Annotationen zu den Zeugen Jehovas
Weihnachten und Muttertag

Laut ihrer eigenen Darstellung in "Jehovas Zeugen Verkündiger des Königreiches Gottes" (S. 199, 200), wurde von letzteren auch in ihrer Brooklyner Zentrale, bis einschließlich 1926, das konventionelle Weihnachtsfest gefeiert. Dann begann man sich von diesem kulturellen Brauch allmählich abzusetzen. Nicht unbedingt in einer "Hauruckaktion", aber doch zusehends.

Wachtturm Februar 1907

Seite 18 / 19

 

 

Täglich Himmlisch Manna zum 25.12

 

1926 – Hinten an der Stirnseite des Mittleren Tisches sitzt Rutherford.

Jehovas Zeugen – Verkündiger des Königreiches Gottes Seite 200

Im Wachtturm vom Januar 1918

Seite 2

finden wir die Ankündigung zu der Neujahrstag-Versammlung.

Es war auch in dieser Beziehung Rutherford's Werk, denn Russell hatte da noch ganz anders argumentiert. Noch in der (Magdeburger) Ausgabe vom 15. 12. 1924 des "Goldenen Zeitalters" konnte man eine diesbezügliche interessante Argumentation lesen. Damals schrieb man noch:

"Heidnisch soll der Gebrauch des Tannenbaums sein, haben einige gesagt. Ob das wohl richtig ist? An und für sich ist es wahr, dass den Christen in der Bibel keineswegs geboten wird, Tannenbäume zu schmücken und Lichter anzuzünden, um den Geburtstag unseres Herrn und Erlösers zu feiern, und doch ist dies kleine bescheidene Bäumchen ein vorzügliches Symbol alles Hoffens und Sehnens der ganzen bedrängten Menschheit und vermag so gut, eine stille Predigt zu sein überall da, wo es die Liebe anzündet und leuchten macht.

Der Tannenbaum stammt aus der Heidenzeit? Deshalb ist es unchristlich, den Großen und den Kleinen die Freude des Hoffens auf das Licht der Welt sinnbildlich darzustellen durch jenes kleine Bäumchen am Weihnachtsabend? Es gibt ein Christentum, dass groß ist im Kleinsein und mit einem engen Herzen die Schüsseln von außen rein hält, wie Jesus den Pharisäern seinen Zeit sagte, dass eine Mücke seihet und einen Elefanten verschluckt.

Zündet euer Weihnachtsbäumlein an, Väter und Mütter, und erzählet getrost euren Kindern, dass das Bäumlein zwar keine biblische Anordnung sei, dass es aber als glückhaftes Symbol des Hoffens aller Welt auf das Licht, das wahrhaftige Licht, dass in die Welt kommt, am Weihnachtsabend erinnert an das, was Gottes Vaterliebe tat …

Der bekannte Schriftsteller und Kanzelredner Charles Russell sagte einmal über das Weihnachtsfest und die Gewohnheit der Menschen, Kinder, an diesem Tage sich gegenseitig kleine Freuden zu bereiten. … 'Obgleich wir der Annahme, dass dies der richtige Tag zur Feier der Geburt unseres teuren Erlösers sei, nicht beipflichten können, sondern vielmehr daran festhalten müssen, dass es annähernd der erste Oktober ist, so ist dies doch unwesentlich, zumal der Herr einen Wunsch, dass wir seinen Geburtstag feiern sollten, nicht kundgegeben hat. Auch ist es von geringer Wichtigkeit, wann wir diesen Tag mit dem für alle so bedeutungsvollen Ereignis feiern. Für uns ist es daher auch nicht unpassend, dass wir uns an diesem so allgemein gefeierten Tage mit allen solchen vereint fühlen, deren Herzen so stehen, dass sie Gott und den Heiland lieben und wertschätzen. Die Gepflogenheit, einander kleine Geschenke zu dieser Zeit des Jahres zu machen, scheint uns sogar sehr gut zu sein. Gott ist der Geber aller guten und vollkommenen Gaben."

Auch von der Schweizer Ausgabe des "Goldenen Zeitalters" vom 15. 12. 1924 kann man sagen, dass sie ganz "auf Weihnachten gestimmt" ist, dass wohl kaum nennenswerte Abweichungen zu Weihnachts-Argumentation, etwa in anderen Kirchen, zu registrieren sind (zu damaliger Zeit).
Bekanntlich sollte sich das "Dank" Rutherford noch ändern. Ende 1924 indes war es noch nicht soweit.
Nachstehend ein paar Impressionen zum Weihnachtsthema aus der Schweizer Ausgabe des "Goldenen Zeitalters" vom 15. 12. 1924:

Auch die frühen Bibelforschern waren für religiösen Kitsch anfällig. Das sollte sich dank Rutherford dann noch ändern. Aber immerhin. Noch 1929 konnte man im "Wachtturm" lesen (S. 98): "Wir erhalten gelegentlich immer wieder Anfragen nach irgendwelchen geeigneten kleinen Gegenständen zu Geschenkzwecken. So weit der hier am Lager befindliche Vorrat reicht, könnte folgendes als Geburtstagsgeschenk oder bei anderen Gelegenheiten Verwendung finden.

Ein in Gips gegossener Jesuskopf als Wandschmuck, ebenso ein Kopf Bruder Russells, beide Köpfe zusammen 75 Pfg. Ferner sind noch einige Kreuz- und Krone-Wandschmucks vorrätig, Kreuz und Krone in Eisen auf Eichenholz ausgeführt, wie auch nur aus Holz, geschnitzt. In Eisen kosten sie 50 Pfg., in Holz 25 Pfg."

Eine Verschärfung in der Sache ist offensichtlich in dem Artikel:

„Der Zweck und Ursprung des Weihnachtsfestes

Ist es biblisch?“ des Schweizer „Goldenen Zeitalters“ vom 15. 12. 1929 zu sehen. Selbiger führte aus:

 „Zweifellos haben sich nur wenige die Zeit genommen, einmal den Zweck und dem Ursprung des Festes dass wir Weihnachtsfest nennen, nachzuforschen. Fast alle Menschen haben es so hingenommen, ohne sich die Mühe zu machen, selbst einmal der Sache auf den Grund zu gehen. Und so kommt es, dass fast jedermann davon überzeugt ist,  Weihnachten sei der wichtigste Tag in der Geschichte und glaubt,  die Geburt des Erlösers der Menschheit damit zu feiern. Der Schreiber dieses noch bis vor einem Jahre das Weihnachtsfest noch als ein religiöses Fest, zu dessen Feier uns die Bibel autorisiere, mitgefeiert. Er beabsichtigt nun nicht, mit diesen Artikel eine Kritik zu üben die den Lesern etwas nehmen und niederreißen soll, sondern ihnen nur zu einem besseren Verständnis dafür zu helfen, dass Jehova Gott einen verabscheuungswürdigen, bösen und hinterlistigen Feind hat, der auch ein Feind all derer ist, die Gott dienen wollen. Gleichzeitig möchte gezeigt werden, wie man Gott besser dienen kann....

