfzig Jahren in Chicago. In diesem Jahre war in Frankreich fast der ganze Juni winterlich und am 19. Juni wurde das Land mit Schnee überschüttet. Auch in England gab es im Juni Nachtfröste. In Südafrika gingen im September 1923 Schneestürme nieder, daß die Weißen die erschreckten Eingeborenen über das Schneewunder kaum beruhigen konnten.

Auf den kältesten Juni in der Geschichte Englands folgte der heißeste Juli, den man je erlebt hatte, wo das Thermometer bis auf 129 Grad Fahrenheit in der Sonne stieg. Die Hitze dehnte sich bis auf mehr als 300 Meter in der Luft aus, so daß auch Luftschiffer genötigt waren, ihre Röcke abzulegen. Viele Leute starben an Hitzschlag.
Im August 1921 erstreckte sich eine große Hitzewelle von der asiatischen Türkei fast über ganz Europa, und über einem großen Teile Europas lastete eine große Trockenheit.

In der Schweiz gingen die Gletscher stark zurück. Auch in Belgien, England und Irland herrschte große Trockenheit. Irlands größter Fluß, der Shannon, trocknete so weit aus, daß man hindurchwaten konnte."

Das alles interpretiert das "Goldene Zeitalter" dann wie folgt:

"Zweifellos ist es vom Herrn überwaltet, daß sich die Witterungsverhältnisse in den weiten Ebenen von Nord-Rußland, Sibirien, Alaska und Canada so gestalten, daß sich diese Länder der Ansiedlung öffnen. Diese weiten Länderstrecken werden zuerst gebraucht werden, denn die Bevölkerung der Erde wird bald bedeutend zunehmen, wenn die Auferstehung derer, die im Staube der Erde schlafen, während dem goldenen Zeitalter allmählich vor sich gehen wird."

Nun mag man dazu abschließend nur noch sagen. Dann muss man wohl dem Dieter Nuhr, angesichts dieser "Goldenen Zeitalter-Wetter-Weisheiten" den Rat geben, seine Interpretation des Wetters die er da in einen Sketch mal zum Vortrag brachte, zu überdenken und gegebenenfalls zu ändern.

Nuhr meint ja, er käme mit dem Angst haben gar nicht so schnell nach, wie ihm da neue Hiobsbotschaften um die Ohren sausten

Re: Im "Goldenen Zeitalter" gelesen - Eine Zeitreise / "1975"
geschrieben von:  X ~ mysnip
Datum: 13. Mai 2010 12:53

Drahbeck
In der Rubrik Fragenbeantwortung der Ausgabe des (Schweizer) "Goldenen Zeitalters" vom 1. 5. 1925 wird angefragt:

"Hat eigentlich das Tausendjährige Reich schon im Jahre 1914 begonnen, oder leben wir jetzt noch am Ende eines Zeitalters?"

In der gewundenen Antwort darauf findet sich dann auch die Angabe:

"Dieses siebente Jahrtausend hat nominell im Jahre 1874 begonnen zur Zeit der unsichtbaren Wiederkunft unseres gepriesenen Herrn und Meisters."

Warum wurden Bibelforscher verspottet?

WTG-Buch 1993 JEHOVAS ZEUGEN -VERKÜNDIGER DES KÖNIGREICHES GOTTES S. 631
,, ... dachten sie, die 6 000 Jahre Menschheitsgeschichte hätten 1873 geendet und man befinde sich nun in der siebten Tausendjahrperiode der Menschheitsgeschichte und damit sicherlich kurz vor dem Beginn des vorhergesagten Millenniums ...
Berechnungen, ... entnahm man, daß vielleicht ein größerers Jubeljahr für die ganze Erde im Herbst 1874 begonnen hatte, daß der Herr in jenem Jahr anscheinend wiedergekommen und nun unsichtbar gegenwärtig war und daß die ,,Zeiten der Wiederherstellung aller Dinge" gekommen waren ... "

Aber!

WTG-Buch 1993 JEHOVAS ZEUGEN - VERKÜNDIGER DES KÖNIGREICHES GOTTES S. 632, 633
,,Zwischen 1935 und 1944 stellt sich bei einer Prüfung des gesamten Rahmenbaus der biblischen Chronologie heraus, daß man sich bei der Berechnung der Chronologie aufgrund einer schlechten Übersetzung von Apostelgschichte 13:19, 20 in der King-James-Bibel* und aufgrund anderer Faktoren um mehr als ein Jahrhundert vertan hatte.#

Auszug aus der Fußnote:

WTG-Buch 1993 JEHOVAS ZEUGEN - VERKÜNDIGER DES KÖNIGREICHES GOTTES S. 633
,,# ... Aus diesen korrigierten Aufstellungen der biblischen Chronologie war klar ersichtlich, daß die genannten Daten 1873 und 1878, sowie andere damit zusammenhängende Daten, die aufgrund von Parallelen zu Ereignissen im ersten Jahrhundert davon abgeleitet worden waren, auf Mißverständnissen beruhten."

Lernte "man" aus den früheren "Mißverständnissen?

WTG-Buch 1993 JEHOVAS ZEUGEN - VERKÜNDIGER DES KÖNIGREICHES GOTTES S. 633
,,Dadurch entstand später die Vorstellung - die teils als Möglichkeit, teils auch nachdrücklicher formuliert wurde -, daß die mit dem Anfang der Millenniumsherrschaft Christi verbundenen Ereignisse eventuell von 1975 an eintreten, weil in jenem Jahr das siebte Jahrtausend der Menschheitsgeschichte anbreche."

DER WACHTTURM 1. August 1970 S. 469
" ... gemäß der biblischen Chronologie, ... wären im Jahre 1975 u. Z. 6 000 Jahre Menschheitsgeschichte vergangen, und dann stünden uns noch 1 000 Jahre der Königreichsherrschaft Christi bevor."

Hat "man" sich eventuell nochmals "um mehr als ein Jahrhundert vertan"?
Zur Antwort auf die eingangs gestellte Frage im Verkündiger-Buch:
"Lagen sie mit ihren Erwartungen richtig?"

WTG-Buch 1993 JEHOVAS ZEUGEN - VERKÜNDIGER DES KÖNIGREICHES GOTTES S. 633
,,Einige Erwartungen hatten sich nicht erfüllt ... "

Meine Frage wäre: Welche hatten sich erfüllt?

Re: Im "Goldenen Zeitalter" gelesen - Eine Zeitreise / "1975"
geschrieben von:  Drahbeck
Datum: 13. Mai 2010 13:01

Auch ziemlich vollmundig, dieses WTG-Flugblatt hier;

Re: Im "Goldenen Zeitalter" gelesen - Eine Zeitreise
geschrieben von:  Frau von x
Datum: 14. Mai 2010 18:15

... haben wir keine Veranlassung, irgend etwas zu berichtigen bezüglich der Zeitpunktes 1925. ...
Er steht nicht nur unerschütterlich da, ...
Diese an und für sich unbedeutende Schlußfolgerung, daß1925 wahrscheinlich sichtbare Beweise des Beginnes dieses Wiederherstellungswerkes, vielleicht durch die Auferstehung der alttestamentlichen Überwinder, gegeben würden, traf nicht ein. ...
Und wenn das Jahr 1925 den Beginn dieser durch die Bibel klar und bestimmt festgelegten Hoffnung der Befreiung der Menschheit vom Tode noch nicht brachte, so ändert das nichts an drei Tatsachen; ...
... Also wenngleich mit aller Freimütigkeit bekannt wird, daß zwar der größte Beweis der Wundermacht der beginnenden Herrschaft Gottes, die Auferstehung aus den Toten, bis zur Stunde noch nicht in Wirksamkeit trat (...), so haben wir dennoch nichts zurückzunehmen ...

Im Verkündiger-Buch der ZJ liest man S.76 in einer winzigkleinen Fußnote:
* Damals glaubte man, daß treue Männer der alten Zeit ... vor dem Ende des Systems der Dinge auferstehen und als "Fürsten auf der ganzen Erde" dienen würden. Diese Ansicht wurde 1950 korrigiert, als weitere Nachforschungen in der Bibel ergaben, daß die irdischen Vorväter Jesu Christi nach Harmagedon auferweckt werden. ...

Re: Im "Goldenen Zeitalter" gelesen - Eine Zeitreise
geschrieben von:  Drahbeck
Datum: 15. Mai 2010 01:24Frau von x
Im Verkündiger-Buch der ZJ liest man S.76 in einer winzigkleinen Fußnote:
* Damals glaubte man, daß treue Männer der alten Zeit ... vor dem Ende des Systems der Dinge auferstehen und als "Fürsten auf der ganzen Erde" dienen würden. Diese Ansicht wurde 1950 korrigiert, als weitere Nachforschungen in der Bibel ergaben, daß die irdischen Vorväter Jesu Christi nach Harmagedon auferweckt werden. ...

Das war dann mal wieder so eine Pointe, die dem WTG-Funktionär Fred W. Franz auf dem 1950er ZJ-Kongress in New York vorbehalten war. Neben anderen Publizisten hatte auch Kurt Hutten in seinem Buch "Seher, Grübler Enthusiasten" das Spektakulum festgehalten. In den Worten Hutten's:

"Als 1942 unter dem Eindruck der Kriegsereignisse die Rede umging, man könne mit der Propaganda aufhören, weil Harmagedon dicht bevorstehe, setzte Jehova durch einen Wachtturm-Artikel »seine Diener in der ganzen Welt in Kenntnis«, daß weiter geworben
werden muß. -
Als mit den Jahren die Schar der privilegierten »Überrest-Glieder« dahinstarb und immer mehr Angehörige der »großen Volksmenge« oder »anderen Schafe« die Reihen der Funktionäre füllten, von denen sich nicht wenige in schweren Verfolgungen bewährt hatten, konnte man diese nicht mehr damit abspeisen, daß sie im Tausendjährigen Reich nur das gewöhnliche Untertanenvolk unter der Regierung Christi und der 144000 bilden werden. Deshalb wurde 1950 auf dem Weltkongreß in New York als neue Offenbarung Jehovas bekanntgegeben, daß »sich heute Abend hier, in unserer Mitte, eine Anzahl der voraussichtlichen Fürsten der neuen Erde befinden«. Nach dem Kongreßbericht gab »ein gewaltig anhaltender Applaus und Jubel dem Redner die Gewißheit, daß die Zuhörer im Augenblick nichts anderes mehr interessierte als dieses «.
(Jehovas Zeugen in Gottes Vorhaben, S. 252)"

Gerd Wunderlich etwa kommentiert zu diesem Aspekt in seinem Buch "Jehovas Zeugen - Die Paradiesverkäufer":

"Ich selbst habe viele Kongresse der WTG erlebt und kann mir die Reaktion meiner Brüder sehr gut vorstellen, als sie die Worte des damaligen Vizepräsidenten F. W. Franz hörten: "Würde sich dieser Kongreß freuen, zu erfahren, daß sich heute abend hier, in unserer Mitte, eine Anzahl der voraussichtlichen Fürsten der neuen Erde befinden?"
Aber auch die Enttäuschung derjenigen kann ich mir vorstellen, die nun erkennen mußten, daß nicht die Alten, wie Abraham, David, Moses oder Johannes der Täufer, die "Fürsten" waren, sondern die "treuen Diener der Neuzeit".
Damit waren die Kreisaufseher, Bezirksaufseher, Pioniere und viele andere aus der Eliteklasse der WTG gemeint.
Nach der damals, bis zu diesem Abend, geltenden Lehre glaubten die Zeugen Jehovas an die buchstäbliche Auferstehung vieler gottergebener biblischer Männer. Gleichzeitig sollten alle wahren Christen erlöst werden. Dieser Glaube an das nahe Ende und die Auferstehung von Abraham, Moses, David und anderen Personen der biblischen Geschichte wurde an diesem 5. August 1950 von der WTG auf den Kopf gestellt.
Ohne ein Wort der Erklärung und ohne viel Federlesens ließ die Führung der WTG ihre eigenen Funktionäre in die Rolle der biblischen "Fürsten" schlüpfen. Daß das nicht der einzige Purzelbaum war, den die WTG in ihren Lehren geschlagen hatte, ahnte ich noch nicht ..."

Günther Pape etwa schreibt zu diesem Aspekt in seinem "Ich war ..."-Buch (West-Ausgabe):

"Ich selbst hatte den Dienst als Kassierer in der Cafeteria übernommen, der Stände, die das Essen und die Erfrischungen verkauften. Es gab viel zu tun, und nur selten konnte ich meine Aufmerksamkeit den Vorträgen und anderen Darbietungen zuwenden.
Der Abend hatte sich über die Zeppelinwiese in Nürnberg gesenkt. Auf dem Programm standen die Vorträge über die "Neue-Welt-Gesellschaft". Ich machte mich vom Dienste frei, um wenigstens diese wichtigen Vorträge richtig hören zu können.
Über uns wölbte sich der Sternenhimmel, um uns erhellten wenige Lampen nur spärlich die Menschenmassen. Eine feierliche Stille, nur von der Stimme aus den Lautsprechern unterbrochen, lag über der Versammlung. Angestrengt lauschte jeder den Worten, damit ja nichts von diesem bedeutungsvollen Vortrag verlorengehe.
Überrascht heben alle die Köpfe, manche springen von ihren Plätzen hoch. Was klang da eben über die Lautsprecher? Die Fürsten der Neuen Welt sind mitten unter uns?" Begeisterung, wie ich sie bis dahin noch nie erlebt, bricht in die Stille herein. Für Minuten hört man nur das Jauchzen der Hunderttausende. Ohne Zweifel erwarteten die meisten unter uns, Abraham, Isaak und Jakob würden jeden Augenblick auf die Bühne treten.
Ernüchternd kamen dann die Worte des Redners:
Die Fürsten sind unter uns, es sind die Diener der Organisation in den Versammlungen, der Zweig- und Hauptbüros."
Wieder ein Beifall, der nicht enden will.
Im Taumel der Begeisterung hatten alle Zeugen eine neue "Wahrheit" angenommen, die mich betrübte."

Siehe auch
Sie wurden selber zu "Fürsten"
Siehe auch die Karikatur von "Falco"

Re: Im "Goldenen Zeitalter" gelesen - Eine Zeitreise
geschrieben von:  Frau von x
Datum: 15. Mai 2010 11:51

Drahbeck
Das war dann mal wieder so eine Pointe, die dem WTG-Funktionär Fred W. Franz auf dem 1950er ZJ-Kongress in New York vorbehalten war.

Richtig, das 'Verkündiger'-Buch der ZJ beschreibt es S.263 so:
Am vorletzten Tag des Kongresses sprach F.W. Franz, der damalige Vizepräsident der Watch Tower Society, zu den Anwesenden über das Thema "Neue Systeme der Dinge". Viele Jahre lang hatten Zeugen Jehovas geglaubt, noch vor Harmagedon würden einige der vorchristlichen Diener Jehovas von den Toten auferstehen, um in Erfüllung von Psalm 45:16 Fürsten der neuen Welt zu sein. Man kann sich daher vorstellen, welche Wirkung es auf die riesige Zuhörerschaft hatte, als der Redner fragte: "Würde sich dieser internationale Kongreß freuen zu erfahren, daß sich heute abend hier, in unserer Mitte, eine Anzahl der voraussichtlichen Fürsten der neuen Erde befinden?" Es folgte ein anhaltender Beifallssturm, begleitet von Freudenrufen. Dann erklärte der Redner, die biblische Verwendung des Wortes, das mit "Fürst" übersetzt worden sei, und die Treue, die viele der "anderen Schafe" in der heutigen Zeit unter Beweis gestellt hätten, berechtigten durchaus zu der Ansicht, daß einige, die heute am Leben seien, von Jesus Christus für den Dienst als Fürsten ausgewählt würden.

Re: Im "Goldenen Zeitalter" gelesen - Eine Zeitreise
geschrieben von:  Drahbeck
Datum: 17. Mai 2010 04:50
Bereits in Kommentierung zur GZ-Ausgabe vom 1. 4. 1924 wurde auf die klassische Impfgegnerschaft der Bibelforscher eingegangen.
Siehe:
GZ Zeitreise 1924
Dort Eintrag vom 18. April 2009 03:38
In der Schweizer Ausgabe des "Goldenen Zeitalters" vom 15. 5. 1925 begegnet man erneut unter der Überschrift "Was tust Du, der Du impst?" wieder einem solchen Tendenzartikel. Wiederum wird kräftigst auf der Klaviatur Hass-Emotionen gegen das Impfen zu erzeugen gespielt. So gipfelt ein diesbezüglicher Artikel etwa in der Aussage:

"An den Müttern des Landes ist es, eine entschiedene Stellung einzunehmen, und bald würde es keinen Impfzwang mehr geben. Und ohne Zwang wird dieser scheußliche Mißbrauch bald verschwinden."

Und einer "tibetanischen Gebetsmühle" gleich, meint der Verfasser dieser Ausführungen sich auch zu dem Ausruf berechtigt:

"Ob wir uns oder unsere Kinder durch eine Impfung schänden lassen wollen, ist eine Frage der Vernunft. Eine solche freiwillige Schändung bedeutet eine Unterwerfung unter medizinischen Aberglauben. Eine aufgezwungene Schändung infolge Impfzwanges ist eine Schande für die Ärzte, ein Zeichen ihrer Tyrannei. Der Schreiber dieses hat und wird seine Kinder niemals impfen lassen und wenn es ihm sein Vermögen kosten sollte."

Wenn solches also via "Goldenes Zeitalter" postuliert wurde, kann man unschwer erraten, wie denn diese Thesen bei der zeitgenössischen Leserschaft "angekommen" sind.

Weiter meint dieser dogmatische Scharfmacher zu wissen:

"Vom sanitären Standpunkt aus wird unser Volk nicht eher aufhören, dahinzusiechen und immer mehr zu degenerieren, als bis man einmal den Impfzwang und die Serums abgeschafft hat."

Rolle rückwärts also seine These. Ob denn eine abergläubische Leserschaft, als die man die Leser des "Goldenen Zeitalters" unfraglich ansprechen kann. Ob die denn gerade die "geeignete" Tribüne ist, um das Für und Wider der Impftechnologie auszudiskutieren, erscheint doch wohl mehr als zweifelhaft. Überdies kann man sich des Eindruckes nicht erwehren. Es wird sehr selektiv "argumentiert". Etwaige positive Resultate der Impftechnologie kommen in Betrachtungen dieser Art, schon mal prinzipiell nicht vor.

Re: Im "Goldenen Zeitalter" gelesen - Eine Zeitreise
geschrieben von:  Drahbeck
Datum: 21. Mai 2010 02:17
Es war wohl ein Highlight der besonderen Art, jene Leserfrage und ihre Beantwortung im "Goldenen Zeitalter":

"Ist anzunehmen, dass im Goldenen Zeitalter die Nahrungsaufnahme in bisheriger Weise weitergeht und demzufolge auch Fäkalien ausgeschieden werden? oder wirkt der Elektronenring veredelnd auf diese peinlichen Vorgänge? ..."

Siehe dazu den entsprechenden Bericht in der Kommentierung zur "GZ"-Ausgabe vom 15. 10. 1923
Dort Eintrag vom 18. Oktober 2008 06:54
Offenbar waren angesichts solcher Thesen, wohl nicht alle GZ-Leser davon sonderlich angetan. Davon kündet dann auch die Rubrik "Aus unserer Briefmappe" in der Magdeburger Ausgabe des "Goldenen Zeitalters" vom 15. 5. 1925. Dort liest man:

"In einer Nummer des G. Z. wurde einmal gesagt, daß der Mensch einmal keine Excremente mehr ausstoßen werde.
Die Ansicht begegnete vielfach einem ungläubigen Lächeln."

Aber das GZ weis offenbar Rat, und belehrt wie folgt:

"Der nachstehende Artikel bestätigt aber, daß etwas derartiges vorkommt im Tierreiche ...
Entnommen der
'Leipziger Illustrierten Zeitung' Nr. 4175, 104 Band vom 10. März 1925, Seite 463:

Und dann zitiert das GZ:

Verdauung außerhalb des Körpers
Wenn ein Ameisenlöwe [Myrmeleo formicarius] auf dem Grund seines Trichters eine Ameise erfaßt, so schlägt er seine Zangen in die Beute und läßt den Verdauungssaft in das Opfer fließen. Kurze Zeit danach saugt er das Innere aus, und nur die leere, ausgepumpte Chitinhülle der Ameise bleibt übrig. Der eigentliche Verdauungsvorgang vollzieht sich also außerhalb des Körpers. So verfährt auch die Larve des gelbrandigen Schwimm-Käfers [Dytiseus merginelis], Kaulquppen, kleine Fische, ja die Artgenossen saugt er auf diese Weise aus, nachdem er den Magensaft durch die scharfen Spitzen seiner Saugkiefer in die Beute erbrochen hat. Da die Nahrung fast restlos durch den Darm aufgenommen wird, ist der Mitteldarm hinten blind geschlossen. Erst nach der Metamorphose der Larve ins fertige Insekt tritt der Enddarm mit dem Mitteldarm in Verbindung und die geringen Rückstände der Verdauuung aus dem Larvenleben werden entleert. Auch die Tintenfische verdauen in derselben Weise die Muskeln und Weichteile eines erbeuteten Krebses außerhalb ihres Körpers, sodaß nach der Mahlzeit nur der leere Panzer des Krebses übrigbleibt. Von den Spinnen ist diese Art der Verdauung bekannt; bei der großen amerikanischen Vogelspinne [Mygale evienlaria] haben neue Beobachtungen diese Tatsache bestätigt. Auch die höheren Tiere und der Mensch verdauen gewissermaßen außerhalb des Körpers. Denn Verdauuung ist die Vorbereitung und chemische Zersetzung der Speise, bevor der Körper sie wirklich aufsaugt. Der Eintritt der Säfte geschieht bei den höheren Tieren und beim Menschen durch die Zotten der Dünndarmwände. Hier erst dringt die Nahrung in die Masse des Körpers selbst ein. Der Verdauuungskanal ist eigentlich nur ein Zuführungsrohr; arbeitet der Dünndarm nicht, dann verhungert der Körper trotz reichlicher Nahrungsaufnahme in den Speisekanal."

Re: Im "Goldenen Zeitalter" gelesen - Eine Zeitreise
geschrieben von:  Drahbeck
Datum: 26. Mai 2010 05:23
"Sternverlag", Leipzig, Eilenburgerstr. 53, so lautet die diverse Male in der Magdeburger Ausgabe des "Goldenen Zeitalters" publizierte Anschrift und Reklame für das Buch "Die größte Geheimmacht der Welt", von einem vorgeblichen "P. B. Gotthilf", welcher niemand anders als der deutsche WTG-Funktionär Paul Balzereit, höchstpersönlich war.

Nun begegnet man in der Magdeburger GZ-Ausgabe vom 15. 5. 1925 unter der Überschrift "Wie wir gesund werden können und bleiben können", einer offenkundigen Form von Schleichwerbung für just diesen "Sternverlag". Sie ordnet sich zudem noch in die klassische Impfgegnerschaft der Bibelforscher mit ein. Diesmal weis man folgende erstaunliche Story zu berichten:

"... Die folgende kurze Lebensgeschichte möchte dem lieben Leser in eindringlicher Weise zeigen wie .... (eine) einfache Methode zur Rettung aus furchtbarer Verzweiflung und Qual führte.
Die erste Impfung im frühesten Kindesalter war erfolglos und mußte zweimal widerholt werden, um überhaupt wenigstens eine Andeutung jener 'bekannten' Pusteln hervorzurufen. Als dann - eine kleine Zeit später -, das vorher so liebe und ruhige Kindchen furchtbar unruhig und schreiend wurde, zeigte sich bald an der linken Fußsohle ein großes und größer werdendes Geschwür. Während der Operation hörte der Arzt bei der Arbeit auf, und sagte: 'Ich kann nicht weiterschneiden, denn das Kind ist ja blutvergiftet, und muß in die Klinik!' 'Also Blutvergiftung vom Impfen?' 'Nein', sagte der Arzt und gab der Krankheit einen lateinischen Namen! -

Auf die erste Operation folgte die zweite und so fort. Die Krankheit ging über den Rücken, Arme, bis zu den Fingerspitzen. Im Laufe der Jahre wurde das Kind ein richtiges 'Versuchs-Kaninchen', weil diese Krankheit mehr und mehr verwickelter und fachärztlich interessanter wurde. Im vierzehnten Lebensjahr hieß es: 'Unheilbar', und im vierundzwanstigsten schien das Ende da. Das war 1914! Das einzige Linderungsmittel: Morphium oder die Kugel.

Dieser Zustand war nun Gottes Gelegenheit. Psalm 50:15 erfüllte sich und brachte die Rettung und Erhörung.
Dem viele Jahre lang eifrigen und aufrichtigen Katholiken wurde kein anderer Trostz gegeben, als: 'Wen Gott lieb hat, den züchtigt er.
Obwohl dann gleich die verzweifelt berechtigte Frage kam: 'ja, hat denn gott nur mich lieb? Weil die Anderen alle so gesund sind und bleiben?' -

Doch dann kam die Rettung. Ein Buch wurde gebracht; betitelt: 'Die neue Heilweise. Operations- und arzneilose Behandlung aller Krankheiten', von Louis Kuhne. Diese 'neue Heilweise' wurde sofort unter Anweisung des Buches begonnen. Und siehe. Als im Jahre 1914 der Weltkrieg ausbrach, konnte der vor kurzem noch völlig zusammengebrochene und verzweifelte Kranke wieder seinen Arbeitsplatz einnehmen in der Werkstatt; sehr zur Freude des Meisters, da alle Angestellten im Kriege waren

. Als Detail wird dann beschrieben:

Die neue Heilweise ist die: Ein gewisses Quantum (wenigstens 40 Liter) Brunnen oder Leitungswasser wird in eine ovale oder runde Wanne gefüllt. In dieser Wanne wird eine Sitzgelegenheit, ein Bänkchen oder Stühlchen so gestellt, daß die Sitzfläche hart über dem Wasser ist, also noch völlig trocken. Der Badende setzt sich darauf. - Füße und Oberkörper sind außerhalb des Wassers und können eingehüllt bleiben. Der Badende nimmt ein etwa 20 mal 20 cm großes rauhes Tuch (Jute) und reibt damit unter dem Wasser nach der besonders wichtigen Anleitung des Buches, den Geschlechtsteil, zehn bis sechzig Minuten; je nach der Krankheit.
Frauen holen das Wasser mit dem Tuche herauf. Im Geschlechtsteil endet der 'Nervus Sympathicus' - der stärkste Nerv des Körpers. Nerven sind die Alarmglocken des Körpers. Durch dieses Reibesitzbad wird der Hauptnerv abgekühlt. Diese Kühlung dringt allmählich - im Verlaufe der Kur - vor bis ins kleinste Nervenendchen. Im Unterleib sind die meisten Nerven. Der Großteil des Unterleibes - der Magen - wird durch dieses Reibesitzbad zuerst behandelt. Wenn bei der Uhr die Feder schlecht ist oder bricht, dann ist Schluß. Der menschliche Magen ist die Triebfeder für das ganze lebendige Wesen; bildlich gesprochen. Das beispiellos einfache Reibesitzbad bringt dieses so wichtige Organ allmählich wieder in seine richtige Ordnung und normale Tätigkeit, so daß es im Stande ist, alle im Körper befindlichen Fremdstoffe nach und nach anzusaugen und durch den natürlichen Ausgang auszuscheiden

. Nach dieser dubios anmutenden Geschichte geht es weiter mit der Aussage:

Aus Gründen des Urheber-Rechtes kann hier nicht mehr und Genaueres gebracht werden über die neue Heilweise. Es ist durchaus empfehlenswert, das Buch zu besitzen. Der Leser bekommt einen genauen Eindruck in die unglaublich einfache Wesensart aller Krankheiten und deren Heilung auf einheitlicher Basis. Preis des Buches z. Zt. 8.- M. Eine kleinere, gekürzte Ausgabe: "Bin ich gesund oder krank?" 1.- M.!"

Nicht genug damit, dass seitens des "Goldenen Zeitalters" diese Geschichte abgedruckt wurde. Man legt noch eigens nach mit der folgenden:

"Nachschrift der Schriftleitung:
Der verehrte Einsender dieser Zeilen ist uns persönlich bekannt und auch das von ihm genannte Werk, welches wir unseren Lesern nur bestens empfehlen können. Es ist zu beziehen durch den Sternverlag in Leipzig, Eilenburgerstr. 53, wo auch weitere Auskünfte erteilt werden können, die heute noch bestehende "Louis Kühnsche Heilanstalt" betreffend.
Anfragen ist Rückporto beizufügen.
Die Schriftleitung."

Re: Im "Goldenen Zeitalter" gelesen - Eine Zeitreise
geschrieben von:  Drahbeck
Datum: 13. Juni 2010 03:48

Es ist wohl nachvollziehbar, dass man über den Inhalt einer in der Schweizer Ausgabe des "Goldenen Zeitalters" vom 1. 6. 1925 abgebildeten Photos nicht sonderlich erfreut war. In Gesamtheit betrachtet war das auch durchaus kein Einzelfall, wenn auch zu konstatieren ist. So oft kommen Fälle dieser Art nicht vor.

http://www.manfred-gebhard.de/GZB.1625.jpg

Erinnert sei auch daran, ein User, der sich "Extertaler" nennt von der Wikipedia, in der Neuzeit ein ähnliches Foto mal ins Netz gestellt hatte.

http://www.manfred-gebhard.de/VorsichtZJ.jpg

http://de.wikipedia.org/wiki/Bild:Vorsicht-zj.jpg
Erregt man sich auch zurecht über diese Art von primitiver Auseinandersetzung, so bleibt dennoch die Frage offen. Warum denn einige zu solcher "Abwehr" greifen. Wer eine plausible Antwort darauf suchen sollte, sucht jedenfalls im "Goldenen Zeitalter" oder in anderen Zeugen Jehovas-Zeitschriften, vergebens.

Selbstkritische Reflexion war eben noch nie ihr Metier!

Wie meinte doch kürzlich ein Journalist der "Stuttgarter Zeitung" in Kommentierung der Regierungsamtlich wohl vorgesehenen "Neuordnung" des Zahlens von Rundfunk- und Fernsehgebühren in seinem Kommentar dazu, mit einflechten zu sollen:

"Vorbei sind die Zeiten der ebenso unangemeldeten wie unangenehmen Hausbesuche und der als "Stasimethoden" gescholtenen Gepflogenheiten von GEZ-Mitarbeitern, die sich damit noch unbeliebter gemacht haben als die Zeugen Jehovas."

Wie gesagt, jener eben zitierte Kommentar stammt nicht von mir.
Eine sachliche Notwendigkeit die Zeugen Jehovas bei einem Kommentar zum Thema GEZ mit einzuflechten, bestand sicherlich nicht. Insofern lässt jenes Journalistenvotum "tief blicken".

www.stuttgarter-zeitung.de/stz/page/2518118_0_2426_-neuordnung-der-rundfunkgebuehren-in-zukunft-zahlen-alle.html

Nachtrag:
Die Konzeption dieser Serie basiert ja auf Vorlagen welche das "Goldene Zeitalter" jeweils lieferte.
Wenn nun gerade dieser Tage eine erschreckende Meldung aus Halle/S. die Runde machte; man kann auch auf den davor liegenden Fall Oschatz verweisen, dann kann ich meinerseits dazu nur sagen.
Dafür gibt es keinerlei "Entschuldigung". Nochmals wiederholt Keinerlei!

Ich habe mir den Zeitpunkt nicht ausgesucht, der Kommentar zum GZ wäre auch so geschrieben worden. Da nun die vorgenannte Aktualität gegeben ist, werde ich dazu auch noch ein paar ergänzende Worte sagen..
Wenn es dafür (für genannte Vorgänge) auch keinerlei Entschuldigung gibt, mögen sie vielleicht doch eine zusätzliche Bestätigung jener Anfrage an die WTG sein:
Was ist Ursache - was ist Wirkung?

Eine Ursache mag der Frust gewisser Kreise über eine "Hartz IV-Republik" sein.
Dieser Frust berechtigt noch lange nicht, deshalb die Gesetzlichkeit zu verlassen.
Aber bei der Frage, was Ursache und was Wirkung, wäre die WTG gut beraten, das ganze nicht blos auf den Aspekt der Verletzung der Gesetzlichkeit durch andere, zu reduzieren.
Oder sich in der "Nur-Rolle der verfolgten Unschuld vom Lande" zu sehen.

Die Halle/S. betreffende Meldung unter anderem in::
www.derwesten.de/nachrichten/im-westen/Rohrbombe-in-Briefkasten-der-Zeugen-Jehovas-id3097641.html

Seitens eines seinerzeitigen Mitarbeiters der "Evangelischen Zentralstelle für Weltanschauungsfragen", wurde mal rekapituliert.
Halle/S. sei eine zu DDR-Zeiten mit am stärksten entkirchlichte Gegend geworden. Der Betreffende weis sicher wovon er spricht, denn er selbst stammte aus dieser Region.
Und noch etwas hat genannte Institution festgestellt.
Die Blütenträume, durch die deutsche Wiedervereinigung, könnte die Kirche, die Entkirchlichung wieder rückgängig machen, haben sich nicht im entferntesten erfüllt. Ergo blieb es in jener Gegend bei der Entkirchlichung.
Noch etwas haben aufmerksame Beobachter registriert.
Vielleicht nicht unbedingt in Halle/S., aber sehr wohl in anderen Regionen, etwa in Sachsen (gleichfalls DDR-geprägt).
Nach dem der DDR-Staat das zeitliche gesegnet, landeten nicht unbeträchtliche, orientierungslos gewordene Kreise, bei tumpen Neo-Nazi-Kreisen.

Ein Herr Eberhard Heiße etwa meinte in seinem Buch auch feststellen zu können.
Ein Teil der Orientierungslos gewordenen, landeten, nach dem Untergang der DDR, bei den Zeugen Jehovas. Im Gegensatz zu Heiße würde ich diejenigen auf die das wirklich zutrifft, als sehr, sehr gering einschätzen.
Ob denn die Zeugen Jehovas in der Region um Halle/S., nach dem Ende der DDR wirklich nennenswerte Zuwächse dort erzielt haben, würde ich - bis zum Beweis des Gegenteils - eher in Frage stellen.
Nicht in Frage stelle ich hingegen die Zuwächse dort, bei tumpen Neonazi-Kreisen.
Aber natürlich betreiben auch die Zeugen Jehovas dort, aggressive Propaganda.
Zu DDR-Zeiten beschränkte sich die eher auf "informelles Zeugnisgeben".
Nach dem Ende der DDR konnten sie ungehindert aus ihren "Rattenlöchern" hervortreten.
Und deren aggressive "Verkündigungstätigkeit", mag auch dort so manchem Unterbelichteten, "auf den Keks" gehen.
Die Resultate davon, sieht man dann sowohl in Oschatz, wie in Halle/S.
Wie den in der Empfindungslage von entkirchlichten Kreisen, die aggressive Verkündigung der Zeugen so "ankommt" brachte die seinerzeitige Satire-Zeitschrift "Frischer Wind" angesichts des 1950er DDR-ZJ-Verbotes, auch mal bildlich zum Ausdruck.
Spielen dann zu allem Überfluss noch "Hartz IV-Elemente" heutiger Prägung mit hinein, welche die Betroffenen dazu zwingen, ihre einstmals gehabt habenden Träume, nun mit dem Ende der DDR, würde für sie die Phase der bürgerlichen Saturiertheit anbrechen. Statt dessen bricht dann "Hartz IV" an, dann braucht man sich wohl über weniges nur noch zu wundern.

Eva G. Reichmann titelte mal ein lesenswertes Buch: "Flucht in den Hass".
Sie arbeitete darin mit heraus. In Stichpunkten.
Die Alldeutschen und ihr legitimer Nachfolger der Hitlerismus, weisen vielerlei Übereinstimmungen auf.
Schon die Alldeutschen waren "versteckt" entkirchlicht. Ihre Entkirchlichung äußerte sich aber eher in vermeintlicher Kritik am Christentum. Als offen entkirchlicht sich zu bezeichnen vermieden sie.
Wem der Halleluja-Himmelsgesang abhanden gekommen ist, der muss sich zwangsläufig neuorientieren.
Eines dieser Neuorientierungselemente, namentlich nach dem ersten Weltkrieg, zugeschnitten auf die Unterbelichteten, und begierig von ihnen aufgenommen, waren die massiven Verschwörungstheorien, deren Mit-Opfer eben auch das Judentum wurde (das spezifische Thema des Buches von Frau Reichmann).
Sie arbeitet weiter heraus. Zwar haben die "Roten" sich diesem nazistischen Antisemitismus so nicht angeschlossen. Schon der in ihrer Geschichtslinie mit liegende August Bebel, hatte ja in einer Frühphase (vor dem ersten Weltkrieg) den damaligen Antisemitismus, als "Sozialismus des dummen Kerls" zutreffend charakterisiert.

Diese Zurückhaltung der "Roten" indes bedeutete nun nicht, dass sie da prinzipiell "besser" wären. Selbige kreierten dann halt andere Buhmänner. Etwa auch die "Sozialfaschisten".
Wenn jenes letztgenannte Schlagwort dann vielleicht nicht die Geschichtsträchtigkeit etwa der brennenden Auschwitzöfen im Falle des Judentums erreichte. Dann ist das allenfalls Zeit und Umständen zuzuschreiben. Nicht jedoch einer prinzipiellen anderen, "humaneren" Geisteshaltung.

Was sich da beispielhaft in Halle/S. abspielt, ist eine neuzeitliche Variante des "Sozialismus des dummen Kerls".
Der Wechsel von rot zu braun ist in der Tat fließend!

Re: Im "Goldenen Zeitalter" gelesen - Eine Zeitreise
geschrieben von:  Drahbeck
Datum: 18. Juni 2010 00:04
Sicherlich hatte schon für die 1920er Jahre das Stichwort von der "Informationsüberflutung" seine Berechtigung. Es hat eben zur Folge, dass die Zwangsläufigkeit zur Auswahl besteht. "Alles" kann man beim besten Willen nicht konsumieren. Heutzutage schlägt sich das etwa in den Stichworten Fernsehen, Internet usw. nieder.

Die große Sorge der WTG zu allen Zeiten dabei war und ist, dass ihr "Konsumangebot" vielleicht nicht genügend beachtet wird, dass es Gefahr läuft, auf hintere Plätze abgedrängt zu werden. Nun mag man bezweifeln, ob das bei den WTG-Hörigen tatsächlich so ist. Eher drängt sich doch der gegenteilige Eindruck auf. Mag letzteres auch so sein; so besteht die Welt nunmal nicht nur aus WTG-Hörigen. Grund genug für die WTG, die diesbezügliche Konkurrenz bei allen passenden und unpassenden Gelegenheiten "nach Strich und faden madig zu machen".

Sicherlich spielte in den zwanziger Jahren das Fernsehen noch keine Rolle. Internet erst recht nicht. Dennoch gab es schon damals relevante Konkurrenzangebote, welche die WTG-Appartschicks mit Sorge registrieren mussten. Liefen doch deren "Konsumenten" Gefahr, eben sich nicht mehr zum "Hörigen" für die WTG als tauglich zu erweisen.

Einer solcher Polemik gegenüber "Konkurrenzangeboten" kann man auch in der Magdeburger Ausgabe des "Goldenen Zeitalters" vom 1. 6. 1925 begegnen. Besonders die "Romane" hatten es da den GZ-Schreibern angetan. Sie galt es der zeitgenössischen Leserschaft "madig" zu machen, auf dass sie sich möglichst nur von den WTG-Brosamen ernähren mögen.

Da wurde unter anderem wie folgt polemisiert:

"Unsere jetzige Generation krankt an einer wahrhaft unersätlichen Gier nach dem Lesen von Romane. ... Wenn man in irgendeinem Gesellschaftskreis tritt, kann man sicher sein, daß im Laufe der Unterhaltung irgendein neuer Roman besprochen wird. Wer kein Interesse daran bekundet, wird für unbegreiflich rückständig und anormal gehalten. Sogar in religiösen Kreisen werden Romane gelesen und besprochen."

Diese Tendenz will das GZ selbstredend nicht gelten lassen, und preist die eigenen Erzeugnisse als Alternative an. Ein "Schmalspur"-"Alternative", vergass man lediglich noch hinzuzufügen!

Re: Im "Goldenen Zeitalter" gelesen - Eine Zeitreise
geschrieben von:  Drahbeck
Datum: 19. Juni 2010 01:34
Ist man auf der Suche von Theorien, welche vom "Mainstream" eher in die Ecke Außenseitertheorien gestellt werden (dies jetzt wertfrei gesagt. Ohne Bewertung ob ein solches Urteil zu Recht oder zu Unrecht besteht). Ist man auf der Suche nach solchen Theorien kann man garantiert im "Goldenen Zeitalter" fündig werden. Angefangen von massiver Impfgegnerschaft, über die Bejublung des Heilpraktikertums in seinen verschiedenen Schattierungen, auf dem Medizingebiet. Sich fortsetzend auch auf schon in den Bereich der Gesellschaftstheorien, oder krasser gesagt, der aktiven Politik anzusiedelnden Theorien.

Eine letzterem Bereich zuzuordnende, ist die maßgeblich von Silvio Gesell begründete Freiwirtschaftslehre. Man vergleiche etwa diesbezügliche Artikel in der Wikipedia dazu:
http://de.wikipedia.org/wiki/Freiwirtschaft
http://de.wikipedia.org/wiki/Silvio_Gesell

Nun mag seine Freiwirtschaftslehre unfraglich sein Hauptwerk sein. Soweit es religiös orientierte Kreise anbelangt, die sich partiell auch auf ihn berufen, entbehrt es nicht einer gewissen Pikanterie, dass Silvio Gesell offenbar auch auf dem Religionssektor mit einer These in Erscheinung getreten ist, die allerdings von religiösen Kreisen (namentlich auch den Bibelforschern) nun überhaupt nicht geschätzt wird.

Die Rede ist von seiner Schrift "Kannte Moses das Pulver?" Die Auflage 1907 selbiger führte dann noch den Untertitel:
"Eine zeitgemässe Kritik der moralischen, hygienischen und sozialen Vorschriften Moses".

In der Auflage 1913 selbiger wurde der Untertitel dann offenbar abgeändert in:
"Ein neuer, von der Technik der 'Exodus Wunder' abgeleiteter Beweis dafür, dass die Bücher Moses von ihm selbst oder von Zeitgenossen verfasst wurden und durch die Überlieferung wenig oder gar keine Sinnentstellung erfahren haben."

Soweit es die deutschen Bibelforscher betrifft, liegt noch die besondere Pikanterie darin, dass einer der frühen Bibelforschergegner, just jene Gesell'sche "Moses Pulver"-Schrift als besondere Waffe, eben gegen die Bibelforscher einsetzte!

Man vergleiche dazu auch:
Weinlaender.pdf

Nun mag man dem "Goldenen Zeitalter" zubilligen, dass es sich seinerseits nicht mit diesen Hintergründen auseinandergesetzt hat. Wenn dem so ist, ändert dass allerdings nichts an dem, was der Volksmund wie folgt beschreibt:
"Wer den Schaden hat - braucht für den Spott nicht zu sorgen!"

Jedenfalls ging das "Goldene Zeitalter" (Ausgabe Magdeburg) vom 15. 6. 1925, unter der Überschrift "Utopien?" einmal auf die Freiwirtschaftslehre ein. Man liest dort:

"Freunde des Goldenen Zeitalters, Mitglieder des Freiwirtschaftsbundes, die als ihr Symbol das dreifache F. trägt, wenn wir recht unterrichtet sind: "Frei Land, frei Geld und feste Währung" teilen uns mit, daß sie erfreut sind, im Goldenen Zeitalter zu lesen, daß das, was auch diese Bewegung erstrebt, nämlich Befreiung der seufzenden Kreatur vom Fluch der Sünde, wie sie sich äußert in der Bedrückung der Welt durch den Götzen Mammon, nahe vor der Tür stehen soll. Sie schreiben uns weiter, daß man glaubt, es werde noch viel Kampf vonseiten der Anhänger dieser Bewegung bedürfen, um dies Goldene Zeitalter herbeizuführen und finden es infolgedessen schwierig zu verstehen, daß die Zeitschrift 'G.Z.' lehrt, diese Zeit stehe direkt vor der Tür. Man bittet uns diesen in Frageform gestellten Gegenstand unter der Überschrift 'Utopien' zu beantworten und zu beleuchten."

Und in der GZ-Antwort darauf liest man dann unter anderem:

"Die Anhänger und Freunde dieses Freiwirtschaftsbundes haben ohne Frage gute und edle Absichten, ja wir gehen weiter, indem wir sagen, daß auch diese Bewegung ohne Zweifel als ein Zeichen des Goldenen Zeitalters zu betrachten ist ...

Durch die alten Propheten der Bibel droht Gott mit dieser durch die Selbstsucht heraufbeschworenen Drangsal an, daß dem Gold und dem Silber die Macht genommen werden soll ... Die Augen des Menschen, der vorurteilslos die gegenwärtige Lage überblickt, können deutlich am Lauf der Ereignisse erkennen, wie alles sich daraufhin vorbereitet, den im Mammonsdienst stehenden Bedrückern der Erde ihre Macht zu nehmen. Wenn auch die verschiedenen Konferenzen dieser Kreise im Völkerbund und anderswo die Herrschaft der Selbstsucht und des Goldes mit Gewalt aufrecht erhalten möchten, und zu diesem Zweck ratschlagen und immer wieder ratschlagen, versichert uns dennoch Gottes Wort ... 'Tobet, ihr Völker, und werdet zerschmettert! Und nehmet es zu Ohren, alle ihr Fernen der Erde! Gürtet euch und werdet zerschmettert, gürtet euch und werdet zerschmettert! Beschließet einen Ratschlag, und er soll vereitelt werden; redet ein Wort, und es soll nicht zustande kommen'; denn jetzt ist die Zeit, wo Gottes Königreich aufgerichtet wird, und er wird nur mit denen sein und ihr Wort bestätigen, die ihre Hoffnung auf ihn gesetzt haben. Wir empfehlen allen Freunden des Freiwirtschaftsbundes, das 'Goldene Zeitalter' zu abonnieren und für weitere Verbreitung Sorge zu tragen ..."

Und in der Magdeburger Ausgabe des "Goldenen Zeitalters" vom 1. 3. 1926 begegnet man in der Rubrik "Fragekasten" erneut diesbezüglichen Ausführungen. Der Fragesteller stellt sich mit den Worten vor:

"Ich bin Leser des "Goldenen Zeitalters" und habe die Lehre Silvio Gesells "Freiland und Freigeld" durchstudiert und für richtig gefunden. Ich habe die feste Überzeugung, daß es zur wahren Christenheit überhaupt nicht kommen kann, ohne Verwirklichung Gesells genialer Vorschläge."

Der Fragesteller offeriert dann noch alllerlei Platitüden. Unter anderem die These:

"Also ich betrachte den Kapitalismus als die Quelle alles Übels ..."

Offensichtlich zielt er mit seiner Fragstellung dahin, das GZ möge sich nun eindeutig zu Gesell und Geistesverwandten bekennen. Indes wird er auch mit dem Satz beschieden:

"Wir können mit Ihnen nicht in allem übereinstimmen."

Auch unter Hinweis auf "Schriftstudien" Band 4, macht das GZ zwar einige verbale Zugeständnisse gegenüber den Gesell-Anhänger. Die aber haben dieselbe "Qualität", wie die auch dort lesbaren Zugeständnisse gegenüber dem Kommunismus. Der "göttliche König" würde zwar dessen Prinzipien anwenden. Nur sei eben die Gegenwart nicht die Zeit dafür. Und in der Gegenwart bewertete auch Russell den Kommunismus als kontraproduktiv.

Genau in dieselbe Richtung weist auch die Antwort an die Gesell-Anhänger. Vor allem vermisst das GZ bei beiden Strömungen etwas seiner Meinung nach "Unverzichtbares". Das vermeintliche "göttliche Eingreifen", das man selber verbal hochhält. Und an diesem Kriterium werden dann alle anderen Strömungen vom GZ gemessen, und "fallen selbstredend durch".

Über sein Grunddogma des "großen Zampano", der da zu "seiner Zeit", alles auf gar wunderbare Weise "richtet" (in der Praxis indes Null bis Null komma Nichts "richtet"). Über dieses Grunddogma lässt das GZ nicht mit sich verhandeln. Egal, wer da gerade als aktueller Fragesteller ansteht.

Re: Im "Goldenen Zeitalter" gelesen - Eine Zeitreise
geschrieben von:  Drahbeck
Datum: 20. Juni 2010 00:58
"Das Gebetbuch des Teufels". Zwar wird diese plakative Überschrift vom "Goldenen Zeitalter" (Schweizer Ausgabe) vom 15. 6. 1925 (Ausgabe Magdeburg 1. 8. 1925) nicht wörtlich verwandt. In der Substanz ist es doch genau dass, was man da "rüberbringen" will, wenn in einem Artikel zum Thema Kartenspielen, unter anderem ausgeführt wird:

"Eifrige Kirchengänger und sogar die Geistlichen sitzen gern um den Kartentisch. Eines Tages begab ich mich zur Bibliothek, um der Geschichte der Spielkarten nachzuspüren, und fand, daß sie alten, heidnischen, östlichen Ursprungs ist. Man findet keine Erwähnung der Spielkarten in der Geschichte der Juden während der Zeit, da sie in Gottes Gunst standen. ...

Die französische Geistlichkeit frönte sehr dem Kartenspiel, bis es im Jahre 1404 durch eine Synode verboten wurde."

Solcherlei Argumentation ordnet sich dann wohl in diejenige zum Thema etwa Geburtstagsfeiern usw. ein. Solcherart Prüderie ist partiell auch aus anderen religiösen Kreisen bekannt. Sinn der "ganzen Übung". Die so "frei werdenden Ressourcen" möglichst auszufüllen mit religiösen "Übungen". So entfremdet man schon Kinder ihrer Umwelt, um sie um so besser in der eigenen engen Hürde, nach "Strich und Faden" "als Zitrone auspressen" zu können.