 Nirgends in der Bibel finden wir ein göttliches Gebot den Tag der Geburt Jesu zu feiern, wogegen es den Christen geboten ist, zur Erinnerung an den Tod des Herrn das von ihm selbst eingesetzte Gedächtnismahl zu feiern. Satan hat es fertig gebracht, dass die Geburt des Kindes Jesu in den Vordergrund gestellt wird, und den Tod des Mannes Jesu und die große Bedeutung des Lösegeldpreises in den Hintergrund zu drängen. Er hat wohl berechnet, dass wenn es ihm gelingt, die Menschen dazu zu bringen, ein großes Hallo um das „Christkind“ zu machen und mit großen Anforderungen an ihre Zeit und ihre Börse das Weihnachtsfest zu begehen, sie im hohen Grade vergessen werden, was der Tod des Mannes Jesu, der die Sünden der Welt hinwegnimmt für sie bedeutet.

Ferner sind sich die Erforscher der Heiligen Schrift darüber einig, dass der 25. Dezember nicht das wahre Datum der Geburt Jesu sein kann, sondern dass das wahre Datum seiner Geburt etwa der 1. Oktober ist (siehe zum Beispiel C. T. Russells Schriftstudien, Band II). um den Ursprung des Wihnachtsfestes auf den Grund zu kommen gehen wir in die Geschichte zurück bis auf Nimrod, den auch die Bibel erwähnt. Er war ein Enkel Noahs und lebte kurz nach der Sintflut. Er nahm seine eigene Mutter, Semiramis  zum Weibe, und beide gaben sich der Leidenschaft, der Jagd und des Trunkes hin. Schließlich wurde Nimrod erschlagen und Semiramis, vom Teufel, dem sie diente, dazu beinflusst, verkündete, dass ihr Sohn und Gatte auferstanden und nun ein unsichtbarer Gott sei. Und die Menschen glaubten diese Lüge. Zu Unterstützung ihres Betruges gebrauchte Semiramis ein Sinnbild, einen verdorbenen Baumstumpf, der den toten Nimrod darstellen sollte. Semiramis  erklärte nun, was aus diesen dürren Stamm über Nacht ein immergrüner Baum aufgeschoßen sei, der den auferstanden und verherrlichen Nimrod darstelle. Sie gab ihrem Sohne den Titel „Vater der Götter" und „Spross" und sich selbst nannte sie „Mutter der Götter" und „Königin des Himmels". Diese Titel finden wir überall in den heidnischen Religionen und die bestehen noch heute in dem sogenannten Christentum. Es ist uns wohl bekannt, dass Jesus in der Bibel auch „Spross" genannt wird und dass Immergrün in der Bibel als ein Sinnbild ewigen Leben gebraucht wird. Satan lehrte also durch Semiramis, dass Nimrod im Besitze ewigen Lebens sei. Nimrod gründete vor seinem Tode das babylonische Reich und baute den Turm zu Babel. Auf den Steintafeln, die kürzlich in der Gegend des alten Babylons ausgegraben worden, ist Nimrod dargestellt, wie er das Haupt der Schlange zertritt, mit anderen Worten: er ist als der falsche Messias dargestellt und sicherlich war es Satan gelungen, dass dieser falsche Messias im babylonischen Reiche angenommen und anerkannt wurde. Wie uns die Heilige Schrift berichtet, wird der wahre Messias der Welt gaben austeilen. Es werden die Gaben der Auferstehung aus den Toten, der Freiheit, des Glückes, Friedens und ewigen Lebens sein. Man beachte nun, welches Zerrbild dieser Gaben Satan geschaffen hat.  

Unser Christbaum von heute hat seinen Ursprung in den immergrünen Baum, der aus dem dürren Stumpfe aufgeschoßen sein soll. Semiramis behauptete, dass dieser Baum jedes Jahr, an dem Tage, an dem sich die Auferstehung Nimrods jähre, mit Geschenken behangen war, die Nimrod daran gehängt haben sollte. Hier haben wir den Ursprung des Christbaums, und der 25. Dezember ist nicht der Tag der Geburt Jesu, sondern Nimrods. Die Feier dieses Tages und der Baum der allerdings nicht „Christbaum" genannt wurde, war ein heidnischer Brauch der im vierten Jahrhundert nach Christo von der christlichen Religion übernommen wurde.  

Mit kaum einer Ausnahme hatten alle heidnischen Religionen diese Lehre von „Mutter und Sohn" in Verbindung mit dem immergrünen Baum und Geschenken daran. In Ägypten hießen „Mutter und Sohn" Isis und Osrius, in Indien Isis und Iswara, in Asien Cybelle und Deoius, im heidnischen Rom Fortuna und Jupiter in Griechenland Ceres den kleinen Kinde an der Brust oder Irene mit den Knaben Pluto in ihren Armen, in China ist Ching Mao die heilige Mutter mit einem Kinde in den Armen. Auch in Japan, Skandinavien, Tibet und Mexiko finden wir diesen „Mutter und Sohn" Gedanken ebenso bei den nordamerikanischen Indianern. ...

Alle heidnischen Religionen haben diesen selben Hauptgedanken auf den sich die Feste und Bräuche der darauf folgenden Zeitalter stützen. In Verbindung mit dem Weihnachtsfest werden den Kindern allerhand Lügen von dem Knecht Rupprecht oder dem heiligen Nikolaus erzählt, der den guten Kindern schöne Sachen bringen, während er die ungehorsamen in den Sack steckt, ja man kann sagen, dass dieser Nikolaus mehr in der Vordergrund steht als das Jesuskind selbst. Jede große (ungekürzte) Ausgabe eines Lexikon oder der Enzyklopädie sagt uns, dass Nikolaus der Name des Teufels ist.

Die so genannte christliche Kirche ist gründlich verheidnischt. Es ist dem Teufel gelungen, mit seinen Zerrbild von Festen und heiligen Feiertagen der Kirche den niedrigen Tieben des Menschen, Stolz, Eitelkeit und Selbstsucht, zu schmeicheln. Wir haben hierfür ein Zeugnis der katholischen Kirche selbst. Kardinal Newmann schreibt in seinem Buche „Entwicklung" auf Seite 359 und 360 von der Aufnahme dieser heidnischen Bräuche in die Kirche und sagt: „Es sind die Mittel und die Folgen der Dämonenverehrung, aber sie sind geheiligt durch die Aufnahme in die Kirche."  

Hier haben wir den unwiderleglichen Beweis, dass dieser teuflische Bräuche wissentlicht in die sogenannte Kirche aufgenommen worden sind. Seit Jahrhunderten haben die Menschen mit geschnitzten Bildnissen, Weihwasser, geweihten Kerzen, Fasttagen und Aschermittwochen, Christbäumen und Nikolaus Humbug getrieben. Sie sind wie die Lehren von der ewigen Qual, der Dreieinigkeit und Unsterblichkeit der Seele, Gottentehrend, töricht und kindisch und wir sollten darum damit brechen, zur Lehre der Bibel zurückkehren und Gott die Ehre geben

Eine weitere umfangreichere Stellungnahme gegen das Weihnachtsfest ist in der deutschen Literatur der Wachtturmgesellschaft, im Jahre 1934 nachweisbar. Die Veröffentlichung zu jenem Zeitpunkt muss auch in dem Bestreben von Rutherford gesehen werden, sich um jeden Preis von den "Teufelsdienern" der anderen Religionen abzusetzen.

Schon im 1933 erschienenen Buch "Rüstung" hatte der "Kulturkämpfer" Rutherford die Marschrichtung vorgegeben, wenn er darin schrieb (S. 235):

"(Es) müssen weggeschafft werden, ebenfalls der Götzendienst der Anbetung von Geschöpfen, wie die Verehrung eines gestorbenen Führers, von hervorragenden Brüdern, Geistlichen oder 'erwählten Ältesten' oder Führer; ferner alle Götzen der 'Charakterentwicklung' und törichter Steckenpferde, wie die Pyramide in Ägypten, Chronologie … die Kreuz-und-Kronen Abzeichen und ähnliche Dinge müssen ausgerottet und weggetan werden."

Jener Artikel im "Goldenen Zeitalter" vom 15. 12. 1934 führte wieder unter anderem aus:

"Websters Konversationslexikon und andere sagen uns, dass das Weihnachtsfest heidnischen Ursprung hat. … Ferner finden wir in der Bibel kein Gebot enthalten, diesen Tag überhaupt zu feiern. Das einzige Fest, dass den Nachfolgern Jesu zu feiern geboten wird, ist das Gedächtnismahl des Herrn. Satan lehrte jedoch die Menschen der Geburt des Jesuskindes mehr Wert beizumessen, als dem Tod des Mannes Jesu, und dies, um die Wichtigkeit des Lösegeldes in den Hintergrund zu drängen. Die Welt ist mit einer Flut von Bildern, Karten, Gedichten, Predigten etc. überschwemmt worden, die alle das Jesuskind und seine Mutter zum Gegenstand haben. Außerdem ist der 25. Dezember überhaupt nicht der Geburtstag Jesu. Im Dezember ist es auch in Palästina Winter, und da sind keine Schafherden auf dem Felde. Das wahre Geburtsdatum des Herrn ist der 1. Oktober. …

Einer der allerübelsten Bräuche des Weihnachtsfestes ist der, dass die Eltern ihren Kindern Lügen vom Weihnachtsmann, dem Knecht Rupprecht oder dem Nikolaus, dem Heinzelmännchen und dem Christkind selbst erzählen, dass mit den Weihnachtsengeln in der heiligen Nacht vom Himmel herabgefahren kommen soll. Diese Lügen können Anlass dazu geben, dass auch die Kinder, wenn sie merken, wie sie belogen worden sind, es mit der Wahrheit nicht mehr genau nehmen. Die Eltern ernten dann, was sie gesät haben.

Wie kommt es nun, dass man gerade den 25. Dezember als den Geburtstag des Herrn festgesetzt hat? Der 25. Dezember war der Geburtstag Nimrods; darum haben die Menschen durch alle die Jahrhunderte hindurch diesen Tag gefeiert. Fast alle heidnischen Religionen feiern ihn. Wir sehen also hier den Ursprung des Weihnachtsfestes und des Christbaumes. Natürlich wurde dieses Fest nicht Christfest, und der Baum nicht Christbaum genannt, bis dieser heidnische Brauch im vierten Jahrhundert nach Christi von der christlichen Religion übernommen wurde.

Ein treffender Beweis dafür, wie es dem Teufel gelungen ist, die ganze Welt zu betrügen, ist die sogenannte 'fromme' Legende vom heiligen Nikolaus, den man den Kindern heute noch in den 'christlichen' Ländern als Weihnachtsmann oder Knecht Rupprecht erscheinen lässt. Jedes große Wörterbuch, wie auch die Enzykliken sagen uns, dass Nikolaus ein Name oder eine Bezeichnung des Teufels ist. Daher rührt wohl auch der Brauch, die Kinder damit zum Fürchten zu bringen, dass man ihnen droht: 'Der Nikolaus kommt und steckt
euch in den Sack und nimmt euch mit.'

Die ganze sogenannte christliche Kirche trieb nun einen Kult mit 'Mutter und Sohn', der 'Madonna oder der heiligen Jungfrau mit dem Kinde'. Man hatte den immergrünen Baum, der ein Sinnbild des Geburt Nimrods war, mit dem Brauch des Festfeierns mit Essen und Trinken übernommen und nannte den Baum Christbaum und das Fest Christfest oder Christmesse, d. h. Christi Messe. Auch ein anderes großes heidnisches Fest wurde von der sogenannten christlichen Kirche übernommen, dass Osterfest. Das Wort Ostern ist von dem Namen der heidnischen Gottheit 'Ostera' abgeleitet. Ostera ist nur ein anderer Name für Astoreth, die Mutter des Baal."


Eigenständig war Rutherford in dieser Beziehung nicht. Er stützte sich da insbesondere auf das 1858 erschienene Buch von Alexander Hislop "The Two Babylons". Jenes Hislop-Buch wurde denn auch wiederholt in der Zeugen Jehovas-Literatur zitiert. Einmal sogar in ihrer internen Zeitschrift "Unser Königreichsdienst" als über die Wachtturmgesellschaft beziehbar, offeriert. Im Jahre 1997 erschien davon, in einem von den Zeugen Jehovas unabhängigen Verlag, noch eine deutsche Übersetzung unter dem Titel: "Von Babylon nach Rom". Es ist nicht uninteressant festzustellen, wie man sich in jener deutschen Übersetzung gegen die Zeugen Jehovas wendet. Etwa, wenn es in dem Vorwort heißt:

"Leider ist Hislops Werk auch zu sektiererischen Zwecken zitiert und somit missbraucht worden. Bei mutwilligem Missverstehen kann z. B. seine Darlegung zum Thema Dreieinigkeit tatsächlich falsch aufgefasst werden. Wenn er … aufzeigt, dass im babylonischen Götzendienst eine bildhafte Darstellung oder eine dem wahren Wesen Gottes zuwider laufende Form der Dreieinigkeit verehrt wird, heißt das natürlich nicht, dass er die Dreieinigkeit als solche abstreitet, er bezeichnet sie ja als 'Geheimnis unseres Glaubens'. … Es ist vielmehr eine Bestätigung des dreieinigen Wesens Gottes, wenn die antichristliche Religion diese Dreiheit dem äußeren Schein nach kopiert, um so dem wahren Glauben möglichst täuschend ähnlich zu werden. Da Hislop sich an diesem Punkt nicht besonders deutlich ausdrückt, ist sein Buch vielfach von Neoarianisten wie den 'Zeugen Jehovas' … zu ihren Zwecken zitiert worden. Gleiches gilt für Hislops Ausführung über das Symbol des Kreuzes. Damit wendet er sich gegen einen mystisch-magischen Symbolismus, keineswegs jedoch gegen die biblische Wahrheit, dass der Herr Jesus an einem Kreuz hingerichtet wurde. Die Lehre der 'Zeugen Jehovas', Jesus sei an einem bloßen Pfahl gestorben, findet durch Hislops Aussagen keinerlei Bestätigung."