Aber wie man nicht erst seit heute weis, es gibt immer ein paar "Gleiche", die etwas "Gleicher" als die Gleichen sind.
Angefangen von einem (auch) Weihnachts-Lieder-Vermarkter aus dem Zeugen Jehovas-Bereich, sich fortsetzend über den Blutrünstigen Krimi-Autor Mickey Spillane und noch einige mehr.
Und so verwundert es nicht, dass es im Umfeld der WTG Firmen gibt, welche auch diesbezügliche Spiel-Angebote offerieren, etwa die Firma Krispen (auf eine Verlinkung zu letzterer verzichte ich aber).
Jedenfalls kann man, sichtet man ihre Preisangaben, wohl sagen:
Marktwirtschaftlich orientiert.
Ein besonderes "Event" in ihrem Angebot, auf welches "dann die Welt wohl wartete" wäre nach meinem Eindruck die Rubrik "Predigtdienst-Jacke". ...
Auf das man Zeugen Jehovas schon am äußeren Qutfit erkenne ...?!
Auch "darauf wartete die Welt dann" wohl.
Neu im Angebot: Ein Bibelzollstock für "soziale" 47 Euro erhältlich.
Ob er denn auch für Vermessungen an der Cheopspyramide geeignet ist, wird allerdings nicht mitgeteilt.

Aber kehren wir doch lieber wieder zu den Kartenspielen zurück.
Wer es etwas preisgünstiger hätte (das Internet macht es ja möglich), der sei dann vielleicht auf das nachfolgende Angebot hingewiesen:

http://forum.mysnip.de/read.php?27094,2329,2329#msg-2329

Im "Goldenen Zeitalter" gelesen - Eine Zeitreise
geschrieben von:  Drahbeck
Datum: 13. Juli 2010 03:05

"Beleuchtung und Widerlegung einer Kritik der Hoffnung auf eine Tausendjahrherrschaft Christi im Goldenen Zeitalter".


So der Titel eines mehrteiligen Artikels im "Goldenen Zeitalter". Ausgangspunkt selbigen ist die These: Im Laufe der Menschheitsgeschichte haben ja schon viele Millionen Menschen gelebt. Würde man die Bibelforschertheorien für bare Münze nehmen, stellt sich doch die Frage, "wo" die alle unterbringen, bei einer "Auferstehung". In den dazu getätigten weitschweifigen Ausführungen (unter anderem "Goldenes Zeitalter", Ausgabe Magdeburg vom 1. 7. 1925; Ausgabe Bern schon in der Ausgabe vom 1. 3. 1925) findet sich unter anderem die Angabe:

"Nach derselben Rechnungsmethode erhielten wir die bereits erwähnte Zahl 28.411.123.838".

Dazu dann die herunter spielende GZ-Anmerkung, diese Zahl würde aber

"die Wirklichkeit um das Doppelte übersteigen."

Und weiter im Text:

"Was bedeutet dies nun in bezug auf den Flächenraum, der jedem, der je in der Welt gelebt hat, zur Verfügung stehen würde, d. h. wenn wir die sehr liberale Schätzung als Basis nehmen? Es würde bedeuten, daß für jeden kleinen Ort von 200 Familien (also ungefähr tausend Personen) 1275 acres vorhanden wären."

Und dazu meint das GZ, dass doch

"jedermann zugeben wird, gerade Raum genug unter den von Gott verheißenen neuen Verhältnissen und Zuständen."
Und etwaige "ungläubige Thomasse" belehrt das GZ weiter:

"Wenn wir diesen Glauben aufbringen, so wird uns die Überzeugung nicht schwer fallen, daß es durchaus im Bereich der göttlichen Macht liegt, große Kontinente aus den Meerestiefen emporsteigen zu lassen, oder tatsächlich sowohl eine buchstäbliche als auch symbolische Erfüllung jener Schriftstelle zu bewirken; 'Das Meer ist nicht mehr.'"

Ein gewisses Unwohlsein, angesichts der astronomischen Zahlen, welche das GZ für eine "Auferstehung" veranschlagt, kann selbst selbiges nicht unterdrücken. Es löst dieses Problem aber in der Art "altbewährter" Zirkelschlüsse. Etwa wenn es weiter äußert:

"Eine kleine Rechnung zeigt uns, daß am Ende des ersten Jahrtausends dieser 50.000 Jahre die lebende Bevölkerung unseres Planeten auf über 580 Milliarden angewachsen wäre, und bei demselben Vermehrungsverhältnis würde das zweite Jahrtausend eine Erdbevölkerung von über 210.500.000.000.000 aufweisen, während am Schlusse des dritten Jahrtausends dieser 50.000 Jahre die Menschheit auf über 76.328.500.000.000.000 Seelen angewachsen wäre."

Aber auch dazu weis das "Goldene Zeitalter" wiederum Rat, und zwar dergestalt:

"Was lehren diese Beispiele? Sie zeigen, daß wenn Gottes Wort nicht wahr ist, und der große Zeitalterwechsel, den wir verkünden, nicht bald stattfindet, alsdann die ganze Menschheit in große Verlegenheit kommen müßte, nicht nur wegen der Ernährungs- sondern auch bezüglich der Raumfrage. Wir haben aber - wohl gemerkt - von den 50.000 Jahren ... nur die ersten drei zur Rechnung herangezogen! Zu welchen monströsen Zahlen würden wir erst gelangen, wenn wir die Berechnung für 50.000 Jahre durchführen würden."

Und weiter das GZ dann noch:

"Ist es bei solchen Aussichten nicht Zeit, daß jene, die nicht an das Kommen des Tausendjahrreiches glauben, ernsthaft beten sollten, daß Gott doch dies herbeiführen möchte! Ist es nicht ganz offensichtlich, daß die Welt in einen verzweifelten Zustand hineingeraten müßte, wenn Gottes Reich nur um 300 Jahre hinausgeschoben würde? In diesem Falle würde die Bevölkerung bei der gegenwärtigen Zunahme auf über 16 Milliarden angewachsen sein ..

Man vergleiche zum Thema auch:

Wir haben gerade Prozentrechnen ..mp3

Re: Im "Goldenen Zeitalter" gelesen - Eine Zeitreise
geschrieben von:  Drahbeck
Datum: 18. Juli 2010 06:40
Erstaunliche - oder in der Sicht der diesbezüglich Gläubigen - eben nicht erstaunliche Gesundheitsratschläge, kann man wieder mal im "Goldenen Zeitalter" (Ausgabe Bern) vom 15. 7. 1925 lesen. Deren Zitierung jetzt, ohne inhaltliche Bewertung.
Zum Beispiel den Gesundheitsratschlag:

"Es wird uns von einem berühmten Arzte berichtet, der das Alter von 98 Jahren erreichte. Er verwendete statt Zucker nur Honig zum Süßen der Speisen, weil er, wie er sagte, so lange wie möglich leben und sich, solange er lebte, wohl fühlen wollte. Er schrieb:

,,Es würde den Gesundheitszustand der jetzigen Generation außerordentlich heben, wenn der Honig wenigstens teilweise wieder zu einem allgemeinen Nahrungsmittel gemacht werden könnte. Das fast allgemeine Verlangen nach Süßigkeiten irgendwelcher Art beweist, daß der Körper ein wirkliches Bedürfnis in dieser Richtung hat. Aber der übermäßige Genuß von Zucker hat eine lange Reihe von Krankheiten im Gefolge. In dem wunderbaren Laboratorium des Bienenstockes finden wir eine Süßigkeit, die keines Verdauungsprozesses bedarf. So sorgfältig ist sie von den wunderbaren kleinen Chemikern, den Bienen, bereitet, daß sie niemals den Magen oder die Nieren belasten wird."

Re: Im "Goldenen Zeitalter" gelesen - Eine Zeitreise
geschrieben von:  Drahbeck
Datum: 19. Juli 2010 01:04
Siehe auch. http://forum.mysnip.de/read.php?27094,71216,71584#msg-71584
Oder auch den GZ-Ratschlag angereichert mit einem Vergleich. Allerdings, man ahnt es schon. Nach Quellenbelege für die gebrachten Vergleiche, darf man das "Goldene Zeitalter" offenbar nicht fragen!

("Goldenes Zeitalter, Schweizer Ausgabe 15. 7. 1925; Ausgabe Magdeburg 1. 9. 1925)

Wie auch immer. Letzteres berichtet weiter:

"Vor einigen Jahren wurde ein schlagender Beweis dafür erbracht, was richtige Nahrung sei. Es traten zweiundzwanzig Männer einen Wettlauf von siebzig Meilen an. Vierzehn dieser Männer waren Fleischesser, acht waren Vegetarier. Alle Vegetarier kamen in guter Verfassung ans Ziel, Der erste legte die Entfernung in vierzehn Stunden und fünfzehn Minuten zurück: er lief ungefähr fünf englische Meilen in der Stunde. Eine Stunde nach Ankunft aller Vegetarier kam einer der vierzehn Fleischesser ans Ziel. Er war völlig erschöpft und verlangte nach anregenden Mitteln. Die weiteste Entfernung, die von einem der dreizehn übrigen erreicht wurde, war eine Strecke von füntunddreißig englischen Meilen.

Viele Leute sagen, sie könnten ohne Fleisch nicht bestehen. Dann ist es die höchste Zeit, daß sie das Fleischessen völlig einstellen. Wenn jemand sagte, er könne ohne Bier, ohne Schnaps, ohne Cigaretten oder ohne Opium nicht bestehen, so wirst du sagen, daß er bis zu einer sehr gefährlichen Gewohnheitsmäßigkeit gekommen ist, der er früher oder später völlig unterliegen wird. Und ebenso gefährlich ist gewohnheitsmäßiger, reichlicher Fleischgenuß. Es ist nur eine Frage der Zeit, wann du unterliegen wirst. Er führt zu Rheumatismus, Gicht, Wucherungen, Krebs, Zuckerkrankheit, Siechtum und anderen Krankheiten, die einen bösen Ausgang nehmen."

Im "Goldenen Zeitalter" (Schweizer Ausgabe vom 15. 9. 1925; Magdeburger Ausgabe vom 15. 11. 1925) wollte man gar wissen. Der Noah soll ja 950 Jahre gelebt haben. Das die heutige Menschheit dieses Alter nicht erreicht, wird auch dem Fleischverzehr als "Übeltäter" zugeschrieben. In der etwas gewundenen Schreibweise des GZ liest sich das dann so:

"Nach der Flut wurde die Lebensdauer auf ein Siebentel oder noch weniger der früheren durch den Genuß der Fleischkost herabgesetzt. Daß diese große Verkürzung der Lebensdauer nicht allein der klimatischen Veränderung zuzuschreiben ist, beweist Noah, der noch 350 Jahre nach der Flut lebte und in einem Alter von 950 Jahren starb.
Offenbar änderte er seine früheren Lebensgewohnheiten nicht und ist diese Tatsache der Grund zu seinem langen Leben."

Exkurs:
Unter der Überschrift "Der große Schüttelfrust" setzt sich der "Spiegel" Nr. 28/2010 in einem Artikel S. 58f. auch kritisch mit der Hömöopathie auseinander.

www.spiegel.de/spiegel/print/d-71558786.html

Zwar gibt es in den hier gebrachten "Goldenen Zeitalter"-Zitaten keine direkte Bezugnahme auf letztere. Aber die Anfälligkeit jeden "neuesten Schrei" der Heilpraktikerszene positiv zu überhöhen (contra Schulmedizin "die Böse") lässt sich im "Goldenen Zeitalter" vielfach belegen, bis einschließlich "Nachwirkungen" in der Gegenwart.
In einem Textkasten innerhalb jenes Beitrages auch die durchaus charakteristische Überschrift "Hauptsache anders ..." (als eben die Schulmedizin).
Auch ein historisches Foto in jenem Beitrag mit der Bildunterschrift Homöopathischer Weltkongress in Berlin 1937 "Verjudete Schulmedizin"
Und da sieht man dann im Vordergrund die Nazigranden in ihren Uniformen (dazwischen "einsam und verlassen" in der ersten Reihe ein Zivilist flankiert links und rechts von Uniformträgern.
Da ja von Vegetariern bereits die Rede war. Auch der Herr Hitler zählte sich zu diesem erlauchten Club. Das wiederum sollte nicht verhindern, dass er als einer der größten Menschenschlächter in die Geschichte eingegangen ist.

Re: Im "Goldenen Zeitalter" gelesen - Eine Zeitreise
geschrieben von:  Drahbeck
Datum: 18. August 2010 02:38
Unter der Überschrift "Auch ein Zeichen der Zeit" zitiert das "Goldene Zeitalter" (Ausgabe Magdeburg vom 1. 8. 1925; Ausgabe Bern schon in der Ausgabe vom 15. 6. 1925) einen Pressebericht, der auch in das eigene Weltende-Szenerio hineinzupassen schien. In ihm war zu lesen:

"Auch ein Zeichen der Zeit
Jüngst, während einer Aussprache in der französischen Sektion für den Völkerbund in Paris, stand ein Chinese auf und berichtete, unter lautloser Stille der Versammelten, vom russisch-japanischen Block gegen das Abendland und von China als Menschenreservoir und mutmaßlichem Schlachtfeld. Vor der Riesengefahr einer langsamen, aber planvollen Mobilisierung Asiens durch Rußland verkleinerten sich, sagte der Gewährsmann aus dem Osten, alle innereuropäischen Sicherheitsfragen bis zur Bedeutungslosigkeit. Der Chinese erzählte der Versammlung indessen nichts Neues. Ein Blick in die englischen und französischen Zeitschriften und Zeitungen der letzten Monate zeigt, daß das Unbehagen über die Entwicklung Asiens in Paris und in London wächst.

Dann leitet das "Goldene Zeitalter" in seiner Berichterstattung zu Afrika über:

Hier in Basel bleibt die Prophezeiung des französischen Senators de Jouvenel neulich während des Vertrages in der Aula unvergessen. Aber nicht nur Asien ist in gewaltiger unterirdischer Bewegung, sondern auch Afrika. Sowjetagenten hetzen unter den schwarzen Arbeitern der südafrikanischen Goldminen, wie in Algier und Tunis. Und die französischen Regierungsleute laufen einander um die Gunst Krassins, des russischen Botschafters in Paris, den Rang ab! "Rußland will den Frieden!" so lautet die Osterbotschaft dieses humorvollen Mannes in einer Wiener Zeitung. "Es sucht mit allen Ländern den freundschaftlichen Kontakt. Friede! Friede! Das ist unser Losungswort. . ."

Nach Meinung des GZ sei der russischen Propaganda besonders zugänglich

der südafrikanische Stamm der Bastards, Mischlinge aus Hottentotten und Buren, welche, zu Anfang des 19. Jahrhunderts von den reinblütigen Buren vertrieben, sich aus der Kapkolonie nach dem späteren Deutschsüdwestafrika verzogen hatten. Stolz auf ihren Anteil an weißem Blute sprechen sie nur die kapholländische Sprache und lehnten erst jegliche Vermischung mit den Eingeborenen in ihrer Umgebung ab. Als der Weltkrieg seinem Ende zuging, versprach ihnen die Kapregierung mancherlei Günstiges, was sie seither nicht gehalten hat.

Die Bastards gelangten an den Völkerbund, und als sie auch hier taube Ohren fanden, griff der 2000 Köpfe starke Stamm "zu den Waffen". Zu einem Waffengang mit dem übermächtigen Heer der südafrikanischen Union wird es natürlich nicht kommen, jedoch wird die Ausweisung der Rebellen nach ungefährlicheren Gegenden Innerafrikas erwogen.

Weiter meint das GZ

Die neuesten Nachrichten melden den endgültigen Bruch der Bastards mit den Weißen und den resoluten Anschluß an die Farbigen. Schon greift der Aufstand auf die Hereros und die Hottentotten über und die 2000 intelligenten Leute, welche mit der Eigenart der Schwarzen denkbar gut vertraut sind, werden lauter Agenten der großen äthiopischen Emanzipationsbewegung.

Was sich in Afrika gegen Europa vorbereitet, belegt ein Aufsatz in einer der letzten Nummern der Londoner "Quarterly Review".

Er wird mit der Aussage zitiert;

Die ,,Schwarze Flut" in der südafrikanischen Union steigt erschreckend. Nur l 1/2 Millionen Weißer gegen 7 Millionen Farbiger (zugewanderte Inder mit Inbegriffen)! Unaufhaltsam rückt der Farbige aus seiner Unterwelt in jene höhere Region hinauf, welche bis jetzt Privileg des Weißen war. Er erobert sich dieselben Bürgerrechte, aus dem verachteten Paria wird selbst ein Unternehmer, ein Herr. Dagegen wäre kein Gesetz gewachsen, auch jene Colour-Bar-Verordnung nicht, welche - ein Versuch, das Helotendasein der Farbigen zu verewigen - von der Regierung des Generals Hertzog dem Parlament zur Genehmigung unterbreitet wurde, aber bald wieder zurückgezogen werden mußte. Die Qualität der Weißen selbst scheint unaufhaltsam geringer zu werden.

Das nächste Detailzitat des GZ deutet dann:

Die "Dunston Commission for Mental Disorders" hat herausgebracht, daß die geistig minderwertigen Kinder in den Schulen sich unheimlich vermehrten. Der Verfasser beschreibt die Schlaffheit der Weißen gegen die gewaltige Expansion der Schwarzen und sieht als unabwendbar voraus, "daß Südafrika eines Tages von der farbigen Majorität beherrscht werden wird." Was stellen dann die Engländer im Süden an? "Afrika den Afrikanern" verkündigt die große islamische Revue, welche in englischer, in holländischer und in der Kaffernsprache erscheint.

Dann geht es weiter mit der Aussage:

Krieg in Europa - und in Asien und Afrika bricht die große, unabsehbare Revolution gegen Europa aus, Der Nimbus des Europäers in Afrika ist zerschlagen. Nicht umsonst hielten Neger das Frankfurter Goethehaus besetzt! Aber die Zahl der sehenden und wissenden Europäer wächst hoffentlich schnell genug, damit ihre Stimme und die Macht ihrer Vernunft nicht zu spät komme!"

Re: Im "Goldenen Zeitalter" gelesen - Eine Zeitreise
geschrieben von:  Drahbeck
Datum: 19. August 2010 03:12
Unfraglich war Augustinus eine bedeutende Person der Kirchengeschichte.

Allerdings werden sich die allerwenigsten, je mit seinem umfänglichen Werk selbst auseinandergesetzt haben. Bestenfalls in der Form durch Referierung über Dritte. Die Magdeburger Ausgabe des "Goldenen Zeitalters" vom 15. 8. 1925 (die Berner Ausgabe vom 15. 7. 1925) bringt solch eine Augustinus-Referierung. Selbstredend nicht "neutral", sondern eben im Sinne der Bibelforscher "gefärbt". Selbiges kennt man ja auch bei anderen Thematiken. Nachstehend einige Auszüge aus der Augustinus-Referierung des GZ:

In keinem Punkte der Lehre Jesu scheint sich der große katholische Kirchenlehrer so sehr geirrt zu haben als in seiner Auffassung vom christlichen "Kirchenstaat" oder vom Reiche Gottes auf Erden, seinem "De Civitate Dei". -
Man kann nicht gut sagen, daß Augustinus der Urheber der christlichen Sozialpolitik sei, denn die ersten herrschsüchtigen Bestrebungen innerhalb der christlichen Kirche sind schon zur Zeit der Apostel zustande gekommen.
Bereits in der Urkirche gab es Männer, die des Dienens und Leidens in Christo müde waren und herrschen wollten. Paulus hatte diese Klasse umsonst gewarnt, als er ihr schrieb:

"Schon seid ihr gesättigt, schon seid ihr reich geworden, ihr habt ohne uns geherrscht. Und ich wollte wohl, daß ihr herrschtet, auf daß auch wir mit euch herrschen möchten. Aber wir,", fügt der Apostel offenbar etwas ironisch hinzu, "wir sind Narren um Christi willen, ihr aber klug in Christo, wir schwach, ihr aber stark, ihr herrlich, wir aber verachtet ..." - l. Korinther 4 : 10-17.

Nach dem Tode der Apostel scheint sich diese Herrschsucht immer mehr entwickelt zu haben. Sie ergriff in erster Linie die Ältesten, die ursprünglich als geistige Vorsteher ihren Versammlungen in höchster Einfachheit, Uneigennützigkeit und Bescheidenheit ,,dienten". - Dann dehnte sich diese Lust schließlich auf die Allgemeinheit aus, bis sie allmählich die ganze Kirche ergriff und zum jähen Abfall brachte. Als im Jahre 387 n. Chr. Augustinus nach mancherlei geistigen Verirrungen und körperlichen Leidenschaften vom Heidentum zur christlichen Kirche übertrat, war sie schon völlig vom Geiste ,,dieser Welt" erfüllt und der Herrschsucht verfallen.

Zwischenruf "Geist der Herrschsucht" - Und was ist die heutige WTG diesbezüglich?!
Weiter im GZ-Zitat:

Unter dem Einfluß dieses verweltlichten Geistes kamen dann nach und nach seine Schriften zustande, unter denen die vom ,,Gottesstaat" die hervorragendste ist. In dieser Schrift, welche mehrere Bände umfaßt, gibt Augustinus dem schon längst erwarteten Bestreben Kraft und Ton, daß die Kirche nicht mehr länger den weltlichen Mächten untertan sein sollte, sondern über dieselben herrschen und regieren muß, da Jesus Christus der rechtmäßige Herrscher und König der Erde sei.

Am meisten interessiert für diese Herrschaft war natürlich der Bischof von Rom, der bereits von Kaiser Konstantin dem Großen als weltlicher Fürst anerkannt worden war. In diesem Sinne stellte nun Augustinus mit philosophischer und rhetorischer Genialität seine universal-politischen Theorien auf, deren verhängnisvolle Folgen oder Auswirkungen wir im Verlauf der blutigen Weltgeschichte, ganz besonders aber in den furchtbaren Verirrungen der heutigen Weltpolitik rings um uns wahrnehmen können. Das Papsttum ist der höchste Ausfluß davon. Unter dem Einfluß der augustinischen Lehre hat es an Macht und Größe, an Reichtum und Ehre zugenommen, sodaß schließlich das Papsttum an Stelle der römischen Weltherrschaft trat und mittels geistiger und weltlicher Macht über alle Reiche der Erde direkt oder indirekt herrschte ...

Während Jesus und die Apostel klar und deutlich die weltlichen Mächte oder Regierungen als von Gott zu einem bestimmten Zweck und für eine bestimmte Zeit, nämlich bis zur Aufrichtung des Reiches Gottes durch Jesum Christum, verordnet oder zugelassen bestätigten und von jedem Menschen Gehorsam gegenüber diesen jeweiligen weltlichen Herrschaftssystemen forderten, stellte Augustinus die schriftwidrige und völlig entgegengesetzte Lehre von der Unterordnung des Staates unter die Kirche auf, welche für das ganze Mittelalter und sogar bis in unsere Zeit hinein vorbildlich wurde.

Zwischenkommentar: Da ist man doch an die eigenen Obrigkeitslehr-Kapriolen der WTG erinnert. Zwar sind die erst ab 1929 terminierbar, gleichwohl von einem gleichen herrschsüchtigen Geiste gespeist.
Weiter im GZ-Zitat:

Selbst die christlich-protestantische Lehre vom Kirchenstaat und Gottesgnadentum der Fürsten und Monarchen wurde auf diesem augustinischen Kardinalirrtum vom ,.Reiche Gottes" aufgebaut.

Dr. Hans von Frisch, Professor an der Basler Universität sagt in seiner überaus lehrreichen sozialwissenschaftlichen Abhandlung; "Die Aufgaben des Staates in geschichtlicher Entwicklung";

"Neue Ideen kamen in die staatswissenschaftliche Literatur durch die christlichen Schriftsteller Augustinus und Thomas von Aquino. Augustinus macht einen strengen Unterschied zwischen dem irdischen und himmlischen Staate und schreibt beiden ursprünglich getrennte Zwecke zu. Der irdische Staat oder die "Civitas terrena" sei aus verbrecherischen Gründen entstanden, sein Zweck würde nur die irdische Glückseligkeit sein oder die "Felicitas terrena", die durch Friedensbewahrung erreicht werden würde. Die irdischen Staaten, die nur diesen Zweck verfolgen, müßten aber notgedrungen von Gott abfallen und zur ,,Civitas Diabolis" oder zum Teufelsstaat werden, der niemals wahren Frieden und Glückseligkeit erreichen kann und am Ende aller Tage in die Hölle fahren muß. Davor kann der irdische Staat nur bewahrt werden, wenn er sich in den Dienst der Kirche stellt, der "Civitas coelestis" und diesem dient." -

Diesem furchtbaren Irrtum gegenüber, sagt Jesus zu Pilatus, als er ihn fragte, ob er der König der Juden sei: "Du sagst es, daß ich es bin, aber mein Reich ist nicht von dieser Welt", d. h. Jetzt ist mein Reich nicht von dieser Welt. Augustinus Lehre ist demnach verfrüht, er hat seinem Herrn etwas vorgegriffen und die Herrschaft des Christus in eine Zeit verlegt, in welcher Satan, der Fürst dieser Welt, nach Gottes weisem Plan oder Ratschluß die Herrschaft ausüben sollte. In dieser Zeit sollte die Kirche den irdischen Obrigkeiten Untertan sein und geduldig die Zeit abwarten, da der Gott des Himmels sein Reich aufrichten wird, Jesus lehrte seine Jünger und somit alle wahren Christen um dieses Reich im 'Unser Vater' beten: "Zu uns komme dein Reich". Wenn die Reiche dieser Welt unter der Herrschaft des Papsttums das Reich Gottes oder Jesu Christi ausmachen würden, dann würde das Gebet darum im Vaterunser überflüssig sein.