Auch in anderer Beziehung erwies sich Rutherford als rigoroser "Kulturkämpfer". Symptom dafür ist z. B. seine Polemik gegen den "Muttertag". Überhaupt scheint auch sein Verhältnis zum weiblichen Geschlecht, von extremer Schroffheit geprägt zu sein. So polemisiert er beispielsweise im Band I seiner "Rechtfertigung (S. 154, 157):

"Die Frauen machen Affen oder Drahtpuppen aus den Männern. Diese sind weibisch, Weichlinge und leicht beeinflussbar geworden und haben wahre Männlichkeit und Festigkeit in der Verwaltung der Angelegenheiten des Staates und des Heimes eingebüßt. Wenn zum Beispiel Männer zu Tische sitzen, und eine Frau tritt herein, so erheben sich alle Männer, um ihr Ehrerbietung zu zollen; und auf diese Weise stellen sie die Frau über den Mann. Die Männer nehmen den Hut ab, wenn sie einen Personenaufzug betreten, wo eine Frau zugegen ist; und von diesen Manieren heißt es, sie seien Bezeugungen der Ehrerbietung und zeigten, dass man ein Gentleman sei. Die Sache ist aber fein angelegt, und die wahre Bedeutung ist weit verschieden von der allgemeinen Auffassung. Es ist eine List Satans, die Menschen von Gott und seiner festgelegten Regel über die richtige Stellung von Mann und Weib wegzuwenden. Der Herr hat erklärt, dass Weichlinge das Königreich der Himmel nicht ererben werden (1. Korinther 6:9). Das beweist, dass die Forderung oder der Brauch, den Frauen Huldigungen darzubringen, nicht von Gott, sondern vom großen Feinde Gottes kommt. Es hat den äußeren Anstrich, als wäre diese Ehrerbietung ganz in Ordnung, und darum ist die Sache um so täuschender.

Oberflächlich beurteilt, scheint die Einrichtung des 'Muttertages' harmlos zu sein und wird für eine gute Sitte gehalten. Aber die Menschen sind in Unwissenheit darüber, dass Satan hinter den Kulissen steckt, und das seine heimtückische Hand die Sache leitet, um auch dadurch die Menschen von Gott abzulenken. Das Schlagwort lautet: 'Die beste Mutter, die jemals gelebt hat', und damit wird bezweckt, die Anbetung des Geschöpfes zu vermehren, oder wenigstens die Aufmerksamkeit der Menschen von der Gott gebührenden Anbetung abzulenken."

Ergänzend noch:

In einem Lexikon aus der seinerzeitigen DDR, die ja nicht gerade für besondere "Kirchenfreundlichkeit" bekannt war, liest man:
Gerhardt, Paul, 12. 3. 1607 - 27. 5. 1676, luther. Kirchenlieddichter; viele seiner Gedichte sind volksliedhaft ("Nun ruhen alle Wälder", "Geh' aus mein Herz und suche Freud").
Diesem Charakteristikum eben auch Volkslieder geschaffen zu haben, wird es es wohl auch zu verdanken haben, selbst in einem DDR-Lexikon überlebt zu haben.

Weshalb das alles, mag man fragen. Und dann noch Weihnachten.
Wie so oft gibt es auch einen formalen Anlass dazu. Und der ist, dass ich in bei der Aufbereitung einer CV-Ausgabe für das Internet (der Ausgabe Nr. 124 vom November 1979) eben auch auf einen Text gestoßen bin, der mir durchaus zitierenswert erscheint. Ende der Vorrede. Im weiteren mag der Text aus jener Ausgabe für sich selbst sprechen:

Stille Nacht, heilige Nacht - christlich oder heidnisch?
Selbstverständlich christlich, sagte die WTG, und sie fügte sinngemäß hinzu: Und w i r begehen dieses Fest besonders christlich. Diese unausgesprochene Ansicht unterstrich die Gesellschaft mit einem großen Reklameaufwand Jahr für Jahr in ihren Publikationen. Aus der Fülle des Materials greifen wir heraus: "Das Goldene Zeitalter", 3. Jahrgang Nr. 24, 15. Dezember 1925, Magdeburg: Diese Zeitschrift mit dem hochtönenden Namen, später abgeändert in "Trost", heute als "Erwachet" bekannt, bringt auf Seite 5 in DIN A 4 Format ein wunderbares Weihnachtsbild. Darunter steht das Thema, das wir für unseren heutigen Beitrag gewählt haben:

Stille Nacht, heilige Nacht. Rein optisch gesehen bedarf das Bild auch keiner Worte, denn es sagt alles aus. Für jeden Betrachter ist es eine direkte Aufforderung, den Geburtstag Jesu zu feiern. Durchaus biblisch, eine getreue Widerspiegelung des Berichts von Lukas 2:8-14. Der vom Licht umstrahlte Herrenengel beherrscht die ganze Szenerie, während die anderen Teilnehmer des Geschehens nur zart angedeutet sind und dadurch die Erhabenheit und Höhe dieser einmaligen Nacht unterstreichen. Tatsächlich handelt es sich um jenen Engel, der den Hirten die grandiose Nachricht von der Geburt des Retters der Welt verkündete und andere Engel veranlaßte, die Wichtigkeit dieser Geburt durch ihren Lobgesang zu unterstreichen.

Man erkennt die Bemühungen der WTG, allen anderen Christen begreiflich zu machen, mit welch heiligem Ernst besonders s i e das Weihnachtsfest begeht. Schon auf Seite 2 hatte die genannte Zeitschrift den Namenchristen ein leuchtendes Beispiel dafür gegeben, welch führende Rolle die Gesellschaft im Vorhaben Gottes auch in der Weihnachtsfrage spielt. In einer dekorativ geschmackvoll gewundenen Girlande wünscht sie allen Lesern: G e s e g n e t e Weihnachten! Und auf Seite 11 gar läßt sie den deutschen Zweigdiener Paul Balzereit zu Wort kommen, der in einem Gedicht, betitelt "Mein Weihnachtslied" all seine frommen Gedanken und Wünsche im Hinblick auf das Jesuskind ins gläubige Herz träufelt. Hier ist der Wortlaut:

Kein Wasser stillet meinen Durst,
den ich im Herzen trage,
wenn in der Wüste Mangel ich
verschmachte und verzage.
Kein Fruchtgefild und wärs auch noch
so süß, macht mich zufrieden.
Dieweil ein schweres Erdenjoch
ist meinem Leib beschieden.
Des Geistes Schwingen regen sich
mit heißem Sehnsuchtsdrange;
Ach, hoch und weit möcht fliegen ich,
Jedoch es währt so lange,
bis ich zum Abflug bin bereit,
und frei von allen Lasten,
der Weg zur Heimat scheint so weit:
die Füße wollen hasten.
Ich strauchelte, doch eine Hand
die faßte mich so stille,
und hab mich fort, weil in ein Land
und zeigte mir die Fülle
all dessen, was mich retten konnt:
ein Kindlein in der Krippe,
ein Kreuz, ein Grab, ein stiller Mund
und immerwährnde Bitte.
P. Gd.

Über die dichterischen Qualitäten des Zweigdieners wollen wir großzügig hinwegsehen. Immerhin ist das Gedicht rührselig und ergreifend. Weniger anständig ist jedoch die mit dem P. Gd. verfolgte Absicht. In anderen Ausgaben der Zeitschrift "Das goldene Zeitalter" signiert der Zweigdiener seine Gedichte mit dem vollen Namen Paul Gehrhard als Pseudonym für Paul Balzereit. Das bewirkt beim Leser eine Gedankenassoziation, die auch beabsichtigt ist. Durch das eingeschobene 'h' kann man dem Vertreter der WTG juristisch kein Plagiat bzw. einen Namensdiebstahl nachweisen; trotzdem ist die verblüffende Ähnlichkeit mit dem berühmten deutschen Dichter Paul Gerhardt deutlich Wie man sieht, war damals schon - trotz des erhobenen Zeigefingers an die anderen Christen, das Weihnachtsfest ja würdig zu begehen - Manipulation die Grundlage der Verkündigung.
Und heute das Gegenteil

Beachten sollte man in diesem Zusammenhang auch noch die "Trost"-Ausgabe vom 15. 12. 1944 in
der man lesen konnte:

"Ein eifriger Leser schreibt uns: 'Es ist mir rätselhaft, warum J. F. Rutherford in keinem seiner Bücher etwas über das
Weihnachtsfest schrieb. Aber auch im 'Trost' habe ich nur einmal vor etwa 15 Jahren eine gute Erklärung über das
verwerfliche des Weihnachtsfestes und über dessen Ursprung gelesen. Ich bin heute noch der Überzeugung, daß in
dieser Weihnachtsangelegenheit eine bessere Volksaufklärung vorgenommen werden sollte.'"
In der diesbezüglichen Antwort heisst es dann:
"Zugegeben, es gibt Lehren und Bräuche, die mehr Schaden stiften als das Weihnachtsfest. Aber als harmlos darf die
Feier dieses Festes trotzdem nicht bezeichnet werden, denn dies ist doch mit einer Verehrung des Teufels verbunden
und somit auch mit einer Verhinderung der Menschheit zum Empfang der Segnungen des Herrn.
Dazu ist zu sagen, daß J. F. Rutherford etwa vom Jahre 1930 an begann, die ungöttlichen Merkmale des
Weihnachtsfestes zu betonen. Etwa zehn Jahre vorher machte er in der 'Harfe Gottes' auf die Unheiligkeit der
'Weisen aus dem Morgenland', die Magier oder Götzendiener waren, aufmerksam. Seither ist es den Zeugen Jehovas
und ihren Gefährten sehr geläufig, diese religiösen Feiern als etwas Widerliches zu betrachten."


Ergänzend sei noch aus dem Buch „Lexikon der biblischen Irrtümer" von Walter-Jörg Langbein zitiert. Langbein bestätigt übrigens auch die beiden „Fundamentalthesen" der Zeugen Jehovas; als da sind Ablehnung der Dreieinigkeitslehre und Ablehnung des Glaubens der Mensch hätte eine Seele. In diesen Punkten stimmt er mit den Zeugen Jehovas überein, was ihn aber nicht daran hindert, auch darauf aufmerksam zu machen, dass ihre Verwendung des Namens Jehova (anstatt Jahwe oder ähnlicher Namensformen) ungenau ist.

Zum Thema Weihnachten führt Langbein unter anderem aus:

„Bis zum 4. Jahrhundert gab es kein einheitliches Weihnachtsfest. Man war sich in der Christenwelt nicht sicher, wann denn nun Jesus geboren wurde. ... Diese Ungewissheit störte fromme Rechenkünstler. Sie gingen vom vermeintlichen Todesdatum aus: 6. März. Da man den biblischen Schriften entnehmen zu können glaubte, dass Jesus 29 Jahre und drei Monate alt wurde, rechnete man zurück. So kam man auf den 6. Januar als Geburtsdatum. Die Ostkirchen blieben bei diesen Termin, im Westen einigte man sich hingegen auf den 25. Dezember. Warum?

Die Tage vom 21. bis zum 25. Dezember galten besonders im Mittelmeerraum als heilig. Man zelebrierte die Wintersonnenwende. ... Man gedachte eines Wunders. Denn der Sonnenheld wurde von einer Jungfrau geboren. Isis zum Beispiel, die ägyptische Himmelskönigin, gebar als Jungfrau den Horus. Im Reich der Perser verehrte man den Himmelssohn als Tammuz, seine Mutter Mylitta (auch Astarte genannt). Die Römer tolerierten derlei Kulte und akzeptierten den 25. Dezember als Feiertag. Wurde von den Römern die fremde Religion zunächst geduldet, so wurde der Kult unter mehreren Kaisern zur Staatsreligion des Römischen Reiches: etwa 204 bis 275 n. Chr.

In den ersten Jahrhunderten nach der Zeitenwende kämpften Christentum und Mithraskult um Anhängerschaft. In wieweit die junge Christengemeinde Glaubensgut und kultische Lebensweise eigenständig entwickelte oder einfach übernahm, das lässt sich nicht mehr mit Sicherheit feststellen. Unübersehbar sind aber die Parallelen ...

Da die junge christliche Kirche den fremden Kult in seinen ähnlichen Variationen nicht unterdrücken konnte, vereinnahmte sie ihn und setzte den 25. 12. als Geburtstag des jüngfräulich geborenen Jesus fest. Heidnische Himmelgöttinnen wurden durch Maria, unbefleckt geborene Sonnensöhne durch Jesus ersetzt. So konnten vermutlich jahrtausendealte Feiern weiter zelebriert werden, nur dass sie nach und nach christianisiert wurden. Unter Kaiser Konstantin (306-337) war es offiziell. Der junge Sonnengott war nun Jesus. Astarte und Isis, die Himmelsgöttinnen, waren nun Maria. Zwei im Ansatz ähnliche Religionen waren miteinander verschmolzen ..."