Gottlob wurde aber die Bitte noch nicht erfüllt, sodaß wir das wahrhaftige Reich Gottes, in welchem Liebe und Friede, Gerechtigkeit und Wahrheit als oberste Grundsätze regieren werden, noch immer erwarten und darum beten können. ... Paulus schreibt an die Philipper: ,,Unser Bürgertum ist in den Himmeln, von woher wir auch den Herrn Jesum Christum als Heiland erwarten." -

"Erinnere sie," schreibt er an Titus, ,,Obrigkeiten und Gewalten Untertan zu sein, Gehorsam zu leisten."

"Geliebte, ich ermahne euch als Fremdlinge und als die ohne Bürgerrecht", - schreibt Petrus - "unterwerfet euch aller menschlichen Obrigkeit um des Herrn willen."

Johannes ersucht die Seinen, nicht diese Welt zu lieben, da diese Welt nicht nach dem Willen Gottes sei, sondern "im Bösen" läge;

Jakobus geht noch weiter und sagt, daß "Freundschaft mit dieser Welt Feindschaft mit Gott" wäre; und das entspricht vollständig demjenigen, was Jesus selbst über das Verhältnis seiner Nachfolger zur Welt sagte:
"Ihr seid in der Welt, aber nicht - von der Welt; wenn ihr von der Welt wäret, so würde euch die Welt lieben, aber da ihr nicht von der Welt seid, so haßt euch die Welt, wie sie auch mich gehaßt hat." -

Der abschließende damalige GZ-Kommentar dazu dann:

Augustinus scheint aber unter dem verblendenden Einfluß "des Geistes dieser Welt" diese klaren Worte völlig übersehen zu haben, und forderte in seiner Schrift gerade das Gegenteil, nämlich, daß der Staat der Kirche untertan sein sollte. "Denn der Staat", sagt er, "der nicht zu einem Raubnest werden will, zu einem "latrocinium", muß sich auf die Kirche stützen und, nach ihren Vorschriften sein Handeln bestimmen. Und deshalb sind die Kaiser glücklich zu nennen, die solches tun.

Nach Papst Gregor VII war demgemäß das Herrschen der weltlichen Fürsten ,,ein todwürdiges Verbrechen." -
Zu seiner Entschuldigung möchte man vielleicht annehmen, daß Augustinus das wahre Ideal des Staates im Auge gehabt hatte, denn in der Tat, ein jeder Staat, sei er Demokratie oder Monarchie, der nicht auf dem Prinzip göttlicher Gerechtigkeit aufgebaut ist, wird weder auf die Dauer bestehen noch zum Wohle der Allgemeinheit regieren können. ... Der gelehrte Heilige glaubte seinem Herrn durch seine ideale Lehre vom "Gottesstaat" oder "Civitalc Dei", einen großen Dienst erwiesen zu haben, aber in Wirklichkeit hat er ihm den allerschlechtesten getan. Denn dadurch, daß die römischen Kaiser die Kirche zur Staatskirche erhoben, haben sie dieselbe zur Weltmagd erniedrigt, wie Prof. Wilh. Kahl in seiner Abhandlung über "Kirche und Staat" so treffend bemerkt.

Der Staat hat ihr innerstes Wesen, die Freiheit auf dem Wege zu Gott verleugnet und verkehrt. Im Namen Christi begann nun der Vernichtungskampf der Gesetzgebung und des Schwertes gegen Juden, Heiden und Ketzer. Der Staat hat die falschverstandenen Aufgaben des Christentums zu den seinigen gemacht und führt sie mit seinen Machtmitteln durch. Diese am Ende des 4. Jahrhunderts begründete Einheit hat auf nicht weniger als vierzehn Jahrhunderte hinaus das maßgebende Prinzip für die Verhältnisbildung von Staat und Kirche abgegeben.

Wen es (wieder Erwarten) interessieren sollte.
Am 28. 8. 1930 gab es in der "Freiburger Zeitung" einen Artikel zum 1500. Todestag jenes Augustinus.
Es ist sicherlich keine Bildungslücke, verzichtet man auf dessen Kenntnisnahme.
Gleichwohl kann es nicht prinzipiell verkehrt sein, seine Existenz zu erwähnen.
Zum Schluss jenes Artikels, wird er dann auch noch als "Brückenbauer zwischen Heidentum und Christentum" charakterisiert, was sicherlich nicht unzutreffend ist.
http://az.ub.uni-freiburg.de/show/fz.cgi?cmd=showpic&ausgabe=02&day=29a1&year=1930&month=08&project=3&anzahl=4

Re: Im "Goldenen Zeitalter" gelesen - Eine Zeitreise
geschrieben von:  Drahbeck
Datum: 25. August 2010 04:16
Die Schweizer Ausgabe des "Goldenen Zeitalters" vom 15. 8. 1925, druckt auch die nachfolgende Leserfrage ab:

" Die Juden hatten das Gebot von Gott; Du sollst nicht töten. Wie kommt es, daß sie in ihren ewigen Kriegen, die sie noch zudem auf göttlichen Befehl führten, mehr und grausamer als andere Völker töteten?
Jehova zeigt sich im Alten Testament weder als göttlich gut, noch gerecht; auch erscheint er als grenzenlos willkürlich (z. B. Jesaja 6 ; 10-11). Er sanktioniert das Morden um nebensächlicher Zwecke willen, wie etwa das Deplacement der Juden aus Ägypten nach Kanaan. Und weswegen werden denn die unschuldigen Tiere, die zudem keine Verheißung einer Entschädigung im ewigen Leben haben, auf eine höchst grausame Art zur Ehre Jehovas getötet und geopfert und, wie der ganze Ton des Alten Testamentes beweist, nur als Sachen behandelt? Sollte nicht wegen dieses Mangels an Ethik das ganze Alte Testament, als die Moral anderer Zeilen vertretend, für uns erledigt sein?"

Offenbar wurde mit dieser Frage das "Eingemachte" berührt, und das wohl nicht blos im Falle der Bibelforscher.
Was wusste man dem Fragesteller darauf zu antworten?
Antwort: Platitüden, Nichtigkeiten.
Man belehrt als Antwort darauf:

"Gott ist heilig und darum geziemt es uns Menschen, mit großer Ehrfurcht von ihm zu reden. Und wenn uns Weisheit mangelt, seine Reden und sein Handeln zu verstehen, dann sollen wir sie von Gott erbitten und durch sein Wort uns belehren lassen. ..."

Re: Im "Goldenen Zeitalter" gelesen - Eine Zeitreise
geschrieben von:  Alecto
Datum: 25. August 2010 08:32
1925… Was sagt das in Bezug auf das Hier und Heute aus? „Beweist“ das die Obrigkeitshörigkeit der ZJ heute? Oder ist es zumindest ein Indiz?

Was im selben Jahr geschah:
- In Deutschland wird die NSDAP neu gegründet und Hitlers „Mein Kampf“ erscheint. Außerdem Gründung der SS.
Ist Deutschland heute deswegen als nationalistischer, totalitärer Staat anzusehen?

- Die Union der Sozialistischen Sowjetrepubliken führt eine fünfjährige Wehrpflicht ein, der Bomber Tupolew TB 1 absolviert seinen Jungfernflug als erstes Flugzeug seiner Art weltweit und in Bulgarien verüben die Kommunisten einen Bombenanschlag, bei dem mehr als 150 Menschen sterben.
Kann linker Politik heute daher Aggressorentum und Militanz unterstellt werden?

- Ernst Thälmann, der zu den als besonders radikal geltenden Hamburger Kommunisten zählt, bringt die KPD wieder auf moskautreuen stalinistischen Kurs.
Sind Anhänger der LINKEN - als heutiger Nachfolgepartei der KPD –daher mehrheitlich stalinistisch?

- Der „Rote Frauen und Mädchenbund“ sowie der „Kommunistische Jugendverband Deutschlands“ werden gegründet.
Ja, im heutigen Deutschland regieren heimlich immer noch ultralinke Frauen- und Jugendbünde…

- In Polen werden deutsche Grundbesitzer enteignet und die Türken schließen einen Nichtangriffspakt mit der UdSSR.
Ja ja, die Polen. Und das heutige Nato-Mitglied Türkei ist in Wirklichkeit also ein Moskau-Spitzel.

- Die Karmelitin Theresia vom Kinde Jesu und vom Heiligsten Antlitz wird heiliggesprochen.
Whow! Für den Zustand der katholischen Kirche im Jahre 2010 genauso elementar wichtig als Indiz wie das Schweizer Goldene Zeitalter für die Zeugen Jehovas heute.

Die Nachrichtenlage des jüngst vergangenen Jahres 1925 bringt längst vergessene Wahrheiten an den Tag und belegt diese auf eindrucksvolle Weise.

Die vielleicht tatsächlich wichtigste Entwicklung des Jahres, weil immer noch höchst aktuell:
Die Dauerwelle kommt auf den Markt.

Ansonsten fielen in China auch 1925 viele Säcke Reis um, darunter auch ein paar religiöse.
picture: http://er.oeff.net/images/sackreis.jpg
 
Re: Im "Goldenen Zeitalter" gelesen - Eine Zeitreise
geschrieben von:  Drahbeck
Datum: 25. August 2010 09:20

Alecto
1925… Was sagt das in Bezug auf das Hier und Heute aus? ...

Nun, man wird immer sicherlich "Haare in der Suppe" finden können.
Indes gilt es wohl auch den Kontext zu beachten.
Der Kontext ist die Bibelforscher-Zeitschrift "Das Goldene Zeitalter", auf welche man sich zeitgenössisch auch sehr viel einbildete, und die auch eine weitaus höhere Auflagenhöhe als etwa der "Wachtturm" zur gleichen Zeit hatte.
Man kann durchaus weiter gehen und sagen, dass selbige für die WTG eine weitaus größere Werbewirksamkeit entfaltete.
Ohne das "Golden Age", welches erst Rutherford einführte, würde - möglicherweise - heute kaum ein "Hahn" nach der WTG-Religion krähen.
Dann wäre die WTG-Religion höchstwahrscheinlich auf ähnlichem Level stehen geblieben, wie ihr "Konkurrenzblatt" "Die Aussicht" etwa, die heute auch kaum einer noch kennt.
Und wenn dieses Urteil als zu weitgehend empfunden werden sollte, dann mag man die "klassischen Freikirchen" in Deutschland, als Vergleich heranziehen. Sämtliche dieser "Freikirchen" hat die WTG-Religion hierzulande mittlerweile numerisch überholt (die "Neuapostolische Kirche" - als "Frühgeborener" vielleicht ausgenommen, welche in der Frühzeit in ähnlichen Milieukreisen zu "grasen" pflegte wie die WTG. Nur eben in Deutschland früher startete).
Man mag den von Rutherford eingeführten "Zwangs-Predigtdienst" auch als wesentliches Element dabei bewerten. Das ist er sicherlich. Aber eben auch wesentlich flankierend dabei wirkte das "Goldene Zeitalter".
Insofern bildet für diese Serie "Im Goldenen Zeitalter gelesen", jene Zeitschrift die Ausgangsbasis.
Nicht hingegen (innerhalb dieser Serie) was denn so sonst noch im entsprechenden Jahre alles relevantes geschah. Wollte man letzteres auch noch "bewerkstelligen" würde man garantiert vom Hundersten ins Tausendste gelangen.
Da jenes "Goldene Zeitalter" in Deutschland im Jahre 1923 startete (in der Schweiz schon im Herbst 1922) ergibt sich daraus die Vorlage, der hier gefolgt wird.
Im übrigen sei auf die Datei Jahrgangsdateien verwiesen, wo ein Überblick des bereits erfassten (bzw. noch nicht erfassten) gegeben ist.

Dann noch eine Anmerkung zu dem Kommentar Frau R. betreffend (an anderer Stelle).
Da gab es ja (in diesem Jahre) bereits zwei (inzwischen wieder verblichene) Blogbetreiber, welche eine ausgesprochene Hetztour fuhren.
Ein dritter Blogbetreiber dieses Typus, der sich scheinbar nunmehr besonders Frau R. auserkoren hat, ist da derzeit noch im Netz; ohne allerdings auch jenen extremen Demagogie-Charakter errreicht zu haben, welchen man den anderen beiden Blogbetreibern, durchaus attestieren muss.
Meine Position in Sachen Frau R. ist die.
Kritisch zu selbiger habe ich mich schon verschiedentlich geäußert.
Indes für die Gegenwart gilt, soll sich das wiederholen, muss auch ein akuter Anlass aus der Gegenwart dafür vorhanden sein.
Ihr Kommentar zu einem Posting des "Königreichsdienstes" betreffend, bewegt sich im Rahmen der Meinungsfreiheit. Da gibt es nichts daran zu rütteln.
Insofern sind Anti-Kommentare dazu, die ihrerseits wiederum in Richtung Demagogie tendieren, alles andere als hilfreich und auch nicht erwünscht.

Re: Im "Goldenen Zeitalter" gelesen - Eine Zeitreise
geschrieben von:  Drahbeck
Datum: 13. September 2010 00:59
Gemessen an späteren Praktiken, mutet die im "Goldenen Zeitalter" (Schweizer Ausgabe vom 1. 9. 1925) abgedruckte Fragenbeantwortung, relativ moderat an. Nun kannte man 1925 noch nicht die zukünftigen Staaten Hitler-Deutschland und DDR, und insbesondere deren Praktiken. Da mag man nur sagen. In einer Demokratie (die 1925 sowohl in der Schweiz als auch in Deutschland) die Gegebenheit war, "lässt es sich leicht schwätzen".
In genannter GZ-Ausgabe wurde angefragt:

"Darf ein Anhänger der von Ihnen vertretenen Sache einem politischen Verein oder einer Gewerkschaft angehören, welche Organisationen darauf ausgehen, die Existenzbedingungen zu verbessern? Darf er ferner die Bürger-, d. h. Stimmpflicht erfüllen?

Als Antwort darauf wurde ausgeführt:

Wir sind mit Pastor Russell (vergl. Schriftstudien Bd. VI, S. 539) der Ansicht, daß ein geweihter Nachfolger Christi solchen Vereinen, welche bloß die Erleichterung der wirtschaftlichen Existenz ihres Mitgliedes im Auge haben, wohl angehören dürfe. Sie bezwecken ja keine Verletzung göttlicher und menschlicher Gesetze. Anders verhält es sich mit politischen Parteien und Kampforganisationen. Wenn wir auch mit ihrem großen Zweck, wofern sie nämlich gegen die übergroße Anhäufung von Reichtum im Besitze Einzelner ankämpfen, herzlich sympathisieren, so möchten wir doch für ihr Vorgehen nicht in allen Stücken die Verantwortung mit übernehmen.

Nun wissen wir freilich, welch einen Kampf es gekostet hat, bis die Arbeiterverbände sich Anerkennung verschafft hatten und daß es ohne sie mit den Löhnen, Lebens- und Arbeitsverhältnissen der Arbeiter bedeutend schlimmer stehen würde. Darum erachten wir, daß wahre Christen, welche in Ortschaften wohnen, wo Arbeiterorganisationen Einfluß haben und die Löhne hoch erhalten, denselben einen Mitgliederbeitrag regelmäßig und freiwillig bezahlen, jedoch den von dort ausgehenden Befehlen nur insofern nachkommen, als sie nicht gegen ihr Gewissen verstoßen. Sie bekunden damit, daß sie nicht von den Früchten der Arbeiterbewegung genießen wollen, ohne zu den Kosten und Opfern derselben das Ihrige beizutragen. Im ganzen sollten sie ihre Mitwirkung auf solche Gelegenheiten beschränken, wo sie ein gutes Wort zur Erhaltung von Frieden, Eintracht und Gerechtigkeit einlegen können.

Weiter das GZ

Wird eine Arbeitseinstellung angeordnet, so mögen sie mitmachen, aber an nichts teilnehmen, was die öffentliche Ordnung und die Freiheit anderer beeinträchtigen könnte. Daß sie hierfür nicht zu haben sind, sollten sie den Vereinsbehörden mitteilen, damit sie nicht zu solchen, ihrem Gewissen zuwiderlaufenden Diensten beordert werden.

Da der geweihte Christ nicht die geringste Hoffnung auf eine Beeinflussung der Zustände dieser Welt setzt, so wird er naturgemäß kein großes Interesse an Wahlen und Abstimmungen nehmen können; ja ein leidenschaftliches Interesse für solche Dinge würde seiner himmlischen Bestimmung verderblich werden. Er wird sich daher in der Regel an Wahlen oder Abstimmungen gar nicht beteiligen.

Wo aber der Stimmzwang besteht oder sein Fernbleiben von der Urne Mißverständnis und Anstoß erwecken würde, füge er sich der bürgerlichen Ordnung und stimme nach Gutfinden oder lege seinen Zettel leer ein."

Man vergleiche dazu mal - als Fallbeispiel - den Fall Gerhard Peters, wo die Zeugen Jehovas-Organisation sehr wohl auf ein demonstratives Verhalten (de facto) bestand. Das selbiges für den das dann so Ausübenden, nicht folgenlos blieb, konnte man schon im voraus wissen. Es wurde also unter dem Einfluss der Zeugenorganisation, dem Betreffenden zusätzlicher Schaden zugefügt, ja billigend in Kauf genommen.
Solche ZJ-Hardliner wie ein Konrad Franke, oder ein Willi Pohl, haben diesbezüglich vor der Geschichte, ein gerütteltes Maß an Schuld auf sich geladen!
Fallbeispiel Gerhard Peters

Namentlich die Einlassung, wenn der äußere Druck zu groß ist, an sogenannten Wahlen teilnehmen zu können, steht dann wohl kontrastierend zum tatsächlichen Verhalten in der Nazizeit. In Sonderheit die Nichtbeteiligung an den Novemberwahlen 1933 wurde dann ja von jenem Regime als Affront bewertet und auch entsprechend "beantwortet".
Die Eskalation im Naziregime ist nachweisbar, zum hohen Anteile auch dem Nichtwählen zuortbar. Da wurde letztendlich "demonstriert". Jenes Regime war indes nicht von der Art, sich solcherlei Demonstrationen auch Resonanzlos gefallen zu lassen. Das indes konnte man schon früh genug wissen. Es sei denn man war ein verblendeter religiöser Narr. Narren pflegen ja nicht selten "auf die Fresse zu fallen". Das hatte sich dann auch bestätigt.

In der Ausgabe des "Goldenen Zeitalters" vom 15. 1. 1936 gab es erneut eine Verlautbarung in der Gewerkschaftsfrage. Sie war wiederum so ausformuliert, dass jeder das herauslesen konnte, was er denn wollte; wenn nicht gar die ablehnenden Aspekte dominierten.
Und bezüglich letzterer muss man dann doch wohl nach den "Ausführungsbestimmungen" fragen. Jedenfalls wurde in der genannten GZ-Ausgabe zu der Frage

"Ist es nötig, daß wir als Arbeiter aus unserer Arbeiterorganisation austreten, um nicht von der Welt befleckt zu sein?"

ausgeführt:

"Jeder Arbeiter ist seines Lohnes wert. Es ist bekannt, daß die Großen und Gewalttatigen dieser Welt den Lohn der Arbeiter vorenthalten. ...Um nicht allzusehr unter diesem Unrecht zu leiden, haben sich oft die Unterdrückten zusammengetan, um gemeinsam für ihr gutes Recht einzustehen. Wenn sie dabei nicht selbst wieder Unrecht oder Gewalt geübt haben, so ist darin an sich noch nicht Verwerfliches zu sehen. Jeder darf für sein gutes Recht einstehen, aber niemand soll seinen Vorteil durch Unrecht und Gewaltat erzwingen!
Wenn Arbeiterorganisationen durch verwerfliche Mittel ihre Ziele zu erreichen suchen (Man denke etwa an Rußland!) und dabei vor Gewalttätigkeit nicht zurückschrecken, so beweisen sie damit, daß auch sie nur ihren eigenen Vorteil suchen, ohne Rücksicht auf Gerechtigkeit. Daran nehme kein Gutgesinnter teil! Wenn aber die Organisation nur ihr gutes Recht mit billig anzuerkennenden Mitteln des öffentlichen Rechts zu verteidigen sucht, ohne andern böswillig zu schaden durch Gewalttätigkeit, so steht es jedem frei, mitzumachen oder fernzubleiben, was das Gewissen vor Gott betriftt.

Nicht jeder Zusammenschluß von bedrückten Menschen, um sich zu wehren vor Ausbeutung ist "weltlich" im hohen Sinn. Linderung vermag eine solche Zusammenarbeit vielleicht zu erwirken. Doch sei man sich klar, daß das Streben nicht darauf hinzielen sollte, die Welt von Grund auf zu reorganisieren.
"Habet nun Geduld, Brüder, bis zur Gegenwart des Herrn", ermahnt Jakobus.
Niemand außer dem Herrn kann dauernde Abhilfe schaffen. Und dazu wird große Macht oder Gewalt (welche dann aber unbedingt im Dienst der göttlichen Gerechtigkeit steht) notwendig sein. Wenn Menschenorganisationen sich diese Gewalt anmaßen, so ist dies verwerflich und jeder Gutgesinnte halte sich davon fern.

Dagegen kann billigerweise nicht verlangt werden, daß die Arbeiter auch auf die möglichen gerechten Mittel verzichten, sich zu wehren vor grobem Unrecht""

Und was die angefragten "Ausführungsbestimmungen anbelangt.
Die WTG-Funktionäre, wie zum Beispiel der Herr Rudtke (geübt im "Kreidefressen" und das "Zenterweise" wenn es gilt der säkularen Presse gegenüber "wohllautende Statements" abzugeben), gaben ja einmal in einem solchen Interview zu Protokoll:

"Rudtke:
"Wir machen hierzu darauf aufmerksam, daß es eine rein persönliche Entscheidung ist, ob der einzelne Zeuge Jehovas Mitglied in einer Gewerkschaft, einem Verband oder einem Verein sein möchte, ohne daß es hier Reglementierungen durch die Religionsgemeinschaft gibt."

Außerhalb der Rudtke'schen "Sonntagsreden" (an anderer Stelle) liest sich das etwas anders. So zum Beispiel in einem von Horst Knaut geführten Interview mit seinem Gesprächspartner "Reinhold Aigner" (veränderter Name), den er wie folgt zitiert:

"Auch mit dieser (beruflichen) Umschulung wurden in Reinhold Aigner neue Konflikte aufgewühlt, die ihn in einen Zwiespalt mit den Lehren von Brooklyn brachten. Auch darüber sprach er jetzt mit dem Kreisdiener:
'Jahraus, jahrein habe ich auch gepredigt, daß die Mitgliedschaft in einer Gewerkschaft ein Dienst an der Hure sei. Was war das für ein Unsinn!' sagte er.
'Nein, Bruder Reinhold, das war kein Unsinn', konterte der Kreisdiener, 'du weißt genau, daß die Gewerkschaften den freiheitlichen Rechtsstaat bejahen. Das steht sogar in ihren Programmen. Als ein Mitglied der Gewerkschaft mußt du also zwangsläufig diesen Staat für gut erklären. Und das ist für uns, die wir die Wahrheit kennen, doch ein unmögliches Verlangen. Wir haben politisch neutral zu sein, denn alle Systeme auf der Welt sind mit der großen Hure verflochten ...'

Für die tatsächliche WTG-Praxis vorstehend beschriebene Sachverhalte betreffend, gibt es nur ein Wort der Charakterisierung:
Doppelzüngig!

Re: Im "Goldenen Zeitalter" gelesen - Eine Zeitreise
geschrieben von:  Drahbeck
Datum: 14. September 2010 05:50
Unter der Überschrift "Zum 1600jährigen Jubiläum eines großen Ehebruchs", widmet sich das "Goldene Zeitalter"! (Schweizer Ausgabe vom 1. 9. 1925) einem Thema der Kirchengeschichte, dass auch in anderen Religionsgemeinschaften (etwa den Siebenten-Tags-Adventisten) formal ähnlich gedeutet wird. Den Widerspruch zwischen Deutung und tatsächlichem Verhalten, mal jetzt nicht sonderlich thematisierend. Jedenfalls war das dem "Goldenen Zeitalter" (Schweizer Ausgabe vom 1. 9. 1925, eigens ein entsprechendes Titelbild wert.
http://www.manfred-gebhard.de/GZB.2591.jpg

Im eigentlichen Artikel dazu wurde dann unter anderem ausgeführt:

Am 14. Juni des Jahres 325 vollzog Konstantin, der letzte römische Kaiser, die Eröffnung des Konzils zu Nicäa, und am 25. August desselben Jahres wurde die Synode geschlossen. Die Veranlassung zur Einberufung dieses Konzils bildeten innerkirchliche Lehrstreitigkeiten. Konstantin verlangte zu wissen, weshalb die apostolischen Bischöfe, alle von demselben Geist Gottes inspiriert - so verschiedene Lehren vertraten. Er erbot sich, für alle Bischöfe, die er zum Konzil von Nicäa einberief, alle Kosten für ihre Reise und ihren Unterhalt daselbst zu tragen; aber die meisten der Bischöfe, die wohl befürchteten, daß der Kaiser unter der Kontrolle des Bischofs von Rom stehen möchte, (der sich bis dahin noch nicht als Papst ausgab), lehnten es ab, sich am Konzil zu beteiligen.
Nur der dritte Teil, oder bei 384 Bischöfe fanden sich zum Konzil ein. Aber selbst diese waren außerstande, zu einer Einigung zu gelangen. Viele hielten wohl an den Lehren der Bibel fest, aber der Mystifikations (auf Täuschung berechnete oder auf Täuschung beruhende) Gedanke der Dreieinigkeit hatte sich schon bei einigen der Bischöfe eingenistet.
Daraufhin entschied Kaiser Konstantin die Sache, und das sogenannte Nicäische Glaubensdogma, hinter dem die ganze Machtgewalt des Kaisers stand, wurde in aller Form als "das christliche Glaubensbekenntnis" aufgestellt und irgend eine Lehre, die diesem Dogma widersprach, für Ketzerei erklärt.
Entgegen den Lehren des Arius, eines eifrigen Kämpfers für biblische Wahrheiten, wurde nämlich behauptet, daß die Bibel 3 Götter lehre, die alle drei doch 'nur eine Person bilden würden' 3X1=1 ! ...
Es möge aber nicht vergessen werden, daß nur etwa ein Drittel der Bischöfe auf dem Konzil zugegen waren, und daß sie nicht eher dazu gezwungen werden konnten, ein "Mysterium" an die Stelle des Wortes Gottes zu setzen, als bis der Kaiser seinen Einfluß in die Wagschale warf. In solcher Weise wurde das "Mysterium" der Dreieinigkeit von einem heidnischen Kaiser, der überhaupt gar nicht getauft war - nicht einmal mit Wasser besprengt - in die Heiligkeitsglorie eingehüllt und in den Heiligenschrein erhoben.

Mit politischem Scharfblick erkannte Konstantin, daß der christlichen Religion die Zukunft gehörte und stellte sein Handeln danach ein. Viele der damaligen Christen jubelten dem Kaiser als dem Befreier von schwerer Verfolgung zu; denn manche trugen noch die Wunde aus der letzten großen Christenverfolgung unter Kaiser Diokletian an ihrem Körper!
Und nun erfolgte gesetzliche Anerkennung des bis dahin vom römischen Staate geächteten und verfolgten Christentums!

Dann geht es im GZ weiter mit der Aussage:

Wir lassen hier ein bezügliches Wort aus einem Artikel des Luzerner-Tagblatt'' folgen;
"Die vorher so feindlichen Mächte, römischer Staat und christliche Kirche, sanken einander versöhnt in die Arme. Die Kirche, gegen welche soeben noch der blutige Vernichtungskampf getobt hatte, sah sich plötzlich anerkannt, bevorzugt, privilegiert und wie eine Braut an die Seile des Kaisertums erhoben. Wie ein Himmelswunder erschien ihr diese Umwandlung, und voll Dankbarkeit und Verehrung schmiegte sie sich an ihren kaiserlichen Erretter an, bereit, ihrem Herrn zu dienen und allen seinen Wünschen nachzukommen. ...
Aber gar schnell wurde nun aus der verfolgten, dem Herrn Jesus anverlobt sein sollenden Kirche, eine verfolgende - denn kaum 70 Jahre nach dem Edikt von Mailand (313), durch welches den Christen Duldung, Gleichberechtigung mit den Heiden, Begünstigung, kurz, die eben erwähnte gesetzliche Anerkennung gewährt wurde, floß das erste Ketzerblut, Die kath. Kirche war allein berechtigte Staatskirche geworden: wer ihren Dogmen und Satzungen sich nicht fügte, ging der bürgerlichen Rechte verlustig. Wer die Annahme der Taufe verweigerte, riskierte sein Leben. So kam es zu dem kaiserlichen Staatskirchenregiment, schließlich mit den Päpsten und Kardinalen als Herrschergewalten an der Spitze. ..."

Und dann meint das GZ noch den sinnigen Vergleich bringen zu können:

1925! Wir erleben heute so ziemlich das Gegenstück. In Stockholm tagt die Weltkirchenkonferenz für praktisches Christentum. - Wie damals ein weltlicher Herrscher das Konzil eröffnete, genau so heute, König Gustav von Schweden eröffnete die Konferenz im königlichen Schlosse.
- Damals galt es, die streitig gewordenen Bischöfe zur, Ruhe und Einigkeit zu ermahnen, heute sucht man nach Mitteln und Auswegen, der streitig gewordenen Christenheit dauernde Ruhe und den Frieden zu geben. Dabei soll aber die alte Welt bestehen bleiben."

Ich meinerseits würde allerdings einem anderen Vergleich eindeutig den Vorrang geben. Selbiger läßt sich mit nur einem Begriff beschreiben:
"Körperschaft des öffentlichen Rechtes"!

Re: Im "Goldenen Zeitalter" gelesen - Eine Zeitreise
geschrieben von:  Drahbeck
Datum: 20. September 2010 05:34
Kennt man die heutigen "Heerschauen" der Zeugen Jehovas, genannt Kongresse, drängt sich nicht selten der Eindruck auf. Und was soll's ...
Viele Worte werden gewechselt. Manch einem wurde dabei schon vorhandenes Schlafbedürfnis, angesichts der Monotomie des Gebotenen, zusätzlich befördert.

Nun sind wohl Kongresse keine Erfindung der Zeugen Jehovas. Das gibt es in größerem oder kleinerem Rahmen auch andernorts. Beachtlich jedoch die Häme, die man solchen andernorts veranstalteten Kongressen nicht selten zuteil werden lässt. So auch im Falle einer sogenannten Weltkirchenkonferenz zu Stockholm.

Diese Häme zu artikulieren gibt es sicherlich vielerlei Möglichkeiten. Eine davon, einfach nur zitieren (ausgewählt zitiert), was andere dazu so sagten. Dieses Weges bediente sich auch das "Goldene Zeitalter" (Schweizer Ausgabe vom 15. 9. 1925) welches da einen Pressebericht zitierte, welcher unter anderem ausführte:

"Wie immer an dieser Konferenz schickten die einzelnen Delegationen ihre besten Sprecher ins Feuer und so wurde denn auch mit hohen Worten die internationale Mission der Kirche gefeiert. Der Krieg wurde verurteilt und betont, daß der Weg der Kirche nur ein Weg des Friedens sein könne. Es ist fast nicht anders denkbar, als daß in der großen Versammlung von Theologen man viel selbstverständliches ein paarmal sagt, schon weil die Rededauer sehr beschränkt ist. Aber dies fort und fort zu hören, ist fast eine Qual. Gerade in diesen Fragen, die die großen Massen der Völker interessieren, wäre größere Konzentration sehr von Nöten. Leider kam in dieser Aussprache kaum ein besonderes Wort zum Ausdruck, das mehr war, als was schon hundert mal gesagt worden ist.

Dann meinte das GZ weiter:

Es ist den Völkern, die auf eine Botschaft von Stockholm warten, nicht geholten, wenn jeder in seiner Sprache im Namen des Gekreuzigten eine längstgehörte declaration du bonsens abgibt. Geholfen ist ihnen nur, wenn man ihnen einen Weg weist, der dem Wege Christi entspricht.
Alles andere, was so in allgemeinen Worten und sei es mit dem von den Sozialisten übernommenen; Krieg dem Kriege ausgesprochen werden kann, nimmt die allgemeine Meinung gerne an. Aber damit tut eine Kirche Christi in der heutigen Situation zu wenig. Es gilt das zu sagen, was unter Umständen auch Widerspruch und Haß hervorrufen könnte.
Es gilt darauf hinzuweisen, daß die jetzige Situation des beständigen Rüstens, des bewaffneten Friedens, der fortwährenden Vervollkommnung der Erfindungen zum Zwecke der Vernichtung jeden Lebens, sobald es auf der ändern Seite der Grenzpfähle steht, Sünde ist. Statt dessen begnügt man sich mit allgemeinen Erklärungen, daß man die Abrüstung begrüße, wie wenn das nicht sogar im Versailler Vertrag stünde.

Und, was tat denn das GZ diesbezüglich? Wohl kaum etwas positiv anders zu bewertendes!
Weiter im Zitat:

Daß auch zwischen den Auffassungen der einzelnen Christen innerhalb gleicher Staaten noch die größten Gegensätze bestehen, zeigte die Diskussion über die Frage der Stellung des Christen zum Staate.
Da redeten die Angehörigen der durch den Weltkrieg neuentstandenen Nationalstaaten ganz ungebrochen von dem Zusammengehen von Christentum und absolutem Staatsgehorsam. Gedämpfter wurden die Töne schon, als Vertreter von nationalen Minderheiten, z. B. ein deutscher Gencralsuperintendent in Posen, zu Worte kam. ...

Aber alles drängt natürlich auf die Frage des Waffendienstes hin, keiner der kirchlichen Redner ging näher darauf ein. Den erschien das Waflentragen selbstverständliche Pflicht zu sein, o
bwohl die Konsequenz ja so sein kann, daß binnen kurzem viele Konferenzteilnehmer als feindliche Brüder gegeneinander marschieren."

Re: Im "Goldenen Zeitalter" gelesen - Eine Zeitreise
geschrieben von:  Drahbeck
Datum: 21. September 2010 01:28
Über "die Hoffnung der Arbeiter und die Bibel" meint das "Goldene Zeitalter" (Magdeburger Ausgabe vom 15. 9. 1925) wieder einmal reflektieren zu sollen. Willkommener Anlass dazu ist ihm ein Pressebericht, den man wie folgt kommentiert:

"Die "Metallarbeiter Zeitung" vom 4. Juli 1925 verweist ihre Leser unter der Spitzmarke: "Wenn die Arbeiterschaft gesiegt" auf ein Bibelwort, nämlich Jes. 65: 21 - 23: "Sie werden Häuser bauen und bewohnen und derselbigen Früchte essen. Sie wollen nicht bauen, daß ein anderer bewohne, und nicht pflanzen, daß ein anderer esse. Denn die Tage meines Volkes werden sein wie die Tage eines Baumes, und das Werk ihrer Hände wird alt werden bei meinen Auserwählten..."

Dazu kommentiert das GZ:

"Auch wir sind der Überzeugung, daß, was die gerechten Forderungen der arbeitenden Menschheit nach genügender Entlohnung und die übrigen Bedürfnisse anständigen Menschenlebens angeht, der Sieg nicht mehr ferne ist. Denn deutlich spricht die Bibel allerwärts davon, daß Gott den "Armen" Gerechtigkeit verschaffen wolle ...

"Der Sieg der Arbeiter -?" --
Streiks und andere Dinge mögen bei der gegenwärtigen selbstischen Einstellung der Welt in den Augen der Menschen, die sich übervorteilt fühlen, unentbehrliche Dinge sein, und doch wissen wir, daß durch sie und durch das Programm zur Abwehr sozialer Härten der Gegenwart, wie es die meisten Gewerkschaften heute verfolgen, dieser Sieg nie erreicht wird. Unsere Sympathie gilt stets den wirtschaftlich Schwachen, aber gerade deshalb müssen wir es sagen: Das Programm ist ein Fehlschlag! Ein längerer Streik bringt den schwer kämpfenden Arbeitern eine geringe Lohnerhöhung, doch noch ist nicht einmal der durch die lange Streikzeit entstandene empfindliche Verdienstausfall wieder gedeckt, da hat bereits die automatisch mit jeder Lohnsteigerung einsetzende Preissteigerung der Lebensbedürfnisse das schwer Erkämpfte wieder überholt. Die beiden Schrauben, Lohn und Preis, sind durch Streiks und Aussperrung in ihrer zersetzenden Wahnsinnsarbeit nicht aufzuhalten."

Nach dieser "Bestandsaufnahme" meint man weiter:

"Helfen kann nur der Kampf gegen die rücksichtslose Gesinnung derer, die die darbende Armut ihrer Volksgenossen nicht stört. Und da es sich hier um Kampf gegen "Geist" - bösen Geist - handelt, kann er nur mit Waffen des Geistes ausgefochten werden. Würde die Arbeiterschaft nur gemeinsam auf der absoluten Einhaltung der Bibel bestehen, und den Einfluß, der heute für politische Propaganda in falscher Richtung angewandt wird, gebrauchen für die Durchdringung der Menschheit mit dem Geiste der Bibel, (nicht dem Mißbrauch der Bibel, wie ihn der Weltkrieg und das Kirchentum unserer Tage darstellt ...."

Und ausklingen läßt man diese Betrachtung mit dem zu erwartendem Votum:

"In "Gottes Königreich" wird der Sieg der Arbeiterschaft kommen, doch nicht durch Streik, sondern durch Geist ...

Nun muss man ja wohl die Klientel, welche das "Goldene Zeitalter" im besonderen ansprach, im Auge haben. In der Regel waren das solche, welche bereits über eine gewisse religiöse Sozialisation verfügten. In deren Ohren war es doch "Balsam für die Seele" hörten sie wieder mal "Gott würde alle Probleme lösen."

Politischem Denken waren die doch schon von Haus aus entfremdet, und wurden es zusätzlich noch durch das GZ. Es wäre wohl müßig, solcherart "Gestrickte" "bekehren" zu wollen, obwohl die Versuchung naheliegend ist, ihnen die lügnerische Basis ihres Selbstbetruges unter die Nase zu reiben. Selbstbetrug. Genau darum handelt es sich. Sie wollten und wollen betrogen werden (nicht absichtlich; aber unterm Strich läuft es darauf hinaus).

Man gestatte es mir mal die Konventionen der Höflichkeit einen Moment zu verlassen. Die in Rede stehende Organisation besteht ja noch heute. Und sie findet noch heute solche, welche "selbstbetrogen" werden möchten. Ich gestatte mir das mal zu personifizieren mittels eines Ausschnittes aus einem Fernsehvotum. Ich möchte da besonders auf den im nachfolgendem Link abrufbarem Tonausschnitt hinweisen. Die da jenes Votum von sich gab, gehört in meiner Sicht auch zu den "Leichtgestrickten"; entfremdet auch in politischen Kategorien denken zu können. Ihre zum Ausdruck gebrachte Ernüchterung spricht "Bände". Sowohl im Individualfall, als auch bezogen auf die fragliche Organisation!

http://www.manfred-gebhard.de/HuberHoelle..jpg

Es ist die Hölle

Im Goldenen Zeitalter gelesen - Eine Zeitreise
geschrieben von:  Drahbeck
Datum: 18. Oktober 2010 00:33
Über sechs Druckseiten Umfang erstreckt sich der einleitende Artikel in der Magdeburger Ausgabe des "Goldenen Zeitalters" vom 1. 10. 1925. Schon dieser für GZ-Verhältnisse ungewöhnlich große Umfang verdeutlicht, dass da selbigem "etwas unter den Nägeln brannte". Sein Titel: "Was sagt die Bibel über Wunder-Heilungen, Gesundbeten, Pseudo-Apostel usw.?"
Da liest man einleitend:

"Immer mehr breitet sich eine Bewegung auf Erden aus, die man als "Gesundbeter" bezeichnet, und von angeblichen Wundern wird berichtet, die von angeblichen Aposteln, die jetzt auf Erden lebten (Apostolische Gemeinden) verrichtet seien."

Weiter im Text:

"Jedoch hat die Erfahrung von Jahrtausenden bewiesen, wenn die Menschen versuchen, die Gesundheit des Körpers durch wunderbare und übernatürliche Mittel zu erlangen, der Erfolg mit wenigen Ausnahmefällen entschieden zweifelhaft war. Sogar die eifrigsten Wunderwirker der Christenheit wollen nicht zugeben, daß die indischen Fakire, die Derwische der Mohammedaner und die Medizinmänner der amerikanischen Indianer ihre unzweifelhaft wunderbaren Heilungen mittels "göttlicher" Kraft ausüben. Im Gegenteil erklären die Heiler, sowohl im Christentum, wie im Heidentum, daß alle Heilungen, außer denen ihres eigenen Systems nicht des Herrn Werk sind.."

Selbiges "erklärt" das GZ dann mit den Worten:

"Viele wissen nicht, daß es dem Widersacher gestattet ist Wunder zu verrichten."

Und zum Ausklang seiner Betrachtung äußert das GZ dann noch:

"Manche mögen Anstoß nehmen an unserer Stellungnahme diesen Heilungen gegenüber und sagen: "Wenn die Wunder sich als wohltuend erweisen, warum denn danach fragen, was dahinter steckt?"

Und dieses Votum kommentiert das GZ mit dem Ausruf:

"Das ist so ähnlich, als ob wir von überzuckertem Gift sagen wollten: "Wenn es äußerlich süß ist, warum denn nach dem Inwendigen fragen?"
Jede sorgfältige, vorurteilsfreie Prüfung angeblich "göttlicher Heiler" und ihre Besuche hat überraschend wenig Gutes ergeben. Der Fälle, wo das körperliche und geistige Befinden sich verschlechtert hat, sind nicht wenige.
Während der Heiler gewöhnlich große Summen für sein "wunderbares Wirken" forderte. ... Das Volk hört im allgemeinen nur die Berichte großer "Zeichen und Wunder", während die Ärzte in den Krankenhäusern und Irrenanstalten oft die einzigen sind, die außer dem engsten Kreis der Eingeweihten die Kehrseite der Geschichte kennen lernen."

Diese Ausführungen stellen dann sozusagen eine Fortsetzung der WTG-Ausführungen in Sachen "Christliche Wissenschaft" dar. Siehe dazu die Refererierung der GZ-Ausgabe vom 15. 7. 1924
Dort: 25. Juli 2009 08:04
Alternativ auch:
http://forum.mysnip.de/read.php?27094,31100,31865#msg-31865

Oder auch Und da fliegen die Fetzen
Schon bei diesen Anlässen drängte sich der Eindruck auf. Das wird von WTG-Seite als ernstzunehmende Konkurrenz empfunden, und entsprechend "gegengesteuert". Man muss wohl zu dem Resultat kommen. Der "Humus" auf welchem die Bibelforscher-Ideologie und die der "Christlichen Wissenschaft" gedeihen konnte und kann, ist ziemlich ähnlich. Es ist der "Humus" der Leichtgläubigen; noch besser formuliert: Der vom Wunschdenken dominierten!

Als eine relativ umfängliche Stellungnahme des "Goldenen Zeitalters" (das zu der Zeit bereits in "Trost" umbenannt war) in Sachen "Christliche Wissenschaft", muss auch die "Trost"-Ausgabe vom 1. 6. 1943 angesehen werden. Auf einer Druckseite sind da gleich fünf thematische Leserfragen zusammengefasst. Da wurde zum Beispiel angefragt:

"Entsprechen die wichtigsten Lehren der "Christlichen Wissenschaft" (Gesundbeten) der Wahrheit? Sind sie mit der Bibel, der Naturwissenschaft oder dem gesunden Sinn in Übereinstimmung ?"

Und als Antwort darauf liest man dann:

" ... Da es demnach in Wirklichkeit keine körperlichen Menschenleiber gibt, können sie nach dieser krausen Lehre auch nicht wirklich krank sein. Somit, meinen ihre Anhänger, genüge richtiges Denken, um völlig gesund zu werden und es ewig zu bleiben. Wahrscheinlich hat nur der Wunsch, gesund zu sein, jemals einen denkenden Menschen veranlaßt, eine solche Lehre ernst zu nehmen. Was tut man nicht alles um der Gesundheit willen!..."

In Beantwortung der nächsten Frage wird dann das "Wortgeklingel" der "Christlichen Wissenschaft" mit den Worten "zerlegt":

" Solche angebliche Definitionen verdunkeln mehr als sie aufhellen. Gewiß schreibt Johannes: "Gott ist Liebe", aber das ist keine wissenschaftliche Definition. Liebe und Gott oder Wahrheit und Leben, Prinzip, Seele, Geist und Gemüt sind wirklich nicht synonym (gleichbedeutend)."

Weiter bekommt die Mary Baker Eddy-Religion dann noch von "Trost" ins "Stammbuch" geschrieben:

"Die "Christliche Wissenschaft" widerspricht dem Apostel und dem gesunden Sinn."

Weiter darf selbige sich dann auch noch von "Trost" die Sätze zueignen:

"Der Tod beweist die Wirklichkeit des Bösen sehr eindringlich. Nur eine ganz närrische Philosophie kann den Tod leugnen, ebenso die Wirklichkeit von Krankheit, Sünde oder Unrecht. Es verlohnt sich nicht, über Selbstverständliches zu streiten. ..."

Gleichwohl sind Fälle von "Weltanschaungsreisenden" bekannt, namentlich jener die da auf "Dauersuche" sind (und doch nirgends so recht finden, was sie suchen), die nebst den Zeugen Jehovas, auch schon mal bei der "Christlichen Wissenschaft" Station gemacht haben.
Ein solcher Fall ist sicherlich auch der des "Weltanschauungsreisenden" der sich da den Namen "All" gab.

Re: Im Goldenen Zeitalter gelesen - Eine Zeitreise
geschrieben von:  Drahbeck
Datum: 26. Oktober 2010 05:13
"Heilige Einfalt" gespeist aus Wunschdenken. Gibt es die eigentlich nur bei den "Bibelforschern" (Zeugen Jehovas). Kurze aber klare Antwort: nein!
Die feiert auch andernorts zum teil allerkräftigsten "Urstand". Einzuräumen wäre lediglich. Das System "Klinkenputzen" ist wohl so, nur bei den Zeugen Jehovas extensiv ausgeprägt. Weiter wäre die Frage nach dem totalitären Innenklima solcher Organisationen zu stellen. Wer selbiges nicht als zunehmende Belastung hautnah empfindet, der ist in der Tat in der Lage (und die Praxis bestätigt es), diverse "Kröten" herunterzuschlucken, bei denen sich andere voller Widerwillen abwenden würden. Fühlt sich einer in einem solchem Klima relativ "geborgen", dann gleichen alle Versuche, auf rationaler Ebene deren Schwachstellen aufzuzeigen, wohl dem Kampf des Sisiphys, der da einen Stein bergauf befördern wollte, und nie sein Ziel erreichte.

Was die psychische Befindlichkeit der "heiligen Einfalt"-"Apostel" anbelangt, so hat sie schon Gerhart Hauptmann in seinem "Der Narr in Jesu Christo. Emanunel Quint näher beschrieben. Hauptmann kannte zwar die Zeugen Jehovas (damals) noch nicht. Gleichwohl könnten seine Charakterisierungen auch ihnen auf den Leib geschrieben sein. Indem ich also empfehle: Leute, setzt euch doch mal mit Hauptmann auseinander, muss ich allerdings zugleich auch konstatieren. Das ist wohl eine "Sisiphys"-Empfehlung.

Warum ist das so? Weil Wunschdenken das eigentliche Kriterium ist. Was man wünscht das sei! Und wehe dem, der es wagt, da etwas Salz in die vermeintliche "Honigsuppe" hineinzustreuen.

Zur eingangs genannten Konstatierung, "heilige Einfalt" gäbe es auch andernorts - reichlich - zurückkehrend. So ist meines Erachtens ein Veranschaulichungsbeispiel auch das Verhalten von Teilen der Religionsgemeinschaft "Siebenten Tags Adventisten", anlässlich des weltgeschichtlichen Crash des Ostblocks Ende der 1980er Jahre, in dessen Folge, bekanntlich auch die "DDR" zu bestehen aufhörte. Da wurde auch in diesen Kreisen die These lanciert. Jetzt ist der Zeitpunkt erreicht, wo sie sagen "Friede und Sicherheit ..."
Siehe:
http://forum.mysnip.de/read.php?27094,40222,40222#msg-40222
Auch: "Geschichte der Zeugen Jehovas. Mit Schwerpunkt der deutschen Geschichte" S. 67f.

Zu den Beförderern und Bewunderern religiös-"heiliger" Einfalt, zähle ich auch den Konfessionskundler aus dem Bereich der evang. Kirche, Kurt Hutten. Hutten hatte Anfang der 1950er Jahre ein Buch veröffentlicht (danach selbiges noch diverse Auflagen erlebend) mit dem programmatischen Titel "Seher, Grübler Enthusiasten". Selbiges dominierte für Jahrzehnte den konfessionskundlichen Diskurs, die kleineren Religionsgemeinschaften betreffend. Darin teilt er auch in einer unscheinbaren Fußnote mit. Er habe mal eine Auflistung von fehlgegangenen Endzeitspekulationen erstellt, und sei dabei auf 175 an der Zahl gekommen.

"Eine vom Verfasser aufgestellte Tabelle umfaßt 175 Fälle von Enderwartungen, die sich über alle Jahrhunderte erstrecken. Sie sind bei weitem nicht vollzählig. Unter ihnen befinden sich nur neun Prophezeiungen, welche die Endereignisse in eine Ferne von mehr als 100 Jahren rücken. Von den restlichen Prophezeiungen verzichten die meisten auf eine genaue Bezeichnung des Datums und begnügen sich mit der Aussage: Das Ende steht nahe bevor! Immerhin haben sich 36 Prophezeiungen auf Grund dieses oder jenes Berechnungssystems auf ein bestimmtes Jahr oder gar auf einen Tag festgelegt, an dem der große Weltumbruch eintreten soll. Unter den Urhebern solcher Berechnungen finden sich nicht nur sektiererische Winkelpropheten, sondern auch ernsthafte Theologen, so außer Joachim von Fiore und Bengel auch Männer wie Nikolaus von Kues (1401-64), Andreas Osiander (1498-1542), Johann Heinrich Alstedt (15888-1638).