Exkurs:

In einer Replik das Weihnachtsfest betreffend, des "Wachtturm" vom 15. 12. 1959, zitiert die WTG unter anderem einen Presseartikel der "Washington Post", der da ausführte:
"In Amerika hat man aus dem Weihnachtsfest ein solches Geschäft gemacht; daß manche Ausländer darüber entsetzt sind, ja man hat daraus beinahe ein nationales Fest zur Befriedung des sentimentalen Materialismus gemacht. Aber es ist eine feststehende Tatsache, daß nicht nur die Fabrikanten und Reklameleute es so haben wollen, sondern auch der Großteil des amerikanischen Volkes."

Weiter meint der WT seinerseits noch:
"Ein Heide, der die Christenheit zur Weihnachtszeit besucht, könnte wahrscheinlich auf den Gedanken kommen, Sankt Nikolaus sei der Mittelpunkt des Festes."

Und der WT versäumt es nicht, in Zitierung weiterer Quellen auch darauf hinzuweisen :
"Im 5. Jahrhundert bestimmte die westliche Kirche, daß das Fest an dem Tage gefeiert werden sollte, an dem im Mithrakult die Geburt der Sonne gefeiert wurde und der der letzte Tag der Saturnalien war, weil man den Tag der Geburt Christi nicht genau kannte.
Bei den germanischen und keltischen Stämmen galt die Wintersonnenwende als ein wichtiger Zeitpunkt des Jahres, und das Julfest, das zum Gedenken an die Rückkehr der Sonne gefeiert und das, wie noch andere heidnische Feste, dem Weihnachtsfest angepaßt wurde, war ihr wichtigstes Fest."


Beachtlich in diesen Ausführungen erscheint mir namentlich die Einlassung der "Washington Post", es sei "eine feststehende Tatsache, daß nicht nur die Fabrikanten und Reklameleute es so haben wollen (das Brauchtum des Weihnachtfestes), sondern auch der Großteil des amerikanischen Volkes."

Und wenn weiter festgestellt wurde, ein Außenstehender könnte eher meinen "Sankt Nikolaus" wäre der eigentliche Inhalt jenes Festes, dann liegt auch diese Aussage auf ähnlicher Wellenlänge.

Es offenbart sich weiter, durch die beschriebene Kommerzialisierung, dass die eigentlichen religiösen Wurzeln
(wie immer sie zu werten sind) zunehmend verblassen, bei einem Großteil ohnehin schon den Status erreicht haben, eine Schale ohne Inhalt zu sein.

Und das wird also selbst für das bigotteste führende westliche Industrieland, den USA festgestellt.
Aber wie auch festgestellt. Das Volk will es offenbar so. Eine Abschaffung des Weihnachtsfestes in den USA, dazu braucht man kein Prophet zu sein, würde einen Entrüstungssturm auslösen, welchen jener Politiker, der es wagen sollte, das zu unternehmen, politisch wohl nicht überleben würde.

Nun hat die WTG bekanntlich auch in der Frage des Weihnachtsfestes, ab Mitte der 1920er Jahre, einen Kurswechsel, abweichend vom allgemeinen Mainstream vorgenommen.
Worum geht es der WTG letztendlich dabei?
Zugespitzt lässt sich diese Frage mit einer weiteren Frage beantworten.

Ist der Mensch für die Religion da?
Oder ist die Religion für den Menschen da?

Die Position welche die WTG dazu bezieht ist ganz eindeutig die.
Der Mensch soll für die Religion versklavt werden.
Das praktiziert sie auch auf etlichen anderen Feldern, beispielsweise auch beim Thema Bluttransfusion und etlichem mehr.

Ihre Ablehnung volkstümlicher Festgebräuche, eben auch des Weihnachtsfestes, ordnen sich in diesem Kontext mit ein.

Die WTG-Religion besteht also auf die versklavenden Elemente der Religion.
Das tun sicherlich noch ein paar mehr; etwa Scientology und Co.
Aber dabei gelingt es ihr sehr wohl den Betörten einzureden, man kehre ja nur zu dem "reinen Urchristentum"
(was immer das auch sein mag) zurück.
Und die Betörten wähnen dann gar noch sich in der "Freiheit der Söhne Gottes" zu befinden
(um einen WTG-Buchtitel denn mal zu zitieren).

Dazu wäre allerdings schlichtweg auch dieses festzustellen.
Es ist nicht jeder wirklich frei, der da seiner Ketten spottet!

Zur zeitlichen Aufgabe des Brauchtums das Weihnachtsfest zu feiern, wäre vielleicht noch mit anzumerken.
Schon in den sogenannt "Deutschkatholischen Kreisen", welche sich zwar nicht dauerhaft am "Weltanschauungsmarkt" etablieren konnten. Gleichwohl zeitgenössisch einiges Aufsehen erregten. Etwa in der Form, das Ronge
(einer ihrer Inspiratoren) gegen einen von der katholischen Kirche als Reliquie ausgestellten sogenannten "heiligen Rock", massiv protestierte.
Man vergleiche dazu auch:
Kommentarserie 1959

Dort Eintrag vom 22. September 2009 05:06
Schon in diesen Kreisen begegnete man der Tendenz, auch das Weihnachtsfest mit abzulehnen.

Die sogenannten "Deutschkatholiken" gingen dann in sogenannt "Freireligiöse" Kreise auf.
Die wiederum atomisierten sich dann zusehends in der Richtung hin auf die "Freidenker".
Letztere dann nach 1945, nach vorheriger massiver Begünstigung der "Religionsindustrie" durch die amerikanische Militärregierung, nicht sonderlich vom "Glück" verfolgt.
Immerhin hatten die "Freireligiösen" beispielsweise in Berlin, ein eigenes Friedhofsgelände
(in den 1920er Jahren).
Das wiederum machte dergestalt Sinn, das andere Friedhofsgelände sich vielfach in kirchlicher Trägerschaft befanden
(teilweise noch befinden). Und kirchliche Kreise entblödeten sich gar dazu, auf ihrem Gelände niemand die "letzte Ruhe" zu gewähren, der nicht zu Lebzeiten, bis zuletzt für sie auch finanziell mit aufgekommen war.
Man vergleiche als einem Beispiel aus der neueren Zeit dazu auch:
Parsimony.19357

Ein anderer Aspekt der Gegnerschaft gegen das Weihnachtsfest-Brauchtum wäre noch zu benennen.
Und zwar, das in der seinerzeitigen Sowjetunion auch massiv dagegen agitiert wurde.
Einer Reflektion diesbezüglich kann man auch in der "Freiburger Zeitung" vom 18. 12. 1929 begegnen, wo unter der Überschrift
:
"Kein Weihnachtsfest in der Sowjetunion" unter anderem zu lesen war:

"In Moskau, Leningrad und sieben anderen Städten hat eine Antiweihnachtskampagne eingesetzt. ... Die Belegschaften derjenigen Betriebe, welche die ununterbrochene fünftägige Arbeitswoche noch nicht eingeführt haben, "beschlossen" (Anführungsstriche nicht im Originaltext), am 25. Dezember ihrer Arbeit nachzugehen ..."
http://az.ub.uni-freiburg.de/show/fz.cgi?cmd=showpic&ausgabe=02&day=18a1&year=1929&month=12&project=3&anzahl=8

Nun hättte man wohl schon zeitgenössisch kein Prophet sein müssen, um zu erahnen, dass solche von oben angeordnete "Beschlüsse" wohl nicht von sonderlich dauerhaftem Erfolg gekennzeichnet sein würden.
Und so ist es dann wohl auch gewesen.
Das bemerkenswerte an der ganzen Sache ist dann wohl das, dass just zu der Zeit, wo die Sowjetunion, durch ihre vorstehende geschilderte "Kulturrevolution" von sich reden machte.
Das just zu der Zeit, auch Rutherford unter den Seinigen, eine ähnliche "Kulturrevolution" durchsetzte!

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Noch ein weiterer Exkurs:

Fast vier Millionen Arbeitslose, etwa 1,6 Millionen mehr als im Vorjahr zur gleichen Zeit, meldet als "makabres" Weihnachtsgeschenk die "Freiburger Zeitung" vom 24. 12. 1930.
Zwar nicht direkt - aber indirekt - ergaben sich aus dieser Sachlage gewisse Nutznießer. Einen davon, sollte dann ja selbst die ganze übrige Welt, spätestens nach 1933, noch näher kennenlernen.
Indes Rattenfänger gibt es viele. Zu denen welchen das alles "Konjunktur" verschaffte, gehört sicherlich auch die WTG-Religion.
http://az.ub.uni-freiburg.de/show/fz.cgi?cmd=showpic&ausgabe=01&day=24r1&year=1930&month=12&project=3&anzahl=4

Die Meldung zwei Jahrzehnte zuvor, im gleichen Blatt war da noch etwas freundlicher gestimmt.

Weihnachten 1910 so betitelt ein Reklamebild aus der "Freiburger Zeitung" vom 13. 12. 1910 (ein Bildausriß daraus)

Nun denn, wenn wir schon beim Thema Weihnachten sind, dann bietet es sich doch an, noch etwas mehr zu sagen.
Kein geringerer als ein evangelischer Bischof, lies es sich angelegen sein, in einem 1927 veröffentlichten Buch mit dem Titel "Gemeindeabende" (Band II), darin auch einen geschichtlichen Überblick über den Werdegang des Weihnachtsfestes zu geben.
So weis der Autor Gerhard Tolzien, etwa bezüglich des Weihnachtsbaumes zu berichten, in Deutschland habe selbiges (Stand von 1927, was bei der Zitierung ja beachtet werden muss), damals eine erst etwa 100jährige Geschichte, obwohl schon um 1600 in Straßburg im Elsass der Weihnachtsbaum gebraucht wurde; das aber ist eine Ausnahme, so Tolzien.
[Einfügung zum Thema Weihnachtsbaum kann man auch vergleichen:
"Die Sitte des Weihnachtsbaumes" in:
http://az.ub.uni-freiburg.de/show/fz.cgi?cmd=showpic&ausgabe=02&day=30b1&year=1930&month=12&project=3&anzahl=4 ]
Nicht so sehr dieser Aspekt bezüglich des Weihnachtsbaumes, sticht in dem Tolzien'schen Aufsatz hervor. Da sind noch ganz andere beachtliche Dinge, die er nennt.

Auch Tolzien rekapitulierte. Die ersten Christen haben ja noch gar kein Weihnachten gefeiert. Warum nicht?
Nun wie auch Tolzien feststellt:

"Da muss man sich nun in den Geist der ersten Christen hineinversetzen: die dachten nicht an das feiern eines Geburtstages. Der Geburtstag war ja der Eingang in dies irdische Leben, und dasselbe schien gerade den ersten Christen unter den Druck der Christenverfolgungen nicht mit Jubel zu begrüßen zu sein. Der alte Kirchenvater Origenes weist darauf hin, wie die Bibel nur von gottlosen Leuten, wie von Pharao und Herodes, berichtete, dass sie ihren Geburtstag gefeiert hätten."

Man vergleiche auch
http://forum.mysnip.de/read.php?27094,1568,1568#msg-1568

Glaubenssekte_mp3

Diese Art von Argumentation kennt man sicherlich auch von den Zeugen Jehovas. Beachtlich ist nun, dass sie auch der Bischof Tolzien verwendet. Und weiter Tolzien:

"Als eigentlicher Festtag galt den ersten Christen vielmehr umgekehrt der Todestag eines Menschen als der Tag, an welchen er in ein besseres Leben hineingeboren wurde."

Wenn die ersten Christen noch nicht Weihnachten feierten, dann aber doch spätere Christen-Generationen. Und "irgendwie" müssen die dann ja zu ihrer Entscheidung gelangt sein. Dieses "irgendwie" beschreibt nun Tolzien durchaus plastisch. Etwa mit dem Bericht:

"Im Morgenlande in der asiatischen Kirche, hat man zuerst über den Geburtstag des Heilandes nachgedacht. Man hat sich gesagt: Jesus Christus ist, wie Paulus im Römerbrief andeutet der zweite Adam.

Nun ging man daran, den Geburtstag des ersten Adam zu bezeichnen, indem man sagte: Er ist am sechsten Tage des ersten Jahres erschaffen worden; der sechste Tag eines Jahres aber war schon damals nach dem römischen und ist noch heute noch unserem Kalender der 6. Januar. Man bezeichnete also den 6. Januar als Geburtstag des Adam.

Und weil nun Christus als zweiten Adam hingestellt werden sollte, aus dieser Idee heraus verlegte man die Feier seines Geburtstages auf den Geburtstag des ersten Adam, also auf den 6. Januar.
Aus solchen Gedanken heraus also ist zuerst etwa um das Jahr 300, nicht eher, in der kleinasiatischen und ägyptischen Kirche der 6. Januar als das Fest der Geburt oder besser als das Fest der "Erscheinung" Jesu Christi gefeiert worden."