Hutten konnte also auch nicht der Versuchung widerstehen: "Die Guten ins Töpfchen - die Schlechten ins Kröpfchen". Nun muss man wohl einem Theologen zugestehen, dass er von der Kultivierung des Wunschdenkens "lebt". Ohne Wunschdenken ist auch er ein "Fisch ohne Wasser". Oder um es mit Ludwig Feuerbach zu zitieren.

"Der Glaube an die Vorsehung ist der Glaube an den eigenen Wert - daher die wohltätigen Folgen dieses Glaubens, aber auch die falsche Demut, der religiöse Hochmut, der sich zwar nicht auf sich verlässt, aber dafür dem lieben Gott die Sorge für sich überlässt -, der Glaube des Menschen an sich selbst, Gott bekümmert sich um mich; er beabsichtigt mein Glück, mein Heil; er will, dass ich selig werde; aber dasselbe will ich auch; mein eigenes Interesse ist also das Interesse Gottes, mein eigener Wille Gottes Wille, mein eigener Endzweck
Gottes Zweck - die Liebe Gottes zu mir nichts als meine vergötterte Selbstliebe. Woran glaube ich also in der Vorsehung als an die göttliche Realität und Bedeutung meines eignen Wesens?

Aber wo die Vorsehung geglaubt wird, da wird der Glaube an Gott von dem Glauben an die Vorsehung abhängig gemacht. Wer leugnet, dass eine Vorsehung ist, leugnet, dass Gott ist oder - was dasselbe - Gott G o t t ist; denn ein Gott, der nicht die Vorsehung des Menschen, ist ein lächerlicher Gott, ein Gott, dem die göttlichste, anbetungswürdigste Wesenseigenschaft fehlt. Folglich ist der Glaube an Gott nichts anderes als der Glaube an die menschliche Würde, der Glaube des Menschen an die absolute Realität und Bedeutung seines Wesens."

Dem Jahre 1925 hatten die Bibelforscher bekanntermaßen zugefiebert. Der Herbst jenes Jahres sollte "es sein". Nun waren namentlich im vom Krieg und Inflation geschüttelten Deutschland, die allermeisten erst in den 1920er Jahren zu den Bibelforschern hinzugekommen. Diejenigen unter ihnen, die schon die Spekulationen für 1914, 1918 usw. persönlich miterlebt hatten, waren schon zur Minderheit geworden. Teils waren sie inzwischen - wie Rutherford zu formulieren beliebte - "hinausgeschüttelt" worden. Teils tat ihr biologisches Alter den Rest. Um 1925 waren die "neu Hinzugekommenen" in der Tat dominierend.
Siehe dazu eine entsprechende Aussage im Rutherford-Buch "Licht" Band 1

Ihr Erwartungs-Fieberwahn war allerdings, durchaus dem früherer Generationen ebenbürtig.

Nun also - die "Goldene Zeitalter"-Ausgabe (Ausgabe Bern) vom 15. Oktober 1925, darf man jawohl dem anvisiertem Herbst zuordnen. Nun war es für selbiges wieder mal an der Zeit, etwas zum Thema zu sagen.

Eine "unscheinbare" Veränderung in dieser Ausgabe des Schweizer "Goldenen Zeitalters" ist auch zu registrieren. In dessen Impressum las man bis (einschließlich) die Ausgabe vom 1. 10. 1925 die Angabe: Direktion und Redaktion: E. Zaugg. Nun die Ausgabe vom 15. Oktober. Da wurde diese Angabe erstmals gesplittet. Jetzt taucht für die Redaktion erstmals der Name F(ranz) Zürcher auf, während Zaugg weiter für den Begriff "Direktion" genannt wurde.

Darf man den relevanten Inhalt dieser GZ-Ausgabe also Zürcher zuordnen? Ich würde eher vermuten, das war die "alte Zaugg-Linie". Zaugg wurde zwar von der WTG einige Zeit später auch noch geschasst. Zu dem Zeitpunkt indes, war es wohl noch nicht soweit. Ohne Zweifel war der erste Redakteur der Schweizer Ausgabe des GZ, Ernst Zaugg, eine schillernde Persönlichkeit ohne Frage. Früher mal zum Kreis der inzwischen zur Bibelforscher-Opposition gehörenden Zeitschrift "Die Aussicht" gehörend, verstand es offenbar "rechtzeitig die Kurve" zu bekommen. Die "Aussicht" befand sich ja auf dem "absteigendem Ast". Das bekam auch Zaugg mit. Mehr noch. Er trat damals den Canossagang zurück zur WTG an. Einige andere taten es ihm wohl gleich, etwa auch Karl J. Lüthi.

Aber soviel waren es doch wohl nicht, welche von der "Aussicht" zur WTG zurückkehrten. Unter denen war dann wohl Zaugg der bedeutendste. Als dann im Herbst 1922 der Posten eines Chefredakteurs der Schweizer-deutschen Ausgabe des neu auf den Markt gebrachten "Goldenen Zeitalters" zu vergeben war, fiel offenbar die Wahl auf Zaugg. Selbigen würde ich in gewisser Beziehung mit einem Konrad Franke vergleichen. Beide hängten sich bezüglich der jeweils aktuellen Endzeitdaten (Franke bezüglich 1975, Zaugg eben bezüglich 1925) mehr als andere, "aus dem Fenster". Beiden ist es letztendlich nicht sonderlich gut bekommen, dieweil sie offenbar (in WTG-Sicht) nicht ausreichend taktierten.

Noch ein weiterer neuer Name taucht im Impressum dieser Schweizer Ausgabe des "Goldenen Zeitalters" erstmals auf. Bezeichnet als Redaktions-Mitarbeiter "Dr. Phil. W(erner) Hodler".
Auch selbigen darf man wohl dem Bereich der "schillernden Persönlichkeiten" zuordnen, denn ein dauerhaftes Verbleiben von Hodler in den WTG-Gefilden ist nicht gegeben. Man begegnet selbigem später noch als Verfasser WTG-unabhängiger Schriften etwa "Israel das Schicksal der Welt", oder auch sein 1936 erschienenes "Elias wird zuvor kommen". Hodler vermochte offenbar bis in die USA hinein auszustrahlen, wofür der Umstand spricht, dass die dortige Gruppe "Tagesanbruch" 1932 unter seinem Verfassernamen eine Schrift publizierte mit dem Titel: "A Voice from Switzerland".

Als dann im Jahre 1940 von der WTG unabhängige Kreise in der Schweiz ihr Zeitschriftenprojekt "Die brennende Lampe" starteten, nachdem offenbar etwa das Vorgängerorgan "Der Herold des Königreiches Gottes" nicht mehr erschien, begegnet man in der "Brennenden Lampe" erneut dem Namen Hodler.

Beginnend mit der Ausgabe vom 1. 9. 1926, enthielt das Schweizer GZ im Impressum nur noch den Namen des Presserechtlich Verantwortlichen. Aber keine Namen mehr von einzelnen Redaktions-Mitarbeitern. Und damit verschwand auch der Name Hodler, sang- und klanglos in der Versenkung, so wie er einst gekommen war.
Zu Hodler kann man auch vergleichen "Geschichte der Zeugen Jehovas. Mit Schwerpunkt der deutschen Geschichte" S. 128f, und S. 169f.
Parsimony.2373

Im Herbst 1925 schwebte auch Zaugg "auf Wolke sieben", was die Endzeit-Euphorie anbelangt. In der Schweizer GZ-Ausgabe vom 15. 10. 1925, kann man solch einem Zaugg'schen Erguß bewundern.

Besonders die Tagespolitisch aktuelle Locarno-Konferenz hatte es ihm da angetan. Folgerichtig titelt der einleitende Aufsatz in dieser GZ-Ausgabe "Die Konferenz von Locarno. Von einem erhabenen Standpunkt aus betrachtet". Und dieser "erhabene Standpunkt" kommt dann schon gleich im Untertitel zum Ausdruck: "Wenn sie sagen Friede und Sicherheit - dann ...!"

Mit schon erheblich zu nennenden Verzögerung, druckt, geringfügig modifiziert, diesen Locarno-Artikel dann auch das Magdeburger Goldene Zeitalter" in seiner Ausgabe vom 1. 2. 1926 ab. Die Überschrift lautet jetzt nur noch "Der 'Geist' von Locarno". Die vorgeblich "erhabene Betrachtungsstandpunkt" ist in der Überschrift jetzt entfallen. Aber der Hauptinhalt ist unverändert.

Nun spielt besagte Locarno-Konferenz in der Tat eine weltpolitische Rolle. Jene Kreise etwa in Deutschland, die maßgeblichen Anteil an der Mit-Inszenierung des ersten Weltkrieges hatten. Und welche die Parole ausgaben: Es könne für Deutschland nur einen "Siegfrieden" geben. Alles andere sei "unwürdig". Und soweit solche auch in kirchlichen Kreisen anzutreffen waren (sie waren es. Stichwort Küppers und Co), manifestierte sich bei denen zunehmend die Dolchstoßlegende. Die tatsächliche Entwicklung hatte ja ihrem "Siegfrieden" ins Wolkenkuckucksheim befördert. Ergo - so ihre Lesart - könne nur ein "Dolchstoß" in den Rücken des "im Felde unbesiegten deutschen Heeres" dafür verantwortlich sein.

Eine besondere "Schmerzgrenze" war für jene Kreise nun offenbar mit der Locorno-Konferenz erreicht. Bestand doch eines ihrer substanziellen Ergebnisse auch in einer Annäherung zwischen Deutschland und der Sowjetunion. Letztere war doch für weite Kreise nach wie vor "das Schmuddelkind". Die USA beispielsweise lehnten es noch bis in die dreißiger Jahre strikt ab, diplomatische Beziehungen zur Sowjetunion aufzunehmen. Indem nun die beiden relativen Kriegsverlierer, Deutschland und Sowjetunion, sich vorsichtig annäherten, schlugen eben nebst den USA, auch bei den dem "verpassten" "Siegfrieden" nachtrauernden, die Alarmglocken an. Und das Reizwort für selbiges, war ganz offensichtlich die Locarno-Konferenz.

Nun wähnte, wie ausgeführt, das GZ, selbiges nicht aus den "Niederungen" der Tagespolitik, sondern eben von einer "höheren Warte" aus zu beurteilen. Diese "höhere Warte", manifestiert sich dann in dem fraglichen Artikel auch in solchen Sätzen wie:

"Und wieso gerade 1925 ?
Weil, wie sie versichern, der große vorbildliche Jubeljahrzyklus von 3500 Jahren, der in der Heiligen Schrift so deutlich bezeichnet wird, in diesem Jahre 1925 zu Ende läuft und folglich hier das große gegenbildliche Jubeljahr, die Wiederherstellung aller Dinge ... den Anfang nehmen muß.
Und nun? 1925 geht der Neige entgegen, und schon lassen sich Spötter vernehmen, die da sagen, das ist alles nichts (2, Petrus 3 ; 3-4), es bleibt ja doch alles im Alten, und das merkwürdige goldene Zeitalter kommt noch lange nicht" -

Aber - die Spötter werden beschämt werden, alle, die diese Sprache führen! Sollte Gott die Reiche dieser Welt, die er bis aufs Mark erschütterte (Haggai 2: 6, 7) wieder befestigen? Nimmermehr!"

Dieses vollmundige "Nimmermehr" verdeutlicht zugleich, was die Substanz allen religiösen Denkens ist - Wunschdenken!

Weiter reflektiert das GZ:

"Gibt es greifbare Beweise dafür, wird das zweifelnde Herz fragen? Woran kann ich es erkennen, welche Anzeichen sind vorhanden?
Jawohl, lieber Leser, es gibt greifbare Beweise dafür"

Und die wären dann, man ahnt es schon, die sattsam bekannten "Anzeichenbeweise" und in denen passte offenbar auch die Locarno-Konferenz mit hinein.

Weiter in den GZ-Ausführungen:

"Das "Suchen nach einem wahren Völkerfrieden, nach Frieden und Sicherheit, nach einem Universalheilmittel nach einem Erretter, die weltweite Ratlosigkeit der Staatsmänner und Regierungen, ferner die Unruhe bei den unteren Volksschichten (Lukas 21 : 25), sind weitere gewaltige handgreifliche und unleugbare Beweise von der unmittelbaren Aufrichtung seines Reiches. Die Wiederherstellung Palästinas ist ein weiterer gewaltiger und überwältigender Beweis, denn der große Meister erklärte feierlich, daß die Zertretung Palästinas aufhören werde, wenn die Zeiten der Nationen abgelaufen seien (Lukas 21:24), daß also parallel mit dem Abbruch der Reiche dieser Welt die neue, bessere, auf Gerechtigkeit gegründete Weltordnung sich anbalmen werde. Zuerst ganz unscheinbar, dann deutlicher

Die Bibel bezeugt ferner, daß dieser Anfang im gelobten Lande zu erwarten sei, daß nicht selbstsüchtige Geldjuden oder Wucherer daran teilhaben werden, sondern jene treuen Helden der Vergangenheit, die uns als Glaubenshelden in Hebräer 11 gepriesen werden. Und. nun, werter Leser, wende doch bitte dein Auge hin nach diesem gelobten Lande. Siehst du da nichts? Siehst du nicht, wie diese Stätte neu erblüht und sichtlich zubereitet wird für die ihrer wartende, erhabene Aufgabe! Siehst du nicht, wie gerade in diesem Jahre 1925 sichtbar die Gunst Gottes sich wieder diesem Lande zuwendet? Siehst du es nicht? weist du es nicht? So laß dir doch genaue Berichte geben über den mit Riesenschritten fortschreitenden Wiederaufbau Palästinas."

Es wurde schon ausgeführt. Gegen Wunschdenken anzukämpfen, ist offenbar eine hoffnungslose "Sisyphusarbeit". Heute will dieselbe Organisation von ihrer damaligen Zionismus-Begünstigung nichts mehr wissen. Landete selbiger bei ihnen zwar auf den Müllhaufen, so jedoch nicht die hinter ihm stehende Geisteshaltung des Wunschdenkens. Die Austauschung der jeweiligen Anzeichenbeweise, erweist sich als ziemlich beliebig!

Und weiter jubelt das GZ:

"Ach, dieser Kleinglaube, wie wird er bald, bald beschämt dastehen!
"Wenn sie sagen ; Friede und Sicherheit ! ..." -
Locarno in diesem Lichte betrachtet muß jeden vernunftbegabten Menschen zum Nachdenken bringen. Zum ersten Mal seit dem Weltkriege, zum ersten Mal überhaupt in diesem Rahmen in der Menschheitsgeschichte, versammeln sich die mächtigsten Nationen der alten Welt, Wozu? Zu dem ausgesprochenen Zweck, - Frieden, - einen Völker- und Welt-Frieden herzustellen und "Sicherheit"! zu schaffen den bedrängten, von drohenden Giftgaskriegen neuerdings bedrohten europäischen Völkern durch einen ewigen Pakt - Sicherheit - zu verschaffen.
"Wenn sie sagen: Friede und Sicherheit! dann kommt, ein plötzliches Verderben über sie, gleichwie die Geburtswehen über die Schwangere, und sie - werden nicht entrinnen."

Ob der Frieden- und Sicherheits-Gesang, der den Blätterwald der Weltpresse in diesen Tagen durchrauscht, schon die Erfüllung dieses so bedeutungsvollen Hinweises darstellt, oder ob der "Sicherheits-Pakt" - wirklich zustande kommen und alle Welt dann aufatmen und sagen wird -; Nun haben wir den längstersehnten Weltfrieden, nun ist die Menschheit in Sicherheit; denn keine Nation der Erde wird den Wahnsinn begehen, diesen Sicherheitspakt der Nationen zu brechen, - das werden wir bald sehen.

Einige Auszüge zusammengefasst aus jenem Artikel, der dann für die zeitgenössischen Bibelforscher die "Erfüllung" ihres 1925-Wahnes war.
http://www.manfred-gebhard.de/GZB151025.jpg

Gemessen an der 1925-Euphorie, welche die Schweizer Ausgabe des GZ vom 15. 10. 1925 verbreitete, erweist sich selbige in der parallelen Magdeburger Ausgabe, als "mager" ausfallend. Zwar bringt man in dieser Ausgabe nun auch - mit monatelanger Verspätung - jenes Bild, den 1925-Erwartungshorizont thematisierend, welches schon die erste Januar-Ausgabe 1925 des Magdeburger GZ "schmückte". Aber das war es dann wohl mehr oder weniger. Nicht, dass man nun sich in "Sack und Asche" hüllen würde. Davon ist auch das Magdeburger GZ weit entfernt. Aber gewisse Nuancen fallen beim näheren Hinsehen schon auf.

Thematisierte das Berner GZ, schon im Leitartikel, via der Locorna-Ausführungen das 1925-Thema, so bietet der Leitartikel der Magdeburger Ausgabe ein Sammelsurium unterschiedlichster, der Presse entnommener Kurznotizen. Kaum aber eine eindeutige 1925-Thematisierung. Die kann man bestenfallls, weit abgeschlagen, im hinteren Teil des Heftes als beiläufige Notiz vorfinden. Auch hierbei ist die Akzentverschiebung beachtlich. Das Magdeburger GZ, legt offenbar großen Wert auf den Akzent "Selbsterfüllung". Das liest sich dann so:

"1918 - 1925. "Millionen jetzt lebender Menschen werden niemals sterben". Wie der Ruf eines Narren schien vielen diese Kunde, weil sie nicht verstanden, daß der Mensch nicht zum Sterben, sondern zu ewigem Leben auf Erden erschaffen war. ... Wachet auf, ihr Nationen! Das Goldene Zeitalter ist angebrochen! Der König des neuen Weltreiches heißt Jesus. Die ganze Erde wird sein Königreich. In allen Teilen der Erde laufen Druckerpressen Tag und Nacht; unermüdlich legen eifrige Hände Buch für Buch beiseite. Unaufhörlich rollt Wagen um Wagen auf eisernen Wegen durch die Lande mit Schriften und Traktaten beladen, alle dieselbe Botschaft enthaltend ... Auf der ganzen Erde ziehen Männer und Frauen umher, Scharen von 5 - 50 Personen, manchmal noch mehr und auch weniger; sie ziehen singend durch Städte und Dörfer, mit braunen und schwarzen Ledertaschen gerüstet verteilen sie sich in Dörfer und Orte, gehen von Haus zu Haus, von Tür zu Tür. Was wollen sie denn? Sie melden den neuen König an und sein Königreich der Gerechtigkeit. Sie verkünden den Anbruch des Goldenen Zeitalters, der langersehnten Zeit der Wiederherstellung aller Dinge ...

Doch siehe, statt ihnen zuzujubeln, und das hehre Werk dieser Friedensboten mit allen Mitteln zu fördern, führt man einen erbitterten Kampf gegen sie."

Einen "Nachschlag" zur Locarno-These gab es dann noch in der Magdeburger Ausgabe des "Goldenen Zeitalters" vom 15. 2. 1926. Dort entblödete man sich, in der Form eines Leserbriefes die nachfolgenden Ausführungen abzudrucken. Der Briefschreiber bejubelt darin das WTG 1925-Datum, um es wie folgt zu ergänzen:

"Der Versöhnungstag des Jahres 1925, welcher bei Berechnung alttestamentlicher Prophezeiung als Meßpunkt zu beachten ist, begann bekanntlich mit dem 28. September abends 6 Uhr. Lag nun irgendein geschichtliches Ereignis der Nationen in der Nacht vom 28. zum 29. September vor? Ich selbst bin sehr erstaunt, daß dem so ist, denn am 28. September stand die geplante Sicherheitspakt-Konferenz wegen der Kriegsschuldfrage in Gefahr. Aus diesem Grunde tagte in der Nacht vom 28. zum 29. September, bis nachts gegen 2 Uhr in Berlin ein großer Ministerrat, wie ja alle Zeitungen berichteten. Bei Gelegenheit dieser Ministerzusammenkunft wurde die Konferenz des Sicherheitspaktes endgültig für den 5. Oktober festgesetzt und Locarno wurde als Konferenzort bestimmt."

Dann zitiert der Leserbriefschreiber einen anderen Pressebericht mit der Aussage:

"Auf dem Parteitag der westfälischen Zentrumspartei ergriff Reichskanzler a. D. Marx das Wort zu einem Referat über die politische Lage. Er beschäftigte sich zunächst mit dem Vertrage von Locarno, der "einen Wendepunkt in der ganzen Weltgeschichte" darstellen könnte."

Und als Höhepunkt lässt jener Leserbriefschreiber dann verkünden:

"Als ich diese Notiz las, dachte ich: "Manche Zeitungsredakteure wissen garnicht, wie oft sie, wenn auch unbewußt, die besten Ausleger biblischer Propheizeiung sind."

Am Rande vermerkt, und damit schließt sich der Kreis, dass keineswegs "nur" Bibelforscher Wunschdenkens-Vorstellungen huldigen.

Karl Zehrer, ein methodistischer Pfarrer, kommt in seiner Dissertation auch auf einen aus seiner Freikirchen-Gilde namens Paul Neef zu sprechen. Letzterer zwar nicht Methodist, aber eben Baptist. Beide Kirchen verstehen sich ja unter dem Begriff "Freikirchen". Seine Dissertation gab es auch in einer Buchausgabe. Letztere hat aber den gravierenden Mangel, den Fall Neef nicht mehr mit zu erwähnen. Die Kürzungen der Buchausgabe kommen in meiner Sicht einer gravierenden inhaltlichen Verstümmelung gleich. Immerhin, im Bestand einiger Universitätsbibliotheken befindet sich auch (Maschinenschriftlich) das Original der Dissertation von Zehrer.

Besagter Paul Neef lies es sich übrigens auch angelegen sein, auf dem Thema Locarno mit "herumzureiten" wie nachstehender Ausriss verdeutlichen kann
http://www.manfred-gebhard.de/NeefLocarno.jpg
Dazu kann man auch vergleichen
"Geschichte der Zeugen Jehovas. Mit Schwerpunkt der deutschen Geschichte" S. 260f

Re: Im Goldenen Zeitalter gelesen - Eine Zeitreise
geschrieben von:  Drahbeck
Datum: 25. November 2010 01:07
Die Magdeburger Ausgabe des "Goldenen Zeitalters" vom 1. 11. 1925, weis im Rahmen eines Berichtes über die "Welthilfssprache Esperanto" auch zu vermelden:

"Seit kurzer Zeit erscheint auch das "Goldene Zeitalter" in Esperanto, wenn auch in kleinerem Umfange als einige Ausgaben in nationalen Sprachen."

Und eine zu dieser Angabe hinzugefügte Fußnote notiert:

"Adresse: P. F, 15988, Baden, Schweiz. Bezugspreis jährlich Mk. 5,-, Postscheckkonto Karlsruhe 70236"

Verspätet in der Schweizer Ausgabe des "Goldenen Zeitalters" vom 15. 4. 1926, taucht dort dergleiche Artikel auf. Auch die genannte Bezugsanschrift ist identisch. Lediglich, dass ein Schweizer Postscheckkonto in Aarau genannt wird, anstelle des in Karlsruhe.

Indes im regulären Impressum des GZ, tauchte diese Angabe meines Wissens nie auf. Auch wäre noch die Preisfrage zu beachten. Nehmen wir dieselbe Ausgabe des Magdeburger GZ zum Vergleich. Dessen Impressum notiert, die verschiedenen Bezugsmöglichkeiten und Preise. Die teuerste Variante dabei (für den gebundenen Jahrgang 1924) wird mit Mark 3,- angeben.
Die zitierte Esperanto-Ausgabe erweist sich also auch als teurer. Auffällig ist weiter, dass dessen kryptische Adressenangabe, offenbar auch nicht mit einem der bekannten WTG-Büros identisch ist.
Es spricht wohl einiges dafür, dass es sich hierbei um eine nicht sonderlich langlebige Sache handelte. Gleichwohl ist zu registrieren, dass die WTG sich schon früher positiv über Esperanto geäußert hatte.
Dazu kann man vergleichen Esperanto

Zu beachten ist allerdings auch, dass auch zu späteren Zeitpunkten WTG-Jubelgesänge in Sachen Esperanto zu registrieren sind. Einen solchen kann man der "Trost"-Ausgabe vom 1. 11. 1943 entnehmen, in der unter anderem zu lesen war:

"So ist beispielsweise die ganze Heilige Schrift in Esperanto übersetzt, eine vortreffliche Wiedergabe, die gelegentlich sogar die Elberfelderbibel an Klarheit oder Genauigkeit übertrifft. Der Übersetzer war ja ein sehr gründlicher Kenner des Hebräischen. Auch die (WTG) Broschüren "Millionen jetzt Lebender werden niemals sterben" und "Wo sind die Toten?" sind in Esperanto erschienen."

Ein offenbar der Presse entnommenes Foto in dieser Ausgabe des Magdeburger GZ, erwies sich als "Wasser auf dessen Mühlen". Da kann es wohl keine Frage geben. Auch wenn die Bildreproduktion aus technischen Gründen alles andere als "optimal" ist, so kann man doch sicherlich den dabei im Talar amtierenden Pfarrer im Hintergrund erkennen.
http://www.manfred-gebhard.de/GZM25111.jpg
Ein weiterer Pressebericht, welchen dieselbe GZ-Ausgabe auch übernahm, sei auch hier noch nachfolgend dokumentiert.

Legende von 1925.
(Aus "Nach der Arbeit") C. Kirsten
Fast zweitausend Jahre waren seit seinem Tode vergangen, da geschah es, daß er wieder zu den Menschen kam, um zu sehen, was sie aus seiner Lehre gemacht hatten. Aber da waren viele, die ihn gar nicht kannten, so sehr war ihnen sein Bild durch das Dogma verzerrt und entstellt worden, und wieder andere, die ihm scheu auswichen, wenn er sie aus seinen großen, dunklen Augen ernst und fragend ansah; nur einige wenige kamen zögernd zu ihm und gestanden ihm: "Es ist schwer, in dieser Welt nach deiner Lehre zu handeln." Die Kinder aber liefen ihm zutraulich nach, denn er war gut und freundlich zu ihnen, und die, welche auf der Schattenseite des Lebens saßen, blickten aus ihren vergrämten Augen hilfesuchend zu ihm auf und begannen zu hoffen. Die meisten aber traten ihm ablehnend und feindselig gegenüber - und da er ihnen immer unbequem wurde, ließen sie ihn schließlich gefangen nehmen.

Und alle, die etwas wieder ihn vorzubringen hatten, traten zusammen, um Gericht über ihn zu halten.

"Er hat gesagt, ein Kamel käme leichter durch ein Nadelöhr als ein Reicher in das Himmelreich, und wir Reichen sollten unseren Überfluß verkaufen und den Armen geben!" schrie ein dicker Herr mit krebsrotem Gesicht und schlug wütend mit der Faust auf den Tisch. "Habe ich etwa darum jahrelang geschoben und unruhige Nächte gehabt und mit meinen Arbeitern die erbittersten Lohnkämpfe ausgefochten, bloß um jetzt meinen mühsam erworbenen Gewinn mit ihnen zu teilen?! Der Mensch ist ein Schädling, ein Volksverführer - weg mit ihm!" -

Ein verknöcherter Pedant erhob sich steifbeinig, hüstelte und blinzelte über seine Brillengläser hinweg: "Der Mensch vergiftet mir mit seinen Lehren von Liebe und Friedfertigkeit die heranwachsende Jugend. Unsere altbewährten, reaktionären Erziehungsmethoden werden damit gänzlich über den Haufen geworfen und in den Augen der unreifen, urteilslosen Knaben herabgesetzt. Dagegen muß auf das energischste Protest eingelegt werden, sonst werden all die hoffnungsvollen zarten Ansätze zerstört oder in der Entwicklung gehemmt, die sich dank unserer rastlosen Bemühungen hier und da schon bemerkbar machen. Ich beantrage, daß man mit allen Mitteln gegen diesen Menschen vorgeht!"-

"Er ist ein Jude!" krähte eine scharfe Kommandostimme, "allein schon Grund genug, ihn auf irgendeine Weise zu beseitigen. Außerdem unkorrigierbarer Pazifist; beantrage schärfste Maßnahmen!"

"Man hat ihn häufig in mehr als zweifelhafter Gesellschaft gesehen", gähnte gelangweilt ein Lebejüngling und jonglierte mit seinem Monokel. "Was soll man von einem Menschen halten, der sich mit gemeinem Volk an einen Tisch setzt und die Dirnen in Schutz nimmt! Ich bin dafür, daß man derartige Elemente einfach aus der menschlichen Gesellschaft ausmerzt!" -

"So sehr es meinem Empfinden widerstrebt, zu gewaltsamen Mitteln zu greifen", schloß der Herr Hofprediger die Reihe der Anklagemomente, "aber unangebrachte Milde ist falsche Sentimentalität und Schwäche. Auch ich kann den Herren Vorrednern nur beipflichten. Dieser Mensch ist nicht nur äußerst unbequem, sondern auch höchst gefährlich. Wir müssen uns unbedingt seiner zu entledigen suchen!

Bedenken Sie, meine Herren, dieser Mann verkündet allerorten Nächsten- und Bruderliebe, Frieden, Versöhnung, Duldung - also, wenn Sie es recht betrachten, das gerade Gegenteil von dem, was ich jeden Sonntag meiner lieben Gemeinde von der Kanzel herab in die Gemüter hämmere. Sollen wir uns das länger bieten lassen? Schließlich gehen den Leuten die Augen einmal auf, und was dann?!

Einer meiner Amtsbrüder fand neulich den schönen Bekennermut, den Kampf bis aufs Messer zu predigen, dreimal heiligen, frisch-fröhlichen Krieg. Wiederherstellung der alten Herrlichkeit, forsches Säbelrasseln - ja, meine Herren, ist denn das nicht auch wirklich das einzige, was uns heute wieder auf die Beine bringen kann! Auge um Auge, Zahn um Zahn! Was heißt da Völkerversöhnung, Bruderliebe, Duldung! Kann man mir zumuten, Anhänger anderer Konfessionen zu lieben oder zu dulden? Nein, und dreimal nein, liebe Brüder! Wir müssen uns kräftig unserer Haut wehren mit allen Mitteln, sonst sind wir verloren! Auspeitschen, jawohl, auspeitschen muß man diese Nichtswürdigen, die es wagen, uns daran zu hindern!" -

Und der Herr Hofprediger faltete die Hände auf dem Rednerpult und sah befriedigt über die Köpfe seiner begeisterten Zuhörer hinweg: "Liebe Brüder, auch ich gebe, betreu meiner Gesinnung, meine Stimme ab - dieser Mensch muß für immer verschwinden!"

Und wieder wie vor zweitausend Jahren wurde jener verurteilt und ans Kreuz geschlagen.

Re: Im Goldenen Zeitalter gelesen - Eine Zeitreise
geschrieben von:  Drahbeck
Datum: 26. November 2010 00:16
Bereits in Kommentierung der GZ-Ausgabe vom 15. 4. 1924, wurde auf die Stellungnahme letzteren zur sogenannten "Theosophie" eingegangen.
Siehe:
http://forum.mysnip.de/read.php?27094,25711,25772#msg-25772
Eintrag vom 19. April 2009 05:54
Eng verwandt mit dieser, und höchstwahrscheinlich auch bedeutungsvoller, ist die sogenannte "Anthroposophie". Ihr für breitere Kreise der Öffentlichkeit sichtbarer Aktionsradius, wird auch in der sogenannten "Waldorf-Pädagogik" deutlich.

So mancher, auf der Suche nach alternativen Schulformen, außerhalb des staatlichen Schulwesens, landet dort. Manche haben im Rückblick diese Landung als gravierende persönliche Fehlentscheidung rekapituliert (zwar nicht alle, aber doch durchaus einige).

Die wenigsten haben sich auch im Vorfeld darüber Rechenschaft abgelegt, dass eben der Spiritus rector, auch der Waldorf-Pädagogik, Rudolf Steiner mit seiner Anthroposophie ist. Den Namen Anthroposophie haben sie zwar als Wortgeklingel zur Kenntnis genommen. Indes von seiner Substanz haben sie im Vorfeld wahrscheinlich nicht viel mehr verstanden, als der sprichwörtliche Affe, der da ins Uhrwerk schaut.

Blenden ließen sie sich dann durch solche Elemente wie. Es gäbe in der Waldorf-Pädagogik keine Schulnoten und ähnliches mehr.

Nun ist der Kommentar der Schweizer Ausgabe des "Goldenen Zeitalters" vom 15. 11. 1925, welche selbigen in Beantwortung einer Leserfrage abdruckte, mit Sicherheit nicht der Kommentar, welchen ich persönlich der Anthroposophie angedeihen lassen würde. Man muss dabei keineswegs auf den Nazi-Autor Schwartz-Bostunitisch abstellen, welcher Steiner "als einen Schwindler wie keiner" titulierte.


http://books.google.de/books?id=tcZZfSgpOJcC&pg=PA391&dq=Schwartz-Bostunitsch+Schwindler&hl=de&ei=Zk7sTNO7IY6VswaT3LiSDw&sa=X&oi=book_result&ct=result&resnum=6&ved=0CEMQ6AEwBQ#v=onepage&q=Schwartz-Bostunitsch%20Schwindler&f=false
 

Es ist doch wohl eher so, dass jene, welche da auf der Suche nach (vermeintlicher) Spiritualität sind, besondere Gefahr laufen, im Gewässer der Anthroposophie zu versanden. In gewisser Hinsicht kommt der Aspekt "Spiritualität" auch in der Fragestellung im GZ und ihrer Beantwortung zum Ausdruck.
Dort wurde in der genannten Ausgabe angefragt

"Was halten Sie vom Spiritualismus, der nach meiner Information mit Spiritismus nichts gemein hat? Der Unterschied zwischen Spiritismus und Spiritualismus besteht hauptsächlich darin, daß dasselbe Mittel zu verschiedenen Zwecken gebraucht wird. Der Mediumismus, überhaupt die okkulten Kräfte, dienen auf der einen Seite vorwiegend materiellen Zwecken. ...

Der Spiritualismus sucht die spiritualen (geistigen) Kräfte deutlicher auf das Jenseits hinzuweisen, und durch Verbindung mit hohen geistigen Wesen seelisch-geistigen Vorteil zu erlangen. ...

Das Verbot liegt meines Erachtens also nicht auf den Fähigkeiten selbst, sondern auf dem falschen Gebrauch derselben. Der Spiritualismus ist vorwiegend Verkehr mit guten Geistwesen (wie es ja logischeiweise, wenn es schlechte Geistwesen gibt, auch gute geben muß). Der Verkehr mit niederen Wesen, wenn sich solche einstellen (ein zitieren von Geistern findet überhaupt nicht statt), beschränkt sich darauf, dieselben anhand der Lehre Christi seelisch höher zu führen.

Können sich diese guten Geister nicht auch durch Menschen offenbaren, durch solche Menschen, die auf Grund ihres Gott wohlgefälligen Lebenswandels zu solcher Stufe gelangt sind, daß sie ... Geistesgaben würdig sind, zukünftige Dinge zu sehen, hell zu hören und auch, das Stoffliche durchdringend, Geistwesen zu sehen?

Ein guter Bekannter von mir, welcher ebenfalls mit Ihren Lehren seit längerer Zeit vertraut ist, hatte Gelegenheit, an mehreren Zusammenkünften von Spiritualisten teilzunehmen, wo durch Medien u. a. auch Bibelerklärungen gegeben wurden, welche zu seinem Erstaunen mit denen der Ernsten Bibelforscher absolut übereinstimmen.

Auch die Andacht vor und während solcher Zusammenkünfte ließe auf alles andere als auf böse Einflüsse schließen. Wie denn auch überzeugte Anhänger schon in ihrem Lebenswandel so eingestellt sind, daß nach menschlichem Ermessen von schlechten Einflüssen keine Rede sein kann. ...

Dies alles hat mir und einem Freund seit geraumer Zeit viel zu denken gegeben. Wollen Sie mir anhand von Schriftbeweisen eine ausführliche und überzeugend Antwort zukommen lassen, welche unsere Zweifel hebt und uns gegen diesseitige Anfechtungen zu wappnen vermag."

Soweit die sicherlich nicht "kurz" abgefasste Fragestellung, die zugleich einige geschickte Steilvorlagen für das GZ mit enthielt, etwa die, die Bibelerklärungen würden,

"zu seinem Erstaunen mit denen der Ernsten Bibelforscher absolut übereinstimmen."

In der Antwort darauf schreibt dann das GZ:

"Der Spiritualismus, wie ihn der Fragesteller darstellt, ist eine Abart oder nur eine moderne Bezeichnung der sog. Theosophie (d. i. "Wissenschaft von Gott" oder vom Göttlichen), die heute, besonders in der von Dr. Rudolf Steiner begründeten Form der Anthroposophie, viele zum Teil aufrichtige und edle Geister gefangen nimmt.
Wir beschränken uns hier darauf, unsere grundsätzliche Einstellung zu derartigen Lehren darzulegen.

Und dazu meint das GZ dann:

1. Alle theosophischen Lehren (wovon auch der Spiritismus eine Abzweigung ist) wollen Wege oder Methoden sein, die uns zur Erkenntnis höherer, geistiger Welten und Wirklichkeiten, geistiger Wesen, selbst Gottes bringen sollen. Diese Erkenntnis soll weiter zu einer Steigerung der menschlichen Natur, zur Gottähnlichkeit, zur Vergeistigung, ja schließlich zur Vergottung des Menschen führen.

Es ist mithin ein Weg zur Selbsterlösung des Menschen durch das Mittel eines systematischen geistig-sittlichen Trainings. Damit stoßen wir aber schon auf den entecheidenden Punkt: Diese Lehren leugnen samt und sonders den Wert des Lösegeldes Jesu Christi. Daß im übrigen bemerkenswerte sittliche Gesichtspunkte eingenommen werden, daß Befreiung von niederen Leidenschaften, Furcht, Selbstsucht zu den Erfordernissen dieses Erkenntnisweges gehören, ja daß sogar der christlichen Ethik und der Bibel eine Ehrenstelle eingeräumt werden unter den Hilfsmitteln der geistig-seelischen Entwicklung, kann neben diesem Fundamentalirrtum nicht mehr sehr ins Gewicht fallen und nicht darüber hinwegtäuschen, daß diese Lehren vom Widersacher inspiriert sind. ...

2. Theosophen und Spiritualisten erklären, daß heute auch in religiösen Dingen die Zeit des Glaubens vorüber und die einer mehr wissensmäßigen Erkenntnis (mit Hilfe "höherer Erkenntnismethoden", die die Fähigkeit des Hellsehens und -hörens entwickeln sollen) angebrochen wäre. Dieses ist nicht der Standpunkt der Heiligen Schrift, welche vielmehr erklärt, "daß es ohne Glauben unmöglich sei, Gott wohlzugefallen" ... und "daß, wer Gott naht, glauben muß, daß er ist". Demgegenüber wird die Erkenntnis gering eingeschätzt. ...

Der gefallene Mensch ist unfähig, den Weg des Heils selbst zu erkennen. Darum eben hat Gott ihm sein Wort gegeben, damit er nicht durch menschliche Erkenntnismethoden weise werden müsse, sondern durch Glauben zur Erkenntnis gelangen könnte; damit auch Gelehrte und Gebildete und Kluge nichts vor den Ungelehrten und Einfältigen voraus hätten. ...

Nirgends weist der, welcher gesagt hat;
"Ich bin der Weg, die Wahrheit und das Leben; niemand kommt zum Vater denn durch mich" darauf hin, daß ein Christ der Fähigkeit des Hellsehens und -hörens bedürfte.

3. Es ist ein Irrtum, anzunehmen, daß die "Gnadengaben des Geistes", von denen l. Korinther 12 ; 8-10 die Rede ist, den ersten Christen als Lohn für ein besonderes Verdienst verliehen worden seien. Sie wurden ihnen zum Zeugnis ihrer Sohnschaft und zu einem Zeugnis für die unbekehrte Welt verliehen (l. Korinther 14:22), weil in jener Zeit zur Ausbreitung der Lehre noch etwas handgreiflichere Beweise für die Macht des Geistes der Wahrheit nötig sein mochten.

Es liegt kein Grund vor, anzunehmen, daß die ersten Nachfolger des Herrn eine "höhere Entwicklungsstufe" erreicht gehabt hätten als spätere. Diese hatten, wenn ihnen gewisse Gaben des Geistes nicht mehr verliehen wurden, jenen gegenüber den großen Vorzug, den vollständigen Kanon des göttlichen Wortes zu besitzen.

Der Apostel legt gar kein sehr großes Gewicht auf diese mehr äußerlichen Gaben des Zungenredens, Wunderwirkens, Heilens. (Mit prophezeien, l. Korinther 14:5, ist übrigens das "öffentliche Auslegen der Schrift", nicht "weissagen" gemeint.) Er verkündet vielmehr voraus, daß sie alle verschwinden würden, und allein die Liebe bleibe (l. Korinther 13 ; 8). Wichtiger ist die Pflege der Charakterfrüchte des Geistes (Galater 5; 22 und l. Korinther 13 : l).

4. Das Wort Gottes weiß nichts davon, daß Menschen willkürlich in Verkehr mit lauten Geistwesen treten können, oder daß solche selbständig mit Menschen in Verbindung treten. Die Engel sind Gottes treue und ergebene Diener, die nicht das Geringste aus sich selbst, noch weniger auf Befehl oder auf Wunsch des Menschen tun. Und den Menschen ihrerseits ist geboten: "Ihr sollt nicht ändern Göttern nachgehen ... denn ein eifernder Gott ist Jehova" ...

Die Heilige Schrift kennt oder gebietet keine Engelverehrung. Der Christ hat mit keinem Geistwesen Verbindung zu suchen und zu wünschen außer mit Gott, dem Herrn, und unserem göttlichen Mittler Jesus Christus ...
Würde sich doch auch ein irdischer Fürst bedanken, wenn seine Untertanen, indem sie eine Vergünstigung von ihrem Herrn erlangen wollen, seine Diener statt ihn selbst darum ansprechen wollten.

Wenn daher irgendwelche Geistwesen selbständig mit dem Menschen in Beziehung treten - und in der Tat kann der Mensch nichts außerordentliches leisten, die Grenzen seiner Natur und Erkenntnis nicht überschreiten ohne entweder die Hilfe Gottes oder der Dämonen - dann sind diese Geister immer abgefallene dämonische Wesen, mögen sie sich noch so sehr als Engel des Lichtes gebärden. Selbst wenn sie die Wahrheit redeten, verdienten sie kein Vertrauen, sondern müßten abgelehnt werden, wie Paulus es in Philippi mit der wahrsagenden Magd machte (Apostelgeschichte 16 : 16-18) und unser Herr mit dem Besessenen (Markus l ;24).

Noch weniger kann es Sache des Menschen (der außerstande ist, sich selbst zu erlösen) sein, "niedere Geistwesen", die mit ihm Verbindung suchen, "anhand der Lehre Christi seelisch höher zu führen". Es ist, wie die vielen Volksmärchen vom übertölpelten Teufel beweisen, ein alter Trick Satans, sich unbedeutender und dümmer darzustellen, als er ist. Tatsächlich ist Satan ein dem Menschen weit überlegenes, kein "niederes" Wesen ... und wer sich mit ihm oder seinen Abgesandten einläßt, sehe zu, daß er nicht der Betrogene sei.

5. Leider bietet selbst große Intelligenz und ein "guter" Charakter keine Gewähr dafür, daß ein gefallener Mensch nicht vom Widersacher geblendet, dem Irrtum anheimfallen könnte. Daher sollte man die Anhängerschaft selbst rechtschaffener, liebenswürdiger und intelligenter Leute niemals für den Beweis der Wahrheit einer Lehre halten. Wir haben übrigens auch keinen Grund uns von irgendwem sagen zu lassen, was die Wahrheit sei. Gottes Wort ist die Wahrheit ... Und "jeder, der weiter geht und nicht bleibt in der Lehre des Christus, hat Gott nicht"

Schon am Umfang dieser Antwort kann man ablesen, dass die zeitgenössische WTG insbesondere die "Anthroposophie" nebst der sogenannten "Christlichen Wissenschaft", als die für ihr eigenes System relevantesten Bedrohungen ansah.

Re: Im Goldenen Zeitalter gelesen - Eine Zeitreise
geschrieben von:  Drahbeck
Datum: 13. Dezember 2010 01:10
Wie "tickten" sie denn, die zeitgenössischen Bibelforscher, namentlich in bezug auf ihre Technik-Euphorie, welche von ihnen "biblisch" verklärt wurde. Diese "biblische Verklärung" erwies sich im Rückblick so überflüssig wie ein Kropf.

Ein Beispiel ihre zeitgenössische These das "Hin- und Herrennen", das man meint aus der Bibel herauslesen zu können, und das von ihnen (etwa in der "Harfe Gottes") auf moderne Reisemittel bezogen wurde, musste schon einige Jahrzehnte von ihnen selbst wieder auf den Müllhaufen befördert werden.
Einen Beleg dafür kann man auch im "Wachtturm" Jahrgang 1939 (S. 350f.) vorfinden, wo diesen Aspekt betreffend, nun als "neues Licht" verkündet wurde:

"Zu seiner eigenen bestimmten Zeit offenbart Jehova seinem Volke sowohl sich selbst als auch sein Vorhaben. Seine Prophezeiung kann daher nicht verstanden werden, bis Gottes bestimmte Zeit zu ihrem Verständnis gekommen ist. Dies wurde dem Propheten Daniel deutlich gesagt. Er schreibt: "Und ich hörte es (die Prophezeiung durch den Engel) aber ich verstand es nicht, und ich sprach: "Mein Herr, was wird der Ausgang von diesem sein? Und er sprach: Gehe hin Daniel, denn die Worte sollen verschlossen und versiegelt sein bis zur Zeit des Endes." Und das Daniel verschließe die Worte und versiegle das Buch bis zur Zeit des Endes. Viele werden es durchforschen (viele werden hin und her rennen (engl. B.) und Erkenntnis wird sich mehren. (Dan. 12:8,9 4)

Nun kommt der bemerkenswerte Satz:

Eine gute Weile haben Erforscher der Prophezeiung gedacht, in der Erfüllung bezögen sich die letzterwähnten Worte auf das Hin- und Herrennen der Menschen auf der Erde mittels schneller Verkehrsmittel, wie Lokomotiven Schiffe Autos Flugzeuge und ähnliche Mittel, ferner auf die große Zunahme der Erkenntnis bezüglich der Dinge auf dem Gebiete der wissenschaftlichen Erforschung, wie Radio usw., was zeitlich mit der Entwicklung des Schnellverkehrs auf der Erde zusammenfällt."

Hier schon "vergisst" der "Wachtturm" zu spezifizieren, wer denn diese vermeintlichen "Erforscher der Prophezeiung" waren, nämlich niemand anders als die Spitze der eigenen Organisation!

Weiter geht es im WT-Text:

"Man beachte aber, dass mit der wissenschaftlichen Entwicklung oder der Erfindung von Maschinen Gottes Volk nicht in besonderer Weise verbunden gewesen ist. In der englischen Übersetzung werden alle Worte "hin und her rennen" gebraucht. Offenbar weisen sie jedoch nicht auf irgendwelche schnelle Reisen von einem Ort zum andern hin, ja nicht einmal auf eiliges Forschen. Die Worte weisen deutlich auf Fleiß hin, (nicht auf Eile). Im Suchen nach etwas was befriedigt, und wer etwas anderes sucht als das Wort des Herrn, findet es nicht. In der Elberfelder Übersetzung lautet die Stelle von Daniel 12:5 richtiger Weise
"Viele werden es durchforschen und die Erkenntnis wird sich mehren."
So lautet dieser Text sozusagen in allen anderen deutschen Bibel ebenso in der skandinavischen Übersetzung."

Um 1925 war diese Ernüchterung noch nicht akut. Da schwebte man noch auf "Wolke sieben" der eigenen Technik-Euphorie. Ein Beispiel dafür auch jener im "Goldenen Zeitalter" (Schweizer Ausgabe vom 1. 12. 1925; Ausgabe Magdeburg 1. 1. 1926) veröffentlichte Artikel unter der Überschrift:
"Stimmenverbindung im Weltall". Aus ihm nachstehend einige charakteristische Auszüge:

"Der Gedanke der Stimmenverbindung im Weltall ist überraschend. Aber überraschende Dinge sind heute an der Tagesordnung. Die letzten Jahre brachten so viele Überraschungen, und die Menschen haben so oft staunend vor neuen Dingen gestanden, daß sie heute schon fast daran gewöhnt sind und etwas Außergewöhnliches geschehen muß, ehe sie in Staunen versetzt werden.

Das ,,Unwiderstehliche" der physischen Tatsachen von heute hat so viele der "feststehenden" Theorien und Glaubensbekenntnisse von gestern zertrümmert, daß die Welt buchstäblich mit den Trümmern der Zeit übersät ist. Diese Trümmer können nicht wieder zusammengesetzt und wieder hergestellt werden. Das einzige, was getan werden kann, ist, den Schutt wegzuräumen, um Raum für etwas anderes zu schaffen. Was dieses "andere" sein wird, wird man bald sehen. Aber, was es auch sein mag, es wird einen weit größeren Maßstab haben und auf viel breiterer Grundlage der Erkenntnis ruhen, als alles, was man bisher gekannt und wovon man geträumt hat. Seine Erbauer werden viel Weisheit brauchen, um sich die ungeheure Menge des Wissenmaterials, das bisher gesammelt wurde, zu Nutze zu ziehen.

Der Mensch ist ein wunderbares Geschöpf. Doch ist er nicht der Schöpfer irgend eines ursprünglichen Stoffes. Aber bei dem Arbeiten mit den bereits vorhandenen Stoffen hat er innerhalb der letzten fünfzig Jahre so viele Erfindungen gemacht, daß er beinahe die Welt auf den Kopf gestellt hat, so weit Lebensweise und Arbeitsmethoden in Betracht kommen. Während dieser Zeit sind auf wissenschaftlichem und technischem Gebiet mehr Erfindungen und Entdeckungen gemacht worden, als während der ganzen vorherigen Zeit seit das Menschengeschlecht besteht.

Als nächstes wähnt das GZ rekapitulieren zu sollen:

Jeder Fünfzigjährige kann sich der Zeit erinnern, wo es noch keine Schreibmaschinen, Additionsmaschinen, Grammophons oder elektrische Waschmaschinen gab, wo man noch keine Autos, elektrische Bahnen, Unterseeboote und Flugzeuge kannte, keine Zentrifugen, keine Registrierkassen, keine Kinomatographen, keine Röntgenstrahlen, keine Vakuumreiniger, kein Telephon, kein Bogenlicht, nicht zu reden von tausend anderen Dingen, die wir jetzt täglich im Gebrauch haben.