Dann gibt es ja noch die Theorie des Osirisfestes. Mit ihr setzt sich auch Tolzien auseinander, meint aber, ihr den "Laufpass" geben zu können, wenn er wertet:

"Etliche haben nämlich gemeint, der 6. Januar sei darum Geburtsfest des Heilandes geworden, weil an diesem Tage ägyptischen Heiden das Geburtsfest ihres großen Gottes Osiris feierten. Aber ernstlich haben gelehrte Forscher behauptet, dass das Osirisfest überhaupt nicht am 6. Januar gewesen sei, und zweitens ist auch wirklich nicht einzusehen, wie das Anlaß werden könnte das Geburtsfest eben dann zu feiern."

Nun aber weis man ja; in hiesigen Gefilden ist der 6. Januar als "Weihnachtsfest" weniger im Angebot, dafür aber ein anderes bekanntes Datum.
Wie aber kam man nun auf dieses Datum.
Auch da vermag Tolzien einen charakteristischen Blick in den christlichen Aberglauben zu ermöglichen.

Nach ihm habe sich das wie folgt abgespielt:

"Johannes der Täufer ist, wie das Evangelium berichtet, gerade ein halbes Jahr vor dem Heiland geboren. Und derselbe Johannes hat von dem Heiland und sich selbst einmal das Wort gebraucht: "Er muss wachsen, ich aber muss abnehmen." Nun gibt es zwei merkwürdige Tage im Jahr, die man zu diesem Wort in wunderbarer Beziehung setzen kann. Der 24 Juni ist der Tag, von dem die Tage kürzer werden, abnehmen, auf den Tag hat man den Geburtstag des Täufers gelegt - das ist der Mann, der abnehmen muss. Und gerade ein halbes Jahr später ist der 25. Dezember, der Tag, an dem an die Tage wieder zunehmen; so hat man auf den Tag den Geburtstag des Heilandes verlegt, denn das ist der gerade ein halbes Jahr später geborene Mann, der wachsen muss."

Tolzien meint weiter, dass vielleicht noch ein weiterer Umstand diesbezüglich bedeutender sein könne. Dazu verweist er auf das Bibelbuch Haggai und zwar dessen 2. Kapitel. Sieht man sich jenes Kapitel selbst an, kann man feststellen, da ist verschiedentlich von einem vierundzwanzigsten Tage im neunten Monat die Rede. Etwa wenn man im Vers 18 liest:

"Richtet euer Herz bitte [darauf] von diesem Tage an und weiterhin, vom vierundzwanzigsten [Tag] des neunten [Monats], von dem Tage an, da die Grundlage des Tempels Jehovas gelegt wurde; richtet euer Herz [darauf]"

Aaa'h sagten da wohl die damaligen christlichen Kaffeesatzleser. Da haben wir doch was wir suchten! Wenn es nichts mehr auszulegen gibt, wird halt etwas "untergelegt". Angesichts dessen, erscheint mir die Borniertheit gewisser großkirchlicher Christentums-Aberglaubens Vertreter, mit der sie etwa mit dem Finger auf die Endzeitdaten der Zeugen Jehovas hinweisen, etwas deplatziert.

Wenn es diesbezügliche Spinner zu benennen gilt, können sich beträchtliche Teile der sogenannten "Großkirchen" in den gleichen Focus einordnen.
Aber kehren wir nun zu Tolzien wieder zurück. Unter Bezugnahme auf den zitierten Bibelvers aus Haggai kommentiert er dann dazu:

"Der 9. jüdische Monat ist aber der römische und unser Dezember. Es handelt sich also um den 24. Dezember. Die alte europäische Christenheit hat nun den Schluss gezogen, es soll an dieser Stelle des Haggai geweissagt sein, wie der Grundstein des Tempels am 24. Dezember gelegt worden ist, so wird auch die Geburt des wahren Tempels Jesu, am 24. Dezember erfolgen."

Auch mit dem bei den Zeugen Jehovas besonders beliebten Argument, es seien doch Hirten auf freiem Felde mit ihren Herden zur Zeit der Geburt Jesu gewesen, setzt sich Tolzien auseinander. Dieses Argument mag er nicht so recht gelten lassen. Dafür steht dann sein Votum:

"Indessen der Einwand ist hinfällig. So winterlich ist der Winter in Palästina nicht. Palästinareisende haben bezeugt, dass bei einer einigermaßen milden Winterszeit oder besser Regenszeit es öfter vorkommt, das Hirten draußen hüten und das mag das eine Mal gerade damals um so mehr einfach nötig gewesen sein, als ja durch die Volkszählung wie aus dem Evangelium hervorgeht, alle Ställe mit Einquartierung von Menschen belegt werden mussten."

Und zum Schluss sei aus seinem Bericht noch die Angabe zitiert:

"Zum ersten Mal ist das Weihnachtsfest angeblich noch auf Anordnung des Papstes Julius I. (+ 352) am 25. Dezember 353 oder spätestens 354 in Rom gefeiert worden. Von da hat es des es sich ausgebreitet in die Welt."

Siehe auch:
http://de.wikipedia.org/wiki/Julius_I.
[Hinweis, bezüglich der Fehlermeldung in der Wikipedia. Der Artikel existiert. Alternativ die URL in die Browserzeile kopieren, repektive Stichwortabfrage einer gängigen Suchmaschine nutzen]
Auch das muss man dann wohl noch sagen. Diejenigen, welche vorrangig die vermeintlich theologischen Aspekte des Weihnachtsfestes, im Vordergrund sehen möchten, sind wohl eher im Abnehmen begriffen. Was in breiten Schichten indes tatsächlich relevant ist, ist der Umstand es in der Praxis zu einem Familienfest zu gestalten.
Und gegen den Aspekt der Stärkung des familiären Zusammenhalts ist ja nun wirklich nichts einzuwenden.
Erinnert sei auch noch daran, dass es in der vormaligen Sowjetunion eine Phase gab, wo man auch das Weihnachtsfest dort abschaffen wollte. Man störte sich namentlich an dessen "religiösen" Charakter.

Man vergleiche etwa die Meldung der "Freiburger Zeitung" vom 28. 12. 1930
"Das Weihnachtsfest in Moskau"

http://az.ub.uni-freiburg.de/show/fz.cgi?cmd=showpic&ausgabe=01&day=28r1&year=1930&month=12&project=3&anzahl=4

Eine neuere Meldung, zwar nicht auf die Sowjetunion bezüglich, gleichwohl in der Tendenz ähnlich. Könnte man da ja auch noch vergleichen:

www.welt.de/politik/ausland/article11741988/US-Atheisten-kaempfen-gegen-Mythos-Weihnachten.html

Indes die Geschichte hat auch diese Frage, ob sich jenes Fest als Brauchttum durchsetzt oder nicht, beantwortet.
Auch damit sind die sowjetischen Hardliner letztendlich gescheitert.
Und scheitern werden wohl (hoffentlich) auch mal die, welche das Familienfest Weihnachten, durch "Wachtturm"-Verkauf von Haus zu Haus, just auch am 24. Dezember, ersetzen möchten!

Weitere Reflektionen über Weihnachten

Die Ära Rutherford


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