Wir lächeln, wenn wir ein Kind, das beim Spiel mit seinen Bauklötzen eine neue Zusammenstellung gefunden hat, rufen hören; "Komm und sieh, was ich gemacht habe!"
Der Mensch ist nur etwas größer als so ein spielendes Kind und spielt mit etwas größeren Dingen, die ihm ein Anderer gegeben hat.

Und ein "Spielzeug" das es ihm besonders angetan hat, wähnt das GZ auch noch entdeckt zu haben:

Wir haben jetzt wieder ein neues Spielzeug, das Radio. Welch eine Welt von Freude hat es Millionen Menschenkindern gebracht! Tausende, die wohl in der Stadt wohnen, die aber infolge von Krankheit, Alter oder Pflichten an das Haus gefesselt oder nach des Tages Last und Mühe erschöpft sind, können ihre Freude und ihre Erholung darin finden, daß sie das Radio hören. Und Tausende, die auf dem Lande wohnen und die Stadt nur selten besuchen können, können jetzt die besten Opern, Konzerte, Vorträge und Predigten, die in den entferntesten Städten gehalten werden, in ihrem eigenen Heim hören.

Mag man diese Euphorie aus zeitgenössischer Sicht, auch noch nachvollziehen können, so ist die nachfolgende Interpretation, doch wohl etwas weit hergeholt, wenn das GZ postuliert: Dieser neue Diener des Menschen ist der aufmerksamste, flinkste und gehorsamste, den die Menschheit je gekannt hat. Niemand weiß, wie lange er schon dagewesen ist und gewartet hat, daß ihn jemand zur Arbeit anstellte. Der Mensch hat ihn nicht geschaffen oder gemacht, sondern einfach "gefunden" und ihm verschiedene Kleider angefertigt, in denen er die verschiedenen Arbeiten verrichtet. Und seine Leistungsfähigkeit scheint unbegrenzt zu sein. Es macht keinen Unterschied, ob wir deutsch, französisch, englisch, russisch oder chinesisch sprechen, das Radio spricht alle Sprachen und steht uns zu Diensten, in welcher Sprache wir wünschen. Es bringt uns nicht nur die neuesten Nachrichten, Börsenberichte, Musik und Fröhlichkeit, sondern es berührt mit seinem Gesang auch die religiösen Gefühle in der Tiefe unseres Herzens und dient uns bei der Abendandacht mit dem Wort und stärkt und tröstet unsere Herzen. Und alles das können wir haben, ohne uns ankleiden oder bei schlechtem Wetter ausgehen zu müssen.

Als wir noch Kinder waren, lasen wir "Aladin und die Wunderlampe" und machten große Augen vor Erstaunen. Aber neben dem Radio sieht diese wunderbare Lampe wie ein Kinderluftballon neben einem Zeppelin aus. Alles, was die Phantasie je erträumte, wird von den wirklichen Tatsachen auf dem Gebiete des Radio übertroffen. Und bei alledem hat der Mensch nichts Neues geschaffen, auch hat er keine neuen Naturgesetze entdeckt.

Er hat einfach einen Weg gefunden, auf dem er sich etwas zu Nutze machen kann, das eine höhere Macht schon längst vorgesehen hat. Diese Welt ist ein angenehmer Ort, darin zu wohnen. Wenn alle Bösewichte an der Ausführung ihrer Absichten verhindert wären, wenn sich jedermann guter Gesundheit erfreuen könnte und es keinen Kummer, keine Sorge, keine Trauer, keine Unglücks- und Sterbefälle mehr geben würde, so würde es auf diesem Planeten fast so schön wie im Himmel sein. Er ist auch tatsächlich ein Teil des Himmels, einer der Himmelskörper, die unter der Herrschaft und Leitung des Einen, Höchsten stehen.

Mit einer Geschwindigkeit von 1600 km in der Minute, 108 000 km in der Stunde läuft diese Erde ruhig ohne viel Stoßen und Rütteln dahin. Sie läuft nicht auf Schienen, aber sie hält ihre genaue Bahn ein und kehrt auf die Minute pünktlich von ihrem Jahreslauf zu demselben Punkte zurück, von dem sie vor Jahresfrist ausging. Und dabei legt sie die weite Strecke von 931000000 km zurück.
Kein Schnellzug hat je pünktlicher seinen Kurs eingehalten, Sie muß offenbar einen ausgezeichneten Abfertiger und Führer haben.

Doch die Erde ist nur einer von einer großen Planetenfamilie, von denen alle in rasender Eile dahinsausen, majestätisch ruhig, stets pünktlich, ohne sich um einander zu kümmern oder einander zu stören, obwohl wir gelegentlich einen anziehenden Einfluß eines anderen Planeten fühlen, als ob dieser wünschte, näher mit uns bekannt zu werden.

Welche Überraschung würde es sein, wenn wir eines Abends mit dem Mars verbunden wären! Wenn wir die Ankündigung hören würden: ,,Station Hoffnung, Kanalzone, Planet Mars"! - Unsinn, wird man sagen, "das ist unmöglich!" Dasselbe sagten die Leute früher von vielen Dingen, die uns jetzt im täglichen Gebrauch dienen. Jemand möchte fragen: "Wie können wir wissen, ob der Mars bewohnt ist?" Wir wissen es nicht, aber es gab auch eine Zeit, in der unsere Erde noch nicht bewohnt war. Das war kein Beweis dafür, daß sie niemals bewohnt sein würde. Wenn uns jemand vor fünfzig Jahren gesagt hätte, ein Arzt in London wird den Herzschlag eines Patienten in Moskau, 2400 km weit entfernt, hören, ja sogar ohne Draht, würden wir zweifellos gedacht haben, bei dem Betreffenden sei im Oberstübchen etwas nicht ganz richtig. Und doch ist dies geschehen.

Was ist Unmöglichkeit? Das Wort ist bedeutungslos geworden. Wir können außer Stande sein, heute etwas zu tun; aber das ist kein Beweis dafür, daß wir morgen nicht im Stande sein werden, es zu tun. Wer kann wissen, ob wir morgen nicht imstande sein werden, mit dem Planeten unseres Sonnensystems eine Verbindung herzustellen? Ein großer Meister mit unbeschränkter Macht erschuf sie und erhält sie in ihrer Bahn, genau wie unsere Erde. Andernfalls würden wir sofort in Stücke zerfliegen. Diese Planeten erschufen sich nicht selbst, noch gaben sie sich selbst ihren Lauf, ebenso, wie unsere Taschenuhr sich nicht selbst machte und in Gang brachte. Jeder gesunde Verstand muß zugeben, daß die Offenbarung solcher Weisheit und Macht, wie sie sich in der Ordnung und Leitung unseres Sonnensystems dartut, ein Beweis dafür ist, daß ein intelligenter Schöpfer in den Himmeln ist. Die Bibel sagt, daß er Himmel und Erde gemacht hat, und es gibt gewißlich keinen Grund, an dieser Aussage zu zweifeln.

Wenn Gott den Menschen erschuf und ihn, mit Intelligenz und Fähigkeiten ausgerüstet, auf die Erde setzte, könnte er nicht, wenn er es wollte, mit Mars, Jupiter, Saturn und allen anderen Planeten also tun? Gibt es einen Grund, daß er nicht ein universelles Gesetz errichten und die Bewohner der Erde mit den anderen Planeten in Verbindung bringen könnte? Die Bibel erklärt, daß Engel von irgendwoher auf die Erde kamen und wichtige Botschaften und Unterweisungen beachten. Was könnte sie daran hindern, auch andere Planeten zu besuchen? Könnten sie nicht ebensogut zwischen den verschiedenen Planeten verkehren und ihre Bewohner miteinander in Verbindung bringen?

Auch als Prophet meint das GZ sich betätigen zu können, wenn es weiter verkündet:

Es liegt nichts Unvernünftiges in dem Gedanken, daß alle Planeten einmal mit intelligenten Wesen bevölkert sein werden, die in Verbindung miteinander stehen. Zweifellos wird der Menschheit noch manche "Überraschung" vorbehalten sein. Wenn Gott intelligente Wesen erschaffen und auf diese Erde setzte und ihnen so wunderbare, herzerfreuende Dinge, wie das Radio geben konnte, ist kein Grund vorhanden, daß er dasselbe nicht auch anderswo tun und seinen Geschöpfen ein himmlisches Radio geben könnte, daß sie miteinander verkehren könnten.

Die Astronomen sagen uns, daß unser Sonnensystem nur wie ein kleines Kind in der großen Familie des Universums ist. Professor Curtis behauptet, mit Hilfe des mächtigen Teleskopes des Licht-Observatoriums in Californien 900 000 Spiral-Nebelflecke gezählt zu haben. Das Licht läuft mit einer Geschwindigkeit von 9 ½ Billionen Kilometer im Jahr. Jedoch sind einige Sterne des Universums so weit von uns entfernt, daß ihr Licht Tausende von Jahren braucht, um unsere Erde zu erreichen. Für die Menschen auf dieser Erde arbeitet das Licht schnell genug. Für alle ihre Bedürfnisse ist es augenblicklich zur Hand, Aber für eine interplanetarische Verbindung würde es viel zu langsam sein. Wenn etwas nicht in Ordnung wäre und sich eine sofortige Verbindung mit dem Hauptquartier nötig machte, und das ausgesandte Wort nur 300 000 km in der Sekunde durchlaufen würde, würde es Jahrhunderte lang dauern, bis eine Botschaft erhalten und ebensolange, bis Antwort zurückgesandt werden könnte. Und die Elektrizität würde für den himmlischen Verkehr wie ein Ochsenfuhrwerk sein, Gott muß etwas haben, was ihm viel schneller dient als das Licht und die Elektrizität, um mit den äußersten Teilen seiner unendlichen Herrschaft in Verbindung stehen zu können, und dieses Etwas wird vielleicht eines Tages auch seinen Geschöpfen zugängig gemacht werden.

Würde es nicht interessant sein, wenn wir von unserem kleinen Sonnensystem aus, das durch den Weltenraum dahinsaust, einmal eines der größeren Systeme anrufen und seine Bewohner kennen lernen könnten? Freilich rufen die Menschen heute noch wie aus einem Munde: ,,Unmöglich, unmöglich!" Aber wie können wir wissen, daß es unmöglich ist? Wenn Gott diese Millionen Sonnensysteme erschaffen und während all der vergangenen Millionen Jahre in wundervoller Harmonie erhalten hat, was könnte ihn daran hindern, sie weiter zu erhalten und sie schließlich zu bevölkern und in Verbindung miteinander treten zu lassen?

Wo so viele Unmöglichkeiten um uns her aufgehört haben, unmöglich zu sein, warum sollte da nicht noch mehr Unmögliches möglich werden?
"Aber, wir werden es nicht erleben" - werden hier manche sagen. Wie können Sie das wissen? Die Durchschnittsdauer des menschlichen Lebens nimmt von Jahr zu Jahr zu. Täglich mehrt sich die Erkenntnis und viele Menschen werden über hundert Jahre alt. In New York gibt es einen Klub der Hundertjährigen, dem niemand beitreten darf, ehe er nicht 100 Jahre alt ist. ...

Eine Stimmenverbindung des Weltalls in der Zukunft ist nicht unmöglich. Nichts ist dem Schöpfer unmöglich für seine Geschöpfe zu tun. Und warum sollten die Menschen nicht für immer am Leben bleiben können? Warum sollten menschliche Wesen nicht so lange leben können, wie die Engel? Warum sollten die Menschen nicht hier bleiben können, wo sie eingewöhnt sind, wo ihre Freunde sind, anstatt in den Himmel zu kommen, wohin die Wenigsten wirklich zu gehen wünschen?

Diese Erde ist wahrlich ein schöner Ort, und von Jahr zu Jahr wird sie schöner, besonders seit das Radio die Menschen mehr und mehr unter einander verbindet. Für die meisten Menschen ist die Erde sehr anziehend. Wenn jemand krank ist, tut er, was ihm nur möglich ist, um auf dieser Erde bleiben zu können. Er würde lieber von anderen Weltenkörpern eine Botschaft hören, als sich selbst hinzuwünschen. Und warum sollte Gott seinen Geschöpfen nicht zu seiner Zeit die Freude der Stimmenverbindung im Weltall schenken?"

Da mag man als abschließenden Kommentar zu diesen GZ-Ausführungen wohl nur noch anmerken. Da lies wohl Jules Verne grüßen. Nur, benötigte letzterer keine biblischen Verbrämungen!

Re: Im Goldenen Zeitalter gelesen - Eine Zeitreise
geschrieben von:  Drahbeck
Datum: 18. Dezember 2010 03:19
Im Impressum der Schweizer Ausgabe des "Goldenen Zeitalters" vom 15. 12. 1925, findet man - erstmals - bei Angabe der verschiedenen Postscheckkonten für den Bezug des GZ, auch die beiläufige Angabe eines solchen Kontos beim Postscheckamt Karlsruhe. Die Besonderheit besteht darin, dass jenes Konto bezeichnet wird für GZ-Bezieher "die dem Bibelhause Bern zugeteilten Gebiete in Süddeutschland".

Als Hintergrund jener Entscheidung ist wohl auch zu sehen, dass laut den Jahrbuchstatistiken, die Zahl der WTG-Hörigen Bibelforscher in der Schweiz, für das Jahr 1928 auf magere 763 beziffert werden. Zehn Jahre später dümpelte man immer noch auf einer "Größenordnung" von 813 vor sich hin. Erst nach 1945 änderte sich das. In den zwanziger Jahren war schon das Saargebiet, Elsaß-Lothringen, Österreich, sowie sonstige deutschsprachige Bevölkerungsteile im europäischen Ausland (außerhalb Deutschlands) für den GZ-Bezug dem Berner WTG-Büro zugeteilt. Jetzt eben aber auch Süddeutschland.

Der Hintergrund wird noch deutlicher beachtet man, dass die Magdeburger Ausgabe des GZ zur gleichen Zeit ihre Auflagenhöhe auf 250.000 beziffert. Von solchen Umsatzzahlen konnte man in der Schweiz nicht im entferntesten träumen. Deshalb wohl vorgenannte Entscheidung. Das Karlsruher Konto lässt sich erstmals in der Schweizer GZ-Ausgabe vom 1. 12. 1925 nachweisen. Dort aber noch ohne die Spezifikation, für Süddeutschland zuständig zu sein. Auch hierbei zeigt sich. Der Schweiz blieb der erste Weltkrieg und Folgewirkung (Inflation) weitgehend erspart. Im bürgerlichen Milieu der Schweiz hatte es die "Proletenreligion" Bibelforscher mehr als schwer. Allerdings, beginnend mit der Schweizer Ausgabe des "Goldenen Zeitalters" vom 1. 3. 1926, verschwand diese Süddeutschland betreffende Notiz wieder sang- und klanglos. In der Magdeburger Ausgabe des "Goldenen Zeitalters" war sie indes nie enthalten gewesen.

Noch eine weitere Besonderheit ist in der Schweizer Ausgabe des "Goldenen Zeitalters" vom 15. 12. 1925 zu registrieren. Und zwar der kommentarlose Abdruck eines Leserbriefes. Sein Inhalt verwundert ja gar nicht so sehr. Aber indem er kommentarlos und ohne den geringsten Widerspruch abgedruckt wurde, identifizierte jene GZ-Redaktion sich ja weitgehend mit ihm. Sein Inhalt pure Kaffeesatz-Spekulation. Was meinte der Leserbriefschreiber zu wissen? Nun unter anderem dieses:

"Der Prophet Jeremia bezeichnet im Kapitel 52 ; 12 seines Buches den zehnten Tag des fünften Monats als das genaue Datum der Zerstörung Jerusalems unter Zedekia im Jahre 607 vor Chr. (oder, wie man auch sagen kann, 606 Jahre vor Chr.)
An diesem Tage begannen die 7 "Zeiten der Nationen", d. h. die 2520 Jahre der Lehensherrschaft der Nationen, Sie endigen auf den Tag genau 2520 Jahre später, am 1. August 1914."

Und dazu wird folgende Spekulation angestellt:

"Die biblischen Monate begannen bekanntlich jeweils mit dem Neumond; der l. Monat des sog. heiligen Jahres mit dem l. Neumond nach der Frühlings-Tag- und Nachtgleiche; der fünfte Monat mit dem fünften Neumond etc.
Der 5. Neumond nach der Frühlings-Tag-und Nachtgleiche des Jahres 1914 fiel auf den 22. Juli, abends 9 Uhr 38 Minuten.
Nach biblischer Zählung beginnt ein neuer Tag nicht, wie wir heute zu rechnen pflegen, um Mitternacht, sondern am Abend mit Einbruch der Dämmerung. Demnach fiel der fünfte Neumond des Jahres 1914 oder der erste Tag des fünften Monats nach biblischer Zahlung eigentlich auf den 23. Juli.
An diesem Tage stellte Österreich-Ungarn sein verhängnisvolles Ultimatum an Serbien. Der 10. Tag des 5. Monats fiel demnach im Jahre 1914 auf den l. August, dem Tage des Ausbruches des Weltkrieges, wo der große und unaufhaltsame Zermalmungs- und Vernichtungsprozeß der Nationenherrschaft einsetzte ...

Im 2; Buch der Könige; Kapitel 25 ; 8, berichtet der Chronist, daß Nebusaradan, der Oberste der Leibwache Nebukadnezars schon am 7. Tag des 5. Monats, von Ribla in Syrien herkommend, mit dem Auftrage Nebukadnezars eintraf, Jerusalem, zu zerstören."

Es sehr "sehr einleuchtend", so weiter dieser Leserbriefschreiber,

"daß die Stadt nicht sofort nach dem Eintreffen Nebukadnezars angezündet wurde. Zwischen der Zeitangabe in 2. Könige 25 ; 8 und Jeremia 52 ; 12 besteht darum einleuchtenderweise kein Widerspruch. Zwischen dem 7. und 10. Tage wurden anscheinend die Kostbarkeiten: die Gefangenen u. a. m., aus der Stadt herausgeschafft, bevor man sie in Flammen aufgehen ließ. Es ist nun sehr bemerkenswert; daß im Jahre 1914, am Abend des 28. Juli, nach biblischer Zeitrechnung zu Beginn des 29. Juli oder des 7. Tages des 5. Monats (dem Jahrestage des Eintreffens Nebusaradans mit dem Zerstörungsbefehl in Jerusalem) die ganze zivilisierte Welt durch den Telegraph und Extrablätter Kenntnis von der Kriegserklärung Österreich-Ungarns an Serbien erhielt. - So sehen wir in der Heiligen Schrift mit bewundernswerter Präzision das Ende der Zeiten der Nationen in drei bedeutsamen Phasen auf den Tag genau markiert; l) das Ultimatum Österreichs an Serbien,
2) die Kriegserklärung Österreich-Ungarns an Serbien und
3) den Ausbruch des Weltkrieges."

Da klopft man sich also wieder mal gegenseitig kräftigst auf die Schenkel, was für "wundersame" "Erkenntnis" man doch aus einem verschimmelten Kaffegrund nach dreimaligem Aufkochen, noch heraus zu destillieren weis!

Re: Im Goldenen Zeitalter gelesen - Eine Zeitreise
geschrieben von:  Drahbeck
Datum: 19. Dezember 2010 02:52
Die "religiösen Sozialisten", eine Minderheit innerhalb des Protestantismus. Nie über den Rahmen einer Minderheit hinaus gekommen. Im Gegensatz dazu die "Deutschnationalen". Die dominierten den Protestantismus und waren letztendlich Mit-Wegbereiter des Nationalsozialismus. Und von einer "Minderheit" kann man im letzteren Falle nun überhaupt nicht reden. Selbst die (durch Erfahrung) in zunehmende Opposition zum Naziregime gelangende "Bekennende Kirche", weist in ihren Reihen auch "stramme Deutschnationale" auf. Stellvertretend sei dabei nur auf das Buch von Niemöller "Vom U-Boot zur Kanzel" verwiesen.

Das es innerhalb des Protestantismus die relativ schwache Strömung der "religiösen Sozialisten" überhaupt gab, ist maßgeblich auch der atheistischen Konkurrenz namens Freidenker zuzuschreiben. Letztere tangierten das "religiös Eingemachte" im besonderen Maße. Und als "Puffer" zwischen beiden etablierten sich die "religiösen Sozialisten", welche zwar einige politische Forderungen des Freidenkertums verständnisvoller gegenüberstanden, als etwa die Deutschnationale Majorität. Jedoch im Gegensatz zum Freidenkertum auf eine religiöse Sozialisation, als ihrer Meinung nach, notwendig bestanden. Am massivsten wurden denn die "religiösen Sozialisten" auch von den Freidenkern angegriffen. Während die deutschnationale Majorität des Protestantismus, sich dabei "dezent" im Hintergrund hielt. Wohl wissend. In den eigenen Reihen spielen die ohnehin keine Rolle.

In gewisser Hinsicht kann man ja auch die Bibelforscher als eine Art analogen Puffer zu den dominierenden Deutschnationalen ansprechen. Allerspätestens wird dies bei ihrer Polemik etwa gegen "Stahlhelmpastoren", oder auch bei ihrer Aufnahme von Elementen des Pazifismus deutlich.

Hierbei ist es wiederum beachtlich, dass die Magdeburger Ausgabe des "Goldenen Zeitalters" vom 15. 12. 1925, in der Form einer Fragebeantwortung, auch auf die "religiösen Sozialisten" zu sprechen kam (Die Berner Ausgabe des GZ übernahm dieselbe Thematik, ziemlich verspätet. Erst in ihrer Ausgabe vom 15. 8. 1926). Das Ergebnis dieser Ausführungen ist analog dem Verhältnis Freidenker zu religiöse Sozialisten einzuschätzen. Beide sehen gewisse Elemente die sie auch schätzen, bei der Konkurrenz. Für beide ist jedoch das Konkurrenzmotiv alles andere überschattend!

Der Fragesteller im GZ teilt einleitend mit, er persönlich gehöre als Mitglied zur religiös-sozialistischen Bewegung. Er habe desweiteren im GZ auch Ausführungen vorgefunden, welche auch ihn interessiert hätten. Und nun erheischt er Auskunft darüber, wie es denn das GZ insgesamt mit den religiösen Sozialisten halte.

In der Beantwortung dessen schreibt das GZ dann:

"Es ist unzweifelhaft richtig, daß die Menschheit aus den Händen des Kapitalismus befreit werden muß, denn unter gar keinen Umständen sind die Finanz- und Wirtschaftsverhältnisse der Gegenwart zufriedenstellend, sondern müssen den Widerspruch jedes gerecht denkenden Wesens hervorrufen. Der ideale Zustand des Königreiches Gottes auf Erden ist unzweifelhaft der, daß eines jeden Menschen körperliche und wirtschaftliche Wohlfahrt vollauf gesichert ist, während unter den gegenwärtigen Verhältnissen gesagt werden muß, daß nur die wirtschaftliche Wohlfahrt einiger weniger - weit über das Maß ihrer Bedürfnisse hinaus - gedeckt ist, währenddes die große Masse mit leeren Händen und magerem Leide sich einem Ungeheuer gegenüber gestellt findet, das in wahnsinniger Gier die Schätze der Erde auf große Haufen rafft und sie sorgfältig bewachen läßt; nie in der Lage, sie zu verbrauchen und dennoch unbarmherzig nicht bereit, vom Überfluß auch nur ein Geringes denjenigen mitzuteilen, die nicht einmal das Notwendigste zum Leben haben. Die Frage ist nun die, sind die ohne Zweifel ungesunden Verhältnisse zu beseitigen auf Wegen, wie sie der Sozialismus unserer Tage anbahnt? Wir verstehen völlig zu unterscheiden zwischen allgemeinen Sozialismus und dem hier zur Besprechung gelegten religiösen Sozialismus; wenngleich uns das Programm des letzteren nicht in allen Einzelheiten bekannt ist, so zeigt doch ein Ausdruck in der vorliegenden Frage, daß ohne Zweifel diese Bewegung mit ihrem hauptsächlichen Ziele, Bekämpfung des Ungeheuers Kapitalismus, das eigentliche Übel nicht kennt und infolgedessen auch nicht in der Lage ist, ihm erfolgreich zu Leibe zu gehen. Das Übel heißt nicht Kapitalismus; denn der Kapitalismus ist nur eine Begleiterscheinung des eigentlichen Übels und selbst wenn es gelingen würde, einen Zweig des riesengroßen Baumes "Selbstsucht", genannt Kapitalismus abzuschlagen, so würden tausend andere Zweige in einem Augenblick wachsend, die Erde und Menschheit mit neuen Übeln überschwemmen. Das Übel heißt Selbstsucht, und die Selbstsucht entspringt der Sünde."

Spätestens an dieser Stelle, würde (sofern das möglich) ein Karl Marx kommentieren. Wieder einmal ein Beispiel unterschiedlicher Welterklärungen von Seiten der Religionen und Philosophen. Die es dabei jedoch bewenden lässt, in irgendwelchen "Erklärungen" zu versanden. Nichts reales tut außer der Kultivierung des Wolkenkuckuchsheim.

1925

Im Goldenen Zeitalter gelesen - Eine Zeitreise (1924)

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